^JAÜT^WOPTH iS. i »Li. i . WISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN AUS BOSNIEN UNI) DER HEROEGOVINA. HE RAUS GE GEB EN VOM BOSNISCH-HEECEGrOYINISCHEN LANDESMUSEUM IN SARAJEVO. REDIGIRT VON DK MORIZ HOERNES. ACHTER BAND. MIT 19 TA. KE EN UND 3~1 ABBILDUNGEN IM TEXTE. WIEN, 1902. IN COMMISSION BEI CARL GEROLD’S SOHN. Druck von Adolf Holzhausen, k. und k. Ifof- und Universitäts-Buchdruckei- in Wien. Inhalts verzeichniss. I. Tlieil. Archäologie und Geschichte. A. Berichte und Abhandlungen. e Truhelka, Dr. Giro. Zwei prähistorische Funde aus Goriea (Bezirk Ljubuski). (Mit Tafel I — II und 122 Abbildungen im Texte) 3 Öureic, Vejsil. Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor. (Mit Tafel III — VIII und 50 Air- bildungen im Texte.) 48 Patsch, Dr. Carl. Archäologisch-epigrapliische Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz Dalmatien. V. Theil. (Mit Tafel IX und 58 Abbildungen im Texte.) 61 Ippen, Theodor. Alte Kirchen und Kirchenruinen in Albanien. Fortsetzung. (Mit 16 Abbildungen im Texte.) 131 Genthe, Franz. Die Bosniaken in der preussischen Armee. (Mit Farbentafeln X — XII.) 145 — Die Bosniaken in der dänischen Armee. (Mit Farbentafel XIII.) i ... . 201 B. Notizen. Gerojannis, Constantin. Die Station „ad Dianarn“ in Epirus. (Mit 4 Abbildungen im Texte.) . . 204 Ippen, Theodor. Prähistorische und römische Fundstätten in der Umgebung von Scutari. (Mit 9 Abbildungen im Texte.) 207 II. Theil. Volkskunde. A. Berichte und Abhandlungen. Preindlsberger, Dr. Josef. Beiträge zur Volksmedicin in Bosnien. (Mit 6 Abbildungen im Texte.) 215 Ilovorka Edler von Zderas, Dr. Oscar. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. (Mit 3 Abbildungen im Texte.) 230 Lilek, Emilian. Ethnologische Notizen aus Bosnien und der Hercegovina. I. Theil 267 W. M. Hochzeitsgebräuche in Lastva (Bocche di Cattaro) 281 B. Notizen. Ivlaric, Ivan. Einige Volksheilmittel aus der Umgebung von Livno . 298 III. Tlieil. Naturwissenschaft. Berichte und Abhandlungen. Lukas, Dr. Georg A. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. (Mit Karte Tafel XIV.) . . 303 Gavazzi, Prof. Dr. Arthur. Der Plivasee. (Mit Karte Tafel XV.) 334 Grimmer, Johann. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. (Mit Karte Tafel XVI und 6 Abbildungen im Texte.) 340 Berwerth, Friedrich. Der Meteorstein von Zavid. (Mit. Tafel XVII und 3 Abbildungen im Texte.) 409 IV Inhaltsverzeichnis. Seite Koch, Ferdinand. Ein Beryll aus dem Gebirge Motajica planina in Bosnien. (Mit Tafel XVIII und XIX.) 427 Protic, Dr. Georg. Beitrag zur Kenntniss der Pilzflora Bosniens und der Hercegovina 437 Malv, Carl F. J. Floristische Beiträge. II. Theil 444 Apfelbeck, Victor. Bericht über eine entomologische Forschungsreise nach der Türkei und Griechen- land im Jahre 1900 447 Reiser, Custos Othmar, und Knotek, Prof. Johann. Ergebnisse der ornithologischen Zugsbeobachtungen in Bosnien und der Hercegovina 470 Janker, Dr. Otto. Ueber das Verhältniss der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina zur geologischen Beschaffenheit des Untergrundes 587 Verzeichnis der Autoren. Seite Apfelbeck, Victor. Bericht über eine entomologische Forschungsreise nach der Türkei und Griechen- land im Jahre 1900 447 Berwerth, Friedrich. Der Meteorstein von Zavid 409 Öurcic, Vejsil. Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor 48 Gavazzi, Prof. Dr. Arthur. Der Plivasee 334 Genthe, Franz. Die Bosniaken in der preussischen Armee 145 — Die Bosniaken in der dänischen Armee 201 Gerojannis, Constantin. Die Station „ad Dianam“ in Epirus 204 Grimmer, Johann. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina 340 Hovorka Edler von Zderas, Dr. Oscar. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien 230 Ippen, Theodor. Alte Kirchen und Kirchenruinen in Albanien. Fortsetzung 131 — Prähistorische und römische Fundstätten in der Umgebung von Scutari 207 Janker, Dr. Otto. Ueber das Verhältniss der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina zur geologischen Beschaffenheit des Untergrundes 587 Klaric, Ivan. Einige Volksheilmittel aus der Umgebung von Livno 298 Knotek, Prof. Johann, siehe Reiser 470 Koch, Ferdinand. Ein Beryll aus dem Gebirge Motajica planina in Bosnien 427 Lilek, Emilian. Ethnologische Notizen aus Bosnien und der Hercegovina. I. Theil 267 Lukas, Dr. Georg A. Orographie von Bosnien und der Hercegovina 303 Maly, Carl F. J. Floristische Beiträge. II. Theil 444 Patsch, Dr. Carl. Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz Dalmatien. V. Theil 61 Preindlsberger, Dr. Josef. Beiträge zur Volksmedicin in Bosnien 215 Protic, Dr. Georg. Beitrag zur Kenntniss der Pilzflora Bosniens und der Hercegovina 437 Reiser, Gustos Othmar, und Knotek, Prof. Johann. Ergebnisse der ornithologischen Zugsbeobachtungen in Bosnien und der Hercegovina 470 Truhelka, Dr. Giro. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuäki) 3 \V. M. Hochzeitsgebräuche in Lastva (Bocche di Cattaro) 281 Verzeichniss der Abbildungen I. Tafeln. Seite Truhelka, Dr. Giro. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk LjubiUki). Tafel I. Eiserne Lanzenspitzen aus Gorica 9 „ II. Bronzene Schmucknadeln airs Gorica . . . 29 Öurcic, Vejsil. Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor. Tafel III. Gussformen aus Stein 51 „ IV. Gussformen aus Stein 51 „ V. Topfscherben mit Verzierungen 57 „ VI. Topfscherben mit Henkeln oder Ansätzen 56 „ VII. Topfscherben mit Verzierungen 57 „ VIII. Topfsclierben mit Verzierungen . . 57 Patsch, Dr. Carl. Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz Dalmatien. V. Theil. Tafel IX. Das Becken von Imotski 61 Gent he, Franz. Die Bosniaken in der preussischen Armee. Tafel X. Officier vom Husaren-Regiment. von Ruesch (Nr. 5) 1745. Erste Fahne Bosniaken, errichtet und commandirt vom Capitän Stephan Serkis, zugetheilt dem Husaren-Regiment von Ruesch (Nr. 5) 1745 — 1762. Zweite Fahne. Bosniaken, errichtet und connnandirt vom Capitän Petrowski, zugetheilt dem Husaren- Regiment von Ruesch (Nr. 5) 1746 — 1748. Bosniak von der Fahne des Capitän Stephan Serkis 1745 165 XI. Generalmajor Freiherr Theodor von Ruesch, erster Chef des Husaren-Regiments Nr. 5 und der Fahne Bosniaken. General-Lieutenant Friedrich von Lossow, Chef des Husaren-Regiments Nr. 5 und des Bosniaken-Regiments. General- Lieutenant Heinrich Johann Freiherr von Günther, Chef des Bosniaken- Regiments, später Towarczys. Officier des Towarczys-Regiments, gebildet aus dem bosnischen Regiment 169 „ XII. Officier vom Bosniaken-Regiment, Sommeruniform, 1786. Gemeiner vom Bos- niaken-Regiment, 1796. Gemeiner vom Bosniaken-Regiment. Sommeruniform, 1786. Gemeiner vom Bosniaken-Regiment, Winteruniform, 1786 189 — Die Bosniaken in der dänischen Armee. Tafel XIII. „Bosnjak“ in der dänischen Lanzenreiter-Escadron. Dänischer Husar. 203 Lukas, Dr. Georg A. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. Tafel XIV. Uebersicht der orograpliischen Gliederung des illyrischen Gebirgslandes . . 305 Gavazzi, Prof. Dr. Arthur. Der Plivasee. Tafel XV. Der Plivasee 333 Grimmer, Johann. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. Tafel XVI. Uebersichtskarte des Kohlenvorkommens von Bosnien und der Hercegovina 340 Berwerth, Friedrich. Der Meteorstein von Zavid. Tafel XVII. Mikroskopische Structur des Meteorsteines von Zavid 409 Koch, Ferdinand. Ein Beryll aus dem Gebirge Motajica planina in Bosnien. Tafel XVIII. Beryllkrystalle 429 „ XIX. Beryllkrystalle 430 Verzeichniss der Abbildungen. VII Truhelka, Dr. Fig. 1. * 2. „ 3. ji 4. „ 5- „ 7. » 8. » 9. „ 10. „ 11. » 12. „ 13. * 14. v 15. „ 16. „ 17. „ 18. „ 19- 22 n 24. „ 25. » 26- „ 29- „ 31. „ 32. * 33. „ 34. „ 35 — „ 37- „ 39. „ 40. „ 41. * 42. „ 43. » 44. „ 45. , 46. „ 47. „ 48. » 49. * 50. „ 51. „ 52. „ 53- „ 57- „ 59. „ 60. „ 61. „ 62. „ 63- „ 65. „ 66- „ 76. „ 77. II. Abbildungen im Texte. , Seite Giro. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). Anlage des Crematoriums in Gorica 4 Zwei Goldringe aus Gorica 6 Bronzehelm aus Gorica 6 Bronzehelm aus Gorica 7 6. Eiserne Pfeilspitzen aus Gorica 10 Messer aus Gorica 11 Messer aus Gorica 11 Messer mit Heftbeschlag aus Gorica 11 Messer aus Gorica 11 Bronzediadem aus Gorica 13 Bronzene Spiralfibel aus Gorica 14 Bronzene Fibel griechischer Form aus Gorica 15 Bronzene, einseitig gegossene Fibel aus Gorica 15 Bronzene Fibel des Typus vom Glasinac, aus Gorica 15 Bronzene Sichelfibel aus Gorica 15 Bronzene Kahnfibel aus Gorica 16 Bronzene Kahnfibel mit Biigelknöpfen aus Gorica 17 21. Drei bronzene Fibeln mit aufgebogenem Fussende aus Gorica 18 23. Zwei bronzene Früh-La Tene-Fibeln aus Gorica 19 Bronzene Früh-La Tene -Fibel aus Gorica mit fehlendem Köpfchen 19 Bronzene Mittel -La Tene -Fibel aus Gorica 19 28. Bronzene Mittel-La Tene-Fibeln aus Gorica 20 30. Bronzene Mittel - La Tene -Fibeln aus Gorica 21 Bronzene vorrömische Bogenfibel aus Gorica 21 Bronzene vorrömische Bogenfibel aus Gorica 22 Bronzene frührömische Fibel aus Gorica 22 Bronzene lanzenförmige Fibel aus Gorica 23 -36. Zwei bronzene Lanzenfibeln aus Gorica 23 •38. Zwei bronzene Lanzenfibeln aus Dönje Hrasno 24 Bronzene Charnierfibel aus Gorica 25 Silberne Charnierfibel aus Gorica 25 Zwei bronzene Halsringe aus Gorica 25 Bronzenes Spiralarmband aus Gorica 26 Bronzenes Spiralarmband aus Gorica 26 Bronzenes Blecharmband aus Gorica 26 Hälfte des Ornamentes am Armbande der Figur 44 26 Bronzene Haarnadel aus Gorica 27 Bronzene Haarnadel mit Gehänge aus Gorica 27 Bronzene Haarnadel mit Gehänge aus Gorica 28 Bronzene Haarnadel aus Gorica 29 Bronzene Haarnadel aus Gorica 28 Bronzene Schmucknadel aus Drinovei 30 Bronzene Gürtelschliesse aus Drinovei 30 -56. Vier bronzene Stecknadeln aus Gorica 31 -58. Zwei bronzene Gürtelsehliessen aus Gorica 32 Bronzene Zierscheibe aus Gorica 32 Bronzene Zierscheibe aus Gorica, Aversseite 33 Bronzene Zierscheibe aus Gorica, Reversseite der Figur 60 33 Kleine bronzene Zierscheibe aus Gorica 34 -64. Zwei bronzene Pincetten aus Gorica 34 Bronzener Schmuckring aus Gorica 34 -75. Verschiedene bronzene Anhängsel aus Gorica 35 Bronzenes Anhängsel aus Gorica 36 Bronzenes Anhängsel aus Gorica 36 VIII Verzeichniss der Abbildungen. Fig. 78. Bronzenes Anhängsel aus Gorica „ 79. Bronzenes Anhängsel in Vasenform aus Gorica „ 80 — 81. Zwei bronzene Anhängsel aus Gorica „ 82 • — 84. Drei bronzene spiralförmige Anhängsel aus Gorica „ 85. Bronzering aus Gorica „ 86. Bronzener Schmuckring aus Gorica „ 87. Bronzener Fingerring aus Gorica „ 88. Bronzener Fingerring aus Gorica „ 89. Bronzekettchen aus Gorica „ 90 — 92. Drei Bronzeknöpfe aus Gorica „ 93 — 101. Bronze- und Emailperlen aus Gorica „ 102. Bronzereif aus Gorica „ 103. Eiserner Gefässhenkel aus Gorica „ 104 — 108. Silberne Schmuckringe aus Gorica „ 109. Schmuckring aus Gorica in Vorder- und Seitenansicht. Silber und Bernstein „ 110. Schmuckring aus Gorica. Silber und Bernstein „ 111. Silberne Zierscheibe aus Gorica „ 112. Silbernes Fragment einer Zierscheibe aus Gorica . „ 1 13. Muschelanhängsel aus Gorica „ 114. Silberne Stecknadel aus Gorica „ 115 — 116. Bronzene Mittel-La Tone -Fibel aus Gorica „ 117 — 119. La Tene-Fibeln aus Gorica. Bronze und Silber „ 120. Bronzene La Tene- Fibel aus Gorica „ 121. Bronzener Armreif aus Gorica „ 122. Perlen aus Glas und Pasta aus Gorica Ourcic, Vejsil. Die Gradina an der Kamaquelle im Bezirke Prozor. Fig. 1. Schaber aus Jaspis „ 2. Spitze aus Hornstein „ 3. Steingussform (Fragment) für ein Schwert „ 4 — 8. Gussformeu (Fragmente) „ 9. Anhängsel aus Jaspis „ 10. Beinpfriemen „ 11. Meissei aus einem Röhrenknochen . . „ 12. Bearbeitetes Hirschgeweih „ 13. Bearbeiteter Röhrenknochen „ 14. Bearbeitete Knochen „ 15. Geschnittenes Hirschgeweih „ 16. Durchbohrtes Hirschgeweih „ 17. Bruchstück einer menschlichen Thonfigur „ 18 — 21. Tliongefässe und Thonschalen „ 22 — 31. Tliongefässe und Thonschalen „ 32- — 34. Tliongefässe und Thonschalen ,. 35. Thondeckel „ 36. Fragment eines Thondeckels „ 37 — 40. Webstuhlgewichte aus Thon „ 41. Wirtel und Perlen aus Thon „ 42 — 44. Spulen aus Thon „ 45. Bruchstück eines Schmelztiegels „ 46. Gusslöffelzapfen aus Thon „ 47. Gusslöffelzapfen aus Thon „ 48. Thonlöö'el „ 49. Thonring „ 50. Bronzemeissei Patsch, Dr. Carl. Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen Pro- vinz Dalmatien. V. Theil. Fig. 1. Barbarische Prägung „ 2. Inschriftfragment aus Gradac bei Posusje Seite 36 36 36 36 37 37 37 37 37 37 38 38 38 42 43 43 44 44 44 44 44 44 44 45 46 49 49 49 50 51 52 52 52 52 52 52 52 53 54 55 56 56 56 57 58 58 59 59 59 59 59 60 67 70 Verzeichnis der Abbildungen. IX Fig\ n r> n n n n r> n rt n n r> v r) t ) V Ti 3. Säulenbasis in Sovic'i 4. Bronzener Tutulus aus Sovici 5. Bronzeringe aus Sovici . 6. Lampe aus Gorica 7. Bronzene Mittel -La Tene- Fibel aus Gorica 8. Silberne Kniefibel, einen Delphin darstellend, aus Gorica 9. Fragment einer Tbonlampe aus Gorica 10. Eiserner Schlüssel aus Gorica 11. Bruchstück eines Dachfalzziegels aus Gorica mit eingeritzter Thierfigur 12. Bronzenes Büchschen aus Gorica 13. Bronzene Ringschnalle aus Gorica 14. Bronzene Ringschnalle aus Gorica 15. Bronzene Gürtelschnalle aus Gorica 16. Bronzene Gürtelschnalle aus Gorica 17. Bronzene Riemenzunge aus Gorica 18. Bronzene Charnierfibel aus Gorica 19. Schwarze Pastaperle mit hellblauen Einlagen aus Gorica 20. Goldener Fingerring aus Gorica 21. Bruchstücke eines Kalksteinmonumentes in Imotski 22. Grabinschrift vom Vrlikaursprung 23. Grabstein vom Vrlikaursprung 24. Inschriftfragment in Kamenmost 25. Inschriftfragment in Kamenmost 26. Votivara aus Bublin 27 — 29. Inschriftfragmente aus Bublin „ 30. Inschriftfragmente aus Bublin „ 31. Aschenkistenfragment aus Bublin „ 32. Vom Deckel einer Aschenkiste aus Bublin „ 33. Bronzene Kniefibel aus Runovic „ 34. Feuerstahl mit Bronzegriff aus Runovic „ 35. Altarinschrift in Runovic „ 36. Altarinschrift in Runovic „ 37. Eiserne Lanzenspitze aus Prisoje „ 38. Töpfchen aus Prisoje „ 39. Statuenbasis aus Stolac „ 40. Rückseite der Statuenbasis Fig. 39 „ 41. Grabmonument aus Dobricevo „ 42. Grabsteinfragment aus Krnjeusa „ 43. Bruchstück der Inschrift Fig. 42 „ 44. Grabstein aus Krnjeusa „ 45. Grabplatte aus Majdan „ 46. Pan und Nymphe, Relief aus Jajce „ 47. Grabstein aus Mihaljevic „ 48. Relieffragment aus Mihaljeviö „ 49. Säulenbasis aus Mihaljevic „ 50. Votivaltar aus 2ivaljevie „ 51. Bruchstück eines Grabdenkmales aus Glavice „ 52. Bruchstück eines Grabdenkmales aus Glavice „ 53. Grabstein aus Altplevlje „ 54. Grabmonument aus Altplevlje „ 55. Grabmonument aus Altplevlje „ 56. Falzziegelfragment aus 2rnovnica „ 57. Falzziegelfragment aus Cittavecchia (Lesina) „ 58. Grabstein aus Clissa en, Theodor. Alte Kirchen und Kirchenruinen in Albanien. Fortsetzung. Fig. 1. Inschriftstein aus der Kirchenruine von Schati „ 2. Thurm der Klosterkirche von Schati, Vorderseite Seite 75 75 75 76 77 77 78 78 78 79 79 80 80 80 80 80 80 80 83 84 86 91 92 93 95 96 96 96 96 97 100 100 101 102 102 102 105 106 107 107 108 109 109 110 112 113 114 115 116 117 118 122 122 127 132 133 VIII. b X Verzeichniss der Abbildungen. Seite Fig. 3. Thurm der Klosterkirche, von Schati, Südseite 133 „ 4. Eingang der kleineren Kirche in Schati 134 „ 5. Südmauer der kleineren Kirche in Schati (mit Skulptur) 135 „ 6. Basrelief an der Südmauer der kleineren Kirche in Schati 135 „ 7. Ruinen eines dritten Gebäudes in Schati 136 „ 8. Die Ruinen von Scliurza, Ansicht von Süden 137 „ 9. Thor der Citadelle von Schurza 138 „ 10. Neuere Kirche in der Citadelle von Schurza (= e in Fig. 7) 138 „ 11. Kirchenruine in der Stadt, unweit des Citadellenthores von Schurza 139 „ 12. Kirchenruine ausserhalb der Südwestecke der Stadtmauer von Schurza 139 „ 13. Kirchenruine in Ostroscli 140 „ 14. Kirchenruine in Ostrosch 141 „ 15. Kirchenruine in St. Johann in Raschi 142 „ 16. Grundriss der Kirchenruine von Sirdzi 143 Gerojannis, Constantin. Die Station „ad Dianam“ in Epirus. Fig. 1. Bauinschrift von Limlioni 204 „ 2 — 3. Marmorstatuette der Diana aus Limboni 205 „ 4. Marmorstatuette der Diana aus Limboni 206 Ippen, Theodor. Prähistorische und römische Fundstätten in der Umgebung von Scutari. Fig. 5. Kartenskizze der Umgebung von Scutari 207 „ 6. Grabstein aus Vuksanlekaj 208 „ 7. Grabstein über einer Hausthüre in Vuksanlekaj 208 „ 8. Grabsteinplatte in Vuksanlekaj 209 „ 9. Grabstein in Marsejn 209 „ 10. Lar 210 „ 11. Ringfibel 210 „ 12. Kniefibel 210 „ 13. Haken 210 Preindlsberger, Dr. Josef. Beiträge zur Volksmedicin in Bosnien. Fig. 1. Messer „Lister“ 226 „ 2. Messer „Lister“ 226 „ 3. Haken „Kandza“ 226 „ 4. Zange „Küste“ 227 „ ö. Zange „Küste“ 227 „ 6. Haken „Kvaka“ 228 Hovorka Edler von Zderas, Dr. Oscar. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. Fig. 1 — 2. Das „Krebskreuz“, ein Volksheilmittel gegen Magenkrampf 238 „ 3. Bruchband eines dreijährigen Knaben in Janjina 244 Grimmer, Johann. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. Fig. 1. Priboj — Dzemat — Ugljevik 349 „ 2. Profil der Lagerungsverhältnisse von Dolnja-Tuzla 354 „ 3. Jajce 363 „ 4. Profil der Süsswasser-Neogenablagerung von Banjaluka 366 „ 5. Zenica (Profil 1) 385 „ 6. Zenica (Profil 2) 385 Berwerth, Friedrich. Der Meteorstein von Zavid. Fig. 1. Olivin-Krystall 412 „ 2. Olivin-Körnerhaufen . 412 „ 3. Olivin, skeletartig entwickelt 412 I. THEIL. ARCHÄOLOGIE UND GESCHICHTE. Band VIII. 1 A. Berichte und Abhandlungen. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). Von Dr. Ciro Truhelka, Custos am bosn.-herceg. Landesmuseum. (Mit 2 Tafeln und 122 Abbildungen im Texte.1) I. Das prähistorische Grabmal von Gorica. Am nördlichen Rande des fruchtbaren Trebizatbeckens, welches sich in nord- westlicher Richtung von der Narenta bis nach Imotski erstreckt und einen grossen Theil des Bezirkes Ljubuski bildet, hegt im Sovicko polje die Ortschaft Gorica. Sie ist schon lange durch römische Funde bekannt und scheint auf den Ruinen einer an- sehnlichen römischen Niederlassung erbaut zu sein; denn alle Felder von der Ortschaft bis zur Strasse, die nach Imotski führt, sind von römischen Mauerzügen durchsetzt. Stellenweise sind diese Rudimente so dicht, dass es dem Landmanne Mühe kostet, den Pflug durch den harten Boden zu ziehen; er ist gezwungen, die Mauerreste bis zu einer gewissen Tiefe auszugraben, um Raum für fruchtbares Erdreich zu schaffen. Zeugnisse dieser mühsamen Thätigkeit sind zahlreiche Wälle aus alten Ziegeln, Mauer- steinen und sonstigen Baufragmenten, die nun als Umzäunung von Feld oder Garten dienen. Bei dieser Arbeit kamen auch Münzen und Inschriftfragmente häufig vor; mitunter reisst der Pflug die Deckplatte eines römischen Grabes auf, und nach Jahr- hunderte langer Ruhe treten Knochen und Leichenbeigaben ans Tageslicht. Im Folgenden wollen wir uns jedoch mit zwei Fundserien der vorrömischen Periode befassen, die in letzterer Zeit in das Landesmuseum nach Sarajevo gelangt sind. Knapp neben dem Hause des Landmannes Ivo Kapural, am Abhange des Berges Lemis, liegt ein Acker, auf welchem der Genannte bei der Arbeit hie und da verein- zelte Bronzestücke fand. Er übersendete sie dem Landesmuseum, und diese häufigen Zufallsfunde veranlassten mich 1898 an die Fundstelle zu reisen; da aber das Feld mit Korn bestanden war und Ivo Kapural trotz angebotener Entschädigung aus abergläubiger Furcht vor künftigen Missernten nicht dazu zu bringen war, sein Korn einer Aus- J) Die Illustrationen sind, wo kein Reductionsmassstab angegeben ist, in natürlicher Grösse. 1* 4 I. Archäologie und Geschichte. grabung zu opfern, musste ich mich mit einigen Daten über die bisherigen Funde begnügen und durfte nur jene Stelle genauer untersuchen, wo die häutigsten Funde gemacht wurden. Schon diese Probegrabung, die ein schönes Resultat ergab, berechtigte zur An- nahme, dass sich auf dem Acker des Ivo Kapural ein (möglicherweise ausgedehntes) Gräberfeld befindet, das äusserlich durch kein Merkmal gekennzeichnet ist. Bisher kennen wir Flachgräber mit Skeletbestattungen oder mit Urnen, aber keiner von beiden Gattungen ist das von Gorica einzureihen. Schon Ivo Kapural hatte beim Roden die Wahrnehmung gemacht, dass sich an der Fundstelle neben grossen Steinmassen auch Brandschlacken und calcinirte Knochen finden, und da der Boden deshalb steril war, hat er bis zur Pflugschartiefe das Steinmaterial ausgegraben und bei dieser Gelegenheit auch manches Bronzestück angesammelt. Hier wurde zunächst das bereits von ihm Fig. 1. Anlage des Crematoriums in Gorica. in Bewegung gebrachte Erdmaterial nochmals sorgfältig durchsucht und dabei manches hübsche Stück herausgelesen. Dann drang ich in tiefere Schichten ein und constatirte, dass jenes Steinmaterial, welches von Kapural ausgegraben worden war, von einem alten, theilweise unterirdischen Bauwerke herrührt, dessen Grundmauern vollkommen gut erhalten waren. Am oberen Rande gingen die Mauerzüge bis in eine Tiefe von P5 M. Das Object war in sogenanntem Trockenmauerwerke ausgeführt, und als Material hatten unbehauene grosse Steinblöcke gedient, deren glattere Seiten nach innen gekehrt waren, während die rauheren Seiten nach aussen sahen und mit kleineren Steinen und Erdreich ver- stärkt waren. Der Haupttheil des Gebäudes umschloss einen Raum von 5X4 M., der in der Mitte durch eine massive Quermauer in zwei gleich grosse Kammern (Figur 1, A und B) getheilt war. In der Mitte der Querwand befand sich eine schmale Oeffnung, durch welche man aus einer Kammer in die andere gelangen konnte. Truhelka. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljuhuski). 5 Mit Ausnahme einzelner durch die Pflugschar über den Acker verschleppter Stücke wurden alle Funde, die durch Ivo Kapural in das Landesmuseum kamen, in diesem Raume, und zwar in der mit A bezeichneten Kammer gefunden. Der Raum war mit Brandresten buchstäblich angefüllt: Menschenknochen, Kohlen- stücke, Asche und durch scharfen Brand verkalkte Steine bildeten eine fest zusammen- hängende Breccie, die in grossen Klumpen fast wie ein Gussestrich den Boden der Kammer bedeckte. Aus diesem festgehrannten Gemenge ragten stellenweise Stücke von Bronzeschmuck, die theilweise geschmolzen, zum Theil aber nur angebrannt waren, hervor. Was an Funden aus dieser Breccie gelöst wurde, war brüchig; die Eisen- objecte waren durch und durch oxydirt, die Bronzen hatten eine rauhe, blasige, un- ansehnliche Patina, und selbst die massivsten Stücke zeigten im Inneren fast keinen Metallkern mehr. Stein und Knochen waren zu Kalk verbrannt, und manches werth- volle Stück war beim Brandprocesse gänzlich zu Grunde gegangen. Glücklicherweise fanden sich in den Ecken der Kammer und in den oberen Schichten viele Gegenstände, die dem Brande nicht so sehr ausgesetzt waren und infolge dessen einen erfreulicheren Erhaltungszustand zeigten. Wie aus diesem Zustande der erwähnten Kammer hervorgeht, hatte sie als Cre- matorium, aber gleichzeitig auch als Bestattungsort gedient, und zwar nicht nur für einzelne Personen, sondern, nach der unglaublichen Masse von Knochenschlacke, vielleicht für eine ansehnliche Reihe von Generationen. In der anstossenden Kammer B befand sich keine Spur von Brandresten, sondern nur Reste von einigen unverbrannten Skeleten mit wenigen und unbedeutenden Bei- gaben. Diese Kammer diente vielleicht als Heizraum, von wo aus das eigentliche Crematorium mit Brennmaterial beschickt wurde. Die darin Vorgefundenen Skelete können von Nachbestattungen aus einer Zeit herrühren, wo das Crematorium bereits ausser Gebrauch war. Die ursprüngliche Lage der hier bestatteten Leichen konnte nicht mehr festgestellt werden; in den oberen Schichten waren sie durch Rodungen, in den unteren aber durch wiederholte Benützung eines und desselben Raumes für mehrere Bestattungen verschoben. Die Leichen waren nämlich nicht auf den Boden des Raumes gelegt, sondern bald höher, bald tiefer versenkt, wobei ältere Gräber durchschnitten und zerstört und die dabei herausgewühlten Knochen als Füllmaterial für spätere Gräber benützt worden waren. So entstand ein Chaos durcheinander geworfener Knochen, und nur in der tiefsten Schichte fand ich drei Skelete in ihrer ursprünglichen Lage. Diese hatten sie einer primitiven Steinsetzung zu danken, von der sie sargförmig umgeben und geschützt waren. Auch sie hatten nur wenige Beigaben, aber diese genügen zur Be- kräftigung der Annahme, dass die drei Gräber dem ersten Zeitabschnitte jener Periode angehören, während welcher das Crematorium von Gorica im Gebrauche war. Der Zugang zu diesen unterirdischen Räumen muss zu Tage gewesen sein, denn die Grundmauern waren durchaus geschlossen. An das eigentliche Todtenhaus schliesst sich eine kleine Kammer (C der Figur 1) an. Das Mauerwerk bestand am Fundamente nur aus einer losen leichten Steinsetzung und trug jedenfalls nur leichte Wände aus Holz oder Flechtwerk. Es wurden darin weder Knochen noch sonstige Reste gefunden, und der Raum diente vielleicht nur als Depotschuppen für Requisiten, die bei den verschiedenen hier stattgefundenen Leichenfeierlichkeiten benöthigt wurden. Hinter diesem Gebäude befand sich an die Rückwand theilweise anstossend ein einsames, durch eine ziemlich solide Steinsetzung begrenztes Grab, worin ausser bröck- ligen Skeletresten keine Funde gemacht wurden. 6 I. Archäologie und Geschichte. Der Reichthum an Funden, welche das Innere des Crematoriums barg, veranlasste mich, wenigstens so weit als möglich auch dessen Umgehung zu untersuchen. Circa 6 M. bergabwärts wurden hiebei an drei Stellen Spuren von Brand- stätten (Kohlensplitter und Asche, sowie einzelne calcinirte Knochen) sichtbar. Es ist sonach anzunehmen, dass einzelne Leichen auch ausserhalb des Crematoriums verbrannt und deren Asche dann im Crematorium beigesetzt wurde. An einer dieser Brandstätten wurden zahlreiche Eisennägel, die von einem Sarge herrühren dürften, ge- funden. Das Material der zu Tage geförderten Funde ist Eisen und Bronze, ausnahmsweise Glasflüsse und einmal Gold. Letzteres war zu zwei ineinandergreifenden 2 Mm. dicken Ringen (Figur 2) verarbeitet. Die übrigen Funde sind folgende: Fig. 2. Zwei Goldringe aus Gorica. A. Waffen. 1. Helm. Fig. 3. Bronzehelm aus Gorica. Das interessanteste Stück von Gorica ist ein in der Brandschichte des Crematoriums entdeckter Helm. Leider hat er durch den Brand so stark gelitten, dass er in viele Truhelka. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). 7 kleine Stücke zerfiel. Trotzdem gelang es, ihn zu restauriren, so dass er die ursprüng- liche Form wieder bekam (Figur 3 und 4). Der Scheiteltheil des Helmes ist nahezu halbkugelförmig gewölbt und von der Stirne bis zur Occipitalgegend durch zwei parallel verlaufende vorspringende Grate verstärkt. Diese sind von eingeritzten Linien einge- säumt, und ein Band aus drei parallelen Linien dient als Verzierung des von den beiden Graten begrenzten Scheiteltheiles. Der Stirntheil ist gerade abgeschnitten, an den Seiten aber sind zwei die Wangen bedeckende, mit dem Scheiteltheil ein unbeweg- liches Ganze bildende Backenklappen angebracht. Diese haben die Form eines an der Vorderseite durch eine gerade, an der Rückseite durch eine Kreislinie begrenzten, spitz verlaufenden Blattes. Der Nackentheil des Helmes ist horizontal aufgestülpt und bildet gewissermassen einen Kragen, welcher das Wundscheuern des Nackens verhindern sollte. Der Saum des ganzen Helmes ist mit einer dichten Reihe von Nieten verziert, welche auch den praktischen Zweck hatten, das Filzfutter des Inneren am Helme festzuhalten. Seiner Form nach steht dieser Helm als Uebergangstypus zwischen dem korin- thischen und dem attischen, beziehungsweise römischen Helme. Von dem korinthischen, welcher in Griechenland um das 5. Jahrhundert im Gebrauche war, unterscheidet sich unser Helm durch das Fehlen jenes lappenförmigen Stirnfortsatzes, welcher zum Schutze Fig. 4. Bronzehelm aus Gorica. der Nase diente, und durch die schmäleren, deutlicher ausgesprochenen Backenschilde, vom attischen aber dadurch, dass die Backenschilde mit dem Helme ein unbewegliches 8 I. Archäologie und Geschichte. Stück bilden, also nicht wie bei diesem auf Charnieren beweglich und aufklappbar sind. An römische Helmformen erinnert die Ausgestaltung der Nackenpartie, welche in der römischen Ausrüstung immer breiter wird, bis sie in einen so breiten Nackenschutz ausartet, dass fast der Rücken davon bedeckt erscheint. Unser Landesmuseum besitzt noch drei ganz ähnliche Helme: ein schön erhaltenes Stück aus dem Flachgräberfeld von Grude, ein aus Bronzeblech geschmiedetes aus der prähistorischen Saveniederlassung bei Donja Dolina, Bezirk Gradiska, endlich ein nur theilweise erhaltenes Exemplar aus Drinovci (Bezirk Ljubuski). Das Jesuitengymnasium in Travnik besitzt gleichfalls einen Helm derselben Form aus Puticevo. Auch in dem benachbarten Dalmatien wird diese Helmform häufiger angetroffen. Vor einigen Jahren sah ich im Museum von Knin ein gut erhaltenes Exemplar; ein zweites aus Labin befindet sich seit vielen Jahren im Nationalmuseum in Agram, welches in jüngster Zeit noch ein anderes Exemplar dieser Form erhielt. Das Verbreitungsgebiet dieser Helm- form erstreckte sich aber noch weit nach Süden, denn zwei Helme derselben Form, die sich nun im Privatbesitze in Salonichi befinden, wurden in Kupanova in Macedonien gefunden. Da es hauptsächlich Bosnien und Dalmatien ist, wo diese Helmform häufiger auf- tritt, können wir sie als eine den illyrischen Autochthonen eigentümliche Form be- trachten, der das gleiche Verbreitungsgebiet zukam, welches der sonstige Culturkreis der Illyrier in der ersten Eisenzeit umschrieb. Dadurch erklärt sich auch die Aehn- lichkeit, welche diese Helmgatlung mit griechischen hat, denn die Küstenillyrier waren einst als Seefahrer berühmt; sie besuchten mit ihren Schnellseglern viele Küsten der damals bekannten Welt und gelangten häufig nach Griechenland. Diese Seereisen nach dem Süden brachten in entgegengesetzter Richtung den griechischen Einfluss im illyri- schen Dreiecke zur Geltung, und neben mancher direct importirten Form wurde diese griechischen Vorbildern nachgebildet und erhielt im Laufe der Zeit eine ganz locale Ausgestaltung. 2. Lanzen und Speere. Lanzen waren unter den Funden von Gorica sehr zahlreich. Es wurden 27 gut erhaltene und mehrere fragmentirte Exemplare aufgefunden. Sie sind ausnahmslos aus Eisen geschmiedet und beweisen durch ihre Anzahl neuerlich, dass die Lanze und der Speer die eigentlichen Kampfeswaffen unserer illyrischen Vorfahren waren. Die Kampfesweise der Illyrier war von der der Kelten grundverschieden; bei letzteren war stets der Nahkampf mit Schwert und Dolch ausschlaggebend, die Illyrier hingegen kämpften nur aus der Entfernung mit Pfeil und Lanze. Schon Thukydides beschreibt diese altgewohnte Kampfesweise der Illyrier, welche Jeden, der sie nicht kannte, bei ihrem Anrücken erschreckte. Der Anblick ihrer Menge, ihr Kriegsgeschrei und das Schwenken der Waffen verursachte Schrecken. Allerdings meint Thukydides weiter, dass sie einem Feinde, der sich dadurch nicht einschüchtern liesse, nicht Stand hielten, denn sie kennen keine Kampfordnung und schämen sich nicht, ihren Platz zu verlassen, wenn sie dazu gezwungen werden. Ihnen ist Sieg und Flucht gleich ehrbar und beweist weder Tapferkeit noch Feigheit. Daraus ist es ganz klar ersichtlich, dass die Kampfesweise der Illyrier sich aus- schliesslich auf den Fernkampf beschränkte, ihre Hauptwaffe musste der Speer sein, und unsere bisherigen Ausgi’abungen bestätigen diese Voraussetzung vollkommen. Lanzen und Speere sind die häufigsten Waffen in unseren prähistorischen Gräber- Truhelka. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). 9 feldern, Langschwerter kommen gar nicht vor, Kurzschwerter nur vereinzelt und in einer minder kriegerischen Form, die sie mehr zum Alltagsgebrauch befähigte. Die Lanzen von Gorica (Tafel I) zeigen nach Form und Grösse grosse Mannig- faltigkeit. Eine Gruppe zeichnet sich durch eine ziemlich kräftige Mittelrippe aus und entspricht jener Form, die auch am Glasinac die vorherrschende ist; andere entbehren diese Mittelrippe gänzlich, oder sie ist kaum merklich angedeutet. Dies ist die Form der Lanzen aus der Keltenperiode. In die erste Gruppe sind folgende Stücke einzureihen: Eine Lanze, länglicher Form, mit sehr schmalem Blatte und eckiger, stark vor- springender Mittelverstärkung (Tafel I, Figur 6), 57 Cm. lang, 35'5 Cm. Blattlänge, 4 Cm. Blattbreite. Fünf Lanzen mit schmalem Blatte und starker Mittelrippe, die die Fläche des Blattes beiderseits stark überragt (Tafel I, Figur 8 und 9). Ihre Dimensionen sind folgende: 1 Exemplar ganze Länge 56 Cm., Blattlänge 37 Cm., Blattbreite 6‘5 Cm. 1 45 77 77 77 77 77 30 77 77 6 77 1 rt v n 355 „ 77 24 77 77 3 77 1 97 77 77 77 u 1 77 77 14-5 77 77 4 77 1 24 77 77 77 77 77 12 77 77 3 77 Zur zweiten Gruppe gehören sieben Lanzen mit breitem oben spitzem, unten gerundetem Blatte, auf welchem die Rippenanschwellung kaum oder gar nicht ange- deutet ist (Tafel I, Figur 1 und 2) und 14 andere Lanzen mit schmalem Blatte, auf welchen das Blatt in der Mitte nur wenig verstärkt ist (Tafel I, Figur 4, 5, 7, 10). Ihre Dimensionen sind: 1 Exemplar ganze Länge 47 Cm., Blattlänge 29 Cm., Blattbreite 7-5 Cm. i 77 77 77 32 „ „ 28 77 77 7 77 i 77 77 77 38 „ „ 26 77 77 7 77 i 77 77 77 29-5 „ 18 77 77 6-5 77 i 77 77 77 28 „ 16-5 77 77 6 77 i 77 77 77 26 „ „ 16-5 77 77 5-5 77 i 77 77 77 24-5 „ „ 13‘5 77 77 5 77 i 77 77 77 23 „ „ 12 77 77 5 77 i 77 77 77 23-5 „ „ 12 77 77 4 77 i 77 77 77 22 „ „ 9-5 77 77 3 77 i 77 77 77 39 „ „ 26 77 77 6 77 i 77 77 77 39 „ * 24 77 77 5-5 77 i 77 77 77 35 „ » 20-5 77 77 5 77 i 77 77 77 32 „ „ 19 77 77 5 77 i 77 77 77 35 „ „ 23 77 77 4 77 i 77 77 77 32 „ „ 23 77 77 5 77 i 77 77 77 30-5 „ „ 20-5 77 77 33 77 i 77 77 77 30 „ „ 18 7? 77 4 77 i 77 77 77 23 „ „ 11-5 77 77 3 77 i 77 77 77 17 „ „ 10 77 77 3-5 77 i 77 77 77 22-5 „ „ 11 77 77 3 77 Ueberdies wurden auch Schaftschuhe, womit das untere Ende des Schaftes ichlagen wurde, ausgegraben. Sie haben die Form oben offener konischer Düllen 10 I. Archäologie und Geschichte. waren mit einem Nietloche versehen. Als Schaftschuhe dürften auch Düllenfragmente von zerbrochenen Lanzen gedient haben, denn auch ein solches Stück mit Spuren dieser secundären Benützung wurde vorgefunden. Ein Schaftschuh wurde dadurch verstärkt, dass man darüber einen zweiten trieb. Die Länge der Schaftschuhe schwankt zwischen 10 und 11 Cm. (Tafel I, Figur 11 und 12). 3. Pfeilspitzen. Neben den Speeren und Lanzen fanden sich auch zwei pfeilförmige Wurfgeschosse aus Eisen vor, und zwar eine Spitze mit viereckigem Blatte, welches in der Mitte der Länge nach eine ansehnliche Anschwellung aufweist, und eine andere mit herzförmigem Blatte, dessen untere Enden zu Widerhaken aus- gebildet sind. Beide sitzen an einem ansehnlichen Stiele mit Dülle. Die Länge des ersteren Pfeil- dornes beträgt 12 Cm. (Blattlänge 6'5 Cm., Breite 2 Cm.), die des letzteren 9 Cm. (Blattlänge 3 Cm., Breite 2 Cm.). An beiden bemerkt man, dass das Pfeil- blatt einerseits ganz eben, andererseits aber first- förmig, und zwar so abgedacht ist, dass die An- schwellung sich von der Spitze gegen den Stiel zu sanft wölbt (Figur 5 und 6). Diese Wöl- bung sollte dem Pfeile beim Schüsse grössere Fluggeschwindigkeit und eine weitere Flugbahn sichern. Dies wird durch den Umstand erreicht, dass, wenn die gewölbte Seite beim Schüsse abwärts gerichtet war, das Geschoss der Schussrichtung gegenüber eine schiefe Ebene bildete und infolge dessen wurde es in einem sanften Bogen gehoben und musste eine bogenförmige Schussbahn be- schreiben, wodurch es viel weiter geschleudert wurde, als wenn es anders gestaltet gewesen wäre. Diese Eigentümlichkeit treffen wir übrigens hier nicht zum ersten Male an: sie ist charakte- ristisch für eine grosse Serie neolithischer Pfeilspitzen, welche einerseits flach, andrer- seits sanft gewölbt sind, und ihr häufiges Vorkommen beweist uns, dass diese Form mit Absicht auf einen bewussten Zweck gewählt wurde, und dass ihr eine genaue und verständige Beobachtung der Flugbahn eines Pfeilschusses vorausging. i-.b XL- I - 1 er b % Fig. 5 — 6. Eiserne Pfeilspitzen aus Gorica. 4. Messer. An Eisenmessern lieferte das Crematorium von Gorica acht Stück; davon sind drei ganz gut erhalten, die übrigen defect. Sie zeigen zwei Typen. Den einen reprä- sentirt ein Messer von 32 Cm. Klingenlänge, dessen Heftlappen abgebrochen ist (Figur 7). Die Klinge ist an dem Hefte ziemlich schmal, erweitert sich an der Schneidseite in einem merklichen Bogen gegen die Mitte zu und verläuft dann zu einer scharfen Spitze. Die Differenz der Breite vom Hefte bis zur Mitte steigt von 2 auf 3'5 Cm. Während Truhelka. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). 11 die Schneidelinie demnach die Form eines langgestreckten S beschreibt, ist der breite Rücken kaum merklich gewölbt. Dieselbe Form besass auch ein anderes grosses Hau- messer, wovon nur eine Hälfte erhalten ist, und drei kleinere (Figur 10). Die zweite Gruppe repräsentirt ein ganz gut erhaltenes Exemplar von 40 Cm. Länge (Figur 8) mit an der Griffzunge anhaftenden Schalennieten. Diese Form unter- scheidet sich von der vorbeschriebenen dadurch, dass die Schneide vom oberen Ende des Grifflappens gegen die Spitze eine Curve beschreibt, deren Scheitelpunkt in der Mitte um 4’5 Cm. von der Geraden abweicht. Der gleichfalls bedeutend verstärkte Rücken weicht von dieser Curve ab, indem er gegen die Mitte zu gerade und, von hier aus einen stumpfen Winkel bildend, gegen die Spitze wieder gerade verläuft. So verbreitert sich die Klinge in der Mitte, wo sie die grösste Kraft haben soll, auf 8*7 Cm. Die Klinge ist in der Mitte mit einer seichten Blutrinne versehen. Fig. 7. Messer aus Gorica. Fig. 10. Messer aus Gorica. Fig. 9. Messer mit Heftbeschlag aus Gorica. Fig. 8. Messer aus Gorica. 12 I. Archäologie und Geschichte. Zu dieser zweiten Gattung gehört ein anderes gleich grosses Messer, dessen Heft und Spitze fehlt, und ein etwas kleineres, dessen Griff separat gefunden wurde. Wie aus diesem Bruchstücke zu ersehen ist, waren am Grifflappen zwei Schalen aus Holz oder Bein angenietet und am oberen Rande, der besseren Haltbarkeit wegen, mit einem eisernen Beschläge verstärkt (Figur 9). Das charakteristische Merkmal beider Messerformen besteht darin, dass das Schwer- gewicht auf die Mitte der Schneide verlegt wurde, welche hier am breitesten und kräf- tigsten ausgebildet war, während sie sich nach der Kopf- und Endseite verjüngt. Bei der einen Art wurde dies dadurch erreicht, dass die Schneide convex geformt wurde, bei der anderen aber ist die Convexität dem Messerrücken gegeben. Dadurch wurde es erzielt, dass die Kraft des Hiebes ausschliesslich auf den oberen activen Theil der Schneide und von hier aus auf die Spitze übertragen wurde, und diesem Zwecke ent- sprachen beide Formen gleich vorzüglich. Die natürliche Lage eines solchen Messers ist beim Hiebe stets die, dass die Schneide gegen die Hiebrichtung und gegen den Gegenstand, welcher von ihr getroffen werden soll, schräg gestellt ist. Da bei einem derartigen Hiebe der ganze active Theil der Schneide zur Wirksamkeit gelangt, musste dessen Wirkung eine bedeutend erheblichere sein als bei einem Geradmesser von gleichem Gewichte und gleicher Dimension. Für uns hat diese Form noch das specielle Interesse, dass sie auch dem altbos- nischen Handschar zu Grunde liegt, und die bosnische Chronik konnte noch vor di’ei Decennien die Wucht dieser Waffe in ungezählten Fällen verzeichnen. B. Schmuck. 1. Stirnreif. An erster Stelle sei unter den zahlreichen Schmucksachen von Gorica ein aus einem Bronzereifen hergestellter Stirnreif erwähnt. Der 32 Cm. breite Blechreif ist nicht geschlossen, sondern an der Rückseite offen, und die beiden Enden sind hier zu Röhrchen eingerollt, durch welche ein Band gezogen werden konnte, um ihn fester an den Kopf zu pressen (Figur 11). Aehnliche Stirnreife wurden öfters am Glasinac ge- funden, sie unterscheiden sich aber von dem Goricaner Exemplare dadurch, dass sie schmäler, kaum 1 Cm. breit und auch aus dünnerem Blech geschnitten sind, dass endlich bei ihnen die Ornamentik eine lineare Gravirung ist, während sie auf dem Exemplare von Gorica aus einer Reihe von schwach erhaben gestanzten Punkten be- steht, die die Ränder einfassen und dazwischen eine symmetrische Reihe von Kreis- und Halbkreislinien bilden. Ausserdem befinden ßich am unteren Rande in regelmässigen Absätzen fünf Oesen, in welche, wie dies bei einer noch gegenwärtig der Fall ist, kleine Kettchen eingehängt waren. Bei diesem Anlasse möchte ich darauf hinweisen, dass W. Reichel („Ueber homerische Waffen“) entgegen der bisherigen Anschauung die Ansicht ausgesprochen hat, dass der Helm der trojanischen Krieger kein eherner Visirhelm war, sondern eine Lederkappe, deren Saum zur grösseren Sicherheit mit einem bronzenen Reifen verstärkt war, welcher cxscpav yj hiess. Es ist möglich, dass auch die alten Illyrier ihre Ledermützen durch derartige Stirnreifen in Helme umwandelten. Eine solche cts b) italische Fibeln . 28 c) Uebergangsformen . 8 V) zusammen 44 Stück. B. Der zweiten Eisenzeit: 1. La Tene-Fibeln: a) Früh -La Tene-Fibeln b) Mittel-La Tene-Fibeln 2. Früh- oder vorrömische in verschiedenen Formen . 3. Römische zusammen 4 Stück 28 „ 22 „ 1 55 Stück. Das Verhältniss der Fibelformen der ei’sten Eisenzeit zu jenen der jüngeren ist also genau wie 4:5, wir dürfen aber die übrigen Funde nicht ohneweiters numerisch nach diesem Verhältnisse eintheilen, weil während der La Tene-Periode das Vorkommen der Fibeln ein verhältnissmässig häufigeres ist als in der ersten Eisenzeit, und schon ein flüchtiger Blick auf die Goricaner Fundserie wird uns zeigen, dass unter den übrigen Funden auffallend wenig ausgesprochene Formen der La Tene-Periode vor- handen sind. Der Umstand, dass ein Theil der Funde mit der Leiche verbrannt, der andere den Aschenresten aber erst später beigegeben wurde, erlaubt uns, diese in zwei Gruppen einzutheilen, die, wie auf den ersten Blick zu sehen ist, zeitlich von einander geschieden sind. Die calcinirten Bronzen wird auch der ungeübte Beobachter sofort nach der rauhen, 40 t. Archäologie und Geschichte. unansehnlichen Patina erkennen, die, in der Färbung ungleichmässig schmutzigbraun, nur hie und da das schöne Grün der Kupfersalze durchschimraern lässt. Derartige Brand- spuren weisen folgende Gegenstände auf: der Helm, die Spiralfibeln, die Bogenfibeln, die süditalischen und die norditalischen Uebergangsformen. Unter den Schmucknadeln gehören in diese Gruppe besonders die mit dem Dornkopfe, das dazu gehörige rad- förmige Zierstück (Tafel II, Figur 10) und der kleinere Schmuck, welcher sich typo- logisch am ehesten analogen Sachen vom Glasinac nähert: Tonnenperlen, vasen- und pferdeförmige Anhängsel, Stengelknöpfe, Halsringe, Pincetten. Auch an einem Theile der Lanzen erkennt man die Spuren des Brandes nach ihrer dickeren braunen Rost- schichte, die bedeutend tiefer ins Innere vorgedrungen ist als bei den anderen, und diese Lanzen unterscheiden sich durch die ausgesprochene Mittelrippe von den besser erhaltenen. Alle diese Gegenstände wurden also unter gleichen Verhältnissen beigesetzt und gehören sonach derselben Zeit an, welche, wenn wir die zur typologischen Classification geeigneten Momente in Betracht ziehen, ausschliesslich mit der ersten Periode der Eisenzeit zusammenfällt. Da in dieser Gruppe ein ansehnlicher Bruchtheil italischer Formen vertreten ist, können wir auf einen regen Verkehr schliessen, welcher zwischen Italien und dem illyrischen Binnenlande, noch lange bevor das Römerthum Träger der italischen Cultur wurde, bestand. Diesen regen Verkehr beweisen uns auch zwei etwas jüngere Münzenfunde, der von Krupa in Bosnien und der von Mazin in der Lika,1) welche neben vielen ausser Curs gesetzten afrikanischen Münzen auch zahlreiche ita- lische, namentlich Asse aufweisen. In letzterem Fund waren auch italische Fibel- fragmente, die mit unseren übereinstimmen. Bekanntlich zeichneten sich die süd- italischen, namentlich sicilischen Stämme, von griechischen Colonisten dazu aufgemuntert, sehr früh als Seefahrer und Handelsleute aus, und es ist deshalb auch leicht anzu- nehmen, dass diese Schiffer, die das ganze mittelländische Meer befuhren, auch die Küsten der Adria anliefen und Erzeugnisse ihrer heimischen Kunst gegen Rohproducte absetzten. Dass aber neben verarbeitetem auch Roherz von ihnen importirt wurde, beweisen die beiden erwähnten Münzenfunde, welche zur Zeit, als sie hieher gelangten, bereits entwerthet und theilweise eingeschmolzen waren, was durch zahlreiche Guss- klumpen bewiesen wird. Um die fragliche Zeit hat in Italien die Silberwährung bereits die Erzwährung gänzlich verdrängt, und man exportirte Massen von altem Bronzegeld ins Ausland, wo man dafür einen besseren Preis erzielen konnte als in Italien selbst. Diejenige Gruppe von Funden, die durch den Brand nur wenig oder gar nicht gelitten hat, weist ausgesprochene La Tene- Fibeln auf, und wir hatten zu öfteren Malen Gelegenheit zu beobachten, dass die Kelten, die auch der Brandbestattung huldigten, die Beigaben in der Regel nach erfolgter Incinerirung den Leichenresten beigaben. Erscheinungen der La Tene-Cultur treten bei uns in jüngster Zeit immer häufiger zu Tage. Jener schmale Strich der Krajina, welchen wir bisher als der La Tene-Cultur unterworfen kannten, und der durch die drei reichen Nekropolen von Jezerine, Ribi6 und theilweise auch von Sanskimost bezeichnet ist, gewinnt durch neuere Entdeckungen immer mehr an Umfang und reicht, wie es der Fund von Gorica beweist, weit nach Süden. Bisher neigte man zu der Ansicht und war dazu sowohl durch schriftliche Ueberlieferung als auch durch archäologische Nachweise berechtigt, dass die keltische *) Vgl. meinen Aufsatz: „Afrikanische Bronzemünzen von Vrankamen bei Krupa, in diesen Mitth. I, S. 184, und Brunsmid, Nekoliko nasasca novaca na skupa u Hrvatskoj i Slavoniji“ im Vjestnik hrv. ark. druätva“, neue Serie, Bd. II. Truhelka. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). 41 La Tene -Cultur in Illyricum nur bis in das liburnische Iapodengebiet gereicht habe, welches sich theilweise über die bosnische Krajina erstreckte. Sporadische Funde an Stellen, die weiter südlich liegen, konnten füglich als Import betrachtet werden, die das Totalbild der heimischen Cultur der illyrischen Autochthonen gar nicht tangirte. Plötzlich finden wir nun weit im Süden, im Herzen der Hercegovina, bei Gorica einen Fund, welcher es uns, seiner ganzen Zusammensetzung nach, deutlich vor Augen bringt, wie die autochthone illyrische Cultur von der keltischen überschichtet, ja plötz- lich unterbunden wird. Diese Fundstelle unterscheidet sich von jenen in der Krajina auch durch das Ueberwiegen von frühen und Mittel-La Tbne-Formen, die in den Urnen- feldern von Jezerine und Ribic verhältnissmässig selten sind. Die sich stets mehrenden Funde der La Tbne- Periode beweisen immer deutlicher, dass ihr Verbreitungsgebiet mit jenem der Kelten congruent ist, wir werden immer mehr dazu gedrängt, die Hallstätter- und La Tene- Periode in ihrer Totalität mehr vom Standpunkte der räumlichen und durch nationale Eigenthümlichkeiten zweier verschie- denen Rassen bedingten formellen Verschiedenheit als vom Standpunkte der zeitlichen Aufeinanderfolge zu betrachten. Es sind dies zwei an verschiedenen Punkten Europas spontan entstandene Culturströmungen, die sich allmälig berühren, und erst in jenen Gegenden, wo die eine die andere überschichtet, tritt das Kriterium der zeitlichen Aufeinanderfolge ein und mag für die Bestimmung der Fundgruppen ausschlaggebend sein. Wie in allen südlichen Alpenländern ist dies auch bei uns der Fall und kann in der Krajina auf Grund schriftlicher Angaben nachgewiesen werden; denn wir wissen, dass die illyrischen Liburner von keltischen Stämmen unterjocht wurden und, sich mit diesen vereinigend, das keltoillyrische Mischvolk der Iapoden bildeten. Dieser ethnische Process spiegelt sich deutlich in den Funden der bisher bekannten Nekropolen des Iapodengebietes ab. In Sanskimost und Vital bei Prozor ist noch das illyrische Element das überwiegende, in Jezerine und Ribi6 aber tritt es zurück, und das keltische erringt die Vorherrschaft. Ist nun diese Erscheinung im Norden Bosniens erklärlich, so ist sie um so befrem- dender in Gorica, am Fusse der Dinai’ischen Alpen. Wir besitzen keinerlei Andeutung, dass dort im Herzen des Delmatengebietes jemals der Versuch einer keltischen Colo- nisation gemacht wurde, ja die dort ansässigen Delmaten galten selbst zur Zeit der Römerherrschaft als Kernillyrier. Dennoch sprechen die Funde von Gorica und vereinzelte Stücke von Rakitno dafür, dass der Einfluss der keltischen Cultur bis hieher vordrang. Die Erklärung dürfen wir vielleicht in der historischen Thatsache suchen, dass im 5. Jahrhunderte v. Chr. Keltenstämme auf der Balkanhalbinsel vordrangen, einzelne illyrische zwangen, sich ihnen anzuschliessen, und dass sie vereint bis nach Griechen- land zogen, wo sie das delphische Heiligthum bedrohten. Die La Tene- Funde von Gorica unterscheiden sich theilweise von anderen, in nördlicheren Gegenden gemachten. Das Inventar der La Tene-Gräber weist nämlich gewisse typisch wiederkehrende Formen auf, die in Gorica fehlen. Das sind eiserne Langschwerter, Schildbuckel und Schildhandhaben. Zur Zeit, wo der Fund von Gorica ausgegraben wurde, war Vukovar der südlichste Punkt, an welchem La Tene -Schwerter vorkamen, seither aber sah ich im Nationalmuseum in Agram einen grösseren Fund aus Croatien, der demnächst publicirt werden soll, und welcher auch eine Anzahl typischer Vertreter dieser Kategorie aufweist. Auch in Bosnien, bei Laminci Donji (Bezirk Bosnisch-Gradiska), wurde ein Gräberfeld entdeckt, das Schildbuckel enthielt. Ferner unterscheiden sich unsere La Tenefunde von den übrigen auch dadurch, dass das Eisen nicht in so überwiegendem Masse zur Anwendung kam, ja in den älteren Gräbern 42 I. Archäologie und Geschichte. vom Glasinac sehen wir es fast öfters zu Schmuck verarbeitet als in den La Tene- Gräbern. Auch jene charakteristische, aus verschiedenen Spiralcombinationen bestehende Ornamentik, die durch Stanzen auf Bronze oder Eisen hergestellt wurde, besitzt gegen- wärtig in Bosnien noch keine Analogien, und nur das gewundene Drahtornament finden wir hier an Fibeln oder Armbändern angewendet. Daraus aber ist zu ersehen, dass sich die keltische Cultur nicht gleichmässig und in ihrer Totalerscheinung über den europäischen Continent verbreitete. Das im Norden so klare ursprüngliche Gesammtbild verblasst im Süden, einzelne Formen werden ganz aufgegeben, denn die neue Culturrichtung passt sich den heimischen Elementen an und entnimmt diesen sogar das, was des Annehmens werth erschien. Nur die Fibelform blieb auch hier wie überall die gleiche.1) II. Der Silberfund von Gorica. Etliche 600 — 700 M. nordwestlich vom Acker des Ivo Kapural, welcher uns den ansehnlichen Fund des Crematoriums lieferte, wurde durch glücklichen Zufall im Felde des Landmannes Mato Busic Paskin ein zweiter Fund entdeckt, der, abgesehen davon, dass er aus Silber bestand, auch durch eine Reihe bisher ganz neuer Formen ein be- sonderes Interesse gewinnt. Während der erstere Fund ein Grabfund war, ist dieser Fig. 104 — 108. Silberne Schmuekringe aus Gorica. 108. ein Depotfund, ein in alter Zeit vergrabener Schatz. Er wurde als ein kleines Häufchen in einem am Rande des Ackers befindlichen Klaubsteinhügel entdeckt. Ursprünglich mag er in einem Tuche oder Ledersacke geborgen gewesen sein, welche Hülle aber spurlos vermoderte, so dass der Schatz in einer aus mehreren Steinen gebildeten Spalte lose zerstreut lag. Der Fund wurde gleichfalls dem Landesmuseum vorgelegt und die Fundstelle genau untersucht. Die Untersuchung ergab aber, dass jener Hügel keinesfalls, wie zu vermuthen gewesen wäre, ein Grabtumulus, sondern ein Klaubsteinhügel war, welcher durch Jahrhunderte langes Roden der angrenzenden Felder und Aufschichten der daraus hervorgesuchten Steine entstanden ist. Da ein ansehnlicher Theil der Silbergegenstände dieses Fundes aus überaus dünnem Bleche hergestellt war, welches der Oxydation nicht Stand hielt, zerfiel manches 0 Nachdem dieser Bericht bereits abgeschlossen und im „Glasnik“ zum Abdruck gelangt war, wurde in Gorica ein zweiter ganz analoger Fund gemacht, der ebenfalls reichhaltig war; der Bericht über ihn wird gelegentlich nachgetragen werden. per Verfasser. Truhelka. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). 43 der schönen Stücke im Laufe der Zeit von selbst und nur die kräftigeren Bestandtheile derselben blieben erhalten. 1. Die interessantesten Zierstücke dieses Schatzes sind mehrere ohrringartige Schmucksachen von einer Form, die unter unseren bisherigen prähistorischen Funden gänzlich fremd sind. Diese Form ist so abenteuerlich, dass eine Beschreibung der- selben nur einen vagen Begriff hervorrufen würde, weshalb ich auf die in Figur 104 bis 108 reproducirten Zeichnungen der besterhaltenen fünf Exemplare verweise. Der Ohrring — wenn es ein solcher war — bestand aus einem rund gebogenen Drahte, dessen eines Ende S-förmig ausgebogen und mit einem konischen Knötchen ver- ziert ist, während das andere ein aus dünnem Silberblech getriebenes, mit Filigranauf- lagen verziertes Köpfchen trägt. Die Ornamentik dieses Köpfchens besteht abwechselnd aus Einkerbungen und gesponnenen Drahtauflagen von feinstem Kaliber, an der Gesichtsseite sind je zwei runde, von einer Blecheinfassung getragene Korallenaugen eingesetzt und darüber zwei zurückgebogen fühlerartige Drahtansätze, die in eine Spirale endigen und an einem Exemplar auch mit Korallen besetzt waren. Fig. 109. Schmuckring aus Gorica in Vorder- und Seitenansicht. Silber und Bernstein. Fig. 110. Schmuckring aus Gorica. Silber und Bernstein. Eine nähere Definition dieser Köpfchen ist unmöglich. Jedenfalls lag es in der Absicht des Künstlers, ein Lebewesen darzustellen, denn das beweisen die vorspringenden Glotzaugen, die Fühler an der Stirn, der deutlich ausgebildete Mund. Derartige Zierstücke gab es in diesem Schatze, nach den vorhandenen Bügel- stücken zu schliessen, im Ganzen 23 Stück, aber nur neun Stück davon waren soweit erhalten, dass man die ursprüngliche Gestalt erkennen konnte. Ausser dieser Form von Ohrringen wurde in zwei Exemplaren noch eine reicher ausgestaltete gefunden, die viel Aehnlichkeit mit der vorherigen hat. Sie sind etwas grösser gebildet und zeichnen sich dadurch aus, dass das Köpfchen — diesmal ist eine menschliche Form deutlich erkennbar — aus einem Stücke Bernstein, allerdings nur roh geschnitzt ist. Das Köpfchen ist in Silber gefasst, und der Hals ruht in einer füllhornartigen Hülse, während der rückwärtige Kopftheil von einer muschelförmigen Silberhülse umschlossen ist. Diese Kappe war einst mit vier herzförmigen Rubinen verziert, wovon nur einer fehlt. Der Ring, der das Ganze trägt, ist durch das Köpf- chen gezogen und oben mit einer Oese versehen (Figur 109). Das zweite ähnliche Exemplar ist insoferne defect, als die reich verzierte Kappe fehlt (Figur 110). 2. Ebenso ungewöhnlich wie diese Ohrringform ist eine zweite Schmuckform, die an unsere moderne Broche erinnert. Sie besteht aus zwei ineinander verschlungenen 44 I. Archäologie und Geschichte. hufeisenförmigen Drahtschleifen, auf welche ein Blattornament aus einer mit dünnem Draht contourirten Silberlamelle gelötet war, das in der Mitte einen nunmehr fehlenden Stein trug. An einem Ende des Schmuckstückes befindet sich eine Oese, an die möglicher- weise ein Gehänge befestigt war. Nur ein Exemplar wurde so wohl erhalten gefunden, dass man die ursprüngliche Form erkennen konnte (Figur 111), von zwei anderen fand sich nur mehr das Drahtgeflecht, das ihnen als Unterlage diente, vor (Figur 112 ). 3. Als Anhängsel dienten die Reste zweier Kaorimuscheln, wovon die eine noch das aus Silberdraht gewundene Ringelchen zum Anhängen besitzt, Beide sind nur zur Hälfte erhalten, denn der rückwärtige gebuckelte Theil ist gänzlich zerstört (Figur 113). Fig. 111. Silberne Zierscheibe aus Gorica. Fig. 112. Silbernes Fragment einer Zierscheibe aus Gorica. Fig. 113. Muschel- anhängsel aus Gorica. Fig. 115. Fig. 114. Silberne Stecknadel aus Gorica. Fig. 116. Fig. 117. Fig. 1 19. Fig. 117 — 119. La Tene -Fibeln aus Gorica. Bronze und Silber. Fig. 115 — 116. Bronzene Mittel-La Tene-Fibel aus Gorica. Fig. 120. Bronzene La Tene-Fibel aus Gorica. 4. Stecknadel aus Silberdraht mit geknicktem und oben nagelkopfförmig verbrei- tertem Ende, 7 Cm. lang (Figur 114). 5. Fibeln. Es wurde in diesem Schatze eine beträchtliche Anzahl von Fibeln gefunden, davon sind drei ganze und zehn Fragmente aus Silber, der Rest aus Bronze. Sie sind alle klein und zierlich, und ihre Ausführung ist im Vergleiche zu den übrigen Stücken dieses Fundes überraschend einfach. Sie vertreten folgende bei uns theilweise seltene Formen: a) Lanzenförmige Mittel-La Tbne-Fibeln, klein, der Fuss zu einem flachen lanzett- fönnigen Blatte gehämmert, das sich um den Bügel schlingt (Fig. 115). Trahelka. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). 45 b) Variante der Mittel -La Tene -Fibel aus Draht, welcher am zurückgebogenen Fussende eine Reihe 8-förmiger Verschlingungen bildet und erst dann sich um den Bügel windet. Die Sehne des zweipaarigen Federmechanismus befindet sich unter dem Bügel. Fünf Exemplare, alle sehr unvollständig, so dass wir ihre ursprüngliche Form erst auf Grund analoger Fibeln vom Sobunar feststellen konnten (Figur 116). c) Flachbogenfibel mit La Tene-Mechanismus, mit abgeflachtem, schmalem, blatt- förmigem Bügel. Das zurückgebogene Fussende, das wir der ganzen Form der Fibel entsprechend hier erwartet hätten, fehlt hier und scheint überhaupt nie vorhanden gewesen zu sein, denn an den zehn Bronzeexemplaren und einem silbernen, die keine Bruchspuren an der Fussspitze aufweisen, war es niemals vorhanden (Figur 117). Fig. 121. Bronzener Armreif aus Gorica. 1 d) Aehnliche Fibel mit rundem, in der Mitte anschwellendem Bügel, deren Fuss- ende gleichfalls des nach rückwärts strebenden Fortsatzes entbehrte (Figur 118). Zwei gut erhaltene Exemplare aus Silber und Fragmente von zehn Exemplaren aus Bronze. e) Aehnliche Fibel, deren Fussende durch ein Köpfchen verziert ist (Figur 119), zwei silberne und zehn Exemplare aus Bronze. f) Fibel mit unterer Sehne, deren Bügel aus einer Reihe 8-förmiger Windungen besteht. Der Fuss ist genau so gestaltet wie bei den in Figur 117 und 118 abge- bildeten. Gefunden wurde nur ein Exemplar (Figur 120). Ausserdem fand sich eine Anzahl von Fragmenten, denen aber die wesentlichsten Merkmale zu einer näheren Bestimmung fehlen, weshalb sie nicht in bestimmte Gruppen eingereiht werden konnten. Jedenfalls aber kann man sehen, dass auch sie zu einer oder der anderen der oben erwähnten Gruppen gehörten und keine neuen Typen repräsentiren. 6. Armbänder. Die Fundstelle im Acker des Busi6 lieferte ausser den beschrie- benen Schmuckstücken noch ein Paar Armbänder aus Bronze, die durch ihre Grösse die übrigen Funde überragen. Sie haben eine in La Tene -Gräbern häufig vorkommende Form, welche dadurch charakterisirt ist, dass die drahtförmig ausgezogenen beiden Enden in mehreren Windungen um den Reif geschlungen sind, und zwar so, dass da- durch die Beweglichkeit der Enden nicht beeinträchtigt wird. Diese Armreifen Hessen 46 I. Archäologie und Geschichte. sich, dank dieser Vorrichtung, einem starken Arme ebenso gut anpassen wie einem schwachen. Das Paar von Gorica ist an der Vorderseite flach, schmal oval geformt und mit zwei Längsrillen versehen (Figur 121). 7. Perlen. Die Reihe der Funde aus dem Schatze von Gorica beschliessen 100 verschieden geformte Perlen aus Glas und Glasflüssen und ein aus einer flachen Knochenscheibe hergestelltes Exemplar. Sie sind in Gestalt, Grösse und Farbe sehr verschieden. Am zahlreichsten sind schwarze und blaue, seltener gelbe, grüne und Fig. 122. Perlen aus Glas und Pasta aus Gorica. rothweissgestreifte. Die grösseren, aus schwarzer Glaspaste hergestellten Perlen sind durch verschiedenfarbige Emailaugen verziert. Ein grosses Exemplar hat weiss-blaue, ein anderes gelb-blaue, ein drittes rothe Augen auf schwarzem Grunde etc. Diese Perlen dienten, an eine Schnur angereiht, als Halsschmuck. In Figur 122 sind die wichtigsten Formen davon reproducirt. Bei näherer Betrachtung des Schatzfundes von Gorica erscheint Manches räthsel- haft. Neben den ausgesprochenen La Tbne- Fibeln befremden uns die olirringartigen Zierstücke. Sie sind in einer so zarten und vollendetsten Filigrantechnik ausgeführt, dass es kaum möglich scheint, sie als Erzeugnisse vorgeschichtlicher Kunst zu be- trachten. Und doch zwingen uns die übrigen Beigaben (Fibeln und Perlen) dazu. Ihr durchaus fremdartiges, von gleichzeitigen bosnischen Funden so grundverschiedenes Aussehen lässt sie als fremdes, unter günstigeren künstlerischen Verhältnissen entstan- denes Erzeugniss erscheinen, dessen Anwesenheit in der Hercegovina fremdem Importe zu danken ist. Suchen wir im Auslande nach analogen Formen, so finden wir zunächst in Italien vereinzelte Filigrane und vor Allem die prachtvolle Goldbrelocjue von Marzobotto (Montelius, La Civilisation en Italie, Tafel 109, Figur 9), welche, wenn auch nicht der Form, aber der Technik nach an die Ziei’stücke von Gorica erinnern. Dort finden wir auch plastische Versuche in Gestalt geschnitzter Bernsteinköpfe ähnlich jenen von Gorica. Der Fund von Marzobotto hat aber noch die merkwürdige Eigenschaft, dass er neben alten Formen auch bereits solche aufweist, die dem Vordringen classischer Kunst ihr Dasein verdanken. Der befruchtende Lichtstrahl, welcher der neuen Kunst das Leben gab, ging aber von Griechenland aus. Dort finden wir die Filigrankunst bereits in ältester Zeit in grosser Blüthe und sie entfaltet sich immer reichlicher. Fast Trubel ka. Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). 47 in jeder griechischen Colonie findet man wahre Perlen dieser Kunst, und eine solche ist es, wo bisher die frappantesten Gegenstücke zu den Ohrringen von Gorica gefunden wurden. Es ist dies die Pontusstadt Olbia, von wo eine reiche Auslese an Funden in das historische Museum von Moskau kam. Dort sah ich einzelne Gegenstände in Gold ausgeführt, die mit unseren identisch sind. Besonders schön sind zwei andere Gold- ringe aus Anapa in der Krim, und ein olbisches, aus Blei gegossenes Exemplar beweist, dass diese Schmuckform sich einer grossen Verbreitung auch in ärmeren Volksschichten erfreute. Dazu passt es, dass man unter den olbischen Funden auch — allerdings vereinzelt - — jene späten La Tene -Fibeln vorfindet, die unseren Fund charakterisiren. Weitere Analogien — gleichfalls aus Griechenland oder griechischen Colonien stammend — fand ich zu Paris im Goldsaale des Louvre, wo ganze Reihen von Varianten dieser merkwürdigen Schmuckform zu sehen sind. Davon fielen mir besonders zwei Exemplare auf, die wie die beiden von Gorica aus Bernstein geschnitzte, in Gold gefasste, in analoger Weise angebrachte Köpfchen besitzen, und ein drittes ähnliches, das sich nur durch eine dütenförmige Kopfbedeckung unterscheidet. Wir können auf Grund dieser Analogien schliessen, dass dieser Theil des Fundes von Gorica nicht im Lande, sondern irgendwo in Griechenland oder in einer griechischen Colonie erzeugt und sein V orhandensein bei uns nur einem Zufalle zu danken ist. Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor. Von Vejsil Curcic, Präparator am bosn.-herceg. Landesmuseum. (Mit 6 Tafeln und 50 Abbildungen im Texte.) iVm Fusse der hohen Radusa liegt das ca. 10 Kilometer westlich von Prozor entfernte obere Ramathal, welches von allen Seiten kesselartig von Bergketten um- schlossen ist. Im äussersten Westen dieses Thaies entspringt der Ramafluss, welcher sich seinen Weg zunächst durch tiefe Schluchten und dann durch fruchtbare Thal- strecken bahnt, bis er in die Narenta mündet. Dieses Gebiet, „Gornja Rama“ (obere Rama) genannt, ist sehr stark bevölkert, und mehrere Ortschaften reihen sich an seinem Rande aneinander, insbesondere am Fusse der Radusa planina. Darunter befindet sich das Dorf Varvara, in dessen Nähe sich zwischen der oberen und der unteren Rama- quelle eine kleine isolirte Bergkuppe erhebt, die von der Süd- und Westseite wegen der senkrecht in den Ramafluss abfallenden Wände ganz unzugänglich ist, dagegen auf der Ost- und Nordseite sich terrassenförmig abstuft, dann sanft abfällt und allmälig in die bebauten Felder übergeht. Diese Felskuppe, Gradina genannt, war der Mittelpunkt einer prähistorischen Ansiedlung, welche, wie die dort gemachten Funde bezeugen, während der Bronzezeit bewohnt war. Der Ort war schon durch seine natürliche Lage für eine Niederlassung geeignet, denn hier waren weder Wälle noch Gräben als Schutzvorkehrungen nöthig. Nur auf der Nordseite, wo die sanfte Lehne leichten Zugang gestattet, wurde ein AVall, von dem noch Spuren erhalten sind, aufgerichtet. Er war aus gewöhnlichen Steinen erbaut und besitzt heute noch eine Höhe von 1 M. Die Grabungsfläche hatte eine Länge von 25 M. und eine Breite von ca. 30 M. Anfangs war die Erdschichte sehr dünn, aber je mehr die Grabung vorrückte, ward sie immer mächtiger, um am Ende die bedeutende Stärke von 2 x/2 M. zu erreichen. Gegen die Mitte der Grabungsfläche stiess man auf eine Reihe kleiner Herde, die grosse Aehnlichkeit mit den jetzigen bosnischen Brotöfen haben. Weiter wurden zweierlei Herde, theils von der eben erwähnten Form, theils ganz freie Feuerherde von meist cylindrischer Form angetroflen. Dieselben waren in Reihen gruppirt und nicht in die Erde eingegraben, sondern standen auf dem ursprüng- lichen Boden. In Folgendem beschränke ich mich darauf, ein möglichst gedrängtes Verzeichniss der hervorragendsten Funde von dieser Ansiedlung zu geben. 1. Steinartefacte. Als Ueberreste der neolithischen Periode kamen zwei geschliffene Steinbeile zum Vorscheine. Bei dem einen ist die eine Breitseite flach und die andere ziemlich stark Curcic. Die Gradina au der Ramaquelle im Bezirke Prozor. 49 gewölbt, das zweite ist viel dünner und beiderseits abgeflacht. Das erstere ist nur von der ebenen Seite, das zweite beiderseits zugeschärft. Es sind dieselben Formen und dasselbe Material, wie man sie in Massen in Butmir bei Sarajevo angetroffen hat. Ferner wurde ein kleiner, roh zugehauener Schaber aus Jaspis gefunden (Figur 1). Hieher gehört auch die aus Hornstein roh zugeschlagene Spitze Figur 2, 7 Cm. lang. Aus der Bronzezeit stammt eine bedeutende Anzahl von Gussformen, leider sämmtliche nur fragmentarisch erhalten; man kann sie als unbrauchbar gewordene Fig. 1. Schaber aus Jaspis (1/1). Fig. 2. Spitze aus Hornstein (2/s). Fig. 3. Steingussform (Fragment) für ein Schwert (*/ 2). und weggeworfene Stücke betrachten. Das Materiale der meisten ist feiner Sandstein; nur wenige sind aus sandigem Kalkmergel, nur ein einziges Stück aus graubraunem, hart gebranntem, mit Sandkörnchen gemischtem Thon. Figur 3 ist die Steingussform eines Dolches mit flacher gerandeter Griffzunge. Die Länge des Griffes dürfte 7 Cm., die der Klinge ca. 20 Cm., die grösste Breite der Klinge 4 Cm. betragen. Die Klinge ist flach und ohne Mittelrippe. Solche Dolche fand man auf Debelo brdo bei Sarajevo und in Lasva unweit der Lasvabrücke (vgl. diese Mitth. IV, S. 187), nur mit dem Unter- schiede, dass bei den letzteren die Mittelrippe stark vorspringt. Der Griff ist durch- brochen und endet in auswärts geschweifte Spitzen, was wahrscheinlich auch bei unserem Fundstücke anzunehmen ist. Band VIII. 4 50 I. Archäologie und Geschichte. Zwei andere nebeneinander gelegene Gussformen aus Sandstein (Figur 4 und 5) zeigen deutliche Spuren der Bildung flacher Schwertgriffe. Leider gestatten die zu kleinen Bruchstücke nicht, die Form der Schwerter zu bestimmen. Figur 6 a und b Fig. 6 b. Fig. 4 — 8. Gussformen (Fragmente) (x/2). Fig. 8. sind zwei Hälften einer Gussform aus feinkörnigem gelbem Sandstein, welche genau aufeinander passen und für einen Schwertgriff mit horizontaler einfacher Querstange am Knauf gedient haben. Diese zwei Formhälften sind allem Anscheine nach stark Curcic. Die Gradina aii der Kamaquelle im Bezirke Prozor. 51 im Gebrauche gestanden. Auf der Rückseite der einen Hälfte befindet sich die Form eines Ringes mit deutlicher Eingussrinne. Der Durchmesser des Ringes beträgt 43 Mm., die Stärke 6 Mm., sein Querschnitt ist viereckig. Figur 7 ist ebenfalls die Gussform für einen Ring von 54 Mm. Durchmesser, 5 Mm. Stärke und rundem Querschnitt, die Zapfenlöcher sind deutlich sichtbar. Das rechteckige Bruchstück (Figur 8) aus sehr feinem gelblichen Sandstein ist die Gussform eines radförmigen Zierstückes mit Speichen, an dessen Peripherie sich ein 2 1/2 Cm. langer dornartiger Ansatz befindet. Aeusseres Mass 63 Mm. Tafel III, Figur 6 Gussform für eine Speerspitze mit sehr starker, längsgefurchter Mittelrippe. Nach dem vorhandenen Stücke lässt sich auf eine Länge des Blattes von ca. 9 Cm. schliessen. Ganz Aehnliclies zeigen die beiden Bruchstücke Tafel III, Figur 7 und 8. Auf der Rückseite b der Figur 7 befindet sich ebenfalls das Modell einer Speerspitze und neben diesem eine Form, welche für Schmucknadeln mit rundem Kopf gedient hat. Figur 5 derselben Tafel zeigt a) die fragmentarische Form einer Lanzenspitze, b) die Form eines Lanzenschaftes, daneben noch eine Rinne von 5 Mm. Weite, welche etwa für eine Nadelform zu halten ist, c) die Form eines Messers. Fig. 9. Tafel III, Figur 1 Gussform aus Sandstein, auf drei Seiten ausge- Anhängsel aus schnitten: a ) Form eines Schwertgriffes, b) nicht constatirbar, c) Griffende Jaspis (ffi). eines Messers. Tafel III, Figur 4 Gussform aus rothem Sandstein für einen hohleisenförmigen Meissei. Auf der Stirnseite befinden sich zwei Zapfenlöcher. Tafel III, Figur 2 Form für einen vierkantigen Meissei, gleiches Material. Tafel III, Figur 3 Gussform eines Hohlceltes. Tafel IV, Figur 1 Gussform aus gelblichem Sandstein, deren vier Seiten je ein Abgussmodell für Schmucknadelköpfe tragen. Desgleichen Figur 2 ebenfalls für zwei Ziernadelköpfe. Tafel IV, Figur 3 a) Gussform für einen Messergriff, welcher oben mit einem Ringe abschliesst; b) und c) je ein Hohlceltmodell (?). Tafel IV, Figur 4 a) Form eines Hohlmeissels, b) einer Lanzenspitze. Tafel IV, Figur 5 Gussform aus sehr feinem Mergel, welche auf der einen Seite drei Gussmodelle aufweist, wovon zwei wahrscheinlich für Messergriffe zu nehmen sind. Von anderen Gussformen waren blos kleine Fragmente vorhanden, die in ihrem Charakter den vorbeschriebenen entsprechen. Ferner fanden sich Quetschsteine, ein dünner durchbohrter Wetzstein und ein durchbohrtes Anhängsel aus Jaspis (Figur 9). 2. Knochen- und Geweihartefacte. Debelo brdo, Sobunar und Ripa6 lieferten eine bedeutend grössere Zahl von Geräthen und Schmucksachen aus Knochen als unsere Gradina. Die wenigen Pfriemen (7 Stück) aus Metacarpalknochen (Figur 10) scheinen nicht stark im Gebrauche ge- standen zu sein. Nur die Spitzen weisen etwas Glättung auf infolge einer geringen Abnützung, die übrigen Flächen sind ganz roh. Hirschgeweihsprossen wurden zu Ahlen und Glättwerkzeugen verarbeitet. Ferner wurde ein kleines Werkzeug aus einem ge- spaltenen Röhrenknochen, der an einem Ende gerundet und geglättet ist, und ein meisseiförmiges Knochenwerkzeug gefunden (Figur 11). 4* 52 I. Archäologie und Geschichte. Fig. 11. Meissei aus einem Röhrenknochen (I/1). Fig. 12. Bearbeitetes Hirschgeweih (*/,). Fig. 14. Bearbeitete Knochen (Vi). Fig. 15. Geschnittenes Hirschgeweih (Vx)- Fig. 13. Bearbeiteter Durchbohrtes Hirschgeweih Röhrenknochen (I/i). ( Z2)' Eine beiderseits abgeschnittene Greweihsprosse ist der Länge nach durchbohrt und mit zwei viereckigen Löchern versehen (Blasinstrument?) (Figur 12). Ein ganz ähnliches Stück siehe Keller, Pfahlbauten, 7. Bericht, Tafel I, Figur 20. Einen durchbohrten Röhrenknochen, der mit eingekerbten Umlauflinien verziert ist, zeigt uns Figur 13; zwei Knocheninstrumente sind in Figur 14 dargestellt. Curcic. Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor. 53 Sonst sind noch zu erwähnen: Stücke wie Figur 15, zwei Beinplättchen, eines mit vier, das andere mit sieben Löchern, endlich das durchbohrte Geweihstück Figur 16. Auch ein grosser durchbohrter Eberzahn ist gefunden worden, dessen zugeschärfte Spitze und Kanten auf Ver- wendung als Werkzeug hindeuten. Ausser Hirschgeweihen wurden auch starke, grossgeperlte Rehgeweihe gefunden. 3. Thonfigur. Das Thonidol (Figur 17) war eine äusserst grob ge- arbeitete Figur aus röthlich gebranntem, mit groben Sand- körnchen gemengtem Thon. Kopf, Hals, obere Brusttheile und ein Arm, sowie beide Beine fehlen vollständig, links Fi 17 Bruchstück ist ein Armstumpf erhalten. Länge 81 Mm., grösste Breite, einer menschlichen Thonfigur über den Armstumpf gemessen, 42 Mm., geringste Breite (2/ 3)- 35 Mm. Solche Thonidole sind in den prähistorischen An- siedlungen Bosniens und der Hercegovina keine seltene Erscheinung; die meisten stammen aus der rein neolithischen Ansiedlung Butmir nächst Sarajevo. In dem Pfahlbaue Ripa6 bei Bihac kamen einige Idole zum Vorschein, und auch in der Ansiedlung am Debelo brdo bei Sarajevo wurden Thonfiguren gefunden. 4. Thongefässe. Wie in allen Gradinas Bosniens kamen auch hier viele Thongefässe theils ganz, theils als Fragmente zum Vorschein. Sämmtliche waren aus freier Hand gearbeitet. Die Farbe ist meist braun, schwarz oder grau; die Aussenfläche meist geglättet; zwei zeigen Spuren von Graphitanstrich. Die meisten Gefässe sind mit Henkeln versehen; wenige weisen Verzierungen auf. Es kamen vor: Vorrathsgefässe, Töpfe, Schüsseln, Schalen und Becher. Zu den ersteren Gefässen gehören drei Stücke verschiedener Grösse. Das grösste davon ist rotlibraun, bauchig, mit eingezogenem Halse, nach aussen umgelegtem Rande und zwei kreisrunden verticalen Henkeln. Höhe 32 Cm., Mündung 22 Cm., Bodendurchmesser 6 Cm., Bauchbreite 34 Cm. (Figur 18). Die zweite Urne mit zwei Henkeln ist bedeutend kleiner. Die dritte, kleinste ist nur mit einem Henkel versehen und röthliehbraun, der Hals länger als bei den erstgenannten (Figur 19). Ferner fanden sich zwei grosse topfförmige, rothbraune Gefässe mit zwei diametral gestellten zungenförmigen Ansätzen dicht unter dem oberen Rande. Die Ränder der beiden Urnen sind mit Kerben verziert. Die Höhe der einen beträgt 30 Cm., die Mündungsweite 27 Cm., der Durchmesser des Bodens 9 Cm., die Wandstärke 1 Cm. (Figur 20). Ein graubrauner Topf hat zwei horizontale, durchbohrte Ansätze. Ein ganz ähnliches Gefäss (Figur 21) ist bedeutend kleiner. Figur 22 ist eine braune Thonschale, deren schlanker getheilter Henkel weit über den Gefässrand hinausragt. Eine gleich grosse und eine bedeutend kleinere sind von derselben Form und Farbe. Von fünf etwas kleineren Schalen mit schlanken, den Gefässrand überragenden Henkeln sind die zwei kleinsten aus roth gebranntem Thon, zwei andere aschgrau, die fünfte weist Spuren eines Graphitanstriches auf (Figur 23). Neun einhenkelige Schalen verschiedener Grösse und Farbe haben Henkel von kreisrunder Form. Eine einhen- kelige Schale aus Thon ist mit sechs am Bauche herumlaufenden Rillen verziert 54 I. Archäologie und Geschichte. Fig. 18 (V4). Fig. 19 (Vs)- Fig. 20 (V*). Fig. 18 — 21. Thongefässe und Thonschalen. Curcic. Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor 55 Fig. 24 (V 2). Fig. 27 (Vs). Fig. 29 C/2). Fig. 28 (Vs). Fig. 31 (Vs). Fig- 30 (Vs)- Fig. 22 — 31. Thongefässe und Thonschalen. 56 I. Archäologie und Geschichte. (Figur 24). Zwei kleine verzierte Thonschalen zeigen Figur 25 und 26. Zwei ein- henkelige Krüge aus rothgebranntem Thon Figur 27 und 28. Eine mit Graphit schwarz angestrichene Schale, deren kreisrunder Henkel sich über den Rand erhebt, ist in Figur 29 dargestellt. Figur 30 zeigt ein tintenfassähn- liches Gefässchen aus braunem Thon, dessen breiter Rand nach aussen umgebogen ist. Der untere Theil ist zugerundet. Fig. 33. Fig. 32 — 34. Thongefässe und Thonschalen. An Schüsseln fanden sich ein dickwandiges Stück aus rothem Thon (Figur 31), ein schwarzbraunes mit dünnen Wänden, deren Rand nach innen gebogen ist, und ein ganz kleines schwarzes (Figur 32). Von sechs kleinen Näpfchen sind zwei in Figur 33 und 34 dargestellt. Zwei Gefässdeckel sind unten concav, oben convex, beziehungsweise nahezu eben und in der Mitte mit einem durchlochten Ansatz versehen. Die untere Seite zeigt schwärzliche, von Feuer oder Russ herrührende Färbung als Zeichen starken Gebrauches (Figur 35, 36). Auf Tafel VI, Figur 11 ist das Fragment eines Thonsiebes, auf Tafel VI sind einige Henkeltypen abgebildet. Gefässscherben kamen nicht in solchen Massen vor wie auf Debelo brdo bei Sara- jevo, in den Gradinas am Glasinac und in dem Pfahlbaue Ripac bei Bihab. Wie wir Fig. 35. Thondeckel (l/2). Fig. 36. Fragment eines Thondeckels (1/2)- sahen, zeigen die Gefässe überhaupt gar keine oder nur geringe Verzierung; dagegen weisen die Vorgefundenen Scherben mannigfache Ornamente auf. Theils von grossen, theils von kleineren Gefässen stammend, sind sie von verschiedener Farbe: röthlich, braun, gelb, schwarz und grau. Nicht ein Fragment ist mit schwarzer Firnissfarbe angestrichen. Auch die Ausfüllung der Vertiefungen von Ornamenten mit irgend einer Masse, wie man sie bei einzelnen Scherben von Congar gefunden hat, wurde nicht beobachtet. Unter den erhabenen Ornamenten, die über die Gefässwändo vortreten, unterscheidet man zungenförmige Ansätze, ferner (Tafel VI, Figur 2) rechteckige Ansätze und solche, deren beide Ecken in kleine Hörnchen übergehen (Tafel VI, Figur 1). Curcic. Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor. 57 Diese drei Formen sind an Gefässen aus den prähistorischen Ansiedlungen Butmir und Debelo brdo bei Sarajevo, Pfahlbau Ripac, Wallbau Congar bei Cazin nicht selten; die letzte Form gehört zu den häutigsten in der Nekropole von Jezerine bei Bihac. Eine andere Form bilden die hufeisenförmigen Ansätze Tafel VI, Figur 3. Zu den am häutigsten vorkommenden erhabenen Ornamenten gehören die Rundwülste, die parallel mit dem Rande um das Gefäss herumlaufen. Einfachste vertiefte Ornamente sind die Finger- und Spateleindrücke. Mit diesem sogenannten Tupfenornament sind oft Gefässwand, Rundwülste und die am Gefässe angebrachten bogenförmigen, zuweilen auch die zungenförmigen und die rechteckigen Ansätze verziert Tafel V, Figur 1, 2, 3. Hieher gehört auch der mit länglichen Kerben ornamentirte Scherben Tafel V, Figur 4. Andere Ornamente sind auf den Tafeln V — VIII dargestellt. 5. Andere Thongegenstände. Wehstuhlgewichte sind ein Artikel, der in keiner grösseren Ansiedlung fehlen darf. In dem Pfahlbaue Ripac und den übrigen Gradinas tritt er sehr häufig auf. Der Form Fig- 38 (V8). Fig- 37 (V3). Fig. 40 (Vs)- Fig. 39 (>/*). Fig. 37 — 40. Webstuhlgewichte aus Thon. nach sind die Webstuhlgewichte wenig verschieden, nur die Grösse variirt. Selten weisen sie Verzierung auf. In unserer Gradina wurden fünf pyramidenförmige ge- 58 I. Archäologie und Geschichte. funden. Figur 37 hat 17 Cm. Höhe und 10 Cm. Basisbreite. Das kleinste hatte 9 Cm. Höhe und 4x/2 Cm. Basisbreite. Kegelstutzförmige Gewichte wurden nur zwei gefunden; das grössere ist 20 Cm. hoch, bei einem Basisdurchmesser von 9 Cm., das zweite 15 Cm. hoch und an der Basis Ö1^ Cm. breit. Bei dem letzteren ist der Scheitel mit Grübchen verziert (Figur 38). Ausserdem sind beide gegen die Spitze mit je einem Loch ver- sehen. Zwölf kleinere theils pyramidale, theils konische Gewichte waren der Länge nach durchbohrt (Figur 39}. Zwei andere hatten vier Löcher (Figur 40). Fig. 41. Wirtel und Perlen aus Thon. Spinnwirtel wurden zahlreich gefunden; am häufigsten ist die cylindrische Form vertreten. Auch biconvexe, spulenförmige und abgeflacht-kugelige kamen in einigen Exemplaren vor (Figur 41). Weniger zahlreich waren Spulen und Thonperlen. Von den ersteren lieferte die Gradina im Ganzen zehn Exemplare. Acht sind cylindrisch (Figur 42), drei bikonisch (Figur 43). Figur 44 ist ein Spulenfragment. Ferner sind sechs kleine Thonperlen und zwei runde Thonscheibchen zu erwähnen. Es fanden sich auch drei dickwandige Schmelztiegel verschiedener Grösse aus grob geschlemmtem, mit grobem Kieselsand und Quarzkörnern gemengtem Thon. Die Fig. 44 (*/3). Fig. 42 — 44. Spulen aus Thon. äussere Färbung ist lichtbraun, die innere schwarz. Alle drei haben auffallend schmalen und hohen Boden, dessen Durchmesser 4 Cm. und dessen Stärke 5 Cm. beträgt. Das Gefäss verbreitert sich trichterförmig nach oben. Aus dem Boden ragen innen drei gegen 2 Cm. hohe Zapfen hervor, welche als Stützen für eine kleinere Schmelzschale gedient haben. In dem Schmelztiegel hat man wahrscheinlich um die Schmelzschale, in der sich das Metall befand, ein Holzkohlenfeuer gemacht und dieses mittelst eines Blasrohres angefacht (Figur 45). Curcic. Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor. 59 Fig. 46. Gusslöffelzapfen aus Thon (1/2). Fig. 47. Gusslöffelzapfen aus Thon (V2). Fig. 49. Thonring (2/3). Fig. 45. Bruchstück eines Schmelztiegels (*/*). Fig. 48. Thonlöffel (V2). Figur 46 und 47 sind Gusslöffelzapfen aus Thon, die an dem stärkeren Ende einen quadratischen Querschnitt haben und sich gegen das andere Ende verjüngen. Ein Thonlöffel mit kurzer Handhabe ist Figur 48. Figur 49 ist ein Webstuhl laufring aus Thon, dessen äussere Rinne zur Aufnahme einer Schnur gedient hat. Die bisherigen Erfolge der Grabungen in einigen Wallbauten Bosniens und der Hercegovina führten zu dem Schlüsse, dass die meisten schon in der neolithischen Periode entstanden sind; auch fanden sich solche, die durch mehrere Perioden in Be- nützung gestanden waren. Werfen wir nun einen Blick auf das Materiale von der Gradina Ramaquelle, so fällt die geringe Zahl der Steinzeitgegenstände auf. "W ir werden daher die Entstehung unserer Gradina im Gegensätze zu den meisten Wallbauten Bosniens nicht mehr in der neolithischen, sondern in der Bronzeperiode suchen müssen. Zu dieser Annahme führen uns die vielen Vorgefundenen Gussformen, welche mit dem Hallstätter Formenkreis in keiner Beziehung stehen. Jüngere Waffen und Schmucksachen, wie Fibeln etc. fehlen vollständig. An Metallgegenständen ist mit Ausnahme eines Meisseis (Figur 50) und vier minderwerthiger Bronzefragmente überhaupt gar nichts vorgefunden worden. 60 I. Archäologie und Geschichte. Sehr auffallend ist das gänzliche Fehlen von rohen Thierknochen, sowohl von Hausthieren als auch von Wild und anderen Waldthieren. Gefunden wurden nur einige gebrochene Hirschgeweihfragmente und ein Rehkrickel. Auch Yegetabilien, wie Korn und andere Getreidearten, die man wahrscheinlich im verkohlten Zustande hätte an treffen müssen, fehlen gänzlich, sowie überhaupt Alles, was Bezug auf eine Wohn- stätte haben könnte. Daraus lässt sich vielleicht schliessen, dass diese Gradina als Werkstätte und nicht als Wohnstätte benützt wurde. Fig. 50. Bronzemeissei (2/3). Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz Dalmatien. Von Dr. Carl Patsch, Custos am bosn. -hereeg. Landesmuseum. Fünfter Tlieil. Inhalt: I. Die römischen Ortschaften des Beckens von Imotski. — II. Epigraphische Einzelfunde. — III. Eine Inschrift aus dem Timokthale. — IV. Die Flottenstation von Salona. — V. „Keltische Fluss- gottheiten.“ (Mit 1 Tafel und 58 Abbildungen im Texte.) I. Die römischen Ortschaften des Beckens von Imotski. Die Campagna d’Imotski, die ich im Mai 1898 zu bereisen Gelegenheit hatte, gehört zu den bereits wiederholt beschriebenen1) Westdalmatien eigentliümlichen Becken- ebenen. Alle diese charakterisirenden Eigenschaften sind auch hier eigen: die Er- streckung von Nordwest nach Südost, der zumeist kahle, ausgedörrte Höhenkranz und die ebene, nur hie und da von Hügeln besetzte Tlialsohle. Von einem der Rücken über Gorica oder Sovici (s. Tafel IX) betrachtet, erscheint sie wie eine Tischfläche. Die dem Rande näher liegenden Felder und die Wiesen und Weiden der Mitte werden in bald grösseren, bald kleineren Intervallen von Eichen- und Pappelhainen und -Gruppen in angenehmer Weise unterbrochen. In das mannigfach nuancirte Grün mischt sich das Grau und Braun der Ställe und Wirthschaftsgebäude, deren Besitzer in den durchwegs am Saume des Beckens gelegenen Ortschaften wohnen. Die Thalschaft wird, wenn die in Aussicht genommene Regulirung der Wasserläufe ausgeführt sein wird, zu den fruchtbarsten Gegenden Dalmatiens und der Hercegovina, denen sie fast zu gleichen Theilen angehört, zählen. Der Wasserreichthum ist ihr Segen und ihre Plage. Die Hauptwasserader, die „Matica“, ist der Vrlikafluss, der am Ost- rande zwischen Glavina und Prolozac in mehreren Quellen zu Tage tritt, das „polje“ in der Nähe dessen Einschnürung zwischen Imotski und Podbabje durchquert und fortan dem westlichen Hange treu, im Bijelo polje, einem der südöstlichen schmalen Aus- läufer des Beckens, bei Drinovci in mehreren Schlünden, in der jama na Radavi,2) der x) Vgl. meine „Lika in römischer Zeit“, Sp. 9. 2) Jetzt verstopft. 62 I. Archäologie und Geschichte. Pecina, *) der jama prosjecena* 2) und in der Nuga,3) einem stets wasserhaltigen Becken, verschwindet, um als Pec weiter im Süden aufzutauchen, unter den auf kurze Strecken vertheilten Namen Tihaljina, Mladi4) und Tribizat5) den Bezirk Ljubuski zu durch- eilen und sich bei Struge in die Narenta zu ergiessen.6) Dem Nordwesten des Beckens führt der Torrente Suvaja grosse Wassermengen zu, von denen ein bedeutender Theil auch in der heissen Jahreszeit das „Jezero“ bei Lokvici6 bildet. Ein solcher Rest der alljährlichen Ueberschwemmung ist im Südosten das Krenica jezero7) nordöstlich von Drinovci. Neben Vrlika und Suvaja gibt es aber eine grosse Anzahl starker Quellen, deren Besuch insbesondere in der Morgenfrühe denen anzurathen ist, die ethnographische Studien machen wollen: für alle höher gelegenen Gehöfte wird hier der tägliche Wasser- bedarf gedeckt. Der Studienbeflissene muss aber musikalisch abgehärtet sein; der „Gesang der hercegovinischen Nachtigallen“, der zahllosen fässertragenden Esel ist unausstehlich. Im Herbste entströmen diesen Quellen, denen das Volk oft einen langen unterirdischen Lauf zuschreibt — so soll die Quelle des Baches Mrkestine bei Grude aus dem Busko blato kommen — gewaltige Wassermengen, die im Vereine mit der Vrlika, der Suvaja und den anderen zu Strömen gewordenen Sturzbächen das ganze Becken in einen fischreichen See verwandeln. Um den allernöthigsten Verkehr unterhalten zu können, werden Ueberfuhren eingerichtet. Thatkräftigere Ortsgewaltige führen auch Brücken auf, die sich im Sommer zwischen der Saat und dem weidenden Vieh gar merkwürdig ausnehmen. So veranlasste der Pfarrer von Drinovci, Fra Jerkovid, in den Jahren 1889 und 1890 die drei Gemeinden Gorica, Sovidi und Drinovci eine Brücke über den Plavilo- abfluss zu erbauen. Es ist dies eine moderne Analogie zu der durch die Inschrift C. I. L. III 3202 überlieferten Wiederherstellung des pons Hippi fluminis durch die drei Stadtgemeinden Novae, Delminium und Riditae. Die Ueberfluthung ersetzt die Düngung; doch kann sie andererseits den Ertrag der Ernte sehr beeinträchtigen, wenn sich ihr Abfluss verspätet, oder wenn sich der Vorgang in Folge starker Regengüsse wenigstens partiell wiederholt. In den drei letzten Jahren ist das Wasser erst „oko sv. Uije“ (St. Elias; 20. Juli) abgeflossen. Das Wasser- quantum ist auch nicht jedes Jahr gleich; besonders gross war es im Jahre 1879. 8) Schnee fällt wenig und bleibt nicht liegen. Die Seehöhe des Beckens beträgt an der oberen Vrlika 281 M., am Nugasee 253 M. Bora und Scirocco verschonen auch diese Gegend nicht. Der Schutz der Wälder fehlt; doch noch im Jahre 1717 erwähnt der Provveditore A. Mocenigo dichte Waldungen um Imotski. Vielversprechende Auf- forstungen und Schonungen (zumeist Eichen) sah ich auf dem Wege von Imotski ins Duvno polje. Vom Meere ist unser Gebiet erst durch die Kalkfelsen des Vilenjak, des Osoje und der Kitica, dann durch kahles Karstland und schliesslich durch den mächtigen Zug des Biokovo getrennt. Trotz dieser Hemmnisse bestanden Verbindungen mit dem *) Die vermauert sein soll. 2) Von der türkischen Regierung geöffnet. 3) Auf der Specialkarte irrthümlich Nuge. 4) In der officiellen Nomenclatur Mlade. 6) Das Volk nennt den Unterlauf auch Tribizet, uns sind geläufiger TrebeZat und Trebizat. B) Auch der See Milas in der Ortschaft Tihaljina soll mit dem Becken von Imotski in unterirdischer Verbindung stehen, denn der See steigt, wenn sich über das Imotsko polje starke Regen ergiessen. Vgl. Bariäic, diese Mittli. III, S. 577. 7) Ueber seine Entstehungssage vgl. Bakula’s Schematismus; M. Ho er n es, Dinarische Wanderungen2, S. 144 f. 8) Vgl. Hoernes, a. a. O., S. 144. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 63 Meere. Darauf weisen hin die Besiedlung des Zwischengebietes, von Slivno, Krstatice, Medovdolac, Berinovci1) und namentlich von Grabovac, dessen Funde bis in die neo- lithische Zeit hinaufreichen,2) und die Niederlassungen an der Küste selbst, die ein Interesse daran hatten, mit dem wirtschaftlich stärkeren Binnenlande im Verkehr zu stehen. Es sind an diesem Küstentheile bis zur Narentamündung folgende römische Ortschaften nachgewiesen worden: Brela,3) Baskavoda,4) Bast,5) Promanja (Promaljena),6) Makarska,7) Podgora,8) Tucepi,9) Brasnice,10) Zivogoice,11) Zaostrog,12) Laböan oder Gradac13) und Bacina.14) Von diesen Orten, die durch eine Küstenstrasse miteinander verbunden waren,15) war der ansehnlichste Makarska, das Muccurum des ausgehenden Alterthums.16) Daneben treten Baskavoda17) und Zaostrog stärker hervor. Dass das Hinterland auch an der Küste interessirt war, darf man wohl daraus scbliessen, dass sich ein Decurio von Novae in dem letztgenannten Orte niedergelassen hat.18) Die Communicationen werden aber nicht in Kunststrassen bestanden haben, sondern in Saumwegen, auf denen die Waaren zum Meere und von der Küste auf Tragthieren verfrachtet wurden. !) Bull. Dalm. XXI, Umschlag zu n. 7/9, S. 2; XXII, S. 13, n. 1262. 2) J. Bulic, Bull. Dalm. XV, S. 56 f. und XXI, S. 14 f.; F. Bulic, ebenda XX, Umschlag zu n. 7/8, S. 2. Vgl. Bull. Dalm. I, Umschlag zu n. 6. 3) C. I. L. III 8477. 10193 = J. W. Kubitschek, Archäol.-epigr. Mittli. XV, S. 86, n. 3; Glavinic, Mitth. der Centralcommission 1875, S. L und 1878, S. XCI = Bull. Dalm. I, S. 184. 4) C. I. L. III 1899 (vgl. p. 1499). 1900. 1903 (vgl. p. 1499); Glavinic, Bull. Dalm. I, S. 185 f.; Fr. Bulic, ebenda 1898, Umschlag zu n. 7/9, S. 2. s) C. I. L. III 1901 (vgl. p. 1499). 1902 (vgl. p. 1029); Glavinic, Mitth. der Centralcommission 1878, S. XCI und Bull. Dalm. I, S. 184; P. Kadciö, Poviest okruäSja makarskoga u Dalmaciji im Arkiv za povjestnicu jugoslavensku VII, 8. 95. 6) C. I. L. III 3214,3 a. 7) C. I. L. III 1896 (vgl. p. 1029). 1897 (vgl. p. 1499). 1898 (vgl. p. 1029 und 1499). 32144,a. 10 1 883s; Glavinic, Mitth. der Centralcommission 1878, S. XCI und Bull. Dalm. I, S. 186 ff.; F. Bulic, Bull. Dalm. XIV, S. 164 f., n. 1122—1128. 8) C. I. L. III 1895; Glavinic, Bull. Dalm. I, S. 189. 9) Fortis, Viaggio in Dalmazia II, S. 137; Glavinic, a. a. O., S. 188 = Mitth. der Centralcom- mission 1878, S. XCII; Kadcic, a. a. O., S. 96. 10) Kadcic, a. a. O., S. 98 f. n) C. 1. L. III 1894 (vgl. 8471) = Biiclieler, Carmina latina epigraphica 1531; Glavinic, Mitth. der Centralcommission 1878, S. XCII und Bull. Dalm. I, S. 189; Kadcic, a. a. O., S. 99 f. H) C. I. L. III 1892 (vgl. p. 1029). 1893 (vgl. p. 1029 und 1499); Kadüic, a. a. O., S. 100 f. ; Glavinic führt Mitth. der Centralcommission 1878, S. XCII und Bull. Dalm. I, S. 190 nebst Münzen, besonders aus der Zeit Constantins, als hier gefunden an: ein korinthisches Capital, ein rohes Mosaik, eine Bronze- statuette der Minerva, eine Statue des Pan „ed un bassorilievo in marmo, quest’ ultimo rappresentante una lotta tra uomini e donne“ (wohl Amazonomachie). Vgl. R. von Schneider, Archäol.-epigr. Mitth. IX, S. 36, Anm. 11 . 1S) Kadcic, a. a. O., S. 101 f. ; Glavinic, Mitth. der Centralcommission 1878, S. XCII und Bull. Dalm. II, S. 160. Bei Constantin Porphyr, wird der Ort rj AajBivet^a genannt. Vgl. C. Jirecek, Die Handelsstrassen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mittelalters, S. 28. 14) Glavinic, a. a. O.; Kadcic, a. a. O., S. 102 f. 15) W. Tomaschek, Mitth. der geogr. Gesellschaft in Wien 1880, S. 524; Kiepert, Formae orbis antiqui XVII. Dass der Küstenverkehr alten Datums ist, bezeugen die Funde von dyrrliachinischen Drachmen in Makarska und Labßan, vgl. Glavinic, a. a. O., S. XCI f. 16) Tomascliek, a. a. O.; Jirecek, a. a. O.; Kiepert, a. a. O. 17) Hier setzt Tomaschek, a. a. O. das vom Ravennas 208, 16 = 380, 4 genannte Biston an. 18) C. I. L. III 1892. 64 I. Archäologie und Geschichte. Die Hauptverkehrsader unseres Gebietes bildete die Militärstrasse Trilj — Na- rona,1) die das ganze Becken längs des Westrandes durchlief. Sie ist noch heute dem Volke als Strada romana oder Rimski put wohlbekannt. Ein Meilenstein und Reste des Strassenkörpers werden unten unter Podbabje und Kamenmost nachgewiesen; viel mehr Monumente sind schon an der an unseren Theil sich anschliessenden, dem Be- zirke Ljubuski angehörigen Strassenstrecke bekannt geworden.2) • Die Strasse ist schon in der frühesten Kaiserzeit ausgebaut worden, denn die Route verband die nebst Burnum wichtigsten Lager von Dalmatien, Gardun bei Trilj und Humac, und diese sind in einer Zeit angelegt worden, als man des Binnenlandes noch nicht sicher war und die Küstenorte noch des Schutzes bedurften.3) Alle wichti- gen Strassen des mittleren Dalmatiens sind von Tiberius, nachdem schon unter Augustus mit dem Strassenbau begonnen worden war, fertiggestellt worden;4) wir werden also wohl nicht fehlgehen, wenn wir auch den Bau dieser Strasse in jene Zeit verweisen und als ein Denkmal derselben die unten abgebrochene Tafel von Lokvicic C. I. L. III 8512: Imp(eratore) Caesare divi Aug(usti) f(ilio) August(o) pont(ifice) max(imo) tr(ibuniciaj pot(estate) XXVIII .... aus dem Jahre 26/27 ansehen. Bei Lokvici6 erreichte die Strasse das Becken von Imotski; die endliche Ueberwindung der letzten Terrainschwierigkeiten wird den Anlass zur Errichtung der Bauinschrift gegeben haben. Die Strasse verband unser Gebiet mit der Landeshauptstadt, deren Gebiet, wie wir unten S. 85 f. nachzuweisen versuchen, bis zum Vrlikaursprung reichte. Die Wichtigkeit dieser Verbindung mit dem Norden für das Becken erhellt auch aus der Theilnahme von Novae an der Reparatur der Brücke über die Cetina in Trilj (Pons Tiluri).5 6) Wahr- scheinlich folgte die römische Strasse einem bereits vorrömischen Verkehrswege. Mit grösserer Sicherheit können wir behaupten, dass der Durchbruch nach dem Süden nicht erst von den Römern hergestellt worden ist. Dass eine Communication der Landschaft mit dem Narentagebiete bestand,3) erweisen die Münzfunde. Wir haben schon zweimal darauf hingewiesen,7) dass der Bezirk Ljubuski an vorrömischem Gelde der reichste ist unter sämmtlichen Verwaltungssprengeln Bosniens und der Hercegovina; nicht weniger als 20 dem 3. — 2. Jahrhunderte angehörige Drachmen von Apollonia8) und Dyrrhachium 9) dieser Provenienz konnten wir anführen, eine beträchtliche Zahl, wenn man bedenkt, wie leicht sich kleinere Münzfunde der Kenntniss entziehen. Heute sind wir abermals in der Lage, einen recht umfangreichen Nachtrag folgen zu lassen und können in das Fundgebiet auch das Becken von Imotski einbeziehen. x) Von Trilj, dem angeblichen Delminium, nicht von Salona werden die Meilen gezählt. Vgl. Ballif-Patscli, Komische Strassen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 32. Der Ausgangspunkt wird die dortige Brücke gewesen sein. 2) C. I. L. III 6433. 10167. 13316—13318; vgl. B allif-Patsch, a. a. O., S. 32. 62 f . ; A. J. Evans Antiquariam researches in Illyricum, Parts I and II, S. 73 f. ; Bulic, Bull. Dalm. 1899, S. 27 f. 3) A. Bauer, Archäol.-epigr. Mittli. XVII, S. 135. Das neu aufgedeckte Castell Mogorelo an der Narenta bei Capljina schliesst sich der Reihe Humac — Bigeste, Gardun, Burnum an. Vielleicht werden noch auf den Zwischenstrecken fortificatorische Anlagen bekannt werden, so dass wir für die erste Kaiser- zeit auch von einem „dalmatinischen Limes“ werden sprechen dürfen. 4) Ballif-Patsch, a. a. O., S. 55 f. 5) Siehe unten S. 85. 6) Ueber andere vorrömische Verkehrswege in Dalmatien vgl. diese Mitth. VI, S. 213. 7) Diese Mitth. IV, S. 113; VI, S. 213. 8) Ebenda IV, S. 212 ff., n. 4. 11. 9) Ebenda IV, S. 113 ff., n. 19 (die Provenienz wurde nachträglich ermittelt) 25. 27. 42. 43; VI, S. 212 ff., n. 15. 18 -21. 24—26. 32. 33. 35. 38. 40; vgl. Fiala, ebenda I, S. 326. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 65 © © -H g .5 o > ® o bß^n "d © © •- .2 iJ © a © > m CO XH • -» TI .^>32 ‘3 2 _§ © HH CQ g 2 £ -r-5 © M g © s ^ 5-< 0 .2 § CO C .2 3. G .G r© Q Sh O CO © G © co C G 22.3 S 2 -2 m -3 Sr§ ■5 c -S s :2 a .® a Ä O o ◄ < ^l[OIM90 •UIJ\[ UI •raipaiiQ bß P P w © GS ll^K J9unniij^[ ® 33 m .t3 W fQ 3 ^ S o c ö CD ® 33 Z © tG r—( M © “ G co cß;G Jcj 1 hG gS T 5 G Ol CO •^x *o W Ci io © CO © y G _ *® - .2 co cT oT CL pT pr Tß > ~0 ’jH co oß - -O O 2 <3 ö> 02 < CD v: C X LU co & $<* Ul I 1 © x .SP 1 i 3 W ~ cd O 53 2 05 o z w ’oa Q- q3 < C$ > o < > o CD ro1 X >- < G ö“ W o z Ci C -©-: w o X cd a CO z I 3 d 3 -©- $ O u ^ -g < :a O a u_lCO s a fl CD C5 >* fl a G G r-H o a p-i o G3 a G 'S G G G? >- G O r£j ^ § N C? 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Im A.: Liegende Keule AYP EoP T A 1 [o] Y S. 50, n. 122 Aus der grossen Stückzahl kann gefolgert werden, dass der vorrömische Verkehr recht ansehnlich war. Für seine Intensität spricht auch der Umstand, dass auch Kupfer- geld (n. 20) im Umlaufe war. Dyrrhachium tritt auch hier stärker hervor. Von den Stationen, welche das Itin. Antonin. S. 337 f., die Tab. Peuting. und der Geogr. Ravenn. 210, 5 ff. an unserer Strasse verzeichnen, entfällt ausser Novae nur noch Bilubium auf unser Gebiet,8) das nach der Peuting. VIIII m. p. nordwestlich von Novae-Runovic lag.9) Der auf Bilubium folgende Ort Tronum, sowie die Station vor 0 Im Inventar des Klostermuseums in Hiimac fand ich den Vermerk, dass am 10. Mai 1884 Mate Nizid aus Crveni Grm dieser Sammlung eine „griechische Münze“, also eines der Stücke n. 3. 6. 7. 13. 14. 18. 19 schenkte. 2) Diese Mitth. IV, S. 117, n. 27, vgl. VI, S. 212, Anm. 1. 3) Ebenda VI, S. 213. 4) Drachmen von Dyrrhachium sah in Narona auch Evans, vgl. Antiquarian researches in Illyri- cum, Parts I and II, S. 77. 5) Gefunden 1897 auf der Gemeindehutweide Iza grada. 6) Gefunden 1898 auf dem Complexe Luka auf dem Acker des Ante Markota. 7) Gefunden auf Iza grada in dem neu gerodeten Felde des Ante Markota. 8) Ravenn. schreibt 210, 11 Iulianum. 9) Im Itin. Antonin. ist Novae ausgefallen. Patsch. Archäol.-epig'r. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 69 Novae Aufustianae gehören nicht mehr in den Kreis der gegenwärtigen Untersuchung. Die Lage von Bilubium ist unbekannt; es kann nur gesagt werden, dass es dem Ver- laufe der Strasse1) zufolge in der Nordwestecke des Beckens zu suchen ist.2) Der gegenwärtige Flurname Buhlin (s. unten S. 92) würde an Bilubium erinnern, doch be- trägt die Entfernung von Novae-Runovic nur etwa 5 Km. Dieselbe Continuität, die wir für das Alterthum hinsichtlich der Hauptstrasse be- obachten konnten, und die zum guten Theil bis jetzt anhält und erst durch die Er- richtung von Eisenbahnlinien abgebrochen werden wird, lässt sich auch bei den Strassen und Wegen constatiren, die von der Hauptlinie ausgingen. Die Brücke Kamenmost bei Podbabje stellt die Verbindung zwischen den durch die Vrlika geschiedenen Theilen des Beckens her. Einen solchen Flussübergang müssen wir hier auch für die römische Zeit annehmen, mittelst dessen die Ortschaften auf der Ostseite der Thalschaft auf die Hauptstrasse gelangten und mit ihrem Vororte Novae in Verbindung standen. Diese Vermuthung erhält eine Stütze daran, dass von Imotski an eine Strasse constatirt worden ist, die (nebst Seitenrouten) über Podi, Veliki Galici, durch den kleinen Kessel von Vir, über Zagorje, an der Quelle Zukovac vorbei und über Mesihovina in das grosse Becken von Zupanjac führte.3) Ohne einen von dem Wasserstande der Vrlika und ihres Beckens unabhängigen Anschluss an die Haupt- strasse wäre sie nur von sehr geringem Werthe gewesen. Dass sie aber für Novae Werth hatte, beweist die Inschrift von Crvenica, der zufolge ein angesehener Novenser im Duvno polje Besitzungen hatte.4) Die Route wird auch jetzt, wiewohl nur ein elender Saumpfad besteht, von vielen Ortschaften des Bezirkes Zupanjac zu wöchentlichem Marktverkehr nach Imotski benützt, und sie diente auch schon vorrömischem Handel, denn in Vir ist ebenfalls eine Drachme von Dyrrhachium gefunden worden.5 6) Wie Glavina-Imotski und Podbabje quer durch das Polje verbunden war, so kann es auch an einem Wege nicht gefehlt haben, der die Ortschaften des Ostrandes unter- einander verband. Bei Prolozac sind nun thatsächlich über dem Abflüsse des Prolozko Blato die Substruetionen einer alten Brücke sichtbar,0) und ausserdem ist hier eine den Triviae geweihte Ara gefunden worden.7) Darnach sind in Prolozac drei Wege zusammengetroffen. Auf Reste einer alten, von Grude nach Sovici-Gorica führenden Strasse ist man auch bei Vruöice gestossen.8) Ob, wie angenommen wird,9) von Novae eine Strasse über Vrhgorac nach Narona führte, bleibt erst zu ermitteln; dagegen ist schon gesehen worden, dass den südöst- lichen Theil unseres Gebietes noch ein Weg kreuzte, der aus dem Tihaljinathale über Ruzici, Prispa, Roskopolje, Marindolac nach Gradac bei Posusje und weiter auf die Hochebene von Rakitno leitete.10) Auffallend ist jedoch, dass die grosse, schon in der 9 ProloZac, an das Tomaschek, Mitth. der geogr. Gesellschaft in Wien 1880, S. 525 gedacht hat, lag nicht an der Hauptstrasse. 2) Vgl. Kiepert, Formae orbis antiqui XVII; Alacevic, Bull. Dalm. I, S. 31; F. Bulic, ebenda XXI, Umschlag zu n. 7/9, S. 2, und H. Cons, La province Romaine de Dalmatie, S. 227 f. setzten es bei Berinovci an. 8) Ballif-Patsch, Römische Strassen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 29; W. Radimsky, diese Mitth. IV, S. 168; F. Bulic, Bull. Dalm. X, S. 95; Kiepert, Formae orbis antiqui XVII. 4) Diese Mitth. IV, S. 273; vgl. auch unten. s) Diese Mitth. VI, S. 215, n. 16. 6) F. Bulid, Bull. Dalm. X, S. 95. 7) Siehe unten, S. 87. 8) Siehe unten S. 74. 9) Kiepert, C. I. L. III, tab. III und Formae XVII. 10) Ballif-Patsch, a. a. O., S. 30 f. ; Radimsky, diese Mitth. I, S. 172 f.; Fiala, ebenda III, S. 520. 70 I. Archäologie und Geschichte. ersten Kaiserzeit blühende Ansiedlung von Gradac, zu deren Bauten Curzolaner Stein importiert wurde,1) nur durch diesen L5 M. breiten Weg mit der Hauptstrasse communi- ciren sollte. Wahrscheinlich ist auch hier unsere Localforschung noch lückenhaft. Drachmen von Dyrrhachium und Apollonia sind in Gradac2) und auf der Hochebene von Rakitno3) zum Vorschein gekommen. Der griechische Handel, dessen Spuren mir nun auf allen römischen Strassen be- gegnet sind, brachte Waffen, insbesondere Helme4) und Schmuckgegenstände5) ins Land. Da nach Furtwängler 6) der in Grude7) gefundene Helm eine Form hat, die „dem G. bis 5. Jahrhundert v. J. angehört und nicht wesentlich unter das 5. Jahrhundert zu reichen scheint“, so hat der fremde Import sehr frühzeitig begonnen. Der italische Kauf- mann nützte auch hier bald die präponderirende politische Stellung seiner Halbinsel Fig. 2. Inschriftfragment aus Gradac bei Posusje. aus. Auf der Hochebene von Rakitno treten Consularmünzen des ersten vorchristlichen Jahrhundertes zahlreich auf.8) In dem ziemlich abgeschiedenen Gradac bei Posusje wurde schon Kaiser Claudius ein Denkmal errichtet;9) möglicherweise bezieht sich das ebenda gefundene, in diesen Mittheilungen III, S. 2G2 veröffentlichte Fragment, das hier unter Figur 2 noch getreuer wiederholt wird, auf M. Aemilius Lepidus, der während der dalmatisch-pannonischen Insurrection als Legat des Tiberius solche Erfolge aufzuweisen hatte, dass er in Jahre 9 n. Chr. die Ornamenta triumphalia erhielt.10) Die Form und 1) Diese Mitth. III, S. 259. 2) Ebenda IV, S. 118, n. 42. 43. 3) Ebenda, S. 115, n. 13 = I, S. 174, n. 1. Die undeutlichen Buchstabenspuren Hessen sich nach- träglich als von AriA[X herrührend erkennen; das Stück ist also identisch mit Schlosser, a. a. O., Apollonia 20. 4) Diese Mitth. VI, S. 151, Tafel VII; oben S. 6 f., unten S. 102. 5) Oben S. 12 ff. 6) Bei Fiala, diese Mitth. VI, S. 151. 7) Siehe unten S. 73. 8) Vgl. Radimsky, a. a. O., I, S. 174. 9) Diese Mitth. III, S. 260. 10) Velleius II, 115; Dio LVI, 12; E. Klebs, Prosopographia I, S. 31, n. 248 ; P. von Rohden, Pauly-Wissowa’s Realencyklopädie s. v. Aemilius, Sp. 563. Patsch. Arc-häol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm Provinz Dalmatien. V. 71 der Schnitt der Buchstaben weisen das Bruchstück einem hervorragenderen Monumente der ersten Kaiserzeit zu. Dieser Identificierung wird vielleicht die von Autoritäten vertretene Meinung entgegengestellt werden, dass unter den iulischen Kaisern nur der unmittelbare Saum der Adria romanisirt war. Ich glaube, wir müssen uns allmälig von diesem wohl durch die türkische Uncultur Bosniens und der Hercegovina beein- flussten Vorurtheil lossagen und zu der Ansicht übergehen, dass auch die an das heutige Dalmatien angrenzenden Theile der Hercegovina sich frühzeitig den neuen Verhältnissen anbequemt haben. Im Narentathale ist bei Tasovci6, was wohl über- raschen wird, eine Inschrift ausgegraben worden, die sich auf die Eroberung Siciliens durch Octavian bezieht! Auf jeden Fall können wir aber auf Grund der in Gradac unter Claudius schon stark entwickelten römischen Sitte behaupten, dass das westlicher gelegene Becken von Imotski zum Mindesten in eben dieser Zeit von italischen Elementen durchsetzt war, welchen die, wie wir oben S. 64 gesehen haben, schon 26/27 n. Chr. eröffnete Heer- strasse breiten Eingang gewährt haben wird. Dieser Schluss wird bestätigt durch Ziegelfunde; der Pansianaziegel von Kamenmost (siehe unten S. 90) gehört zu den frühesten Erzeugnissen dieser nach Dalmatien stark exportirenden Fabrik. Die Romanisirung wurde hier auch von der Regierung gefördert durch die, wie wir S. 85 annehmen, vor dem Jahre 42 n. Chr. erfolgte Anlage einer Veteranencolonie am Vrlikaursprung; mit der Verleihung des Bürgerrechtes übereilte man sich jedoch nicht (siehe unten S. 98). Die hiesigen epigraphischen Denkmale zeigen im Gegensätze zu denen des in diesen Mittheilungen VII, S. 119 ff., besprochenen oberen Cetinathales rein römischen Charakter; das Einheimische tritt auf ihnen in Namen und was die Gottheiten anbelangt stark zurück. Wir treffen nur eine Ava Batoniana in Novae an. Diana und Silvan behielten bei dem von den Römern überall den Localgottheiten erwiesenen Entgegen- kommen erklärlicherweise auch hier Gläubige, erstere in Prolozac-Postranje, letzterer in Novae; daneben treten aber Ceres und Triviae in Prolozac-Postranje und Fortuna Redux in Novae auf.1) Juppiter hatte in Novae einen reich mit Votivdenkmalen, die zum Theil auch dem Genius municipii Novensium gelten, ausgestatteten Tempel.2) Einen Theil seiner Exvotos musste er dem Christengotte abtreten; wann das der Fall war, wird vielleicht die in Angriff genommene Blosslegung der Basilika in Buhlin lehren, die auf dem im Jahre 532 abgehaltenen Concil von Solona erwähnt wird.3) Ursprünglich war das epichorische Element sehr stark, wohlhabend und kriegerisch. Auf letztere Eigenschaft lassen die zahlreichen Waffenfunde schliessen. Der Wohlstand der Autochthonen geht aus ihrem kostbaren importirten Schmuck hervor, der in zahl- reichen Fällen aus Silber und auch aus Gold bestand.4) Die Stärke des Stammes er- weisen die zahlreichen Ortschaften: Ruzici, Dragicina, Grude, Sovi6i, Gorica, Imotski, Prolozac-Postranje, Studence, Lokvici6, Poljica, Runovid, Bitanga, Prisoje, denen sich in den das Becken umschliessenden Höhen noch andere anschliessen. Diese Schlüsse auf einen einst kräftigen, später absorbirten Volksstamm stimmen mit dem überein, was wir über die Vardaei erfahren,5) die unser Gebiet bewohnten0) b Vgl. über sie die Notizen bei den einzelnen Ortschaften. 2) Siehe unten S. 97 f. 3) Siehe unten S. 94 ff. 4) Vgl. diesen Band, S. 12 ff., 42 ff. B) Zippel, Die römische Herrschaft in Illyrien bis auf Augustus, S. 34 ff. ; Tomaschek, Pauly- Wissowa’s Realencyklopädie s. v. Ardiaioi. G) Kiepert, Formae orbis antiqui XVII 72 I. Archäologie unrl Geschichte. und über deren Niedergang Strabo und Plinius übereinstimmend berichten. Der Erstere sagt VII, 5, 5f. : .... x oiq oe ’Apotai'oiq (irAYicta^si) rt v, y.at ^vä'ptacav y£w?tAv. xpaysta oe */wpa '/.«! AuTtpa y.ai ou YstopYwv avöpwTtwv, wxx’ ExetpGapxa: xsXewc [xb e'Gvoc], paxpou 2e xai exaeacitte, und Plinius gibt n. h. III, 143 an: .... populatoresque quondam Italiae Vardaei non amplius quam XX decuriis.1) Da sich diese Notiz auf die Zeit des Autors bezieht2) und noch von Ptolemäus II, 16, 8 Ouap2alot unter den dalmatinischen Stämmen angeführt werden, so bildeten sie bis in das zweite Jahrhundert n. Chr. hinein eine kleine Gau- gemeinde, die nach der Schilderung ihrer Wohnsitze bei Strabo und nach den obigen Ermittlungen über den Zustand des Beckens von Imotski in der ersten Kaiserzeit nicht in der Ebene, sondern in dem sie umgebenden Gebirgslande sesshaft war. Tomaschek setzt sie in Mittheilungen der geographischen Gesellschaft in Wien 1880, S. 565 vielleicht mit Recht im Osten von Gradac in der Varda und Cabulja planina an. Die Ebene war wahrscheinlich zwei Städten attribuirt: Salona der Norden mit dem Vrlikaursprung,3) die Mitte und der Süden dem Municipium Novae, dessen Terri- torium anscheinend auch zur Küste reichte und sich ins Binnenland bis ins Duvno polje erstreckte, die Regionen von ^upanjac-Delminium und Gradac trennend.4) Novae hatte für die ganze Umgebung den Charakter der Stadt v.y.x' /yjv, wie heute Imotski, das auch von hercegovinischen und bosnischen Dörfern „varos“ kurzweg genannt wird. Der zweitwichtigste Ort war Proloüac-Postranje; er war jedoch nicht als Stadt constituirt. Eine Garnison befand sich nirgends; die nahen Festungen Gardun und Humac gewährten ausreichenden Schutz, zumal da sich romanisirte Gebiete frühzeitig im Osten anschlossen. Die Station des beneficiarius consularis in Novae repräsentirte die ganze Wehrmacht. Die Landschaft gedieh; ihren Wohlstand erweisen auch die zahlreichen Münz- und Gemmenfunde. Italien hatte lange an ihr ein gutes Absatzgebiet; in Keramik, insbesondere in Dachziegeln und Thonlampen beherrschte es den hiesigen Markt. Die Münzen reichen bis in die Gothenzeit. Mit der Collection Vucemilovic in Imotski erwarb das Landesmuseum zwei Silbermünzen des Athalarich, die wohl aus Mittel- dalmatien stammen, und in Labcan5) erhielt Glavinic ebenfalls ein Silberstück dieses Königs.6) In derselben Zeit (532 n. Chr.) wird Novae zum letzten Male erwähnt. Die damals neu geordneten kirchlichen Verhältnisse werden,7) wie nach den Briefen des Papstes Gregor des Grossen in Uferdalmatien überhaupt, bis zu 600 n. Chr. in Kraft bestanden haben. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts nahmen von der Küstenstrecke zwischen den Mündungen der Narenta und der Cetina, der späteren Krajina, sammt den vorliegenden Inseln Brazza, Lesina, Curzola und Meleda die Pagani oder Narentani Besitz, denen im Binnenlande auch das Duvno polje gehörte. Sie griffen wieder zu dem Seeräuber- handwerk der alten Ardiäer.8) Die Entwicklung hatte von Neuem zu beginnen. 0 Vgl. Zippel, a. a. O., S. 133. 2) Zu Beginn des Capitels heisst es: nunc soli prope noscuntur .... 3) Siehe unten S. 85 f. 4) Vgl. unten S 97 ff. 5) Siehe oben S. 63. 6) Mitth. der Centralcommission 1878, S. XCII. 7) Siehe unten S. 94. s) Dümmler, Ueber die älteste Geschichte der Slaven in Dalmatien. Sitzungsber. der kais. Aka- demie der Wissensch. in Wien 1856, S. 363. 376f. 394f. 401ff. 412ff. 426 f. ; Jirecek, Die Handelsstrassen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mittelalters, S. 4. 27 ff. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 73 Bei cler folgenden Zusammenstellung der Fundorte wird man auch zu rügen haben, dass die jetzt in Spalato und Sinj befindlichen Monumente des Beckens nicht einer neuerlichen, vielfach nöthigen Nachprüfung unterzogen worden sind; ein Besuch der dortigen Museen war jedoch dermalen nicht möglich. RuziFi. Aus der wasser- und höhlenreichen1) Gemarkung des Dorfes Ruzici ist an Alter- thümern noch wenig bekannt geworden; doch beweist das Beobachtete zur Genüge, dass sie in vorrömischer, römischer und auch nachrömischer Zeit besiedelt war. Der ersten Periode gehören die Tumuli an, die sich bis an den Südrand des Donje polje ei'strecken.2) Einer von ihnen steht, durch ein Steinkreuz markirt, unweit der Farkas- brücke bei Han Ruzici. In einem solchen Steinhügel wurde hier ein Bronzekelt ge- funden. Römische Gebäudereste sind unweit der Kirche auf dem Felde des Ortsältesten Mikulic sichtbar.3) Der Ort soll auch römische Münzen liefern. Die starke Besiedlung des Dorfes im Mittelalter bezeugen insbesondere die zahl- reichen Grabsteine4); bei Bili greb sind sie auch von der Strasse aus leicht erreichbar. In dem Ruzici gegenüber auf der rechten Seite der Strasse liegenden Dorfe Drag’icina sind bis jetzt ausser mittelalterlichen Grabmonumenten5) nur einige Tumuli constatirt worden. Reicher sind die Funde in dem nun folgenden, hoch über der Strasse gelegenen Grude. Der jüngsten Hallstattperiode gehört das vielverheissende Flachgräberfeld an, das hier im Jahre 1896 Stojan Zoric auf seinem in der Nähe des Wohnhauses und der Strasse gelegenen Grundstücke aufgezeigt hat, und das unter Anderem auch einen schönen Helm geliefert hat.6) Die mitten im Dorfe befindliche, bei 1000 Quadratmeter einnehmende Ruinen- stätte Gradina ist nach den herumliegenden Ziegeln und nach den zahlreichen auf ihren Gehängen nach starken Regengüssen aufgelesenen Münzen und Anticaglien römischen Ursprunges.7) Das Landesmuseum besitzt von hier eine silberne Charnier- fibel, deren Bügel einen Vogel darstellt, ein Fragment einer silbernen Charnierbogen- fibel und ein Bruchstück eines Bronzehenkels, der in einen Vogelkopf ausläuft.8) 4) Vgl. Hoernes, Dinarische Wanderungen2, S. 149 ff. 2) Vgl. Radimsky, Die prähistorischen Fundstätten, S. 163. 3) Truhelka, diese Mitth. III, S. 525. 4) Bakula, Schematismus topographico-historicus custodiae provincialis, et vicariatus apostolici in Hercegovina, 1867, S. 179; Hoernes, a. a. O., S. 154 und Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissensch. in Wien 1880, S. 546 ff. 5) Bakula, a. a. O., S. 165; Hoernes, Sitzungsber., S. 544f. 6) Vgl. Fiala, diese Mitth. VI, S. 148 ff. 7) Ueber die an diese Localität sich knüpfenden Volkssagen vgl. Barisic, Glasnik 1892, S. 276f. 8) Fiala, diese Mitth. V, S. 167, Tafel LXVI, Figur 3. 13 und 14, wo der letztgenannte Kopf nicht richtig als Delphinkopf gedeutet wurde. Nach dem Urtlieile des Custos O. Reiser dürfte er einer Brand- ente (Tadorna tadorna) angehören. 74 I. Archäologie und Geschichte. Auf den Gehängen bei der zu Grude gehörigen Ortschaft Vrucice stehen zahl- reiche Steinhügelgräber. Etwa 1 Km. nordwestlich von Vrucice befindet sich in der Ebene in dem Haine Misi ein Hügel, den acht römische Grabplatten bedecken; eine von ihnen weist „nebst anderen Ornamenten eine Attisfigur“ auf. Vor etwa 70 Jahren soll von hier nachts eine römische Inschrift nach Imotski entführt worden sein. An der Strasse nach Sovi6i liegt ein ausgedehnter Trümmerhaufen römischer Ziegel, in dem etwa 1 M. tief eine schwere eiserne Stichschaufel gefunden wurde. Es ist möglich, dass diese Reste einer Ziegelei angehören.1) Bei Corluke2) und auf der Zorica glavica sind Mauerreste sichtbar. Unterhalb Vrucice soll man bei Feldarbeiten auf Spuren einer alten, gegen Sovici- Gorica führenden Strasse stossen.3) Aus dem Mittelalter stammen zahlreiche Grabsteine.4) Leider konnte ich bei meiner Anwesenheit in Grude diese Fundangaben, die ich zum Theil auch erst später erhielt, wegen der Abwesenheit der Männer und namentlich des Pfarrers nicht nachprüfen. Die Scheu unserer Bäuerinnen vor Fremden und ihre geringe Vertrautheit selbst mit der nächsten Umgebung des Dorfes zeigten sich hier einmal in sehr deutlicher Weise. Das Dorf „ Soviel zieht sich kilometerweit hin an den kahlen Hängen der Krstina, Cvitkovica draga, Balinjaca, des Biovac und der Mlicna gomila. Da es als Fundort von Antiquitäten aller Art bekannt war — das Landesmuseum besass von hier zwei Thonlampen: FORTIS mit Maske auf dem Teller und CRESCES,5) das Klostermuseum in Humac bei Lju- buski eine rohe nackte weibliche Statuette (Venus?) und der Bezirkswachtmeister von Ljubuski, Ilija Kontic, eine Bronzemünze von Dyrrhachium — so habe ich es von Haus zu Haus abgegangen. Der Ertrag war jedoch nur gering. Die Reihe der Notizen beginnt im Nordwesten bei Gorica und endet bei der Bobonova draga im Südosten. 1. Stipo Griselj fand auf seinem Acker nebst anderen Gegenständen, deren Art und Zahl er selbst nicht mehr anzugeben vermochte, eine grössere Anzahl von Münzen. Auch von diesen war nur mehr ein abgeschliffenes Kleinerz des 4. Jahrhunderts zu erhalten. 2. Stipan Bazina entdeckte bei seinem Hause im Frühjahre 1898 im Felsen ein Grab, in dem sich nach seiner Aussage nur Thongefässfragmente befanden. 3. Auf dem Acker „Zlamenja“ des Ivan Vokic liegen Ziegelfragmente herum, von denen der Genannte eine grössere Zahl im Frühjahre 1898 aushob, wobei auch die Kupfermünze Urbs Roma, Cohen 13 aufgelesen wurde. 4. Unter dem Hause des Misko Marti6 befindet sich ein gutes Tonnengewölbe, dessen Zeit erst nach gründlicher Reinigung des als Schweinestall dienenden Raumes festgestellt werden könnte. 5. Auf dem Acker des Ivan Jelic befanden sich Mauerzüge, die er, da er Material zum Hausbaue brauchte, zerstörte. Dabei sind auch Ziegelfragmente, Glasscherben und eine Säulenbasis zum Vorschein gekommen. Letztere deutet an, dass sich hier ein besser ausgestattetes Haus oder auch ein Heiligthum befand. Sie liegt jetzt, nur noch *) Mitth. des verstorbenen Berghauptmannes W. Radimsky. z) Bakula, a. a. O., S. 180. 3) Barisic, a. a. O., S. 277. 4) Bakula, a. a. O.; Hoernes, Sitzungsber. 1880, S. 550; Barisic, a. a. O. 6) Fiala, diese Mitth. III, S. 520. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 75 aus quadratischer Plinthe und einem Torus bestehend, vor dem Hause des Stipan Tabic. Ihre Dimensionen sind aus Figur 3 zu ersehen. 6. Oberhalb des Ackers Pelinovac fanden beim Roden Blaz Prljic „vor 30 Jahren“ und Grgo Prljic „vor 26 Jahren“ viele „Gegenstände aus gekrümmtem Draht“, die sie in Imotski an Stipo Vrdoljak um 50 fl. verkauften. 7. Auf dem Acker „Stup“ fand Jozo Peiic im Jahre 1897 den Denar Babeion, Mallia 2. 8. Von Yrano Pejic erwarb ich vier völlig gleiche Zierknöpfe von der Form lang- gezogener Tutuli aus Bronze mit Oehr, von denen der am besten erhaltene (Figur 4) 003 M. hoch ist und unten 0024 M. im Durchmesser hat, und zwei eingehängte, 0’02 M. im Lichten messende Ringe (Figur 5) aus 0'002 M. dickem Bronzedraht, die vielleicht als Fibelringe gedient haben. Die Zierknöpfe scheinen wie in ganz Dal- Fig. 5. Bronzeringe aus Sovici P/i)- matien,1) so auch in dem hier besprochenen Gebiete beliebt gewesen zu sein: sie sind sowohl in Grude,2) wie auch in Gorica3) und Postranje4) gefunden worden. Pejifi hat die Gegenstände 1897 auf seinem Felde ausgeackert. Ausserdem befindet sich in Sovici eine kleine „Gradina“ mit in Kalkmörtel ge- legten Mauern und vielen Ziegelfragmenten, und auf den Höhen über dem Dorfe stehen einige Tumuli.5 6) Mittelalterliche Grabsteine begegnen auch hier recht zahlreich.®) Gorica. Dicht an Sovi6i schliesst sich das ebenso ausgedehnte Dorf Gorica an, das bis unmittelbar an die dalmatinische Grenze reicht. Es ist in der Umgebung schon seit langer Zeit als eine sehr ergiebige Fundgrube von Alterthümern aller Art bekannt. Die Sachen treten hier sozusagen von selbst zu Tage, werden zusammengeklaubt und wandern, weil bei der weiten Entfernung des Museums und der Nähe der Grenze — die stets kauflustige Stadt Imotski ist nur 6fl Km. entfernt — eine strengere Aufsicht nicht möglich ist, nach Dalmatien und auch in die Hercegovina. Nur Weniges ist davon irgendwie literarisch festgehalten worden oder ist in den Sammlungen wieder auffindbar. 0 Vgl. die Zusammenstellung der Fundorte von Radimsky, Diese Mitth. III, S. 287. 2) Fiala, diese Mitth. V, S. 149, Figur 7. 3) Truhelka, dieser Band, S. 97, Figur 91. 92. 4) Siehe unten S. 87. 5) Vgl. Radimsky, Die prähistorischen Fundstätten, S. 163. 6) Bakula, a. a. O. 76 I. Archäologie und Geschichte. In Imotski besass der Bürgermeister Mise Vrdoljak ein in einem Grabe gefun- denes Bronzebeil, das er Custos J. Szombathy für das Hofmuseum überliess.1 2) Das Museum in Humac erhielt dem Inventar zufolge durch Fra Lovro Softa aus Gorica 8 Silber- und 20 Bronzemünzen, einen Dolch (Grabfund) und eine Thonlampe (ebenfalls Grabfund). Die Münzen wurden leider mit Geldstücken anderer Provenienz zusammengeworfen; nur von Severus Alexander, Cohen1 162 ist bekannt, dass er aus Gorica stammt. Das Landesmuseum bewahrt von hier ausser Traianus Decius, Cohen1 79, Con- stans, Cohen 160 und einer 1893 gefundenen zweiknöpfigen Armbrust-Mittel-La Tene- Fibela) eine reichhaltige Collection von Eisen-, Bronze- und Silbergegenständen der Hallstatt- und La Tene-Periode von sehr interessanten Formen, auf welche die Bauern zufällig gestossen waren, und die eine Nachgrabung von Seite des Landesmuseums unter der Leitung des Dr. C. Truhelka im Jahre 1898 und 1899 veranlasst haben. Ich ver- weise diesbezüglich auf seinen Bericht in diesem Bande, S. 1 ff. und zähle hier nur auf, was ich auf meiner mehrstündigen Wanderung durch das Dorf gesehen und gehört habe, und was mir später an Nachrichten zugekommen ist. Ich beginne an der dal- matinischen Grenze und ende bei Sovici. 1. Mato Boban stiess auf seinem zwischen der Strasse und seinem Wohnhause gelegenen Grundstücke „auf Gräber und bearbeitete Steine“ ; in seinem Garten sah ich Bruchstücke grober Thongefässe. 2. Stipo Galic fand oberhalb seines Hauses ein kleines Thongefäss, das er gleich zerschlug. 3. Von Ante Griselj erwarb ich eine auf dem vor seinem Stalle befindlichen Acker ausgepflügte Lampe aus röthlichem, fein geschlemmtem Thon, Typus C,3) mit zwei glatten Knuppen und dem Reste eines breiten Griffes an der der Dille entgegengesetzten Seite (Figur 6). In der Mitte des Tellers das Gussloch; zwei Stecklöcher, das eine am Tellerrande, das andere in der Oelrinne. Auf dem von zwei ungleich breiten Ringen umschlossenen ver- tieften Boden die rechts gedrängte Inschrift STROBILI. 0124 M. lang, 0'08 M. breit und 0'038 M. hoch. Grösse der Buchstaben 0‘006 M. Beachtenswerth ist die Aus- stattung der Lampe mit einem Griffe; sie ist also zum Gebrauche bestimmt gewesen. Dies ist insoferne von Interesse, als Fischbach4) das Fehlen von Handhaben und Vorrichtungen zum Auf hängen bei den Firma- und Relieflampen als einen der Gründe dafür anführt, dass diese Lampen nicht „zum täglichen Gebrauche“ angefer- tigt wurden, sondern als Grablampen dienten. Ich habe schon in diesen Mittheilungen VII, S. 116 ff. versucht, die Unrichtigkeit dieser auch von E. Nowotny5) getheilten Ansicht zu erweisen. Fig. G. Lampe aus Gorica (1/2). r) Bull. Dalm. XV, S. 23. 56. 2) Radimsky, diese Mittli. III, S. 21G — 295, Figur 29. 3) Wegen der Classification und der Terminologie der Lampen verweise icli auf O. Fischbach, Römische Thonlampen aus Pettau, S. 7 ff. 4) A. a. O., S. 12. 5) Mittli. der Centralcommission 1895, S. 179. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 77 In Pettau sind Strobilnslampen mit Münzen des Caligula, Claudius und Traiän zusammen gefunden worden.1) Dalmatien vermag trotz des häufigen Vorkommens zu ihrer Chronologie noch nichts beizutragen. 4. Blaz Busic las in seinem Garten zwei verschliffene, der constantinischen Zeit angehörige Bronzemünzen auf. 5. Marko Galic fand auf seinem Grundstücke ausser Töpfen, die er gleich zerschlug, eine Lampe mit der Signatur SEXTI. Lampe aus rothem, fein geschlemmtem Thon, Typus A, mit zwei glatten Knuppen; grösseres Gussloch in der Mitte des Tellers; in der Oelrinne ein Steckloch. Auf dem von zwei ungleich breiten Ringen umschlossenen concaven, etwas rauhen Boden die Inschrift. 0T0 M. lang, 0 069 M. breit und 0 032 M. hoch. Buchstabenhöhe 0-007 M. 6. Ueber diesem Theile von Gorica erhebt sich auf dem Pit brdo ein Hügel, der Tamnice (Gefängnisse) heisst. Es liegen hier behauene Steine herum, und man erzählt, dass hier vor langer Zeit Landleute Schätze ge- sucht und gefunden haben, wobei sie auch in unterirdische Gänge gerathen sein sollen.2) Peter Galic fand auf dem Pit „unter einem Steine“ zwei Mittel-La Tene-Fibeln aus Bronzedraht, von denen er jedoch nur mehr die unter Figur 7 in halber natürlicher Grösse abgebildete besass. 7. Auf dem Acker des Mato Busi6 ist ein werth- voller Silberdepotfund gemacht worden, der Dr. C. Truhelka zu einer Nachgrabung veranlasst hat.3) 8. Auf dem Felde Magarovaca fand Jozo Galic nebst anderen wieder in Verlust gerathenen, nicht näher bekannten Gegenständen und Münzen des 4. Jahrhunderts n. Chr. eine CRESCES-Lampe, die wie überhaupt alle meine hiesigen Acquisitionen den Sammlungen des Landesmuseums einverleibt wurde. Lampe aus röthlichem, fein geschlemmtem Thon, Typus A, mit drei in der Mitte eingekerbten Knuppen, nicht ganz centralem Gussloche und zwei dicht bei einander- liegenden, ungleich grossen Stecklöchern in der Oelrinne. Auf dem von einem Ringe umschlossenen, vertieften Boden die Inschrift in einer Zeile mit Kreis und Punkt über dem ersten E. 0-099 M. lang, 0-069 M. breit und 0 034 M. hoch. Buchstabenhöhe 0"006 M. Die bis jetzt zur Verfügung stehenden Daten zur Chrono- logie der Lampen mit dieser Marke, die in Dalmatien sehr häufig Vorkommen, sind in diesen Mittheilungen VII, S. 116 zusammengestellt worden. Darnach scheinen sie von Nero bis Septimius Severus im Gebrauche gewesen zu sein. Auf dem nämlichen Felde glückte es Ivan Galid 1896, in dem Bette eines Wildbaches die silberne zweidornige Kniefibel Figur 8 zu finden, deren Bügel von einem Delphin gebildet wird. Ihre halb- kreisförmige Kopfplatte ist durch spitzwinklige Einkerbungen geziert. Die Länge beträgt 0"032 M., die Höhe 0 013 M. und die Breite am Kopfbalken 0"017 M. Galic trennte sich schwer von dem hübschen Stücke. Fig. 7. Bronzene Mittel- La Tene- Fibel aus Gorica (1/2). Fig. 8. Silberne Kniefibel, einen Delphin darstellend, aus Gorica O/i). *) Fischbach, a. a. O., S. 25 und 60. 2) Barisie, Glasnik 1892, S. 276. 3) Dieser Band, S. 42 ff. 78 I. Archäologie und Geschichte. 9. Der grösste Theil der oben S. 76 erwähnten, für die Kenntniss der vorrömischen Cultur des Beckens von Imotski sehr wichtigen Bronzegegenstände ist auf dem Acker des Ivan Kapural zum Vorschein gekommen. Bei den im April 1898 vorgenommenen Sondirungen sind auch folgende Gegenstände aus der römischen Zeit zum Vorschein gekommen : a) vier Bronzemünzen: Traian, Cohen1 369; Marcus Aurelius, Cohen 547; Con- stantius II., Cohen 213; Valens, Cohen 72; b) eine ganz abgewetzte Firmalampe, Typus D; c) eine Lampe mit dem Stempel C P S F (Figur 9), vgl. CIL. V 81 14104 ; Pais 107933, die aus Unvorsichtigkeit beschädigt wurde; Lampe aus rotkem, fein geschlemmtem Thon, Typus A, mit zwei abgewetzten Knuppen und einem Steckloche in der Oelrinne. Auf dem von zwei Ringen umgebenen Fig. 9. Fragment einer Thon- lampe aus Gorica (hi)- Fig. 10. Eiserner Schlüssel aus Gorica P/O- Fig. 11. Bruchstück eines Dachfalzziegels aus Gorica mit eingeritzter Thierfigur. Boden die verletzte, in Dalmatien sonst nicht nachweisbare Inschrift. 0T01 M. lang, 0067 M. breit und 0-031 M. hoch. Buchstabenköhe 0'008 M.; d) der 0'073 M. lange Schlüssel aus Eisen, Figur 10. Ich selbst las dort die Bronzemünze des Kaisers Marcus Aurelius, Cohen1 806, auf. 10. Auf dem Strmci genannten Felde fand im April 1898 im Grase ein Kind eine Goldmünze (Drittel) des Kaisers Valentinianus, die für das Museum erworben wurde. 11. Der Haupttheil der römischen Ansiedlung von Gorica zog sich von der Finanz- wachkaserne und der Kirche angefangen bis zum Fusse des Pit. Ueber der Kaserne liegen auf der Weide Jurinovac überall Ziegelfragmente herum. Das Grundstück Grabarje ist ganz von Mauern einst ziegelgedeckter Häuser durchzogen, die zum grössten Theile ausgebrochen wurden, um Baumaterial für die Pfarre abzugeben. 1897 fanden Patsch. Avchäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 79 hier die Söhne des Blaskan Busic viele Münzen, die verschleudert wurden. Aus einem Ziegelhaufen, den ich nach Stempel durchstöberte, zog ich das Bruchstück eines Dach- falzziegels heraus, auf dem, wie es scheint, ein Thier leicht eingeritzt war (Figur 11). Das über Grabarje liegende Haus des Ante Ivordid ist aus lauter römischen Bausteinen aufgeführt. Ende April 1899 öffnete Kordic auf seinem nicht weit vom Wege gelegenen Felde beim Roden zwei Gräber. Das eine war nach eingezogenen Erkundigungen 2 M. lang und 1 M. breit, aus Quadern gemauert und mit vier grossen behauenen Platten gedeckt. Das zweite war von gleicher Art, jedoch kleiner und roher in der Ausführung; es barg nur ein Skelet und angeblich ein Eisenbeil, das verschwunden ist. Ungleich reicher war das Inventar des ersten Grabes, das fünf Skelete, darunter das eines Kindes, enthielt. Eingeliefert wurden ausser einem zerschlagenen Glasgefässe nachstehende Bronzegegenstände : Fig. 12. Bronzenes Büchschen aus Gorica (1h). Fig. 13. Bronzene Bingschnalle aus Gorica (Vi). a) 0'044 M. hohe cylindrische Büchse von O028 M. lichtem Durchmesser aus 0-0015 M. starkem Blech, mit einem Deckel, der mittelst eines zweigliedrigen Kettchens abgehoben wurde (Figur 12); b) Ringschnalle mit umgebogenen, cylindrisch verstärkten Enden und einem bronzenen, in einem Ringe beweglichen Dorne. Der 0-008 M. breite Bügel ist auf der Aussenseite in der aus Figur 13 ersichtlichen Weise verziert. Der lichte Durch- messer beträgt 0 048 M.; c) Ringschnalle mit umgebogenen Enden und einfachem, aus kleinen Kreisen und Tangenten bestehendem Ornament auf der Aussenseite des 0-005 M. breiten Bügels. Der jetzt fehlende Dorn war nach dem anoxydirten Reste seines Ringes aus Eisen. Der Durchmesser beträgt im Lichten 0"034 M. (Figur 14); d) 0-059 M. lange Gürtelschnalle, Figur 15, deren viereckiger, mit getriebenen Kreisen, Punkten und sich sechsmal in zweierlei Grösse wiederholendem Phallus aus- gestatteter Theil mit zwei Stiften an den Stoff, wohl Leder, befestigt war. Der an der Langseite eingezogene ovale Bügel zeigt das nämliche X-förmige eingeschnittene Ornament wie Figur 13. 80 I. Archäologie und Geschichte. e) 0'046 M. lange Gürtelschnalle, Figur 16; der quadratische, an dem Aussenrande durch Einschnitte gegliederte, sonst glatte Theil war mit zwei noch vorhandenen Stiften an den Gürtelstoff angeheftet. Der halbkreisförmige Bügel ist unverziert. f) Blattförmige, 0-059 M. lange Endverzierung eines Lederriemens mit zwei Stiften (Figur 17), die an dem Gehänge der Militärgürtel entsprechende Analogien hat. Fig. 14. Bronzene Ringschnalle aus Gorica (1/1). Fig. 15. Bronzene Gürtelschnalle aus Gorica (l/j). Fig. 16. Bronzene Gürtelschnalle aus Gorica (1/i). Fig. 18. Bronzene Charnierfibel aus Gorica (1/1). Fig. 17. Bronzene Riemenzunge aus Gorica O/i). Fig. 19. Schwarze Pastaperle mit hellblauen Einlagen aus Gorica (1/1). Fig. 20. Goldener Fingerring aus Gorica (I/i). g) Charnierbogenfibel mit abgebrochener Nadel, 0-062 M. lang und 0'023 M. hoch. Die Details des Bügels zeigt Figur 18. h) Walzenförmige, 0‘033 M. lange Perle aus Glasfluss, schwarz mit hellblauen Einlagen, Oese und eigener centraler Bohrung (Figur 19). 60 Schritte östlich von diesen Gräbern hat Kordi6 beim Roden Mauerreste bloss- gelegt und ca. 3 Cubikmeter Quadern ausgebrochen. Dabei kam auch ein glattes, 1‘20 M. langes Säulenfragment aus Mergel von 0'30 M. Durchmesser zum Vorschein. Das Kordi6 benachbarte Haus des Nikola Jazak steht auf noch aus der Erde ragenden römischen Substructionen. Oberhalb dieses Hauses wurden Münzen gefunden, Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 81 darunter eine Goldmünze, die vor meiner Ankunft an einen Unbekannten veräussert wurde. Einen kleinen, glatten Goldring von 015 M., beziehungsweise Oll M. lichter Weite mit oblongem, nur seitwärts durch Einkerbungen geziertem Schilde (Fig. 20) fand hier im Weinberge der Flurwächter (poljar) Nikola Paradzik, den er dem Museum überliess. 12. An der Nordseite des Friedhofes deckte im Jahre 1856 Fra Peter Bakula, der Verfasser des durch seine archäologischen Notizen wichtigen Schematismus topographico- historicus custodiae provincialis et vicariatus apostolici in Hercegovina pro anno 1867 und pro anno 1873, ein „balneum ex diversi coloris lapillis affabre resectis (mosaico) circumstratum“ auf.1) 13. Auf dem um die Kirche gelegenen, von alten Bäumen beschatteten Friedhofe öffnet seit Jahren der Pfarrer Fra Pasko Rados Gräber und deckt in der hinter dem Pfarrhause gelegenen „Ograda“ Mauern einst mit Heizanlagen ausgestatteter Häuser auf, um Baumaterial für ein neues Pfarrhaus zu gewinnen. Alles geschieht ohne Plan und ohne die simpelste Aufzeichnung. Das Landesmuseum erhielt von ihm nebst einer Pfeilspitze, Messerklinge, einigen Haken und Nägeln aus Eisen, Glasfragmenten und einem Spinnwirtel folgende Gegen- stände als Geschenk, die ein glücklicher Zufall gerettet hatte. a) Lampe aus lichtrothem gröberen Thon, Typus A, mit zwei Knuppen. Centrales Gussloch; Steckloch am Beginne der Oelrinne. Auf dem von einem Ringe umgebenen Boden die Inschrift Q . . . . G ... . C ... . 0-084 M. lang, 0‘057 M. breit und 0-030 M. hoch. Buchstabenhöhe T008 M. b) Relieflampe, Typus D, bis zur Unkenntlichkeit des Reliefs entstellt. c) Drei Kupfermünzen: Constantius II, Cohen 225; Valentinianus, Cohen 50 und Valens, Cohen 75. Wenn wir die vorstehenden losen Notizen überblicken, so können wir constatiren, dass Gorica, schon in der vorrömischen Zeit von Bedeutung, in der römischen Epoche eine ansehnliche Ortschaft bildete, die sich, wie die Goldfunde zeigen, einigen Wohl- standes erfreute. Die letzten Münzen stammen von Valentinianus und Valens; sonst sind vertreten: Traian, Marc Aurel, Severus Alexander, Traianus Decius, Constantius II und Constans. Dass der Ort auch im Mittelalter fortbestand oder wenigstens wieder besiedelt wurde, beweisen die in der Kirche und Pfarrerswohnung eingemauerten, hier gefundenen, hübsch gearbeiteten Ornamentfragmente und die zahlreichen grossen Grabsteine, die einst den Friedhof bedeckten. Sie sind bei dem 1856 — 1858 erfolgten Neubau der Kirche verschwunden.2) Diese continuirliche Besiedlung des Ortes erklärt sich aus seiner guten, geschützten Lage;3) der Winter ist hier wie auch in Sovici milder als in Imotski, und während in der Ebene Bora oder Scirocco rast, erfreuen sich diese beiden Dörfer wohlthuender Ruhe. Die Felder sind fruchtbar. Die Anwesen umschliessen Baumgruppen; die über ihnen ansteigenden Rücken sind dagegen kahl und öde; einstmals dürfte es auch hier besser gewesen sein. Jetzt klimmt wieder die Rebe hinan; ein mühsam angelegter Weingarten reiht sich an den andern. 0 Schematismus 1867, S. 101. 2) Bakula, a. a. O., S. 161; Hoernes, Dinarische Wanderungen2, S. 148 f. 3) „Schön und romantisch“ ist die Gegend nicht, wie es in diesen Mitth. I, S. 495 heisst. Band VIII. 6 82 I. Archäologie und Geschichte. In Yinjani hat J. Bulic auf der Borak genannten Localität gegraben und Mosaikreste gefunden. Es befand sich also hier eine römische Ansiedlung. Sowohl aus Gornji wie auch aus Donji Yinjani besitzt Obergeometer Danielov Kelte, aus ersterem einen Eisen-, aus letzterem einen Bronzekelt. Imotski. Die Lage von Imotski (auch Imoski) auf einer in das Becken steil abfallenden Lehne deutet im vorhinein an, dass die Besiedlung der Stadt in Zeiten erfolgt ist und der Ort von Bedeutung war, als es auf natürlichen Schutz ankam: in der vorrömischen Zeit, im Mittelalter und zur Zeit der türkischen Invasion. Dieser Schluss wird durch Funde und durch die Geschichte der Stadt bestätigt. Das ganze, mit geologisch inter- essanten Einsturzkratern durchsetzte Terrain nördlich und nordöstlich der Stadt ist um das Jezero, das Crveno Jezero und gegen Podi zu mit kleinen, 1 oder 2 Gräber enthaltenden Steinhügeln bedeckt.1) Im Mittelalter wird Imotski als croatische Grenz- zupa 'Hj-ioxa bei Constantin Porphyrogenetes genannt und gehörte später ebenso wie Prolozac als feste Burg zu dem Besitze des Herzogs Stjepan Vuköi6.2) Die Türken machten den Ort zu einer wichtigen Grenzfestung gegen die Vene- tianer und zu einer Zwingburg des ganzen Beckens.3) In römischer Zeit tritt Imotski zurück; nichts spricht dafür, dass die Römer hier ihrem Principe, sich am Fusse der die Becken umschliessenden Höhen anzusiedeln, untreu geworden wären. Von zwei im C. I. L. III Imotski zugewiesenen Inschriften, 8508 und 8511, steht durch die genaueren Fundangaben im Bullettino Dalmato X, S. 57 und XI, S. 10 fest, dass sie aus Prolozac stammen (siehe unten S. 87). C. I. L. III 1912 (siehe unten S. 83f.) ist sicherlich auch anderer Provenienz; Marco Vucemilovi6, der einstige Besitzer des Steines, trug aus weitem Umkreise seine Schätze zusammen (siehe unten S. 83). In der Umgebung dürfte auch die nach Paulovich-Lucich „in pavimento tessellato Imothi“ befindliche Inschrift C. I. L. III 1917 SIETYICISINY ELICIBVS gelesen worden sein; statt des Dorfes wird häufig die nächste Stadt als Fundort an- gegeben.4) Das Denkmal ist jetzt nicht mehr auffindbar. Die antiquarische Bedeutung verdankt die Stadt dem recht bedeutenden Handel mit Alterthümern und den Sammlungen, welche Bürger und Beamte, durch die Ergiebigkeit der Umgebung an Antiquitäten aller Art angeregt, zusammengebracht haben. Der Handel dehnt sich leider auch nach Bosnien aus; so kommen sehr viele der besten in *) Radimsky, Die prähistorischen Fundstätten, S. 163; J. Bulic, Bull. Dalm. XV, S, 22 f. und Umschlag zu n. 8, S. 15. Custos Szombatliy erwarb von hier 1891 Tliongefässfragmente für das Wiener Hofmuseum. 2) Jireöek, Die Handelsstrassen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mittelalters, S. 29, 40, Anm. 123. 3) Eine hübsche Volkserzählung aus Imotskis türkischer Zeit gibt N. Barisi c, diese Mi tth. I, S. 495 wieder. 4) Dasselbe gilt von den Bull. Dalm. XI, S. 104, n. 768. 769; Umschlag zu n. 8; XVI, Umschlag zu n. 4, S. 6, n. 2; XVIII, S. 20, n. 1240 — 1242 notirten Münzen, geschnittenen Steinen und prähistorischen Gegenständen. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 83 Duvno polje gefundenen Münzen auf den hiesigen Markt. Kaum steigt der Fremde vom Pferde, so umschwärmen ihn schon die Händler, um ihm ihre Waare anzuhängen. Grössere Sammlungen sind in Imotski angelegt worden: 1. Von Marko Vucemilovic (f 1848), der ausser den Inschriften C. I. L. III 1912 ( siehe unten), 1914 und 1915 (siehe unten S. 84 ff.) und geschnittenen Steinen eine grössere Collection griechischer, römischer Consular- und Kaisermünzen, sowie vene- tianischen und modernen Geldes besass, die zum grossen Theil aus Runovi6-Novae und aus dem Duvno polje stammte. Die Sammlung wurde durch seine Söhne Jure (f 1878), Blaz (f 1890) und Ante vermehrt; jeder brachte auch Stücke aus seinem späteren Wohnorte bei: der erstgenannte aus Sinj, der zweite aus der Umgebung von Imotski und der dritte ausVrlika. x) Ante verkaufte schliesslich die ganze auf 1342 Stücke angewachsene Münzsammlung über Intervention des Directors F. Bulic durch seinen Neffen Marko im Jahre 1891 dem bosnischdiercegovinischen Landesmuseum.* 2) 2. Ein zweiter passionierter Sammler war Ante Kvesic, dessen aus geschnittenen Steinen und Münzen bestehende, zum Theil in Prolozac erworbene Sammlung Marco Dali’ Era erbte, der früher in Imotski, später in Mostar lebte.3) Ueber den Inhalt und Verbleib dieser Collection konnte ich nichts in Erfahrung bringen. 3. Der k. k. Obergeometer Damian Danielov (früher in Imotski, jetzt in Sebenico) besitzt eine etwa 250 Stück zählende, aus dem angrenzenden Bosnien, der benachbarten Hercegovina und Dalmatien sich recrutirende Sammlung von Consular- und Kaiser- münzen, den oben angeführten 1 1 Drachmen und einer Kupfermünze von Apollonia und Dyrrhachium, zahlreichen geschnittenen Steinen und mehreren prähistorischen Gegen- ständen. Die letzteren werden unter den einzelnen Fundstätten namhaft gemacht. Die Sammlung konnte wegen des unvernünftig hohen Preises vom Landesmuseum nicht erworben werden. Zwei Bruchstücke eines grösseren Kalksteinmonumentes (einer Statuenbasis?); a) von der linken oberen Ecke desselben, 0'25 M. hoch und 0’29 M. breit. Das ein- Imp(ercitori) C[aesa-] ri [T.J Ael[io Ha]dri[ano Anjtfonino Aug(usto) Pio Fig. 21. Bruchstücke eines Kalksteinmonumentes in Imotski O/4). getiefte Inschriftfeld war von einem breiten profilirten Rahmen umgeben ; auf der linken Seitenfläche sind Reste eines eingetieften Feldes erhalten, b) Rings abgeschlagen, OTS M. hoch, 0T9 M. breit. Die Provenienz ist unbekannt, man kann nur sagen, dass die 9 Diese Daten verdanke ich den Herren Lovre und Nikola Vucemilovic in Imotski. Vgl. auch F. Bulid, Bull. Dalm. X, S. 95. 2) Vgl. Kenner’s Würdigung der Sammlung in diesen Mitth. I, S. 338 ff. 3) Vgl. F. Bulic, Bull. Dalm. X, S. 95. 6* 84 I. Archäologie und Geschichte. Fragmente höchst wahrscheinlich aus der Campagna von Imotski stammen (siehe oben S. 82). Sie befanden sich im Besitze des Antiquitätensammlers Marco Vucemilovib in Imotski und gehören jetzt seinem Enkel Herrn Lovre Vucemilovid (Figur 21). C. I. III 1912 nach Sabljar, der die Abschrift wohl M. Vucemilovib verdankte. Ob damals, wie angegeben wird, einzelne Buchstaben besser erhalten waren, ist zu bezweifeln; die Buchstabenreste nach R in o) Z. 2 und unter D in b) Z. 3 sind über- sehen worden. Die hier getroffene Anordnung der Fragmente scheint dem Inhalte der- selben am besten zu entsprechen. Die bei Imotski gelegene römische Ansiedlung befand sich in Grlavina, wo bei der griechisch-orientalischen Kirche im Jahre 1890 zahlreiche Münzen gefunden wurden, die sich gegenwärtig im Besitze des Herrn Lovre Vucemilovib in Imotski befinden. Yrlikaursprung. 1. Grabstein aus Kalkstein, oben und rechts unten abgeschlagen; 0‘70 M. hoch und 0-59 M. breit. Das eingetiefte Inschriftfeld umgibt ein mehrfach profilirter Rahmen und eine Bordüre; über ihm befand sich wahrscheinlich noch ein Relieffeld. Der Stein wurde nach I. Gardner Wilkinson, Dalmatia and Montenegro II, S. 150, „am Vrlika- G. Appuleiu[s] Etr[u]s cus speculator vet(eranus) leg(ionis) XI, decurio allectus Salona et G. Appuleius Etruscus f(ilius) anno- rum XIIII. H(ic) s(iti) su[nt], Cuparia Lupu[la p(osuit) f] Fig. 22. Grabinschrift vom Yrlikaursprung (1/10). Ursprung“ gefunden, also zwischen Glavina und Prolozac, wohl in der Nähe der Marien- kirche, wo die folgende Inschrift (n. 2) zum Vorschein gekommen ist; kam in den Besitz des Marco Vucemilovic in Imotski, wo er jetzt im Vestibüle des Herrn Lovre Vucemilovib gehörigen Hauses (n. 105) eingemauert und dick übertüncht ist (Figur 22). C. I. L. III 1914 nach Wilkinson und Sabljar, die dem Steine gerechter geworden sind als Rossi, vgl. C. I. L. III 8506. Die gegenwärtige Lesjing zeigt, dass Mommsen die erste Zeile richtig hergestellt hat. Am Ende der vierten Zeile vermochte ich dagegen kein E auf dem Steine zu finden. ji Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 85 Die Namen des älteren Appuleius Etruscus sind absichtlich getilgt; er muss sich also einer ihn in den Augen der Obrigkeit diffamirenden That schuldig gemacht haben, die entweder erst nach seinem Tode bekannt geworden ist oder die schon früher fest- gestellt, von seiner Frau bei der Errichtung des Grabsteines nicht berücksichtigt wurde. Appuleius ist kein gebürtiger Dalmatiner — Dalmatiner dienten zur Zeit dieser Inschrift, d. i. vor dem Jahre 42 n. Chr. noch nicht in den Legionen — sondern nacli seinem Cognomen ein Etrusker.1) Da auch in der folgenden von demselben Orte stammenden Inschrift (n. 2) ein Veteran der XI. Legion genannt wird, der ebenfalls landfremd ist, und den keine Familienverbindungen — auf seinem Grabsteine werden weder Frau noch sonstige Anverwandte genannt — in das Becken von Imotski geführt haben, so kann man vermuthen, dass hier am Vrlikaursprung eine amtliche Veteranen- ansiedlung stattgefunden hat, und zwar vor dem Jahre 42, 2) da auf dem ersten Steine die Ehrenbeinamen der Legion Claudia pia fidelis noch fehlen. Dass sie auf dem zweiten Monumente vorhanden sind, spricht nicht gegen unsere Vermuthung, da sich dies aus der verschiedenen Zeit der Errichtung der Denkmale leicht erklären lässt: Appuleius ist vor der Verleihung der Cognomina an die Legion gestorben, der Florentiner hat dagegen noch die Auszeichnung seines Truppenkörpers erlebt und hat dafür Sorge getragen, dass sie auch auf seinem Steine verewigt wird. Die Veteranencolonie lag wohl im Territorium von Salona, da Appuleius in den Gemeinderath dieser Stadt aufgenommen wurde. Aus der Bauinschrift C. I. L. III 3202 vom Jahre 184, der zufolge nebst Delminium und Riditae auch Novae die Kosten der Restaurirung der Cetinabrücke bei Trilj getragen hat, kann nicht geschlossen werden, dass sich das Gebiet dieses Municipiums bis an diesen Fluss erstreckt hat, denn auch die Region von Riditae reichte nicht an den Fluss; es schiebt sich das Territorium von Aequum zwischen diese Stadt und Cetina ein (siehe unten). Riditae stand sogar mit der Brücke in gar keiner directen Strassenverbindung, und dennoch wurde es zur Beitragsleistung herangezogen. Es müssen überhaupt ganz andere Motive bei der Be- stimmung der „sumptum et operas subministrantes“ massgebend gewesen sein als die Anrainerschaft, da das an der Cetina selbst und der Brücke am nächsten gelegene Aequum an den Restaurationsarbeiten nicht betheiligt ist. Diese Beobachtung, dass die Distanz von Trilj bei der gezwungenen oder frei- willigen Uebernahme von Beitragsleistungen für den Brückenbau nicht bestimmend war, ist sehr wichtig für die Frage nach der Lage von Delminium. Dieser Ort braucht also nicht, wie man aus der Inschrift geschlossen hat, unmittelbar an der Brücke ge- legen zu haben, er kann ebenso gut vom Duvno polje aus an den Arbeiten theilge- nommen haben,3) ebenso wie Novae von Runovid und Riditae von S. Danielo aus. Auch bei dieser Lage bleibt Delminium, wenn mit Mommsen C. I. L. III, p. 358 auf die Reihenfolge, in der die Orte in der Bauinschrift genannt werden, Gewicht zu legen ist, in der Mitte von Novae und Riditae. Gegen die Einbeziehung der Veteranenansiedlung an der Vrlikaquelle in die Fines von Salona lässt sich, wenigstens vorderhand, nichts einwenden; in dem ganzen Gebiete *) Die in der XI. Legion dienenden Etrusker sind in diesen Mittli. VII, S. 742 zusammengestellt. 2) Diese Mittheilungen IV, S. 274 hatte ich, da Rossi in der fünften Zeile der obigen Inschrift ET GAII'VLPIVS las, irrthümlich angenommen, dass die Deduction erst im 2 Jahrhundert erfolgt ist. 8) Kiepert bemerkt selbst in Formae orbis antiqui XVII, Beiblatt S. 5, Anm. 51: „Es muss zu- gegeben werden, dass eine an dieser Stelle (im Duvno polje) gelegene Stadt dasselbe Interesse am Brücken- baue über den Tilurius haben musste, an dem sich — wie die neueren Untersuchungen gelehrt haben — die zwei römischen Strassen von Duvno und von Novae nach der Küste hin vereinigten.“ 86 I. Archäologie und Geschichte. am Mittelläufe der Cetina und am Ostabfalle des Mosor ist kein Denkmal gefunden worden, das die Existenz einer autonomen Gemeinde auf einem Punkte dieser Strecke andeuten würde. Gardun bei Trilj lag in einem von der Civilverwaltung eximirten Lager- bezirke, denn „iscriptiones ibi repertae rei municipalis vestigia nulla servant, sed totae militares sunt“.1) Das Territorium von Salona erhält dadurch eine grosse Ausdehnung nach Süd- osten; um so kleiner ist es im Westen, Norden und Süden. An der Küste schränken es die festländischen issäischen Dependenzen Tragurium und Epetium-Stobrec2) auf die Halbinsel, auf der Spalato liegt, und auf die Castelli am portus Salonitanus ein; auf der Westseite des Mosor liegen die kleinen selbstständigen Gemeinden Pituntium, Nareste und Oneum, und im Norden gehört bereits das von Salona nur etwa 20 Km. entfernte Andetrium-Gornji Muc zu Aequum.3) Scfap(tia) .....] Flor ent [ia] vet(eranus) leg(ionis) XI C(laudiae) [p(iae) f fidelis )] testamento f(ieri) iussit. H(ic) s(itus) [e(st)J. In fronte p(edes) X[. . .], in agrurn p(edes) X[. . .]. Fig. 23. Grabstein vom Vrlikaursprung (p,). 2. Grabstein aus Kalkstein, oben und rechts abgeschlagen; 0'60 M. hoch und 0'41 M. breit. Das nur seicht eingetiefte, verschliffene Inschriftfeld umgibt ein breiter Rahmen. Lag früher nach J. J. Paulovich-Lucich, Marmora Macarensia, S. 20 „in campo ad fluvium Verliccam ad ecclesiam S. Mariae“ (die Kirche ist von Imotski auf dem nach Prolozac führenden Wege in etwa 20 Minuten zu erreichen) und kam später in das Haus des Marko Yucemilovid in Imotski. Jetzt ist er wie der vorhergehende Stein n. 1 im Vestibüle des Herrn Lovre Vußemilovib gehörigen Hauses eingemauert und ebenfalls durch ausgiebige Uebertünchung entstellt (Figur 23). 0 Mommsen, C. I. L. III, p. 358, vgl. Evans, Antiquarian researches in Illyricum, Parts I and II, S. 71 und Kiepert, a. a. O. 2) Mommsen, C. I. L. III, p. 305. 355. 3) Mommsen, C. I. L. III, p. 361; Bulic, Bull. Dalm. VIII, S. 122; Hirschfeld, C. I. L. III zu 9783. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 87 C. I. L. III 1915, vgl. 8507 mit mannigfacher varia lectio; Paulovich hat den Stein am genauesten gelesen. Prolozac und Postranje sind zwei langgedehnte Dörfer, die nur durch die Suvaja getrennt sind. Die gelegent- lichen Funde, die infolge der Umsicht des früheren Lehrers von Prolozac, Herrn Ivan Bulic, zum Theile in das Museum von Spalato gelangt sind,1) zeigen, dass beide zu- sammen, entsprechend der fruchtbaren Umgebung, in vorrömischer und in römischer Zeit eine grössere, vermögendere Ortschaft gebildet haben. Sie lag zu beiden Seiten der Suvaja. In Postranje ziehen sich die Fundstellen von dem zur Zeit grosser Regen- güsse mächtig anschwellenden Bache über die Kokica Glavica in südwestlicher, west- licher und nördlicher Richtung hin. Bei der Brücke wurde längs des nach Arzano führenden Weges auf den Gehöften des Piric, Kokic, Samardzic und Bilic, nachdem auf deren Existenz schon frühere Funde hatten schliessen lassen, 1895 eine grosse Nekropole, aus Flachgräbern der Hallstätterzeit bestehend, mit reichem Grabinventar durch J. Bulib auf Kosten des Museums in Spalato zum Theile aufgeschlossen. Be- sonders zahlreich waren Waffen und unter den Schmuckgegenständen langdornige Tutulusknöpfe vertreten.2) Bei der Brücke wurden auch zahlreiche römische Reste nachgewiesen; es sind hier Mauern, Ziegel, Lampen, Münzen, geschnittene Steine und Fibeln3) zu Tage ge- fördert worden. Von hier stammen auch der bisher in Dalmatien sonst nicht nach- gewiesene Ziegelstempel C. I. L. III 133398 Fronto4) und eine Statuette des Herkules,5) die beide dem Museum in Spalato einverleibt wurden. Im Jahre 1887 fand Jakov Radelic auf der Parcelle Mlikotusa die 0’52 M. hohe Statue eines weiblichen Flügel- wesens, nach F. Bulic, Bull. Dahn. X, S. 95 „einer Localgottheit, irgend einer Nymphe“, die zu einer Gruppe gehört habe und nach der flüchtigen Bearbeitung der Rückseite nur für die Vorderansicht bestimmt gewesen sei. In Prolozac sind die Kuline genannte Localität und die Umgehung des Öarampov most die ergebnissreichsten Fundstätten. Auf Kuline, wo schon früher Ziegel und Gräber mit Lampen, Kupfermünzen, Thon- und Glasgefässen als Beigaben ausgegraben worden waren, wurde im Jahre 1887 mit einer Lampe die Votivara C. I. L. III 8508: L(ucius) S ... . Pudens Cet’eri v(otum) s(olvit) gefunden, die von J. Bulic dem Museum in Spalato geschenkt wurde.6) Beim Sarampov most öffnete man einige Gräber mit Glasgefässen und Lampen,7) und im December 1887 fand hier Ante Ujevib8) auf seinem Grundstücke die jetzt ebenfalls in Spalato befindliche9) Votivara C. I. L. III 8511: Triviabus v(otum) s(olvit) l(ibens) L(ucius) S ... . Pudens, die der schon oben ge- nannte Pudens gestiftet hat. *) Viele Kleinfunde kamen in Privatbesitz, so in die Sammlungen des A. Kvesic und der Familie Vucemilovic, vgl. F. Bulic, Bull. Dalm. X, S. 95; siehe oben S. 83. 2) J. Bulic, Bull. Dalm. XXI, S. 153ff„ Tafel V— VII. 3) J. Bulic, Bull. Dalm. XXI, S. 153. 4) F. Bulic, ebenda XII, S. 20, n. 340. 5) J. Bulic, ebenda XV, Umschlag zu n. 8, S. 16. 6) F. Bulic, Bull. Dalm. X, S. 57. 95; J. Bulid, a. a. O. und Bull. Dalm. XXI, S. 153. 7) J. Bulic, a. a. O. s) Ujevic schenkte auch dem Wiener Hofmuseum ein Glasgefäss, eine Lampe und eine römische Münze; vgl. J. Bulic, Bull. Dalm. XV, S. 22. 9) F. Bulic, Bull. Dalm. XI, S. 10 f. ; J. Bulic, Bull. Dalm. XV, Umschlag zu n. 8, S. 16. I. Archäologie und Geschichte. Oberhalb des Dorfes ragen die noch recht gut erhaltenen Ruinen einer mittel- alterlichen1) und einer türkischen Feste empor.2) Unterhalb der Ruine Badnjevice3) wurde im Jahre 1883 in der Nähe der Dropuljica mlinica in dem Bette der Suvaja auf einem von dem Torrente am rechten Ufer zusammengetragenen Steinhaufen der durch seine Darstellung der Diana4) und durch die Nennung des Meisters bemerkens- werthe Kalksteinblock C. I. L. III 8509: D(ianae) A(ugustae) s(acrum). T. Ael(ius) Messor v(otum) l(ibens) m(erito) s(olvit). Maximinus sculpet aufgefunden.5) Er wird einst an einem der Hänge an der Suvaja gestanden sein. Ob sein Platz einst im Freien war oder in einem gedeckten Heiligthume, wird vielleicht die bis jetzt bei allen Publi- cationen versäumte Untersuchung der Seitenflächen des Denkmals lehren. Zu Prolozac gehört auch die etwa 2 Km. unterhalb des Ortes gelegene Fundstelle Varosisce, wo nach den daselbst in den Sechzigerjahren gefundenen Mauern, Ziegeln, Hypocaustpfeilern, Bleiröhren, Lampen, Thongefässen, geschnittenen Steinen, Münzen6) ein heizbares, ziegelgedecktes und mit einer Wasserleitung ausgestattetes, reicheres Gebäude gestanden haben muss. Ueber römische Strassenreste bei Prolozac siehe oben S. 69. Nicht näher bekannt sind die Fundstellen des Grabsteines C. I. L. III 1916: D(is) M(anibus). Hermeti ann(orum) XXIIII Crescentilla soror b(ene) m(erenti) p(osuit), der sich später in Makarska im Hause des Paulovich-Lucich befand, und der seit 1887 und 1888 im Museum zu Spalato aufbewahrten Münzen der Republik und der Kaiser- zeit, der Glaspaste mit der Darstellung zweier Köpfe7) und zahlreicher geschnittener Steine (Intagiios in Carneol, Jaspis, Achat, Onyx), die zum guten Theile Götter (Juppiter, Minerva, Diana, Aesculap, Victoria u. s. w.) zeigen;8) einmal kommt die Inschrift C. I. L. III 10188 26 vor. 26 IANA Ricice, nordwestlich von Prolozac gelegen,9) nannte mir Herr Pfarrer J. Tonkovib in Podbabje als Fundort römischer Münzen; er selbst habe hier 10 Stück für das Museum in Sinj erworben. In Imotski hörte ich, dass Bauern von Ricice „Alterthümer verschiedener Art“ dorthin zum Verkaufe bi-ingen. Aus dem nordwestlich von Ricice gelegenen Studence 10) besitzt Obergeometer Danielov in Sebenico eine bronzene Lanzenspitze und Spinn- wirtel. 1) J. Bulic, Bull. Dalm. XV, S. 22 und Umschlag zu n. 8, S. 16; XXI, S. 153. C. Jirecek, Die Handelsstrassen und Bergwerke Serbiens und Bosniens während des Mittelalters, S. 40, Anm. 123. Auch mittelalterliche Grabmale finden sich zu beiden Seiten der Suvaja. 2) Ueber sonstige Reste aus der osmaniselien Zeit vgl. J. Bulic, Bull. Dalm. XXI, S. 152. 3) Auf der Specialkarte irrthümlich Bogdanovic. 4) R. v. Schneider, Archäol.-epigr. Mitth. IX, S. 65. 5) Alacevic, Bull. Dalm. VI, S. 65 f.; P. Bulic, ebenda X, S. 95; J. Bulic, ebenda XV, Umschlag zu n. 8, S. 16. 6) F. Bulic, Bull. Dalm. X, S. 95. 7) Bull. Dalm. X, Umschlag zu n. 9, S. 2 und XI, Umschlag zu n. 8, S. 2. 8) Ebenda, S. 118, n. 785. 9) Ebenda, S. 131 f., n. 809—825. 10) Nicht mehr auf unserer Karte. Patscli. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 89 In Gralipovac und in Lokvicie treten Steinhügelgräber (Gomile) zahlreich auf. Auf clem Trifinium der Dörfer Lokvicie, Poljica und Medovdolac steht der grosse Tumulus Trogomila.1) Die Bedeutung von Lokvicie in römischer Zeit tritt noch nicht deutlich hervor; es sind hier bis jetzt nur wenige Kleinfunde bekannt geworden. Von hier besitzt einen Ring und geschnittene Steine Obergeometer Danielov, Münzen2) und zwei Bronzefibeln das Agramer Museum, bronzene Kaisermünzen das Museum in Spalato.3) Die hier 18834) gefundene Tafel C. I L. III 8512 aus dem Jahre 26/27 hat mit dem Orte selbst wahrscheinlich nichts zu thun; wir haben sie oben S. 64 auf den Bau der hier vorbeiführenden Strasse unter Tiberius bezogen. Unter diesem Herrscher ist bei uns auch sonst recht viel gebaut worden von Staatswegen in Iader,5) Aenona,6) Clambetae7) und wahrscheinlich auch in Promona,8) von communaler Seite in Cherso,9) von Privaten in Salona,10) Ossero,11) Ugljan,12) Tinj bei Benkovac,13) Postrana di Poljica,14) Cittavecchia15) und Vrbovska16) auf Lesina, auf Curzola17) und in Teodo (Bocche di Cattaro).18) Dieser Reihe fügen sich auch die Ehrendenkmale an, die der Kaiserin-Mutter Livia in Clambetae19), Nero Cäsar in Scar- dona,20) dem um die Provinz sehr verdienten Statthalter P. Cornelius Dolabella in Epi- daurum21) und dem Legaten L. Volusius Saturninus in Aenona22) errichtet wurden. Wie man aus den angeführten Ortsnamen sieht, war das Küstengebiet schon damals stark romanisirt. Die Erinnerung an Tiberius' eigenes Commando in Dalmatien bewahren zwei Denkmale von ihm decorirter Soldaten: C. I. L. III 2718 und 3158 (vgl. p. 1038). Aus Poljica erhielt nach Bull. Dalm. IX, Umschlag zu n. 10, S. 2, das Museum in Spalato von Ante Ujevic neun Bronzemünzen „delh epoca Constantiniana“. Längs der an diesem 1) J. Bulic, Bull. Dalm. XV, S. 22 und Umschlag zu n. 8, S. 15; J. Ujevic, Vjestnik III, S. 87. 2) Ujevic, a. a. O. 3) Bull. Dalm. IX, Umschlag zu n. 4, S. 2. 4) Alacevie, Bull. Dalm. VII, S. 54. s) C. I. L. III 2908, vgl. p. 1635. 6) C. I. L. III 2972. 7) Bull. Dalm. XIX, S. 41. 8) Diese Mitth. V, S. 212, n. 76. 9) C. I. L. III 3148, vgl. 10131. 10) C. I. L. III 3213g, 5; Bull. Dalm. XVIII, S. 219, n. 501. 513; XIX, S. 151, n. 547; XX, S. 191, n. 563; XXI, S. 212, n. 624. “) Arch.-epigr. Mitth. IV, 78; XIX, S. 170. 12) Bull. Dalm. XX, S. 159. 13) Bull. Dalm. XIV, S. 62, n. 10. 14) Bull. Dalm. XXI, S. 53, n. 617—619. ls) C. I. L. III 3213g, d., e. ls) Vjestnik 1895, S. 151, n. 2 a. 17) C. I. L. III 3213g, c. 15) C. I. L. III 3213g, a. 1B) C. I. L. III 9972. 20) C. I. L. III 2808, vgl. 9879 = diese Mitth. V, S. 218, n. 86. 21) C. I. L. III 1741, vgl. auch das Fragment: diese Mitth. V, S. 179, n. 3 aus Burnum. 22) C. I. L. III 2974—2976. 90 I. Archäologie und Geschichte. Dorfe einerseits nach Zagvozcl und Grabovac, andererseits nach Podbabje vorbei- führenden Strasse kommen in grösserer Anzahl Tumuli vor.1) In Podbabje erwarb Obergeometer Danielov eine Armbrustcharnirfibel mit Zwiebelknöpfen aus Bronze. Nach meiner Abreise wurde hier auf der Localität Potocine der im Bull. Dalm. 1899, S. 201 publicirte Meilenstein: Imp(eratori) Caesari Marco Aurelio Claudio pio felici Aug(usto) gefunden. Claudius II. zu Ehren wurden, wie der bei Reni6i gefundene, in diesen Mitth. IV, S. 165, Figur 76, wiedergegebene Stein beweist, auch längs der von Salona über Arzano nach Bosnien führenden Strasse solche Strassendenkmale gesetzt. Die Vergleichung dieser beiden Inschriften zeigt, dass der Befehl, die Monumente zu errichten, von verschiedenen Organen ausgeführt wurde. Kamenmost. Der kleine, in fruchtbarer, baumreicher Umgebung eingebettete Ort verdankt seinen Namen, der mit Steinbrück zu übersetzen wäre, der hier seit altersher über die Vrlika führenden Brücke. In römischer Zeit war die hier bestandene Ansiedlung viel bedeutender. Sie dehnte sich am rechten Ufer des Flusses von dem Hause des Orts- ältesten Ivan Patrlj über die gegenwärtige Strasse bis zu dem gegenüberliegenden Hügelrücken aus. Hier treten überall Häusersubstructionen, Ziegel und Münzen zu Tage. In der Ograda Picokari6a stiess man im Sommer 1886 auf den Grundstücken von Ivan und Philipp Patrlj, Simon und Andreas Peric und Peter Kasalo beim Ab- tragen eines Steinhaufens und bei der Aushebung der Fundamente für einen Neubau auf ein Gebäude, das leider nicht ganz aufgedeckt wurde. Der Fussboden des ge- reinigten Gemaches ruhte auf runden Hypokaustziegelsäulen und war mit einem grossen Mosaik geziert.2) Dasselbe, jetzt von einem finsteren Keller überdeckt, zeigt einen aus weissen, rothen und blauen Steinchen hübsch ausgeführten Stern. Die ganze Cornpo- sition vermochte ich nicht auszunehmen, weil die ländlichen Baumeister auf das Ge- fundene, statt es zu heben und in ein Museum zu retten, ohne viel Rücksicht die Grundmauern gesetzt haben. Die bessere Ausstattung des Raumes und der Umstand, dass hier auch, wie man mir erzählte, Rohre einer Wasserleitung gesehen wurden, lassen die Meinung Buli6’,3) dass wir es hier mit den Resten eines öffentlichen Bades zu thun haben, als begründet erscheinen. Ob die nachstehende Inschrift gerade von dieser Ruine stammt, ist unsicher; sie könnte auch aus Runovib in die alte Vrlikabrücke gebracht worden sein. Von den hier aufgelesenen Ziegeln und Münzen sah ich das Fragment eines Dach- falzziegels mit dem Stempel PANSI/| — Pansia[na] und Kupfermünzen Maximians und Constantins des Grossen bei Ivan Patrlj. Er hatte vor, die Fundstücke ins Museum nach Spalato zu senden. Zwischen Kamenmost und Bublin sind Reste der römischen Strassen erhalten; sie bestehen in „Spurrillen“, die ich auf zwei Stellen im Gestein gesehen habe, bei der Häusergruppe Buljubasic rechts von der heutigen Strasse und nördlich von Dikovaca. Die moderne und die antike Route fallen also zuerst zusammen, dann aber x) J. Buliö, Bull. Dalm. XI, S. 21. 2) F. Bulic, Bull. Dalm. X, S. 31, vgl. J. Bulic, ebenda XV, Umschlag zu n. 8, S. 16. 3) A. a. O. Patscli. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 91 gehen sie auseinander. Die neue läuft oberhalb Dikovaca über Milas auf Karoglan zu; die alte führte dagegen unterhalb Dikovaca; sie blieb also auch hier dem Rande der Ebene treu. Die Distanz der Spurrillen beträgt etwas über 1 M. ; die Strasse selbst hat an sonst gut erhaltenen Stellen eine Breite von 5 M.1) 1. Kalksteinblock, rückwärts, rechts und unten abgeschlagen; 0'76 M. hoch, 0’46 M. breit und 0'345 M. stark. Das etwas verschliffene und mit Cement verschmierte In- schriftbild umgab ein 0-085 M. breiter, jetzt abgestemmter Rahmen. Die schönen Buchstaben nehmen von oben nach unten an Höhe ab. In den ersten fünf Zeilen ist keine Interpunction wahrnehmbar; sicher ist der Punkt nur in der achten Zeile. Der Stein war in der alten Brücke, die sich etwas flussabwärts von der heutigen befand, Imp(eratori) Ca [es (ari ) ] divi Ant[o] nini filio, [di] vi Hadria[ni] nepoti, divi Tra[ia] ni Part(hici) pron[epoti] , divi Nervae a[bnepo-] ti M. Aurelio [Anto] nino AuWusto) Ar [men(iaco) .]. Fig. 24. Inschriftfragment in Ivamenmost. eingemauert, wurde bei der Demolirung derselben im Jahre 1892 ungeschickt heraus- genommen und in das Stiegengeländer des nahegelegenen Hauses des Luigi Milosevi6 eingelassen (Figur 24). C. I. L. III 1913 — 8505 nach den Lesungen der Herren Marco Vuöemilovib und F. Bulic, die den Stein auf dem früheren Standorte rechts noch unversehrt sahen; meine Copie bietet den Text genauer, weil ich ihn viel bequemer collationiren konnte. 2. Unterer Theil eines Kalksteinblockes, links, oben und rechts abgeschlagen; 0’45 M. hoch und 0-415 M. breit. Unten profilirte Umrahmung erhalten. Inschriftfeld sehr abgeschliffen. Das Bruchstück war in der alten Brücke eingemauert, nach ihrer Abtragung wurde es in die Aussenwand des Hauses des Ortsältesten Ivan Patrlj ver- kehrt eingelassen (Figur 25). Seitdem von F. Bulic, Bull. Dalm. 1898, S. 221 mit Versehen veröffentlicht. In : der dritten Zeile stand ausser COS • III allem Anscheine nach nichts mehr. *) Ballif- Patscli, Römische Strassen in Bosnien und der Hereego vina I, S. 23. 92 I. Archäologie und Geschichte. Die erhaltenen Reste [trib(uniciae) pote] st(atis) XXIV . . . . co(n)s(uli) III lassen unzweideutig erkennen, dass mit diesem Denkmale ein Kaiser geehrt worden war, und enthalten gerade genug, um feststellen zu können, dass der Geehrte Marcus Aurelius war, denn nur er hat in seinem 24. Regierungsjahre das Consulat erst zum dritten Male bekleidet. Fig. 25. Inschriftfragment in Kamenmost. Auch das vorhergehende Fragment nennt diesen Herrscher. Da beide Stücke in derselben Brücke eingemauert waren, so kann man wohl mit Sicherheit behaupten, dass sie zusammengehören, dass n. 2 der untere Theil von n. 1 ist. Sie schliessen jedoch nicht unmittelbar aneinander an; es sind die anderen Siegesbeinamen ausge- fallen, die Marcus 170, in welches Jahr die Inschrift fällt, führte. Der Schluss der Ehreninschrift hat gelautet: Ar[men(iaco) Med(ico) Pcirt(hico) max(imo) trib(uniciae) potejst(atis) XXIV [p(atri) p(atriae)] co(n)s(uli) III p(ecunia) p(ublicci) d(ecreto) d(ecurionum) . Nach XXIV habe ich imp(eratori) V nicht ergänzt, weil es nicht in den zur Ver- fügung stehenden Raum passt, und weil der Imperatortitel auf Inschriften dieses Jahres nur sehr selten vorkommt.1) Das hier genannte Regierungsjahr Marc Aurels ist für Dalmatien bedeutungsvoll gewesen: damals sah man sich genöthigt, die Mauern der Provinzialhauptstadt durch Vexillationen der Legionen II Pia und III Concordia und durch die Cohorten I und II Delmatarum befestigen zu lassen;2) es konnte also die dem directen Grenzangriffe ent- rückte Lage der Provinz sie vor Ueberfällen nicht mehr schützen. Einen Einfall der Dardaner und eine damit in Zusammenhang stehende partielle Insurrection der eigenen Provinzialen in den letzten Jahren des Kaisers Marcus werde ich weiter unten in der Notiz „Eine Inschrift aus dem Timokthale“ zu erweisen versuchen. Buhlin. Westlich von der 292 M. hohen Erhebung Dikovaca3) dehnen sich in schöner Lage von der Crkvina genannten Localität bis zur Vrlika fruchtbare Felder aus, die das Volk Bublin nennt. Herumliegende Ziegelfragmente und Mörtelknollen, sowie in grosser Zahl ausgeackerte Gold-, Silber- und Kupfermünzen und geschnittene Steine Hessen seit langem erkennen, dass sich hier eine römische Ansiedlung befand. Auf den Aeckern seiner Brüder grub Herr Pfarrer Tonkovic im Herbste 1897 nach und constatirte zahlreiche Mauerzüge, die bis unmittelbar an die genannte Crkvina ver- liefen. Da dieser Name die Existenz weiterer Gebäuderuinen andeutete, zog er auch 9 C. I. L. VIII 14378. Vgl. von P. Rhoden, Pauly-Wissowa, Realencyklopädie s. v. Annius, Sp. 2297 f. 2) C. I. L. III 1980 (vgl. p. 1030 und n. 8570). 1979 (vgl. p. 1509). 6374 (vgl. 8655). 3) Auf der Specialkarte irrtkümlich Tikovaca. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 93 hier im November 1897 Suchgräben.1) Er stiess dabei auf eine frühchristliche Basilika, die im Laufe des Jahres 1898 blossgelegt wurde. Ausser Gräbern im Inneren des Gebäudes und beachtenswerthen christlichen Architektur- und Sculpturfragmenten 2) fand Herr Tonkoviö in dem Schutte und in den auf der Crkvina von den Landleuten aufgehäuften Klaubsteinhügeln die nachfolgend verzeichn eten Bruchstücke von römischen Inschriften, die, wie ihr gegenwärtiger Zu- stand und die Mengung von Votiv- und Grabdenkmalen beweisen, in der Basilika oder in den umliegenden Gebäuden als Baumaterial verwendet worden waren. Sie werden ebenso wie einige eigenartige, auf den Aeckern der Brüder Tonkovic aufgelesene Fibeln in dem Pfarrhause zu Podbabje aufbewahrt und sollen, durch eventuelle neue Funde vermehrt, in das Staatsmuseum in Spalato kommen. Die Nummern 2 und 7, sowie ein beschädigtes Attisrelief lerne ich erst aus dem oben angeführten Berichte kennen. Nach den Resultaten der bisherigen Nachforschungen bestand also auf dem Com- plexe Bublin eine römische Ansiedlung,3) in der später auch eine christliche Basilica erbaut wurde. Dass hier auch heidnische Heiligthümer bestanden, kann aus den In- schriften n. 1 — 4 nicht geschlossen werden, da die Steine höchstwahrscheinlich aus Runovic hieher verschleppt sind (vgl. die Inschriften n. 2 und 3). Diesem Municipium wird der Ort attribuirt gewesen sein. Darauf weisen hin die geringe Distanz beider Punkte — etwa 5 Km. — und der Umstand, dass die neugefundene Basilica in ihrer :) Vgl. darüber jetzt seinen Bericht im Bull. Dalm. 1899, S. 211 ff., Tafel VIII — X und die Kritik desselben in der Starohrvatska prosvjeta 1900, S. 95. 2) Vgl. a a. O., Taf. X, die den Funden leider nicht gerecht wird. 3) Zu ihrer Datirung wäre es sehr wünschenswerth, wenn die liier zum Vorschein kommenden Münzen zu einer Localcollection vereinigt würden. 94 I. Archäologie und Geschichte. ursprünglichen Anlage1) höchstwahrscheinlich identisch ist mit der auf dem Concil von Salona im Jahre 532 genannten Kirche von Novae, die damals von dem Metropolitan- sprengel von Salona abgetrennt und. dem neucreirten Bischöfe von Sarsenterum unter- stellt wurde.2) „Basilica in municipio Novense“ konnte sie auch dann genannt werden, wenn sie nicht in der Stadt selbst, sondern in ihrem Territorium lag. 1. Votivara aus Mergel mit hohem, glattem, wenig vorladendem Kopfgesims und ebensolcher Basis auf der Vorderseite und den beiden Seitenflächen; oben und rück- wärts rauh. Rechts oben und links unten abgeschlagen. Höhe 0365 M., Breite am Gesims 0T85, sonst 0T7 M., Stärke am Gesims 0'205, sonst 0T85 M. Die Zeilen sind zum Theil vorgerissen, doch kümmerte sich der ungeübte Verfertiger der Inschrift wenig um die Linien. Unregelmässige Interpunction (Figur 26). Vgl. jetzt Tonkovi6, Bull. Dalm. 1899, S. 213. In Z. 4 sind die beiden letzten Buchstaben allem Anscheine nach später eingeritzt worden und haben mit der ursprüng- lichen Inschrift nichts zu thun; sie sind seichter als die übrigen. Wahrscheinlich sind sie Nachbildungen der beiden ersten Buchstaben der fünften Zeile. Verständlich sind nur die beiden ersten Zeilen und die drei letzten: Iovi optimo maxi(mo) .... Ava Bato[n]iana v(otum) s(olvit). Batoniana lese ich unter der Annahme, dass der erste Buchstabe der letzten Zeile ein verkehrtes N ist, dessen erste Hälfte abgewetzt ist. Zu Ava vgl. C. I. L. III 3644 = 10576 (Ulcisia castra) und A. Holder, Altceltischer Sprachschatz s. v. 2. Bruchstück einer Ara aus Mergel, 0’20 M. hoch, 0'25 M. breit und 047 M. stark; Zeilen vorgerissen, seichte Buchstaben; über jedem Buchstaben der ersten Zeile eine horizontale Furche. IOMTGI ///////// SAT ’ /////////////////// Nach Tonkovic, a. a. 0., S. 211 soll die verticale Hasta am Schlüsse der ersten Zeile von einem N oder M herrühren. In Z. 1 ist wohl eine Ligatur von E und T anzunehmen. Mit Berücksichtigung der Inschriften C. I. L. III 1908 — -1910 des benachbarten Runovib-Novae ist wohl zu lesen: I(ovi) o(ptimo) m(aximo) [ e]t g(enio) [m(unicipii) N(ovensium )] Sat[urninus? .... Ein Caelius Saturninus, beneficiarius consularis, weihte den nämlichen Gottheiten die Ara C. I. L. III 1909 (s. u. S. 98, n. 2). 3. Bruchstück eines nicht näher bestimmbaren Monuments aus Mergel, rückwärts abgeschlagen, unten Rest einer einfachen Umrahmung erhalten. Höhe 0-22, Breite 048, grösste Stärke 005 M. Zeilen leicht vorgerissen, doch reichen die rohen Buchstaben nicht bis an die Linien (Figur 27). Vgl. jetzt Tonkovic, Bull. Dalm. 1899, S. 212 mit Versehen. In Z. 1 rührt der ei’ste Buchstabenrest von einem C oder G her. I(ovi) o(ptimo) m(aximo) et] ge[nio m(unicipii) N(ovensium) ]elva[ .] nus (centurio) [. . . . v(otum)] sol(vit)[. . . . Zu der Ergänzung der Gottheiten vgl. die Bemerkung bei der vorhergehenden Inschrift n. 2. 4. Bruchstück wahrscheinlich einer Platte aus Mergel, rings abgeschlagen; Höbe 048, Breite 0'235, Dicke 0'09 M. Das Inschriftfeld ist nicht mit Sorgfalt zugerichtet; 9 Dass sie bauliche Veränderungen erfuhr, zeigt der Plan bei Tonkovic, a. a. O., Tafel VIII — IX, vgl. S. 217. 2) Farlati, Illyricum sacrum II, S. 173. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 95 'Unebenheiten sind stehen gehlieben, die den Verfertiger der Inschrift nüthigten, in Z. 1 die Buchstaben auseinander zu rücken. Die Zeilen sind vorgerissen; schlechte seichte Schrift; das O in Z. 2 ist mit dem Zirkel gebildet. Unregelmässige Interpunction (Figur 28). Vgl. Tonkovic, Bull. Dalm. 1899, S. 213 mit Versehen. In Z. 1 sind der zweite und dritte Buchstabe ein L. Auffallend ist bei der sonst grossen Sparsamkeit mit dem Raume der grosse Zeilenahstand zwischen Z. 1 und 2; getilgt scheint nichts zu sein; die auf dem Abklatsche schwach wahrnehmbare senk- Pig. 28. Fig. 27 — 29. Inschriftfragmente aus Buhlin. rechte Linie über dem F der zweiten Zeile rührt allem Anscheine nach nicht von einem Buchstaben her. Das Spatium ist wohl durch Unachtsamkeit des Arbeiters entstanden. ? m]il(es) l[e]g(ionis?) .... b (ene)f(iciarius) co(n)s(ularis) .... v(otum) l(ibens) m(erito) s(olvit)[ Nach COS kann noch etwas gestanden haben. Die Buchstaben IS • MES in Z. 4 dürften von dem Datum herrühren; [d(ominis) n(ostris) Decijis Mes[siis (=251 n. dir.) zu ergänzen, geht kaum an. 5. Bruchstück höchstwahrscheinlich einer Platte aus Mergel, rings abgeschlagen; Höhe 0-20, Breite 0'215, Stärke CH)7 M. Schriftfläche stark cörrodirt. Gute Buch- staben (Figur 29). Vgl. jetzt Tonkovic, Bull. Dalm. 1899, S. 213 mit Versehen. /".... Jus b(ene)f(iciarius) c[o(n)s(ularis) lejg(ionis) X ge[m(tnae ) .....] Das Bruchstück rührt wohl von einem Votivdenkmale her. 6. Zwei aneinander schliessende Bruchstücke, wahrscheinlich einer Platte aus Mergel a), 0’205 M. hoch, 0T3 M. breit, (M)6 M. stark. Hübsche, regelmässig geschnittene Buchstaben. Zu demselben Monumente gehört wahrscheinlich wegen der gleichen Stärke des Steines, des nämlichen Charakters und derselben Höhe der Buchstaben und der gleichen Zeilenabstände auch das Fragment b), das 0T4 M. hoch, 0'145 M. breit und 0‘06 M. stark ist (Figur 30). Vgl. jetzt Tonkovic, Bull. Dalm. 1899, S. 212 mit Versehen. D(is) M(anibus) : [ . . .? P]ers[i]o Epicad[o ] us viv[us fecit .... 7. Bruchstück aus Mergel, rings abgeschlagen, 0’27 M. hoch, 047 M. breit und 0-09 M. stark. IV 1? Nach Tonkovih, a. a. 0., S. 212. 96 I. Archäologie und Geschichte. 8. Bruchstück höchstwahrscheinlich von der Vorderplatte einer Aschenkiste aus Mergel, rings abgeschlagen; 0-285 M. hoch, 0'19 M. breit und 0'12 M. stark. Die In- schrift befand sich in einer tabula ansata; die Zwickel über und unter der glatten ansa sind mit je einem Blatte oder kleinem Zweige ausgefüllt (Figur 31). Vgl. jetzt Tonkoviü, Bull. Dalm. 1899, S. 211. a Fig. 30. Inschriftfragmente aus Bublin. Fig. 32. Vom Deckel einer Aschenkiste aus Bublin. Fig. 31. Aschenkistenfragment aus Bublin. Der ersten Zeile folgte, da sich unter A eine freie, unbeschriebene Fläche befindet, eine eingezogene Zeile. 9. Bruchstück vom Deckel einer Aschenkiste aus Mergel, rechts glatt abgearbeitet; 0'13 M. hoch, 019 M. breit und 0-27 M. stark; die Ecke links unten füllt ein Blatt aus (Figur 32). ßunovid-Novae. Die Ruinenstätte des Municipiums Novae wird von Weitem markirt durch die auf einer sanften Erhebung stehende Pfarrkirche von Runovic. Rings um dieselbe dehnte sich die Stadt aus; wo man hier nachgräbt, kommen die gewöhnlichen Zeugen römischen Lebens, Gebäudesubstructionen, Ziegel, Münzen, geschnittene Steine, Fibeln und andere Anticaglien zum Vorschein. Die Landleute bringen ihre Funde nach Imotski zum Verkauf oder veräussern sie an die das Dorf besuchenden Fremden, welche sie auch ohne nähere Anhaltspunkte sämint- lich für „Juden“ halten. Dadurch sind die hiesigen Antiquitäten in die verschiedensten Hände gerathen. Die Münzsammlungen Vucemilovid und Danielov haben sich hier zum guten Theil bereichert; Herr Ignaz Hainz, Director des k. k. Tabakeinlös- „ no , amtes in Imotski, erhielt von hier das Bronzeköpfchen eines Fig. 33. Bronzene Kniefibel _ ; 1 aus Runovic (i/3). Stieres.1) Ich selbst erwarb hier für das Landesmuseum nebst Trebonianus Gallus, Cohen1 33 und Aurelianus, Cohen 131 die unter Figur 33 abgebildete, 0034 M. lange, 0'025 M. hohe dornlose Kniefibel aus Bronze und den 0'055 M. hohen, unten 0 038 M. breiten, schwarz patinirten Funken- reisser Figur 34, aus Bronze mit Stahleinlage. Grössere Funde sind vor 10 Jahren auf dem an die Kirche unmittelbar an- stossenden Friedhofe gemacht worden. Man traf hier, wie mir der Pfarrer Herr 9 Bull. Dalm. XXI, S. 200. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 97 M. Vukusic erzählte, schöne Mosaikfussböden und eine Wasserleitung an, die zum grössten Theil wieder verschüttet wurden. Ob hier ein besser ausgestattetes Privat- gebäude oder ein öffentliches Bad bestanden hat, könnte nur durch eine jetzt allerdings durch frische Gräber sehr erschwerte Nachgrabung entschieden werden. In der Nähe der Kirche (wahrscheinlich nördlich von ihr, auf dem Grundstücke des Stephan Babic) erhob sich der aus den zahlreichen Votivaltären erschliessbare Tempel des Juppiter. Die älteren Angaben über die Fund- stellen der Aren C. I. L. III 1907 und 1908 x) „ad ecclesiam curatam“ und „prope ecclesiam“ weisen in die Nähe der Kirche; bestimmter führt auf den genannten Acker der Umstand, dass daselbst im Sommer 1890 die Votivinschrift C. I. L. III 12802 gefunden wurde, die wegen des mitge- fundenen, jetzt im Museum zu Sinj aufbewahrten Adlers 1 2) auf Juppiter zu beziehen ist. Der Acker Gu6usa, wo im Oc- tober 1897 der im Bull. Dalm. 1899, S. 184 veröffentlichte Altar gefunden wurde, liegt ebenfalls in dessen Nähe. Dass die Votivdenkmale nicht in dem Sonderheilig- thume der hiesigen Statio des beneficiarius consularis 3) stan- den, sondern in dem öffentlichen Juppitertempel ihren Platz hatten, geht daraus hervor, dass sich unter den bekannten sechs Dedicanten ein Civilist befindet (C. I. L. III 1908), die Stiftungen zum Theil auch dem Genius municipii Noven- sium gelten (C. I. L. III 1908. 1910), und dass ein benefi- ciarius seine Ara nach den Magistraten des Municipiums datirt (C. I. L. III 1910). Ausser Juppiter wurde in Novae auch Silvanus verehrt; wir besitzen zwar nur einen Altar, der seiner gedenkt (C. I. L. III 1911, unten S. 100), doch wird man auch hier einen auf dem Glauben breiter Volksschichten basirten Cult des in unserer Provinz so populären Gottes annehmen dürfen. Die Fortuna Redux, welcher ein beneficiarius die Ara C. I. L. III 1906 gestiftet hat, wird, wie überall, nur in officiellen und besonders loyalen Kreisen Dedicanten gefunden haben. Mit der oben erwähnten Ausnahme rühren sämmtliche in Runovic selbst gefun- dene Steine von beneficiarii consularis her. Diesen sieben Monumenten sind, wie be- reits oben S. 93 bemerkt worden ist, noch zwei von Buhlin hinzuzufügen, so dass wir jetzt über folgende Suite verfügen: Fig. 34. Feuerstahl mit Bronzegriff aus Runovic P/i). legio I adiutrix 1. C.I.L. III 1907 = unten S. 100, Fig. 35. 2. C. I. L. III 1909 : 1. o. m. [et] g(enio ) m( unicipii ) Nfovensium •■)[.] Caelius [ S] aturnius b. f. cos. leg. I ad. p. f. [I]m[p. L.J Septimio Severo Aug. bis [cos.]. 194 n. Chr. 3. C. I. L. III 1910: /. o. m. et g. m. N. G. Vib. Pom. I[a]nu[a]rius b. f. cos. leg. I adi. v. s. I. m. (Duum)oiris q(uin)g(uennalibus) Aur(eliis) Maximo et Anneo. 1) Von C. I. L. 111 1909 und 1910 ist die Fundstelle unbekannt. 2) F. Bulic, Bull. Dalm. XIII, S. 161: Dapresso venne trovata una aquila, di buon lavoro, di pietra bianca calcare, colle ali distesse, mancante di tutte le estremitä. 3) Vgl. Domaszewski, Die Religion des römischen Heeres, S. 17. Band VUI. 7 98 I. Archäologie und Geschichte. 4. C. I. L. III 1906: ] s. Ital. v. s. I. m. 5. Siehe oben S. 95, n. 5. legio I Italica Fort. R[educi] T. Fl. Sabfinus] b. [f .] cos. l[eg. I] legio X gemina legio XI Claudia 6. Bull. Dalm. XXII, S. 184: [I.] o. [m.J b.f. cos. [leg.] XI Cl.p.f. legio XIIII gemina 7. C. I. L. III 1911 = unten S. 100, Fig. 86, 239 n. Chr. Unbekannte Legion 8. C. I. L. III 12802: .... b(ene)f(iciarius) cfos. p]ro(vinciae) P(annoniae) super (ioris)1) [fp>o] sfujit VII idus [Iujnias Scapu[la ] Prisco et [Tijneo Clemente cos. 195 n. Chr. 9. Siehe oben S. 94, n. 4. Darnach hat in Novae sicher eine Station dieser Bureaucharge bestanden. Auch hier sehen wir aus den datirten Altären n. 2 und n. 8,2) dass die einzelnen beneficiarii schon nach kurzer Dienstleistung abgelöst wurden ; der Dienst wird also ein schematischer, auf allen Stationen nach der gleichen Art, nach denselben Formeln und Rubriken ge- regelter gewesen sein. Wenn wir bedenken, dass es bei den Beneficiarii Brauch geworden ist, bei der Ablösung in dem Stationsorte ein Votivdenkmal zu hinterlassen, und allein die weite Lücke zwischen den Jahren 195 (n. 8) und 239 (n. 7) in Rechnung ziehen, so ergibt sich von selbst die Begründung unserer Hoffnung, noch mehr Denkmale dieser Art aus Runovib zu erhalten, und erhellt die Erspriesslichkcit einer systematischen Grabung wenigstens auf diesem Punkte des Beckens von Imotski. Sie würde voraus- sichtlich neue Daten zur Kenntniss der nur sehr allgemein erforschten Organisation der Stationen überhaupt erzielen und uns höchstwahrscheinlich aufklären über die ältere Zeit der Station von Novae, denn die Beneficiarii sind gewiss nicht erst im Jahre 194 (n. 2) hieher gekommen. Unsere Vermuthung stützt sich dabei nicht auf die anderen hier verzeichneten Inschriften, denn die Vexillationen der Legionen, denen Ianuarius, Sabinus u. s. w. entnommen wurden, sind ebenfalls erst in der späteren Kaiser- zeit nach Dalmatien gekommen,3) und auch nicht auf das Auftreten der XI. Legion in unserer Liste (n. 6), da der ihr angehörige beneficiarius erst spät aus Moesia inferior zu uns gekommen sein kann, ebenso wie der in C. I. L. III 8727 (Salona) [% Aurejlius Alexsander, b(e)n(e ) [f(iciarius ) % legio] nis XI Claudie, v[i]bus sibi suo iusit testamento arcam [pjoni genannte, sondern auf den Zweck, den die hiesige Station gehabt hat. Nach Domaszewski, a. a. 0., S. 98 f., zerfallen die Stationen in zwei Classen; die eine war für die „Verwaltung der Truppen selbst bestimmt und ist bei den Vexillationen der Legionen und bei den Auxilien nachzuweisen“; die andere tritt „an Punkten auf, welche für den Verkehr auf den Reichsstrassen wichtig sind“. In Novae ist eine Garnison nicht zu erweisen; dagegen führte durch die Stadt die wichtige Militärstrasse Gardun— *) Ob die Ergänzungen richtig sind, wird erst eine Untersuchung des im Museum zu Spalato be- findlichen Originales ergeben. 2) Vgl. Domaszewski, a. a. O., S. 97, Anm. 396. -1) Glasnik 1896, S. 510; diese Mitth. VII, S. 86 und unten S. 104. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röru. Provinz Dalmatien. V. 99 Humac — Bigeste. Es ist also der zweite Grund für die Errichtung der Station in Runovi6 massgebend gewesen,1) und er wird sich bereits in früher Zeit geltend gemacht haben, da, wie wir S. 64 ausgeführt haben, die Strasse schon unter Tiberius fertiggestellt worden ist. Daraus kann weiter gefolgert werden, dass Novae bald in administrativer Hinsicht eine die anderen Ortschaften des Beckens überragende Bedeutung hatte. Aus dem Namen kann vielleicht geschlossen werden, dass der Ort im Gegensätze zu einem älteren Vororte von den Römern gefördert wurde. Dass auch hier unter der römischen Schichte eine vorrömische anzunehmen ist, unterliegt, da sich bis jetzt alle römischen Siedlungen des Beckens als auf Prähistorischem fussend erwiesen haben, keinem Zweifel. Gefunden wurde hier bis jetzt, so viel mir bekannt geworden ist, aus der älteren Periode jedoch nur ein Hohlcelt aus Bronze, der sich im Besitze des Obergeometers Danielov befindet. Municipium wird Novae ausdrücklich erst im Jahre 194 genannt (C. I. L. III 1909 = oben S. 97, n. 2); es sind aber Decurionen bereits im Jahre 170 bezeugt (siehe oben S. 91 f.), und wir werden wahrscheinlich nicht irren, wenn wir für die Stadtconstituirung noch ein früheres Datum annehmen. Andererseits darf nicht übersehen werden, dass weder Plinius noch Ptolemäus den Ort erwähnen. Ein guter Theil der zur Stadt ge- hörigen Bevölkerung war zum Mindesten bis auf Kaiser Marcus geringeren Rechtes? da selbst unter den Magistraten der Stadt, den duumviri quinquennales, und unter den Decurionen,2) Aurelii begegnen.3) Was das Territorium der Stadt anlangt, so haben wir bereits oben die Ver- muthung ausgesprochen, dass die Vrlikaquelle zu Salona, Kamenmost und Bublin da- gegen zu Novae gehört haben; in diesen Mittheilungen IV, S. 274, ist darauf hinge- wiesen worden, dass Honoratioren der Stadt in Zaostrog (siehe oben S. 63) und in Crvenica im Duvno polje gewohnt haben, und dass daraus geschlossen werden könnte, dass diese Punkte zu der Region von Novae gehört haben. Die Strecke zwischen Novae und Crvenica habe ich auf einem sehr primitiven Saumpfade im langsamsten Tempo in 7 Stunden abgeritten; in römischer Zeit wurde die Entfernung durch eine Strasse bedeutend abgekürzt (siehe oben S. 69). Zum letzten Male wird Novae auf dem im Jahre 532 abgehaltenen Concil von Salona erwähnt. Damals dürfte es schon viel von seiner Bedeutung eingebüsst haben, da es dem neuen Bisthume von Sarsenterum untergeordnet wurde, sich selbst nach wie vor mit einer Pfarre begnügen musste. Von den in Runovid gefundenen, im C. I. L. III verzeichneten Inschriften befinden sich nur noch die beiden nachfolgenden im Orte selbst; C. I. L. III 1906. 1908 — 1910 sind verschollen, C. I. L. III 12802 und die seit meiner Anwesenheit gefundene Ara Bull. Dalm. XXII, S. 184 befinden sich als Geschenk des Pfarrers J. Tonkovid im Museum zu Spalato. 1. Ara aus Kalkstein mit stark vorladendem profilirten Gesims und Ablauf auf der Vorderseite und den beiden Seitenflächen. Höhe 0‘955, Breite am Gesims 0-52, am Schaft 0’43 M. Inschriftfeld stark bestossen. Gefunden nach Paulovich-Lucich „ad ecclesiam curatam“, jetzt in die der Kirche zugewendete Mauer des Friedhofes eingelassen (Figur 35). C. I. L. III 1907. Der Anonymus des Zanetti und Paulovich-Lucich sahen den Stein vollständiger in Z. 1 — 3. Am Ende der ersten Zeile ist nur für SAC Raum. In Z. 2 0 Vgl. diese Mitth. IV, S. 273. 2) Ein städtischer Würdenträger oder eine municipale Würdenträgerin war auch auf dem in diesen Mitth. IV, S. 273 veröffentlichten Fragmente genannt. 3) C. I. L. III 1910 = oben S. 97, n. 3. 1892, vgl. p. 1029. 7* 100 I. Archäologie und Geschichte. muss das Cognomen abgekürzt gewesen sein, da Ligaturen in der Inschrift nicht Vor- kommen. Zanetti und Paulovich haben hier GEN.., beziehungsweise GE..., mir schien der Buchstabenrest eher schief als vertical zu sein.1) In Z. 5 hat vor B allem Anscheine nach nichts gestanden. I(ovi) o(ptimo) m(aximo) s[ac(rum). C. AJtilius G[ . . . ., mjil(es) leg(ionis) XIII [ ge]m(inae ), leg(ionis) I ad(iutricis) b(eneficiarius) co(n)s(ularis) [ v(otum )] s(olvit) l(ibens) m(erito). Fig. 35. Altarinschrift in Runovic. Bemerkenswerth ist das Avancement des Atilius; es steht im Widerspruche zu dem, was Domaszewslci, a. a. 0., S. 16, Anm. 69, sagt: „ es ist dies einer der Gründe, weshalb das Avancement vom gregarius zu den Bureauchargen der Stäbe (beneficiarii) nothwendig durch die Zwischenstufe der drei taktischen Chargen signifer, optio, tesserarius führt.“ 2. Glatter Kalksteinblock ohne Umrahmung, 0‘86 M. hoch und 0 355 M. breit. Die Inschriftseite ist abgeschliffen, weil der Stein früher „in pavimento ecclesiae“ eingelassen war; jetzt ist er in der Kirchhofsmauer neben der vorhergehenden Ara n. 1 eingemauert. Die oberen Zeilen waren vorgerissen. Die Buchstaben sind seicht und namentlich in den unteren Zeilen sehr flüchtig; die runden sind mit dem Zirkel eingeritzt (Figur 36). Silvano Aug(usto) sac(rum). Acutianus [b(ene)]f(iciarius) co(n)s(ularis) l[e]g(ionis ) XIII1 gem(inae) Gordian(ae) d(omino) n(ostro) Gordi[a]no Aug(usto) et Avi[ol]a c[o(n)]s(ulibus) l(ibens ?J a(nimo?). Fig. 36. Altarinschrift in Runovic. C. I. L. III 1911 mit mannigfacher varia lectio; die Versehen des Steinmetzen hatte Paulovich ganz gut notirt. Auffallend genug sind diese Uncorrectheiten auf dem Denk- male eines beneficiarius, auf dessen Schreib und Lesefertigkeit Gewicht gelegt wurde.2) J) Wegen heftiger Bora konnte ich weder von dieser Inschrift, noch von der folgenden einen Ab- klatsch machen. 2) Domaszewski, a. a. O., S. 16, Anm. 69. Siehe unten S. 104, Anm. 8. Sl 1VANO AVOSAC ACVTIANV5 -RFCOSLFCXIm GEMGORD1W DNGORDIWOAV' CT AVI 3IACS l A Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der reim. Provinz Dalmatien. V. 101 Die Inschrift gehört dem Jahre 239 n. Chr. an, vgl. P. von Rohden, Pauly- Wissowa’s Realencyklopädie s. v. Antonius, Sp. 2625. Ausser diesen beiden Inschriften ist hinter der Kirche an der Ecke der Friedhofs- mauer der untere Theil einer Kalksteinara so eingemauert, dass nicht constatirt werden kann, ob er eine Inschrift trägt. Ueber der von Runovic etwa l-5 Km. entfernten Häusergruppe Bitanga liegen auf einem Hügel etwa 30 Tumuli; vier derselben wurden von Custos Szom- bathy im Jahre 1891 geöffnet. Ausser Skeleten und Bruchstücken von vorrömischem Thongeschirr wurde nichts gefunden.1) Die aufgelesenen wenigen römischen Gegen- stände aus Bronze und Thon (Münzen, Schlüssel, Löffelchen und Spinn- wirtel) müssen sich in den oberen Schichten befunden haben. Man wird sich hier auch vor recenten Nachbestattungen zu hüten haben, da auch Kirchenbücher auf dieser Stelle Gräber verzeichnen. Prisoje bei Drinovci. In der von Drinovci etwa eine Viertelstunde entfernten Ortschaft Prisoje erhebt sich auf dem das Bijelo polje im Nordosten abschliessenden Rücken ein elliptischer Hügel — auf der Specialkarte ist er mit 348 M. cotirt — , den das Volk Gradina nennt.2) Auf demselben sind Mauerreste sichtbar und liegen Scherben handgeformter grober Thongefässe, römische Ziegelfragmente und mittelalterliche Grabsteine herum. Nimmt man noch hinzu, dass hier nach Aussage der Anrainer auch Fibeln und Münzen ge- funden wurden und ich von hier die unter Figur 37 abgebildete, oben abgeschlagene und an den Seiten durch Hämmern beschädigte, 0'285 M. lange Lanzenspitze aus Eisen mit kräftiger Mittelrippe erhielt, so erhalten wir für den kleinen Fleck ein buntes Gemisch heterogener Culturepochen und sehen, dass er Jahrhunderte lang von Werth war für seine Umgebung. Der Punkt ist auch äusserst günstig gelegen. Man übersieht von hier das ganze Becken bis Imotski. Sein landschaftlicher Charakter muss einstmals ein anderer gewesen sein; jetzt könnte auf der verkarsteten, baumlosen, windumtobten Höhe ein Haus nicht lange bestehen. Auch auf den am Fusse der Gradina liegenden Dolinen und Feldern stossen die Bauern auf Altertliümer ohne absichtliches Suchen. Im Jahre 1897 fand Peter Vrcan auf seinem Grundstücke Ziegel, Thongefässfrag- mente und das zweihenkelige, 0‘05 M. hohe Töpfchen Figur 38 mit con- cavem Boden aus fein geschlemmtem grauen Thon. Ein noch intactes Grab öffnete auf seiner Parcelle Paul Vrcan im Jahre 1896, das einen Helm, sieben Lanzenspitzen, zwei Fibeln, ein „halb- mondförmiges Anhängsel sowie noch anderes Eisen“ enthielt. Ich fand die Ueberbleibsel dieses wichtigen Grabinventars in dem denkbar schlechtesten Zustande. Vom Helme J) J. Bulic, Bull. Dalm. XV, S. 22. 2) Bakula’s Notiz im Schematismus 1867, S. 181: Drinovci supra domum Vrcan sunt reliquiae magni fortalitii in quo antiquitates non sunt infrequentes repertu, suntque inibi sex subterranea magna solidis.sima abside donata. Hic prope est etiam sepulcrum cuiusdam sacerdotis presbyteri, bezieht sich auf diese Stelle. Pig. 37. Eiserne Lanzenspitze aus Prisoie (Vs)- 102 I. Archäologie und Geschichte. waren nur noch zwei über und über mit Asche und Fett beschmierte Bruchstücke übrig; sechs Lanzenspitzen waren als Schüreisen schon verbraucht worden, die siebente wurde mir vom Herde gebracht; die Fibeln, beide von bei uns seltener Form, sind verbogen und abgebrochen. Die Veröffentlichung dieser Gegenstände überlasse ich dem Prähistoriker. Auf dem Rückwege von Drinovci nach Gorica suchte ich die von Bakula, a. a. 0., S. 181, erwähnten „rudera ecclesiae titularis ignoti prope Plavilo“ auf. Sie sind iden- tisch mit der zwischen der Brücke über den Plavilobach und Leventida kuca auf einer Bodenanschwellung liegen- den ,,Crkvina“, auf der man auf Mauerzüge gestossen Fig. 38. Töpfchen aus Prisoje (‘Al- sein soll. Uebertag vermochte ich nichts zu sehen. II. Epigraphische Einzelfunde. Unter diesem Titel werden Monumente vorgelegt, die im Laufe der letzten Jahre, insbesondere 1897 und 1898, zumeist ohne Zuthun des Landesmuseums zum Vorschein gekommen sind. Wenn man die Namen der Finder zusammenreiht, so wird man die erfreuliche Wahrnehmung machen, dass unsere Absichten bereits in weiten Kreisen erkannt worden sind und allenthalben eine kräftige Unterstützung finden. Den wackeren Mitarbeitern sei auch hier unser bester Dank gesagt. Möge ihr Fleiss nicht erlahmen und ihr Kreis sich stetig erweitern! Bei der Grösse des Landes und der Menge der Fundstätten ist es unserem Institute nur schwer möglich, überall gleich direct einzu- greifen. Stolac. Am 28. Mai 1898 wurde auf dem Felde des Alaga Festic in dem zum Stolacer Stadtviertel Podgrad gehörigen Orte Oklade von dem Arbeiter Alija Elezovib die Basis Figur 39 gefunden. Dank der Wachsamkeit des Strassenmeisters Herrn Carl Straka wurde sie vor Beschädigung bewahrt und für das Landesmuseum erworben. Fig. 39. Statuenbasis aus Stolac (1/i0). Fig. 40. Rückseite der Statuenbasis Fig. 39. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 103 Basis aus weissem Kalkstein, 0’60 M. hoch, am Gesims 0’42 M. breit und 0’265 M. stark; am Schafte betragen die letzteren Masse 0‘38, beziehungsweise 0’235 M. Auffiallenderweise fehlt das Kopfgesims gänzlich und das Fussgesims auf der rechten Seite. Diese Eigenheiten erklären sich daraus, dass der Stein als Postament eines Anathems, wohl einer Juppiterstatuette, diente, und dass rechts ein analoger Schwester- stein anschloss. Diese Schlüsse aus der Form des Denkmals werden durch die Be- schaffenheit der in Betracht kommenden Seitenflächen bestätigt. Die rechte Seitenfläche ist, um eine gute Anschlussfläche zu erhalten, rauh bossirt, und die roh zugearbeitete Rückseite weist, wie aus Figur 40 zu ersehen ist, gegen die gesimslose Seite zu zwei seichte Löcher übereinander auf, in denen die verbindenden Eisenklammern einst staken. Auf der oberen Fläche umschliesst ein glatter, auf der Vorder- und Rückseite 0 025 M., auf den Schmalseiten 0'04 M. breiter Rahmen einen gerauhten Spiegel, welcher der Grösse der Plinthe der Statuette entsprochen haben wird. Die Rückseite ist nur roh zugerichtet, das Monumentenpaar stand also vor einem anderen breiten Gegenstände, einer Wand oder einem Pfeiler, und zwar in einem gedeckten Raume, da auf der Basis keine Einwirkungen der Atmosphärilien wahrnehmbar sind. Ihre Beschädi- gungen — es ist stark die linke obere Ecke, schwächer an drei Stellen die rechte Seite abgeschlagen und stellenweise die Schriftfläche bestossen — sind späteren Ur- sprunges. Nach A. von Domaszewski, Die Religion des römischen Heeres, S. 97, er- folgten die Stiftungen der beneficiarii consularis im Heiligthume der betreffenden Station;1) die in Aussicht genommenen Grabungen auf der Fundstelle der Basis könnten also über die Einrichtung des ganzen Bureaus Aufschluss geben. Aus demselben Heiligthume dürften auch die folgenden von General Reicher im Vidovpolje in der Nähe der Stolacer Militärbaracken in einem römischen Gebäude nebst anderen in die Monarchie überführten Gegenständen gefundenen Inschriften stammen.2) 1. C. I. L. III 8431: Marti Aug. [M2] . Ael. Firminus b. f. cos. leg. XIIII g. v. s. m. I. und 2. C. I. L. III 8435: Sextus Caes[o]nius Romanus b. f. cos. leg. XIIII g. v. s. I. m.3) b Vgl- jedoch oben S. 97. 2) Diese Fundnotiz erhielt ich von dem langjährigen Pfarrer von Stolac, Don Lazar Lazarevic, gegenwärtigem Consistorialrath in Mostar. 3) So lauten die Inschriften nach der Abschrift des Herrn Gjuro Bijeliö, des gegenwärtigen Bezirks- vorstehers in Trebinje, bei Luko Zore im „Slovinac“ 1880, S. 14 und 416. V. Vuletic'-Vukasovic bietet dagegen im „Vjestnik“ 1882, S. 121 (vgl. Archäol.-epigr. Mitth. VIII, S. 88; diese Mitth. I, S. 284; C. I. L. III 12789): MARTI • AVG V / • T AEL • FIRMI V /VS B F C O S /EG XIIII G llllillllllllllllllllilil SEXTVSCAESEA NIVS RGMANVS BFCOS LEG XHlTG V S L M Von dem unteren Theile der ersteren sollen die Fragmente LP und M’L herrühren. — Nach Bijelic, a. a. O., S. 416, hat sich beim Anpassen der Steine ergeben, dass beide Inschriften ursprünglich ein Monument gebildet haben, so dass n. 2 unter n. 1 stand. Diese Angabe ist um so wahrscheinlicher, als auf n. 2 der Name der Gottheit fehlt. Wir hätten hier also ebenfalls eine Doppelinschrift vor uns. — Eine Nachprüfung der Steine ist nicht möglich, da sie spurlos verschwunden sind. N. 1 war zuerst in der Stolacer „Mala gradina“ mitten im Handelsviertel (öarsija) „kod Mutkieevine“ eingemauert und befand sich 1882 im dortigen Generalate („Slovinac“, S. 14; „Vjestnik“, a. a. O.). N. 2 wurde erst im Hause des Ivan Vukasovid, dann im Bezirksamte und seit 1882 auf Befehl des Generals Reicher ebenfalls im Generalate aufbewahrt („Vjestnik“, a. a. O.). 104 I. Archäologie und Geschichte. Die Zeilen waren in unserer Inschrift vorgerissen. In Z. 1 fehlt die Interpunction ; in der eingezogenen dritten und fünften Zeile stehen dagegen Punkte auch vor dem ersten und nach dem letzten Buchstaben. I(ovi) ofptirno ) m(aximo) Iul(ius) Herculanus be(neficiarius) co(n)s(ularis) legfio- nis) I Ital(icae). Die hier fehlende Votivformel kann sich auf der zweiten gleichzeitig gestifteten Basis befunden haben, die nach der oben angeführten Inschrift des Firminus dem Mars gewidmet gewesen sein dürfte. Die jetzt durch drei Inschriften bezeugte Station von Stolac1) gehörte, da daselbst keine Garnison nachweisbar ist, zu der zweiten der von Domaszewski, a. a. 0., S. 98f., unterschiedenen Gruppen, zu denen, die „an Punkten liegen, welche für den Verkehr auf den Reichsstrassen wichtig sind“.2) Die beiden der dalmatinischen Vexillation der XIIII. Legion entnommenen bene- ficiarii waren hierher nach den bis jetzt in unserer Provinz gefundenen Inschriften dieses Truppenkörpers in der Zeit zwischen Septimius Severus und Gordian comrnan- dirt.3) Iulius Herculanus amtirte hier ebenfalls im 3. Jahrhundert (wohl in der ersten Hälfte desselben), da die Denkmale seiner Collegen in den Stationen Narona,4) Novae5) und Salona6) und die Inschriften des in Salona garnisonirenden Detachements seiner Legion7) ausschliesslich diesem Zeiträume angehören.8) 1 ) Der antike Name der reichen Stadt (vgl. diese Mitth. III, S. 279) ist noch immer unbekannt. A. J. Evans, Antiquarian researches in Illyricum, Parts 1 and II. S. 92 und C. Truhelka, diese Mitth. I, S. 300, setzen hier Dalluntum an. 2) Ueber römische Strassen von Stolac längs der Bregava zur Narenta und nach Mostar vgl. Evans, a. a. O., S. 92; C. Truhelka, a. a. O., S. 299ff.; W. Radimsky, diese Mitth. II, S. 33 ff.; Ballif-Patsch, Römische Strassen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 35 f. 3) Siehe diese Mitth. VII, S. 84 ff. 4) C. I. L. III 1781: I. o. ni. p. s. d. [n. M.] Ut[p.] Kalendinus b.ff.J cos. leg. [I] Ital. Fusco II [et Dextro] co[s.J 225 n. Chr. 5) C. I. L. III 1906: Js. Fort. R[educiJ T. Fl. SabßmisJ b.ff.J cos. l[eg. I] Ital. v. s. I. m. (vgl. oben S. 98). Die Vermuthung O. Hirsclifeld’s in Archäol.-epigr. Mitth. VI, S. 4, n. 2, dass dieser Mann identisch sein könnte mit dem Stifter von C. I. L III 7585 (Callatis): I. o. rn. et Iunon[i] reginae T. Flaviu[s] SabinfusJ pos[uit] pro [sal.J inxp. T. [Ael.J Antonifni] , ist wohl nicht zutreffend, da, abgesehen davon, dass der Letztere keine militärische Charge bekleidet, der Name Flavius Sabinus auch sonst öfters vorkommt, vgl. z. B. C. I. L. V, 808. 7907, IX 4696. X 3484. 6) C. I. L. III 2023 (vgl. 8578). 7) C. I. L. III 2008. 2009 (zwei active Soldaten). 2010 (vgl. 8576 und R. von Schneider, Archäol.- epigr. Mitth. IX, S. 74); Bull. Dalm. XIV, S. 65 (zwei Soldaten). Vgl. dazu die Fragmente C. I. L. III 2032; Bull. Dalm. XVI, S. 179 und XVII, S. 101 (= F. Bulic, Auctarium 1894, S. 544. 606 586). Dieser Legion kann auch C. I. L. III 8719 angehören. — Dass sich in Salona nur eine Abtheilung der Legion befand — sonst sind in Dalmatien keine von ihr besetzten Plätze nachweisbar — , wird durch die gleichzeitigen an der unteren Donau, wo sie in dieser Zeit in Novae ihr Hauptquartier hatte (Mommsen, C. I L. III p. 992; Hirschfeld, Archäol.-epigr. Mitth. VI, S. 3 f . ; Domaszewski, C. I. L. III, p. 1349), gefundenen Inschriften erwiesen: C. I. L. III 6224 = 7591; Archäol.-epigr. Mitth. XVII, S. 174, n. 10; S. 196, n. 63; S. 216, n. 116. Es wäre dies übrigens bei der in dieser Zeit stets bedrohten Reichsgrenze a priori anzunehmen gewesen. — Aus der nicht unbeträchtlichen Zahl der in Salona hinterlassenen Grabinschriften von activen Soldaten, sowie daraus, dass sich die Soldaten in Salona häuslich eingerichtet haben, wird zu schliessen sein, dass die Vexillation einige Jahre in Salona in Garnison lag. 8) C. I. L. III 1781 stammt aus dem Jahre 225; in Bull. Dalm. XIV. S. 65, führt die Legion den Beinamen Severiana; die Soldaten heissen sämmtlieh Aurelius und haben kein Pränomen. Aeltere Gentil- namen (Aelius, Flavius, Iulius, Ulpius) führen nur die beneficiarii, was sich wohl daraus erklärt, dass man zu diesen Bureauchargen nur romanisirtere, des Lesens und Schreibens kundige Leute wählte (vgl. Doma- szewski, a. a. 0., S. 16 und 98, und Archäol.-epigr. Mitth. XVII, S. 33). — Auch die Schrift der saloni- Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. Y. 105 Dobricevo (Bezirk Bilelt). Tafel aus Kalkstein, 0'48 M. hoch, (4385 M. breit und (4215 M. stark, rechts bestossen. Die Seitenflächen und die Rückseite sind roh zugerichtet. Das flach ver- tiefte, von einem doppelten schmalen Rahmen umgebene Inschriftfeld ist abgeschliffen und durch Sprünge beschädigt. Rohe Buchstaben. Der Stein war in dem hart an der montenegrinischen Grenze zwischen Bilek und Trebinje an der Trebinjcica gelegenen griechisch-orientalischen Kloster Dobricevo eingemauert und gelangte durch das Be- zirksamt Bilek ins Museum (Figur 41). In Z. 6 ist nach M F zu lesen, nicht, wie der Riss verleiten könnte, R. Der nächste Buchstabe, ein umgekehrtes N, ist allem Anscheine nach modern eingekratzt worden; er ist kleiner gebildet als die vorhergehenden. Hierauf nimmt man noch eine schwache, kleine S-förmige Krümmung wahr; diese scheint durch eine Verscheuerung des Steines entstanden zu sein. Aelia Zo- rada h(ic) s an(norum) LX. Zanatis et Tatta m(atri ) b(ene) m(erenti) f(ecerunt). Fig. 41. Grabmonument aus Dobricevo (* 1/8)- Von Interesse sind die epichorischen Namen, welche die drei Frauen trotz ihres römischen Bürgerrechtes führen. Zorada und Zanatis sind bis jetzt unbezeugt, Tatta kommt dagegen öfters vor,1) darunter auch in Grabovica2) (Bezirk Nevesinje): C. I. L. III 2766 c = 8386 = 12775 (vgl. diese Mitth. IV, S. 258, 'Figur 23): [D(is)J M(anibus) s(acrum). [A]el(ius) Maximus et Ael(ia) Tatta p(arentes) Ael(iae) Marcellae f(iliae) def(unctae) an(norum) XX vivi sepulcr (um) fecer(unt) et sibi et suis. Es ist wahrscheinlich, dass diese Aelia Tatta mit der Tatta von Dobriöevo identisch ist; dafür spricht der in beiden Inschriften vorkommende Gentilname Aelia und die Nachbarschaft der Bezirke Bilek und Nevesinje. Beide Steine beweisen, dass das tanisehen Denkmale weist auf die späte Kaiserzeit: Bulic, Bull. Dalm. XVI, S. 179 und XVII, S. 101: Su frammento a caratteri di epoca bassa. Vgl. Mommsen, C. I. L III, p. 283: Unius legionis I Italicae, quamquam fuit in Moesia inferiore non contermina Dalmatiae, tarnen complures tituli infimi fere aevi inde prodierunt praesertim Salonis, ubi pars eius extrema aetate fortasse stationem habebat. 1) Vgl. Archäol.-epigr. Mitth. XVI, S. 81. 2) Der Fundort ist ein Hügel bei Grabovica (nicht Dabrica) am Nordrande des Zlatopolje. 106 I. Archäologie mul Geschichte. römische Bürgerrecht schon im 2. Jahrhundert — unter Hadrian oder Antoninus Pius — in diesen Landestheilen verbreitet war, dass diese sich trotz ihrer Gebirgsnatur verhältnissmässig bald den italischen Sitten anbequemt hatten. Auch das dritte Monu- ment dieser Gegend, der hübsche Grabstein aus Fatnica (Bezirk Bilek): C. I. L. 12800: J) D(is) M(anibus). Tattaris Veneti filius et Temus Annaei filia Batoni filio annorum XX.. et Anna[e]ae [fjiliae anorum XXV filis pientissimis vivi fecerunt sibi et suis spricht durch seine Verschmelzung einheimischer und römischer Elemente für diese Ansicht. Wir dürfen also hier noch manchen Fund erwarten. Krnjeusa (Bezirk Bos. Petrovae). Aus Krnjeusa (Bezirk Bos. Petrovac), das als Fundort römischer Münzen bekannt war, erhielt das Landesmuseum nachstehende zwei Inschriften, die hier im October 1898 beim Baue des Kellers des Stefan Karanovi6 blossgelegt worden waren, und die den Bestand einer ansehnlicheren römischen Niederlassung in Krnjeusa erweisen. 1. Platte aus Kalkstein, oben und unten abgeschlagen, 0-625 M. hoch, 0’487 M. breit und 0'185 M. stark, links bestossen. Das vertiefte Inschriftfeld flankirte je eine glatte Halbsäule und umschloss ein profilirter Rahmen. Zeilen vorgerissen (Figur 42). . . . . d(efuncto) an(norum) LX et filio M. cus .... an(norum) X p(lus) m(inusf) t(itulum) p(ecunia) s(ua ) p(osuitff) U(lpiusf) Rusti- Fig. 42. Grabsteinfragment aus Krnjeusa. In Zeile 2 nach der Zahl kein Punkt. Der Verfasser der Inschrift scheint des Lateinischen nicht mächtig gewesen zu sein. Zu dieser Platte gehört zufolge der gleichen Steinart, der analogen Umrahmung, der gleichen Form der Buchstaben und des nämlichen Zeilenintervalls das 0'22 M. hohe, 0’17 M. breite und jetzt wegen Beschädigung auf der Rückseite nur 0’14 M. starke Fragment Figur 43. Es rührt von der ersten und zweiten Zeile der Inschrift her, be- stimmter lässt sich sein Verhältniss zu dem grösseren Theile nicht angeben. In Z. 1 ist der dritte Buchstabe M. In Z. 2 stand nach einem Spatium X. 2. Platte aus Kalkstein, gebrochen, links und unten abgeschlagen; P325 M. hoch, 0595 M. breit und 0'135 M. stark; reich ornamentirt. Das eingetiefte, von einem pro- filirten Rahmen und auf den Langseiten von einem doppelten geriefelten Streifen um- gebene Inschriftfeld läuft oben in zwei Bogen aus. Die Mitte des darüber befindlichen grossen Plattentheiles nimmt eine von zwei gerippten Kränzen umschlossene Stern- 9 Diese Mitth. II, S. 61, Figur 7, vgl. IV, S. 253, Figur 15. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 107 rosette ein. Unter ihr ist eine glatte Guirlande mit herabhängendem Blatte angebracht; rechts von ihr eine sechssaitige Lyra mit seitwärts herabhängendem Plektron und rechts oben eine von einem gerippten Kranze umgebene Sternrosette. Der Rosette und der Lyra entsprachen rechts analoge Ornamente. Den oberen Abschluss bildet ein Feston- fries, von dem wie auch von den Kränzen Blätter herabhängen. Die Zeilen sind vor- gerissen, die Buchstaben durch weite Spatien getrennt. Keine Interpunction (Figur 44). Fig. 43. Bruchstück der Inschrift Fi^. 42. Ij [ D(is)] M(anibus). [Ulp]ia Urs- [ inaj infe- [lic]issim[o fjilio Ur- [si]no an(norum ) VIII [bejne m[ejren- [ti .... Fig. 44. Grabstein aus Krnjeusa. In Z. 7 ist dem Steinmetz ein Fehler unterlaufen: er hat zwischen M und R das E vergessen. Statt Ulpia kann natürlich auch ein anderer kurzer Gentilname eingesetzt werden. | Majdan bei Yarcar Yakuf. Auf dem als römische Ansiedlung bekannten Feldcomplexe Crkvina in Majdan bei Yarcar Yakuf1) ist im März 1898 auf dem links von der nach Varcar Vakuf b Radimsky, diese Mitth. III, S. 248 ff., vgl. I, S. 183. 108 I. Archäologie lind Geschichte. führenden Strasse gelegenen Grundstücke des Jozo Bilendzija aus Sinjako beim Ackern die .Inschrift Figur 45 zu Tage gekommen, die durch den Bezirksleiter, Herrn Dr. M. Strassmann, dem Landesmuseum eingesendet wurde. Platte aus Sandstein, links unten und rechts abgeschlagen, rechts jedoch so, dass von der Inschrift nichts verloren gegangen ist. Unter dem eingetieften corrodirten Inschriftfelde ein grosser keulen artiger, mit eingeritzten Quadraten ausgestatteter Gegen- stand; links und rechts von ihm befand sich, wie undeutbare Erhabenheiten erkennen lassen, weiterer Reliefschmuck. Rohe Buchstaben. Höhe 0’3T, Breite 0'25, grösste Stärke 0T3 M. . . . .patjri bono. Def(unctus) [in sepultus in[. . . ,]n ., an(n)orum CX fixsit (= vixit). Fig. 45. Grabplatte aus Majdan (1/i0)- Jajce. Roh zugearbeitete, oben abgeschrägte Tafel aus weichem weissen Kalkstein, 037 M. hoch, 0405 M. breit und 0T3 M. stark. In einem eingetieften, von einem glatten Rahmen umgebenen Felde infolge starker Bestossung nur mehr in den Contouren sichtbar Pan und eine Nymphe (Figur 46). Der Gott ist an den Bockshörnern kenntlich; von seinen übrigen Charakteristiken ist nur noch das Pedum mehr aus der Biegung des linken Armes im Ellbogen zu erschliessen als wahrzunehmen. Das Haar seiner Begleiterin fällt aufgelöst auf die Schulter herab. Das Bild ist wohl eine durch die Raumverhältnisse bedingte Abbreviatur des vom Pan angeführten Nymphenreigens; schliesst sich also der von R. von Schneider so aufschlussreich in den Archäol.-epigr. Mitth. IX, S. 35fr.1) besprochenen, den Ländern an der Ostseite der Adria eigentüm- lichen Denkmälergruppe an. Die ländlich primitive Arbeit lässt darauf schliessen, dass auch hier Pan nur das Bild einer einheimischen wesensähnlichen Gottheit ist und deutet auf eine grössere Verbreitung dieser Art von Votivbildern auch im Binnenlande Dalmatiens. b Vgl. K. K lern ent, ebenda XIII, S. 2 ff. Ebenda XVI, S. 247, wird ein analoges Relief aus Durazzo verzeichnet. Patscli. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 109 Unser Relief war ohne Zweifel von seinem Stifter in einer Mauer eingelassen worden. Gefunden wurde es heim Bahnbaue in Jajce und kam als Geschenk des Herrn Oberbaurathes H. Kellner ins Landesmuseum. Fig. 46. Pan und Nymphe, Relief aus Jajce (Vio). Mihaljevid an der Drina (Bezirk Srebrenica). In Mihaljevic an der Drina, nach dem gegenüberliegenden serbischen Orte auch Ljubovija genannt, sollte im Spätherbste 1898 ein Wohnhaus für Rahmo Ibrahimovic- Iktijarevic gebaut werden. Herr Zolleinnehmer Thomas Dokozid überwachte die Arbeiten, da er vermuthete, dass sich auch an dieser Stelle des in römischer Zeit stark besiedelten Fig. 47. Grabstein aus Mihaljevic (1/10). Drinathales alte Reste zeigen könnten. Seine Ausdauer wurde am 20. November be- lohnt. Beim Ausheben der Fundamente kam in einer Tiefe von 0T5 M. auf der Haupt- seite liegend das wegen seiner Reliefdarstellung wichtige Monument Figur 47 zum Vor- schein. Mit aller Sorgfalt wurde es gehoben und dem Landesmuseum zugesendet. 110 I. Archäologie und Geschichte. Platte aus weichem weissen Kalkstein, oben und unten abgeschlagen; 0'765 M. hoch, 0-74 M. breit und R215 M. stark. Allseits sorgfältig zugerichtet. Auf der Vorder- seite fasst ein mit stilisirten Ranken geschmückter Rahmen zwei Felder seitlich ein, welche eine durch zwei fein eingeritzte Linien gegliederte Leiste scheidet. Das untere Feld, in das die wortreiche Inschrift in dicht gedrängten seichten, schnörkelhaften Charakteren zwischen vorgerissenen Linien sauber eingeschnitten ist, umgibt noch ein besonderer Rahmen. Ein solcher Uebergang ist in dem darüber befindlichen Relief- rechtecke mit Recht nicht angewendet worden. Die Relief höhe beträgt 003 M.; die Füsse des Reiters waren ganz frei gearbeitet. Ein Mann reitet, das Gesicht dem Beschauer zuwendend, nach rechts; mit beiden Händen hält er die Zügel. Hinter ihm ist der Hinterzwiesel des Sattels sichtbar, dem eine grosse Decke unterlegt ist. Die Verschiebung der letzteren hindern ein Brust- und ein Schwanzriemen; der Sattel wird ebenfalls durch einen Schwanzriemen in der richtigen Lage erhalten. Der Reiter ist mit einem bis zur Mitte der Oberschenkel reichenden Mantel bekleidet. Von der rechten Hüfte fallen vier parallele Streifen herab, die wohl am Gürtel befestigt zu denken sind; sie ähneln dem bekannten Schutzriemen am Cingulum der Soldaten. Vor dem Reiter steht ein hoher Tisch mit starker Platte und drei nach auswärts geschweiften Beinen, die, wie man aus der handwerksmässig genauen Angabe auf der Innenfläche des mittleren Beines sieht, aus zwei Theilen be- standen, die verzapft waren. Auf der Platte sind drei Gefässe aufgestellt, ein grösseres bauchiges in der Mitte uud je ein schmales, niederes auf den Seiten. Rechts vom Tische steht in Vordersicht, doch, nach dem rechten adorirend erhobenen Arme zu urtheilen, an dem seitlichen Vorgänge interessirt, ein Mann oder Jüngling, der zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger der Linken ein von der linken Schulter herabhängendes, zweifach zusam- mengelegtes Tuch durchgleiten lässt, das weniger ein Kleidungsstück gewesen sein dürfte, als viel- mehr unserem Handtuche entsprochen haben wird. Bekleidet ist er mit einer bis zu der Mitte der Oberschenkel reichenden Tunica, die vom Gürtel ab gefältelt ist. geworden, Fig. 48. Relieffvagment aus Mihaljevic f1/?)- Das Ganze stellt die Verehrung des Verstor- benen als Heros dar; der Todte ist ein Cultwesen dem ein Opfermahl angerichtet wird. Das Bild steht im Widerspruche mit der Inschrift. Während auf jenem ein Mann verherr- licht wird, ist in dieser von einer Frau als Hauptperson die Rede und daneben von zwei Männern. Diese Discrepanz erklärt sich wohl daraus, dass die beiden Brüder ohne rechtes Verständniss für den Inhalt der Darstellung einen bereits fertigen Stein erstanden, auf dem sie dann die Inschrift einmeisseln liessen. Das Relief hat im Drinathale selbst Seitenstücke an einem noch unpublicirten Grabmonumente aus Skelani und dem folgenden Fragmente, Figur 48, das im Sep- tember 1897 unterhalb Ljubovija in der alten Brücke von Lonjin gefunden und vom Herrn Verwalter O. Kolb dem Museum geschenkt wurde. Sonst sind in Bosnien und der Hercegovina weder sacrale, noch sepulcrale Heroenreliefs bekannt geworden. Den Weg, auf dem sie in unsere Ostmarken gekommen sind, zeigen die analogen Funde F. Studniczka’s in dem serbischen Theile der Provinz Dalmatien, bei Uzice, in Visibaba, Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 111 Karan und Kremna.1) Eine ethnographische Beeinflussung des Drinagebietes durch den thrakisch-griechischen Theil der Balkanhalbinsel haben wir schon in diesen Mit- theilungen V, S. 239 constatirt. Der Fundort des Steines ist nicht sein ursprünglicher Standort, da weder die abgebrochenen Theile, noch eine Grabanlage beim Hause des Ibrahimovic aufgefunden wurden. Wie zwei Klammerlöcher auf der corrodirten Rückseite zeigen, ist er später als ein Bauglied verwendet worden. Die Inschrift lautet: D(is) M(anibus). Aurelia Marcellina vixit an(nos) XLV, pia mater. Et Bonus et Urbanus Marcellin(a)e infelic[i]ssim(a)e et sibi ipsorum superviventibus titulfum] posierunt. Interpunction ist nicht angewendet worden; in Z. 2 hat das C einen Mittelstrich. Die Schrift wie die Form der Namen, insbesondere das Fehlen des Gentilnamens der Brüder, weisen die Inschrift dem 3., wenn nicht dem Anfänge des 4. Jahrhunderts zu. Posierunt ist nicht ein Fehler unserer Inschrift; es ist eine weit verbreitete Form, vgl. z. B. C. I. L. III 860. 4551; V 4169. 6769. 7054; IX 766. 3198. 3234. 3325; X 175. 924; XIV 3560. Auch für die casuum permutatio bieten die Indices reiche Belege. 2. Bruchstück von der rechten Seite einer Platte aus weissem feinkörnigen Sand- stein; oben, links und unten absichtlich glatt abgearbeitet; 0‘35 M. hoch, 0 34 M. breit und 023 M. stark. In zwei durch eine horizontale Leiste getrennten Feldern stark bestossene Reliefdarstellungen (grösste Reliefhöhe 0'06 M.). In dem oberen Abschnitte drei vollbekleidete Personen in Vordersicht. Die erste links sitzt, legt, wie es scheint, den linken Arm auf den Schooss und ist grösser gebildet als die beiden seitwärts von ihr stehenden. Diese, welchen wohl links zwei analoge Figuren entsprachen, halten, wie es den Anschein hat, mit beiden Händen einen viereckigen Gegenstand vor sich, der offenbar bestimmt ist, der Hauptperson, wohl dem oder der heroisirten Verstorbenen, überreicht zu werden. Im zweiten Streifen sieht man links den Kopf, den Hals und die Brust einer in Vordersicht sitzenden oder auch stehenden Frau und rechts den Kopf einer zweiten Figur. Unmittelbar über dieser ist ein dreibeiniger Tisch angebracht, auf dem drei Gefässe, zwei schlankere höhere, kannenartige und ein breiteres niedereres, schalen- förmiges stehen. Zwischen dem ersten und zweiten Tischbeine ist eine schmale verti- cale Erhabenheit erhalten, die man am besten als den erhobenen, die Tischplatte haltenden Arm der Figur wird deuten können. Ist dies richtig, so erhalten wir leicht die Erklärung der ganzen Scene: eine Dienerin trägt wie auf den oben erwähnten serbischen Reliefs den Speisetisch herbei, um ihn vor der Kline niederzustellen. Die zweite Figur dürfte als die oft zu Häupten des Verstorbenen sitzende Frau zu deuten sein (Figur 48). Schon vor der Auffindung dieser beiden Grabsteine stand es fest, dass sich in Mihaljevic-Ljubovija eine römische Ansiedlung befand, die an der Drinastrasse lag.2) Ein wichtiger Punkt derselben war allem Anscheine nach der Hügel Crkvina3) un- mittelbar oberhalb der Gendarmeriekaserne, wo Mauern eines Gebäudes von etwa 20 M. Länge und 10 M. Breite erkennbar sind, und Quadern, Architekturstücke, Betonreste 9 Archäol.-epigr. Mitth. X, S. 213 ff. 2) Truhelka, diese Mitth. I, S. 308; Radimsky, ebenda V, S. 273; Ballif-Patsch, Römische Strassen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 40. 3) Von Radimsky wird er a a. O. Gradina genannt. 112 I. Archäologie und Geschichte. und Mörtelknollen herumliegen. Ausserhalb der Mauerreste liegt eine Steinplatte mit einem rechteckigen Loche, welche einst als Lager einer Grabplatte diente'.1) Viel Material ist von hier in türkischer Zeit in die Privathäuser und zum Baue der genannten Kaserne verschleppt worden. Im Hofe der letzteren liegen von der Crkvina stammende grosse Kalksteinquadern und war in ihrer Gartenmauer der 1'17 M. hohe, 0 69 M. breite und 0'26 M. starke Grabstein derselben Provenienz eingesetzt, den Radimsky, diese Mittheilungen I, S. 329, Figur 27 (vgl. V, S. 273) veröffentlicht hat. Seine An- gabe, dass das Inschriftfeld fehle, ist nicht zutreffend. Die rechte obere Ecke ist er- halten, allerdings stark verwaschen, doch sind folgende Reste von vier Zeilen con- statirbar : M IPVIENIs IXAN I///XX ,t w ... entrathen müssen, die Tradition, der bei uns D(is)J M(anibus) . . . ipuienis [f(ilius)? . . . v]ix(it) an(nos) LXX Das Volk erzählt, dass auf der Crkvina einst ein Kloster bestanden habe, und nennt eine benachbarte Quelle Kaludjerovac, die Mönchsquelle. Unterhalb der Crkvina fand Herr Dokoziö vor vier Jahren einen Stein „mit Kreuz, einer Heiligenfigur und einer lateinischen, jedoch nicht römischen Inschrift“, der während seines Urlaubes von Arbeitern zerschlagen und in die zur Drina führende Zollamtsstiege eingemauert wurde. Dieser Verlust ist umsomehr zu bedauern, als wir dadurch jetzt eines wichtigen Mittels in der Regel etwas Thatsächliches zu Grunde liegt, auf ihre Stichhältigkeit zu prüfen. Wahrscheinlich war auch hier in die Ruine eines grösseren römi- schen Gebäudes mit Benützung des älteren Materiales eine Kirche einge- baut worden. Von der Crkvina soll auch die Säulenbasis aus weissem, roth gesprenkeltem Kalkstein stammen, die sich in Mihaljevic vor dem Hause des Salih Ibrahimovi6 befand und die durch Herrn Dokozic ins Landesmuseum ge- kommen ist. Ihre Form und Grösse ist aus Figur 49 zu ersehen. An den Ecken der Plinthe ist sie abgeschlagen und oben durch häufiges Betreten abgeschliffen. Hier ist in der Mitte ein ursprünglich quadratisches, Loch ausgearbeitet für einen Dübel, Fig. 49. Säulenbasis aus Mihaljevic. durch Gebrauch abgerundetes, 0'063 M. tiefes der, wie der Gusscanal zeigt, mit Blei vergossen war. Auf Grund dieses Fundes sind wir berechtigt, in Ljubovija den Bestand eines grösseren, architektonisch werthvolleren Gebäudes anzunehmen, das wohl öffentlichen Zwecken der, wie man aus den reicheren Grabmonumenten sieht, wohlhabenden Nieder- lassung diente. Von Münzen ist bis jetzt aus Mihaljeviö nur eine „grössere Kupfer- münze des Constantinus“ bekannt geworden.2) -1) Radimsky, a. a. 0. 2) Radimsky, a. a. 0. V, S. 273. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 113 Da es sich um Monumente des Drinathales handelt, sei bei dieser Gelegenheit die Angabe über die Provenienz von C. I. L. III 8363 = 12734 und 8364 = 12743 in den Archäol.-epigr. Mittheilungen XVI, S. 139f. richtiggestellt. Beide Steine wurden, wie ermittelt werden konnte, im Jahre 1883 anlässlich des Baues der Brücke in Drinaca beim Fundiren des nördlichen Widerlagers gefunden und über Auftrag des Bezirks- amtes nach Zwornik gebracht. Jetzt befinden sie sich im Landesmuseum. Diese Fest- stellung ist von grossem Werthe, da wir auf Grund der erst angeführten Inschrift, die unmöglich aus Domavia nach Drinaca verschleppt sein kann, annehmen müssen, dass dieser als Strassenkreuzungspunkt wichtige Ort zu der Bergwerksstadt gehört, diese also eine weite regio gehabt hat. ^ivaljevitf (Bezirk Rogatica). Votivara aus gutem graulichweissen Sandstein, ungefähr im letzten Drittel der Breite nach gebrochen, mit hohem Fuss- und Kopfgesims. Ueber dem Letzteren in flachem Relief eine Rosette in der Mitte und je ein Seitenakroter (rechts abgeschlagen). Auf den Schmalseiten das gleiche Gesims. Die obere Seite ist roh, die Rückseite gar Iunoni reg(inae) Mar(cus) Ulp(ius) Marcian(us) cum suis l(ibens) p(osuit). Fig. 50. Votivaltar aus Äivaljevic (Vio). nicht zugearbeitet, verwaschen und im unteren Theile längs einer Lagerader abge- splittert. Die Höhe beträgt 079, die Breite am unteren Gesims 047, am oberen 044; die grösste Stärke 044 M. Die Schriftfläche ist etwas corrodirt, das Kopfgesims ab- gestossen und durch ein Loch entstellt. Die Zeilen waren leicht vorgerissen. Gefunden im August 1897 vom Präparator Herrn Vejsil Gurcic gelegentlich der Untersuchung vorrömischer Gräber in ^ivaljevic, nordöstlich von Rogatica, auf dem Rande eines in der Nähe des Dorffriedhofes befindlichen Tumulus, 1 M. von einem griechisch-orien- talischen Grabe entfernt. Der Stein wird aus der nächsten Umgebung dorthin ge- kommen sein; einstens muss er wegen seiner geringen Stärke an einen anderen Gegen- Band VIU. 8 114 I. Archäologie und Geschichte. stand angelehnt gewesen sein. Vielleicht gelingt es noch, einen Tempel der Iuno oder der capitolinischen Gottheiten in ^ivaljevic ausfindig zu machen. Jetzt im Landes- museum (Figur 50). Veröffentlicht von F. Fiala, diese Mitth. VI, S. 44, ohne Beachtung der Zeilen- theilung und der Abbreviaturen. Gflavice (Bezirk Rogatica). Im August 1894 fand Herr Präparator V. Curcic vor dem Hause des Omerhodza in Glavice (Han Radovan, westlich von Rogatica) die beiden nachfolgenden Reliefsteine, wo sie mit den Bildern auf dem Boden liegend seit Langem als Trittsteine verwendet wurden. Sie sind seitdem in das Landesmuseum überführt worden. 1 . Platte aus Kalkstein, unten abgebrochen, stark insbesondere rechts und an der oberen linken Ecke bestossen und durch Sprünge beschädigt; 0'425 M. hoch, 0’77 M. breit und 0T8 M. stark. In einer oben halbkreisförmig abgeschlossenen Nische das sehr verwaschene Brustbild einer älteren Frau in Vordersicht. Die Verstorbene war vollbekleidet (von den Einzelheiten der Kleidung ist nur noch eine Fibel auf der rechten Schulter zu erkennen); sie legt beide Unterarme auf die Brust. In der rechten Hand hält sie einen kleineren Gegenstand, wie es scheint, eine kelchförmige Blüthe. Das Haar ist in der Mitte gescheitelt und umrahmt gewellt das ovale Gesicht. In den Zwickeln links und rechts vom Bilde sind keine Ornamente erkennbar. Fig. 51. Bruchstück eines Grabdenkmales aus Glavice (1/xo). Oben ist in der Mitte ein rundes, 0 045 M. im Durchmesser haltendes, 0 05 M. tiefes Loch herausgestemmt für den Zapfen der Bekrönung des Grabdenkmals, das unten ohne Zweifel auch mit einer Inschrift ausgestattet war. Die Seitenflächen sind roh zugerichtet, die Rückseite blieb unbearbeitet (Figur 51). 2. Platte aus Kalkstein, oben, unten und rechts abgeschlagen; 0’43 M. hoch, 0-77 M. breit und 0'225 M. stark. Zwei Brustbilder nehmen die verwaschene und bestossene Vorderseite ein, links das Bild der Frau, rechts das des Mannes. Von der Kleidung der Ersteren sind nur Falten unter dem Halse und je eine Fibel auf jeder Schulter sichtbar. Sie legt den rechten und, wie es scheint, auch den linken Unterarm auf die Brust. In der linken Hand hält sie einen grossen Schlüssel.1) Das Haar reicht, 0 Je einen Schlüssel halten auch die beiden auf dem Relief von Karan hei Usüce in Serbien Dar- gestellten bei F. Studnicka, Archäol.-epigr, Mitth. X, S. 212, Figur 3. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. Y. 115 das Gesicht umrahmend, tief herab. Der bartlose Mann hält in der rechten Hand vor der Brust einen schmalen länglichen Gegenstand, wohl, wie so oft, die Schriftrolle. Der linke Arm ist nicht mehr deutlich zu unterscheiden. Die linke Seiteniiäche ist roh, die Rückseite gar nicht zugerichtet (Figur 52). Fig. 52. Bruchstück eines Grabdenkmales aus Glavice (l/10). Für die Costiimekunde unserer Provinz sind die beiden Fragmente wegen ihrer schlechten Erhaltung von sehr geringem Werth e; werthvoll sind sie dagegen für die Erkenntniss des Culturgrades des Landes, indem sie zeigen, dass die römische Sitte selbst in so entlegene Orte wie Glavice Eingang fand, dass infolge dessen das Land lange nicht so „barbarisch“ sein konnte, wie man noch vor Kurzem allgemein ange- nommen hatte. Plevl.je. Wie ich schon in diesen Mittheilungen IV, S. 275, berichtet habe, nimmt sich jetzt allein das Officierscorps unserer im Limgebiete stehenden Brigade der römischen Denkmale dieses Theiles der dalmatinischen Provinz an. Jetzt stehen an der Spitze der alterthumsfreundlichen Action, die sich der wohlwollenden Förderung des Herrn Generalmajors G. Freiherrn von Goumoens erfreut, die Herren Hauptmann Franz Ivanovic und Oberlieutenant Wilhelm Faltin. Ueber ihre Thätigkeit in Alt-Plevlje (Staro Plevlje), der Ruinenstätte des Municipiums S , haben sie uns in der ent- gegenkommendsten Weise nachstehende durch Photographien illustrirte Mittheilungen am 30. August 1899 eingesendet. „Uns hat ausser der bekannten, durch gestrüppbewachsene Grundmauern und Schutthaufen markirten römischen Niederlassung1) eine Reihe von Gräbern interessiert, die von dem Municipium etwa 300 Schritte südlich liegt und von ihm durch eine leichte Thalsenkung getrennt wird. Die Fundstelle befindet sich unmittelbar an dem nach Babic potok führenden Saumwege am Fusse der Bijela gora, etwa 100 Schritte vom westlichen Ufer des Velesnicabaches entfernt auf dem Grundstücke des Pojatic. Die Gräberreihe war durch eine Abrutschung des rideauartigen Bergfusses offenbar seit längerer Zeit fast vollständig verschüttet. Das südlichste Grab (n. I) war wahrscheinlich infolge Materialgewinnung etwas geöffnet; vom zweiten (n. II) unmittelbar nördlich anschliessenden sah man die Ecke eines in der Erde auf der Kante liegenden Steines. Im Verfolge der Arbeit haben wir noch ein drittes Grab (n. III) erschlossen, das eben- J) Vgl. diese Mitth. IV, S. 276. 116 I. Archäologie und Geschichte. falls nur durcli ein kleines Intervall vom vorhergehenden getrennt war. Wie weit sich die Reihe nordwärts fortgesetzt bat, können wir vorläufig nicht angeben; die deckende Abrutschung scheint in dieser Richtung grösser zu sein. Die Grabanlagen bestanden aus Kammern, die aus sehr grossen, ganz regelmässig, wenn auch rauh behauenen Kalksteinplatten aufgehaut waren. Jetzt sind diese Bau- glieder allerdings infolge Zusammenbruches ganz regellos gelagert. In der II. und III. Kammer war der Fussboden mit Steinplatten belegt, welche eiserne, mit Blei vergossene Klammern verbanden. Das erste Grab war das bedeutendste, denn es hat grössere Fig. 53. Grabstein aus Altplevlje (l/10). Dimensionen, und wir stiessen hier auf mehrere bis über 2 M. lange, 0’30 M. breite und R20 M. vorspringende, glatt behauene Halbsäulen, die auf einen architektonisch gegliederten Oberbau schliessen lassen. Die Kleinfunde waren nicht zahlreich. Im ersten Grabe lasen wir zwei, im zweiten drei und im dritten Grabe zwei Münzen auf; alle bestanden aus Bronze und waren sehr stark oxydirt.1) Reste von Knochen, Asche und Scherben von rothem, ganz morschem Thongeschirr wurden überall constatirt. Im mittleren Grabe fanden wir eine Schliesse aus Bronze in Form einer sich in den Schwanz heissenden Schlange. r) Eine derselben, die der k. und k. Militärcaplan Herr Babuschek in Nevesinje an das Museum zur Bestimmung eingesendet hat, ist G'ommodus, Cohen1 825. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 117 Bei dem ersten Grabe lag der Reliefstein n. 1, beim zweiten der Inschriftstein n. 2 und beim letzten der Grabstein n. 3. 1. Kalksteinblock, etwa 1 M. hoch, 073 M. breit und 0'51 M. stark; unten ist er ganz gerade, oben scheint er jedoch abgebrochen zu sein. Der reiche Sculpturen- schmuck ist von roher Arbeit. Die Vorderseite nehmen in einer oben bogenförmig abgeschlossenen Nische drei Porträts in Vordersicht ein (Figur 53); auf den Seiten- flächen ist in einer ähnlichen Aedicula je ein baarhäuptiger Reiter mit erhobenem rechten Arme trabend, beziehungsweise galoppirend dargestellt. Dfis) M(anibus) s(acrum). T. Aur(elio) Seve ro Celsiano, q(ui) v(ixit) an(nos) LXXX, Aur(elius) Plares fil(ins) p(atri)p(ientissimo) p(osuit). Fig. 54. Grabmonument aus Altplevlje (Vio)- 2. Kalksteinblock ohne erkennbare Spur einer Bekrönung, 1'20 M. hoch, 0‘87 M. breit und 0-55 M. stark; oben rauh. Das eingetiefte Inschrittfeld ist, wie man aus Figur 54 sieht, vom einem geschmackvollen Rahmen umgeben. Mit gleicher Sorgfalt ist die Einfassung der Seitenfelder ausgeführt, die beide mit dem Bilde des Attis aus- gestattet sind. Die Buchstabenhöhe bleibt im Ganzen constant, sie schwankt nur zwischen 0'056 und 0'06 M. Charakteristisch geschweift sind die mittleren Horizontalhasten bei E und F und die untere bei L. Der Sohn führt im Gegensätze zum Vater ein epichorisches Cognomen; sonst nimmt in der Regel die jüngere Generation römische Namen an. Es wird dies als ein Beweis gelten dürfen für das in Alt-Plevlje hervortretende Festhalten an hergebrachter 118 I. Archäolo gie und Gescliichte. Eigenart (vgl. 0. Hirschfeld, C. I. L. III, p. 1479; diese Mittheilungen IV, S. 275). Ueber Plares vgl. W. Tomaschek, Bezzenberger’s Beiträge 1885, S. 96. Aurelii — vgl. auch n. 3 — ■ sind in Plevlje so häufig bezeugt, dass schon früher (a. a. 0., S. 275) daraus gefolgert wurde, ein guter Theil der Bevölkerung habe erst durch die consti- tutio Antonina die Civität erlangt. 3. Kalksteinblock, oben rauh, 1'09 M. hoch, 0’76 M. breit und 0’67 M. stark. Die Umrahmung der vertieften Schriftfläche und der beiden glatten Seitenfelder ist viel einfacher gehalten als in n. 2. Unter der vierten Zeile ist die Fläche ganz glatt; Fig. 55. Grabmonument aus Alt.plevlje. die Annahme einer Buchstabentilgung ist vollkommen unstatthaft. Der Stein ist also gegen die ursprüngliche Absicht nur dem Manne gesetzt worden; das bereits einge- meisselte ET und die folgenden beiden Buchstaben, die vermuthlich dem Grentilnamen der Frau angehört haben, sind wohl wieder mit Kalk o. dgl. ausgefüllt worden, der im Laufe der Zeit herausgefallen ist. Die Höhe der Buchstaben, deren Form auf einen anderen Meister als in n. 2 schliessen lässt, beträgt in Z. 1 008, in den übrigen 0'06 M. (Figur 55). Die Monumente haben wir nach Plevlje überführen lassen, wo sie zusammen mit den bereits früher im Stationsquartiere befindlichen Denkmalen *) in unserem Westlager I l) Siehe diese Mittli. IV, S. 277. Patsch. Arcliäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 119 um den nach unserem Regimente benannten Alexanderbrunnen zu einer Art Exedra vereinigt aufgestellt wurden. Bei der Aufstellung der einzelnen Stücke ist auf die Möglichkeit einer Nachprüfung volle Rücksicht genommen worden. Bemerkenswerth ist, dass Pojatic sein von der Grabungsstelle etwa 100 Schritt südöstlich gelegenes Haus und theilweise auch den Stall aus dem Steinmaterial einer alten Strasse aufgebaut hat. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Gräberreihe diese Strasse einsäumte. In den Stadtruinen hatten unsere allerdings nicht weit reichenden Versuche nur sehr geringen Erfolg. Auf Flachziegeln, die überall zu Tage liegen, haben wir zwei oder drei verschiedene Doppelbuchstaben eingestempelt gefunden; leider sind die auf- gelesenen Exemplare durch die Unachtsamkeit des Dieners verloren gegangen. Auf zweien war nach unserer Erinnerung AS und N— R (wohl nicht MR) zu lesen.1) Die schon von Dr. C. Patsch2) gerügte Zerstörung der alten Denkmale auf dem Ilijino brdo schreitet rücksichtslos fort. Ein grosser Theil der dort liegenden Inschrift- und Reliefsteine ist bei dem im vorigen Jahre erfolgten Umbaue der griechisch-orien- talischen Kirche zerschlagen, die in den Mauersockeln eingefügten, meist wunderschönen Inschriften sind ohne jeden zwingenden Grund aus blödem Unverstand abgemeisselt worden. Den alten Strassenzügen können wir leider nicht nachgehen, da wir infolge bal- digen Garnisonswechsels das Sandschak verlassen müssen.“ Im Anschlüsse an diesen neuen Fundbericht lassen wir die Beobachtungen folgen, die Herr Heinrich Müller, gegenwärtig k. und k. Generalconsul in Odessa, als Vice- consul in Plevlje auf seinen ausgedehnten Reisen im Limgebiete in den Jahren 1880 bis 1882 unermüdlich gesammelt und die er jetzt dem Landesmuseum zur Verfügung gestellt hat. Den weitaus grössten Theil seiner Notizen hat er bereits vor 18 Jahren M. Hoernes abgetreten gelegentlich dessen Bereisung dieses Gebietes;3) auch A. J. Evans ist von ihm in ausgedehntester Weise gefördert worden.4) „Bei Prijepolje habe ich im Jahre 1880 die Reste der römischen Ansiedlung auf dem Ciftluk des Smajlaga Casanovic in Cadinje, am Zusammenflüsse der Seljacnica und des Lim, aufgefunden.“ Durch diese genauere Angabe wird die in diesen Mittheilungen IV, S. 294 aus- gesprochene Vermuthung, dass die von Müller bei Hoernes, a. a. 0., S. 196 5) ange- führten „ausgedehnten Ruinenhaufen bei Cadinje“ mit den von mir in Kolovrat gesehenen antiken Resten identisch sind, bestätigt. Kolovrat heisst die nächste Häusergruppe. „Prijepolje war, wie die Auffindung des Meilensteines C I. L. III 10163 durch Evans6) in Cicia polje beweist, durch eine Strasse mit Altplevlje verbunden; sie ent- sprach dem gegenwärtigen Wege zwischen den beiden Orten. Auch südlich von dieser Strasse fand ich in dem einsamen Bergneste Obardi 7) (südlich von der k. und k. Militärstation Jabuka) römische Spuren; zunächst liegt an der Quelle Zaboj, zum Theile in den Boden eingesunken, ein Grabstein mit zwei typischen Brustbildern, aber ganz J) Evans verzeichnet Antiquarian researches in Ulyricum, Parts III and IV, S. 41, Figur 17 und 18 zwei Ziegelmarken, die er auf dem Ilijino brdo gesehen hat (= C. I. L. III 10183, 32 und 41): PAS und M R. 2) Diese Mitth. IV, S. 275. 284 f. 3) Vgl. Archäol.-epigr. Mitth. IV, S. 195. 4) Vgl. Antiquarian researches in Ulyricum, Parts III and IV, S. 29 ff. 5) Vgl. Evans, a. a. O., S. 43 f. 6) A. a O., S. 43. 7) Bei Evans, a. a. O., irrthümlich Obavde. 120 I. Archäologie und Geschichte. zerstörter Inschrift; dann sind auf dem kleinen Ortsfriedhofe zwischen Gräbern neueren Ursprungs Steine sichtbar, die von unzweifelhaft römischen Denkmalen und Bauten her- rühren.“ Diese Niederlassung war bereits von Müller-Hoernes (a. a. O., S. 196) genannt worden, doch ist damals der Name des Dorfes ausgefallen; deswegen gelang es mir nicht, die Fundstelle wieder aufzufinden (vgl. diese Mitth. IV, S. 294). „Von Obardi, das vermuthlicli auch direct mit Altplevlje in Verbindung stand,1) führte allem Anscheine nach eine Strasse über die südöstlichen Abhänge der Karnena gora an den oberen Lim. Ich konnte sie nur eine Strecke weit verfolgen; meine sie betreffenden Aufzeichnungen sind leider in Verlust gerathen. Wenn der alte Knez von Obardi — meines Erinnerns hiess er Vule Despot — noch lebt, so kann er über die griechischen1 Alterthümer, die man auf dieser Strecke finden soll, Auskunft geben.“ „Das alte Prijepolje ist meines Erachtens ein wichtiger Strassenknotenpunkt gewesen, denn ausser der Strasse nach Plevlje und ihrer von Evans, a. a. 0., S. 46 aufgezeigten Fortsetzung nach Sijenica scheint von hier eine Route den Lim aufwärts gegangen zu sein; man meldete mir von dieser Strecke viel über , griechische1 Steine und brachte mir von dort auch römische Münzen. Ein Philippus Arabs ist, glaube ich, bei Gracanica gefunden worden. Den Weg entlang gibt es bis Berane mehrere ,Gradina‘, ,Crkvinje‘ und ,Crkvis6e‘, Punkte, an denen man erfahrungsgemäss am ehesten alte Reste erwarten kann. „Für den Verlauf dieser Strasse nördlich von Prijepolje bin ich geneigt, eine nordwestliche Richtung anzunehmen, über Babinje brdo und durch die Felsenschlucht der Sutjeska nach Katun und Rudo; ich habe allerdings diesen Weg unter Umständen zurückgelegt, die eine genauere Umschau nicht gestatteten und es auch unmöglich machten, die Erzählungen ,von alten Steinen und Schriftzeichen1 auf ihre Richtigkeit zu prüfen. In Rudo lag zu meiner Zeit auf bosnischem Limufer unweit der Ueberfuhr ein Grabstein ohne lesbare Inschrift. Im Flussbette selbst glaubte ich die Substruc- tionen einer Brücke zu sehen.“ Diese Wahrnehmung ist zutreffend. Der Rest eines Mittelpfeilers beweist noch jetzt den Bestand einer steinernen Brücke in Rudo,2) doch fehlt es vorläufig an An- haltspunkten für ihre chronologische Fixirung. Unbekannt ist auch, welcher Zeit die zu beiden Seiten des Lim lagernden „Schutthalden von verwittertem Brauneisenstein“ 3) angehören. Auf den Betrieb von Bergwerken und Goldwäschereien in dieser Gegend weisen auch hin die Namen des Ortes Rudo selbst, des südlich von Rudo gelegenen Prädiums Rudine, des Rudo im Westen unmittelbar benachbarten Dorfes Zlatari und des Zlatni potok bei Medjurjece, der sich in die Ustibarska rijeka, einen Zufluss des Lim, ergiesst. Dass die Besiedlung des Ortes sehr alten Datums ist, beweist die Auffindung vieler Thongefässscherben und eines ganzen handgeformten, henkellosen Thonbechers bei der Aushebung der Fundamente für das neue Schulgebäude in einer Tiefe von 3 M. Die römische Zeit repräsentirt einstweilen nur der oben angeführte Grabstein, ein Kalksteinwürfel von 0'70 M. Seitenlänge, welcher auf einer Seite in einem profilirten Rahmen eine männliche Figur aufweist. Er wurde am rechten Limufer in der Nähe des bei der Ueberfuhr unterhalb der Gendarmeriekaserne gelegenen Han gefunden und b Vgl. Evaus, a. a. O. 2) Vgl. Hoernes, Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien 1881, S. 871 und Dinarische Wanderungen2, S. 251. 3) Hoernes, a. a. O. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der rüm. Provinz Dalmatien. V. 121 wird jetzt ausgehöhlt in diesem Einkehrhause als Kaffeestainpfe verwendet. Sein Zustand liess davon absehen, ihn ins Museum zu überführen. „Positiveres kann ich über die römische Strasse sagen, die von Alt-Plevlje südlich an die Tara ging.1) Die erste Station auf diesem Wege ist durch Podrogatac markirt. Hier fand ich den von Hoernes, a. a. 0., S. 195 2) beschriebenen Grabstein mit der Darstellung des Attis. Der Ort dürfte grösseren Umfanges gewesen sein, da man hier beim Ackern in beträchtlichem Umkreise auf behauene Steine, Mörtelknollen, Ziegel- fragmente und zugerichtete Würfel und Platten aus Kalksinter stösst. Ich sah hier auch das Fragment einer Säule. Das ganze anstossende schöne Plateau von Ljuca soll solche Reste alter Besiedlung zeigen. Weiter führte die Strasse nach Nefertara in der Taraschlucht, wo sich, wie in diesen Mittheilungen IV, S. 292 f. constatirt worden ist, eine Ortschaft befand, die sogar über ein Mithrasheiligthum verfügte.3) Was den Strassenzug anbelangt, der von Alt-Plevlje nach Westen, also nach der Hercegovina und zum Meere führte, so habe ich, wiewohl ich das hier in Frage kommende Gebiet der Cehotina mehrfach bereiste, nur sehr wenige bestimmte Spuren gefunden. Der Anfang der Strasse könnte durch den unmittelbar auf dem Anstiege oberhalb des Municipiums gefundenen Votivstein C. I. L. III 8322: 4) .... Cambrianus l(ibens) p(osuit) gegeben sein; weiterhin fand ich noch in der Ortschaft Vidre den Grabstein C. I. L. III 8331, 5) wo sich nach Hoernes, a. a. 0., S. 193, Reste römischer Gebäude erhalten haben. Westlich von Vidre stiess ich auf dem heute begangenen Wege auf keine römischen Denkmale. Ausser diesem Wege gibt es aber noch eine Gebirgsstrasse, die nach einmaligem steilen Anstiege ziemlich eben verläuft, und die, ungefähr bei Podrogatac westlich abzweigend, an die hercegovinische Grenze hei Vitine- Cestin führt. Ich habe diese Route, die mit einer alten verwachsenen Kaldrma aus- gestattet ist, nur zum Theile begangen und, wenn ich mich recht entsinne, zwischen Meljalc und Vrba zwei gut behauene Steine mit römischen Carnies gesehen. Zum Schlüsse möchte ich auf die Monumente von Podpe6 (südlich von Plevlje) aufmerksam machen, die verschiedenen Perioden angehören. Ausser dem römischen im C. I. L. III 8318 nach Evans, a. a. 0., S. 42, Figur 19 publicirten Grabsteine sah ich bei der im Jahre 1882 in Ruinen liegenden Moschee einen Stein mit schwerfälligem Randornament, den nebst einem unverständlichen Werkzeuge ein Hakenkreuz und ein Schwert zierten. Bei der Häusergruppe Boscinovi6 steht ein steil aufragender Felsen — ich glaube, Pecin hrid genannt — auf dessen halber schwer zu erkletternder Höhe sich eine Höhle öffnet. Die Oeffnung ist schlottartig, jedoch zum grössten Theile verschüttet. An der geglätteten Wand des Schlottes sieht man ganz klein mit schwarzer Farbe auf- gemalt oder auch eingebrannt die höchst primitive Darstellung eines Mannes, der beiderseits je ein Thier festhält.“ Zrnovnica-Epetium. Trotz den grossen Ziegelstempelsammlungen in Spalato, Sarajevo, Agram u. s. w. kommen noch immer Marken zum Vorschein, die für unsere Provinz nicht nachweisbar ') Meilensteine sind bis jetzt in Alt-Plevlje nicht gefunden worden; die Kaiserinsclirift C. I. L. III 8307, die Evans, a. a. O., S. 36, für einen Meilenzeiger hielt, ist eine Dedication des Municipiums, vgl. diese Mitth. IV, S. 285, n. 27. Mit diesem Steine dürfte auch identisch sein die „columna“ C.I.L.III 6432. 2) Vgl. Evans, a. a. O., S. 41. 3) Vgl. Cumont, Textes et monuments figures relatifs aux mysteres de Mithra, S. 470, n. 313 5 und S. 503, n. 234, Figur 446. 4) Vgl. Hoernes, Archäol.-epigr. Mitth. IV, S. 193, n. 8; diese Mitth. IV, S. 291. 5) Vgl. diese Mitth. IV, S. 291. 122 I. Archäologie und Geschichte. waren. Jetzt wird wieder eine solche aus ^rnovnica, dem alten Epetium, bekannt. Hier erhielt vor beinahe zehn Jahren der gegenwärtige Pfarrer von Kaprije bei Sebenico, Herr Peter Kaer; von einem Pfarrkinde das folgende aus der Umgebung stammende Fragment, das er im August 1899 dem Landesmuseum schenkte. Fig. 56. Falzziegelfragment aus Zrnovnica (J/i)- Das Bruchstück rührt von einem Falzziegel her, ist von rother Farbe und 0’025 M. stark. Der rechteckige Schild hat eine Höhe von 0-027 M., die erhabenen breiten Buchstaben messen 0022 M. (Figur 56). Der Stempel ist zu ergänzen nach dem aus Pola, Adria und Comacchio bekannten Firmanamen: C. I. L. V 8110, 84: CN FA VST Der vollständige Name des Ziegeleibesitzers hat nach C. I. L. V 8110, 71: CN-CORFEL- Iv'ST Cn. Cornelius Faustus gelautet. Seine Ziegel mit dieser längeren Signatur sind ausser in Adria auch an zwei Orten Dalmatiens gefunden worden: 1. in Cittavecchia auf Pharia-Lesina: C. I. L. III 3214, 3 = 10183, 1. Dass 0. Hirschfeld diesen von M. Sabljar und S. Ljubi6 ungenau gelesenen Stempel mit Recht auf diese Fabrik bezogen hat, zeigt Figur 57. Der Ziegel, den Herr Professor Dr. J. Brunsmid zur genaueren Untersuchung nach Sarajevo einzusenden die Güte Fig. 57. Falzziegelfragment aus Cittavecchia (Lesina). hatte, ist ebenfalls ein Falzziegel, hellroth und sorgfältig durchgearbeitet. Seine Stärke beträgt auf der einen Seite 0031 M., auf der anderen, ohne dass etwas abgesplittert wäre, 0-025 M. ; die Höhe des Schildes 0 032 M., die der Buchstaben 0‘022 M. In der Form des Schildes und der Buchstaben stimmt der Ziegel mit dem Stempel von Zrnov- nica überein; 2. In Tinj bei Benkovac. In dem von G. Alacevi6, Bullettino Dalmato XIV, S. 62, n. 8 veröffentlichten Bruchstücke CnICoR| ist die Interpunction offenbar für eine Hasta angesehen worden. Auf dieselbe Ziegelei dürfte der „in agro Adriano“, also dort, wo nach den bis- herigen Ausweisen Faustus die meisten Ziegel abgesetzt hat, gefundene Stempel C. I. L. V 8110, 83: FAVSTA zu beziehen sein. Es ist ein am Schlüsse verlesenes Bruchstück. Patsch. Archäol.-epigT. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 123 Wo sich die Ziegelei befand, lässt sich vorderhand nicht ausmachen, nach den bisherigen Beobachtungen über den Ziegelimport in Dalmatien aber jedenfalls an der italischen Ostküste. III. Eine Inschrift aus dem Timokthale. Am 19. Mai 1899 stiess Collector J. Santarius, Mitglied der von Herrn Custos 0. Reiser geführten ornithologischen Expedition des bosnisch-hercegovinischen Landes- museums, unmittelbar am linken Ufer des Timok bei Debelica, südwestlich von Novi han (jetzt Kraljevo selo genannt), auf eine römische Ruinenstätte mit zum Theile vom Flusse selbst blossgelegten Mauerzügen und Wölbungen. Zwei der von ihm daselbst unter- suchten Steine waren mit Inschriften versehen; da ihn Beobachtungen anderer Art in Anspruch nahmen, konnte er jedoch nur einen copiren. Die Inschrift (n. 1) ist in einem vertieften, von einem glatten Rahmen umgebenen Felde eines über 1 M. hohen, etwa 0'50 M. breiten und ebenso starken Blockes aus Kalkstein gut eingemeisselt. Ueber und unter ihr ist je eine Vase in flachem Relief angebracht, aus der nach oben und nach den Seiten Ranken herauswachsen. Nr. 1. Nr. 2. DM IIM RCV VIXI NNS XVII IALA 5 TRONBVS NERFECIV WEVTYCH VSESEXIIA FRONINA io TILIO BMP I AM / IERPECT VS A TIONARISCVM D- VRPACISA-FILIO SVO QVI VIX ANN XVIII BMP Das Denkmal erinnert an den im Jahre 1867 „beim Graben eines Kellers“ ge- fundenen und nach einer Abschrift des Dr. Macaj in den Archäol.-epigr. Mittheilungen VIII, S. 86, n. 5 und im C. I. L. III 8266 veröffentlichten Grabstein n. 2, als dessen Fundort das etwas nördlicher gelegene Dorf Vrbica angegeben wird. Ob beide Steine etwa identisch sind, wird sich vielleicht an Ort und Stelle noch entscheiden lassen. Die Santarius’sche Copie ist recht gut; es sind nur die zahlreichen Ligaturen und die klein gebildeten Buchstaben übersehen worden, so dass die Lesung der Inschrift keinerlei Schwierigkeiten unterliegt. Das Gentile in Z. 2 und 7 war abgekürzt; die notirten Zeichen entsprechen am ehesten der Ligatur AR. D(is) M(anibus). [Aur(elius)] M[a]rcu[s] vixi[t J ann[i]s XVIII, a latron[i]bus [i]n[t]erfec[t]u[s] . Au[r(elius)] Eutychus e[t] Sex[tili]a Fron[t]ina [fjilio b(ene ) m(erenti) p(osuerunt). Die Inschrift lenkt die Aufmerksamkeit auf einige südlich und nördlich des ober- mösischen Donaulaufes gefundene Steine, die mit ihr die Nachricht gemein haben, dass eines der Familienmitglieder durch „latrones“ umgekommen ist. In der Dacia Malvensis kamen zum Vorschein: 1. C. I. L. III 1559 = 8009: D. M. P. Aelio Ariorto (?) (quattuor)vir(o) an(nu- alif) m(unicipii) D(robetae) interfect(o) a latronibus , vix(it) an(nos) L. Ulp(ia) Digna 124 I. Archäologie und Geschichte. con(iugi) pientissimo et P. Ael(ius) fil(ius) et P. Ael(ii) Valens e[ t] Audarus n(epotes) b(ene) [m(erenti)] p(osuerunt). 2. C. I. L. III 1579 (vgl. p. 1017): D. M. L. Iul(io) L.fil(io) Sergia Basso de- c(urioni) mun(icipii) Drobetae, guaestori, interfecto [a] latronib(us), vix(it) an(nos) XXXX, luli Iulianus et Bassus patri piissimo et Iul(ius) Valerianus frater mortem eins exsecutus f(aciundum) c(uraverunt) . 3. C. I. L. III 1585 = 8021: .... interfecta a latro(nibus) et vindicata. Ulcudius Baedari et Sutta Epicadi p(ro) p(ietate) fil(iae) tit(ulum) p(osuerunt). D(is) i(nferis) M(anibus). TJlcudius B(ae)dari v(i)xi(t) an(nos) LA) Die Fundorte aller dieser Inschriften: Slatina (n. 1), „village between Mehadia and Orsava“ (n. 2) und Zagaja (n. 3) liegen innerhalb des Territoriums von Drobeta.* 2) Es ist also mehr als wahrscheinlich, dass die „latrones“ sämmtlicher Steine identisch sind. Dass sie nicht gewöhnliche Wegelagerer waren,3) erhellt daraus, dass die Orte nicht an einer Strasse liegen; es muss vielmehr eine starke, ausgebreitete Bewegung gewesen sein, die ihre Spuren am Oberlaufe der Temes, im Csernathale und hart vor Drobeta4) hinterlassen hat. Nehmen wir noch die Thatsache hinzu, dass man in alter wie in neuerer Zeit Räuber nannte, was ohne Euphemismus und juristische Spitzfindigkeit5) Insurgenten oder kriegführende Grenznachbarn heissen sollte,6) so können wir die Ver- muthung aussprechen, dass die beiden Würdenträger von Drobeta und das Mädchen von Zagaja ihr Leben eingebüsst haben in einer für Dacien kritischen Zeit. Die Zeit, an die man unwillkürlich denkt, ergibt sich auch aus den Inschriften. Drobeta wird beide Male (n. 1 und 2) Municipium genannt, im 3. Jahrhundert war es Colonie;7) die di’itte Inschrift mit den kräftigen epichorischen Namen wird ebenfalls Niemand dem 3. Jahrhundert zuweisen wollen. Es ist die Zeit der schweren Bedrängniss des „bellum Germanicum et Sarmaticum“ unter Kaiser Marcus, in welchem die Goldgruben von Alburnus maior (Verespatak) anfangs Sommer 167 in Feindeshand geriethen, 170 der Statthalter M. Claudius Fronto im Kampfe gegen die Iazygen den Tod fand und Sarmi- zegetusa selbst von Westen bedroht wurde.8) Die „latrones“ waren entweder einge- drungene reichsfremde Feinde, nach der Lage Drobetas am ehesten die Iazygen der Theissebene, oder einheimische Daker, die sich gegen die römische Verwaltung er- hoben. Dass es in Dacien an autochthoner Bevölkerung nach der Occupation des Landes nicht fehlte, ist längst erkannt worden.9) In der schweren Zeit mussten sich die Bürger von Drobeta selbst helfen; die Angaben in n. 2 und 3 „mortem eius exsecutus“ und „vindicata“ lassen auf die Auf- bietung der Stadtmiliz10) schliessen. *) Domaszewski nimmt an, dass die Mutter ermordet worden sei: fili nomen in titulo matris postea adectum est. Wegen der Verschiedenheit der Patronymika ist jedoch anzu nehmen, dass die Tochter das Opfer war. 2) Vgl. Mommsen, C. I. L. III, p. 248; Patsch, Pauly-Wissowa, Eealencyklopädie s. v. Drobeta. 3) Jung, Römer und Romanen in den Donauländern2, S. 117, Anm. 1. 4) Siehe Kiepert ’s Karte C. I. L. III, tab. II. 5) Dig. 49, 15, 24: Höstes sunt, quibus bellum publice populus Romanus decrevit vel ipsi populo Romano: ceteri latrunculi vel praedones appellantur. e) Domaszewski, Neue Heidelberger Jahrbücher III, S. 195 f. 7) Siehe Pauly-Wissowa, Realencyklopädie s. v. 8) Domaszewski, a. a. O. V, S. 116f. 9) Vgl. Jung, a. a. O., S. 1 14 f. und Fasten der Provinz Dacien, S. 159. 10) Vgl. das Stadtrecht von Genetiva, dazu Mommsen, Hermes XXII, S. 556. Eine Dorf- und Stammmiliz ist im Norden Daciens durch C. I. L. III 827 = 7633 bezeugt. Ueber dacische Provincial- Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 125 Wie ganz Illyricum ist auch Obermösien damals von Verwüstungen nicht ver- schont geblieben. Unter den ausserordentlichen Massregeln, zu denen Marc Aurel greifen musste, um die Lücken der Armeen nothdürftig zu füllen, führt die „vita Marci“ 21, 6 an: latrones etiam Dalmatiae atque Dardaniae milites fecit. Von einer Latronen- that haben wir nun aus Dardanien, aus Orahovac (nördlich von Prizren)1) eine epi- graphische Kunde:' C. I. L. III 8242: D. M. Scerviaedus Sitaes vix(it) an(nos) XXX, interfec[t]us a latronibus. Sita Pasip[i] p(ater) et sibi [et] Caia[e] D[a]si coniugi b(ene) m(erenti) vi(v)us f(aciundum) c(uravit). Es ist wohl nicht allzu gewagt, beide Nachrichten in Verbindung zu bringen und in Scerviaedus ein Opfer jener Tage zu sehen. Die dardanischen „Räuber“ sind wahrscheinlich identisch mit den Feinden, mit denen es der nachmalige Kaiser Didius Iulianus als Statthalter von Dalmatien zu thun hatte: vita Iuliani 1, 9: inde Dalmatiam regendam accepit eamque a confinibus hostibus vindicavit. Jedenfalls passt der Ausdruck „confines hostes“ besser auf sie, die öst- lichen Grenznachbarn Dalmatiens, als, wie Domaszewski, Neue Heidelberger Jahr- bücher V, S. 125, Anm. 2, annimmt, auf einen Feind, der „westlich von Singidunum etwa bei Mursa durchgebrochen“ ist. Die dalmatinische Legation des Iulianus fällt nach 175, in welchem Jahre „aut paullo antea“2) er zusammen mit Pertinax consul suffectus war. Erinnern wir uns, dass in dieser Zeit (175 — - 1 7 7 ) 3) die Kostoboker Macedonien und Achaia so schwer heimsuchten, dass ein eigenes Commando gegen sie aufgestellt werden musste, so lässt sich vielleicht folgender Zusammenhang der „Räuber- bewegung“ errathen. Durch die Kämpfe in Pannonien und Dacien (hier in unmittel- barer Nähe, im Territorium von Drobeta) wurde die Reichsautorität auch südlich der Donau erschüttert. Den Abzug der Garnisonen oder ihre Schwächung durch Abgabe von Vexillationen begünstigte die Gährung. Diese wurde zur offenen Rebellion, als es die Kostoboker wagen konnten, den Osten und Süden der Halbinsel lange Zeit unge- straft zu plündern. Die Dardaner fielen auch in Dalmatien ein, wo sich ihnen Malcon- tenten, die obigen latrones Dalmatiae, bereitwillig anschlossen. Die Regierung, vollauf mit grösseren Aufgaben beschäftigt, that, so viel sie mit den zur Verfügung stehenden Mitteln konnte: mit voller Strenge konnte sie nicht auftreten; sie baute den Insurgenten goldene Brücken ; sie gewann sie für den Militärdienst. Ist diese Combination richtig, dann können die latrones Dalmatiae atque Dardaniae nicht, wie Mommsen, Römische Geschichte V3, S. 212 (vgl. 228), meinte, zur Bildung der Legionen II und III Italica verwendet worden sein, da Vexillationen dieser Le- gionen bereits 170 in Salona nachweisbar sind.4) Nach C. Cichorius5) ist vielleicht aus ihnen die cohors I Aurelia Dardanorum creirt worden; Domaszewski hält da- gegen6) Aurelia für den späten Ehrennamen der schon vor dem Jahre 6 n. Chr. be- stehenden Cohorte. Seine Ansicht,7) dass unsere Latrones „für den Besatzungsdienst milizen vgl. Mommsen, a. a. O., S. 550. 552 f.: An dem Nordabhange der Alpen, in Spanien, Britannien, Dacien werden ebenfalls die Provinzialen gegen die unbotmässigen Bergvölker sich oftmals auf eigene Hand haben vertlieidigen müssen. J) Vgl. .Evans, Antiquarian researches in Illyricum, Parts III und IV, S. 68. 2) H. Dessau, Prosopographia II, 11, 68. 3) R. Heberdey, Archäol.-epigr. Mitth. XIII, S. 190; Domaszewski, a. a. O. 4) C. I. L. III 1980 vgl. p. 1030 und n. 8570. Domaszewski, a. a. O., S. 114, Anm. 6. 6 ) Pauly-Wissowa, Realencyklopädie s. v. cohors, S. 25 des Sonderabdruckes. 6) Neue Heidelberger Jahrbücher I, S. 199, Anm. 2. 7) Ebenda V, S. 114. 126 I. Archäologie und Geschichte. im Inneren des Reiches“ verwendet worden sind, möchte ich nicht theilen, da Soldaten dieser Vergangenheit schlechte Hüter der Ordnung, dagegen das beste Kanonenfutter sind. Die Inschrift von Debelica, von der wir ausgegangen sind, ebenfalls dieser Zeit zuzuweisen, geht nicht an, da sie nach der Form der Namen der Männer, wegen des Fehlens des Pränomens und der Abkürzung des Namens Aurelius, dem 3. Jahrhundert angehört. Jedoch auch in dieser Zeit fehlt es in der Nähe des Ti’mokthales nicht an historischen Latrones, denen man den Tod des jungen Orientalen zuschreiben könnte. So musste im Jahre 256 das in der Nähe der obermösischen Grenze gelegene nieder- mösische Municipium Montana (jetzt Kutlovica = Ferdinandovo) einen burgus erhalten, „unde latrunculos observarent“,1) und wenige Jahre später (269 n. Chr.) erfolgte bei Naissus, also in der Nähe des Fundortes unserer Inschrift, der vernichtende Schlag des Kaisers Claudius gegen die Gothen, die auch später trotz ihrer Macht die simple Be- zeichnung latrunculi erhielten.2) Wie in Dacien, so hatten auch in Dardanien und ira Timokthale die Unruhen keine dauernden Folgen gehabt, da sich die Familien der Ermordeten an der Unglücks- stätte oder in ihrer Nähe wieder angesiedelt haben. Das Thal des Timok zwischen Knjazevac und Zajecar war in römischer Zeit auf beiden Ufern infolge der ausserordentlichen Fruchtbarkeit des Bodens und der Nähe erzreicher Gebiete3) gut besiedelt.4) Der Hauptort der Thalschaft war Ravna (südlich von Debelica), wo Domaszewski, C. I. L. III, p. 1468, die Station Timacum minus der Strasse Naissus — Ratiaria5) ansetzen möchte.6) Es befand sich hier ein Castell,') dessen Besatzung die Cohors I Thracum Syriaca equitata bildete.8) Ihre Veteranen Hessen sich in den Canabae nieder.9) Das Territorium des Castells dürfte nach der ältesten, bis jetzt bekannten Inschrift unseres Gebietes, C. I. L. III 8263: D. M. P. Aelio Aug.i0) lib. Aprioni aug. col. Rat., h. s. e., vix. an. LXV, Consia Valeria [...., unmittelbar an die regio von Ratiaria (j. Arcar) gegrenzt haben.11) J) Domaszewski, ebenda III, S. 195; vgl. E. Bormann, Archäol.-epigr. Mitth. XVII, S. 214. 2) Domaszewski, a. a. O. 3) C. Jirecek, Archäol.-epigr. Mitth. X, S. 84. 4) Vgl. Kanitz, Römische Studien in Serbien, S. 91 ff., 98 ff. 5) Tab. Peut.; Timagon beim Geogr. Ravenn. 191, 11. Das Tip.az.ov des Ptolemäus III, 9, 5 ist wohl mit Timacum maius (Tab. Peut.; Thamacon beim Ravenn. 191, 14) identisch. Procop. de aedif. 285, 15 unterscheidet Timathochium und Timaciolum. 6) Kanitz, a. a. O., S. 102 und Kiepert, Formae orbis antiqui XVII verlegen sie etwas südöst- licher nach Baranica bei Trgoviste, östlich von Knjazevac. 7) Kanitz, a. a. O., S. 99. 8) C. I. L. III 8261: L. Vecilius C.f. Lemon. Modestus equo puh., de quinq. dec., (se)vir, aed., (duum)vir iure die. colon. Hispellatium, quaestor (bis), augur, praef. fahr., trib. mit. leg. VI ferr. in Syr., praef. coh. I Thrac. Syr. in Moesia eq. Coh. I Tkrac. Syr. praef. suo. Domaszewski nimmt Neue Heidelberger Jahr- bücher I, S. 198, Anm. 2 an, dass sich die Cohorte bereits im 1. Jahrhundert in Ravna befand, weil in der Inschrift die Provinz einfach Moesia genannt werde (vgl. auch E. Ritterling, Jahreshefte des österr. arcliäol. Institutes I, S. 175, Anm. 7 und A. von Premerstein, ebenda, Beiblatt, Sp. 173). Das kann je- doch nicht richtig sein, da Cichorius, a. a. O., S. 54 mit Recht aus dem geographischen Beinamen der Cohorte auf einen langen Aufenthalt derselben im Bereiche des syrischen Heeres geschlossen und sie infolge dessen mit der cohors I Thracum identificirt hat, die nach D. XIV = XIX2 im Jahre 86 in Judäa und zufolge C. I. L. III 600 (vgl. Ritterling, Jahreshefte III, S. 30) noch zur Zeit des Todes Traians im Oriente dislocirt war. Dem Concipienten der Ravnaer Inschrift wird es genügt haben, Mösien überhaupt Syrien gegenüberzustellen. Mösien ist nach E. Bormann, Jahreshefte I, S. 174, Anm. 6 im Jahre 83 in Moesia superior und inferior getheilt worden; vgl. St. Gsell, Essai sur le regne de Fempereur Domitien, S. 135 ff. 9) C. I. L. III 8262. 10) i. e. Hadriani. ll) Hirschfeld bezieht Archäol.-epigr. Mitth. VIII, S. 85 auch zwei der Civilwürden des Modestus (Anm. 8) auf Ratiaria. Ueber die grosse Ausdehnung der Gebiete der musischen und thracischen Städte vgl. Domaszewski, Neue Heidelberger Jahrbücher III, S. 196, Anm. 11. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 127 IV. Die Flottenstation von Salona. In diesen Mittheilungen Bd. VII, S. 58, Anm. 4, habe ich die Meinung zu ver- treten gesucht, dass in Salona eine Vexillation der Kriegsflotte stationirt war.1) Uner- wartet schnell hat die These eine sehr wesentliche Stütze erhalten an der folgenden Inschrift, die Regierungsrath F. Bulic in Clissa bei Salona eingemauert gefunden hat und die hier nach einer ihm verdankten Photographie unter Figur 58 getreuer ver- öffentlicht wird, als es im Bull. Dalm. 1899, S. 178, möglich war.2) Fig. 58. Grabstein aus Clissa. D(is) M(anibus). C. Aelio Censorin(o), optioni cl(assis) pr(aetoriae) Ra(vennatis) , natione Panno(nio), vix(it) an(nos) XLI, militav(it) an(nos) XXI . . . . Sie bezeugt, dass ein activer Soldat in Salona gestorben ist, wohin ihn, da er landfremd ist, aller Wahrscheinlichkeit nach der Dienst geführt hat. Dadurch steigt die Zahl beweiskräftiger Monumente auf drei, eine Zahl, die im Vergleiche mit den Funden in anderen Küstenorten, in denen man Flottenstationen statuirt hat, nicht un- erheblich ist. Antium, Tarracina und Luna z. B. haben bis jetzt nur je einen Stein geliefert;3) in Aquileia und Brundisium sind ebenfalls nur zwei, beziehungsweise vier Monumente zum Vorschein gekommen.4) ' I» *) Vgl. O. Fiebiger, De classium Italicarum historia et institutis, S. 336 f. und Pauly-Wisso wa, Realencyklopädie s. v. classis, Sp. 2638. 2) Die Zurichtung des Inschriftfeldes macht den Eindruck, als ob der Stein zweimal benützt wor- den wäre. 3) Fiebiger, a. a. O., S. 326. 328. 4) Fiebiger, a. a. 0 , S. 335. 336. 128 I. Archäologie und Geschichte. Das neue Denkmal bestätigt auch die zweite a. a. O. geäusserte Vermuthung, die nämlich, dass zu der salonitanischen Yexillation ausser der Flotte von Misenum auch die classis Ravennas Fahrzeuge gestellt hat. Jetzt kann auch mit grösserer Sicherheit die Behauptung gewagt werden, dass die in Salona nachweisbaren, nicht aus dem dalmatinischen Küstengebiete stammenden Veteranen beider Flotten M. Dionysius Firmus (C. I. L. III 2020), Flavius Zeno (Bull. Dalm. 1898, S. 207) und Plator Veneti f., Maezeius (C. I. L. III D. VII = VIII2 vom Jahre 71 n. Chr.)1) sich in dieser Stadt niedergelassen haben, weil sie hier gedient hatten. Da sie ebenso verschiedenen Zeiten angehören, wie dies auch bei den activen Soldaten anzunehmen ist, so erhalten wir die für Salona belangreiche Nachricht, dass die Stationirung des Geschwaders daselbst nicht eine vorübergehende Massregel, son- dern eine dauernde Institution war. Die Bedeutung der Landeshauptstadt trat auch dadurch zu Tage, die Sicherheit ihres Handels, wie der Verkehr in den dalmatinischen Gewässern überhaupt war gewährleistet, ihre Schiffsbewegung reger und mannigfaltiger, die Bevölkerung erhielt Zuwachs, neuen Einschlag und auch neue Einnahmsquellen. V. „Keltische Flussgottheiten“. In den Archäol.-epigr. Mittheilungen XIX, S. 78, hat M. Ihm die Vermuthung geäussert, dass die auf den Steinen von Topusko C. I. L. III 3941 und 10819 2) genannten Gottheiten Vidasus und Tiana Flussgottheiten, Personificationen der Flüsse Una und Sana seien; doch sei „die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass auch der Glina, an dem Topusko liegt, mit einem Nebenflüsschen“ so geheissen haben können. Es sind zwei Gründe, auf die er sich stützt. 1. Führt Plin. n. li. III 148 3) unter den Nebenflüssen der Save als einen bedeu- tenderen den Valdasus an. Da für Drina — Drinus, Bosna — Basanius,4) Vrbas — Urpanus und Kulpa — Colapis die alten Namen bekannt seien, so könne mit Valdasus nur die Una gemeint sein. Valdasus könnte leicht aus Vidasus verschrieben sein. 2. Bieten die Widmungen, in denen Save— Savus und deren linker Nebenfluss, die Sann — Adsalluta5) vereinigt werden, eine entsprechende Analogie. Ihm sagt selbst von dieser Hypothese, dass sie „ein starkes Fragezeichen ver- trage“. Ich glaube, mit Recht, denn es ist Einiges übersehen worden, das sehr gegen sie spricht. Erstens sind die Altäre des Vidasus und der Tiana nicht an den Ufern der Una oder Sana errichtet worden, sondern in Topusko an der Glina, also in beträchtlicher Entfernung von beiden Flüssen. In Topusko hat man und hatte man wohl auch schon früher kein Interesse an der Una und Sana. Weder die eine noch die andere hat als Wasserstrasse eine solche Bedeutung, dass ihre Verehrung ausserhalb des Flussgebietes glaublich wäre. Wenn nur ein Stein in Topusko gefunden worden wäre, so könnte man allenfalls daran denken, dass ein von der Una nach Topusko Zugewanderter hier seiner heimatlichen Gottheiten gedacht hat. Die beiden gleichlautenden Widmungen Der in C. I. L. III 2051 genannte L. Sextilius könnte ein Einheimischer sein. 2) Es sind sicher zwei verschiedene Altäre, vgl. J. Brunsmid, Vjestnik hrv. arlieol. drustva I (1895), S. 160. 3) Taurunum, ubi Danuvio miscetur Saus, supra influunt Valdasus, Urpanus, et ipsi non ignobiles. 4) W. Tomaschek, Mitth. der geogr. Gesellschaft in Wien 1880, S. 500. 6) C. I. L. III 5134 = 11680. 5138. 11684. Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V. 129 lassen aber vermuthen, dass in Topusko ein Heiligthum des Götterpaares bestand. Die Altäre des Savus und der Adsalluta sind längs der Save errichtet worden, in Scitarjevo,1) Saudörfel,2) Wernegg3) und Hrastnig;4) die drei erstgenannten Orte liegen unmittelbar am Flusse.5) Dasselbe gilt von den Danuviusaren in Mengen,6) Risstissen,7) Aquincum8) und Tenje.9) Zweitens scheint Ihm entgangen zu sein, dass der antike Name der Una aller Wahrscheinlichkeit nach aus Ptolemäus II, 16,2: TapcaRaa, Oivstoc ito-rap-ou IxßoXat, OuoXxspa, Ssvia bekannt ist. H. Kiepert bemerkt Formae orbis antiqui XVII, Beiblatt S. 5, Anm. 59 zu dieser Stelle: „Der Name (Oeneus) kommt nur bei Ptolemäus vor, offenbar aus einer das Binnenland schneidenden Route entnommen, aber durch Missverständniss der im Westen nahen Küste mitten zwischen Tarsatica und Volcera zugeführt, wo keine Fluss- mündung vorhanden ist; C. Müller10) hat ihn daher für die unmittelbar unter Tersatto (Tarsatica) mündende, nicht einmal dauernd Wasser führende Felsschlucht Rjecina (ital. Fiumara) erklärt, welcher die Stadt Fiume ihren uneigentlichen Namen verdankt: dem gegenüber entscheidet doch die Identität des modernen Namens Unna für einen der häutigen ähnlichen Irrthümer des alten Geographen“.11) Für die Sana ist die alte Bezeichnung noch nicht ermittelt worden; doch wird sie von der heutigen kaum sehr verschieden gewesen sein. Der Name lässt sich weder aus dem Slavischen noch aus dem Lateinischen erklären; er wird also illyrisch oder keltisch sein. Tomaschek glaubt,12) dass der Fluss Sarna geheissen habe. Ich möchte auch auf die gleich oder ähnlich lautenden Flussnamen im mittleren Europa verweisen, die Ro — sana und Tri — sana in Vorarlberg, den San in Galizien u. s. w. Deswegen möchte ich auch die steiermärkische Sann nicht mit der Adsalluta der Inschriften identificiren.13) Es ist auch keines der dieser Gottheit gestifteten Denkmale im Sann- thale selbst zum Vorschein gekommen. Man kann ferner darauf hinweisen, dass die in Cilli gefundenen Darstellungen des Flussgottes der Sann einen männlichen Kopf zeigen,14) während die Adsalluta in den Inschriften als weibliche Gottheit behandelt wird. Im Bereiche der dalmatinischen Provinz sind an viel kleineren Flüssen, als es die Una und die Sana sind, und selbst an Bächen die alten epichorischen Namen haften geblieben, so an den beiden Jadar (Nebenfluss der Drinaca, die in die Drina fällt, und q C. I. L. III 4009. 2) C. I. L. III 5134 = 11680. 5135. 5136. 5138. 11684. 3) C. I. L. III 3896. 4) C. I. L. III 11685. 6) Vgl. C. I. L. III, tab. IV. 6) C. I. L. III 11894, vgl. Haug-Sixt, Die römischen Inschriften und Bildwerke Württembergs, S. 9, n. 14. * 7) C. I. L. III 5863; Haug-Sixt, a. a. O., S. 12 f., n. 18. 8) C. I. L. III 3416. 10395. 9) C. I. L. III 10263. Vgl. A. Holder, Altceltischer Sprachschatz s. v. Danuvios, Sp. 1238 f. 10) Vg^ auch Tomaschek, a. a. O., S. 500. 11) Vgl. Lehrbuch der alten Geographie, S. 354. 12) A. a. O., S. 500. 510. 514. 13) Mommsen, C. I. L. III, p. 628, vgl. 626; J. Jung, Körner und Romanen in den Donauländern2, S. 124. 14) A. Conze, Römische Bildwerke einheimischen Fundorts in Oesterreich, III. Heft, S. 11 ff., Tafel XVI. Baud VIII. 9 130 I. Archäologie und Geschichte. rechter directer Zufluss der Drina in Serbien),1) an der Buna (bei Mostar),2) dem Norin oder Norilj (bei Narona), der Pliva,3) dem Lim, der Tara,4) der Lika5) u. s. w. Valdasus hiess nach Tomaschek6) wahrscheinlich die südwestlich von Bosnisch- Brod in die Save einmündende Ukrina; man könne jedoch auch annehmen, „dass Plinius damit die Bosna so bezeichnet“. H. Cons7) hält das Letztere für das Wahr- scheinlichere. Vidasus und Tiana sind meines Erachtens, da sich ihr Heiligthum in dem Bade Topusko befand, keine Fluss-, sondern Heilgötter. Dass in Illyricum Götterpaare ver- ehrt wurden, hat auch G. Wissowa auf Grund der vielen in diesem Ländercomplex vorkommenden Liber- und Liberastiftungen erschlossen.8) 2) Iader hiess auch das Flüsschen, an dem Salona lag, jetzt Solincica (vgl. Jelic-Bulic-Rutar, Vodja po Spljetu i Solinu, S. 15. 221); vgl. auch Iader— Zara. 2) C. Jirecek, Die Handelsstrassen und Bergwerke in Serbien und Bosnien während des Mittel- alters, S. 25 f. 8) Diese Mitth. IV, S. 265. 4) Tomaschek, a. a. 0., S. 500 und Pauly- Wissowa’s Realencyklopädie s. v. Autariatai; G. Zippel, Die römische Herrschaft in Illyrien bis auf Augustus, S. 35 f.; meine Lika in römischer Zeit, Sp. 32, Anm. 7. s) Meine Lika, Sp. 12. 6) A. a. O., S. 500. 7) La province Romaine de Dalmatie, S. 28. 8) Roscher’s Mythol. Lexikon s. v. Liber, S. 2027, vgl. 2030. Zu der Notiz „Eine Inschrift aus dem Timokthale“ ist jetzt der gehaltvolle Reise- bericht von A. von Premerstein und N. Vulic in den Jahresheften des österr.-archäol. Institutes, III, Beiblatt Sp. 105 ff. zu vergleichen. Er konnte hier nicht mehr benützt werden. Alte Kirchen und Kirchenminen in Albanien. Von Theodor Ippen, k. und k. General -Consul in Scutari. Fortsetzung.1) (Mit 16 Abbildungen im Texte.) Y. Die Ruinen der Kirche St. Nicolaus von Schati. Ungefähr zwei Stunden östlich von Scutari liegt die Gemeinde Masreku; die Fractionen derselben sind auf dem Südabhange des Berges Cukali verstreut, da, wo dieser Abhang das rechte Ufer des Drinflusses bildet. Etwa eine Stunde bevor man zur Pfarrkirche von Masreku gelangt, geht der Weg an einer Kuppe vorbei, welche eine Gruppe von Ruinen trägt; diese Ruinen heissen die Kirche des heil. Nicolaus von Schati und bestehen aus: 1. Einer grossen Kirche mit Thurm; 2. einer Kapelle, wie solche als Grabstätte eines Heiligen oder Aufbewahrungsort einer Reliquie bei manchen Klosteranlagen Vorkommen ; 3. einem Wohngebäude. Diese Ruinen sind offenbar die Reste einer Klosteranlage oder einer Abtei, welche nach den hiesigen Verhältnissen eine bedeutende Niederlassung gewesen sein muss. Die ganze Kuppe ist mit grossen, dicht belaubten Bäumen bestanden, welche die Ruinen beinahe verbergen. Nicht weit von diesen sind zwei alleinstehende Gehöfte, und von einer benachbarten, durch eine tiefe Thalschlucht getrennten Kuppe winkt die weisse Kirche von Masreku. Der Blick nach Westen, gegen die Ebene und den See von Scutari, ist durch eine Anhöhe versperrt; gegen Süden sieht man den gewundenen Lauf des Drinflusses, und gegen Norden erhebt sich vor dem Beschauer in plumpen Contouren die mächtige Masse des Cukaliberges. Die grosse Klosterkirche bildet den Mittelpunkt der ganzen Anlage; sie ist ein Rechteck von 27 Schritten Länge und 8 Schritten Breite, über dem vorderen Eingänge erhebt sich der Thurm, der allein erhalten ist (Figur 2 und 3). Diese Eigentümlichkeit der Kirchen, dass an ihrer Vorderfront sich der Thurm erhebt, kommt in der Umgebung von Scutari häufig vor, so bei den Kirchenruinen in Ostrosch in der Krajina, bei der Kirche in der Citadelle von Schas und bei der Kirchen- ruine von Raschi nächst Scutari. l) Siehe diese Mitth. Bd. VII, S. 231—242. 132 I. Archäologie und Geschichte. Der Thurm ist in einer Höhe von ca. 15 M. erhalten. Von den übrigen Theilen der Kirche ist nichts als die Fundamente sichtbar. Aus den herumliegenden Steinen ist ein roher Altar errichtet, auf dem einige Male im Jahre die heil. Messe gelesen wird. Hier befindet sich ein Stein, der folgende Inschrift (Figur 1) trägt: Dieselbe ist unvollständig, der Stein scheint nur ein Theil des ursprünglichen Monumentes zu sein. Wenige Schritte von der grossen Kirche entfernt und parallel zu derselben ist die kleine Kirche; von derselben ist blos der rückwärtige Theil erhalten. Dieser ist P 0 R I B d S REX • V-ROS ABASJoBO II A C • VJS CVIT • 2IHI -2IE r-so • sa • o CLE • RO • FECE-RÖH Fig. 1. Inschriftsteiii aus der Kirchenruine von Schati. merkwürdig genug: er zeigt nämlich ein Gewölbe, als ob die Kirche aus einer Unter- und einer Oberkirche bestanden hätte; es sind auch zwei Apsiden übereinander vor- handen (Figur 4). Von der südlichen Längsfront dieser Kirche ist ein ansehnlicheres Mauerstück (Figur 5) erhalten und in diesem das Fragment einer Sandsteinplatte (Figur 6) einge- fügt, welches eine rohe Skulptur zeigt: zuerst eine Engelsgestalt mit geschulterter Lanze, dann eine Gestalt in ehrfurchtsvoller oder anbetender Stellung, dann folgte eine dritte Gestalt, wahrscheinlich die des thronenden Heilands. Die Platte ist gerade bei dieser dritten Gestalt abgebrochen. Der Stein ist 80 Cm. lang, 62 Cm. hoch, und ich Ippen. Alte Kirchen und Kirchenruinen in Albanien. 133 glaube, dass das erhaltene Stück gerade die Hälfte der ursprünglichen Platte ist, deren Länge also 160 Cm. betragen haben würde. Die Gruppe wird eine symmetrische ge- wesen sein und das fehlende Plattenstück die Ergänzung der Mittelfigur und zwei weitere zu deren Linken stehende Figuren enthalten haben. Die kleine Kirche hat eine Länge von 16 und eine Breite von 4 Schritten. Die Ruinen, welche ich für die eines Klostergebäudes halte (Figur 7), sind der- massen zerfallen, dass die Anlage nicht deutlicher zu erkennen ist; sie haben eine Länge von 22 und eine Breite von 8 Schritten; das wäre also ein schmales, langes Gebäude. Nach der früher citirten Inschrift würde die Gründung des Klosters oder die Erbauung der Kirche in die Zeit fallen, als die serbischen Könige aus der Familie Nemanja auch über das nördliche Albanien herrschten, also in das 13. Jahrhundert. Ein Mitglied des Collegiums der Patres Jesuiten in Scutari, gründlicher Kenner aller auf die Geschichte Albaniens im Mittelalter bezüglichen Documente, theilt mir mit, dass Schati auch urkundlich erwähnt werde. Tanusius I., der älteste bekannte Chef der albanischen Dynastenfamilie Dukadschin, der 1281 starb, führte den Titel Herr von Zadrima, Montagna nera (d. i. der Malizi genannte Landstrich zwischen Drin und Sirica an der Strasse Scutari — Prizren), Pulad und Sati. 134 I. Archäologie und Geschichte. In einem Decrete des venetianischen Senates vom Februar 1346 wird die Cession angenommen, kraft welcher „Giorgio Strazimiro Balsa Scutari, Drivasto cum suis per- tinentiis et castrum Sati cum dohana Dagno“ an Venedig abtritt. Die Familie Dukadschin besass das ganze gebirgige Hinterland von Scutari und Alessio, und so bildete auch Schati einen Theil ihres Besitzes; sie scheint dasselbe dann an die Dynasten von Scutari aus der Familie Balscha verloren zu haben, jedenfalls nicht vor 1350, denn erst in diesem Jahre begründet die Familie Balscha ihre Herr- schaft über das Gebiet von Scutari. Fig. 4. Eingang der kleineren Kirche in Schati. Schati wurde dann venetianischer Besitz, war aber ein Grenzpunkt zwischen diesem und dem Territorium der Familie Dukadschin. Im Jahre 1510 war es schon zerstört.1) ' VI. Die Ruinen von Schurza. Zwei Stunden östlich von Scutari, am linken Ufer des Drinflusses liegt die Ruinen- stätte Schurza (Figur 8). Von den Uferbergen springt ein Felsgrat nach Norden vor und zwingt den Drinfluss zu einem Bogen, durch den er zu einer auf drei Seiten vom ) v. Hahn, Drin- und Vardarreise, p. 310. Ippen. Alte Kirchen und Kirchenruinen in Albanien. 135 Fig. 5. Südmauer der kleineren Kirche in Schati ^mit Skulptur). Fig. 6. Basrelief an der Südmauer der kleineren Kirche in Schati (1/8). Wasser umgebenen Halbinsel wird, die nur durch einen schmalen Sattel mit dem Ufer zusammenhängt. Gerade gegenüber, auf dem rechten Ufer des Drin, sieht man die schon oben (S. 131) erwähnte Pfarrkirche von Masreku, welche auf einer Schurza hoch überragenden Bergkuppe liegt. 136 I. Archäologie und Geschichte. Der Felshügel, welcher die Ruinen von Schurza trägt, ist 131 M. hoch und ganz mit dichtem Gebüsch bewachsen, aus dem nur wenige Mauern hervorragen. Betrachtet man den Hügel vom Sattel aus, der ihn mit dem Ufer verbindet, so erkennt man zwei Mauerlinien: die höher gegen den Gipfel gelegene war die Umfassung der Citadelle, die tiefere war die Stadtmauer; diese senkt sich mit ihrer südwestlichen Ecke bis gegen das Flussufer, die südöstliche Mauerecke liegt ziemlich hoch auf dem Hügel. In der Citadellenmauer ist noch ein Thor (Figur 9) erhalten; der Gipfel des Hügels, welcher in die Citadelle einbezogen war, ist mit Trümmern bedeckt; er trug also eine Baulichkeit, wahrscheinlich einen Thurm oder ein sonstiges Reduit. Fig. 7. Ruinen eines dritten Gebäudes in Schati. Ausserdem steht innerhalb der Citadellenmauer eine Kirche (Figur 10), die jedoch modern ist; man hat sie aus den herumliegenden Steinen ganz roh aufgebaut; ausser Gräbern enthält sie gar nichts und wird auch nicht mehr benutzt. In der Vorderfront etwas über der Thür ist ein Steinfragment eingemauert, welches einige eingegrabene Zeichen trägt, von denen man schwer sagen kann, ob es Reste einer Inschrift oder eines Ornamentes sind, welches vielleicht eine Thürumrahmung bildete. Diese für mich unverständlichen Zeichen sind die folgenden: M tP /v\ b A A Totf A/v\VBI P Ueber dem Thor der Citadelle scheint ein Thurm gewesen zu sein. Ausserhalb der Citadellenmauer und in der ehemaligen Stadt erkennt man eine Kirche in der Nähe des Citadellenthores, von der jetzt nur die Apsis steht (Figur 11), Ippen. Alte Kirchen und Kirchenruinen in Albanien. 137 dann ein grösseres Haus und in der Stadtmauer, wo sie sich gegen den Fluss senkt, mehrere viereckige Thürme. Ausserhalb der Stadtmauer an ihrer südwestlichen Ecke war noch eine Kirche, (Figur 12), von der jetzt nur die Apsis und Theile der Seitenfrontmauern aufrecht stehen. Auf dem Sattel ist endlich noch eine Apsis, die einer kleinen Kapelle angehörte. Die erhaltenen Baureste zeigen sämmtlich eine rohe, allen künstlerischen Schmuckes bare Arbeit, ohne jede Sculptur oder ornamentale Verzierung. Diese Bauten waren viel primitiver als jene in der Ruinenstätte von Schas. Im Mittelalter wird Schurza als Bischofssitz erwähnt; man kennt 17 Bischöfe, von denen der älteste in das Jahr 1190 unter Papst Clemens III. zurückreicht, der letzte im Jahre 1460 seines Amtes waltete. Fig. 8. Die Ruinen von Schurza, Ansicht von Süden. aa. Mauern der Citadelle. c. Thor der Citadelle. e. Neuere Kirche in der Citadelle. b b. Stadtmauer. d. Ruinen der Stadtlcirche. /. Ruinen eines Gebäudes in der Stadt. Im Jahre 1491, also kurz nach der Eroberung des Landes durch die Türken wurde die Diöcese „Sarda“ der jetzt noch bestehenden Diöcese Sapa (Residenz Nenschati in der Zadrima) einverleibt. Nach der Eintheilung des Landes im Mittelalter hätte Sarda im Territorium der Familie Dukadschin gelegen. In den Jahren 1372 — 1444 hatte diese Familie aber in unserer Gegend eine andere Dynastenfamilie, Zakaria, zu Grenznachbarn; Sarda könnte also auch im Besitze der letzteren gewesen sein. VII. Die Kirchenruine in Ostrosch. Am westlichen Ufer des Sees von Scutari, an den Abhängen des Rumijagebirges befindet sich der kleine Landstrich, den die Slaven Krajna, die Albanier Kraja nennen. Die neue politische Grenze zwischen Montenegro und der Türkei durchschneidet ihn 138 I. Archäologie und Geschichte. derart, dass zwei Dritttheile zu Montenegro, ein Dritttheil zur Türkei gehören. Kraja ist zumeist von mohammedanischen Albaniern bewohnt. Fig. 9. Thor der Citadelle von Schurza. Fig. 10. Neuere Kirche in der Citadelle von Schurza (= e in Fig. 7). Hart an der Grenze liegt das Dorf Ostrosch; ein steiler Weg verbindet es mit dem Ufer des Scutarisees, und zwar mit der halb verlassenen Ortschaft Stitar. Ippen. Alte Kirchen und Kirchenruinen in Albanien, 139 Fig1. 11. Kirchenruine in der Stadt, unweit des Citadellenthores von Schurza. Fig. 12. Kirchenruine ausserhalb der Südwestecke der Stadtmauer von Schurza. 140 I. Archäologie und Geschichte. In Ostrosch befindet sich eine Kirchenruine (Figur 13 und 14) von ziemlich grossen Dimensionen. Erhalten ist der Thurm, welcher sich an der Vorderfront über dem Haupteingange befand, die Rückfront mit der Apsis und eine Innenmauer, welche die Kirche in eine Vor- und eine Hauptkirche theilte. In einem Aufsatze über Scutari in dem vom Belgrader Sv. Sava-Vereine heraus- gegebenen Jahrbuche Brastvo I, 1887, behauptet Ljubomir Kovaöevic, „in Krajina unter dem Berge Torobosa lägen Ruinen einer Kirche der Gottesmutter, und dort sei der serbische Herr der Zeta, der heil. Vladimir, und seine Gattin Kosara beigesetzt; auch hätten -dort die orthodoxen Metropoliten der Zeta residirt.“ Fig. 13. Kirchenruine in Ostrosch. Nach den Ortsdaten des Kovacevic kann damit nur diese Kirchenruine gemeint sein. Ich weiss nicht, ob der Autor seine Behauptungen urkundlich erhärten kann, oder ob er nur eine Tradition wiedergibt. Die vorhandenen Ruinen machen nämlich den Eindruck eines Bauwerkes der abendländischen und nicht der orientalischen Kirche. Die Krajna gehörte nicht zur Zeta; wie kommt es, dass die Metropoliten der Zeta ausserhalb ihrer Eparchie residirten? Erzbischof Marco Giorga von Antivari schreibt im Jahre 1697: „Krajna, seinerzeit Residenz des Königs Vladimir, ist jetzt ein kleines Dorf 9 Meilen östlich von Antivari; es ist ausschliesslich von Serbisch- Orthodoxen und wenigen Türken bewohnt, es ist kein einziger Katholik dort. Es ist dort eine der Himmelfahrt der Madonna geweihte Kirche und ein Kloster orthodoxer Mönche. Kirche und Kloster wurden von Kosara, der Witwe Vladimirs, gestiftet, und man sagt, dass Beide in der Kirche beigesetzt sind“ (Farlati, Illyricum sacrum, Tom. VII). Nach diesen Angaben würde ich das historische Krajna nicht in Ostrosch suchen, sondern nördlicher, jenseits der heutigen Religions- und Sprachgrenze, etwa bei Krnice Ippen. Alte Kirchen und Kirchenruinen in Albanien. 141 nächst Virpazar. Um Ostrosch spricht Alles albanisch und ist mohammedanischer Religion; orthodoxe Christen serbischer Zunge fangen erst bei dem nördlich gelegenen Dorfe Schestani an. Auf der Fahrt über den See von Scutari nach Stitar kommt man an dem mo- hammedanischen Dorfe Skjä vorbei; am Seeufer steht eine kleine Kirche, deren Mauern vollkommen erhalten sind. Näheres über diese Kirche ist nicht bekannt. Fig. 14. Kirchenruine in Ostrosch. VIII. Die Kirchenruine St. Johann in Raschi. In der nördlich von Scutari gelegenen Ebene Schtoj liegt am Fusse des Berges Maranaj das aus wenigen Häusern bestehende Dorf Raschi; man erkennt es von Weitem an einem zerstörten hohen, viereckigen Thurm (Figur 15). Dieser Thurm bezeichnet die Ruinen eines alten Klosters St. Johann, dessen Ueberreste dermassen zerstört und mit Erde und Vegetation bedeckt sind, dass man an ihnen fast nichts mehr erkennt. Der Thurm ist aus gut behauenen Steinen aufgeführt. Er scheint seitlich neben der Kirche gestanden zu haben, nicht, wie es bei vielen anderen Ruinen dieses Landes der Fall ist, über der Vorderfront der Kirche. Von der Kirche ist nicht viel zu sehen; die aufrecht stehenden Mauerreste dürften einer Seitenfront angehört haben, ausserdem kann man noch die Grundmauern der Rückfront mit der Apsis unterscheiden. Nach diesen Um- rissen wäre die Kirche nicht gross gewesen, und ihre Dimensionen hätten dem Thurme nicht entsprochen. Einige Schritte seitwärts sind weitere Mauerreste, welche man viel- leicht einem ehemaligen Klostergebäude zuweisen kann. Im Volksmunde heisst die Ruine heutzutage „die Kirche des heil. Johannes von Raschi“. Der von mir als Gewährsmann bereits citirte Jesuitenpater hat über diese Kirche folgende Erwähnungen gefunden: Vaticanisches Archiv Reg. An. IV, Tom. XII, Fol. 71, Jahr 1356: Der Bischof von Balesium erhält als Präbende das Benedictinerkloster 142 I. Archäologie lind Geschichte. St. Johann de Setoja in Raschia, Diöcese von Drivasto (5 Meilen von der Kirche von Balesium entfernt), da es infolge Todes des letzten Abtes Andreas vacant ist. Durch eine Urkunde des venetianischen Senates vom 7. Mai 1403 werden die Grund- stücke der Abtei St. Joannes de Strivalio im District von Drivasto vom Zehent befreit. Ein anderes Document vom 16. September 1445 enthält Angaben über die Juris- diction des Abtes von S. Joannes de Stoya im District Drivasto. In einem Briefe des Papstes Pius II. an den Bischof Manuel von Scutari aus dem Jahre 1459 wird der Abt Peter Czavon des Benedictinerklosters S. Joannes de Scivalio in der Diöcese Drivasto erwähnt. Fig. 15. Kirchenruine in St. Johann in Kaschi. Aus diesen Citaten möchte ich den Namen des Klosters St. Johannes de Stoja hervorheben, welcher in dem Namen der Fuscha (alb. — Ebene) Schtoj noch heut- zutage erhalten ist; die Bedeutung des Wortes Schtoj ist allerdings nicht bekannt. In den Jahren 1820 — 1830 siedelten sich im Gebiete von Raschi Auswanderer aus dem damals türkischen Spie und aus Montenegro an, die ihre Heimat theils wegen Blutrache, theils aus Armuth verlassen hatten. Da dieselben erst 1857 eine Kirche erhielten, so begruben sie ihre Todten bis zu diesem Jahre rings um die zerstörte Kirche von Raschi. Die an Zahl unbedeutende serbisch-orthodoxe Gemeinde von Scutari erhob nun in den Jahren 1855 und 1869 gegen die Katholiken den Anspruch, dass die Kirchen- Ippen. Alte Kirchen und Kirchenruinen in Albanien. 143 ruine von Raschi ihr gehöre. Sie begründete diesen Anspruch mit der Behauptung, „srpski vladatelji u vreme svoga vladanja u ovima krajevima nju su pravili“ und mit dem Hinweise auf die Gräber serbisch-orthodoxer Christen rings um die Ruine. Ich glaube, die Behauptung, diese Kirche sei eine Gründung der serbischen Könige aus dem Hause Nemanja für den orthodoxen Gottesdienst, ist urkundlich nicht zu be- weisen, während die früher citirten Urkunden sämmtlich für den katholischen Charakter der Kirche zeugen. Fig. 16. Grundriss der Kirchenruine von Sirdzi. Das Vorhandensein des orthodoxen Friedhofes ist kein Beweis wegen des modernen Datums seiner Entstehung. Der erste Versuch der serbisch-orthodoxen Gemeinde hatte keinen Erfolg, da eine Entscheidung der türkischen Behörde vom Jahre 1859 die Kirchenruine den Katholiken zusprach. Da der zweite Versuch im Jahre 1869 einen scharfen Conflict in der Be- völkerung hervorrief, liess die türkische Behörde, um einen Zusammenstoss am strittigen Orte zu verhüten, eine Mauer um die Ruinenstätte aufführen und gestattete keiner der beiden Confessionen gottesdienstliche Handlungen an dieser Stelle. 144 I. Archäologie und Geschichte. Dank dem Entgegenkommen des Herrn Oberingenieurs Carl Pafik sind wir in der Lage, zu der Besprechung der Kirche von Sirdzi im ersten Artikel Bd. VII, S. 231 bis 235 den Grundriss nachzutragen (Figur 16), und verweisen bei dieser Gelegenheit auf die Daten, die C. Jirecek über diese wichtige, nach ihm wahrscheinlich der Zeit vor Kaiser Heraclius, vielleicht der Periode Kaiser Justinians angehörige Abtei und andere Gotteshäuser dieser Gegend gegeben hat („Die Handelsstrassen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mittelalters“, S. 65 f., „Das christliche Element in der topographischen Nomenclatur der Balkanländer“, S. 19 f., und „Die Bedeutung von Ragusa in der Handelsgeschichte des Mittelalters“ S. 20). Die Bosniaken in der preussischen Armee. Ein Beitrag zur Geschichte der bosnischen Lanzenreiter in den Armeen fremder Mächte. Von Franz Genthe. (Mit 3 Farbentafeln.) Einleitung. In den Armeen fast aller Nationen sind im Laufe der Jahrhunderte zu gewissen Zeiten Truppentheile aufgetaucht, die zu ihren Mitkämpfern durch Nationalität, Sprache und Religion den grellsten Gegensatz bildeten. Germanische Söldner verbluteten im Dienste der römischen Cäsaren, Albanesen und Croaten waren gesucht als fürstliche Haustruppen, und noch vor wenigen Jahrzehnten stützten Schweizerregimenter den Thron der Könige von Neapel. Meist mag Abenteuerlust, unbändiger Drang nach Kriegsruhm und Beute oder das Schicksal in seiner unberechenbaren Laune jene Schaaren in die Fremde geführt haben, die ihnen den Ivampfesmuth und die Treue fast immer durch den Tod und Vernichtung lohnte. Auch in der brandenburgisch- preussischen Armee erschien im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts eine fremdländische Truppe, polnische Towarczys, doch gelang es ihr nicht, festen Fuss zu fassen. Erst den „Bosniaken“ des Fridericianischen Zeitalters sollte es beschieden sein, Heimatsrechte zu erwerben und die Stammtruppe einer noch heute bestehenden Waffen- gattung zu werden; die Einführung der Lanze in der Armee ist den Bosniaken zu verdanken. Die Literatur über diesen „fremdländischen“ Heereskörper ist sehr dürftig; die kurze Dauer des Bestehens, das untergeordnete Verhältniss zu einem der glanz- vollsten Reiterregimenter, sowie die Vernichtung des Actenmateriales im siebenjährigen Kriege trägt wohl die Hauptschuld. Die ausserdem numerisch sehr schwache „Fahne“ der Bosniaken wird bis zu ihrer Verstärkung, 1761— 1762, in Kriegstagebüchern, Gefechtsberichten und Werken zeitgenössischer Chronisten selten erwähnt. Officieren des Schwarzen Husarenregiments und der 2. Uhlanen verdanken wir allein eine authen- tische Darstellung der Vorkommnisse aus der ruhmreichen Vergangenheit des Husaren- regiments und des mit ihm fast 40 Jahre auf das Engste verbunden gewesenen Bos- niakencorps. General v. Baczko, einer der ersten Todtenkopfkusaren, Augenzeuge des Eintrittes der Bosniaken und als Croate ihnen nahe stehend, brachte in seinem Tage- buche das werthvollste Material über die Entstehung der Fahne und eine höchst charakteristische Schilderung des Officierscorps; der „Soldatenfreund“ von 1835, 1853 und 1876 stützt sich völlig auf dasselbe. Rittmeister v. Dziengel, der Historiograph der Band VIII. 10 146 I. Archäologie und Geschichte. preussischen Uruhlanen, gab in der „Regimentsgeschichte des königlichen 2. Uhlanen- regiments“, das in directer Folge aus der Fahne Bosniaken hervorgegangen ist, das erste umfassende actenmässige Bild der preussischen Lanzenreiter seit der Errichtung. Einen glücklichen Nachfolger Dziengel’s fand die militärische Geschichtsforschung in dem Major Mackensen vom Grossen Generalstabe, derzeitigem Commandeur des Leib-Husarenregiments Nr. I.1) Meisterwerke sind seine „Schwarze Husaren“, eine Ge- schichte des Leib- Husarenregiments Nr. 1 und des Leib-Husarenregiments Kaiserin Nr. 2, sowie die Festschrift im „Militär -Wochenblatt“ vom Jahre 1895, „Das Jubeljahr der Uhlanen“. Unerreicht wird Mackensen besonders in seiner klaren und lichtvollen Schilderung bleiben. Wenn ich mich habe verleiten lassen, an jenen so meisterhaft behandelten Stoff heranzutreten, so hat mich in erster Linie der AVunsch bewogen, dem bosnischen Volke, das ich durch mehrjährigen Aufenthalt im Lande kennen und schätzen gelernt, durch Wort und Bild jene Zeit näher zu rücken, in der ein kleines Häuflein Stammesgenossen im fremden Lande den Namen „Bosniaken“ zu hohen Ehren brachte. Dann veranlasste mich aber auch die Durchsicht ( der bisher unbenutzten Acten der Staatsarchive zu Berlin und Dresden, wodurch mir das Baczko’sclie Tagebuch als wenig den thatsächlichen Verhältnissen entsprechend erschien, sowie eingehenderes Studium der Uniformwerke zu weiteren Forschungen. Besonderen Dank für die liebens- würdige Unterstützung bei meiner Arbeit bin ich den Herren: Geheimer Kriegsrath Lehmann und Rechnungsrath Bauch im Kriegsministerium, Geheimes Archiv; Oberst Burchhardi und Kanzleirath Zickelmann vom Grossen Generalstabe, Dr. v. Ubisch, Director des königlichen Zeughauses, Dr. Meinecke, Archivar im geheimen Staatsarchiv, und Dr. Krieger, Bibliothekar der königlichen Hausbibliothek, schuldig. Motto: Die Lanze ist die Königin der Waffen! Montecuculi. Unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. von Preussen und seinem genialen Exerciermeister, dem Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, war die Ausbildung der preussischen Infanterie auf eine ungeahnte Stufe der Vollkommenheit gelangt. Die Cavallerie, Kürassiere und Dragoner, blieb dagegen, was sie war, eine unbehilfliche Masse, nach zeitgenössischer Schilderung „Kolosse auf Elephanten“. Es ist unerklärlich, dass zwei so erfahrene Praktiker, die als leidenschaftliche Parforcejäger den Werth einer schneidig vorgehenden Cavallerie kennen mussten, so gar kein Interesse für dieselbe an den Tag legten. Viel mag wohl zu dieser Theil- nahmslosigkeit und Vernachlässigung die Elitestellung der Fusstruppen beigetragen haben, wie sie durch die enorm gesteigerte Feuerausnützung bedingt war. Umsomehr muss es überraschen, dass der König, im Einvernehmen mit dem „alten Dessauer“ und dessen Söhnen, seine Aufmerksamkeit einer Waffengattung zuwandte, die in der Armee bisher unbekannt geblieben war und dem aristokratischen Gefühle des Officiers- corps in keiner Weise entsprach, der Husarentruppe nämlich. Bis zum Jahre 1721 bestand die Cavallerie nur aus Kürassieren und Dragonern, die zum Anreiten in ge- schlossener Masse wohl verwendet werden konnten, für den „leichten“ Dienst aber in *) Jetzt Generalmajor von Mackensen, dienstthuender General k la snite Seiner Majestät des Kaisers und Königs. Gent he. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 147 keiner Weise geeignet waren, während den Nachbarstaaten ein geradezu unerreichbares Material für letzteren Zweck zur Verfügung stand, wie Russland in den Kosaken, Oesterreich in den Grenzern und ungarischen Husaren, dem Kurfürsten von Sachsen in den polnischen Towarczys und tatarischen Uhlanen. Dieser Mangel an einer „leichten, unternehmungslustigen, immer schlagfertigen, in allen Lagen kühn und entschlossen, schnell und verwegen handelnden Cavallerie“ bestimmte den König zur Errichtung einer Husarentruppe nach österreichischem Muster und Anwerbung geeigneter Officiere und Mannschaften aus Ungarn, Croatien und Polen.1) Am 11. November 1721 wurde dem in Tilsit garnisonirenden Dragonerregiment von Wuthenow eine geworbene Compagnie als ,, Wuthenow’sche Husaren“ zugetheilt; die Mannschaft bestand aus polnischen „Walachen“, auch „Valassen“ genannt, nicht, wie oft angenommen wird, Angehörige eines Volksstammes, der der polnischen Lanzen- reiterei besonders geeignetes Material lieferte, sondern nur als „flüchtige (leichtbewegliche) Walachen“, eine Bezeichnung für die polnischen katholischen Towarczys, im Gegen- sätze zu den polnischen Uhlanen, d. h. muhammedanischen Tataren aus Polen und Lithauen. Mit dem Regierungsantritte König Friedrichs II. 1740 sollte auch für die schwere Reiterei die Stunde der Erweckung schlagen; die Ueberlegenheit der öster- reichischen Cavallerie im ersten schlesischen Kriege mochte dazu beigetragen haben. Carabiner und Pistole hatte die blanke Waffe mehr und mehr in den Hintergrund ge- drängt, und statt des wirkungsvollen Anreitens in geschlossener Masse, wie es im dreissigjährigen Kriege die Pappenheim-Kürassiere und schwedischen Reiter so oft mit glänzendem Erfolge ausgeübt, war das Feuergefecht zu Pferde in Anwendung ge- kommen. König Friedrich II. machte dem Unfuge im Missbrauche der Cavallerie bald ein Ende, und ein kecker, wagemuthiger Reitergeist begann Platz zu greifen. Hand in Hand ging hiermit die Neuerrichtung von Husarenregimentern. Mit 6 Escadrons der beiden früher errichteten Husarencorps war der König 1740 in den Feldzug gezogen, 1744 beim Ausbruche des zweiten schlesischen Krieges bestanden schon 8 Husaren- regimenter. Dass die ungarischen Husaren während des Feldzuges 1741 die Vorposten unaufhörlich alarmiren, jedes detacliirte Commando beunruhigen, sowie den Transport erheblich erschweren konnten, musste in erster Linie dem Mangel an einer im Vor- postendienst und kleinen Krieg geübten „leichten“ Reiterei zugeschrieben werden. Mit dieser einschneidenden Umwälzung trat zugleich ein neuer Moment in der Bewaffnung in den Vordergrund. Die Lanze, ehemals die Waffe par excellence eines jeden „Reiters“, in der Mitte des 18. Jahrhunderts nur noch in der sarmatischen Tiefebene und in den Balkanländern im Gebrauch, fing Avieder an, sich in den Armeen Mitteleuropas einzu- bürgern. Die unter dem Grossen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg 1675 angeworbenen zwei Compagnien polnischer Towarczys unter den Rittmeistern Johann Rybinsky und Dobrogost Jaskolecky dürften nun wohl, wenn man von dem Worte Towarczys auf mit Lanzen bewaffnete Reiter schliessen will, die erste derartige preussische Truppengattung gewesen sein; doch ist der Versuch als gänzlich misslungen zu betrachten, da die Entlassung der Towarczys wegen zunehmender Zügellosigkeit schon 1676 erfolgte.2) Nicht viel besser erging es dem auf Befehl des Königs Friedrich II. während des Feldzuges 1741 errichteten Natzmer’schen Uhlanenregimente; auch seine Lebensdauer sollte nur eine karg bemessene bleiben. Es ist nun wohl anzunehmen, dass der König durch die körperliche Gewandtheit und grosse Kunstfertigkeit in der J) Graf Lippe, „Husarenbuch“, Berlin 1863. — Mackensen, „Schwarze Husaren“, Berlin 1892. 2) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Anwerbung polnischer Towarczys 1675. 10* 148 I. Archäologie und Geschichte. Führung der Lanze, durch die sich die polnisch-sächsischen Uhlanen als Verbündete der Preussen im ersten schlesischen Kriege auszeichneten, zur Errichtung jenes Regi- ments bestimmt wurde.1) Rittmeister v. Dziengel lässt nun zwar in seiner Regiments- geschichte des königlichen 2. Uhlanenregiments auch österreichische Uhlanen am Feld- zuge theilnehmen, doch dürfte diese Behauptung schwerlich aufrecht zu halten sein. Nach dem preussischen Generalstabswerke hat damals die kaiserliche Armee überhaupt keine regulären Uhlanenregimenter besessen (die erste Formation datirt vom Jahre 1184), und die berittenen leichten Truppen waren ungarische Husaren und nach Vaniöek's Geschichte der Militärgrenze in Uniform und Bewaffnung ähnlich formirte Grenzer- husaren und Freicorps. Im „Soldatenfreund“, Jahrgang VIII, „Zur Geschichte der Lanze“, wird der k. und k. Oberst Lustig in Wien als Gewährsmann für das Vor- kommen der Lanze in der österreichischen Armee genannt, leider ohne weitere An- gabe. In der Literatur ist mir keine hierauf bezügliche Stelle vorgekommen. Nach dem preussischen Generalstabs werke erhielt der Oberst v. Natzmer am 12. März 1741 den Befehl, aus „flüchtigen polnischen Walachen oder Valassen“ ein Corps „Hulaners“ von 6 Escadrons zu errichten, welches am Ende des Monats schon übercomplet war und im Herbste deshalb auf 10 Escadrons „gesetzt“ wurde. Durch Cabinetsordre vom 4. Juni 1742 erfolgte jedoch die Umwandlung in ein Husarenregi- ment, das hellblaue Natzmer’sche Nr. 4, das spätere Prinz Eugen von Württemberg, da der König mit den Leistungen der Uhlanen nicht zufrieden war. Der kaiserliche Rittmeister v. Ruesch von den Pestvärmegyei-Husaren2) hatte das Regiment im Sommer 1741 bei Alt-Grottkau, nach Mackensen am 10. Juni 1741 bei Olberndorf, mit 300 Husaren gänzlich zersprengt; die Lanze hatte sich in den Händen der ungeübten, bunt zusammengewürfelten Mannschaften als höchst unpraktisch erwiesen.3) Dieser unglück- liche Vorfall schien bei dem an und für sich nicht grossen Zutrauen in der Armee zur Lanze dieselbe für immer in Preussen unmöglich gemacht zu haben, und wenn auch in den nächsten drei Jahren verschiedene, sehr verlockende Anerbietungen polnischer Magnaten zur Errichtung von Uhlanenpulks einliefen,4) so konnte der König sein Miss- trauen gegen die „Hullanen, die allein das Brodt nicht werth seindt“, nicht so leicht überwinden. Der zweite schlesische Krieg 1744 — 1745, in dessen Verlauf im Winter 1744 die kaiserlichen leichten Truppen in den schlesischen Gebirgen Erfolge über Er- folge errangen und nur durch Winterfeldt’s geniale Verwendung der Husaren im Schach gehalten werden konnten, sowie der Zufall in seiner unberechenbaren Laune, mussten erst helfend eingreifen, um der Armee die kleine Truppe zu geben, welche berufen sein sollte, die Stammtruppe fast aller heute bestehenden Uhlanenregimenter zu werden. Im Sommer des Jahres 1745, mitten im Kriegsgetümmel, findet sich im preussischen J) Nach Schuster und Francke, „Geschichte der sächsischen Armee“, bestanden während des ersten schlesischen Krieges 15 tatarische oder Uhlanen-Hoffahnen unter Oberst Bledowsky, deren Stärke pro Fahne das preussische Generalstabswerk über den ersten schlesischen Krieg, Bd. I, S. 102, abweichend von Schuster und Francke, auf 3 Officiere, 34 Towarezys und 34 Pocztowis angibt. Diese eigenartige Trennung in Towarezys und Pocztowis (Herren und Diener, Bitter und Knappen) findet sich weder bei den Natzmer- Uhlanen, noch 1745 bei der Fahne Bosniaken. 2) Nach einer Mittheilung des Archivs des k. und k. Kriegsministeriums zu Wien 1896. 3) Nach G. Lange, Archivar im Grossen Generalstab, „Soldatenfreund“, Jahrgang 48, S. 336, 1880 bis 1881, „Natzmer-Ulilanen“, bestand das Regiment nicht aus den kleinen polnischen Edelleuten und ihren Knechten, sondern aus vagirenden Handwerksgesellen und Kaufmannsdienern. 4) Genthe, Ueber Anwerbungen und Errichtung von Uhlanencorps unter Friedrich dem Grossen, Berlin 1897, „Neue militärische Blätter“ (G. v. Glasenapp). Genthe. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 149 Feldlager zu Chlum in Böhmen eine kleine Schaar muhammedanischer Bosniaken ein, um Kriegsdienste zu nehmen.1) Wenn ja auch damals die preussische Armee in ihren Reihen zahlreiche Ange- hörige fast aller europäischen Nationen zählte, so war dennoch der Eintritt einer ge- schlossenen Reiterabtheilung wie die der Bosniaken etwas ungewöhnlich; dazu kam noch die bunte orientalische Tracht und die unverständliche Sprache. Um die Ver- anlassung für das plötzliche Auftauchen dieser aus Muhammedanern bestehenden Schaar aus dem fernen Bosnien verstehen zu können, muss man die politischen Vorgänge der Jahre 1744 — 1745 näher betrachten. Der österreichische Erbfolgekrieg, zuerst ein Kampf der meisten grossen central- europäischen Staaten gegen die habsburgische Monarchie, war schliesslich ein Duell zwischen den Häusern Habsburg-Lothringen und Hohenzollern geworden, nur mit dem Unterschiede, dass die übrigen Mächte jetzt ebenso geschlossen contre le Marquis de Brandenbourg Front machten wie wenige Jahre früher gegen die Tochter Kaiser Karls. Der Gegensatz zwischen Oesterreich und Preussen fand in den drei schlesischen Kriegen von 1740 — 1763 und der endgiltigen Abtretung von Schlesien seinen Abschluss. Im zweiten schlesischen Kriege (1744 — 1745) war Kursachsen, welches zwei Jahre früher mit Preussen und Frankreich die böhmischen Kronlande occupirt hatte, nach Abschluss der Quadrupelallianz2) am 9. October 1744 zur Stellung eines Hilfscorps von 30.000 Mann zum Schutze Böhmens verpflichtet. Während der grösste Theil der sächsischen Armee in Böhmen gegen Preussen focht, blieben die Kurlande von den Schrecken des Krieges unberührt. Im Sommer 1745 kam es aber zum offenen Bruch. Dass Sachsen weit über die Defensive hinaus im Frühjahre 1745 mit Oesterreich nach Schlesien einbrach, zugleich polnische Regimenter an den Grenzen der Neumark zu- sammenzog, veranlasste den König, dem sächsischen Gesandten in Berlin die Pässe zuzustellen, sowie bei Magdeburg unter dem „Alten Dessauer“ eine Armee zu concen- triren.3) Ende August erschien dann das vom König eigenhändig entworfene „Mani- feste du Roi contre la cour de Dresde. Berlin L’An 1745“, sowie „Note sur les hos- tilites, commises par les troupes irreguläres du roi de Pologne, electeur de Saxe, dans la nouvelle-marche“. Die vom König erwähnte Concentrirung polnisch-sächsischer Truppen an der preussischen Grenze, sowie deren angebliche (?) Greuelthaten sind für den Entschluss zur Kriegserklärung an Sachsen in erster Linie massgebend gewesen oder vielmehr in den Vordergrund geschoben.4) Zum Verständniss der Vorgänge muss man sich die Doppelstellung Augusts III. als König von Polen und Kurfürst von Sachsen klarmachen. August III. war als König von Polen eigentlich nur ein Scheinkönig; die thatsächliche Gewalt lag in den Händen der Grosswürdenträger und des Reichstages. In militärischer Beziehung war sein Einfluss gleich Null, da die polnische wie lithauische Kronarmee unter dem unbeschränkten Oberbefehl des Krongrossfeldherrn Potocki standen. Der *) „Warschau, 26. may 1745: Dass ein Bosniaken Capitain mit seiner Fahne von 120 Manu zum König von Preussen übergehen wolle, wenn nicht bessere Bezahlung erfolge.“ Haupt-Staatsarchiv Dresden : „Des Kammerherrn Gruszczynski aus Warschau erstattete Relationen vom Januar — Juny 1745. Geheime Cabinets-Canzley.“ Loc. 3537. 2) Generalstabswerk über den zweiten schlesischen Krieg, Bd. I, S. 66, Berlin 1895. 3) Joh. Gust. Droysen, Kriegsberichte Friedrichs II. aus den beiden schlesischen Kriegen, Beiheft zum „Militär-Wochenblatt“ 1875, Heft 10. 4) Politische Correspondenz Friedrichs II., mündliche Resolution des Königs aus dem Lager von Divetz, 5. Juli 1745. 150 I. Archäologie und Geschichte. sächsische Premierminister Graf Brühl war, soweit die polnischen Minister und Reichs- wie Landboten es zuliessen, der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten des Landes, doch blieb die „Republik“ in den Wirren, in die Kursachsen schliesslich verwickelt wurde, trotz aller Bemühungen des Grafen Brühl und der Hofpartei neutral. Als General en chef der in Polen stehenden und von Sachsen unterhaltenen Truppen re- gierte aber Brühl unbeschränkt; die Gesammtstärke dieser Armee betrug in den Jahren 1743 — 1744 etwa 5000 Mann, die Infanterie, mehr Palastgarde wie Feldtruppe, mit der Artillerie zusammen ca. 1200 — 1500 Mann,1) die Cavallerie, die Chevauxlegers- regimenter Prinz Carl und General Sybilski, sowie die drei Uhlanenpulks Blendotvski, Sichodzinski, Wilizewski 3438 Säbel.2) Sachsen hatte, wozu es zweifellos berechtigt war, die fünf Reiterregimenter gleich hei Ausbruch des Krieges nach Böhmen gezogen, Polen selbst blieb, wie das Kurland Sachsen, im vollsten Frieden mit Preussen. Graf Brühl war es nun, der durch seine Thätigkeit die Mine zum Explodiren bringen und seinem grossen Gegner eine Handhabe zur Kriegserklärung an Sachsen geben sollte. Angeregt durch die Erfolge der ungarischen Husaren und Grenzer, sowie der im Felde stehenden Uhlanenpulks beschloss Graf Brühl im Winter 1744 unter Aus- nützung des in Polen reichlich vorhandenen Menschen- und Pferdemateriales die Anwerbung und Errichtung von sieben Cavallerieregimentern, der fünf Uhlanenpulks Boryslawski, Bartuszewicz, Ulan, Korycki, Osten, des Chevauxlegerregiments Prinz Albreckt unter Oberst v. Wilmsdorf und des Bosniakenregiments unter dem Obersten Ignatius Mazani v. Slavedin, ca. 3000 — 4000 Reiter. Dieses Corps wurde Ende des Jahres 1744 und Frühjahr 1745 in Polen, Lithauen, der Ukraine und in Danzig angeworben und zuerst dem Generalmajor v. Bardeleben unterstellt, der später durch den General v. Weissbach abgelöst wurde. Die Concentrirung dieses Reitergeschwaders sowohl zur Verstärkung des in Böhmen operirenden Hilfscorps, wie zum Einfall in die Neumark und zum Vorstoss nach Berlin fand bei Krakau und Warschau statt. Drei Pulks stiessen im Laufe des Sommers 1745 unter Führung des Oberstlieutenants v. Monro zur Armee in Böhmen, der Rest rückte, in und um Meseritz zusammengezogen, hart an die preussische Grenze und verursachte im Lande3) eine neue Auflage des Tataren- schreckens, nur dass in diesem Falle von einem Tataren- und Bosniakenschrecken in den Zeitungen und Chroniken die Rede ist. In Berlin glaubte man schon die wilde Gesellschaft vor den Thoren der Stadt4) zu sehen, und der Commandant Graf Hacke traf Vorsorge zur Abwehr.5) Diese Anwerbung ist wohl der schlaueste Streich, den Graf Brühl je gemacht, denn richtig eingeleitet, sowie energisch durchgeführt, hätte der Feldzug in Schlesien wohl eine andere Wendung nehmen können. Mangel an Geld, Pferden und Equipirungs- stücken und ganz besonders an thatkräftiger Entschlossenheit, letztere zum grössten Theil durch politische Einflüsse gehemmt,6) liess das Project im günstigsten Augenblicke ins Stocken gerathen. Sachsen zog in keiner Weise von dieser Kraftanstrengung den 1) Schuster und Franke, Geschichte der sächsischen Armee. 2) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Uebersichtsliste aller sächsisch-polnischen Truppen. Etat 1743. Rep. 96, 50 E. 3) v. Droysen, Geschichte der preussischen Politik, V. Theil, Bd. II, S. 521 — 536. 4) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Acta, betreffend das falsche Gerücht von einer bevorstehenden Invasion der Tataren, Uhlanen und Bosniaken in Pommern. Rep. 30, 266 — 267, 1745. 5) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Acta des Cabinets Friedrich II. Graf v. Hacke, Generalmajor. 1741 — 1745. 6) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Correspondenz des Königs mit polnischen Magnaten. Rep. 96, 83. K. k. Genthe. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 151 Nutzen, wie ihn sich Graf Brühl gedacht, nämlich einen blitzschnellen Vorstoss nach Berlin mit Umgehung der wenigen befestigten Plätze in den von Truppen enthlössten Provinzen. König Friedrich wusste diese Concentrirung und Bedrohung seiner Lande von dem neutralen Polen aus für die Kriegserklärung an Sachsen auszunützen. Die sächsischen Kurlande mussten die Folgen des Sieges hei Kesselsdorf durch den „Alten Dessauer“ schwer empfinden, während Polen infolge des Widerstandes der Kronwürden- träger gegen die kriegerischen Gelüste der BrühFschen Hofpartei unbehelligt blieb. Von dem bei Meseritz lagernden Bosniakenregiment hat sich nun nach dem Baczko’schen Tagebuche eine „Compagnie“ in der Stärke von 72 Mann mit 3 Officieren unter Bitt- meister Serkis abgetrennt und ist über Breslau in das Feldlager des Königs nach Böhmen gezogen, Dienste bei dem ehemaligen Gegner zu nehmen. Ueber diese Episode gibt das oben erwähnte Tagebuch des damaligen Lieutenants, späteren Majors im Ruesch’schen Husarenregiment von Baczko Aufschluss. Diese Aufzeichnungen, in den letzten Lebensjahren dem Sohne, Professor v. Baczko, dictirt, enthalten eine sehr interessante Schilderung der Vorgänge in Polen, des Uebertrittes der Bosniaken nach Preussen und eine höchst charakteristische Biographie der Officiere.1) Baczko, ehe- maliger Lieutenant der vom Rittmeister v. Ruesch 1741 im siegreichen Gefecht gegen die Natzmer-Uhlanen commandirten Husarenescadron, ist als Schwarzer Husarenofficier vom Anfang an Zeitgenosse der Bosniaken gewesen, hat mit ihnen in Goldap garnisonirt und, als geborener Croate ihrer Sprache mächtig, viel mit den Officieren verkehrt. Doch sind seine Memoiren mit Vorsicht aufzunehmen, da sie in manchen Punkten den thatsächliclien Verhältnissen, wie ich sie in meiner für den Druck schon vorbereiteten Abhandlung „Die Bosniaken in der polnisch-sächsischen Armee“ auf Grund archivalischer Forschungen niedergelegt habe, nicht entsprechen. Oh Rittmeister Serkis direct ge- flunkert oder Baczko Manches nicht mehr genau im Gedächtniss hatte, wird wohl un- aufgeklärt bleiben. Das Tagebuch ist aber bisher bei allen späteren Abhandlungen über die Bosniaken als Grundlage benutzt worden, ein Beweis, dass keiner der Autoren sich der Mühe unterzogen hat, das Actenmaterial im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin und Dresden durchzulesen; immerhin ist die nachstehende Schilderung interessant genug: „Die Stimmung des sächsischen Ministers Grafen Brühl gegen Friedrich den Grossen ist bekannt, und Brühl's Unwillen erhöhte noch der grosse Verlust und die Niederlage der Sachsen bei Striegau. Rachsucht gab ihm den Gedanken ein, in der Mark Brandenburg diejenigen Auftritte wiederholen zu lassen, deren grässliches An- denken aus dem Jahre 1656, in welchem die Tataren und Polen Preussen verheerten, noch nicht völlig erloschen war. Es wurde daher der sächsische Kammerjunker v. Osten nach der Ukraine gesandt, um einige Tausend Reiter zu werben, die nachher durch Polen einen Einfall in die Neumark thun sollten. Diese Werbung hatte guten Fort- gang, jeder der Angeworbenen erhielt einige Ducaten Handgeld; überdem lockte die Hoffnung auf Beute, und wer für ein mässiges Handgeld eine bestimmte Anzahl Reiter erwarb, wurde dafür zu ihrem Officier ernannt. So kamen Polen, Saporoger und andere Kosaken, Tataren, Türken und Abenteurer aus allen Nationen zusammen. Sobald ein Haufe beisammen war, trat er den Marsch an, Alle sollten sich unfern der preussischen Grenze versammeln. Wie gross die Zahl der Geworbenen war, lässt sich nicht genau bestimmen. Serkis, aus dessen Munde diese Nachrichten entlehnt sind, wusste nicht, ob Osten, der eine sächsische Uniform trug, auch einen militärischen Charakter bekleidete, äusserte aber, dass ihn Einige Kammerjunker, Andere Kammerherr und noch Andere ) Abgedruckt bei v. Dziengel, Geschichte des königlichen 2. Uhlanenregiments, Potsdam 1858. 152 I. Archäologie und Geschichte. Oberstlieutenant genannt hätten, und glaubte, dass die Zahl der Angeworbenen 3000 bis 5000 betragen habe. Viele dieser Leute aber, welchen blos um das Handgeld zu thun war, liefen gleich auf den ersten Märschen davon, umsomehr, da sie während des Marsches schlecht verpflegt wurden. Ob dieses aus Sorglosigkeit geschah, oder ob, wie Serkis dieses durch das Gerücht erfahren hatte, Osten, unglücklich im Hazard- spiel, einige Tausend Ducaten an vornehme Polen verlor — hierüber lässt sich nichts mit Gewissheit ausmitteln. Da aber die Angeworbenen sich nicht die Entfernung so weit gedacht und ihre Officiere keine Mittel in Händen hatten, sie gehörig in Ordnung zu halten, auch endlich aller Sold fehlte, so verlief sich schnell der ganze Haufen, und nur die kleine Schaar des Serkis kam bis an die Grenze des preussischen Staates. Serkis, ein wohlgebildeter Mann, war ein geborener Arnaute oder Albanier, vormals Juwelenhändler, hatte als solcher weite Reisen gemacht, war in seinem Gewerbe zurück- gekommen und hatte durch die vorgespiegelte grosse Beute seinen Wohlstand wieder herzustellen gehofft, daher auch einen beträchtlichen Haufen geworben, zu dessen Ritt- meister er ernannt wurde, und es wurden dabei zwei Türken, Osman und Ali, als Cornets angestellt; allein seine Schaar bestand nur noch, als er sich der preussischen Grenze näherte, aus 72 Mann. Er hatte, um seinen Haufen zusammenzuhalten, auf dem Marsche sein ganzes Vermögen zur Verpflegung desselben verwendet. Jetzt bekümmerte sich Niemand um ihn und die Seinen, und sie waren insgesammt dem traurigsten Schicksale preisgegeben. Viel hatte er auf dem Marsche von den Thaten Friedrichs gehört und verfiel auf den Gedanken, diesem grossen Könige durch zwei Abgesandte seine Dienste anzutragen. Sein Gesuch wurde bewilligt, und so kam denn dieser kleine Haufe an, der in seinem Aeusseren nichts Uebereinstimmendes hatte, als dass Jeder ein Lanze führte, und Serkis, der die Bosnier, diese Nachbarn seines Vaterlandes, als vortreffliche Reiter kannte, hatte daher seinem kleinen Corps ganz willkürlich den Namen der Bosniaken gegeben, obwohl vielleicht kein einziger Bosnier darunter war. Uniformirt waren sie nicht, verstanden aber gut die Lanze und den Säbel zu führen und ritten vortrefflich.“ Die Geschichte der preussischen Bosniaken lässt sich, den Verhältnissen ent- sprechend, in zwei Abschnitte zerlegen. Die „Fahne Bosniaken“ von 1745—1761 muss sowohl in Bezug auf die Natio- nalität, Religion, Sprache, wie Kleidung und Bewaffnung der Mannschaften als national- bosnisch gedacht werden, während die „Bosniakenescadron“, das „Corps Bosniaken“ und das spätere „Regiment Bosniaken“ bis zur Umwandlung in das „Regiment Towarczys“ 1799, wenn auch in der ersten und letzten Periode noch theilweise aus Muhammedanern verschiedener Nationalitäten bestehend, doch in seiner gleichmässigen Equipirung, sowie durch die überwiegende Mehrzahl der Landeskinder den übrigen Regimentern der preussischen Armee gleichgerechnet werden muss. Nur das Unter scheidungszeichen, die Lanze, blieb unverändert erhalten. Für den Zeitraum 1745 bis 1761 fehlt im Gegensätze zu allen anderen preussischen Regimentern über die Zeit des Eintrittes, Theilnahme am zweiten schlesischen Kriege und die vier ersten Jahre des dritten, über das Officierscorps, sowie über die ersten 17 Jahre der Zusammengehörigkeit mit dem Husarenregiment v. Ruesch fast jede officielle Mittheilung in Gestalt von Cabinetsordres des Königs oder Rang- und Quartierlisten des Husarenregiments Nr. 5. Auskunft gewähren nur allein die Staatsarchive zu Berlin und Dresden, die Baczko’schen Aufzeichnungen, dürftige zerstreute Mittheilungen aus den Kriegstagebüchern von Offi- cieren und Truppentheilen, Zeitungsnotizen und Uniformwerken, sowie Stärke- und Genthe. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 153 Verpflegslisten im geheimen Archiv des Kriegsministeriums. Diese immerhin dürftigen Bruchstücke geben wenigstens ein ungefähres Bild „der Fahne Bosniaken“. Man darf nicht verkennen, dass die kleine Schaar, wenn auch in den Armee- verband aufgenommen, doch im Uebrigen eine inferiore Stellung einnahm. Treffend sagt Dziengel: „Man muss sich nicht wundern, eine solche Meinung ausgesprochen zu sehen, da das Bosniakencorps durch die Macht der Verhältnisse gezwungen war, an den Grenzen des Reiches in einer kleinen Stadt wie Goldap, in weit entlegener Ver- borgenheit und unbeachtet in friedlicher Thätigkeit fortzuvegetiren und nicht einmal die zweifelhafte Gelegenheit hatte, periodisch bei grossen Herbstühungen eine theilnahms- volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dem Husarenregiment v. Ruescli einverleibt, von dessen Commandeur zurückgesetzt, existirte das Bosniakencorps noch — aber es war lebend verschollen, und nur ein Krieg konnte seine Todeserklärung hindern.“ Die Uniformwerke aus jener Zeit sind es allein, die der Bosniaken gedenken. Fast möchte man annehmen, dass der König, der sich doch sonst um jede Kleinigkeit in der Armee kümmerte, die Bosniakenangelegenheit dem Oberst v. Ruesch und einem seiner General- adjutanten, vielleicht Winterfeldt, übertragen hat; es lässt sich sonst dies consequente Todtschweigen kaum erklären. Es ist doch nicht zu verstehen, wenn in den eingereichten Ranglisten, wo jeder Officier und Cornet des Husarenregiments in vorschriftsmässiger Form aufgeführt wird, sich nur die kurze Notiz findet: „Das Corps Bosniaken stehet in Goldap.“ Ein deut- licher Beweis, dass über die Bosniaken nie derartig berichtet ist wie über das Husaren- regiment Ruesch, die Bosniaken demnach vermuthlich unter selbstständiger Verwaltung des Regimentschefs v. Ruesch gestanden haben, ist die bei Dziengel abgedruckte Cor- respondenz des Generals von Anhalt mit dem geheimen Kriegsrath de la Motte vom Jahre 1767. Für diese Zeit kann man ja nicht einmal die Vernichtung der Acten als Beweis des Fehlens annehmen. Bei dem regen Interesse für die vaterländische Armee- geschichte ist es kein Wunder, dass sich die verschiedensten Autoren des Stoffes be- mächtigt haben, wie die ungenannten Verfasser im „Soldatenfreund“,1) v. Dziengel, Grabbe2) und Mackensen. Alle sind dem von mir auf Grund archivalischer Forschungen in Bezug auf die polnische Anwerbung des National -Bosniakenregiments als ungenau hingestellten Tagebuche gefolgt. Ich nehme als sicher an, dass Serkis ein Capitän des polnisch-sächsischen Bosniakenregiments gewesen ist,3) der auf Grund der Capitulation4) eine Compagnie selbstständig angeworben und nach den stipulirten Sammelplätzen Ockub oder Zwanitz und von dort nach Warschau geführt hat. Serkis muss auch der Capitän gewesen sein, der mit dem Regimentscommandeur Mazani schlecht gestanden hat, wahrscheinlich infolge eigenthümlicher Cassenmanipula- tionen desselben, über die sich in den Acten erbauliche Sachen vorfinden, denn Hofl- mann, der preussische Resident in Warschau, der den König über die neu angeworbenen Regimenter stets auf dem Laufenden erhält, spricht in seiner Depesche vom 23. Januar 1745 4) „Soldatenfreund“, 1835, 1853 und 1876. 2) Grabbe, Oberstlieutenant z. D., „Sitzungsberichte der Alterthumsgesellschaft Prussia zu Königs- berg“ 1890. 3) „Capitain Stephan wird als Führer einer Compagnie im polnisch-sächsischen Bosniakenregiment erwähnt.“ Haupt-Staatsarchiv, Dresden. „Die koenigliche Garde derer 1200 Mann in Pohlen betr. 1741 bis 1747.“ Loc. 3640. „Rapport des Obristen Ignatius Mazani von Slavedin an den General Major von Barde- leben, dat. Lowicz den 16-ten Mai 1746.“ 4) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Hoffmann, Levaux, Wallenrodt. Polonica, 25. Rep. 9 Nr. 27, vom 20. Jänner 1745. 154 I. Archäologie und Geschichte. von der wachsenden Missstimmung der Bosniaken.1) Am 17. April berichtet er sogar, dass ein Bosniakenofficier, der 150 Recruten nach Warschau geführt, sich durchaus geweigert habe, unter Oberst Mazani zu dienen, und entschlossen sei, Heber dem Könige von Preussen, von dem er mehr für sich und seine Leute zu hoffen glaube, seine und seiner Mannschaft Dienste anzubieten, so dass man ihn habe arretiren müssen;2) bei der Parade am 15. Mai sei es sogar zu offener Gehorsamsverweigerung gekommen; von dieser Absicht eines Capitäns spricht auch der Kammerherr Gruszinsky in der Depesche vom 26. Mai 1745 an Brühl.3) Nach der ,,Haudesche Zeitung“ vom 12. August, datirt 1. August aus dem Lager von Chlum, äussert der soeben eingetroffene Bosniakenführer, dass er mit einigen 60 Leuten schon früher zum König gestossen wäre, wenn ihn die Polen nicht zurückgehalten hätten, abgesehen davon, dass Serkis dem Lieutenant v. Baczko selbst zugegeben hat, dass er zu den in Polen angeworbenen Regimentern gehört hat. Das Haupt-Staatsarchiv zu Dresden enthält über die Cantonirung der Regimenter bei Meseritz sehr wenig Material. Das Journal, welches der Herr Generalmajor v. Weissbach in Meseritz bei über- nommenem Commando der königlich polnischen Fahnen vom 14. August 1745 an täglich geführt hat,4) ist erst nach dem Eintritte der Bosniaken in die preussische Armee angelegt worden. Es ist anzunehmen, dass Serkis seine Leute in kleineren Abtheilungen, vielleicht unter dem Vorgeben, dass es Deserteure wären, um jeden Verdacht eines Einverständnisses mit dem Feinde von sich abzulenken, über die Oder nach Preussen hat verschwinden lassen, nachdem er nach Baczko durch zwei Ab- gesandte die Einwilligung des Königs zum Uebertritt nach Preussen hat einholen lassen. Fast möchte man annehmen, dass die Bosniaken, welche nach einer Depesche des Ministers v. Podewils vom 26. Juni in kleinen Trupps von 10 — 15 Mann die Oder zu überschreiten anfangen, um sich nach Sachsen zu begeben „sans aucune requisition prealable“, mit den Serkis’schen Bosniaken identisch sind. Von den bei Meseritz stehenden Regimentern ist keines nach Sachsen gekommen, auch wurde Mitte Juni schon den preussischen Behörden an der polnischen Grenze Wachsamkeit anbefohlen; es ist vielmehr anzunehmen, dass nach dem Eintreffen der königlichen Einwilligung Serkis sofort seine Leute über die Grenze gebracht hat, welcher Vorgang dem Minister gemeldet wurde und dessen Missbilligung gefunden hat, da ihm vermuthlich die Ein- willigung des Königs noch nicht bekannt war. Der von Podewils angezogene Zeitpunkt, der 26. Juni, stimmt, wenn man die Entfernung zwischen Meseritz und Breslau betrachtet, mit dem Eintreffen des Serkis in Breslau am 26. Juli;5) ein gewisser Zusammenhang ist nicht zu verkennen. Man muss ja die Verhältnisse des vorigen Jahrhunderts mit anderen Augen ansehen, auch kennt man die Gründe des Uebertrittes nicht, immerhin macht die Erzählung des Rittmeisters Serkis von der gänzlichen Auflösung des Brühl- schen Corps und dem durch Mangel an Allem in hellster Verzweiflung unternommenen Uebertritte nach Preussen den Eindruck, als ob er in bewusster Absicht Milderungs- gründe für sein Verfahren habe schaffen wollen. In Bezug auf den Verlauf der An- werbung sind die Serkis’schen Erzählungen einfach unwahr. Von dem Eintreffen der Bosniaken in Breslau am 26. Juli an lässt sich die Spur bis zur Ankunft im Lager 1) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Polonica, 25. Rep. 9, Nr. 27. Hoffmann, Levaux, Wallenrodt. 2) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Hoffmann’s Berichte. Rep. 96. 50. E. 3) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Polonica, 25. Rep. 9, Nr. 27. Hoffmann, Levaux, Wallenrodt. 4) Haupt-Staatsarchiv, Dresden. Die sächsischen Truppen in Polen, die tatarischen Hofl’ahnen, 1743 bis 1746. Yol. I. Nr. 11.000. B) „Haudesche Zeitung“, Berlin, vom 27. Juli 1745. Genthe. Die Bosniaken in der preussisclien Armee. 155 von Chlum und Unterstellung unter einen preussisclien Cavallerieofficier genau ver- folgen. Die „Haudesche Zeitung“ bringt drei hierauf bezügliche Notizen: Nr. LXXXIII. Breslau, 27. Juli. Gestern, am 26., kam eine gute Anzahl Bosniaken mit drei ansehnlichen Officiers hier an. Die Leute haben sich freiwillig eingefunden, um bei unserer Armee zu dienen. Nr. XCVI. Donnerstag, 12. August. Lager bei Chlum, 1. August. Se. Majestät haben die Bosniaken, die letztens aus Breslau hierher angekommen, in dero Sold genommen. Der Officier, der selbige commandirt, hat erzählt, dass er sich schon längst mit etlichen 60 Mann aus seinem Vaterlande würde anhero begeben haben, um Sr. Majestät dem Könige zu dienen; allein die sächsischen Werber hätten ihn bisher in Pohlen zurückgehalten, ohne ihm den versprochenen Sold zu geben. Nr. CI. Breslau, 17. August. Die Bosniaken sind zu dem Zieten’schen Regiment gekommen, haben aber eigenes Commando und Exercierart. Das Tagebuch des Infanterieregiments Erbprinz von Darmstadt1) berichtet nun weiter über die Serkis’sche Fahne: „Am 3. August marschirten 80 Türken durch die Stadt Jaromir. Diese Bosniaken kommen freiwillige Dienste bei Ihrer Majestät zu suchen, die sie auch erhielten. Mehrere aber, so sich anbieten lassen, haben der König nicht annehmen wollen. Sie waren wohl beritten, mit einer Lanze, Säbel und vielen Pistolen equipiret.“ Entsprechend dieser letzten Mittheilung stellt sich ein höherer Officier, Major v. Warnery vom Natzmer’schen Husarenregiment Nr. 4, in seinem Tagebuche2) als Commandeur der am 3. August im Lager von Königgrätz eingetroffenen türkischen Bosniaken vor: „Pendant l’avant derniere guerre, Auguste 3e forma un regiment de Bosniens Turcs qui etoient desertes de Chotzim oü ils s’etoient soüleves contre leur Pascha: Un Armenien en amena une compagnie au roi de Prusse au camp de Koeniggraetz en 1745 je les eus sur mes ordres jusques a la paix de Dresde, parce que je pouvois me faire entendre d’eux: ce fut le pied de ce regiment de Bosniens de dix es- cadrons que ce Prince a actuellement, mais qui ne sont plus de circoncis comme alors.“ Mackensen sagt nun zweifelnd: „Ob dies die Bosniaken des Serkis gewesen sind, ist unerwiesen, aber nicht unwahrscheinlich.“3) Ich nehme dies aber als sicher an, da mir für den springenden Punkt, „Serkis ist identisch mit Stephani“, viele Beweise vor- liegen. Abgesehen von der Uebereinstimmung über das Eintreffen der Bosniaken im Lager am 1. August, respective 3. August — man darf das Lager bei Königgrätz sich nicht als einen räumlich beschränkten Bivouacsplatz vorstellen — muss man die Annahme, dass zwei selbstständige Bosniakenabtheilungen zur selben Zeit im Lager des Königs b Kriegsministerium, Geheimes Archiv, Berlin. XXV, S. 121. 2) Commentaires sur les cormnentaires du Comte de Turpin sur Montecuculi, avec des anecdotes relatives ä l’histoire militaire du siede presant par M. de . . . ä St. Marino chez Roturier 1778, Bd. III, S. 36. — Charles Emmanuel de Warnery etait Lieutenant-Colonel dans le Regiment de Hussards Nr. 4 au mois de Mai 1757, apres la mort du general de Wartenberg, il devint Colonel et Chef du regiment de Hussards Nr. 3. L’annee suivante, il entra au Service de Pologne, et obtint le grade de General-Major. (Oeuvres de Frederic le Grand Tome, IV, p. 96.) 3) „Militär- Wochenblatt“ 1895, Nr. 23, S. 602 156 I. Archäologie und Geschichte. eingetroffen sein könnten, doch als etwas zu wunderbar zurückweisen.1) Der Irrthum ist entstanden durch die Mythe von dem Armenier Capitän Stephani, der als Führer einer dem Pascha von Chotcim desertirten Lanzenreiterabtheilung im Lager des Königs auftaucht und in den handschriftlichen Zusätzen der Uniformwerke als Commandeur und Führer der ersten preussischen Bosniaken erscheint,2) andererseits aber als Nach- folger des 1754 gestorbenen Serkis gilt. Ich habe lange Zeit die Ansicht gehegt, dass Serkis nach dem Uebertritte zur katholischen Kirche, also zwischen 1746 — 1754, den Namen Serkis angenommen habe; doch ist dies nicht gut möglich, da schon 1745 im *) Ein schlagender Beweis für meine Vermuthung, dass unter Stephan, Stephani, Serkis ein und dieselbe Person zu vermuthen ist, zeigt die „Speciale Nachweisung der vom 1. Juni 1746 bis ultimo Maji 1747 bezahlten Staabs- und Ober-Officiers-Quartiergelder in den Staedten des Koenigsberg 'sehen De- partement’s“. (Kriegsministerial-Archiv zu Berlin, 1 a VIII: „Acta wegen des mehr erforderlichen Services für die augmentirte Einquartierung in Ost-Preussen und Lithauen de 1744—1749.“ Prime Plan Sollen monatlich an Quartier- Geldern haben Haben empfangen vom 1. Juni bis ultimo November 1746 Vom 1. December 1746 bis ultimo Maji 1747 Haben ihre Garnisonen gohabt in rtlilr. gr- pf. rthlr. gr- pf. rthlr gr. pf. Regiment von Rittmeister v. Saremba 2 12 12 Ruesch Husaren Rittmeister v. Rohl 2 — — 12 — — 12 — — Lieutenant v. Mirow 1 22 9 7 45 (?) 7 45 (?) Cornet v. Zeuchner 1 22 9 7 45 (?) 7 45 (?) o £ o Bosniaken Capitain Stephani de Serkis 2 — — 12 — — 12 — — -O y g So Lieutenant Emir Ossmann 1 22 9 7 45 (?) 7 45 (?) CD Cornet d’Alie 1 22 9 7 45 (?) 7 45 (?) S | Cornet d’Invec 1 22 9 7 45 (?) 7 45 (?) Uhlanen Rittmeister v. Krzceczewski 2 — — 12 — — 12 — — Dagegen wird die Angelegenheit des zweiten Cornets v. Wittkowitz und des zweiten Rittmeisters Petrowski durch dieses Schriftstück verwickelt; im Gegensätze zu dem Cassenausweise und dem Acten- convolut der Geheimen Kriegskanzlei „betreffend die Demission des Cornets Wittkowitz“ wird hier der zweite Cornet d’Invec genannt. Nach dem Stärkeausweis gibt es nur zwei Cornets, Ali und Wittkowitz, und darum halte ich d’Invec und Wittkowitz für dieselbe Person; ob Vorname oder Doppelname lasse ich dahingestellt. Am rätselhaftesten ist mir Krzceczewski, Rittmeister der Uhlanen; ich habe nach Vollendung meiner Arbeit obiges Actenstück erst entdeckt und sehe meine in der Abhandlung niedergelegte Ansicht über den zweiten Rittmeister, den ich hauptsächlich auf Grund der Costümabbildung als Petrowski bezeichnet habe, durch ein officielles Actenstück widerlegt. Ich gebe selbst zu, dass anscheinend der Name Krzceczewski durch die zwei Cabinetsbefehle an den Oberst v. Ruesch vom 31. März und vom 12. Mai 1746, Geheimes Staats- archiv, Berlin, „Minuten“, 1746. Rep. 96, B. 32, sogar an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Nichtsdestoweniger bleibe ich auch in diesem Falle bei meiner Ansicht über die Richtigkeit des Namens Petrowski stehen; für mich ist massgebend die Costümzeichnung jener der Stephani’schen Fahne durchaus ähnlichen türkischen Tracht mit der Unterschrift „1 Pulk Ulanen, commandirt und errichtet vom Rittmeister Pe- trowski“, dann aber die Depesche des Warschauer Residenten Leveaux vom 2. April 1746, worin er be- richtet: „Certain Capitaine du Regiment du dernier (d’Osten, Colonel du Corps des Bosniaques) nomme Petrowsky m’ouvrit hier, qu’il avoit le dessein, de prendre Service d’Housard dans l’Armee de Votre Majestd avec son drapeau.“ (Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Rep. 9, 27, 1746.) 2) In fast allen Uniformwerken aus der Zeit Friedrichs des Grossen wird ein Capitän Stephani als erster Commandeur der Bosniaken genannt, nie findet sich der Name Serkis. Ge nt he. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 157 Feldzuge der Capitän Stephan zur Lösung seines Uhlanencorps sich vom Magistrate zu Hirschberg 304 rthlr. 12 gr. vorschiessen lässt, die nachträglich laut Ordre vom 15. Juni 1746 vom Husarenregiment v. Ruesch eingezogen worden,1) der Uebertritt zum Katholicismus nach Baczko zweifellos erst später als wie 1745 im Feldzuge erfolgt ist. Eine Lanzenreitertruppe gibt es nur, und darauf hin muss Stephan entweder als der Vorname des Serkis oder als deutsche Uebersetzung des albanesischen Serkis ange- nommen werden. Auch die Zahl der Rittmeister wird durch die Stärkelisten genau präcisirt; bei ihrer ersten Erwähnung in den „Monatliche Generallisten von Sr. könig- lichen Majestaet von Preussen Housaren pro Februario 1746“ wird ein Rittmeister auf- geführt,2) im April erst ein zweiter, und das ist Petrowski, der 1748 die Demission erhält; der erste Rittmeister bleibt bis zu seinem Tode 1755; dieser Rittmeister ist aber Serkis, wie aus der Einnahme und Ausgabe der General-Kriegscasse 1755 — 1756 her- vorgeht; auch Baczko kennt nur Serkis als ersten Rittmeister. Der Cornet Ali führt die Fahne selbstständig weiter bis 1762. Zu meiner Annahme, dass Stephani wohl die deutsche Uebersetzung von Serkis ist, derselbe theils so, theils so bezeichnet wurde, liefert Graf E. zur Lippe den entsprechenden Commentar:3) König Friedrich litt es nicht, dass Nachrichten über die Armee gedruckt wurden; es existiren daher aus der Zeit seiner Regierung nur geschriebene und einige im Aus- lande (Frankfurt a. M., Leipzig, Amsterdam, Biel) gedruckte Ranglisten. Eine in Amsterdam 1753 erschienene Rangliste enthält ganz kurz nur Notizen über Uniformen, Errichtung, ehemalige wie gegenwärtige Chefs, Stabsofficiere und Stabsgarnisonen. Bei den Husarenregimentern heisst es: „Husaren Regiment v. Ruesch in Goldap, die Bos- niaken unter Rittmeister Stephani in Oletzko.“ Es wird als Commandeur einfach Stephani aufgeführt; die Notiz zu dem 1753 gedruckten Werke stammt aber aus einer Zeit, wo Serkis noch lebte und er, was aus der „Einziehung des Tractements des 1755 verstorbenen Rittmeisters de Serkis“ hervorgeht, die Fahne thatsächlich commandirt hat. Zwei entsprechende Stellen sind handschriftliche Zusätze in Uniformwerken von 17594) und 1761 ;5) in letzterem wird sogar das Todesjahr 1754 angegeben, v. Warnery’s Zweifel erregende Stelle von dem desertirten Regiment des Pascha von Chocim beruhen, genau wie die des Rittmeisters Serkis unwahre Angaben über den Verlauf der Brühl- schen Anwerbung, auf einem Irrthume. Die jeweilig angeworbenen Compagnien des Bosniakenregiments sind, um zu ihren Sammelplätzen Ockub und Zwanitz gelangen zu können, bei Chocim, der türkischen Grenzfestung, nach Polen übergetreten. Die Pforte, wie auch der „Bassa“ von Chocim führen nun Klage beim Krongrossfeldherrn Potocki, dass die sächsischen Agenten ohne Erlaubniss der Regierung türkische Unterthanen für den König von Polen anwerben.6) Die Acten im Dresdener Archiv enthalten nichts, was auf die Desertion eines ganzen Regiments von Chocim aus schliessen lassen dürfte, ebensowenig der Verlauf der Errichtung des Regiments, sowie der § 14 der Capitulation: „Wenn der Commandant des Regiments auf gebührende Vorstellung eines Capitain’s einen oder mehrere von denen Gemeinen verabschiedet, so ist der Capitain gehalten, seine 1) Kriegsministerium, Geheimes Archiv, Berlin. Einnahme und Ausgabe bei der königlich preussischen General-Kriegscasse 1746 — 1747. VI, 2. c. 70. 2) Kriegsministerium, Geheimes Archiv, Berlin. VI, 1. d. 4. 3) Graf Lippe, „Husarenbuch“, Berlin 1863, S. 261. ■*) Kriegsministerium, Geheimes Archiv, Berlin. IX, 1. c. 8. 5) Königliches Zeughaus, Bibliothek, Berlin. C, 171. 6) Haupt-Staatsarchiv, Dresden. Correspondenz des Kammerherrn Gruszinsky mit dem Grafen Brühl vom 12. Mai und 1. Juni 1745. 158 I. Archäologie und Geschichte. Compagnie auf eigene Kosten zu recrutiren. Zu diesem Zwecke sollen die Officiers eine beständige communication und Briefwechsel in ihrem Yaterlande unterhalten, damit man von dorther recruten haben könne,“ zeigen sogar deutlich die Anwerbung im „Vater- lande“, in Bosnien. Archenholz, der zeitgenössische Geschichtsschreiber des siebenjährigen Krieges, nimmt ebenfalls Serkis und Stephani als ein und dieselbe Person an.1) v. Warnery bezeichnet die ihm unterstellte Compagnie ausdrücklich als Stammtruppe des späteren Bosniakenregiments, wie Backo die von Serkis zum König geführte Schaar als die Stammtruppe. Auf was will man nun die gleichzeitige Anwesenheit von zwei Lanzenreitertrupps und der beiden Capitäne Serkis und Stephani begründen? An den Thatsachen vom Eintreffen der Fahne in Breslau, dem Lager von Königgrätz, dem Marsche durch Jaromir ist doch wohl nicht zu zweifeln. Die in den Zeitungen angegebenen Tage sind authentisch, denn eine Notiz, wie das Eintreffen im Lager, ist bei der Strenge, mit der der König auf Geheimhaltung aller Vorgänge hielt, nur von einem der Cabinets- räthe ausgegangen; die Berichte in den Berliner Zeitungen stammen grösstentheils aus dem Hauptquartier des Königs. Ein sprechendes Beispiel hiefür ist, dass, sobald ein Hoffmann’scher Bericht von Warschau über die Truppenbewegungen bei Meseritz ein- trifft, einige Tage später die „Haudesche Zeitung“ einen Auszug bringt. Der Marsch durch Jaromir am 3. August, sowie die Unterstellung der Fahne unter Major v. Warnery, selbst das Eintreffen im Lager am 1. August erscheint nicht unwahrscheinlich, die Ent- fernung von Breslau, 26. respective 27. Juli bis Chlum 1. August, konnte in 6, respec- tive 7 Tagen zurückgelegt werden. Ueber die Annahme der Dienste durch den König gibt es keine nachgewiesene Zeitangabe, ich verlege sie aber in den Mai, wenn man den Hin- und Hermarsch der beiden Abgeordneten (nach Baczko) von Meseritz nach Böhmen und den Marsch der Fahne nach Breslau (26. Juli) betrachtet. Als Stiftungs- tag kommen meines Erachtens nur zwei Tage in Frage, der 3. August 1745 und der 16. Februar 1746; ich verstehe hierunter Errichtung oder Aufnahme in den Verband der preussischen Armee, die Angliederung an das Ruesch’sche Husarenregiment ist nebensächlich. Wie wenig klar man über diese Zeit ist, zeigt die an das 1. und 2. Uhlanenregiment gerichtete königliche Cabinetsordre Friedrich Wilhelms IV. vom 24. Mai 1845: „Es sind nunmehr 100 Jahre verflossen, seit das . . . Regiment er- richtet worden ist und in allen Verhältnissen treue Dienste geleistet hat.“ Es wird kein bestimmter Tag als der hundertjährige Geburtstag angenommen, nur wird an massgebender Stelle der Eintritt der Bosniaken als vor dem 24. Mai 1745 erfolgt an- genommen.2) Mackensen irrt, es wird nicht der Tag des Eintrittes, sondern der ungefähre Zeitpunkt der Annahme der Dienste seitens des Königs vor dem 24. Mai 1745 durch die Ordre präcisirt. Welche Verwirrung überhaupt in dieser Frage herrscht, zeigen die Anmerkungen betreffs der Autoren auf S. 602 des „Militär- Wochenblattes“. Nichts spricht dafür, dass König Friedrich II. dui’ch die Annahme der Dienste die Truppe sofort in den Armeeverband übernommen hat. Es scheint viel wahrscheinlicher, dass der König ihnen gesagt: „Kommt, zeigt, was ihr leistet, dann werden wir weiter sehen“; die angebliche „dauernde“ Zuweisung an das Ruesch’sche Regiment spricht sogar für diese Annahme, für eine Probedienstzeit nämlich. Am 3. August ist nach Warnery die Einstellung erfolgt, die Uebernahme auf den Etat aber x) Archenholz’ historisch-genealogischer Kalender 1789, S. 331. 2) „Militär -Wochenblatt“ 1895, Nr. 23, S. 602. Genthe. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 159 erst am 16. Februar 1746: „Extraordinaire Ausgabe an Zuschuss und Servisgeldern. Nr. 76. Dem Corps Ulanen, welches mit dem Ruesch’schen Regiment Husaren nach Preussen marschiret, auch in dessen Quartieren mitbleibet und bis Ende February 1745 aus der Feld Krieges Kasse zu Breslau verpflegt werden, an Tractament-Geldern als: pro Martio 1746 . . . 372 rthlr. 18 gr. ,, Aprili „ ... 372 „ 18 „ ,, Majo „ ... 372 „ 18 „ 1118 rthlr. 6 gr. zusammen zufolge Kabinetsordre vom 16. Februar 1746.“ J) Ich fasse nun diese Cabinetsordre so auf, dass erst von diesem Tage an die Fahne Bosniaken als aus der Probedienstleistung getreten betrachtet, die Uebernahme auf den Etat „als extraordinaire Ausgabe“ im Gegensatz zu der bisherigen Verrechnung auf die „Feld Krieges Kasse zu Breslau“ als vollzogen gedacht werden muss. Hinzu kommt noch, dass in den vorhandenen „Monatlichen Generallisten von Sr. königlichen Majestaet von Preussen Housaren pro Februario 1746“* 2) handschriftlich zugefügt ist (wohlgemerkt zum ersten Male und nach der zum 1. Februar eingereichten Stärkeliste): „Das Corps Bosniaken, so bey dem Regiment v. Ruesch sich befindet, besteht in 1 Rittmeister 1 Lieutenant 2 Cornets 4 Corporalen 35 Mann 43 Mann“. Es kommen meines Erachtens also nur der 3. August 1745 und der 16. Februar 1746 als eventuelle Stiftungstage in Betracht, und zwar ziehe ich den 3. August vor, da von diesem Tage an die Bosniaken unter den Befehl eines Officiers der Armee treten, aus der königlichen Feld-Kriegscasse verpflegt werden und als „Bosniaken im Dienste Sr. Majestaet, Koenig Friedrich’s II. von Preussen“ verpflichtet angesehen werden müssen, während der 16. Februar 1746 eigentlich nur „Folgeerscheinung“ des 3. August ist, vorausgesetzt, dass nicht die Einstellung in den Etat und Aufführung in den Stärkelisten als wichtiger betrachtet werden muss. Die Entscheidung liegt allein in der Hand des Allerhöchsten Kriegsherrn.3) Wann nun die Bosniaken zuerst mit dem Oberst v. Ruesch in Berührung ge- kommen sind, lässt sich bei dem Mangel an Nachrichten nicht feststellen. Baczko schildert den Vorgang folgendermassen : „Der König sandte die Bosniaken an den Oberst v. Ruesch mit dem Aufträge, dass sie bei seinem Regimente Dienste thun sollten, und fügte noch seinem Befehle hinzu: Ruesch solle prüfen, ob diese Leute durch den Gebrauch der Lanze etwas Vor- zügliches leisteten. Dieser erinnerte sich aber noch aus dem österreichischen Dienste an die Panduren des Trenck, betrachtete die armen Bosniaken aus dem nämlichen Gesichtspunkte, und daher nur mit Unwillen, und diese Stimmung verbreitete sich 6 Kriegsministerium, Geheimes Archiv, Berlin. VI, 2. c. 70, S. 330. 2) Kriegsministerium, Geheimes Archiv, Berlin. VI, 1. d. 4. 3) „Das Uhlanenbuch“, Köln a. R. , Julius Piittmann, S. 9, sowie v. Haber’s „Geschichte der Cavallerie des deutschen Reiches“, Berlin 1881, Baenseli, kommen bei der willkürlichen Annahme der Ge- denktage nicht in Betracht. 160 I. Archäologie und Geschichte. durch sein ganzes Regiment. Als dieses nun auf dem Marsche auf feindliche Reiterei stiess, wurden die Bosniaken zum Angriff befehligt. Mit Todesverachtung gingen sie drauf, kamen bei der feindlichen Ueberlegenheit ins Gedränge und in seinem öster- reichischen Dialekte sagte nun Ruesch: ,Es seind’s halters brave Kerle, wir müssen sie nit im Stich lassen/ Sie wurden unterstützt, die Oesterreicher wichen und die Bosniaken wurden nun wegen dieses bewiesenen Muthes geachtet. Ruesch hatte von dem angezeigten Vorfälle Bericht erstattet. Weil aber bald darauf der Frieden zu Dresden erfolgte, so fragte er an, wo die Bosniaken jetzt bleiben sollten und erhielt den Befehl, sie mit nach Preussen zu nehmen.“1) Diese Aufzeichnungen sind bisher die alleinige Quelle für die Zusammengehörigkeit mit den Husaren während des Krieges gewesen; warum Dziengel und Mackensen diese „Angliederung“ nicht vor dem 18. November 1745 und noch vor dem am 25. De- cember 1745 vollzogenen Dresdener Friedensschlüsse erfolgt sein lassen, ist mir nicht recht klar. Der einzige Grund wäre, dass sie den Eintritt der Bosniaken erst nach dem 18. November für geschehen halten; merkwürdigerweise lassen Baczko, Dziengel und Mackensen die Möglichkeit des Eintrittes im Sommer völlig unberührt. Das Ein- treffen der Bosniaken in Böhmen am 1. August, sowie die fast gleichzeitige Commando- übernahme durch v. Warnery bis zum Dresdener Frieden spricht gegen eine „factische Angliederung“ vor dem Friedensschlüsse. Es ist ja sehr gut möglich, um überhaupt das Tagebuch mit Warnery ’s Com- mandostellung in Einklang zu bringen, dass die Husaren die Lanzenreiter herausgehauen haben, denn Ruesch lag ja ebenfalls mit in Böhmen auf Vorposten; ob dies nun erst in einem der Verfolgungsgefechte in den letzten November- oder ersten Decembertagen,2) vielleicht bei Katholisch-Hennersdorf am 23. November 1745, dem Ehrentage der Schwarzen Husaren, gewesen ist, kann nicht als sicher angenommen werden, eben so gut ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die Bosniaken unter Warnery als selbstständige Truppe mit den Ruesch-Husaren zusammen im August oder September mit dem Feinde zusammengeriethen. Nach Warnery’s behaupteter Commandoführung bis zum Friedensschlüsse scheint eine officielle Angliederung bis zum Rückmärsche aus- geschlossen. Archivar Lange will sogar bei den Vorarbeiten für das Generalstabswerk über den zweiten schlesischen Krieg eine Cabinetsordre in den Händen gehabt haben, die dem schon auf dem Rückmärsche begriffenen Ruesch’schen Regimente die Fahne erst überweist. Wenn der König den Oberst Ruesch mit der Prüfung betraut hätte, so wäre dies bei seinem Misstrauen gegen die Lanze erklärlich gewesen; einen strengeren Richter hätte er auch nicht finden können als wie den Sieger von Olbendorf über die Natzmer-Uhlanen. Sei es wie es wolle, Thatsache ist, dass die Bosniaken in keinem der Gefechtsberichte erwähnt werden, aber mit dem Regimente zusammen im Januar nach Goldap ziehen. Völlig glaubhaft erscheint, was Mackensen in drastischer Weise über die Stimmung im Regiment über den sonderbaren Zuwachs erzählt: „Man kann nicht sagen, dass die etwas herabgekommene bunte Schaar von dem Husarenoberst mit Vergnügen in Empfang genommen wurde, und auch das Regiment betrachtete das ihm zu Theil gewordene eigenthümliche Anhängsel nicht gerade mit Wohlgefallen. Die äussere Erscheinung war zu wenig vertrauenerweckend und das Vorurtheil gegen die b Professor v. Baezko: r Beiträge zur Geschichte des preussischen Bosniakencorps, vorzüglich über dessen Ursprung und seine ersten Officiere“, in „Beyträge zur Kunde Preussens“, Königsberg 1818, S. 288, abgedruckt bei v. Dziengel, „Geschichte des königlichen 2. Uhlanenregiments“, Potsdam 1858, Riegel, S. 19. 2) „Soldatenfreund“ 1854. Jahrgang 21, Heft 12. Ge nt he. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 161 Lanze zu allgemein. Dazu kam bei den zahlreichen Ungarn und Croaten im Regimente die eingelebte Feindschaft gegen Alles, was Türke hiess.“ Die Nachricht von der bei Meseritz postirten polnisch-sächsischen Armee, sowie die Gerüchte über das angebliche Gesindel, wie der König sich zu äussern beliebte, erschwerte ungemein ihre Stellung. Dazu kam das einem preussischen Soldatenauge Ungewohnte in der Kleidung, rothe Kamisoler unter einem dunklen Kaftan, sowie dass auch die Officiere Lanzen führten und die ganze Mannschaft auf eigenen Pferden be- ritten war. Mackensen1) spricht nun weiter von „bosniakischen Pferden, zwar nicht gross, aber ungemein rasch und gut gebaut, so dass sie den grössten Kerl tragen können, die damals als Reitpferde ebenso geschätzt wurden wie die Bosnier als Reiter. Bosniak war daher ein im damaligen Polen vielfach gebräuchlicher Name für irreguläre Reiter“. Auf die Pferde der preussischen Bosniaken kann Mackensen diese Beschreibung un- möglich beziehen, denn der betreffende Bericht von Winterfeldt stützt sich auf einen früheren Vorgang, abgesehen von dem Datum, an dem Winterfeldt noch gar nichts mit den preussischen Bosniaken zu thun gehabt haben kann. Winterfeldt focht nämlich im April und Mai 1745 im schlesischen Gebirge bei Hirschberg und Schmiedeberg gegen das vom Oberst Pattetschütz errichtete österreichische Freicorps, dessen erbeutete Pferde er den Natzmer Husaren überwies, wie auch die Bauern für jedes abgelieferte Pferd mit Sattel 10 Rthlr. erhielten: „Die Pferde sind zwar nicht gross, aber ungemein rasch und gut gebaut, So dass Sie denen grössten Kerl, wie denn unter denen hiesigen Gefangnen einige von 6 Fuss seyn, tragen können, und sind es Bosniacksche und Juraische Pferde.“2) Bestätigung findet man in dem zweiten Berichte; Winterfeldt hat bei Bolkenhagen mit den Husarenregimentern Ruesch, Soldau und Natzmer die Panduren und ungarischen Husaren überfallen, denen gleichzeitig von den erbitterten Bauern in den Gebirgspässen aufgelauert wird: „Sie waren alle beritten und von des Obristen Pattetschütz aus Schatzlar seinem Corps, als welcher ausser diesen keine berittenen mehr gehabt, es seindt Licanier, Bosniaken und Croaten, alles ansehnliche und Robuste Kerls.“3) Mackensen hat hier von den Bosniaken des Obristen Pattetschütz auf die Serkis’schen Bosniaken geschlossen ; er weiss nicht, dass Ende April das Bosniakenregiment auf dem Wege nach Warschau war, überhaupt Niemand von ihnen das böhmisch-schlesische Grenzgebirge betreten hat, und dass unter den österreichischen Grenzern als Bosniaken entweder Flüchtlinge aus Bosnien oder Bewohner des sogenannten „türkischen Croatien“ bezeichnet wurden.4) Ebenfalls irrthümlich ist die Annahme, dass „Bosniak“ der im damaligen Polen gebräuchliche Name für irreguläre Reiter ist, genau wie nach dem Baczko’schen Tagebuche die Annahme, „dass der Albanese Serkis seinem Corps ganz willkürlich die Bezeichnung Bosniaken gegeben hat, weil er die Bosnier, diese Nach- barn seines Vaterlandes, als vortreffliche Reiter kannte, obwohl vielleicht kein einziger Bosnier darunter war“. Diese letzte Auslegung kommt selbst Dziengel mehr wie wunderbar vor, denn er sagt in der Anmerkung: „Der Name Bosniaken kommt bei der Reiterei der Polen neben dem der Uhlanen im Jahre 1744 — 1745 vielfach vor und kann daher von Serkis wohl nicht zuerst angewendet worden sein.“ Dziengel wird vermuthlich in der „Haudeschen Zeitung“ oder im „Hamburger Correspondenten“ 1745 *) „Militär -Wochenblatt“ 1895, Nr. 23, S. 600. (So kennzeichnet sie Winterfeldt in einem Berichte vom 3. Mai 1745 an den König. 2) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Winterfeldt’s Berichte an den König, 1744 — 1745. Hirschberg, 3. Mai 1745. 3) Geheimes Staatsarchiv, Berlin. Winterfeldt’sBerichteandenKönig,1744 — 1745. Hirschberg, 1. Mai 1745. 4) Vanißek, „Geschichte der Militärgrenze“. Band VIII. 11 162 I. Archäologie und Geschichte. öfters die Bosniaken während der Concentrirung bei Meseritz erwähnt gefunden haben. Dziengel wie Mackensen haben beide nicht die Archive zu Dresden und Berlin durch- gesehen, sie müssten sonst von dem eigens für den zweiten schlesischen Krieg ange- worbenen National-Bosniakenregiment wissen. Ich habe weder in der polnischen Kriegsliteratur, noch in dem Dresdener Archiv (Acten über die polnischen HofFahuen, Towarczys, Errichtung von Uhlanenregimentern) auch nur eine einzige Andeutung gefunden, die darauf schliessen lässt, dass Bosniak für irreguläre polnische Reiter gebraucht ist. Erst vom Tage der Brühl’schen Ordre zur Errichtung des Reitercorps an, Oc- tober 1744, findet sich in dem Berliner wie Dresdener Actenmateriale der auf das anzuwerbende, respective angeworbene National-Bosniakenregiment entsprechende Hinweis. Dass sich der Serkis’schen Fahne einige muhammedanische Tataren vielleicht vor dem Uebertritte angeschlossen haben, oder später, nachdem in dem benachbarten Polen die Kunde von dem muhammedanischen Reitercorps in Goldap sich verbreitet hatte, ein- getreten sind, will ich nicht bestreiten. Dass aber die Fahne aus Nationalbosniern bestanden hat, unterliegt für mich keinem Zweifel und habe ich in „Die Bosniaken der polnisch-sächsischen Armee“ die Gründe hiefür niedergelegt. Die vorhandenen Ranglisten des Husarenregiments vom Jahre 1745 führen die Bosniaken nicht auf, ein Beweis mehr, dass sie erst durch die Cabinetsordre vom 16. Februar 1746 in dauernde Berührung mit den Husaren ge- treten sind. Die Stärkelisten vom Februar 1746 zeigen auch, dass drei Officiere mit übernommen sind, die uns Baczko als den Rittmeister Serkis, Lieutenant Osman und den Cornet Ali vorführt; die Namen erhalten die Bestätigung durch die Acten des Kriegsministeriums und der Geheimen Kriegskanzlei. Die Präsenzliste vom Februar 1746 mit 43 Mann zeigt nur noch die halbe Stärke der Fahne, wie sie mit 72 Mann nach dem Baczko’schen Tagebuche, mit 80 nach dem Tagebuche des Regiments Erbprinz von Darmstadt vom 3. August 1745, als Compagnie des Majors v. Warnery (80- — 100 Mann) uns bekannt ist. Es muss also im Felde fast die Hälfte zu Grunde ge- gangen sein. In der ersten Aufstellung der „Monatlichen Generallisten von Sr. königlichen Majestaet von Preussen Housaren pro Februario 1746“ werden zwei Cornets aufgeführt, während Baczko berichtet, dass nur ein Cornet, Ali, sich beim Uebertritt in der Fahne befunden hat. Es scheint, dass dieser zweite Cornet erst während der Rückkehr nach Goldap zu dieser Charge befördert ist, wie man aus dem Datum der Ordre, 6. Februar 1746, aus der Form der Mittheilung und aus der Nachzahlung schliessen kann: „ General- Krieges-Cassen Rechnung vom 1. Juny 1745 bis Ende Maji 1 7 46. x) Einnahme und Ausgabe bey der königlichen Preussischen General- Krieges-Casse, geführet von denen Geheimten Räthen und Krieges-Zahl-Meistern, Richter und Koeppen. Extraordinaire aussgabe an Zuschuss und Servis-Geldern: 0 Kriegsministerium, Geheimes Archiv, Berlin. 1745 — 1746. Nachweisung des Etats. Was eingezogen S. 474, VI, 2. c. 70. Einnahme und Ausgabe der General-Kriegscasse und wieder ausgezalilet zu verschiedenem Behuf. Gentlie. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 163 Dem Corps Ulanen, welches mit dem Rueseh’schen Regiment Husaren nach Preussen marehiret, auch in dessen Quartieren mit bleibet, und bis Ende February aus der Feld-Krieges-Casse zu Breslau verpfleget worden, an Tractament- Geldern, als Pro Martio 1746 . . . 372 rthlr. 18 gr. » Aprili n 372 „ 18 „ n Maj° n ■ ■ - 372 n 18 ,, Nr. 76. Zusammen, zufolge Königlicher Ordre vom 16. Februar 1746 1118 rthlr. 6 gr. Dem Obristen von Ruesch, Tractement für den Cornet von Wittkowitz, welcher beym Corps Bosniaken Dienste thut, Pro Januario 1746 . . 15 rthlr. „ Februario „ ... 15 „ „ Martio „ ... 15 „ Nr. 77. Laut Ordre vom 9. Februar 1746 .... 45 rthlr. Nachhero sind dem von Wittkowitz auch noch vor 2 Rationes monatl. 2 rthlr. 16 gr. accordiret, weshalb allhier ferner zur Ausgabe zu bringen, an Nachschuss Pro Januario 1746 ... 2 rthlr. 16 gr. „ Februario „ ... 2 „ 16 „ ,, Martio „ ... 2 ,, 16 „ 8 rthlr. Ferner pro Aprili 1746 an Tractament ... 15 rthlr. vor 2 Rationes ... 2 „ 16 gr. 17 rthlr. 16 gr. Ferner pro Majo 1746 17 rthrl. 16 gr. Nr. 78. Zusammen wegen des Cornets von Wittkowitz .... 88 rthlr. 8 gr.“ Ob dieser Cornet v. Wittkowitz ein Muhammedaner war, der schon mit Serkis von Polen gekommen war und erst bei der definitiven Aufnahme in den preussischen Armeeverband zu dieser Charge befördert, oder aber als geborener Bosnier, respective Croat, nachdem er schon früher in der Armee, vielleicht sogar beim Ruesch’schen Regiment gedient hatte, als Landsmann oder weil er der Sprache mächtig war, zu der Fahne erst direct versetzt ist, lässt sich nicht entscheiden. Ich halte bei der eigen- artigen Stellung der Bosniaken, sowie nach der Correspondenz über Wittkowitz’ Ver- abschiedung 1755 ihn für einen mit Serkis gekommenen Muhammedaner.1) Im April schon, kaum in Goldap eingerückt, erfolgte unvermuthet der erste und letzte Nachschub; in den Stärkelisten des Husarenregiments vom April des Jahres 1746 findet sich die Mittheilung in folgender Form: „Das Corps Bosniaken, so bey dem Regiment von Ruesch sich befindet, bestehet in: 2 Rittmeister, 1 Lieutenant, 2 Cornets, 5 Corporals, 53 Gemeine, Summa: 63.“ Es sind demnach 1 Rittmeister, 1 Corporal und 18 Gemeine hinzugekommen; da Ruesch nach der Cabinetsordre vom 12. Mai 1746 nur 18 Gemeine angeworben hat, In Bosnien gibt es eine Ortschaft Vitkovic, Bezirk Srebrenica, sowie eine zweite Vitkovic'i, Ge- meinde Oovcici, Expositur GoraMa, Bezirk Cajnica. 11* 164 I. Archäologie und Geschichte. so muss noch nachträglich ein Unterofficier hinzugetreten sein, wie sich aus der Rechnung ergibt, respective aus den gleichlautenden Stärkelisten vom Februar und März 1746: mit 1 Rittmeister, 1 Lieutenant, 2 Cornets, 4 Corporale und 35 Gemeinen, Summa: 43. Dem plötzlichen Erscheinen der Verstärkung entsprechend lautet der Passus in der Abrechnung der General-Kriegscasse: „Unfixirte Extraordinaire ausgabe zur Verpflegung der Ulanen beym Ruesch’schen Regiment Husaren.1) Wegen des mit einem Rittmeister und 18 Gemeinen verstärkten Ulanen Corps, so beym Ruesch’schen Regiment Husaren stehet und in der vorigen Rechnung pag. 330 pro aprilo et majo 1746. monatk: 168 rthlr. 8 gr. zur Ausgabe gebracht; Solche Aus- gaben contiuiret allhier und hat ferner empfangen das Ruesch’sche Regiment Husaren wegen des einen Rittmeisters und der 18 Ulanen, womit das bey demselben stehende Ulanen Corps verstärkt wurde und zwar: vor dem Rittmeister an Tractament 40 rthlr. vor 4 Rationes a 1 rthlr. 8 gr. . . 5 „ 8 gr. 45 rthlr. 8 gr. vor 18 Gemeine, jedem an Tractament ... 5 rthlr. 12 gr. vor 1 Ration .... 1 „ 8 „ 6 rthlr. 20 gr. thut vor alle 18 123 rthlr. Zusammen . . . 168 rthlr. 8 gr. Pro Aprilo 1746 . . . 168 rthlr. 8 gr. S. 330.2) » Maj° . . 168 „ 8 „ Nr. 79. Zusammen, zufolge Kabinetsordre vom 18. maji 1746 336 rthlr. 16 gr.“ Mackensen3) ist der einzigste der Autoren, welcher dieses Factum, sowie die hierauf bezüglichen Stellen in den „Minuten“ des Geheimen Staatsarchivs, allerdings ohne weitere Consequenzen zu ziehen, anführt. Mir ist es nun durch eine Verkettung glücklicher Umstände mit vieler Mühe gelungen, diese Punkte klarzustellen, für mich darum schon interessant, dass sich ein Uniformwerk aus damaliger Zeit als richtig er- wiesen hat; es herrscht nämlich ein übergrosses Misstrauen gegen diese Zeichnungen. Der preussische Geschäftsträger in Warschau, Legationssecretär Leveaux, Nachfolger des im October 1745 verstorbenen Hoffmann, berichtet in seiner Depesche vom 2. April 1746 Folgendes:4) „a Varsovie le 2 Avril 1746. Nr. 23. Sire! Le Roy a congedid selon mon tres humble rapport, les deux Regiments Uhlans d’Osten et de Korecki; de sorte que la cour ne conserve de cette milice irreguliere, *) Kriegsministerium, Geheimes Archiv. VI, 2. c. 70, S. 402. 2) Kriegsministerium, Geheimes Archiv. VI, 2. c. 70, S. 329 — 330. 3) Mackensen, „Schwarze Husaren“, Bd. I, S. 57, Anm. 1. 4) Geheimes Staatsarchiv, Berlin, Relationen des Legationssecretärs Leveaux in Warschau 1746. Rep. 9, Nr. 27. Genthe. Die Bosniaken in der preussisehen Armee. 165 que les trois vieux Pulks Blendowski, Wilizewski, Rudnicki et le corps des Bosniaques qu'on a offert au Colonel d’Osten, lequel le refuse constamment, se plaignant amere- ment de cette metamorphose ; il veut se rendre a Dresde, pour y solliciter un autre employ. in Chiffern: Certain Capitaine du Regiment du dernier, nomme Petrowsky m’ouvrit hier, qu’il avoit le dessein, de prendre service d’Housard, dans l’armee de yotre Majeste, avec son drapeau presque entier, qui consiste en 60 hommes et en autant de chevaux; II part d’ici aujourd'hui avec ses gens, pour se rendre a ses terres, ä quelques Heues de Tarnowitz; la il attend les tres gracieux ordres de votre Majeste; car il n’a prie, de Tinformer de son intention. Aussitot qu’il sera chez lui, il sera, s’avoir au com- mandant de la plus proche garnison de votre Majeste son arrivee, et les conditions de la Capitulation. Je suis: J. C. Leveaux.“ Der Bescheid des Königs auf die eingeholte Erlaubniss zum Abschluss der Ca- pitulation ist nun wenigstens erhalten geblieben:1) 74. „An den Obristen von Ruesch. M. L.! Nachdem Ich den Einhalt Eures Schreibens vom 26. vorigen Monats ersehen habe; So bin ich zufrieden, dass von denen aus Pohlen gekommenen ehemahligen Sächs. Ulahnen den Capitain mit 18 Gemeinen vor meinem Dienste engagirt habt. Ich habe also an das Gen. Direct, die Ordre gestellt, dass vom 1. verwichenen Monaths April an, diesem Capitain sein Tractament auf gleichen Fuss wie der Ulahnen Rittmeister mit 40 rthlr. monathlich und 4 Rationen a 12 gr. 8 pf., hingegen die Gemeinen ihre 2 Ducaten monathlich bekommen sollen. Übrigens bin ich auch zufrieden, dass Ihr das nunmehrige gantze Corps Ulahnen an denen beyden Capitains gleich vertheilt und jedem die Hälfte der Leuthe unter deren Commando geben werdet. Potsdam, 12. May 1746. Ich bin:“ In dem Menzel’schen Prachtwerk: „Die Armee Friedrich des Grossen“2) findet sich nun eine Abbildung von Uniformstücken mit dem Zusatze: „Ulanen, ,1 Pulk‘, errichtet und commandirt von Rittmeister Petrowski.“ Diese Zeichnung ist seinerzeit von Menzel einem Uniformwerke im Besitz des Generals v. Willisen entnommen; sie stellt für je einen Officier, Unterofficier und Gemeinen in Profilansicht Waffenrock mit Weste und Kopfbedeckung dar (siehe Tafel X). Der Zuschnitt ist türkisch, dunkelbraune Jacke mit grünem Besatz und Verschnürung, rothe mit grüner Borte eingefasste Weste, brauner Fez mit weissem Tuch umwunden ohne Federstutz, entsprechend der bisher für die Bosniakenfahne aus der ersten Zeit 1745 — 1761 bekannten türkischen Tracht, schwarze Jacke mit Weiss, rothe Weste mit Weiss, rother Fez mit weissem Tuch und rotkem Federstutz.3) 0 Geheimes Staatsarchiv, Berlin, „Minuten“, 1746. Rep. 96, Bd. 32. 2) Bibliothek des Kupfersticlicabinets im Neuen Museum, Berlin. Bd.III, S. 425. Wolfgang' von Menzel, Excellenz, Maler und Kupferstecher in Berlin. 3) Der Federstutz scheint mir ein Phantasiegebilde der betreffenden Maler zu sein; Knoetel, ein Berliner Militär-Costümmaler, sagt in seiner Uniformkunde „Lose Blätter“, Bd. VI, S. 31, dass der weisse Federstutz am Hut der preussisehen Reiterei erst seit 1762 eingeführt, aber vereinzelt schon früher vorgekommen sei, z. B. bei den Freicorps, wie bei den Kleist’sclien Husaren und 1760 bei den Bosniaken. 166 I. Archäologie und Geschichte. Es ist wohl als unumstösslich anzunehmen, dass der von Leveaux am 2. April dem König, als gewillt zum Eintritt in die Armee, angekündigte Bosniakencapitän. nomme Petrowski, identisch ist mit dem von Ruesch angeworbenen Rittmeister, dessen Ca- pitulation vom König am 12. Mai bestätigt wird. Hiezu kommt noch die dem alten Uniformwerk entnommene Zeichnung mit der handschriftlichen Hinzufügung desselben Namens und die Uebereinstimmung der Uniform bis auf die Farben mit den bisher bekannten türkischen Kleidungsstücken der Bosniaken. In der Capitulation des vom Oberst Mazani commandirten polnisch-sächsischen Bos- niakenregiments heisst es ausdrücklich, dass das Regiment sich verbindet, egal sich zu mundiren. Es ist also wohl anzunehmen, dass Petrowski eine andere Compagnie, den Farben nach zu schliessen, nach Preussen geführt hat. Da die Verfertiger der Uniform- werke grösstentheils Officiere, Zeitgenossen der Bosniaken gewesen sind, die türkische Tracht nach Baczko in den ersten Jahren (von 1745 — 1761) getragen ist, die nach der Capitulation gleichmässige Montur doch wohl in den Compagnien Unterschiede aufge- wiesen haben wird, so nehme ich keinen Anstand, wenn ich mich auf die von Ruesch durchgeführte, vom König bestätigte Theilung in zwei Fahnen berufe, zu behaupten, dass die erste Fahne unter Serkis (als dem älteren Rittmeister) die türkische Tracht, Schwarz mit Weiss, die zweite unter Petrowski Braun mit Grün getragen hat; aus der Luft können die Maler unmöglich die Zeichnungen gegriffen haben. Das von Menzel angezogene Willisen’sche Uniformwerk habe ich nicht gesehen, wohl aber ein Pendant, vielleicht sogar das Original.1) Das Opus ist schon dadurch interessant, dass es das einzigste mir bekannte ist, welches diese beiden türkischen Costümbilder zusammen- bringt, die Petrowski’sche Fahne ist nur in diesem Uniformwerke allein enthalten: „Die Königl. Preussische Armee oder die verschiedene Mundirungen derer Ober und Unter Officiers wie auch derer Gemeinen von allen Regimentern und anderen Corps welche zur Preussischen Armee gehören, oder gehört haben. Nebst einem Ver- zeichniss derer Personen, welche jedem Corps von seiner Errichtung an, als Chefs oder Commandeurs vorgestanden haben. Aufgesetzt Anno 1768 und also eingerichtet, dass es fortgesetzt werden kann. Bd. II, S. 556. Die bey dem Lossow’schen Husaren-Regiment stehende 1. Eskadron Bosniaken wurde bis auf 10 Eskadrons vermehrt und commandirte solche: 1762. v. Grabowski, Major. 1772. v. Halletius (Carl David), Obrist Lieutenant, wird geadelt 1772. 17 . .. v. Lossow mit den Husaren Nr. 5. 1783. v. Hohnstock mit Husaren Nr. 5. 3 Uniformstücke mit Kopfbedeckung. Bd. II, S. 558. Ulanen 1 Polck. Dieses Corps wurde errichtet und commandirte solches . . von Petrowski Rittmeister. 3 Uniformstücke mit Kopfbedeckung.“ x) Königliche Hausbibliothek, Berlin 1768. U! 10. Gent he. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 167 Diese in Aquarell ausgeführte Bilderhandschrift eines uniformkundigen und ge- wandten Zeichners zeigt in Profilansicht Waffenrock mit Weste und Kopfbedeckung je eines Officiers, Unterofficiers und Gemeinen mit handschriftlichen Zusätzen. Das Werk, eines der schönsten und grössten, scheint direct für eine Allerhöchste Per- sönlichkeit angefertigt zu sein und stammt nach dem Stempel aus der Bibliothek des hochseligen Kaisers Friedrich. Die Theilung des Bosniakencorps in zwei Fahnen hat wohl nur bis zur Demission des zweiten Rittmeisters Petrowski, 1. Juli 1748,1) be- standen. Dass nun zu der nur aus Muhammedanern bestehenden Fahne ein in der Republik begüterter Pole als Rittmeister eingestellt wird, erscheint im ersten Augenblicke auf- fällig. Diese Erscheinung findet ihre Erklärung in der Besetzung der Officiersstellen im Regiment Mazani durch Polen und Deutsche. Das Bosniakenregiment war, wenn auch durch bosnische Officiere angeworben und in den Stellungen vom Capitän abwärts bis zum Cornet durch die Werbeofficiere und die aus der freien Wahl des Regiments während der Errichtung hervorgegangenen Officiere besetzt, in der Wahl des Stabes, Oberst, Oberstlieutenant, Major und Adjutant, völlig auf die Entscheidung des Königs oder vielmehr des Grafen Brühl angewiesen. Ebenso fand die Neubesetzung von er- ledigten Stellen nicht mehr allein durch die bosnischen Officiere statt. Man kann sogar aus der Zahl der nicht bosnischen Officiere schliessen, dass jede der fünf Compagnien ausser dem nationalen Officierscorps mindestens einen bis zwei von der Regierung er- nannte Officiere besessen haben muss, die als nothwendige Mittelspersonen zwischen dem Regimentscommandeur und den serbisch sprechenden Compagnien gedient haben. Das Bosniakenregiment ist übrigens eines der wenigen aus jener Brüld’schen Anwerbung, welche nach dem Frieden, 25. December 1745, nicht aufgelöst wurden, sondern sich unter dem Oberst v. Osten noch einige Jahre, stark reducirt, gehalten haben.2) Dass der König Friedrich immer nur von Uldanen spricht, während das Corps officiell in der ersten Zeit wie auch später Bosniaken genannt wurde, ist belanglos; die Truppe ver- diente der Waffe nach wohl den für Lanzenreiter üblichen Namen Uldanen, nach der nationalen Zusammensetzung der Truppe aber die Bezeichnung Bosniaken. In den „Minueten“ findet sich nun eine Cabinetsordre des Königs, die auf die Anwerbung des Nachschubs Bezug haben könnte und auch von Mackensen dementsprechend aufgefasst ist: 3) „An den Obristen von Ruesch.4) M. L.! Da mir aus Preussen gemeldet worden ist, dass, nachdem von denen Sächsischen Ulahnen 4 Regimenter in Pohlen abgedankt worden, sich ein gewisser Rittmeister: Nahmens Ivrzeczewsky mit seiner Escadron von 71 Mann, gut beritten, in dem Amte Willenburg eingefunden habe, unter dem Vorgeben, dass er mit seinen Leuthen in meine Dienste treten wollte, So ist meiner Intentions, dass Ihr selbst sehen und examiniren sollet, was vor Leute es seyendt, und ob der Rittmeister ein guter Officier von Reputation sey, auch ob unter seinen Leuthen welche seiendt, die man etwa gegen schlechte von unseren Hulahnen annehmen und von unseren schlechten hingegen davon abschaffen könnte. Potsdam, 31. Maerz 1746. Ich bin:“ 1) Kriegsministerium, Geheimes Archiv, Berlin. VI, 2. c. 72, S. 32. 2) Haupt-Staatsarchiv Dresden, Die sächsischen Truppen in Polen, die tatarischen Hoffahnen 1743 bis 1746. Vol. I, Nr. 11.000. 3) Mackensen, „Schwarze Husaren“, Bd. I, S. 57, Anm. 1. 4) Geheimes Staatsarchiv, Berlin, „Minuten“, 1746, Rep. 96, Bd. XXXII. 168 I. Archäologie und Geschichte. Dass dieses Anerbieten unberücksichtigt geblieben ist, Krzeczewski mit dem zweiten Rittmeister nicht identisch gewesen sein kann, geht schon, abgesehen von den räumlich getrennt liegenden Ortschaften Willenburg und Tarnowitz, aus der durch Leveaux. die königliche Cabinetsordre vom 12. Mai und die Menzel’sche Zeichnung bewiesene An- werbung des Petrowski hervor. Dazu kommt, dass Krzeczewski einem der nach dem Friedensschlüsse aufgelösten Regimenter angehört hat, während das Bosniakenregiment statt in der ursprünglichen Stärke von fünf Compagnien wegen des Abganges der zwei Compagnien Serkis und Petrowski nur mit dreien in den sächsisch-polnischen Armee- verband übernommen wurde. Ausserdem hat Krzeczewski einem der thatsächlicli durch Cabinetsordre vom 31. März 1746 aufgelösten Regimenter angehört, während Petrowski im Bosniakenregiment diente; auch die Zeitangabe, 31. März, spricht dagegen, denn Leveaux schreibt erst am 2. April. Ueber die Zeit des Verweilens der Fahne in Goldap von 1745 — 1754 existirt nichts Officielles, nur das Baczko’sche Tagebuch berichtet über den Dienstbetrieb. Dziengel trifft deswegen den Nagel auf den Kopf, wenn er schreibt: „An den Grenzen des Reiches in friedlicher Dienstthätigkeit vegetirend, vom Cornman- deur zurückgesetzt, existirte das Bosniakencorps noch — aber es war lebend ver- schollen, und nur ein Krieg konnte seine Todeserklärung hindern. Da ausserdem keinerlei Ergänzung für allerlei Abgang stattfand, schien das kleine Corps auf den Aussterbeetat gesetzt zu sein, obwohl bei dem relativ hohen monatlichen Tractement von 6 rthlr. 20 gr., wofür sie allerdings ein eigenes Pferd halten, sich auch kleiden und bewaffnen mussten, genug Ersatz sich durch Polen und Lithauer gefunden hätte." Die Dienstgeschäfte der Bosniaken in der Garnison waren übrigens nicht sehr bedeutend, exercirt wurde fast gar nicht, da ihre Exercitien nicht mit dem preussischen Reglement in Einklang zu bringen waren, auch wurden sie zum Garnisonsdienste selten herangezogen. Bei den Revuen und im Manöver hielten sie auf dem linken Flügel des Husarenregiments. Im Vorpostendieust wie die Husaren verwendet, wurden ihre ein- gliedrig gerittenen Schwärmattaquen als „türkische Attaquen“ in der Armee eingeführt. Der König hat bei Erlass seiner Instructionen für die einzelnen Truppengattungen auch der Bosniaken Erwähnung gethan:1) „Bei wirklichen Attacken von den Flügeln, Cavallerie gegen Cavallerie, müssen die Commandeurs von den Regimentern und Es- kadrons die grösste Attention haben, dass, wenn sie ihn (den Gegner) geschmissen, nicht Alles ihn verfolge; der 4. Zug von einer jeden Eskadron ist genug dazu, und müssen sie die Eskadrons alsdann nur gut aufschliessen lassen, die Intervallen offen behalten und verfolgen, weil sie noch mit einem 2. Treffen choquiren müssen. Sind Husaren oder Bosniaken bei der Hand, müssen diese, wo es am nächsten, durch- gelassen werden und können die aus einander verfolgen; die Cavallerie aber muss solche in starkem Trabe souteniren, und wenn sich was von dem Feinde setzet, solches über den Haufen werfen.“ Klar und deutlich hat der König den Bosniaken den Weg als leichte Cavallerie, als Husarentruppe vorgezeichnet. Für derartigen Dienstbetrieb war aber Oberst v. Ruesch, eine der glänzendsten Erscheinungen unter den Husarengeneralen des Friedericianischen Zeitalters, Commandeur und Chef eines der berühmtesten Regimenter, die geeignete Persönlichkeit. Mit Ruesch und seinem Regimente blieb die „Fahne“, in wechselnder Stärke, als „Corps“ und später „als Regiment“, bis zum 3. Februar 1788, dem Tage 3) Oeuvres de Frederic le Grand, Bd. XXX; Bd. IV, S. 96; Bd. V, S. 168. „Instruction für die Com- mandeurs der Cürassier-, Dragoner- und Husaren-Regiinenter“ ; diese Ordre ist während der Cantonirungen am 14. April 1778 bei dem Regiment von Arnim, dem damaligen 4., jetzt 1. Cürassierregiment eingegangen. Genthe. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 169 der Mündigkeitserklärung als selbstständiger Truppentheil, in engster Verbindung. Dieses kleine Anhängsel gewann dieselbe stammväterliche Stellung zu den heutigen Uhlanenregimentern wie die seit dem 21. Mai 1721 in Tilsit dem Dragonerregiment v. Wuthenow attaehirte „Compagnie Husaren“ zu den Husarenregimentern der Jetztzeit; der äusserste Osten der Monarchie ist die Wiege der preussischen Husaren und Uhlanen geworden, und Polen und Bosnier sind die Stammtrappen beider Truppengattungen. Mit den Bosniaken ist nun sowohl das Regiment „Schwartze Husaren“, wie dessen hervorragender Commandeur und erster Chef, Oberst v. Ruesch, unzertrerfnbar ver- bunden und dürfte es wohl angebracht sein, auf diesen ausgezeichneten Ofticier und das ihm anvertraute Regiment näher einzugehen. Josef Ignatius v. Ruesch1) (siehe Tafel XI), geboren zu Kronstadt in Siebenbürgen als Sohn eines Kronrichters, stand als kaiserlicher Rittmeister bei den Pestvärmegyei-Husaren, als er in nicht sehr angenehmer Weise durch die Vernichtung der Natzmer-Uhlanen bei Alt-Grottkau oder Olberndorf im ersten schlesischen Kriege die Aufmerksamkeit des Königs Friedrich II. auf sich lenkte. Durch Husarenofficiere, die nach dem Berliner Frieden 1742 nach Ungarn „zur Erlernung des Dienstes“ abcommandirt waren, erfuhr der König von Ruesch’ Zurücksetzung im Avancement und gelang es dem Major v. Borck, ihn zum Uebertritte zu bewegen. Als verabschiedeter Rittmeister kam Ruesch nach Berlin, und am 10. März 1744 hielt er als 34jähriger Oberst und Commandeur des ihm „zur Bezeugung seines in ihm, als eines wohl meritirten, braven Officiers gesetzten be- sonderen Vertrauens“ sogleich anvertrauten Regiments „Schwarze Husaren“ seinen Einzug in dem Stabsquartier Goldap in Ostpreussen. Der neue Oberst, ein vollendeter Husar, wusste seine Reiter in Athem zu halten und schenkte der Aus- und Fortbildung der Husaren seine vollste Aufmerksamkeit. Selbst Meister in allen körperlichen Uebungen, verlangte er dasselbe von den Officieren und Mannschaften: „er bändigte das wildeste Pferd, schoss vorzüglich und war Meister im kleinen Kriege“. Es wäre ihm sonst nicht so leicht geworden, bei seiner Ankunft in Berlin die Zufriedenheit des Königs und seiner Paladine, Zieten und Winterfeldt, vor denen er commandiren musste, zu erringen.2) Der König scheint mit Bedacht gerade Ruesch zum Chef der Bosniaken ausgewählt zu haben, da derselbe wie die Lieutenants Mirow, Baczko und ein grosser Theil der Mannschaften, croatisch sprach. Das von ihm commandirte Regiment, officiell Husarenregiment v. Ruesch, im Volksmunde „Schwarze“, auch „Todtenkopfhusaren“ genannt, war erst kurz vor der Uebernahme durch Ruesch „complet“ und auf den vorgeschriebenen Stand von zehn Escadrons gebracht worden. Vom Oberstlieutenant v. Mackrodt am 9. August 1741 errichtet, nahm es in der Reihenfolge der Husaren- regimenter die fünfte- Stelle ein und erhielt nach dessen plötzlich erfolgtem Tode in Ruesch den ersten „Chef“. Die schwarze, weiss verschnürte Uniform mit dem rothen Vorstoss und dem weissen Todtenkopf an der nach oben sich verengenden Flügelmütze von schwarzem Filz, amtlich ungarischer Hut genannt, gaben dem Regimente von vorn- herein einen gewissen Nimbus. Nur wenige Monate Ruhe sollten dem neuen Oberst beschieden sein, der zweite schlesische Krieg rief die schwarzen Reiter im October schon in den Kampf. In der Schlacht bei Hohenfriedberg hat sich das Regiment unter Ruesch’s genialer Führung ganz besonders ausgezeichnet; Ruesch erhielt den Orden pour le merite. 9 Nach Mackensen, „Joseph Theodor“. 2) v. Winterfeldt, einer der genialsten Officiere der Armee, führte im zweiten schlesischen Kriege in ungemein geschickter Weise ein Husarencorps und zeigte, obwohl ehemaliger Potsdamer Riesengardist, viel Verständniss und grosse Neigung für den Husarendienst; gefallen 1757 bei Moys. 170 I. Archäologie und Geschichte. Die Mannschaft bestand nur tlreilweise aus Landeskindern, viele Ungarn, Croaten, Polen und „aus dem Reich“ dienten als Angeworbene. Wenn auch Ruesch, wie es scheint, nicht sehr viel sich um die „Fahne“ gekümmert haben mag, so werden ihm die Leibesübungen, in denen die Bosniaken nach Baczko excellirten, zugesagt haben : „verstanden aber gut die Lanze und den Säbel zu führen und ritten vortrefflich“. Reiten war aber auch damals das Haupterforderniss für einen preussischen Cavallerie- officier; straffste Ordnung, unbedingter Gehorsam, tüchtiges Exercitium, selbst an lithauischen Wintertagen, sowie die Ausübung des Waidwerkes durch die Officiere, hielt Ruesch anderweitig für das Fundament eines tüchtigen Dienstbetriebes. Die Be- schaffenheit der von den Bosniaken mitgeführten Pferde, das türkische Sattel- und Zaumzeug, die einem preussischen Soldatenauge ungewöhnliche Costümirung, sowie die Lanze und die Handwaffen mögen oft die Verwunderung der Husaren und Einwohner erregt haben. Das Reiten ähnelte der Art der sarmatischen Steppenvölker; im Sattel war der Schluss im Oberschenkel bei hoch angezogenem, fest angelehntem Knie. Die Unterschenkel waren zurückgenommen und hatten keine Anlehnung an die Gurten, wohl erklärlich aus der geringen Rippenweite der kleinen Pferde; es wurden auch keine Seitengänge, kein kurzer Galopp mit untersetzter Hinterhand geritten, nur ungestüm vorwärts. Auf geschickte Wendungen wurde dabei ein sehr hoher Werth gelegt, sie waren ja auch bei der Einzelwirkung in der Schwarmattaque von höchster Wichtigkeit.1) Beim Ersatz der Pferde war die „Fahne“ auf das dem Husarenregiment durch Ankauf zukommende Material angewiesen, welches dem heimatlichen sehr nahe ge- kommen sein dürfte. Der etatsmässige Durchschnittspreis betrug 31, später 45 Reichs- thaler. Die leichte Cavallerie deckte damals ausschliesslich ihren Bedarf in der Ukraine und Wallachei; selbst bis in die Uferländer der unteren Donau und weit in die Türkei hinein erstreckten sich die Streifzüge der Remontecommandos. Baczko, der während seiner österreichischen Dienstzeit an der türkischen Grenze gestanden und der croatischen und wallachischen Sprache mächtig war, leitete mit Mirow, der einen Theil seiner Jugendzeit in der Türkei verlebt hatte, den Ankauf der Pferde auf ihren Reisen. Das Einstellungsalter der Remonten, hauptsächlich Falben, Fahle, mausgraue und Schecken, war 4 — 6 Jahre, die Grösse begann mit 4 Fuss und 10 Zoll, die Futterration betrug in den Herbstübungen 3 Metzen Hafer, 6 Häcksel, 6 Pfund Heu und 5 Pfund Stroh; bei dieser geringen Ration „prätendiren Sr. Majestaet aber nicht, dass die Pferde sogar dick sein sollten, wenn sie nur gut bei Leibe und im Stande sind, zu marchiren und fatiques zu ertragen“. Da aber vom König befohlen war, „die Pferde alle Tage zu reiten, selbst Sonntags nach der Predigt, mit solchen zu traben und zu galoppiren, täglich 1000 — 4000 Schritt, um die Pferde in Athem zu halten“, so stellte die Ration an die Genügsamkeit der Ukrainer und Bosniakenpferde bedenkliche Anforde- rungen.2) Die Bewaffnung in der „Fahne“ war insofern einheitlich, als Officiere wie Mann- schaften Lanzen und Säbel trugen; bei ersteren waren die Lanzenfähnlein grösser und von kostbarem Stoff. Im Gürtel trug Jeder nach heimischer Sitte Pistolen und den Handschar; über letzteren sagt Baczko ausdrücklich: „Da aber das grosse Messer im Gürtel des Lieutenant Osman widrig auffiel, wie auch sein langer Bart, die blosse b A. Grabbe, Oberstlieutenant z. D., „Die preussischen Bosniaken“ in „Sitzungsberichte der Alter- thumsgesellschaft Prussia zu Königsberg in Preussen“ 1890, S. 102; in der Bibliothek des Museums für Völkerkunde zu Berlin. Ich erwähne Grabbe darum so wenig, weil seine Abhandlung nur ein Auszug der Dziengel’schen Regimentsgeschichte ist. 2) Mackensen, „Schwarze Husaren“, Bd. I, S. 53. Genthe. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 171 Brust und die nackten Arme, so verliess meine Mutter jeder Zeit das Zimmer, wenn er zu meinem Vater kam.“ Eitelkeit und das Gefühl der bevorzugten Stellung als Officiere Sr. königlichen Majestät wird die Bosniakenofhciere veranlasst haben, sich in einer Art rother Husarenuniform, mit silbernen Schnüren verziert, zu kleiden, wie sie durch Baczko und einige Uniformwerke bestätigt wird. Eine derartige Uniform, die für die Husarenuniform der Officiere mit der Husarenmütze spricht, während der neben- stehende Gemeine noch in der alten türkischen Tracht mit dem Fez dargestellt wird, findet sich: „National-Liste von der ganzen Königl. Preuss. Armee sowohl Infanterie, Cürassiere, Dragoner, Husaren, Bosniaken, Artillerie, Garnison Regimentern und was sonsten zur Armee gerechnet wird, deren Ursprung, Wachsthum und Vermehrung nebst allen Com- mandeurs bis zur gegenwaertigen dato. Potsdam, 21. Juny 1784.“ *) Uniformkundige werden auf die Unzuverlässigkeit dieser Werke hinweisen, und ich selbst bin ja davon überzeugt, doch hege ich keinen Zweifel an der Richtigkeit von Monturzeichnungen für gewisse Formationen, wie z. B. für die Bosniaken. Be- kleidungsvorschriften fehlen für dieselben, soweit es sich um den Zeitraum 1745 — 1761 handelt, das Baczko’sche Tagebuch allein spricht von der allgemein üblichen türkischen Tracht, dann von der Husarenuniform der Officiere; jetzt finden sich in Uniformwerken, die älter sind wie das Baczko’sche Tagebuch, Abbildungen von der türkischen Tracht für Officiere und Gemeine, dann wiederum Zeichnungen, in denen der Officier in rother Husarenuniform, der Gemeine aber noch a la Turca gekleidet ist, von der Zeichnung des Uhlanenpulk Petrowski ganz zu schweigen; soll man die Unifonnwerke verwerfen, nur weil es zum guten Ton zu gehören scheint, dieselben als ungenau und gänzlich werthlos hinzustellen? Aus den Fingern können sich die wenn auch noch so phantasiebegabten Maler nicht Alles gesogen haben. Die Uebereinstimmung der „türkischen Uniform“ mit der noch heute in Bosnien üblichen Tracht erscheint mir geradezu als ein weiterer Beweis für die Nationalität der Bosniaken. Ich präcisire die Zeitperiode 1745 — 1762 bis zur Einführung der einheitlichen Uniform unter dem neu ernannten Chef der Bosniaken v. Lossow 1762 in folgender Weise. 1745. Fahne Serkis in türkischer Tracht: rothe Weste, schwarze Jacke mit weissem Besatz, respective silbernem bei den Officieren, rother Fez mit weissem Tuch umwunden, Officiere wie Mannschaften gleich gekleidet; eigene Pferde, türkischer Sattel und Zaum- zeug, Lanzenbewaffnung, bei den Officieren nur mit grösseren und kostbareren Fähnlein, Säbel, Pistolen und Handschar. 1746. Stärke 43 Mann, im April verstärkt durch 1 Rittmeister, 18 Gemeine und kurz vorher durch einen Unterofficier = 63 Mann. Theilung des Corps in zwei Fahnen. Entsprechend der vermuthlich gleichmässigen Theilung der Mannschaften. 1. Fahne unter Rittmeister Serkis in der alten Tracht. 2. Fahne unter Rittmeister Petrowski in der obigen, im Schnitt völlig ähnlichen Uniform, nur mit braunem Tuch mit grünem Besatz, rothe mit Grün eingefasste Weste, brauner Fez mit weissem Tuch um- wunden, mit eingestellten Mannschaften aus der Serkis'schen Fahne. ‘) Königliche Hausbibliothek, Berlin. U. 13. a. 172 I. Archäologie nnd Geschichte. 1748. Formirung einer Fahne unter Rittmeister Serkis nach Verabschiedung des Rittmeisters Petrowski am 1. Juli. Entsprechend der Zahl der Mann- | 1. Zug in der Tracht der Serkis’schen Fahne, schäften und der drei Officiere ' 2. Zug in der Tracht der Serkis’schen Fahne. Osman, Ali, v. Wittkowitz. | 3. Zug in der Tracht der früheren 2. Fahne. 1748 — 1762. Uniform der Officiere: rother, silberverschnürter Husarenrock mit rothen Beinkleidern und aus Pelz hergestellter Bärenmütze; die Mannschaften in der alten türkischen Tracht. 1762. Einführung einer einheitlichen Uniformirung der Officiere und Mannschaften. Die Stärke der „Fahne“ betrug 1746 im Februar und März 43 Mann, vom April an bis zum April 1748 63 Mann, nach Verabschiedung des Rittmeisters Petrowski bis zum October 1750 62 Mann mit 58 Pferden, die 1750 zum ersten Male aufgeführt werden.1) Im October findet sich die eigenthümlich berührende Notiz, dass 10 Bosniaken mit ihren Pferden vermuthlich nach Polen desertirt sind, eine Person zugekommen ist, Gesammtstärke 4 Officiere, 5 Corporale, 44 Gemeine mit 49 Pferden — 53 Mann. Das Jahr 1751 zeigt in den ersten vier Monaten einen Zuwachs von 6 Gemeinen, zum December eine Verminderung von 8 Gemeinen, Gesammtzahl 51 Mann mit 43 Pferden. Für 1752 — 1753 und 1754 bleibt die Durchschnittszahl 4 Officiere, 5 Corporale, 40 Ge- meine, 41 Pferde, ca. 50 Mann. Die Pferde der Officiere und Corporale scheinen in der Präsenzliste nicht mit aufgeführt worden zu sein; über die Nationalität der Mann- schaften, die in Zu- und Abgang kommen, kann man in Zweifel sein, ob es nicht muhammedanische Tataren aus Polen und der Ukraine waren, oder einige Wagehälse, die sich von Bosnien zu ihren Stammesbrüdern durchgeschlagen haben. Mit dem polnisch-sächsischen Bosniakenregiment dürften die Leute nichts gemeinsam gehabt haben, da dasselbe im Herbst 1747 schon aufgelöst und über die türkische Grenze ge- zogen war.2) Das Jahr wurde für die Fahne insofern ereignisreich, als Goldap mit Oletzko vertauscht wurde, die Bosniaken dem directen Einflüsse des Regimentschefs entrückt wurden und die Gefahr, auf den Aussterbeetat gesetzt zu werden, sich vergrösserte. Die schwerwiegendste Veränderung für die Fahne brachte aber im Jahre 1755 die Verabschiedung des Lieutenants Osman und des Cornets v. Wittkowitz, sowie der Tod des Rittmeisters Serkis mit sich. Die Stärkelisten führen im Januar 1755 1 Capitän, 1 Lieutenant, 2 Cornets, 5 Corporale, 40 Gemeine mit 43 Pferden auf, im Februar fehlt 1 Lieutenant und 1 Cornet, im Juli der Capitän (der Capitän ist gestorben, handschriftlich hinzugefügt). Am 1. December hat die Fahne aus 1 Cornet, 4 Corporalen (ein Corporal ist dimittirt), 39 Gemeinen mit 37 Pferden, zusammen 44 Mann bestanden. Von 1756 — 1764 bestehen keine Stärkelisten. Die „Fahne“ Bosniaken ist demnach vom Cornet Ah bis zum Ausbruch des sieben- jährigen Krieges commandirt worden, über seine Beförderung zum Lieutenant existirt keine Urkunde, da auch die Rechnungsbücher, in denen doch manchmal wenigstens ein Name genannt wird, verloren gegangen sind. 0 Die Stärkelisten des Jahres 1749 fehlen; es scheint aus der Rechnung hervorzugehen: December 1748 62 Mann und Jänner 1750 dieselbe Zahl, dass keinerlei Zu- noch Abgang stattgefunden hat. 2) Haupt-Staatsarchiv Dresden. Die sächsischen Truppen in Polen, die tatarischen Hoffahnen, auch Avancements. 1747, vol. II, Nr. 11.001. Gent he. Die Bosniaken in der preussisclien Armee. 173 Nach Mackensen ist Lieutenant Osman im November 1754 dimittirt, der an seine Stelle zum Cornet beförderte „Wittkowicz“ 1755 aber wieder verabschiedet, der erste Führer der Fahne, Rittmeister Serkis, gestorben und durch Stephani ersetzt.1) Nach der von Eichel, Cabinetssecretär des Königs, Unterzeichneten Ordre ist am 14. November 1754 dem „Emir Osman, Lieutenant von dem beym Ruesch’schen Husaren-Regiment stehenden Corps Bosniaken der Abschied in Gnaden accordiret“.2) Das entsprechende Schreiben des geheimen Kriegsrathes de la Motte lautet: „Die Dimission für den Lieutenant Emir Osman kann sogleich mit dem Reskript an den Herrn General Major von Ruesch abgesandt werden, weilen besagter Osman keinen Revers vor sich ausstellt und wieder nach der Türkei in seinem Vaterlande, allwo er zu Hause gehöret, zurückkehren wird. Den 15. November 1754. de la Motte.“ Der Tag der Verabschiedung des Cornets v. Wittkowitz ist laut Cabinetsverfügung, wie ihn schon Dziengel angibt, der 4. Januar 1755; beide werden aber in der Stärke- liste des Monats Februar 1755 nicht mehr aufgeführt. Den Irrthum Mackensen’s be- züglich der Beförderung Wittkowitz’ erst nach Osmans Verabschiedung habe ich schon früher nachgewiesen, ebenso meine Ansicht über die Doppelperson Serkis-Stephani aus- gesprochen. Das einzige Mal, dass Serkis officiell erwähnt wird, ist die in der „General- Krieges Kasse-Abrechnung Extraordinaire Einnahmen an allerhand Geldern“ vermerkte Aufführung des Tractement und Fouragepostens : 3) „Abrechnung vom 1. Juny 1755 — Ende Maji 1756. 45 rthlr. 8 gr. sind also gegen den General-Krieges Etat weniger ausgegeben; Welches des verstorbenen Rittmeisters von Serchis Tractament und Fourage Gelder sind.“ „Seit der Verabschiedung des Lieutenant Emer Osman, 6 Monate hindurch vom 1. December 1754 bis Ende Maji 1755 a 22 rthlr. 16 gr. für Tractament und Fourage in Summa 136 rthlr., und seit der Dimission des Cornets v. Wittkowitz vom 1. Februar 1755 — Ende Maji 1755, 4 Monate a 17 rthlr. 16 gr., in Summa 70 rthlr. 10 gr., sind beim Etat des Ulanen Corps 206 rthlr. 12 gr. erspart worden.“ Der ausgeworfene Betrag pro Etatsjahr zur Verpflegung der Bosniaken vermindert sich von 6705 Reichs- thaler (1747 — 1748) auf 5631 Reichsthaler 16 Groschen (1755 — 1756). So wenig über die Fahne selbst bekannt ist, um so interessantere Streiflichter wirft das Baczko’sche Tagebuch auf die Officiere: „Der Rittmeister Serkis, der die Schaar angeworben und nach Preussen geführt, war ein geborener Albanese, ein sehr gebildeter Mann, der grosse Reisen gemacht und ein bedeutendes Sprachtalent besessen hat. Vormals Juwelen- händler, war er in seinen Vermögensverhältnissen zurückgekommen und glaubt er seinen Wohlstand durch die vom Kammerjunker v. Osten in Aussicht gestellte grosse Beute wieder herstellen zu können (charakteristisch ist für damalige Zeit, dass z. B. gefangene Officiere den Siegern sofort Baargeld und Pretiosen überreichten). Um den ihm fol- genden Haufen seiner Reiter Zusammenhalten zu können, hatte er auf dem Marsche sein ganzes Vermögen geopfert. Zur katholischen Kirche mit seiner Frau, die er aus Polen hatte nachkommen lassen, übergetreten, lebte er in aller Stille dem Dienst. 1 ) Mackensen, „Schwarze Husaren“, Bd. I, S. 57. 2) Geheime Kriegskanzlei Berlin. Husarenregiment v. Lossow. 3) Kriegsministerium, Geheimes Archiv, Berlin. VI, 2. c. 79, S. 221. 133. 174 I. Archäologie und Geschichte. Die Frau begab sich nach seinem Tode nach Polen zurück. Der Cornet Ali, ein ungemein starker und nerviger Mann, hat von den vier Officieren der Fahne am längsten Dienste gethan. Zum Christenthum übergetreten und nach damaliger Sitte den Namen des Taufpathen v. Ossowsky annehmend, wurde er später als verabschiedeter Officier wegen Verdachtes, einen Juden erschlagen zu haben, auf Festung gesetzt; ein Sohn mit eigenthümlicher orientalischer Physiognomie diente 1769 als Husar im Gelben Regiment in der Schwadron des nachmaligen Obei’sten v. Santa. Die originellste Erscheinung dürfte aber der im Volke als „Pusnacke-Puck“ be- kannte Lieutenant Osrnan gewesen sein, ein grosser schöner Mann und eifriger Mu- hammedaner. Bewandert im Koran, nahm er bei seinen Glaubensgenossen die Stelle eines Geistlichen ein, auch wusste er nach dem Stande des Mondes genau die kirchlichen Feste zu berechnen, wobei er als Imam fungirte. Zweimal trat er öffentlich in Goldap beim Begräbniss zweier Glaubensgenossen auf; zur Ruhestätte wählte er eine kleine Insel im Flusse Goldap, wo er sie nach heimischer Sitte beisetzen liess. Noch längere Zeit kleidet er sich türkisch; da aber sein langer Bart, die nackte Brust und die entblössten Arme, sowie das lange Messer im Gürtel den Officiersdamen missfiel, legte er eine rothe Husarenuniform mit silbernen Schnüren verziert an. Nicht blos deutsch sprechen, schreiben und lesen hatte er in kurzer Zeit gelernt, er war auch im Reglement und in der Taktik ungemein bewandert. Infolge eines Zerwürfnisses mit dem General v. Ruesch nahm er 1754 seinen Abschied und ging nach der Türkei zurück, wo er seine im preussischen Heere erworbenen Kenntnisse zu verwerthen hoffte. Für die mit einer lithauischen Dienstmagd erzeugten Zwillingssöhne deponirte er noch kurz vor seiner Abreise eine grössere Geldsumme. Die Söhne führten den nach Grabbe noch heute in Ostpreussen vorkommenden Fa- miliennamen Osman, der eine derselben diente später als Unterofficier bei dem Bosniaken- regiment; der von Ali herrührende Familienname Ossowsky kommt, wie Osman noch heute nach Grabbe in Ostpreussen vor. Als Curiosum will ich erwähnen, dass im Frühsommer 1896, als ich von Bosnien nach Magdeburg zur Uebung einberufen war, beim Regiment ein Recrut aus Ostpreussen, Namens Bosniak, diente, vielleicht ein Nachkomme jener Fremdlinge aus der Zagorje und von den Ufern der Narenta und Bosna. Die fast verschollene „Fahne“ Bosniaken wurde erst durch den Ausbruch des dritten schlesischen Krieges, des siebenjährigen, zu neuem Leben erweckt. Im Jahre 1756 schien Mitteleuropa ein einziges grosses Kriegslager werden zu wollen; von Süden setzte sich eine österreichisch-sächsische, von Norden eine schwedische und von Osten eine russische Armee gegen das kleine Preussen in Bewegung. König Friedrich er- öffnete den Feldzug durch einen überraschenden Anmarsch nach Sachsen, infolge dessen die sächsische Armee bei Pirna sich gefangen geben musste. Das Husarenregiment v. Ruesch — Ruesch war seit 1750 Generalmajor — befand sich mit der Fahne Bosniaken unter dem Cornet Ali in einer Stärke von 4 Corporalen, 39 Mann mit 37 Pferden nach der Stärkeliste vom 1. December 1755 bei der in Ostpreussen zu- sammengezogenen Armee, die unter dem Feldmarschall v. Lehwald gegen die Russen operiren sollte. In der Ordre de bataille wird eine „incomplette“ Escadron Bosniaken aufgeführt. Aus den fünf ersten Kxfiegsjahren von 1756 — 1760 ist über ihre kriegerische Thätigkeit so gut wie nichts bekannt. Der Grosse Generalstab ist zur Zeit mit den Vorarbeiten für das Generalstabswerk über diese Periode beschäftigt; die umfassenden Durchforschungen der Acten werden hoffentlich noch manches Neue bringen. Treffend sagt Dziengel: „Das untergeordnete Verhältniss, in welchem das Bosniakencorps zum Husarenregiment stand, die geringe numerische Stärke, rechtfertigen zwar die Geschichts- I Genthe. Die Bosniaken in der preussiscken Armee. 175 Schreiber, welche sie in der Kriegsgeschichte unbeachtet Hessen, verpflichten uns aber zu desto grösserem Danke gegen diejenigen, welche neben den glorreichen Thaten des berühmten Schwarzen Husarenregiments, dessen bedeutungsvolles und mahnendes Zeichen der höchsten kriegerischen Tapferkeit, ein Todtenkopf, sich bis heute er- halten hat, auch noch den Namen der Bosniaken setzen.“ Man findet die kleine Schaar Lanzenreiter, genannt in: „v. Gaudi’s Journal“ — Seifart’s Geschichte des seit 1 1756 in Deutschland und den angrenzenden Ländern geführten Krieges — in der „Bellona“, einem militärischen Journal, in der Sammlung ungedruckter Nachrichten über die Feldzüge der Preussen von 1740 — 1779 und an einigen anderen Orten. „Nicht Idie Waffe, sondern die Uebereinstimmung in ihren dienstlichen Functionen und in ihrer taktischen Wirksamkeit“ hatte die Vereinigung der Fahne mit dem Husarenregiment herbeigeführt. Der Dienst der leichten Reiterei in seiner ganzen Ausdehnung, so be- schwerlich und so lohnend, wie er sich im Kriege darstellt, war ihr gemeinsames Geschäft. Getheilt in kleinere und grössere Abtheilungen, zerstreut nach allen Rich- tungen bis in die entferntesten Gegenden, kam 'ein Husarenregiment selten dazu, sich in geschlossener und vollständiger Front zur Attaque dem Feinde gegenüberstellen zu können, wie dies bei den Kürassiren und Dragonern der Fall war, für welche man in damaliger Zeit ausschliesslich die Bezeichnung Cavallerie an wendete. Wäre auch ein nach strenger Gleichförmigkeit strebendes Auge zu befriedigen gewesen, so geschah dies in negativer Weise von selbst, denn dasselbe würde während dieses Krieges keine Gelegenheit gefunden haben, sein Missfallen über die Ungleichartigkeit der Bestand- theile des Regiments v. Ruescli ausdrücken zu können, da die Form dessen vielseitiger Verwendung ihm sehr selten gestattete, sich zum Ganzen vereint darzustellen. „Nach der damaligen Meinung galten die Bosniaken als die leichteste Reiterei des Heeres und hatten als solche in Hinsicht ihrer Gewandtheit noch die Husaren zu über- treffen; sie mögen daher im Kriege etwa die Rolle zu spielen gehabt haben, welche man in heutiger Zeit den Flankeurzügen eines Husarenregiments an weist. Die Fahne Bosniaken bildete gewissermassen die 11. Escadron des Regiments v. Ruesch und wird als solche öfter in den Angaben über die Stärke des Regiments berechnet.“* * 3 4) Dziengel, der alte Uhlan, schildert mit diesen Worten die Leistungen der Bosniaken, während König Friedrich II. in seiner Instruction sie der Cavallerie zuzählt. JDie Feindseligkeiten begannen auf dem östlichen Kriegsschauplätze erst zu Anfang des Jahres 1757. 2) Mitte Mai besetzte das Corps des Feldmarschalls von Lehwald, in der ungefähren Stärke von 26.000 Mann, die Grenze zwischen Isterburg und Tilsit,3) wäh- rend der russische Marschall Graf Apraxin in vier Colonnen nach Preussen einzu- brechen versuchte.4) Mitte Juli waren mehrere Schwadronen Ruesch -Husaren mit den Bosniaken beim Detachement des Obersten Malachowsky, Commandeur der gelben Husaren, eingetheilt und betheiligten sich an den erfolgreichen Scharmützeln bei Kumelen und Gerwischkemen.5) Am 24. August unternahm Generalmajor von Ruesch eine grössere Recognoscirung; im Reitergefecht bei Plibischken hatten die Bosniaken ; Gelegenheit, mit den Söhnen vom Don ihre Lanzen zu kreuzen und sich, als es zum Handgemenge kam, bei Erbeutung einer Kriegsfahne derselben hervorzuthun.6) *) v. Dziengel, Geschichte des königlichen 2. Uhlanenregiments, Potsdam 1858, S. 27. a) Die Ereignisse der Jahre 1756—1761 sind den Abhandlungen von Dziengel und Makensen entnommen. 3) 22 Bataillone, 50 Escadronen mit 54 Geschützen. 4) Einschliesslich der irregulären Eeiterei nahezu 100.000 Mann mit 300 Geschützen. 5) v. Dziengel, S. 28. 6) Diese Fahne war von rothem Tuch, weiss eingesäumt, mit rotli eingestickter türkischer Inschrift. 176 I. Archäologie und Geschichte. Vier Tage später, im Gefechte bei Gross-Jägerndorf am 30. August, wo 20.000 Preussen gegen eine dreifache feindliche Uebermacht kämpften, war Ruesch mit seinen Husaren und Bosniaken dem rechten Flügel unter Commando des Generallieutenants Prinz von Holstein zugetheilt. Dem plötzlichen Angriff dieser starken Colonne: 10 Es- cadrons Ruesch -Husaren, 1 Fahne Bosniaken und 5 Escadrons Prinz von Holstein- Dragoner kam ein dichter Nebel zu statten, und die russische Reiterei wurde nahezu zersprengt. „Die preussische Reiterei blieb den Kosaken fortwährend auf den Fersen und hieb sie unbarmherzig nieder, sodann kam sie wie ein reissender Strom gerade auf unsere Infanterie los,“ erzählt ein russischer Augenzeuge;1) „auch in diese hieb sie kräftig ein und nahm schliesslich noch eine Batterie von 8 Geschützen“. Wenn wir dem Augenzeugen weiter folgen, so warf sich die preussische Cavallerie, Husaren und Bosniaken an der Spitze, escadronweise hintereinander herjagend, in den Rachen von 15 kampfbereiten und durch starke Artillerie (40 Regimentsgeschütze und eine schwere Feldbatterie) unterstützten Bataillonen.2) Das Regiment Ruesch wird im Schlachtberichte mit besonderer Auszeichnung genannt, und diese Ehrung kommt auch der „Fahne“ zu. Unter beständigen Scharmützeln mit den Ruesch-Husaren zogen sich die Russen, gedrängt durch den Mangel an Lebensmitteln in den verheerten und ausgesogenen Landstrichen, nach Allenburg zurück, anfangs October war Preussen bis auf Memel von ihnen geräumt. Am 7. September erlitten 600 Husaren und 60 Bosniaken in dem Pitschkunkischener Walde durch den General-Quartiermeister Stoffel eine empfindliche Schlappe.3) Dziengel will für Mitte October die Bosniakenescadron, 60 Pferde unter Rittmeister Stephani, in den Stärkelisten angegeben gefunden haben. Dass die Fahne durch ge- fangene und desertirte Muhammedaner aus den russischen Irregulären verstärkt sein mag, will ich nicht bestreiten, auch stand ihnen der sächsisch-polnische Cavallerie- general Sibilsky mit seinen polnischen Uhlanenpulks gegenüber, die den Bosniaken von Meseritz 1745 her bekannt waren; aber dass Dziengel dies in den Armeelisten gefunden haben will, kommt mir bei dem Fehlen derselben seit Anfang 1756 zweifelhaft vor, der Rittmeister Stephani als angeblicher Commandeur ist für mich nun schon ganz aus- geschlossen. Mitte October wandte sich Feldmarschall v. Lehwald gemäss den Befehlen des Königs gegen die Schweden, die 17.000 Mann stark von Schwedisch-Vorpoinmern her in Pommern und die Uckermark eingefallen waren; der Schutz Ostpreussens bestand ausser der Miliz in 2 Bataillonen Infanterie und 60 Ruesch-Husaren. Ueber Marien- werden, Preussisch-Stargard, Schivelbein traf die Avantgarde unter Ruesch am 22. No- vember in Stettin ein. Zu irgendwie bedeutenderen Actionen kam es nicht, die Schweden zogen sich zurück und die Husaren und Bosniaken unter ihrem bewährten Führer streiften durch ganz Pommern bis nach Meklenburg hinein. Im Januar 1758 wurden dem Husarenregiment 3 Escadrons unter Major v. Beust genommen und zu der Rheinarmee für die ganze Dauer des Krieges abcommandirt, so dass die Stärke des Regiments vorläufig 7 Escadrons und 1 Fahne betrug. Der Oberbefehl war in dieser Zeit auf den Generallieutenant Graf zu Dohna übergegangen, da Lehwald, von den Strapazen geschwächt, um seine Verabschiedung gebeten hatte. Inzwischen waren die Russen unter General Fermor wieder in Ostpreussen eingefallen und standen J) v. Drygalski und Masslawski, „Der siebenjährige Krieg nach russischer Darstellung“, Berlin 1888, S. 230. 2) Mackensen, „Schwarze Husaren“, Bd. I, S. 66. 8) Königliche Bibliothek, Berlin, Sv. 4388. „Tagebuch des dritten schlesischen Krieges.“ Genthe. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 177 anfangs Juni 1758 bereits diesseits der Weichsel. Graf Dohna wandte sich nun un- verzüglich gegen den neuen Gegner, dessen Avantgarde, ein Reitercorps von 7000 Mann unter General Demikotf, sich über Neu-Stettin und Filehne nach Driesen in der Neu- mark gezogen hatte. Mitte Juli stand Dohna in abwartender Stellung bei Eberwalde und detachirte von hier aus das Freiregiment Graf Hardt nach dem Oderübergang Driesen, welcher von einer neumärkischen Landcompagnie, 40 Ruesch-Husaren, den Bosniaken und 40 Landhusaren unter Capitän v. Knobelsdorff vom Dragonerregiment Schorlemmer bereits besetzt gehalten wurde. In einem glücklichen Gefechte mit umher- streifenden Kosaken am 6. Juli, welches dem Gegner trotz bedeutender Uebermacht 50 Mann kostete, zeichneten sich die Lanzenreiter besonders aus,1) sowie auf dem Rückzuge nach Landsberg an der Warthe vor dem nachdrängenden Demikoff sehen Streifcorps. Ende Juli stand das Regiment, 7 Escadrons und 1 Fahne,2) seit langer Zeit zum ersten Male wieder vereinigt bei Küstrin unter seinem alten Chef, der aber, krank und unfähig, das Pferd zu besteigen, seine Reiter unter den Befehl des General- majors v. Malachowski stellen musste. In der Avantgarde scharmutzirten die Husaren und Bosniaken den ganzen Monat August hindurch mit den leichten Truppen der Russen und verbargen den Anmarsch des Königs, der am 22. August mit seiner ganzen zu- sammengezogenen Streitmacht, 38 Bataillonen, 83 Escadrons und 117 Geschützen (ohne die Regimentsstücke), die Oder bei Küstrin überschritt, den Entscheidungs- und Ver- zweiflungskampf zu wagen. „Wenn Ihr über die Oder geht, so saget allen Euren Officieren, meine Devise wäre Siegen oder Sterben, und derjenige, welcher nicht ebenso denkt, möchte diesseits bleiben und sich zum Teufel scheeren.“ Diese Worte, wie sie der König am 12. August an den Grafen Dohna schrieb, kennzeichnen am besten die verzweifelte Lage. In der Schlacht bei Zorndorf, dem Ehrentage der preussischen Cavallerie beim Anreiten gegen die Granitwälle der russischen Vierecke, hielt General v. Ruesch auf dem äussersten rechten Flügel der Armee mit seinen Husaren und Bosniaken, sowie 5 Escadrons Normann-Dragonern, zusammen 12 Escadrons und 1 Fahne, während Generallieutenant v. Seydlitz auf dem linken Flügel 71 Escadrons commandirte. Seydlitz hatte schon die erste Attaque geritten und die Schlacht wieder hergestellt, als Ruesch noch unbeweglich mit seinen Reitern auf seinem Platze hielt. Doch auch ihre Stunde sollte kommen; der glückliche Angriff der Russen auf eine vorgezogene preussische Batterie gab ihnen Gelegenheit zum Eingreifen. Husaren, Bosniaken, Normann-Dragoner, sowie die zwei von Seydlitz zur rechten Zeit gesandten Kürassierregimenter Prinz von Preussen und Prinz Friedrich, General v. Ruesch vor der Front, so attaquirte diese Reitermasse, rücksichtslos und nur gewillt zu siegen oder zu sterben. „Kein lustiges Reiten wie bei Rossbach, sondern ein ernstes, verzweifeltes und mörderisches Ringen war es um den Preis eines Sieges, auf den Preussens König sein Alles gesetzt hatte.“3) Nicht als „Husaren“, als leichte und leichteste Truppe, attaquirten die Ruesch-Husaren und die Bosniaken, sondern als Schlachttruppe, als „Cavallerie“, gleichwerthig den Kürassieren und Dragonern, und zum letzten Male zeigte sich der Chef und Commandeur, Generalmajor v. Ruesch, in seiner ganzen Ent- x) Geschichte des Freiregiments Graf Hardt in „Ungedruckte Nachrichten, so die Geschichte der Feldzüge der Preussen von 1740 — 1779 erläutern“. 2) F. A. v. Etzel, Die Operationen gegen Russen und Schweden 1758 und die Schlacht bei Zorndorf: „In der Ordre de bataille des Grafen Dohna führt Ruesch 6 Escadrons (7 nach Mackensen) und 1 Es- cadron Bosniaken.“ Königliche Bibliothek Berlin, Sv. 8358, S. 14. s) Mackensen, „Schwarze Husaren“, S. 79. Band VIII. 12 178 I. Archäologie und Geschichte. schlossenheit, Umsicht und Kühnheit.1) Erneutes Vorgehen des rechten Flügels der Preussen am Nachmittage spielte dem Husarenregiment einen Theil der feindlichen Bagage und Kriegscasse in die Hände, und gemeinsam machten sich die durch den wilden Kampf aufgeregten Mannschaften an die Plünderung, bis es den Ofticieren gelang, Ordnung zu schaffen und den erneuten Befehlen zum Vorrücken nachzukommen. Der Zorn des Königs richtete sich trotz des Sieges und der heldenmüthigen Ent- schlossenheit bei der Attaque gegen das Regiment und dessen Chef, der des Königs Gunst für immer verlor und infolge der Vorkommnisse demnächst gänzlich aus dem Dienste schied. Der König konnte den Excess bei der feindlichen Bagage dem Re- giment lange nicht vergessen und brachte demselben einige Tage später in Erinnerung, dass wie immer im Soldatenleben, so auch hier, ein Tag der Schuld selbst jahrelangen Ruhm vernichtet. Als im März 1759 der damalige Commandeur des Husarenregiments, Oberstlieutenant v. Beust, der von seinem Commando als Führer der drei Schwadronen in der Armee des Herzogs Ferdinand von Braunschweig abberufen war, das Avan- cement von Officieren in Vorschlag brachte, decretirte der König folgendermassen: „Das wolle Ich wohl thun. Das Regiment aber hatte sich vorhin und selbst in Meiner Gegenwart sogar schlecht gehalten, dass es kein Avancement meretiret, bis es sich erst wieder evertuiret und den grossen scharten durch sein Wohlgefallen ausgewetzet haben wird.“ 2) Die Verluste des Regiments betrugen in der „Zorndorfer Bataille“ an Todten, Verwundeten und Vermissten 3 Ofiieiere, 2 Unterofiiciere und 74 Mann mit 59 Pferden. Vom 2. September bis Anfangs November schlug sich das Regiment als Avantgarde der Dohna’schen Armeeabtheilung unter den Generalen v. Manteuffel und Platen in Pommern, der Uckermark und an der Warthe mit den Russen herum. Die Niederlage des Königs bei Hohenfriedberg machte nach dem Rückzüge des Gegners in die Winterquartiere beiderseits der Weichsel den Abmarsch der Dohna’schen Truppen als Verstärkung zur Armee des Königs in Sachsen nöthig. General v. Manteuffel blieb mit 8 Bataillonen, den Platen-Dragonern und Ruesch-Husaren gegen die vorrückenden Schweden bei Prenzlau, Pasewalk und Uckermünde zurück. Major v. Broesigke commandirte nach Ruesch’ Abreise bis Ende des Jahres das Regiment. Kleinere Gefechte, wie bei Giistaard, den 14. und 19. November, bei Werbelow, den 25., sowie ausgedehnte Streifungen führten Husaren und Bosniaken bis nach Rostock, dem mecklenburgischen Hafenplatz an der Ostsee. General v. Ruesch blieb, zur Disposition gestellt, Chef des Regiments bis 1762; seinen Wohnsitz nahm er zu Jawornitz in Schlesien und starb dort 1769 in mässigen Vermögensverhältnissen. Unter dem neuernannten Commandeur Oberstlieute- nant v. Beust blieb das Regiment den Schweden gegenüber in Pommern bis zum Mai 1759 stehen. Durch Ersatz aus Mecklenburg wurde die Stärke des Regiments (7 Es- cadrons und 1 Fahne) auf 1015 Mann gebracht, die „Fahne“ unter Cornet Ali (Os- sowsky), dessen Patent als Lieutenant nicht bekannt ist, zählte 60 Mann. 3) Der Ersatz scheint, ähnlich wie im Jahre 1757 bei Tilsit, aus muhammedaniscben Ueberläufern und Gefangenen der Russen bestanden zu haben. Im siebenjährigen Kriege war es in der preussischen Armee allgemein üblich, Gefangene ohne Weiteres unter die stark ge- lichteten Regimenter zu vertheilen, doch rächte sich dies Verfahren öfters bedenklich, wenn man auch nicht verkennen kann, dass sich diese mit der Fuchtel gezwungenen *) In den „Stärkelisten der Cavallerie Sr. königlichen Majestät von Preussen“ werden nur Kürassiere und Dragoner aufgeführt, die Husaren folgen als selbstständige Husarentruppe. 2) v. Dziengel, Geschichte des königlichen 2. Uhlanenregiments, S. 34. 3) Mackensen, „Schwarze Husaren“, Bd. I, S. 88. Gent he Die Bosniaken in der pröussischen Armee. 179 Mannschaften gegen ihre Landsleute für die fremde Sache durchschnittlich verzweifelt schlugen. Die ohnehin schwache „Fahne“ wird in den drei Feldzugsjahren ziemlich stark gelitten haben. Der Sommer 1759 verlief unter steten Zusammenstössen mit den Schweden und später mit den anrückenden 60.090 Russen unter Graf Soltikow, denen General Dohna an der Warthe und Weichsel kaum die Hälfte entgegenstellen konnte. Zusammenstösse bei Owinsk am 3. Juli, Cerekwice am 9., brachten als grössere Ge- fechtstage Abwechslung in die anstrengenden Patrouillenritte. Am 22. Juli übernahm General v. Wedell, mit „dictatorischer“ Gewalt vom König ausgestattet, den Oberbefehl über das Dohna’sche Corps. An dem unglücklichen Treffen bei Kay, 23. Juli, nahm das Regiment erst in später Nachmittagsstunde Antheil; während der blutigen Nieder- lage des aus Sachsen herbeigeeilten Königs bei Kunersdorf am 12. August stand es als Reserve zur Bedeckung der Bagage im Gefecht gegen die zwischen Oder und Warthe umherstreifenden Kosaken. Am 26. August hatte Beust die meist abcomman- dirten 7 Escadrons mit der Fahne wieder geschlossen zur Verfügung und in dieser Zeit — der König hatte sich an den vereinigten Russen und Oesterreichern vorbei zur Deckung Glogaus nach Schlesien gezogen — lag die Beobachtung des Feindes haupt- sächlich in Beust’s und seiner Reiter Hand. Diese Periode kann man die „hohe Schule der Parteigänger und Husarenofficiere“ nennen;1) „die mit Klugheit gepaarte Thätigkeit, der brennende Diensteifer ersetzte zum Theile den durch Grundsätze der Sparsamkeit im Heere König Friedrichs erzeugten Mangel an Kundschaftern“.2) Die Bosniaken haben ihren Eifer mit dem Verluste von zwei Drittel ihres Bestandes bezahlen müssen. Es ist bedauerlich, dass in den im Geheimen Staatsarchiv aufbewahrten Relationen Beust’s, die allerdings wohl mehr oder weniger auf dem Sattelknopfe geschrieben sind, sich keine näheren Mittheilungen über seine Reiter finden. Die Zufriedenheit des Königs mit Beust und dem Regiment kennzeichnet sich in dem eigenhändigen kurzen Vermerk: „Beust, Oberst.“ Der Rest des Jahres 1759 verlief in Erkundigungen im grossen Styl, sowie in Zusammenstössen mit Russen und Oesterreichern im Branden- burgischen, in Schlesien und Sachsen. Die Tage von Sagan, 21. September, Meissen, 14. November und Zöllmen, am 16., zeigen Beust und seine Reiter auf der Höhe der Situation; die Affaire von Zöllmen ist für die Bosniaken dadurch schon interessant, dass sie zum ersten Male unter den Augen des grössten Husarengenerals, den Preussen je gehabt, des Generals v. Zieten, fochten. Welche Gefühle mag wohl das Herz des alten Husaren beschleichen, wenn er von Wallhall herab auf sein statt mit dem leichten Säbel, jetzt mit der Lanze attaquirendes „rothes“ Regiment herabsieht? In den Winterquartieren in Sachsen, am 21. December, verloren die Husaren und Bosniaken ihren genialen Führer Oberst v. Beust am Fleckfieber, der aus eigener Kraft ‘) Archenholtz, Geschichte des siebenjährigen Krieges, S. 277. 2) Wegen der Vorarbeiten zum Generalstabswerk über den dritten schlesischen Krieg sind die Acten im Geheimen Staatsarchiv und im Archiv des Grossen Generalstabes zur Zeit nicht zugänglich ; es würden sich sonst wohl noch unbekannte Nachrichten über die Bosniaken ergeben haben. Mackensen, vom ersten Tage seiner Dienstzeit 1. und 2. Leibhusar, dann Major im Grossen Generalstabe, zur Zeit Oberst und Commandeur des 1. Leib-Husarenregiments Nr. 1 in Danzig, ein schneidiger Reiter, mit dem Säbel so gut vertraut wie mit der Feder, hat in seiner lichtvollen, klaren Darstellung der Regimentsgeschichte „Schwarze Husaren“ dem „Regiment und der Fahne Bosniaken“ ein unvergängliches Denkmal seiner Begeisterung für die ruhmvolle Vergangenheit gesetzt; diesem Werke, wie der Regimentsgeschichte der 2. Uhlanen, das aus der Fahne Bosniaken in directer Folge hervorgegangen ist, und dem der Verfasser, Rittmeister a. D. v. Dziengel angehört hat, sind die Vorgänge in dem siebenjährigen Riesenkampfe, die prägnantesten Stellen, schon um nicht abzuschwächen, wörtlich, entnommen. 12* 180 I. Archäologie und Geschichte. und durch seiner Reiter Thätigkeit sich den ehrenden Nachruf eines Zeitgenossen er- rang: „er würde, hätte ihn nicht ein früher Tod hinweggerafft, einer der ersten Gene- rale Friedrichs geworden sein“.1) Das „Schwartze Husarenregiment“, wie es im Heere und im Volke genannt wurde, hatte mit seinen Commandeuren entschieden Glück; auf Ruesch ein Beust, auf Beust ein Lossow. Oberstlieutenant v. Lossow vom Weissen Husarenregiment Moehring schloss sich würdig den Vorgängern an. 37 Jahre alt, im Besitze des höchsten Ordens, des pour le merite, ein genialer Reiterofficier mit natürlicher Begabung für den Husarendienst, blieb er 25 Jahre hindurch an der Spitze des ihm anvertrauten Regiments (siehe sein Porträt Tafel XI). Schien Beust schon Interesse für die Lanzenreiter, die durch gemeinsam erlebte Fährnisse einander nähergetreten waren, zu empfinden, so fanden die Bosniaken in Lossow erst den rechten Mann, der ihre Waffe und ihre Eigenart zu schätzen verstand. Die Feldzugsacten des Jahres 1760 erwähnen die „Fahne“ gar nicht, doch ist wohl anzunehmen, dass die Bosniaken weniger zu den ab- commandirten Escadrons gehört haben, vielmehr mit dem Gros in der Hand des Comman- deurs vereint blieben, der in glücklichster Form das von Beust angefangene Werk fort- setzte, das Regiment zu einer Mustertruppe emporzubringen. Während dieses Feldzugs- jahres werden die Bosniaken bald als selbstständige Escadron berechnet, bald gar nicht in Betracht gezogen. Das Lossow’sche Regiment trat bei Eröffnung des Feldzuges Ende April zur Armee des Prinzen Heinrich, Bruders des Königs, die gegen die Russen zu operiren bestimmt war, über. Der Führer der Fahne war Ali; es ist als sicher anzu- nehmen, dass kein fremder Offieier eingestellt, auch kein Officier vom Regiment ab- commandirt ist, wie schon aus der Notiz des Jahres 1761 hervörgeht, nach der die auf 5 Unterofficiere und 16 Gemeine zusammengeschmolzene Schaar vom Lieutenant Ali commandirt wird.2) Von der sächsischen Grenze bei Torgau zog das Regiment im April nach Schlesien, Pommern und der Neumark; der Husarengeneral v. Werner führte die Avantgarde des Prinzen gegen die von Posen her anrückenden Russen. Lossow hatte schon am 24. Juni 1760 einen glücklichen Erfolg durch den Ueberfall der russischen Bagage bei Regenwalde zu verzeichnen; um so unglücklicher verlief aber das Gefecht bei Neumark am 6. August für die Husaren und Bosniaken, die an Todten, Verwundeten und Gefangenen 3 Officiere und 106 Mann verloren. Die zweite Hälfte des Septembers und der Monat October brachten dem Regiment neue Ehren, ; her auch Mühseligkeiten aller Art durch die steten Scharmützel mit den Russen und im November mit den Oesterreichern unter General v. Laudon. Mitte December be- zogen die Truppen die Winterquartiere, Lossow blieb mit 3 Escadrons und der Fahne in Frankenstein (Oberschlesien). Erst Ende April 1761 begannen die Feindseligkeiten; glückliche Gefechte, wie bei Kauder, 30. April, bei Hohenfriedberg, 4. Mai, brachten dem Commandeur die Ernennung zum Oberst. Für die Bosniaken sollte endlich die Stunde der Anerkennung schlagen, der schwerverdiente Lohn fand seine Bestätigung in den von jetzt ab häufiger vorkommenden Erwähnungen. Generallieutenant von der Goltz, der im October 1760 das Lossow’sche Regiment als Avantgarde seines Corps kennen gelernt hatte, sollte auch in diesem Jahre zu den Husaren und Bosniaken in nähere Berührung treten. Als selbstständiger Führer von 15 Bataillonen und 26 Es- cadrons, darunter 5 vom Lossow’schen Regiment und die „Fahne“, wurde er von dem zum Schutze Schlesiens herbeigeeilten Könige zur Beobachtung der Russen nach Glogau entsendet. Hier trafen zwei nach Lauban detachirt gewesene Escadrons ein, so dass ') v. Baczko, Geschichte meines Lebens. Königsberg 1824. 2) „Militär- Wochenblatt-* 1895, Nr. 24, 8. 621. Gent he. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 181 Lossow seine 7 Schwadronen und die Bosniaken während eines vorübergehenden Still- standes in den Operationen vereinigen konnte. Die „Fahne“ war entsetzlich zusammen - geschmolzen, 1 Officier (Ali), 5 Unterofficiere und 16 Gemeine waren nur noch dienst- fähig.1) Goltz wie Lossow müssen beide grosses Interesse an dem kleinen Häuflein Lanzenreiter gehabt haben, denn auf gemeinsames Zusammenwirken hin ist von hier aus die Verstärkung der Fahne erfolgt. Wiederum waren es Muhammedaner, erprobte Lanzenreiter, welche die gelichteten Reihen ausfüllten, Deserteure der russischen Kosaken und Husarenregimenter. Ueberläufer brachten die Fahne sehr bald auf 80 Mann mit 110 Pferden; hierfür ist das nachstehende Schreiben des Generallieutenants v. d. Goltz massgebend und findet dasselbe auch durch die Protokolle der General-Kriegscasse seine Erklärung:2) „Allerunterthänigstes pro memoria. Ew. Königliche Majestaet haben seit anno 1745 einen Pulck Bosniaken, bestehend aus 2 Rittmeistern, 1 Lieutenant, 2 Cornets, 1 Wachtmeister, 5 Unterofficieren, 1 Trom- peter und 80 Gemeine, welche mit Lanzen agiren sollen, bey dem Schwarzen Husaren- Regiment verpflegen lassen. Nachdem aber der eine Rittmeister 1751 gestorben und der andere nebst dem einen Lieutenant und dem einen Cornet wegen schlechter Con- duite dimittiret worden, auch die Gemeinen nach und nach abgegangen, so dass nuhr der eine Cornet nebst dem Wachtmeister, 4 Unterofficieren und 16 Gemeinen übrig geblieben wahren, so ist demnach das darauf festgesetzte etatmässige Verpflegungsgeld beständig bey dem Schwarzen Husaren-Regiment gehoben und dafür durch Länge der Zeit eine ziemliche Cassa gesammlet worden. Da nun der Obrister von Lossow, als auch ich selbst, sowohl in der abgewichenen Campagne, wie auch bei eintritt dieses Frühjahrs bemerkt haben, dass dieser nur noch kleine Überbleibsel derer sogenannten Bosniaken und nach portion ihrer geringen Anzahl dennoch gahr gute Dienste, sowohl gegen die Russen als insbesondere gegen die österreichischen Dragoner (als welche letztere eine gahr grosse Furcht vor die Lantzen spüren lassen) gethan haben: so habe ich mit dem Obristen von Lossow a concert In Hoffnung Ew. Königlichen Majestaet allerhöchst approbation diese etatsmässige Anzahl von 80 Bosniaken nicht allein wieder errichtet und selbige complett und aus der ersparten Cassa mondiret, remontirt, auch völlig equipirt, sondern aucb auf 110 Pferde augmentirt, und damit vor der Hand keine aparte officiers darzu verpfleget werden dürften, selbige in die allhier stehende 7. Es- cadron Schwarze Husaren eingetheilt. Es sind zu diesen wieder errichteten sogenannten Bosniaken keine anderen Leuthe als gebohrene Türken, Tartaren, Wallachen und einige polnische Towarczys, welche mit der Lanze geschickt umzugehen wissen, angenommen worden. Um nun diesen Pulck viehl ehender an Leuten und Pferden complett zu machen, so liess ich gleich bey meiner Hierkunft gedruckte Zettels anfertigen, die Conditions beschreiben, selbige aller Ohrten in Pohlen ausstreuen, auch sonst das Er- forderliche bekannt machen; worauf sich bald einige, jedoch nur einzelne, russische Deserteurs einfanden. Nachdem nun aber Ew. Majestaet getroffene alliance mit der Pfordte anfänget, bekannt zu werden, so kommen schon ganze Trupps an; wie denn nuhr noch vorgestern 2 Unterofficiers und 16 Gemeine, lauter Türken, von Gebührt und Religion als Russische Deserteurs mit sehr guten Pferden und ihrer völligen Rüstung, ’) „Militär-Wochenblatt“ 1895, Nr. 24, S. 621. 2) Geheimes Staatsarchiv Berlin, v. d. Goltz, Carl Christoph, Generallieutenant. Rep. 96. 86. Rep. Vol. II, 1761, Nr. 134. 182 1. Archäologie und Geschichte. um unter dem oft erwähnten Pulck Bosniaken zu dienen, hier angekommen sindt; auch seind zu Custrin vor einigen Tagen Ein Unterofficier und 30 Gemeine, lauter Türkische Religionsverwandte (welche ich anhero transportiren lasse) angekommen. Diese hier vorgestern eingetroffenen sagen alle einstimmig aus, dass, sobalde nulir Ew. Königl. Majestaet mit der Pfordte getroffene Alliance in der Russischen Armee etwas mehr bekannt werden würde, sodan fast alle, der Türkischen Religion zugethane Husaren und Cosacken herüberkommen, Dienste nehmen und sich gahr balde auf 1000 und mehr dergleichen sammeln würden. Ew. Königl. Majestaet unterstehe ich mich pflicht- mässich allerunterthänigst zu versichern, dass diese mit Lanzen geschickt umzugehen wissende Ahrt Leuthe, durchgebends bey denen Österreichischen Dragonern und Husaren, von sehr grossem Nutzen sind. Selbige haben nach dem alten Etat per Mann monatlich 5 rthlr. 12 gr. Tractament gehabt, jetzo haben wir die neuen nuhr auf 3 rthlr. ge- setzet; wodurch wir so vielil ersparen und gewinnen, dass wir die gegen währtigen 110 Mann anstatt der vormahligen 80 erhalten können; weil aber ich und der Obrister von Lossow ohne Ew. Königl. Majestaet allerhöchste Genehmhaltung nicht über den alten Etat gehen können, diese Leuhte hingegen nichts Anderes als mit Lanzen zu dienen sich beckwehmen wollen: „so frage Ew. Königl. Majestaet ich hierdurch allerunterthänigst an, was ich-' ,mit diesen, in der Folge etwa ankommenden Leuthen machen soll? oder ob* , Allerhöchst dieselben zu Resolviren geruhen möchten, das wir alle dieservregen' ,ankommende und sich dazu schickende, sowohl russische als auch von denen' ,Säxischen Ulanen ankommende Deserteurs annehmen und bey die allhier stehende* ,7 Esquadrons Schwarzer Husaren, über die gewöhnliche Zahl davon, 150 Ge-' , meine per Eskadron, eintheilen, besonders mundiren, Equipiren und a 3 rthlr.' ,per Mann incl. derer kleinen mundirungs Stücke monathlich: verpflegen lassen' , dürften.“ Die mehrsten dieser ankommenden Deserteurs bringen ihre Pferde mit, auf welchen sie dienen und nicht ehender als nach vollendeter Campagne, auch nicht in gahr zu hohem Preise bezahlt kriegen: das also Ew. Königl. Majestaet vermuthlich In kurzer Zeit und mit wenig Kosten Einige 100 und wann es allerhöchst dieselben befehlen, wohl 1000 und mehr dieser Ahrt Leuthe und Pferde in dero Dienste bekommen könnten. Generallieutenant von Goltz. ZerhoAv bey Glogaw den 12. Juny 1761.“ Diesem Promemoria nach zu urtheilen, das bis auf den Tod des einen Ritt- meisters 1751 die Vorgeschichte der Fahne von dem Eintritt 1745 bis zum Januar 1761 im Allgemeinen richtig schildert, besonders aber die Fabel des dritten Rittmeisters Stephani (Serkis und Petrowski) beseitigt, hat Goltz „a concert“ mit Lossow die Stärke der Fahne auf den alten etatmässigen Stand von 80 Mann, den Pferdebestand auf 110 gebracht, hofft auch die fehlenden 30 Reiter bald einrangiren zu können. Durch Sold- ersparnisse, die aus den Stärke- und Abrechnungslisten zu ersehen sind,1) sowie durch geringeres Tractament hofft er statt der etatmässigen 80 Mann 110 unterhalten zu können. Die Verstärkung besteht ausser einigen polnischen Towarczys, und dies sind zweifellos muhammedanische Tataren der sächsisch-polnischen Uhlanenregimenter, nur aus russischen Deserteuren aller Nationen. Die Erklärung für den überraschenden Zulauf findet man in dem Biindniss Preussens mit der Türkei, durch welches zweifellos viele Muhammedaner sich ge- J) Anhang. Gent he. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 183 zwungen fühlten, mit dem Bundesgenossen des Grossherrn gegen den bisherigen Kriegs- herrn zu fechten. Hierfür spricht die nachstehend aufgeführte Stelle in dem Brief- wechsel des Königs mit dem Herzog Ferdinand von Braunschweig vom 14. Juni 1761: „Mon alliance avec la Porte Ottomane a du moins opere, que tout ce qu’il y a de Turcs parmi les Cosaques et Housards Russiens, la est deserte et vient enroller parmi les Bosniques, attaches au Regiment des Houssards noirs.“1) Dass Goltz mit seiner in dem Promemoria erwähnten Proclamation an „die Herren Polen“ weniger an die polnische Nation als solche, sondern mehr oder weniger an die polnischen Tataren der sächsisch-polnischen Uhlanenregimenter und die mohammedanischen Russen gedacht hat, die Verstärkung der Fahne nur durch Glaubensgenossen erreichen wollte, geht aus dem Promemoria klar hervor: „es sind keine anderen Leuthe, als gebohrene Türken angenommen worden“. Der Erlass des Generals ist ja ein etwas eigentümlicher, der sich nur mit den Anschauungen damaliger Zeit erklären lässt, immerhin geht sowohl aus dem Promemoria, wie aus der Proclamation die Erkenntniss von dem grossen Werthe der Lanze und ihrer Träger hervor: „Proclamation. Nachdem Seine Majestaet in Preussen, des Heiligen Römischen Reichs Erz-Kämmerer und Churfürst, Souverainer, oberster Herzog in Schlesien etc., mein allergnädigster König und Herr, entschlossen sind, dass Corps der Preussischen Ulanen auf eine ge- wisse Zahl zu verstärken, welches dem schwarzen Husaren-Regimente incorporirt bleiben, eine polnische Kleidung, schwarz und roth, tragen und zur Bewehrung mit Säbel, Lanzen und Pistolen versehen werden soll; so habe ich zu der edlen Polnischen Nation die Zuversicht und lade sie hierdurch ein, sich unter dieses sich allemahl sehr distin- guirende und brave Corps zu engagiren. Die Capitulation wird auf alle Weise heilig gehalten, und wenn die Herren Polen zum Dienst tüchtige Pferde mitbringen, baar bezahlt werden. Ich habe zu der alten Tapferkeit der Herren Polen und anderer Nations, so unter der Bothmässigkeit der durchlauchten Republik stehen, das feste Ver- trauen, dass sich viele zu diesem vortheilhaften Dienst einfinden und zu Breslau oder Glogau bei dem Officier des schwarzen Husaren-Regiments zu melden belieben werden; wozu ich Sie hiermit einlade und kraft der von Sr. Königl. Majestaet von Preussen, meines allergnädigsten Herrn, mir verliehene Macht im General-Commando, versichere, dass alle Beute, so sie gegen den Feind machen, ihnen eigen verbleiben, dieselben ein gutes Tractament bekommen und nach Stand, Würden und der zu bezeugenden Tapfer- keit alles Avancement zu gewarten haben werden. Gegeben im Haupt-Quartier Zarkau, den 25. Mai 1761. Sr. Königl. Majestaet in Preussen bestallter General-Lieutenant von der Armee, commandirender General eines Corps d’ Armee in Schlesien, Ritter des schwarzen Adler-Ordens, Oberster und Chef über ein Regiment zu Fuss, auch bestallter Commandant zu Frankfurt an der Oder, (gez.) Carl Christoph Freiherr von der Goltz.“ Im Juni wird die „Fahne“ als „Eskadron“, 95 Mann stark aufgeführt; ich stimme Mackensen bei, wenn er den König jetzt schon einen Führer in der Person des Stabs- rittmeisters v. Grabowsky vom Regiment ernennen lässt. ‘) Westphalen V, 368, abgedruckt bei Mackensen, „Schwarze Husaren“, Bd. I, S. 114. 184 I. Archäologie und Geschichte. Führer der Escadron: Stabsrittmeister v. Grabowski, abcommandirt, Lieutenant Ossowsky (Ali), Cornet Lipsky,1) Gesammtstärke der Escadron 95 Mann. Ob Barbull und Orzull schon in dieser Zeit bei der Escadron gestanden haben, ist zweifelhaft, doch anzunehmen, da ihre Namen auf tatarischen Ursprung deuten und sie vermuthlich als russische oder sächsische Ueberläufer in Cornetsstellen eingeschoben sind, um eine Verständigung mit Grabowsky und dem alten Stamm zu ermöglichen. An eine gemeinsame Uniform ist noch nicht zu denken; Grabowsky hat die Uniform des Regiments getragen, Lieutenant Ossowsky seine rothe Husarenuniform, die Mannschaften dürften in den bisherigen Monturen erschienen sein. Der bisher ver- geblich gesuchte Ersatz der Lanzenreiter war gefunden, das Vertrauen, welches Goltz und Lossow auf die Lanzenreiter gesetzt, wird nicht getäuscht, die Erfolge der „Escadron“ Bosniaken im Laufe des Jahres 1761 rechtfertigten die Befürworter der Verstärkung, kennzeichneten den Geist, der in den Reitern steckte, und erweckten das Interesse an der bisher unbeachtet gebliebenen Waffe. Die alte ehrenvoll geführte Benennung „Fahne“ verschwindet vor der üblichen Bezeichnung „Escadron“. Die Feuertaufe stand aber noch bevor; der Anmarsch der Russen unter Feld- marschall Graf Buturlin sollte den Bosniaken bald Gelegenheit geben, die Wirkung der Lanze zu beweisen. General v. d. Goltz fand nicht mehr Gelegenheit, sich seiner Schöpfung zu erfreuen, sein plötzlich erfolgter Tod vermittelte dem Normalhusaren Zieten zum zweiten Male die Berührung mit den Lanzenreitern. Oberst v. Lossow, Führer der Avantgarde, brachte einer russischen Cavallerie- abtheilung bei Kasten, 30. Juni, mit 200 Husaren und der Bosniakenescadron eine em- pfindliche Schlappe bei. Das allgemeine Urtheil der Zeitungen lautete sehr schmeichel- haft: „Unsere Bosniaken haben sich unter Anführung ihres Commandeurs, Herrn Ritt- meisters von Grabowsky, ausnehmend brav gehalten und den gegenseitigen irregulären Völkern ihre geschickten Wendungen mit der Lanze so nachdrücklich gezeigt, dass sie solche in grosse Bestürzung und Furcht schon im Anfänge gesetzt.“ Bei einem Vorstoss des Oberst v. Dallwig aus dem Zieten’schen Lager bei Storchnest geriethen Lossow’s Husaren und Bosniaken bei Lubin am 8. Juli als Nachhut der nach dem südlichen Obraufer abziehenden Preussen mit den Kosaken ernsthaft zusammen:2) „Unsere Bosniaken haben abermals eine Probe ihrer Geschicklichkeit abgelegt, und nicht nur zwei grosse Fahnen der Kosaken- Heerführer erobert, sondern auch eine ansehnliche Beute an baarem Gelde gemacht; die eine Fahn war roth, mit einem silbernen doppelten Kreuz, beide von excessiver Grösse. Der commandirende General von Zieten, Excellenz, bezeugten über die von den Bosniaken erbeuteten Fahnen die grösste Zufriedenheit und Hessen für jede Fahne 12 Ducaten zur Belohnung auszahlen.“ In diesem Gefechte hat sich vermuthlich der Unterofficier Alexander Lipsky ausgezeichnet: „Der beym Corps Bosniaken gestandene Unterofficier Alexander Lipsky avanciret zum Cornet, das Patent ist auf den 16. July 1761 zu expediren.“ 3) Die Marschrichtung der Russen auf Breslau zwang den General v. Zieten, sich aus dem Posenschen nach Schlesien der Armee des Königs zu nähern. Das Lossow’sche *) Geheime Kriegskanzlei, Berlin. „Avanciret zum Cornet am 16. July 1761.“ 2) Schreiben aus dem Lager von Trachenberg, den 11. Juli 1761. 3) Geheime Kriegskanzlei, Berlin. Convolut des v. Lossow’schen Husarenregiments Nr. 5. Genthe. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 185 Regiment trat zum Detachement des Generalmajors v. Ivnobloch über, welches Mitte Juli zur Beobachtung der Russen östlich von Breslau in verschanzten Stellungen lagerte. Oberst v. Lossow, vom König ausdrücklich mit der Führung der Cavallerie betraut, unternahm ausgedehnte Erkundigungsritte, die seine Reiter öfters mit den Russen in Berührung brachten, auch die Anerkennung des Königs fanden, aber mit Verlusten und Mühseligkeiten aller Art verknüpft waren. Peucke, Oppeln, Jägerdorf, Gross -Wandris, vom 16. Juli bis 15. August, waren Gefechtstage, die an Ross und Reiter unerhörte Anforderungen stellten. Mackensen spricht sich über diesen Zeitabschnitt, was Leistungsfähigkeit im Marschiren anbetrifft, ganz besonders anerkennend aus. Einen Ritt, wie vom Morgen des 2. August bis zum Abend des 7., von Neustadt über Troppau nach Wansen, von dort nach Breslau und zurück nach Wansen, volle 34 Meilen, zum Theil in Berührung und im Gefecht zurück- gelegt, hält Mackensen für eine vorzügliche Leistung. Die grössten Schwierigkeiten sollten aber erst noch kommen, und diese Zeit bis Ende des Jahres muss für das Lossow’sche Regiment mehr wie aufreibend gewesen sein. Ein Vorstoss des Generals v. Platen mit 10.000 Mann und 22 Geschützen tief nach Polen hinein zur Zerstörung der russischen Magazine sollte die Husaren und Bosniaken von Posen in die Neumark, von der Neumark quer durch ganz Pommern führen. Der glückliche Ueberfall einer aus 5000 Wagen bestehenden Proviantcolonne bei Gostyn am 15. September, nach des Königs eigenen Worten „eine der schönsten Actionen des Krieges“, dann Stolzenberg, ein echtes Reitergefecht, bilden Ruhmestage der Husaren und Bosniaken unter Major v. Lockstädt, welcher für den in Breslau krank zurückgebliebenen Lossow das Com- mando übernommen hatte. Durch die Russen vom König in Schlesien abgeschnitten, musste Platen sich nach Hinter-Pommern zurückziehen und den Prinzen von Württem- berg entsetzen, der Colberg nur noch mühsam gegen General Romanzow hielt. Dieser Winterfeldzug in Pommern sollte an die Truppen noch unerhörte Anforderungen stellen. Ende October, nach den schweren Verlusten des Regiments bei Spie und Zarnglaff, stiess der wiedergenesene Oberst v. Lossow mit Reconvalescenten und Neuangeworbenen zum Regiment. Blutige Affairen bei Regen, Kälte und grundlosen Wegen, wie Gollnow, Stargard, Pyritzer, Passkrug, Arnswalde, Labbuhn, Moitzelwitz, Neue Mühle und Spie stehen im Ehrenbuche der Lossow-Reiter verzeichnet. Der Abbruch der Feindseligkeiten gab den Husaren und Bosniaken Anlass zu einem weiten Ritt von den Gestaden der Ostsee nach Glogau (Niederschlesien) in die ersehnten Winterquartiere. Doch Ruhe sollte den abgehetzten 2 Escadrons Husaren und den Bosniaken, die Lossow persönlich comman- dirte — 5 waren in Guben zurückgeblieben — nicht beschieden sein. Die unerhörtesten Anstrengungen mussten gemacht werden, die Armee wieder in einen schlagfertigen Zustand zu versetzen und die Lücken auszufüllen. Das preussische Heer war in keiner Weise mehr das, was es beim Ausbruche des Krieges 1756 gewesen wer. Die Infanterie, der Stolz des Königs und seiner Generale, die vom alten Dessauer gedrillten Bataillone, lagen auf den Schlachtfeldern begraben, an Stelle von Männern commandirten Knaben, die zur Ausfüllung der vacanten Lieutenantsstellen aus den Cadettenhäusern geholt wurden. Der Cavallerie, besonders aber den Husaren, war in den letzten Jahren die Hauptarbeit zugefallen, und immer mehr richtete sich die Aufmerksamkeit des Königs auf die Vermehrung der leichten Truppen. Oberst v. Lossow stellte zunächst für die nach dem Rhein abcommandirten Schwadronen drei neue auf, die Mannschaften waren in Glogau und Breslau durch Werbeofficiere zusammengebracht, so dass er selber wieder ein Bataillon vereinigt in der Hand hatte, und auch die Bosniaken zählten Mitte 186 I. Archäologie und Geschichte. Jänner 1762 schon 150 Mann.1) Beim Wechseln der Quartiere von Winzig nach Kreuz- burg in Oberschlesien anfangs April war die Aufstellung von 3 Escadronscadres für das Bosniakencorps durchgeführt; diese Verstärkung erfolgt auf die Cabinetsordre des Königs vom 14. Jänner hin, eine zweite vom 20. Jänner decretirt schon die Aufstellung von 10 Escadrons mit 1000 Mann. Wenn Dziengel, S. 60; den von Lossow aus Küstrin am ^23. December 1761 eingereichten Kostenbetrag von 25.327 Reichsthaler 6 Groschen 4 Pfennige für Montirungsstücke des neu errichteten und verstärkten Bosniakencorps in der Zeit vom Monat Juni bis December 1761 verwendet wissen will, so muss er sich hierin geirrt haben. Ich habe die Acten im Geheimen Staatsarchiv hierauf mehrfach durchgesehen und kann nur annehmen, dass diese Gelder für eine beabsichtigte Verstärkung bestimmt gewesen sind in der Weise, dass im Sommer 1761 schon der Plan gefasst ist, der aber erst in den Winterquartieren Ende December, Anfangs Jänner 1762 durchgeführt werden sollte, wozu natürlich die Montirungsstücke vorher schon bestellt werden mussten. Die Verstärkung der „Escadron“ auf 95 Mann hat nach dem Goltz’schen Promemoria unmöglich eine derartige Summe gekostet. Eben- falls ist Rittmeister v. Grabowsky nach den Acten der Geheimen Kriegskanzlei erst am 21. Januar 1762 zum „Commandeur ernannt und bekommt eine Escadron“, und nicht, wie Dziengel, S. 57, angibt, schon am 3. October 1761. Mit der Verstärkung der Bosniakenescadron zu einem Corps von 1000 Mann hört die exceptionelle Stellung als rein muhammedanische Truppe auf, da auf einen derartig bedeutenden Ersatz nicht hat gerechnet werden können. Die Mannschaften dürften Landeskinder und auch wohl viele Polen gewesen sein, die sich durch die Goltz’sche Proclamation zur Anwerbung haben bestimmen lassen. Den von Mackensen2) als möglich angenommenen Eintritt polnisch-tatarischer Lanzenreiter zu dieser Zeit halte ich für gänzlich ausgeschlossen. Der König hat ja in den Jahren 1761 und 1762 mehrfach die Anwerbung stärkerer Uhlanencorps ins Auge gefasst, aber der Versuch ist stets misslungen.3) Der König hatte durch Cabinetsordre vom 11. October seinen Flügeladjutanten Capitän v. Cocceji den Jüngeren beauftragt, mit einem polnischen Oberst Pietro wsky wegen Errichtung von 8 Fahnen Uhlanen im Mai 1762 zu verhandeln, auch wegen des Vorschusses von 1500 Ducaten den Etatsminister v. Schlabrendorf in Kenntniss gesetzt. PietroAvsky zog sich aber zurück und wurde dem zum Oberst beförderten ehemaligen polnischen Oberst- lieutenant Graf Krzeczowsky der Auftrag ertheilt. Die Anwerbung misslang, wie aus dessen sehr interessanten Berichten, Jassy, 16. Februar 1762 und 14. März 1762, her- \rorgeht. Wie sicher der König auf diese Verstärkung gerechnet hat, kann man aus der Cabinetsordre vom 11. November 1761 ersehen, die an den Generallieutenant v. Lattorff zu Cosel behufs Unterbringung der Mannschaften gerichtet ist.4) ') 1. Mackensen, „Schwarze Husaren“, S. 137; Meldung des Oberst v. Lossow an den König vom Januar 1761. 2. Das Husarenregiment von 10 Escadrons wurde in 2 Bataillone getlieilt. 2) „Militär-Woclienblatt“ 1895, Nr. 24, S. 622. 3) Genthe, „lieber Anwerbung und Errichtung von Uhlanencorps unter Friedrich dem Grossen“, Neue militärische Blätter, Berlin 1897. 4) Geheimes Staatsarchiv, Berlin, v. Cocceji II., Carl Ernst, Capitän und Flügeladjutant, 1761. Rep. 96. 85. D. d. 6. Ebenda, Acta des Cabinets Königs Friedrich II. v. Lattorff, Christoph Friedrich, Generallieute- nant. Vol. III, 1761 — 1762. Rep. 96. 88. A. 3. Ebenda, Acta des Cabinets Königs Friedrich II. Graf Krzeczowsky, J. M., Oberst, 1762. Rep. 96. 87. Bb. 5. Diese Correspondenz ist abgedruckt in F. Genthe’s „Ueber Anwerbung und Errichtung von Uhlanen- corps“, Neue militärische Blätter, Berlin 1897. Genthe. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 187 Der Etat des zu formirenden Corps war auf 10 Escadrons mit 43 Officieren, 100 Unterofficieren, je 10 Trompetern, Feldscheern und Fahnenschmieden, sowie mit 1000 Bosniaken festgesetzt. Die Ausgaben von 93.000 Reichstlialer pro Jahr wurden aber vom Könige mit Rücksicht auf die im Juni bis December 1761 für Anschaffung von Montirungsstücken verausgabten 25.327 Reichstlialer 6 Groschen 4 Pfennige auf 40.000 Reichsthaler reducirt. Die Neubesetzung der Ofticiersstellen ruhte vollständig in Lossow’s Hand, der von Wintzig am 31. Januar 1762 die Vorschlagsliste einreichte. Das Husarenregiment hatte hierdurch ein vorzügliches Avancement, nur wenige Offi- ciere wurden anderen Regimentern entnommen, vier entstammten den Bosniaken selbst. Da Grabowsky nur abcommandirt war, so können es nur der Lieutenant Ossowsky, Cornet Lipsky und die Unterofficiere Barbull und Orzull gewesen sein. Lossow wurde, als General v. Ruesch definitiv aus dem Heeresdienste ausschied, am 9. Mai zum Chef des Husarenregiments und des Bosniakencorps ernannt, so dass derselbe, ein bisher in Preussen noch nie dagewesener Fall, als Oberst zwei Chefstellen bekleidete und 23 Es- cadrons commandirte. Ossowsky (Ali) hatte es bis zum Premierlieutenant gebracht, während Lipsky, im Juli 1761 erst zum Cornet befördert, schon Stabsrittmeister war, ein geradezu glänzendes Avancement; auch die Cornets Barbull und Orzull wurden im Juli schon Second- lieutenants. Von den alten Reitern, die mit Serkis aus Polen gekommen waren, dürften nur noch sehr wenige übrig geblieben sein ; aber mit welchem Stolz müssen ■ sie auf das glänzende Corps, dem Husarenregiment an Stärke fast gleich, geblickt haben, das ihren Namen und ihre Waffe, die, so lange unbeachtet, erst durch glänzende Leistungen sich den gebührenden Platz errungen, in so würdiger Weise repräsentirte. Wenn auch die alten Reiter fast verschwunden waren, der Verbrauch an Menschen war eben ein ungeheuerlicher, der Geist jener braven Kerle von anno 1745 lebte weiter in den Reihen des Corps, und der Name Bosniak sollte noch zu ungeahntem Glanze emporsteigen. Nach Mackensen hat das Corps erst jetzt eine einheitliche Uniform er- halten, wie sie Genei’al v. d. Goltz in seiner Proclamation 1761 „den Herren Polen . . zur Aneiferung, Dienste zu nehmen bei dem preussischen Corps Uhlanen, versprochen hatte: „Die Montur bestand in einem rothen, bei den Officieren silberverschnürten Dolman, einem bis zum Knie reichenden schwarzen Pelz mit polnischen Aermeln, weiten, über die Schäfte der Reitstiefel noch hinüberfallenden rothen Hosen, sowie in einer schwarzen Pelzmütze mit rothem Deckel; die Farben der Lanzenflaggen unterschieden die einzelnen Escadrons, auch die Officiere führten diese Waffe.“ Das letzte Feldzugs- jahr brachte den Bosniaken harte Kämpfe, aber auch Erfolge; bei Wernersdorf, Nonnen- busch, Reussendorf hatte sich die Lanze bereits mit dem Säbel der ungarischen Husaren gekreuzt, bis das Cavalleriegefecht bei Reichenbach am 16. August in einer geradezu glänzend gerittenen Attaque den Bosniaken und Husaren die Anerkennung des Königs und die Bewunderung der Armee eintrug, denn 5 Standarten und 1500 Gefangene fielen in die Hände der Sieger. Bis zum Hubertusburger Frieden am 15. Februar 1763 hat das Corps Bosniaken mit und neben dem Regiment Lossow-Husaren gefochten, und gemeinsam zogen sie der fernen ostpreussischen Heimat zu. Aber nicht mehr ritt Major Grabowsky an der Spitze des von ihm zum Siege geführten Corps, Major Halletius war für den durch beide Augen geschossenen Commandeur an die Stelle getreten. Der Hubertusburger Friede brachte eine allgemeine Reducirung der Armee, die 10 Escadrons des Corps wurden auf 2 herabgesetzt, statt 1000 Mann blieben nur 250, statt 43 Offi- ciere nur 5, Halletius, Lipsky, v. Janitz, Gerlacli und Guretzky. Was von den Bosniaken der Fahne und der Escadron noch am Leben und diensttauglich war, 188 I. Archäologie und Geschichte. wird wohl beim Corps geblieben sein; Lieutenant Ossowsky wurde mit Gnadengebalt pensionirt, ebenso wurden Barbull und Orzull dimittirt. In der Vorschlagsliste zur Versorgung vom Jahre 1763 heisst es über Ossowsky (Ali): „Ist mit den ersten Bos- niaken in Ew. Majestaet Dienste gekommen, kann aber Alter und Unvermögenheit wegen wenig Kriegsdienste versehen, bittet also Ew. Majestaet um ein Gnadengebalt.“1) Der Stab der Lossow-Husaren garnisonirte wieder in Goldap, das Bosniakencorps in Stallupoenen. Grosse Veränderungen waren aber mit dem Corps vorgegangen: die durch ihre numerische Schwäche bedingte Zurücksetzung war geschwunden, an Stelle des mohammedanischen Elementes waren Landeskinder getreten. Die Lanze aber hatte sich den ihr gebührenden Platz errungen, und stolz lütten die Bosniaken neben ihrem Mutterregiment, den glorreichen Todtenkopfhusaren. Der Reitergeist, der wilde, toll- kühne Muth der Männer aus der Zagorje, von den Ufern der Bosna und Narenta war geblieben. Friedlich zogen die Jahre dahin, im täglichen Dienstbetriebe sorgten der Generalmajor v. Lossow und Major Halletius dafür, dass die Bosniaken nicht in Ver- gessenheit geriethen. Die während der Kriegsaussichten 1770 — 1771 vorgenommene Vermehrung des Corps auf 10 Escadrons kann wohl als der beste Beweis gelten, welchen Werth der König auf seine Lanzenreiter, auf seine Bosniaken legte. Die Offi- ciere ivurden wie im Jahre 1762 aus dem Husärenregiment genommen, und wenige Cavallerieregimenter der Armee können sich rühmen, so viele spätere Stabsofficiere und Generale in ihren Reihen gehabt zu haben wie die Schwarzen Husaren und die Bosniaken. Bei der Revue im Jahre 1772 beurtheilte nach Mackensen der König das Corps mit den classischen Worten: „Mein lieber Halletius, Er und seine Kerls haben den Teufel im Leibe im Reiten! Es ist mir sehr lieb, dass ich nichts mit ihnen zu Pferde zu theilen habe, da würde ich schlecht wegkommen!“ Noch lebte ja der Stammhalter der alten Bosniaken, der letzte Serkis-Reiter, Major Lipsky: er galt als das Muster eines Lanzenreiters. Durch ihn ist die Gebrauchsweise der Lanze und das weniger schulgerechte, aber desto schnellere und kühnere Reiten im Corps erhalten geblieben und gepflegt worden. Die Lanze in der gestrecktesten Carriere wie einen Kreisel minutenlang hoch in der offenen Hand durch die Finger laufen zu lassen, das Aufnehmen hingeworfener Gegenstände von der Erde mit der Hand oder der Lanze, sowie die Deckungen mit der Lanze sind von ihm eingeführt worden.2) Baczko schildert ihn als einen Menschen, der durch seltenen Muth sich zum Major emporschwang, ein vortrefflicher Reiter und Schwimmer, der mit der Pistole auf eine bewundernswürdige Weise schoss, trotz seiner durch furchtbare Säbelhiebe entstellten Physiognomie durch auffallende Gutmüthigkeit und Sanftmuth gewann; 1778 stai’b er als Major. In seinem alten zugetheilten Verhältnisse blieb das Corps zum Husarenregiment, Goldap vereinigte beide Stäbe, in anderen lithauischen und masurischen Städten lagen die Escadrons gemeinsam. Erst das Jahr 1778 brachte die amtliche Bezeichnung „Lossow’sches Bosniakenregiment“ mit der Husarenaltersnummer 9. Der bairische Erbfolgekrieg 1778 — 1779 unterbrach plötzlich das stille Garnisonsleben; General v. Lossow mit seinen 20 Schwadronen stiess zu der vom Könige befehligten Armee in Schlesien. Nur in kleineren Vorpostengefechten gelang es den Bosniaken, mit dem Feinde zusammenzutreffen. Nach Vanicek wurden sie durch Savegrenzer aus ihrer Vorpostenstellung bei Vrchovin gedrängt, und im Jänner 1779 geriethen sie mit Gradiskanern und slavonischen Grenzhusaren zusammen.3) Kurz vor dem Friedens- b v. Dziengel, Geschichte des königlichen 2. Uhlanenregiments, S. 20. 2) v. Dziengel, Geschichte des königlichen 2. Uhlanenregiments, S. 83. 8) Vanißek, Specialgeschichte der Militärgrenze, Bd. II, S. 492 und 511. Gent he. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 189 Schlüsse erhielt Major v. Heilsberg vom Husarenregiment nach dem plötzlich erfolgten Tode des Obersten v. Halletius das Commando des Bosniakenregiments. Auch Lossow, dem die Bosniaken so viel zu verdanken hatten, starb 1783 und wurde durch Oberst v. Hohnstock als Chef beider Regimenter ersetzt. In den letzten Jahren des grossen Königs fing schon jene Stagnation in der Armee an platzzugreifen, wie sie durch das Fehlen jener Elemente bedingt war, die mit Jugendkraft und Frische Alles durch- drangen und zu fortschreitender Entwicklung Alles belebten. Treffend sagt Dziengel über diese Periode: „Eigenthümlich ist es, dass gerade in dieser Zeit das Bosniaken- regiment seinen Culminationspunkt erreichte. Gerade da glänzte es durch die Kraft und den Eifer eines regen Geistes, der würdig ist, den Heldensaal der Nation zu schmücken; es kämpfte unter ihm mit allem Ruhm früherer Kriege, aber seine Thaten verhallten in dem Dunkel wenig gekannter Gegenden, weil sie vereinzelt dastanden, weil ähnlich siegreicher Erfolg nur einem kleinen Tlieile des vaterländischen Heeres beschieden war, und weil dem Kriege, in dem es focht, ursächlich die erhabene Weise und taktisch die grossartigen Kämpfe Anderer fehlten.“ Dieser belebende Geist war der General v. Günther, der Commandern- der Bosniaken in den Kämpfen gegen die in letzten Zuckungen liegende polnische Republik. Wie nach dem Heimgange des Begründers der Husarentruppe, des Königs Friedrich Wilhelm I., sein Nachfolger die Husaren von dem Abhängigkeitsverhältnisse zu den Dragonern befreite und ihnen eine eigene „Verfassung“ gab, so war es eine der ersten Regierungsmassregeln des Königs Friedrich Wilhelm II., des Nachfolgers Friedrichs des Grossen, dem Bosniakenregimente die zur vollen Entwicklung noth wendige Selbstständigkeit zu gewähren. Am 3. Februar 1788 vollzog sich die Trennung beider Regimenter, die fast 50 Jahre als ein gemein- sames Regiment gegolten hatten.1) Der Tod des Bosniakencommandeurs Oberst v. Heils- berg am 13. Jänner war wohl der Hauptgrund zu der Cabinetsordre, die den bisherigen Oberst und Commandeur der Todtenkopfhusaren v. Günther zum Chef des Bosniaken- regiments ernannte ; Garnisonen wurden die masurischen Städte mit Lyck als Stabsquartier. Günther ist neben Ruesch und Lossow derjenige Officier, der am meisten für die ihm anvertraute Truppe gethan und das Bosniakenregiment zu einem der glänzendsten der Armee emporzuheben verstanden hat (siehe sein Porträt Tafel XI). „Der 3. Februar 1788 ist für die Entwicklungsgeschichte der preussischen Lanzenreiter der bedeutungsvollste Zeitpunkt; er bezeichnet die Mündigkeitserklärung der Bosniaken als Truppe, eine Haupt- etappe auf ihrem Wege zur Stammvaterschaft der Uhlanen und der Jubelregimenter dieser Reitergattung von 1895.“ 2) Günther, Sohn eines Feldpredigers aus Neu-Ruppin, Candidat der Gottes Gelahrtheiten, dann Secondlieutenant im Freibataillon des Marquis von Angenelly während des siebenjährigen Krieges, war als Mensch wie als Soldat eine Zierde der Armee; Mackensen nennt ihn „den Bildner, der dieser Reitergattung Eigenart und Wesen eingehaucht hat“. Unter seiner genialen Führung zeichnete sich das Regiment während der Grenzpostirung und des polnischen Insurrectionskrieges 1790 — 1794 aus.3) General v. Günther verblieb mit seinen Reitern in den neuerworbenen ehemaligen polnischen Grenzprovinzen, Südpreussen und Neuostpreussen mit Tykoczyn als Stabsquartier, während die 10 Schwadronen die kleinen Landstädtchen zwischen Bug und Narew besetzten. Aus diesen Landestheilen erhielt das Regiment am 20. No- vember 1795, ähnlich wie 1745 das Ruesch’sche Husarenregiment, ein orientalisches 0 Mackensen, „Schwarze Husaren“, Bd. I, S. 229. 2) „Militär- Wochenblatt“, Das Jubeljahr der Uhlanen 1895, Nr. 25. 3) Ausführlich von Dziengel in der Geschichte des königlichen 2. Uhlanenregiments behandelt. S. 135 bis 175. 190 I. Archäologie und Geschichte. Anhängsel in einem 5 Escadrons starken Pulk muhammedanischer Tataren. Als Ab- geordneter der am Niemen in Südpreussen wohnenden tatarischen Familien, sowie einer grösseren Anzahl von Familien, die sich aus Lithauen zum Uebertritt bereit erklärten, verhandelte der ehemalige polnische Uhlanenoberst Murza Janusz Baranowsky mit dem Ober-Kammerpräsidenten Freiherrn v. Schrötter zu Königsberg wegen Errichtung eines Corps Tataren und Niederlassung aus Polen übertretender Familien. Wie hoch der Ober-Kammerpräsident diese neuen muhammedanischen Landeskinder schätzte, geht aus seinem Berichte an den König hervor: ,,Sie sprechen die Landessprache, sind aber von einer Religion, die ivegen ihrer Einfachheit sich mehr der protestantischen nähert, wobei der ganze moralische Charakter dieser Nation, ihre Cultur etc. von der Art ist, dass ich wünschte, einige Tausend von diesen Familien in den neu zu acqui- rirenden Ländern ansässig machen zu können.“1) Die grösste Stärke dieses Pulks im Jahre 1799 ging nicht über 291 Mann hinaus, dem Reglement nach aus Towarczys und Gemeinen zu gleichen Theilen bestehend. Diese eigenartige Zweitheilung hatte die Bosniakenfahne aus dem Jahre 1745 nun zwar nicht, wohl aber nahmen die Mann- schaften des Bosniakenregiments in Polen, sowie die Reiter der Fahne in Preussen dieselbe Stellung ein wie die polnischen Towarczys und die polnisch-tatarischen Uhlanen. Um den in Neuostpreussen in grosser Zahl lebenden mittellosen kleinen polnischen Edelleuten Gelegenheit zum Militärdienst zu geben, bestimmte der König im Jahre 1799 am 14. October die Umwandlung des Bosniakenregiments in das Regiment Towarczys und des Tatarenpulks in ein Bataillon Towarczys. Diese eben erwähnten Edelleute waren in Ermanglung eines anderen standesgemässen Auskommens auf Kriegsdienste angewiesen, waren auch insofern als Mitglieder einer besonderen Soldatenclasse zu be- trachten, als sie ihrer mangelnden Bildung und fehlenden Mittel wegen nicht als Offi- ciere, aber auch nicht als Gemeine zu gebrauchen waren.2) Mit dem 1. Juni 1800 verschwindet der seit 55 Jahren ruhmvoll geführte Name „Bosniak“ aus der preussischen Armee, aber der Geist der letzteren war auf die „Towarczys“ übergegangen. General v. Günther war 1803 gestorben, und unter seinem Nachfolger in der Chefstelle, dem General v. L’Estocq, sollte es dem Regimente beschieden sein, die Ehre der preussischen Cavallerie zu retten, als der gewaltige Corse Bonaparte in einem Siegesläufe sonder- gleichen die Armee zerschmettert hatte und die letzten Reste in Ostpreussen zu zer- malmen suchte. Die Towarczys wie die Todtenkopfhusaren gehörten zu den wenigen Regimentern, die der Vernichtung entgangen waren. In dem Feldzuge 1 SOG — 1807, in den verzweifelten Attaquen bei Preussisch-Eylau und Heilsberg, zeigten sich die „Towarczys“, wie früher die „Bosniaken“, mit und neben den „Schwarzen Husaren“ als würdige Nachfolger der Reiter des Rittmeisters Serkis, der Männer aus der Zagorje und von den Ufern der Narenta und Bosna. Der Friedensschluss und die Neuorgani- sation der Cavallerie liess den Namen „Towarczys“ verschwinden. Durch Cabinets- ordre vom 26. Juli 1807 befahl des Königs Friedrich Wilhelm III. Majestät, dass „das Korps Towarczys hinführo den Namen Ulanen führen soll“. Zugleich wurde aus den bestehenden 15 Schwadronen ein „Corps Ulanen“ in einer Stäi’ke von 8 Escadrons formirt, welches am 16. November 1808 in 2 Uhlanenregimenter a 4 Escadrons ge- theilt wurde, in das westpreussische Nr. 1 und das schlesische Nr. 2. Diese zwei ältesten Uhlanenregimenter der Armee, die in directer Folge ihren Ursprung auf die „Fahne“, die „Escadron“, das „Corps“ und das „Regiment Bosniaken“, *) v. Dziengel, Geschichte des königlichen 2. Uhlanenregimeuts, S. 180. 2) ,.Milüär- Wochenblatt“, Das Jubeljahr der Uhlanen 1895, Nr. 25. Gent he. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 191 sowie auf das „Regiment Towarczys“ zurückführen können, sind die Stammregimenter fast aller heute bestehenden geworden, der 3., 4., 5., 10., 15. und 16. in unmittelbarem, der 3. Garde, sowie der 9., 11., 12., 13. und 14. Uhlanen in mehr oder weniger ent- ferntem Zusammenhang geworden. 1745 als „Fahne Bosniaken“ unter Rittmeister v. Warnery 3 Officiere und 72 Mann stark, bestehen heute nach 154 Jahren 19 preussische Uhlanenregimenter in einer ungefähren Stärke von 500 Officieren und Beamten, 1900 Unterofticieren und 11.000 Gemeinen. „Die Lanze ist die Königin der Waffen!“ schrieb einst Monteeuculi, und ihr Siegeslauf ist seit der Einführung derselben bei der gesammten deutschen Reiterei ein vollständiger geworden. Mit welchen Gefühlen mögen Ruesch, Warnery, Serkis, Osman, Ali, Lipsky, Lossow und all' die Officiere der Bosniaken und Todtenkopfhusaren von Wallhall herabblicken auf den stattlichen Stamm, der entsprossen ist dem Samenkörnlein, so man heisset „Fahne Bosniaken“? Jede Nation soll und muss stolz sein auf die Vergangenheit und auf die Thaten der Vorfahren; das bosnische Volk kann mit Genugtlmung auf die glanzvolle Rolle der „Bosniaken“ in der preussischen Armee zurückblicken. Rittmeister v. Dziengel schreibt zutreffend bei der Umwandlung des Bosniakenregiments in das Regiment Towarczys im Jahre 1800: „Wir können uns ein gewisses wehmüthiges Gefühl nicht versagen, auf diese Weise den berühmten sieggekrönten Namen eines Regiments aus der preussischen I Armee verschwinden zu sehen; es war allerdings kein deutscher, kein preussischer Name, der dasselbe bezeichnete, aber seiner Fahne folgten Soldaten, die durch Bravour und Disciplin ihm einen ehrenvollen Ruf erworben hatten. Ihre Verdienste hatte der Monarch belohnt, als ihre Thaten zu den erhebendsten seiner Krieger gerechnet werden konnten, ihre Nachfolger nahmen begünstigt von vorneherein ihre Reihen ein.“ Stärkelisten des „Corps Bosniaken, so bey dem Regiment von Ruesch sich befindet“, von 1745 — 1761. Stärke der Fahne Bosniaken von 1746 — 1755 incl.1) Für das Jahr 1745 fehlt eine officielle Mittheilung; doch dürften es nach dem Baczko’schen Tagebuche 72 Mann, nach dem Tagebuche des Infanterieregiments Erb- prinz von Darmstadt 80 Mann, nach den Aufzeichnungen des Majors v. Warnery eine Compagnie in einer ungefähren Stärke von 80—100 Mann gewesen sein. 1746. Februar: das Corps Bosniaken so bey dem Regiment von Ruesch sich befindet bestehet in: 1 Rittmeister, 1 Lieutenant, 2 Cornets, Maerz: dieselbe Stärke, 43 Mann. April: 2 Capitains, 1 Lieutenant, 2 Cornets, December: dieselbe Stärke, 63 Mann. 4 Corporals, 35 Gemeinen. 5 Corporals, 53 Gemeinen. *) Nach den Stärkelisten des Husarenregiments v. Ruesch, aufbewahrt im Geheimen Archiv des Kriegsministeriums zu Berlin. 192 I. Archäologie und Geschichte. 63 Mann. 1747. 1748. Januar — April incl.: 63 Mann. Mai — December: 62 Mann nach der Verabschiedung des im April 1746 hinzu- gekommenen 2. Rittmeister’s Petrowski, nach dem Cassen-Bericht am 1. Juli dimittirt. 62 Mann. 1749. 1750. Januar— September incl.: 62 Mann. October: 1 Capitain, 1 Lieutenant, 2 Cornets, 5 Corporals, 1 Gemeiner angeworben, 9 Gemeine manquiren, 43 Pferde, 10 durch Desertion abgegangen, 1 Zuwachs. Sa.: 43 Gemeine, 10 desertirt, 9 manquiren. November — December : 1 Capitain, 1 Lieutenant, 2 Cornets, 5 Corporals, 44 Gemeine, 9 manquiren, 49 Pferde, 9 manquiren. 1751. Januar: Officiere 4 Corporals 5 Gemeine 47 Pferde 52 Februar: 4 5 49 54 Maerz: 4 5 50 55 April: 4 5 51 56 Mai: 4 5 43 46 Juni: 4 5 43 46 Juli: 4 5 43 46 August: 4 5 42 43 September — December incl.: 4 5 42 43 1752. 42 43 1753. 40 41 1754. 40 41 4 Gent he. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 1755. Capitain Lieutenant Cornets Corporals Gemeine Pferde Januar: 1 1 2 5 40 43 F ebruar : 1 — 1 5 40 39 Maerz : 1 — 1 5 40 39 April: 1 — 1 5 40 39 Mai : 1 — 1 5 40 39 Juni: 1 — 1 5 40 39 Juli: der Capitain ist gestorben — 1 5 40 39 August: — — 1 5 40 39 September: — — 1 4 39 38 October: — — 1 4 39 37 November: — — 1 4 39 37 December : Weitere Stärkelisten fehlen. 1757. 1 4 39 37 In der Ordre de bataille des Feldmarschalls v. Lehwald wird eine „incomplette“ Escadron Bosniaken angeführt. 1671. 1 Cornet, 5 Unterofficiere, 16 Gemeine. Zusammenstellung aller auf den „Etat des Corps Bosniaken, so bey dem Regiment von Ruesch sieb befindet“ bezüglichen Cassenbelege von 1746 — 1763. General-Krieges-Cassen Rechnung vom 1. Juny 1745 bis Ende Maji 1746. Einnahme und Ausnahme bey der königlichen Preussischen General-Krieges-Casse, geführet von denen Geheimten Räthen und Krieges Zahl-Meistern, Richter und Koeppen.1) Extraordinaire Aussgahe an Zuschuss und Servis Geldern. pag. 329—330. Dem Corps Ulanen, welches mit dem Ruesch’schen Regiment Husaren nach Preussen marchiret, auch in dessen Quartieren mit bleibet, und bis Ende February 1746 aus der Feld-Krieges-Casse zu Breslau verpfleget worden, an Tractament-Geldern, als: Pro Marti o 1746 372 rthlr. 18 gr. „ Aprili „ 372 „ 18 „ » Majo „ • 372 „ 18 „ Nr. 76. Zusammen, zufolge Königl. Ordre vom 16. February 1746 1118 rthlr. 6 gr. Dem Obristen von Ruesch, Tractement für den Cornet von Wittkowitz, welcher beym Corps Bosniaken Dienste thut, Pro Januario 1746 15 rthlr. ., Februario 15 „ „ Martio „ 15 „ Nr. 77. Laut Ordre vom 9. February 1746 . . . . 45 rthlr. ’) Kriegsministerium, Geheimes Archiv VI, 2. c. 69. Band VIII. 13 194 I. Archäologie und Geschichte. Nachhero sind dem von Wittkowitz auch noch vor 2 Rationes monatl.: 2 rthlr. 16 gr. accordiret, weshalb allhier ferner zur Ausgabe zu bringen, an Nachschuss: Pro Januario 1746 2 rthlr. 16 gr. „ Februario ,, 2 „ 16 „ „ Marti o ,, 2 „ 16 ., Ferner pro Aprilo 1746 an Tractament vor 2 Rationes 8 rthlr. 15 rthlr. 2 „ 16 gr. 17 rthlr. 16 gr. 43 rthlr. 8 gr. 88 rthlr. 8 gr. „ „ Majo 1746 17 rthlr. 16 gr. Nr. 78. Zufolge Ordre vom 6. April 1746 Zusammen, wegen des Cornets von Wittkowitz Dem Ruescli’schen Regiment Husaren, wegen der bey demselben stehenden mit 1 Rittmeister und 18 Gemeinen verstärkten Ulanen, und zwar: Vor den Rittmeister, an Tractament . 40 rthlr. Vor 4 Rationes, ä 1 rthlr. 8 gr. . . 5 „ 8 gr. Vor 18 Gemeine, jedem an Tractament . vor 1 Ration Thut vor alle 18 a . 45 rthlr. 8 gr. rthlr. 12 gr. „ 8 ,, 6 rthlr. 20 gr. = 123 rthlr. Zusammen pro Monat: 168 rthlr. 8 gr. Pro Aprili 1746 168 rthlr. 8 gr. „Majo „ 166 „ 8 „ Nr. 79. Zusammen, zufolge Ordre vom 18. Maji 1746 336 rthlr. 16 gr. Ordinaire Aussgabe an Verpfleg und Unterhaltungs Geldern auf Corps Ulanen vom 1. Juny 1746 — Ende Maji 1747. pag. 224. Dem Rueschschen Regiment Husaren sind zur Verpflegung des Ulanen-Corps bis Ende Maji 1747 laut dieser Rechnung in 3 Posten, nehmlich a 372 rthlr. 18 gr. „ n » 16 „ n 168 ,, 8 „ Zusammen . . . 558 rthlr. 18 gr. extraordinair vergütet: Nachdem aber diese 558 rthlr. 18 gr. in einer Summe vom Junio 1747 an ordinarie und zwar in jedem laufenden Monat entrichtet werden sollen, auch zu dem Ende im Etat pro Majo 1747 bereits der Juniuss zur Ausgabe gestehet worden, so werden allhier angesetzet: Nr. 1. Vors Rueschsche Regiment Husaren zu Verpflegung des bey demselben stehenden Corps Ulanen Pro Junio 1747 allhier zum ersten Mahl: 558 rthlr. 18 gr. VI. 2. c. 70. Ordinaire Ausgabe zu Verpflegung des Corps Ulanen so beym Rueschschen Re- giment Husaren stehet. Gent he. Die Bosniaken in der preussischen Armee. 195 Vom 1. Juny 1747 — Ende Maji 1748. pag. 214. Pro Monat 558 rthlr. 18 gr. macht zusammen pro Etatsjahr: 6705 rthlr. VI. 2. c. 71. Ordinaire Aussgabe zu Verpflegung etc. Vom 1. Juny 1748 — Ende Maji 1749. pag. 221. Pro Monat 558 rthlr. 18 gr. Weil aber ein Rittmeister von dem Corps a lmo Julio 1748 an abgegangen; So sollen monatlich Laut Ordre vom 5. July 1748 in Cassa bleiben: an Tractament 40 rthlr. vor 4 Rationes a 1 rthlr. 8 gr. 5 „ 8 gr. Zusammen ... 45 rthlr. 8 gr. Also das Corps nur empfangen monatlich 513 rthlr. 10 gr. macht zusammen pro Etatsjahr: 6161 rthlr. VI. 2. c. 72. Vom 1. Juny 1749 - — Ende Maji 1750. pag. 222. macht pro Jahr 6161 rthlr. VI. 2. c. 73. Für die 4 Jahre: 1. Juny 1750 — Ende Maji 1754. pag. 230. 234. 224. 232. Pro Jahr mit 6161 rthlr. macht zusammen 24,644 rthlr. VI. 2. c. 74—77. Vom 1. Juny 1754 — Ende Maji 1755. pag. 224. 139. Verausgabt sind pro vergangenem Etats- jahr 1753/1754 (Monatlich 513 rthlr. 10 gr.) . = 6161 rthlr. Zur Ausgabe 1754/1755 stehen aber nur 6120 „ 16 gr. 40 rthlr. 8 gr. sind also gegen den General-Krieges-Etat weniger ausgegeben, als: wegen des dimittirten Lieut. Einer Osmans . 22 rthlr. 16 gr. „ „ „ Cornets v. Wittkowitz 17 „ 16 „ 40 rthlr. 8 gr. Es sind also laut 12 Quittungen des Rueschschen Regiments Husaren nur gezahlt 6120 rthlr. 16 gr. Nach der Extraordinairen Einnahme an Allerhand Geldern, pag. 139. sind seit der Verabschiedung des Lieut. Emer Osmann, 6 Monate hindurch, vom 1. December 1754 bis Ende Maji 1755, a 22 rthlr. 16 gr. für Tractament u. Fourage 136 rthlr. Seit der Dimission des Cornets v. Wittkowitz vom 1. Februar 1755 — Ende Mai 1755 = 4 Monate a 17 rthlr. 16 gr 70 „ 16 gr. Beim Etat des Corps Ulanen erspart worden 206 rthlr. 16 gr. VI. 2. c. 78. 13* 196 I. Archäologie und Geschichte. Vom 1. Juny 1755 — Ende Maji 1756. pag. 221. 133. Für 11 Monate (Juli 1755 — Mai 1756) a Monat 473 rtlilr. 2 gr. = 5203 rthlr. 22 gr. Für Juni 1756 nach Abzug von 45 rthlr. 8 gr. wegen des Rittmeisters v. Serchis = 427 „ 18 ,. Zusammen . . 5631 rthlr. 16 gr. 5677 rthlr. haben nach dem General-Krieges-Etat bezahlet werden sollen, 5731 „ 16 gr. stehen oben zur Ausgabe. 45 rthlr. 8 gr. sind also gegen den General-Krieges-Etat weniger ausgegeben; welches des verstorbenen Rittmeister von Serchis Tractament und Fourage Gelder sind. VI. 2. c. 79. Für die 6 Jahre: 1. Juny 1756 — Ende Maji 1762. pag. 199. 201. 219. 201. 204. 199. pro Jahr mit 5133 rthlr. macht zusammen — Sa.: 30,798 rthlr. VI. 2. c. 80-85. pag. 194. pag. 199. pag. 363. Vom 1. Junii 1762 — Ende Maji 1763. pag. 194./ 1 99. 363. Ordinaire Ausgabe noch an Verpflegs und Unterhaltungs Geldern als: Wegen der auf dem General-Krieges-Cassen Etat angesetzten einen Esquadron Bosniacken, welche beym Lossowschen Husaren-Regiment stehet und zwar: Pro Junio 1763 zum ersten Mal dasjenige Quantum welches bis Ende Maji 1763 laut dieser Rechnung pag. 199 zu Verpflegung das Corps Ulanen bezahlet worden mit 427 rthlr. 18 gr. Ferner, was bis Ende Maji 1763 laut pag. 363 extra- ordinaire zur Ausgabe gekommen, monatlich mit 939 12 „ 1 pf. Pro Junio 1763 also überhaupt: 1367 i’thlr. 6 gr. 1 pf. Für 11 Monate, a 427 rthlr. 18 gr. sind ausgezahlt: . . 4705 rthlr. 6 gr. 5133 rthlr. sind im General-Krieges-Etat angesetzt, a Monat 427 rthlr. 18 gr. 4705 „ 6 gr. stehen aber nur zur Ausgabe, 427 rthlr. 18 gr. sind also gegen den General-Krieges-Etat weniger aus- gegeben. Extraordinaire Aussgabe zu allerhand Behuf. Ferner wegen der bey der Armee vorgenommenen Augmentation verschiedener Regimenter und Bataillons auch Corps gegen die alte Friedens-Etats, als wegen der 1. Esquadron Bosniacken: 939 rthlr. 12 gr. 1 pf. VI. 2. c. 86. Gentlie. Die Bosniaken in dei' preussischen Armee. 197 Rangsliste des Officierscorps des „Corps Bosniaken, so bey dem Regiment von Ruesch sich befindet“, von 1745 — 1763. Rittmeister von Warnery Rittmeister Lieutenant Cornet Oberst Oberstlieutenant Rittmeister Lieutenant Cornet Cornet Oberst Oberstlieutenant Rittmeister Rittmeister Serkis Osman Ali 1745. vom Husarenregiment von Natzmer Nr. 4, beauftragt mit der Führung der am 3. August im Lager von Chlum eingetroffenen Fahne Bosniaken vom sächsisch - polnischen Bosniakenregiment des Obersten Ignatius Mazani von Slavedin 1746. Januar — März incl. von Ruesch von Agner Serkis Osman Ali von Wittkowitz1) Chef des Husarenregiments Nr. 5 und der dem Regi- mente dauernd zugetheil- ten Fahne Bosniaken Commandern- des Regiments und der Fahne Führer der Fahne von Ruesch von Agner Serkis Petrowski V erstärkung der Fahne durch 1 Rittmeister, 18 Gemeine und 1 Corporal im April, sowie Theilung der Fahne Führer der ersten Fahne Führer der zweiten Fahne Rittmeister Serkis, Lieutenant Osman, Cornets Ali und von Wittkowitz, 5 Corpo- rals und 35 Gemeine in der Montur der Serki’schen Fahne, Rittmeister Pe- trowski und 18 Gemeine in der Montur der Petrow- ski’schen Fahne J) zuerst erwähnt in der „mo- natlichen Generalliste von Sr. koeniglichen Majestaet von Preussen Housaren pro Februaris 1746“, sowie in „Einnahme und Ausgabe bei der königlich preuss. General Kriegskasse vom 9. Februar 1746“. | erfolgt am 1. April 1746 laut „Stärke und Cassen- Ausweis“ 198 I. Archäologie und Geschichte. 1748. Juli — December incl. Oberst Oberstlieutenant Rittmeister Lieutenant Cornet Cornet von Ruesch von Vippach1) Serkis 2) Osman Ali von Wittkowitz 1751. *) Oberstlieutenant von Agner ist kriegsgerichtlich ent- lassen, Oberstlieutenant v. Vippach vom Zieten’schen Husarenregiment am 27. November zum Comman- dern- ernannt 2) Rittmeister Petrowski di- mittirt am 1. Juli (resp. 1. Mai), beide Fahnen wie- der vereinigt Generalmajor Major Rittmeister Lieutenant Cornet Cornet von Ruescli3) von Broesigke4) Serkis Osman Ali von Wittkowitz 3) am 11. Juni 1750 zum Generalmajor ernannt 4) tritt am 3. Februar 1751 als ältester Stabsoffieier des Regiments an Stelle des zumCommandeur desNatz- mer’schen Husarenregi- ments am selben Tage er- nannten Oberstlieutenants von Vippach 1755. Februar. Generalmajor Major Rittmeister Cornet von Ruesch von Broesigke Serkis Ali5) (Ossowski) Juli. °) LieutenantOsman undCor- net v. Wittkowitz dimittirt, ersterer am 14. November 1754, letzterer am 4. Ja- nuar 1755 Generalmajor Major Cornet von Ruesch von Broesigke Ali6) (Ossowski) beauftragt mit der Führung der Fahne G) Rittmeister Serkis ist im Juni 1756 verstorben Cornet Ali zum Christenthum übergetreten 1758. Generalmajor Oberstlieutenant Lieutenant ! von Ruesch von Beust7) Ossowski (Ali)8) 7) Major von Broesigke Ende des Jahres 1758 aus der Armee geschieden, an seine Stelle tritt der älteste Stabs- officier des Regiments, Major von Beust, am 5. Ja- nuar 1759 zuin Oberst- lieutenant, am 18. Septem- ber zum Oberst befördert 8) Cornet Ali (Ossowski) im Laufe des Feldzugs zum Lieutenant befördert Gentlie Die Bosniaken in der preussischen Armee. 199 1 761. Juni. Generalmajor von Ruesch [ Commandeur des Regiments 4) von Lossow, Oberstlieute- Oberst von Lossow1) und der Fahne, sowie be- nant vom Möhring’schen traut mit den Obliegenhei- weissen Husarenregiment, ten des abwesenden Chefs tritt am 23. Januar 1760 an Stelle des am 21. De- cemberl759 verstorbenen Oberst von Beust, am 15. Mai 1761 zum Oberst be- fördert Stabsrittmeister von Grabowski2) beauftragt mit der Führung 2) Stabsrittmeister im Regi- Lieutenant Ossowski (Ali) der „Bosniakenescadron“ ment Ruesch Cornet Lipsky 3) 3) bisher Unterofficier in der Barbull 1 vermuthlich im Sommer Fahne, zum Cornet beför- » Orzull < 1761 aus der Rusti'schen | Armee übergetreten dert am 16. Juli 1761 1762. Oberst von Lossow4) Chef des Regiments vom 9. 4) von Ruesch im Mai 1762 Mai 1762, Chef des Bos- niakencorps vom 17. März 1762 verabschiedet Major von Grabowsky Commandeur des dem Husa- renregiment von Lossow dauernd zugetheilten Bos- niakencorps seit dem 21. Januar 1762; die Bos- niakenescadron, auf 1000 Mann verstärkt, erhält ein- heitliche Montur Major von Lang * Halletius führt an Stelle des verwunde- Groeling ten Commandeurs Major von Grabowski das Bos- niakencorps Rittmeister Kopka „ Dawnarowitz ” von Saltzwedel von Heilsberg n von Berge Stabsrittmeister von Konarski n von Spalding von Talatzko „ Lipsky Premierlieutenant von Hertzberg ,, Wissotzky r> von Skokawsky V Gerl ach V) von Schoepping 55 Ossowski (Ali) Secondlieutenant von Trzebiatowsky von Gorschkowsky n Müller 200 I. Archäologie und Geschichte. Secondlieutenant Yendome von Kanitz von Johanny „ von Sendiwany von Bohrscheidt >5 von Busch T) von Guretzky Cornet Barbull J) Orzull2) *) am 17. Juni 1 2\ r. t i- ? 1 i 62 zum J) am 9. Juli J " Stephan Jebertowsky Secondlieutenant befördert | „ Hermann »5 Zyplosky von Gusener „ von Roszkowsky „ Schmeichler n Harras » Schütz 1763. Oberst von Lossow Chef des Bosniakencorps 3 ) Major von Grabowsky als Major Halletius Commandeur des Bosniaken- Invalide verabschiedet, Stabsrittmeister Lipsky corps3) Premierlieutenant Ossow- „ von Janitz sky(Ali) mitGnadengehalt Premierlieutenant Gerlach pensionirt, Secondlieute- Secondlieutenant von Guretzky nant Barbull wegen „Man- gels an Application zum Dienst“ entlassen, starb in Bialla. Die sämmtlichen anderen Officiere sind pen- sionirt, versetzt oder nach einer Ordre vom 23. Juli 1763 ohne Ansprüche auf eine anderweitige Versor- gung entlassen Die Bosniaken in der dänischen Armee. Ein weiterer Beitrag- zur (Geschichte der bosnischen Lanzenreiter in den Armeen fremder Mächte. Von Franz Genthe. (Mit 1 Farbentafel.) Trotz der grossen Fortschritte, die seit der Occupation in Bosnien auf allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft stattgefunden und ihre Pflegstätte speciell in den durch die Munificenz der Landesregierung ins Leben gerufenen Bestrebungen des Landesmuseums zu Sarajevo gewonnen haben, ist die militärische Geschichtsforschung bisher recht stiefmütterlich behandelt worden, obwohl bei einer so kriegerischen Nation und bei der grossen Rolle, den der bosnische Heerbann zu allen Zeiten in der türkischen Armee gespielt hat, dieser Zweig der historischen Forschung die schönsten Erfolge verspricht. Die Lieder der Guzlaren halten ja das Andenken der militärischen Er- eignisse und der Erfolge der bosnischen Krieger wach, und auch die in reichlicher Fülle vorhandenen Urkunden verheissen dem Forscher unerschöpfliche Schätze. Meine Bestrebungen laufen nun darauf hinaus, weniger die Betheiligung und den Antheil der bosnischen Nation an den militärischen Actionen auf der Balkanhalbinsel zu schildern, als vielmehr das überraschende Auftauchen verhältnissraässig kleiner bosnischer Reiter- haufen in den Armeen europäischer Grossmächte im 18. Jahrhundert, ihre Schicksale und die Resultate ihrer Thätigkeit durch Wort und Bild der heutigen Generation näher- zurücken. Meine Studien in den verschiedensten Archiven haben mich die Ueber- zeugung gewinnen lassen, dass in der Mitte des vorigen Jahrhunderts unter der kriege- rischen Jugend Bosniens ein starker Hang zum Waffenhandwerk geherrscht haben muss, der, ohne genügende Befriedigung im eigenen Lande oder in der Armee des Grossherrn finden zu können, sich in einer Form Luft machte, die stark an die ger- manischen Söldner im Dienste Roms und die albanesischen Leibtruppen, die Schweizer des Balkans, erinnert. Die Militärgeschichte der Bosniaken im Dienste christlicher Mächte dürfte in drei Abschnitte zerfallen: in die polnisch-sächsische Zeit, in die preussische und, dem Namen nach, in die dänische und kurländische. Dass das Auftreten der Bosniaken in Polen zuerst stattgefunden, dürfte um so weniger befremdlich erscheinen, wenn man bedenkt, dass die Machtsphäre der Hohen Pforte zu damaligen Zeiten in einer enormen Länge die polnische Grenze berührte, die bosnischen Reiterschaaren bei den fortwährenden Kämpfen der Republik mit der Türkei sich den Nachbarn in sehr unbequemer Weise bemerkbar machten und nach preussischen Militär-Geschichtsforschern der Name Band VIII. 13** 202 I. Archäologie und Geschichte. „Bosniak“ in Polen als das Sinnbild eines tapferen und gewandten Lanzenreiters galt. Ich bin in der Geschichte der polnischen Lanzenreiter ziemlich gut orientirt, aber nirgends hin ich auf eine Spur gestossen, die vor dem Jahre 1744 auf das Vorkommen einer geschlossenen Bosniakenabtheilung im Dienste der Republik schliessen lässt, wenn ja auch die Möglichkeit besteht, dass polnische Magnaten bei ihrer Neigung, Haustruppen ohne Rücksicht auf Nation und Religion zu halten, vielleicht einzelne von der Türkei aus desertirte Bosnier in ihre Dienste genommen haben könnten. Nach meiner Ansicht ist im Jahre 1743 der erste Versuch gemacht worden, für den Comte de Saxe durch den Oberstlieutenant von der Osten und den jüdischen Lieferanten Baruch David ein Regiment Lanzenreiter, bestehend aus Tataren der Krim und Bosniaken, anzuwerben, welcher Versuch aber gänzlich misslang.1) Die Anwerbung eines Regiments National- bosniaken durch den sächsischen Premierminister Grafen Brühl für seinen Herrn, den König August III. von Polen und Kurfürst von Sachsen, bestimmt zur Verwendung gegen Preussen während des zweiten schlesischen Krieges 1744 — 1745, gibt meiner Ansicht nach die Erklärung für das erste Auftauchen der Bosniaken in der Armee einer christlichen Grossmacht.2) Die Ukraine, jener riesige Ländercomplex an den Ufern des Dnjestr mit seinem steppenartigen Charakter, ein buen retiro aller unbot- mässigen Gesellen des Ostens, war seit Jahrhunderten der Tummelplatz halbwilder Reiterhaufen, polnischer und türkischer Zaporoger wie Tataren der Krim, und hier dürfte auch die Bekanntschaft türkischer Bosniaken mit den polnisch-sächsischen Offi- cieren stattgefunden haben, die schliesslich zur Anwerbung führte. Von dem an der Grenze der preussischen Neumark liegenden Bosniakenregiment unter dem Oberst Ignatius Mazani von Slavedin trennte sich im Mai 1745 eine Fahne von ca. 100 Mann unter Capitän Stephan Serkis und trat in preussische Dienste über, wo dieselbe als erste Lanzenreitertruppe den Grundstein zu den heutigen Uhlanen legte. Dieses kleine Häuflein, im Laufe der Jahre fast aufgerieben, wurde in den letzten Jahren des sieben- jährigen Krieges 1762 durch russische Muhammedaner und später durch Landeskinder auf die Stärke von 10 Escadrons gebracht. Als Bosniakenregiment (mit der Husaren- Altersnummer 9) unter dem hochgenialen letzten Chef, dem General v. Günther, nahm es unter den stolzen Husarenregimentern der Fridericianischen Zeit eine bevor- zugte Stellung ein. Der Verzweiflungskampf der Polen in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts brachte dem Regiment das Renommee des schneidigsten und im kleinen Dienst brauchbarsten Regiments ein, und der russische General Suwarov um- armte General v. Günther mit den Worten: „Endlich sehe ich einen wahren General.“ Dieser hellleuchtende Ruhm der preussischen Bosniaken und die grossen Erfolge mit der Lanze dürften auch wohl der Grund zur Einführung einer Lanzenreitertruppe in der dänischen Armee gewesen sein unter dem Namen Bosniaken, mit derselben ungewöhnlichen Uniform, Bewaffnung und Zutheilung zu einem Husarenregiment wie bei den Bosniaken in dem preussischen Heere. In Dänemark selbst weiss man über die Entstehung nichts, aber Herr Frederik Calurer, Director des „Kriegsministeriets Arkiv- Kjobenhavn“, zweifelt nicht an der Snurrepiberi nach pröjsisk Möuster und hält den Feltmarskal Prins Carl af Hessen für den geistigen Urheber. Dänemark besass 1790 nur 37 Escadrons Cavallerie, Leibgarde zu Pferde, Reiter, leichte Dragoner und ein Husarenregiment; für den leichten „kleinen“ Dienst wurden die Lanzenreiter bestimmt. *) Haupt-Staatsarchiv zu Dresden: „Vermischte zur Geschichte des Jahres 1744 gehörige Papiere; ä Usiatin le 13 may 1744.“ Loc. 3054. 2) Geheimes Staatsarchiv zu Berlin: „Polonica, 25. Rep. 9, Nr. 27. Hoffmann, Leveaux, Wallenrodt, Warschau; betreffend die Capitulation des Bosniaken-Regiments.“ Genthe. Die Bosniaken in der dänischen Armee. 203 Die neu errichtete Bosniakenescadron wurde, wie in Preussen, dem Husarenregiment zugetheilt. Die Mannschaften waren Dänen, dazwischen auch einzelne Angeworbene, aber durchaus nicht Nationalbosnier oder überhaupt Muhammedaner. Es trat also hier der Fall ein, dass der Ruf und die Leistungen eines Regiments (von 1748 — 1800 gab es nur das preussische Bosniakenregiment) eine fremde Macht bewegen konnte, die Errichtung einer bisher unbekannten Truppengattung unter völlig ungebräuchlichem Namen und in einer phantastischen Uniform vorzunehmen. Lange Zeit hat diese Bosniakenescadron nicht bestanden, und hierdurch auch ist die Kenntniss derselben im Gegensätze zu den preussischen Namensvettern eine relativ beschränkte geblieben. Selbst in Berlin, wo die militärische Geschichtsforschung sehr gepflegt wird, wusste man nichts von der Escadron. Erst der Director des königlichen Zeughauses, Dr. v. Ubisch, machte mich auf die Knoetel’sche Uniformkunde aufmerksam. Richard Knoetel, neben Menzel der bedeutendste Militär- und Uniformmaler, hat in seinem Werke, Bd. IV, Heft 12, eine Bosniakengruppe veröffentlicht. Die Bildei’, welche Tafel XIII zeigt, sind der in der Bibliothek des Grossen Generalstabes aufbewahrten seltenen „Uniformzeichnung der königlichen dänischen Armee, entworfen von Friedrich Ludivig v. Koeller“ entnommen. In „Den Danske Haers Historie“ findet sich die Abbildung einer Husarengruppe und im Texte, Bd. II, S. 556, folgende Stelle: „Am 4. März 1791 wurde das Husarenregiment durch eine Bosniakenescadron verstärkt, die 1808, als die Uniformen der gesammten Armee verändert wurden, die Bezeichnung Uhlanen Schwadron erhielt. Am 1. Februar 1816 wurde das Husarenregiment mit der Uhlanenschwadron in 4 Escadrons formirt, jede derselben 5 Officiere, 11 Unterofficiere, 2 Trompeter und 144 Gemeine stark, am 1. Juli 1842 jedoch auf eine Division a 2 Escadrons mit zu- sammen 12 Officieren, 24 Unterofficieren, 6 Trompetern und 240 Gemeinen reducirt. Laut Armeebefehl vom 22. October 1855 wurde die Husarendivision durch das neu errichtete 2 Escadrons starke 1. Dragonerregiment verstärkt. Die Garnisonen des Regiments, der heutigen Gardehusai'en, lagen 1791 auf Seeland und Holstein vertheilt, die Bosniakenescadron erhielt Kiöge in der Nähe von Kopenhagen zum Stabsquartier.“ Wenn ja auch nicht wie in Preussen muhammedanische Bosnier die Begründer der Lanzenreiterescadron waren, sondern nur der „ehrenvolle Name Bosniaken“ Anlass zur Errichtung gab, so dürfte auch schon dieser Umstand das bosnische Volk mit Stolz auf ihren ruhmvollen und gefürchteten Namen erfüllen. B. Notizen (IVTit 13 Abbildungen i m Texte.) Inhalt: Constantin Gerojannis. Die Station „ad Dianam“ in Epirus. (Mit Figur 1 — 4.) — Theodor Ippen. Prähistorische und römische Fundstätten in der Umgebung von Scutari. (Mit Figur 5 — 13.) Constantin Gerojannis. Die Station „ad Dianam“ in Epirus. (Mit Figur 1 — 4.) — In der eine halbe Stunde nordwestlich von Paramythia (türkisch A'idonat) am Fusse des Berges Korila gelegenen Ortschaft Limhoni wurden mitten unter ansehnlichen alten Bauresten von Dr. Panagiotides im Jahre 1890 nebst einigen Bruchstücken von Inschriften zwei Denkmale, eine Bauinschrift und eine Statuette, gefunden, die für die Geschichte des alten Epirus in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung sind.1) Die Inschrift ist von Alex. Em. Kontoleon im Bulletin de correspondance hellenique XVI (1892), S. 174 publicirt worden,2) jedoch mit solchen Versehen, dass eine nochmalige Veröffentlichung des Steines geboten erscheint (Figur 1). x) Beide befinden sich jetzt im bosn.-herceg. Landesmuseum in Sarajevo. 2) Daselbst ist auch die andere Literatur über die Funde von Limboni verzeichnet. Notizen. 205 Rechteckige Tafel aus Kalkstein, einfach umrahmt, 0'43 M. hoch, 0'51 M. breit und 0’085 M. stark, rückwärts und auf den Seiten nur roh zugerichtet, ein Beweis, dass sie in eine Mauer einge- lassen war. Die Schriftfläche ist etwas verwaschen; die Buchstaben sind seicht, schnörkelhaft und ungleich hoch. Am Ende der ersten Zeile ist A mit E ligirt. Dianae Tenacrae sacrum. Callistus Aug(usti) lib(ertus), ab conmentaris Epiri et Achaiae, et Claudia Primigenia aedem cum signo sua p(ecunia) fe(cerunt). Aus der Inschrift erfahren wir, dass sich auf ihrem Fundorte ein Tempel der Diana Tenacra erhob. Damit erhalten wir ein neues Glied in der langen Kette der Dianaheiligthümer längs, der Ost- Fig\ 2 uad 3. Marmorstatuette der Diana aus Limboni. küste des adriatischen Meeres.1) Der Beiname der Göttin ist wohl griechischen Ursprungs und sonst nicht bezeugt. Er dürfte am ehesten als eine Latinisirung von xvj ev axp a zu deuten und mit der Apxsp.tc ’Av.pia in Argos2) in Parallele zu bringen sein. Unser Denkmal ist im Verein mit den anderen von Panagiotides gefundenen Inschriften ein wichtiger Beweis für den Bestand einer lebenskräftigen römischen Enclave in Thesprotien, die auch in der Verwaltung von Epirus eine Rolle gespielt hat.3) Ueber das Amt des Callistus und über das Ver- hältnis von Epirus zu Achaia wird an einem anderen Orte auf breiterer Grundlage zu handeln sein. *) Vgl. R. von Schneider, Archäol. -epigr. Mitth. IX, S. 63; E. Szanto, ebenda XIV, S. 113; C. Wern icke, Pauly-Wissowa’s Realencyklopädie s. v. Artemis, Sp. 1408 f.; C. Patsch, diese Mitth. VI, S. 223. 2) Wernicke, a. a. O., Sp. 1379. 3) Ausser unserem „ab conmentaris“ werden auf hiesigen Monumenten ein procurator Augusti Epiri, Rev. arch. 1890, S. 139, und eine Augusti serva (Bulletin de corresp. hellenique 1892, S. 176, n. 4, genannt. 206 I. Archäologie und Geschichte. Nach einer ebenfalls in Limboni zum Vorschein gekommenen Inschrift1) hat hier allem An- scheine nach die von Procop de aedif. 4, 1 und Hierokles 652, 5 erwähnte Stadt Photice gelegen. Sie wird von älteren Autoren nicht angeführt; dagegen notiren die Tabula Peuting. und der Ravennas 378, 10 zwischen Buthrotum und Glycys Limen — Nikopolis eine nach einem Dianatempel benannte Station Ad Dianam, respective Diana, die in die Gegend von Limboni zu liegen kommt. Es ist also leicht möglich, dass diese Station und die Aedes des Callistus identisch sind. In welchem Verhältniss dann Ad Dianam und Photice standen, kann erst auf Grund näherer Untersuchung an Ort und Stelle bestimmt werden. Das in der Inschrift genannte signum ist glücklicher Weise ebenfalls geborgen worden.2) Es ist dies ein Torso einer Statuette aus weissem Marmor (Figur 2 — 4). Leider ist er nicht unerheblich beschädigt. Es fehlen der Kopf und der Hals, der ganze rechte Arm und der linke vom Ellbogen an, die Beine unterhalb der Kniee und die Füsse. Die Gesaminthöhe beträgt 0'40 M., die Schulterbreite 0‘18 M. Oben befindet sich ein kleines rundes Stiftloch; demnach waren Hals und Kopf aus einem Stücke selbstständig gearbeitet. Die Göttin, welche auch ohne die Inschrift nach der Tracht und dem Köcher nicht zu verkennen wäre, steht in Vordersicht mit Vorgesetztem linken Fuss; das rechte Knie war leicht gebogen. Der Kopf war nach der ganzen Haltung und der Bruchlinie am Halse im Dreiviertelprofil nach rechts ge- wendet. Die Kleidung besteht aus dem hochgeschürzten, doppeltgegürteten, ärmellosen dorischen Chiton, welcher sich in verticalen Falten dem Körper eng anschmiegt. Er scheint sich auf der rechten Schulter aufgelöst zu haben und herabgefallen zu sein, wodurch die rechte Brust zum grossen Theile entblösst wurde, ein Motiv, das die spätere Kunst häufig angewendet hat,3) um das Amazonenhafte der Göttin hervorzuheben. Ein schärpenartig zusammengelegtes Mäntelchen, welches wie bei der Diana *) Rev. arcli. 1890, S. 139. 2) Es wurde bereits im Bull. 1892, S. 174 kurz erwähnt: iv trj i8(a Gscrei eupsör) xai xoppo? yuvatxsiou dydXpatos. 8) Vgl. Th. Schreiber in Roscher’s Myth. Lexikon s. v. Artemis, S. 603. Notizen. 207 von Versailles zu einer Art Gürtel verwendet erscheint, zieht sich vom Rücken, die rechte Schulter frei lassend, über die linke Schulter nach vorne, ist auf der linken Brust unter dem oberen Gürtel durchgezogen und fällt auf die linke Hüfte herab; das andere Ende bildet unter der rechten Schulter mit dem Gürtel einen Knoten, um dann fast symmetrisch auf die rechte Hüfte herabzufallen. IAuf dem Rücken trägt die Göttin den Köcher, dessen Band auf der Brust von rechts oben nach links unten verlaufend sichtbar ist. Die Rechte scheint erhoben und im Begriff gewesen zu sein, aus dem Köcher einen Pfeil herauszuziehen. Mit der Linken, deren gesenkter Oberarm erhalten ist, fasste die Göttin höchstwahrscheinlich den Bogen. Theodor Ippen. Prähistorische und römische Fundstätten in der Umgebung von Scutari. (Mit Figur 5 — 13.) — Im Nachfolgenden stelle ich die vorrömischen und römischen Fund- stätten zusammen, die mir in der letzten Zeit in der Umgebung von Scutari, insbesondere längs des Ostufers des gleichnamigen Sees bekannt geworden sind, und gebe mich der Hoffnung hin, ihre Zahl bald vermehren zu können. Die Abfolge der Ortschaften, die zur leichteren Orientirung auf der Karten- skizze Figur 5 verzeichnet sind, ist eine nordsüdliche. 208 I. Archäologie und Geschichte. Vuksanlekaj. Das Dorf Vuksanlekaj liegt iu der Ebene des Scutarisees am Fusse des Berges von Hoti, eine Stunde südlich vom Städtchen Tusi, etwa 3 Stunden von den Ruinen von Doclea1) und 7 Stunden von Scutari entfernt. Es zählt etwa 50 zerstreute Häuser und wird von Albanesen des Stammes Hoti bewohnt. Die archäologischen Funde werden auf den Feldern in der Ebene gemacht. 1. Umrahmte Platte, 0'375 M. hoch, 0'665 M. breit; gegenwärtig im Pfarrhause zu Trabojna, wo sie von dem früheren Pfarrer als Feuerstelle benutzt wurde, wodurch der Stein sehr gelitten hat (Figur 6). Fig. 6. Grabstein aus Yuksanlekaj. Eine ähnliche Familienbegräbnissstätte wird C. I. L. III 2963 erwähnt: Manibus gentis suae. Ueber den auch sonst in einzelnen Orten Dalmatiens hervortretenden Familienzusammenhalt, der sich in der Schaffung eigener, auf Blutsverwandtschaft begründeter Collegien, der cognationes, äussert, vgl. E. Hula, Archäol.-epigr. Mittheilungen XIII, S. 98 ff. Fig. 7. Grabstein über einer Hausthüre in Vuksanlekaj. 2. Umrahmte Tafel, etwa 0’30 M. hoch und 0'40 M. breit; über der Hausthür des Prenn MacSija in Vuksanlekaj eingemauert (Figur 7). L. Pletorius Vales L(uciae) Pletoriae filiae loricam fecit, q[u]ae vixit an(nos) X, et sibi et suis fecit. J) In Figur 5 steht aus Versehen die jüngere Form Dioclea. Notizen. 209 Wie Pletorius neben Plaetorius, so kommen auch Pletor und Plaetor vor, vgl. C. I. L. III 3149. 3804. 3825. Yales statt Valens ist sehr häutig nachweisbar. Die Tochter führt ausnahmsweise ein Pränomen,1) dagegen kein Cognomen. Lorica muss hier die ganze Grabstätte bedeuten. 3. Umrahmte Platte, etwa 0'50 M. hoch und O'fiO M. breit; in dem Hause der unter n. 2 ge- nannten Prenn Maöija in einer Höhe von 4 M. verkehrt eingemauert. Eine bequemere Nachprüfung dürfte den ganzen Wortlaut der Inschrift erzielen (Figur 8). CASSIAE • C F • AN NAE C CASSIVS • LON CINVS CONrVRF MSVAE BENE N 5 FECIT S VIS Fig. 8. Cassiae C. f(iliae) An- nae C. Cassius Lon- [g]inus con[t]u[b]e[rna li] suae benfe mere]n[ti] fecit [et sibi et] suis [fecit?] . Zu Anna vgl. Mommsen, C. I. L. III, Index p. 1089. Nach den Erzählungen der Dorfbewohner hat ausserdem hier vor etwa 10 Jahren ein Bauer eine mannshohe Platte mit der Darstellung eines männlichen Kopfes in Lebensgrösse gefunden. Ueber den Verbleib des Monumentes konnte ich bis jetzt nichts erfahren. Auf die obigen Inschriften dürfte sich die Notiz bei A. J. Evans, Antiquarian researehes in Illyricum (Parts I and II), S. 84 beziehen: I am informed by the Padre Superiore of the Franciscans that in their church at Hotti are two Roman inscriptions, and that on the neighbouring site of Helmi are the remains of a considerable ancient building which he believed to be a temple, as well as another inscription built into the house. An Kleinfunden kamen in Vuksanlekaj zum Vorschein eine kleine Pferdefigur aus Bronze und eine goldene Nadel. Erstere ist in den Besitz des früheren französischen Consuls von Scutari, Herrn Degrand, übergegangen. Marsejn. In dem von Vuksanlekaj etwa zwei Stunden südöstlich gelegenen, zur Gemeinde Koplik gehörigen Weiler Marsejn stiessen im Frühjahre 1899 Bauern beim Ackern auf ein römisches Grab. Ueber dem Schädel standen die dachförmig zusammengestellten Steinplatten noch aufrecht; über dem Körper und den Beinen war das Steinzeit bereits eingestürzt und die Trümmer lagen auf dem kiesigen Grunde des Grabes. Zu Häupten des Todten befand sich der Inschriftstein Figur 9. U .... T .... et U .... 0 .... et A .... P ... . f(ilius'?) sibi et s(uis) v(ivi) f(ecerunt). Fig. 9. Grabstein in Marsejn. Die Platte ist 0‘75 M. breit, 0'40 M. hoch und gefällig umrahmt. Das Material ist der gewöhn- liche gelbgraue Kalkstein. Die Namen sind in der Inschrift abgekürzt, bei der ersten und zweiten Person ist der Gentilname der gleiche. Es handelt sich also um ein Familiengrab; gefunden wurde jedoch, wie angegeben, nur ein Skelet. *) Lucia kommt als Pränomen z. B. in Südfrankreich einige Male vor; vgl. Hirschfeld, Index zu C. I. L. XII, p. 894. Band VIII. 14 210 I. Archäologie und Geschichte. Koplik. In der Gemeinde Koplik werden zwischen Mauerresten verschiedene römische Alterthümer gefunden : mir liegen vor: eine 0'10 M. hohe Bronzestatuette eines Lar (Figur 10), eine Ringfibel (Figur 11), eine Kniefibel aus Bronze (Figur 12), ein Bronzehaken (Figur 9) und ein Grosserz des Kaisers Gordian. Fig. 10 — 13. Kleine römische Bronzen aus Koplik (1/3). Fig. 10. Lar. Fusa Stoj. In der nordöstlich von Scutari liegenden Ebene FuÄa Stoj sind verschiedene prähistorische Funde gemacht worden. Es befinden sich dort mehrere Tumuli. Einer derselben wurde vor etwa 15 Jahren geöffnet; man fand in ihm nebst zwei oder drei Steinwerkzeugen eine Schwertklinge aus Bronze. Im Frühjahre 1899 wurde zwischen den Dörfern Dragoci und Rasi ein Steinkistengrab aufgedeckt. Die Dimensionen betrugen: F35 M. Länge der Basis, 115 M. Länge des Deckels, 0'81 M. Breite des Deckels, J) 0'8fi M. Höhe des Grabes. Die Steinplatten zeigten keinerlei Ornamente, sondern nur Nuten, wo sie zusamineugefügt waren. Ausser Knochen eines Skeletes wurden einige Goldknöpfe und ein Bronzereifchen im Grabe aufgelesen. Bei dem am linken Ufer des Kiribaches gelegenen Dorfe Mosi befindet sich eine nur durch einen engen, senkrechten Schacht zugängliche Gruft, von der aber nur wenig verlautet, da sie von den Umwohnern verheimlicht wird. In dem Dorfe Renei-Grajdani, 1 Stunde östlich von Scutari, trägt ein felsiger Hügel Baureste, in denen Münzen von Seodra (mit der Legende IKOAPINJIN) und des Königs Genthius gefunden werden. Etwa 9 Stunden von Scutari entfernt liegt auf dem linken Ufer des Drin das Dorf Koniani. Oberhalb desselben krönen einen Felshügel Ruinen, welche Kalaja Dalmaces genannt werden. Am Fusse dieses Hügels breitet sich eine Nekropole aus, welche aus im Niveau des Terrains liegenden Flachgräbern besteht. Im Sommer 1898 wurden mehrere dieser blos mit Steinplatten bedeckter Gräber von Herrn Degrand geöffnet. Dieselben enthielten Bronze- und Glasschmuck, der seine nächsten Analogien unter den Funden vom Glasinac in Bosnien hat. Herr Degrand hat seine Funde der Aka- demie in Paris vorgelegt. *) Die Breite der Basis ist unbekannt. Notizen. 211 Die oben notirten römischen Fundstätten sind geeignet, die Route der von Scutari längs des Ostufers des Sees nach Norden verlaufenden Strasse1) etwas sicherer festzulegen, als es Evans, a. a. 0., S. 84, möglich war. An dieser Strecke lagen, wie ich von Dr. C. Patsch erfahre, zwei Stationen Cinna und Birziminium.2) Beide werden in der Gegend unserer Fundorte angesetzt,3) doch war es bis jetzt aus Mangel an näheren Anhaltspunkten nicht möglich gewesen, sie bestimmter zu localisireu. Cinna dürfte mit Marsejn oder Koplik identisch sein; der letztgenannte Ort tritt auch im Mittelalter als Zupenburg Kupelnik (Copenico bei den Yenetianern) hervor.4) Birziminium können wir in Vuksan- lekaj ansetzen. Der Name lebte möglicherweise noch im Mittelalter fort. Der sogenannte Presbyter [Diocleas führt nämlich unter den zehn Zupen der Zeta auch Barizi an, das ich nicht wie Jireßek0) in der „oft erwähnten Burg Ballesio, Balezo, Balec des 15. Jahrhunderts“, der jetzigen Ruine Baletzi am Flusse Rioli suchen würde. Wie dieser Flussname (= rivulus)6) zeigt, erhielt sich auch sonst die alte Nomenclatur zum Theil bis in die Gegenwart. In Birziminium steht, wie aus Anmerkung 2 zu ersehen ist, der erste Vocal nicht fest. I *) Ueber ihre Fortsetzung im Zetathale vgl. C. Jirecek, Die Handelsstrassen von Serbien und Bosnien während des Mittelalters, S. 72, S4, und C. Patsch, diese Mitth. VI, S. 261 f. 2) Itin. Anton. 338: Scodra — XII — Cinna — XVIII — Birziminio; Tab. Peuting. : Scobre — XX — Sinna — XVI- — Bersummo; Ptolem. II, 16, 12; Aakpatia; os tcoXei; jj-sadyaot aioe : Xivva, AoxXsa. Geogr. Rav. 208, 3: Burzumi; 211, 8: Item iuxta Burzumon est civitas quae dicitur Medione. 3) H. Kiepert, Formae orbis antiqui XVII; W. Tomaschek, Mitth. der geogr. Gesellschaft in Wien 1880, S. 554; H. Gons, La provinee Romaine de Dalmatie, S. 225 f. ; Evans, a. a. O., S. 84 ff. ; Patsch, Pauly-Wissowa’s Realeucyklopädie s. v. 4) Jirecek, a. a. O., S. 22. 5) A. a. O. 6) Jirecek, a. a. O. 14* / II. THEIL. VOLKSKUNDE. A. Berichte und Abhandlungen. Beiträge zur Volksmedicin in Bosnien.1) Von Dr. Josef Preindlsberger, Lawlessanitätsrath, Primararzt, Vorstand der eliirurg.-oculist. Abtheilung des bosn. -hereeg. Landesspitals zu Sarajevo. Inhalt: I. Ueber die von Volksärzten ausgeführten Staroperationen. — II. Ueber die von Volksärzten ausgeübten Steinoperationen. (Mit 6 Abbildungen im Texte.) I. Ueber die von Volksärzten ausgeführten Staroperationen. V\ ie die meisten Länder des Orients hatte auch Bosnien vor Beginn der öster- reichisch-ungarischen Verwaltung sanitäre Verhältnisse, wie wir sie eben bei Völkern finden, die ihre Einrichtungen von altersher besitzen und unberührt von den Fortschritten der Culturvülker an den alten Sitten und Gebräuchen mit der dem Orientalen eigen- thümlichen Zähigkeit festhalten. Es ist eine sich oft wiederholende Erscheinung im Leben der Völker, dass auch bei vollständiger Umgestaltung der äusseren Verhältnisse Sitten und Gebräuche am längsten unvei'ändert bleiben. Die Volksmedicin, die dem Volke, dessen Ueberlieferungen selbst entstammt, können wir wohl kaum anders auffassen denn als eine Summe von herkömmlichen Gebräuchen. Allerdings wurzelt auch die wissenschaftliche Medicin in ihren Anfängen zu grossem Theile auf dem Boden der dem Volke entstammenden Tra- ditionen; wenn aber eine gewisse Spanne Zeit zwischen jenen rudimentären Anfängen und der fortschreitenden Wissenschaft verflossen ist, dann verliert sich der Zusammen- hang zwischen beiden immer mehr, und nur eine rückblickende geschichtliche Betrach- tung entreisst ihn dem Vergessen. Ueber die Volksmedicin in Bosnien wurde bereits eine Reihe von interessanten Mittheilungen veröffentlicht; im Folgenden sollen uns zwei Gruppen der Volksärzte beschäftigen - — - die Starstecher und die Steinschneider. Ueber die Starstecher, respective über das Resultat ihrer Thätigkeit, habe ich selbst einige Erfahrungen gesammelt und dieselben bereits zum Gegenstände kurzer Mit- theilungen gemacht. In zwei kleinen Arbeiten habe ich selbst und mein früherer Assistent Dr. Mader die Endresultate der von Volksärzten ausgeübten Reclination mit- *) Nach einem zur Feier des 25jährigen Jubiläums des Vereines der Aerzte für Croatien und Slavonien in Agram gehaltenen Vortrage. 216 II. Volkskunde. getheilt; inzwischen haben sich meine Beobachtungen vermehrt, und ich möchte mir heute erlauben, in gedrängter Kürze einen Ueberblick über die Geschichte des Starstiches zu gehen, weil manche Quellen erst in jüngerer Zeit eine richtige Deutung gefunden haben. Die Kenntniss des grauen Stares reicht bis in die frühesten Perioden der mensch- lichen Cultur zurück. Nach der Bearbeitung von Hirschberg1) enthält der Abschnitt über Augenheilkunde im Papyros Ebers bereits die Beschreibung von fast ebensoviel Augen- krankheiten, allerdings in weniger verständlicher Darstellung als die 1000 — 1200 Jahre später verfasste Hippokratische Sammlung. Ob aber die alten Aegypter bei Star operative Eingriffe vorgenommen, ist aus den bisherigen Quellen nicht ersichtlich. Allerdings wurden auf Mumien Abbildungen gefunden, welche einen Priester darstellen, der mit einem Instrument die Augen berührt, um sie zu öffnen, wie der Text lautet. Nach der Auslegung von Ebers hat diese Berührung jedoch nur die symbolische Bedeutung, dem Verstorbenen in der anderen Welt die Kraft des Sehens neu zu verleihen. Bei den Aegyptern fehlt zwar in der ältesten Quelle, dem Papyros Ebers, der Begriff Star; doch waren ägyptische Augenärzte bereits in sehr frühen Perioden des Alterthums durch ihre Kenntnisse und ihre Geschicklichkeit bekannt. So erzählt Herodot, dass ein ägyptischer Augenarzt nach Persien berufen worden sei, um die blinde Mutter des Königs Cyrus zu heilen. Wir haben aber bisher keinen Anhaltspunkt für die Vermuthung, dass bei den alten Aegyptern der Starstich vorgenommen worden sei, und auch den Hippokratikern und der classischen Zeit der Griechen fehlt die Lehre vom Star vollständig. Erst bei Celsus, 25 v. Chr. bis 50 n. Chr., finden wir in einer ausführlichen Darstellung der Augenheilkunde mit ungefähr 30 Krankheitshegriffen auch die fertige Starlehre. Es heisst da: 1. Der Star entstehe durch eine Ausschwitzung und spätere Gerinnung in die Pupille. 2. Der Star könne durch Einführung einer Nadel in die geronnene Masse und Nachuntendrängen derselben geheilt werden. Diese Anschauung über die Starerkrankung, der auch ihr Name („cataracta“) seinen Ursprung verdankt, hat bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts gegolten; und diese Staroperation, die Reclination, erhielt sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Celsus hat die Staroperation aus den Schriften der griechischen Aerzte der alexan- drinischen Schule kennen gelernt; die Alexandriner haben ihre Kenntnisse über den Starstich den Indern zu verdanken. Bekannt ist die Fabel, dass der Starstich durch die Ziege zur Kenntniss des Menschen gekommen sei. So schreibt Galen, dass sich eine starblinde Ziege durch Einbohren einer Spitzbinse in das Auge vom Star geheilt habe, und Claudius Aelianus (222 n. Chr.) erzählt diese Fabel in noch ausführlicherer Form. Bei den alten Chaldäern, Assyriern und Babyloniern bestand die Augenheilkunde fast nur in Beschwörungen und in der Anwendung von zusammenziehenden Heilmitteln auf das erkrankte Auge. Ueber die altjüdische Medicin ist wenig bekannt, denn Bibel und Talmud befassen sich mit ärztlichen Dingen nur insoweit, als sie auf das Sittengesetz Bezug hatten. Nach Hirschberg findet sich in der altpersischen, masde’ischen Heilkunde, im Vendidad des Zend-Avesta, so interessant sie auch für die Culturgeschichte ist, keine Mittheilung über die Augenheilkunde. Ganz anders steht es mit den alten Indern. Schon in der brahmanischen Zeit finden wir eine selbstständige entwickelte Augenheilkunde, die als Upa-Veda oder ■) Die Litteraturangaben sind in den eingangs erwähnten Arbeiten enthalten. Preindlsberger. Beiträge zur Volksmedicin in Bosnien. 217 ergänzende Offenbarung bezeichnet und unter dem Namen Ayur-Veda (Offenbarung vom Leben) den Göttern zugeschrieben wurde. Dass die altindische Medicin ganz autochthon entstand, und dass vor Allem der Einfluss der Griechen fehlte, ist mit der grössten Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Die alten Inder kannten einzelne Operationen, die wie Nasenbildung aus Stirn und Wange den Griechen unbekannt blieben; es findet sich ferner in den indischen Schriften kein Kunstausdruck fremden Ursprungs, ja es wird in der Ayur-Veda sogar die Zucker- harnruhr beschrieben, die den Griechen stets unbekannt blieb und zur Kenntniss der Europäer erst 1674 gelangte, als Thomas Wiltis den süssen Geschmack des diabetischen Harnes entdeckte. Die Blüthezeit der indischen Heilkunde fällt mit der Glanzperiode des Buddhismus (250 v. Chr. bis 750 n. Chr.) zusammen. Sucruta kannte 700 Heilmittel und 130 Instrumente, es gab öffentliche Kranken- häuser für Menschen und Thiere, die auf Kosten des Staates erhalten wurden. Nach der Entwicklung des heutigen Hinduismus (750 — 1000 n. Chr.), als es zu einer schärferen Ausbildung der Kasten kam, gaben die Brahmanen die Ausübung der Heilkunde auf. Die Muhammedaner ersetzten sie; die Khalifen von Bagdad hatten arabische Ueber- setzungen der indischen Heilschriften veranlasst, wodurch dieselben wohl zweifellos Gemeingut der muhammedanischen Welt wurden. Wir finden bei den alten Indern eine deutliche Beschreibung des Stares, aber eine unklare Schilderung der dabei ausgeführten Operation. Celsus, Galenus, Paulus von Aegina geben genaue und ausführliche Beschreibungen des Starstiches. Nach dem Gesagten ist der eigentliche Ursprung des Starstiches historisch nicht sicherzustellen, es wäre möglich, dass wir ihn bei den Aegyptern zu suchen haben; sicher ist nur, dass er bereits bei den alten Indern zur Ausführung gelangte. Die alexandrinischen Griechen in Aegypten schufen gewiss nicht ohne ägyptischen Einfluss eine systematische Bearbeitung der operativen Augenheilkunde; diese blieb nicht nur in den nächsten 800 Jahren der römisch-hellenischen Welt unverändert, sondern wurde bis in die neueste Zeit einfach nachgeahmt; so von den Arabern, den Arabisten im europäischen Mittelalter, von den Aerzten in der Zeit der Renaissance. „Die Geschichte der abendländischen Heilkunde ist im Wesentlichen nur eine Ge- schichte der griechischen Heilkunde, ihrer Wandlungen und Wanderungen (Hirschberg).“ Wenn wir auch in den früheren Epochen der Augenheilkunde operative Eingriffe bei Cataract finden, so waren dieselben nur der Hypopyonoperation analog, und „es ist im Wesentlichen das Verdienst der Franzosen, die Starausziehung von dem unfrucht- baren Pfade, auf dem sie sich bis Anfang des 18. Jahrhunderts bewegt hatte, auf eine rationellere und um Vieles verheissungsvollere, ergebnissreichere Bahn gelenkt zu haben (Magnus)“. St. Yves entfernte 1707 zum ersten Male eine in die vordere Kammer luxierte Cataract durch einen ausgiebigen Hornhautschnitt mit Erfolg. 1750 brachte Daviel seine Extractionsmethode zur Ausführung; deshalb wird dieses Jahr auch als das Geburtsjahr der Extraction betrachtet. Es mussten aber fast noch 100 Jahre verstreichen, ehe die Extraction der Cataract nach mannigfachen Kämpfen, nach allerlei Modificationen allgemeine, unangefochtene Anerkennung fand. Die alte Methode der Reclination hat sich aber heute noch im Orient erhalten und wird von berufsmässigen Starstechern ausgeübt. Hirschberg hatte (1893) gelegentlich 218 II. Volkskunde. einer Reise nach Indien Gelegenheit, eine grössere Zahl von Augen zu untersuchen, an welchen von Volksärzten die Reclination einer Cataract vorgenomruen war. Es gelang ihm nicht einer Operation beizuwohnen; wir besitzen aber die genaue Beschreibung der Methode von einem englischen Arzte, Dr. Breton, der die Ausführung der Operation ausführlich schildert (1824). Ebenso hatte Dr. Milhausen Gelegenheit, in Tiflis einer Reclination beizuwohnen, die ein herumwandernder tatarischer Oculist aus- führte. Die Beschreibung stimmt in beiden Fällen fast genau mit der alten, classischen Methode überein, und nur die Art und Weise der Vorbereitung und der nicht wesentliche, wenn auch originelle äussere Apparat sind verschieden. Hirschberg fand bei der Untersuchung der reclinirten Augen in Indien verhältniss- mässig günstige Resultate, die er den operativen Resultaten der Aerzte, die aus der modernen anglo-indischen Schule in Indien stammen, mindestens an die Seite stellt. Eine Erklärung für die relativ günstigen Resultate der Reclination in Indien findet er darin, dass in der heissen Zone Indiens der Altersstar um 20 Jahre früher reife als in der gemässigten Zone; in Indien sei das mittlere Alter der Operirten 40, in Berlin 62 Jahre; die Gefahren der Reclination seien aber im mittleren Alter geringer als im höheren. Als ich im Sommer 1894 die chirurgisch-oculistische Abtheilung am Landesspitale in Sarajevo übernahm, hatte ich alsbald Gelegenheit, den unauslöschlichen Spuren der Thätigkeit eines Starstechers zu folgen. Der erste Patient, den ich zu sehen bekam, war 2 Jahre zuvor am linken Auge von dem Starstecher reclinirt worden und besass an diesem Auge kaum noch eine Lichtempfindung; trotzdem unterzog sich der Patient, ein alter Muhammedaner, am anderen Auge der ihm von uns vorgeschlagenen Extraction nur unter der Bedingung, dass ich ihm kein schlechteres Resultat als am linken Auge verspreche. Die Operation brachte einen vollen Erfolg, und der Patient war zufrieden. Bald mehrten sich die Fälle, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte; es würde zu Aveit führen, wenn ich jeden einzelnen Fall schildern wollte. Ich habe jedoch eine Tabelle angefertigt, die einen Ueberblick über das Alter der Patienten, die Zeit, welche seit Vornahme der Reclination verflossen war, deren Endresultat und den Befund am Auge bietet. Nummer -2 Ö ä .2 ^ "e® PL Jahre Zeitpunkt der Reclination Auge Visus Ausgang 1 65 unbekannt beide Augen Amaurosis Beiderseits Ablatio retinae, Cata- ract am Boden sichtbar, Druck vermindert 2 45 unbekannt rechts Amaurosis Iridocyclitis, Ablatio retinae 3 4 43 unbekannt rechts Fingerzählen in l1/2 M. G. b. n. T + 1 37 vor 3 Jahren rechts Handbewegungen in 2 M. G. b.n. Ein Jahr lang bestand gutes Sehvermögen Glaskürpertrüb ungen T -f 1 5 70 unbekannt rechts links Mit 13, e/15 Visus idem Glaskörpertrübungen T — 1 G 55 unbekannt beide Augen Amaurosis Ablatio retinae T — 2 Preindlsberger. Beiträge zur Volksmedicin in Bosnien. 219 O O o § ® Zeitpunkt Auge Visus Ausgang p g auf; sie lassen nach, treten aber wieder auf, besonders wenn ich mich verkühle.“ Diese schlichte Erzählung schildert nicht nur in anschaulicher Weise den Vorgang bei der Starreclination, wie wir ihn aus den Schriften des Alterthums und des Mittel- alters kennen, sondern bringt auch über die Nachbehandlung ganz genau dieselbe Methode, dieselben Arzneimittel, wie wir sie bei Celsus angegeben finden. Ein anderer Kranker erzählt, dass Cancarevic mit einem Assistenten operirt habe, den er in der Regel aus der Umgebung des Kranken wählte; derselbe stellte sich hinter den Kranken, hielt dessen Kopf fest und musste vorher schwören, dass er während der Operation unverrückt zwischen die Schulter des Kranken blicken werde. Unmittelbar nach der Operation stellte Cancarevi6 Sehproben an: er liess die Finger zählen, die Farbe seines Bartes bestimmen (vidis li moju zutu bradu?) und er- klärte das Resultat der Operation nur von dem Verhalten des Kranken abhängig. Dass die Bevölkerung sich jetzt mit der modernen Operationsmethode befreundet, beweist wohl am besten der Umstand, dass die Zahl meiner Extractionen stets zunimmt, so dass ich in diesem Jahre (1899) allein über 190 Operationen vorzunehmen Gelegen- heit hatte. 0 Auch sein Vater und sein Bruder sollen sich mit der Ausführung des Starstiches befasst haben. Pr ei 11 dis b erger. Beiträge zur Volksmediciu in Bosnien. 223 II. Ueber die von Volksärzten ausgeführten Steinoperationen. In der vorstehenden Mittheilung über den Starstich habe ich mich bei der Ge- schichte desselben länger aufgehalten, weil ich glaube, dass dieselbe weniger allgemein bekannt sei. Die Geschichte des Steinschnittes ist viel mehr Gegenstand des Studiums aller Chirurgen, und ich will aus derselben nur so viel erwähnen, als mir für die Be- handlung unseres Gegenstandes unbedingt erforderlich erscheint. Der Steinschnitt wurde bereits von den alten Indern ausgeführt und in deren ältesten medicinischen Schriften genau beschrieben. Bis zum 16. Jahrhundert wurde allgemein jene Methode geübt, die unter dem Namen der Celsus’schen oder Paulus’schen Methode, der Sectio Guidoniana oder Stein- schnittmethode mit dem apparatus parvus bekannt ist. Diese Methode bestand darin, dass von einem quer zwischen Mastdarm und Scrotum oder auch mehr seitlich gelegenen Schnitte mit einem Messer direct auf den Stein ein- geschnitten wurde, der durch einen in das Rectum eingeführten Finger an das Perineum (Damm) angedrängt und nach Vollendung des Schnittes zur Wunde herausgedrängt wurde. Zur Ausführung dieser Operation war kein anderes Instrument als das Scalpell nothwendig, daher die Bezeichnung „cum apparatu parvo“. Gegenüber dem von Zufälligkeiten abhängigen „Schnitte auf den Stein“ Bildete die von einigen Familien im Beginne des 16. Jahrhunderts als Geheimniss bewahrte Methode „cum magno apparatu“ den Ausgangspunkt einer mehr wissenschaftlichen Lithotomie. Diese Methode wurde nach ihrer Veröffentlichung durch Mariano Santi (1520 — 1525) als Sectio Mariana bezeichnet und stimmte in allen Hauptpunkten mit einer durch 200 Jahre von der Familie Calot in Frankreich als Geheimniss bewahrten und 1709 endlich veröffentlichten Methode überein. Zur Sectio Mariana gehörten unter anderen weniger wichtigen Instrumenten eine gefurchte Sonde für die Harnröhre, die als Leitinstrument diente, und Dilatatoren zur Erweiterung der Blasenwunde. Wenngleich diese Methode gegenüber dem rohen Verfahren bei der Sectio Gui- doniana einen Fortschritt bedeutete, so wurde sie doch erst 1726 durch den Engländer Cheselden so verbessert, dass sie bis auf die Neuzeit nur technische Modiiicationen erfuhr. Erwähnt sei noch, dass bereits zur Zeit des Kaisers Leo im 9. Jahrhundert der Gedanke, den Stein in der Blase zu zertrümmern, zur Ausführung gelangte, wie dies aus der Biographie des heil. Theophanes hervorgeht. Auch bei Albukatim tindet sich bereits die Methode, den Stein in der Blase zu zerschlagen. Nach Haeser waren die Bewohner eines Thaies in Epirus noch zu Ende der Siebzigerjahre als Steinschneider bekannt, und diese Kunst vererbte sich bei ihnen vom Vater auf den Sohn. In Bosnien und der Hercegovina ist den Steinschneidern gegenwärtig die Aus- übung ihrer Praxis strenge verboten, und aus den letzten Jahren ist auch kein Fall bekannt geworden, wo eine Steinoperation von einem Curpfuscher ausgeführt worden wäre. Es trennen uns aber von der Zeit der noch recht ausgedehnten Praxis der Volks- ärzte doch nur wenige Jahre, und ich glaubte deshalb, dass es nicht ohne einiges Interesse sei, Daten über diesen Zweig der Volksarzneikunst zu sammeln. In Pobrgje bei Kotorvaros soll ein Mann leben, der vor zehn Jahren an einem Kranken eine Steinoperation vorgenommen hat, die von gutem Erfolg begleitet war. Diese Angabe machte ein Patient des Dr. Knotz in Banjaluka, der im dortigen Spital Aufnahme fand. 224 II. Volkskunde. Ein anderer Kranker des Dr. Knotz erzählte von einem Steinschneider Namens Nikodim, der vor der Occupation Steinoperationen vorgenommen habe; nähere Angaben über diesen Steinschneider fehlen. Ein sehr gefährlicher Geselle scheint noch im Anfang der Achtzigerjahre im Kreise Banjaluka ein gewisser Ivan Radic gewesen zu sein. Dr. Knotz hat aus den Gerichtsacten Daten über diesen Steinschneider gesammelt, da Radi6 wiederholt wegen operativer Eingriffe, in deren Folge mehrere Kranke zu Grunde gingen, von den Angehörigen der Verstorbenen geklagt wurde. Merkwürdiger- weise wurde er in der Regel nur deshalb geklagt, weil die Angehörigen die bezahlten Curkosten rückersetzt haben wollten. In einem Falle wurde eine gerichtsärztliche Ob- duction vorgenommen; aus dem dabei aufgenommenen Protokoll geht hervor, dass der Operirte an Anämie und einem langdauernden Eiterungsprocess zu Grunde gegangen war; es sind aber in dem Befunde (Dr. Pelz, 15. November 1883) keine Nebenver- letzungen erwähnt. Ivan Radic war damals 37 Jahre alt, römisch-katholisch und scheint ein ganz intelligenter Mann gewesen zu sein, der ausser der Landessprache lateinisch und alt- griechisch schrieb. Bei den verschiedenen Fällen, wo er in Anklagezustand versetzt worden war, verantwortete er sich damit, dass er in der Zeit vor der Occupation seinen Beruf, der in der Behandlung von Stein-, Augen-, Ohren- und Hautkrankheiten bestand, unge- hindert habe ausüben dürfen. Oh Radib heute noch lebt, ist mir nicht bekannt, ebenso wenig, auf welchem Wege er, sowie die beiden Erstgenannten, ihre „Kunst“ erlernt haben. Dr. Foglär in Bugojno verdanke ich sehr ausführliche Daten über einen in Cehajici (Bezirk Bugojno) lebenden Steinschneider, der seit acht Jahren — d. i. seit dem be- hördlichen Verbot — angeblich keine Steinoperation mehr ausgeführt hat.1) Jozo Brzica, 68 Jahre, Dungjer (Zimmermann), geboren und wohnhaft in Cehaji6i, stammt aus einer Curpfuscherfamilie. Sein Grossvater wanderte aus Dalmatien ein und wurde in Cehajici sesshaft; er behandelte ausschliesslich Knochenbrüche, Luxationen, Wunden und zog Zähne; Stein- schnitte hat er nie ausgeführt. Sein eigentlicher Beruf war jedoch der eines Zimmer- mannes. Der Vater des Jozo, der das gleiche Gewerbe ausübte, befasste sich ebenfalls mit der Curpfuscherei und erlernte die Steinoperation von einem Zigeuner aus Visoko auf listige Weise. Der Zigeuner war zu einer Steinoperation gekommen, die er an einem Bewohner des Bezirkes Bugojno in Uduslija, Namens Dragoljovic, ausführte. Der Vater des Jozo bot sich zur Assistenz an und wurde dann auch Steinschneider. Der alte Brzica war nun durch die Steinoperationen häufig auswärts beschäftigt und musste deshalb seine übrige Praxis vernachlässigen; er weihte daher seinen Sohn Jozo in alle seine medicinischen Geheimnisse ein, mit Ausnahme der Steinoperation, zu der er ihn erst, als er alt und gebrechlich geworden war, zweimal mitnahm. Im Ganzen soll der alte Brzica in fünf Jahren 30 — 35 Steinoperationen ausgeführt haben. Nach dem Tode seines Vaters betrieb Jozo die Curpfuscherei in ausgedehntem Masse. Da ihm die ersten drei Kranken, an denen er den Steinschnitt ausführte, starben, scheute er diese Operation, bis ihn vor etwa 35 Jahren ein Kranker aufsuchte, der ihn zur Vornahme des Steinschnittes ohne jede Verantwortung aufforderte. b Ist inzwischen gestorben. Preindlsberger. Beiträge zur Volksmedicin in Bosnien. 225 Diese Operation gelang, und seitdem dürfte Jozo bis zum Jahre 1891, wo ihm seine Praxis behördlich verboten wurde, ca. 160 Steinschnitte ausgeführt haben. Er selbst gibt an, dass er nur 30 Todesfälle gehabt habe, doch ist die Zahl der letzteren nach den Erzählungen anderer Leute zweifellos bedeutend grösser gewesen. Jozo hat primitive, aber ganz gute Kenntnisse über die Diagnosenstellung bei der Steinerkrankung. Er unterscheidet die Steinkrankheit und den „mojasim“; unter letzterem versteht er alle Blasenkrankheiten, die nicht durch Stein veranlasst sind. Er kennt die functioneilen Störungen bei Lithiasis, wie Harnträufeln, Schmerzen etc., und hat nie eine Steinoperation unternommen, bevor er das Concrement bimanuell zwischen dem in den Mastdarm eingeführten Finger und der über der Symphyse gegen die Blase eindrückenden Hand gefühlt hatte. Eine Steinsonde kennt er nicht und fürchtet die Verletzung der Urethra (Zila) als lebensgefährlich oder als von schädlichen Folgen für die potentia generandi et coeundi begleitet. Er unterscheidet Steine mit glatter Oberfläche, die er „kamen“, und solche mit rauher Oberfläche, die er „sedra“ nennt; die sedra sind sehr häufig angewachsen und verursachen grössere Schmerzen. Sein Instrumentarium, welches die folgenden Abbildungen darstellen, besteht aus: 1) einem kleinen Messer mit gerader Klinge = lister (Figur 1); 2) einem Messer mit rechtwinkelig gebogener Klinge, das er ebenso nennt (Figur 2) 3) einem schlüsselförmigen Instrument, dessen Ende mit einem gebogenen Raspa- torium verglichen werden könnte, das er Haken = kandza nennt (Figur 3); 4) und 5) aus zwei zangenförmigen Instrumenten, von denen das kleinere zum Fassen und Extrahiren des Steines dient, während er das grössere zum Zerbrechen des Steines verwendete; beide nennt er Zange = kliste (Figur 4 und 5). Zur Operation brachte er die Kranken in die typische Steinschnittlage, in der sie von kräftigen Leuten festgehalten wurden. Er führt den linken Zeige- und Mittel- finger, bei Kindern nur den Zeigefinger in den Mastdarm ein und drängt den Stein so weit herab, dass er ihn am Perineum tasten kann. Hierauf schneidet er mit dem kleinen Messer rechts von der Mittellinie oberhalb der Analöffnung parallel zur Urethra so lange auf den Stein, bis er in eine Höhle, die Blase, kommt; hierauf erweitert er den Schnitt in der Blase mit dem gebogenen Messer und benützt dasselbe, um in den Stein eine Rinne einzukratzen, welche ihm das Fassen und Extrahiren des Steines mit der kleineren Zange erleichtert. Findet er Verwachsungen des Steines mit der Blasenwand, so löst er dieselben behutsam mit der Kandüa. Bietet die Extraction eines grossen Steines Schwierigkeiten, so zerbricht er ihn mit der grösseren Zange und entfernt die Fragmente einzeln. Grössere Blutungen eidebte er angeblich nie und beherrschte dieselben durch Aufgiessen heissen Oeles und durch Aufdrücken von Schnitten hartgesottener Eier. Die Nachbehandlung bestand in Abspülungen mit warmem Wasser, Application eines Pflasters und strenger Diät. Der Operirte durfte 3 — 4 Tage kein Wasser trinken und keine andere Nahrung als Milch, Reis- und Gerstenschleim zu sich nehmen; Gewürze musste er unbedingt vermeiden. In den Fällen mit tödtlichem Ausgang schob Jozo die Schuld auf Unreinlichkeit der Kranken oder eine Verkühlung der Wunde. Er erwartete einen Erfolg nur mit Gotteshilfe „ako Bog da“, wenn aber der Edzel (Todesengel) käme, wäre jede Mühe umsonst. Band VIII. 15 226 II. Volkskunde. Dass es bei seinen Operationen nicht ohne Zwischenfälle abging, beweist der Umstand, dass es häufig zu Darmvorfall aus der Wunde kam, wonach Jozo seine Methode Avohl nicht sehr sicher beherrschte. Wir Avollten ihn veranlassen, seine Methode am Cadaver zu zeigen; diese Zu- muthung Avies er als ein Misstrauen in seine Geschicklichkeit zurück, wäre aber bereit geAvesen, in vivo eine Operation zu demonstriren. Fig. 1. Messer „Lister“. Fig. 2. Messer „Lister“. Fig. 3. Haken „Kandza“. Ferner lebt in Yisoko ein Steinschneider, Avdija He6imovi6, der seine Kunst von seinem Vater, dieser vom Grossvater erlernt hat und glaubt, dass auch der Ur- grossvater bereits Steine operirt habe. Die Daten über diesen Volksarzt verdanke ich Herrn Dr. Bleicher in Visoko, der ihn auf mein Ersuchen examinirte. Die Operations- methode des Avdija ist genau dieselbe wie die des Jozo in Bugojno. Er will bis jetzt 27 Operationen, alle mit gutem Erfolge, ausgeführt haben, die letzte vor 4 Jahren. I Preindlsberger. Beiträge zur Volksmediein in Bosnien. 227 Fig. 5. Zange „Kliste“. 15* Fig. 4. Zange „Kliäte' 228 II. Volkskunde. ] Seine Angaben sind aber im Widerspruch mit der Erzählung eines von ihm Operirten, der sich für den Einzigen hält, der mit dem Leben davongekommen sei. Das Instrumentarium des Avdija besteht nur aus einem alten Rasirmesser und einem gebogenen Haken ( „kvaka“ ) von eigenthümlichem Aussehen, den er aber fast nie gebraucht haben will (Figur 6). Ueber einen im Sandzak von Novi-Pazar lebenden Steinschneider namens Beciraga Celedzic erzählte mir Nasuf Njuhar, Kaufmann aus Plevlje, Folgendes: Mein Sjähriger Schwestersohn Zejnjil Bajrovic litt an Blasenstein. In Plevlje waren früher einige Steinkranke, die alle von einem gewissen Beciraga Celedzic behandelt worden waren. Wir riefen deshalb den Be6iraga, damit er Zejnjil den Stein entferne. Der Vorgang bei der Operation war folgender: Nachdem das Kind auf ein starkes Brett gebunden und ihm ein Glas starken Schnapses zum Trinken gegeben worden war, führte Beiiraga einen Schnitt mit einem gekrümmten Messer zwischen Hodensack (mosanja) und After (cmara) und zog den Stein, der dabei zerbrach, mit den Fingern heraus. Das Kind war gleich bei Beginn der Operation in Ohnmacht gefallen und erst nach 4 Stunden erwacht. Nach 2 Tagen reiste Beciraga nach Hause und ordnete noch an, dass das Kind bis zur Verheilung der Wunde wenig Flüssigkeit und keine gewürzten Speisen gemessen dürfe. Diese Operation wurde vor 2 Jahren ausgeführt, und seitdem hat Beciraga angeblich die Landesgrenze nicht mehr überschritten; er prak- ticirt aber noch in Novi-Pazar. Ueber die näheren Details der Operation, ebenso darüber, wie er dieselbe erlernt habe, ist nichts bekannt. Ich gelangte zur Kenntniss dieses türkischen V olksarztes durch den genannten Kaufmann Nasuf. Dieser brachte mir den Patienten im August des Jahres mit Steinbeschwerden, die trotz des von Beciraga vorgenommenen Eingriffes unverändert fortbestanden hatten. Wir sehen demnach, dass die bis in die jüngste Zeit geübte Stein- schnittmethode eigentlich im Wesentlichen der Sectio Guidoniana ent- spricht, und dass nur vielleicht die Vermehrung des Instrumentariums der Zeit der Sectio Mariana entstammt. Woher die bosnischen Steinschneider zur Kenntnis ihrer Kunst gelangt sind, ist wohl schwer mit Sicherheit zu entscheiden; am wahr- Fig. 6. Haken scheinlichsten stammt die Methode aus dem Oriente, mit dem das Occu- „Kvaka“. pationsgebiet ja in engerem Verkehre stand als mit dem Abendlande. Ich habe bisher in drei Fällen Gelegenheit gehabt, Kranke zu untersuchen, an denen Steinschneider eine Operation vorgenommen hatten. In einem Falle bestand eine narbige Strictur mit Harnträufeln; im zweiten Falle fand sich als Folge eines vor 18 Jahren vorgenommenen Steinschnittes eine breite Mastdarmblasenfistel, die mich zu einem operativen Eingriff (Ablösung des Mastdarmes) veranlasste; im dritten Falle, den Preindlsberger. Beiträge zur Volksmedicin iu Bosnien. 229 cles genannten Knaben aus Plevlje, dessen Angehörigen ich die Daten über den dort lebenden Steinschneider verdanke, fand ich allerdings eine Narbe am Perineum, aber bei der wegen Lithiasis vorgenommenen sectio alta (hohen Blasenschnitt) keine An- deutung einer Narbe in der Blase, so dass es sich in diesem Falle wahrscheinlich nur um eine Scheinoperation gehandelt hat. Dass übrigens nach den von den Steinschneidern ausgeführten Operationen oft Folgezustände zurückblieben, ist im Volke bekannt. So erzählte mir auch mein hoch- verehrter Freund, der Sänger der bosnischen Muse Fra Grga Martic, dass häufig Incontinentia urinae und Impotentia coeundi et generandi als Folge beobachtet wurde. Das* in Bosnien Lithiasis eine sehr häufige Krankheit ist, ist bekannt. Ich selbst habe in 5 1/2 Jahren 86 Steinoperationen, meist sectio alta, selten Lithotripsie (Stein- zertriimmerung), auszuführen Gelegenheit gehabt, über die ich an anderer Stelle be- richten werde.1) 1) Die historischen Daten sind den im Literaturverzeichnis genannten Werken entnommen. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioneello in Dalmatien. Von Dr. Oscar Hovorka Edler von Zderas, emer. Gemeindeamt in Janjina (Dalmatien), Spitalsleiter in Teslie (Bosnien). (Mit 3 Abbildungen im Texte.) Motto : Zur richtigen Erkenntniss der heterogen zusammengesetzten Wissenszweige können wir nur allmälig durch gründlich ausgearbeitete Monographien gelangen. Uattala. Wir bewundern die Weisheit der amerikanischen Wilden, durch welche wir zur Kenntniss der wunderbaren Wirkung einer Chinarinde, Ipecaeuanhawurzel, der Cocablätter etc. gelangten. Sind unsere europäischen Bauern etwa dümmer und wilder als Jene, oder Hesse sich nicht doch auch so Manches aus ihrem Erfahrungsschätze verwerthen, was uns vielleicht zum Vortheil gereichen dürfte? VircHow. Es ist unleugbar, dass zur Erkenntniss der seelischen Eigenschaften sowohl eines Einzelnen, als- auch eines Volkes nichts so sehr beitragen kann als die Beobachtung seines Verhaltens in den Stunden der Noth. So wie man den Freund am besten in der Noth erkennt, offenbart uns die Volksseele im Momente der Noth und Gefahr eine ihrer prägnantesten Charaktereigenthümlichkeiten. Im Momente, wo der Körper von einem physischen Schmerze vollkommen beherrscht wird, verliert die physische Kraft sowohl des Betroffenen, als auch der Umstehenden fast vollends ihren Werth; es tritt nun der Geist in die Bresche, und dieser muss auf Mittel sinnen, um den Schmerz zu lindern oder aufzuheben. Die Art und Weise jedoch, wie dies geschieht, gestattet uns wieder einen Rückschluss auf die Auffassungsgabe, Scharfsinn, Schlauheit, oder aber auch auf die Urtheilslosigkeit oder den Aberglauben der Umgebung. Hiezu leistet die Volksmedicin einen nicht unbedeutenden Beitrag, welche nichts Anderes ist als eine Summe von jahrhundertelang in Erkrankungsfällen angesammelten Erfahrungssätzen und meist empirisch erprobten Mitteln zur Heilung oder Linderung der physischen Schmerzen oder Krankheiten. Obzwar sich die Volksmedicin hauptsächlich und vorzugsweise mit der Therapie beschäftigt, da ihr ja zumeist nur die Heilung und nicht die causale, auf stricter Classi- ficirung beruhende Behandlung einer Krankheit vorschwebt, so begegnet man beim tieferen Nachforschen wiederholt Spuren von offenbar uralten Volksüberlieferungen, bei welchen uns die richtige Beobachtungsgabe und die reine Urtheilskraft in Bezug auf Symptomatologie, Diagnose und Prognose eines Falles nicht selten in Erstaunen ver- setzt. Es darf allerdings im Gegensätze hierzu nicht verschwiegen werden, dass es in der Volksmedicin wiederum oft Beispiele des crassesten Unsinns gibt, wobei man sich wieder selbst die Frage stellen muss, Avie der Impuls zu einer so widernatürlich un- v. Hoyorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 231 sinnigen Handlung im Kopfe eines vernünftigen Wesens hat entstehen können. Diese Ungleichmässigkeit in der Auffassung des Augenblicks ist eben ein schätzbares Kriterium für die Beurtheilung der intellectuellen Fähigkeiten des Individuums und des Volkes. So wie es heilbare und unheilbare Krankheiten gibt, wird die Volksmedicin vorzugsweise bei den letzteren alle möglichen und unmöglichen Mittel anwenden und schliesslich, früher oder später, ebenso wie die wissenschaftliche Medicin den Born ihrer Heilmittel erschöpft sehen. So lange die Fors rnajor die letzte Möglichkeit einer kalt- blütigen Ueberlegung nicht unmöglich macht, werden sich immer klare Köpfe finden, welche die richtige Beschaffenheit der Dinge und die Bedeutung des Momentes noch richtig aufzufassen vermögen. Der Unterschied zwischen der Volks- und wissenschaft- lichen Medicin besteht in solchen Fällen darin, dass sich die letztere der Unzuläng- lichkeit einer jeden weiteren Kunsthilfe bewusst wird und dies der Umgebung offen eingestellt, während die erstere auch dann die Hilfe nicht aufgibt, wenn überhaupt nicht mehr zu helfen ist; sie greift dann selbst zu übernatürlichen Mitteln. Der Kranke kümmert sich um die Mittel nicht, er verlangt gesund zu werden, und wehe dem Arzt, sei es ein Berufsarzt oder Curpfuscher, wenn er nicht stets die drei Hauptmittel mit sich trägt: Trost, Rath und Hilfe! Da der Trost und der Rath implicite die Be- deutung von Diagnose und Prognose besitzen, die beiden jedoch eine genaue Erkenntniss der Krankheit zur Voraussetzung haben, die Hilfe ferner nichts mehr und nichts weniger als die Therapie bedeutet, so haben wir demnach vor uns den ganzen psychischen Vorgang, welchen eine jede Heilperson am Krankenbette durchzumachen hat. Daraus erklärt sich von selbst die Thatsache, warum das grosse Publicum nur auf den äusseren Erfolg das Hauptgewicht verlegt und nur nach den wirklichen Heil- erfolgen das Thun und Lassen einer Heilperson beurtheilt. Im Grunde genommen kann ihm allerdings die Berechtigung hiezu gar nicht bestritten werden. Während für den leidenden Theil der Menschheit die Therapie am ersten Platze steht, ist dies für den heilenden Theil wieder die Prognose, das Vermögen, Voraussagen zu können, wie die Krankheit verlaufen wird, und hier, glaube ich, liegt der Angelpunkt zur Erklärung, wieso es zu so viel geheimnissvollem Mysticismus in den medicinischen Bestrebungen aller Zeiten gekommen ist; denn jede Prophezeiung und Vorhersage, gleichviel nun, ob sie geglaubt wird oder nicht, hat die Bedeutung von etwas Ausserordentlichem, nicht allen Sterblichen Verständlichem. Hier gehen die Wege der wissenschaftlichen und der Volksmedicin auseinander. Hier mystische, unverständliche Beschwörungsformeln, dort das stetige Bestreben nach der Erkenntniss der verborgensten Naturgesetze. Die viel- fachen Berührungspunkte zwischen der wissenschaftlichen und Volksmedicin haben im Laufe der Zeiten — obwohl die moderne Medicin ursprünglich aus der Volksmedicin hervorging — eben darum nicht nur ein freundschaftliches Anlehnen der einen an die andere, sondern oft auch eine feindliche Gegenüberstellung derselben bewirkt. Worauf stützt sich die Prognose? Offenbar auf die Erkennung der Krankheit, auf die Diagnose. Ob ein Kranker von seinem Leiden genesen wird oder nicht, wie lange die Krankheit dauern wird, das hängt hauptsächlich von dem Wesen der Krankheit ab. Sie ihrem ganzen Umfange nach zu würdigen und zu einer richtigen Diagnose zu gelangen, das erfordert wieder ein emsiges, eingehendes Aufsuchen aller Krank- heitsmerkmale und richtige Beurtheilung aller Symptome: die ärztliche Untersuchung. Hiezu gehört wieder die Kenntniss von dem Aufbau des gesunden und kranken Körpers, demnach die Beherrschung der gesammten medicinischen Wissenschaft. Und dennoch gelingt es wiederholt dem Curpfuscher, den Endzweck, die Heilung zu erreichen. Wie konnte er dazu gelangen? Etwa auf anderen Wegen und Seiten- 232 II. Volkskunde. pfaden? Mit nichten! Er musste ebenso untersuchen, beurtheilen, diagnosticii’en, pro- gnosticiren etc., nur that er dies unbewusst, mechanisch, in der Regel gewissermassen im Finsteren herumtappend, da ihm die empirische Erfahrung zu Gebote stand. In den Besitz der letzteren gelangte er dadurch, dass er sie theils durch so und so viel Opfer und missglückte „Curen“ bereichert hatte, theils, indem er sein Wissen aus alten volksmedicinischen Grundsätzen und Ueberlieferungen geschöpft hat. Man wird ein- wenden können: auch der „neugebackene“ Arzt muss ja über eine gewisse Summe von Erfahrung verfügen! Es ist richtig, aber er gelangt hiezu nicht auf deductivem Wege, sondern — zum Wohle der Leidenden — auf inductivem Wege langjähriger, eingehender Studien. Am interessantesten ist die Beobachtung und das Studium der Volksmedicin dort, wo sie von der wissenschaftlichen unbeeinflusst geblieben ist; denn in Ländern und Ortschaften, in welchen sich bisher kein Arzt niedergelassen hat, wird man wiederholt die uralten Erfahrungssätze der Vorfahren hören, wie sie sich mitunter aus einer un- glaublich fernen Zeit erhalten haben.1) In einem Orte dagegen, wo ein oder mehrere Aerzte hintereinander ihre Kunst ausübten, werden wir ausser der empirischen Er- fahrung der Volksmedicin noch das Ausklingen der Principien der heutigen oder auch der früheren medicinischen Schulen wahrnehmen. So wird uns z. B. das Verlangen nach dem Beklopfen der Brust, dem Zeigen der Zunge und Betasten des Pulses, der Wunsch nach „Ableitung auf den Darm“ mittelst grosser Ricinusdosen, die Sehnsucht nach dem Abzapfen des Blutes infolge vermeintlicher Hämorrhoiden oder gar das Ein- tauchen eines Goldringes in Trinkwasser wegen beginnender Gelbsucht u. dgl. gleich die einzelnen Etappen der Krankenbehandlung seitens der ärztlichen Vorgänger leicht erkennen lassen; aus den Worten der Kranken werden wir die einst überzeugungstreu ausgesprochenen Worte sozusagen phonographisch wieder vernehmen können. Wie geht man heutzutage und wie ging man früher auf dem Lande vor, wenn ein Familienmitglied von einer Krankheit heimgesucht wurde? Zuerst greift man nach einem Hausmittel: Camillenthee, Essig, Wasser etc.; wenn dies nicht hilft, läuft man zum Nachbar, und nachdem man die ganze Anamnese mit allen überflüssigen Neben- umständen auseinandergesetzt hat, erinnert man sich eines alten Weibes oder Mannes im Hause selbst oder sonstwo, welcher Hilfe schaffen soll, der ja schon mehrere solcher Fälle gesehen haben musste. Solche kluge Leute gibt es in jedem Dorfe, in jeder Stadt. Wenn auch diese keine Heilung herbeiführen, so wendet man sich an die Hebamme, besonders bei Kinder- und Frauenkrankheiten, sonst an den Dorfgeistlichen; nur in augenscheinlich gefährlichen Fällen klopft man an die Thür des Arztes und scheut dies besonders dort, wo dessen Hilfe nur mit Mühe und grossen Kosten zu er- schwingen ist. Wenn auch dieser nicht hilft, so kommen Zaubermittel und Beschwörungs- formeln an die Reihe. Obwohl sich die Volksmedicin hauptsächlich auf die Therapie beschränkt, finden wir bei ihr, Avie wir schon vorher gesehen haben, auch Spuren einer Avenn auch nur rudimentären Semiotik und Hygiene. Es gibt alte Leute, die Beinbrüche und Glieder- verrenkungen so gründlich und schnell zu diagnosticiren und auch einzurichten ver- stehen, dass sie nicht selten die theoretischen Kenntnisse eines ärztlichen Anfängers thatsächlich in den Schatten stellen. Mitunter versetzt den Arzt, wenn er zugleich ein aufmerksamer Beobachter der Volksseele und kein blasirter AllesalleiirwissenAv oller *) Vgl. die interessante Notiz des Iv. Zovko „Wie die Heilkunde entstanden ist“, in diesen Mitth. I, S. 428 f. v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 233 ist, die Präcision des Urtheils in Erstaunen, mit welcher ein Weib die Initial tuberculose eines Menschen zu diagnosticiren im Stande ist, aus äusseren Symptomen zwar, welche jedoch in der percutorischen und auscultatorischen Untersuchung ihre Bestätigung linden. Oft wird sogar eine Reihe von prophylaktischen Verhaltungsmassregeln ange- geben. Nicht selten wird eine beginnende Lungenentzündung beim richtigen Namen genannt und die Prognose in unzweideutiger Weise angegeben. Ko natice, otidje — wer anschwillt, der geht ab — sagt man bei wassersüchtigen Personen; oder: umri6e kad bude pucat dub — sagt man bei Lungenphtise (er stirbt, wenn die Eiche Blätter treibt; ein Wortspiel: pucati bedeutet zugleich bersten, sterben). Wir wenden uns nun zur speciellen Besprechung der Volksmedicin. Wir wollen nicht in den Fehler ähnlicher, hauptsächlich von Nichtärzten verfasster Arbeiten ver- fallen, indem wir die einzelnen Krankheiten und Heilmittel einfach aufzählen, wie sie sich linden oder wie es das Alphabet dictirt, sondern wollen bestrebt sein, auch in dieses Chaos einigermassen ein System zu bringen. Das übersichtlichste Ein- theilungsprincip ist wohl das Anlehnen an die Grundeintheilung der heutigen mo- dernen Medicin, wobei man sich gewiss am besten zurechtfindet. Ein kurzer Anhang als Uebersicht der volksmedicinischen Materia medica, d. h. des Arzneischatzes, soll nebst der Beschreibung einiger abergläubigen Handgriffe und Zauberformeln den Schluss bilden. Diese Eintheilung schien mir wenigstens für die Halbinsel Sabbioncello (Peljesac) am praktischsten, wo ich Gelegenheit hatte, vier Jahre als praktischer Arzt zu wirken. Um Wiederholungen zu vermeiden, müssen wir uns vorher mit dem Wesen der Heilmittel kurz befassen, welche ja — wie wir bereits gesehen haben — den Haupt- factor in der Volksmedicin bilden. Die Volksheilmittel, oder kurzweg Volksmittel, zerfallen naturgemäss in folgende Gruppen: 1. vernünftige, d. h. empirisch als gut erprobte, 2. indifferente, 3. direct schädliche und 4. abergläubische. Die ersteren sind solche, welche durch die Sicherheit ihrer Wirkung oder sonstige als heilkräftig sichergestellte Eigenschaften in jedem Haushalte angewendet und selbst von Aerzten nicht verschmäht werden. Hieher gehört z. B. vor Allem das Wasser in seinen mannigfachen Anwendungsformen, der Camillenthee, Krenteig etc. Die indifferenten Volksmittel stehen beim Arzte zwar in keinem besonderen An- sehen, da sie eben gar keinen Heilwerth besitzen; aber der vernünftige Arzt kämpft gegen sie wohl nicht an, weil sie eben keinen Schaden stiften und die Praxis ihn zu einem anderen Benehmen gegenüber den Kranken zwingt als im Spital. Um so häufiger wendet sie das Volk an: Kartoffelscheiben mit Kaffeepulver auf die Stirn aufgelegt bei Kopfschmerz, unschuldige grüne Blätter auf die Pulsgegend bei Fieber etc. Die direct schädlichen Mittel sind zum Glücke der leidenden Menschheit in der Minderzahl, da die Volksheilkunde, wenn auch unbewusst, ebenso wie die moderne Heilkunde dem Grundsätze zu huldigen pflegt: ne nil nocere! Ein vernünftiger Patient wird sich jedenfalls nur schwerlich zu der Ansicht überreden lassen, dass die Augen- bindehautentzündung durch Eintropfen von Zwiebelsaft oder Einschmieren von Ohren- schmalz günstig beeinflusst werde, oder dass das Auflegen von Spinnweben auf eine frische Wunde deren Heilung beschleunige. 234 II. Volkskunde. Die im Aberglauben wurzelnden Mittel sind wohl die interessantesten, da sie nicht mehr in das Gebiet der gesunden Vernunft gehören und manche Abwege einiger Volksgebräuche am grellsten beleuchten. Je weiter die nivellirende Culturarbeit der allgemeinen Civilisation fortschreitet, desto mehr nimmt ihre Verbreitung ab, und desto mehr muss sich die ethnographische Forschung beeilen, dasjenige aufzuzeichnen und so von einem sicheren Untergange zu retten, was vielleicht nur noch bruchstückweise vorhanden ist. Interne. Als das untrüglichste Zeichen einer inneren Krankheit wird vom Volke das Fieber bezeichnet. So wie es in der älteren Medicin eine eigene Fieberlehre gab, bildet die genaue Unterscheidung und Erkenntniss des Fiebers das Um und Auf einer „klugen Frau“ (bahorica). Da es ein „äusseres“ und ein „inneres“ Fieber gibt, das letztere jedoch schwer zu erkennen ist — der Kranke kann auch ohne eine äusserlich sichtbare Temperatursteigerung vom Fieber befallen werden — so sind Leute hoch geschätzt, welche sich auf den Puls verstehen (ko se razumi na polac). Bei höheren Fiebergraden wird der Kranke im Allgemeinen ins Bett gelegt, in den entfernten Dörfern, wo es Mangel an bequemen Zimmern gibt, in die Küche neben den offenen Feuerherd, woselbst man die Wärme durch Auflegen von Bettzeug, Kleidungsstücken etc. womöglich noch mehr zu steigern und warm zu erhalten (drzat vruce) trachtet, damit der Kranke in Scinveiss gerathe. Man lässt sich hiebei durch den Grundsatz leiten: niko jos nije umrö od vrucine, nego od studenice (Niemand ist noch in der Hitze ge- storben, sondern in der Kälte). Auch locale Anwendung der Wärme ist gebräuchlich, indem man auf besonders schmerzende Körperstellen eine kupa u bjecvi, d. h. einen vorher am Feuer stark erwärmten und in einen Schafwollstrumpf eingewickelten Ziegel legt. In Janjina1) pflegt man sich sehr häufig der krumpire s kafom na sliepo oko i na celo zu bedienen, d. h. rohe Kartoffelscheiben werden mit gepulverten und gerösteten Kaffeebohnen bestreut und auf die Schläfe (= blindes Auge) und auf die Stirne gelegt, sodann mit einem Tuche zugebunden. Bei steigendem Kopfschmerz tritt an die Stelle der Kartoffel jaje i oluma na kanavu (Eier und Alaun auf Leinwand gestrichen). Ein allgemein übliches und beliebtes Fiebermittel ist auf der Halbinsel der kvas i papar na poplate i na bute (Sauerteig und Pfeffer auf die Fusssolilen und Waden), welcher den Senfteigen oder Sinapismen gleichzustellen ist. Gesellen sich zum Fieher noch Schmerzen in den Beinen, so röstet man eine hier einheimisch vorkommende und mit einer harten Schildreihe versehene Wurmart mit Baute am Oel (pofrigat glistine s rutom na ulju) und bedeckt mit diesem Brei die schmerzenden Stellen. In Brista beobachtete ich mehrmals bei fiebernden Kranken, zu welchen ich gerufen wurde, tanke masti i cadje na izbadanu modru kartu; Schwarzpech wird mit Holzkohlenruss vermengt und auf ein mit der Nadel wiederholt durchstochenes blaues Papier aufgetragen, sodann auf die Handpulse aufgebunden; manchmal setzt man dem Brei auch Honig zu. Bei sehr hohen Fiebergraden greift man schon zu drastischeren Mitteln. In Crna Gora, dem „Hinterlande“ von Janjina, steht die Schildkröte (zaba od köre) im allge- , meinen Gebrauche; sie wird nicht selten in Weingärten in Exemplaren von 5 — 10 Cm. J) Auf der Halbinsel bestehen die Gemeinden Janjina, Kuna, Orebic, Trpanj und Ston mit den Hauptorten desselben Namens und zahlreichen kleineren Ortschaften, welche sich zu den erstereu ver- halten wie Dorf und Stadt. v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 235 Länge aufgefunden. Ihre Heilkraft wird sehr hoch geschätzt, denn die Alten sagten schon: Koliko ima pecati, toliko ima lika! (wie viel Sechsecke, so viel Arzneien ent- hält sie). Die Schildkröte wird an den Seitentheilen auseinandergenommen, die beiden Schalenhälften mit Pfeffer oder Weihrauch bestreut und auf die Fusssohlen des Fie- bernden applicirt; in Brista werden der lebenden Schildkröte vorerst die Füsse und der Kopf abgeschnitten, das Blut in einem Glase aufgefangen und dem Kranken zum Trünke gereicht. Es Avird überzeugungstreu versichert, dass durch dieses Mittel das Fieber oft momentan aufgehoben Averde (presiece febru), doch solle man genau auf die Zeitdauer der Einwirkung achten, Aveil es die Kranken auch stark sclnvächen könne; man will eben dem Rechnung tragen, Avas in der Medicin als „Dosirung“ bezeichnet wird. Als ultimum refugium gilt bei hohem Fieber das Auflegen einer lebend halbirten Katze oder eines Huhnes, welche jedoch scliAvarz sein müssen; dadurch soll man bereits Sterbende und von Aerzten aufgegebene Kranke vom Tode gerettet haben.1) Unter den inneren Krankheiten der einzelnen Körperregionen nimmt besonders der Kopf den ersten Platz ein. Der Spruch: Glava je komin od zivota (der Kopf ist der Rauchfang des Lebens) illustrirt drastisch die Bedeutung, av eiche das Volk den Gehirnsymptomen beilegt. Bei heftigen Kopfschmerzen werden kalte Umschläge auf den Kopf, besonders auf die Stirn gegeben oder der Kopf mit Nuss- oder Maulbeer- blättern bedeckt und eingebunden. Im Uebrigen konnte ich während der Zeit meiner Praxis eine grosse Abneigung gegen kalte Umschläge beobachten, da ihnen starke Ver- kühlungen nachgesagt werden. Gegen Fieberphantasien oder Delirien hingegen gibt es in den Augen des Volkes nur ein einziges Mittel: Umhüllung des ganzen Kopfes in kalte, nasse Tücher. In der Beschaffenheit und im Ausdruck des Gesichtes sucht man wieder nach prognostischen Anzeichen. Ein stark geröthetes Gesicht kündigt eine nahende puntura (Lungenentzündung) an, vor Avelcher eine übertriebene Furcht besteht. Sind die Wangen (jagodice, jabucice) geröthet, so wird die Krankheit lange dauern. Ein fahles Gesicht (obraz od mrtca) deutet Avieder auf den nahenden Tod; auch die einfallenden, hohlen Augen gelten bei Schwerkranken für ein übles Symptom. Am meisten ist man jedoch um die Zunge besorgt; wehe dem Arzte, Avenn er nur ein einziges Mal bei der Visite die Zunge zu besichtigen vergisst! Eine Aveiss belegte, an der Spitze und an den Rändern jedoch rein rothe Zunge ist ein sicheres Anzeichen der gastrika (gastritis); wird sie gelblich, trocken, Avie zerrissen, so steht dem Kranken der nahe Tod bevor. Ist sie ganz weiss, so ist der Darm mit „Unreinlichkeit“ über- füllt, und es muss unbedingt purgirt werden. Die Halskrankheiten beschränken sich meist auf AnscliAvellungen der Lymphdrüsen und der Tonsillen. Besonders die letzteren sind auf der Halbinsel ziemlich häufig, Avas wohl mit dem Klima (häufiger Windwechsel, Wetterstürze), mit der Beschäftigung, Kleidung (Arbeiten mit offener Brust am Felde oder in der Barke), soAvie mit der un- hygienischen Bauart der Häuser (keine Oefen, nur offene Feuerherde mit viel Zugluft) Zusammenhängen dürfte. Stislo ga u grlu (im Halse hat ihm etwas zusammengezogen) sagt man von einer acuten Tonsillitis. In Crna Gora werden bei acuter Tonsillitis Schildkröten (bobura, gorska zaba u kori) auf den Hals gegeben. (Die Volksmittel bei scarlatinöser Angina siehe S. 240.) Die am Halse bei Kindern vorkommenden chro- nischen ScliAvellungen der Lymphdrüsen (podusnjak) betrachten die Eltern als ein böses ') In ähnlicher Weise wird der lebend halbirte Laubfrosch in Livno geg'en das Wechselfieber durch Auflegen auf den Nacken verwendet. Vgl. den unten (unter den „Notizen“) folgenden Aufsatz von J. Klaric, „Einige Volksheilmittel aus der Gegend von Livno“. 236 II. Volkskunde. Uebel. Ich hörte, dass sie dieselben mitunter mit dem (jodhaltigen) Safte der grünen Fruchtschalen von Nüssen bestreichen sollen: häufiger ist das Bestreuen mit gepulverten Gewürznelken (kanjela). Von den Brustkrankheiten ist am häufigsten die nahlada, morvera (Verkühlung, Lungenkatarrh), welche am liebsten mit Camillentliee bekämpft wird; gesellt sich auch ein AusAvurf (pljuvaka) hinzu, so greift man zu einem Decoct von Feigen und Johannisbrot; sobald Fieber hinzutritt, so trinkt man ulje i vina pola i pola (je 1 Theil Oel und Wein zusammen gekocht) in einer Kaffeeschale, wornach ein Esslöffel Camillenthee und ein Stück Zucker eingenommen wird. Dieses Hausmittel erfreut sich auch bei bereits beginnender puntura, ponat (Lungenentzündung) als schweisstreibendes Mittel eines hohen Ansehens; mit diesem Hausmittel glaubt man die puntura, welche hier sehr ge- fürchtet ist, da sie angeblich in der Regel zum Tode führt, mitunter auch ganz cou- piren zu können, sofern man es noch rechtzeitig anwendet. Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, so glaubt man dieselbe nur mit grosser Hitze bekämpfen zu müssen; befällt den Kranken ein starker Schweiss, so ist dies ein gutes Zeichen. Darum verhüllt er sich bis auf die Nasenspitze in seinem Bette, wird mit anderen Decken noch weiter zugedeckt und darf sich ja auf keiner Körperstelle entblössen — das brächte ihm eine tödtliche Verkühlung. Um die Hitze noch zu steigern, werden alle Fenster und Thüren ängstlich geschlossen, Eier in Oel gesotten, in weisse Schafwolle eingewickelt und auf den Rücken zwischen die Schulterblätter gelegt (jaja pofrigat na ulju, pa u biloj vuni privit); den richtigen Wärmegrad dieses Kataplasmas bestimmt man, indem man die Wärme vorher durch Anlegen an die Wange prüft. Die Eier sollen so lange am Körper liegen bleiben, bis sie zu stinken beginnen (valja da se usmrdu). Wird die puntura ärger, so hat man zu wenig erwärmt, es kommen dann noch die kupe u krpi (in Fetzen eingewickelte Ziegelsteine) an die Reihe, mit welchen die Lenden und Fusssohlen erwärmt werden. In einem entlegeneren Dorfe fand ich einmal einen solchen Kranken ganz nahe am Feuerherde, wo er vor Hitze fast verging; es geschah augenscheinlich aus dem Grunde, um dieser alten, tief eingewurzelten Ansicht über die Bekämpfung des Fiebers mit Hitze Genüge zu leisten. Sehr gelobt wird auch das Anlegen von Blutegeln, nur müssen sie rechtzeitig und nicht nahe dem Herzen angelegt werden, da sie „sonst das Herzblut aussaugen würden“. Ein entscheidender Wendepunkt wird am siebenten Tage erwartet: entweder bricht unter einem heftigen Schweissausbruche die Kraft der Krankheit, oder geht der Kranke pod plocu (unter die Steinplatte — Grab). Wird die Lungenentzündung croupös, oder tritt Brustfellentzündung hinzu, so sagt man pul- monala se puntura (hat sich pulmonirt). Sieht man dann aus dem Munde einer Leiche blutigen Schaum heraustreten, was bekanntlich eine allgemeine Leichenerscheiuung ist, so wird nachträglich gesagt — wenn der Verstorbene auch nicht infolge einer Lungen- erkrankung starb - — - ubila ga puntura (die Puntur hat ihn todtgeschlagen). Sehr gefürchtet ist auch die Lungentuberculose (sicije, susica), welche hier durchaus nicht selten ist, obzwar die Luft der Halbinsel als gesund gilt; der Grund liegt wohl eher in der irrationellen Ernährungsweise und in den mitunter ganz unhygienischen Wohnungsverhältnissen als in der Luft. Gegen die Tuberculose wird auf der Halb- insel eine ganze Legion von Mitteln — wie allerorts — empfohlen und angewendet, von den unschuldigsten Kräutern angefangen bis zu den absurdesten Ex- und Secreten. Als Specificum wird ein Decoct der kadulja (Salvia officinalis ) allgemein angesehen. Von einem Gymnasialschüler wird in Kuna erzählt, dass er, von Aerzten als lungensüchtig aufgegeben, sich selbst allmälig durch täglichen Genuss von allerhand Kräutern, sowie Schweinespeck und Honig geheilt habe und später selbst Arzt geworden sei. Durch v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 237 i den Genuss von Schweinespeck (raztopit larda, pa popit) — so calculirt das Volk — wird im Körper des Mageren, Lungensüchtigen Fett angesetzt; der Honig hingegen gehört unter die besten Arzneien, da ihn die Bienen aus allen möglichen Blüthen be- reiten, aus welchen ja auch die Arzneien stammen. Die Lungentuberculose gilt im Volke als eine höchst ansteckende Krankheit, und darum müssen nach einem an Tuber- culose Verstorbenen alle Kleider, Betten und Gebrauchsgegenstände verbrannt werden. Eine Familie, in welcher sich ein solcher Fall ereignete, wird von den Nachbarn eine geraume Zeit hindurch ängstlich gemieden. Die Unterleibskrankheiten sind zwar weniger gefürchtet, doch sind sie ungemein häutig; hiebei gibt es einen Grundbegriff, den man ja nicht ausser Acht lassen darf: purgiren (ocistit) und wieder purgiren! Die gebräuchlichsten häuslichen Purgirmittel sind salamar (sal amarum , Magnesium sulfuricum) senamana (Sennesblätter mit Manna) und Ricinusöl. Es ist unglaublich, welche erstaunliche Mengen von Ricinusöl mitunter vertragen werden, und die Kranken verlangen selbst flehend nach einer Dosis ulje od ricina. Als Princip gilt es, dass der Magen (kuljen, zeljudac) am Beginn einer jeden Krankheit gereinigt werden müsse, und selbst wenn der Intestinalkatarrh noch so stark ist, dauert die Sehnsucht nach einem Purgirmittel ungeschwächt fort. Ich kannte ein 17 jähriges Mädchen, welches infolge eines geringen Unwohlseins durch fünf volle Tage hindurch je 25 Gramm Ricinusöl auf eigene Faust und ohne Schaden einnahm. Es ist nicht gut, das Ricinusöl na ste sree (auf leeren Magen) zu nehmen; nachher darf man nicht in die Arbeit gehen, sondern muss das Zimmer hüten; von Wichtigkeit ist es auch, was unmittelbar nachher eingenommen wird. Als am besten geeignet wird etwas Fleischsuppe, Camillenthee oder feingeriebene Semmelbröseln (panata) angerathen. Ricinusöl wird jedoch nicht nur behufs Magen- und Darmreinigung, sondern auch bei anderen Anlässen eingenommen, so z. B. ausser bei allen anderen inneren Krankheiten auch bei einem Knochenbruche, nach ärgerlichen Zufällen und Verdriesslichkeiten, ja sogar za rabiju (aus Trauer) nach einem Verstorbenen. Nur den säugenden Frauen ist es untersagt, ebenso auch den Schwangeren, da sie die Milch verlieren oder eine Fehlgeburt erleiden würden. Als symptomatische Linderungsmittel werden bei Magenschmerzen Leinsamen oder Kukuruzbrei (kasa od lana, brasno od fermentuna) aufgelegt. Als zeljudac wird in Janjina und Ston (als roZak auf der Insel Meleda) das lästige Klopfen der Bauchaorta auf die hintere Magenwand bezeichnet, wie es oft bei mageren und älteren Leuten aufzutreten pflegt; es wird als schwer oder unheilbar angesehen und durch Extracte verschiedener Kräuter im echten RebenbranntAvein zu lindern versucht. Es trocknet den Menschen aus und erzeugt Hitze (susi öovjeka i dava vrucinu). Gegen Magen- krampf steht der kriz od raka (Krebskreuz) im hohen Ansehen (Figur 1 und 2); es ist dies eine aus drei gleichlangen Stücken der zuka trava ( Juncus maritimus), Simse, eigen- thümlich geknüpfte Schlinge, welche auf den Nabel aufgelegt und mit geweihtem Wasser besprengt wird. Beim Hin- und Herwälzen des Kranken geht der geknüpfte Knoten auseinander und mit ihm sollen auch die Schmerzen verschwinden. Aus demselben Grunde werden in Wein eingetauchte grobe Tuchfetzen (krpe od rase) auf die Nabel- gegend aufgelegt oder man greift zu den trockenen Schröpfköpfen, indem man in ein Trinkglas einen angezündeten Kerzenstummel steckt und über dem Nabel ausbrennen lässt; die Kerze dient nicht etwa dazu, den Nabel zu verbrennen, sondern sie löscht nach einiger Zeit, wenn man den umgekehrt aufgesetzten Glasrand gut an die Haut angedrückt hatte, infolge Luftmangel von selbst aus und zieht die darunter liegende Haut- partie in Form einer grossen, lebhaft gerötlieten Geschwulst heraus (stavit zmule, ventuse). 238 II. Volkskunde. Sehr gefürchtet ist das gastrische Fieher (gastrika), welches vorzugsweise zur Zeit der nahenden Obstreife oder am Montag nach grösseren Festtagen aufzutreten pflegt. Zur Diagnose hilft der als charakteristisch früher erwähnte Zungenbelag; die Therapie besteht aus starken Abführmitteln und strenger Diät. Darmkrankheiten erkennt man am Bauchgrimmen, gurlaju criva, u utrobi sve roroce; sie werden ebenfalls mit Abführmitteln und ausserdem noch mit Klystieren aus den verschiedensten Kräutern behandelt; der grössten Verbreitung erfreut sich der sljez (Eibisch) mit Olivenöl und Salz oder kurica od meda (Stuhlzäpfchen aus ge- sottenem Honig). Um den Suppositorien eine härtere Consistenz zu verleihen, pflegen die Weiber den am Boden des Kochgefässes sich allmälig ansammelnden Niederschlag (prosuljica) beizumengen. Mitunter wird der Stuhl einer ernsteren Betrachtung ge- würdigt; hat er das Aussehen kako da si ostrugö criva od brava (wie wenn man Schafdärme abgeschabt hätte), so besteht an der Diagnose einer Darmentzündung kein Zweifel mehr. Tritt jedoch Blut hinzu, so hat man es mit dem lebensgefährlichen fius (Dysenterie) zu thun. Mit der trupika (Wassersucht) vergesellschaftete Krankheiten werden durchwegs als unheilbar angesehen. Ko nati6e, otidje — wer anschwillt, der geht ab; früher oder später muss immer ein Wassersüchtiger sterben. Eigenthümlicherweise hält man den Hydrops für ansteckend, ebenso wie die Lungenschwindsucht, und zwar besonders bei Kindern. Nach einem an Wassersucht Verstorbenen wird ebenfalls alles Mobiliar und die Kleidung verbrannt. Bei Harnverhaltung wird anempfohlen ein warmes Sitzbad zu bereiten und plötzlich hineinzuhocken (cucnuti u mlaku banj); als specifisches Heilmittel wird ferner der Saft von der skrizalina trava (Cyclamen) und der Hirschzunge (prapratic, scolopendrium), einem Farn angesehen, welcher auf dem Schamberg verrieben werden muss; auch ein Decoct der jabucina (Judenkirsche, Physalis Alkekengi ) soll direct harntreibend wirken. Ein ungebetener und schwer zu vertreibender Gast ist der Rheumatismus (rev- matika), mit welchem die sijatika (Ischias) nahe verwandt ist. Bei der Ischias wird V Fig. 1. Fig. 2. Das „Krebskreuz“, ein Volksheilmittel gegen Magenkrampf. v. Hovorka. Volksmediciu auf der Halbinsel Sabbioncfello in Dalmatien. 239 empfohlen, die Haut des Kranken über dem Kreuzbeine mehrmals hinaufzuziehen und zu dehnen (potezat kozu vise krsta = knetende Massage). Rheuma entsteht nach der Anschauung des Volkes durch Vermischung des Blutes mit dem ^ Winde: smiesao se vjetar i krv.1) Oder: uhitio ga vjetar, es erwischte ihn der Wind, .wobei der morski vjetar (Seewind) besonders gefürchtet ist, da er oft auch zur pontura führt. Von den als gesundheitsschädlich angesehenen Winden heisst es: Bura moze irhitit oznojna, ab silocina bas prozrne ti srce (die Bora kann Einen im Schweisse packen, aber der Sciroeco thut dir geradezu das Herz auswinden). Als Hausmittel werden zumeist Ein- wicklungen der erkrankten Gelenke mit Schafwolle, mitunter auch Kräuterräucherungen angewendet. Oft unternimmt man Einreibungen der kranken Glieder mit in Oel ge- kochter Raute. Bei Schmerzen im Kreuze legt man ein mit tamijan (Weihrauch) bestreutes Hasenfell mit der behaarten Seite gegen die Haut auf und besprengt es mit Branntwein (rakija). Mit dem zunehmenden Alter pflegen sich die viel citirten moroidi (Hämorrhoiden, in der Umgebung von Spalato: maravele) einzustellen und müssen als Sündenbock für eine Reihe von Krankheiten herhalten, deren Ursprung man sich nicht zu erklären vermag. Man stellt sich vor, dass es ausser den leicht kenntlichen, an der Afteröffnung vorkommenden Hämorrhoidalknoten noch solche innere, an den meisten Organen vor- kommende und darum unsichtbare moroidi gebe, auf welche dann die Entstehung der übermässigen Gesichtsrüthe, der feinen Blutaderchen an der Nase, der Athembeschwerden, Unterleibsschmerzen, Stuhlverstopfung, leichte Ermüdbarkeit u. dgl. zurückgeführt wird. Dagegen gibt es nur zwei Hauptmittel: abführende Arzneien und Blutentziehungen. Die ersten sind in diesem Falle am meisten in der Form von Pillen beliebt. Die letzteren werden durch Aderlass, Blutegeln oder Schröpfköpfe bewerkstelligt. Der Aderlass war während der Zeit meines dortigen Aufenthaltes wenig modern, da sich ein einziger alter Mann in Crna Gora, und dies nur sehr ungern, damit befasste. Das Anlegen von Blutegeln war besonders früher stark im Schwünge. Ich sah selbst eine alte Frau in Janjina, welche mir erzählte, dass ihr vor etwa 30 Jahren auf einmal 114 Blutegeln (!) auf dem Körper aufgesetzt Avurden. Die Schröpf köpfe (zmule, ven- tuse) werden in trockene und blutige unterschieden. Ausser der kurz vorhin be- schriebenen Art geht man noch auf folgende Weise vor: Eine Münze wird in einen Tuchfetzen eingewickelt und in Form eines Beutelchens zusammengebunden; den Beutel- zipfel taucht man ins Oel und zündet ihn an; über das brennende Licht wird eine kikara (Heferl, Schale, Becher) gestülpt und so lange auf die schmerzhafte Stelle an- gepresst, bis die durch die Flamme verdünnte Luft die bedeckte Haut im Gefässe hervorzieht (= trockener Schröpfkopf). Will man einen blutigen Schröpfkopf erzielen, so wird das Gefäss abgenommen und die bedeckt gewesene Hautstelle mittelst eines Rasirmessers in feinen und reihenförmig nebeneinander angebrachten Schnitten seicht eingeritzt; sodann wird dasselbe Gefäss wieder aufgesetzt, um das nun lierausfliessende Blut aufzufangen. Die Schröpf köpfe werden auch bei jenen Krankheiten angewendet, welche man sich als aus einem Schlage (od udarca) entstanden vorstellt; in solchen Fällen Averden dann ausserdem noch Pechpflaster aufgelegt. Eigenartig fasst das Volk die Zuckerruhr (Diabetes) auf, indem es sich diese unheilbare Krankheit aus dem übermässig getriebenen Coitus entstanden denkt; dabei soll die Gehirnsubstanz in den Urin allmälig übergehen (baci se mozak u pisaku). — ! b Der Kenner der croatischen Sprache erkennt aus den wort- und silbengetreu wiedergegebenen Citaten, dass auf der Halbinsel die jekavische mit der ikavischen Mundart vermengt vorkommt, 240 II. Volkskunde. I n fectio n skr an kh eiten findet man auf der Halbinsel zum Glücke relativ selten vor. Bei Blattern (patule), welche schon seit Decennien hier nicht vorkamen, gilt der Gi’undsatz, jedes Licht sorgfältigst abzuhalten, da die Sonne den Blatternkranken schade;1) aus diesem Grunde wird die Umgebung des Krankenbettes sorgfältig mit Leintüchern verhängt und alle Fenster und Thüi'en verschlossen. Bei Typhus werden feuchte Einpackungen mit Leintüchern und Bestreuung mit frischem Laub ange- wendet. Häutiger kommt schon der Scharlach (skrletina) und die Diphtheritis (grlica) vor. Die scharlachkranken Kinder sollen die Hitze nicht gut vertragen, darum lässt man sie mit jenen Bettdecken zugedeckt, mit welchen sie sich ursprünglich ins Bett legten. Gegen die bei Scharlach und bei Diphtheritis auftretenden Halsschmerzen werden auf die angeschwollenen Halslymphdrüsen (zlijezde) gekochte Zwiebelschalen aufgelegt; sehr oft wird von besonders hierin erfahrenen alten Weibern eine ziemlich ausgiebige Massage am Halse mit in Oel getauchten Fingern (protere grlo uljem od svice) in dem Glauben ausgeführt, dass die Drüsen dadurch weicher werden. Eines grossen Rufes erfreuen sich auch bei der Diphtheritis in Wein gekochte und durch- geknetete Schwalbennester, welche in Breiform an den geschwollenen Hals applicirt werden (privit gniezdo od lastovica). Aber auch innerlich geht man gegen die lebensgefährliche Mandelentzündung vor. Manche blasen vermittelst eines Halmes oder einer Kielfeder den gepulverten kamen od caparike (sal ammoniacum ) in den geschwollenen Rachen. Am meisten angesehen sind jedoch jene Weiber, welche im Momente der Gefahr die Mandeln zu „heben“ verstehen (podignut glande). Das Weib greift dem Kinde mit ihrem beülten Zeigefinger in den Rachen und versucht hiebei die geschwollene Tonsille in die Höhe zu heben; mitunter kratzt sie mit ihrem scharfen Fingernagel in den eitergefüllten Hügel, wonach der letztere platzt und der Eiter herausfliesst — wenn er sich eben darin befindet. Infolge der momentanen und thatsächlichen Erleichterung, sowie mechanischen Entfernung des Athmungshindernisses tritt eine Besserung im Befinden der Kranken ein und das Weib feiert dann wahre Triumphe. Nicht selten gelangt freilich der Patient zu dem- selben Erfolge durch spontanen Durchbruch des Eiters (pukla je glanda). In Crna Gora soll es ein Weib geben, welches angeblich fast alle diphtheritiskranken Kinder vom Tode gerettet hat (skapulala je od grlice). Säuglinge an der Mutterbrust sollen vor der Infection mit Diphtheritis geschützt sein (djete od sise necapa grlicu). Obzwar das Wechselfieber (groznica) auf der Halbinsel nicht endemisch ist, tritt es dennoch sehr häufig auf infolge des lebhaften Verkehrs der Bevölkerung am jen- seitigen malariadurchseuchten Narentadelta. Besonders am Beginne des Sommers, wo das Stroh von der Narenta (Neretva) in grossen Mengen über das Meer barkenweise geführt wird, tritt sie ungemein häufig auf; die Diagnose wird dann mit prägnanter Präcision aufgestellt. Das Volk beschäftigt sich auch mit der Aetiologie der Krank- heit, indem es dieselbe theils auf den „giftigen“ Abendnebel, theils auf das hastige Trinken des Narentawassers während der schweren Arbeit, theils auf die zahlreichen Gelsen und Mücken zurückführt; daraus erklären sich die daraus resultirenden, durch- aus nicht Avidersinnigen prophylaktischen Verhaltungsmassregeln, welche die Volks- medicin zur Verhütung der Malaria vorschreibt, z. B. Einhüllen in Decken am Ahend, statt Wasser nur Wein trinken, viel rauchen. Das Volk unterscheidet zwei Malaria- x) Diese offenbar empirisch entstandene Anschauung findet in der neuesten Hypothese des Professor Finsen in Kopenhagen und seiner Behandlung der Blattern mit rothem Lichte ihre Bestätigung. v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 241 formen: die prava groznica (wahres, acutes Wechselfieber), die man ohne jede ärztliche Hilfe mit dem allbekannten Chinin zu vertreiben gewohnt ist; sie tritt zumeist in Form Seiner febris terziana auf; ferner die mehr chronisch verlaufende polimusa, welche viel mehr befürchtet wird als die erstere, weil sie Einen leicht zu hintergehen ver- steht (obicava varat), indem sie im Zeiträume von einigen Monaten immer wieder zurückkehrt. Als gefährlicher gilt schon das Wechselfieber, welches im Winter acquirirt wird (tvrdja je groznica zimi). Gegen die polimusa, deren Bekämpfung mit Chinin mitunter erfolglos bleibt, da das letztere in der Regel in unrichtiger Weise eingenommen wird, gibt es — wie gegen eine jede chronische und häufige Erkrankung — eine Unzahl von als specifisch angesehenen Mitteln. Darunter erfreut sich der drinak ( Parietaria diffusa , Glaskraut) einer ganz besonderen Beliebtheit; er wird frisch ein- gesammelt, zu einem Brei zerhackt, in Wein gekocht und auf die linke Lende auf- gelegt, wo die tvrdina, der dalak (chronischer Milztumor) durchzufühlen ist. Auch das Bedecken der Fingerkuppen beider Hände mit der inneren Haut des Hühnereies wird gerühmt (privit opun od jaje na kupe od prsta). In Sreser besteht eine knapp am Meeresstrande erbaute Marienkirche mit einem wunderthätigen Bilde; oft kommen von Weitem Leute her, um die hier zahlreich zu findenden Thurmmuscheln aufzulesen, zu pulverisiren und mit Pfeffer auf die Fusssohlen zu legen (spuzice kraj Gospe od Sresera nabrat, stuc, posut spaprom, pa privit na poplate na modrom suknu); als Specialvorschrift gilt hiebei das Auflegen von blauem Papier. Manchmal dauert jedoch die polimusa mit der ihr eigenthümlichen allgemeinen Mattigkeit und leichter Ermüd- barkeit trotzdem weiter; da muss man ihr freien Lauf lassen und der hiebei personifi- cirten Krankheit dasjenige bieten, was sie eben verlangt (sto pozudi bolest, to valja dat). Ein alter Janjinaer erzählte mir, dass er während einer polimusa, die ihn bereits monatelang trotz grossen Chinindosen und allen anderen Mitteln quälte, plötzlich Appetit auf Sardellen mit Zwiebel bekam; er ass sie trotz seines grossen Durstes heisshungrig — und die polimusa kam nicht mehr. Man weiss, dass man infolge der Malaria nicht stirbt, doch sind ihre Folgen bekannt und gefürchtet; groznica moze dovest i na siciju, die Malaria kann auch zur Lungensucht führen. Die alten Seeleute pflegen das auf den Schiffen oft gehörte italienische Sprichwort zu citiren: dalla terziana non suona la campana (bei der Malaria läutet nicht die Sterbeglocke). Wer an Wechsel- fieber leidet, soll keine Eier essen, denn auch noch nach 40 Tagen kann durch Genuss von Eiern das Fieber zurückkehren (groznica s jajem moze se povratit do 40 dana). Chirurgie. Vor Blutverlusten hat man im Allgemeinen eine grosse Furcht; es gibt, auch wie sonstwo, Leute, welche beim Anblick der kleinsten Wunde davonlaufen oder vom Un- wohlsein befallen werden. Personen, welche den Anblick frischen Blutes vertragen, nennt man hartherzig, d. h. muthig (tvrdog srca). Am Boden versprengte Blutspuren werden sorgfältig abgewischt, denn man darf getauftes Blut (krscenu krv) durch Fuss- tritte nicht entheiligen; am Tage, an welchem man zur Communion geht, darf man sich ja nicht die Haut aufkratzen oder ritzen, da dies eine Sünde wäre. An Sonn- und Feiertagen dürfen nicht einmal die Fingernägel geschnitten werden, da sonst Nagelwurz (zanoktica) entsteht. Die Behandlung frisch blutender Wunden ist nicht immer vernünftig; den Wenigsten fällt die einzig richtige Art und Weise ein: Auswaschen im reinen Wasser und Zusammendrücken mit reinen Leinwandläppchen. Man hält es für die erste Pflicht, Band VIII. Iß 242 II. Volkskunde. das Blut zu stillen; dies sucht man durch Auflegung von Zucker und Essig oder Salz und Meerwasser zu erreichen, oder man streut veraschte Wolle auf die blutende Fläche; auch das allbekannte Altweibermittel der Spinnweben ist hier nicht unbekannt. Ein Tischler pflegte sich zu rühmen, dass er durch sofortiges Aufgiessen von Firniss und Leim noch immer den Folgen einer bösen Wunde entlaufen sei. Hat die Blutung aufgehört, so entstehen jetzt zweierlei Sorgen: die Wunde kann bös werden, indem Eiterung oder Rothlauf hinzutritt. Bezüglich der ersteren herrscht allgemein die nicht ganz unrichtige Ansicht, dass die Disposition zur Eitei’ung je nach dem Individuum verschieden sei: ko nije pogane krvi, ovomu ne6e se rana marcat, wer nicht schlechten Blutes ist, dessen Wunde eitert nicht. Das schlechte Blut (pogana krv) spielt im Volksglauben auch in anderer Richtung eine hervorragende Rolle, indem man ihm auch einen Einfluss auf den Charakter, besonders bei jähzornigen und ränke- süchtigen Leuten zuschi'eibt. Verläuft die Wunde ohne Eiterung, so kümmert sich der Verletzte in der Regel gar nicht weiter um dieselbe; bei eintretender Eiterung schreitet man jedoch in der Regel zu lauwarmen Bähungen, indem man warmen Leinsamenbrei (kasa od lana), Kukuruzbrei (brasno od fermentuna), in Milch gekochte Brotkrume (panata) oder beölte Kohlblätter (list od kupusa na ulju) auflegt. Wird der Abscess reif (sazrije cir), d. h. nähert sich der Eiter (gnoj) seinem Durchbruch durch die Hautdecken, so wird er mitunter dort, wo die Haut am meisten weiss er- scheint, mittelst einer goldenen Nadel (zlatna igla) durchgestochen. Um den guten Verlauf der Wunde zu sichern, verbietet die volksmedicinische Hygiene den Genuss von gesalzenen Fleischspeisen, gesalzenem Räucherfleisch, gesalzenem Speck, mitunter auch Grünzeug (ni slanoga mesa, ni slanine, ni zeleni). Darauf bezieht sich der alte Spruch jezik ranu lieci, die Zunge curirt die Wunde, d. h. auch bei Wunden müsse eine bestimmte Diät eingehalten werden. Mitunter macht man sogar einen Unterschied zwischen den Tiefsee- (ribe od kamena) und Strandfischen (ribe od piene). Ausserdem trachtet man bei jeder Wunde ängstlich den Rothlauf (risipela, plamac) zu vermeiden, obzwar er hier relativ selten auftritt; aus diesem Grunde wendet man Umschläge von salamura an; weisse Leinenfetzen werden in einem Gemisch von Wasser, Salz und Essig eingetaucht und auf die Wunde aufgelegt. Als Specificum gegen Rothlauf gelten Bähungen von schwarzen Bohnen (bobak) und Honig. Die durch kleine Fremdkörper oder geringfüge Verletzungen mit unreinen Gegen- ständen verursachten, subchronisch verlaufenden Entzündungen des Zellgewebes an den Fingern, Panaricien (prist, podpristilo se), werden wie eiternde Wunden behandelt; es gibt auch alte Weiber, die als Specialistinnen für solche Fingergeschwüre gelten. Ge- schwüre, welche scheinbar ohne jede Ursuche entstanden sind, werden auf etwas Be- sonderes (stogod trece) zurückgeführt, indem man sie dem Einflüsse der Hexen (vjestice) zuschreibt und poganac oder poganica nennt (S. unten). Eine besondere Therapie wendet man in solchen Fällen an, in welchen eine Nadel oder ein ähnlicher langspitziger Gegenstand in die Hand eingetrieben wurde: man lässt die Galle des Tintenfisches (zu6 od lignja) oder das Fett des Murmelthieres (salo od puha) so lange auf die schmerzhafte Stelle einwirken, bis es den Fremdkörper „heraus- zieht“, d. h. bis der letztere von selbst herauseitert. Die Wunden werden im Allgemeinen in solche unterschieden, bei av eichen die äussere Haut durch Schnitt, Hieb, Schlag mit einem stumpfen Gegenstand eine Continuitätstrennung, d. h. eine offene Wunde erleidet, und solche, welche ohne jede Aveitere sichtbare Verletzung, höchstens unter Hinterlassung einer leicht vergänglichen Beule oder Blutunterlaufung entstehen. Die letztere Art gilt als gefährlicher. Die Wunde v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 243 heisst rana, die Gewalt, mit welcher sie beigebracht wurde, udarac. Es gibt drei Stellen des menschlichen Körpers, an welchen der udarac als lebensgefährlich angesehen wird: 1. sliepo oko (Schläfe), 2. ozicica (Magen), 3. petenali (Leistengegend). Ein udarac (von udariti, schlagen), welcher keine sicht- und greifbare Wunde hinter- lässt, kann die traurigsten Folgen haben und selbst die sicija (Tuberculose) nach sich ziehen. Man sucht daher die Lungenschwindsucht bei früher gesund gewesenen jungen Leuten oder andere scheinbar ohne greifbare Ursache entstandene Krankheiten auf einen udarac zurückzuführen. Gelingt es nicht, so muss das böse Auge (krivo oko, rgjav pogled) oder der Zauberspruch einer Hexe (urok vjestice) dazu herhalten. Der frische udarac verlangt einige Blutegel auf die contundirte Stelle, worauf ein Harzpflaster (cerot za udarca) aufgelegt oder eine aus Wachs (od vidjenog voska), Weihrauch (tamijan) und Seife (sapun) bereitete Salbe aufgetragen wird. In Sreser soll es einen Mann geben, welcher Schiesspulver in einem Esslöffel Weihwasser auflöst und unter Hinmurmeln einer bestimmten Formel mit dem Finger Kreuze und Ringe über die Stelle hinmalt; als ich mir von einem seiner Verwandten die Formel hersagen lassen und notiren wollte, bekam ich zur Antwort, dass es nur am Charfreitag möglich und zugleich eine Sünde sei, dieselbe ohne Grund herzusagen. In Crna Gora wird eine Kröte (rozko) aufgelegt und Umschläge von Brennesselabsud gemacht. Eine eigen- artige Behandlungsweise lässt man dem tezki udarac (schweres Trauma) angedeihen, wie es sich z. B. nach einem Sturze von einem Reitthiere zu ereignen pflegt.1) Man schlachtet ein Schaf und legt das Kind oder das mit den blauen Beulen bedeckte Glied in das warme, noch rauchende Eingeweide (drob) des Thieres. Dieses Volksmittel, zu welchem man besonders in früheren Zeiten viel häufiger gegriffen haben soll, wird auch beim Falle vom Baume angewendet. Das Besteigen eines Feigenbaumes gilt als besonders gefährlich, da er eine glatte Rinde besitzt und ausserdem ein Lieblingsplatz der gleich gefärbten Viper ist; am Tage des heil. Bartholomäus darf ein Feigenbaum gar nicht erklettert werden, weil der Baum sicher verdorren würde. Leute, die Knochenbrüche und Gelenksverrenkungen erlitten haben, sieht man nur höchst selten beim Arzte; sie gehen viel lieber zu einem alten Manne, der darin „eine viel grössere Praxis hat“ als der Arzt. Zu meiner Zeit war es in Janjina ein Alter namens Poluta, der jedoch allgemein den Zunamen Kujalo, sto nacinjava ruke (Kujalo, der die Hände einrichtet) führte. Die ganze Gemeinde wäre in hellen Aufruhr gerathen, wäre es einem Arzt etwa eingefallen, ihn anzuzeigen. Gelenksverrenkungen (Luxationen) richtete er in der Weise ein, indem er das verrenkte Glied durch Andere fixiren liess und nun nach Leibeskräften und unter fürchterlichem Gebrüll des Kranken anzog. In dem Momente, in welchem er ein Knacken hörte (sad je stuklo), liess er nach und band die Extremität fest ein. Die Oberarmluxationen pflegte er mit Hilfe eines harten Apfels einzurichten, indem er denselben in die Achselhöhle der verrenkten Seite steckte und den Oberarmkopf plötzlich in seine Pfanne zu bringen versuchte. Im Einrichten von Knochenbrüchen wurden ihm wahre Meisterstücke nachgesagt; allerdings fand ich auch nicht selten, dass er Luxationen und Fracturen „einrichtete“, die nichts anderes waren als Contusionen. Bei Knochenbrüchen ging er gewöhnlich so vor, dass er S Jung und Alt, Mann, Weib und Kind ist wegen der schlechten, steinigen Wege gezwungen, täglich in die Weingärten auf Maulthieren (mazga) oder Eseln (tovar) zu reiten. Die Weiber sitzen auf dem samar (Holzsattel) mit auf einer Seite gleich lang herabhängenden Füssen. 16* 244 II. Volkskunde. mit dem Weihwasser drei Kreuze über die Bruchstelle schlug, das kranke Glied von Anderen fixiren liess und nun einen erhärtenden, aus Holzstäbchen und einer amylum- reiclien Knollenwurzel hergestellten Verband anlegte; das Anziehen des Gliedes (Extension), wodurch der Chirui’g eine Verkürzung der gebrochenen Extremität zu verhüten trachtet, hielt er für unnöthig. Um den Verband kümmerte er sich nicht weiter, da die Wurzel; Namens sodula (Symphytum tuberosum) mit der Zeit steinhart und erst nach einigen Wochen abgenommen wurde. Bei Vorderarmbrüchen, besonders bei den häufigen, in der Nähe des Handgelenkes vorkommenden Radiusfracturen pflegte er Hanf (konoplje, kanava) mit rohem Hühnereiweiss zu befeuchten und damit die Bruchstelle handbreit umzuwickeln. Auch dieser Verband stellt einen erhärtenden Verband dar, doch sah ich als dessen zwei üble Folgen starke Oedeme wegen zu fester Umschnürung oder schiefwinkelige Verheilung der Bruchenden wegen mangelnder Extension. Fig. 3. Bruchband eines dreijährigen Knaben in Janjina. Auch bei Hernien (Leistenschenkelbrüche, istetio se) springt die Volksmedicin hilfsbereit bei; bei Kindern und jungen Leuten hält man einen Verband, respective ein Bruchband (ventriga, tringed, fasica) für unumgänglich nothwendig. Die Mütter zeigen im Ersinnen von Bruchbändern für ihre Kinder eine erstaunliche Findigkeit, wobei sie jedoch den Leibschaden ihrer Kinder, besonders der weiblichen, vor den Nachbarn als ein strenges Geheimniss hüten. In Janjina zeigte mir einmal die Mutter eines dreijährigen Kindes ein Leistenbruchband, welches in der That sehr praktisch, einfach und billig war. Sie soll es aus eigenem Kopfe erdacht haben und hat ein käufliches bisher angeblich nicht gesehen. Es bestand aus einer plattenförmig ge- schnittenen, mit einer Oeffnung für den Penis versehenen, jedoch nur an der Austritt- stelle der Hernie ausgepolsterten Pelotte, von deren vier Ecken je ein Paar von ver- schieblichen Bändern über den Gürtel und unter den Analfalten zur Kreuzgegend ging, wo die Enden geknüpft wurden (Figur 3). Den Austritt von Nabelbrüchen bei stark schreienden Kindern sucht man durch Auflegen von in Schafwolle eingewickelten batakun (Vierkreuzerstück aus Kupfer) und Zubinden zu verhindern. Seltener werden schon die sympathischen Mittel angewendet; in Janjina zeichnete ich Folgendes auf: am Vorabende des heil. Johann (u oci Ivan dana) oder auch bei neuem Mondviertel vor Morgengrauen wird das bruchleidende Kind von zwei reinen Waisen im Namen der heil. Dreieinigkeit dreimal durch einen in zwei Hälften geschnittenen jungen Eichenbaum durchgezogen, wobei die zwei Hälften von v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 245 den Eltern des Kindes gehalten werden. Die zwei Hälften des lebenden Baumes werden ! sodann mit Bast zusammengebunden und man lässt den Baum weiter wachsen. Heilen die zwei Hälften des Baumes an, so wird das Kind in seinem Leben nie mehr an Bruch zu leiden haben. Die Massnahmen der Volksmedicin bei Schlangenbissen seien hier nur auszugs- weise erwähnt und im Uebrigen auf den von mir an einem anderen Orte bearbeiteten dalmatinischen Schlangenglauben verwiesen.1) Die vom Volksmunde als crnokrug, crnopecica, poskok, pepeljuha bezeichneten giftigen Vipernarten sind auf der Halbinsel gar nicht so selten; weniger gefährlich ist der zlotrotrus (Callopeltis quadrilineatus) , die konjuha und kravosac oder kravosica ( Elaphis cervone), ganz ungefährlich die smicalina ( Coronella austriaca ) und der glavor (Pseudopus apus) , welchem nachgesagt wird, dass er selbst Schlangen fresse (kolje zmije).2) Dem Glavor sollen Hirtenknaben einst das specihsche Mittel gegen Schlangen- biss abgelauscht haben. Sie sahen seinem Kampfe mit einer Viper zu und bemerkten, wie er nach jedem Stiche der Schlange seitwärts auf einen Hasenkohlstrauch (kostri6, Sonchus oleraceus) krieche und sich auf ihm eine Zeitlang herumwälze, um darnach wieder, wie neu belebt, den Kampf vom Frischen aufzunehmen. Aehnliches hörte ich auch in Trstenik, nur erzählte man es von Katzen statt des Glavors.3) Darum unterlässt man es nie, den Saft von Kostri6 und auch zerhackte Theile desselben auf die Biss- wunde aufzulegen. Als ähnlich, jedoch nicht so sicher wirkende Kräuter werden ver- wendet: janjetina (Teuer ium pollium), djetelina (Trifolium p raten se) , ovjan (Inula squar- rosa ), vostica (Br achy podium) ; man rühmte mir auch die Bähungen von Gerstenbrei (skuhonog jeema), sowie das Anzünden von einem Häufchen Schiesspulver auf der Bissstelle. Seltener wird die Wunde mit dem Messer erweitert, um durch die stärkere Blutung das Gift zum Auswaschen zu bringen. Ereignet sich — wie ich in Zuljana hörte — das Unglück in der Nähe des Meeres, so wird die Wunde mit Seewasser, sodann mit Lauge und Essig (alkalische und sauere Reaction?!) ausgewaschen, zum Schlüsse dann der Saft des wilden Feigenbaumes und der Zwiebel darauf getröpfelt. In Brista konnte ich den Glauben an einen gegen Schlangenbisse wunderthätigen Stein des heil. Paul verzeichnen und notirte ein darauf bezügliches Sprüchlein.4) Dragutin Hirc citirt eine von einem Militärärzte als wahr aufgefasste Erzählung von einem ähn- lichen Wundersteine in der Lika, welcher vor einer Reihe von Decennien einer Schlange entrissen worden sein soll, als sie zur Heilung einer halb todt geschlagenen Gefährtin eilen wollte.5) Da dieser Stein von den Schlangen stets in deren Kopfe getragen werden soll, so erklärt sich hieraus leicht der hierzulande oft gehörte Rath, den Kopf der be- treffenden Schlange zu zerstossen und auf die Bissstelle zu legen (stuc glavu od zmije, pa privit na ranu). Man stellt sich nämlich vor, dass das Schlangengift nach dem Ver- enden der Schlange in deren Schwanz herabsteige und der letztere infolge dessen gelb werde (kala se jid u rep i rep pozuti). Es wird auch angerathen, das gebissene Glied *) Aus dem Volksglauben von Sabbioncello. Zeitschr. für Osten-. Volkskunde, Bd. III, S. 54. 2) Siehe meine Abhandlung „Ueber thierische Gifte“ im Rad lieenika, Agram 1899, S. 146. 3) Etwas Aehnliches erwähnt auch Plinius in seiner „Historia naturalis“ L. XXIII, über den Zwei- kampf zwischen der Schlange und dem Wiesel; nur wird dort statt des Hasenkohls die Raute angeführt. Näheres darüber siehe in meinem Artikel „Plinius und die Volksmedicin in Dalmatien“ (Vjesnik hrv. arheol. dr. Agram, IV, 1900), sowie in meinem Vortrage auf dem XIII. internat. medic. Congresse, Paris 1900 (anat. Section). 4) L. c„ S. 56. 6) Zbornik za narodni Zivot i obidaje juznih Slavena. Zagreb 1896, S. 12. 246 II. Volkskunde. oberhalb der Bissstelle mittelst eines Strickes oder Bandes abzubinden, um das Weiter- eindringen desselben in das Blut zu verhindern; treten oberhalb der Abschnürungsstelle ödematöse Schwellungen auf, so muss noch höher abgebunden werden. Der Gebissene darf beileibe nicht nach Hause getragen, sondern vielmehr geführt werden, weil er sonst sicher sterben würde. In ^iuljana wird ausserdem reichliches Trinken von reinem Branntwein und Enthaltung von Schlaf angerathen, indem man in den Menschen fort- Avährend hineinredet und ihn auch des Nachts immer von Zeit zu Zeit im Zimmer herumführt. Die letzteren Massregeln müssen als sehr rationell und heilsam bezeichnet werden. Als besonders gefährlich ist die pepeljuha (Viper) verrufen; während andere Schlangen beim Nahen des Menschen erschreckt davonlaufen, wartet sie still ab und beisst. Es wird ihr auch hypnotisirende Macht zugeschrieben, indem sie auf Nadel - bäume kriechen und vermittelst eines das Piepen der Vögel nachahmenden Gesanges einen Vogel magnetisch anzieh en soll (pritegne ih kako kalamita), wornack sie dieselben verschlingt. Ihr Lieblingsaufenthalt sind Feigenbäume, von denen sie nicht früher herabsteigt, bevor sie nicht einen Menschen oder ein Thier gebissen hat; sie soll es vorziehen, lieber ganze Wochen und Monate auf dem Baume zu verbleiben und ganz abzumagern, als herabzusteigen, ohne ein Opfer gefunden zu haben. Als Schutzmittel beim Pflücken von Feigen oder beim Holzsammeln im Walde wird das Bestreichen der Hände mit Zwiebelsaft angesehen, welchen die Schlangen ungern riechen. Als Erkennungszeichen ihrer Giftigkeit trägt die Viper den hohoric (Horn) am Kopfe. Für die Viper konnte ich seit dem Jahre 1897 noch folgende synonyme Volks- namen notiren: srtica, kusica (Trstenik), crnostril, srpina (Popova Luka), huhuraca (Kuna, Pijavicino); für die Ringelnatter (Tropidonotus natrix): sapulja; für die Coro- net la: plavokrug. Auch dem Bisse der Spinnen werden giftige Eigenschaften zugeschrieben, darum heisst es in dem vorerwähnten Sprüchlein nebojim se zmije ni pauka (ich fürchte weder Schlangen- noch Spinnenbiss). Am meisten gefürchtet wird der Biss der Kreuzspinne: doch macht man einen Unterschied zwischen Luft- und Erdspinnen, und zwar mit Rücksicht auf die einzuschlagende Behandlung. Nach dem Bisse einer schwarzen Luftspinne, die den Namen culjavac führt, weil sie hoch an der Zimmerdecke oder zwischen hohen Baumästen ihre Netze spannt, soll man ausser den vorher aufgezählten Heilmitteln und Kräutern statt des Herumführens viel herumschaukeln, indem man sich mit den Händen an ein Querholz anklammert (valja culjati); bei dem Bisse der Erd- spinnen hingegen soll der gebissene Körpertheil in die Erde auf eine Zeitlang ver- graben werden. Die Beulen, welche nach dem Bisse des Scor pions entstehen, werden mit dem sogenannten Scorpionöl behandelt; der Scorpion wird lebend in ein mit reinem Olivenöl gefülltes Fläschchen geworfen, stehen gelassen und im Bedarfsfälle zum Einreiben benützt. Unter Tarantela bezeichnet man hier nicht eine Spinne, sondern eine Eidechsen- art (Hemidactylus verruculatus) , welche aussätzig (gubava) und giftig sein soll; doch habe ich während meiner Praxis weder einen solchen Biss gesehen, noch auch davon gehört. Bei Bienen- und Wespenstichen werden Essigumschläge verwendet; später wird auf die geschwollenen Theile ein mit Olivenöl befeuchtetes Kupusblatt (Kohl) aufgelegt. Ueber Krötengift werden wir uns weiter unten beim Absätze „Abergläubische Volksmittel“ auseinandersetzen. Bei Hundebiss wird empfohlen, recht viel Knoblauch zu essen. v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 247 Geburtshilfe und Frauenkrankheiten. Die Dauer der Schwangerschaft (zena u bremenu, noseca, bredja, trudna) be- rechnet man auf neun Monate. Von jenem Momente an, in welchem die Schwangere zum ersten Male die Kindesbewegungen verspürt, viereinhalb Monate gerechnet, erhofft sie den Tag ihrer Entbindung. Während der Schwangerschaft beschleichen die Schwangere sehr oft eigentümliche Gelüste (pozudi), welche man für jeden Fall er- füllen soll; geschieht dies nicht, so wird das Kind den gewünschten, jedoch nicht er- reichten Gegenstand auf seinem Körper in der Form von mehr oder minder hässlichen Muttermälern zeitlebens tragen, z. B. Trauben, ein Stück Selchfleisch mit Borsten, eine Blüthe etc.1) Das künftige Geschlecht des Kindes kann man aus dem Gesichte der Schwangeren herablesen: ist es mit zahlreichen Leberflecken (mace) bedeckt, so wird das Kind ein Mädchen, ist das Gesicht hingegen glatt und rein, so wird es ein Knabe. Wegen des lästigen und ungewohnten Spannungsgefühles, welches besonders unerfahrene, zum ersten Male schwangere Frauen zu erleiden haben, wird oft die Hebamme oder die ., kluge Frau“ aufgesucht, welche nach einer äusseren „Untersuchung“ der Bauch- geschwulst mit wichtiger Miene die Diagnose verkündet, dass das Kind sich herab- gelassen habe (kalalo se djete); ein anderes Mal ist es zur Abwechslung die Gebär- mutter (rodilja, materica, luter). In diesem Falle muss das Kind unbedingt „gehoben“ werden; zu dem Zwecke wird aus gebackenem Rind- oder Hammelfleisch ein Kuchen geformt, mit Zimmt bestreut und knapp über der Schossfuge mit einer Leibbinde (pas) befestigt. In Trstenik bemerkte ich zum selben Zwecke in Essig gebackenes Selch- fleisch. Um die Leibesfrucht besser tragen zu können, pflegen sich Schwangere in der Kreuzgegend ein Pechpflaster aufzukleben. Vor ihrer Niederkunft muss sich eine jede Schwangere hüten, eine Leiche anzublicken, da ihr Kind zeitlebens eine erdfahle Farbe haben würde. Die Entbindung machen die Frauen im Bette oder am Fussboden auf alten Kotzen und Tüchern liegend durch; bei schweren Geburten wird eine geweihte, eingetrocknete und als gospin cvit (Muttergottesblüthe, Hypericum perforatum) benannte Pflanze in geweihtes Wasser getaucht; öffnet sich der geschlossene obere Theil der Blüthe, so wird die Frau gebären, wenn nicht, so muss sie sterben. Tritt eine Verzögerung im Austritte des Mutterkuchens (kucica) ein, so wird am Unterleibe eine leichte Massage mit beölten Fingern ausgeführt (protrt utrobu uljem od svice); in Kozo wird Lauge und Honig (luga i meda) auf den Unterleib gegeben; in Brista geht man von der Ansicht aus, der Mutterkuchen müsse vorerst faulen (nek sagnije), dann gehe er spontan ab. Ich wurde einmal zu einem Falle gerufen, wo die Placenta 13 Tage nach der Entbindung in der Gebärmutter verblieb; die Frau genas. Die Placenta wird am besten unter einem Rosenstock (rusica) begraben; das Kind wird dann rosige Wangen besitzen. Ist die Entbindung regelrecht vorüber, so muss vorerst der Unterleib in Ordnung gebracht werden (valja nacinit utrobu); es wird der Bauch zu diesem Zwecke mit in Oel getauchten Händen sanft abgerieben und sodann mit einer breiten Leibbinde eingebunden; J) In Bosnien glaubt man sogar, dass ausserdem derjenige, welcher einer Schwangeren einen Wunsch abschlägt, mit einem Gerstenkorn auf seinem eigenen Auge bestraft wird. Siehe L. Glück: „Skizzen aus der Volksmedicin in Bosnien und der Hercegovina“, diese Mitth. Bd. II, 1894, S. 410. Auch durch Dieb- stahl kann die schwangere Frau in Bosnien zu einem Muttermal am Leibe ihres Kindes kommen. Vgl. S. R. Delic: „Etwas über Volkszauberei“, diese Mitth. Bd. I, 1893, S 421. 248 II. Volkskunde. über die Schossfuge pflegt man überdies ein zusammengerolltes Handtuch zu legen, um die erschlaffte Gebärmutter besser zusammenzudrücken. Erleidet die Frau einen Abortus oder eine Frühgeburt, so muss die Frucht bald beerdigt werden; wenn dies nicht ordnungsgemäss geschieht, so wird bald ein Hagel- wetter kommen. Bei Zwillingen glaubt man, dass sie nur dann lebensfähig sind, wenn sie gleiches Geschlecht haben. Mit dem Anlegen des einen Zwillings an die Mutter- brust soll man nicht so lange warten, bis der zweite geboren ist. Wunde Brustwarzen stillender Frauen werden mit weissen, in Oel getauchten Leinwandlappen und sodann mit je einer Nussschale bedeckt, um die mechanische Reibung zu vermeiden. In anderen Orten werden sie mit dem Pulver gerösteter Citronenkerne bestreut oder man nimmt statt des Leinwandlappens die schleimreichen macerirten Quittensamen (pice od mrtakulja) und bedeckt sie mit Nussschalen, nachdem man sie vorher mit Weihwasser besprengt hatte. Von den Frauenkrankheiten sind es zumeist Menstruationsbeschwerden, wegen welcher Mädchen und Frauen zu den verschiedensten Volksmitteln greifen. Gegen Krämpfe wird Bauchmassage mit warmem Oel (protrt utrobu uljem od svice) an- empfohlen; oder man legt ein in Oel getauchtes und am Feuerherd erwärmtes Kohlblatt (list od kupusa s uljem) auf die schmerzende Stelle. Werden die Menses unregel- mässig, so heisst es, das Blut sei in Unordnung geratlien (smela, istetila se krv); man muss dasselbe infolge dessen wieder „richten“ (napravit krv), was durch fleissiges Trinken der Kräuter betonika (Betonica off.), kadulja ( Salvia off.) und popunac ( Linaria ; Cymbalaria) erreicht werden soll. Gegen die Schwäche in den Beinen (kad padu noge) werden Einreibungen mit auf Oel geschmorrter Raute empfohlen (pofrigat rutu na ulju). j Treten die Menses (ponti, zeman) zu stark auf, so werden die Hände und Füsse mit einem Bande oder Tuche abgebunden; mit feinem, locker anliegendem Spagat werden dagegen die Unterschenkel von Frauen abgebunden, die zu Krampfadern neigen; be- I sonders gut soll sich gegen Wadenkrämpfe rothe Seide eignen. Schwache oder gar keine Menses können zur Auszehrung (sicija) führen; hiebei wird die Bleichsucht mit der Tuberculose verwechselt. In Orebid und Trpanj wird zum Zwecke des Eintrittes der Menstruation das stundenlange Verweilen in der Sonnenhitze angerathen; nur vor der Märzsonne muss man sich hüten, denn: bolje da te zmija ujede, nego da te mar- cano sunce upeöe (es ist besser, dass dich eine Schlange beisst, als dass dich die März- sonne bratet). Kinderkrankheiten. An der Pflege des Kindes, besonders jenes im Säuglingsalter befindlichen, kann man am besten die Vorzüge und Nachtheile einer Hausmutter erkennen. Schöne, ge- sunde Kinder bilden den Stolz einer Hausfrau; sie darf sich jedoch ihrer nicht rühmen, denn sramota je svoje djete hvalit (es ist eine Schande, sein Kind zu loben); ebenso- wenig hört man das Lob eines jeden Fremden gern, denn er könnte zufällig den bösen Blick (rdjav pogled) besitzen und das Kind infolge dessen erkranken. Obwohl die hiesigen Mütter mit einer ausserordentlichen Liebe an ihren Kindern hängen, wird die letztere manchmal übertrieben und so erklären sich die zahlreichen absurden und meist abergläubischen Vorstellungen über Kinderpflege. Einem jeden Fremden, wenn er Kinderfreund ist, fällt sofort ein schuppender Kopfausschlag auf, den fast alle Kinder am behaarten Kopfe haben; man nennt ihn v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 249 timenice (von time, Scheitel) und meint, dass die Kinder mit ihm schon auf die Welt kommen; man hält ihn für unreines Blut, welches dem Kinde hier am Kopfe ausdunstet und man solle sich darum hüten, denselben wegzubringen, denn das unreine Blut würde sich „nach innen schlagen“. In der Wirklichkeit ist es nichts Anderes als Ansammlung von Schmutz mit einer infolge dessen entstandenen oberflächlichen Hautentzündung; denn infolge oft eintretenden Wassermangels1) werden die Kinder nur selten, selbst unmittelbar nach der Geburt nur oberflächlich gebadet und der von dem behaarten Theile des Kopfes schwer wegzubringende Schmutz sammelt sich infolge dessen in Form von Schuppen und Krusten im Laufe der Wochen und Monate an. Mitunter geht dieser Kopfausschlag" in Eiterung über und wird zum perusac; die Haare fallen aus, doch macht man sich nicht viel daraus; denn nachher sollen solche Kinder um so üppigeres Haupthaar bekommen. Kindern, welche schwer einschlafen und grosse Schreihälse sind, pflegt man unter das Kopfkissen das wabenartige Nest der Gottesanbeterin Mantis religiosa zu geben, welches oft an den Sträuchern der Pistacie (Pistacia lentiscus) vorkommt und als spanak (Schläfchen) bezeichnet wird; jedenfalls bildet es für die Kinderstube ein viel unschuldigeres Schlafmittel als der Mohn, welcher als solches hier ganz unbekannt ist. Die bei Säuglingen so häufig vorkommenden nässenden Plautausschläge werden infolge ihrer Röthe in der Regel als Rothlauf angesehen (zajelo se djete izmedju gibica, kime- nata); am meisten finden wir sie an den Beinen in der Nähe der Geschlechtstheile als Folge des Bettnässens unter der Gestalt eines Ekzema intertrigo. Als ein specifisches Mittel gilt das vom Holzwurm verarbeitete und gesammelte Holzmehl (crvotocina) ; darum bestreut man das Kind oft, wenn ihm auch nichts fehlt, mit diesem Mittel (svaki povitak valja posut crvotocinom); in Trpanj verwendet man hei hartnäckigen Ekzemen Ziegenbockfett (loja od jarca). Gegen die im Säuglingsalter sehr häufigen, hier als „lispacina“ bezeichneten Aphten, d. h. weissliche, punktförmige, aus mycotischen Anhäufungen bestehende Auf- lagerungen und Belege pflegt man Einschmierungen mit Honig anzuwenden. Infolge des schlechten Wassers und der nicht immer sehr reinlichen Nahrung haben die Kinder oft stark unter den Würmern, besonders von Ascaris lumbricoides (guje) zu leiden; man stellt sich vor, dass es dem Wurm nach Süssem gelüste und dass er infolge dessen nicht nur beim After abgehe, sondern mitunter auch bis zum Munde hervorsteige (slatko poteze guju uzbrdo); man gibt darum dem Kinde goloper i kaplju rakije za popit (Balsamita und einen Tropfen Branntwein einzunehmen) und überdies ein Rosmarinklystier (lavatin od ruzmarina); allgemein bekannt ist der Knoblauch, welchen man in Form einer Perlenschnur aufgefädelt an den Hals des Kindes umhängt und so tragen lässt (privit cesna na vrat); den Knoblauchgeruch sollen die Würmer nicht gern leiden; ausserdem wird ein in Branntwein getauchter Flanelllappen auf die Magengrube (pero) gelegt. Auch Pfirsichblätter werden als Gegenmittel der Würmer sehr gelobt: lisce od praske tisne guje doli (Pfirsichblätter treiben die Würmer herunter). Kindern soll man nicht viel Eier essen lassen, denn sie „machen Würmer“. Leidet ein Kind am Bandwurm, so gibt man ihm einen Absud von Buhac (Chrysanthemum) in Branntwein zu trinken. Stark verbreitet ist der Glaube an den übernatürlichen Ursprung der Kinder- krankheiten. ' Verliert ein Kind plötzlich sein Kopfhaar, so heisst es: bice ga uhitio J) Auf der Halbinsel sind nicht Brunnen, sondern meist nur Cisternen als Reservoirs für das ge- sammelte Regenwasser vorhanden. 250 II. Volkskunde. kogod tezke ruke, es wird ihn Jemand angetastet haben, der eine schwere Hand hat. Säuglinge und kleinere Kinder, besonders wenn sie schlafen, hütet man ängstlich vor 1 solchen Personen, welche ermüdet (umoreni) an dieselben herantreten wollen; ist dies geschehen, so ist es sehr übel; denn: dosao na djete umor1) (das Kind überfiel die Müdigkeit); der umor wird hier förmlich personificirt und als Ursache eines etwa später eintretenden Unwohlseins angesehen. In der östlichen Hälfte der Halbinsel ist der Glaube an den bösen Blick (rdjav pogled, krivo oko) stark verbreitet, weicherinder I Regel den als Bettlerinnen herumstreifenden und verkleideten Hexen (vjestice) zuge- I schrieben wird. Das Kind nimmt zusehends ab und sein Herz wird nach dessen Tode I von der Hexe hervorgeholt und verspeist. Auch der Glaube an den urok (Fluch, üble Rede) ist hier nicht unbekannt. Darum antwortet eine stillende Frau auf die j Erkundigung nach ihrer Gesundheit: sad imam dosta mlieka — nebudi mi uroka! (jetzt habe ich genug Milch — der urok weiche von mir! = „unberufen’“). Bei älteren Kindern fürchtet man am meisten die rakatika (Rachitis) und die 1 straha (Schreckkrankheit). Um die krummen rachitischen Glieder zu heilen, geht man ] zur bahorica (kluges Weib); von ihr wird das Kind auf einen grossen Tisch gelegt ;j und gerade ausgestreckt; sodann beginnt sie dasselbe unter geheimnissvollem Gemurmel ,j mit einer geweihten Wachskerze zu messen (mjerit sviecom), ebenso wie man Leinwand mit dem Meterstabe misst und versucht dabei die gekrümmten Gliedmassen geradezu- , strecken. In £uljana füllt man den Strohsack rachitischer Kinder mit Seegras (voga od mora, Jodgehalt?), welches man vorher mit Weinmost abgewaschen hatte. Aehnlich wie bei den bruchleidenden Kindern macht man bei rachitischen Kindern die Procedur mit der gespaltenen jungen Eiche, doch mit dem Unterschiede, dass das Kind nachher ein Decoct von der Rinde desselben Baumes trinken muss. Die infolge der oft unzweckmässigen Ernährung sehr häufigen Sommerdiarrhöen der Kinder werden nur selten auf die wahre Ursache, sondern vielmehr auf über- natürliche Einwirkungen zurückgeführt; schon ein jäher Blick des Kindes in einen Spiegel kann eine starke Diarrhöe (prolijavica, otvorenje) desselben verursachen; darum sind die Spiegel in den Kinderstuben so selten, oder sie werden sehr hoch gehängt. Oft werden die Kinder scheinbar ohne jede greifbare Ursache krank, sie verlieren ihre gesunde Gesichtsfarbe, werden traurig, mürrisch und schrecken oft zusammen. In den meisten Fällen ist es eben die Folge der Sommerdiarrhöe und die Folgen des nachfolgenden Darmkatarrhs; der Volksmund nennt es jedoch die Schreckkrankheit (naudila mu straha);2) daran ist ein plötzlich laut aufbellender Hund, ein Maulthier, eine Maus, ein heftiges Anschreien des Kindes u. dgl. schuld. Post hoc, ergo propter hoc. Ein sehr beliebtes Mittel ist hiefür das Schreck wasser (voda za sti’ahu). Man nimmt drei Aestchen von Majoran (tri vrha od mozurana) und drei ebensolche des Ivicakrautes, J) Vgl. den Artikel „Ukosa (umora)“ des A. J. Caric in diesen Mitth. VI, 1899, S. 604, in welchem der Volksglaube auf der Insel Lesina (Hvar) beschrieben wird. Derselbe Autor notirt in einem späteren Artikel (Predrasude o zeni prije i poslije poroda. „Glasnik“ 1898, Bd. X, S. 159) einige wohl nicht ganz richtig notirte Umoransichten des Volkes, nach welchen der ermüdete Vater gerade seine Kappe auf die1 Wiege seines Kindes legen muss. 2) Dasselbe nennt man in Bosnien „strava“, und zwar bestehen hier ähnliche volksmedicinische und abergläubische Massregeln wie in Dalmatien. S. L. Grgjic-Bjelokosic: „Das Entsetzen (Strava)“ in diesen Mitth. VI, 1899, S. 619. Der citirte Autor führt auch hiefür eine besondere Beschwörungsformel an. Sadik ef. Ugljen beschreibt in diesen Mitth. III, 1895, S. 555 die bosnisch-hercegovinische Sitte des Bleigiessen^ in ein Gefäss voll Wasser, welches theils auszutrinken, theils am Hausdache auszuspritzen ist. Vgl- Dr. L. Glück: „Ueber das Entsetzen (Strava)“ in diesen Mitth. II, 1894, S. 405 — 408, und Kulinoviö, „Volks- aberglaube und Volksheilmittel bei den Muhammedanern, ebenda VII, 1900, S. 355 f. v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 251 gibt sie in ein Glas, wo sie im Wasser über Nacht maceriren; das Glas wird mit einem blauen Papier bedeckt, das Papier mit zahlreichen Nadelstichen durchlöchert (pokrit nasupkanom modrom kartom) und mit einer in Kreuzform geöffneten Scheere beschwert. Beim Pflücken der ivica soll man nur die Endäste pflücken und die Wurzeln schonen, worauf das Sprüchlein hinweist: Govori mi Iva: Neguli mi zila, Yratice vam sina Od mrtva ziva! Es erzählt mir das Ivicalcraut: Reisse mir die Wurzeln nicht ab, Es wird Euch gesund machen Den todtkranken Sohn. Den anderen Tag lässt man Morgens dieses so bereitete Getränk dem kranken Kinde trinken. In 2uljana und Popova Luka ist der böse Einfluss des Mondscheines (zdraka, zdracina) stark verbreitet; am gefährlichsten soll für die Kinder das Mondlicht in den Erntemonaten (u zatvarima) sein. Darum werden Kinder vor dem Mondlichte ängstlich versteckt. Lässt man sie dem Mondlichte ausgesetzt, so werden sie allmälig blass wie der Mond, welcher sie „austrinkt“ (mjesec moze popit djete); sie werden nachher kränklich, magern ab (Gastroenteritis!) und sterben langsam und lautlos hin. Die Kraft des Mondes erstreckt sich auch auf die Windeln, denn wenn solche eine längere Zeit dem Mondscheine ausgesetzt waren, so führen sie dieselben Folgen herbei, als wie wenn das Kind selbst im Mondlichte gewesen wäre. Das Gegenmittel gegen die zdraka ist ziemlich complicirt; ein reines Waisenmädchen muss ausfindig gemacht werden, welches in der Nacht im splitternackten Zustande um das Haus, wo das Kind liegt, einen drei- maligen Rundgang macht und dabei alle Kräuter sammelt, die es am Wege findet. Die letzteren werden nun von dem Waisenmädchen in einem neuen irdenen Topfe (u novom loncu od zemlje) gekocht und mit dem durchgeseihten Decoct der gesammte Körper des Kindes gründlich abgewaschen. So muss es drei Nächte hindurch ge- schehen. Wenn die zdraka die Ursache der Krankheit war, so muss nun der irdene Topf selbe ganz aufsaugen (ako bude zdraka, sve 6e popit lonac). Hautkrankheiten und Syphilis. Die am häutigsten genannte Hautkrankheit ist der Rothlauf (plamac, risipela); als solcher wird fast ohne Unterschied jede acut auftretende Röthung der Haut be- zeichnet. Wegen des offenbaren Widerspruches im weiteren Verlaufe der als Rothlauf bezeichneten Hautkrankheit sucht man sich mit dem Ausspruche risipela ima devet nacina (das Erysipel verläuft unter neunerlei Formen) hinwegzuhelfen. Das beliebteste und als Specificum bei Rothlauf angesehene Mittel ist das Auflegen eines Breies von Fisolen- mehl (kasa od bobaka). Viel angewendet wird auch die panaceenartig verehrte Camille entweder in Form von warmen Umschlägen, oder als Streupulver. Seltener bemerkte ich Einpulverungen mit crvotoöina (Holzwurmmehl). In Zaradeze bemerkte ich die Verwendung einer in Essig gekochten i’othen Erdsorte (krvaricu zemlju skuhat u octu). Die Bekämpfung des als Rothlauf aufgefassten und sehr häufig bei Kindern vor- kommenden Ekzema intertrigo haben wir bereits erwähnt. Auch der im Sommer nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen so häufige Hitzfriesel wird ebenfalls nicht selten als Erysipel aufgefasst, in der Regel wird er jedoch als solcher (oparos) erkannt und keiner weiteren Beachtung gewürdigt; sehr häufig findet man ihn infolge der warmen Einpackungen auch bei Punturakranken 252 II. Volkskunde. (Lungenentzündung). Die verschiedenen ekzematösen Hauterkrankungen entstehen in der Regel infolge einer sehr mangelhaften Hautpflege; als Beispiel diene der bei den Kinderkrankheiten als timenice angeführte Kopfausschlag. (Kopfgrind). Die unschuldige Urticaria (sklopac, Nesselausschlag) verursacht manchen Müttern — auch wie sonstwo, tout comme chez nous — einen heillosen Schrecken und erklärt zum Theile viele „Wundercuren“ mancher Quacksalber und alten Weiher. Da der Nesselausschlag bekanntlich infolge und trotz der angewendeten Mittel wiederholt auch bereits vor dem Eintreffen der letzteren heilt, so beeilt man sich, die gerötheten Stellen unter dem Kreuzzeichen mit Weihwasser zu besprengen; zum Eintauchen dient ein eigens dazu bestimmter Ziegenschwanzstummel (repic öd koze, uzica od kostretine). Der an den Füssen auftretende Nesselausschlag heisst naboljak und man führt sein Ent- stehen auf eine zufällige Berührung des unbeschuhten Fusses mit Hundekoth zurück. Kleine, bei Kindern häufig anzutreffende Aknepusteln werden podjiznica, ciric genannt und mit crvotocina bestreut. Furunkel und Carbunkel heissen cir, prid, prist oder poganac, poganica; bei den ersteren wendet man zumeist warme Bähungen von Leinensamen, Kukuruzmehl oder Brotbrei an; die letzteren hält man für weit gefährlicher, weil man sich vorstellt, dass sie unter dem Einflüsse böser Mächte entstanden seien. Helfen die gewöhnlichen Haus- mittel nicht, so muss man die poganica beschwören lassen (zaklinjat poganicu) und die böse Zaubermacht durch bestimmte Beschwörungsformeln1) zu brechen trachten. Die kleinen, im Gesichte und an den Händen vorkommenden Hautwarzen (brada- vica) pflegt man — sofern es keine Muttermäler (madez) sind, an welchen nicht gerührt werden darf, weil sie angeboren sind (nevalja dirat u rodjeno) — mit dem frischen Milchsäfte unreifer Feigen abzuätzen; in zwei Fällen musste ich einen thatsächlichen Einfluss der letzteren zugeben.2) Die lästigen Unterschenkelgeschwüre, welche eine sehr geringe Tendenz zur Uebernarbung und Verheilung zeigen, bestreicht man mit Theer (tanka mast, katrarn) oder bedeckt sie mit lauwarmen Camillenumschlägen; mitunter erhofft man die Heilung dadurch zu erreichen, wenn sie sich „öffnen“, d. h. erweitern; in diesem Rufe steht das Schöllkraut, krupnik trava (otvara cire, macht die Geschwüre auf). In einem Falle der hier seltenen Psoriasis fand ich in Trpanj Honig und Bohnenmehl (meda i muke od bobaka) aufgestrichen. Die der Insel Meleda eigenthümliche und als guba (Aussatz) bezeichnete Haut- krankheit wurde hier durch die gelegentlich herkommenden Meledaner bekannt und gilt als ansteckend und unheilbar; ich hatte Gelegenheit, diese „Aussätzigen“ (gubavci) mit dem Leprologen Ehlers aus Kopenhagen an Ort und Stelle zu untersuchen, wobei wir den Aussatz vollkommen ausschliessen konnten.3) Den Poganicaglauben behandelte ich ausführlich in der Abhandlung „Die Poganica und ihre Varianten“. Zeitschr. für österr. Volkskunde, Wien 1900, wo ich auch eine Reihe der betreffenden Zaubersprüche anführte. 2) Vgl. Ivan Zovko : „Etwas über das Körpermal“ in diesen Mitth. I, 1893, S. 436 f. In Gacko wird zum Heilen der angeborenen, feuerrothen, flächenartig ausgebreiteten Muttermale, welche nach dem Volks- glauben am Kinde im Mutterleibe dann entstehen sollen, wenn die Mutter unversehens einen Brand erblickt, die Asche eines in Brand gesteckten Zündschwamms verwendet. S. Lilek: „Erzeugung lebendigen Feuers“, ebenda III, 1895, S. 574 f. 3) Siehe unsere gemeinschaftliche Arbeit über diesen Gegenstand im Archiv für Dermatologie und Syphilis 1897 : „Mal de Meleda“. v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 253 Venerische und luetische Erkrankungen sind in Janjina relativ selten, nicht so in dem nahegelegenen Narentagebiete. Obzwar es hier nicht viel Aloisiuse, aber auch nicht wenig Magdalenen gibt, ist die junge Bevölkerung theils durch eigen thümliche Volksgebräuche, theils durch den scharf ausgesprochenen Kastengeist des Halbinsulaners (eines Nachkommen der berühmten einstigen ragusanischen Republik, welcher auf andere — besonders die Narentaner — als auf eine inferiore Rasse herabschaut), gegen In- fection ziemlich gefeit. Es sei z. B. nur nebenbei erwähnt, dass ein Mädchen, wenn es einen bestimmten Verehrer hat und sich gewisse Rechte erwarb, von dem letzteren nur höchst selten treulos verlassen wird; ein solcher mladi6 würde sich in der be- treffenden Ortschaft einfach unmöglich machen. Tripper pflegen in der Regel Jünglinge als Zeichen ihrer Militärdienstzeit heim- zubringen, Schanker die in fremden Ländern sich aufhaltenden ledigen Matrosen und Auswanderer. Sowohl die Syphilis (zlo od zena) als auch der Tripper (kapavica) gilt als entehrend und wird ängstlich vor den Genossen verborgen. Eigenthümlicherweise werden hiezu auch die Hernien gerechnet und für beschämend gehalten. Als Volks- mittel für den Tripper verwendet man ein Decoct aus gleichen Theilen von drinak ( Parietaria diffusa), sljez (Althaea off.) und Weinstein. Augen- und Ohrenkrankheiten. Das Sprichwort „Ako te oko zaboli, valja ga laktom trt!“ (wenn dir ein Auge erkrankt, so darfst du es nur mit dem Ellbogen reiben!) bezeichnet am besten die Sorgfalt, mit welcher ein Auge behandelt werden soll; dessenungeachtet vermochte ich nicht selten höchst unsinnige Volksmittel bei Augenkrankheiten, ja sogar auch „opera- tive“ Eingriffe zu constatiren. Ein Hordeolum (jeömik, Gerstenkorn) lässt man in der Regel mittelst warmen Bähungen erweichen, bis es platzt; oft werden jedoch einige Tropfen von frischer Milch direct aus der Brust einer stillenden Frau hineingespritzt. Dasselbe Mittel findet seine Anwendung bei starken Bindehautentzündungen (krvavo oko), wobei ausserdem noch Einträufelungen von Olivenöl in Anwendung kommen. Vernünftiger erscheinen schon einfache Waschungen des Auges im Seewasser und kalte Umschläge auf die Stirn. Als weniger unschuldiges Volksmittel steht das Betupfen des Auges mit Ohrenschmalz (slih, smola od uha) derselben Seite in Verwendung.1) Am meisten gefürchtet sind die krankhaften Veränderungen der Hornhaut, be- sonders jene, wenn sie über der Pupille auftreten; die Redensarten cuvati kako zenicu od oka (beschützen wie die Pupille) und boli kako zenica u oku (es thut weh wie die Pupille) bezeichnen theils die hohe Werthschätzung, theils die grosse Empfindlichkeit, welche das Volk in die Pupille und in die mit ihr in der Regel verwechselte Hornhaut verlegt. Die als Bläschen (bila pufica) auf der Hornhaut auftretenden Herpesknötchen, welche rasch zu einem herpetischen Geschwür zerfallen und nicht selten unter einer unzweckmässigen Behandlung mit Hinterlassung eines weissen Fleckes (Leukom) heilen oder infolge Unreinlichkeit sogar zu einer Panophthalmitis (Entzündung des ganzen Augapfels) führen können, sind dem Volke als mitunter bösartig verlaufende Er- krankungsformen des Auges gut bekannt. Da sie fast ausschliesslich scheinbar ohne jede Ursache entstehen, so bezeichnet man sie, indem man als solche irgend eine böse b Ein ähnliches Hausmittel ist auch in Livno bekannt. Siehe die unten folgende Notiz über „einige Volksheilmittel in der Gegend von Livno“ von Ivan Klaric. 254 II. Volkskunde. geheimnissvolle Kraft annimmt, mit dem Sammelnamen poganica. Da man sich vorstellt, dass Augenkrankheiten in der Regel nur durch mechanische Einflüsse entstehen können (Stoss, Schlag, Fremdkörper, Luftzug etc.), so sagt man dann im Gegenfalle: poganica nije dosla po udarcu, nego po krvi (die poganica entstand nicht infolge Schlag, sondern sie kam vom Blute); in der Mehrzahl hält man sie jedoch für angezaubert (uöinjeno) und zwar entweder durch den bösen Blick oder durch vjesticen (Hexen), welche ent- weder selbst durch Verreden (urok) das Auge krank machen, oder dem Menschen etwas in den Weg stellen, worüber er stolpern und Schaden nehmen muss (nagaziti, nasrniti, natrupiti, namet). Ist die poganica mit dem Blute (po krvi) gekommen, so hilft man sich mit Ein- träufelungen des Saftes der ljutika (Porr um, Lauch), des Knoblauchs (cesna), des Schöll- krautes (rosopast); der Kranke begibt sich dann zur „Specialistin für die poganica im Auge“, welche das Knötchen mittelst einer spitzigen Knoblauchwurzel oder der rothen brod-Wurzel (Krappwurzel, Rubia tinctorum , mit welcher Ostereier gefärbt werden) zu berühren und zu ätzen trachtet; solche alte Weiber, welche sich auf die poganica im Auge verstehen (zna dizat poganicu), gibt es in Janjina zwei. In Ston soll es ein Weib geben, welches die Herpesbläschen mit einer goldenen Nadel aufsticht. Auch gegen das infolge der herpetischen Geschwüre an der Hornhaut entstehende Leukom, welches in Form eines entstellenden weissen Fleckes dieselbe überzieht und dann kljen genannt wird, steht der erwähnte korjen od broca in Verwendung, mit welchem man die weisse Stelle ritzt; hierauf werden warme Umschläge von gebackenen Eiern und die Rinde des wilden Olivenbaumes aufgelegt. Sobald man jedoch bemerkt, dass die poganica immer ärger werde, so nimmt man an, dass sie angezaubert sei (ucinjeno); gegen eine solche helfen keine Arzneien, auch der Arzt nicht. Da gibt es nur ein Mittel: das Beschwören der poganica (valja zaklinjat poganicu). Die Beschwörung, deren ausführliche Analyse ich an einem anderen Orte unternahm,1) besteht im Besprengen des Auges mit Weihwasser unter dem Kreuzzeichen, sowie Hersagen einer bestimmten Formel, die auch bei Krankheiten an anderen Körper- stellen, welche als poganica angesehen werden, ihre Anwendung findet. Dabei wird die Poganica als ein böses Wesen angesehen, also personificirt,2) und mit Hilfe Jesu und Maria in unzugängliche Einöden verwünscht. 1) „Poganica und ihre Varianten.“ Zeitschr. für österr. Volkskunde, Wien 1900, Bd. V. Unter Poganica verstellt man auf der Halbinsel im Allgemeinen eine angezauberte Krankheit. In der citirten Abhandlung» vermochte ich den Nachweis zu führen, dass der Poganicaglauben nicht nur in Dalmatien bekannt, sondern auch in Bosnien, Serbien, Bulgarien und auch an anderen Orten der Balkanhalbinsel verbreitet sei. Er stammt gewiss aus alten Zeiten und hängt jedenfalls mit dem Bogumilenthum zu- sammen. Bei den alten Bogumilen führte die Poganica den Namen Ne 2 it, und auch heutzutage verbindet man in Bulgarien mit diesem Namen denselben Begriff. Die betreffenden Zaubersprüche und Formeln decken sich auffallenderweise bis auf die Bezeichnung fast vollkommen; bei beiden Völkern werden auch die Poganica und der Nemzit als böses dämonisches Wesen personificirt. Doch ist der Poganicaglauben nicht nur auf die Südslaven beschränkt. In Böhmen ist das Wort nezid, bei den Polen niezut mit der- selben Bedeutung gebräuchlich. Auch in Ungarn finden wir solche Ankläuge. So führt Temesvary (Volksbräuche in der Geburtshilfe in Ungarn, Leipzig 1900, S. 82) eine auffallend ähnliche Formel an, leider ohne Angabe des Volkes. Mit diesem Glauben sind wiederum die verschiedenen Vampyr-, Upir- und Werwolfsagen enge verknüpft. Allen diesen Varianten eines und desselben Begriffes muss daher unleugbar ein gemeinschaftlicher Ursprung zu Grunde liegen und es ist zweifelsohne sehr wahrscheinlich, dass sie nichts Anderes zu bedeuten haben als Aeusserungen des primitiven Volksglaubens an postmortale Lebensäusserungen der Verstorbenen. 2) Auf der Insel Lesina und Brazza wird das Wesen Rudica als die Tochter der Poganica ange- sehen. Siehe A. J. Caric: „Rudica, die Tochter der Poganica“ in diesen Mitth. VI, 1899, S. 607 f. v. Hovorka. Volksmediein auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 255 In Janjina notirte ich folgende Beschwörungsformel der Kate Mr. : J) Sto Ti cvilis Kate Kuzmina i Marijina glasom do nebe, suzam do zemlje od pogane poganice od nemile nemilice 5 rösne krosne2) nametne i nastupne? Govori jon Jezus Jsukrst: Neboj mi se Kate Kuzmina i Marijina je cu Ti poslat sv. Kuzmu i Damijana 10 sv. Vida i Davida i do devet djevica i sv. Jvana krstitelja. Krstem ce Te prekrstiti koji lici svaku ranu 15 brez mita i brez plate, vodom de Te okropiti. Jzadji pogana poganico nemila nemilico rosna krosna 20 nametna nastupna: u Kate iz glave, u Kate iz vrata, u Kate iz obraza, u Kate iz usta, 25 u Kate iz ramena, u Kate iz lakta, u Kate iz ruka, u Kate iz skine, u Kate iz krsta, 30 u Kate iz kuka, u Kate iz prsijuh, u Kate iz utrobe, u Kate iz bedara, u Kate iz gustera, 35 u Kate iz koljena, u Kate iz buta, u Kate iz glizana, u Kate iz tabana, u Kate iz prsta, 40 u Kate iz nogah, u Kate iza svega ; iz kostijub na meso, iz mesa na kozu, iz koäSe na dlaku; 45 ako si po putu dosla, po putu i podji, Warum jammerst Du, Käthe (Tochter) des Cosmas und der Marie mit der Stimme zum Himmel, mit den Thränen zur Erde wegen der bösen Poganica, wegen des unleidlichen Dinges, wegen des angezauberten und angehexten? Es spricht zu ihr Jesus Christus: Fürchte Dich nicht, Käthe (Tochter) des Cosmas und der Marie, ich werde Dir den heiligen Cosmas und Damian senden, den heiligen Veit und David und neun Jungfrauen und den heiligen Johann den Täufer. Sie werden Dich mit dem Kreuz bekreuzigen, welches jede Wunde heilt ohne Mauth und ohne Bezahlung, sie werden Dich mit (geweihtem) Wasser besprengen. Entferne Dich, Du böse Poganica, Du unleidliches Ding, angezaubert und angehext: aus dem Kopfe der Käthe, aus dem Halse der Käthe, aus dem Gesichte der Käthe, aus dem Munde der Käthe, aus der Achsel der Käthe, aus dem Ellbogen der Käthe, aus den Armen der Käthe, aus dem Rücken der Käthe, aus dem Kreuzbein der Käthe, aus den Hüften der Käthe, aus der Brust der Käthe, aus den Eingeweiden der Käthe, aus dem Becken der Käthe, aus den Muskeln der Käthe, aus den Knieen der Käthe, aus den Waden der Käthe, aus den Knöcheln der Käthe, aus den Sohlen der Käthe, aus den Zähnen der Käthe, aus den Füssen der Käthe, aus dem ganzen Körper der Käthe, aus dem Knochen in das Fleisch, aus dem Fleische in die Haut, aus der Haut in die Haare; wenn Du auf dem Wege gekommen bist, so scheere Dich auf dem Wege von dannen; *) Die Zauberformel ist im Janjinaer Dialekt wiedergegeben, in welchem die Mundart der Ikavcen und Jekavcen eigenthümlicherweise vermischt vorkommt, und in welcher das e am Ende vieler Worte gedehnt ausgesprochen wird. "*) Unübersetzbar, da die Worte selbst im Croatisclien keine Bedeutung haben. 256 II. Volkskunde. ako si po mraku dosla, po mraku i podji, ako si moru dosla, 50 po moru i podji. Podji u pustinju goru, gdje zvona nezvone, gdje se mise negovore, gdje krstani nedolaze, 55 gdje kokot nepjeva, gdje vo neriee, gdje ovca nebleji, gdje kokosi jaja nenose; i onde se razmetni1) 60 kako oblak na nebu, kako vjetar u gori, kako pjena na moru. Zaklinjem Te pred dragim Jesusom Jsukrstom, da nju ostavis zdravu i öitavu, 65 kako od Boga stvorenu i od majke rodjenu! wenn Du in der Dunkelheit gekommen bist, so sckeere Dich in der Dunkelheit von dannen; wenn Du auf dem Meere gekommen bist, so scheere Dich auf dem Meere von dannen. Scheere Dich in den wüsten Wald, wo keine Glocken läuten, wo keine Messen gelesen werden, wohin keine Christen kommen, wo der Hahn nicht schreit, wo der Oclis nicht brüllt, wo das Schaf nicht blökt, wo die Hennen keine Eier legen; dort sollst Du auseinanderspringen, wie die Wolke am Himmel, wie der Wind im Gebirge, wie der Schaum im Meere. Ich beschwöre Dich vor dem lieben Jesus Christus, dass Du sie gesund und wohlbehalten verlässt, wie sie von Gott erschaffen und von der Mutter geboren wurde. Auch für die Behandlung der Ohrenkrankheiten konnte ich einige originelle Volksmittel constatiren. In Betracht kommt hier zumeist das durch verschiedene Ur- sachen (Caerumen, Fremdkörper, Rheuma etc.) herbeigeführte Ohrensausen und die Mittelohrentzündung. Um Ohrenstechen zu heilen, lässt man männliche Milch, d. li. die Milch von der Brust einer Frau, die ein männliches Kind säugt, direct eintröpfeln (namuzat musko mlieko u uho), oder man greift zu Einträufelungen von am Stein zer- riebenem drinak ( Parietaria diffusa, Glaskraut). Bei dem durch einen Ohrenschmalz- pfropf bedingten Ohrensausen und der hiedurch bedingten Schwerhörigkeit kommt der fisek (Hülse) zur Verwendung, welcher in der That oft das Leiden behebt, aber nicht ganz ungefährlich ist. Fisek oder fisik nennt man eine über einer Holzspindel aus Papier oder Leinwand gerollte und mit Wachs durchtränkte Düte, deren dünne Spitze in den äusseren Gehörgang gesteckt und deren weite Mündung angezündet wird; im Momente, wo der fisek in Brand geräth, entsteigt dem spitzigen Ende desselben eine kleine Rauchwolke unmittelbar in den Gehörgang; durch die hiebei entstandene Wärme schmilzt das dortseihst monatelang angehäufte Ohrenschmalz (slih, smola od uha) und der Ohrenschmerz ist nun wie abgeschnitten (kako da hi britvom priseko). Für die eiterigen Ohrenflüsse, welche in der grössten Mehrzahl der Fälle auf einer Mittelohrentzündung beruhen, steht ein anderes Specificum, das sogenannte Mäuseöl in hohem Ansehen; die einzelnen Besitzer von Mäuseöl sind im ganzen Dorfe bekannt und man pflegt sich dann gegenseitig auszuhelfen. Es wird in der Weise bereitet, indem man ganz junge Mäuse (golici, slipci), wie man sie oft im Düngerhaufen zu finden pflegt, einfach in ein Gefäss wirft und dort jahrelang aufbewahrt. Das Fläschchen wird in der Regel an der Zimmerdecke aufgehängt; je älter das Oel, desto wirksamer ist es. Man braucht nur einige Tropfen von diesem Mäuseöl, um angeblich momentan die Schmerzen zu verlieren (!). In Koso verwendet man den Mantel der am Tage des heil. Laurentius gesammelten Gartenschnecke (opna od spuza na sv. Lovrinca), welcher, in das Ohr gesteckt, jeden Ohrenschmerz bald beheben soll. *) Razmetnuti (auseinanderfegen) ist das Gegentheil von nametnuti (zufügen, bezaubern, anthun). Durch diese Gegenüberstellung wird das schwer übersetzbare Wort namet, nainetnina leichter verständlich. v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 257 Zähne. Zahncaries ist auf der Halbinsel, besonders beim weiblichen Geschlechte, ungemein häutig; es gibt wenig junge Mädchen mit einem tadellosen Gebiss; solche aus reicheren Häusern und in den Städtchen tragen überdies bereits künstliche Zähne, welche sie sich in Ragusa verfertigen lassen. Zumeist sah ich die oberen Vorderzähne cariös. Die Caries wird auf den Zahnwurm (crv) zurückgeführt, welcher auch den Nebenzahn ver- giften kann (otrovö se jedan zub od drugoga). Für Zahnschmerzen werden Aus- spülungen mit kaltem Wasser, Essig oder Branntwein empfohlen; oft wird der schad- hafte Zahn oder Wurzel (krnjasti zub) mit Weihrauch (tamijan), Ziinmt (kanjela) oder Gewürznelken (karofalic) ausgefüllt. Einmal fand ich im Zahn einer Bäuerin gelegentlich eine veritable Zahnplombe aus Wachs. Die Unerträglichkeit des Zahnschmerzes soll durch die folgende, häutig hier wieder- holte Anekdote illustrirt werden: Turcin pita djete: „sto places?“ „Ujela me zmija!“ govori djete. „Nesmeta nistaü Mislio sam da je zub.“ (Ein Türke fragt ein Kind, warum es weine. „Eine Schlange hat mich gebissen!“ sagt das Kind. „Das macht gar nichts!! Ich dachte, dass dir ein Zahn weh thut.“) Auf der Halbinsel gibt es — tout comme chez nous — auch Leute, die eine grenzenlose Angst vor dem einzig vernünftigen Mittel gegen Schmerzen in einem sonst unrettbaren Zahne — vor der Zange haben. Für solche stehen Verwünschungs- und Zauberformeln im Brauche, in welchen ein steinalter Mann Namens Dzivo in Janjina ein Specialist ist. Aber auch diese helfen nicht immer und so geht man zum Arzte, seltener zum Schmied, um den Zahn ziehen zu lassen. Auch hier wird beobachtet, dass der Zahn erschrickt (pripo se zub), sobald der Kranke die Thürklinke des Arztes ergreift und der Zahnschmerz ist verschwunden. Vor Jahren soll ein alter Mann in Sreser eine grosse Meisterschaft im Zahnziehen erreicht haben, indem er alle Zähne und Wurzeln mit einer einzigen Zange zog; ich hatte Gelegenheit, selbe zu sehen, es war eine kleine, stark verrostete Beisszange, wie sie die Goldarbeiter gebrauchen und soll von dem Urgrossvater aus Constantinopel gebracht worden sein. In Janjina soll sich früher ein Mann mit dem Zunamen Gavran viel mit Zahnziehen befasst haben; mit Zaubersprüchen gab er sich jedoch nicht ab. Dies würde demnach zwei Arten von „Zahnspecialisten“ entsprechen. Es besteht die Meinung, dass die oberen Zähne viel schwerer zu ziehen sind als die unteren (göre je vadit zube iz glave, nego iz lcosora), weil die oberen im Kopfe, die unteren hingegen nur im Kiefer stecken. Nach jeder Extraction soll man viel Blut ausfliessen lassen, um das schlechte Blut zu entfernen (neka izadje pogana krv); behufs rascheren Zusammenheilens soll die entstandene Oeffnung zum Schlüsse zu- sammengedrückt werden (stisnut rupu). Andere spülen mit Rosmarintinctur (pitasencija) die Mundhöhle aus. Abergläubische Volksmittel. Plötzlich, ohne greifbare Ursache entstandene und lang andauernde unheilbare Krankheiten ist man stets geneigt, auf irgend einen Zauber zurückzuführen; hieher gehört diepoganica des Auges, der poganac an den Fingern, die austrocknende zdraka Band VIII. 17 258 II. Volkskunde. bei den Kindern, worüber wir bereits oben gesprochen haben. Hinzuzurechnen ist auch der prid, worunter in der Regel der plötzlich auftretende Hexenschuss (Lumbago) ver- standen wird. Die Beschwörungsformel gegen die poganica, gegen den poganac und gegen den prid haben wir in der vorerwähnten,1) das Zaubermittel gegen die zdraka in der vorliegenden Abhandlung ausführlich angeführt. Das angezauberte Uebel muss eben wieder durch Gegenzauber behoben werden, weil bei solchen Krankheiten keine Arznei helfen kann (za stvari ucinjene lieka nema). Der oben erwähnte Greis Dzivo in Janjina bediente sich beim Beschwören von Zahnschmerzen des folgenden Zauber- sprüchleins, welches ich allerdings nicht von ihm, sondern auf Umwegen von einem Dritten erfuhr. Denn es ist eine Sünde, das letztere ohne Veranlassung herzusagen und wenn man es Jemanden verrathen will, so kann es nur am badnji dan (Weihnachts- abend) oder veliki petak (Charfreitag) geschehen. Es lautet: 0 nemoci, o bolesti, koja se nahodis pod mojima rukarna zaklinjem te od strane bosSje postom bozicnim porodjenjem bozidnim su tri svete mise bozidne su tri svete mise skrsenske su tri svete mise rusaljske su dvanaest apostola s mlikom majke boäje da se imas raztopit 1 u nista obratit kako so u mlakoj vodilfff O du Krankheit, o du Uebel, welche du dich befindest unter meinen Händen, ich beschwöre dich von göttlicher Seite mit dem Weihnachtsfasten, mit der Weihnachtsgeburt, mit drei heil. Weihnachtsmessen, mit drei heil. Ostermessen, mit drei heil. Pfingstmessen mit den zwölf Aposteln mit der Milch der Muttergottes, dass du zerfliessen sollst und in Nichts verwandeln wie das Salz in lauem Wasser! fff Dabei besprengt er unter einem dreifachen Kreuzzeichen das Gesicht des Zahn- leidenden mit Weihwasser, in welchem er vorerst einige Fingerspitzen Salz aufge- löst hatte. Hieher gehört auch das sveto kijabito (das heil. Kijabito), welches nicht nur gegen eine Reihe von Krankheiten, sondern auch in Zeiten der Gefahr hergesagt werden soll. Ueber die Etymologie des Wortes sagten wir in der vorerwähnten Poganicaabhandlung, dass es die verstümmelten Anfangsworte (Qui habitat) eines Bibelverses seien.2) In Crna Gora und Brista glaubt man, dass die Kröte (rozko) mit ihrem Gifte mitunter den Menschen, besonders aber Schafe aufblähen kann (flat, na dum), worauf dasselbe verenden muss. Um dem abzuhelfen, nimmt man ein kleines Taschenmesser (lukici6), wie es hier fast alle Weiber in der Arbeit an einer Schnur oder Kette tragen, und indem man mit demselben Handbewegungen macht, wie wenn man die Haut ab- ziehen wollte, wird folgendes Sprüchlein — von den Hörnern zum Bauche übergehend und beim Schwänze auf hörend — hergesagt: Pfui, was bläht die aussätzige Kröte; pfui, werfe sie ins Meer, dass sie verschwinde! *) L. c. 2) In ähnlicher Weise beginnt die bekannte Satorformel mit Bruchstücken lateinischer Worte (sa. orare etc.). Vgl. Glück: „Die Volksbehandlung der Tollwuth“, diese Mitth. III, 1895, S. 541. Pi, sta para zabu gubavicu; pi, baci je u more da nje nije! v. Hovorka. Volksmediein auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 259 Dabei muss man beim Worte pi ausspucken.1) Sieht man eine solche Kröte in cler Nähe einer Herde, so rufen die Hirtenkinder: Bjezi zaba,2) ubice te kapa! (Lauf Kröte, sonst trifft dich der Schlag!)3) Dem Vieh kann ebenso wie den Menschen der Urok (Verreden) oder der böse Blick (krivo oko) Schaden bringen; darum steckt man auf das Giebeldach der Vieh- ställe Bock- oder Schafhörner auf; sie haben den Zweck, ebenso wie die rothen Kinder- schleifen als Blitzableiter gegen den Urok und Krivo oko zu dienen. Solche Urok- hömer sah ich selbst noch in Koso, Zarodeze und Pijavicino. Aus demselben Grunde soll man sich nie über schöne Kinder wundern, weil sie sonst von dem Urok befallen würden, wenn auch vielleicht ohne Absicht des Betreffenden; von einem solchen Menschen sagt man dann on se je zarekao (er hat sich versprochen, den Urok aus- gesprochen). Da dem armen Sterblichen augenscheinlich in allen Ecken und Enden allerhand Gefahren auflauern und man eigentlich überall auf einen namet4) (angezaubertes Uebel), nenaduja (Unerwartetes), urok,5) krivo, oko u. dgl. gefasst sein muss, so ist es leicht begreiflich, dass man sich in solchen Dingen auch durch verschiedene Mittel zu schützen trachtet. Dazu dienen die verschiedenartigen Amulete; man nennt sie zapis6) (Einge- schriebenes), in Zuljana sklofare, scapulare und näht sie in Leder ein, um sie dann unter der Bezeichnung bozak stets bei sich an einer Halsschnur zu tragen. Den zapis holt man sich in der Regel beim Geistlichen oder zumeist in den Klöstern gegen ein geringes Entgelt. Der zapis bestellt aus einem Stückchen Papier, auf welchem ein Bibelvers oder der Taufname des Trägers aufgeschrieben steht. Seltener werden auch allerhand Knochen als Heiligenreliquien (moci) um den Hals getragen. So viel auch die aufgeklärten Geistlichen gegen diesen Unsinn anzukämpfen bestrebt sind, dennoch lässt sich gegen den Aberglauben und übergrosse Bigotterie der Bevölkerung nur wenig ausrichten. Mundus vult decipi, die Welt will betrogen werden! Auch viele klugen Weiber (bahorice) haben mit den moci oft viel zu thun, indem sie dieselben in ein mit Wasser gefülltes Glas geben (znade saprat moci, sie verstehen mit den moci um- zugehen) und aus den aufsteigenden Luftblasen nicht nur die angezauberte Krankheit J) Für Bosnien notirte J. Klaric vom Aufblähen der Thiere und des Menschen etwas Aehnliches, doch nicht über die Kröte, sondern die Viper. „Zwei Volksheilmittel“, diese Mitth. VI, 1899, S. 651. 2) Trotz der einfach simplen und einfältigen Fassung scheint dieser Spruch unter den Südslaven stark verbreitet zu sein, denn auch Dr. L. Glück notirte in seiner Abhandlung „Skizzen aus der Volks- medicin“, diese Mitth. II, 1894, S. 407 — leider ohne nähere Ortsangabe — die Formel: Bjezi strava, ubosce te krava. (Laufe du Schreckkrankheit, die Kuh wird dich aufspiessen.) 3) Beschwörungen und Zaubersprüche werden hier auch aus anderen als Krankheitsgründen oft an- gewendet. Ein Zauberspruch, um eine Kugel treffsicher zu machen, lautet: Inetale Inetale (?) do tri mise principale drei feierliche Messen, fermate te bale iste puske treffet ihr Kugeln dieses Gewehres kakoje Jesus Isukrst wie Jesus Christus u kameri svete Ane. traf in der Kammer der heil. Anna. 4) Ueber den Namet in Bosnien (türk, sehir) vgl. C. Truhelka in diesen Mitth. 1. c,, S. 377. 5) Ueber den Urok vgl. folgende Abhandlungen: L. Glück: „Ueber das Verschreien“, diese Mitth. 1. c., S. 399; L. Grgjic-Bjelokosic, „Das Verschrieenwerden“, ebenda VI, 1899, S. 620. 6) Siehe den Abschnitt „Die Amulete“ in Dr. Glück’s „Skizzen aus der Volksmediein“, diese Mitth. II, 1894, S. 415. Eine originelle Auffassung des Zapis seitens der bosnischen Muhammedaner notirte M. F. Kulinovic in seiner Arbeit „Volksaberglauben und Volksheilmittel bei den Muhammedanern“, diese Mitth. VII, 1900, S. 356. 17* 260 II. Volkskunke. errathen (pogoditi holest), sondern auch deren weiteren Verlauf prophezeien können. Daran schliesst sich in der Regel die Beschwörungsformel für die poganica an. Auch dem Geistlichen wird nicht selten eine Beschwörung (skonzuravat) zugemuthet und dieser muss wohl oder übel einen solchen Wunsch erfüllen, „da es auch seine Vorgänger bisher so machten“. Geistliche, welche aus dem Aberglauben Capital zu schlagen und das Volk in der umnachtenden Verdummung festzuhalten suchen, sind hier zum Glücke heutzutage eine Ausnahme. Doch fällt es in der That oft recht schwer, gegen tief eingewurzelte Bräuche anzukämpfen. Was soll der Pfarrer beginnen, wenn ein Epi- leptiker zu ihm mit der Bitte kommt, für ihn eine Messe lesen zu wollen, wobei er das Geld bei zwölf Witwen gesammelt hat? (za padavicu: skupit od 12 udovica po sesticu, pa riet misu).1) Oder, wenn ihn die Eltern eines geisteskrank gewordenen Sohnes knapp nach Beendigung der Messe ersuchen, er möge beim Auskleiden des Ornates den Staub des Altars auf den Kranken fallen lassen? (ko je zgubio pamet ili rebam- bisko, na toga volja strest robu od popa). Der Kranke wendet sich einfach an einen anderen Popen, der nicht so moderne Ansichten hat, ja er schreckt sogar nicht davor zurück, selbst eine Tagereise und mehr zu einem orthodoxen Geistlichen zu unternehmen. Verzeichniss der auf der Halbinsel am meisten verwendeten Volksmittel. 1. Aus dem Mineralreiche. Caparika ( Sal ammoniacum ), in Pulverform zu Einblasungen in den Rachen bei Diphteritis. Öadje (Russ) mit anderen Volksmitteln (Pech, Honig etc.) auf die Pulse geschmiert soll fieberhemmend wirken. Krvarica zemlja (Bluterde) gegen Rothlauf. Lug (Lauge), zum Auswaschen von Wunden nach Schlangenbiss, zur Beförderung des Mutterkuchens. More (Meerwasser) zu Waschungen bei Augenleiden, Wunden, Schlangenbissen. Olum (Alaun) gepulvert, mit gekochten Eiern gegen Kopfschmerz. Prah od pushe (Schiesspulver) zum Verbrennen der Wunden nach Schlangenbiss. Zau- bermittel beim Udarac. So (Salz), zum Auswaschen frischer Wunden, zu Klystiren mit anderen Hausmitteln. Salamar ( Magnesium sulfuricum) Abführmittel. Tanka mast oder Katram (Pech, Theer) als Deckmittel bei Unterschenkelgeschwüren und äusseres Fiebermittel. Voda iz gustirne (Cisternenwasser) zu kalten Umschlägen bei Fieber und Geisteskrank- heiten, Weihwasser (blasgoslovljena voda) zu allerlei Beschwörungen. 2. Aus dem Thierreiche. Babura oder gorska zaba (Schildkröte) gegen innere Halsschmerzen und Mandelentzün- dungen. Baburica (Assel), werden in die Strümpfe nervenleidender Kinder gegeben, um die Würmer herabzuziehen (za potegnut guje doli). J) Bei diesem Mittel spielt wolil hauptsächlich der ähnliche Klang der Worte (padavica-udovica) eine Rolle. v. Hovorka. Yolksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 261 Drob od ovce oder zigirica od ovce (Eingeweide des Schafes) bei schweren inneren Ver- letzungen. Glistine (Zimmerwurm), Fiebermittel. Gniezdo od lastovice (Schwalbennest), Specificum gegen Halsdrüsenschwellungen bei Scharlach und Diphteritis. Jaje (Hühnerei) auf Oel gebacken, bei Lungenentzündung mit Schafwolle zu Bähun- gen benützt. Kokos (Henne), lebend halbirt, soll in äussersten Fällen hohes Fieber vertreiben, wenn man sie auf die Fusssohlen anbindet. Kola (Leim), als Deckmittel für Schnittwunden. Koza od zeca (Hasenfell) bei Rheumatismus als Einwicklung oder Deckplatte. Macka (Katze) zu demselben Zwecke wie Kokos. Es kommen nur schwarze Thiere zur Verwendung. Med (Honig) steht in hohem Ansehen, weil die Biene das Material hiezu aus allen mög- lichen Pflanzen sammelt. Es wird bei zahlreichen Leiden innerlich und äusserlich verwendet. Meso (Fleisch), rohes, auch gebackenes Hammel- oder Rindfleisch wird bei Gebärmutter beschwerden auf die Unterbauchgegend applicirt. Mljeko (Milch), wird als Constituens beim Anfertigen von breiartigen Umschlägen oder Kräuterdecocten angewendet. Frauenmilch (mlieko od zene) wird in kranke Augen und Ohren gespritzt. Ogrci (eine Muschelart) zum Aetzen von Warzen; soll wie Lapisstift wirken. Opna od jaja (Eihaut des Hühnereies), wird bei Wechselfieber an die Fingerkuppen gesteckt. Opna od spuza (Mantel der Gartenschnecke) bei Ohrbeschwerden. Pijavica (Blutegel) zu Blutentziehungen bei Fieber und udarac. Repic od koze (Ziegenschwanz), bei Urticaria. Rozko (Kröte), beim udarac (schweres Trauma); heisst auch gubava zaba, der aussätzige Frosch. Salo und lardo (Fett und Speck) des Schweines, als Constituens für Wundsalben; auch diätetisches Mittel bei Lungentuberculose. Salo od puha (Murmelthierfett), zieht schwer zu entfernende Fremdkörper, besonders Nadeln aus der Hand und aus den Fingern. Sanak (Wabe der Gottesanbeterin, Mantis religiosa) als äusseres Schlafmittel bei Kindern. Slih (Ohrenschmalz, Caerumen ) bei Augenleiden. Spuzic od gospe Sreserske (Thurmmuscheln aus der Nähe der Marienkirche von Sreser) äusserlich bei Wechselfieber. Srdjela (Sardellen) mit Zwiebel bei chronischem Wechselfieber. Vosak (Bienenwachs) als Constituens für Salben und Pflaster. Vuna (Schafwolle) zu Einwicklungen bei Rheumatismus, mit Eiern gebacken äusser- lich bei Lungenentzündung. Zaba od köre (Schildkröte); äusseres Fiebermittel mit Pfeffer. Auch bei Lungentuber- culose angewendet. Zuc od lignja (Galle des Tintenfisches) soll verschiedene Fremdkörper zum Herauseitern bringen. 262 II. Volkskunde. 1 3. Aus dem Pflanzenreiche. Betonika trava (Betonica ofßcinalis) als Decoct bei Menstruationsanomalien und Lungen- schwindsucht. Bosiljak ( Ocimum , Basilienkraut) als Saft gegen Schlangenbiss. Bobak ( Phaseolus vulgaris, Bohne) in Mehlform als Speciticum gegen Rothlauf. Ge- legentlich auch bei Psoriasis. Broc (Rubia tinctorum , Krapp) zum Aetzen der poganica im Auge. Buhac ( Chrysanthemum einer arifolium) als inneres Bandwurmmittel mit Branntwein. Aus dem hier zahlreich und halbwild wachsenden buha6 wird das bekannte j dalmatinische Insectenpulver bereitet. Cukar (Rübenzucker) als Streumittel und Bestandtheil der verschiedensten inneren und äusseren Hausmittel. Crvotocina (Holzmehl, welches der Holzwurm beim Bohren im Holze hinterlässt) als j Streupulver bei Hautausschlägen. Cesanj ( Allium sativum, Knoblauch) als äusseres Wurm- und Aetzmittel bei Augenleiden. > Cesmina ( Quercus Hex), mit den Blättern werden Fiebernde bedeckt. Djetelina ( Trifolium pratense, Klee) als Saft bei Schlangenbiss. Drinak (Parietaria diffusa, Glaskraut) als äusseres Mittel bei Malaria; als Saft bei Schlangenbiss und Ohrenstechen; als Decoct bei Tripper. Dub ( Quercus , Eiche) als sympathisches Mittel bei Bruchleiden und Rachitis. Gazija oder komomila ( Matricaria chamomilla, Camille), Panacee für Frauenleiden, besan- ! ders bei Menstruationsanomalien, Haupternährungsmittel für Säuglinge neben der Milch; als Decoct bei Brustleiden; auch äusserlich bei frischen und veralteten Wunden. Goloper ( Balsamita major) als Wurmmittel für Kinder. Gospin evit ( Hypericum perforatum) bei Geburtswehen als Sympathiemittel. Ivica trava (Teuer ium Chamaepitus oder Ajuga Iva) dient zur Bereitung des Schreck- wassers bei Kindern als Macerat. Jabucina {Physalis Alkekengi , Judenkirsche) als Decoct bei Harnverhaltung. Janjentina (Teucrium pollium) in Saftform bei Schlangenbiss. Jecam ( Hordeum , Gerste) bei Schlangenbiss. Kadulja ( Salvia ofßcinalis, Salbei) als Decoct bei menstrualen Beschwerden und Speci- ficum bei Lungenschwindsucht. Kafa ( Coffea arabica, Kaffee), das Pulver gerösteter Kaffeebohnen dient als äusseres Fiebermittel. Kanjela ( Cinnamomum Cassia, Zimmt) als äusseres Streumittel bei Frauenleiden und Drüsenschwellungen der Kinder; auch Mittel gegen Zahnweh. Kapula oder luk (. Allium cepa, Zwiebel) roh genossen als Fiebermittel; auch als Aetz^ mittel bei Augenleiden. Karofalic ( Caryophyllus aromaticus , Gewürznelke) für hohle Zähne. Komomilla ( Matricaria chamomilla, Camille), siehe Gazija. Kopriva ( Urtica urens, Brennnessel) als Absud beim udarac (Trauma). Kostric ( Sonchus oleraceus, Hasenkohl), specifisches Mittel in Saftform bei Schlangen biss. Krumpir ( Solanum tuberosum, Erdapfel, Grundbirne), äusseres Fiebermittel. Krupnik oder rosopast ( Chelidonium , Schöllkraut), bei Fussgeschwüren. Kukuruz ( Zea Mais, Mais) in Mehl- und Teigform zu Bähungen. v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 263 Kupus (Brassica capitata , Kohl), die mit Oel befeuchteten ganzen Blätter als Deck- mittel für eiternde Wunden und bei Gebärmutterbeschwerden. Kvas (Sauerteig) als äusseres Fiebermittel. Lan ( Linum usitatissimum , Lein) steht als Leinmehl bei eiterhältigen Geschwülsten in vielfacher Verwendung. Lepuh (Petasites officinalis), sch weisstreibendes, an die Fusssohlen zu applicirendes Mittel. Ljubica (Melissa officinalis , Melisse) als schleimlösendes Mittel in Decoctform bei Ver- kühlungen. Ljutika ( Allium porrum, Lauch), der Saft dient zu Einträufelungen hei der poganica des Auges. Lovor, bobak od lovora (Laurus nobilis, Lorbeerbeeren) in Decoctform gegen Lungen- schwindsucht. Luk (Allium cepa, Zwiebel) als Stimulans in den verschiedensten Formen, auch als Zugabe zu anderen inneren und äusseren Hausmitteln; auch als Präsei’vativmittel gegen Schlangenbiss. Mlicer oder Mlicar (Euphorbium, Wolfsmilch) soll tropfenweise in einer getrock- neten Feige eingenommen, abführende Eigenschaften besitzen (kommt nur sehr selten zur Verwendung). Mo zur an ( Origanum Majorana, Majoran), Bestandteil des Schreckwassers für Kinder. Mrtakulja (Cyclonia vulgaris, Quitte), ihre Körner finden bei aufgesprungenen wunden Brustwarzen der stillenden Frauen ihre Verwendung. Murva (Morus alba) als äusseres Fiebermittel. Octo oder Kvasina (Essig), nur Weinessig ist hier bekannt und wird in der verschie- densten Form innerlich und äusserlich angewendet. Orah (Nussschalen von Juglans regia), um Avunde BrustAvarzen stillender Frauen vor mechanischer Reibung zu schützen; auch als äussei'es Fiebermittel. Ovjan (Inula squarrosa), der Saft hilft gegen Schlangenbiss. Palje (Kleie), zertheilendes Mittel bei eiterhältigen Gesclnvülsten ; in Strümpfen er- wärmt, steht es als wärmeerhaltendes Mittel bei kalten Füssen in Verwendung. Panata (Brosamen- und Semmelbrei) als eiterziehendes äusseres Wundmittel. Papar (Piper nigrum, Pfeffer), hitzeerregendes äusseres Mittel bei Fieber und als Zusatz zu verschiedenen anderen Hausmitteln. Pelinj (Artemisia Absynthium, Absynth) als Decoct bei Wechselfieber. Petroselin (Petroselinum sativum), als Decoct bei Wassersucht. Pitasencija (Rosmarindestillat), äusseres Wundwaschmittel, auch bei Zahnschmerzen. Planika (Arbutus unedo, Erdbeerbaum), mit den frischen Blättern wird der Körper hoch- fiebernder Kranker umschüttet und eingehüllt. Popunac (Linaria Cymbalaria, Leinkraut) in Decoctform bei menstrualen BeschAverden. Praprat (Polypodium filix mas, Wurmfarn), eine wunderthätige, Sagenreiche Pflanze; die Wurzel ist endlos und geht geradeaus in die Tiefe. Diese Phanerogame blüht nur einmal im Jahre, und zwar um Mitternacht am Tage des heil. Johannes (u ponoc na Ivandan). Wem es gelingt, zu dieser Zeit die Blüthe zu pflücken, der er- wirbt die Macht der Alhvissenheit (zna sve na svietu) und versteht die Thier- sprache; da er Alles weiss, so kann er auch die Schlupfwinkel verborgener Schätze ergründen.1) *) Vgf auch M. Kronfeld: „Amulette und Zauberkräuter in Oesterreich.“ „Wiener medic. Wochenschrift“ 1898, Nr. 7; sowie O. v. Hovorka, Volkssagen aus dem Thierreiche in Dalmatien, Vjesnik lirv. arli. dr. IV> Agram 1900. 264 II. Volkskunde. Prapratic ( Scolopendrium officinarum, Zungenfarn), ein Farn als Decoct bei Harn- verhaltung. Praska ( Persica vulgaris, Pfirsich), gegen Ascaris lumbricoides , Wurm der Kinder. Prsolina (?) als Decoct bei Wassersucht. Rakija (Branntwein)1) als excitirendes und stimulirendes Mittel innerlich, zu Einrei- bungen äusserlich; auch als Zusatz zu anderen Volks- und Hausmitteln; als Mace- rationssubstrat für Decocte etc. Ricinovo ulje (Ricinusöl), Abführmittel; es darf nicht auf nüchternen Magen (na ste srce) genommen werden, und den Tag muss man das Zimmer hüten. Rogac ( Ceratonia siliqua, Johannisbrot) als Decoct bei Verkühlungen und Rachenkatarrh mit der Feigenfrucht. Rosopast oder Krupnik ( Chelidonium , Schöllkraut) bei Fussgeschwiiren (otvara cire, öffnet Geschwüre) und zu Eintröpfelungen bei poganica des Auges. Ruta ( Ruta graveolens, Raute) als äusseres hitzeerregendes Mittel. In Oel gekocht gegen Rheumatismus als Einreibung. Ruzmarin ( Rosmarinus officinalis , Rosmarin) ein beliebtes Klystiermittel bei Kin- dern. Der hier massenhaft in einer blauen und einer weissen Abart vorkommende Rosmarin blüht den ganzen Winter vom October bis März. Sljez ( Althaea officinalis, Eibisch) als Waschmittel für offene und eiternde Wunden, auch bei Ohrleiden. Als Klystier. Skrizalina trava (Cyclamen europaeum) in Decoctform als harntreibendes Mittel. Smokva (Feigenfrucht der Ficus carica ) als Decoct schleimlösend bei Verkühlungen des Respirationstractes; der Saft der jungen Feigenfrüchte dient zum Wegätzen der Warzen. Smrca ( Pistacia lentiscus, Pistazie), mit den frischen Blättern werden hoch Fiebernde be- deckt. Als Prophylacticum bei ansteckenden Krankheiten wird es vor den Häusern angezündet. Smrkinje ( Juniperus communis, Wachholder), das Decoct der Beeren wird bei Wasser- sucht mit Petersilie getrunken; der am Stein zerriebene Saft kommt mit Pfeffer und Gewürznelken auch bei Lungenentzündung äusserlich zum Gebrauch. Sodula (Symphytum tuberosum) als erstarrender Verbandbestandtheil bei Knochen- brüchen. &ipak ( Punica Granatum, Granatapfel) als durststillendes Mittel bei Fieber. Tamijan (Weihrauch) bei Schlangenbiss, Zahnweh, udarac. Totivika ( Smilax aspera, Stechwinde) als Decoct bei Magen- und Leibschmerzen. Troskot (Agropyrum repens) zum Auflegen auf rheumatische Glieder. Ulje (Olivenöl) zur Massage der verschiedensten Körperstellen, bei Rheumatismus, ge- schwollenen Lymphdrüsen, Gebärmutterleiden etc.; zu Einträufelungen bei Binde- hautentzündungen des Auges; als Deckmittel für wunde Brustwarzen; das häufigste Klystierconstituens. Vino (Wein) als diätetisches Mittel bei Wechselfieber; mit Oel gekocht beliebtes Haus mittel bei Lungenentzündung. Voga od mora (Seegras) als äusseres Mittel bei Rachitis der Kinder. Vostica (Br achy podium) als Saft zum Einträufeln bei Schlangenbiss. x) Er wird, nur aus den ausgepressten Traubenrückständen mittelst Destillirapparaten gewonnen und hat den Vorzug, durch Fuselöle und Verfälschungen nicht verunreinigt zu sein. Auffallenderweise sind auf der Halbinsel Alkoholiker eine seltene Erscheinung. v. Hovorka. Volksmedicin auf der Halbinsel Sabbioncello in Dalmatien. 265 Zucenjica (Cichorium intybus) als Decoct bei Hämorrhoiden, gasi krv (sie löscht das Blut), razbistri glavu (macht klaren Kopf); hei Fiebernden wird die krankhafte gelbe Farbe des Fieberharns durch sie in die gesunde weisse übergeführt. Als mechanische Volksheilmittel haben wir kennen gelernt: Für interne Krank- heiten : Lavatin (Klystier), fast überall findet man die käuflichen Klystierspritzen aus Hart- gummi oder Metall. Nur in Brista sah ich noch primitive aus Darm selbstgefertigte Clysmavorrichtungen. Kurica (Stuhlzäpfchen) meist aus gekochtem Honig. Küpe u bjecvi ili vuni , im Wollstrumpf oder in Schafwolle eingehüllte Ziegelsteine als wärmeerhaltendes Mittel. Kasa (Brei) aus den verschiedensten Feldfrüchten und Kräutern. Zmule, ventuse (Schröpfköpfe), trockene und blutige. Für chirurgische Krankheiten: Batakun (Vierkreuzerstück mit Schafwolle gefüttert) als Pelotte für Nabelbrüche. Cerot (Pflaster), zumeist aus Pech bereitet, für den udarac. Fisek (Brennzäpfchen, Hülse) für Ohrleiden. Klista (Zange) zu Zahnextractionen. Omot, povoj (Verbände) der verschiedensten Art. Siehe erhärtender Sodulaverband. Ventriga, tringed, fasica (Bruchband) für Bruchleidende. Zlatna igla (goldene Nadel), um oberflächliche Abscesse und die poganica im Auge zu eröffnen. „Zauberwidrige“ Mittel: Bozak und zapis (beschriebene und in Leder eingenähte Amulete). Kriz od raka (Krebskreuz) bei Magenschmerzen. Lukicic für Beschwörung der Aufblähung durch das Krötengift. Unser volksmedicinisches Bild der Halbinsel wäre unvollständig, würden wir auch nicht zugleich die Wechselbeziehungen zwischen Arzt, Volk und Volksmedicin wenigstens in einigen Punkten näher beleuchten. Der ärztliche Stand erfreut sich auf der Halbinsel eines hohen Ansehens, wie wohl in ganz Dalmatien; der Arzt, als gelehrter Mann und eine der ersten Persönlichkeiten des Ortes, soll Alles viel besser wissen als der gemeine Mann, und er versteht es auch oft, in die Zukunft zu blicken, denn er weiss nicht selten genau, welchen Verlauf eine Krankheit nehmen wird. Dem Arzte sagt man: Vi znate bolje spebi, nego ja hode6i (Sie wissen es besser schlafend, als ich gehend). Beim Beginne einer Behandlung sucht man folgendermassen seinem Vertrauen Ausdruck zu geben: Prvi je gospodin Bog, pa vi ste za Bogom! (Der Erste ist der Plerrgott und Sie kommen gleich nach ihm!) Spricht der Arzt die Erwartung aus, dass der Kranke voraussichtlich genesen werde, so sucht man die Hoffnung mit den Worten festzuhalten: Da bi Vam Bog s neba dö! (Wenn es Ihnen Gott im Himmel gestatten wollte!) Gelingt dem Arzte eine schwere Cur, so versichern die Angehörigen dem Arzte: Prije smrti smo se nadali nego zdravlje (wir erwarteten eher den Tod als die Gesundheit) und: Ne 6u Vam nikda truda platit (ich werde Ihnen nie die Mühe bezahlen, d. h. nicht etwa: das Honorar schuldig bleiben, sondern: nicht im Stande sein, die Mühe entsprechend belohnen zu können); 266 II. Volkskunde. hinter dem Rücken des Arztes lispelt sich die Umgebung: on je vilanski! (er steht mit den Feen in Verbindung!) Alle Kranke kann jedoch der Arzt doch nicht gesund machen, obwohl die Meisten denken, dass eine jede Krankheit heilbar ist, wenn man sie nur hoch bezahlt. Eine Reihe von Krankheiten nimmt einen schlechten Verlauf; es kommen auch Todesfälle vor. Poceli su partivat — sie begannen (mit dem Tode) abzugehen. Allmälig verliert sich das Epitheton vilanski. Junge Mädchen und Frauen, welche zur ambulatorischen Visite in das Haus des Arztes kommen, lassen unbemerkt ein Aestchen von Rosmarin in seinem Zimmer fallen, damit es liegen bleibe und sie vor dem Unwillen des Arztes, sowie vor dem Einschleppen anderer Krankheiten in ihr eigenes Haus beschütze. Stellt man eine zweifelhafte oder schlechte Prognose, so wird entgegnet: Ako ne mozete doprit, muöi6emo se i dalje (wenn Sie sich nicht auskennen, so werden wir uns noch weiter bemühen, d. h. zu einem anderen Arzte gehen). Macht der Arzt den Vorwurf, dass man seine Anordnungen nicht streng befolge, und stellt er mit dem Corpus delicti in der Hand den Kranken zur Rede, dass er sich auch durch „Specialisten und Spe- cialistinnen“ nebenbei behandeln lasse, so entschuldigen ihn die Angehörigen: Vi ste dobri, Bog Vam do zdravlje! (Sie sind gut, Gott gebe Ihnen Gesundheit!) Pa zivjeli, ako Bog da (und Sie sollen leben, so Gott will). Oder man hebt hervor: Kad je nevolja, nema roka (zur Zeit der Noth gibt es keine Frist). Andere tadeln die Be- rufung einer bahorica und das Beachten des Rathes alter Weiber, tri babe, kilavo djete (drei Weiber verursachen beim Kinde einen Leibschaden). Es wird hundertmal von den Nebenstehenden betheuert, dass man an die bahorica, zamet, poganica und ähnliches Zeug nicht glaube, denn: nedaj mi Boze potrebe, prvi bi ja k Vam dosö (Gott verhüte die Nothwendigkeit, aber ich würde zuerst zu Ihnen kommen). Der Kranke leidet stark: Bogu dusu, i Bog nju ne 6e (dem Herrgott die Seele [bietet er an] und Gott will sie nicht), sagt die Umgebung, aber u Boga su pune ruke (Gott hat volle Hände, d. h. zum Schenken des Lebens). Naht der Kranke seinem Ende, so pflegen die Meisten das Sterbezimmer zu ver- lassen; nur die nächsten Verwandten bleiben. Es heisst dann: nije za onoga svieta (er ist nicht mehr für diese Welt), denn er: prevrnuo (veränderte sich) und ve6 iz pocetka imao je obraz od mrtca (schon von allem Beginne hatte er das Antlitz eines Todten). Verzögert sich das Ende eines in den letzten Zügen liegenden Weibes, so flüstern die boshaften Nachbarn draussen: zena ima devet dusa (das Weib hat neun Seelen). Skar- öaje polac, endlich schwindet der Puls. Man kennt auch hier die richtige Beobachtung, dass die meisten Menschen in den ersten Morgenstunden sterben, kad se dieli noc od dana (wenn die Nacht vom Tage Abschied nimmt). Nach dem erfolgten Tode des Kranken verschwinden die Angehörigen und lassen sich einige Tage gar nicht sehen. Es werden Trauerkleider genäht; auch mit dem Arzte sprechen sie lange Zeit nicht. Den Arzt suchen die Anderen jedoch mit dem Tröste zu entschuldigen, bio bi umro, da bi bilo i sto ljecnika (der Kranke wäre ge- storben auch bei 100 Aerzten) und nismo nista nego saka zemlje! (wir sind nichts Anderes als eine Handvoll Erde!) Ethnologische Notizen ans Bosnien und der Hercegovina. Von Emilian Lilek, Professor am Obergymnasium in Sarajevo. I. Tlieil. A. Aus dem Volksglauben. I. Die Menschenseele. a) Die Seele kann den Menschen zeitweise verlassen. In Gracanica sagen die Muhammedaner, dass ein Schlafender nicht plötzlich erweckt werden dürfe, weil die Seele den Schlafenden verlassen habe und in den verschiedensten Weltgegenden herumstreife; der Erweckte würde jedermann durchprügeln, der ihn während dieser Zeit aus dem Schlafe risse. Geschieht es dennoch, dass man einen Schlafenden plötzlich erweckt, so muss man ihn an die alte Liegestätte zurückbringen und ihn dort so lange liegen lassen, bis er selbst erwacht; thäte man das nicht, dann würde er sein Lebelang mente captus bleiben. Von der Hexe sagt man, dass sie auf zwei Arten herumgehe: entweder sie selbst, oder ihre Seele. Verlässt diese ihren Körper, dann wird dieser eiskalt und ganz blau, der Mund verzieht, die Lippen schwärzen sich. Vor der Morgenröthe kehrt jedoch die Seele in Gestalt einer Hummel durch den Mund in den Körper zurück, der da- durch sofort wieder belebt wird. b) Gestalt und Sitz der Seele. Die Seele ist ein luftartiger Körper, ein Hauch (dah), wie dies schon das mit dah verwandte Wort dusa (Seele) anzeigt. Ausserhalb des menschlichen Körpers kann sie uns erscheinen in Gestalt eines Schmetterlings, einer Hummel, eines weissen oder schwarzen Vogels und eines menschlichen Ge- spenstes, angethan in weisse Kleider. Während des menschlichen Lehens ist ihr Sitz im Herzen. So lange dieses pocht, lebt der Mensch, d. h. er hat eine Seele. Auch dem hiesigen Volke sind Lehen und Seele identische Begriffe. Da die Seele, die Lebenskraft, im Herzen ihren Sitz hat, deshalb verbrennt man in einigen Gegenden Bosniens beim V ampir verbrennen anstatt den ganzen Körper nur das Herz des Vampirs, in der Meinung, dass nur dieses den Leichnam belebt und ihn auf diese Art zu einem Vampir macht. c) Aufenthalt der Seele unmittelbar nach dem Tode. Die Seele des Ver- storbenen geht nicht sofort nach dem Tode in den Himmel, sondern hält sich gegen 40 Tage in der Nähe seines Grabes und in seinem Familienhause auf, wo sie die ersten sieben Tage insbesonders um seine Kleider herumfliegt und Acht gibt, dass niemand 268 II. Volkskunde. dem Leichnam (solange er sich im Hause befindet) etwas Böses zufüge oder Böses über den Verstorbenen spreche. Die Seele fliegt im Hause entweder ungesehen herum, oder in Gestalt eines Vogels, Schmetterlings, oder menschlichen Gespenstes (stotoAov), gekleidet in weisse Kleider. Erscheint sie im Hause über 40 Tage nach dem Begräbnisse, dann ist dies ein Zeichen, dass sie sich noch nicht beruhigt hat, weil sie noch immer etwas drückt und schmerzt, z. B. weil ihr jemand nicht verziehen hat, oder weil ihr ein Wunsch noch nicht erfüllt worden ist. Verspricht ihr derjenige, dem sie sich gezeigt hat, dass er ihr alle Wünsche erfüllen werde, dann nimmt sie die Gestalt einer weissen Taube an und entfliegt sofort gegen den Himmel. Eine sündige Seele erscheint in Gestalt eines schwarzen Vogels. (Siehe diese Mittli. IV, 1896, S. 408 f.) d) Was wünscht man der Seele des Verstorbenen? Frieden und sich selbst Ruhe vor ihr! Deshalb bringt man ihr Gaben in Speise und Trank dar, bestattet den Todten aufs pietätvollste und legt ihm Geschenke ins Grab,' das dann eifrig geschmückt, geräuchert und mit Opferwein begossen wird ; bezeigt man auf die verschiedenste Art seine Trauer ob des Verlustes und betet schliesslich zu Gott, dass er der Seele des Verstorbenen alle Sünden verzeihen möge. — Wie der Leichnam eines bösen und sündigen Menschen im Grabe keine Ruhe finden kann, sondern aus demselben herausgeworfen wird, ebenso kann auch seine Seele nicht zur gewünschten Ruhe gelangen, sondern muss herumirren, insbesonders um das Grab und im Familienhause, wo sie die In- wohner beunruhigt, ihnen Furcht und Schrecken einjagt und Böses anstiftet. Die Seele eines Guten hingegen hilft nach dessen Tode den Verwandten und Freunden und wird deshalb in pietätvoller Erinnerung behalten. e) Wie lange lebt die Seele eines Verstorbenen? Schon oben haben wir erwähnt, dass die Seele einen lebenden Menschen während des Schlafes zeitweise ver- lassen kann. Nach seinem Tode ist sie nicht mehr an seinen Körper gebunden; aber doch hält sie sich nach dem alten Volksglauben noch am meisten um die Leiche auf, und zwar so lange, bis diese nicht ganz in Verwesung übergegangen ist. Aus dem Grabe besucht sie ihr Haus, besonders in den ersten Tagen nach dem Begräbnisse. Dass nach dem ältesten Volksglauben die Seele nicht schon den 40. Tag nach dem Begräbnisse ins Jenseits fährt, sondern sich noch länger im Grabe oder in seiner Nähe aufhält, das beweisen uns die halbjährigen und jährigen Todtenopfer am Grabe des Verstorbenen, ferner die allgemeinen Erinnerungsfeste an alle todten Verwandten am Charfreitag, am Marcus- und Himmelfahrtstag, die ebenfalls an den Gräbern abgehalten werden. Dai’aus können wir schliessen, dass nach dem ältesten Volksglauben die Seele eines Verstorbenen im Allgemeinen so lange lebt, als sich die Verwandten oder nächsten Bekannten ihrer erinnern. Lange wird man der Seele eines verstorbenen Hausvaters gedenken, der das Hauswesen mit Kraft und Güte geleitet hat. Ihn wird man bis ins neunte Knie und noch weiter in Erinnerung behalten. Als Erinnerungsfest an die verstorbenen Vorfahren und die übrigen Mitglieder der Familie feiern die Orthodoxen das „Krsno ime“ oder die „Slava“ (heutzutage schon fast ganz in christlich-kirchlichem Gewände); die Muhammedaner schlachten dem verdienstvollen Vater oder Grossvater an jedem Kurban-Bajram ein Schaf als Todtenopfer (kurban). Die Katholiken erinnern sich ihrer Väter bis zum neunten Knie nur noch mit Gebeten und gelegentlich eines wichtigen Schwures, z. B. in der Schwurformel: „Bei meinen verstorbenen Vor- vätern! Bei ihren Gebeinen und ihrem Staube!“ Lilek. Ethnologische Notizen aus Bosnien und der Hercegovina. 269 II. Der Vampir.1) 1. Wer ist ein Vampir? Ein Vampir (lampir, vukodlak) ist ein Todter, in den 7 — 40 Tage nach dem Tode der Teufel (eigentlich der Unreine = necastivi) gefahren ist und ihn so belebt hat, dass er in der Nachtzeit das Grab verlassen kann, um in seinem Hause und Dorfe Leute und Vieh zu würgen und ihr Blut zu trinken; insbesondere liebt er das Blut junger Kinder. — Der Vampir hat Aehnlichkeit mit einem Menschen ohne Gebeine, er ist angebläht wie eine Blase, voll Blut, struppig und zottig, hat grosse Augen und grosse Nägel; gekleidet ist er in die Grabkleider, über die Schulter trägt er den ins Grab gelegten „pokrov“ [eigentlich Bedeckung, und zwar ein Stück weissen bosnischen Ge- webes (bez.)]. In der Posavina sagt man, dass er Ketzer- oder Zigeuneraugen habe, und dass er deshalb fortwährend seine Augen verstecke, wenn er mit einem Menschen zusammentrifft. Ausser der menschlichen Gestalt kann er noch jegliche mögliche Ge- stalt annehmen; er kann sich in eine Katze, einen Hund, ein Schwein, einen Ochsen, ein Pferd, eine Maus etc. verwandeln. Aus dem Grabe steigt er jedoch nur wie eine Maus, und deshalb ist auch das Loch im Grabe, durch das er dasselbe verlässt, nicht grösser als ein Mauseloch. Aber ausser dem Grabe wird er zu einem fürchterlichen Ungeheuer, das mit den unheimlichsten Lauten Furcht und Schrecken einflösst. Gewöhnlich treibt er sein Unwesen am Friedhofe und um denselben, in seinem Familienhause und in seinem Dorfe, ferner an Gewässern und um Mühlen. Nähert er sich dem Hause, so muss man ihm zurufen, er möge seine Schritte zu den Gewässern und in die Gebh’ge lenken; sonst kann man sich seiner noch mit einem angebrannten Holzscheit erwehren. Erscheint er vor einem Hause, so wirft er Steine und Erde aufs Hausdach; im Hause selbst wirft er Alles, was er findet, drunter und drüber: Löffel, Besclmhung, Ge- schirr etc. Oft nimmt er Graberde mit und hält sie einem der Hausbewohner unter die Nase, damit er niese. Sagt man dem Betreffenden nicht „Helf Gott!“, dann wird er auch zu einem Vampir. — Geht der Vampir um das Haus, so scheint es einem, als wenn aus vielen Sieben gesiebt würde. Ueber das nächtliche Herumstreifen des Vampirs, über seine Ringkämpfe mit Leuten, besondere mit Müllern, weiss das bosnische Volk viel zu erzählen. 2. Wer wird zu einem Vampir? Zu einem Vampir wird: a) ein Todter, über den etwas getragen wurde, über den ein Thier geschritten, ein Vogel geflogen oder der menschliche Schatten gefallen ist; nur das Lamm und das Schaf können dem Todten nichts anhaben; b) ein böser Mensch, den die Erde nicht in sich behalten will, sondern ihn hinauswirft; c) ein guter Mensch, falls auf ihm noch irgend ein Fluch lastete, als er ge- storben ist. Zu einem Vampir kann Jung und Alt, Mann und Weib werden; doch werden m der Regel nur erwachsene männliche Leute zu Vampiren. — Wurde ein Ehemann b Uff die Abhandlung: „Volkodlak in vampir sposebnim ozirom na slovansko bajeslovje“ von fcr. Wiesthaler im „Ljubljanski Zvon“, III. Jahrg. 1883. 270 II. Volkskunde. vor dem Tode seines Weibes ein Vampir, dann besucht er es in der Nacht. Ein solches Weib wird in Auszehrung übergehen, das Kind aber, das es infolge des Umganges mit dem zum Vampir gewordenen Manne gebären würde, käme ohne Knochen zur Welt und würde nicht langlebig sein. Wird ein ganz kleines Kind zum Vampir, dann kommt es in der Nacht zur Mutter saugen. Diese muss es in dem Falle abwehren mit den Worten: „Geh’ ins Gebirge und suche dir dort deine Nahrung!“ 3. Welche Mittel wendet das Volk in Bosnien und der Hercegoviiia an, damit ein Todter nicht zum Vampir werde? In erster Linie hält man sorgsam Wache beim Todten, damit kein Thier oder Mensch über denselben schreite; ferner legt man ihm auf die Brust etwas Erde, oder man spiesst ihm ein spitziges Stäbchen aus Weissdorn- oder Cornellkirschen- holz unter die Zunge oder in die Magengrube. 4. Wie erkennt man, welcher Todte zum Vampir geworden ist? Das Grab des Vampirs erkennt man an dem Loche, welches in dasselbe führt. . Ist nirgends ein Loch zu finden, streut man auf jedes Grab Kienholz, um dann in der i Frühe an der Verschiebung desselben zu erkennen, aus welchem der Vampir gestiegen ist. Sonst kann man den Vampir noch an den Grabkleidern und am „pokrovac“ (Decktuch) erkennen. Im Bezirke Foca hat man ausserdem noch ein Erkennungszeichen: man führt ein Füllen über die Gräber; vor welchem es stehen bleibt und sich scheut, es zu über- schreiten, in dem haust der Vampir. 5. Wie vertlieidigt sich das bosiiiscli-hercegovinische Volk gegen den Vampir? Dem Vampir kann man nach dem hiesigen Volksglauben nur mit einem spitzen Pfahl aus Weissdorn oder Cornellkirsche, oder mit Feuer beikommen. Man muss ihn deshalb mit einem von diesen beiden Mitteln oder mit beiden zugleich tödten und vernichten. Will man einen Vampir tödten, dann versammeln sich, z. B. im Bezirke Visegrad, die Leute am Friedhof, suchen da nach seinem Grabe, und nachdem sie es gefunden, stecken sie neben demselben einen grossen, spitzigen Weissdornpfahl ein und legen Feuer an. Hierauf beginnen sie das Grab aufzugraben. Sobald sie den Vampir aus- gegraben haben, stossen sie ihm den Pfahl in die Brust, dass er aufbrüllt wie ein Ochs, j beschütten ihn dann mit glühenden Kohlen so lange, bis er nicht ganz verbrennt. Manch- mal versammeln sich 3 — 4 mit Flinten bewaffnete Männer, um den Vampir zu er- schiessen. — Im Bezirke Vlasenica geht man mit Hacken auf ihn los, zerhackt ihn in Stücke, schneidet ihm das Herz heraus und verbrennt es dann im Feuer. — Im Bezirke Prijedor stösst man einen spitzigen Weissdornpfahl so tief ins Vampirgrab, dass : man damit ihn selbst durchbohrt. — - In der Posavina trachtet man den ins Haus gekommenen Vampir bis zum ersten Hahnenschrei zurückzuhalten, damit er sich vor Angst und Zorn noch mehr anblähe und dann infolge dessen zerplatze. — In manchen Gegenden meint man, dass einen Vampir nur der jüngste Sohn umbringen könne, i Bei der Tödtung eines Vampirs muss man entweder den Vampir oder sich selbst mit einer Ochsenhaut oder sonst einer Decke bedecken, damit man nicht vom Vampir- blute bespritzt und dadurch selbst in einen Vampir verwandelt werde. Lilek. Ethnologische Notizen aus Bosnien und der Hercegovina. 271 6. Unterschied zwischen einem Vampir lind einem Werwolf (vukodlak). Das Volk in Bosnien und der Hercegovina macht in seiner Mehrheit keinen Unter- schied zwischen einem „Vampir“ (lampir) und einem eigentlichen „vukodlak“; deshalb wird der Vampir auch als „vukodlak“, das ist als Werwolf bezeichnet. Nur im Bezirke Trebinje bin ich bisher dem Glauben in die Existenz eines eigentlichen Vukodlaks oder Werwolfs auf die Spur gekommen. Es wird da erzählt, dass sich ein Weib, wohnhaft in der Nähe von Trebinje, vor zwanzig Jahren in einen Wolf verwandelt und als solcher gegen 40 Schafe aufgefressen habe. Die Verwandlung geschah auf folgende Art: Das Weib nahm ein Seil und legte es kreisförmig auf die Erde; dann entkleidete sie sich, legte die Kleider umgedreht in den Kreis und machte dann im Kreise drei Purzelbäume. Auf die gleiche Weise ging dann auch die Rückverwandlung vor sich. In einigen Gegenden der Posovina hält man den Vampir für einen Teufel in Menschengestalt, den Vukodlak aber für irgend einen unreinen Geist, der sich in einem mit grünem Gifte angefüllten Balge fortbewegt. III. Drekavac (drek). Aehnlich dem Vampir ist der „drekavac“. Dieser hat einen bunten, länglichen und dünnen Körper. Er zeigt sich bei Nacht auf Friedhöfen, aber auch zwischen den menschlichen Ansiedlungen, wo er bald schreit wie ein Ziegenbock, bald wie ein Kind, eine Kuh etc.; manchmal spricht er auch wie ein Mensch. Sein Geschrei deutet auf Tod. IV. Gespenster. Die Gespenster zeigen sich nach dem hiesigen Volksglauben in erster Linie an unreinen Orten (z. B. am Düngerhaufen) und dort, wo ein Mord begangen worden ist; ferner noch an den Brunnen und am Holzspalteplatz. Deshalb muss z. B. der Wäscheplatz nach Beendigung des Wäschewaschens mit reinem Wasser begossen und dann mit Feuerkohlen bestreut werden, damit er nicht zu einem Gespensterheim werde. — Die Gespenster erscheinen in Männer- und Weiber gestalt und treiben ihr Unwesen in der Nacht bis zum ersten Hahnenschrei. V. Böse Geister. Auch böse Geister oder Teufel können einem erscheinen, insbesonders auf den Friedhöfen, in verlassenen Häusern, an Bächen und Brunnen, in Felsklüften etc. Ihre Herrschaft dauert von der ersten Abenddämmerung bis zum ersten Morgen- grauen. Deshalb darf man von der Abenddämmerung an nicht mehr vom Brunnen Wasser holen, sich nicht unter die Traufe stellen etc. Wehen starke Winde, so sind es nach dem Volksglauben böse Geister, die pfeifend und heulend Kolo tanzen. Der Teufel kann sich in einen Menschen und in die ver- schiedensten Thiere verwandeln. Hat er Menschengestalt angenommen, so kann man ihn daran erkennen, dass er nur ein einziges Nasenloch besitzt. Erscheint einem ein böser Geist, so soll man die Kappe schief setzen, sich bekreuzigen und sprechen: „hinweg du teuflische Erscheinung!“ — und der Geist wird sofort verschwinden. 272 II. Volkskunde. Der Teufel kann auch in den Menschen fahren und aus ihm sprechen. Solch ein Unglücklicher geht zum Hodza, damit er ihm bestimmte Gebete spricht, oder zum Muttergotteshilde in Cajnica, oder ins Kloster Ostrog in Montenegro, oder in die St. Ivankirche bei Jajce, wo die Franciscaner am 24. Juni die Teufel austreiben. In der zuletzt genannten Kirche erscheinen zu diesem Zwecke am Johannistage (24. Juni' Katholiken, Orthodoxe, Muhammedaner — Alles zusammen oft gegen 2000 Leute! Unter jedem grossen Baum ist nach der Volksmeinung ein Schatz begraben, den ein böser Geist hütet. Jenem Menschen, den er für sich gewonnen, erscheint er im Traume und gibt ihm die Stelle an, wo der Schatz versteckt ist. Einige Hodzas verstehen sich darauf, alle Teufel um sich zu versammeln, wann immer dies gewünscht wird. Diese Teufelbeschwörung oder „daira“1) geht folgenderart vor sich. Der Hodza nimmt eine Wanne voll Wasser und stellt ein barfüssiges Kind hinein. Dann murmelt er eine Beschwörungsformel, und nun beginnen die Teufel einer nach dem anderen aus dem Wasser herauszusteigen. VI. Auf das Grab eines Getödteten werden Steine und Zweige gelegt. Bei Te§anj, auf dem Wege nach Maglaj, steht ein Grab, das „Catin grob“ (das Grab des Cato) genannt wird. Es wird erzählt, dass diesen Cato Hajduken ermordet und daselbst begraben hätten. Wer immer an diesem Grabe vorüberging, warf einige Zweige darauf, so dass sich dadurch ein ganzer Grabhügel aufgethürmt hat. Nicht weit von Vlasenica steht das Grab eines Hajduken, der daselbst um sein Leben gekommen ist. Jeder, der an diesem Grabe vorübergeht, wirft einige Zweige darauf. Wer dies nicht thäte, der würde nach dem Volksglauben von einer Krankheit befallen oder von einem anderen Unglück betroffen werden. Auch bei Praca, auf dem Waldwege nach Gorazda, wird ein Hajdukengrab gezeigt, auf das jeder Einheimische beim Vorübergehen einen Stein legt. Wird in der Krajina irgend ein Todter ausserhalb des Friedhofes begraben, dann ist es dort Brauch, dass jeder Bauer, wenn er am Grabe vorübergeht, einen Zweig und einen Stein oder etwas Erde auf das Grab wirft und hiebei die Worte spricht: „Dieser Todte ist im Unglück umgekommen, Gott möge seiner Seele gnädig sein!“ VII. Allgemeine Todtengebete in den Bezirken Maglaj und Gracanica. In den oben bezeichneten Bezirken hält jedes orthodoxe Dorf im Jahre zwei all- gemeine Todtenfeiern ab, eine im Sommer, die andere im Winter. Die Winter- todtenfeier wird am Friedhofe, die Sommertodtenfeier aber an irgend einem anderen passenden Orte abgehalten. Die Todtenfeier geht folgenderart vor sich: Das zur Ver- anstaltung des Todtenfestes verpflichtete Dorf hat für diesen Tag für den Geistlichen und seine Familie ein besonderes Mahl zu bereiten; zum allgemeinen Mahle hat es die Pathen und Freunde und die angesehensten Leute aus den benachbarten Dörfern ein- zuladen. Zum Gebete versammelt man sich um Mittag. Auf den Friedhöfen ohne Kapelle verrichtet der Geistliche seinen Dienst auf dem landesüblichen, niederen Speisetische *) Vom arab. daire-, Kreis. Lilek. Ethnologische Notizen aus Bosnien und der Hercegovina. 273 (sinija), der auf vier zu diesem Zwecke in die Erde gesteckten Pfählen aufgestellt wird. Auf den Tisch stellt man zuerst eine Schüssel voll Wasser und darein einen Basilikumstrauss; hierauf werden die Todtenverzeichnisse (citulje) der einzelnen Familien daraufgelegt; unter den Tisch legt jede Familie einen Bund Salz. Nachdem der Geistliche die Gebete für die Todten beendet und die Salzbündel mit dem Weih- wasser besprengt hat, nimmt jede Familie ihr Todtenbuch und ihr Salzbündel; das geweihte Salz wird dem Vieh verabreicht, damit es gut gedeihe. Auf das Todtengebet folgt das Todtenmal. Nach diesem lassen die Aelteren vom Geistlichen die Gräber räuchern und besprengen, die Jugend aber ergibt sich dem Gesang und Tanz. Auch einige muhammedanische Dörfer verrichten im Sommer ihre Dovas (Todten- gebete). VIII. Eine Höhle als moslimischer Gebetsort. Unweit des Dorfes Bretelivici, 1 x/2 Stunden nordöstlich von Kladanj, befindet sich am Fusse eines Berges eine Höhle. Zu dieser wandern die Muhammedaner alljährlich einmal im Sommer ihre Dova verrichten, und zwar am Dienstag vor dem Alidzun (Ilija, Elias). Die Höhle ist breit und 1/2 Stunde lang. Inmitten derselben befindet sich ein Brunnen und neben demselben das Grab eines muhammedanischen Mädchens, das da- selbst vor Schrecken umgekommen ist. Für die Unglückliche verrichten die Kladanjer jedesmal das Todtengebet, so oft sie die Höhle besuchen. Geht man vom Mädchengrabe weiter vorwärts, so gelangt man zu einer Stelle, wo in den Felsen Stufen eingehauen sind, die dem Imam als Kanzel dienen, von der er laut die Hudba spricht. Nach Beendigung der Andacht verlässt man ndfig und lautlos die Höhle. Vor derselben folgt nun bis zur Abenddämmerung die landesübliche Unterhaltung. War diese Höhle nicht vielleicht ehemals eine M ithras höhle? IX. Alidzunfeier auf dem Trebevic. Die Muhammedaner von Sarajevo und Umgebung gehen am Vorabend zum Ali- dzuntage auf den Berg Trebevic und bringen da die ganze Nacht singend, tanzend und aus der Flinte schiessend zu. Diejenigen, die nicht die ganze Nachtwache aushalten können, lassen sich während des Morgengrauens aufwecken, um mit den übrigen Ge- nossen den Sonnenaufgang unter Gebeten zu erwarten. Manche sagen, dass es ein grösseres religiöses Verdienst sei, am Vorabende des Eliastages auf den Trebevid zu gehen, als eine Wallfahrt nach Mekka zu unternehmen. X. Opferung beim Pflügen. Nicht nur in Gacko (siehe diese Mittheilungen IV, 1896, S. 436), sondern auch in der Krajina ist in jedem Dorfe ein Bauer, gewöhnlich der reichste, dazu bestimmt, der erste zu ackern. Wenn zu diesem Zwecke die Ochsen in den Pflug gespannt werden, zerschlägt man dem rechtsstehenden Ochsen an der Stirne ein Ei und bindet ihm rothe Seide um die Hörner. Sobald die erste Furche aufgefurcht wird, legt man auch in sie ein Ei. Band VIII. ) 8 274 II. Volkskunde. XI. Brot und Salz. Kommt ein verdächtiger Fremder ins Haus, so gibt man ihm hierzulande sofort Brot und Salz, damit er dann dem Hause nichts Böses anthun könnte, auch wenn er es wollte; denn nach der hiesigen Volksmeinung würde ihn an dessen Ausführung das genossene Brot und Salz hindern, fesselnd seine Hände. Es wurde mir unter Anderem erzählt, dass ein von einem Katholiken entlassener Diener sich bei seinem früheren Dienstherrn in der Nacht eingeschlichen habe, um dort das Kistchen, in dem Geld aufbewahrt war, zu stehlen. Den nächsten Morgen kam er selbst zum Herrn, um ihn um Verzeihung zu bitten, und gestand bei der Gelegenheit, dass er sein Vor- haben deshalb nicht ausführen konnte, weil ihn das im Hause genossene Brot und Salz derart fesselte, dass noch jetzt seine Hände davon ganz steif seien. Will sich einer mit seiner Person loben und vor den anderen hervorthun, so sagt er: „Ich habe mit ihm viel Brot und Salz verzehrt!“ — Hat er etwas verschuldet, so wird er die betreffende Person bei mit ihr genossenem Brot und Salz um Ver- zeihung bitten. XII. Zauberei. a) Regenzauber. In Visegrad geht man aufs Grab des zuletzt Ertrunkenen und begiesst das Grab mit Wasser. — Im Bezirke Brcka nimmt man einen verwelkten Strauss, setzt ihn in trockene Erde, nimmt dann eine leere Kanne und ruft, das Giessen markirend: „Gebe Gott Regen!“ — In Tesanj nimmt ein Hodza — oft auch die christlichen Geistlichen — einen Sack, in den jeder Bewohner je einen Stein werfen muss. Hierauf wird der Sack zugebunden und in Procession auf die Brücke getragen, von wo er nach Hersagen des Regengebetes ins Wasser geworfen wird. — In Rogatica sammelt man 7000 Steinchen und vertheilt sie unter die Hodzas, damit diese über jedes Steinchen dreimal die Sure „kul-huvel-lah“ und das Regengebet beten. Hierauf legt man alle Steinchen in einen Sack und legt diesen auf solch einen Ort, wo er nicht mit unreinen Sachen in Berührung kommen kann, nämlich in den Brunnen, in die Erde oder in die Dzamia. — In B. Kostajnica steigt der Hodza mit mehreren auserlesenen Leuten in den Fluss, liest da das Regengebet, und alle An- wesenden rufen ihr Amin! — Oder er geht mit mehreren Kindern und Erwachsenen auf einen Berg, wo er einem jeden von ihnen ein gleiches Lesestück aus dem Koran zuweist. Nachdem die Begleiter ihre Aufgabe zu Ende gelesen haben, nimmt er in die rechte Hand einen Stab, stützt sich darauf — der Stab soll die „membera“ (Kanzel) vorstellen — und betet das Freitagsgebet. An manchen Orten treibt man Rinder ins Wasser, während der Hodza das Regengebet verrichtet. Die Dodola ist nur in Bijelina, an der serbischen Grenze bekannt. Herrscht grosse Dürre, werden dort fünf Knaben erwählt und einem jeden von ihnen eine ge- wisse Verrichtung zugewiesen. Der eine von ihnen wird ganz entkleidet und ganz mit Weidenruthen umlegt. Das ist die „Dodola“. Diese haben zwei Knaben zu führen, während die restlichen zwei einen Korb zu tragen und von der Bevölkerung Eier ein- zusammeln haben. Derart angethan, gehen sie in der Stadt von Haus zu Haus. Die den Korb tragenden zwei Knaben haben vor jedem Hause das Lied zu singen: „Wir führten die Dodola Und beteten zu Gott dem Herrn, Dass er uns gebe thauigen Regen, Besprenge jegliches Gräschen, Den Weizen und die Weinrebe!“ Lilek. Ethnologische Notizen ans Bosnien und der Btercegovina. 275 Die übrigen Knaben haben zum Schlüsse auszuTufen: „Amin! Gott gebe Regen!“ Hierauf nimmt die Hausfrau einen Kübel Wasser und giesst ihn auf die Dodola aus, diese aber schüttelt ihn ab, um derart das Regnen vorzustellen. Nach beendeter Cere- monie beschenkt die Hausfrau die Knaben mit 4 — 5 Eiern oder mit Geld. Angeblich soll auch im Bezirke Bilek eine männliche Dodola herumgehen. b) Gegenzauber gegen Behexung. Damit die Kinder nicht behext werden könnten, nähen ihnen die Orthodoxen in die Kopfbedeckung: Kreuzclien, Säbelchen, einen Wolfszahn, Bärenhaare und den Gegenzauberstein. Die muhammedanischen Kinder tragen die sogenannten „masale“, d. i. vergoldete oder versilberte ellipsenförmige Blechstücke, ferner in einen Flecken gebundene Rauten und in stiller Nacht beschriebene Amulete. Jungen Füllen wird ein Löffel aus Weissdorn um den Hals gebunden. Werthvollen Ochsen bohi’t man ins Horn einen Zapis oder ein Stück Eibenholz. Einer guten Kuh und einem Kalbe werden gefärbte Bänder in den Schweif ge- bunden. c) Zauber gegen die Pest und andere ansteckende Krankheiten. Als vor vielen Decennien in Lusci-Palanka (Bezirk Sanskimost) die Pest wüthete, spannte man vier weisse Ochsen in den Pflug und zog mit ihnen eine Furche ums ganze Dorf. — Ein ähnlicher Brauch besteht noch heutzutage in der Gemeinde Dolnji Unac. Zeigt sich nämlich da eine gefährliche Krankheit, dann erwählen die Mädchen und Burschen unter sich je drei, die freiwillig drei Tage Fasten und während dieser Zeit bei Tag und bei Nacht ums Dorf Umgänge halten werden. Die erwählten Mädchen und Burschen bestimmen die Zeit, wann sie zu fasten anfangen und wo sie Zusammen- kommen werden. Zur festgesetzten Zeit gehen alle, versehen mit etwas Speise und Trank, mit ihren Familienvorständen an den verabredeten Ort. Bevor sie zu fasten anfangen, essen sie gemeinsam die Speisen auf, trinken und freuen sich bis zu 11 Uhr abends. Da verlassen sie die Begleiter, und nun beginnt der Umgang ums Dorf. Während der drei Tage und Nächte haben sie es dreimal zu umgehen. Zum Aus- ruhen steht ihnen während dieser Zeit jedes Haus, das genug geräumig ist, zur Ver- fügung. Nachdem sie ihre Aufgabe beendet haben, besuchen sie jedes Haus im Dorf, um ihre Belohnung zu begehren: die Einen geben ihnen Geld, die Anderen Käse, Rahm, Getreide, Wolle; die Reichen behalten sie ausserdem noch zum Mittag- und Abendessen. Die beim Umgang betheiligten Mädchen und Burschen betrachten sich von nun an als wirkliche Geschwister. d) Heilung eines kranken Kindes. Ein Kind, das den fünften Monat nach dem Tode des Bruders oder der Schwester erkrankt, heilt man bei den Orthodoxen auf folgende Art: Es werden die landesüblichen Fussschellen genommen und in die eine Schelle ein Fuss des todten, in die andere ein Fuss des kranken Kindes gesteckt. Hierauf stellt sich auf die eine Seite der Domahin oder die Domacica, auf die andere aber der Pathe (kum). Der Domacin (Hausvorstand) oder die Domahica spricht nun zum Pathen die Worte: „Nimm, Pathe, Gott und dem heil. Johannes zulieb!“ und reicht ihm eine Flasche Wein. Der Kum (Pathe) ergreift die Flasche, erwidert die Worte: „Ich nehme sie, Kuma (Pathin), Gott und dem heil. Johannes zulieb!“, macht einen starken Schluck und entfesselt dann die Fussschelle vom Fusse des kranken Kindes. Daraufhin gibt der Domadin (oder die Domadica) den Fuss des kranken Kindes abermals in die Schelle, wiederholt die früher gesprochenen Worte und reicht clem Kum abermals die Weinflasche. Dieser wiederholt seinerseits seine Worte, macht 18* 276 tl. Volkskunde. abermals einen Schluck und befreit das todte Kind abermals der Fessel. Das Gleiche geschieht noch ein drittes Mal. Schliesslich neigt sich der Pathe über die Fesseln und küsst sich mit dem Domacin (oder der Domacica). Wird diese Ceremonie am Grabe des begrabenen Kindes vollführt, so steckt man ins Grab einen Stab, der anstatt des todten Fusses zu dienen hat. In solch einem Falle Pathenstelle zu verrichten wird als ein gottgefälliges Ver- dienst angesehen, und deshalb übernimmt jedermann gerne die Pathenschaft, wenn er dazu gerufen wird. Solch ein Pathe rangirt wie ein Tauf- oder Traupathe. Bei den Muhammedanern besteht diesbezüglich folgender Brauch: Ist jemandem ein Kind durch längere Zeit krank, dann trägt er es eines Tages sehr früh auf einen Kreuzweg. Wen er da zuerst bemerkt, den bittet er, dem Kinde Pathe zu sein und ihm das Haar zu scheeren, damit von ihm gleich dem Haare auch die Krankheit weg- falle. Sobald der Pathe das Kind geschoren, gibt er ihm noch einen anderen Namen, nennt es dann sein Pathenkind und beschenkt es schliesslich mit einem Geschenke. B. Aus dem gesellschaftlichen Leben. I. „Carojice“, „vucari“ und „vjesalice“. a) Carojice. Am Vorabend des kl. Nicolaus (13. December a. St.) versammeln sich mehrere Dorf burschen. Der eine von ihnen hat die Rolle eines Alten, der zweite die einer Braut, der dritte die eines Brautführers, der vierte die eines Ziegenbocks und der fünfte die eines Katers zu spielen; die übrigen gehen als Statisten mit. So- bald die Gesellschaft vor dem ersten Hause angekommen ist, läutet der Ziegenbock mit seiner Glocke oder klappert mit seiner Holzklapper, damit man weiss, dass die Carojice angekommen sind. Der Alte, der sich einen Bart aus Wolle oder Spinngarn gemacht und einen ausgehöhlten Kürbis auf den Kopf gesetzt hat, tritt der erste mit einem Gruss ins Haus. Der Hausvorstand bringt ihm sofort ein Gläschen Schnaps, mit dem der Alte einen Toast auf die Gesundheit des Domadin ausbringt und dann sowohl ihn als dessen ganze Hausgenossenschaft segnet, wobei ihm seine Begleiter mit einem „zivio“ und „amin“ zustimmen. Daraufhin frägt ihn der Hausvorstand, was die Gesellschaft wünsche. Nun beginnt der Ziegenbock zu läuten und zu meckern, hiebei auf das Salz hinweisend; der Kater kratzt miauend an den Trambäumen und wirft gierig seine Blicke auf den Dachboden, wo das getrocknete Fleisch hängt; die Braut (seka) ver- langt von den Mädchen und Frauen Spinngarn und der Alte Hülsenfrüchte. Nachdem jeder seinen Theil bekommen hat, verlassen sie das Haus, um vor einem zweite etc. das Gleiche zu thun. Versperrt man ihnen ein Haus, dann spricht der Alte folgenden Fluch: „Dies Haus ist aus Lindenkolz, Es wohnt niemand darinnen Und soll nie jemand wohnen!“ Nach der Volksmeinung ist es eine Sünde, die Carojice abzuweisen. Nachdem die Burschenschaar das ganze Dorf abgegangen ist, kehrt sie in einem grösseren Hause ein, bereitet sich dort von den gesammelten Gaben ein Nachtmahl und freut sich dann unter Gesang und Tanz bis zum Morgengrauen. Die muhammedanischen Carojice gehen am orthodoxen Badnjak um und unter- scheiden sich von den orthodoxen nur dadurch, dass bei ihnen nur der Führer ver- kleidet ist, während seine Begleiter in die Alltagskleider gekleidet sind. Der Führer Lilek. Ethnologische Notizen aus Bosnien und der Hereegovina. 277 zieht sich ganz zerrissene Kleider an, hängt sich um den Hals eine Glocke, an die Schultern einen Fuchsschwanz, auf den Kopf setzt er sich eine Papierkappe, in die Hand nimmt er einen Cibuk, und das Gesicht bedeckt er sich mit einer Maske. So angethan hat er als Spassmacher nicht nur seine Begleiter, sondern auch die Dorfleute mit seinen geschickten Bewegungen, mit seinen Witzen und Spässen zu erfreuen, wofür er von den Letzteren mit allerhand Gaben belohnt wird. Weist man ihn in einem Hause ab, so beginnt die ganze Gesellschaft das betreffende Haus mit Steinen zu bom- bardiren und die Fenster einzuschlagen. Manchmal brechen sie auch ins Haus ein und nehmen sich dann selbst, was ihnen beliebt. Die Garojice gehen gewöhnlich in der Nacht auf ihren Bettel aus. Heutzutage haben sie sich nur noch in den orthodoxen und muhammedanischen Dörfern der Kra- jina erhalten. b) „Die Wolfsleute“ (vucari). Den Carojicen sehr ähnlich sind die „Wolfsleute“. Sie unterscheiden sich von ihnen dadurch, dass sie: 1. während der ganzen weihnachtlichen Fastenzeit ihre Umzüge halten, wogegen die Carojicen nur den Tag vor dem kleinen Nicolaus herumgehen; 2. dass sie ihre Streifungen auch in die entfernteren Gegenden ausbreiten, wogegen sich die Carojicaren bei ihren Streifzügen nur an die benachbarten Dörfer, zumeist sogar nur an ihr Heimatsdorf halten; 3. dass sie bei Tage, die Caro- jicaren dagegen bei Nacht herumziehen; 4. dass sie nicht maskirt sind; 5. dass sie einen Wolf mit sich tragen, woher auch ihr Name rührt. Sie fangen nämlich einen Wolf im Falleisen oder erschlagen ihn, stopfen ihn dann mit Heu aus, verzieren ihn mit Wollflocken oder Spinngarn und stecken ihn auf eine Stange. Kommen die Wolfsleute in die Nähe eines Hauses, dann stimmen sie folgendes Lied an: „Domacin und du mein Haus, Sieh, der Wolf kommt vor dein Haus! Gib dem Wolfe etwas Salz, Damit er nicht Schafe zerreisse; Gib ihm etwas Selchfleisch, Damit er nicht die Berge verlasse; Gib dem Wolf etwas Wolle, Damit er nicht Kalbinnen schlachte; Gib ihm von Allem genug, Damit er nicht wiithe um die Brücke!“ Auf das hin bringen ihnen die Hausbewohner Alles, tvas sie wünschen. Auch die Wolfsleute sind nur in der Krajina bekannt, und zwar nur den ortho- doxen Christen. c) Vjesalice. Im Dorfe Hrge, Bezirk Maglaj, versammelt sich am Vorabend des kl. Nicolaus (13. December a. St.) die ganze männliche Dorfjugend mit Taschen oder irgend einem Gefäss; einige von ihnen nehmen auch Stricke mit. So angethan, be- ginnen sie ihren Marsch von Haus zu Haus, überall Gaben begehrend, und zwar: von den Hausfrauen getrocknetes Fleisch, Mehl, Fisolen, Salz und eine Kerze; von den Mädchen und jungen Ehefrauen Wall- und Haselnüsse; von den Hausvorständen alko- holische Getränke. Wer ihr Begehren nicht erfüllt, den binden sie mit den hiezu mit- genommenen Stricken; besonders binden sie gerne die Hausfrau, den Hausvorstand jedoch nur dann, wenn er sehr jung ist. Nachdem sie das ganze Dorf abgegangen sind und in jedem Hause ihre Einladung zum gemeinsamen Sijelo gemacht haben, begeben sie sich in ein geräumiges Haus, wo sie sich von den gesammelten Speisen zunächst ein Nachtmahl bereiten, dann aber 278 II. Volkskunde. für sich und die Geladenen eine Unterhaltung, bestehend in Gesang, Tanz und Erzählen von allerlei Geschichten, veranstalten. Der Name dieser streifenden Gesellschaft dürfte von vjesalice, hängendes Fleisch, das in erster Linie begehrt wird, herrühren. II. Das Vater-, Mutter- und Kinderfest. a) Oci oder Vaterfest. Der letzte Sonntag vor Weihnachten heisst „oci“ (eigentlich Väter). An diesem Tage versammeln sich die Kinder mit einem Stricke um den Vater, damit sie ihn nach der Anleitung der Mutter aufhängen oder wenigstens an den Füssen binden. Der Vater muss sich auf das hin entweder selbst von den Kindern loskaufen oder sein Weib rufen, damit sie für ihn das Lösegeld zahle, be- stehend in Nüssen, getrocknetem Obst u. dgl. ; als Entgelt hiefür muss er dann auch ihr mit Kaffee und Schnaps aufwarten. Man bereitet für diesen Tag schon im Vor- hinein Kaffee, Schnaps und irgend einen Imbiss vor. Nach dem Mittagsessen kommen die Dorfburschen, die ebenfalls vom Hausvor- stand ein Lösegeld verlangen. Ist dieser jung und weigert sich eins zu erlegen, dann wird er von den Burschen gezwickt und an irgend einen Balken oder Haken aufge- hängt und daselbst so lange gelassen, bis er verspricht sich loszukaufen; einen alten Hausvorstand bindet man nur an den Füssen. Der aber keinen Scherz treiben will, zahlt sofort das Lösegeld. b) Materice, Mutterfest. Dieses fällt auf den Sonntag vor dem Vaterfest. Den Tag vor dem sogenannten Mutterfreitag bereiten die Frauen allerhand Speisen und Getränke: eine Pita und Poga6a nebst Schnaps für die Erwachsenen, Nüsse, Ivolacen und getrocknetes Obst für die Jugend. Am Muttersonntag, wenn schon alle aufgestanden und die Alten ihren Kaffee ge- trunken haben, bringen die Weiber alle ihre vorbereiteten Speisen und Getränke ins gemeinsame Familienhaus, damit sie sich mit diesen Geschenken vom Hängen und Binden loskaufen. c) Djetinci, Kinderfest. Dieses fällt auf den Sonntag vor dem Muttersonntag. Die Kinder freuen sich schon lange vorher auf ihren Sonntag und fragen beständig ihre Eltern: „Wann werden wir gehängt werden?“ Ist endlich der sehnsüchtig erwartete Tag herangebrochen, springen sie schon in der frühesten Frühe aus ihren Betten und rufen nach ihren Müttern, damit sie ihnen Nüsse, gedörrte Zwetschken u. dgl. bringen möchten. Aber die Kinder müssen sich noch gedulden. Zu allererst werden sie in ihre schönsten Kleider gekleidet. Dann kommt der Hausvorstand oder ein anderer älterer Haus- genosse mit einem Strick, bindet eines nach dem anderen an den Füssen und hängt es einen Moment auf einen starken Balken; aus dem Stricke Averden die Kinder nicht eher losgelassen, bis sie nicht ihre Mütter mit Kaffee, Schnaps, Nüssen, gedörrtem Obst etc. loskaufen; die Getränke sind für die Erwachsenen, das Obst für die Kinder bestimmt. Später kommen auch die Burschen und verheirateten Männer aus dem Dorfe ins Haus, um die Kinder zu binden. Aber die Burschen müssen zuerst sich selbst loskaufen, denn sobald sie ins Haus treten, werden sie von den verheirateten Männern erfasst, gebunden und so lange festgehalten, bis sie nicht der Hausherr mit Schnaps, die Hausfrau aber mit Süssigkeiten loskauft. Das geht so den ganzen Tag fort. Die „oci“, „materice“ und „djetinci“ werden nur von den Orthodoxen gefeiert. Die hiesigen Katholiken feiern hingegen am 28. December das Fest der unschuldigen Kinder, das hier „mladijenci“ heisst. An diesem Tage kommt ein altes Weib aus Lilek. Ethnologische Notizen ans Bosnien und der Hereego vina. 279 der Verwandtschaft oder nächsten Bekanntschaft mit einer Wünschelruthe, mit Obst und Kolacen in aller Frühe ins Haus, um die Kinder mit der Ruthe zu schlagen und dabei bei jedem die Worte zu sprechen: „Wachse und gedeihe!“ Hierauf beschenkt sie die Kinder mit den mitgebrachten Geschenken, sie selbst aber wird dafür von den Eltern mit Speise und Trank bewirthet. III. Umgang (oblazak). Am griechisch-orientalischen Christtag geht bei den Muhammedanern ein Knabe von Haus zu Haus Gaben bitten. Sobald er ins Haus tritt, wirft ihn der Domacin auf eine ausgebreitete Decke, woraufhin noch die jüngeren Hausgenossen herbeieilen und den Knaben herumwälzen, damit ihnen die Sahne recht dick würde. Hierauf beschenkt ihn der Hausvorstand mit Obst. Will er das Haus verlassen, trachtet ihm die Domacica mit der Haspel oder dem Garnbaum einen Schlag zu versetzen, damit sie genug Spinngarn bekäme. IV. WaKlbruder- und Wahlschwesterschaft (pobratimstvo). Diese wird in Bosnien und der Hercegovina noch nach der ältesten Art und Weise abgeschlossen, nämlich durch Blut trinken. Am feierlichsten und ceremoniellsten geht der Abschluss einer Wahlbruderschaft am Nevesinjsko polje vor sich. Gedenken sich zwei zu verbrüdern, so laden sie alle ihre Freunde und Nachbarn zu diesem Acte ein. Jeder, der dazu geladen ist, bringt irgend ein Geschenk für seinen Freund mit, manche auch für seine gesammte Familie, ja selbst für den zukünftigen Pobratim des Freundes. Die Gaben bestehen zumeist in Speise und Trank, wie bei der Hochzeit; nur die Weiber bringen gewöhnlich Kleider und Schmuck als Geschenke mit. Zum Abschluss eines Pobratimstvo begeben sich nur erwachsene Leute. Haben sich bereits alle versammelt, werden zu allererst unter Begleitung der Gusle Helden- und Kriegslieder angestimmt und eine kleine Leibesstärkung vorgenommen. Darauf treten die beiden Jünglinge oder Männer, die sich verbrüdern wollen, vor die Gäste, umarmen und küssen sich vor ihnen und begrüssen sich dann als Brüder. Nachdem ein Apfel in zwei Hälften zerschnitten und diese unter die „Brüder“ vertheilt worden sind, nimmt zuerst der eine das bereit liegende Rasir messe r, macht sich eine Schnittwunde im Gesicht und tröpfelt einige Tropfen Blutes auf seine Apfelhälfte, dann der andere; die so mit Blut besprengten Apfelhälften werden umgetauscht und aufgegessen. Schliesslich umarmen und küssen sie sich noch einmal und beschenken sich gegenseitig mit Waffen und Geld. Nach Beendigung dieser feierlichen Ceremonie fragen sie sich noch vor der ganzen Versammlung, wann sie sich gegenseitig besuchen werden. Bei der Ge- legenheit nimmt jeder der Pobratime bedeutende Geschenke für seinen Pobratim und alle seine Hausgenossen mit. Die Bande der Pobratimstvo sind so fest geschlungen, dass sich daran noch die Nachkommen der Pobratime bis zur dritten Generation halten. In den Bezirken Trebinje, Foca, Tuzla, Brcka, Sarajevo und auch in der Krjina macht sich jeder der zu Verbrüdernden auf dem Oberarm eine Schnittwunde, und nun saugt einer dem anderen das Blut direct vom Arm oder vermengt es mit Wein, um es so mit Wein gemischt zu trinken. Daraufhin küssen sie sich, die Wahl- 280 II. Volkskunde. brüder wechseln die Kappen oder den Fes, schwören sich ewige Treue und Freund- schaft in jeder Noth und beschenken sich. In Livno wird das Blut auch manchmal am kleinen Finger der rechten Hand gelassen. Die einfachste nationale Form der Schliessung eines Pobratimstvo ist die, wo die sich zu Verbrüdernden nur irgendeinen Gegenstand gegenseitig auswechseln, z. B. die Kopfbedeckung. Wird der Abschluss eines Pobratimstvo unter kirchlicher Assistenz vorgenommen, dann nimmt der Geistliche ein Kreuz in die Hand, legt sein Epitrahil auf die Köpfe der Wahlbrüder, liest ihnen das liiefür bestimmte Gebet vor und segnet sie, woraufhin sich die Pobratime küssen und gegenseitig beschenken. Ausser der Wahlbruderschaft und Wahlschwesterschaft kennt man hier auch noch die Wahlmutter- und Wahl vater Schaft. Träumt z. B. ein Jüngling, dass ihn ein Mädchen vor einer Schlange gerettet hat, so wird er sie nächsten Morgens sofort als seine Wahlschwester (posestrima) anrufen und sie ihn als ihren Wahlbruder anerkennen; hat er hingegen geträumt, dass ihn ein Weib oder ein alter Mann gerettet hat, so wird er das betreffende Weib zu seiner Wahlmutter (pomateriti) oder den Alten zu seinem Wahlvater erwählen (poocimiti). Träumt jemand nacheinander, dass ihn ein Bekannter aus einer grossen Gefahr gerettet habe, so schenkt er dem geträumten Erretter eine Kuh oder einen Ochsen. So ist es Brauch in der Krajina. Gebiert eine Ehefrau ihrem Ehemanne das erste, zweite und dritte Jahr Zwillinge, so erwählt sie dieser zu seiner Wahlschwester und nimmt sich mit ihrer Einwilli- gung eine zweite Frau. Das Gleiche kann auch eintreten, wenn das Eheweib unfrucht- bar ist. Aus Obigem ist es ersichtlich, dass das Pobratimstvo in seinem weitesten Begriff nicht nur zwischen Jünglingen und Männern untereinander, sondern auch zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht, zwischen Eheleuten, zwischen Jung und Alt ohne Rücksicht auf die Religion abgeschlossen werden kann. Was die Gründe anbelangt, aus denen es zum Abschluss eines Pobratimstvo kommt, so sind deren die wichtigsten: 1. Liebe und Freundschaft, z. B. zwischen einem Jüngling und einem Mädchen, die sich wegen irgendwelcher Hindernisse nicht heiraten können; 2. wirkliche oder nur geträumte Gefahr (pobratimstvo nevolje ili na javi und pobratimstvo u snu;) 3. die Sehnsucht nach dauernder Aussöhnung; 4. die Sehnsucht nach Kindern; 5. Eigennutz. Ein Pobratimstvo entsteht auch, wenn z. B. ein neugeborenes Kind seine Mutter verliert und von einer anderen Mutter zugleich mit deren Kindern aufgezogen wird; in dem Falle sind die Kinder der Ziehmutter dem von ihr auferzogenen Kinde Wahl- brüder, resp. Wahlschwestern. Hochzeitsgebräuche in Lastva (Bocche di Cattaro). Von W. M. Lastva liegt zwischen Tivat (Teoclo) und Lepetane in den Bocche di Cattaro und zerfällt in Ober- und Unterlastva (Gornja und Donja Lastva). Das Gemeinde- und Postamt ist in Donja Lastva. Beide Ortschaften haben gemischte Volksschulen. Gornja Lastva erstreckt sich westlich von einem Gebirgszuge, der zu Cattaro gehört, Donja Lastva längs der Seeküste. Die Lage ist reizend und das Klima so mild, dass den ganzen Winter hindurch Citronen- und Orangenbäume blühen. Die ganze Gemeinde Lastva zählt ungefähr 1000 Seelen. Die Lastvaner sind als tüchtige Matrosen bekannt; ihre Weiber bestellen die Felder. Ihre Gartenfrüchte gelangen auf allen wichtigen Plätzen der Bocche zum Ver- kaufe. Es gedeihen bei ihnen mitten im Winter Blumen und Gemüse jeder Art. Lastva wird bereits in der goldenen Bulle des heil. Stefan, des erstgekrönten ser- bischen Königs, erwähnt, wo es dem serbisch-orthodoxen, von den Venezianern im XIV. Jahrhundert zerstörten Kloster des heil. Erzengels Michael in Prevlaka zum Ge- schenke gemacht wird. Die Lastvaner haben ausser der Feier des Hauspatrons auch manche andere alte Gebräuche bewahrt. Erwähnenswerth sind besonders ihre bisher noch nirgends geschil- derten alterthümlichen und theilweise schon ausser Uebung gekommenen Hochzeits- gebräuche, über die ich hier berichten will. Dankbar gedenke ich zuvor des achtzig- jährigen Ilija Perusina, der mir dabei am eifrigsten an die Hand ging. I. Die Brautwerbung. Der, welcher für den heiratslustigen Jüngling um die Hand des Mädchens anhält, heisst „prosac“ (Brautwerber). Es ist dies in der Regel das Familienhaupt des Bräutigams. Er wirbt um das Mädchen bei dessen Vater und, wenn dieser bereits gestorben ist, bei dessen Oheim. Der Werber kleidet und wappnet sich festlich und griisst, wenn er zum Hause des Mädchens gelangt: „Guten Morgen, Hausherr!“ worauf dieser freudig erwidert: „Glückauf und willkommen!“. Nachdem sie sich die Hände geschüttelt und auf die Wangen geküsst, bietet der Hausherr dem Gaste einen Sitzplatz an, was jedoch jener ablehnt mit der Bemei’kung: „Habe Dank, Bruder in Christo und Freund, wir werden noch Zeit haben, uns zu setzen, doch kann ich vorläufig dein Anerbieten nicht annehmen; ich komme viel- mehr im Namen (folgt der Name des Vaters des Bräutigams; und zwar auch dann, 282 II. Volkskunde. wenn dieser persönlich erscheint), um dich zu fragen, oh du deine Tochter schon Je- mandem versprochen hast“ (er nennt das Mädchen heim Namen). Wird die Frage verneint, dann fährt der Werber fort: „Wenn es sich so verhält, frage ich euch, oh ihr sie dem . . . (folgt der Name des Bräutigams) zum Weibe geben wollet. Wir Avaren schon bisher gute Freunde und assen Brot und tranken Wein miteinander; doch av ollen wir es in Zukunft noch besser halten, so Gott will!“ Der Hausherr antwortet: „Ich danke dir, Bruder und Freund! Du bringst mir Ehre, und wie du sie mir erweisest, möge sie auch dir zutheil werden! Ich und meine Familie gewähren die Hand des Mädchens dem . . . (folgt Name des Bräutigams), und mögen sie, Avenn es Aron Gott bestimmt ist, gesegnet sein!“ Darauf spricht der Werber: „Schönen Dank dir, mein Bruder und Freund, soAvie deiner Familie für die Jungfrau, euere guten Wünsche und Segenssprüche; es möge dieser Augenblick zum Glück und Segen beider Parteien ausschlagen, doch wünsche ich, dass ihr auch sie befraget, damit ich sehe und höre, ob auch sie mit unserer Abmachung einverstanden ist. Nun wird das Mädchen vorgeführt, welches ihm zum Zeichen der EinAvilligung eine tiefe Verbeugung macht. Der Werber zieht, sobald er das Mädchen erblickt, aus dem Busen ein Freund- schaftszeichen, „Blüthe“ (cvjetak) genannt, bestehend in einem seidenen Tuch, und über- reicht es dem Vater des Mädchens als Geschenk mit den Worten: „Empfange, der du schon früher mein Freund Avarst und es, so Gott will, in Zukunft noch mehr sein wirst, diese jBliithe* für die Jungfrau, und Gott und die Mutter Gottes mögen es fügen, dass diese Stunde beiden Theilen Glück bringe.“ Der Hausherr nimmt das Geschenk entgegen, worauf er und alle Hausgenossen dreimal „Amen!“ rufen. Die Männer ziehen dabei die Mützen, Avährend sich die Frauen verbeugen. Nun lässt der Hausvater das Mädchen vortreten und überreicht ihr das Geschenk mit den Worten: „Nimm, Kind, diese ,Blume‘ von . . . (folgt Name des Bräutigams) in Empfang, und gebe Gott und die Mutter Gottes, dass sie dir Glück und Segen bringe!“ Alle Anwesenden rufen „Amen!“ Das Mädchen nimmt das Geschenk vom Hausvater entgegen und küsst seine und des Werbers Hand. Nun erst setzt sich der Werber mit dem Hausvater, um mit Feigen, Branntwein, Kaffee und anderem Getränke und Obst beAvirthet zu werden. Nach dem Imbiss wird der Tag verabredet, an Avelchem der Verlobungsring über- bracht werden soll. II. Der Verlobungsring. Der Ueberbringer des Verlobungsringes heisst „prstonosa“. Auch dieser fst in der Regel der Familienvater. Am festgesetzten Tage überreicht er dem ausgebetenen Mädchen einen goldenen Fingerreif. Wie bei der Werbung legt er auch diesmal festliche Kleider und Waffen an und bricht zeitlich auf, um noch vor Sonnenaufgang am Ort der Bestimmung einzutreffen, was den Wunsch ausdrückt, dass auch die Schwestern der Braut zeitlich heiraten mögen. W. M. Hochzeitsgebräuche in Lastva (Bocche di Cattaro). 283 Der Ringüberbringer wird in Gegenwart der ganzen Sippe der Braut feierlich empfangen. Mit dem Grusse: „Einen guten Morgen und viel Glück dem Hausvater!“ feuert er aus der Flinte einen Schuss ab. Der Hausvater, der ihn mit dem ganzen Hausgesinde barhaupt empfängt, erwidert: „Heil sei dir heute und jederzeit! Sei mir herzlich willkommen, und Glück erblühe daraus der einen und anderen Familie !“ Auch er gibt einen Schuss ah und nach ihm alle waffenfähigen Männer des Hauses. Sobald der Ringträger die Schwelle Übertritt, nimmt ihm der Hausherr die Waffen ab. Es werden allseitig Händedrücke und Grüsse gewechselt, doch bekommt er vor- läufig die Verlobte noch nicht zu Gesicht. Man bietet ihm einen Sitzplatz an, welchen er jedoch ablehnt mit den Worten: „Ich habe kein Verlangen mich zu setzen, noch bin ich auf der kurzen Strecke Weges müde geworden, denn es geleitete mich das Glück und zog mit mir auch in dieses Haus ein, so Gott will; ich kam vielmehr, um die Jungfrau, welche von Gott und den Eltern, Brüdern, Schwestern und dem blühenden Kreis der ganzen Sippe die ,Blüthe‘ und Gottes Segen empfangen hat, zu sehen und sie mit einem goldenen Ring zu vergolden. Führt sie mir vor!“ Sobald sein Wunsch erfüllt ist, holt er den goldenen Ring hervor und steckt ihn ihr auf den Goldfinger der Rechten mit den Worten: „Empfange, Mädchen, diesen Ring von . . . (folgt der Name des Bräutigams). Er sendet ihn dir freiwillig und ohne Zwang; nimm ihn daher in Liebe zu Aller Glück und Freude hin. Gebe Gott und seine Mutter, dass er dir Glück und Segen bringe! Gott bewahre dich vor bösen Leuten und übler Nachrede ; und wie du gebahren wirst, so mögest du auch fahren!“ Alle rufen einmüthig: „Amen!“ Die Braut küsst nun den Verlobungsring und die Hand des Ueberbringers. Hier- auf überreicht er ihr ein paar Schuhe und ein seidenes Tuch, welche Geschenke sie gleichfalls küsst. Nachdem sie gedankt, küsst sie der Ringträger auf die Wange, während alle Anwesenden in den Ruf ausbi'echen: „Es werde dir Glück und Gottes Segen!“ Nun setzt sich der Ringträger zum gedeckten Tisch und mit ihm das Familien- oberhaupt und seine ganze Sippe. Die Braut entfernt sich mit einer tiefen Verbeugung, um ihre Geschenke dem weiblichen Hausgesinde zu zeigen. Den ersten Toast spricht der Ringträger, wie folgt: „Gott beschütze den Hausvater, seine Brüder und Söhne, sein Geschlecht und seine ganze Nachkommenschaft! Es erblühe ihm jedxvedes Glück, und Gott möge jedem der Seinigen helfen ! Aber Gott möge auch allen jenen, die heute morgens abwesend sind und ihn nicht beglückwünscht haben, alles Gute gewähren und sie vor allem Uebel bexvahren! Möge dieser Freudentag eine gute Vorbedeutung haben für beide Parteien!“ Alle beim Tische erheben sich, entblössen das Haupt und rufen dreimal: „Amen!“ Der Hausvater entgegnet ihm: „Guter Mensch, du hast gut gesprochen, und das Beste, was du uns in deinem Irink Spruche bescheert, sei uns auch von Gott gewährt! Habe Dank für deine Mühe, lür das Glück und die Ehre, die du meinem Hause gebracht! Gott erhalte dich und alle Deinigen ; sei stets glücklich und geehrt, und bringe Glück und Ehre auch deinem Hause!“ Alles ruft dreimal: „Amen!“ 284 II. Volkskunde. Nachdem man gegessen und getrunken, machen alle das Kreuzzeichen und stehen vom Tische auf. Bevor der Ringträger den Heimweg antritt, naht ihm die Braut mit ihren Ge- schenken, mit je einem Tuch und einem rothen Bande für jedes weibliche Mitglied der Sippe des Bi'äutigams. Auch der Hausvater tritt an ihn heran und legt ihm ein Hand- tuch über die rechte Achsel. Das ist sein Geschenk für den Ringträger. Beim Verlassen des Hauses gibt der Ringträger einen Schuss ah, den der Haus- vater und die Uebrigen so lange erwidern, bis er aus der Hörweite verschwindet. Die Braut begleitet ihn mit den Geschenken so lange, bis ein Mädchen seines Hauses ihnen entgegenkommt, welches sie übernimmt und nach Hause bringt. Beim Abschiede küsst die Verlobte die Hand des Ringträgers und dieser sie auf die Wange, worauf er ihr eine Münze, gewöhnlich einen Ducaten oder Thaler schenkt und die Flinte abfeuert. Am Abend desselben Tages besucht der Bräutigam seine Braut. An der Schwelle gibt er einen Schuss ab und entbietet seinen Gruss. Der Hausvater, der ihn im Haus- thor erwartet hatte, erwidert: „Glückauf heute abends und immer!“ Der Bräutigam fragt nun: „Darf ich eintreten?“ Der Hausvater erschliesst die Arme und antwortet: „Du darfst, und ich empfange dich als meinen Sohn! sei mir willkommen, mein Sohn!“ Er umarmt ihn und küsst ihn, während er ihn ins Haus einführt, auf die Wange, dieser aber jenem die Hand. Nun tritt auch die Mutter der Braut herbei, umarmt ihn mütterlich und spricht dann liebreich : „Sei mir willkommen, mein neuer Sohn, und glücklich zu unserer, deiner und Jedermanns Freude, der es mit uns redlich meint; wer uns aber Schlechtes wünscht, dem möge es Gott mit Gutem vergelten!“ Zum Zeichen der Dankbarkeit küsst er sie mit kindlicher Ehrfurcht auf beide Wangen. Hierauf wechselt er Händedrücke und Grüsse mit dem übrigen Hausgesinde. Da die Braut nicht anwesend ist und er sich ohne sie nicht setzen will, fragt er: „Und wo ist jenes Weibchen, dessen Hand ihr mir versprächet und gäbet, damit es mir eine treue Lebensgefährtin werde in Freud’ und Leid? Doch solltet Ihr mich auch betrogen und mir statt eines jungen Mädchens ein altes Weib angetraut haben, werde ich doch fröhlicher sein, wenn Ihr sie mir vorführet, damit ich sie sehe!“ Der Hausvater antwortet: „0, mein jüngster und vom Glück begünstigter Sohn, mein Haus kennt weder Lug noch Trug, es hält vielmehr Wort und Treue, und du sollst dich sofort durch Augenschein überzeugen, dass wir dir zur Lebensgefährtin kein altes Weib bescheerten, sondern eine schöne und gesunde Jungfrau, die mit ihrem Augenaufschlag einen Adler herabschiessen könnte und über die Felder leichten Fusses schreitet wie eine Fee!“ Und nun führen sie ihm die Braut vor. Sie reicht ihm die rechte Hand, die er kräftig drückt. Und nun küsst er sie zum ersten Male auf die Wange. Diesen Kuss begleiten alle Anwesenden mit dem Wunsche: „Glück und Segen von Gott und dem ganzen Volke!“ Auf das hin reicht der Bräutigam seiner Auserwählten einen Ducaten und deren Mutter ein Hemd. Ist er aber wohlhabend, beschenkt er auch das ganze weibliche Hausgesinde. Nachdem man sich zum gedeckten Tische gesetzt, begrüsst ihn der Hausvater: „Wir haben schon früher Brot und Wein miteinander getheilt und uns gegen- seitig Gottes Schutz herabgewünscht, doch nie so herzlich wie heute, wo mir Gott in W. M. Hochzeitsgebräuche in Lastva (ßocche di Cattaro). 285 dir einen glücklichen Sohn zugeführt hat. Mein Sohn, möge es zwischen uns auch fernerhin so bleiben, in Frieden, Gesundheit und Zufriedenheit bis ins fernste Alter! Und wem daran gelegen, dem sei Gottes Segen; wer aber das Wort bricht, den möge Gott bekehren und ihm gleichfalls spenden seiner Gnade Licht! Gott und seine Mutter mögen deine Wünsche und Bitten erhören; mir bist du willkommen!“ Alle Anwesenden rufen: „Gott möge dich erhören und Amen!“ Der Bräutigam küsst ihm aus Dankbarkeit die rechte Hand und er ihn auf die Stirne. Der Bräutigam bleibt im Hause über Nacht und schläft mit dem Hausvater. Nachdem er gefrühstückt, entfernt auch er sich vor Sonnenaufgang, was den Wunsch andeuten soll, dass auch die übrigen Haustöchter je eher heiraten mögen. Zum Abschiede feuert er einen Schuss ab, der vom Familienvater und von den übrigen Männern erwidert wird. Man entlässt ihn mit dem Grusse: „Gott geleite dich, Jungangetrauter, am Wege und jegliches Glück!“ Die Verlobte begleitet ihm mit ihren Geschenken: für ihn Strümpfe und eine Ta- baksdose, für die zukünftigen Schwiegereltern und Schwägerinnen je eine seidene Quaste (für den Fez) und ein rothes Seidenband. Hinter ihnen geht der jüngei’e Bruder oder ein anderer Verwandter der Braut, um sie, nachdem sie sich von ihrem Zukünftigen ver- abschiedet, heimzuführen. Sie begleitet den Bräutigam, bis ihnen seine Schwester oder eine andere Angehörige entgegenkommt, um die Geschenke in Empfang zu nehmen, weil es unschicklich wäre, dass er sie selbst überbrächte. Bei der Verabschiedung von der Braut gibt der Bräutigam neuerdings einen Schuss ab. Wurde die Verlobung vor Weihnachten oder Ostern geschlossen, werden am be- treffenden Feiertage vom Brautvater der zukünftige Sclrwiegersohn und seine ganze Familie zu Gaste geladen, worauf eine Gegeneinladung seitens des Vaters des Bräuti- gams erfolgt. Die Braut bleibt von dieser Einladung ausgeschlossen; sie darf vor ihrer Vermäh- lung ihr zukünftiges Heim überhaupt nicht betreten. Bei dem üblichen Schmause Averden Lieder gesungen und Tänze aufgeführt. III. Uebereinkunft über die Hochzeit und die Hochzeitsgeschenke. Gewöhnlich vierzehn Tage vor der Trauung erscheint der Vater des Bräutigams bei jenem der Braut, um die Förmlichkeiten der Hochzeit festzusetzen. Zugleich kommen sie über die Geschenke überein, welche die Braut vorzubereiten hat, und welche die Gäste des Bräutigams von jenen der Braut vor der Kirche in Empfang nehmen sollen. An Hochzeitsgeschenken bekommen: 1. der Gevatter, der Schwiegervater, die Schwäger und alle männlichen Mitglieder der Sippe je ein leinenes Hemd und Handtuch; 2. die Schwiegermutter und die übrigen weiblichen Familienmitglieder je ein Hemd aus weisser Leinwand und je eine rothe Quaste und ein Kopftuch, Avelches wenigstens drei venezianische Ellen lang sein muss; 3. jeder Hochzeitsgast ein schönes Handtuch aus guter weisser Leinwand. Das sind die regelmässigen Geschenke, welche mit der übrigen, nach dem Ver- mögensstande bemessenen Mitgift in der Truhe der Braut aufbewahrt Averden. 286 II. Volkskunde. IV. Die Schätzung der Mitgift. Vor der Trauung begibt sich der Bräutigam mit einem Bruder oder Verwandten, mit der Mutter, Schwester oder Tante zur Braut. Die betreffende Frau heisst „Schätzerin“. Die Mitgift wird durchgesehen und zu Protokoll genommen. Dabei feilscht die Schätzerin mit der Brautmutter, indem die erstere die Mitgift möglichst tief, die letztere desto höher abschätzt. Hat man sich geeinigt, wird die Schätzungsurkunde von den Brautleuten, der j Schätzmeisterin und zwei Zeugen unterschrieben. Von der Schätzung werden zwei Exemplare angefertigt, wovon eines von der Familie des Mädchens zurückbehalten, das andere aber vom Bräutigam mitgenommen und auf bewahrt wird. Stirbt die Braut kinderlos, muss der Gemahl die Mitgift ihrer Familie rück- erstatten, oder nach dem Schätzungswerthe ausbezahlen. Doch ist sie auch berechtigt, ; ihre Mitgift vor dem Tode und vor zwei Zeugen dem Gatten zu vennachen. Hinter- j lässt sie jedoch eine Nachkommenschaft, dann fällt die ganze Mitgift bedingungslos dieser zu. Nachdem die Schätzungsschrift unterfertigt ist, küssen sich alle Anwesenden, während sich die Brautleute nur die Hände drücken, da sie sich vor vollzogener Trauung nicht küssen dürfen. Nach einem meist reichlichen Imbiss übernimmt ein eigens dazu bestellter Mann die Truhe mit der Mitgift und bringt sie nach dem Hause des Bräutigams. Hinter ihm brechen nach Austausch der üblichen Grüsse und Küsse mit den Hausleuten der Bräutigam und seine Zeugen auf. Man entlässt sie mit Gewehrschüssen und dem Wunsche: „Ziehet mit Gott, und jedes Glück geleite euch auf dem Wege!“ Diese erwidern die Schüsse und rufen: „Verbleibet auch ihr gesund im Hause bis zum baldigen und glücklichen Wieder- sehen; das gebe Gott!“ V. Die Entfaltung der Fahne. Am Mittwoch vor der Trauung entsendet der Hausvater ein männliches Mitglied der Familie an die Sippe mit der Einladung, sie möge sich am nächstfolgenden Tage, nämlich Donnerstag, bei ihm einfinden, um der Entfaltung der Fahne1) beizuwohnen. Der Ueberbringer der Einladung heisst „pozivab“. Dieser entledigt sich der Aufgabe zunächst beim Brautvater mit den Worten: „Ich komme im Aufträge des . . . (Name), du mögest morgen die Morgenröthe täuschen und zu ihm kommen rasch wie der Hase und gesund und fröhlich wie ein glückliches Jahr, um ihm die Freudenfahne hissen zu helfen, so Gott will!“ Dieser erwidert: „Sei mir willkommen, Freund und Glaubensbruder! Mögest du stets mit so guten Nachrichten kommen und uns verlassen! Ich bin, Gott sei Dank, frisch und munter,, und mein Herz ist freudig bewegt, deshalb erscheine ich dort, dass es vernimmt der ganze Ort.“ *) In früheren Zeiten wurde die serbische Kriegsfahne mit dem rothen Kreuz in der Mitte, heute1 aber wird die österreichische ausgesteckt. W. M. Hoehzeitsgebräuehe in Lastva (Bocche di Cattaro). 287 In ähnlicher Weise erfolgt clie Einladung an die ganze Sippe, welche der Haus- vater bezeichnet hat. Am Donnerstag Früh hängt ein Bruder oder Verwandter des Bräutigams die blumengeschmückte Fahne an der rechten Seite des Hauses aus, indem er einen Pistolen- schuss abfeuert. Die Mädchen tanzen den Ivolotanz, wobei sie singen: I. I. Pogj’mo reci u ime Boga, U ime Boga u cas dobar! Zatrepcala bandijera Mladu (ime mladozenje) na dvore, Sva ervena i bijela, Ljepsa biti nemore. Sva ervena i bijela, Puna veselja. U sree je nase sada Radosti velja. II. Pogj’mo redi u ime Boga, U ime Boga velikoga! Yrjeme ni se veseliti, Ove dvoje proslaviti. O javoru zeleniti: Mlada (ime mladoZenje) ozeniti, Mladu (ime udavace) udomiti. Lasst uns sprechen in Gottes Namen, In Gottes Namen zur guten Stunde. Die Fahne flatterte auf Von des Bräutigams (Name) Hause, Ganz rotb und weiss, Schöner könnt’ sie nicht sein. Ganz rotli und weiss Voll Lust und Freude, In unseren Herzen regt sich nun Grosser Frohsinn. II. Lasst uns sagen in Gottes Namen, In des grossen Gottes Namen! An der Zeit ist’s, uns zu freuen, Diese beiden zu feiern, 0 grüner Ahorn: Den Bräutigam (Name) anzutrauen, Die Braut (Name) heimzuführen. Nun gibt der Hausvater mit den übrigen Männern einige Gewehrsalven ab, worauf man Kaffee und Branntwein trinkt, während die Mädchen den Gesang fortsetzen: III. III. lifi & :k ek ,1® Sto u dovru zamor stoji, Sto ono govore? Ono tale (otac) sina zeni Pa se veseli. Sto u dvoru Zamor stoji, Sto ono govore? Ono braca brata Zene Pa se vesele. Sto u dvoru zamor stoji, Sto ono govore? Ono majka sina Zeni Pa se veseli. Sto u dvoru zamor stoji, Sto ono govore? Ono sestre brata Zene Pa se vesele. Was bewegt sich das Haus so freudig, Was bedeuten ihre Reden? Der Vater verheiratet seinen Sohn Und ist darüber voll Wonne. Was bewegt das Haus so freudig, Was bedeuten ihre Reden? Es verheiraten die Brüder den Bruder Und sind darüber voll Wonne. Was bewegt das Haus so freudig, Was bedeuten ihre Reden? Es verheiratet die Mutter den Sohn Und ist darüber voll Wonne. Was bewegt das Haus so freudig, Was bedeuten ihre Reden? Die Schwestern verheiraten ihren Bruder Und sind darüber voll Wonne. So singen sie bis zum völligen Tagesanbruch, worauf sie mit Kaffee und Brannt- wein bewirthet werden und nach Hause zurückkehren. Am selben Tage, das heisst am Donnerstag lässt der Vater der Verlobten in der- selben Reihenfolge und auf dieselbe Weise an den Vater des Verlobten und an seine übrige Sippe die Einladung ergehen, ihm am Freitag vor der Morgenrüthe bei der Entfaltung der Freudenfahne behilflich zu sein. Es werden dieselben Lieder gesungen rar mit Beziehung auf die Tochter statt des Sohnes. 288 II. Volkskunde. VI. Die Einladung zur Hochzeit. Am selben Donnerstag vor der Hochzeit, nach der Entfaltung der Fahne, lässt der Vater des Bräutigams seine Hochzeitszeugen einladen. Diese Pflicht fällt dem Jüngling zu, der die Fahne gehisst hatte. Er heisst nunmehr „Buzdovan-nosa“ (Kriegskeulenträger), denn er empfängt vom Hausvater einen eisernen, mit Blumen und Seidenbändern geschmückten Buzdovan. Die Frau, welche ihn aufgeputzt hatte, heisst „Rudilja“. Ihr fällt auch die Aufgabe zu, die Braut vor der Trauung zu frisiren und anzukleiden. Beim Aufbruch entlässt ihn der Hausvater mit den Worten: „Liebwerther Bruder und Sohn! Sei nicht gekränkt, wenn ich dir ans Herz lege, ja Niemanden zu vergessen, den ich dir als Hochzeitsgast bestimme. Mit dem Buz- dovan klopfe an die Thür des Bruders und Freundes, an die des einen und des anderen und auch an die dritte, denn ohne Drei gibt es kein Glück, und überbringe dem Hause, dem Hausvater und Allen im Hause Gottes Gruss, denn älter und besser als Gott ist Niemand, und lade ihn nach unserer Sitte ein, sich an meiner und meines ganzen Hauses, Geschlechtes und Stammes Freude zu betheiligen und Gott zu preisen! Der Buzdovan bringe dir Glück, und überall, wo du anklopfst, mögest du den Engel des Friedens finden! Einladen aber wirst du folgende Brüder und Freunde.“ (Hier führt er sie namentlich an.) Der „Buzdovan träger“ nimmt den Stock entgegen, küsst ihn und dankt dem Hausherrn : „Welch’ schönes Geschenk und noch besserer Tag! Ich will es tragen mit stolzem Behagen, ohne Zwist und Tadel! Habe schönen Dank dafür, noch mehr aber für deinen heiligen Segen und deine Belehrung, wie sie dem Christenvolk geziemt! Lebe wohl, und Gott gewähre dir die Freude, dass ich dir gute Nachrichten bringe!“ Wenn der Buzdovanträger vor dem Hause des zu ladenden Gastes anlangt, klopft er mit dem BuMovan dreimal an die Thür und entbietet seinen Gruss. Nachdem die Hausbewohner den Gruss erwidert, spricht er: „Ich grüsse im Namen Gottes dich, den Gebieter des Hauses, und alle die Deinigen! Ich überbringe dir von . . . (Name) Grüsse und die Meldung, du mögest kommen und ihm das bevorstehende Familienfest mitfeiern helfen, und zwar am Sonntag zum Nacht- mahl, Montag den ganzen Tag und Dienstag, so lange Gott es fügt!“ Dieser erwidert: „Guter Bruder, was für frohe Botschaft bringst du mir da! Seine Vaterfreude möge glücklich verlaufen und von Gott gesegnet sein! Ich will kommen, um seine Freude zu th eilen, so Gott will!“ Ist der Geladene in Familientrauer, antwortet er: „Guter Mann, mögest du mir stets so gute Nachrichten bringen und mich fröhlicher denn heute finden! Mein Herz ist jetzt nicht für die Freude, sondern zur Trauer gestimmt. Meine Thränen würden seine Freude trüben und von keiner guten Vorbedeutung sein, weshalb ich diesesmal nicht kommen kann, aber zu Gott beten will, dass das Fest ihm Glück bringe und von Gott und allen guten Menschen gesegnet sei!“ In ähnlicher Weise ladet der Brautvater seine Zeugen ein. VII. Die Hochzeit. Am Sonntag Nachmittag versammeln sich die geladenen Hochzeitsgäste. Die näheren Verwandten bringen als Geschenk je einen Weizenkuchen, einen abgehäuteten ge- W. M. Hochzeitsgebräuehe in Lastva (Bocche di Cattaro). 289 schmückten Widder, der zum Spiessbraten bestimmt ist und eine Kiste mit zwei Flaschen Wein, nach dem heutigen Mass sechs Liter. Der Kuchen, den ein Mädchen überbringt, ist mit Papierfähnlein und bunten Bändern geschmückt, während den Braten ein männ- liches Mitglied der Familie überreicht. Die Geladenen erscheinen vor dem Hause mit dem Grusse: „Guten Abend, Hausvater! Gott segne deine Freude, die dir zum Glücke aus- schlagen und viele Jahre währen möge!“ Dabei geben die Männer Schüsse ab. Der Hausvater erwidert jedem einzelnen entblössten Hauptes: „Glückliche Ankunft! Gott möge dein Gebet erhören und deinem Hause Freude bescheeren und alles Andere, was du dir wünschest!“ Er übernimmt den Braten, die Hausfrau aber Wein und Kuchen. Wenn alle Gäste beisammen sind, tritt der Hausvater an seinen Bruder oder einen Verwandten heran und spricht: „Sei im Namen Gottes der Altgevatter (stari svat) der Hochzeitsgäste!“ Dieser dankt mit einer Kopfneigung und setzt sich an das westliche Ende des Tisches. Der Hausvater tritt nun zum Jüngling, der am Hause die Fahne entfaltet hatte, und sagt ihm: „Im Namen Gotte^ sei du der Fahnenträger der Hochzeitsgäste! Möge die Fahne lustig flattern im Winde vor dem Kranz der Gäste, lauter auserlesene Blumen; schwinge sie und trinke Wein, wo es deine Pflicht ist.“ Der Jüngling verneigt sich gleich dem „stari svat“ und setzt sich, wo es ihm gebührt, nämlich ans Ostende des Tisches. Der Hausvater naht nun einem seiner Sippe, der vor den Gästen die blumen- und bändergeschmückte „Cutura“, eine flache Plolzflasche mit einem, höchstens zwei Litern Wein, tragen soll, und sagt: „Ich trete vor dich, der du eine feste Säule dieses Geschlechtes und Stammes bist! Deine Brüder und Freunde haben sich bereitwillig versammelt, um die Freude meines Hauses, Stammes und Geschlechtes zu theilen; allein es gibt keine wahre Freude ohne Wein, denn schon die heilige Schrift sagt, dass der Wein das menschliche Herz erfreut. Deshalb habe ich dich auserlesen, auf dass du die anwesenden Brüder und Freunde mit Wein bewirthest, ausser ihnen aber auch jedermann Anderen, dem du be- gegnest, damit er sich labe und ein freundliches Wort sage über diese unsere Freude. Doch lösche den Durst auch demjenigen, den ich nicht nennen möchte, denn Gott befiehlt, dass wir auch jenen Gutes erweisen, die uns übel gesinnt sind. Du weisst nun, was der Fahne gebührt.“ Dieser verneigt sich und nimmt neben dem Fahnenträger Platz. Er heisst nun „buklijas“, Flaschenträger, Mundschenk. Nun tritt der Hausvater zu einem vierten Gaste, der zur nächsten Verwandtschaft seines Weibes gehört, und spricht: „Hier bin ich vor dir, trauter Gefährte und Freund! Wir sind alte Freunde und haben uns geliebt wie Brot und Wein, und wie bisher möge es auch in Zukunft bleiben. Und da du zu diesem Freudenfeste erschienen bist, wünsche ich, dass du der Führer (prvijenac) der Hochzeitsgäste seiest. Schreite den Guten als Erster voran, führe sie zum Glück, und der Allmächtige möge dir mit ihnen zugleich helfen. Und nun weisst du, dass der Altgevatter einen Genossen braucht.“ Dieser verneigt sich und setzt sich zum Altgevatter. Band VIII. 19 290 II. Volkskunde. Hierauf tritt der Hausherr zu jenem, den er zum Kum (Gevatter) ausersehen hat, und spricht zu ihm: „Von mir, erwählter und von Gott gesegneter Kum, möge dir die Gevatterschaft zum Glück und Segen gereichen; es erwartet dich der Führer (prvijenac).“ Auch dieser verbeugt sich und nimmt den ihm angewiesenen Platz ein. Nun naht der Hausvater seinem jüngsten Schwiegersöhne und sagt: „Du hist mein jüngster glücklicher Schwiegersohn, der du von meinem Hause und Geschlechte eine schöne und edle Blume gefreit hast, möge sie dir Gott der Herr segnen. Meine Gäste aber brauchen einen Hauptmann, und dir fällt die Ehre zu! Der Kum verlangt nach dir, mögen auch stets alle guten Leute nach dir verlangen als nach einem Helden und Ehrenmann, den Gott lieht, und der der Sünde ausweicht, welche die Ehre beflecken, die Seele in die Hölle stürzen und den Christennamen schänden kann!“ Dieser verbeugt sich und setzt sich zum Kum. Nun wendet sich der Hausherr an die übrigen geladenen Männer und spricht: „Ihr seid mir willkommen hei meinen Freudenfest, möge Gott auch euch und euren Familien Freude gewähren! Und nun verlangen diese Brüder, die am Tische sitzen, nach einer guten und trauten Gesellschaft, einer Gesellschaft, welche mit ihnen aus dem Garten des .... (Name des Brautvaters) ins Haus eine liebliche Blume bringen soll, damit sie mir Haus und Hof mit Frieden, Liehe, Eintracht und Gehorsam würze, das Geschlecht vermehre und das Haus stärke, damit darin Gott verehrt und gute Menschen gastfreundlich empfangen werden. Habe daher meinen Dank und meine Hochachtung, wie es den „Pustosvaten“ (Hochzeitsgäste ohne Function) gebührt.“ Es verneigen sich Alle und setzen sich zum Tisch, die Jüngeren so, dass zu ihrer Rechten immer ein Aelterer zu sitzen kommt, wodurch sie ihm ihre Liehe und Achtung erweisen. In derselben Reihenfolge sitzen die Gäste im Hause der Braut. Nachdem Alle Platz genommen, tragen zwei eigens bestimmte Aufwärter in Fleisch- brühe gekochten Reis auf. Sobald die Gäste die Reisschüssel erblicken, wenden sie sich zum „stari svat“, der ausruft: „Hausvater, wo bist du?“ Der Hausvater: „Hier, verfügt über mich!“ Der „stari svat“: „Der Tisch ist mit Gottes Gaben gefüllt, und die Gäste blicken zu mir und erwarten den Segen; thuen wir daher, was unsere Pflicht ist!“ Der Hausherr: „Wahrhaftig, ein guter Mensch spricht überall und jederzeit ein gutes Wort, und wer immer seine Pflicht erfüllt, kann nicht auf Abwege geratben;, seht, Brüder, zu, dass auch wir thun, was sich geziemt!“ Der „stari svat“: „Beten wir daher zu Gott und zur Mutter Gottes, auf dass sie( uns helfen und uns vor jedem Uebel und Makel bewahren; damit sie dieses freudige1 und jedes andere Haus, in welchem man zu Gott und zur Mutter Gottes betet, segnen;, damit sie jedermann segnen, der anwesend und abwesend ist, und den Gott erschaffen) hat. Beten wir ein Vaterunser und Ave Maria für die Verstorbenen dieses Hauses und für alle anderen Todten, damit ihnen Gott die ewige Ruhe, uns aber Frieden und Gesundheit gebe!“ Der Hausvater: „Mögest du immer gut sprechen und Gott und die Mutter Gottesj verehren, damit sie uns stets und überall, am meisten aber heim jüngsten Gerichte) W. M. Hochzeitsgebräuche in Lastva (Bocclie di Cattaro). 291 hilfreich seien, wo uns Lug und Trug nichts nützen, sondern nur die Wahrheit und Rechtschaffenheit. “ Es erheben sich Alle, lüften die Mützen und beten ein Vaterunser und Ave Maria. Nachdem man die Reissuppe, gekochtes Schaf- und Rindfleisch gegessen, wird der Braten aufgetragen. Der „stari svat“ ruft: „Oh, Hausvater!“ Der Hausvater: „Hier bin ich, zu eurem Befehl!“ Der „stari svat“ : „Schmücke uns noch den Tisch, denn wir müssen unsere Schuldig- keit thun!“ Der Hausherr: „Die Aufwärter sehen und hören, weshalb du sogleich bedient werden sollst!“ Man bringt noch mehr Brot und Fleisch und vier Flaschen Wein auf den Tisch, worauf der „stari svat“ sagt: „Hausvater! Der Tisch ist voll von allerlei Gottesgaben; er schimmert von Rothwein, ohne den es kein wahres Vergnügen gibt. Tritt daher näher und thue mit uns zugleich, was sich geziemt!“ Der Hausvater tritt entblössten Hauptes herbei, und auch die übrige Gesellschaft zieht die Mützen und erhebt sich. Der Hausvater ergreift eine Weinflasche und spricht: „Zur Ehre Gottes, damit uns Gott und sein grosser Ruhm helfe! Möge er uns und allen Anwesenden helfen, doch erhalte Gott auch den, der ferne ist! Preisen wir Gottes Ruhm, der uns helfen und uns vom Uebel bewahren möge!“ Die Hochzeitsgäste rufen „Amen!“ Er trinkt nun, und die Gäste singen zu zwei und zwei: Domacin pije u slavu Bozju, Slava mu BoZja vazda pomogla, Slava i sila Gospocla Boga Nama i drugom svatom pomogla! Der Hausvater trinkt zum Ruhme Gottes, Möge sein Ruhm ihm immer helfen, Der Ruhm und die Macht Gottes Möge uns und jedermann helfen ! Nun geben die übrigen Geladenen, die keine Hochzeitsgäste sind und auch nicht mit ihnen zu Tische sitzen, vor dem Hause einige Gewehrschüsse ab. Nach dem Hausvater bringt der „stari svat“ einen Trinkspruch aus, warauf die Gäste singen: Stari svat pije u slavu Bo2ju, Der „stari svat“ trinkt zum Ruhme Gottes. und weiter, wie oben. In derselben Weise toastiren alle übrigen Würdenträger und sonstigen Hochzeits- gäste, wozu immer wieder die obigen Verse gesungen werden. Nach den Gästen trinkt die Hausfrau. Die Frauen, welche zur Hochzeit erschienen sind, heissen „pirnice“ und singen nun: Pirnova majka pije u slava Bo2ju, Des Bräutigams Mutter trinkt zum Ruhme Gottes, Slava joj BoiSja vazda pomogla! Möge sein Ruhm immer helfen! Nachdem auch die anderen Frauen getrunken, wird der Braten gegessen, und nun trinkt man sich allseitig zu, doch nicht nach feststehenden Texten, sondern aus dem Stegreif. Nach der Mahlzeit beten die Hochzeitsgäste und erheben sich, wonach die übrigen Geladenen am Tische Platz nehmen, um gleich den Ersteren zu nachtmahlen. Das heisst die zweite Tafel (druga trpeza). An dieser Tafel nimmt auch der Hausherr mit dem Bräutigam und dem übrigen Hausgesinde theil. In ähnlicher Weise wird der Abend im Hause des Brautvaters gefeiert. 19* 292 II. Volkskunde. Nach dem Abendessen kehren jene Gäste, deren Häuser nicht weit entfernt sind, zur Nachtruhe nach Hause. Einige übernachten beim Gastgeber, andere bei seinen näheren Nachbarn. Am Hochzeitstage Früh feuert jeder Gast, wie er am Hause des Hausvaters an- langt, einen Schuss ah und grüsst von der Schwelle: „Einen guten Morgen dem verbrüderten Hausherrn, und Gott gebe, dass ihm das Freudenfest zum Glück gereiche!“ Nachdem die versammelten Gäste mit Branntwein gelabt worden, setzen sie sich zu Tische, und zwar in derselben Rangordnung wie Tags zuvor; nur begrüsst er sie nicht mit denselben Ansprachen, denn ihre Function dauert während der ganzen Hoch- zeitsfeier. Sie beten zu Gott, essen und trinken zur Ehre Gottes und auf das Wohl des Hausvaters in derselben Reihe wie am vorigen Abend. Auf dem Tische darf kein Wasser sein. Nachdem der Tisch „geschmückt“ ist, wie wir es schon am Abend gesehen, wird Lammsbraten aufgetragen. Der Bräutigam sitzt nun neben seinem Kum, desgleichen die Braut mit den Hochzeitsgästen im Hause ihres Vaters, wo dieselben Ceremonien wie im Hause des Bräutigams vollzogen werden. Sobald der Braten aufgetragen ist, erheben sich alle Gäste und Geladenen (pirnici), welch’ letztere an der Kirchenfeier nicht theilnehmen. Der Bräutigam lässt sich auf die Kniee nieder, und der Hausherr, sein Vater oder, wenn er gestorben, sein Oheim, tritt an ihn entblössten Hauptes und mit einem Glase Wein heran, um über ihm folgendes gutes „Gebet“ zu sprechen: „Ich wünsche dir, mein Sohn, einen guten Morgen heute Früh und jeden weiteren Morgen, doch am meisten heute; dass dir Gott und Gottes Mutter jedes gute Glück bescheere! Wieviel Schritte du heute von unserem Heim zurücklegen wirst, so viel gute Stunden sollen dir beschieden sein! Wieviel Sterne es am Himmel und Sandkörner im Meere gibt, so viel gute Stunden mögest du erleben!“ Die Hochzeitsgäste rufen „Amen!“ und singen: Dobar eovjece Dobre ti rece! Sa punom casom I zeljom nasom; U pune case, U dobre case, Svemu rodu i plemenu Na veliku cast, A nasemu mladozenji1) Sve u dobar cas! Ein wackerer Mann, Hast du wacker gesprochen! Mit vollem Glase Nach unserem Wunsche; Aus vollem Glase Zur guten Stunde, Der ganzen Familie und Sippe Zur grossen Ehre, Und unserem Bräutigam1) Zur guten Stunde. Der Bräutigam erhebt sich und küsst dem Vater die Hand, dieser ihn auf die Stirne, tvorauf er aus dem Weinglase, mit welchem er über ihn das „gute Gebet“ ge- sprochen, dreimal nippt. Nun tritt die Mutter mit vollem Glase herbei und spricht folgendes „gutes Gebet“: „Guten Morgen, mein Sohn, wie bisher so auch fernerhin und jeden Morgen besser, am besten aber heute! Mögen dir am Wege, den du heute betreten, Gott and seine Mutter beistehen! Bringe dir einen treuen, arbeitsamen und verlässlichen Gefährten heim, von dem dir kein Ungemach und keine Trauer erwachsen wird, mir aber eine *) Im Hause der Braut wird hier letztere mit dem Namen genannt. W. M. Hochzeitsgebräuche in Lastva (Bocche di Cattaro). 293 gute Schwiegertochter und Stellvertreterin! Möge dein Glück an ihrer Seite zunehmen wie das Laub und Gras im Frühjahr und wie die Bäche und Flüsse, wenn sie am meisten anschwellen! Und Gott und die Mutter Gottes gebe, dass dir alle meine mütter- liche Pflege vergeben und gesegnet sei!“ Die Gäste rufen „Amen!“ Er steht auf, küsst der Mutter die Hand, sie aber ihn auf Stirne und Wangen und trinkt aus dem Glase wie zuvor der Vater, während die anwesenden Frauen die Strophe singen: Dobra vladiko! Dobre ti rece, Dobre ti rece, Brzo se stece! Gute Herrin, Hast gut gesprochen, Gut gesprochen. Dein Wunsch sich erfülle! Nach ihr begrüssen ihn die übrigen Verwandten und Gäste, ihm Glück wünschend, jeder so gut er es kann, denn dafür gibt es keine feststehenden Sprüche. Aehnlich geht es im Hause der Braut zu, welche die „Rudilja“ schon beim An- bruch der Morgenröthe frisirt und mit dem Brautge wände bekleidet hatte. Nach dem Frühstück danken die Gäste Gott für Speise und Trank und treten dann den Kirchweg zur Trauung an. Der Hausvater bestimmt nun die Reihenfolge der Gäste in nachstehender Weise. Allen voran schreitet der Mundschenk, nach ihm der Fahnenträger, hinter diesen der „stari svat“, dann der Kum, hinter ihm der Bräuti- gam, dann der Brautführer, hinter ihm die übrigen Gäste nach ihrem Alter. Den Zug schliesst der Hauptmann, die Lenden mit einem Säbel umgürtet. Unterwegs heisst man sie aus jedem Flause, an dem sie vorüber müssen, will- kommen. Der Willkommengruss besteht in einer Flasche mit einem bis höchstens zwei Litern Wein. Der Hals der Flasche ist mit einem Granatapfel, einer Orange, Citrone oder einem gewöhnlichen Apfel geschmückt. Die Frucht selbst ist mit Flitter vergoldet. Der Mundschenk küsst zum Zeichen der Dankbarkeit die Frucht und steckt sie in die Tasche. Später werden diese Früchte unter die Hochzeitsgäste und geladenen Frauen verth eilt. Wenn ein Hochzeitsgast das Wort zu einem Trinkspruch ergreift, sagt er: „Von wem der Willkommgruss ist, der möge mit allen Seinigen gesund und fröhlich den Gjiurgjevdan (Georgitag, bei den Südslaven der Beginn des Frühlings) und alle Tage glücklich erleben!“ Die Hochzeitsgäste stimmen die Strophe an: A da Bog nam Bog da Nasoj dobroj sreci! Pomozi nam Bo2e Od napretk bolje. Amin! Boüe, Amin! Gott hat uns Gott beschieden Unser gutes Glück! Hilf uns, Gott, In Zukunft noch besser. Amen ! Gott, Amen ! Am Schlüsse des Gesanges feuert der Hauptmann die Pistole ab. Unterwegs singt man zu zweit oder einzeln Heldengesänge, wie sie in weiteren Kreisen aus den Sammlungen des Karagjic, Vrcevic, Petrano vic u. A. bekannt sind. Derjenige Hochzeitsgast, der den Gesang anstimmt, beginnt: Sreca dobra okreni se s nama! Geleite uns Glück auf unserem Wege! Der letzte Gast, der vor dem Hauptmann geht, erwidert: Wir sagen ja, so Gott es will! Mi velimio oce; ako Bog da! 294 II. Volkskunde. Wenn sicli der Hochzeitszug der Kirche, in welcher die Trauung stattfinden soll, nähert, verlassen auch die Zeugen der Braut das Haus, und zwar in derselben Reihen- folge, wie wir es hei den Gästen des Bräutigams gesehen haben, mit dem Unterschiede jedoch, dass sie keinen Kum haben. Vor der Kirche ruhen die Hochzeitsgäste des Bräutigams aus, doch stehen sie, sobald der Hochzeitszug mit der Braut in Sicht ist, auf und stellen sich zum Kolotanze auf, wobei sie so viel Platz frei lassen, dass die Braut mit dem Brautführer, der sie unter dem rechten Arme führt, sich anschliessen können. Der Fahnenträger schwingt über ihr und dem Brautführer die Fahne, während die Hochzeitsgäste das bekannte Lied an stimmen : Kad se Janko na vojiku spremljase, Als Janko in den Krieg zog, Svoju ljubu na dvor ostavljase. Liess die Gattin er allein zuhause. Nach diesem Liede erfolgt in der Kirche die Trauung. Nach der Trauung treten die Zeugen vor der Kirche einander gegenüber. Der Bräutigam steht unter seinen Zeugen an der Seite des Kum, die Braut unter den ihrigen am Arme des Brautführers. Er blickt auf sie und sie zur Erde. Auch die Zeugen sehen sich gegenseitig an, doch reden sie kein Wort. Schliesslich unterbricht die Stille der „stari svat“ der Braut, indem er ruft: „Oh „alter svat“ des Bräutigams!“ Worauf dieser antwortet: „Da bin ich, was befehlet Ihr „alter svat“ der Braut?“ Jener fährt fort: „Wir bringen dir hier eine liebliche und herrliche Blume. Wir haben sie gepflegt und vor Schaden bewahrt, Gott weiss für wen, möge es beiden Seiten zum Glück ge- reichen. Wir übergeben sie euch nun als ein kostbares Gut, damit ihr sie heget und vor allem Uebel bewahret! Gott und die Mutter Gottes mögen unsere Jungfrau und von nun an eure Schwiegertochter vor unvorgesehener Mühsal, vor Feindeshand und vor jeder Schande bewahren, und wie sie mit euch handeln wird, so möge es auch ihr ergehen. Das gebe Gott! Doch übergebe ich dir dieses schöne Geschenk nicht, weil du mir kein würdiges Gegengeschenk, wie ich es verdiene, machen willst.“ Der „stari svat“ des Bräutigams erwidert ihm: „Edler Freund, du sprachst richtig, und möge Gott deine Wünsche erfüllen! Du sprachst ein richtiges Wort, doch hast du mir noch Besseres zugeführt; und ich sehe nun ein, dass ich Grund hatte, mich und diese Gesellschaft hieher zu bemühen, und dass uns der Hausherr nicht getäuscht, als er uns aufforderte, hieher zu kommen, um aus eurem Garten eine Blume zu übernehmen, die sein Haus erfreuen und beglücken wird. Das gebe Gott! Uebergib sie mir nun, denn man erwartet sie mit Sehnsucht im neuen Heim; du aber empfange dieses Geschenk, obschon du ein besseres ver- dient hast!“ Er holt nun aus der Tasche einen Granatapfel, der mit Flitter vergoldet ist und vollkommen gesund sein muss, und überreicht ihn ihm, seinem Brautführer ein Zeichen1 gebend, dass er zur Braut und ihrem Führer trete. Nachdem der „stari svat“ der Braut den Apfel empfangen und sich hat, dass er vollkommen gesund ist, ruft er dem „stari svat“ des Bräutigams zu: „Bruder und „stari svat“ des Bräutigams! Ich habe das Geschenk erhalten und mich überzeugt, dass es gesund ist, doch bitte ich dich nun nachzusehen, ob diese unsere Jungfer und nunmehr euere Schwiegertochter gesunde Zähne habe.“ überzeugt W. M. Hochzeitsgebräuche in Lastva (Bocche di Cattaro). 295 Dieser antwortet: „Bruder, ich kann dir nicht gehorchen, da ihr Mund geschlossen ist.“ Der Erstere sagt neuerdings: „Stecke ihr einen Finger in den Mund!“ Der Zweite antwortet: „Ich wage es nicht, Bruder, denn aus ihrem Munde schauen drei Teufel hervor.“ Streckt er zufällig den Finger aus, heisst ihn die Braut, worüber Alles in Ge- lächter ausbricht. Doch wird in der Regel der Finger nicht in den Mund gesteckt. Auf das hin tritt der Brautführer des Bräutigams vor den Führer der Braut und verbeugt sich vor Beiden, worauf Letzterer sagt: „Ich gehe dir ein solches Geschenk nicht ohne ein ordentliches Gegengeschenk!“ Dieser reicht ihm ein gesundes, mit Goldflitter verziertes Stück Obst und spricht : „Hier hast du ein kleines Gegengeschenk für dein grosses Geschenk, und Gott möge dir ersetzen, was ich zu wenig gab!“ Dann lässt jener Brautführer die Braut los und spricht zu diesem: „Hier habt ihr sie, möge sie glücklich sein!“ Die Braut tritt nun zu ihrem Vater, zu den Brüdern und allen Verwandten, die anwesend sind, und küsst sie der Reihe nach auf die Wange. Dem Vater küsst sie auch beide Hände, während sie sich vor den übrigen Gästen nur verneigt. Hierauf wendet sie sich an den „stari svat“ des Bräutigams und reicht ihm die rechte Hand; dieser ergreift beide Hände und dreht sie dreimal von Osten nach Westen um sich, worauf er seinem Brautführer zuruft: „Hier hast du sie, Brautführer, die Braut möge unter euch glücklich sein!“ Dieser bietet ihr den rechten Arm. Die Mundschenken wechseln Trinksprüche, und die Zeugen trinken auf ihr gegen- seitiges Wohl. Hierauf begrüssen sie sich mit Schüssen, und die Hochzeitsgäste des Bräutigams kehren mit der Braut nach Hause zurück, die ihrigen ohne sie. Die Zeugen des Bräutigams werden von Mädchen empfangen, welche vor dem Hause Kolo tanzen und dazu singen: Buklijasu mili brate, «Dobra ti srec'a! Dobro doso i dobro ni U dom doveo. Ako ti ji konj umoran, Otpodin jirnace, Veselje te ovdje öeka J svako dobro! So begrüssen sie auch die übrigen Gäste. Der Hausherr erwartet die Braut auf der Schwelle mit einem Teller, auf welchem sich ein Granatapfel, Weizenkörner, Zucker und Honig befinden. Er bestreut sie mit Weizen und spricht: „Sei mir willkommen durch Gott, meine Tochter, sei glücklich und fröhlich immerdar!“ Hierauf taucht er den Finger in den Honig und reicht ihn ihr entgegen, sie taucht aber rasch ihren eigenen Finger in den Honig und legt ihn auf die Zunge. Das geschieht deshalb, damit die Zunge von Honig und nicht von Gift überfliesse. Dann ergreift sie den Granatapfel und wirft ihn über das Haus, damit es voll Kinder und Glück sei. Mundschenk, lieber Bruder, Sei uns glücklich! Sei uns willkommen und bringe Gutes uns ins Haus. Ist dein Pferd ermüdet, Ruhe aus, o Held, Es erwartet dich Freude hier Und alles Gute! Ö96 II. Volkskunde. Geschieht es, dass sie den Apfel nicht über das Haus schleudern kann, dann pro- phezeit man, dass sie keine Kinder haben werde. Fällt aber der Apfel aufs Dach und rollt zurück, dann prophezeit man, dass sie zu ihren Angehörigen als Witwe oder ge- schiedene Frau zurückkehren werde. Dem Schwiegervater küsst sie die Hand und dieser sie auf die Wange. Uebertritt die Braut die Schwelle, empfängt sie eine Frau mit einem männlichen Kinde auf den Armen. Die Braut nimmt es entgegen, bringt es ins Haus und legt es aufs Bett. Hier schaukelt, küsst und beschenkt sie es mit einem Tuch. Dieser Brauch drückt den Wunsch aus, dass sie männliche Kinder gebären möge. Dann wendet sie sich an die Schwiegermutter und die übrigen verheirateten Frauen der Familie und küsst ihnen die Hände, dann an die Mädchen, welche sie auf die Wangen küsst. Hierauf folgt der Hochzeitsschmaus mit derselben Sitzordnung, wie wir sie heim Frühstück gesehen. Die Braut speist nicht mit den Gästen, sondern abgesondert mit dem Bräutigam. Nachdem der Braten verzehrt ist, steht die Braut auf und öffnet die Truhe, in welcher sich ihre Mitgift befindet, während die Gäste singen: Cvjetak pade na trpez, A strpeze na svatove, Domacine, pomaga’ ti Bog! Es fiel ein Blümleiu auf den Tisch, Vom Tische auf die Hochzeitsgäste, Helfe dir Gott, Hausvater! Nun bringt der Führer die Braut zum Hausvater, und sie legt ihm auf die rechte Achsel ihr Geschenk, bestehend in einem Hemd und Handtuch. So singt man alle Gäste der Reihe nach an, und die Braut legt jedem das Ge- schenk über die rechte Schulter. Als Gegengeschenk erhält sie von jedem Gast in einem Stückchen Brot eine Silbermünze, vom Kum einen goldenen Ring. Am selben Tage vor Abend kehrt der Kum nach Hause zurück. Die Braut, die Gäste und geladenen Frauen begleiten ihn einige Schritte, wobei Schüsse abgefeuert werden, während man singt: Da si zdravo nas debeli kum! Vazda ui se veselio i Bogu molio! A Bog ti da zdravlje i veselje I 11a put ti dobro sreca bila! Heil dir, unser Gevatter! Sei stets fröhlich und bete zu Gott! Gott aber gebe dir Gesundheit und Frohsinn, Und das Glück geleite dich am Wege! Beim Abschied feuert der Kum die Pistole ab, küsst die Braut auf die Wange und schenkt ihr eine Gold- oder Silbermünze. Die Geladenen, welche fernere Verwandte sind und zur Hochzeit nichts bei- getragen haben, entfernen sich gleich nach dem Kum nach Hause. Beim Abschied küssen sie sich und begrüssen sich mit Schüssen und verschiedenen Zurufen, die erwidert werden. Die Angehörigen, welche zur Hochzeit den Braten und andere Geschenke bei- gesteuert hatten, gehen am Dienstag nach dem Mittagsmahl mit ähnlichen Grüssen und Pistolenschüssen auseinander. Diesen Verwandten gibt der Hausherr als Gegengeschenk von den bei der Hochzeit übrig gebliebenen Speisen und Getränken mit nach Hause. Wenn die Gäste des Brautvaters von der Kirche ohne Braut heimkehren, erwarten sie vor dem Hause die „Pirnice“, welche zum Kolo singen: Buklijasu, dobri brate Dobro dosao! Jesil’ nasu dobru (ime udavace) Sretno pratio? Mundschenk, guter Bruder, Sei uns willkommen! Hast du unsere brave . . . (Name der Braut) Glücklich geleitet? W. M. Hoehzeitsgebräuclie in Lastva (Bocche di Cattaro). 297 Je li (ime) zdrava bila Je li vesela? Je 1’ ti pozdrav majeidala I sestricama? Je li kiti c’ jele syojte Je li sretnica? Je li joj se mladozenja Obradovao? Jesu 1’ joj se kutuji svati Obradovali? Je F vesela u dom poila? Pomogo joj Bog! War . . . (Name) gesund gewesen? War sie fröhlich? Hat sie Griisse aufgetragen für die Mutter Und die Schwesterchen? Ist- sie eine Zierde der ganzen Sippe, Ist sie glücklich? Hat sie der Bräutigam Freudig empfangen? Haben sich auch die Hausgäste Ihrer gefreut? Trat sie freudig in ihr neues Heim? Gott helfe ihr. Der Mundschenk feuert zum Zeichen der Zustimmung die Pistole ab, desgleichen alle übrigen Gäste, wobei Jedermann Acht geben muss, dass ihm die Waffe nicht ver- sagt, denn es wäre eine Schande für ihn, für die Braut aber eine schlechte Vor- bedeutung. Auch diese Gäste speisen im Hause, singen verschiedene Lieder und gehen aus- einander, indem sie sich mit Pistolenschüssen begrüssen. B. Notizen Ivan Klaric. Einige Volksheilmittel aus der Umgebung von Livno. — Gegen Seitenstechen. Gegen Seitenstechen ist .nur schwer ein wirksames Heilmittel zu haben, doch fand i man nach und nach auch dagegen Abhilfe. Es gibt Rinder, die auch in der Nacht brüllen. Solche Rinder haben im Körper ein rundes, wie eine Kinderliode grosses Stück Fleisch. Wird ein solches Rind geschlachtet, unterscheidet der Kenner unschwer das fragliche Stück Fleisch, welches, unter die Zunge des Kranken gebracht, das Seitenstechen sofort behebt. Kehrt das Uebel wieder, so muss man das Verfahren wiederholen. Gegen die Flechte, a) Hast du die Flechte, so umkreise sie mit Nadelstichen. Die Flechte wird sich über diesen Kreis hinaus nicht ausbreiten und bald eintrocknen. b) Noch verlässlicher ist folgendes Mittel. Man beschreibe mit der Nadel um die Flechte einen Kreis und fahre mit derselben kreuzweise darüber, wobei man an ein Haus zu denken hat, in welchem vier Brüder leben. Je ein Stück der Flechte denke man einem der Brüder zu, und die Flechte wird verschwinden. Um nicht im Schlafe zu nässen. Suche einen durchlöcherten Stein und — sit venia verbo — pisse durch ihn und wirf ihn über die Achsel. Hast du das gethan, so kehre geradewegs heim, ohne dich umzusehen. Zu Hause angelangt, sage, sobald du die erste Schwelle übertrittst: „Bisher war ich ein Bettpisser, fernerhin will ich es nicht mehr sein.“ — Und mit Gottes Hilfe wirst du vom Uebel befreit sein. Gegen Kopfschmerzen. Leidest du an periodischer Migräne, so heilst du sie am sichersten, wenn du am Charfreitag in die Kirche gehst, zweimal unter dem Tische durchkriechst und dich dabei bekreuzigest. Zuvor bete zu Gott nach deinem Ritus und spende etwas für das heilige Grab — wie viel dir vom Herzen geht — dann brauchst du nicht zu befürchten, dass dir der Kopf je wieder wehe thun werde. Gegen Fieber. Das Fieber ist eine bösartige Krankheit, vor welcher Gott auch den grössten Feind bewahren möge! Der Mensch stirbt sozusagen gesund hin. Es würgt ihn am Halse, dass ihm der Athem ausgeht. Er glotzt gegen die Wand wie ein Mastochs. Doch ist Gott gnädig, und es wurde auch dagegen ein Mittel gefunden. Fange einen Laubfrosch, schlitze ihm lebendig den Bauch auf und verbinde dir damit den Hals. In vierundzwanzig Stunden bist du bestimmt gesund wie ein neuge- borenes Kind, wenn der liebe Herrgott — gepriesen sei sein Name! — in seiner Weisheit nicht be- schlossen hat, dass du daran sterben sollst. Gegen Blutspucken. Es lebte bei uns (in Livno) ein türkischer Arzt Namens Sacir Effendija. Einen solchen Arzt gab es in drei Bezirken nicht, denn er brauchte dich nur zu sehen, um sofort zu errathen, was dir fehle. Da packte es mich eines Tages in der Brust, dass mir der Athem versagte. Und ich begann Blut auf Blut zu spucken. Ich bin rathlos, was da zu thun wäre. Es wäre unnütz zu leugnen, dass ich gewaltig erschrak, denn es beschlich mich der Gedanke, dass meine Todesstunde geschlagen habe. Da sagte mir Jemand: — Warum rufst du nicht Sacir Effendija? — Unsinn, was für einen Sacir Effendija!? Für mich ist kein Kräutlein gewachsen. — Sei kein Dummkopf, sondern lass’ ihn holen! Und ich gehorchte. Als Sacir Effendija erschien und erfuhr, was mir fehlte, sagte er: Das ist leicht zu beheben. Nimm eine Rindsmilz und brate sie auf Knoblauch und Oel. So mache es zwei, drei Morgen nach- einander und iss sie auf nüchternen Magen. Notizen. 299 Ich thue in der That wie er angeordnet, und bin, wie du siehst, auch heute noch wohlbehalten und gesund. Das Augenzwinkern. Wenn dir das Lid des linken Auges zittert, wirst du etwas Ange- nehmes, wenn jenes des rechten, etwas Unangenehmes sehen. Einige Frauen und Mädchen können durch Zauber bewirken, dass dir das linke Auge blinzelt. Wenn du ein Mädchen liebst und ihm untreu wirst, wird sie dich entweder selbst oder, wenn sie es nicht versteht, durch ein anderes Weib oder Mädchen bezaubern, dass du das Augenzwinkern bekommst. In diesem Falle ziehe dich in ein Zimmer, in dem sich Niemand befindet, zurück, entkleide dich bis zum Hemd und zur Hose und schlage dich mit den Gewändern auf die linke und rechte Schulter, und das Blinzeln wird vergehen, als ob du es weggeblasen hättest. Das Gerstenkorn (am Auge). Sage einer schwangeren Frau, dass du ihr etwas nicht geben willst, und du bekommst ein Gerstenkorn am Auge so sicher wie Amen im Gebet. Das Gerstenkorn schadet dem Menschen nichts, doch ist es hässlich und hindert dich im Sehen. Zum Glück ist es leicht zu heilen. Jedermann trägt das Heilmittel mit sich. Beschmiere es mit Ohren- schmalz, und es wird verschwinden, bevor du dich dessen versiehst. III. THEIL. NATURWISSENSCHAFT. !!' Orographie von Bosnien und der Hercegovina und systematische Eintheilung des illyrischen Gebirgslandes auf geologischer Grundlage. Von Dr. Georg A. Lukas in Graz. (Mit 1 Karte Tafel XIV.) Leitende Gesichtspunkte. Die Eintheilung eines Gebirges oder eines Gebirgslandes erfolgt stets unter Zuhilfenahme des Flussnetzes oder sonstiger Depressionslinien, die eine möglichst augenfällige Abgrenzung der betreffenden Gruppe ermöglichen. In den meisten Fällen wird man auch so sein Auslangen finden. Aber das rinnende Wasser ist nicht an Formationsgrenzen gebunden, es durchsägt oftmals Gebirgsmassive homogener Zusammen- setzung, vernachlässigt wichtige tektonische Linien und umfliesst morphologisch ganz verschieden geartete Gebirgskörper, die anscheinend zu einer Gruppe zusammengefasst werden, so dass über das Unzureichende dieser auf das Flussnetz gegründeten Demar- cation ein Zweifel nicht bestehen kann. Eine naturgemässe Gliederung muss vor Allem Gruppen von morphologisch einheitlichem Charakter zu sondern bestrebt sein; letzterer hängt aber bekanntlich mehr von der Beschaffenheit des Gesteins ab, von dessen grösserer oder geringerer Widerstandsfähigkeit gegen Verwitterung und sonstige äussere Einflüsse, als von tektonischen Störungen und Dislocationen, oder von der Richtung der Entwässerungsrinnen. Kalkgestein, sowie Urgebirgsschiefer, vermag seinen Charakter weder in tieferen, noch in höheren Regionen zu verleugnen und schafft überall typische Formen, die sich gegen einander deutlich genug abheben und eine Scheidung erheischen. Consequente Gebirgsgliederungen lassen sich daher wohl nur auf den geologischen Bau basiren. Allerdings muss sogleich dem nahe- liegenden Missverständnis begegnet werden, als seien die Gebiete ungleichen anstehen- den Gesteins immer und überall gegen einander abzugrenzen, unbekümmert um alle sonstigen orographischen Momente; sclavisches Festhalten an den Formationsgrenzen wird sich oft genug als unmöglich herausstellen oder den thatsächlichen Verhältnissen Gewalt anthun. Denn, wie schon angedeutet, eine Gebirgsgruppe soll auch dadurch individualisirt sein, dass sie allseits mit einem deutlichen Fusse absetzt, somit von der tiefsten denkbaren Demarcationslime umschlossen wird. Es ist als Princip fest- zuhalten, dass jede Gebirgsgruppe eine Einheit niedrigerer Ordnung dar- stellt und sich sowohl in Natur, als auch auf der Karte ungezwungen als 304 III. Naturwissenschaft. solche präsentirt. Dabei ist es freilich unmöglich, alle kleinen Einzelheiten zu be- rücksichtigen; diese müssen sich, wo es nicht anders geht, höheren Gesichtspunkten unterordnen. Für unser Gebiet ist die Aufgabe, die ich eben zu präcisiren versuchte, überhaupt erst seit Vollendung der topographischen und geologischen Landesaufnahme ermöglicht worden. Einige Schwierigkeiten bleiben gleichwohl noch bestehen: einerseits lässt die geologische Uebersichtskarte schon infolge ihrer raschen Herstellung und ihres kleinen Massstabes öfters wünschenswerthes Detail vermissen, was die Verfasser selbst wiederholt betonen, *) und Specialaufnahmen kleinerer Gebiete sind mit geringen Ausnahmen bisher nicht erfolgt.* 2 3) Andererseits liesse sich im südwestlichen Occupationsgebiete selbst bei grösserer Genauigkeit der Karte doch schwerlich eine völlig einwandfreie Gliederung ersinnen; bei dem Plateau- und Karstcharakter dieses grossen Gebietes, dem ein regu- läres Fluss- und Thalsystem fast gänzlich fehlt, dürfte es zuweilen kaum gelingen, gegen jeden Einspruch gesicherte Trennungslinien zu finden. Und doch bedurfte gerade dieses bisher einer geeigneten Nomenclatur entbehrende Gebiet umsomehr einer ordnenden Hand. Vorarbeit. Aus den eben dargelegten Verhältnissen erklärt es sich, dass bis vor wenigen Jahren eine systematische Eintheilung der bosnisch hercegovinischen Gebirge, sowie auch eine entsprechende Namengebung noch nicht einmal versucht war. Der vollen- deten Mappirung erst folgte die bisher vereinzelt gebliebene „Systematische Ein- theilung der Bodenplastik des westlichen Theiles des illyrischen Gebirgs- landes“,3) deren anonymer Verfasser im Geiste C. v. Sonldar’s eine Gruppirung der Bodenerhebungen vornahm und die einzelnen Abschnitte vielfach mit neuen Namen belegte. Kann schon die Wahl der letzteren nicht durchwegs eine glückliche genannt werden, so ist die allzu geringe Berücksichtigung der geologischen und tektonischen Verhältnisse, sowie die stellenweise zu wenig detaillirte Gliederung noch mehr Ver- anlassung, eine Neueintheilung zu versuchen. Dieselbe wird sich, den oben bezeichneten geologischen und morphologischen Gesichtspunkten Rechnung tragend, als „Versuch einer systematischen orographischen Gliederung des Occupationsgebietes auf geologischer Basis“ darstellen. Umgrenzung. Bosnien und die Hercegovina gehören orographisch zum illyrischen Gebirgslande, wozu ausserdem noch das westliche Croatien, ganz Dalmatien und Montenegro zu rechnen sind. Hier herrscht entschieden ausgeprägte südöstliche Streichrichtung, parallel der Adria, weitaus vor, was jenseits der Drina nicht in demselben Grade mehr der Fall ist. Ich möchte deshalb die Bezeichnung „illyrisches Gebirgsland“ umsomehr auf unser Gebiet beschränkt wissen, als das Land an der serbischen Morava bereits ein selbst- ständiges System bildet und als Theil der alten Festlandscholle dem adriatischen, b v. Mojsisovios, Tietze lind Bittner, Grundlinien der Geologie von Bosnien und Hercegovina. Jalirb. der geol. Reiclisanstalt 1880, S. 87, 101 etc. 2) Eine gute Darstellung Centralbosniens findet man bei A. Rücker, Einiges über das Goldvorkommen in Bosnien. Wien 189G. 3) L. B. B., Der westliche Theil des illyrischen Gebirgslandes. Mitth. der k. k. geogr. Gesellsch. 1889, S. 416 ff. (mit Karte). Lukas. Orographie von Bosnien und der Hercegovina 305 „illyrischen“ Einflüsse bereits entrückt ist. Das „östliche illyrische Gebirgsland“ v. Steeb’s1) nennen wir daher lieber „serbisches Gebirgsland“ und stellen diesem das ausgesprochen südöstlich streichende „illyrische System“ gegenüber;2) als Scheidelinie kann man die von dem genannten Autor vorgeschlagene Linie: Bojana — Skutarisee — Moraca — Cjevna — Predelecsattel— Lim — Drina3) acceptiren. Es ist hier nicht beabsichtigt, über die Grenzen unseres Occupationsgebietes hinauszugehen, zumal dies für die croatisch- dalmatinischen Gebirge durch die grundlegenden Arbeiten von Stäche,4) für Monte- negro durch die neueren Forschungen K. Ifassert’s5) zum grossen Theile unnöthig ge- macht ist; trotzdem ist es der Vollständigkeit halber geboten, auch dieser Grenzgebiete zu gedenken. Hauptabschnitte des illyrischen Gebirgslandes. Schon ein Blick auf eine Karte nicht allzu kleinen Massstabes lässt erkennen, dass wir es hier mit zwei in ihrer Obenflächengestaltung wesentlich ver- schiedenen Gebieten zu thun haben: einem nordöstlichen, der, nach NE. abgedacht, Hochgebirge, Mittelgebirge und Hügelland umfasst, gut bewaldete, reich bewässerte und gegliederte Landschaften, die sich von mitteleuropäischen nicht wesentlich unterscheiden; und einem südwestlichen Abschnitte, der fast ein einziges, weniger gegliedertes Karsthochplateau dai’stellt, das in seiner ganzen Breite nur von der Narenta durch- brochen wird. Im Uebrigen suchen meist nur blinde Flussthäler, Poljen aller Grössen, Dolinenreihen und was dergleichen Karstphänomene mehr sind, den Wechsel von Höhen und Tiefen herzustellen. Der Uebergang vom Karstland in den bevorzugteren Nord- osten ist meist ganz unvermittelt, in die Augen springend. Schon Roskiewicz6) unter- scheidet die Gebirgszüge zwischen Vrbas und Drina mit Rücken formen gegenüber den Verzweigungen westlich des Vrbas, sowie den Gebirgstheilen, welche sich von der Wasserscheide nach S. und SW. abtrennen, mit Becken- und Karstformen. Hier herrschen eben fast ausschliesslich Kalke der mesozoischen Epoche, dort Sandsteine des Flyschcomplexes, paläozoische Bildungen und jüngere Süsswasserablagerungen. Es ist einleuchtend, dass sich diese beiden grundverschiedenen Haupttheile des illyrischen Berglandes mit Nothwendigkeit einander gegenüberstellen, und dass eine conse- quente morphologische Gruppirung unseres Gebietes hier einzusetzen hat. Auch L. B. B. kann sich dieser Thatsache nicht entziehen, wenn er auch die tiefgehen- den Unterschiede nicht ausdrücklich hervorhebt; auch er scheidet das „illyrische Küsten- gebiet“ vom „bosnisch-montenegrischen Binnengebiet“. Es handelt sich nur um die Scheidelinie, die nach den oben erörterten Principien, so tief und ungezwungen als es die geologischen Verhältnisse irgend zulassen, zu ziehen sein wird. Es empfiehlt sich als Hauptfurche die folgende: Glina (112 M.) — Maja— .Zirovac (448), über die Una nach Novi (120), längs der Sana nach Kljuc (260), durch das Stanicathal nach Han Oadja- vica (730) über das Podraznicko polje nach Varcar Vakuf (591), hinab nach Jezero (424) und Jajce (341), Vrbas — Gornji Vakuf — Makljensattel (1123) — Prozor— Rama t210) — Narenta — Klobucarica (990) — Cemerno (1329) — Gacko polje (960) — Dugapässe — Niksic — Zeta— Moraca — Skutarisee — Bojana. Diese Linie, die genau in der Streichungs- *) „Die Gebirgssysteme der Balkanbalbinsel.“ Mitth. der k. k. geogr. Gesellsch. 1889, S. 257. 2) In Uebereinstimmung mit Theob. Fischer, Die südeuropäischen Halbinseln, S. 83. 3) L. c. 4) Abhandl. der geol. Eeichsanstalt 1889, XIII. Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1888, S. 49, 255 ff. 8) Peterm. Mitth., Ergänzungsheft Nr. 115, 1895. 6) Roskiewicz, Studien über Bosnien und die Hercegovina. Wien und Leipzig 1868, S. 6. Band VIII. 20 306 III. Naturwissenschaft. richtung und annähernd geradlinig verläuft, ist die tiefste orographisch mögliche Scheide I zwischen dem Karstland und dem „mitteleuropäischen“ Bosnien; in ihrem ersten Theile | ist sie gleichzeitig die Trennungslinie zwischen den beiden heteropischen Regionen der Kreideformation, die im SW. als gewöhnliche südostalpine Rudistenkalkfacies auftritt, . während sie im NE. die Hauptmasse der Flyscbgesteine zusammensetzt.1) Die von L. B. B.2) angenommene Hauptscheidelinie: Una — Unac — Glamocko polje — Kupres — j Rama — Narenta — Gacko polje — Dugafurche — Niksi6 — Zeta — Moraca — Skutarisee deckt sich nur in ihrer zweiten Hälfte mit der oben vorgeschlagenen; sie verläuft einerseits viel höher als die Sana — Vrbaslinie, andererseits schlägt sie einen grossen Tlieil des eng zusammenhängenden Karstlandes zum bosnischen „Binnengebiet“, ist daher als orographische Hauptscheide weniger geeignet. Auch unsere Linie fällt nicht überall mit den Formationsgrenzen zusammen; ein Theil der paläozoischen Entblüssungen in Centralbosnien und in der Krajina muss zum Karstland gezogen werden, ausgedehnte Kalkvorkommnisse bleiben im NE., die jedoch, von einer grösseren inselartigen Auf- lagerung im Herzen des Landes abgesehen, nicht den reinen Karstcharakter zeigen. Gerade hier an der zweifelhaften Stelle zwischen Kljuc und Jajce folge ich aber den überdies durch eine Hauptverkehrslinie bezeichneten Werfener Schiefern. Es muss betont werden, dass inselartige, durchaus den Hauptgesteinen untergeordnete Vorkommen orographische Hauptlinien nicht zu alteriren vermögen; sie können nur, falls sie hin- länglich ausgedehnt und individualisirt auftreten, auf eine Sonderstellung als selbst- ständige Unterabtheilung innerhalb des grösseren Gebirgsabschnittes Anspruch erheben. Fürs Erste ergibt sich uns also die Scheidung des illyrischen Gebirgslandes in ein nordöstliches Binnen- und in ein südwestliches Küstengebiet. A. Das Binnen gebiet. Wenn wir uns nun zuerst der Betrachtung des nordöstlichen Hauptabschnittes zuwenden, so lehrt uns die Betrachtung der geologischen Karte, dass auch dieser Raum nicht einheitlich zusammengesetzt ist. Die ausgesprochen südöstliche Streichrichtung, die anfänglich das ganze System beherrscht, verliert jenseits der Linie Ivonjica — Zvornik an Schärfe; an Stelle der Flyschrücken und Neogenbecken treten Triaskalktafeln, von breiten Streifen Werfener Schichten umgeben und von grösseren paläozoischen Auf- schlüssen durchbrochen. Wenn wir dieses Gebiet auch nicht mehr dem illyrischen Karstlande zuzählen können, so müssen wir es doch als Kalkgebirge von dem eigent- lichen Flyschlande trennen, was am besten durch die Linie Konjica (280 M.)— Ivan (967) — Sarajevo (537) — Moscanica — Mokro (1021) — Biostica — Olovo (527) - Karaula (1087) — Kladanj (560) — Drinaca— Drina - Zvornik geschieht. Es erscheint zweck- mässiger, das Binnengebiet zuvörderst in diese beiden dreieckigen, annähernd flächen- gleichen Hälften zu zerlegen, als wie L. B. B. sechs coordinirte Abschnitte heraus- zuheben. Die grosse Gleichförmigkeit der morphologischen Erscheinungsweise, in erster Linie bedingt durch das starke Ueberwiegen der gebirgsbildenden Felsart, rechtfertigt wohl hinlänglich die Zusammenfassung jedes der beiden Gebirgskörper innerhalb der bezeichneten Grenzen zu zwei Gruppen höherer Ordnung. Wir nennen das nordwestlich der Linie Zvornik — Konjica sich ausbreitende Flyschland, dem Charakter und Höhen- verhältnisse des Hochgebirges noch durchaus mangeln, das „bosnische Mittelgebirge“. 0 Grundlinien, S. 10. 2) A. a. O., S. 416. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hereego vina. 307 Hierher gehören folgende Abschnitte des anonymen Autors: die Gruppe „zwischen Bosna und Drina“ (mit Ausnahme der Srebrna gora und Romanja), die Gruppe „zwischen Yrbas und Bosna“ in ihrem ganzen Umfange, die Gruppe „zwischen Sana, Una und Vrbas“ und der „bosnische centrale Höhenzug“, so weit sie östlich von unserer oro- graphischen Hauptscheidelinie sich erstrecken. Das ausgedehnte „Plateau von Petrovac“ gehört natürlich ganz zum Karstgebiet der illyrischen Küstenzonen; das „Trnovaner Karstalpengebirge“ dagegen bildet einen Bestandteil der zweiten Hälfte des Binnen- gebietes, für welches ich den Namen „ostbosnisches Kalkgebirge“ in Vorschlag bringen möchte. Der Name soll andeuten, dass Triaskalk zwar der vorwiegende Baustein des Gebirges ist, dass jedoch weitaus der grösste Theil des Gebietes vom Karstphänomen frei ist, wie ja auch das Flussnetz hier keine wesentlichen Störungen erleidet. Das „ostbosnische Kalkgebirge“ umfasst auch Theile des Limgebietes und der „Schwarzen Berge“. Wir beginnen nun die eingehendere Betrachtung des illyrischen Berglandes mit dem „bosnischen Mittelgebirge“. Das bosnische Mittelgebirge wird, um es zu viederholen, von folgenden Tiefenlinien umgrenzt: Novi — Konjica im SW., Konjica — Wornik im SE., im E. von der Drina und im N. von der Save. Es umfasst den ■rossten, fruchtbarsten und am dichtesten besiedelten Theil Bosniens; hier finden sich loch ungeheure Waldbestände,1) und der Boden birgt die mannigfaltigsten Schätze des dineralreiches in unerschöpflicher Fülle.2) Die Erhebungen halten sich in bescheidenen Grenzen, wenn im S. auch 2000 M. mehrfach überschritten werden; eigentliches Idoch- ebirge gibt es nicht, denn auch die höheren Rücken besitzen sanfte, rundliche Formen, ne sie dem Mittelgebirgscharakter entsprechen. Vor Allem aber fehlt hier, von der rwähnten centralbosnischen Kalkauflagerung abgesehen, der wilde und öde Karst ;änzlich; es gebricht eben an den hiezu erforderlichen Bodenbildnern. Im Uebrigen Veist unser Gebiet, das wie ganz Illyrien eine durchaus pelagische Entwicklung gehabt cat,3) nahezu alle Formationen vom paläozoischen Schiefer und Sandstein bis zum llluvium auf, und zwar nimmt das Alter der Bildungen gegen S. und SW. zu. Vor- errschend ist der Flyschcomplex, der, der Hauptsache nach cretacischen Ursprungs, heilweise bis ins Alttertiär reicht und in den Eruptivlager, Kieselschiefer (Jaspis) und lallte eingeschaltet sind, eine seltenere, nicht aus den Alpen, wohl aber aus dem Apennin ■ereits bekannte stratigraphische Verknüpfung.4) Wichtig ist ferner die grosse paläo- oische Entblössung in der südlichen Ecke des in Rede stehenden Abschnittes, sowie ie neogenen Süsswasserablagerungen, die als Beckenausfüllung, dann aber auch ls randliche Begleiter der Flyschrücken allenthalben auftreten. Die weiten Flussthäler, owie die grosse Saveebene im N. werden von diluvialen und modernen Anschwemmungen ■edeckt. Das ganz regulär entwickelte Flussnetz hat eine grössere Anzahl gut um- renzter und individualisirter Gruppen herausgearbeitet, so dass in den meisten Fällen Mer Zweifel über geeignete orographische Gliederung beseitigt erscheint, weshalb ich ier auch vom geologischen Standpunkte aus fast durchwegs der von meinem Vor- änger gegebenen Eintheilung zuzustimmen vermag. *) Vgl. H. v. Guttenberg, Die forstlichen Verhältnisse Bosniens. Centralblatt für das gesamrate Forst- wesen 1880, 2. 2) Vgl. Conrad, Bosnien in Bezug auf seine Mineralschätze. Mitth. der k. lc. geogr. Gesellsch. 1870, j. 2 19 ff. 8) v. Mojsisovics, Grundlinien, S. 15. 4) Grundlinien, S. 10. 20* I 308 III. Naturwissenschaft. Das bosnische Mittelgebirge zerfällt demnach in folgende Gruppen: 1. Kozara planina mit dem jenseits der Una gelegenen, geologisch untrennbaren Zrinjgebirge, das bei L. B. B. einen Theil des „Berglandes an der Glina“ ausmacht. Die Umgrenzung dieser Gruppe wird von Save, Kulpa, Glina, ^irovac, Una (Novi), Sana, Gomjenica, Prieka rijeka, Ivanjska und dem Vrbas gebildet. Das Zrinjgebirge ( streicht in der directen Fortsetzung des Kozararückens, was bei der jenseits der Glina aufragenden Petrova gora nicht mehr so ausgesprochen der Fall ist, weshalb diese !, Gruppe jedenfalls nicht über die Glina ausgedehnt werden darf. Die Erhebungen, die sich äusserlich von einem bewaldeten, sanft gewölbten Hügellande unserer Gegenden nicht wesentlich unterscheiden, bestehen vorwiegend aus Flyschsandstein, der von drei annähernd parallelen, allerdings noch nicht genau fixirten Eruptivzonen desselben Com- plexes durchzogen wird. Die Gesteine bieten reiche Abwechslung: Aphanit und dio- ritische Ergussgesteine wechseln mit Jaspis, Flyschschiefer und Kalken. Im S. finden wir eine breite Neogenvorlagerung, weisse Süsswassermergel, deren Liegendes Braun- kohlenflötze bilden. Diese jungtertiären Schichten schieben sich auch zwischen Kozara und Pastirevo planina ein und umsäumen den Nordrand des Flyschgebietes; hier sind sie jedoch durch Lithothamnienkalke repräsentirt, die der Mediterranstufe angehören. x) Der Neogengolf von Novi „steht in unmittelbarer Verbindung mit der grossen Savebucht des pannonischen Neogenmeeres. Die Ablagerungen im N. der Kozara planina fallen bereits in das engere Gebiet der Save“.* 2) Die Prosara planina im Winkel zwischen Una und Save ist paläozoisch und besteht hauptsächlich aus Thon- und Talkschiefer mit massenhaften Quarziten.3) Was die Höhenverhältnisse anlangt, so erhebt sich die eigentliche Kozara planina auf 978 M., die Pastirevo planina im W. auf 466 M., die Prosara planina auf 363 M., das Zrinjgebirge auf 615 M. 2. Jenseits des Vrbas stossen wir auf die grosse Vrbas — Bosnagruppe, einen durch Save, Vrbas, Vrbanja, Usko brdo (1327 M.), Bila, Lasva und Bosna gut abge- grenzten Gebirgstheil, der den geologischen Aufbau der vorigen Gruppe in grösserem Massstabe wiederholt. Den Kern des Gebirges bildet auch hier eine breite mit reich- lichen Eruptivgängen durchsetzte Flyschzone; die Reihenfolge ihrer Horizonte ist nach v. Mojsisovics:4) 1. Flyschsandstein mit kalkigen, fossilführenden Bänken gegen oben; 2. Kalkconglomerate mit Einschlüssen eruptiven Gesteins und rothe Kieselschiefer (Jaspis); 3. mächtige, in verschiedenen Stadien der Zersetzung und Umwandlung befindliche Effusivdecken und Tuffe von Melaphyren (Serpentinzone); 4. obere Flyschsandsteine; 5. lichte, massige Kalke mit zahlreichen Korallen, stellenweise Oolithbildungen. Diese speciell für die Dobojer Gegend geltende Schichtserie gibt eine gute Vorstellung von der Zusammensetzung der Flyschberge überhaupt. An den Flysch schliesst sich nun im N. eine gut durchforschte Neogenzone von grosser Breite, die unter das nicht minder ausgedehnte Alluvialgebiet an der Save untertaucht. Das Neogen ist vielfach überlagert von grauem Tegel, Leithakalk und Karpathenlehm (besonders in der Derventer Gegend).5, Im Mündungsgebiet des Vrbas ragt die Motaica planina empor, einer jener Granitbuckel.: die von v. Mojsisovics als eines der tektonischen Grundelemente Bosniens angesprochet *) v. Mojsisovics, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 283. 2) Grundlinien, S. 93. 3) Grundlinien, S. 95. 4) Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 254. 5) K. Paul, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 205. Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 760 für die Gegend von Prnjavor und Tesanj ; vgl. Tietze, Grundlinien, S. 106 — 110, für die Gegend vor Dervent und Vucia brdo; Tietze, 1. c., S. 110 — 114. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. 309 wurden.1) Ausser einem Nummulitenkalkvorkommen bei Doboj sind namentlich die Eruptivgesteine zwischen £epce, Maglaj und Doboj Gegenstand sorgfältiger Unter- suchungen geworden; der berühmte Schlossberg von Doboj besteht aus feinkörnigem Diabas; zersetzter lichtgrauer Diabas (= Augit) findet sich auch zwischen £epce und Maglaj.2 *) Wir fassen in der Vrbas — Bosnagruppe L. B. B.’s „Bergland an der Ukrina“ und „Mittelgebirge an der Usora“ zusammen; können wir diesen auch nicht den Rang selbstständiger Gebirgstheile zuerkennen, so ist doch für eine weitergehende Gliederung unserer Gruppe hinreichender Grund vorhanden. Durch die Linie Vrbanja — Kruse- vica — Borja planina — Mlada Usora — Bosna trennen wir das Neogenvorland von dem eigentlichen Flyscbgebirge und bezeichnen es als: a) Ukrinahügelland (nicht „Berg- land“), da dieses dicht bewaldete, sanft abgeflachte Hügelland fast ausschliesslich zum Einzugsgebiet der Ukrina gehört; es erreicht nirgends 1000 M. : Motaica planina 652 M., Vucjak planina (nördlich der Bosnabahn) 367 M., Krnin planina 324 M., die wegen ihres Meerschaumvorkommens5) interessante Ljubic planina 593 M., der Crni vrh 546 M., die Cavka planina 549 M., die Javorova planina 604 M. und die (bereits aus Flyscli bestehende) Uzlomac planina, die mit 942 M. culminirt. Als b) Mittelgebirge von Usora (besser als „an der Usora“) bezeichnen wir den südlich der genannten Scheidelinie sich ausbreitenden Flyschcomplex, und sowohl der landschaftliche Charakter, wie die Erhebungsverhältnisse rechtfertigen diesen Namen; erhebt sich doch der Javorak bis zu 1420 M. und überschreiten auch die meisten anderen Massive 1000 M.: Borja planina 1077 M., Ocaus 1383 M., Vucia 1350 M., Mahnaca 1360 M., Lisac 1303 M., Crni vrh 733 M. Das Mittelgebirge von Usora, wie wir es in Erinnerung an den alten Namen dieser Landschaft nennen, hat auch für den Bergbau bereits erhöhte Bedeutung; es handelt sich namentlich um die kohlenführenden Tertiär- bildungen, die das ganze Bosnathal begleiten. Bei Ze pce und Zenica sind schon aus- gedehnte Gruben im Betrieb; die jetzt noch geringwerthige Kohle wird zweifelsohne an Werth beträchtlich gewinnen, wenn einmal die verwitterten Ausbisse der Flötze ganz abgeräumt sein werden.4) Im Grünstein und Flyscb von Zepöe sind übrigens auch Eisensäuerlinge bemerkenswerth. 3. Auf das bisher besprochene Gebiet folgt südlich das centralbosnische Kalk- gebirge, jener inselartige Rest der ehemaligen Kalkbedeckung, der als Fremdkörper dem paläozoischen und Flyschgebiete aufgelagert ist und für den wir eine ziemlich ent- sprechende Umrandung aufzustellen in der Lage sind: Sana (Kljuc) — Varcar Vakuf — Pliva — Jajce — Vrbas — Dubrava — Travnik — Lasva — Bila — Uskobrdo— Vrbanja — Ivanjska — Gomjenica — Sana. Im Gebiete dieses centralbosnischen Kalkplateaus unterscheidet L. B. B. das „Plateau von Sitnica“ am linken und die „Plateaulandschaft am Ugar“ am rechten Vrbasufer; nur der paläozoische Dimitor bleibt westlich unserer Hauptscheide- linie. Der völlig einheitliche Bau, die in nichts wesentlich verschiedene Erscheinungs- weise der Erhebungen veranlasst uns, den tiefen, aber schmalen Einriss des Vrbas als orographische Scheidelinie nicht zu berücksichtigen, sondern die ganze Kalkinsel als eine Gruppe aufzufassen, die durch das genannte Durchbruchsthal eben nur halbirt 1) Grundlinien, S. 16; vgl. Tietze, Grundlinien, S. 103 — 106. 2) C. v. John, Verhandl. der geol. Eeichsanstalt 1879, S. 239 — 240. 8) M. Kispatic, Wissensch. Mitth. aus Bosnien III, S. 590. 4) Tietze, Verhandl. der geol. Reiehsanstalt 1879, S. 285 — 289; v. Hauer, Einsendungen aus Bosnien. Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 271; Poech, Ueber den Kohlenbergbau in Bosnien. Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1894, S. 85. 310 III. Naturwissenschaft. wird; für die beiden Hälften können ja eventuell zur näheren Bestimmung die von L. B. B. vorgeschlagenen Namen in Verwendung treten. Das centralbosnische Kalk- gebirge stellt eine breite, plateauförmig angelegte, von Verwerfungen durchsetzte Kalk- zone dar, die in wechselnder Flächenentwicklung nach Croatien hinüberzieht.1) Eine Bruclilinie lässt sich im N. von Kamengrad bis Kotor verfolgen, auf ihr liegen die Thermen von Gornji Saz und Banjaluka, sowie die Eisenlager von Stari Majdan.2) Die Bezeichnung „Kalkgebirge“ erscheint wohl begründet, wenn wir sehen, dass ausser paläozoischen und Flyschbildungen im N., Neogenablagerungen im S., sämmtlich von untergeordneter Bedeutung, Kalke der drei mesozoischen Epochen ausschliesslich vor- herrschen. Trias-, Jura- und Kreidekalke liegen übereinander; eine Unterscheidung ist ziemlich leicht: die Trias ist vertreten durch fossilarme Dolomite, dunkle Kalke, Posi- donomyenschiefer; der Jura durch graue und gelbe Kalke und Oolithe, die Kreide durch mergelige Schichten mit eingeschalteten Rudistenkalken.3) Der Südabfall wird von einer wichtigen tektonischen Dislocationslinie begleitet, hier treten auch Werfener Schichten in geringer Entwicklung auf; Travnik liegt auf ihnen; darüber erheben sich die hohen Kalk- und Dolomitmassen des Vlasid, die gegen E. durch das centrale Senkungsfeld mit seinen koblenfülirenden Neogenschichten plötzlich abgeschnitten sind. 4) Es ist selbstverständlich, dass an das Auftreten der cretacischen Kalke auch das Karstphänomen geknüpft ist; in der That lässt sich dies namentlich in der Gegend des Vrbasdurchbruches in ausgezeichneter Weise beobachten; sonst ist aber das Fluss- und Thalsystem nicht erheblich in seiner regulären Entwicklung gestört. Die wichtigsten Culminationspunkte in der Gruppe des centralbosnischen Kalkgebirges sind die paläo- zoische Beheremaginica planina mit 590 M., das Flyschmassiv der Kukovica 433 M., die Strmac planina 667 M., Öemernica 1323 M., der Tisovac 1218 M., Tisovac velk. 1172 M., Vlasic. planina5 6) 1919 M. 4. Mussten wir für das eben besprochene Gebiet eine neue Benennung einführen, so steht uns für das nun folgende ein ebenso bekannter wie passender Name zur Ver- fügung; ich meine das „bosnische Erzgebirge“. Es ist durchaus nicht einzusehen, warum diese gut gewählte, bereits allgemein eingebürgerte Bezeichnung aufgegeben werden soll. L. B. B. unterscheidet hier das „Gebiet der Stit planina“ (die, nebenbei bemerkt, weder das höchste, noch das umfangreichste Massiv dieser Gruppe ist) und das „Prozorer Mittelgebirge“, von jenem durch die Ökoplje und das Fojnicathal ge- schieden. Zum „Prozorer Mittelgebirge“ wird auch der schmale Streifen paläozoischer Bildungen gezogen, der den östlichen Rand des westlichen Kalkplateaus gegen das Vrbasthal begleitet; derselbe scheint mir aber doch allzu wenig selbstständig, zu sehr der Triastafel, deren Abdachung er bildet, untergeordnet, um ohne Willkür getrennt werden zu können. Für uns bildet also die Skoplje, das breite Vrbasthal die West- grenze des bosnischen Erzgebirges; wir fassen letzteres auch etwas beschränkter als z. B. v. Mojsisovics, der unter Erzgebirge auch die Erhebungen jenseits unserer Haupt- scheidelinie bis zum Dimitor, somit das Gesammtgebiet der centralbosnischen paläo- lithischen Entblössung versteht/’) Ich glaube dem geologischen, wie dem orographischen J) v. Mojsisovics, Grundlinien, S. 73; Verhandl. der geol. Reielisanstalt 1879, S. 282. 2) v. Mojsisovics, Verband], der geol, Reichsanstalt 1879, S. 283. 3) v. Mojsisovics, 1. c., S. 282. 4) L. c., S. 255. 6) Grundlinien, S. 71 — 72. 6) Grundlinien, S. 53. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. 311 Gesichtspunkte durch folgende Umrandung am besten Genüge zu thun: Jajce — Vrbas- thal (Skoplje) — Makljensattel — Rama — Narenta — Konjica — Trstenica — Ivansattel — £uje- vina — Bosna — Lasva — Travnik — Dubrava — Vrbas (Jajce). Der 1123 M. hohe Makljen- sattel Hesse sich vielleicht östlich durch einige Seitenthäler umgehen und damit ein niedrigerer, geologisch ebenfalls zu rechtfertigender, trennender Uebergang gewinnen (bei Pridvorci 880 M.); allein die Makljenlinie, der auch die Strasse Bugojno — Prozor folgt, scheint doch die natürlichere Scheide zu sein. Der landschaftliche Charakter des so umgrenzten Gebietes ist vielleicht am ehesten mit dem unserer östlichen Centralalpenketten zu vergleichen; es sind sanft gerundete, mit prächtigen Wäldern bestandene Rücken und Massive, deren unerschöpflicher, erst der Ausbeutung harrender Reichthum an den verschiedensten Schätzen des Mineral- reiches dem Gebirge den Namen gegeben hat, den es mit Recht führt.1) Geologisch besteht es, wie schon angedeutet, fast ganz aus Bildungen der paläo- zoischen Acra. Südlich von der Linie Blazuj — Travnik ist die Stit, sowie die Zec und Vranica planina zunächst aus einer Grauwackenzone aufgebaut, welcher gegen das Innere regelmässig, aber widersinnig, Thonglimmerschiefer, Glimmerschiefer und Gneisse folgen. Nur an der Ivobila glava liegt zwischen dem paläozoischen Central- gebirge und dem jungtertiären Hügellande, von dem sogleich die Rede sein wird, ein schmaler Streifen von Werfener Schichten und dunklen triassischen Kalken. Die Erz- gegend von Kresevo und Fojnica fällt in die Grauwackenzone. Als Träger der wichtigen Kupfererz- und Zinnobervorkommen erscheinen Schwazer Kalke.2) An der Südseite der Grauwackenkalke, südlich des Inac, scheint eine grosse Ueberschiebungsliuie durch- zulaufen, welche die kalkführende Zone schräg abschneidet; die Kalke fehlen denn auch im Fojnicathal bereits vollständig. Dagegen tritt im Thonglimmerschiefer auf der Strecke Dusina — Fojnica — Busovaca Eisenstein auf.3) Die Schichtfolge der paläozoischen Aufbruchzone ist nach A. Bittner4) die folgende: zu unterst lagern schwarze Pracathon- schiefer, darüber Sandstein und Conglomerat, dolomitische Kalke (Rauchwacke, Sitz einiger Quecksilbervorkommen), endlich rot'ne und grüne Schiefer. Bemerkenswerth ist ferner ein langer, schmaler, südöstlich streichender Eruptivgang trachytischer Ge- steine; bei Bugojno sind Melaphyrlaven und Tuffe zu erwähnen.5) Auf seiner Südseite ist das bosnische Erzgebirge von einer Verwerfungsspalte begrenzt, indem die Thon- glimmerschiefer plötzlich gegen jüngere, regelmässig fortlaufende Kalke abstossen; in nächster Nähe dieser von kleineren Parallelverwerfungen begleiteten Spalte Anden sich die genannten Trachytgänge und hier war der Sitz des einst blühenden Goldbergbaues zur Römerzeit.6) Das kohlenführende Tertiär des Skopljethales ist durch ein mächtiges, vom Vrbas durchbrochenes System von Grauwacken schiefer, Kalken und Eruptiv- gesteinen (der Fortsetzung der Zec und Stit planina) vom gleichfalls kohlenführenden Jajcer Becken getrennt.7) In der Prozorer Gegend fällt ausser einem Theile der von Bittner eingehend beschriebenen Werfener Schichten von Konjica8) auch etwas Neogen 1) Vgl. Conrad, Bosnien mit Bezug aufseine Mineralschiitze, 1870; A. Rücker, Einiges über das Gold- vorkommen in Bosnien. Wien 1896. 2) v. Mojsisovies, Verhandl. der geol. Reiclisanstalt 1879, S. 255. s) v. Mojsisovies, a. a. O. 4) Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 310. B) v. Mojsisovies, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 282. 6) v. Mojsisovies, a. a. O., S. 252. 7) L. c. 8) Bittner, Grundlinien, S. 207 ff.; Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1888, S. 321 ff. 312 III. Naturwissenschaft. in das Gebiet des Erzgebirges. Viel wichtiger ist jedoch der Antheil dieser Gruppe am centralbosnischen Neogenbecken, der sich etwa durch die Tiefenlinie Busovaca — Blazuj abtrennen lässt. Dieses grosse ehemalige Süsswasserbecken muss orographisch unter die umliegenden Gruppen aufgetheilt werden; es dürfte daher jetzt am Platze sein, Einiges über dasselbe anzumerken. Die jungtertiären Süsswasserbildungen, in deren Liegendem sich vielfach Braunkohlenflütze finden, bestehen hauptsächlich aus lichtgefärbten Thonen, Letten, Conglomeraten, Schotterlagen, Kalkbreccien und sind im Allgemeinen fossilarm. Das Ganze scheint mit einem grossen Senkungsfeld zusammen- zufallen, auf welchem das Trias- und Juragebirge in die Tiefe gesunken ist.1) Die höchsten Gipfel des bosnischen Erzgebirges sind die Radalje planina 1366 M., Plana brdo 1510 M., Vratnica planina (Locike) 2107 M., Stit planina 1760 M., Hum planina 1231 M., Bitovnja planina 1531 M., Vitreusa 1911 M. Die drei nun folgenden Gruppen (sämmtlich zu L. B. B.s Abtheilung „zwischen Bosna und Drina“ gehörig) zeigen in ihrer Gesammtheit die Verhältnisse der ersten und zweiten von uns besprochenen Gruppe in noch grösseren Dimensionen. Flysch und Neogen erreichen hier ihre grösste Breite, vom Sarajevsko polje bis zur Posavina, brechen jedoch im SE. plötzlich und fast geradlinig ab. Den eigentlichen Kern bildet der Flyschcomplex, der beiderseits von breiten Neogen Vorlagen flankirt ist. 5. Die südlichste Gruppe nennen wir wie L. B. B. „Vareser Mittelgebirge“. Die Linie Sarajevo — Moscanica — Mokro — Olovo — Krivaja — Bosna umschliesst das an- nähernd rechteckige, in jeder Hinsicht gut individualisirte Gebirgsstück. Nur im SE., wo sich ein schmaler Triaskeil in der Richtung gegen das centralbosnische Kalkgebirge durchzwängt, muss die Umgrenzung über das Kalkplateau (Mokro 1021 M.) geführt werden. Wir erhalten drei in südöstlicher Streichrichtung nebeneinander gelagerte Zonen: im SW. die am rechten Bosnaufer gelegene Hälfte des eben behandelten central- bosnischen Neogenbeckens; die Mitte bildet jener Triaskeil, in dessen Liegendem sich ein älterer Schiefercomplex befindet, „welcher an mehreren Orten infolge von Sattel- aufbrüchen zu Tage tritt“.2) Vare§ selbst liegt in einem solchen Aufbruche;3) das be- rühmte Vareser Rotheisensteinlager setzt beide Hänge des Varesacthales zusammen. Die Erze werden erst seit der Occupatiön planmässig ausgebeutet.4) Die dritte Zone endlich ist der von der Krivaja abgetrennte Theil der centralen Flyschzone, zum Theil eruptiver Natur. Auch hier an der Krivaja entwickeln sich aus rothen Hornsteinen Rotheisensteine.5 6) Der Erzreichthum des Vareser Mittelgebirges ist damit aber noch keineswegs erschöpft; es mag noch der Berg Smreka mit seinen Kupfererzen, das Kupfer- und Bleiglanzlager von Borovica,0) das Chromerzlager von Dubostica und das ebenfalls den Werfener Schiefern angehörende Manganerzvorkommen von Cevljanovid7) Erwähnung finden. Das Gebirge ist übrigens auch von hoher landschaftlicher Schönheit; aus dem fruchtbaren, sanftgewellten Hügellande an der Bosna gelangt man in immer engere dunkle Waldthäler mit rauschenden Bächen, und auch die Höhenrücken sind mit prächtigen Wäldern bestockt; gehört doch der vom Krivajagebiete süostwärts sich *) v. Mojsisovics, Verhandl. der geol. Reiclisanstalt 1879, S. 255. 2) Tietze, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 233. 3) A. a. 0., S. 284. 4) A. a. O., S. 233; „Die Gegend von Vares.“ Grundlinien, S. 152—162; Verhandl. der geol. Reichs- anstalt 1879, S. 235. 6) Tietze, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 284. 6) Tietze, a. a. O. ; „Die Gegend von Zenica.“ Grundlinien, S. 143 — 152. 7) Fr. Poech, Ueber die Manganerze von Cevljanovic. Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1888, S. 268. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. 313 erstreckende Hochwaldcomplex zu den grössten und schönsten des Landes.1) Die Er- hebungen sind nicht unbedeutend: Crepolsko 1525 M., Cemerna 1466 M., Ozren 1452 M., Tvrtkovac 1304 M., Igrisia 1303 M., Zviezda planina 1350 M. 6. Das „Kladanjer Mittelgebirge“ umfasst die eigentliche centrale Flyschzone zwischen Krivaja — Bosna — -Spreöa — Zvornik — Drina— Drinaca — Kladanj — Karaula — Olovo. Das Kladanjer Mittelgebirge und die von mir zum nächsten Hauptabschnitt gerechnete Srebrna gora vereinigt L. B. B. unter dem Gesammtnamen „Srebrna gora“ oder „Kladanj-Srebrenicaer Mittelgebirge“. Ich halte es jedoch für zweckmässiger, die Srebrna gora (= Silbergebirge) auf das wirklich dieses Namens würdige Gebiet von Srebrenica einzuschränken. Sowohl die morphologische Erscheinungsweise, als auch der geologische Bau befürworten diese Trennung; während die Srebrna gora überwiegend paläozoisch ist, besteht das Kladanjer Mittelgebirge fast ausschliesslich aus den oft er- wähnten alttertiären und cretacischen Bildungen des Flyschcomplexes; bei Kladanj tritt Kalk in enger Verbindung mit Grünstein und Serpentin auf.2) An der Spreöa fällt auch ein Theil des dortigen Neogen- und Alluvialbeckens in unser Gebiet. Auch Eruptiv- gesteine sind vertreten: Trachyt findet sich bei Kamenica und Maglaj; so besteht der bekannte Maglajer Castellberg aus jüngeren trachytischen Ergussgesteinen.3) Südlich von Maglaj herrschen noch jüngere Bildungen (Conglomerate) vor. Bemerkenswerth ist, dass in dieser Gruppe die Kalke des Flyschcomplexes in stärkerer Entwicklung als sonst auftreten. Der landschaftliche Charakter des Kladanjer Mittelgebirges ist von dem des Vareser nicht erheblich verschieden; doch sind die Höhenverhältnisse seiner waldigen Rücken bescheidener: Ozren planina 824 M., Vranja planina 806 M., Konju planina 1323 M., Javornik 1062 M., Tasiöak 692 M., Jezevac 1261 M. 7. Die Gruppe der Majevica, von den breiten Thälern der Drina, Spreöa, Bosna und Save umgeben, ist einer der bestindividualisirten Theile des illyrischen Gebirgs- landes, so dass über Namen und Abgrenzung Zweifel kaum möglich sind. Dafür ist die geologische Zusammensetzung desto bunter, wenngleich betont werden muss, dass die verschiedenen gebirgsbildenden Felsarten in der morphologischen Erscheinungs- weise nicht nennenswerth differiren. Die Majevica planina ist der Hauptsache nach ein Flyschgebirge; am ältesten sind die Neocombildungen von Graöanica, die aus Neocomflysch mit Aptychenmergel und lichten Kalken im Hangenden zusammengesetzt sind. Dann folgen die sehr verbreiteten, der mittleren und oberen Kreide angehörenden Dobojer Schichten; hierauf eocäne Nummulitenkalke (Doboj, Tribova Betajn planina) und jüngere Flyschbildungen im S. der Majevica, sowie Sandsteine und Mergel; endlich Neogenbildungen der mediterranen, sarmatischen (Cerithien) und Congerienstufe. Aus dem Fehlen von Paludinenschichten schliesst Paul, dass das Becken von Tuzla schon zum Schlüsse der Congerienperiode durch allmälige Terrainhebung vom Savebecken abgetrennt worden sein muss.4) Westlich von Janja finden sich im jungtertiären Hügellande mächtige junge Lignitvorkommen in mehrfach wellenförmig gebogener Lagerung;5 6) auch zwischen Tuzla und der Spreöa 9 v. Guttenberg, a. a. O. 2) Tietze, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 283. 8) Paul, Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 207; Verhandl. der geol. Reichsanstalt, S. 207; vgl. v. John, „Ueber Olivingabbro von Maglaj“. Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 240; Tietze, „Die Ge- birge von Doboj und Maglaj“. Grundlinien, S. 130 — 133. 4) Paul, Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 773 — 776. Speciell über die Gegend von Tuzla vgl. Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 769—772. 6) Tietze, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 283. 314 III. Naturwissenschaft. liegen unter losem Sande Braunkohlen (R. Tresia).1) Die Gegend von Dolnji-Tuzla ist überhaupt durch aussergewöhnlichen Reichthum an Bodenschätzen ausgezeichnet; ausser einem erheblichen Kohlenvorkommen befinden sich hier jene altbekannten Salz- quellen, die dem Orte und nach einer neueren geistreichen Hypothese2) auch dem Lande den Namen gaben.3) Der westliche Theil der Majevicagruppe ist die aus Nummulitenkalk gebildete 300 — 400 M. hohe Tribova Betajn planina; die ganze Serpentinformation ist hier nicht älter als cretacisch.4) Hier in der Dobojer Gegend treffen wir auch die sogenannten Dobojer Schichten: dunkle, lichtgeaderte Kalke, Lager von Hornstein und Jaspis, Hämatit (Rotheisenstein), Serpentin und Gabbro.5 6) Bei Gradacac ist der östlichste jener Granitbuckel aufgedeckt, deren Bedeutung wir bereits würdigten. G) Ueber die Structur des Südabhanges belehrt uns folgender Durchschnitt bei Gracanica:7) Oestlich an der Spreca fallen Kalke nach S. ein, wechselnd mit weissen Kalkmergeln; darunter liegt rüthlicher Sandsteinschiefer, lichter Kalk, grauer, neocomer Fucoidenfleckenmergel; ab- wärts wird der Flyschcharakter immer prägnanter. Weiterhin ändern diese Schichten ihr bislang südöstliches Streichen in ein nordöstliches und bald darauf sieht man sie von lichten Kalken überlagert. Obwohl die Flyschgesteine hier an Ausdehnung sehr zurück- treten gegenüber den fast das ganze Areal bedeckenden jungtertiären und alluvialen Ablagerungen, so sind die eigentlichen Höhenzüge, wie schon oben bemerkt, doch grösstentheils von jenen zusammengesetzt. Wir können die Gruppe indess nur als Hügelland bezeichnen, da sie nur eine Bodenanschwellung von der Bedeutung der Kozara planina oder des Ukrinahügellandes darstellt. So wie dort haben wir auch hier eine Anzahl dicht bewaldeter, rundlicher Rücken vor uns, zwischen denen sich breite, gut bebaute und bevölkerte Thalsohlen hinziehen. Sowohl das Hügelland selbst, als auch besonders das nördliche Alluvialgebiet, die bekannte Posavina, gestatten die intensivste Bodenausnützung. Der Rücken der Majevica planina nimmt von E. nach W. an Höhe zu, von 815 M. auf 843 und 916 M., um dann wieder auf 495 M. zu sinken. Die Trebovac planina misst 517 M., die Ratu planina 596 M. Damit haben wir das bosnische Mittelgebirge in Gliederung und geologischem Bau kennen gelernt und wenden uns nun zur Betrachtung jenes grossen südöstlichen Abschnittes, der vorwiegend von triassischen Bildungen erfüllt ist und oben als der zweite Theil des bosnisch-hercegovinischen Binnengebietes bezeichnet wurde. Wir sind dabei genöthigt, die Grenzen des Occupationsgebietes zu überschreiten und das Lim- gebiet, sowie Nordmontenegro, wenn auch weniger detaillirt, mit zu behandeln. Ich möchte für dieses von Triaskalk dominirte Gebiet die Bezeichnung „ostbosnisches! Kalkgebirge“ in Anwendung bringen. Die Trias liegt zwar, wo sie durch Denudation und Erosion nicht entfernt ist, ziemlich ungestört; allein, um von einer „Tafel“ reden zu können, ist gegenwärtig die Arbeit des rinnenden Wassers doch schon zu weit ge- ') Tietze, a. a. O., S. 284. 2) L. Thallöczy, „Ueber die Bedeutung- des Namens Bosna“. Diese Mitth. I, S. 333 — 33G. 3) Rücker, „Salzquellen in Bosnien und Hercegovina“. Diese Mitth. I, S. 331; vgl. auch Rittler, I „Das Kohlenvorkommen von D.-Tuzla“. Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1878, Nr. 17. 4) Paul, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 207. 5) Paul, Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 701. 6) Vgl. oben, S. 308f. ’) Paul, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 208. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. 315 dielien. Die Berge haben zwar Plateauform, aber der Charakter eines Tafellandes ist im Allgemeinen verloren gegangen. Und von unten gesehen, täuscht der zerrissene und zerfranste Rand so mancher Planina eine Hochalpenkette mit scharfen Graten, Spitzen und Zacken vor. Wenn auf diesen Hochflächen auch mitunter Karstformen auftreten, so ist der Gesammteindruck der ostbosnischen Landschaft doch bei Weitem nicht der jener trostlosen, wüstengleichen Sterilität wie im südwestlichen Theile des illyrischen Gebirgslandes. Wie viel weniger Triaskalk zur Verkarstung inclinirt als das typische Karstgestein, der Kreidekalk, geht schon aus der regulären Ausbildung des Flussnetzes hervor. Charakterisirt ist dieses Gebiet auch durch die mächtige Ent- wicklung der Werfener Schichten, denen gegenüber die paläozoischen Entblüssungen von untergeordneter Bedeutung sind. Ausserdem verdienen Neogen-, Flyscli- und Trachytvorkommnisse Erwähnung. Schon äusserlich unterscheidet sich das ostbosnische Kalkgebirge vom bosnischen Mittelgebirge durch seine stattlicheren Formen und be- deutenderen Erhebungen; gleichwohl können wir nur im S. dieses Abschnittes von wirklichem Hochgebirge reden, während der N. die Dimensionen des Mittelgebirges nicht überschreitet. Allerdings Hügelland, sowie jede Spur einer wie immer gearteten Ebene fehlt gänzlich; wir haben ein reines Gebirgsland vor uns. Zunächst sei die Abgrenzungslinie gegen die benachbarten Abschnitte nochmals in Erinnerung gebracht; wir umschreiben das ostbosnische Kalkgebirge durch die Thäler der Drina, des Lim, gelangen über den Predelecsattel zur Cjevna, folgen der Moraca und Zeta aufwärts durch die Dugapässe nach Gacko, erreichen über Cemerno und Klobucarica das Narenta- thal, in dem wir bis Konjica aufwärts gehen. Dann wenden wir uns das Tresanica- thal aufwärts zum Ivan, über den wir ins Sarajevsko polje hinabsteigen. Von Sarajevo führt uns die öfter genannte Linie Moscanica — Mokro — Biostica — Olovo — Karaula — Kladanj — Drinaca wieder an die Drina. Von den Gruppen, in die L. B. B. die Gebirge dieser Gegenden gliedert, fallen die nachstehenden in das so umgrenzte Gebiet: vom „bosnischen centralen Höhenzuge“ das „Trnovaner Karstalpengebirge“; von der Gruppe „zwischen Bosna und Drina“ die eigentliche Srebrna gora und das „Gebiet der Romanja“; die Gruppe „zwischen Tara und Lim“ (System der Ljubicna und Gradina), sowie die montenegrinische „Brda“ (Volujak, Durmitor, Moracko gradiste, Siljevica, Kucki kom) in ihrem ganzen Umfange. Wir beginnen mit der Besprechung der einzelnen Gruppen im Norden. Da tritt uns 1. als selbstständiges, auch geologisch individualisirtes Glied die „Srebrna gora“ entgegen, die ihren Namen mit Rücksicht auf die berühmten Erzlager von Srebrenica trägt.1) Sie gehört nur zum kleinen Theile dem Verbreitungsgebiete der Trias an; die Hauptrolle spielen paläozoische Schichten. Von Vlasenica bis Srebrenica wird das Liegende von Thonglimmerschiefer und Quarzadern gebildet.2) Zwischen Lubowija und Zvornik sind die Schiefer vergesellschaftet mit einigen älteren Massengesteinen; auch enthält der Schiefer mächtige Gänge reinen Quarzes, woran sich eine schwung- hafte Glasfabrication knüpft. Südlich von Zvornik sind die genannten Schiefer von plumpmassig geschichteten Kalken überlagert.3) Zu den Bodenbildern gehört endlich auch der grösste Trachyterguss Bosniens, in dessen Mitte Srebrenica liegt; kleinere Trachytvorkommen sind von Lubowija bekannt. Als orographische Grenzen der Srebrna gora können wir die Thäler der Drina, Drinaca und der beiden Quellarme des Jadar 1) Tietze, „Die Gegenden von Ylasenica und Srebrenica“. Grundlinien, S. 165 — 173. 2) Tietze, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 260. 3) A. a. O., S. 260—261. 316 III. Naturwissenschaft. nebst den bezüglichen Gebirgsübergängen anseben. Die wichtigsten Erhebungen sind die Krstac planina 1043 M. (triassisch), Buljin planina 819 M., Cerovac planina. 2. Als Gruppe der Romanja planina bezeichnen wir die nun südwestlich folgende grosse und relativ wenig gegliederte Triasdecke, deren Umrandung durch die Linie Jadar — - Drinaca (Kladanj) — Karaula — Olovo — Mokro — Moscanica — Miljacka — Praca— Drina gegeben ist. Von der gleichnamigen Gruppe L. B. B.’s unterscheidet sie sich daher nur dadurch, dass wir den oberen Lauf des Jadar, nicht den Rücken der Javor planina als Scheide gegen die Srebrna gora annehmen, ferner dass wir ihr Gebiet bis zur Linie Kladanj — Olovo ausdehnen, da diese tiefer verläuft als jede über die hohe Javor planina gezogene, welch letzterer Rücken entschieden hierher zu rechnen ist.1) Die Kalktafel ist namentlich zwischen Vlasenica und Rogatica verkarstet, im Uebrigen aber der Vege- tation und Cultur nicht unzugänglich. Werfener Schichten,2) allenthalben durch die Flussthäler aufgeschlossen, sowie kleine Neogeneinlagerungen (bei Glasinac und Rogatica) vermögen die etwas monotone Landschaft nicht wesentlich belebter zu gestalten. Nur theilweise hat die Erosion eine Wirkung hinsichtlich der Gliederung geübt, indem einzelne Stöcke und Theile der Kalktafel als selbstständige Massive losgelöst sind. Die höchste, jedoch nicht grösste dieser Planinen, nach der wir die ganze Gruppe benennen, ist die stattliche Romanja planina (1629 M.), deren imposanter Abbruch gegen die Thäler der Moscanica und Miljacka das Landschaftsbild im Osten von Sarajevo beherrscht. An sie reihen sich die Javor planina 1406 M., Visocnik planina 1311 M., £ep planina 1537 M., Gerkar planina 1434 M., Devetal planina 1417 M., Mednik planina 1230 M., Ivica 1497 M., durchwegs bedeutende Höhen ohne nennenswerthe Differenzen, wie es dem einstigen Tafellande entspricht. Da die Orograpliie des illyrischen Gebirgslandes fast zusammenfällt mit einer Orographie des Occupationsgebietes, so mag anmerkungsweise hier auch eines Gebirgs- stockes gedacht werden, der, jenseits der Drina gelegen, streng genommen, nicht mehr zur Besprechung gelangen sollte. Der bereits dem serbischen Gebirgslande angehörige Bijelo brdo fällt aber zum grössten Theile noch auf bosnisches Territorium, und dies ist der Grund, weshalb ich ihn hier nicht ganz übergehen will. Die geologische Er- forschung des Bijelo brdo ist noch durchaus ungenügend. Die Triasdecke ist in der Umgebung von Visegrad durch einen breiten Aufbruch von Massengesteinen des Flysch- complexes unterbrochen, dessen Fortsetzung in südöstlicher Richtung noch nicht fest- gestellt ist. Es ist älteres Eruptivgestein (Diabas oder Gabbro), unter das der Kalk der Semeb planina mit steiler Knickung einfällt; in dieser Gegend findet sich im Banja- thal eine Therme von 28° mit festem travertinartigen Absatz. Die Massengesteine umschliessen auch noch ein kleines Kalktuffvorkommen bei Stilarevo, und an zwei Stellen liegen Rudistenkalke auf (Dobrunje).3) Die Elevationsverhältnisse sind die des Mittel- gebirges: Bijelo brdo 1389 M., Ivica planina, nördlich vom ersteren, 1472 M. 3. Nach dieser kurzen Abschweifung kehren wir wieder auf unser illyrisches Gebiet zurück. Hatten wir es bisher im Allgemeinen mit sanft abgedachten oder ge- wölbten Bergformen zu thun, so ragen jenseits der politischen Grenze, die wir nun überschreiten, höhere, sozusagen hochgebirgsmässigere Kalkberge auf wie in der zunächst folgenden Gruppe, dem Lim gebiet. Es dürfte vielleicht kein Missgriff sein, diesen aus den politischen Verhältnissen zur Genüge bekannten Namen auf die Gebirgswelt 9 Vgl. Tietze, „Die Gegend von Olovo und Kladanj“. Grundlinien, S. 162 — 165. 2) Bittner, „Ueber die Werfener Schiefer an der Miljacka“. Grundlinien, S. 207 — 244. 8) Bittner, Verliandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 289 — 290. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. 317 zu übertragen und darunter das sich mit dem politischen Limgebiete nahezu deckende Dreieck zwischen Drina, Lim und Tara zu begreifen. Es erscheint mir angezeigt, einen bereits geläufigen, nicht unpassenden Namen beizubehalten, als einen neuen einzuführen. Das Limgebiet besteht geologisch aus Triasbildungen mit paläozoischen Auf- schlüssen; in den Mulden und grösseren Auswaschungskesseln dieses Grundgebirges iiegen kohlenführende, jungtertiäre Ablagerungen (Rudanj, westlich von Foca, Rogatica, analog bei Gacko und Mostar).1) L. B. B. unterscheidet im Limgebiete („Gruppe zwischen Tara und Lim"), räumlich sich vollständig deckend, die Systeme der Gradina und Ljubicna am rechten, respec- tive linken Ufer der Cehotina; wir behalten diese Eintheilung bei, trennen jedoch ausserdem die ungegliederte Karsthochfläche des Dugopolje, das Quellgebiet der Cehotina, als dritte Unterabtheilung ab. a) Die Gruppe der Gradina planina wird von Lim, Drina und Cehotina um- flossen; im NW. (Cajnica) hat dieser Abschnitt Antheil an der paläozoischen Mulde von Foca; paläozoische Schichten sind auch durch die tief eingeschnittenen Thäler erschlossen, doch nirgends sind dieselben unmittelbar von den Triaskalken überlagert, überall schieben sich die Werfener Schichten ein, die in ziemlicher Breite allerorten die Abdachung der Planinen bilden, so dass auch auf sie ein nicht unbedeutender Procentsatz des Bodens entfällt. Die absolute Höhe ist hier noch mässig: Gradina planina 1140 — 1204 M., Vusevica 1479 M., Kovac 1439 M., Bic planina 1543 M. b) Jenseits der Cehotina, zwischen dieser und der Tara, folgt die Gruppe der Ljubicna planina, die in ganz analoger Weise aus Triaskalken, Werfener Schichten und paläozoischen Aufschlüssen zusammengesetzt ist. Sie steht der Gradina an Aus- dehnung zwar etwas nach, übertrifft sie aber an Höhe ganz bedeutend; ja die Ljubicna, über deren höchsten Gipfel die politische Grenze läuft, gehört mit 2236 M. zu den höchsten Erhebungen des illyrischen Gebirgslandes. Sie dacht sich gegen SW. ab, wo über der Tara noch absolute Höhen von 1651 und 1521 M. zu verzeichnen sind. Er- wähnung verdienen auch noch Lisac und Korjan planina. c) Auch das Gebiet des Dugopolje zwischen Lepenac und Prjepolje besteht aus einer grossen verkarsteten Triaskalkfläche, jedoch von etwas geringerer Höhe als die vorgenannten Planinen.2) 4. An der Stelle, wo die breite paläozoische Mulde zwischen Foöa und Gorazda die Triasdecke auf ein schmales Band reducirt, erhebt sich das System der Gola Jahorina planina. Schon jenseits des Rogojsattels beginnt das Niveau der schwarzen paläozoischen Thonschiefer von Praca-Foca, welcher von der Drina bis nahe unter die zusammenhängende Felsmauer der plateauförmigen Triaskalkmassen der Gola Jahorina und Korjen planina reicht. Ferner ragen noch vereinzelte kleinere Kalkstöcke aus der Umgebung empor.3) Die orographische Umgrenzung ist durch die Linie Miljacka — ■ Zeljeznica — Rogojsattel — (1065 M.) — Paljanska — Bistrica — Drina — Praca — Grabovica — - Karolinensattel (1043 M.) hergestellt. Die Jahorina planina vereinigt L. B. B. mit unseren beiden folgenden Gruppen (Bjelasnica und Zagorje) zum „Trnovaner Karstalpengebirge“. Was den Namen betrifft, so möchte ich bemerken, dass es mir unter allen Umständen vorzuziehen scheint, den Namen für einen Gebirgstheil entweder von einer ihm ange- ’) Bittner, a. a. O., S. 290. 2) Rppen,] Novibazar und Kossovo (Das alte Rascien), Wien 1892; ders., Wiss. Mitth. II, S. 473—483. 8) Bittner, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 291. 318 III. Naturwissenschaft. hörigen Erhebung, sei es der höchsten, sei es der umfangreichsten, oder aber von der hauptsächlichsten gebirgsbildenden Felsart zu nehmen. Erst wo beides unthunlich j scheint, und auch die betreffende Landschaft keine charakteristische Bezeichnung zu H liefern vermag, darf eine in der betreffenden Gruppe gelegene Oertliehkeit dieser den | Namen geben. Weiters halte ich die Bezeichnung „Karstalpengebirge“ für durchaus U unzutreffend, da das in Rede stehende Gebiet weder im eigentlichen Sinne verkarstet, H noch auch alpiner Natur ist; eher fände der Plateaucharakter der Berge wohl bei den f norwegischen Fjelden Analogien als bei den Alpenkämmen. Endlich ist das „Trnovaner i Karstalpengebirge“ denn doch einer weitergehenden Gliederung sehr wohl zugänglich, i| ja, die gut individualisirten Hochgebirgsmassive, von leicht kenntlichen Tiefenlinien '] umschlossen, verlangen eine solche. Aus allen diesen Gründen kann ich hier L. B. B. nicht folgen; ich stelle vielmehr drei Gruppen auf, für deren Nomenclatur mir die eben ii dargelegten Principien massgebend sind. Nur der westliche Theil der Jahorina planina mit den Erhebungen der Trebovic planina und dem centralen Massiv der eigentlichen Jahorina, erstere 1629 M., letztere von 1892 auf 1913 M. ansteigend, besteht aus triassischen Kalken mit der regulären Einfassung von Werfener Schichten.1) Die Abhänge des ziemlich genau untersuchten Trebovic bestehen aus weissen und rothen, oft stark krystallinischen Kalken mit viel petrefacten armem Jaspis; darunter liegen sandige, plattige und mergelige Gesteine, | darüber graue knollige Mergelkalke (untertriassisch?). Unmittelbar daran stösst die tertiäre Ausfüllung des Sarajevsko polje, der Rücken zwischen Miljacka und Zeljeznica; 1 das Liegende bilden Tegel, darüber lagern Mergel, Sandsteine und Conglomerate; in den tiefsten Lagen treffen wir auf die Kohlen von Lukavica.2) Bei Ilidze erkannte Bittner in einigen kleinen Hügeln die Ausfüllungsmasse einer von SW. nach NE. streichenden Quellspalte aus prachtvollen senkrechten Lagen von Sprudelstein, an den sich jederseits überquellende, schaumige und blätterige Sinterterrassen anlegen.3) Der östliche Theil dieser Gruppe umfasst das paläozoische Bergland an der Praca und Drina; hier herrschen die schwarzen Pracaschiefer, von denen schon die Rede war. Der höchste Punkt, der Stolac brdo, ist, bei einer Höhe von 1519 M., ein Rest der sonst gänzlich verschwundenen Triaskalkdecke. 5. Einer der imposantesten, schönsten Hochgebirgsstöcke Bosniens ist die durch ihre meteorologische Warte berühmte Bjelasnica planina, ein mächtiges Kalkplateau mit sanfter westlicher Abdachung (2067, 2057, 1987 M.). Gegen das Sarajevsko polje ist die mit dunklem Wald bestandene Igman planina vorgeschoben, welche im Crni vrh noch 1502 M. erreicht. Umgrenzt wird die Bjelasnica planina am besten durch die Linie Zujevina — Ivan — Tresanica — Narenta— Rakitnica — Biela lieska (1430 M.) — Bielai rieka — Zeljeznica. Die Linie Pazari6 — Tarcin ist die Nordgrenze eines ausgedehnten1 Schiefergebietes, welches zum grössten Theile von mächtigen Schuttmassen überdeckt ist und einen Theil der unterliegenden grossen Gebirgswelle zwischen Bosna und Narenta bildet, auf welche hier aufmerksam gemacht werden muss. Der Schiefer zieht über den Tmorsattel ins Tresanicathal; unter Bradina finden sich glänzende Thon schiefer, massige quarzitische Bänke, knotige, grüne, darunter talkige, helle und fein geschwemmte schwarze, thonartige Schiefer. Der südliche Flügel der grossen Welle scheint steilej 1) Ueber die Aufschlüsse von Werfener Schiefern des Drinagebietes; vgl. Bittner, „Das Gebiet de paläozoischen Schiefer“, Grundlinien, S. 190 — 201; ebenda S. 214 — 217. 2) Bittner, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 257; Tietze, Verhandl. der geol. Reichsanstal 1879, S. 232; Hauer, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1888, S. 195 und Bittner, ebenda, S. 162. 3) Bittner, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 258. i Lukas. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. 319 gestellt zu sein. Das Thal der Tresanica verläuft bis Konjica in weissem dolomitischen Kalk. Südlich von Konjica tritt wieder Schiefer auf, mit Bruch östlich an den Dolomit stossend.1) 6. Zagorje. Nach der gleichnamigen Landschaft benennen wir wohl am besten die an die Bjelasnica im S. sich anschliessende Gruppe, deren Umrandung durch die Linie Drina — Bistrica — Rogoj (1065 M.) — Zeljeznica — Biela rieka — Biela lieska (1430 M.) — Rakitnica — Narenta — Klobucarica (990 M.) — Sutjeska gegeben ist. Im Süden ist eine kleine Abweichung von der Grenze L. B. B.’s zu verzeichnen, indem ich der Klobu- carica folge, die von der Narenta durch einen circa 1000 M. hohen Uebergang ge- schieden ist, während L. B. B. die Höhen am linken Narentaufer noch vor dem Öemerno übersteigt. Der Hauptstock des Gebirges wird von den zusammenhängenden, öden, doch quellenreichen Ivalkplateaux der Treskavica und Lelja planina gebildet, die das Gebiet von Kalinovik umschliessen, das von altersher Zagorje genannt wird. Bei Trnova treten auf den unteren Höhen schon höhere dunkle Kalke auf, im Bette der Zeljeznica liegen viele Blöcke grünlichen und melaphyrartigen Eruptivgesteins von der Treskavica.2) Wir finden jedoch auch grössere Aufschlüsse von Werfener Schiefern; die Krbljina ist eine solche Oase. Werfener Schiefer taucht übrigens noch öfter aus der dünnen, völlig verkarsteten Kalkdecke empor und scliliesst sich gegen Miechovina zusammen.3) Zu erwähnen sind ferner Jura- und Kreidevorkommen, sowie die kleine Neogenmulde von Kalinovik. Das Plateau der Treskavica und Lelja gehört zu den höchsten und ausgedehntesten des Landes; es sinkt zwar an der schmälsten Stelle auf 1100 M., hält sich aber sonst durchwegs zwischen 1300 — 2000 M. Der eigentliche Treskavicagipfel misst 1877 M., doch erhebt sich die Planina südlich davon auf 2088 M. Die Lelja planina culminirt mit 2032 M., und auch ihre nordöstliche Fortsetzung, die Zelena gora, hat noch im Stog 2014 M. Im paläozoischen Drinagebiete, von dem auch noch ein Stück hier hereinfällt, erreicht der Kmur blos 1509 M. Von Tjentista gegen Foca löst sich die Kalkdecke immer mehr in einzelne, die höheren Kuppen deckende Reste auf, die Werfener Schiefer stehen höher an den Ge- hängen an, und unter ihnen erscheinen ältere Schiefergesteine, die nach N. und NE. grosse Oberflächenverbreitung gewinnen. Dieser paläozoische Schiefer ist fein ge- schlemmter, schwarzer, ebenflächiger, zart gefältelter Thonschiefer, wechsellagernd mit gröberen, glänzenden Schiefern, Sandsteinen und Quarziten. Ueberall liegen die Kalke als horizontale Platten über dem Schiefer; gegen S. vereinigen sie sich aber wieder zur triassischen Kalkzone der Drinaquellbäche.4) 7. Damit gelangen wir in das fast ganz ausserhalb der bosnisch-hercegovinischen Grenzen gelegene montenegrinische Hochgebirge, das wir hier wenigstens ober- flächlich berühren müssen. Während die zunächst benachbarten Massive noch vor- herrschenden Plateaucharakter aufweisen, zeigen die weiter südostwärts sich anreihenden bereits deutliche Kammbildung.5) Geologisch, tektonisch und orographiseh gehört Monte- negro zu Bosnien und den adriatischen Küstenländern; um daher bereits Gesagtes nicht zu wiederholen, verweise ich auf K. Hassert’s treffliche Darstellung der Oberflächen- verhältnisse Montenegros.6) Seine ausführlichen Darlegungen überheben uns einer ein- 9 Bittner, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 258 — 259. 2) Bittner, a. a. O., S. 291. 8) Ebenda. *) Bittner, a. a. O., S. 288—289. 6) K. Hassert, Peterm. Mittli., Ergänzungsheft Nr. 115, S. 53. 6) L. c., S. 45 ff. 320 III. Naturwissenschaft. gehenden Begründung der hier befolgten Gliederung, zumal dieses Gebiet keine allzu grossen Schwierigkeiten bietet. Auch L. B. B.’s Aufstellungen weichen von den unsrigen nicht erheblich ah; er nennt das gesammte montenegrinische Hochgebirge mit einer Localbezeichnung „Brda“ und zerlegt es in die Gruppen des Volujak, Durmitor, Mo- racko gradiste, der Siljevica und des Kucki kom. Wir behalten die Gruppe des Kom bei, ebenso die des Volujak, die wir jedoch nach dem höchsten Gipfel Bosniens MagliG gruppe benennen. Den Moracko gradiste theilen wir unter die beiden übrigen Gruppen auf, da er nicht so ausgesprochen individualisirt erscheint. Was nördlich des Ueber- ganges von dem Moracko (Quellbach der Piva) zur Tara bei Kolasin liegt, rechnen wir zur Gruppe des Dormitor, was südlich, zu der der Siljevica, oder wie wir sie vielleicht besser nach der des höchsten Gipfels nennen, des Lebrsnik. Das gesammte, von der Linie Zeta — Moraca — Cjevna — Predelecsattel — Lim — Tara (Lepenac) — Drina — Sutjeska — Cemerno — Gacko polje —Dugapässe — Zeta umgrenzte Ge- biet zerfällt demnach in vier Abschnitte: a) Gruppe des Magli6, der, an der Grenze gelegen, mit 2387 M. der höchste Gipfel des Occupationsgebietes ist; hierher gehört auch der hohe Jurakalkzug des Volujak, 2298 M. Der Fuss dieser Gruppe wird durch die Tiefenlinie Piva — Sutjeska — Öemerno — Gacko — Dugapässe — Susica und Bijela bezeichnet. b) Zwischen Piva und Tara erhebt sich der mächtige Stock des bekannten Dor mitor, 2606 M., des höchsten Gipfels im ganzen illyrischen Gebirgslande; ferner die Sinjavina planina 1866 M. und der Jablanov vrh 2168 M. c) Zwischen Lim, Predelecsattel, Cjevna, Moraca und Mala rijeka ist das Gebiet des Kom, 2448 M., endlich d) zwischen Zeta, Moraca und Suäica die Gruppe des Lebrsnik 2174 M., des Maganik 2108 M. und der Siljevica planina. Hassert stellt eine noch detaillirtere Gliederung auf, die an bezeichneter Stelle eingesehen werden mag. Damit ist die Betrachtung des nordöstlichen „Binnengebietes“ abgeschlossen, und wir wenden uns nun dem verkarsteten „Küstengebiete“ zu. B. Das Küstengebiet. Fast die ganze südwestliche Hälfte des illyrischen Gebirgslandes ist von Kalken der drei mesozoischen Formationen aufgebaut, und zwar herrscht unter diesen wieder der Kreidekalk weitaus vor, was bekanntermassen gleichbedeutend ist mit Verkarstung. Es mag hier bemerkt werden, dass auch hinsichtlich der Mächtigkeit die cretacischen Kalke weitaus die übrigen bosnischen Formationsglieder übertreffen und selbst den triassischen und jurassischen Kalken zusammengenommen um das Doppelte überlegen sind.1) Der lichtgraue, klirrende Fels, der grosse, kaum unterbrochene Strecken zu- sammensetzt, ist an und für sich für Culturen nicht zu verwenden; sein Verwitterungs- product, die Terra rossa, würde wohl gelegentlich beschränkten Anbau ermöglichen, zumal es ja auch an Alluvionen etc. nicht gänzlich gebricht — aber da tritt die bedeutende absolute Höhe vielfach hindernd dazwischen. So müssen wir sehr beträchtliche Land- striche Bosniens, Dalmatiens und der Hercegovina einfach als öde und rauhe Stein- wüsten bezeichnen, und zwar gilt dies nicht blos von den mehr landeinwärts gelegenen Landstrichen, sondern theilweise auch von den unmittelbaren Küstengegenden, da auf weite Strecken hin das Plateau erst am Meere in gewaltigem Absturze endigt. Eine Eintheilung, wie ich sie für den Nordosten des illyrischen Berglandes versuchte, ist *) v. Mojsisovics, Grundlinien, S. 34. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. 321 hier im Küstengebiete, wie schon eingangs bemerkt, bei dem fast völligen Fehlen regu- lärer Flusssysteme und demnach auch einigermassen zusammenhängender Depressions- linien schlechterdings undurchführbar. Für die Geschlossenheit dieser Karstplateaux spricht wohl auch der Umstand, dass einzig und allein die Narenta im Stande ist, sämmtliche Zonen zu durchbrechen; in ihrem Gebiete gibt es daher ausnahmsweise einige brauchbare Demarcationslinien, deren Verwendbarkeit jedoch dadurch herabgesetzt wird, dass das Durchbruchsthal an einer Stelle eingeschnitten ist, wo die grosse Ein- heitlichkeit der Bodenzusammensetzung und die geringe verticale Gliederung der wenig gestörten Schichten eine Eintheilung weniger dringend erheischen, als dies in anderen Gegenden der Fall wäre. Mit Zuhilfenahme einiger tiefer hereinreichenden, der Save oder Adria tributären Wasseradern, ferner der oberirdischen Laufstücke der Karstflüsse, sowie der mehr oder weniger ausgedehnten Poljen bringen wir eine Gliederung zu Stande, die freilich nicht allerorts als die allein mögliche zu betrachten sein wird. Wir können das illyrische Karstland, das eine ausgesprochen südöstliche Streich- richtung aufweist, in zwei Zonen zerlegen: die eigentlichen „illyrischen Küsten- zonen“, deren Hauptbaustein der Kreidekalk ist, und die langgestreckte Reihe der „westbosnischen Kalkplateaux“, in denen Jura- und Triaskalke vorwiegen. Wir beginnen mit den letzteren. Die westbosnischen Kalkplateaux bilden einen continuirlichen Zug fast hori- zontal gelagerter Kalkbänke der älteren mesozoischen Formationen, die bei bedeutender Seehöhe relativ wenig gegliedert sind. Ihre Anfänge sehen wir in den Terrassen an der Kulpa und Glina; von hier reichen sie in rein südöstlicher Richtung über das Durchbruchsthal der Narenta bis zum Cemerno, wo sie die Linie Gacko — Sutjeska vom Hochgebirge der Crna gora scheidet. Wir gehen bei unserer Eintheilung in der Weise vor, dass wir die deutlich über das Plateau hervorragenden Rücken und Massive durch allerdings nur relative Tiefenlinien gegen einander abzugrenzen suchen, diejenigen Er- hebungen jedoch, deren Trennung ohne Gewaltsamkeit nicht durchführbar wäre, im Verbände einer Gruppe belassen. Die Benennung der einzelnen Abschnitte erfolgt in der Regel nach ihren Culminationen. Die Tiefenlinie, welche die westbosnischen Kalkplateaux von den illyrischen Küsten- zonen trennt, verläuft folgendermassen: Severin (Kulpa) — Stubica — Vrbovsko — Ogulin — Sluin — Korana — Vaganac — Bihac — Una — Grahovo— Livanjsko polje — Livno — ^upanjac — Ugrovaöa — Mostarskoblato — Mostar — Blagaj — Nevesinje — Nevesinjsko polje — Zalomska — Musica — Gacko polje. 1. Als erste Gruppe der westbosnischen Kalkplateaux tritt uns im Norden die Gruppe des Karlstädter Karstlandes und der Petrova gora entgegen. Für die von L. B. B. abweichende Gruppirung mag in erster Linie das Bestreben als Recht- fertigung dienen, die Demarcationslinien in thunlichste Uebereinstimmung mit den Formationsgrenzen zu bringen, zumal die Gleichförmigkeit des Reliefs kaum irgendwo besonders auffallende Tiefenlinien bietet. So wählte ich unter den mancherlei denkbaren Linien die mit geologischer Berechtigung, soweit als dies ohne Gewaltsamkeit möglich war. Das Karstland westlich von Karlstadt bildet eigentlich die Vorstufe zum Plateau von Hochcroatien, besteht hauptsächlich aus triassischen und cretacisehen Kalken und ist ausserordentlich öde. Bei Karlstadt ist ein Aufbruch älterer Kalkmassen unter der Kreide zu beobachten, der aber bald durch tertiäre und jüngere Schichten im Osten Band VIII. 21 322 III. Naturwissenschaft. verdeckt wird.1) Oestlich ist die aus paläozoischen und neogenen Bildungen zusammen- gesetzte Hügelgruppe der Petrova gora vorgelagert, die den Raum zwischen Glina, Radonja, Korana und Kulpa erfüllt; auch der Flyschcomplex ist hier bereits vertreten. Dieses Hügelland erscheint mir zu wenig individualisirt und zu sehr mit dem Karst- plateau verwachsen, um eine völlige Sonderstellung zu begründen; auch dürfte eine geeignete Tiefenlinie kaum zu finden sein. Immerhin ist innerhalb dieser wie der folgenden Gruppe die Unterscheidung zwischen dem Karst- und Hügelland aufrecht zu erhalten und mag auch im Namen zum Ausdrucke gebracht werden. Die absolute Höhe ist nirgends bedeutend; das Plateau, dem eigentliche Erhebungen fehlen, ist durchschnittlich 200 — 400 M. hoch, die namhafteren Höhen im NW. (Glozec 696 M., Komarica 640 M.) erreichen nicht 700 M. Die Petrova gora culminirt im Petrovac mit 507 M. 2. Das Glinakarst- und Hügelland ist im Allgemeinen von verwandter geo- logischer Zusammensetzung; auch hier können wir Triaskalke im Süden von Hügeln aus paläolithischen, neogenen und Flyschgesteinen im Norden scheiden. Das weder absolut noch relativ bedeutende Kalkplateau ist, wie schon die Karte lehrt, viel stärker gegliedert als der Karlstädter Karst. Auffallend ist der Reich thum an oberirdischen Flussläufen; das weit verzweigte Geäder der Glina, Korana und Una und ihrer Zu- flüsse hat von dem überwiegenden Theile des Plateaus Besitz ergriffen, so dass das- selbe mit Ausnahme seines Antheils am cretacischen Kalkgebiet in echtes, theilweise sogar bewaldetes Hügelland aufgelöst ist. Auch hier documentirt sich also die geringere Widerstandsfähigkeit triassischer Kalke gegen die Angriffe des rinnenden Wassers. Zu erwähnen sind auch noch einige Neogeneinschlüsse im Kalk (Jezerski, Krupa, Cazo, Zut, an der Blatnica). Tietze2) bemerkt über die geologischen Verhältnisse noch Fol- gendes: im Norden werden die höheren Bergformen hauptsächlich durch den eocänen Sandstein bedingt, der überhaupt einen Hauptantheil an der geologischen Zusammen- setzung dieses Gebietes besitzt. Im Süden gewinnen triassische Kalkmassen und noch ältere Gesteine für die Bergbildung erhöhte Bedeutung. Die jungtertiären Ablagerungen bilden mehrere dem Gebirge nördlich vorgelagerte Hügelreihen, die nicht selten busen- förmig in das durch die älteren Gesteine zum Theil dargestellte Festland der neogenen Periode eingreifen und letztere an manchen Stellen (wie beim Bade Topusko) so über- decken, dass nur die Flussränder eine Kenntniss der Unterlage ermöglichen. Im Norden tauchen die vorneogenen Bildungen sogar nur inselförmig aus der jüngeren Bedeckung auf.3) Im Gebiete der triassischen Kalke ist die höchste Aufragung die Gomila mlada an der Una mit 797 M. ; sonst wird die Höhenlinie von 500 M. kaum überschritten. In der Neogenvorlage misst die Ljubina 604 M., der Culumak 570 M., die Kokirna 535 M. Diese von Glina — Maja — i^irovac — Una — Bihac — Vaganac — Korana umschlossene Gruppe zusammen mit dem bis zur Kulpa sich erstreckenden, von Glina, Korana und der Linie Sluin — Severin begrenzten Karlstädter Karstlande und der Petrova gora theilt L. B. B. durch die ziemlich künstliche Linie Möttling — Leskovac — Krupa in das „Hoch- land an der Korana“ und das „Bergland an der Glina“. Schon gegen die Nomenclatur ist einzuwenden, dass es doch dem Sprachgebrauche nicht entspricht, ein niedriges Karstplateau „Hochland“ und eine Hügellandschaft von 300 — 400 M. relativer Erhebung 9 Tietze, Jahrb. der geol. Reiclisanstalt 1873, S. 30. 2) Jahrb. der geol. Reiehsanstalt 1872, S. 254. 3) Ueber die Gesteine vgl. 1. c., S. 255 ff. Lukas. Orographie von Bosnien nnct der Hercegovina. 323 „Bergland'" zu nennen. Davon abgesehen, schien mir, namentlich im Hinblick auf die hydrographischen Verhältnisse, eine auf die Streichungsrichtung senkrechte orographische Scheidelinie in diesem Gebiete vorzuziehen, zumal sich das breite, tief eingreifende Thal der Glina sehr wohl für diesen Zweck eignet. Auch für das Folgende muss ich eine Bemerkung vorausschicken. L. B. B. halbirt das ganze grosse Gebiet zwischen Una und Narenta, zu dem wir jetzt übergehen, durch die Linie Unac — Glamocko polje — Kupres und bezeichnet die eine Hälfte als das „Plateau von Petrovac“, die andere als das „Gebiet der Dinarischen Alpen“. Gegen die erstere Benennung habe ich das bereits geäusserte Bedenken, dass nämlich kleine Ortschaften erst in letzter Linie zur Namengebung zu verwenden seien; auch scheint mir die von L. B. B. gewählte Trennungslinie besonders zwischen der Vitorog und Cincer planina wenig passend. Im Uebrigen halte ich es für nothwendig, hier eine weitergehende Gliederung vorzunehmen, wozu die geologischen und tektonischen Ver- hältnisse immerhin einigen Anhalt bieten; wir erhalten auf dem oben angegebenen Wege eine Anzahl von Gruppen, die freilich nicht allseits mit wünschenswertlier Schärfe gegen einander absetzen, die aber doch einigen Anspi’uch auf Selbstständigkeit erheben dürfen. Der auffallendste Unterschied gegen die beiden bisher behandelten Abschnitte der west- bosnischen Kalkplateaux ist die ungleich grössere Höhe der nun folgenden Plateaux und Bergrücken mit allen physischen und anthropogeographischen Consequenzen, die sich daraus ergeben. 3. Den Anfang macht die Gruppe der Grmeb und Majdanska planina, die von der Linie Una — Unac — Petrovac — Sana umschlossen wird. Ausser dem Kalkplateau muss noch die paläozoische Majdanska planina hier eingereiht werden, da die paläo- zoische Entblössung der Krajna, der sie angehört, abgesehen von ihrer geringen Aus- dehnung, nur die untergeordnete Rolle eines Vorlandes oder einer Abdachung des Kalkplateaus spielt, von dem sie durch keine orographisch deutlicher ausgesprochene Linie getrennt ist. Die Grme6 planina selbst ist ausschliesslich aus mesozoischen Kalken aufgebaut; die Mitte, gewissermassen das Rückgrat, wird von cretacischen Kalken ge- bildet, um die sich jurassische und triassische Bildungen in ähnlicher Entwicklung an- legen. Gleich jenseits der Una hört der normale Abfluss des meteorischen Wassers auf, es beginnt eine echte Karsthochfläche mit nordwestlicher Abdachung und nach- stehenden Gipfelpunkten: Crni vrh 1604 M., Javornjaca 1480 M., Gredoviti vrh 1209 M., Kozjan 1071 M., Velika kosa 837 M., letztere unmittelbar zur Una abstürzend. In der, wie schon der Name andeutet, an Mineralschätzen reichen Majdanska planina1) er- reichen Rumjevica 527 und Crkvina 650 M. 4. Die Linie vom Bihacer Neogen und Alluvialbecken zum Polje von Petrovac trennt die Grmec planina von einem parallelen Zuge mit ähnlicher geologischer und morphologischer Beschaffenheit, der Osjecenica planina, welche ihre Fortsetzung in der Klekovaca findet. Darnach bezeichnen wir diese Gruppe als die der Osjecenica- Klek ovaca planina. Auf triassischer Unterlage liegt eine cretacische Decke, die die höchsten Gipfel bildet. Ausser den mesozoischen Kalken wäre nur die kleine Neogen- mulde von Drvar am Unac zu erwähnen. Der orographischen Abgrenzung bieten sich hier bereits ernstliche Schwierigkeiten. Es handelt sich hauptsächlich darum, auf dem einförmigen, ungegliederten Hochplateau einigermassen zusammenhängende, wenigstens relative Tiefenlinien ausfindig zu machen. Einen Anhalt gewähren uns da die Strassen- züge, die naturgemäss diese Linie sorgfältig aufsuchen und ihnen nach Thunlichkeit l) v. Mojsisovics, Grundlinien, S. 80. 21* 324 lll. Naturwissenschaft. folgen. So erhalten wir als beste Umgrenzung unserer Gruppe die folgende: von Biha6 gehen wir Una aufwärts bis Ripac; hier verlassen wir den Fluss und folgen der Strasse, die bis zum Bjelajsko polje einer ausgesprochenen Furche folgt. Ueber das Medeno polje erreichen wir, immer in 500 — 800 M. Seehöhe, Petrovac.1) Von hier führt uns die Strasse über eine Reihe paralleler Rücken von geringerer absoluter Höhe zur Sana bei Kljuc hinab. Nun begleiten wir die Sana bis über ihre Quellen hinaus nach Zdrujc, wo uns abermals eine Strasse den geeignetsten Anstieg auf das Plateau zeigt und uns in südwestlicher Richtung, also in rechtem Winkel auf das deutlich ausgeprägte Streichen über Potok-Rujni6i nach Vaganj podkraj bringt, dem südlichsten Punkte der in Rede stehenden Gruppe. Nun wenden wir uns in nordwestlicher Richtung nach Rore und zu den Unacquellen, von wo an Unac und Una eine brauchbare Scheidelirie darbieten. Die bedeutendsten Höhen finden sich am Südwestrande, sie übertreffen noch die der Grme6 planica: Osjecenica 1795 M., Vk. Ljutos 1168 M., Vk. Klekovaca 1961 M., Ml. Klekovaca 1761 M., Javora kosa 1431 M. find Gola kosa 1650 M.; letzterer parallel verläuft auch die Srnetica planina (Miljakusa 1370 M.), die von der Grmec planina durch einen tieferen Einschnitt getrennt ist als von der Klekovaöa, weshalb wir sie hierher ziehen. 5. Als nächster Parallelzug reiht sich die langgestreckte Sator-Staretina planina an, wozu wir alle Rücken und Erhebungen ziehen, die innerhalb der Linie Una — Radjenovic — Trubar dolove — Grahovo — Livanjsko polje — Priluka — Glamocko polje— Rore — Unac gelegen sind. Während der Norden, das Gebiet des Jedovnik, der Trias angehört, herrschen im Hauptzuge Jura- und Liasbildungen weitaus vor, jedoch mit schmalen Streifen neocomer2) und neogener Süsswasserbildungen am Steilabsturz gegen das Polje von Livno; letzteres scheint grösstentheils von lignit- und kohlenführenden Bildungen erfüllt zu sein, namentlich ein schönes, 1 M. mächtiges Glanzkohlenflötz am Fusse der Tusnica planina verdient Beachtung.3) Der Absturz gegen das Glamocko polje vollzieht sich unter ähnlichen Bedingungen, nur tritt an Stelle des Neocom die Trias. Während im N. Sjenica 1114 M., Metla 1264 M., Jedovnik 1538 M., Goli vrh 1594 M. erreichen, steigt der grosse Öator auf 1872 M., die Bukovina kosa auf 1675 M., die Gola kosa oberhalb Vrbica noch auf 1627 M. 6. Als Gebiet der Cinöer und Vitorog planina bezeichnen wir das hohe, rauhe wenig gegliederte Plateau zwischen dem Polje von Glamoc und dem Vrbas (Skoplje), eine Gruppe, deren Umrandung durch folgende Linie gegeben erscheint: Glamocko polj e — Livno — Zupanj ac — Kupres — Bugoj no — V rbas — Jaj ce — V arcar V a kuf — Klju6 — Sana (^drnje) — Vaganj podkraj. Die Hauptbodenbildner sind triassische, im W. jurassische Kalke, während im E. auch noch ein nicht unbeträchtliches Areal von paläozoischen Bildungen eingenommen wird und ein Theil des Ökopljer Tertiärbeckens diesseits der orographischen Hauptscheidelinie Bosniens bleibt, ein Umstand, der schon gelegentlich der Besprechung des bosnischen Erzgebirges die erforderliche Begründung gefunden hat. Der Culminationspunkt ist der Gipfel des grossen Cincer im S. mit 2006 M.; die central gelegene Vitorog planina erreicht nur 1907 M., der Smiljevac 1647 M. Die bekannten Hochflächen der Krug planina (Borovo glava), Krbljina planina, Cardak planina ge- hören zu den unwirthlichsten Gegenden des Karstes, schon infolge ihrer bedeutenden 0 v. Mojsisovics, 1. c., S. 69 ff. 2) v. Mojsisovics, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 256. 3) A. a. O., S. 256 — 257; Grundlinien, S. 67 ff. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hereegovina. 325 absoluten Höhe; sinken doch nur wenige Randgebiete unter 1000 M. Freundlicheren Charakter besitzt das mit schönem W ald bestandene paläozoische Mittelgebirge der Ostabdachung, das L. B. B. in orographisch kaum zu rechtfertigender Weise mit dem Massiv der Zec planina zum „Prozorer Mittelgebirge“ vereinigt. Der dem Kalkplateau gegenüber durchaus untergeordneten Rolle dieser paläozoischen Züge entsprechen auch die bescheideneren Höhenzahlen: Dimitor 1483 M., Lisina gora 1338 M., Rasoje 1514 M., Dekala 1535 M. 7. Im S. schliesst sich nun an: die Gruppe der Radusa und Cvrstnica planina, deren geologische Zusammensetzung wesentlich verwickelter ist. Es herrschen westlich vom Vrbas ältere als Kreidegesteine; im N. der Radusa planina finden wir einen Auf- bruch von Grauwacken, Werfener Schiefern, rothem Sandstein, wozu auch die gyps- führenden Schichten der Radusa gehören. Der Triaskalk zerfällt in eine untere massige, bei Kupres von Melaphyren begleitete und in eine höhere, dem Hauptdolomit vergleich- bare Gruppe. Höher folgen gelbe fossilarme Kalke der Juraformation.1) Während die Radusa der Trias angehört, wird die Cvrstnica von Jurakalken überlagert. Mächtig entwickelt ist in dieser Gruppe die ältere Trias in Gestalt von Werfener Schiefern, sowie auch allenthalben jungtertiäre Beckenausfüllungen zu bemerken sind. Der Süden wird bereits vom Kreidekalk eingenommen. Wir begrenzen die Radusa-Cvrstnicagruppe durch die Linie Bugojno — Velka Vrata (1384 M.) — Kupres — Öuica — ^upanjac — Drina — Cigansko brdo — Ugrovaca — Mostarsko blato — Mostar — Narenta — Rama — Prozor — Ma- kljensattel — Vrbas. Die Gruppe gipfelt in der Cvrstnica, die mit 2228 M. den zweit- höchsten Gipfel des Landes darstellt. Die Vranj planina erhebt sich auf 2074 M., die Radusa auf 1956 M. Die Reihe der westbosnischen Kalkplateaux setzt sich jenseits der Narenta fort, deren tiefes Durchbruchsthal hier, wie schon bemerkt wurde, ein völlig einheitliches Gebiet zerschnitten hat. Vorher müssen wir jedoch jenes interessanten dioritischen Eruptivstockes in Kürze gedenken, durch den sich die Narenta zwischen Rama und Jablanica hindurchgezwängt und der darum mit je einer Hälfte den beiden angrenzenden Abschnitten angehört.2) Im Liegenden des über 3 Km. Narenta aufwärts anstehenden Eruptivgesteins, das wie ein Pfahl in den sedimentären Schichten steckt und annähernd ein Viereck bildet, finden wir nordwestlich einfallende, dunkle, weiche Schiefer und knollige Kalke (die sogenannten Praporacgesteine), die bei Jablanica das höchste Glied der Werfener Schichtenserie darstellen. Im W. ist der Stock von jüngeren triassischen Kalken und Dolomiten umgeben; er selbst dürfte mitteltriassiscli sein. Die Westgrenze gegen die Plazagruppe bildet eine anscheinend jüngere Bruchlinie; eine obere Altersgrenze des rein körnig entwickelten, meist aus frischem durchsichtigen Feldspath bestehenden Eruptivgesteins lässt sich vorläufig nicht angeben.3) 8. Jenseits des Narentadurchbruches erhebt sich steil die Prenj planina und hre südöstliche Fortsetzung, die Velez planina, wohl einer der schönsten und statt- ichsten Hochgebirgsstöcke des Occupationsgebietes, wozu die Lage im Narentaknie wesentlich beiträgt. Denn dadurch ist eine Anzahl von Standpunkten ermöglicht, die finen Ueberblick und ein wirksames Hervortreten des Hochgebirgszuges gestatten, ein Vorzug, der den meisten anderen Massiven fehlt. Von drei Seiten bildet das Narenta- hal die orographische Grenze, gegen Südosten wählen wir die Linie Mostar— Blagaj — *) v. Mojsisovics, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 256. 2) Bittner, Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1888, S. 334 — 341. 3) C. v. John, Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1888, S. 342 — 354. 326 III. Naturwissenschaft. Nevesinje (892 M.)— Zimlje Han 879 M. — Glavaticevo 349 M. Auf triassischer Unter läge sind grössere Reste der ehemaligen Juradecke erhalten; der Abfall gegen die Narenta ist mit Werfener Schichten, paläozoischen Bildungen und Neogen gesäumt. Bei Konjica trifft die Narenta zum zweiten Male auf den schon von Glavaticevo her- ziehenden Werfener Schieferzug, den sie nochmals verlässt, um das Tertiärbecken von Konjica zu durchfliessen und erst bei Ostrozac wieder betritt. Dieses mittlere Stück ihres Laufes ist gleichzeitig auch das landschaftlich schönste, „ein Stück fruchtbaren bosnischen Bodens an die hercegovinische Steinwüste angegliedert“.1) Nördlich von Konjica steigen die tertiären Massen hoch an und enthalten Salztümpel und -Quellen (Donjeselo). Bei Ostrozac taucht wieder Kalk empor. Darüber lagern südlich von Jablanica dickbankige, schwarze, weissgeaderte Kalke mit Mergellagen, dann weisser zerbröckelnder, dolomitischer Kalk; darüber Tuff, abermals Dolomit, dann die mächtigen, wohlgeschichteten Kalke des Narentadefiles, die, anfangs flach nach S. fallend, zwischen Sjenice und Mostar stärker gestört sind.2) Bei Jablanica lassen sich zwei Flussterrassen an der Narenta beobachten (die Jablanicaer Kaserne steht auf einer solchen); das Material ist Diorit, Schiefer, besonders aber Kalk und Dolomit, dieser in dünnen Schalen, deren Inneres zellig zerfressen und mit loser Dolomitasche erfüllt ist.3) Die Prenj planina trägt an ihrem Südrande eine ganze Reihe stolzer, den grössten Theil des Jahres schneebedeckter Hochgipfel; von N. her greifen Zuflüsse der Narenta mit ihren Thälern tief in das Massiv ein und geben so Veranlassung zu grossartigen Thalschlüssen (Bjelathal). Die bedeutendsten Culminationen sind: der eigentliche Prenj- gipfel 1916 M., Cetinje 1992 M., Lupoglav 2102 M.; im Zuge der Prenj planina, die ausser den genannten noch Gipfel von 2059, 2000, 2055 und 2123 M. aufweist, erheben sich auch die Velka Kappa 2004 M., der Osobac 2026 M., die Borasnica 1887 M., der Ivamenac 1843 M., endlich der Velez mit 1969 M. 9. Morinje. So heisst im engeren Sinne nur eine Landschaft im Centrum der Gruppe, die wir als Schlussstück des Zuges der westbosnischen Kalkplateaux nunmehr besprechen wollen. Von Zimlje Han ziehen wir die Südwestgrenze über das Neve- sinjsko polje zur Zalomska und Musica, über das Polje von Gacko; Cemerno und Klobuöaricathal führen uns ins Thal der Narenta, der wir bis Glavaticevo folgen. Das Gebiet der Morinje umfasst bereits zum grösseren Theile cretacische Kalke, die auch schon die rein südöstliche Streichrichtung der illyrischen Küstenzonen aufweisen; be- sonders deutlich tritt dies zwischen Gacko und dem Cemerno hervor, wo ein ganzes System nach NE. einfallender Schichten von festem und mergeligem Kalke, Mergel- schiefer und Schiefermergel mässig nach SE. streicht.4) Der nordwestliche Abschnitt der Morinje hat übrigens noch Antheil an den jurassischen und triassischen Pla- teaux; ausserdem verdienen die Alluvial- und Neogenausfüllungen der Poljen, besonders aber die Sandsteine und Mergel des Flyschcomplexes an der oberen Narenta Beachtung. Die Flyschzone ist im SW. unterlagert von einem constant nordwestlich streichenden Kalkzuge, dieser ist wieder unterteuft von mergeligen Gesteinen, die einen guten Gias- boden abgeben. Gegen die Tiefe zu herrschen Kalke vor, die den Uebergang zum Karst von Gacko herstellen. „Die Flyschzone stellt eine innerste und jüngste Partie vor, welche aber nordwestlich muldenförmig bei Ulog ausläuft, da sich hier die tieferen 9 Bittner, Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1888, S. 322. 2) Bittner, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 260. 3) Bittner, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1888, S. 162; Grundlinien, S. 261. 4) Bittner, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 287. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. 327 kalkigen Ablagerungen in Cervanj und Velez zu bedeutenden Höhen herausheben.“1) In dieser mit den herrlichsten Buchenwäldern bestandenen Flyschzone, die das hercego- vinische Karstgebiet im S. von dem wohl vorherrschend aus Triaskalkmassen bestehenden Hochgebirge der Tovarnica und Dumos planina im N. trennt, liegen Quellgebiet und Oberlauf der Narenta. Sie durchbricht von Ulog an in wilder, ostwestlich gerichteter Schlucht die Kalkzonen, bis sie bei Glavaticevo eine sehr auffallende tektonische, mit einer nordwestlichen Einsenkungszone verbundene Störungslinie erreicht, die sie aber nicht benutzt, sondern, sich nördlich davon haltend, wühlt sie ihr Bett in grösstentheils dolomitischen Triaskalkmassen aus.2) In der Gegend des Cemerno taucht die Flysch- zone unter die gewaltige Kalkmasse des Sutjeskadurchbruches hinunter, wodurch ähnliche Verhältnisse geschaffen werden wie beim Narentadefile.3) Die Seehöhe der Morinje ist durchwegs eine bedeutende, auch die tiefsten Stellen der Poljen sinken nicht unter 800 M. ; hingegen sind die aufgesetzten Höhenrücken relativ und absolut weniger bedeutend. Die (Jrvanj planina steigt im Zimomor auf 1921 M. an; der die oberste Narenta begleitende Steilrand culminirt im i^ivanj 1695 M. und in der Medieva glava 1602 M., die meisten übrigen Gipfel halten sich zwischen 1200—1600 M. Mit der Morinje ist die lange Reihe der westbosnischen Ivalkplateaux abgeschlossen; wir stehen am Westabfall des montenegrinischen Hochgebirges, der „Brda“, die bereits im vorigen Hauptabschnitte ihre Stelle fand. Vom Cemerno kehren wir wieder nach N zurück, um das vierte orographische Hauptstück Illyriens zu besprechen. Es sind dies die illyrischen Küstenzonen. Der Name soll einerseits den litoralen Charakter der die Adria begleitenden Gebirgszüge, andererseits die infolge des deutlich ausge- sprochenen südöstlichen Streichens zonengleiche Nebeneinanderreihung der Bildungen zum Ausdrucke bringen. Dann wird dadurch auch der irrthümlichen Auffassung vor- gebeugt, als hätten wir es mit einem System von Kettengebirgen zu thun; die illyrischen Küstenzonen sind im Gegentheile noch ausgesprochenere Plateaux als die eben be- handelten, wenngleich es keineswegs an Rücken fehlt, die auf Grund mehrfacher An- klänge an alpine Verhältnisse von ferne thatsächlich den Eindruck deutlicher Ketten- gebirge hervorrufen. Die Plateau- und Karstnatur ist hauptsächlich an die unbestrittene Vorherrschaft des Kreidekalkes geknüpft. Zahlreiche in der Streichungsrichtung sich erstreckende Poljes aller Grössen stellen ebenso viele Culturoasen dar, die dann aller- dings umsomehr von der trostlosen Oede der sie umgebenden Karstlandschaft abstechen; vielfach setzt auch die grosse absolute Höhe ihren Werth wesentlich herab (Kupresko polje 1100—1200 M.). Im Allgemeinen werden jedoch hier nicht so grosse Höhen erreicht als im Gebiet der westbosnischen Ivalkplateaux, die Höhe von 2000 M. wird von den Küstenzonen nicht mehr überschritten. Der befruchtende Einfluss des Meeres ist schon infolge des mauergleich abfallenden Plateaurandes fast überall auf den küstennächsten Streifen, ja auf die Küste selbst beschränkt, wo ihm allerdings auch der wieder etwas reichlicher auftretende Flyschsandstein vielfach zu Hilfe kommt. Während in das Gebiet des vorhergehenden Hauptabschnittes von den Gruppen L. B. B.’s das „Hochland an der Korana“ und das „Bergland an der Glina“ zum grösseren Theile, ferner das „Plateau von Petrovac“ ganz, das „Gebiet der Dinarischen Alpen“ 0 Bittner, a. a. O., S. 292. 2) Bittner, Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1888, S. 321. 3) Bittner, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 287. 328 III. Naturwissenschaft. 1 und das „südkercegovinische Terrassenland“ theilweise hereingehören, haben wir es hier mit folgenden sechs fast durchwegs sehr ausgedehnten Gruppen unseres Vorgängers zu thun: „Plateau von Hocheroatien“, „nord dalmatinisches Flachland“, „Gebiet der Dinarischen Alpen“, „südhercegovinisches Terrasseuland“, „Crnagora“ (mit mehreren Unterabtheilungen) und das „Gebiet der Rumia“, wozu endlich noch die dalmatinischen Inseln treten, mit denen wir uns aber in diesem Zusammenhänge nicht weiter be- schäftigen wollen. Es mag hier gleich betont werden, dass ich mich im Wesentlichen mit diesem Vorgänge einverstanden erklären kann. Die grosse Ausdehnung der einzelnen Ab- schnitte erscheint durch die ausserordentliche Gleichförmigkeit und Monotonie der Land- schaften gerechtfertigt; eine viel weitergehende detaillirtere Gliederung des Gebietes ist kaum zu fordern. Schon äusserlick mag sich der Charakter dieser litoralen Striche dadurch ausdrücken, dass hier von einer regulären Gliederung wie anderwärts am allerwenigsten die Rede sein kann. Im stelle im Ganzen vier Abschnitte auf mit einigen Unterabtheilungen. 1. Zuerst tritt uns entgegen das Plateau von Hocheroatien, das wir mit L. B. B. in folgender Weise umgrenzen: Fiume — Louisenstrasse (902 M.) — Kulpa — ■ Severin — Vrbovsko — Ogulin — Sluin — Korana — Vaganac — Biha6 — Una — Kupirovo(796M.) — Zermanja. Durch eine von Zengg südöstlich gezogene Linie scheiden sich sofort die Massive der Kapella und des Velebit. Tektonisch ist der croatische Karst eine grosse, von NW. nach SE. gerichtete doppelte Aufbruchswelle triassischer Gesteinsmassen, die zu beiden Seiten, namentlich im E., von Kreide begleitet sind. Im W. beschränkt sich diese Begleitung auf einen schmalen, vielleicht nicht einmal continuirlichen Streifen an der Küste, d. h. die betreffenden Schichten sind entweder unter das Meeresniveau ver- sunken oder weggewaschen. Indessen müssen auch die vorliegenden Inseln zur cre- tacischen Begleitzone gerechnet werden, womit Eocän verbunden ist. An einigen Stellen scheinen isolirte Kreidepartien auch im Triasgebiete aufzutreten.1) Das Plateau besteht also fast nur aus mesozoischen Kalken, und zwar der Kreide, oberen und mittleren Trias. Die auch hier vorhandenen Poljen sind mit neogener und diluvialer Terra rossa erfüllt. Daneben spielen Jura und Paläozoicum eine nur geringfügige Rolle. Das hoch- croatische Plateau ist mehrfach gefaltet; die Hauptwellen sind bezeichnet durch den Zengsko bilo (die nördliche Fortsetzung des Velebit) und die Kapella. Dazwischen und nordöstlich von der Kapella sind eine Anzahl kleinerer Falten festgestellt.2) Die beiden Hauptwellen umschliessen eine grosse Kreidekalkmulde, von einigen secundären Falten durchbrochen, mit drei grösseren Poljen (Gacko-Otoöac 459 M., Lika-Gospi6 565 M., Krbava 650 M.). Die östliche und westliche Aufbruchswelle, Kapella und Velebit, er- scheinen orographisch als hohe Randgebirge mit steilen und kahlen Westgehängen und sanft stufenförmiger, von Wäldern bedeckter Ostabdachung, entsprechend dem nach SW. überkippten Faltenbaue.3) Die Westgehänge und den Absturz des croatiscken Karstes zum Quarnero stellte bereits J. v. Lorenz in einem Profil dar, das in gewisser, Beziehung für den Absturz der illyrischen Küstenzonen zur Adria überhaupt als typisch bezeichnet werden kann.4) In geologischer Beziehung folgt auf den älteren liburnischeni !) E. Tietze, „Geologische Darstellung der Gegend zwischen Kallstadt und dem nördlichen Theile des Canals della Morlacca“. Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1873, S. 30ff. 2) Ders., a. a. O. 3) Supan, Oesterreich-Ungarn, S. 304. 4) „Geologische Recognoscirungen im liburnisclien Karst.“ Jahrb. der geol. Reichsanstalt 1859. S. 332—345. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hereego vina. 329 Karstkalk Sandstein, dann Nummulitenkalk und Nummulitensandstein; orographisch unterscheiden wir den Plateaurand, eine oberste, mittlere und unterste Gehängestufe, die beiden letzteren durch eine langgezogene Thalspalte (Vinodol) von einander ge- trennt. Die höchsten Erhebungen des durchschnittlich 500 — 1000 M. hohen croatischen Plateaus sind im Zuge der grossen Kapella die Biela Larica (1533 M.), im Zuge des mauergleich den Quarnero abschliessenden Velebit, dessen scharf ausgeprägte Spitzen- und Zackencontour sich doch einfacheren Linien unterordnet, der Vaganjski vrh (1758 M.) und der Monte Santo (1753 M.).1) 2. Die südliche Fortsetzung des hochcroatischen Plateaus bildet das norddalma- tinische Hügelland, das, theilweise in parallele Inselzüge aufgelöst, die Streichungs- richtung und zonengleiche Anordnung der Bildungen wohl am reinsten zum Ausdrucke bringt. Diese durch die Linie Zermanja — Knin — Cikola — Clissa — Salona begrenzte, von der Erosion grösstentheils schon in Hügelland umgewandelte ehemalige Kreidetafel ist * durch eine grosse tertiäre Flyschauflagerung, die sich von der Novigrader Bucht bis über die Cikola hinaus erstreckt, sowie durch zahlreiche eoeäne Parallelstreifen der liburnischen Stufe und quartäre Bildungen der Hauptsache nach ihres Karstcharakters beraubt, wenigstens erfreut sie sich auf bedeutende Strecken hin unter den belebenden Strahlen einer südlichen Sonne der üppigsten Vegetation. Um diesen Abschnitt „Flach- land“ zu nennen, wie dies L. B. B. thut, dazu scheint mir die verticale Gliederung doch allzu entwickelt; das ohnehin undulirte Land ist durch die Arbeit des rinnenden Wassers im Grossen und Ganzen in echtes Hügelland verwandelt. All’ das hindert aber doch nicht, dass an das Vorherrschen cretacischer Kalke ödes Karstland gebunden ist, das ziemlich unvermittelt und scharf an die Culturoasen stösst, selbst unmittelbar an der Küste, wie z. B. an der herrlichen Bucht von Sette Castelli. Die Höhen sind, den Verhältnissen eines Hügellandes entsprechend, niedrig. Die Jurasinka ober Karin hat 674 M., die Mose6 planina erreicht im Kicin 796 M., der Movran misst 843 M., der Monte Tartaro bei Sebenico 496 M. Der Plateaurand, der den Canale dei Castelli im N. so schön abschliesst und orographisch wie geologisch die grösste Aehnlichkeit mit dem Absturze des Triestiner Karstes aufweist, hält sich zwischen 500 — 780 M. (Koziak). Die höchste Erhebung stellt jedoch der isolirte Monte Promina dar mit 1148 M. Ausser den genannten Höhen werden nur ausnahmsweise 300 — 400 M. überschritten. 3. Das System der Dinarischen Alpen fasst den Rest der nördlich der Narenta noch verbleibenden Gebirge zusammen. Es sind fast ausnahmslos der Kreide angehörige Gesteine, um die es sich hier handelt; nur im nordwestlichen Theile werden Trias- und Jurabildungen, sowie Cosinaschichten hereingezogen, während der ganze Zug der Länge nach von schmalen Nummulitenkalkstreifen durchsetzt ist. An der Küste steht Flysch- sandstein an. Die orographische Umgrenzung wird durch die Linie Narenta — Mostarslco blato — Ugrovaöa — Duvanjsko polje — Zupanjac — Livno — Livanjsko polje — Grahovo — Trubar dolove — Radjenovi6 - Unaquelle — Kupirovo — Zermanja — Pagjene (344 M.) — Kerka — Knin — Siveric — Cikola — Neoric — Clissa — Salona dargestellt. Eine Linie von Knin über Kievo (539 M.) zur Cetina nach Sinj, weiter die Strasse nach Imoski — Tihaljina — Tre- bezat — Narenta würde die eigentliche Dinara vom dalmatinischen Küstengebirge scheiden. Der Name des „Dinarischen Systems“ ist hier, wie wohl stets, weiter gefasst und über den Dinarazug im engeren Sinne hinaus ausgedehnt; den Begriff jedoch so weit J) Vgl. Stacke, „Liburnische Stufe“. Abhandl. der geol. Reichsanstalt 1889, S. 3 ff, 330 III. Naturwissenschaft. zu fassen wie L. B. B., cler sämmtliche Gebirge und Hochplateaux zwischen Narenta und Una — Butisnica bis zur Linie Unac— Kupres — Rama im E. als „Gebiet der JDi- narischen Alpen“ bezeichnet, scheint mir aber doch nicht mehr zulässig. Ein Gebirgs- theil von dieser Grösse, der immerhin genügende orographische Differenzen in sich schliesst, die eine weitergehende Gliederung nicht nur rechtfertigen, sondern förmlich verlangen, kann nicht als untheilbares Ganze in einer systematischen Gebirgseintheilung figuriren, wie schon oben angedeutet wurde. Ausser im E., wo wir die Sator-Stai'etina, Cincer-Vitorog und Radusa-Gvrstnica planina vom Dinarischen System ausschliessen, weicht unsere Umgrenzung auch im NW. von der L. B. B.’s ab, indem wir hier die Scheide gegen den Velebit statt ins Thal der Butisnica, ins Thal der oberen Zermanja und über den niedrigen Sattel von Kupirovo legen, da erst an dieser Linie der Dinara- zug gegen das croatische Plateau deutlich absetzt. Der Hauptzug des dinarischen Gebirges, der namentlich zwischen den Poljes von Livno und Sinj, von beiden Seiten gesehen, einen imposanten Anblick darbietet, ist ein echtes Karsthochgebirge, das, langgestreckt und schmal, doch mehr an die Verhältnisse der Kalkalpen erinnert und daher mit grösserem Rechte alpin genannt werden kann als irgend ein anderes Gebirge Illyriens; man darf stellenweise von einem wirklichen Kamme reden. Die Bezeichnung „Dinarische Alpen“ ist um so eher festzuhalten, als sie seit Langem ziemlich allgemein in Gebrauch steht. Die Dinara ist trotz ihrer ge- ringen Breite ausserordentlich unwirthlich und unwegsam; es fehlt gänzlich an tieferen Pässen oder Sätteln, weshalb ausser der Prologstrasse, die immerhin auch auf 1122 M. ansteigt, keine einzige fahrbare Strasse zu finden ist; erst im N., zwischen Ilica und Dinara, gibt es wieder eine solche (Grahovo — Grab — Golubic). Was nun die Elevations- verhältnisse anlangt, so culminirt die den Hauptzug eröffnende Rica planina mit 1654 M.; die Hauptgipfel der Dinara im engsten Sinne sind von N. nach S.: Dinara 1831 M., Velika Bat 1851 M., Janski vrh 1790 M., Jankovo brdo 1779 M., Troglav 1913 M., Sokol 1589 M., Kamesnica 1810 M. Der Hauptzug endet am Polje von Imoski und wird bis zum Narentadurchbruch von einem cretacischen Hügel- und Terrassenlande fortgesetzt, das in der Mornjaca 1190 M., dem Klenak 988 M., Osljac 1256 M., Mali Malic 622 M., Trtra planina 689 M. und Kukovac 517 M. gipfelt. Das dalmatinische Küstengebirge, wie wir es statt L. B. B.’s „Mittelgebirge“ lieber benennen, da mit letzterem Terminus sich unwillkürlich die Vorstellung sanfter rundlicher Formen verknüpft, die man hier vergebens suchen würde, mit seinem be- rühmten mauergleichen Abfalle gegen das Meer, beginnt mit der Velika Kozjak 1207 M., darauf folgt die Svilaja planina mit Sovro 1301 M. und Svilaja 1509 M., dann der mächtige, formenschöne, aber jeder Spur von Vegetation bare Mosor 1330 M. und die Kozik planina 1318 M. Daran schliesst sich das Biokovogebirge mit Brela 1535 M., Sv. Ilia 1640 M., Sv. Juro 1762 M., Brisa 1538 M., hierauf der Sibenik 1314 M., die Motokira 1063 M., das Bilicgebirge mit der Velika Gradina 846 M. und der weit ins Na- rentadelta vorgeschobenen, aus Nummulitenkalk aufgebauten Babina gomila 735 M. 4. Jenseits der Narenta endlich stossen wir auf das letzte Glied der illyrischen Küstenzonen, die trostlos öde Stein- und Felswüste des hercegovinisch-montene- grinischen Kreideplateaus, das die Linie Gacko — Ivorito — Bilek — Trebinje — Ragusa in einen niedrigeren, terrassenförmig zum Meere abgestuften Theil, die südliche Her- cegovina, und in einen höheren, noch unzugänglicheren, die westliche Crnagora, zerfällt. Doch ist das ganze Gebiet geologisch und orographisch eine Einheit, ein Plateau, das von einzelnen Massiven überragt wird; einige derselben (Rudine, Orjen, Lukas. Orographie von Bosnien und der Hercegovina. 331 Rumia) scheidet L. B. B. als selbstständige Gruppen aus, was mir hier jedoch nicht so nöthig erscheint. Das Kreideplateau reicht nordwärts bis zur Linie Mostar — Blagaj — Nevesinje; von hier ziehen wir die Grenze über das Nevesinjsko polje, längs der Zalomska über das Gacko polje, durch die Dugapässe nach Niksic, der Zeta folgend zur Moraca und zum Skutarisee, von wo uns die Bojana zum Meere geleitet. Mit Ausnahme einiger Aus- läufer der Trias- und Jurakalke im N., der alluvialen Poljenausfüllung, sowie der lito- ralen Flysch- und Nummulitenkalkstreifen weist die geologische Karte nur cretacische Kalke auf, die hier ganz unbeschränkt dominiren und dem Lande alle Nachtheile der Verkarstung bringen. Schon bei Mostar treten feste Alveolinen- und Nummulitenkalke auf, so dass in der riesigen Kalkmasse des oberen Narentadetiles vorläufig wenigstens eine untere Grenze (Werfener Schiefer von Jablanica) und eine obere fixirt erscheint. Von Blagaj aufwärts finden wir nur ödes Karstland, zusammengesetzt aus Rudisten- kalken, Nummulitenkalken und Breccien.1) Das wüste Kreideplateau im Süden der Dinara und jenseits der Narenta, also im Bereiche des eben in Rede stehenden Ab- schnittes, ist durch einige Züge von Eocän gegliedert; alle fallen nordöstlich ein und werden da von höheren Abstürzen und Schichtköpfen der Kreidekalke begleitet; also wahrscheinlich mit Ueberschiebungen combinirte, liegende Falten. Nichts Anderes ist wohl auch der Abbruch des hercegovinischen Hochlandes gegen die dalmatinische Küste (tektonisch zu vergleichen mit der nördlichen Nebenzone der Ostalpen).2) Man kann sich kaum trostlosere Gegenden denken, insbesondere in diesen Breiten, bei so grossen Niederschlagsmengen und so nahe der allbelebenden See, als die südliche Hercegovina. Der Eindruck der wüstengleichen Oede und Vegetationslosigkeit wird meines Erachtens noch dadurch gesteigert, dass der Kalk, den wir doch nur in wilden, pittoresken Spitzen und Zacken zu sehen gewohnt sind, an denen wir die Vegetation gar nicht vermissen, hier sanfte Formen bildet, die wir uns wieder nicht anders als bewaldet oder doch begrünt denken können. Die rundlichen, mit dem klirrenden, scharfkantigen Kreidekalkschutte überdeckten Höhen gleichen in der That breit- getretenen Schotterhaufen, nur hier und da gesprenkelt mit dem ärmlichsten Ge- sträuch. Höhere und tiefere Plateaux wechseln häufig und bewirken Terrassenbau; die Seehöhe ist aber allenthalben bedeutend. Drei wenigstens theilweise deutlich ausge- prägte parallele Tiefenlinien durchziehen den Süden der Hercegovina: die eine ist die bereits bekannte, von uns als orographische Scheide benützte über das Nevesinjsko und Gacko polje, die zweite läuft von der Bregavamündung gegen Stolac und Bilek und die dritte ist durch das Popovo polje, respective die Trebinjscica, gegeben. In Montenegro fehlt auch diese dürftige Gliederung, und wir haben ein tieferer Einschnitte, sowie fliessender Gewässer beinahe gänzlich entbehrendes Hochplateau vor uns, dessen Einförmigkeit nur durch einige aufgesetzte Gipfel einigermassen gemildert wird. Dazu gehören: der Lovcen mit 1759 M., der Orjen 1895 M., die Njegus planina 1692 (1725) M., Sujeznica 1234 M. Damit gelangen wir in den südlichsten dalmatinisch-hercegovinischen Küstenstreifen, der gleichzeitig die niedrigste Stufe des hercegovinischen Terrassenlandes darstellt, wo 1000 M. nicht mehr erreicht werden: Vlastica 909 M., Zecija glava 907 M., Neprobic 986 M., Monte Vipera auf Sabbioncello 961 M., Ilino brdo 982 (953) M., Bratagos 808 M., b Bittner, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 287. 2) Bittner, a. a. O., S. 312. 332 III. Naturwissenschaft. Im mittleren Stücke der südlichen Hercegovina stehen die höchsten Berge am rechten Trebinjscicaufer : Glumina 948 M.; Leotar 1229 M., Tuhalska bjelina 1396 M., Siljevac 1296 M., Vranjak 1073 M., Lipnica 1067 M. Weiter erreicht die Ruda 1274 M., der Orlovac 1267 M., Oblo brdo 1116 M. Im nördlichsten Theile erhebt sich die Trusina planina zu 1143 M., Sujeznica 1262 M., Goli vrh 1502 M., Baba planina 1737 M., Bjelasnica planina 1867 M., Snadovica 1548 M., Resina 1340 M., Vucica 1214 M. Eine allmälige Abstufung gegen die Küste ist also unverkennbar. Mit Hinzu- rechnung der anstossenden Prenj- und Morinjegruppe erhalten wir vier grosse Stufen, deren Maximalhöhen 2123—1600 M., 1867—1500 M., 1396—900 M. und 986—700 M. betragen. Auch die wenigen hier eingeschalteten Poljen halten sich in entsprechender Höhe; zwischen der ersten und zweiten Stufe liegen Nevesinjsko und Gacko polje mit 800 — 1000 M, Fatnicko und Dabar polje zwischen der zweiten und dritten Stufe in 500 — 700 M. Höhe und zwischen der dritten und vierten Stufe senkt sich das Popovo polje auf 300 — 200. Zu bemerken wäre noch, dass die allerdings unbeträchtlichen Tertiärböden der Längs- und Querniederungen des älteren Gebirges an beiden Ufern der Narenta vielfach kohlenführend sind; dabei finden sich häufig weisse, weiche Mergel und sandige Kalk- mergel, die ein ausgezeichnetes Baumaterial abgeben, so dass also das hercegovinische Kreideplateau wenigstens in dieser Hinsicht nicht gänzlich unproductiv ist.1) Was den Anbau nutzbarer Gewächse betrifft, so bilden die Poljen hier wie übei'all erwünschte Oasen; leider sind sie nirgends so spärlich gesäet wie hier. Wenn wir nun schliesslich die Gliederung des illyrischen Gebirgslandes nochmals überblicken, so ergibt sich folgende Ueber sicht: A. Das Biniieiigebiet. I. Das bosnische Mittelgebirge. 1. Kozara planina und Zrinjgebirge. 2. Vrbas-Bosnagruppe. a) Ukrinahügelland. b) Mittelgebirge von Usora. 3. Centralbosnisches Kalkgebirge. 4. Bosnisches Erzgebirge. 5. Vareser Mittelgebirge. 6. Kladanjer Mittelgebirge. 7. Majevica planina. II. Ostbosnisches Kalkgebirge. 1 . Srebrna gora. 2. Romanja planina. 3. Limgebiet. a) Gradina planina. b) Ljubicna planina. c) Dugo polje. *) Bittner, Verhandl. der geol. Reichsanstalt 1879, S. 312. Lukas. Orographie von Bosnien und der Hereegovina. 333 4. Gola Jaliorina planina. 5. Bjelasnica planina. 6. Zagorje. 7. Montenegrinisches Hochgehirge (Brda). a) Maglic-Volujak. b) Dormitor. c) Koni. d) Lebrsnik. B. Das Küstengebiet. I. Westbosnische Kalkplateaux. 1. Karlstädter Karstland und Petrova gora. 2. Glinakarst- und Hügelland. 3. Grmec-Majdanska planina. 4. Osjeöenica-Klekovaca planina. 5. Öator-Staretina planina. 6. Cincer-Vitorog planina. 7. Radusa-Cvrstnica planina. 8. Prenj-Velez planina. 9. Morinje. II. Illyrische Küstenzonen. 1. Plateau von Hochcroatien. a) Kapella. b) Velebit. 2. Norddalmatinisches Hügelland. 3. System der Dinarischen Alpen. a) Dinara. b) Dalmatinisches Küstengebirge. 4. Hercegovinisch-montenegrinisches Kreideplateau. a) Hercegovinisches Terrassenland. b) Crnagora. Der Piivasee. Von Prof. Dr. Arthur Gavazzi. (Mit 1 Karte Tafel XV.) Auf einer Reise, welche ich mit Unterstützung der k. k. geographischen Gesell- schaft in Wien zur Erforschung der ständigen und periodischen Seen des Karstgebietes unternahm, machte ich einen Abstecher nach Jajce, um den Piivasee zu untersuchen. Da jedoch dieses Object nicht in meinem Arbeitsprogramm stand, verblieb ich daselbst nur zwei Tage. Am 19. Juli 1898 fuhr ich zeitlich Morgens zu dem Dorfe Jezero, wo ich zur Ergründung der Seetiefen ein Boot miethete. Die auf den oberen See1) bezüglichen Resultate lege ich hier mit dem Wunsche vor, zur Kenntniss der Geographie Bosniens auch einen Baustein beizutragen. I. Geologie. Am Fusse des Smiljevac (Smiljevaca 1647 M.) bricht die Pliva aus zwei mäch- tigen Quellen (470 und 477 M.) hervor und wälzt sich gegen Nordosten, also quer zur Hauptaxe des Gebirges. Erst vom Dörfchen Jezero ab fliesst sie parallel mit der Streichungsrichtung der Schichten, erweitert sich nach und nach und bildet, nachdem sie das Delta ausgearbeitet hat, den eingangs erwähnten See. Beim Dorfe Zaskoplje verengen querlaufende Schichten die Ufer, und das Wasser fällt in mächtigen Cascaden in den unteren See. Aus diesem schlängelt sich die Pliva durch schöne Katarakte bis Jajce, wo sie sich mit einem imposanten Fall in den Vrbas stürzt. Professor Pilar2) entwirft von dieser Gegend folgendes geologische Bild. Das grosse paläozoische Massiv der Vranica und des Radovan verengt sich gegen Nordwesten mehr und mehr, so dass es bei Jezero nur noch bei 6 Km. breit und bei Kljuö ganz unbedeutend ist. Auf dem linken Ufer der Pliva wandernd, Hess ich die röthlichen, schiefrigen Kalkmergel bei Stupovi zurück. Der Uebergang zu den paläo- zoischen Schiefern ist so unerwartet, dass man hier einen Bruch voraussetzen darf. Als unterstes Glied der paläozoischen Schichten sah ich grüne chlorit-steatitische Schiefer mit ausgeschiedenem Quarz. Stellenweise sind diese Schiefer gelblich und auf den ersten Blick dem Sandsteine ähnlich. Auf diese folgen Phyllite mit dünnen Fäden *) Der Piivasee besteht aus einem oberen und unteren durch schöne Wasserfälle verbundenen Becken. Da sich eine Bootfahrt im unteren See als unsicher erwies, konnte ich hier keine Messungen vornehmen. 2) Pilar G., Geologische Beobachtungen in Westbosnien. „Rad“ der Akad. der Wissensch. Agram Bd. Gl, S. 24 und 25. Gavazzi. Der Plivasee. 335 von Quarzit und mit eingeschlossenen grauschwarzen Kalken. Es gibt aber auch Kalke von vollkommen krystallinischem Aussehen. Die grünen, mit Quarz vermengten Schiefer sind gewiss nur Bruchsplitter dioritischer und granitoidischer Gesteine, wie man sie in der Umgebung und bei Jajce, besonders im Vrbasthale antrifft. Diese paläozoischen Schichten sind noch dadurch interessant, dass sie alle Uebergänge zu den mesozoischen Schichten aufweisen. Schon am linken Ufer des Josavkabaches treten Rauhwacken zu Tage, die der Permformation angehören. Diese bedecken eigenartige dolomitähnliche Kalke, welche — wenn frisch und unverwittert — wie Alabaster aussehen. Auf dem Wege von Jezero nach Jajce treffen wir von unten nach oben folgende Schichtenreihe: III. Jura: 10. rostige, braune Kalke, 9. Dolomit. II. Trias: 8. gelblichgraue Kalke, 7. Dolomit, 6. graue Kalke, 5. schwarze Kalke, 4. rothe Kalke und Schiefer, 3. weisser Dolomit und Kalke. I. Werfener Schiefer: 2. Schiefer, 1. grüne Schiefer. In dieser Reihenfolge der Schichten hätten wir den Uebergang durch alle meso- zoischen Gruppen. Dass die Juraformation in der Umgebung von Jajce thatsächlich auftritt, beweisen die oolithischen Kalke, welche Mojsisovics auf dem Rancagebirge und nördlich von Jajce, unweit des Dorfes Senik, gefunden hat. II. Morphometrie. Auf der Militär-Specialkarte 1 : 75.000 ist die absolute Höhe gerade am Pliva- delta mit 424 m verzeichnet. Zur Zeit meines dortigen Aufenthaltes war das Wasser, wie mir die Bewohner sagten, „weder hoch noch niedrig“. Es lässt sich natürlich nicht bestimmen, ob dieser Wasserstand mit der erwähnten Höhe übereinstimmt. Eine schwarze Linie an der lothrechten Wand am unteren Ende des Sees, bis zu welcher der Wasserstand beim gewöhnlichen Hochstande reicht, stand 70 cm höher als am Messungstage (19. Juli 1898). Mit Hilfe eines Amsler’schen Polarplanimeters und mit Rücksicht auf die Contraction des Papieres wurde die Oberfläche des Sees auf der Specialkarte bestimmt. Da die Pliva im See ein Delta gebildet hat, muss die Grenze hier eine willkürliche gewesen sein. Bis zu den zwei kleinen Linien auf der Karte l (Tafel XV cd und ab) beträgt der Flächeninhalt des Sees 1T48 oder rund 1T5 km2. Denselben Werth erhält man, wenn man die absolute Höhe des Sees in Betracht zieht, da dieser ziemlich klein ist. Die wirkliche Länge (Mittellinie), welche — auf die Spiegelfläche projicirt — die ' tiefsten Stellen von cd bis zur Mitte des Wasserfalles verbindet, beläuft sich auf 3-3 km Die gerade Luftlinie von cd ist um 0’5 km und von 1 (bis zum Wasserfalle) um 0’3 km kürzer als die wirkliche Länge, so dass die Entwicklung dieser letzteren (im Verhältniss zur Luftlinie) 152 °/00 beträgt. Die grösste Breite, senkrecht auf die Mittellinie, misst 0'65 km und liegt unge- fähr zwischen e und f. Die mittlere Breite nun, welche man aus dem Areal, dividirt durch die Länge der Mittellinie, erhält, beträgt 0’35 km und ist fast zweimal kleiner als die grösste Breite. Und nun zu den Tiefen! 336 III. Naturwissenschaft. Ueber die Methode der Tiefenmessungen will ich mich ganz kurz fassen, da sie bereits aus den Arbeiten anerkannter Seenforsclier bekannt ist. Eine solide und mit Firniss imprägnirte Leine, welche in Abständen von 1 zu 1 m markirt und mit einem Gewichte beschwert ist, genügt recht gut zu solchen Arbeiten. Es ist nicht nothwendig, die Tiefen bis auf Centimeter genau zu messen, da die Ubication der gemessenen Punkte auf der Karte eine Utopie wäre. Eine Fahrt auf dem See, um Probesonden anzustellen, ist gewiss ratbsam, weil man dadurch eine, wenn auch nur blasse Idee über die Tiefenverhältnisse gewinnt. Zu gleicher Zeit sind wir im Stande an den Ufern Fixpunkte zu wählen, durch welche die Profile hindurchgelegt werden sollen, um eine genauere Form des Beckens zu erhalten. Man fährt dann von einem Punkte geradlinig zum anderen und sondirt in gewissen Abständen, je nachdem das Becken mehr oder weniger complicirt ist, die Tiefen. Um diese auf der Karte in ihren Lagen genau zu fixiren, hat Richter1) einen vollkommen richtigen Weg gezeigt. Ich legte durch den See 16 Profile, welche auf der Karte durch Linien und kleine Buchstaben ersichtlich gemacht worden sind. Es sei mir erlaubt, die 66 gewonnenen Tiefendaten (in M.) hier anzuführen. Von 1—2: 3'3, 5‘9, 0 (Schilf am Delta), 10T, 12-0, 14T; 2—5: 14'3, 19-9, 16 5, 10-2, 8-1; 3—4: 12-0, 165, 18-7, 19-2, 189, 18-5, 13-9, 9*9; 4a— 9: 15*2; 6—7: 254, 25*3, 17*1; 9-10: 23*0, 28*1, 28*9, 17*2; 11—12: 19*1, 29*5, 28*9; 8—12: 17*6, 26-5, 28*3, 28 0, 221, 14-0; 12—13: 30*1, 32*0, 18-2; 13—14: 2L5, 32*6, 33-8, 18*2, 12-7; 14—16: 17*6, 32-5, 33*4, 18-6, 14-5; 14—15: 18*1, 17-6; 16—17: 136, 34-0, 28*8, 35-5, 353, 34-9, 16-6; 15—18: 26*2, 36-2, 35*8; 17—19: 25*2, 35*5, 346, 16*4; 18 — 19: 6‘5 (2 M. vom Ufer), 35’6. Daraus ist ersichtlich, dass die grösste gemessene Tiefe 362 m beträgt, und zwar in der untersten Partie des Sees. Durch graphische Interpolation auf Millimeterpapier wurden bei einem jeden Profile die Tiefen von 10, 20 und 30 m ermittelt und in die Karte eingezeichnet. Die dabei gewonnenen Werthe sind folgende: Länge der Isobathen : Ai -eal d er 0 M. (Ufer) . . . 8-4 Km. Tiefenstufe 0— -10 m . . 0*279 km2 10 77 ... . . 6-8 „ 10- -20 77 • 0-345 77 20 ?? ... . . 5-6 „ 20- -30 77 • 0-296 77 30 77 ... . . 3*4 „ unter 30 77 # 0-228 7? Summe 1-148 km 2 Selbstredend bezieht sich dieses Areal auf die Spiegelfläche: will man aber den Flächeninhalt der Bodenfläche berechnen, so lautet die Formel: B 2 0 = Cr (1 -j — g-, wo 0 — die Bodenfläche, G — die Spiegelfläche, B = die Böschung in °/oo und B = ~ ^ ^ h = die Tiefenstufe (10 m), l und = die Länge von zwei Isobathenlinien. 9 Richter Ed., Seestudien, Wien 1897, S. 4—8. Gavazzi. Der Plivasee. 337 Daraus berechnet man: Tiefenstufe, die Bodenfläche, welche grösser als die Spiegelfläche: 0'290 ltm2 .... um O'Oll km2 . . . 0-351 „ .... . . . 0-299 „ .... . . . 0-288 , 0 — 10 m 10—20 „ 20—30 unter 30 0-006 0-003 0-000 Summe 1T68 km2 Summe 0'020 km 2 ist. Die Bodenfläche ist also um 0‘02 km2 grösser als die Spiegelfläche, was z. B. im Verhältnisse zu der des Genfersees (0’99 km2) doch ziemlich bedeutend ist. Von allen bisher entwickelten Methoden zur Berechnung des Volumens ist Penck’s1) hypsographische Methode die bequemste, doch in Details nicht ganz verlässlich.2) Eine zweite, ebenfalls vonPenck3) aufgestellte Formel ist zwar zeitraubend, liefert aber genaue Resultate, da sie die grösste Zahl verwendbarer Thatsachen umfasst. Nach der hypsographischen Methode beträgt das Volumen 0'0205 /cm3 und nach der letzterwähnten Formel: y __ Q-npQQ jcm 3 v2 = 0-0069 „ v3 = 0"0036 „ v4 = 0-0005 „ Summe = 0"0210 km 3 somit zwischen beiden Werthen eine Differenz von 0 0005 km3. Daraus resultirt eine mittlere Tiefe (nach beiden Werthen) von 1 8'3 m, und die Deformität4) beläuft sich sonach auf 49'3°/o. Die Länge der mittleren Isobathe ist 5"9 km und ihr Areal 0-625 km2. Eine Fläche, welche in der mittleren Tiefe mit der Spiegelfläche parallel ist, zer- legt den See in zwei Theile: das Volumen oberhalb dieser Fläche beträgt 0"015 /cm3, unterhalb 0"006 km3 und das Verhältnis zwischen beiden drückt aus, dass jenes 2 x/2 mal grösser als dieses ist. Um nun das Volumen genau zu halbiren, müsste man die Fläche in eine Tiefe von etwa 12 m legen; eine Isobathenfläche aber, die gleich dem halben Areal ist, würde in einer Tiefe von 19 m liegen. Ein gewiss wichtiger Werth in der Morphometrie ist der Böschungswinkel,5) d. i. der Winkel, welchen die Spiegelfläche mit der Bodenfläche bildet. In der Figur ist ß der gesuchte Winkel, b die Tiefenstufe (in unserem Falle 10 m = 0"01 km) und a der mittlere Abstand zwischen zwei Isobathen (auf die Spiegelfläche projicirt). Es ist also T „ b I. tag ß — — Um den Werth a zu berechnen, müssen wir die Spiegelfläche zwischen zwei Isobathen in ein Trapez bestimmter Grösse (A) ver- wandeln, die untere Basis des Trapezes ist der Länge der grösseren (1), die obere jener der kleineren (IJ Isobathe gleich. Man kann somit die Höhe des Tra- pezes berechnen und diese entspricht dem mittleren Abstande a zwischen zwei Isobathen. 9 Penck A., Morphologie, Bd. I, S. 43 f. ; Heiderich in Petermann’s Mitth., Gotha 1888, S. 209 ff. 2) Karstens K. Eine neue Berechnung der mittleren Tiefen der Oceane. Kiel und Leipzig 1894, S. 8 und 9. 3) Penck A., Morphologie, Bd. I, S. 79, Formel 79 e. 4) Gavazzi A., La deformitä, limniea. „Rivista geogr. ital.“, Bd. I, S. 552 ff. J) Peucker K., Der mittlere Neigungswinkel des Bodens. Mitth. des D. u. Oe. Alp.-Yer. 1890, Nr. 1. Finsterwalder, Ueber den mittleren Böschungswinkel. Sitzungsb. Akad. München (math.-nat. CI.) 1890, S. 35 ff. Band VIII. 22 338 III. Naturwissenschaft. Die Formel lautet: A a L’ wo L = l + 2 Durch Substitution entsteht aus der Formel I: tt „ b-L II. tag ß = -2 Bei unserem See gelten folgende Werth e (nach II): Länge der Isobathen Mittlerer Abstand a Böschungswinkel 9 m (am Ufer 8'4 km 0 033 km zwischen 9 — 10 m = 15° 14’ 10 „ Tiefe . ■ 6-8 „ 0-021 „ „ 10—20 „ = 10° 12' 20 „ „ . . , ■ 5'6 „ 0-053 „ „ 20—30 „ = 8° 40' i o CO 3-4 „ 0-067 „ Mittel = 11° 22' 2 = 0T74 km Um die allgemeine Form eines Beckens besser charakterisiren zu können, hat Peucker1) eine Formel aufgestellt, welche ziffermässig auf die Frage antwortet, oh die Wölbung convex oder concav ist. Nach dieser Formel o r rr W = ^ Tm = mittlere Tiefe T — grösste Tiefe ist der See concav und zwar + 0"478. III. Physikalische Beobachtungen. Ich hatte nur einen Tag, den 20. Juli 1898, zur Verfügung, um Temperatur- messungen des Wassers, und zwar nur der oberen Schichten, wo sich die bekannte Sprungschicht befindet, anzustellen. Ich verwendete zu diesen Messungen ein Maximal Minimal-Thermometer, System Kappeller, in x/5 Grad getheilt, das sehr einfach und ver- lässlich ist. „Die Pliva ist kalt,“ sagte mir mein Jusuf, und in der That zeigte das Thermo- meter 9'9° C. Es lag die Vermuthung nahe, dass ich die Sprungschicht in einer kleinen Tiefe finden würde. Und so war es. Die gewonnenen Daten la sse ich hier folgen, doch bemerke ich zugleich , dass die Zahlen für die Stunde 4 Uhr p.m. graphisch interpolirt sind. Tiefe 9.20h a.m 10’1 a.m. lb p.m. 4h p.m. 4.20h p.m. 5h p.m. 6h p.m. 6.40h p.m. 0 m 17-2 17-3 18-1 19-8 20-0 20-4 21-0 19-5 O’l „ 15-9 16-3 17-4 193 19-5 20-1 20-9 19-2 0-2 „ 15-6 16-1 16-9 18-7 19-0 19-7 20-6 18-6 0-3 „ 15-4 16-0 16-5 17-8 18-1 19-2 19 9 17 9 0-4 „ 14-5 15-1 15-9 17-3 17-7 18-6 19-1 16-8 0-5 „ 14-1 14-4 14-9 15-8 16-0 16-3 16-4 15 9 1 „ — — — — 13-9 14-3 14-4 14-3 2 „ — — — — — — 13-5 5 » — — — .. — - — ' — — 12-0 8 „ — — — — — 11-5 22 (Grund) m — — — — — — . ■ 10-0 1) Peucker K.: Morphometrie der Koppenteiche; S. A., Wanderer im Riesengebirge, Hirschberg 1896, S. 12 und 13. Gavazzi. Der Plivasee. 339 Aus diesen Zahlen erhellt, dass sieh die Sprungschicht gleich unter der Ober- fläche befindet. Um 6 Uhr p. m. zwischen der Oberfläche (Om) und 1 m Tiefe beträgt der Sprung volle 6’6° C. Es ist mir ein einziger Fall aus der ganzen limnologischen Literatur bekannt, in welchem der Sprung grösser ist: im Hallstätter See betrug die Temperatur am 28. Juli 1896 um 6 p. m. an der Oberfläche 23'0°C. und in der Tiefe von 1 m nur 15’2 0 C.; also eine Differenz von 7'8°C. Ob unser Fall vereinzelt ist oder regelmässig im Sommer wiederkehrt, sollten weitere Beobachtungen entscheiden. Zum Schlüsse führe ich an, dass das Wasser schmutziggelb war, und dass seine Durchsichtigkeit nur 2‘4 m betrug. 22* Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina, Auf Grund amtlicher Daten und eigener Beobachtungen von Johann Grimmer, bosn.-herceg. Berghauptmann. (Mit der Karte Tafel XVI und 6 Abbildungen im Texte.) Einleitung. Bosnien und die Hercegovina besitzen einen ausserordentlichen Reichthum an Mineralkohle, denn so weit die bisherige Kenntniss reicht, sind von der Gesammtfläche dieser Länder per 51 027 Quadratkilometer mehr als 4000 Quadratkilometer oder mehr als 8 °/0 kohleführend. In der Uebersichtskarte Tafel XVI ist die Lage der zahlreichen Kohlenbecken dieser Länder veranschaulicht, von denen beispielsweise das Becken von Zenica — Sarajevo 770 und jenes von Dolnja-Tuzla 510 Quadratkilometer Flächenausmass umfasst. Die Mächtigkeit der Kohlenflötze steigt im erstgenannten Becken bis auf 10 M., im letztgenannten bis auf 20 M.; in diesen beiden Becken allein ist ein enormes Kohlen- vermögen aufgespeichert, das sich für das Tuzlaer Becken, wenn man nur die Hälfte seiner Fläche als wirklich productiv und die Flötzmächtigkeit nur mit 10 M. annimrat, auf 20 Milliarden, das sind 20.000 Millionen Metercentner veranschlagen lässt, während der Kohlenreichthum des ausgedehnteren Zenica — Sarajevoer Beckens mindestens ebenso gross sein dürfte. Sehr bedeutend sind auch die Kohlenvorkommen von Ugljevik, Banjaluka, Sanski- most, Novi-Seher etc., und es unterliegt keinem Zweifel, dass der Kohlenreichtkum Bosniens und der Hercegovina, auch bei sehr weitgehender Steigerung der gegenwärtig circa 21/2 Millionen Metercentner betragenden Jahresproduction, für die fernsten Zeiten Vorhalten wird. Die Erforschung der Ausdehnung und Beschaffenheit der bosnischen Kohlenbecken j war bereits anlässlich der ersten geologischen Landesaufnahme im Jahre 1879 Gegen- i stand aufmerksamer Studien, deren Resultate in den „Grundlinien der Geologie von Bosnien und der Hercegovina“ (Wien, Holder, 1880) niedergelegt sind. In den fol- j genden Jahren wurde die Kenntniss der Kohlenbecken dieser Länder durch die Unter- suchungen der im Lande thätigen Bergbeamten wesentlich gefördert, und insbesondere ; der im Jahre 1895 verstorbene Berghauptmann W. Radimsky hat die meisten Kohlen-1 becken des Landes geologisch erforscht und hierüber ein reiches Material gesammelt. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 341 Die folgende Monographie ist eine Zusammenstellung aller bisherigen Forschungs- resultate auf diesem Gebiete und soll sowohl dem Laien als auch dem Fachmanne ein möglichst anschauliches Bild von den Verhältnissen und von der Grösse der Kohlen- ablagerungen dieser Länder geben. Auf eine Beschreibung der bestehenden Kohlen- werke wird nicht eingegangen werden. Die Fossilbestimmungen sind fast ausnahmslos durch das k. k. naturhistorische Hofmuseum erfolgt. Beschreibung der Kohlenvorkommen. In Bosnien und der Hercegovina ist bis nun das Vorkommen von Kohle in der Trias-; der Kreide- und der Tertiärformation bekannt geworden; volkswirthschaftliche Bedeutung besitzen nur die tertiären Vorkommen. A. Kohle in der Triasformation. 1. Das Kohlenvorkommen von Zaselak hei Graliovo (Bezirk Livno). Kaum einen Kilometer von dem dalmatinischen Städtchen Rastello di Grab ent- fernt, kommt an der Westgrenze Bosniens, im Bereiche der Bezirksexpositur Grahovo, eine mehrere Quadratkilometer grosse Entblössung sandsteinartiger Schichten vor, welche zweifelsohne der unteren Trias angehören. Diesen sandsteinartigen »Schichten ist ein Steinkohlenflötz eingelagert. Dass die Auffindung dieses Ivohlenflötzes bei dem sonstigen Mangel einer älteren Kohle in Bosnien und der Hercegovina Aufsehen machte und zu grossen Hoffnungen Anlass bot, war um so begreiflicher, als die Ausbisse thatsächlich ein recht höffiges Aussehen hatten — man konnte eine reine Kohlenmächtigkeit bis zu 273 M. constatiren — und als es ohne besondere Schwierigkeit gelang, den einen Kohlenausbiss, und zwar den bei der Ortschaft Vedosib gefundenen, in der Richtung von Süd nach Nord auf D/2 Km. Länge zu verfolgen, ferner weil die geographische Lage dieses Kohlenvorkommens gegenüber dem Meere keine ungünstige war. Leider zeigte sich aber bei der von der Regierung in Angriff genommenen Beschürfung dieses Kohlenvorkommens, dass die aufgefundenen Flötzausbisse den edelsten Flötztheil repräsentirten, und constatirten alle Ausrichtungsarbeiten theils ein Vertauben, theils ein völliges Auskeilen der Kohle sowohl gegen die Teufe als auch im Streichen, so dass nach zweijährigen kostspieligen Schürfungsarbeiten alle weiteren Untersuchungen eingestellt wurden. Eine vom k. k. Generalprobiramte in Wien durchgeführte Analyse der Kohle dieses Vorkommens ergab: Hygroskopisches Wasser . Asche Schwefel Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff und Stickstoff . Wärmemenge nach Berthier „ berechnet . 1-9% 33-6 „ „ 50-4 „ 3-2 „ 10-9 „ 4630 Calorien 4642 342 III. Naturwissenschaft. 2. Das Kohlenvorkommen von Tavane (Bezirk Livno). Südlich von dem Kohlenvorkommen von Zaselak treten bei den Ortschaften Ugerci, Biblije und Tavane lichtgraue und graue, der oberen Trias angehörige Kalke auf, welche zwei Kohlenflötzchen führen. Das hängendere Flötzchen ist circa 20 Cm. mächtig, etwas schiefrig, das liegendere 20 — 40 Cm. mächtig, durchaus schiefrig, und zudem ist das Flötzmateriale stark zersetzt. Auch hier haben die vorgenommenen Schürfungsarbeiten ein total negatives Resultat ergeben. Die Analyse der Kohle dieses Vorkommens ergab: Hygroskopisches Wasser 6-00°/0 Asche 8-40 „ Schwefel 2-14 „ Kohlenstoff 70-10 „ Wasserstoff 4-20 „ Sauerstoff und Stickstoff 11-30 „ Wärmemenge berechnet . . . . . 6511 Calor nach Berthier 6012 die Kohle gibt 60-8°/0 lose gesinterten Coaks. B. Kohle in der Kreideformation. 3. Das Kohlenvorkommen von Krtinje (Bezirk Bilek). Im Süden und Westen von Bilek treten in dem Gebiete der Kreidekalke an vielen Stellen dolomitische Mergel auf, welche sehr leicht zu würfelförmigem Grus zer- fallen. In der Gegend von Krtinje gornje und dolnje sind diese dolomitischen, meist ungeschichteten Mergel sehr stark entwickelt. Auf dem nordöstlichen Höhenzuge des dortigen Thaies werden sie von deutlich geschichteten Kreidekalken, welche stellen- weise gegen Nordost, stellenweise gegen Südwest einfallen, überlagert. Von der Ortschaft Krtinje gornje bis über die Ortschaft Krtinje dolnje hinaus treten in diesen Mergeln, welche eine lichtgraue Farbe besitzen, auf eine streichende Distanz von etwa 800 M. regellos verstreute, linsenförmige Einschlüsse von schwärz- lichen, bituminösen Mergeln auf, welche zumeist nur eine 20 Cm. unterschreitende Mächtigkeit besitzen, sich allseitig zuspitzen und gewöhnlich eine Fläche von kaum 1 Quadratmeter einnehmen; nur in einem zwischen den beiden genannten Ortschaften gelegenen bedeutenderen Wassereinrisse kann man grössere linsenförmige Einschlüsse des bituminösen Mergels beobachten; die grösste Linse ist etwa 6 M. lang und hat in der Mitte eine Dicke von 4 M. In dieser Linse sind dem bituminösen Mergel kleine, ganz unbedeutende Schmitze einer Glanzkohle untergeordnet. Ein dem angeführten vollkommen gleiches Vorkommen wurde im nördlichen Theile der Stadt Bilek beim Abteufen einer Cisterne constatirt und bereits von Dr. Bittner in den „Grundlinien der Geologie von Bosnien und der Hercegovina‘‘, S. 234 erwähnt. Die Elementaranalyse dieser Kohle ergab: Hygroskopisches Wasser 9-0 % Asche 10-0 „ Brennwerth 4813 Calorien; die Kohle ist backend. Eine volkswirthschaftliche Bedeutung kommt diesem Vorkommen absolut nicht zu. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 343 4. Das Kohlenvorkommen von Didovo vrelo (Bezirk Ljubuski). Etwa eine halbe Stunde östlich von der im Bezirke Ljubuski gelegenen Ortschaft Podklecani dolnji treten gelblichbraune, gut gebankte Kalkmergelschiefer auf, welche flach nach Norden einfallen und von Kreidekalken sowohl über- als unterlagert werden. Innerhalb dieser Kalkmergelschiefer kommt gleich unterhalb der Quelle „Didovo vrelo“ in der Gemeinde Rakitno ein schwacher Einschluss von zersetztem blauem Thonmergel zu Tage, der ein flach nordwärts fallendes, 4 — 5 Cm. starkes Flötzchen .einer schönen Glanzkohle führt. Eine Analyse dieser Kohle ergab: Hygroskopisches Wasser Asche Schwefel Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff und Stickstoff Wärmemenge nach Berthier „ berechnet 8‘50 °/0 10-30 „ 2-93 57-90 5-50 17-80 ?? r) r> 4844 Calorien, 5622 Eine volkswirthschaftliche Bedeutung nicht zu. kommt iuch diesem Kohlenvorkommen C. Kohle in der Tertiärformation. fi) Eocäne Kohlenbecken. 5. Das Kohlenvorkommen im Majevicagebirge (Bezirk Dolnja-Tuzla). Das sich nördlich von Dolnja-Tuzla mit der Hauptrichtung Nordwest — Südost hin- ziehende Majevicagebirge ist seinem petrographischen Charakter nach ein Flyschgebirge; Kalke, Serpentine und dessen Verwandte, Sandsteine und Schieferthone setzen es zusammen. Innerhalb dieses Flyschgebietes und stellenweise, wie an der neuen, über Gornja- Tuzla und Han Lopare nach Brcka führenden Strasse, dasselbe ganz repräsentirend, zieht sich von Srebrenik im Nordwesten bis Cviljevina im Südosten ein circa 2 Km. breiter Schichtenstreifen hin, der nur aus Sandsteinen und Schieferthonen, denen san- dige Mergel, Kalkmergel, Kohlenflötze und Kohlenschieferbänke untergeordnet sind, besteht. Zur Petrographie der Gesteine dieses Schichtenstreifens wäre Folgendes zu be- merken : Die Sandsteine sind zumeist feinkörnig; nur in einzelnen, nicht mächtigen Bänken erreicht das Korn Hirsekorn bis Erbsen grosse; diese Bänke sind aber dann fest und ragen als Klippen aus dem milderen Gestein heraus. Die Schieferthone sind selten dünnblätterig und weisen viele Uebergänge in Sand- steine auf; sie enthalten hie und da späthige Concretionen und führen auch Ver- steinerungen. Die Kalkmergel sind theils weich und leicht verwitterbar, theils aber fest und uen Witterungseinflüssen gut Widerstand leistend; sie treten meist in der Nähe der Kohlenflötze auf, und es enthalten einzelne Bänke derselben oft massenhaft, jedoch meist 344 III. Naturwissenschaft. schlecht erhaltene Versteinerungen von Bivalven und Gasteropoden. Stellenweise sind die Mergel sandig und gehen dann gegen Westen zu in Sandsteine über. Die Farbe der Gesteine ist zumeist gelblich, in den tieferen Lagen herrschen dunklere Farben. Gegen Nordwest zu beobachtet man an den Schiefern oft intensiv grüne und bläuliche Farben. Sandsteine und Mergel kommen vorwaltend in den oberen Straten der Ablagerung, Schieferthone in den unteren vor. Infolge der leichten Verwitterbarkeit der Schieferthone und auch des grösseren Theiles der sandigen Ge- steine, sowie jder steilen Schichtenstellung kommen häufig Rutschungen vor, wobei die festen Sandsteinbänke die Basis bilden. Eine Kohlenführung wurde in dem gegen- ständigen Schichtenstreifen an folgenden Punkten beobachtet: 1. An der neuen Strasse nach Brcka zwischen Gornja-Tuzla und Han Lopare, und zwar am Nordabhange des Gebirges. Hier sind Kohlenflötze und Kohlenschieferbänke in nicht unbeträchtlicher Zahl vorhanden; leider ist die Mächtigkeit der reinen Kohlenflötze nur eine geringe. Die Kohlenflötze treten sowohl in den Schieferthonen als auch in den Sandsteinen auf, sind jedoch in letzteren noch schwächer als in ersteren; sie haben insbesondere Schwefelkies beigemengt, der zum grössten Th eile an den Schlechten ausgeschieden ist. Die stär- keren Flötzchen haben in der Regel Schieferthon zum Liegenden; im Hangenden steht zuerst Kohlenschiefer an, worauf mergelige Schichten folgen. Das mächtigste Kohlenflötz ist hier bis zu 50 Cm. stark; im Hangenden davon, und zwar 8, respective 27 M. ent- fernt, sind noch zwei Flötzchen mit einer bis zu 40 Cm. betragenden Mächtigkeit vor- handen; im Liegenden desselben sind 9 Flötzchen bekannt geworden, und zwar 20, 60, 100, 190, 210, 270, 350, 580 und 720 M. davon entfernt, welche aber sehr schieferig und sehr gering mächtig sind. Die Flötzchen streichen nach 7h 5° und fallen steil gegen Südwest ein. Die Kohle dieser Flötzchen wurde mehrfach analysirt, da sie durch ihre evidente Coaksbarkeit besonderes Interesse erregt hat; der Durchschnitt aus fünf Analysen ist folgender: Hygroskopisches Wasser . Asche Schwefel Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff und Stickstoff . Wärmemenge nach Berthier 1-75 % 11-06 „ 5-790 „ 66-04 „ 4-80 „ 16-34 „ 5683 Calorien, „ berechnet Fester blasiger Coaks . 6164 51-89%. Diese Kohlenausbisse wurden seitens des Landesärars durch mehrere Jahre hin- durch eifrig beschürft; schliesslich -wurden aber, da die erhoffte Auffindung eines mäch- tigeren Flötzes ausblieb und der relativ grosse Schwefelgehalt — eine Probe ergab sogar 9'26 % — für eine Coakskohle ungünstig ist, die Arbeiten eingestellt. Die Petrefacten, welche in den die Kohle begleitenden Schichten auftreten, wurden durch Herrn Custos Kittel am k. k. naturhist. Hofmuseum in Wien bestimmt, und die ' . | Resultate der Bestimmung sind in den „Annalen“ des genannten Institutes Band XII, Heft 1 veröffentlicht. Die Petrefactenbestimmung ergab, dass die kohlenführenden Flyschschichten der Majevica dem Mitteleocän (Parisien) angehören. 2. In der Nähe des Nordwestrandes des Schichtenstreifens bei der Ortschaft Strazba der Gemeinde Jasenica dolnja. Hier wurden Mächtigkeiten des fast ganz | Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 345 reinen Flötzes bis über 7 M. constatirt; so wurde beispielsweise beim sogenannten Ausbiss IV, wo das Flötz nach 2h 5° strich und mit 70° gegen Nordwest verflachte, folgendes Flützprofil abgenommen: Weissgrauer Letten als Hangendes, Brauner Letten . . . . 15 Cm. Kohle . . . . 15 17 Russschiehte 2 V Kohle I . . . . 33 V) Kohlenschiefer . . . . . 10 77 Schieferige Kohle II . . . . . 30 n Brauner Letten . . . . . . 3 77 Kohle III . ... 234 ?7 Gelber Letten ... . . . . 4 7? Kohle IV . . . . 84 7? Brauner Letten ... 30 77 Mulmige Kohle V . ... 300 77 Dunkelgrauer Letten als Liegendes. Die Gesammtmächtigkeit des Kohlenflützes beträgt hier 745 Cm., wovon 696 Cm. = 93‘4°/0 auf Kohle und 49 Cm. = 6-6 °/0 auf die Zwischenmittel entfallen. Leider aber ist die Ablagerung eine ausserordentlich gestörte. Im Streichen war das Flötz kaum auf 60 M. zu verfolgen, dann kam ein Verwurf, der mit 100 M. Streckenlänge noch nicht ausgerichtet war; dabei stellte sich ein Druck ein, dem selbst eine starke Schrotzimmerung nicht acht Tage Stand hielt. Dem Verflachen nach machte das Flötz auf eine Saigerteufe von 15 M. ein doppeltes Knie. Diese ungünstigen Lagerungsverhältnisse, sowie der Mangel einer annehmbaren Communication brachte auch diese vom Landesärar betriebene Schürfung nach mehrjähriger Arbeit zum Erliegen. Die Qualität der Kohle wolle aus folgenden Analysen, die den einzelnen Flötz- bänken des bereits genannten Ausbisses IV, vom Hangenden gegen das Liegende fort- schreitend, entsprechen, ersehen werden: I. ii. in. IV. V. Hygroskopisches Wasser . 10-20 % 9-1 % 5-65 °/0 7-3 % 9-95 7 Asche . 6-50 „ 12-2 „ 5-90 „ 4-2 „ 5-2 77 Schwefel . 0-75 „ 0-75 1-93 „ 0-92 „ 1-017 77 Kohlenstoff ...... . 54-3 „ 53-39 ,, 66-10 „ 57-09 „ 60-54 77 Wasserstoff . 4-033 „ QO 5-04 „ 4-33 „ 4-03 77 Sauerstoff und Stickstoff . 23-967 ., 22-51 „ 17-31 „ 27-10 „ 20-28 7? Wärmemenge nach Berthier in Calorien .... 4387 4420 5686 5382 5195 Wärmemenge berechnet . 4508 4075 6648 4733 5199 Loser, ungesinterter Coaks . 55-5 ®/0 52-14 °/0 56-35 % 55--°/0 54-25 7c Die Kohle bläht sich am offenen Feuer auf und bekommt ein coaksartiges Aus- sehen; die Verkoksungsversuche selbst aber sind so ziemlich gescheitert. In einem grösseren Schmelztiegel, der im Sefströmofen erhitzt wurde, gelang am Werke jedesmal die Erzeugung eines festen stengeligen Coaks ; in einem grossen, nach dem Patente Reuss erbauten Versuchscoaksofen wurde blos am Boden und an den Wänden der Retorte brauchbarer Coaks erhalten, das Uebrige bildete eine pulverige Masse. Daraus aber, dass an den heissesten Stellen der Retorte doch ein brauchbarer Coaks entstand, dürfte 346 III. Naturwissenschaft. sich der Schluss ziehen lassen, dass diese Kohle in einem ihren Eigentümlichkeiten entsprechenden Verkokungsofen brauchbaren Coaks geben würde. 3. Im Riede Jezera der Gemeinde Drienca, Bezirk Brcka. Hier verrieth sich der Kohlenausbiss dadurch, dass man im Drienöabache häufig Kohlenstücke bemerkte. Den Kohlenstücken nachgehend, fand man auf einem Acker, schon nahe dem Kamme der Majevica, den Kohlenausbiss. Da ein oberflächliches Beröschen ergab, dass man es mit dem Ausbisse eines mächtigen Kohlenflützes zu thun habe, wurde sofort zur gründlichen Untersuchung ein Schürfstollen querschlägig zum constatirten Schichtenstreichen angeschlagen; mit demselben wurde aber nach wenigen Metern hinter einer Rutschfläche Taubes angefahren. Die darauf eingeleitete streichende Ausrichtung constatirte eine geringe Längen- ausdehnung des Kohlenkörpers, — man hatte es mit einem abgerutschten Flötztheile zu thun. Es wurden nun gleichwohl Versuche unternommen, das anstehende Flötz aufzufinden; diese Versuche mussten aber, da die Jahreszeit schon sehr vorgeschritten war, sehr bald unterbrochen werden, im kommenden Frühjahre wurden aber hier die Schürfarbeiten nicht mehr aufgenommen. Die Flyschkohle der Majevica ist eine Glanzkohle mit muscheligem Bruch, sammt- schwarzer Farbe und schwarzem Strich; kochende Kalilauge wird von ihr nicht gefärbt. 6. Das Kohlenvorkommen von Lozna-Sevna (Bezirk Maglaj). Etwa 23^2 Km. östlich von £epce, aber im Bezirke Maglaj, schliessen Gebilde der Flyschzone ein etwa Sl/2 Km. langes und kaum 1 Km. breites Kohlenbecken ein, dessen Alter infolge gänzlichen Mangels von Versteinerungen nicht sicher bestimmt werden kann, das aber, nach der Zusammensetzung der Kohle zu schliessen, eocäu sein dürfte. Kohlenausbisse sind in diesem Becken an folgenden Punkten bekannt geworden: 1. Im Riede Bara, Ortschaft Kesten, Gemeinde Lozna, ist im oberen Ende einer muldenförmigen Wiese ein Kohlenausbiss auf etwa 10 M. Distanz an zwei Stellen sichtbar. Dieser Ausbiss ist an der Oberfläche stark zersetzt, und hat das Ivohlenflötz, welches nach 19h streicht und mit 40° nach 13h verflacht, eine Mächtigkeit von 60 Cm. Das Liegende wird von einem zersetzten braunen und gelben Thonmergel gebildet, das Hangende ist nicht sichtbar, dürfte jedoch, nach Gesteinsfindlingen zu schliessen, aus einem grauen Thonmergel bestehen. Die Kohle von Kesten ist stark zersetzt, tiefschwarz mit schwachem Glanze und besitzt eine schieferige Textur. Ob hier nur das eine oder aber mehrere Flötze Vor- kommen, wurde nicht weiter untersucht. 2. In einem Bächlein des Riedes Lug, Gemeinde Lozna, heissen vier Kohlenflötze aus, wovon das Liegendste 15 Cm., das zweite 10 Cm., das dritte 8 Cm. und das Hängendste 100 Cm. mächtig ist; die Zwischenmittel sind dabei, von unten nach oben gehend, 30, 50 und 200 Cm. stark. Das Flötzstreichen ist nach 19h gerichtet, das Einfallen beträgt 8 — 10° und geht nach 13h. Die Kohle dieser Ausbisse ist sehr schön, ganz frisch, tiefschwarz mit stärkerem Glanze, mit muscheligem Bruch und mit stellenweise deutlich sichtbarer lignitischer Structur; sie ist in schwachen Bänken abgelagert und besitzt beim Anschlägen einen eigenthiimlichen holzartigen Klang. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 347 Eine Analyse dieser Kohle ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . 905 % Asche . 10-25 „ Schwefel . 3-96 „ Kohlenstoff . 57-41 .. Wasserstoff • 4-95 „ Sauerstoff und Stickstoff . 14-63 „ Wärmemenge berechnet . 5554 Calorien. ibt bei der Verkokungsprobe 55 9 °/0 eines pulveri Die Kohle und nach Abzug des Gehaltes an hygroskopischem Wasser 35'05°/o flüchtige Producte. 1. Das Kohlenvorkommen von Snjegotina (Bezirk Tesanj). Dieses Kohlenvorkommen wurde in der Nähe der Ortschaft Snjegotina gorn — 35° 17' östlich von Ferro und 40° 40' geographischer Breite — im nordwestlichen Theile des Bezirkes Tesanj constatirt. Es tritt dort in dem Einrisse eines kleinen Nebenhächleins des Jovica luka potok Kohle zu Tage. Beiläufig 10 M. von der Mün- dung des Nebenbächleins wird in der Uferböschung dieses Bächleins ein Kohlenflötz auf 30 M. Länge sichtbar, das mit 40° gegen Nordost einfällt und als Hangendes einen milden, lichtgrauen Sandstein besitzt; das Liegende ist nicht blossgelegt. Die Mächtigkeit des Flötzes konnte nicht gemessen werden, wurde aber auf mindestens 4 bis 5 M. geschätzt. Die Kohle ist tiefschwarz, besitzt meist einen matten, schwach metallischen Glanz und färbt, wie dies bei Steinkohlen häufig vorkommt, ziemlich stark ab; eine Analyse derselben gab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . . . 10’75 °/0 Asche 335 „ Schwefel 0-427 „ Kohlenstoff 60T „ Wasserstoff 469 „ Sauerstoff und Stickstoff . . 21 TI „ Wärmemenge nach Berthier . 5270 Calorien, „ berechnet . . 5344 „ Die Verkokungsprobe ergab 52'8°/0 pulverigen Rückstand. Die horizontale Ausdehnung dieses Kohlenvorkommens konnte bis nun nicht fest- gestellt werden, da die Umgebung des Ausbisses mit dichtem Wald besetzt ist und Entblössungen fehlen. Aus diesem Grunde konnte auch das Alter dieser Kohlenablagerung nicht sicher bestimmt werden, doch lässt die unmittelbare Nähe von typischen Flyschgesteinen die Annahme gerechtfertigt erscheinen, dass man es auch hier mit einer Flyschschichten eingelagerten, somit wie in der Majevica mit einer eocänen Kohle zu tliun habe. 8. Das Kohlenvorkommen von Razboj (Bezirk Prijedor). Flyschsandsteinen eingelagert beissen im Walde Razboj, östlich von Öuplikovac, in einem Bächlein ohne Namen, eingebettet in bläulich-lichtgraue und braune Thon- mergel, mehrere Ivohlenflötze aus. Das Hängendste der Nordwest-Südost streichenden 348 III. Naturwissenschaft. Kohlenflötze ist 30 — 34 Cm. mächtig und ganz rein; hierauf folgt nach einem circa 50 Cm. starken Zwischenmittel ein 45 Cm. mächtiges, jedoch von tauben Zwischen- mitteln durchsetztes Flötz, dessen Profil folgendes ist: Hangender Kohlenschmitz 5 Cm. Thonmergelmittel durchschwärmt von Kohlenschmitzchen 23 „ Liegendes Flötzchen 17 „ Nach einem weiteren Zwischenmittel von 250 Cm. Mächtigkeit kommt ein schwarzer, thoniger, mit schönen 2 — 3 Cm. starken Kohlenschmitzen durchsetzter Kohlenschiefer, der eine sichtbare Mächtigkeit von 120 Cm. besitzt; möglicherweise bildet dieser das Hangende eines bauwürdigen Kohlenflötzes; ein dahin abzielender Versuch wurde nicht durchgeführt. Die Kohle von Razboj ist eine sehr schöne Glanzkohle von tiefschwarzer Farbe, lebhaftem Glanze, ausgezeichnet muscheligem Bruche und deutlich lignitischer Structur. Eine Analyse derselben ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . 13-00 °/0 Asche . L55 „ Schwefel • 0-44 „ Kohlenstoff . 58-16 „ Wasserstoff 5-69 „ Sauerstoff und Stickstoff . 21-60 „ Wärmemenge nach Berthier . 5035 Calorien, „ berechnet . . 5493 „ Die Grenzen der kohlenführenden Schichten wurden hier bis nun nicht bestimmt. 9. Das Kohlenvorkommen von Lastva (Bezirk Trebinje). Gelegentlich der Reparatur des längs des Jazinabaches an die montenegrinische Grenze führenden Reitweges musste das Uferterrain angeschnitten werden und wurde hiebei Kohle blossgedeckt. Die darauf hin angeordnete Untersuchung ergab, dass bei Lastva den Kreidekalken Süsswassermergel auflagern, welche wahrscheinlich den Cosina- schichten zuzuzählen sind. Diesen Süsswassermergeln sind an drei Stellen kleine Linsen einer ganz mulmigen Kohle eingeschaltet. Eine im chemischen Laboratorium der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft aus- geführte Analyse ergab: Hygroskopisches Wasser . . 24-84% Asche . . 21-05 „ Schwefel . . 6-22 „ Kohlenstoff . . 33-61 „ Wasserstoff • • 4-09 „ Sauerstoff und Stickstoff . . 11-19 „ Wärmemenge 3514 Calorien. Eine praktische Bedeutung kommt diesem Kohlenfunde, von dem seinerzeit in den Tagesblättern soviel Aufhebens geschah, nicht zu. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 349 b) Keogene Kohlenbecken. 10. Das Kohlenvorkommen von Dzemat, Priboj-Mezgraja und Ugljevik (Bezirke Bjelina und Zvornik). Unter obigem Sammelnamen sollen drei von einander wohl vollständig getrennte, jedoch sehr benachbarte, kohleführende, neogene Süsswasserablagerungen skizzirt werden, welche das Grenzgebiet der Bezirke Bjelina und Zvornik einnehmen. Die gleichartige petrographische Beschaffenheit des Sediments, die Gleichalterigkeit und die schon erwähnte nahe Nachbarschaft rechtfertigen den Schluss, dass diese Ablagerungen ursprünglich wohl zusammengehangen haben und erst später durch die Bewegungen der erstarrenden Erdrinde getrennt worden sind. Das südlichste und zugleich kleinste Neogenbecken — es bedeckt eine Fläche von etwa 12 Quadratkilometern — ist jenes von Dzemat. Begrenzt wird es ringsum von Gebilden der Flyschzone. Dieses Becken ist, wohl infolge seiner schwierigen Zugänglichkeit, am wenigsten untersucht; bekannt ist nur, dass es wenigstens zwei Flötze führt, deren Kohle tief- schwarz und lebhaft glänzend mit muscheligem Bruche ist; sie zerfällt an der Luft nicht, würde also ein Deponiren im Freien ganz gut vertragen. Siid Nord Fig. 1. Priboj — DZemat — Ugljevik. a Flysch. c Leithakalk. e Congerienschichten. b Süss wasserneogen. d Sarmatische Schichten. k Kolilenflötze. In der „Geologie von Bosnien und der Hercegovina“ ist auf Seite 125 eine Elementar- analyse dieser Kohle angegeben; hiernach enthält sie: Hygroskopisches Wasser .... 1 2*2 °/0 Asche 1*3 „ und gibt 5200 Wärmeeinheiten. Im Jahre 1897 wurde dem Ausbiss entnommene Kohle neuerdings untersucht, wornach sich ergab: Hygroskopisches Wasser . . . 6-0 °/0 Asche 11'8 „ Schwefel 9-59 „ Wärmemenge nach Berthier . 4841 Calorien; auffallen muss hiebei wohl der hohe Schwefelgehalt, da das Aeussere der Kohle einen solchen nicht vermuthen lässt. Das mittlere Kohlenbecken, das von Priboj-Mezgraja, bildet eine in der Richtung Ost — West gestreckte Figur mit einer Länge von 11 Km., einer durchschnittlichen Breite von 6 Km. und einer Fläche von 59 Quadratkilometer. 350 III. Naturwissenschaft. Im Norden ist es durch den Flyschkalkzug des Jablangrad, im Süden durch den Flyschkalkzug des Mramorberges, im Osten durch die Verbindung der beiden genannten Flyschkalkzüge und im Westen durch Flyschsandstein begrenzt. Dieses Becken enthält nach den bisherigen Beobachtungen drei Kohlenflötze, und zwar ein Liegend- oder Hauptflötz von 12—17 M., ein Mittelflötz von 3 M. und ein Idangendflötz von L5 — 2 M. Mächtigkeit. Die Kohle hat eine schwarze Farbe und glänzend muscheligen Bruch; eine Ele- mentaranalyse derselben ergab: Hygroskopisches Wasser 8'2 °/0 Asche ' . . . 10'8 „ Wärmemenge nach Bertbier 4682 — 4885 Calorien. Bei dem stark coupirten Terrain kann der grösste Theil dieser Kohlenflötze stollenmässig zu Gute gebracht werden. Für die Herstellung einer Communication bieten das Mezgrajabachthal oder das breitere Janjathal günstige Routen ohne Terrain- schwierigkeiten. Das nördlichste Kohlenbecken, das von Ugljevik, ist das grösste; es besitzt eine von Nordwest nach Südost gestreckte Figur mit einer grössten Länge von 22x/2 Km. und einer mittleren Breite von 7 Km.; die von ihm bedeckte Fläche beträgt 147 Quadrat- kilometer. Mit dem Südostrande erreicht es bei Sepak die Drina, im Südwesten lehnt es sich an Flyschgebilde an; im Nordosten werden die Süsswasserschichten von jüngeren Gliedern der Tertiärformation, und zwar unmittelbar von Lithothamnienkalk mit: Pecten latissivius Brocc., Conoclypeus plagiosomus Agass., Clypeaster intermedius Desm., dann weiter im Hangenden zuerst von kalkigen Schichten der sarmatischen Stufe und hierauf von Congerienschichten — lichtgrauem plastischen Tegel — mit: Congeria Zsigmondyi Hai. Cardium Boeckhi Hai. Cardium Winkleri Hai. überlagert. In diesem Kohlenbecken ist ein Hauptflötz mit über 12 M. Mächtigkeit und vier Hangendflötze mit 1 — 3 M. Stärke bekannt geworden. Vorstehendes, in der Richtung 13h — lh, das ist in der Richtung des Laufes des Micib- und Vucjakbaches gezeichnetes Profil (Figur 1) möge die Lagerungsverhältnisse in diesem Kohlenbecken illustriren. Die Kohle dieser Flötze hat dunkelbraune Farbe und zeigt nicht ausgesprochener muscheligen Bruch, dagegen finden sich hie und da Anldänge an Lignit. Eine Elementaranalyse ergab : Hygroskopisches Wasser .... 17-5°/0 Asche 3-9— 14-8 „ WärmeefFect nach Berthier . . 4030—4515 Calorien. Die Flötze aller drei Becken haben zum Hangenden Mergelschiefer und Schiefer thon, zum Liegenden weiche Tegel. Die Ablagerung ist vielfach gestört, Streichen unc Verflachen wechselt ungemein oft. Da bei den meisten in Bacheinrissen constatirtet Kohlenausbissen die Fortsetzung des Flötzes auf dem anderen Bachufer nicht auffindba: ist, so müssen die Thäler als Dislocationsthäler angesprochen werden. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 351 Das Auftreten von Erdbrandproducten — Porzellanjaspissen — im Hangenden der Flötze, sowie der Brandschiefer im Hangendtheile des Hauptflötzes mahnen rück- sichtlich der Gefahr der Selbstentzündung zur Vorsicht bei Einleitung des Bergbau- betriebes. 11. Das Kolli envorkominen von Dolnja-Tuzla. Den mitteleocänen Flyschgesteinen der Majevica lagert ostwärts von Dolnja-Tuzla ein wesentlich durch seine intensivrothe Farbe charakterisirter Schichtencomplex auf; derselbe ist fast 600 M. mächtig und besteht aus Sandsteinen, Conglomeraten, Tegeln und Thonschiefern. Versteinerungen wurden in diesen Schichten bis nun nicht ge- funden; vielleicht entsprechen sie den Schichten des Monte Titano am Nordabhange der Apenninen, denen sie in petrographischer Beziehung sehr ähneln, und sind dem Oligocän zuzuzählen. Dem rothen Schichtencomplexe lagert das salzführende Miocän, zum Theile als Schlier entwickelt, bei Dolnja-Tuzla auf. Paul hat in diesem Miocän folgende Horizonte unterschieden: 1. Zu unterst: Leichte dünngeschichtete Mergel, die häufig aus ganz dünnen Scheiben bestehen und dann im Querbruche eigenthümlich feingestreift — achatähnlich — erscheinen. 2. In der Mitte: Graue schieferige Mergel mit Fischschuppen und Schalenbruch- stücken von Echiniden. 3. Zu oberst: Mergel mit gelblichen Sandsteinen, welch’ letztere halb verkohlte Pflanzenfragmente, darunter ziemlich deutliche Reste von Dycotyledonenblättern ent- halten. Diese Horizontirung entspricht den thatsächlichen Verhältnissen; zur Ergänzung möchte ich nur noch Folgendes anführen: Für die Tuzlaer Salzfrage haben die sub Post 1 und 2 angeführten Schichten insoferne eine besondere Wichtigkeit, als die ersteren das Liegende, die letzteren das unmittelbare Hangende des Steinsalzes bilden. Aus den sub Post 2 angeführten Schichten wurden bis nun folgende Versteinerungen bestimmt: Solenomya Doderleini Meyer, Chenopus pes pelicani Phil., Natica sp. cf. helicina Brocc., Tellina cf. ottnangensis Hoern., Leda sp. Bei den unter Post 3 angeführten Sandsteinen ist blos die Verwitterungsrinde gelb, frisch sind sie lichtgrau bis dunkelgrau und sehen Flyschsandsteinen sehr ähnlich. Diesem Horizonte gehören auch die Sandsteine des Wolfgangdefiles, die Paul und Dr. Tietze beobachtet haben, und die von Paul dem Flysch zugezählt wurden, an. Nach oben schliesst das marine Miocän mit einem Conglomerate ab, das so lose gebunden ist, dass die Ausbisse wie Schotterhaufen aussehen. Im Hangenden folgen nun weiter sarmatische Ablagerungen; dieselben bestehen zum Theile aus einem oolithischen Kalkmergel, voll schlecht erhaltener, calcinirter Conchylien; bestimmt konnte hievon werden: cf. Tapes gregaria Partsch, cf. Cardium obsoletum Eichw. ; zum Theile treten mürbe, fossilführende Sandsteine auf; bestimmt konnte werden: 352 III. Naturwissenschaft. Modiola Volhynica Eichw., Tapes gregaria Partsch, Cardium plicatum Eichw., Cardnom obsoletum Eichw., Cerithium pictum Boss. Den sarmatischen Schichten aufgelagert ist nun das kohlenführende Pliocän. Dieses besteht zu unterst aus einer schwachen Lettenlage, in welcher sich: Congeria Partschi Czjcz. und Melanopsis Vindobonensis Fuchs vorfindet. Hierauf folgt ein mächtiger Complex von braungrauen, sehr mürben Sandsteinen mit bombenartigen Concretionen; in diesen Sandsteinen findet man prächtig erhalten: Congeria subglobosa Partsch, Melanopsis Vindobonensis Fuchs, Melanopsis pygmaea Partsch, Cardium conjungens Partsch. Gegen das Hangende zu werden die Sandsteine immer thonarmer, lockerer und weisser und gehen schliesslich in rein weissen Quarzsand über. Dem Quarzsande legt sich dann ein wenige Meter starker Letten von grauer Farbe auf und folgt sodann das erste — liegendste — Kohlenflötz. Das Profil dieses Flötzes stellt sich von unten nach oben folgendermassen dar: Liegendsand Grauer Letten . 20 Cm. Grauer Letten 50 Cm. Kohlenschiefer . 20 77 Kohle 12 77 Kohle . 46 Grauer Letten 60 77 Grauer Letten . 43 77 Kohle 50 V) Kohle . 78 77 Grauer Letten 20 77 Grauer Letten . 62 77 Kohlenschiefer 25 77 Kohle . 83 77 Grauer Letten 35 V Grauer Letten . 33 77 Kohle 90 77 Kohle . 58 77 1 Grauer Letten 20 m,1 Grauer Letten . 32 77 j Kohle 34 77 Kohle . 34 77 Grauer Letten 50 77 Grauer Letten . 55 77 1 Kohle 40 77 Congerientegel als Hangendes. Die Gesammtmächtigkeit des > Flötzes stellt sich demnach, abgesehen von der obersten und untersten Lettenlage, auf 945 Cm., wovon 525 Cm. = 55-55°/0 auf Kohle und 420 Cm. = 44-45 °/() auf die Zwischenmittel entfallen. Eine Analyse der Kohle dieses Flötzes ist nicht vorhanden. Das Liegendflötz wird im Hangenden zuerst durch eine Lettenlage, welche massenhaft Reste einer spitz geschnäbelten Congerie, der Congeria cf. Gnezdai Brus, führt, überlagert; hierauf folgi etwa 30 Meter weisser Quarzsand, dem hie und da Tegellagen von geringer Mächtig; keit untergeordnet sind; dann kommt eine 0'5 bis 2 M. mächtige Schichte eines licht gefärbten, hochfeuerfesten Thones und dann das Hauptflötz; dieses sieht im Profile folgt aus: Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 353 Liegendthon Kohle . . 280 Cm Kohle , 100 Cm. Lettenmittel . . 5 77 Lettenmittel . , . . . 6 77 Kohle . . 80 77 Kohle . . . . 84 77 Lettenmittel . . 5 11 Lettenmittel . . . . ... 2 V) Kohle . . 73 11 Kohle ... 72 n Lettenmittel . . 4 11 Lettenmittel . , . . . 10 r Kohle . . 250 77 Kohle ... 70 77 Lettenmittel . . 5 77 Lettenmittel . ... 10 n Kohle . . 92 77 Kohle ... 98 V) Lettenmittel . . 4 77 Lettenmittel , . . . ... 1 V) Kohle . . 72 77 Kohle ... 70 77 Lettenmittel . . 5 77 Lettenmittel . . . . ... 10 77 Kohle . . 109 77 Kohle ... 94 V) Lettenmittel . . 18 77 Lettenmittel . . . . 2 77 Kohle . . 100 77 Kohle . . . 140 77 Grauer Hangendletten. Lettenmittel . . . . ... 2 77 Die Gesammtmächtigkeit des Flützes beträgt an dieser Stelle 1873 Cm., wovon 1784 Cm. = 95-2 % auf Kohle und 89 Cm. = 4‘8 °/0 auf die tauben Zwischenlagen entfallen. Die Analyse der Kohle des Hauptflötzes ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . . . 24-72% Asche . 7-75 „ Schwefe] . 0-25 „ Kohlenstoff . 46-86 „ Wasserstoff . 3-61 „ Sauerstoff und Stickstoff . . . 17 06 „ Wärmemenge nach Berthier . 4097 Calo Im Hangenden des Hauptflötzes liegt zuerst eine ziemlich mächtige Schichte grauen und gelben Lettens; hierauf folgt ein feinkörniger, gelblicher Sand, der an freien Wänden eine braune, fladerartige Zeichnung zeigt. Versteinerungen sind aus diesem Sande nicht bekannt geworden. Ueber dem Sande folgt dann eingebettet in grauen Letten das erste Hangendflötz und dann weiter im Hangenden das zweite Hangendflötz. Das Zwischenmittel zwischen Hauptflötz und erstem Hangendflötz hat eine Mächtigkeit von 120 M., das zwischen den beiden Hangendflötzen von 65 — 70 M. Ueber dem zweiten Hangendflötze folgen gelbe, fette Thone. Die Mächtigkeit des ersten Hangendflötzes wurde an zwei Stellen untersucht und mit 5-3 — 5’8 M. constatirt. Der Durchschnitt dreier Elementaranalysen der Kohle dieses Flötzes ergab: Hygroskopisches Wasser . . . 2-9 % Asche 12-6 „ Schwefel 0 725 „ Wärmemenge nach Berthier . 3392 Calorien. Vom zweiten Hangendflötze, das bisher fast gar nicht untersucht wurde, ist nur bekannt, dass es dasselbe Streichen und Verflachen wie das Hauptflötz und eine sichtbare Mächtigkeit von 7% M. besitzt. Sand VIII. 23 ' 354 III. Naturwissenschaft. Die geschilderten Lagerungsverhältnisse mögen durch folgendes Protil illustrirt sein (Figur 2). Fig. 2. Profil der Lagerungsverhältnisse von Dolnja-Tuzla. a Eocäner Flysch. c Marines Neogen (Schlier). b Rothe Sandsteine, Conglomerate und d Sarmatische Schichten. Thone. e Kohleführende pontische Schichten. Moluhe Paäa- lmnar Tiisanj- thal Spitals- thal Solina- thal Grabovica- thal Kolovrat- thal Rumicevo brdo West Das Kohlenbecken von Dolnja-Tuzla besitzt eine von Nordwest nach Südost ge- richtete Längserstreckung von über 66 Km.; es reicht im Nordwesten über die Eisen- bahnstation Gracanica hinaus, im Südosten findet es bei Han Zapardi seine Begrenzung. Die durchschnittliche Breite des auf das Gebiet des Sprecaflusses und seines Neben- baches, der Jala, beschränkten Neogenbeckens von Dolnja-Tuzla beträgt 10 Km., das von ihm eingenommene Areale 510 Quadratkilometer. 44 Km. der Längserstreckung liegen an der Eisenbahn Doboj — Dolnja-Tuzla. Mit Ausnahme der unmittelbaren Umgebung von Dolnja-Tuzla, wo, wie schon angeführt, sarmatische Schichten die Unterlage des Pliocäns bilden, scheint das gegen- ständliche Neogenbecken Gebilden der Flyschzone, von denen es auch umrandet wird, unmittelbar aufzuliegen. Die Kohle aller vier Flötze hat fast durchwegs lignitische Textur, nur hie und da sind Uebergänge in erdige Braunkohle zu beobachten. An der Luft verliert sie rasch ihren Wassergehalt, blättert sich unter deutlich hörbarem Knistern auf und zerfällt in eckigen Grus. Das Hauptstreichen der Flötze ist parallel zur Längenaxe des Beckens gerichtet. Das Verflachen variirt zwischen 10 und 85°, und sowohl dieser Umstand, als auch das oftmals in den complicirtesten Curven verlaufende Detailstreichen deutet darauf hin, dass intensive Lagerungsstörungen noch zur Pliocänzeit sich geltend ge- macht haben. Als Anhang glaube ich hier noch die beiden anderen in den Tuzlaer Congerien- schichten vorkommenden nutzbaren Mineralien „feuerfester Thon und Quarzsand“ näher berühren zu sollen. Ueber den im Liegenden des Hauptflötzes vorkommenden feuer- festen Thon hat das k. k. Generalprobiramt in Wien folgendes Parere abgegeben: „Der Thon von Tuzla hinterlässt beim Schlämmen 6°/0 quarzigen Sand. Durch Salzsäure lassen sich in der Wärme 0-4°/0 Eisenoxyd und 0-3 °/0 kohlensaurer Kalk ausziehen. Im Sefströmofen der Schweissglülihitze ausgesetzt, schmilzt er auch an den Kanten nicht; er nimmt beim Erhitzen eine bräunlichgraue Farbe an. Er eignet sich sehr gutj als feuerfestes Material bei Hüttenwerken und zur Herstellung von sogenanntem Steinzeug.“ Das den Quarzsand betreffende Gutachten des gleichen Amtes lautet: „Ursprünglich gelb, wird er beim Glühen röthlich, indem das Eisenoxydhydrat in Eisenoxyd übergeht. Mit Salzsäure gekocht, löst sich wenig Eisen, Thonerde, Kalkerde und Talkerde. Die zurückgebliebene Kieselsäure (Quarz) hat weisse Farbe mit sehr, Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 355 schwachem Stich ins Graue. Die Kieselsäurerückstände betrugen bei drei Proben 98'2 bis 98'8 °/0. Durch Schlämmen können die Sande nicht weiter gereinigt werden. Infolge des geringen Eisengehaltes, der unter 0-l°/0 beträgt, ist der Sand ganz gut zur Glasfabrication geeignet. So hat denn die Natur Schätze mannigfacher Art — Salz, Kohle, feuerfesten Thon und Quarzsand — in der Nähe von Dolnja-Tuzla aufgehäuft, deren Hebung allmälig fortschreitet. Einer rascheren Nutzbarmachung dieser Naturschätze setzte bis nun die Wasserarmuth dieser Gegend ein Ziel. Ich glaube aber, dass die Natur hier auch für das genügende Wasserquantum gesorgt hat, und sehe das Reservoir desselben in den der Congerienstufe zugehörigen, die Kohlenflötze unterlagernden, mehr als 200 M. mächtigen Sanden und mürben Sandsteinen. Menschliche Kunst wird auch dieses Wasserquantum, dessen Qualität allen Anforderungen gerecht zu werden verspricht, sich um so leichter dienstbar zu machen wissen, als hiedurch der Kohlenbergbaubetrieb in keiner Weise behindert zu werden braucht. 12. Das Kohlenvorkommen von Han Ludwig Victor (Bezirk Gracaniea). An der Grenze der Bezirke Gracanica und Gradacac, im Thale des Mostajnica- baches ist den dort herrschenden Flyschsandsteinen ein kleines Becken neogener Süss- wasserschichten aufgelagert. In diesem Neogenbecken ist bei der ehemaligen Poststation „Han Ludwig Victor“ kaum 10 M. südlich von der Strasse im Bachufereinrisse der Ausbiss eines Kohlen- flötzchens bekannt geworden. Eingebettet in bräunlichen, sehr stark zersetzten Thon- mergel, der eine zahlreiche Süsswasserfauna führt, worunter besonders Melanopsiden und Planorben stark vertreten sind, tritt dort ein Flötzchen zu Tage, das eine ganz zersetzte und erdige Kohle von torfähnlichem Aussehen führt. Die Flötzmächtigkeit beträgt 25 bis 30 Cm. Eine Analyse dieser Kohle ist nicht vorhanden. 13. Das Kohlenbecken von Banovitfi — Podgorje — Omazi6 (Bezirk Dolnja-Tuzla). In der Luftlinie 21 Km. südwestlich von Dolnja-Tuzla findet sich Flyschsand- steinen aufgelagert, von Flyschsandsteinen und Serpentinen umgrenzt und von Serpen- tinen dreimal durchbrochen, im Gebiete der Gemeinden Podgorje, Banovib, Tulovib, Ivonic und Omazic ein Neogenbecken, das die Oberflächenform eines doppelspitzigen Hakens besitzt und ein Areale von 9 Quadratkilometern bedeckt. Das neogene Sediment bildet ein gelblichweisser Kalkmergelschiefer, der zahlreiche Pflanzenreste, namentlich Glyptostr obres, Pinus und Taxodienarten, aber keine Thier- versteinerungen enthält. Die Kohlenführung dieses Tertiärs ist durch mehrere Ausbisse erwiesen. Am besten zeigt die Ablagerungsweise ein Ausbiss in der Wiesenmulde „Öabanov dol“; hier sieht man unter den neogenen Kalkmergelschiefern zuerst ein unreines, schieferiges Hangendflötz von etwa 1 M. Mächtigkeit zu Tage treten; unter diesem Kohlenflötze liegt ein 90 Cm. starkes, gelbes, lehmiges Zwischenmittel und unter diesem ein über 3 M. mächtiges Hauptflötz. Dieses besteht aus einer seine Mitte einnehmenden, etwa 150 Cm. mächtigen reinen Bank von Glanzkohle, während sowohl die Hangend- ais die Liegendpartien eine schieferige, mit Kohlenschiefer durchsetzte Kohle beobachten lassen. Eine Analyse der Kohle der reinen Flötzbank ergab folgendes Resultat: 23* 356 III. Naturwissenschaft. Hygroskopisches Wasser Asche ........ Schwefel Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff und Stickstoff Wärmemenge nach Berthier „ berechnet . . H'60°/0 8-50 0-96 n ?? 54-50 5-43 19-97 n 4684 Calorien, 5200 Einen weiteren Ausbiss findet man im Walde „Stare kuce“ südlich von Omazid: dieser Ausbiss lässt sich auf eine Länge von 130 M. im Streichen — dasselbe ist nach 191/,* gerichtet — verfolgen; das Schichtenfallen geht mit 15° nach l1/^; die Flötz- mächtigkeit ist hier unbekannt, doch scheint man es hier mit dem Ausbisse des früher angeführten Hangendflötzes zu thun zu haben. Ferner finden sich Ausbisse in Banovi6 südlicli von Ivurtib, weiters am Anstiege des Weges von Banovi6 nach Tulovib, endlich auf den Aeckern von Podgorje, doch ist hier überall die Kohle ausgebrannt. 14. Das Kohlen Vorkommen von Kotorsko — Busletifi (Bezirk Dervent und Gracanica). Gebilden der Flysclizone aufgelagert breitet sich in der Gegend Kotorsko — Busletic zu beiden Seiten des Bosnaflusses ein Tertiärbecken aus, das eine Fläche von über 100 Quadratkilometern bedeckt. Es besitzt eine von Nordwest gegen Südost gestreckte Figur mit einer zwischen den Ortschaften Brezici (Bezirk Dervent) und Lukasici (Be- zirk Gracanica) gelegenen grössten Länge von 20 Km. Die grösste Beckenbreite per 9 Km. liegt zwischen den Ortschaften Ivladari (Bezirk Dervent) und Brezani (Bezirk Gracanica); die bedeckte Fläche misst über 100 Quadratkilometer. Durch den Bosnafluss wird dieses Tertiärbecken in zwei ungleiche Hälften getheilt, von denen die grössere am rechten Ufer gelegen ist. Das neogene Sediment besteht aus gelblichbraunen Thonmergeln, welche hie und da Einlagerungen von schieferigen, blaugrauen und bräunlichen Kalkmergeln enthalten. Eine Kohlenführung wurde bis nun an folgenden Punkten bekannt: 1. In der Gemeinde Busletic (Bezirk Gracanica) finden sich am Bache „potok“ auf einer Wiese, welche vielfache Einsenkungen beobachten lässt, an verschiedenen Stellen rothe Erdbrandproducte, und darunter sieht man eine bituminöse, schwarze Masse mit schieferigen Kohlensplittern lagern. Im Bache selbst beisst unter dem rothen Erdbrand ein sehr unreines Kohlenflötz von kaum 1 M. Mächtigkeit aus — möglicher- weise ist dies blos die Hangendpartie eines stärkeren Flötzes. 2. Etwa D/2 Km. westlich von diesem Punkte trifft man neben dem nach Doboj führenden Wege noch innerhalb des Gemeindegebietes von Busleti6 den Ausbiss einer ganz zersetzten, tiefschwarzen und glänzenden Kohle. 3. In der Gemeinde Kotorsko (Bezirk Dervent) beisst nächst dem Bahnwächter- hause Nr. 20 zwischen Bahnkilometer 64 und 65 mit einer sichtbaren Mächtigkeit von mindestens 1 M. ein Kohlenflötz aus, das eine wohl verwitterte, aber immerhin bessere Braunkohle führt. Im Allgemeinen hat die Kohle dieses Beckens schieferige Textur, muscheligen Bruch, tiefschwarze Farbe und matten Glanz, an der Luft wird sie bald rissig. Eine Analyse dieser Kohle liegt nicht vor. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 357 15. Das Kohlenvorkommen von Zepee (Bezirk Zepee). Nördlich von £epce ist, Flyschgebilden aufgelagert, ein 36 Quadratkilometer grosses Tertiärbeeken vorhanden, das seine äusserste nordöstliche Grenze Bosnaahwärts gegen- über der Ortschaft Dolac erreicht; seine Nordbegrenzung bildet die Verbindungslinie der Berge: Debelo brdo, Gola glava und Kosa brdo; von hier läuft die Grenze gerad- linig nach der Stadt ^epce; die Süd- und Ostbegrenzung wird durch den Bosnafluss gebildet, nur bei Zepee selbst, dann bei Orahovice, Bistrica und Podldece greifen kleine Tertiärlappen auf das rechte Flussufer über. Mit dem an nächster Stelle beschriebenen Tertiärbecken von Novi Seher hängt das gegenständliche nicht zusammen, denn nördlich von den Ortschaften Lupoglav und Osovo, wo ein solcher Zusammenhang vermuthet wurde, besteht der Bergrücken an der Wasserscheide aus Serpentin. Das tiefste Glied des Neogens wird in der Tertiärmulde von l^epce durch Conglomerate gebildet; den (Konglomeraten lagern Schieferthone, Kalkmergel und Sandsteine auf. Kohlenausbisse wurden im Becken von £epce an folgenden Punkten beob- achtet: 1. Dr. Tietze (Grundlinien der Geologie von Bosnien und der Hercegovina, S. 138) beobachtete am rechten Bosnaufer oberhalb der Ueberfuhr von £epce in einer Boden- mulde des Bergabhanges an der Grenze der Gemeinden £epce und Orahovica und gleich unterhalb der Grenze des Serpentins und des Neogens einen Kohlenausbiss. Es finden sich daselbst eingebettet in blassgelbe, hellklingende Kalkmergel, welche nord- östlich einfallen, die Ausbisse dreier Flötze, deren Mächtigkeit bei keinem 50 — 60 Cm. überschreiten dürfte. Die schwarze Glanzkohle dieser Flötze zeigt eine schieferige Structur. Dr. Tietze gibt für die Kohle folgende Zusammensetzung an: Hygroskopisches Wasser .... 5‘0°/0 Asche 14 7 „ Wärmemenge nach Berthier . 4500 Calorien. 2. WViters sah Dr. Tietze am linken Bosnaufer in der Nähe des Han Hassagic sechs schwache — einige Centimeter bis im Maximum 50 Cm. mächtige — Kolden- flötzchen ausbeissen, welche mit 15° nach Norden einfallen; er gibt für diese Kohle folgende Zusammensetzung an: Hygroskopisches Wasser .... 5‘7 n/0 Asche 30-2 „ Wärmemenge nach Berthier . 3616 Calorien. 3. Berghauptmann Radimsky fand in den durch den Einriss des Osovabaches blossgelegten Tertiärschichten, welche hier aus grobkörnigen, jedoch milden Sandsteinen, die mit bräunlichen und bläulichen Schieferthonen wechsellagern, bestehen, die Ausbisse dreier Kohlenflötze; hiebei zeigt der hängendste eine Mächtigkeit von 60 — -70 Cm. und führt zersetzte Glanzkohle; der mittlere ist 10—20 Cm. mächtig und führt eine schöne schwarze Glanzkohle von muscheligem Bruch; der liegendste, gleich mächtig wie der mittlere, führt eine schwarze Glanzkohle von schieferigem Bruche. Das Streichen der Schichten ist daselbst von Nordwest nach Südost, das Ver- flachen nach Südwest gerichtet, und dürften somit die Glanzkohlenausbisse des Osova- baches den nördlichen Gegenflügel der unter 1 angeführten Ausbisse bilden. 358 III. Naturwissenschaft. 16. Das Kohlenvorkommen von Novi Seher (Bezirk Zepee). Flyschgebilden aufgelagert und von denselben umgrenzt, ist im Thalgebiete des Ljesnicabaches, in der Umgebung der Ortschaft Novi Seher, ein Tertiärbecken abge- lagert, das beiläufig eine elliptische Form, deren nordwestsüdöstliche längere Axe IO/2 Km. und deren südwestnordüstliche kürzere Axe 4'/2 Km. beträgt, bat; die bedeckte Fläche misst etwa 50 Quadratkilometer. Das neogene Materiale besteht aus hellgrauen, weisslich verwitternden Mergeln, welche massenhaft kleine Cypris- Schalen führen. Kohlenausbisse sind in diesem Becken an vielen Punkten aufgefunden worden. Schon Dr. Tietze erwähnt in den „Grundlinien der Geologie für Bosnien und Her- cegovina“ auf Seite 134 Kohlenausbisse hei den Dörfern Ponjevo und Ozimice. Westlich von Ponjevo, in Pire, wurde die Mächtigkeit des zwischen Thone eingebetteten Aus- bisses mit mehreren Metern constatirt. Der Gegenflügel dieser Ausbisse dürfte durch die Ausbisse bei Strupina und Mladoseric repräsentirt sein. Sensation erregten die Ausbisse in der Gemeinde Brezovedane, von denen das Gerücht ging, dass das Flötz dort 10 — 13 M. mächtig sei; ja sogar auch die Angabe circulirte, dass dort ein ganzer Berg aus Kohlen bestehe. Thatsächlicli stehen im Riede Izgorelica, der Gemeinde Brezovedane, die Schichtenköpfe eines Kohlenflötzes auf etwa 10 M. Länge zu Tage an, dessen abgewittertes und abgeschwemmtes Materiale die Mächtigkeit sehr gross erscheinen lässt. In Wahrheit ist aber das Flötz hier nur 3 — 4 M. mächtig und führt in seiner Hangendhälfte ein schwaches Zwischenmittel. Das Streichen der Kohle ist nach Südwest — Nordost, das 15° betragende Einfallen nach Nordwest gerichtet. Etwa 300 M. südwestlich von diesem Punkte kommt auf der Hügelkuppe der njiva Ostruga unter der Ackererde ein Kohlenausbiss vor, der sich auf 10 — 15 M. leicht verfolgen lässt, dessen Mächtigkeit und Lagerungsverhältnisse bis nun nicht bestimmt wurden. Etwa 100 M. weiter gegen Süden trifft man am Wege „Sumica put“, und zwar schon am Abstiege gegen den Dubravo potok einen dritten Kohlenausbiss, welcher längs des abfallenden Weges auf etwa 50 M. Länge verfolgt werden kann. Die Mäch- tigkeit dieses Ausbisses beträgt mehrere Meter, und das Flötz fällt hier mit 10 — 15° nach Osten ein. Diese Ausbisse führen durchaus eine schöne Glanzkohle von theils muscheligem, theils schieferigem Bruch. Der etwas verschiedene Habitus der Kohle vom Riede Izgorelica gegen jenen der beiden anderen Ausbisse, sowie die gegenseitigen Lagerungsverhältnisse lassen den Schluss zu, dass in Brezovedane zwei Kohlenflötze Vorkommen, von denen das in Izgorelica ausbeissende das liegende ist. Ein weiterer 4 M. mächtiger Kohlenausbiss kommt im Riede Lug der Gemeinde Kopice vor und gehört zweifellos der Fortsetzung eines Flötzes von Brezovedane an. Man hat es also im Neogenbecken von Novi Seher mit einer sehr ausge- dehnten und mächtigen Kohlenablagerung zu thun; dabei ist die Lage der Kohlen- ausbisse von Brezovedane für die Anlage eines grösseren Tagbaues und späteren Stollenbetriebes günstig. Novi Seher ist von der Eisenbahnstation Maglaj 16 Km. entfernt. Von beiden Flötzen in Brezovedane wurde die Kohle untersucht und folgendes Resultat erhalten: Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 359 I. II. Hygroskopisches Wasser . . . 15-0 o/0 13-15 «/0 Asche 7-6 „ 5-55 „ Schwefel . 0-7 „ 0-565 „ Kohlenstoff . 54-15 „ 58-46 „ Wasserstoff . 3-69 „ 3-85 „ Sauerstoff und Stickstoff 19-56 „ 18-99 „ Wärmemenge nach Berthier . 4485 Calorien, 4799 Calorien „ berechnet .... 4571 5013 „ 17. Das Kohlenvorkommen von Dnhoeac a. d. Save (Bezirk Dervent). Leithakalkbildungen auflagernd kommt südlich von dem an der Save gelegenen Dorfe Dubocac ein meist lichtgefärbter Tegel vor, in welchem im Jahre 1897 etwa 1 Km. südlich vom Dorfe ein 12 Cm. starkes Flötzchen einer sehr jungen, lignitartigen Kohle gefunden wurde. Das Schichtenstreichen geht nach Ost — West, das gegen Norden gerichtete Einfallen beträgt 25°. Eine Analyse dieser Kohle ist nicht vorhanden. Prak- tische Bedeutung kommt diesem Kohlenvorkommen wohl nicht zu. 18. Das Kohlenvorkommen im Tliale der Mala Usora (Bezirk Tesanj). Das Neogenbecken im Tliale der Mala Usora, mit welchem wohl seinerzeit auch die beiden Tertiärlappen von Mladikovina und Komusina im Gebiete der Velika Usora zusammengehangen haben, bildet eine in der Richtung Ost— West sehr gestreckte, 20 Km. lange, im Durchschnitte etwa 2 Km. breite und 38 Quadratkilometer grosse Süsswasser- ablagerung, welche allseitig von Gebilden der bosnischen Flyschzone begrenzt wird. An der Grenze der Gemeinden Teslic und Buletic entsendet der nördliche Serpentinzug eine bis auf das rechte Ufer der Mala Usora übergreifende Nase in das Tertiärgebiet, dieses hiedurch förmlich in zwei Hälften trennend. Das neogene Ablagerungsmateriale besteht aus Kalk- und Thonmergel und Thon- mergelschiefer, welche hie und da Pflanzenabdrücke und Gasteropodenreste führen. Eine Kohlenführung wurde im gegenständlichen Neogenbecken an folgenden Punkten constatirt: 1. Im Rudopolje, nächst dem Orte Brdaci tritt an der rechten Uferböschung der Usora ein Glanzkohlenausbiss zu Tage, welcher dem Streichen nach auf etwa 100 M. verfolgt werden kann. Er führt eine tiefschwarze, mattglänzende Kohle, welche häufig von tauben Zwischenmitteln durchsetzt ist. In der unmittelbaren Sohle der einzelnen Flötzbänke und auch hie und da in den Zwischenmitteln finden sich viele nuss- und faustgrosse Knollen von zersetztem Schwefelkies. Der Querschnitt dieses Kohlenaus- bisses sieht folgendermassen aus: 1. Gelblicher Thonmergel als Hangendes 6. Kohle 220 Cm. 2. Kohle . 180 Cm. 7. Zwischenmittel .... 50 „ 3. Zwischenmittel .... . 30 „ 8. Kohle 30 „ 4. Kohle .... . 130 „ 9. Zwischenmittel .... 20 „ 5. Zwischenmittel .... . 45 „ 10. Kohle 80 „ Die Flötzmächtigkeit beträgt somit 785 Cm., wovon 640 Cm. — 81 -5 °/0 auf Kohle und 18‘5 °/0 auf Zwischenmittel entfallen. Die Zwischenmittel bestehen aus gelblichem 360 III. Naturwissenschaft. oder grauem Thonmergel, welcher auch das Liegende des Flötzes bildet; die Lagerung ist eine flache, es beträgt das gegen Nordwest gerichtete Einfallen 10°. Eine Analyse der Kohle dieses Flötzes ergab: Hygroskopisches Wasser . 1490% Asche Schwefel 1-24 Kohlenstoff . 56-11 „ Wasserstoff . 3-92 „ Sauerstoff und Stickstoff . 16-57 „ Wärmemenge nach Berthier . 4480 Calorien, „ berechnet . . 4949 „ Die Verkokungsprobe ergab 44’ 7 % sandigen Rückstand. 2. Bei der Einmündung der Gomjenica in die Usora beisst ein ca. 4 M. mächtiges Kohlenflötz aus, dessen Kohle der früher angeführten gleich ist. Leider besitzen die von den unter 1 und 2 angeführten Ausbissen repräsentirten Flötze keine besondere Flächenausdehnung, sondern bilden nur kleine Schollen. 3. In der Nähe der Station Ober-Teslid der von Doboj ins Usoratlial führenden Waldbahn wurde mittelst eines Stolleneinbaues ein 1*2 M. mächtiges Kohlenflötz er- schlossen. Die Verfolgung dieses Kohlenflötzes dem Streichen und Verflachen nach ergab, dass dasselbe vielfachen Verdrückungen, Auswaschungen und Verwerfungen unterworfen ist, so dass ein ökonomischer Bergbaubetrieb darauf nicht eingeleitet werden kann. 4. Oestlich von dem vorhergenannten Einbaue wurden in der Gemeinde Buletid mehrere Kohlenausbisse aufgefunden und auch bergmännisch untersucht; die betreffenden Flötzkörper mussten aber als unbauwürdig angesprochen werden. 5. Am Westrande des gegenständlichen Süsswasserbeckens beisst ca. 100 M. vom Hause des Risto Nikolid in Pribinid, knapp an der Grenze zwischen Neogen und Ser- pentin, ein Glanzkohlenflötz aus, das mehr als 2 M. mächtig ist und mit 25° gegen Südwest einfällt. Die Kohle dieses Flötzes ist tiefschwarz, besitzt einen lebhaften Glanz und ist in einzelnen Lagen als sogenannte Kreiselkohle ausgebildet. Eine Analyse derselben ergab: Hygroskopisches Wasser . . . 6-6 % Asche 6T „ Schwefel 0-894 „ Kohlenstoff 60‘00 „ Wasserstoff 4-045 „ Sauerstoff und Stickstoff . . . 17-255 „ Wärmemenge nach Berthier . 5675 Calorien, „ berechnet . . 5818 „ Die Verkokungsprobe ergab 59-5°/0 eines pulverigen Rückstandes. Die Localität wäre zur Anlage eines Stollens günstig. 6. In dem Tertiärlappen von Mladikovina wurde knapp an der Nord westgrenze zwischen Süsswasserneogen und Serpentin der Ausbiss eines 70 Cm. mächtigen Glanz- kohlenflötzes gefunden. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 361 19. Das Kohlenvorkommen von Kotor-Yaros (Bezirk Kotor-Yaros). Das kohlenführende Süsswasserbecken von Kotor-Yaros liegt zum vorwiegenden Theile am rechten Ufer der Vrbanja und bildet eine von Nord west gegen Südost gestreckte Figur von etwa 19 Km. Länge bei einer durchschnittlichen Breite von 3 bis 4x/2 Km.; gegen Süden läuft dasselbe bei Maslovare spitzig zu; die bedeckte Fläche beträgt 90 Quadratkilometer. Im Nordosten wird die Beckenbegrenzung von den Jaspisen der Uzlomac planina, im Nordwesten von Flyschsandsteinen und Flysehschiefern und im Südwesten von wahrscheinlich jurassischen Aptychenkalken gebildet. Die Beckenausfüllung ist neogenen Alters und besteht aus gelblichem Thonmergel- schiefer und braunem petrefactenreichem Thonmergel. Eine Kohlenführung wurde bis nun nur im südöstlichen Beckentheile, und zwar an folgenden Punkten nachgewiesen: 1. Westlich von dem Dorfe Kukavica läuft oberhalb der Einmündung der Jezerska rijeka in die Vrbanja ein Kohlenausbiss quer durch den Vrbanjafluss. Dieser Kohlen- ausbiss zeigt ein Schichtenstreichen nach 19'“ und ein Verflachen von 75 — 80° gegen lh; er besteht aus einem Hauptflötze von 415 Cm. und einem Hangendflötze von 175 Cm. Mächtigkeit; beide Flötze werden durch ein ca. 100 Cm. mächtiges Zwischen mittel, das aus braunem petrefactenreichem Thonmergel besteht, von einander getrennt. Die Kohle beider Flötze ist eine tiefschwarze Glanzkohle von nicht besonders lebhaftem Glanze, wobei die Kohle des Hauptflötzes eine mehr bankige, jene des Hangendflötzes eine mehr schieferige Structur zeigt. Die Analyse dieser Kohle ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . . . 15‘65°/0 Asche 4'30 „ Schwefel 1'40 „ Kohlenstoff 52'80 „ Wasserstoff 3’56 „ Sauerstoff und Stickstoff . . . 23'69 „ Wärmemenge nach Berthier . 4539 Calorien, „ berechnet . . . 4214 „ Bei der Verkokung ergab sie 29 -6°/0 eines pulverigen Rückstandes. 2. Etwa einen Kilometer oberhalb der Einmündung der Jezerska rijeka in die Vrbanja kommt im Bachbette der Jezerska rijeka ein Kohlenausbiss vor. Das Flötz streicht ebenfalls nach 19h und fallen die Schichten steil gegen Norden. Der Quer- schnitt des Ausbisses ist folgender: Hangendkohle 30 Cm. Zwischenmittel aus braunem petrefactenreichen Thonmergel bestehend 200 „ Liegendkohle 120 „ Der Habitus dieser Kohle ist ganz gleich jenem wie beim Ausbisse 1, doch dürfte dieser Ausbiss einem hängenderen Flötze zugehören. Das Terrain zwischen Ausbiss 1 und 2 ist ziemlich eben, und hier wäre daher die Anlage eines Stollenbaues nicht thunlich. 3. Etwa 5 Km. weiter gegen Osten und beiläufig im angegebenen Schichten- streichen tritt im Riede Palucak, Gemeinde Maslovare, zwischen der Strasse und dem 362 III. Naturwissenschaft. rechten Ufer der Kruscica innerhalb einer kleinen Erdentblössung eine zersetzte Glanz- kohle zu Tage aus. Sie lagert unter einem verwitterten gelblichen Thonmergelschiefer. Ihre Mächtigkeit konnte nicht bestimmt werden, doch scheint sie, nach den sichtbaren Resten zu schliessen, ziemlich bedeutend zu sein. Dieser Ausbiss dürfte die streichende Fortsetzung des durch Ausbiss 1 repräsentirten Ivohlenflötzes bilden. Auch hier ist die Situation des Ausbisses einer Stollenanlage nicht günstig. 4. Etwa 100 M. nördlich vom Dorfe Hrvacani verquert der von Kotor nach diesem Dorfe führende Reitweg einen Kohlenausbiss, der ein Streichen nach 21/2h und ein nach 20 1/2h gerichtetes Verflachen von 80° zeigt. Der Ausbiss besteht aus einem 34 Cm. mächtigen Hangend flötzchen, einem darauffolgenden 18 Cm. starken Zwischen- mittel von bräunlichem Mergelschiefer und endlich aus einem Liegendflützchen von 20 Cm. Mächtigkeit. Die Kohle beider Flötzchen ist ein schwarzer, glanzloser Lignit. Auffallend ist es, dass hier die Schichten nicht vom Grundgebirge gegen die Becken- mitte zu, sondern gerade entgegengesetzt fallen, und dürfte man es hier nur mit einer unbedeutenden localen Ausbildungsform zu thun haben. 5. Im Gebiete der Gemeinde Hrvacani steht östlich vom Ausbisse 4 unterhalb ries Dorfes Savici in der Böschung des linken Ufers der Hrvacka rijeka ein Kohlenausbiss zu Tage an, welcher eine Mächtigkeit von nahezu 6 M. besitzt. Die Kohle desselben ist tiefschwarz bei mattem Glanze und zeigt der ganzen Mächtigkeit nach eine fein- schieferige Structur; sie streicht nach 22h und fällt mit 45° gegen 16h ein. Nach den Lagerungsverhältnissen zu schliessen, könnte dieser Ausbiss dem Gegenflügel des durch die Ausbisse 1 und 3 l’epräsentirten Flötzes angehören. Die Terrainconflguration wäre hier der Anlage eines Stollenbaues günstig. Eine Analyse der Kohle dieses Ausbisses ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . . . 19‘3 °/0 Asche 11‘25 „ Schwefel 1-030 „ Kohlenstoff 48-30 „ Wasserstoff 346 „ Sauerstoff und Stickstoff . . . 17-99 „ Wärmemenge nach Berthier . 4095 Calorien. „ berechnet . . 3964 „ Die Verkokungsprobe ergab 38'25 °/0 eines pulverigen Rückstandes. 20. Das Kohlenvorkommen von Jajce (Bezirk Jajce). Die tertiäre Süsswasserablagerung von Jajce breitet sich im Norden, Nordosien und Osten der genannten Stadt aus; sie besitzt eine unregelmässige Gestalt von 15 Km. grösster ostwestlicher Länge bei 81/2 Km. grösster nordsüdlicher Breite und 40 Quadrat- kilometer Fläche. Begrenzt wird sie im Süden und Südosten von triadischen, im Westen, Norden und Nordosten von jurassischen Kalken; bei der Stadt Jajce selbst wird sie von recenten Kalktuffen überlagert. Das Tertiär von Jajce nimmt zwischen den höheren Kalkzügen ein Hügelterrain ein, welches von dem tief eingeschnittenen Vrbasflusse in zwei ungleiche Theile, einen grösseren östlichen und einen kleineren westlichen, getrennt wird. Das tiefste Glied des Tertiärs bilden grobkörnige Kalkconglomerate, welche am rechten Vrbasflusse von den Häusern der Vorstadt Kozluk bis zum Han Lucine zu Tage anstehen und am rechten und linken Flussufer steile Felswände bilden. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 363 Die Kalkconglomerate werden nach oben zu feinkörniger und gehen schliesslich in echte Sandsteine über. Auf den Sandsteinen liegen thonige Schichten, in denen an mehreren Stellen Kohlenausbisse gefunden wurden. Im Hangenden der thonigen Schichten finden sich zuerst weiche Kalkmergel- schiefer vor, hierauf folgen tertiäre Kalktuffe, welch’ letztere die Kuppe des Hügel- zuges westlich von Divicani zusammensetzen und nahezu horizontal gelagert sind. Auf diesen tertiären Kalktuffen ist das alte Castell von Jajce aufgebaut und in diesen Kalk- tuffen sind die berühmten Katakomben von Jajce hergestellt. Ein Profil durch das Tertiärbecken von Jajce in der Richtung Westsüdwest — Ostnordost stellt sich folgen dermassen dar: Westsüdwest. Ostnordost. Vrbas Dnoluka Ranea a Triaskalk. d Sandstein. g Thone und Mergelschiefer. b Jurakalk. e Thone. h Kalktuff, c Tertiärconglomerat. f Kohlenflötz. i Breccienkalk. Von Fossilien kennt man aus den Schichten g Reste von Limnaeus, Plavorbis, Bithinia, aus den Schichten e eine Muschel, welche mit Pisidium Schlechctni aus dem Süsswassertertiär von Promina identisch sein dürfte. Kohlenausbisse wurden an folgenden Punkten gefunden: 1. Im Nordwesten der Stadt Jajce, an der alten Strasse gegen Varcar- Vakuf und unmittelbar unter der orientalisch-orthodoxen Kirche von Jajce. Hier hat das Kohlenflötz eine sichtbare Mächtigkeit von ca. 2 M. Die Kohle hat tiefschwarze Farbe, lebhaften Glanz, ist jedoch vielfach von dunklen Schieferstreifen durchsetzt. Das flach südlich fallende Flötz liegt hier einem braungelben, zersetzten Schieferthone auf und unterlagert einem gelblichweissen, hellklingenden und schiefrig zerfallenden Kalkthonmergel. Da dieser Ausbiss hochgelegen ist, lässt sich das von ihm repräsentirte Kohlenflötz gut stollenmässig aufschliessen und ausbeuten. 2. Beim Graben eines Brunnens bei dem am Nordende der Stadt gelegenen Strassenmeisterhaus stiess man auf Glanzkohle; Näheres über Mächtigkeit und Lagerungs- art wurde nicht bekannt; auch dieser Punkt, der im Streichen des früheren Ausbisses liegt und daher demselben Flötze angehören dürfte, liegt noch sehr hoch über dem Vrbasbette. 3. Am rechten Vrbasufer findet man im Riede Butile, Gemeinde Divicani, in dem Einrisse eines Bächleins ein Braunkohlenflötz ausbeissen, das flach nach Nordosten einfällt und eine sichtbare Mächtigkeit von ca. 1 M. besitzt. Das Flötzliegende besteht aus einem braungrauen Schieferthone, das unmittelbare Hangende ist nicht offen. Das Materiale dieses Ausbisses ist ein reiner, tiefschwarzer Lignit. Auch hier würde ein stollenmässiger Bergbaubetrieb zulässig sein. 364 III. Naturwissenschaft. 4. Bei dem Dorfe Podmilacje, ganz nahe am rechten Vrbasufer, findet man in den Lehmwänden eines kleinen Wassereinrisses häufig Lignitstücke, welche den gleichen Habitus wie die unter Post 3 angeführte Kohle besitzen. Ein anstehendes Flötz wurde hier bis nun nicht gefunden. Eine Analyse der Kohle von Jajce ist in den „Grundlinien der Geologie für Bosnien und Hercegovina“ auf Seite 99 angegeben und lautet: Hygroskopisches Wasser .... 105 °/0 Asche 15*5 „ Brennwerth nach Berthier . . 4226 Calorien. 21. Das Kohlenvorkommen von Banjalnka. In der Thalausweitung am Zusammenflüsse des Vrbas und der Vrbanja bei der Kreisstadt Banjaluka sind den Gebilden der Flyschzone neogene Süsswasserschichten aufgelagert. Dieselben bedecken eine Fläche von ca. 70 Quadratkilometer; sie reichen im Süden bis zum Südende der Stadt Banjaluka, im Osten bildet der Vrbanjafluss die Begrenzung, im Norden fliesst die Ivanjska rijeka nahe dem Contacte zwischen Tertiär und Flysch und im Westen verläuft die Grenze über den Mandusi6 brdo, das Dorf Orlovac, die Quellen Maklenovac und Peöina und endlich über die Ortschaft Motike. Das neogene Absonderungsmateriale lässt sich in zwei Gruppen trennen, und zwar in eine tiefere, mehr kalkige, und in eine höhere, mehr sandig-thonige. Die tiefere Gruppe besteht zu unterst aus Congerien führenden Kalkmergeln; höher liegen feste Kalktuffe mit Pflanzenresten und schlecht erhaltenen, unbestimm- baren Congerien und Melanopsiden; darauf folgen weisse, plattige Mergel mit Congeria cf. banatica R. Hoern. und Melanopsis Pilari ( Vrbasensis ) Neum. Die Mächtigkeit dieser Schichtengruppe beträgt 130 — 170 M. Die höhere Gruppe ist aus Thonen, Schotter, lockeren Conglomeraten und feinkörnigen Sandsteinen, denen hie und da Mergel und Mergelschiefer untergeordnet sind, zusammengesetzt; ihre Gesammtmäch- tigkeit beläuft sich auf ca. 250 — 300 M. Eine Kohlenführung ist in beiden Schichtengruppen constatirt worden. Dem tieferen, kalkigen Sckichtencomplexe ist, etwa 50 — 70 M. vom Grundgebirge entfernt, das sogenannte Lausflötz — weil am Laus brdo ausbeissend — eingelagert. Dasselbe hat vom Hangenden gegen das Liegende zu folgende Zusammensetzung: Hangendmergel Kohle Mergelmittel Kohle Russblatt, auch durch braunen Mergel vertreten . . . Kohle Graues Mergelmittel Kohle Graues Mergelmittel Kohle Schwarzes Lettenmittel Kohle Weisses, braunes, in Letten übergehendes Mergelmittel . Kohle Liegendmergel. 10—15 Cm. 10—15 26 0—3 34 13 17 2 50 8 24 8 18 3J j: 7? 77 77 77 77 77 77 77 77 77 Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 365 Die Gesammtmacht dieses Kohlenflötzes beträgt 220 — 233 Cm., wovon 179 — 184 Cm. = 81 -4 °/0 auf Kohle und 4L — 49 Cm. = 18 6 % auf taube Zwischenmittel entfallen. Die Zwischenmittel halten nicht regelmässig an, sondern wachsen stellenweise, nament- lich gegen das Ausgehende zu, an, stellenweise, insbesondere gegen die Teufe zu, keilen sie sich allmälig aus. Die Kohle dieses Flötzes ist eine lebhaft glänzende Glanzkohle mit muscheligem Bruch; an der Luft zerfällt sie infolge Verlustes ihres hygroskopischen Wassers bald. Als bemerkenswert!! kann angeführt werden, dass in der Kohle dieses Flötzes häufig Knochenreste von Wirbelthieren gefunden werden. Das bosn.-herceg. Landesmuseum besitzt zwei schöne Theile eines Kiefers von Antilope glavata Gerv. ; in neuerer Zeit sollen Knochenreste einer Gas-Art gefunden worden sein. Im ersten Hefte des Jahrganges 1895 des „Jahrbuches der k. k. geologischen Reichsanstalt“ ist eine Analyse dieser Kohle auf Seite 3 angegeben, dieselbe lautet: Hygroskopisches Wasser Asche Schwefel verbrennlich Schwefel in der Asche . Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff und Stickstoff Wärmemenge nach Berthiei „ berechnet . 29-05% 7-40 2-02 1-48 n 71 r> 44-45 77 3-03 „ 12-20 „ 3864 Calorien 3932 Zu dieser Analyse wäre zu bemerken, dass die bezügliche Kohle aus einem Schachte stammt, bei dem das Inundirtsein zur Regel geworden war. Im Liegenden des Lausflötzes kommen, den Mergeln eingelagert, mehrere 5 bis 15 Cm. starke Kohlenschmitze vor, doch entbehren dieselben jeglicher praktischen Be- deutung; im Hangenden dieses Flötzes sind zwei Koblenflötze constatirt worden; das erste ist etwa 15 M., das zweite 21 M. vom Lausflötze entfernt, die Mächtigkeit des ersteren beträgt 38 — 42 Cm., das zweite besteht aus drei Kohlenbänken, wovon die Liegendbank 30 Cm., die Mittelbank 6 — 8 Cm. und die Ilangendbank 5 — 10 Cm. stark ist, die mergeligen Zwischenmittel betragen 22 und 40 Cm. Im höheren, dem sandigthonigen Schichtencomplexe wurden folgende Kohlen- führungen beobachtet: Unterhalb der grossen Vrbaskaserne beissen am Vrbasflusse drei Flötzchen aus. Das Liegende dieser Flötzchen besteht aus grünlichen, feinkörnigen Sandsteinen, die stellenweise mergelig werden; darüber folgen dunkle und noch höher eisenschüssige Schieferthone. Diesen Schieferthonen lagert dann ein 40 Cm. starkes Kohlenflötzchen als erstes auf. Im Hangenden des Kohlenflötzchens steht eine 150 Cm. mächtige, dunkle Schieferthonbank an, und diese wieder wird von einer 20 Cm. starken Kohlen- schieferschichte, welche viele Fossilien, darunter: Melania cf. Escheri Mer. Neritina semidentata Sdbg. führt, überlagert. Höher liegen dann bläuliche, rostig verwitternde Schieferthone; hierauf folgt das zweite Kohlenflötzchen, das 50 Cm. stark ist, und dessen 20 Cm. mächtige Liegendbank fast gänzlich verschiefert ist und Schneckenreste führt. Im unmittelbaren Hangenden dieses Kohlenflötzchens stehen fossilführende Letten an, und etwa 4 — 5 M. 366 III. Naturwissenschaft. darüber folgt das dritte, ca. 25 Cm. starke Flützchen. Eines von diesen drei Flützchen muss wohl mit dem auf Seite 92 der „Grundlinien der Geologie für Bosnien und Her- cegovina“ angeführten Theerkohlenflötzchen identisch sein. Im gegenständlichen Schichtencomplexe folgen über den drei angeführten Kohlen- flötzchen noch einige, jedoch ganz bedeutungslose Kohlenflötzchen, und erst weit im Hangenden tritt das sogenannte Flötz von Pavlovci auf. Die Zusammensetzung dieses Flützes ist vom Hangenden gegen das Liegende zu folgende: Grauer Letten als Hangendes. Kohle 20 Cm. Kohle, schieferig brechend . 325 Cm. Blaues Lettenmittel 38 7* Graues Lettenmittel .... 15 77 Kohle 15 77 Kohle 30 77 Schwarzes Lettenmittel . . . 40 Graues Lettenmittel .... 5 77 Kohle 40 77 Kohle 70 7? Schwarzes Lettenmittel 30 77 Graues Lettenmittel .... 15 77 Kohle, muschelig brechend . 70 77 Kohle 40 77 Schwarzes Lettenmittel 10 77 Graues Lettenmittel .... 35 77 Kohle 90 77 Kohle 70 77 Lichtblauer Letten als Liegendes. Blaues Lettenmittel 80 7? Die Gesammtmacht dieses Flötzes beträgt 1038 Cm., wovon 770 Cm. = 74' 18 °/0 auf Kohle und 268 Cm. = 25’82°/0 auf taube Zwischenmittel entfallen. Eine Elementaranalyse der Kohle dieses Flötzes ergab: Hygroskopisches Wasser .... 10'3 °/0 Asche 14‘5 „ Schwefel 1'57 „ Wärmemenge nach Berthier . 4135 Calorien. Im Hangenden dieses Flötzes kommen noch einige, aber nur unbedeutende Kohlen- schmitze vor. Eine muldenförmige Ablagerung des tertiären Sediments ist in diesem Becken nirgends constatirbar, und scheint es, dass man es hier mit einer im Süden und Westen erfolgten einseitigen Aufrichtung zu thun hat. Das zwischen 9 und 75° betragende Verflachen und die öfteren Verwerfungen beweisen, dass hier noch zur Neogenzeit die gebirgsbildenden Kräfte der Erde eingewirkt haben. Nachfolgendes Profil mag die hier vorhandene Ablagerungsform näher illustriren: Motike. Pavlovci. Laus. Vrbas. Fig. 4. Profil der Süsswasser-Neogenablageruug von Banjaluka. 1. Flysclikalk. 2. Flysclischieferthone. .'i. Kalkmergel und Kalktuffe. 4. Sandig-tlionige Schichten. K Kolilenflötze. 5. Alluvium. 6. Flysclikalk. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 367 23. Das Kohlenvorkommen von Yarcar-Yaknf (Bezirk Yarcar-Vakuf). Bei der Bezirksstadt Yarcar-Vakuf lagern im Thalgebiete der Crna rjeka triadi- schen Gebilden neogene Schichten auf, welche in der Bachrichtung (Südwest — Nordost) eine relativ bedeutende, etwa 8 Kilometer betragende Längenerstreckung erreichen, deren Breite aber im Maximum sich auf blos lx/2 Km. beläuft; an zwei Stellen, und zwar unmittelbar östlich von der Stadt Varcar -Vakuf und hierauf bei Dolnje selo treten die Triaskalke so nahe an die Ufer der Crna rjeka heran, dass fast eine Unterbrechung des Neogens stattfindet. Das neogene Sediment besteht in diesem Becken zu unterst aus Conglomeraten ; den Conglomeraten lagern graue und gelbe, dünnbankige, sehr milde, leicht verwitter- bare Schieferthonschichten auf. Eine Kohlenführung ist in diesem Neogenbecken bis nun an folgenden zwei Punkten beobachtet werden: 1. Hart nördlich der Stadt Varcar-Vakuf, wo auf dem katholischen Friedhofe tertiäre Conglomerate ausbeissen, die einen wenige Centimeter starken Glanzkohlen- schmitz einschliessen. 2. Oestlich von der Stadt Varcar-Vakuf, wo auf einem schon zur Ortschaft Dolnje selo gehörigen Acker, eingebettet in weiche Schieferthonschichten, ein 10 — 12 Cm. mächtiges Glanzkohlenflötzchen zu Tage tritt. Eine volkswirthschaftliche Bedeutung kommt diesem Kohlenvorkommen nicht zu. Eine Analyse der Kohle dieses Beckens ist nicht vorhanden. 23. Das Kohlenvorkommen von Medna (Bezirk Yarcar-Vakuf). Die Tertiärablagerung von Medna liegt unmittelbar triadischen Gebilden auf; sie besitzt eine von Südost gegen Nordwest gestreckte, aber sehr unregelmässige Gestalt mit einer grössten Länge zwischen Baraci und Stupari von 7 Km. und einer grössten Breite zwischen Pisarici und Medna von über Km. ; das von ihr bedeckte Areale beträgt 16 Quadratkilometer. Die neogenen Schichten bestehen aus gelblichen Kalk- thonmergeln, denen namentlich in der Nähe der Kohlenflötze genaue Schieferthone ein- gelagert sind. Liegendconglomerate konnten hier nicht beobachtet werden. Die Kalk- thonmergel führen eine reiche tertiäre Süsswasserfauna, worunter insbesondere Con- gerien und Melanien präponderiren. Eine Kohlenführung wurde im Tertiär von Medna an folgenden Punkten constatirt: 1. Nordwestlich vom Orte Carevac, bei der mächtigen Quelle Öarevac, ist den daselbst eine steile Wand bildenden gelblichgrauen Thonmergeln ein unreines Kohlen- llötzclien von 20 Cm. Mächtigkeit eingelagert. 2. Am Wege von der Carevacquelle gegen Medna sieht man in Einrissen des Lehmbodens an mehreren Stellen Kohlenausbisse, von welchen jedoch keiner eine be- acbtenswerthe Mächtigkeit besitzt. 3. Im Grabovacbache beisst bei der Ortschaft Medna ein mächtiges Kohlenvor- kommen aus, das aus einem Hauptflötze und zwei Hangendflötzen besteht. Die Kohle des Hauptflötzes füllt hier die ganze Bachsohle auf eine horizontale Länge des nach Norden gerichteten Bachlaufes von etwa 35 M. aus, fällt steil nordwestlich ein und beträgt die wahre Flötzmächtigkeit ungefähr 20 M. Die Kohle ist hier an der Ober- fläche mit einem gelben Tuffe überzogen, so dass man die Reinheit des Flötzes nicht gut beobachten kann; sicher ist, dass einige dunkelbraune Zwischenmittel vorhanden sind. 368 III. Naturwissenschaft. Die Kohle dieses Hauptflötzes hat schwarze Farbe und massigen Glanz; eine Analyse derselben ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . . . 14-5 01 Io Asche . 134 77 Schwefel . 5-218 V Kohlenstoff . 48-21 77 Wasserstoff . 4-18 77 Sauerstoff und Stickstoff . . 19-71 77 Wärmemenge nach Berthier . 4212 Calorien. „ berechnet . . 4254 77 Die Verkokung ergab 46-55°/0 eines pulverigen Rückstandes. Etwa 110 M. bachaufwärts vom Hauptflötze tritt ein Hangendflötz von 1 M. Mäch- tigkeit und noch weitere 10 M. bachaufwärts ein zweites Hangendflötz von etwa 40 Cm. Mächtigkeit zu Tage aus. Beide Hangendflötze liegen concordant mit dem Hauptflötze und führen die gleiche Kohlenqualität wie das Hauptflötz. Die unter 3 angeführten Kohlenausbisse liegen ziemlich hoch über der Thal sohle des Mednabaches, und daselbst könnte gegebenenfalls ein bedeutender Stollenbau eingeleitet werden. 4. Im Westen von Medna beissen an der linksseitigen Bachuferwand des Bjeli- potok zwei Flötzchen von je 15 — 20 Cm. Mächtigkeit aus; sie sind von einander durch ein 1 M. mächtiges dunkelgraues Mergelmittel getrennt und führen eine ganz mürbe und blätterige Kohle. 24. Das Kohlenvorkommen von Sanskimost (Bezirk Sanskimost). Das in der Umgebung der Bezirksstadt Sanskimost, im Thalgebiete des Sana- flusses und des Blihabaches vorhandene Neogenbecken bildet eine längliche, knieförmig gebogene, von der Stadt Sanskimost aus einerseits gegen Nordwest, andererseits gegen Süden gestreckte Figur von etwa 33 Km. grösster Länge, 6 Km. durchschnittlicher Breite und 207 Quadratkilometer Fläche. Die Ausfüllungsmasse des neogenen Süsswasserbeckens besteht aus petrefacten- reichen, gelblichweissen Kalkmergeln, welche theils dickbankig abgelagert sind, theils jedoch eine dünnschieferige Structur beobachten lassen. Im Westen und Süden werden die Neogengebilde von triadischen Kalkfn, im Norden und Osten aber von den an Eisenerzen sehr reichen paläozoischen Schiefern von Stari Majdan — Lasina — Kruhari begrenzt. Eine Kohlenführung ist nur in dem nordwestlich von der Stadt Sanskimost ge- legenen Beckentheile, und zwar an folgenden Orten bekannt geworden: Bei dem Dorfe Husimovci in der Gemeinde Kamengrad dolnji befindet sich un- weit der Strasse Sanskimost — Krupa ein Kohlenausbiss. Es steht hier unmittelbar am rechten Ufer des Blihabaches eine steile Kalkmergel wand an, in welcher das schöne Profil eines ganzen Systems von Glanzkohlenflötzen sichtbar wird. Das Hangende dieser Kohlenflötze besteht aus einem lichten, weisslichgelben Kalkmergelschiefer, welcher nebst zahlreichen Bivalven, worunter sich mehrere Arten Congerien, wie: Congeria cf. Czjzekii Hoern., Congeria cf. banatica Hoern., Congeria cf. triangularis Partsch, Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 369 befinden, auch Fischabdrücke führt und stellenweise ganz erfüllt ist von prachtvoll erhaltenen fossilen Pflanzen, wovon: Cyperites Palla, Laurus stenopliylla Ett., Dryandra accuminata Ett., Pterocarya denticulata 0. W. u. A. bestimmt worden sind. Das Profil dieses Ausbisses ist, vom Hangenden gegen das Liegende fortschrei- tend, folgendes: Kohlenflötz I . 30 Cm. Dunkelbraunes Mergelmittel . 8 y> Kohlenflötz II . 72 ?? Grauer und brauner Mergel . . 120 ?? Kohlenflötz III . 50 y> Grauer und brauner Mergel . . 110 Kohlenflötz IV . 25 Unter dem Kohlenflötz IV folgen noch nach einem stärkeren Zwischenmittel einige ganz schwache Kohlenschmitze. Das Kohlenflötz I ist schieferig, das Kohlenflötz II enthält eine feste, mehr massige und reine Kohle, das Kohlenflötz III hat schieferige Structur und die Kohle ist unrein, endlich das Kohlenflötz IV führt eine reine, schöne Kohle. Das Flötzstreichen ist nach Nordwest gerichtet und fallen die Schichten mit 25° nach Nordost ein. Die Terrainverhältnisse würden hier einen stollenmässigen Auf- schluss zulassen. Die durchgeführte Analyse der Kohle aus Flötz II ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser Asche Schwefel Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff und Stickstoff Die berechnete Wärmemenge beträgt . Wärmemenge nach Berthier . . . . 12-2 °/0 8-5 „ 3-03 „ 53-62 „ 310 „ 19-50 „ 4342 Calorien, 4563 Die Kohle hinterlässt bei der Verkokungsprobe 49’85°/0 eines pulverigen Rück- standes und gibt 37-95°/0 flüchtiger Producte. Genau im Streichen des genannten Ausbisses findet sich 21/2 Km. weiter nord- westlich im Riede Zmijanjak, Gemeinde Suliaca, ein weiterer Kohlenausbiss, bei welchem eine kleine Probegrabung eine Kohlenmächtigkeit von mindestens 2 M. ergab. Dem Ansehen nach repräsentirt diese Kohle die beste Qualität des Beckens. Die durchgeführte Analyse ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser Asche Schwefel Kohlenstoff .... Wasserstoff .... 8-6 o/0 2'2 „ 4-58 „ 59-80 „ 3-68 „ Band VIII. 24 370 III. Naturwissenschaft. Sauerstoff und Stickstoff . . . 21'14°/0 Berechnete Wärmemenge . . 4984 Calorien, Wärmemenge nach Berthier . 4984 „ Die Kohle gibt 49,80°/o Coaks und 41’G°/0 flüchtige Producte nach Abzug des hygroskopischen Wassers. Einen weiteren Ausbiss findet man westlich vom Dorfe Dos6i zwischen Gestrüppen und kann denselben auf etwa 200 M. Länge verfolgen. Mächtigkeit, Lagerungs- verhältnisse und Qualität der Kohle konnten bei diesem Ausbisse nicht untersucht werden. Am Wege von Han Fajtovci, gegen den dortigen griechischen Friedhof zu ver- quert der Reitweg einen Kohlenausbiss, und weiter davon gegen Südwest knapp neben dem griechischen Friedhofe von Fajtovci sieht man in einem Wassereinrisse zwischen Lehm Kohle ausbeissen. Auch hier konnten die näheren Verhältnisse nicht constatirt werden. Noch weiter westlich am Wege gegen Modra verquert der Hohlweg einen Flötzausbiss; die Mächtigkeit der Kohle beträgt hier ca. 2 M., das Schichtenstreichen ist Nordost — Südwest, das gegen Nordwest gerichtete Einfallen beträgt 5 — 6°; die Kohle ist gegen das Hangende zu mehr schieferig, gegen das Liegende zu mehr bankig. Eine Analyse dieses Kohlenfundes ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser Asche Schwefel Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff und Stickstoff Berechnete Wärmemenge 7-25% 1-40 244 63-30 4-77 21-14 H 11 V) V) 11 5698 Calorien, Wärmemenge nach Berthier 5440 Die Kohle hinterlässt 43'1 °/0 gesinterten Coaks und gibt 49-65° flüchtiger Producte. Ein weiterer Ausbiss in diesem Kohlenbecken befindet sich am Nordwestende des Dorfes Modra, im Riede Varsiste, unter den Häusern der zwei Ivugi6. Dieser Ausbiss wurde durch die Planirung eines Quellenplatzes entblösst; er zeigt eine theils schieferige, theils bankige Glanzkohle, welche mit 35° gegen Nordost einfällt, und beträgt die offene Flötzmächtigkeit ca. 3 M. Nach Aussage der Leute soll im Hangenden dieses Aus- bisses noch Kohle vorhanden sein. Auch hier würden die Terrainverhältnisse einen stollenmässigen Aufschluss gestatten. Die Analyse der diesem Ausbisse entnommenen Kohlenprobe ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . 9-75 o/0 Asche . 8-80 „ Schwefel . 3-35 „ Kohlenstoff . 57-15 ., Wasserstoff . 3-92 „ Sauerstoff und Stickstoff . 17-03 „ Berechnete Wärmemenge . 5150 Calorien Wärmemenge nach Berthier . 4727 „ Die Kohle gibt 48 "6 °/0 pulverigen Coaks und nach Abzug des hygroskopischen Wassers 41*6 °/0 flüchtiger Producte. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 371 Aus dem Augeführten ergibt sich, dass im Kohlenbecken von Sanskimost wohl keine bedeutenden Flötzmächtigkeiten beobachtet wurden, dass aber dasselbe eine be- deutende Flachenausdehnung besitzt, denn die Entfernung des Ausbisses in Husimovci von jenem in Modra beträgt in der Luftlinie fast 13 Km. Hier muss bemerkt werden, dass wahrscheinlich alle constatirten Ausbisse einem einzigen Flötze angehören, dessen Lagerung durch Schichtenfaltung gestört ist. Eine grosse industrielle Bedeutung wird diesem Kohlenvorkommen einst zu- kommen, wenn die in nächster Nähe, in der Gegend von Ljubia — Stari Majdan, vor- kommenden ungeheuren Massen vorzüglicher Eisenerze zur Ausbeutung gelangen. *25. Bas Kohlenvorkommen von Prijedor (Bezirk Prijedor). Das Flussgebiet der Gomjenica, eines Nebenflusses der Sana, und einen kleinen Theil des Sanagebietes selbst einnehmend, kommt in der Umgebung der Bezirksstadt Prijedor ein 325 Quadratkilometer grosses Neogenbecken vor. Dasselbe besitzt, abge- sehen von der weiten nach Norden gegen Kostajnica zu gerichteten Ausbuchtung, eine in der Richtung Nordwest — Südost gestreckte Figur mit einer Länge von ca. 32 und einer mittleren Breite von ca. 10 Km. Es wird seiner ganzen Länge nach von der normal- spurigen Eisenbahn Banjaluka — Doberlin durchschnitten. Begrenzt wird dieses Becken im Norden und Osten von Gebilden der bosnischen Flyschzone, im Süden und Westen von paläozoischen Schiefern. Das neogene Sediment besteht im östlichen Muldentheile aus Schieferthonen, san- digen Thonen und Conglomeraten, untergeordnet sind Mergelschiefer; im westlichen Muldentheile herrschen Kalk- und Thonmergel vor. Längs des Südfusses der Kozara planina, zwischen den Ortschaften Ferici und Babici, sind nahe der Flyschunterlage Kohlenausbisse bekannt geworden. Eine nähere Untersuchung derselben hat ergeben, dass man es hier mit einem Ivohlenflötze zu tlmn hat, das im Streichen nach 19 11 auf mehr als 10 Km. regelmässig anhält, das mit 30 — -70° gegen Süden einfällt, und dessen constatirte Mächtigkeit im Minimum 14, im Maximum 24 M. beträgt. Die Kohle dieses Flötzes ist theils eine blätterige Braunkohle, theils ein mattgelber und derart harzreicher Lignit, dass er mit einem Zündhölzchen angezündet werden kann und angezündet fortbrennt, wobei ein harziger, aromatischer Geruch verbreitet wird. Gegen Westen zu scheint die Kohle das Aussehen einer Glanzkohle zu be- kommen. Auf Seite 99 der „Grundlinien der Geologie für Bosnien und Hercegovina“ sind zwei Elementaranalysen dieser Kohle angegeben; sie lauten: Hygroskopisches Wasser .... 9' 1 °/0 13*3 °/0 Asche 22-2 „ 11*8 „ Wärmeeinheiten 3661 Calorien, 3838 Calorien. Einer Privatmittheilung zufolge soll eine spätere Analyse einen Heizeffect von 4329 Calorien ergeben haben. Westlich von diesen Kohlenausbissen sind die neogenen Schichten mit einer starken Lage von Alluvionen überdeckt, und dort ist bis nun in der Ebene von Prijedor kein Kohlenausbiss bekannt geworden. Zweifelsohne hängt aber unter den Alluvionen das 'geschilderte Neogen mit jenem zusammen, das sich als anfänglich schmale Bucht im Thale der Puharska riejeka gegen Norden hinzieht, den Jelovacsattel übersetzt und 24* 372 III. Naturwissenschaft. sich jenseits desselben im Niederschlagsgebiete des Kneznickabaches ausbreitet. Diese neogene Ausbuchtung wird ihrer ganzen Länge nach von der Strasse Prijedor — Bac- vani — Kostajnica durchzogen, im Westen und Osten von Sandsteinen und Schiefern der Flyschzone begrenzt; im Norden, wo sich die Ausbuchtung etwas verbreitert, über- lagern jüngere marine Schichten das Süsswasserneogen. Das Materiale dieser Neogenbucht besteht zu unterst aus einem gebankten Kalk- mergel; darauf lagern lichtgelbliche, fossilreiche, namentlich Congerien und Dicotyle- donen führende Mergelschiefer. Diese Mergelschiefer lassen an drei Stellen eine Glanzkohlenführung beobachten, und zwar: 1. An der Grenze der Gemeinden Crna dolina, Veliko -Palanciste und Jelovac gornji, wo neben der Strasse ein 80 Cm. mächtiges Glanzkohlenflötz ausbeisst, dessen Kohle an der Luft rasch zerfällt. 2. Einen halben Kilometer nördlich vom genannten Punkte, wo man in den Aeckern neben der Strasse einen schwarzen Streifen verlaufen sieht, der seine Farbe vielen kleinen Körnchen von Glanzkohle verdankt und ohne Zweifel einen Kohlenausbiss repräsentirt. 3. Am südlichen Gehänge von Topolovac, wo in der Gemeinde Dvoriste westlich von der Strasse ein schwarzer Streifen die Aecker durchzieht. Eine Analyse dieser Kohlen ist nicht vorhanden. 26. Das Kohlenvorkommen von Dragotinja -Vragolovo (Bezirke Prijedor und Bosnisch-Novi). Ringsum von Flyschgesteinen umgeben liegt in den Gemeinden Vragolovo- Juti’O- goste, Dragotinja, Marini und Ahmetovci ein Neogenbecken von 8 Km. grösster Länge, 2*/2 Km. grösster Breite und 19 Quadratkilometer Fläche, dessen Materiale aus einem lichtgelblichen Mergelschiefer, ähnlich jenem vom Jelovacsattel, besteht. Diese Schiefer enthalten stellenweise viele und sehr schön erhaltene Congerien. In diesem Neogenbecken wurden an zwei Stellen Kohlenausbisse gefunden, und zwar in den Gemeinden Vragolovo Jutrogoste und Dragotinja. In der Gemeinde Vragolovo- Jutrogoste führt das unbedeutende Bächlein Medjuvodje kleine Stücke einer Glanzkohle; dasselbe muss daher einen Kohlenausbiss verqueren; dieser Ausbiss konnte bis nun nicht aufgefunden werden. Dagegen zeigt auf dem Felde oberhalb des Bächleins ein ziemlich breiter dunkler Streifen den Verlauf des Flötzausbisses, und dieser lässt sich auf eine Gesammtlänge von nahezu 1 Km. constant verfolgen. In der Gemeinde Dragotinja tritt unweit der Grenzen der Gemeinden Dragotinja und Marini auf einer kleinen, zwischen Aeckern gelegenen Wiese ein Glanzkohlenausbiss zu Tage, der einem ca. 4 M. mächtigen, jedoch von dunkelbraunem Thonmergelschiefer und schwarzem Kohlenschiefer stark durchsetzten Kohlenflötze angehört. Das Flötz- streichen ist hier nach Ost — West gerichtet, das gegen Süden gewendete Einfallen j beträgt 20°. Eine Analyse dieser Kohle steht nicht zur Verfügung. 27. Das Kohlenvorkommen von Vodicevo (Bezirk Bosnisch-Novi). Als wahrscheinlicher Denudationsrest der ehemaligen Fortsetzung des Neogen- beckens von Vragolovo- Jutrogoste gegen Nordwest hat sich in der Gemeinde Vodicevo, j I Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 373 südlich von Doberlin, eine etwa 10 Quadratkilometer grosse Scholle neogener Süss- wassergebilde im dortigen Flyschgebiete erhalten; diese Scholle besitzt eine unregel- mässig dreieckige Form und hat von Südwest gegen Nordost eine grösste Länge von etwa 5 Km., in der Kreuzrichtung dagegen eine grösste Breite von fast Km. Das neogene Sediment ist der ganz gleiche lichtgelbliche, Congerien führende Mergelschiefer, welcher auch in Vragolovo-Jutrogoste als herrschendes Gestein auftritt. Eine Kohlenführung dieses Beckens wurde nur an einem Punkte, und zwar im Norden, wo auf einem Acker oberhalb der Quelle Mackovac kleine Stückchen Glanz- kohle verstreut herumliegen und auch im Abflussgraben der Quelle gefunden wurden, beobachtet. Eine Untersuchung dieses Kohlenvorkommens bezüglich Mächtigkeit und Qualität wurde bis nun nicht vorgenommen. Zu erwähnen wäre hier noch, dass im Südwesten des Beckens in Dolnji Vodicevo angeschwemmte Knollen von Erdbrand gefunden wurden, welche natürlich einem aus- gebrannten Flötzausbisse entstammen. 28. Das Kohlenvorkommen am Unaeflnsse (Bezirke Petrovac und Gflamoc). Im Grenzgebiete der Bezirke Petrovac und Glamoc lagern in den Thalweitungen des Unacflusses triadischen Kalken drei neogene Süsswasserbecken auf, von denen das nordwestlichste, in welchem die Ortschaften Vrtoce und Drvar liegen, 11 Quadrat- kilometer, das mittlere mit der Ortschaft Mokronoge 3 Quadratkilometer und das süd- östlichste in der Gemeinde Ljeskovica 6 Quadratkilometer gross ist. Das neogene Ausfüllungsmateriale aller drei Becken, welche auch ursprünglich wohl zusammengehangen sind, besteht aus weissen Kalkmergeln, denen stellenweise, nament- lich in der Nähe der Ivohlenflötze dunkle Thone untergeordnet sind. Die hellen Kalk- mergel führen Congeria cf. triangularis , die dunklen Thone Melanopsis filifera n. sp. Eine Kohlenführung wurde bis nun sowohl im nordwestlichen als auch im süd- östlichen Becken bekannt; im mittleren Becken fehlt, zweifelsohne aber nur mangels tieferer Terraineinrisse, jeder Anhaltspunkt für eine solche. Im nordwestlichen Becken ist die Kohlenführung eine doppelte: in den unteren Lagen ist ein Glanzlcohlenflötz vorhanden, dessen sichtbare Mächtigkeit D/2 M. über- steigt, ohne dass das Liegende entblösst wäre; die oberen Lagen schliessen ein Lignit- flötz ein, das etwas über 1 M. mächtig ist. Im südöstlichen Becken ist das Auftreten des Glanzkohlenflötzes constatirt, das Lignitflötz dagegen fehlt. Eine Elementaranalyse der Glanzkohle des Nord westbeckens ergab: Hygroskopisches Wasser .... 13'5°/0 Asche 13'5 „ Wärmemenge nach Berthier . . 3704 Calorien. 29. Das Kohlenvorkommen von Pcrna (Bezirk Krupa). Dieses schmale Becken, das an seinem Südostrande, halbwegs zwischen Otoka und Krupa, von der Una, sonst ringsum von Triaskalken begrenzt wird, nimmt vom linken Unaufer bis gegen Seliste eine 4J/2 Km. lange und im Durchschnitte kaum 400 M. breite Bodensenkung an den Bächen Ljusina und Pecka ein. Das neogene Sediment besteht aus lichtgelblichem, leicht verwitterbarem Tbon- rnergel. 374 III. Naturwissenschaft. In diesem Tertiärbecken sind bis nun zwei Kohlenausbisse bekannt geworden. Der erste tritt am rechten Ufer des Ljusinabaches in einem Acker unweit eines griechisch -orientalischen Friedhofes zu Tage. Das unmittelbare Hangende dieses Aus- bisses besteht aus einem braunen, von Süsswasserpetrefacten ganz durchsetzten Thon- mergel, das Liegende, sowie das entferntere Hangende wird aus dem bereits erwähnten Kalkthonmergel gebildet. Die Mächtigkeit dieses Kohlend ötzcbens, das eine leicht zerreibliche, glanzlose Braunkohle von dunkelbrauner Färbung führt, ostwestlich streicht und mit ca. 10" nach Norden fällt, beträgt 10 Cm.; die Qualität der Kohle ist aus folgender Analyse ersichtlich: Hygroskopisches Wasser .... 15*3 °/0 Asche 35'2 „ Wärmeeffect nach Berthier . . 2124 Calorien. Etwa einen Kilometer nordwestlich von dem genannten Ausbisse und im Liegenden desselben ist nahe bei dem Dorfe Ljusina am rechten Ufer des Ljusinabaches ein zweiter Kohlenausbiss vorhanden. Das Hangende dieses Ausbisses wird nur von Humus gebildet, das Liegende besteht aus lichtgelblichem Thonmergel; das Schichtenstreichen ist nach 4h 5°, das 30° betragende Einfallen nach 22h 5° gerichtet. Das über 3 M. mächtige Flötz führt einen schwarzen, im Querbruche lebhaft glänzenden Lignit, der nach dem Durchschnitte dreier Analysen folgende Zusammensetzung hat: Hygroskopisches Wasser .... 1 2*3 °/0 Asche 4'0 „ Wärmemenge nach Berthier . . 4304 Calorien. Aus der Lage dieses Ausbisses ist die Schlussfolgerung gerechtfertigt, dass ein grosser Theil des Flötzes stollenmässig zu Gute gebracht werden kann. 30. Das Kohlenvorkommen von Krupa (Bezirk Krupa). Der Boden des sanft gewellten Thaies, in welchem die Stadt Krupa gelegen ist, zeigt sich von lichtgelblichen Kalkthonmergeln ausgefüllt, welche sich durch einen be sonderen Reichthum an neogenen Süsswasserpetrefacten, namentlich aber von Congerien, auszeichnen. Die kleine Neogenmulde besitzt in der Richtung Südost — Nordwest eine Länge von ca. 372 Km., in der Kreuzrichtung eine grösste Breite von ca. 1 Km.; sie ist rings umgeben von lichtgefärbten Triaskalken. Eine Kohlenführung der Neogenschichten des Beckens von Krupa ist nur im süd- östlichen Muldentheile, und zwar unmittelbar hinter der Ruine der früheren griechischen Kirche von Krupa bekannt geworden. Das hier ausbeissende Kohlenflötz ist ganz flach gelagert, besitzt eine Mächtigkeit von ca. 50 Cm. und führt eine sehr leicht verwitter- bare Braunkohle minderer Qualität. Sie hat 1 6 1/20/0 hygroskopisches Wasser, 19 °/0 Asche und gibt nach Berthier einen Wärmeeffect von 3473 Calorien. Mit Rücksicht auf die geringe Mächtigkeit und die mindere Kohlenqualität des Flötzchens, sowie auf den Umstand, dass die Kohle dem Unaflusse zufällt und ein j eventuell vorkommendes mächtigeres Liegendflötz in dem ohnehin schmalen Thale fast vollständig unter den Flussspiegel fallen müsste, dürfte der Kohlenmulde von Krupa kaum jemals praktische Bedeutung zukommen. I Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 375 31. Das Kohlenvorkommen von Teocak (Bezirk Biliac). Im Südwesten der Strasse Bihac — Petrovac, und zwar zwischen Han Begovac und Vrtoce, kommt in der Gemeinde Teocak mitten im Gebiete eines weissen, licht- grauen oder lichtgelblichen Triaskalkes, der leicht zu eckigem Grus zerfällt, eine kleine Ablagerung von grauen Thonmergeln vor, deren ungefähre nordwest-südöstliche Länge 1'2 Km., und deren Breite in der Kreuzrichtung im Maximum 750 M. beträgt. In der südlichen Partie dieser Thonmergel wurde am linken Ufer des Baches Luka ein Kohlenausbiss gefunden. Das ausbeissende Kohlenflötzchen ist 5 — 16 Cm. mächtig, streicht nach 5h und verflacht mit einem Winkel von 5° gegen Süden. Die Kohle ist eine tiefschwarze, lebhaft glänzende Braunkohle, welche viel Eisenkies führt. Das Flötzhangende besteht aus einem rothen, feinkörnigen Sandstein, der mit solchem von weisser und grauer Farbe und schwarzem Letten wechsellagert; das Lie- gende wird von einem grauen, sandigen Letten gebildet. Petrefacten wurden in dieser Kohlenablagerung nicht gefunden, daher kann auch das Alter derselben nicht völlig sicher angegeben werden; wahrscheinlich gehört sie jedoch dem Neogen an. Eine Analyse dieser Kohle ergab folgende Zusammensetzung: Hygroskopisches Wasser .... 12-0 °/0 Asche 16-0 „ Wärmemenge nach Berthier . 5304 Calorien. 32. Das Kohlenvorkommen von Knien -Yakuf (Bezirk Petrovac). Die Schlucht, in welcher der Ort Kulen-Valcuf gelegen ist, wird ringsum von Höhenzügen triadischer Kalke begrenzt. Der Thalboden, sowie die ersten Gehänge an beiden Ufern der Una bestehen aus neogenen Kalkconglomeraten. Am rechten Unaufer reichen die Kalkconglomerate ziemlich hoch hinan, so dass der befestigte Stadttheil Havala noch in das Gebiet derselben fällt. Im Süden der Stadt, am linken Flussufer, sind diesen Conglomeraten geringmächtige Thonmergel eingelagert, welche den Ausbiss eines 30 — 40 Cm. starken Braunkohlenflützchens einschliessen. Das Materiale des Flötzchens, welches von Südwest gegen Nordwest streicht und unter 18° gegen Nordwest einfällt, besteht aus einer stark zersetzten Braunkohle min- derer Qualität. Weitere Ausbisse sind in diesem kleinen Becken bis nun unbekannt. Eine Analyse dieser Kohle liegt nicht vor. Das kleine Neogenbecken von Kulen-Vakuf hat eine ostwestliche Länge von nicht ganz U/2 Km. und eine nordsüdliche Breite von ca. 800 M. 33. Das Kohlenvorkommen von Coralic-Peci (Bezirk Cazin). Im Riede Keserovac der Gemeinde Coralib beginnt, den letzten Denudationsrest einer grösseren Neogenbildung darstellend, ein Streifen relativ versteinerungsarmer Kalkthonmergel von lichtgelber Farbe, der sich in gerader Linie auf etwas mehr als 5 Km. Länge bis gegen das Dorf Ljeskovac hinzieht; die Breite dieser neogenen Ab- lagerung beträgt bei Hodzici kaum 300 M. und übersteigt im breitesten Theile im Nord- westen nirgends 600 M. 376 III. Naturwissenschaft. Aufgelagert sind die neogenen Schichten Kalkschiefern, die wohl höchstwahr- scheinlich der Trias angehören; im Süden werden sie von Triaskalken begrenzt. Eine Kohlenführung zeigt dieses Süsswassertertiär an folgenden Punkten: 1. Im Riede Keserovic an der Grenze der Gemeinden Coralic und Peöi. Hier findet man in dem Lehmboden eines Ackers Lignitstücke bis zu 50 Kgr. Gewicht verstreut eingebettet; ein anstehendes Kohlenflötz konnte aber nicht gefunden werden. Die Kohle selbst ist von tiefschwarzer Farbe, im Bruche glänzend, deutlich Holz- textur zeigend. 2. Am linken Ufer des Gracanicabaches beim Dorfe Hadzici beisst ein Braun- kohlenflötz mit von 10 bis 30 Cm. wechselnder Mächtigkeit aus. Die Kohle streicht Südwest — Nordost und fällt gegen Südost ein. Das Hangende bilden lichtgelbliche Kalkthonmergel, das Liegende besteht aus einem blaugrauen Thonmergel. Die Kohle ist tiefschwarz, im Bruche lebhaft glänzend. 3. Unterhalb der Dzamia des Dorfes Cajic trifft man im Ackerlehme Lignitstücke vom Aussehen wie beim erstgenannten Punkte. 4. Hinter dem Dorfe Cajic durchzieht einen dichten Niederwald ein Wasserriss; auf der Sohle dieses Wasserrisses, der nirgends die Lehmdecke ganz durchschnitten hat, trifft man häufig Findlinge des schwarzen glänzenden Lignites. Es ist nun erst an einem Punkte gelungen, in diesem Kohlenbecken anstehende Kohle zu finden; die Art der Ablagerung dort lässt aber auf kein ökonomisch bedeut- sames Vorkommen schliessen; wahrscheinlich hat man es hier hauptsächlich mit einem sehr seicht liegenden Lignitflötzchen zu thun, das bereits zum grössten Theile der Denudation verfallen ist. Die Analyse dieser Kohle ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . • • 12-2 o/0 Asche 2 35 „ Schwefel . . 015 „ Kohlenstoff . . 57-00 „ Wasserstoff . . 6-90 „ Sauerstoff und Stickstoff. . . 21-55 „ Wärmemenge nach Berthier 5148 Calorien „ berechnet . . 5840 34. Das Kohlenvorkommen von Mutnik (Bezirk Cazin). Bei der Ortschaft Mutnik, welche etwa 6 Km. westlich von Cazin liegt, treten neogene gelbliche Kalkthonmergel auf, denen auf dem nach Mutnik führenden Fahr- wege, etwa 800 — 900 M. von der Strasse entfernt, der Ausbiss eines Kohlenflötzchens, das eine ganz zersetzte Kohle von wenigen Centimeter Mächtigkeit führt, eingeschaltet ist. Der Einfall des Flötzchens ist unter 25° gegen Norden gerichtet. Im Liegenden dieses Flötzchens kommt unter dem Burgberg von Mutnik ein zweites Braunkohlenflötzchen von 10 — 12 Cm. Mächtigkeit zu Tage; dieses Flötzchen fällt ebenfalls nördlich ein, besitzt als Hangendes lichtgelblichen Kalkthonschiefcr, als Liegendes jedoch einen lichten Sandstein von geringer Mächtigkeit. Dieser letztere bildet hier offenbar das tiefste Glied des Neogens und liegt unmittelbar auf dem meso- zoischen Kalke des Burgberges von Mutnik. Die Grenzen dieser Neogenmulde konnten bis nun nicht mit Sicherheit bestimmt , werden, da Gesteinsentblössungen völlig mangeln, ja nicht einmal das Vorkommen von Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Herce°’ovina. 377 Gesteinsfindlingen auf die Natur des Untergrundes schliessen lässt. Es muss daher die Frage, ob die Kohlen von Mutnik mit dem später zu erwähnenden Kohlenvorkommen an der Korana demselben Neogenhecken angehören, vorläufig offen bleiben. Eine Analyse der Mutniker Kohle steht nicht zur Verfügung. 35. Kohlenvorkommen an der Korana (Bezirk Cazin). Etwa U/2 Km. nördlich von der Burg Trzac kommt im Riede Seliste auf einem Felde der Ausbiss eines anscheinend mächtigen Lignitflötzes zu Tage. Weiter findet man westlich der Ortschaft Milkovic einen etwa 10 M. breiten Streifen rothen Erdbrandes, der sich nach Nordost — Südwest durch die Felder hinzieht, zweifellos den Repräsentanten eines Kohlenflötzes darstellend. Näher untersucht wurden diese Vorkommen bis nun nicht, auch liegt keine Analyse der Kohle vor; dem Ansehen nach dürfte diese Kohle gleichwerthig sein mit jener von Gacko. 36. Das Kohlenvorkommen von Biliafi (Bezirk Biliafi). Die neogenen Schichten der Mulde von Bihac, welche zwischen Biha6 und Rasto- vaca eine grösste Länge von 23 Km und zwischen Panjak bei Vedropolje und Zalaije hristjansko eine Breite von 8 Km. besitzt und eine Fläche von 102 Quadratkilometer bedeckt, werden ringsum von Kalken begrenzt, die im Süden und Südwesten der Trias, im Nordwesten, Norden und Osten aber der Kreide angehören. Die Therme von Gata (Ilidze) entquillt diesen Kreidekalken nahe der Nordostgrenze des Neogens. Die nordöstliche Begrenzung der Bibacer Mulde verläuft ziemlich geradlinig, an der Südwestseite jedoch entsenden die Kalke in der Glavica bei Jezero, der Muratovica glavica bei Klokot und der Izacicka glavica bei Izacid ziemlich bedeutende Ausläufer in das Gebiet der jungtertiären Süsswasserschichten. Die Ausfüllung des Neogenbeckens besteht aus lichtgelben Kalkthonmergeln, welche mehr weniger schieferig gelagert sind und stellenweise häufige Petrefactenführung — namentlich Congerien — aufweisen. Bis nun sind in diesem Becken zwei Punkte bekannt geworden, wo Kohle aus- beisst, und zwar am Südwestrande der Mulde bei Jezero nächst Zegar und am Nord- ostrande nächst Zalozje. Bei Jezero kommen am Berggehänge über der alten Biha6er Militärschiessstätte in der Lehmdecke des Tertiärs häufig Stücke von Glanzkohle vor, ohne dass es jedoch bis nun in dem dortigen Gestrüppwalde gelungen wäre, die Kohle anstehend zu finden. Der zweite Punkt, an welchem eine Kohlenführung beobachtet wurde, liegt in dem Gebiete des Dorfes Zalozje unmittelbar bei der Häusergruppe Micica kuce; hier heisst in einem Bächlein eine blätterige, matt schwarzglänzende Braunkohle mit einer sichtbaren Mächtigkeit von etwa 50 Cm. aus, ohne dass jedoch die Sohle entblösst wäre. Im Hangenden dieses Flötzes stehen lichte Kalkthonmergel an, das unmittelbare Lie- gende ist nicht sichtbar; weiter im Liegenden finden sich wieder lichte Mergel. Das Schichteneinfallen ist nach Südwest, somit gegen die Muldenmitte zu gerichtet. Eine Analyse der Bihaüer Kohle liegt nicht vor. 37. Das Kohlenvorkommen von Podravno (Bezirk Srebrenica). Etwas über 7 Km. südlich von der altberühmten Bergstadt Srebrenica liegen in der Gemeinde Podravno, im Thalgebiete des Ponjerakbaches triadischen Kalken tertiäre 378 III. Naturwissenschaft. Süsswasserbildungen auf. Die tertiären Sedimente nehmen in der Richtung des Bach- laufes — Südost — Nordwest — eine Länge von 3800 M. ein; ihre Breite beträgt im südöstlichsten Theile etwa 600 Mv im nordwestlichsten kaum 80 M. Das Ablagerungs- materiale ist wie folgt zusammengesetzt. Es liegt unter einer ca. 40 Cm. starken Humus- decke zuerst 1’0 — 1-5 M. feinkörniger gelber Sand; hierauf folgt 1'5 — 2-0 M. mürber Sandstein mit lettigen Zwischenlagen und mit schmitzchenartigen Kohleneinlagerungen, deren Zahl bis 40 und deren Stärke 5 — 10 Cm. beträgt; sodann kommt ein fester, breccienartiger Sandstein, der etwa 1 M. mächtig ist, und dieser hat einen thonigen, durch Eisengehalt roth und gelb gefärbten, von Lettenzwischenlagen durchsetzten Sand zum Liegenden. Die Kohle selbst besitzt Lignitcharakter, ist aber tiefschwarz, lebhaft glänzend und bricht muschelig. Eine Analyse derselben ergab: Hygroskopisches Wasser •11-8 °/o Asche ■ ■ 1-5 „ Schwefel . . 054 „ Kohlenstoff . . 64-40 „ Wasserstoff . . 3-94 , Sauerstoff und Stickstoff . . . 17-82,, Wärmemenge nach Berthier 5587 Calorien „ berechnet . 5667 „ Die Kohle gibt bei der Verkokung 50‘3°/0 pulverigen Rückstand. Eine volkswirthschaftliche Bedeutung kommt diesem Kohlenvorkommen nicht zu. 38. Das Kohlenvorkommen von Strbci (Bezirk Yisegrad). Südöstlich von Visegrad hat sich zwischen Budimlje und Strbci ein von Nord- west gegen Südost gestreckter, 8 Km. langer und 1 Km. breiter Streifen neogener Süsswasserschichten erhalten, der im Osten von Serpentin, im Westen von Triaskalken begrenzt wird. Das neogene Sediment besteht aus einem lichtgelblichen, zuweilen ins Braune spielenden Thonmergel, welcher dünnschieferig gelagert ist und, den Witterungsein- flüssen ausgesetzt, leicht zerfällt; er führt eine reiche und stellenweise vorzüglich er- haltene Dicotyledonenflora. Eine Kohlenführung wurde in diesem Neogen bis nun an einer einzigen Stelle constatirt. Dieselbe liegt in einem Felde am linken Ufer des Pavlovica potok und ist das Ausbissprofil von oben nach unten folgendes: Hangendes: Lichter Thonmergel, Kohle . Lichter Thonmergel mit grauem Schieferthon wechsellagernd Kohle Lichter Thonmergel mit grauem Schieferthon wechsellagernd Kohlenschiefer mit spärlichen Kohlenschmitzen Liegendes: Lichter Thonmergel. Die Kohle dieses Vorkommens ist eine stark zersetzte Glanzkohle mit schieferiger Structur; eine Analyse derselben ist nicht vorhanden. 20—25 Cm. 250 V) 25 80 30 Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 379 39. Das Kohlenvorkommen von Rogatica. Das mit Ausnahme der Umgebung von Kovanje, wo Werfener Schiefer auftreten, ringsum von Triaskalken umschlossene Tertiärbecken von Rogatica besitzt eine grösste Länge von 8 Km, eine mittlere Breite von 3 Km. und bedeckt eine Fläche von 20 Quadratkilometern. Die neogenen Schichten bestehen aus weissen und lichtgelblichen Thonmergeln, welchen hie und da blaue und dunkelgraue Schieferthone eingelagert sind, und welche stellenweise massenhaft Reste von Süsswasserconchylien führen. Eine Kohlenführung dieser Tertiärablagerung wurde an folgenden Punkten con- statirt : 1. In der westlichen Böschung der alten türkischen Strasse Rogatica— Sarajevo heisst östlich von der Ortschaft Kovanje Kohle aus; Näheres ist über diesen Ausbiss nicht bekannt. 2. Bei den Entwässerungsarbeiten des militärischen Reservebäckereigebäudes in der Stadt Rogatica stiess man in der Tiefe von 1 — 2 M. auf ein Braunkohlenflötz, das lignitische Kohle führt und über 1 M. mächtig ist — so tief drang man in das Flötz ein. Das betreffende Militärobject liegt knapp an der Hauptstrasse, vis-a-vis der nördlichsten Dzamia Rogaticas. Die Kohle dürfte hier parallel zur Strasse durch die Stadt hinziehen, zumal da- selbst in den Gärten wiederholt Spuren von Kohle beobachtet wurden. Eine Analyse dieser Kohle liegt nicht vor. 40. Das Kohlenvorkommen hei Priboseviöi hei Rogatica. In der ca. 2 Km. südwestlich von Rogatica gelegenen Ortschaft Pribosevibi beisst südlich von dem Hause des Marco Jagodic in einem Bächlein ein Kohlenflötz aus, dessen Hangendes aus dunkelbraunem Schieferthon und dessen Liegendes aus gelb- lichem Mergelschiefer besteht. Hangendes und Liegendes sind ganz erfüllt von Resten kleiner Süsswasserschalthiere. Das hier ausbeissende Flötz führt eine diinngeschieferte mattschwarze Braunkohle, welche nach 20 11 streicht und mit etwa 5° gegen 2h ver- flacht. Die Mächtigkeit der Kohle ist nicht ganz sichtbar, beträgt aber jedenfalls über einen Meter. Eine Analyse dieser Kohle liegt nicht vor. Das Tertiär von Pribosevici hängt mit jenem von Rogatica gewiss nicht zusammen und kann überhaupt nur eine ganz kleine Scholle bilden, denn im Nordosten sieht man Triaskalke die Gehänge des linken Bachufers bilden, im Südwesten stehen an der Wasserscheide gleichfalls Triaskalke an. 41. Das Kohlenvorkommen von Budanj (Bezirk Foca). Hat man, von Foca kommend, unterhalb des Dorfes Prisoje die paläozoischen Gebilde passirt, so gelangt man in ein Gebiet von Werfener Schiefer, welchem vom Triangulationspunkte „Gradac“ an triadische Kalke auflagern. Diese Triaskalke schliessen nun das 16 Quadratkilometer grosse Neogenbecken von Budanj ein, nur im Nordosten bilden Werfener Schiefer die Beckenbegrenzung. Die Neogenablagerung von Budanj nimmt ein stark hügeliges Terrain ein und bildet eine ovale, von Ost gegen West gestreckte Figur, welche nur im Südwesten zwischen dem Bistrica potok und dem Kalkfelsen „Nozdre“ eine schmale Zunge in das 380 III. Naturwissenschaft. Gebiet der Triaskalke vorschiebt. Ihre grösste Länge beträgt gegen 7 Km., die grösste Breite ca. 3 Km. Das neogene Sediment besteht aus lichtgelblichen, meist feinblätterigen Mergel- schiefern, welche zahlreiche, oft ausgezeichnet schön erhaltene Pflanzenversteinerungen einschliessen. Kohlenausbisse sind bisher an folgenden Punkten bekannt geworden: 1. Bei Duskoviii, wo der Felsen Nozdre im Südosten von der Strasse im weiten Bogen umfahren wird, ist im nördlichen Strassengraben, sowie in der Strassenböschung auf eine Länge von 400 M. an vielen Stellen ein Kohlenausbiss sichtbar. Derselbe besteht aus einer tiefschwarzen, aber vollständig zu Körnchen und Staub zerfallenen Glanzkohle, welche unter einem ebenfalls zersetzten, gelben und grauen Tegel lagert und stellenweise mit häufigen, hellrothen Erdbrandstücken untermischt ist. Die Mäch- tigkeit, sowie die Qualität dieser Kohle, welche wahrscheinlich einem Liegendflötze angehört, konnte nicht constatirt werden. Im Hangenden vom Ausbisse fehlen die Tertiärmergel gegen Südost. 2. An der Heldova voda. Nordwestlich von dem Dorfe Budanj donji steht in den Ufereinrissen und dem Bachbette der Heldova voda oder Heldina. voda auf ca. 210 M. Länge an sieben Stellen ein Glanzkohlenausbiss in Partien von 1 — 10 M. Breite zu Tage an. Das Streichen des Flötzes ist nach Südost — Nordwest gerichtet, sein nach Nordost gerichtetes Einstellen beträgt 10°; die sichtbare Flötzmächtigkeit beträgt 130 Cm., ohne dass jedoch die Sohle irgendwo beobachtet werden konnte; jedenfalls besitzt daher das Flötz eine grössere Mächtigkeit. Die Kohle ist tiefschwai’z mit theils ebenem, theils muscheligem Bruch und besitzt an den Bruchflächen einen starken Glanz. 3. Bei der Brücke über den Mostinabach bei Budanj. Durch den Einschnitt der Strasse östlich von der Brücke über den Mostinabach wurde im Graben des Slivovicki potok ein Kohlenvorkommen auf die Länge von ca. 30 M. blossgelegt. Dasselbe besteht aus mehreren schwachen Hangendflötzchen und einem Hauptflötze, dessen Mächtigkeit auf 120 Cm. sichtbar ist, ohne dass jedoch seine Sohle entblösst wäre. Der Einfall der Kohle ist unter einem Winkel von 20° nach Nordost gerichtet; die Kohle ist tiefschwarz mit sehr lebhaftem Glanz und bricht in länglichen Würfeln. 4. Am Slivovicabache in Budanj. Kaum 200 M. südwestlich von dem unter 3 angeführten Ausbisse entfernt, befindet sich südlich unter der Strasse am rechten Ufer- gehänge des Slivovica- oder Studenacbaches ein Kohlenausbiss, welcher auf 8 — 10 M. Breite entblösst ist. Er besteht aus einigen schwachen Hangendflötzchen, unter welchen ein ca. 2x/2 M. mächtiges, von zwei schwachen Zwischenmitteln durchzogenes Glanz- kohlenflötz lagert. Unter diesem mächtigen Flötze lassen sich längs des Baches noch mehrere unbedeutende Liegendflötzchen beobachten. Das Schichteneinfallen ist unter 20° gegen Nordost gerichtet. Die Kohlenqualität ist gleich jener beim Ausbisse 3. Die Ausbisse 3 und 4 gehören bestimmt einem und demselben Flötze an; wahr- scheinlich bildet auch, trotz der anscheinenden Verschiedenheit in dem Aussehen der Kohle, der Ausbiss 2 eine Fortsetzung dieses Flötzes. Aus der Terrainconfiguration ergibt sich, dass hier im Bedarfsfälle grosse Kohlen- 1 quantitäten stollenmässig gewonnen werden können. Die Analyse der dem Ausbisse 2 entnommenen Kohle ergab folgendes Resultat: j i Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hereego vina. 381 Hygroskopisches Wasser . . 16-00 °/ / 0 Asche . 11-35 77 Schwefel 1-277 77 Kohlenstoff . 47-80 77 Wasserstoff . 6-06 77 Sauerstoff und Stickstoff . 18-79 77 Wärmemenge nach Berthier . 4200 Calorien, „ berechnet 5008 77 Verkokungsrückstand . pulveri ig 56-85 01 Io 42. Bas Kohlenvorkommen Zenica-Sarajevo. Die im Thalgebiete des Oberlaufes des Bosnaflusses vorhandene Neogenablagerung besitzt eine nordwestsüdöstliche Länge von 79 Km.; sie reicht im Nordwesten bis zur Ortschaft Fazli6i am Bila potok, im Südosten bis zum Dorfe Vojkovici am ^eljeznica- flusse; ihre durchschnittliche Breite beträgt 10 Km., und sie bedeckt ein Areale von über 770 Quadratkilometer. Begrenzt wird sie im Süden von Gebilden der Trias, im Osten, abgesehen von dem kleinen Vorkommen von Flyschgebilden in der Gegend von Vogosca, lediglich von Triaskalken, im Norden von Kreidekalkschiefern und Triaskalk und im Westen nördlich der Lasva von Triaskalken, südlich der Lasva von paläozoischen Schiefern. Das neogene Sediment besteht zu unterst aus einem 500 M. und darüber mächtigen Schichtencomplexe von meist weichem, leicht verwitterbarem, oft intensiv grün gefärbtem Gesteinsmateriale; Letten, Tegel, Sande, mürbe und feste Sandsteine, lockere und harte Conglomerate treten hier auf; bei dem Dorfe Sutjeska, wo dieser Schichtencomplex besonders mächtig entwickelt ist, bilden eisenschüssige Conglomerate das tiefste Glied desselben; mehrere bis zu 20 Cm. mächtige Glanzkohlenflötze sind ihm unter- geordnet. Auf diesem Schichtencomplexe lagert dann das sogenannte zweite Liegendflötz; dasselbe hat von unten nach oben folgende Zusammensetzung: 1. Kohle, unrein (mit feinen Mergelschnür- chen und Petrefactenschalenresten durchsetzt) 50 Cm 2. Kohle . . . 20 77 3. Kohle, unrein (wie unter 1) 15 77 4. Kohle . . . 57 77 5. Kohle, unrein (wie unter 1) 40 77 6. Kohle . . . 33 77 7. Mergelmittel . 70 77 8. Kohle . . . 110 77 9. Mergelmittel mit Kohlenstrei- fen 60 77 10. Kohle . . . 27 11. Mergelmittel 9 Cm. 12. Kohle 148 77 13. Kohle, unrein (wie unter 1) 27 77 14. Kohle . 17 77 15. Mergelmittel 25 77 16. Kohle, unrein (wie unter 1) 6 77 17. Kohle 54 77 18. Kohle, unrein (wie unter 1) 7 77 19. Mergelmittel 20 77 20. Kohle 15 77 21. Lichter Mergel 25 77 22. Blaugrauer Mergel als Hang« sndes. Die Gesammtmäclitigkeit dieses Flötzes beträgt 810 Cm., wovon 481 Cm. = 59’4°/0 auf Kohle, 145 Cm. = 17*9 °/0 auf unreine Kohle und 184 Cm. = 22*7 °/0 auf mergelige Zwischenmittel entfallen. 382 III. Naturwissenschaft. Dem zweiten Liegendflötz lagert blaugrauer Mergel, welcher eine Mächtigkeit von 110 M. besitzt, auf; ihm sind, eingebettet in lichtbraune, petrefactenreiche Mergel, drei Glanzkohlenflötzchen von 40, 30 und 20 Cm. Mächtigkeit untergeordnet; hierauf folgt das erste Liegendflötz. Das erste Liegendflötz ist blos 15 M. mächtig; es ist sehr unrein, kaum zu 50 °/0 aus Kohle bestehend und wird derzeit als „nicht bauwürdig“ angesprochen. Im Hangenden des ersten Liegendflötzes liegt ein 30 M. mächtiger Schichten- complex, dessen petrographischer Charakter mit der Unterlage des zweiten Liegend- flötzes übereinstimmt; hervorzuheben wäre blos, dass die Schichten hier stark kieshältig sind, und dass die mürben Sandsteine kugelige Concretionen einschliessen, die bei der Verwitterung sich schalig abblättern. Sodann folgt das sogenannte Hauptflötz; dasselbe gibt vom Liegenden gegen das Hangende zu folgendes Profil: 1. Kohle . . . 270 Cm. 17. Kohle . . 53 Cm 2. Mergelmittel . . . . . 6 77 18. Mergelmittel .... . . 43 77 3. Kohle . . . 17 77 19. Kohle . . 15 77 4. Mergelmittel . . . . 4 77 20. Mergelmittel .... . . 13 77 5. Kohle . . . 96 77 21. Kohle . . 23 77 6. Mergelmittel . . . . 3 77 22. Mergelmittel .... . . 10 77 7. Kohle . . . 18 77 23. Kohle . . 110 77 8. Mergelmittel . . . . 3 77 24. Mergelmittel .... . . 4 77 9. Kohle . . . 15 77 25. Kohle . . 20 77 10. Mergelmittel . ... 21 77 26. Mergelmittel .... . . 3 77 11. Kohle ... 30 77 27. Kohle . . 8 77 12. Mergelmittel . . . . 8 77 28. Mergelmittel .... . . 3 77 13. Kohle . . . 129 77 29. Kohle . . 5 77 14. Mergelmittel . . . . . . 11 77 30. Lettensteg .... . . 2 77 15. Kohle . . . 9 77 31. Hangendmergel. 16. Mergelmittel . . . . 5 77 Die Gesammtmächtigkeit dieses Flötzes beträgt 961 Cm., wovon 818 Cm. = 8542 °/0 auf Kohle und 143 Cm. = 14'88 °/0 auf die tauben Zwischenmittel entfallen. Die mergeligen Zwischenmittel, mit Ausnahme des unter 18 angeführten, halten im Streichen nicht regelmässig an; oft keilen sie sich vollständig aus, hie und da wachsen sie auch stärker an. Eine dem Durchschnitte sehr nahe kommende Analyse der Kohle dieses Flötzes ergab : Hygroskopisches Wasser 11'60 — 17‘8 °/0 Asche 5'45 — 9-55 „ Verbrennlicher Schwefel 2‘44 — - 3'07 „ Kohlenstoff 51'34 — 54-61 „ Wasserstoff 3‘75 — 4‘21 „ Sauerstoff und Stickstoff 18‘45 — 20'03 „ Wärmemenge nach Berthier . . 4022- — 4301 Calorien, „ berechnet .... 4568 — 4790 „ Auf dem Hauptflötze lagern in einer Mächtigkeit von 42 M. gebänderte, lichte und dunkle Kalk- und Thonmergel, worauf das Hangendflötz folgt. Glimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 383 Das Hangendflötz weist vom Liegenden gegen das Hangende zu folgende Schieliten- folge auf: Lichte Mergel als Liegendes 7. Mergelmittel 24 Cm 1. Kohle 30 Cm. 8. Kohle, unrein (wie unter 2) . 36 77 2. Kohle, unrein (mit dünnen Mer- 9. Mergelmittel mit Kohlenstreif- gelschnürchen und Petre- chen 40 77 factenschalenresten durch- 10. Kohle 40 77 setzt) 7 77 1 1 . Mergelmittel 10 77 3. Kohle 14 12. Kohle 44 77 4. Kohle, unrein (wie unter 2) . 12 7’ 13. Kohle, unrein (wie unter 2) . 20 77 5. Mergelmittel 30 77 14. Kohle 50 77 6. Kohle 40 77 15. Hangendmergel. Die Gesammtmächtigkeit dieses Flötzes beträgt 397 Cm., wovon 218 Cm. — 54'91 °/0 auf Kohle, 75 Cm. = 18*89 °/0 auf unreine Kohle und 104 Cm. = 26-20% auf mergelige Zwischenmittel entfallen. Auch bei diesem Flötze halten die mergeligen Zwischenmittel nicht regelmässig an; stellenweise, wie im nördlichen Reviere des Zenicaer Bergbaues keilen sie sich fast vollständig aus, wodurch das Flötz nahezu ganz rein und in seiner Gesammtmacht abbauwürdig wird, während sonst sich der Abbau auf die Zugute- bringung der Hangendpartie beschränkt. Eine Analyse der Kohle dieses Flötzes ergab: Hygroskopisches Wasser . 13*42% Asche . 8*80 „ Verbrennlicher Schwefel . 2-44 " 7? Kohlenstoff . 54-34 „ Wasserstoff . 4-03 „ Sauerstoff und Stickstoff . 19-41 „ Wärmemenge nach Berthier . 4210 Calorien „ berechnet . . . 4721 „ Die Kohle aller genannten Flötze ist tiefschwarz, lebhaft glänzend und besitzt ausgezeichnet muscheligen Bruch. Ueber dem Hangendflötz lagert eine 10 M. mächtige Schichte von lichtem Mergel, der Fossarullus pullus Brus, in reicher Menge führt; hierauf folgen mit einer Mäch- tigkeit von etwa 200 M. graue Mergel, welche nach oben zu allmälig sandig und dünn- schieferig werden. Darauf liegt dann eine ca. 400 M. mächtige Decke von hellfarbigem, dicht eisenschüssigem, zum grossen Theile aus Ivalkgeröllen bestehendem Conglomerat. Die verschiedenartige Widerstandsfähigkeit einzelner Theile dieses Conglomerates gegen die Verwitterung war die Ursache der Bildung jener grotesken Felsgestalten, die man ^wischen den Eisenbahnstationen Lasva und Janjici auf beiden Ufern der Bosna be- merkt. Diesen Conglomeraten sind mehrfach Bänke von Congerien führenden Sand- steinen und Mergeln untergeordnet, welche schwache, unbauwürdige Ivohlenflötze führen. Ueber den mächtigen Conglomeraten ist noch ein relativ stark entwickelter, jung- leogener Schichtencomplex abgelagert worden; derselbe wurde jedoch infolge seiner geringen Widerstandsfähigkeit gegen Verwitterung und Erosion zum grössten Theile vieder abgetragen, nur in geschützten Buchten, wie z. B. bei Gucja gora bei Travnik, bomionica bei Kiseljak, Rakovica nördlich von ßlazuj und bei Sarajevo haben sich ßeste davon erhalten. 384 III. Naturwissenschaft. Dieser Schichtencomplex besteht in seinem unteren Theile aus travertinartigem Süsswasserkalk mit einer Einlagei ■ung von hellen und dunklen Mergeln. Diese Mergel führen oberhalb der Ortschaft Podovi bei Gucja gora ein Glanzkoklenflötz, dessen Zu- sammensetzung folgende ist: 1. Thonmergel als Liegendes 9. Lichter Schieferthon . . 210 Cm. 2. Kohlenschiefer 150 Cm. 10. Schieferige Kohle . . . . 30 „ 3. Kohle 60 77 11. Kohlenschiefer .... • 54 „ 4. Kohlenschiefer 40 77 12. Schieferige Kohle . • 50 „ 5. Kohle 42 7? 13. Kohlenschiefer .... . 50 „ 6. Lichter Schiefex-thon 13 77 14. Kohle . 40 „ 7. Kohle 15 77 15. Zersetzter Thonmergel als Hangendes 8. Kohlenschiefer 170 77 Die Kohle dieses Flötzes ist schwarzglänzend, leicht verwitterbar und Kluftflächen infolge Zersetzung von Schwefelkies rostfarbig angelaufen; eine derselben ergab: Hygroskopisches Wasser . Asche Schwefel Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff und Stickstoff Wärmemenge nach Berthier „ berechnet 12-80 o/0 3 05 „ 1-263 „ 56-86 4-55 77 77 22-74 n 4703 Calorien, 5048 an den Analyse Auf den travertinartigen Süsswasserkalk folgen zuerst blaue Thone, denen sich nach oben zu Sand beimengt; allmälig übergeht die ganze Masse in Sandstein, sandige Mergel und sandigkalkige Schichten, welche schliesslich von einem ansehnlich mächtigen Complexe von zum Theile sehr losem, schuttartigem, zum Theile auch festerem conglo- merirtem Materiale überdeckt sind. Den thonig-sandigen Schichten sind bei Kobiljdol südlich von Sarajevo, bei Rakovica, bei Kiseljak und bei Gucja gora Lignitflötze ein- gelagert. Diese Lignitflötze erreichen, wie z. B. bei Gucja gora, eine Mächtigkeit bis zu 3 M. — bei Kibiljdol beträgt die Mächtigkeit inclusive des 25 Cm. starken Zwischen- mittels blos 75 Cm. — dennoch dürfte ihnen ebensowenig wie der in den oberen Straten vorkommenden Glanzkohle eine volkswirthschaftliche Bedeutung beizumessen sein, weil sie nur in relativ kleinen Terrainschollen erhalten geblieben sind. Die Lagerung dieser Neogenschichten ist durch folgende zwei senkrecht zum Hauptschichtenstreichen gezeichnete Profile illustrirt; zu bemerken wäre dabei nur, dass man es in der Zenicaer Kohlenmulde mit einer sogenannten „einseitigen Aufrichtung der Schichten“ zu thun zu haben scheint. Störungen secundärer Art haben die Schichten auch vielfach verworfen, und bei den Verwerfungen variirt die Sprunghöhe zwischen einigen Centimetern und tausend und mehr Metern. Die Kohlenflötze sind ferner von zahlreichen Zerklüftungen — Schlechten — durchzogen, welche beim Kohlenbergbau in Zenica durchwegs die Richtung llh — 23b einhalten; diese Schlechten sind hier die Ursache des relativ geringen Stückkohlenfalles beim Abbaue der Kohle. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 385 Vrhovina Rijekathal. Kohlenwerk Zenica. Bosna. Rieüiee-Cviace. 1. Triaskalk. 3. Flötzcomplex. 6. Conglomerate mit Sandstein- 2. Lettig-sandig-conglom eratartige 4. Graue Mergel. und Mergelzwischenlagen. Liegendschichten. 5. Dünnschieferige Sandsteine. 7. Diluvium. Brestovsko. Bosna. Orlovao. Sutjeska. Fig. 6. Zenica (Profil 2). 1. Triaskalk. 2. Lettig-sandig-conglomeratartige Liegend- schichten. 3. Flötzcomplex. 4. Graue Mergel. 5. Dünnschieferige Sandsteine. 6. Conglomerate mit Sandstein- und Mergel- zwischenlagen. 7. Paläozoische Schiefer. 8. Diluvium. An Fossilien wurden im Tertiärbecken Zenica-Sarajevo bis nun bekannt und be- stimmt : 1. Aus den Mergeln unter dem mächtigen Conglomerate: Cyclasartige Bivalven (Pisidium). Unio cf. rumanus Fourn. Congeria Fuchsi Pilar. Congeria cf. Basteroti Dsh. Fossarullus pullus Brus. Fossarullus cf. tricarinatus Brus. Glyptostrobus europaeus Brong. Salix aquitana Ett. var. c. Persea FLeerii Ett. Bombax chorisiaefolium Ett. Celastrus Persei Ung. Acer Ruminianum Heer. Acer crenatifolium Ett. Band VIII. 26 386 III. Naturwissenschaft. und namentlich im unmittelbaren Hangenden des Hauptflötzes sehr zahlreich die Flügel- frucht von Pinus cf. praesilvestris. 2. Aus dem travertinartigen Süsswasserkalke unmittelbar über dem mächtigen Conglomerate : Congeria cf. triangularis Partsch. Melanopsis cf. praerosa Linne. 3. Aus den obersten sandigkalkigen Schichten: Congeria cf. Basteroti Dsh. Lithoglyphus cf. fuscus Ziegl. Melania Pilar i n. f. Melania cf. Escheri Mer. Melanopsis in mehreren Arten. 43. Das Kohlenvorkommen von Gflavaticevo (Bezirk Konjica). Bei der Ortschaft Glavaticevo, welche in der Luftlinie 21 Km. südöstlich von der Bezirksstadt Konjica am linken Narentaufer liegt, hat sich auf den triadischen Kalken eine kaum mehr als Quadratkilometer grosse Scholle von Süsswasserneogen erhalten. Das neogene Sediment besteht aus gelblichen, mehr kalkigen und aus grauen, mehr thonigen Mergeln, welch’ letztere häufige Conchylienreste enthalten. Bei der Quelle Cesma Zalihac zeigen die grauen Thonmergel einen Lignitausbiss; Mächtigkeit und Lagerungsverhältnisse des von diesem Ausbisse repräsentirten Kohlen- flötzes sind unbekannt. Die Kohle selbst wurde analysirt und ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . . . 14-0 % Asche . 7-75 „ Schwefel . 3-667 „ Kohlenstoff . 49-27 „ Wasserstoff . 4-056 „ Sauerstoff und Stickstoff . . 24 424 „ Wärmemenge nach Berthier . 4563 Calorien, „ berechnet 4104 „ Die Verkokung ergab 46-5% eines pulverigen Rückstandes. 44. Das Kohlenvorkommen von Borke (Bezirk Konjica). Etwa 8 Km. südöstlich von der Bezirksstadt Konjica bilden triadische Kalke ein von Nordwest nach Südost gestrecktes Hochthal, dessen Sohle mit neogenen Süsswasser- schichten bedeckt ist. Die Ausdehnung des Neogens beträgt in der Richtung Nordwest — Südost etwa 3 Km., in der Kreuzstunde ca. 690 M. Die neogene Ausfüllungsmasse des Beckens wird von lichtgrauen Thonmergeln gebildet, denen mitunter, namentlich in der Nähe der Ivohlenflötze, solche von brauner Farbe eingeschaltet sind. Das Neogen von Borke bildet eine ausgesprochene Mulde, in dem die Schichten am Südwestrande des Thaies nach Nordosten, am anderen Rande dagegen nach Süd- west einfallen. ■ Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 387 Der das Hochthal durchfliessende Boracki potok schliesst durch seine Ufereinrisse mehrfach die neogenen Schichten auf und lässt hiedurch die eingeschlossenen Kohlen- flötze sichtbar werden. Ein solcher Kohlenausbiss wurde im Ufereinrisse des genannten Baches in der Nähe des Weges, der vom Han Delibeg Hadrovic nach Krstac fuhrt, gefunden; das Profil dieses Ausbisses ist folgendes: 1. Lichtgrauer Thonmergel als Hangendes 2. Hangendflötz 3. Zwischenmittel aus gelblichem und bräunlichem Thon- mergel, welcher massenhafte Schalenreste von Süsswasserconchylien einschliesst 4. Mittelflötz 5. Zwischenmittel (wie unter 3) 6. Unteres Flötz, nicht bis zur Sohle entblösst . 60 Cm. 160 120 130 150 r> >? n Die Kohle dieser Flötze ist eine Braunkohle mit theilweise lignitischem Charakter. Eine Analyse dieser Kohle liegt nicht vor. 45. Das Kohlenvorkommen von Dzepe (Bezirk Konjica). Das Dorf Dzepe liegt in einem Hochthale, in der Richtung nach 4h 10° auf 5-3 Km. von der Bezirksstadt Konjica entfernt. Das Hochthal von Dzepe ist ringsum von Bergen eingeschlossen, deren untere Partien aus Dolomiten zusammengesetzt sind, während die höheren Kuppen aus massivem Triaskalke bestehen. Die fruchtbare Thal- sohle von Dzepe ist mit tertiären Süsswassermergeln von gleichem Habitus ausgefüllt, wie sie in dem westlich davon gelegenen grossen Neogenbecken von Konjica auftreten. Eine Kohlenführung des kaum einen halben Quadratkilometer einnehmenden Neogens von Dzepe ist nur an einem Punkte bekannt geworden. Es ist dies eine niedere Hügelzunge am Nordfusse des Berges Polisan, unweit der Quelle Glogovnik, wo in dem anstehenden lichtgrauen Thonmergel ein Kohlenausbiss sichtbar ist, der folgenden Querschnitt hat: 1. Grauer Thonmergel als Hangendes 2. Kohle 30 Cm. 3. Zwischenmittel aus bräunlichem Thonmergel ... 10 „ 4. Kohle 3 „ 5. Zwischenmittel 5 „ 6. Kohle 10 „ 7. Bräunlicher Thonmergel als Liegendes. Das Streichen der Schichten ist daselbst nach 9^ h, das Einfallen unter einem Winkel von 35° nach 3x/2h gerichtet. Da auf der Nordseite des Hügels die Schichten nach 8x/2 h streichen und mit 37° nach 1472h einfallen, so muss unter dem schmalen Hügel das Muldentiefste vor- handen sein. Die Kohle von Dzepe ist schwarzglänzend, jedoch sehr stark blätterig. Die Schichtflächen zwischen dem unmittelbaren Hangenden und dem Kohlenflötzchen sind mit Schalenfragmenten meist kleiner Süsswasserconchylien förmlich bedeckt, so dass die Oberfläche der Kohle ganz weiss erscheint. Eine Analyse dieser Kohle ist nicht vorhanden. 25* 388 III. Naturwissenschaft. Erwähnenswerth dürfte sein, dass man beim Anstiege ans dem Trescanicathale nacli Dzepe, welcher längs des Dzepski potok erfolgt, hie und da kleine Schollen von ter- tiärem Kalkmergel trifft, woraus man wohl schliessen muss, dass diese Schollen die letzten Denudationsreste der ehemaligen Verbindung des Beckens von Dzepe mit jenem von Konjica darstellen. 46. Das Kohl envorkoiniiieii von Konjica (Bezirk Konjica). Die Neogenablagerung von Konjica reicht von den westlich der Strasse Ivonjica- Sarajevo gelegenen Anhöhen bis an die Neretvica, hat somit eine nordwest-südöstliche Länge von 13 Km.; die nordöstliche Begrenzung geht über die Ortschaften Ovcari — die einzige Stelle, wo das Tertiär ins Tresöanicathal hinübergreift — Omolje-Vinisce, Nevizdraci, Seonica und Podhum, die südwestliche wird zuerst bei Konjica am rechten Narentaufer durch einen schmalen Streifen Triaskalk gebildet, in der Nähe des Aus- ganges des Orahovicer Thaies zieht sie auf das linke Ufer der Narenta hinüber und legt sich von Han Cesma an die südlichen höheren Gebirgsabhänge an und reicht daselbst bis zu den Ortschaften Paradjici und -Radesina hinan. Sie ist ringsum von Gesteinen der Triasformation — Kalkmergeln, Kalken oder Dolomiten und stellenweise Werfener Schiefern — begrenzt und bilden diese Gebirgsglieder auch das Grundgebirge des ganzen Tertiärbeckens. Das neogene Sediment besteht zu unterst aus mächtig entwickelten Conglomeraten, welche infolge der bereits weit fortgeschrittenen Denudation vielfach zu Tage treten, und darauf lagernden petrefactenreichen Kalkmergeln, deren Materiale einen vortreff- lichen Baustein abgibt. Unter den Petrefacten spielen spitzgeschnäbelte Congerien die Hauptrolle; als besonderer Fund verdienen aber die in der unmittelbaren Nähe des Kohlenausbisses bei Majdan gefundenen zahlreichen Reste von Zähnen einer Dinotherium- art angeführt zu werden. Eine Kohlenführung dieser Tertiärablagerung wurde bis nun an zwei Punkten bekannt, und zwar: 1. Im Riede Majdan der Gemeinde Repovica, nördlich der Bezirksstadt Konjica; hier beisst ein Kohlenflötz aus, das nach 15 h streicht und mit 6° gegen Nordwest ein- fällt; das Querschnittsprofil des Kohlenflötzes ist folgendes: Gelber Kalkmergel als Hangendes Kohle 60 Cm. Fester grauer Mergel .... 15 „ Kohle 20 „ Dunkelbrauner Tegel .... 8 „ Kohle 15 „ Dunkelbrauner Tegel Kohle Dunkelbrauner Tegel Kohle Brauner Mergel . . 8 Cm. 8 „ 10 „ 20 „ 25 „ Dunkelbrauner Tegel als Liegendes. Von der Kohle dieses Ausbisses wurden zwei Analysen, die eine (I.) im Jahre 1888, die andere (II.) im Jahre 1889 durchgeführt, welche folgende Zusammensetzung ergeben: I. ii. Hygroskopisches Wasser . . . 10-4 «/0 16-3 °/ / 0 Asche . . . 10-3 „ 7-4 11 Schwefel . . . 4-36 „ 2-774 r> Kohlenstoff . . . 53-80 „ 46-09 77 Wasserstoff . . . 3-64 „ 3-66 77 Sauerstoff und Stickstoff . . . 17-50 „ 26-55 77 Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 389 Wärmemenge nach Berthier . 4469 Calorien, 4000 Calorien, „ berechnet . . . 4659 „ 3841 „ Die Kohle gibt pulverigen Ver- kokungsrückstand 49-5 °/0 23'95 °/0 2. Etwa 370 M. nördlich vom unter 1 angeführten Ausbisse tritt an einem sehr steilen Uferabsturze des Veliki potok in der Gemeinde Repovica ein Kohlenausbiss zu Tage, welcher folgendes Profil zeigt: Humusdecke .... ... 30 Cm. Kohle 10 Cm. Gelber Mergel .... ... 15 Ivohlenschmitze in braunem Mergel 25 „ Zersetzte Kohle ... 20 y> Kohle 40 „ Frische Kohle .... ... 20 v> Gelber Mergel 50 „ Brauner Mergel ... 15 r) Brauner Mergel als Sohle. Die Qualität dieses zweiten Kohlenausbisses ist nach dem Angeführten noch schlechter als die des ersten, obwohl beide Ausbisse ohne Zweifel demselben Flötze angeboren, und doch hat man es beim Ausbisse von Majdan mit einem eigentlichen Ausbisse zu thun, wähi’end der Ausbiss 2 eigentlich ein Flötzdurchriss ist, weshalb man eine bessere Qualität erwarten würde. Man scheint es daher beim Ausbisse 2 mit einer Flötzverdrückung, mit welcher auch eine Vertaubung verbunden ist, zu thun zu haben. Ein sogenannter Kohlenausbiss ist auch am Cecezov potok in Dolnje selo bekannt geworden. Hier sieht man einzelne Linsen einer sehr schönen Glanzkohle mit ligni- tischer Structur in einer dunklen Mergelmasse lagern: diese Linsen dürften einzelnen carbonisirten Baumstämmen entsprechen. Eine praktische Bedeutung kommt diesem Vorkommen nicht zu. Am Ausbisse in Majdan wurde vor mehreren Jahren ein kleiner Kohlenbergbau in Angriff genommen; derselbe kam aber schon nach wenigen Jahren infolge hoher Selbstkosten zum Erliegen. Ich habe die Anschauung, dass es mehr gegen die Beeken- mitte zu gelingen dürfte, ein gut bauwürdiges Flötz zu erschliessen, wodurch diesem 46 Quadratkilometer grossen, fast seiner ganzen Längserstreckung nach von der Bahn durchzogenen und auch sonst noch geographisch günstig situirten Becken eine hervor- ragende wirtschaftliche Bedeutung zukommen müsste. 47. Bas Kohlenvorkommen von Prozor-Stit (Bezirk Prozor). In der Umgebung von Prozor-Stit bilden zwischen den triadischen Höhenzügen Tertiärschichten die Thalausfüllung; sie bestehen zu unterst aus einem Conglomerate, höher aus theils dünngeschichteten, mehr thonigen, theils aus grobbankigen und mehr sandigen Mergeln. Die grobbankigen Mergel lassen zahlreiche, leider aber blos schlecht erhaltene Conchylienreste beobachten. Die Grenzen des Tertiärs bilden im Norden an den Gehängen des Maklen und der Radusa planina ungefähr die Ortschaften: Gmiöe, Lapsunj, Slimac, Druzinovici und Jaklici, im Westen Knezici und Proslap, im Süden die Rarna von Proslap bis Kovacevo polje. Von da wendet sich die Grenze zuerst nordöstlich gegen Mlusa und weiter nordwestlich über Ploca, Podbar und Sopot zur Strasse von Prozor nach Stit und bildet dann weiter auf eine längere Strecke die Strasse die Südgrenze. Vor Borovica wenden sich dann die Tertiärschichten mehr südlich und ziehen über Borovica nach Prozor, von wo an die Krutska glava und der Debelo brdo die Ostgrenze bilden. 390 III. Naturwissenschaft. Das gegenständliche Tertiärbecken ist ringsum von Dolomitkalken eingeschlossen, nnr bei Mlusa und Ploca liegen die Tertiärschichten den Schichtenköpfen von Werfener Schiefer und Kalkmergelschiefern auf. Die grösste Länge des Beckens zwischen Varvara im Westen und Lug im Osten beträgt 12^ Km., die grösste Breite zwischen den Prädien Dracevo und Smojnik 6 2 Km., das bedeckte Areale 27 Quadratkilometer. Eine Kohlenführung dieses Tertiärs ist bis nun an zwei Punkten bekannt ge- worden. Der eine Punkt liegt bei Sopot im Norden von Stit, knapp neben der Fahrstrasse Prozor-Stit, nahe am Rande des Tertiärs, in einem Wassereinrisse des südlich ab- fallenden Hügelgehänges. Man sieht daselbst unter den sandigen Kalkmergeln theils gelbliche, theils graue Thonschiefermergel entblösst, welch’ letztere ein ca. 2 Cm. mächtiges Kohlenflötzchen einschliessen. Das durch den Einriss abfliessende Wasser führt wohl zeitweise bis über faustgrosse Kohlenstücke mit sich, doch kann man an allen diesen Stücken die einliüllende Rinde bemerken und dürften es daher nur einzelne carbonisirte Baumstämme sein, welche das Kohlenmateriale dieser Tertiärmergel lieferten. Der zweite Punkt liegt am südlichen Ende des Neogenbeckens an der Strasse Prozor — Rama, unterhalb der Ortschaft Lug. Auch hier liegen unter sandigen, einen vorzüglichen Baustein liefernden Mergeln graue, schieferige Tegel, denen ein Kohlen- flötzchen von folgendem Profil untergeordnet ist: Grauer, schieferiger Tegel als Han gen des Kohle Gelber Tegel 6 Cm. Schwarzer, fester Tegel . . Kohle 14 „ Kohle Kohlenschiefer mit Kohlenschmitz- Schwarzer, fester Tegel . . . chen 15 „ Kohle Kohle 2 „ Grauer Tegel als Liegendes. Schwarzer, fester Tegel .... 4 „ 2 Cm. 5 „ 1 „ 2 „ 9 „ Die Kohle ist eine Glanzkohle mit schieferiger Textur. Eine praktische Bedeutung kommt wohl diesem Kohlenvorkommen nicht zu; es ist aber nicht ausgeschlossen, dass in dieser Kohlenmulde noch ein tieferes Flötz, das vielleicht bauwürdig ist, lagert. Eine Analyse der Kohle aus der Mulde Prozor-Ötit ist nicht vorhanden. 48. Das Kohlenvorkommen von Prusac-Bugojno (Bezirk Bngojno). Im Skopljethale ist ein grösseres Neogenbecken vorhanden, das sich im Nord- westen von Prusac gegen Südosten über Bugojno bis gegen Sarajvilid hinzieht; es be- sitzt eine Gesammtlänge von ca. 2 1 1/2 Km., eine Breite von 6 Km. im nördlichen und von D/2 Km. im südlichen Theile und eine Fläche von über 70 Quadratkilometer. Begrenzt wird dieses Tertiärbecken im Osten von paläozoischen Kalken, im Norden von paläozoischen Schiefern, im Westen und Süden von Triaskalken. Eine Kohlen - führung ist hier an folgenden Orten bekannt geworden: Südlich unter dem letzten Hause von Prusac ist in einem Hohlwege ein Kohlen- ausbiss entblösst, und sieht man da zwischen sehr milden Thonmergeln zwei schwache Flötzchen mit nahezu söhliger Lagerung. Das obere Flötzchen besitzt eine Mächtigkeit von 10 Cm., hierauf folgt ein 20 Cm. mächtiges Zwischenmittel und dann wieder ein 20 Cm. starkes Kohlenflötzchen. Die Kohle ist sehr schieferig und unrein. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hereego vina. 391 In der Mahala Hussein Spahic von Prusac besteht der Friedhofshügel bei der Mekmed Alai Begova Dzamia aus roth gebranntem Thon und repräsentirt dieser zweifelsohne einen ausgebrannten Kohlenausbiss. Etwa 200 M. nördlich von dieser Stelle sind zwischen der vorgenannten und einer zweiten hölzernen Dzamia der gleichen Mahala vor Prusac in einem Hohlwege zwischen Thonmergelstücken eine Menge von Kohlenstücken im Lehme eingebettet, so dass man annehmen muss, dass in nächster Nähe ein Kohlenausbiss vorhanden sei. In der Nähe dieses Ausbisses streichen die Schichten Nord — Süd und fallen mit 20° nach Osten ein. Ein • weiterer Kohlenausbiss soll in einem Wäldchen östlich am Wege gegen Privraca vorhanden sein. Etwa 3 Km. westlich von Bugojno, knapp an der nach Ivupres führenden Strasse steht am linken Ufer der Porisnica in einer durch eine Rutschung entblössten Berg- lehne ein Kohlenausbiss an. Derselbe zeigt ein noch erhaltenes 60 Cm. mächtiges Flötz und darüber eine 1’2 M. mächtige Schichte von Asche und roth gebrannter Erde. Aus der so starken Aschenschichte sollte auf das Vorhandensein eines mehrere Meter mäch- tigen Oberflötzes zu schliessen sein. Das Schichtenstreichen geht hier nach 22h 12° und fallen die Schichten mit 15° gegen Nordost. Im Hangenden der angeführten Aschenschichte ist noch über einem etwa 3 M. mächtigen Zwischenmittel ein 60 Cm. mächtiges, aber unreines und ganz verwittertes Kohlenflötzchen zu beobachten. Im Norden des Dorfes Vesela wurde ein Kohlenausbiss beschürft, der folgendes Profil hatte — von oben nach unten gehend — : Humus und gelber Lehm Brauner Schieferthon und schwärzlicher Brandschiefer Kohle Brauner Schieferthon Kohle Brauner Schieferthon Kohle Grauer Schieferthon Kohle Brauner Schieferthon Kohle, ohne dass das Liegende erreicht wäre 30 Cm. 145 „ 70 15 120 13 7 60 77 77 77 n 77 77 50 20 20 77 77 77 Das Streichen des Flötzes ist hier nach 7 11 7° 30' gerichtet, das nach lh 7° 30' gerichtete Einfallen beträgt 71/2°. Das Flötzmateriale bildet eine matt schwarzbraune Braunkohle von schwach muscheligem Bruch, die an der Luft leicht zerbröckelt. In der Ziegelei in Bugojno wurden beim Lehmaushub zwei schwache, wahr- scheinlich hangende Kohlenflötzchen aufgefunden; hievon ist das untere 20 Cm., das obere 30 Cm. stark und sind beide durch ein 3 — 4 M. mächtiges Zwischenmittel getrennt. Die Kohle des oberen Flötzchens ist sehr unrein, die des unteren reiner und lignitisch. Etwa 10 Km. südöstlich von Bugojno kommen unweit der nach Gornji-Vakuf führenden Fahrstrasse am rechten Vrbasufer im Riede Babingrab, der Ortschaft Rosulje, Gemeinde Bojska, zwei Kohlenausbisse vor. Der eine derselben stand längere Zeit in Brand; bei dem anderen, unweit davon befindlichen wurde das Flötz auf ca. 2 M. Mächtigkeit blossgelegt, ohne dass jedoch das Liegende erreicht worden wäre. Das Flötz führt auch hier eine schieferig-lignitische Braunkohle; es ist gegen das Hangende von vielen Zwischenmitteln durchzogen und waren erst die untersten 70 Cm. reine Kohle. 392 III. Naturwissenschaft. Die im gegenständlichen Tertiärbecken abgelagerte Braunkohle ist zwar nur von geringer Qualität — eine Analyse derselben ist nicht vorhanden — immerhin aber für eine Localindustrie gewiss werthvoll, zumal bei einer intensiveren Untersuchung des Beckens mächtigere Ivohlenflötze aufgefunden werden dürften. Nicht unbeachtet wird seinerzeit bei der Ausbeutung der Kohle der im unmittelbaren Hangenden abge- lagerte Brandschiefer gelassen werden dürfen, zumal dessen Brandgefährlichkeit durch die rothen gefritteten Thone und den Flötzbrand bei Rosulje documentirt ist. 49. Das Kohlenvorkommen von Zupanjac (Bezirk Zupanjac). Das Tertiärbecken von Zupanjac, auch das Duvnobecken genannt, besitzt eine von Nordwest nach Südost gestreckte Figur mit einer grössten Länge von 20 Km. und einer grössten Breite von 8 Km., wobei jedoch die beiden Ausbuchtungen zwischen Stipanid gegen den Prevalapass und zwischen Mandinoselo und Kongora nicht in Be- tracht gezogen sind; die bedeckte Fläche beträgt 147 Quadratkilometer. Im Nordwesten von Mokronoge, Zupanjac, Stipanid und den Ostabhängen der Tusmica planina erhebt sich das Tertiär zu einem vielfach von Gräben durchschnittenen Hügellande, während der übrige Theil als Duvno polje eine von wenigen und unbe- deutenden Bodenerhöhungen unterbrochene Ebene und bei nasser Witterung einen nur an bestimmten Stellen und auch da nur schwer passirbaren Sumpf bildet. Der ebene Beckentheil wird von der durch eine Schlucht vom Norden her bei Mokronoge in die Ebene eintretenden Suica, die nach vielfach geschlungenem Laufe und Aufnahme mehrerer Zuflüsse im Ponor bei Kovaci verschwindet, durchflossen. Das Duvnobecken ist mit Ausnahme der Suicaschlucht ringsum von Bergen um- schlossen, welche zumeist aus Kreidekalk und nur im Norden bei Mokronoge, im Osten bei Mandinoselo, im Süden am Jaramberge und im Westen an der Tusnica planina aus mehr minder grobkörnigen Conglomeraten, die deutlich sichtbar den Kreidekalken auflagern und dem unteren Theile des Neogens angehören dürften, aufgebaut sind. Die neogene Beckenausfüllung besteht aus lichtgelben, seltener lichtgrauen, plattigen Kalkmergeln und lichtgelben, kalkigen Sandsteinen, welch’ letztere ein vorzügliches Baumateriale liefern. Sie sind sehr petrefactenarm und nur auf einzelnen Schichtflächen mit einer Unzahl von Pflanzenresten, meist Schilfarten bedeckt. In den Kalkmergeln kommen Einlagerungen von blaugrauen und bräunlichen Schieferthonen und Tegeln vor, welche an mehreren Stellen Kohlenausbisse, und zwar ähnlich wie im Becken von Livno, theils von Glanzkohlen, theils von Ligniten beob- achten lassen. Die Glanzkohlen, einem tieferen Horizonte angehörig, treten nur in dem Hügel- terrain am Ostabhange der Tusnica planina zu Tage aus, während die jüngeren Lignite in der grossen Ebene des Polje südlich von Zupanjac ausbeissen. Glanzkohlenausbisse wurden an zwei Punkten constatirt, und zwar: 1. Im Vucje polje an der Grenze der Gemeinden Stipanid und Podgaj; hier folgt auf lichtgrauen Hangendmergel: 1. Kohle 2. Lichtes Mergelmittel 3. Brauner Tegel . . 4. Kohle 8 Cm. mächtig 12 „ 8 » n 14 „ Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 393 5. Mergeliges Mittel mit Planorben und Neritinen, bei welch’ letzteren die Farbenzeichnung vollkommen erhalten ist 6. Kohle 7. Brauner Tegel 8. Kohle Grauer Liegendletten. 6 Cm. mächtig 65 * 8 ,, „ Die Kohle ist eine sehr schöne, schwarze und pechglänzende Braunkohle von theils muscheligem, theils schieferigem Bruche; an einzelnen Kohlenstücken ist Holz- structur noch ganz deutlich sichtbar. Unter dem genannten Flötze sah Berghauptmann Radimsky, als er im Juli 1887 die fragliche Gegend besuchte, nach einem Zwischenmittel von 6 M. ein Glanzkohle führendes Liegendflötz von mindestens 4 M. Mächtigkeit anstehen. Ich habe im Jahre 1897 Vucje polje besucht, das Liegendflötz aber nicht beobachtet; wahrscheinlich ist die Aufschlussstelle seither verrollt. 2. Bei der Ortschaft Eminovoselo; hier beisst knapp an der Grenze des Kreide- kalkes in kleinen Einrissen einer ebenen Wiese ein Glanzkohlenflötz aus. Die Kohle ist auf eine ostwestliche Erstreckung von etwa 10 M. sichtbar; die Flötzmächtigkeit beträgt etwas über 1 M. und liegt unmittelbar über der Kohle eine ca. 10 Cm. starke Schichte von Asche gemischt mit Erde und rothgebrannten Thonschieferstückchen. Das Flötzliegende bildet ein brauner Schieferthon mit zahlreichen Planorben; möglicher- weise folgt darunter noch ein tieferes Flötz. Die Qualität der Kohle beider Ausbisse ist gleich; die Lagerung der Kohle ist an beiden Ausbissstellen eine sehr flache. Lignitische Kohle wurde an folgenden Stellen ausbeissend gefunden: 1. Westlich von Srdjani am Bili brieg. Der Bili brieg, eine unbedeutende Erd- welle, wird daselbst von der ostwestlich rinnenden Suica durchschnitten und sieht man in dem Einschnitte eingebettet in graue Tegel ein 80 Cm. starkes Braunkohlen flötz, das mit 22° nach Norden einfällt. Die Kohle ist eine sehr geringwerthige und ganz mit Planorbenresten erfüllt. Westlich von Seonica kommen in einem Einrisse der Rieina blaue und braune Tegel mit vielen Resten kleiner Conchylien vor, welche einen schwachen Kohlenschmitz einschliessen; wahrscheinlich ist dieses Vorkommen das Han- gende der streichenden Fortsetzung des Ausbisses von Bili brieg. 2. Im Hangenden von dem soeben angeführten Kohlenvorkommen beisst zwischen den Ortschaften Mandinoselo und Kongora innerhalb der sumpfigen Ebene im Bache Jaz ein ganz ähnliches, geringwerthige Braunkohle führendes Flötz zwischen grauen und gelblichen Tegeln aus. Die Kohlenmächtigkeit beträgt hier nur 70 Cm., das nach Norden gerichtete Einfallen 10°. Eine Analyse der Kohlen aus dem Becken von Zupanjac ist nicht vorhanden. 50. Das Kohlenvorkommen von Saridi-Brdjani (Bezirk Varcar -Vakuf). Einem ausgedehnten Complexe von triadischen Gebilden eingelagert, liegt knapp am rechten Ufer der oberen Pliva ein Neogenbecken, dessen grösste nordsüdliche Länge 4 Km., dessen Breite 2:/2 Km. und dessen Fläche 6 Quadratkilometer beträgt. Die Beckenausfüllung wird von Schichten gelblichen, reichlich Congerien führenden Kalkthonmergels gebildet; das tiefste Glied des Neogens dürfte nach dem Auftreten von Stücken eines Kalkconglomerates an der Südgrenze des Tertiärs bei Sarampov 394 III. Naturwissenschaft. hier aus Conglomerat bestehen. Begrenzt wird dieses Becken im Westen, Norden und Osten von Kalken, im Süden von Werfener Schiefer. Eine Kohlenführung wurde in diesem Becken bis nun nur an einem einzigen Punkte, und zwar bei der Ortschaft Brdjani, beobachtet. Hier tritt bei der Quelle Smrdelj ein Kohlenausbiss zu Tage, der eine sichtbare Mächtigkeit von 80 Cm. zeigt, ohne dass jedoch die Sohle entblösst wäre. Die Ausbisskohle ist stark zersetzt, hat schwarzbraune Farbe und erdiges Ansehen. Nach der Terrainconfiguration wäre eventuell ein bedeutender Theil dieser Flötz- ablagerung von der tief eingeschnittenen Pliva aus stollenmässig zu unterfahren. Eine Analyse dieser Kohle liegt nicht vor. 51. Das Kohlenvorkommen von Grlamoc (Bezirk Grlamoc). Die Neogenablagerung von Grlamoc füllt die Sohle eines von Südwest gegen Nordost verlaufenden Kesselthales aus und liegt unmittelbar auf Kalken, welche stark dolomitisch sind und ihrem Habitus nach zur Trias gehören. Die neogenen Schichten fallen beiderseits der Thalmitte zu und bilden langge- streckte niedere Hügel, aus welchen stellenweise lichtgelber Kalkmergel, der einen vorzüglichen Baustein abgibt, gebrochen wird. Das Tertiärbecken von Glamoc hat zwischen den Ortschaften Podvornice und Draganic eine Länge von 36 Km.; es ist im Südosten zwischen Dolac und Jezero etwa 3 Km. breit, verengt sich beim Dorfe Vidimlje auf ca. 1 Km., erbreitert sich dann gegen Norden immer mehr, erreicht zwischen Glamoc und Isakovib seine grösste Breite von 6 Km., um bei Sumjaci — Yaganj — Podgradina und Öuvava seine Nordwestgrenze mit einer Breite von 3 Km. zu erreichen; die bedeckte Fläche beträgt 85 Quadrat- kilometer. Im Tertiärbecken von Glamoc wurde bis nun blos an einem einzigen Punkte eine Kohlenführung nachgewiesen, und zwar am Westende des Beckens zwischen den Dörfern Sumnjaci und Odzak. Hier zieht sich südlich von dem Brunnen „Begovac“ ein Wassereinriss hin, in dessen Sohle und an dessen Böschung der Ausbiss einer sehr zersetzten Braunkohle auf eine Länge von 50 — 60 M. sichtbar zu Tage tritt. Das un- mittelbare Hangende bildet ein lichtbrauner Schieferthon, welcher eine grosse Menge von Pisidienschalen enthält. Unter demselben zeigt sich ein 10 Cm. starkes Braun- kohlenflötzchen, dann ein 6 Cm. braunes Schieferthonmittel, hierauf 50 Cm. Kohle, dann wieder brauner Schieferthon; mehr ist nicht sichtbar. Nachdem aber das nach 8h einfallende Kohlenflötz in nordwestlicher Richtung, also gegen das Liegende zu im Wasserrisse etwa 50 M. vor dem citirten Ausbisspunkte im Graben sichtbar ist, scheint es, dass es, wenn auch sein Einfallen nur 5 — 6 0 beträgt, doch eine grössere Mächtig- keit besitzt. Das Kohlenflötz zeigt sich, soweit es sichtbar ist, sehr stark zersetzt; es besteht aus einer schwarzbraunen, schmierigen Masse, welche einzelne besser erhaltene Kohlen- stücke umschliesst. Eine Analyse dieser Kohle ist nicht vorhanden. 52. Das Koklenl) ecken von Livno (Bezirk Livno). Dieses Becken bildet eine von Südost gegen Nordwest längs des Ostfusses der Dinarischen Alpen gestreckte Figur von beiläufig 70 Km. Länge; die grösste Breite Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 395 hat das Becken bei Livno — etwa 13 Km. — nördlich davon, im Sevarovo blato, ist es 5 — 6 Km., südlich im Busko blato ca. 7 Km. breit; die bedeckte Fläche beträgt ca. 440 Quadratkilometer. Das Sevarovo blato stellt nordwestlich von der von Livno über den Prologpass nach Sinj führenden Strasse eine Ebene mit unmerklichen Boden- erhebungen dar; dieser Theil des Blatos ist von Livno bis Prisap von der Bistrica durchflossen, sonst, namentlich im Norden, von zahlreichen meist seichten Jaruges (Torrentis) durchfurcht und an vielen Stellen, so insbesondere zwischen Han Prolog und Priluka, dann zwischen Crnilug und Bastasi vollständig versumpft. Bei trockener Sommerszeit ist dieser Beckentheil zwischen Zirovic und Rujani, dann zwischen Ivazancic und Üelebic passirbar, im Herbste, Winter und Frühjahr steht es aber fast vollständig unter Wasser. Südöstlich von der nach Prolog führenden Strasse und der Stadt Livno erhebt sich das Tertiär am Westabhange der Tusnica planina zu einem vielfach von Thälern durchschnittenen Hügellande mit zahlreichen Bächen und Jaruges und ist daselbst am Fusse der Kamesnica, zwischen den Ortschaften Cukic und Srdjevic, dann Yarzevala und Podhum ein breiteres Thal zu bemerken, durch welches die Ebene von Livno mit dem Busko blato zusammenhängt. Das Busko blato selbst zeigt ganz ähnliche Verhältnisse, wie das Sevarovo blato, nur ist es noch mehr versumpft als das letztere. Es wird von dem Suicabache durch- flossen, welcher im Zupanjsko polje in dem Ponor bei Kovaci unter den Topolja brdo einfällt und am Nordostrande des Busko blato bei Vrelo als Ricina wieder zu Tage austritt, um am Südwestrande des Blato bei Baseljka abermals in einem Ponor zu verschwinden. Das Tertiärbecken von Livno ist ringsum von der Kreideformation zu- gehörigen Kalkbergen eingeschlossen, und kann man bei Prolog, Rujani, Kazanci, Celebi6, Livno und Grabovica zahlreiche Rudistenfragmente und RudistenausAvitterungen in den Kalken beobachten. Die Kreidekalke bilden auch die unmittelbare Unterlage der Tertiärschichten. Nur auf dem Westabhange des Kreidekalkzuges, und zwar am Prevalapasse, welcher als Querwand die Tusnica planina mit dem Topolja brdo ver- bindet und den von Mojsisovics vermutheten Zusammenhang der Tertiärbecken von Livno und Zupanjac vollständig unterbricht, treten mächtig entwickelte Kalkconglomerate auf, welche dem Kreidekalke aufliegen, aber älter sind als die kohleführenden Kalk- mergel, die den Thalboden vollkommen bedecken. Der vollständige Mangel an Petre- facten verhindert eine sichere Altersbestimmung dieser Conglomerate, wahrscheinlich aber sind sie jungtertiär. Die den Thalboden bedeckenden Kalkmergel sind von lichtgelber, selten licht- grauer Farbe und fallen beiderseits unter flachen Winkeln, welche selbst an den äusser- sten Rändern 20° nicht übersteigen, der Thalmitte zu; sie sind meist dünnblätterig abgelagert und werden als Dachdeckmateriale benützt; stellenweise wie an der Gla- mocer Strasse zwischen Livno und Kabli6 treten sie in stärkeren Bänken auf und liefern dann ein vorzügliches Material sowohl für Bauzwecke als auch für Steinmetzarbeiten. Dem Alter nach gehören diese Kalkmergel der Congerienstufe des oberen Neogens an, nachdem selbst in den tiefsten Mergellagen Congerien und Melanien gefunden werden. Eingelagert in die Kalkmergel kommen theils blaugraue, theils gelbliche Tegel und bräunliche Schieferthone vor, welche selbst wieder Kolilenflötze einschliessen. Die Kohlenführung der Tertiärschichten .von Livno ist eine doppelte; in den höheren Schichten kommen .Lignite, in den tieferen Straten Glanzkohlen vor. Glanzkohle tritt im Riede Drage der Gemeinde Grguri6i auf, und zwar in einem ziemlich tief in die Tusnica planina eingeschnittenen Graben oberhalb der Quelle Dzabino 396 III. Naturwissenschaft. vrelo. Es sind hier zwei Ausbisse vorhanden; der erste derselben ist am Rande eines Weges blossgelegt und zeigt eine Kohlenmächtigkeit von mindestens 3 M.; der zweite dagegen, wahrscheinlich einem Liegendflötz angehörig, etwa 70 M. südöstlich vom ersten in einem Hohlwege gelegen, lässt eine bis zu 2 M. sichtbare Mächtigkeit beob- achten. Die Kohle beider Ausbisse ist tiefschwarz, glänzend, von theils muscheligem, theils schieferigem Bruche, sie streicht nach 20 h und fällt mit ca. 20° gegen Nordost ein. Im Hangenden der Kohle treten graue Kalkmergel auf. Nachdem diese nach 23 11 streichen und gegen Westen fallen, scheinen beide genannte Kohlenausbisse in einer localen Störung zu liegen. Die Analyse der Kohle von Grgurici (Ried Drage) ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . . 10-2 ®/0 Asche • 4-9 „ Schwefel • 0-92 „ Kohlenstoff . 60-00 „ Wasserstoff . 4-34 „ Sauerstoff und Stickstoff . 20-56 „ Wärmemenge nach Berthier 5011 Calorien. „ berechnet 5247 „ Lignite beissen im Livnoer Becken an folgenden Punkten aus: 1. In der Gemeinde Guber, südwestlich von dem Dorfe Grborezi kommt unmittelbar nördlich neben dem die Odzice jaruge übersetzenden Strassendurchlasse ein schwärz- licher erdiger Lignit vor. Die Lagerungsverhältnisse der Kohle und die Mächtigkeit derselben lassen sich hier nicht feststellen, weil der Ausbiss theils unter dem schlammigen Wasser des Grabens, theils unter einer Humusdecke verborgen liegt. 2. Nahezu in der halben Breite des Sevarovo blato zwischen Caprazlije und Celebic findet man in einer ziemlich breiten Jaruge Plattenmergeln eingelagert, einen dunkelbraunen Thonschiefer, welcher die unmittelbare Decke eines Lignitflötzes bilden dürfte. 3. Etwa D/2 Km. nordwestlich vom Punkte 2 geht über den Weg ein Lignit- ausbiss in einer Breite von etwa 10 M.; die Mächtigkeit der gegen Nordost einfallenden Kohle ist nach dem Aufschlüsse nicht zu beurtheilen. 4. Ganz nahe nordwestlich vom Punkte 3 sind in den Einschnitten mehrerer Jaruges eine ganze Menge von Lignitausbissen auf eine bedeutende ostwestliche Breite sichtbar. Sie dürften einem sehr flach gelagerten und mächtigen Kohlenflötze, dem auch der Ausbiss 3 zugehört, entstammen. 5. Bei Crnilug findet man eine ausgedehnte schwarze Fläche, welche vermuthen lässt, dass dort Kohle in bedeutender Menge ausbeisst. 6. In der Nähe des Ortes Kovacici soll ein Kohlenausbiss vorhanden sein; derselbe kann nur lignitisch sein und würde den Gegenflügel des Flötzes von Caprazlije-Gubin repräsentiren. Die Qualität der Lignite ist eine geringe, eine Analyse derselben liegt nicht vor. 53. Das Kohlenvorkommen von D. Pe<;i im Gfrahovo polje (Bezirk Livno). Der nördliche Theil des von Triaskalken begrenzten Grahovo polje, ungefähr von der Linie Pe6i — Izjek im Süden bis Besanovci im Norden, ist von neogenen Süsswasser- schichten erfüllt. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 397 In der schmalen Bucht oberhalb der letzten südwestlich situirten Häuser des Dorfes Peci schliessen die Tertiärschichten am Bachufer den Ausbiss eines Kohlen- flötzes ein, das eine junge Braunkohle führt. Die Mächtigkeit der Kohle beträgt 40 Cm. Das Schichtenstreichen geht 2h — 14b, das 21° betragende Einfallen ist nach 8h gerichtet. Das unmittelbare Liegende bildet grauer Schieferthon, tiefer stehen gelbliche Con- glomerate an, welche unmittelbar dem Triaskalke auflagern. Das Hangende besteht aus bräunlichem Schieferthon. Eine Analyse dieser Kohle ist nicht vorhanden. 54. Das Kohlenvorkommen von Tiskovac (Bezirk Livno). Am Wege von Rastello di Grab nach Tiskovac lagern oberhalb des Dorfes Zavodzani in dem Winkel, welchen die Butisnica mit dem Duler potok bildet, neogene Süsswasserschichten den Triaskalken unmittelbar auf. Die Süsswasserablagerung nimmt von Südost gegen Nordwest eine Breite von etwa 2 Km. ein und erstreckt sich in der Kreuzstunde vom linken Ufer der Butiänica bis an den Fuss der Uilica planina auf eine Länge von 2 1/2 — 3 Km. In einem Wassereinrisse hoch über dem Bette der Butisnica schliesst das neogene Sediment den Ausbiss eines mächtigen Braunkohlenflötzes ein. Die Mächtigkeit des steil unter 70 — 80° gegen Nordost einfallenden Flötzes beträgt, soweit sie sichtbar ist, etwa 15 M. Das Flötzmateriale besteht aus einer reinen und schon am Ausbisse festen Braunkohle. Eine Analyse dieser Kohle ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . . . 12-2 o/0 Asche . 12-8 „ Schwefel . 0-49 „ Kohlenstoff . 40T0 „ Wasserstoff . 3-80 „ Sauerstoff und Stickstoff . . . . 31-10,, Wärmemenge nach Berthier 3351 Calorien „ berechnet . . 2945 „ Die Kohle gibt beim Glühen im bedeckten Tiegel 27-3 °/0 eines pulverigen Rück- standes. Im Liegenden des angeführten Ausbisses streicht quer über ein kleines Bächlein ein ca. 1 M. mächtiges Kohlenflötz, dessen Kohlenqualität dem Hangendflötze gleicht. 55. Das Kohlenvorkommen von Gacko (Bezirk Gacko). Das Hochthal von Gacko bildet eine sanft gewellte, von Nordwest gegen Südost gestreckte Ebene von mehr als 100 Quadratkilometer Fläche, welche im Nordwesten bei Rudopolje bis gegen Gracanica von grobem Kalkconglomerat, sonst aber von der Jura- und Kreideformation angehörigen Kalkgebirgen eingeschlossen ist, und deren Thalsohle von jungtertiären, kohleführenden Sedimenten und darauf lagerndem Schotter gebildet wird. Es wird von der vielfach gewundenen, am Fusse der Baba planina in Ponors — Karstschlünden — verschwindenden Musica und deren Nebenbächen, dem Gracanica, 398 III. Naturwissenschaft. dem i^arovifi und dem Ostrozica potok durchflossen, welche jedoch bei trockener Jahres- zeit entweder ganz austrocknen oder nur sehr spärliches Wasser führen. Nach anhaltendem Regen in der Herbstzeit, sowie nach der Schmelze des hier reichlich fallenden Schnees wird nahezu die ganze Fläche des Hochthaies für längere Zeit inundirt, doch gibt es eigentliche Sümpfe nur an einigen Stellen des Südwest- randes der Ebene; der nordöstliche Rand derselben wird vorwiegend als Ackerland und deren Mitte als Wiese und Weide benützt. In neuerer Zeit von der hohen Regierung durchgeführte weitausgreifende hydrotechnische Massnahmen regeln in exacter Weise die Ent- und Bewässerung dieses Hoclithales. In diesem Hochthale sind nahe der Nordostbegrenzung längs der von Nevesinje nach Gacko-Avtovac führenden Strasse an vielen Stellen Ausbisse einer lignitischen Kohle vorhanden und finden sich weitere Kohlenausbisse, mehr vom Muldenrande ent- fernt, im Bette der Musica, und zwar bei der Brücke des nach Kula-Fazlagic führenden Reitweges und südwestlich der Kirche von Mihaljaca. Letztere beiden Ausbisse reprä- sentiren ein sehr gering mächtiges und daher bedeutungsloses Hangendflötz, die an der Strasse gelegenen Ausbisse gehören nach dem gleichen Hangend und Liegend, sowie nach dem übereinstimmenden Streichen und Verflachen zu schliessen einem und dem- selben Flötze an, das hiedurch auf eine streichende Länge von mehr als 9 Km. con- statirt ist. Dieses Kohlenflötz hat zum Hangenden einen weisslichen Schieferthon, der zahl- reiche kleine Gastropoden und Pflanzenpetrefacten ( Pterinospermum vagans , Taxodium dubium, Glyptostrobus , Charasamen ) führt, zum Liegenden einen dunkelbraunen von Conchylienresten erfüllten und von Kohlenschmitzen durchzogenen Schieferthon. Das Flötzstreichen ist Nord west — Südost, das gegen Süd west gerichtete Verflachen beträgt 5-15°. Das Profil dieses Kohlenflötzes hat folgendes Aussehen: Hangend: Weisser Schieferthon 14. Schwarzer Letten. 10 Cm. 1. Kohle 35 Cm. 15. Kohle 45 77 2. Weisser Sand 35 „ 16. Letten, Farbe wechselnd . 6 n 3. Kohle 12 „ 17. Kohle 55 77 4. Schwarzer Letten .... 5 „ 18. Brauner Letten .... 2 7 77 5. Kohle, muschelig brechend . 70 „ 19. Kohle 22 77 6. Schwarzer Letten .... 13 „ 20. Grünlicher Letten 16 7? 7. Kohle 8 „ 21. Kohle 22 77 8. Schwarzer Letten .... 5 » 22. Weisser Letten .... 10 77 9. Kohle 58 „ 23. Kohle 20 77 10. Schwarzer Letten .... 32 „ 24. Lichtgefärbter Letten . 15 77 11. Kohle 85 „ 25. Kohle 155 V) 12. Schwarzer Letten .... 6 „ 26. Brauner Letten .... 3 77 13. Kohle 12 „ 27. Kohle 10 77 Gesammtmächtigkeit Cm., wovon 609 Cm. = 79*3 °/0 auf Kohle und 158x/2 — 20'7 °/0 auf die tauben Flötzmittel entfallen. Nachdem das Flötz dem Nordostrande der Mulde entlang nur mit einer geringen Tag- decke bedeckt ist, kann hier ein bedeutendes Kohlenquantum tagbaumässig gewonnen werden. Die Regierung hat auch thatsächlich vor drei Jahren einen kleinen Tagbau in der Intention eröffnet, einerseits die vorhandenen geringen Waldbestände zu schonen, andererseits aber der Bevölkerung ein billiges Brennmaterial zu liefern; selbstredend Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 399 geht die Accommodirung der conservativen Landbevölkerung an das neue Brennmaterial nur langsam vor sich. Analysen dieser Kohle sind bereits in den „Grundlinien der Geologie von Bosnien und Hercegovina“ auf Seite 260 angeführt, doch halte ich die dort angegebenen Brenn- werthe für viel zu hoch; meinem Ermessen nach dürfte dieser Kohle die im „Jahrbuche der geologischen Reichsanstalt“ pro 1895 auf Seite 4 veröffentlichte Analyse, wornach sie 15°/0 hygroskopisches Wasser, 18*9 °/0 Asche und einen Brennwerth von 3818 Ca- lorien besitzt, viel besser entsprechen. 56. Das Kohlenvorkommen von Nevesinje (Bezirk Nevesinje). Das Hochthal von Nevesinje ist keine Ebene, sondern ein sehr flaches Hügelland. Zwischen der Stadt Nevesinje und der Ortschaft Odzak tritt überall das gleiche grob- körnige Conglomerat zu Tage, welches auch den hohen Berg zwischen Paljevdol-Karaula und der Stadt Nevesinje zusammensetzt und dem tiefsten Gliede der Neogenformation zugehören dürfte, zumal sie höchstwahrscheinlich gleichalterig sind mit den Conglomeraten von Rakitno — ^upanjac — Livno, deren jungtertiäres Alter ausser Zweifel steht. Hie und da erheben sich aus dem Conglomerate inselartige Hügel von Kreidekalk, der zu Bauzwecken gebrochen wird. In der Gemeinde Odzak lagern auf dem Conglomerate bräunlichgelbe Schiefer- thone, welche nordöstlich von dem Dorfe Canje eine Kohlenführung beobachten lassen, übrigens aber keine räumlich grosse Ausdehnung besitzen, nachdem ringsum Conglo- merathügel auftreten. Etwa 1 Km. nordöstlich von dem Dorfe Canje, im Riede Cinaricabar tritt in einer Terrainmulde der unreine und schieferige, ca. 80 Cm. mächtige Ausbiss eines Glanz- kohlenflötzes mit steilem nordöstlichen Einfalle zu Tage aus. Etwa 2 Km. nördlich von dieser Localität, somit im Hangenden des vorangeführten Flötzes, findet sich im Riede na lugu Ogorjelica am linken Ufer der Zalomska rieka eine etwa 10 M. hohe Tertiärterrasse, welche gegen den Fluss zu abfällt, und an deren Abhange der Ausbiss eines nordöstlich einfallenden Lignitflötzes sichtbar ist; das Profil dieses Ausbisses stellt sich folgendermassen dar: Tagdecke, bestehend aus zersetztem Tegel . Kohle Grauer Schieferthon Kohle Grauer Schieferthon Kohle 150-200 Cm. 50 „ 35 „ 95 „ 80—100 „ 125 „ Nachdem die Kohle rechtssinnig mit dem Hügelabhange einfällt, lässt sich hier ein grösseres Kohlenquantum tagbaumässig gewinnen. Das Flötzstreichen ist von Südost nach Nordwest gerichtet, das Einfallen beträgt 1 — 2°. Erwähnenswerth dürfte es sein, dass die einzelnen Kohlenbänke dieses Flötzes hie und da linsenförmige Einlagerungen von Schieferthon, andererseits aber die Zwischen- mittel auch wieder Einlagerungen von Kohle umschliessen. Interessant ist es auch, dass die productiven Tertiärschichten des Nevesinjsko polje ebenso wie die Becken von Livno, Zupanjac, Mostar und Zenica-Sarajevo etc. eine doppelte Kohlenführung, und zwar eine ältere Glanzkohlen- und eine jüngere Lignitablagerung einschliessen. 400 III. Naturwissenschaft. Die Analyse der Kohlen aus dem Becken von Nevesinje ergab folgendes Resultat: Glanzkohle Lignit Hygroskopisches Wasser . . . . . 12-70 °/0 7-10 o/0 Asche . . . 11-10 „ 2-55 „ Schwefel . . . 2-493 „ 0-754 „ Kohlenstoff . . . 47-25 „ 59-98 „ Wasserstoff . . . 4-00 „ 5-93 „ Sauerstoff und Stickstoff . . . . 24-95 „ 25 44 „ Wärmemenge nach Berthier . 4078 Calorien, 4914 Calorien „ berechnet . . . 3861 „ 5486 „ Beschaffenheit des Coaks . pulverig gesintert. 57. Das Kohlenvorkommen an der Pasina voda zwischen Mostar und Stolac (Bezirk Stolac). Von Stolac kommend, dessen Becken von Nummuliten führenden Eocänmergeln ausgefüllt ist, gelangt man beim Anstiege der Reitstrasse in Boroevi6 in das Gebiet der Kreidekalke und hält dieser über Hodovo und Rotimlja bis nach Hodbina bei Buna an. Diesem Kreidekalke ist innerhalb der Gemeinden Rotimlja, Trijebanj und Hodovo ein Kohle führendes Neogenbecken von 4 — 5 Quadratkilometer Fläche aufgelagert. Dieses Neogen besteht in den tieferen Strafen aus einem lichtgelblichen Süsswasserkalk, in den oberen Lagen aus einem weichen, gelblichen oder grauen, Melanopsiden, Lymnäen, Planorben und Pisidienreste führenden Thonmergel. Als Einschluss dieser Thonmergel findet sich im Bachbette der Pasina voda, nahe der Quelle, der Ausbiss einer vor- wiegend lignitischen Braunkohle, welche nach 20h streicht und mit 10° gegen Südwest einfällt. Das Profil dieses Kohlenausbisses ist folgendes: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Hangendmergel, von mehreren schwachen Kohlenschmitzen durchzogen Kohle Zwischenmittel Kohle Zwischenmittel Kohle Zwischenmittel Kohle Liegendmergel von Kohlenschmitzchen durchsetzt. 50 Cm. 100 2 40 8 36 70 Etwas weiter bachaufwärts scheint das liegendste Kohlenflötz an Mächtigkeit zu- zunehmen; abgemessen wurden 100 Cm. Ausser dem genannten Ausbisse findet sich noch einer an dem Zuflusse der Pasina voda, dem Maricabache, in der Gemeinde Rotimlja, wo östlich neben dem Reitwege ein 25 — 30 Cm. mächtiger, steil gegen Südwest fallender Kohlenausbiss zu Tage tritt. Ferner beisst unweit der alten Cisterne £ihar im Bette des Hodovski potok an mehreren Stellen Kohle gleicher Qualität aus. Der Durchschnitt dreier Analysen dieser Kohle stellt sich wie folgt: Hygroskopisches Wasser .... 8-7 °/0 Asche 12-6 „ Wärmemenge nach Berthier . 4660 Calorien. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 401 58. Das Kohlenvorkommen von Mostar. In den Thalweitungen der Narenta südlich und nördlich von Mostar sind kohle- führende, neogene Sedimente abgelagert. Im neogenen Nordbecken von Mostar ist das Flussbeet der Narenta sehr tief ein- gerissen, und sieht man da an den Uferwänden unter einer theils aus festen Conglo- meratbänken, theils aus losem Schotter bestehenden, horizontal abgelagerten, bis 24 M. mächtigen Decke licht gefärbte, meist steil fallende Mergel anstehen, denen, eingebettet in weiche Tegel, ein mächtiger Complex kohliger Schichten untergeordnet ist. Die Ablagerungsform des Süsswasserneogens ist eine wellenförmige, und zwar sind zwei Schichtenmulden, getrennt durch einen zum Theile abgetragenen Schichtensattel, vor- handen. Diese Ablagerungsform gab Anlass zur irrigen Annahme vom Vorhandensein mehrerer Flötze. Die Zusammensetzung dieses Flötzcomplexes, der die Bezeichnung Hauptflötz er- halten hat, ist folgende: Grauer Letten als Hangendes Graues Mergelmittel . 22 Cm. Kohlenschiefer . 65 Cm. Kohle . 25 11 Kohle 50 11 Lettenmittel 3 11 Kohlenschiefer . 50 11 Kohle . 33 11 Taubes, graues Zwischenmittel . . 50 11 Lettenmittel 6 11 Kohlenschiefer 54 11 Kohle . 55 11 Kohle . 37 11 Graues Lettenmittel .... 5 11 Graues Lettenmittel 10 11 Kohle . 106 11 Kohle . 80 11 Mergelmittel 9 11 Graues Mergelmittel . 50 11 Kohle . 20 11 Kohlenschiefer . 37 11 Mergelmittel mit Planorben . . 10 11 Graues Mergelmittel . 22 11 Kohle 9 11 Kohle . 23 Mergelmittel mit Planorben . 2 11 Kohlenschiefer 62 11 Kohle . 38 11 Graues Mergelmittel . 18 11 Grauer Tegel als Liegendes. Kohle 45 11 Die Gesammtmächtigkeit des Flötzes beträgt 996 Cm., wovon 521 Cm. = 52'3°/0 auf Kohle, 268 Cm. = 26'8°/0 auf Kohlenschiefer und 207 Cm. = 20-90/o auf die anderen Zwischenmittel entfallen. Die Kohle ist meist schieferig struirt, hat glänzend schwarze Farbe, muscheligen Bruch und dunkelbraunen Strich, an der Luft zerfällt sie bald. Eine Elementaranalyse derselben ergab: Hygroskopisches Wasser . . . 125 °/0 Asche 5-8 „ Schwefel 0'98 „ Wärmemenge nach Berthier . 4050 Calorien. Westlich der Stadt Mostar setzen die neogenen Mergel das so überaus fruchtbare, mit reichen Culturen von Wein und Tabak bepflanzte Hügelterrain zusammen; den höchsten Strafen dieser Mergel ist im Riede Cim ein Lignitflötz von folgender Zusam- mensetzung eingelagert : Band VIU. 26 402 III. Naturwissenschaft. Grauer Letten als Hangendes Lignit , 37 Cm. Lettenmittel 23 „ Lignit 23 „ Lettenmittel 15 „ Lignit 100 „ Zersetzter Mergel als Liegendes. Eine Elementaranalyse des Lignites ergab: Hygroskopisches Wasser .... 21'9 °/0 Asche 11*1 „ Schwefel Spuren Wärmemenge nach Berthier . 3700 Calorien. Das b.-h. Landesärar hat in den Jahren 1884 — 1887 beide angeführten Ivohlen- flötze beschürft, die Schürfarbeiten aber schliesslich, da der erhoffte Erfolg ausgehlieben war, eingestellt. Beim Hangendflötze, dem Lignitflötze, zeigte sich nämlich bald, dass der grösste Tlieil desselben bereits denudirt ist, und dass sich nur in geschützten Lagen kleine Reste davon erhalten haben; beim Hauptflötze aber gab es grosse Wasser- calamitäten. Wie bereits angeführt, werden die Tertiärschichten in einem sehr breiten Streifen längs des Laufes der Narenta von Conglomeraten und Schotter mit einer constatirten Mächtigkeit bis zu 24 M. überdeckt. Conglomerate und Schotter bilden aber eine sehr wasserdurchlässige Tagdecke. Berücksichtigt man nun, dass das Mostarer Nordbecken ringsum von hohen, aber ganz kahlen Kalkfelsen umgeben ist, dass hier also kein Vegetationskleid das niederfallende Regen wasser theilweise zurück- hält, ferner dass dort im Frühjahre und Herbste mindestens vier Wochen andauernde Regenperioden mit bedeutenden Niederschlagsmengen die Regel bilden, so wird man einsehen, dass zu diesen Zeiten kolossale Wasserquantitäten in dem Becken zusammen- rinnen. Ein Theil dieses Wassers fliesst nun allerdings obertags durch Gräben der Narenta zu, der Grosstheil aber sickert durch die lässige Tagdecke in die Tiefe, bis die unter den schotterartigen Gebilden lagernden, theils mergeligen, theils kohligen Schichten getroffen werden; da diese, wenn auch nicht völlig wasserundurchlässig, so doch weniger permeabel sind als die Conglomerate und Schotter, so sammeln sich über ihnen die Sickerwässer an. Ist nun der Wasserstand der tief eingeschnittenen Narenta ein niedriger, so können durch die lässigen Schichten die angesammelten Sickerwässer langsam in den Fluss abfliessen; ist aber der Wasserstand ein hoher, und dies trifft naturgemäss bei den Regenperioden immer zu, so werden die Sickerwässer in die Con- glomerate zurückgestaut und bilden daselbst einen bis zu 20 M. tiefen See. Auf den Schichtenköpfen des weichen Sediments lastet dann ein grosser Druck; unter diesem Drucke bricht sich langsam längs der Schichtflächen das Wasser Bahn und dringt in die Grube, zuerst nur förmlich tropfenweise, später aber — in dem weichen Material ist bald ein weiter Canal ausgearbeitet — mit grosser Gewalt. Vor Kurzem wurde in dem Hügelterrain westlich von der Stadt Mostar, nahe am Grundgebirge, ein anscheinend mächtiger Kohlenausbiss, der dem sogenannten Haupt- flötz angehören dürfte, aufgefunden. Da die Lage dieses Kohlenausbisses eine der- artige ist, dass daselbst ein stollenmässiger Aufschluss möglich wäre, das Kohlenvor- kommen von Mostar zudem geographisch sehr günstig gelegen ist, geht die Regierung neuerlich daran, hier Schürfungsarbeiten durchzuführen. Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Herceg-ovina. 403 Das neogene Nordbecken von Mostar ist von Südwest nach Nordost gestreckt und besitzt in dieser Richtung eine grösste Länge von lS1^ Km.; seine durchschnitt- liche Breite beträgt 21/s Km., die von ihm bedeckte Fläche misst 32 Quadratkilometer. Begrenzt wird es von Kalken der mesozoischen Formationsgruppe, unter welchen im Nordosten Werfener Schiefer emportauchen. Im Südwesten lagern auf den dort den Höhenzug zusammensetzenden Kreidekalken, am Bergfusse Nummulitenkalke. Abgeschnürt vom Nordbecken durch die nahe aneinander herantretenden Berge Hum und Podvelez, findet sich südlich der Stadt Mostar das neogene Südbecken von Mostar, auch das Becken von Buna genannt, da gerade in der Umgebung der Ort- schaft Buna die tertiären Ablagerungen am entwickeltsten sind. Da in diesem Becken tiefere Terraineinrisse fehlen, blieb auch die Kohleführung derselben geraume Zeit unbekannt. Erst als man vor wenig Jahren beim Graben einer Cisterne in der Gemeinde Gnojnica auf Kohle stiess, war damit die Kohlenführung dieses Beckens bewiesen. Leider wurde die Thatsache selbst zu spät bekannt und war es nicht mehr möglich, über Qualität der Kohle und Flötzmächtigkeit Authentisches zu ermitteln. Im Süden des Beckens steigen die neogenen Sedimente, welche vorherrschend aus einem das bekannt vorzügliche Baumaterial von Mostar bildenden, plattigen Mergel- kalke, dem weiche, graue, lettige Schichten untergeordnet sind, bestehen, hoch an, und beim Anstiege auf der alten Strasse von Buna über Rotimlja nach Stolac findet man bis zur Passhöhe wiederholt Tertiärschollen anstehend, so dass es keinem Zweifel unter- liegen kann, dass das in der Depi’ession der Gemeinden Rotimlja, Trijebanj und Hodovo vorhandene Neogen seinerzeit mit dem Neogen des Mostarer Südbeckens in Zusammen- hang gestanden ist. Auch beim Anstiege von Blagaj gegen die Ortschaft Vranjevi6 kann man hoch im Terrain noch Neogenreste constatiren. Die Begrenzung des ca. 39 Quadratkilometer grossen Mostarer Südbeckens wird allseitig von Kreidekalken, denen auf der Ostseite am Bergfusse Nummulitenkalke auflagern, gebildet. 59. Das Kohlenvorkommen von Dolnji Gradac in der Gemeinde Grabova draga des Bezirkes Mostar. Von Siroki brieg aus gelangt man nach Ueb'er Steigung des im Nordosten liegenden Kreidekalkzuges von Cavar-Knezpolje in das kleine, parallel zum Mostarsko blato von Südost gegen Nordwest gestreckte Thal von Dolnji Gradac in der Gemeinde Grabova draga, das vom Orovnikbache, einem Zuflusse der Listica, durchzogen wird. Das Thal von Dolnji Gradac ist bis auf den im Südosten vorhandenen Durchbruch zum Mostarsko blato ringsum von Kreidekalkgehängen eingeschlossen; der Thalboden ist mit Congerienschichten, welche theils als milde, weissliche oder bräunliche Thon- mergel, theils als lichtgelbliche, plattenförmig brechende und hellklingende Kalkmergel (von der bosnischen Bevölkerung Miljevina genannt) ausgebildet sind, bedeckt. Die grösste Länge der Mulde zwischen der Orovnikquelle und den nördlichsten Häusern von Provo beträgt 2 1/2 Km., die grösste Breite im Nordwesten nahezu 1 Km. Ob der schmale Durchbruch gegen das Blato südlich von Pravo und der Boden des Blato selbst aus Neogengebilden besteht, konnte nicht constatirt werden, weil daselbst keine Bodenentblössungen gefunden wurden. 26* 404 III. Naturwissenschaft. Längs des Orovnikpasses, der am südwestlichen Rande der gegenständlichen Neogenmulde hinfliesst, finden sich mehrere Kohlenausbisse, und zwar: 1. Unterhalb des Hauses des Culak, gegenüber der Einmündung eines Neben- bächleins, hegt am rechten Ufer des Orovnikbaches ein Ausbiss von Lignitkohle; die Kohle streicht nach 20h 71/2° und fällt mit 36° gegen Nordost ein. Die Mächtigkeit des offenen Flötzes ist grösser als 1 M., Hangend und Liegend sind nicht sichtbar. 2. Etwa 300 — 400 M. bachabwärts findet man in den Aeckern viele ausgeackerte Lignitstücke kerumhegen, und der Ackerboden ist ganz dunkel gefärbt. 3. Etwa 500 M. bachabwärts vom erstangeführten Ausbisse kommt oberhalb einer Mühle unter einem aus Kalkmergel bestehenden Ufereinrisse am linken Bachufer ein Lignitausbiss vor; das Schichtenstreichen ist nach Ostsüdost — Westnordwest, das Ein- fallen nach Nordnordost gerichtet. Die Kohlenmächtigkeit konnte nicht gemessen werden. Dieser Ausbiss gehört einem Liegendflötze an, da man etwa 60 M. nordöstlich davon, somit im Hangenden und an einer mindestens 3 M. höheren Stelle des Thaies in einem seichten Wasserrisse ein Lignitflötz entblösst sieht, das nach Stunde 1 — 2 mit 14° einfällt, und dessen Mächtigkeit 3-8 M. beträgt; dieses Kohlenflötz ist ziem- lich rein. 4. Etwa 20 und 80 M. unterhalb der Mühle sieht man am linken Bachufer zwei weitere Kohlenausbisse, welche einige dunkelbraune Zwischenmittel beobachten lassen; beide Ausbisse scheinen dem Liegendflötze anzugehören. Die Kohle von D. Gradac ist, wie die meisten Kohlen der Hercegovina, ein junger Lignit, der nachstehende Zu- sammensetzung besitzt: Hygroskopisches Wasser . . . 13’31 °/0 Asche 8-87 „ Schwefel 0'72 „ Kohlenstoff 48 '20 „ Wasserstoff 5'78 „ Sauerstoff und Stickstoff . . . 23’84 „ Wärmeeffect berechnet . . . 4518 Calorien. „ nach Berthier . . 3993 „ Die Kohlenmulde von D. Gradac ist zwar klein, die Kohle aber doch auf nahezu 1 Km. Länge bei einer ansehnlichen Mächtigkeit zu Tage sichtbar und könnte ein beträchtliches Quantum tagbaumässig gewonnen werden. Bei der Holzarmuth der Gegend dürfte dieses Kohlenvorkommen mit der Zeit besondere Bedeutung gewinnen. Die Entfernung D. Gradac — Mostar beträgt Km. 00. Das Kohlenvorkommen von Citluk — Cerin im Bezirke Mostar. Der Thalboden des Lukovac potok und im Süden und Südwesten auch einige niedere Hügelketten bestehen aus Neogengebilden, welche ringsum von Kalken um- geben sind. Am nordöstlichen Beckenrande gehören diese Kalke, und zwar im Norden bis Ogradjenik, im Süden bis Krekin Gradac der Eocänformation — Nummulitenkalke und Nummulitenmergel — am südwestlichen Beckenrande der Kreideformation an. Die Gesammtlänge der Mulde beträgt bei lO1^ Km., die durchschnittliche Breite kaum 1 Km., die bedeckte Fläche ca. 10 Quadratkilometer. Das neogene Sediment Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 405 besteht aus gelblichen, bräunlichen und in der Nähe des Kohlenausbisses auch grauen Thonmergelschiefern. Eine Kohleführung des Beckens von Citluk-Cerin ist bis nun nur an einem Punkte, und zwar im Riede Jukovaca der Gemeinde Blatnica in einer nach Osten von der Hauptmulde abziehenden Seitenbucht, etwa 1 Km. südwestlich von dem Dorfe Blatnica gornja, bekannt geworden. Das Profil dieses Ausbisses ist folgendes: Lehm und Schotter 100 Cm. Reine Kohle ohne Zwischenmittel 150 Kohlenschiefer und dunkler Thonmergelschiefer als Liegendes. Das Streichen des Flötzes geht Nord — Süd, das nach Westen gerichtete Einfallen beträgt 45 — 50°. Die Kohle ist dem Aussehen nach eine schwarze, glanzlose Braunkohle. Die Analyse ergab folgendes Resultat: Hygroskopisches Wasser . . 12-30 °L Asche 18-60 „ Schwefel 3-80 „ Kohlenstoff 44‘20 „ Wasserstoff 4'70 „ Sauerstoff und Stickstoff . . . 20‘20 „ Wärmemenge nach Berthier . 3744 Calorien, „ berechnet . . . 4107 „ 61. Das Kohlenvorkommen von Crno bei Ljubuski. Die kleine Neogenmulde von Crno liegt östlich von Ljubuski, nördlich von der Strasse Ljubuski — Mostar und füllt den Boden eines ringsum von Kreidekalkhöhen ein- geschlossenen Kesseltliales, welches zwar nie inundirt wird, das aber zeitweise viel Grundwasser führt. Die Länge des Thaies und zugleich der Neogenablagerung beträgt etwa 2x/2 Km., seine Breite nahezu x/2 Km. Unterhalb des Dorfes Crno finden sich am Nordrande des Thaies zwei Brunnen, welche etwa 50 Schritte von einander entfernt sind. Mit beiden Brunnen wurde Kohle erschürft. Im östlichen Brunnen wurde das Flötz in 1*8 M. Teufe angefahren und 1‘7 M. in der Kohle abgeteuft, ohne das Liegende zu erreichen; im westlichen Brunnen wurde die Kohle in P65 M. erreicht und P15 M. Kohle durchsunken; das Kohlen- flötz ist in den oberen Lagen unrein, von Schieferstreifen durchsetzt, tiefer ist es rein. Sonstige Entblössungen von Kohle sind im Thale von Crno bis nun nicht bekannt geworden. Die Lage des Kohlenvorkommens von Crno ist mit Rücksicht auf die Nähe der Strasse Ljubuski-Mostar und Ljubuski-Capljina, sowie auf die Holzarmuth der Gegend keine ungünstige. Ein Abbau würde jedoch zeitweilig mit grossem Wasserzufluss zu kämpfen haben. Der Qualität nach gehört das Kohlenvorkommen von Crno anscheinend zu den jungen Ligniten; die chemische Zusammensetzung dieser Kohle ist folgende: Hygroskopisches Wasser . . . 8T2 °/0 Asche 3'77 „ 406 III. Naturwissenschaft. Schwefel Kohlenstoff“ Wasserstoff Sauerstoff und Stickstoff Wärmemenge berechnet . ,, nach Berthiei . 2-20 % 56-04 „ . 5-83 „ . 26-24 „ 5230 Calorien, 4707 62. Das Kohlenvorkommen von Vir (Bezirk Znpanjac). VonYinica gegen Vir führt der Reitweg durchwegs über verkarsteten Kreidekalk, welchem hie und da auch Kreideconglomerate eingelagert sind. Erst im Dorfe Sutina gelangt man in das Gebiet der neogenen Ablagerung von Vir, welche eine längliche, von Südost gegen Nordwest gestreckte Figur darstellt und zwischen Nikolidi und Sutina eine Länge von nahezu 6 Km. besitzt, wogegen ihre grösste Breite im Südosten hei Vir kaum 2j/2 Km. erreicht. Das tiefste Glied der Neogenmulde von Vir bilden Conglomerate aus Kalkstein- gerölle, welche namentlich beim Dorfe Sutina vielfach zu Tage treten und, wie am Südwestrande des Thaies sichtbar, Nummnlitenkalken auflagern. Ueber den Conglomeraten folgen gelbliche, graue und bläuliche Schieferthone, welche den hügeligen Thalgrund ausfüllen. Auf den Hügeln des Thaies kann man Ablagerungen von gelblichem Thonmergel beobachten; dieses Gestein stellt das jüngste Glied des Neogens von Vir dar. Nicht unerwähnt soll gelassen werden, dass inmitten der Neogengebilde einzelne Kalksteinknppen, wie z. B. der Hügel bei den obersten Gebäuden von Budimir, dann die Sarena glavica und die Mala glavica emporragen. Im Südosten von Vir kommt an einem Absturze des linken Ufers des Ricinabaches ein Ausbiss einer unreinen Kohle vor, die nach 8h streicht und mit 10 — 15° gegen Nordost verfläclit. Der Flötzausbiss hat vom Hangenden gegen das Liegende zu fol- gendes Aussehen: 1. Bräunlichgelber Thonmergel als Hangendes 2. Schwarzer Kohlenschiefer mit Braunkohle gemischt 3. Brauner Thonmergel 4. Schwarzer Kohlen schiefer mit Braunkohlenschmitzen 5. Brauner Thonmergel 6. Schwarzer Kohlenschiefer 7. Brauner Thonmergel als Liegendes. Die Thonmergel sowohl als die Kohlenschiefer sind voll von Schalenfragmenten von Süsswasserpetrefacten. Dieser einzige im Becken von Vir bekannte Ausbiss führt nach dem Ange- führten nur ein sehr unreines Material und kann eigentlich gar nicht als der Aus- biss eines Kohlenflötzes bezeichnet werden. Eine weitere Untersuchung nach der Tiefe zu dürfte sich wegen der periodischen Ueberschwemmungen schwierig gestalten; es ist aber nicht ausgeschlossen, dass in dem höheren Hügelterrain der Mulde noch andere, vielleicht sogar abbauwürdige Kohlenflötze lagern, welche bisher unbekannt geblieben sind. 40 Cm. 100 „ 25 „ 160 „ 10 „ Grimmer. Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Hercegovina. 407 63. Das Kohlenvorkommen von Posusje (Bezirk Ljnbuski). Auf dem Wege von Vir nach Posusje betritt man beim Abstiege gegen Gali6i eine ziemlich ausgedehnte Ablagerung von gelblichen, milden, plattenförmig brechenden neogenen Kalkmergeln, welche das Becken von Posusje ausfüllen und unter dem Local- namen „Miljevina“ nicht nur als Baustein, sondern auch als Materiale für verschiedene Steinmetzarbeiten eine mannigfache technische Verwendung finden. Das Neogenbecken von Posusje reicht im Nordwesten nach Dalmatien hinüber und bildet innerhalb der Hercegovina eine von Nordwest gegen Südost gestreckte Figur, welche von Galici über Vinjani, Posusje und weiter über Rastovaca hinaus eine Länge von 13 Km. bei einer grössten Breite von 21/2 Km. erreicht. Es ist ringsum von Kalk- steinzügen umgeben, welche im Norden und Nordwesten zu den Nummulitenkalkeu, sonst zu den Kreidekalken gehören. Nordwestlich von Vinjani, unterhalb der Häuser von Pirevci, am linken Ufer der Zupanjca, sind den plattigen Kalkmergeln nahezu horizontal graue Thonmergel einge- lagert und durch Wassereinrisse mehrfach entblösst. Etwa 150 bis 200 M. vom Bach- ufer entfernt schliessen diese Thone ein 10 Cm. mächtiges Flötzchen ein, welches stellen- weise aus einer tiefschwarzen, mattglänzenden, reinen Braunkohle und stellenweise aus einem von Kohlenschnüren durchsetzten Kohlenschiefer besteht. Das Hangende und Liegende bilden die schon erwähnten milden und graugefärbten Thonmergel. Die Um- wohner behaupten, es sei früher in der Nähe ein stärkeres Flötz schöner schwarzer Kohle hier sichtbar gewesen, durch Wasserstürze sei es jedoch verschüttet und seither nicht mehr geöffnet worden. 64. Das Kohlenvorkommen von Rakitno (Bezirk Ljnbuski). Beim Abstiege gegen Trebistovo verlässt man den Kreidekalk und kommt in das Gebiet eines mächtig entwickelten Kalkconglomerates, das infolge seiner zerklüfteten Oberfläche schon aus der Ferne von den Kreide- und Nummulitenkalken unterschieden werden kann. Man sieht dasselbe einerseits das ganze Hügelterrain im Osten des Weges über Zagradina einnehmen, andererseits aber auch im Nordosten und Norden, wo es die Höhen des Osljar und Jaram bildet, hinanreichen. Sein Alter ist jedenfalls ein jungtertiäres, nachdem es hie und da, wie beispielsweise bei Podklecani, Geschiebe von Nummulitenkalk enthält. Am Abstiege fällt das nach 21 h streichende Conglomerat gegen Nordost mit ca. 30° ein, bei den Häusern von Trebistovo ist das Einfallen nach Südwest gerichtet, so dass hier eine Separatmulde vorhanden ist, deren Mitte von Schichten eines milden, gelblichen und grauen, stark verwitterbaren Thonmergels von sehr jungem Aussehen bedeckt ist. Bei dem Dorfe Mukinje tritt, wie es scheint, unter den Conglomeraten eine kleine Entblössung von Nummulitenmergeln zu Tage; aber schon zwischen den beiden Häusergruppen von Mukinje sieht man wieder gelbliche, von Süsswasserpetre- facten ganz erfüllte neogene Kalkthonmergel (Miljevina) entstehen, welche hier nach 20 h streichen und mit 45° gegen Nordost einfallen. Diese jungen Mergel füllen von da ab die eigentliche Ebene von Rakitno bis gegen Podklecani dolnji an, nur bilden die aus der Ebene hervorragenden niederen Hügelzüge des Conglomerates Einbuchtungen und kleinere Inseln in denselben, so dass man am Wege wiederholt Conglomerate und dann Neogenmergel trifft. 408 III. Naturwissenschaft. Die Kohlenführung dieser Neogenmulde wird blos durch den Umstand bewiesen, dass der bei der Ortschaft Yrhpolje, im Westen von Podklecani dolnji herabkommende Bach Stücke einer hübschen Glanzkohle mit sich bringt; der Ausbiss dieser Kohle selbst ist bis nun nicht bekannt. Nach einer Analyse der k. k. geologischen Reichsantalt („Grundlinien der Geologie von Bosnien und Hereego vina“, S. 260) enthält diese Kohle: Wasser 116 °/0 Asche 12-4 „ Wärmeeinheiten 4070 Anhangsweise soll hier noch erwähnt werden, dass bei dem Pfarrdorfe Aovo an der Glinica, Bezirk Cazin, und bei Trebistovo, Bezirk Ljubuski, Kohlenfunde gemeldet worden sind; von diesem Vorkommen ist aber bis nun Näheres nicht bekannt. Der Meteorstein von Zavid. Von Friedrich Berwerth, Universitäts-Professor in Wien. (Mit Tafel XVII und 3 Abbildungen im Texte.) JLm Monate August cles Jahres 1897 verständigte mich Herr Berghauptmann Johann Grimmer in dankenswerther Weise von dem Niedergange einiger Steinmeteoriten in Bosnien. Nach dessen brieflichen Mittheilungen ist der Steinfall am 1. August 1897 (20. Juli alten Styls) ca. V2 11 Uhr Vormittags im Bezirke Zvornik niedergegangen und wurden nach dem Ereignisse an drei Orten des genannten Bezirkes vier Steine aufgefunden. Der grösste Stein fiel im Orte Zavid, auch Ravni Zavid (44° 33' nörd- licher Breite und 18° 37' östlicher Länge von Greenwich) in der Nähe der Ortschaft Rozanj nieder. Zwei Steine, der eine im Gewichte von 2542 Gr. und der andere im Gewichte von 220 Gr., fielen in Ravne njive hei der Gemeinde Vitinica. Das kleinste Exemplar im Gewichte von 48 Gr. wurde in der Ortschaft Bogicevic nächst der Ge- meinde Skoöic aufgesammelt. Das grösste Steinexemplar, nach dessen Fallort, Zavid, der Meteoritenfall benannt ist, wurde von den Findern zertrümmert und theilweise verschleppt. Das ursprüngliche Gewicht dieses Steines wird von Herrn Berghauptmann Grimmer schätzungsweise mit 90 Kilogr. angegeben. Etwas über 60 Kilogr. wurden noch rechtzeitig in Form grosser Bruch theile für das Landesmuseum in Sarajevo erworben und hier aus den Bruch- stücken der Stein ziemlich vollständig wieder zusammengefügt. Mit dem Hauptexemplar gelangten auch die drei anderen Steine in das bosnische Landesmuseum. Ueber die beobachteten Erscheinungen beim Niederfall der Meteoriten und über die Gestalt und das Aussehen der Steine hat Brezina einen kurzen Bericht veröffentlicht.1) Ueber die Fallrichtung des Meteors erhielt ich von Herrn Berghauptmann Grimmer einige Be- obachtungen gütigst zur Verfügung gestellt, die von den Angaben Bfezina’s etwas abweichen. Nach Beobachtungen des Herrn Berghauptmanns Grimmer liess sich die Fallrichtung des Meteors aus folgenden Wahrnehmungen direct bestimmen, und zwar: 1. durch das versengte Laubwerk eines Baumes, den der Stein beim Fallen streifte; 2. durch die Orientirung der vom Meteoriten gebohrten Grube und 3. durch die Rich- tung, in welcher das lockere Erdreich von dem niederfallenden Steine weggestreut worden ist. Darnach ist der grosse Stein von Zavid in der Richtung von 10h 10° (ca. Südostsüd) nach 22h 10° (ca. Nordwestnord) niedergegangen. Diese Ablesungen wurden mit dem Compass vorgenommen. Bei Berücksichtigung der magnetischen l) MeTeopHTH H3 SBopHHHKor KoTapa y Bochji, Glasnik IX, 1897, 4°, p. 621. 410 III. Naturwissenschaft. Declination, welche rund 9° beträgt, ergibt sieb, dass die Fallrichtung des Meteors von der Richtung Süd gegen Nord um blos 11° (gegen Osten, beziehungsweise Westen) abgewichen ist. Zu meinen Untersuchungen standen mir ein Bruchstück des grossen Steines im Gewichte von 2690 Gr. und mehrere Splitter zur Verfügung, die mit gütiger Bewilli- gung der hohen bosnischen Landesregierung durch die Direction des Landesmuseums in Sarajevo für die Meteoritensammlung des naturhistorischen Hofmuseums übergeben worden waren, wofür ich der hohen Regierungsbehörde, der Direction des Landes- museums in Sarajevo und insbesondere auch Herrn Berghauptmann Grimmer für alle freundlichen Vermittlungen in dieser Sache den verbindlichsten Dank ausspreche. Das im Museum befindliche Bruchstück des Meteoriten ist von fünf Bruch- und zwei Rindenflächen begrenzt. Die Bruchflächen schneiden sich in ziemlich scharfen Kanten, was einen festen Bestand der Meteoritenmasse anzeigt. Von den berindeten Flächen gehört die grösste der Rückseite, die kleine einer Seitenfläche des Meteoriten an. Die Rinde ist ziemlich dünn, kaum x/2 Mm. stark, schwarz und von mattem Ansehen. Auf der Rückseite zeigt sie etwas schlackige Ausbildung mit wenig hervortretenden glänzenden Schmelzwülstchen. Einzelne kleine kugelige Höcker in der Rinde sind wohl als schwer schmelzbare Theile des Steines und die flacheren Buckel als stehengebliebene Erhaben- heiten der Bruchflächen zu deuten. Auf der Seitenfläche lassen sich schwache Driftspuren erkennen. Zwei der grösseren Bruchflächen sind ausgesprochene Rutschflächen, belegt von einem zerschlissenen metallischen Harnisch von schwarzer Farbe, mit einem deut- lichen Stich in das Gelbe, ganz gleich den Harnischen in Pultusk und Trenzano. Es ist ersichtlich, dass der Metallspiegel seine Entstehung der Zerreibung der reichlich vorhandenen Magnetkieskörner verdankt. Durch die Gleitung der Massen kam stellen- weise auch eine ausgezeichnete lineare Parallelstructur zu Stande, die man sonst auch als „Streckung“ bezeichnet. Ausserdem setzen noch mehrere kleinere Rutschflächen von ganz gleicher Beschaffenheit in der Masse ein. Eine derselben läuft nahe der Rinden- fläche parallel und steht mit einer Rindeninfiltration in Verbindung, die auf ihrem Wege ein Magnetkieskorn umfloss und es merklich röstete. Eine andere, kleinere Rutschfläche zeigt ihr Ausgehendes an der Oberfläche, das nachträglich durch die Rinde überschmolzen wurde. Die Lage der Harnischflächen folgt keiner bestimmten Richtung, dieselben schneiden sich in den verschiedensten Winkeln. Die ganze Erscheinung bezeugt uns, dass in der festen Masse ganz bedeutende Bewegungen stattgefunden haben müssen, und dass ein Stein, wenn er nach diesen durch Gleitung gelockerten Flächen auseinanderfällt, eine Anzahl polyedrischer Stücke liefern muss. Auch dieses Bruch- stück ist nach Rutschflächen auseinander gefallen. Darnach ist es einleuchtend, dass es gewöhnlich polyedrisch geformte Steine sind, an denen secundär berindete Flächen auftreten. Bei secundären Beendungen von Bruchflächen sehen wir den metallischen Harnisch ganz in die neue Schmelzrinde übergehen, und es muss daher die Schmelz- rinde des Chondriten sehr eisenreich sein. Eine chemische Untersuchung von Schmelz- rinden dürfte über die angedeutete Beziehung die gewünschte Aufklärung bringen. Auf dem Bruche sieht der Stein grau und rauh aus. Als erdig möchte ich den Bruch nicht bezeichnen, da dessen Habitus mit unseren Vorstellungen über den erdigen Bruch an irdischen Gesteinen sich nicht deckt. Der Bruch lässt sich im All- gemeinen mit einem solchen feintuffiger Gesteine vergleichen, ist aber mit dem Bruch solcher Gesteine nicht direct zu identificiren, da er mehr dem Bruche von Gesteinen mit halbkrystallinischem Gefüge näher kommt. Bei sehr guter Beleuchtung und mit Benützung der Lupe ist als Hauptmerkmal des Bruches eine Trennung der Theilchen Berwerth. Der Meteorstein von Zavid. 411 nach gerundeten bis kreisförmigen Linien zu beobachten, auch dort, wo keine Chondren in der Grundmasse liegen. Stellenweise macht sich recht deutlich ein hellfarbiges netzartiges Gewebe bemerkbar, dessen Maschen dunkler nuancirte, graue und auch helle, gelblich getönte Körnchen umschliessen. Man kann es mit dem Aussehen eines feinporigen Schwammes vergleichen, dessen Poren Mineralfüllung führen. Die Rauheit des Bruches ist vorwiegend durch dieses netzartige Gewebe bedingt. Neben diesen netzig gezeichneten Bruchformen sieht man dann, allerdings selten, auch geradlinig contourirte, dabei mehrfach parallel gefächerte Bruchtheilchen in der Grundmasse. Dieselben sehen täuschend kleinen gekammerten Versteinerungen ähnlich: es sind die gefächerten Olivin-Chondren. Besonders das netzige Gewebe in Gemeinschaft mit den verschiedenartigen Chondren verleiht dem Bruche des Chondriten das typische Aussehen eines meteorischen Gesteines. Einen ähnlichen Bruch hat bisher kein Gestein unseres Planeten aufzuweisen. Da der Typus des Steines mit jenem der tuffartigen Chondriten übereinstimmt, so kann ich mich auf die hauptsächlichsten Angaben seiner äusseren Charakteristik beschränken. Als Bestandtheile der grauen Masse erscheinen helle und dunkelgrau gefärbte Chondren mit den oft beschriebenen Eigenschaften. Deren Durch- messer beträgt selten mehr als 5 Mm. Aus der Gnmdmasse treten die Kügelchen wenig hervor. Am Stücke, das mir vorliegt, stecken die Kügelchen fest in der Masse, und auch der Abdruck eines herausgefallenen Kügelchens konnte nicht beobachtet werden. Unter gewissen Umständen, und zwar bei einer weitgehenden Zertrümmerung, scheinen sich allerdings die Bronzitkügelchen aus der Grundmasse loszuschälen, denn unter den zur Untersuchung erhaltenen Splittern fand ich ein loses gespaltenes Bronzit- Chondi’um in Form einer Halbkugel. Demnach wird der feste oder lose Verband eines Chondrums mit der Grundmasse kaum eine classificatorische Bedeutung beanspruchen düi’fen. Der Durchmesser dieses losen, nach einem Hauptschnitt gespaltenen Chondrums beträgt 8 Mm. Die Oberfläche des Kügelchens ist höckerig. Parallel der Oberfläche zeigt sich eine dünne schalige Ablösung, die ihre Entstellung muthmasslich stattgehabtem Drucke verdankt. An der Oberfläche sitzen ferner wenige glitzernde Magnetkieskörnchen. Innen ist das Chondrum hellgrau gefärbt. Sein Bau ist schalig. Auf der Trennungs- fläche der Blätter lässt sich jedoch als Feingefüge eine faserige Ausbildung erkennen. Auf einem Querbruche zur schaligen Zusammensetzung wechseln helle und mehr dunkelgraue Streifen miteinander ab. In den dunklen Streifen vermuthe ich homogenen Bronzit und in den hellen Streifen mehr faserigen Bronzit. Die Olivin-Chondren halten sich sehr versteckt, und man kann von ihnen nur ganz selten solche von gefächertem Bau erkennen. Ausser den Chondren macht sich auf dem Bruche zunächst der Magnet- kies durch seinen metallischen Glanz als Gemengtheil bemerkbar. Er ist in eckigen Körnchen ziemlich dicht und gleichmässig in der Masse vertheilt. Manchmal schwärmen die Körnchen zusammen und häufen sich gelegentlich auch zu einer derben erzigen Masse. In solchen putzenartigen Anreicherungen steckt dann meist ein linsenförmiger Kern mit glatter Oberfläche, der von einem Mantel gekörnten Magnetkieses umhüllt erscheint. Körner von Eisen sind vorhanden, doch nicht leicht auffindbar. Rostflecken verrathen ihren Versteck. Die Hauptgemengtheile des Gesteines, der Olivin und Bronzit, setzen wie in anderen Chondriten auch hier die graue Masse des Meteoriten zusammen. Bei der geringen Farben Verschiedenheit beider Gemengtheile ist deren Unterscheidung unsicher. Ein geübtes Auge gewinnt aber immerhin einige Anhaltspunkte für deren Erkennung. Das hellgraue netzartige Gewebe, das partienweise auf dem frischen Bruche recht deutlich auffindbar ist, besteht immer aus Bronzit. Die in den Maschen des Netzes steckenden Körnchen sind meist Olivin. Er ist etwas e-eblich tineirt. während 412 III. Naturwissenschaft. dem Bronzit stets ein ausgesprochener grauer Farbenton eigen ist. Alle übrigen Gemeng- theile entziehen sich der äusserlichen Beobachtung. Auf Grund der makroskopischen Beschaffenheit ist der Meteorstein von Zavid unter Annahme der in der Wiener Schule üblichen Eintheilung in die Gruppe der grauen Chondrite zu stellen. Berücksichtigt man auch seine polyedrische Zerklüftung, so ist er als breccienartiger grauer Chondrit zu bezeichnen. Mineralogische Zusammensetzung. Bei der mikroskopischen Untersuchung wurden von Silicaten, Olivin, Bronzit ein monokliner Pyroxen(?), Plagioklas, Glassubstanz und von undurchsichtigen Gemengtheilen Magnetkies, Chromit und Nickeleisen beobachtet. Dieses Mineralgemenge entspricht der normalen Zusammensetzung eines tuffartigen Steinmeteoriten. Olivin. Der Olivin ist farblos. Er erscheint in vollkommenen Krystallen, Skeleten, eckigen, runden und ganz unregelmässigen Körnern. Krystalldurchschnitte aus der Prismenzone sind öfter vorhanden. An einem Basalschnitt wurde das normale Prisma m : m = 49° (110) und das Brachypinakoid (010) beobachtet. Aehnliche sechsseitige Durchschnitte trifft man öfters in den sogenannten porphyrischen Olivin-Chondren. In Fig. l. Fig. 3. Olivin-Krystall. Olivin, skeletartig entwickelt. einem derartigen Chondrum fand sich auch ein Olivinkrystall von obenstehender Gestalt (Figur 1). Letztere ist durch eine dachförmige Endausbildung und Kerbung der Prismen- zone charakterisirt. Die Ebene des Durchschnittes wird durch den Austritt der positiven Bisectrix als Makropinakoidfläche oo P oo (100) bestimmt, und die überhängenden Dachflächen gehören bei einem Winkelwerthe von 60° dem Brachydoma P oo (011) an. Die Zähne und Kerben der Prismenzone sind gleichfalls durch Ansätze von Brachyd omenflächen hervorgerufen. Nach der Basis und den Brachypinakoidflächen ist der Krystall klüftig. Im polarisirten Lichte charakterisirt er sich als ein einheit- liches Individuum, das jedoch seinen homogenen Bestand insoweit verloren hat, als es nach dem rechtwinkeligen Klüftensystem in gerundete Körner zerfällt. Die Körner sind in ihrem Kerne unversehrter Olivin, zeigen dagegen in ihren Randzonen an Stelle der hohen Polarisationsfarben der Kerne Farben niedrigster Ordnung, was auf eine moleculare Veränderung der Olivinsubstanz hinweist. Diese Erscheinung sieht man in viel vollkommenerer Weise ziemlich allgemein bei grossen, in Bruchstücke aufgelösten Olivinen wiederkehren. Mit dem Zerfall des vorhin charakterisirten Olivinkrystalls in kleine Körner möchte ich die Entstehung körniger Olivinhaufen des Chondriten in Beziehung bringen B er werth. Der Meteorstein von Zavicl. 413 und besonders dann, wenn solche Aggregate eine mehr oder weniger regelmässige Begrenzung erkennen lassen. Man stösst nämlich zuweilen auf kleine Olivinkörner- haufen (Figur 2), die durch ihre Abgrenzung den Eindruck hervorrufen, als wären sie in einem gegebenen Raume entstanden. Das körnige Olivinaggregat ist dann in besonders günstigem Falle rundum nach geraden Linien abgegrenzt und sieht den im Gesteine vorhandenen Olivinformen ganz und gar ähnlich. Ein skeletartig entwickelter Olivin ist in Figur 3 wiedergegeben. Derselbe ist nach drei Seiten abgegrenzt und in seinem Innern mit staubigem, in Plagioklas suspen- dirtem Bronzit ausgefüllt. In geeigneten Durchnitten ist die Spaltbarkeit des Olivins nach ooPoo (100) ooPoo (010) und OP (001) gut zu beobachten. Auf (100) und (010) ist sie mehr in scharfen und kurz absetzenden Rissen entwickelt, nach (001) erscheinen mehr gröbere wellige Sprünge. In chondritischer Gestaltung bevorzugt der Olivin die fächerige oder netzweise Wachsthumsform. Auf Querschnitten eines derartigen Fächersystems erscheint er dann stab- oder kurz balkenförmig. Die Balken sind an beiden Enden abgerundet und sehen in der äusseren Form den Lamellen des Balkeneisen in den Eisenmeteoriten ähnlich. In der Schnittebene dieser Olivinbalken wurde wiederholt der Austritt der positiven Mittellinie beobachtet. Die Axe der grössten Elasticität liegt quer den Balken. Die Längsstreckung der Balken fällt daher mit der Richtung der Hauptaxe zusammen. Da die Durchschnitte der Olivinbalken eines monosomatischen Chondrums zwischen langgestreckten schmäleren und dicken bohnenförmigen Balken- formen schwanken, so lässt sich voraussetzen, dass die Balken des Olivinnetzes in mehr dickkolbigen Stengeln als in flachen Blättern gewachsen sind. Balkenförmiger Olivin wurde auch ausserhalb der Chondren angetroffen. In diesem Falle war der Olivin netzartig mit Bronzit verwachsen. Dieser Complex schien mir nicht die nöthige Selbständigkeit gegenüber der Umgebung zu besitzen, um ihn als Chondrum ausgeben zu können. Von sieben dickbohnig geformten Balken gehörten fünf einem Individuum an. Zwischen den Olivinbalken lagen Bronzitleisten, die ihrer- seits in der Mehrzahl wieder Theile eines Hauptindividuums waren. Es lag sehr nahe, in dieser Anordnung beider Minerale eine parallele Verwachsung zu vermuthen. In der Schnittebene der Olivinbalken war wieder der Austritt der Mittellinie y zu beobachten. In einem Balken des Bronzits fand ebenfalls der Austritt einer Mittellinie statt, doch war es nicht möglich, deren Charakter zu bestimmen. Mit einiger Sicher- heit war aber zu erkennen, dass die optische Axenebene des Bronzit zu der optischen Axenebene des Olivin schief liegt. Darnach liegt der Verwachsung des Olivin mit Bronzit keine Gesetzmässigkeit zu Grunde. Die Neigung des Olivin, netzartig zu wachsen, möchte ich aber als ein charakteristisches Merkmal des meteorischen Olivin bezeichnen. In vielen Fällen lässt sich nachweisen, dass der Olivin unter den Silicaten der älteste Gemengtheil ist. Es bezeugen dies ausser den vielen porphyrartigen Krystallen auch zahlreiche Körner, welche das Bestreben zeigen, zu vollkommenerer äusserer Gestaltung zu gelangen. Man sieht nämlich gar nicht selten, wie Olivinkugeln die Bronzitkrystalle in deren Wachsthum behindern und gegenüber dem Bronzit eine stärkere Krystallisationskraft bekunden. In den frühzeitig zur Ausscheidung gelangten Olivinen, also zumeist in den entwickelten Krystallen, finden sich viele Einschlüsse eines bräunlich gefärbten Glases. Einmal wurde auch ein Glaseinschluss mit fixer Libelle angetroffen. In den jüngeren Olivinkörnern fehlen die bräunlichen Glaskörper vollständig. Ausserdem erscheinen Bronzit- und Chromitkörnchen als Einschluss in Olivin. 414 III. Naturwissenschaft. Wie in anderen Chondriten betheiligt sich der Olivin auch hier an dem Aufbau von Chondren. Es wurden fast alle bisher bekannten Bauarten der Olivin-Chondren beobachtet. Der Stein führt monosomatische und polysomatische Olivin-Chondren. Zu den ersteren gehören sehr schön netzartig gewachsene Olivinindividuen oder die als gefächerte Kügelchen bekannten Olivin-Chondren. Von polysomatischer Bauart finden sich porphyrartige, körnige und solche aus mehreren Individuen bestehende netzartige Olivin-Chondren. Bezüglich deren Ausbildung verweise ich auf Tschermak’s Beschrei- bungen zu seinen Abbildungen in dem Atlas über die mikroskopische Beschaffenheit der Meteoriten. Die Olivin-Chondren in Zavid zeigen nicht die geringste Abänderung in der Bauart und der Zusammensetzung der dort beschriebenen Typen. Nur über deren Verhalten zur Grundmasse des Gesteines möchte ich bemerken, dass ich den Eindruck gewonnen habe, als fehle den Olivin-Chondren der scharf ausgeprägte Kugel- charakter der Bronzitchondren. Die letzteren verhalten sich gegenüber ihrer Umgebung viel abgeschlossener und selbständiger als die Olivin-Chondren. Dieser Beobachtung entspricht auch die Erfahrung, dass man lose Olivin-Chondren nicht kennt. Ich will weiter nur hervorheben, dass besonders die sogenannten porphyrartigen Chondren in Zavid sich mit dem Begriff eines Chondrums unvollkommen decken. Die porphyrartigen Olivine werden hier von einem Bronzitnetz getragen, das unscharfe Abgrenzungen besitzt und sich in der Umgebung verästelt. Es liegt also mehr eine örtliche Verschiedenheit in der Ausbildung gegenüber der übrigen Gesteinsmasse vor, und es fehlt den Chondren die körperliche Selbständigkeit. Auch bei einem körnigen Olivin-Chondrum, das randlich sonst gut abgegrenzt erschien, konnte ich ein Olivinsäulchen beobachten, das zur Hälfte in der Kugel sass und mit dem andern Ende in die angrenzende Gesteinsmasse hinein- ragte. Die Olivin-Chondren sind zweifellos an Ort und Stelle gewachsen und zur Ausscheidung gelangt. Inwieweit sie durch die Art ihres Wachsthums und ihrer Ausbildung und Zusammensetzung im Chondrumcharakter beeinträchtigt erscheinen, muss einer kritischen Behandlung der Olivin-Chondren sämmtlicher Chondrite Vor- behalten bleiben. Bronzit. Ueber die mikroskopisch beobachteten Ausbildungsformen des Bronzit ist zu bemerken, dass er niemals als vollkommener Ivrystall entwickelt ist, meist in Krystalloiden, blättrig-faserigen Bildungen, in Körnern und in den bekannten Chondren auftritt. Sämmtliche Durchschnitte der grösseren Bronzite bis zu den feinsten Körnchen sind hell und farblos bis spurenweise grün durchsichtig. An allen grösseren Individuen ist eine Begrenzung nach geraden Linien in der Prismenzone zu Stande gekommen. Entwicklung nach der Hauptaxe ohne gesetzmässige Endausbildung ist dann Regel, der Längsdurchschnitt rectangulär, und sehr selten finden sich schmale Leisten. Viel mehr charakteristisch und bemerkenswerth sind die Ki’ystalloide ohne jedwede An- deutung ebener Begrenzung mit bogigen concaven Randflächen und lappiger Gliederung. Der grössere Theil des Bronzit ist eine spätere Bildung als der Olivin. Die Ausscheidung grösserer Bronzite ist aber nachweislich gleichzeitig neben dem Olivin vor sich gegangen. Der Olivin verräth auch in dieser Periode eine stärkere Krystallisationskraft als der Bronzit, und letzterer bringt es gegenüber dem Olivin fast nie zu selbständigen Formen. Eine Periode gleichzeitiger Ausscheidung von Bronzit und Olivin ist auch durch gesetzlose Verwachsungen, wie schon oben erwähnt wurde, und durch die gegenseitige Einschliessung beider bezeugt. Mit dem Olivin haben die grösseren Bronzite die unregelmässige, nur den meteorischen Vorkommen eigene, starke Zerklüftung gemeinsam. Es gibt auch kluft- freie Durchschnitte, doch bilden diese die Ausnahme. Der Charakter des Steines Berwerth. Der Meteorstein von Zavid. 415 wird durch diese weitgehende Zerklüftung der beiden Hauptgemengtheile, die man mit einem raschen Temperaturwechsel wird erklären müssen, wesentlich beeinflusst und seine graue Farbe hiedurch zum Theil gewiss mitbedingt. An grösseren orientirten Durchschnitten nach der Basis OP (001) ist die pris- matische Spaltbarkeit immer in glatten feinen, absätzigen, haarstrichartigen Rissen nachzuweisen. Nach x> P oo (010) macht sie sich in gröberen Rissen geltend, und nach oo P co (100) und nach OP (001) erscheint sie am wenigsten vollkommen. An einem Axenbilde der Basalfläche liess sich der optische Axenwinkel (2 v) auf mehr als 40° schätzen. Das optische Verhalten im parallelen und convergenten Lichte kann gelegentlich als Unterscheidungsmerkmal vom Olivin dienen, mit dem ja der Bronzit in den Chondriten sehr leicht verwechselt werden kann. Die Polarisations- farben des Bronzit reichen von Graublau bis Gelb erster Ordnung, während sie im Olivin vorwiegend Farben höherer Ordnung angehören. Im Bronzit erscheinen ferner stets blasse verwaschene Axenbilder ohne Farbenringe, während im Olivin stets scharfe Axenbilder gewöhnlich in Begleitung der innersten Lemniscaten erhalten werden. Der optische Charakter wurde an einer Bronzitlamelle eines Chondrums positiv gefunden. In wenigen rectangulären Durchschnitten ist feinlamellare Zusammensetzung nach der prismatischen Zone zu beobachten. Viele Lamellen zeigen schiefe Auslöschung. Irgend eine Gesetzmässigkeit liess sich nicht feststellen, man darf aber vermuthen, dass in diesen Fällen dünne monokline Pyroxenlamellen eingeschaltet sind. Eine viel bemerkenswerthere Rolle als die individualisirten Bronzite muss den blättrig-faserigen Ausbildungsformen im Gefüge des Chondriten zugesprochen werden. Mit einer gewissen Gleichmässigkeit lässt sich nämlich beobachten, dass blättrig-faseriger Bronzit das Füllmittel zwischen den mehr porphyrartigen Olivinen und Bronziten abgibt. Der Bronzit dieser Art erscheint demnach auf einer Schnittfläche des Chondriten als ein der Spinnwebe ähnliches netzartiges Gebilde. Am meisten kommt das Bronzitnetz an solchen Stellen zur Geltung, wo eine Anhäufung grösserer Krystalle stattfindet. Solche Anhäufungen werden vorwiegenderweise von Olivinen gebildet sein müssen, als grössere Bronzite nur in untergeordneter Menge vorhanden sind. Das vollkommenste und am meisten übersichtliche Olivinaggregat wird von den als „porphyrartige Olivin- Chondren“ bekannten Gesteinspartien abgegeben. In diesen sogenannten porphyrartigen Olivin-Chondren lässt sich bei Anwendung stärkerer Vergrösserung erkennen, dass die graue krystallinische Zwischenmasse aus Bronzit besteht, der zwischen den Olivinen in blättrig-faseriger Ausbildung angeschossen ist, ganz so wie in den echten Chondren. Die Bronzitblätter und Fasern stehen vorwiegend senkrecht zur Oberfläche der Olivine. In den Leistchen und Fasern wurde die Lage der kleinsten Elasticitätsaxe parallel der Längsrichtung gefunden. Gar nicht selten lässt sich erkennen, dass centrisch fächer- förmige Anordnung und Ansatz zu kugeligen Formen vorhanden ist. Die ganze Erscheinung erinnert äusserlich an die blischlig-granophyrischen Bildungen in den Quarzporphyren, ohne sich jedoch mit denselben weiter vergleichen zu lassen. Die Olivine der porphyrartigen Chondren lagern also in einem krystallinischen Bronzitgerüst, das auf der Schnittfläche als Netz erscheint, in seiner körperlichen Form aber ein schwammiges Gewebe darstellt, das äusserlich mit dem Gefüge in den Pallasiten verglichen werden kann, wo die Rolle des Bronzit das Eisen übernommen hat. Aus den porphyrartigen Chondren lässt sich die netzartige Vertheilung dieses Bronzits mehr oder weniger deutlich in stärkeren und dünneren Wänden durch die ganze Gesteinsmasse verfolgen, in der er sich bei schwächerer Vergrösserung durch seine grauen, wie Staub aussehenden Massen in aufdringlicher Weise bemerkbar macht 416 III. Naturwissenschaft. und das Gesteinsbild wesentlich beeinflusst. Es muss noch hervorgehoben werden, dass die trüben grauen Bronzitmassen gelegentlich auf den Klüften in die grossem Olivine und Bronzite eindringen oder Hohlräume in denselben ausfüllen. Das Auftreten des Plagioklas in dem Bronzitnetze soll später besprochen werden. Auch körniger Bronzit betheiligt sich an der Zusammensetzung des Chondriten. Die Gestalt der Körner ist immer gerundet und niemals eckig. Ab und zu treten Körner zu roggenartigen Häufchen zusammen. Zwischen den Körnern ist fast immer Plagioklas vorhanden. Kleinste Körnchen erscheinen schwebend in tümpelartigen Plagioklaspartien und lagern inselartig vor den buchtenartig zerklüfteten Bronziten, von denen sie abgebröckelte Theilchen vorzustellen scheinen. In staubartigen Körnchen ist er auch ein Bestandtheil des Netzbronzites. Vom Auftreten stängligen Bronzits habe ich mich nicht überzeugen können. In vielfach vorhandenen runden Querschnitten sollte man wohl Bronzitstengel vermuthen. Da aber unzweifelhafte stänglige Längsschnitte nicht anzutreffen sind und bisher wohl die leistigen Blätterquerschnitte dafür gehalten wurden, so scheint die stänglige Aus- bildungsform gänzlich zu fehlen. Ueber die Zusammensetzung der Bronzit-Chondren ist im Allgemeinen zu den wohlbekannten bisherigen Schilderungen dieser merkwürdigen Gebilde wenig Neues hinzuzufügen. Im Besonderen bleibt zu bemerken, dass in Zavid die Bronzite der Chondren in blättrig-faseriger Ausbildung gefunden wurden. Wenn in den leistigen Bronzitschnitten der Chondren Stengel vorlägen, so wäre erfahrungsgemäss zu erwarten, dass selbe nach der Hauptaxe entwickelt sind. Obwohl nun den meist schmalen Bronzit- leisten in den Chondren mit optischen Mitteln schwer beizukommen ist, so lässt sich doch feststellen, dass in den verschiedenen Leistensystemen die Lage der grössten und kleinsten Elasticitätsaxen abwechselnd einmal parallel und das anderemal lothrecht zu den langen Kanten der Leisten liegen. In einem Durchschnitte lagen die Bronzitblätter parallel ao P 66 (010) (Aufstellung Tschermak). Die Leisten sind also gewiss nicht als Stengel, sondern als Querschnitte der schalig aneinanderliegenden Bron zittafeln anzusehen. Derselbe blättrige Bau des Bronzits in den Chondren dürfte sich auch in allen übrigen Chondriten nachweisen lassen. Nachdem die schalig-blättrige Zusammen- setzung des Bronzits in den Chondren erkannt ist, so lassen sich auch die vorkommenden sogenannten „dichten Chondren“ in einfacher Weise erklären, indem sie als in der Ebene der Bronzittafeln angeschnittene Chondren aufzufassen sind. Ein solches Bronzit- blatt ist in seiner Tafelfläche seinerseits wieder faserig zusammengesetzt; die Fasern sind in gespreizter besenartiger oder radialstrahliger Anordnung oder in zierlichen eisblumenartigen Krystallgebilden angeschossen. Bei sehr starker Vergrösserung lösen sich die strichartigen Fasern in winzige, an eine Linie aufgereihte staubartige Körnchen auf, zwischen denen abermals der Plagioklas als verkittende Grundmasse erscheint. Sonst passen auf alle vorkommenden Bronzitkügelchen die älteren Beschreibungen, wie sie schon von den ersten Meteoritenforschern von diesen auffälligsten Bestandth eilen der Chondrite in Wort und Bild in vollkommenster Weise gegeben wurden. Ich kann mich daher darauf beschränken, nur mitzutheilen, dass auch in Zavid alle Bronzit- Chondren polysomatisch ausgebildet sind. Die Kügelchen sind vorwiegend radialstrahlig gebaut mit excentrischem Radiationspunkt, öfter aus mehreren Blättersystemen zu- sammengesetzt, auch prächtig fächerartig, divergirend mit gezahnten Rändern, seltener gitterartig. Wenn sich das schalig-blättrige Gefüge der Bronzitkügelchen, wie man voraussetzen darf, auch in den Chondren der übrigen Chondrite als vorhanden erweist, B er werth. Der Meteorstein von Zavid. 417 so wären bei Annahme der bestehenden Eintheilung die bisher als „dichte Chondren ‘‘ benannten Kügelchen nicht mehr als eine besondere Abart aufzuführen. Ueber die randliche Begrenzung der Bronzitchondren lassen sich folgende Er- wägungen aufstellen, wonach Einbuchtungen und sonstige Unregelmässigkeiten im Verlaufe der Chondrengrenzen, keine auffälligen Erscheinungen mehr darstellen. Wenn wir uns erinnern, dass der Bronzit in radialstrahliger Ausscheidung auch ausserhalb der Bronzitkugeln im jüngeren Netzbronzit vorhanden ist, darf man erwarten, dass zwischen dem feinsten radialstrahligen Netzbronzit und den vollkommenen Bronzitkugeln Zwischen- stufen bestehen, deren eine solche beispielsweise gegeben ist, wenn Netzbronzit in einem grösseren Raume mit vorher gegebenen Grenzen auskrystallisirt. Der Bronzit ist dann zwar chondritisch gebaut, aber ohne Kugelform. Derartige zufällig begrenzte chondritische Bronzitausscheidungen wurden in Zavid mehrfach beobachtet. Dabei kann die Kugelform noch einigermassen gewahrt sein, oder es erscheint bei einem Durchschnitte durch den Radiationspunkt eines Fächersystems eine Fächergestalt mit einem Kreisbogen, aber sonst geradlinig begrenzt. Schliesslich linden sich Formen ohne Andeutung einer Kugelfläche von ganz zufälliger Gestalt. Man könnte diese in beschränktem Raume entstandenen chondritischen Bildungen als Theilchondren bezeichnen, da sie nur Theile einer Kugel darstellen. Diese Erscheinungen führen in ganz systematischer Folge zur Erkenntniss und zu dem auch auf anderem Wege gefundenen Beweise, dass das jetzige Gefüge des Chondriten dem Schmelzfluss seine Entstehung verdankt, und dass die echten Bronzit- kügelchen wie alle übrigen blättrig-strahligen Bronzitausscheidungen Gebilde einer und derselben Art sind und eine Verschiedenheit zwischen ihnen nur in der zeitlich verschiedenen Ausscheidung besteht, wobei die vollkommenen Kugeln die älteren und der Netzbronzit mit seinen chondritischen Ansätzen spätere Ausscheidungen sind. Diese Auffassung der Verhältnisse im Chondriten lässt die bisher festgehaltene Besonderheit der Chondren in einem anderen Lichte erscheinen, und deren Verhältniss zur übrigen Chondritenmasse erfordert neue Studien. Auch jüngere Petrographen, die wohl die Chondriten als schmelzflüssige Bildung ansehen, haben an der hergebrachten Vorstellung der Chondren nichts geändert. Wenn eine Betrachtung der Chondren auf Grund der Annahme geführt wird, dass die Chondriten in ihrer jetzigen Form ein Product des Schmelzflusses sind, aus dem sich die Chondren ebenso wie alle übrigen Bestandtheile herausgebildet haben, wird das Wesen sowohl der Olivin- als Bronzitchondren gegen- über den übrigen Gemengtheilen wenig Fremdartiges mehr an sich tragen. Monokliner Pyroxen. In lamellar gebauten Bronzitdurchschnitten wurden wieder- holt sehr dünne Lamellen mit beträchtlicher schiefer Auslöschung angetroffen, die einem monoklinen Pyroxen angehören dürften. Der Kalkrest der chemischen Analyse, der nach Verwendung eines Theiles Kalk zur Bildung von Labradorit erübrigt, würde mit dieser Annahme im Einklang stehen. Plagioklas. Wenn man vorerst die Präparate in einfachem Lichte bei schwächerer Vergrösserung untersucht, so gewahrt man zwischen den stark lichtbrechenden Olivinen und Bronziten eine schwächer lichtbrechende, structur- und farblose, glasartig aussehende Substanz, die ohne alle Eigenform als Zwischenmasse die Räume zwischen den übrigen Gemengtheilen ausfüllt. Wo diese Masse in grösseren Feldern tümpelartig allotriomorph zwischen den Olivinen und Bronziten auftritt, gleicht sie in diesen Partien ihres Vor- kommens den Quarzausscheidungen in den Tiefengesteinen. In sehr deutlicher Erkennbar- keit erscheint sie ferner als Grundmasse in den gefächerten Olivin-Chondren. Bei stärkeren Band VIU. 27 418 III. Naturwissenschaft. Vergrösserungen lässt sie sich dann weiter in canalartigen Windungen und feineren Verzweigungen zwischen den grossem Bestandtheilen und als dünnwandige Zwischen- klemmungsmasse zwischen den kleinen Körnern und den feinsten Körnchen, im Netz- bronzit und in den Bronzitchondren, wie überhaupt durch alle Theile des Gesteines verfolgen. Durch ihre allgemeine Verbreitung gewinnt diese farblose Substanz die Rolle einer Grundmasse, in der sämmtliche anderen Gemengtheile suspendirt sind, ganz ähnlich den Verhältnissen in effusiven Eruptivgesteinen, wo die älteren Aus- scheidungen in einer Glasgrundmasse gebettet sind. Im einfachen Lichte lässt sich keine Spur irgend einer Structur in dieser farblosen Substanz entdecken, nichts, was an Spaltrisse erinnern würde, und nicht einmal das Auftreten von unregelmässigen Sprüngen. Ausser durch die schwache Lichtbrechung ist sie eben durch den Mangel jedweder Structur und Eigenform von allen übrigen Gemengtheilen leicht und scharf zu unterscheiden. Im polarisirten Lichte zeigt dieser farblose Grundteig des Gesteines zweierlei Verhalten. Eine tümpelartige Masse, die im einfachen Lichte absolut homogen erscheint, zerfällt im polarisirten Lichte bei schwach graublauen Polarisationsfarben in drei unregelmässige Körner, geradeso wie sich eine scheinbar homogene Quarzpartie bei Betrachtung im polarisirten Lichte in ein Körneraggregat auflüst. Ein Korn zeigte nun äusserst fein lamellare Zwillingsstreifung, während die zwei übrigen Körner undulöse Auslöschung zeigten. Zwillingsgestreifte Körner, deren Plagioklasnatur nicht zu be- zweifeln ist, gelangten dreimal zur Beobachtung. Bei der Feinheit der Lamellirung und dem Mangel orientirter Schnitte konnte keine der optischen Methoden zur Bestimmung des Plagioklases Anwendung finden. Wie die undulös auslöschenden Körner im Complex mit dem zwillingsgestreiften Korn, dem sie sonst in allen Stücken gleichen, als Plagioklas zu deuten sind, muss auch alle übrige farblose Substanz, die bei Dunkelstellung der Nicols und beim Drehen des Präparates stets schwach blaugrau aufhellt und letzteres häufig unter Auftreten wandernder wischartiger Schatten geschieht, als Plagioklas an- gesehen werden. Absolute Isotropie der farblosen Substanz wurde in entscheidender Weise nicht beobachtet und ist keine Veranlassung vorhanden, einen Schluss auf die Anwesenheit von Tschermak’s Maskelynit zu ziehen. Das Vorhandensein einer Plagio- klasmischung wird auch durch die chemische Bauschanalyse bestätigt, indem sie die feldspatbildenden Elemente enthält. Auf Grund der gefundenen Zahlen lässt sich jedoch eine bestimmte Plagioklasmischung nicht berechnen, da die Alkalien für sich allein mehr Thonerde beanspruchen, als die Analyse ausweist. Glas. Die Gegenwart von Glassubstanz ist auf die Einschlüsse in grösseren Olivinen und Bronziten beschränkt. In Olivinen wurden mehrfach bräunlich gefärbte, gerundete Glaskörperchen und einmal in einem Krystall ein Glaseinschluss mit Bläschen beobachtet. In Bronzit wurden etwas gelblich gefärbte Glaseier in reihenförmiger An- ordnung angetroffen. Erze und Eisen. Die Erz- und Eisenbestandtheile lassen sich im auffallenden Lichte bis zu den kleinsten Partikeln scharf auseinanderhalten. Der Magnetkies erscheint gelb, der Chromit schwarz und das Nickeleisen stahlgrau. Der Magnetkies ist reichlich in gleichmässiger Vertheilung im Gemenge vor- handen. Nach der Gestalt bildet er meist zackige Stücke, und die Kornform tritt ganz in den Hintergrund. In Gemeinschaft mit Eisentheilchen gruppirt er sich häufig als Corona um grössere Krystalle und Bronzitchondren. Ferner dienen Magnetkieskörner öfter als Ansatzpunkt zu centrischer Anlagerung von lappigen Bronziten und Olivinen. Mit einer gewissen Regelmässigkeit kann man beobachten, dass an der Oberfläche des B er wertli. Der Meteorstein von Zavid. 419 Magnetkies winzige Chromitkörncken ansitzen, als wären sie angeflogen. Viel seltener steht der Magnetkies mit Eisentkeilchen in Berührung. In Gesellschaft von Chromit wurde der Magnetkies in Gestalt kleiner Körnchen in Bronzitchondren angetroffen. Der Chromit ist immer in winzigen Körnchen vorhanden, die stets ein rauhes Aussehen besitzen und manchmal an den Rändern braun durchscheinend sind. Die Körnchen bilden gerne Ansammlungen und erscheinen in dichten staubartigen Schwärmen im Plagioklas der netzigen Olivin-Ckondren. Hiezu ist zu bemerken, dass gegen Olivin immer eine chromitfreie Plagioklaszone vorhanden ist. Ab und zu sind vollkommen selbständige ganz dichte Chromit-Chondren zu Stande gekommen, an deren Zusammen- setzung sich dann auch Olivin in untergeordneter Menge betheiligt. Den Magnetkies und das Eisen flieht der Chromit nicht und erscheinen recht oft alle drei nahe bei- einander. Das Auftreten des Nickeleisen beschränkt sich auf kleine Partikel von stets zackiger Gestalt. Zum Zusammentreten von Aggregaten zeigt es wenig Neigung, und seine Theilchen sind meist isolirt, aber gleichmässig im Gestein vorhanden. In einem Eisenkorn erschien einmal ein Olivinkörnchen als Einschluss. Wiederholt treten in Folge der Oxydation gelbe Höfe um das Eisenkorn auf, was anzumerken ist, da der Stein sofort nach dem Niederfalle gebox’gen wurde. Chemische Zusammensetzung. Mit freundlicher Zustimmung des Herrn Hofrathes E. Ludwig wurde in dessen Laboratorium von Herrn Dr. C. Hödlmoser eine Bausch- analyse des Meteoriten durchgeführt. Das Resultat der Analyse und die Methode der Eisenbestimmung ist in Tschermak's Min.-petr. Mitth., Bd. XVIII, p. 513, veröffent- licht worden. Die Zusammensetzung des Chondriten, die Molecularproportionen der Bestandteile und die Verhältnisszaklen der Atome sind aus folgender Zusammenstellung ersichtlich: I. Durch die Analyse gefundene procentische Zusammensetzung des Meteoriten. II. Wasser und Eisen der Analyse I proportional aufgetheilt und die wasserfreie Substanz auf 100 reducirt. III. Molecularproportion der Analyse II. IV. Molecularproportion der Analyse II auf 100 gerechnet. V. Verhältnisszahlen der Metallatome. VI. Verhältnisszahlen der Metallatome auf 100 gerechnet. I. II. III. IV. V. VI. Sio2 . . . . 41-90 41-43 69-05 38-74 Si 64-57 33-61 Al, O,. . . . 1-92 1-98 1-94 1-09 Al 214 1-11 FeO . . . . 27-40 27-09 37-62 21-11 Fe 29-32 15-27 CaO . . . . 4-60 4-53 8-08 4-53 Ca 8-07 4-20 MgO . . . 22-79 22-53 56-32 31-60 Mg 79-00 41-12 Na20 . . . 1-05 1-04 1-67 0-94 Na 3-04 1-58 k2o. . . . 0-41 0-40 0-42 0-24 Iv 0-51 0-27 s . . . . . 1-01 1-00 312 1-75 S 5-46 2-84 Fe . . . . 0-15 — — — — — h2o. . . . 0-39 — - — — — — 101-62 100-00 Mol.Z. 178-22 100-00 MAZ 192-11 100-00 dem S äquiv. O -Menge . Q-51 A.Z. 448-04 101-11 27* 420 III. Naturwissenschaft. Kobalt, Nickel und Mangan wurden in Spuren nachgewiesen. Das specitische Gewicht wurde von mir an einem 86 Gr. schweren Stücke zu 3'55 gefunden. Die Resultate der Analyse entsprechen der Zusammensetzung eines typischen Peridotitmagma (tc) mit einer geringen Beimengung eines feldspathbildenden aluminium- haltigen Kernes. Der chondritische Tuff ist damit auch durch die chemische Unter- suchung als Abkömmling eines Peridotit charakterisirt. Gegenüber den Alkalien und einem entsprechenden Percentsatz Calcium erscheint der Thonerdegehalt zu niedrig gefunden und lässt sich die genaue Berechnung der Plagioklassubstanz und deren Menge nicht durchführen. Das Mengenverhältniss der feldspathbildenden Bestandtheile lässt jedoch auf die Mischung eines Labradorit schliessen. Petrograpliische Beschaffenheit des Chondriten. Während die mineralogische Zusammensetzung der tuffigen Chondrite, wie der anderen Meteoriten, im Wesentlichen längst bekannt ist, bestehen über ihre petrogra- phische Ausbildung noch ziemlich scharfe gegensätzliche Meinungen. Mehrere Forscher haben die Ansicht vertreten, dass eine Gruppe der Chondrite meteorische Tuffe sind, während andere Beobachter der Meinung Ausdruck geben, dass die Structur der Chondriten mit Tuffbildungen nichts gemein hat, dass sie vielmehr durch Erstarrung aus einem Magma zu Stande gekommen ist. Die erstere Ansicht, dass die tuffartigen Chondrite meteorische Tuffe seien, hat Tschermak in scharf- sinniger Weise vertreten und in seinem Meteoritenatlas die Tuffnatur vieler Chondrite in ausgezeichneter Weise zur Darstellung gebracht. Die gegentheilige Meinung, dass die Structur der Chondrite auf eine Entstehung aus dem Schmelzflüsse hinweist, haben von Petrographen jüngster Zeit Weinschenk, Renard, Linck u. A. ausgesprochen. Bezüglich des Gefüges haben die Beobachtungen am Zavider Chondriten ergeben, dass im Verhalten der Gemengtheile zu einander ein unbedingter Hinweis für die Entstehung aus Schmelzfluss gegeben ist. Eine structurelle Verwandtschaft zu irgend einem bestimmten irdischen Eruptivgestein ist auch in entfernter Weise nicht vor- handen, doch finden sich genügende Anhaltspunkte, die wir analog wie in irdischen Gesteinen zur Beweisführung verwerthen können, nämlich die Entstehung des vor- handenen Gefüges aus schmelzflüssigem Zustande darzuthun. Als entscheidender Beweis für die Auskrystallisirung der Bestandtheile aus Schmelz- fluss muss der nachweisbare Altersunterschied zwischen Olivin und Bronzit angeführt werden. Ein weiteres untrügliches Zeichen der genannten Entstehungsart ist in dem Zusammenkrystallisiren und den Verwachsungsarten von Olivin und Bronzit, darunter auch in der als poikilitisch bekannten Form, gegeben. Das Ineinandergreifen von Olivin und Bronzit, wobei es der Olivin gegenüber dem Bronzit stets zu gewölbten Formen bringt, deutet ebenfalls die Ausscheidung aus feurig-flüssigem Zustande an. Für diese Entstehungsweise sprechen ferner ausgezeichnete Skeletolivine und solche mit zerfetzten Rändern, wie auch buchtig zergliederte Bronzitkrystalloide. Auch das Auftreten der hypidiomorph-kürnigen Structurform, bei der allotriomorpher Plagioklas als Krystallisationsrest zwischen den Olivin- und Bronzitkrystallen erscheint, bezeugt die Ausscheidung aus Schmelzfluss, wobei der Plagioklas die Rolle des Quarzes in Graniten und Quarzdioriten übernimmt. Ferner darf man nicht übersehen, dass an den Olivinen und Bronziten gerundete Contouren und kugelige Körnerformen vorwalten, wogegen scharfkantige Bruchstücke sich wenig bemerkbar machen. Auch das Anschiessen des in der Schnittebene spinnen- Berwerth. Der Meteorstein von Zavid. 421 webartig vertheilten Netzbronzit in sphärischen Wachsthumsformen, gleichartig denen in den Bronzitkügelchen, deren Entstehung aus Feuerfluss nie bezweifelt wurde, und die Allgegenwart des Plagioklases, die mit der Rolle des Glases in jüngeren Eruptiv- gesteinen zu vergleichen ist, deuten auf Umstände, die in Uebereinstimmung mit allen oben aufgezählten Structureigenthümlichkeiten als Anzeichen gelten müssen, dass der Chondrit eine magmatische Periode durchgemacht hat, aus der sich der jetzige kry- stallinische Zustand des Steines unmittelbar herausentwickelte. Es ist gewiss das auffälligste Merkmal des Chondriten, dass bei Auskrystallisirung der Gemengtheile aus einem Schmelzfluss dennoch ein Structurbild vorliegt, das kaum Andeutungen enthält, die sich mit dem Gefüge eines eruptiven irdischen Gesteins decken. Es müssen bei der krystalliniscben Ausbildung der Chondriten darum andere Verhältnisse bestanden haben, als sie sonst bei der Entstehung irdischer krystallinischer Eruptivgesteine vorwalten. Vergleichen wir irgendwelche krystallinischen Strueturen irdischer Eruptivgesteine mit jener des Chondriten, so lässt sich vorerst folgender genereller Unterschied zwischen beiden feststellen. Während nämlich beim irdischen Eruptivgesteine auf einem kleinen Raume erfahrungsgemäss keine habituellen Verschieden- heiten in der dem Gestein zukömmlichen Structurart vorzukommen pflegen, so beob- achten wir im Chondriten auf sehr beschränktem Raume eine geradezu kaleidoskopartig wechselnde Ausbildungsweise als Regel. Es macht sich im Gefüge ein Ausdruck geltend, der stark daran erinnert, als sei das Ungleichförmige im Gefüge die Folge örtlich verschieden verlaufener Krystallisationsprocesse. Man bemerkt Localisationen in der Gruppirung der Gemengtheile, die den sonst gewohnten Charakter krystallinischer Gesteine verschleiern. Feldern mit porphyrartiger Structur (bekannt als porphyrartige Olivinchondren), gebildet von Olivin in Netzbronzit, stehen hypidiomorph-körnige Aus- bildungsformen gegenüber, die dadurch zu Stande kommen, dass Plagioklas die Zwischen- räume zwischen Olivinen ausfüllt. Partien mit Anhäufungen grosser krystalloider Olivine und Bronzite wechseln mit Körnerhaufen von Olivin und Bronzit. Sehr be- merkenswert]} ist auch die Beobachtung, dass Körnerhaufen von Olivin Vorkommen, die sich anscheinend in einem gegebenen Raume entwickelt und eine orientirte Be- grenzung nach geraden Linien haben. In manchen Schnitten kann die Olivinform nicht geleugnet werden, und wir müssen die Erscheinung als Zerfall eines Olivinkrystalls in Körnerhaufen deuten. Der bunte Wechsel im Structurbilde wird dann weiter ver- mehrt durch fein gekörnte bis staubartige Bronzitpartien, die dem Tuffcharakter am Nächsten stehen und auch bisher gemeinhin als detritusartige Massen bezeichnet wurden. Schliesslich bilden auch die bekannten verschiedenartigen Olivinchondren und Bronzit- kügelchen ein wichtiges Element im charakteristischen Wechsel des Chondritengefüges. Aus dieser kurzen Betrachtung gewinnen wir die Vorstellung, dass sich in der Gesammtstructur eine Zwiespältigkeit offenbart. Fixiren wir einen Punkt des Chon- driten, so zeigt er eine aus Schmelzfluss entstandene krystallinische Ausbildung. Das Totalbild des Chondriten bringt dagegen einen tuffartigen Charakter zum Ausdruck. Es scheint, dass die richtige Erkennung der petrographischen Ausbildungsweise des Chondriten bis heute überhaupt an dieser nur ihnen eigenen petrographischen Doppel- natur gescheitert ist. Aus den ganz eigenartigen krystallinischen Ausbildungsformen im Chondriten schöpfe ich die Vorstellung, dass in dem Chondriten zweierlei Strueturen, und zwar Tuffstructur und eine krystallinische Structur nebeneinander oder, zutreffender aus- gedrückt, übereinander vorhanden sind, d. h. die krystallinische Ausbildungsform erscheint als Deckstructur über der Tuffsti’uctur. 422 III. Naturwissenschaft. Hier will ich nun daran erinnern, dass es auf unserer Erde doch auch Gesteins- formen gibt, die eine wenn auch rein äusserliche, aber immerhin unverkennbare Ver- wandtschaft zu den petrographischen Verhältnissen in den Chondriten zur Schau tragen. Ich denke dabei an gewisse metamorphe Bildungen, besonders solche aus der Reihe der Hornfelse. Eine Parallelisirung mit einem bestimmten metamorphen Gebilde kann natürlich nicht vorgenommen werden; insoweit jedoch bei metamorphen Gesteinen abrupte Wechsel im Bestände und ähnliche Ausbildungsformen von Mineralien Vorkommen wie im Chondriten, darf man den Spuren dieser Formenbeziehungen nachgehen. Zur näheren Kennzeichnung derartiger Beziehungen weise ich auf die eigenartige geflossene Form der Pyroxenkörner in Silicatfelsen hin. Eine ähnliche äussere Erscheinung zeigen die im Plagioklas des Chondriten suspendirten Bronzit- und Olivinkörnchen. Sollte es ferner ein Spiel des Zufalls sein, dass wir in gewissen metamorphen Gesteinsformen ebenso localisirte Mineralgruppirungen antreffen wie im Chondriten ? Ich erinnere an die zu centrischen Structurformen vereinigten Minerale in manchen metamorphen Ge- steinen und an die netzartigen Wachsthumsformen, z. B. des Andalusit in Hornfelsen. Ich meine, dass die netzig gewachsenen Olivine und Olivinchondren in den Chondriten verwandte Erscheinungen sind. Auch die lappigen und fetzigen Olivine und Bronzite darf man mit metamorphen Bildungen in Beziehung bringen. Zum Studium dieser Beziehungen fehlt mir das Untersuchungsmaterial. Ich muss aber meiner Meinung dahin Ausdruck geben, dass wir die nächsten irdischen Verwandten der Chondrite unter metamorphen Gesteinsformen unserer Erde zu suchen haben. Obwohl die Ent- stehung beider auf sehr verschiedenen Wegen vor sich gegangen ist, so lässt sich als das Gemeinsame in beiden feststellen, dass beide metamorphe Gebilde sind und jedes nach seiner Art durch Umwandlung und Umkrystallisirung aus einem Trümmergestein hervorgegangen ist. Unter diesem Gesichtspunkte verliert sich die Fremdartigkeit im Wesen des Chondriten gegenüber irdischen Gesteinen, denn wir können es bestimmt aussprechen, dass auf der Erde etwas dem Chondriten Gleichartiges nicht angetroffen werden kann, weil es auf der Erde keine peridotischen Trümmergesteine gibt und auch nicht geben kann. Nach allen diesen Erwägungen habe ich mir schliesslich die Ansicht gebildet, dass der Chondrit ein durch Umschmelzung metamorphosirter meteorischer Tuff ist. Bevor ich mich mit dem Vorgänge der Umschmelzung etwas näher befasse, muss hier eine Bemerkung über eine hervorragende Eigenschaft des Chondriten eingefügt werden. Im Gesammtbilde des Chondriten macht nämlich eine weitgehende Zersprengung und Zerklüftung der grossen Olivine und Bronzite den Eindruck einer allgemein ver- breiteten Kataldase. Auch undulöse Auslöschung, eine gewöhnliche Begleiterscheinung von Kataklasen, ist vorhanden. Die Zerklüftung der Gemengtheile ist oft so weit- gehend, dass man sie mit der klüftigen Auflockerung eines rasch gekühlten geschreckten Glases vergleichen kann. Zur Beurtheilung der scheinbaren Kataklase ist nun die wichtige Thatsaclie festzuhalten, dass die Klüfte zwischen den in mehrere Theile zer- splitterten Olivinkrystallen mit Netzbronzit ausgefüllt sind, wodurch eine Ausheilung oder Wiederverkittung der Brucktheile stattgefunden hat. Mit einer Di’uckmetamorphose steht diese Thatsache in scharfem Widerspruch. Eine solche Möglichkeit könnte nur anerkannt werden, wenn man den Netzbronzit als mechanisches Zerreibsei auffasst, was nach der Art der Ausbildung des Bronzit nicht zugegeben werden kann. Der als Bindemittel auftretende blätterig-faserig entwickelte Bronzit ist aus schmelzflüssiger Masse auskrystallisirt und erscheint damit eine durch Druck erzeugte secundäre Trümmer- Berwerth. Der Meteorstein von Zavid. 423 structur vollständig ausgeschlossen. Die vorhandene kataklastische Zerklüftung kann dagegen durch einen raschen Temperaturwechsel, dem die angeschmolzene Chondriten- masse ausgesetzt war, erklärt werden. Für die Entscheidung, ob eine vollständige oder nur partielle Umschmelzung des Tuffes stattgefunden hat, scheint mir das Vorkommen von Olivinen mit Glaseinschlüssen und solchen, denen Glaseinschlüsse fehlen, wichtig zu sein. Die Glaseinschlüsse finden sich nur in grösseren Olivinindividuen. Diese Olivine sind immer stark zerklüftet. Auch kehrt in ihnen die Erscheinung immer wieder, dass die durch Zerklüftung ent- standenen Stücke im Kerne unveränderte Olivinsubstanz enthalten und an den Rändern gegen die Klüfte im polarisirten Lichte eine moleculare Veränderung erkennen lassen, die sich in stark gebleichten Farben kundgibt. In Olivinkörnern von geflossenem Aus- sehen fehlen die Glaseinschlüsse. Es liegt hier also ein ganz auffälliger habitueller Unterschied zwischen den Olivinen vor. Diese Umstände scheinen es zu bestätigen, dass die glasführenden älteren Olivine, zu denen auch die krystallographisch begrenzten Individuen gehören, aus dem Tuff unverändert übernommene Olivine sind, an denen nur die durch Bronzit ausgeheilte Zerklüftung eine secundäre Erscheinung ist. Ob aber die glasfreien Olivine wirklich jüngere, nach der Umschmelzung zu Stande ge- kommene Olivine sind, muss vorläufig unentschieden bleiben; auch den Balkanolivin der Chondren möchte ich bei dessen hohem Schmelzgrade nicht unbedingt als aus der Schmelze neu krystallisirten Olivin auffassen.1) Bei einem Tuff, der in seinen einzelnen Partien irgendwie stofflich verschieden aggregirt ist und der Erhitzung bis zur Schmelztemperatur ausgesetzt wird, muss zwischen den stofflich verschiedenen Partien eine graduelle Verschiedenheit der Schmelzbarkeit bestehen. Wenn z. B. die Schmelzung einer mit Plagioklas angereicherten Stelle bereits bis zur Verflüssigung gediehen ist, widerstehen die Olivine. In der Mitte zwischen beiden steht der Bronzit. Aus der verschiedenen Schmelzbarkeit der einzelnen Chondritenbestandtheile und aus deren verschiedenartiger Vertheilung im ursprünglichen Tuff lassen sich die merk- würdigen Beschaffenheiten des Chondriten, wie sie oben angegeben wurden, aufklären, und unter diesem Gesichtspunkte gewinnt das Bild des Chondriten vertrautere Züge. Unter Berücksichtigung aller geschilderten Verhältnisse liegt eine partielle Schmel- zung des Tuffes vor. Damit stünde auch das Unharmonische in der Aggregirung der Bestandtheile im Einklang. Bei einer vollständigen Umschmelzung und Neukrystallisirung musste erfahrungsgemäss eine Gesteinsbildung von mehr einheitlichem Gepräge her- vorgehen. Mit der partiellen Umschmelzung des Chondriten scheint ein stattgefundener Temperaturwechsel, bestehend in einer raschen Abkühlung der Schmelze, in engster Verbindung gestanden zu haben. Ausser der Zerklüftung der grossen Olivine und Bronzite sprechen noch folgende Erscheinungen für eine rasche Erstarrung der Schmelze. Als Product einer hastigen Krystallisation sind zweifellos die Bronzitkügelchen anzu- sehen. Kugelbildungen erscheinen auf unserer Erde überall dort, wo natürliche Gasflüsse einer raschen Abkühlung ausgesetzt sind. Auch in plötzlich abgekühlten künstlichen Gläsern sind kugelige Ausscheidungen gewöhnlich. Ein vorzügliches Beispiel dieser Um hierüber volle Klarheit zu erhalten, muss man den Weg des Experiments betreten. Moro- zewicz’s experimentelle Untersuchungen über die Bildung der Minerale im Magma enthalten manche Hin- weise, die auch für die Entstehung der Chondrenstructur von Belang sind. Ich erinnere nur an die „Kugel- aggregate“ von Olivin, die bei Herstellung von Enstatitbasalt erhalten wurden. (Tschennak, Min.-petr. Mitth., Bd. XVIII, 1899, p. 173.) 424 III. Naturwissenschaft. Art sah ich nach einem Brande in einer Glasfabrik. Als das Feuer ausbrach, waren zwei Glashäfen unter Feuer gesetzt, und ihre Beschickung befand sich in vollem Flusse. Bei der Löschung des Feuers wurden nun die Glasflüsse in den Häfen durch Wasser- güsse einer plötzlichen Abkühlung und Erstarrung zugeführt und hiebei Hunderte von kirschgrossen weissen Kugeln, in den Sammlungen als Wollastonit bekannt, in der milchig-trüben Glasmatrix ausgeschieden. Das optische Verhalten des Plagioklas darf ebenfalls mit einem durch rasche Erkältung herbeigeführten Krystallisationsprocess in Zusammenhang gebracht werden. In dem durch Umschmelzung entstandenen Flusse erscheinen demnach als Erst- ausscheidungen die Bronzitkügelchen ; dann krystallisirte der Netzbronzit, schliesslich der Plagioklas. Der Magnetkies und das Eisen haben keine Eigenform und scheinen dennoch zu den Erstausscheidungen zu gehören. Bei diesen petrographischen Verhältnissen, die auf eine rasche Anschmelzung des Steines und ebenso rasche Abkühlung der Schmelze hinweisen, drängt sich die Ver- muthung auf, dass der Chondrit eine verhältnissmässig kurze Zeit der Einwirkung einer grossen Hitze ausgesetzt war, und die gerade ausreichte, die leicht schmelzbaren Bestandtheile gänzlich und die schwer schmelzbaren Bestandteile teilweise einzu- schmelzen. Da die structurellen Verhältnisse auf Grund der Ausbildungs- und Aggregirungs- weise der Bestandtheile und der vorhandenen Zerklüftung auf Einwirkung grosser Hitze zurückzuführen sind, musste irgend ein Feuerherd bestehen, der es vermochte, die pyrogenetische Umwandlung des meteorischen Tuffes herbeizuführen. Nach den eingehenden Betrachtungen Tschermak’s über die Bildung der Meteo- riten müssen wir diese als Abkömmlinge eines durch explosive vulcanische Thätigkeit zertrümmerten Himmelskörpers ansehen. Nach dieser Theorie wäre es sehr naheliegend, dass der meteorische KrystalltufF am vulcanischen Herde, dem er seine Entstehung verdankt, auch seine Umbildung zu einem metamorphen Gesteine erfuhr. Man kann sich denken, dass der in einer vul- canischen Phase abgelagerte Tuff nachträglich eingeschmolzen wurde und durch Neu- krystallisirungen seine metamorphen Gebilden verwandte Ausbildung erhielt. Nachdem die Mehrzahl der Steinmeteoriten zu den Chondriten gehören, müsste dieser Vorgang in grossem Massstabe stattgefunden haben, wie er in einem solchen Umfange auf unserer Erde nicht bekannt ist.1) Die Rutsch- oder Harnischflächen des Chondriten, durch welche die Chondritenmasse die Natur einer Breccie erhält, wären dann mit der erfolgten endgiltigen mechanischen Zertrümmerung der Chondritenmasse in Zusammenhang zu bringen. Die Zusammensetzung und Beschaffenheit der Chondriten begünstigt am meisten die Tschermak’sche Anschauung von der Bildung der Meteoriten, denn alle Erscheinungen drängen zu der Vorstellung, dass die Meteoriten Abkömmlinge eines oder mehrerer in ihrer Masse ganz gleichartiger planetarischer Gestirne sind. Aus dem Zusammenhänge der Kometen mit den Sternschnuppen hat man die Me- teoriten, deren Erscheinungen mit jenen der Sternschnuppen im Wesentlichen überein- *) Am 21. Februar 1901 wurde von Anderson in Edinburg und sogleich nachher auf mehreren Stern- warten im Sternbilde des Perseus ein plötzlich aufleuchtender neuer Stern von zweiter bis dritter Grösse entdeckt, dessen Leuchtkraft ziemlich rasch wieder abnahm. Ueber die Ursache des plötzlichen Auf- leuchtens des Sternes wird auch die Ansicht geäussert, „dass im Innern des Sternes Revolutionen stat.tfanden, die ungeheure Gluthausbrüche zur Folge hatten“. Mit einem derartigen Vorgänge würde die petrogra- pliische Beschaffenheit, nämlich die Einschmelzung des meteorischen Tuffes und dessen Umbildung zum Chondriten in Uebereinstimmung stehen. Berwerth. Der Meteorstein von Zavid. 425 stimmen, auch zu clen Kometen in Beziehung gebracht. Dieser Hypothese widerspricht jedoch die Erfahrung, dass mit den Maximas der Sternschnuppen bisher keine Maxima der Meteoritenfälle beobachtet wurden. Ob wir uns nun die Vorstellung machen, dass die Meteoriten als losgelöste Bruchstücke von planetarischen Massen ihre eigenen Bahnen im Raume ziehen oder periodischen Sternschnuppen angehüren, in jedem Falle darf man die Vermuthung aussprechen, dass es Meteoriten gibt, deren Bahn um die Sonne führt. Läuft diese Bahn nahe an der Sonnenatmosphäre vorüber oder ist der Meteorit zufolge seiner planetarischen Fluggeschwindigkeit im Stande, die obere Region der Sonnenatmosphäre selbst zu durchfliegen, so wie ein Meteorit auch die Erdatmosphäre durchschneidet, ohne auf die Erde herunterzustürzen, so ist die Hitze dieser Sonnen- region voraussichtlich genügend, um das Material des meteorischen Tuffes einer graduell verschiedenen Umschmelzung zuzuführen. Durch die hiebei plötzlich eingetretene Er- hitzung und durch die ebenso rasch erfolgte Abkühlung der erzeugten Schmelze in der Tuffmasse würde sich auch auf diese Weise der ursächliche Zusammenhang für die so merkwürdige petrographische Beschaffenheit des Chondriten ableiten lassen. Die Entscheidung darüber, ob die beanspruchte Hitze von circa 1500 — 2000° Celsius in den Grenzzonen der Sonnenatmosphäre vorhanden ist, muss den Astronomen zugewiesen werden. Wenn tuffige Steine auf diesem Wege ihre chondritische Ausbildung erhalten, so wären vorkommende Harnischflächen durch Zusammenstoss derselben mit anderen Me- teoriten zu erklären, deren ja eine ungeheuerliche Zahl im Raume kreisen müssen. Wenn man die petrographischen Eigenschaften des Steines von Zavid zusammen- fasst, um daraus jenes Charakteristicum auszuwählen, das dem Steine (abgesehen von den Chondren) das typische Gepräge verleiht, so scheint mir, dass die netzartige Ver- theilung des Bronzit dieses typische Merkmal ist, für das man sich als classiflcatorisches Kennzeichen zu entscheiden hat. Das Bronzitnetz markirt vortrefflich die Tuftnatur, es durchspinnt den ganzen Stein und bildet dessen schwammiges Gerüst. Diese Aus- bildungsweise im Zavider Steine scheint nach meiner Erfahrung auch den meisten übrigen Chondriten zuzukommen. Das Bronzitnetz hat demnach eine allgemeine Bedeutung für die Chondriten und lässt sich als oberster Eintheilungsgrund bei einer petrographischen Classification der Chondriten verwenden. Um die Bauart des Steines von Zavid kurz und treffend auszudrücken, bezeichne ich ihn als Reticular- oder Netzchondrit und mache den Vorschlag, diese Bezeichnung auch allen anderen Chondriten von gleicher Beschaffenheit beizulegen. 426 III. Naturwissenschaft. Tafelerklärung. Alle drei Bilder auf Tafel XVII sind im gewöhnlichen Lichte nach der Natur gezeichnet. Das grosse Bild (Vergr. 30 X) veranschaulicht das mikroskopische Gefüge des Chondriten. Vier Chondren begrenzen paarweise links und rechts das Bild. Eines davon, das links gelegene, ist ein „gekörntes Olivinchondrum“ mit einer Bronzitkappe. Die übrigen drei Kugeln sind Bronzit- chondren. Das Kügelchen links ist nahe parallel der Tafelfläche eines Bronzitblattes angeschnitten und bisher als „dichtes Bronzitchondrum“ bekannt. Die Ausschnitte der beiden Chondren rechts zeigen den excentrisch faserig-blätterigen Bau. Die zu oberst gelegene Kugel führt Magnetkieskörnchen in schleuderartiger Vertheilung, die grösseren Körnchen nach aussen lagernd. Der übrige Theil des Bildes zeigt recht deutlich die Tuffstructur des Steines. Krystalle von Olivin oder deren Bruchstücke und Körner, in minderer Menge auch solche von Bronzit, liegen als ursprüngliche Tuffgemengtheile in einem durch nachträgliche Umschmelzung gebildeten krystallinischen Zwischenmittel von Bronzit (Netzbronzit), das auf Schnittebenen als Netz erscheint, geradeso, wie ein solches durch die verschie- densten Bindemittel mit wechselnden Formen in klastischen Gesteinen unserer Erde zu Stande kommt. Von den Erztlieilen ist der Magnetkies brouzegelb, das Eisen eisengrau und der Chromit schwarz gefärbt. Im kleinen Bilde unten rechts ist eine Partie des Bronzitnetzes in vergrössertem Mass- stabe wiedergegeben (Vergr. 88 X). Das graugefärbte Bronzitnetz umschliesst grosse und kleine Olivinkrystalle und Bruchstücke. Die schwarzen Körner sind Eisen und Magnetkies. Das kleine Bild unten links zeigt Balkenolivin eines „gefächerten Olivinchondrum“. Die Balken sind nach der Hauptaxe gestreckt und parallel (100) angeschnitten. Wenn die Balken Quer- schnitte von Blättern darstellen, so liegen die Lamellen parallel der Fläche (010). Lamellare Aus- bildung scheint jedoch nicht vorzuliegen, da in vielen anderen gleichgebauten Chondren niemals eine lamellare Ausbildung des Balkenolivins beobachtet wurde. Die Balken sind untereinander parallel orientirt und in pegmatitischer Art mit Plagioklas verwachsen. Im Plagioklas ist stellenweise dichter Chromitstaub angesammelt (im Bilde schwarz), der stets durch eine chromitfreie Plagioklaszone vom Olivin geschieden ist (Vergr. 225 X). Ein Beryll aus dem Gebirge Motajiea planina in Bosnien. Von Ferdinand Koch, Assistent an der rain.-petr. Abtheilung des Nationalmuseums in Agram. (Mit Tafel XVIII und XIX.) JL/as Grundgebirge der Motajiea planina in Bosnien besteht aus älteren krystalli- nischen Gesteinen. Ausser feinkörnigen Hornblende- und Biotitschiefern bilden die Hauptmasse desselben verschiedene, mehr oder minder an Biotit reiche Gneisse, Gneiss- granite und Granite. Am Fusse des Gebirges befinden sich im Granit mehrere Stein- brüche, in welchen, wie besonders im grossen Bruche bei Kobas, westlich von Brod an der Save, das nöthige Material zum Strassenbau und zu den Uferschutzbauten an der Save gewonnen wird. Diesen Granit beschrieb C. v. John in dem Werke „Grundlinien der Geologie von Bosnien und der Hercegovina“ (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt, Wien 1880, S. 274). Gjuro Pilar beschrieb dasselbe Gestein als Granitit in seinem Werke „Geologische Beobachtungen im westlichen Bosnien“ (Abhandl. der südslavischen Akademie, Agram 1882, S. 15). Erst in neuerer Zeit entdeckte man in den Pegmatitgängen dieses Granites neben anderen Mineralen auch Beryll, von welchem bisher in der Literatur nichts bekannt war. Auf Anregung von Seite des Herrn Prof. Dr. M. Kispatib unternahm ich eine genaue Untersuchung dieses Berylls und lege die Ergebnisse derselben hier vor. Das Material, welches mir hiezu diente, befindet sich in der mineralogischen Sammlung des croatischen Landesmuseums in Agram und ist von Prof. Pilar theils eigenhändig ge- sammelt, theils dem Museum zugeschickt worden. Dieser Pegmatit besteht hauptsächlich aus Feldspath, Quarz, Muscovit und Beryll; ausserdem findet man hier auch noch folgende Minerale: Turmalin, Stilbit, Talk, Fluorit, Pyrit und Psilomelan. Der Hauptbestandtheil des Pegmatit ist hier überall Feldspath und Quarz; letzterer kommt zwar in geringeren Mengen vor, aber nur als Rauchquarz. Muscovit erscheint in glänzenden, grünlichgrauen, blättrigen Anhäufungen ziemlich gleichförmig am Pegmatit vertheilt. Nur an solchen Stellen, wo Rauchquarz in grösserem Masse mehr selbstständig abgesondert ist, tritt der Glimmer zurück oder fehlt ganz, und statt ihm findet man neben dem Quarze schuppige Aggregate von grünlichgelbem Talke. Der Beryll erscheint hier in zwei Varietäten, nämlich in farblosen und ge- färbten Krystallen. Die farbige Varietät ist von bläulichgrüner Farbe; die grösseren Kry stalle sind durchscheinend, die kleineren hingegen, welche immer weniger zersetzt sind, durch- 428 III. Naturwissenschaft. sichtig und glas- bis perlmutterglänzend. Der farbige Beryll erscheint in bald besser, bald minder gut ausgebildeten Krystallen, welche in der Richtung der Hauptachse ge- streckt sind und oft die Länge von 10 Cm. bei einer Dicke von 4 — 5 Cm. erreichen. Es kommen auch kleinere farbige Krystalle vor, doch fand ich sie nie unter 6 — 7 Mm. Länge nebst 3 — 5 Mm. Dicke. Die grossen Krystalle sind von einer grossen Anzahl feiner Sprünge durchzogen und deshalb gewöhnlich getrübt. In den kleineren Krystallen sieht man entweder gar keine Sprünge oder bemerkt solche erst unter dem Mikroskop. Die Sprünge durchsetzen den Krystall unregelmässig; selten verlaufen dieselben parallel zur Basis. Bei Spaltversuchen in der Richtung des Basipinakoid gelingt es nur zum Theile, glatte Spaltflächen zu erhalten, da der meist grössere Theil der abgespaltenen Fläche uneben abbricht. An den Prismaflächen, seltener an der Basis, kommen auch Aetzfiguren vor, doch haben dieselben nie regelmässige Formen. Der farblose Beryll ist zwar in geringerer Menge als der gefärbte vorhanden, aber doch ziemlich häufig vertreten. Der farbige Beryll erscheint selten in Krystall- anhäufungen, sondern gewöhnlich in einzelnen Krystallen zerstreut am ganzen Peg- matit. Umgekehrt bilden die farblosen Krystalle drusenartige Anhäufungen, welche sich immer abgesondert von den farbigen Krystallen entwickelt haben. Diese farb- losen, durchsichtigen und schön perlmutterglänzenden Krystalle sind meist von kurzer säulenartiger Form und regelmässig sehr klein. Die grössten Krystalle er- reichen die Länge von 5 — 6 Mm. bei einer Dicke von 2 — 3 Mm.; doch sind solche sehr selten und niemals so gut ausgebildet wie die kleineren Kryställchen. Die meisten Krystalle haben eine Länge von 1'5 — 2 Mm. bei derselben Dicke, doch kommen auch oft solche vor, die man erst mittelst Loupe genau unterscheiden kann, welche aber dennoch gut krystallographisch ausgebaut sind. Diese Krystalle sind in geringerem Masse zersprungen, und die pinakoidale Spaltbarkeit ist noch viel weniger gut ausge- prägt als bei den farbigen Krystallen. Die Durchschnitte dieser Krystalle senkrecht zur Hauptachse sind gewöhnlich in der Richtung einer Nebenachse verzogen, seltener sind es regelmässige Hexagone. 1. Krystallographische Untersuchungen. Ein hauptsächlicher Unterschied besteht zwischen den gefärbten und den farblosen Beryllkrystallen besonders hinsichtlich ihrer krystallographischen Ausbildung. Während man an den farbigen Krystallen nie andere Flächen beobachtet als das Protoprisma ( co P) und das Basipinakoid (o P), kann man an den farblosen Krystallen einen grösseren Formenreichthum in verschiedenen Combinationen vorfinden. Zwar sieht man an den grösseren farblosen Krystallen auch nur das Prisma erster Art und die Basis entwickelt, jedoch sind bei den kleineren Krystallen ausser diesen zwei Formen, welche immer in den Combinationen vertreten sind, noch die Grundpyramide (P), Deuteropyramide (P2), eine dihexagonale Pyramide (4 P 4/3) und das Deuteroprisma ( co P2) oft und gut ent- wickelt. Daraus ersieht man, dass dieser Beryll sehr arm an Krystallformen ist, und dass hier nur die gewöhnlichsten Formen und Combinationen zur Ausbildung gelangt sind. Nur selten findet man Krystalle, die an beiden Enden gleich gut entwickelt sind; gewöhnlich ist das eine Ende reicher an Flächen als das andere. Ueberhaupt sind selten solche Krystalle zu finden, an denen sämmtliche Flächen einer beliebigen Form entwickelt sind; regelmässig findet man dieselbe nur mittelst einiger Flächen angedeutet, und auch von diesen Flächen sind höchstens eine oder zwei zur krystallographischen Winkelmessung brauchbar. Koch. Ein Beryll aus dem Gebirge Motajica planina in Bosnien. 429 Die Krystalle, welche zum Winkelmessen benützt wurden, Hessen sich leicht von der zersetzten Unterlage entfernen. Eine genauere Messung der Winkel war nur an fünf Krystallen möglich, und unter diesen hatte nur ein Krystall (sub IV.) so glatte und reine Flächen, dass sie das Signalbild scharf reflectirten. Die Winkelmessungen wurden mit Hilfe des Universalapparates von Fuess ausgeführt, und die Zahl der Messungen ist neben dem betreffenden Winkel in Klammern eingetragen. Als Resultat dieser Messungen ergab sich Folgendes: Krystall : I. II. III. IV. V. Berechnet: c : P (0001 : lOll) == 29° 50' (8); 29° 46' (8); 29° 52' (7); 29° 57' c : s (0001 : 1121) = — 45°31'(6); — — 44° 56' p : m (1011 : 1010) = 60° 09' (10): ; — — 60° 04' (12): ; — 60° 03' p:s (1011 : 1121) = — 23° 22' (6); 23° 16' (9);' 23° 152/3' Pi : s (1101 : 1121) = — 52° 02' (6); — — 52° 10' P • Pi (lOll : ll01) = — 28° 51' (8); — — 28° 541/./ m : s (10T0: 1121) = 52° 16' (9); 52° 12' (5) ; 52° 15' (7); 52° 17' (6); — 52° 17' m : n (1010:3141) = — — — — 28° 59' (6); 29° 00' Die angeführten Krystallformen erscheinen, wie oben gesagt, in verschiedenen Combinationen, welche sich oft wiederholen. Es wurden folgende Combinationen fest- gestellt : OP.ccP; oP.coP.P.P.,: 0P.00 P . co P0 . P2 ; O P . co P . co P2 ; O P . co P . P • O P . co P . P . P2 . oo P2; O P . oo P . P2 . 4 P i/3 . Unter den Krystallen des farbigen Berylls befand sich eines, das mit dem Proto- prisma an der Unterlage festgewachsen war, und an welchem man an der oberen freien Fläche dieses Prismas eine treppenförmige Ausbildung gewahrte, was wahrscheinlich die Folge ungleichmässigen Wachsthums ist (Tafel XVIII, Figur 6. In der Figur ist fehler- haft auch die Basis mit co P bezeichnet worden). 2. Zwillinge. Bei näherer Betrachtung der farbigen Beryllkrystalle kann man an vielen leicht einfallende Winkel gewahren, welche sich parallel der Hauptachse anordnen. Diese Winkel betragen in einem Falle 120° (Tafel XVIII, die Winkel a), in einem anderen Falle 60° (Tafel XVIII, die Winkel b). Man hat es also in beiden Fällen mit Zwillingen zu thun, wobei im ersten Falle (Winkel von 120°) das Prisma erster Art, im zweiten (Winkel von 60°) das Prisma zweiter Art als Zwillingsebene erscheint. Infolge des Wachsthums sind an manchen Krystallen nur 2 — 3 einfallende Winkel zur Ausbildung gelangt oder es ist der Boden des einfallenden Winkels mit einer schmalen Prismafläche abgestumpft (Tafel XVIII, Winkel c). Oft sieht man diese beiden Zwillingsarten an einem und demselben Krystalle aus- gebildet (Tafel XVIII, Figur 2, 3 und 4). Für die erste Art der Verzwilligung (vgl. die schematische Figur 5 auf Tafel XVIII) gibt uns die optische Untersuchung dieses Berylls sichere Beweise, während zur Bekräftigung der zweiten Zwillingsart keine weiteren Beweise gebracht werden können. Weiters sieht man an manchen Krystallen des gefärbten Berylls eine sehr feine Riefung auf den Flächen des Protoprisma. Diese Riefung läuft parallel der Hauptachse und ist, wie uns die optische Untersuchung solcher Krystalle lehrt, als eine Zwillings- rief'ung zu betrachten. 430 III. Naturwissenschaft. 3. Optische Untersuchungen. Zum Zwecke der optischen Untersuchung dieses Berylls verfertigte ich eine grössere Anzahl verschieden orientirter und verschieden dicker Dünnschliffe. Die dünnsten Durchschnitte, senkrecht zur Hauptachse geschliffen, hatten beiläufig eine Dicke von 1/3 — 1/i Mm., die dicksten 1 — L5 Mm. Die dickeren Präparate gaben nicht so scharfe Bilder, weshalb wegen der schärferen und reineren Bilder immer nur die dünneren Dünnschliffe behufs Untersuchung angewendet wurden. a) Querschnitt eines Zwillings (mit einfallenden Winkeln) senkrecht zur Hauptachse. Es wurden mehrere solche Dünnschliffe angefertigt, und man konnte an denselben interessante Erscheinungen beobachten. Unter dem Mikroskop sieht man im parallel polarisirten Lichte bei gekreuzten Nicols an solchen Durch- schnitten doppelbrechende, mehr oder minder breite, hellere und dunklere Lamellen, welche parallel zur Fläche des Protoprisma angeordnet sind. An einem solchen Quer- schnitte sieht man deutlich, dass diese Lamellen regelmässig angeordnet sind, in den Winkeln des hexagonalen Querschnittes zusammenstossen und dadurch den ganzen Querschnitt in sechs dreieckige Sectoren zertheilen. Diese Seetoren stossen in der Mitte des Querschnittes zusammen, und ihre Basis bilden die Basalkanten des Proto- prisma. Glanz deutlich ausgeprägt sind von diesen sechs Sectoren nur drei, während die übrigen nur durch einige feine Lamellen angedeutet sind. Wenn wir einen Sector genauer betrachten, können wir uns überzeugen, dass alle Lamellen bei Drehung des Präparates schief gegen die Basalkante des Protoprisma aixslöschen, jedoch verschieden. Die paarigen Lamellen nämlich zeigen einen Aus- löschungswinkel von 29° 52' als mittleren Werth von 15 Messungen, unter welchen sich oft der Winkel von 30° wiederholte, so dass der wirkliche Auslöschungswinkel wahr- scheinlich 30° betragen wird. Die unpaarigen Lamellen löschen beim Winkel von 9° 8' in derselben Richtung aus. Diesen Unterschied zwischen beiden Lamellensystemen konnte man nur in einem Sector deutlich wahrnehmen, während derselbe in den anderen Sectoren nicht so ausgeprägt und deutlich war; man konnte jedoch genau erkennen, dass im angrenzenden Sector zu gleicher Zeit die unpaarigen Lamellen auslöschten, wenn im ersten Sector die paarigen Lamellen verdunkelten. In den anderen Querschnitten konnte diese schiefe Auslöschung nicht genau bestimmt werden infolge des zu geringen Lichtunterschiedes der paarigen und un- paarigen Lamellen; aber wir konnten uns doch auch hier überzeugen, dass diese Aus- löschung nahe bei dem Winkel von 30° geschieht. Auf Tafel XIX zeigt Figur 1 den Querschnitt eines Zwillings, welcher die beschriebene Theilung in sechs Felder mit ihren Lamellen im parallelen Lichte bei gekreuzten Nicols zeigt. Figur 2 aut der- selben Tafel veranschaulicht das vervollkommnete Bild desselben Querschnittes. Eine ähnliche Theilung der Basisfläche in sechs Felder beobachtete Gr. Grattarola an einem elbanischen Beryll („Sopra una nuova varieta - — ßosterite — del berillo elbano. — - Revista scientifico-industriale“, No. 10, 1880, Firenze. — Referat in der „Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie“, Leipzig 1881, V, S. 503). Die ab- wechselnden Sectoren, nämlich 1, 3, 5 und 2, 4, 6 löschten im parallel polarisirten Lichte zugleich aus, obwohl in jedem Sector Partien Vorkommen, welche gleich orientirt waren wie die Hauptmasse beider benachbarten Felder, woher es kommt, dass man einzelne dunkle Flecken auf hellem und umgekehrt helle Flecken auf dunklem Felde gewahrt. Grattarola fand durch approximative Messungen, dass die Auslöschung gegen Koch. Ein Beryll aus dem Gebirge Motajica planina in Bosnien. 431 die Basalkante des Protoprisma im Mehrfalle parallel dieser Kante war, nur manchmal war dieselbe schief bei einem Winkel von olj2 — 7°. Bertrand („Bull. soc. min.“, Paris 1879, 2, 31) beobachtete an einem Smaragde aus Muso einen einachsigen Kern, umgeben von einem grünen, parallel den Kanten des Basalschnittes gestreiften zweiachsigen Mantel. Die optische Achsenebene war hier immer senkrecht zur Streifung. Aehnliche Erscheinungen beobachteten Pfaff, Mallard und mehrere andere Autoren. b) Durchschnitt eines farblosen Ivrystalls senkrecht zur Hauptachse. Dieser Dünnschliff wurde von einem gänzlich farblosen Krystall angefertigt, welcher unter der Loupe nur einige feine Sprünge zeigte, die aber beim Schleifen vergrössert und vermehrt wurden, da das fertige Präparat ziemlich stark zersprungen ist. — Wenn man bei stärkerer Vergrösserung den Tubus des Mikroskops so weit hebt, dass man die Einschlüsse, welche unten beschrieben werden, nur mehr undeutlich wahrnimmt, dann sieht man an der Oberfläche des Dünnschliffes parallel den Basalkanten des Protoprisma eine sehr feine Streifung. Diese Streifung ist nur an eine schmale Zone längs der Kanten gebunden und verliert sich bald gegen die Mitte des Quer- schnittes hin. Am deutlichsten prägt sich diese Streifung in den Ecken des hexa- gonalen Querschnittes aus, wo man deutlich wahrnehmen kann, wie die Systeme pa- ralleler heller Streifen zweier nachbarlicher Kanten anstossen. An einem anderen Präparate eines farblosen Ivrystalls, der auch senkrecht zur Hauptachse geschliffen war, sieht man infolge dieser Streifung die Oberfläche an einigen Stellen wabenzellenartig aus mehr oder weniger regelmässigen Hexagonen zusammen- gesetzt, und in den Maschen des so entstandenen Netzes sieht man oft hexagonförmige Einschlüsse mit oder ohne Libelle. Im parallelen Lichte zwischen gekreuzten Nicols löschen bei Drehung des Prä- parates in beiden Fällen diese hellen Streifen schief gegen die Basalkante des Proto- prisma bei einem Winkel gegen 30° aus, doch liess sich diese Grenze der schiefen Auslöschung nicht genau bestimmen. Daraus kann man sehen, dass diese Streifung analog der unter a) beschriebenen Erscheinung ist. — Auf Tafel XVIII, Figur 7 sind diese beiden Querschnitte combinirt, und ausserdem sind noch die Einschlüsse eingezeichnet, damit man ihre regelmässige Anordnung sieht, welche wir weiter unten näher kennen lernen werden, so dass uns diese Figur einen zur Hauptachse senkrechten Querschnitt eines farblosen Beryllkrystalls bei stärkerer Vergrösserung und zwischen gekreuzten Nicols vorzustellen hat. c) Die senkrecht zur Hauptachse geschliffenen Querschnitte von far- bigen Krystallen, welche keine einfallenden Winkel zeigten, bei welchen aber die Flächen des Protoprisma parallel zur Hauptachse gerieft waren, zeigen im parallel polarisirten Lichte ein fleckiges Aussehen wie Marmor. Diese Marmorirung offen- bart sich dadurch, dass in gewissen Lagen des Präparates einige Partien von heller, andere hingegen von dunkler, bläulichgrauer Farbe sind, und dass beim Drehen des Präparates dieselben gegenseitig ihre Helle und das Dunkel verwechseln. Aber dabei löschen diese Partien nicht auf einmal in ihrer ganzen Ausdehnung aus, sondern undulös. Ein solcher Querschnitt zeigte ausser der Marmorirung seiner mittleren Partien noch einige schmale Lamellen längs den Kanten, und diese Lamellen zeigten eine schiefe Auslöschung von beinahe 30° gegen der Basalkante des Protoprisma. Alle übrigen, zur Hauptachse senkrecht geschliffenen Durchschnitte des farbigen Berylls, welche optisch untersucht wurden, zeigten im parallel polarisirten Lichte dieselbe Marmorirung. 432 III. Naturwissenschaft. Dieselbe Erscheinung beobachtete R. Brauns an einem Beryll und beschreibt sie in seinem Werke: „Die optischen Anomalien der Krystalle“, Leipzig 1891, S. 193. Eine dieser Marmorirung ähnliche Erscheinung findet man bei Amethystzwillingen, wo zwei Individuen, ein linkes und ein rechtes, nach dem brasilianischen Zwillings- gesetze verwachsen sind. Auch hier sieht man an Querschnitten senkrecht zur Haupt- achse eine Theilung in Sectoren, die aus Lamellen zusammengesetzt sind, und wo sich gleich dicke Lamellen entgegengesetzter Drehung decken, sieht man zwischen gekreuzten Nicols schwarze Streifen und Flecke. d) Dünnschliffe parallel dem Protoprisma geschliffen zeigen unter dem Mikroskop im parallelen Lichte sehr feine, scharfe und helle Linien, welche parallel zur Hauptachse angeordnet sind. Gewöhnlich sieht man nur eine geringere Anzahl dieser Linien und da mehr in der Nähe am Rande des Durchschnittes, und es sind dieselben regelmässig ziemlich kurz. Zwischen gekreuzten Nicols zeigen diese Dünn- schliffe lebhafte Farben und gerade Auslöschung. An manchen der erwähnten hellen Linien lässt sich eine schiefe Auslöschung erkennen, doch kann man keine verlässlichen Beweise finden, ob diese Linien als sehr feine Zwillingslamellen zu deuten wären. e) Im convergenten Lichte zeigen die Dünnschliffe der farblosen und der farbigen Krystalle concentrische Farbenringe mit schwarzem Kreuze, welche sich bei Drehung des Dünnschliffes in zwei dunkle Hyperbeln trennt. Hierbei ist der optische Achsenwinkel jedoch so klein, dass diese Hyperbeln einander ganz nahe stehen und mit ihren bläulichgrauen Rändern zusammenfliessen. Das Auseinandergehen der Hyperbeln ist gegen die Mitte des Krystalls geringer und etwas grösser näher am Rande. Die optische Achsenebene steht senkrecht zu einem Flächenpaare des Prisma erster Art. Auf G rund dieser Untersuchungen gelangen wir zur Ueberzeugung, dass die Krystalle des untersuchten Berylls zweiachsig sind, dass dieselben immer aus Lamellen mit schiefer Auslöschung zusammengesetzt sind, und dass sie deshalb einem niederem Symmetriegrade als dem hexagonalen angehören (dem monoklinen oder triklinen Symmetriegrade), die aber in- folge mimetischer Verwachsung anscheinend hexagonale Formen bilden. 4. Einschlüsse. Wie in anderen Beryllen, so findet man auch in diesem eine grosse Menge von Einschlüssen. In diesem Beryll kommen zweierlei Einschlüsse vor, und zwar Flüssig- keitseinschlüsse und individualisirte Einschlüsse. Flüssigkeitseinschlüsse sind in solcher Menge vorhanden, dass schon bei schwacher Vergrösserung kaum eine Stelle im Präparate von denselben frei erscheint, und bei stärkerer Vergrösserung sieht man den ganzen Dünnschliff wie eingestreut voll solcher überaus feiner Einschlüsse. Gewöhnlich sind diese Einschlüsse mit einer Libelle versehen, seltener sind sie ohne eine Libelle. Nach Fozun und Grösse sind diese Einschlüsse sehr verschieden. Die grösseren Einschlüsse bemerkt man schon mit blossem Auge oder mit der Loupe, -während auch so kleine Vorkommen, die noch bei der stärksten Vergrösserung sehr fein sind, aber auch in diesem Falle kann man immer noch eine Libelle sehen. Auch bei der stärksten Vergrösserung bleiben aber noch eine Menge überaus feiner staubähnlicher Körnchen, welche überall im Präparate zu finden sind, als nicht näher zu bestimmende Einschlüsse zurück. Die kleinsten Einschlüsse mit Libelle sind gewöhnlich von rundlicher Form Koch. Ein Beryll aus dem Gebirge Motajica planina in Bosnien. 433 und haben oft einen Durchmesser von 00023 Mm. Von diesen kleinen Einschlüssen kann man alle Uebergänge bis zu den grössten rundlichen Einschlüssen von 0-1978 Mm. Länge und R0506 Mm. Breite beobachten. Die schlauchförmigen Einschlüsse mit Libellen erreichen oft die Länge von 0437 Mm. und eine Breite von 0-0092 Mm., doch sind manchmal diese Zahlen noch grösser. Die Form der kleineren Einschlüsse ist gewöhnlich eiförmig, rundlich oder haben sie die Form kurzer gebogener oder gerader geschlossener Röhrchen. Die grösseren Einschlüsse haben meist die Form gestreckter Stäbchen, oft an manchen Stellen ge- bogen und nebenbei auch noch verzweigt, seltener haben sie die Form abgestumpfter Dreiecke. Die grössten Einschlüsse, die man gewöhnlich schon mit blossem Auge sieht, haben die Form fingerartig verzweigter Schläuche, und oft beobachtet man in den Enden jedes Fortsatzes je eine Libelle. Oftmals kann man sich überzeugen, dass in den Ein Schlüssen entlang den Sprüngen im Präparate keine Libelle vorhanden ist. Schon mit blossem Auge sieht man die regelmässige zonare Anordnung dieser Ein- schlüsse entlang den Kanten des Basalschnittes. Jene Einschlüsse, welche in einer Richtung gestreckt sind, orientiren sich immer mit ihrer Längsachse parallel der Basal- kante des Protoprisma, und zwischen diesen ordnen sich wieder die rundlichen und schlauchförmigen Einschlüsse in parallele Reihen an. Regelmässig findet man am Rande des Querschnittes die stabartigen und grossen, unregelmässig verzweigten Einschlüsse, während der Mitte zu mehr die rundlichen und überhaupt feineren Einschlüsse von verschiedener Form überwiegen. Sehr anschaulich kommt diese regelmässige Ver- keilung der Einschlüsse zur Geltung an einer Stelle nahe der Mitte eines Querschnittes (Tafel XVIII, Figur 7). Hier ordnen sich nämlich sehr feine, erst bei starker Vergrösserung erkennbare stäbchenförmige und rundliche Einschlüsse mit Libellen in parallele Reihen an, welche sich kreuzen und dadurch ein Hexagon bilden, welches beinahe genau den Contouren des Querschnittes entspricht. Die grossen Einschlüsse haben eine geringe Lichtbrechung und heben sich deshalb wenig aus der einschliessenden Substanz hervor und ebenso auch ihre Libellen. Die sehr kleinen Einschlüsse sind sehr oft dunkel umrandet, wahrscheinlich daher, da man sie nicht von der Seite, sondern in der Richtung ihrer Längsachse betrachtet. In Dünnschliffen parallel zur Hauptachse sieht man die Einschlüsse so vertheilt, dass sie mit der längeren Achse parallel zur Hauptachse des Krystalls stehen, daher werden dann so orientirte Einschlüsse im Basalschnitte in runder Form mit dunklem Rande erscheinen. Sonst findet man in den parallelen Schnitten dieselben Einschlüsse und Libellen in analoger Verkeilung, und ausserdem sieht man noch oft an den unregel- mässigen Sprüngen eine grössere Menge sehr feiner schwarzer Einschlüsse angehäuft. In diesen Einschlüssen konnte ich in keinem Falle eine spontane Bewegung der Libelle bemerken, auch dann bewegte sich dieselbe nicht, wenn man durch Stösse Erzitterungen hervorrufen wollte. Bei Erwärmung des Präparates sieht man die Libelle stetig kleiner werden, um endlich ganz zu verschwinden. Sobald sich der Dünnschliff etwas abgekühlt hat, erscheint die Libelle, anfangs sehr klein, doch erreicht sie bald ihre frühere Grösse. Gewöhnlich erscheinen in grossen Einschlüssen nach dem Erwärmen mehrere Libellen, die später wieder zusammenfliessen. In den grossen ver- zweigten Einschlüssen, wo in beinahe jedem Zweige eine Libelle vorhanden war, konnten mittelst Wärme alle in eine grosse zusammengetrieben werden. Ohne Zweifel ist die hier eingeschlossene Flüssigkeit Kohlensäure. — - Bei denkleinen Einschlüssen konnte ich mich nicht überzeugen, ob die Libelle beweglich ist oder nicht. Band VIII. 28 434 III. Naturwissenschaft. Von individualisirten Einschlüssen erscheint hier nur Muscovit. Während man im farblosen Beryll nur selten unregelmässige Muscovitblättchen eingeschlossen findet, ist dagegen der farbige sehr reich an Muscoviteinschlüssen. Diese Einschlüsse erscheinen gewöhnlich in grosser Menge in unregelmässigen Schuppen und Blättchen, unregelmässig zerstreut im Dünnschliffe. Im Dünnschliffe ist der Muscovit farblos und leicht an seinen charakteristischen Eigenschaften zu erkennen. Nur in einem Dünn- schliffe von farblosem Beryll befand sich ein schwarzer hexagonaler Einschluss, dessen Winkel sich denjenigen des Moscovit nähern, und welcher bei Drehung des Präparates im parallel polarisirten Lichte eine schwache Veränderung der Farbe nach dunkel röthlichbraun zeigte (siehe Figur 7 auf Tafel XVIII), weshalb ich auch diesen Einschluss als einen sehr verunreinigten und schief gestellten Muscovitkrystall halte. — Sehr oft begegnet man in den Muscovitblättchen dieselben Flüssigkeitseinschlüsse wie im Beryll, und es zieht die Reihe derselben ohne Unterbrechung durch den Muscovit hindurch. In den grösseren farbigen Krystallen bemerkt man schon makroskopisch den ein- geschlossenen Muscovit, und oftmals gelingt es, denselben herauszunehmen. Aus einem Beryllkrystalle konnte ich einige Muscovitkryställchen auslösen und zeigte das grösste davon einen Durchmesser des basischen Pinakoid von 4 Mm., und die aufrechte Kante des Prisma war 2 Mm. lang. Ausser dem Prisma ( M ), basischen Pinakoid (c) und dem Klinopinakoid (b) ist an diesem Krystalle keine andere Form entwickelt. Die Lage dieser Muscovitkrystalle ist im Beryll unregelmässig. An einem basalen Spaltblättchen des erwähnten Muscovitkrystalles wurde mit Hilfe des Mikroskopgoniometers der Winkel MM — 59° 48' und der Winkel Mb — 60° 04' bestimmt. Der scheinbare Winkel der optischen Achsen dieses Muscovits (gemessen im Fuess’schen verticalen Apparate zur Messung der optischen Achsenwinkel nach Adams) ist klein und beträgt im Glase 31° 42'. Derselbe Winkel wurde bei Er- hitzung immer kleiner und betrug nach dreistündigem starken Erhitzen des Muscovit im Gasgebläse nur 24° 45'. Die optische Achsenebene steht senkrecht zum Klino- pinakoid. - — - Die Farbe dieses Muscovit ist hell graugrünlich. Er wird nicht von warmer und ebenso nicht von kalter Salz- oder Schwefelsäure zersetzt. In der Löthrohrflamme blättert er sich auf und schmilzt nur sehr wenig an den Kanten in weisses, trübes Email. In einem grösseren Kohlensäureeinschlusse mit Libelle sah ich ein sehr kleines, farbloses hexagonales Blättchen eingeschlossen. Dieses Blättchen war bewegbar und bewegte sich immer dann, wenn bei Erwärmen und Abkühlen des Präparates die Libelle an demselben anstiess. Dieses Hexagon hat scharfe Kanten, und beim Messen fand man, dass es die Winkel von Muscovit besitzt. Zwischen gekreuzten Nicols ist das Blättchen nie ganz dunkel. Solche regelmässige hexagonale Blättchen findet man im ganzen Querschnitte (senkrecht zur Hauptachse) zerstreut, doch wurde ausser diesem einen kein weiteres in Flüssigkeitseinschlüssen eingeschlossen beobachtet. 5. Zersetzung und chemische Zusammensetzung des Berylls. In Gesellschaft des beschriebenen farblosen und farbigen Berylls erscheint am Pegmatite noch trüber, gelblichweisser, zersetzter Beryll. Gewöhnlich hat sich die Krystallform bei diesem noch erhalten, aber er ist fast ausgefüllt von blätterigen Aggre- gaten des Muscovit, welche oft aus dem Krystalle herausgewachsen sind, und von durch Eisenhydroxyd gebräuntem Thone, so dass nur seine Form und das Vorhandensein Koch. Ein Beryll aus dem Gebirge Motajica planina in Bosnien. 435 aller Uebergänge von ganz frischen Krystallen denselben als Beryll erkennen lassen. Oft sieht man den schon gänzlich zersetzten Kern des Krystalls umgeben von einer weniger zersetzten Rinde, welche durch Sprünge von aussen nach dem Kerne zu durch- setzt ist. Manchmal begegnet man am Pegmatit dichte Aggregate unregelmässig ver- bogener Muscovitblättchen, zwischen welche sich eine Menge gelbbraunen Thones ein- gelagert hat, und welche allem Anscheine nach durch Zersetzung des Berylls entstanden sind, da diese Aggregate ganz die Form der Beryllkrystalle nachahmen, während aber von denselben keine Spur mehr vorhanden ist. Zum Zwecke der Bestimmung der chemischen Zusammensetzung des Berylls wurden Analysen von farblosen und farbigen Krystallen ausgeführt, wobei ich nur frischere Krystalle anwendete. Durch diese Analysen wurde gefunden, dass der chemischen procentualen Zusammensetzung folgende Werth e entsprechen: Farbige Varietät: Farblose Varietät: Si02 65-735 65-685 A1203 14-581 14-688 BeO 11-483 11-550 Fe2 03 (FeO) 2-838 2-682 CaO 0-320 0-309 MgO 0-447 0-428 K20 0-387 0-325 Na20 0-773 0-681 H20 0-188 0-178 Glühverlust 2'533 2-362 99-285 98-888 Das Eisen ist im Beryll als Oxyd (Fe203) und als Oxydul (FeO) enthalten, doch wurde letzteres nicht besonders quantitativ bestimmt, so dass die oben angeführte Zahl den gesammten Eisengehalt in Form von Oxyd darstellt. Der farbige Beryll verliert durch Erhitzung seine Farbe, und es verbleibt ihm nach der Abkühlung nur eine kaum wahrnehmbare weisslichbläuliche Farbe, die man aber durch noch schärferes Erhitzen ganz vertreiben kann. — Chrom wurde im Beryll nicht einmal in Spuren gefunden. Zum Schlüsse möchte ich hier noch eine kurze Uebersicht und Beschreibung der Pegmatitmineralien anschliessen, welche in Gesellschaft des beschriebenen Berylls im Granite der Motajica planina erscheinen. Quarz erscheint am Pegmatit in grossen unregelmässigen Stücken oder in Kry- stallen, welche in der Richtung der Hauptachse mehr minder gedehnt sind, und an welchen gewöhnlich neben dem Prisma noch beide Rhomboeder -f- R und — R aus- gebildet sind (gemessen -RR: — R = 46° 16'). An den Prismaflächen sieht man oft eine horizontale Riefung, ebenso manchmal am Rhomboeder. Die Farbe des Quarzes ist beinahe ganz schwarz und verschwindet schon nach geringer Erwärmung im Bunsen- brenner. Dabei bilden sich im Quarz viele Sprünge, und er nimmt eine trübweisse Farbe an. Unter dem Mikroskop sieht man im Dünnschliffe dieses Quarzes grosse Mengen von Hohlräumclien und Einschlüsse mit Libelle, welche sich parallel zur Haupt- achse anordnen. Im Pegmatit erscheint noch ein gestreifter Quarz, in welchem hellere mit dunkleren Streifen abwechseln. Die Streifung rührt von einer grossen Menge Ein- schlüsse mit Libellen und Höhlungen her, die oft verzweigt und in regelmässige Reihen 28* 436 III. Naturwissenschaft. angeordnet sind. Wo sich feinere Einschlüsse anreihen, entstehen helle Streifen, und umgekehrt sind dort dunkle Streifen, wo grössere Hohlräume und grössere mit Libellen versehene Einschlüsse überwiegend sind. In manchen Einschlüssen sah man die Libelle in unaufhörlicher freiwilliger Be- wegung, während viele andere auch nicht durch Erwärmung in Bewegung gebracht werden konnten. Ausser dem schwarzen Quarze erscheint am Pegmatit auch farbloser in der Form feiner nadelförmiger Krystalle, und zwar immer nur in den Anhäufungen der farblosen Beryllkry stalle. Durch Zerschlagung eines kleinen farblosen Berylls gelangte ich zu einem sehr feinen Quarznädelchen, welches den Beryll in der Weise durchwachsen hat, dass die Hauptachse desselben senkrecht zur Hauptachse des Berylls zu stehen kam, und welches mit den Flächen des basischen Pinakoid in die Ebene der Prismaflächen des Berylls einfiel. Das ausgelöste Nädelchen hatte ziemlich glatte Flächen und hinterliess im Beryll einen genauen Abdruck. Der Glimmer, dem man im Pegmatit begegnet, ist Muscovit von graugrünlicher Farbe und erscheint stellenweise, besonders an stärker zersetzten Partien des Pegmatit, in grossen schuppigen Aggregaten. Der Turmalin ist schwarz und erscheint in kleinen krystallinischen Aggregaten angewachsen am Feldspath. Er ist sehr hart und bricht leicht nach der Fläche von OR ab. Unter dem Mikroskop zeigt er eine gut entwickelte Spaltbarkeit nach oR und einen zonaren Bau parallel der Hauptachse. Im Dünnschliffe ist er bläulichgrau bis gelbbraun; der Pleochroismus ist im ersten Falle a — gelblichgrau, c = dunkelgrau und im zweiten Falle ist a — röthlichgelb, c = schwarz. — Dieses Mineral ist im Pegmatit sehr selten. Stilbit erscheint hier auch nur selten, und zwar in Anhäufungen feiner Kry- ställchen angewachsen am Rauchquarz. Die Krystalle sind sehr klein, und es sind an ihnen nur die Flächen M (Klinopinakoid), T (basisches Pinakoid), N (Orthopinakoid) und P (Orthodoma) zur Ausbildung gekommen. Der Stilbit ist farblos oder weiss, und die Flächen des Klinopinakoid haben einen schönen Perlmutterglanz. Der Talk erscheint entweder in Gesellschaft des Stilbit oder für sich allein in feinen schuppigen Aggregaten am Rauchquarz. Er besitzt eine gelblichgrüne Farbe, ist fettglänzend und mild anzufühlen. Unter dem Mikroskop zeigen die Schüppchen schwache Doppelbrechung und manchmal ein Irisiren. Im convergenten Lichte sieht man den Austritt beider optischen Achsen. Der optische Achsenwinkel ist klein. Optisch negativ. Mit Kobaltsolution geglüht, färbt er sich violett. Fluorit. In der Sammlung des mineralogischen Museums in Agram befindet sich ein Fluorit mit der Angabe, dass derselbe aus der Motajica planina stammt. Be- weise hiezu fehlen mir, da ich an keinem Handstücke des untersuchten Pegmatit selbst Fluorit fand. Dieser Fluorit ist farblos, durchsichtig und ohne jegliche krystallo- graphische Begrenzung, nur bemerkt man an denselben hie und da Spalten der oktaedrischen Spaltbarkeit. Pyrit ist selten und nur stellenweise mehr angehäuft. Gewöhnlich erscheint er in grossen unregelmässigen Körnern, seltener in Hexaedern, die meist schon zum grössten Theile in Limonit umsetzt sind. Psilomelan erscheint nur als nierenförmiger Ueberzug hie und da am Rauch- quarze. Beitrag zur Kenntniss der Pilziiora Bosniens und der Hercegovina. Von Dr. Georg Protic, Gymnasialprofessor in Sarajevo. Vares und Umgebung. Die Umgebung von Vares, wo ich die vorjährigen Ferien zugebracht habe, ist nicht nur in Bezug auf den Bergbau, sondern — nach meiner Ueberzeugung — auch in geologischer und floristischer Hinsicht wichtig. Ich kann auf Grund meines sechswöchentlichen Aufenthaltes und auf Grund zahl- reicher Excursionen, die ich nach allen Richtungen in die Umgebung unternahm, sagen, dass die Flora der Umgebung von Vares im allgemeinen jeden Pflanzensammler, und insbesondere den Kryptogamensammler, befriedigen kann, denn in seiner Umgebung kann man nicht nur interessante, sondern auch manche seltene Vertreter der Krypto- gamen finden. Die Verschiedenheit und der Reichthum der Flora der Umgebung von Vare§ be- ruhen insbesondere auf der relativ grossen Verschiedenheit der Bodenzusammensetzung dieser Umgebung. Werfen wir einen Blick auf die geologische Karte von Bosnien und der Herce- govina, so wird uns die geologische Zusammensetzung der Umgebung von Vares sofort in die Augen fallen müssen. Wir sehen dort nämlich, auf relativ sehr kleinem Terri- torium, einen aus verschiedenen Schichten dicht zusammengedrängten Complex. In der Triasbildung (hauptsächlich Kalkstein) befinden sich schmale, längliche, vollständig geschlossene Werfener Schichten, die sich von Nordwest gegen Südwest hinziehen, mit eingeschlossenem paläozoischem Schiefer, Sandstein und Kalk. Oestlich von der Zvijezda Planina, respective von Vares, treffen wir Flyschcomplex, und im Westen breiten sich neogene Süsswasserbildungen aus. Bekanntlich besitzt dieser Durchbruch vom älteren Schiefer die reichsten Erzlager, und zwar hauptsächlich Rotheisenerz (Hämatit). Ganze Berge von oben bis unten bestehen durch und durch aus Rotheisenerz, welches auch heute noch meist im Tagbau gewonnen wird. Soviel ich mich überzeugen konnte, ist der Reichthum an dem genannten Erze so gross, dass er nicht nur Bosnien und die Hercegovina, sondern auch andere benach- barte Länder auf lange Zeit versehen wird. Die Ausfuhr des Erzes hat schon jetzt begonnen, und es ist zu hoffen, dass sie von Jahr zu Jahr grösser wird. Um Dubostica findet man Chromerz, aber in unbedeutender Menge, so dass sich ein grösserer Betrieb nicht auszahlen würde. 438 III. Naturwissenschaft. Da ich mir im Allgemeinen die Aufgabe gestellt habe, insbesondere die Krypto- gamenflora dieses Landes zu durchforschen, die bis jetzt so wenig durchforscht ist, dass nur ein unbedeutender Theil der Kryptogamen bekannt ist, so habe ich mich auch hier insbesondere auf das Beobachten und Bestimmen der Kryptogamen gelegt. Durch den längeren Aufenthalt in dieser Umgebung war es mir möglich, die Flora derselben etwas eingehender kennen zu lernen, soviel es in einem Zeiträume von sechs Wochen eben möglich war. Für gründliche Durchforschung ihrer schönen Flora ist bedeutend mehr Zeit erforderlich, und selbstverständlich müsste man sich dort zu ver- schiedenen Jahreszeiten aufhalten. Der schöne Nadelwald, insbesondere der (hauptsächlich) Tannenwald auf der Zvijezda Planina, die sich auf 1349 M. erhebt, sowie der sich gegen Duboätica hin- streckende Nadelwald mit ihren interessanten Vertretern der Kryptogamen werden mir immer in Erinnerung bleiben. Diese schöne und interessante Umgebung wird mich noch manche Jahre interessiren. Meine Ausflüge reichten gegen Norden bis Dubostica, gegen Süden bis Dabravine, gegen Osten bis Ocevlje und gegen Westen bis Sutjeska, in einem Kreise von circa 45 Km. Durchmesser. In diesem Kreise, den ich nach allen Richtungen durchzog, fand ich, dass die Kryptogamenflora sehr schön vertreten ist. Ich habe dort verschiedene Farnkräuter, Moose, Flechten und Pilze wie selten wo anders gefunden. Diesmal veröffentliche ich nur einen Theil der Resultate meiner Studien in dieser Umgebung, die Pilzflora, von der ich wieder diesmal nur die Basidiomyceten und die Myxomyceten berücksichtigen konnte. Von den Grastromyceten fand ich nur eine einzige Art. Bei der Bestimmung benützte ich folgende Werke: 1. Rabenhorst, „Kryptogamenflora von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz“. 2. Aufl. I. Bd. „Pilze“ von Dr. Gr. Winter. 2. Leunis, „Synopsis der Pflanzenkunde“, III. Th. „Kryptogamen“. 3. J. Constantin et Dufour, „Nouvelle Flore des Champignons“. 2. Aufl. 4. Hahn, „Der Pilzsammler“. 2. Aufl. 1800. Andere grössere Bestimmungswerke, wie z. B. Saccardo’s „Sylloge Fungorum“, Fries, „Systema Mycologicum“ und andere standen mir leider nicht zur Verfügung. Von den angeführten Werken benützte ich hauptsächlich das erste, als eines der besten Werke seiner Art. Ausserdem stützte ich mich auf die guten Abbildungen in Hahn’s „Pilzsammler“. Präparate habe ich diesmal keine verfertigt, da ich dazu keine Zeit hatte, weil ich hauptsächlich Algen und Moose sammelte. Die mit * bezeichneten Arten, sind vor mir nicht gefunden und deshalb für dieses Land als neue Arten zu betrachten. I. Myxomycetes. 1. Lycogala epidendron Fr. Auf alten modernden Stämmen auf der Zvijezda; im Walde vor Pobrin Han, im Walde in unmittelbarer Nähe von Dubostica und bei Pajtov Han. 2. Aethalium septicum Fr. Auf alten modernden Stämmen ziemlich häufig in der ganzen Umgebung, insbesondere am Waldwege auf der Zvijezda und um Ocevlje. Protic. Beitrag’ zur Keuntniss der Pilzflora Bosniens und der Hercegovina. 439 3. * Spumaria alba Pers. An schattigen Plätzen der Waldränder, am Gras und auf Blättern, Zvijezda, Dubostica; auf den Wiesen um Mijakovibi und auf begrasten Orten oberhalb Vares. 4. *Didymium farinaceum Fr. Auf Blättern und Moosen im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares; im Walde bei Pajtov Han. 5. Trichia chrysosperma DC. Auf faulenden Stämmen in Wäldern um Vares, Dubostica und im Walde gegen Bobovac. 6. * Trichia pyriformis Hotfm. An denselben Orten wie die vorige Art, aber viel seltener. 7 . * Hemitrichia clavata Rostaf. Auf modernden Stämmen im Walde auf der Zvijezda und im Walde um Ocevlje; selten. 8. * Stemonitis fusca Roth. An faulen Stämmen im Walde um Mijakovici und im Walde oberhalb Vares; häufig. 9 . *Cribraria vulgaris Schrad. An denselben Orten und ausserdem auch im Walde um Dabravine, aber selten. II. Basidiomycetes. Tremellineae. 10. *Caloce ra stricta Fries. forma ß) epiphylla, Winter, Pilze I, p. 280. Zwischen abgefallenen Nadeln im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares; auf der Zvijezda, selten. 11. *Calocera viscosa Pert., Winter, 1. c., p. 281; Hahn, Der Pilzsammler, Fig. 145. Auf faulendem Holz in Nadelwäldern mit der vorigen Art auf denselben Orten, und ausserdem noch im Walde um Dubostica und Przici. 12. Dacromyces deliquescens Bulliard, Winter, 1. c., p. 277. Auf modernden Stämmen der Nadelbäume im Walde auf der Zvijezda und um Dubostica. III. Hymenomycetes. Clavarici. 13 . *Clavaria Ligula Schaeff., Winter, 1. c., p. 306; Hahn, 1. c., Fig. 144. In Gruppen auf der Zvijezda, selten. Im Walde vor Duboätica gruppenweise, aber auch einzeln, ebenfalls selten. Juli. 14. *G'lavaria pistillaris L., Winter, 1. c., p. 306; Hahn, 1. c., Fig. 143. Nur zweimal gefunden im Walde um Dubostica und auf den begrasten Orten gegen Mija- kovi6i. 15. *Clavaria stricta Pers., Winter, 1. c., p. 310; Hahn, 1. c., Fig. 142. An feuchten Stellen im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares; auf der Zvijezda und im Walde um Dubostica. lß.*Clavaria formosa Pers., Winter, 1. c., p. 312; Hahn, 1. c., Fig. 139. Im Walde oberhalb Vares und um Pobrin Han, um Mijakovi6i und um Dubostica ziemlich häufig. August. ll.*Clavaria cinerea Bull., Winter, 1. c., p. 315; Hahn, 1. c., Fig. 140. Mit der vorigen Art auf denselben Orten, ebenfalls ziemlich häufig. 18. *Clavaria Botrytis Pers., Winter, 1. c., p. 316; Hahn, 1. c., Fig. 137. Zerstreut in den Wäldern in unmittelbarer Nähe von Vares; im Walde bei Pajtov Han, Ocevlje und um Dubostica. 440 III. Naturwissenschaft. 19 . *Clavaria flava Schaeff., Winter, 1. c., p. 317, Hahn; 1. c., Fig. 138. Im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares; auf Przici. Im Walde um Mijakovi6i gegen Bobovac; um Pajtov Han und Dabravine. Telephorei. 20 . *Corticium comedens Pers., Winter, 1. c., p. 331. Auf dürren Haselnusszweigen oberhalb der Eisenbahnstation Vares und bei Dabravine. 21. Stereum liirsutum Willd., Winter, 1. c., p. 345. Auf einem alten modernden Eichenstamm oberhalb des orthodoxen Friedhofes in Vareä. Auf Buchenstämmen bei Pajtov Han. 22. Stereum rugosum Pers., Winter, 1. c., p. 342. Auf denselben wie die vorige Art und ausserdem noch im Walde gegen Bobovac. 23 . * Cratarellus cornucopoid.es L., Winter, 1. c., p. 353; Hahn, 1. c., Fig. 353. Im Walde um Ocevlje und Dubostica; im Walde um Mijakovi6i, in Gruppen. Hydnei. 24. Irpex fuscoviolaceus Schrad., Winter, 1. c., p. 366. Im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares; im Walde um Przi6i, auf der Zvijezda und um Dubostica. August. 25. Hydnum Hollii Kunze et Schw., Winter, 1. c., p. 371. Auf modernden Tannen und Fichten auf der Zvijezda und um Dubostica. Im Walde hinter Potoci, um Mijakovi6i. 2Q.*Hydnum cyathiforme Schaeff., Winter, 1. c., p. 377; Hahn, 1. c., Fig. 134. Auf der Zvijezda; im Walde gegen Dubostica und um Mijakovi6i; selten. August. 27. Hydnum scrobiculatum Fries., Winter, 1. c., p. 379. Selten im Walde um Dubostica. 28. * Hydnum repandum L., Winter, 1. c., p. 382; Hahn, 1. c., Fig. 132. Im Walde oberhalb Vares und um Przi6i; im Walde um Pajtov Han und Dabravine. August. 29 . *Hydnum subsquamosum Bätsch., Winter, 1. c., p. 384. Auf denselben Orten wie die vorige Art, aber selten. 30 . *Hydnum imbricatum L., Winter, 1. c., p. 384; Hahn, 1. c., Fig. 131. Im Walde um Przi6i und Pobrin Han; im Walde um Duboktica. Polyporei. 31 .*Daedalea unicolor Bull., Winter, 1. c., p. 398. Auf einer alten Weissbuche ober- halb der Eisenbahnstation Vares; auf verschiedenen Bäumen im Walde bei Pajtov Han und Dabravine. 32. Daedalea quercina L., Winter, 1. c., p. 399. Auf denselben Orten wie die vorige Art und ausserdem im Walde um Ocevlje; nur auf Eichenstämmen. 33. Trametes gibbosa Pers., Winter, 1. c., p. 403. Auf Rothbuchen um Oöevlje; selten. Juli. 34c.*Polyporus abietinus Dicks., Winter, 1. c., p. 415. Auf alten Tannen und Fichten auf der Zvijezda und im Walde vor Dubostica. 35. Polyporus pinicola Schwartz, Winter, 1. c., p. 422. Auf Stämmen der Nadelhölzer oft im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares, um Przi6i, auf der Zvijezda und im Walde gegen Dubostica. Protic. Beitrag zur Kenntniss der Pilzflora Bosniens und der Hercegovina. 441 36. Polyporus fomentarius L., Winter, 1. c., p. 424. Oft auf den Buchen oberhalb Vare§ und im Walde um Ocevlje, aber auch an anderen Orten der ganzen Umgebung. 37 . * Polyporus confluens Alb. et Schw., Winter, 1. c., p. 440; Hahn, 1. c., Fig. 124. An feuchten Stellen in Wäldern auf der Erde und auf morschen Fichten- und Tannenstämmen auf der Zvijezda und um Dubostica; selten. 38. *Polyporus lucidus Leyss., Winter, 1. c., p. 442. Am Grunde der Stämme ver- schiedener Bäume im Walde zwischen Kralupi und Vares, aber auch auf anderen Orten. 39. Polyporus varius Pers., Winter, 1. c., p. 443; Hahn, 1. c., Fig. 123. Auf alten Roth- und Weissbuchen im Walde der Eisenbahnstation Vares; im Walde um Pajtov Han und oberhalb Dabravine; meist einzeln. 40. Polyporus squamosus Huds., Winter, 1. c., p. 445. Auf modernden Stämmen, einzeln oder mehrere zusammen, im Walde um Pajtov Han, Dabravine und im Walde gegen Bobovac. 41. * Polyporus perennis L., Winter, 1. c., p. 446; Hahn, 1. c., Fig. 122. Im Walde um Przi6i, oberhalb der Eisenbahnstation Vares; im Walde um Pobrin Han und gegen Pogari. 42. * Polyporus ovinus Schaeff., Winter, 1. c., p. 452; Hahn, 1. c., Fig. 121. In Gruppen in Wäldern auf der Zvijezda, um Dubostica und Mijakovidi; selten. August. 43. *Polyporus giganteus Pers., Hahn, 1. c., p. 126. Am Grunde alter Buchen selten, im Walde zwischen Kralupi und Vares. 44 . *Boletus luridus Schaeff., Winter, 1. c., p. 465; Hahn, 1. c., Fig. 107. Im Walde auf der Zvijezda, um Ocevlje, Mijakovi6i, Pobrin Han und um Pogari. 45. Boletus satanas Lenz, Hahn, 1. c., Fig. 108. Nur zweimal fand ich ihn im Walde vor Pajtov Han. 46 . *Boletus edulis Bull., Winter, 1. c., p. 467; Hahn, 1. c., Fig. 109. Zerstreut in der Umgebung von Vares; um Pajtov Han und Dabravine, aber nicht oft. 47 . *Boletus subtomentosus L., Winter, 1. c., p. 471; Hahn, 1. c., Fig. 111. Im Walde zwischen Kralupi und Vares; im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares; um Pajtov Han und im Walde oberhalb Dabravine; ziemlich häufig. 48 . *Boletus hovinus L., Winter, 1. c., p. 474; Hahn, 1. c., Fig. 115. In Wäldern auf der Zvijedza und um Doboütica; selten. Agaricineae. 49 . *Marasmius porreus Hoffm., Winter, 1. c., p. 514. Zwischen faulenden Blättern bei Pajtov Han, Dabravine und Oöevlje. b0.*Marasmius Rotula Scopoli, Winter, 1. c., p. 505; Hahn, 1. c., Fig. 60. Auf ab- gefallenen und faulenden Blättern, auf Aesten und Stämmen; in der ganzen Umgebung. 51. *Marasmius oreades Bolt., Winter, 1. c., p. 512; Hahn, 1. c., Fig. 62. Auf Rainen, Grasplätzen und Weiden um Vares, Pobrin Han, Mijakovibi und auf anderen Orten. b2.*Cantharellus tubaeformis Bull., Winter, 1. c., p. 522; Plahn, 1. c., Fig. 100. Im Walde auf der Zvijezda und oberhalb Pobrin Han; selten. b3.*Cantharellus cibarius Fries., Winter, 1. c., p. 523; Hahn, 1. c., Fig. 102. Ziemlich häufig in der ganzen Umgebung, besonders in Nadelwäldern, so auf der Zvijezda, 442 III. Naturwissenschaft. im Walde um Pogari und Duboätica, aber auch auf anderen Orten, meist in Gruppen. 54. *Russula alutacea Pers., Winter, 1. c., p. 526; Hahn, 1. c., Fig. 26. Im Walde oberhalb Vares; im Walde um Dubostica, Mijakovici und Pajtov Han zerstreut; nicht selten. hh.*Russula fragilis Pers., Winter, 1. c., p. 529; Hahn, 1. c., Fig. 28. Ziemlich häufig, meist einzeln, seltener in Gruppen im Walde oberhalb der Eisenbahn- station Vares, um Przici und im Walde gegen Dubostica. 56 ,*Russula emetica Fries., Winter, 1. c., p. 530; Hahn, 1. c., Fig. 29. Im Walde um Mijakovibi oberhalb Pobrin Han und um Borovica; selten. Juli. hl.*Russula foetens Pers., Winter, 1. c., p. 531; Hahn, 1. c., Fig. 27. Im schattigen Walde auf der Zvijezda, gegen Ocevlje und im Walde zwischen Kralupi und Vares, gegen Potoci; ziemlich häufig. 58 . *Russula rubra DC., Winter, 1. c., p. 534; Hahn, 1. c., Fig. 30. Im Walde zwischen Kralupi und Vares; um Pajtov Han und Dabravine; selten. August. 59. *Russula cyanoxantha Schaeff., Winter, 1. c., p. 532. Im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares und hei Pajtov Han; selten. Juli. 60. * Lactarius subdulcis Bull., Winter, 1. c., p. 541; Hahn, 1. c., Fig. 12. Im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares; im Walde oberhalb des Spitals, auf der Zvijezda und um Pajtov Han. 61. *Lactarius volemus Fries., Winter, 1. c., p. 543; Hahn, 1. c., Fig. 14. Auf den- selben Orten und ausserdem noch im Walde oberhalb Pobrin Han, gegen Dubostica; selten. August. 62 . * Lactarius deliciosus L., Winter, 1. c., p. 548; Hahn, 1. c., Fig. 16. Im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares; oberhalb des Spitals, um Pobrin Han und im Walde gegen Dubostica. Juli. 63. Lactarius vellereus Fries., Winter, 1. c., p. 548; Hahn, 1. c., Fig. 17. In Wäldern und zwischen Sträuchern um Vares, ziemlich häufig; ausserdem auch noch in Wäldern um Pajtov Han, Dabravine und im Walde um Bobovac. August. 64:.* Lactarius pipe.ratus Scop., Winter, 1. c., p. 548; Hahn, 1. c., Fig. 18. Auf den- selben Orten wie die vorige Art und noch häufiger. Juli-August. 65 . *Lactarius torminosus Schaeff., Winter, 1. c., p. 556; Hahn, 1. c., Fig. 23. Im Walde oberhalb des Spitals in Vares; im Walde um Pajtov Han und Dabravine, aber nicht häufig. 66. Lactarius scrobiculatus Scop., Winter, 1. c., p. 556; Hahn, 1. c., Fig. 24. Im Walde oberhalb der Eisenbahnstation Vares, besonders an feuchten Stellen; auf der Zvijezda, gegen Ocevlje und im Walde oberhalb Potoci. August. 67 . * Cortinarius bruneus Pers., Winter, 1. c., p. 587. An feuchten Stellen im Walde auf der Zvijezda gegen Ocevlje und im Walde auf der linken Seite von Potoci. 68 . * Gomphidius glutinosus Schaeff., Winter, 1. c., p. 575; Hahn, 1. c., Fig. 87. An feuchten Stellen im Walde auf der Zvijezda und um Mijakovici; im Walde gegen Borovica, nicht häufig. August. 69. *Agaricus fascicularis Huds. ( Hypholoma fasciculare Huds.), Winter, 1. c., p. 651; Hahn, 1. c., p. 94. An allen Stämmen verschiedener Bäume im Walde auf der Zvijezda gegen Oöevlje. 70. *Agaricus campestris L., Winter, 1. c., p. 658; Hahn, 1. c., Fig. 89. Auf Wiesen unterwegs gegen Dubostica; auf der Wiese oberhalb des Eisenwerkes in Vares, aber auch auf anderen Orten nicht eben selten. Juli-August. Protic. Beitrag zur Kemitniss der Pilzflora Bosniens und der Hercegovina. 443 71 .* Agaricus pratensis Schaeff., Winter, 1. c., p. 659. Auf Wiesen um Vares, Pobrin Han, gegen Dubostica und um Dabravine. Juli-August. 72. Agaricus (Psalliota) arvensis Schaeff., Winter, 1. c., p. 659; Hahn, 1. c., Fig. 93. Auf denselben Orten mit der vorigen Art und ausserdem noch um Mijakovici, ziemlich häufig. Juli. 73. Agaris ( Pholiota ) mutabilis Schaeff., Winter, 1. c., p. 698; Hahn, 1. c., Fig. 77. Am Grunde alter Buchen im Walde um Ocevlje und Dabravine. Juli-August. 74. * Agaricus (Omphalia) fibula Bull., Winter, 1. c., p. 741; Hahn, 1. c., Fig. 59. An feuchten Stellen unter Moos und Gras in der ganzen Umgebung häufig. 75 . * Agaricus (Mycena) galopus Pers., Winter, 1. c., p. 753; Hahn, I. c., Fig. 57. An feuchten Stellen unter Moos häufig in der ganzen Umgebung. Juli-August. 7 6. *Agaricus teuer (Galera tenera) Schaeff., Winter, 1. c., p. 668; Hahn, 1. c., Fig. 86. An grasigen Orten um Vares, Pajtov Han und Dabravine. Auf abgeschnittenen Baumstämmen im Walde um Mijakovici und Dubostica. Juli-August. 77. * Agaricus melleus Flora dan. ( Armillaria mellea Flora dan.), Winter, 1. c., p. 831; Hahn, 1. c., Fig. 10. Auf einem abgeschnittenen faulen Holzstamme oberhalb der Eisenbahnstation Vares. August. 18.* Agaricus pröcerus (Lepiota procera) Scop., Winter, 1. c., p. 842; Hahn, 1. c., Fig. 7. Auf Waldrainen um Vares; auf der Zvijezda. Im Walde um Dubostica, Pajtov Han und Dabravine. 79. * Agaricus vaginatus ( Amanita vaginata) Bull., Winter, 1. c., p. 842, Hahn, 1. c., Fig. 5. In Wäldern und Gebüschen, auch an Gärten um Vares und Kralupi. Juli-August. IV. Gastromycetes. 80. Lycoperdon gemmatum Schaeff., Hahn, 1. c.. Fig. 149. Im Walde oberhalb Pobrin Han; im Walde vor Dubostica und auch auf anderen Orten. Demnach sind von 80 in der Umgebung von Vares gefundenen Arten für die Flora Bosniens und der Hercegovina 59 Arten als neue zu betrachten. Es ist selbstverständlich, dass dies nur ein kleiner Theil der Pilzflora dieser Um- gebung ist. Ich habe auch von den angeführten drei Ordnungen (Myxomycetes , Hymeno- mycetes und Gastromycetes), besonders aber von der zweiten Ordnung, viel mehr Ver- treter gefunden, als ich in der Enumeration aufgezählt habe; aber in Ermangelung der nothwendigen Werke (insbesondere Atlanten), aber auch aus Mangel an Zeit habe ich sie ferneren Studien Vorbehalten, in der Hoffnung, dass ich demnächst in der Lage sein werde, diesbezügliche Forschungen in Verbindung mit der Durchforschung der übrigen Kryptogamen Bosniens und der Hercegovina mit besseren Hilfsmitteln vorzunehmen. Floristisehe Beiträge. 2. Theil.1) Von Carl F. J. Maly. Satureia (Calamintha) Varbossania. 2) Syn. Satureia (Calam.) calamintha Subspec. nepeta var. Varbossania m. S. nepeta (L.) var. Varbossania m. in Herb. Rhizom vielköpfig. Stengel ausgebreitet, aufsteigend, ruthenförmig, verlängert, schwach vierkantig, armästig, nach rückwärts flaumhaarig, roth angelaufen. Blätter eiförmig-lanzettlich, asymmetrisch, spitz oder stumpflich, oberseits glänzend, fast kahl, unterseits besonders an den Nerven kraushaarig, zuweilen roth gefärbt. Mittlere Blätter 36 — 47 Mm. lang und 13 — 21 Mm. breit, gesägt, gegen den Grund zu ganz- randig und lang verschmälert. Sägezähne 35 — 7 Mm. lang und bis 1 Mm. hoch, aussen flach, innen concav, spitz. Halbquirle in der Mitte des Stengels 5 — 10 (6) Mm. lang gestielt, vielblüthig, die unteren kürzer, die mittleren so lang und die oberen allmälig länger als die nach oben zu ganzrandig, kleiner und lineal werdenden Blätter. Kelch 13 nervig, röhrig, aussen an den Rippen mit aufwärts gekrümmten, sehr kurzen Haaren und zerstreut stehenden, mikroskopisch kleinen Drüsenhaaren bedeckt, zwischen den Rippen drüsig punktiert. Kelchschlund schwach behaart, Haare nicht als weisses Bärtchen hervortretend. Zähne des Kelches pfriemlich-lanzettlich, bewimpert, die drei oberen etwas kürzer. Blumenkrone 8'5 — 9 Mm. lang, hellviolett (47 Saccardo, Chromo- taxia, Editio 2), Unterlippe purpurviolett getüpfelt. Sterile Nüsschen stumpf. Diese Pflanze wurde von mir bisher nur in einem einzigen, aber vielköpfigen Stock zwischen Gebüsch im oberen Moscanicathale bei Sarajevo (circa 630 M. Höhe) gesammelt. Sie ist wie die gleichfalls kurz vorher von mir entdeckte Satureia Bosniaca3) m. kleinblüthig und steril, die Staubfäden verkürzt und der Pollen fehlschlagend. Die Sterilität scheint jedoch in diesem Falle und vielleicht auch bei S. Bosniaca nicht einer hybriden Entstehung zu entsprechen, da wenigstens jene von ihren im Gebiete vor- kommenden Verwandten habituell sehr verschieden ist. Ob Satureia Varbossania mit Calamintha thymifolia Host4) identisch ist, wie Freyn (brieflich) vermuthet, muss ich dahingestellt sein lassen. Die unzureichende Beschreibung dieser Pflanze passt ebenso- ») Siehe diese Mitth. VII, S. 526—551. 2) Varbossania, Vrhbosna, die ältesten bekannten Namen der heutigen Stadt Sarajevo, wo eine stolze Burg, wohl an Stelle des heutigen Castells, stand. 3) Diese Mitth. VII, S. 539—540. 4) Flora Austriaca, vol. II, p. 132 (1831) nicht Scop. (1772). Maly. Floristische Beiträge. 445 gut auf S. Bosniaca wie auf die Pflanze vom Moscanicathale. Neilreich, der Originale Host’s gesehen hat, schreibt, 4) dass sie mit Micromeria pulegium Benth. zusammenfällt. JPhyteuma Sieberi Spreng. Mantissa ad fl. Halens p. 19; Pugillus I, p. 15 (1813). var. Ph. Brandisianum* 2) m. Pflanze zarter als das typische Ph. Sieberi. Stengel entfernt beblättert, obere Stengelblätter am Grunde mehr oder weniger verschmälert, ganzrandig oder schwach- gezähnt, Zähne einwärts gekrümmt. Hüllblätter eiförmig bis eiförmig-länglich, zugespitzt, schwachgesägt, Kelchzipfel pfriemlich, Zähne 1 — 2 mal so lang als die Kelchröhre. Hercegovina: Mala und Velika Cvrstnica; August. Ph. orbieulare L. (a typicum G. Beck, Flora von Niederösterreich, S. 108) unter- scheidet sich durch den stärkeren, gewöhnlich höheren Wuchs, lang zugespitzte Blätter der sterilen Blattsprosse, schmälere, lineal-lanzettliche Stengelblätter, von welchen die obersten sowie die äusseren Deckblätter rinnenförmig zusammengefaltet sind.3 4) Auch sind die Köpfchen bei dieser Pflanze vielblüthig, etwas grösser, der Stengel schwächer beblättert und die Kelchzähne eilanzettförmig. Ph. Austriacum G. Beck besitzt am Grunde abgestutzte Blattsprossblätter, untere Stengelblätter, deren Stiele ein bis mehrmals kürzer (bei Ph. Brandisianum so lang oder länger) als die Spreiten sind, und meist breiteirunde Deckblätter. Petcisites Kablikianus Tausch in Lotos I, S. 120 (1851). Syn. P. glabratus (J. K. Maly 1848) Borbäs in Termesz. közlöny XXXIV, p. 124 (1895). P. niveus Baumg. Subspec. oder Rasse: Kablikianus Cela- kovsky in Oesterr. botan. Zeitschr., 40. Bd. 1890, S. 293. Als ich Ende April vorigen Jahres an den steilen, grasigen Abhängen des Starigrad gegen die Mokranjska-Miljacka (circa 750 M. ü. M.) emporstieg, fand ich einen sehr bemerkenswerthen Petasites. Bei der näheren Untersuchung erkannte ich gar bald, dass ich eine dem P. Kablikianus zunächst verwandte Form vor mir habe. Da ich jedoch nur weibliche Stöcke mitgenommen hatte, liess ich, weil mir selbst dazu die Zeit mangelte, heuer frisches Material sammeln, worunter sich auch mehrere, wenn auch schon zum Theil verblühte Zwitter befanden.4) Meine Vermuthung über die Deutung dieser Pflanze fand ich bestätigt. Die bosnische Pflanze (Var. Bosniacus m.) weicht von der der Sudeten nur wenig ab. So stimmt die Blattform ganz gut mit der Beschreibung Celakovky's a. a. O., S. 290 überein, sogar was die Formverschiedenheiten der Basallappen betrifft, nur ist der Seitenrand der Blätter nie gerade. Der Blattrand ist dem des P. albus ähnlich, nämlich buchtig gezähnt und dazwischen mit kleinen Zähnchen versehen, die alle eine Knorpelspitze tragen. Auch ist der Griffel (bis etwas unter die Hälfte) tiefer getheilt als bei P. Kablikianus. Da mir diese Pflanze nur in einem Exemplar (Dörfler, Herb, norm., Nr. 3859) vorliegt, muss ich mich hauptsächlich auf die Beschreibung Celakovsky’s *) Neilreich, Nachträge zu Maly’s Enum. pl. phan. imp. austr., S. 155. 2) Nach Erich Brandis, S. J. Professor am erzbischöflichen Obergymnasium zu Travnik, dem uner- müdlichen, hochverdienten Erforscher der Fauna und Flora Bosniens und der Hercegovina. 3) Siehe G. v. Beck, a. a. O. und in den Verhandl. der zoolog.-bot. Gesellsch. in Wien 1882, S. 180—181. 4) Vor kurzem fand ich P. Kablikianus (glabratus) var. Bosniacus auch zwischen Gebüsch an den Abhängen des Udes, beiläufig gegenüber von Starigard. 446 III. Naturwissenschaft. a. a. O. beschränken und kann auf etwa noch vorhandene Verschiedenheiten nicht näher eingehen. Celakovsky sagt unter Anderem, dass P. Kablikianus nicht wie P. albus und P. officinalis an den verkahlenden Stellen der Blattnerven und des Blattstieles Glieder- haare besitzt. Diesbezüglich zeigt die Pflanze von Starigrad bemerkenswerthe Verschieden- heiten, indem wohl die Gliederhaare zumeist fehlen oder nur höchst spärlich vorhanden sind, aber auch Stöcke Vorkommen, bei welchen alle oder einzelne Blätter unterseits auf den Nerven eine mehr oder weniger deutliche oder sogar starke Bekleidung mit diesen, allerdings, wie es mir scheint, transitorischen Trichomen zeigen. Dieses Merkmal scheint also, wenigstens was die bosnische Pflanze betrifft, nicht stichhältig zu sein. Die Zwitterblüthen, die ich heuer lebend untersuchte, sind weiss mit einem sehr schwachen Stich ins Grünlichgelbe. Ebenso sind die Staubblätter gefärbt. Der von mir untersuchte Pollen war normal ausgebildet. Petasites albus ist leicht durch die Bekleidung, die Form des Blattgrundes (mit Ausnahme der var. excisa Cel. a. a. 0., S. 287), den schwächeren Wurzelstock und die etwas schwächer entwickelten weiblichen Inflorescenzen, deren untere Zweige meist mehrköpfig sind, zu unterscheiden. Bei der bosnischen Pflanze sind die Aeste des Blüthenstandes hingegen stets einköpfig, bald hängend und die Hüllkelche grösser. Auch sind die Drüsen in der Inflorescenz dunkelbraun, während P. albus heller gefärbte Drüsenköpfchen besitzt. Die Auffindung des P. Kablikianus , beziehungsweise einer ihr sehr nahestehenden Form (P. Bosniacus) in Bosnien ist von hohem Interesse. Bis vor wenigen Jahren war sie als eine endemische Erscheinung der Sudeten bekannt. Celakovsky stellte a. a. 0. S. 294 die Standorte in Böhmen zusammen. Florian Porcius entdeckte P. Kablikianus in Siebenbürgen bei Rodna1) und Scherfel in der Tatra.2) *) Flora plianerogama din fostulu districtu alu Nasendului 1881, p. 132. 2) Vgl. Borbäs in Termdszett. közl. XXXIV, p. 124 — 125 (1895). Bericht über eine entomologische Forschungsreise nach der Türkei und Griechenland im Jahre 1900. Von Victor Apfelbeck, Custos am bosn.-kerceg. Landesmuseum. Einleitung. Im März vorigen Jahres wurde mir der ehrenvolle Auftrag zu Theil, die europäische Türkei und Griechenland zum Zwecke entomologischer Forschung zu bereisen. Haupt- zweck dieser Reise war einerseits die Beschaffung von Material aus entomologisch wenig oder noch gar nicht durchforschten Gebieten behufs Vervollständigung meines in Be- arbeitung befindlichen Werkes „Die Coleopterenfauna der Balkanhalbinsel“, dessen I. Band (Familienreihe der Caraboidea) zum grossen Theile im Manuscript vorliegt, andererseits die Erweiterung der Kenntnisse über bereits mehr minder gut durchforschte Gebiete. Der Zweck der Reise wurde vollständig erreicht, so weit dies bei der grossen territorialen Ausdehnung derselben und einem verhältnissmässig kurzen Aufenthalt in den verschiedenen Gegenden überhaupt möglich ist. — Es war das Ergebniss der Reise sowohl was den reellen Werth des gesammelten Materiales für die Sammlungen des b. h. Landesmuseums anbelangt, als auch hinsichtlich des wissenschaftlichen Ergebnisses in höchstem Grade befriedigend. Als besonders erwähnenswerth darf die Entdeckung von 30 neuen Coleopteren- (Käfer-) Arten, sowie die Constatirung einer Reihe für die europäische Fauna neuer Arten und die Erweiterung der Kenntnisse über die Ver- breitung vieler wenig bekannter Arten erwähnt werden. Von hervorragendstem Interesse war der Besuch des noch von keinem Zoologen betretenen 2295 M. hohen Peristerigebirges, zwei Tagereisen von Janina, welche Tour in Begleitung von fünf berittenen albanesischen Gendarmen und eines Kawassen des k. u. k. österr-. Ungar. Consulates in Janina mit grossem Erfolge, leider aber bei an- haltend schlechtem, regnerischem Wetter ausgeführt wurde. Reisebericht. Am 17. April 1900 verliess ich Sarajevo und traf am 20. April in Constantinopel ein. Hier verblieb ich drei Wochen. Meine Excursionen erstreckten sich hauptsächlich auf die Umgebung von San Stefano und Kütschük-Tschekmedje, das Thal der süssen Gewässer bei Kiathanfi, die Prinzeninseln (Halld), den Belgrader Wald bei Büjük- Dere und auf der asiatischen Seite die Umgebung von Scutari. Die Excursionen wurden in Begleitung eines mir vom Polizeiminister zur Verfügung gestellten Commissärs und 448 III. Naturwissenschaft. eines Dolmetsch ausgeführt. Das Wetter war während meines Aufenthaltes in Con- stantinopel besonders anfangs kalt und mitunter regnerisch. Am 13. Mai traf ich in Athen ein, wo ich einen Aufenthalt von sechs Tagen zu Excursionen in die Bucht von Phaleron und auf das Pentelikon ausnützte, sowie auch unseren Collegen Dr. Th. Krüper besuchte und die Sammlungen des Museums besichtigte. Am 19. Mai reiste ich in Be- gleitung des Dolmetsch Ch. Christidis, den ich für die Dauer meines Aufenthaltes in Griechenland engagirt hatte, per Dampfer nach Stylis bei Lamia, um von dort Karpe- nision, ein unmittelbar am Fusse des Veluchigebirges (Tymphrestos) gelegenes kleines Städtchen, besser gesagt Dorf, zu erreichen. Die zweitägige Wagenfahrt von Lamia dorthin war anfangs vom schönsten Wetter begünstigt und wurde stellenweise ein kleiner Aufenthalt gemacht und in der Eile vom Getreide, Disteln und anderen Pflanzen allerlei Insecten zusammengerafft. Gegen Abend trafen wir in Varibopi, einem kleinen griechischen Dorfe, wo übernachtet wurde, ein. Die Zeit bis Sonnenuntergang wurde noch zum Sammeln in der Umgebung ausgenützt und erwies sich die Vegetation längs der Strasse ziemlich reich an Insecten. Der nächste Tag (22. Mai) wurde wegen der grossen zurückzulegenden Entfernung von Karpenision und wegen des strömenden Regens fast ganz im gedeckten Wagen verbracht. Nur bei Chani Panetsu, wo Mittagsrast gehalten wurde, verliessen wir auf zwei Stunden unser Gefängniss. Ich sammelte trotz des strömenden Regens am Ufer eines Gebirgsbaches namentlich unter stellenweise hohen Platanen-Laublagen interessante Coleopterenarten, unter Anderem auch einige Exemplare des Tapinopterus extensus, dessen Vorkommen mich hier umsomehr befremdete, als dieses Thier sonst in der alpinen Region zu finden ist, wo ich es auch später (Peristeri) traf. Spät Abends trafen wir in Karpenision ein. Der nächste Tag wurde mit Besuchen beim Präfecten und anderen Würdenträgern verbracht, welch’ Ersterer mir auf Grund meines vom griechischen Ministe- rium ausgestellten Empfehlungsbriefes in jeder Weise entgegenkam. Die nächsten Tage wurden mit Excursionen in der Nähe von Karpenision ausgefüllt. Die umliegenden Höhen und Abhänge des Veluchigebirges sind grösstentheils kahl, nur hie und da be- finden sich Gebüsche von Stacheleichen ( Quercus coccifera ), Juniperus, Carpinus dui- nensis etc., die aber recht ergiebig an Insecten sind. Höher oben am Veluchi befindet sich ein nicht sehr ausgedehnter, lückenhafter Bestand von Apollotannen, deren Ge- zweige von einer Unmenge Insecten, namentlich Coleopteren, belebt sind. Am 26. Mai unternahm ich in Begleitung von zwei berittenen Gendarmen und meines Dolmetsch eine dreitägige Tour nach dem Oxyägebirge, das, eine starke Tagesreise (zu Pferde) von Karpenision entfernt, an der Grenze von Aetolien und Pkthiotis liegt. Ich beab- sichtigte Abends das Dorf Gardikion zu erreichen, dort zu übernachten und anderen Tags den Aufstieg auf die Oxyä zu bewerkstelligen. Eingetretenes Regenwetter und dichter Nebel zwangen uns jedoch, um uns nicht zu verirren, eine wilde Schlucht ohne jeden Weg zu verfolgen, an deren Ende das Dorf Pungakki liegt, welches wir auch nach mehrstündigem, sehr beschwerlichem Herumklettern auf den steilen, felsigen Ab- hängen, wobei uns die Pferde wiederholt stürzten und stets geführt werden mussten, bei Einbruch der Dunkelheit erreichten. Bei Tagesanbruch wurde nun nach der Oxyä aufgebrochen. Nach zweistündigem Ritte hatten wir den Rücken des Gebirges, das in dichte Nebelmassen gehüllt war, erreicht und suchten nun den Buchenwald, welcher sich stellenweise bis über den Rücken ausdehnt, zu gewinnen. In dichtestem Nebel und bei stetem feinen Regen irrten wir mehrere Stunden zwischen ausgedehnten Schnee- feldern und über selbe umher, verloren schliesslich noch alle Orientirung und mussten uns glücklich schätzen, am Nachmittag den Rückweg nach Gardikion zu finden, wo wir Apfelbeck. Beitrag- über eine entom. Forschungsreise nach der Türkei und Griechenland. 449 ganz erschöpft gegen Abend eintrafen. Der nächste Morgen brachte endlich heiteres Wetter. Bei Tagesanbruch verliessen wir die gastliche Stätte des Ortsvorstehers von Gardikion und erreichten schon nach 1 ^ständigem Ritte den Rücken des Oxyägebirges. Im schönsten Sonnenglanze lagen vor uns die Schneefelder und der tagsvorher so ge- suchte Buchenwald. Nun gieng es ans Sammeln! Hunderte und Hunderte von Steinen wurden umgewälzt und unter denselben reiche Ausbeute gemacht. Siebversuche im Buchenwalde erwiesen sich ganz erfolglos, da infolge des andauernden Regens der vor- hergehenden Tage das Laub von Wasser triefte und der Boden zu nass war. Eine Schlusstour in die Schneeregion des Veluchi, welche von Karpenision aus zu Pferde in 2 — 3 Stunden zu erreichen ist, lieferte sehr befriedigende Resultate, unter Anderem auch ein Exemplar des zierlichen Omphreus aetolicus Apf. (n. sp.). Auch diese Tour wurde verregnet, doch trotz des steten feinen Regens und mächtiger Nebelmassen bis 4 Uhr Nachmittags emsig gesammelt, so dass ich Abends hochbefriedigt, aber total durchnässt in Karpenision wieder eintraf. Die höchste Region des Veluchi und die Nordseite waren noch tief in Schnee gehüllt, die Südseite zum grossen Theile schneefrei. Am 31. Mai trat ich die Rückreise via Lamia nach Athen an, um von dort nach Prevesa zu gelangen. Die geplante Reise von Karpenision über das Gebirge war infolge des anhaltenden Regenwetters ganz und gar unausführbar. In Athen benützte ich einen Tag vor Abgang des Dampfers nach Prevesa zu einem Ausflug nach Kephissia. Die dortige Umgebung ist sehr insectenarm. Acinopus subquadratus war das Beste, was ich dort antraf, nebst der Riesengryllide Callimenus Pancici Br. Nach einer sehr stürmischen, regnerischen Seefahrt auf einem kleinen griechischen Dampfer, — der vor vielen Jahren auf den Wellen der Donau sich geschaukelt hatte, — trafen wir nach 24stündiger Fahrt in Prevesa ein. Ein Ferman der hohen Pforte ebnete mir hier alle Wege, so dass ich auch den mit Recht gefürchteten Zollplacke- reien in der Türkei überall entgieng. Im Laufe des Nachmittags stattete ich dem Gouverneur von Prevesa und dem k. u. k. Vice-Consul meinen Besuch ab. Nächsten Tags, 6. Juni, wurde Vormittag eine Excursion zu einem Salzsumpf bei Prevesa mit gutem Erfolge ausgeführt und um 1 Uhr Nachmittags die Reise nach Janina (106 Km.) in einem vierspännigen Landauer in Begleitung von zwei berittenen albanesischen Gendarmen angetreten. Abends trafen wir in Philippiada [Philippiades] (45 Km.) ein, wo übernachtet wurde. Die Fahrt von Prevesa bis Philippiades bietet anfangs wenig Abwechselung. Die Strasse führt anfangs fast eine Stunde weit durch alte Olivenwälder; sodann passirt dieselbe die grossartige Ruinenstadt Nikopolis, wo besonders das Amphitheater die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich zieht. Beiläufig eine Stunde hinter Nikopolis tritt die Strasse bei Phlamburon in das ausgedehnte Sumpfgebiet „Kampos“ der Flüsse Luros und Arta, welches sich mehrere Stunden weit, bis Philippiades, erstreckt. Beiläufig zwei Stunden vor Philippiades führt die Strasse in niedriges Gebirge und am Fusse desselben und zugleich (rechts) am Rande der Sümpfe weiter. Vom Gebirge her ergiessen sich stellenweise wasserreiche Quellen knapp neben der Strasse in die Sümpfe, welche hier von undurchdringlichen, mit stachligen Schlinggewächsen überwucherten Dickichten und prächtigen, meist tief im Wasser stehenden Ulmen-, Eschen- und anderen Laubwäldern bedeckt sind. Auf der einen Seite ein ausgedehntes, fast unheimliches Chaos von finsterem Wald, Au, Dickicht, Morast, tiefen Tümpeln und sprudelnden Quellen; auf der anderen Seite öder Karst, der nur durch die hell- lila Blüthen der Salvia virgata Ait., Phiomis- und PaRw-ms-Gebüsche und einzelne krüppel- hafte Eichen einige Abwechslung erhält. Am nächsten Tage wurde bei Tagesanbruch Band VIII. 29 450 III. Naturwissenschaft. weitergereist; die beiden Begleitgendarmen wurden hier durch andere ersetzt. Die Fahrt von hier nach Janina beginnt bald interessanter zu werden. Die Strasse führt später in eine prächtige Gebirgslandschaft, welche besonders oberhalb Chani Emin Aga, 24 Km. vor Janina, grossartig ist. Hier wurde Mittagsrast gehalten, welche leider des strömenden Regens halber nicht zum Sammeln ausgenützt werden konnte, was ich umsomehr bedauerte, als ein prächtiger Gebirgsfluss mit von hohen Platanen umsäumten Ufern zum Sammeln ein- lud. Auf der Rückfahrt war das Wetter günstiger und wurde auch hier wieder Mittagsrast gehalten und während derselben am erwähnten Flusse gute Ausbeute an Uferthieren gemacht. Von Chani Emin Aga steigt die Strasse steil aufwärts und tritt circa eine Stunde vor Janina in eine Ebene, welche sich bis zur Stadt hinzieht. Am nächsten Tage, 8. Juni, wurden Vormittags die Besuche beim k. u. k. Consul Herrn Gustav Trojan, dem General-Gouverneur vom Vilajet Janina Osman Fewzi Pascha und beim Commandanten der Gendarmerie Achmed Essad Pascha gemacht. Die beiden Letzteren versprachen auf Grund meines Fermans und bereits erfolgter Verständigung seitens der ottomanischen Regierung meine Aufgabe in jeder Weise zu fördern, welches Versprechen sie auch in jeder Hinsicht erfüllten. Ebenso unterstützte mich Herr Consul Trojan in jeder Weise. Die Touren in der Umgebung Janinas erstreckten sich auf die Seeufer bei Perama und Han Levka und den Fuss des Micikeligebirges. Die Ausbeute an Sumpfthieren war sehr gering, da der See zufolge wochenlanger Regen- güsse fast 1 M. über den Wasserstand gestiegen war, wodurch die Wasserinsecten in die zu Morästen verwandelten Felder versehwemmt und schwer aufzufinden waren. Die Abhänge des Micikeligebirges sind kahl und nur mit niedrigen Plilomis- Ge- büschen bewachsen und daher sehr arm an Insecten. Vom 11. bis 14. Juni unternahm ich in Begleitung von fünf berittenen albanesischen Gendarmen, eines Kawassen und eines Pferdetreibers, welcher das Gepäck zu über- wachen hatte, zu Pferde eine Tour nach dem 2295 M. hohen Peristerigebirge, dessen Gipfel und Rücken zum grössten Theile noch in Schnee gehüllt waren. Bei Tagesanbruch ritten wir am 11. Juni von Janina ab. Die erste Rast wurde bei Han Levka gemacht und an den Berglehnen bei Kastrica, welche mit verschiedenen Gesträuchern bewachsen sind, eine Stunde gesammelt. Mittags trafen wir in Han Driskos ein, wo wir bis Abends des nächsten Tages blieben. Von hier geniesst man einen herrlichen Ausblick auf das Peristerigebirge und auf den tief unten im Thale fliessenden Artinosfluss. Die Nordostlehne, auf welcher Han Driskos liegt, ist mit Haselgebüsch, verkrüppelten Steineichen und anderen mitteleuropäischen Laubhölzern, respective Ge- sträuchen, dicht bewachsen, hingegen die gegenüberliegende Südwestlelme durchwegs mit mediterranen Gesträuchern. Ein kleiner Bach eilt zwischen den beiden Lehnen dem Artinosflusse zu. Nach kurzer Mittagsrast ging es nun an eifriges Sammeln. Trotz des wieder losbrechenden Regens wurde besonders unter Steinen beim Bache gute Aus- beute gemacht. Das Abklopfen der Gesträuche war des Regens halber weniger ergiebig. Siebversuche in den stellenweise guten Humuslagen der Nordostlehne waren infolge der grossen Nässe resultatlos. Am nächsten Morgen lachte wieder freundlich die Sonne, und frohen Muthes ging es — trotz schlaflos verbrachter Nacht in dem elenden Han — wieder weiter. Nach 1 */2 stündigem Abstieg langten wir am Artinosflusse bei Han Bal- duma an, wo wir den stark angeschwollenen Fluss zu Pferde übersetzten. Die grosse eiserne Brücke, welche hier über den Fluss führte, stürzte vor circa fünf Jahren bei einem Hochwasser ein, und nur die Trümmer zeugen noch von ihrer einstigen Herrlich- keit. Nach sechsstündigem, sehr beschwerlichem Ritte auf unbeschreiblich schlechtem, Apfelbeck. Beitrag Uber eine entom. Forschungsreise nach der Türkei und Griechenland. 451 felsigem, stellenweise gefährlichem Wege langten wir Nachmittags im Dorfe Prosgoli, welches am Nordabliange des Peristeri liegt, ein. Das obligate Dreiuhrgewitter war wieder pünktlich eingetroffen und erwischte uns gerade noch am Aufstiege zum Dorfe, so dass wir noch ganz hübsch durchnässt dort anlangten. Von einem leeren Hause, welches aus einem leeren Zimmer (?) und einem stallartigen Raume bestand, wurde Besitz ergriffen, ein Lamm geschlachtet und am Spiess gebraten und sodann streckten wir uns am Boden zur Ruhe aus, während zwei Gendarmen abwechselnd die Nacht- wache hielten. Die Zeit bis zum Abend wurde noch gut ausgenützt und in der Nähe des Dorfes fleissig gesammelt. Um das Dorf herum stehen einzelne grössere und kleinere Parcellen mit hochstämmigen Wäldern von Quercus coccifera. Auch ein kleiner Ge- birgsbach bietet günstige Sammelstellen für Uferthiere. Leider war das Ufer infolge der täglichen Gewitterregen ausgeschwemmt und daher trotz vieler Mühe wenig zu finden. Bei Tagesanbruch ging es zu Pferde nach der Höhe des Peristeri. Nach drei- stündigem Aufstieg erreichten wir die eisten Schneefelder. Hier Hessen wir die Pferde mit einem Manne zurück, und nun begann das Sammeln. Tausende Steine wurden umgedreht und eine Unmenge hochinteressanter Coleopteren erbeutet. Es befremdete mich, in dieser Höhe in kleinen, vom Schneewasser gebildeten eis- kalten Pfützen, direct neben dem Schnee, mehrere Agabus- Arten zu rinden, welche ich auch auf Corfu in den heissen Sümpfen unweit der Stadt früher gesammelt hatte. Gegen 3 Uhr brach wieder ein fürchterliches Gewitter los, das uns zum Rückzug in tiefere Regionen zwang, wo wir in einer sehr primitiven, aus Steinen und Stroh her- gestellten Hütte bei einem Hirten, bereits arg durchnässt, Schutz suchten. Gegen Abend trafen wir wieder in Prosgoli ein. Ich hatte beabsichtigt, nächsten Tags noch- mal auf den Peristeri zu steigen. Das anhaltende schlechte Wetter aber und ein gastri- sches Fieber, das sich infolge der Entbehrungen und Anstrengungen bei mir ein- gestellt hatte, zwangen mich jedoch zur Rückkehr nach Janina, wo ich in elendem Zustande und vollständig erschöpft nach forcirtem Ritte wieder eintraf. In wenigen Tagen hatte ich mich wieder ganz erholt und trat dann (17. Juni) die Rückreise via Corfu an, nachdem noch von den liebgewordenen Bekannten herzlicher Abschied genommen worden war. Excursions-Ergebnisse. A. Coleoptera. I. Umgebung von Constantinopel (22. April bis 11. Mai). 1. Umgebung der Strasse von Pera nach den süssen Gewässern (unweit derselben). Terrain: Felder, mit Gestrüpp1) bewachsene Hänge und mageres Weideterrain (23. /IV., 7./V.). Amara aenea Deg., Ophonus azureus Fbr. und cribricollis Dej., Harpalus distin- guendus Duft., Onthophagus Amyntas Oliv., Gymnopleurus cantharus Er., Chrysomela orientalis Oliv., Quedius semiaeneus Steph., Oxytelus inustus Grav., Curimus insignis Steph,, Lithophilus connatus Fbr. var., L'ychus ibericus Mötsch. (?), Gonocephalum pusillum Fbr., Opatrum alternatum Küst., Pedinus femoralis L. und curvipes Muls., b Namentlich Kermeseichen (Quercus coccifera) und andere mediterrane, immergrüne Sträucher, darunter einzelne blühende Crataegus. 29* 452 III. Naturwissenschaft. Gnathosia laticollis Bess., Leucocelis funesta Poda, Rhagonycha femoralis Brüll., Crypto- cephalus turcicus, Maethodes spec., Dasytes aeneus , Phyllobius breviatus Desbr. und pictus Stev., Polydrosus cervinus L., Scymnus Apetzi und subvillosus, Cryptophagus spec., Agriotes spec., Omophlu's orientalis Muls. 2. Thal der süssen Wässer, Flusslauf des Kiathane (Gök) Ssu. Terrain: Sumpfige Wiesen, vorherrschend mit blühenden Ranunculus bewachsen (23. /IV. und 7./V.). Nebria brevicollis F. , Bembidium varium Oliv., Tachys liaemorrhoidalis Dej., Platynus viridicupreus Goeze und marginatus L ., Stenolophus discopliorus Fisch, und ab . flaviusculus Mötsch., Stenolophus teutonus Schrk., Chlaenius festivus F. und vestitus Payk., Chlaenites spoliatus Rossi, Brachynus explodens Duft., Paederus longipennis Er., Amphicoma vulpes var. humeralis Rttr., Anaspis spec., Malachius bipustulatus var. aetolicus Kiesw., Bruchus (Mylabris) spec., Dasytes aeneus, Cortodera flavimana Waltl. 3. Umgehung von Yedi-Kouleh (24. und 29. /IV.). Terrain: Alte, zum Theile verfallene Stadtmauern und Festungsthürme; ver- wilderte, mit Unkraut und anderem Pflanzenwuchs bewachsene, zum Theil mit Schutt bedeckte Rasenplätze längs derselben. Carobus Wiedemanni , Sphodrus cimmerius Fisch., Harpalus distinguendus Duft., Atheta Pertyi Heer und ovaria Krtz., Oxytelus inustus Grav. und complanatus Er., Stenus ossium (?), Quedius cinctus, Cardiophorus decorus Faid, und syriacus L., Gnathosia laticollis Bess., Stenosis angustata Hbst. var. sicula Sol., Colpotus byzan- tinus, Dendarus crenulatus Menetr. var. cribratus Waltl , Gonocephalum pusillum, Blaps lethifera Marsh., abbreviata Menetr. und mucronata Latr., Akis spinosa L , Cephalostenus orbicularis Menetr., Calandra granaria, Brachypterus canescens Mötsch., und glaber Newm., Chrysomela orientalis Oliv., Podagrica malvae, Longitarsus Linnaei, Leucocelis cinctella, Otiorrhynchus lugeus Germ., Psallidium sculpturatum Boh., Ceutorrhynchus asperifoliarum Gyllh., Malthinus axillaris Kiesw., Hypebaeus ßavicollis. 4. Umgehung von San Stefano (26. /IV., 3./V., 5./V, 8./V.). Terrain a: Brachfelder und Dämme mit Steinen, einzelnen Steinhaufen und Mauerresten beim Aymama Tschifluk; theilweise mit Disteln und anderen, meist blühenden Pflanzen bewachsen. Procrustes var. Kindermanni Waltl., Poicilus cupreus L., Zabrus femoratus Dej. und tenebrioides Goeze, Acinopus picipes Oliv., Aristus obscurus Dej., Carterus dama Rossi, Ophonus sabulicola Panz., rußbarbis Fbr., azureus Fahr., cribricollis Dej., (Parophonus) planicollis Dej., Harpalus metallinus Menetr., dimidiatus Rossi, serripes Quens., Anisodactylus binotatus Fbr., Licinus silphoides Rossi var. nov. byzantinus Apf., Chlaenius Dejeani Dej., Pedinus Kiesenwetteri Seidl.1) n. sp., (Tenebr. 1893, p. 368), Stenosis angustata var. sicula, Gnathosia laticollis Bess., Opatrum rugulosum Küst. (bisher sicher nur aus Kleinasien nachgewiesen), sabulosum var., Dendarus Alleonis Seidl, n. sp. (Tenebr. 1893, p. 396), Laena Merkli Ws., Blaps tibialis Reiche, lethifera Marsh, und robusta Menetr. (diese bisher nur aus Asien [Derbent] bekannt, cf. Seidl. Tenebr. 1893, p. 280), Cossyphus tauricus, Silpha orientalis Brülle, Brachy- cerus undatus Fbr., Dorcadion septemlineatum Waltl., Airaphilus ruthenus, Psalli- *) Nach Seidl, 1. c., bei Smyrna. Die Art ist somit neu für Europa. Apfelbeck. Beitrag- über eine entom. Forschungsreise nach der Türkei und Griechenland. 453 dium sculpturatum, Chrysomela haemoptera L. und orientalis , Hister 4-maculatus Cetonia hungarica , Epicometis hirta , Leucocelis funesta, Geotrupes fossor Waltl, Pentodon monodon F., Cassida citrata, Meloe proscarabaeus ab. simplicicornis Esch.; variegatus, erythrocnemus Pall, und hungarus Schrk., Cardiophorus spec., Baris coerulescens Scop. und analis Oliv., Mycetochara rudis Küst. I Auf Disteln und anderen blühenden Pflanzen und Gesträuch: Phytoecia humeralis Waltl, rufimana Schrk. und geniculata Muls., Agapanthia suturalis F. und Dalili Riebt., Malachius spinosa var. (?), spinipennis, flabellatus und aeneus var., Rhagonycha banna- tica var., Hypebaeus ßavicollis , Gynandrophthalma limbata Stev., Cantharis livida, Gymnetron beccabungae L. und rostellum Hbst., Tetrops praeusta, Larinus sturnus , Bruchus seminarius var. basalis, variegatus, tristis Boh., murinus und pisorum L., Pseudochina Kiesenwetteri, Ceutorrhynchus carinatus Gyllh., assimilis Payk., picitarsis Gyllh., trimaculatus Fbr. und hirtulus Germ., Rhynchites auratus. Terrain b: Flusslauf des Ayama Dereh gegen Ivuleli Bagdessi. Längs desselben sumpfige Wiesen, stellenweise Rohrsumpf mit stagnirenden Wasser- tümpeln. Auf Gras und blühenden Sumpfpflanzen: Rhinoncus pericqrpius, Coryssomerus capucinus, Bayous validus und ( Lyprus ) Frivaldski, Aphthona coerulea , Chaetocnema orientalis Bauduer, conduc.ta Mötsch., Coyei All., chlorophana Duft., aridula , meri- dionalis und procerula, Phyllotreta aerea, Mantura rustica, Ochrosis Krueperi Ws., Longitarsus pratensis und lycopi (?), Coccidula rufa , Paclinephorus ruficornis , Cortodera flavimana und ab. brachialis Ganglb., Hypera punctata und adspersa, Prasocuris phelandrii , Phaedon cochleariae, Scymnus Redtenbacheri , Cercus rußlabris, Anaspis frontalis , Aeolus crucifer, Oedemera crassipes Ab., Stilbus atomarius , Chrysomela menthastri und polita, Eusomus ovulum Germ., Lema melanopa L., Stenus pallitarsis, Ocypus similis, Oxytelus sculpturatus Grav., Xantholinus rnfipennis Er., Quedius ochri- pennis, Nebria brevicollis F., Bembidium varium Oliv., Platynus versutus Gyllh., Poecilus cursorius Dej., Anisodactylus binotatus Fbr., Acupalpus dorsalis Fbr., Brachynus crepitans L. und immaculicornis Dej., Dromius linearis Oliv, und nigriventris Thoms., Demetrias atricapillus. Unter der Rinde von Pappeln: Helops (Nalassus) plebejus und in Menge Dory- tomus melanophthalmus Payk. In Wassertümpeln: Helophorus griseus , aquaticus und subcostatus Kol., Och- thebius impressicollis und lanuginosus Reiche, Pärnus puberulus Reiche,1) Hydrochus elongatus und ßavipennis , Hydrobius fuscipes, Cymbiodyta marginella, Philhydrus melanocephalus und grisescens , Paracymus aeneus, Berosus dispar, Hydrobius fuscipes, Hydrophilus caraboides, Hydro porus melanarius und bilineatus, Agabus bipustulatus, Cymatopterus fuscus. 5. Umgebung von Kütschük-Tschekmedje (1. und 6./V.) Terrain a: Süsswasser- und Brackwassersumpf zwischen der Meeresküste und dem Süsswassersee. Im salzhaltigen Boden und auf demselben: Cicindela lunulata Fbr., Dyschirius chalceus Erichs., strumosus Putz., salinus Schaum, apiccdis Putz, und cylindricus Dej., Bembidium varium Oliv., ephippium Marsh., ( Talanes ) subfasciatum Chaud., ( Emphanes ) j Bisher nur aus Syrien (Quellen des Jordan) bekannt (cf. Reiche et Saulcy, Coleopt. nouveaux ou peu connus. Ann. de la Soc. entom. de France, Paris 1855 ä, 1858; Extrait, p. 100. ) 454 III. Naturwissenschaft. minimum Fbr. var. rivulare Dej., Pogonus riparius Dej. und c halceus Marsh., (Pogo- nistes) rufoaeneus Dej.; Tachys scutellaris Germ., Heterocerus ßexuosus, Coryssomerus capucinus Beck, Bledius spectabilis , Quedius molochinus, Tachyusa linearis Heer, Anthicus humilis Germ. und coniceps Marsh., cerastes Truqui und gracilis Panz. var., Formicosomus pedestris, Chrysomela chalcites, Hydroporus marginntus , Lixus a-scanii, Drasterius bimaculatus , Agriotes paludum Kiesw. Terrain b: Verwilderte Gärten bei Floria in der Nähe des Meeres mit vege- tationsreichen Rainen und einzelnen Bäumen (Acer negundo, Pappeln, Weiden etc.). Carabus Wiedemanni, Acinopus megacephalus Rossi, Laena Merkli Ws.. Lixus cardui, Cantharis lividus, Psilothrix nobilis, Meloe proscar abaeus, Omophlus syriacus Muls. (var. varicolor Kirsch.), Cassida vibex L. und seraphina Menetr., Adolia bipunc- tata var., Coccinella 7-punctata und caucasica Mötsch, (viridula Hampe), Epilachna chrysomelina var. hieroglyphica Sulz., Galerucella xanthomelaena Schrk., Trox scaber, Chrysomela orientalis, Cossyphus tauricus, Cardiophorus spec., Valgus hemipterus, Genas crassicornis, Lytta dives. In Hornviehexcrementen: Aleochara bisignata, Oxytelus sculpturatus, Philonthus cruentatus, Onthopliagus taurus, nuchicornis , vacca und furcatus , Oniticellus fulvus, Copris hispanus. Terrain c: Meerestrand bei Floria, Sanddüne. In angeschwemmten Algen und Seetang: Aleochara (Polystoma) albopila Rey, Halobr echta puncticep sThoms., Phytosus spinifer, Tachyporus nitidulus, Oxytelus inustus, Cafius xantholoma und sericeus, Melanophthalma transversalis, Ptenidium punctatum, Actinopteryx fuscicola, Anthicus humilis , coniceps und gracilis, Scarites laevigatus (unter dem Seetang im Sande). Im trockenen Dünensande: Tentyria angulata und Rhizotrogus Frivaldskyi. 6. Belgrader Wald bei Büjük-Dereh (10. und ll./V.). Terrain a\ Teich „Büjük Bend“, grösstentheils versumpft; am Ufer auf einer Seite (schwer zugänglich) Wald, auf der anderen Wiesen und Ge- strüpp (vorwiegend Eiche und Carpinus duinensis, hie und da blühender Crataegus ). Auf Gesträuch: Mesodasytes aerosus, Danacaea marginata, Gynandophthalma salicina Scop. und hypocrita Lac., Cantharis rustica var., Haplocnemus pertusus (?), Grammoptera ruficornis , Tetrops praeusta, Labidostomis propingua Faid., Dolichosoma simile Brülle, Malthodes spec., Brachypteroma ottomannum. Heyd., Psilothrix nobilis, Orsodacna lineola ab. croatica Ws. und coerulescens, Phyllobius breviatus Desbr. und argentatus, Polydrosus sericeus Schall, und sparsus Gyllh., Anaspis ßava und frontalis (?), Pyrochroa coccinea, Valgus hemipterus, Rhynchites betulae L. und purpureus L., Loch- maea crataegi Forst , Agriotes sobrinus, Luperus spec., Rhagonycha bannatica, Anthonomus inversus Bedel und rubi Herbst var. Auf Gras und blühenden Pflanzen: Chrysomela menthastri, Ceutorrhynchus Duvali Bris., cochleariae Gyllh. und melanostictus Marsh, var. perturbatus Gyllh., Batopliila aerata, Hypera adspersa, Hydrothassa ftavocincta Brülle, Magdalis barbicornis Latr., Anthaxia nitidula var. signaticollis und fulgurans Schrk., Plateumaris sericea var. micans Panz., Bpermophagus cardui, Lebia cyanocephala L. Apfelbeck. Beitrag über eine entom. Forschungsreise nach Bosnien und der Hercegovina. 455 Auf den Wegen: Neodorcadion laqueatum (1 Exemplar), Meloe proscarabaeus und ab. simplicicornis, brevicollis und tuccius, Copris lunar is, Morimus funereus und Carabus Wiedemanni. Im Wasser an versumpften Stellen des Teiches: Helochares subcompressus und lividus, Laccobius alutaceus, Coelostoma orbiculare , Helophorus aquaticus und griseus (?). Terrain b: Hochwald (Eichen, Edelkastanien, Buchen) mit Unterwuchs, durch- flossen von einem kleinen Bache: an dessen Ufer Erlen- und Hasel- unterwuchs. Stellenweise tiefe Laublagen und günstige Siebstellen. In tiefen Laublagen: Trechus byzantinus Apf. n. sp. und quadristriatus Schaum, Haptotapinus crassiusculus Chaud., Molops byzantinus Apf. n. sp., Stomis pumi- catus Panz., Aptinus acutangulus Chaud., Laena piligera Ws. var. n. byzantina Apf., gracea Ws. und turcica Rttr. n. sp. (Deutsche entomolog. Zeitschr. 1899, p.282), Ptenidium intermedium und pusillum, Corylophus cassidoides, Bythinus Theanus Rttr. und spe- cialis Saulcy (?), Eusonoma n. g. Frivaldskyi Ettr. x) n. sp., Trimium brevicorne , Biblioplectus ambiguus, Agelandia grandis, Agathidium bannaticum var. und den- tatum Mills., Alexia pubescens und globosa , Cryptophagus cellaris und Thomsoni , Acritus rhenanus, Acalles roboris, Anchonidium ulcerosum, Brachysomus ponticus Apf. n. sp. (diese Mitth. 1899, VI. Bd., p. 800), Coninomus Apfelbecki Ettr. n. sp. i. ]., Ptinus Merkli var., Sipalia (Geostiba) turcica Bernh. n. sp.,* 2) Gyropliaena fasciata, Oxypoda formosa, Medon brunneus , Quedius obliteratus, Atheta sericata Rey (?), Cephennium spec. Unter Baumrinden: Helops Rossii Germ., granicollis Seidl, n. sp., (Tenebr. 1895, p. 716) und ( Nalassus j plebejus. Terrain c: Teich ,.Jeni Sultan Mahmud Bend“. Am Ufer in angeschwemmtem Geniste: Nebria brevicollis F., Clivina fossor L., Bembidium (Synechostictus) elongatum Dej., (Trepanes) articulatum Gyllh., (Lopha) 4-maculatum L., Tachys bisulcatus Nicol., fulvicollis Dej. und bistriatus Duft., 4m'- sodactylus binotatus Fbr. und ab. spurcaticornis Dej., Stenolophus discop>horus Fisch, und ab. flaciusculus Mötsch., Acupalpus ßavicollis Strm., dorsalis Fbr., luteatus Duft., meridianus L. und (Balius) longicornis Schaum, Dyschirius gibbifrons Apf. n. sp. (Entom. Nachr., Berlin 1899, p. 290), Bryaxis antennata , Tychus rufus var. morio Rttr., niger und ab. dichrous, Stenus nanus, subaeneus und elegans Eosh., Atheta orbata Erichs., Platysthetus capito, Myllaena intermedia, Scopaeus laevigatus, Medon melano- cephalus und brunneus, Liogluta vicina, Ocalea ruficollis, Philonthus nigritulus , Actobius var. subopacus, Philonthus fumarius, Othius laeviusculus, Lathrobium apicale Baudi, Oxypoda opaca und lividipennis, Trogophloeus fuliginosus und rivularis , Quedius ochropterus, Stilicus rufipes, Astenus bimaculatus, Callicerus rigidicornis Er., Oxypoda Apfelbecki Bernh. n. sp. (i. 1.). 7. Kisil-Adalar (Prinzeninseln). Insel Halki (Hebeli Ada) (2./V.). Terrain: Föhrenwald mit Unterwuchs (meist Eichen); auf waldfreien Stellen mediterrane Gesträucher, meist Quercus coccifera und Juniperus. Auf den Föhren: Caulostrophus subsulcatus, Omophlus falsarius Kirsch, syriacus Muls. und orientalis Muls., Scymnus rubromaculatus und Redtenbacheri, Exohomus 4-pustulatus, Coccinella de cem punctata var. humeralis, Ptinus variegatus Rossi und Helops ( Raiboscelis ) azureus Brülle. 0 Wiener entomolog. Zeitung 1893, p. 172. 2) Yerhandl. der k. k. zool.-bot. Gesellsch., Wien 1900, 10. Heft, p. 535. 456 III. Naturwissenschaft. Auf den Gesträuchern: Phyllobius pictus, Cionus fraxini , Balaninus venosus , Cryptocephalus Meis und macellus, Gynandrophthalma limbata , Chilocorus bipustulatus , Hypaebeus ßavicollis. — Dorcadion ferruginipes am Wege. 8. Umgebung von Üsküdar (Skutari) (30. /IV.). Höhen bei Baghlar Baschi. Felder und Gärten; Eichengebüsch; Mauern mit Epheuranken. Dieselben Arten wie auf der Insel Halki, mit Ausnahme der Arten, die ich dort auf Föhren antraf. Ausserdem noch : Galerucella luteola, Rhynchites purpureus, Auletes politus, Haltica quercetorum, Gynandrophthalma tibialis, Cryptocephalus Möhringi Ws. (?), Ptinus Merkli, Ochina hederae , Dasytes aerosus , Rhagonycha femoralis und Polydrosus cervinus. II. Umgebung von Athen. 1. Bucht von Phaleron (15. und 16. /V.). Terrain a : Hutweiden mit etwas Graswuchs, Disteln etc. Rhizotrogus caucasicus Gyllh. (vernus auct.J, Cetonia sibirica var. trojana, Chry- somela vernalis var. Heeri , Cantharis lividus, Zonabris spec., Calathus mollis var. en- caustus Fairm., Opatrum rusticum Oliv., Stenosis orientalis Brülle, Podonta Anbei Muls. Terrain b: Strand. Dünensand mit spärlicher Vegetation; stellenweise sandiger Lehm. Im Dünensand (unter Pflanzen): Cryptopliagus fasciatus, Corticaria illaesa , Saprinus pulcherrimus Weber, rubripes Er. und puncticollis Küst., Ammobius rufus, Phthora hellenica Rttr., Zophosis punctata , Eutagenia hellenica Rttr., Opatroides punc- tulatus, Erodius orientalis , Baris scolopacea Germ., Cassida vittata, Mordellistena pumila, Drasterius bimctculatus, Anthicus coniceps , humilis var., morio und minutus Laf., Stenus foraminosus und Atlieta orbata. Auf blühender Tamarix : Coniatus tamarisci var. Mimonti , Diorrhabda elongata, Stylosomus tamarisci, Dasytiscus rußtarsis Luc., Cryptocephalus macellus var. Im lehmigen Salzboden und auf demselben: Dyschirius salinus Schaum und bacillus Schaum. Bembidium minimum Fbr. var. rivulare Dej., Pogonus punctulatus Dej., Tachys scutellaris Germ., Daptus vittatus Fisch, und var . flaviventris Rttr., Meta- bletus exclamationis Menetr. (?), Phthora hellenica Rttr., Cleonus flavicans Fahrs. (?), Bledius Graellsi. 2. Umgebung des Klosters am Pentelikon. Terrain: Weg zwischen Marusi und dem Kloster. Felder. Steinige Halden mit spärlicher Vegetation, stellenweise Gebüsch. Kleine Pinus- Haine. — Beim Kloster üppige Vegetation. Eichenwald, Weingärten, vegetations- reiche Raine. Carabus graecus, Acinopus ammophilus, Zabrus graecus, Pachycarus coeruleus Brülle, Podonta Anbei Muls., Dendarus messenius , Zophosis punctata, Pimelia polita und verruculifera, Mallosia graeca (1 9),1) Pachyscelis obscura, Leucocelis cinctella, Epi- cometis squalida, Cetonia liungarica, Anisoplia segetum und flavipenn is, Scarabaeus sacer, *) Ein verspätetes Exemplar. Dieses Thier erscheint nach Aussag-e Dr. Krüper’s schon im ersten Frühjahr. Apfelbeck. Beitrag über eine entom. Forschungsreise nach dor Türkei und Griechenland. 457 Blaps tibialis, Zonabris 4-punctata , Homaloplia alternata und graeca , Pachydema Reichei, Chrysomela vernalis, Baris timida Rossi, Gonocephalum 6-costatum, Sitones gressorius Fbr.7 Hypera variabilis, Julodis Ehrenbergi , Capnodis carbonaria, Aurigena lugubris , Pentodon punctatus. In den Blüthen einer Arum- Art:1) Creophilus maxillosus, Philonthus sordidus, Aleochara bisignata, Saprinus semipunctatus Fbr. var., furvus Er. ab. interstitialis Müll. (Wiener entom. Ztg. 1899, 158), nitidulus Payk. und Brenskei Rttr., alle diese Arten in einer Blüthe (und meist in grösserer Anzahl). Auf Eichengebüsch und anderen Sträuchern: Otiorrhynchus (Tournieria) ovalipennis, Phyllobius pictus und montanus, Parascythropus Apollinis var. (?), Polydrosus (Eudypnus) cocciferae Kiesvv.. ( Eustolus ) armipes Br., Conocoetus virens, Caulostrophus subsulcatus, Telopes obtusus, Silesis terminatus, Cryptocephaius macellus, Pachybrachys limbatus var. ater Ws., Scraptia bifoveolata, Exohomus 4-pustulatus et ab., Coccinella septem- punctata , Micraspis sedecimpunctata , Rhynchites hungaricus und Balaninus turbatus. 3. Umgebung von Kephissia. Terrain: Steinhalden, schotterige Felder, sehr vegetationsarm. Acinopus subquadratus Brülle (häufig unter Steinen in tiefen von ihm gegrabenen Gängen), Stenosis brenthoides Rossi, Tentyria rotundata Brülle, Pimelia graeca Br., Helops (Probatius) 2) tentyrioides Küst., Dendarus messenius und caelatus, Cetonia vidua Gory und angustata , Scarabaeus sacer und variolosus , Rhizotrogus caucasicus, Pedinus quadratus. III. Umgebung von Lamia. 1. Steinhalden bei Stylis. (Während der Reise; einstündige Rast.) Procrustes var. Cerisyi Dej., Zabrus incrassatus , Acinopus ammophilus , Helops (Probatius) tentyrioides Küst., Lieinus silphoides Rossi. In einer kleinen trockenen Höhle: Akis elongata und Blaps mucronota. 2. Festungsberg bei Lamia. Terrain: Steinige Abhänge mit etwas Vegetation. Pachycarus coeruleus, Ophonus meridionalis Dej., Amara eurynota , Ocypus aeneo- cephalus, Quedius tristis Grav., Dendarus messenius und tenellus, Zophosis punctata, Cephalostenus elegans Brülle, Pachyscelis obscura, Pedinus quadratus , Pliyllobrotica adusta, Aulacophora abdominalis, Otiorrhynchus ( Arammichnus ) expansus Rttr., (Tour- nieria) anatolicus, Epilachna chrysomelina, Clythra novempunctata, Lachnaea orien- talis, Purpuricenus Koehleri, Rhagonycha fulva, Lagria spec. IV. Gregenden zwischen Lamia und Karpenision.3)# 1. Varybopi. 21. /V. und 31. /V. (Rückfahrt). Getreidefelder und Steinhalden mit Disteln und spärlicher anderer Vegetation. *) Diese Blüthen strömen, wenn sie entwickelt sind, einen intensiven Aasgeruch aus, der Aaskäfer oft in grosser Anzahl anzieht. Die Blüthen haben ganz die Form der bekannten „Dütenblume“, sind aber nicht weiss, sondern dunkel-purpurviolett. 2) Vgl. Seidl. Tenebrionidae 1895, p. 697. 3) Zwei Tagereisen per Wagen (105 Kilometer). 458 III. Naturwissenschaft. Am Spercheiosufer: Tachypus caraboides Schall., Bembidium coeruleum Serv., Andreae Fbr., dalmatinum Dej., praeustum Dej. und combustum Menetr. (dieses am 31./V. zumeist noch immatur), Quedius fulcjidus var. depauperatus, Harpalus distin- guendus. Am Getreide: Anisoplia lata, cyathigera und segetum. Auf Disteln: Larinus lahis und tausende von Podonta corvina Kiesw. Am Wege: Dorcadion Eugeniae Ganglb. (?) und Neodorcadion bilineatum. 2. Chani Panetsu (22. /V.), während der Mittagsrast. Terrain: Gebirgsbach mit hoben alten Platanen. Im Bachbette: Chilopora longitarsis, Nebria brevicollis, Tachypus Eossii Schaum, Bembidium (Peryphus) fasciolatum var. coeruleum, ustulatum L., Andreae Fbr., decorum Pz., dalmatinum Dej., grandipenne Schaum, brunnicorne Dej. und praeustum Dej. Im Laube f Trechus subnotatus Dej., Tachys 6-striatus Duft., Tapinopterus ex- tensus Dej., Amara anthobia Villa, Quedius lateralis und cinctus, Medon fusculus , Stenus languidus, Tachyporus nitidulus , Atheta clavigera Scriba und gregaria Er., Nargius badius und anisotomoides, Cryptophagus spec., Ceutorrhynchus trimaculatus . V. Gegend von Karpenision (Aetolien). 23. — 30./V. 1. Umgebung von Karpenision (Städtchen am Südabhange des 2319 M. hohen Veluchi, Seehöhe 966 M.). Terrain a: Gebirgsbach bei Karpenision und steinige Hutweiden längs desselben; stellenweise Platanengebüsche im Bachbette. Nebria brevicollis F., Leistus rufomarginatus Duft., Tachypus flavipes L., Bembi- dium (Peryphus) fasciolatum var. coeruleum Serv., conforme Dej., ustulatum L., decorum Pz., (Synechostictus) elongatum Dej., Trechus 4-striatus Schaum, Calathus melanocephalus L ., Myas chalybaeus var., Zabrus incrassatus Germ., Ophonus azureus Fbr., cribricollis Dej. und puncticollis var. parallelus Dej., Harpalus attenuatus Steph., pygmaeus Dej., sulpliuripes Germ., dimidiatus Rossi, serripes Quens., Amara lucida Duft., Xantholinus flavipennis Berh. n. sp., Medon fusculus, Stenus longipes, Chilopora longitarsis, Oxytelus sculpturatus, Chrysomela vernalis var. Heeri, Opatrum verrucosum , Serica punctatissima, Trysibius graecus, Psallidium maxillosum var. (?), Lacon crenicollis . Terrain b: Südabhang des Veluchi (Tymphrestos), subalpine Region. Steile, steinige Berglehnen oberhalb Karpenision mit Stein- und Stachel- eichen (letztere vorherrschend), Carpinus duinensis und Juniperus bewachsen. Einzelne blühende Crataegus. Höher oben Bestände von Abies Apollinis (Apollotanne). Carabus graecus, Platyderus aetolicus Apf. n. sp., Calathus fuscipes Goeze, Zabrus incrassatus, Aristus obscurus Dej., Ophonus azureus und cribricollis, Harpalus saxicola Dej., sulphuripes , dimidiatus, Lebia humeralis , Licinus graecus Apf. n. sp., Dromius 4 signatus Dej., Brachynus explodens Duft, und crepitans L., Cymindis pindicola Apf. n. sp., Ocypus Brenskei Bttr., Quedius cruentus, Tachyporus macropterus, Hoplia nigrina Rttr. var., Hoplia spec., Rhizotrogus aestivus, Coraebus parvulus, Silesis terminatus, Card.io- phorus melampus (?), rufipes , Elater sanguineus , pomorum, elegantulus und nigrinus, Limonius parvulus, Cantharis lividus, obscurus, funebris var., marginiventris var. (?), longicollis, annularis , sudeticus, fuscus , Rhagonycha aetolica, pallida, viduata, (Armidia) signata, Malachius bipustulatas var. aetolicus Kiesw., geniculatus, carnif ex und dilaticornis , Apfelbeck. Beitrag- über eine entom. Forschungsreise nach der Türkei und Griechenland. Cyphon spec., Charopus docilis (?), Malthodes spec., Haplocnemus Kiesenwetteri, Dasytes nigrita Kiesw., Attalus dalmatinus, Helodes minuta et var. nigripennis (?), Amauronin picta Kiesw. (auf Tannen), Danncaea var. graeca, Gonodera Luperus und subaeneci Küst,., Omophlus longicornis Bertol., dispar Costa, betulae und pilicollis Menetr., Halosimus syriacus , Anthicus validicornis , Mordellistena abdominalis , Anaspis flava , Asclera san- guinicollis und coerulea , Gnaptor spinimanus , Helops Rossii Germ., (Nalassus) dryado- philus Muls. (?), Colpotus ruficornis Rttr., Pedinus oblongus und subdepressus, Dendarus messenias und Ingens Muls., Melolontha var. farinosa Krtz., Amphicoma Lasserei und vulpes, Phyllopertha arenaria Brülle, Otiorrhynchus ( Cryphiphorus) gemellatus , (Tournieria) ovalipennis und bisphaericus , Otiorrhynchus Jovis, Phyllobius pilicornis, incanus , breviatus Desbr., oblongus, aetolicus Apf. n. sp. und betulae var. aurifer, (Parascythropus) pinicola Kiesw. (sehr zahlreich auf Tannen), Auchmeresthes Kiesenwetteri , Polydrosus (Eudipnus) cocciferae , (Eustolus) armipes, viridicinctus , Hypoglyptus gracilis, Hypera (Pachypera) cyrta, Sparedrus testaceus, Rhynchites purpur eus, Anthribus fasciatus und tesselatus var. (?), Miarus campanulae (?), Magdalis aterrima , Nanophyes transversus, Bruchus ( Mylabris Geoffroy) variegatus, viciae, imbricornis , sertatus (?) und nanus, Pidonia lurida var. suturalis , Cortodera 4-guttata var. spinosula Muls., Allosterna tabacicolor , Anaglyptus mysticus var. hieroglyphicus, Callimoxys gracilis , Dorcadion septemlineatum var., Mori- mus asper, Gynandrophthalma tibialis , Cryptocephalus turcicus, Eupales ulema, Chry- somela orientalis, Adalia bipunctata var., obliterata et var., Harmonia 4-punctata et var., Exoliomus 4-pustulatus , Chilocorus bipustulatus et var., Lochmaea crataegi, Luperus aetolicus, Cetonia aurata. Terrain c: Südabhang und Rücken des Veluchi; alpine Region. Zahlreiche, mehr minder ausgedehnte Schneefelder. Cicindela campestris, Carabus convexus var. perplexus, Nebria aetolica Apf. n. sp., Leistus punctatus Rttr., Bembidium (Peryphus) dalmatinum Dej. und pindicum Apf. n. sp., Platyderus aetolicus Apf. n. sp., Colathus corax Rttr. in Gesellschaft des C. fuscipes Goeze, Poecilus Koyi Germ., Tapinopterus aetolicus Ganglb., Molops par- nassicola Kr., Omphreus aetolicus Apf. n. sp., Zabrus aetolus Schaum und rußpalpis Schaum, Ophonus signaticornis Duft., Harpalus tardus Pz., Amara pindica Apf. n. sp,, Cymindis axillaris und scapularis, Aptinus lugubris Schaum, Arpedium fratellum Rottbg. v. n. major Bernh. (am Rande der Schneefelder unter dem gefrornen Schnee), Tachyporus macropterus , Ocypus ophthalmicus und picipennis, Aclypea undata , Silpha obscura, L,udius (Selatosomus) amplicollis Germ, var., Chaetonyx robustus, Geotrupes vernalis (kleine, blaue Form) und (Thorectes) laevigatus var. pindicola Apf., Meloe proscar abaeus, Otiorrhynchus ligustici var., gemellatus, denigrator , longicornis Strl., (Tournieria) anatolicus, Brachycerus cinereus, Cleonus sulcirostris, Baris Bohemanni Schultze n. sp. (diese Mitth., Bd.Y, 1897, p. 499), Dendarus messenius, Pedinus aetolicus Apf. n. sp. und olympicus Kiesw., Helops ( Stenomax ) pindicus Apf. n. sp. und plani- vittis All. (?), Odocnemis tuberculatus, Dorcadion novemlineatum -Kr., Chrysomela vernalis var. Heeri , Timarcha parnassia, Galeruca rufa Germ, und Omophlus orien- talis Muls. 2. Oxyagebirge, an der Grenze von Aetolien und Phthiotis bei Gardikion, 1927 M. (26. bis 28./V.). Terrain a: Subalpine Region. Grasiges Weideterrain mit kleineren und grösseren Waldpartien (Abies Apollonis), nach Norden gegen Laspi auslaufender Rücken. 460 III. Naturwissenschaft. Cicindela campestris , Carabus Adonis Hampe, Nebrici brevicollis, Leistus punc- tatus, Bembidium dalmatinum, Trechus nigrinus Putz., Calathus corax Rttr. und fuscipes Goeze, Poecilus Koyi, Tapinopterus aetolicus Ganglb., Molops parnassicola Kr., Amara saphyrea Dej., ovata Fbr. ab. adamantina Kol., anthobia Villa und aenea Deg., Harpalus cteneus Fbr. et ab. confusus Dej., saxicola Dej., rubripes Duft., rufi- tarsis Duft., sulphuripes Germ, und serripes Quens., Helops (Stenomax) pindicus Apf. n. sp., Odocnemis punctatus All., Cymindis axillaris, scapularis und pindicola Apf. n. sp., Asida graeca All. var., Geotrupes (Thorectes) laevigatus var. pindicola Apf., Copris lunaris, Silplia obscura, Rhizotrogus aestivus, Melanotus niger, Melde, proscar abaeus var. simplicicornis und brevicollis , Morimus asper, Herophila tristis, Onthophagus furcatus. Terrain b: Alpine Region. Hauptstock des Oxyägebirges südlich von Gar- dikion. Grasiges, zum Theil steiniges Weideterrain, stellenweise Rothbuchenwald J) bis auf den Rücken; einzelne Schneefelder. Carabus convexus var. perplexus, Bembidium pindicum Apf. n. sp.. Tapinopterus aetolicus Ganglb., Zabrus aetolus Schaum, Amara aenea und pindica Apf. n. sp., Cymindis scapularis und pindicola Apf. n. sp., Ocypus aeneocephalus und picipennis, Quedius cinctus , Lesteva longelytrata, Atheta vicina, Aleochara nitida, Seminolus fa- sciatus, Curimus tauricus (?), Silplia obscura und Aclypea undata, Lithophilus spec.., Geotrupes vernalis, (Thorectes) laevigatus var. pindicola Apf., Onthophagus vacca var. medius Pz., lemur . amyntas und furcatus, Chrysomela var. Heeri , Ludius amplicollis var., Otiorrhynchus koracensis Stierl. (zahlreich), Minyops planicollis Strl., Alophus foraminosus, Brachycerus Pradieri Fairm., Cleonus ophthalmicus, Phyllobius aetolicus Apf. n. sp. (auf Rothbuchen), Phyllobius brevis var., Omopldus rugosicollis, Dorcadion minutum, Aphoclius luridus, Dendarus messenius, Pedinus aetolicus Apf. n. sp.. Cocci- nella septempunctata. VI. Umgebung ron Prevesa (Epirus). Terrain a: Olivenwald, am Rande Disteln und andere Unkräuter; Strasse zwischen Prevesa und Philippiades; Paliurus- Gebüsche (in Blüthe). Acinopus picipes Oliv., Ditomus tricuspidatus Fbr., Chlaenius nitidulus, Silpha orientalis, Potosia ßoricola Hbst. und angustata Germ., Anisoplia pubipennis und flavi- pennis, Julodis Ehrenbergi, Coraebus violaceus , Cardiopliorus rußcrus, Agriotes nitidicollis, Synaptus filiformis, Athous vittatus x ar., Rhagonycha fulva, Dasytes striatulus, Gonodera graeca Seidl, n. sp., Trichodes apiarius, Opilo taeniatus, Tillus transversalis (auf Cardonen, Cynara cardunculus ), Cerocoma Mühlfeldi, Zonabris variabilis Pallas und ßoralis var. spartii Germ., Lixus cardui, Larinus latus, cynarae Fbr., carinirostris Gyllh., turbinatus und scolymi ,1 2) Bangasternus planifrons Brülle, Clytlira novempunctata, Rhopalopus clavipes, Pedinus quadratus und oblongus, Helops Rossii Germ., Opatrum rusticum Olv. Terrain b: Salzsumpf bei Prevesa. Siagona depressa Fabr.3) (europaea Dej., Oberleitneri Dej.), Pogonus riparius Dej. und reticulatus Schaum, Anisodactylus (Hexatrichus Tschit.)4) poeciloides Steph., 1) Wegen strömenden Regens und auch tagelangen vorherigen Regens war das Sammeln im Walde erfolglos und lieferte nur das Umwenden von Steinen in der Nähe der Schneefelder ziemlich reiche Ausbeute. *) Zu Tausenden, aber nur auf Cynara cardunculus, während Larinus latus auf anderen hohen Disteln sass und um selbe in der Sonnenhitze flog. 3) Fabricius 1798; europaea Dej. 1826 (vgl. Bedel, Cat. rais. des col. du Nord de l’Afrique, p. 109). 4) Ygl. Tschitsch , Bull. Soc. ent. Fr. 1898, 138. Apfelbeck. Beitrag über eine entom. Forschungsreise nach der Türkei und Griechenland. 461 Amcira tricuspidata Dej., Pedinus simplex Seidl, n. sp. (Tenebr. 1895, p. 371), Pachne- phorus cylindricus Luc. und aspericollis Fairm., Clirysomela orientalis, menthastri var. und orichalcia, Hydrothassa flavocincta Brülle, Sphaeroderma rubidum , Polydrosus ( Leucodrosus ) tibialis, Ceutorrhynchus apicalis Gyllh., Cleonus albicans Gyllh. (?), Hister 4-maculatus, Stenus binotatus , Ocypus similis. YII. Umgebung von Janina (Epirus). 1. Nähere Umgebung von Janina. Seeufer. S. W. Abhänge des Micikeligebirges. Wiesen an der Strasse gegen Emin Aga-Han. Localität a: Steiniges Weideterrain bei Perama am Fusse des Micikeligebirges mit Phlomis-Gehüschen, Sambucus und Disteln bewachsen. Homaloplia marginata , Haplidia transversa , Dendarus messenius und caelatus, Opatrum, verrucosum , Pedinus helopioides, Stenosis orientalis , Gnathosia vicina Sol. (?), Otiorrhynchus lugens, Copris hispanus, Larinus latus , costirostris, sturnus, rusticanus und syriacus, Cionus hortulanus und Olivieri, Alphitobius gracilipes, Corticaria elongata, Cardiophorus ruficrus und cinereus, Trichodes favarius, Podonta spec., Zonabris variabilis , Capnodis tenebricosa, Chrysomela orientalis, Geotrupes ( Thorectes ) laevigatus, Gonodera graeca Seidl n. sp., Omophlus betulae, Gymnetron tetrum ab. plagiellum Gyllh., Luciola mingrelica, Rhagonycha fulva, Malachius dilaticornis, Aphyctus mega- cephalus, Xantholinus rußpennis, Quedius ochripennis var. nigrocoeruleus, Oc.ypus similis , Hylotrupes bajulus, Agapanthia angusticollis , Lixus algirus, Phyllobrotica adusta, Oedemera podagrarie und flavipes, Sitones Immer alis. Localität b: Seeufer bei Perama; zum Theil überschwemmte Felder; Weiden- baumallee. Dyschirius globosus, Clivina fossor, Zabrus incrassatus, Aristus clypeatus, Ophonus (Pseudophonus) pubescens, Harpalus distinguendus und dimidiatus, Anisodactylus bino- tatus Fbr., Diachromus germanus, Acupalpus dorsalis, Amara fulvipes, Brachynus explodens, Pärnus spec., Plagiodera versicolora, Drasterius bimaculatus, Aromia nioschata, Chrysomela polita, Sphenophorus piceus, Agriotes lineatus, Gynandrophthalma salicina; Bostrychus ( Apate ) capucinus. Im Wasser und an Wasserpflanzen: Peltodytes caesus, Laccophilus variegatus, Hygrotus inaequalis , Hydrovatus cuspidatus , Noterus sparsus, Helophorus griseus, Helo- chares subcompressus, Tanysphyrus lennae, Hydronomus alismatis, Bagous subcarinatus Bris. und frit Gyllh. Localität c: Wiesen an der Strasse gegen Emin Aga-Han (ca. 10 Km. von Janina). Phyllopertha arenaria, Amphicoma vulpes ab. scutellata Brülle, Anisoplia pubi- pennis, Haptomerus lepidus, Polydrosus (Leucodrosus) tibialis, Mylabris (Bruchus) murinus , Leptura livida, Psilothrix nobilis, Dolicliosoma linearis var , Hypera pedestris und (Pachypera) cyrta, Ceutorrhynchidius troglodytes, Rhagonycha fulva, Anthrenus verbasci et var., Cassida subferruginea, inquinata und graeca , Olibrus spec., Mycterus tibialis Küst., Anaspis spec., Chaetocnema confusa (?), Scymnus Apetzi. 2. Berglehnen bei Chani Driskos 4x/2 Reitstunden von Janina nach Osten, D/2 Stunden vom Artinosflusse (11. und 12. /VI.). Terrain: Lehmige Nordostlehne mit Haselgesträuch und Steineichen bewachsen; steinige, trockene Südwestlehne mit mediterranen Gesträuchern, vor- 462 III. Naturwissenschaft. wiegend Quercus coccifera und lanuginosa , Carpinus duinensis, Phillyrea media und Juniperus. Die Lehnen durch einen tief eingeschnittenen Gebirgsbach getrennt. Nebria Hemprichi, Omophron limbatus, Bembidion (Peryphus) grandipenne Schaum, dalmatinum Dej., praeustum Dej., brunnicorne Dej., fasciolatum var. coeruleum Dej. und aetolicum Apf. n. sp., Tachys 6-striatus Duft., Trechus quadristriatus und subnotatus, Bedelius circumseptus, Platynus dorsalis , Olisthopus glabricollis, Lagarus vernalis, Pterostichus melas, Amara saphyrea Dej., Zabrus incrassatus, Ophonus graecus Apf. n. sp., azureus und cribricollis Dej., ( Parophonus ) maculicornis , ( Pseudo - phonus) pubescens, Harpalus aeneus et ab. confusus, saxicola Dej., distinguendus, pyg- maeus , attenuatus, sulphuripes , dimidiatus, taciturnus Dej., serripes, ßavicornis und anxius, Amara aenea , Lebia Immer alis , Chlaenius vestitus und chrysocephalus Rossi, Dromius linearis und nigriventris Thorns., Brachynus explodens Duft., psophia Serv., crepitans L. und incertus Brülle, Philonthus varius var. nitidicollis , Paederus sanguini- collis, Agabus nitidus (am Bachufer unter Steinen), Brachypterus unicolor und urticae, Airaphilus var. ruthenus, Scarabaeus variolosus, Gymnopleurus cantharus , Capnodis tenebricosa, Agrilus spec., Drasterius bimaculatus , Hypnoidus alysidotus und minutissi- mus, Cardiophorus grammineus und discicollis, Limonius parvulus, Melanotus brunnipes und crassicollis var. (?), Athous spalatrensis Rttr. n. sp., Silesis terminatus , Synaptus filiformis , Adrastus spec., Cantharis lividus ab. dispar., Rhagonycha signata , fuscicornis Oliv., viduata, Danacaea graeca und insularis Schilsky n. sp., Xylopertha sinuata, Trichodes favarius, Haplocnemus caelatus (?), Ptinus Frivaldskyi Rttr. und monstro- sitarsis Pic var., Pedinus quadratus, subdepressus und helopioides, Gnaptor spinimanus, Gonocephalum pusillum, Opatrum verrucosum , Helops (Odocnemis) tuberculatus, Omophlus betulae und curvipes, Cteniopus punctatissimus Kiesw., Gonoder a graeca Seidl, n. sp., (Isomira) antennata Panz. var. tristicula Rttr., Podonta morio Kiesw., Lagria hirta. Scraptia bifoveolata , Asclera coerulea , Oedemera flavipes, Anaspis varians und rußcollis , Anthicus validicornis , Otiorrhynchus epiroticus Apf. n. sp. und ( Tournieria ) ovalipennis var. (?), Phyllobius breviatus Desbr., argentatus, betulae ab. aurifer , pictus, montanus, incanus , Polydrosus armipes, cocciferae und dodoneus Apf. n. sp., Balaninus turbatus , Magdalis cerasi, Sphenophorus piceus, Nanophyes transversus , Rhynchites praeustus var. luridus und purpureus, Leptura septempunctata, Clytus rhamni var., Phytoecia virescens, Herophila tristis, Neordocadion bilineatum , Lachnaea orientalis , Pachybrachys limbatus et ab. ater Ws., Gynandrophthalma Brucki Pic, aurita und tibialis , Cryptocephalus flavipes und bistripunctatus Germ. var. postice-institutus Pic, Luperus aetolicus, Podagrica chrysomelina Wahl, (teste Rtt.), Exohomus 4-pustulatus et ab. ibericus , Scymnus Apetzi, rubromaculatus und minimus. 3. Dorf Prosgoli am Peristerigebirge. Terrain: Steinige Hutweiden, einzelne kleine Weingärten und Felder, Wald- parzellen von Kermeseichen.1) Gebirgsbach mit Weidengebüsch. Procrustes coriaceus var. rugosus-Cerisyi , Bembidium dalmatinum und praeustum, Trechus subnotatus, Calathus fuscipes , Zabrus incrassatus , Harpalus atratus , dimidiatus, serripes und taciturnus, Amara lucida, Helops Rosii, Licinus graecus Apf. n. sp., x) Ich habe diese Eichenart bei Constantinopel und in verschiedenen Gegenden Griechenlands ge- troffen, aber überall nur strauchartig. Oberhalb und unterhalb des Dorfes Prosgoli bildet sie grössere Waldparcellen und ist hier zu stattlichen, hohen Bäumen von beiläufig 30 bis 40 Cm. Dicke entwickelt. Apfelbeck. Beitrag- über eine entom. Forschungsreise nach der Türkei und Griechenland. 463 Cymindis axillaris, Anthonomus spilotus var. (?), Cryptocephalus fiavipes, turcicus, androgyne (?), Gynandrophthalma tibialis, Omophlus curvipes und dieselben Phyllobius- und Polydrosus- Arten (auf Quercus coccifera ) wie bei Chani Driskos. Auf Weiden beim Bache: Phyllodecta vulgatissima und Lina tremulae. In einem Wassertümpel bei einer Quelle: Agabus Solieri, Hydroporus fuscipennis (?) und tesselatus , Helophorus aquaticus, Milleri und obscurus und Helochares lividus. Unter Ameisen an Eichenstämmen ( Quercus coccifera): Myrmidonia ruficollis, Ingens und Hampei, Homoeusa paradoxa und Tachyporus nitidulus ( nigrino ) und Cyrtoscydmus (Stenichnus) corcyreus Rttr. UnterSteinen: Quedius cinctus, cruentus , var. nigrocoeruleus und humeralis, Stenns canescens und Ocypus (Tasgius) pedator. 4. Peristeri (2295 M.), alpine Region (Nordseite). Terrain: Grasflächen, steinige Abhänge, theilweise mit Geröll; kleinere und grössere Schneefelder, der Gipfel nur an sehr abschüssigen Stellen schneefrei. Notiophilus aquaticus, Carabus convexus var. perplexus, Ixistus punctatus Rttr., Nebria peristerica Apf. n. sp., Bembidium (Peryphus) dalmatinum Dej., pindicum Apf. n. sp. (in Gesellschaft des Vorigen und des Testediolum turcicum ), Trechus qua- dristriatus und nigrinus, Calathus glabricollis Dej., fuscipes und melanocephalus, Poecilus Koyi, Pterostichus corax Ganglb., Tapinopterus peristericus Apf. n. sp. und extensus Dej., Molops peristericus Apf. n. sp., Zabrus peristericus Apf. n. sp., Ophonus cribricollis Dej., Harpalus aeneus x) und saxicola Dej., Amara aenea, pindica Apf. n. sp., curta Dej., (Percosia) equestris Duft., (Bradytus) apricaria Payk. und (Cyrtonotus) aulica , Licinus graecus Apf. n. sp., Cymindis scapularis und pindicola Apf. n. sp., Aptinus mutilatus var. acutangulus Chaud., Helophorus glacialis und obscurus, Agabus nitidus, nigricollis und nebulosus und Hydroporus planus (in kleinen, vom Schneewasser gebildeten Wassertümpeln am Rande der Schneefelder); Tachinus Bonvouloiri, Stenus subaeneus, Atheta vicina, Geostiba turcica Bernh., Philonthus debilis und nigritulus , Aleochara nitida, Tachyporus nitidulus und macropterus, Sunius uniformis, Quedius punctatellus Heer und cruentus, Lesteva longelytrata, Silpha obscura, Aclypea undata, Onthophagus vacca var. medius Pz. und furcatus, Aphodius flavipennis und merdarius, Lithophilus halawrytus var. (?), Ludius (Selatosomus) amplicollis, Geotrupes vernalis, Pedinus balcanicus Apf. n. sp. und peristericus Apf. n. sp., Dendarus messenius , Helops ( Stenomax ) pindicus Apf. n. sp., Omophlus armillatus und dispar Costa, Otiorrhynchus polycoccus Gyllh. und peristericus Apf. n. sp. und (Cryphipliorus) molytoides Rttr. n. sp.,2) Trisybius graecus, Cleonus grammineus und sulcirostris (piger), Chrysomela cerealis var. mixta und orientalis, Dorcadion femoratum Brülle und septemlineatum var., Dorcatypus tristis. 5. Emin Aga-Han, 24 Km. von Janina, an der Strasse Janina-Philippiades (Mittagsrast). Terrain: Gebirgsbach mit Platanen. Bembidium (Peryphus) fasciolatum var. coeruleum Serv., ustulatum , dalmatinum Dej. (sehr zahlreich), hypocrita Dej. und praeustum Dej., Lathrobium multipunctatum var. striatopunctatum, Stenus longipes und maculiger. -1) Mehrere intensiv blau gefärbte Exemplare. 2) Wiener entom. Ztg. 1901, I. und II. H., p. 24. 464 III. Naturwissenschaft. Beschreibungen der neuen Arten (n. sp.).1) 16. Pedinus aetolicus Apf. n. sp. Dem P. oblongus zunächst stehend und sehr ähnlich, von demselben im männlichen Geschlechte durch den Mangel des gelben Haarbüschels auf der Hinterseite der Mitteltibien (in der Nähe der Basis), kürzere, deutlicher ge- krümmte Hinterschienen und den Mangel des kleinen zahnförmigen Vorsprunges derselben (innen nahe der Basis), dichteren und gegen die Spitze an Länge zunehmenden Haarbesatz der Hintertibien, an der Innenkante tiefer aus- gerandete Vordertibien, durchschnittlich geringere Grösse, kürzere Flügeldecken und gröbere, an den Seiten zu Längsrunzeln neigende Punktirung des Hals- schildes differirend. Der Haarbesatz der Hintertibien nimmt bei P. aetolicus cf von der Basis bis zur Spitze allmälig und auffallend zu, so dass derselbe an der Spitze mehr als doppelt so lang ist als an der Basis. P. aetolicus 9 ist von P. oblongus 9 durch durchschnittlich geringere Grösse, schmälere Gestalt, etwas kürzere Flügeldecken und schmäleren, nach hinten weniger gerundet erweiterten, die Flügeldeckenbreite an der Basis nicht überragenden Halsschild und die gröbere, an den Seiten dt zu Längsrunzeln neigende Punktirung desselben zu unterscheiden. Infolge des Mangels des Haarbüschels auf der Hinterseite der Mitteltibien und des Mangels des zahn- förmigen Vorsprunges innen nahe der Basis der Hintertibien ist P. aetolicus dem P. siculus Seidl. (Tenebrionid., Ins. Deutschi. , V. Bd., 1893, ps 367) nahe- stehend, von diesem jedoch durch den von der Basis zur Spitze an Länge zunehmenden Haarbesatz der Hintertibien des cf, breitere Flügeldecken und flacheren, an den Seiten, namentlich vorne, viel weniger gerundet erweiterten Halsschild2) differirend. Lg. 8 0 — 9'0 Mm. In den Hochgebirgen Aetoliens bis in die Schneeregion; mit P. oblongus. Korax — Leonis 1899, Oxyä und Veluchi — Apf. 1900. 17. Pedinus peristericus Apf. n. sp. Dem P. aetolicus sehr nahestehend, von demselben durch geringere Grösse, wesentlich kürzere, gedrungenere und gewölbtere Gestalt, vor der Basis brei- teren, nach vorne stärker verengten Halsschild, gewölbtere, kürzere, nach hinten weniger verengte Flügeldecken, schon von der Basis an gleichmässig und stärker gebogene, gleichmässig lang behaarte Hinterschienen des cf und am Innenrande nicht ausgerandete Vorderschienen des cf differirend. In der gleichmässigen Behaarung der Hintertibien des cf mit P. siculus übereinstimmend, diesem aber infolge der kurzen, fast gleich breiten Gestalt und der geringen Grösse ganz unähnlich und auch noch durch die an der Innenkante nicht ausgerandeten Vordertibien etc. differirend. Lg. 7 — 8 Mm. Hochalpin am Pei'isteri bei Janina (Epirus). Apf. 1900. Die Beschreibungen der 15 neuen Carahidae (Trechus byzantinus, Bembidium pindicum und aetolicum, Nebria aetolica und peristerica, Omplireus aetolicus, Platyderus aetolicus, Tapinopterus peristericus, Molops byzanlinus und peristericus, Optionus Krueperi, Amara pindica, Zabrus peristericus, Licinus graecus und Cymindis pindicola) finden sich im I. Bd. meiner „Coleopteren-Fauna der Balkanhalbinsel“, welcher vor- aussichtlich im Jahre 1902 erscheinen wird. 2) Bei P. siculus ist der Halsschild wesentlich stärker gewölbt und auffallend breiter als die Flügel- decken. Apfelbeck. Beitrag über eine entom. Forschungsreise nach der Türkei und Griechenland. 465 18. Pedinus balcanicus Apf. n. sp. Habituell am meisten dem P. fallax und Ulrichii Seidl. (Ins. Deutschi., Tenebrionid. 1893, p. 371) ähnlich, von beiden jedoch im männlichen Geschlechte durch ganz anderen Bau der Mittel- und Hintertibien und der Hinterschenkel, die Behaarung der Hintertibien, an der Aussenseite viel länger wie am Innen- rande gefranste Vordertarsen, breitere, nach hinten weniger verengte Gestalt, namentlich breiteren und gewölbteren Halsschild und gegenüber P. fallax auch noch ausserdem durch wesentlich feinere Punktirung differirend. cf Mitteltibien: aussen scharfkantig, stark winkelig erweitert, innen an der Spitze mit einer lappenartigen, durchscheinenden, scharfkantigen Erweiterung, die durch eine Aushöhlung der Schiene an dieser Stelle gebildet ist; Hinterseite (nahe der Basis) ohne Haarbüschel, tief gefurcht und in der Mitte mit hohem, scharfem Kiel. Hintertibien: deutlich gekrümmt, vom ersten Drittel an stark verbreitert, innen im basalen Drittel dicht (rauh) punktirt und hier mit Haarbesatz, die apicalen zwei Drittel flachgedrückt, unbehaart, stark glänzend und mit sehr zerstreuten Punkten versehen; innere Kante doppelt (2 mal) ausgerandet, wo- durch beiläufig in einem Drittel der Länge eine winkelige Erweiterung entsteht. Hinter Schenkel: zur Spitze etwas verbreitert und an der Spitze mit zahnförmigem Winkel abgeschrägt.1) Abdomen: erstes oder auch zweites Segment in der Mitte mit Bürstenfleck. cf 9 Halsschild wie bei P. fallax geformt, erst von der Mitte an nach vorne verengt, auf der Scheibe fein und wenig dicht punktirt, an den Seiten die Punkte viel gröber, länglich, theilweise zu Längsrunzeln zusammenfliessend, im Ganzen aber viel feiner als bei fallax; Flügeldecken nur etwas feiner als bei diesem gestreift und punktirt. Lg. 9’5 — ll'O Mm. Am Peristeri bei Janina von mir in einigen Exemplaren entdeckt und einige Monate später auch auf der Hochebene von Glasinac (Südost-Bosnien) in beiden Geschlechtern aufgefunden. Diese Art dürfte somit auf der Balkan- halbinsel, zumindest auf der westlichen Seite weit verbreitet sein. Die bosnischen Exemplare stimmen mit jenen vom Peristeri vollkommen überein. 19. Helops (Stenomax) pindicus Apf. n. sp. Dem P[. ( Odocnemis ) punctatu.s täuschend ähnlich, von demselben im männlichen Geschlechte durch die innen nicht gezähnelten Vordertibien und kürzere Fühler, in beiden Geschlechtern durch gewölbtere, gedrungenere Ge- stalt, wesentlich gewölbteren Halsschild und — namentlich beim $ — gewölbtere Flügeldecken und den Mangel von Tuberkeln auf den Zwischenräumen der Flügeldecken differirend. Auch dem II. (Odocnemis) badius und exaratus 2) ähnlich, von beiden durch die beim cf innen nicht gezähnelten Vorderschienen, von badius, dem er in der Gestalt sehr ähnlich ist, durch den hinten nicht aufgebogenen, an der Spitze nicht verdickten und nicht über den Nahtwinkel hinausragenden Seitenrand der Flügeldecken und einfach, gemeinsam verrundete Spitze derselben, sowie beim cf in der Mitte nicht flach gehöckertes und nicht bürstenartig behaartes b Bei P. fallax gegen die Spitze verschmälert und an der Spitze verrundet abgeschrägt. 2) H. badius und exaratus gehören infolge der beim innen gezähnelten Vordertibien in die Unter- gattung Odocnemis. Vgl. Seidlitz, Ins. Deutschi., Bd. V, Tenebrionid., 1895, p. 697, 722, 724 und 726. Band VIII. 30 466 III. Naturwissenschaft. erstes Abdominalsegment; von H. exaratus durch gewölbtere Gestalt, stärker herzförmigen, hinter der Mitte viel stärker ausgeschweiften, dichter punktirten Halsschild differirend. H. pindicus variirt erheblich in der Dichte und Stärke der Punktirung, namentlich des Halsschildes. In den Hochgebirgen von Aetolien (Oxyä, Veluchi) und Epirus (Peristeri) subalpin und alpin, unter Steinen. Apf. 1900. 20. Laena byzantina Apf. n. sp. (? piligera Ws. var.). Von L. piligera Ws. (Verhandl. des naturf. Ver. Brünn, XVI, 1877, ed. 1878, p. 235) nach der Beschreibung x) (1. c.) durch weitläufigere Punktirung des Kopfes, dickeres letztes Fühlerglied und weniger konisch, hinten ± gerundet verengten Halsschild differirend. Belgrader Wald bei Constantinopel (Apf. 1900). 21. Otiorrhynchus epiroticus Apf. n. sp. In die Gruppe des O. longipennis Strl. und graecus Strl. gehörig, von beiden schon durch die auffallend dicken und kurzen Fühler sehr verschieden. Schwarz, glänzend; Augen flach, Rüssel dick, wenig länger als der Kopf, tief gefurcht, gegen die Spitze mit feinem Kiel; Fühler kurz und dick, der Schaft etwas gebogen, zweites Geisselglied etwa um ein Viertel oder ein Drittel länger als das erste, Glied 3 etwas länger als breit, Glied 4 und 5 etwas breiter als lang, fast kugelig, 6 und 7 kaum länger als breit, die Keule mässig lang; Halsschild fast so lang als breit, vor der Mitte am breitesten, grob gekörnt, die Körner auf der Scheibe abgeflacht und grösser, mit feinen, borstenartigen Haaren be- kleidet; Flügeldecken länglich eiförmig, an den Seiten wenig erweitert, fast wie bei O. longipennis* 2) geformt, mit sehr tiefen und grossen Punktreihen, die Zwischenräume nicht oder kaum breiter als diese, mit groben, abgeflachten Körnern und undichten Reihen weisser Börstchen besetzt; Beine mässig dick, alle Schenkel mit kleinem, spitzen Zahn, die Schienen gerade, Tarsen pech- braun. Lg. 8'0 (cf) — 10’0 ($) Mm. cf Metasternum und erstes Abdominalsegment zerstreut gekörnt und run- zelig, die übrigen Abdominalsegmente mit groben, grübchenförmigen, dicht- gestellten Punkten und einzeln, fein behaart; Schienen an der Innenkante ge- zähnelt (mit kleinen, vorstehenden Körnern versehen); Analsegment eben, ohne Auszeichnung, wie beim 9. 9 Metasternum und erstes Abdominalsegment mit groben, zerstreuten Punkten, die übrigen Segmente wie beim cf. Bei Janina (Chani Driskos) von mir 1900 gesammelt. 22. Otiorrhynchus peristericus Apf. n. sp. In die Gruppe des O. affaber Fairm. gehörig und anscheinend mit O. sub- depressus Strl. am nächsten verwandt, von diesem schon durch den gefurchten Rüssel, punktirte Zwischenräume der Flügeldecken und an den Seiten der- selben nicht verkürzte, nicht schuppenartige, sondern überall gleichartig haar- förmige Börstchen sehr erheblich differirend. v) Es war mir nicht möglich, das typische Exemplar von L. piligera Ws. vergleichen zu können. 2) In den Sammlungen finden sich als O. longipennis verschiedene griechische und kleinasiatische Arten ( graecus , peregrinus u. a.). Der echte O. longipennis — aus Dalmatien beschrieben • — kommt in Griechenland wohl kaum vor. O. longipennis sammelte ich wiederholt auf Gesträuch im südlichen Dal- matien und den angrenzenden Theilen der Hercegovina. Apfel b eck. Beitrag über eine entom. Forschungsreise nach der Türkei und Griechenland. 467 Schwarz, glänzend; flach; Kopf kräftig punktirt, Augen flach, sehr wenig vorragend, Rüssel etwas länger als der Kopf, tief gefurcht, an der Spitze mit kurzem, feinem Kiel; Fühler röthlich-pechbraun, kräftig, mässig lang, der Schaft ziemlich dick, gerade, grob und rauh punktirt, zweites Geisselglied etwas länger als das erste, das dritte kaum länger als breit, die äusseren schwach quer, kugelig, fast breiter als lang, Keule kräftig, ziemlich dick; Halsschild fast so lang als breit, oben abgeflacht, auf der Scheibe mit zerstreuten, sehr groben und tiefen, dazwischen einzelnen feinen Punkten versehen, die Seiten ziemlich grob und dicht gekörnt, mit borstenähnlichen weissen Haaren spärlich bekleidet; Flügeldecken länglich-eiförmig (etwas kürzer als bei 0. affaber), oben abgeflacht, mit Reihen sehr tiefer, grosser Punkte, die Zwischenräume flach, nicht breiter als die Punktstreifen, mit einer regelmässigen Reihe ziemlich tiefer, grober Punkte, welche in regelmässigen Intervallen aufeinanderfolgen; aus jedem solchen Punkte entspringt eine dünne, weisse, haarförmige, aufstehende Borste. Beine schwarz, ziemlich schlank, alle Schenkel ohne Zahn, Schienen gerade, hell behaart; Tarsen und Spitze der Schienen röthlich-pechbraun; Tarsen kurz, zweites Glied nicht länger als breit, etwas verdickt. Lg. 6-25 Mm. Am Peristeri bei Janina (Epirus) von mir 1900 entdeckt. 23. Ptochus albanicus Apf. n. sp. Ausgezeichnet durch sehr prominente Augen und infolge dessen sehr breiten, die grösste Halsschildbi’eite erreichenden Kopf, kugelige, hochgewölbte Flügel- decken und den Mangel deutlicher, aufstehender Bürstchen auf denselben, welche durch anliegende Härchen ei’setzt sind. Schwarz, grünlichweiss beschuppt; Kopf mit halbliegenden, nach hinten gerichteten, haarförmigen Börstchen; Rüssel nicht höher als lang; Stirn kaum gewölbt, Augen sehr stark vorragend, fast halbkugelförmig; Halsschild quer, viel breiter als lang, nach vorne viel stärker als nach hinten verengt, mit nach vorne gerichteten, halbliegenden, haarförmigen, weissen Börstchen; Flügeldecken fast kugelig, hochgewölbt, mit ziemlich kräftigen Punktstreifen, die Punkte in denselben dicht gestellt, zwischen den Schuppen mit feinen, liegenden Här- chen, zwei Flecken auf jeder Flügeldecke über den zweiten, dritten und vierten Zwischenraum, der eine vor, der andere hinter der Mitte, unbeschuppt, aber undicht, fein, anliegend, bräunlichgelb behaart; Fühler gelbbraun, der Schaft stark gebogen, erstes und zweites Geisselglied deutlich, das dritte wenig länger als breit, die äusseren kaum oder nicht länger als breit; Schenkel schwarz, ungezähnt, die Spitze derselben, die Schienen und Tarsen röthlich-gelbbraun ; Klauen an der Basis verwachsen. Lg. 30 — 3-5 Mm. — Janina, Apf. 1900. 24. Phyllobius aetolicus Apf. n. sp. Mit Ph. Achardi Desbr. (Abeille, Tom. XI, p. 675) am nächsten verwandt, demselben täuschend ähnlich, durch die sehr deutlich, ziemlich lang behaarten Flügeldecken (welche bei Ph. Achardi unbehaart sind), weniger spitz bedornte (gezähnte) Mittel- und Hinterschenkel und längeres zweites Tarsenglied specifisch verschieden. Von Ph. maculicornis, dem er ebenfalls sehr ähnlich ist, durch wesentlich längere und dichtere, bis zur Basis gleichmässig vertheilte Behaarung der Flügeldecken und wesentlich längere Fühler, namentlich längeren, die Basis des Halsschildes um ein Bedeutendes überragenden Fühlerschaft, viel längere und gestrecktere Geisselglieder und längere, gestrecktere Tarsen differirend und bestimmt specifisch verschieden. 30* 468 III. Naturwissenschaft. cf Drittes Geisselglied fast so lang als das erste, zweites Geisselglied fast um die Hälfte länger als das erste, die äusseren Geisselglieder (4 — 7) ge- streckt, deutlich länger als breit, nur das vierte etwas kürzer und gedrun- gener als die übrigen. 9 Drittes Geisselglied kürzer als das erste, zweites nur um ein Drittel länger als das erste. [Bei Ph. maculicornis ist das erste und zweite Geisselglied an Länge kaum verschieden, das erste Geisselglied doppelt so lang als das dritte, die äusseren (4 — 7) gedrungen, so lang als breit.] Behaarung weisslich, halbliegend; Zähnung der Schenkel wie bei Ph. ma- culicornis. Beine schwarz, Schenkel und theilweise auch die Schienen grün beschuppt. Lg. 6 0 — 7 0 Mm. Aetolien. Bei Karpenisi und auf der Oxyä auf Rothbuchen von mir in Mehrzahl gesammelt. 25. Polydrosus (s. str.) Dodoneus x) Apf. n. sp. Dem P.fasciatus Möll. zunächststehend, durch ziemlich einfarbige, schmutzig graubraune Färbung, viel dichtere Beschuppung, grob beborsteten Kopf und Rüssel, vorne stärker eingeschnürten, hinter der Mitte an den Seiten nicht ein- gedrückten Halsschild, die sehr deutlichen Borstenreihen der Flügeldecken und grob beborstete Beine differirend und leicht kenntlich. Schmutzig graubraun, dicht beschuppt, mit stellenweise etwas lichteren, verschwommenen Flecken und Binden; Fühler und Beine röthlich; Rüssel eben und wie der Vorderkopf mit groben, gegen die Spitze verdickten Borsten bekleidet; Halsschild am Vorder- rande beborstet, vorne ziemlich stark quer ein geschnürt, hinter der Mitte ohne Eindrücke an den Seiten, die Beschuppung an den Seiten heller; Flügeldecken wesentlich feiner in Streifen punktirt als bei P. fasciatus und sehr dicht be- schuppt, die Zwischenräume mit einer Reihe heller, deutlicher, aufstehender Börstchen, welche gegen die Spitze der Flügeldecken an Länge zunehmen. Fühler wie bei P. fasciatus gebaut. Beine ± dicht beschuppt, die Schienen mit borstenartigen Haaren bekleidet. Alle Schenkel ohne Zahn, c? Hinter- schienen aussen an der Spitze länger beborstet. Lg. 4-0 (cf) bis 6-0 ($) Mm. Ein Pärchen (in copula) wurde von mir bei Chani Driskos bei Janina (Epirus) auf Haselgebüsch gesammelt. Beobachtungen und Notizen. ConstantinopeL a) Vorkommen ostpontischer (kaukasischer) Formen: Anchonidium ulcerosum , Laena piligera Ws. (var. byzantina Apf.). b) Vorkommen kleinasiatischer und syrischer Arten: Pedinus Kiesenwetteri Seidl., Opatrum rugulosum Küst., Blaps robusta Menetr., Pärnus puberulus Reiche (Syria, Jordan; cf. Reiche et Saulcy, Coleopt. nouv. ou peu connus, Paris 1855 — 1858, p. 100); Cryptocephalus Möhringi Ws. (?), Omophlus syriacus Muls. (var. varicolor Kirsch.). ]) „Dorlona“, von den Griechen besonders verehrtes, in die Anfänge des Hellenenthums zurück- führendes Heiligtlmm und Orakel des Zeus bei Janina. Apfelbeck. Beitrag über eine entom. Forschungsreise nach der Türkei und Griechenland. 469 Griechenland und Epirus. Hochgebirge von Aetolien (Oxyd und Veluchi) und Epirus (Peristeri). 1. Viele mitteleuropäische (und auch südeuropäische), der Ebene und dem Mittelgebirge angehörige Arten finden sich in der alpinen Region der Hochgebirge von Aetolien, namentlich in der Nähe der Schneefelder; unter anderen: Cleonus pig er (sulciro- stris), Leistus spinibarbis (var. punctat.us Rttr.), Bembidium dalmatinum, Calathus fus- cipes , Poecilus Koyi, Ophonus signaticornis , Harpalus tardus Pz., Aclypea undata, Silpha obscura , Chaetonyx robustus (Südeuropäer), Meloe proscarabaeus, Otiorrhynchus ligustici, Chrysomela cerealis var., orientalis und vernalis var., Galeruca rufa , Amara aenea , mehrere mitteleuropäische Onthophagus- und Aphodlus- Arten, Trechus 4-striatus und nigrinus , Ophonus azureus und cribricollis , Agabus nitidus , nigricollis und nebulosus , sowie Hydroporus planus (am Rande der Schneefelder), Stenus subaeneus und andere Staphylinidae (vgl. Excursionsergebnisse auf Oxya, Veluchi und Peristeri, alpine Region); 2. Mehrere sonst auf Laubhölzern lebende Pliyllobius-Arten finden sich auch in der alpinen Region, zahlreich auf Gras herumkriechend (Pliyllobius montanus , brevis). 3. Abnahme der Carabus- Arten. In den Hochgebirgen von Aetolien und bezie- hungsweise Epirus leben nur noch fünf Carabus- Arten : (Procrustes) rugosus-foudrasi , Carab. convexus (var. perplexus) , hortensis (var. Pressli ), graecus und Adonis. Carabus montivagus , welcher noch in den Gebirgen Montenegros (als var. sutori- nensis Rttr.) vorkommt, scheint am Peristeri schon zu fehlen. 4. Zur Charakteristik der Fauna des Peristerigebirges: In diesem Gebirge finden sich noch viele Arten, welche bisher nur aus den Hochgebirgen Aetoliens (Korax) be- kannt waren, z. B. Pterostichus korax Ganglb., Calathus korax Rttr., Carabus convexus var. perplexus, Nebria Hemprichi u. a.). — Andererseits treten im Peristerigebirge schon verhältnissmässig viele mehr minder stark differenzirte Arten auf, welche diesem Gebirge wahrscheinlich endemisch1) angehören, und wieder solche, welche eine grössere Anlehnung an die mitteleuropäische als an die griechische Fauna bekunden. Eine solche Anlehnung nach Norden zeigt namentlich das Vorkommen des bis Krain reichenden Calathus glabricollis am Peristeri, welche Art in den südlicheren Theilen des Pindus- stockes schon durch Calathus korax ersetzt ist, ferner des Pedinus balcanicus, welcher nach Norden bis Südbosnien reicht und in den Hochgebirgen Aetoliens durch Pedinus aetolicus Apf. ersetzt ist. Eine Anzahl von Arten,. welche den Hochgebirgen Aetoliens eigenthümlich sind, zeigen im Peristerigebirge bereits eine erhebliche Differenzirung, so dass sie — inso- ferne nicht noch Zwischenformen constatirt werden — als vicarirende Arten aufzufassen sind, z. B. Nebria peristerica (gegenüber aetolica), Tapinopterus peristericus gegenüber T. protensus (aetolicus). Ganz besonderes Interesse bieten eine Reihe neuer, wesentlich differenzirter Arten dieses Gebirges, welche sich an keine bekannte Art enger anschliessen, z. B. der merk- würdige, an Molytes erinnernde Otiorrhynchus (Cryphiphorus) molytoides Rttr., Otior- rhynchus peristericus Apf., Zabrus peristericus Apf., welch’ Letzterer Relationen zwischen Zabrus rufipalpis und Zabrus aetolus aufweist, und andere. I1) Insoferne sie nicht auch in den nördlicheren, faunistisch noch undurchforschten Hochgebirgen Albaniens Vorkommen. j Ergebnisse der ornithologischen Zugsbeobachtungen in Bosnien und der Hercegovina. Verfasst von Custos Othmar Reiser und Prof. Johann Knotek. Vorwort. Xm Nachstehenden veröffentlichen wir die Zusammenstellung aller jener Vogel- zugsbeobachtungen, welche infolge des weiter unten abgedruckten Aufrufes seit dem Jahre 1897 an die ornithologische Centrale des Beobachtungsnetzes von Bosnien und der Hercegovina eingesendet worden sind. Wenngleich nun die Maschen dieses Netzes zur Zeit noch ziemlich weite genannt werden müssen, so sind die gewonnenen Resultate schon immerhin bemerkenswerthe und deshalb umso wichtigere, weil ein möglichst genauer Anschluss in der Art und Weise der Beobachtung an die Netze von Oesterreich-Ungarn angestrebt wurde - — ein Vorgang, welcher durch die diesbezüglichen Conferenzen gelegentlich der ornithologi- schen Versammlung im September 1900 in Sarajevo festere Formen annahm. Mit dem Wunsche, dass in der begonnenen Beobacktungsthätigkeit nicht nur kein Stillstand, sondern immer mehr und grösseres Interesse platzgreifen möge, Die Leitung der ornithol. Centrale für Bosnien-Hercegovina. Aufruf zur Anstellung von ornitliologischen Beobachtungen in Bosnien und der Hercegovina. Im Jahre 1882 wurde auf Anregung weiland Sr. k. und k. Hoheit des Kronprinzen Erzherzog Rudolf von dem Ornithologischen Vereine in Wien ein Comite für ornitho- logische Beobachtungen in Oesterreich-Ungarn ins Leben gerufen. Infolge dessen wurden die Resultate dieser Beobachtungen in sechs mehr oder weniger umfangreichen Jahres- berichten in Druck gelegt, vom Jahre 1888 angefangen diese Publicationen aber wieder eingestellt. Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbestimmungen in Bosnien-Hercegovina. 471 Erst nach dem II. internationalen ornithologischen Congresse in Budapest 1891 gewann das Unternehmen durch die vortreffliche Förderung und Leitung Herrn 0. Her- mann’s neues Leben, vor allem durch die erfolgte Gründung der Ungarischen ornitho- logischen Centrale. Nachdem nun auch neuerdings in Oesterreich seit Beginn dieses Jahres durch den Custos am k. k. naturhistorischen Hofmuseum, Dr. L. v. Lorenz, und im Einvernehmen mit dem Obmanne des I. Comites, Herrn V. Ritter v. Tschusi, und dem Leiter der Ungarischen ornithologischen Centrale, Herrn 0. Hermann, derartige Beobachtungen eingeleitet wurden, musste eine Yergrösserung des Beobachtungsnetzes nach Süden durch den Anschluss von Bosnien und der Elercegovina als höchst wiinschenswerth erscheinen. Ueber Erlass des hohen gemeinsamen Ministeriums wurde nun tliatsächlich die Einrichtung solcher Beobachtungsstationen in Bosnien und der Hercegovina in Angriff genommen und hiezu das bosnisch-hercegovinische Landesmuseum als Centrale bestellt. Als Grundlage der ganzen Einrichtung dient der diesbezüglich bewälu'te Vorgang der Ungarischen ornithologischen Centrale und der Oesterreichischen ornithologischen Centrale und ist für das Jahr 1897 bereits die Beobachtung des Herbstzuges etc. in Bosnien und der Hercegovina in Aussicht genommen, wobei das Hauptaugenmerk vor Allem auf die Erscheinungen des Vogelfluges gerichtet werden soll. In zweiter Linie sind auch Daten über Vorkommen und Lebensweise — und zwar namentlich über Nahrung, beziehungsweise Nützlichkeit oder Schädlichkeit — gewisser Arten sehr erwünscht. Als Princip soll bei der Beobachtung der Zugvögel festgehalten werden, eher wenige Arten, diese aber möglichst genau zu verfolgen. Nach Einlangen der Erklärung zur Theilnahme erhält jeder Beobachter von der Landesregierung ein eigenes Decret ausgestellt und es wird eine Liste jener Vögel bekannt gegeben werden, deren Beobachtung besonders erwünscht erscheint — fast durchgehends solche Vertreter der Vogelwelt, die allgemein bekannt sind, und bezüglich welcher auch solche Beobachter, die nicht Ornithologen vom Fache sind, genaue Daten zu sammeln in der Lage sein werden. Die Ausdehnung der Beobachtungen auch auf solche Arten, die nicht eigens namhaft gemacht werden, wird jedoch immer sehr will- kommen sein. Eine genaue Instruction, sowie Formulare zur Eintragung der Beobachtungsdaten werden gleichfalls zur Verfügung gestellt werden. Wir haben Sie, sehr geehrter Herr, für den Umkreis Ihres Domicils für diese Aufgabe ins Auge gefasst und ersuchen wir Sie höflichst, sich derselben widmen und Ihre zustimmende Erklärung ehetkunlichst anher senden zu wollen. Möge die Betheiligung von Seite der Kenner und Freunde unserer Vogelwelt eine möglichst rege werden! Sarajevo, im Juni 1897. Für das hosn.-herc. Landesmuseum als „ Ornithologisclie Centrale“ : O. Reiser, Custos. 472 III. Naturwissenschaft. Instruction für die Beobachter der ornithologischen Stationen in Bosnien und der Hercegovina. Allgemeines. Vor Allem werden die Herren Beobachter ersucht, sich hei Notirung der Daten der grössten Gewissenhaftigkeit zu befleissen, und wenn sie über eine Vogelart im Unklaren sind, dies hei der Eintragung ausdrücklich zu bemerken oder die be- treffende Beobachtung gar nicht zu notiren. Es sollen die Beobachtungen besser nur auf wenige Vogelarten beschränkt, diese aber regelmässig und genau verfolgt werden. Wir machen daher in der Beilage auf jene Vögel aufmerksam, deren Beobachtung wünschenswertli ist. Verzeichnis I enthält jene, welche besonders wichtig sind und allen anderen voran zu berücksichtigen wären. Jene Beobachter, welche die Kenntnisse sowie Zeit und Lust dazu besitzen, mögen aber auch von solchen Arten, die in den Listen nicht angeführt sind, Daten sammeln. Die Notizen über den Zug der Vögel sollen zum Zwecke einer klaren Uebersicht und leichteren Vergleichbarkeit nach einem bestimmten Schema, für jede Vogelart auf einem besonderen Zettel, verzeichnet werden. Wir stellen zu diesem Behufe eine Anzahl von Formularen, auf welchen die Beobachtungen mit geringer Mühe in Schlagworten eingetragen werden können, zur Verfügung. I. Zugsbeo b acht ungen. Bezüglich der Zugvögel werden namentlich folgende Punkte zu berücksichtigen sein: A. Im Frühjahre. 1. Das erste Erscheinen der in dem Beobachtungsorte den Sommer über ver- weilenden Arten; 2. das Eintreffen des Hauptzuges; 3. das Eintreffen der Nachzügler; 4. Constatirung von Durchzüglern nach nördlicheren Gegenden. (Hiebei ist zu bemerken, ob „gesehen“ oder bloss „gehört“, ob dieselben nur durchgezogen, oder etwa theilweise in dem Beobachtungsorte verblieben sind [angesiedelt]); 5. ob eine Stauung, resp. ein Wiederzurückweichen des nach Norden be- gonnenen Zuges beobachtet wurde und welche Gründe diese Störung veranlasst haben können. Zogen alle Individuen einer Art, das Gros, oder nur ein Theil derselben wieder zurück; ferner wann und bei welchem Wetter rückten sie zum zweiten Male wieder vor? 6. Abzug der Wintergäste. B. Im Herbste. 1. Der Beginn des Abzuges der Sommergäste; 2. der Abzug der Hauptmasse derselben; 3. der Abgang der Nachzügler; 4. der Durchzug der Vögel aus dem Norden, eventueller kürzerer oder längerer Aufenthalt derselben; 5. eventuelles Eintreffen von Wintergästen und Dauer ihres Aufenthaltes. Ke i s er- Kn o t ek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegoviua. 473 C. Bezüglich beider Zugzeiten (Frühjahr und Herbst). 1. Die Zugrichtung der einzelnen Arten, sowie die Tages-, resp. Nachtzeit; 2. Witterung und Windrichtung an dem Beobachtungstage und an dem Tage vorher ; 3. welche 0 ertlich keiten in einer Gegend von gewissen Arten als Rastplätze während des Zuges aufgesucht werden; 4. treten manche Arten nur im Frühjahre, andere nur im Herbste auf? 5. Ziehen bei manchen Arten die Männchen gesondert von den Weibchen, oder die Alten gesondert von den Jungen? Trifft dies zu, welche ziehen dann früher, welche später? 6. Zieht die Art einzeln, in Paaren oder in grösseren oder kleineren Zügen, und zeigt sich darin ein Unterschied zu den verschiedenen Jahreszeiten? 7. Eintreffen seltener Gäste; ob vereinzelt oder in grösserer Anzahl. Dauer ihres Verweilens; 8. wird die Zugrichtung durch den Lauf eines Flusses, durch ein Thal oder ein Gebirge bedingt? Fliegen die Vögel auf ihrem Zuge über das Gebirge oder umgehen sie dasselbe? 9. Welche Arten weichen dem Gebirge aus, welche überfliegen es? 10. Welche Arten sind in einer Gegend in neuerer Zeit eingewandert? Welche sind dagegen seltener geworden oder etwa ganz ausgeblieben? 11. Schliesslich mögen allerlei andere, dem Beobachter auffallende Erschei- nungen in der „Anmerkung“ verzeichnet werden. II. Beobachtungen über Vorkommen und Lebensweise im Allgemeinen. In Betreff des Vorkommens und der Lebensweise der Vögel sind vor Allem Daten erwünscht: 1. Ob ein Vogel Standvogel, Strichvogel, Durchzügler, Sommergast, be- ziehungsweise Brutvogel oder Wintergast ist; 2. Angaben über das Brutgeschäft; 3. Berichte über das Brüten in grösseren Gesellschaften oder Colonien und über die beiläufige Anzahl der nistenden Paare; 4. über Horstplätze grösserer Raubvögel; 5. über Nahrung — Nutzen oder Schaden. Schlussbemerkungen. Es wird die Beantwortung auch nur eines Theiles der gestellten Fragen stets willkommen sein. Die notirten Beobachtungsdaten sollen jährlich zweimal, und zwar in den Monaten Juni und December eingesendet werden. Die Publication der von den Beobachtern eingesandten Mittheilungen erfolgt unter ihrem Namen. Die Beobachter werden ersucht, wenn thunlich, Belegexemplare von ihnen zweifelhaft erscheinenden oder selteneren Arten an das Museum in Sarajevo gefälligst einzusenden. Der Leiter der ornithol. Beobaclitungs Stationen. 474 III. Naturwissenschaft. Verzeichnis I der von der bosn.-herceg. ornithologischen Centrale zur Beobachtung in erster Linie empfohlenen Vögel. Cerchneis tinnunculus . Thurmfalke Buteo buteo (vulgaris) . Mäusebussard Hirundo rustica .... Rauchschwalbe Cuculus canorus .... Kuckuck Oriolus galbula Goldamsel Columba palumbus . . . Ringeltaube Turtur turtur (auritus) Turteltaube Coturnix coturnix ( dac - tylisonans) Wachtel Sturnus vulgaris .... Staar Lanius collurio Dorndreher Turdus musicus Singdrossel Motacilla alba Weisse Bachstelze Alauda arvensis .... Feldlerche Vanellus vanellus ( cri- status) Kiebitz Ciconia ciconia (alba) . Weisser Storch Scolopax rusticula . . . Waldschnepfe Bemerkung. Es wird betont, dass die Beobachtung auch nur eines Theiles der hier angeführten Vogelarten willkommen ist. Bezüglich Eintragung der Beob- achtungsdaten wird ersucht, nach der Instruction vorzugehen. Verzeichniss II der von der bosn.-herceg. ornithologischen Centrale zur Beobachtung in zweiter Linie empfohlenen Vögel. Asio otus Asio accipitrinus . . Caprimulgus euro- paeus Micropus apus . . . Chelidon urbica . . . Clivicola riparia . . Coracias garrula . . Jynx torquilla .... Upupa epops Muscicapa grisola . . Phylloscopus sibilator Phylloscopus rufus . Hypolais philomela . Sylvia curruca .... Sylvia Sylvia ( cinerea ) Sylvia atricapilla . . Sylvia liortensis . . . Merula merula (vul- garis) Waldohreule Sumpfohreule Ziegenmelker Mauersegler Stadtschwalbe Uferschwalbe Blaurake Wendehals Wiedehopf Grauer Fliegen- schnäpper Waldlaubvogel W eidenlaubvogel Gartenspötter Zaungrasmücke Dorngrasmücke Schwarzköpfige Gras- mücke Gartengrasmücke Schwarzamsel Turdus pilaris . . . . Ruticilla titis . . . . Ruticilla phoenicura Erithacus luscinia . Erithacus rubeculus . Saxicola oenanthe . . Pratincola rubetra . Pratincola rubicola . Galerita arborea . . . Fringilla coelebs . . . Serinus serinus ( hör - tulanus) Grus grus (einer eus) Cr ex er ex (pratensis) Gallinago gallinago (scolopacina) . . . Anser anser Anser segetum . . . . Larus ridibundus . . W achholder drossel Hausrothschwanz Gartenrothschwanz Nachtigall Rothkehlchen Grauer Steinschmätzer Braunkehliger Wie- senschmätzer SchwarzkehligerWie- senschmätzer Heidelerche Buchfink Girlitz Kranich Wachtelkönig Becassine Graugans Saatgans Lachmöwe Bemerkung. Es wird betont, dass die Beobachtung auch nur eines Theiles der hier angeführten Vogelarten willkommen ist. Bezüglich Eintragung der Beob- achtungsdaten wird ersucht, nach der Instruction vorzugehen, insbesondere das erste Erscheinen zu notiren. Reiser-Ivnotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobaclitungen in Bosnien-Hercegovina. 475 Herbstzug 1897. + = Brutvogel, O = Standvogel, © = Brut u. Stand- vogel, = Strichvogel, ■* — *- = Zugvogel, -<-e> = Wintergast, SF. = Sammelflug, Zeichenerklärung. IvF. — kleiner Flug, G-F. = grosser Flug, HZ. = Hauptzug, NZ. = Nachzügler, EE. = erstes Exemplar, LE. — letztes Exemplar, LZ. — letzter Zug, VM. Vormittag, NM. — Nachmittag, F. = Früh, M. = Mittags, A. — Abends, GT. = ganzen Tag, DZ. = Durchzug, WG. = Wintergast, GA. = grosse Anzahl, Verzeichniss der Beobachtungsstationen und der Beobachter. Biha6 Gustav Zechel, Forstmeister. Bilek Anton Hirsche, Forstwart. Bjelasnica Ciril Setnik, meteorologischer Beobachter am Observatorium. Bosn.-Gradiska .... August Stellwag von Carion, Forstverwalter. Bosn.- Petro vac .... Richard Holle y, Forstassistent. Busovaöa Carl Fritz, Forstverwalter. Dervent Moriz Hilf, Naturalist. Gracanica MUDr. Justin Karlinski, Bezirksarzt. Hadzici Carl Freiherr von Schilling. Jajce Jakob Seyfried, Forstassistent. Kljuc Johann Kremser, Evidenz-Geometer, und Rudolf Stein, Ingenieur. Konjica Otto Kaut, Ingenieur- Adjunct. Lisicic Carl Freiherr von Schilling. Ljubuski Stjepan Zanko, Schulleiter. Maglaj JUDr. Carl Stuart Yull, Bezirksleiter. Mostar Emil Hoffmann, Oberförster, und Vincenz Hawelka, Ingenieur- Assistent. Pazarib Carl Freiherr von Schilling. Prijedor Siegfried Gironcoli, Leiter der landesärarischen Geflügelzucht- anstalt, und Hans Zuber, Oberingenieur. Rastelica am Ivan . . Jovo Jovicib, Forstwart. Rogatica Eugen Strauch, Forstverwalter. Sanskimost Ernst von Roeder, Forstwart. Sarajevo Johann Knotek, Professor an der techn. Mittelschule.1) Srebrenica Leo Simenthal, Bezirksveterinär. Stolac Franz Podlogar, Finanzwach-Commissär. *) Das Personale des Landesmuseums stellte demselben sämmtliehe bei Sarajevo angestellte Beob- achtungen zur Verfügung. O. Rs. 476 III. Naturwissenschaft. Tesanj Georg Siglbuber, Forstwart. Travnik Erich Brandis, P. S. J. und Gymnasialprofessor, und Carl Ritter von Kokotovid, Gendarmerie-Rittmeister. Trebinje Anton Zgaga, Bezirksveterinär. Vares Ferdinand Denz, Forstwart Visoko Henry Dedy, Oberingenieur. Zenica Ludwig Springer, Fabriksdirector. £epce Tomo Dragiöevid, Gendarmerie-Bezii’kswachtmeister. Alphabetisches Verzeichniss der ornithologischen Beobachtungs Stationen. Ortshöhe ü. d. Meere Oestliche Länge von Ferro Nördliche Breite Bihac 227 M. 33° 32' 440 49' " Bilek 476 36° 6' 42° 53' Bjelasnica, Observatorium . 2067 35° 51' 43° 42' Bosn.-Gradiska 95 34° 55' 45° 9' Bosn.-Petrovac 650 34° 2' 440 32' 22" Busovaca 390 35° 31' 35" 440 6' Dervent 150 M. 35° 34' 30" 44° 58' 30" Gracanica 200 35° 58' 440 42' 15" Hadzici 550 35° 53' 43° 50' Ivan 967 35° 42' 43° 45' Jablanica 198 35° 25' 30" 43° 40' Jajce 341 34° 56' 30" 440 20' 30" Ivljuc 260 34° 27' 440 32' Konjica 280 35° 37' 40" 43° 39' Lisicid 240 35° 32' 25" 43° 41' 40" Ljubuski 98 35° 13' 43° 12' Magla] 334 35° 46' 30" 440 33' Mostar 59 35° 28' 30" 43° 21' Pazarid 600 35° 50' 30" 43° 47' Prijedor 135 34° 21' 10" 440 58' 30" Rastelica 786 35° 43' 25" 43° 47' Rogatica 526 36° 40' 25" 43° 48' San skimost 162 34° 20' 44° 45' 45" Sarajevo 537 36° 6' 43° 52' Srebrenica 400 36° 58' 28" 440 6' 25" Stolac 64 35° 37' 43° 5' Teäanj 238 35° 40' 440 37' Travnik 504 35° 20' 30" 44° 13' 40" Trebinje 273 36° 50" 42° 42' 30" Vares 829 35° 59' 20" 440 9' 45" Visoko 439 35° 51' 43° 54' Zenica 309 35° 35' 20" 44° 12" Zepce 219 35° 40' 440 25' 30" Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 477 + < — > Erithacus luscinia (L.), Nachtigall. Pazaric. 5. September 1 Exemplar im Kukuruz gesehen. Durch Zugvogel. + Erithacus ruheculus (L.), Rotlikehlchen. Dervent. 6. November ziemlich viele gesehen. Witterung trüb und kalt. 7. November sind sie schon weniger häufig. Witterung trüb, östlicher Wind. Strichvogel. Pazaric. 9. October mehrere Stücke im Schnee im feuchten Obstgarten. Stand-, Strich- und Zugvogel. Lisicic. 21. October viele, von da an einzelne Exemplare bis Jahresschluss. Besonders viele Exemplare am 24. December beobachtet. Einige überwinterten hier. Mostar. Täglich bis zum Jahresschluss 3 — 8 Exemplare beobachtet. Zugvogel. Stolac. 22. October 12 Stücke angekommen. Im Sommer sind sie hier selten. Der Zuzug fällt je nach der Witterung in den Monat September oder October. Wintergast. Trebinje. 19. October das erste Exemplar beobachtet. Witterung: bewölkt, aber ohne Wind; Tag zuvor schön, windstill. Dann bis zum Jahresschlüsse vereinzelte sichtbar. Wintergast. + < — > Ruticilla jphoenicura (L.), Garten-Rothschwänzchen. Pazaric. 12. October 3 Exemplare gesehen. + ■* — > Ruticilla titis (L.), Haus-Rothschwänzchen. Bjelasnica. 30. September mehrere Exemplare gesehen; noch nicht abgezogen. Brut- vogel. Lisicic. 20. October 1 Exemplar gesehen. + * - Pratincola ruhicola (L.), Schwarzkehliger Wiesenschmätzer. Pazaric. 9. October 1 Stück im Schnee beobachtet. Lisicic. 20. October 1 Exemplar gesehen. + > Pratincola ruhetra (L.), braunkehliger Wiesenschmätzer. Pazaric. 6. September sehr viele gesehen. Im Sommer sind hier nur einzelne. 23. Sep- tember 2 Exemplare, auf dem Gebirge Neuschnee. 24. September noch 2 Exem- plare da. + 3 ► Saxicola oenanthe (L.), grauer Steinschmätzer. Sanskimost. 5. September NM. bei Alilovci 6 — 8 Exemplare am Zuge. Um wölkt, Tag zuvor sehr heiss. Pazari6. 1. September etliche, wo früher keine waren. Zugvögel. Rogatica. 10. September noch 4 Exemplare angetroffen. Witterung warm und windstill. Lisicic. 21. October viele am Zuge rastende Exemplare beobachtet. + < — > Turdus musicus L., Singdrossel. Dervent. 6. October mehrere Exemplare gesehen. Witterung trüb und kalt. 6. No- vember 1 Exemplar gesehen. Witterung trüb und kalt, Frost. 12. November 478 III. Naturwissenschaft. 1 Exemplar gesehen. 15. November 8 Exemplare gesehen. 22. November ein grösserer Flug. Witterung warm und sonnig; Tag zuvor windig, theilweise umwölkt. Zugvogel. Pazaric. 8. October ca. 6 Exemplare beobachtet. Schneefall. 9. October noch 1 Exemplar da. 12. October mehrere zerstreut gesehen. Lisicic. 17. October etliche Exemplare. 22. October 5 Exemplare gesehen. Zugvogel. > Turdus iliacus (L.), Weindrossel. Lisicic. 22. October. Seit mehreren Tagen am Hochufer 5 — 7 Exemplare. Witterung regnerisch. © * — > Turdus viscivorus L., Misteldrossel. Lisicic. Vom 15. October bis Jahresschluss auf den Vorbergen. © * — > Memdci merula (L.), Schwarzamsel. Kljuc. 18. September F. bei Brezovici 20 — 30 Exemplare am Boden weiterziehend. Tag darauf keines in der Gegend zu finden. Witterung schön. 12. October A. einzelne Exemplare im Gestrüpp, beobachtet. Witterung schön. Pazaric. 5. September viele da. 12. October mehrere zerstreut. Lisicib. 17. October viele Exemplare truppweise zerstreut. Von da an bis zum Jahres- schluss anzutreffen. Verschwinden oft plötzlich, wie z. B. am 23. October, und erscheinen dann wieder. + <—>■ Pliylloscopus sibilator (Beeilst.), Waldlaubvogel. Kljuc. 13. October NM. 4 Stücke gesehen. 14. October NM. 6 — 8 Exemplare beob- achtet. Witterung schön. Pazarib. 19., 23., 24. September und 12. October je 1 Exemplar beobachtet. + < — > Sylvia atricapilla (L.), schwarzköpfige Grasmücke. Kljuc. Zwischen 10. und 18. September zwei einzelne Exemplare beobachtet. Pazaric. 12. October 1 Stück beobachtet. Lisicib. 21. October mehrere Exemplare am Zuge gerastet. + < — > Sylvia curruca (L.), Zaungrasmücke. Sarajevo. 18. August sehr zahlreich auf dem Durchzuge. Witterung trüb, NW.-Wind; Tag zuvor regnerisch, Windstille. Rogatica. 11. August NM. noch 2 angesiedelte Exemplare angetroffen. Witterung schön, windstill. -<— > Accentor modidaris (L.), Heckenbraunelle. Lisicib. 21. December 2 Exemplare beobachtet. + Accentor collaris (Scop.), Alpenbraunelle. Sarajevo. 13. September am Trebevie noch 1 Exemplar beobachtet. Keiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zngsbeobaehtungen in Bosnieu-Hercegovina. 479 © Parus maior L., Kohlmeise. Kljuc. 5. October M. ca. 40 Exemplare beobachtet, 6. October waren nur mehr ver- einzelte da. Regnerisch, Westwind. 10. October NM. gegen 200 Exemplare ge- sehen. Nach dem 10. in grössei’en Schwärmen herumziehend. Verschwinden mit Eintritt der Kälte. + <— > Alauda arvensis L., Feldlerche. Bosn.-Gradiska. 16. October versammelten sich viele der hier ausgebrüteten zum Abzug. Später nur mehr einzelne vorhanden. Dervent. 6. November 2 Exemplare beobachtet. Witterung trüb, kalt. 9. November 1 Flug, der sich aus freien Stücken hoch in die Luft hob, bis er gegen Osten entschwand. Travnik. 5. October NM. kamen ca. 100 Exemplare an. Witterung schön, warm. Hielten sich mehrere Tage auf. Sarajevo. 24. August sehr zahlreich am Durchzuge. Trübe, N.-Wind. 18. September noch sehr häufig am Durchzuge. Trüb, kühl, N.-Wind. Pazarid. 4. October 25 Exemplare beisammen. 12. October noch 12 Exemplare bei- sammen. Bjelasnica (Observatorium). 3. September VM. ca. 1000 Stücke gesehen und gehört; Witterung heiter, warm, SW. -Wind. Die Vögel sind von WNW. in zwei Gruppen, und zwar die zweite Gruppe von ca. 200 — 300 Exemplaren bei- läufig 30 Minuten später aus derselben Richtung gekommen. Beide Gruppen vereinigten sich auf dem Berge westlich von dem Observatorium und verweilten da ca. 30 — 40 Minuten. Dann zogen sie in einer Gruppe über das Gebirge gegen SSO. Rogatica. 5. October VM. ca. 14 Exemplare auf dem Zuge am Felde rastend beob- achtet. Regen, N.-Wind. 12. October VM. ca. 15 Exemplare auf dem Zuge rastend beobachtet. Witterung heiter*, windstill. Lisicic. 2. December 50 Exemplare eng beisammen am Stoppel. 21. December aber- mals 50 Exemplare bei Schneestauben ebenda. Am 29. December 25 Exemplare im öden Felde neben der Wintersaat. Stolac. 15. und 16. November mehrere Hunderte beobachtet. Witterung schön und heiter (18. Jänner F. noch 50 — 60 Exemplare). Bilek. 14. October NM. sammelte sich eine grössere Anzahl und zog dann gegen S. Witterung schön; Tag zuvor Bora, schön. Weiterer Abzug wurde nicht beob- achtet. + ^ Galerita arborea (L.), Heidelerche. Pazaric. 7. October bei Schneefall ein Zug von ca. 25 Exemplaren da. Lisicic. Vom 18. — 23. August 15 Exemplare beobachtet. 4. December 3 Exemplare da. 25. December 25 Stücke noch da. © Galerita cristata (L.), Haubenlerche. Lisici6. Von den hier gebrüteten noch am 25. December 30 Exemplare vorhanden, und zwar beisammen. 480 III. Naturwissenschaft. + -< — >■ Motacilla melanope Pall., Gebirgsbaclistelze. Rogatica. 10. November NM. 1 Exemplar gesehen. 22. und 30. December F. je 1 Exemplar gesehen. Witterung kalt. Lisicic. Mit weissen Bachstelzen gemengt bis zum Jahresschluss. + -*— > Motacilla alba L., weisse Bachstelze. Bosn.-Gradiska. 29. October viele Exemplare auf dem Zuge beobachtet. Prijedor. 28. September NM. 10 Exemplare weitergezogen. Dervent. 6. und 9. November je 1 Exemplar gesehen. Kljuc. 25. September einzelne Exemplare beobachtet. Witterung schön; Tag zuvor bewölkt. 27. September grössere Anzahl. Witterung schön. 5. October einzelne Exemplare weitergezogen. Regen. 14. October noch vereinzelte Exemplare beobachtet. Schön. Travnik. 26. October F. zog ein Zug von 40 — 60 Stücken gegen SO. Heiter, kalt; Tag zuvor regnerisch. Es scheint dies der Hauptzug gewesen zu sein, denn später wurden nur noch einzelne Paare oder Stücke beobachtet, am 17. Novem- ber das letzte Exemplar. Dann erschienen wieder 13. December an der Lasva ungewöhnlich viele. 14. December zum Weiterzuge versammelt. Srebrenica. Brutvogel; einzelne überwintern. Sarajevo. 18. October NM. 10 Stücke beisammen beobachtet. Pazari6. Sammelten sich bereits am 21. und 22. Juli. 7. August wieder viele bei- sammen. 2. October noch 2 Exemplare. 9. October Nachzug von ca. 30 Exem- plaren. Rogatica. 17. September NM. 5 Exemplare. 26. September VM. 14 beisammen. 5. October VM. 5 Exemplare beisammen. N.-Wind, Regen. 12. October VM. 9 Exemplare beisammen. Warm, windstill. Mostar. 7. VM., 12. und 23. December NM. einzelne Exemplare beobachtet, Winter- gäste. Stolac. 8. December VM. ca. 100 Exemplare auf den Feldern beobachtet. Witterung heiter, trocken. > Antlius pratensis (L.), Wiesenpieper. Pazari6. 7. October im Schneefall ca. 10 Exemplare auf den feuchten Wiesen. All- jährlich ziehen Tausende im Herbste über den Ivan. + -<— > Antlius trivialis (L.), Baumpieper. Sarajevo. 24. August zogen viele einzelne mit lautem Rufe in bedeutender Höhe südwärts. Regnerisch. NW. © Emberiza citrinella L., Goldammer. Lisiöic. 30. November ca. 1000 Exemplare angekommen. + ■* — > -«■©■> Miliaria, calandra (L.), Grauammer. Lisiüi6. 22. August zwischen den trockenen Feldern in dem Zwergeichengestrüpp an der Narenta ca. 10 Exemplare beobachtet. Vom 25. bis 27. September keine mehr beobachtet. Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zug'sbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 481 + -«— > Serinus serinus (L.), Girlitz. Ljubuski. 24. September ca. 50 Exemplare gesehen. Witterung heiss, schön. + Acanthis cannabina (L.), ßluthänfling1. Dervent. 9. September einen kleinen Flug beobachtet. Strichvogel. Witterung trüb, Tag zuvor N.-Wind. © *—■ > Fringilla coelebs L., Buchfink. Bosn.-Gradiska. Strichvogel. 26. November einen Schwarm gesehen, sonst keine. Dervent. Strichvogel. 11. November einen kleinen Flug gesehen. Starker Frost, Tag zuvor bewölkt, O.-Wind. Bosn.-Petrovac. 6. September NM. ca. 45 Exemplare beobachtet. Witterung schön. Tag zuvor kalt. Busovaca. 20. December 7 — 8 Exemplare am Durchzuge. Temperatur 0°. Pazari6. 12. August ca. 50 Stück; Vorstrich. 8. September bei NO. ca. 200 fremde rastend. 13. September ca. 150. 19. September ca. 80. 1. October mehrere. 7. October in ungeheuren Mengen Schneefall, zogen retour gegen NO. 8. Oc- tober ca. 1000 Finken von NO. kommend. 11. October viele rastend. Kalter, trockener NO.-Wind. 12. October ziehen ca. 100 Exemplare gegen SW. Lisici6. Vom 18. — 23. August starker Strich. Weiterer Finkenzug am 29. November, ca. 250 Exemplare eingetr offen. + Coccothraustes coccothraustes (L.), Kirschkernbeisser. Dervent. 25. November 5 Exemplare gesehen. Schneefall, O.-Wind. + > <-©-> Sturnus vulgaris L., Staar. Prijedor. 3. November NM. 100 Exemplare, ganzen Tag gerastet. Witterung bewölkt. 2° R. Gracanica. Am 1. October grosse Schwärme in der Richtung SW. abgezogen. 5. Oc- tober vereinzelt, dann gänzlich verschwunden. San skimost. 19. August A. 30 weitergezogen gegen SO. Heiter. 6. September NM. 60 — 80 weitergezogen SO. Heiter. 7. September F. wieder 30—40 in derselben Richtung. 20. October NM. 10 — 15 Richtung SO. 23. October NM. 800—1000 zogen gegen SO weiter. Regnerisch. 24. October F. 20 — 40 Stück zogen gegen SO. Regnerisch. Maglaj. Bis zum 8. October täglich 25 Stück beobachtet. Kljuc. 15. September M. gegen 200 Exemplare gesehen. Bewölkt, Tag zuvor Nebel, trüb. Am 18. September bei S.-Wind abgezogen. 3. October NM. gegen 30 Exemplare gesehen. Trüb. 11. October M. 16 — -20 gesehen. Regen, kalt, Tag zuvor Regen, Schnee. Jajce. 15. November massenhafter Zug. Witterung schön. Travnik. 26. November VM. einige Hunderte am Zuge. Schnee. Zenica. 24. September M. und A. grosse Schaar. Sonnig, warm. 30. September VM. vereinzelte. 2. October keine. 6. October F. 1 Exemplar gegen S. ziehend. Band VUI. 31 482 III. Naturwissenschaft. M. grosse Schaar gegen S. Bewölkt, kalter N.-W. Vom 16. — 18. October M. schaarenweise gesehen. Sonnig, warm. Vares. 8. October VM. 20 Exemplare weitergezogen. Schneefall. Busovaca. 4. November Abzug. Südwind, kalt, Nebel. Sarajevo. 27. August F. mehrere gesehen. Umwölkt. Pazaric. 21. September gegen Abend 17 Exemplare gegen W. 4. October 12 Exem- plare da. 8. October bei Schneefall 2 Exemplare da. 9. October Schnee, ca. 7 Exemplare da. 9. November ca. 100 Exemplare durchgezogen gegen SW. bei milder Bora. Abends bewölkt. Am 10. November die 100 Exemplare wieder da. Lisiöi6. 26. November 2 Exemplare bei Schnee retour gegen NO. 29. November 1 Exemplar. 13. December 1 müdes Exemplar. + ; >- Oriolus galbula L., Goldamsel. Tesanj. Zwischen 1. und 8. October zogen die angesiedelten Exemplare weiter. £epöe. Vom 5. — 7. August F. und A. einige Exemplare, die neben der Bosna SW. weiterzogen. Witterung am ersten Tage umwölkt, dann schön. Travnik. Seit Ende August keine mehr beobachtet. Sommergast. Ivan. 22. August F. 2 Exemplare gesehen. Rogatica. 7. und 11. August VM. je 1 Exemplar eingetroffen. Schön. Ljubuski. Durch den ganzen September beobachtet. Mostar. 15. December VM. noch 1 Exemplar gesehen. Witterung heiter. + Garrulus glandarius (L.), Eickelheher. LisiciA Guter Strich am 15. und 17. October. 21. October Strich vom Morgengrauen bis zur Dämmerung. 17. November Strich vorbei. Corvus frugilegus L., Saatkrähe. PazariA 6. October. Erschien als Wintergast bei schmelzendem Neuschnee. 27. No- vember 1 Stück. 28. November 1 Stück. 8. December 1 Stück da. 14. und 21. December je 2 Exemplare gesehen. + * — > Lanius collurio L., rothrückiger Würger. Kljuc. Das letzte Brutexemplar am 28. August beobachtet. Später nicht mehr ange- troffen. Pazaric. 1. September zog die Hauptmasse ab. 5. September fast alle fort. Vom 18. — 24. September täglich einzelne beobachtet. LisiciA Vom 25. — 27. September noch einzelne angetroffen. Rogatica. 10. September VM. noch 15 Stücke einzeln beobachtet. Warm und wind- still. Stolac. Am 20. October abgezogen gegen SW., umwölkt, tags zuvor heiter. Lanius excubitor L., Raubwürger. Lisici6. 25. December ein Exemplar. Strichvogel. + * — > Muscicapa grisola L., grauer Fliegenfänger. Kljuc. Einzelne Exemplare bis zum 25. September beobachtet. Brutvogel. Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 483 Sarajevo. 13. August in ziemlicher Anzahl angetroffen. Witterung schön, NW.-Wind- strömung. 15. September massenhaft beobachtet. Pazariö. 1. September etliche, wo keine vorher waren (hungernd). 23. September und 24. September noch je 2 Exemplare gesehen. > Muscicapa atricapilla L., schwarzrückiger Fliegenfänger. Sarajevo. 13. August ca. 20 gesehen. NW. -Windströmung. + — > Chelidon urbica (L.), Stadtschwalbe. Prijedor. 21. September NM. 1 Exemplar gesehen. Strich sehr nieder, anscheinend ermattet. Zugrichtung SW. Regnerisch. Scirocco; Tag zuvor ebenso. 3. October VM. mehrere grosse Züge. Hielten sich den ganzen Tag und die ganze Nacht auf und sind infolge der Kälte und Nahrungsmangel zum grossen Theile zu Grunde gegangen. Temperatur Früh + 7, Mittags + 19° R. N.-Wind. Am 4. Früh + 9, Mittags + 17° R. Auf dem Gebirge Schnee. Am 5. Früh + 8, Mittags + 8° R. 1. November VM. 2 Exemplare gesehen. Himmel bewölkt, Temperatur + 3° R.; Tag zuvor bewölkt, 2° R. Kljuc. 1. September F. 600—800 gesehen, sie übernachteten. Als Ruhepunkt diente das Dach eines höher gelegenen Hauses. Nach hohem Aufstieg gegen S. ge- zogen. Witterung schön. 2. September F. ein ebenso grosser Flug zog in der Richtung S. weiter. Schön. Keine Nachzügler beobachtet. Jajce. 5. October massenhaft angekommen, zogen erst am 15. October bei schöner Witterung weiter. Zugrichtung von N. gegen S. Am 5., 6., 7. und 8. Schnee- gestöber. Viele Schwalben kamen um. Zepce. 21. September von F. bis NM. sammelten sich durch den ganzen Tag ca. 5000 — 6000, die nach Rast an der Bosna nach SW. weiterzogen. Sie kamen von NO. Witterung Früh kalt, tagsüber regnerisch. 22. September von F. bis M. 3000 — 4000 an der Bosna nach SW. Früh umwölkt, kalt, Nachmittags schön und viel wärmer. Es konnte ganz sicher beobachtet werden, dass sie vom Norden in grosser Höhe kamen, in Zepöe auf den Häusern rasteten und dann in Zügen längs der Bosna gegen SW. weiterzogen. 24. und 25. September wurden einige kleinere Züge beobachtet, die gegen N. zurückzogen. Die Ursache dieser Rück- stauung liegt sicher in der sehr schönen Witterung. 4. A. bis 6. October F. zogen 1000 — 2000 längs der Bosna SW. Witterung regnerisch und kalt. 6. October in der Nacht viele erfroren. 9. October keine mehr beobachtet. Sarajevo. 30. August NM. einen Schwarm von mehr als 300 Exemplaren, zuerst kreisend und dann südwärts ziehend. Schön, kühl, NO. -Wind. 5. September A. ca. 500 S. ziehend. N.-Wind, kühl. 21. und 22. September Hauptzug, Tausende zählend. Nachts NO. -Wind Regen und kalt. Früh SW. -Wind mit Regen. Nach- mittags, als wieder NO. herrschte, zogen alle weiter gegen S. Sehr viele Exemplare kamen um. Rastelica. 15. August F. viele gesehen. Rogatica. 8. September A.200 mit Rauchschwalben vermengt, sammelten sich. Witterung warm, windstill. 12. September zogen ca. 300 mit Rauchschwalben vermengt gegen SO. 7. October 150 verspätete Exemplare, Schneefall, N.-Wind. 3t* 484 III. Naturwissenschaft. Konjica. 8. September NM. 500 — 600 Brutschwalben zogen längs der Narenta (SW.). Regnerisch, trüb. 23. September YM. zogen viele Tausende nach kurzer Rast gegen SW. Regnerisch. HZ. Pazaric. 18. Juli bei Bora und Schneegestöber ca. 50. Am 29. Juli wieder ca. 50. Vom Gebirge herabgedrückt. 17. September 50 gegen 0. streichend, nieder am Boden, 1/2 Stunde später starker Regen. 18. September ca. 100 Rastschwalben da. 19. September ca. 200 gegen A. kreisend. 20. September 100 Rast, haltend und kreisend. 21. September 200, gegen A. noch 100 gegen W. 24. September 2 Züge; erst in der Abenddämmerung ca. 150 Exemplare gegen SW. ziehend. Jablanica. 23. September zogen viele Tausende gegen SSW. Regen, Tag zuvor trüb und bewölkt. Kein anderer grosser Zug bemerkt. + > Hirundo rustica L., Rauchschwalbe. Bosn.-Gradiska. 11. September Abzug der Brutschwalben. 4. October 2 grosse Schwärme angekommen. Witterung heiter, aber kalt, 16. October 1 Exemplar. 26. October NM. grosser Schwarm von N. nach S. Regnerisch. Prijedor. 23. September F. zogen 7 Exemplare gegen SO. Schön, erster Reif; Tag zuvor regnerisch, kalt. Bihac. 26. August NM. 50 — 60 zogen gegen S. weiter. Schön; Tag zuvor regnerisch. 30. September NM. 40 weiter gegen S. Schön. 7. October F. 200 Exemplare zogen weiter gegen S. Regnerisch, kalt, im Gebirge Schnee. 21. October NM. 30 weiter gegen S. gezogen. Regnerisch, kalt. Gracanica. 29. September NM. zu Hunderten weiter gegen SO. gezogen. Kalter N.-Wind; Tag zuvor kalt, trüb. Am 5. October bei starkem NW. -Wind zwei Züge beobachtet. Vereinzelte Exemplare sind bis zum 16. October zurück- geblieben, jedoch am selben Tag M. gegen SO. vereinigt zu einem kleinen Zug, ca. 40 Exemplare abgezogen. Anfangs October viele umgekommen. Kljuc. Vom 24. — 26. August GT. 800— 1000, die im Orte angesiedelt waren, abgezogen gegen SO. Gewitter. 5. September NM. 300 — 400 Exemplare im Zuge über offenes Feld streichend. Trüb, schön. 12. September VM. grosse Zahl durch- gezogen. Gewitter. 14. September NM. ebenso von NO. gegen SO. Starker Nebel auf den Höhenzügen. Trüb, regnerisch. 27. September NM. vereinzelte Nachzügler. Schön. 6. October NM. die letzten. Regen, kalt. Maglaj. In der Zeit vor dem 1. October nur sehr wenige Exemplare beobachtet. Vom I. — 4. October sammelten sich ca. 100 Exemplare. Am 5. October war keines mehr da. Travnik. 22. September NM. gesammelt und weitergezogen. Schön. Am Tage darauf stürmisches Wetter, keine mehr beobachtet. Zenica. 27. August VM. 15 Exemplare weiterziehend gesehen. Mässig warm, bewölkt. II. September VM. 30 weiterziehend. Schön. 24. September V. und NM. grössere Anzahl. Schön. 29. September M. viele weiterziehend. Schön. 1. October M. wenige da. Kühl. Vom 5. — 7. October GT. viele Schwärme gegen Süden ziehend. Auf den Bergen Schnee, kalter Wind. 13. October 2 Exemplare gesehen. Warm, schön. Vare§. 2. August F. ca. 600 Exemplare in einer 1200 M. hohen Gebirgsgegend. Zugs- richtung SO. Witterung hell und klar. Reiser-Ivnotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobaclitungen in Bosnien-Hercegoyina. 485 Busovaca. 4. October die Hauptmasse abgezogen. 10. October die letzten Exemplare erfroren gefunden. Visoko. Vom 2. — 9. October V. und NM. einige Exemplare gegen S. Sarajevo. 13. September ca. 200 Exemplare am Trebevic beobachtet, die gegen S. zogen. 28. September F. einige Hunderte in bedeutender Höhe südwärts ziehend. Wind- stille, trüb und kühl. 29. September M. wieder einige Hunderte, welche an Bäumen und Telegraphendrähten rasteten und NM. gegen S. weiterzogen. Regen, N.-Wind. 2. October F. Hauptmasse in bedeutender Höhe gegen den Wind südwärts streichend. Bewölkt, Scirocco; Tag zuvor trüb, windstill und kühl. Bjelasnica. 3. September VM. ca. 1000 weiter vom NW. gegen SSW. gezogen. Witterung heiter, warm, schwacher S.-Wind. Pazaric. 5. August erster Sammelflug. 15. August abgezogen. 5. September sehr wenige. 16. September ca. 50 tief jagend gegen O. 19. September F. 10 Stück da. 20. September 1 Rastflug noch A. kreisend, ca. 50 Exemplare. 21. Sep- tember Dunkelregen mit Wetterleuchten. F. ein dichter Reiseflug von ca. 150. angekommen. Eine gab Rückwendung an, und alle folgten bei mattem NO. und gänzlich von Wolken verhängtem Gebirge gegen NO. A. Gewitter tief NO., hoch SW. Schwalben ziehen hin und her bis in eminente Höhe. 23. September klar, scharf, Neuschnee. Schwalben verschwunden. Am 24. September noch ca. 25 Stücke nachgekommen. Lisicic. Vom 18. — 23. August wenige. 26. September noch einige da. Ljubuski. 22. September sammelten sie sich und zogen gegen S. Bilek. 16. October M. sammelten sich über Hundert und zogen gegen SW. Schön. 20. October NM. einige Hunderte gegen S. gezogen. + ; - Clivicola riparia (L.), Uferschwalbe. Bosn.-Gradiska. Vom 23. — 26. October geblieben. Starker Wind und Frost. 23. und 24. October Schneefall, viele Uferschwalben erfroren. Sansk imost. 10. September VM. 100 — 150 gegen SW. gezogen. Witterung regnerisch; Tag zuvor schön. 4. October NM. 100 — 200 am Konakgebäude gesammelt. Witterung neblig, regnerisch, windig; Tag zuvor umwölkt. 5. October F. 100 — 400. Regnerisch, windig. 6. October NM. 100 — 400. Regnerisch. 7. October NM. 100 — 400. Regnerisch, kalt, Schnee. Ich fand über 20 Exemplare infolge der Kälte todt auf der Erde. 8. October VM. 100—400 zogen gegen S. weiter. Umwölkt. Pazarib. Am 21. September gegen A. 1 Exemplar mit ca. 50 Rauchschwalben tief am Boden gegen W. ziehend. Hier nur Zugvogel. Ljubuski. 27. August NM. zogen ca. 30 Exemplare vom W. gegen O. Schön. Stolac. 30. August A. zogen ca. 300 von ihren Brutorten weg, Richtung SW. Am Zuge das Gebirge umgehend. Wetter schön. Kleinere Züge wurden im October, ja selbst im November gesehen. + < — > Micropus apus (L.), Mauersegler. Bosn.-Petrovac. 6. September F. zogen ca. 40 Exemplare weiter. Rauh und frostig, Tag zuvor veränderlich, aber warm. 486 III. Naturwissenschaft. Pazari6. 29. Juni 1 Exemplar beobachtet.1) 21. September wieder eines. Tief NO., hoch SW. 4- y Micropus melba (L.), Alpensegler. Pazari6. 29. Juni ca. 15 Exemplare. Alle hier nicht brütend, sondern vor Unwetter im Hochgebirge geflüchtet. + ; ► Caprimulgus europaeus L ., Nachtschwalbe oder Ziegenmelker. Pazarid. Noch 1 Exemplar 18. September. Rogatica. 6. October M. 2 Exemplare am Zuge. Regnerisch, Nordwind. Lisici6. 22. October 1 Stück gesehen. Trebinje. 10. October F. 1 Exemplar gesehen. + -<— > Upupa epops L., Wiedehopf. Gracanica. Noch am 4. September angetroffen, aber seit 8. September verschwunden. Lisiöic. Vom 18. — 23. August oft 8 Exemplare unfern von einander beobachtet. Stolac. 26. September NM. zogen einzelne SW. Heiter. + > Coracias garrula L., Blaurake. Gracanica. 2. September zogen 6 Exemplare weiter. Witterung warm. + Jynx torquilla L., Wendehals. Pazari6. 6. September 1 Exemplar gesehen. Sarajevo. 5. September 10 — 15 gesehen. NO. -Wind. Lisici6. 20. August 1 einziges Exemplar. Cuculus canorus L., Kuckuck. Travnik. Vom September an keinen gesehen. Ljubuäki. Im September schon selten sichtbar. ► Asio accipitrinus (Pall.), Sumpfohreule. Bosn.-Petrovac. 3. September 1 Stück gesehen. Witterung schön. © «— *■ Circus pygargus (L.), Wiesenweihe. Graöanica. 7. September 10 gesehen, 3 erlegt. 8. September nicht mehr gefunden. -< — > Erythropus vespertinus (L.), Rothfussfalke. Pazari6. 17. September 1 Exemplar. Regenguss. Mo star. 27. September VM. zogen sie in Gruppen von 3 — 10 Exemplaren gegen S. Heiter. + > Cerchneis naumavni (Fleischer), Röthelfalke. Pazari6. 4. October einen erlegt. ]) Nach jahrelanger Beobachtung erschienen bei Eintritt von kaltem Wetter im Sommer plötzlich Mauersegler in der Niederung aus bisher unbekannten Localitäten. Reise r-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbestimmungen in Bosnien-Hercegovina. 487 © > Cerchneis tinnunculus (L.), Thurmfalke. Sanskimost. 24. October NM. zogen 4 Exemplare gegen S. Regnerisch. Maglaj. 6. October VM. 6 Stücke, durchgezogen. Bjelasnica. 5. September VM. ca. 150 von NO. gekommen und gegen SSW. gezogen. NM. ca. 30 den ersten nachgezogen. Pazaric. 28. September 1 Exemplar da. Rogatica. 10. September NM. 3 gesehen. Warm, windstill. 6. October VM. 1 Exem- plar. Regen. N.-Wind. 7. October VM. wieder eines. Stolac. 3. October M. 2 Exemplare gesehen. + «— > Falco subbuteo L., Lerchenfalke. Sarajevo. 24. August zogen ca. 10 Exemplare weiter. N.-Wind, trüb. 18. September mit den Lerchen. NO- Wind., Regen. Pazaric. 15. September und 11. October je 1 Exemplar gesehen. Rogatica. 11. August VM. 3 angetroffen. Lisiöi6. Vom 18. — 23. August täglich, besonders zeitlich Früh, 2 — 3 Exemplare gesehen. 0 Buteo buteo (L.), Mäusebussard. Dervent. 25. November 1 Exemplar gesehen. O.-Wind. Schneefall. Rogatica. 19. September NM. 6 Exemplare angekommen. Lisicid. 5. December 1 Exemplar gesehen. + *— >- Pernis apivorus (L.), Wespenbussard. Sarajevo. 17. September 7 Exemplare kreisend nach S. gezogen. N.-Wind, regnerisch. + > Milvus milvus (L.). rother Milan. Busovaöa. 29. September 1, 21. October 2 Exemplare gesehen. + * — > Cotnrnix coturnix (L.), Wachtel. Bosn.-Gradiäka. 28. December die letzten 4 Exemplare gesehen. Kljuc. 13. October NM. 1 Exemplar gesehen. Schön. 18. October NM. 1 Exemplar Schön. Maglaj. 22. September V. und NM. in Schwärmen am Durchzug. Trüb, zeitweilig Sonne. 6. October V. und NM. 3 gänzlich vereinzelte Nachzügler. Regen mit Schnee. Der Abzug geschieht meist in hellen Nächten. Trübe Nächte bedingen eine Stauung, so dass man den folgenden Tag mehr und grössere Schwärme in den Feldern findet. Busovaca. Abzug Anfangs October. Srebrenica. Zieht Anfangs September weg; grösster Zug 8. September. Stolac. 19. September VM. einzelne gegen SW. abgezogen. Trebinje. 14. November das letzte Exemplar gesehen. Schön, warm. Das Gros der Wachteln verlässt ca. 10. — 20. September den hiesigen Bezirk. Einzelne Exem- plare bleiben bis in den Monat December. 488 III. Natu r Wissenschaft. + <— > Turtur turtur (L.), Turteltaube. Prijedor. Zug Mitte September. 17. September VM. 20 Stücke am Durchzuge rastend. Richtung des Zuges SO. Regnerisch, Scirocco. Gracanica. Anfangs September vereinigt zu kleineren Trupps von 6 — 8 Stücke. Am 21. September trotz eifrigen Nachsuchens keine mehr gefunden. Bosn. -Petro vac. 25. September F. das letzte Exemplar gesehen. Busovaca. Abzug Anfangs October. Pazaric. 5. September 1 Exemplar. 8. October 4 und 16. October noch 2 da. Lisicib. 26. September noch 3 Exemplare da. Ljubuski. 20. August F. das erste Mal gesehen. Stolac. 4. October VM. zogen 25 der hier brütenden Exemplare gegen SW. Regnerisch, umwölkt. + -<-&> -<-^>- Columba palumbus L., Ringeltaube. Prijedor. 1. October zogen ca. 50 gegen SW. Schön. Bosn. -Petro vac. 3. September NM. zogen ca. 40 weiter. Sonnig, Tag zuvor veränder- lich. 4. September F. zogen 8 Exemplare weiter. 13. September VM. 30 Exem- plare. Gewitterregen. 6. October NM. zogen 10 weiter. LZ. in diesem Herbste. Kljuc. Gegen den 20. September verlassen sie diese Gegend. Nach dem 21. September wurden keine mehr beobachtet. Sie zogen vor stürmischen, gewitterreichen Tagen mit SW. -Wind ab. Busovaca. 14. October Abzug beobachtet. Srebrenica. 10. September VM. zogen ca. 50 Stücke gegen SW. Lisicic. 1. September ca. 50 auf der Heide. 2. September einige. 4. September einige. Seit dem 1. September ziehen sie sich in die höheren Berglagen zurück. 16. Sep- tember 25, 18. September 50 Stücke, 19. September 200 Stücke, 20. September 2 Flüge zu 30 und 15 Stücke. 21. September 29 Stück. 25. September 1 Stück. 28. September massenhaft hoch vom Buchwalde herab. 30. September 3 Stücke im Fichtenwalde. 1. October 2 Stücke. 3. October ca. 100 bei der gemähten Hirse. 5. October im Regen ca. 500 ebenda. Dann je 10, 25 und 15 Stücke. 6. October über 100 beisammen. 7. October 500 im Schneefall und Nebel am Heidekornstoppel. 8. October liegt Schnee. Erst ca. 500, dann noch einzelne. Abends ein GF. von 600. Beide Flüge vereinten sich, und diese 1000 zogen dann in wolkenartigem, engem Schwarm unstät umher. Rastplatz in einem Weissbuchenwalde auf einem Hügel. Das war der erste SF. bei mattem SO.-, O.- und NO. -Winde und Schneefall bis Mittag. 9. October im Weissbuchenwald ca. 60 Stücke. Auch vereinzelt zu 4 — 5 zusammen streichend. Dann 600 und wieder 400 beisammen am Zuge gegen SW. 10. October fallen ca. 75 — -100 Stücke auf die noch stehende Heide. Starker NW. NM. ein Flug von ca. 800 gegen W. 11. October 50 Stücke. N.-Wind. Dann ca. 150 retour gegen O. und NO. 12. October alle fort. Hell, kalt, sonnig; nur noch einzelne NZ. 20. October ca. 150 — 200. Schön. 24. October bei Bora LE. retour gegen O. Trebinje. 19. October 20 Stücke gegen SO. Schön. + -<-©> : - Columba oenas L., Hohltaube. Lisiüic. 1. September ca. 25. 19. September wieder 25. 3. October eine erlegt. 5. Oc- tober ca. 15. 6. October ca. 25. 8. October Schnee. 4 Stücke zogen gegen W. Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zngsbestiramungen in Bosnien-Hercegovina. 489 9. October mehrere KF., zu 5 — 7 Stücken gegen SW. 11. October ca. 50, wovon 2 erlegt. 12. October noch 1 erlegt, die ganz allein war. Hell, kalt, sonnig. + < — > Ardect purpur ea L., Purpurreiher. Sarajevo. 5. September N. Schaaren in südlicher Richtung weitergezogen. Starker N.-Wind. + ■+— > Ardea cinerea L., grauer Reiher. Sarajevo. 5. September N. zogen viele gegen S.; N.-Wind. Lisicic. 26. September das einzige Exemplar gesehen. + * — > Ardea ralloides Scop., Rallenreiher. Sarajevo. 18. September N. zogen viele weiter. NO. -Wind, Regen. + < — > Ardetta minuta (L.), Zwergreiher. Sarajevo. 5. September N. zogen ziemlich viele gegen S. Starker N.-Wind. + <-> Ciconia ciconia (L.), weisser Storch. Bosn.-Gradiska, Beginn des Abzuges 23. August, letztes Exemplar 26. August ge- sehen. Sonst gewöhnlich einige Tage früher. Gracanica. 3 aufgezogene Exemplare zeigten Anfang August Wanderlust. 2 von ihnen verschwanden nach mehrtägigem Herumfliegen am 10. September, 1 schwäch- liches Exemplar zurücklassend. + -<— > Cr ex er ex (L.), Wiesenralle oder Wachtelkönig. Bosn.-Gradiska. 12. October die ersten Exemplare am Zuge, 26. October die letzten. Kljuc. 1. November M. 2 und 15. December F. 1 Exemplar noch beobachtet. Sarajevo. 16. September mehrere gesehen. N.-Wind, Regen. * — > Grus grus (L.), grauer Kranich. Bosn.-Gradiska. 3. October A. zogen ca. 20 Exemplare vom N. gegen S. Gracanica. 19. October YM. ca. 20 Exemplare weitergezogen gegen SO. Warm. Der Zug hielt nicht hier. Bosn.-Petrovac. 11. November M. kamen ca. 50 Exemplare von NO. und zogen gegen SO. Hell und kalt. + <— > Scolopax rusticula L., Waldschnepfe. Bosn.-Gradiska. Die ersten Exemplare am 20. October A., den 25. October 6 und die letzten Exemplare am 23. December gesehen. D ervent. 7. November 11, 12. November A. 3 gegen die Ukrina ziehend. — 13°. 13. November hie und da noch 1 Schnepfe zu finden. Graöanica. 20. October die ersten Exemplare des Herbstzuges angetroffen. Zug sehr schwach. Am 3. November bei kaltem Wetter und Frost reichlich (17) da. 5. November keine einzige mehr gefunden. 490 III. Naturwissenschaft. Bosn.-Petrovac. 25. October YM. 1 Exemplar gegen SO. ziehend. 28. October VM. das letzte Exemplar gesehen. Kljuc. 4. November YM. 1 Exemplar gegen S. 7. November VM. zogen 6 Exemplare gegen S. Vier Tage später keine Schnepfe mehr. Travnik. 9. October VM. die ersten angetroffen. Der Herbstzug sehr spärlich, im Ganzen 10 — 15 bis zum 17. October gesehen, dann keine mehr. Busovaca. 6. October die ersten gesehen. — 7° C. Vom 23. October bis Ende November täglich etliche gesehen. Am 31. December 3 Exemplare hoch gemacht. Srebrenica. 11. August VM. 1 gesehen (Brutschnepfe). 28. October NM. 3. 14. No- vember VM. 5 Exemplare. Sarajevo. 18. October NM. 2 gesehen (Brutschnepfen der Waldregion). Rogatica. 15. October NM. 1 und 19. October NM. 2 am Zuge beobachtet. Konjica. 3. September VM. 1 gesehen (Brutschnepfe). Schön. Vom 11. — 14. November ca. 30 gesehen. Vom 12. — 14. November der Hauptzug. 15. November A. und 4. December M. je 1 erlegt. Lisiöi6. Vom 23. October bis 2. Jänner 1898 (die letzte) beobachtet. Ljubuski. 26. October F. 2 gekommen. Bora. Mostar. Vom 11. November bis 19. December. 19. December 25 angetroffen. Schön, kalt, windig. Stolac. 28. September M. 3 angetroffen. Brutvögel aus dem Gebirge. Trebinje. 19. October NM. die erste. Windig, aber schön. 30. December NM. ca. 20 gesehen. Wintergäste. + «— > Gallinago gallinago (L.), Becassine. Dervent. 17. November 1 gesehen. Bosn.-Petrovac. 19. October F. zogen 3 weiter. Lisici6. 29. November, 5. und 8. December je 1, 10. December 4 und 11. December wieder 1 gesehen. Mostar. Vom 21. November bis 31. December am Mostarsko blato Wintergäste. Stolac. 8. December GT. ca. 80 gesehen. <— > Numenius arcuatus (L.), grosser Brachvogel. Lisici6. 30. November 1 Exemplar gesehen. + -<— »• Vanellus vanellus (L.), Kiebitz. Dervent. 6. November A. am Zuge gegen S. gehört. Kalt, trüb. Sanskimost. 19. October NM. zogen 2 gegen S. Heiter. Mostar. Vom 21. November bis 31. December GT. in Schwärmen von 20 — 50 Exem- plaren angesiedelt. Stolac. 8. December VM. 15 — 20 vereinzelte Exemplare gesehen. Bilek. 13. October VM. 5, 16. October M. 10 und 2. November NM. 8 gesehen. Bleibt hier nicht über die Mitte November. + > Anas crecca L., Krickente. Sarajevo. 6. September blieben am Durchzuge ca. 200 einen Tag da. N.-Wind. Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbestimmungen in Bosnien-Hercegovina. 491 + ^ ► Anas querquedula L., Knäckente. Sarajevo. 6. September ca. 400 rastend am Zuge. + «— > Spatula clypeata (L.), Löffelente. Kljuö. 23. November 2 und ein Zug von 40 Stück zog in bedeutender Höhe über das Gebirge gegen N. Anser anser (L.), Graugans. Ivljuc. 4. October 25 Stücke am Zuge von SO. gegen NW. Regnerisch. Anser segetum (Gm.), Saatgans. Bihac. Zwischen 4. und 5. October N. zog nach dem Geschrei ein ziemlich grosser Zug gegen S. Regnerisch. Kljuc. 4. October F. zogen ca. 40 gegen S. Trüb. Zenica. 22. October A. gegen N. gezogen. Busovaca. Ende November zwei Flüge keilförmig gegen S. Ende December ein dritter Flug. Rastelica. 6. September F. zogen mehrere von N. gegen S. Mostar. 21. November GT. am Blato Schwärme von 20 — 40 Exemplaren. Ebenso 5., 24. und 31. December. + > Hydroclielidon nigra (L.), schwarze Seeschwalbe. Sarajevo. 6. September ca. 20 Exemplare gesehen. N.-Wind. Laras ridibundus L., Lachmöwe. Mostar. Von Ende November ständiger Wintergast. © +&> 5 ► Podiceps fluviatilis Tunst., Zwergsteissfuss. Lisibib. 13. November 3 Exemplare (1 erlegt), nie früher beobachtet. Zugskalender vom 2. August bis 31. December 1897. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Aug. 2. Hirundo rustica L. . — > SO. ca. 600 in einer 1200 M. hell, klar Vares 5. Oriolus galbula L. . — * sw. hohen Gebirgsgegend einige neben dem Bosna- umwölkt 2epce » Hirundo rustica L. . flusse Pazaric 6. Oriolus galbula L. — > SW. einige neben dem Bosna- schön Zepce 7. Motacilla alba L. . flusse viele beisammen .... Pazaric n Oriolus galbula L. — ► SW. einige neben dem Bosna- schön 2epöe flusse 492 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag- S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Aug. 11. Oriolus galbula L. 1 Exemplar angekommen schön Rogatica 11 Falco subbuteo L. 3 Exemplare eingetroffen schön Rogatica 11 Scolopax rusticula L. . 1 Exemplar. Brutvogel . Srebrenica 12. Fringilla coelebs L. . ca. 50 Vorstrich .... Pazaric 15. Chelidon urbica (L.) viele Rastelica 11 Hirundo rustica L. . schwalbenleer Pazaric 18. Galerita arborea (L.) einige Lisicic 11 Fringilla coelebs L. . starker Strich V 11 Hirundo rustica L. . wenige V V Upupa epops L. . etliche n 11 Falco subbuteo L. . . einige n 19. Galerita arborea (L.) einige n 11 Fringilla coelebs L. . starker Strich n 11 Hirundo rustica L. . wenige „ 11 Upupa epops L. . etliche T) 11 Falco subbuteo L. einige r> 11 Sturnus vulgaris L. . — > SO 30 Exemplare heiter Sanskimost 20. Galerita arborea (L.) einige Lisicic 77 Fringilla coelebs L. . starker Strich n 11 Hirundo rustica L. . wenige T) 11 Upupa epops L. . etliche rt 11 Falco subbuteo L. einige r> 21. Galerita arborea (L.) einige n 1 ” Fringilla coelebs L. . starker Strich 11 Hirundo rustica L. . wenige ... .... 11 Upupa epops L. . etliche V 11 Falco subbuteo L. einige n 22. Galerita arborea (L.) einige Y) Miliaria calandra (L.) . 10 Exemplare in dem n 11 Fringilla coelebs L. . Eichengestrüppe an der Narenta starker Strich n 11 Oriolus galbula L. . 2 Exemplare Ivan 11 Hirundo rustica L. . wenige Lisicic 11 Upupa epops L. . etliche » 11 Falco subbuteo L. einige Y) 23. Galerita arborea (L.) . einige V n Fringilla coelebs L. . starker Strich ” Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbestimmungen in Bosnien-Hercegovina. 493 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- riehtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Au g. Hirundo rustica L. . 23. wenige Lisicic 77 Upupa epops L. . etliche 77 Falco subbuteo L. einige V) 77 Ciconia ciconia (L.) . Anfang des Abzuges . . B.-Gradiäka 24. Anthus trivialis (L.) . — > S. zogen viele mit lautem Rufe in bedeutender Höhe regnerisch Sarajevo 77 Hirundo rustica L. . — > SO. 800 — 1000, die im Orte brüteten, abgezogen NW. Kljuc 25. 77 77 77 — i ► SO. einige Hunderte der im Orte brütenden abge- zogen Gewitter ” 26. P 77 77 — > S. 50 — 60 weitergezogen . schön Bihac 77 77 77 77 — > SO. einige Hundert weiterge- zogen Kljuc 27. Sturnus vulgaris L. . mehrere Sarajevo 77 Hirundo rustica L. . 15 Exempl. weiterziehend massig warm, bewölkt Zenica 77 Clivicola riparia (L.) w. — > 0. 30 Exempl. weiterziehend schön Ljubuski 28. Lanius collurio L. LE Kljuc 30. Clivicola riparia (L.) . — > SW. ca. 300 aus den Brutorten abgezogen schön Stolac Sept. Saxicola oenanthe (L.) . 1. etliche, wo früher keine waren Pazaric 77 Lanius collurio L. HZ n 77 Muscicapa grisola L. etliche hungernd da, frü- her waren keine - 77 Chelidon urbica (L.) . 600 — 800 übernachteten . schön Kljuc 77 Columba palumbus L. . ca. 50 Exemplare . . . Pazaric 77 „ oenas L. ca. 25 Exemplare . . . Y) 77 Circaetus gallicus . 1 Exemplar 2. Chelidon urbica (L.) . — > s 600 — 800 weitergezogen, keine NZ. schön Kljuc 77 Coracias garrula L. . 6 Exempl. weitergezogen warm Gracanica 77 Columba palumbus L. . einige Pazaric 3. Alauda arvensis L. . NW.— > SSE. ca. 1000 Exemplare . . heiter, warm, S.-Wind Bjelasnica 77 Hirundo rustica L. . NW— > SSW. ca. 1000 heiter, warm, S.-Wind 77 Asio accipitrinus (.Pall.) . 1 Exemplar angesiedelt . schön ß.-Petrovac 77 Columba palumbus L. . 40 weiterziehend .... sonnig Jt 77 Scolopax rusticula L. 1 Exemplar schön Konjica 4. Corvus cornix L. . viele „ Lisicic 77 Upupa epops L. . einige Gracanica 77 Columba palumbus L. . einige Pazaric 494 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtuugs- ort Sept. 5. Erithacus luscinia (L.) . einige Pazaric 11 Saxicola oenanthe (L.) . — > S. 6 — 8 Stück weitergezogen umwölkt Sanskimost 11 Merula merula (L.) . viele Pazaric 11 Lanius collurio L. einzelne » 11 Hirundo rustica L. . 300—400 über offenes Feld trüb Kljuc 11 11 11 11 ziehend sehr wenige Pazaric 11 Cerchneis tinnunculus( L.) — > SSW. ca. 150; NM. 30 den ersten Bjelasnica 11 Turtur turtur (L.) . nach 1 Exemplar Pazaric 6. Pratincola rubetra (L.) . sehr viele n 11 Fringilla coelebs L. . ca. 45 Stücke schön B.-Petrovae 11 Sturnus vulgaris L. . — > so. 60 — 80 weitergezogen . . heiter Sanskimost 11 Clivicola riparia (L.) . Pazaric 11 Jynx torguilla L. . 1 Exemplar » 11 Anser segetum (Gm.) . N. S. mehrere Rastelica 11 Hydrochelidon nigra (L.) ca. 20 Exemplare. . . . N.-Wind Sarajevo 7. Sturnus vulgaris L. . — > SO. 30—40 Sanskimost 11 Circus pygargus (L.). 10 Exemplare Gracanica 8. Fringilla coelebs (L.) 200 Fremde rastend . . NO.- Wind Pazaric 11 Chelidon urbica (L.) . 200 als SF warm, windstill Rogatica 11 Coturnix coturnix (L.) . HZ Srebrenica 9. Acanthis cannabina (L.) KF trüb Dervent 10. Saxicola oenanthe (L.) . 4 Ex. einzeln schön Rogatica 11 Sylvia atricapilla (L.) . 2 n n Kljuö 11 Lanius collurio L. 15 Exemplare warm, windstill Rogatica n Clivicola riparia (L.) . — > SW. 100 weiterziehend . . . regnerisch Sanskimost ii Cerchneis tinnunculusiL.) 3 Exemplare warm, windstill Rogatica ii Columba palumbus L. . — > SW. 50 „ Srebrenica n Ciconia ciconia (L.) . 2 Stücke weggezogen . . Gracanica n. Hirundo rustica L. . Abzug der Brutschwalben B.-Gradiäka ii 11 11 11 30 weiterziehend .... schön Zenica 12. Chelidon urbica (L.) . — > so. Rogatica n Hirundo rustica L. . 300 — 400 weitergezogen . Gewitter Kljuc 13. Accentor collaris (Scop.) 1 Exemplar am Trebevic Sarajevo 11 Fringilla coelebs L. . 150 Exemplare Pazaric 11 Hirundo rustica L. . — > s. 200 „ .... Sarajevo 11 Columba palumbus L. . 30 Stück weitergezogen . Gewitterregen Petrovac Reise r-K ii otek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbestimmungen in Bosnien-Hercegovina. 495 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Sept. Hirundo rustica L. . . . 14. NO. — > SO. GF starker Nebel auf den Höhenzügen Kljuc 15. Sturnus vulgaris L. . ca. 200 bewölkt rt 77 Muscicapa grisola L. massenhaft Sarajevo 77 Falco subbuteo L. 1 Exemplar Pazaric 16. Hirundo rustica L. . — ► 0. 50 tief jagend V) 77 Columba palumbus L. . 25 Stück n 17. Motacilla alba L. . 5 Stück Rogatica 77 Chelidon urbica (L.). — > 0. 50 Stück Pazaric 77 Erythropus vespertinus (L.) 1 Stück. EE Regenguss ” 77 Turtur turtur (L.) . — ■> so. 20 Stück am DZ. rastend tt 18. Merula nierula (L.) . 20 — 30 weiterziehend . . schön Kljuc 7? Sylvia atricapilla (L.) . 1 Exemplar rt 77 Sturnus vulgaris L. . — > s. gegen 200 abgezogen . . Nebel rt 77 Lanius collurio L. einzelne Pazaric 77 Chelidon urbica (L.) . ca. 100 rastend .... tt 77 Caprimulgus europaeusL. 1 Exemplar „ 77 Columba palumbus L. . 50 Exemplare rt 19. Phylloscopus sibilator (Bechst.) 1 Exemplar tt 7? Fringilla coelebs L. . ca. 80 tt 77 Lanius collurio L. einzelne rt 77 Chelidon urbica (L.) ca. 200 Abends kreisend tt 77 Hirundo rustica L. . Früh 10 Stück 1 1 7? Buteo buteo (L.) . 6 Stück warm Rogatica 77 Coturnix coturnix (L.) . — > SW. einzelne Stolac 77 Columba palumbus L. . 200 Pazaric 77 „ oenas L. . 25 ,, 20. Lanius collurio L. einzelne rt , 77 Chelidon urbica (L.) . 100 77 Hirundo rustica L. . ca. 50 tt 77 Columba palumbus L. . 2 KF n 21. Sturnus vulgaris L. . — > w. 17 Stück w 77 Lanius collurio L. einzelne tt 77 Chelidon urbica (L.) . — > w. 300 rt 77 Hirundo rustica L. . — > NO. 150, RF. Rückwendung . Gewitter rt 77 Clivicola riparia (L.) . — > SW. SF. von 5000—6000 . . regnerisch, kalt Zepce 496 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag- S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Sept. 21. Clivicola riparia (L.) — > W. 1 Exemplar gezogen . . Pazaric 11 Micropus apus (L.) . 1 Exemplar tief NO., hoch r> 11 Columba palumbus L. . 29 Exemplare SW. 22. Lanius collurio L. einzelne 17 Hirundo rustica L. . SF. und weitergezogen . schön Travnik 77 Clivicola riparia (L.j —V SW. 3000 — 4000 neb. d. Bosna n Zepce 77 Coturnix coturnix (L.) . in Schwärmen weiterge- trüb Maglaj 23. Pratincola rubetra (L.) . zogen 2 Exemplare oben Neuschnee Pazaric 17 Phylloscopus sibilator 1 Exemplar 17 (Bechst.) Lanius collurio L. einzelne V 17 Muscicapa grisola L. 2 Exemplare W 17 Chelidon urbica (L.) . — > SW. viele Tausende HZ. . . Regen Konjica 17 11 11 11 — > SSW. viele Tausende Jablanica 17 Hirundo rustica L. . —> so. 7 Stück weitergezogen . schön, I. Reif Prijedor 24. Pratincola rubetra (L.J . 2 Exemplare Pazaric 17 Phylloscopus sibilator 1 Exemplar 17 (Bechst.) Serinus serinus (L.) . ca. 50 heiss, schön Ljubuiki 71 Sturnus vulgaris L. . GF sonnig, warm Zenica 71 Lanius collurio L. einzelne Pazaric 17 Muscicapa grisola L. 2 Exemplare V 77 Chelidon urbica (L.) . -T> SW. 2 Züge r> 11 Hirundo rustica L. . ca. 25 Exempl. noch da . V 11 Clivicola riparia (L ) . — > N. einige, KF. neben der Zepce 25. Motacilla alba L. . Bosna ziehend einzelne Exemplare . . . schön Kljuc 11 Lanius collurio L. einige da Lisicic 11 Clivicola riparia (L.) — > N. einige, KF. Die Rück- schön Zepce 11 Turtur turtur (L.) . Stauung bedingt durch die Witterung LE Petrovac 26. Motacilla alba L. . 14 Stück beisammen . . Rogat.ica 11 Lernt ws collurio L. einige da Lisicic 11 Hirundo rustica L. . noch einige V 11 Upupa epops L. . — SW. einzelne Stolac 11 Turtur turtur (L.) . 3 Exemplare Lisicic 11 Ardea cinerea L. . einziges Exemplar . . V 27. Motacilla alba L. . grosse Anzahl .... schön Kljuc Reiser- Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-PIercegovina. 497 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- riclitung Bemerkungen Witterung Beob- ach tu ngs- Ol't Sept. 27. Lanius collurio L. einige Lisicid n Hirundo rustica L. . vereinzelte NZ schön Kljuc 77 Erythropus vespertinus (L-) — > S. in Gruppen von 3- — 10 Ex. heiter Mostar 28. Motacilla alba L. . 10 Exempl. weitergezogen Prijedor 77 Cerchneis tinnunculus(L.) 1 Exemplar Pazaric 77 Columba palumbus L. . massenhaft Pazaric 77 Scolopax rusticula L. 3 angetroffen Stolac 29. Hirundo rustica L. . — > SO. viele Hunderte ...... kalter N.-W. Gracanica 77 77 77 77 „ „ weiterziehend schön Zenica 77 Milvus milvus (L.) . 1 Exemplar Busovaca 30. Ruticilla titis (L.) mehrere Stücke .... Bjelasnica 77 Hirundo rustica L. . — so. viele Gracanica 77 Columba palumbus L. . 3 Stück Pazaric 11 Sturnus vulgaris L. . grosse Schwärme .... Gracanica Oct. 1. Fringilla coelebs L. . — > SW. mehrere Pazaric 77 Hirundo rustica L. . wenige kühl Zenica 11 n » n SF., ca. 100 Maglaj 77 Columba palumbus L. — > SW. 50 schön Prijedor 11 77 77 77 2 Stück Pazaric 2. Motacilla alba L. . o “ 11 77 Hirundo rustica L. . — > s. einige Visoko 77 77 77 77 SF. ca. 100 Maglaj 3. Sturnus vulgaris L. . 30 Stück ■ • trüb Kljuc 77 Chelidon urbica (L.) . — > s. mehrere GZ N.-Wind Prijedor 77 Hirundo rustica L. . — > s. einige Visoko 77 77 77 77 SF. circa 100 Maglaj 77 Cerchneis tinnuripu lus ( L . ) 3 Stück Stolac Columba palumbus L. . ca. 100 Pazaric 77 Columba oenas L. . 1 Stück 91 77 GVits prws (L.) N. — >- S. 20 Stück Abends .... 4. Alauda arvensis L. . 25 „ beisammen . . Pazaric 77 Sturmes vulgaris L. . 12 „ da 19 11 Hirundo rustica L. . 2 GF Heiter, kalt B.-Gradi§ka 77 77 77 77 HZ Busovaca 77 77 77 77 — > s. einige Visoko - 77 7? 77 ca. 100, SF Maglaj Band VIII. 32 498 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- ach tu ngs- ort Oct. 4. Clivicola riparia (L.) . ca. 200, SF regnerisch, Sanskimost 77 77 77 77 — > SW. 1000 — 2000 neben der windig regnerisch, Zepce 77 Cerchneis naumanni Bosna 1 einzelner kalt Pazaric 77 (Fleischer) Turtur turtur (L.) — > SW. 25 der liier Brütenden regnerisch Stolac 77 Anser segetum (Gm.) . — > s. abgezogen GZ Biliac 7? n n n — > s. ca. 40 trüb Kljuö 77 Einser anser (L.) . SO. —V NW. 25 Stücke regnerisch » 5. Parus maior L. 40 „ r 7? Alauda arvensis L. . 100 St. angekommen . . schön, wann Travnik 77 77 77 77 14 St., am Zuge rastend Regen, Rogatica 7? Motacilla alba L . . . 5 Stück beisammen . . . N.-Wind Regen, n 7? Sturnus vulgaris L. . vereinzelt. LE N.-Wind Gracanica 77 Chelidon urbica (L.) . massenhaft Schnee- Jajce Hirundo rustica L. . 2 Züge gestöber starker NW.- Graßanica 77 77 77 7* * * — > s. viele GZ Wind oben Schnee, Zenica 77 77 77 77 — > s. einige . . N.-Wind Visoko 7? Clivicola riparia (L.) — > SW. 100—400 regnerisch Sanskimost 7? 7? 7? 77 — > SW. viele Hunderte 2epße 77 Columba palumbus L. . ca. 500 Regen Pazariß 77 .Zlnser segetum (Gm.) . — > s. GZ regnerisch Biliac 6. Turdus musicus L. . mehrere. trüb, kalt Dervent Parus maior L. einzelne regnerisch, Kljuö 77 Sturnus vulgaris L . — > s. GZ W.-Wind bewölkt, Zenica 77 Corvus frugilegus L. EE. Wintergast N.-Wind Neuschnee Pazaric 7? Hirundo rustica L. . LE Regen, kalt Kljuc 77 » n ji • — > s. viele GZ Zenica 77 7? 77 77 — > s. etliche Visoko 77 Clivicola riparia (L.) — > SW. 100—400 regnerisch Sanskimost 7? 77 7? 77 * — > SW. viele Hunderte .... n Zepce 77 Caprimulgus europaeush. 2 Stück am Zuge . . . regnerisch, Rogatica 77 Cerclineis tinnunculus( L.) 6 „ weitergezogen . . N.-Wind Maglaj 77 Coturnix coturnix (L.) . 3 „ NZ 1 „ 77 Columba palumbus L. . über 100 beisammen . . Pazaric Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobaehtungen in Bosnien-Hercegovina. 499 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Oct. 6. Columba oenas L. . ca. 25 Pazaric 11 Scolopax rusticula L. EE — 7° C. ßusovaca 7. Galerita arborea (L.) ca. 25 Stück am Zuge . Schnee Pazaric n Anthus pratensis (L.) „ 10 auf feuchten Wiesen » ?? 11 Fringilla coelebs L. . — > NO. massenhaft, Rückwendung ?! ?? 11 Chelidon urbica (L.) . 150, verspätet Schnee, Rogatica ly Hirundo rustica L. . — > S. 200 N.-Wind regnerisch, kalt Bihac 11 11 11 11 — > S. viele GF ?! ?! Zenica ii 11 11 11 — > S. einige ?? ?? Visoko 11 Clivicola riparia (L.) ca. 400 ?? ?! Sanskimost 11 Columba palumbus L. . 500 Schnee Pazaric 8. Turdus musicus L. . 6 Stück ?! ?? 11 Fringilla coelebs L. . NO. — > ca. 1000 . ?? ?? 11 Sturnus vulgaris L. . 20 Stück weitergezogen ü Vares 11 11 11 ... 2 „ ?! Pazarid 11 Hirundo rustica L. . — > S. einige ?! Visoko 11 Clivicola riparia (L.) — v S. 400 weitergezogen . . . umwölkt Sanskimost 11 Columba palumbus L. . 2 GF. ca. 1000 Stück I.SF. Schnee Pazaric 11 Columba oenas L. . — > w. 4 Stück ü ?? 9. Erithacus rubeculus (L.) mehrere ?? ?? 11 Pratincola rubicola (L.) 1 Stück ?? ?? 11 Turdus musicus L. . 1 „ ?? n 11 Motacilla alba L. . Nachstand 30 Stück . . ?? „ 11 Sturnus vulgaris L. . 7 Stück da ?? ?! 11 Hirundo rustica L. . einige Visoko 11 Columba palumbus L. . ca. 60 Pazaric 11 Columba oenas L. . — > SW. mehrere KF. zu 5 — 7 St. „ 11 Scopolax rusticula L. EE kalt, heiter Travnik 10. Parus maior L. 200 Kljuc 11 Sturnus vulgaris L. . 100 Lisicic 11 Hirundo rustica L. . LE. erfroren ßusovaca 11 Caprimulgus europaeus L. 1 Stück Trebinje 11 Columba, palumbus L. . ca. 000 N.-Wind Pazaric 11. Fringilla coelebs L. . viele rastend kalter, trocke- 11 Sturnus vulgaris L. . 20 Stück ner N.-Wind Regen, kalt Kljuc 11 Cerchneis naumanni 3 „ Pazaric (Fleischer) 32* 500 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Oct. 11. Falco subbuteo L. 1 Stück Pazaric 11 Columba palumbus L. . — > 0. u.NO. ca. 150 Stück starker N.-W. V 1 1 Columba oenas L. ca. 50 Stück 1) n 12. Ruticilla phoenicura 3 Stück r> » (L.) Turdus musicus L. . mehrere V 11 Merula merula (L.) . einzelne schön Kljuc 11 Phylloscopus sibilator 1 Stück hell, kalt, sonnig Pazaric ii (Bechst.) Sylvia atricapilla (L.) . 1 „ r) n n Alauda arvensis L. . 1 5 Stück am Zuge rastend warm, windstill Kogatica n Motacilla alba L. . 9 Stück beisammen . . . y> n ii Fringilla coelebs L. . — > SW. ca. 100 am Zuge .... hell, kalt, sonnig Pazaric ii Columba palumbus L. . einzelne NZ J? „ ?? Columba oenas L. . ein einziges Exemplar . n V 11 Crex crex (L.) .... EE 13. Phylloscopus sibilator 4 Stück Kljuö 11 (Bechst.) Hirundo rustica L. . 2 „ warm, schön Zenica 11 Coturnix coturnix (L.) . 1 „ schön Kljuc 11 Vanellus vanellus (L.) . 5 „ Bilek 14. Phylloscopus sibilator 6—8 Stück schön Kljuc n (Bechst.) Alauda arvensis L. . — > s. GA Bilek V) Motacilla alba L. . einzelne Exemplare . . r> Kljuc 11 Columba palumbus L. . Abzug „ Busovaca 15. Turdus viscivorus L. von da ab bis zum Jah- Lisicic ?? Garrulus glandarius (L.) resschlusse guter Strich n 11 Chelidon urbica (L.) . N. — > S. Abzug schön Jajce V) Scopolax rusticula L. . 1 Stück am Zuge . . . Rogatica 16. Alauda arvensis L. . SF. und Abzug 11 Sturnus vulgaris L. . scliaarenweise schön Zenica 11 Hirundo rustica L. . 1 Stück 11 11 11 11 — > SO. KZ. ca. 40 Gracanica 11 11 11 11 — > SW. über 100 Bilek 11 Turtur turtur (L.) . 2 Stück da Pazaric 11 Vanellus vanellus (L.) . 10 „ „ Bilek 17. Turdus musicus L. . etliche Lisicic Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 501 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Oct. 17. Merula merula (L.) . viele bis zum Jahres- Lisicic V Sturnus vulgaris L. . Schlüsse schaarenweise Zenica 77 Garrulus glandarius (L.) guter Strich Lisicic n Scolopax rusticula L. LE Travnik 18. Motacilla alba L. 10 Stück beisammen . . ßaätelica 77 Sturnus vulgaris L. . schaarenweise Zenica 77 Coturnix coturnix (L.) . 1 Stück weitergezogen . Kljuc 19. Erithacus rubeculus ( L.) EE umwölkt Trebinje 77 Columba palumbus L. . — > SO. 20 Stück „ 77 Grtts grus (L.) .... — > SO. 20 Stück durchgezogen warm Gracanica 75 Scolopax rusticula L. . EE Trebinje 77 Gallinago gallinago (L. ) 3 Stück zogen weiter B.-Petrovac 77 Vanellus vanellus (L.) . — > s. 2 Stück heiter Sanskimost 20. Ruticilla titis (L.) 1 Lisicic 77 77 Pratincola rubicola (L.) Sturnus vulgaris L. . — > so. 1 » 10 — 15 weiterziehend . . 77 Sanskimost 77 Lanius collurio L. — > SW. einzelne umwölkt Stolac 77 Hirundo rustica L. . — > S. Hunderte Bileli 77 Columba palumbus L. . ca. 150—200 schön Lisicic 77 Scolopax rusticula L. . EE B.-Gradiäka 77 77 77 77 EE Gracanica 21. Erithacus rubeculus (L.) viele, später vereinzelt . Lisicic 77 Saxicola oenanthe (L.) . am Zuge „ 77 Sylvia atricapilla (L.) . mehrere rastend .... 77 77 Hirundo rustica L. . — > s. 30 weitergezogen .... regnerisch, kalt Bihac 77 Milvus milvus (L.) 2 Exemplare Busovaca 22. Erithacus rubeculus (L.) 12 Stück angekommen . Stolac 77 Turdus musicus L. . 5 Stück da Lisicic 77 Turdus iliacus L. seit mehreren Tagen 5 — 7 regnerisch 77 77 Caprimulgus europaeus L. Stück 1 Stück 77 77 Ans er segetum (Gm.) . — > N. z»g Zenica 23. Sturnus vulgaris L. . — > SO. 800 — 1000 weitergezogen regnerisch Sanskimost 77 Clivicola riparia ( L.) viele windig, Frost B.-Gradiäka 77 Scolopax rusticula L. . 5 Stück Busovaca 77 77 77 7? etliche Lisicic 24. Sturnus vulgaris L. . — > SO. 20 — 30 weiterziehend . . regnerisch Sanskimost 502 111. Naturwissenschaft. Monat und Tag S ja e c i e s Zugs- lichtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Oct. 24. Clivicola riparia (L.) viele kalt B.-Gradiska 77 Cerchneis tinnunculus(Li.) — > S. 4 Stück regnerisch Sanskimost 7? Columba palumbus L. . — > 0. LE Bora Lisicic 7? Scolopax rusticula L. 5 Stück Busovaca 25. Clivicola riparia (L.) viele kalt B.-Gradiäka 7? Scolopax rusticula L. . 6 Stück r) 77 jj » » — > SO. 1 Stück weitergezogen . B. -Petro vac 26. Motacilla alba L. . — > so. KZ. ca. 40, HZ heiter, kalt Travnik | 77 Hirundo rustica L. . N. — > S. GF regnerisch B.-Gradiäka 7? Clivicola riparia (L.) viele kalt n 77 GVete crecc (L.) . LE 77 Scolopax rusticula L. N. — > S. 2 Stück angesiedelt . . Bora Ljubuski 27. Falco peregrinus Tunst. 1 « erlegt Lisicic 77 Scolopax rusticula L. 5 Stück Busovaca 77 etliche Lisicic 28. Scolopax rusticula L. LE 77 3 Stück Srebrenica 77 etliche Lisicic 29. Motacilla alba L. . viele am Zuge 7? Scolopax rusticula L. 5 Stück Busovaca 30. Scolopax rusticula L. 5 „ n 31. Scolopax rusticula L. 5 , n Nov. 1. Chelidon urbica (L.) . 2 Exemplare bewölkt Prijedor 2. Vanellus vanellus (L.) . 8 „ + 3° E. Bilek 3. Sturnus vulgaris L. . ca. 100 gerastet .... bewölkt Prijedor 7? Scolopax rusticula L. reichlich + 2° R. kalt, Frost Gracanica 4. Sturnus vulgaris L. . Abzug kalt, Nebel, Busovaca 77 Scolopax rusticula L. — S. 1 Exemplar S.-Wind Kljuc 6. Alauda arvensis L. . 2 Exemplare trüb, kalt Dervent 7? Motacilla alba L. 1 Exemplar n 77 Vanellus vanellus (L.) . — > s. gehört » 7. Scolopax rusticula L. 11 Exemplare n 9. Alauda arvensis L. . — > 0. 1 Flug hoch abgezogen . n 77 Motacilla alba L. 1 Exemplar 77 Sturnus vulgaris L. . — > SW. ca. 100 durchgezogen . . Pazaric Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 503 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Nov. 10. Sturnus vulgaris L. . wieder 100 da Pazaric 11. Fringilla coelebs L. . 1 kleiner Flug starker Frost Dervent 11 Grus grus (L.) .... NO. — > SO. ca. 50 Exempl. am Zuge hell und kalt B.-Petrovae 11 Scolopax rusticula L. angekommen Mostar 12. Turdus musicus L. . 1 Exemplar Dervent 11 Scolopax rusticula L. 3 Exemplare — 13° » 11 11 11 11 HZ. (ca. 30) Konjica 13. n n n hie und da eine .... Dervent 11 11 11 11 HZ. (ca. 30) Konjica 11 Podiceps ßuviatilis 3 angekommen .... Lisicic 14. (Tunst.) Coturnix coturnix (L.) . die letzte Trebinje 11 Scolopax rusticula L. 5 Exemplare Srebrenica n ii ii n HZ. (ca. 30) Konjica 15. Turdus musicus L. . S Exemplare Dervent 11 Älauda arvensis L. . mehrere Hunderte . . . schön u. heiter Stolac | 11 Sturnus vulgaris L. . massenhafter Zug . . schön Jajce 11 Scolopax rusticula L. 1 Exemplar Konjica 16. Alauda arvensis L. . mehrere Hunderte . . schön u. heiter Stolac 17. Motacilla alba L. . das letzte Exemplar . . Travnik 11 Gallinago gallinago (L.) 1 Exemjrlar Dervent 21. 11 11 11 am Blato in grosser Zahl Mostar 11 Vanellus vanellus (L.) . angekommen in Schwärmen von 20 — 50 11 Anser segetum (Gm.) . angekommen in Schwärmen von 20 — 10 22. Turdus musicus L. . angekommen 1 grösserer Flug .... warm, sonnig’ Dervent 23. Anas clypeata (L.) — > -N. 2 Exemplare und 1 Flug Kljuc 25. Coccothraustes cocco- von 40 hoch 5 Exemplare O.-Wind, Dervent thraustes (L.) . Buteo buteo (L.) . 1 Exemplar Schnee O.-Wind, 26. Fringilla coelebs L. . 1 Schwarm Schnee 11 Sturnus vulgaris L. . — > NO. 2 Exemplare Schnee Lisicic 27. Cervus frugilegus L. 1 Exemplar Pazaric 28. 11 11 11 ‘ 1 „ 29. Fringilla coelebs L. . ca. 250 augetroffen . . . Lisicic 11 Sturnus vulgaris L. . 1 Exemplar „ 11 Gallinago gallinago (L.) 1 „ » 504 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Nov. 30. Emberiza citrinella (L.) ca. 1000 angekommen . . Lisicic Numenius arcuatus (L.) 1 Exemplar „ Dec. 2. Alauda arvensis L. . 50 Exemplare eng bei- sammen ” 4. Galerita arborea (L.) 3 Exemplare rt 77 Scolopax rusticula L. 1 Exemplar Konjica 5. Buteo buteo (L.) . 1 „ Lisicic 7? Gallinago gallinago (L.) 1 » n i. Motacilla alba L. . 12 Exemplare Mostar 8. n n ii ■ ca. 100 Exemplare . . . Stolac 7? Corvus frugilegus L. 1 Exemplar Pazaric r) Gallinago gallinago (L.) 1 » Lisicic V) ii ii n ca. 80 Stolac y> Vanellus vanellus (L.) . 15 — 20 vereinzelte . . . rt 10. Gallinago gallinago (L.) 4 Exemplare Lisicic li. 7? y> 77 1 Exemplar n 13. Motacilla alba L. . ungewöhnlich viele an der Lasva Travnik 7? Sturnus vulgaris L. . 1 Exemplar Lisicic 14. Motacilla alba L. . zumWeiterzuge versammelt Travnik 7? Corvus frugilegus L. 2 Exempdare Pazaric 15. Oriolus galbula L. . noch 1 Exemplar gesehen Mostar 7? Crex crex (L.) .... Kljuc 19. Scolopax rusticula L. . — > S. 25 Exemplare schön Mostar 20. Fringilla coelebs L. . 7 — 8 Exemplare am Durch- zuge Busovaca 21. Accentor modularis L. . 2 Exemplare Sarajevo 7? Alauda arvensis L. . 50 Exemplare Lisicic y> Corvus frugilegus L. 2 Exemplare n 23. Motacilla alba L. . . einzelne Mostar y> Scolopax rusticula L. die letzten B.-Gradiäka 24. Erit.hacus rubeculus (L.) besonders viele .... Lisicic 25. Galerita arborea (L.) 25 Exemplare n » Lanius excubitor L. . 1 Exemplar n 28. Coturnix coturnix (L.) . die letzten 4 Exemplare B.-Gradiäka 29. Galerita arborea L. . 25 Exemplare Lisicic 30. Scolopax rusticula L. ca. 20 Exemplare .... Trebiuje 31. » 77 77 3 Exemplare Busovaca Reiser-Knotek. Ergebnisse der oruithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 505 Frühj ahrszug* 1898. Yerzeichniss der Beobachtungsstationen und der Beobachter, die nachträglich gewonnen wurden. Bosn.-Samac Moriz Hilf, Naturalist. Branjevo bei Zvornik Samuel Hatz, Lehrer. Foca Josef Ullrich, k. u. k. Militär-Verpflegs-Official. Janja bei Bjelina Gjorgje Derikladib, Lehrer. Pocitelj Becirbeg Gavran Kapetanovic, Grundbesitzer. Podlugovi Albert Metz, Bauunternehmer. Die ünjrarisclic ornitliologisclie Centrale in Budapest übermittelte Zugsdaten für den Frühjahrszug 1898 von folgenden Orten: Bosn.-Brod, Dervent, Lastva, Plevlje und Ulog. Ausserdem wurden vom Mliseuinspersonale zufällige Beobachtungen notirt in: Gacko, Tarcin, am Utovo blato bei Metkovic und Visoko. Geographische Lage und Ortshöhe über dem Meere der neuen Stationen. Ortshöhe ü. d. Meere Oestliche Länge von Ferro Nördliche Breite Bosn.-Brod 92 M. 35° 40' 45° 9' Bosn.-Samac . . 86 36° 8' 45° 8' Branjevo bei Zvornik . . . . 247 36° 32' 44° 26' 30" Foca . . 390 36° 26' 30" 43° 30' 30" Gacko . 960 36° 12' 43° 10' Janja bei Bjelina .... . . 109 36° 55' 44° 40' Lastva 394 36° 9' 42° 41' 30" Plevlje . . 800 37° 1' 43° 21' 30" Pocitelj . . 80 CM o O CO 43° 8' Podlugovi . . 440 35° 51' 43° 58' Tarcin . . 664 35° 46' 43° 47' Ulog . . 678 35° 58' 43° 25' Utovo blato 4 35° 25' 43° 3' + -<— > ► Erithacus luscinia (L.), Nachtigall. Bihac. 9. April in den Parkanlagen die erste gehört und gesehen. Sanskimost. 6. April 2 Stück gehört und gesehen. Wetter schön, am Vortage Regen mit Schnee. Gracanica. 12. April die erste gehört. Te§anj. 9. April Miljanovic 7 Km. nördlich von Tesanj die erste gehört. 506 III. Naturwissenschaft. Travnik. 20. April begannen die Nachtigallen zu schlagen. Sarajevo. 13. April bei Vrelo bosne den ersten Schlag gehört. Rogatica. 18. April die ersten 2 Stück gehört. Lisicib. 26. April an der Narenta gesehen. + <— > Eritliacus rubeculus (L.), Rothkehlchen. Rogatica. 17. März 4 einzelne gesehen, angesiedelt. 24. März 6 Stück bei Dub gesehen. Lisici6. Ueberwintert. 21. Februar im Narentagebüsch im Schnee mehrere gesehen. 26. Februar 6 einzelne an der Narenta. Im März immer nur einzeln gesehen. + < — > Ruticilla titis (L.), Haus-Rothschwänzchen. Sanskimost. 1. März VM. am Sanaflusse 1 Stück gesehen, Regen mit Schnee. 25. März im Garten 1 Stück gesehen, dürfte angesiedelt sein. Sarajevo. 29. März am Starigrad 1 Stück gesehen am Brutplatze. Rogatica. 25. März NM. 10 Stück einzeln gesehen, angesiedelt. Lisicic. 24. Februar im Schnee am Narentaufer 1 Stück gesehen. 31. März 1 altes cf bei Orahovica gesehen. 6. April 1 Stück beim Hause am Brutplatz. + < — > Ruticilla phoenicura (L.), Garten-Rothschwänzchen. Lisicic. 1. April 1 ad cf in den Hecken beim Hause. 4. April in den Feldhecken 3 cf und 1 $. 5. April dieselben (?) das 9 umwerbend. 6. April cf und 9 balzjagend. 17. April bei Gorani 1 cf. + < — > Saxicola oenantlie (L.), grauer Steinselimätzer. Rogatica. 25. März NM. 2 Stück bei Medjedja gesehen, Wetter warm. 9. April 12 Stücke einzeln bei Sunj gesehen, angesiedelt. 28. April 10 Stücke einzeln am Seme6 gesehen, angesiedelt. Lisicic. 27. März bei SO. -Sturm und Regen 5 mit 2 Braunkehlchen angekommen; am Abend noch 4 jüngere Vögel beim Hause angetroffen. Diese Art bildete den Schluss des kolossalen Vogelzuges an diesem Tage. + > Pratincola rubetra (L.), braunkehliger Wiesenschmätzer. Lisicic. 27. März 2 Stück angekommen. + > Pratincola rubicola (L.), Scliwarzkekliger Wiesenschmätzer. Sarajevo. 23. März bei der Alipasinbrücke 1 Stück gesehen. Lisicic. 6. Jänner 1 Stück in den Hecken an der Narenta (überwintert). 14. März 1 Stück oberhalb Ostrozae. 15. März 1 9 in den Hecken. 21. März 2 Stück am Feld. 27. März 1 Stück beim Haus. 30. März 2 Stück beim Haus. 11. April 1 Stück unterhalb Konjica. + -*— > Monticola saxatilis (L.), Steinröthel. Sarajevo. 8. April erstes Stück bei Petrovici gesehen. + -< — > Turdus musicus L , Singdrossel. Rogatica. 5. März die ersten 2 Stück gesehen, Wetter warm, schwacher Regen. Lisicic. 19. Februar 2 Stück gesehen, 1 Stück zerrissen aufgefunden. 28. Februar 3 Stück im Narentathale. 8. März 3 Stück mit 12 Amseln gesehen. 13. März Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Heroegovina. 507 ca. 12 Stück mit Amseln bei Tage angekommen, zeigten sich sehr scheu. 14. März hei Ostrozac ca. 20 Stück mit Amseln angetroffen. Von da an einzeln beobachtet, jedenfalls angesiedelte Exemplare. 21. März 10 Stück zugezogen, sehr scheu. 22. März 9 Stück am Zuge. 27. März ca. 25 auf den Narenta- wiesen beisammen. Mostar. 6. März die erste singen gehört. Turdus iliacus L , Weindrossel. Lisicic. 21. Februar 1 Stück erlegt. ■*©> Turdus pilaris L., Wacliliolderdrossel. Dervent. 24. Februar M. 6 Stück mit Staaren auf feuchten Wiesen gesehen; am Rückzuge begriffen. 6. März M. ca. 25 gesehen (fehlt auf diesen Localitäten im Winter) am Zuge. 8. März M. ca. 30 ebenda. Sarajevo. 27. Februar bei herrlichem Wetter an der Miljackamündung zahlreich. 1. März ebenda wieder viele. 2. März kleinere und grössere Flüge an der Bosna. Rogatica. 4. Februar VM. oberhalb Praca ca. 300 gesehen, Wintergast am Rückzuge. 5. Februar ebenda einen Flug von ca. 150. 2. März noch 2 Stück bei Osovo gesehen, schwacher Nebel, aber warm. © > Merida merula (L.), Schwarzamsel. Lisicic. Ueberwinterten einige. 22. Februar ziemlich viele im Schnee. 26. Februar 6 Stück in den Hecken. 28. Februar ca. 20 Stück im Narentathale. 2. März nur eine da. 8. März 12 Stück da. 13. März ziemlich viele auf den Wiesen mit Singdrosseln. 14. März ca. 20 Stück bei Ostrozac am Durchzuge. 15. März mehrere längs der Konjicastrasse. 19. März sehr viele im Eichenwalde bei Ostrozac. Vom 21. bis 31. März täglich 6 Stück an der Nareuta. Im April in Paaren angetroffen. + < — ► Phylloscopus sibilator (Bclist.), Waldlaubvogel. Lisicic. 29. März ober Konjica im Garten 1 Stück gesehen. 3. April 2 Stück in den Hecken beim Hause gesehen. + ; - Phylloscopus rufus (Bclist.), Weidenlaubvogel. Sarajevo. 9. März zahlreich im Polje. Lisicic. 8. März 1 Stück in den Weiden an der Narenta erlegt. 9. März 3 Stück da, davon 2 erlegt. 11. März 1 Stück, 18. März 2 Stück, 1. April 2 Stück, 4. April 1 Stück, 5. April 2 Stück, 11. April 1 Stück, sämmtliche in den Weiden an der Narenta. + > Phylloscopus trochilus (L.), Fitislaubvogel. Rogatica. 9. April 1 Stück gesehen. + -«— ► Hypolcds philomela (L.), Gartenspötter. Rogatica. 5. Mai 2 Stück gehört, angesiedelt. + «— > Sylvia curruca (L.), Zaungrasmücke. Rogatica. 27. April 2 Stück gesehen, angesiedelt. Lisicic. 30. Mai 2 Stück bei Rama gesehen. 508 III. Naturwissenschaft. + * — >■ Sylvia sylvia (L.), Dorngrasmiicke. Lisicid. 24. April 1 Stück beim Hause. 25. April 1 Stück an der Narenta. + *—*■ Sylvia atricapilla (L.), schwarzköpfige Grasmücke. Bihad. 8. April in den Parkanlagen 2 Stück gesehen und gehört. Sanskimost. 6. April VM. bei Ilidze 1 Stück gesehen und gehört, ebenso am 24. April. Sarajevo. 6. April in Kosevo 2 Stück gesehen. + Accentor modularis (L.), Heckenbrannelle. Lisidid. 1. Februar 1 Stück gesehen. 15. Februar ebenfalls. 28. Februar ebenso im Narentathale. 2. März 2 Stück beisammen in den Hecken. 18. März 1 Stück in den Hecken. 21. März 1 Stück im Narentathale. + > -ee> Alauda arvensis L., Feldlerche. Dervent. 21. Februar VM. einen geschlossenen Flug von 7 Stück ziemlich tief gegen N. eilig ziehen gesehen. NM. zog in derselben Richtung ein zweiter ca. 30 Stück zählender Flug. Prijedor. 10. März die erste gesehen. Sanskimost. 19. Februar bei schwachem Schneefalle 20 — 30 Stück auf schneefreien Stellen sich niederlassen gesehen. 2. März ca. 20 bereits angesiedeltc auf Feldern angetroffen. Sarajevo. 18. Februar beim Bahnhofe einige gesehen. 23. Februar im Polje viele. Podlugovi. 20. Februar in Podlugovi gehört. Am Vortage starker Schneefall. Rogatica. 5. März die ersten 5 Stück gesehen; schwacher Regen, warm. 10. März 10 Stück gesehen. Lisicid. Ca. 25 Stück überwinterten. 4. Februar 50 Stück beisammen am Schnee. 14. Februar nur 1 Stück da. 21. Februar ein angesiedeltes Paar beobachtet, einige an der Narenta angekommen. 22. Februar 25 Stück Narenta aufwärts gegen O. ziehen gesehen. Neuer Zuzug von Lerchen, die sich in Flügen von 6, 18 und 30 Stück beisammen hielten. 28. Februar kommt ein Flug von ca. 100 Stück. 4. März zeitlich Früh 100 Stück eng beisammen am Stoppelfelde angetroffen, verblieben nach mehrmaligem Kreisen; im Lisicid polje kamen mit Tagesanbruch über 1000 Stück an. Bei der Bahnstation noch einen Flug von 100 Stück gesehen. 5. März ein Flug von ca. 40 Stück ziehen gegen NO., ein zweiter von 500 Stück, hoch übers Thal kommend, fiel ein. Am Brachfelde noch ca. 200 Stück zerstreut. 7. März alle Lerchen fort. 8. März von da an bis zum 22. täglich bis 60 Stück beobachtet. 27. März sind 2 Flüge von 50- — 60 Stück da. Am NM. ca. 5000 Stück angetroffen, von denen ein Schwarm nach längerem Umherziehen sich hinter NW. -Wind hoch in die Höhe hob und in NO. -Richtung gegen den Ivansattel verschwand. Ihnen folgten noch 2 starke Züge. 28. März ca. 40 Stück ziehen eiligst über der Narenta gegen O. 4. April noch einen Flug von 12 Stück beisammen auf junger Saat gesehen. Pocitelj. 18. Februar am Utovo blato grosse Schwärme vorhanden. -f -«-&> < — > Galerita arborea (L.), Heidelerche. Dervent. 25. Februar zwischen Dervent und Dubocac (Zugstrasse) M. 1 Stück gehört. 27. Februar ebenda 1 Stück gehört und gesehen. 2. März ebenda 6 Stück ge- hört und gesehen. 4. März ebenda 2 Stück gehört und gesehen. Reiser- Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 509 Sarajevo. 27. Februar im Polje die ersten gehört. 29. Februar am Plateau bei Stari- gracl (über 1000 M.) angetroffen, am Brutplatze. 6. April noch 2 Stück im Kosevöthale angetroffen. Rogatica. 2. März bei Osovo ca. 30 Stück einzeln gesehen und gehört, angesiedelt. 18. März bei Brankovici 15 Stück einzeln gesehen, angesiedelt. Lisicic. 1. Jänner 10 Stück noch da. 12. März am Idbar-PIateau singend angetroffen. 23. März oberhalb der Neretvica 1 gepaartes Paar. ^ Budytes flavus (L.), gelbe Scliafstelze. Rogatica. 25. März 5 Uhr NM. 30 Stück bei Medjedje gesehen, bewölkt, schwacher Regen. Lisicid. 4. April 3 Stück mit Bachstelzen am Acker. 13. Mai ca. 30 Stück in einem Fluge beisammen am Narenta-Hochuferrande, sehr scheu. + <— > Motacilla alba1) L., weisse Bachstelze. Dervent. 24. Februar an der Ukrina 2 Stück gesehen. Prijedor. 2. März auf dem Bahnkörper 3 Stück gesehen. Wetter schön, am Vortage Regen mit N.-Wind. Gracanica. 16. März einige Stück gesehen, bereits angesiedelt. Maglaj. 2. März NM. einzelne 3 Stück gesehen, schön und heiter, ebenso am Vortage. Travnik. 11. Februar ca. 20 Stück angetroffen. Rogatica. 2. März 5 Stück gesehen. 5. März 8 Stück gesehen. 25. März 10 Stück gesehen, angesiedelt. Lisicid. 13. Jänner ca. 100 Stück gegen Abend von W. die Narenta aufwärts gemein- schaftlich im Polje angekommen. 22. Jänner noch etliche da. 22. Februar viele einzeln beobachtet. 23. Februar nur wenige da. 28. Februar von 3 Stück 2 paarend. 3. März schon in Paaren. ■* — > Anthus pratensis (L.), Wiesenpieper. Sarajevo. 20. März starker Zug. Lisicic. 30. März ca. 25 bei Konjica beisammen. Regenwetter. 5. April noch einen Flug gesehen. + <— > Anthus trivialis (L.), Baumpieper. Sarajevo. 23. März bei Alipasin-most einige frisch angekommene Stücke. Rogatica. 21. April 2 Stück gesehen bei Babjak. 28. April 3 Stück gesehen. + ► Emberiza da L., Zippammer. Lisici6. 1. März 4 Stück in den Vorberghecken gesehen. 7. März 1 Stück in den Hecken gesehen. 9. März 5 Stück in Zagorica ober Konjica gesehen. 11. März 3 Stück an der Strasse ober Konjica gesehen. 17. März mehrere Paare ebenda gesehen. 5. April 6 Stück unter Konjica gesehen. 7. April überall gepaarte. 13. Mai 1 Nest mit einem Fünfergelege gefunden. + <-©-> -< — >■ Serinus serinus (L.), Girlitz. Bihac. 30. März 10 Stück in den Parkanlagen gehört, angesiedelt. Bosn.-Petrovac. 27. April 1 Stück gesehen und gehört. J) Motacilla penelope Pall., graue Bachstelze, überwintert. Wurde wiederholt beobachtet in Sarajevo, Rogatica und Lisicic. 510 III. Naturwissenschaft. + Acantliis cannabina (L.), BKitliänfling-. Sarajevo. 2. März im Polje bei Rajlovac mehrere kleinere und grössere Flüge ange- troffen. + Coccothr austes coccothraustes (L.), Kirschkernbeisser. Dervent. Bei Gavro-han überwinterte 1 Flug. Wurde im Jänner und bis zum 20. Fe- bruar fast täglich beobachtet. Seit diesem Tage waren sie verschwunden. Rogatica. 6. April einen Flug von 6 Stück beobachtet, angesiedelt. Lisicic. Ueberwintert. Am 24. und 28. Februar und 14. März je 1 Stück beobachtet. 18. März am Idbar-Plateau einen Flug von 4 Stück beisammen schnell und constant gegen 0. ziehen gesehen. © > Fringilla coelebs L., Buchfink. Sarajevo. 23. Februar im Polje in grosser Zahl angetroffen. Lisicid. 2. Jänner ca. 150 fremde in der Narentaebene. 15. Jänner viele da. 25. Jänner ca. 200 da. 4. Februar im Schnee sehr viele. 6. Februar ca. 100 da, darunter nur 2 9. Schneewetter. 24. Februar ca. 150 am Felde. 25. Februar ist die Schaar verschwunden. 28. Februar 1 gepaartes Paar im Obstgarten. 4. März ca. 50 beisammen. 5. März der Flug ist verschwunden. 7. März wieder ca. 50 auf den Stoppelfeldern. 9. März am Idbar-Plateau sind die Bnitpaare vertheilt. + > «-&-> Sturnus vulgaris L ., Staar. Dervent. 21. Februar den ersten Schwarm von ca. 20 Stück 5 Uhr NM. in N. -Rich- tung ziehen sehen. Von da an bis zum 24. Februar auf nassen Wiesen mit Wachholderdrosseln. 20. März grössere und kleinere Schwärme nach N. ziehen gesehen. Prijedor. 22. Februar M. einen Flug von 50 Stück gegen N. ziehen sehen. Wetter schön. 23. Februar A. ca. 100 Stück gegen N. ziehen sehen, zum Theil bewölkt, OSO. -Wind. 2. März VM. 15 — 20 Stück hielten sich auf; schön, S.-Wind. Am Vortage Regen und N.-Wind. 15. März bleibend angesiedelt. Sanskimost. 23. Februar 5 Stück gesehen; umwölkt, am Vortage neblig, schwacher Schneefall. 4. März NM. einen Flug von 80 — 100, später einen von 200 — 300 Stück in NO. -Richtung ziehen gesehen; umwölkt, am Vortage Regen und Schnee. Janja. 6. März ca. 20 Stück angesiedelt angetroffen. Gracanica. 7. März über 50 Stück angekommen und angesiedelt. Tesanj. 28. Februar 5 Uhr F. 1 Stück in einem Fluge NW. ziehen gesehen. 8 Uhr 30 Min. F. einen Flug von 1000 — 1200 Stück am linken Usoraufer Rast halten gesehen. Maglaj. 3. und 4. März zu 2 und 3 Stück, dann einen Flug von 200 Stück gesehen. Regen und Schnee. Branjevo. 18. März M. ca. 200 Stück im Drinatkale im Regen nach N. ziehen sehen. Am Vortage hell und warm. 6. April M. ca. 500 Stück in derselben Richtung ziehen gesehen. Wetter hell und warm. Angesiedelt hat sich da keine Schaar. Travnik. 20. Februar NM. ca. 40 Stück gesehen; verblieben. Sarajevo. 1. März an der Bosna im Polje gesehen. 2. März an derselben Stelle, wahr- scheinlich dieselbe wieder gesehen. Rogatica. 8. März ca. 12 Stück gesehen, angesiedelt. Reiser- Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtung-en in Bostiien-Hercegovina. 511 Lisicic. (6. Jänner 6 Stück und am 8. Jänner 3 Stück gesehen.) 16. Februar 3 Stück gesehen. 24. Februar 1 Stück Rast halten gesehen, zog gegen 0. 3. März 10 Stück bei Orahovica an der Narenta. 4. März 50 Stück. 7. März F. ca. 60 Stück, A. weitere 6 Stück gesehen. 8. März 12 Stück. 9. März 20 Stück. 15. März 2 Stück. 16. März 1 Stück. 21. März ca. 60 Stück. 27. März ca. 50 Stück in Gesellschaft mit Kampfhähnen, Kiebitzen und Strandläufern am Zuge, dann einen zweiten Flug von ca. 60 Stück und A. noch 12 Stück gegen O. eilig ziehen gesehen. 28. März nur 1 Stück da, nach einem Nistloche spähend. 30. März ca. 30 Stück eng beieinander ziehend. Mostar. 4. März NM. 12 — 15 Stück NO. ziehen gesehen. Wetter schön und warm. + ^ Oriolus galbula L., Goldamsel. Jan ja. 16. April die ersten 2 gesehen. Travnik. 30. April angekommen. Rogatica. 1. Mai erste gesehen. Wetter warm. 5. Mai 10 Stück einzeln gehört. Lisicic. 17. April 1 Stück im Neretvicathale bei Ostrozac bei S. -Sturm in die Eichen einfallen gesehen. Vom 5. Mai regelmässig gesehen. Ljubuski. 20. März 2 Stück gesehen. Wetter schön. 30. März 5 Stück gesehen. Pocitelj. 17. April 8 Stück angekommen. Wetter warm und sonnig. 26. April 11 Uhr YM. einen grösseren Zug beobachtet. Corvus frugilegus L., Saatkrähe. Lisicic. 28. Jänner am Felde unter Nebelkrähen 1 Stück. 24. Februar ebenda 3 Stück. 26. Februar ebenda zweimal zu 3 Stück. 4. März ebenda 6 Stück. 9. März ebenda unter Nebelkrähen und Staaren 25 Stück und an anderer Stelle noch 3 Stück. 4. April 2 Stück mit Nebelki’ähen aufgebaumt. 27. April noch 4 Stück am Felde in der Frucht. + < — > Lanius collurio L., rothrückiger Würger. Prijedor. 2. April YM. 2 Stück gesehen. Wetter schön, S.-Wind, am Vortage Regen und N.-Wind. 4. April 1 Stück gesehen; bewölkt, am Vortage starker Schneefall. Lisicic. 5. Mai 1 cf und 1 9 gesehen, Regen, leichter N.-Wind. 14. Mai in der Nacht in grossen Massen angekommen; auf dem türkischen Friedhofe 12 Stück und in den Hecken ringsum ca. 50 Stück vertheilt; im Polje von Lisiciß ebenfalls ca. 25 Stück am Abend gesehen. Regenwetter. 15. Mai bis auf 2 einzelne cf cf und 1 Paar alle Würger verschwunden. Nacht war klar, kalt, leichter NO. -Wind. Pocitelj. 7. Mai die ersten gesehen. + > Lanius Senator L., rothköpfiger Würger. Lisicic. 14. Mai nach Regen in der Nacht 1 Stück beim Hause in der Dornenhecke gesehen; am Abend noch 2 weitere. + < — > Lanius minor Gm., grauer Würger. Lisißic. 5. Mai an der Idbareinmündung 1 Stück im Regen, 12. Mai am selben Platze wieder 1 Stück beobachtet. 14. Mai in derselben Gegend wieder 1 Stück gesehen. Dann in den Hecken beim Hause mit rothrückigen Würgern 12 Stück; gegen Abend noch 10 Stück im Lisicic polje und am Heimwege weitere 10 Stück angetroffen. In der Nacht Regen. 512 III. Naturwissenschaft. Lanius excubitor L., Raubwürger. Travnik. 19. März 1 Stück gesehen und dasselbe am 21. März erlegt. Rogatica. 14. April 1 Stück noch gesehen, N.-Wind, Schnee und Regen. Lisicic. 26. Jänner 1 Stück im Polje beobachtet. 8. Februar 1 Stück ebenda, wahr- scheinlich derselbe Vogel. + > Muscicapa grisola L., grauer Fliegenschnäpper. Lisici6. 13. Mai 2 Stück gesehen. 14. Mai 12 müde Stücke in den Hecken, später noch 12 weitere gesehen. 15. Mai alle bis auf 1 Stück fort. Am A. noch einen auf dem Telegraphendraht an der Bahn gesehen. <— > Muscicapa collaris Bchst., Halsbandfliegenschnäpper. Lisici6. 4. April 1 Stück an der Strasse gesehen. 17. April 1 Stück bei Gorani ober Ostrozac gesehen. «— > Muscicapa atricapilla L., Trauerfliegenschnäpper. Lisiciö. 4. April im Eichenjungbestand oberhalb der Bahnstation Konjica 1 Stück gesehen. + * * Chelidon urbica (L.), Stadtschwalbe. Bihac. 29. März NM. ca. 6 Stück gesehen. Wetter heiter, am Vortage regnerisch. Sanskimost. 30. März NM. 1 Stück gezogen nach SW., umwölkt, am Vortage heiter. Gracanica. 28. März. Die erste eingetroffen, seit 2. April angesiedelt. Petrovac. 21. April 8 Stück angesiedelt angetroffen. f^epce. 26. März 9 Uhr VM. die ersten 3 gegen N. ziehen gesehen. Wetter schön. Rogatica. 10. April 1 Paar angesiedelt angetroffen. Lisiöi6. 30. März F. ober der Narenta 6 Stück kreisend. 1 April im Regen 15 Stück beim Hause. 3. April über Tags 6 Stück gesehen. 6. April 2 Stück hoch kreisen und 8 Stück beim Hause gesehen. 16. April mit Alpenseglern 12 Stück kreisen gesehen. 18. April unter Alpenseglern 6 Stück ober der Narenta ge- sehen. 20. April schwärmten im Regen 10 Stück über dem Polje. 22. April als Nachzügler strichen 3 Stück mit einem Alpensegler und 12 Rauchschwalben in einem Fluge von 17 Stück der ersteren die Narenta aufwärts. + >• Hirundo rustica L., Rauchschwalbe. Ljubuski. 18. März 2 Stück gesehen, die verblieben. Wetter am Tage schön. Bosn.-Brod.1) Ankunft 28. März. Dervent.1) Ankunft 31. März. Prijedor. Die ersten 3 gesehen am 13. April, Wetter schön, windstill; am Vortage in der F. schön, NM. N.-Wind und A. Regen mit Nordsturm. Gracanica. 28. März grosser Schwarm in NO. -Richtung ziehen gesehen. Wetter schön, ebenso am Vortage. Tesanj. 12. April 4 Exemplare gesehen. Maglaj. 18. April NM. 50 Stück gesehen. Bosn. -Petrovac. 29. April 11 Uhr VM. 7 Exemplare gesehen. 0 Die Daten sind uns durch die U. O. C. übermittelt worden. Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 513 Travnik. 1. April NM. ca. 50 Exemplare gesehen, mit Zuzug von NO. Wetter sehr trüb, am Vortage ziemlich heiter. Sarajevo. 3. April die erste im Polje. Rogatica. 11. April 3 Exemplare gesehen (angesiedelt). 18. April 18 Exemplare ge- sehen (angesiedelt). Bjelasnica. 10. April am Südabhange die ersten einzeln gesehen. Lisicic. 18. März. Die erste am NM. aus N. kommend gesehen. Wetter trüb, kühl, leichter SO. 27. März 3 Exemplare über der Narenta, starker SO. mit Regen. Nach Sonnenuntergang zogen noch 3 Exemplare rapid gegen W. 30. März gegen A. zogen 12 Exemplare die Narenta aufwärts. Wetter trüb. 1. April 20 Exemplare halten sich im Regen beim Hause auf. 3. April 6 Exemplare mit 6 Hausschwalben gesehen. 5. April ziehen 25 Exemplare hoch rein nordwärts gegen die Bitovnja planina. 8. April in Konjica 4 Exemplare zu zweien. 10. April F. und A. ca. 12 Exemplare ober der Narenta auf Nahrungssuche. 17. April bei Ostrozac NM. im starken SW.-Wind 40 — 50 Exemplare gegen SW. gezogen. 18. April 6 Exemplare bei andauerndem SW., weiter 3 Exemplare unter Alpen- seglern. 20. April gegen A. 30 Exemplare eng beieinander über der Narenta, während am NM. ca. 50 Exemplare über den Feldern jagten. 24. April in Konjica bereits Nester. Ulog.1) 17. März Ankunft. Plevlje.1) 22. März Ankunft. Mostar. 3. März bei Dreznica M. 1 Exemplar gesehen; Wetter warm und wolkenrein; am Vortage regnerisch. Ljubuski. 14. März 1 Exemplar angekommen und verblieben. Wetter schön, am Vor- tage Scirocco mit Regen. 18. März 9 Uhr VM. 10 Exemplare angekommen mit SW.-Wind (Seewind). Pocitelj. 22. März. NM. 4 Exemplare aus Süden angekommen; Regen wetter am Vor- tage schön und sonnig. 2. April Hauptzug. Lastva.1) 29. März Ankunft. + <—> Clivicola riparia (L.), Uferschwalbe. Lisici6. 8. Mai 1 Stück unter 100 Stadtschwalben über der Narenta gesehen. + > - Micropus apus (L.), Mauersegler. Lisicic. 30. Mai im Regen über der Narenta 1 Stück. + > Micropus melba (L.), Alpensegler. Lisicic. 12. April ober Orahovica (linkes Seitenthal unter Konjica) zuerst 7, dann 25 Stück gesehen. 16. und 18. April dieselben Vögel über der Narenta. 21. April 24 Stück bei Dzepe (westl. Grenze des Preslica-Gebietes) beobachtet. (Brutplatz.) 23. April abermals ca. 20 Stück im Narentathale. + «— > Coracias garrula L., Blaurake. Bosn.-Petrovac. 29. April bei Drvar eine gesehen. Lisicic. 5. Mai 1 Stück gegen die Narenta kreisen gesehen. 1) Die Daten sind uns durch die U. O. C. übermittelt worden. Band VIII. 33 514 III. Naturwissenschaft. + > ► Upupa epops L., Wiedehopf. Biha6. 28. März bei Cazin 1 Stück gesehen. Wetter regnerisch, am Vortage schön. Sanskimost. 5. April 1 Stück gesehen, angesiedelt. Graöanica. 20. März den ersten gesehen. Rogatica. 6. April einen gehört; angesiedelt. Lisici6. 28. März 1 Stück am Wiesanger gesehen. 30. März 2 Stück im Balzfluge sich jagen gesehen. + Jynx torquilla L., Wendehals. Rogatica. 6. April F. 2 Stück gehört. LisiciA 1. April 1 Stück aus einer Hecke aufgescheucht. 4. April 1 Stück ebenda. 25. April 3 Stück im Heckenfelde gesehen. <—■ y Cuculus canorus L., Kuckuck. Sanskimost. 8. April Ankunft. Wetter schön, so auch am Vortage. Janja. 30. März die ersten 2 Exemplare 5 Km. nördlich von Janja gesehen. Gracanica. 26. April den ersten gehört. Tesanj. 9. April den ersten gesehen und gehört. 16 Km. nördlich von Tesanj. Bosn. -Petro vac. 14. April den ersten gehört. Wetter schön, am Vortage Regen. £epöe. 27. März F. den ersten gehört. Wetter schön, ebenso am Vortage. Travnik. 20. April den ersten gehört. Rogatica. 10. April den ersten gehört. Wetter warm und heiter. 14. April 3 Stück gehört; N.-Wind, Regen und Schnee, am Vortage bewölkt. Lisicic. 13. April ober Konjica den ersten gehört. Bei Borci (OH. :723M. südlich von Konjica im Gebirge). 8. April den ersten gehört. Ljubuski. 18. März den ersten gehört. Wetter schön. Poöitelj. 21. Februar in der Früh 1 Stück gesehen; Wetter kalt und windig. 10. März 7 Uhr F. mehrere in einem Fluge gesehen. Wetter warm, sonnig. 5 ► Asio accipitrinus (Pall.), Sumpfohreule. Sarajevo. 17. April 1 Stück im Polje gesehen. © Circus aeruginosus (L.), Rolirweihe. Sarajevo. 23. März hei Rajlovac im Polje die erste gesehen. + > Falco subbuteo L., Baumfalke. LisiciA 26. April 1 Stück mit einem Abendfalken die Narenta aufwärts gestrichen. 27. April 1 Stück beim Hause Jagd gemacht. 4. Mai 1 Stück eilenden Fluges. 9. Mai mit Abendfalken, beim Hause 2 Stück. 12. Mai ober Rama 3 Stück kreisend. 13. Mai einige Stücke mit Abendfalken an der Narenta. Am A. fort- gezogen. 14. Mai 2 Stück da; am A. noch eines dazugekommen. 15. Mai 2 Stück mit Abendfalken jagend. 30. Mai 1 Stück über der Narenta. > Erythropus vcspertinus (L.), Rothfussfalke. Sarajevo. 8. April langten die ersten 2 Paare im Polje an. 17. April erschienen 60 bis 70 Stück dortselbst. Rogatica. 21. April 5 Uhr NM. bei Zabrezje 1 Stück gesehen. Reiser -Knote k. Ergebnisse der ornithol. Zngsbeobaclitungen in Bosnien-Hercegovina. 515 Lisicic. 20. April zogen gegen N. hoch über das Polje 6 Stück, darunter 1 d. Regen. 26. April auf einer Telegraphenstange 1 juv. d, am NM. strich 1 Stück im Narentathale, später noch 2 Stück. 9. Mai in der Nacht Regen, F. NO. -Wind. 6 Baum- und Abendfalken ziehen thurmhoch und dann wieder 6 Stück gegen NO. 13. Mai 25 Stück und einige Baumfalken am Narentaufer an Ufersteinen auf- geblockt, andere am Boden und in den Hecken. Vor der Dämmerung erhob sich der ganze Schwarm und entschwand gegen 0. Am Abend unterhalb Lisiöid 3 Stück und sehr spät im Regen zieht noch einer sehr hoch gegen O. In der Vornacht 0. und SO. -Wind, kalt und trocken. 14. Mai ca. 10 Stück (nur 3 9) mit 19 schwarzen Seeschwalben über der Narenta jagend. 15. Mai in grosser Höhe ca. 12 Stück mit 2 Baumfalken Insecten jagend, später noch 5 Stück hoch ziehend, alle verschwanden nach N. © < — > Cerchneis tinnunculus (L.), Thurmfalke. Sanskimost. 30. März 1/23 Uhr NM. ein Stück von SW. ziehen gesehen; umwölkt, am Vortage heiter. Janja. 12. Februar 4 Uhr NM. 1 Stück von einer hohen Pappel erlegt. Rogatica. 15. April 8 Uhr F. 2 Stück gesehen; N.-Wind, heiter; am Vortage N.-Wind, Regen und Schnee. Bjel asnica. 10. April 2 Uhr NM. ca. 30 Stück von SW. angekommen, 30 Min. über der Beobachtungsstation gekreist, dann in SO. -Richtung abgezogen; Witterung warm, zeitweise bewölkt, starker SW. -Wind. Am Vortage schön und heiter, ziemlich starker NW. -Wind. Lisici6. 9. März 1 altes d aufgehackt auf einer Heustange. 7. April 1 Stück bei Papraca gesehen. 14., 16., 17. und 18. April je 1 Stück gesehen. 23. April ein Horstpaar in der „rothen Wand“. © +&> Buteo buteo (L.), Mäusebussard. Prijedor. 1. April 1 Paar sich angesiedelt. Tesanj. 12. März 3 Stück kreisende gesehen, siedelten sich an. Bjel asnica. 1. Mai 4 Uhr 30 Min. NM. 8 Stück gegen W. gezogen; nach Regen und Schnee von Mittag an heiter und warm bei ziemlich starkem N.-Wind; am Vor- tage sehr unbeständiges Wetter, zeitweise Nebel, Regen und Gewitter. LisiciA 23. April 2 Stück eingetroffen, ein drittes gesellt sich später dazu. Archibuteo lagopus (Brünn.), Rauhfussbussard. Rogatica. 4. März bei Podzeplje 12 Uhr NM. gegen O. 1 Stück ziehen gesehen; Schneefall und windstill. + > Coturnix coturnix (L.), Wachtel. Bosn.-Petrovac. 25. April die erste schlagen gehört. Pocitelj. 10. April 5 Stück gesehen; angekommen. 26. April kam die Hauptmasse an. ® Perdix perdix (L.), Repliulin. Bjelasnica. 10. Jänner kamen um 6 Uhr 30 Min. NM. aus SO. 11 Stück bei dem Observatorium an und zogen nach einer halben Stunde, die sie zur Nahrungs- suche benützten, gegen W. weiter. Wetter warm und heiter, schwacher N.-Wind. 33* 516 III. Naturwissenschaft. + -<— »■ Turtur turtur (L.), Turteltaube. Sanskimost. 20. April 2 Stück gesehen, angesiedelt. 26. April 6 Stück gesehen, an- gesiedelt. Janja. 28. März 2 Stück gesehen, angesiedelt. Rogatica. 24. April 2 Stück gesehen, angesiedelt. 27. April 4 Stück gesehen, an- gesiedelt. LisiciA 20. April die erste angekommen. 26. April 2 einzelne und 2 weitere Stücke beisammen gesehen. 5. Mai angesiedelte Stücke angetroffen. Lj ubuski. 13. März 10 Stück, nach vorhergegangenem Scirocco Tags zuvor, eingetroffen; verblieben bis zum 16. März. 3. April ca. 10 Stück angetroffen, verblieben bis zum 5. April. Pocitelj. 14. April 6 Stück angekommen. 27. April erschien ein grösserer Zuzug. + > Columba palumbus L., Ringeltaube. Dervent. 23. Februar die ersten 2 Stück gesehen. 25. Februar 6 Stück über die Save nördlich gezogen. Prijedo r. 23. März 1 Stück nach N. ziehen gesehen. 29. März 10 Stück ebenfalls nördlich ziehen gesehen. Janja. 8. März 8 Stück gesehen. Gracanica. 2. März 10 — 15 Stück gesehen, angesiedelt. Maglaj. 20. März 2 Stück gesehen. Sarajevo. 27. Februar von einer Weide im Polje 1 Stück herabgeschossen. Lisicic. 4. März die ersten 7 Stück gegen NW. ziehen gesehen. 9. März 3 Stück gesehen, von 0. kommend. 13. März 2 Stück angetroffen. 19. März im Laub- holzbestand des Bodilj ein rucksendes cT. + <—>■ * Columba oenas L., Hohltaube. Dervent. 25. Februar die erste gehört. 4. März 2 Stück gesehen. Sarajevo. 25. Februar einige im Polje. Rogatica. 5. März 2 Stück bei DumaniAi gesehen, angesiedelt. Lisicic. 20. Februar bei neuem Schnee auf einem Baume die erste. 21. Februar bei Ostrozac 3 Stück gesehen. 25. Februar 1 Stück gesehen. 27. Februar 2 Stück im Narentathale. 28. Februar 2 Stück erlegt. 4. März 1 Stück unter Nebel- krähen. 5. März 10 Stück ziehen gesehen, Regen. 7. März 1 Stück pfeilschnell gegen NO. ziehend, Scirocco. 8. März 12 Stück gegen 0. ziehend. NO. -Wind. 11. März 3 Stück an der Salzquelle an der Narenta. 20. und 22. März je 2 Stück am Felde und am letzteren Tage 14 Stück beisammen, von N. kommend. 4. April 4 Stück gegen Idbar. + ► Ardea garzetta L., Seidenreiher. Lisiöi6. 20. April an der Narenta 1 einzelnes Stück. + < — > Ardea purpur ea L., Purpurreiher. Lisiöi6. 28. Mäi’z 1 Stück von W. kommend fiel auf den Narenta-Sumpfwiesen ein. 25. April 9 Stück unterhalb Konjica auf einem Nussbaume rastend. Bei Lisici6 ebenfalls 5 Stück auf einem Nussbaume aufgebaumt, stark beunruhigt strichen sie fort. 3. Mai an der Narenta noch 1 Stück. Reiser -Knote k. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 517 + -<-©■> > Ardea cinerea L., Fischreiher. Lisicic. 7. März zieht 1 Stück die Narenta hinab, trüb, regnerisch. 27. März 1 Stück auf den nassen Wiesen. 14. Mai zieht unter jagenden Abendfalken 1 Stück hoch von O. gegen W. die Narenta hinunter. + * Ardea ralloides Scop., Schopfreiher. Lisicic. 25. April am Narentaufer 1 Stück erlegt. NM. bei Lisici6 von der Narenta. 3 Stück aufgescheucht. + «— > Nycticorax nycticorax (L.), Nachtreiher. Lisicic. 9. April 10 Stück im Weidendickicht der Narenta. 11. April 1 Stück ebenda übernachtet. 13. April strichen spät Abends 3 Stück von den Pappeln bei der Tresanica-Einmündung in die Narenta in Konjica ab, und nachdem in gute Höhe geschraubt, zogen sie Narenta aufwärts gegen S. + <— > Ardetta minuta (L.), Zwergrohrdommel. Lisicic. 25. April 1 cf aus dem Weidendickicht der Narenta aufgejagt. 15. Mai 1 9 ebenda. 16. Mai 1 cf ebenda. + < — > Ciconia ciconia (L.), weisser Storch. Prijedor. 7. März 3 Stück ziehen gesehen. Janja. 10. März kreiste 1 Stück und zog langsam nordwärts, SW. -Wind; vom 12. — 18. März kalte Witterung eingetreten, so dass kein Zug beobachtet wurde. Vom 20. März an erschienen kleine Flüge von 5 — 8 Stück. Gracanica. 23. März zogen NO. ca. 50 — 60 Stück. Tesanj. 26. März 2 Stück gesehen, die nach Angabe der Einheimischen seit einigen Tagen bereits angesiedelt sind. Branjevo. 6. April 1 Paar angetroffen; sind auf serbischer Seite angesiedelt. Sarajevo. 22. März im Polje 4 Stück angetroffen, 1 Stück erlegt. Rogatica. 24. April 1 Stück auf der Wiese gesehen. Pocitelj. 4. April bei Regenwetter um 11 Uhr VM. 4 Stück angekommen. 25. April 11 Stück gesehen, die sich bis zum 16. Mai aufgehalten haben. (Unerklärliches Vorkommen!) + «-e> <— > Rallus aquaticus L., Wasserralle. Lisicib. 7. April 1 Stück von einem Hirten in einem Wassergraben mit einem Steine erworfen. > Grus grus (L.), grauer Kranich. Gracanica. 17. März in NW. -Richtung ziehen gesehen. 28. März ebenso. Bosn.-Petrova. 17. Februar 4 Uhr NM. ca. 50 Stück gesehen gegen S. Wetter trüb und neblig. Lisicic. 26. März kämpften unter sichtbarer Anstrengung 9 Stück gegen den schärfsten SO. an. Am Vortage Regenwetter bei SW. — ging über Nacht in SO. über. Die Nacht war stockfinster. 27. März in der Frühe standen auf einem Acker des Narentaufers offenbar dieselben gestern gesehenen Kraniche total durchnässt eng beinander. Durchs Glas auf ca. 250 M. waren 2 cf deutlich erkennbar. Es 518 III. Naturwissenschaft. herrschte Windstille, die später von einem immer schärferen NW. abgelöst wurde. Als es sich später auf heiterte, waren die Kraniche verschwunden. Pocitelj. 13. März 4 Uhr NM. kamen bei Wind und Regen ca. 30 Stück an, die sich 15 Tage hier aufhielten. + Scolopax rusticula L., Waldschnepfe. Dervent. 27. Februar die erste angetroffen. 28. Februar 5 Stück gesehen. 1. März 1 Stück gesehen. 2. März 2 Stück gesehen. 4. März 1 Stück gesehen. 8. März 5 Stück gesehen. 10. März 7 Stück gesehen. 11. März 6 Stück gesehen. Gracanica. 8. März 6 Stück gesehen. Maglaj. 16. März 2 Stück gesehen, schön und heiter. Sarajevo. 27. Februar die erste am Abendstrich in Lukavica gesehen. Rogatica. 8. März 1 Stück am Brutplatz gesehen. LisiciA 14. März bei Ostrozac 2 Stück im Vorberg-Eichenwand angetroffen. 19. März an derselben Stelle wieder 2 Stücke (vielleicht dieselben?). + « — > Gallinago gallinago (L.), Becassine. Sarajevo. 27. Februar nur einzelne im Polje. 2. März grösserer Zug im Polje, ca. 15 Stück da, bis zu 6 Stück beisammen. Herrlichstes Frühjahrs wetter. Am Abend zuvor starkes Schneegestöber im Gebirge. 16. März nur einige bei Rajlovac. 20. März zahlreich ebenda. 23. März nur einige da. Am Vortage Regen und im Gebirge Schnee. 30. März nur 2 Stück an denselben Stellen. <-©-> ► Gallinago gallinula (L.), Kleine Sumpfschnepfe. Sarajevo. 2. März bei Rajlovac 2 Stück gesehen und erlegt. 23. März nur eine ebenda angetroffen. 30. März ebenfalls nur eine gesehen. 5 - Gallinago major (Gm.), Grosse Sumpfschnepfe. Sarajevo. 20. März die erste bei Rajlovac angetroffen. 30. März ebenda 1 Stück gefunden. 3. April ebenda 1 Stück gefunden. 6. April ebenda 4 Stück gefunden. 8. April ebenda 6 Stück gefunden. 9. April ebenda 2 Stück gefunden. 10. April ebenda 3 Stück gefunden. 14. April ebenda 1 Stück gefunden. 16. April ebenda 7 Stück gefunden. 19. April ebenda 2 Stück gefunden. Vom 21. keine mehr gesehen. <— > Totanus pugnax (L.), Kampfschnepfe. Lisiöi6. 27. März 10 Stück auf den Narentawiesen. Regen und SO. + > Actitis hypoleucus (L.), Flussuferläufer. Lisici6. 16. März an der Narenta 1 Stück gesehen und am 18. erlegt. 1. April einer an der Narenta. 17. April einer an der Neretvica. 25. April 4 Stück bei- sammen und dann noch 2 einzelne an der Narenta. 26. April bei Ostrozac zweimal je 2 Stück gesehen. 3. Mai 2 Stück an der Narenta unterhalb Konjica. 14. Mai 1 Stück von einem Abendfalken verfolgt. Am A. noch 3 Stück be- obachtet. -<— > Himantopus himantopus (L.), Storchschnepfe. Lisiöi6. 27. März 6 Stück auf den nassen Wiesen des Narentaufers. 519 Reiser-Ivnotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. + ! - Vanellus vanellus (L.), Kiebitz. Janja. 6. März 4 Stück gesehen, zogen gegen N. 12. März 12 Stück zogen im Drina- thale nordwärts. Prijedor. 15. März 30 Stück gesehen; verschwanden. Gracanica. (3 Stück überwinterten bei Karanovna.) 15. März 12 — 15 Stück gesehen. Sarajevo. 23. Februar 5 Stück bei Ilidze. Rogatica. 18. März 6 Stück gesehen. Lisicib. 4. März kam 1 Flug an und hielt auf den bewässerten Wiesen Rast. 11. März 10 Stück im engen Trupp beisammen auf den Wiesen, 1 cf erlegt, zogen gegen NO. weiter. 13. März 1 Stück da. 17. März bei Konjica ein zerrissenes Stück gefunden. 27. März 25 Stück auf den nassen Wiesen mit Staaren, Kampf- schnepfen und Strandläufern. Am NM. ziehen 3 Stück sehr hoch gegen NO., später ziehen noch 6 Stück gegen O. > Euclromias morinellus (L.), Mornell-Regenpfeifer. Sarajevo. 23. März auf den Feldern bei Rajlovac 4 Stück aufgestossen. Am Vor- tage Regenwetter, im Gebirge Schnee. Anser segetum (Gm.), Saatgans. Travnik. 15. Februar 4 Uhr NM. 2 Flüge von 30— 40 Stück, der erste von O. kommend, der zweite von S. Sarajevo. 20. Februar 1 Flug bei Dvor zieht hoch durchs Bosnathal nordwärts. Lisicic. 8. Februar gegen Abend 2 Stück nach NW. ziehend. 17. Februar ziehen 4 Stück durch das Narentathal. + < — > Anas crecca L., Krickente. Sarajevo. 2. März ein grösserer Flug an der Bosna angekommen. Lisicib. 6. Februar kamen gegen A. von W. her ca. 50 Stück die Narenta herauf. 19. Februar 1 Stück an der Narenta gesehen. 20. Februar ca. 50 Stück unter- halb Konjica an der Narenta. 4. April 2 Stück an der Narenta mit 2 Knäckenten. + = - Anas querquedula L., Knäckente. Lisicic. 7. März 2 Stück mit Spiess- und Pfeifente an der Narenta. 27. März ca. 12 Stück mit Löffelenten an den nassen Wiesen. 4. April 2 Stück an der Narenta. + Anas acuta L., Spiessente. Lisiöic. 21. Februar an der Narenta 3 Stück (9 und 2 cf). 22. Februar ebenda 3 Stück. 7. März ebenda 1 9. <— > Anas penelope L., Pfeifente. Sarajevo. 11. Februar im Polje einige auf der Bosna. 27. Februar 2 Stück an der Bosna. 16. März eine einzige auf der Bosna. Lisicic. 4. März auf der Narenta 3 Stück (2 cf, 19). 7. März ebenda 1 cf. + > Anas strepera L., Mittelente. Sarajevo. 11. Februar auf der Bosna im Polje 1 Flug mit Pfeifenten. Lisicic. 9. März unter dem Narenta-Hochufer eine angetroffen. 16. März auf der Narenta 3 Stück. 27. März 2 Stück strichen gegen O. 520 III. Naturwissenschaft. + -e&> Spatula clypeata (L.), Löffelente. Lisicib. 27. März 9 Stück im Narentathale gegen W. streichend, gegen A. zogen sie mit Knäckenten bei NW. -Wind gegen 0. 25. April 3 Stück (1 cT, 2 9) auf der Narenta. -<— > Fuligula ferina (L.), Tafelente. Sarajevo. 22. Februar auf der Bosna im Polje 1 9 erlegt. 2. März einige auf der Bosna im Polje. Clangula glaucion (L.), Schellente. Lisicib. 21. Februar durch das Narentathal im eiligen Fluge. © «-©•> > Mergus merganser L., Gänsesäger. Dervent. 21. Februar auf der Ukrina 8 Stück gesehen (2 cf). 25. Februar 12 Stück auf der Save bei Dulocac gesehen. + <— > Hydroclielidon nigra (L.), schwarze Seeschwalbe. Lisicib. 14. Mai 1 Flug von 19 Stück über der Narenta jagend. Larus ridibundus L., Lachmöwe. Sarajevo. 20. Februar auf der Bosna im Polje 3 Stück gesehen. Zugskalender vom 1. Februar bis 30. Mai 1898. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- riclitung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Febr. 1. Accentor modularis(lu.) ■ 1 Exemplar Lisicic 4. Turdus pilaris L. ca. 300 oberhalb Praca . Rogatica 1 11 Alauda arvensis L. . 50 beisammen am Schnee Lisicic 11 Fringilla coelebs L. . sehr viele am Schnee . . n 11 Archibuteo lagopus — > 0. 1 Exemplar bei Podzeplje Sclmeefall, Rogatica 5. (Brünn) Turdus pilaris L. ca. 150 oberhalb Praßa . windstill V 6. Anas crecca L w. — > 50 angekommen .... Lisicic 8. Lanius excubitor L. . 1 Exemplar n 11 Anser segetum (Gm.) — > NW. 2 Exemplare n 11. Motacilla alba L. . ca. 20 eingetroffen . . . Travuik 11 Anas penelope L. . einige a. d. Bosna im Polje Sarajevo 11 Anas st.repera L. . 1 Flug a. d. Bosna im Polje fl 12. Cerchneis tinnunculus(h.) 1 Exemplar Janja Re is e r-Kn o tek. Ergebnisse der ornithol. Zngsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 521 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- aclitungs- ort Febr. 14. Alauda arvensis L. . nur 1 Exemplar da . . . Lisicic 15. ^4ccenior modularis (L.) 1 Exemplar V 77 J.7ise?' segetum (Gm.) . o. — > 1 Flug von 30 — 40 . . Travnik 77 77 77 .... s. — > 1 Flug von 30 — 40 . . 17. CrTOS grtts (L.) . . . . — > NW. einige Gracanica 77 Anser segetum (Gm.) . — > NW. 4 Exemplare durch das Lisicic 18. Alauda arvensis L. . Narentathal einige am Bahnhofe . . Sarajevo 77 77 77 ... grosse Schwärme am Pocitelj 19. Turdus musicus L. . Utovo blato 2 Exemplare Lisicic 77 Alauda arvensis L. . 20 — 30 eingetroffen . . . schwacher Sanskimost 77 Anas crecca L 1 Exemplar a. d. Narenta Schneefall Lisicic 20. Alauda arvensis L. . gehört nach starkem Podlugovi V) Coccothraustes cocco- Abzug des überwinterten Schnee Dervent 77 thraustes (L.) Sturnus vulgaris L. . Zuges von 20 ca. 40 eingetroffen, ver- Travnik 77 Columba oenas L. . blieben die erste Neuschnee Lisicic 77 Anser segetum (Gm.) . — > N. 1 Flug hochziehend b. Dvor Sarajevo 77 Anas crecca L ca. 50 a. d. Narenta. . . Lisicic 77 Larus ridibundus L. 3 Ex. a. d. Bosna im Polje Sarajevo 21. Erithacus rubeculus (L.) mehrere a. d. Narenta . . Schnee Lisicic 77 Turdus musicus L. . 2 Exemplare n 77 Turdus iliacus L. 1 Exemplar erlegt . . . » 77 Alauda arvensis L. . — > N. 1 Flug von 7, ein zweiter Dervent 77 77 77 ... von ca. 30 einige, 1 Paar angesiedelt Lisicic 77 Sturnus vulgaris L. . — > N. die ersten, ca. 20, durch- Dervent 77 Cuculus canorus L. . den ersten gesehen . . . kalt u. windig Pocitelj 7? Columba oenas L. 3 Exempl. bei Ostrozac . Lisiüic 77 Anas acuta L 2 cf und 1 Q a. d. Narenta n 77 Clangula glaucion (L.) . durchgezogen jy 77 Mergus merganser L. 8 Exempl. a. d. Ukrina . Dervent 22. Merula merula (L.) . ziemlich viele Lisicic 77 Alauda arvensis L. . — > 0. 25 Narenta aufwärts ge- n 77 Motacilla alba L. . zogen viele einzeln V 77 Sturnus vulgaris L. . — > N. ca. 50 gezogen schön Prijedor 77 Anas acuta L Lisidic 522 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Febr. 22. Fuligula ferina (L.) . 1 2 a- d. Bosna im Polje Sarajevo 23. Älauda arvensis L. . erlegt viele im Polje 77 Motacilla alba L. . nur wenige Lisicic 77 Fringilla coelebs L. . in grosser Zahl im Polje Sarajevo n Sturnus vulgaris L. . n 77 77 ... — > N. ca. 100 durchgezogen . . z. Th. bewölkt, Prijedor | ii Columba palumbus L. . die ersten 2 Exemplare . OSO.-Wind Dervent ii Vanellus vanellus (L.) . 5 Exemplare bei Ilidze . Sarajevo 24. Ruticilla titis (L.) 1 Exemplar Lisicic 11 Turdus pilaris L. 6 Exemplare mit Staaren Dervent 11 Älauda arvensis L. . neuer Zuzug in Flügen Lisicic n Motacilla alba L. von 6, 18 u. 30 Exempl. 2 Exemplare a. d. Ukrina Dervent ii Coccothraustes cocco- 1 Exemplar Lisicic ii thraustes (L.) Fringilla coelebs L. . ca. 150 Exemplare . . . 1) * » Sturnus vulgaris L. . einige Dervent ii 77 11 ... — > 0. 1 Exempl. durchgezogen Lisicic ii Corvus frugilegus L. 3 Exemplare V 25. Galerita arborea (L.) 1 Exemplar gehört . . . Dervent 11 Fringilla coelebs L. . ca. 200 Exemplare . . . Lisicic 11 Columba oenas L. . die ersten 2 Ex. gehört . Dervent 11 11 11 einige im Polje .... Sarajevo 11 77 77 1 Exemplar gesehen . . Lisißic 11 Mergus merganser L. 12 a. d. Save bei Dubocac Dervent 26. Erithacus rubeculus (L.) 6 einzelne Lisicic 11 Merula merula (L.) . 6 Exemplare n Corvus frugilegus L. . zweimal zu 3 Exemplaren »J 27. Turdus pilaris L. zahlreich im Polje . . . herrlich Sarajevo 11 11 11 ... die ersten im Polje gehört n n 11 Galerita arborea (L.) 1 Exemplar gesehen . . . Dervent 11 Columba palumba L. 1 Exemplar erlegt . . . Sarajevo 11 Columba oenas L. 2 Exemplare gesehen . . Lisicic | 77 Scolopax rusticula L. . die erste Dervent 11 v v • ■ die erste Sarajevo 11 Gallinago gallinago (L.) einzeln im Polje ... » 11 Totanus pugnax (L.) . 10 auf den Narentawiesen Regen, Lisicic 11 Anas penelope L. . . . auf der Bosna im Polje SO. -Wind Sarajevo Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 523 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Febr. 28. Turdus musicus L. . 3 Ex. im Narentathale . Lisicic. n Merula merula (L.) . 20 Ex. im Narentathale . W y Accentor modularis (L.). 1 Exemplar n y Alauda arvensis L. . ca. 100 angekommen . . „ n Motacilla alba L. . 2 paarende Y Coccothraustes cocco- 1 Exemplar n Y thraustes (L.) Fringilla coelebs L. . 1 gepaartes Paar .... n y Sturnus vulgaris L. . 1000 — 1200, Rast haltend Tesanj Y Columba oenas L. . 2 Exemplare Lisicic Y Scolopax rusticula L. . 5 Exemplare gesehen . . Dervent 29. Galerita arborea (L.) am Brutplatz bei Starigrad Sarajevo März 1. Ruticilla titis (L.) eingetroffen 1 Exemplar Regen und Sanskimost Y Emberiza da L. . 4 Exemplare Schnee Lisicic Y Sturnus vulgaris L. . mehrere a. d. Bosna im Sarajevo Y Scolopax rusticula L. Polje 1 Exemplar Dervent 2. Turdus pilaris L. kleinere und grössere Sarajevo r> Y Y ... Flüge im Polje noch 2 Exempl. gesehen neblig, warm Rogatica Y) Merula merula (L.) . nur 1 Exemplar .... Lisicic y Accentor modularis (L.) 2 Exemplare » n Alauda arvensis L. . ca. 20 bereits angesiedelt Sanskimost y Galerita arborea (L.) 6 Exemplare gesehen . . Dervent Y Y Y ... ca. 30 angesiedelt .... Rogatica Y) Motacilla alba L. . 3 Exemplare schön Prijedor y Y Y 3 „ schön u. heiter Maglaj Y Y 3 n Rogatica Y Acanthis cannabina (L.) mehrere kleinere und Sarajevo Y Sturnus vulgaris L. . grössere Flüge im Polje 15 — 20 aufgehalten . . . schön, S.-W. Prijedor Y> Y Y ... im Polje (wahrscheinlich Sarajevo Y) Columba palumbus L. . dieselben vom Vortage) 10 — 15 angesiedelt . . . Gracanica Y Scolopax rusticula L. 2 Exemplare Dervent Y Gallinago gallinago (L.) grösserer Zug, mehrere schön Sarajevo Y) Gallinago gallinula (L.) beisammen 2 Exempl. unter vorigen 11 Y) Anas crecca L 1 grösserer Flug im Polje n Y) Fuligula ferina (L.) . angekommen einige im Polje ang'e- kommen 524 III. Naturwissenschaft. Monat und Ta g S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- aehtungs- ort März 3. Motacilla alba L. . bereits in Paaren .... Lisicic 11 Sturnus vulgaris L. . . zu 2 und 3, dann 1 Flug Regen und Maglaj H n » ... von ca. 200 10 a. d. Narenta .... Schnee Lisicic 11 Hirundo rustica L. . die erste bei Dreznica . warm Mostar 4. Alauda arvensis L. . 100 bereits da, bei Tages- Lisicic 11 Galerita arborea (L.) anbruch ca. 1000 ange- kommen 2 Exemplare Dervent n Fringilla coelebs L. . 50 Exemplare beisammen Lisicic ii Sturnus vulgaris L. . — > NO. 80—100 und 200 — 300 umwölkt Sanskimost n n ii ... am Zuge dieselben vomVortage noch Maglaj ii 11 11 ... da 50 Exemplare .... Lisicic ii 11 11 ... — > NO. 12 — 15 am Durchzuge. . schön u.warm Mostar ii Corvus frugilegus L. 6 Exemplare Lisicic ii Columba palumbus L. . — > NW. die ersten 7 Exemplare . n ii Columba oenas L. . 2 Exemplare Dervent ii » 11 1 Exemplar Lisicic n Scolopax rusticula L. 1 Exemplar Dervent I n Vanellus vanellus (L.) . 1 Flug angekommen . . Lisicic 5? Anas penelope L. . 3 C und 19 a. d. Narenta « 5. Turdus musicus L. . die ersten 2 Exemplare Rogatica 11 Hypolais philomela (L.) 2 angesiedelt n 11 Alauda arvensis L. . — > NO. ca. 40 ziehend Lisicic 11 n n ... zu ca. 200 anwesenden ca. 11 Motacilla alba L. . . . 500 angekommen 8 Exemplare gesehen . . Rogatica 11 Columba oenas L. . . . 2 angesiedelt V ; ii 11 11 10 Exemplare ziehend . Regen Lisicic 6. Turdus musicus L. . die ersten singen .... Mostar 11 Turdus pilaris L. ca. 25 am Zuge .... Dervent 11 Sturnus vulgaris L. . ca. 20 eingetroffen und Janja 11 Vanellus vanellus (L.) . — > N. verblieben 6 Exemplare gezogen . . 7. Emberiza eia L. . 1 Exemplar trüb, regnerisch Lisicic 11 Fringilla coelebs L. . ca. 50 Exemplare .... V 11 Sturnus vulgaris L. . über 50 angekommen, an- Graeanica 11 n ii ... gesiedelt ca. 60 und 6 gesehen . . trüb, regnerisch Lisicic 71 Columba oenas L. . — > NO. 1 Exemplar n * 11 Ardea cinerea L . . . 1 Exemplar n Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Ilercegovina. 525 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- riehtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort März 7. Ciconia ciconia ( L.) . 3 Exemplare am Zuge . Prijedor 77 .4nas querquedula L. 2 Exemplare a.d. Narenta trüb, regnerisch Lisicic 77 Mnas acuta L 1 2 a. d. Narenta . . . 77 77 77 .4?tas penelope L 1 d a. d. Narenta . . . 77 77 8. Turdus musicus L. . 3 Exemplare 77 77 Turdus pilaris L. ... Dervent 77 Merula merula (L.) . 12 Exemplare Lisicic 77 Phylloscopus ruf us (Bechst.) 1 Exemplar erlegt . . . 77 77 Alauda arvensis L. . ca. 60 Stück (verblieben 77 77 Sturnus vulgaris L. . bis 22.) 12 angesiedelt Rogatica 77 77 77 ... 12 Exemplare Lisicic 77 Columba palumbus L. . 8 „ Janja 77 Columba oenas L. ... — ► 0. 12 „ NO. -Wind Lisiöic 77 Scolopax rusticula L. 5 * Dervent 77 77 77 ... 8 „ Gracanica 77 77 7’ ... 1 Exemplar am Brutplatz Rogatica 9. Phylloscopus ruf us (Bechst.) zahlreich im Polje . . . Sarajevo 77 Emberiza da L 5 Exemplare in Zagorica Lisicic 77 Fringilla coelebs L. . oberhalb Konjica Brutpaare am Idbar-Pla- 77 77 Sturnus vulgaris L. . teau 20 Exemplare n 77 Corvus frugilegus L. 25 „ „ 77 Cerchneis tinnunculus (L.) 1 cf ad 77 77 Columba palumbus L. . o. — > 3 Exemplare 77 77 Zhias strepera L 1 Exemplar 77 10. Alauda arvensis L. . die ersten Prijedor 77 » » .... 10 Exemplare angetroffen Rogatica 77 Cuculus canorus L. . mehrere in einem Fluge. warm, sonnig Pocitelj 77 Ciconia ciconia (L.) . — > N. 1 Exemplar SW.-Wind Janja 77 Scolopax rusticula L. . 7 Exemplare Dervent 11. Phylloscopus ruf us (Bechst.) 1 Exemplar Lisicic 77 Emberiza da L 3 Exemplare 77 77 Columba oenas L. 3 n 77 77 Scolopax rusticula L. . 6 » Dervent 12. Galerita arborea (L.) am Idbar-Plateau singend Lisicic 77 Buteo buteo (L.) .... 3 Exemplare angesiedelt Rogatica 77 Vanellus vanellus (L.) . — > N. 12 durch das Drinathal Janja 526 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort März 13. Turdus musicus L. . 12 eingetroffen Lisicic 77 Merula merula (L.) . ziemlich viele „ 77 Turtur turtur (L.) . 10 eingetroffen nach vorher- Ljubuski j 77 Columba palumbus L. . 2 Exemplare gegangenem Scirocco Lisicic 77 Crrtts grtts (L.) 30 angekommen .... Regen u. Wind Pocitelj 77 Vanellus vanellus (L.) . 1 Exemplar Lisicic 14. Pratincola rubicola (L.) 1 Ex. oberhalb Ostrozac T» ; 77 Turdus musicus L. . 20 Exempl. bei Ostrozac V 77 Merula merula (L.) . 20 Exempl. bei Ostrozac V 77 Coccothraustes cocco- am Durchzuge 1 Exemplar » 77 thraustes (L.) Hirundo rustica L. . 1 Exemplar angekommen schön Ljubuski 77 Scolopax rusticula L. . und verblieben 2 Exemplare Lisißic 15. Pratincola rubicola( L.) . i2 » 77 Merula merula (L.) . mehrere rt 7? Sturnus vulgaris L. . bleibend angesiedelt . . Prijedor 77 » » ... 2 Exemplare Lisicic Vanellus vanellus (L.) . 12 — -15 Exemplare . . . Graeanica 16. Motacilla alba L. . mehrere angesiedelt. . . „ 77 Sturnus vulgaris L. . 1 Exemplar Lisicic 7? Scolopax rusticula L. 2 Exemplare schön u. heiter Maglaj 77 Gallinago gallinago (L.) nur einige Sarajevo 77 Actitis hypoleucus (L.) . 1 Exemplar a. d. Narenta Lisicic 77 Anas penelope L. . 1 „ a. d. Bosna . Sarajevo 77 ,4?tas strepera L. . 3 Exemplare a. d. Narenta Lisicic 17. Erithacus rubeculus (L.) 4 angesiedelt Rogatica 7? Emberiza eia L. . mehrere Paare Lisicic 7? Hirundo rustica L. . Ankunft Ulog 7? Grus grus (L.) — > NW. ziehen Graeanica 77 Vanellus vanellus (L.) . 1 Ex. zerrissen gefunden Lisicic 18. Phylloscopus rufus 2 Exemplare n 77 (Bechst.) Accentor modularis (L.) 1 Exemplar 77 Galevita arborea (L.) 15 bei Branjkovici ange- Rogatica 77 Sturnus vulgaris L. . — > N. siedelt ca. 200 am Durchzuge. . Regen Branjevo 77 Chelidon urbica (L.) . 6 Exempl. ober der Narenta Lisicic 77 Hirundo rustica L. . N. — > die erste kühl, trüb, licht, schön tl Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 527 Monat und Tag Species Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort März 18. Hirunclo rustica L. . 10 angekommen .... SW.-Wind Ljubuski 77 Cuculus canorus L. . den ersten gehört . . . n n 77 Vanellus vanellus (L.) . 6 Exemplare Rogatica 19. Merula merula (L.) . sehr viele Lisicic 77 Lanius excubitor L. . 1 Exemplar Travnilt 77 Columba palumbus L. . am Brutplatze Lisicic 77 Scolopax rusticula L. . 2 Exemplare n 20. Antlius pratensis (L.) starker Zug Sarajevo 77 Sturnus vulgaris L. . — > N. grössere und kleinere Dervent 77 Oriolus galbula L. Schwärme 2 Exemplare schön Ljubuski 77 Upupa epops L. . den ersten Gracanica 77 Columba palumbus L. . 2 Exemplare Maglaj 77 Columba oenas L. 2 „ Lisicic 77 Gallinago gallinago ( L.) zahlreich im Polje . . . Sarajevo 77 Gallinago major (Gm.) . die erste im Polje . . . n 21. Pratincola rubicola (L.) 2 Exemplare Lisicic 77 Turdus musicus L. . 10 zugezogen 77 Merula merula (L.) . 6 Exemplare a.d.Narenta 77 Accentor modularis ( L.) verblieben 1 Exemplar 77 Sturnus vulgaris L. . ca. 60 „ 22. Turdus musicus L. . 9 Exemplare am Zuge . „ 77 Hirundo rustica L. . Ankunft Plevlje 77 77 77 ... s. — > 4 Exemplare Regen Poditelj 77 Columba oenas L. . N. ~ > 2 und 14 beisammen . . Lisidic 77 Ciconia ciconia ( L. ) . 4 Exemplare im Polje . Sarajevo 23. Pratincola rubicola (L.) 1 Exemplar im Polje . . n 77 Anthus trivialis (L.) . einige angekommen im n 77 Circus aeruginosus (L.) Polje die erste im Polje . . . V 77 Columba palumbus L. . — > N. 1 Exemplar Prijedor 77 Ciconia ciconia (L.) . — > NO. ca. 50 — 60 Gracanica 77 Gallinago gallinago (L.) 1 Exemplar im Polje . . Sarajevo 7? Gallinago gallinula (L.) 1 „ „ „ • • n 77 Endromias morinellus(h.) 4 Exemplare „ „ . . V 24. Erithacus rubeculus (L.) 6 Exemplare Rogatica 25. Ruticilla titis (L.) 1 Exemplar (angesiedelt) Sanskimost 77 77 77 10 Exemplare einzeln, an- warm, schwa- cher Regen Rogatica gesiedelt 528 III. Naturwissenschaft. Monat Zugs- richtung Beob- und Tag S p e c i e s Bemerkungen Witterung achtungs- ort März 25. Saxicola oenanthe (L.) . 2 Exemplare h. Medjudja warm, schwa- cher Hegen Rogatica 11 Budytes flavus (L.) . 30 » n » 1) T) 11 Motacilla alba L. . 10 Exemplare angesiedelt „ 1) 26. Chelidon urbica (L.) . — > N. die ersten 3 ziehend . . schön 2epce 11 Ciconia ciconia (L.) . . 2 Ex., sollen seit einigen Tesanj Tagen angesiedelt sein Grus grus (L.) .... so. — > 9 Exemplare starker Regen Lisißic 27. Saxicola oenanthe (L.) . 10 am Semec angesiedelt Rogatica 11 11 5 Exemplare angeko mmen SO. -Sturm Lisicic | 11 Pratincola rubetra (L.) . 2 Exemplare n n 11 Bratincola rubicola (L.) 1 Exemplar J) Turdus musicus L. . ca. 25 auf den Wiesen beisammen 11 Alauda arvensis L. . 2 Flüge von 50 — 60 da, n NM. — > NO. 5000 angetroffen, abge- SO. -Wind mit •n zogen, ihnen folgten noch 2 starke Züge Regen 11 Sturnus vulgaris L. . — > 0. 50, dann ca. 60 und 12 n n eilig ziehend 11 Hirundo rustica L. . — > w. 3 Ex. über der Narenta, r> v A. abgezogen » Cuculus canorus L. . ersten gehört schön 2epße 11 Ardea cinerea L. . 1 Exemplar Lisicic 11 Grus grus (L.) .... offenbar dieselben vom windstill, spä- n Vortage, zogen ab ter scharfer N.-Wind i 5’ Himantopus himantopus 6 Exempl. auf den Wiesen r ) (L-) ?? Totanus pugnax (L.) r> w rt n n Y) Vanellus vanellus (L.) . — > NO.-O. 25 „ n n n r dann 3 und 6 ziehen . Y) Anas querquedula L. ca. 12 ziehen n 11 Anas strepera L. . — > 0. 2 Exemplare ziehend . . j? 11 Spatula clypeata L. . — >- w. 9 im Narentathale . . . r> 28. Alauda arvensis L. . — > 0. ca. 40 im eiligen Zuge . n J? Sturnus vulgaris L. . 1 Ex. Nistplatz suchend . n 11 Chelidon urbica (L.) . die ersten eingetroffen . Gracanica 11 Hirundo rustica L. . Ankunft B.-Brod 11 11 11 ... — > NO. grosser Schwarm ziehend schön Gracanica 11 Upupa epops L. . 1 Exemplar bei Cazin . . regnerisch Bihac 11 11 11 .... 1 Exemplar Lisicic 11 Turtur turtur (L.) . 2 Exemplare angesiedelt . Jan ja 11 Ardea purpurea L. . w. — > 1 Exemplar augekommen Lisicic Re is er- Kno t ek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien -Hereego vina. 529 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort März 28. Grrtts (L.). — > NW. ziehen Gracanica 29. Ruticilla titis (L.) 1 Exemplar auf Starigrad am Brutplatz Sarajevo 77 Rh ylloscopus sibilator (Beeilst.) 1 Ex. oberhalb Konjica . Lisicic 77 Chelidon urbica (L.) . 6 Exemplare gesehen . . schön Bihac 77 Hirundo rustica L. . Ankunft Lastva n Columba palumbus L. N. 10 Exemplare ziehend . Prijedor 30. Pratincola rubicola (L. ) 2 Exemplare Regen Lisicic 77 Anthus pratensis ( L ). 25 beisammen bei Konjica n » 77 Serinus serinus (L.) . 10 angesiedelt .... Bihac 7 7 Sturnus vulgaris L. . ca. 30 beisammen ziehend Lisicic 77 Oriolus galbula L. 5 Exemplare gesehen . . Ljubuski n Chelidon urbica (L.) . — > SW. 1 Exemplar umwölkt Sanskimost 77 77 77 ... 10 ü. d. Narenta kreisend trüb Lisicic 77 Hirundo rustica L. . 1 1 die Narenta aufwärts ziehend n n ?? Upupa epops L. 2 Stücke am Brutplatze . „ » 77 Cuculus canorus L. . die ersten 2 gesehen . . Janja 77 Cerchneis tinnuncu lus( L . ) — > SW. 1 Exemplar Sanskimost 7) Gallinago gallinago (L.) 2 Exemplare im Polje . Sarajevo 77 Gallinago gallinula (L). 1 Exemplar „ „ n 77 Gallinago major (Gm.) . n n » r » 31. Ruticilla titis (L.) 1 „ bei Orahovica Lisicic 77 Hirundo rustica L. . Ankunft Dervent April 1. Ruticilla phoenicura (JL.) 1 Exemplar cf Regen Lisicic 77 Pliylloscopus rufus (Beeilst.) 2 Exemplare 5 1 r> 57 Chelidon urbica (L.) 15 beim Hause .... w 77 Hirundo rustica L. . — > NO. ca. 50 mit Zuzug von NO. Travnilc 77 77 77 ... 20 beim Hause .... Regen Lisißic 77 Jynx torquilla L. . 1 Exemplar JJ 77 Buteo buteo (L.) . 1 Paar angesiedelt . . . Prijedor 77 Actitis hypoleucus (L.) . 1 Exemplar a. d. Narenta Lisicic 2. Lanius collurio L. 2 Exemplare gesehen . . schön, S.-W. Prijedor 77 Chelidon urbica (L.) . angesiedelt Gracanica 77 Hirundo rustica L. . HZ Pocitelj 3. Pliylloscopus sibilator (Beeilst.) 2 Exemplare Lisicic Band VIII. 34 530 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort April 3. Chelidon urbica (L.) . 0 Exemplare Lisicic 77 Hirundo rustica L. . die ersten im Polje. . . Sarajevo 7? » » L. . . fi Exemplare Lisicic 77 Turtur turtur (L.) 10 Exemplare angetroffen Ljubuski ! r> Gallinago major (Gm.) . 1 Exemplar im Polje . . Sarajevo 4. Ruticilla phoenicura (L.) 3 U und 1 9 am Brutplatz Lisicic 7? Phylloscopus ruf us 1 Exemplar n ! 77 (Bechst.) Alauda arvensis L. . noch 12 Ex. beisammen n 7? Budytes flavus (L.) . 3 Exemplare V 77 Corvus frugilegus L. 2 „ V 77 Lanius collurio L. 1 Exemplar bewölkt Prijedor 7? Muscicapa collaris 1 * Lisicic 77 (Bechst.) Muscicapa atricapilla L. 1 „ JJ 77 Jynx torquilla L. . 1 * V 77 Columba oenas L. . 4 Exemplare V 77 Ciconia ciconia (L.) . angekommen Regenwetter Poßitelj 77 Anas crecca L 2 Exemplare a. d. Narenta Lisicic 77 Anas querquedula L. ^ n n n n n 5. Phylloscopus rufus 2 „ n 77 (Bechst.) Anthus pratensis (L.) 1 Flug n 77 Emberiza eia L. . 6 Exemplare bei Konjica n 77 Hirundo rustica L. . — > N. 25 hoch ziehend .... « 77 Upupa epops L. . 2 Exemplare angesiedelt San sk imost 77 Turtur turtur (L.) . 10 Exempl. durchgezogen Lj ubuski 6. Erithacus luscinia (L.) . 2 Exemplare gehört . . schön Sanskimost 77 Ruticilla titis (L.) 1 Exemplar am Brutplatz Lisicic 77 Sylvia atricapilla L. 1 Ex. gesehen und gehört Sanskimost 77 77 77 ... 2 Exemplare in Ivosevo . Sarajevo 77 Galerita arborea (L.) . 2 n n « Y) 77 Coccothraustes cocco- 6 Exemplare in einem Rogatica 7? thraustes (L.) Sturnus vulgaris L. . — > N. Fluge, angesiedelt . . ca. 500 durchgezogen . . hell und warm Branjevo 7? Chelidon xirbica (L.) . 10 Exemplare Lisicic 77 Upupa epops L. . 1 Ex. gehört, angesiedelt Rogatica 7? Jynx torquilla L. . 2 Exemplare rt 7? Ciconia ciconia (L.) . 2 „ angesiedelt Branjevo Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zngsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 531 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort April 6. Gallinago major (Gm.) . 14 Exemplare im Polje . Sarajevo 7. Emberiza cia L. . überall gepaart Lisicic 77 Cerchneis tinnunculus(L .) 1 Exemplar 7? Rallus aquaticus L. . 1 „ M 8. Monticola saxatilis (L.) erstes Exemplar .... Sarajevo 7? Sylvia atricapilla (L.) . 2 Ex. gesehen und gehört Bihad 77 Hirundo rustica L. . 4 Exempl. zu zweien in Lisicic 77 Cuculus canorus L. . Konjica Ankunft Sanskimost 77 77 77 ... den ersten gehört bei Borke Lisicic 77 Erythro pus vespertinus die ersten 2 Paare im Polje Sarajevo 77 (L.) Gallinago major (Gm.) . 6 Exemplare im Polje . V 9. Eriihacus luscinia (L.) . die erste gehört .... Bihac 77 77 77 ’ v n ... Tesanj 77 Saxicola oenanthe (L.) . 10 Ex. einzeln angesiedelt Rogatica 77 Phylloscopus trochilusj L.) 1 Exemplar gesehen » 77 Cuculus canorus L. . den ersten gehört Tesanj 77 Nycticoraxnycticoraxjh .) 10 Exemplare a. d.Narenta Lisicic 77 Gallinago major (Gm.) . 2 Exemplare im Polje . Sarajevo 10. Chelidon urbica (L.) . 1 Paar bereits angesiedelt Rogatica 77 Hirundo rustica L. . die ersten einzeln . • Bjelasniea 77 77 77 .... 10 Ex. über der Narenta Lisicic 77 Cuculus canorus L. . den ersten gehört. . . . warm, heiter Rogatica 77 Cerchneis tinnunculus(jL.') sw. — > 30 angekommen, weiter- warm, starker Bjelasniea 77 Coturnix coturnix (L.) . gezogen 5 Exemplare angekommen SW. -Wind Pocitelj 77 Gallinago major (Gm.) . 3 Exemplare im Polje . Sarajevo 11. Pratincola rubicola (L.) 1 Ex. unterhalb Konjica Lisicic 77 Phylloscopus rufus 1 Exemplar 77 (Bechst.) Hirundo rustica L. . 3 Exemplare angesiedelt Rogatica 77 Nycticoraxnycticorax(jL.) 1 Exemplar a. d. Narenta Lisicic 12. Erithacus luscinia (L.) . übernachtet die erste gehört .... Gracanica 77 Hirundo rustica L. . 4 Exemplare gesehen . . Tesanj 77 Micropus melba (L.) . 7 und 25Ex.beiOrahovica Lisicic 13. Erithacus luscinia (L.) . die erste gehört bei Vrelo Sarajevo 77 Hirundo rustica L. . bosne die ersten 3 Exemplare . schön, windstill Prijedor 7? Cuculus canorus L. . den ersten gehört . . . Lisicic 34* 532 III. Naturwissenschaft. Monat und Ta g S p e c i e s Zugs- richtung' Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort April 14. Nycticoraxnycticorax(E.) 3 Exemplare Lisicic ?7 Lanius excubitor L. . noch 1 Exemplar. . . . N -Wind, Rogatica 77 Cuculus canorus L. . den ersten gehört .... Schnee, Regen schön B.-Petrovnc 7? n n ... V) ii N.-Wind, Rogatica 7? Cerchneis tinnunculus(jL.) 1 Exemplar Schnee, Regen Lisicic 77 Turtur turtur (L.) . 6 Exemplare angekommen Pocitelj 77 Gallinago major (Gm.) . 1 Exemplar im Polje . . Sarajevo 15. Cerclineis tinnunculus(C.) 2 Exemplare N.-Wind, heiter Rogati ca 16. Oriolus galbula L. die ersten 2 Ex. gesehen Janja 77 Chelidon urbica (L.) 12 Exemplare kreisend . Lisicic 77 Cerch neis tinnuncu lus(E.) 1 Exemplar » 77 Gallinago major (Gm.) . 7 Exemplare im Polje . Sarajevo 17. Erithacus phoenicura (L.) 1 Exemplar Lisicic 77 Oriolus galbula Ci. 1 Exemplar einfallend S. -Sturm « 77 77 77 ... 8 Exemplare angekommen warm Pocitelj » Muscicapa coZZarisBechst. 1 Exemplar Lisicic 77 Hirundo rustica L. . — > SW. 40 — 50 Exemplare ziehen SW. -Wind n 77 As'io accipitrinus (Pall.) 1 Exemplar im Polje . . Sarajevo 77 Erythropus vespertinus 60 — 70 im Polje erschienen V ii (L.)_ Cerchneis tinmmculus(C.) 1 Exemplar Lisicic 77 Actitis hypoleucus (L.) . 1 » A 18. Erithacus luscinia (L.) . die ersten 2 Ex. gehört . Rogatica 77 Chelidon urbica (L.) . 12 Exemplare Lisicic 77 Hirundo rustica L. . 50 gesehen Maglaj 77 77 77 ... 18 angesiedelt Rogatica 7? 77 77 ... 6 Exemplare ziehen . . SW. -Wind Lisicic 77 Cerchneis tinnunculus(C-) 1 Exemplar Y) « 19. Gcdlinago major (Gm.) . die letzten 2 im Polje . Sarajevo 20. Erithacus luscinia (L.) . die ersten gehört .... Travnik 77 Chelidon urbica (L.) . 1 0 Exemplare schwärmten Lisicic 77 Hirundo rustica L. . 30 eng beieinander . . » 77 Cuculus canorus L. . den ersten gehört. . . . Travnik 77 Erythropus vespertinus 5 9 und 1 C hoch ziehend Lisicic 77 „ (L0 Turtur turtur (L.) 2 Exemplare angesiedelt Sanskimost 7? ii n .... die ersten angekommen . Lisicic Reise r-Kuotek. Ergebnisse der oruithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-IIercegovina. 533 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- § ort April 20. Ardea gar zetta L. . . 1 Exemplar a. d. Narenta Lisicic 21. Anthus trivialis (L. ) . 2 Exemplare bei Babjak Rogatica 77 Chelidon urbica ( L.) . 10 Exemplare schwärmten Lisicic 77 Micropus melba (L.) . am Brutplatz der Preslica n 77 Erythropus vespertinus 1 Exemplar bei ZabreZje Rogatica 22. (L-) Chelidon urbica (L.) . 3 Exempl. als Nachzügler Lisicic 23. Micropus melba (L.) . von Rauchschwalben ca. 20 Exempl. im Narenta- Lisicic 77 Buteo buteo (L.) . thale erschienen 3 Exemplare J5 24. Sylvia Sylvia (L.) . 1 Exemplar V 77 Sylvia atricapilla ( L.) . 1 „ Sanskimosfc 77 Turtur turtur (L.) 2 Exemplare angesiedelt Rogatica 77 Ciconia ciconia (L.) . 1 Exemplar gesehen . . „ 25. Sylvia Sylvia (L.) . 1 Exemplar Lisicic 77 Jynx torquilla L. . 3 Exemplare n 7? Coturnix coturnix (L.) . die erste gehört .... 77 A?’<7ea purpurea L. . zweimal 5 Exemplare Lisicic 77 Ardea ralloides Scop. 4 Exemplare a. d. Narenta n 77 Ardetta minuta (L.) . 1 Exemplar „ „ „ 77 Ciconia ciconia (L.) . 11 Exemplare verblieben Pocitelj 77 Actitis hypoleucus (L.) . bis 16. Mai! 4 und 2 Ex. a. d. Narenta Lisicic 7? Spatula clypeata- (L.) 1 cf und 2 9 „ n n 26. Erithacus luscinia (L.) . 1 Exemplar „ „ „ » 77 Oriolus galbula L. ein grösserer Zug .... Pocitelj 77 Cuculus canorus L. . den ersten gehört .... Gracanica 77 Erythropus vespertinus 4 Exemplare Lisicic 77 ( (L.) Falco subbuteo L. . 1 Exemplar ■ 77 Coturnix coturnix (L.) . die Hauptmasse angekom- Pocitelj 77 Turtur turtur (L.) men 6 Exemplare angesiedelt Sanskimost 7? 77 77 .... 4 Exemplare Lisicic 77 Actitis hypoleucus (L.) . zweimal 2 Exemplare . . Jl 27. Sylvia curruca (L.) . 2 Exemplare angesiedelt Rogatica 77 Serinus serinus (L.) . 1 Exemplar ß.-Petrovac 77 Corvus frugilegus L. 4 Exemplare in der Saat Lisicic 77 Falco subbuteo L. . 1 Exemplar » 534 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort April Turtur turtur (L.) 27. 4 Exemplare angesiedelt Rogatica n 77 77 .... ein grösserer Zuzug . . Pocitelj 28. Saxicola oenanthe (L.) . 10 Exempl. einzeln am Semec angesiedelt Rogatica 7? Anthus trivialis (L.) . 3 Exemplare Y) 29. Hirundo rustica L. . 7 * 77 Coracias garrula L. . 1 Exemplar bei Drvar . n 30. Oriolus galbula L. angekommen Travnik Mai 1. Oriolus galbula L. . die erste gesehen . . . warm Rogatica 77 Buteo buteo (L.) . — > W. 8 Exemplare gezogen . . Regen, Schnee daun heiter u. warm, starker N.-Wind Bjelasnica 3. Ardea pur pur ea L. . 1 Exemplar a. d. Narenta Lisicic r> Actitis hypoleucus (L.) . 2 Exemplare a. d. Narenta „ 4. Falco subbuteo L. 1 Exemplar 5. Oriolus galbula L. . , 10 Exemplare gehört . . Rogatica 77 77 77 ... am Brutplatz Regen, leich- ter N.-Wind Lisicic 77 Lanius collurio L. 1 Paar U n 77 Lanius minor Gm. 1 Exemplar n r> 77 Coracias garrula L. . . 1 „ Y > H 1 77 Turtur turtur (L.) angesiedelt n 7. Lanius collurio L. die ersten Pocitelj 8. Clivicola riparia (L.) . 1 Exemplar Lisicic 9. Erythropus vespertinus (L.) — > NO. zweimal 6 Exempl. hoch ziehend n 77 Falco subbuteo L. . . . V) Y) 12. Lanius minor Gm. 1 Exemplar n 77 Falco subbuteo L. . 3 Exemplare kreisend . . 13. Budytes ßavus (L.) . 30 Ex. in einem Fluge . „ 77 Muscicapa grisola L. 2 Exemplare * 77 Erythropus vespertinus (L.) — > 0. 25 Ex. gerastet, abgezogen, 3 und 1 Nachzügler Y> 77 Falco subbuteo L. . einige, mit vorigen abge- n 14. Lanius collurio L. in grossen Massen ange- kommen nach Regen n 77 Lanius Senator L. . 3 Exemplare angekommen n »i 77 Lanius minor Gm. ca. 32 Ex. angekommen V V 77 Muscicapa grisola L. zweimal zu 12 Exemplaren angekommen w n Reiser- Knote k. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 535 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- riehtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Mai 14. Erythropus vespertinus 10 Exempl., darunter 2 § nach Regen Lisicic n i (L.) Falco subbuteo L. . a. d. Narenta 3 Exemplare 77 7? Ardea cinerea L. . 0. — > W. 1 Exemplar 77 77 77 Actitis hypoleucus (L.) . 4 Exemplare a. d. Narenta 77 77 77 Hydrochelidon nigra (L.) 19 Exemplare a. d. Narenta 7? 77 15. Lanius collurio L. bis auf 2 und ein Paar Nacht klar, 77 Muscicapa grisola L. verschwunden bis auf 2 verschwunden . kalt, leichter NO. -Wind 77 77 15. Erythropus vespertinus — > N. 12 und 5 Exemplare ver- Nacht klar, Lisicic 77 (L.) Falco subbuteo L. . — > N. schwanden 2 Exemplare ...... kalt, leichter NO. -Wind 77 77 Ardetta minuta (L.) . 1 Q a. d. Narenta. . . . 77 16. 77 77 1 Ö* n 77 ?? .... 77 30. Sylvia curruca (L.) . 2 Exemplare bei Rama . Regen 7? 77 Micropus apus (L.) . 1 Exemplar üb. d. Narenta 77 „ 77 Falco subbuteo L. . ^ 77 77 77 77 77 77 Herbstzug* 1898. + <— > Erithacus luscinia (L.), Nachtigall. Bihac. 11. August in den Parkanlagen noch einmal schlagen gehört wie im Frühjahre. Wetter sehr kühl, regnerisch, am Vortage ebenso. + > Erithacus rubeculus (L.), Rothkehlchen. Krupa. 26. October VM. 40 — 50 Stücke gesehen, Zug. Wetter schön, ebenso am Vortage. + <— > Pratincola rubicola (L.), Braunkehliger Wiesenschmätzer. Sarajevo. 3. September. 6 Stücke am Zuge gesehen. + <— > Monticola saxatilis (L.), Steinrötliel. Bilek. 27. August 6 Stücke VM. am Zuge. 5. September 1 Stück VM. noch gesehen, Wetter schön. + -<— > Turdus musicus L., Singdrossel. Sarajevo. 6. und 7. September. Zugbeginn. 23. October sehr viele am Zuge. 536 III. Naturwissenschaft. Turdus pilaris L., Wachliolderdrossel. Sarajevo. 9. November einen Schwarm auf der Borja gesehen, Wetter schön. + * — > Sylvia curruca (L.), Zaungrasmücke. Sarajevo. 5. September 1 Stück gesehen. + ■<-©■> > Alauda arvensis L., Feldlerche. Bilek. 1. November NM. 30 — 40 Stücke von NW. am Zuge; heiter. Budytes flavus (L.), Gfelbe Scliafstelze. Sarajevo. 5. September 6 Stücke gesehen. + ■< — > Mutacilla alba L., Weisse Bachstelze. Bosn.-Petrovac. 29. September bei Vrtoce F. ca. 20 Stücke am Zuge gesehen; Wetter regnerisch, aber warm, am Vortage Regen. 3. November 6 Stücke vorüber- gehend geblieben, Wetter veränderlich. 4. December NM. 3 Stück, Winter- vögel. 26. und 27. December 2 Stücke gesehen (Wintervögel). Wetter schön. Bilek. 1. November ca. 40 Stücke am Zuge gegen NO. gesehen. Wetter heiter, ebenso am Vortage. * — > Anthus pratensis (L.), Wiesenpieper. Sarajevo. 16. September im Polje sehr viele eingetroffen. + > Anthus trivialis (L.), Baumpieper. Sarajevo. 22. October im Polje mehrere am Zuge. + > Anthus spipoletta (L.), Wasserpieper. Sarajevo. 22. October im Polje mit der vorigen Art. 0 -<— = - Fringilla coelebs L., Buchfink. Ivan. 1. September Abzug vom Ivan-Sattel. 4. September erschienen viele Herbstvögel. Fringilla montifringilla L., Bergfink. Dubostica-Vares. 15. December ein eine halbe Stunde andauernder, 200 M. breiter Zug von Tausenden Bergfinken gegen SW. Wetter eisig kalt, schneelos. Meeres- höhe des Bestandes durch den der Zug ging 1200 M. Sarajevo. 20. October im Polje eingetroffen. + « — > Sturnus vulgaris L., Staar. Gracanica. 15. October verliessen die grossen Staarflüge ihre gewöhnlichen Standorte im Sprecathale. + -<— > Lanius collurio L., Dorndreher. Ivan. 1. September alle Brutvögel abgezogen. Lanius excubitor L., Raubwürger. Ljubuski. 23. December 2 Stücke gesehen. Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobaehtungen in Bosnien-Hercegovina. 537 + <— > Chelidon urbica (L.), Stadtschwalbe. Krupa. 6. September in Suhoja NM. 25 — 30 Stücke als Zugvögel eingetroffen, Wetter schön, am Vortage etwas regnerisch. 7. September ebenda 40—60 Stücke ge- sehen, Wetter schön. Bihac. 12. August F. 8 — 12 Stücke gesehen (brütet dort nie!) Bosn.-Petrovac. 26. September F. ca. 10 Stücke in der Stadt gesehen, Zugvögel, Wetter schön, am Vortage Regen und kalt. Busovaca. 27. September M. ca. 200 Stücke einige Stunden über den Feldern schwärmen gesehen. Wetter warm und sonnig. Bjelasnica (Observatorium). 8., 11. und 12. September. Unter den ca. 1000 Stücke beobachteten Schwalben waren ca. 30 °/0 Stadtschwalben. Lisicic. 2. August im Narentathale ca. 25 Stücke gesehen. 3. September ebenda 6 Stücke gesehen. + > Hirundo rustica L., Rauchschwalbe. Gracanica. 3. October begannen sich die Schwalben zu schaaren. 12. October die grosse Masse abgezogen. 15. October sind noch einzelne da. Nach dem 15. October gänzlich verschwunden. Bosn.-Petrovac. 28. September M. ca. 400 Stücke am Zuge begriffen, Wetter schön. 29. September VM. 9 Uhr ca. 300 Stücke ziehen gesehen, Wetter regnerisch, warm. Busovaca. 23. September ca. 800 Stücke schwärmten über den Feldern, übernachteten am Kirchthurm. 24. September waren alle verschwunden. Bis 11. October die letzten, vei’einzelte verblieben. Ivan. 1. September Brutschwalben abgezogen. Bjelasnica. 8. September gegen 10 Uhr VM. kamen von NO. ca. 300 Stücke an, wurden im Laufe des Tages durch Zuzüge von Gruppen zu 50 — 60 Stücke vermehrt, hielten sich bis 5 Uhr 30 Min. NM. am Gipfel auf (dazu kamen noch ca. 300 Stadtschwalben) und verschwanden in einer Zahl von ca. 1000 Stücke im Walde östlich der Bjelasnica. Wetter trüb, zeitweise Nebelstreifen aus N., starker N.- Wind. Am Vortage trüb mit Nebelstreifen aus N.; Nordsturm. 9. und 10. September nur einige Schwalben beobachtet. Wetter schön, wolkenlos, warm, sehr schwacher N.-Wind. 10. September erschienen zwischen zwischen 9 und 10 Uhr VM. ca. 500 Stücke und zogen 5 Uhr NM. in der Richtung SSW. gegen die Visocica planin a. Wetter sehr schön, wolkenlos, sehr schwacher N.-Wind. 12. September erschienen ebenfalls zwischen 9 und 10 Uhr VM. ca. 500 Stück, wurden im Laufe des Tages durch mehrere kleinere und grössere Gruppen, aus verschiedenen Richtungen kommend, vermehrt und zogen gegen 5 Uhr NM. in SSW. -Richtung ab (vielleicht sind es dieselben Vögel vom 11. Sep- tember, die Rast hier hielten). Wetter sehr schön, wolkenlos, sehr schwacher N.-Wind. 13. September nur einige Schwalben bis spät A. noch beobachtet. Zupanjac. 6. September VM. ca. 300 Stücke gegen S. abgezogen. Wetter schön, wind- still; am Vortage schwacher N.-Wind. 9. September VM. ca. 50 Stücke gegen S. gezogen, schwacher N.-Wind; am Vortage N.-Wind. 538 III. Naturwissenschaft. + > Coracias garrula L., Blaurake. Gracanica. 2. September die letzten Exemplare im Sprecathale, wo sie sehr häufig Vorkommen, beobachtet. + 5 ► Upupa epops L., Wiedehopf. Livno. 7. October zeigten sich in der Umgebung, woselbst Wiedehopfe selten sind, kleine Gesellschaften von 3 — 5 Stücke. 10. October verschwanden sämmtliche bei starker Bora. 11. October kein Stück zu sehen. + <— > Jynx torquilla L., Wendehals. Lisicic. 24. August der erste erschienen. 4. September abermals einen gesehen. + * — *■ Cuculus canorus L., Kukuk. Lisicic. 29. Juli Zugbeginn. 14. August einen beobachtet. 2. September wieder 1 Stück gesehen, junge Vögel. + ■<— > Coturnix coturnix (L.), Wachtel. Busovaca. 13. October die letzten 5 Stücke gefunden. Kupres.1) 13. September im Kupresko polje noch zahlreich vorhanden. Livno. 29. September verschwanden sie vollkommen aus dem Polje. ^upanjac, 1. September zogen 400 Stücke in der Nacht ab, schwacher N.-Wind. 2. September noch 100 Stücke angetroffen; schwacher N.-Wind. 5. September ca. 30 Stücke nur noch gesehen; schwacher N.-Wind. 26. September einige vereinzelte Nachzügler. + > Turtur turtur (L.), Turteltaube. Bosn.-Petrovac. 21. September die letzten 4 Stücke bei Bastasi gesehen. Lisicic. 4. September 7 Stücke gesehen. 5. September 2 Stücke gesehen. 7. September 12 Stücke. Ljubuski. 20. October ca. 20 Stücke gesehen, was bemerkenswert]! ist, weil hier die Turteltauben von Mitte bis Ende September verschwinden. + -*©■> > Columba palumbus L., Ringeltaube. Bosn.-Petrovac. 27. September P. ca. 30 — 35 Stücke gesehen, Wetter regnerisch, am Vortage trüb und kalt. 28. September F. ca. 70 — 80 Stücke gesehen, Regen- wetter. 8. October F. 3 Stücke gesehen, Wetter schön, ebenso am Vortage, 13. October NM. 15 Stücke sich aufgehalten, später weggezogen. Wetter regnerisch. Lisicid. 4. September bei Tagesanbruch 150 Stücke in Flügen zu 50 Stücke auf ein Weizenstoppelfeld einfallend. 6. September unter 40 Nebelkrähen und 25 Dohlen auch 25 Ringeltauben gesehen. 7. September wieder einige in gleicher Gesell- schaft wie am Vortage. + -*■©■> > Columba oenas L., Hohltaube. Busovaca. 5. October M. 12 Stücke, die letzte gegen S. ziehen gesehen. Sarajevo, 23. October einen grossen Schwarm bei Kotorac gesehen. Lisicid. 5. September in grossen Flügen beisammen oder auch mit Ringeltauben zu- sammen. J) Ortshöhe ü. d. Meere: 1190 M.; östl. Länge v. Ferro: 34° 56' 35"; nördl. Breite : 43° 59' 50''. Reiser-Kuotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 539 + -<— > Ardea purpurea L., Purpurreiher. Sarajevo. 16. September 1 Flug von 19 Stücken im Polje. 30. September an der Miljacka im Polje 1 Stück gesehen. + > Ciconia ciconia (L.), Weisser Storch. Sarajevo. 30. September im Polje ziehend gesehen. + < — > Ciconia nigra (L.), Schwarzer Storch. Gracanica. 1. October ihre Standorte verlassen. < — > Grus grus (L.), Kranich. Gracanica. 8. December M. ca. 40 Stücke gegen S. gezogen, Wetter veränderlich, ebenso am Vortage. 10. December M. ca. 60 Stücke gegen S. gezogen, Wetter regnerisch, ebenso am Vortage. Sarajevo. 23. November zogen im Polje 30 Stücke von O. gegen W. +o-> Numenius arcuatus (L.), Grosser Brachvogel. Sarajevo. 22. October im Polje am Zuge beobachtet. + <-&> < — > Scolopax rusticula L., Waldschnepfe. Gracanica. Vom 17. October bis 20. October wurden durch den Wetterumsturz die Brutschnepfen der nahen Gebirge in das Specathal herabgedrückt. Nach dem 20. October wurde keine mehr beobachtet, erst am 4. November waren zahl- reiche Waldschnepfen an den alten Lieblingsplätzen anzutreffen (Zug): nach dem 10. November waren alle verschwunden. Bosn.-Petrovac. 14. November 1 Stück gesehen, Wetter regnerisch. 16. November 1 Stück gesehen, Wetter trüb. 30. November 2 Stücke gesehen, Wetter trüb. 12. December 1 Stück gesehen, Wetter veränderlich. Busovaca. 23. October die ersten, 23. November die letzten abgezogen, während der ganzen Zwischenzeit Zug. Zupanjac. 5. October 4 Stücke an getroffen. Wetter schön. 7. October 2 Stücke an- getroffen, schwacher N.-Wind. Ljubuski. 23. December 2 Stücke erlegt (überwinternd). Bilek. 23. October die erste erlegt, Wetter schön. 17. December noch eine gesehen. + -<-&-> <-— > Gallincigo gallinago (L.), Becassine. Mostar. 13. December erschien sie massenhaft im Mostarsko blato nach Bora. 20. De- cember ca. 400 Stücke auf den nassen Wiesen zerstreut angetroffen, Wetter schön, nicht kalt. + : - Oedicnemus oedienemus (L.), Triel. Sarajevo. 16. September 2 Stücke im Polje angetroffen (Zug). + > Vanellus vanellus (L.), Kiebitz. Gracanica. Mit 10. October verschwanden alle Kiebitze von ihren Brutorten bei Suho- polje und Petrovo selo. 540 III. Naturwissenschaft. Cygnus cygnus (L.), Singschwan. Mostar. 20. November 2 Stück am Mostarsko blato gesehen (Wintergäste). 24. Decern- ber 200 — 250 Stücke am Mostarsko blato angekommen und verblieben. «-©-> Anser segetum (Gm.), Saatgans. Sarajevo. 30. September Gänse im Polje ziehen gesehen. Mostar. 20. November Gänse am Mostarsko blato angekommen. 25. November 2 Flüge von 8 und 12 Stücken ebendort gesehen, verblieben. + +&> <—>■ Anas crecca L., Krickente. Sarajevo. 22. October am Zuge im Polje erschienen. «-&> -< — -> Anas penelope L., Pfeifente. Sarajevo. 23. November eine im Polje erlegt. © «— >- Anas boscas L., Stockente. Sarajevo. 22. October zahlreich im Polje vorhanden. 28. November grosse Schwärme im Polje. + < — > Fuligula fuligula (L.), Reiherente. Sarajevo. 22. October mit anderen Entenarten im Polje beobachtet. © < — > Fuligula nyroca (Giild.), Moorente. Sarajevo. 22. October ebenfalls unter den Enten im Polje beobachtet. -<■©> -<■ — > Clangula glaucion (L.), Schellente. Sarajevo. 11. November 5 Stücke im Polje gesehen. 23. November im Polje 1 Stück erlegt. «— > Phalacrocorax carbo (L.), Grosser Kormoran. Sarajevo. 31. August im Polje an der Bosna 1 Stück beobachtet. 28. November im Polje 1 Paar gesehen. Zugskalender vom 29. Juli bis 24. December 1898. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Juli 29. Cuculus canorus L. . Zugbeginn Lisicic Aug. 2. Chelidon urbica (L.) . 25 Exempl. im Narenta- 11. Erithacus luscinia (L.) . tliale gesehen in den Parkanlagen 1 Ex. sehr kühl, Biliac 12. Chelidon urbica (L.) . noch schlagend 8 — 12 eingetroffen (brütet regnerisch r> 14. Cuculus canorus L. . dort nie) 1 Exemplar beobachtet Lisicic Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 541 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Aug. 16. Anthus pratensis (L.) sehr viele im Polje ein- getroffen Sarajevo 24. Jynx torquilla L. . . der erste erschienen . . Lisicic 27. Monticola saxatilis (L.) . 6 Exemplare am Zuge . schön Bilek 31. Phalacrocorax carbo (L.) 1 Ex. a. d. Bosna im Polje Sarajevo Sept. 1. Fringilla coelebs L. . Abzug Ivan 77 Lanius collurio L. alle Brutvögel abgezogen 55 77 Hirundo rustica L. . 55 55 55 „ 77 Coturnix coturnix (L.) . ca. 400 in der Nacht ab- gezogen schwacher N.-Wind Zupanjac 2. Coracias garrula L. . die letzten Exemplare im Sprecathale Gracanica 77 Cuculus canorus L. . 1 Exemplar beobachtet . Lisicic 77 Coturnix coturnix (L.) . noch ca. 100 angetroffen schwacher N.-Wind Zupanjac 3. Pratincola rubicola (L.) 6 Exemplare am Zuge . Sarajevo 77 Chelidon urbica (L.) . 6 Ex. im Narentathale . Lisicic 4. Fringilla coelebs L. . erschienen viele Herbst- vögel Ivan 77 Jynx torquilla L. . 1 Exemplar gesehen . . Lisicic 77 Turtur turtur (L.) 7 Exemplare gesehen . . r 77 Columba palumbus L. . ca. 150 in Flügen zu 50 Stücken eingefallen 55 5. Monticola saxatilis (L.) . noch 1 Exemplar gesehen schön Bilek 77 Sylvia curruca (L.) . 1 Exemplar gesehen (Zug) 55 Saraj evo 77 Budytes flavus (L.) . 6 Exemplare „ (Zug) 55 7? Coturnix coturnix (L.) . nur mehr ca. 30 gesehen N.-Wind Zupanjac 77 Turtur turtur (L.) . 2 Exemplare gesehen . . Lisicic 77 Columba oenas L. . in grossen Flügen bei- sammen 55 6. Turdus musicus L. . Zugbeginn Sarajevo 7? Chelidon urbica (L.) . 25 — 30 in Suchoja als Zug- vögel erschienen schön Krupa 77 tiirundo rustica L. . — > S. ca. 300 VM. abgezogen . schön, windstill Zupanjac 77 Columba palumbus L. . ca. 25 gesehen Lisicic 7. Turdus musicus L. . Zugbeginn Sarajevo 77 Chelidon urbica (L.) . 40 — 60 in Suchoja gesehen Krupa 77 Turtur turtur (L.) . 12 Exemplare gesehen . Lisicic 77 Columba palumbus L. . wieder einige gesehen . 55 8. Chelidon urbica (L.) . — > NO. unter den ca. 1000 Schwal- ben ca. 30% angekom- men trüb, zeitweise Nebel, starker N.-Wind Bjelasnica 77 Hirundo rustica L. . — > NO. unter ca. 1000 Schwalben ca. 70°/0 angekommen 55 55 542 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Sept. Hirundo rustica L. . 9. nur wenige beobachtet . schön, warm, schwacher N.-Wind Bjelasnica 7? 77 77 77 — > S- ca. 50 gezogen schwacher N.-Wind Zupanjac 10. 1* 77 77 nur wenige beobachtet . schön, warm, schwacher N.-Wind Bjelasnica 11. Chelidon urbica (L.) . — > SSW. ca. 300 mit Rauchschwal- ben angekommen, 5Uhr NM. gegen die Visoeica planina abgezogen sehr schön, wolkenlos, schwacher N.-Wind V 77 Hirundo rustica L. . — > SSW. ca. 500 wie oben .... V „ 12. Chelidon urbica (L.) — > SSW. jedenfalls dieselben Vögel vom Vortage V - Hirundo rustica L. . — > SSW. W n V 13. 77 77 77 nur einige bis Abend be- obachtet • 77 Coturnix coturnix (L.) . imK.-polje noch zahlreich vorhanden Kupres 16. Ab’cZect purpurea L. . 1 Flug von 19 Ex. im Polje Sarajevo 77 Oedicnemus oedicnem. (L. ) 2 Ex. im Polje am Zuge 21. Turtur turtur (L.) die letzten 4 bei Bastasi angetroffen B.-Petrovac 23. Hirundo rustica L. . ca. 800 hielten sich den ganzen Tag auf Busovaca 24. 77 77 77 waren alle verschwunden 26. Chelidon urbica (L.) . ca. 10 in der Stadt gesehen (Zug) B.-Petrovac 7? Coturnix coturnix (L.) . einige wenige Zupanjac 27. Chelidon urbica (L.) . ca. 200 schwärmten einige Stunden warm, sonnig Busovaca 77 Columba palumbus L. . 30 — 35 gesehen .... regnerisch B.-Petrovac 28. Hirundo rustica L. . ca. 300 am Zuge .... schön n 77 Columba palumbus L. . 70 — 80 gesehen .... regnerisch rt 29. Motacilla alba L. . ca. 20 beiVrtoce am Zuge regnerisch, warm » 77 Hirundo rustica L. . ca. 300 am Zuge .... » n 77 Coturnix coturnix (L.) . alle verschwunden im Polje Livno 30. Ardea pur pur ea L. . 1 Exemplar a. d.Miljacka im Polje Sarajevo 7? Ciconia ciconia (L.) . im Polje ziehen gesehen n 77 Oct. Anser segetum (Gm.) n r> n t n n 1. Ciconia nigra (L.) verliessen ihre Standorte Gracanica 3. Hirundo rustica L. . begannen sich zu schaaren n 5. Columba oenas L. „ — > s. die letzten 5 am Zuge . Busovaca 77 Scolopax rusticula L. . 4Exempl. angetroffen, die ersten schön Zupanjac Reiser- Kn otek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 543 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Oct. 7. Upupa epops L. . . . zeigten sich in Gesell- schaft von 3 — 5 Exempl. Livno 55 Scopolax rusticula L. . 2 Exemplare angetroffen schwacher N.-Wind Zupanjac 8. Columba palumbus L. . 3 Exemplare gesehen . . schön B.-Petrovac 10. Upupa epops L. . verschwanden sämmtliche Livno 57 Vanellus vanellus (L.) . verschwanden sämmtliche von den Brutplätzen Gracanica 11. Hirundo rustica L. . die letzten vereinzelten . Busovaca 12. 55 55 57 in grossen Massen abge- zogen Gracanica 13. Coturnix coturnix (L.) . die letzten 5 gefunden . Busovaca 55 Columba palumbus L. . 15 sich aufgehalten, später abgezogen B.-Petrovac 15. Sturnus vulgaris L. . verliessen die grossen Staarfliige ihre Stand- orte im Sprecathale Gracanica 57 Hirundo rustica L. . nur noch einzelne . . . 17. Scolopax rusticula L. , durch Wetterumsturz von den Brutorten ins Spreca- thal gedrückt n 18. 57 55 55 n n 19. 55 57 55 n w 20. 55 55 55 verschwunden y> 55 Fringilla montifringilla L. im Polje eingetroffen . . Sarajevo 55 Turtur turtur (L.) . noch ca. 20 gesehen Ljubuslti 22. Anthus trivialis (L.) . mehrere im Polje am Zuge Sarajevo 55 Anthus spipoletta (L.) . mit den vorigen .... n 55 Numenius arcuatus (L.) im Polje am Zuge . . . n 55 Anas crecca L n n n n ... V 23. Columba oenas L. . ein grosser Schwarm bei Kotorac w 55 Scolopax rusticula L. die ersten gesehen . . . Busovaca 55 55 57 55 die ersten erlegt .... schön Bilek 26. Erithacus rubeculus (L.) 30 — 40 am Zuge .... Krupa Nov. 1. Alauda arvensis L. . — > NW. 30 — 40 am Zuge .... heiter Bilek 55 Motacilla alba L. . — > NO. ca. 40 am Zuge .... n „ 3. 57 55 55 * 6 Stück vorübergehend verblieben veränderlich B.-Petrovac 4. Scolopax rusticula L. . zahlreich eingetroffen . . Gracanica 9. 55 55 55 die letzten angetroffen V 55 Turdus pilaris L. einen Schwarm a. d. Borja gesehen schön Sarajevo 11. Clangula glaucion (L.) . 5 Exemplare im Polje . V 544 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Nov. 14. Scolopax rusticula L. 1 Exemplar gesehen . . regnerisch B.-Petrovac 16. n n n ln n trüb ff 20. Cygnus cygnus (L.) . 2 Ex. am Mostarsko blato Mostar 77 Anser segetum (Gm.) . o “ n n ri ff angekommen ff 22. Anas hoscas L. ... Sarajevo 77 Fuligula fuligula (L.) . unter anderen Enten im Polje ff 77 Fuligula nyroca (Güld.) n ff 23. Grus grus (L.) .... 0. — > W. 30 im Polje durchgezogen ff 77 Scolopax rusticula L. die letzten abgezogen . . BusovaCa 77 Anas penelope L. . 1 Exempl.im Polje erlegt Sarajevo 77 Clangula glaucion (L.) . 1 r> n n n ff 25. Anser segetum (Gm.) . zwei Flüge von 8 und 12 im Blato Mostar 28. Anas hoscas L. _ grosse Schwärme im Polje Sarajevo 77 Phalacrocorax carho (L.) 1 Paar im Polje .... „ 30. Scolopax rusticula L. 2 Exemplare gesehen . . trüb B.-Petrovac Dec. 4. Motacilla alha L . . . 3 Ex. gesehen (Winter- vögel) ff 8. Grus grus (L.) . . — > s. 40 gezogen veränderlich ff 10. 77 77 77 ... — >- s. 60 gezogen regnerisch ff 12. Scolopax rusticula L. noch 1 Ex. angetroffen . veränderlich V 13. Gallinago gallinago (L.) massenhaft im Blato er- schienen nach Bora Mostar 15. Fringilla montifringilla L. — > SW. in ungeheuren Mengen gezogen eisig kalt, schneelos Dubostica 17. Scolopax rusticula L. noch 1 Exempl. gesehen Bilek 20. Gallinago gallinago (L.) ca. 400 auf den nassen Wiesen des Blato schön, nicht kalt Mostar 23. Lanius excuhitor L. . 2 Exemplare gesehen . . Ljubuski 77 Scolopax rusticula L. 2 Ex. erlegt (Wintergast) ff 24. Cygnus cygnus (L.) . 200 — 250 am Blato ange- kommen u. verblieben Mostar 1 Eeiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 545 Frühjahrszug 1899. + «— »- Erithacus luscinia (L.), Nachtigall. Bihad. 14. April im Parke die erste gesehen und gehört; Wetter schön, am Vortage trüb und windig. Sarajevo. 27. März bei Cengid-Villa eine todte Nachtigall gefunden. 18. April die erste Nachtigall gehört. Stolac. 27. April angesiedelt. "* * Erithacus cyaneculus (Wolf), Blaukehlchen. Sarajevo. 27. März NM. in einem Garten der Stadt gesehen; nach dem Wetterumsturz. t + Erithacus rubeculus (L.), Rothkehlchen. Biha6. 22. Februar im Parke 10—15 am Zuge beobachtet; Wetter schön. 19. und 20. März ca. 160 — 200 Stücke am Zuge zurückgehalten, von denen sehr viele umkamen; Wetter stürmisch mit Schneefall. Kljuc. 20. — 26. März fielen ganze Schwärme ein; die meisten kamen um in Folge von Nahrungsmangel und Kälte. 20. — 26. F. nur mit kurzen Unterbrechungen Schneegestöber, am 26. M. begann die Schneeschmelze. 19. trat nach schönem Wetter M. durch NW. -Wind frostiges Wetter ein. Travnik. 20.— 26. März kamen sehr viele um. Sie erschienen in solchen Massen wie in keinem Jahre zuvor. Dubostica bei Vares die ersten am 25. März gesehen, mehrere bis zum 26. erfroren gefunden. Sarajevo. 26. Februar im Polje 1 Stück gesehen, Vogelzug im Gange! 22. März im Polje viele Hunderte, durch 2 Tage vorher furchtbares Regenwetter, in der Nacht auf den 22. Schneefall. 25. März noch sehr viele, selbst in der Stadt. 27. März wenige, weil die meisten erfroren und verhungert. Mostar. 25.- — 28. März erschienen unter zahlreichen Buchfinken viele Rothkehlchen. Kline bei Gacko.1) 26. — 27. März in der Nacht 1 Exemplar erfroren gefunden. Stolac.* 25. und 26. März mit anderen Zugvögeln zogen nach NO. in unzähliger Menge gemischt auch Rothkehlchen. An beiden Tagen grosse Borastürme und sehr kalt. 24. kalt, regnerisch. + < — > Ruticilla phoenicura (L.), Gartenrothscliwanz. Sarajevo. 25. März in der Stadt 1 Exemplar beobachtet. + > Ruticilla titis (L.), Hausrofischwanz. Kljuc. 20. — 26. März in Schwärmen mit Rothkehlchen und Finken, gingen elend zu Grunde. + * — > Pratincola rubicola (L.), Schwarzkehliger Wiesenschmätzer. Sarajevo. 22. März 1 Stück im Polje gesehen. J) Die Beobachtungen in Kline bei Gacko verdanken wir Herrn Kiigerl. Band VIII. 35 546 III. Naturwissenschaft. + > Saxicola oenanthe (L.), Grauer Steinschmätzer. £epce. 29. März F. ca. 15 Stücke am Durchzug gegen N. beobachtet. Wetter schön, so auch am Vortage. Mostar. 28. März VM. einzelne Exemplare bei Radobolje. + -<— > Turdus musicus L., Singdrossel. Kljuc. 26. März erschienen grosse Schwärme, Singdrosseln, Wachholderdrosseln und Amseln, entkräftet fielen sie von den Bäumen herab. Dubostica bei Vares. 20. — 26. März, sehr viele todt aufgefunden. Sarajevo. 5. März im Polje sehr viele gesehen, Zug. 22. März viele im Polje. 25. März Drosseln überall im Polje. 30. März nur mehr wenige im Polje beobachtet. Kl ine bei Gacko. 26. auf 27. März eine erfroren. Stolac. 25. und 26. März unter den unzähligen Schaaren von Singvögeln, auch Drosseln am Zuge nach NO.; Borastürme. ► Turdus iliacus L., Weindrossel. Dubostica bei Vares. Unter den vom 20. — 26. März erfrorenen Singvögeln auch mehrere Weindrosseln. 0 <— = - Turdus viscivorus L ., Misteldrossel. Podlugovi. 8. März Hunderte am Strich. Sarajevo. 26. Februar 1 GF. bei Dvor gesehen, Strich. Turdus pilaris L., Wachholderdrossel. Sarajevo. 1. März 1 Flug im Polje. 5. März an der Bosna im Polje in kleineren Schwärmen. 12. März kleine Gesellschaft im Polje. 19. März ebenso. 22. März unter den vielen Drosseln nur wenige. 30. März noch einzelne im Polje angetroffen. 0 +&> < — > Merula, merula (L.), Schwarzamsel. Kljuc. 26. März mit Singdrosseln und Wachholderdrosseln in Schwärmen erschienen. Dubostica bei Vares. 26. März die erste gesehen, mehrere todte aufgefunden. Sarajevo. 5. März mit Singdrosseln am Zuge in Polje gesehen. 20. — 27. März viele in den Gärten. 22. März im Polje bedeutend weniger als Singdrosseln. 25. März im Polje überall. + <— > Merula torquata alpestris Brehm, Alpen-Ringamsel. Sarajevo. 27. März bei (Jengi6-Villa 1 Stück todt gefunden. + > Phylloscopus trochilus (L.), Fitislaubvogel. + <—> Phylloscopus sibilator (Bechst.), Waldlaub vogel. Sarajevo. 22. März beide Arten gemeinsam und zahlreich in den Weidengestrüppen längs der Gewässer im Polje. 26. März ebendaselbst. Eeiser- Knotek. Ergebnisse der ornitliol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 547 + ► Pyrophthalma subalpina (Bon.), Weissbärtiger Sänger. Sarajevo. 25. März lebend in einem Hause der Stadt ergriffen. Durch das Unwetter soweit nach Norden aus ihrem mediterranen Brutgebiet verschlagen. Anmerkung: Gleichzeitig zum ersten Male Cettia c ettii (La Marin.) im Sarajevsko Polje! + <-©-> -< — > Accentor modidaris (L.), Heckenbraunelle. Sarajevo. 25. März 1 Exemplar im Polje. + Alanda arvensis L., Feldlercbe. Sarajevo. 19. Februar in Lukavica die ersten zwei gesehen, im Polje viele. Wetter schön und warm. 24. Februar F. bei den Eisteichen in kleinen Flügen ge- sehen, Wetter kalt, leichtes Schneegestöber, am Vortage schlecht, theils Schnee, theils Sonnenschein. 26. Februar im Polje sehr spärlich, Wetter schön, am Vor- tage kalt. 1. März in kleinen Flügen im Polje, herrliches Frühjahrswetter. 5. März ebenfalls in kleinen Flügen im Polje. 12. und 15. März ebenso. 22. März tausende von Lerchen im Polje an den Gewässern und schneefreien Lachen. 25. März noch sehr viel Lerchen da, aber weniger als am 22. März. 27. März nur mehr in kleinen Flügen im Polje. 30. März einzelne Paare. ^upanjac. 15. März massenhaft eingetroffen, Wetter schön, am Vortage schwacher N.-Wind. Mostar. 28. März einzelne beobachtet. + -ee> > Galerita arborea (L.), Heidelerche. Sarajevo. 24. Februar F. die ersten bei den Eisteichen gesehen, kalt, leichtes Schnee- gestöber. 25. Februar NM. einen kleinen Flug in Kosevo gesehen. Wetter kalt. + > Motacilla alba L., Weisse Bachstelze. Bihab. 19. April bei Trzac (Bezirk Cazin) 2 Stück am Brutplatze gesehen; Wetter regnerisch. Sarajevo. 21. Februar im Kosevothal am Brutplatze angekommen, d singen lustig auf dem ärarischen Holzplatze; herrliches Wetter. 24. Februar 5 Stücke an den Eisteichen, kalt, leichtes Schneegestöber, N.-Wind, am Vortage schlechtes Wetter. 26. Februar überall im Polje, Wetter schön. 1. März in Paaren im Polje, herrliches Frühjahrswetter. 25. März im Polje überall an den Gewässern zahlreich. Ivan. 10. Februar 2 Stücke gesehen, Wetter schön, schwach bewegt. Kline bei Gacko. 27. März 2 Stücke erfroren gefunden. Stolac. 25. und 26. März in grosser Menge am Zuge mit den anderen Vogelarten. «— > Budytes flavus (L.), Schafstelze. Sarajevo. 25. März im Polje an den schneefreien nassen Stellen und an den Ge- wässern zahlreich. > Anthus pratensis (L.), Wiesenpieper. Sarajevo. 22. März sehr zahlreich im Polje. 25. März viele im Polje. + -< — > Anthus trivialis (L.), Baumpieper. Sarajevo. 22. und 25. März unter Wiesenpiepern im Polje. 35* 548 III. Naturwissenschaft. + <-©-> -< — >- Emberiza cia L., Zippammer. Saraj e vo. 22. Februar 2 cT bei der Ziegenbrücke; in der Nacht vom 21. auf 22. Schneefall. + < — > -<-&-> Serinus serinus (L ), Girlitz. Bihab. 20. Februar G — 8 Stücke im Parke gesehen und gehört; Wetter schön. 19. und 20. März 10 Stücke im Parke gesehen und gehört; am 20. Wetter stürmisch mit Schneefall, am 19. Schnee. Sarajevo. 26. Februar bei der Alipasabrücke 5 Stücke gesehen. 25. März einzelne im Polje gesehen. Stolac. 25. und 26. März unter den Zugvogelmassen an beiden Tagen auch Girlitze beobachtet. + Äcanthis cannabina (L.), Bluthänfling. Sarajevo. 26. Februar bei der Alipasabrücke einen grossen Flug gesehen. © <—> Fringilla coelebs L., Buchfink. Bih ab. 22. Februar 4 — 6 Stücke am Zuge. 19. und 20. März 40 — 60 Stücke am Zuge durch den Wettersturz zurückgehalten und viele umgekommen. Kljuö. 20. — 26. März in grossen Schwärmen; vor Hunger und Kälte massenhaft ein- gegangen. Travnik. 20. — 26. März in grosser Zahl. Dubostica bei Vares. 13. Februar überall Finkenschlag zu hören, Wetter herrlich. 5. März nach eingetretener Kälte viele erfroren gefunden, aber nur Männchen; die Finken verschwanden und erschienen, nachdem das Wetter sich besserte, wieder. 20. — 26. März fand der Beobachter allein an 300 erfrorene, davon zwei Drittel Männchen, 1 Drittel Weibchen. Auf den Strassen wurden ganze Säcke todter Finken und Ammern aufgeklaubt. Sarajevo. 26. Februar viele im Polje. 7. März am Holzplatze sehr viele mit Berg- finken vermischt, jedoch durchwegs Männchen. 22. März sehr viele im Polje. 25. März grosse Flüge. Mostar. 25. März Ankunft grosser Schwärme. 25., 26., 27. und 28. in Gärten und auf den Feldern viele hunderte 9 in Schwärmen; die Vögel, vor Hunger und Kälte sehr ermattet, gingen auch massenhaft zu Grunde. Wetter frostig, kalt, theilweise Schneegestöber. 28. März die Hauptmasse Narenta aufwärts abge- zogen, da nach dem 28. März nur mehr einzelne Stücke gesehen wurden. Stolac. 25. und 26. März in grossen Schwärmen mit andei’en Zugvögeln bei Borasturm gegen NO. gezogen. Fringilla montifringilla L., Bergfink. Sarajevo. 7. März sehr viele c? cf mit Buchfinken vermischt am Holzplatze. 22. März ein grosser Flug im Polje. + «■©* Sturnus vulgaris L., Staar. Gracanica. 13. Februar die ersten erschienen. Travnik. 26. März während dem Schneegestöber schaarenweise in der Stadt erschienen. Sarajevo. 28. Februar im Polje einmal 2 Stücke und einen Flug von 8 — 10 Stücke gesehen. Wetter trüb, F. Schnee, ebenso am Vortage. 5. März im Polje kleine R e iser - K no tek. Ergebnisse der ornithol. Zngsbeobaclitungen in Bosnien-Hercegovina. 549 Flüge. 12. März kein einziger mehr sichtbar. 22. März ebenfalls keine sichtbar. 25. März viele im Polje. + > Oriolus galbula L., Goldamsel. Bihac. 18. Mai in Krnjensa vrtaca (Bezirk Bosn.-Petrovac) 4 — 6 gehört, angesiedelt. Sarajevo. 17. April die erste bei der Moscanicaquelle gesehen. Corvus frugilegus L., Saatkrähe. Sarajevo. 28. Februar im Polje 1 Stück gesehen, Wetter trüb, in der F. Schnee. Am Vortage ebenso. Lanius excubitor L., Raubwürger. Sarajevo. 7. März 1 Stück im Polje beobachtet. + < — > Muscicapa grisola L., Grauer Fliegenschnäpper. Dubostica bei Vares. 26. März kam einer in das Forsthaus Schutz suchend geflogen. + > Chelidon urbica (L.), Stadtschwalbe. Bihac. 9. April NM. 40 — 50 am Zuge gesehen; regnerisch, am Vortage ebenso. 5. Mai ca. 180- — 200 gezogen; Wetter regnerisch, in den Höhenlagen Schnee, am Vor- tage Regen. + >■ Hirundo rusticci L., Rauchschwalbe. Maglaj. 18. Februar die ersten 2 Schwalben bei starkem Schneefall und Wind ge- sehen; am Vortage regnerisch. Sarajevo. 25. März die erste im Schneegestöber an der Miljackamündung. Zupanjac. 19. April 10 — 12 Stücke angesiedelt. Wetter schön, schwacher Scirocco. 21. April VM. sehr viele, Wetter schön, am Vortage schwacher Scirocco. 28. April VM. einige Nachzügler, schwacher N.-Wind, ebenso am Vortage. Mo star. 2. April 1 Stück gesehen. Stolac. 2. März 8 Stücke von SW. angekommen, verblieben. Wetter heiter, etwas bewölkt. © > Clivicola rupestris (Scop.), Felsenschwalbe. Mostar. 28. April die ersten. + > Upupa epops L., Wiedehopf. Travnik. 29. März durch den Wetterumsturz sehr ermattete Vögel angetroffen. Ivan. 14. April 1 Stück bei Rastelica beobachtet. Windig, ebenso am Vortage. Kline bei Gacko. 27. März 1 Stück erfroren gefunden. Stolac. 25. und 26. März unter den vielen Zugvögeln beider Tage viele gesehen. + > Cuculus canorus L., Kuckuck. Biha6. 19. April in der Gemeinde Trzac (Bezirk Cazin) 2 Exemplare gesehen und gehört; Wetter regnerisch, am Vozffage schön. Sarajevo. 17. April in der Vucija luka (1500 M.) F. den ersten gehört. Ivan. 17. April M. am Opancak (Hranisava planina) den ersten gehört. > Erythropus vespertinus (L.), Rothfussfalke. Sarajevo. 24. April den ersten (cf) gesehen im Polje. 550 III. Naturwissenschaft. 0 <— > Cerchneis tinnunculus (L.), Tlmrmfalke. Sarajevo. 19. März im Polje zweimal je 1 Stück, dann 3 und 5 beisammen gesehen. 25. März 1 Stück im Polje gesehen. 0 -f— > Buteo buteo (L.), Mäusebussard. Stolac. 11. Februar VM. 6 Stücke beobachtet (jedenfalls Zug), heiter. + Coturnix coturnix (L.), Waclitel. Sarajevo. 9. April die erste im Polje gesehen. 23. April die erste schlagen gehört. Stolac. 4. April die erste gehört, heiter. + Turtur turtur (L.), Turteltaube. Bihac. 21. April bei Brekovica 2 Stücke gesehen und gehört; Wetter schön, am Vor- tage Regen. Sarajevo. 7. Mai 1 Paar gesehen, die ersten. + < — > Columba palumbus L., Ringeltaube. Bih ac. 24. Februar bei Sulioja (Bezirk Krupa) 2 Flüge zu 12 und 18 Stücke gesehen; Wetter schön. Ivan. 20. März mehrere gesehen, Schneegestöber. + <-©> <— > Columba oenas L., Hokltaube. Podlugovi. 8. März 1 Stück rucksen gehört. Winterlandschaft, kalt. Sarajevo. 26. Februar bei Dvor einen Flug von 30—40 beobachtet, Wetter schön, am Vortage kalt. + > Arclea cinerea L., Grauer Reiber. Travnik. 28. März 10 Stücke gesehen. Sarajevo. 25. März einige im Polje gesehen. + > Ardetta minuta (L.), Zwergrohrdommel. Sarajevo. 23. und 26. April je eine im Polje gesehen. + ^ Ciconia nigra (L.), Schwarzer Storch. Travnik. 28. März 1 Stück gesehen. + < — > Gallinula porzana (L.), Getüpfeltes Sumpfhuhn. Sarajevo. 27. März 1 Stück im Polje gefunden. 30. März ebenfalls 1 Stück im Polje gefunden. > Grus grus (L.), Kranich. Bosn.-Petrovac. 24. Februar VM. 30 Stücke gegen N. gezogen; Schneefall, am Vortage schön. 25. Februar VM. ebenfalls 30 Stücke gegen N. ziehen gesehen. Nach Schneefall rauhe nebelige Witterung. Reise r-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 551 + +&> > Scolopax rusticula L., Waldschnepfe. Bihac. 26. März 2 Stücke am Bachufer gesehen; Wetter schön, am Vortage Schneefall. Bosn.-Petrovac. 6. März M. 2 Stücke gesehen. Witterung günstig. Kljuc. 25. März 3 Stücke in einem Wassergraben gefunden. Travnik. 27. März 1 Stück im Gebüsche gesehen. Podlugovi. 25. März an der Bosna 1 Stück gesehen. 26. März ebenda 1 Stück ge- sehen und 1 Stück von Krähen zerrissen gefunden. + *-©-* Gallinago gallinago (L,), Becassine. Bihac. 26. März 6 Stücke am Bachesrande angetroffen; nach Schneefall. Sarajevo. 23. Februar 1 Stück auf den bekannten Plätzen im Polje getroffen. 5. März 5 Stücke ebendort. 7. März 8 Stücke ebendort. 12. März keine einzige ange- troffen. 15. März 1 Stück ebendort. 18. März 11 Stücke ebendort, 5 Stücke beisammen. 19. März keine angetroffen. 22. März sehr zahlreich an den Lachen und Ufern der Gewässer. 25. März in kleinen Gesellschaften überall im Polje. 30. März wenige ebendort. > Gallinago major (Gm.), Doppelschnepfe. Sarajevo. 31. März 2 Stücke in den mit Gestrüpp bewachsenen Rainen im Polje. 2. April 6 Stücke ebenda. 3. April 5 Stücke ebenda. 5. April 2 Stücke ebenda. 9. April 2 Stücke ebenda. 12. April 2 Stücke ebenda. 16. April 2 Stücke ebenda. 18. und 19. April keine. 23. April 3 Stücke ebenda. 26. April 5 Stücke ebenda. 30. April 3 Stücke an denselben Orten. -< — > Gallinago gallinula (L.), kleine Sumpfschnepfe. Sarajevo. 23. Februar 1 Stück im Polje angetroffen. > Totanus pugnax (L.), Kampfschnepfe. Sarajevo. 26. Februar im Polje von 2 Stück eines erlegt. 25. März einige Stücke im Polje. -<— > Totanus glareola (L.), Bruchwasserläufer. Sarajevo. 7. März im Polje 3 Stücke gesehen. q -<-e-> -< — > Totanus ochropus (L.), Punktirter Wasserläufer. Sarajevo. 19. März sehr zahlreich im Polje, Durchzügler. 25. März überall an den Gewässern. + * — > Oedicnemus oedicnemus (L)., Triel. Sarajevo. 22. März 1 Stück an einer Wasserlache im Polje. 25. März mehrere ebendort. + -< — > Vanellus vanellus (L.), Kiebitz. Biha6. 26. März 2 Stück gesehen. 552 III. Naturwissenschaft. Gracanica. 8. Februar erschienen die ersten in Flügen von 60 — 100. 28. Februar kamen sie in grossen Schaaren am Brutplatz an. Bosn.-Petrovac. 25. März NM. ca. 100 nordwärts ziehen gesehen. Schneeschmelze, Tags zuvor Schneefall. Kljuc. 25. März 15 Stücke beobachtet, zogen am selben Tage ab. £epce. 21. März 40 — 50 Stücke durchgezogen, kalt und Schneefall, ebenso am Vor- tage. 29. März 30 — 35 Stücke durchgezogen, Wetter schön, ebenso am Vortage. Travnik. 27. März hielten über 100 Stücke Rast auf den nassen Wiesen. Sarajevo. 23. Februar im Polje 5 Stücke gesehen, in der Nacht Schnee gefallen, Wetter schlecht. 5. März im Polje ca. 20 Stücke gesehen. 12. .März im Polje einige gesehen. 22. März keinen gesehen. 25. März überall an den Lachen. 30. März einige im Polje gesehen. + -<— > Aegialitis curonicus Gm., Flussregenpfeifer. Sarajevo. 19. März 2 Stücke an der Bosna im Polje. 25. März einige im Polje. + <-e-y <—> Anas crecca L., Krickente. Sarajevo. 26. Februar eine grössere Anzahl im Polje. 28. Februar einige im Polje. Wetter trüb, am Vortage undF. Schnee. 1. März 1 Flug von 5 und ein anderer von ca. 30 Stücken im Polje, herrliches Frühjahr wetter. 22. März 1 Flug von 5 Stücken im Polje. 25. März einige Stücke nur im Polje. + +&> < — > Anas querquedula L., Knack ente. Sarajevo. 25. März 1 grosser Flug im Polje (die ersten). + > Anas acuta L., Spiessente. Sarajevo. 23. Februar 1 grosser Flug auf der Bosna im Polje. 26. Februar 1 Stück an der Bosna. -<— > Anas penelope L., Pfeifente. Sarajevo. 26. Februar 1 Stück unter anderen Enten im Polje. 28. Februar 1 Stück im Polje. 22. März 1 Stück im Polje. © > Anas boscas L., Stockente. Sarajevo. 26. Februar vereinzelt im Polje. 28. Februar 4 Stücke im ganzen Polje. 1. März ebenfalls 4 Stücke angetroffen. 7. März einzelne Stücke im Polje. 22. und 25. März ebenfalls. Glangula glaucion (L.), Schellente. Sarajevo. 19. März 1 $ im Polje auf der Bosna. © -* — > Mergus merganser L., Grosser Säger. Sarajevo. 26. Februar 1 cf im Polje. * — > Larus ridibitndus L., Lachmöwe. Sarajevo. 7. März 10 Stück auf der Miljacka im Polje. Reise r-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 553 Zugskalender vom 3. Februar bis 18. Mai 1899. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung' Beob- achtungs- ort Febr. 3. Vanellus vanellus (L.) . in Flügen von 60 — 80, Gracanica 10. Motacilla alba L. . die ersten 2 Exemplare schön, schwach Ivan 11. Buteo buteo (L.) . 6 Exemplare bewölkt heiter Stolac 13. Sturnus vulgaris L. . die ersten Gracanica 18. Hirundo rustica L. . 2 Exemplare gesehen . . starker Schnee-’ Mao-laj 19. Alauda arvensis L. . in Lukavica 2 Exempl., fall und Wind schön u.warm Sarajevo 21. Motacilla alba L. . im Polje sehr viele im Kosevotliale am Brut- herrliches 22. Erithacus rubeculus (L.) platz, E' singend 10 — 15 Ex. am Zuge ge- Frühjahrsw. schön Bihac 5? Emberiza da L. . sehen 2 cf bei der Ziegenbrücke in der Nacht Sarajevo 55 Serinus serinus (L.) . 6 — 8 Ex. gesehen und ge- Schneefall, schlecht schön Bihac 55 Fringilla coelebs L. . hört 4 — 6 Exemplare am Zuge n 11 23. Gallinago gallinago (L.) 1 Exempl. im Polje auf 11 Sarajevo n Gallinago gallinula (L.) den Zugplätzen 1 Exemplar ebenda . . . ii 55 Vanellus vanellus (L.) . 5 Exemplare im Polje . ii 11 55 Anas acuta L 1 grosser Flug a. d. Bosna 24. Alauda arvensis L. . im Polje bei den Eisteichen in klei- kalt, leichter T) Galerita arborea (L.) nen Flügen bei den Eisteichen, die Schneefall, N.-Wind 11 n 55 Motacilla alba L. ersten 5 Ex. bei den Eisteichen n ii Columba palumbus L. . 2 Flüge zu 12 und 18 schön Bihac 55 Grus grus (L.) . . . . — > N. Stücke angekommen 30 Exemplare ziehend . Schneefall B.-Petrovae 25. Galerita arborea (L.) kleiner Flug im Kosevo- kalt Sarajevo Grus grus (L.) .... — > N. thale 30 Exemplare ziehend . nach Schnee- B.-Petrovae 26. Erithacus rubeculus (L.) 1 Ex. im Polje, Beginn fall rauh und neblig schön, sonnig Sarajevo 55 55 Turdus viscivorus L. des Zuges grosser Flug bei Dvor im Alauda arvensis L. . Polje sehr spärlich im Polje . 11 55 Motacilla alba L. . überall im Polje .... 11 n 55 Fringilla coelebs L. . viele im Polje 11 „ 55 Serinus serinus (L.) . 5 Exempl. bei der Alipasa- 11 ii brücke 554 III. Naturwissenschaft. Monat und Ta g S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Febr. 26. Accanthis cannabina (L.) grosser Flug bei der Ali- pasabrücke schön, sonnig Sarajevo 77 Columba oenas L. . . . 30 — 40 bei Dvor im Polje rt 77 77 Totanus pugnax (L.) . 2 Exemplare im Polje . n „ 7? .4?tas crecca L. ... in grösserer Zahl im Polje V V 77 Alnas acuta L 1 Ex. a. d.Bosna im Polje rt V) .4?ias penelope L. . . . 1 Ex. unter anderen Enten im Polje rt rt 77 .4nas boscas L. vereinzelt im Polje . . . rt n 77 Mergus merganser L. 1 C im Polje rt ii 28. Sturnus vulgaris L. . 2 und 8 — 40 im Polje trüb, F. Schnee 71 1 77 Corvus frugilegus L. 1 Exemplar im Polje . . n 71 77 Vanellus vanellus (L.) . in grossen Flügen am Brutplatze angekommeu Gracanica 7? Alnas crecca L. einige im Polje .... trüb, F. Schnee Sarajevo 77 -4nas penelope L. . . . 1 Exemplar im Polje . n 17 77 J.nas boscas L. ... 4 Exemplare im Polje . rt 71 März 1. Turdus pilaris L. 1 Flug im Polje .... herrliches Frühjahrsw. 77 77 Älauda arvensis L. . in kleinen Flügen im Polje rt rt 77 Motacilla alba L. . . . in Paaren im Polje . . . n n 77 J.nas crecca L. ... 1 Flug von 5 und ca. 30 im Polje rt 71 7? Anas boscas L. ... 4 Exemplare im Polje. . rt 77 2. Hirundo rustica L. . — > SW. 8 Ex. angekommen, ver- blieben heiter, etwas bewölkt Stolac 5. Turdus pilaris L. in kleinen Flügen a. d. Bosna im Polje Saraj evo 7? Merula merula (L.) . . mit Sing- undWacliholder- drosseln im Polje am Zuge >5 77 Alauda arvensis (L.) in kleinen Flügen im Polje 71 77 Fringilla coelebs L. . sehr viele erfroren, durch- wegs cfcT kleine Flüge im Polje . kalt Dubostica 1 7? Sturnus vulgaris L. . Sarajevo 77 Gallinago gallinago (L.) 5 Ex. in nassen Gräben im Polje rt 77 Vanellus vanellus (L.) . ca. 20 im Polje .... rt 6. Scolopax rusticula L. . 2 Exemplare günstig B.-Petrovac 7. Fringilla coelebs L. . sehr viele am Holzplatze mit Bergfinken gemischt kalt Sarajevo 77 Fringilla montifringüla L. rt rt rt 77 Lanius excubitor L. . 1 Exemplar im Polje . . V rt 77 Gallinago gallinago (L.) 8 Ex. in nassen Gräben im Polje n rt Keiser-Knotek. Ergebnisse der ornitliol. Zugsbeobacbtnngen in Bosnien-Hercegovina. 555 Monat Zugs- ricktung Beob- und Tag S p e c i e s Bemerkungen Witterung achtungs- ort März 7. Totanus glareola (L.) 3 Exemplare im Polje . kalt Sarajevo J5 ^4nas boscas L. ... einzelne im Polje . . . 77 77 Larus ridibundus L. 1 Ex. a. d. Miljacka im Polje „ „ 8. Turdus viscivorus L. Hunderte am Zuge . . . schön und kalt nach Schnee Podlugovi n Columba oenas L. . 1 Ex. rucksen gehört . . 77 12. Turdus pilaris L. kleine Gesellschaften im Sarajevo Polje 77 Alauda arvensis L. . kleine Flüge im Polje . 77 77 Vanellus vanellus (L.) . einige im Polje .... 77 15. Alauda arvensis L. . in kleinen Flügen im Polje 77 77 Gallinago gallinago (L.) 1 Exemplar im Polje . . 77 18. 77 77 77 11 Exemplare im Polje . 77 19. Erithacus rubeculus (L.) 160—200 am Zuge zurück- stürmisch mit Bihac Turdus pilaris L. gehalten Sehneefall 77 in kleinen Gesellschaften Sarajevo Serinus serinus (L.) . im Polje 77 10 Exemplare gesehen stürmisch mit Bihac und gehört Schneefall 77 Eringilla coelebs L. . 40 — 60 Exemplare am Cerchneis tinnunculus(L .) Zuge zurückgehalten 77 2 einzelne und 3 und 5 Sarajevo Ex. beisammen im Polje 77 Totanus ochropus (L.) . sehr zahlreich (Durch- 77 Aegialitis curonicus Gm. zügler) im Polje 77 2 Ex. ä. d. Bosna im Polje 77 77 Clangula glaucion (L.) . 1 $ a. d. Bosna im Polje 77 20. Erithacus rubeculus (L.) ganze Schwärme fielen ein Schneefall Kljuc 77 77 ii ■ • 160 — 200 am Zuge zurück- stürmisch mit Bihac gehalten, viele umge- kommen Schneefall 77 77 77 erschienen in grossen Travnik Massen 77 Kuticilla titis (L.) in Schwärmen mit Roth- Kljuc Turdus musicus L. . kehlchen 77 viele todt aufgefunden . Schneefall Dubostica 77 Turdus iliacus L. einige todt aufgefunden 57 77 77 Merula merula (L.) . viele in den Gärten . . Regen Sarajevo 77 Serinus serinus (L.) . 10 Exemplare gesehen stürmisch mit Bihac und gehört Schneefall 77 Eringilla coelebs L. . 40 — 60 Exemplare am 77 Zuge zurückgehalten 77 77 7? in grossen Schwärmen er- Kljuc schienen 77 77 77 in grosser Zahl .... 77 Travnik 77 75 77 ganze Säcke voll todter Dubostica wurden gesammelt, 2/3 77 Columba palumbus L. . öV , Vs 9 9 mehrere 77 Ivan 556 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtuugs- ort März 21. Erithacus rubeculus (L.) grosse Schwärme verblie- Schneefall Kljuc n 7? 77 heu n 37 Travnik 7? Ruticilla titis (L.) 77 37 Kljuc 77 Turdus musicus L. . viele todt aufgefunden . n Dubostica 77 Turdus iliacus L. einige todt aufgefunden „ „ ! 77 Merula merula (L.) . viele in den Gärten . . Regen Sarajevo 77 Fringilla coelebs L. . in grossen Schwärmen ge- Schneefall Kljuü 77 77 77 blieben in grosser Zahl . . . 37 Travnik 77 77 77 in grossen Massen todt Dubostica 37 Vanellus vanellus (L.) . — > N. aufgefunden 40 — 50 Ex. durcbgezogen kalt und Zepce 22. Erithacus rubeculus (L.) grosse Schwärme, viele Schneefall Schneefall Kljuc i 77 77 erfroren und verhungert 37 37 Travnik 77 77 77 viele Hunderte im Polje 37 Sarajevo 77 Ruticilla titis (L.) grosse Schwärme, viele 37 Kljuc 77 Pratincola rubicola L. . erfroren und verhungert 1 Exemplar im Polje 37 Sarajevo 1 H Turdus musicus L. . viele todt aufgefunden . 37 Dubostica 77 77 77 ... viele im Polje „ Sarajevo 77 Turdus iliacus L. einige todt gefunden . 77 Dubostica 77 Turdus pilaris L. nur wenige im Polje . . „ Sarajevo 77 Merula merula (L.) . viele in den Gärten, im 37 77 77 Phylloscopus trochilus Polje weniger zahlreich als Singdrosseln zahlreich im Polje . . . 37 37 77 (L-) Phylloscopus sibilator gemeinsam mit vorigen, 77 37 77 (Bechst.) MZattcZa arvensis L. . zahlreich tausende im Polje . . . 37 37 77 Anthus pratensis (L.) sehr zahlreich im Polje . 37 37 77 Anthus trivialis (L.) . unter Wiesenpiepern im 37 77 Fringilla coelebs L. . . Polje in grossen Massen todt Kljuc 77 n n aufgefunden in grossen Massen . . . „ Travnik 77 77 77 in grossen Mengen todt 37 Dubostica 7? » » • • ■ aufgefunden sehr viele im Polje . . 37 Sarajevo 77 Fringilla montifringilla 1 grosser Flug im Polje 37 37 77 L. Gallinago gallinago (L.) sehr zahlreich im Polje . 37 77 Oedicnemus oedicnem.(L.) 1 Exemplar im Polje . . 77 » Reiser- Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 557 Monat und Tag S p e c i e s i Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort März 22. ^4nas crecca L. 1 Flug von 5 Ex. im Polje Schneefall Sarajevo 77 Müas penelope L. . . . 1 Exemplar im Polje . . 55 „ 57 J.nas boscas L. ... einzeln 55 „ 23. Erithacus rubeculus (L.) sehr viele todte gefunden ri Kljuc 57 57 57 sehr zahlreich „ Travnik 57 Ruticilla titis (L.) sehr viele todte .... „ Kljuc 57 Turdus musicus L. . „ n Dubostica 57 Turdus iliacus L. einige todte 55 57 Merula merula (L.) . viele in den Gärten . . Thauwetter Sarajevo 57 Fringilla coelebs L. . sehr viele todte Schneefall Kljuc 57 57 57 in grossen Mengen . . . ,, Travnik 57 „ ,, . . . in grossen Mengen todte 55 Dubostica 24. Erithacus rubeculus (L.'l sehr viele todte .... „ Kljuc 57 77 57 sehr zahlreich 55 Travnik 57 Ruticilla titis (L.) sehr viele todte .... 55 Kljuc 57 Turdus musicus L. . r> 55 Dubostica 77 Turdus iliacus L. . . einige todte „ » 57 Merula merula (L.) . zahlreich in den Gärten Thauwetter Sarajevo 57 Fringilla coelebs L. . massenhaft todte .... Schneefall Kljuc 57 57 57 in grossen Mengen . . . 55 Travnik 57 57 57 in grossen Mengen todte 55 Dubostica 25. Erithacus rubeculus ( L.) massenhaft todte .... 55 Kljuö 77 57 57 in grossen Mengen . . . 55 Travnik 57 57 5? die ersten gesehen . 55 Dubostica 57 57 57 sehr viele, selbst in der 55 Sarajevo 77 57 55 Stadt viele angekommen . . . Mostar 57 5? 57 — > NO. in grossen Mengen . . . sehr kalt, Stolac 57 Ruticilla plioenicura (L.) 1 Exemplar in der Stadt Borastürme Schneefall Sarajevo 57 Ruticilla titis (L.) massenhaft todte .... 55 Kljuc 57 Turdus musicus L. . sehr viele todte .... 55 Dubostica 57 57 57 ... überall im Polje .... » Sarajevo 57 57 57 ... — > NO. unter den grossen Vogel- sehr kalt, Stolac 77 Turdus iliacus L. mengen einzelne todte Borastürme Schneefall Dubostica 57 Merula merula (L.) . überall im Polje .... 55 Sarajevo 57 Pyrophthalma suba Ipin a 1 Exemplar lebend er- 55 57 (Bon.) j4ceß«£or modularis (L.) griffen | I Exemplar im Polje 55 558 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort März 25. Alauda arvensis L. . noch sehr viele im Polje Schneefall Sarajevo 11 Motacilla alba L. . überall im Polje .... n n n n — > NO. in grossen Mengen am Zuge sehr kalt, Borastürme Stolac 11 Budytes ßavus (L.) zahlreich im Polje . . . Schneefall Sarajevo 11 Antlius pratensis (L.) viele im Polje n V 11 Anthus trivialis (L.) unter Wiesenpiepern im Polje » V 11 Serinus serinus (L.) . einzelne im Polje . . . n rt 11 n ii . . • ■ — > NO. unter anderen Zugvögeln sehr kalt, Bora Stolac 11 Fringilla coelebs L. . massenhaft eingegangen Schneefall Kljuc 11 r ii in grosser Zahl .... * Travnik 11 ii ii massenhaft eingegangen n Dubostica 11 n ii grosse Flüge V Sarajevo 11 ii ii Ankunft grosser Schwärme 29 kalt, theil- weise Schnee- gestöber Mostar 11 >i ii — > NO. in grossen Schwärmen durchgezogen kalt, Bora- sturm Stolac 11 Sturnus vulgaris L. . viele Staare im Polje Schneefall Sarajevo 11 Hirundo rustica L. . die erste an der Miljacka- mündung im Polje n n 11 Upupa epops L. . —> NO. am Durchzuge sehr kalt, Bora Stolac 11 Cerchneis tinnunculus(\j. ) 1 Exemplar im Polje . . Schneefall Sarajevo 11 Ardea cinerea L. . einige im Polje .... r> „ 11 Scolopax rusticula L. 3 Ex. in einem Strassen- graben - Kljuc 11 n ii ii 1 Exemplar a. d. Bosna . Podlugovi 11 Gallinago gallinago (L.) in kleinen Gesellschaften im Polje überall . . . n Sarajevo 11 Totanus pugnax (L.) . einige im Polje .... V V 11 Totanus ochropus (L.) . überall an den Gewässern im Polje n rt 11 üedicnemus oedtcnem. ( Ij.) mehrere im Polje . . rt T) 11 Vanellus vanellus (L.) . — ► N. ca. 100 gezogen ... Schneeschmelze B.-Petrovac 11 11 11 15 durchgezogen .... Schneefall Kljuc 11 11 11 • ’ ' überall an den Wasser- lachen im Polje « Sarajevo 11 Aegialitis curonicus Gm. einige im Polje W n 11 Anas crecca L n r n 11 Anas querquedula L. 1 grosser Flug im Polje n n il Anas boscas L. ... einzelne im Polje . . „ r> 26. Eritliacus rubeculus (L.) in grossen Mengen ein- gegangen Sclmeeschmelze Kljuö Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 559 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- . richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort März 26. Erithacus rubeculus (L.) die grossen Schaaren stark gelichtet Schneeschmelze Travnik 77 77 77 viele todt gefunden . . . n Dubostica 77 77 77 viele erschienen .... kalt, frostig Mostar 77 77 77 — > NO. in grosser Zahl am Durch- zuge sehr kalt, Bora Stolac 77 Ruticilla titis (L.) in grossen Mengen ein- gegangen Schneeschmelze Kljuc 77 TurcLus musicus L. . erschienen in grossen Schwärmen, ermattet w 77 77 77 ... sehr viele todt aufgefunden n Dubostica 77 77 77 ... — > NO. mit anderen Zugvögeln durchgezogen sehr kalt, Bora Stolac 77 TurcLus iliacus L. vereinzelt todt aufgefun- den Schneeschmelze Dubostica 77 Merula merula (L.) . mit Drosseln in grosser Zahl erschienen Kljuc- 77 Phylloscopus trochilus (L.) zahlreich im Polje . . n Sarajevo 77 Phylloscopus sibilator (Bechst.) » n n j 77 Motacilla alba L. . — > NO. in grosser Menge am Zuge sehr kalt, Bora Stolac 77 Serinus serinus (L.) . unter den anderen Durch- züglern V » 77 Eringilla coelebs L. . sehr viele todte Schneesehmelze Kljuc 77 » n n r> Travnik 77 77 77 Y) n Dubostica 77 77 77 viele hunderte 9 $ in Schwärmen frostig, kalt Mostar 77 77 77 — > NO. in grossen Schwärmen durchgezogen sehr kalt, Bora Stolac 77 Sturnus vulgaris L, . nach dem Schneegestöber schaarenweise erschie- nen Schneeschmelze Travnik 77 Muscicapa grisola L. 1 Ex. kam ins Forsthaus Schutz suchend n Dubostica 77 Upupa epops L. . — > NO. am Durchzuge sehr kalt, Bora Stolac 77 Scolopax rusticula L. 1 lebend, 1 todta. d.Bosna Schneeschmelze Podlugovi 77 77 77 ... 2 Exempl. am Uferrande schön nach Schneefall Bihac 77 (jrallinago gallinago (L.) ^ n n » »7 I 77 Vanellus vanellus (L.) . 2 Exemplare gesehen . . n rt 27. Erithacus luscinia (L.) . 1 Exempl. todt bei Cengic’ Villa gefunden n Sarajevo 77 Erithacus cyaneculus (Wolf) 1 Exempl. in einem Garten w n j 77 Erithacus rubeculus (L.) wenige mehr im Polje, weil eingegangen Schneeschmelze V 77 7*1 77 sehr zahlreich, ermattete und todte Mostar 560 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort März 27. Eritliacus rubeculus (L.) 1 1 Exemplar erfroren . . Kline bei 11 Merula merula (L.) . viele in den Gärten. . . Schneeschmelze Gacko Sarajevo ' 11 Merula torquata alp. Br. 1 Exempl. todt bei Cengic !l 11 Alauda arvensis L. . Villa gefunden nur mehr in kleinen Flü- 1 H Motacilla alba L. . gen im Polje 2 todte gefunden .... Kline bei 11 Fringilla coelebs L. . in grossen Schaaren, viele frostig, kalt Gacko Mostar 11 Upupa epops L. . eingegangen 1 Exempl. todt gefunden Kline bei 11 Gallinula porzana (L.) . 1 Ex. im Polje gefunden Schneesehmelze Gacko Sarajevo 11 Scolopax rusticula L. 1 Exemplar gesehen . . 11 Travnik 11 Vanellus vanellus (L.) . über 100 hielten East auf 28. Erithacus rubeculus (L.) nassen Wiesen sehr zahlreich, ermattete Mostar 11 Saxicola oenanthe (L.) . und todte einzelne bei Eadobolje . n 11 Alauda arvensis L. . einzeln n 11 Fringilla coelebs L. . die Hauptmasse abge- n 11 Ardea cinerea L. . zogen 10 Exemplare gesehen . Schneesehmelze Travnik 11 Ciconia nigra (L.) 1 Exemplar gesehen . . „ „ 29. Saxicola oenanthe (L.) . — ► N. ca. 15 durchgezogen . . schön 2epce 11 Upupa epops L. . nach dem Wetterumsturze Travnik 11 Vanellus vanellus (L.) . — > N. sehr ermattete Vögel . ca. 30 — 35 durchgezogen 2epce 30. Turdus musicus L. . nur mehr wenige im Polje Sarajevo 11 Turdus pilaris L. noch welche im Polje . . 11 11 Alauda arvensis L. . einzelne Paare im Polje V 11 Gallinula porzana (L.) . 1 Ex. im Polje gefunden V V n Gallinago gallinago (L.) wenige „ „ n „ ii Vanellus vanellus (L.) . einige „ „ „ n n 31. Gallinago major (Gm.) . die 2 ersten im Polje ge- n „ April 2. Hirundo rustica L. . funden 1 Exemplar gesehen . . Mostar 11 Gallinago major (Gm.) . 0 Ex. im Polje angetroffen schön Sarajevo 3. v n r; u n n n n « n 4. Coturnix coturnix (L.) . die erste gehört .... r> Stolac 5. Gallinago major (Gm.) . 2 Ex. im Polje gefunden yi Sarajevo 9. Chelidon urbica (L.) 40 — 50 am Zuge .... regnerisch Bihac n Coturnix coturnix (L.) . die erste im Polje gehört schön Sarajevo 12. Gallinago major (Gm.) . 2 Ex. im Polje angetroffen » » Reis er-Knotek. Ergebnisse der oruithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 561 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- • richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort April 14. Erithacus luscinia (L.) . die erste gesehen und ge- schön Biliac n Upupa epops L. . hört 1 Exemplar beobachtet . windig Ivan 16. Gallinago major (Gm.) . 2 Ex. im Polje angetroffen Sarajevo 17. Oriolus galbula L. . 1 Ex. bei der Moseanica- schön Cuculus canorus L. . quelle den ersten gehört inVu- Y) « r ... cija Inka, 1500 M. den ersten gehört in n Ivan 18. Erithacus luscinia (L.) . Opancak die ersten gehört . . . „ Sarajevo 19. Hirunclo rustica L. . 10 — 12 angesiedelt . . . n Zupanjac » Motacilla alha L. . 2 Exemplare gesehen . . regnerisch Bihac y> Cuculus canorus L. . 2 Ex. gesehen und gehört n n 21. Hirundo rustica L. . sehr viele angekommen . schön Zupanjac Y) Turtur turtur (L.) 2 Ex. gesehen und gehört Bihac 23. Coturnix coturnix (L.) . die erste schlagen gehört Zupanjac Y) Ardetta minuta (L.) . 1 Ex. im Polje gesehen . „ Sarajevo T) Gallinago major (Gm.) . 3 Ex. im Polje angetroffen n 1) 24. Erythropus vespertinus den ersten (G) im Polje n n 26. (L-) Ardetta minuta (L.) . gesehen 1 Ex. im Polje gesehen . n Y) Gallinago major (Gm.) . 5 Ex. im Polje angetroffen n 21. Erithacus luscinia (L.) . angesiedelt Stolac 28. Hirundo rustica L. . einige Nachzügler er- schwacher Zupanjac Y) Clivicola rupestris (Scop.) schienen die ersten gesehen . . . N.-Wind Mostar 30. Gallinago major (Gm.) . noch 3 Ex. im Polje an- Sarajevo Mai 5. Chelidon urbica (L.) . getroffen 180 — 200 gezogen . . . regnerisch mit Bihac 7. Turtur turtur (L.) . das erste Paar gesehen . Schnee in den Höhenlagen Sarajevo 18. Oriolus galbula L. . 4 — 6 gehört, angesiedelt Bihac Herbstzug 1899. + «— > Pratincola rubetra (L.), braunkeliliger Wiesenschmätzer. Sarajevo. 24. August sehr viele im Polje. + > Turclus musicus L., Singdrossel. Sarajevo. 15. Octoher viele in Kosevo; am Vortage starker Regen. 17. October ebenda; trüb, am Vortage starker Regen. 18. October ebenda; schön und kalt, in der Nacht leichter Reif. Gacko. 24. October in grosser Menge im Polje. Band vm. 36 562 III. Naturwissenschaft. ® Merula merula (L.), Schwarzamsel. ;ober ungeheure Menge im Polje. Acrocephalus arundinaceus (L.) = turdoides Meyer, Drosselrolirsänger. August zahlreich im Polje. + Alauda arvensis L., Feldlerclie. Sarajevo. 19. November noch 12 Stücke im Polje. stober in grossen Schwärmen, tober in unzähliger Menge. + Galerita arborea (L.), Heidelerche. Sarajevo. 10. September ziemlich viele bei Petroviei. + ■«— ä - Motacilla alba L., weisse Bachstelze. Sarajevo. 11. October zahlreich am Zuge in Kosevo. + < — > <-e-> Miliaria calandra (L.), Grauammer. Sarajevo. 26. December 1 Flug von 40 — 50 Exemplaren bei Ilidze. + Acanthis cannabina (L.), Blutliänfiiiig-. Sarajevo. 10. September in grossen Mengen bei Petroviei. + Ghloris chloris (L.), Grünfink. November sehr viele im Polje. ® < — > Fringilla coelebs L., Buchfink. Sarajevo. 10. September in grossen Mengen bei Petroviei. 12. October 1 grosser Flug Hresa. + -< — > Sturnus vulgaris L., Staar. Maglaj. 10. October 3 — 400 gegen SO. abgezogen. Gack o. 24. + ; ► Acn Saraj evo. Saraj evo. Mo star. 21 Gack o. 24. Saraj evo. Saraj evo. S a r a j evo. 1 Saraj evo. ' Saraj evo. ! S a r a j evo. bei I + ► Chelidon urbica (L.), Stadtschwalbe. Maglaj. 16. September vollständiger Abzug bei Regenwetter. Sarajevo. 12. September sehr viele im Polje. + -* — > Hirundo rustica L., Rauchschwalbe. Branjevo. 31. August F. 2 grosse Schwärme durchgezogen von NW. — > S.O., schön, ebenso am Vortage. 8. September NM. ca. 200 Stücke gesehen, Regen, ebenso am Vortage. 12. September ein starker Zug, regnerisch, ebenso am Vortage. 13. September Hauptzug langte VM. an, rastete bis 3 Uhr NM. und zog längs der Drina südlich; regnerisch, ebenso am Vortage. 14. September einige zurück- gebliebene Nachzügler. 18. September ca. 200 zogen durch von NW. — > SO.; schön, A. Regen, am Vortage Regen. Maglaj. 12. September von 7 — 12 Uhr ca. 1000 gesammelt und dann abgezogen; Regen, ebenso am Vortage. Sarajevo. 12. September sehr viele im Polje, Regen. 20. September einzelne im Polje. 11. October 2 Exemplare in Kosevo gesehen; in der F. Reif. 15. October 1 Exemplar ebenda; schön, am Vortage starker Regen. 17. October 1 Exemplar 563 Reise l-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. ebenda; trüb, am Vortage starker Regen. 18. October 3 einzelne Exemplare ebenda; in der Stadt leicL'ter Reif. Zupanjac. 4. September ca. 200 Exemplare nach S. abgezogen; schön und windstill, ebenso am Vortage. 8. September ca. 50 Exemplare nach S. abgezogen; scharfer Nordwind, ebenso am Vortage. + ► ClivicoJa riparia (L.), Uferschwalbe. Sarajevo. 12. September sehr viele im Polje. + > TJpupa epops L,, Wiedehopf. Sarajevo. 24. August 1 Exemplar im Polje. + « — ■> Coracias garrula L., Blaurake. Sarajevo. 24. August einige im Polje. 12. September 3 Exemplare im Polje. > As io accipitrinus (Pall.), Sumpfohreule. Sarajevo. 21. December 1 Exemplar im Polje. + > Falco subbuteo L., Lerchenfalke. Sarajevo. 12. September 2 Exemplare im Polje. Saraj evo. + -< — > Falco peregrinus Tunst., Wanderfalke. 13. November 1 Exemplar bei Krizani. 21. December 1 Exemplar im Polje. + ■* — •>- Coturnix coturnix (L.), Wachtel. Sarajevo. 15. October noch 1 Exemplar (Zugwachtel) im Gestrüpp in Kosevo. Zupanjac. 30. August ca. 200 Exemplare angetroffen (Zug!), schön, windstill. 2. Sep- tember ca. 100 Exemplare angetroffen (Zug!), schön, windstill. + > Turtur turtur (L.), Turteltaube. Sarajevo. 12. September ein grosser Flug im Polje. < — > Ardea alba L., grosser Silberreiher. Sarajevo. 23. December 3 Exemplare im Polje, wurden abgeschossen. + < — ->- Ardea purpur ea L., Pnrpurreilier. Sarajevo. 24. August 16 Exemplare im Polje. 12. September sehr viele im Polje. + ■<—>■ Nycticorax nycticorax (L.), Nachtreiher. Maglaj. 11. September 5 Exemplare A. Bosna abwärts gezogen; kalt und Regen, ebenso am Vortage. + > Ciconia ciconia (L.), weisser Storch. Bosn.-Samac. 12. August ca. 200 Exemplare abgezogen, nachdem sie sich lange Zeit vorher schon gesammelt haben. Maglaj. 10. October 2 Exemplare angetroffen. 16. October zogen dieselben ab. 564 III. Naturwissenschaft. + <— >■ Scolopax rusticula L., Waldschnepfe. Maglaj. 17. November 6 Exemplare in den Auen angetroffen, Frost. Nach dem 20. November keine mehr gesehen. Sarajevo. 9. October die erste auf der Borja planina gesehen, kalt, am Vortage Schnee- fall. 10. October in Kosevo 1 Exemplar gefunden, schön, Reif. 14. October ebenda 4 Exemplare gefunden, am Vortage starker Regen. 29. October 2 Exem- plare bei Han Brezovica. 31. October 1 Exemplar bei Han Bulog. 5. November 5 Exemplare bei Brestovsko. Mostar. 1. November 3 Exemplare gesehen, schön, ebenso am Vortage. 3. November 1 Exemplar gesehen, schön, ebenso am Vortage. 10. December 6 Exemplare, kalt und stürmisch, am Vortage Bora mit Schnee. Stolac. 14. November 5 Exemplare gesehen, heiter, am Vortage regnerisch. 7. De- cember 4 Exemplare gesehen, heiter, am Vortage regnerisch. 10. December 12 Exemplare gesehen. + Gallinago gallinago (L.), Becassine. Sarajevo. 19. November vereinzelte Exemplare im Polje. 23. November 3 Exemplare im Polje. < — > Gallinago major (Gm.), grosse Sumpfschnepfe. Sarajevo. 24. August 1 Exemplar im Polje angetroffen. Numenius arcuatus (L.), grosse Brachschnepfe. Sarajevo. 18. November 18 Exemplare im Polje. 19. November einige im Polje. + > «-©-> Totanus calidris (L.), Gambettwasserläufer (Rothsclienkel). Sarajevo. 19. November einige im Polje. q -<-&-> -<— > Totanus ochropus (L.), punktirter Wasserläufer. Sarajevo. 10. September sehr viele im Polje. 18. November 3 Exemplare im Polje. <— > Totanus glareola (L.), Bruchwasserläufer. Sarajevo. 24. August 1 Exemplar im Polje. 12. September sehr viele im Polje. + > Vanellus vanellus (L.), Kiebitz. Sarajevo. 18. November in grossen Mengen im Polje. <— > Charadrius pluvialis L., Goldregenpfeifer. Sarajevo. 19. November 1 Exemplar im Polje. 26. December 3 Exemplare im Polje. <-&> Cygnus cygnus (L.), Singschwan. Mostar.1) 15. December 8 Exemplare am Mostarsko blato gesehen, kalt und windig, ebenso am Vortage. 23. December ca. 80 Exemplare ebenda, kalt und Schnee, ebenso am Vortage. Vom 24. December bis 10. Jänner 1900 ebenso viele noch angekommen und am 15. Jänner bis auf 8 Exemplare abgezogen, weil das Blato zufror. 1) Die Beobaehtungsdaten vom Mostarsko blato verdanken wir dem Herrn A. Marinkovic, Advocaten in Mostar. Reiser-Knotek. Ergebnisse (1er ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 565 Anser segetum (Gm.), Saatgans. Maglaj. Vom 22. — 25. December 20 — 30 Exemplare in der Ebene sich aufgehalten. Sarajevo. 21. December sehr zahlreich im Polje erschienen. Zupanjac. 14. December ca. 30 Exemplare von N. angekommen, windstill, starker Schneefall, am Vortage N.-Wind und viel Schnee. Mo star. 9. November VM. 40 — 50 Exemplare von O. angekommen, kalt, Sturm und Schnee, ebenso am Vortage. +&> Anser albifrons (Scop.), weissstirnige Gans. Sarajevo. 21. December viele in kleinen und grösseren Flügen allein und mit Saat- gänsen im Polje zum ersten Mal angekommen. Mostar. 10. December 4 Exemplare gesehen, von denen 1 Belegexemplar erlegt wurde. Kalt und stürmisch, Regen und Schnee, am Vortage Bora mit Schnee. + -<-&> Anas crecca L., Krickente. Sarajevo. 24. August 3 Exemplare im Polje. 18. November sehr viele im Polje. 19. November sehr viele im Polje. «— > Anas penelope L., Pfeifente. Sarajevo. 24. August 1 Exemplar im Polje erlegt. 10. November 2 Exemplare im Polje. 19. November viele im Polje. 23. November 2 Exemplare im Polje. + <-©->• * ► Anas strepera L., Mittelente. Sarajevo. 19. November mehrere im Polje. © *«-> > Anas boscas L., Stockente. Sarajevo. 18. November sehr viele im Polje angekommen. 19. November sehr zahl- reich im Polje verblieben. 23. November nur mehr einige im Polje. 21. De- cember wieder sehr zahlreich im Polje. Mostar. 9. December 150 — 200 Exemplare von O. gegen das Mostarsko blato gezogen; kalt und stürmisch, ebenso am Vortage. + <-©->• > Spatula clypeata (L.), Lötfelente. Sarajevo. 19. November mehrere im Polje. Clangula glaucion (L.), Schellente. Sarajevo. 18. und 19. November sehr viele im Polje. 23. November einige im Polje. 0 -<-e> < — > Fuligula nyroca (Gülch), Moorente. Sarajevo. 18. November einige im Polje. 23. November einzelne im Polje. Fuligula marila (L.), Bergente. Sarajevo. 21. December 1 9 und cf am Eisteich erlegt. 23. December ein Schwarm im Polje, davon 1 cf erlegt. 26. December 1 9 an der Bosnaquelle erlegt. «-&> > Fuligula ferina (L.), Tafelente. Sarajevo. 19. November viele im Polje. 566 III. Naturwissenschaft. + <— > Fulicjula fuligula (L.), Reiherente. Sarajevo. 19. November viele im Polje. 23. November einige im Polje. 21. December einige im Polje. 23. December 1 Exemplar im Polje. <-&-> Mergus albellus L., Zwergsäger. Sarajevo. 21. December einzeln im Polje. © ■< — > Mergus merganser L., grosser Säger. Sarajevo. 21. December 6 Exemplare im Polje. < — > <&> Larus ridilmndus L., Lachmöwe. Sarajevo. 19. November 2 Exemplare im Polje. 21. December einige im Polje. Stolac. 12. December 1 Exemplar gesehen. Zugskalender vom 12. August bis 31. December 1899. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Aug. 12. Ciconia ciconia (L.) . B.-Samac 24. Pratincola rubetra (L.) . sehr viele im Polje. . . Sarajevo 11 Acroceplialus arundina- zahlreich im Polje . . . „ 11 ceus (L.) Upupa epops L. 1 Exemplar im Polje . . 11 Coracias garridci L. . einige im Polje .... >1 11 Ardea purpurea L. . 16 Exemplare im Polje . 1) 11 Gallinago mojor (Gm.) . lEx. im Polje angetroffen Y) 11 Totanus glareola (L.) 1 Ex. im Polje gesehen . V 11 Anas crecca, L „ 11 Anas penelope L. . 1 Ex. im Polje erlegt . . 30. Coturnix coturnix (L.) . ca. 200 Ex. angetroffen, schön, wind- Zupanjac 31. Hirundo rustica L. . NW. — > SO. Zug 2 grosse Flüge durchge- stil 1 schön Branjevo Sept. 2. Coturnix coturnix (L.) . zogen ca. 100 Ex. angetroffen, schön, wind- Zupanjac 4. Hirundo rustica L. . — > S. Zug ca. 200 Ex. abgezogen . still n J? 8. ii :: ... NM. ca. 200 Ex. gesehen Regen Branjevo 11 n ... — > s. ca. 50 Ex. abgezogen . . schwacher Zupanjac 10. Galerita cirborea (L.) ziemlich viele b. Petrovic'i N.-Wind Saraj evo 11 Acanthis cannabina (L.) in grosser Menge bei Pe- 11 Fringilla coelebs L. . trovici n n 11 Totanus ochropus (L.) . sehr viele im Polje . . . n Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-IIercegovina. 567 Monat nnd Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Sept. Nycticoraxnyctic.orax(L,.) 11. 5 Ex. A. Bosna abwärts gezogen kalt, Regen Sarajevo 12. Hirunda rustica L. . ein starker Zug .... regnerisch Branjevo 11 11 11 ... von 7—12 Uhr VM. Sam- melfing, dann ca. 1000 Exemplare abgezogen Regen Maglaj 11 n n ... sehr viele im Polje. . . „ Sarajevo 11 Chelidon urbica (L.) . n » 11 Clivicola riparia (L.) „ >5 11 Coracicis garrula L. 3 Exemplare im Polje 11 11 Falco subbuteo L. 2 „ „ ■ „ n 11 Turtur turtur (L.) . grosser Flug im Polje. . „ 11 Ardea purpurea L. . sehr viele im Polje. . . n n Totanus glareola (X.) >5 ii 13. Hirundo rustica L. . -> S. VM. Hauptzug angelangt, zogen um 3 Uhr NM. ab regnerisch Branjevo 14. n ii ... einige Nachzügler . . . .» 16. Chelidon urbica (L.) . vollständiger Abzug. . . Regenwetter Maglaj 18. Hirundo rustica L. . NW.— > SO. ca. 200 durchgezogen . . schön, A. Regen Branjevo 20. 11 11 ... einzelne im Polje. . . . Sarajevo Oct. 9. Scolopax rusticula L. . die erste auf der Borja planin a kalt nach Schneefall 11 10. Sturnus vulgaris L. . — > SO. 300 — 400 abgezogen . . Maglaj 11 Ciconia ciconia (L.) . 2 Exemplare angetroffen 11 11 Scolopax rusticula L. . 1 Ex. in Kosevo gefunden schön, F. Reif Sarajevo 11. Motacilla alba L. . zahlreich am Zuge in Kosevo n 11 Hirundo rustica L. . 2 Ex. in Kosevo gesehen F. Reif ,, 12. Fringilla coelebs L. . ein grosser Flug bei Han Hreäa » 14. Scolopax rusticula L. 4 Exemplare in Kosevo gefunden nach starkem Regen r> 15. Turdus musicus L. . viele in Kosevo .... n 11 Hirundo rustica L. . 1 Exemplar in Kosevo . schön n 11 Coturnix coturnix (L.) . noch 1 Ex. im Gestrüpp in Kosevo n 16. Ciconia ciconia (L.) . dieselben 2 Exemplare abgezogen Maglaj 17. Turdus musicus L. . viele in Kosevo .... trüb Sarajevo 11 Hirundo rustica L. . 1 Exemplar in Kosevo . „ V 18. Turdus musicus L. . viele in Kosevo .... schön u. kalt, in der Nacht leichter Reif n 11 Hirundo rustica L. . 3 einzelne Exemplare. . in der Nacht leichter Reif ii 568 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Oct. 21. Alauda arvensis L. . in grossen Schwärmen . Mostar 24. Turdus musicus L. . in grosser Menge im Polje Gacko 75 Merula merula (L.) . in ungeheurer Menge im Polje V 75 Alauda arvensis L. . in unzähliger Menge im Polje V 29. Scolopax rusticula L. 2 Ex. bei Han Brezovica gefunden Sarajevo 31. 75 55 * 1 Ex. hei Han Bulog ge- funden » Nov. 1. 75 7’ * 3 Exemplare gesehen . . schön Mostar 3. 75 75 * 1 Exemplar „ . . n 5. 75 55 5 Ex. bei Brestovsko ge- funden Sarajevo 9. Alnser segetum (Gm.) 0. — > YM. 40 — 50 Ex. ange- kommen kalt, Sturm und Schnee Mostar 10. -4nas penelope L. . 2 Ex. im Polje gesehen Sarajevo 13. Falco peregrinus Tunst. 1 Exemplar bei Krizani V 14. Scolopax rusticula L. . ö Exemplare gesehen . . heiter, nach Kegen Stolac 17. 75 75 * 6 Ex. in den Auen an- getroffen Frost Maglaj 18. JS/itmenius arcuatus (L.) IS Exemplare im Polje . Sarajevo 75 Totanus ochropus (L.) 3 n n m n 75 Vanellus vanellus (L.) . in grossen Mengen im Polje Yt 75 Anas crecca L sehr viele im Polje an- gekommen n 75 Anas boscas L 75 Clangula glaucion (L.) . viele im Polje u 75 Fuligula nyroca (Güld.) einige im Polje .... V 19. Alauda arvensis L. . noch 12 Ex. im Polje. . n 7? Gallinago gallinago (L.) vereinzelte im Polje . . n 75 Numenius arcuatus (L.) einige im Polje n 75 Totanus calidris (L.) J? n 75 Cliaradrius pluvialis L. 1 Exemplar im Polje . . n 75 Anas crecca L. . sehr viele im Polje . . . V 75 Anas penelope L. . viele im Polje 75 Anas strepera L. . mehrere im Polje. . . . n 75 Anas boscas L sehr viele im Polje. . . „ 75 Spatula clypeata (L.) mehrere im Polje .... V 75 Clangula glaucion (L.) . viele im Polje r> 75 Fuligula ferina (L.) . n n 75 Fuligula fuligula (L.) . n Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 569 Monat Zugs- richtung Beob- und Tag S p e c i e s Bemerkungen Witterung achtungs- ort Nov. 19. Larus ridibundus L. 2 Exemplare im Polje . Sarajevo 20. Scolopax rusticula L. . alle abgezogen Maglaj 23. Chloris cliloris (' L . ) . sehr viele im Polje . . . Sarajevo n Gallinago gallinago (L.) 3 Exemplare im Polje . n ii Anas penelope L. . 9 n n n Y) 11 Anas boscas L. einige im Polje .... 11 Clangula glaucion (L.) . r> n Fuligula nyroca (Grüld.) einzelne im Polje. . . . „ n Fuligula fuligula (L.) . n Y) Dec. 7. Scolopax rusticula L. . 4 Exemplare gesehen heiter, nach Stolac Regen 9. Anas boscas L. 0. — > 150 — 200 Ex. gegen das kalt und Bora Mostar Scolopax rusticula L. Blato gezogen 10. 6 Exemplai’e gefunden . kalt und stürmisch nach Bora n 11 n n • 12 „ „ Stolac 11 Anser albifrons (Gm.) . 4 Exemplare gesehen, kalt und Mostar 1 Exemplar erlegt stürmisch nach Bora 12. Larus ridibundus L. 1 Exemplar gesehen . . Stolac 14. 15. Anser segetum (Gm.) . Cygnus cygnus (L.) . N. — ► ca. 30 Ex. angekommen . windstill, star- ker Schneefall Zupanjac 8 Ex. am Mostarsko blato kalt u. windig Mostar 21. Asio accipitrinus (Pall.) . gesehen 1 Exemplar im Polje . . Sarajevo 11 Falco peregrinus Tunst. n )> 11 Anser segetum (Gm.) . sehr zahlreich im Polje erschienen n Anser albifrons (Gm.) . viele in K. und G. F. mit Y) Saatgänsen angekommen n Anas boscas L. ... sehr zahlreich im Polje n erschienen ii Fuligula marila (L.) 1 juv. C aufdenEisteichen n bei der Stadt erlegt ii Fuligula fuligula (L.) . einige im Polje .... Y) ii Mergus albellus L. . einzelne im Polje . . . n ii Mergus mergcmser L. 6 Exemplare im Polje „ ii Larus ridibundus L. einige im Polje Y) 22. Anser segetum (Gm.) . 20—30 Ex. in der Ebene Magdai hielten sich auf 23. Ardea alba h ... . 3 Exemplare im Polje . . Sarajevo 11 Cygnus cygnus (L.) . ca. 80 Ex. am Mostarsko kalt u. Schnee Mostar blato gesehen 11 Fuligula marila (L.) 1 Flug im Polje, 1 erlegt Sarajevo 11 Fuligula fuligula (L.) . 1 Exemplar im Polje . . Y) 570 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Dec. 24. Cygnus cygnus (L.) . . ebensoviele angekonnnen, verblieben bis 15. Jän- ner 1900 Mostar 25. Anser segetum (Gm.) . zogen dieselben 20 — 30 Exemplare ab Maglaj 26. Miliaria calandra (L.) . 1 Flug von 40 — 50 Ex. bei Ilidüe Sarajevo 7? Cliaradrius pluvialis L. 3 Exemplare im Polje . n 77 Fiäigida marila (L.). 1 9 an der Bosnaquelle erlegt - Frühj ahrszug* 1900. + < — > Erithacus luscinia (L.), Nachtigall. Maglaj. 24. April die ersten gehört. + -<— > Erithacus rubeculus (L.), Rotlikehlchen. Mo star. 2. März viele hunderte angekommen. Da vom 1. — 12. März nach starkem Schneefall Frost herrschte, erfroren und verhungerten die meisten. 21. März waren auch die letzten verschwunden. + > Saxicola oenanthe (L.), grauer Steinschmätzer. Sarajevo. 12. April bei der Moscanicaquelle angekommen. 20. April viele im Polje am Durchzug. + > Turdus musicus L., Singdrossel. Sarajevo. 24. April am Igman am Brutplatze anwesend. Mostar. 1. März viele Hunderte angekommen, Schnee und Frost, der bis 12. anhielt, infolge dessen die Vögel massenhaft erfroren und verhungerten. 16. März alle abgezogen. Schön, ebenso am Vortage. Turdus iliacus L., Weindrossel. Sarajevo. 3. März 1 Stück im Polje; Wetterumsturz, Schnee und Kälte. Turdus pilaris L., Wachholderdrossel. Sarajevo. 11. Februar 1 Flug ziehend in Kosevo; schön, etwas windig. 0 >• Merula menda (L.), Schwarzamsel. Sarajevo. 3. März sehr viele im Polje; Wetterumsturz mit viel Schnee, kalt. Mostar. 1. März sehr zahlreich angekommen, infolge des Schnees und Frostes viele * erfroren. 571 Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobaclitnngen in Bosnien-Hercegovina. + Phylloscopus sibilator (Bchst.), Waldlaub vogel. Sarajevo. 20. April 1 Exemplar gesehen. + ■<—> Acrocephalus schoenobaenvs (L.), Schilfrohrsänger. Sarajevo. 20. April in grosser Menge am Durchzug im Polje. -<— »■ Acrocephalus aquaticus (Gm.), Binsensänger. Sarajevo. 20. April mit dem Schilfrohrsänger am Durchzuge im Polje, 2 Stück erlegt. + * — > Sylvia atricapilla (L.), schwarzköpfige Grasmücke. Sarajevo. 20. April 1 loser Flug im Polje. + Sylvia sylvia (L.), Dorngrasmücke. Sarajevo. 20. April das erste Exemplar im Polje. + — v Accentor modularis (L.), Heckenbraunelle. Mo star. 23. März 2 Exemplare gesehen. © Troglodytes troglodytes (L.), Zaunkönig. Mostar. 14. März einzeln am Durchzug. + > Alauda arvensis L., Feldlerche. Travnik. 22. März angesiedelt. Sarajevo. 4. Februar 1 grosser und 1 kleiner Flug von G — 8 Stück im Polje, schön. 25. Februar zahlreiche grosse Schwärme im Polje, schönstes Frühjahrswetter. 3. März tausende im Polje infolge des Wetterumsturzes zurückgehalten worden. -* — > Budytes flavus (L.), gelbe Schafstelze. Maglaj. 5. März angekommen, nach kurzem Aufenthalt abgezogen; schön. Sarajevo. 20. April sehr viele am Durchzuge im Polje. Mostar. Vom IG. — 29. März einzeln und bis zu 4 Stück beisammen gesehen; schön. + <— > Motacilla alba L., weis«e Bachstelze. Maglaj. 1. März an den Brutplätzen an gekommen. Sarajevo. 25. Februar sehr viele im Polje; früh Regen, den ganzen Tag herrliches Frühjahrswetter. 3. März allenthalben an den Flussläufen; Wetterumsturz. Mostar. 3. März einzeln und paarweise gesehen; Wetterumsturz. + <-©-> <— > Anthus spipoletta (L.), Wasserpieper. Sarajevo. 3. März unter den vielen Zugvögeln 3 Exemplare im Polje gesehen. <-©•> Fringilla montifringilla L., Bergfink. Zu pan jac. G. Februar VM. mehrere tausende von SO. angekommen, kurze Rast ge- halten und nach NW. abgezogen; regnerisch, schwacher S.-Wind, ebenso am Vortage. © > Fringilla coelebs L., Buchfink. Sarajevo. 25. Februar grosse Flüge im Polje, schönstes Frühjahrs wetter. Mostar. G. März einzeln; kalt, Bora, Schnee. 572 III. Naturwissenschaft. + <-&> Sturnus vulgaris L., Staar. Gracanica. 23. Februar ca. 300 Exemplare angekommen, schön. Maglaj. 27. Februar ca. 50 Exemplare angekommen. 4. März grosse Flüge angekommen, nach Wetterumsturz schön. 5. März ebenso, schön. Sarajevo. 25. Februar viele Flüge im Polje, schönstes Wetter. 3. März einzeln, paar- weise, in kleinen und grösseren Flügen überall im Polje; Wetterumsturz. 26. März 1 Flug im Polje, Regenwetter. + > Oriolus galbula L., Goldamsel. Travnik. 3. Mai einige angesiedelt. Sarajevo. 20. April 1 Exemplar bei Rajlovac geschossen. + * - Chelidon urbica (L.), Stadtschwalbe. Maglaj. 20. März die ersten gesehen. 10. April in grossen Schwärmen eingelangt. + > Hirundo rustica L., Rauchschwalbe. Travnik. 10. April ca. 30 Exemplare angesiedelt. ^upanjac. 12. April ca. 100 Exemplare angesiedelt. Foca. 27. März 3 Exemplare gesehen; VM. Regen mit Schnee, NM. heiter, am Vortage trüb und Wind. Mostar. 23. März die erste gesehen. 25. März eine am Mostarsko blato. © -<— > Clivicola rupestris (Scop.), Felsenschwalbe. Mostar. 30. März die drei ersten am Brutplatze an der Radoboljequelle gesehen; Regen. + s > Caprimulgus europaeus L., Nachtschwalbe. Mostar. 14. März 1 Exemplar gesehen, theilweise Regen. + > Upupa epops L., Wiedehopf. Sarajevo. 29. April 1 Exemplar bei Rajlovac gesehen. + -<— > Cuculus canorus L., Kuckuck. Sarajevo. 20. April den ersten gehört. © Circus aeruginosus (L.), Sumpfweihe. Sarajevo. 20. April mehrere im Polje. <-©-> > Circus cyaneus (L.), Kornweihe. Sarajevo. 20. April 2 Exemplare im Polje. <— > Erythropus vespertinus (L.), Rothfussfalke. Sarajevo. 18. April die ersten im Polje angekommen, schön. 19. April 1 Exemplar bei Mokro gesehen, schön. 20. April ca. 100 Exemplare im Polje angekommen. 21. April sehr zahlreich im Polje. © -<— > Cerchneis tinnuncidus (L.), Thurmfalke. Sarajevo. 21. April einzelne im Polje. Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 573 © >- Aqidla maculata (Gm.), Sehreiadler. Sarajevo. 10. März am Brutplatze bei Globarica angekommen. © > -<-&> Buteo buteo (L.), Mäusebussard. Sarajevo. 3. März 3 Exemplare im Polje, Wettersturz. 20. April in grösserer Zahl am Zuge im Polje. + > Coturnix coturnix (L.), Wachtel. Sarajevo. 29. April die ersten (4 Exemplare) bei Rajlovac angetroffen. + -<— > Turtur turtur (L.), Turteltaube. Sarajevo. 6. Mai die erste in Ivosevo gesehen. + > +&> Columba palumbus L., Ringeltaube. Travnik. 5. April am Brutplatze. Sarajevo. 3. März 1 einzelnes Exemplar und 1 Flug im Polje, Wettersturz. «— > Ardea alba L., grosser Silberreiher. Sarajevo. 21. April 1 Exemplar im Polje. Mostar. 25. März 13 Exemplare am Mostarsko blato. + Ardea purpur ea L., Purpurreiher. Sarajevo. 20. April in Gesellschaften zu 5, 10 und 20 Exemplaren im Polje. 21. April einzeln im Polje. Mostar. 25. März ca. 50 am Mostarsko blato. + «-©-»• Ardea cinerea L., grauer Reiher. Sarajevo. 3. März 1 Exemplar im Polje, Wettersturz. 21. April einzeln im Polje. Mostar. 25. März einige im Mostarsko blato. + <— > Nycticorax nycticorax (L.), Nachtreiher. Sarajevo. 20. April 1 Exemplar im Polje. 21. April einige im Polje. + ? «— > Botaurus stellaris (L.), Rohrdommel. Sarajevo. 18. Februar 1 Exemplar im Polje erlegt, schön. + ; - Ciconia ciconia (L.), weisser Storch. Maglaj. 22. März mehrere hunderte von SO. nach NW. ziehend. Sarajevo. 17. April 1 einzelnes und 17 Exemplare beisammen im Polje. Mostar. 16. April 20 — 25 Narenta aufwärts ziehend; schön, am Vortage Regen. + > Gallinida chloropus (L.), grtinfüssiges Rohrhuhn. Sarajevo. 21. April 1 Exemplar im Polje. + 5 - Ortygometra parva (Scop.), kleines Sumpfhuhn. Sarajevo. 29. März 1 Exemplar im Polje, Regenwetter. 574 III. Naturwissenschaft. * — > Grus grus (L.), grauer Kranich. Sarajevo. 3. März 2 Exemplare hoch ziehend im Polje, Wettersturz. Mostar. 18. März ca. 300 Exemplare am Mostarsko blato angekommen. 25. März noch ca. 200 anwesend. + <-&> -< — > Gallinago gallinago (L.), Becassine. Sarajevo. 25. Februar 16 Exemplare im Polje angetroffen, schönstes Wetter. 3. März überall einzeln im Polje, Wettersturz. 26. März lebhafter Zug, 10 einzelne und 1 Flug von 10 Exemplaren beisammen angetroffen, liegenwetter. 29. März 4 Exemplare im Polje angetroffen. : - Gallinago major (Gm.), grosse Sumpfschnepfe. Sarajevo. 29. März die erste im Polje angetroffen. 16. April 2 Exemplare im Polje erlegt. 23. April 3 Exemplare im Polje erlegt. 30. April 1 Exemplar im Polje erlegt. 5. Mai 4 Exemplare im Polje erlegt. -<-©* <—y Gallinago gallinula (L.), kleine Sumpfschnepfe. Sarajevo. 25. Februar 3 Stück im Polje angetroffen, schönstes Wetter. < — > Numenins arcuatus (L.), grosse Brachschnepfe. Sarajevo. 3. März 1 Exemplar im Polje, Wettersturz. + «-©-> -* — *- Totanus calidris (L.), Rothschenkel. Sarajevo. 3. März einige ausserhalb der Stadt und auch im Polje, Wettersturz, Schnee. ■+— > Totanus glareola (L.), Bruchwasserläufer. Utovo blato. 22. Mai 1 Exemplar noch beobachtet. + Vanellus vanellus (L.), Kiebitz. Sarajevo. 4. Februar 2 Exemplare im Polje, schön. 14. Februar eine Schaar durch das Polje gezogen, regnerisch. 3. März einige, nach Wettersturz Schnee. Mostar. 5. März 16 Exemplare gesehen, Frost, Schnee und Bora. 12. März 10 Exem- plare gesehen, schön und kalt. 13. März abgezogen. + <—> Aegialitis curonicus Gm., Flussregenpfeifer. Sarajevo. 3. März 1 Exemplar im Polje nach Wettersturz. -<■©-> Cygnus cygnus (L.), Singschwan. Mostar. 18. März 1 Exemplar am Mostarsko blato. -<-©•> Anser segetum (Gm.), Saatgans. Sarajevo. 4. Februar noch einige Exemplare da, das Gros abgezogen, schön. Mostar. 25. März 2 Exemplare noch am Mostarsko blato. + < — ->- Anas crecca L., Krickente. Mostar. 25. März in Flügen von 15 — 20 Exemplaren am Mostarsko blato. Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 575 + -e&> < — Anas acuta L., Spiessente. Sarajevo. 3. März 1 einzeln und 3 Exemplare beisammen im Polje. 0 > Anas boscas L., Stockente. Sarajevo. 3. März sehr wenige im Polje. Mo star. 25. März viele am Mostarsko blato. + -«■ — > IlydrocheJidon nigra (L.), schwarze Seescliwalbe. Sarajevo. 21. April 1 Exemplar im Polje. Larus ridibundus L., Lachmöwe. Sarajevo. 3. März 1 Exemplar im Polje nach Wettersturz. Zugskalender vom 1. Februar bis 31. Mai 1900. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort F ebr. 4. Alauda arvensis L. . in grossen und kleinen schön Sarajevo 11 Vanellus vanellus (L.) . Flügen von (i — 8 Ex. im Polje 2 Exemplare im Polje . n Anser segetum ( Gm.) . noch einige Ex. im Polje 11 6. Frinqi l la rnonti frin gi 1 la -SO. — 1SI w. mehrere Tausende ange- regnerisch, Zupanjae 11. L. Turdus pilaris L. kommen, nach kurzer Rast abgezogen 1 Flug ziehend in Kosevo schwacher S.-Wind schön, etwas Sarajevo 14. Vanellus vanellus (L.) . eine Schaar im Polje durch- windig regnerisch 11 18. Botaurus stellaris (L.) . gezogen 1 Ex. im Polje erlegt . schön 11 23. Sturnus vulgaris L. . ca. 300 Ex. angekommen W Gracanica 25. Alauda arvensis L. . zahlreiche grosse Schwärme schön nach Sarajevo 11 Motacilla alba L. . im Polje sehr viele im Polje. . Regen 11 Fringilla coelebs L. . grosse Flüge im Polje . 11 11 11 Sturnus vulgaris L. . viele Flüge im Polje . . 11 „ 11 Gallinago gallinago (L.) 1 G Ex. im Polje angetroffen H „ 11 Gallinago gallinula (L.) ^ n n n n 11 11 27. Sturnus vulgaris L. . ca. 50 Ex. angekommen Maglaj März Turdus musicus L. . 1. viele Hunderte angekom- nach starkem Mostar 11 Merula merula (L.) . men sehr zahlreich angekom- Frost und Schneefall 11 11 11 Motacilla alba L. . men an den Brutplätzen an- Maglai gekommen 576 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort März 2. Eritliacus rubeculus (L.) viele Hunderte angekom- men nach starkem Frost und Schneefall Mostar 3. Turdus ilicicus L. 1 Exemplar im Polje . . Schnee und Kälte Sarajevo 7? Merula merula (L.) . sehr viele im Polje. . . 77 „ 77 Alauda arvensis L. . Tausende im Polje . . . 77 77 77 Motacilla alba L. . allenthalben an den Fluss- läufen ” 77 77 77 77 ... einzeln und paarweise . 77 Mostar V Anthus spipoletta (L.) . 3 Ex. im Polje gesehen . 77 Sarajevo 77 Sturnus vulgaris L. . einzeln, paarweise, in klei- nen und grösseren Flü- gen überall im Polje . ■ 77 77 Buteo buteo (L.) . 3 Exemplare im Polje . 77 77 77 Columba palumbus L. . 1 Ex. und 1 Flug im Polje 77 77 77 ^4rc£ea cinerea L. . 1 Exemplar im Polje . . 77 77 77 Grus grus (L.) .... 2 Ex. hoch ziehend im Polje „ 77 77 Gallinago gallinago (L.) überall einzeln im Polje „ 77 77 Numenius arcuatus (L.) 1 Exemplar im Polje . . 77 •7 77 Totanus calidris (L.) einige ausserhalb der Stadt und auch im Polje 77 77 77 Vanellus vanellus (L.) . einige im Polje .... „ 77 7? Aegialitis curonicus Gm. 1 Exemplar im Polje . . „ 77 77 Anas acuta L 1 und 3 Exemplare bei- sammen im Polje 77 77 77 Anas boscas L. ... sehr wenige im Polje. . 77 77 7? Larus ridibundus L. 1 Exemplar im Polje . . 77 77 4. Sturnus vulgaris L. . . (. grosse Flüge angekommen nach Wetter- sturz schön Maglaj 5. Budytes flavus (L.) . angekommen u. abgezogen schön 77 77 Sturnus vulgaris L. . grosse Flüge angekommen 77 77 7? Vanellus vanellus (L.) . 16 Exemplare gesehen . Schnee, Frost und Bora Mostar 6. Fringilla coelebs L. . einzeln kalt und Bora 77 10. Aguila maculata (Gm.) . am Brutplatze bei Globa- rica angekommen Maglaj 12. Vanellus vanellus (L.) . 10 Exemplare gesehen . schön und kall Mostar 13. 77 77 • abgezogen 77 77 14. Troglodytes troglodytes (L.) einzeln am Durchzuge . tlieilweise Regen 77 77 Caprimulgus europaeus L. 1 Exemplar gesehen . . ” ” 16. Turdus musicus L. . alle abgezogen schön 77 17 Budytes flavus (L.) , einzeln und bis zu 4 Ex. beisammen gesehen 77 77 Reiser- Ivnotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtuugen in Bosnien-Hercegovina. 577 Monat und S e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- Tag ort März 18. Cygnus cygnus (L.) . 1 Ex. am Mostarsko blato Mostar V} Grus grus (L.) ca. 300 Ex. am Mostarsko 11 blato angekommen V) Chelidon urbica (L.) . die erste gesehen . . . Maglaj 21. Erithacus rubeculus (L.) verschwanden die letzten schön Mostar 22. Alauda arvensis L. . an gesiedelt Travnik 5J Ciconici ciconia (L.) . SO.— > NW. mehrere Hunderte ziehend Maglaj 23. Accentor modulciris (L.) 2 Exemplare gesehen . . Mostar Hirundo rustica L. . die erste gesehen .... 11 25. 7? ?? rt ... Ardea alba L Ardea purpureä L. . 1 Ex. am Mostarsko blato gesehen 13 Ex. am Mostarsko blato gesehen ca. 50 Ex. am Mostarsko 11 blato gesehen Ardea cinerea L. . einige am Mostarsko blato Grus grus (L.) . gesehen V) dieselben noch anwesend Anser segetum (Gm.) . 2 Ex. noch am Mostarsko „ blato V Anas crecca L in Flügen von 15 — 20 „ am Mostarsko blato V) Anas boscas L. ... viele am Mostarsko blato 26. Sturnus vulgaris L. . 1 Flug im Polje .... Regen Sarajevo Gallinago gallinago (L.) lebhafter Zug, 10 einzelne 11 11 und 1 Flug von 10 Ex. 27. Hirundo rustica L. . 3 Exemplare gesehen . . VM. Regen mit Schnee Foca NM. heiter 2:1 Budytes flavus (L.) . einzeln und bis zu 4 Ex. schön Mostar beisammen gesehen n Ortygometra parva j Scop.) 1 Exemplar im Polje . . Regen Sarajevo r) Gallinago gallinago (L.) 4 Exemplare im Polje . V 11 V) Gallinago major (Gm.) . die erste im Polje ange- 11 11 30. Clivicola rupestris (Scop.) die ersten 3 Ex. am Brut- 11 Mostar April platze der Radobolje- quelle gesehen 5. Columba palumbus L. . am Brutplatze .... Travnik 10. Chelidon urbica (L.) . in grossen Schwärmen an- Maglaj gekommen Hirundo rustica L. . ca. 30 Ex. angesiedelt. . Travnik 12. Saxicola oenanthe (L.) . bei der Moscanicaquelle schön Sarajevo angekommen Hirundo rustica L. . ca. 100 Ex. angesiedelt . Zupanjac 16. Ciconia ciconia (L.) . — >■ s. 20 — 25 Ex. ziehend. . . schön Mostar V) Gallinago major (Gm.) . 2 Ex. im Polje erlegt. . Sarajevo 17. Ciconia ciconia (L.) . 1 Ex. und 1 Flug von 11 17 Exempl. im Polje Band VIII. 37 578 111. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort April 18. Erythropus vespertinus die ersten im Polje ange- schön Sarajevo 19. (L.) 77 kommen 1 Ex. bei Mokro gesehen n n 20. Scixicola oenanthe (L.) . viele im Polje am Durch- 77 Phylloscopus sibilator zuge 1 Exemplar gesehen . . 77 (Bechst.) Acrocephalus schoenobae- in grossen Mengen am 77 nus (L.) Acrocephalus aqitaticus Durchzuge im Polje am Durchzuge im Polje, V) (Gm.) Sylvia atricapilla (L.) . 2 Exemplare erlegt 1 loser Flug im Polje . n V Sylvia sylvia (L.) . das erste Ex. im Polje . » 77 Budytes flavus (L.) . sehr viele am Durchzuge 7? Oriolus galbula L. im Polje 1 Ex. bei Eajlovac erlegt 77 Cuculus canorus L. . den ersten gehört. . . . V) Circus aeruginosus (L.) . mehrere im Polje .... n 77 Circus cyaneus (L.) . 2 Exemplare im Polje . „ 21. Erythropus vespertinus ca. 100 Ex. im Polje an- 7? (L.) Buteo buteo (L.) . gekommen in grösserer Zahl am Zuge 77 Ardea pur pur ea L. . im Polje zu 5, 10 und 20 Exem- 77 Nycticoraxnycticorac c(L.) plaren im Polje 1 Exemplar im Polje . . 77 Erythropus vespertinus sehr zahlreich im Polje, 77 (L.)_ Cerchneis tinnunculusiC .) East einzeln im Polje .... 77 Arrfea aZ&a L 1 Exemplar im Polje . . „ 77 Arc^ea purpurea L. . einzeln im Polje . . . 77 ArcZea cinerea L. . n 77 Nycticoraxnycticorax(L.) einige im Polje .... „ 77 Gallinula chloropus (L.) 1 Exemplar im Polje . . 77 Hydrochelidon nigra (L.) n „ 23. Gallinago major (Gm.) . 3 Ex. im Polje erlegt. . r 24. Erithacus luscinia (L.) . die erste gehört .... Maglaj 77 Turdus musicus L. . am Igman am Brutplatze Sarajevo 29. Upupa epops L. . 1 Ex. bei Eajlovac ge- 77 Coturnix coturnix (L.) . sehen die ersten 4 Exempl. bei 30. Gallinago major (Gm.) . Eajlovac angetroffen 1 Ex. im Polje erlegt. . »1 Reiser-Knote k. Ergebnisse der ornitkol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 579 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung' Bemerkungen Witterung Beob- achte ngs- ort Mai 3. Oriolus galbula L. . einige angesiedelt . . . Travnik 5. Gallinago major (Gm.) . 4 Ex. im Polje erlegt. . Sarajevo 6. Turtur turtur (L.) . die erste in Kosevo ge- 22. Totanus glareola (L.) sehen 1 Ex. noch anwesend . . Utovo blato Herbstzug* 1900. + < — > Erithacus rubeculus (L.), Rotkkehlchen. Visoko. 2. November zahlreich am Zuge. © ^ Turdus viscivorus L., Misteldrossel. Sarajeyo. 16. December ungeheure Mengen in Vogosca. <— > Turdus iliacus L., Weindrossel. Visoko. 2. November bei Brestovsko 1 grosser Flug und auch einzeln. Turdus 'pilaris L., WachliolderdrosseL Visoko. 31. October das erste Exemplar gesehen. + -<— > Alauda arvensis L., Feldlerclie. Sarajevo. 27. November noch einige Nachzügler im Polje, Schnee. + <— > Motacilla alba L., weisse Bachstelze. Sarajevo. 23. October sehr viele im Polje am Durchzuge, regnerisch. -<— > Anthus pratensis (L.), Wiesenpieper. Sarajevo. 21. November sehr viele in Kosevo. + Chrysomitris spinus (L.), Erlenzeisig. Sarajevo. 23. October 1 grösserer Flug im Polje. Fringilla montifringilla L., Bergfink. Visoko. 7. November ca. 10 Exemplare gesehen. + -< — > Sturnus vidgaris L., Staar. Maglaj. 10. October vollständiger Abzug. Sarajevo. 22. November 2 Exemplare im Polje gesehen. 27. November noch einige im Polje gesehen. 37* 580 III. Naturwissenschaft. x-e-> Corvus frugilegus L., Saatkrähe. Sarajevo. 12. November 2 Exemplare bei Stup gesehen. Lanius excubitor L., Raubwiirger. Sarajevo. 27. November 3 Exemplare im Polje, Schnee. + > Chelidon urbica (L.), Stadtschwalbe. Maglaj. 12. September Beginn des Sammelns. 25. September gänzlich abgezogen. + < — -> Hirundo rustica L., Raucliscliwalbe. Sarajevo. 23. October viele im Polje, regnerisch. 24. October sehr viele im Polje. Bjelasnica. 5. September 10 Uhr VM. an 1000 Exemplare am Gipfel angekommen, bis 5 Uhr NM. herumgestrichen, dann gegen SO. verschwunden; schön, ziemlich warm, massiger SW. -Wind. Dieselbe Gesellschaft erschien täglich, hielt sich von 5 Uhr F. bis 5 Uhr NM. auf. Am 15. September Abzug. + Clivicola riparia (L.), Uferschwalbe. Sarajevo. 23. October viele im Polje, regnerisch. © -<- — > -<-©-> Cerchneis tinnunculus (L.), Thurmfalke. Sarajevo. 18. November 1 Exemplar im Polje. © Accipiter nisus (L.), Sperber. Sarajevo. 15. October viele Sperber am Zuge in Kosevo. + > Coturnix coturnix (L.), Wachtel. Sarajevo. 18. November noch 1 Exemplar angetroffen. + -<-&» > Columba palumbus L., Ringeltaube. Visoko. 7. November 4 Exemplare gesehen. Sarajevo. 23. October einige im Polje. 26. December 1 Exemplar im Polje. + +— > Columba oenas L., Hohltaube. Sarajevo. 23. October 1 Exemplar im Polje erlegt, regnerisch. + -*— > Ardea purpurea L., Purpurreiher. Sarajevo. 31. August ein grosser Zug mit den anderen Reiherarten; Wetterumsturz. + -<-&» Ardea cinerea L., grauer Reiher. Sarajevo. In der Nacht vom 30. auf den 31. August ein grosser Zug mit anderen Reihern; Wetterumsturz. 23. October mehrere im Polie. 24. October viele im Polje. + -* — > Nycticorax nycticorax (L.), Nachtreiher. Sarajevo. In der Nacht vom 30. auf den 31. August am grossen Zuge mitbethei- ligt, 1 Exemplar auf dem Telegraphendraht erschlagen aufgefunden worden; Wetterumsturz. 581 Reiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Herc.egovina. + > Ciconia ciconia (L.), weisser Storch. Maglaj. 20. August 2 Exemplare an den Gewässern rastend. 22. August abgezogen. + <■ — Fulica atra L., Wasserhuhn. Sarajevo. Am Zuge in der Nacht vom 30. auf den 31. August mitbetheiligt, einige am Telegraphendraht erschlagene aufgefunden. + > Crex crex (L.), Wiesenralle. Sarajevo. 15. October 1 Exemplar im Gestrüpp in Kosevo gefunden; in der Nacht Schneefall. + «-&> Scolopax rusticula L., Waldschnepfe. Visoko. 31. October 15 Exemplare angetroffen; in Kiseljak 6 Exemplare. 1. November kein Zuzug; in Kiseljak 9 Exemplare angetroffen. 2. November in Kiseljak 11 Exemplare angetroffen. 4. November in Kiseljak 7 Exemplare angetroffen. 25. November noch 2 Exemplare. Podlugovi. 12. October 2 Exemplare gesehen (herabgedrückte Brutschnepfen). Sarajevo. 13. October 1 Exemplar auf Han Hresa gesehen. 26. October 3 Exemplare bei Han Bulog gefunden. 31. October 3 Exemplare bei Blazuj. 1. November 1 Exemplar in Kosevo gefunden. 7. November 2 Exemplare auf Vraca. 11. No- vember 1 Exemplar auf Han Bulog und 1 in Kosevo gefunden. 17. November 3 Exemplare in Kosevo. 18. November 2 Exemplare in Kosevo. 20. November 2 Exemplare in Kosevo. 25. November 1 Exemplar in Kosevo. 9. December 1 Exemplar. 16. December 1 Exemplar. Tarcin. 12. November 2 Exemplare gefunden. + Gallinago gallinago (L.), Becassine. Sarajevo. 25. October einzelne im Polje, regnerisch. 18. November 4 Exemplare in Kosevo am Durchzuge. 22. November einige im Polje. 27. November wenige im Polje, Schnee. <— >■ Gallinago major (Grm.), grosse Sumpfschnepfe. Visoko. 21. October bei Brestovsko 2 Exemplare aufgestossen. Sarajevo. 18. August 1 Exemplar im Polje gefunden. 31. August 3 Exemplare im Polje. 2. September 1 Exemplar im Polje. 18. October 1 Exemplar in Kovacic gefunden. +—■ -> Gallinago gallinula (L.), kleine Sumpfschnepfe. Visoko. 25. October 1 Stück aufgestossen. Sarajevo. 18. November 1 Exemplar in Lukavica im Gestrüpp gefunden. 25. November 1 Exemplar in Kosevo gefunden. •<-&> ■* — * Numenius arcuatus (L.), grosse Brachschnepfe. Sarajevo. 27. November 5 Uhr F. sehr viele über der Stadt kreisend, lassen sich bei Tagesanbruch im Polje nieder; ausserdem 4 Exemplare an der Miljacka bei Oengic Villa und weitere 2 einzelne im Polje gesehen. + *— > Actitis hypoleucus (L.), Flussuferläufer. Sarajevo. In der Nacht vom 30. auf 31. August unter den zahlreichen Strandvögeln am Zuge mitbetheiligt, ein Belegexemplar am Telegraphendraht erschlagen auf- gefunden. 582 III. Naturwissenschaft. + > Totanus calidris (L.), Gambettwasserläufer (Rothschenkel). Sarajevo. 27. November ein grösserer Flug kreisend über der Stadt gehört, Schnee. O ; - Totanus ochropus (L.), punktirter Wasserläufer. Sarajevo. 22. November einzeln im Polje erschienen. > Tringa alpina L., Alpenstrandläufer. Sarajevo. 27. November 1 Exemplar unter anderen Strandläufern. + ^ Oedicnemus oedicnemus (L.), Triel. Sarajevo. 25. October 1 Exemplar im Polje erlegt. 18. November 1 Exemplar über Mojmilo ziehen gesehen und gehört. + <—*■ Vanellus vanellus (L.), Kiebitz. Maglaj. 25. November 1 Flug angetroffen, zog am 27. November weg. Sarajevo. 18. November 2 Flüge, davon einer über 50 Exemplare stark, im Polje. 27. November 1 grosser Flug im Polje, Schnee. ; ► Charadrius pluvialis L., Goldregenpfeifer. Sarajevo. 18. November 1 Flug von 15 — 20 Exemplaren im Polje. Cygnus cygnus (L.), Singschwan. Sarajevo. 29. October 3 Exemplare im Polje gerastet. Anser segetum (Gm.), Saatgans. Maglaj. 15. December 10 Exemplare angekommen, am 17. December abgezogen. Sarajevo. 29. October 11 Exemplare im Polje. + «-&> -<— > Anas crecca L., Krickente. Sarajevo. 23. October einige im Polje. + <-©> > Anas strepera L., Mittelente. Sarajevo. 27. November 2 Exemplare an der Bosna im Polje, Schnee. © «-©•> > Anas boscas L., Stockente. Sarajevo. 23. October sehr viele im Polje eingetroffen. 24. October zahlreiche starke Schwärme im Polje. 0 <-&> <— > Mergus merganser L., grosser Säger. Sarajevo. 23. October 1 Exemplar im Polje. 24. October mehrere im Polje. « — > Larus minutus Pall., Zwergmöwe. Sarajevo. 3. September 1 einzelnes Exemplar an der Miljacka im Polje erlegt. 5 - Larus ridibundus L., Lachmöwe. Sarajevo. 23. October 1 grösserer Flug im Polje, regnerisch. 24. October mehrere im Polje. Colymbus arcticus L., Polartaucher. Sarajevo. 25. October 1 Exemplar im Polje erlegt. Keiser-Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 583 Zugskalender vom 18. August bis 26. December 1900. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Aug. 18. Gallinago major (Gm.) . 1 Ex. im Polje gefunden Sarajevo 20. Ciconia ciconici (L.) . 2 Exemplare an den Ge- Maglaj 22. 77 77 77 wässern rastend dieselben zogen ab . . . n 31. Ardea pur pur ea L. . ..... 1 starker Zug mit anderen Wettersturz Sarajevo 77 Ardea cinerea L. . Reihern 9} „ 77 Nycticoraxnycticorax( L.) am Reiherzuge mitbethei- » r 77 Fulica atra L. ... ngi am Vogelzüge mitbethei- „ 77 Gallinago major (Gm.) . ligt, einige am Telegra- phendraht erschlagen gefunden 3 Ex. im Polje gefunden 77 Actitis hypoleucus (L.) . 1 Ex. am Telegraphendraht Sept. 2. Gallinago major (Gm.) . erschlagen gefunden 1 Ex. im Polje gefunden 3. Larus minutus Pall. . 1 Ex. im Polje erlegt . . „ 5. Hirundo rustica L. . 10 UhrVM. ca. 1000 ange- warm, mässi- Bjelasnica 12. Chelidon urbica (L.) . kommen, verblieben bis 5 Uhr NM., kehrten bis 15. Sept. täglich zurück Sammelflug gerSW.-Wind Maglaj 15. Hirundo rustica L. . Abzug derselben Gesell- Bjelasnica 25. Chelidon urbica (L.) . schaft gänzlicher Abzug. . . . Maglaj Oct. 10. Sturnus vulgaris L. . vollständiger Abzug. . . .»1 12. Scolopax rusticula L. , die ersten 2 Ex. gesehen Podlugovi 13. 77 77 77 die erste auf Han Hresa Sarajevo 15. Accipiter nisus (L.) . gefunden viele am Zuge in Kosevo 11 77 Cr ex er ex (L.) . 1 Exempl. im Gestrüpp in nach Schnee- „ 18. Gallinago major (Gm.) . Kosevo 1 Exemplar bei Kovacie fall 11 21. 77 77 77 gefunden 2 Exempl. bei Brestovsko Visoko 23. Motacilla alba L. . gefunden sehr viele im Polje am regnerisch Sarajevo 77 Chrysomitris spinus (L.) Durchzuge 1 grösserer Flug im Polje 11 „ 7? Hirundo rustica L. . viele im Polje n „ 77 Clivicola riparia (L.) . n 11 77 Columba palumbus L. . einige im Polje .... 11 11 77 Columba oenas L. . 1 Ex. im Polje erlegt . W 11 584 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag- S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtungs- ort Oct. 23. Ardea cinerea L. . mehrere im Polje . . . regnerisch Sarajevo y Anas crecca L. . einige im Polje ... „ » Y) Anas boscas L. sehr viele im Polje. . . „ Mergus merganser L. 1 Exemplar im Polje . . Y) Larus ridibundus L. 1 grösserer Flug im Polje 5? 24. Hirundo rustica L. . sehr viele im Polje. . . V) Ardea cinerea L. . viele im Polje .... V) Anas boscas L. ... zahlreiche starke Schwärme im Polje - ! Y> V) Mergus merganser L. Larus ridibundus L. mehrere im Polje .... 25. Gallinago gallinago (L.) einzelne im Polje . . . regnerisch Y Gallinago gallinula (L). 1 Exemplar gefunden . . Visoko Yl Oedicnemus oedicnem. (L.) 1 Ex. im Polje erlegt. . Saraj evo ! Colymbus arcticus L. 1 » , „ , • • n 26. Scopolax rusticula L. . 3 Ex. bei Han Bulog ge- funden •• 27. Anas strepera L. . 2 Exemplare im Polje . „ 29. Cygnus cygnus (L.) 3 Ex. im Polje gerastet . Y) Anser segetum (Gm.) 11 Exemplare im Polje . V 31. Turdus pilaris L. die erste gesehen .... Visoko Y . Scolopax rusticula L. 12 Exempl. angetroffen, in Kiseljak weitere 6 Ex. r i Y) n ii ii 3 Exemplare bei Blazuj Sarajevo Nov. 1. Y Y Y kein Zuzug, in Kiseljak 9 Exempl. angetroffen schön Visoko Y) ii n ii 1 Ex. in Kosevo gefunden » Sarajevo 2. Erithacus rubeculus (L.) zahlreich am Zuge . . V Visoko Y) Turdus iliacus L. einzeln und in einem grossen Fluge bei Bre- stovsko - n Y) Scolopax rusticula L. in Kiseljak 1 1 Exemplare angetroffen » V 4. n ii n in Kiseljak 7 Exemplare angetroffen n n 7. Fringi lla montifringi lla L. ca. 10 Exemplare gesehen n v Y Columba palumbus L. . 4 Exemplare gesehen . . ” 1 n Reiser- Knotek. Ergebnisse der ornithol. Zugsbeobachtungen in Bosnien-Hercegovina. 585 Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtnngs- ort Nov. 7. Scolopax rusticula L. . 2 Exempl. auf der Vraca schön Sarajevo 11. 77 77 77 gefunden je 1 Ex. bei Han Bulog 12. Corvus frugilegus L. und in Kosevo gefunden 2 Ex. bei Stup gesehen . 77 Scolopax rusticula L. . 2 Exemplare gefunden . Tarcin 17. 77 77 77 3 Ex. in Kosevo gefunden Sarajevo 18. Gerchneis tinnunculus^ L.) 1 Exemplar im Polje . . ?? 77 Coturnix coturnix (L.) . noch 1 Ex. angetroffen . „ 77 Scolopax rusticula L. 2 Ex. in Kosevo gefunden n 77 Gallinago gallinago (L.) 4 ^ r r n n » 77 Gallinago gallinula (L.) 1 „ „ Lukavica ,, » 77 Oedicnemus oedicnem.( L.) 1 Ex. über Mojmila ge- Vanellus vanellus (L.) . zogen 2 Flüge, einer über 50 Ex. 77 Charcidrius pluvialis L. stark im Polje 15 — 20 Ex. im Fluge im n 20. Scolopax rusticula L. Polje 2 Ex. in Kosevo gefunden 21. Anthus pratensis (L.) sehr viele in Kosevo „ 22. Sturnus vulgaris L. . noch 2 Ex. im Polje ge- 77 Gallinago gallinago (L.) sehen einige im Polje .... 77 Totanus ochropus (L.) . einige im Polje erschienen „ 25. Scolopax rusticula L. . noch 2 Ex. angetroffen . Visoko 77 77 77 77 1 Ex. in Kosevo gefunden Sarajevo 77 Gallinago gallinago (L.) „ » 77 Vanellus vanellus (L. ) . 1 Flug angetroffen . . . Maglaj 27. Alauda arvensis L. . noch einige Nachzügler Schnee Sarajevo 77 Sturnus vulgaris L. . im Polje noch einige Ex. im Polje >5 V 77 Lanius excubitor L. . 3 Exemplare im Polje Y) 11 77 Gallinago gallinago (L.) wenige im Polje .... r> 77 Numenius arcuatus (L.) F. sehr viele über der „ „ 77 Totanus calidris (L.) Stadt gekreist, im Polje 2 Ex., bei Cengic’ Villa 4 Exemplare 1 grösserer Flug über der 5 ) 77 Tringa alpina L. . Stadt kreisend 1 Exemplar unter anderen 5? 31 Strandläufern 586 III. Naturwissenschaft. Monat und Tag S p e c i e s Zugs- richtung Bemerkungen Witterung Beob- achtuugs- ort Nov. 27. Vanellus vanellus (L.) . derselbe Flug abgezogen Maglaj ?? V) V) 1 grosser Flug im Polje Schnee Sarajevo Dec. 9. Scolopax rusticula L. 1 Exemplar gefunden. . » 15. Anser segetum (Gm.) . 10 Exempl. angekommen Maglaj 16. Turdus viscivorus L. ungeheuere Mengen in Vogosca Sarajevo r) Scolopax rusticula L. . 1 Exemplar gefunden . . r> 17. Anser segetum (Gm.) . dieselben 10 Exemplare abgezogen Maglaj 26. Columba palumbus L. . 1 Exemplar im Polje . . Sarajevo Ueber das Verhältnis der Ansiedlungen in Bosnien und der Hereegovina zur geologischen Beschaffenheit des Untergrundes. Von Dr. Otto Jauker. Einleitung. Für clie Vertheilung der menschlichen Wohnstätten in den cultivirten Gegenden ist hauptsächlich die Ertragfähigkeit des Bodens, aus dem die Bewohner Nutzen und Nahrung ziehen müssen, von Bedeutung. Nun ist gerade in den am besten cultivirten und dichtest bewohnten Gegenden der Felsgrund mit einer dichten Schichte von Humus und Verwitterungslehm bedeckt, was eben die Fruchtbarkeit des Bodens bewirkt. Man könnte daher glauben, dass die geologische Beschaffenheit des Untergrundes für Be- bauung und Besiedlung nicht gerade von besonderer Bedeutung sei. Dabei darf nun nicht vergessen werden, dass verschiedene Gesteinsbeschaffenheit eine ganz verschiedene Verwitterung und Humusbildung verursacht, und dass, wie allgemein bekannt ist, sich die verschiedenen Gesteinsarten morphologisch sehr deutlich bemerkbar machen, d. h. nach Formen und Vegetationsbedeckung auffallend verschie- denes Aussehen haben. Daher sind für uns Ausdrücke wie: Triaskalklandschaft, Granitgebirge, Kreideplateau, Tertiärhügelland etc. längst nicht mehr nur geologische, sondern auch morphologische Begriffe geworden. Man bemerkt z. B. den Uebergang von der Muschelkalk- zur Keuper- und Buntsandsteingegend am Aussehen der Landschaft, am Vorwalten des Waldes, des Feld- oder Weinbaues, an Trockenheit oder Feuchtigkeit, Gliederung des Bodens, der Wasserläufe etc.1) Dass daher die geologische Verschie- denheit für die Ausnützung und Besiedlung des Bodens von Bedeutung sein muss, ist klar. Ich möchte an dieser Stelle nur kurz auf einige Arbeiten liinweisen, die diese Verhältnisse schon berührt haben; von älteren Arbeiten seien hier genannt: J. G. Kohl, Der Verkehr und die Ansiedlungen der Menschen in ihrer Abhängigkeit von der Ge- staltung der Erdoberfläche (Leipzig 1841) und K. Jansen, Die Bedingungen des Verkehrs und der Ansiedlungen der Menschen durch die Gestaltung der Erdoberfläche, nachgewiesen an der Cimbrischen Halbinsel (Kiel 1861); von neueren Arbeiten: Küster und Käsemacher, Die Volksdichte der Thüringer Triasmulde (Forschung zur deut- schen Landes- und Volkskunde, III. Bd.); H. Friedrich, Das Waldenburger Bergland (Inaug.- Diss. Breslau 1894); Magnus, Die Siedlungsverhältnisse Norwegens (1899); A. Cossu, Die Bevölkerung Sardiniens nach der Bodenbeschaffenheit (1899) und Dr. 9 Vgl. auch die interessanten Beispiele aus dem Schwarzwalde bei F. v. Huene, Eine orograpliische Studie am Knie des Rhein. Geogr. Zeitschr., VII. Jahrg1., 1901, S. 140ff. 588 III. Naturwissenschaft. M. v. Smiljanic, Beiträge zur Siedlungsgeschichte Südserbiens (Abhandl. der k. k. geogr. Gesellsch. in Wien, II. Bd., 1900). Diese Unterschiede und besonders die Schäden des Ueberganges von einer Formation zur anderen vermag allerdings hohe Cultur und rationelle Ausnützung des Bodens in gewissem Grade zu verwischen.1) Ganz anders liegen jedoch die Dinge in Bosnien und Hercegovina. Kein Unter- grund macht sich so auffallend bemerkbar, keiner zeigt den Einfluss auf Anbau und Besiedlung deutlicher als der Karst. Doch auch hier muss man einen Unterschied machen. Die feuchteren Theile (wie die höheren Stufen des Krainer Karstes), die einen dichten Hochwaldbestand haben und daher Humus ansetzen können, unterscheiden sich weit weniger von den auch uns bekannten Kalkgebieten als die weiter südlich ge- legenen trockenen Theile. Hier tritt der Gegensatz besonders scharf hervor zwischen den öden, felsigen, trockenen Karsthochflächen, den üppig begrünten, auch oft ver- sumpften Poljen, den eocänen Sandsteineinfaltungen, den Werfenerschieferstreifen und den diluvialen Beckenausfüllungen. Daher eignet sich wohl kein Land so gut für der- artige Untersuchungen als gerade Bosnien und die Hercegovina.2) Da es sich in unserem Falle nicht um die Vertheilung der Bevölkerung innerhalb politischer Grenzen oder Höhenzonen, sondern um die Vertheilung auf Gebiete ver- schiedener geologischer Formationen handelte, so wurde zunächst die geologische Karte vorgenommen (Massstab 1:576’000)3) und die den einzelnen Formationen angehörigen Gebiete nach Massgabe der Uebereinstimmung auf die Specialkarte (1:75’000) über- tragen. Die einzelnen Partien wurden dann genau planimetrisck vermessen, aus dem Volkszählungs werke die Einwohner, die darauf siedelten, zusammengezählt und die relative Einwohnerzahl bestimmt.4) Dann wurde für die einzelnen Orte die Art der Siedlung (ob Hang-, Thal- oder Rückensiedlung) und die Höhenlage ermittelt, so gut es die Ab- lesung von der Karte erlaubte. Grössere unbewohnte Flecken wurden ausgeschieden. Da die Karsterscheinungen in der Hercegovina in einer Grossartigkeit und Mannig- faltigkeit auftreten, die unsere Krainer und Istrianer Karstgebiete weit übertreffen, so werden die Eigenthümlickkeiten der Karstlandschaft zum Theile verwischt, zum Theile verschärft; da finden wir grosse Hochflächen neben ungeheuren Poljen, was natürlich einen wesentlich anderen Einfluss auf die Besiedlung haben muss, als wenn Karstland und Polje, wie etwa in Krain, ich möchte sagen, handlich beieinander liegen. Das alles lässt eine Untersuchung dieser Gebiete recht lohnend erscheinen; gross sind aber auch die Schwierigkeiten, die sich sogleich in den Weg stellen. Was an Literatur über Bosnien und die Hercegovina vorliegt, sind zum überwiegenden Theile Reisewerke. So interessante Einzelnlieiten wir auch daraus erfahren über Volkssitte und Sprache, über Geschichte und Alterthümer des Landes, für unser Thema werfen sie wenig ab. Die „Wissenschaftlichen Mittheilungen“ behandeln meist prähistorische *) Wie wenig dies auch in gut bebauten Gebieten oft möglich ist, vgl. Huene, a. a. O., S. 147. „Die grosse Verschiedenheit der Bodenform und -Güte und die klimatischen Verhältnisse machen sich in den grossen Unterschieden der Volksdichte sehr geltend.“ Gute Beispiele dazu aus den Gebieten der Jablanica und Veternica bei Smiljanic. 2) Ich wurde zu dieser Arbeit von H. Prof. Ed. Richter auf einer Studienreise durch Bosnien und Hercegovina (1897) ermuntert und durfte dazu die Hilfsmittel des geographischen Institutes der Grazer Universität benützen, wofür meinem hochverehrten Lehrer an dieser Stelle der innigste Dank ausge- sprochen sei. 8) Aus „Grundlinien der Geologie von Bosnien und der Hercegovina“. 4) In Bosnien, wo nicht aneinandergrenzende Gebiete genommen werden konnten, habe ich die Gebiete lieber zu enge begrenzt, damit das eingeschlossene Landstück auch wirklich ganz der angegebenen Formation angehöre. Jauker. Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina. 589 und römische Funde, ferner Geschichte und Archäologie des Mittelalters und sind zu einem grossen Theile den Volkssagen und -Gebräuchen gewidmet, doch über den Ertrag, die Ausnützung und Besiedlung des Bodens wird nur sehr wenig berichtet. Erst in neuester Zeit ist eine genauere Durchforschung des Landes in morphologischer und klimato- logischer Beziehung durch Cvijic, Ballif, Penck und Richter und durch die neue geo- logische Landesaufnahme unter Katzer in Angriff genommen worden. Hinderlich in hohem Grade ist für unsere Zwecke die Unzulänglichkeit der geo- logischen Karte. So ungemein verdienstlich das Unternehmen einer geologischen Durchforschung Bosniens war (ist es doch bis heute das einzig umfassende!), so gut damit eine allgemeine Uebersicht gewonnen war, im Detail versagt sie natürlich, und es ist oft ganz unmöglich, die geologischen Grenzen im Terrain der Specialkarte wieder- zufinden. Nur für das bosnische Erzgebirge und dessen nächste Umgebung sind wir dagegen mit einer neuen Karte von Rücker1) versehen, und ich habe nicht gezögert, deren genaue Bestimmungen bis in den letzten Winkel auszunützen. Ein anderes Hilfsmittel ist das Volkszählungswerk, das so reich und gut aus- gestattet ist, wie es kaum ein anderes Land aufzuweisen hat. Aber auch hier gibt es Schwierigkeiten: E stimmen oft die Namen mit denen auf der geologischen und Special- karte nicht überein, so dass es mitunter schwer ist, die Orte zu identificiren; 2. sind oft mehrere Ortschaften, die auf geologisch verschiedenem Boden liegen, unter einem gemeinsamen Namen zusammengefasst, erhalten eine Zahl für die Bewohner, eine Zahl für die Häuser. Rechnet man dann eine solche „Ortschaft“ z. B. zum Alluvium oder zum Karstterrain, so entsteht leicht eine Verzerrung des Bildes; doch ist dem nirgends auszuweichen. Will man sich auf die Specialkarte beschränken, so stellen sich auch hier Be- denken ein. Bei der Frage z. B.: Welche Orte gehören dem Alluvium an? wird man an die Beobachtungen im Krainer und Istrianer Karste erinnert, dass nämlich die Ort- schaften nie oder höchst selten auf das Alluvium gesetzt werden, theils wegen der Ueberschwemmungsgefahr, theils um das kostbare Ackerland so viel als möglich zu schonen, sondern die Orte liegen am Rande der Poljen, gewöhnlich an den Abhang oder eine Vorstufe des Geländes hinaufgebaut. Da fragt es sich nun: wie weit reicht die Herrschaft des Alluviums, d. h. wie hoch und steil darf der Abhang sein, wie weit darf die Ortschaft abliegen, dass man mit Recht annehmen könne, sie ziehe noch Nutzen aus dem Anschwemmungsgebiete? 2) Es ist natürlich, dass hier der Willkür ein breiter Spielraum gelassen ist und daher auch die Ergebnisse an Zuverlässigkeit einbüssen. An Quellen und Hilfsmitteln werden für diese Arbeit eigentlich nur die geolo- gische und die Specialkarte, das Ortsrepertorium und das Planimeter verwendet. Von Werken, die mir sonst noch dienlich waren, seien erwähnt: 1. Ph. Ballif, Wasserbauten in Bosnien und Hercegovina (I. Bd., Wien 1896; II. Bd., Wien 1900). 2. Dr. J. Cvijic, Morphologische und glaciale Studien aus Bosnien und Hercegovina (Abhandl. der k. k. geogr. Gesellsch., II. Bd., 1900). 3. Ergebnisse der Viehzählung in Bosnien und Hercegovina (Sarajevo 1896). 4. Mojsisovics, Tietze und Bittner, Grundlinien der Geologie von Bosnien und Hercegovina (Wien 1888). 5. Herrn, v. Guttenberg, Mittheilungen aus dem Narentagebiete (Kleine Beiträge zur Landes- und Volkskunde von Oesterreich- Ungarn 1876). 1) Ant. Blicker, Einiges über das Goldvorkommen in Bosnien, Wien 1896. 2) Vgl. die auffallenden Ansiedlungslagen bei Cvijic, Morphologische Studien, S. 22. 590 III. Naturvvisseuschaft. 6. M. Hoernes, Alterthümer cler Hercegovina und des südlichen Theiles von Bosnien nebst Abhandlung' über die römischen Strassen und Städte (Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der Akad. der Wissensch., 97. und 99. Bd). 7. M. Hoernes, Dinarische Wanderungen (Wien 1888). 8. Hauptresultate der Volkszählung in Bosnien und der Hercegovina von 1895 (Sarajevo 1896). 9. Karten, a) Uebersichtskarte 1 : 750.000. b) Generalkarte 1 : 200.000. c) Specialkarte 1 : 75.000. 10. A. Luksi6, Bosnien und die Hercegovina nebst vollständigem Lexikon aller Städte und wichtigeren Orten . . . (Prag 1878). 11. A. Penck, Die Eiszeit auf der Balkanhalbinsel (Globus 1900). 12. A. Penck, Geomorphologische Studien aus der Hercegovina (Zeitsclir. des D. u. Oe. Alpenvereins 1900). 13. A. Rücker, Einiges über das Goldvorkommen in Bosnien (Wien 1896). Aus den in der Einleitung vorgebrachten Bedenken geht wohl mit Deutlichkeit hervor, dass die vorliegende Arbeit durchaus nicht als eine abschliessende gelten will, sondern vielmehr als ein erster Versuch, in einer Richtung, die erst dann, wenn einmal die genaue geologische Karte fertiggestellt sein wird, sichere und allgemeiner gütige Resultate geben kann. Die Hercegovina. Der Boden der Hercegovina besteht zum weitaus grössten Theile aus Kreidekalk; nur im Norden nehmen Trias- und Jurakalke an seinem Auf baue Antheil. Von grösster Bedeutung für Ansiedlung und Anbau sind jedoch die der Kreide an Ausdehnung nach- stehenden, an Dichte der Bewohnung sie jedoch weit übertreffenden Alluvialländer. Der ziemlich fruchtbare Flysch nimmt nur einen ganz geringen Raum ein. Alle Wasser- gerinne verschwinden in Karstlöchern; die einzigen Ausnahmen bildet die Narenta und der Trebezat, deren Mittellauf jedoch, zwischen engen Felswänden eingezwängt, für Ansiedlung und Verkehr ebenso, ja noch schlimmer wirkt, als wenn er unterirdisch flösse. In den verkarsteten Theilen der Hercegovina überwiegt entschieden die Vieh- zucht; die Zahl der Schafe und namentlich der Ziegen überti’ifft die der Rinder oft um das 3 — 6 fache. Ich habe die in den nun folgenden Ausführungen angewandte Methode bei der ersten Anlage meiner Arbeit auf die ganze Hercegovina ausgedehnt. Um diese breite Untersuchung abzukürzen und übersichtlicher zu machen, habe ich sie, so gut es gehen wollte, in Tabellenform gebracht und will nur einige wenige Beispiele ausführlicher hie- h ersetzen, um die Methode und damit den Grad der Zuverlässigkeit für diese Arbeit zu zeigen. Betrachten wir zunächst die Umgebung des Popovopolje. Das Gebiet zwischen Popovopolje und der Landesgrenze lässt sich durch den tiefen Einschnitt von Zavala nach Slano in zwei Theile zerlegen. Der nordwestliche hat eine durchschnittliche Höhe von 600 M. Zahlreiche Orte liegen in Karstmulden in einer Höhe von 400 — 600 M. (nur wenige über 500 M.), 1748 Menschen vertheilen sich auf 8546 Quadratkilometer (relativ 20’5). Der zweite Theil senkt sich von NW. nach SO, von 680 auf 450 M.; der Boden ist stark verkarstet, die Orte liegen in Mulden in Höhen von 300 — 500 M.; auf 13648 Quadratkilometer entfallen 1382 Menschen (relativ 104). Jauker. Ueber das Verliältniss der Ausiedlungen in Bosnien und der Hercegovina ete. 591 Das an der Trebinjcica gelegene flache Land (eigentlich ein Thal) lässt sich natur- gemäss in drei Theile zerlegen: 1. in den beckenartigen Theil bei Trebinje; 2. in ein stark und 3. in ein weniger verkarstetes Thalstück. 1. Das „Polje“ von Trebinje geht nach W. und theilweise auch nach S. allmälig in das Karstland über. Zahlreiche Rillen, Steinplatten, Dohnen etc. zeigen eine Ver- karstung des Landes an, doch muss der Boden (auch nach der geologischen Karte) zum Alluvium gerechnet werden. Die zahlreichen Ansiedlungen liegen theils auf dem Alluvium, theils am Rande und sind nur klein: 16 Orte (43%) haben mehr als 100 Ein- wohner. 8000 Menschen kommen auf 79'53 Quadratkilometer (relativ 100, ohne Tre- binje 63-26). 2. Das oberste Thalstück (das etwa mit den Specialkartenblatt Z. 34, C. XVIII. endet) ist noch stark verkarstet.1) Der Fluss ist ziemlich tief eingeschnitten und kann deshalb nicht wirksam überschwemmen. Die Orte liegen hier am Rande in günstigen Winkeln oder an den ziemlich steilen Hängen 40 — 60 M. und mehr in die Höhe gebaut. Hier Anden wir 860 Einwohner, und zwar 390 auf dem Nord-, 470 auf dem Südabhange der Berge (Sonnenseite) sitzen; der Flächenraum beträgt 80'6 Quadratkilometer (relativ 10'6). 3. Von der Bezirksgrenze Trebinje — -Ljubinje ab tritt der Fluss in das Niveau der Ebene, und hier ist das Land fruchtbar. Weiter abwärts sind der Anbau durch die Ueberscbwemmung einerseits und durch die Gewalt des die Erde wieder fortreissenden Wassers andererseits vielfach gehindert. Die Orte ziehen sich alle so weit den Hang hinauf, dass die Bestimmung der Zugehörigkeit schwer ist.2) Das ist nur an der steilen Südwestseite der Fall, an der Nordostseite findet man mehr und grössere Orte an dem sanften, durch seine zahlreichen Buchten für Ansiedlungen wohl geeigneten Abhange. An der Nordostseite wohnen 2690, an der Südwestseite 2252 Menschen, der Flächen- raum beträgt 85 Quadratkilometer (relativ 58T). Das Popovopolje hat ausgesprochenen Karstcharakter in grossem Stile. Es ist eine gesunde Gegend, hat milde Winter und mässig warme Sommer; das ganze 18.500 Hektar umfassende Gebiet ist vom Herbste bis Ende Frühling regelmässig über- schwemmt; das Feld von Trebinje selbst von December bis Mitte März. Das Trebinjcica- und Cicevopolje sind fruchtbare Alluvialböden: 60% Aecker, 20% Wiesen, 20% Weide. Der erste Theil des Thallaufes ist meist Karstboden mit Gestrüpp und Weiden; der letzte Theil durch Ueberschwemmungen fruchtbar: 70% Aecker, 15 % Wiesen, 15 % unproductiv. Im Popovopolje gedeihen Oliven, Aepfel, Pflaumen, Feigen, Quitten, Wein, Kirschen, Tabak und alle Arten von Getreide.3) Die das Popovopolje begleitenden Höhenzüge sind kahl und gehören wohl zu den waldärmsten Gegenden der Hercegovina. Nördlich von Trebinje bis zum Ljubomirpolje zieht sich zwischen zwei Bergrücken von etwa 900 und 800 M. ein ebeneres Stück hin (in 640 — 660 M.); hier findet man zerstreute Siedlungen; sonst ist das nach Norden sich senkende Land nahezu unbewohnt. Auf 162T6 Quadratkilometer entfallen 953 Menschen (relativ 5*8). Sehr günstig ist das Ljubomirpolje: auf 9'87 Quadratkilometer kommen 853 Menschen (relativ 86-4.4) Von da ab wird die Karsthochfläche gegen NW. immer 0 Vgl. die Beschreibung bei Miliajlovic, Das Popovopolje. Wissenscli. Mittli., I. Bd., S. 249 -253 und Groller v. Mildensee. Mitth. der k. k. geogr. Gesellsch. 1889. 2) Gekoren z. B. Eavno und Cvaljina noch zum Alluvium? 3) Vgl. Ballif, Wasserbauten I., S. 14—17 und Miliajlovic a. a. O., S. 349f. 4) Dass diese Ebene auch in früherer Zeit dicht bewohnt gewesen sein muss, beweisen die zahl- reichen Grabsteine und Denkmäler; vgl. II o ern es, Dinarische Wanderungen, S. 183, und Altertlnimer derHerce- govina I. 592 III. Naturwissenschaft. unruhiger, höher und wilder in den Formen, ohne zu einem einheitlichen Gebirgszuge zu werden. Sie hat etwa 900 M. im Durchschnitte, einzelne Gipfel erreichen aber 1100 — 1200 M.; die Bewaldung ist dicht, die Bewohnung spärlich. Gegen N. wird das Land wesentlich niedriger und ruhiger in den Formen, zeigt aber den Karstcharakter stärker. 1820 Menschen vertheilen sich auf 139'75 Quadratkilometer (relativ 13). Als ein anderes Beispiel betrachten wir den Bezirk Gacko. Die Ebene von Gacko umfasst eine Fläche von 53'55 Quadratkilometern1) und liegt 950 M. hoch. Das Land leidet an Versumpfung im Herbste und Trockenheit im Sommer. Die Ebene, von der Musica durchflossen, ist zum Theile von niedrigen Hügeln durchzogen und macht einen freundlichen Anblick für den, der aus dem umliegenden Karstlande kommt ; doch ist sie in der That rauh und starr; im Winter mit Schnee, der sieben Monate liegen bleibt, im Frühjahr und Herbst mit Sumpf bedeckt.2) Doch ist die Ebene ver- hältnissmässig stark bevölkert und gut angebaut, auch könnte es mit der Ausnützung des Bodens noch viel besser bestellt sein, wenn nicht die traurigen socialen Zu- stände einen rationellen Anbau hinderten. Die Orte liegen am Rande der Ebene und am Fusse des bei Kula Faslagic vorspringenden Hügelzuges. Einwohnerzahl 3984 (relativ 70’6), für die Höhe und das rauhe Klima eine ganz stattliche Ziffer.3) Im Süden liegt das Pustopolje mit 426 Menschen auf 11'7 Quadratkilometer (relativ 36’4), ein Theil ist humusreich, der Rest karstiges Weideland; 40% Wiese, 30% Weide. Als Fortsetzung kann das durch eine Stufe getrennte Polje gelten, in dem Cernica, Kljuc und Zagradci liegen. Es ist nur mehr 820 M. hoch und klein (10T2 Quadratkilometer), aber dicht bewohnt (526 Einwohner, relativ 52'9) und fruchtbar an Getreide und Gras. Auf dem lehmigen Boden sind 50% Aecker, 30% Wiesen, 20% Weiden.4) Ueber kahles, nur mit Buschwerk und einzelstehenden Bäumen bestandenes Karst- land gelangen wir in das flache Feld von Korito, das zwar nicht gut als Polje (d. h. Alluvialland) bezeichnet werden kann, obgleich es auf der geologischen Karte so eingetragen ist, das aber dem Anbaue doch weit günstigere Bedingungen bietet als das umliegende Karstterrain. Es umfasst einen Flächenraum von 1355 Quadratkilometer mit 354 Einwohnern (relativ 57'2). „Die Ebene war einst mit grossen Waldungen bedeckt, ist aber jetzt eine öde, felsige Mulde, in deren trichterförmigen Vertiefungen sich gute Erde vorfindet.“5) Neben den Poljen spielt der Flysch im Narentagebiete eine grosse Rolle. Schon hinter Gacko soll sich ein Streifen von Avtovac bis in die Nähe von Dobropolje hin- ziehen, doch tritt er im Terrain und der Art und Weise der Ansiedlung nicht hervor. Ein breiter Streifen von Flysch begleitet auf beiden Seiten den Oberlauf der Narenta, durch den Abfall des Gebirges (auf der Südseite deutlicher) begrenzt. Dieses Gebiet, von den Grenzen unseres Bezirkes (bei Medjenik) bis zum Jabukasattel, ist noch ziem- lich dicht besiedelt; die Orte sind klein, im Berglande vertheilt und liegen hoch (ausser Medjenik alle über 900 und 1000 M.). Im Borac (von der Quelle bis Janjina) liegt der Fluss 500 — 600 M. tief in den Flysch eingeschnitten, das Thal ist schmal, ohne Ebene x) Nach Ballif, a. a. O., S. 55. 2) Vgl. Sax, Eine Reise von Sarajevo zum Durmitor. Mitth. der lc. k. geogr. Geselisch. 1870, S. 102f. M. Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 192 und „Bosnische Gebirgsübergäng-e“. Zeitschi', des D. u. Oe. Alpcnvereins 1881, S. 126 f.; Luksie, a. a. O., S. 51. 3) Ballif (S. 30) sagt geradezu: „Die Station Gacko kann als Repräsentant der höheren Lagen des culturfähigen Bodens angesehen werden“. 4) Ballif, S. 20 — 21. Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 191. 6) Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 189. Ist es also ein Polje? Jauker. Ueber das Verhältniss der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina etc, 593 und die Gehänge sanft geneigt. Es gibt auch theilweise Schotter- und Felsterrassen.1) 990 Menschen wohnen auf 59'31 Quadratkilometer (relativ 16-6). Der Flysch greift auch über den Sattel hinüber bis zum Jabuka- und Volujak- gebirge einerseits und das Sutjeskathal aufwärts bis zum Lebrsnik anderseits. Die Gegend ist waldreich, der Fluss tief eingeschnitten, die sehr spärlichen Ansiedlungen meist weit über 1000 M. Das Gebiet umfasst im Norden 53-93 Quadratkilometer, im Süden 14’ 11 Quadratkilometer und 547 Einwohner. Rechnet man diese nur auf den südlichen Theil (was auch richtiger ist), so erhält man relativ 38'7 ; nimmt man das ganze Gebiet zusammen, nur 7-5. Was nun übrig bleibt, ist Karstkalkboden, der freilich in den einzelnen Theilen sehr verschiedenes Aussehen hat. Der Südwesten stellt eine flache Aufwölbung des Bodens dar von etwa 1000 — 1400 M. und hat eine äusserst kümmerliche Besiedlung. Von da gegen Nordwesten zieht sich das Massiv der Bielasica- und Babaplanina hin; es ist dicht bewaldet, stellenweise verkarstet, gar nicht bewohnt (1200— 1800 M. hoch). Von Lepnik am Nordostrande des Polje zieht sich ein Streifen, wie es scheint, öden, stark verkarsteten und menschenleeren Landes hin; dann folgt ein Gebiet, das von einer Anzahl wie in Falten gelegter, parallel laufender Hügelketten durchzogen ist, der Fluss (Vrba) rauscht in der Tiefe dahin, kleine Orte finden sich in ziemlicher Höhe (meist über 1000 M.) auf den von zusammengeschwemmter Erde bedeckten, fetten Weiden- und Wiesengründen. Je weiter man gegen den Cemernosattel kommt, um so mehr gewinnt der Hochwald die Herrschaft.2) Die Lebfnik- und Volujakkette ist hoch, kahl und unbewohnt. Wenn wir von dem ganzen Bezirke mit 726-43 Quadratkilometern und 13.701 Ein- wohnern (relativ 18-8) die Poljen und Flyschgebiete abrechnen, so erhalten wir die noch ungünstigere Ziffer von 14'9. Das gäbe aber doch eine unrichtige Vorstellung von der Besiedlung des überhaupt bewohnbaren Karstes; wir müssen deshalb von Gebieten, die schon wegen der Höhe nicht besiedelt werden können, absehen: z. B. von dem Gebiete der Baba- und Bielasicaplanina mit etwa 95'51 Quadratkilometern und von Theilen des Lebfnik- und Volujakgebirges mit 29'25 Quadratkilometern.3) Dann erhalten wir für den Karst: 292‘77 Quadratkilometer mit 6333 Einwohnern (relativ 2P6). In Bezug auf Aus- dehnung und absolute Bevölkerung nimmt also das Karstland die erste, in Bezug auf Dichte die letzte Stelle ein. Der Bezirk Nevesinje hat eine Grösse von 1213’27 Quadratkilometern und 20.114 Einwohner (relativ 16-5). Hier spielen neben Kreidekalk und Alluvium auch Flysch und Werfenerschiefer eine grosse Rolle. Das grösste Polje ist das von Nevesinje. das grösste in der Hercegovina, mit 135‘72 Quadratkilometern. Die Versumpfung ist nur kurzdauernd und unbedeutend, im Sommer trocknet auch der Fluss aus. Es sind 30°/o Aecker, 30 °/0 Weiden, 20 °/0 Wiesen und 200/o unproductiv; mit Ausnahme von Mais werden alle Körnerfrüchte gebaut.4) Es ist keineswegs eine einheitliche Ebene, sondern löst sich in einzelne abflusslose Gebiete auf, ist von Hügeln durchzogen, geht an anderen *) Vgl. Cvijic, Mitth. der k. k. geogr. Gesellsch. Abhandl. S. 19 und S. 21f. Ueber die zerstreuten Siedlungen und deren Bezeichnung als „Dorf“ ebenda. 2) Vgl. Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 130, 198 und 203 — -205 und „Bosnische Gebirgs- übergänge“. 3) Es ist kein Zweifel, dass diese Zahlen viel zu niedrig gegriffen sind und dass sich nicht noch viel mehr Gebiete dazuzählen Hessen; aber diese stellen eben mehr oder minder geschlossene Gebirgs- stöcke dar. 4) Ballif, S. 6—7. Band VIII. 38 594 III. Naturwissenschaft. Stellen so in das Karstland über, dass die Grenzbestimmnng, namentlich im Süden, sehr schwer ist. Nach Mojsisovics ist es ein Alluvialfeld, an dessen westlichem Rande sich neogene Süsswasserbildungen ansetzen. Sie ziehen sich von Nevesinje über Prid- vorci nach Kljun und haben nicht so viel Besiedlung, wie der gegenüberliegende Poljen- rand. Hier ist eben ein leicht gewellter, mit Bäumen bepflanzter Streifen vorgelagert, der die Communication mit diesem freien „Polje“ hindert. Besiedlung, Anbau und Frucht- barkeit ist in den einzelnen Theilen sehr verschieden. Sax schildert die Gegend mit folgenden Worten: „Die Polje von Nevesinje ist zum grössten Theile steinig und wenig angebaut, hat aber schon eine mehr der südeuropäischen Zone angehörende Uebergangs- vegetation. Gegen Nevesinje zu wird die Gegend belebter. Der Weg zieht sich zwischen Dörfern und Auen hin.“1) Es wird vorzugsweise Ackerbau, daneben aber auch in reichem Masse Viehzucht getrieben (20.036 Schafe, 7663 Ziegen und nur 6307 Rinder). Hier wohnen 7722 Menschen (relativ 62‘8). Die Ansiedlungen liegen am Rande der steil aufragenden Ge- birge, die gänzlich unbewohnt sind. Für den südlichen Theil ist der Name „Polje“ nur mehr schwer zu gebrauchen; zwischen den sanften Rücken schlängelt sich hie und da ein bald wieder verschwindendes Bächlein; hier Verkarstung, dort Sumpf. Die Häuser liegen verstreut über den ganzen Fleck, die Mehrzahl freilich noch wie zögernd sich an die nächsten Hügel drängend. Auf einer Fläche von 34-31 Quadratkilometern wohnen 1344 Menschen (relativ 39T). Der Ackerbau nimmt gegenüber der Viehzucht von der Mitte gegen die Ränder zu ab. Das Land geht nach Süden unmittelbar in das hügelige, vom Zalomskibache durchflossene Gebiet von Biograd über, das nach Aussehen und Ansiedlungsformen auf alles eher hinweisen würde als auf Karstterrain. An dem Nevesinjskopolje hängen wie an Fäden an angedeuteten Thalfurchen das Zlatopolje und Lukovackopolje. Jene, in einer Meereshöhe von 1000 M. gelegen, hat eine versumpfte Fläche, aber guten Boden: 30°/0 Aecker, 70°/o Wiese; Flächeninhalt 2-53 Quadratkilometer; an den Steilrändern der um- liegenden Berge lehnen die Ortschaften mit 259 Einwohnern (relativ 102-8). Das Luko- vackopolje ist von mehreren Bächen durchflossen, nur kurze Zeit versumpft und hat guten Boden; 50°/0 Aecker, 50 °/0 Wiesen.2) Auf 5'06 Quadratkilometer kommen 640 Ein- wohner (relativ 126-4). Nach Norden schliesst sich das Krusevskopolj e an. Es ist durch eine Stufe verkarsteten, unbewohnten Landes vom Nevesinjskopolje getrennt und liegt etwa 100 m höher. 622 Einwohner entfallen auf 6-41 Quadratkilometer (relativ 97). Alle Alluvial- länder haben einen Flächeninhalt von 251 -13 Quadratkilometern und 15.621 Einwohner (relativ 62-2). Von grösserer Bedeutung ist auch das Flyschland. Es erscheint als Fortsetzung des früher besprochenen Streifens zu beiden Seiten der Narenta bis oberhalb Ulog. Anfangs ist die Begrenzung noch deutlich, später undeutlich. Man kann die Fläche etwa mit 118-6 Quadratkilometern annähernd bestimmen. Mit Ausnahme von Trnovica und Ulog liegen alle Orte am Hange hoch hinauf verstreut (900 — 1000 M.); sie sind klein und stark zerrissen; von 21 Orten haben nur sechs mehr als 100 Einwohner, vier zwischen 90 und 100 Einwohner, die übrigen unter oder um 50; zusammen 1910 Menschen (relativ 16-1). Von dieser Gegend sagt Sax: „Es sind weniger Ortschaften als eine Gegend mit zerstreuten Häusern“. Auch ein Fleck von Werfenerschiefern in der 0 Reise von Sarajevo nach dem Durmitor, S. 107. 2) Vgl. Ballif, S. 10—11. Jauker. Ueber das Verliältniss der Ausiedlungen in Bosnien und der Hercegovina etc. 595 Umgebung von Obalj muss dazugerechnet werden, er umfasst 6*75 Quadratkilometer mit 323 Einwohnern (relativ 47 *8). Somit bleibe für die Karstfläche 836'78 Quadratkilometer mit 2180 Einwohnern (relativ 2-6). Aber auch hier müssen grössere unbewohnbare Gebiete in Abrechnung gebracht werden und zwar 1. der Stock des Veles (1720 M. Kammhöhe) mit 55’71 Quadratkilometern (Kreide, im Norden etwas Trias und Jura); 2. die Crnagora (1260 M.) mit 37’68 Quadratkilometern (Kreide); 3. die höchsten Theile der Crvanjplanina (1640 M.) mit 43*76 Quadratkilometern (Kreide, im Nordwesten Trias und Jura), endlich 4. die Morinje (1200 — 1300 M.) mit 4T76 Quadratkilometern. Somit entfallen für das bewohnbare Karstgebiet auf 657*85 Quadratkilometer 2180 Einwohner (relativ 3*3). Im Bezirke Ljubuski liegt das 49*32 Quadratkilometer grosse Polje von Lju- buski, nur 83 M. über dem Meere, vom Trebizat durchflossen; es ist die fruchtbarste Ebene der Hercegovina: hier gedeihen Mais, Wein, Tabak und Reis.1) Hier trifft alles zusammen, was dem Anbaue günstig is; fetter Erdgrund, constante Feuchtigkeit und mildes Klima. Hier wohnen 10.125 Menschen (relativ 205*2). Welche Bedeutung dieser Platz schon in alter Zeit hatte, beweisen die zahlreichen römischen und mittelalterlichen Funde.2) Die Orte ziehen sich etwas von dem Polje zurück und rücken so weit am Hange hinauf, dass die Bestimmung der Zugehörigkeit oft sehr schwierig ist (besonders an der Süd- und Westseite). Im Jahre 1841 wurde die Wohlthat des Reisbaues eingeführt. Das Polje ist vom October bis Mai zu 80 °/0 überschwemmt; es ist humusreicher, sehr frucht- barer, tiefgründiger Ackerboden.3) Zum Alluvialland müsste dann auch der Theil des Rastokbeckens gerechnet werden. Dazu könnten auch die Bewohner der strittigen Gemeinden Grab, Vasarovina und Lisice gerechnet werden, da sie jedesfalls an dem Alluviallande theilhaben. Ballif bemerkt dazu: „Von diesen Gemeinden liegen zwar einzelne, im ganzen aber nicht sehr beträchtliche Theile ausserhalb der beiden Poljen an den dieselben einschliessenden Lehnen des Karsttei’rains, in letzterem ist jedoch die urbare Fläche sehr klein und wird zumeist mit Tabak, Kartoffeln, Kraut etc. bebaut.“ Der Oberlauf des Trebizat heisst Tili alj in a und fliesst in einem tief eingeschnit- tenen Thale; an seinen Ufern hat man zahlreiche Grabsteine, Reste einer Römerstrasse etc. gefunden. Wenn man das Thalstück mit ll-25 Quadratkilometern und die Einwohner mit 1392 bestimmt, erhalten wir die (wohl zu günstige) Relativzahl 123*7. Das Thal führt uns hinüber zum Imoskipolje, an dem unser Bezirk mit 85*2 Quadratkilometern und 3874 Einwohnern (relativ 45-4) Antheil hat. Die Ebene ist theils dürr, theils versumpft. Der Krenicasee ist ein immerwährendes Residuum im Süden, und wenn er anschwillt, ist jeder Verkehr unterbrochen; das Wasser ist sehr fischreich. Es sind: 50 °/0 Aecker, 20 °/0 Wiesen, 10°/0 Weiden, 10% Wald, 10 % unproductiv. Es gedeihen Körner- früchte, Wein und Tabak.4) Die Ansiedlungen liegen im Norden und Süden am Berg- hange, im Osten ist die vorspringende Hügelgegend dicht mit Häusern bedeckt. Auch Cerno im Nordosten von Ljubuski gehört einem Polje an. Die Gesammt- summe der Alluvialländer beträgt 146*77 Quadratkilometer mit 15.775 Einwohnern (relativ 108*4). *) Vgl. Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 1 36 f. ; Luksic, S. 70; Guttenb erg-, Mittli. aus dem Narentagebiete. 2) Hoernes, Dinarisclie Wanderungen, S. 130, und Altertliümer der Hercegovina, I., 533 — 536. Auch sollen schon die Römer hier Wein gebaut haben. 3) Ballif, S. 18—19. 4) Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 144 — 149; Ballif, S. 10 — 17. 38* 596 III. Naturwissenschaft. Von Flussalluvien ist hauptsächlich das Narentathal zu nennen. Es ist eine breite Ebene, unterhalb Gabela häufig überschwemmt, aber theilweise fruchtbar. Die Orte Gorica, Caplina und Dretelj sind gleich den gegenüber liegenden Ansiedlungen Tasovcih und Pocitelj an den steilen Hängen emporgebaut. Die ganze Gegend bis in die Nähe von Trebizat umfasst eine Fläche von 35-83 Quadratkilometern und 3253 Ein- wohner (relativ 90*7). Den Trebizat und Lukoc aufwärts wohnen 1906 Menschen auf einem Flächenraume, der mit 7-8 Quadratkilometern ungefähr angegeben werden kann (relativ 244'3 ! wohl zu günstig). Der Gesammtflächeninhalt aller dieser Alluvialfelder ist 190'4 Quadratkilometer mit 20.934 Einwohnern (relativ 109-9). In der Expositur Posuiüje ist das bedeutendste Polje das von Rakitno; es liegt 911 M. hoch und umfasst 17 '32 Quadratkilometer; zwei Drittel der Fläche sind von December bis Februar inundiert, es ist mittelmässiger, sandiger Boden; 30°/0 Aecker, 30 °/0 Wiesen, 40 °/0 Weiden. Die 2416 Einwohner sitzen am Rande des Polje (rela- tiv 139‘4). Die umgebenden Hügelzüge sollen dem Flysch angehören. Das Gebiet der Posusje ist eine von der Ricina, Torrente Topola und Zupanjiea durchflossene, fruchtbare Ebene, nur neigt sie zu Ueberschwemmungen; 1) sie hat eine Ausdehnung von 16-41 Quadratkilometern mit 2427 Menschen (relativ 153-9). Es ist minderwertiger, san- diger Boden; 25 °/0 Aecker, 25°/0 Wiesen, 50 °/0 Weiden. Umsomehr muss es Wunder nehmen, östlich davon ein 4-61 Quadratkilometer grosses Polje ganz unbewohnt anzu- treffen. Um diese Ebene schlingt sich (nach der geologischen Karte) ein Streifen Flysch, im Terrain durch sanfte Hügel- und Bergformen ohne Verkarstung und durch dichtere Besiedlung bemerkbar. Auf 53 -53 Quadratkilometer kommen 2585 Einwohner (relativ 48-6). Somit ist das Alluvium überall noch stärker besiedelt als der Flysch. Für das Karstland der Expositur Posusje bleiben somit 89‘07 Quadratkilometer mit 237 Einwohnern (relativ 2‘6). Dabei ist noch zu bedenken, dass das Flyschgebiet von Zupanjac hier bedeutend hereingreift und das Vucipolje, das Gebiet von Trebistova und die Hälfte des Rokitnopolje umfasst (hier wohnen eben die 237 Einwohner). Der Rest ist unbesiedelt. Daher bleibt für das Karstland des Bezirkes Ljubuski eine Fläche von 454‘41 Quadratkilometern mit 10.565 Einwohnern (relativ 23‘2). Diese für Karstländer sehr be- deutende Zahl findet ihre Erklärung in der geringen Höhe (200 — 400 M.), südlichen Lage und den fruchtbaren Karstkesseln. Besonders zu beiden Seiten der Tihaljina liegen bis tief in das Land hinein dichte Ansiedlungen. Muldensiedlungen sind natürlich vorherrschend. Sehr interessant ist für die Besiedlung das Narentadefilee; damit gelangen wir zugleich in das Gebiet der Trias (linkes Ufer) und des Jura (rechtes Ufer). Der Fluss hat sich tief in das Plateau eingeschnitten und so furchtbare Steilränder erzeugt, dass jede Ansiedlung unmöglich erscheint. So wirkt dieser Fluss, der einzige der Herce- govina, der nicht unter die Erde taucht, sehr schädlich, da der Raum eines breiten Thaies für den Anbau lahm gelegt ist, und auch jede freie Communication, wie sie auf jeder gleicnmässigen Karstfläche möglich gewesen wäre, besonders von West nach Ost eine bedeutende Unterbrechung erleidet. Von Steilrand zu Steilrand umfasst das Thal 159T8 Quadratkilometer mit 1400 Menschen (relativ 8’7), und diese ziehen sich in den Ortschaften Strazevo, Dresniza und Grabovica in die Seitenthäler hinauf. Hoernes schreibt darüber:2) „Das Dresjankathal ist furchtbar anzusehen, steilrandig wie eine 9 Hoernes, Alterthümer der Hercegovina, S. 577. 2) Dinarische Wanderungen, S. 66. Janker, lieber das Verhältnis der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina etc. 59 1 Schlucht, und nur wenige Stunden am Tage scheint die Sonne hinein .... ein kleines, aber an Wein, Obst und Getreide fruchtbares Blachfeld nährt eine dichte Bevölkerung von über 800 Seelen“. Als Beispiel eines verwickelt gebauten Landes sei noch der Bezirk Konjica besprochen. Dabei sei auch an einzelnen Stellen gezeigt, wie unsicher die geologische Karte ist. So wird beim Orte Lukovac Werfenerschiefer von Norden her eingreifend gezeichnet; ein Ort dieses Namens ist aber auf der Specialkarte nicht zu finden; wohl aber zwei Orte Ljuta. Südlich von diesem Orte wird ein Bach eingezeichnet, der, nach Südwest fliessend, in die Vrehovina und mit dieser bei Glavaticevo von Osten in die Narenta mündet. Nach dem Terrain der Specialkarte zu schliessen, müssten diese Flüsse durch die 1500 — 1700 M. hohe Planina gehen. Bjelemic wird an die Narenta ver- legt, von der es doch über 4 Km. entfernt ist. Der Boricipotok, der von Westen oder Nordwesten in den Borkesee münden soll, würde dem meist wasserlosen Borova- draga entsprechen können, wenn nicht sein langer Lauf, um das Bielathal im Süden herum, verlangte, ihn über die Prenjplanina laufend zu denken. Dass es unter solchen Umständen fast unmöglich ist, gesicherte Substrate für die Untersuchung zu ge- winnen, sei hier nochmals betont. Die Karte Rückers (1:150.000) leistet schon hier sehr gute Dienste, da sie z. B. auch eine Unterscheidung zwischen paläozoischen Schiefern und Kalken kennt. Die einzige grosse Triasfläche bildet die Radoboljeplanina.1) Von Bedeu- tung sind namentlich die Werfenerschiefer. Sie treten meist als Ausschnitte an den Abhängen der Gebirge auf. Sie begleiten als schmaler, immer breiter werdender Streifen die Narenta von Glavaticevo bis Jablanica an der linken Thalseite. Südlich von Glavaticevo umfassen sie 1P08 Quadratkilometer mit 147 Menschen (relativ 13-2). In der Senke des Borkesees entfallen auf 1 2*93 Quadratkilometer 446 Einwohner (relativ 33‘7). Dann zieht dieser Streifen quer über Thäler und Höhen dahin; 1411 Einwohner vertheilen sich auf 29-86 Quadratkilometer (relativ 47'2). Der sanfte Nordabhang des Prenj bietet also der Besiedlung sehr günstige Bedingungen. Dann lassen sich die Werfener- schiefer über Dobrigose und den Papracsattel bis in das „idyllische Thal“ von Jabla- nica verfolgen. Es ist auffallend, wie plötzlich sich die Scene ändert, wenn man das Narentadefilee verlassen hat; die Steilränder treten auseinander und machen sanften Hügeln Platz, die Bewohnung wird merklich dichter, der Fluss legt kleine Alluvien an. Auf 42'01 Quadratkilometer kommen 1804 Menschen (relativ 42-9) (Mittelwert 39’7). Dazu kommt noch das Gebiet von Ljuta mit ungefähr 18*67 Quadratkilometern und 152 Ein- wohnern (relativ 8T). Aus Werfenerschiefern und Flysch gemischt sind die beiden Seiten der Bo§evica- planina. Ich nehme als Nordgrenze das Ende des Specialkarten blattes Z. 30., C. XVIII. an, da jenseits die Karte Rückers beginnt, die bessere Daten bietet. Der östliche Theil hat 31'6 Quadratmeter mit 1495 Einwohnern (relativ 47*3) ; im Südwesten entfallen auf 10’01 Quadratkilometer 418 Menschen (relativ 4L7). Dazu gehört noch das Gebiet der Podhum- und der Bitovnjaplanina. Die Abhänge sind gut bewaldet, der Rücken kahl und in seiner ganzen Ausdehnung (23'34 Quadratkilometer) unbewohnt. Das Hügel- land zwischen Selakova Kula und Vratnagora umfasst 5*4 Quadratkilometer mit 213 Ein- wohnern (relativ 39‘4). Die Gesammtsumme für das Werfenerschiefergebiet beträgt 199-52 Quadratkilometer und 6843 Einwohner (relativ 34'2). [) Vgl. Anhang I. B, Nr. 7. 598 III. Naturwissenschaft. Paläozoische Kalke treffen wir in der 26'83 Quadratkilometer umfassenden Bogo- relicaplanina. Die Hänge sind bewaldet, der Rücken kahl, Bewohnung fehlt fast gänzlich. Die paläozoischen Schiefer bilden ein Bergland von 400 — 1600 M. Höhe mit 14209 Quadratkilometern Ausdehnung. Die Ansiedlungen sind dicht und liegen am Hange bis 1100 M. verstreut; 3586 Einwohner (relativ 25‘2). Bedeutenden Raum nehmen jüngere Bildungen ein; man könnte sie als Neogen- mulde von Lisici6 bezeichnen. Das ganze Gebiet, das nach der Karte nur ganz oberflächlich bestimmt werden kann, umfasst etwa 87 Quadratkilometer. In diesem Hügel- lande wohnen 4188 Menschen, wovon etwa 1618 auf die eingestreuten Alluvialebenen und den Südabhang entfallen. Der Höhe nach entfallen auf (300 — 400 M.) 3, (400 — 500 M.) 7, (500— 600 M.) 5, (6— 700 M.) 2, (700— 800 M.) 0, (8— 900 M.) 1, (900— 1000 M.) 0, (1000 — 1100 M.) 1 Ortschaft. Das Gesammtgebiet ergibt relativ 48T. Für das bisher nicht berücksichtigte Land bleiben daher 382'87 Quadratkilometer mit 24.661 Einwohnern (relativ 64'4). Wenn wir Konjic (mit 1993 Menschen) abrechnen, da es seine Existenz den beiden kleinen, aber gut angebauten Alluvien verdankt,1) so erhalten wir relativ 59'2. Dieses günstige Verhältniss erklärt sich aus dem wechselnden Auftreten von Trias, Werfen ersclnefer und Paläozoicum in den zahlreichen Gräben nördlich der Neogenmulde. Auch die Anfänge der Thäler des Ubar, der Bjela etc. im Süden der Narenta sind dicht besiedelt. Anhang X. In diesem Theile will ich die Gebiete besprechen, die noch nicht abgehandelt sind. Die ursprünglichen Untersuchungen waren mit derselben Genauigkeit durchgeführt, und erscheinen hier in verkürzter und übersichtlicher Form. Die Gebiete wurden nach Formationen geordnet. A. Alluvium. 1. Polje von Grab (bei Trebinje). Die Orte liegen am Rande des Polje zum grossen Theile auf einen, in der Hercegovina sehr auffallenden Schuttkegel2) gebaut. Nur wenig Humusboden: 10°/0 Aecker, 10% Wiesen, 40 °/0 Weiden, Rest unproductiv.3) 2. Polje von Ljubinje. Etwa 400 M. Höhe, sandig schotteriger Boden mit schwacher Humusschichte: 35 °/0 Aecker (meist mit Tabak bebaut), 1 5 °/0 Wiesen, 30°/o Weiden, Rest unproductiv.4) 3. Polje von Bilek und Cepelica. Durch einen Karstriegel getrennt und etwa 100 M. niedriger liegt die vielfach in Sumpfflächen stagnirende Cepelica und das Alluvialfeld von Miruse. 5) 4. Planskopolje. Es scheint verkarstet zu sein, ist aber nach der geologischen Karte Alluvialboden: 60 °/0 Aecker, 40°/o Wiesen. x) Vgl. Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 71; Blau, Ausflüge in Bosnien. Zeitschr. der Ge- sellsch. für Erdkunde zu Berlin 1867; Luksic und Rücker. 2) Ueber täuschende Schuttkegelformen vgl. Penck, Zeitschr. des D. u. Oe. A.-V., S. 34. 8) Ballif, S. 8—9, 12—13. 4) Ebenda. B) Ueber Bilek vgl. Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 188, und „Bosnische Fahrten“. Ausland 1877, S. 431. Jauker. Ueber das V erhältniss der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina etc. 590 5. Polje von Stolac. Theils schotterig, theils sandig, tlieils humusreich. Es gedeihen Körnerfrüchte, Tabak, Wein.1) 6. Cirknickopolje. Fruchtbarer Ackerboden. Es gedeihen Körnerfrüchte, Wein, T abak. 2) 7. Narentalauf des Bezirkes Stolac. Der Fluss ist zuerst in ein enges Defilee eingezwängt (von Hotanj bis Tasovcic), dann hat er eine breite, versumpfte Mündungs- ebene. Hier wird Reisbau getrieben; die Hänge sind von erschreckender Trostlosig- keit.3) Die Orte sind meist gross und malerisch am Hange hinaufgebaut; im Bregava- defilee trifft man keine Ansiedlungen. Nur an wenigen Stellen führen Wege aus dem Thale auf die Höhe, wo die Orte liegen. 8. Ebene Bisce (bei Mostar). Sie liegt 55 M. hoch, ist baumlos und steinig, mit Gras bewachsen und schlecht bebaut; die Bora wüthet sehr stark.4) In geschützten Winkeln (Blagai, Jasenice) gut bebaut und besiedelt. 9. Das Bjelopolje. Es ist mehr eine Thalweitung als ein Polje; der linke Thal- hang fällt sanft, der rechte steil ab. Das Klima ist milde, aber die Viehhaltung und die aus dem Gebirge kommenden Giessbäche thun dem Anbaue viel Schaden. Auch früher war die Ebene gut bewohnt, wie zahlreiche Funde und Baureste beweisen. 10. Das Mostarsko Blato. Der Rand wird im Osten und Norden durch schroff aufsteigende Mittelgebirge gebildet, im Süden und Westen ist er fruchtbar und den Ueberschwemmungen ausgesetzt.5) Boden im Nordwesten schotterig, im Südosten humus- reich. 30 °/0 Aecker, 50 % Wiese, 20 °/0 Weide, Körnerfrüchte, Wein, Tabak.6) 11. Alluvialfeld von Trn. Die Ugrovaca, eine Torrente der schlimmsten Art, die sowohl grosse Wassermassen daherbringt, als in kurzer Zeit wieder austrocknet,7) hat in Verbindung mit dem „fischreichen Wasser“ der Listica ein kleines, gut angebautes Alluvialfeld geschaffen. Abhänge steil. 12. Polog. Die geologische Karte verzeichnet einen Alluvialfleck bei Polog (in der Gemeinde Livade?), doch stimmt die Lage mit der auf der Specialkarte nicht überein. 13. Brotnjopolje. Es hat ein mildes Klima und fruchtbaren Boden; es gedeihen alle Arten von Feld- und Baumfrüchten, Wein und Tabak, waldige Berge halten die Bora zurück.8) Die Häuser sind klein und „so ängstlich an die Grenze der Steinwüste gebaut, als fürchteten sie, den Fuss in die grüne Oase zu setzen.“9) 14. Ivan Dolac und Zimljeplanina. Weite Polje in das hohe Karstland eingesenkt, 1108 M. hoch, nur minderwertiges Weideland; unbewohnt. Zimljeplanina etwas besser: 20°/o Aecker, 30% Wiesen, 30% Weiden, 20% unproductiv, 525 Einwohner. 9 Ballif, S. 10-11. 2) Ebenda. 3) Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 15. 4) Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 29; Sax, S. 109. 5) Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 119. Alle Angaben bei Hoernes müssen um 45° nach Osten gedreht werden; also N.-NO., N.-NW. etc. 6) Ballif, S. 18 — 19; Luksic, S. 70. Guttenberg, S. 168. 7) Hoernes, Dinarische Wanderungen, S. 1 58 f. 8) Ebenda, S. 121 f. 9) Hoernes, Dinarische Wanderungen und Alterthümer der Hercegovina. 600 III. Naturwissenschaft. B. Kreidekalkgebiete. 1. Karstplateau südlich von Trebinje. a) Der nördliche Theil ist ein unruhiges, stark verkarstetes Bergland. Die Orte liegen in Gruben oder unter dem Schutze von Hügeln, meist 500 — 700 M. hoch, einzelne Militärstationen noch 1200 — 1300 M. ; b) der südliche Theil wird von den Ausläufern des M. Orjen durchzogen. Am Rande einzelner Karstkessel liegen grössere Orte (900 — 1000 M. hoch). 2. Karstland des Bezirkes Ljubinje. Im SW. massig verkarstetes Bergland, senkt sich gegen NO. Ansiedlungen nur spärlich (meist 400 — 700 M.). 3. Die Sitnicaplanina. Zwischen zwei gut bewaldeten Höhen (1250 M. und 1000 M.) läuft eine thalartige Furche dahin mit Ansiedlungen; gegen Norden senkt sich die Landschaft. 4. Karstland des Bezirkes Bilek. Gleichförmig, ebene Stücke setzen von N. nach S. in Stufen ab. Stark verkarstet. „Die kahle Gegend ist nur mit einem grünen Hauche überkleidet, aus dem einzelne Büsche und Bäume hervorsehen“.1) Ansiedlungen im S. geschlossen, sonst stark vertheilt; der Höhe nach entfallen auf (500 — 700 M.) 24, auf (700— 800 M. )7, auf (800— 900 M.) 10 Orte. 5. Karstgebiet des Bezirkes Stolac. Die Bevölkerung vertheilt sich sehr ungleich- mässig, das Terrain ist stark bewegt, stellenweise gebirgig. Die Küste ist versandet und wenig besiedelt. Der südwestliche Theil bis zum Zubagebirge hat eine Durch- schnittshöhe von 310 M. und ist nicht besonders dicht besiedelt; die Orte liegen in Mulden. Die Ebene von Gradac könnte ganz gut als Polje gelten.2) Im Hrasnogornje treffen wir eine grosse Anzahl von Poljen oder eigentlich grosse Dolinen, die auf der Karte durch eine Cisterne oder einen Wasserlauf angedeutet sind (z. B. Duboka, Gra- djevic, Pusista, Krusevo etc.). Die Hergutplanina erhebt sich bis gegen 1000 M. Die Ansiedlungen sind auf die Mitte und die niedrigeren Orte beschränkt und steigen bis 800 M. empor. Der W. gegen die Narenta zu ist gut besiedelt und für den Wein- bau vorzüglich geeignet. 6. Karstland des Bezirkes Mostar. Auch hier sind einzelne geschlossene, gebirgige Theile ohne Besiedlung, nämlich die Cvrsnicaplanina und Cabuljaplanina (1500 bis 1700 M.), die höchsten Theile und die Abhänge der Prenjgruppe und des Veles (1600 — 1700 M.). Der Abhang des Veles ist wenig, dagegen das Land am rechten Narentaufer sehr gut besiedelt, obgleich es auch seinen trostlosen Kar steh arakter nicht verläugnen kann. 7. Kadoboljeplanina. Sie besteht aus Triaskalk und hat steile Abstürze im SW. und N. Die Orte liegen in thalartigen Furchen in einer Höhe von 1300 — 1500 M. Die Planina setzt sich nach S. fort a) in einen plateauartigen Theil, der fast gar nicht be- wohnt ist und b) in ein niedrigeres Vorland, das dicht mit Ansiedlungen bedeckt ist. 9 Hoernes, Dinarisclie Wanderungen, S. 182 — 188. 2) ßallif, S. 12—13. Jauker. Ueber das Verhältnis der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina etc. 601 Anhang II. In der min folgenden Tabelle stelle ich die Zahlen der Gebiete und Einwohner zusammen, um dadurch die Dichte und den Charakter der Bewohnung so klar auszu- drücken, als dies eben durch Zahlen möglich ist.1) Name Flächeninhalt in km2 Einwohner- zahl relativ Alluvium. 1. Polje von Grab 16-76 2257 134-7 2. Das Popovopolje : a) Trebinje 79-53 8000 100 b) das erste Thalstück 80-6 860 10-6 c) das zweite Thalstück 85-0 4942 581 3. Ljubomirpolje 9-87 853 86-4 4. Polje von Ljubinje 978 1977 202 5. Ubovskopolje 8-4 380 45-2 6. Dabarpolje 39-6 1962 49-5 7. Polje von Bilek 11-25 1981 176 8. Polje von Cepelica 15-1 982 65 9. Planskopolje 9-6 152 15-8 10. Polje von Gaeko 53-55 3984 70-6 11. Puätopolje 11-7 426 36-4 12. Polje von Cernica 10-12 536 52-9 13. Polje von Korito 6-18 354 57-2 14. Narentaalluvium im Bezirke Stolac . . . 40-6 3590 88-4 15. Stolackopolje 5-21 5707 1095-3 16. Cirniökopolje 2-96 1086 366-8 17. Polje von Hutovo 18-14 725 39-9 18. Gebiet von Polijece im Ubovskopolje . . . 0-95 238 334-7 19. Polje von Nevesinje: a) im Norden 135-72 7722 56-9 b) im Süden 34-31 1344 39-1 20. Zlatopolje 2-53 259 102-8 21. Lukovacpolje 5-06 640 126-4 22. Kruäevskopolje 6-41 622 97 23. Polje von Ljubuäki 49-32 10125 205-2 24. Tihaljinathal 11-25 1392 123-7 25. Imoskipolje 85-2 3874 45-4 26. a) das Narentathal 35-83 3253 90-7 b) das Trebiüatthal 7-8 1906 244-3 *) Vgl. Ratzel, Anthropogeographie II, S. 188. 602 III. Naturwissenschaft. Name Flächeninhalt in km 2 Einwohner- zahl relativ 27. Polje von Rakitno 17-32 2416 139-4 28. Die Posuäje 16-41 2427 153-9 29. Ebene Bisße 45-37 3557 78-4 j 5 4 " 7 , mit 30. Bjelopolje 42-74 2341 | Mostar 2 19" 5 31. Mostarsko Blato 33-03 2269 68-6 32. Alluvium von Trn 2-64 536 202-2 33. Polje von Koßerim 8-9 1048 117-7 34. Polog 2-53 582 230 35. Polje von Mokro 2-3 726 315-7 36. Brotnjopolje 21-64 4505 208-1 37. Ivan Dolac 8-88 — — 38. Zimljeplanina 7-67 525 68-4 Kreidekalkt gebiete. 1. Karstplateau südlich von Trebinje .... 209-62 2095 9-9 a) 28*29 486 13-6 2. Karstland westlich von Grab 1 b) 26-43 715 27-0 3. Karstland nördlich vom Popovopolje . . . 162-16 953 5-8 4. Karstland nördlich vom Ljubomirpolje . . 139-75 1820 130 5. Karstland des Bezirkes Ljubinje 214-85 2675 12-4 6. Karstland nördlich von Ljubomir-Bukovcak 190-72 1082 5-6 7. Sitnicaplanina 138-41 1563 11-2 8. Karstland des Rezirkes Bilek 277-38 5036 18-1 9. Karstland des Bezirkes Gacko 292-771) 6333 21-6 795-85 2963 3-7 10. Karstland des Bezirkes Stolac 34-53 250 7-1 11. Karstland des Bezirkes Nevesinje .... 657-851) 2180 3-3 12. Karstland der Expositur PosuSje ... 89-07 273 2-6 13. Karstland des Bezirkes Ljubuski .... 454-41 10565 23-2 14. Karstland des Bezirkes Mostar 1159-711) 23174 19-9 15. Radoboljeplanina 253-96 1984 7-8 f 87-5 - 16. Prenjplanina und Celesnicaplanina . . . 1 7-53 77 10-2 17. Karstland des Bezirkes Konjica 382-87 24661 64-4 *) Nach Abzug der unbewohnbaren Gebiete. Jauker. Ueber das Verliältniss der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina etc. 603 Name Flächeninhalt in km2 Einwohner- zahl relativ Flysch. 1. Flyschstreifen bei Gacko 59-31 990 16-6 2. Flyschland bei Ulog 118-6 1910 16-9 3. Flyschland bei Posusje 53-53 2585 48-6 4. Flyschland an der oberen Narenta .... 53-93 ? ? 5. zwischen Jabukasattel und Volujak . . . 14-11 547 38-7 Werfenerschiefer. 1. bei Obalj 6-75 323 47-8 2. Werfenerschiefer Glavaticevo-Jablaniea . . 95-88 3808 39-7 3. bei Ljuta 18-67 152 8-1 4. Boköevicaplanina 31-6 1495 47-3 5. Gebiet von Podhum 14-62 757 51-7 6. Bitovnjaplanina 23-34 — — TJ eberblick. Die Dichte der Bevölkerung schwankt im Karstlande zwischen 2 und 23 relativ, doch gehören hohe Ziffern zu den Ausnahmen. Hochflächen, die über 900 M. hinaus- ragen, bleiben in der Dichte meist hinter 10 zurück. Betrachtet man ganze Bezirke, so sieht man z. B. Bilek in der Mittellage mit 18*1, Gacko in hoher Lage mit 149. Die Ungleichmässigkeit der Besiedlung zeigt sich darin, dass, wenn man die unbe- siedelten Gebiete ausschaltet, die Dichte sofort auf 21*6 steigt. Die ausgedehnten Karst- hochflächen des Bezirkes Nevesinje ergeben nur 2-6. Dagegen hat das niedrig gelegene, von fruchtbaren Kesseln durchsetzte Karstgebiet von Ljubuski schon 23'2. Die mitt- lere Dichte aller Karstländer stellt sich etwa auf 13. Die Höhenlage übt wie überall einen bestimmenden Einfluss aus, aber Ausdehnung, Neigung nach N. oder S., Fläche oder Wellung, das Vorkommen von Thalfurchen etc. modificiren oft bedeutend. Aus- gedehnte Karsthochflächen in der Nähe der Poljen sind natürlich besonders ungünstig. Lage von Ansiedlungen in Karstkesseln ist die Regel. Sie liegen zwischen 280 — -1000 M, einzelne Militärstationen noch 1200 — 1300 M. Die Triaskalkmassen treten uns entweder als spärlich bewohnte Hochflächen grosser Ausdehnung entgegen oder erscheinen in tieferen und mehr gegliederten Theilen günstiger bewohnt (17-9). Im Mittel können wir 9’4 annehmen. Ueber Lage und Beschaffenheit gilt dasselbe, was vom Kreidekalke gesagt wurde. Auch beim Werfenerschiefer treten in grösseren Höhen keine Ansiedlungen mehr auf (Bitovnjaplanina). Der Durchschnitt fällt auf 45*5. Die Schiefer bilden meist Zwischenlagen und kommen als Anschnitte am Gehänge hervor. Der Flysch bildet nur selten selbständige Einlagerungen, sondern zieht sich oft am Rande der Poljen hin. Mittlere Dichte 31*9. Sehr günstig ist die Neogenmulde von Lisicib; dicht besiedelt, 89*9. 604 III. Naturwissenschaft. Die besten Ansiedlungsbedingungen bietet das Alluvium. Es ist charakteristisch, dass die Hauptorte der Bezirke und Exposituren (mit Ausnahme von Ulog) alle an Poljen oder Flussalluvien liegen. Die Dichte der Poljen schwankt zwischen 100 und 200; Stolac an besonders kleiner Polje hat 1095; Gacko in grosser Höhe 706; Poljen in grosser Höhe haben meist zwischen 30 — 80. Oft bilden aber gerade kleine Poljen in ausgedehnten Hochflächen ganz besondere Anziehungspunkte z. B. Slatopolje (1000 M.) 102-8; Lukovackopolje (860 M.) 1 26*4 ; andere grosse, wie Zimlje, Ivan Dolac und selbst ganz kleine, wie Vuöipolje sind ungünstig. Die Ansiedlungen liegen durchaus am Rande des Alluviums, und je grösser die Ueberschwemmungsgefahr ist, um so mehr ziehen sie sich den Abhang hinauf. Kleine Rücken, die in die Ebene hinausragen, sind gut besiedelt. Die Alluvien der Flüsse sind sehr gesucht, wenn der Fluss frei liegt, enge Durchbrüche und Defilees aber sind unbewohnt. Die Dichte schwankt zwischen 30 und 230. Wir könnten somit die Ergebnisse in folgende Punkte zusammenfassen : 1. Es lässt sich eine Scala der Bewohnungsdichte aufstellen, a) Triaskalk 94; b) Kreidekalk 0 — 20 (Mittel 13‘6) ; c) paläozoische Schiefer 25'2 ; d) Tertiär (Flysch) 10 — 48 (Mittel 3P9); e) Werfenerschiefer 39—51 (Mittel 45’5); f) Neogen (Lisici6) 89'9; g) Alluvium in hohen Lagen 30 — 80, sonst 30 — 230 (Mittel 165). 2. Die Werte der einzelnen Gebiete innerhalb einer Formation schwanken sehr, doch lässt sich dafür nicht eine einzelne Ursache angeben, sondern es wirkt immer eine Reihe solcher mit. Die Schwankungen im Alluvium sind viel stärker als in der Kreide. 3. Ungünstige Einwirkung übt die Höhe. Stellen über 1100 M. sind gar nicht oder nur wenig besiedelt (obere Grenze der Besiedlung). Doch ist das Alluvium auf jeder Höhe gleich der des Kreidekalkes stärker besiedelt. So auch die meisten anderen Formationen. 4. In jeder Formation gibt es Glieder, die gar nicht besiedelt sind. 5. Wenn man die mittlere Dichte der Hereego vina mit 24 ansetzt, so ergibt sich, dass alle Formationen ausser dem Kreidekalkboden über dem Mittel stehen, und also nur dieser infolge seiner grossen Ausdehnung die relative Bevölkerungsziffer so sehr herabdrückt. Ohne die Kreide würde die mittlere Dichte auf 52’6 zu stehen kommen. 6. Für das Karstland ist die Lage der Ansiedlungen in Kesseln und Mulden, für die Poljen an den (Rändern, für Flysch- und Werfenerschiefergegenden Hang- und zum geringeren Theile Rückenansiedlungen charakteristisch. Bosnien. In Bosnien wurde vom Anfänge an die Behandlung des ganzen Landes nicht be- absichtigt, da dies einerseits zu weit führen würde und es anderseits in der Herce- govina in den meisten Fällen leicht möglich war, ohne Heranziehung der geologischen Karte aus der Gestaltung des Terrains allein, die Poljen von den Karstländern und dem Flysch zu trennen. In Bosnien stehen wir aber in einem reich gegliederten Berg- und Hügellande, in dem es oft ungemein schwer ist, die Formationsgrenzen zu be- stimmen. Daher wurden nur einzelne charakteristische Beispiele ausgewählt, die zum Theile die in der Hercegovina gefundenen Resultate bestätigen, zum Theile modificiren. Dem Charakter des Berglandes gemäss habe ich nicht so sehr auf die mittlere Erhebung des Bodens, als vielmehr auf die jeweilige Zone dichtester Besiedlung Gewicht gelegt. Auch habe ich versucht, die Orte nach ihrer Lage an Hängen, auf Rücken etc. zu theilen, was aber oft wegen der stark zerstreuten Siedlungen sehr schwierig ist. Jauker. Ueber das Verhältniss der Ansiedlungen in Bosnien und der liercegovina etc. 605 Als Beispiel einer Poljenland schaft aus Bosnien sei die Gegend von Bihac- Krupa betrachtet. Wo sich die vielen, tief eingeschnittenen Flussthäler treffen, hei Krupa und Ivrcani, finden wir eine neogene Einlagerung; ebenso bei Glogovac und Polje auf der Hochfläche südlich von Cazin. Diese Gebiete umfassen 22-49 Quadratkilometer mit 4203 Einwohnern (relativ 186'8). Im W., jenseits der Plateaus, treffen wir ein an den Rändern mit Neogenhügeln ausgekleidetes Polje, das von Bihaö. Es umfasst 110-86 Quadratkilometer und liegt 285 M. hoch. Zahlreiche Arme der umgebenden Hügel- züge greifen in die Ebene ein und gestatten eine dichte Besiedlung. Hier wohnen 14.372 Menschen, wovon 7649 auf das Alluvium entfallen (relativ 129-6). Im Osten zieht sich ein Plateauland aus Kreide-, Trias- und Jurakalken hin. Die einzige Gliederung bildet der Lauf der Una, die quer durchschneidet, sowie auf- gesetzte Höhenrücken. Den Anfang macht die 790 M. hohe Gomila; sie und ihre Fort- setzung sind bewaldet und unbewohnt. Sie sitzen auf einer Hochfläche von 300 — 400 M. auf. Das Land nördlich der Una bis zu einer Linie von Jezersko über Cazin an den Mutnikbach umfasst 257 -85 Quadratkilometer und steigt von S. nach N. etwas an. Hier wohnen 12.328 Menschen (relativ 47 '8). Das Thal der Una ist unhesiedelt, da der Fluss in einem engen, steilwandigen, oft 200 — 300 M. tiefen Canon strömt. Merkwürdig ist, dass dieses ausgesprochene Plateauland im Norden ganz allmälig in ein regelmässig gebautes, von zahlreichen Flüssen durchschnittenes Hügelland übergeht. Es ist durch- aus dicht besiedelt, eine scharfe Grenze ist nicht zu ziehen : alles Gestein gehört der Trias an.1) Vom Paläozoicum im N. und O., das ganz ähnliche Besiedlung aufweist, ist es durch einen Streifen unbewohnten Landes getrennt. Auf der stark verkarsteten Platte südlich der Una vertheilt sich die Bevölkerung von 6521 Menschen durchaus nicht gleichmässig über die Fläche von 366'4 Quadratkilometern, und es erscheint daher die Dichteziffer von 16 4 nicht ganz zutreffend. Wenn wir einen Blick auf die geologische Karte Bosniens werfen, so sehen wir dass das Paläozoicum in drei grossen „Entblössungen“, wie es Mojsisovics genannt hat, auftritt. Das beste Beispiel bietet das bosnische Erzgebirge, das eine zusammen- hängende Masse paläozoischen Schiefers vorstellt. Ein Fleck im W. und S. von Travnik lässt sich etwa umgrenzen durch den Lauf der Lasva, die Strasse auf den Komar, eine Linie über die Odzina nach Din. Vakuf, den Vrbas und Rovanskibacli aufwärts über die Kopila an die Grovica und Lasva zurück. Es ist ein Bergland mit tiefein- geschnittenen Thälern. Die Orte halten sich mit Vorliebe an die Thalfurchen, und zwar nicht so sehr im Grunde des Thaies, als an den Abhängen. Sie ziehen sich oft so tief in die Thäler zurück, dass sie fast abgeschlossen erscheinen (z. B. Djakovici). Der Höhe nach treffen wir in (500 -600 M.) 5, (600—700 M.) 14, (700—800 M.) 10, (800-900 M.) 8, (900 — 1000 M.) 4 Ortschaften. Die Rücken und Gipfel sind unbewohnt, aber bewaldet. 6041 Menschen vertheilen sich auf 195-69 Quadratkilometer (relativ 30’8). Südlich davon sind Rücken und Hänge bis tief herab unbewohnt; das ganze Ge- biet der Krusciökaplanina mit dem eingeschlossenen Thalkessel ist unhesiedelt. Die Hauptmasse der Bevölkerung zieht sich auf den flachen Hügeln zusammen, die zum Alluvium der Grovica und Lasva hinabführen. Auf 170 78 Quadratkilometer wohnen 4294 Menschen (relativ 25T). Die Zahl würde sich der im N. gefundenen angleichen, wenn wir, wie im Karstlande, die unbewohnten Höhen ausschieden. Der Höhe nach entfallen auf (400— 500 M.) P4, (500—600 M.) 10, (600— 700 M.) 8, (700-800 M.)6, (800— 900 M.) 5, *) Vielleicht ist nicht alles Triaskalk; Faciesunterschiede verzeichnet die geologische Karte selten Vgl. paläozoische Schiefer und Kalke in der Karte Rückers. 606 III. Naturwissenschaft. (900 — 1000 M.) 1, (1000 — 1100 M.) 1 Ortschaft. Aus diesen Betrachtungen ergibt sich: 1. dass sich die Ortschaften auf ein grösseres Gebiet von Höhenunterschieden vertheilen; 2. dass sie bedeutend höher ansteigen und sich den Hebungen und Senkungen des Ge- birges gewissermassen anpassen. Auf dem Gebiete von 366'47 Quadratkilometern wohnen 10.335 Menschen (relativ 28 2). Das paläozoische Bergland reicht noch viel weiter nach S. und O., zeigt aber keine wesentlichen Abweichungen der Besiedlung; die charakteristische Zu- und Abnahme der Dichte mit der Höhe treffen wir auch hier, doch erfährt die Erscheinung insoferne eine Aenderung, als im Gebiete des Bergbaues um Fojnica die Maximalzone der Be- siedlung in viel grösserer Höhe erscheint (600 — 800 M.). Aehnlich finden wir es auch in der Umgebung von Vares und anderen Bergwerksorten. Für das ganze Gebiet des Paläozoicums bekommen wir 937 ’04 Quadratkilometer mit 26.585 Einwohnern (rela- tiv 28‘39). Der Höhenlage nach treffen wir von Orten, in (300—400 M.) 3, (400 — 500 M.) 17, (500— 600 M) 37, (600— 700 M.) 60, (700-800 M.) 38, (800— 900 M.) 22, (900-1000 M.) 11, (1000—1100 M.) 6, (1100—1200 M.) 1. Die nächste „paläozoische Entblössung“ ist die von Foca-Caj nica. Das Land ist, der Zuverlässigkeit wegen, etwas zu enge umgrenzt. Der Westen stellt ein unregel- mässiges Bergland vor, das noch 1200 — 1300 M. erreicht. Hier wohnen 11.210 Menschen auf 456-69 Quadratkilometern (relativ 24’5). Die Rücken sind in grösserer Höhe bewaldet und nicht bewohnt. Einzelne Orte (oder vielmehr Gehöfte) gehen ziemlich hoch hinauf. Grosse Anziehung haben natürlich die Thäler, doch sind auch hier Thalsiedlungen nicht so zahlreich vertreten als Hangsiedlungen. Grösse und Höhenlage der Orte ist schwer anzugeben, da sie stark zerrissen und über die Hänge zerstreut sind; von 63 Orten haben sicher 24 weniger als 100 Einwohner. Die Gliederung in verschiedene selb- ständige Elussläufe und abgeschlossene Gegenden ergibt sich schon aus der Gruppierung; es liegen in (300 — 400 M.) 3, (400 — 500 M.) 10 (Alluvialregime), (500 — 600 M.) 6, (600 — 700 M.) 14 (an grösseren Nebenflüssen), (700—800 M.) 9, (800 — 900 M.) 11 (in gewöhnlich kesselförmigem Thalhintergrunde), ausserdem finden wir in grösserer Höhe (900-1000 M.) 8, (1000—1100 M.) 11, (1100—1200 M.) 30 Orte. Die Gleichmässigkeit der Besiedlung geht auch aus der gleichmässigen Dichte der einzelnen Gruppen hervor: I. (300— 500 M.) 13; II. (500— 700 M) 20; III. (700— 900 M.) 21; (900—1200 M.) 22. Der Osten ist durch das Thal der Drina in zwei Theile zerlegt; in das Gebiet von Gorazda und von Cajnica. Es sind reich gegliederte und gut bewässerte Berg- länder, die bis 1100 und 1300 M. hinaufreichen. Hangsiedlungen herrschen durchaus vor. Die Orte sind meist klein, so dass sich die Zahl der Orte unter 100 Einwohner zur Gesammtsumme verhält wie 21 : 25, 12 : 19, 16 : 17, 3 : 4, im allgemeinen wie 69 : 88. Der Höhe nach vertheilen sich die Orte: (300 — 400 M.) 10, (400 — 500 M.) 17, 500 — 600 M.) 20, (600— 700 M.) 18, (700— 800 M.) 30, (800— 900 M.) 21, (900— 1000 M.) 6, (1000 — 1100 M.) 3. Auf einen Flächenraum von 360’95 Quadratkilometern entfallen 12.193 Einwohner (relativ 33'7). Paläozoicum vergesellschaftet mit Tuffen tritt in der Gegend von Srebrenica auf. Es ist ein Hügelland von etwa 600 M. Höhe und umfasst im Westen 326‘92 Quadrat- kilometer, im Osten 255‘38 Quadratkilometer; der Fleck „jüngerer trachytischer Tuffe“ um Srebrenica selbst umfasst 68‘33 Quadratkilometer. „Mit seinen steilen Gehängen, den schar- fen, schmalen Gebirgsgraten, typischen Kegeln und tiefeingeschnittenen Thälern contrastirt er eigenthümlich mit den sanften Böschungen der Schiefergebirge“.1) Im W. ist das 9 Grundlinien der Geologie, S. 167, und Walter, Beiträge zur Kenntniss der Erzlagerstätten Bosniens. Wien 1888, S. 99. Janker. Ueber das Verhältniss der Ansiedlung-en in Bosnien und der Hercegovina etc. 607 Bergland gut bewohnt; Hang- und Rückensiedlungen herrschen vor. Von 49 Orten haben 13 weniger als 100 Einwohner. Auf dem Paläozoicum wohnen 9338 Menschen (relativ 32‘5), auf dem Trachyt 2328 (relativ 55'5). Bedingt wird diese hohe Zahl durch die Stadt Srebrenica, die ihre Existenz wieder auf das Bergwerk und die Mineral- quelle (Guberquelle) stützt. Im 0. und SO. haben wir grössere Höhen und einen sanf- teren Abfall des Geländes gegen die Drina zu; hier wohnt die Hauptmasse der Be- völkerung (13.267 Einwohner: relativ 57'9). Gegen die grossen Thäler hin sind die An- siedlungen klein und zerstreut, im Inneren, wo auch Rücken- und Terrassensiedlungen Vorkommen, schliessen sich die Ortschaften dichter zusammen. Auf dieser Tuffpartie wohnen 281 Menschen (relativ 10'6), ein Beweis, dass im W. nur die grosse Stadt diese hohe Ziffer zustande gebracht hat. Das Gesammtgebiet ergibt für das Paläo- zoicum 513-97 Quadratkilometer mit 22.605 Einwohnern (relativ 43-9); für den Trachyt 68-33 Quadratkilometer mit 2609 Einwohnern (relativ 3P1). Der Höhe nach entfallen auf (200—300 M.) 18, (300—400 M.) 28, (400—500 M.) 27, (500—600 M.) 21, (600—700 M.) 22, (700—800 M.) 14, (800—900 M.) 4, (900—1000 M.) 2 Orte. Die Abnahme mit der Höhe ist sehr rasch. Die Gegend von Sarajevo — Praca hat den Charakter eines Mischgebietes aus Paläozoicum, Werfenerschiefer und Triaskalk. Da finden wir Hangsiedlungen an den Lehnen der tief eingeschnittenen, oft steilwandigen Flussläufe; da gibt es Rücken- und Terrassensiedlungen auf den hohen Plateaux und den weiten Poljen. Die Orte sind meist hoch gelegen (800 — 1000 M.). 5690 Menschen wohnen allein im Polje von Mokro (900 M. hoch). Das Land zwischen den Steilrändern der Javorina- und Romanjaplanina besteht fast ganz aus Paläozoicum. Hier wohnen 1396 Menschen durchaus in Hangsiedlungen. Nach der Höhenlage kommen auf (600 — 700 M.) 4, (700 — 800 M.) 3, (800 — 900 M.) 4, (900 — 1000 M.) 4, (1000- — 1100 M.) 4 Orte. Auf dem ganzen Gebiete von 360-21 Quadratkilometern wohnen 7086 Einwohner (relativ 19-6). Diese un- günstige Zahl wird nicht so sehr durch den Wechsel der Gesteinsarten als vielmehr durch die grosse Höhe und die Unregelmässigkeit des Terrains verursacht. In der Prosara- und Kozaraplanina kann man deutlich 3 Theile unterscheiden: 1. die paläozoische Prosaraplanina, ein niedriges (200 — 300 M. hohes) Hügelland, von zahlreichen Flüssen durchschnitten und von annähernd radialem Bau. Auf einer Fläche von 212'45 Quadratkilometern wohnen 7160 Menschen, wozu an den Rändern des Alluviums noch 3600 Menschen gerechnet werden könnten (relativ 33-7). Interessant sind hier die verschiedenen Arten der Siedlungen. In der Ebene linden wir grosse Orte, theils zusammengedrängt (Oralova, Jablanac), tlieils als lange, aber zusammen- hängende Strassendörfer (Demirovac, Medjedja). Im Inneren dagegen sind die Häuser einer Gemeinde weit auseinander gezogen (Jablanica). Die Häuser liegen im Thale, auf Abhängen und Rücken, doch gehen sie selten über 200 M. hinauf, so dass das Centrum dieses Hügellandes unbewohnt bleibt. Charakteristisch ist auch die Anlage z. B. von Gastica: jeder Wendung des Abhanges folgend, zieht es, jetzt zum Flusse ausbiegend, jetzt in das nächste Seitenthal einlenkend, dahin. Auch ist z. B. der Steil- rand, der den Rakovicabach an seiner linken Seite begleitet, auf den Höhen mit Häusern dicht besetzt, während sich an seiner rechten Seite die Orte auf den Rücken und in den Seitengräben hinaufziehen. 2. Die bei Novi auftretenden marinen Neogenbildungen setzen sich hier am Rakovica- und Jablanicabache wieder fort und reichen bis zur Höhe der Kozaraplanina. Das Hügelland zwischen der Lubnica und Jurgevica hat einen Flächeninhalt von 48"54 Quadratkilometern und 3510 Einwohner (relativ 72-3). Die stark zerstreuten Häuser 608 III. Naturwissenschaft. vertheilen sich gleichmässig auf Rücken und Hänge. Im N. gehört dieser Formation der schmale Streifen zwischen der Ljutova und Jablanica an. Das bewaldete 13-83 Quadratkilometer umfassende Gebiet ist von 2570 Menschen bewohnt (relativ 185-8). Viele Einwohner dürften wohl schon dem Alluvium zuzurechnen sein. Dagegen ist das Berg- land im W. (2 151 Quadratkilometer Fläche) zum grössten Theile ohne Besiedlung und dicht bewaldet. An den Abhängen im N. und 0. sitzen 4359 Menschen. Die Mittel- werte für das ganze Gebiet ergeben: 277 "47 Quadratkilometer mit 10.439 Menschen (relativ 37 ’6). 3. Ein Mischgebiet von Flysch und Eruptivmassen bildet den Südabhang der Kozaraplanina. Man kann zwei getrennte Gebiete unterscheiden: a) Auf dem Abhange im S. gegen die Ebene zu sitzen in einer gewissen Zone viele Ansiedlungen dicht bei- einander; auf dieser (ungefähr bestimmten) Fläche von 148'83 Quadratkilometern wohnen 9499 Menschen (relativ 63’8). Der unterste Theil der Thäler bleibt frei, die Häuser ziehen sich verstreut an den begleitenden Rücken hin. b) Der weitaus grösste Theil im N. (243 38 Quadratkilometer) ist sehr ungleich besiedelt. Im O. ist das Land niedriger, im W. höher, mit Gipfelhöhen von 800 — 900 M. Auf die eingesprengten vulkanischen Streifen entfallen etwa 1700 Menschen, auf die Randtheile gegen das Alluvium 1908, auf das Alluvium selbst 777, auf den niedrigeren Osten etwa 1060. Der W. ist hoch, bewaldet, und bis auf wenige Hütten nicht besiedelt. Die relative Bevölkerungszahl (22-3) ist einerseits zu gering, da grosse unbewohnte Gebiete dazugerechnet sind, andererseits zu hoch, da viele Einwohner schon dem Alluvium zugezählt werden sollten. ^.nliang“ X. A. Poljen. 1. Polje von Livno. a) Den nördlichen Theil bildet der Zdralovac-Blato, grössten- theils versumpft und mit Auen bedeckt; die wenigen Orte liegen auf den begleitenden Flyscbhügeln und sind meist gross. b) Der zweite Theil reicht bis Livno, wo er durch ein flaches Tertiärhügelland stark eingeengt wird. Wo der Abfall des Gebirges steiler wird, ziehen sich die Orte als langgestreckte Strassendörfer hin; sie sind meist gross (300 — 800 Einwohner). c) Das Busko Blato, ein rundes, flachgründiges, stark versumpftes Feld. Im N. am Rande und im Polje längs eines durchziehenden Strassendammes besiedelt. Das Livanskopolje stellt eines der grossartigsten Beispiele des Karstcharakters dar; auffallend ist die grosse Längen- und geringe Quererstreckung, die steilen Ränder und die starke Versumpfung. Deshalb bleibt auch die Dichte der Besiedlung merklich unter dem Mittel für Poljen zurück. Es sind 25 °/0 Aecker, 35 °/0 Wiesen, 35 °/0 Weiden, 5 °/0 unproductiv.1) 2. Glamockopolje. Es ist in das Hochland bis auf 880 M. eingesenkt, im S. steil- wandig und versumpft. Bei Glamoc wird der Westrand durch ein neogenes Hügelland eingenommen, was der Besiedlung sehr günstig ist. An der Nord- und Ostseite treffen wir Rand- und Leistensiedlungen in geschützter Lage. Im N. sandig-schotteriger Boden, im mittleren Theil ein Uebergang zum tiefgründigen Humusboden des Südens; 25°/0 Aecker, 25°/0 Wiesen, 50 °/0 Weiden.2) o Ballif, S. 14—15. 2) Ebenda, S. 16—17. Jauker. Ueber das Verhältniss der Ansiedlungeu in Bosnien und der Hercegovina etc. 60 B. Karstgebiete. 1. Dinara- und Staretinaplanina. Beide hoch und rauh, stark verkarstet, theilweise bewaldet, nahezu unbewohnt. In diesem Falle tritt der Gegensatz zwischen mächtigen, ausgedehnten Karsthochflächen und riesigen Poljen (Livno) sehr schön hervor. 2. Karstland nördlich und östlich vom Glamockopolje. Im N. eine stark verkarstete Plateaulandschaft, die etwa mit der Morinje grosse Aehnlichkeit hat. Sie ist nahezu un- bewohnt. Im N. sinkt das Land terrassenförmig ab. Oestlich der Rieka velika erhebt sich ein Plateau von 900 — 1000 M., auf das noch bewaldete und unbewohnte Höhenzüge von 1200 — 1400 M. aufgesetzt sind. An den Abhängen liegen grössere Orte, u. zw. (400 — 500 M.) 1, (500 — 600 M.) 0, (600— 700 M.) 0, (700—800 M.) 1, (800—900 M.) 3, (900—1000 M.) 3, (1000—1100 M.) 3. Nördlich davon ein reicher gegliedertes Land, das infolge dessen sehr verschiedene Besiedlung hat, u. zw. Thal-, Plateau-, Hang-, Terrassen- und Rückensiedlung. Es entfallen auf (400—500 M.) 5, (500—600 M.) 8, (600—700 M.) 5, (700-800 M.) 11, (800— 900 M.) 8 Orte. Die Unregelmässigkeit des Terrains zeigt sich schon im Mangel eines geordneten Auf- und Absteigens der Bewohnungsdichte. C. Paläozoicimi. 1. Novi — Stari Majdan. Im N. trennt sich ein niedriges Hügelland ab; die Orte am Flussalluvium, Novi und Blagai, sind gross und geschlossen, die auf den Rücken und Abhängen liegenden klein und zerstreut. Südlich davon erhebt sich das Bergland etwas höher. Die Bewohnung ist dicht und in Hangsiedlungen vertheilt. Mit der Allgemeinerhebung des Bodens steigt auch die Grenze der Bewohnung. Den südlichen Theil nimmt die Majdanskaplanina ein. Die Orte schliessen sich enger zusammen und zwar am Ausgange der Thäler. Der auffallende Streifen dichter Besiedlung quer über Thäler und Höhen dürfte wohl zum Theile dem reichen Kohlen- vorkommen seine Entstehung verdanken. D. Mischgebiete. 1. Umgebung von Vares. Hier sind grössere Massen von Triaskalk durch Fluss- thäler in Bergkuppen zerschnitten, so dass ein reich bewegtes Hügelland entsteht; da- neben ist auch Paläozoicum und Werfenerschiefer vertreten. Die Bewaldung ist gut. Die Ansiedlungen sind meist klein, von 48 Orten haben 34 weniger als 100 Einwohner und von diesen wieder 10 weniger als 50. Etwa 14 Orte entfallen auf die Hänge, 10 liegen im Thale, 24 auf den Rücken. Der Höhe nach entfallen auf (600 — 700 M.) 1, (700— 800 M.) 2, (800— 900 M.) 9, (900— 1000 M.) 11, (1000-1100 M.) 15, (1100 — 1200 M.) 12 Orte. Die grosse Höhe der Ansiedlungen hängt hier mit der Höhe zusammen. 2. Die Skoplje. Hier treffen wir eine Thalweitung (kein Polje), von Tertiärhügeln eingefasst, die vorgreifend das Feld gliedern, eine Verbindung, die dem Anbaue und der Ansiedlung sehr günstig ist. Die Orte liegen am Rande des Alluviums und sind meist gross. Im Flyschgebiete treffen wir die Orte in (500 — 600 M.) 3, (600 — -700 M.) 14, (700 — 800 M.) 2. Also auch da, wo das Alluvium so mächtig anzieht, liegen die Orte weiter am Hange hinauf. 3. Mischgebiet von Novi-Dubica. Wir können 3 gesonderte Gebiete unterscheiden. 1. Marine Neogenbildungen von der Una bis zur Knezicka. Die Gegend ist gut bewaldet, am Rande sollen Dolmen Vorkommen (!). Die Orte sind geschlossen und Banil VIII. 39 610 III. Naturwissenschaft. meist gross (1200 — 1400 Einwohner); Hangsiedlungen (15) überwiegen die Rücken- siedlungen (5). 2. Neogene Süsswasserbildungen von der Vraholovaca und Poharine bis gegen Citlak. Die Orte sind weit verstreut; sie ziehen sich auf die Rücken und lassen so die Thäler frei.1) (Hang- : Rückensiedlungen = 25 : 21.) 3. Im Süden haben wir noch einen von Eruptivmassen durchzogenen Flysch- streifen. Hier sind auch die Orte weit zerstreut und daher ihre Zugehörigkeit schwer zu bestimmen. Die Rückensiedlungen stehen den Hangsiedlungen wenig nach (24 : 30b 4. Das Gebiet von Srebrnik-Dolnja Tuzla. a) Das Gebiet des „jüngeren Flysch- sandsteines“ stellt ein Hügelland von 400 — 500 M. Höhe vor; es wird etwa begrenzt durch die Majevica, Sibosica, über Koraj und die Janja an die Majevica zurück. Die Ortsgemeinden haben alle mehr als 100 Einwohner. Rückensiedlungen stehen gegen die Hangsiedlungen zurück (8 : 19), aber gerade die grossen Orte liegen auf den Höhen (Koraj, Brusnica, Celic). Südlich davon umfasst ein Fly schstreifen den Rücken der Majevicaplanina; bei Dokani und Srebrnik sind 2 Flecken tertiären Eruptivgesteins eingelagert und bei Srebrnik auch Flyschkalkmassen. Die Orte Grj. und Dolnja Tuzla liegen in marinen Neogeneinlagerungen. Die Thäler sind in ihren unteren Theilen, die Rücken in niedri- gerer Lage gut besiedelt. Hang- und Rückensiedlung halten einander die Wage. 5. Die Mataicaplanina. 1. Ein Granitstreifen umfasst den höchsten Theil und ist ein gut bewaldetes nicht besiedeltes Bergland. Am Rande gegen das Alluvium liegen auf Rücken und Terrassen einige grössere Orte. 2. Ein etwas niedrigerer Streifen Paläozoicum ist in der Mitte bewaldet und menschenleer, im Osten und Westen besiedelt. 3. Den günstigen Südabhang umfasst ein Gebiet j üngerer Flyschsandsteine. Die Orte liegen zerstreut. E. Werfenerscliiefer. 1. Bei Kulen Vakuf. Dem Werfenerschiefergebiet ist in geringer Ausdehnung Neogen beigemischt. Die Orte sind klein und an den Hängen zerstreut. 2. Bei Vlasenice. Ein Bergland von 500 — 600 M. Höhe. Interessant ist, dass hier, wie auch in Vares, die Rückensiedlungen (13) die Hangsiedlungen (11) überwiegen. F. Neogenlmgelland. Gegend von Zenjica-Visoko. Es ist eine Einlagerung zwischen höheren Bergen, gut bewässert und gut besiedelt. Hangsiedlungen herrschen weitaus vor (Hl); grössere Orte liegen im Thale an Flussalluvium (64), daneben finden wir Rückensiedlungen (17) und Terrassensiedlungen (7). Der Höhe nach entfallen auf (300 — 400 M ) 2, (400 — 500 M.) 83, (500—600 M.) 59, (600 - 700 M.) 40, (700—800 M.) 7. Die Maximalzone liegt 400—600 M., die Abnahme nach oben ist rasch. Gr. Eruptivgebiet. Gegend von Viäehrad. Die Orte sind nur klein: von 60 Orten haben 8 mehr als 100 Einwohner, 27 aber weniger als 50. Vorwiegend Hangsiedlungen. Der Höhe nach entfallen auf (200—300 M.) 7, (300—400 M.) 9, (400—500 M.) 14, (500-600 M.) 15, (600— 700 M.) 11, (700— 800 M.) 11, (800— 900 M.) 3, (900— 1000 M.) 1, Maximum 400—800 M. 9 Wegen der Besonnung oder wegen des Obstbaues? Jauker. Ueber das Verliältniss der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina etc. 61.1 Anhang II. Name Flächeninhalt in km 2 Einwohner- zahl relativ 1. Livno (Polje): a) Zdralovac Blato 89-38 2549 31-8 b) Polje von Livno mit Flysch 183-09 11652 63"6 c) Busko Blato 100-51 3426 45-1 2. Glamoßkopolje mit Flyschrand f 1676 All. 95-8 51-75 \ 2843 Fl. 82-9 3. Polje von Bihaß 110-86 14372 129-6 4. Dinara und Staretinaplanina f 117-39 ( 168-52 (296)1) 5. Karstland nördlich und östlich von Livno . 230-96 (655)2) — 6. Karstland nördlich und östlich von Glamoö :3) a) nördliches Kalkplateau 567-44 — — b) Abhang gegen die Rieka velika . . . 56-3 2679 47-5 c) östlich der Rieka velika 143-83 3986 27-7 d) nördlich davon 184-16 6511 35-3 7. Karstland östlich von Bihaß: a) nördlich der Una 257-85 12338 47-8 b) südlich der Una 366-4 6521 16-4 8. Neogeneinlagerungen bei Bihaß — Krupa . 22-49 4203 186-84) 9. Umgebung von Kulen Vakuf 407-68 3719 9-1 5) 10. Flyschmulde von Lipa 11. Bosnisches Erzgebirge3) (Paläozoicum) : 6-65 446 67-6 a) im Westen und Süden von Travnik . . 195-69 6041 30-8 b) südlich davon 170-78 4292 25-1 c) Gebiet des Modrikamen 282-6 8196 29-0 d) am Fojnicabache 287-97 4691 27-9 12. Paläozoicum vonFoßa 456-69 11210 24-5. 1 3. Paläozoicum von Go^azda — Cajnica . . . 14. Paläozoicum von Novi — Stari Majdan: 360-95 12193 33-7 a) nördliches Bergland 68-23 3095 45-3 b) südlich davon 214-08 8680 41-9 c) Majdanskaplanina 291*65 9105 31-2 15. Umgebung von Srebrenica: a) im Westen ( Pal. 326-92 9338 32-5 \ Tuff 68-33 2328 55-5 b) im Osten Pal. 255-38 13267 57-9 16. Mischgebiet von Sarajevo- — Praßa .... 360-21 7086 19-6 Trias 21 7"58 6651 30-5 17. Umgebung von Vares ff- } 59-73 2688 45-0 Werf. J ') Einwohner strittig. 2) Einwohner unsicher. 8) Vgl. den Text. 4) Unsicher. 6) Bestimmung unsicher. 39* 612 III. Naturwissenschaft. Name Flächeninhalt in km 2 Einwohner- zahl relativ 18. Werfenerschiefer bei Vlasenice 97-25 2664 27-3 19. Neogeneinlagerung von Zenjica-Visoko . . 20. Die Skoplje: 683 64 41247 60-3 a) Alluvium 18-05 4048 224-2 b) Flyschrand 46-97 3813 81-1 21. Gebiet von Novi-Dubica: a) marines Neogen 89-88 4570 49-9 b) neogene Süsswasserbildungen .... 88-48 3851 40-4 c) Flysch mit Eruptivmassen 276-91 10808 33-7 22. Kozaraplanina: a) marines Neogen 277-47 10439 37-6 b) Flysch und Eruptivmassen 392-21 14942 38-0 c) Prosaraplanina 212-45 7160 33-7 23. Eruptivgebiet von Visehrad 24. Gebiet von Srebrnik-Dolnja Tuzla: 165-18 3820 23-1 a) Flyschsandstein 296-04 1 8677 (11628) 29-3 (39-3) 9 b) Mischgebiet 226-29 5549, mit 25-7 [Tuzla 13738 (63-7) (O1) 25. Mataicaplanina: a) Granitstreifen 38-81 1481 38-1 b) Paläozoicum 77-73 1536 19-7 c) Flyschsandstein 59-95 1197 19-9 Ueberblick. An die Stelle des Kreidekalkes, des Hauptgesteinsbildners der Hercegovina, tritt in Bosnien der Trias- und Jurakalk, indem er hohe, zusammenhängende Plateaux mit ungleicher Bewohnung und guter Waldbedeckung bildet. Hochflächen über 1000 M., auf die meist noch Rücken von 1600 — 1800 M. aufgesetzt sind, sind unbewohnt oder nur dünn besiedelt. Dichte Besiedlung weist die Gegend am Abhange gegen die Pliva bis gegen Varcar Vakuf auf (relativ 35‘3 und 47-5). Hier ist es überhaupt die wech- selnde Gestaltung des Terrains, welche diese Dichte der Bewohnung erzeugt.2) Aber auch ganz ebene, ja selbst verkarstete Landstriche weisen oft ganz dichte Besiedlung auf, wenn sie nur niedrig genug liegen (z. B. Cazin-Krupa 47‘8). Wo das Land an- steigt, sinkt sofort die Besiedlung (z. B. auf 16-4 südlich davon). Von Poljen liegen uns nur 3 gute Beispiele vor. In dem Livanskopolje sehen wir eine Erscheinung, die alles, was sonst davon im Karstlande bekannt ist, weit in den Schatten stellt. Doch bewirkt, trotz mässiger Höhe, die gewaltige Ausdehnung und der Umstand, dass die steilen Abhänge und die grösstentheils versumpfte Ebene clie Ansiedlung erschweren, dass die Dichte stark unter das Mittel herabrückt (49 — 51 relativ). Günstiger zeigt sich das Glamockopolje, das kleiner und besser gegliedert ist 9 Unsichere Orte mitgerechnet. 2) Vielleicht macht es auch das Auftreten kleiner (in der geologischen Karte nicht berücksichtigter) Flecken anderen Gesteines, namentlich des Werfenerschiefers gerade an den Gehängen? Jauker. Ueber das Verhältniss der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina etc. 613 (50 — 87). Der Einfluss der Höhenlage ist auch hier zu erkennen, da das niedrigere Polje von Bihac relativ 129-2 zeigt. Der wichtigste bodenbildende Factor ist in Bosnien das Paläozoicum. Es tritt meist in Form von Berg- und Hügellandschaften auf, in wechselnder Höhe, mit ver- schiedener Besiedlung. Die Orte sind meist klein, stark vertheilt, die Hangsiedlung wiegt vor. Die Dichte 'schwankt zwischen 19'6 — 57 ‘9, doch halten sich die meisten Gegenden zwischen 24‘5 und 33'7. Der Höhenlage nach kann man 2 Zonen unter- scheiden: 1. die im Vorland liegenden Flecken, die mit ihrer Mittelhöhe nicht über 370 M. hinausgehen, haben ziemlich gleichmässige Dichte, (relativ 31*2, 33-7, 4P9, 45-3); 2. die Abschnitte im Innern sind Bergländer, die bis 1100 — 1300M. aufragen. Bewaldete, unbewohnte Rücken in grösserer Höhe compensiren sich meist mit kleinen, gut be- siedelten Flussalluvien. Die Bewohnung ist auch hier gleichmässig (relativ 27 *7, 27-9, 29, 25'2, 32-7, 30‘8). Ausnahmen bilden: die Umgebung von Travnik und Zenjica (45'3, mit grossen Städten am Flusse!), das Bergbaugebiet von Vares (45) und der günstige Abhang gegen die Drina bei Srebrenica (57 -9). Zu dünn erweist sich nur das Gebiet von Sarajevo-Praca (19-6). (Mischtypus). Die obere Grenze der Bewohnung liegt ungefähr bei 1200 M. Sonst richtet sich die Dichte der Besiedlung nach der mittleren Höhe des ganzen Gebietes, d. h. mit wachsender Höhe des Terrains geht auch die Besiedlung höher hinauf, aber die Zone dichtester Besiedlung steigt nicht in demselben Maasse in die Höhe, es sucht immer die Nähe der Thäler. Ganz aus der Rolle fallen auch hier die Bergwerksbezirke, nament- lich Vares, in dem noch zahlreiche Orte 1000 — 1200 M. hoch liegen. Auch der Werfener schiefer spielt eine nicht unbedeutende Rolle. Die Orte gehen gewöhnlich am Abhange nicht hoch hinauf (Kulen Vakuf, Praca, Foca), was damit zusammenhängt, dass die Werfenerscliiefer überhaupt meist an den Thalgehängen angeschnitten werden. Wo sie selbständige Hügellandschaften bilden (bei Vlasenice), herrschen Rückensiedlungen vor. Die neogenen Süss wasserbildungen treten nur als niedrige Hügelländer auf und sind meist dicht besiedelt. Die Siedlungen halten sich meist an den Hängen und streben den grösseren Flussalluvionen zu. Auch Rückensiedlungen sind häufig. Ganz ähnliche Verhältnisse finden wir bei den marinen Neogenablagerungen und dem Flysch; hier schwankt die Dichte zwischen 19’9 — 63'8. Wenn wir die Ergebnisse aus der Hercegovina mit den in Bosnien gefundenen vergleichen, so können wir sagen: I. Auch hier gibt es eine Dichtescala nach Formationen und zwar 1. Kreidekalk (in Bosnien nur wenige Beispiele) mit relativ 102. — 2. Trias-, Jura- und Kreidekalk gemischt mit 20’86. — 3. Tertiäre Eruptivmassen (bei Visehrad) mit 21T (relativ 234, unsicher). — 4. Paläozoicum mit 31'7, (in der Hercegovina 25'2). — 5. Flysch: a) mit Eruptivmassen gemischt 34-2; b) Flysclisandstein mit 3&2.1) — 6. Marines Neogen mit 40'8. — 7. Alluvium (theils Flussalluvium, theils Poljen) mit 52-0 2. — 8. Neogene Süsswasserbildungen mit 634. — 9. Alluvium in Verbindung mit Neogen 8P8.2) — Die Reihenfolge stimmt ziemlich überein, nur werden einige Punkte modificirt.3) ■*) Tuffe (bei Srebrenica) und Granit können hier nicht als Beispiele angeführt werden, da die Ge- biete zu klein und unselbständig sind. 2) Auch der Flyschkalk um Srebrnik kann nicht gut als Beispiel angegeben werden, da bei der Kleinheit des Gebietes die Stadt zu sehr überwiegt (100'7 im Kalk!) 3) Ich möchte hier auf die Uebereinstimmung mit der Arbeit von Cosu hinweisen: Ueber die Be- völkerung Sardiniens nach der Bodenbeschaffenheit (Referat im Globus 1899, S. 227). Auch er unter- 614 III. Naturwissenschaft. II. Der charakteristische Unterschied zwischen Bosnien und der Hercegovina besteht in der Vertheilung verschieden dicht besiedelter Gebiete auf verschieden grosse Länderstrecken. In der Hercegovina sehen wir den Kreidekalk (mit 5233 66 Quadrat- kilometern) weitaus überwiegen, (mit den Flecken von Trias- und Juragestein sogar 6535-37 Quadratkilometer), eine Fläche, die von allen anderen Formationen zusammen- genommen lange nicht zur Hälfte erreicht wird (diese machen 249 1-74 Quadratkilometer aus). Aber gerade die Kreide ist am dünnsten besiedelt. Ihr steht gegenüber das am dichtesten besiedelte Alluvium (relativ 165 gegen 13) mit 130P71 Quadratkilometern, dem gegenüber wieder alle übrigen Formationen nur von untergeordneter Bedeutung sind. Das erzeugt denn in diesem Lande den Charakter unvermittelter Gegen- sätze. Ganz anders liegen die Dinge in Bosnien. Hier wird das der Kreide (285 91 Quadratkilometer) stark überlegene Alluvium (684-65 Quadratkilometer) niedergedrückt, durch die mächtige Trias- und Jurakalkmasse (2335’08 Quadratkilometer); aber alles über- ragt die grosse Menge des ausgleichenden Paläozoicums (2943-65 Quadratkilometer) und andere, ähnlich wirkende Bodenarten (Neogen, Werfenerschiefer und Flysch). So macht das Land doch mehr den Eindruck eines gleichmässig besiedelten Ge- bietes; nur im Süden (Livno, Glamoc, Romanja) treten die Gegensätze stärker hervor.1) III. In der Hercegovina wurden alle über dem Mittel stehenden Formationen nur von der einen, aber ausgedehnten Kreidefläche gedrückt; die Mitte hält ungefähr das Paläozoicum. Dagegen liegt in Bosnien dieser Schnitt (34'2) mitten in der Reihe u. zw. auch in der Nähe des Paläozoicums. Aber die Gegensätze sind weitaus nicht so gross (1‘02 — 8P8) als in der Hercegovina (9*4 — 165). Wenn wir das Mittel beider Länder berücksichtigen (30-73), so sehen wir, dass Trias, Jura, Kreide, Eruptiv und Werfenerschiefer darunter stehen, wobei die beiden letzten nicht so sehr ins Gewicht fallen, da sie entweder zu wenig umfangreich oder mit anderen Formationen vermengt auftreten; wo sie rein vorliegen, stehen auch sie über dem Mittel. Es ist aber in beiden Ländern nur der Karstboden, der die Bewohnung so sehr herabdrückt. IV. Innerhalb der einzelnen Formationen schwanken die Extreme nicht so stark. Ueberall gibt es aber Flecken, die ohne Besiedlung sind. Meist ist dies wegen der Höhe der Fall. V. Wir haben gesehen, dass sich im regelmässigen Berglande eine auf- und ab- steigende Curve der Besiedlung zeigt; wo das Land unregelmässig gegliedert ist, deutet sich dieses in der Linie sofort durch die Theilung des Maximums in zwei an. Für Bosnien, soweit es Bergland ist, lässt sich ein ähnliches Bild gewinnen, wobei allerdings scheidet eine Scala der Bewohnungsdichte. Auffallend ist, dass die Bevölkerungsdichte auf dem Alluvium nur 28 ist (also dem Mittel des ganzen Landes entsprechend). Dagegen haben wir auf dem Miocän 99 relativ. Die Erklärung für den Umstand, dass fasst ein Drittel der Bevölkerung auf dem Miocän wohnt, das nur ein Zehntel des Landes bedeckt, liegt darin, „dass es streifenartig in einer gewissen Ent- fernung von der Küste um die ganze Insel herumläuft.“ Es fragt sich daher, ob nicht viele Gebiete dazu- gerechnet sind, deren Häuser wohl auf dem Miocän stehen, deren Nährgebiet aber auf dem Alluvium liegt. In Bosnien ist Alluvium -j- Tertiär der günstigste Theil für Ansiedlungen. Ausserdem wird die Zahl noch dadurch erhöht, dass die Hauptorte (Cagliari u. Sassari) in diesem Gebiete liegen, was mit der Lage der Hauptorte in Bosnien und der Hercegovina sehr gut übereinstimmt. Auch in Serbien scheinen die Dinge ähnlich zu liegen, da hier ebenfalls Alluvium -)- Neogen die meisten Ansiedlungen auf sich zieht. (Vgl. Smiljanic, S. 24 ff.) J) Dabei darf nicht vergessen werden, dass das Land nicht vollständig durchgenommen wurde, dass vielmehr sehr ungleich grosse Proben genügen mussten und sich bei genaueren Messungen die Zahlen offenbar verschieben würden. Doch sind ja, wie wir gesehen haben, die Wechsel der Abschnitte nicht so gross, dass sie sich bei einer grösseren Zahl von Beispielen nicht compensiren würden. Janker. Ueber das Yerhältniss der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina etc. 615 zu bemerken ist, dass nur wenige Beispiele Vorlagen, die auch nach Höhe und Lage (ob am Rande oder im Inneren des Landes) ungleich vertheilt sind, so dass das Bild vielleicht nicht ganz zutrifft. Nach der Höhenlage ordnen sich die Orte ungefähr so: 100— 200 M. 54 200- 300 ri 106 300— 400 » 139 400- - 500 r> 194 500- 600 r> 191 600— 700 V) 204 700- - 800 ?? 137 800- - 900 r> „62 900—1000 >? 64 1000—1100 n 42 1100—1200 77 15 Auch das Gesammtbild zeigt gewisse charakteristische Momente. 1. Das Maximum der Bewohnung entspricht dem Mittelwerthe der betrachteten Gebiete, d. h. die je- weilige Zone dichtester Besiedlung hält sich immer etwas unter der mittleren Höhe der ganzen Gegend. 2. Die Bewohnung nimmt nach unten stark ab, was darauf zurück- zuführen ist, dass a) die Ansiedlungen lieber am Hange als im Thale sitzen,1) und h) dass auch die Gebiete an der Save (im niedrigen Hügellande) in unserer Betrachtung zurücktreten. 3. Die Abnahme nach oben ist rasch und deutlich.2) 4. Die obere Grenze der Bewohnung liegt etwa bei 1100 M. Von den 15 Ansiedlungen zwischen 1100 — 1200 M. gehören 3 dem Gebiete von Foca, die 12 anderen dem Bergwerks- bezirke Vares an. VI. Nach der Art der Siedlung können wir etwa sagen, dass auf den Karst- hochflächen die Orte gerne Einsenkungen, flache Mulden, Kessel oder geschützte Hänge aufsuchen. Bei Poljen liegen sie am Rande; werden die Poljen grösser, so ziehen sich die Orte meist weiter am Hange hinauf. Wo der Boden, durch Flüsse zerschnitten, eine grössere Mannigfaltigkeit aufweist, treffen wir auch Terrassen-, Rücken- und Hang- siedlungen. Diese herrschen sofort vor, sobald es zur Bildung eines regelmässigen Flussnetzes kommt. Der Grund für die Grösse und Geschlossenheit der Orte ist zum Theile Angst vor der Ueberschwemmungsgefahr, zum Theile will man den kostbaren Ackergrund schonen und baut deshalb die Häuser dorthin, wo fester Fels einen guten Baugrund bietet. Im Berglande, bestehe es aus Flysch, Paläozoicum etc., herrschen bei weitem Hangsiedlungen vor. Nur in wenigen Gegenden, hauptsächlich niedrigen Hügelländern, halten ihnen die Rückensiedlungen die Wage; nur um Vlasenice sind *) Ballif, (Wasserbauten II, S. 147) leitet diese Siedlungsart „von der Vorliebe der Mohammedaner ab, ihre Siedlungen an Berglehnen zu erbauen“. Ich werde vielleicht in anderem Zusammenhänge (über historische Siedlungen in Bosnien und der Hercegovina) noch Gelegenheit haben, darauf zurückzukommen. Auch Smiljanic weist nach, dass, wenigstens im Ibargebiete, Hang- und Rückensiedlungen den Wohnungen im Thale vorgezogen werden. Vgl. übrigens auch die vorwiegende Hangsiedlung unserer Alpengegenden (Löwl) und Norwegens (Magnus), wo jedenfalls andere Ursachen vorhanden sind. Auch hier bleibt oft die Thalsohle unbewohnt, während die Hänge besiedelt werden. 2) Auffallend ist hier die Uebereinstimmung mit einem anderen Gebiete. Auch in dem langsam ansteigenden, dicht bebauten und besiedelten Erzgebirge (Bergbaugebiet!) ist die Abnahme mit der Höhe rasch. R. Buscliik, Die Abhängigkeit der verschiedenen Bevölkerungsdichten des Königreiches Sachsen von den geographischen Bedingungen. (Diss. Leipzig). Vgl. auch Smiljanic S. 25 ff. für Serbien. 616 III. Naturwissenschaft. diese herrschend. Terrassensiedlungen sind selten.1) Als Thalsiedlungen treffen wir meist grössere Städte an Flussalluvien. Charakteristisch ist die Lage einzelner grosser Orte; wo eine Thalweitung durch einen Riegel geschlossen wird, da liegen die Orte entweder in der Enge selbst oder dahinter im engen Thale (z. B. Travnik, Mostar, Sarajevo, Stari Majdan etc.). Sehr zahlreich sind die kleinen Orte, d. h. solche unter 100 Einwohner. Zwar haben wir sie in den wenigsten Fällen durch Zahlen be- legen können, doch kommt es häufig vor, dass grössere Ortsgemeinden sich in Theil- orte spalten, die eigene Namen haben.2) Charakteristisch sind noch gewisse Arten, die man vielleicht Anpassungssiedlungen nennen könnte; solche treten am Südabhange der Kozaraplanina auf, wo der untere und obere Theil des Bachlaufes frei ist, in einer gewissen Zone jedoch Thal, Hang und Rücken dicht besiedelt ist. Dazu gehören auch die verschiedenen Arten der Siedlung an der Prosaraplanina und um Srebrenica, wie wir sie früher kennen gelernt haben. VII. Eine gewisse gesetzmässige Verbindung zwischen bestimmten Gesteinsarten und Siedlungen besteht also nicht. Dass z. B. die Werfenerschiefer meist Hangsied- lungen zeigen, kommt, wie schon erwähnt, daher, dass dies Gestein häufig an den Thalgehängen angeschnitten wird, und wenn z. B. im Neogen grosse Orte häufig sind, so hat dies seine Ursache darin, dass die Poljen oft mit Neogenhügeln ausgekleidet sind und ihre Städte dort ansetzen; vgl. Bugoino, Bihac. VIII. Betrachten wir nun die Hauptorte zunächst der Bezirke, dann der Ex- posituren, da doch anzunehmen ist, dass sie in den meisten Fällen auch die grössten Orte sind. 1. Hercegovina: a) Hauptorte der Bezirke: Trebinje, Ljubnjie, Bilek, Gacko, Stolac, Mostar, Ljubuski und Nevesinje liegen an Poljen, und auch Konjica hat zwei kleine Alluvialfelder zu seiner Verfügung; b) Hauptorte der Exposituren: Pocitelj am Flussalluvium, Posusje an einer Polje; Lastva, Odzani und Ulog verdanken jedenfalls dem Flusse ihre Entstehung. 2. Bosnien: a) Hauptorte der Bezirke: Zupanjac, Livno, Glamoc, Kupres, Bihac, Petrovac, Bugoino, Sarajevo und Travnik haben ihre eigenen Poljen; an Flussalluvien liegen: Dubica, Gradiska, Bjeljina, Brcka, Gradacac, Sanskimost, Prjedor. Novi, Banjaluka, Kotor, Prnjavor, Dervent, Rogatica, Visoko, Fojnica, Zenjica, 2epce, Dlj. Tuzla, Maglai, und auch Gracanica muss noch hieher gerechnet werden. An grossen Flüssen, meist in engen, aber günstig gebauten Thälern ohne Poljen und Alluvium liegen: a) Prozor, Kljuö, Jaice und Krupa, ß) Foca, Cajnica, Visehrad, Srebrenica, Kladanj und Zvornik.3) Auf Rücken liegen Tesanj und Vlasenice. b) Hauptorte der Exposituren: an Poljen Arezinbrijeg, Kupres, Dlj. und Grn. Vakuf; an grösseren Flüssen: Trnovo, Doboi, Stari Majdan, Slabnije, Gorazda und Kladusa, Kulen Vakuf, (zweifelhaft sind: Drva und Kosarac); an kleinen Füssen in günstiger Lage: Kresevo, Vares und Varcar Vakuf. Auf Hochflächen: Skender Vakuf und Kalinovik. Von den Hauptorten sind also: an Poljen 17, an Flussalluvien 21, an kleinen Flüssen 10, auf Rücken 2. Von den Exposituren: an Poljen 5, an Flussalluvien 10, an kleinen Flüssen 6, im Karstlande 2. Gesammtüb erblick. I. Die Bevölkerungsdichte gibt folgende Reihe: 1. Kreidekalk 7 '04. 2. Trias-, Jura-, Kreidekalk gemischt 15T3. — 3. Tertiäre Eruptivmassen 21T (respective 23T). *) Oder nur auf der Karte schwer zu erkennen ? 2) Vgl. das Volkszählungswerk S. LXXXIII, Tabelle XII. 3) Die unter ß) genannten Orte liegen im Osten des Landes, wo Flvsch und Paläozoie.um grössere Flussläufe ermöglichen. Jauker. Ueber das Yerhältniss der Ansiedlungen in Bosnien und der Hercegovina etc. 617 4. Paläozoicum 28’45. — 5. Werfenerschiefer 37'8. — 6. Flysch (mit Eruptiv) 33'05. — 7. Flyschsandstein 36-02. — 8. Marines Neogen 408. — 9. Alluvium 52-02. — 10. Neo- gene Süsswasserbildungen 76'5 — 11. Alluvium mit Neogen 123-4. II. In der Hercegovina stehen als wichtigste Formationen der Flächenausdehnung nach der dünnst besiedelte Kreide- (Trias-, Jura-)kalkboden dem dicht besiedelten Allu- vium gegenüber. In Bosnien tritt dagegen eine Vermittlung ein, indem die übrigen Glieder (besonders das Paläozoicum) die grellen Gegensätze verdecken. III. Die sonst nicht ungünstige Dichteziffer wird nur durch die Karstflächen herabgedrückt; in beiden Fällen hält das Paläozoicum die Mitte. IV. Die Beträge innerhalb ein und derselben Formation schwanken in der Herce- govina stärker als in Bosnien. V. Die einzelnen Glieder der Formationen sind nicht gleichmässig besiedelt. Ueberall gibt es Flecken, die ganz ohne Besiedlung sind. VI. Die obere Grenze der Bewohnung liegt etwa bei 1100 M. Eine Ausnahme machen nnr die Bergwerksorte Bosniens. VII. Einem regelmässigen Terrain entspricht auch eine regelmässige Curve der Besiedlung; ihr Maximum liegt etwas unter der mittleren Höhe der Gegend. VIII. Die Dichte der Ansiedlungen nimmt nach oben rasch und deutlich ab; ebenso nach unten, da die Thalsohle weniger bewohnt ist als der Abhang. IX. Für einzelne Oberflächenformen sind (im allgemeinen!) gewisse Siedlungs- arten typisch; für Karstflächen die Muldensiedlung, für Poljen und grössere Alluvial- felder die Randsiedlung, für Berg- und Hügelländer die Hang- (hie und daRücken-)siedlung. X. Die meisten grossen Orte liegen auf dem Alluvium, im Inneren von Bergländern auch auf Rücken. Die grosse Ueberzahl haben aber die kleinen Orte oder grosse, weitverzweigte Ortsgemeinden. XI. Eine strenge Verbindung zwischen Bodenart und Art der Ansiedlung besteht für Bosnien nicht. In der Hercegovina sehen wir die Erscheinung, dass Alluvialboden gegenüber dem Kreidekalke in jeder Höhe besser besiedelt ist. XII. Die Hauptorte der Bezirke und Exposituren halten sich meist an Poljen und Flussalluvien; von 74 Orten liegen nur 6 im Karstlande. Band VIII. 40 Berichtigungen zum VII. Bande. In dem Aufsatze „Vermählungsbräuche in Bosnien und der Hercegovina“ des Herrn Professors Emilian Lilek (Seite 291 ff.) sind nachstehende Druckfehler richtigzustellen: Seite 299: pubjeglica anstatt pribjeglica. 305: Kreuze n Kränze. » 310: upovornik n ugovornik. w 310: Mutter n Tochter. » 310: Domacina ii Domacica. 71 315: im Pettauer Feld anstatt am Pettauer Feld. 11 330: Im Sarajevsko polje „ am Sarajevsko polj „ 332: bosamak anstatt basamak. 333: stulusa „ stolusa. 6JMÄÜ902 1 1 • / >; £* / • , ' x' ' :• Vv V‘.\ • Mitteilungen aus Bosnien und der Hercegovina, VIII. Band, Taf. I. TrüHELKA: Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). Eiserne Lanzen spitzen aus Gorica, V3 nat. Gr, Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. VIII. Band. Taf. II. TRUHELKA: Zwei prähistorische Funde aus Gorica (Bezirk Ljubuski). Bronzene Schmucknadeln aus Gorica. Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. VIII. Band. Taf. III. - WHWWla Wmmm WHÜ CUEÖIC: Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor. Gussformen aus Stein, ya nat. Gr. Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. VTTT Band. Taf. IV. CüRCIC: Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor. C /CX' XL Gussformen aus Stein, 1/2 nat. Gr Mitteilungen aus Bosnien und der Hercegovina. VIII. Band. CURCIC : Die Gradina an der Ramaquelle im Bezirke Prozor. Taf. V. Topfscherben mit Verzierungen, x/2 nat. Gr. Mittheilungen ans Bosnien und der Hercegovina. VIII. Band. Taf. VI. CURClC: Die Graclin a an der Ramaquelle im Bezirke Prozor. Topfscherben mit Henkeln oder Ansätzen, % nat. Gr. . Mitteilungen aus Bosnien und der Hercegovina. VIII. Band. Tuf VII CURCIC: Die Gradina an der Kamaquelle im Bezirke Prozor. Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. VIII. Band. Taf. VIII. Cuecic: Die Gradina an der Kamaquelle im Bezirke Prozor. Topfscherben mit Verzierungen, 1/2 nat. Gr. Miüheünngen ans Bosnien und der Heroogovina. VIII. Band. Taf. IX. ) j ^.,Ca..! T — - ,*$f3 V_ ^SJSeBU \f Ft- ■porac. >:~\. jut ; / Susnjarfc ~^p~- °udel^J soo *strocj A'V.-t J'e I o / i 6 HiLrna/C' IG ESTE NARONA /Klenak) \ /X V5 / / \ >r^ 2 v ,f / * v \-t' i4-Oi Y •uvzezra>.\\£ \ al'v. .:< ft&zi -in- t Jij&if,--’..efvc,'?'> ^5>L */. \. XiX V, «» | (««♦ iX^Sl . ,-\ . A'~— h\ y \ ! A'X'.'YX ! Muc .T‘’*£"'^nV y'Kv.»8aXV?, ^ '^LüyzC^'i^dns'*- sSJ3 \# - - >c£^ '. ••• V^\ /\ Das Becken von Imotski. Massstab 1 : 75.000 J ~ ";,f ' SaXXo \Ä '’S-C'CX" va H X"\j‘ krx >ui, ^ i Xx^ev '''rko'7ii. \\ n^7. / \T^ ,. - t X >3 V >X "n . Vv / Vvwcr^^^X' Xz- t I S X, \ "a v. \ \ ' ^ y:^^J \^\ /\ .. )\ ^ ^ ; XX * Vr<%“^vX5 J -1 . ‘ '/. vi»; 4’X *' Zi&ne. rj\ikeruUt V'v 77 tiV« 1 X ->J3-5 ^Peza-ope luUc - ~~ a*\ ? \‘ . W / L / X;V^ IV . / / //v> J5Ö: v 1 . 1 7 \ ,••' \ » Bonus a J * { V X ■•■''-> y v ,priXj "'s A-,4- . Te-zer/ '”r ,’,'j ' zh'^rzphi* / Wagner u. Del- es, Leipzig "jjpezipo' ' • *A\ »W * -Ä v Z**^ ,-•' // :v*'s Mar-ijarujvic'' { ,-■ Mitteilungen aus Bosnien und der Hercegovina. VIII. Band. GrENTHE: Die Bosniaken in der preussischen Armee. Taf. X. «2 , S Ö ° c C « * ® e ® g •2 § w £ « 00 '-. Ö 0 S ä 2 ^ ^ o i - S » S s e S = M p « PS •~ c _ ’ h O i-l V > ^ Ä « ,- £ o ” ® " -2 ä e C 2 oü CD -5 '~' 2 2 •- S £ £- . — i d) • — '"H 0 1_| +-> CJD 0^2® 0 K Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. VIII. Band. Taf. XIII. GENTHE: Die Bosniaken in der dänischen Armee. M3n „Bosnjak“ in der dänischen Lanzenreiter^Escadron Dänischer Husar (s. S. 203). VIII. Biutd, LUKAS: Orographio von Bosnien und der Horcogovinn. Tnf. XIV. gucurgpn ' ftninisics kiV«wvrih'fi '•'VS I'\- >4% \ ^rfirW? ; &y~ r v1' g&f/äiCA-. >. ß»W«(f I LESINA Ipsir&llSct l GURZOLA • H:n ws:i' Übersicht sw am? orograplüschen Gliederung illyrisehen Gebirgslandes. OrogrnphiRcha Hnuptlinio. Orogrnpliisnlio Nobonlliiion. (Linien 2. — i. Ordnung.) Kll It. initllar jjmfrilllliirhr* Imlitul VriMiKjlllfiini *arV«)itlUn . I Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. VIII. Band. Taf. XV. GavazzI: Der Plivasee. DER PLIVA SEE Gezeichnet vcfn PROF. D“ ARTHUR GAVAZZI Maßstab 1: 23.200 ^ . 4 Km Der Wasserfall der Oliva jjjjjhfilung'1 Bosnion und