ee ei ne ee A a _" In Digitized by the Internet Archive in 2014 https://archive.org/details/wochenschriftdes10koch WOCHENSCHRIFT DES VEREINES ZUR BERÖRDERUNG DES GARTENBAUES IN DEN KÖNIGLICH PREUSSISCHEN STAATEN FÜR GÄRTNEREI uno PFLANZENKUNDE. Redigirt dem General - Sekretair des Vereines, Professor Dr. KARL KOCH. X. Jahrgang. BERLIN. NERTBARGS VON KARL 'WIEGANDIT. 1867. TERPer 7 127 E = Ar, We: av P. . ab war - Rz 7 | + I A b \ € > & 3 : f er mr r Ir) S5 IR ERRPRLNENR. oA ger & ARAIBH Ra BBRSET EN, Ba U ERTL AREG ee | ANCI91908 Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 1. . Berlin, den 5. Januar 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-Österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Der preussische Garten in Paris. — Die 'edele Amherstie (Amherstia nobilis Wall... Ein Prachtbaum Hinter - Indiens. Sonntag, den 6. Januar, Vormittags um 1 Uhr, findet im Englischen Hause eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Dem Wunsche vieler Mitglieder gemäss soll nach der Sitzung, pünktlich um 1 Uhr, ein gemeinschaftliches Mittagsmahl (das Couvert zu 1 Thlr) stattfinden. Theilnehmer werden ersucht, im Englischen Hause selbst bis Sonnabend Abend ihre Namen einzu- senden, damit der Platz reservirt werden kann. : Der preussische Garten in Paris. der Bäume kaum, der Schmuck der Rasenplätze und Blumenteppiche aber gar nicht das Auge des Bereits sind die ersten Vorkehrungen auf dem | Menschen erfreute, gesehen hat, wird die grosse, Marsfelde getroffen, um den, dem preussischen Sektor | zu ihrem Vortheil umgewandelte Stadt nicht wieder des Industrie - Palastes zunächstliegenden Theil des | erkennen: so sehr hat sie sich verändert. Die rei- Parkes für Frühling, Sommer und Herbst in einen | zenden und mit unendlicher Sorgfalt gepflegten jener Gärten zu verwandeln, wie wir sie nicht | Anlagen des Louvre und der Tuilerien, der gross- etwa allein in Berlin, sondern im ganzen preussi- | artige Garten des Luxemburg, der Park Monceau schen Staate und in Norddeutschland überhaupt zu | und die vielen öffentlichen, mit Blumen und Pflan- sehen gewöhnt sind. Wir haben am Schlusse des | zen geschmückten Plätze (Squares) geben jetzt der vorigen Jahres in der vorletzten Nummer der Wo- | kaiserlichen Residenz eine grosse Mannigfaltigkeit chenschrift Mittheilungen über die von Frankreich | und machen es dem Bewohner möglich, auch inner- aus in's Leben zu rufende internationale Pflanzen- halb der Festungsmauern Spaziergänge zu unter- Ausstellung, welche sich ebenfalls auf jener Hälfte _ nehmen. des Marsfeldes zwischen dem Industrie-Palaste und | Und wo es so schön ist und wo so Tüchtiges der Militärschule, aber auf jener Seite des grossen | geleistet wird, da unternimmt man es, mehr als Hauptweges, befindet, gemacht; es dürfte gewiss hundert Meilen entfernt, einen Garten herzustellen, nun die Leser der Wochenschrift interessiren, auch | der die Aufmerksamkeit Einheimischer und Frem- etwas Näheres über den preussischen Garten selbst der auf sich ziehen soll! Wir verkennen keineswegs zu erfahren. die Schwierigkeiten in der Anlage und Durchfüh- Es ist das erste Mal, wo Preussens, Deutsch- rung, aber auch nicht weniger in der Leitung für lands Gartenkunst im Auslande erscheint, und zwar 7 volle Monate — denn so lange dauert die inter- selbst in der stolzen kaiserlichen Residenz an der nationale Industrie - Ausstellung in Paris — und | schrecken auch nicht davor zurück. Die preussische, | Seine, wo in der letzten Zeit für Verschönerungen im Allgemeinen so Vieles und so Bedeutendes ge- | deutsche Ausdauer, selbst Zähigkeit dürfte man sa- schehen ist. Wer vor 10 oder gar vor 20 Jahren | gen, wie sie immer im Auslande schon erkannt, das durch seine schmutzigen und engen Strassen | wurde, bürgt ebenso sehr für das Gelingen, als der berühmte Paris, in dessen Innern damals das Grün | Grad der Bildung, den das preussische, das deutsche 1 I Volk auch in der höheren Gartenkunst heut’ zu Tage einnimmt. Der preussische Garten bildet, wie oben schon angedeutet ist, ziemlich ein Viereck, was dicht an den Industrie-Palast, und zwar gegen den preussi- schen und norddeutschen Sektor des letzteren, sich anschliesst und von diesem nur durch die ringsum laufende Eisenbahn getrennt wird. Sein Flächen- Inhalt beträgt gegen 4 Morgen. Auf der einen Seite wird er durch den grossen, breiten Weg, der vom Industrie-Palaste nach der Militärschule führt, begrenzt, während auf der andern den süddeutschen Staaten Raum angewiesen wurde. Nach Aussen zu befindet sich noch ein preussisches Stück Park zur „Aufstellung des Maschinenhauses und einiger Zelte, daneben Bayern’s Antheil am Parke. Da es eine Menge Gegenstände gibt, welche nicht im Industrie- Palaste unterzubringen sind, so hat jedes Volk auch noch ausserhalb desselben von dem, das übrige Marsfeld ausfüllenden Park ein Stück Land zur Verfügung gestellt bekommen, wo es beliebig nach seinen Bedürfnissen Gebrauch ma- chen kann. Belgien hat hier sein Kunst-Museum, Oesterreich’s Kaiser hingegen seinen ungarischen Marstall und Normalhäuser‘ seiner Erbländer auf- gestellt, während der Pascha von Aegypten den Völkern der europäischen Gesittung durch Nach- ahmung früherer Bauwerke wenigstens zeigen will, dass es auch eine Zeit gab, wo das alte Kultur- volk nicht allein an dem Streben der damaligen zivilisirten Völker Antheil genommen, sondern ihnen eine Zeit lang selbst voranging. Auch in Preussen, im Verein mit dem nord- deutschen Bunde, hatte man eine Reihe Gegen- stände, welche im Freien untergebracht werden sollten, angezeigt. Bevor wir auf die hauptsäch- lichsten eingehen, sei es uns erlaubt, den Garten selbst etwas näher zu besprechen. Nachdem die Vorschläge des General-Sekretärs des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin Beifall und Zustimmung gefunden, wurde letzterer von Seiten der preussischen Central - Kommission für die Pa- riser internationale Industrie - Ausstellung aufgefor- dert, Vorschläge für diesen Garten zu machen. Eins seiner Mitglieder, der durch sein klas- sisches Werk über bildende Gartenkunst auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Garten- künstler und Hofgärtner Meyer in Sanssouci bei Pots- dam, entwarf einen Plan, der auch alsbald von Seiten der preussischen Central - Kommission gebil- ligt und angenommen wurde. Auf seinen Rath hat Garten-Direktor Niepraschk in Köln, dem be- kanntlich die Leitung des dortigen Flora - Gartens anvertraut ist, bereits die ersten Vorbereitungen in Paris getroffen und wird daselbst auch die weitere Durchführung des Planes übernehmen. Die Namen der beiden Gartenkünstler sprechen für das Ge- lingen des schwierigen Unternehmens. Jedes Volk, welches ein Stück Park zur freien Verfügung erhalten hat, muss auch dafür sorgen, dass es, dem Uebrigen entsprechend, auf seine Ko- sten hergestellt wird. Eine schwierige, nicht mit unbedeutenden Opfern verbundene Sache ist das Urbarmachen des vorhandenen sterilen Bodens für Pflanzen und Rasen. Das Marsfeld ist nämlich ur- sprünglich, wie bekannt, Exerzierplatz und deshalb mit Sand bedeckt. Wenn nun auch von Seiten der französischen Central- Kommission eine Schicht Erde schon während des allgemeinen Nivellirens auf- gegetragen wurde, so war diese doch noch keines- wegs genügend, sondern der Boden verlangte noch eine Lage guter Gartenerde von ungefähr 1 Fuss Mächtigkeit. Wohl durchaus befolgen die Kommissarien der fremden Völker das Beispiel der französischen Oen- tral-Kommission und übergeben die ersten Arbeiten, nicht weniger die Bepflanzungen und schliesslich die ganze Herstellung, einem Unternehmer, einem sogenannten Architecte-paysagiste, gegen eine be- stimmte Honorirung. Von Seiten der preussischen Central-Kommission ist derselbe Unternehmer, der auch die Arbeiten der französischen Central- Kom- mission ausführt, Aumont mit Namen, zur Unter- stützung gewonnen. Bei der geringen Ausdehnung des preussischen Gartens war es nicht möglich, diesem einen vor- herrschend-landschaftlichen Charakter zu geben, der Künstler sah sich vielmehr gezwungen, den grösse- ren Gegenständen, die hier aufgestellt, resp. erbaut werden sollten, zunächst die Verschönerungen anzu- passen und nun erst das Ganze mit einander in Harmonie zu bringen. Dieser Gedanke ist auf gleiche Weise in unseren preussischen, landschaft- schaftlich-gehaltenen Schmuckgärten, wo die Woh- nung des Besitzers, von dem die Verschönerungen ausgehen, als der Hauptpunkt angesehen wird, mehr oder weniger zur Geltung gekommen. Die hauptsächlichsten Gegenstände des preussi- schen Gartens sind das eherne Reiterstandbild Sr. -Majestät des Königs von Professor Drake, was später auf der Kölner Rheinbrücke aufgestellt wer- den soll, ferner das Normalhaus einer preussischen Volksschule, ein maurischer Pavillon und schliess- lich das Gebäude für das Bureau der preussischen Oentral-Kommission. Diesen schliessen sich 2 grös- sere Springbrunnen an. Alles Uebrige ist unterge- ordnet. Das grosse Maschinenhaus, was ursprüng- lich ebenfalls im preussischen Garten aufgenommen werden sollte, wird ausserhalb desselben, und zwar zugleich mit einigen grösseren Zelten, aufgestellt. Es war anfangs die Absicht, dass das eherne Reiterstandbild Sr. Majestät des Königs auf einer künstlich angebrachten Erhöhung, dem Indu- strie- Palaste gegenüber und diesem zugewendet, anzubringen sei. Damit würde ein Centralpunkt, dem sich die übrigen Gegenstände untergeordnet anschlössen, gewonnen sein. Man fand es jedoch schliesslich in künstlerischer Hinsicht für das Stand- bild vortheilhafter, wenn es auf der einen Seite, dicht an dem breiten Wege, der*aus dem Industrie- Palaste nach der Militärschule führt, aufgestellt würde, und zwar um so mehr, als auf der andern Seite auch Belgien sein Kunst-Museum und ausser- dem, ebenfalls dicht am Wege, 2 Standbilder be- sitzen würde. Zu diesem Zwecke ist jetzt vom grossen Wege aus ein halbkreisrunder Ausschnitt in diese Seite des preussischen Gartens gemacht, in dem das 25 Fuss hohe Standbild Sr. Majestät des Königs zu stehen kommt. Da, wo man dieses anfangs aufzustellen beab- sichtigte, wird jetzt ein maurischer Pavillon stehen, ausgeführt vom Architekten v. Diebitsch. Es ist eigenthümlich, dass ein preussischer und speziell Berliner Baumeister nach einer der ursprünglichen Pflanzstätten des maurischen Baustyles, nach Kairo, berufen wurde, um daselbst Gebäude dieser Art herzustellen, weil jenseits des Mittelmeeres, wenn auch nicht der Baustyl selbst, doch die Kunstfer- tigkeit dafür verloren gegangen zu sein scheint. Seit mehrern Jahren befindet sich deshalb der Ar- chitekt v. Diebitsch mit einem grossen Arbeiter- Personale den grössten Theil des Jahres über in Aegypten, um im Auftrage des Vicekönigs Bauten im maurischen Style auszuführen. Sämmtliche Stuk- katur-Arbeiten werden jedoch in Berlin angefertigt und zu Wasser zunächst nach Alexandrien gebracht. Der Architekt v. Diebitsch hat sich die Auf- gabe gestellt, dem maurischen Baustyle auch bei uns in Deutschland, Frankreich u. s. w. in seinem höchsten Prunke Eingang zu verschaffen. Er will die Möglichkeit zeigen, dass auch der reichste und scheinbar überladene Farbenschmuck, wie ihn be- sonders, ausser dem Golde, die mineralischen Far- ben des Roth und Blau geben, auf eine Weise verbunden werden kann, ohne dem Auge des stren- gen Künstlers unangenehm zu werden. Dieser Ver- such wird an dem in Rede stehenden Pavillon von gegen 30 Fuss Höhe und 20 Fuss Durchmesser gemacht. Der dritte Gegenstand von Bedeutung, der den Mittelpunkt einer besonderen Verschönerung bilden soll, ist ein Schulhaus. Ein Schulhaus? hörte ich hier und da fragen, wie kommt dieses auf eine in- ternationale Industrie - Ausstellung? Als wenn die Stätte, in welcher der menschliche Geist seine erste Bildung und Beweglichkeit erhält, nicht da eine Berechtigung hätte, wo grade die gültigsten und erprobtesten Zeugen seines Schaffens und Wirkens von Seiten der verschiedenen Völker zur Schau gebracht und gegen einander gestellt werden! Eben jetzt, wo im Auslande so viel von der preussischen Intelligenz gesprochen wird, weil sie in kurzer Zeit Grosses hervorgebracht und die ganze Welt in Er- staunen gesetzt hat, sollen Franzosen, Engländer u. s. w. sehen, in welcher Einfachheit die ersten Pflanzstätten des Geistes im preussischen Staate überall, selbst in den kleinsten Dörfern, sich befin- den, wie gering aber und angepasst ferner in ihnen die Lehrmittel: Bücher, Karten, Zeichnungen u.s.w., grade im Gegensatze zu dem, was durch sie Gros- ses in der Volksbildung geleistet ist, sind. Das preussische Schulhaus wird auf der andern Seite des Gartens im Hintergrunde zwar erbaut, doch so, dass es schon von dem Standbilde des rit- terlichen Königs Wilhelm erschaut werden kann. Die Königliche Majestät, gestützt auf den Geist, der von jenem aus bis in die entlegensten Theile seines Reiches sich verbreitete, sitzt hier als Schirm- herr Deutschlands hoch zu Rosse. An seinem Piede- stal steht man und erblickt in der Ferne diese ein- fache Pflanzstätte, eingefasst gleichsam auf beiden Seiten von Geistesprodukten für ein höhere An- sprüche machendes Leben, hier von einem mauri- schen Pavillon in höchster Eleganz, dort von einem alsbald zu erwähnenden Blumen-Teppiche, wie man diese in den Gärten, besonders preussischer Indu- strieller, hier und da findet. Das entsprechend herzustellende Gebäude für das Bureau der preussischen Central - Kommission wird, gleich dem Standbilde des Königs, aber wei- ter hin, auf der Vorderseite und unweit des Haupt- weges erbaut werden und ebenfalls einen besonde- ren Schmuck erhalten. Ferner wurden dem Gartenkünstler noch ver- schiedene, meist künstlerische Gegenstände zuge- wiesen, um auch diesen im Garten eine passende und günstige Stellung zu geben. Es gilt dieses hauptsächlich von 2 grossen Springbrunnen mit be- stimmten Attributen, von denen der eine von be- sonderer Fertigkeit und Kunstsinn seines Besitzers Zeugniss ablegt. Von einigen weniger in die Augen fallenden Gegenständen, wie Marmortischen, Aqua- rien, nachgebildeten Thieren u. s. w. werden wir spä- ter sprechen. Es war gewiss für den Gartenkünstler eine schwierige Aufgabe, bei einem so beschränkten Raume Gegenstände von solcher Bedeutung so an- zubringen, dass sie für sich nicht allein diese be- haupten konnten, sondern im Gegentheil durch ihre Umgebung auch gehoben wurden, und doch wiederum 1* mit dem Uebrigen ein Ganzes herstellten. Da auf beiden Seiten die grade Linie vorherrschend gege- ben war und hier das Architektonische hervortreten sollte, während in der Mitte geschlungene und mehr oder weniger rundliche Figuren angezeigt schienen, so wurde zunächst diesen Verhältnissen Rechnung getragen. Stellen wir uns, mit dem Rücken gegen den Industrie - Palast gewendet, an den Eingang des Gartens und ziemlich vor die Mitte seiner daselbst befindlichen Grenzlinie, so tritt hier zunächst ein grüner Rasen mit einer buntblumigen Arabeske, wie sie der Franzose mit dem passenden Namen einer Koketterie belegt, dem Auge entgegen. Sie hat die angenehme Form des Auges und bildet ein an der vordern Linie etwas gedrücktes Oblong von über 70 Fuss in seiner grössten Ausdehnung von rechts nach links, während der Breiten-Durchmesser nur $ derselben beträgt. Dreierlei Rasen bilden mit ihrem Grün die Grundfarbe, während durch 12 Fuss breite Bänder, hergestellt durch reichblü- hende oder durch buntblättrige Miniatur - Pflanzen von kaum } Fuss Höbe, angenehme Figuren gleich- sam eingewirkt sind. Die Wahl der Blumen, um die nothwendige Harmonie in den Farben herzu- stellen, ist eine nicht leichte Aufgabe des Künstlers. Dieses in der Ferne also dem menschlichen Auge entlehnte Oblong liegt in dem Ausschnitte eines grössern, hier und da mit kleineren Boskets bepflanzten Rasenstückes, an dessen Ende, und zwar ebenfalls in einem Ausschnitte, der maurische Pa- villon von gegen 30 Fuss Höhe erbaut wird. Er steht nach allen Seiten frei und wird in einiger Entfernung von einer sehr breiten Blumen-Rabatte, die in's Kreuz, den Eingängen zu dem Pavillon entsprechend, durch Wege unterbrochen wird. Der eine Weg, welcher nach vorn dem Blumenteppiche gegenüber liegt, endigt bald auf einer kurzen Zunge, welche sich in ein längliches Wasserbassin mit ge- schlungenen Konturen hineinerstreckt. Dieses Rasenstück mit seinem Wasser ist der Aufstellung tropischer Blattpflanzen, wie selbige zu- erst von Berlin aus für’s freie Land in Anwendung gebracht wurden und jetzt grade in Paris mit be- sonderer Vorliebe in allen Anlagen benutzt werden, gewidmet, während das Wasser selbst jene Lotus- blumen, wie sie noch heut’ zu Tage im Nil vor- kommen, und denen entsprechende andere Pflanzen beherbergen wird. Das Ufer sollen dagegen unsere bekannten Kolokasien und ähnliche Pflanzen um- säumen. 2 etwas vorgeschobene, schmale Stücken Lan- des, zum grossen Theil mit Boskets bepflanzt, zie- hen sich bis zu einem Viertel auf beiden Seiten vor den DBlumenteppich. Als Wächter haben 4 ‘ritterlichen Königs. gleichsam 2 grosse nachgebildete Hirsche in Le- bensgrösse, welche ein Potsdamer Künstler ange- fertigt hat, an dem nach dem Innern zu befindli- chen Ende ihre Aufstellung erhalten. Wenden wir uns links nach dem grossen Wege zu, so erblickt man aus derselben Fabrik des Pots- damer Künstlers (Kahle) einen der beiden erwähn- ten Springbrunnen und wird das Plätschern des wiederum herabfallenden Wasserstrahles vernehmen. Weiter zieht sich ein mit Arabesken geschmück- tes Rasenstück in Gestalt eines orientalischen Ge- bet-Teppichs und bei 24 Fuss Breite mit über 60 Fuss Länge in etwas schiefer Lage nach vorn, wo auf der einen Seite (also links) der halbkreisrunde Ausschnitt für das Reiterstandbild des Helden von Königsgrätz vorhanden ist. Rechts und links be- finden sich ähnliche gradlinige Stücke, fast durch- aus mit Gesträuch besetzt, besonders auf der einen Seite nach dem grossen Wege zu, während die innere mit Festons und Guirlanden ausgeschmückt werden soll. Die beiden breiten Wege auf den Seiten des nachgebildeten Gebet-Teppichs vereinigen sich nach oben und führen zu dem Gebäude für das Bureau, hinter dem ein freiliegender Rasenplatz, wiederum durch eine Arabeske geschmückt, sich hinzieht. Ein entsprechendes Stück Land, mit Boskets etwas dich- ter bepflanzt, trennt das Gebäude von dem mauri- schen Pavillon. Wenden wir uns von dem grossen Blumentep- piche vorn nach rechts und treten über das früher besprochene und vorgeschobene Stück Land in die Anlage weiter ein, so vernimmt man abermals das Plätschern eines Springbrunnens, der inmitten eines Rundtheils (Rotonde) liegt und umgangen werden kann. Ueber ihm gelangt man zum Schulhause, welches durch ziemlich dicht- und hochgehaltenes Gehölz von dem maurischen Pavillon getrennt ist. Mit der Hauptfacade nach dem Innern des preussischen Gartens gerichtet, ersteigt man von da aus die offene Treppe, der zur Seite nach bei- den Enden hin Anpflanzungen ländlichen Charak- ters angebracht sind, und schaut nach vorn über das Wasser hinweg nach dem Reiter-Standbild des Hinter dem Hause liegt ein abgeschlossener Blumen- und Gemüsegarten mit der wohl in keinem Schulgarten Preussens fehlenden Laube, aus falschem Jasmin, Jelängerjelieber (Ca- prifolium) und ähnlichen Pflanzen gebildet, während Türkische oder Feuerbohnen, Trichterwinden, Zier- kürbisse und diesen entsprechende krautartige Lia- nen Mauern und Stakete umkleiden. Wenn anfangs gesagt ist, dass zunächst in Be- treff des preussischen Gartens es Absicht war, den Ausländern ein Beispiel von der Art und Weise, wie wir unsere feineren Gärten und Anlagen ge- wöhnlich ausschmücken, vorzuführen, so liegt ihm doch noch ein anderer Zweck zu Grunde. Der Be- darf an gewissen Pflanzen, vor Allem an Schmuck- und Beet-, sowie an Blatt- und sonstigen Dekora- tions-Pflanzen, ist heut’ zu Tage, wo Jedermann sein Gärtehen am Hause mit dem Besten schmücken möchte, wo ferner die Liebe, Pflanzen und Blumen im Zimmer zu pflegen, von Jahr zu Jahr zunimmt, sehr gross und hat besonders in den letzten Jah- ren ungemein zugenommen. Die Blumen - Märkte in grösseren und kleineren Städten, vor Allem aber die Blumenhandlungen, liefern zu jeder Zeit eine Auswahl der schönsten und interessantesten Pflan- zen im Allgemeinen um billige Preise, so dass auch Liebhaber ihre Wünsche leicht und rasch erfüllen können. Es gibt bereits Gärtner, welche sich hauptsäch- lich und sogar ausschliesslich nur mit der Anzucht bestimmter Florblumen oder Blattpflanzen beschäf- tigen und bisweilen damit selbst einen nicht unbe- deutenden Handel nach auswärts treiben. Wir nennen vorzugsweise Pelargonien, Verbenen, Lobe- lien, Alternantheren u. s. w., die oft gar nicht ge- nug herangezogen werden können. Die Berliner Gärtner können nicht immer dem Bedarfe an Veil- chen, Maiblumen, Haiden, Epheu, Gummibäumen, Cureuligo’s, Monsteren, Dracänen u. s. w. vollkom- men entsprechen. Die genannten Pflanzen sind es aber, welche bekanntlich vor Allem von Berlin aus in grossen Massen jenseits des Rheines und jenseits der Weichsel, aber auch über die beiden nordischen Meere, über Ost- und Nordsee, ausgeführt werden. Trotz des vorhandenen Absatzes muss man stets darauf denken, diesen noch mehr zu vergrössern und deshalb neue Handelswege zu eröffnen. Sollte nicht die Pariser internationale Industrie-Ausstellung dazu eine günstige Gelegenheit bieten? Keinem Zweifel unterliegt es, dass alle Völker, welche auf Zivilisation Anspruch machen und damit auch Pflan- zen und Blumen kultiviren, während der 7 Monate andauernden Ausstellungszeit in reichlicher Anzahl in Paris vertreten sein werden. Wenn man dann unsere schönen Blumen und Blattpflanzen nicht allein sieht, sondern auch zu gleicher Zeit von ihrer Verwendung Kenntniss nimmt, so unterliegt es keinem Zweifel, dass Mancher sich veranlasst fühlen dürfte, seinen Bedarf fernerhin da zu ent- nehmen, wo er diese bei Gelegenheit der Pariser internationalen Ausstellung gesehen hat, zumal wenn das Vaterland des Käufers im nördlichen oder öst- lichen Europa liegt. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin hat alle Gartenbau- Vereine des preussi- deutschen Gärtnerei und der deutschen Garten- kunst im Auslande die verdiente Anerkennung zu verschaffen, an der Ausschmückung des preussischen Gartens Theil zu nehmen. Abgesehen von dem speziellen Interesse, was gärtnerischer Seits vorhan- den ist, wird gewiss schon das patriotische Gefühl manches preussischen Gärtners allein bestimmen, Beiträge von Blumen und Pflanzen Denen, die mit der Ausschmückung des preussischen Gartens in Paris betraut sind, zur Verfügung zu stellen. Man kann sich wohl denken, welche Massen von Beet- Pflanzen dergleichen Blumenteppiche und Blumen- Arabesken, wie sie im preussischen Garten zu Paris hergestellt werden sollen, verlangen, zumal die Be- pflanzungen einige Male erneut werden müssen. Die preussische Regierung hat die Transportkosten übernommen, es haben demnach Gärtner und Pri- vate keine weiteren Opfer, als die Pflanzen (in Töpfen) zu bringen. Auf die möglichst rasche Weise werden diese nach Paris befördert, wo wie- derum Beete und Kästen bereit stehen, um sie zu- nächst für eine kurze Zeit aufzunehmen, damit sie dann in schönster Flor dem preussischen Garten zur Zierde dienen können. Dazu ist aber noth- wendig, dass recht zeitig die Anmeldungen gesche- hen, was man zu liefern gedenkt. Es ist dieses um so nothwendiger, als für die Absendung durch die Eisenbahn die nöthigen Vorkehrungen getroffen werden müssen. Von .den Gartenbau - Vereinen, welche bereits nicht allein ihre Unterstützung zugesagt haben, sondern sogar bereit sind, für bestimmte Arabesken und Blumenteppiche das nöthige Material zu liefern, sowie die Bepflanzungen dieser selbst auszuführen, gehören: die Gartenbau-Vereine zu Berlin und Erfurt, die Gartenbau-Gesellschaft Flora in Köln und der Gartenbau- Verein in Trier. Ebenso haben noch in der letzten Zeit die Garten- Vereine von Danzig, Stettin und Greifswald zur Heranziehung von beliebigen Beetpflanzen sich bereit erklärt. Auch der Königl. botanische Garten in Berlin wird sich in mehrfacher Hin- sicht betheiligen. Es sei uns schliesslich erlaubt, noch einmal auf die internationale Pflanzen- Ausstellung, welche von französischer Seite zu gleicher Zeit in’s Leben ge- rufen wird, aufmerksam zu machen. Auch hier ist es wünschenswerth, dass man preussischer und deutscher Seits Antheil nimmt und sie recht reich- lich beschickt. Wir wiederholen, dass die Anmel- dungen dazu wenigstens 13 Monate vor jeder der einzelnen 14 Ausstellungen, welche sich vom 1. April bis zum 15. Oktober alle 14 Tage wiederholen, bei. dem General-Sekretariate des Vereines zur Beför- schen Staates aufgefordert, jetzt, wo es gilt, der | derung des Gartenbaues zu machen sind. Die edele Amherstie (Amherstia nobilis Wall.). Ein Pracdtbaum Hinter-Indiens. Nachdem die Engländer in den Jahren 1824 bis 1326 glückliche Kriege mit den Birmanen ge- führt und ihrem grossen indischen Reiche auch Provinzen Hinterindiens hinzugefügt hatten, wurde der damalige Botaniker der ostindischen Kompagnie, Wallich, ein Däne von Geburt und 1854 gestor- ben, von Seiten des General-Gouverneurs, William Pitt, Graf von Ambherst, nach den neuen Län- dern gesendet, um auch diese in botanischer Hin- sicht zu erforschen. Eine semer ersten Entdeckun- gen war ein Blüthenbaum von solcher Schönheit, dass er, dankbaren Gefühles gegen seinen Vorge- setzten, ihn nach dessen Frau, der Gräfin von Amherst, und seiner Tochter Sarah, die beide viel Liebe zu Pflanzen und Blumen besassen und an allen seinen Entdeckungen den regsten Antheil nahmen, die Pflanzen Amherstia nobilis nannte. Er fand sie nur 3 Mal, und zwar jedesmal kul- tivirt in einem Garten und in der Nähe eines Bud- dhaistischen Klosters. Es scheint deshalb, als wenn der Baum dem indischen Gotte geweiht wäre, zu- mal er auch einmal Blumen vor der Bildsäule des Gottes gestreut sah. Die Versuche Wallich’s, die Pflanze in England einzuführen, missglückten. Der Ruf von ihrer Schönheit war jedoch bereits dahin gekommen, zumal als der glückliche Ent- decker sie alsbald (1830) für sein grosses Werk über seltene ostindische Pflanzen abbilden liess. Das Verlangen, sie zu besitzen, wurde gross. Der Her- zog von Devonshire, bekamntlich ein grosser Blumenliebhaber und im Besitz eines der schönsten Parks mit prächtigen Gewächshäusern, schickte noch in den dreissiger Jahren einen seiner Gärtner, Gib- son, nach dem Birmanenlande, zunächst nur um die edele Amherstie aufzusuchen und sie nach Eng- land zu bringen. So kam diese schliesslich nach Chatsworth, dem Sitze des Herzoges; sie bedurfte aber eine lange Zeit, um sich einigermassen zu er- kräftigen. Glücklicher war Miss Lawrence, eine der reichsten Damen Englands, welche damals mit allen Notabilitäten des Insel-Reiches in der Blumenzucht ' glücklich rivalisirte und auf den meisten Ausstel- lungen die ersten Preise für ihre Pflanzen erhielt. Durch die Vermittelung des Lord Hardinge wusste sie sich im Jahre 1347 ebenfalls ein 14 Fuss hohes Exemplar für ihren Landsitz Ealing-Park zu Ver- schaffen und verwendete nun alle Sorgfalt auf die Kultur der schönen Amherstia nobilis, um diese möglicher Weise zuerst zum Blühen zu bringen. Miss Lawrence, welche meist sich selbst um die Kultur ihrer Pflanzen bekümmerte, liess der Pflanze sogleich ein Gefäss von 2 (engl.) Fuss Tiefe und 3 Fuss Weite geben. Als sie bald schon für das Warmhaus, in dem sie sich anfangs befand, zu umfangreich wurde, erhielt sie später einen noch günstigeren Platz in einer besonderen Abtheilung ihres Örchideenhauses. Da sie sehr viel Wasser verlangte, so wurde das Gefäss auf einige Back- steine gestellt, so dass das, was von der Pflanze selbst nicht aufgenommen wurde, wiederum rasch abfliessen konnte. Um das Gefäss liess sie ferner eine Lohe-Schicht legen und darum wieder eine kupferne Röhre, einer Wasserleitung zugehörig, schlingen. Diese Behandlung bekam der A. nobilis so gut, dass sie bereits im September des nächsten Jahres schon eine Höhe von 9% und einen Umfang von 39 Fuss besass. Im Anfange des Jahres 1849 zeigte sie auch schon die ersten Blumen und entfaltete diese alsbald. Niemand war glücklicher als Miss Lawrence. Eine der grossen Blüthentrauben wurde alsbald abgeschnitten, um selbige ihrer Königin zu verehren. Etwas später hat Amherstia nobilis auch in Chatsworth und an einigen andern Orten geblüht. So oft dieses geschah, machte es selbst in England um so mehr Aufsehen, als die Kultur der Pflanze nicht leicht war und auch vor Allem viel Raum verlangte, wie dieser leider eben nicht jedem, selbst wohlhabenden Blumenfreunde zu Gebote steht. Diese beiden Umstände mögen wohl Ursache sein, dass der Blüthenbaum, so reizend und belohnend er auch während der Blüthezeit ist, jetzt wiederum so selten gefunden wird. Auf.dem Kontinente ist er noch seltener, als jenseits des Kanales; von Blüthen- Exemplaren haben wir in dem letzten Jahrzehende daselbst nichts vernommen. In England, wo man zwar im Allgemeinen weit weniger Pflanzen, aber diese um so besser kultivirt, mag dieses der Fall gewesen sein. Dort finden sich stets Liebhaber, bei denen Amherstia nobilis mit besonderer Sorg- falt gepflegt wird. Man wechselt überhaupt nicht so häufig und kultivirt dieselben Pflanzen, die ein- mal als schön erkannt werden, viele Jahre hindurch. So ist in Chatsworth Amherstia nobilis noch fortwährend in der Gunst ihres hohen Besitzers und sein jetziger Obergärtner T’aplin erfreut grade mitten in der Winterzeit, im Januar, wo Blumen- flor sonst sparsam vorhanden ist, seinen Herrn stets mit dem Schönsten, was es geben kann, mit einer reichlich blühenden Schaupflanze dieser Art. Taplin hat in dem 3. Hefte des Journals der Lon- doner Gartenbau-Gesellschaft des vorigen Jahrgan- ges (S. 144) über ihre Kultur Mittheilungen ge- macht, welche auch den Lesern der Wochenschrift von Interesse sein dürften. Das Exemplar, was er jetzt in Kultur hat, ist ungefähr 25 Jahr alt und eine Pflanze, zwar nur von 5 Fuss Höhe (weil man sie stets zurückschnei- det), aber von 45 Fuss Durchmesser. Der Herzog hat für sie ein besonderes Haus erbauen lassen, ın dem für sie der Boden ungefähr 6 Fuss in’s Qua- drat und 3 Fuss Tiefe eigens präparirt ist und eine fortwährende Wärme von fast 23% Gr. (85 Gr. F.) besitzt. Er besteht hauptsächlich aus Lehm und Sand, ist aber in soweit gelockert, dass Wasser nicht allein leicht eindringen, sondern auch, ohne sich zu stauen, wiederum rasch abfliessen kann. Die Pflanze bedarf während ihrer Vegetation sehr viel Wasser. Es genügt nicht, dass sie nur einfach begossen wird; durch Löcher, welche in den Boden gemacht sind, wird dieses auch bis zu den unterirdischen, den Boden erwärmenden Heizröhren geleitet, damit es dort verdunsten und sich so in der Erde eine feuchte Luft bilden kann. Dabei hat die Oberfläche des Bodens immer noch eine Temperatur von wenigstens 16—17 Gr. (R.). Sobald die Pflanze geblüht hat (zu Ende Ja- nuar oder Anfang Februar beginnend), wird die Oberfläche des Bodens bis zu einer gewissen Tiefe, ohne aber ihre Wurzeln auch nur im Geringsten zu beschädigen, entfernt und durch andere nahr- hafte Erde ersetzt. Beginnt die Vegetation, so muss das junge Laub gegen direkte Sonnenstrahlen geschützt werden. Abgesehen davon, dass offene Gefässe mit Wasser gefüllt, fortwährend Feuchtig- | keit im Gewächshause ausdünsten, wird die Pflanze jeden Tag noch 2 Mal bespritz. Amherstia no- bilis scheint in Betreff ihrer Vegetation 2 Höhe- punkte zu besitzen. Während dieser Zeit wird die Temperatur des Nachts bis auf 19 Grad gehalten, während sie am Tage von 24% bis 30 Grad stei- | gen kann. Im Herbste, wenn das Holz zu reifen beginnt, wird weniger Schatten gegeben und man beschränkt sich mit dem Giessen, doch nicht so weit, dass die Erde ausgetrocknet wäre. Einige der mit Wasser gefüllten Gefässe bleiben in steter Thätigkeit. Diese Behandlung währt gegen 3 Monate, während wel- cher Zeit die Temperatur wiederum niedriger (von 17—19 Grad) sein muss. Im Januar gibt man von Neuem mehr Wasser und die Pflanze beginnt als- bald ihre Blüthen zu zeigen. Diese entfalten sich gewöhnlich gegen das Ende des genannten Monates und halten 5—6 Wochen an. Die Pflanze, welche im Anfange vorigen Jahres blühte, hatte nicht we- niger als 55 Blüthentrauben, jede mit 10—16 ro- then Blumen dicht besetzt. Die grösste Zahl der auf einmal blühenden Trauben betrug 20. Um das Interesse für die edle Amherstie noch mehr zu erwecken und vielleicht den einen oder anderen reichen Pflanzenfreund zu veranlassen, die- selbe sich anzuschaffen und ihr, wenn auch nicht ein besonderes Haus zu bauen, so doch eine grös- sere Sorgfalt zu widmen, wollen wir sie noch etwas näher beschreiben. Der Genuss, sie mitten in der kalten Winterzeit, und zwar wenn die Tage an- fangen, wiederum länger zu werden, zu besitzen, ist gewiss ein grosser für den, der Pflanzen und Blumen liebt und auch das Glück hat, seiner Liebe Geldopfer bringen zu können. Amherstia nobilis erreicht in der hinterindi- schen Provinz Martaban, wo sie den Namen Toka besitzt, bis jetzt aber allein kultivirt gefunden wurde, die Höhe von nur 30 bis 40 Fuss, ihr Stamm er- reicht aber kurz über dem Boden einen Durch- messer von oft 3 Fuss. Die Pflanze scheint sich ziem- lich zu verästeln und eine dichte Krone zu bilden, aus deren dunkelem Grün, und zwar aus dem Win- kel eines Blattes, im Anfange des Jahres die bei- nahe 2 Fuss langen rothen Trauben herabhängen. Ein prächtigerer Anblick kann wohl kaum gedacht werden. Amherstia nobilis erinnert in diesem Zu- stande an eine Pflanze aus der Familie der Mela- stomateen, welche mehrmals schon auf unseren Aus- stellungen wegen ihrer Schönheit bewundert wurde, an Medinilla magnifica, während sie nieht-blühend der Brownea grandiceps, welche erst im vorigen Jahre durch Reinecke, den Obergärtner des Geh. Ober-Hofbuchdruckers v. Decker, ausgestellt wurde, besonders wegen der schlaff herunterhängenden jun- gen Blätter, von grünlich-bräunlicher Farbe und an der Spitze der Zweige, ähnlich aussieht. Obwohl sie, bis jetzt die einzige ihres Ge- schlechtes, in die Familie der Cäsalpiniaceen ge- hört und diese mit den Schmetterlingsblüthlern, so- wie mit den Mimoseen, die grosse Klasse der Hül- senträger bildet, so ist doch die Blüthe, welche alle Theile einer Schmetterlingsblüthe besitzt, so eigenthümlich zusammengesetzt, dass es Mühe macht, diese herauszufinden und näher zu bezeichnen. Die einzelne Blüthe selbst steht auf einem 15 bis 2 Zoll langen Stiele und wird an der Basis von 2 über 2 Zoll langen, in der Mitte 9 Linien breiten ellipti- schen und ebenfalls rothen Deckblättern umgeben, anfangs sogar eingeschlossen. Die wiederum rothen Kelchblätter verwachsen zur unteren Hälfte in eine über 13 Zoll lange Röhre, zur obern hingegen stehen sie ziemlich wa- gerecht ab und bilden schmal elliptische Abschnitte. Da von ihnen die beiden unteren bis an die Spitze mit einander verwachsen, so sind scheinbar nur 4 vor- handen. Auch die Krone ist unregelmässig und gibt mit dem Kelche einigermassen das Bild einer . Örchideenblüthe, indem das von den 5 Blumenblät- tern nach unten stehende sich besonders lippenartig * entwickelt und am obern Ende am Breitesten (fast 2 Zo!l breit) erscheint. In der Regel ist es auch mit den Rändern mehr oder weniger nach innen gerollt und bildet auf diese Weise eine breite Rinne. Seine Farbe ist zwar nach aussen roth, auf der In- nenseite jedoch gegen die Basis hin weiss, während ein grosser gelber Fleck entgegengesetzt am obern Theile sich befindet. Diesen gelben Fleck haben auch die beiden seitlichen spathelförmig-länglichen Blumenblätter von über 2 Zoll Länge. Was end- lich das 4. und 5. Blatt anbelangt, so sind diese zu kleinen schuppenartigen Gebilden umgewandelt und werden gewöhnlich ganz übersehen. Von den 10 Staubgefässen sind, wie in den meisten Schmetterlingsblüthen, 9 in eine Röhre verwachsen und der 10. ist frei. In dem gestielten Fruchtknoten werden 4 bis 6 Eichen eingeschlossen. Die Amherstia nobilis gehört mit noch 2 Ge- hölzen, welche sich durch die Pracht ihrer Blumen auszeichnen, in eine Abtheilung der Familie der Caesalpiniaceen, welche sich durch einen gestielten Fruchtknoten und demnach auch durch eine ge- stielte Frucht auszeichnet und gewöhnlich auch die Gruppe der Amherstieae genannt wird. Das eine derselben ist Jonesia Asoca, welches ebenfalls in Hinterindien in den Gärten der Tempel kulti- virt wird. Wallich schildert mit beredtem Munde die Blüthenpracht der beiden Pflanzen. Das an- dere Gehölz ist Brownea grandiceps, ein Be- wohner Brasiliens. Mit diesem hat im äusseren Habitus, wie wir auch schon früher bemerkten, Amherstia nobilis grosse Aehnlichkeit. Wir haben uns vorgenommen, in einer der nächsten Nummern auch diese beiden Gehölze zu besprechen und dadurch von Neuem die Aufmerk- samkeit der Pflanzen- Liebhaber auf sie zu lenken. Es unterliegt keinem Zweifel, dass man an diesen 3 Pflanzen, wenn man sich ihrer Kultur gehörig widmet, weit mehr Freude haben kann und muss, als an Dutzenden vieler anderer, wenn sie auch noch so sehr gerühmt werden und nicht selten erst um hohe Preise gekauft werden müssen. Schliesslich noch einige Worte über den Na- men. William Pitt, Graf von Ambherst ist der Neffe des durch die amerikanischen Freiheitskriege bekannt gewordenen Jeffrey Amherst und wurde 1770 geboren. Seine erste Mission von Bedeutung geschah in den Jahren 1816 und 1817 nach China, wo jedoch der stolze Brite, weil er sich den vor- geschriebenen, ihm unehrenhaft scheinenden Cere- ' für das Semester 20 Thlr = 35 fl., für den Cur- monien am Peckinger Hofe nicht unterwerfen wollte, weniger glücklich war; desto mehr Erfolge hatte er jedoch als General-Gouverneur im Dienste der ostindischen Compagnie, als welcher er im Jahre 1323 nach ÖOstindien ging, indem er die Birmanen be- siegte und mehre ihrer Provinzen dem englischen Scepter unterwarf. Dafür wurde er 1826 zum Gra- fen ernannt. Zwei Jahre darauf kehrte er nach England zurück und lebte von da an bis zu sei-» nem Tode, der 1845 erfolgte, in stiller Zurückge- zogenheit. Der unter dem Hohen Protektorate Sr. Kaiser- lichen Hoheit des Grossfürsten Nicolai-Nico- lajewitsch stehende Russische 6Gartenbau-Verein in St. Petersburg hat in seiner Sitzung am 10. (22.) Dezember v. J. beschlossen, Mitte Mai (n. Styles) 1869 eine inter- nationale Ausstellung von Pflanzen und Gartenbau- Produkten, verbunden mit einem internationalen bo- tanischen Kongresse, in St. Petersburg abzuhalten. Die Programme werden noch im Laufe dieses Winters ausgegeben werden. Zu bemerken ist noch, dass der Verein diese früher provisorisch auf 1868 angesetzte Ausstellung um ein Jahr hinaus geschoben hat, weil einestheils 1868 in Gent eine internationale Ausstellung stattfinden soll und 2 Ausstellungen in einem Jahre zu viel sind, und weil ferner der Verein seine Programme für das Inland, wie für das Ausland, zeitig genug publi- ziren wollte, damit die Konkurrenten Zeit haben, sich auf diese erste derartige Ausstellung in Russ- land vorzubereiten. Die Redaktionen aller Jour- nale sind freundlich ersucht, diese Anzeige aufneh- men zu wollen. €. Regel. Anterric)tskurfe im pomologischen Institute in Reutlingen im Jahre 1867. Der 2% Monate dauernde Kursus für Baum- wärter beginnt den 7. März; zugleich nimmt auch das Sommerhalbjahr für die höhere Lehr- Anstalt und die Gartenbauschule seinen Anfang. Im Sommer 1867 wird vorgetragen: Obstbaum- zucht, Baumschnitt, Pomologie, Landschaftsgärtnerei, Weinbau, Gemüsebau, Botanik, Agrieultur- Chemie, Buchführung, Zeichnen. Anmeldungen von Zöglingen, welche auf eine Arbeits - Entschädigung reflektiren, werden bis 15. Februar erbeten. Als Honorar ist zu entrichten: für die I. Ab- theilung (höhere Lehr - Anstalt für Pomologie und Gartenbau) für das Semester 30 Thlr = 52 fl. 30 kr. Für die II. Abtheilung (Gartenbauschule) sus für Baumwärter 17 fl. 30 kr. = 10 Thlr, wo- für Unterricht, Wohnung, Holz und Licht gegeben wird. Kostgeld für den Monat 11 fl. 30 kr. Aus- führliche Statuten durch Dr. Sucas in Reutlingen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei ra Pfianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 2. Berlin, den 12. Januar 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten — Die Nägelien als Zimmerpflanzen. — Doppel-Erndten. — Garten-Inspektor von Warszewicz. . Yahzıl, | griffe, welche man sich nur durch Jahre lange Die Veredelung der Gehölze. Es in der Veredelung aneignet, Mittheilung Ein Dortrag, gehalten im landwirthfchaftliden Seminar | mache und dem Laien Unterricht ertheile, wie er vom Professor Dr. Karl Koch. ı es am geschicktesten macht, um Erfolge zu haben. ' Das überlasse ich den Männern vom Fache, den Seitdem die Wissenschaft auf alle Gewerbe und | Praktikern. Will Jemand da, wo ein Obstbaum selbst auf die Kunst einen so mächtigen Einfluss | mit schlechten Früchten steht, einen mit guten ha- ausgeübt und hauptsächlich beigetragen hat, dass ben, um dadurch eine doppelte oder sogar mehr- wenigstens die ersteren jetzt einen so hohen Stand- fache Rente zu erhalten, so mag er sich Anwei- punkt einnehmen, haben auch Landwirthschaft und | sung von einem solchen geben lassen. Das Um- Gärtnerei ihre Bedeutung begriffen; ihre Jünger | pfropfen ist keine Schwierigkeit und kann leicht sind fortwährend bemüht, sich Kenntnisse, haupt- | erlernt werden. Bei mir handelt es sich jetzt um sächlich in den Naturwissenschaften, zu verschaffen | die wissenschaftlichen Prinzipien, damit der nach und sie praktisch anzuwenden. Soll irgend eine weiterer Bildung strebende Laie sich auch der That, eine Handlung, sicher sein und in allen Fäl- Gründe bewusst werde, warum die Veredelung len gelingen, so muss sie auf wissenschaftliche Prin- grade auf die ihm vorgeschriebene Weise geschieht? zipien zurückgeführt werden. Nur dann, wenn Um aber verständlich zu werden, sei es mir ge- dieses geschehen, wird die Gärtnerei aufhören, eine | stattet, auf das der Pflanze eigenthümliche Leben, blosse Erfahrungs-Wissenschaft zu sein, sondern sich _ vor Allem aber auf die Zelle und ihre Funktionen, im Gegentheil der Gründe, worauf es ankommt, zurückzugehen. Es ist dieses keine Abschweifung, bewusst werden. im Gegentheil zum Verständniss des Ganzen uner- Die Obstbaumzucht erhält endlich auch bei uns | lässlich. von Seiten der Regierung und der Grundbesitzer Der Anfang alles Organischen ist eine Zelle, die Aufmerksamkeit, welche ihr gehört und welche | aber auch alles Organische besteht aus Zellen, d.h. zu verlangen sie in national-ökonomischer Hinsicht | aus in sich abgeschlossenen Schläuchen, welche berufen ist. Soll sie aber Erfolge bringen, so muss | durch Wechselwirkung mit der Aussenwelt oder mit sie auch rationell behandelt werden. Es sei mir | Ihresgleichen bestehen und das offenbaren, was man deshalb erlaubt, hier einen Gegenstand zur Sprache | Leben nennt. zu bringen, welcher von der grössten Wichtigkeit Die Pflanze unterscheidet sich wesentlich vom für die Obstbaumzucht ist, — ich meine die Ver- | Thiere dadurch, dass sie in ihrer Einzelheit mehr _ edelung. Man wird von mir, als einem Gelehrten, | oder weniger ihre Selbständigkeit sich erhält und nicht etwa verlangen, dass ich über die Kunst- | unter günstigen Umständen allein (wie bei einigen 2 10 Algen) oder mit mehrern andern zusammen, zu einem bestimmten Komplexe vereint, auch unabhän- gig von der Mutterpflanze zu existiren vermag. Diese Eigenthümlichkeit in der Pflanzen-Natur ist deshalb ungemein wichtig, als wir dadurch im Stande sind, jedes Pflanzen - Individuum auch ohne Samen, d.h. ohne vorausgegangene geschlechtliche Einwir- kung und Erzeugung von selbständigen Individuen, fortzupflanzen und zu vermehren. Wie wir dem- nach Zellen und Zellen-Komplexe einer beliebigen Pflanze entnommen, unter bestimmten Verhältnissen willkürlich zu selbständigen Individuen umgestalten können, so vermögen wir aber auch in gewissen Fällen, die alsbald näher bezeichnet werden sollen, Zellen von einem Pflanzen-Individuum zu trennen, um sie mit einem anderen so zu verbinden, dass beide Theile nun wiederum ein einziges Individuum, ein Ganzes, darstellen und als solches ebenfalls eine bestimmte Dauer haben. Auf dieser Thatsache be- ruht ein Prozess, den wir in der Praxis mit dem Namen „Veredelung” belegen. Die Zelle besteht in ihrer Wechselwirkung mit der Aussenwelt oder mit anderen ihresgleichen so lange, als ein gewisses Gleichgewicht zwischen den hier einwirkenden Kräften herrscht; je mehr dieses gestört ist, um so mehr tritt ein abnormer Zustand ein, den wir mit dem Namen „Krankheit” belegen und der schliesslich, wenn die Wechselwirkung ganz aufhört, den Tod herbeiführt. Die Kräfte, durch welche die Wechselwirkung geschieht, sind chemi- scher, physikalischer u. s. w. Natur und in soweit von der Wissenschaft bestimmt; was wir aber nicht erklären können, wo es also der Wissenschaft noch nicht gelungen ist, Aufschluss zu geben, da lassen wir eine dunkele Kraft, die wir Lebenskraft nennen, walten. Je weiter aber die Wissenschaft vorwärts schreitet, um so enger wird auch der Kreis wer- den, in dem die Lebenskraft als eine solche dun- kele, uns unerklärbare Erscheinung für uns existirt. Die Zelle geht aber auch Wechselwirkungen mit ihresgleichen in demselben Pflanzen-Individuum ein, weil die Vorgänge in allen Zellen hier ziem- lich dieselben sind. Sie würde sie aber auch aus denselben Gründen ebenso leicht mit den Zellen eines andern Individuums, in sofern dieses derselben oder wenigstens einer im ganzen Baue sehr ähnli- chen Art angehört, eingehen können. Je mehr aber bei einem gegenseitigen Austausche in der Art der 'Thätigkeit Differenzen vorkommen, um so weniger wird auch zwischen beiden Zellen oder Zellen - Komplexen eine Wechselwirkung möglich sein, um so schwieriger wird deshalb eine Verbin- dung und Verwachsung zu einem Individuum zu >tande kommen. Beide Zellen - Komplexe werden sich schliesslich ganz fremd gegen einander ver- halten und sich gar nicht vereinigen. Alle Apfel- sorten können beispielsweise willkürlich mit einan- der veredelt werden; schwieriger ist es schon, ein Apfel-Gehölz mit emem Birn- oder Weissdorn-Ge- hölze zu einem Individuum zu vereinigen. In der Regel haben in diesem Falle die Veredelungen keine lange Dauer und die Vereinigung selbst ist mangelhaft. Die Veredelung hat, wie der Prakti- ker sagt, schlecht angenommen und wirft zeitig wiederum ab. Auf dieser geringeren Aehnlichkeit in der Thä- tigkeit der Zelle zweier nahestehenden Pflanzen be- ruht die doppelte Veredelung, besonders bei Rosen, Aepfeln, Birnen u. s. w. Unsere Theerosen z. B. werden bei Weitem nicht so schön, wenn sie un- mittelbar auf einen Stamm unserer Hundsrose ver- edelt werden, weil hier die Zellen in ihren Funk- tionen nicht so ähnlich sind. Setzt man aber erst eine Damascener-, Bourbonrose oder, wie man jetzt meist in England thut, eine Manettirose, da hier die Funktionen der Zellen in beiden Pflanzen sich mehr gleichen, auf diese, zieht sie aber nur als Theil des Stammes heran, um auf ihr einen Zellen- Komplex, also das Auge, einer 'Theerose heranzu- ziehen, so erhält man die schönsten Blumen. Ich habe solche doppelt - veredelte Rosen während der internationalen Pflanzen-Ausstellung im vorigen Mai in London gesehen, welche an Kultur-Vollkommen- heit und Schönheit der Blume Alles übertrafen, was mir bis dahin vorgekommen war. Manche fei- nere, namentlich schwachwüchsige Kernobst - Sorte gedeiht auf dem Wildlinge nicht; setzt man aber erst eine gleichsam vermittelnde Sorte, z. B. die Pastoren-Birn, auf und bringt dann die Veredelung mit der feineren Sorte an, so wird der Erfolg nicht ausbleiben. Wenn auch in vielen Fällen die Veredelung verschiedener Arten eines und desselben Pflanzen- . Geschlechtes gelingt, so sind dieses doch nur Aus- nahmen. Auf keinen Fall lassen sich aber ‚Indi- viduen zweier Arten aus ferner stehenden Geschlech- tern, wenn auch einer Familie, zu einem Indivi- duum vereinigen, wenn es auch vielleicht scheinbar für eine kurze Dauer geschieht. Man behauptet beispielsweise,zwar, Flieder auf Esche, echte Ka- stanie auf Eiche veredelt zu haben; mir ist es nie gelungen, wenn ich auch bisweilen sah, dass ein Fliederzweig, der Esche aufgesetzt, noch blühte. Gegen den Spätsommer hin aber fing er an zu kränkeln und im Herbste war er abgestorben. Die oft ausgesprochene Fabel, dass die Rose, auf Eiche gepfropft, schwarze Blumen gebe, findet sich schon bei den Römern vor und wird immer wieder von Zeit zu Zeit hervorgeholt. Holzige Pflanzen lassen sich auf krautartigen oder umgekehrt krautartige anf holzigen gar nicht veredeln.. Wenn daher ferner nicht allein behaup- tet wird, sondern es sogar sehr häufig geschieht, dass die baumartige Päonie der Knolle einer kraut- artigen, gewöhnlich der Paeonia alba, aufgesetzt wird und diese weiter wächst, so ist dieses keine wahre Veredelung, sondern es liegt eine Täuschung vor. Wenn nämlich ein Zweig der ersteren in den Knollen der letzteren gesetzt wird, so verwachsen beide keineswegs mit einander, sondern es geht nur das Wasser des Knollens, vielleicht mit eini- gen Nährstoffen, in den Zweig der baumartigen Päonie, um den dort aufgelagerten Nährstoff' im Umlauf, damit aber zur Verwendung und zunächst zur Neubildung von Wurzeln zu bringen. Man hat es hier demnach nur mit einem Stecklinge, nicht aber mit einer Veredelung, zu thun. Wie jeder Steckling, so bildet auch der Steckling der baumartigen Päonie schliesslich Callus und später Wurzeln, die in der Erde haften. Der Knollen der Paeonia alba hingegen verfault. Aus China erzählt man, dass auf Obst- und anderen Bäumen auch Rosen- und sonstige Blüthen- sträucher veredelt würden und dass diese dann ihre Blüthen mit denen ihrer Unterlage entfalteten. Un- tersucht man die Sache jedoch etwas näher, so fin- det man, dass entweder alte und hohle Bäume da- zu benutzt waren, um in die Höhlung die Blüthen- sträucher zu pflanzen, oder man hatte auch künst- lich Löcher in den Stamm, bisweilen bis zum Bo- den, gebohrt und in diese Erde gethan, um die Blüthensträucher in einer Weise einzupflanzen, dass man das Kunststück nur bei genauester Untersu- chung herausfand. Die Vereinigung eines Theiles eines Pflanzen- Individuums mit einem anderen geschah zur Römer- zeit und auch in den späteren Jahrhunderten bis fast zu Anfange des jetzigen nur mit Obstgehölzen, indem man den Zweig oder das Auge einer guten Sorte einem Wildlinge oder einer Sorte mit schlech- teren Früchten aufsetzte und beide mit einander verwachsen liess. Daher der Ausdruck Verede- lung. Neuerdings wird dieses Verfahren auch allent- halben da angewendet, wo man irgend ein Gehölz rasch in grösseren Exemplaren haben will. So wird z. B. ein fremdes Gehölz, was eben erst eingeführt wird, wie eine der neueren japanischen Ahorn-Arten, auf einen bereits herangewachsenen Stamm unseres gewöhnlichen oder des Zwerg-Ahorn veredelt, um es rasch in grösserer Menge zu haben. Bekamntlich liebt man jetzt buntblättrige Ge- hölze. Diese alle werden, zumal sie sich nicht durch Samen fortpflanzen, durch Veredelungen ver- breitet. Man liebt auch, zwergige Blüthensträucher hochstämmig zu machen, indem man sie dem 11 Stamme einer verwandten Art aufsetzt. Beispiele sind die Sibirische Zwergkirsche auf einem Kirsch- stamme, der niedrige Oytisus purpureus auf Oyti- sus Laburnum, dem bekannten Bohnenbaum. Der Ausdruck „Veredelung” bedeutet demnach jetzt nur das Zusammenwachsen zweier Individuen oder Theile derselben. Man hat bis jetzt nur mit Zweigen und Augen veredelt, man kann aber auch Wurzeln eines Be ren Individuums einsetzen. Ein tüchtiger Gärtner in Antwerpen setzt auf diese Weise gesunde Wur- zeln kräftiger Birnbäume anderen Individuen ein, welche nicht gut bewurzelt sind und deshalb mehr oder weniger kränkeln, resp. nur einen geringen Obst-Ertrag geben, in sofern natürlich diese Sorte eine vorzügliche ist und man den Baum gern er- halten möchte. Um die Manipulation des Veredelns verständ- licher zu machen, ist ferner Kenntniss des Baues der Gehölze nothwendig; nur dann wird ein ratio- nelles Verfahren möglich. Wenn auch alle Zellen eines und desselben Individuums im Anfange ihrer grössten Thätigkeit sich gleich verhalten, in sofern sie entweder die aufgenommenen Stoffe verarbeiten oder die Nährstoffe zu Neubildungen verwenden, so geschieht doch in der spätern Zeit ihrer Exi- stenz meist eine T'heilung der Funktionen dadurch, dass einige die aufgenommenen oder die Nährstoffe an bestimmte Orte führen (Leitzellen, Gefässe), andere hingegen zur Aufbewahrung der letzteren dienen (Magazin-Zellen). Zu den letzteren gehören auch die sogenannten Holz-Zellen, in die Länge ge- zogene Schläuche, welche mit ihren spitzen Enden sich in einander schieben. Die Pflanze produzirt nur, sie reproduzirt nicht, wie die Thiere. Die Zellen haben für ihre Thätig- keit nur eine bestimmte Zeit und werden entweder, wenn sie oberflächlich liegen, wie die Blätter, ab- geworfen, oder dienen, wie die Holz- und zum Theil die Leitzellen, gleichsam als das Gerüste des bleibenden Individuums, um das die Neu- und Fort- bildungen geschehen. Bei unseren Gehölzen ist der innere Bau sehr regelmässig. Es bilden sich in dem jährigen Sten- gel um eine Mitte anfangs thätiger Zellen aus ge- wöhnlichen Zellen: Holz- und Leitzellen, und stellen so einen Cylinder dar, der jene, welche zusammen den Namen Mark führen, einschliesst, selbst aber wiederum von anderen Zellen, die allmählig von aussen nach innen absterben und als Rinde be- zeichnet werden, eingeschlossen wird. An der Spitze des Stengels, sowie in der Mitte der eben näher bezeichneten Holz- und Leitzellen, befinden , sich aber noch junge, lebensthätige Zellen, welche die ihnen zugeführten Nährstoffe fortwährend zu 9*F 12 Neubildungen verwenden und gewöhnlich als Kam- bium bezeichnet werden. Aus den letzteren Kam- bialzellen selbst bilden sich allmählig, und zwar zu- nächst für die Thätigkeit im folgenden Jahre, nach dem Marke zu Holz- und Leitzellen für den auf- wärts steigenden, sogenannten rohen Nahrungssaft, nach der Rinde zu hingegen gewöhnliche und eben- falls Leitzellen, welche aber den schon vorgearbei- teten Nahrungsstoff führen und den Namen Bast- und Siebzellen erhalten haben. Im Herbste ist demnach aus dem Kambium nach innen und nach aussen eine solche Schicht fertig, während in der Mitte wiederum die neuesten Kambialzellen liegen, um im nächsten Frühjahre dieselbe Thätigkeit zu beginnen. Durch gewöhnliche Zellen (die soge- nannten Markstrahlen) bleiben das Mark und die inneren Holzschichten eine Zeit lang mit dem Kam- bium in Verbindung. Es legt sich demnach bei unseren Gehölzen alljährlich eine Schicht Holz um die andere an und vergrössert damit den Holz-Cylinder, während die Rindenzellen nach aussen gedrängt verkorken, um die Einflüsse der äusseren Luft zu paralysiren, und allmählig abgeworfen werden. Die einzelnen über einander gelegten Schichten Holz bilden die soge- nannten Jahresringe. An bestimmten Stellen des Kambiums des jäh- rigen Stengels, und zwar dicht über der Einfügung eines Blattes, häufen sich die Kambialzellen, durch den im Blattstiele absteigenden, bereits bildungsfä- higen Nahrungssaft begünstigt, und treten nach aussen durch die Rinde, um eine sogenannte Knospe oder ein Auge zu bilden. Dasselbe geschieht auch schliesslich am Ende des Stengel. Diese Knospe ist ein solcher Zellenkomplex, der unter günstigen Umständen ein von der Mutterpflanze unabhängiges Individuum darstellen kann, eigentlich auch ein In- dividuum, was nur noch mit der Mutter verbunden ist, darstellt. In den meisten Fällen ist demnach die Pflanze ein Konglomerat vieler Individuen, die nur noch mit dem mütterlichen Körper zusammen- hängen und, ähnlich dem Polypenstocke, ein Gan- zes, wenn auch Zusammengesetztes, darstellen. Diese Knospen oder Augen sind später (nach dem sogenannten Sommertriebe) bereits in allen ihren 'Theilen vorgebildet und werden für den Win- ter durch härtliche oder haarige Organe, welche man Knospenschuppen oder T’egmente nennt, gegen die rauhen Einflüsse der Witterung geschützt. Sie können zu Veredelungen benutzt werden. Zu die- sem Zwecke hebt man die Knospe vorsichtig aus und bringt sie an eine Stelle des anderen Indivi- duums (des Wildlings oder der Unterlage), wo lebenskräftige, junge Zellen vorhanden sind, also an oder auf eine Kambialschicht; die Verwachsung s wird, wenn man sonst den nöthigen Schutz gibt und Vorsicht anwendet, bald geschehen. Für die Neubildung gibt die Unterlage die nöthigen Nähr- stoffe, weshalb diese sonst nicht beschädigt werden darf. Man nennt diese Art Veredelung Aeugeln oder Okuliren. Nimmt man dagegen nicht eine einzige Knospe heraus, sondern schneidet ein Stück des jährigen Stengels, also eines Zweiges, ab, um es mit der Unterlage zu verbinden, so muss bei der Vereini- gung die Vorkehrung getroffen werden, dass vor Allem die Stellen mit den lebensthätigen Zellen, also die Kambialschichten beider Theile auf einan- der zu liegen kommen. In der Regel schneidet man in diesem Falle die Unterlage an einer be- stimmten Stelle, und zwar in den meisten Fällen, um viel Fläche zu haben, schief (rehfussartig, wie man sich technisch ausdrückt), ab und setzt den Theil des andern Individuums, womit man veredeln will, also das Edel- oder Pfropfreis, ebenfalls um mehr Fläche darzubieten, auf gleiche Weise schief zugeschnitten, so ein, dass wiederum die gleichen, vor Allem aber die Kambialschichten auf einander zu liegen kommen. Haben beide Individuen, welche man vereinigen will, gleiche Stärke, so nennt man die Veredelung Kopuliren, ist aber die Unterlage stärker, Pfropfen. In beiden Fällen geben nicht allein die Unterlagen, sondern auch das Edelreis die nöthigen Nährstoffe zum Auswachsen. So lange das Verfahren bewahrt wird, dass Kambial- und überhaupt lebensfrische Zellen beider Individuen genau auf einander zu liegen kommen, wird man auch ein Gelingen der Operation erwar- ten dürfen. Da durch die Verwundung aber stets ein tiefer Eingriff in das Leben geschieht, ist die Sorgfalt anzuwenden, dass die Vereinigung ohne sonstige Störung geschieht, vor Allem muss man daher in der Regel durch Abschliessen mit einem indifferenten Stoffe die äussere Luft abhalten. In manchen Fällen und bei Gehölzen, wo die Verbin- dungen leicht geschehen, geht es aber auch ohne diese Vorkehrung. Man hat bereits eine grosse Menge von Ver- edlungsweisen, die aber sämmtlich auf das Eine einer genauen Vereinigung hauptsächlich der Kam- bialschichten hinauslaufen. In früheren Zeiten er- schwerte man das Verfahren durch allerhand Kün- steleien, jetzt hingegen ist es sehr vereinfacht wor- den. Es würde zu weit führen, wollte ich hier speziell eingehen, Praktiker werden dieses auch besser verstehen, als ich es zu thun im Stande bin. Die Veredelungen können nicht zu jeder Zeit gleich vorgenommen werden. Bei dem Okuliren wählt man die Zeit aus, wo das Auge seine voll- ständige Entwickelung erhalten hat und zu gleicher Zeit eine grössere Thätigkeit in dem Pflanzenkör- per vorhanden ist. Diese grössere Thätigkeit kommt bei unseren Gehölzen während der besseren Zeit . zwei Mal vor, im Frühjahre und in der Mitte des Sommers, d. h. Ende Juli und August, selbst bis zum September. Man nennt die Zeit die des Saft- triebes und unterscheidet darnach einen Frühlings- und einen Sommer- oder Augusttrieb. In diesen beiden Zeiträumen geschehen besonders die Neu- bildungen durch Verwendung der in den Magazin- zellen aufgespeicherten Nährstoffe. Für die Wan- derung dieser Stoffe von einer Zelle zur anderen wird mehr Wasser als gewöhnlich von der Pflanze | aufgenommen. Auch unsere Stuben- und Gewächs- hauspflanzen bedürfen dann mehr Wasser, wie Gärt- ner und Laien wohl wissen. In Folge dieses grösseren Wasserreichthumes, hauptsächlich in den Kambialzellen zwischen Rinde und Holz, lösen sich diese beiden sehr leicht von einander und die Zei- ten des gesteigerten Saftumlaufes sind vor Allem dadurch zu erkennen. hölzen, z. B. der Kiefer, deutlich eine doppelte Holzschicht, von denen die innere und stärkere im | Frühjahre, die äussere und schwächere in der Mitte des Sommers gebildet wurde. Das Auge oder die Knospe ist beim zweiten Safttriebe bereits fertig und wird beim ersten Saft- 13 triebe des nächsten Jahres zur Entwickelung kom- men. Es ist daher in der Mitte des Sommers die beste Zeit zum Ökuliren, um so mehr, als man während dieser Zeit in der Baumschule auch nicht durch anderweitige Arbeiten zu sehr in Anspruch genommen ist: Okuliren auf’s schlafende Auge. Man kann auch im Frühjahre, also beim ersten Safttriebe, okuliren, wenn man die Edelreiser den Herbst vorher geschnitten hat, so dass die Augen nicht schon zu sehr zur weiteren Ausbildung zum Zweige vorgeschritten sind: Okuliren auf's trei- bende Auge. Rosenstämme können selbst im Winter okulirt werden, wenn man Sie in einem Ge- wächshause antreibt. | Augen und stutzt es darüber ein. Betrachtet man die Jahres- | ringe etwas näher, so findet man bei vielen Ge- | gut, selbst nothwendig, dass die Edelreiser auch hier schon im Herbste geschnitten werden. In die- sem Falle sind die Nährstoffe um so weniger schon in Bewegung, als ein grosser Theil des im Edel- reise enthaltenen Wassers verdunstet und dann bei dem Beginn des Säfteumlaufes nicht zu viel Feuchtigkeit und damit Neigung zum Faulen vor- handen ist. Zur Veredelung müssen immer gesunde und kräftige Reiser der besten Bäume, welche zu Ge- bote stehen, genommen werden. Die der untersten Aeste des betreffenden Baumes stehen den oberen an Werth nach, weil letztere stets ausgebildeter sind. Die Schnitte sind möglichst scharf zu machen, damit keine Zerreissung, welche eine langsame Hei- ung mit sich führt, geschieht. Damit ferner die ım Edelreise enthaltene Nahrung möglichst konzen- trirt zugehen kann, lässt man im Durchschnitte diesem nur die beiden untersten oder höchstens 3 Beim Okuliren lässt man das unter dem Auge stehende Blatt oder auch nur den Blattstiel an dem Rindenschildchen stehen; im ersteren Falle schneidet man aber den grössten Theil der Fläche wagerecht ab, um zur Verdunstung keine Veranlassung zu geben. Es ge- schieht dieses, damit man sieht, ob das Auge spä- ter angewachsen ist oder nicht. Löst sich nämlich der Blattstiel nach einiger Zeit, so kann man sicher sein, dass die Vereinigung geschehen ist; wo nicht, so ist das Auge vertrocknet. Es erklärt sich dieser neue Rosen, die im Herbste erst in den Handel | gekommen sind, schon im ersten Frühjahre ver- mehrt und selbst blühend. Das Pfropfen und Kopuliren geschieht am | eines Auf diese Weise hat man oft Umstand dadurch, dass bei dem gesunden Auge noch die Neubildung von Zellgeweben zur Bildung des Abschnürungs-Gliedes bei dem Blatte geschieht | und damit der Blatttheil oder auch nur der Blatt- stiel sich löst und abfallen kann. Wenn dieses | nicht geschieht, so ist das Auge zeitig abgestorben und der eben erwähnte Zellen- Umbildungsprozess konnte nicht mehr stattfinden. : Das An- oder Abäugeln ist eine künstliche Ver- einigung zweier Äeste meist verschiedenen Alters und desselben Pflanzen - Individuums oder zweier, aber einer gleichen Art oder Abart ange- hörenden Individuen zu dem Zwecke, nackte Stellen belaubt zu machen. Es ist dieses Verfahren unstrei- tig das älteste, was die Natur den Menschen selbst besten vor dem ersten Safttriebe, damit, wenn die- | ser beginnt, die in das Leben eingreifende Opera- | tion fertig ist. Man kopulirt sogar oft in der Win- | Rindentheile terzeit, indem die jährigen Wildlinge im Herbste | herausgenommen und in einen’ Kasten eingeschla- gen werden, um sie zur bequemen Zeit des Win- ters an einem frostfreien Orte zu veredeln. Das Pfropfen im engern Sinne kann auch während des Safttriebes geschehen, selbst bis Ende Mai. Es ist zeigte und Veranlassung zu den übrigen Veredlun- gen gab. Zu diesem Zwecke werden an beiden Theilen der Länge nach ungefähr einen Zoll lang mit etwas Holz und von gleicher Grösse weggenommen und die beiden Wundflächen auf einander gelegt, um durch eine Ligatur in ihrer Lage erhalten zu werden. Ist die Vereinigung ge- schehen, so schneidet man zuerst den Wildling ober- - halb und dann den schwächern Ast oder Zweig dicht unter der Verwachsungs-Stelle ab. 14 Die Nägelien als Zimmerpflanzen. Wenige Blüthenpflanzen des Warmhauses haben sich eine so lange Zeit in der Gunst der Liebha- ber erhalten, als die Nägelien oder die Gesnera ze- brina mit Einschluss einiger in den letzten beiden Jahrzehenden entdeckten nahe verwandten Arten (Gesnera, jetzt Naegelia Geroltiana, einnabarina und amabilis, richtiger multiflora Hook.). Wenn diese Nägelien auch nicht mehr so häufig wie früher auf Ausstellungen gesehen werden, weil der Reiz der Neuheit vorüber ist, so sind sie dagegen doch in den Warmhäusern während der Winterzeit ziemlich allgemein geworden. Besonders sieht man sie in Orchideen-Häusern, wo sie zu ihrer Ausschmückung ungemein viel beitragen. R In der That möchten auch wenige Pflanzen, besonders in der ersten Hälfte des Winters, wo der Blüthenschmuck im Allgemeinen noch seltner ist, so geeignet sein, als grade die Nägelien. Wenn man auch heut’ zu Tage in der ästhetischen Ein- richtung der Gewächshäuser selbst in sofern vor- wärts gekommen ist, dass man die Orchideen in bequemen und gangbaren, nicht mehr in halbunter- irdischen, engen Häusern kultivirt, in welchen letz- teren man kaum gebückt, am allerwenigsten auf- recht, gehen konnte — so waren noch in der Mitte der vierziger Jahre die berühmten Orchideenhäu- ser des bekannten Freiherrn v. Hügel bei Wien beschaffen, — so kann man auch nicht genug thun, um die unschönen Formen der im Zustande der Ruhe sich befindlichen Orchideen-Pflanzen nur eini- germassen zu mildern. Diese Benutzung der Nägelien ist bei uns be- kannt genug, — wir hätten höchstens Liebhaber und Gärtner in entlegenen Provinzen darauf auf- merksam zu machen — wohl aber scheinen sie als | Zimmerpflanzen, wie es jenseits des Kanales, also in England, ziemlich allgemein geschieht, bei uns noch nicht zur Anwendung gekommen zu sein; wir haben sie wenigstens noch nirgends in den Wohn- zimmern gesehen. Wenn die Nägelien aber in England, wo im Allgemeinen in den Zimmern die Luft viel trockener, als bei uns diesseits des Ka- nales, ist, nicht allein daselbst aushalten, sondern mehre Wochen lang ihren Blumenschmuck zeigen, so sollte man glauben, dass es auch bei uns ın Deutschland ebenfalls möglich wäre. Grade in der ersten Zeit des Winters, wo Hyazinthen, Maiblumen u. s. w. noch nicht so weit gediehen sind, ist ein Schmuck um so wünschenswerther, als man glau- ben sollte, dass vor Allem die schöne Weihnachts- zeit ihn gebrauchen könnte. Was in England zu einer Zeit, vielleicht auch unter gewissen Verhältnissen, gedeiht, kann aber ” | sche Stengel sind. möglicher Weise doch bei uns auch misslingen. Eben deshalb fordern wir die Besitzer von Ge- wächshäusern und deren Gärtner auf, jetzt, wo ihnen blühende Exemplare von Nägelien zur Ver- fügung stehen, Versuche damit anzustellen und der Redaktion dieser Blätter die Erfolge zur weiteren Bekanntmachung mitzutheilen. Um wiederum das Interesse für diese schönen Blüthenpflanzen zu erhöhen, sei es uns erlaubt, noch einige Notizen von ihnen zu geben. Das Genus Naegelia wurde von Regel im Jahre 1847, als er noch Obergärtner im botanischen Gar- ten zu Zürich war, aufgestellt, und zu Ehren Nä- geli’s, jetzt Professors der Botanik in München, damals aber noch in Zürich lebend, genannt. Es ist eins der wenigen Geschlechter aus der Familie der Gesneraceen, welche, weil ihm ein physiologi- sches Moment und nicht nur eine zufällige Form- Verschiedenheit in der Blüthe, die allerdings auch noch dazu sich gesellen kann und auch stets vor- handen ist, zu Grunde liegt, beibehalten werden muss. Während die echten Gesneren nämlich ein- fach-knollige Wurzelstöcke besitzen, kommen bei den Nägelien in die Länge gezogene und geglie- derte Knollen-Gebilde vor, die eigentlich unterirdi- Da Blätter in der Erde sich nicht regelrecht entwickeln können, so bleiben diese in ihrer Ausbildung natürlich zurück und erschei- nen als sogenannte Schuppen. Wie in den Winkeln der Blätter an überirdischen Stengeltheilen Knospen sich bilden, welche im nächsten Jahre bei aus- dauernden holzigen Gewächsen zu Zweigen sich verlängern, so werden bei krautartigen Pflanzen die Knospen an unterirdischen, meist fleischigen Wurzelstöcken, an knolligen Gebilden oder an Aus- | läufern und sogenannten kriechenden Wurzeln in der nächsten Vegetationszeit (bei uns im Frühjahre, in tropischen Gegenden nach der trockenen Ruhe- zeit) zu überirdischen Stengeln für die folgende Vegetations - Periode. Haben diese von Neuem Blätter, Blüthen und Früchte hervorgebracht, so sterben sie wiederum ab. Bei den echten Gesneren werden die knolligen, mit Knospen besetzten Wurzelstöcke, die man im gewöhnlichen Leben als Knollen bezeichnet, zer- schnitten, um sie auf diese Weise fortzupflanzen. Bei den Nägelien gleichen die Wurzelgebilde denen unserer Schuppenwurz (Lathraea squamaria), und sind in kurze Glieder getheilt, welche den Raum von einer Schuppe zur andern einnehmen. In dem Winkel der Schuppe befindet sich die Knospe. Willkürlich kann man daher die Glieder ablösen und jedes Glied wird, in die entsprechende nahr- hafte Erde gebracht, sich zur selbständigen Pflanze entwickeln. 15 Schon diese leichte Vermehrungsweise sollte auf die Nägelien aufmerksam machen und hat wohl auch zu ihrer grösseren Verbreitung beigetragen. Ueber ihre Kultur brauchen wir wohl nichts zu sagen, da sie als hinlänglich bekannt vorausgesetzt werden kann. Wohl aber möchte es manchem Blu- menliebhaber willkommen sein zu wissen, wo er schöne Formen beziehen kann. Wie die meisten Gesneraceen, so sind auch die Nägelien ungemein zur Mannigfaltigkeit, aber auch unter sich Kreuzungen einzugehen geneigt. vielen Jahren hat man sich in dem bekannten Etablissement von L. van Houtte in Gent damit beschäftigt, nach bestimmten Prinzipien Blendlinge Seit "heranzuziehen und Erfolge erlangt, wie man sie | kaum bedeutender erwarten konnte. Ein solcher Blendling hat den Namen Sceptre Üerise erhal- ten (Flore des serres tab. 1638) und verdient sei- nen Namen, während ein anderer Sceptre corail heisst. Es ist nicht allein die Pracht der oft Fuss hohen Blüthenpyramide, welche das Auge fesselt, das ın Roth, Braun und Grün schillernde Kolorit der Blätter ist es nicht weniger. Solche Blendlinge in schön gezogenen stattlichen Exemplaren möchten wohl im Zimmer der Damen zur Ausschmückung nicht wenig beitragen. Der allerneueste Blendling, den van Houtte jetzt in den Handel gebracht hat, ist zwar nicht in Gent gezogen worden, befindet sich aber bereits in seinem Besitze. Gezogen wurde er von dem ÖObergärtner des botanischen Gartens in Zürich, Ortgies, der lange Zeit in dem van Houtte’- schen Etablissement sich befand und, dankbaren Gefühles gegen seinen Meister, diesem die ganze Auflage überliess.. Ortgies selbst hatte sich be- kanntlich schon in früheren Zeiten, wo er bei van | Houtte engagirt war, mit Kreuzung verschiedener Gesneraceen beschäftigt und nicht unbedeutende Resultate erlangt. Es freut uns demnach, lich unsere Gewächshäuser mit Neuheiten ersten Ranges zu versehen. Dieser neue Nägelien-Blendling hat den Beina- men „fulgens” erhalten. flossenen November. Die einzelnen Blüthen sind kürzer, als bei der gewöhnlichen N. zebrina, aber um desto breiter. Ihre Hauptfarbe ist ein so in- tensives Scharlach, dass das Auge gar nicht lange darauf ruhen kann. Diese N. fulgens darf nicht mit der älteren Sorte, welche den Namen „splendens” führt und ihr nahe steht, verwechselt werden. dabei | zu erfahren, dass dieser intelligente Gärtner fort- während bemüht ist, unsere Gärten und nament- | Er blühte zuerst im ver- | Doppel- Erndten. Rittergutsbesitzer Freiherr v. Bose auf Emma- burg bei Laasphe hat im vorigen Jahrgange der Wochenschrift einige Male über doppeltes Blühen und auch über doppelte Erndten von Obstbäumen berichtet, was das Interesse der Leser der Wochen- ‚ schrift in Anspruch genommen hat; ähnliche Er- scheinungen finden wir in der eben uns vorliegen- den 49. Nummer der Wochenschrift des Gardeners Chronicle vom vorigen Jahre aufgeführt, die in so- fern noch interessanter sind, als sie sich mehre Jahre hindurch regelmässig wiederholt haben. Der eine Fall betrifft einen Birnbaum, und zwar Ca- piaumont’s Butterbirn. ‘Der Baum wurde im Jahre 1855 oder 1856 gepflanzt und hat seitdem fast jedes Jahr nicht allein 2 Mal geblüht, sondern auch eine doppelte Erndte gegeben. Im vorigen Jahre fing er zur gewöhnlichen Zeit, also im Mai, zu blühen an, blühte aber ohne Unterbrechung bis in den September hinein. Den grössten Blüthenschmuck besass er im Juli. Es fanden 2 Erndten statt. Die erste im Okto- ber fiel in Folge der vorausgegangenen Frühlings- fröste und des eisigen Windes während der Blüthe- zeit sehr schlecht aus, während die zweite (am 22. November) dagegen ausgezeichnet war. Trotzdem blieben aber noch eine Menge kleiner Früchte von der Grösse eines Sperlings- bis zu dem eines klei- nen Hühner-Eies an dem Baume hängen. Obgleich diese Früchte hart wie Stein waren, so wurden sie doch vielfach, selbst die kleinsten, von Vögeln an-, zum Theil selbst ganz und gar aufgefressen. Die übrig gebliebenen wurden gegen ihre Feinde ge- schützt, um zu sehen, was daraus wird. Der Baum hatte noch Anfang Dezember seinen Blätterschmuck, während bei den anderen Obst- bäumen das Laub bereits abgefallen war. Hält das günstige Wetter nur einigermassen noch länger an, so unterliegt es keinem Zweifel, dass im Januar eine dritte Erndte erfolgt. Diese dritte Erndte möchte unter günstigen Umständen selbst noch reichlicher, als die beiden vorausgegangenen, aus- fallen. Der Besitzer dieses interessanten Baumes theilt über ihn mit, dass er nie die Wurzeln beschnitten hätte, um ihn zu grösserer Fruchtbarkeit zu be- stimmen; er wurde aber regelmässig im Sommer ausgekneipt. Der Baum befand sich bis jetzt in bester Gesundheit und hat nie, weder ein schlechtes Ansehen, noch Spuren von Krebs oder irgend einer Krankheit, gehabt. Eigenthümlich war es jedoch, dass junge Schösslinge nie von besonderer Kräf- tigkeit waren. Die Wurzeln des Baumes gingen nicht nur zum Theil durch den lehmigen Obergrund 16 tiefer hinab, sondern verästelten sich um so mehr unter der Oberfläche des Bodens. Ein zweites Beispiel regelmässiger doppelter Erndten gibt ein Weinstock eines gewissen Jasper Standstill in England. Sein Besitzer hatte be- reits schon im Jahre 1861 in Gardeners Chronicle darüber Mittheilung gemacht. Die Sorte ist nicht näher bezeichnet. Wahrscheinlich ist sie aber Black Hamburgh, denn die reifen Beeren werden schwarz und mit einem Durchmesser von 2—3 Zoll ange- geben. Diese erste Mittheilung einer doppelten Erndte gab vielfach Veranlassung, nach den Grün- den, welche wohl eine solche ausserordentliche Fruchtbarkeit bedingt haben möchten, zu suchen; zu einem bestimmten Resultate ist man damals je- doch nicht gekommen. Seit 1861 haben sich die Doppel-Erndten regel- mässig alle Jahre wiederholt, ausnahmsweise sind sogar deren 3 vorhanden gewesen. Gleich im An- fange dieses Jahres bemerkte der Besitzer, dass die Knospen sich keineswegs in einem guten Zustande befanden. Aus Furcht, dass, wenn diese ausschlü- gen, der Weinstock geschwächt werden möchte, fasste Jasper Standstill den Entschluss, auf die Erndte zu verzichten und brach deshalb die Knos- pen, mit Ausnahme einiger weniger am untern Ende der Zweige, aus. Eine der letzteren schlug aus, erreichte rasch eine nicht unbedeutende Länge und war reichlich mit Blättern versehen. Mit der Zeit, wo keine Verblutung mehr zu befürchten war, wurde der alte Stamm über dem Zweige quer weggeschnitten und dadurch der Zweig selbst zu grösserer Thätigkeit veranlasst. Im Spätherbste war das Holz bereits vollständig reif; der Zweig besass eine gute Farbe und hatte eine Länge von 36 Fuss, während die Blätter einen Durchmesser von 15 Zoll hatten. Unserer Ansicht nach sind die Gründe dieser doppelten Erndten viel mehr in einer eigenthümli-. chen Individualität der beiden Pflanzen zu suchen, als in günstigen Boden-Verhältnissen. Beruhten sie allein auf den letztern, so hätten wohl alle daselbst befindlichen Obstgehölze zwei Mal tragen müssen. Auffallend ist bei dem Birnbaum, dass er den gan- zen Sommer hindurch blühte, also keine unterbro- chene Vegetation (Sommerruhe) besass. Dasselbe muss auch bei dem Weinstocke der Fall gewesen sein, denn der Besitzer sagt ausdrücklich, dass der Die Ve- Fruchtzweig stets weiter gewachsen sei. getation beider Obstgehölze war demnach ähnlich der tropischer Fruchtbäume und überhaupt tropi- scher Gehölze, welche ebenfalls stets weiter wach- sen und deshalb an ihren Zweigen am unteren Ende Früchte tragen, während am oberen sich Blü- then befinden, resp. entwickeln. Wir wollen in dieser Hinsicht nur an unsere bekannte Ardisia crenulata erinnern. Bei den Gehölzen mit lange ruhender Vegeta- tion, wie es der Fall bei uns ist, wird der ganze Zweig bereits ein Jahr vorher in der Knospe an- gelegt; es strecken sich im nächsten Frühjahre zwischen den fertigen Blättern nur die Stengelglie- der bis zu einem gewissen Punkte, der von der zugeführten Nahrung abhängig ist. \Viederum be- grenzt eine Knospe den Zweig und andere haben sich im Winkel der Blätter gebildet. Alle diese werden aber erst im nächsten Jahre zur Entwicke- lung kommen. Wir besitzen einen Fruchtbaum, wo die Blü- thenknospen nicht auf einmal im Frühlinge zur Entwickelung kommen, sondern wo dieses nach und nach den ganzen Sommer hindurch bis zum Okto- ber geschieht und wo dabei die kleinen Deckblät- ter als echte Laubblätter erscheinen, die Blüthen einzeln im Winkel habend. Diese Eigenthümlich- keit ist auch habituell geworden. Bekanntlich ist dieses eine Abart unserer Sauerkirsche, welche des- halb den Namen Cerasus semperflorens erhalten hat. Garten-Inspektor von Warszewiez. Wir erhalten eben die traurige Kunde, dass der Garten-Inspektor von Warszewicz in Kra- kau in den letzten Tagen des vorigen Jahres, man sagt am 29. Dezember, gestorben ist. Wenige Menschen haben ein so interessantes und vielfach bewegtes Leben geführt und auch in dem Berufe, dem sie sich ergeben, solche Resultate erlangt, wie er. Garten-Inspektor von Warszewicz hat viele Freunde in Berlin, aber auch ausserdem. Eben des- halb dürfte es von Interesse sein, dass zunächst ein Bild seines gärtnerischen Lebens und Strebens entworfen würde. Abgesehen davon hat er auch um die Gärtnerei, sowie um die botanische Wissen- schaft, grosse Verdienste. Die Redaktion fordert daher alle Diejenigen, welche mit ihm in näherer Bezie- hung gestanden haben, auf, sie mit Nachrichten über ihn zu versehen, damit sie im Stande ist, in einer der nächsten Nummern der Wochenschrift von ihm eine, wenn auch nur kurze, Lebensbe- schreibung zu geben. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. | Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 3. 0 Berlin, den 19. Januar 1867. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 471. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 6. Januar. — Mittheilungen, den Obstbau in Gross-Peterwitz bei Canth in Schlesien betreffend. Vom Obergärtner Fehse. — Dr. Moritz Seubert's Lehrbuch der gesammten Pflanzenkunde. 4. vermehrte und verbesserte Auflage. Sonntag, den 27. Januar, Vormittags um 1 Uhr, findet im Englischen Hause eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 471. Versammlung Die Kultur-Versuche wären in seiner Baum- des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, | schule bei Britz geschehen, wo er einen guten schwarzen Sandboden besässe. Die Pflanzen ge- diehen daselbst auf eine erfreuliche Weise und hät- Nach Verlesung des Protokolles theilte der Vor- | ten fast durchaus steife und grade in die Höhe sitzende, Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, einen | gehende Stengel gehabt, die sich auch später nicht Brief des Kommerzienrathes Raven mit, wonach | lagerten. Das Kraut blieb bis zu Ende grün und in der letzten Versammlung aus Versehen des Gärt- | keine Spur von Mehlthau oder irgend einer anderen ners Dracaena fragrans ausgestellt worden; seine | Krankheit wäre bemerkbar gewesen. Nur 2 Sorten: Absicht sei gewesen, rothen und weissen gebleich- | die rothe Paterson’sche und die rothe Nieren -Kar- ten Sellerie, den er aus englischem Samen habe | toffel, wären in der Mitte des Sommers plötzlich heranziehen lassen, in schönen Exemplaren vorzu- | abgestorben, wo eben erst die Bildung der Knollen legen, um auf dieses vorzügliche Gemüse, was in ihren Anfang genommen. Ihr Ertrag wäre deshalb England roh, jedoch auch nicht weniger verschie- | weit geringer, als das Gewicht der Saat gewesen; dentlich zubereitet, auf die Tafel kommt, bei uns | diese beiden Sorten könnten demnach jetzt hier aber kaum gesehen wird, aufmerksam zu machen. | gar nicht in Betracht kommen. Kunst- und Handelsgärtner Späth berichtete | 1. Die blaue Paterson’sche Kartoffel hat über das Sortiment Paterson’scher Kartoffeln, was | zwar sehr guten Ertrag gegeben, denn die 3 aller- er im vorigen Frühjahre von dem General-Sekre- | dings grossen und 1 Pfund 9 Loth schweren Knol- tär des Vereines erhalten hatte, und legte die Re- | len gaben 9 Pfund 7 Loth, aber die langen Sto- sultate vor. Es sei nothwendig, dass diese Kultur- | lonen, an deren Enden die Knollen sitzen, würden Versuche mehre Jahre fortgesetzt würden, um über | der Herausnahme grosse Schwierigkeiten bereiten. ihren Werth endgültig urtheilen zu können; des- | Die schwerste der Knollen wog 16 Loth. halb werde er sie auch in diesem Frühjahre wieder 2. Die frühe Paterson’sche K. lieferte bei in die Erde bringen. Es seien 15 Sorten gewesen, | 3 Stück Aussaat im Gewichte von 1 Pfund nicht deren Knollen sich sämmtlich durch gutes Ansehen, | weniger als 6 Pfund 25 Loth; der schwerste Knol- sowie durch enorme Grösse, ausgezeichnet hätten. | len wog 14} Loth. Ueber sie selbst als solche brauche er nicht zu 3. Die Paterson’sche Albert-K. gab bei 2 sprechen, da bereits ein Artikel darüber, vom Ge- | Stück Aussaat, die ein Gewicht von 28 Loth be- ° neral-Sekretär verfasst, in dem vorigen Jahrgange | sassen, 7 Pfund 12 Loth, so dass ihr Ertrag noch der Wochenschrift (8. 20) enthalten sei. bedeutender, als bei No. 1 war. Die schwerste 3 am 6. Januar. 18 Kartoffel wog 13 Loth. In jeglicher Hinsicht ist diese Sorte zu empfehlen. Es gilt dieses auch 4. von Paterson’s Regenten-K. Von dieser wurden wiederum 3 Stück, im Gewichte von 1 Pfund 8 Loth, gelegt. Die 3 Pflanzen gaben 9 Pfund 23 Loth und der schwerste Knollen wog 13 Loth. 5. Ausgezeichnet ist ferner Napoleon’s K. Diese Sorte gab eine ausgezeichnete Erndte, da 3 Knollen von 29 Loth im Gewichte nicht we- niger als 11 Pfund 12 Loth lieferten. Es kamen demnach auf die einzelne Pflanze fast 33 Pfund, ge- wiss ein seltener Ertrag. Der schwerste Knollen wog 177 Loth. Ein Vorzug dieser Sorte ist noch, dass die Stolonen sehr kurz sind und die Knollen sich deshalb dicht um die Wurzel befinden. Die Folge davon ist, dass die Kartoffeln sich sehr leicht und bequem herausnehmen lassen. 6. Die Zebra-K. hat ihren Namen von den violetten Flecken, welche sich rings um die Augen ziehen, später aber sich mehr oder weniger ver- lieren. Die 3 Knollen von zusammen 13 Pfund gaben 8 Pfund 5 Loth Ertrag. Der sehwerste Knollen wog von dieser Sorte sogar 253 Loth. 7. Die Viktoria-K. ist schon früher in den Handel gekommen und auch mehrfach in der Wo- chenschrift besprochen worden. Sie gehört wohl zu den vorzüglichsten Sorten, welche es gibt und kann gar nicht genug empfohlen werden. Trotz der Grösse eignet sie sich auch zur Speise-Kartof- fel und hat dabei noch den Vorzug, dass sie sich sehr lange, bis in das nächste Jahr spät hinein, ziemlich frisch erhält. 6 Stück, im Gewichte von 2 Pfund 11 Loth, gaben 12 Pfund 23 Loth; die schwerste von ihnen wog 13 Loth. Schliesslich muss auch noch bestätigt werden, was von ihr be- reits früher berichtet wurde, dass nämlich, wie bei der Napoleon-Kartoffel, die Stolonen sehr kurz sind und dass demnach die Herausnahme ungemein er- leichtert ist. 8. Alexandra-K., von der 3 Knollen, im Gewichte von 29 Loth, gelegt wurden, gab zwar wenig Knollen (im Ganzen nur 44), diese aber sämmtlich von besonderer Grösse. Die grösste Kar- toffel wog 22 Loth, alle zusammen hingegen 6 Pfund 9 Loth. 9. Seedling Rock wurde ebenfalls in 3 Knol- len von 1 Pfund 11 Loth gelegt. Hier fand .das Gegentheil statt: die Knollen waren im Verhältniss klein (die schwerste wog 7% Loth), die Zahl aller betrug aber nicht weniger als 104, so dass auf die einzelne Pflanze im Durchschnitt 34 Knollen ka- men. Das Gesammt-Gewicht betrug 9% Pfund. 10. Die Rothe Pertshire-K. gab die reichste Erndte, denn bei 3 Knollen Aussaat, mit einem Gewichte von 1 Pfund 8 Loth, wurden nicht we- niger als 13 Pfund 12 Loth gewonnen, so dass auf die einzelne Pflanze sogar 4% Pfund kamen. Da- bei waren die Knollen nicht besonders gross (die schwerste wog 14 Loth), aber zahlreich. Die Erndte dieser 3 Pflanzen bestand aus 79 Knollen. 11. Die Albert-K. ist ebenfalls schon eine ältere, in England vielgebaute Kartoffel und da- selbst sehr beliebt. Der einzige gelegte Knollen wog 15 Loth und gab eine Erndte von 2 Pfund 19 Loth in 15 Knollen, von denen der schwerste 18 Loth schwer war. 12. Die Frühe rothe Nieren-K. ist eine ausgezeichnete Sorte für die Tafel und kann als solche nicht genug empfohlen werden. 2 Knollen waren, im Gewichte von 13 Loth, gelegt und ga- ben 33 Knollen mit einem Gesammtgewichte von 3 Pfund. Die schwerste wog 9 Loth. 13. Der Sämling von Fluke’s Nieren-K. ist nicht weniger vorzüglich. Die 3 Knollen, im Gewichte von 1 Pfund 4 Loth, gaben 5 Pfund 22 Loth. Der schwerste von ihnen besass ein Ge- wicht von 10 Loth. Nach Professor Koch würde der Ertrag der hier aufgezählten Kartoffeln keineswegs so günstig ‚erscheinen, wenn man die Gesammtsumme der Kar- toffeln, welche man als Saat gelegt hatte, hinsicht- lich ihres Gewichtes mit dem der ganzen Erndte, welche man gewonnen, vergleicht. 15 Pfund wur- den gelegt und nur 106 Pfund gewonnen; der Er- trag ist demnach ein 7-fältiger, scheinbar keines- wegs ein so lohnender, wie man nach dem Aus- sehen und den schönen grossen Knollen hätte ver- muthen sollen. Bedenkt man jedoch, dass 38 Pflan- zen 106 Pfund Kartoffeln geliefert haben und dass demnach auf jede Pflanze über 22 Pfund kommen, so erscheint das Resultat ganz anders. Der Land- wirth würde schon zufrieden sein, wenn er von jeder Kartoffel-Pflanze auch nur 1 Pfund Erndte Zoll breiten, numerirten Vertiefungen von $ Zoll Tiefe versehen, um darin die Samen einzustreuen. Diese keimen, wenn die Platte fast bis zur Ober- fläche in Wasser gesetzt wird und dadurch fort- während feucht bleibt, sehr bald. Sind die Samen aber zu alt, so verwesen sie rasch und geben da- mit ihre Untauglichkeit zu erkennen. Inspektor Bouch€@ sprach sich sehr günstig über diese Keimplatten aus, indem die Samenprobe bei ihrer Anwendung ein sehr leichtes, wenig Zeit raubendes Verfahren sei. Er empfahl deshalb diese Vorrichtung allen denen, die mit Samen handeln. Nur wünschte derselbe, damit sie ihren Zweck noch besser erfüllten, dass die Vertiefungen breiter sein möchten, damit die Samen dünner ausgebreitet wer- den könnten und man auch im Stande sei, grosse Samen, z.B. von Erbsen, Bohnen, Kürbissen u. dgl. darin einzulegen. Obergärtner Boese erklärte diese Art Keim- platten, wie sie hier vorgelegt seien, für eine be- | kannte Sache, da sie vielfach von Samenhändlern und auch sonst gebraucht würden, um den Grad der Keimfähigkeit, besonders feinerer Samen und derer, welche diese bald verlieren, wie die der Oel- früchte, zu erfahren. Wer sich dafür interessire, könne in der Samenhandlung von Metz & Co. in Berlin (Linien-Strasse 132) das Stück zu 5 Sgr. kaufen. Professor Koch machte auf einen anderen, aus Thon angefertigten Gegenstand, der ebenfalls we- gen der hygroskopischen Eigenschaften dieser ge- brannten Erde jetzt in England zur Anwendung gekommen sei, aufmerksam. ‚Jedermann wisse, wie schwierig die Kultur der kleinen Orchideen, welche man gewöhnlich auf Holzstücken befestige, sei. Das Holz werde zunächst leicht trocken und müsse da- her beständig und mit Sorgfalt bespritzt werden. In Folge der feuchten Luft, welche ausserdem ein Örchideenhaus verlange, habe ein solches Stück Holz, woran eine Orchidee betestigt sei, keine lange Dauer und müsse vielleicht grade da ersetzt wer- den, wo die Wurzeln der Orchideen sich am feste- sten angeheftet hätten. Das Abnehmen der Pflanze führe nicht selten das Verderben und Absterben oder doch wenigstens ein zeitweiliges Kränkeln, bis sie wiederum an dem neuen Stück Holz angewur- 6* zelt sei, mit sich und habe daher stets sein Beden- ken. Es komme noch dazu, dass besonders, wenn das Holz sehr feucht gehalten werde, auch eine Alge, wahrscheinlich dem Genus Callithrix angehö- rig, sich als Schmarotzer ansetze und der Orchidee schade, um sie schliesslich zu Grunde zu richten. Um diesem Missstande abzuhelfen, habe der bekannte Örchideenzüchter Bateman im London, der sich selbst mit grosser Aufmerksamkeit um die Kultur seiner Pflanzen bekümmere, diese Stücken Holz aus Thon nachgeahmt und brennen lassen und bei der Anheftung von dergleichen Orchideen die besten Erfolge gehabt. Diese Thonstücken seien nicht massiv, sondern hohl, und haben ausserdem Löcher, welche mit der innern Röhre in Verbin- dung stehen. Orchideen, welche daran befestigt werden, brauchen, da die aus T'hon nachgebildeten Stücken eine fast unverwüstliche Dauer haben, nie ihren einmal eingenommenen Platz zu verändern und gedeihen auf den hygroskopischen Oberflächen. Prof. Koch theilte ferner mit, dass im vorigen Herbste die gelbrothe Sandwanze (Phytocoris oder Lygaeus pratensis) auf einem 2 Morgen grossen Gur- kenfelde bei Görlitz so grosse Verheerungen ange- richtet haben solle, dass binnen 2 Tagen alle Pflan- zen daselbst zu Grunde gegangen seien, und fragte an, ob vielleicht das eine oder andere Mitglied ähnliche oder auch dieselben Beobachtungen ge- macht habe? Garten - Inspektor Bouch@ bemerkte hierzu, dass auch eine andere Wanzenart, zur Gattung Ly- gaeus gehörig, welche eine lebhaft- grüne Farbe besitze und gewöhnlich von Anfang August bis zum Herbste erscheine, oft sehr grosse Verheerun- gen unter krautartigen Pflanzen, z. B. Salvia splen- dens, Brugmansia arborea, Datura fastuosa, Fuch- sıen und vielen anderen anrichte, indem sie die Endknospen der Zweige, so lange sie noch ganz jung seien und aus dicht zusammengefalteten Blät- tern bestehen, mit ihrem haarfeinen Saugrüssel durchsteche; diese Stiche seien anfänglich so fein, dass sie mit unbewaffnetem Auge nicht wahrge- nommen werden. Mit der fortschreitenden Entwicke- lung der Blätter aber wachsen diese Löcher mit und erreichen bei solchen Blättern, die sehr gross werden, oft einen Durchmesser von 4 Zoll. Da nun das Thier durch einen Stich mehre Blätter und jedes einzelne im zusammengefalteten Zustande an mehrern Stellen verletze, so seien diese Löcher in so zahlloser Menge vorhanden, dass es den An- schein habe, als ob Raupen die Pflanzen beschädigt hätten. Kunst- u. Handelsgärtner Lackner fügte noch hinzu, dass das Fehlschlagen der Blüthenflor des Uhrysanthemum indicum des vorigen Herbstes hauptsächlich dieser Wanze zuzuschreiben sei, in- 44 dem diese die jungen Blüthenknospen durchstochen habe und diese deshalb nicht zur Entwickelung kommen konnten. Die Vertilgung dieser schädli- chen Wanze sei nach Inspektor Bouch& sehr schwierig, indem das T'hier, sobald man die Pflanze nur berühre, zur Erde falle oder davon hüpfe oder fliege. Um wenigstens die zur Erde fallenden zu fangen, sei es zweckmässig, recht behutsam unter der Pflanze Tücher auszubreiten und diese in dem Moment, wo die Wanzen herabfallen, zusammenzu- schlagen. Kunst- u. Handelsg. Späth legte ein kleines Büchelchen: Katechetischer Unterricht in der Obst- baumzucht von Linck, vor und besprach dasselbe. Da es zum Unterricht auf dem Lande bestimmt ist und den Schullehrern etwas an die Hand geben soll, so wurde es von dem Verfasser durch Frage und Antwort möglichst populär gehalten. Eine Reihe von Anpreisungen und Empfehlungen, welche Män- ner wie Lucas, der verstorbene Schnittspahn u. s. w. ausgesprochen haben sollen, sind beige- druckt, so dass man glauben müsse, das Büchel- chen sei wirklich gut und entspreche seinem Zwecke. Dieses sei aber keineswegs der Fall, da es eine ganze Reihe von Widersprüchen und Unrichtigkei- ten enthalte. Im Verlaufe der Besprechung theilte Referent einzelne Stellen aus dem Büchelchen mit, welche seine Behauptungen rechtfertigten. Die Art und Weise, wie sie übrigens in demselben durchgeführt sei, billige er vollständig. Eben deshalb freue er sich, auf ein anderes Werkchen, was denselben Ge- genstand behandele und in Kurzem erscheinen werde, schon jetzt aufmerksam machen zu können. Es habe den Lehrer des Gartenbaues an der land- wirthschaftlichen Akademie in Proskau, Inspektor Hannemann, zum Verfasser. Wenn es erschienen sei, werde er sich die Ehre geben, noch speziell über das Büchelchen zu sprechen und auf seine Vorzüge aufmerksam machen. Ein Werkchen dieser Art für den einfachen Landbewohner fehle bis jetzt, während andere für die gebildetere Klasse in Menge erschienen seien.*) *) In Betreff der auf Seite 42 vom Professor Koch ge- machten Mittheilung über das französische Programm der 14 Pflanzen - Ausstellungen in Paris ist zu bemerken, dass der Buchhändler Otto in Erfurt auf die Anfrage des Vereines sich bereit erklärt hat, dasselbe in deutscher Sprache drucken zu lassen und für wenige Groschen in den Handel zu bringen. Der Sekretär des Gartenbau - Vereines in Erfurt, Rümpler, ° hat bereits auch begonnen, das Programm in die deutsche Sprache zu übersetzen. So werden wir also dasselbe in einigen Wochen im Buchhandel besitzen. Wir machen alle Diejenigen, welche sich für diesen Gegenstand interessiren, darauf besonders aufmerksam. Die Redaktion. Stachel- und Johannisbeeren (Ribes). (Schluss.) Nach dieser geschichtlichen Einleitung wende ich mich den Arten des Geschlechtes Ribes zu, wenn sie auch keinen gärtnerischen Werth besitzen, bei uns aber in Kultur sind. Die Zahl derer, die bis jetzt beschrieben sind, beträgt einige und achtzig; doch möchten manche Arten einer Kritik lange widerstehen. Ich habe mich selbst bereits in der Lage befunden, mehre einzuziehen und sie älteren Arten einzureihen. Man hat auch versucht, aus dem gut abgegrenzten Genus Ribes mehre Genera zu machen. Das that schon Scopoli, in- dem er die Stachelbeersträucher einem besonderen Genus, was er Grossularia nannte, unterordnete. Weit später stellte ihr erster Monograph, Berlan- dier, das Subgenus Robsonia, welches Andere als Genus betrachteten, auf, während A. Richard in seiner medizinischen Botanik aus dem Schwar- zen Johannisbeerstrauch das Genus Botryocar- punm bildete. Endlich hat Spach in Paris noch andere Genera: Coreosma, Cerophyllum, Re- bis, Calobotrya und Chrysobotrya hinzugefügt. Was zunächst die echten Stachel- und Johannis- beersträucher betrifft, so lassen sich selbst diese ge- nerisch gar nicht kennen, da es von letzteren eben- falls Arten mit Stacheln gibt. Wichtig und zur Bildung eines Untergeschlech- tes berechtigt sind einige nordamerikanische Sträu- cher mit gelben Blüthen, weil, abgesehen von der Präsentirteller-ähnlichen Form des Kelches, die Blät- ter in der Knospe eine andere Lage besitzen. Wäh- rend die Blätter bei allen übrigen Arten nämlich in der Knospe gefaltet erscheinen, sind sie bei diesen einwärts gerollt. Es sind: R. aureum und flavum. Die Arten des Genus Ribes sind ohne Aus- nahme Sträucher, die keine bedeutende Höhe er- langen, und breiten sich über ganz Europa, zum Theil über Nord-Afrika (ob ursprünglich?) und über Asien, mit Ausnahme der heisseren Tiefländer, aus. In Amerika sind sie in noch grösserer Anzahl vorhanden und gehen daselbst auch weit mehr nach dem Süden, selbst nach Peru und Chili, herab, wach- sen aber nur in den Hochgebirgen. In den heissen Gegenden Mittel- und Süd-Amerika’s fehlen sie da- gegen. Von den Arten, wo die Blätter büschelförmig zusammengestellt sind, verkürzten Zweigen aufsitzen und an der Basis von einem dreitheiligen Stachel umgeben sind (also von den echten Stachelbeer- sträuchern), haben nur wenige Arten einen gärtne- rischen Werth. So vorzügliche Früchte auch unser Stachelbeerstrauch (Ribes Grossularia) uns liefert, so wird man ihn doch nicht zu Anlagen empfehlen. nicht | 45 Selbst zu Hecken passt er nicht, da er nicht hoch genug wird und, sich selbst überlassen, noch mehr verkrüppelt. Nicht viel mehr Werth haben Ribes rotun- difolium Mchx und divaricatum Dougl., zwei einander sehr nahestehende Arten, die vielleicht mit noch einigen anderen, welche beschrieben sind, nur eine einzige Art bilden. Im Wachsthume gleichen die beiden genannten Sträucher unserem Stachel- beerstrauche, die Aeste und Zweige schlagen sich aber weniger in einem Bogen zurück. Ihre Staub- fäden ragen ferner etwas aus der Kelchröhre her- aus und sind an der Basis behaart, welches beides bei unserer Pflanze nicht der Fall ist. Ribes ro- tundifolium besitzt Blumen und rothe Beeren, wäh- rend diese bei R. divaricatum schwarz, die Blüthen aber bräunlich sind. Von diesen beiden kaum im Habitus unter- schieden ist Ribes gracile Mchx mit noch weit längeren und durchaus behaarteren Staubfäden und bläulich-purpurrothen Früchten. Die Art ist nicht häufig in unseren Gärten vorhanden. Dasselbe gilt von dem braunfrüchtigen Ribes Cynosbati L., welches an den mit Borsten be- setzten, bräunlich - schwarzen Beeren leicht zu er- kennen ist, sowie von R. oxyacanthoides L,, welches ausser mit 3-theiligen Stacheln noch mit stechenden Borsten dicht am Stengel besetzt ist. Hier sind die Beeren blauroth. Eine Abart der letzteren, wo auch die Früchte borstig sind, hat von Lindley den Namen Ribes setosum erhalten. Grösseren gärtnerischen Werth besitzt dagegen we- gen der zahlreichen und schneeweissen Blüthen und schwarzen Früchte R. niveum Lindl. Alle diese eben genannten Arten wachsen in den Vereinigten Staaten Nord-Amerika’s. Aus der Abtheilung der Stachelbersträucher haben ferner zwei Arten einen grösseren Werth: Ribes lacustre Poir. (echinatum Dougl.) und R. speciosum Pursh. Ersterer bleibt zwar ebenfalls ein niedriger Strauch, es geben ihm aber das schöne Grün der Blätter und die starken stechenden Bor- sten von röthlicher Farbe, womit Stengel und Aeste besetzt sind, einen eigenthümlichen Reiz. Dieser wird um so mehr erhöht, wenn die grünlich-rothen Blüthen, ziemlich lange Trauben bildend, in Menge hervorkommen. Den Beinamen des „prächtigen” (speciosum) verdient die andere Art; nur muss man bedauern, dass sie, wenigstens in Nord-Deutschland, nicht im Winter aushält. Im Vaterlande (Kalifornien) wird sie oft ein kleiner Baum mit einem Stamme vom Durchmesser eines Mannes-Armes und hat dann um so mehr mit einer Fuchsie eine Aehnlichkeit, als die herabhängenden Blüthen eine schöne rothe Farbe 46 besitzen und die Staubfäden weit aus der Kelch- röhre herausragen. Was die echten Johannisbeersträucher anbe- langt, so besitzen diese für Anlagen einen grösseren Werth und können vielfach und selbst um so mehr verwendet werden, als sie auch zum Theil im Schatten gedeihen. Es ist dieses weniger mit un- serer gewöhnlichen (R. rubrum L.) der Fall, ob- wohl es auch hier einige Formen gibt, welche sich durch ein feiner geschnittenes Laub auszeichnen. Diese Form führt oft den Namen R. acerifolium, ein Name, der übrigens auch für Formen von R. alpinum u. floridum, ja selbst nicht weniger von R. nigrum gebraucht wird. Eine andere Form, welche wir wahrscheinlich aus Sibirien bekommen haben, besitzt grössere Blätter, die an den Spitzen der Zweige meist eine bräunliche Farbe haben; sie führt den Beinamen R. americanum und ist viel- leicht mit R. propinquum Turez. identisch. Was Form oder eine ähnliche, wo die jungen Blätter keine röthliche Färbung besitzen. Die kleinen Blüthen sind bei unserem gewöhn- lichen Johannisbeerstrauche gelblich - grünlich, wir haben aber auch in den mittel - europäischen Ge- birgen eine rothblühende, welche als R. petraeum Wulff. beschrieben ist. Der Kelch ist hier weniger flach und hat gewimperte Abschnitte. Der Strauch ähnelt dem R. rubrum, und zwar der Abart aceri- folum mit viel spitzer zulaufenden Abschnitten. Die Trauben stehen oft aufrecht und sind weniger | reich an Blüthen. Abart, die sich bei näherer Untersuchung vielleicht auch spezifisch unterscheiden möchte und dunkel- rothe Blüthen besitzt, während diese bei R. pe- traeum heller gefärbt sind. Sie hat deshalb den Namen R. atropurpureum Ü. A. Mey erhalten. Eine andere, grünrothblühende Art wächst im Kaukasus und zeichnet sich ausserdem durch eine weiche und graue Behaarung auf den Blättern aus. Sie wurde schon von Bieberstein unter dem Na- Im Altai - Gebirge wächst eme men R. caucasicum beschrieben, blieb aber bis | auf die neueste Zeit eine wenig bekannte Pflanze, so dass Dr. A. Dietrich, der verstorbene Heraus- geber der allgemeiner Gartenzeitung, sie als neue Art, als R.holosericeum, beschreiben konnte. Viel- leicht ist sie aber doch nur eine Form des R. pe- traeum, obwohl die nicht gewimperten Kelch - Ab- schnitte der Blüthen mehr an R. rubrum erinnern. Dieselbe oder eine noch grössere graue Behaa- rung besitzt eine zweifelhafte Art, welche zuerst in England, wohin sie gewiss erst eingeführt wurde, beschrieben ist und den Namen R. spicatum Robs. erhielt. Wahrscheinlich hat sie aber schon Clu- sius gekannt; er sah sie in einem Garten zu Eisen- bach, was der von Riedel’schen Familie gehörte und im Hessen-Darmstädtischen liegt. Aus dem Hes- sen’'schen ist sie in neuester Zeit nach Muskau und in andere Baumschulen gekommen. Ihre Früchte sind weniger sauer und werden zur Anfertigung eines Gelee benutzt. Sie unterscheidet sich, abge- sehen von der grauen Behaarung, durch steife Aeste und dickliche, etwas gefaltete Blätter mit sehr zu- gespitzten Abschnitten. Eine interessante Art ist R. multiflorum Kit. aus Kroatien. Sie besitzt ziemlich grosse, ebenfalls behaarte Blätter und meist dichtblüthige und über- hängende Trauben von grünlicher Farbe. Sie fin- det sich nur vereinzelt in Gärten vor, verdient je- doch Beachtung. Noch seltener, aber auch gar nicht zu empfehlen, ist R. prostratum !’Her. aus Nord - Amerika. Diese zeichnet sich durch einen zum Theil oder ganz niederliegenden Stengel und ' durch mit drüsigen Haaren besetzte Früchte aus. ich als R. sibiricum gesehen, ist entweder dieselbe | Von den Alpen -Johannisbeersträuchern, welche sich durch diöcische Blüthen wesentlich unterschei- den, ist die gewöhnliche (R. alpinum L.) für schattige Parthien, aber auch sonst in Anlagen, ganz vorzüglich. In den Gärten kommt die männ- liche Pflanze als R. sterilis, die weibliche als R. bacciferum vor, während man eine grossblättrige Form als R. opulifolium unterscheidet. Aber auch ausserdem sind, selbst von Botanikern, aus Formen von ihr Arten aufgestellt worden. Was ich unter dem Namen R. saxatile bis jetzt gesehen habe, ist ebenfalls nur eine Form. Die echte Pflanze dieses Namens ist mit borstenäbnlichen Sta- cheln besetzt und hat keine auf der Oberfläche der Blätter einzeln aufliegende Haare, wodurch sich R. alpinum auch von allen ähnlichen Arten unterschei- det. Ob die röthlich-blühende Alpen-Johannisbeere, welche in den Gärten als R. callibotrys vor- kommt und gar nichts mit der Wenderoth’schen Pflanze dieses Namens, welche Synonym von R, spicatum ist, gemein hat, Abart von R. alpinum L. oder identisch mit R. pulchellum Turez. ist, ver- mag ich nicht zu entscheiden. Die Alpen - Johannisbeere Sibiriens, R. Dia- ' cantha Pall., bleibt niedriger, als R. alpinum, und hat glänzende, völlig unbehaarte Blätter und ver- dient Beachtung. Gewöhnlich befindet sich an der Basis der Blattbüschel ein doppelter Stachel, der auch zur Benennung Veranlassung gegeben hat. Eine dritte Alpen-Johannisbeere wächst in allen Gebirgen des Orientes und geht östlich selbst bis zum Himalaya. Sie führt den Namen R. orien- tale Desf., ist aber ausserdem noch unter verschie- denen Namen beschrieben. Sie lässt sich an den zahlreichen Drüschen, welche der ganzen Pflanze Geruch geben, sehr leicht erkennen. 47 Durch diese letztere Art erfolgt der Ueber- gang zu dem fast in ganz Nord- und Mittel-Europa, sowie in Nord-Asien und im Kaukasus wachsenden Ahlbeerstrauche (R. nigrum L.), der in einigen Gegenden, besonders Englands und Frankreichs, aber auch bei uns in Deutschland, der Früchte | halber angebaut wird. Er unterscheidet sich von den Johannisbeersträuchern durch glockenförmige, grössere Blüthen, welche eine bräunlich - grünliche Farbe haben. Auf der Unterfläche der ziemlich grossen Blätter befinden sich sitzende Drüsen von goldgelber Farbe, welche dem Strauche den ihm eigenthümlichen Geruch geben. Für Anlagen hat der Ahlbeerstrauch denselben Werth, brum, doch besitzt man eine Form mit feinge- schlitzten und etwas krausen Blättern, welche den Beinamen erispum führt und beliebter ist. wie R. ru- ı Eine verwandte Art ist R. floridum [’Her,, | in den Gärten oft als R. pensylvanium Lam. und recurvatum Mchx bekannter. Sie wird nicht so hoch und hat übergebogene Aeste mit helleren Blättern, weshalb sie in Anlagen vielfach benutzt werden kann. Die goldfarbenen Drüschen befinden sich hier auf beiden Blattflächen, während die Blü- thentrauben eine gelbe Farbe besitzen. Ich gehe zu den Ribes-Arten mit Präsentirteller- förmigen, ziemlich grossen Blüthen über. Sind diese schön roth und bilden überhängende Trau- ben, so gehören die Arten in das Spach’sche Ge- nus Calobotrya, d. i. Schöntraube, eine gewiss passende Bezeichnung. Aus dieser Abtheilung ist R. sanguineum Pursh schon lange in unseren Gärten und mit Recht sehr beliebt. Die karmin- rothen Blüthen erscheinen frühzeitig im Jahre, meist schon vor den Blättern, und verleihen des- halb unseren Gärten einen besonderen Schmuck. Die dicklichen, grau-grünen Blätter sind zwar eben- falls, aber nur wenig und stumpf gelappt. Man hat von R. sanguineum bereits Formen mit weis- sen, rosafarbenen und mit gefüllten Blüthen. Von R. sanguineum und aureum hat ein eng- lischer Gärtner, Beaton mit Namen, einen Blend- ling gezüchtet, der das Laub so ziemlich von letz- terem, die Form der Blüthen aber von ersterem besitzt. Der obere Theil der Blüthen ist in der Regel auch goldgelb, färbt sich aber, gleich den unteren, allmählig roth. Der Blendling hat von Paxton den Namen R. Gordonianum erhalten, in unseren Gärten wird er aber auch R. Beatoni genannt. Was nun endlich die beiden letzten Arten an- belangt, so haben sie, wie anfangs gesagt, eine von allen übrigen Arten verschiedene Lage der Blätter in der Knospe, indem diese einwärts gerollt er- scheinen. Ebenfalls ist schon gesagt, dass Spach aus ihnen ein besonderes Genus gemacht hat, dem wegen der goldgelben Blüthen der Name Chryso- botrya (d. i. Goldtraube) beigelegt wurde. R. au- reum Pursh (palmatum Desf.) und flavum Berl. bilden sehr hübsche Sträucher mit freudig-grünem Laube, welche auch mannigfach in unseren Anla- gen angepflanzt sind und stets eine Zierde bilden. Wie die Namen schon sagen, unterscheiden sich beide Arten, die sich sonst sehr nahe stehen, durch die Farbe der Blüthen. Ausserdem sind bei R. aureum die breitlänglichen Kelch - Abschnitte von meist 7, bei R. flavum die schmallänglichen Ab- schnitte nur von 3 oder 5 Nerven durchzogen. Man hat in Frankreich und in England ver- sucht, die Beeren einer grösseren Vollkommenheit entgegen zu führen, ohne aber besondere Resultate erhalten zu haben. Zu diesem Zwecke sind auch mannigfache Kreuzungs-Versuche angestellt worden, so dass jetzt oft schwer zu bestimmen ist, welcher Art eine Pflanze zuzurechnen sei. R. tenuiflorum Lindl. ist entweder ein solcher Blendling oder nur eine Form des R. flavum. Wenn wir schliesslich noch einen Rückblick auf die Arten des Genus Ribes werfen, so haben einige einen eigentlichen ästhetisch - gärtnerischen Werth und sind deshalb für Anpflanzungen zu em- pfehlen. Vor Allem gehören 2, welche wegen ihres Blüthenschmuckes auch beliebt sind: Ribes aureum und sanguineum, hierher. Die zuletzt genannte Pflanze ist leider etwas empfindlich gegen harte Winter, die erste hingegen hält bei uns alle Un- bilden des Wetters ohne Schaden aus. Ribes Gros- sularia, rubrum und nigrum sind bekanntlich vor- zügliche Fruchtsträucher. Alle übrigen bei uns im Freien aushaltenden Ribes - Arten haben einen sehr untergeordneten Werth. Die Ranken der Gurkenblüthler (Cueurbitaceae). Das interessante Beispiel einer Gurkenfrucht, welche sich an einer Ranke ausgebildet hatte, wurde in der 472. Versammlung des Vereines mitgetheilt und möchte die Streitfrage, was denn eigentlich die Ranke in der Familie der Gurkenblüthler dar- stelle? wohl auch bei denjenigen, welche bis jetzt sie für umgewandelte Blätter hielten, die Ueber- zeugung hervorrufen, dass sie dieses nicht, sondern ein umgewandeltes Axen- oder Stengel-Organ, d.h. ein verkümmerter Zweig oder auch ein verküm- merter Blüthenstiel, ist. Dass ein Blatt nie und nimmer eine Frucht hervorbringen kann und wird, möchte Niemand bezweifeln. Kommt dies in der That scheinbar, wie bei Erythrochiton Hyppophyl- 48 lanthus, vor, so hat eine Verwechselung des Blatt- stieles und eines Theiles der Mittelrippe mit dem Blüthenstiele stattgefunden. Die sogenannten Blät- ter bei den Ruscus- und Phyllanthus - Arten sind dagegen keine Blätter, wie allgemein bekannt ist, sondern Achsentheile, d. h. Zweige, welche sich nur blattartig ausgebildet haben. Die Natur der Ranke bei den Gurkenblüthlern ist vielfach besprochen worden, obwohl die einfache Entwickelungs - Geschichte derselben ohne grosse Schwierigkeit die Achsen-Natur derselben nachweist. Bei allen morphologischen Untersuchungen kann nie etwas Anderes den Ausschlag geben, als eben die Entwickelung, die allerdings in vielen Fällen nicht leicht ist. Die beste Arbeit über diesen Gegen- stand hat Naudin, Mitglied des Institutes in Paris, ein Mann, der überhaupt um die Gurkenblüthler sich sehr grosse Verdienste erworben, geliefert. Nächst ihm hat Chatin, Mitglied der medizinischen Akademie in Paris, in diesen Tagen eine vorzüg- liche Abhandlung über diesen Gegenstand veröf- fentlicht, die er uns kürzlich zugesendet hat. Es dürfte manchem Leser der Wochenschrift von Interesse sein, zu erfahren, welche Ansichten die verschiedenen Botaniker über die Natur der Ranken der Gurkenblüthler haben. Wir erlauben uns, sie in Kürze mitzutheilen. Der Italiener Tassi hält sie für verkümmerte Wurzeln, eine Ansicht, wenn nicht die Entwickelungs- Geschichte dagegen spräche, Manches für sich hätte. Wir kennen viele auf der Erde kriechende oder sich an andern Ge- genständen aufrichtende Stengelgebilde, welche der Knospe in dem Winkel eines Blattes gegenüber Wurzeln schlagen und später den aus jener her- vorgehenden Zweig, der auch von selbst, wie bei der Erdbeerpflanze, bei mehrern Rubus-Arten zum selbständigen Individuum werden kann, ernähren. Die Ansicht, dass die Ranken verkümmerte Blätter oder Nebenblätter seien, vertreten die mei- sten Botaniker, unter Anderen Seringe, A. Braun, Gasparrini undClos. Dass die Ranken den Blät- tern nicht gegenüber, sondern weiter oben, immer aber auf der entgegengesetzten Seite, stehen, ist ein sehr schwacher Grund und kommt oft bei an- | deren Pflanzen, so z. B. bei der Weintraube, vor. reben nicht selten Blüthen und selbst Früchte be- sitzen, ihre Achsen- oder Stengel-Natur. Interessant sind die anatomischen Untersuchun- gen der Ranke, welche Chatin bei den Geschlech- tern Cucumis, Cucurbita, Lagenaria, Benincasa, Luffa und Bryonia, gemacht hat und ohne Aus- nahme auf ihre Axen-Natur hinweisen. Aber schon vor ihm hatten Fabre, Payer und Naudin, so- wie Lestiboudois und Guillard sich dahin aus- gesprochen. Nach Naudin ist, wie gesagt, die Ranke aus einer Knospe entstanden und daher ein Zweig, an dem aber meist sich noch Blattgebilde, und zwar in diesem Falle Deckblätter, ebenfalls fadenförmig, entwickeln. Es sind dieses dann zum Theil die oberen Aeste, bei denen er auch anato- misch eine Uebereinstimmung mit den echten Blät- tern nachgewiesen hat. Bei seinen seit vielen Jah- ren schon gemachten Untersuchungen der Kürbis- blüthler haben ferner Naudin an den Ranken von Melonen Blätter und Blüthen, Decaisne hingegen bei einer Kürbisart ebenfalls Blüthen gefunden. Beispiele hiervon, wo sich aber vollständig entwik- kelte Früchte an den Ranken bilden, sind im vori- gen Jahre der Londoner Gartenbau - Gesellschaft vorgelegt worden. Tod) einmal die Späth’fchen Obftbaumfculen. In dem früheren Artikel über die Späth’schen Obstbaumschulen (8. 32) ist gesagt worden, dass noch ein Areal von 14 Morgen zu den bereits im Besitze befindlichen Grundstücken in der Nähe von Rixdorf gewonnen sei. Es ist dieses hier und da so verstanden worden, als wenn die dortigen Baum- schulen überhaupt nur aus 14 Morgen beständen; es beeilt sich daher die Redaktion, mitzutheilen, dass das ganze Areal bei Rixdorf aus 47 Morgen besteht, von denen 14 Morgen nur mit Samenpflan- zen von Öbstgehölzen, wovon hauptsächlich in je- nem Artikel die Rede ist, bestanden sind. Auf dem bei Rixdorf befindlichen Grundstücke sind aus- serdem noch Ziergehölze, unter diesen ein grosses Rosen - Sortiment, angepflanzt, doch machen Kern- und Steinobstbäume den grössten Theil aus. Aus- serdem finden sich aber noch von den letzteren | auch auf den Grundstücken in und bei Berlin An- pflanzungen vor, unter Anderem auch die soge- nannten Standbäume, sowie Formenbäume aller Art, besonders aber Pyramiden in Muster - Exemplaren. Das ganze Späth’sche Etablissement hat jetzt einen Niemand bezweifelt aber, da die Ranken der Wein- Flächen-Inhalt von 91 Morgen und wird mit einer grossen Sorgfalt unterhalten. Es ist zunächst die Absicht, Massen von Obstgehölzen heranzuziehen, um Besitzern von grossen Grundstücken, nicht we- niger aber den Regierungen, Gelegenheit zu geben, auch grosse Anpflanzungen mit wenigen, aber loh- nenden Sorten zu machen. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. . Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. N0.7. Berlin, den 16. Februar 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Ritter Josef von Rawicz-Warszewicz. Eine biographische Skizze vom Garten-Inspektor Gaerdt. — Notizen aus eingegangenen Berichten einiger Gartenbau-Vereine. — Bewerbung für Weinbau bei der internationalen Industrie- Ausstellung in Paris. Sonntag, den 24. Februar, Vormittags um 11 Uhr, findet im Englischen Hause eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. ——n Ritter Josef von Rawiez- Warszewiez. meine Aufmerksamkeit. Eine noch grössere Aner- kennung wurde ihm aber zu Theil durch Se. Ma- | jestät den hochseligen König Friedrich Wil- Nach Warszewicz’ Erzählungen im engeren | helm IV. (damals noch Kronprinz). Als Se. Kö- Freundschaftskreise war er 1830 in Wilna, als | nigliche Hoheit die östlichen Provinzen bereiste, der nationale Aufruf für Polen sein Vaterland durch- | auch Insterburg besuchte und bei dieser Gelegen- brauste. Als junger, feuriger Patriot stellte er sich | heit durch die ‘Anlagen promenirte, fanden diese freiwillig zur Fahne. In verschiedenen Kämpfen | in einem so hohen Grade seinen Beifall, dass er tapfer mitfechtend, avancirte er bis zum Offizier. | den jungen Künstler sofort zu sich bescheiden liess. Als solcher verwundet, entschied das Schicksal für | In huldvollster und ermunterndster Weise gab Se. ihn, wie für Tausende seiner Kameraden, das Va- | Königl. Hoheit, der hohe Gönner der Künste, seine terland zu verlassen. Als Offizier betrat er preus- | Anerkennung dem damals noch jungen Garten- sisches Gebiet und kam nach Insterburg, wo er in | künstler kund und bestimmte, dass Warszewicz dem Hause eines höheren Beamten eine liebevolle | nach Sanssouci kommen sollte. und an seinem Schicksale theilnehmende Aufnahme Nachdem bereits längere Zeit vergangen war, fand. Von seinen Wunden geheilt, suchte sein | erhielt Warszewicz die Ordre, in Potsdam ein- strebsamer Geist wieder Thätigkeit im Gebiete der | zutreffen. Wenige Tage nach Empfang der Auf- Gärtnerei; und bald bot sich ihm zur Realisirung | forderung verlies er auch Insterburg, und dank- Eine biographische Skizze vom Garten- Inspektor Gaerdt. seines Wunsches eine günstige Gelegenheit dar. erfüllt gedachte er stets seiner dortigen edlen Gön- Insterburg, ehedem eine Festung, war noch | ner, Wohlthäter und Freunde. umgrenzt von alten Wällen und im Verfall begrif- Warszewicez trafin Potsdam Anfangs des Jahres fener Gräben. Der grade zu dieser Zeit dort wir- | 1852 ein und wurde in Sanssouci dem Hofgärtner kende Regierungs - Präsident v. S., ein höchst hu- | H. Sello zugetheilt. Hier lernte ihn Alexander maner Mann, ging schon längst mit dem Gedan- | v. Humboldt kennen. Auch dieser gewann War- ken um, diese unfreundlichen Rudimente in erquick- | szewicz bald lieb und wurde sein Gönner. liche Promenaden und Garten-Anlagen umwandeln Allen Warszewicz sah nur zu bald ein, dass zu lassen; er lernte Warszewicz kennen, lieb- | trotz v. Humboldt’s aufrichtigem Wohlwollen den- gewinnen und übergab ihm die Ausführung dieser | noch für ihn als Pole keine Carriere zu machen Anlagen. Warszewicz’s Thätigkeit gelang es, | sei. Er verliess deshalb Sanssouci noch in demselben diese Aufgabe in genialster Weise zu lösen, denn | Jahre und ging nach Schöneberg. Hier nahm ihn nur zu bald erregten seine Schöpfungen die allge- | Otto mit Freuden auf, denn Otto’s scharfer Blick 7 erkannte sogleich in Warszewicz den lebhaften, talentvollen und praktischen Pflanzen - Kultivateur. Sein mehrjähriger Aufenthalt in diesem Muster-In- stitute wurde die Grundlage seines ferneren Lebens- berufes. Er lernte hier die reichste Pflanzen-Samm- lung genau kennen. Seinem emsigen Triebe zur Erreichung ausgedehnter Pflanzen - Kenntnisse kam sein scharfes Gedächtniss höchst vortheilhaft zur Hülfe. Es gehörte schliesslich zu den Seltenheiten, wenn er eine Pflanze nicht sofort erkannte. Durch seine Geschicklichkeit im Vermehren der Pflanzen erwarb er sich hier einen besonderen Ruf. Seine Thätigkeit wandte sich auch auf Kreuzungen. So z. B. versuchte er es zuerst mit Begonien und, wenn wir nicht irren, nabm Walpers die Blend- linge in sein Repertorium auf. Ferner zog er sehr hübsche Gloxinien-Formen von der Gloxinia cau- lescens. Durch die vielseitigen Thätigkeiten und ausser- ordentlich günstigen Erfolge in den Kulturen er- warb sich Warszewicz das grösste Vertrauen und die Achtung von Link, Kunth, Otto und später Bouch@ Mit dem kollegialischen Leben suchte er stets auch innige, aufrichtige Freundschaft zu vereinen. Er schloss hier das Freundschaftsband mit Regel, Ed. Otto und dem Referenten, wel- ches er auch durch alle Variationen seiner Lauf- bahn unwandelbar. festhielt. Ein guter Genius rief den Sohn des edlen Mannes, welcher ihm so viel Liebes und Gutes während seines Aufenthaltes in Insterburg zu Theil werden liess, nach Berlin in den Staatsdienst; dies war unseres Freundes Warszewicz grösstes Glück. Des Vaters edle Handlungen setzte der würdige Sohn in ebenso hingebender Weise fort. War- szewicz hatte nun in seinem Freunde Bouch& eine sichere Stütze für seine Lebens-Verhältnisse. Nachdem Warszewicz mehre Jahre im bota- nischen Garten gewirkt hatte, suchte sein unruhi- ger Geist nach grösserer Thäthigkeit im Dienste der Wissenschaften und Künste. Nicht ohne Einfluss hierbei waren die Rückkehr R.Schomburgk’s und die Pflanzenschätze, welche derselbe aus Amerika mitbrachte, die Berichte von Karsten, sowie die Heimkehr Preiss’ aus Au- stralien und die von letzterem gesammelten Sa- men. Anderseits versuchte auch Klotzsch, ihn zur Uebersiedelung nach Chili, wo zu dieser Zeit Philippi war, zu gewinnen. Alles dies zusammen bestimmte ihn zu dem Plan, als Sammler nach irgend einem, aber noch wenig besuchten Theile Amerika’s zn gehen. hierzu die geeignete Gelegenheit. Schon im Jahre 1843 bildete sich, so viel uns erinnerlich ist, in Belgien eine Gesellschaft zur Es eröffnete sich auch bald | 50 Gründung einer belgischen Kolonie in Guatemala. Die Direktion war einem v. Bülow übertragen. L. van Houtte konnte die günstige Gelegenheit, von dort Pflanzen zu importiren, nicht vorüberge- hen lassen, und suchte in Folge dessen einen Samm- ler, der sich entschliessen könnte, als Glied der Kolonisation mitzugehen. Unser Freund Otto Deines, welcher War- szewicz’s Pläne kannte und im van Houtte’- schen Etablissement beschäftigt war, leitete sofort die Unterhandlungen ein. Nur wenige Briefe wur- den gewechselt; Warszewicz holte sich während dessen Rath bei A. v. Humboldt, der ihn eben- falls aufmunterte, nach ea zu gehen, und das Engagement ward abgeschlossen. Bevor Warszewicz seinen Freunden und er Orte, wo er so gern weilte, Adieu sagte, über- reichte er den ersteren zur Erinnerung an ihn sein wohlgetroffenes Bildniss in Offizier-Uniform, welches auch noch heute als theures Andenken im Besitze des Referenten ist. Mit Empfehlungen von A. v. Humboldt und Klotzsch versehen, mit männlichem Selbstver- trauen, begleitet von seinen Freunden bis zur Eisen- bahn, verlies Warszewicz an einem schönen Mor- gen im August 1844 Berlin. Die Trennung von seinen Wohlthätern und Freunden, das vielleicht lange Scheiden aus Preussen, welches ihn einst so gastfreundlich aufgenommen und zum Vaterlande geworden, war ein hartes Loos für ihn. Allein der Entschluss stand fest, die Signale zur Abfahrt ertönten, ein letztes Lebewohl — und wenige Se- kunden später brauste eilend das Dampfross davon, um unsern Freund seinem neuen, schweren Berufe zuzuführen. Der erste, in heimathwehelicher Stimmung ge- schriebene Brief brachte die Nachricht, dass er am 15. August in Gent angekommen und von L. van Houtte auf's Freundlichste empfangen worden sei. Die Ausrüstung des Schiffes, mit welchem Warszewicz die Ueberfahrt nach Guatemala ma- chen sollte, verzögerte sich und diese lange Un- thätigkeit war für ihn, wie er berichtete, sehr pein- lich. Endlich, so schrieb Freund ©. Deines, am 7. Dezember, Morgens 7 Uhr, ging das belgische Schiff Minerva, Zweimaster, Kapitän Brix, von Antwerpen aus unter dem Donner der Böller und Zujauchzen des Volkes unter Segel. Am 1. Februar 1845 betrat Warszewicz ame- rikanischen Boden. Ohne jegliches Leiden hatte er die Seereise glücklich überstanden; daher gönnte er sich, festen Boden unter den Füssen fühlend, ı auch gar keine Ruhe zur Erholung, denn schon nach wenigen Tagen seiner Ankunft in St. Thomas trieb es ihn gewaltig hinaus und hinein in die Ur- wälder. Aus Warszewicz’s Briefen ist so recht ersichtlich, welchen erhebenden Eindruck die mäch- tige Vegetation des dortigen Landes auf ihn ge- macht hat. Mit unermüdlichem Eifer widmete er sich hier seinem Berufe, und bereits im Monat März sandte er an L. van Houtte 10 grosse Ki- sten mit lebenden Pflanzen, wie Orchideen, Palmen u. s. w. und Samen. Allein die klimatischen Verhältnisse (denn War- szewicz sagte stets, dass St. Thomas ungesund und das Grab der Europäer sei), sowie übergrosse Anstrengungen, warfen auch ihn auf ein langes Krankenlager. Weit mehr, wie die Krankheit, be- kümmerte ihn die geringe Unterstützung von Seiten der Kolonie-Direktion, die auch schliesslich gänzlich in’s Stocken gerieth. Warszewicz musste in Folge dessen viel Kummer und Noth erleiden; durch wes- sen Verschulden dies geschah? — aus Rücksichten gegen Persönlichkeiten verschwieg es der jetzt Ver- storbene. Warszewicz war nun in die Lage gebracht, auf eigene Hand sein Heil versuchen zu müssen; auch in dieser peinlichen Situation verliess sein Selbstvertrauen ihn nicht. Die Empfehlungen v. Humboldt’s führten ihn in das Haus des Preus- sischen Konsuls Klee, wo er auch die freundlichste Aufnahme fand. Klee empfahl ihn an Skinner, welcher sehr bald in Warszewicz den vorzügli- chen Sammler, lediglich an den eingeschickten Pflan- zen, erkannte. Skinner’s Kreditbriefe gaben ihm nun die Mittel an die Hand zu seinen grossen, aber auch höchst gefahrvollen Reisen. Leider sind nicht alle seine reichen Pflanz-Akquisitionen nach Europa gekommen; durch schlechte Kommunikationen gin- gen oft die Monate lang mühevoll zusammenge- tragenen Schätze verloren. Indessen alle Pflanzen, die Warszewicz nach Europa gesandt hat, sind die schlagendsten T'hatsachen, wie er zu sammeln verstand. Wäre der vortreffliche Sammler auch noch mit kaufmännischer Gewandtheit begabt ge- wesen, so hätten ihm seine Sendungen angemessene, lohnende Erträge einbringen müssen. Wir wollen beispielsweise nur eine Pflanze, Monstera Lennea, erwähnen. Hätte diese nicht manchem Engländer Tausende von L.-St. eingebracht? Ihm brachte sie nur den Ruf und die Ehre. — Zamia Skinneri, Zamia Lindleyi, Maranta Warszewiezii, Trichopilia gloxiniaeflora und viele andere, sie werden, so lange Botanik und Gärtner bestehen, Warszewicz Na- men in der Geschichte glänzend erhalten. Nach sechsjähriger, mühevoller Arbeit und rast- losen Suchens und Forschens in den Urwäldern, wie auf hohen Bergen amerikanischer Wildniss, kehrte Warszewicz im Jahre 1850 nach Europa zurück. In England, wohin sein Name ihm bereits 51 ruhmvoll vorausgeeilt war, betrat er den europäi- schen Boden. Wenige Wochen darauf trug . ihn die Sehnsucht zu seinen Freunden nach Berlin. Ausser den lebenden Orchideen brachte War- szewicz eine Menge Samen der werthvollsten Pflanzen mit, ferner auch andere naturwissenschaft- liche Akquisitionen aus dem Thier- und Mineral- reiche. Während seines fast 8-monatlichen Aufenthaltes in Berlin erweiterte sich der Kreis seiner Freunde und Gönner immer mehr. Zu jenen zählte er nun auch Giroud. In edelster und geräuschlosester Weise wurde L. Mathieu unsers Warszewicz’s wohlmeinendster Gönner. Nur Wenigen ist es be- kannt, mit welcher Sorgsamkeit L. Mathieu für ihn wirkte. Warszewicz wusste es so recht in- niglich zu würdigen und sprach stets mit einer herzlichen Anhänglichkeit und Dankbarkeit von sei- nem hochverehrten Gönner. Wiewohl in der Zeit seines Aufenthaltes in Berlin sich ihm die Aussicht, nach Krakau zu ge- hen, erschloss, an einen definitiven Abschluss aber noch nicht sogleich zu denken war, so zog er es vor, noch eine zweite beschwerliche Reise zu un- ternehmen. Er konnte sich hierzu wohl in sofern um so beruhigter entschliessen, da er wusste, dass all’ seine Angelegenheiten längst in den Händen seines wahrhaft aufopfernden, ältesten Freundes, Brünnow, den ausgezeichnetsten Anwalt hatten. Sturm und winterliches Wehen tobte, als War- szewicz Anfangs November 1850 zum zweiten Male Berlin verliess. Sein Weg führte ihn jetzt direkt nach London, von wo er, mit neuem Kredit versehen, am 16. November nach Southampton ging, um sich einzuschiffen. Seine zweite Forschungsreise war auf Peru und Neu - Granada gerichtet. Die Botanik, sowie die Gärtnerwelt, wissen ja, wie er auch von diesen Ländern aus beide bereichert hat. Im Oktober 1853 kehrte er von dieser nicht minder mühevollen Reise nach Europa zurück, die- ses Mal mit einer grossen Beruhigung, da er die Gewissheit über seine Berufung nach Krakau hatte. Brünnow’s Thätigkeit war es gelungen, Verhand- lungen wegen seiner Anstellung in Krakau zu einem für Warszewicz höchst günstigen Abschlusse zu bringen. Noch vor Ablauf des Jahres 1853 trat er sein neues Amt als Inspektor des K. K. bota- nischen Gartens in Krakau an. Inı steten Einverständnisse und auf freundschaft- lichstem Fusse mit seinem Vorgesetzten lebend, zog ihn dieser zum Mitarbeiter des Catalogus Planta- rum horti botanici Öracoviensis, welcher zur 5O0- jährigen Jubelfeier der Jagellonischen Universität zu Krakau 1864 erschien, heran. TE 52 Durch ausgedehnte Bekanntschaften, wie durch | Verbindungen mit vielen der bedeutendsten und grössten Gärten Europa’s, bereicherte er das Insti- tut des botanischen Gartens mit mehr denn 1000 Spezies. "Meine bekannte praktische Geschicklich- keit sicherte dem Garten die seltensten Pflanzen- schätze und verschaffte ihm einen besonderen Ruf in Bezug der Pflanzenkultur. Wenngleich Krakau das Asyl unseres verstor- benen Freundes geworden war und er sich auch dort bald einen Kreis von Freunden erworben hatte, blieben doch Berlin und seine dortigen Freunde beständig das Ziel seines Sehnens. Alljährlich reiste er nach der ihm liebgewordenen preussischen Haupt- stadt, um dort im Kreise seiner ältesten Freunde einige frohe und glückliche Tage zu verleben. Sein leutseliges Wesen öffnete ihm überall die Thüren zur Freundschaft, gleichviel, ob die einfa- chen Palmenblätterhütten des Indianers oder die Prunk- und Gesellschaftszimmer der hoben, euro- päischen Aristokratie es waren. Dem Freunde war er ein Freund. Gern half er dem Armen. In sei- nem vielbewegten Leben und inmitten der erschüt- terndsten Schicksale fand er zu jeder Zeit Trost und Seelenruhe in der Religion; er war streng re- ligiös. Warszewicz, hochgeachtet in der Gärtnerwelt, war in allen internationalen Ausstellungen im Ge- biete der Gärtnerei als Preisrichter eingeladen. In der unvergesslichen Ausstellung der festlich ge- schmückten und gastfreundschaftlichen Stadt Erfurt verweilte er zum letzen Male im Kreise seiner deutschen Freunde. Die Skizzen seiner amerikanischen Reisen wer- den nun von einem Freunde ın Krakau eine Bear- beitung finden und in polnischer Sprache erscheinen. Notizen aus eingegangenen Berichten einiger Gartenbau Vereine. Die Zahl der Gartenbau - Vereine nimmt auf eine erfreuliche Weise zu, Beweis genug, dass die Liebe zu Pflanzen und Blumen bei uns in Preus- sen, sowie in dem gesammten Deutschland, immer mehr sich verbreitet. In den meisten Gartenbau- Vereinen sind Laien immer noch der bei weitem grösste Theil der Mitglieder, die in ihrem Streben von Gärtnern unterstützt werden. So wird es wohl auch in der Folge sein. Doch sollte die Theil- nahme der letzteren im eigenen Interesse grösser sein, als es der Fall ist; sie selbst sollten häufiger aus ihrer Praxis Belehrungen und Anweisungen ge- ben, damit die Laien in ihren Kulturen mehr Er- folg haben. Nichts spornt Laien zu weiteren Kul- turen mehr an. Ein Beispiel gibt, wie wir weiter unten sehen werden, der Gartenbau-Verein in Trier. Zu den Gartenbau-Vereinen, welche in der neue- sten Zeit entstanden sind, gehört der in Dort- mund, der erste in Westphalen. Um seine Bil- dung hat der bekannte Rosenzüchter Karl Covers in Lünen sich besondere Verdienste erworben. Möge er als Vorsitzender auch die Freude haben, dass jener gedeiht und nach und nach alle Blumenliebhaber und Gärtner der ganzen Provinz umfasst. Es ist stets gut, wenn die Kräfte sich nicht zu sehr zer- theilen, sondern möglichst Viele von einem Oentral- punkte aus an dem gemeinschaftlichen Streben An- theil nehmen. So nur wird Tüchtiges geleistet. Zersplitterungen haben noch nie Resultate von Be- deutung gegeben. Ist das Bedürfniss an kleineren Orten vorhanden, so können sich daselbst immerhin Spezial- Vereine bilden, die aber in steter Verbin- dung mit dem Haupt-Vereine bleiben müssen. Diese Gliederung hat sich in landwirthschaftlicher Hinsicht als vortheilhaft und folgenreich erwiesen. Die landwirthschaftlichen Spezial- und Kreis - Ver- eine erhalten von den Haupt-Vereinen der Provin- zen alle möglichen Unterstützungen zur weiteren Entwickelung und, da sie in fortwährender Verbin- dung mit diesen stehen, bleiben sie auch mit den neuesten Fortschritten im Bereiche der wissenschaft- lichen und praktischen Landwirthschaft vertraut, während sie auch hier und da ihrerseits von ihren Erfahrungen, die ein weiteres Interesse haben, Mit- theilungen machen. Bei den Gartenbau-Vereinen würde sich, unserer Meinung nach, diese Gliederung noch vortheilhafter erweisen, der Gärtnerstand in den kleineren Städten würde gehoben, wenn seine Glieder mit ihren in- telligenteren Kollegen der Haupt- und Residenz- städte fortwährend in geistigem Verkehr ständen. Die Verschönerung des ganzen Landes würde ge- winnen, wenn die in der Regel wohlhabenden Pflan- zenliebhaber den letzteren von den neuesten Ein- führungen das wirklich Schöne mittheilten und es in den Provinzen zu verbreiten suchten, damit de- ren Bewohner ebenfalls damit bekannt werden und in ihren Gärten, wenn auch nicht das Neueste, so doch das Neue gleichfalls kultiviren können. Hierin ist allerdings in neuester Zeit hier und da sehr viel geschehen, zum Theil selbst auch aus- serhalb der Vereine, durch grössere und kleinere Grundbesitzer, die ein höheres Interesse für Pflan- zen- und Blumenzucht besitzen und gern auch an Andere mittheilen. Neben der ästhetischen Aufgabe liegt den Gar- tenbau-Vereinen auch die Nützlichkeits-Tendenz ob; darin befinden sie sich mit den landwirthschaftlichen Vereinen auf einem und demselben Standpunkte. 59 Aber hauptsächlich für Obst- und Gemüsebau ist durch Gartenbau-Vereine sehr viel geschehen. Dass grade im Obstbau grosse Erfolge, erreicht sind, ist eine Thatsache, die Jedermann, welcher mit den Verhältnissen nur einigermassen vertraut ist, zuge- ben muss. Man vergleiche nur die Zustände des Obstbaues vor dem Jahre 1853, wo der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin die ersten pomologischen Versammlungen nach Naum- burg a.d. S. berief, mit denen der jetzigen Zeit. Auch in Schlesien, wo das Vereinsleben über- haupt in einem blühenden Zustande sich befindet und von allen Provinzen die meisten Gartenbau- Vereine existiren, und zwar in Oppeln, hat sich ein neuer Verein gebildet. Dem Garten-Inspektor Hannemann in Proskau gehört wohl das Ver- dienst, hier die Initiative ergriffen zu haben. Vor- sitzender ist Graf Hugo Henckel v. Donners- marck auf Schloss Naglo bei Tarnowitz, ein Mann, der ausser seiner grossen Liebhaberei für Pflanzen und Blumen auch Opferfreudigkeit besitzt. nicht unbedeutender laufender Beitrag von ihm setzte nämlich den Verein in Oppeln in den Stand, gleich anfangs mit einer gewissen Energie aufzu- treten. Die Gegend, auf der er seine Thätigkeit entfaltet, ist ein Theil Ober - Schlesiens, wo dem Gartenbau, und vor Allem der Gartenkunst, noch ein grosses Terrain zu seiner Bearbeitung vorliegt. Ein dritter Gartenbau-Verein hat sich dicht in der Nähe von Berlin in Charlottenburg gebildet. Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt ist es ge- lungen, eine nicht unbedeutende Anzahl von Han- delsgärtnern, sowie mehre Pflanzenliebhaber, für einen Verein zu gewinnen, um gemeinschaftliche Interessen zu berathen. Im vorigen Jahre veran- staltete er seine erste Ausstellung und legte damit sein Streben zur Hebung und Förderung der Pflan- zen - Kulturen an den Tag. Bereits ist wiederum | ein Programm ausgegeben, was eine zweite Aus- stellung für den 5. und 6. Mai ausschreibkt. 15 Geldpreise werden die besten Pflanzen, die ausge- stellt werden, krönen. Von dem Gartenbau-Vereine, der in Stolpe in Hinterpommern, einer Gegend, wo wir bis jetzt am wenigsten über Gärtnerei zu berichten ver- mochten, seit Kurzem entstanden ist, vermögen wir | nichts Näheres mitzutheilen. Auf jeden Fall ist es erfreulich, dass auch hier eine Anzahl Pflanzen- | liebhaber und Gärtner zusammengetreten sind, um | Liebe zu Pflanzen und Blumen weiter zu verbrei- | ten und sich in ihren gegenseitigen Bestrebungen zu unterstützen. Der Gartenbau-Verein für die Oberlausitz in Görlitz hat uns seinen fünften Jahresbericht zuge- sendet. Aus ihm ersehen wir, dass er fortwährend unter dem Vorsitze des Kreis-Deputirten v. Wolff auf gleiche Weise thätig ist und auf rationellere Kultur, so wie auf Einführung neuer Pflanzen und Gemüse zu wirken sucht. Der Verein besitzt zwar kein eigenes Versuchsfeld, Mitglieder übernehmen es aber, neue Pflanzen und Gemüse, die ihnen übergeben werden, zu kultiviren und später darü- ber zu berichten. Alle Monate findet regelmässig eine Versammlung statt, wo auch oft über interes- sante Gegenstände Vorträge gehalten werden, haupt- sächlich macht aber einer der beiden Sekretäre aus den einlaufenden Zeitschriften Mittheilungen. Aus diesen Mittheilungen dürfte von Interesse sein, dass in der Lausitz eine Sandwanze (Phyto- coris pratensis) auf Gurken-Anpflanzungen grosse Verwüstungen angerichtet hat. Ein Areal von 2 Morgen, was man mit Gurken und Melonen be- pflanzt hatte, war binnen 2 Tagen verwüstet wor- den. Sollten diese Sandwanzen nicht nur zufällig vorhanden gewesen sein und die Gurken-, resp. Ein | Melonen-Pflanzen nicht vielmehr in Folge der im vorigen Jahre ziemlich allgemein vorhandenen Krank- heit abgestorben sein? Bis jetzt ist, wenigstens uns, nichts davon bekannt geworden, dass dieses Insekt den Pflanzen aus der Familie der Cucurbitaceen schädlich gewesen wäre. Es ist deshalb zu wün- schen, dass hierüber weitere Beobachtungen statt- fänden und, sollten diese gemacht sein, uns Mitthei- lung gemacht würde. Grosse Thätigkeit entwickelt ebenfalls der erst seit dem Herbste des Jahres 1862 in Trier ge- bildete Gartenbau- Verein. Er hat sich den ÖObst- bau zur besonderen Aufgabe gestellt, ohne jedoch die anderen gärtnerischen Zweige zu vernachlässi- ı gen. In volkswirthschaftlicher Hinsicht ist der Obst- bau, so heisst es in dem ersten Berichte, von gros- ser Wichtigkeit und verspricht für die Umgegend der Stadt Trier, sowie für den ganzen Regierungs- bezirk, ein bedeutender zu werden. Eine im Oktober 1865 veranstaltete Ausstel- lung legte hiervon Zeugniss ab. Es werden sehr schöne Früchte im Regierungsbezirke Trier ge- baut, und gilt es nur vor Allem, das Vorurtheil, als wenn das Gute nur aus dem Auslande, und zwar aus dem nahen Lothringen bezogen werden könne, zunächst abzuschwächen und schliesslich ganz zu verbannen. Von Seiten der Besitzer zweier Gärtnereien, Lambert & Reiter, sowie Hanck, welche Mit- glieder des Vereines sind, wird der Obstbau da- durch unterstützt, dass sie ihre Baumschulen in musterhafter Ordnung halten und nur die kräftigen Stämmchen, sowie gut-lohnende Sorten verbreiten. Dazu kommt, dass auch die Regierung im allge- meinen Interesse dabei thätig ist, besonders seitdem diese sich erboten, einen sechswöchentlichen Kursus für Obstbau zu eröffnen, um auch Leute heranzu- ziehen, die das Verständniss haben, alte Anpflan- zungen zu überwachen und neue anzulegen. An diesem Kursus können Liebhaber gegen ein Hono- rar von 10 Thalern Antheil nehmen. Er wurde im vorigen Jahre im Frühjahre eröffnet und fand Beifall. Ein Regierungs-Kommissar wohnte der am Schlusse des Kursus stattfindenden Prüfung bei. Von Seiten des Handels-, sowie des landwirth- schaftlichen Ministeriums ist eine Summe für die Heranbildung solcher junger Obstgärtner zur Ver- fügung gestellt. Dass Erfolge erlangt sind, bewei- sen die im Herbste gemachten Anpflanzungen, die bereits von Zöglingen ausgeführt wurden. Die Re- gierung von Trier hat die beiden Baumschulen ge- nannter Gärtner auch zu Landesbaumschulen er- nannt und diese den Gemeinden empfohlen. Um diesem sich würdig zu zeigen, bemühen sich die Besitzer der Baumschulen um so mehr, nur vorzüg- liche Waare heranzuziehen, und diese trotzdem um sehr billige Preise abzugeben. Zu den im nächsten Frühjahre von Neuem beginnenden Kursus sind be- reits mannigfache Anmeldungen zur Theilnahme ge- schehen, so dass der Unterricht weiteren Fortgang nehmen wird. Auch stehen, wie uns von Seiten des Vorsitzenden des Gartenbau- Vereines in Trier, des Fiskalats-Sekretärs Müller, mitgetheilt wurde, wiederum neue Anpflanzungen bevor. Die Regierung von Trier geht mit gutem Bei- spiele voran. An den Staats-Strassen im Saar- und Moselthale sind bereits hier und da Obst-Anpflan- zungen gemacht, viele Strecken sind aber noch mit schlechten Alleebäumen besetzt; diese sollen dem- nächst umgehauen werden, um lohnenden Obstbäu- men Platz zu machen. Es ist daher in dem Regie- 54 rungsbezirke von Trier grade umgekehrt, als ın einem andern der Rheinprovinz, wo man, weil die Obst-Anpflanzungen bisher schlechten Erfolg gege- ben haben, die Absicht hat, diese an den Strassen niederzuhauen, um sie durch andere Alldebäume zu ersetzen. Auf jeden Fall fehlt es hier an Sach- | verständigen und an tüchtigen Praktikern, um die Angelegenheit richtig anzugreifen und zu leiten. Es kann demnach in dieser Hinsicht der Regie- rungsbezirk Trier als Vorbild dienen. Man liebt in Trier und Umgegend nicht allein frisches Obst, man fertigt auch einen Obstwein (Viez) an und geniesst das gesunde Getränk gern. Im Jahre 1863 wurden allein in Trier nicht we- niger als 340, im Jahre 1364 hingegen 653 und im Jahre 1865 endlich geführt, abgesehen davon, dass auch in der Stadt selbst ebenfalls sehr viel Wein aus Kernobst ange- fertigt wurde. 392 Fuder Obstwein ein- Ohne die übrigen Theile der Gärtnerei zu ver- nachlässigen, so widmet auch der Gartenbau- Verein in Kassel dem Obstbaue ganz besondere Fürsorge. Es liegt uns der 8. Jahresbericht vor, aus dem wir ersehen, dass trotz der politischen, tief eingreifenden Verhältnisse des vorigen Jahres der Verein thätig gewesen ist und sein Wirken zu Hoffnungen berechtigt. Der Versuchsgarten ist zwar aufgegeben, dagegen hat die landwirthschaftliche Kommission nicht allein ein Stück Land dem Ver- eine überwiesen, sondern auch durch ihren Ober- gärtner Rosemund die übergebenen Pflanzen und Sämereien kultiviren lassen. Da dieses bei gros- ser Norgsamkeit und bester Aufsicht geschah, so liegen auch Resultate vor. Wie einige andere Gartenbau-Vereine, so hat auch der Kasseler sich nicht allein gegen das Weg- fangen Insekten-fressender Vögel nachdrücklich aus- gesprochen, es sind von ihm auch bei der Regie- rung selbst die nöthigen Schritte gethan, damit um- fassendere Massregeln zum Schutze derselben ge- than werden. Dieses Wegfangen nützlicher Vögel ' ist ein Gegenstand, dessen sich alle Gartenbau-Ver- eine mit Nachdruck annehmen sollten. Denn nur, wenn es durchaus im deutschen Vaterlande ge- schieht, kann es Erfolg haben. Die Angelegenheit wird übrigens auch in der nächsten Sitzung des Königl. Landes-Oekonomie-Kollegiums zur Sprache kommen und steht zu hoffen, dass durchgreifende Massregeln zum Schutze der Insekten - fressenden ı Vögel getroffen werden. Kultur-Versuche haben stets gute Folgen, be- sonders wenn sie von verschiedenen Seiten ausge- führt werden. Aus dieser Ursache dürfte es auch das Interesse der Leser der Wochenschrift in An- spruch nehmen, wenn hier die Kultur-Versuche über einige Gemüse mitgetheilt werden. 1. Neue Folger-Erbse von Joh. Hörde- mann. Dieselbe wurde 4 Fuss hoch, ist eine der reichtragendsten, wohlschmeckendsten und empfeh- lungswerthesten Erbsen. Zeitig ausgesät, wird sie Anfang Juni gepflückt. 2. Englische Mark-E. von Hördemann, ist ebenfalls Folger-Erbse. Sie wird 3 Fuss hoch, trägt sehr voll und ist empfehlenswerth. Wird seit Jah- ren in Kassel kultivirt. 3. Prahl-E. (Carters first crop), von Haage & Schmidt in Erfurt bezogen. Wird 2% Fuss hoch, ist ähnlich unserer ersten Sorte Mai-Erbsen, steht aber im Ertrage weit unter derselben. Wurde am 12. Juli reif abgeerndtet. 4. Runzliche Mark-E., vonHaage&Schmidt bezogen, ist 1 Fuss hoch geworden und hat fast keinen Ertrag geliefert. 5. Honig-E. 1% Fuss hoch, platte, gelbe 5) Erbse, sehr reichtragend und zum Anbau zu em- pfehlen. Ist im zweiten Jahre angebaut. 6. Englischer Riesen-Spargel, von Jühlke in Erfurt bezogen. Die Körner zeichneten sich von den unsrigen durch ihre Stärke aus; sie sind auch ziemlich gut aufgegangen und stehen jetzt die Pflanzen zur Verfügung des Vereines. 7. Möhren, Frankfurter dunkelrothe, mittel- lange, von Haage & Schmidt bezogen. Diese Karote ist früh, sehr schön. von Farbe, wohlschmek- kend und sehr zw verbreiten. 5 8. Rettig, Rosenrother Winter-, Weisser lan- | ger Sommer- und Runder Sommer-, von Haage & Schmidt bezogen. Alle 3 Sorten waren nicht rein. Nachdem sie kaum angesetzt hatten, schossen sie schon in Samen. Wahrscheinlich möchte die Dürre des Frühlings mit dazu beigetragen haben. demann, bildet Kegelkugel-ähnliche und steinharte Köpfe; kommt ziemlich früh und ist gut über Win- ter aufzubewahren. 17. Weisskraut, Erfurter Zwerg-, von Hör- demann. War nicht verschieden von dem vor- hergehenden. 18. Wirsing, Mittelfrüher grüner, von Hör- demann, hatte kleine Köpfe und muss im Herbste verbraucht werden, indem er im Einschlag leicht in Fäulniss übergeht. 19. Kraut, Feingeripptes Riesen-, von Jühlke in Erfurt, wird sehr gross, ist feinrippig, nicht sehr fest, kommt früher und scheint sehr empfindlich zu sein. Die ersten Nachtfröste wirkten der Art auf dasselbe ein, dass sich nach wenigen Tagen Fäul- niss einstellte, weshalb es für den Winter aufzu- ' bewahren nicht geeignet erscheint. 9. Radies von Madras und Rosenrothe ovale mit weissem Wurzelende, von Haage & Schmidt in Erfurt bezogen. Beide Sorten sind in’s Früh- beet und freie Land gesäet und haben sich an bei- den Orten gut bewährt. Sind zum Anbau zu em- pfehlen. kapseln gekocht essbar. Von Radies von Madras sind die Samen- 10. Spinat, Neuer Australischer, von Haage | & Schmidt bezogen,. ist trotz aller Pflege nicht | aufgegangen. ll. Stangenbohnen, Neue Riesen - Wachs- ‘ nem Kohl Schwerdt-, von Haage & Schmidt bezogen. Die | Bohne stammt aus Algier, sie hat platte, schwarze | Früchte, wurde 3—9 Fuss hoch, blüht wie unsere bekannte schwarze Wachsbohne, macht 6 —7 Zoll | lange Hülsen, welche goldgelb, 1 Zoll breit und 4 Zoll dick, erscheinen, auch trägt dieselbe ziemlich reich. selbe war. 12. Stangenbohne, Breite Schwerdt-, von Hördemann, hat sich, als bekannte, sehr gut be- , Winter wie die Blätter der gefüllt-blättrigen Peter- währt, ist auch gut reif geworden. 13. Stangenbohne, Durchsichtige Wachs-, mit schwarzem Korn, von Hördemann, ist allbekannt und zu Salat sehr zu empfehlen. 14. Kasseler Winter- Wirsing von Hör- demann. Der beste Wirsing für Herbst und Win- ter, hält sich, im Freien unter mässiger Bedeckung Sie soll noch einmal gebaut werden, da | der diesjährige Nachsommer nicht günstig für die- 20. Kraut, Kolomenskisches, von Haage & Schmidt, sind nur wenige Köpfe zur Perfektion gekommen. Dasselbe scheint sehr stark zu werden und zum Aufbewahren für den Winter zu sein. 21. Wirsing, Erfurter grosser gelber Winter- und Erfurter neuer goldgelber Winter-, von Haage & Schmidt, sind fast nicht von einander verschie- den, haben jedoch kein günstiges Resultat geliefert. 22. Rosenkohl, Neuer englischer Cottager, von Haage & Schmidt, ist ein Bastard von brau- und hier als Kuhkohl bei den Land- leuten bekannt. 23. Sellerie, Kasseler Knollen-, von Hörde- mann, und Erfurter Knollen-S. von Haage & Schmidt haben sich dadurch verschieden gezeigt, dass der Erfurter Knollen-S. etwas stärkere Faser- wurzeln bildete, als der Kasseler. Am Kraut so- wohl, als an der Knollenbildung, ist kein Unter- schied wahrzunehmen. Beide Sorten sind gleich gut und sehr zu empfehlen. 24. Sellerie, Krausblättriger, wird hier sehr wenig gebaut, man benutzt seine feinen Blätter im silie. Die Knollen werden nicht stark, sind aber sehr zart. 25. Salat, Perpignaner, von Haage&Schmidt, wurde von der Grösse des gelben Steinkopfes, sehr fest am Kopfe, aber von unregelmässigem Bau, ist ı sehr spät zu Samen-Ansatz durchgegangen. Es hat eingeschlagen, bis zum Frühjahr sehr gut. Derselbe ist von allen übrigen Wirsing - Sorten durch seine dunkelgrüne Farbe, stark - gekrausten Blätter und den ÜOentifolienrosen - Blumenbau leicht zu unter- scheiden. 15. Weisskraut, Spitzes Winnigstädter, von Hördemann, ist sehr fest und zart und wird auch viel im Felde gebaut. 16. Weisskraut, Niedriges Ulmer, von Hör- deshalb auch kein Samen geerndtet werden können. Ist überhaupt, da bessere Sorten in Kassel gebaut werden, entbehrlich. 26. Salat, Non plus ultra, von Haage & ' Schmidt, dem gelben Brabanter sehr ähnlich, ist auch wohl derselbe. 27. Gurke, Preis von Lyon, von Jühlke, hat von unseren grünen Schlangengurken nicht unterschieden werden können, scheint jedoch sehr 56 tragbar zu sein, sowohl unter dem Fenster, als im | und gärtnerischen Dingen steht besonders in Frank- Freien. reich in Blüthe. 28. Schlangen-Gurke, Weisse chinesische, Aus den verschiedenen Mittheilungen, die uns von Hördemann, ist eine der besten von den | in dem schriftlichen Berichte des Gartenbau - Ver- neueren Gurken und verdient sehr verbreitet zu | eines in Ratibor zugekommen sind, heben wir nur werden. die über den Tabaksbau hervor. Von Seiten des Endlich ist auch von Seiten des Gartenbau- | landwirthschaftlichen Ministeriums wurden vor meh- Vereines in Ratibor ein Bericht eingelaufen. Auch | rern Jahren dem Berliner Gartenbau-Vereine mehre in diesem wird vor Allem auf den Obstbau die | Tabaks-Sorten zu Kultur-Versuchen übergeben. Un- meiste Aufmerksamkeit verwendet. Der Sekretär | ter diesen befand sich auch Samen aus Ohio, von des Vereines, Lehrer Oppler, selbst Kenner des | dem die Pflanzen sich in Berlin bewährten. In Obstes und der Behandlung des Obstbäume, benutzt | Folge dessen wurde der gewonnene Samen vielfach seine freie Ferienzeit, um nach und nach die ver- ; in den Provinzen vertheil. In dem Berichte des | schiedenen Kreise zu bereisen und ihre Zustände | Ratiborer Gartenbau-Vereines wird auch der Ohio- in Betreff des Obstbaues kennen zu lernen. Von | Tabak sehr gerühmt und sein Anbau auf guten, Seiten des landwirthschaftlichen Central - Vereines | an Humus reichen Boden empfohlen. Man baut in Breslau ist Lehrer Oppler auch den Kreis- | ihn hauptsächlich in dem Thale der Oder und er- Vereinen Schlesiens empfohlen, um Anweisung zur | zieht daselbst stattliche Pflanzen mit Blättern von Behandlung und zur Anpflanzung von Obstbäumen | 2 Fuss Länge und 1 Fuss Durchmesser. Der Cent- zu geben; in Folge dessen ist derselbe als Wan- | ner dieser Blätter wird mit 10 bis 15 Thalern be- derlehrer, wie dergleichen besonders in der Rhein- | zahlt; sie werden hauptsächlich als Deckblätter zur provinz vorhanden sind, und mit Erfolg über ver- | Anfertigung von Cigarren benutzt, die vielfach nach schiedene Theile der Landwirthschaft, aber auch | Oesterreich eingeschmuggelt werden. Ausserdem des Gartenbaues, bald an dem einen, bald an dem | werden auch die Blätter als solche österreichischer anderen Orte Vorträge halten, thätig. Diese Ein- | Seits aufgekauft. richtung der Wanderlehrer in landwirthschaftlichen Bewerbung für Weinbau bei der internationalen Induftrie-Ausftellung in Paris. Es ist nachträglich von Seiten der Kaiserlichen General-Kommission für die internationale Industrie- Ausstellung noch eine besondere Bewerbung für Weinbau ausgeschrieben worden, an der ebenfalls das Ausland Antheil nehmen soll. Der bekannte Pomologe, Charles Baltet in Troyes, ist bereits speziell da- für delegirt worden. Bei dieser Bewerbung sind folgende Gegenstände speziell in's Auge gefasst worden: 1. Weinreben, gepflanzt und behandelt nach älteren und neueren Methoden, 2. Cutillage der Rebenzucht und der Weinbereitung, 3. Trauben, speziell zur Weinbereitung. Kongress (am 1. September), 4. Weine und aus Weinbeeren angefertigte Branntweine. Es ist sehr zu wünschen, dass aus allen, besonders aus den in dieser Hinsicht renommirtesten Ge- genden, die besten Weine vorhanden sind. Oeffentliche Verhandlungen werden dazu beitragen, die Aufmerk- samkeit auf diesen Gegenstand hinzulenken und nach allen Seiten hin die nöthigen Aufklärungen und Be- lehrungen zu geben. Die Weine können durch den Aussteller nach einem festen Preise verkauft werden. Vor dem 1. März müssen die Aussteller anzeigen, was sie auszustellen Willens sind, die Produkte selbst aber müssen vor dem 15. März eingesendet werden. Nähere Nachricht über die Art und Weise der Ausstellung ertheilt der Delegirte Charles Baltet zu Troyes. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Dessauer-Strasse No. 2. Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschritt Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 8. we Berlin, den 23. Februar 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Von Paris nach Berlin. Eine gärtnerische Skizze. — Der Grossherzogliche botanische Garten zu Karlsruhe. Vom Kunstgärtner C. Clauss. — Einfache Keimproben. Von Itzenplitz. — Stadelmann’s praktische Anleitung zu Vermarkungen und Grenzberichtigungen durch die Siebner und Feldgeschwornen. Sonntag, den 24. Februar, Vormittags um 11 Uhr » findet im Englischen Hause eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. . N den darf. Diese Rose de Provins ist aber nicht, Von Paris nach Berlin. wie man glauben sollte, eine Damascener Rose, Eine gärtnerifde Skize. ı sondern eine Rose gallica, vielleicht jene dunkele Sorte, welche als Sultan-Rose bis in die zwanziger Pflanzen- und Blumenliebhaber, welche in die- | Jahre unseres Jahrhundertes auch bei uns beliebt sem Jahre die grosse Pariser Ausstellung zu be- | war. Jetzt scheint sie aus jenen Gegenden völlig suchen beabsichtigen, mögen nicht versäumen, den | verschwunden zu sein. Dagegen haben unsere Re- Rückweg von Paris durch die Uhampagne und | montanten in der Grafschaft die Oberhand gewon- durch Lotharingen um so mehr zu nehmen, als | nen. Wie wir schon früher mitgetheilt haben, exi- auch für die nordöstlichen Bewohner Deutschlands | stiren in der Brie Dörfer, deren Bewohner sich nur kein Umweg von Bedeutung damit verbunden ist. _ mit der Rosenzucht beschäftigen. In diesem für Dieser Weg liefert so viel Interessantes, dass ein | die Rosen klassischen Lande, und zwar im Städt- Paar Tage mehr Aufenthalt, namentlich für den | chen Brie-Comte-Robert — so hiess auch der Kreuz- Pflanzen- und Blumenliebhaber, sich wohl lohnen | fahrer, der die schönen Rosen aus Damaskus mit- möchte. Man fährt, anstatt auf der französischen | gebracht haben soll — fand im verflossenen Jahre Nord-, auf einer der beiden Ostbahnen, welche di- | ein besonderer Rosen - Kongress statt; in diesem rekt nach Strassburg oder nach Mühlhausen führen | Jahre soll ein zweiter folgen. und von denen die erstere auch über Metz und Man fährt weiter im Süden der Champagne Forbach in nächster Verbindung mit Mainz steht. nach Troyes, einer alten, keineswegs hübschen, aber Wählt man die mehr südlich-gehende Bahn nach | ehrwürdigen Stadt. Wer sich für Obstbau inter- Mühlhausen, so kommt man durch das klassische | essirt, muss absteigen, denn hier wohnen die Ge- Land der Rosen, durch die Brie, eine Grafschaft | brüder Baltet. Dem Einen derselben, Karl, un- der Champagne, wohin in früher Zeit schon durch | bedingt einem der tüchtigsten Pomologen, verdankt Kreuzfahrer schöne Sorten aus Damaskus gebracht ' vor Allem Frankreich sehr viel zur Hebung seiner wurden. Im Mittelalter und fast bis zu Ende des | Obstzucht. Seine Anpflanzungen von Obst zu vorigen Jahrhundertes spielten die Rosen nicht allein | sehen, ist erfreulich. Karl Baltet ist uns Deut- in genannter Landschaft, sondern in ganz Frank- | schen als pomologischer Schriftsteller ebenfalls be- reich eine grosse Rolle. Nach dem Hauptorte von | kannt, da mehre seiner Werke in unsere Sprache der Brie, Provins, zu dem eine Seitenbahn führt, übergetragen sind. Die Uebersetzung des letzteren heisst noch eine Rose, die aber nicht mit der ähn- | verdanken wir dem General-Konsul Lade in Gei- lich-klingenden Rose de Provence verwechselt wer- | senheim, der eine der schönsten Obst-Anpflanzungen 8 58 besitzt und mit grosser Liebe pflegt. Im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 247) ist über das Werk berichtet worden. Bei der angenehmen Persönlichkeit und der Liebenswürdigkeit Karl Baltet’s unterliegt es kei- nem Zweifel, dass jeder Fremde, der in Troyes seine Obst- Anpflanzungen kennen lernen will, gut aufgenommen wird. Bei ihm kann man sehen, was rationeller Betrieb, namentlich beim Obstbau, thut, und welche Erträge dieser dann abwirft. Wie Le- p®re in Montreuil als Meister der Pfirsichzucht gilt, so ist für Franzosen Baltet die Autorität für die Behandlung des Kernobstes. Ich wählte jetzt die mehr nördlich sich hinzie- hende Eisenbahn nach Strassburg und nach Mainz. Leider war es mir nicht vergönnt, dieses Mal auch in Le Pin, einem kleinen Orte, etwa 2 Stunden von der Eisenbahnstation Chelles entfernt, meinen verehrten Freund, Ranthin de la Roy, wiederum aufzusuchen, um mich von Neuem von dem guten Zustande der Obst - Anpflanzungen, welche vor 3 Jahren mitten im Monat August, vor 2 hingegen Anfangs September gemacht waren, zu überzeugen. Ich habe bereits einige Male darüber in der Wo- chenschrift (zum letzten Male S. 249 des vorigen Jahrganges) gesprochen und kann mich demnach hier auf das dort Gesagte berufen. Auf jeden Fall wird es aber jedem Obstfreunde grosses Interesse darbieten, nicht allein die Obst- Anpflanzungen als solche, sondern mehr noch die vielerlei Versuche, welche Ranthin de la Roy auch mit Weinreben anstellt, in Augenschein zu nehmen. Die nächste Station von Chelles, welches übri- gens nur 19 Kilometer (also etwas über 2% Meilen) von Paris entfernt liegt, ist Lagny. Von hier aus bringen Omnibusse den Reisenden in einigen Stun- den nach Ferrieres, dem Wohnsitze des jetzigen Chefs des Rothschild’schen Hauses. Obwohl Schloss und Park erst neuesten Ursprunges sind, so bieten beide so viel Interessantes dar, dass Je- dermann, wenn er auch nicht spezieller Garten- freund ist, nicht unbefriedigt von Ferrieres wegge- hen wird. Die Lage genannten Ortes bietet nichts Besonderes dar, wohl aber vor Allem das Schloss, welches in dem Style der Renaissance unter Lud- wig XIV. erst vor wenigen Jahren erbaut ist. Es kann hier nicht Aufgabe sein, eine Beschreibung desselben zu geben, weil es meinem Zwecke zu fern liegt; es hat aber eine Eleganz und eine kom- fortable Einrichtung, wie ich sie, wenigstens wäh- rend meiner vielen Reisen, nirgends gefunden habe. Nicht weniger werden die herrlichen Anlagen und der umfangreiche und viel Abwechselung darbietende Park jeden Gartenfreund, hauptsächlich aber den Landschaftsgärtner, in hohem Grade interessiren. Der berühmte und erst im verflossenen Jahre verstorbene englische Gartenkünstler Paxton hat hier etwas in’s Leben gerufen, was seinen grossen Geist mehr als alles das, was ich sonst von ihm gesehen, bekundet. Mag in dem Sydenham-Pa- laste mit seinen Anlagen ohne Zweifel ein gross- artiger Gedanke verwirklicht sein, ein Gedanke, der ebenfalls beitrug, den übrigens schon vorher wohl- begründeten Ruf Paxton’s noch mehr zu erhöhen, so ist ihm, nach meiner individuellen Ansicht, also nach der eines Laien, die Durchführung bis in die kleinsten Details doch nicht in der Weise gelungen, dass man das Ganze für vollendet erklären könnte. Die Sydenhamer Anlagen liessen für mich Manches zu wünschen übrig. Das Ganze ergriff mich nicht in der Weise, als ich nach dem, was mir darüber zu Ohren gekommen, geglaubt hatte. Möglicher Weise möchte aber auch die Detaillirung seit der Zeit, wo Paxton sich von der Leitung des Syden- ham-Palastes zurückgezogen hatte, nicht mehr mit der Aufmerksamkeit und Sorgfalt erhalten worden sein, als es nöthig war. Wie viel schon wenige Jahre geringerer Pflege thun können, weiss Jeder der nur einigermassen damit vertraut ist. Ganz anders verhält es sich mit den Anlagen in Ferriöres, wo Alles bis auf das Kleinste durch- dacht und auch sauber durchgeführt ist, wo die Einzelheiten mit dem Ganzen auf das Innigste har- moniren, wo nirgends Sprünge vorhanden sind, im Gegentheil allenthalben angenehme, dem Auge wohl- thuende Uebergänge sich befinden. Eine Idee durch- weht gleichmässig das Ganze. Eben darin unter- scheiden sich die Anlagen von Ferrieres auch we- sentlich von den meisten im übrigen Frankreich, wo Alles zu sehr auf Effekt berechnet ist und wo oft grelle Gegensätze geliebt werden, und schliessen sich denen an, wie Fürst Pückler und Lenn& sie, hauptsächlich im Nordosten Deutschlands, in’s Leben gerufen haben. Hätte ich doch nie geglaubt, dass die Renais- sance Ludwig’s XIV. sich mit unserem deutschen Gartenstyle, wie er sich, besonders in der letzten Zeit, mit mehr Eleganz herausgebildet hat, so ver- einigen lasse, wie es in Ferrieres geschehen ist. Ich wage es jetzt nicht mehr, ausführlich darüber zu sprechen, denn es sind etwas über 2 Jahre ver- flossen, als ich der freundlichen Aufforderung des Besitzers nachkam und einige Tage in Ferrieres zubrachte. Ich hatte allerdings alsbald nach meiner Rückkehr die Absicht, die reizenden Anlagen zu beschreiben, leider nahmen aber allerhand Geschäfte meine Zeit so sehr in Anspruch, dass die Ausar- beitung dessen, was ich an Ort und Stelle zu Pa- pier gebracht, von Monat zu Monat verschoben wurde. So sind leider über 2 Jahre verflossen. Um 59 aber mit einigem Erfolg die Beschreibung einer solchen Anlage zu geben, müssen die Eindrücke noch frisch sein. Das Gefühl übt hierbei einen zu grossen Einfluss aus, um ihm nicht Rechnung zu tragen. Nach so langer Zeit ist Manches ver- wischt. Meine Absicht ist daher für jetzt nur, wo im nächsten Jahre mancher Gartenfreund nach Paris gehen wird, auf Ferrieres aufmerksam zu machen. Es wird mir ja hoffentlich ein zweites Mal die Gelegenheit geboten werden, Schloss und Anlagen zu besehen, um dann ausführlich darüber zu berichten. Die alte Stadt Meaux mit seinem berühmten Bischofssitze liegt nicht weit von Ferrieres; und auf derselben Eisenbahn, welche von Paris nach Lagny führt, kommt man von da rasch nach Meaux. Die Stadt ist zwar nicht die Geburtsstadt des Schutz- heiligen der Gärtner, des heiligen Fiacre, aber doch, wie ich in einer früheren Skizze zu sagen Gele- genheit gehabt habe, der Ort seiner Thätigkeit. In oder bei Meaux besass er seinen Garten, wo er besonders gute Gemüse baute. Neuerdings ist die- selbe Stadt Meaux deshalb auch Pflanzenfreunden wieder bekannt geworden, weil in einer dortigen Gärtnerei ein Blendling von Biota orientalis und Juniperus virginiana entstanden sein soll. Ich zweifle an einen solchen Ursprung und halte diesen unter dem Namen T'huja oder Biota Meldensis in den Gärten befindlichen Blendling vielmehr für den Steckling einer Samenpflanze des orientalischen Le- bensbaumes, der noch nicht seine Normalform er- halten hatte, wo dieser abgenommen wurde. Weiter kommt man nach Epernay und Cha- lons, nach zweien Städten, welche bei uns wegen ihres Champagner-Weines hinlänglich bekannt sind. Epernay liegt reizend auf einer Anhöhe. Man sieht, dass die Fabrikation des Ohampagner-W eines hier den Grund zu einer nicht unbedeutenden Wohl- habenheit gelegt hat. Anerkennen muss man, dass die dortigen Weinhändler zum grossen Theil auch verstehen, ihr Geld gut zu verwenden, indem sie vor Allem ihre nächste Umgebung sich verschönert haben. Reizende und mit vielem Geschmack an- gelegte Gärten befinden sich zum Theil vor, zum Theil hinter den Wohnhäusern. In Chalons ist es der Sohn von Jacquesson, welcher ein grosser Blumenliebhaber und Gartenfreund ist. Vor 2 Jah- ren hat er ein nicht unbedeutendes Grundstück mit Anlagen versehen und mitten darin sich auch eine Villa erbaut. Von Chalons bis Toul fuhr ich ohne Unter- brechung. Ich hätte mich zwar gern in Bar-le-Duc, welches bereits in Lotharingen liegt, aufgehalten, um den dortigen berühmten ‚Wein, hauptsächlich aber die Fabrikation der eingemachten Früchte kennen zu lernen; es gestattete mir aber die knapp zuge- messene Zeit keinen Aufenthalt, in sofern ich nicht Toul aufgeben wollte. In dieser Stadt befindet sich nämlich eine schöne gothische Kirche, von der man mir viel erzählt hatte und die mich bei meinem Sinn für Kunst, besonders für gothische Bauart, vor Allem anzog. Man macht sich oft von etwas, von dem man so viel Gewichtiges gehört, aber nicht selbst gese- hen hat, eine ganz falsche Vorstellung. Schon in meinen Jugendjahren hatte ich aus der Geschichte so Manches über Toul vernommen. Es war in meiner Phantasie eine alte ehrwürdige Stadt von einigem Umfange. Und doch, wenn auch in dieser Hinsicht getäuscht, machte Toul mit seinen zahl- reichen Gärten, vor denen man, den prächtigen Dom ausgenommen, fast gar kein Haus von der Ferne aus bemerkt, einen eigenthümlichen Eindruck auf mich. Es schien mir eine orientalische Stadt, etwa am untern Kur oder am Araxes zu sein, wo man oft ebenfalls vor lauter Obst-Gärten keine Häu- ser sieht. Diese Gärten Toul’s mit ihren Obstbäu- men und Gemüse - Anpflanzungen haben, nachdem ihre geschichtliche Bedeutung aufhörte, der Stadt in Lotharingen selbst einen grossen Ruf verschafft. Das Gemüse von Toul ist wegen seiner Vorzüg- lichkeit und Schönheit weit und breit berühmt und wird nach Nanzig, Metz, Strassburg u. s. w. ge- führt. Das Obst soll ebenfalls vorzüglich sein, ob- wohl Lotharingen überhaupt reich an guten Früch- ten aller Art ist. In Nanzig (oder Nancy) beschloss ich einen Tag zu bleiben, um wenigstens die wichtigsten Han- delsgärtnereien daselbst näher kennen zu lernen. Wie Erfurt sich durch ganz Deutschland eines grossen Rufes wegen seiner Florblumen aus der Abtheilung der Sommergewächse erfreut, so ist Nanzig für Frankreich der Ort, wo stets neue For- men aus der Abtheilung der ausdauernden Florblu- men gezüchtet und verbreitet werden. Doch ich will nicht vorgreifen, sondern berichten, was ich gesehen. Mein erster Gang war zu Urousse. Un- ter den ausdauernden Florblumen waren bei ıhm hauptsächlich Pelargonien, Pentstemon’s, Phlox’ und Verbenen vertreten; alle Sorten aber, wie man sich wohl denken kann, waren ganz neu oder wenig- stens erst in den letzten Jahren entstanden. In Nanzig pflegt man der Mode mehr, als irgendwo, indem man nur bemüht ist, etwas Neues in den Handel zu bringen. Um dieses in genügender Menge heranzuziehen, muss das Alte, und wenn noch so Schöne, weil bereits abgenutzt, d. h. weil kein Geld mehr damit zu verdienen ist, weichen. Vergebens sucht man daher Sorten, die vor 3—4 Jahren noch für ausgezeichnet galten. 8* 60 Vor Allem, schön waren die Pentstemon’s durch die Mannigfaltigkeit in den Zeichnungen der Blu- men. Wir haben zwar auch bei uns in den Gärten Pentstemon’s, doch nicht in der Weise. Ausser die- sen und anderen Florblumen, welche mir zwar sehr gefielen, aber doch kein botanisches Interesse dar- boten, fand ich in dem Crousse’schen Garten auch noch andere Pflanzen vor, wo dieses der Fall war. Man verzeihe mir, wenn ich als Botaniker bei der- gleichen gern verweile. Vor Allem interessirte mich das Warmhaus, gefüllt mit allerhand Blattpflanzen, wie man es zwar ziemlich oft in Deutschland, sel- ten aber in Frankreich sieht. Palecourea discolor ist eine buntblättrige Ru- biacee und verdient Beachtung, da aus dem sam- metartigen Grün der Blattoberfläche ein bald mehr rosafarbiger, bald mehr weisser Mittelnerv hervor- tritt. Dagegen machte Achyranthes aureo-reticulata, so sehr die Pflanze auch neuerdings angepriesen wird, doch einen geringen Eindruck auf mich. Ich bezweifle, dass sie den Beifall der Liebhaber lange haben wird; ich möchte diesen rathen, die Pflan- zen lieber gar nicht zu kaufen. Empfehlenswerth ist aber ebenfalls die rankende Mikanie, welche ich schon vor 2 Jahren bei Lierval sah und welche jetzt den Namen M. Liervali führt. Neu war mir Peperomia argyraea zwar keineswegs, ich wusste aber damals noch nicht, dass diese Piperacee sich ebenfalls, gleich vielen Begonien, durch Blätter sehr leicht vermehren lässt. Ich mache Gärtner, die es nicht wissen sollten, darauf aufmerksam. Die ge- nannte Art unterscheidet sich übrigens von der ebenfalls noch neuen P. maculata dadurch, dass hier nur ein weisser Mittelstreifen auf den Blättern vorhanden ist. Wir haben zwar von der echten Aralia japo- nica (Sieboldii der Gärten) bereits eine buntblättrige Abart, wo die Blattränder weiss sind; ich sah bei Crousse noch eine andere, wo diese goldgelb sind. Die Pflanze hat aber deshalb ein besonderes Inter- esse, weil sie robuster ist und ein besseres Ansehen besitz. Wie sehr Pflanzen durch die Kultur sich verändern und selbst ihre charakteristischen Merk- male verlieren können, davon gibt Yucca Desmee- tiana ein Beispiel. Genannte baumartige Lilie ist aus Samen der bekannten steifblättrigen Yucca aloi- folia hervorgegangen und hat sehr schlaffe, weiche und selbst überhängende Blätter von grünbrauner Farbe. Neu waren mir 2 Hortensien, von welchen Crousse erst vor Kurzem das Eigenthumsrecht von dem unlängst verstorbenen Reisenden Japan’s, v. Siebold, gekauft hat. Hydrangea stellata hat blaue und gefüllte, H. japonica fl. pl. hingegen ro- senrothe, gefüllte Blüthen. Interessant war es, dass sich mitten aus der Blüthe der ersteren oft noch ein Stiel erhob, an dessen Ende sich eine zweite, allerdings weit kleinere Blüthe befand. In dem Lemoine’schen Etablissement fand ich nicht weniger Alles sauber und nett. Der Besitzer beschäftigte sich eben mit seinen neugezüchteten Pelargonien aus der Gruppe der Bouquet-tragenden oder, wie man bisher diese nannte, der Scharlach- Pelargonien. Mehre der neueren Sorten sind be- reits verbreitet und haben auch im Auslande Aner- kennung gefunden; vor Allem gilt dieses von dem gefüllten Pelargonium, was den Namen „Ruhm von Nanzig (Gloire de Nancy)” erhalten hat. Nicht weniger verdient Pelargonium Marie van Houtte empfohlen zu werden. Letzteres ist einfach und besitzt eine lachs-rosenrothe Farbe in der Weise, dass diese gegen die Mitte der Blume am dunkel- sten, nach dem Rande zu hingegen zart - rosa er- scheint. Lemoine hat die Erfahrung gemacht, dass Sorten des P. zonale, welche bekanntlich einen schmutzig-braunen Halbring auf dem Blatte besitzt, mit Blumenstaub von Sorten des P. inquinans, wo kein Halbring vorhanden ist, befruchtet (oder um- gekehrt), nicht annehmen, beide Arten demnach keine Blendlinge geben. Was wir demnach an Bouquet-Pelargonien besitzen, ist entweder Spielart des P. zonale oder des P. inquinans; Blendlinge existiren gar nicht; es ist deshalb ein‘ ungerecht- fertigter Ausdruck, wenn man in der Abtheilung der Bouquet-Pelargonien von Blendlingen spricht. Wie sehr die Franzosen den Werth der Aus- stellungen, im Gegensatz zu uns Deutschen, be- greifen, davon legte auch Lemoine ein Zeugniss ab. Seit der Zeit, wo man über die Pariser In- dustrie- Ausstellung bestimmte Nachricht hatte, be- schäftigt sich Lemoine ganz speziell mit der Neu- zucht bestimmter Florblumen, besonders Bouquet- Pelargonien, um diese zur Pariser Ausstellung zu bringen. Die erhaltenen Resultate waren zum Theil schon in einem Hause aufgestellt, um zur Ausstel- lungszeit zu Massivs verwendet zu werden. Ein Theil von ihnen ist bereits in diesem Jahre in den Handel gekommen, so Mr. Mallet: grosse und leicht gebaute Blumen von scharlachrother Farbe, Norma: Blumen ziemlich flach, im der Mitte lachsfarbig, sonst weiss, Vereingetorix: Blumen feuerroth, einen grossen, dichten Strauss bildend; ein anderer wird erst jetzt ausgegeben, so Gloire des Massivs: Blu- men angenehm-roth und gross, Bouquet parfait: die fleischrothen Blumen zwar nicht gross, aber zahl- reich zu einem grossen Strauss zusammengestellt. Von denen, welche erst im nächsten Jahre in den Handel kommen, vermag ich nicht zu berichten, da sie erst Namen erhalten; eine wurde mir zu Ehren benannt und besass feurig - scharlachrothe Blumen mit kleinem, weissem Auge. Eine andere Sorte mit Blumen, in der Mitte lachsfarben und gegen den Rand weiss, zeigte bereits Streifen. Unter den Potentillen befanden sich Sorten mit 2 Zoll Durchmesser; eine besass braune Blumen mit gelben Spitzen. Auch unter den Fuchsien sah ich schöne Sorten, welche jedoch von anderen Züchtern, wie Cornelissen, Bull und Banks, erst in den Handel gebracht waren. Unter den Blüthensträuchern nahm die echte Weigela japonica (Diervilla versicolor S. et Z.) meine Aufmerksam- keit in Anspruch, weil die anfangs gelblichen Blü- then später purpurroth werden. Wenn sie immer- fort blühen soll, so muss man sie stets zurück- schneiden. Gewöhnlich wird sie als Weigela arbo- rescens und arborea in den Verzeichnissen aufge- führt. Abutilon Lemoinei, von Rougier in Paris gezüchtet, bleibt niedrig, blüht aber um so reicher. Die gelben Blumen sind gestreift. Die dritte Handelsgärtnerei (und wohl die die grösste in Nanzig) war die von Rendatler; sie gehört auch wohl zu den ältesten. In seltener Schönheit sah ich hier das buntblättrige Pampas- gras (Gynerium argenteum). In dieser Beziehung ist es zu empfehlen, während das, was ich bis da- hin unter diesem Namen gesehen hatte, kaum pa- nachirt erschien und gar keine Empfehlung ver- diente. Wenn ich nicht irre, ist diese buntblättrige Form zuerst bei Rendatler entstanden. Nächst- dem interessirten mich die baumartigen Hauswurz- Arten, welche ihr Besitzer meist direkt bezogen hatte. Vorzüglich nahm sich eine Art von blau- grüner Farbe aus, welche den Namen Sempervi- vum Donkelaarii führte. In Blüthe sah ich die reizende Echeveria metallica. Allerdings verliert auch diese noch sehr seltene Dickpflanze aus der Familie der Crassulaceen, wenn sie älter wird oder blühen will, an Schönheit. An Blattpflanzen war die Rendatler’sche Gärtnerei überhaupt reich, reicher, als es sonst in Frankreich der Fall ist. Von Solanum’s sah ich mehre Arten, welche uns fehlen, in Frankreich aber sehr verbreitet sind und auch bei uns Berücksich- tigung verdienten. Es gilt dieses besonders von Solanum amazonicum und Rantonnetii. Beide Arten wachsen mehr buschig und bedecken sich schon sehr bald mit grossen blauen oder violetten Blu- men, welche dann den ganzen Sommer hindurch vorhanden sind. Beide Arten stellen daher viel eher Blüthensträucher, als Blattpflanzen, dar. Ich hätte wohl auch Ursache, über Florblumen in dem Rendatler’schen Garten ebenfalls zu berichten; es fehlt mir aber der Raum und ausserdem habe ich schon darüber gesprochen. Interessant war mir in physiologischer Hinsicht 61 ein Pfirsichbaum, dessen beide Hauptäste, weil sie erkrankt waren, nahe an der Basis abgeschnitten wurden, um mit ihren Spitzen in den Stamm zweier anderer Pflanzen, welche auf beiden Seiten standen, angeplattet zu werden. Die Folge davon war, dass die Krankheit mit einem Male verschwand. Ob- wohl die Ernährung beider Aeste, wie man sich wohl denken kann, durch die beiden Nachbarstämme nur eine kümmerliche sein konnte, so wuchsen sie nicht allein fort, sie trugen selbst Früchte. Es ist Schade, dass dergleichen Beispiele zur weiteren Er- forschung der Art und Weise des pflanzlichen Le- bens der Wissenschaft verloren gehen. Leider erlaubte es mir die Zeit nicht mehr — denn man erwartete mich in Metz —, eine vierte Handelsgärtnerei in Nanzig zu besuchen, welche vor einigen Jahren daselbst ein Deutscher, und zwar ein Erfurter, Römpler mit Namen, gegründet: hat. Ich hätte es um so mehr gern gethan, als dieselbe sich ebenfalls in einem blühenden Zustande befin- det und deshalb nicht weniger empfohlen zu wer- den verdient. In Metz (was man übrigens im Französischen Mess ausspricht) verweilte ich ebenfalls einen vollen Tag; und doch war die Zeit mir viel zu kurz, um nur einigermassen die Baumschulen von Simon- Louis fröres kennen zu lernen. Diese stehen unter der speziellen Leitung eines Obergärtners, Thomas mit Namen, der jetzt noch einen Sohn zur Unterstütung hat. Diese Baumschulen hatten, im Vergleich zu anderen in Frankreich, ein beson- deres Interesse für mich, als einestheils das Klima daselbst dem unsrigen (wenigstens am Rhein und in Süd-Deutschland) viel ähnlicher ist, als sonst in Frankreich, und man deshalb dieselben Wachsthums- Verhältnisse vor sich hat, und anderntheils auch die neuesten Gehölze, vor Allem die aus dem Osten Asien’s noch zuerst durch v. Siebold, und dann vor einigen Jahren durch den russischen Reisenden Maximowitsch bei uns eingeführt, in grosser Vollständigkeit vorhanden und übersichtlich aufge- stellt waren. Es galt dieses Mal nur, einen Ueberblick über das Ganze zu haben, um vielleicht später einmal, dahin zurückgekehrt, Alles das, was in dendrologi- scher Hinsicht in reichlicher Menge geboten wird, mit Musse zu betrachten, resp. studiren zu können. Unter der speziellen Leitung des Sohnes einer der Besitzer und des älteren Thomas trat ich, vom schönsten Wetter begünstigt, meine Wanderung an. Selbst in dem, was ich gesehen, muss ich mich beschränken, und werde demnach nur über das, was allgemeines Interesse hat, sprechen. Ueber die krautartige Veredelung, welche hier ziemlich allgemein bei den Ziergehölzen angewen- 62 det wird, habe ich bereits in No. 40 des letzten Jahrganges (S. 323) gesprochen. Es war in der That interessant, zu sehen, wie wenig bei solchen veredelten Bäumen die Veredelungsstelle erkennbar war. Wildling und Veredelung besassen stets einen Stamm von gleicher Stärke und man bemerkte kaum ihre Grenze. Am auffallendsten erschien eine kanadische Pappel, welche bereits vor 28 Jahren auf die Schwarzpappel übertragen war und schon einen bedeutenden Umfang besass. Ich erlaube mir, auf 2 Gehölze aufmerksam zu machen, von denen das eine gegen unsere Win- ter (wenigstens im nordöstlichen Deutschland) sehr empfindlich ist und oft zum Theil abfriert, das an- dere gar nicht aushält. Simon-Louis freres ha- ben eine babylonische Weide unter dem Namen Salıx Salomonis, welche nicht allein sehr gut die härtesten Winter überdauert, sondern auch rascher wächst. Der Stamm eines 6 Jahre alten Baumes hatte bereits fast 9 Zoll Umfang. Die Blätter sind bei dieser Abart etwas breiter, als bei der Hauptform. Das andere Gehölz ist Spartium album oder multiflorum, welches wir bei uns nur aus dem Kalthause kennen und in Metz in einem Exem- plare vollständig aushält. Die Pflanze wird natür- lich nur aus Stecklingen vermehrt. Wenn diese sonst sich gar nicht von der Hauptform unterschei- dende Form auch im Nordosten Deutschlands sich empfindlich zeigt, so möchte sie doch, wenigstens bei uns, unter Decke oder im Schutz nicht erfrieren. Bekanntlich ist bei uns die Caprifoliacee Ley- cesteria formosa nur krautartig, obgleich sie stets unter den holzigen Pflanzen aufgeführt wird. In Metz habe ich mich aber von ihrer ursprünglichen holzigen Natur überzeugt, denn die dort befindli- chen Exemplare besassen einen deutlichen und aus- dauernden Stamm. Die Zweige haben bei uns einen viel zu kurzen Sommer, um verholzen zu können, und frieren daher ab. Ich habe früher mitgetheilt, dass es von der (Quercus pedunculata, also unserer Sommer - Eiche, auch eine Abart mit sehr grossen Früchten gibt, welche denen der nordamerikanischen @. macro- carpa gleichen. Ein solches Exemplar habe ich bei Angers auf freiem Felde gesehen. Die Unter- scheidung dieser Abart, zumal auch die Blätter eine grosse Aehnlichkeit mit denen der amerikanischen haben, wird in diesem Falle ziemlich schwierig. Hat man grosse Exemplare, so ist sie leichter, weil dann die letztere sich durch die korkige Rinde auszeichnet. Interessant ist ferner die Abart der Dommer - Eiche, welche den Namen „Concordia” führt, weil hier die Zweige ebenfalls panachirt sind. Zu empfehlen war ferner die Abart einer Ulme mit leierförmigen, denen der Eichen nicht unähnlichen Blättern, ebenso eine Esche mit pyramidenförmigem Habitus und endlich eine Rothtanne mit hängenden Aesten, wo die Nadeln grösser sind. Auch in Frankfurt a. M. hielt ich mich einen Tag auf und wohnte einer Sitzung des dortigen Gartenbau-Vereines „Flora” be. Wenn ich mich schon früher dahin ausgesprochen habe, dass dieser zu den thätigsten Vereinen der Art in Deutsch- land gehört, und ich diese Ansicht aus dem jährlich erscheinenden Jahresberichte entnahm, so hatte ich dieses Mal Gelegenheit, die Sitzungen selbst kennen zu lernen. Obwohl es Abend war, so fand doch eine kleine Ausstellung statt, wo sehr gut gezogene Blattpflanzen, vor Allem ein riesiges Exemplar des Phrynium Warszewiczii, und einiges Obst sich vor- fanden. Es wurde über Mancherlei gesprochen, was mehr oder weniger zu Resultaten führte. Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, speziell über diese Sitzung zu berichten; von Frankfurt a.M. aber ge- legentlich eine gärtnerische Beschreibung zu geben, behalte ich mir vor. Der Grossherzogliche botanische Garten zu Karlsruhe. Vom Kunstgärtner C. Clauss. Zu den vorzüglichsten Sehenswürdigkeiten in Karlsruhe gehört unstreitig der botanische Garten. Ein Jeder hier kennt ihn auch, und jedem Frem- den, fragt er nach Sehenswerthem, wird er em- pfohlen. Und in der That, tritt man von der Süd- seite in den Garten ein, so ist der Anblick des Ganzen wahrhaft grossartig. Die ganze Nord-, Nordwest- und Nordost-Grenze wird durch die glän- zende, ungeheure Glasfläche der schön - gebauten, grossen Gewächshäuser, verbunden mit anderen Ziergebäuden, gebildet. Vor diesen gruppiren sich im Nordwesten die kleineren Häuser und im Hin- tergrunde werden alle diese Baulichkeiten durch die stattlichen, grossen Bäume des Schlossgartens begrenzt, wodurch noch ganz besonders der eigent- liche botanische Garten einen sehr malerischen An- blick erhält. Den übrigen Raum, südlich von den Gewächs- häusern, nehmen in geschmackvoller Anlage die Flächen der Stauden- und Sommerpflanzen, alsdann Rasenplätze mit Ziergehölzen, Gehölzgruppen und Springbrunnen ein. Bei einem so prächtigen Aeus- sern erwartet man nun natürlich auch Ausgezeich- netes im Innern der Gewächshäuser, und in dieser Erwartung wird hier der Besucher nicht getäuscht. Tritt derselbe in das erste Glashaus dieses Winter- 63 gartens bei günstiger Jahreszeit ein, so glaubt er sich, wenn die freie Natur noch im winterlichen Kleide schlummert, plötzlich in einen Zaubergarten versetzt; denn hier grünt und blüht Alles und schöne Wege winden sich durch die wohlgelungene Gruppirung der Pflanzen, worauf spazierend er in verschiedener Richtung einhergehen und die ihm besonders merkwürdig scheinenden Gestalten der fremden Pflanzenwelt näher beschauen kann. Auch das Murmeln eines von einem kleinen Felsen her- abrollenden Wassers scheint mit ıhm, wie in un- verständlichen Worten, plaudern und auf so Man- ches noch aufmerksam machen zu wollen. Verlässt nun der Besucher diesen halbtropischen Ort, um in die nächste Abtheilung zu gehen, so gelangt er in das Reich der Palmen und anderer echt-tropischer Pflanzen. Die Tropenwelt ist stets für einen Bewohner unserer Gegend von hohem Interesse, und darum steigert sich auch hier die Aufmerksamkeit des Beschauers für die Pflanzen- welt, denn der Charakter dieser Pflanzen ist zu abweichend von dem der unseren, als dass der Eindruck nicht ein ganz befremdender sein sollte. Grosse Kokos-, Schirm-, Dattel- und andere Palmen breiten hier stolz ihre grossen, herrlichen Wedel auf zum Theil hohen Stämmen um sich aus, ohne Aehnlichkeit mit unseren Bäumen zu besitzen. Aus- serdem zeigen sich auch noch viele andere sonder- bare Trachten und Merkwürdigkeiten des echt-tro- pischen Pflanzenwuchses, sowie es nicht an tech- nisch-, medizinisch- und botanisch-wichtigen Pflanzen mangelt. Geht nun der Besucher aus dieser Abtheilung, so kommt er wieder in eine, kühleren Zonen an- gehörende Pflanzenwelt. Blühende Kamellien und Alpenrosen begrüssen ihn beim Eintritte, und nach einem längeren Spaziergange unter Orangenbäumen, wo reichlich im dunklen Laube die Goldorangen glühen, entfaltet sich vor seinem Blicke plötzlich ein freier Platz mit besonderen Schmuckpflanzen, auf Moosrasen angebracht. Ausserdem aber ist, besonders die vordere Umgrenzung dieses Platzes, zur Aufnahme von allerhand schönen Blumen- pflanzen bestimmt, während der Hintergrund aus herrlichen Cypressen - Bäumen besteht. Nirgends findet man hier in den Gewächshäusern das lang- weilige Einerlei in der Aufstellung der Pflanzen, denn durch die allenthalben geschmackvollen Bie- gungen der Wege entstehen beständig neue und verschiedene Bilder, weshalb man fast wirklich glau- ben sollte, in einem Garten und nicht bloss im Gewächshause zu sein. Sich nun auch von diesem Orte entfernend, tritt man abermals in einen Oran- genhain, durchwandelt denselben und verlässt zuletzt auch diese Abtheilung wieder unter Durchgehung verschiedener Gruppen mit anderen recht hübschen Kalthauspflanzen. Somit hätte der Besucher gewiss einen sehr angenehmen Spaziergang von 1,000 Fuss Länge zurückgelegt. Einem Jeden ist Montags und Frei- tags, Morgens von 10—12 und Nachmittags von 2—-4 Uhr, der Eintritt zu diesen Pflanzenschätzen ohne Weiteres gestattet, Fremden aber nach vor- heriger Anmeldung zu jeder Zeit. Für gewöhnlich beträgt an diesen Tagen die Zahl der Besucher gegen 400, doch an schönen Tagen und bei gün- stiger Jahreszeit steigt oft auch ihre Zahl auf 1,000. Besonders reich ist der Besuch am zweiten Oster- und am zweiten Pfingstfeiertage. Die Zahl der in diesem Garten gezogenen Pflanzen-Arten kommt nahe an 8,000. Es ist da- her dieser Garten noch lange nicht der reichhal- tigste unter seines Gleichen, aber dafür sind die Sammlungen auch gewählter und die Kultur der Pflanzen sorgfältiger gehalten, so dass sowohl den Forderungen der Wissenschaft, als auch den Ge- setzen der Schönheit und Anmuth vollkommen Rechnung getragen ist. Die Leitung über diesen Garten führen Garten - Inspektor C. Mayer und Hofgärtner E. Mayer. Da dieser Garten kein Staats-, sondern ein Hofgarten ist, so gehört auch der daranliegende und damit verbundene Schloss- garten unter dieselbe Leitung. Auch dieser hat sich unter dem genannten Vorstande seit einigen Jahren fast ganz verändert. Früher war er mehr mit einem Stück Wald mit durchgeschlagenen We- gen zu vergleichen, während er jetzt freundlichere Bilder der schönen, grossen Natur in sich birgt. Statt der einförmigen, düstern Waldnatur wechseln nun Baumgruppen mit hellen, heiteren Rasenflächen, auf denen hin und wieder einzelne Bäume und Sträucher ihre Schattenbilder zeichnen. Aber auch Springbrunnen, Wasserfälle, fliessende Wasser und Kunstwerke beleben, unterhalten und bekunden, dass man hier nicht nur in der freien, zufällig ent- standenen Natur, sondern an einem, durch den schöpferischen Geist des Menschen verschönerten Orte sich befindet. *) > *) Bei dieser Gelegenheit erlaubt sich die Redaktion auf die grosse Ausstellung von Pflanzen, Blumen u. s. w. aufmerk- sam zu machen, welche vom 7. April bis zum 2. Mai 1862 in Karlsruhe stattfand und von der im 5. Jahrgange der Wochen- schrift (S. 153) ein ausführlicher Bericht enthalten ist. Der Berichterstatter spricht ebenfalls mit grosser Anerkennung von dem Inhalte der Gewächshäuser des Grossherzoglichen Schloss- gartens, nicht weniger auch von der vorzüglichen Kultur der Pflanzen. Wir vermissen in der jetzigen Beschreibung die Er- wähnung der Ouvirandra fenestralis, welche damals wirklich sehr schön war. 64 Einfache Keimproben. Von Itzenplitz, Mitglied der Samenhandlung von Rud. Samm & Co. in Berlin. Anknüpfend an die Erwähnung und Empfeh- lung der Hannemann’schen Keimplatten in No. 6 der Wochenschrift erlaube ich mir auf ein Ver- fahren aufmerksam zu machen, welches vielleicht in sofern von allgemeinem Interesse ist, als es nicht nur den Konsumenten von Sämereien in den Stand setzt, letztere in Betreff ihrer Keimkraft auf eine kostenlose und leicht ausführbare Weise zu prüfen, sondern auch zum Zwecke der Aussaat und des Vorkeimens werthvoller Samen mannigfacher Anwendung fähig sein dürfte. Nachdem ich bei langjähriger Beschäftigung mit diesem Gegenstande die verschiedensten Metho- den des Einkeimens: im Lappen, in Erde, Sand, Sägespähnen, Kohlenasche u. s. w. anwandte, die, je nach der Beschaffenheit der einzelnen Samen, mehr oder weniger vortheilhaft sind, auch Versuche mit den recht guten, aber sehr zerbrechlichen Plat- ten von plastischer Kohle gemacht, verwende ich jetzt mit dem besten Erfolge fast zu allen Proben Platten von ? Zoll Stärke, welche einfach mit der Säge aus gewöhnlichem, hartem Torf geschnitten werden. Handelt es sich lediglich darum, den Pro- zentsatz der keimenden Körner und die mehr oder weniger gute Beschaffenheit des Keimes zu kon- statiren, so genügt es, den dünn aufgestreuten Sa- men mit einem dünnen wollenen Lappen zu be- decken, nachdem die Platte vollständig mit Wasser getränkt ist, und zwar ist es ganz gleichgültig, ob die Samen gross- oder feinkörnig sind, wenn nur eine gleichmässige Feuchtigkeit unterhalten wird. Bei Abschluss der Luft und unter Anwendung einiger Wärme keimen die meisten Samen schon nach dieser einmaligen Anfeuchtung, dagegen muss die Platte auf eine Schale mit etwas Wasser ge- legt und der Lappen wiederholt angefeuchtet wer- den, wenn die Probe im freien Zimmer gemacht wird. DBeabsichtigt man, die Keimpflanzen weiter zu beobachten, wie es z. B. bei Runkelrüben, Möh- ren u. s. w. zur Feststellung der Farbe oft nöthig | ist, so bedeckt man die Samen nach dem Hervor- treten des Keimes oder, wenn die Körner einge- zählt sind, gleich zu Anfang mit reinem Sand und lässt dann die Lappen fort. Jedem Gärtner ist bekannt, dass man die Spo- ren der Farne, auch wohl verschiedene feine Sa- men, auf dem erwähnten Material keimen lässt, die jungen Pflänzchen mit einem Stück des sie um- gebenden Torfes herausschneidet und dann in die ihnen zusagende Erde versetzt. Ich bin überzeugt, dass man in der eben besprochenen Weise Aus- saaten der verschiedensten werthvollen Samen vor- theilhafter, als in Töpfen, Schalen u. s. w. bewir- ken könnte, weil hier gleichmässige Feuchtigkeit bei ungehindertem Zutritt des Sauerstoffes ein schnelles Keimen bewirkt, während die Erde der Topf- Aussaaten nur mit grösster Mühe in einem derartig mild-feuchten Zustande zu erhalten ist, so dass das Keimen der Samen erfolgen kann, bevor ein Versauern der Erde eintritt. Stadelmann’s praktische Anleitung zu Vermarkungen und Grenz- Berichtigungen durch die Siebner und Feldgeschwornen. Wo Mauern oder Zäune die Grundstücke um- geben, wie es bei Gärten stets der Fall ist, können keine Streitigkeiten über deren Grenzen entstehen, wohl aber bauen jetzt vielfach die Gärtner Ge- müse, Samenpflanzen u. s. w. auf freiem Felde. Für diese möchte vorliegendes Buch ein Interesse ha- ben, weshalb wir nicht anstehen, dasselbe zu em- pfehlen. Freilich sind die Verordnungen hierüber nicht in allen Ländern gleich; da aber auch ge- schichtliche Auseinandersetzungen gegeben sind, so darf man auch bei Bewohnern anderer Gegenden, als Bambergs und Franken, für die das Buch be- sonders geschrieben ist, Interesse voraussetzen. Bamberg, und überhaupt Franken, gehören zu den ältesten Kulturländern Deutschlands, wo schon vor Karl dem Grossen die Bearbeitung des Bodens bei den Bewohnern im Vordergrunde stand. Ein Jahrtausend hindurch haben Landwirthschaft, und vor Allem Gemüsezucht, sowie Gärtnerei, geblüht und befinden sich daselbst noch in dem besten Zu- stande. Eben aber, weil der Boden vorherrschend Gartenkultur ist, so sind die Grundstücke vielfach getheilt; das heilsame Institut der Siebner oder Feldgeschwornen hat eine grössere Bedeutung, als da, wo die Anzahl der Besitzer in einer Gemar- kung geringer ist. Berichtigung. Wochenschrift No. 7, in den biographischen Skizzen über J. v. Warszewicz, befinden sich zwei auffällige, unrichtige Angaben, welche, ganz ohne Schuld des Referenten, entstanden sind, und zwar: Seite 49 in der zweiten Spalte, Zeile 22 muss die Jahreszahl 1840 statt 1852 stehen; ferner Seite 50, erste Spalte, Zeile 36, ist Brünnow statt ' Bouch6 zu lesen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der ©. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. 'oehensehrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No.9. en Brordkim BE DR März 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Der Obstbaumschnitt und das neueste Werk von Dr. Lucas. — _ Illustration horticole. Jahrgang 1866. — Jäger’s immerblühender Garten. diese Auszeichnung gefreut. Diese Ernennung hat Der Obstbaumschnitt dadurch einen besonderen Werth, dass der Vor- i und schlag dazu von einem in der Wissenschaft bereits das neueste Werk von Dr. Lucas. ergrauten Manne und von einer der grössten No- tabilitäten der Botanik ausging. Wer die Lucas'- Es sind mir gegen den Schluss des vorigen | schen Bestrebungen verfolgt und gesehen hat, wie Jahres 2 Werke von ihren Verfassern über die | er fortwährend bemüht war, die Wissenschaft in wichtigsten Vorgänge in der Behandlung des Obst- der Praxis zur Geltung zu bringen, wer schliesslich baumes zugegangen, die ich leider erst jetzt, und sein eben erschienenes Buch mit Aufmerksamkeit zwar zunächst nur zum Theil, einer näheren Be- | liest, wird auch die Erklärung zu dieser Auszeich- trachtung unterwerfen konnte, um sie hier zu be- | nung finden. Es ist das erste Werk, was über sprechen. Beide Werke verdienen die Autmerk- | Obstbau handelt, wo wenigstens der Versuch ge- samkeit aller derer, welche sich mit Obstbau be- | macht ist, die Wissenschaft zu Grunde zu legen. schäftigen. Das eine hat den Garten-Inspektor Dr. | Man sieht, dass der Verfasser mit den neuesten Lucas in Reutlingen, den Geschäftsführer des | Entdeckungen der Wissenschaft vertraut ist. In deutschen pomologischen Vereines, das andere den | den meisten Büchern, die sonst über Behandlung gärtnerischen Vorsteher des botanischen Gartens in | der Obstbäume sprechen, wird kaum der Wissen- Gent, van Hull, zum Verfasser. Ersterer hat in | schaft gedacht; oder man bringt noch Ansichten deutscher, letzterer in französischer Sprache ge- über das Leben der Pflanzen, die einer längst ver- schrieben. Ich werde heute das Lucas’sche Werk | gangenen Zeit angehören. Höchstens liest man Prof. als eine Gelegenheit ergreifen, um zu gleicher Zeit | Schleiden’s populäre Schriften, die aber lange auch über die bei der Behandlung unserer Obst- | nicht mehr genügen. Fortwährend werden sie mit bäume zur Geltung kommenden wissenschaftlichen | grosser Begierde, weil die Schreibart eine ange- Prinzipien zu sprechen, dann aber auch über das | nehme ist, von Laien, hauptsächlich aber von Gärt- Buch selbst berichten. | nern, studirt und meist auch für die Quintessenz Dr. Lucas ist im vorigen Jahre von der natur- aller botanischen Wissenschaft gehalten; was aber in historischen Fakultät der Universität Tübingen auf der neuesten Zeit, namentlich durch Hugo von den Vorschlag des bekannten Botanikers Hugo v. Mohl, Hofmeister, Sachs und Andere gesche- Mohl wegen seiner Verdienste um die rationelle | hen, ist selbst den meisten Schriftstellern der neue- Behandlung der Obstbäume zum Doktor ernannt | sten Zeit, welche über Obstbau geschrieben, völlig worden. Alle seine vielen Freunde haben sich über | unbekannt. Sind wir auch noch keineswegs im 9 66 Stande, die grossen Entdeckungen, welche wir den genannten Männern verdanken, überall praktisch in Anwendung zu bringen, so ist doch manche Er- scheinung im Pflanzenleben schon jetzt so klar, dass wir mit grösserer Sicherheit, als früher, eine bestimmte Handlung vornehmen können. Ich habe bereits in der zweiten Nummer eine Vorlesung, welche über die wissenschaftlichen Prin- zipien bei der Veredelung unserer Obstgehölze han- delte und vor einem gemischten Publikum von mir gehalten wurde, veröffentlicht. Der Beifall, den diese gefunden und der mir mehrfach von auswär- tigen Lesern der Wochenschrift ausgesprochen ist, ermuthigt mich jetzt, auch über Obstbaumschnitt zu sprechen, um damit die Lehre über Obstbaum- Behandlung zu ergänzen. In jenem Vortrage habe ich über die Zelle, als das Grund- und Haupt-Organ der Pflanze, sowie über die wissenschaftlichen Prin- zipien, die dabei zur Sprache kommen, Mittheilung ge- macht. Ich kann daher jetzt, wo ich in Kürze die wissenschaftlichen Fragen beim Baumschnitt zu beant- worten versuchen will, wohl das, was dort gesagt ist, als bekannt voraussetzen. Ich habe früher bisweilen den Obstbaum unserer Kultur ein Kunst-Produkt genannt; diesen Audruck beziehe ich hauptsächlich auf die sogenannten For- menbäume. Ich will damit aber keineswegs sagen, dass unsere Pyramiden, Spaliere u. s. w. in dem Sinne ein Kunst-Produkt wären, dass sie der Mensch allein hervorgebracht hätte; im Gegentheil, die Kunst, also der Antheil des Menschen, besteht nur darin, dass er durch seine Intelligenz der Natur abgelauscht hat, welche Wege sie einschlägt, damit am Baume das, was er wünscht, vorherrschend ge- schieht, d. h. nämlich möglichst viele und wohl- schmeckende Früchte entstehen. Je grösser der Obstbaum ist und je mehr er sich in eine umfassende Krone verästelt hat, um so weniger ist der Obstzüchter im Stande, einen Einfluss auszuüben, je einfacher er aber erscheint und aus je weniger Theilen er besteht, um so leichter wird es ihm werden, die Vorgänge in ihm nach seinem Willen zu leiten. Aus dieser Ursache werden die sogenannten Schnurbäumchen oder Kor- don’s, welche ohne alle Verästelung sind und nur aus einem mit Blättern und Blüthen, resp. Früch- ten, bestehenden Stämmchen bestehen, nicht allein am leichtesten von ihm nach seinem Willen ge- lenkt werden können: sie werden auch deshalb die glänzendsten Resultate geben. Von einfachen Spa- lierbäumen sind die Ergebnisse sicherer, als von Spindelbäumen, von diesen wiederum sicherer, als von Pyramiden oder von Kesselbäumen. Die erste Frage der Wissenschaft, um die sich Alles dreht, wird sein: was will der Obstzüchter? Die Antwort ist: er will von seinen Obstbäumen den grössten Ertrag haben. Diesen erhält er aber nicht durch Massen von Obst, welches wenig Werth hat, sondern hauptsächlich durch schöne und wohl- schmeckende Früchte, die er um höhere Preise zu verwerthen vermag. Wie diese erzielt werden kön- nen, wäre eine andere Frage, welche die Praxis bereits zum Theil beantwortet hat, zu deren Re- sultaten aber die Wissenschaft die Erklärung zu geben hat, damit eine rationelle, d. h. eine sichere Resultate gebende Behandlung möglich ist. Ein Lep®re in Montreuil bei Paris berechnet schon im Herbste mit einiger Sicherheit, wie viel er un- gefähr im nächsten Sommer von jedem seiner Pfir- sichbäume Früchte erhalten wird, und schliesst des- halb bereits in dieser Zeit seine Kontrakte mit den Obsthändlern ab. Da er sich durch allerhand Vor- bereitungen auch gegen klimatische Einflüsse ge- sichert hat, so wird auch durch späten Frost und andere unvorhergesehene Widerwärtigkeiten sein be- reits im Herbste aufgestelltes Rechen-Exempel nicht wesentlich alterirt werden. Es kommt noch dazu, dass durch eine rationelle Behandlung der Obst- baum sich auch in möglichst gesundem Zustande befindet und schon dadurch mehr Widerstandsfähig- keit gegen dergleichen besitzt. Die Frucht ist der edelste Theil an jeder Pflanze, demnach auch bei unserem Obstbaume. Die Natur sorgt dafür, dass in der Zeit der Frucht- bildung bereits die besten Stoffe vorbereitet sind und in bestimmten Magazinen abgelagert liegen, um zu ihrer Bildung verwendet zu werden. Die übrige Vegetation ruht in dieser Zeit der Frucht- ı bildung mehr oder weniger; eine Vergrösserung, zunächst der einfachen Pflanze, ist auf ein Minimum beschränkt. Der Landwirth weiss, dass seine Wie- senkräuter während und kurz nach der Blüthe am meisten mit Nährstoffen versehen sind, und macht in dieser Zeit sein Heu. Der Plantagen - Besitzer in tropischen Ländern lässt sein Zuckerrohr, bevor die Blüthe aus ihren Scheiden heraustritt, schnei- den, um aus den Stengeln den grössten Gewinn an Zucker zu erhalten. Thut er es später, so hat er in seinem Ertrage ganz bedeutende Verluste. Diese Anhäufung von Nahrungsmitteln vor der Fruchtbildung ist, besonders bei einigen tropischen ' Pflanzen, welche die Bewohner jener Gegenden deshalb kultiviren, bedeutend. Es gilt dieses vor ' Allem von der Sagopalme und der Pulque-Pflanze. Der bekannte Reisende v. Martius in München hat uns von der letzteren interessante Mittheilun- gen gemacht. Um von der Pulque-Pflanze, welche nichts Anderes, als unsere Agave americana (die hundertjährige Aloe, wie sie im gewöhnlichen Le- ben genannt wird) ist, die für die Entwickelung der Blüthe, resp. Frucht, angehäuften Nahrungs- stoffe zu gewinnen, schneidet man die endständige Blütbenknospe aus und schöpft dann täglich den in der Höhlung eintretenden Saft aus. Im Durch- schnitt gibt dieser binnen 24 Stunden 200 Kubik- zoll Saft; manche Exemplare liefern aber auch täg- lich bis 375 Kubikzoll. Da dieser Zufluss gegen 4 und selbst 5 Monate andauert, so erhält man im letzteren Falle schliesslich eine Masse von 56,250 Kubikzoll.e. Wie gross im Durchschnitt der Gehalt an Zucker im Safte ist, theilt v. Martius nicht mit. Aus diesem Safte wird das bekannte rau- schende Getränk, welches in Mexiko den Namen Pulque führt, bereitet. Eine Sagopalme enthält im Stamme kurz vor | der Zeit der Blüthe, für die es von der Pflanze be- reitet und angehäuft wird, oft 2—3 ÜOentner Mehl (Sago). Versäumt man den richtigen Zeitpunkt, wo, wie die Eingebornen sagen, die Sagopalme trächtig ist, so verwandelt sich das Mehl in Zucker und wird in dieser Form zur Ausbildung des oft 20 Fuss hohen Blüthenstandes benutzt. Zur Zeit der Frucht ist auch dieser völlig verschwunden und man würde in dem Stamme nur noch geringe Reste von Mehl finden. i Bei unserem Obstbaume verhält es sich in so- fern anders, als wir nicht die Rohstoffe, wie sie zur Bildung der Frucht nothwendig sind, zu unse- rem Nutzen verwenden wollen, sondern erst die verarbeiteten Stoffe in der Frucht. Jede Pflanze verarbeitet für die Früchte ihre Stoffe auf eine eigenthümliche Weise; während diese bei unserem Obste, bei Kürbissen, Melonen u. s. w. aus Schleiın, Eiweiss, Zucker, Stärkmehl und einem eigenthüm- der Pflanze, welche das sogenannte vegetabilische 67 ' fen Mittel den Inhalt dieser Magazine nicht allein zu vermehren, sondern ihn auch in seinem Sinne zu verändern und zu verfeinern. Wie er seinem Vieh zu diesem Zwecke eine bessere und auch reichlichere Nahrung darbietet, so muss auch die einfache Pflanze vor Allem einen Boden bekommen, der alle die Elementar-Stoffe in reichlichstem Masse enthält, welche zu ihrem Be- stehen und zunächst zur Bildung von Nahrungs- stoffen in den Magazinen nothwendig sind. Je reichlicher also die elementaren Nahrungsstoffe ge- boten werden, um so mehr werden die Magazine in der Pflanze sich füllen und damit dem Verlan- gen des Menschen im höheren Grade entsprechen. Dass die nöthigen elementaren Nahrungsstoffe ge- boten werden, reicht aber bei der Pflanze, wo man in den Magazinen schliesslich besondere, dem Gau- men des Menschen angenehmere Niederlags - Stoffe verlangt, keineswegs aus, es muss noch der Mensch mit seiner Intelligenz dazukommen, um durch die Behandlung die Pflanze, resp. den Obstbaum, zu bestimmen, mehr und feinere Nahrungsstoffe in den Magazinen niederzuschlagen. Die Behandlung unserer Kulturpflanzen zu diesem Zwecke ist unbedingt weit schwieriger, als die der Fleisch- und Fett - Thiere. Die Pflanze hat die Aufgabe, aus Elementar - Stof- erst die zusammengesetzteren Nahrungsstoffe für die Thiere zu bilden, während diese sie fertig erhalten und das, was ihnen zu eigenen Bedürf- | nissen, d. h. zu ihrer Ernährung nicht mehr nöthig ‚ ist, ebenfalls wiederum in besonderen Organen, z. B. ' in den Muskeln, im Fette u. s. w. anhäufen. Wenn ursprünglich die Magazine der Pflanzen dazu dienen, neuen Organen, oder vielmehr neuen lichen aromatischen Stoffe bestehen, sind sie bei Elfenbein liefert, so hart, dass sie anstatt des na- | türlichen Elfenbeines angewendet werden können. | Bei verschiedenen Palmen, bei unseren Oelfrüchten u.s. w. sind es fette Oele, die in Menge in der | Frucht, resp. im Samen, angehäuft liegen und von uns entnommen werden. Ich bemerke, dass alle diese Nährstoffe nur vorhanden sind, um dem Em- | bryo, also dem Anfange eines neuen Individuum’s, als erste Nahrung zu dienen. servoir, ein Magazin für die Stoffe zur Ernährung der jungen Pflanze, und zwar so lange, bis diese im Stande ist, sich selbst die Nahrungsstoffe zu bereiten. Der Mensch sucht diese natürliche Erscheinung der Anhäufung von Nahrungsstoffen in besonderen Magazinen zu seinem Nutzen auszubeuten, indem er sie sich aneignet und zu seinem Nutzen ver- wendet. Er gibt sich sogar Mühe, durch allerhand Die Frucht, resp. Theile des Samens, sind also wiederum nur ein Re- Individuen, die nöthigen Stoffe zur ersten Nahrung zu liefern, so verfolgt, wie eben gesagt und was ich absichtlich noch einmal wiederhole, der Mensch bei seinen Kulturpflanzen selbstsüchtige Zwecke. Auf diese Weise geschieht es nun auch, dass über den Massen der Magazinstoffe bisweilen der ursprüng- liche Zweck der Pflanzen verloren gegangen ist und daher keine Bildung von Samen, resp. Embryonen, mehr geschieht. Auch im Thierreiche ist es eine bekannte Erscheinung, dass bei zu reichlicher Nah- rung und zu grosser Ablagerung von Reservestof- fen, also von Fleisch und Fett, Unfruchtbarkeit eintritt. Wir finden sehr oft Birnen von vorzüg- lichem Geschmacke, die aber keine keimfähigen Samen enthalten; ja es gibt dergleichen, wo das sogenannte Kernhaus ganz leer und schliesslich so- gar, wo dieses gar nicht vorhanden ist. Die sogenannten Paradiesfeigen oder Bananen (die Früchte von Musa paradisiaca) haben fast nie Samen, ein Umstand, der die Meinung hervor- brachte, dass die Pflanzen gar nicht aus Samen g9* 68 hervorgegangen, sondern schon ursprünglich im Pa- radiese gewesen seien, um den ersten Menschen die erste Nahrung zu geben. Dergleichen Beispiele liessen sich mehre anführen. Um schöne und wohlschmeckende Früchte an den Obstbäumen zu erziehen, hat daher der Obst- züchter darauf zu sehen, dass in den letzten Ma- gazinen der Pflanze, also in den Früchten und die- sen entsprechenden fruchtartigen Theilen, möglichst viel Nahrungsstoffe und noch dazu in (für den Menschen, keineswegs immer auch für die Pflanze) bester Auswahl niedergeschlagen werden. Dieses kann hauptsächlich durch den Schnitt geschehen. Der Schnitt hat für die feinere Öbstbaumzucht einen ungemeinen Werth; seine genaue Kenntniss kann daher nicht genug empfohlen werden. Bevor ich aber auf diesen selbst eingehen kann, möchte es nothwendig sein, noch mehr mit den das Leben der Pflanze bedingenden Erscheinungen vertraut zu machen. als es bereits in der Abhand- | lung über die Veredelung geschehen ist. Hier han- delte es sich nur um die Kenntniss der einfachen Zelle oder der Zellen-Komplexe und deren Ueber- | tragung von einer bestimmten Pflanze zur andern, während zur Erklärung des ganze Leben, hauptsächlich aber die Ernährung der Pflanze, in Frage kommt. Ich habe früher schon gesagt, dass die in Wasser aufgelösten elementaren Nahrungsstoffe, in sofern diese in dem Boden der | Pflanze sich befinden, durch die Wurzelfasern auf- genommen und durch Vermittelungs-Zellen, den so- genannten Leitzellen (oder Gefässen) in den jüng- sten Holz- oder Splintschichten, zugeführt werden. Hier steigen sie aufwärts, um in den Blättern, so- wie in den grünen Theilen, wo Blattgrün oder Chlorophyll enthalten ist, bei Zersetzung der Koh- lensäure und hauptsächlicher Aufnahme von Kohblen- stoff, zu den speziellen Nahrungsstoffen, also zu Stärkmehl, Zucker, Schleim und dergleichen verar- beitet werden. Wie es scheint, dienen diese näheren Pflanzen- Bestandtheile, als welche diese speziellen Nahrungs- stoffe, besonders in früheren Zeiten, bezeichnet wur- | den, selbst bei einjährigen Pflanzen nicht alsbald, wie sie aus den Blättern hervorkommen, zur Nah- rung, d. h. sie gehen nicht sogleich zu integriren- den Bestandtheilen der Pflanze über, sondern wer- den erst an bestimmten Ablagerungsorten, und zwar in den schon mehrmals erwähnten Magazinen, auf- gespeichert, um zu gewissen Zeiten erst später ver- braucht zu werden. Dieser Verbrauch ist doppelt; einmal werden die vegetativen Theile (die Kambial- schichten) vergrössert, und zwar durch Fortsetzung oder Verdickung der Achse, d. h. des Stengels, oder durch Neubildung und später durch Streckung der Baumschnittes das Knospen, d. h. der neuen Achsengebilde, mit den daran befindlichen Appendikular-Theilen oder Blät- tern, während das andere Mal die Fortpflanzung, d. h. die Neubildung selbständiger Individuen, im Vordergrunde steht. Im letzteren Falle ist es nicht allein nothwendig, dass die Anfänge der selbständigen Individuen gebildet werden; diese selbst bedürfen noch vorbereiteter Stoffe, um die erste Zeit ihrer Existenz davon zu leben, und zwar so lange, als die Organe in hinlänglicher Menge erzeugt sind, durch die jene (Wurzeln und Blätter) gebildet werden können. Es müssen demnach in den neuen Individuen selbst (in den Kotyledonen oder in dem sogenannten Eiweiss) oder um diese herum (in den fleischigen Fruchtschalen oder auch in mit der Frucht vereinigten Theilen der Achse) Magazine zur Aufnahme gebildet werden. Diese Magazine möglichst mit guten "Stoffen (für den Menschen) anzufüllen: das ist die Aufgabe des Obstzüchters, und dieses erreicht er, wie bereits gesagt, hauptsächlich wiederum durch den Schnitt. Sobald die näheren Bestandtheile oder speziellen Nahrungsstoffe (also Stärkmehl, Schleim, Zucker, sowie die verschiedenen Proteinstoffe) in den Blät- tern gebildet sind, nehmen diese einen doppelten Weg. Die 3 ersteren werden wahrscheinlich durch Parenchymzellen zu den Holzzellen geführt, wo sie sich ablagern, die letzteren gehen hingegen durch dünnwandige Leitzellen, welche den Namen Siebzellen und Cambiformen erhalten haben, durch Bastzellen oder Lebenssaftgefässe zur weiteren Ver- wendung ab. Wohin? weiss man eigentlich nicht recht. Wahrscheinlich bewegen sie sich bis zum Verbrauche in diesen. Den Obstzüchter interes- siren vor Allem die Magazine für die zuerst er- wähnten Nahrungsstoffe. Ausser dem Kohlenstoff, der, wie berichtet, durch die Blätter in die Pflanze eintritt, müssen im Boden nicht allein die elementaren Nahrungs- stoffe vorhanden sein, sondern es sind auch noch andere Stoffe darin nothwendig, die sich weniger zu Magazinstoffen umwandeln, als dass sie wesent- lich zu ihrer Erzeugung beizutragen scheinen. Es sind dieses die sogenannten mineralischen Stoffe, deren grosse Bedeutung besonders unsere Agrikul- tur - Chemiker in der neuesten Zeit nachgewiesen haben. So spielt, wie es scheint, das Eisen eine wichtige Rolle bei der Bildung des Chlorophyll, das Kali bei den Kohlenstoff-Hydraten (Stärkmehl, Zucker, Schleim), der Phosphor bei den Stickstoff- Verbindungen oder Proteinstoffen. Wenn man nun bedenkt, dass Kali und Phosphor, wenn alljährlich durch den Verkauf der Früchte eine nicht unbe- deutende Menge weggeführt wird, immer im Boden seltener werden müssen und endlich nicht mehr hin- reichend im Boden vorhanden sein können, so wird man auch die Nothwendigkeit einsehen, dass diese weggeführten Stoffe wieder ersetzt werden müssen. Dass der Schnitt hierbei gar nichts thun kann, son- dern nur eine gute Düngung hilft, wird man ein- sehen. Im Gegentheil, soll der Schnitt seine Wir- kung haben, so muss man auch voraussetzen, dass die Bodenmischungen in gehöriger Ordnung sind. (Schluss folgt.) Hlustration horticole. Jahrgang 1866. 4 schöne Palmen sind in der Illustration hor- ticole abgebildet, von denen 2, auf einer Doppel- Tafel (462 u. 465), da sie einem und demselben Genus angehören und auch in der äussern Erschei- nung einander gleichen, dargestellt wurden. Beide sind schon mehrmals von uns in früheren Jahrgängen | der Wochenschrift besprochen worden und wurden unter dem Namen Areca Verschaffeltii und su- perba durch das A. Verschaffelt’sche Etablisse- ment in Gent eingeführt. Durch Herm. Wend- land ist jedoch erst nachgewiesen, dass beide dem schon von Gärtner aufgestellten Genus Hyo- phorbe angehören. Areca, jetzt nun Hyophorbe Verschaffeltii H. Wendl., wurde zuerst im Jahre 1859 während einer Ausstellung in Gent zur Kenntniss gebracht und wächst auf den hügeligen Ebenen der beiden maskarenischen Inseln, Isle de France und Isle de Bourbon, wild. Der Stamm ist an seiner Basis zwiebelartig verdickt und mit den Ueberresten der ocherfarbigen llattscheiden versehen. Die 10 Fuss und mehr langen gefiederten Blätter steigen an- fangs grade empor, krümmen sich aber in einem eleganten Bogen nach aussen und bestehen aus sehr schmalen, 13 bis 2 Fuss langen Fiederblätt- chen, welche auf beiden Flächen, mit Ausnahme des weissen Mittelnervs, eine glänzend-grüne Farbe ıaben. Hyophorbe amaricaulis Mart. (früher Areca superba) ähnelt, wie gesagt, der vorigen, mit der sie auch das Vaterland gemein hat, scheint aber im Allgemeinen etwas kleiner zu bleiben. Der Stamm ist an seiner Basis weniger zwiebelähnlich erdickt und oberhalb derselben fast walzenförmig. onst ist er ebenfalls mit Blatt-Ueberresten bedeckt. uf der Unterfläche der oben glänzenden Fieder- lättchen tritt neben dem Mittelnerv auch noch ein chwächerer Nerv auf jeder Seite hervor, auf denen ostfarbene Schuppen aufliegen. 69 487), ist heut’ zu Tage eine der wichtigsten Pal- men wegen ihrer Oel enthaltenden Früchte. Das Palmöl wird hauptsächlich aus Afrika nach Eng- land verführt und dient daselbst zu allerhand tech- nischen Zwecken, am häufigsten bei den Maschinen und zur Anfertigung von Lichtern. Ursprünglich im tropischen West-Afrika zu Hause, wird die Oel- palme ebenfalls schon seit langer Zeit in den heis- sen Ländern Amerika’s kultivirt. In unseren Gär- ten ist sie wenig verbreitet, obwohl sie keine be- sondere Höhe erreicht, aber mit ihren gefiederten Blättern, welche bei uns selbst eine Länge von 15— 20 Fuss erreichen können, einen nicht gerin- gen Schmuck darstellt. Interessant ist der Stamm dadurch, dass die kurzen Blattstiele nicht mit den ı Blattflächen abfallen, sondern stehen bleiben und ıhn dicht umkleiden. Rhaphia taedigera Mart. (tab. 499) ist da- gegen einer der nützlichsten Bäume Brasiliens für den Haushalt, da aus der Rinde der Blattstiele allerhand Flechtwerk, namentlich Körbe, Vogel- bauer, aus dem Holze verschiedene Geschirre, aus dem Marke endlich, wie vom Kork, Pfropfen an- gefertigt werden. Aber auch in gärtnerischer Hin- sicht verdient sie unsere Beachtung, denn sie stellt eine der schönsten Fiederpalmen mit zwar niedri- gem, aber glattem Stamme dar; die ganze Pflanze scheint nämlich nicht höher, als 10 — 12 Fuss zu werden. Die zahlreichen Blätter an der Spitze des Stammes machen einen eleganten Bogen nach Aussen und bestehen aus länglich - lanzettförmigen Fiederblättchen. Dieffenbachia gigantea Lem. (tab. 470) ist eine der schönsten Arten ihres Geschlechtes und der ganzen Familie der Aroideen und bereits von uns besprochen und empfohlen (8. Jahrg. S. 166, 9. Jahrg. S. 100). Amorphophallus nivosus Lem., welcher be- reits in dem Etablissement von A. Verschaffelt geblüht hat, hat das, was wir gleich anfangs ge- sagt haben, als wir die Pflanze vor einigen Jahren in Brüssel bei Linden ohne Blüthen sahen, bestä- tigt, dass die Pflanze nämlich keinen Amorphophal- lus, sondern ein Dracontium darstellt, und zwar nur eine besonders ausgebildete Form des früher von uns bereits beschriebenen Dr. asperum. Wir machen darauf aufmerksam, dass eine Abbildung des Blüthenstandes mit den nothwendigen Zerglie- derungen sich in den Miscellaneen zu diesem Jahr- gange der Illustration horticole (pag. 14) befindet, während die Pflanze dagegen bereits im vorigen Jahrgange genannter Zeitschrift (auf der 424. Tafel) abgebildet wurde. Anthurium Scherzerianum Wendl. (tab. Die Oelpalme, Elaeis guineensis Jacq. (tab. | 484) ist so oft von uns besprochen worden, dass wir es füglich übergehen können. Es bleibt aber immer eine der schönsten Blüthenpflanzen des Warm- hauses, welche Monate lang ihre scharlachrothen Blüthenstände entfaltet. Maranta splendida Hort. Versch. (tab. 467) ist wahrscheinlich ein Phrynium und schliesst sich der Gruppe an, zu der Phr. ornatum und vittatum gehören. Die schönen, grossen Blätter besitzen, ähnlich dem Phr. tasciatum, auf der dunkelgrünen Oberfläche breite, hell- oder pappelgrüne Querbän- der, während die Unterfläche schön braun gefärbt erscheint, was wiederum einigermassen an Phrynium Warszewiezii erinnert. Mit dieser und den beiden andern hier genannten Arten gehört sie zu den schönsten. Entdeckt wurde die Art durch Bara- quin in Brasilien. Kaempferia Roscoeana Wall. (tab. 497), mit ganz dunkel-, fast schwarzgrünen, aber ähnlich, wie bei Phrynium pieturatum, mit 2 unterbrochenen, hellgrünen Längsbinden auf jeder Seite besetzten Blättern, welche eine rundliche Gestalt haben und zu 2 oder 5 dem Boden aufliegen. Sie nimmt sich wunderschön aus und gehört ohne Zweifel zu den besten Einführungen der neuesten Zeit. Die weissen Blüthen kommen in geringer Anzahl un- mittelbar in einem gedrängten Blüthenstande aus der Wurzel hervor. Sie wurde bereits im Jahre 1826 durch den bekannten Forscher in Vorder- und Hinter - Indien, Dr. Wallich, im Birmanen- lande entdeckt; ıhm verdankt man auch die erste Einführung im Garten der Londoner Gartenbau- Gesellschaft, wo sie im Jahre 1829 blühte. Vor einigen Jahren erhielt sie Veiteh in London von Neuem aus dem Vaterlande und brachte sie wiede- rum in den Handel, da sie sonst verloren war. Ueber Amaryllis Alberti (tab. 498) ist erst gesprochen worden, ebenso über Habranthus 'ful- gens Hook fil. (tab. 478), schliesslich auch über das buntblättrige Phormium tenax (tab. 481), und zwar im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S. 394, 287, 297). Auch von den in der Illustration horticole ab- gebildeten Orchideen ist, wenigstens zum Theil, bereits Mittheilung gemacht worden. Von An- grecum sesquipedale Pet. 'Th. (tab. 475) befin- det sich im 2. Jahrgange der Wochenschrift (S. 34) eine besondere Abhandlung, während Dendro- bium dixanthum Batem. (tab. 430) wiederum im vorigen Jahrgange (S. 254) besprochen ist. Com- parettia coceinea Lindl. (tab. 472) gehört zwar | zu den kleineren Arten, ist auch schon längst be- kannt, aber wegen ihrer scharlachrothen Blüthen, welche eine weitläufige, schlanke Aehre, bilden und gewöhnlich nur zu 8— 10 daran befindlich sind, sehr zu empfehlen. Sie wurde bereits in den dreis- 0 siger Jahren durch Loddiges in den Handel ge- bracht und blühte 1837 zum ersten Male. Sie wächst in Mexiko an Baumstämmen. Saccolabium curvifolium Lindl. haben wir in unseren letzten Ausstellungen sehr schön ge- sehen. Sie kam durch Veitch unter dem falschen Namen S. miniatum, dem sie allerdings sehr nahe steht, in den Handel und wurde unter diesem Na- men auch im botanical Magazine (tab. 5325) ab- gebildet und von uns im 6. Jahrgange (S.125) be- sprochen. Der bekannte ÖOrchideenkenner Bate- man hat zuerst auf die Unterschiede von $. mi- niatum und curvifolium aufmerksam gemacht. Von Warmhauspflanzen aus der grossen Ab- theilung der Dikotylen erwähnen wir zuerst Bu- ginvillaea spectabilis Willd., in den Gärten auch unter dem Namen B. lateritia bekannt. Wir sahen wunderschöne Exemplare während der Lon- doner internationalen Pflanzen- Ausstellung und ha- ben auch darüber berichtet (s. vor. Jahrg. S. 208). Es ist aber weniger die Blüthe, welche hier in’s Auge fällt, es sind vielmehr die prächtigen rothen Deckblätter, aus deren Winkel jene hervorkommen und welche mit diesen einen grossen, breit - längli- chen Blüthenstand bilden. Es ist zu bedauern, dass dieser reizende Blüthenstrauch bei uns so wenig bekannt ist, obgleich er sich doch sehr leicht zur Schaupflanze heranziehen lässt. Eine ähnliche Art, B. glabra Choisy, haben wir schon früher (im 5. Jahrg. S. 301) besprochen. Wir schreiben übri- gens mit Commerson, der den Namen gegeben, mit Jussieu und mit Willdenow: Buginvillaea und nicht Bougainvillea, wie die neueren Botaniker, da wir stets die Schreibart des Autors gebrauchen. Es sind hier demnach dieselben Gründe für uns massgebend, wie bei Furcraea, was neuere Botani- ker auch Fourcroya geschrieben haben wollen. Ueber Jacaranda digitaliflora alba (t. 489) ist bereits im vorigen Jahrgange (S. 122) gespro- chen worden, ebenso über Bignonia argyraea violacea, oder wie hier die Art genannt wird, argyroviolascens (tab. 469). Wir sahen diese letztere buntblättrige Pflanze vor 2% Jahren zuerst bei Lierval in Paris und dann im vorigen Jahre in London (s. vor. Jahrg. der Wochenschrift, 8. 212). Die Trichinien haben wir im vorigen Jahr- gange (S. 12), in soweit sie in Kultur sind, und demnach auch Tr. Manglesii Lindl. (tab. 464), besprochen, sowie den interessanten Blendling von Myosotis azorica und sylvatica, der in Erfurt ge- züchtet wurde und den Beinamen Imp@ratrice Elisabeth (tab. 500) erhalten hat. Wir sahen ihn | zuerst in Erfurt vor 1% Jahren (s. 8. Jahrg. 8. 319) und haben ıhn dann in dem Berichte über die neuesten Pflanzen des vorigen Jahres (s. vor. 71 Jahrg. der Wochenschrift S. 160) ausführlicher be- sprochen. Lobelia coronopifolia (tab. 485) möchte wohl erst noch näher geprüft werden müssen, be- vor man wirklich die Identität mit der Linn@’- schen Pflanze d. N. aussprechen kann. Auf jeden Fall ist sie aber eine hübsche Pflanze, welche an L. heterophylla der Gärten erinnert, aber diese gewiss noch an Schönheit übertrifft. Sie stammt aus Caflrarien, also aus dem südlichen Afrika, und wurde erst vor Kurzem in England eingeführt, wo sie Backhouse in York zuerst in den Handel brachte. Obwohl halbstrauchartig an der Basis, bleibt sie doch niedrig und möchte sich auf gleiche Weise, wie die eben genannte und wie die L.-Eri- nus- Formen, verwenden lassen. Aus der Spitze der kurzen Aeste erhebt sich der einige Zoll hohe Stiel und trägt 5— 7 ziemlich grosse, blaue und nach einer Seite gewendete Blüthen. Primula intermedia (tab.482) soll ein Blend- ling unserer Aurikel mit irgend einer anderen Art des Genus Primula sein und entstand in der Han- delsgärtnerei von Fullar in Headingly, der sie zur weiteren Verbreitung an Will. Bull überliess. Es ist eine interessante Pflanze mit breiten, um- gekehrt - eirunden Blättern, welche ziemlich dick sind. Sie scheint reichlich zu blühen, denn bei dem abgebildeten Exemplare sind 3 Blüthenstiele vorhanden, von denen ein jeder eine umfassende Dolde rother, aber gelbäugiger Blüthen trägt. Fremontia californica Torr. (tab. 496) ist eine interessante Bombacee und gehört demnach in eine Familie, welche neuerdings mit Recht mit den Malvaceen vereinigt ist; sie soll auch bei uns, in England sicher, aushalten. Die berühmte Gärt- nerei von Veitch in Chelsea hat das Verdienst, sie eingeführt zu haben. Sie wurde bereits im Jahre 1846, als der Obrist Fremont, dessen Na- nen sie .nun auch trägt, die interessante Expedi- wächst an den Quellen des Sacramento. Sie gleicht einer niedrigen Mispel, hat aber 3- und 5-lappige, sowie herzförmige Blätter, welche mit einem stern- ıaarigen Ueberzuge versehen sind. Die grossen, schliesslich flach-ausgebreiteten Blüthen haben nur ine Hülle, und zwar von gelber Farbe, aus der ie 5 Staubgefässe mit rothen Beuteln herausragen. ie Pflanze blüht im Mai. Alnus glandulosa Willd. var. aurea (tab. 90) ist eine sehr interessante Form unserer ge- öbnlichen Eller, wo die rundlichen Blätter fast urchaus eine goldgelbe Farbe angenommen haben. Weigela Middendorfiana Hort. ist eine gelb- lühende Art dieses interessanten, nur aus schönen lüthensträuchern bestehenden Geschlechtes, welche ion nach dem Felsengebirge machte, entdeckt und ' trotz der grossen Blüthen seit den 20 Jahren, wo sie eingeführt ist, bei uns keine grosse Verbreitung gefunden hat, Neuerdings soll von einem Gärtner, van Poppel in Holland, eine rothblühende Form gezüchtet und in den Handel gebracht worden sein. Die hier abgebildete Pflanze ist aber gar kein Blendling und hat noch weniger etwas mit W. chrysantha gemein, sondern ist die echte W. ama- bilis. Kamellien sind in dem Jahrgange 1866 der Illustration horticole nicht weniger als 4 abgebildet worden. Rosa Risorta (tab. 463) hat Blumen mittlerer Grösse und einigermassen vom Bau der Centifolie, indenn die inneren Blumenblätter sich nach innen wölben. Ihre Farbe ist rosa, aber un- terbrochen durch rothe Schmitzen. Gezüchtet wurde sie von Del Grande in Florenz. Clodia (tab. 473) hat dagegen eine rothe Farbe, die bisweilen von einigen weisslichen Schmitzen unterbrochen wird. Ihr Bau ist in sofern eigenthümlich, als die 4 und 5 Reihen Blumenblätter, welche mehr nach aussen stehen, an der Spitze ausgekerbt und selbst schwach 2-lappig sind, sich auch etwas konvex um- legen, während die inneren, schmäleren und spitz zulaufenden mehr oder weniger aufrecht stehen. Sie ist ebenfalls in Italien aus Samen gefallen. Marianne Talenti (tab. 483), wiederum ita- lienischen Ursprunges, hat rothe Blumenblätter, die, mit Ausnahme der äussersten, mit einem weissen Mittelstreifen versehen sind. Sie biegen sich, mit Ausnahme derer der Mitte, dachziegelig übereinan- der und sind ziemlich gross. Stella polare (tab. 502) ist von der reinsten Dachziegelform und stellt nur kleine Blumen dar. Da jedes der kleinen, zahlreichen Blumenblätter von rother Farbe einen gleichbreiten weissen Streifen in der Mitte besitzt und diese Streifen zum Theil übereinander liegen, und Strahlen bilden, so ist der Name Polar-Stern bezeichnend. Rhododendron Archiduc Etienne (tab. 491) ist in dem KEtablissement von A. Verschaffelt entstanden und wurde zu Ehren des Erzherzogs Stephan, Bruders der belgischen Königin, so ge- nannt. Die weissen, ziemlich grossen Blüthen ste- hen zu einem Kopfe zusammen und sind auf dem obersten und den beiden seitlichen Abschnitten dicht mit braunen Punkten besetzt. Azalea Reine des Pays-Bas (tab. 479) er- schien zuerst in der internationalen Pflanzen - Aus- stellung in Amsterdam und ist von Maenhout gezüchtet worden. Die weissen Blüthen sind sehr gross und scheinen auch reichlich zu kommen. Ihre 3 obersten Abschnitte sind mit karminrothen Punkten besetzt, was ihnen einen besonderen Reiz verleiht. Die Rose, welche nach dem Marschall Niel genannt ist, haben wir bereits bei uns in Blüthe gesehen. Sie wurde vom Handelsgärtner Pradel in Montauban (Tarn et Garonne) gezüchtet und gehört zu den schwefelgelben Theerosen. Die Blume hat eine bedeutende Grösse und ist sehr gefüllt. Da sie gegen klimatische Einflüsse weniger em- pfindlich sein soll, so hat sie einen besondern Werth. Rose Isabelle Sprunt (tab. 486) ist eine andere 'Theerose, welche vom Handelsgärtner Buchanan in Neuyork gezüchtet wurde. Die Blüthen sind anfangs weiss, nehmen aber allmählig eine hell- gelbe Farbe an. Aber auch die Laubblätter haben einen ganz besonderen Reiz, indem sie anfangs braunroth, besonders auf der Unterfläche, erscheinen, der Rand scheint aber diese Farbe durchaus zu behalten. Auch einige Früchte sind abgebildet. Die Feige des Schlosses Kennedy (tab. 476) haben wir schon mehrmals besprochen. Wegen ihrer früh- zeitigen Reife ist sie in England sehr beliebt und verdient deshalb auch bei uns um so mehr empfoh- len zu werden, als sie auch nicht gegen Witterungs- Verhältnisse besonders empfindlich zu sein scheint. Beurr& de Fromentel (tab. 494) wurde vor einigen Jahren von Fontaine in Ghelin, nicht weit von Mons in Belgien, gezüchtet und ist im vorigen Jahre von A. Verschaffelt, der die ganze Auflage angekauft hat, in den Handel gekommen. Die Frucht hat lagerreif (im Monat Oktober) eine schöne gelbe Farbe und ist ziemlich gross. Ihre Gestalt ist nun zwar birnförmig, aber doch er- scheint sie nach der Basis zu noch ziemlich dick. Ihre zarte, dünne Haut schliesst ein weisses, sehr saftiges und nicht weniger gewürzhaftes Fleisch ein, welches einen ausserordentlich angenehmen Ge- schmack besitzt. ? Von der remontirenden Ananas-Erdbeere (Fraise perpetuel ananas, tab. 501) ist erst in der vor- letzten Versammlung gesprochen worden (s. 8. 19). 72 Jäger's immerblühender Garten. Von dem fleissigen Verfasser der illustrirten Bibliothek des landwirthschaftlichen Gartenbaues liegt uns ein neues Buch, was, wie die früheren, welche in der Otto Spamer’schen Buchhandlung erschienen sind, gut ausgestattet ist und zu einem wohlfeilen Preise (1 Thlr) bezogen werden kann, ausserdem aber 24 Abbildungen von Blumenbeeten und Blumengärten enthält, vor, welches den Namen „Immerblühender Garten” führt. Wer sollte seinen Garten nicht immer mit Blüthen geschmückt wün- schen? Und doch ist es in kleineren Städten kei- neswegs stets der Fall, wo man, seitdem Astern und Georginen in der Blüthezeit vorgerückt sind, gar oft gegen den Herbst hin mehr Unkraut als Blumen erblickt. Auch im Frühjahre könnte Man- ches anders sein, da keineswegs immer den zahl- reichen Frühlingsblumen, die uns zu Gebote stehen, Rechnung getragen ist. Ausführlich in den Inhalt einzugehen, erlaubt uns weder Zeit noch Raum, zumal uns grade jetzt zur Bearbeitung eine Fülle von Stoff vorliegt. Wir wollen deshalb genauer auf den Inhalt eingehen, so dass Jedermann dann selbst finden kann, was er zu suchen hat. Das Buch zerfällt in.3 Theile, von denen der erste über die verschiedenen Arten von Blumengärten und ihre Ausschmückung han- delt. Da fragt es sich nur, hat man einen kleinen Garten, den man, weil man eben Blumen über Alles liebt, nur mit diesen ausgeschmückt besitzen will, oder ob man ausserdem noch Stauden und schliesslich auch Topfpflanzen verlangt. Für alle 3 Fälle ist Rath gegeben. Die anderen Theile sind kürzer. Der zweite gibt die Hülfs- und Kulturmittel an, um stets einen immergrünen Garten zu haben, der dritte hingegen lehrt, wie man das Blumen-Material auf die beste Art heranzieht. Wie in früheren Jahren bin ich auch in diesem wiederum bereit, die Beiträge zum deutschen Pomo- logen-Vereine für das Jahr 1867 für den Geschäftsführer desselben, Dr. Lucas in Reutlingen, in Empfang zu nehmen, in sofern dieses bis zum 20. März geschieht. Spätere Einlieferungen können um so weniger berücksichtigt werden, als ich von dieser Zeit an nicht mehr in Berlin, sondern in Paris sein werde. Ich ersuche deshalb auch alle die, welche ausserdem aus irgend anderen Ursachen mit mir oder der Redaktion der Wochenschrift in Korrespondenz zu treten wünschen, dieses bis zu dem genannten Tage zu thun. Anmeldungen zu der zweiten Pflanzen-Ausstellung in Paris, welche am 15. April beginnt, müssen, wenn sie berücksichtigt werden sollen, spätestens bis zum 15. März nach hierher geschehen, zur dritten und vierten hingegen, welche am 1. und 15. Mai ihren Anfang nehmen, bitte ich unter meiner Adresse (Pläce de Pantheon Nro. 1) direkt nach Paris zu senden. Berlin, den 2. März. Karl Koch, Mitglied der Königl. Preussischen General-Kommission für die Pariser Industrie-Ausstellung. Druck der C. Feister'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 10. au Bein Han 9. März 1867. Preis des Jahrganges 55 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. Inhalt: neueste Werk von Dr. Lucas. (Fortsetzung.) 473. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 24. Februar. — Der Obstbaumschnitt und das 413. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 24. Februar, Der Vorsitzende, Geheimer Ober-Regierungsrath Knerk, theilte mit, dass nach dem Programme vom 21. August vorigen Jahres für die Frühjahrs- Ausstellung diese in der ersten Hälfte des April stattzufinden habe; er halte den ersten Sonntag, der am 7. sei, für den geeignetsten. Da beige- stimmt wurde, ernannte er den Obergärtner Körner zum Ordner, dagegen zu Preisrichtern: den Hofgarten - Direktor Jühlke in Sanssouci, zugleich zum Vorsitzenden, x Blätter vorzüglich ausnahmen, ausgestellt. Diese Amaryllidee zeichnet sich von den übrigen Pflan- zen genannter Familie dadurch aus, dass sie keine Zwiebel bildet und die Blätter nicht einziehen. Sie | steht deshalb auch dem Agapanthus, einer echten Liliacee mit oberem Fruchtknoten, viel näher, als den echten Amaryllis oder Narzissen. Die Pflanze kommt auch mit dem Geschlechtsnamen Clivia vor. Dieser, sowie der Name Himanthophyllum, wurden in London ziemlich zu gleicher Zeit (im Jahre 1828) von 2 Londoner Botanikern, Hooker und Lindley, gegeben, der erstere hat jedoch, als der wenige Wochen früher veröffentlichte, den Vorzug. Obergärtner Körner aus dem Garten des Stadt- rathes Soltmann hatte ein reichblühendes Cycla- den Apotheken-Besitzer Augustin, men mit kleineren Blüthen ausgestellt, an denen den Garten-Inspektor Bouch&, die gedrehten Blumen - Abschnitte eine blendend- den Obergärtner Gaerdt, weisse, der Kronenrand aber eine karminrothe Farbe den Kustos Hopfer, besassen; Professor Koch hielt die Pflanze, zumal den Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, den Kunst- und Handelsgärtner L. Matthieu. Als Lokal wurden wiederum die beiden klei- neren Säle im Englischen Hause bezeichnet. Der General-Sekretär, Prof. Koch, berichtete über die ausgestellten Pflanzen u. s. w., zu denen 7 Mitglieder beigetragen hatten. Kunst- und Han- delsgärtner Priem hatte ein Himanthophyllum mi- niatum mit 4 grossen und reichlich blühenden Sten- geln, welche sich mit der eigenthümlichen mennig- rothen Farbe der Blüthen inmitten des dunkelen Grünes der riemenförmigen und ziemlich langen auch die Blätter dafür sprachen, für einen Blend- ling des C. persicum mit Ö. coum. Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt über- gab 2 neue Pflanzen, welche hier noch nicht aus- gestellt gewesen waren. Professor Koch empfahl sie beide als Schmuckpflanzen, da er Gelegenheit gehabt babe, sie an anderen Orten in grösseren Exemplaren zu sehen. Die eine war die dunkel- braun-grünblättrige Dracaena nigricans, eine Abart der Cordyline ferrea. Die Blätter besitzen auch, wenn sie gross sind, die eigenthümliche broncirt- metallische und glänzende Färbung, die bisweilen 10 von einem breiten, rosenrothen Längsstreifen, wie es durchaus bei der Abart Terminalis rosea der Fall ist, unterbrochen wird. Die zweite Pflanze war die weissbuntblättrige Tradescantia zebrina, die zwischen der echten Pflanze dieses Namens, beson- ders als Hänge- und Ampelpflanze angebracht, sehr viel Effekt macht. Kunst- und Handelsgärtner Hei- nemann in Erfurt hat das Verdienst, sie in Deutsch- land eingeführt zu haben. Obergärtner Boese legte eine Frucht der eigenthümlichen Cucurbitacee Sechium edule, einer ursprünglich westindischen Liane, welche aber auch sehr viel wegen ihrer auf verschiedene Weise ge- nossenen Frucht auf den kanarischen und azorischen Inseln gebaut wird, vor, die bereits einen Keim getrieben hatte. Sie schliesst nur einen einzigen, ziemlich grossen Samen mit holziger Schale und hervorspringenden Rändern ein und ist in der ge- ‚nannten Familie etwas abweichend. Ferner übergab Kunst- und Handelsgärtner Demmler einige Wassernüsse, die Früchte der Trapa natans, und empfahl sie zum Anbau in un- seren Seen. In Frankreich sei sie eine gewöhn- liche und beliebte Frucht, welche massenweise auf die Märkte komme und zu niedrigen Preisen ver- kauft werde. Er habe sie in grösserer Menge aus Paris bezogen und stelle sie Liebhabern, die sich dafür interessiren, zur Verfügung. Sie sei bereits seit einigen Jahren nach seinem Garten bei Frie- drichsfelde in einen Teich verpflanzt und mache ihm jetzt die Freude, dass sie gedeihe. Trapa natans wächst nach Professor Koch in verschiedenen Ge- genden Deutschlands wild; so viel er aber wisse, werde die Frucht, mit Ausnahme begrenzter Gegen- den, daselbst nirgends gegessen. In dem kleinen Teiche, nicht weit von der Wohnung des Hofgärt- ners Morsch in Sanssouci, komme die Pflanze ebenfalls vor; sonst habe er sie aber in der Mark | nicht gesehen. Nach Ascherson’s Flora wachse sie jedoch hier und da im Müggelsee; ganz be- sonders wurde sie aber in grösserer Menge in dem nicht weit davonliegenden Wernsdorfer See ge- funden. Hofgärtner Morsch hatte die langgestreckten | Zwiebeln, welche den Namen Ochsenhorn (corne | de boeuf) führen, ausgestellt und empfahl dieselben wegen ihres vorzüglichen Geschmackes. Guter Sa- men ist von dem Kunst- und Handelsgärtner Be- nary in Erfurt zu beziehen. Professor Koch übergab ein Surrogat zur Fül- lung der Gummikissen, was aus den feinen, die Samen der Kürbisse umschliessenden Häuten (den sogenannten dritten Eihäuten) bestand und wegen der ungemeinen Leichtigkeit empfohlen werden kann. Der Vorsitzende des Oberlausitzer Gartenbau- Ver- ' 74 eines, Kreis-Deputirter v. Wolff-Liebstein in Gör- litz, hat ihm dieses Material mit dem weiteren Be- merken zugesendet, dass ein dortiger Kaufmann, Gerste mit Namen, der die Kürbiszucht im Gros- sen treibe, diese Häute in solchen Massen als Ab- fall habe, dass er sie als Material zu den Gummi- kissen verwenden könne. Ferner legte Professor Koch Früchte vor, welche die Schalen der Mandelfrüchte, aber den Stein der Pfirsichen besassen. Diese eigenthümliche Form des Mandel- oder Pfirsichbaumes werde in Frankreich nicht selten kultivirt und sei schon von Duhamel als Amygdalo - Persica. beschrieben wor- den. In seiner demnächst zu veröffentlichenden Dendrologie habe er den Gegenstand ausführlich besprochen. Der Ansicht, dass diese Pfirsichmandel die Frucht eines Blendlings des Mandel- und des Pfirsichbaumes sei, könne er nicht beipflichten, da die Pflanze sich, wie man ihm wenigstens berichtet habe, durch Aussaat konstant erhalte, da ferner die Bäume sehr reichlich tragen, auch Eichen, sowie Pollenkörner, in allen von ihm untersuchten Blü- then vollständig entwickelt gewesen wären. Ent- weder sei demnach die Pfirsichmandel die ursprüng- liche Form des Pfirsichbaumes, der erst nach sehr langer Kultur saftige Fruchtschalen erhalte, oder Pfirsich- und Mandelbäume seien spezifisch gar nicht verschieden. Auf den tiefgefurchten Stein bei der Pfirsich- mandel, wie er auch bei der echten Pfirsichfrucht vorhanden sei, dürfe man nicht zu grossen Werth legen. Der Stein der sogenannten Krachmandel sei gewiss ebenso weit von dem allerdings nicht gefurchten und ziemlich glatten Steine der hart- steinigen Mandel entfernt, als dieser von dem Steine der Pfirsiche. Der Stein der Aprikose sei auch durch seine ziemlich glatte Oberfläche wesentlich von dem tiefgefurchten Pfirsichsteine zu unterschei- den, und doch besitze man eine japanische Aprikose (Prunus Mume), die gewiss nur eine Abart unserer gewöhnlichen Aprikose darstelle und ebenfalls einen. tiefgrubigen und tiefgefurchten Stein besitze. Von J. A. Heckert in Halle a. d. S. waren einige seiner Schattenfenster eingesendet, damit von Seiten des Vereines Versuche über deren Brauch- barkeit angestellt würden. Dieselben wurden des- halb dem Inspektor Bouch& übergeben, damit die- ser seiner Zeit darüber berichte. Die Fenster ha- ben sogenanntes Bandglas (gestreiftes "Tafelglas), welches in sofern auf das Wachsthum der Pflanzen wirken solle, als es das scharfe Eindringen des di- rekten Sonnenlichtes beschränke und ferner gegen die brennenden Strahlen, die es theile, kreuze und schwäche, Schutz gewähre. Besonders wird es zur Deckung von jungen Pflänzchen, Stecklingen u.s. w. 75 auf Mistbeeten empfohlen. Der Quadratfuss kostet 6 Sgr. Wünschenswerth wäre es auf jeden Fall, wenn dem Vereine von Gärtnern, die bereits mit diesem Bandglase Versuche angestellt haben, ihre Erfolge mitgetheilt, wenn ferner auch von Berliner Mitgliedern des Vereines andrerseits noch Versuche gemacht würden. Notar Lämmerhirt übergab einen dünnen, kaum 4 Linien im Durchmesser enthaltenden Ast eines Apfelbaumes, in dem sich mehre Zoll im Durchmesser vorhandene Auswüchse gebildet hatten. Nach Professor Koch sind diese Auswüchse in der Regel, vielleicht immer, durch Stiche von Insekten aus der Gruppe der Gallwespen hervorgerufen und können, wenn Ursachen dazukommen, welche den gesteigerten Säfte-Zufluss unterstützen, noch einen viel bedeutenderen Umfang annehmen. Er habe vor einem Jahrzehende dergleichen Auswüchse an einem sehr dünnen Lindenaste in einem Garten des Karlsbades gesehen, der weit über einen Fuss im Durchmesser enthielt und von dem Besitzer gestützt wurde, weil die Sache ihm von Interesse geschienen. Leider habe er nicht gleich von dem freundlichen Anerbieten Gebrauch gemacht, den Auswuchs abzuschneiden; darüber sei die Sache in Vergessenheit gerathen, bis es zu spät gewesen und der schwere Auswuchs abgebrochen und wegge- worfen worden sei. Professor Koch legte das Verzeichniss von Haage & Schmidt in Erfurt vor und sprach über dessen ausserodentlich reichen Inhalt. Es unterliege keinem Zweifel, dass es sich nicht allein dadurch vor allen Verzeichnissen des In- und Auslandes auszeichne, sondern ebenso sehr durch seine Kor- rektheit. Er habe es ın den letzten Jahren auf seinen mannigfachen Reisen in Frankreich vielfach gefunden und sich gefreut, welche Anerkennung es dort allgemein gefunden. Mit Ausnahme der Or- chideen, zum Theil der Palmen und der Dekora- tions-Pflanzen des Warmhauses, sowie der Kamel- lien und diesen entsprechenden Blüthensträuchern, finde man Alles, was, ganz besonders an Florblu- men, Sommergewächsen, Stauden, Kalthauspflanzen u. 8. w., in den letzten Jahren eingeführt sei, vor Allem aber die neuesten Einführungen, darin. Auf gleiche Weise übergab Professor Koch das eben ausgegebene Verzeichniss Siebold’scher Pflanzen in Leiden. Noch bei Lebzeiten des be- rühmten Reisenden sollte sein hauptsächlich aus japanischen Pflanzen bestehender Akklimatisations- Garten in Leiden aufgegeben werden, weshalb be- reits schon im grossartigsten Massstabe Verkäufe geschehen sind. Nach vorliegendem Verzeichnisse, welches der Inspektor Witte in Leiden angefertigt hat, ist aber immer noch eine grosse Zahl der in- teressantesten und auch für den Laien passenden Pflanzen darin enthalten. Er mache daher beson- ders Handelsgärtner darauf aufmerksam, weil viele Gartenpflanzen darin aufgeführt werden, wo die ganze Vermehrung zusammen verkauft werden soll, so dass der Käufer im Alleinbesitze ist. Derglei- chen Ankäufe sind jetzt beliebt und bieten wohl auch dem Gärtner am meisten Gelegenheit, Ge- schäfte zu machen. Aus dem reichen Inhalte machte Professor Koch besonders auf einen Strauch aufmerksam, der zwar bereits in der Mitte des vorigen Jahrhunder- tes in einer gefleckt-blättrigen Abart der weiblichen Pflanze eingeführt worden, bis vor Kurzem aber nur in, dieser in den Gärten vorhanden gewesen sei. Es sei dieses Aukuba japonica, ein immer- grüner Strauch, der leider bei uns im nordöstlichen Deutschland nicht im Freien aushalte, aber schon am Rhein, in Belgien, noch mehr in Frankreich und England, im Winter nicht leide und deshalb daselbst viel angepflanzt werde. Seitdem v. Siebold aus Japan zurückgekehrt und auch Fortune China durchforscht, habe man fast alle Jahre neue For- men von ihm erhalten, so dass in dem Siebold’- schen Verzeichnisse deren nicht weniger als 24 aufgeführt würden, und zwar gefleckte und unge- fleckte, breit- und ganz schmalblättrige, hohe und niedrige. Aukuba japonica schliesst sich demnach jetzt in dieser Hinsicht der mehr bekannten und bei uns mehr gewürdigten Ilex an. In der neuesten Zeit habe der jüngere Hoo- ker auf seiner berühmten Reise im östlichen Hi- malaya, wo seine Gefangenschaft ihm hinlänglich Musse gab, seine Forschungen fortzusetzen, Gele- genheit gehabt, eine zweite Aukuba aufzufinden, wel- cher er den Namen A. himalaica gegeben habe. Man sei in der neueren Zeit, zumal Hooker selbst an der Specifhicität Zweifel gehabt, der Meinung, dass diese Himalaya-Pflanze sich gar nicht verschie- den von der japanischen verhalte; die echte Form derselben mit ungefleckten und grossen Blättern werde deshalb in der Regel mit jener verwechselt. Er halte jedoch beide Arten für hinlänglich ver- schieden. Die Himalaya-Pflanze ist in allen ihren Theilen grösser und baut sich auch anders, indem die Aeste in einem geringern Winkel abstehen und viel mehr in die Höhe steigen. Die Blätter haben auf der Oberfläche eine dunklere Farbe und sind in der ersten Jugend behaart. Die nicht so weit ausein- anderstehenden Zähne am Rande der Blätter er- strecken sich fast bis an die Basis. Der Blüthen- stand ist mit abstehenden Haaren besetzt, während diese bei dem der A. japonica anliegen. Die läng- lich-Janzettförmigen Blumenblätter haben eine rosen- 10* rothe, die Früchte eine orangenrothe Farbe, wäh- rend diese bei A. japonica scharlach-, jene braun- roth sind. Inspektor Hannemann in Proskau überreichte einen Bericht über dıe Kultur-Versuche seines aus 138 verschiedenen Sorten bestehenden Kartoffel- Sortimentes während der Jahre 1855—1866. Ob- wohl der Gegenstand hauptsächlich landwirthschaft- liches Interesse besitzt, so glaubte Professor Koch, dass dergleichen Kultur-Versuche, wenn sie rationell gemacht würden, auch für Gärtner wichtig seien. Frübe Kartoffeln geben Manchem, namentlich in und bei grossen Städten, eine nicht unbedeutende Einnahme. In Berlin ist der Ertrag der Früh- Kartoffeln, besonders derer, welche im Mistheet ge- trieben werden, sehr bedeutend; es wird die Metze mit 1 Thaler in der ersten Zeit bezahlt. Für das Freiland werden von den Gemüse- züchtern in Rixdorf bei Berlin die Kartoffeln, und zwar die Sechswochen - Kartoffeln, schon in dem Zimmer angetrieben, und dann, wenn das Wetter einigermassen beständig zu werden scheint, in 18- zölliger Entfernung, ähnlich dem Kohl, gepflanzt. Wenn Frost eintritt und die Spitzen abfrieren, ist, allerdings der Ertrag weit geringer; wenn dieses aber nicht ist, geben dergleichen Frühkartoffeln, da der Korb, welcher ungefähr 4 Metzen enthält und zu 20 Sgr. verkauft wird, während man für den Scheffel 2 Thaler erhält, eine hübsche Einnahme. Professor Koch hält die gewöhnlichen Ertrags- Angaben, wo man das „Wie viel?” der Aussaat berechnet, am allerwenigsten für die Kartoffel rich- tig. Bei der Aussaat der Kartoffeln verhalte es sich ebenso, wie. mit der Aussaat des Getreides, des Gemüses u. s.w., man müsse stets die besten Kör- ner von dem ersten, die besten Früchte zur Samen- Gewinnung von dem zweiten nehmen. Lege man aber Knollen von 10 — 20 Loth Schwere (welche die sogenannten Paterson’schen Kartoffeln oft ha- ben) und erhalte von der Pflanze im Durchschnitt 3 Pfund Erndte, so sei dieses ein ungeheurer Er- trag, obwohl nur 6-fältig. Im Durchschnitt gebe in der Umgegend von Berlin die Pflanze nur 20 — 26 Loth; hätte man im Durchschnitt Knollen von 2 Loth gelegt, so er- hielte man einen 10- und selbst 13-fachen Ertrag. Die Berechnung würde demnach ganz zu Gunsten der letzteren Kultur sprechen. Eine sehr grosse Täuschung. Die Pflanze, welche aus einer 2 Loth wiegenden Kartoffel hervorgeht, nimmt grade so viel Raum ein, als eine, wo der Saatknollen 15 Loth im Durchschnitt gewogen hat. Im ersteren Falle sind aber auf das Quadrat von 18 Zoll noch nicht 1, im letzteren hingegen 3 Pfund Kartoffeln, also das 3- und 4-fache, erzielt. Man erhält also bei 76 10- und 13 -fältigem Ertrag in diesem Falle auf den Morgen 3 und 4 Mal weniger, als bei dem 6-fältigen. Prof. Koch legte die Abbildung eines neuen Bouquet-Pelargoniums mit gefüllten, scharlachrothen Blüthen vor, welches sich dem vom Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt empfohlenen Gloire de Nancy anschliesst und ebenfalls von Lemoine ge- züchtet ist. Es führt den Namen „Triomphe” und wird in Paris während der internationalen Ausstel- lung zu einem Massiv verwendet werden. An diese Mittheilung knüpfte Prof. Koch die Nachricht, dass der Buchhändler Otto in Erfurt das spezielle Programm für die 14 internationalen Ausstellungen in deutscher Sprache bearbeiten lasse und in den Buchhandel geben werde. In grösseren Parthien wird das Exemplar zu 5 Sgr. berechnet, einzeln kostet es aber 8 Sgr. Bekanntlich hat sich in diesem Winter die Kälte auf der Nordhälfte der Erde sehr verschiedentlich vertheilt. Während der Winter wohl durchaus in Deutschland, zunächst aber im nordöstlichen, im Allgemeinen sehr gelinde genannt werden kann, so ist er bekanntlich, besonders in England, aber auch zum Theil in Frankreich, sehr hart gewesen. Auch in den Vereinigten Staaten ist er, vor Allem in Virginien, so streng aufgetreten, wie es seit sehr langer Zeit nicht der Fall gewesen. Interessant ist hinsichtlich der grossen Kälte in Süd- Frankreich, dass oft zwei Orte, die nahe bei einander liegen, ganz verschieden von der Kälte gelitten haben. So wird aus Manosque im Departement des Basses- Alpes, wo bekanntlich viel Obst, besonders Wall- nüsse, gebaut werden, berichtet, dass nicht allein die Kälte daselbst eine bedeutende Höhe erreicht habe, sondern dass auch viel Schnee gefallen sei. Da der letztere am Tage oft gethaut, so sei ein empfindliches Glatteis entstanden, welches haupt- sächlich den Obstbäumen geschadet habe. Da es wiederholt schneite, so wurden die Aeste auf eine Weise mit Schnee und Eis überladen, dass sıe ab- brachen. Ein solcher Ast von einem Wallnuss- baume wurde gewogen und hatte das Gewicht von 90 Pfund, während er, befreit vom Schnee und Eis, nur 10 Pfund wog. In einem nur einige Meilen von Manosque entfernten Orte war es zwar ebenfalls kälter, als gewöhnlch, aber durchaus nicht unangenehm. Die Obstbäume hatten hier gar nicht gelitten. Zu der genannten Mittheilung des Kunst- und Handelsgärtners Demmler über die von ihm kul- tivirten Früchte der Wassernuss-Pflanze (Trapa na- tans) bemerkte Prof. Schultz-Schultzenstein, dass diese Pflanze ihren nächsten Standort bei ' Berlin im Wernsdorfer See, jenseits Köpnick, habe, aber seit mehrern Jahren dort auszusterben drohe, weil sich die Wassermiere oder Wasserpestpflanze (Anacharis Alsinastrum) daselbst eingefunden und wuchernd sich vermehrt habe. Noch vor 10 Jah- ren waren die Wassernüsse bei Wernsdorf so häu- fig, dass man scheffelweise deren sammeln konnte; jetzt sehen die wenigen dort zwischen Nymphäen- blättern zerstreuten Wassernuss - Pflanzen dürftig aus und zeigen schon im August eine rothe, herbst- liche Färbung, was ein Zeichen von Verkümme- rung ist. Die Wassermiere bildet auf dem Boden des Sees einen mehre Fuss hohen, dichten Rasen, der im Herbste das Niederfallen der reifen Wasser- nüsse auf den Boden verhindert und im Frühling dem Durchbrechen der keimenden Pflanze Hinder- nisse entgegenstellt. Es sei daher sehr erwünscht, dass Kunst- und Handelsgärtner Demmler die Wassernuss nach einem anderen Ort in der Nähe von Berlin verpflanzt habe. Ferner zeigte Professor Schultz-Schultzen- stein eine etwas über zolldicke Wurzel der ge- meinen Kiefer (Pinus sylvestris) vor, die von einem am Ufer stehenden Baume unter Wasser gewach- sen, dann losgespült und dabei allmählig in die feinsten Fäden pinselförmig aufgefasert war, so dass die mikroskopischen Gefässe des Holzes völlig isolirt und der mikroskopischen Beobachtung von allen Seiten zugänglich waren. Dass durch blosses län- eres Maceriren in reinem Wasser die Lebenssaft- efässe der Rinden isolirt und durch Präpariren eicht die ganzen Gefässnetze blossgelegt werden önnen, hatte der Vortragende schon in seiner fran- ösischen Preisschrift über diese Gefässe gezeigt; ass aber die Gefässe des Holzes sich so in ihren einsten Bestandtheilen durch blosse Maceration im asser auflösen lassen, war bisher unbekannt. Prof. chultz-Schultzenstein wird seine an dieser on Natur macerirten Kieferwurzel gemachten Beob- chtungen über den Bau der sogenannten porösen efässe der Nadelhölzer, die von den porösen Ge- ässen der Cycadeen gänzlich verschieden sind und on ihm als besondere Form mit dem Namen: Vasa culata (Augengefässe) wegen der ungewöhnlichen reise, womit sie besetzt sind, genannt werden, päter noch besonders mittheilen. Es waren Jahresberichte, schriftliche und ge- ruckte, von mehrern Gartenbau - Vereinen einge- aufen, die Zeugniss ablegten, wie Liebe zu Pflan- en und Blumen auf eine erfreuliche Weise zu- immt und die Kultur von Blumen und Pflanzen llenthalben gefördert wird. In den Gartenbau- ereinen von Bamberg, Nürnberg und Augsburg ind es hauptsächlich praktische Gärtner, welche urch einschlagende Vorträge, auch wissenschaftlicher rt, zu belehren suchen. Da der Inhalt manches I Interessante darbietet, wird der General - Sekretär in einer der nächsten Nummern noch speziell darü- ber berichten. Professor Koch theilte mit, dass er als Mit- glied im Vorstande des pomologischen Vereines auch in diesem Jahre bereit sei, den Jahres-Beitrag für den deutschen Pomologen-Verein (1 Thaler) in Em- pfang zu nehmen, in sofern es Mitgliedern dessel- ben bequemer sein sollte, diesen hierher zu zahlen. Professor Koch theilte den am 15. Februar erfolgten Tod des Sanitätsrathes Franz Jahn, eines unserer tüchtigsten und wissenschaftlich gebildeten Pomologen, mit. Er behalte sich vor, noch emige Worte später über einen Mann zu sprechen, der ihm selbst nahe gestanden und einer der grössten Förderer der allgemeinen deutschen Pomologen- Versammlungen gewesen. Es freue ihn, dass von der Familie die Obstbaumschulen erhalten und fort- gesetzt werden. Das Obstbau-treibende Publikum habe sich allmählig daran gewöhnt, an den Namen Franz Jahn vor Allem eine richtige Benennung der Obstsorten zu knüpfen. Es möchten wenig grössere Baumschulen existiren, wo nicht Franz Jahn bei ihrer Ausdehnung, mehr noch bei der Berichtigung der Namen, hülfreiche Hand geleistet. Den Lesern der Wochenschrift wird der Verstor- bene, hauptsächlich wegen seiner Zimmer-Kopulan- ten und des vorzüglichen Wurzel-Vermögens, durch welches alle seine Gehölze sich auszeichneten, im Gedächtniss sein, da häufig darüber berichtet ist. Auch aus Jungbunzlau habe er die Nachricht erhalten, dass der Sohn des bekannten böhmischen Pomologen und Obstzüchters Schamal, über des- sen Tod im vorigen Jahre berichtet worden sei, die grossen, weit und breit berühmten Obstbaum- schulen auf gleiche Weise erhalten werde. Wir machen Alle, welche mit dem Vater bisher in Ver- bindung gestanden haben und mit dem Sohne in dasselbe Verhältniss treten wollen, besonders darauf aufmerksam. Ferner legte Professor Koch einige zum Obst- und Gartenbau Bezug habende Instrumente, wie Garten- und Okulir-Pfropfmesser, ferner Sägen und Scheeren vor, welche in der hinlänglich bekannten Fabrik der Gebrüder Dittmar ın Heilbronn ver- fertigt waren, und sprach über deren Güte und Brauchbarkeit. Jetzt, wo das Frühjahr vor der Thür stehe, trete bei den Gartenbesitzern das Be- dürfnis» nach dergleichen Instrumenten hervor und erlaube er sich deshalb, sie bestens zu empfehlen. Schliesslich machte der Vorsitzende, Geh. Ober- Regierungsrath Knerk, bekannt, dass von Seiten des Preisrichter - Amtes dem Himanthophyllum mi- niatum des Kunst- und Handelsgärtners Priem der Monatspreis zugesprochen sei. Der Obstbaumschnitt und das neueste Werk von Dr. Lucas. (Fortsetzung.) Ich habe bereits gesagt, dass die in den Holz- zellen aufgehäuften Nahrungsstoffe (die sogenannten näheren Bestandtheile) einestheils zum Wachsthum der ganzen Pflanze und anderntheils zur Bildung von Samen und Früchten verwendet werden. Alle Achsen (Stengel, Aeste und Zweige) verlängern sich an der Spitze, die angelegten Zellen der Stengel- theile zwischen je 2 Blätter (Stengelglieder), sowie die Blätter, dehnen sich aus, vermehren sich auch durch Neubildung von Zellen, so dass schliesslich ein Stengelglied (Internodium) bisweilen die Länge von 2 und mehr Zoll erlangen kann. Zu diesem Wachsthume wird der Inhalt der Magazine ebenso verwendet, wie zur Fruchtbildung. Aufgabe des Obstgärtners ist es, die Verwendung der Nahrungs- stoffe in der Weise zu regeln, dass beiderlei Ver- langen zwar genügt, der Frucht aber doch mehr, und vor Allem feinere Nahrung, zugeführt wird. Dieses Regeln kann und soll der Schnitt gleich- falls thun. Unsere Gehölze unterscheiden sich wesentlich von vielen tropischen dadurch, dass sie Unterbre- chungen in ihrem Weachsthume haben, während jene, gleich unseren Sommer-Gewächsen, in ihrem Wachsthume keinen Stillstand besitzen. Dieser Still- stand wird bei uns durch die Kälte, in den Tropen grade umgekehrt durch die Hitze bedingt. Bevor der Winter bei uns eintritt, sind bei den holzarti- gen Pflanzen die neuen Theile, welche im nächsten Jahre treiben sollen, nicht allein schon vollständig angelegt, es sind auch die Nahrungsstoffe aufge- speichert, welche zu deren erster Entwickelung noth- wendig sind. Ein Obstgärtner kann daher schon im Herbste an diesen neu angelegten Theilen, den Knospen, sehen, welche Erndte er (nicht vorauszu- sehende Witterungs - Verhältnisse abgerechnet) im nächsten Jahre haben werde. Ein jeder Forstmann weiss, dass das Holz, welches er im Herbste, wo al’ die Nahrungsstoffe noch aufgespeichert liegen, schlägt, schwerer ist, als das, was im Frühjahre gefällt wird, weil im letzteren Falle schon ein gros- ser Theil derselben verbraucht ist. Untersucht man eine Blüthenknospe im August, so findet man den Apfel, die Birn, die Pflaume u. s. w. darin schon mit allen ihren Blüthetheilen vollständig entwickelt; die Birn und der Apfel bil- den in dieser Zeit noch nicht den vollständig ge- schlossenen Becher, in dem die Fruchtknoten (das spätere Kernhaus) liegen, und das Fruchtblatt der 78 | der. Kirsche und Pflaume ist zwar bereits mit seinen Rändern einwärts gerollt und schliesst eine Höh- lung ein, erscheint aber noch nicht vollständig ver- wachsen. Die Blattknospe dagegen hat all’ ihre Blätter, welche im nächsten Sommer am Zweige sich befinden, schon im Herbste angedeutet. Da die Wurzeln unserer Obstbäume zum Theil sehr tief in die Erde dringen, wenigstens bis dahin, wo die Kälte keine Wirkung mehr hat, so beginnt der Obstbaum, wie jedes andere Gehölz, gegen den Ausgang des Winters, also schon lange bevor eini- germassen erwärmte Luft vorhanden ist, seine Thä- tigkeit; diese wird aber erst dann dem Auge sicht- bar, wenn sie auch auf die nach aussen stehenden Organe, zunächst auf die Knospen, einwirkt und diese anschwellen. Die erste Thätigkeit, obwohl, wie gesagt, dem Auge nicht sichtbar, lässt sich da- durch nachweisen, dass das Holz schon im Februar anfängt, leichter zu werden. Mit dem Eintreten der besseren Jahreszeit ge- schieht die Aufnahme von Wasser durch die Wur- zeln in erhöhtem Masse, weniger um elementare Nahrungsstoffe zuzuführen, als vielmehr hauptsäch- lich, um die Niederlags- oder Magazinstoffe aufzu- lösen und an die betreffenden Stellen zu bringen, wo sie verwendet werden sollen. Sind die Knos- pen in Zweige umgewandelt und die Blüthen ent- faltet, so werden in den Winkeln der Blätter schon wiederum die ersten Anlagen zu neuen Knospen für das nächste Jahr gemacht. Wer demnach die erste Entstehung unserer Äepfel und Birnen ver- folgen will, dem kann es nicht genügen, erst im August oder gar im September seine mikroskopi- schen Untersuchungen der angelegten Fruchtknos- pen zu beginnen: er muss viel früher anfangen, und zwar mit dem Augenblicke, wo eine geringe Erhebung über die Oberfläche der Haut als erster Anfang der Knospe sich zeigt. Wir haben zweierlei Gehölze. Bei dem einen | setzt sich das Wachsthum, d.h. zunächst die Ver- längerung der Zweige, in geringerem Masse über den Monat April und Mai hinaus fort, steigert sich aber wiederum im Juli und August. In diesem Falle, also bei den Gehölzen mit einem Jahres- triebe, zeigt der jährige Zweig ein gleichmässiges Verhältniss der einzelnen Stengelglieder zu einan- Ganz besonders ist dieses dann der Fall, ' wenn, wie bei Esche, Flieder, Rosskastanie u. s. w., ı die Endknospe Blüthen einschliesst. Anders verhält es sich mit den Gehölzen, die einen doppelten Trieb machen und zu denen unsere Aepfel- und Birnbäume gehören. Hier tritt zwar ' im Juni in der Thätigkeit innerhalb der Pflanze kein vollständiger Stillstand ein, es entsteht aber im Juni eine bestimmte Endknospe, zwischen der und der Basis des Zweiges alle Stengelglieder ziem- lich gleich entwickelt sind. Nach der Ruhe treibt die Spitze des Zweiges weiter und es bildet sich eine schwächere Verlängerung, deren Anfang man auch noch später, im Herbste und im Winter, deut- lich erkennen kann. Diese zweite Verlängerung ist immer schwächer, als die erste und bedarf eines- theils durch Aufnahme von Nahrungsstoff in den Zellen aus den Niederlagen, anderntheils auch durch Bildung neuer Niederlagen, einer gewissen Stär- kung und Widerstandsfähigkeit, um im Winter nicht von der Kälte zu leiden. Hat sie diese er- halten, so spricht man von reifem Holze in den Zweigen. Nur bei diesen Gehölzen mit doppeltem Triebe kann man auch von einer doppelten, gestei- gerten Thätigkeit, einem besonderen Frühlings- und von einem besonderen Sommer- oder August - Saft sprechen. In den Winkeln der Blätter des Frühlings- triebes werden, wie bereits erwähnt, in der Zwi- schenzeit bereits aber schon Knospen angelegt, welche zum grossen Theil bei erhöhter Zuführung von Nahrung Blüthenknospen werden, während die Knospen, die am zweiten (dem sogenannten August- triebe) sind, nur Blätter einschliessen. Die Blätter der Triebe sind fortwährend thätig und bereiten Nah- rungsmittel für die Magazine, aus denen nicht allein die Knospen, sondern auch die bereits angelegten Früchte ernährt werden sollen. Wenn aber diese Nahrungsstoffe auch zum Wachsthume des Triebes selbst oder im erhöhten Masse für die Ausbildung der Laubknospen verwendet werden, so geschieht dieses zum Nachtheile der Ausbildung der Frucht. Um dieses zu verhindern, nimmt man die fortwäh- rend wachsenden oder sich streckenden Triebe mehr oder weniger mit dem Messer hinweg und zwingt auf diese Weise den bereits in Gang gebrachten Nahrungssaft, einen anderen Weg zu verfolgen, d. h. hauptsächlich in die Früchte zu gehen. Es muss dieses aber mit Sachkenntniss geschehen, in- dem, wenn zu viel weggenommen wird, einestheils keine oder nicht genug Neubildung von Nahrungs- stoffen durch die Blätter geschehen kann, andern- theils der auf andere Wege gebrachte Nahrungs- stoff anstatt in die unten stehenden Früchte, resp. Fruchtknospen, in die weiter oben befindlichen Laub- knospen geht und diese zum Austreiben bringt. Der Schnitt muss rationell betrieben, es muss den ob- waltenden Umständen Rechnung getragen werden. Die Wissenschaft hat bis jetzt, so viel wenig- stens mir bekannt ist, noch nicht erforschen kön- nen, wie die Vertheilung der in den Blättern be- reiteten Nahrungsstoffe geschieht. Auf jeden Fall müssen dabei die stickstofffreien (die sogenannten Kohlenstoff-Hydrate) wesentlich von den stickstoff- 79 haltigen (Proteinstoffen) unterschieden werden, da beide schon in ihren Wanderungen sich verschieden verhalten. Eigentliche Niederlagen oder Magazine scheinen für die letzteren nicht vorhanden zu sein; wir wissen nur, dass sie in den Siebröhren und Kambiformen, je nach den Bedürfnissen der ein- zelnen Pflanzen - Organe, ab-, aber auch aufwärts steigen, dass sie sich in Bastzellen und Lebenssaft- Gefässen weiter bewegen. Dass ferner ein Theil von ihnen als überflüssig ausgeschieden wird, sehen wir besonders bei Nadelhölzern und den Pflanzen, welche Lebenssaft-Gefässe besitzen, dass diese Stoffe aber auch bei der Neubildung von Zellen thätig sind und nicht nur zur Frucht- und Samenbildung verbraucht werden, unterliegt wohl keinem Zweifel. Man führt in der Regel den Ringelschnitt für letz- teres als Beweis an; er ist es wohl auch, obgleich ein grober. Die Früchte reifen durch den Ringel- schnitt 8 — 14 Tage früher und werden auch in der Regel besser und vollkommener. Bei dem Ringelschnitt wird die Rinde rings um den Ast bis auf das Holz weggenommen, um den darüber befindlichen Früchten den Nahrungs- saft, der in den Siebzellen u. s. w. absteigen soll und nun nicht kann, zu Gute kommen zu lassen. Entgegengesetzt verhält es sich aber, wenn man am alten Holze eine schlafende Knospe, von der man äusserlich vielleicht kaum eine Spur sieht, zur Entwickelung bringen will. In diesem Falle macht der Obstgärtner den Einschnitt in die Rinde nicht unterhalb der Knospe, wie beim Ringelschnitt, son- dern grade oberhalb; hilft dieses noch nichts, so wird noch auf beiden Seiten des Querschnittes ein schräg - abfallender Schnitt ebenfalls bis auf's Holz gemacht. Man bemerkt in diesem Falle kein An- schwellen, weder des oberen, noch des unteren Wundrandes. Die Folge ist aber, dass wirklich ein erhöhter Zufluss von Nahrungsstoffen nach dem schlafenden Auge stattfindet und dieses austreibt, d. h. zum Triebe und zum Zweige wird. Dieses Wachsthum ist geschehen, so weit es wenigstens sich nachweisen lässt, ohne allen oder doch mit nur geringem Zufluss des in den Siebzellen u.s.w. sich bewegenden, stickstoffhaltigen Nahrungssaftes, haupt- sächlich aber durch die in den Holzzellen aufge- häuften Nahrungsstoffe (durch die sogenannten Koh- len-Hydrate). Es scheint demnach, dass die letztern bei der Neubildung von Zellen zur Erzeugung ve- getativer Theile, also der Triebe, vor Allem noth- wendig sind, während die Frucht-, resp. Samen- bildung, daneben noch der stickstoffhaltigen Stoffe vorwaltend bedarf. Auf gleiche Weise macht man bei Jahrestrie- ben, die schwach sind und einer Kräftigung be- dürfen, den Querschnitt oberhalb der Knospe, die 850 man beleben will, ist aber umgekehrt der Trieb zu kräftig, so schneidet man unterhalb der Knospe. Ferner möchte das Verfahren, wo man nur ober- flächliche Schnitte in die Rinde macht, um Triebe oder Knospen zu erkräftigen, die Ansicht bestärken, dass die Kohlen-Hydrate hauptsächlich zur vegeta- tiven Ernährung dienen. Umgekehrt, schneidet man bis in das Holz und verhindert den Zufluss der eben bezeichneten Nahrungsstoffe, so wird ein zu kräftiger und üppig- wachsender Trieb dadurch geschwächt. Kernobst- und Steinobstbäume unterscheiden sich in ihrer Fruchtbildung wesentlich von einan- der. Es muss demnach diesem Umstande Rech- nung getragen werden; der Schnitt beim Kernobste ist ein ganz anderer, als bei dem Steinobste. Das Steinobst scheint geringerer Anstrengungen — wenn ich mich so ausdrücken darf — von Seiten der Pflanze zu bedürfen, als das Kernobst. Dieses be- findet sich entweder an der Spitze der Jahrestriebe, wohin bekanntlich hauptsächlich die Nahrung zu- strömt, häufiger jedoch zur Seite der Zweige und Aeste, und zwar im ersteren Falle stets an dem Frühlings-, nie am Sommertriebe. Bei dem Stein- obste ist es umgekehrt der Fall: die Früchte be- finden sich, besonders bei Kirschen, vorherrschend am oberen Theile der Zweige. Im unteren Theile der Zweige sind die Re- servestoffe viel mehr angehäuft und können sehr leicht den dort befindlichen Fruchtknospen der Kern- obstbäume zu Gute kommen. Diese Anfänge zur Blüthen-, resp. Fruchtbildung der letzteren bedür- fen auch einer längeren Zeit zu ihrer vollständigen Ausbildung und tragen meist erst im zweiten oder dritten, auch bisweilen selbst erst im vierten Jahre Früchte. Vorher befinden sich Blätter am Ende der sogenannten Fruchtspiesse, die sich später in Ringelspiesse umändern und damit tragbar werden. Die Blätter der Fruchtspiesse verarbeiten die zu- geführten elementaren Nahrungsstoffe, welche dann in der nächsten Nähe als Reservestoffe niederge- schlagen werden und zur Ausbildung der von den Blättern eingeschlossenen Blüthen - Anlage dienen. Hat ein solcher Frucht- oder Ringelspiess einmal getragen, so bilden sich unterhalb der Stelle, wo die Frucht gestanden hat, neue Blüthen - Anlagen, welche aber in der Regel nur zum Theil im näch- sten Jahre Früchte bringen, sondern meist eben- falls zu ihrer vollständigen Ausbildung wiederum einer längeren Zeit bedürfen. Es tragen demnach bei dem Kernobste die angelegten und zur Frucht- bildung bestimmten Organe viele Jahre hinterein- ander; es entsteht schliesslich sogenanntes Quirl- holz. Auch hier versteht der Schnitt zu verjün- gen, wenn zu viele Ansätze, welche Früchte ge- tragen haben, vorhanden sind, indem das ganze Quirlholz, mit Ausnahme der einige Linien langen Basis des Stieles, wo nun aus den Ringen (den Stellen, wo Blätter gesessen haben) neue Trag- knospen entstehen, abgeschnitten wird. Beim Steinobste befinden sich die im Herbste oft büschelförmig angelegten Tragknospen in der Mitte oder am oberen Theile des Zweiges und kommen alsbald mit Hülfe der Reservestoffe vom vorigen Jahre, zu denen sich auch noch deren von diesem Jahre gesellen, zur Ausbildung. Dabei streckt sich der Zweig und trägt an der Spitze stets eine Laubknospe zu seiner späteren Fort- setzung. Die Reservestoffe werden mehr oder we- niger für die Ausbildung der Früchte verzehrt, so dass die endständige Laubknospe zu ihrer weitern Entwickelung deren hauptsächlich aus anderen Thei- len der Pflanze bedarf. Es befinden sich aber an der Basis des Zweiges, der getragen hat, ebenfalls Laubknospen, deren Ernährung von Seiten der Niederlagen im älteren Holze leichter ist. Von diesen Laubknospen fasst der Obstgärtner in der Regel 2 in's Auge, um sie zu Fruchtzweigen für die Folge heranzuziehen. Er schneidet den Frucht- zweig, der getragen hat, mit allen seinen Neben- zweigen bis zu den beiden Knospen, welche man Ersatzknospen nennt, ab und zieht diese zu Trag- zweigen heran. Diese Ersatzknospen wären ohne die Wegnahme der letzteren bei dem Streben des Nahrungssaftes nach den äussersten Enden, wo Laubknospen befindlich sind, gar nicht zur Ent- wickelung gekommen, zumal der Zweig in Folge des Verlustes seiner Nahrungsstoffe zw Gunsten der Früchte an und für sich zur Erkräftigung viel Nahrung beansprucht hätte, die nun bei Weg- nahme des abgetragenen Zweiges allein jenen Er- satzknospen und ihrer Ausbildung zu Gute kommt. (Schluss folgt.) Das deutsche Programm der 14 Pflanzen- Ausstellungen in Paris vom 1. April bis 31. Ok- tober ist in jeder Buchhandlung für 3 Sgr. zu ha- ben. Wer franco an den Verleger, Buchhändler Otto in Erfurt, 7 Sgr. in Briefmarken einsendet, erhält 1 Exemplar frei. Bei Parthien über 12 Exemplare wird bei freier Einsendung des Geldes das Stück nur zu 5 Sgr. berechnet. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. { Wochenschrift Vereines zur Beförderung des @artenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. Br 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten No. 11. Tun Berlin, den 16. März Lucas. (Schluss) — Grosse Bäume in der Umgegend von Gross-Peterwitz bei Kanth i. Sch. Vom Oberg. Fehse. halb Deutschland an neuen Pflanzen, selbst an solchen, die noch gar nicht in den Handel gekom- | men waren, vorkam, beschrieben und darauf auf- Auch in diesem Jahre theilen wir den Lesern merksam gemacht. Da wir nichts Neues hinzufü- der Wochenschrift mit, was an Neuem aus fremden | gen können, übergehen wir natürlich hier die auf Ländern für unsere Gärten gebracht ist, zum Theil | diese Weise besprochenen Pflanzen; es betrifft aber auch, was durch des Gärtners, hier und da | allerdings in der Regel die schöneren, welche man auch durch des Liebhabers Fleiss, Verständniss und | deshalb hauptsächlich zur Ausstellung bringt. Wen Beharrlichkeit hervorgerufen und als etwas, was | es aber interessirt, auch über diese etwas zu er- weiter verbreitet zu werden verdient, in den Han- | fahren, kann in dem vorigen Jahrgange darüber del gebracht wurde. In der sogenannten guten | nachlesen. Ein gutes Register, was für jeden Jahr- alten Zeit war man zufriedener, als jetzt; da machte | gang ausgearbeitet wird, erleichtert das Nachschla- eine neue Rose oder irgend ein Sommergewächs | gen ungemein. noch über das Jahr hinaus Aufsehen und rief bei 1. Acanthus montanus T. Anders. ist eine den Laien stets Bewunderung hervor. Heut’ zu | strauchartige Blattpflanze des Warmhauses, welche Tage werden alljährlich Hunderte neuer Pflanzen | sich hinsichtlich der Blattform den übrigen Acanthus eingeführt; wenn es auch nicht immer dergleichen | anschliesst. Wir haben sie bereits im 8. Jahrgange sind, sondern oft nur alte Pflanzen mit neuen Na- | der Wochenschrift (8. 350) gesprochen; damals men, so bleibt die Zahl derer, welche bisher in | befand sie sich aber erst nur in Kew, während sie den Gärten unbekannt waren, stets noch sehr gross. | jetzt auch im Handel ist. Wir bemerken, dass sie Und doch beklagt man sich, dass nicht genug Neues | in einigen Verzeichnissen der Handelsgärtner unter eingeführt worden, wenigstens nicht in der Weise, | dem falschen Namen Dilivaria ilicifolia Juss. dass das Vorhandene übertroffen sei. Man kauft |, aufgeführt wird. Es ist diese allerdings eine ver- aber das Neue und wirft, da Raum fehlt, das Bes- | wandte Pflanze mit glänzenden Blättern, welche sere oft hinweg. Die Blumen und Pflanzen wech- | denen unserer Stechpalme (Ilex Aquilegium L.) seln in unseren Gärten und Gewächshäusern all- | ähnlich sind; sie wächst in ÖOstindien, während Uebersicht | laufe unserer mannigfachen Reisen in und ausser- der in der neuellen Zeit eingeführten PManzen. jährig, wie die Kleider der Mode. Acanthus oder Cheilanthes montanus N. v. E. in dem Im Verlaufe des vorigen Jahres haben wir be- | tropischen West-Afrika vorkommt. reits in der Wochenschrift Alles, was uns bei dem 2. Actinospora dahurica Fisch. ist eine zu Besuche der grösseren Ausstellungen und im Ver- | empfehlende Staude aus der Verwandtschaft des 11 auch in unserer einheimischen Flor vertretenen Ra- nunkulaceen - Geschlechtes Actaea, noch mehr der Arten von Cimicifuga, und kann auch auf gleiche Weise verwendet werden. An dem 3—4 Fuss hoch werdenden Stengel befinden sich die grossen und mehrfach zusammengesetzten Blätter, die all- mählig kleiner werden. Die kleinen, weissen, zwei- häusigen oder vielehigen Blüthen bilden zusammen- gesetzte Aehren. 3. Adiantum velutinum haben wir in Lon- | don während der vorjährigen internationalen Pflan- zen-Ausstellung gesehen (s. 9. Jahrg. der Wochen- schrift, S. 227). Es schliesst sich zwar den an- deren Frauenhaar - Arten an, zeichnet sich aber durch die schönen Blätter, deren Endfiedern etwas sichelförmig gebogen sind, aus. Eigenthümlich ist dem Farn, dass besonders die Unterseite des all- gemeinen Stieles mit einem spinneweb-artigen, blass- braunen Ueberzug versehen ist. 4. Alberta magna E. Mey. wurde von Drege in Süd-Atrika entdeckt und zu Ehren Albert des Grossen, dem die Botanik mehr verdankt, als bis jetzt erkannt ist, genannt. Es ist eine Rubiacee aus der Abtheilung der Gardeniaceen und stellt einen mässig hohen Baum dar, dessen immergrüne Blätter 4—5 Zoll lang und in der Mitte 14—16 Linien breit sind. Die rosafarbigen, 1 Zoll langen und Präsentirteller - förmigen Blüthen besitzen eine hellrothe Farbe und bilden am Ende der Zweige grosse Rispen. 5. Aletris aurea Walt. gehört zu den eigen- thümlichen Lilien, welche zum grossen Theil be- stäubte oder behaarte Blüthen besitzen und den Namen Haemodoraceae führen. Sie hat eine grosse, knollige Wurzel und treibt zwischen den zahlrei- chen und gestreiften Blättern enen 2 — 3 Fuss hohen Stengel, der mit ener 2— 3 Zoll langen Aechre endigt. Die Blüthen stehen abwechselnd, sind etwas behaart und haben eine röhrig - trichter- förmige Gestalt. Vaterland ist Nord-Amerika. 6. Almeida rubra St. Hil. ist zwar schon länger eingeführt, wir kommen aber auf diese bra- silianische Rutacee jetzt zurück, weil sie Empfeh- lung verdient und in der Wochenschrift noch nicht | besprochen wurde. Sie gehört in's Warmhaus und | stellt auch eine hübsche Blattpflanze dar. Ihre länglich - zugespitzten Blätter haben eine grüne Farbe und sind ganzrandig. Aehre. schöne | Die hellrothen | Blüthen bilden am Ende der Zweige eine kurze | ' wie bei den echten Liliaceen, sondern nach aussen 82 7. Alnus tinctoria Sieb. ist eine japanische Eller, welche einen schönen Baum bilden soll. Blätter werden ziemlich gross, rund und am Rande wellig angegeben. Den Namen soll sie von dem weiss-punktirten Holze erhalten haben. Ob dieses Ihre ı ausserdem als Farbe-Material benutzt wird, wissen wir nicht. In Regel’s Monographie der Betula- ceen fehlt sie noch. 8. Alpinia cernua Sims stammt aus ÖOst- Indien und seinen Inseln und ist neuerdings aus Java eingeführt worden. Diese Scitaminee wird ziemlich hoch, indem sie Stengel von 7 und selbst 10 Fuss Höhe treibt. Ihre Blätter sind länglich- lanzettförmig und, gleich denen der übrigen Arten dieses Geschlechtes, völlig unbehaart. Der später überhängende, straussähnliche Blüthenstand besitzt einen rothen, allgemeinen Stiel, an dem die hell- rothen Blüthen mit der grossen und gelbumrande- ten Lippe meist zu 3 befindlich sind. schon früher einmal in Kultur. 9. Alpinia mutica Roxb. stellt eine andere Art dieses ziemlich grossen Geschlechtes dar, die nicht so hoch wird und kaum 5— 6 Fuss erreicht. Die Blätter sind ausserordentlich schmal, aber sehr lang. Der Blüthenstand bildet einen kegelförmigen Strauss, dessen allgemeiner Stiel wollig-behaart er- scheint, gleich den kurzen Blüthenstielen, die 2 bis 4 Blüthen tragen. Diese haben eine weisse Farbe, die jedoch durch das Gelb der berz- und kappen- förmigen Lippe unterbrochen wird. 10. Ananassa Porteana ist eine der letzten Einführungen des im vorigen Jahre verstorbenen Porte und stammt aus den Philippinen. Sie schliesst sich unseren buntblättrigen Ananas - Pflanzen an, besonders der, welche unter dem Namen Bromelia Penangensis in Kultur ist, und hat olivenfarbige Blätter, welche aber in der Mitte mit einem brei- ten, hellgelben Mittelbande versehen sind. 11. Anchusa italica Retz ist eine Staude des südlichen Europa’s, welche unsere gewöhnliche ÖOchsenzunge vertritt und, gleich dieser, schöne blaue Blüthen besitz. Warum die letztere nicht einmal als schöne Staude in den Handel gebracht Sie war | ıst, muss Wunder nehmen, wo man nach schönen, neuen Pflanzen sucht, die noch nicht in Kultur sind. Die italienische Ochsenzunge baut sich besser und verästelt sich mehr, weshalb sie den Vorzug verdient. In Frankreich gehört sie bereits zu den schönblühenden Stauden. 12. Anguillarıa dioica R. Br. befand sich früher schon in Kultur, scheint aber, wie so man- ches Andere, verloren gegangen zu sein. Sie ist wiederum eine Lilie, gehört aber zu den Melan- thaceen, wo die 6 Staubbeutel nicht nach innen, aufspringen. Vorliegende Pflanze ist ein Zwiebel- gewächs aus Neuholland. Seine 3 Blätter umfassen mit breiter Basis den Stengel und ziehen sich dann in eine schmale Fläche zusammen. Die diöcischen ‘ Blüthen bilden eine endständige Aehre und besitzen 83 flach-ausgebreitete Blumenblätter, welche sich durch eine braune Längsbinde auszeichnen. 13. Anopterus glandulosus Lab. wächst ebenfalls in Neuholland, ist aber eine strauchartige Saxifragacee aus der Abtheilung der Escalloniaceen. Auch sie war früher in Kultur. Sie bildet ein kleines Bäumchen mit abwechselnden, lederartigen und freudig-grünen Blättern, deren Rand mit drü- sigen Zähnen besetzt ist. Die ziemlich grossen und weissen Blüthen bilden endständige Trauben und haben 6 eirunde und etwas konkave Blumenblätter. 14. Anthurium pedatifidum hat Regel eine Art des grossen Geschlechtes genannt, wel- ches in der Nähe von A. podophyllum steht und wahrscheinlich gar nicht davon verschieden ist, eben- so wie A. membranuliferum der holländischen Gär- ten (A. pseudopodophyllum Schott). Alle Anthu- rien ändern in Grösse und Gestalt mehr oder we- niger. Genannte Art gehört zu den schönsten Blattpflanzen, welche auch in den Zimmern sehr gut aushalten; ihre Blätter erreichen eine nicht unbedeutende Grösse, bis 2 Fuss und mehr im Durchmesser, und stehen auf langen Stielen. 15. Anthurium reflexum Hort. Par. ist eine zweite, nicht minder zu empfehlende Art, aber mit ganzrandigen, an der Basis herzförmigen und läng- lich - lanzettförmigen Blättern, welche eine Länge von 15 — 18 und einen Breiten - Durchmesser von 8-— 10 Zoll besitzen und sich durch eine ziemlich dieke und lederartige Konsistenz auszeichnen. In- teressant ist, dass die kurzgestielten Aehren, we- nigstens in der Jugend, zurückgebogen sind. 16. Aphragmia caracasana ist mir eine noch unbekannte Pflanze, die aber den Dipteracan- thus-Arten nahe stehen muss, da Nees v. Esen- beck und Lindley unter diesem Namen eine Ab- theilung des genannten Geschlechtes bezeichnen. Darnach bildete sie einen Halbstrauch mit gegen- überstebenden Aesten und mit ziemlich grossen, rispenförmigen Blüthenständen und trichterförmigen Blüthen, welche einen mehr oder weniger ungleich- getheilten Rand besitzen. Vaterland sind die ko- lombischen Republiken. Sie gehört zur Familie der Akanthaceen, welche in unseren Gewächshäusern ziemlich reich vertreten ist. 17. Aplopappus rubiginosus T. et Gr. bil- det eine mehrstengelige, an der Basis etwas holzige Pflanze, welche durchaus mit einer etwas klebrigen Behaarung versehen ist, die ihr auch ein mehr oder weniger graugrünes Ansehen gibt. Die läng- lich-lanzettförmigen Blätter haben am Rande grosse Zähne, welche in eine durchsichtige Borste aus- laufen. Die rundlichen Blüthenkörbchen stehen einzeln oder bilden eine schwache Doldentraube; ihre Blüthchen besitzen eine gelbe Farbe. Der Beiname, welcher rostfarben bedeutet, bezieht sich auf die Farbe der Haarkrone. Wir bezweifeln, dass ‘diese texanische Composite bei den Laien Bei- fall erhalten wird. 13. Als Artemisia sp. aus Japan führen Haage & Schmidt in Erfurt einen Beifuss auf, den Regel in Petersburg für A. Stelleriana er- klärt. Wenn auch die Blüthenkörbcehen, wie bei allen Beifuss- Arten, unbedeutend sind und keinen Effekt machen, so schliesst sich im äusseren An- sehen genannter Körbchenträger den anderen, sil- bergrau-blättrigen Pflanzen (Oentaureen, Cinerarien u.s. w.) an und verdient noch um so mehr Beach- tung, als die Pflanze niedrig bleibt und deshalb bei unseren Arabesken und Blumenteppichen leich- ter in Anwendung gebracht werden kann. 19. Asperula azurea Jaub. et Sp. ist ein nettes Sommergewächs, welches ganz und gar für unsere Arabesken passend erscheint und der A. arvensis Süd- und Mittel- Deutschlands nahe steht. Es ist ein Waldmeister mit blauen Blüthen in Köpfen, welche letzteren von einer doppelt-kürze- ren Hülle eingeschlossen sind. Ihre Blüthezeit ist Juni und Juli. Vaterland ist der nördliche Orient. 20. Aspidium Blumeanum Hort. ist ein Baumfarn, das wahrscheinlich aus Japan stammt, aber nichts mit dem Aspidium Blumei gemein hat. Nach Regel trägt es den Typus eines neuen Ge- nus, was er Grammatosurus nennt, und sich durch sehr ungleiche Fruchthäufchen, die auf den zarteren, zwischen den fiederförmig-verlaufenden Seitennerven befindlichen Venen vorhanden sind, sehr auszeichnet. Das Farn bildet einen kurzen, kaum Fuss - hohen Stamm, der an der Spitze die gestielten, aufrecht- stehenden und 2 Fuss langen Blätter trägt. 21. Asplenium myriophyllum wurde aus der Provinz Chiapas in Mexiko eingeführt und schliesst sich den kleineren Arten dieses Geschlech- tes an. Es hat seinen Beinamen, der tausendblät- terig bedeutet, von der ausserordentlich feinen Zer- theilung der Fiederblättchen erhalten, ein Umstand, der dem Farn einen besonderen Reiz verleiht, zu- mal die nur 6 Zoll langen und kurzgestielten Blät- ter in ziemlicher Menge aus der Wurzel hervor- kommen. 22. Asystasia gangetica (Justicia) L. oder A. coromandeliana N. v. E. ist eine mehr kraut- ärtige Akanthacee, welche jetzt in allen tropischen Ländern der Alten Welt vorkommt. Die Pflanze wächst ziemlich breit. Aus dem Winkel der herz- förmigen Blätter kommen die ährenförmigen Blü- thenstände hervor. Trotz der Zoll- langen, unten weisslichen, oben bläulichen Blüthen möchte die Pflanze bei den Laien wenig Beifall finden. (Fortsetzung folgt.) ul 84 Der Obstbaumschnitt und das neueste Werk von Dr. Lucas. (Schluss.) Ich komme nun zur Betrachtung des Lucas’- schen Werkes. Man würde sich sehr täuschen, wenn man etwa glauben sollte, dasselbe handle nur vom Baumschnitt; im Gegentheil, es ist die ganze feinere Obstbaumzucht darin enthalten und der Verfasser hat nur den Schwerpunkt auf den Öbst- baumschnitt gelegt. Unkundigen möchte vielleicht die Thatsache, dass durch den Schnitt, also durch einen tiefen Eingriff in das Leben der Pflanze, durch eine Verletzung, ein Obstbaum erkräftigt und zu höherem Ertrage bedingt werden könnte, mit den sonstigen Erfahrungen in der organischen Natur im Widerspruch stehen. Und doch ist sie richtig, auch durch die Natur der Pflanze selbst zu erklä- ren. Wenn schon in dem Vortrage über das Ver- edeln gesagt wurde, dass die Zellen und Zellen- Komplexe der Pflanze keineswegs so vollständig, wie bei den Thieren, zu Gunsten des Ganzen ihre Individualität verlieren, unter gewissen Umständen sogar selbst unabhängig und getrennt von der Pflanze existiren können, so ist dieses noch mehr mit den aus den Knospen hervorgehenden Zweigen der Fall. Diese sind eigentlich Individuen für sich, die, gleich dem Polyp oder dem Korallenthiere, auf dem Polypenstocke, dem Korallenstocke, nur mit der Mutterpflanze noch zusammenhängen; von dieser erhalten sie die erste Nahrung aus dem Bo- den, verarbeiten sie aber dann zu näheren Bestand- theilen. Ein jeder Zweig hat die Aufgabe, zu- nächst für seine Erkräftigung zu sorgen; ist diese bis zu einem gewissen Punkte geschehen, so sucht er seine zweite, die der Fortpflanzung, zu erfüllen. Sind zu viel solcher Zweige vorhanden, welche sämmtlich von den Nahrungsstoffen zehren und sich vergrössern, oder wachsen einige oder alle Zweige zu sehr, so dass die Magazine mit den Nahrungs- stoffen zu Gunsten der Vegetation geleert werden, so geschieht dieses aber zum Nachtheil der Frucht, und es kommt gar nicht zur Bildung von Blüthen, resp. Früchten. In diesen beiden Fällen regelt der Schnitt des aufmerksamen Obstgärtners, um das Gleichgewicht in der Erfüllung beider Aufgaben der Pflanze von Neuem herzustellen. Es kann das z. B. geschehen, indem er solche in der Vegetation begünstigte Theile ganz oder nur zum Theil weg- nimmt. Ihm liegt es aber noch mehr daran, dass die zweite Aufgabe der Pflanze, die der Fruchtbil- dung, freilich immer nur in soweit, dass sie nicht die erste zu sehr beeinträchtigt, in den Vorder- grund tritt; er will Früchte mit möglichst vielen Reservestoffen versehen haben. Das Buch zerfällt in 9 Abschnitte, von denen jedoch nur der vierte und, wenn wir wollen, der sechste Abschnitt vom Baumschnitt und dessen An- wendung handeln. Diese beiden Abschnitte sind auch mit Vorliebe geschrieben, während die übri- gen das besprechen, was zum Verständniss der bei- den bezeichneten Abschnitte, aber auch zur Heran- bildung, zum Schutz u. s. w. der Formenbäume nothwendig ist. Bei der Einrichtung des Buches, die Belehrung in kurzen, für sich bestehenden Pa- ragraphen zu geben, tritt Einem bald eine wichtige Erfahrung, bald aber auch ein erläuterndes wichti- ges Moment aus der Wissenschaft entgegen, so dass der Leser Schritt für Schritt vorwärts geht und allmählig in das Leben der Pflanze Einsicht er- langt und verstehen lernt, diese praktisch anzuwen- den. In den Text gedruckte bildliche Darstellun- gen und ausserdem 6 Tafeln Abbildungen tragen zum Verständniss nicht wenig bei. Im ersten Abschnitte werden die Begriffe von den einzelnen Theilen des Formenbaumes festge- setzt. Lucas unterscheidet Knospen und Auge nach dem Alter, was dem Sprachgebrauche um so mehr widerspricht, als in der That auch in der Form nicht der geringste Unterschied liegt. Man okulirt oder äugelt z. B. Rosen auch im Ausgange des Winters; man müsste dann „knöspeln” sagen, ein Ausdruck, den aber der Pomologe gar nicht kennt. Der Obstgärtner, der feineres Obst heranziehen und seine Bäume beherrschen will, muss die Zahl der Aeste, welche ihm Früchte bringen sollen, be- schränken, damit er sie übersehen kann, um da ein- zugreifen, wo Unterstützung nothwendig ist, und das Gleichgewicht wieder herzustellen. Bei dem Schnur- bäumchen oder Kordon hat er nur ein oder höch- stens 2 Trag-Aeste (sogenannte Leit-Aeste), bei dem Spaliere und der Palmette sind aber 1 oder 2 Hauptäste vorhanden, an denen sich erst die eigentlichen Trag-Aeste befinden. Licht und Luft sind die hauptsächlichsten Erfordernisse bei der Fruchtbildung und werden bei diesen beiden ge- nannten Formen auch hauptsächlich geboten, da der Zutritt allenthalben offen ist und kein Trag-Ast, wie es bei der Krone des Hochstammes vorkommt, den andern stören kann. Licht ist nothwendig, damit unter speziellem Einflusse des Blattgrüns oder Chlorophylis die Zer- setzung der Kohlensäure in der Luft geschehen kann und damit zunächst jene oben erwähnten Kohlenstoff-Hydrate (Stärkmehl u. s. w.) sich zu er- zeugen vermögen, Luft hingegen, und zwar keine stagnirende, sondern eine bewegte, muss die Aus- 85 dünstung durch rasche Hinwegnahme der unnöthi- gen Stoffe, besonders des Wassers in Dunstform, befördern, abgesehen davon, dass der Kohlenstoff der in ihr entbaltenen Kohlensäure aufgenommen wird. Wir können die Nachtheile der stagnirenden Luft am besten an unseren Rosentöpfen hinter dem geschlossenen Fenster in unseren Zimmern sehen, wo der mit allerhand kohlenstoffigen Bestandtheilen geschwängerte Wasserdunst auf der Oberfläche der Blätter sich niederschlägt und den sogenannten Ho- nigthau hervorruft. Ganz gleich ist dieselbe Er- scheinung bei dem Roggen während seiner Blüthe, wenn vor einem Gewitter eine drückende, heisse Luft, die sich kaum bewegt, eintritt. Darin liegt der Grund des Honigthaues, nicht an den daran unschuldigen Blattläusen, denen die Organe zur Honigbereitung völlig abgehen und die nur von dem süssen Safte angelockt werden, allerdings aber später durch ihre rasche Vermehrung zur Verstär- kung des Uebels nicht wenig beitragen. Die Leit-Aeste der Schnurbäumchen und Spa- liere haben eine horizontale Richtung. Es ist schon mehrmals gesagt worden, dass der aufsteigende und, wie es scheint, auch der geläuterte Nahrungssaft vor Allem die Richtung nach oben besitzt und am schnellsten senkrecht in die Höhe steigt; bei diesem raschen Strömen bis in die äussersten Blätter wer- den eine Menge brauchbarer Nahrungsstoffe mecha- nisch mit fortgerissen und gehen für die Frucht verloren. Man mässigt aber die zu grosse Strö- mung, resp. Verdunstung, wenn man bei den Leit- Aesten die ursprünglich mehr oder weniger senk- rechte Richtung in eine etwas schiefe, resp. ganz wagerechte bringt. Weil die schiefen Schnurbäum- chen (die sogenannten Obliques) den wenigsten Raum an Mauern, Planken, Staketen u. s. w. ein- nehmen und, richtig behandelt, ungemeinen Ertrag geben, so haben sie, besonders in Frankreich, aber auch bei uns in der neuesten Zeit, viel Anerken- nung und Verbreitung gefunden. Spindelbäume und Säulen sind Formen, wo die Leitzweige bis auf eine Spanne Länge abgekürzt werden. Es ist früher bereits erwähnt, dass bei dem Kernobste die Fruchtaugen am besten gegen die Basis des Astes, resp. Leit-Astes, zur Entwik- kelung kommen. Während hier Ringeläste und Quirlholz befindlich sind, entwickeln sich weiter oben Fruchtspiesse und Fruchtruthen. Der mögliche Ertrag ist demnach auch gegen die Basis des Leit- Astes am grössten und wird deshalb von dem Obst- gärtner bei dem Spalierbaume, resp. der Säule, in’s Auge gefasst. Früher unterschied man beide Aus- drücke und nannte Spindelbäume solche Formen, wo die unteren Leit-Aeste immer etwas länger ge- schnitten wurden. Der hauptsächlichste Nutzen dieser Form liegt, wie schon früher gesagt, darin, dass sie, gleich den schiefen Schnurbäumchen, we- nig Raum einnehmen. Was die Pyramiden anbelangt, so trägt der grade - aufstrebende Hauptstamm von der Basis an ringsherum die Leit- Aeste, mehr oder weniger schief abstehend. Die Zahl der Aeste, welche eine Spirale, resp. einen Quirl bilden, sollte nie über 5 sein, denn nur in diesem Falle kann Licht und Luft von allen Seiten gehörig bis zum Stamme ein- dringen und kein Leit-Ast genirt den andern. Lei- der stehen sie aber in Deutschland oft zu 6, ja selbst zu 8, wodurch die Pyramide viel zu dicht wird und ihrem ursprünglichen Zwecke nicht mehr vollständig nachkommen kann. Es kommt noch dazu, dass man am Leit-Aste oft Verästelungen duldet und dadurch Neben-Leit-Aeste hervorruft, die zu schwach sind, um viel Ertrag zu geben, andern- theils das Gleichgewicht stören. Auf eine rationelle Anzucht von Pyramiden kann man nicht genug Zeit und Aufmerksamkeit verwenden. Es gibt Sor- ten von Birnen, welche die Natur schon an und für sich dazu berufen zu haben scheint, während andere nur sehr schwierig zu Pyramiden heranzu- ziehen sind. Es gilt dieses auch von den übrigen Formenbäumen, indem die eine Sorte sich mehr eignet, als die andere. Aufgabe des Obstgärtners ist daher, durch die Erfahrung sich hier Kenntniss zu verschaffen und bei der Auswahl der Sorten hierauf Rücksicht zu nehmen. Eine Schwierigkeit in der Behandlung der Py- ramide liegt darin, dass bei der vorwaltenden Rich- tung des aufsteigenden Saftes nach oben auch die oberen Theile vorzugsweise ernährt werden; der Obstgärtner muss demnach vor Allem das rasche Wachsthum der Spitze und der oberen Leit- Aeste zu regeln suchen. Wie das geschieht, hier ausein- ander zu setzen, würde zu weit führen; ın dem Lucas’schen Buche findet man aber auch hierüber die gehörige Anleitung; sonst gibt es auch jede andere Anweisung zur Behandlung des Obstbaumes. Der Kessel- oder Becherbaum ist schon Hoch- stamm und findet nur bei dem Apfelbaume Anwen- dung. Das eigenthümliche Wachsthum des letzteren in die Breite lehrt schon, dass dieser des Lichtes und der Luft noch mehr bedarf, als der Birnbaum mit seinem pyramidenförmigen Wuchse. Bei der Kesselform wird gleichsam das Herz, d.h. die in der Mitte befindlichen Aeste weggenommen, wäh- rend man in einem Kranze ringsherum wiederum am besten nur 5 Aeste herumzieht, so dass die Form eines Kessels gebildet wird. Diese Haupt- Aeste sind nicht Leit- Aeste ohne alle Verästelung, wie bei den früher erwähnten Formen, sondern eine Verästelung in mässiger Weise, ist, um die 86 Kesselform völlig zu schliessen, selbst sehr wün- schenswerth. Wenn schon hier der Schnitt von untergeord- neter Bedeutung ist, so wird er beim echten Hoch- stamme fast gar nicht angewendet. Es gilt hier nur, altes Holz und dürre, abgelebte Aeste, welche die anderen in ihrer Entwickelung stören, wegzu- nehmen und ausserdem die Krone nicht zu dicht wachsen zu lassen. Ist dieses trotz aller Aufmerk- samkeit geschehen und fehlt die gewünschte Trag- barkeit, so tritt, in sofern sonst der Baum noch gesund und kräftig ist, die Verjüngung ein. Wie dieses geschieht, lehrt wiederum das Lucas’sche Buch. Bei der Lehre über die verschiedenen Aus- drücke zur Bezeichnung bestimmter Theile oder Organe des Obstbaumes, welche den ersten Ab- schnitt im Lucas’schen Buche umfasst, möchte ich auf einen Ausdruck aufmerksam machen, der nicht richtig ist. Man sagt allgemein Leit-Zweig; es muss Leit-Ast heissen. Zweige sind, wie auch im Lucas’schen Buche richtig gesagt wird, die jüngsten, ein Jahr alten Achsen, die im zweiten Jahre schon Aeste werden und, wenn man sie als Steckling zur selbständigen Pflanze umbildete, so- gar den Stamm darstellen. Ich bemerke, dass der im botanischen Sinne gebrauchte Ausdruck: Achse, der von Lucas nur nebenbei erwähnt wird, em allgemeiner ist und im Gegensatz der Blätter und aller aus diesen umgewandelten Organe gebraucht wird. Was die sogenannten sprossenden Blüthen be- trifft, wie sie z. B. bei der Allerheiligen - Kirsche vorkommen, so dürfen diese, wie es im 51. Para- graphen gesagt ist, nicht mit den Blüthen der zwei Mal tragenden Obstbäume verwechselt werden. Im ersteren Falle wächst der Zweig, der sonst ein verkürzter ist und auf Kosten der Blätter Blüthen hervorbringt, als solcher regelmässig aus und trägt in dem Winkel der von einander fernstehenden Blätter die Blüthen. Dadurch wird eine Verspä- tung einestheils, anderntheils eine successive Frucht- bildung bedingt. Beim zweimaligen Blühen kom- men die Blüthen, welche erst im nächsten Jahre erscheinen sollten, schon nach dem Sommertriebe hervor. So weit gehen wenigstens meine Beob- achtungen. Im zweiten Abschnitte des Lucas’schen Bu- ches werden die allgemeinen Bedingungen zur Aus- führung des Baumschnittes angegeben. Es ist der theoretische Theil, was aber keineswegs ausschliesst, dass auch Anleitung zu praktischen Anwendungen gegeben wird. Sehr interessant wird es z. B. dem Leser sein, zu erfahren, wie er grössere Früchte erhält. Ich übergehe das darin Gesagte um so mehr, als ich bereits meine Ansicht darüber aus- gesprochen habe. Der dritte Abschnitt handelt von den Werk- zeugen. Mir kommt es vor, als wenn hier zu viel empfohlen würde. Ein guter ÖObstgärtner braucht, ebenso wie ein guter Chirurg, nur wenig Instru- mente und schleppt keineswegs einen Ballast mit sich herum, der ıhm schliesslich zur Last fällt. Zu jedem Instrumente, selbst zu dem besten, gehört Gewöhnung, die man aber nur dann erhält, wenn man es möglichst viel benutzt. Sobald man aber bei jedem etwas abweichenden Falle wiederum ein anderes Instrument in Anwendung bringen will, so gewöhnt man sich an gar keins ordentlich. Beim Baumschnitt kommt schliesslich Alles auf einen scharfen Schnitt an. Ein starkes Messer und eins für feinere Arbeiten möchten neben Scheere, Zange und vielleicht noch dem einen oder andern Instru- mente völlig ausreichen. Ob die Klinge ein wenig mehr oder weniger gekrümmt, kürzer oder länger ist, hat gar keine Bedeutung. Ich habe immer gesehen, dass man in den besten Baumschulen sich der wenigsten Instrumente bediente. Am wichtigsten ist der vierte Abschnitt: spe- zielle Anleitung zu den beim Baumschnitte vor- kommenden Operationen. Am meisten erfreute mich beim Durchlesen die Kürze und Bestimmtheit, mit der Alles gesagt und beschrieben wird. Wo irgend der Text dunkel sein könnte, was ich übrigens nir- gends gefunden habe, ist eine bildliche Darstellung vorhanden, welche erläutert. Lucas nimmt fünfer- lei Schnitte an, die ich nur auf 4 reduzirt haben möchte. Jeder Schnitt hat seine bestimmte Auf- gabe. Der Oktober - Schnitt fasst vor Allem die Holz- und Laubbildung in’s Auge. Wo diese in kräftiger Weise vorhanden ist, da kann erst die Fruchtbildung gedeihen. Schwächliche Theile, die zu ihrer Erhaltung viel Nahrung bedürfen, müssen entfernt werden; man muss demnach so weit zu- rückschneiden, dass aus den Knospen im Frühjahre nur kräftige Triebe mit der nöthigen Blattbildung zur Fabrikation der geläuterten Nahrungsstoffe her- vorgehen. Ist dieses geschehen, so hat der Obst- gärtner im Frühjahre wiederum darauf zu sehen, dass diese Nahrungsstoffe hauptsächlich zur Frucht- bildung verwendet werden, zur Vegetation nur in soweit, als es nothwendig erscheint. Der Frühlingsschnitt ist von Lucas als der wichtigste mit besonderer Vorliebe und ausführli- cher behandelt worden. Er weist hauptsächlich darauf hin, dass aus physiologischen Gründen die Kernobstbäume ganz anders zu beschneiden sind, als die Steinobstbäume und der Weinstock. Der dritte resp. vierte Schnitt (Mai- und Juni- Schnitt) verdienen weniger diesen Namen. Es soll 87 hier zwischen den einzelnen 'Theilen des Baumes ein bestimmtes Gleichgewicht erhalten werden, da- mit alle sich gleich entwickeln und schliesslich gleich viel Früchte tragen. Das geschieht weniger durch den Schnitt, sondern vielmehr durch allerhand Mit- tel, wo das Messer gar nicht in Anwendung ge- bracht wird und welche im vorliegenden Buche angegeben werden. Es soll aber nicht allein das Gleichgewicht zwischen den einzelnen Theilen (d. h. den verschiedenen Achsen) erhalten werden, man muss auch dafür sorgen, dass vor Allem den Früch- ten, zum Theil auch den angehenden in den Knos- pen für das nächste Jahr, die nöthige Nahrung zu- geführt wird, ohne den Funktionen der Blätter durch Hinwegnahme von Trieben und Theilen von Trieben zu nahe zu treten. Hauptsächlich ge- schieht dieses durch das Abspitzen oder Pinciren, zum Theil auch durch Abbrechen noch krautartiger Theile (Cassement). Der fünfte Schnitt, der August-Schnitt, hat die Zukunft, d. h. das nächste Jahr, im Auge. Es sollen, ganz besonders beim Kernobste, die unteren sogenannten schlafenden Augen geweckt und zur Thätigkeit angespornt werden. Bei dem Steinobst und bei den Reben hat er wenig, zum "Theil selbst, wie bei den Pfirsichen, gar keine Anwendung. Hier gilt es mehr, die abgetragenen Zweige weg- zuschaffen und andere zum Erwachen zu bringen, damit sie an die Stelle jener für eine folgende Erndte treten. Dieses Schneiden auf Ersatzknos- pen geschieht aber zu einer anderen Zeit. Im fünften Abschnitte werden die Nebenarbei- ten beim Baumschnitte auseinandergesetzt. da, wo die Richtung der Aeste sehr oft von der ursprünglichen abweicht, Vorrichtungen angebracht werden müssen, um sie in der künstlichen Lage zu erhalten, sieht wohl Jedermann ein. Das An- binden betrifft nicht nur Spaliere, wo die Flächen- Ausdehnung in’s Auge gefasst wird und wo sie nothwendig erscheinen dürfte, auch bei Pyramiden sind hauptsächlich Richtstäbe und Sperrhölzer ein Bedürfniss. Das Anbinden geschieht nicht etwa nur im Frühjahre; es muss den ganzen Sommer bis zum Herbste hin geschehen, weil es nur an gereiftem Holze geschehen darf und dieses nur all- mählig erscheint. Durch Binden krautartiger oder noch weicherer Theile geschieht oft ein bedeuten- der Schaden. Das Verdünnen der Früchte kann nicht genug empfohlen werden. Ein guter Obstgärtner muss es dem Baume ansehen, wie viel dieser Früchte er- nähren kann, die dann sämmtlich nach allen Rich- tungen hin zweckentsprechend sein müssen. Es ist ein Erbfehler der Deutschen, dass sie nicht genug Obst an Stückzahl bekommen können. Dass die Dass Früchte dabei klein und hart bleiben, vielleicht in der Gesammtmasse auch nicht schwerer sind, als wenn man die Hälfte nur hätte hängen lassen, dass die Magazinstoffe dabei fast sämmtlich aufgezehrt werden und nur wenig für die bereits angelegten Frucht-, sowie für die Laubknospen übrig bleibt, dass folgerecht dann der Baum ein schlechtgenähr- ter im nächsten Frühjahre ist, daran denkt aber Niemand. Das Entblättern der jungen Zweige im Herbste, bevor ihre Zeit des Abfallens gekommen ist, behufs einer Kräftigung, ist eine Thatsache, welche, be- sonders bei Pfirsichen, sich bewährt hat, aber kei- neswegs von der Wissenschaft erläutert werden kann. Es ist eine der unerkannten Erscheinungen, deren wir noch gar viele im Leben der Pflanzen haben. Die Einrichtung der Lattengerüste und Draht- gestelle übergehe ich, als der Praxis ganz allein anheimfallend. Ueber die verschiedenen Baumformen, über die im sechsten Abschnitte abgehandelt wird, habe ich bereits gesprochen. Wer sich speziell darüber be- lehren, auch wissen will, wie sie herangezogen wer- den müssen, der findet in dem Buche selbst die nöthige Belehrung. Ich hätte nur gewünscht, dass die Weinreben ausführlicher behandelt worden wä- ren, wenn auch nur der Vollständigkeit halber. So vermisse ich den Bogenschnitt, wie er im Rhein- gaue angewendet wird und so vorzügliche Resultate gibt. Leider haben die Franzosen etwas zu spät die Rebenkultur als einen Theil der Gegenstände, welche bei der demnächst zu eröffnenden Industrie- Ausstellung in Paris in Betracht gezogen werden sollen, angemeldet. Auf jeden Fall möchte es aber von grösstem Interesse sein, sämmtliche Kultur-Me- thoden der Weinrebe beisammen zu sehen. Es ist dieses übrigens eine Sache, die unser verehrtes Mitglied, der Stadtrath Thränhardt in Naumburg a. d. S., schon im November 1865 ausgesprochen. Was die Thomery’sche Kultur- Methode der Weinreben anbelangt, so besteht diese bekanntlich aus übereinanderliegenden Schnuren. Ihre Anwen- dung ist, besonders bei Pfirsich-Spalieren, welche unten am breitesten sind, angezeigt, indem dann die Weinreben den leeren Raum oberhalb dersel- ben ausfüllen und so kein Raum unbenutzt liegen bleibt. Die Stämme gehen zwischen je 2 Spalier- bäumen hindurch und breiten sich erst weiter oben mit ihren Aesten aus. Die Thomery’sche Kultur- Methode ist in Frankreich ganz allgemein im Ge- brauch, besonders in geschlossenen Treibhäusern, und erhöht die Rente der letzteren auf eine nicht unbeträchtliche Weise. Von den 3 folgenden kürzeren Abschnitten hat 88 für die Lehre des Baumschnittes nur der erste ein besonderes Interesse; sein Inhalt kann nicht genug gewürdigt werden. Er lehrt die Wiederherstellung kranker oder erschöpfter Formenbäume und gibt | eine Darstellung der Krankheiten, welchen der Obstbaum unterworfen ist. Für diesen wichtigen Gegenstand ist er jedoch viel zu kurz. sicht des Verfassers war eigentlich auch nur, über Verjüngung zu sprechen und die Fälle anzugeben, wo diese geboten ist. Der siebente Abschnitt handelt weniger über | Baumschnitt, als vielmehr über die Mittel, wie man Formenbäume, die im Schnitte gut gehalten sind, gegen zufällige Widerwärtigkeiten und Unbilden der Witterung schützt. Auch hierin können die Franzosen uns als Muster dienen. Frankreich bei Formenbäumen viel weniger Klage über Misslingen und Misserndten, als bei uns. Eben deshalb, weil wir viel mehr, als in Frankreich, von der Witterung zu leiden haben, sollte man noch mehr, als jenseits des Rheines, auf Schutzmittel denken; man trifft im Gegentheil aber grade we- niger Vorkehrungen. Der neunte Abschnitt ist viel mehr eine erfreu- liche Zugabe, als dass er, streng genommen, zu dem Buche selbst gehörte. Wir erfahren, wie ein Spalier-Obstgarten und eine Obst-Anlage im land- schaftlichen Style beschaffen sein soll und erhalten schliesslich eine Auswahl der werthvollsten Sorten | für die Tafelobst-Kultur. Grosse Bäume in der Umgegend von Groß-Peterwit bei Kanth i. Sl. Vom ÖObergärtner Fehse. Es ist in der Wochenschrift mehre Male darauf | hingewiesen, welches Interesse der Naturfreund an Mittheilungen und Nachweisungen schöner, präch- tiger und grosser Bäume nehme. Nun, vielleicht kann auch ich Einiges dazu beitragen. Der hie- sige, gegen 80 Morgen enthaltende Park ist über- haupt reich an prächtigem Baumbestand. Unter den Hunderten alter Eichen habe ich 4 der stärk- sten gemessen. Ich bemerke, dass der Stamm- Durchmesser stets bei 4 Fuss Höhe über dem Bo- den berechnet ist. No. 1. 16 Fuss Umfang, bei 10 Fuss Höhe be- ginnende Aeste, 98 Fuss hoch, No. 2. 14% Fuss Umfang, bei 10 Fuss Höhe be- ginnende Aeste, 99 Fuss hoch, Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Die Ab- | Man hört in | No. 3. 17% Fuss Umfang, bei 15 Fuss Höhe be- ginnende Aeste, 90 Fuss hoch, No. 4. 15% Fuss Umfang, bei 15 Fuss Höhe be- ginnende Aeste, 103 Fuss hoch. Kronen-Durchmesser 62—72 Fuss. Auch unsere Platanen sind nicht klein, wie man aus Folgendem ersieht: No. 1. 11 Fuss Umfang, bei 10 Fuss Höhe be- ginnende Aeste, 92 Fuss hoch, No. 2. 7 Fuss Umfang, bei 15 Fuss Höhe be- ginnende Aeste, 80 Fuss hoch, No. 3. 8 Fuss Umfang, bei 20 Fuss Höhe be- ginnende Aeste, 80 Fuss hoch, No. 4. 85 Fuss Umfang, bei 20 Fuss Höhe be- ginnende Aeste, 85 Fuss hoch. No. 1. 76 Fuss Kronen-Durchmesser. Ferner haben 2 Silber-Pappeln einen Umfang von 105 und 10 Fuss und eine Höhe von 90 Fuss. Die Stämme beider theilen sich bei 10 Fuss Höhe. Eine kanadische Pappel, 11 Fuss Umfang, bei 40 Fuss Höhe beginnende Aeste, 110 F. hoch, eine zweite desgleichen, 10 Fuss Umfang, bei 42 Fuss Höhe beginnende Aeste, 113 F. hoch. Letztere besitzt einen tadellosen Stamm und steht mitten auf einem sehr grossen Rasenplatze. Kronen-Durchmesser No. 1. 68 F., No. 2. 65 FE. Eine Goldweide (Salıx vitellina), 105 Fuss Um- fang, bei 8 Fuss Höhe beginnende Aeste, 82 Fuss hoch, eine zweite desgleichen, 10 Fuss Umfang, bei 7 Fuss Höhe beginnende Aeste, 75 F. hoch, eine dritte desgleichen, 8 Fuss Umfang, bei 71 Fuss Höhe beginnende Aeste, 70 F. hoch. Kronen-Durchmesser aller 3: 52 Fuss. 2 Ulmen, von 10 und 9 Fuss Umfang, 70 und 75 Fuss hoch. 1 Akazie, 9% Fuss Umfang, bei 10 Fuss Höhe Stamm gabelig, 75 Fuss hoch. 1 Fichte, 95 Fuss Umfang, bei 15 Fuss Höhe Aeste, 98 Fuss hoch. 1 Kiefer, 8 Fuss Umfang, bei 32 Fuss Höhe Aeste, 85 Fuss hoch. Berichtigung. In Nummer 10 der Wochenschrift vom 9. März d. J. befindet sich in dem Referate über die auf- gefaserte Kieferwurzel ein sinnstörender Druckfehler. Es ist nämlich 8. 77, Zeile 13 von unten, anstatt: ungewöhnlichen Kreise, zu lesen: augenähnli- chen Kreise. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues’ in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfianzenkunmde. Redakteur: ” Professor Dr. KarlKoch, General-Sekretair des Vereines. No. 12. Berlin, den 23. März 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Eine Bildungsschule für junge Gärtner in Paris. Von Karl Koch. — Uebersicht der in der neuesten Zeit einge- führten Pflanzen. (Fortsetzung.) — Einige Worte über gefüllte Blumen. Eine Bildungsschule für junge Gärtner in Paris. Von Karl Koch. ne | Die Leser der Wochenschrift werden sich noch | aus meinen Berichten über Paris im vorigen Herbste erinnern, dass ich bei Gelegenheit des Gärtnerfestes im Boulogner Wäldchen auch der Feierlichkeit bei- wohnte, wo von Seiten der Verwaltung der Ver- schönerungen von Paris Belohnungen an junge Gärtner vertheilt wurden. In meiner Abhandlung über das Fest selbst (S. 385 des vorigen Jahrg.) habe ich mich ausführlich über diese neue Einrich- tung, welche man meinem verehrten Freunde, dem gärtnerischen Vorsteher der Pariser Verschönerun- gen, Barillet-Deschamps, verdankt und bei sei- | nem Chef, dem Ingenieur en chef Alphand, die wirksamste Unterstützung fand, ausgesprochen und kann demnach mich hier auf das dort Gesagte berufen. Ich freue mich, jetzt in der Lage zu sein, fer- ner mittheilen zu können, dass diese vorzügliche Einrichtung noch eine Erweiterung erhalten hat, die auch unseren jungen Gärtnern, welche das Be- dürfniss haben, sich weiter auszubilden, zu Gute kommen kann. Zu diesem Zwecke erlaube ich mir zunächst das hierauf bezügliche Schreiben selbst, welches mir von Seiten des Direktors der Pariser Verschönerungen, des Ingenieur en chef Alphand, in dieser Angelegenheit eben zugekommen ist, der Oeffentlichkeit zu übergeben. Mein Herr! Die Verwaltung der Stadt Paris hat den Be- schluss gefasst, dass eine Anzahl junger Gärtner als Zöglinge in ihrem Garten-Etablissement in der Avenue d’Eylau No. 137 zugelassen werde. Die Verwaltung hat in diesem Etablissement eine besondere gärtnerische Bibliothek aufgestellt, damit die jungen Leute in der Zeit, wo sie nicht beschäftigt sind, sich weiter unterrichten können. Es wird ihnen demnach Gelegenheit geboten, sich neben der nothwendigen praktischen Uebung in ihrer Kunst noch den Vortheil einer theoretischen Belehrung zu verschaffen. Junge Gärtner, die zugelassen sein wollen, müs- sen das 18. Jahr bereits zurückgelegt haben und mit den nöthigen Zeugnissen, sowie mit einem be- glaubigten Schein oder einem Pass, der ihre Iden- tität feststellt, versehen sein. Es ist durchaus noth- wendig, dass sie wenigstens die ersten Begriffe von der Gartenkunst haben und dass sie mindestens ein Jahr in einer Gärtnerei praktisch beschäftigt gewesen sind. Gesuche müssen jedes Jahr vor dem 1. März schriftlich an den Unterzeichneten eingereicht wer- den.*) Sie haben die Namen und Vornamen, so- wie das Jahr und den Ort der Geburt Derer, die sich bewerben, zu enthalten. Ausserdem ist eine kurze Lebens-Beschreibung nothwendig, sowie ferner die Verpflichtung, folgende Bedingungen zu erfüllen: *) Ausnahmsweise werden in diesem Jahre Anmeldungen auch noch bis zum 31. März angenommen. 12 90 1. Die Zöglinge unterziehen sich den Anord- nungen, welche für die Gehülfen und für die Vor- steher der einzelnen Abtheilungen des Garten-Eta- blissements überhaupt entworfen sind. 2. Sie wechseln alle Monate ihre Station, da- mit sie nach und nach die verschiedenen Kultur- Methoden kennen lernen. 3. Die Verwaltung zahlt an jeden Zögling mo- natlich 65 Franken (173 Thlr) als Entschädigung für ihre Arbeiten. 4. Zöglinge, welche das Etablissement verlassen wollen, müssen wenigstens 14 Tage vorher bei dem Chef der Kulturen ihre Kündigung einreichen, kön- nen aber nur auf die Geld-Entschädigung Anspruch machen, welche vor dem Zahltage, der in jedem Monate am 8. bis 10. stattfindet, fällig gewesen ist. Ich ersuche Sie, mein Herr, junge Gärtner, mit denen Sie in Verbindung stehen, von dieser Ein- richtung in Kenntniss zu sestzen; es wird mir be- sonders däran liegen, grade auf junge Leute, welche Sie mir empfehlen werden, Rücksicht zu nehmen. Vernehmen Sie u. s. w. Ingenieur en Chef, Administrateur des Promenades de la ville de Paris Alphanv. Ueber die grossartige Einrichtung des Garten- Etablissements der Stadt Paris habe ich bereits schon vor 3 Jahren in der Wochenschrift ausführlich ge- sprochen (s. 7. Jahrg. S. 167) und werde gewiss später noch einmal Gelegenheit haben, darauf zu- rückzukommen, zumal es in der neuesten Zeit nach allen Seiten hin eine Erweiterung erhalten und an Vielseitigkeit zugenommen hat, so dass kein zwei- tes Institut der Art überhaupt existiren möchte. Das vor Kurzem ausgegebene Verzeichniss der da- selbst kultivirten Pflanzen gibt einen Ueberblick über den Inhalt, zumal wenn man weiss, dass ein- zelne Pflanzen in ungeheurer Menge, um die vielen Plätze der Stadt Paris mit dem nöthigen Schmucke zu versehen, herangezogen werden müssen. No werden allein jährlich 60,000 Pelargonien gebraucht. Unter solchen Umständen unterliegt es keinem Zweifel, dass junge Gärtner hier ein grosses Feld zu ihrer weiteren Ausbildung haben. Es kommt noch dazu, dass ihnen in Paris Gelegenheit geboten | wird, sich in der französischen Sprache, ohne die heut’ zu Tage kein junger Gärtner, der auf höhere Bildung Anspruch machen will, auskommt, weiter zu vervollkommnen. Im Interesse unserer jungen Gärtner bin ich bereit, in sofern mich als Vermittler anzubieten, als ich für dieses Jahr die Anmeldungen in Paris gern übernehmen will. Junge Gärtner, welche da- rauf reflektiren, bitte ich, ihr Gesuch mir nach Paris (Pläce de Pantheon No. 1) bei genauer An- gabe ihrer Adresse so bald als möglich franco zu- zusenden. Uebersicht der in der neueflen Beil eingeführlen Pflanzen. (Fortsetzung.) 23. Ataccia pinnatifida ist ein falscher Name für Tacca pinnatifida Först., einer übri- gens bekannten Pflanze des Warmhauses, die aber Empfehlung verdient. Ihre doppelt - tieffiederspal- tigen Blätter haben einen Durchmesser von 2 und 3 Fuss, sind gestielt und ziehen einen Theil des Jahres ein. Aus der knolligen Wurzel kommt, wie bei der bekannten Tacca integrifolia, der einfache Blüthenstiel hervor und trägt an seiner Spitze die ziemlich lang-gestielten, überhängenden Blüthen von bräunlich-grüner Farbe, zwischen denen lange Fä- den befindlich sind, die ihnen ein eigenthümliches Ansehen geben. Die Pflanze ist übrigens keine Aroidee, obwohl sie dem Philodendron pinnatifidum ohne Blüthe allerdings ähnelt, sondern bildet mit einigen wenigen anderen Pflanzen die interessante Familie der Taccaceen. Vaterland sind Ost- und namentlich Hinter-Indien, sowie die südlich davon liegenden Inselgruppen bis Neuholland. 24. Athyrium Goringianum pictum ist wahrscheinlich dieselbe Pflanze, welche wir im vo- rigen Frühjahre in London mit dem Beinamen tri- color sahen (s. 9. Jahrg. d. Wochenschr. S. 240). Es stammt wahrscheinlich aus Japan und gehört deshalb in’s Kalthaus. Die im Umkreise dreiecki- gen und sonst gern etwas überhängenden Blätter besitzen auf jeder Seite der röthlichen Mittelrippe eines Fiederblattes einen grauen Längsstreifen. 25. Athyrium proliferum wird als Ampel- pflanze empfohlen, indem die lanzettförmigen Blät- ter, mit kurzen Fiedern an den Seiten versehen, im Vaterlande, wo es an Bäumen als Epiphyt vor- kommt, herunterhängen. Einen besonderen Reiz erhält das Farn noch dadurch, dass an den Spitzen sich Knospen bilden, welche noch an der Mutter- pflanze sich rasch in kleine Pflänzchen verwandeln. Es wurde direkt aus Ostindien eingeführt. 26. Die gefüllte Form der Aquilegia sibi- rica Lam. wird bei uns keineswegs in der Weise gewürdigt, wie sie es verdient, während sie in Frankreich sehr beliebt ist. Sie hat deshalb einen besonderen Werth, dass der Rand der eigentlichen blauen Blumenblätter eine weisse Farbe besitzt, ein Umstand, der auch Veranlassung zur Benennung A. bicolor gegeben hat. Die Pflanze wird nicht so hoch, wie der gewöhnliche Akelei, wächst aber gedrängter und hat schon deshalb einen Vorzug vor diesem. 27. Barringtonia speciosa L. fil. ist zwar ein längst bekannter Baum, welcher an den Küsten des Indischen und Stillen Meeres wächst, auch frü- her schon in Kultur war, längst aber schon aus den Gärten der Liebhaber verschwunden ist; und 91 doch verdient er als Dekorations-Pflanze und nicht weniger, wenn er in Blüthe steht, Empfehlung. | Die grossen elliptischen, nach der Basis zu aber | noch mehr verschmälerten Blätter sind ganzrandig | und haben eine glänzende Oberfläche, während die grossen Blüthen endständige Sträusse bilden. Baum gehört zur Familie der Myrtaceen. 28. Bertolonia pubescens haben wir zu- erst in Amsterdam (s. 8. Jahrg. d. Wochenschrift, S. 167), später in Paris gesehen. Sie steht zwar an Schönheit der B. guttata nach, ist aber trotz- dem eine zu empfehlende Pflanze. Sie bleibt nie- drig und besitzt eirund - zugespitzte und hellgrüne, in der Mitte aber mit einem chokoladenfarbigen Mittelstreifen versehene Blätter, welche reichlich mit Haaren besetzt sind. 29. Bletia hyacinthina R. Br. ist eine be- kannte Erd-Örchidee des südlichen Asiens, kommt welche um so mehr Beachtung verdient. \Vir ma- chen dabei noch auf die Abart mit blassrothen Blumen aufmerksam, welche Lindley als eine be- sondere Art unter dem Namen Bletia Gebina be- chrieben hat. 30. Als Boronia megastachya und tristis wird eine australische Art dieses Diosmeen - Ge- chlechtes aufgeführt, welche, zumal die Boronien gar keine Trauben bilden, wie der eine Beiname anzeigt, wohl B. megastigma N. v. E. darstellt. s ist dieses eine Art, welche noch von dem neu- olländischen Sammler Preiss entdeckt wurde. Sie esitzt schärfliche Blätter, welche aus 3 oder 5 lättchen bestehen und in ihrem Winkel einzelne lüthen besitzen. 31. Bossiaea Hendersoni Hort. befindet sich eit einigen Jahren in den Gärten, scheint aber irgends beschrieben zu sein. Um so mehr sind ir dem überaus thätigen Direktor des botanischen Gartens in Petersburg, Dr. Regel, zu Danke ver- flichtet, dass er in seiner Gartenflora diese Art issenschaftlich festgestellt hat (15. Jahrg. S. 322). enannte Pflanze schliesst sich in seiner äusseren racht den übrigen Arten dieses Geschlechtes aus Der | ' ähnlich dem Mastix, zum Kauen benutzen. aber auch noch in Japan vor und verdient nicht | allein der Blüthen, sondern auch der Blätter halber | Empfehlung. Neuerdings wurde durch v. Siebold | eine Forın mit weiss-gestreiften Blättern eingeführt, | der Familie der Schmetterlingsblüthler, und zwar der aus neuholländischen Arten bestehenden Ab- theilung mit ganzen Blättern, an, weicht aber in sofern wesentlich ab, als je 2 Blätter einander so nahe gerückt sind, dass sie einander gegenüber- stehen. Bei uns wird der Strauch kaum fusshoch und bedeckt sich reichlich mit den gelben und rothen Blüthen. 32. Brachychiton Delabechii F.Müll. wurde zuerst als Delabechia rupestris von Mitchell beschrieben und stellt einen der interessantesten Bäume Neuhollands dar. Der Stamm erweitert sich nämlich ın der Mitte ın der Form eines Fas- ses oder einer Flasche, ein Umstand, der ihm auch den Namen des neuholländischen Flaschenbaumes verschaffte, Diese bauchige Ausdehnung des Stam- mes hat ihren Grund in besonders gestalteten, po- rösen Gefässen, welche ein eigenthümliches Gummi enthalten, was die Eingebornen vielfach, besonders Zu letzterem Zwecke bedient man sich aber lieber der Zweige. Dieser klebrige Stoff überzieht auch die schmalen, aber in die Länge gezogenen Blätter, so dass diese ein weissgraues Ansehen erhalten. In ihrem Winkel befindet sich der dreitheilige Blüthen- stand, dessen Blüthen eine auf beiden Seiten filzige Hülle einschliessen. Die Pflanze gehört zu der Familie der Sterkuliaceen. Weder Brachychiton noch Delabechia unterscheiden sich generisch von Stereulia. 33. Brassica oleracea fol. lac. Wir haben im vorigen Jahrgange (S. 99) Mittheilung gemacht, ı dass der Federkohl (Plumagekohl) in England wie- derum anfängt, mehr beliebt zu werden; in Frank- reich gehört er fortwährend zu den Zierpflanzen und verdient auch bei uns wiederum mehr Beach- tung. Wir machen deshalb Liebhaber darauf auf- merksam, dass bei Vilmorin- Andrieux & Co. nicht weniger als 10 verschiedene Sorten zu be- ziehen sind. Sonst hat auch Benary in Erfurt ein ausgezeichnetes Sortiment. 34. Bredia hirsuta Bl. schliesst sich den kleinblättrigen und klein-, aber reichblüthigen Me- lastomateen, wie den Centradenien u. s. w., an und kann auf gleiche Weise empfohlen werden. Da aber die Pflanze aus Japan stammt, so gehört sie in's Kalthaus. Eigenthümlich ist der Pflanze, dass von den beiden einander gegenüberstehenden und herz-eiförmigen Blättern das eine kleiner ist. Die rosafarbigen Blüthen bilden seiten- und endständige Scheindolden. 35. Bromelia fastuosa Lindl. var. Berg- manni hat Regel eine Bromeliacee genannt, welche neuerdings in den Handel gekommen ist. Wir ha- ben sie als Hechtia sp. in Belgien und Paris, in 125 92 letzterer Stadt bei Lüddemann, in Blüthe gese- hen. Von Br. fastuosa Lindl. ist sie, wie übrigens Regel selbst meint, wesentlich verschieden. Sie gehört zu dem Beer’schen Genus Agallostachys, was sich durch Arten mit pyramidenförmigen und gestielten Rispen und durch deutlich geschiedene (nicht zusammengewachsene) Blumenblätter unter- scheidet. Sonst sind die harten, dicklichen und rinnenförmigen Blätter mit starken und gekrümm- ten Dornen an den Rändern besetzt und haben in der Mitte der blühenden Pflanze eine hochrothe Farbe. Hauptsächlich deshalb verdienen die hierher gehörigen Arten, und auch diese, Empfehlung. 36. Buddleja curviflora Hook. et Arn. steht der bekannten B. Lindleyana Fort. am nächsten, wächst aber nur auf den südlichen Inseln des ja- panischen Reiches. Die ganze Pflanze, mit Aus- nahme der Oberfläche der eirund - lanzettförmigen Blätter, ist mit einem grauen Ueberzuge versehen. Die einen halben Zoll langen, in der Mitte etwas gekrümmten Blüthen bilden eine grosse, aber ein wenig schlaffe Rispe. 3%. Buddleja globosa L. ist ein sehr lange schon kultivirter Blüthenstrauch, der sich aber nur auf einige botanische Gärten beschränkt, Liebha- bern jedoch um so mehr zu empfehlen ist, als er keine besondere Pflege verlangt und mit den oran- genfarbenen Blüthenköpfen an der Spitze der mit weidenförmigen, aber unten graufilzigen Blättern besetzten Zweige sich sehr gut ausnimmt. Vater- land der Pflanze sind Chili und Peru. Das Genus Buddleja wurde bis jetzt zu den Personaten ge- rechnet, Bentham hat aber mit Recht seine Stel- lung in der Familie der Loganiaceen nachgewiesen. 38. Buddleja Neemda Ham. schliesst sich im Habitus, der Blattform und der filzigen Behaäa- rung der vorigen Art an, hat aber einen ganz an- deren Blüthenstand, indem die wolligen Blüthen dicht zu Knäueln oder Köpfen gedrängt an einem allgemeinen Blüthenstiel sich befinden. Da Ostin- dien, und besonders Java, das Vaterland ist, so ge- hört B. Neemda ın das Warmhaus. 39. Buginvillaea (Bougainvillea) aurantiaca wird eine Art dieses durch seine gefärbten Deck- blätter sich auszeichnenden Geschlechtes genannt; wir haben sie zwar nicht gesehen, vermuthen aber, dass es dieselbe ist, welche wir erst vor Kurzem (S. 70) unter dem Namen B. spectabilis empfohlen haben. 40. Cajanus indicus Spreng. ist ein ostindi- scher Blüthenstrauch, der sich unseren Oytisus- Ar- ten anschliesst und, gleich diesen, gedreite Blätter, sowie in den Winkeln derselben befindliche gelbe Blüthen, besitzt. Da er jedoch ein Warmhaus ver- langt und darin schöneren Pflanzen den Raum hinwegnimmt, so bezweifeln wir, dass er bei Lieb- habern Beifall findet. Es gibt eine Abart, welche auch unter dem Namen Ü©. bicolor DC. als selbst- ständige Art beschrieben ist, wo die Fahne eine rothe Farbe besitzt. Uebrigens ist der Blüthen- strauch eine alte Kulturpflanze, die sich auch noch in manchen botanischen Gärten vorfinden mag. 41. Caliphruria Hartwegiana Herb. gehört zu den Schön-Lilien oder Amaryllideen mit gestiel- ten Blättern und festem (nicht hohlem) Blüthen- stengel, schliesst sich also den Eurycles- und Eu- charis - Arten, sowie den Griffinien, an. Die aus- dauernden Blätter haben durch die Verbinduugs- Adern der der Länge nach sich ziehenden Nerven eine eigenthümliche Zeichnung. An der Spitze des fusshohen und blattlosen Stengels befinden sich auf kurzen Stielen 6 und 7 weisse Blüthen zu einer Dolde zusammengestellt und haben 6 Staubgefässe, welche zum Theil mit der Blumenröhre verwachsen sind und da, wo sie frei werden, auf jeder Seite ein hautartiges Anhängsel besitzen. Vaterland ist Neu-Granada. 42. Calypso borealis Salisb. ist eine der niedlichsten und interessantesten Erd-Orchideen, die im hohen Norden der Alten und Neuen Welt vor- kommt. Leider scheint ihre Kultur nicht leicht zu sein, da sie zwar oft eingeführt wurde, immer aber wiederum aus unseren Gärten verschwand. Im vo- rigen Jahre ist sie wiederum durch den an Pflan- zen reichen botanischen Garten in Petersburg ein- geführt worden. Aus dem kleinen Knollen kommt nur ein eiförmiges und gestieltes Blatt hervor, wel- ches bald darauf von der rosafarbenen Blüthe über- ragt wird. 43. Camellia apucaeformis ist eine eigen- thümliche Form der Kamellie, welche J. Makoy & Co. in Lüttich eben in den Handel bringt. Die Blätter ähneln eher denen der Gingko biloba, als denen einer gewöhnlichen Kamellie. 44. Von Campanula Medium L. hat man jetzt eine höchst interessante Form mit rosenrothen und gefüllten Blumen; der Samen ist von Haage & Schmidt in Erfurt zu beziehen, während von der nicht minder schönen C. rhomboidalis L., und zwar von der Abart soldanelliflora mit dicht- gefüllten blauen Blumen, auch junge Pflanzen zu beziehen sind. 45. Campanula Trachelium L. ist eine Glockenblume mit ziemlich grossen, blauen Blüthen und wächst in unseren Wäldern wild. Weissblumig besass man sie schon längst, jetzt hat man sie aber auch gefüllt, und zwar mit beiden Farben. 46. Casimiroa edulis Lindl. ist ein mexi- kanischer Baum mit abwechselnden und fingerför- migen Blättern aus der Familie der Rutaceen, und zwar aus der Abtheilung der Toddalieen. Die unscheinlichen Blüthen mit der Fünfzahl haben eine grüne Farbe und bilden seitenständige, kleine Rispen. Was den Baum aber besonders interessant macht, das sind die Steinfrüchte von der Grösse eines Apfels, welche im Vaterlande gegessen werden. 47. Cassia bracteosa wurde von dem be- kannten west-afrikanischen Reisenden Welwitsch in dem Hochlande Angola’s entdeckt und gehört zu den schönsten Arten dieses Geschlechtes. Die länglichen Blättchen besitzen eine hellgrüne Farbe und sind etwas behaart, während die orangenfarbi- gen Blüthen im Winkel fast schwarzer Deckblätter stehen und eine straussähnliche Rispe von Pyra- midenform bilden. 48. Cassinia paniculata Behr et Müll. ist ein neuholländischer Strauch vom Ansehen einer feinnadeligen Haide oder einer kapischen Diosmee, deren kleine Blüthenkörbchen nur wenige Blüthchen enthalten und gipfelständige Rispen bilden. Im Systeme gehört sie in die Nähe der Beifuss-Arten und Gnaphalieen. 49. Cattleya Bogotensis Lind. schliesst sich | den übrigen Arten dieses Geschlechtes an, welche vor Allem in unseren Gewächshäusern Beachtung verdienen. Die sehr grossen und weissen Blumen haben an ihrer Basis einen gelben Fleck. Vater- land ist Neu-Granada. 50. Cattleya maxima hat Linden eine an- | dere Art mit sehr grossen Blüthen genannt, welche der ©. purpurata am nächsten stehen soll. Die Blumenblätter besitzen eine helle, rosa - violette Farbe, während die gefranste Lippe karminroth ist, aber zu gleicher Zeit weiss-geadert und in der Mitte mit einem bandartigen Flecken von gelber Farbe versehen. 51. Celosien haben wir neuerdings in beson- deren Formen durch Charles Huber & Co. ın Hy®res erhalten, die empfohlen zu werden ver- | dienen. Eine Zwergform, mit der etwas langen Benennung: C. nana aurantiaca pyramidalis, wird höchstens 1% Fuss hoch und baut sich sehr buschig. Die eirund - lanzettförmigen Blätter be- sitzen einen gelblichen Schein, während die zahl- reichen Blüthenstände eine opake Orangenfarbe ha- ben. Diese Abart eignet sich besonders zu Mas- sivs. Eine andere, oft die doppelte Höhe errei- chende Form besitzt braunrothe Blätter und ziem- lich lange Rispen von karmoisinrother Farbe. Sie führt den Namen C. pyramidalis versicolor. Von ihr ist eine Form mit noch dunklerem Laube vorhanden mit der näheren Bezeichnung: hybrida foliis atro-brunneis. 52. Cerasus Pseudo-Oerasus Lindl. flore roseo sahen wir bereits in Brüssel während der 93 ersten internationalen Pflanzen-Ausstellung im Jahre 1864 (s. 7. Jahrgang, S. 158). Wir können den Strauch, der übrigens unserem gefüllt- blühenden Süsskirschen - Baume sehr ähnlich sieht und wahr- scheinlich auch bei uns aushält, empfehlen. Die Rosafarbe ist übrigens sehr schwach. 53. Chaenomeles japonica Lindl. var. ebur- nea ist eine Abart der bekannten japanischen Quitte (Cydonia japonica) mit blendend-weissen Blü- then, welche auch Ursache zur näheren Bezeich- nung, die „elfenbeinfarbig” bedeutet, gegeben ha- ben. Die eigenthümliche, etwas abweichende Form der Frucht gab Lindley Veranlassung, aus der Pflanze ein neues Genus zu gründen. 54. Chamaemelum disciforme Vis. ist eine orientalische Pflanze, welche von Vilmorin wegen der grauen Behaarung und wegen der zahlreichen Blüthenköpfchen von gelber Farbe besonders zu Bouquets empfohlen wird. Die wirkliche Pflanze dieses Namens schliesst sich einigermassen den Cha- millen an und dürfte gar keine Empfehlung ver- dienen, im Gegentheil, da sie leicht und rasch: sich von selbst vermehrt und bald zum Unkraut wird, vielmehr zu fürchten sein. Wir vermuthen jedoch, dass Vilmorin eine andere Pflanze unter seinem Chamaemelum disciforme versteht, zumal er diese Pflanze auch als Staude angibt und sie mit einer Santolina vergleicht. 55. Chamaerops elegans wird eine neue Palme genannt, welche der bekannten Ch. tomen- tosa nahe steht, sich aber durch schlankeren Wuchs, hauptsächlich aber durch langgestielte Blätter, die in einem schönen Bogen sich zurückschlagen, un- terscheidet. Die schönen, grossen, fächer - artigen Blätter haben auf ihrer Unterfläche eine weissliche Farbe. 56. Chelone barbata Torreyi nennt man eine sehr kräftige Form der früher in den Gärten häufiger kultivirten Staude, welche jetzt zu Pent- stemon gestellt ist und den Namen P. barbatus Nutt. trägt. Wegen ihrer schönen und rothen Blüthen, welche eine ziemlich lange Dauer haben, verdient sie empfohlen zu werden. Während die Urform in Mexiko zu Hause ist, stammt die Abart aus Kalifornien. 57. Chloridopsis Blanchardiana Gay ist ein Gras, welches eine Höhe von 3 Fuss erreichen soll, aber nicht erreicht, und sich durch seinen buschigen, Wuchs und die schöne grüne Farbe aus- zeichnet, so dass es als Einzelpflanze und zu Mas- sivs verwendet werden kann. Besonders schön nehmen sich die Halme mit den 15 bis 20 Aehren an der Spitze aus, welche letztere seidenartig be- haart sind und eine helle, rosenrothe Farbe haben. 58. Chrysanthemum tricolor Andr. (cari- natum Schousb., jetzt Ismelia versicolor Cass.) ha- ben wir schon mehrmals besprochen (s. 2. Jahrg. S. 10 und 4. Jahrg. S. 125). Seitdem der Eng- länder Burridge vor nun 7 Jahren die ersten interessanten Formen in der Farbe der Blume in den Handel brachte, hat man sich alljährlich weiter bemüht, neue hervorzurufen und sie auch möglichst konstant zu machen. Die eine der beiden neuesten, welche jetzt in den Handel kommen, hat die nä- here Bezeichnung „annulatum”, weil die oran- genfarbigen Strahlenblüthehen an der Basis schar- lachroth gefärbt sind, so dass im Blüthenkörbchen ein scharlachrother Ring sich um die Mitte zieht. Die andere Form, mit der näheren Bezeichnung „Dunettii flore pleno”, ist gefüllt und hat gold- gelbe Blüthenkörbehen. Eine dritte Form mit ge- füllten Blüthen, welche übrigens schon im vorigen Jahre in den Handel kam, hat die Blüthchen weiss gefärbt mit einem schwachen Reflex von Rosa. 59. Chrysosephalum apiculatum Steetz war früher schon einmal unter dem Namen Helı- chrysum apiculatum in den Gärten und gehört zu den kleinköpfigen Immortellen Neuhollands, welche sich unserem H. arenarıum anschliessen, sich aber durch meist mit einem wolligen Stiel versehene Hüllschuppen unterscheiden. Das Wachsthum gleicht unserer einheimischen Pflanze und ebenso die weiss- filzige Behaarung. Die gelben, fast kugelrunden Blüthenkörbehen bilden eine doldentraubige Rispe. 60. Chytroglossum Maria Leonis Pilch. gehört zwar zu den kleinen Orchideen, ist aber doch zu empfehlen. Ihre Blätter sind schmal-lan- zettförmig. Die gelbgrünen Blüthen haben eine breite, dreilappige Lippe, deren seitlichen Abschnitte auseinander gehend und mit Ausnahme eines brau- nen Fleckens weissgefärbt sind. 61. Cirsium mexicanum DC. wird als Blatt- pflanze empfohlen; sie mag diese auch, gleich un- serem Ü. lanceolatum, dem die Pflanze sehr ähnlich sieht, darstellen. Wie diese bei uns einheimische Distel bildet sie mehre aus der Wurzel treibende und nur wenig ästige Stengel mit unregelmässig- fiederspaltigen und dornigen Blättern, die auf der Oberfläche völlig unbehaart, auf der Unterfläche aber mit spinneweb-artiger Behaarung überzogen sind. Die grossen Blüthenköpfe mit rothen Blüth- chen nehmen sich sehr gut aus. 62. Cissus amazonica ist eine zarte Schling- pflanze, welche sich der Cissus discolor apschliesst. Die eirund-zugespitzten und blaugrünen Blätter sind, besonders in der Jugend, mit silberweissen Nerven durchzogen, während die Unterfläche eine braunrothe Farbe besitzt. Sie stammt aus Brasilien. 63. Citharexylon (nicht Cytharexylon) cya- nocarpum Hook. et Arn. ist ein ziemlich sparri- 94 ger Strauch, dessen behaarte Zweige sich zum Theil in starke Dornen umwandeln. Die eiförmigen und ganzrandigen Blätter sind lederartig und haben eine glänzende Oberfläche. In ihrem Winkel befinden sich die kurzen Blüthenstiele mit 3 Blüthen, deren Krone eine trichterförmige Gestalt und 1 bis 1% Zoll Länge besitzt. Ihre Farbe ist roth, während die der Beeren blau erscheint. 64. Clematis stans S. et Z. gehört zu den nicht windenden, sondern aufrechten Arten, also dem- nach in die Nähe unserer Ol. erecta, ist aber holzi- ger Natur. Ihre gedreiten Blätter stehen einander gegenüber und sind langgestielt, während ihre um- gekehrt-eirunden, tiefgesägten und auch 3-lappigen Blättchen weichbehaart erscheinen. Die zweihäusi- gen gelblichen, auf der Aussenfläche aber graufilzi- gen Blätter bilden dichotome und mehrfach zusam- mengesetzte Blüthenstände. * Vaterland ist Japan. 65. Cnidoscolus napaeifolius Pohl unter- scheidet sich nicht von der schon im vorigen Jahr- hunderte kultivirten Jatropha aconitifolia Mill., zu der auch J. palmata Willd. gehört. Gleich den übrigen Arten des Subgenus Cnidoscolus »bildet auch diese Art einen weichstammigen Strauch, der sich nur wenig verästelt. Die langgestielten und hand- förmigen Blätter sind auf der Unterfläche mit schwa- chen Brennhaaren besetzt und ihre lanzettförmigen Abschnitte haben wiederum einen schrotsägeförmig eingeschnittenen Rand. Die gestielten Scheindolden bestehen aus kleinen grünlich-gelblichen Blüthen. 66. Coccoloba platycladon Ferd. Müll. ist das schon seit 4 Jahren eingeführte Polygonum platycladon F. Müll., was bereits bei uns in viel- facher Kultur sich befindet (s. 6. Jahrg. 8. 291). 67. Colletia erenata soll ein Blüthenstrauch mit glänzenden und immergrünen Blättern sein und kleine, blaue Blüthen, welche einen angenehmen Geruch verbreiten, besitzen. Nach dieser kurzen Angabe bezweifeln wir, dass diese Pflanze zu Col- letia gehört. 68. Coprosma robusta Raoul ist ein neusee- ländischer Strauch, der an dem Saume der einhei- mischen Wälder und ziemlich sparrig wächst. Seine eirund-lanzettförmigen Blätter haben eine glänzende Oberfläche, auf der ebenso, wie auf der Unterfläche, das Adernetz ziemlich deutlich hervortritt. Aus ihrem Winkel kommen die an der Basis von zu- sammengewachsenen Deckblättern umgebenen Blü- thenstände hervor. Mehr in die Augen fallend, als die unscheinlichen Blüthen, sind die rothen Beeren. 69. Coreopsis philadelphica kennen wir nicht, wissen auch nicht, wo die Pflanze beschrie- ben ist. Sie wird zwar als eine Staude bezeichnet, die aber im ersten Jahre blüht. Ihre gelben Blü- thenkörbchen sollen von besonderer Grösse sein. 95 70. Cosmos bipinnatus Cav. ist ein schon längst bekanntes Sommergewächs aus Mexiko, was aber wegen seiner sehr späten Blüthezeit in der Regel für Gärten nicht brauchbar war, obwohl die sehr feine und doppelte Fiederung der Blätter ihr einen besonderen Reiz verlieh. Neuerdings hat man aber eine Form in den Handel gebracht, die, abgesehen von ihrem noch besseren Bau, weit frü- | her die grossen rothen oder rosafarbigen Blüthen- körbehen hervorbringt. Sie ist mit der nähern Be- zeichnung „exaristatus’ in den Handel gekommen, | hat aber mit der Abart gleichen Namens, bei der die Achenien keine borstenförmige Haarkrone be- sitzen, gar nichts gemein. Vilmorin-Andrieux & Co. in Paris führen sie mit der näheren Bezeich- nung „purpurea” auf. Wir bemerken schliesslich noch, dass bei Willdenow der Geschlechtsname nicht Cosmos, sondern Cosmea heisst. 71. Costus pungens und sericeus werden 2 neue Scitamineen genannt, von denen Haage & Schmidt in Erfurt Samen anbieten. Nirgends fin- den wir diese Namen und vermuthen daher, dass die Pflanzen Amomum-Arten darstellen. den durch die Beinamen dazu veranlasst. Stach- lige oder dornige Pflanzen, worauf der Beiname „pungens” leiten könnte, gibt es in der ganzen Familie der Scitamineen zwar nicht, aber mit dor- nigen Auswüchsen kommen die Früchte einiger Amomum - Arten vor, von denen 2 deshalb auch die Namen Amomum aculeatum Roxb. und echi- natum Willd. führen; ebenso haben A. uligi- nosum Koen. und selbst A. villosum Lour. stach- lige Früchte. Als A. sericeum existirt ferner eine bestimmte, von Roxburgh aufgestellte Art, welche, gleich den meisten übrigen Arten dieses Geschlechtes, in Ost- und Hinter-Indien, einschliess- lich die südlichen Inselgruppen, wächst. Ausge- gezeichnet ist genannte Art durch die auf der Un- terfläche silbergrauen Blätter. Ihre Früchte sind glatt. 12. Crescentia alata H.B.K. ist ein eigen- thümlicher Baum dieses Geschlechtes, welcher, viel- leicht mit Unrecht, in der Familie der Bignonia- ceen steht und zeichnet sich durch verkürzte, nicht zur Entwickelung gekommene seitliche Zweige aus, welche 3 Blätter tragen. Von diesen sind die seit- lichen einfach, das mittelste hingegen gedreit. Aus dem alten Holze kommen die rothen Blüthen mit krausen Blumen - Abschnitten hervor. Die 4 bis 6 Zoll im Durchmesser enthaltenden Früchte glei- chen den Orangen und besitzen eine harte Schaale, die, ähnlich wie bei dem Flaschen-Kürbis, zu aller- hand Gefässen benutzt wird, während das bittere Fruchtfleisch in Form eines Syrups als Arzneimittel dient und die gerösteten Samen gegessen werden. Wir wer- | Das Vaterland sind Central- Amerika und Mexiko. 73. Crotalarıa medicaginea Lam. ist eine krautartige und auch niedrig bleibende Art, welche in der That Aehnlichkeit mit unseren kleineren Medicago-Arten besitzt und deshalb ihren Beinamen verdient. Gärtnerischen Werth besitzt sie gar nicht, dem Pflanzen-Geographen ist sie aber deshalb in- teressant, weil sie einen grossen Verbreitungs-Be- zirk besitzt, der vom ostindischen Festlande bis ı nach Australien sich erstreckt. 74. Crotalaria Mitchelli Benth. gehört zu den einfach -blättrigen Arten dieses Geschlechtes, welche in Neuholland zu Hause sind. Die jungen Zweige, sowie die Unterfläche der Blätter, sind mit einem graugelblichen Filze überzogen. Da die Blü- then gelb sind und der Blüthenstrauch sich auch ausserdem nicht durch besondere Schönheit aus- zeichnet, so kann er Liebhabern nicht empfohlen werden. 75. Cucurbita argyrosperma wird in den Verzeichnissen eine Kürbisart genannt mit grossen, weissen und von einem grauen Rande eingefassten Samen, welche als Dessert gegessen werden. Wir vermuthen, dass dieses irgend eine gewöhnliche Kürbissorte mit grossen Samen ist, obwohl Mexiko als Vaterland genannt ist. Im Öriente werden ziemlich allgemein, besonders von den Frauen und, geröstet, die Kürbissamen ebenfalls als Naschwerk gegessen. 76. Cuscuta reflexa Roxb. war schon früher einmal als Zierpflanze in den Gärten; sie unter- scheidet sich wesentlich von den übrigen Flachs- seiden, welche bekanntlich gefährliche Schmarotzer sind, dass der strickförmige Stengel schliesslich ziemlich dick und fleischig wird und eine gelbe Farbe erhält. Die zahlreichen Aeste überziehen rasch im Vaterlande (Östindien) allerhand Gesträuche, aber auch in unseren Gewächshäusern. In England lässt man die Pflanze an Epheu schmarotzen und rühmt das schöne Aussehen, wenn die Pflanze blüht und die zahlreichen weissen Glocken die dunkel- grünen Blätter und Aeste genannten Strauches überziehen. Ueber Anchusa italica Retz (No.11 der neue- ren Pflanzen, S. 82) geht uns die Mittheilung zu, dass sie von der Jühlke’schen Gärtnerei in Er- furt, und zwar bereits seit dem Jahre 1859, aus Italien eingeführt und in zahlreichen Versendungen verbreitet wurde. Es ist dieses besonders die mehr pyramidenförmig sich bauende und höher werdende Abart, welche auf Sizilien wächst und vom Professor Todaro in Palermo als „maxima” bezeichnet wurde. (Fortsetzung folgt.) 96 Einige Worte über gefüllte Blumen. In Lehrbüchern über Botanik heisst es gewöhn- lich, gefüllte Blumen sind solche, wo die Staubge- fässe, vielleicht auch die Stempelblätter, die rück- gängige Metamorphose in Blumenblätter gemacht haben und dadurch die ursprüngliche Zahl der letzteren mehr oder weniger sich vermehrt hat; es passt aber nur ein kleiner Theil der gefüllten Blumen auf diese Erklärung. Wer sich die Mühe gegeben hat, die Blumenblätter in den gefüllten Blumen der Levkojen, Balsaminen, Nelken u. s. w. zu zählen, wird gefunden haben, dass die Zahl der- selben oft weit grösser ist, als Blumenblätter, Staub- gefässe und Stempelblätter zusammengenommen in der nichtgefüllten Blüthe vorhanden sind, dass dem- nach in einer Blüthe, wenn sie einmal die Neigung be- sitzt, Blumenblätter in ausserordentlicher Anzahl zu bilden, dieses meist unbegrenzt geschieht. Bei ge- füllten Tulpen werden auch ursprünglich tiefer-ste- hende Stengelblätter in die Nähe der ursprüngli- chen Blüthe gerückt und vermehren damit die Zahl der Blumenblätter. Im gewöhnlichen Leben versteht man unter ge- füllten Blumen aber noch ganz andere Zustände in den Blüthen, die zum Theil mit der eigentli- chen Blüthe gar nichts zu thun haben, ja selbst auf eine Verkümmerung der Blüthen hinweisen. Gefüllte Blumen gibt es ausser der eben bespro- chenen Klasse noch 3, die wir hiermit den ver- ehrten Lesern vorführen wollen. 1. Man nennt die Hortensie gefüllt, so auch den Schneeball u. a. Hier ist gar nicht von ein- zelnen Blüthen, sondern von Blüthenständen die Rede. Bei manchen Pflanzen, wo die Blüthen in Dolden, Doldentrauben oder Scheindolden gestellt sind, kommt es vor, dass die Krone der in der Pe- ripherie stehenden Blüthen eine besondere Entwik- kelung auf Kosten der übrigen Blüthentheile er- hält. Man spricht in diesem Falle von strahlenden Blüthen. Nehmen nun sämmtliche Blüthen dieselbe Gestalt an, wie die am Rande stehenden, so ent- steht dieser zweite Zustand, den man im gewöhn- lichen Leben mit dem Gefülltsein belegt. Solche gefüllt- blühende Pflanzen tragen natür- lich keine Samen. Leider wissen dieses Laien nicht immer. Bei der leichteren Verbindung, die man in den letzten Jahren mit dem bis dahin verschlos- senen Reiche der Mitte, mit China, sowie mit Ja- pan, angeknüpft hat, erhält man oft von Reisenden Samen-Päcktchen von Hortensien, an denen beide Länder bekanntlich reich sind, welche ersteren wei- Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. ter nichts enthalten, als diese unfruchtbaren Blüth- ı chen, die aber der Uneingeweihte für die Haupt- sache hält. 2. Eine dritte Art des Gefülltseins kommt in der Familie der Körbchenträger oder Kompositen vor. Bei einer Anzahl von Blüthenkörbehen, den Blüthenständen genannter Familie, welche erstere man im gewöhnlichen Leben als Blumen bezeichnet und für einzelne Blüthen hält, kommt es vor, dass die Blüthchen des Randes sogenannte Zungenblüth- chen sind. Man nennt dergleichen Blüthenkörbehen gewöhnlich Strahlenblumen. Wenn nun durch die Kultur des Gärtners die in der Mitte befindlichen röhrenförmigen und kleineren Blüthchen sich eben- falls in solche Zungenblüthehen verwandeln, so er- hält man für den gewöhnlichen Sprachgebrauch wiederum gefüllte Blumen. Beispiele sind: die Astern, Georginen, Pyrethrum roseum (die Mutter- pflanze des kaukasischen Insektenpulvers) u. s. w. Der Ausdruck wird selbst nicht verändert, wenn die zungenförmigen Blüthchen auch eine ganz an- dere Gestalt erhalten und in Form von verlänger- ten und ziemlich breiten Röhren erscheinen. Es kommt dieses bei Georginen vor, wo man derglei- chen Blüthechen dann mit den Wachszellen der Bienen vergleieht und die Georginenblumen selbst bienenzellige nennt. Die Frucht, resp. Samenbil- dung, ist hier nicht gefährdet. 3. Die vierte Art des Gefülltseins kommt eben- falls nur in der Familie der Körbchenträger vor. In ihr gibt es wiederum Gruppen von Pflanzen, wo die eigentlichen Blüthchen klein sind, dagegen die zu dem sogenannten Hüllkelch vereinigten Deckblätter, besonders die nach innen stehenden, sich verlängern und wenn sie dann noch gefärbt sind, gewöhnlich von dem Laien für die eigentli- chen Blumenblätter gehalten werden. Beispiele sind die Papier- und Strohblumen (Xeranthemum- und Helichrysum-Arten). In der Kultur kommt es vor, dass die Zahl der verlängerten, nach innen stehen- den Blätter des Hüllkelches auf Kosten der von ihnen eingeschlossenen Blüthchen sich vermehren, so dass schliesslich fast der ganze Blüthenboden damit bedeckt ist. Je mehr dieses geschieht, um so weniger darf man auch hier auf eine Samenbil- dung hoffen. Wie hier ganz verschiedene Zustände mit einem und demselben Namen bezeichnet sind, so kommt es ausserdem noch vor, dass umgekehrt dieselben Gegenstände ganz verschiedene Namen erhalten. Wir werden im Verlaufe der Zeit manchmal Ge- legenheit nehmen, hierüber zu sprechen. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 13. Berlin, den 30. März 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten i des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Uebersicht der in der neuesten Zeit eingeführten Pflanzen. (Fortsetzung.) Sonntag, den 7. April, Frühjahrs - Ausstellung im Englischen Hause (Mohrenstr. 4. Die Versammlung der Nit- glieder findet an demselben Tage, Nachmittags 2 Uhr, in genanntem Lokale statt, worauf (um 3 Uhr) ein gemein- schaftliches Nittagsmahl erfolgt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Versammlung und Ausstellung waren. Sie erschienen vollständig ausgebildet und : : bewiesen auf den ersten Blick die günstigen Boden- es Hannoverschen pomologischen Vereins. E d sH Il 2 3 verhältnisse der Einbecker Gegend für Obstbau. Zum ersten Male trat der Hannover’sche pomo- | Das Sortiment, reich an edlem und werthvollem logische Verein am 13. December v. J. in den Räu- Obste, welches grösstentheils von Bäumen abstammte, men des Odeon’s zu Hannover zusammen, um eine | die aus der Herrenhäuser Baumschule für Chaussde- General-Versammlung, verbunden mit einer Ausstel- pflanzungen bezogen waren, wurde von der Prü- lung von Obst, abzuhalten. fungs-Commission, so weit es möglich war, mit rich- Wenngleich bei der geringen Vorbereitung, tigen Namen versehen; es wird diese neue be- welche zu diesem Zwecke von Seiten des Vorstan- | richtigte Sammlung, bei dem bedeutenden Interesse, des gemacht werden konnte, nicht auf eine zahl- | welches der Aussteller für Obstkultur hegt, gewiss . reiche Betheiligung von Obst-Ausstellern gerechnet | segensreiche Erfolge für den erweiterten Anbau wurde, so waren im Ganzen doch die zur Stelle | werthvoller Obstsorten in der Einbecker Gegend gebrachten und aufgestellten Frucht-Sortimente sehr | herbeiführen. befriedigend. Eine kleinere Sammlung, ausgezeichnet an Die späte Jahreszeit, in welcher sonst selten | Fruchtgrösse, aber grösstentheils schon zu weit in derartige Ausstellungen veranstaltet zu werden pfle- | Zeitigung vorgeschritten und daher nicht so ansehn- gen, gewährte den grossen “Vortheil, dass die be- | lich, wie die vorige, war durch Schiebler & Sohn deutende Anzahl der Herbst-Obstsorten bereits pas- zu Celle ausgestellt. Es befanden sich darunter sirt war und man mithin vorzugsweise nur dauer- | mehre sehr gute Winter-Birnsorten, bei welchen haftes Winterobst auszustellen Gelegenheit hatte. | besonders eine gute Ausbildung hervorzuheben ist. Den Obstfreunden wurde dadurch die Annehmlich- | Dieses Sortiment zeichnete sich durch richtige Be- keit geboten, ohne Durchmischung von vielen früher | nennung der Früchte gegen das vorhergehende aus zeitigenden Obstsorten, die wirklich werthvolleren , und war deshalb, trotz seines nicht so guten An- und dauerhaften Winter-Fruchtsorten leichter über- | sehens und der geringeren Sortenzahl, an sich blicken und sich die Kenntniss der anbauenswer- | werthvoller. thesten Sorten aneignen zu können. Das ausgestellte Sortiment von Weibezahn Die schönsten Früchte befanden sich in der | zu Fischbeck bei Hameln, welches mit der Bitte Sammlung des Majors von Dassel zu Einbeck, um Berichtigung der Namen eingesandt war, ent- in der jedoch manche Sorten 4—5 Mal vertreten | hielt manche sehr gute Fruchtsorte. Die berichtigte 13 Sammlung wird dazu beitragen, in der für Obst- bau sehr günstigen Gegend von Hameln denselben zu heben. Durch den Hofbesitzer Kollenrodt zu Herren- hausen war ein schönes Sortiment zur Stelle ge- bracht. Wir müssen bei dieser Sammlung bemer- ken, dass sich nicht allein sehr werthvolle und an- bauenswerthe Sorten darunter befanden, sondern dass auch die Nomenklatur, fast ohne Ausnahme, eine gute war. — Schon bei früheren Ausstellun- gen hat sich der Genannte durch Einsendung werth- voller Frucht-Sortimente ausgezeichnet und es ist das von ihm für Hebung des Obstbaues jederzeit dargelegte Interesse anderen Grundbesitzern zur Nachahmung auf das Wärmste zu empfehlen. Garten-Inspektor Dr. Lucas aus Reutlingen hatte nur einige Exemplare verschiedener Apfelsor- ten ausgestellt. Reicher war das vom Superintendenten Ober- dieck, zu Jeinsen ausgelegte Obstsortiment, in wel- chem sich als Neuheit eine gut ausgebildete Frucht der späten Tafelbirn Bezy de May (de Jonghe) bemerklich machte. Das Obst-Sortiment der Königl. Plantagen zu Herrenhausen war das reichste der Ausstellung und es waren in ihm eine grosse Anzahl der werth- vollsten Apfelsorten vertreten. — Unter den Birnen verdienten besondere Beachtung: Baronsbirn, die werthvollste Kochfrucht für den tiefen Winter. — Herrenhäuser Winter-Christbirn, eine sehr gute Ta- felfrucht für Dezember. — Wildling von Chaumon- tel, werthvolle Tafelfrucht für Dezember bis Fe- bruar. — Schönlin’s Stuttgarter Winter-Butterbirn, Tafelbirn für Februar, sowie einige andere gute und empfehlenswerthe Sorten in sehr ausgebildeten Früchten. N Ein Sortiment, von Niemeyer zu Herberhau- sen eingesandt, bedurfte einer bedeutenden Berich- tigung. Hof-Mundschenk Schröder hatte wenige, aber sehr werthvolle und vorzüglich gut ausgebildete Fruchtsorten ausgestellt. Es befanden sich ausser den Aepfeln darunter: Winter-Dechantsbirn und Napoleon’s Butterbirn, welche für die späte Jahres- zeit besonders gut erhalten waren. Obstbäume waren zur Ansicht und zum Ver- kaufe ausgelegt: von der Herzogl. Baumschule zu Braunschweig. Es befanden sich darunter Kirsch- bäume, welche 8 Fuss Stammhöhe bis zur Krone hielten, was als sehr werden muss, da die Aberndtung solcher erwach- sener Bäume, besonders wenn sie in ihrer Jugend nicht gut im Schnitte gehalten werden, grossen Schwierigkeiten unterliegt. Nur bis zu 7 Fuss Höhe darf die Bildung der Hochstämme als zweck- 98 unzweckmässig bezeichnet | mässig zugegeben werden, besonders in unseren windreichen Gegenden, wo es immer schwieriger wird, den Baum aufrecht zu erhalten, je höher der Stamm ist. Ferner waren Obstbäume ausgelegt: vom Geh. Rath v. Alten zu Linden und von Siemering zu Adolphshof, sämmtliche Bäume durch gute Be- wurzelung sich auszeichnend. Die Verhandlungen der zahlreich besuchten Ge- neral-Versammlung, zu welcher auch die Mitglieder. des hiesigen Gartenbau-Vereines eingeladen waren, wurden durch den Präsidenten des pomologischen Vereines, Geheimerath v. Alten, eröffnet und er- streckten sich auf verschiedene Gegenstände des Obstbaues. Ganz besonders wurde die Verwerthung des Obstes in’s Auge gefasst. Dr. Lucas hielt einen interessanten Vortrag über die Benutzung des Obstes, wies nach, wie es auf vielfache Weise zu verwerthen sei und empfahl zu besonderer Hebung des Obstbaues die Ausbildung von Obstbaumwärtern angelegentlichst. Kammerrath Uhde sprach über die Einrichtung der Herzoglichen Baumschule zu Braunschweig und über zweckmässige Massregeln, welche zur Bepflan- zung der Ohaussden im Lande getroffen seien. Hof-Garten-Inspektor Borchers empfahl die Einführung der Mostbereitung für hiesige Gegen- den und beantragte die Anschaffung einer guten Obstpresse auf Kosten des Vereines, wozu die Ge- neral-Versammlung dann auch bereitwilligst die Ge- nehmigung ertheilte. Kunst- und Handelsgärtner Butterbrod, Vor- stand des pomologischen Institutes zu Hildesheim, empfahl die Anfertigung von Obstkraut und theilte die Anfertigung unter Nachweisung der Kosten mit. Hof-Garten-Inspektor Borchers tadelte die theo- retische Richtung, welche der pomologische Verein beim Beginn seiner Thätigkeit entfaltete und sprach den Wunsch aus, dass er sich mehr einer prakti- schen Tendenz zuneigen möchte. Er begründete seinen Tadel durch Hinweisung auf eine, in der 2. Lieferung der hiesigen Pomolo- gischen Zeitschrift 1866 erschienene - Mittheilung des Superintendenten Oberdieck, betitelt: „Ueber- sicht derjenigen Obstsorten, welche bei uns zur Anpflanzung vorzüglich zu empfehlen sind”. Es seien daselbst 242 Apfelsorten als vorzüglich zur Anpflanzung empfohlen, eine Anzahl, unter der sich nothwendiger Weise manches Mittelmässige befinden müsse, — Eine grosse Anzahl derselben sei noch wenig bekannt, und daher lange noch nicht hinrei- chend genug erprobt, um als vorzüglich zur An- pflanzung geeignet, empfohlen werden zu können. Grade die grosse Anzahl der zu allgemeinerer An- 39 pflanzung empfohlenen Sorten sei der Haupt-Hemm- schuh zu schnellem und sicherem Aufschwunge des Obstbaues, denn es würden in Folge der Empfeh- lung unzweifelhaft manche Sorten angepflanzt, die es viel weniger verdienten, als unsere werthvollen, hinlänglich erprobten Sorten. Man müsse sich auf dem Standpunkte fortbewegen, den die deutschen Pomologen von Anfang an eingenommen und ver- folgt haben: nur wenige, aber ausgezeichnete Obstsorten anpflanzen und allmählig nur die Sortenzahl vergrössern; er sei überzeugt, dass jede Abweichung davon nur Rückschritte im deutschen Obstbaue hervorrufen würde. Die Mittheilung der Erprobung werthvoller, noch wenig bekannter Obstsorten habe grossen Werth und es sei zu wünschen, dass auch in Zu- kunft derartige Mittheilungen in’s pomologische Pu- blikum gelangten, aber er müsse sich entschieden gegen den hier für obige Mittheilung gewählten Titel erklären, da er sehr leicht grade das Gegen- theil von dem hervorzurufen im Stande sei, — was wir mit allem Ernste erstreben, — nämlich: die Vervollkommnung des Obstbaues durch Em- pfehlung durchaus vorzüglicher und hinrei- ‚chend erprobter Sorten. — Wolle man nicht den Rückschritt des deutschen Obstbaues befördern, so müsse man sich durchaus des Experimentirens im Grossen enthalten. Superintendent Oberdieck sprach sich darauf über seine Bestrebungen, den Obstbau zu heben, ausführlich aus und erklärte: dass jetzt eine so grosse Anzahl werthvoller Obstsorten existire, dass man unmöglich die Anpflanzung derselben auf eine so geringe Sortenzahl, als bisher geschehen, be- schränken dürfe; er habe deshalb auch in dem näch- stens erscheinenden Hefte der hiesigen pomologi- schen Zeitschrift eine noch bei weitem grössere An- zahl von Birnen zur Anpflanzung empfohlen und hoffe, dass. grade die Art seiner Bestrebungen den beabsichtigten Nutzen nicht verfehlen werde. — Wenngleich wir die Bestrebungen des Superin- tendenten Oberdieck ehrend anerkennen und sei- nem langjährigen Wirken grosse Verdienste zuspre- chen, so können wir doch seiner Idee, den deut- schen Obstbau durch Empfehlung einer grossen Sortenzahl zur Anpflanzung heben zu wollen, nie- mals als zweckmässig beistimmen. — Es würde bei dieser Ueberzeugung unverantwortlich sein, nicht dagegen aufzutreten und alles Mögliche zu thun, um in Zukunft nur hinlänglich und mehrseitig er-. probten, vorzüglichen Obstsorten den Zugang zu grösserer, allgemeinerer Anpflanzung zu verschaffen und zu verbreiten. Es ergiebt sich vielleicht die Nothwendigkeit, diesen Gegenstand später noch genauer in’s Auge zu fassen und wollen wir dann die Unzweckmäs- sigkeit und das Nachtheilige der Empfehlung einer grossen Obstsortenzahl zu allgemeinerer Anpflanzung ausführlicher begründen, als es in dieser einfachen Mittheilung geschehen konnte. Belgique horticole. Jahrgang 1866. Wir beginnen mit den daselbst abgebildeten und beschriebenen Früchten. Auf den Tafeln 7 und 8 sind die beiden Birnen abgebildet, welche unter dem Namen: Hardenpont’s Leckerbissen (De- lices d’Hardenpont) bekannt sind und sich wesent- lich von einander unterscheiden. Die eine und ge- wöhnlich unter diesem Namen bekannte, welche jetzt auch zum Unterschiede von der andern die nähere Bezeichnung „Belgischer” führt, ist bei uns ziemlich verbreitet und wegen ihres vorzüglichen Geschmackes auch sehr beliebt. Der Abbde Har- denpont soll sie in der Mitte des vorigen Jahr- hundertes zugleich mit Hardenpont’s Butterbirn (Beurr€ d’Hardenpont) in seinem Garten bei Mons gezüchtet haben. Van Mons scheint aber unter dem Namen Delices d’Hardenpont zweierlei Birnen ausgegeben zu haben, denn Leroy in Angers ver- breitet unter diesem Namen eine ganz andere Birn, die jetzt deshalb den Beinamen „aus Angers” führt. Decaisne behauptet in dem Jardin fruitier du Museum (in der 23. Lieferung), dass der belgische Hardenpont’s Leckerbissen aber bereits früher schon existirtt habe und identisch mit der sogenannten „Markgräfin (la Marquise)’ se. Nach Jahn (Illu- strirtes Handb. der Obstk. II, 483) ist dieses aber eine andere Frucht, deren Baum auch eine andere Vegetation besitzt. Der Leckerbissen von Angers ist eine mehr rundliche Frucht und besitzt eine grünliche Farbe, die sich zur Reifzeit (Mitte Okto- ber) in Gelb verwandelt, welches aber auf der Son- nenseite meist in Roth übergeht und ausserdem von ocherfarbigen Punkten unterbrochen wird. Lu- cas nennt sie eine sehr wohlschmeckende Frucht. Poire Fondante du Comice (tab. 17) hat von Jahn den deutschen Namen „Vereins-But- terbirn” erhalten und ist eine der besten Birnen, die neuerdings verbreitet worden sind. Sie besitzt eine ziemliche Grösse und eine kurze Birngestalt. Lagerreif hat sie eine citrongelbe Farbe und wird nur auf der Sonnenseite schwach röthlich. Das gelblich - weisse Fleisch ist ausserordentlich wohl- schmeckend und butterig. Bei uns scheint sie spä- ter lagerreif zu werden. Während man sie in Frankreich Mitte Oktober geniesst, wird sie bei 13* 100 uns erst im November gut und dauert bis in den Dezember. Poire Souvenir Favre (tab. 20) entstand aus Samen von Hardenpont’s Butterbirn und wurde, als man im Jahre 1857 die ersten Früchte erndtete, von dem bekannten französischen Pomologen Jules de Liron d’Airoles zu Ehren des Züchters, des Präsidenten der Gartenbau - Abtheilung der land- wirthschaftlichen Gesellschaft in Chälons-sur-Saöne, so genannt. Es ist eine der ausgezeichnetsten Früchte der neuesten Zeit und hat seine Reifzeit Ende September und Anfang Oktober. Der Ge- schmack ist sehr süss, aber auch im hohen Grade gewürzhaft. Die Frucht ist ziemlich gross und hat eine kurze Birnform. Ihre Farbe ist zwar gelb, an der Sonnenseite mehr orange, aber von zahl- losen braunen Punkten unterbrochen. Bigarreau de la Caserne (tab. 5) soll eine Kirsche neuesten Ursprunges mit grossen Blättern und grossen Früchten sein, welche zufällig in der Nähe einer Kaserne bei Mecheln aus Samen ent- stand und von dem Baumschul - Besitzer Jacobs- Lombaerts im vorigen Jahre in den Handel ge- bracht wurde. Die härtlichen Blätter von oft 1 Fuss Länge und 8 Zoll Breite sind etwas glänzend. Die ersten Früchte, welche im Jahre 1864 in geringer Anzahl an dem Baume vorhanden waren, hatten eine nicht unbedeutende Grösse, während die des Jahres 1865 dagegen viel kleiner erschienen und auch nicht mehr den angenehmen Geschmack be- sassen. Es ist interessant, dass dergleichen grossblätte- rige und grossfrüchtige Kirschbäume von Zeit zu Zeit erscheinen und allmählıg wiederum verschwin- den. Mit dem Alter des Baumes werden Blätter und Früchte kleiner. Die Exemplare, welche ich in Angers sah, sollten sehr kleine, aber angenehm schmeckende Kirschen tragen, während andere Po- mologen diese schlecht -schmeckend finden. In Deutschland sind sie ebenfalls bekannt; sie führen den Namen Molkenkirschen oder Vier auf ein Pfund. DBei der gewöhnlichen sind die Früchte ebenfalls klein, bei der hingegen, welche 1819 in Belgien entstand und mit der eben genannten bei- nahe übereinstimmt, sind sie ziemlich gross. Auch Botaniker haben sie beschrieben und nannten sie Cerasus macrophylla oder nicotianaefolia. Wir wenden uns den Blumen zu. Eine inter- essante Azalee ist diejenige, welche im Anfange der funfziger Jahre direkt aus China eingeführt wurde und den Namen Azalea Bealii erhielt. Interessant ist sie deshalb, weil kaum 2 Blüthen einander in der Farbe völlig ähneln. Die einen haben eine durchaus rothe, die anderen eine durch- aus weisse Farbe, während zahllose andere Blüthen beide Farben in verschiedenen Nuancirungen be- sitzen. Da die Pflanze sich sehr gut treiben lässt, ist sie besonders zu empfehlen. Ueber die Flon-Nelke (tab. 2. Fig. 1) haben wir schon mehrmals gesprochen, auf gleiche Weise über das gefüllte Scharlach-Pelargonium, was den Namen Gloire de Nancy (tab. 18.) führt, in der letzten Versammlung des Vereines. Die Ulme mit goldgelben Blättern (tab. 19) ist schliesslich eben- falls bereits empfohlen. Wenn ferner die China- Primel auch schon einige Male in der letzten Zeit Gegenstand unserer Besprechung gewesen ist, so können wir doch nicht oft genug auf diese reizende Florblume, welche besonders in der neuesten Zeit einen hohen Grad ihrer Vervollkommnung erhalten hat, zurückkommen. Wir haben früher gesagt, dass vor Allem englische Gärtner sich mit der Anzucht neuer Formen beschäftigt haben, in der Belgique horticole ist aber auch mit Recht (p. 194 und tab. 14) auf die französischen aufmerksam gemacht wor- den, welche von Vilmorin-Andrieux in Paris in den Handel gebracht sind. Wir machen hier auch auf die in genanntem Etablissement feil ge- botenen Samen aufmerksam, weil gewiss auch Aus- saaten bei uns Erfolge geben können. Unser ver- ehrter Freund, der Präsident der Gartenbau-Gesell- schaft in Mecheln, de Cannart d’Hamalen, hat aus solchen Samen eine ganze Reihe vorzüglicher Formen erzogen. Epyphyllum truncatum (tab. 15) gehört auch bei uns zu den beliebtesten Flor- und Markt- blumen, mit denen man in Berlin ganz bedeutende Geschäfte macht. Bekanntlich wird die Pflanze auf Pereskienstamm hochstämmig veredelt. Die über- hängenden, aus blattartigen Gliedern bestehenden Aeste nehmen sich mit den bald rosafarbenen, bald hoch- oder blutrothen, bald violetten Blüthen besetzt reizend aus. Es kommt noch dazu, dass sie eine lange Zeit dem Besitzer gar keine Mühe machen und auf die Seite gestellt werden können. Neuer- dings haben sich Jacob-Makoy & Co. in Lüttich damit beschäftigt, neue Sorten heranzuziehen und ist ihre Mühe mit Erfolg gekrönt worden. Echinopsis Zuecariniana Otto var. Ro- landi (tab. 10) ist eine dankbare Pflanze, welche alle Jahre blüht. Die Farbe der grossen und lang- röhrigen Blüthe ist zartrosa, während die Hauptart weiss blüht. Man behauptet auch deshalb, die Ro- landi bezeichnete Abart sei ein Blendling mit E. oxygona. Wir besitzen übrigens von E. Zuccari- niana noch andere Formen, welche auf gleiche Weise Empfehlung verdienen. So ist im Hortieul- teur francais vom Jahre 1853 eine Form unter dem Namen Tougardii beschrieben, welche dem Rolandii sehr ähnlich sieht, vielleicht dieselbe dar- ee Te En 101 / stellt. Echinopsis cristata Salm-D. ist eine an- dere Sorte mit purpurrothen Blüthen. Begonia Limminghii Morr. (tab. 3) ist wohl eine der vielen Formen, welche aus Begonia incar- nata an und für sich oder durch Kreuzung ı-it einer verwandten Art entstanden sind. Im Habitus ähnelt sie zwar der Hauptform, scheint aber schlan- kerer Statur zu sein, denn Morren empfiehlt sie zu Ampeln und Körben. Die Farbe der Blumen ist roth, doch sind die Spitzen, wie auch die Frucht- knoten, oft ganz weiss. Lithospermum fruticosum L. (tab. 2. f. 2) hat zwar schöne blaue Blumen, die einigermassen denen der Myosotis azorica gleichen, möchte aber kaum von dem Liebhaber lange in seinem Gewächs- hause geduldet werden. Mehr Interesse hat dieser niedrige Strauch für den Botaniker, weil es ein Rauhblättler mit holzigem Stamme ist. Er sollte deshalb in keinem botanischen Garten fehlen. Passiflora fulgens Wall. (tab. 13) wurde durch Linden in Brüssel eingeführt und kam erst vor 2 Jahren in den Handel. Es ist eine der schönsten Arten, welche wir jetzt besitzen, und verdient um so mehr Beachtung, als sie rasch und leicht zu blühen scheint. Die Blüthen besitzen das schönste Roth, was um so mehr hervortritt, als es von dem saftigen Grün der grossen und länglichen Blätter, welche eine entfernte Aehnlichkeit mit denen der Winter-Eiche besitzen, gehoben wird. Vaterland ist Brasilien. Billbergia Glymiana de Vr. (tab. 9) gehört zu den Arten dieses interessanten Genus, welche überhängende Blüthenstände haben. Die Pflanze wird nicht gross und ihre dunkelgrünen Blätter schliessen in geringerer Anzahl eine enge Röhre ein, aus der der Blüthenstengel hervorkommt. Die gelben Blüthen mit violetten Spitzen fallen zwar weniger in die Augen, desto mehr aber die präch- tigen rothen Deck- und Hochblätter, mit denen der Stiel bis dahin, wo er aus den Blättern hervortritt, besetzt ist. Selaginella Martensii Spreng. variegata (tab. 9) ist eine interessante Form der bekannten und allgemein-verbreiteten Selaginelle, welche Pro- fessor Morren bei Jakob-Makoy in Lüttich ge- sehen hat, aber bereits auch an andern Orten zu finden ist. Dabei wollen wir nicht unterlassen, auf eine schon länger im Handel befindliche, sich gleich verhaltende buntblättrige Form der S. hortensis Mett., welche in den Gärten gewöhnlich mit dem falschen Namen S. denticulata vorkommt, aufmerk- sam zu machen. ı gesehen. Uebersicht der in der neueflen eit eingeführten Pflanzen. (Fortsetzung.) 17. Cycas media wird eine neu sein sollende Art genannt, welche der C. revoluta nahe stehen soll, aber aus Australien stammt. Die Blätter sind zwar nicht so fein gefiedert, wie bei genannter ı Pflanze, besitzen jedoch einen bläulichen Anflug. 78. Dactyloctenium aegyptiacum Willd., von Linn@ als Oenchrus, von Persoon als Eleu- sine beschrieben, schliesst sich im Ansehen den Arten des zuletzt genannten Gras-Geschlechtes an und findet sich ın botanischen Gärten schon seit sehr langer Zeit vor. Als Ziergras ist es, gleich den Eleusinen, etwas schwerfällig und könnte höch- stens als Einzelpflanze, zumal es buschig wächst, verwendet werden. Die dicken Aehren, welche am Ende des Halmes stehen, werden uneigentlich mit einer Bürste oder mit einem Kamme verglichen. 19. Daphne Jezoänsis Max. verdanken wir der letzten russischen Expedition nach Japan unter dem Botaniker Maximowitsch. Es ist ein Blü- thenstrauch Japan’s, der sich im Habitus und we- gen seiner gelben Blüthen der D. pontica an- schliesst und niedrig bleibt. Die dunkelgrünen und glänzenden Blätter sind, gleich der ganzen Pflanze, ohne alle Behaarung und stehen am Ende der Aeste gedrängt. Zwischen ihnen kommen die gold- farbigen Blüthen hervor und verbreiten, gleich den übrigen japanisch - chinesischen Arten, einen ange- nehmen Geruch. Sie erscheinen im Dezember und Januar. 80. Datura fastuosa Huberiana haben wir im vorigen Jahrgange (S. 96) bereits besprochen und empfohlen; seitdem sind neue Formen dazu gekommen, auf die wir ebenfalls aufmerksam ma- chen wollen. Man hat auch noch eine Zwergform als nana gezogen. Hinsichtlich der Farbe der Blüthe besitzen wir nun eine weisse, gelbe und eine hellrosa-aurorafarbene. 81. Datura gigantea möchte wohl kaum von D. quereifolia L. verschieden sein und hat unei- gentlich ihren Namen erhalten, da sie grade nicht so hoch wird, dagegen vielmehr ın die Breite wächst. Sie wird als Einzelpflanze empfohlen, möchte aber ebenso wenig, wie die übrigen ein- jährigen Arten, Beifall finden. 82. Deutzia Fortunei haben wir in Nancy Der Blüthenstrauch baut sich sehr leicht und ist in allen seinen Theilen schlanker. Die weissen Blüthentrauben sind grösser, als bei den anderen Arten. Einen Vorzug hat er, dass er sich, gleich der D. gracilis, sehr leicht treiben lässt. 102 83. Von Dianthus Heddewigianus, der so- genannten Heddewig’schen Nelke, welche nach unseren Untersuchungen eine grossblühende Form des D. chinensis darstellt, haben wir in der neue- sten Zeit wiederum andere Formen erhalten, wäh- rend die ursprüngliche, wie sie vor mehrern Jah- ren durch Benary in Erfurt eingeführt wurde, wieder verloren gegangen zu sein scheint. Ge- rühmt werden die gefüllten Sorten mit reinweissen, sowie mit weissen, aber rothgebänderten Blüthen. Von ersterer hat man bereits auch eine Zwergform. Von der Kaisernelke ist eine sehr gefüllte Sorte vorhanden, deren hellblühende Blumen die Zeich- nungen der schottischen Federnelken besitzen. Sie sind weiss umsäumt und weiss punktirt und zeich- nen sich durch einen angenehmen Geruch aus, den sonst die Kaisernelken nicht besitzen. 84. Dichrostachys platycarpa ist neuer- dings wiederum von Welwitsch im Hochlande von Angola entdeckt worden und gehört zu den Mimosaceen; früher bildete Dichrostachys eine Ab- theilung von Desmanthus, wo die Blüthen mit frucht- baren Staubgefässen in der Regel eine gelbe, die mit unfruchtbaren aber eine weisse Farbe besassen oder überhaupt anders gefärbt waren. Ihre blau- grünen Blätter sind in der Weise doppelt-gefiedert, dass die 14 und mehr Fiederblätter wiederum aus 26—30 Paar Fiederblättchen bestehen. Die Blü- then sind am oberen Theile der überhängenden Achre rosa-, die am unteren hingegen gelb-gefärbt. | Die verschiedentlich gedrehten Hülsen haben die | Breite eines Zolles. 85. Dicksonia Youngii Moore ist ein Baum- farn aus Neuholland, welches der bekannten D. squarrosa sehr nahe steht, sich aber auch durch die helle Farbe des Blattstieles hinlänglich unter- scheidet. 86. Dieffenbachia Weirii des bei uns beliebten Aroideen-Geschlechtes, welche der unglückliche letzte Reisende der Londoner Gar- tenbau - Gesellschaft, Weir, in den südamerikani- schen Kordilleren entdeckt hat. Sie zeichnet sich durch zwergigen Wuchs aus und besitzt schmale, aber ziemlich lange Blätter von glänzend - dunkel- grüner Farbe, die aber durch gelbe Flecken unter- brochen ist. 87. Digitalis tomentosa Lk unterscheidet sich nicht von D. Thapsi L., welche seit langer Zeit in botanischen Gärten kultivirt wird, aber auch von dem Liebhaber berücksichtigt zu werden verdient. Vaterland ist die pyrenäische Halbinsel. Es ist eine Staude, welche unserer D. purpurea L. nahe steht, aber kleiner bleibt und wolligere Blätter besitzt. Die Blüthen haben dieselbe schöne rothe Farbe. lassung zur Benennung gegeben. heisst eine Art 88. Dillenia pentagyna Roxb. ist ein schöner Baum Östindiens mit grossen Blättern, welche sich durch eine dem ganzen Geschlechte eigenthümliche Nervatur auszeichnen. Vom Mittelnerven laufen nämlich einander parallel zahlreiche Aeste rasch auf einander folgend nach der Peripherie. Vorlie- gende Art ähnelt in dieser Hinsicht deshalb der bei uns schon seit mehrern Jahren eingeführten D. speciosa 'Thb., unterscheidet sich aber nebst den übrigen 7 Arten durch gelbe Blüthen, welche ein- zeln oder büschelweise aus den Winkeln der Blät- ter hervorkommen und eine beträchtliche Grösse haben. Bei D. speciosa haben die noch grössern Blüthen eine blendend-weisse Farbe (s. 6. Jahrgang S. 372). 89. Dillenia retusa Thunb. wächst auf Cey- lon und scheint weniger Empfehlung zu verdienen. Während bei der vorigen Art grade die Blätter ı nach dem obern Ende sich verschmälern, werden sie hier umgekehrt breiter und haben die Veran- Wir haben die Pflanze lebend noch nicht gesehen, vermögen daher auch weiter nichts über sie zu sagen. 90. Dillenia scabrella Roxb. wächst dagegen auf dem ostindischen Festlande und gehört nach neueren Bestimmungen in das Genus Wormia, was sich durch prachtvolle Blüthen, die aber am Ende der jungen Zweige stehen, auszeichnet. Die Blatt- bildung ist aber ganz dieselbe, wie bei den echten Dillenien, nur ist der Blattstiel geflügelt. Diese 3 Dillenien gehören ins Warmhaus. 91. Dimorphanthus mandschuricus Rpr. et Max. ist zwar eine erst neuerdings eingeführte Art, aber doch eine alte und in unseren Gärten ziem- lich lange kultivirte Pflanze, nämlich die bekannte Aralia spinosa, welche von Gärtnern sehr häufig auch unter dem falschen Namen Aralia japonica aufgeführt wird. Die echte Aralıa spinosa L. wächst in Nordamerika und ist seit einiger Zeit ebenfalls in Kultur, wo. sie gewöhnlich mit jener verwech- selt wird; genannte Pflanze kommt dagegen im | nördlichen Ostasien vor und wurde schon von Linn als Aralia chinensis aufgeführt. Dass der Vater unserer heutigen Systematik die Abbildung einer ostindischen, wahrscheinlich dem Genus Leea ange- hörigen Pflanze als Synonym dazu brachte, war Ursache, dass sie ganz und gar verkannt wurde. Miquel, einer unserer tüchtigsten und fleissigsten Botaniker, kannte sie leider nur nach getrockneten Exemplaren und beschrieb sie unter dem Namen Dimorphanthus elatus, indem er zu gleicher Zeit Aralia chinensis fragweise als Synonym dazustellte. Später fanden die russischen Botaniker Maximo- witsch und Maack die Pflanze im nördlichen China und im Amurlande; ersterer beschrieb sie, indem 103 er sie von der Miquel’schen Pflanze für verschie- den hielt, als Aralia mandschurica. Wir fanden schon seit geraumer Zeit, dass zweierlei Pflanzen als Aralia spinosa in unseren Gärten seien, hielten sie aber nur für Abarten der einen Pflanze, welche in Nordamerika vorkommt. Später überzeugten wir uns doch, als wir in Angers bei Leroy beide Pflanzen zu gleicher Zeit neben einander blühend sahen und vergleichende Unter- suchungen anstellen konnten, dass es 2 verschiedene Arten waren. Miquel hingegen, der später eben- falls Gelegenheit hatte, von beiden, jedoch nur ge- trocknete Exemplare zu untersuchen, hielt die ost- asiatische Pflanze nur für eine Form der nordame- rikanischen und zog daher seinen Dimorphanthus elatus als Synonym zu Aralia spinosa L. Wir hielten die letztere anfangs für eine noch unbe- schriebene Art und nannten sie Aralia Leroana (s. T. Jahrg. der Wochenschr. S. 369), ein Name, der nun als Synonym zu Aralia chinensis gestellt werden muss. 92. Drimys chilensis DC. schliesst sich un- serer bekannten Dr. Winteri Forst an und stellt einen Strauch oder Baum dar mit immergrünen Blättern, welche auf der Unterfläche mehr oder we- niger blaugrün sind. Die Blüthen befinden sich zahlreich an der Basis der jungen Triebe. 93. Echidnium Spruceanum Schott ist eine einziehende Aroidee mit zusammengesetzten Blät- tern aus der Nähe von Dracunculus und wurde durch Appuhn in Brasilien entdeckt. Aus einer ziemlich breiten Knolle kommt zuerst im Jahre nur 13 Zoll hoher Stengel als Träger eines 4 Zoll lan- gen Blüthenstandes hervor, der aus einer braunen, an der Basis zusammengeschlagenen und sonst kon- vex-konkaven Blumenscheide und einem 3 Mal kür- zern und daher fast ganz eingeschlossenen Kolben besteht. Nach dem Verblühen erscheint erst das einzige Blatt auf getigertem und 2 bis 3 Fuss lan- gem Stiele und mit einer fast horizontal stehenden doppelt-gedreiten Fläche von 13 Fuss Durchmesser versehen. 94. Elettaria coccinea Bl. wächst in feuch- ten Wäldern Java’s und gehört, gleich den Alpi- nien, zu den Scitamineen, welche ziemlich hohe, mit Blättern abwechselnd besetzte und wiederum nur Blüthen tragende Stengel bilden und als Blatt- und Blüthenpflanzen zu gleicher Zeit Empfehlung verdienen. Die Blüthenstengel kommen entweder aus der Basis des Blattstengels oder meistens selbst- ständig aus dem unterirdischen Wurzelstock, wie bei E. coccinea, heraus und sind oft bis an die Blüthen im Boden eingesenkt. Diese werden bei vorliegender Pflanze durch grosse Deckblätter ganz umgeben und besitzen eine schöne rothe Farbe, während die schmal - elliptischen und ungestielten Blätter auf der Oberfläche behaart sind. 95. Elettaria foetens Bl. ist eine zweite Art der javanischen Gebirge, wo die mit einem kurzen Stiele versehenen und lanzettförmigen Blät- ter umgekehrt auf der Unterfläche, und zwar mit einer seidenartigen Behaarung, versehen sind. Der ebenfalls gedrängte Blüthenstand entspringt unmit- telbar aus der Erde und hat eine Länge von ge- gen 3 Zoll. 96. Elettaria speciosa Bl. ist wohl die schönste ihres Geschlechtes und verdient den Bei- namen der prachtvollen. Die Blattstengel erheben sich bis zu einer Höhe von 8 und 10 Fuss und werden von ziemlich ungestielten, lanzettförmigen und völlig unbehaarten Blättern umgeben. Dage- gen ist der Blüthenstengel nur 2 Fuss hoch und wird durch einen eirunden Blüthenkopf begrenzt. Die unteren Deckblätter sind gross, aber leer. Auch diese nehmen hier eine besonders schöne Farbe an und sind bald rosenroth, bald fleischfar- big. Von der Blüthe ist besonders die purpur- rothe, aber gelb-umsäumte Lippe entwickelt. Va- terland ist wiederum Java. Neuerdings hat Ho- raninow in seiner Monographie der Scitamineen diese und einige andere Arten zu einem besonde- ren Geschlechte erhoben, das er zu Ehren des ver- storbenen Kaisers von Russland Nicolaja nennt. 97. Eranthemum hypocrateriforme R. Br. ist eine den Botanikern zwar längst schon bekannte Art, die zuerst als Justicia beschrieben wurde, be- fand sich aber, so viel wir wissen, bis jetzt noch nicht in Kultur. Als Vaterland wurde bisher Gui- nea angegeben; William Bull in London, dem wir jetzt die Pflanze verdanken, erhielt sie aber aus Süd-Amerika. Die 13 Zoll langen und eirun- den Blätter sind unbehaart und die zimmetbraunen Blumen mit karminrothem Auge und der bedeu- tenden Länge von 13 Zoll bilden hier endständige Aehren. 98. Eriogonum umbellatum Torr. ist eine nordamerikanische Staude aus der Familie der Po- lygonaceen, welche wahre und niedrige Stengel aus der Wurzel treibt, die zum Theil auf dem Boden sich ausbreiten. Die elliptischen Blätter verschmä- lern sich in einen Stiel und sind mit einem silber- weissen Filz überzogen, der schliesslich, wenigstens auf der Oberfläche, sich verliert. Die gelben Blü- then bilden auf spannelangem Style eine Dolde. 99. Erythrina ovalifolia Roxb. ist eine Art der Alten Welt, nämlich Ostindiens, die der be- kannten und allgemein verbreiteten E. Crista galli Brasiliens am nächsten steht, aber wohl an gärt- nerischem Werth geringer ist. Sie zeichnet sich durch weniger lebhaft roth - gefärbte Blüthen aus 104 und ist an ihren Blattstielen mit Stacheln besetzt. 100. Erythrochiton Hypophyllanthus Pl. et L. verdient als Blatt- selbe Empfehlung, wie der leider in den Gärten vernachlässigte E. brasiliensis. Schon seit einigen Jahren wurde die Pflanze durch Linden zwar in den Handel gebracht, hat aber doch noch kei- neswegs die Verbreitung erhalten, welche sie ver- dient. Abgesehen davon, haben wir sie auch des- halb nech unter den neuen Pflanzen aufgeführt, weil sie von Regel unterdess einen neuen Namen: Hypophyllanthus Lindenii, bekommen hat (Gar- tenflora XV, 8. 132). Der verdienstvolle Direktor des botanischen Gartens in Petersburg legt dabei einen grossen Werth auf den Umstand, dass die Blüthen ihren Ursprung an den Blättern haben. Das ist aber nur scheinbar der Fall, denn der all- gemeine, ın dem Winkel des Blattes befindliche Blüthenstiel verwächst in der Regel so innig mit dem Mittelnerv des Blattes, dass es scheint, als hätten die Blüthen wirklich ihren Ursprung da- selbst. Wir sind in dem Besitze eines solchen Blat- tes, wo man die Verwachsung sehr deutlich er- kennen kann. 101. Escallonıa revoluta Pers. ist wiederum den Botanikern schon längst bekannt, aber bis jetzt noch nicht in Kultur gewesen. Als Blüthenstrauch schliesst sie sich den anderen Arten dieses Ge- schlechtes, die bei uns eingeführt sind, an. Sie ist stets anfangs durchaus behaart, wird jedoch allmählıg glatt. Die umgekehrt - eirunden Blätter sind am Rande gezähnelt, zu gleicher Zeit aber auch zu- rückgeroll. Die Blüthen bilden einen Strauss. Vaterland ist Chili. 102. Eugenia Gayana Barn. ist ein kleiner, aber ziemlich verästelter Baum, ebenfalls aus Chili stammend und nur in seinen jungen Theilen etwas behaart. Die kleinen, eirunden Blätter sind leder- artig und ganzrandig. Während ihre Oberfläche glänzend erscheint, ist die Unterfläche mit drüsigen Punkten besetzt. Die weissen Blüthen entspringen einzeln aus dem Winkel der Blätter und haben nur 4 fein - gewimperte Blumenblätter. fächrige Beere hat eine schwarze Farbe. 103. Euphorbia variegata Sims befand sich früher schon einmal längere Zeit in unseren Gär- ten, scheint aber wiederum verloren gegangen zu | sein. Nie ist ein Sommergewächs für unsere Ara- besken und Blumenteppiche, da sie niedrig bleibt. Ihre herz- oder eirund-spitzen Blätter haben das Eigenthümliche, dass ihr Rand, besonders derer, Die zwei- | ' weiss eingefasst ist. und Blüthenstrauch die- | welche am oberen Theil der Pflanze befindlich sind, Bei der Form, welche jetzt eingeführt wurde, sollen aber schliesslich die ganzen Blätter weiss werden. 104. Euptelea polyandra 8. et Z. ist ein höchstens 20 Fuss hoch werdender Baum oder Strauch, der hinsichtlich seiner Blätter eine nicht geringe Aehnlichkeit mit grossblättrigen Birken be- sitzt. Die Blätter werden aber zum Theil noch grösser und haben oft einen Durchmesser von 5 Zoll. Auch ihre Bezahnung ist grösser und un- gleicher. Die Blüthen kommen vor den Blättern zum Vorschein und sind so eigenthümlich, dass man über die Stellung der Pflanze im Systeme noch keineswegs klar ist. Zunächst sind sie ein- häusig, sowie ohne jede Hülle und kommen in ge- ringer Anzahl aus den Knospen hervor. Die Staub- gefässe sind wie die Stempel zahlreich in jeder Blüthe vorhanden und die ersteren haben eine rothe, die letzteren eine grüne Farbe. 105. Eurya Euprista Korth. wächst auf der Insel Sumatra, gehört demnach in’s Warmhaus. Es ist ein Strauch aus der Familie der Ternströmia- ceen, dessen Zweige behaart sind. Die länglichen oder elliptischen Blätter sind gesägt und besitzen eine Länge von 2 bis 3, aber nur eine Breite von kaum 1 Zoll. Ihre Substanz ist hautartig. Die Blüthen sind klein und stehen ziemlich gedrängt. Die Abart, welche als heteroidea bezeichnet ist, zeichnet sich durch eine schärfere und gekrümmtere Bezahnung aus. 106. Fagus Dombeyi Mirb. hat zwar den Winter über ausdauernde Blätter von lederartiger Konsistenz, diese bleiben aber doch nur bis zum Anfange des zweiten Jahres am Baume. Sie haben bei einem Breitendurchmesser von 3—6 Linien eine Länge von über 1 Zoll. Ihre Blüthen sind kurz- gestielt und, wie bei unserer einheimischen Buche, unscheinlich. Trotz des kalten Vaterlands (das süd- liche Chili) möchten wir doch bezweifeln, dass der | Baum bei uns aushält. Hochstämmige Rosen. Wir erlauben uns von Neuem auf die Rosen ı von J. E. Herger in Köstritz bei Gera aufmerksam zu machen. Es sind besonders die hochstämmigen Kronenbäumchen, welche um so mehr Empfehlung verdienen, als sie bei vorzüglicher Qualität auch preiswürdig sind. Es stehen Liebhabern in Köstritz nicht allein die alten bewährten Sorten zu Gebote, auch alles Neue ist vertreten. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. v Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pfianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 14. Berlin, Ben 6. April 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Franz Jahn, Sanitätsrath in Meiningen. — Viburnum Awabuki Hort. Berol. Ein noch nicht beschriebener Dekora- tionsstrauch. — Uebersicht der in der neuesten Zeit eingeführten Pflanzen. (Fortsetzung.) Sonntag, den 7. April, Rrühjahrs - Ausstellung im Englischen Hause (Nohrenstr. 49). Die Versammlung der Nit- glieder findet an demselben Tage, Nachmittags 2 Uhr, in gemanntem Lokale statt, worauf (um 3 Uhr) ein gemein- schaftliches Mittagsmahl erfolgt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Franz Jahn, * Sanitätsrath in Meiningen. Wir haben in den letzten Jahren manchen tüchtigen Arbeiter im grossen Felde des gesamm- ten Gartenbaues durch den Tod verloren und schon wieder hat uns ein grosser Verlust getroffen. Am 15. Februar starb der Sanitätsrath Franz Jahn in Meiningen, einer unserer bedeutendsten Pomologen. Wir haben ihn gekannt, wir dürfen es auch wohl aussprechen, ihm selbst näher gestanden; eben des- halb sind wir vielleicht mehr berufen, eine Lebens- Skizze von ihm zu geben, als Andere, die nur in einem äusserlichen Verhältnisse zu ihm standen. Wir verehren Franz Jahn als Pomologen und haben keinen Zweifel, dass sein Name in der wis- senschaftlichen Pomologie nicht weniger, als im praktischen Obstbau, auch über das Lebensalter eines Menschen hinaus noch einen guten Klang haben wird: wir achten ihn aber nicht weniger als Mensch. Franz Jahn besass ein tiefes Gemüth und eine Öpferfreudigkeit, wie sich nur wenige Menschen rühmen dürften. In hohem Grade an- spruchslos, ja selbst zurücktretend und schüchtern, nahm er doch, obwohl bei ihm keine imponirende Ge- stalt bestach, selbst Fremde, die seine Sprache nicht verstanden und demnach aus seinen Worten nicht die in ihm liegenden Kenntnisse errathen konnten, schnell für sich ein. Als der internationale pomo- logische Kongress im Jahre 1862 in Namur tagte und Frankreich, wie auch Belgien und die Nieder- lande, ihre tüchtigsten Pomologen und Obstzüchter entsendet hatte, war es vor Allem Franz Jahn, der die Aufmerksamkeit der Ausländer auf sich zog. Sein Ausspruch in der Nomenklatur wurde, wenn er einmal geschehen war, unbedingt accep- tirt. Wo er seiner Sache nicht ganz bestimmt war, fällte er auch kein Urtheil und sprach selbst seine Unkenntniss offen aus. Franz Jahn wurde am 17. Januar 1306 ge- boren, hatte also kurz vor seinem Tode das 61. Jahr zurückgelegt. Er hätte also noch manche Jahre leben und wirken können. Sein Vater war Hofmedikus in Meiningen; der Sohn hatte aber nur kurze Zeit das Glück seines Besitzes, denn jener starb schon im Jahre 1813 an dem damals fast ganz Deutschland verheerenden Lazareth-Fieber. Zum Glück für den begabten Knaben fand er an dem Bruder seines Vaters, Karl Ludwig Jahn, der in Meiningen eine Apotheke besass und diese selbst leitete, einen Mann, der ihn auf das Liebevollste in seinem Hause aufnahm und ihn später auch in der Apothekerkunst unterrichtete. Es kommt nicht selten die Erscheinung vor, dass eine Neigung oder eine Anlage, selbst wenn in der Jugend die günstigsten Verhältnisse zu ihrer Entwickelung sich darbieten, im Anfange in einer Weise ruht, als wäre sie gar nicht vorhanden, spä- ter aber plötzlich um so mehr zum Bewusstsein kommt. So war es auch mit der Pomologie bei Franz Jahn. Sein Vater war ein ausgezeichneter 14 106 Pomologe und stand mit den bedeutendsten Pomo- logen und Obstzüchtern, an denen grade Thüringen damals reich war, ausserdem aber auch mit Christ und Diel in Verbindung. Sein Obstgarten galt für einen der bedeutendsten. Als er starb, über- nahm sein Bruder den Garten und pflegte ihn mit gleicher Liebe und Sorgfalt. Der jugendliche und für Alles empfängliche Franz wuchs dabei auf; er mag auch manchen Genuss an den vorzüglichen Aepfeln und Birnen, die in dem Garten gezogen wurden, gehabt haben; ein besonderes Interesse ver- mochten aber weder die Früchte, noch die Bäume, ihm in seiner Jugend abzugewinnen. Dagegen hatte er an der Pflanzenkunde, sowie an der bota- nischen Wissenschaft, Wohlgefallen und studirte vor Allem die heimische Flor. Es scheint fast, als wenn die damalige Abneigung der Botaniker gegen Alles, was in Gärten gezogen wurde, auch ihn ergriffen gehabt hätte. Ein Grund zu dieser Gleich- gültigkeit gegen pomologische Studien überhaupt mag auch in der Uebernahme der Apotheke nach dem Tode seines Onkels gewesen sein. Der schöne, in bester Ordnung erhaltene Obstgarten wurde verkauft und verlor damit seine Bedeutung. Dass unser Franz Jahn aber schon zeitig ein tüchtiger Apotheker gewesen sein muss, beweist der Umstand, dass er bereits in seinem 29. Jahre pharmaceutisches Mitglied der Medizinal-Deputation mit dem Titel eines Medizinal-Assessors wurde. Auch seinem Bruder, der Arzt in Meiningen war und gleichen Sinn für Botanik besass, fehlte in der Jugend jedes Interesse für Obst- und überhaupt für Gartenbau — und doch wurde er später einer der tüchtigsten Rosenzüchter an dem Südabhange des Thüringer Waldes. Als die neue Einrichtung der Apotheke vollen- det war und diese selbst sich eines bedeutenden Rufes erfreute, wurde unserem Franz Jahn wie- derum mehr Musse. Jetzt erst erhielt er durch Umgang mit dem Hofgärtner Buttmann, einem erfahrenen Obstzüchter und tüchtigen Pomologen, sowie mit anderen Liebhabern, Interesse am Öbst- bau und wurde allmählig in die Geheimnisse der pomologischen Wissenschaft eingeweiht. Das eine halbe Stunde von Meiningen gelegene Jerusalem, wo ein grosses Sortiment von Kirschen kultivirt wurde und nach dem Truchsess’schen Systeme aufgestellt war, nahm zunächst seine Aufmerksam- keit in Anspruch. Als im Jahre 1838 in Meinin- gen ein pomologischer Verein in’s Leben gerufen wurde, befand sich Franz Jahn bereits unter den ersten Mitgliedern. Da er eine gute Schulbildung erhalten und aus- serdem sein Onkel Karl Ludwig Jahn ihn auch zu einem tüchtigen Botaniker herangebildet hatte, so wurde es ihm nicht schwer, sich allmählig in der pomologischen Wissenschaft besser zurecht zu finden. Vorträge, welche er über verschiedene Ge- genstände derselben hielt, veranlassten ihn, weitere theoretische Studien zu machen. Mit den vierziger Jahren trat er als Pomologe in die Oeffentlichkeit und lieferte in verschiedenen Zeitschriften entspre- chende Artikel. So wirkte er in der Nähe und in der Ferne. Seine Leistungen wurden auch anerkannt, denn man wählte ihn alsbald zum Vorsitzenden des po- mologischen und Gartenbau-Vereines in Meiningen. - Als solcher legte er eine grosse Thätigkeit an den Tag. Die Mittheilungen des Vereines redigirte er mit besonderer Vorliebe und lieferte selbst die ge- diegensten Aufsätze dazu. Von besonderem Inter- esse sind folgende Abhandlungen: „Die Witterungs-Verhältnisse der Jahre 1845 und 1846 mit Berücksichtigung ihrer Einwirkungen auf das Pflanzenreich, besonders auf die Obstbäume.” „Ueber eine "vielleicht mögliche Klassifikation der Birnen nach botanischen Merkmalen.” „Die Blattformen der Birnen.” „Der ländliche Gartenbau.” Die letzte Abhandlung ist vielmehr ein in sich abgeschlossenes Werkchen, was auch in kurzer Zeit eine zweite Auflage erhielt. Es bildet das 8. Heft der Mittheilungen des Meininger pomologischen Ver- eines. Wir können es Bewohnern kleiner Städte und des Landes nicht genug empfehlen, zumal es auch um wenige Groschen zu haben ist. Es er- schien im Jahre 1862 und wurde damals auch in der Wochenschrift (5. Jahrg. S. 247) besprochen. Als im Jahre 1853 durch den Verein zur Be- förderung des Gartenbaues die allgemeinen deut- schen, mit Obst- und Gemüse-Ausstellungen verbun- denen Versammlungen in’s Leben gerufen wurden, befand sich Franz Jahn noch nicht unter den 66 Pomologen, welche am 9. Oktober in Naumburg a. d. S. zusammenkamen, um eine Vereinigung aller deutschen Pomologen und Obstzüchter herbeizufüh- ren. Als aber 4 Jahre später die Versammlung in Gotha tagte, da war unser Franz Jahn bereits einer der thätigsten unter den 114 Männern, welche damals Antheil nahmen. Er hat ein grosses Ver- dienst in der Feststellung derjenigen Obstsorten, welche für ganz Deutschland allgemeinen Anbau verdienen, gehabt. In dieser Versammlung war es auch, wo er seinen interessanten Vortrag über Klas- sifikation der Birnen nach ihrer Belaubung hielt. Birnen waren überhaupt die Früchte, mit denen er sich vorherrschend gern beschäftigte und wo er auch am meisten geleistet hat. Bis jetzt war Franz Jahn der beste Birnenkenner; nur Leroy in An- gers steht ihm ebenbürtig für Frankreich zur Seite. 107 Franz Jahn war es auch, der am 11. Okto- ber 1857 mit wohl den tüchtigsten Pomologen un- serer Zeit, mit Oberdieck, Lucas, Fickert, v. Trapp, Donauer und Schmidt, in Gotha zu einem Ausschusse zusammentrat, um die Grundla- gen des bereits in 5 Bänden uns vorliegenden illu- strirten Handbuches zu berathen. An der Bearbei- tung des genannten Buches selbst hat er bis zu seinem Tode den thätigsten Antheil genommen. Seine Beschreibungen gehören zu den besten und brauchbarsten im Buche und erhalten durch die da- mit verknüpften geschichtlichen Notizen noch ein besonderes Interesse. Als im Herbste des Jahres 1860 die deutschen Pomologen und Obstzüchter in Berlin zum dritten Male zusammentraten, befand sich natürlich unter den 215 Theilnehmern auch Franz Jahn wiederum unter ihnen. Schon aus der Anzahl der Theilneh- mer ersieht man, welche Bedeutung die deutschen Pomologen-Versammlungen, selbst inm Auslande, er- halten hatten. Denn aus Frankreich und Russland waren bedeutende Männer, von denen wir nur Pro- fessor Basiner aus Kiew und Leroy aus Angers nennen wollen, gekommen. Auch Regierungen er- kannten den Werth der deutschen Pomologen-Ver- sammlungen und entsandten, wie Württemberg, Ba- den, Darmstadt und Nassau, besondere Vertreter dazu. Von 46 Behörden und Vereinen waren’nicht weniger als 56 Vertreter vorhanden. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, auf die in- teressante Versammlung in Gotha näher einzuge- hen; sie wurde dadurch besonders wichtig, dass in ihr der Beschluss gefasst wurde, eine dauernde Verbindung aller derer, welche ein Interesse tür | Obstbau und Pomologie in Deutschland haben, her- zustellen; so wurde der Pomologen-Verein in’s Le- ben gerufen. Unter den Männern, welche die Sta- tuten vorberathen sollten, befand sich natürlich wie- derum Franz Jahn. Seit seinem Bestehen hat dieser den thätigsten Antheil an seinen Bestrebun- gen genommen. terzog er sich ferner der Berichtigung der ihm zu- gesendeten Obst-Sammlungen, denn das war eine der wichtigsten Aufgaben, welche sich der pomolo- gische Verein gleich anfangs gestellt hatte. Dass Franz Jahn auch manche schätzens- | werthe Abhandlung in die Monatsschrift für Pomo- gie und Obstbau, welche ebenfalls, und zwar als- bald nach der ersten deutschen Pomologen - Ver- sammlung im Jahre 1853, durch Lucas und Ober- dieck in’s Leben gerufen wurde, lieferte, wird wohl Jedermann wissen, der nur einigermassen sich mit den Fortschritten der pomologischen Wissenschaft vertraut gemacht hat. Im Herbste des Jahres 1862 befand sich Fr. Mit Oberdieck und Lucas un- | Jahn, wie wir gleich im Anfange seiner Lebens- Skizze bereits gesagt haben, in Namur und wohnte dem dortigen internationalen Pomologen - Kongress bei. Manche andere tüchtige Pomologen Deutsch- lands, wie Behrend, v. Bose, v. Trapp und Schmidt, waren ebenfalls gegenwärtig. Die fremde Sprache, welche in Namur gesprochen wurde, war Ursache, dass sich die deutschen Pomologen da- selbst eng aneinander schlossen und in der ganzen Woche ihres Dortseins ein nicht weniger trauliches, als wissenschaftliches Leben führten, wie es wohl selten der Fall gewesen sein mag. Auch wir den- ken gern an jene Tage zurück, wo Franz Jahn unter uns noch weilte und wo wir Gelegenheit hatten, den in jeglicher Hinsicht gediegenen Mann näher kennen zu lernen. 1863 fand die 4. Versammlung deutscher Po- mologen in Görlitz statt. Franz Jahn war wie- derum anwesend und arbeitete hauptsächlich im Vereine mit Oberdieck und Lucas an der Re- vidirung der fast aus allen Ländern Europa’s ein- geschickten Obst-Sammlungen. Um seiner Wissenschaft, der Pomologie, sowie dem Obstbau, mehr leben zu können, hatte Franz Jahn bereits im Jahre 1856 seine Apotheke ver- kauft; seine Obst-Anlagen wurden damit zu einem wissenschaftlich - geordneten pomologischen Garten umgewandelt. Er scheute dabei weder Mühe noch Kosten. Die Prüfung der neueren und neuesten Obstsorten war eine seiner Haupt-Aufgaben. Seine Urtheile waren für das Obstbau-treibende Publikum fast unumstösslich. Handelsgärtner und Liebhaber bezogen vor Allem gern ihre Edelreiser aus dem Jahn’schen Garten und legten bei ihrem Weiter- Verkaufe grade hierauf ein besonderes Gewicht. Sein Name war bereits über die Grenzen seines Vaterlandes gedrungen und galt selbst in Belgien, Holland und Frankreich als eine zu beachtende Autorität. Dass ihm von allen Seiten ehrende An- erkennungen zukamen, dass viele Vereine eine Ehre darin suchten, ihn zum Ehren- oder korrespondi- renden Mitgliede zu ernennen, dass ilim bei Aus- stellungen oft Preise zugesprochen wurden, war natürlich. Wir übergehen es und bemerken nur noch, dass der Meininger Verein, als Franz Jahn 1864 die Wiederwahl zum Vorsitzenden ablehnte, ihn zu seinem Ehren - Präsidenten ernannte, dass ferner auch von Seiten der Meininger Regierung noch kurz vor seinem Tode seine Verdienste durch die Ernennung zum Sanitätsrath gewürdigt wurden. Franz Jahn war verheirathet und lebte mit seiner Gattin Elise, geb. Johannes, in der glück- lichsten Ehe. Reicher Kinder - Segen wurde ihm zu Theil; von den 12 ihm gebornen Kindern star- ben 2 vor ihm. 4 haben bereits einen eigenen 14* 108 Hausstand gegründet. Schliesslich bemerken wir noch, dass die Familie beschlossen hat, die Obst- Anlagen und Baumschulen in gewissenhafter Treue ım Andenken an den Verstorbenen zu erhalten und mit Sorgfalt zu pflegen. Ein Zögling des po- mologischen Institutes in Reutlingen leitet beide unter spezieller Aufsicht des dritten Sohnes, welcher herzoglicher Hofgärtner in Hildburghausen ist. Viburnum Awabuki Hort. Berol. Ein nod nit befhriebener Dekorationsfraud. Seit vielen Jahren bereits wird ein Strauch im botanischen Garten zu Berlin kultivirt, der durch sein schönes Laub schon längst die Aufmerksamkeit der Botaniker sowohl, als der Laien in Anspruch genommen hatte und auch in hohem Grade Beach- tung verdient. Es ist dieses Viburnum Awabuki. Nur in einer Baumschule des westlichen Frankreichs, bei Andr& Leroy in Angers, haben wir ihn aus- serdem noch, und zwar im Freien, mit der Benen- nung Viburnum Awabusci, gesehen; er möchte ebenfalls in günstiger gelegenen Gegenden des süd- lichen Deutschland, z. B. im Rheinthale, aushalten. Aufgeführt ist er übrigens schon in Bouch&@’s Blu- menzucht in seinem ganzen Umfange, in einem Buche, was eine Abtheilung der Handbibliothek für Gärtner und Liebhaber der Gärtnerei (4. Abth. 3. Band S..777) bildet. Wir haben zwar nicht we- nige Dekorationssträucher mit immergrünen Blät- tern, welche zu Ausschmückungen von Zimmern, Sälen u. s. w. bei Festlichkeiten dienen, in dieser Weise vermag aber keiner zu imponiren. Hunderte neuer Pflanzen werden alljährlich eingeführt, die gar keine Empfehlung verdienen; um so mehr ist es Pflicht der Redaktion, auf solche aufmerksam zu machen, welche wirklich schön und bereits in Kultur sind, leider aber von Seiten der Handels- gärtner bis jetzt unbeachtet geblieben sind. Viburnum Awabuki schliesst sich einer Reihe von Arten aus demselben Geschlechte an, welche im Osten und Süden Asiens zu Hause sind und sich durch strauchartigen Habitus und immergrüne, lederartige Blätter auszeichnen. Aehnliche For- men finden sich auch in den wärmern Ländern der Neuen Welt, besonders in dem Hochlande Mexiko’s, sowie in den kolumbischen Republiken, die wir aber bei der Betrachtung unserer japanischen Pflanze ausschliessen. Das Genus Viburnum wird mit einigen andern Geschlechtern als eine Abtheilung der Familie der Caprifoliaceen betrachtet; wir möchten es lieber mit Hydrangea, sowie mit Escallonia und den diesen zunächst stehenden Geschlechtern zu einer beson- deren Familie, die neben den Caprifoliaceen steht oder auch mit diesen vereinigt werden könnte, an- sehen, während die übrigen Saxifrageen mit Spi- raea, Philadelphus und einigen anderen Geschlech- tern wiederum eine besondere Familie bildeten. Die Verwandtschaft von Viburnum und Hydrangea ist wenigstens sehr gross. Öersted in Kopenhagen hat neuerdings das Genus Viburnum in mehre selbständige Genera ge- theilt und die Gründe in der Beschaffenheit der Frucht gesucht (Vidensk. Meddel. fra den naturh. For. 1859, p. 267). Schon vor ihm wurde durch Spach eine Theilung des Genus Viburnum versucht (hist. d. v@g6t. phaner. VIII, p. 314), die von spä- tern Botanikern unberücksichtigt geblieben ist. Das- selbe wird wohl auch mit den gar zu künstlichen Geschlechtern Oersted’s der Fall sein. Wie bei den Valerianeen ist nämlich der Fruchtknoten bei Viburnum ursprünglich immer 3-fächrig und in je- dem Fache befindet sich ein Eichen; von diesen kommt aber nur eins zur weiteren Entwickelung. Je nachdem auch die Fächer bei der Fortbildung zur Frucht verschwinden oder bleiben, bildet Oer- sted seine 5 Genera: Oreinotinus, Solenotinus, Mi- crotinus, Viburnum und Tinus. Wir halten Ge- nera, deren Feststellung auf einem zufälligen Merk- male beruht, für verfehlt, auch der Wissenschaft, in deren Bedeutung es liegt, tiefer einzudringen, nicht entsprechend. V. odoratissimum steht gewiss dem V. punctatum viel näher, als irgend einer andern Art und doch sind sie bei den 2 Geschlechtern untergebracht, während jedem Unbefangenen V. Opulus, was mit dem letz- teren wiederum zu einem und demselben Geschlechte gehört, ferner stehen muss. Wollte man mehre Ge- nera aus Viburnum bilden, so würden schon Mönch und Borkhausen Recht gehabt haben, wenn sie aus dem letzteren, dem man noch einige andere Arten beischliessen könnte, ein besonderes bildeten. Der ganze Habitus, vor Allem die Geneigtheit der äusseren Blüthen, unfruchtbar zu werden, zum Theil die eigenthümlichen borstenähnlichen Zähne (Nebenblätter?) an der Basis des Blattstieles und schliesslich die Knospen, welche hier von 2 Schup- pen eingeschlossen, bei V. Lantana nackt sind, dürften sichrere Merkmale bieten, als dıe Zahl der Fruchtfächer. Für die Feststellung unseres Viburnum Awa- buki interessiren uns nur, wie bereits gesagt, Arten aus den Oersted’schen Geschlechtern Microtinus und Viburnum, und zwar allein solche, welche mit immergrünen Blättern versehen sind und in Ost- und Südasien vorkommen. Es sind deren 9, von denen zu untersuchen wir aber 7 Gelegenheit ge- 109 habt hatten und daher auch in Betreff dieser ver- gleichende Diagnosen geben können. 1. V. coriaceum Bl. Mit Ausnahme des rost- farben behaarten Blüthenstandes unbehaart; Blätter elliptisch, meist schmal, am Rande oft schwachge- zähnelt, auf der Oberfläche matt-grün, auf der Un- terfläche heller und mit zahlreichen, kleinen Punk- ten besetzt; Blattstiel halbrund; Kelch schüsselför- mig und mit aufrecht stehenden Abschnitten verse- hen; Frucht 1-fächrig. Diese Art ändert in der Form der Blätter sehr. So hat man eine schmalblättrige des Himalaya: V. eylindricum Ham.; eine der Insel Oeylon: V. zeylanicum Gardn.; und eine kurzblättrige: V. capitellatum W. et A. genannt. In ganz Ostindien und auf Üeylon. 2. V. punctatum Ham. Durchaus unbehaart; Blätter elliptisch, oft mit einer verlängerten Spitze versehen, auf der Oberfläche glänzend, auf der Un- terfläche etwas blaugrün und mit zahlreichen feinen Punkten besetzt, Rand schwach umgebogen; Blatt- stiel halbrund; Kelch schüsselförmig, mit länglichen Zähnen; Krone radförmig; Frucht 1-fächrig. V. acuminatum Wall. ist nur Abart, wo die Spitze des Blattes besonders langgezogen ist. Östindien in den wärmeren Theilen. 3. V. Simonsii Hf. et T. Mit Ausnahme des Blüthenstandes unbehaart; Blätter länglich oder länglich - lanzettförmig, auf der Oberfläche nicht glänzend, am Rande ganz oder über der Mitte mit entfernt stehenden und oberflächlichen Zähnen be- setzt, vom Mittelnerv zahlreiche, parallel-laufende Hauptäste abgehend; Blattstiel roth-gefärbt; Kelch unscheinlich, kaum mit 5 zahnartigen Spitzen ver- sehen; Krone radförmig; Frucht 2-fächrig. Im Himalaya-Gebirge. 4. V. integerrimum Wall. Mit Ausnahme des Blüthenstandes unbehaart; Blätter länglich oder elliptisch, meist mit einer verlängerten Spitze ver- sehen, ziemlich breit, am Rande etwas umgeschla- gen, auf der Oberfläche glänzend; Blattstiel halb- rund; Kelch schüsselförmig; Krone radförmig; Frucht 1-fächrig. Hinterindien, Java. 5. V. odoratissimum Ker. Dwurchaus unbe- haart; Blätter, auf der Oberfläche glänzend, breit elliptisch oder umgekehrt eirund, am Rande ganz oder über der Mitte mit entfernt stehenden und oberflächlichen Zähnen versehen; Blattstiel flach, ziemlich breit, auf der Oberfläche, wenigstens in der Jugend, mit abfallenden und häufigen Schilfer- schuppen besetzt; Kelch klein, schüsselförmig mit 5 schwachen, aber breiten und spitzen Zähnen; Krone mit einer sehr kurzen Röhre versehen; Frucht 2-fächrich. Diese Art scheint eine ziemlich grosse Verbrei- tung zu haben und von China bis zu dem Hima- laya sich zu erstrecken, auch in Japan vorzukom- men. Exemplare vom Himalaya und Japan zeig- ten auch nicht die geringste Verschiedenheit. 6. V. sempervirens Ü. Koch (V. nervosum H. et A. nec Don). Durchaus unbehaart; ' Blätter elliptisch-lanzettförmig, oberhalb der Mitte mit schwa- chen und entfernt stehenden Zähnen versehen, auf der Unterfläche zwischen den Hauptästen zahlreiche meist unverästelte Quer-Adern; Blattstiel ohne schilf- rige Beschuppung; Kelch schüsselförmig; Krone radförmig; Frucht 1-fächrig. V. nervosum Don. ist eine ganz andere Pflanze mit auf der Unterfläche behaarten Blättern und Blü- thenständen, auch ist die Krone röhrenförmig und ziemlich lang. China. 7. V. Awabukı Hort. Berol. Durchaus unbe- haart; Blätter breit-elliptisch, ringsherum fast immer ganzrandig, auf der dunkelgrünen Oberfläche glän- zend, auf der Unterfläche zwischen den Hauptästen des Mittelnervs mit unverästelten Quer-Adern; Blatt- stiel halbstielrund, meist roth-gefärbt; Kelch ziem- lich. fach, abstehend; Krone kurz und breit-röhrig mit abstehenden Abschnitten. Was in den Herbarien durch Blume als V. Awabuki ausgegeben ist und von uns besichtigt werden konnte, war stets V. odoratissimum. Wo- her die Pflanze des botanischen Garten in Berlin, sowie die von A. Leroy in Angers stammt? ver- mögen wir nicht zu sagen; wahrscheinlich ist aber Japan das Vaterland. Der Strauch geht weniger in die Breite, ver- ästelt sich aber doch ziemlich. Seine Blätter haben nicht selten, ohne den 1 bis 1% Zoll langen, halb- stielrunden, oben aber kaum rinnenförmigen Stiel, eine Länge von 5 und 6, sowie eine Breite von 2% bis 3 Zoll, und eine dunkelgrüne, sehr ange- nehme Farbe. Die Konsistenz ist ziemlich dick. Seine Blüthen bilden eine ziemlich lang-gestielte, 3-theilige Rispe, an deren Aesten die kleinen ab- stehenden Deckblättchen an ihrer Basis eine längere Zeit bleiben, und stehen an den letzten Veräste- lungen meist zu 3, seltener zu 2. Seine rundli- chen, flach ausgebreiteten Abschnitte sind kürzer, als die Blumenröhre, während sie bei dem naheste- henden V. odoratissimum länger erscheinen. Die Frucht haben wir zu sehen noch nicht Gelegenheit gehabt. 110 Uebersicht der in der meuellen deit eingeführlen PManzen. (Fortsetzung.) 107. Fagus obliqua Mirb. ist eine andere Art Buche mit gleichem Vaterlande, kommt aber noch südlicher vor und erstreckt sich bis zur äusser- sten Spitze Süd-Amerika’s.. Die jungen Zweige sind stets, die Blätter aber nur in der Jugend auf der Unterfläche behaart. Ausserdem haben die letzteren eine längliche Gestalt bei einer Länge von 1—13 Zoll und einer Breite von 6—8 Linien. Ihre Substanz ist hautartig. 108. Fraxinus longicuspis N. et Z. gehört zu den Blüthen-Eschen und wächst in Japan. Sie bildet einen hübschen Baum mit schönen Blättern, welche aus 5 oder 7 lanzettförmigen und ausser- dem in eine lange Spitze gezogenen, völlig unbe- haarten Blättchen bestehen. Die jungen Aeste sind, wie bei der Fraxinus quadrangularis, viereckig. An der Spitze der jungen Zweige und seitenständig befinden sich die Blüthenrispen. 109. Gardeniä Blumeana DC. ist eine ja- vanische Art mit Dornen, deren gegenüberstehende und elliptische Blätter völlig unbehaart sind. Die grossen, fast glockenförmigen Blüthen sind winkel- ständig. 110. Gardenia Maruba Sieb. ist en Blü- thenstrauch des Kalthauses, der eben deshalb Ver- breitung verdient; ebenso bietet die Leichtigkeit, mit welcher der Strauch seine Blüthen entfaltet, aber auch das immergrüne schöne Laub mannig- fache Vortheile. Die ersteren sind blendend- weiss und verbreiten, gleich denen der anderen Arten, einen sehr angenehmen Geruch. Sein Vaterland ist Japan. 111. Gardenia speciosa Roxb. ist Guet- tarda speciosa L., wiederum ein Blüthenstrauch aus der Familie der Rubiaceen und aus den wär- meren Gegenden Östindiens stammend, eben des- halb aber wiederum in’s Warmshaus gehörend. Auch hier sind die Blüthen weiss, verbreiten aber nur des Nachts ihren Wobhlgeruch. Die eirund- oder umgekehrt-eirunden Blätter sind auf der Un- terfläche behaart. 112. Gaultheria leucocarpa Bl. ist eine ja- vanische Ericacee aus der Abtheilung der Andro- medeen. Die eirund - lanzettförmigen Blätter sind gezähnt und ohne alle Behaarung. Die Blüthen bilden gipfel- und achselständige Trauben. 113. Gaultheria punctata Bl. wächst eben- falls in Java und stellt wiederum einen kleinen Blüthenstrauch dar mit unbehaarten und lanzett- förmigen Blättern, die ausserdem aber auf der Un- terfläche reichlich mit Punkten besetzt sind. Blüthen bilden nur gipfelständige Rispen. 114. Gaultheria vernalis Kunze ist in der Neuen Welt, und zwar in Chili, zu Hause und stellt einen keineswegs niedrigen Blüthenstrauch dar, der mit weicher Behaarung und steiferen Bor- stenhaaren besetzt ist. Die kurzgestielten, breit- elliptischen und 2 Zoll langen, aber nur 1 Zoll brei- ten Blätter sind oben unbehaart, unten aber mit rostfarbenem Ueberzug und ausserdem mit einzelnen schwarzen Haaren versehen. Die dichtgedrängten Trauben kommen hier aus dem Winkel der Blätter hervor. 115. Gonatostemon Boucheanum Reg. Eine niedrig - bleibende Oyrtandracee Östindiens, welche der botanische Garten in Berlin verbreitet hat. Der Stengel von gegen 13 Fuss Höhe, sowie die länglichen, aber spitzen Blätter sind behaart und von etwas fleischiger Konsistenz. Aus dem Winkel der letzteren kommen die ziemlich grossen und breit-, aber auch etwas bauchig-röhrigen Blumen von violetter Farbe hervor. 116. Grevillea Chrysodendron R. Br. ist gleich den meisten Proteaceen, zu denen dieses Gehölz gehört, ein Bewohner Neuhollands und zeichnet sich durch mit grauem Filz überzogene Aeste und Zweige aus. Die Blätter sind verschie- den gestaltet, meist doppelt-, aber auch einfach-, bisweilen selbst gar nicht gefiedert, und bestehen in den beiden ersteren Fällen aus sehr schmalen und seidenglänzenden Blättchen. An der Spitze der Zweige befinden sich die goldfarbigen Blüthen in Form schöner Trauben. 117. Guichenotia ledifolia J. Gay ist ein niedriger und sehr verästelter Strauch, von grauer Behaarung überzogen. Er wächst in Neuholland und gehört in die Familie der Büttneriaceen, wo er in der nächsten Nähe der bekannten Lasiope- talen steht. Die kleinen Blätter sind linienförmig und die rosafarbigen Blüthen bilden überhängende Trauben. 118. Gustavia brasiliana DO. (nicht bra- siliensis) ist eine den Barringtonien nahestehende Myrtacee. Wir haben schon früher die Gustavien als Dekorations-, nicht weniger aber auch als Blü- thenpflanzen empfohlen (s. 4. Jahrg. S. 229) und wiederholen jetzt diese unsere Empfehlung, wo wir dem in der Einführung neuer Pflanzen so uner- müdlichen Direktor Linden in Brüssel, dessen Eta- blissement eins der reichsten und interessantesten in Europa ist, was existirt, wiederum eine Art ver- danken. G. brasiliana ist vielleicht nur eine Abart der schon von Willdenow wegen ihrer Schönheit „fastuosa”’ (d. h. die stolze) genannten Art. Die länglichen, lederartigen und ganzrandigen Blüthen Die Mal! haben eine bedeutende Grösse, während die nicht minder grossen Blüthen von weisser Farbe in ge- ringer Anzahl am Ende der Zweige Trauben bil- den. Nach v. Martius ist die Pflanze in Brasilien ein wichtiges Arzneimittel hinsichtlich ihrer Wurzel, Blätter und Früchte, welche letzteren auch zum Fischfang dienen. 119. Habenaria margaritacea gehört zu den Orchideen, wo weniger die Blüthen, als vielmehr die bunten Blätter in die Augen fallen. Die letz- teren sind länglich - lanzettförmig und haben eine dunkelgrüne Oberfläche, auf der sich weisse Flek- ken befinden. Die kleinen weissen Blüthen stehen in einer Spirale um den allgemeinen Blüthenstiel. 120. Harpullia (nicht Harpulia) pendula soll das neuholländische Tulpenholz liefern. Wir ken- nen die Pflanze nicht, sie gehört aber zu einem Geschlechte, dessen Arten zum Theil so giftig sind, dass Blume sich veranlasst sah, einer Art den Bei- namen thonatophora (d. h. der Todbringenden ) beizulegen. Die Harpullien sind Bäume mit un- gleich-gefiederten Blättern aus der Familie der Sa- pindaceen. Ihre unscheinlichen, oft grünlichen Blü- then bilden Trauben oder Rispen, während die grossen Früchte roth oder orangenfarbig sind. 121. Von Hedera canariensis, die auch als H. algeriensis in dem Handel vorkommt, hat Ja- kob Makoy in Brüssel eine buntblättrige Form, die Empfehlung verdient, erzogen. Genannter Epheu zeichnet sich bekanntlich durch seine grossen Blät- ter vortheilhaft aus. Bei dieser Gelegenheit machen wir auf die reiche Sammlung von Epheu- Abarten und Formen aufmerksam, welche sich in dem gross- artigen Garten-Etablissement der Stadt Paris, dem oulogner Wäldchen gegenüber, befindet und aus icht weniger als 22 besteht. Hoffentlich haben ir später einmal Gelegenheit, darüber ausführlich zu berichten. 122. Helenium Hoopesii Gray haben wir och nicht in Blüthe gesehen. Es ist eine Staude on der Nordwestküste Amerika’s und zu der Kom- ositen - Abtheilung der Heliantheen gehörig. Die flanze soll sich gut bestauden und durch ihre lätter, deren Adernetz eine weisse Farbe besitzt, ich auszeichnen. Es scheint, als wenn, von den übrigen Helenien sonst abweichend, mehre einfache lüthenstengel vorhanden wären, die an der Spitze ur ein Blüthenkörbehen von orangengelber Farbe ragen. 123. Helichrysum Errerae Tineo soll eine orzügliche Pflanze für Arabesken und Blumen- eppiche sein und in dieser Hinsicht dem bekannten naphalium oder Helichrysum lanatum der Gärten ich anschliessen. Wie dieses ist es mit einem sil- ergrauen Filze überzogen und verästelt sich von der Basis aus ungemein, ohne sich sehr zu erhe- ben. Die unteren, umgekehrt - eirunden und spa- thelförmigen Blätter stehen dicht gedrängt. Ohne besonderen Werth sind die anfangs dunkel-, später hellgelben Blüthenkörbchen, welche eine schlaffe Doldentraube bilden. 124. Helichrysum lanatum oder tomento- sum heisst in den Gärten eine aus Neuholland stammende Art, welche aber nichts weniger dar- stellt, als die unter diesem Namen aufgeführten und beschriebenen Pflanzen. Nach Regel ist es H. petiolatum DC. Wir haben kein Original- Exemplar genannter Pflanze gesehen, unsere aller- dings noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen haben uns aber zu anderen Resultaten geführt. Es ist nicht zu leugnen, dass diese graufilzige Pflanze mit den Aubrietien, Arabis albida (welche leider viel zu wenig angewendet wird) und Cerastium tomentosum zu Arabesken ganz vorzüglich ist und bereits auch bei uns sehr viel angewendet wird. 125. Hemerocallis Middendorfii Trautv. et Mey. ist bereits durch v. Siebold in die Gär- ten unter dem Namen H. Sieboldii Rikx einge- führt, wurde aber auch bereits von Morren als H. Dumortieri beschrieben und abgebildet. Da sie selbst in Petersburg noch aushält, verdient sie um so mehr Empfehlung. Die Pflanze unterschei- det sich von den übrigen Tag-Lilien (Hemerocallis) durch die grossen, in einen Kopf zusammengestell- ten Blüthen von goldgelber Farbe. 126. Hemicyclia sepiaria W. et Arn. ist eine ceylanische Euphorbiacee aus der Gruppe der Phyllantheen und stellt einen Strauch mit runden Aesten, aber eckigen Zweigen dar. Seine eirund- länglichen Blätter sind nur bisweilen schwach- und entfernt-gezähnelt und haben eine hellgrüne Farbe. Die zweihäusigen Blüthen sind unscheinlich und stehen büschelförmig beisammen. Wir bezweifeln, dass der Strauch gärtnerischen Werth hat. 127. Hemigraphis (nicht Hemiagraphis) hirta ist wohl Ruellia hirta Vahl, die vielleicht aber eben- falls zu dem Genus Hemigraphis, wo die Kapsel im unteren Theile keine Scheidewand besitzt, ge- hört. Sie bildet eine niedrige, krautartige Pflanze mit zum Theil niedrigen und wurzelnden Stengeln. Die ganze Pflanze ist grau behaart. Die einen halben Zoll langen, trichterförmigen und purpur- violetten Blüthen bilden eine kopfförmige Aehre. 128. Horsfieldia aculeata Bl. haben wir zwar schon vor 3 Jahren bei einer Ausstellung (7. Jahrg. S. 206) gesehen, wo sie zwar allgemein gefiel, aber doch keine Verbreitung gefunden hat. Da Fr. A. Haage jun. in Erfurt sie wiederum anzeigt, kommen wir ebenfalls auf sie zurück. Es ist eine eigenthümliche Pflanze mit dem Habitus + 112 einer Araliacee und den Blüthen eines Doldenträ- | gers, zu welcher letzteren sie auch gewöhnlich ge- rechnet wird. Der Stengel ist, wie bei der in un- seren Gärten befindlichen Trevesia palmata Viv. (als Gastonia palmata und aculeata bekannter) mit Stacheln bedeckt. Die im Umkreise handförmigen und ziemlich langgestielten Blätter sind gelappt und auf der Unterfläche mit einem grauen Filze bedeckt. Die unscheinlichen, grünlich-gelben Blüthen bilden sitzende und kopfförmige Dolden. 129. Hoya maxima haben wir bereits vor 2 Jahren während der internationalen Ausstellung in Amsterdam (s. 8. Jahrg. d. Wochenschr. S. 167) gesehen, seitdem nicht wieder. eine der schönsten Arten des Geschlechtes, die we- gen ihrer sehr grossen, dicken und freudig-grünen Blätter schon als Dekorationspflanze Empfehlung verdient. wir nicht, auf jeden Fall hat aber die Lauren- tius’sche Gärtnerei, die überhaupt alles Neue aus dem Auslande rasch bezieht, ein Verdienst, von Neuem in ihrem Verzeichnisse auf diese Schling- pflanze aufmerksam gemacht zu haben. 130. Hypericum chilense Gay ist eine nie- drige, Rasen -bildende Art der südamerikanischen Kordilleren Chili’s mit schmalen, kaum 4—5 Linien langen Blättern und gelben, eine Scheindolde bil- denden Blüthen. Gärtnerischen Werth möchte die Art gar nicht haben. 131. Ipomoea Baclei Chois. stammt aus dem heissen West- Afrika und ist ganz und gar mit einer grauen Behaarung versehen. Die herzförmig- zugespitzten Blätter sind meist 3-Jappig und haben die Länge von 3 Zoll, während ihr Stiel 2 Zoll beträgt. In ihrem Winkel befinden sich die gleich- lang-gestielten Blüthen von purpurrother Farbe. 132. Ipomoea maritima Br. ist der bekannte, aber kaum noch in botanischen Gärten gesehene Convolvulus Pes-Caprae Sw., eine auf dem Boden sich hinziehende, also sich nicht windende Art, oder häufiger zweispaltige Blätter Veranlassung zur Benennung „Pes- Caprae” (d. h. Ziegenfuss) gege- ben haben. In ihrem Winkel befinden sich die grossen, wunderschönen Blüthen von purpur-violetter Farbe zu 1 bis 3. 133. Ipomoea minima spectabilis kennen | wir nicht; es soll eine einjährige Pflanze mit klei- nen, herzförmigen Blättern und karmoisinrothen Blumen sein, die sich gar nicht schliessen. 134. Ipomoea pendula Br. ist die früher schon als J. Horsfalliae Hook. in den Gärten kultivirte Art, die wegen ihrer schönen Blüthen Es ist unbedingt | Ob sie irgendwo beschrieben ist, wissen | rend die einzelnen Blättchen deren rundliche, aber an der Spitze abgerundete auch Empfehlung verdient. Der etwas holzige, auf jeden Fall aber ausdauernde Stengel dieser Trich- terwinde ist mit handförmigen Blättchen, die eine elliptische Gestalt haben, besetzt. Aus ihrem Win- kel kommen die 1 bis 3 purpur-violetten Blüthen auf kürzeren Stielen hervor. Vaterland sind Neu- holland und Neuseeland. 135. Ipomoea Roxburghii Steud. ist die echte Nachtwinde (Ipomoea Bona nox L., Calo- nyction speciosum Chois.), eine der bedeutendsten ' krautartigen Lianen, welche nur die Dauer von einem Jahre haben. Die grossen Blätter haben eine verschiedene Gestalt, sind aber meist herzför- mig und bisweilen auch, gleich dem Stengel, mit Stacheln besetzt. Auf langen Blüthenstielen stehen die grossen, weissen Blüthen. In vorliegender Ab- art sollen die letzteren besonders gross sein, ein Umstand, der auch Ursache war, dass sie als eigene Art, und zwar als Ipomoea macrantholeucum Coll, ein Name, der dieses bedeutet, beschrieben wurde. Früher haben wir sie auch als Ip. mexi- cana grandiflora alba in den Verzeichnissen ge- funden. Sie wächst jetzt in allen Tropenländern. 136. Iris stylosa Desf. oder Iris unguicu- larıs Poir. ist eine nordafrikanische Art mit knol- liger Wurzel und fusshohen, linienförmigen Blättern, zwischen denen die niedrigbleibende Blüthe von blauer Farbe hervorkommt. Sie gehört, wie Ip. graminea und ruthenica, zu denen, welche an den 3 äusseren Abschnitten keinen Bart haben. In Pa- ris hält sie sehr gut im Freien aus; wahrscheinlich ist dies auch bei uns der Fall. 137. Juglans macrophylla nennen Jakob Makoy & Co. eine in China wachsende Wallnuss, welche sich durch ausserordentlich grosse Blätter auszeichnen soll. Bei noch jungen, zweijährigen Exemplaren besassen diesa bereits, allerdings den allgemeinen Blattstiel eingeschlossen, nicht weniger als 30 Oentimeter, also über 2} Fuss Länge, wäh- bei einer Breite von 10 — 18 eine Länge von 20 — 30 Centimeter be- sassen. Aus diesen kurzen Angaben ersieht man noch nicht, ob diese J. macrophylla wirklich eine Form unseres Wallnussbaumes, welche ebenfalls in China vorkommt und sich durch eigenthümlich aus- gebildete Früchte auszeichnet, darstellt oder nicht vielmehr eine selbständige Art ist. Die erst seit wenigen Jahren eingeführte Juglans mandschu- rica Maxim. (regia octogona Carr.) hat bekanntlich ebenfalls sehr grosse Blätter und möchte vielleicht dieselbe sein. Ohne Zweifel wächst diese ebenfalls im nördlichen China. (Fortsetzung folgt.) Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des &artenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No.15. Berlin, den 13. April 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. I. — Uebersicht der in der neuesten Zeit eingeführten Pflanzen. (Fortsetzung.) — Die Deutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft zu Berlin. Härtnerilhe Briefe über die Pariser Welt- Ausstellung. I. Paris, den 4. April. Obwohl wir heute bereits den vierten Tag seit der Eröffnung der Ausstellung haben, so ist es doch schwierig, auch nur einen Ueberblick zu geben. Das meiste ist noch in grösster Unordnung, Vieles wenigstens ist noch nicht in der Weise aufgestellt, dass es sich präsentirte, wie es sollte. Ganz fertig aufgestellt könnte man eigentlich gar nichts nennen. Selbst in dem englischen und französischen Theile, wo man am weitesten ist, liegen noch die Kisten zum Theil im Wege. Diesem Umstande ist es auch, in Verbindung mit dem unfreundlichen, gar- stigen Wetter, nur zuzuschreiben, dass der Besuch noch ein sehr mässiger ist, obwohl bereits das Ein- trittsgeld von 20 Franes (53 Thlr) bereits auf den vierten Theil ermässigt wurde. In der nächsten Zeit möchte es noch mehr ermässigt werden. Noch ein grosser Theil des April, wenn nicht der ganze Monat, wird darüber hingehen, bevor die Aufstel- lung einigermassen fertig genannt werden kann. Diejenigen, welche Paris und seine Ausstellung be- suchen wollen, mögen sich darnach richten. Viel trug das auch früher schon sehr ungün- stige Wetter bei, wo man im Freien nur unter den grössten Schwierigkeiten arbeiten konnte; an- derntheils lag es hier und da auch an Unterneh- mern und an dem von Woche zu Woche steigen- den Arbeitslohne, welches jene nur mit grossen Opfern, zum Theil gar nicht erschwingen konnten. An Konventional- Strafen fehlt es nicht. So wird leider die Ausstellung auch eine Reihe Prozesse nach sich führen, die manchem Aussteller und noch mehr den betreffenden Vertretern der Länder selır unangenehm werden möchten. Mit ihren Bauten im Freien ist selbst die fran- zösische Regierung noch sehr zurück. Das Ver- sammlungshaus für die Abgeordneten und Preis- richter der verschiedenen Völker ist ebenfalls noch im Rohbau; man fängt eben an, die inneren Räun- lichkeiten mit Tapeten, Wandgemälden, Ornamen- ten aller Art u. s. w. allmählig auszuschmücken. Schön wird aber das Gebäude und gewiss eine Zierde des Ganzen. Unterdess sind gestern die Preisrichter in dem Bureau der französischen Cen- tral-Kommission, einem keineswegs in seiner äus- seren Ausstattung mit den Umgebungen harmoni- renden Hause, zusammengetreten und haben sich sektionsweise über die Prinzipien vereinigt, nach welchen die Zusprechung geschehen soll. Dass da- bei keine Einigung im Ganzen geschehen konnte, sieht man wohl ein. Es ist bei allen Ausstellungen so gewesen. Bei der Verschiedenheit der ausge- stellten Gegenstände ist sie auch gar nicht möglich. Die Eröffnung geschah trotzdem am 1. April, Nachmittags 2 Uhr. Die Mitglieder der Uentral- Kommissionen und die Preisrichter der verschiedenen Länder, sowie deren Abgeordnete oder Delegirte, 15 114 welche dazu bestimmt sind, bald die einen, bald die anderen zu unterstützen oder auch selbst zu vertreten, versammelten sich auf der im ersten Um- kreise innerhalb des Ausstellungs - Gebäudes rings- herum sich ziehenden Gallerie (pont der Franzosen), und zwar auf dem Theile, welcher zu dem ihnen gehörenden Sektor fiel. Wir Preussen und Nord- deutsche befanden uns auf beiden Seiten eines prachtvollen Pavillons, der auf einem aus verschie- denen schlesichen Marmor-Arten bestehenden Fun- damente ruht und von dem aus und nach der inne- ren Seite zu 2 einen Halbmond bildende Freitrep- pen herabführten. Von diesem Halbmonde einge- schlossen befanden sich allerhand Gegenstände aus der Krup’schen Fabrik gezogener Kanonen in einer wirklich gelungenen Zusammenstellung. Hier erwarteten wir den Kaiser und die Kaiserin, welche auch alsbald nach genannter Zeit und in Begleitung der Minister, wieler Generäle (diese aber, wie der Kaiser selbst, in Civil) u. s. w. erschienen und mit unserem Kommissar, Geheimen Rath Herzog, sich freundlichst unterhielten. Einen zweiten Umgang machte der Kaiser in dem innersten Umringe, wo die Gemälde sich befinden. Wir stellten uns hier von Neuem auf. Zur Ausstellung ist bekanntlich das Marsfeld im Osten der Stadt, nicht weit vom Invalidendome, benutzt. Es ist ein längliches Viereck mit einer Richtung von Nordosten nach Südwesten. Sein Flächeninhalt beträgt nicht weniger als 150 bis 160 Morgen, von denen ein Oval in der Mitte zu dem eigentlichen Industrie- Gebäude mit einem Flä- cheninhalte von 57 Morgen benutzt ist. Ein Cen- tral- Garten mit allerhand Ausschmückungen von Pflanzen, Bildsäulen und anderen plastischen Orna- menten nimmt die Mitte ein und wird demnach von dem innersten Umringe mit den Gemälden umschlossen. Ein bedeckter Gang, der sich rings- herum an der innern Seite dieses Umringes an- schliesst, trägt an der Wand architektonische und Gartenpläne, ausserdem verschiedene Zeichnungen, Lithographien, Kupferstiche u. s. w. Das Innere des grossartigen Industrie-Gebäudes zu beschreiben, liegt ausser dem Bereiche meiner Aufgabe, da ich hier mich nur auf gärtnerische und damit zusammenhängende Gegenstände beschränken muss, hier auch so viel finde, dass es an und für sich hinlänglich ist, um in verschiedenen Nummern der Wochenschrift die Aufmerksamkeit der verehr- ten Leser in Anspruch zu nehmen. Der übrige, das Industrie - Gebäude umfassende und aus 100 Morgen bestehende Theil des Marsfeldes führt den Namen Park, so wenig er auch diesen Namen ver- dient. Er enthält alle die Ausstellungs-Gegenstände, welche entweder zu gross sind, wie Normalbauten der vorschiedenen Länder, oder die in dem Haupt- gebäude nicht untergebracht werden konnten. Bei- spielsweise haben Nord-Deutschland für seine land- wirthschaftlichen Maschinen, Belgien für seine Kunst- Gegenstände u. s. w. sich besondere Gebäude er- baut. Auch die grossen Reiter - Standbilder und andere plastische, viel Raum einnehmende Gegen- stände haben hier ihre Aufstellung gefunden. Auf den beiden langen Seiten des Marsfeldes befinden sich Boulevard’s von ziemlicher Breite, aber noch mit jungen Bäumen bepflanzt. Der Haupt-Eingang liegt auf einer der schmalen Seiten, und zwar im Südwesten, wo die schöne Seine fliesst. Die Brücke von Jena verbindet deren beide Ufer miteinander. Hier fand am 1. April die Einfahrt des Kaiserlichen Paares statt. Der Blick vom Ein- gange zum Industrie- Gebäude, den grossen Weg zur Brücke entlang, über diese hinweg nach dem gegenüberliegenden Passy, einer auf Höhen gele- genen Vorstadt, zu der eine wunderschöne Treppe führt, ist jetzt ausgezeichnet. Innerhalb des Par- kes befinden sich auf beiden Seiten des breiten Hauptweges, gleich vorn, verschiedenerlei Aus- schmückungen mit allerhand Blattpflanzen, beson- ders Palmen, weiterhin Boskets mit Blüthen- oder immergrünen Sträuchern und ausser dem Kaiser]. Empfangs- Pavillon noch andere Schmuck-Gebäude. Hohe Mastbäume, an der Spitze mit in der Landes- farbe prangenden Fahnen, begrenzen in bestimmten Entfernungen, die ungefähr der Breite des Weges entsprechen, diesen und dienen zu gleicher Zeit zur Befestigung der kostbaren Stoffe, welche Baldachin- artig über den Weg gespannt sind. Dieser breite Hauptweg setzt sich auch mitten durch das Industrie-Gebäude fort bis zu dem mit allerhand Arabesken, Blattpflanzen, Bildsäulen und verschiedenen anderen plastischen Ornamenten ge- schmückten Central-Garten und erstreckt sich selbst noch weiter auf die andere Hälfte des Gebäudes und des sich daran anschliessenden Parkes bis zum Boulevard, der sich längs der Militärschule hinzieht. Auf dieser Seite des Parkes ist der breite Hauptweg unbedeckt; auch fehlen die hohen Mastbäume. Rechts (wenn man aus dem Gebäude heraustritt) ist der preussische Theil des Parkes, weiter oben der bayerische, während gegenüber, dicht am Industrie - Gebäude, der belgische Theil beginnt und weiter oben von dem französischen Garten, wo die 14 internationalen Pflanzen-Ausstel- lungen stattfinden, begrenzt wird. Jedes Volk hat, wie bereits angedeutet, einen Theil des Parkes, und zwar möglichst in der Nähe seines Sektors im Industrie-Gebäude zu dem Zwecke, wie ich dies früher ebenfalls schon ausgesprochen habe, erhalten, muss ihn aber ausserdem auf seine +15 Kosten bepflanzen und überhaupt gärtnerisch her- stellen. Da jedes Volk diese Verschönerung auf seine eigene Weise anfertigt und sich nicht im 'Geringsten in dieser Hinsicht um seinen Nachbar bekümmert, noch weniger ein bestimmtes Prinzip zu Grunde liegt, so ist, wie man sich wohl denken kann, von einer Einheit oder Harmonie in der Be- pflanzung gar keine Rede. Jedes Volk, resp. dessen Kommission, lässt es so anfertigen, wie es ihm am geeignetsten erscheint. Da die Gebäude vor Allem, ausser den monumentalen Aufstellungen, die Haupt- sache darstellen, so bleiben die Anpflanzungen auch nur Nebensache. Oft scheint man die nicht be- nutzten Stellen nur grün haben zu wollen. Aus dieser Ursache hat man meist längliche oder rund- liche Figuren, welche von einem Wege umschlossen sind, angebracht und diese in der Mitte, in der Re- gel mit immergrünem Gesträuch oder Koniferen, gruppenweise bepflanzt und sonst Gras ausgesäet. Hier und da ragen einzelne hohe Bäume hervor oder es sind auch höhere Sträucher vorhanden, wo man etwas decken wollte. ' Diese meist ziemlich grossen Bäume hat gröss- tentheils die Stadt Paris mit nicht genug anzuer- kennender Liberalität unentgeldlich zur Verfügung gestellt und auch selbst hier und da pflanzen lassen. Alle diese Bäume, hauptsächlich aus Rosskastanien bestehend, hat man versetzt, ohne sie auch nur im Geringsten zu ver- oder zu beschneiden. So viel sich jetzt übersehen lässt, befinden sie sich unter den obwaltenden Umständen im besten Zustande und schlagen zum Theil bereits aus. Während die Verpflanzung hier mit der grössten Sorgfalt gesche- hen ist, kann man dieses keineswegs bei den Sträu- chern sagen; ich fürchte, dass von ihnen im Verlaufe der Zeit sehr viele eingehen werden, wenn wir einen nur einigermassen warmen und trockenen Sommer er- halten. Vor meinen Augen sah ich ein Rundtheil von gegen 20 Fuss Durchmesser, das als Funda- ınent noch das ursprüngliche Terrain des früheren Exerzierplatzes (denn dieses war bekanntlich das Marsfeld) besass, wo man sehr hübsche kleine Roth- tannen, allerdings mit gutem Ballen, einfach auf den Boden setzte und, um schliesslich einige Zoll hoch gute Erde darauf zu bringen, diesen zunächst mit dem Kehricht des Industrie - Gebäudes be- deckte.e Wie hier ein Anwachsen oder gar ein Gedeihen geschehen kann, ist mir unbegreiflich. Zum Theil stehen die Gebäude, Ornamente u.8. w. so gedrängt bei einander, dass die Anpflan- zungen natürlich nur sehr unbedeutend sind. Man muss dieses besonders auf der nördlichen Seite be- dauern, wo Türken, Tunesen, Aegypter, Mexikaner und andere ausser - europäische Völker ihre eigen- thümlichen Gebäude aufgeführt haben. Leider hat man nirgends einen Punkt, wo man eines dersel- ben nur einigermassen vollständig übersehen kann. Und grade von diesem Fremdländischen hätte man gern eine ordentliche Ansicht gehabt. Gärtnerisch verwerthet hat eigentlich, ausser Preussen, kein Land den ihm im Parke überwie- senen Flecken. Der preussische Garten wurde gleich anfangs in’s Auge gefasst und zu diesem Zwecke ein besonders dazu sich eignendes vierecki- ges Stück Land, dicht am äussern Ende des preus- sischen Sektors, erbeten. Es liegt, wie schon ge- sagt, rechts am Hauptwege, der vom Industrie- Palast nach der Militärschule führt, umd sollte eigentlich 4 Morgen umfassen. Leider nahm zu- nächst die ringsherum - führende Eisenbahn einen guten Theil des ursprünglichen Stück Landes hin- weg; aber auch ausserdem wurde noch das Terrain verkürzt, so dass jetzt eigentlich kaum noch 23 Morgen zu Gebote stehen. Die früheren Dimen- sionen der einzelnen bestimmten Theile mussten ebenfalls nicht unbedeutend darnach verändert wer- den. Nur die grosse Arabeske, in der Form des menschlichen Auges und ganz vorn am Industrie- Palast, ist genau erhalten worden. Dass auch die Gebäude noch nicht vollendet sind, gestattet eben- falls nicht, den ganzen Garten in Stand zu setzen. Da die Hyazinthen, gefüllten Tausendschönchen (Bellis), Alpen - Vergissmeinnicht, Enzianen u. s. w. bereits vor einigen Tagen im besten Zustande an- gelangt waren, so ist zunächst die grosse Arabeske vollständig bepflanzt und erregt, obwohl die Blu- men noch keineswegs in Flor sich befinden, allge- meines Aufsehen, selbst bei Engländern. Es wird ein grosses Schild, welches auf seiner Vorderseite die Worte „Jacinthes de Berlin” trägt, angefertigt. Ich kann hierbei nicht unerwähnt lassen, die Art und Weise der Verpackung, wie sie. Kunst- und Handelsgärtner Späth in Berlin ausgeführt hat, selbst für die weitesten Transporte zu empfeh- len. Sämmtliche Hyazinthen hatten, als sie anka- men, das Ansehen, als wären sie nur aus einen Garten in den andern gebracht, nicht als wenn sie eine Reihe von 150 Meilen gemacht hätten. Es kam allerdings noch dazu, dass die Absendung am Freitag geschah und die Pflanzen sich schon nach 2 Tagen in Paris befanden. Für die rasche Be- förderung ist man dem Ober-Güterinspektor Bött- cher auf dem Bahnhofe der Berlin-Potsdamer Eisen- bahn zu besonderem Danke verpflichtet, da er sich im patriotischen Interesse der Angelegenheit in ho- hem Grade annahm. Die Verpackung besteht einfach darin, dass Bretter von 33 Fuss Länge und 3 Fuss Breite ge- nommen werden, die den Boden bilden, auf welchem die Pflanzen zu stehen kommen. Latten an den 15* 116 4 Seiten, mit den Kanten nach oben, angeschlagen, bilden einen erhöhten Rand. Die Töpfe werden dicht und in Reihen auf den Boden gestellt und Moos füllt dazwischen die leeren Räume aus. Auf den 4 Ecken sind 4 dicke Pfosten, welche grade in die Höhe stehen und die Länge der Pflanzen haben, angebracht, um den nächsten Boden mit Pflanzen zu tragen, der auf diese Weise gleich- sam den Deckel für die darunter befindlichen Pflan- zen bildet. Dass diese Pfosten miteinander befe- stigt werden, versteht sich von selbst. 2 Mann können mit Leichtigkeit die mit Pflanzen besetzten Bretter aufeinander setzen und auch abheben. Sobald der preussische Garten vollendet sein wird, werde ich mir erlauben, eine Schilderung von ihm zu geben. Es bleibt mir für jetzt nur noch übrig, einige Worte über den französischen Garten zu sagen. Wie wenig der Plan davon meinen Bei- fall fand, so nimmt er sich doch in der Wirklich- keit reizend aus. Es ist eine im hohen Grade ge- lungene Schöpfung. In ihm werden die 14 inter- nationalen Pflanzen - Ausstellungen stattfinden. Die erste derselben hat begonnen. Heute noch treten die Preisrichter zusammen, um ihr Urtheil abzuge- ben. Wie in London während des vergangenen Frühjahres Veitch in London und Linden in Brüssel hauptsächlich mit einander wettteiferten, so auch hier. Doch davon im nächsten Briefe. Uebersicht der im der neueflen Seit eingeführten Manzen. (Fortsetzung.) 138. Kagenackia oblonga R. et P. ist ein chilenischer Strauch mit elliptischen und gesägten Blättern, welche nicht abfallen. Die diöcischen Blüthen sind unbedeutend. Die männlichen bilden Doldentrauben, die weiblichen stehen dagegen ein- zeln. Von gärtnerischer Bedeutung ist der Strauch keineswegs. Er gehört in die Familie der- Rosa- ceen und schliesst sich den Spiräen an. 139. Kibessia azurea DC. ist ein javanischer Blüthenstrauch mit eirund - länglichen, lederartigen und ganzrandigen Blättern, welche völlig unbehaart, wie auch die ganze Pflanze, ausserdem aber von 3 Nerven durchzogen sind. Aus dem Winkel der oberen Blätter kommen die blauen Blüthen entwe- der allein hervor oder sie befinden sich in geringer Anzahl an der Spitze der Zweige. Die Pflanze gehört in die Familie der Melastomateen. 140. Knowltonia vesicatoria Sims stellt eine kapische Ranunkulacee dar, welche im äussern Ansehen sich den Doldenträgern näbert, als Zier- pflanze aber in unseren Gewächshäusern wenig Bei- fall finden möchte. Die völlig unbehaarten Blätter der Staude erscheinen doppelt-dreizählig und leder- artig; ihre Abschnitte sind schief - herzförmig und zugespitzt. Die in unregelmässigen Dolden stehen- den Blüthen haben eine grünlich-gelbe Farbe. Es ist übrigens eine giftige, scharfe Pflanze, deren Saft Blasen zieht und mit der man sehr vorsichtig sein muss. 141. Kochia villosa Lindl. wird in einigen Verzeichnissen auch K. tomentosa genannt und ist eine neuholländische Chenopodiacee. Der auf- rechte, sehr verästelte Stengel ist ebensowohl, wie die linienförmigen Blätter, von einem grauen Filze überzogen. Die Pflanze hat, gleich unserer Besen- melde (Kochia scoparia Schrad.), auch nicht den geringsten gärtnerischen Werth. 142. Koelreuteria japonica Sieb. soll der chinesischen K. paniculata Laxm. allerdings sehr ähnlich sein, sich aber durch tiefer eingeschnittene Blättchen, sowie auch durch etwas grössere, mit orangenfarbiger Mitte versehene Blüthen auszeichnen. 143. Laelia Wallisii Lind. gehört zu den schönsten Orchideen, welche durch Linden in ; Brüssel aus Brasilien in der neuesten Zeit einge- führt sind. Die Blumen sind sehr gross und haben eine weisse Farbe, welche jedoch durch eine gelbe Lippe unterbrochen wird. 144. Lastrea varıa ähnelt der bekannten L. opaca, verdient aber den Vorzug. Die immergrü- nen und doppelt - gefiederten Blätter sind dunkel- grün und haben das Eigenthümliche, dass sie ım jugendlichen Zustande rothbraun herauskommen. Das Farn gehört in’s Kalthaus. 145. Als Latanıa borbonica var. erecta wird in der Laurentius’schen Gärtnerei zu Leip- zig eine Abart von rascherem Wuchse und grösse- ren, mehr grade in die Höhe gerichteten Blättern kultivirt. 146. Linaria: tristis Mill. wird von Fr. A. Haage jun. in Erfurt wiederum, und zwar mit Recht, in den Handel gebracht, da die ausdauernde Staude in ihrer hellen und etwas blaugrünen Fär- bung und den braungestreiften Blüthen sich sehr gut ausnimmt. Früher sah man die Pflanze häufig in den Gärten. Vaterland sind die Kanaren. 147. Linum Mackraei Benth. wächst in Chili und ist eine vielköpfige Staude mit zahlreichen, nur an der Basis holzigen Stengeln. Die sehr schmalen Blätter stehen gegenüber und abwech- selnd, sind aber meist gedrängt und etwas dem Stengel anliegend. Die gelben Blüthen bilden Dol- dr dentrauben. Empfehlung verdient diese Pflanze durchaus nicht. 148. Litobrochia tripartita haben wir im vorigen Frühlinge in London gesehen (s. vor. Jahrg. S. 227). Es ist ein schönes Farn von den Fidshi- Inseln (Feedjee’s), welches demnach in’s Warmhaus gehört. Die Blätter sind 3-zählig, ein Umstand, der zur Benenung Veranlassung gab; jedes der Fiederblätter ist aber wiederum doppelt - gefiedert und die letzten Fiederblättchen besitzen eine läng- liche Gestalt. 149. Lobelia Tupa L. oder Tupa Feuillei G. Don. ist eine chilenische Lobeliacee, die im Wachsthume nicht allein, sondern auch wegen ihres graufilzigen Ueberzuges zum Theil an unsere Kö- nigskerze (Verbascum Thapsus) erinnert, aber etwas niedriger bleibt. Die grossen Blätter laufen an dem krautigen Stengel herab. Die dunkel-orangen- farbenen und auf der einen Seite geschlitzten, auch sonst unregelmässigen Blumen fallen nicht ab, son- dern vertrocknen an der Pflanze. 150. Lonas umbellata Cass. (L. inodora Gaertn.) ist die alte Linn@’sche Athanasıa an- nua, ein niedrig-bleibendes, sich aber verästelndes, völlig unbehaartes Sommergewächs des südlichen Italiens und Nord-Afrika’s mit feinen, fiederspalti- gen,Blättern. Die kleinen, strahlenlosen Blüthen- körbehen haben eine goldgelbe Farbe‘ und bilden Doldentrauben. Die Pflanze ist zu Arabesken zu empfehlen. 151. Lupinus trifoliatus Cav. ist Cya- mopsis psoraleoides DC., ein Schmetterlings- blüthler aus der Nähe der Psoraleen, welcher durch das Garten - Etablissement der Stadt Paris einge- führt ist und als leicht-wachsendes Sommergewächs zu Arabesken und Blumenteppichen verwendet wer- den kann. Die Blätter sind, wie bei dem Klee, 3-zählig und haben eine blaugrüne Farbe. Aus ihrem Winkel kommen auf kurzen Stielen die Trau- ben mit rothen, aber nur kleinen Blüthen besetzt, hervor. 152. Lychnis laponica fanden wir früher schon einmal in den Verzeichnissen der Handels- gärtner; jetzt wird sie wiederum von Vilmorin- Andrieux & Co. in Paris als Neuigkeit in den Handel gebracht. Nach diesen ist es eine niedrige Pflanze mit kleinen, rosafarbigen oder violetten Blüthen, die sich in Form von Traubendolden an der Spitze der zahlreichen Verästelungen befinden. 153. Mairia crenata N. v. E. ist eine süd- afrikanische Staude aus der Familie der Körbchen- träger und steht den Astern am nächsten. Entwe- der verästelt sich die Pflanze nur an der Basis oder die ziemlich einfachen Stengel kommen un- mittelbar aus der Wurzel hervor. Die umgekehrt- mr [ eirunden und selbst spathelförmigen Blätter werden am Stengel allmählig schmäler. An der Spitze der Stengel, resp. Aeste befinden sich die ziemlich gros- sen Blüthen einzeln und haben einen violetten Strahl, aber eine gelbe Mitte. 154. Malcolmia incrassata DC. ist Chei- ranthus flexuosus Sibth., ein Sommergewächs der Inseln des griechischen Archipels, was der bekann- teren M. maritima R. Br. sehr ähnlich ist, aber keineswegs so aufrecht wächst, sondern sich mehr seitlich ausbreite. Die Blumen sind ebenfalls vio- lett, aber etwas grösser. Zu Arabesken und Blu- menteppichen verdient sie vor genannter Pflanze noch den Vorzug. 155. Mallotus tinetoria möchte wohl Rott- lera sinctoria Roxb. sein, welche Dr. Joh. Mül- ler, der letzte Monograph der Euphorbiaceen, als Mallotus Philippinensis beschrieben hat und einen ziemlich grossen Verbreitungsbezirk vom ost- indischen Festlande bis nach Neuholland besitzt. Die Pflanze bildet einen mässig hohen Baum mit etwas grossen, 4 — 8 Zoll langen und breit-ellip- tischen oder rhomboidalischen Blättern, welche auf der Unterfläche anfangs rostfarben, später grau be- haart und ausserdem mit rothen Drüsen besetzt sind. DBeiderlei Blüthen bilden end- und winkel- ständige Aehren. 156. Mappa fastuosa Lind. ist eine reizende Blattpflanze aus dem Linden’schen Etablissement, welche wir zwar schon bei der Aufzählung der neuen Pflanzen des vorigen Jahres (s. vor. Jahrg. S. 135) genannt haben, die aber jetzt wiederum aufgeführt wird, um den Namen zu berichtigen. In der bereits erwähnteu Monographie ist sie zu dem Reinwardt’schen Genus Carumbium ge- stellt worden und heisst demnach jetzt C. fastuo- sum. Regel sah in ihr den Typus eines neuen Genus und nannte sie Dibrachion peltatum (Gar- tenflora XV, S. 100). 157. Medinilla radicans Bl. scheint ein Epi- phyt zu sein, der in der Kultur Schwierigkeiten darbieten möchte. Die umgekehrt - eirunden oder breit - elliptischen Blätter stehen zu 4 in einem Quirl, sind gestielt und werden der Länge nach nur von einem Nerven durchzogen, ein Umstand, der die Pflanze eigenthümlich stellt. 158. Melothria cucumerina Naud. ist eine krautartige, nur einen Sommer dauernde Liane aus der Familie der Kürbisblüthler und aus China stam- mend. Die herzförmigen, 5-lappigen Blätter sind auf beiden Flächen behaart und scharf. Die männli- chen Blüthen haben eine gelbe Farbe und stehen zu 3-bis 7 auf einem gemeinschaftlichen Stiele im Winkel der Blätter, wogegen die weiblichen Blü- then mit spindelförmigen Fruchtknoten sich einzeln 118 darin befinden. Die länglichen Früchte haben eine Länge von 18—22 Linien. In Betreff der im vo- rigen Jahrgange nur genannten M. Regelii (8. 136) bemerken wir, dass diese von Naudin be- schrieben ist und der M. indica nahe steht, aber noch weit mehr und rascher Gegenstände überzieht. Ihre dreieckigen und dreilappigen Blätter sind auf der Oberfläche glänzend. Ihre Blüthen stehen meist einzeln und die rundlichen Blätter haben eine gelbe Farbe. 159. Menziesia ferruginea Sm. wächst im nordwestlichen Amerika und stellt einen niedrigen Blüthenstrauch aus der Familie der Erikaceen dar mit länglichen, hautartigen und gewimperten Blät- tern. Nur längs des Mittelnervs auf der blaugrünen Unterfläche ist eine kurze Behaarung vorhanden. Die einzelnen, rostfarbenen Blüthen befinden sich am Ende kurzer Zweige und hängen über. 160. Milletia caffra Meisn. ist ein baumar- tiger Schmetterlingsblüthler aus der Gruppe der Dalbergieen mit paarig-gefiederten Blättern, deren 10 oder 12 Blättchen eine längliche Gestalt haben und 2— 23 Zoll lang sind. Die purpurfarbigen Blüthen bilden endständige Rispen. 161. Mimulus maculosus duplex. ° Unter diesem Namen hat William Bull in London eine Anzahl von Sorten der Gauklerblume in den Han- del gebracht, welche gefüllt sind und wegen ihrer Schönheit Empfehlung verdienen. 162. Monenteles spicatus Lab. ist eine Im- mortelle Ostindiens und Neu - Kaledoniens, welche einigermassen unseren Filago-Arten und noch mehr dem Gnaphalium sylvaticum gleicht und, wie diese, wenig Empfehlung verdient. Die ganze Pflanze ist ebenfalls mit einem silbergrauen Filze über- zogen. 163. Musa Banksii soll eine neue Art aus Caleutta sein. Wir haben sie weder gesehen, noch sie irgendwo beschrieben gefunden. 164. Myosotidium nobile Hook. ist das Ver- gissmeinnicht der östlich von Neusceland liegenden Chatam - Inseln, welches bereits vor 8 Jahren in Kew zuerst blühte, seitdem aber wiederum aus den Gärten verschwunden zu sein schien. Es freut uns daher, dass wir diese schöne Pflanze von Neuem in dem Verzeichnisse von Haage & Schmidt in Erfurt finden und daher die Hoffnung haben kön- nen, dass sie nun auch einen Schmuck unserer deutschen Gärten, wo sie noch gar nicht gewesen ist, bilden wird. Die Pflanze ist bereits im 3. Jahr- gange der Wochenschrift (S.7) ausführlich beschrie- ben worden. 165. Myrsine variabilis R. Br. ist ein neu- holländischer Blüthenstrauch aus der Familie der Myrsinaceen (oder Ardisiaceen) mit länglichen und lederartigen Blättern, welche bei einer Breite von 5—8 Linien eine Länge von 2 Zoll besitzen. Die rostfarbenen Blüthen sind klein und in dem Win- kel der Blätter büschelförmig zusammengestellt. 166. Naegelia hybrida. Wir haben zwar erst unlängst auf die. reizenden Formen von Nä- gelien aufmerksam gemacht, welche in dem van Houtte’schen Etablissement schon seit mehrern Jahren gezogen und fortwährend noch vermehrt werden; wir fühlen uns aber, wo eben das 6. und 7. Heft des 16. Bandes der „Flore des serres” uns zugekommen ist und wir darin eine Anzahl der schönsten Formen abgebildet finden, gedrungen, nochmals auf dieselben aufmerksam zu machen und sie Liebhabern zu empfehlen. 167. Nicotiana wigandioides ©. Koch ha- ben wir bereits vor 8 Jahren beschrieben (2. Jahr- gang der Wochenschrift, S. 33) und als eine der schönsten Blattpflanzen für's freie Land empfohlen, ohne dass sie aber in deutschen Gärten Verbrei- tung erhalten hätte. Seit einigen Jahren hat sie jenseits des Rheines Beifall gefunden und wird viel angewendet. Wo nun wiederum aus Frankreich Samen bezogen werden kann, wird sie hoffentlich auch bei uns gewürdigt werden. 168. Nierembergia frutescens Dur. ist eine halbstrauchartige Pflanze, welche aber auch, gleich vielen anderen Pflanzen, bei uns als Sommerge- wächs behandelt werden kann, und wird '1% Fuss hoch. Sie verästelt sich in ihrem oberen Theile später und bildet dann einen breiten Busch. All- mählig nehmen die Aeste eine Richtung nach der Seite und biegen sich schliesslich über. Die Blü- then ähneln denen der N. gracilis, sind jedoch grösser. 169. Oeceoclades falcata Thunb. blühte im vorigen Jahre in der Laurentius’schen Gärtnerei in Leipzig und muss nach Regel (Gartenfl. XV, S. 69) von der Art dieses Namens, welche bis jetzt kultivirt und von Lindley beschrieben wurde (gen. et sp. Orchid. S. 235) unterschieden werden. Diese wächst in China, jene in Japan und hat mehre Blüthen auf einem gemeinschaftlichen, die Blätter überragenden Stiele, der bei der Lindley’schen Pflanze, welche nun OÖ. Lindleyi Reg. genannt ist, kürzer erscheint und nur 1 Blüthe trägt. O. falcata Thunb. schliesst sich im Habitus den An- grecum’s an und hat, wie diese, 2-zeilige nnd flei- schige Blätter. Die Blumen haben, mit Ausnahme der gelben Griffelsäule, eine weisse Farbe. Nach Laurentius muss diese' Orchidee kalt (im Winter bei einer Temperatur von 7 Grad) kultivirt werden und ist dieselbe Art, welche Linden in seinem Verzeichnisse als ©. pulchella aufgeführt hat. 170. Onopordon arabicum L. und alexan- 119 drinum Boiss. sind 2 einander nahestehende, viel- leicht gar nicht verschiedene Eselsdisteln, welche in den Ländern des Rothen Meeres vorkommen. Die letztere soll sich durch gelbgefärbtere Dornen und noch ungleichere, sowie mehr gedrängte Fie- derblätter auszeichnen. Diese Eselsdisteln sind nur jung schöne Blattpflanzen, so lange die mit grauem Filze mehr oder weniger überzogenen Blätter, auf dem Boden ausgebreitet, eine grosse Rosette bilden. Ob diese beiden Arten aber vor unserem O. Acan- thium L. oder dem ebenfalls schon empfohlenen OÖ. tauricum Willd. einen Vorzug verdienen, lassen wir dahingestellt sein. 171. Ophelia bimaculata S. et Z. ist eine Staude aus der Familie der Gantianeen. Vaterland ist Japan. Der Stengel wird ziemlich hoch, hat mit seinen aufrecht-stehenden Aesten eine pyrami- denförmige Gestalt und ist völlig unbehaart. Die den Stengel umfassenden Blätter sind eirund -lan- zettförmig und von 3 Nerven durchzogen. Die weissen Blüthen bilden endständige Scheindolden und zeichnen sich durch 2 grünliche Flecken ober- halb der Mitte der Abschnitte und durch schwarze Punkte an der Spitze aus. 172. Panax horridum Sm. schliesst sich der Aralia spinosa an, unterscheidet sich aber durch die im Umkreise herzförmig-rundlichen und ausserdem 5-lappigen Blätter von bedeutendem Umfange. Der verhältnissmässig dicke, 8 — 12 Fuss hohe Stamm ist ebenfalls, wie genannte Pflanze, aber noch weit mehr mit Stacheln besetzt. Die unbedeutenden Blüthen bilden kopfförmige Dolden. Vaterland ist das nordwestliche Amerika. 173. Parnassia mucronata S. et Z. ähnelt unserer gewöhnlichen P. palustris L. ungemein. Dass diese noch nicht in Kultur ist, muss Wunder nehmen, da man immer nach Neuem sucht. Beide Pflanzen haben am 3—5 Zoll langen Stengel nur ein eirundes, aber spitzes Blatt und endigen mit einer weissen Blume. 174. Parsonsia (nicht Parsonia) rosea Raoul ist eine Apocynacee aus Neuseeland und gehört, gleich den übrigen Arten dieses Geschlechtes, zu den Lianen oder Schlinggewächsen. Nur die jun- en Triebe haben einen feinen grauen Ueberzug, während die schmalen, linienförmigen Blätter von B—4 Zoll Länge, aber nur 2% Linien Breite, völlig ınbehaart sind. Die rosenrothen Blüthen bilden vinkelständige Rispen und haben nach oben bau- hig-aufgetriebene Kronen mit zurückgeschlagenen Abschnitten. 175. Passiflora helleborifolia Lind. stammt us Brasilien. Sie stellt eine raschwachsende Liane it fussförmig-tiefgetheilten Blättern dar, ein Um- tand, der auch zur Benennung der Art Veranlas- sung gab. Die Blüthen haben eine rosarothe Farbe, während der Fadenkranz violett-gefärbt erscheint. 176. Passiflora heterophylla Jacg. ist P. angustifolia Sw. und war schon längst in Kultur, aber ist, wenigstens aus den Gärten der Liebhaber, schon längst verschwunden. Die unbehaarten Blät- ter sind am unteren Theile des sich windenden Stengels schildförmig, am oberen hingegen lanzett- förmig und meist auch zu gleicher Zeit 2- und 3- lappig. Aus ihrem Winkel kommt nur eine Blume von gelber Farbe, aber mit purpurrothem Faden- kranze, hervor. 177. Pentstemon acuminatus Dougl. (nicht acuminatum, da Pentstemon Masculinum, nicht Neu- trum ist) hat elliptische und gestielte Wurzel-, aber herzförmige und umfassende Blätter. Der Stengel ist, gleichwie bei den übrigen Arten dieses Ge- schlechtes, steif und verästelt sich wenig; die Aeste selbst endigen mit einer dicht mit Blüthen besetzten, wenn auch unterbrochenen Rispe. Die Farbe der sich nach oben sehr erweiternden Krone ist purpur- violett. Vaterland dieses Maskenblüthlers ist das nordwestliche Amerika. 178. Pentstemon glaber Pursh, jetzt P. Erianthera Fras., ist ebenfalls völlig unbehaart, besitzt aber behaarte Staubbeutel, ein Umstand, der Veranlassung zur zweiten Benennung gab. Die Pflanze ähnelt der vorigen, mit Ausnahme der Sten- gelblätter, welche eine eirund-lanzettförmige Gestalt haben, aber ebenfalls Stengel-umfassend sind. Die sehr grossen, purpur-violetten Blüthen stehen mehr nach einer Seite. Vaterland ist wiederum Nord- Amerika. 179. Peperomia acuminata kennen wir nicht, wohl aber hat Miquel in Utrecht eine Art als P. acuminatissima beschrieben, welche gemeint sein könnte. Diese Pfeffer-Art wächst in Brasilien und bildet einen aufrechten und fleischigen Strauch mit breit-elliptischen oder rhomboidalischen, dicken Blät- tern, welche von 3 starken Nerven in der Mitte und gegen den Rand hin noch auf jeder Seite von einem schwachen durchzogen sind. Die, wie be- kannt, sehr unscheinlichen Blüthen bilden kurzge- stielte Aehren im Winkel der Blätter. Gäfrtneri- schen Werth möchte die Pflanze kaum haben. 180. Pernettya florida ist uns unbekannt. Sie soll ein ausserordentlich reichblühender und immergrüner Strauch aus Chili sein. Im Habitus mag er sich den nordamerikanischen Vaccinien an- schliessen. E (Schluss folgt.) 120 Die Deutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft für Gärtnereien, Fenfterfcheiben, Fiegel- und Scieferdäder zu Berlin übernimmt auch in diesem Jahre Versicherungen gegen Hagelschaden an: 1) Fensterscheiben in Wohn- und Fabrik- Gebäuden, Gewächshäusern, Mistbeetfenstern U. B..W5 2) Gewächsen unter Fensterscheiben in Mist- beeten, Treibhäusern, sowie im Freien, 3) Wein- und Obst-Erndten, 4) Ziegel- und Schieferdächern zu den billigsten Prämien. Diese auf Gegenseitigkeit gegründete Gesell- schaft hat seit der langen Zeit ihres Bestehens sich das Vertranen ihrer Mitglieder im vollen Masse er- worben. Unterstützt von den bedeutendsten Fach- männern, stellt sie die Hagelschäden in gewissen- hafter Weise fest. Mit geringer Ausnahme hat die Anstalt ihren tünfjährigen Mitgliedern alljährlich namhafte Divi- denden und so auch für das verflossene Jahr den- selben sechs Prozent Dividende wieder gewährt. In dem entsprechenden Masse hat auch ihr Re- servefonds zugenommen, dessen zeitige Höhe die ausreichendste Garantie bietet. Die Eigenthümer von Wohn- und Fabrik- Gebäuden, sowie Miether von grösseren Woh- nungen, welche grösstentheils diesen Versicherungs- zweig noch ausser Acht gelassen, werden hiermit besonders eingeladen, die Fensterscheiben ihrer Grundstücke und Wohnungen, sowie Ziegel- und Schieferdächer zur Versicherung zu bringen. Die grosse Zweckmässigkeit grade dieser Art der Versicherung ist durch die vielen Schäden, welche hinlänglich erwiesen, und es wird nur des Hinwei- ses hierauf und auf die äusserst niedrige Prämie be- dürfen — welche in keinem Verhältnisse zu dem Verluste steht, der durch Hagel herbeigeführt werden kann —, um die Eigenthümer von Wohn- und Fabrik- Gebäuden, sowie Miether von grösseren Wohnungen, zum Eintritt in die Gesellschaft zu veranlassen. Ebenso laden wir die Eigenthümer und Pächter grosser und kleiner Gärten, von Treibhäusern, Obst-Plantageh, Weinbergen u. s. w., von denen eine grosse Zahl zur Gesell- schaft bereits gehört, hiermit ein, ihre Gewächse, Obst- und Wein-Erndten und Fensterscheiben bei uns zu versichern. in den letzten Jahren an Fensterscheiben, | sowie an Ziegel- und Schieferdächern vorgekommen, | Für diese ist das Institut nicht minder wichtig, ' als ihre Erzeugnisse durch Hagel bedeutend leiden und ihren darin angelegten, oft grossen Kapitalien durch dasselbe ein sicherer Schutz gewährt ist. Durch die nun schon seit vielen Jahren beste- henden und immer mehr sich ausdehnenden Ver- sicherungen königlicher und städtischer Gärten und Anlagen, sowie Fensterscheiben in Schul-Anstalten, Kirchen, Glashallen u. s. w. ist die segensreiche Wirksamkeit dieser Anstalt von den betreffenden Behörden bereits anerkannt, und werden daher auch königliche und städtische Behörden, Kirchen - Vor- stände, Kuratorien von Anstalten u. s. w. auf die Gemeinnützigkeit dieser Gesellschaft hierdurch auf- merksam gemacht. Nicht allein bei der Direktion in Berlin, deren Bureau Frudhtkraße Mo. 5, 1 Ereppe ho, am Stralauer Plab, sind die Gesellschafts - Statuten und Formulare zu Versicherungs - Anträgen entgegen zu nehmen und werden Policen ertheilt, sondern findet dasselbe auch bei den General-Agenten der Anstalt statt. Diese sind: T. W. Kramer in Breslau, F. W. Dalchow in Halle a.d.S., J. A. Zobel in Görlitz, F. Kirchhof in Leipzig, F. Schönemann in Danzig, D. Domscheit in Königsberg i. Pr., Eduard Saare in Stettin, Eduard Rosenthal in Bromberg, welche Herren in ihren einzelnen Rayons Spezial- Agenturen zur Annahme von Versicherungen er- richtet haben, die sie in ihren Bezirksblättern seı- ner Zeit namhaft machen werden. Berlin, 1867. ° Der Direktor: ©. L. Leonhardt. ee Unsere Leser erlauben wir uns hiermit auf die Handelsgärtnerei von J. Verschaffelt in Gent (Belgien) um so mehr aufmerksam zu machen, als in derselben über 200 Paar Lorbeerbäume (Laurus nobilis) in schönen Exemplaren, sowohl in Kronen- bäumchen, als in Pyramiden, zu folgenden niedri- gen Preisen zum Verkauf stehen, und zwar: niedliche Kronenbäumchen, von 50 Franks ab das Paar, dergleichen stärkere zu 75, 100-400 Franks, schöne Pyramiden, zu 100 Franks das Paar, Laurus tinus in schönen Kronenstämmchen, das Paar zu 35—50 Franks. Kataloge des Etablissements werden auf fran- kirt eingehende Briefe auch franco zugesendet. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der ©. Feister’schen Buchdruckerei (L’Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. KarlKoch. General-Sekretair des Vereines. No.16. Berlin, den 20. April 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten Inhalt: (Schluss.) — Charles Baltet: Culture du Poirier. des deutsch- österreichischen Post- Vereines. Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. II. — Uebersicht der in der neuesten Zeit eingeführten Pflanzen. 4me edition. Härtnerifhe Briefe über die Pariser Welt- Ausstellung. I. Paris, den 11. April. Das unfreundliche Wetter, welches vor der Eröffnung der Ausstellung besonders die Erdarbei- ten manche Tage unmöglich machte, dauert auch jetzt zum Theil in der ersten Hälfte des April fort und erschwert alles das, was noch im Freien an- zufertigen oder doch zu vollenden ist. Der fran- zösische Garten füllt sich täglich mit neuen Pflan- zen der ankommenden Transporte und die Gruppen im freien Lande mehren sich. Man fängt bereits auch an, die grossen Flächen, welche zu Rasen bestimmt sind, wieder zu glätten und zur Auf- nahme der Grassamen zu befähigen. Auch der preussische Garten ersteht allmählig und die schönen grossen Bäume, welche man zum Theil im Monat Januar gepflauzt hatte, beginnen auszuschlagen. Es gilt dieses besonders von den Rosskastanien, von denen einige mit 1 und selbst 13 Fuss Durchmesser enthaltendem Stamme eben ihre Blüthen zu entfalten beginnen. Nur 8 Tage einigermassen gelindes Wetter, und sie stehen in der schönsten Pracht. An Beschneiden der Aeste denkt freilich jetzt Niemand hier mehr, so dass man auch hieran nicht mehr sehen kann, dass der Baum erst vor Kurzem verpflanzt ist. Die Kunst ist hier seit wenigen Jahren ungemein vorwärts geschritten. Früher konnte man ohne tüchtiges Beschneiden der Aeste, die wenigstens im gleichen Verhältnisse zu den Wurzeln stehen mussten, ein Versetzen sich gar nicht denken; es dauerte oft viele Jahre, bevor der Baum nur einigermassen sein früheres Ansehen wieder gewann, und man war so lange gezwungen, diese unästhetische Er- scheinung seines Gartens mit in den Kauf zu neh- men. Jetzt beschneidet man gar nicht mehr. Obwohl der preussische Garten ebenfalls noch ziemlich weit davon entfernt ist, fertig genannt zu werden, — denn vom Schulhause hat man nur die weissen Mauern, der maurische Pavillon steht erst in seinem eisernen Gerüste fertig da und die Fontainen sind in ihren einzelnen Theilen noch nicht einmal ausgepackt, — so zieht doch das grosse eherne Reiter-Standbild unseres Königs und die grosse, mit über 5,000 in Roth, Blau und Weiss blühenden Hyazinthen bepflanzte grosse Ara- beske dicht am Industrie - Palaste in den Stunden, wo es der Himmel nur einigermassen erlaubt, sich im Freien zu bewegen, zahlreiches Publikum her- bei, um Beifall za zollen. Die Arabeske, von nahe 70 Fuss Breite und in der Form des menschlichen Auges, präsentirt sich sehr gut, obwohl anstatt des grünen Rasens noch die schwarze Erde die Zeichnungen umgibt. Die Anwendung von Hyazinthen in dieser Weise ist in Paris völlig unbekannt und übt um so mehr einen grossartigen Eindruck aus, als die Umgebun- gen noch mehr oder weniger todt sind. Man be- 16 122 wundert auch die Gleichheit der Blumen sowohl, als der Blumenstengel, nicht minder auch die kräf- tigen Pflanzen. Die gelbe Farbe der Blätter, mit der diese ankamen, verwandelte sich schon am zweiten Tage in ein angenehmes Saftgrün. Die beiden Lieferanten in Berlin, die Kunst- und Han- delsgärtner Späth (Köpenickerstrasse) und de la >roix (Langestrasse) haben sich deshalb ein Ver- dienst um diesen Schmuck erworben. Der erstere hat ausserdem ein Sortiment seiner Zwiebeln mit Namen zur Verfügung gestellt. Dasselbe hat eine besondere Verwendung, natürlich mit einem beson- dern Etikette, welches seinen Namen trägt, erhalten. Um den Bewunderern die Meinung zu entneh- men, als wären es in Holland gekaufte Zwiebeln, was man in der That anfangs glaubte — denn man weiss hier und in Frankreich überhaupt nichts von Berliner Zwiebeln, beauftragte ich einen der Besitzer der Berliner Metallbuchstaben-Fabrik Koch & Bein, der im Industrie-Palast ausgestellt hat, ein Schild, welches die Worte „Jacinthes de Berlin” trägt, anzufertigen; so weiss jetzt Jedermann, wo sie gezüchtet und wo sie zu beziehen sind. Ich zweifle nicht, dass diese Anwendung von Hyazin- | then manchen begüterten Liebhaber später veran- lassen wird, sich für die erste Zeit des Frühlings einen gleichen Schmuck zu verschaffen. Nicht allein Liebhaber zollten der Hyazinthen- Arabeske ihren Beifall, noch mehr fast die Pariser und überhaupt die französischen Gärtner, ebenso die anwesenden Engländer. Unser verehrtes Ver- eins - Mitglied, Hofgärtner Meyer, dem wir diese Zeichnung und überhaupt den Plan zum Garten ver- danken, wird darin eine Belohnung seiner Mühen finden, dass die Arabeske vielfach abgezeichnet würde und wahrscheinlich nun in manchem fremden Garten nachgeahmt werden wird. Die Gärtner, welche zum Theil gegenwärtig waren, als der Trans- port mit den im Anfange der Blüthe stehenden Hya- | zinthen ankam, bewunderten aber auch das gute Aussehen der Pflanzen nach einer solchen weiten Reise überhaupt, das durch die Art und Weise der Verpackung nur allein bedingt war. Die Hyazin- then, obwohl sie allerdings in der kurzen Zeit von | 2 Tagen und 3 Nächten eine Reise von 150 Meilen auf. der Eisenbahn gemacht hatten, sahen aus, als wären sie eben von einem Orte eines Gartens an einen andern getragen worden. Da, wo man grosse Mengen, besonders von Marktpflanzen, die ziemlich gleiche Grösse haben, nach entfernten Gegenden transportiren will, kann man diese Artund Weise der Verpackung nicht genug empfehlen. Die Töpfe stehen fest und die Luft kann allenthalben frei zutreten, so dass ein Spillern, wie man es leider bei Transporten oft findet, un- möglich wird. Ich hatte früher dieselbe Verpak- kung bei feinerem Obste gesehen, welches übrigens auf gleiche Weise auch von den meisten Obstzüch- tern und Liebhabern aufbewahrt wird, und empfahl sie deshalb in diesem Falle. Sie besteht einfach darin, dass man sich 3% Fuss langer und 3 Fuss breiter Bretter als Boden bedient, um die Töpfe darauf zu stellen. 4 Latten werden ringsherum angeschlagen und bilden einen erhöhten Rand, der das Herunterfallen bei den fortwährenden Erschüt- terungen auf den Eisenbahnen verhindert. Die lee- ren Räume zwischen den Töpfen werden mit Moos ausgefüllt. Von über 5,000 Töpfen war nur ein einziger zerbrochen; wahrscheinlich möchte auch dieser schon vorher Risse gehabt haben. An den 4 Ecken bringt man 4 einige Zoll starke Pfosten von der Höhe der Pflanzen an, welche ersteren dazu dienen, den nächsten mit Pflanzen bedeckten Boden zu tragen, der nun gleichsam als Deckel benutzt wird. Abgesehen von der Verpackung an und für sich hat diese den Vortheil, dass die mit Pflanzen besetzten Boden mit leichter Mühe von 2 Leuten übereinander gesetzt und auch wiederum abgenom- men werden können, dass sie in den Eisenbahn- wagen den wenigsten Raum einnehmen und nicht ı mit anderen Fracht - Gegenständen, wie es leider gar zu oft sonst der Fall ist, beworfen werden können. Auf dem grossen Eisenbahnhofe der Nord- bahn in Paris war man selbst von Seiten der dor- tigen Beamten über diese bequeme Verpackung erfreut; mit der grössten Leichtigkeit und Schnel- ligkeit wurden die Gegenstände aus einem Wagon in den andern verladen. Wie man aus dem Programme weiss, finden im französischen Garten, von 14 zu 14 Tagen wech- selnd, vom 1. April bis 31. Oktober Ausstellungen statt. Jede spezielle Ausstellung hat eine besondere Pflanzenart, ein besonderes Pflanzen-Geschlecht oder eine Pflanzen -Familie, welche bei der Vertheilung _ der Preise besonders besücksichtigt ist. Es waren dieses für die erste Ausstellung vom 1. bis 14. April die Kamellien, während bei der nächsten vom 15. bis 30. April die Koniferen hauptsächlich berück- sichtigt werden. Vom 1. bis 14. Mai treten da- gegen Azaleen und Rhododendren in den Vorder- grund. Was die erste Ausstellung anbelangt, so | waren, ausser für Kamellien, noch Bewerbungen für neue Pflanzen, für Orchideen, krautartige Farne, Hyazinthen, Amaryllis, Cinerarien, China- Primeln, llex, Magnolien, getriebene Blüthensträu- cher, getriebene Früchte, getriebenes Gemüse, haupt- sächlich aber für Formenbäume u. s. w. in nicht ge- ringer Anzahl ausgeschrieben. Die Zahl aller Be- werbungen (Concours) betrug nicht weniger als 121. 123 Indem man für je 14 Tage besondere Bewer- bungen aufschrieb, hatte man wohl die gute Ab- sicht, dass zu jeder Zeit etwas Gutes ausgestellt werden könnte, dass Pflanzen, deren beste Zeit in einen bestimmten Monat fällt, auf diese Weise stets ihre Berücksichtigung erhalten würden. Die kai- serliche Kommission verlangte auch, dass die Ge- wächshäuser während der ganzen Ausstellungszeit gefüllt wären. Wie es scheint, hat man aber da- mit einen Missgriff gemacht; wir erhalten zwar 14 Ausstellungen, keine wird aber von Bedeutung wer- den, sich auch nur annähernd den vorausgegange- nen internationalen Pflanzen-Ausstellungen von Brüs- sel, Amsterdam und London anschliessen können. Weder Ausstellern, noch Besuchern wird für ihre Betheiligung eine so lange Zeit von 7 Monaten bequem sein; es wird jede der 14 Ausstellungen immer nur ein Bruchstück bleiben und kein Gan- zes werden. Es ist zwar Alles geschehen, um den französischen Garten auszuschmücken, seine Aus- führung ist, wie ich mich schon früher ausgespro- chen, eine gelungene, eine grosse Anzahl der im Freien ausgestellten Pflanzen bleibt die ganze Zeit hindurch; aber grade das, was man vor Allem bei internationalen Pflanzen-Ausstellungen verlangt, neue Pflanzen, Schaupflanzen, Blumen, die meist keine lange Dauer haben, in Menge und in grösster Aus- wahl zu sehen, fehlt. Es konzentrirt sich nichts. Meiner Ansicht nach hätte man wohl besser ge- than, die 14 Ausstellungen auf 3 zu beschränken, von denen die erste und wichtigste in das Früh- jahr, eine in die Rosen- und eine in die Herbst- oder Fruchtzeit gefallen wäre. Enthusiastische Blu- menliebhaber wären wohl 3 Mal nach Paris ge- gangen; wie es aber jetzt ist, werden gewiss die ausländischen Preisrichter nicht die ganze Zeit hier bleiben. Es dürfte, bevor ich selbst mich über die vom 1. bis 14. April ausgestellten Pflanzen ausspreche, nicht ohne Interesse sein, zu erfahren, wie man bier, abweichend von der gewöhnlichen Art und Weise, bei der Preiszusprechung verfährt. Neben dem eigentlichen Preisrichter-Amte (der Jury) steht nämlich noch ein besonderer Ausschuss, eine Art Hülts - Jury, welche der eigentlichen Jury vorar- beitet und deren Mitglieder von der letzteren auch vorgeschlagen und ernannt werden. Man sucht zu diesem Zwecke für die bestimmten Spezialitäten Gärtner oder Botaniker, also solche, welche sich praktisch oder wissenschaftlich mit einer speziellen Gruppe von Pflanzen beschäftigt haben. Beispiels- weise sind in der zweiten Ausstellung, welche vom 15. bis 30. April währt, besondere Aufgaben für Koniferen ausgeschrieben; man ernannte hierfür zu Experten in die Hülfs-Jury den bekannten Forscher in dieser Familie Andr. Murray in London und ausserdem Carriere in Paris, während für Cactus de Jonge van Ellemeet in Overduin auf der seeländischen Insel Walcheren, für Agaven der Ge- neral-Lieutenant v. Jacobi in Breslau bezeichnet wurde. Es ist nicht zu leugnen, dass derlei Experten als Hülfs-Jury Vieles für sich haben und dem end- lichen Ausspruche der eigentlichen Jury eine ge- wisse Sicherheit geben. Diese Hülfs - Jury (Jury adjoint) geht für sich herum, es steht aber den eigentlichen Preisrichtern frei, sie zu begleiten und selbst an ihren Verhandlungen Antheil zu nehmen. Es wird schliesslich ein Protokoll aufgenommen; darin sind bereits zur Krönung Vorschläge ge- macht, nicht direkt, sondern indirekt, indem, je nach der Kultur-Vollkommenheit oder nach der Auf- gabe, Nummern (Points) von 1—20 gegeben wer- den. Die ersten 5 Nummern entsprechen einer ehrenvollen Erwähnung, die anderen hingegen, von 5 bis 5 weiter zählend, dem dritten, zweiten und ersten Preise. Sind auf diese Weise alle Pflanzen der besonderen Aufgaben besprochen und nach ihrem Werthe bezeichnet worden, so wird von dem Vorsitzenden des Preisrichter - Amtes eine Sitzung ausgeschrieben und darin das Protokoll mitgetheilt. Es steht jedem Preisrichter frei, die Aussprüche der Hülfs - Jury einer Kritik zu unterwerfen und neue Vorschläge zu machen, um entweder die Zahl der Nummern herunter zu setzen oder zu erhöhen. Ueber der eigentlichen Jury ist aber noch eine Gruppen-Jury vorhanden, bestehend aus von der kaiserlichen General - Kommission schon vorher er- nannten Präsidenten, Vice-Präsidenten und mehrern Sekretären, sowie aus den Präsidenten und Bericht- erstattern der zur Gruppe gehörigen Klassen. Zum Verständniss erwähne ich, dass alle Gegenstände, welche in der internationalen Industrie-Ausstellung eine Aufnahme fanden, in 95 Klassen getheilt wur- den, von denen wiederum diejenigen, welche als zusammengehörig betrachtet werden, zu Gruppen vereinigt sind. Solcher Gruppen existiren 10. Die Gegenstände des Gartenbaues und der Forstwissen- schaft bilden mit 6 Klassen eine Gruppe für sich, und zwar die neunte. Diese 6 Klassen (83 — 85) enthalten: 1) Gewächshäuser und Garten-Geräthschaften, 2) Blumen und Zierpflanzen, 3) Gemüse, 4) Früchte und Fruchtbäume, 5) Forst-Sämereien und Forst- Pflanzen, sowie endlich 6) Gewächshaus-Pflanzen. Dieser Gruppen - Jury haben die betreffenden Berichterstatter der verschiedenen Klassen die Be- 16* 124 schlüsse der Klassen - Jury vorzulegen, um ihre schliessliche Gültigkeit zu erhalten. Bei der die erste internationale Pflanzen-Ausstel- lung betreffenden Zusprechung fehlte ein grosser Theil der Preisrichter der 83. bis 88. Klasse, mit wenigen Ausnahmen fast sämmtliche auswärtige, daher fassten nun die vorhandenen den Beschluss, nicht, wie es vorgeschrieben, klassenweise zu be- schliessen, sondern zu gemeinschaftlicher Berathung zusammen zu treten. Es wird, als bewährt, diese Vereinigung der 6 Klassen in der 9. Gruppe auch wohl später festgehalten werden. Zum Präsidenten der ganzen Gruppe war der Herzog v. Cleveland in London, zu Vice- Präsi- denten der frühere Präsident des Handelsgerichtes | weniger behaarten Blättern von kaum 8— 10 Li- v. Ratibor erwählt worden; da aber die beiden Her- im Seine-Departement, Devinck, und der Herzog zöge noch nicht anwesend waren, übernahm in der Sitzung der Gruppen -Jury am 6. April der Präsi- dent Devinck den Vorsitz. Als dem Aussteller einer grossen Sammlung von Kamellien ein erster Preis zugesprochen war, theilte der Vorsitzende mit, dass er unter der Hand erfahren, dass diese Sammlung erst vor Kurzem zum grossen Theil an- gekauft sei und demnach, seiner Ansicht nach, nicht an der Bewerbung Antheil nehmen könne. Erst, nachdem ihm das gewöhnliche Verfahren bei Preis-Zusprechungen bei Gelegenheit von Pflanzen- Ausstellungen mitgetheilt war, dass man die Pflanze und nicht den Aussteller kröne, wurde die Zuspre- chung aufrecht erhalten. Da aber sonst der Grundsatz festgehalten wird, dass ein Aussteller nur seine eigenen Erzeugnisse ausstellen kann, in sofern er als Kaufmann, nicht eine andere Stellung einnimmt und seine ausge- stellten Gegenstände nur in kaufmännischer Hin- sicht beurtheilt werden, so tritt dieses Verfahren der 9. Gruppe bei der Preis-Zusprechung mit‘dem der übrigen Gruppen, aber auch mit den gesetzli- chen Vorschriften des allgemeinen Programmes, in direkten Widerspruch. Es ist nicht meine Sache, nachdem von Seiten der Mehrheit der Mitglieder der Gruppen- und Klassen - Jury das abweichende Verfahren gebilligt ist, einen Widerspruch zu er- heben, es möchte aber doch der Gegenstand von Seiten der Gartenbau - Vereine wohl einmal näher erörtert werden. Dass die Ausstellungen allerdings dabei gewinnen, ist kein ausreichender Grund für das Verfahren. Man würde es gewiss absurd fin- den, wenn Jemand ein Stück Leinwand von vor- züglicher Qualität oder einen Kunst-Gegenstand, etwa eine Landschaft, um einen hohen Preis kaufte und dann auf irgend einer Ausstellung zur Bewer- bung einsendete. In der Kunst herrscht bekannt- lich sogar ein umgekehrtes Verfahren vor: der Aus- steller kann seine Landschaft u. s. w. selbst schon verkauft haben, braucht also gar nicht mehr Be- sitzer derselben zu sein, und dennoch den Preis erhalten. Uebersicht der in der neueflen Zeit eingeführten Pflanzen. (Schluss.) 181. Petalostigma quadriloculare Ferd. Müll. ist ein neuholländischer Strauch aus der Fa- milie der Euphorbiaceen, wo er jedoch etwas ab- norm stehen möchte. Er verästelt sich ungemein und ist auch dicht mit elliptischen und mehr oder nien Länge besetzt, die an den unteren Theilen der Aeste abfallen und Narben zurücklassen. Die unscheinlichen Blüthen sind zweihäusig und stehen bei der männlichen Pflanze in geringer Anzahl bü- schelig oder bei der weiblichen einzeln. Gärtneri- schen Werth hat die Pflanze ebenfalls nicht. 182. Phillyrea decora Boiss. et Bal. ist ein neuer immergrüner Strauch, der in den Wäldern der im Süden und Östen des Schwarzen Meeres liegenden Länder wächst und erst unlängst entdeckt ist. Er hat nicht das sparrige Ansehen der übri- gen Phillyreen und nähert sich im äusseren An- sehen vielmehr dem Kirschlorbeer. Mit diesem hat er auch die grossen Blätter gemein. Nicht weniger zeichnen sich die grossen weissen Blüthen, welcbe einen dichten Blüthenstand in dem Winkel der Blät- ter bilden, durch ihre Grösse aus. Die Früchte ha- ben die Grösse einer Olive. 183. Pityrosperma biternatum S. et Z. schliesst sich dem früher schon besprochenen P. acerinum S.etZ. an und ist, wie diese, eine Staude, aber nicht mit einfach-, sondern mit doppelt-3-zäh- ligen und ebenfalls grossen Blättern, deren Blätt- chen an der Basis schief und ausserdem ungleich- seitig sind. Ihr Rand ist eingeschnitten - gesägt. Der Blüthenstengel kommt unmittelbar aus der Wurzel und trägt in Form von Aehren unschein- liche Blüthen ohne Krone. Die Pflanze stammt aus Japan und schliesst sich der früher schon be- sprochenen Actinospora an. 184. Platycodon grandiflorum DC. ist eine der schönsten Glockenblumen, welche existiren und welche keineswegs in der Weise in den Gärten verwendet wird, als sie es verdient. Da durch v. Siebold jetzt eine Form mit gefüllten weissen Blu- men eingeführt ist, wird hoffentlich von Neuem die Aufmerksamkeit auf sie gerichtet werden. Vater- land sind das südöstliche Sibirien, Nord-China und, wie es jetzt scheint, auch Japan. 125 185. Platycrater arguta S. et Z. gehört zu | zu den immergrünen Eichen, möchte aber weniger den Hortensien und stammt mit den meisten der- selben aus Japan. Wahrscheinlich hält sie bei uns auf gleiche Weise aus, wenn sie einigermassen im Winter geschützt wird. Der Strauch wächst auf- recht, verästelt sich und trägt länglich- oder ellip- tisch-lanzettförmige, auf beiden Seiten mit einzelnen Haaren besetzte oder völlig unbehaarte Blätter. Die weissen Blumen sind sämmtlich fruchtbar und besitzen den Durchmesser von über $ Zoll. 186. Podocarpus flagelliformis heisst in dem Verzeichnisse von Jakob Makoy in Lüttich eine Konifere, wo die 43—5 Linien breiten Blätter eine Länge von über 15 Zoll besitzen, ein Um- stand, der wohl Veranlassung zur Benennung ge- geben hat. Besonders schön nehmen sich diese in der Jugend aus, wo sie eine kupferrothe Farbe besitzen. 187. Polygonum elegans Hort. ist eine Art Buchweizen, welche auch als tatarischer Buchwei- zen kultivirt wird und in der Systematik den Na- men Fagopyrum emarginatum Meisn. führt. Ohne gärtnerischen Werth. 188. Prunus tomentosa Thb. gehört, trotz gleichenden Früchte, viel eher zu der Abtheilung der Aprikosen und stellt einen niedrigen Baum oder vielmehr einen Strauch dar. farbenen Blüthen kommen im ersten Frühjahre vor besitzen, hervor. Ihre Behaarung verliert sich mehr oder weniger. sind mit einzelnen Haaren besetzt, ein Umstand, der Bunge bestimmte, sie von Neuem als P. tri- chocarpa zu beschreiben. 189. Pultenaea Ausfeldii Reg. ist ein nie- and und zur Abtheilung der Sträucher mit einfa- ;hen Blättern in der Familie der Schmetterlings- lüthler gehörig. Sie verästelt sich gleich der P. edunculata Hook., der sie am nächsten steht, und rägt in dem Winkel der schmal - elliptischen, fast adelförmigen Blätter die von Aussen purpurbraun-, on Innen goldgelb-gefärbten Blüthen. 190. Pultenaea cluytiaefolia (nicht eluitiae- olia) Reg. ist eine andere neuholländische Art die- es Geschlechtes, welche durch James Booth & Döhne in, Flottbeck bei Hamburg unter dem Na- en P. polygalaefolia in den Handel kam. Sie ildet ebenfalls einen niedrigen Strauch mit auf- echten Aesten. Von den freudig-grünen und um- ekehrt-eirunden Blätter haben nur die obersten in er Farbe. der einer kleinen Kirsche hinsichtlich der Grösse | driger Blüthenstrauch aus dem südlichen Neuhol- | den Blättern, welche die Gestalt derer einer Pflaume | Die rothen, kurzgestielten Früchte | zu empfehlen sein. Die jungen Zweige sind dicht mit warzenförmigen Erhabenheiten bedeckt; an ihnen stehen die zweijährigen, im Durchschnitte (ohne den 6 Linien langen Stiel) 3 Zoll langen und 1 bis 14 Fuss breiten, sowie ganzrandigen Blätter, ziemlich rasch aufeinander folgend. In ihrem Winkel, und zwar der oberen, befinden sich die dünnen, aber langen Kätzchen der männlichen Blüthen, in dem der unteren dagegen in Form einiger Zoll langen Aeh- ren die sitzenden Eicheln in halbrunden Frucht- bechern. Durch v. Siebold ist neuerdings eine Abart mit weit grösseren Blättern mit der näheren Bezeichnung longifolia eingeführt worden, welche wahrscheinlich mehr Beachtung verdient. 192. Rhagodia nutans R. Br. ist eine neu- holländische Melde (Chenopodiacee), die wohl kaum einen Platz in einem Garten verdient. Der kraut- artige Stengel liegt zum Theil auf dem Boden, es erheben sich dagegen die zahlreichen Aeste ziem- lich grade in die Höhe und ‘sind mit vielen Blü- thenzweigen bedeckt, welche schliesslich überhän- gen. Die spiess - lanzettförmigen Blätter sind un- behaart. 193. Rhododendron caucasicum Bieb. wird wiederum durch Vilmorin- Ändrieux & Co. in ı den Handel gebracht. Es ist eine niedrigbleibende, Die hell-fleisch- auf dem Boden sich aber ausbreitende Art, welche zur Zeit der Blüthe unbedingt alle die vielen For- men des Rh. ponticum an Schönheit übertrifft. Ein herrlicher Anblick ist es, in dem freudigen Grün der ausdauernden Blätter die Massen schneeweisser Blüthen zu sehen. Leider scheint die Art in der Kultur schwierig zu sein, da sie trotz der wieder- holten Einführung immer wieder aus den Gärten verschwand. Rh. caucasicum wächst in der Schnee- region der kaukasischen und pontischen Alpen. 194. Von Rohdea (nicht Rhodea) japonica Roth besitzen wir bereits einige Formen: neuerdings ist aber wiederum eine mit gelbgestreiften Blättern durch v. Siebold mit der näheren Bezeichnung zebrina eingeführt worden. 195. Rosa Camellia hat 3-zählige Blätter mit glänzender Oberfläche und gehört zu den be- sten Rankpflanzen, welche existiren. Ihre weissen Blüthen kommen zahlreich zum Vorschein. Rosa Fortunei, welche aus China stammt, während jene in Japan wächst, kennen wir gar nicht, sie soll sich aber durch 5 Farben unterscheiden. R. Iwara Sieb. wird seit mehrern Jahren schon im botani- schen Garten zu Berlin kultivirt und ist eben von uns in der Appendix zu dem Samen - Verzeichnisse hrem Winkel die einzelnen Blüthen von goldgel- | blüht weiss, verdient aber gar keine Empfehlung. 191. Quercus glabra Thunb. gehört zwar Sie des botanischen Gartens beschrieben worden. 196. Unter dem Namen Rupala (Rhopala) 126 aurea bringt Linden in Brüssel eine Art dieses amerikanischen Geschlechtes der Proteaceen in den Handel, welche sich durch einen goldfarbigen Ueber- zug der jungen Zweige und Blätter besonders aus- zeichnen soll. 197. Salvia chionantha Boiss. ist ein klein- asiatischer Salbei von nicht unbedeutender Höhe. Die Wurzelblätter haben bei 1—1} Zoll Breite eine Länge von 5 Fuss und mehr und sind, wie der ganze sehr ästige Stengel, mit einem grauweissli- chen, aber auch klebrigen Ueberzug versehen. Die grossen und weissen Blüthen bilden am Ende der ruthenförmigen Zweige ziemlich dichte Aehren. 198. Salvia graciliflora Mert. et Gal. ge- hört zu den rothblühenden Arten, welche in Oen- tral-Amerika, und besonders in Mexiko, einheimisch sind. Sie steht der S. Roemeriana am nächsten. Wie diese, ist sie ursprünglich ein Halbstrauch mit holziger Basis des Stengels, gleich anderen Pflan- zen wärmerer Länder verhält sie sich aber bei uns auch wie ein Sommergewächs und kann demnach, da sie niedrig bleibt, zu Einfassungen, Arabesken, Blumenteppichen u. s. w. gebraucht werden. 199. Salvadora persica L. ist ein eigen- thümliches Gehölz, welches im Süden Asiens von Arabien und Syrien bis nach Ostindien vorkommt und von Seiten der Engländer für den bereits in der Bibel erwähnten Senfbaum gehalten wird. Ob es grade ein gärtnerisches Interesse besitzt, bezwei- feln wir. Es hat das Ansehen einer wilden, etwas sparrig-„ewachsenen Myrte, nur ist sein Grün weit ’ | heller, selbst etwas bläulich. Die ursprünglichen Blüthen bilden Rispen. Am schönsten nimmt es sich während der Fruchtreife aus, wenn die scharf- aromatischen, der Brunnenkresse ähnlich schmecken- den Beeren ihre rothe Farbe erhalten haben. Fast alle Theile der Pflanze werden übrigens im Vater- lande auf verschiedene Weise als Arzneimittel ge- braucht. 200. Saxifraga Oymbalarıa L. ist ebenfalls eine orientalische Pflanze, welche aber mehr in den nördlichen Kaukasusländern, in Armenien und in Klein- Asien wild wächst. Sie gehört in die Nähe von S. rotundifolia und bildet zahlreiche Stengel, | welche nur mit wenigen Blättern besetzt und eben- so mit nur wenigen Blüthen versehen sind. Die nierenförmigen Wurzelblätter sind tief-gelappt. 201. Sedum Maximowiczii Reg. ist eine japanische Dickpflanze, welche mit S. Aizoon Aehn- lichkeit besitzt und, wie dieses, verwendet zu wer- den verdient. Die Stengel werden 1 Fuss hoch und sind mit länglichen und gezähnten Blättern besetzt. Die Scheindolde mit gelben Blüthen hat einen Durchmesser von 4 und 5 Zoll. 202. Sisyrynchium versicolor ist eine uns mit fahlgelben Stacheln besetzt. ı Blüthen endständige Trauben bilden. unbekannte Art dieses Irideen-Geschlechtes, welche sich durch gestreifte Blätter, die den Beinamen veranlassten, und durch rosafarbene Blüthen aus- zeichnet. Die letzteren sollen eine ziemlich lange Dauer besitzen. Die Sisyrynchien bleiben in der Regel niedrig und lassen sich deshalb sehr gut zu Einfassungen, aber auch selbst zu Arabesken, be- nutzen. 203. Solanum acanthocarpum gehört zu den Arten, welche man seit einigen Jahren in ' Frankreich ziemlich allgemein im Freien verwendet und über die wir, als Anhang zu unserer früheren Abhandlung über Blattpflanzen des Geschlechtes Solanum (s. 3. Jahrg. 8. 233) bereits gesprochen haben und vielleicht im Verlaute dieses Jahres noch einmal sprechen werden. Vorliegende Art soll aus Cochinchina stammen. Sie wird bisweilen ein klei- ner Baum von gegen 8 und 9 Fuss Höhe, wenn man sie aus Samen erzieht, während Stecklinge mehr strauchartig bleiben. Die ganze Pflanze, mit Ausnahme der grünen Oberfläche der Blätter, ist mit einem weissen Filze überzogen, ausserdem aber Die kleinen Blü- then sind zwar unscheinlich, dagegen imponiren wiederum um so mehr die mit Stacheln ebenfalls | besetzten, einer kleinen Orange gleichenden Früchte. 204. Solanum giganteum ist der Garten- Name einer zweiten Art aus Guadeloupe, welche sich durch sehr grosse und buntgezeichnete Früchte auszeichnen soll. 205. Solanum Melongena Pekinense heisst eine dritte Art, die ebenfalls wiederum hoch wächst und bis 10 Fuss und darüber erreichen soll. Das Laub hat eine dunkelgrüne Farbe und die beson- ders grossen Früchte besitzen eine fast schwarze und glänzende Farbe. 206. Sophora angustifolia S. et Z. gehört ' zu den krautartigen Spezies dieses Geschlechtes ' und zeichnet sich durch behaarte, graugrüne und gefiederte Blätter aus. Der schmalen, elliptischen Blättchen sind 21 — 31 vorhanden, während die Wir bezwei- feln, dass diese Art bei den Liebhabern Gefallen finden wird. 207. Staphylea Bumalda DC. ist eine inter- essante Art, welche, gleich der St. trifolia, dreizäh- lige Blätter besitzt. Die eirund - lanzettförmigen Blättchen sind unbehaart und haben einen scharf- gesägten Rand. Wesentlich unterscheidet sich dieser Blüthenstrauch durch den rispenförmigen Blüthen- stand an der Spitze der Zweige. Die kleinen, weiss- lichen und becherförmigen Blüthen haben einen röthlichen Schein. Die Kapsel ist nur zweitheilig. Vaterland ist Japan. : 208. Stauranthera grandifolia DC. (nicht 127 grandiflora) ist eine Cyrtandracee (nicht Gesneracee) aus Ostindien; sie ähnelt im Habitus der bekannten Klugia Notoniana DC., welche wegen ihrer schö- nen blauen Blüthen in unseren Warmhäusern gern kultivirt wird. Sie wird neuerdings wiederum von Fr. A. Haage jun. in Erfurt empfohlen. Sie ist übrigens bereits schon im 8. Jahrgange der Wo- chenschrift (8. 164) angezeigt. 209. Terminalia elegans wird eine Art aus Madagaskar genannt, welche als Dekorationspflanze gerühmt wird. Wir kennen sie nicht, möchten aber bezweifeln, dass sie eine Art dieses Geschlechtes darstellt, da, mit Ausnahme der rankenden Illigeren, alle Combrataceen, zu denen Terminalia gehört, einfache Blätter haben, die genannte Art aber drei- zählige besitzen soll. Die einzelnen, schmal-ellipti- schen Blättchen haben eine hellrothe Mittelrippe, welche nebst dem dunkleren Adernetz aus der freu- dig-grünen Oberfläche angenehm hervortritt. 210. Tetratheca ciliata Lindl. ist eine neu- holländische Tremandracee, die nicht genug em- pfohlen werden kann. Sie hat ein haideähnliches Ansehen und wird kaum höher als 1% Fuss, bildet aber mit ihren zahlreichen, langen und am unteren Theile des Stengels entspringenden Aesten einen ansehnlichen Busch. Die breiten, eirundlichen Blät- ter stehen gegenüber oder auch zu 3 in einem Quirl, im‘ obern Theile der Pflanze auch einzeln. Aus dem Winkel der letzteren kommen die ziem- lich grossen und überhängenden Blüthen von rosen- rother Farbe hervor. 211. Thysanotus Patersoni R. Br. ist eine neuholländische Asphodelee mit büschelförmigen Wur- zeln. Der ziemlich einfache, aber gabelästige Sten- gel hat im obern Theile eine Neigung zu winden. An der Spitze der Aeste befindet sich nur eine einzige, aussen grünliche, innen weisse Blüthe, welche purpurrothe Staubbeutel einschliesst. 212. Tradescantia repens heisst eine in England mannigfach als Ampelpflanze angewendete Art, ob sie aber dieselbe ist, welche Vandelli kürzlich beschrieben hat, möchten wir bezweifeln. Noch haben wir keine Blüthen gesehen, vermuthen aber, dass sie T. guianensis Miqu. darstellt, welche in Berlin mannigfach als Ampelpflanze benuzt wird. Neuerdings ist von ihr (nicht von Tr. zebrina, wie wir früher meinten) eine interessante Abart in Eng- land als T. repens vittata in den Handel gekom- men, wo die Blätter zum Theil, bisweilen sogar durchaus, gelblich gefärbt sind. Sie wurde bereits in der 473. Versammlung des Vereines (s. 8. 74) ausgestellt. 213. Vaccinium Thibautii nennt Regel einen Blüthenstrauch, wahrscheinlich aus dem tro- pischen Amerika (d.h. doch wohl von den Kordil- leren der westlichen Seite) stammend. Er erhielt ihn unter dem Namen Gaylussaccia Pseudo- Vaccinium von Thibaut & Ketelöer in Paris. Die langen und überhängenden Zweige tragen an ihrer Spitze einzelne röhrig - urnenförmige Blüthen in dem Winkel der hier mehr länglichen Blätter. Ausserdem sind diese jedoch herzförmig-eirund und haben einen schwach-umgebogenen Rand. 214. Viola cornuta L. wächst in den Pyre- näen, aber auch in den Gebirgen Nord-Afrika’s, und zeichnet sich durch grosse, blaue Blumen aus. Die Stengel erheben sich bis zu 6 und selbst 12 Zoll und sind mit herzförmigen, gesägten und gewim- perten Blättern besetzt. Besonders gross sind auch die eirund-lanzettförmigen und fiederspaltigen Neben- blätter. Die Pflanze eignet sich zu Einfassungen. 215. Vriesia brachystachys Reg. haben James Booth & Söhne in Flottbeck bei Ham- burg eingeführt. Sie gehört zu den kleineren Ar- ten mit dem Habitus einer Billbergie, indem die pergamentartigen Blätter sich gegenseitig umfassen und dadurch eine Röhre einschliessen, aus welcher der Blüthenstengel hervortritt. Dieser besitzt mit den anliegenden Blättern eine rothe und gelbe Farbe, wie auch die in 2 Reihen stehenden Deck- blätter, welche so ziemlich die Länge der sie ein- schliessenden geben Blüthen besitzen. 216. Waitzia Steetziana Lehm. schliesst sich den übrigen gelbköpfigen Arten dieses neuhollän- dischen Geschlechtes an, welche wir bereits in den beiden letzten Jahrgängen (S. 159 und 80) ange- zeigt haben, und ist deshalb eine zu empfehlende Immortelle. Ob alle die beschriebenen Arten aber später eine Kritik aushalten, bezweifeln wir. Gleich den anderen ist auch diese mehr oder weniger mit wolliger Behaarung versehen. Die Hüllblätter von goldgelber Farbe sind nicht hoch, da sie kaum über die Blüthen hinwegragen. 217. Whitlavia gloxinioides möchte viel- leicht nur eine Abart der W. grandiflora Harv. sein, welche vor nun einem Jahrzehende in den Gärten grosses Aufsehen machte, jetzt aber trotzdem nur noch wenig gesehen wird. Es ist eine Hydrophyl- lacee aus Kalifornien, deren grosse, denen der Glo- xinien ähnliche Blüthen eine tief - ultramarinblaue Farbe, welche nur durch den weissen Schlund un- terbrochen wird, besitzen. 218. Witheringia Gayana kennen wir nicht. Es soll eine grossblättrige Solanacee sein, welche sich demnach wohl der W. macrophylla Kth an- schliesst. Sie stammt aus Chili, wird aber in der neuesten Flor genannten Landes nicht erwähnt. i 128 Charles Ballet: Culture du Poirier. 4° edition. Wir haben zur Zeit auf ein Werk aufmerksam | gemacht, welches einer der bedeutendsten Pomolo- gen und Obstzüchter Frankreichs unter dem Na- men „les bonnes poires” der Veröffentlichung über- gab. Dass dieses, wenn auch nur wenige Bogen umfassende Werkchen jenseits und diesseits des Rheines Anerkennung gefunden, beweist, dass jetzt schon die vierte Auflage vor uns liegt. Baltet erklärt den Birnbaum für den ersten unter allen Fruchtbäumen und er hat, wenigstens für Frank- | reich, Recht. Bei uns verdient der Apfelbaum un- | bedingt den Vorzug. Eine gute Birn gehört zu den ersten Bedürfnissen eines Franzosen; auch wir werden dahin kommen, wenn wir einestheils den Werth der genannten Frucht erst im Allgemeinen erkannt haben und uns nicht mehr mit schlechten Birnen begnügen, anderntheils es auch dahin ge- bracht haben, dass wir mehr verstehen, etwas Gu- tes heranzuziehen. Mit Recht nennt Baltet den Birnbaum ge- lehrig, weil er die auf ihn verwendete Mühe reich- lich belohnt. Was hat aber auch die Kunst aus dem ursprünglichen Heckenstrauch, der im Oriente wild wächst und daselbst unseren Schwarzdorn in seinem äusseren Erscheinen vertritt, gemacht? Wie | schmelzend und saftig sind die in der Wildniss harten und herben Früchte geworden? Trotzdem hat die Veredelung der Frucht noch keineswegs ihr Ende erreicht, sondern schreitet im Gegentheil immer noch vorwärts. Wir haben bei dem unlängst besprochenen Lu- cas’schen Buche die Kürze in der Ausdrucksweise gerühmt: wir können ein Gleiches von dem Bal- tet’schen aussprechen. Möchten doch unsere Schrift- | steller über Obstbau dieses recht beherzigen. -Frei- lich hält sich Mancher für berufen, seine Weisheit an den Mann zu bringen, der weder das nöthige Verständniss selbst hat, noch zu belehren versteht. Kürze ist leider überhaupt nicht eine Tugend der Deutschen und wird grade da am meisten ver- misst, wo sie am nothwendigsten ist, nämlich in praktischen Dingen. Die Kultur der Birnen wird in wenigen Para- graphen besprochen, ohne dass man sagen könnte, es fehlte etwas oder das Eine oder Ändere sei mangelhaft. Auf Alles einzugehen, würde zu weit führen. Wir wollen hier deshalb nur einen Para- graphen citiren, damit man wenigstens sieht, wie ungefähr das Buch bearbeitet ist. Dieser eine Pa- ragraph mag den Laien zu gleicher Zeit auch Ant- wort auf die oft an uns gerichtete Frage geben, sobald namentlich eine wohlschmeckende, schöne Birn vorliegt: wie macht man es, um ebenfalls der- gleichen Früchte zu erhalten? Wir wollen jedoch gleich bemerken, dass Alles, was gut ist, Mühe und Sorgfalt verlangt, dass dieses aber grade bei dem Birnbaume, wenn man glänzende Resultate haben will, vor Allem nothwendig ist. Grade bei der Obstzucht scheut man bei uns die Mühe oder ein anderer Erbfehler der Deutschen — man will zu viel haben und kann nicht genug, wenn auch nicht an Qualität, doch an Quantität haben. Um wohlschmeckende und schöne Birnen zu erhalten, schlägt Baltet folgende, übrigens auch von deutschen intelligenten Obstzüchtern vielfach angewendete Mittel vor: 1. Unterdrückung aller Blüthenknospen an den schwachen Zweigen, an kranken Bäumen, an der Spitze der Zweige oder auch der seitlichen an noch jungen Leitästen. 2. Abkneipen der Blüthen mit dem Nagel oder auch mit einer Scheere in der Mitte eines reich- | beladenen Ringelspiesses oder eines Quirlholzes kurz vor ihrer Entwickelung. 3. Abnahme aller kleinen oder unförmlichen Früchte, besonders wo sie zu dicht stehen und an und für sich auszuwachsen viel Raum beanspruchen. 4. Bespritzen der Blätter und Früchte des Abends nach einem warmen Tage. 5. Allmählige Abnahme der Blätter in der Nähe der Früchte, damit Sonne und Luft freieren Zutritt hat. 6. Der Ringelschnitt auf einen für den Leit- ast unnützen Zweig und unterhalb der Frucht. 7. Das Einsetzen von Fruchtaugen an kräfti- gen Aesten. 8. Anplatten einer besonders entwickelten Stelle, Waschen der O©berhaut mit schwefelsaurem Eisen (Eisenvitriol), Abschneiden des Griffels (Castration), horizontale und selbst noch tiefere Lage des Leit- astes. Was die hundert Birnen anbelangt, welche Baltet empfiehlt, so befindet sich allerdings unter ihnen eine nicht geringe Anzahl, welche bei uns wenig, zum Theil gar nicht bekannt sind. Ehe wir diese bei uns einführen, müssen erst noch Kul- tur- Versuche angestellt werden, wie diese sich zu unseren klimatischen Verhältnissen verhalten. Wir bemerken schliesslich noch, dass bei jeder Birnsorte angegeben ist, wie sie behandelt werden muss, um den höchsten Ertrag zu geben. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No.£. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), . Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. 'oehensehrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 17. Berlin, den 27. April 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: sicht auf die Kultur. Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. III. — Die erste Entwickelung der Pflanze, mit besonderer Rück- Von H. Itzenplitz. — Honigthau. Vom Königl. Hofgärtner G. A. Fintelmann. Sonntag, den 28. April, Vormittags um 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Härtneriiche riefe über die Pariser Welt- Ausstellung. TEE BL Paris, den 18. April. Allmählig wird das Wetter besser und die Ve- getation beginnt ihre Thätigkeit. Das erste Grün hat doch einen eigenthümlichen Reiz; es sieht so jungfräulich aus und thut nach Janger Entbehrung dem Auge unendlich wohl. Von den Bäumen be- laubt sich zuerst der spitzblättrige Ahorn oder es sind vielmehr seine grüngelben Blüthen, welche sich zeigen und an ihrer Basis anfänglich noch von ebenso gefärbten kleinen Blättern umgeben werden. Die unscheinlichen Blüthen der Ulmen kommen zwar noch früher zum Vorschein, sie las- sen sich aber nicht aus der Ferne, selbst nicht in ihrer grössten Menge, von dem übrigen Graubraun der Zweige und Aeste gut unterscheiden. Ihre Blätter kommen dagegen weit später zum Vor- schein, als die der Linden und Rosskastanien, die jetzt (Mitte April) grade in ihrer schönsten Ent- wickelung sind. ‘Auch die Platanen beginnen, sich im Innern ihrer Knospen zu regen; ein warmer Regen wird ihre völlige Entfaltung beschleunigen. Leider haben sie aber ein graues Ansehen, so dass sie gar nicht in die Augen fallen. Am letzten fast schlagen von unseren Allde- und Zierbäumen die Akazien aus. Die erste Preiszusprechung im französischen Garten der 14 internationalen Pflanzen- Ausstellun- gen ist, wie ich bereits in meinem früheren Briefe ausgesprochen, am 6. April geschehen. Ich werde mich in der Beschreibung der ersten Ausstellung nur auf die Pflanzen beschränken, für welche in dem Programme Aufgaben ausgeschrieben sind, ob- wohl bereits schon Pflanzen für die zweite und dritte Ausstellung vielfach vorhanden. Es gilt die- ses besonders von den Koniferen und Rhododen- dren. Der Garten hat dadurch schon jetzt einen nicht geringen Zuwachs erhalten und anderer steht noch bevor. Mag er dadurch an Inhalt gewinnen, an landschaftlicher Schönheit schliesslich durch die bald eintretende Ueberfüllung verlieren. Wie die Leser der Wochenschrift sich noch erin- nern werden, habe ich mich bereits über die ganze Anlage sehr anerkennend ausgesprochen; ich be- zweitele, dass ich dieses auch später noch thun kann. Die hügeligen Erhebungen, die romantischen Felsenparthien, die schluchten-ähnlichen Senkungen, verbunden mit den schönen, hier und da bewegten grossen Flächen, den Boskets, den Strauch- und Baum-Parthien und den einzelnen schönen Bäumen, stehen noch Mitte April in einem gewissen Ver- hältnisse zu einander; noch ist Alles harmonisch 17 wird er 130 angeordnet. Es gibt. reizende Aus- und Ansichten, mit dem Wandern ändern sich auch die darge- botenen Bilder. Nur der Gebäude, einschliesslich Kiosks, Pavillons und Gewächshäuser sind leider für das Landschaftliche allerdings schon zu viel vorhanden, der Zweck des Ganzen lässt aber hier einigermassen darüber hinweggehen. Wie ich höre, sind bereits noch Gruppen für das freie Land angesagt; ich wüsste aber in der That nicht, wo man sie anbringen will. Die schö- nen, offenen Räume werden gedeckt, die besten Bilder zerrissen werden. Es kommt noch dazu, dass der Franzose in seinen Gruppirungen, zumal er- immergrünes Gehölz vor Allem liebt, an und für sich etwas schwerfällig ist. Vorherrschend vor- handen sind Gruppen von Rhododendron, Ilex und selbst von Koniferen, welche an und für sich einer leichten Bewegung ermangeln. Selbst die Rhododendren in Blüthe und zu Massifs ver- wendet, können wohl als Masse wirken und durch ihre Blüthenpracht imponiren, sie bedürfen aber in ästhetischer Hinsicht, sobald es sich um Landschaft- liches handelt, einer leichten Beigabe, um zu mil- dern. Es verhält sich da anders, wo die Garten- kunst Dienerin der Architektonik ist; in diesem Falle sind immergrüne Sträucher in Massen und auch gradlinig gehalten mehr am Platze, verlangen auch selbst weniger einen inneren Zusammenhang. In den Champs Elysees nahmen sie sich in der Anordnung, wie sie vorhanden, vorzüglich aus, be- sonders da, wo sie aus dem saubersten Rasen her- austreten und den nahen Gebäuden im mehr oder weniger florentinischen Renaissance - Style als Staf- fage dienen. Schöne, mit edelen Pferden bespannte Wagen fahren auf breiter Strasse rasch einher, ele- gante Damen und Herren bewegen sich dagegen ruhig neben einander. So wird in den Elysäischen Gefilden von Paris eine ziemlich grosse Mannigfal- tigkeit verschiedenerlei Boskets, mit Massifs von Blumen abwechselnd, auf möglichst kleinem Raume geboten, kein Theil bildet aber zum anderen einen grellen Gegensatz. Ich komme zurück zu der ersten internatio- nalen Pflanzen- Ausstellung. Dass sie im Verhält- niss zu den vorausgegangenen grossen Ausstellun- gen in Gent, Brüssel u. s. w. kärglich beschickt war, habe ich bereits gesagt. Es kam auch noch dazu, dass ein ziemlich grosser Theil der Aufgaben nicht gelöst war. Es betraf dieses selbst Pflanzen, wie Lack, Yukka, Epheu u. s. w., welche in Paris beliebt und auch schon in Anlagen ziemlich ver- breitet sind. Man sieht jetzt (Mitte April) Massifs von Lack mit verschiedenen Nuancirungen des Violett, Orange und Roth und am Rande meist umgeben von der graufilzigen und dicht mit weis- sen Blüthen besetzten Arabis alpina, in den eben erwähnten Elysäischen Gefilden, die nicht schöner sein können und bei uns leider gar nicht gesehen werden. Bei jeder der 14 internationalen Pflanzen - Aus- stellungen ist eine Gruppe von Pflanzen besonders bedacht; sie steht im Vordergrunde und hat die meisten Preise erhalten. Bei der ersten Ausstellung, welche vom 1. bis 14. April dauerte, waren dieses die Kamellien; für sie allein waren 11 Bewerbun- gen ausgeschrieben. Und doch hatten sich nur 5 Gärtner und nur 1 Liebhaber betheiligt. Dieser Liebhaber war ein Bewohner der Ufer des Lago maggiore in der Lombardei, Frakelli Rovelli, und hatte einen Kamellienbaum von 9 Fuss Höhe und 4 Fuss Durchmesser ausgestellt, welcher über und über mit weissen, aber rothgestreiften Blüthen besetzt war. Der Baum hatte im ungünstigsten Wetter die Reise von dort nach Paris gemacht und wurde hier aus Versehen in den Üentral - Garten des Industrie-Palastes gestellt. Hier blieb er volle 8 Tage noch zusammengebunden, ohne dass ein Mensch sich um ihn kümmerte, ohne dass er ferner auch nur ein einziges Mal begossen worden wäre. Und jetzt steht er in einer Laub- und Blüthen- pracht in einem Gewächshause des französischen Gartens, als hätte er immer daselbst gestanden. Leider hatte eine Sammlung italienischer Agrinnen, welche mit diesem Kamellienbaume zugleich abge- sendet waren und ebenfalls im COentral-Garten stan- den, nicht eine solche Widerstandsfähigkeit bewie- sen, denn alle Pflanzen hatten mehr oder weniger gelitten, einige waren sogar ganz und gar zu Grunde gegangen. Die meisten Kamellien, und zwar in 5 Samm- lungen, hatte Chantin, der bekannte Handelsgärt- ner des Montrouge, dem wir die ersten buntblätte- rigen Kaladien verdanken, ausgestellt. Es waren meist Pyramiden von 4 und 5 Fuss Höhe, welche eine gute Kultur besassen und sich durch grossen Blüthen - Reichthum, aber auch durch schöne Fär- bung des Laubes auszeichneten. Es galt dieses auch von der Sammlung aus der Gärtnerei von Thibaut & Ketel&er in Paris. Sämlinge waren hingegen von Belgien aus eingesendet. Wenn man belgische Ausstellungen besucht und dort den Reich- thum der Kamellien gesehen hat, so stehen aller- dings diese hier in Paris weit nach. Es kommt noch dazu, dass ein grosser Theil der hier befind- lichen Pflanzen erst vor Kurzem aus Antwerpen und Angers angekauft war. Einige Sammlungen hatte man in’s Freie gebracht und zu Gruppen verwendet. Zwischen Ilex, Rhododendren und Ko- niferen nahmen sie sich recht hübsch aus. Nächst den Kamellien wurden in dieser ersten 2 ES EEE ee 1 Ausstellung die neuen Pflanzen bevorzugt. Wie in London, waren auch hier 2 Männer in Konkurrenz getreten, welche wohl auch die grössten Verdienste um Einführung von neuen und schönen Pflanzen haben; es sind diese: Linden in Brüssel, also auf dem Kontinente, und James Veitch in London. Doch sollten in dieser ersten Ausstellung von Bei- den nur erst Vorläufer an neuen Pflanzen einge- sendet werden, während, wie man sich erzählt, die dritte Ausstellung, welche am 1. Mai beginnt, die- jenige sein würde, wo beide genannten Gärtner ihre schönsten neuen Pflanzen bringen und um die Ehre des Besitzes des ersten Preises wetteifern werden. Von den neuen Pflanzen Veitch’s nenne ich zuerst eine neue Amaryllidee aus Peru, einen Rit- terstern oder Hippeastrum mit ziemlich regelmässi- gen Blumen-Abschnitten, aber eigenthümlich in der Farbe, indem diese zwar weiss ist, aber von zahl- reichen hellrothen Punkten unterbrochen wird. Auf der äussern Seite der Blumenblätter zieht sich da- gegen ein breiter grüner Streifen von unten nach oben. Hinsichtlich der Grösse ähnelt sie am mei- sten dem H. aulicum (robustum). Sie wird wahr- scheinlich später zu Kreuzungen benutzt werden und eine neue Reihe von Blendlingen eröffnen. schienen mir interessante und empfehlenswerthe Ab- arten der Cordyline ferrea zu sein und besassen Die eine Abart war schmal-, die andere breitblätte- (Croton pietum) hatte Veitch wiederum 2 Formen, gestellt, die sich aber bereits bekannten anschlossen. Ps. erassifoium am nächsten steht; doch ist diese Pflanze leichter gebaut und von den 5 ziemlich leichbreiten, entfernt-gesägten und gestielten Blätt- chen sind die mittleren gegen die nach aussen ste- ıenden bedeutend grösser. Tittelnerv ein Ast abgeht. 2 Orchideen, welche aus Samen herangezogen und nter dem Namen Cattleya Oxoniensis und Domi- iana alba ausgestellt wurden. Es waren Formen der Cattleya Mossiae, die darthaten, dass nicht allein m Vaterlande Orchideen, gleich anderen Pflanzen, in Blüthenfarbe und Blüthenform ändern, sondern ass diese Formen auch aus Samen bei uns erzo- en werden können. Endlich hatte auch Veitch ls neue Pflanze noch eine japanische Konifere: etinispora filioides ausgestellt; sie war zu klein, Die beiden neuen Dracäneen aus Neu - Kaledonien eine schöne, etwas glänzende und braunrothe Farbe. | rig. Auch von der bei uns bereits in vielen For- men kultivirten Euphorbiacee Codiaeon chrysostietum | ebenfalls eine schmal- und eine breitblättrige, aus- | Aralia Osyana stammt ebenfalls aus Neu-Kale- donien und möchte ein Pseudopanax sein, der dem | Eigenthümlich ist die weisse Färbung da auf der Oberfläche, wo vom | Interessant erschienen | 3) 1 um schon jetzt darüber ein Urtheil abgeben zu können. Sie schliesst sich den übrigen japanischen Arten, besonders der R. pisifera, an, hat aber die flachen Aeste mehr verzweigt. Linden in Brüssel führte wiederum hauptsäch- lich aus 2 Familien, aus denen wir schon so man- ches Schöne erhalten haben, aus der Familie der Aroideen und Marantaceen neue Arten und Formen vor. Von den letzteren waren 2 Abarten des wun- derschönen Phrynium Lindenianum, über welches schon mehrmals gesprochen worden ist, vorhanden: illustre und Legrelleanum, welche beide aber klei- nere Dimensionen hatten. Diesen schloss sich eine dritte Art mit ‘noch kleineren Blättern an, aber ziemlich mit denselben Zeichnungen versehen, die den Namen Phrynium Chimborazoense erhalten hat. Dürfte man nach dem Standorte schliessen, so ge- hörte diese Art, als auf den südamerikanischen Hochterrassen wachsend, dem Kalthause an. Auf gleiche Weise scheint es von den kleinblätterigen Arten, welche als Ph. micans und pumilum beschrie- ben wurden, Mittelformen zu geben, so dass es schliesslich wahrscheinlich wird, dass hier ebenfalls nur eine oder höchstens zwei sehr veränderliche Arten zu Grunde liegen. Eine solche kleinblätte- rige Art nennt Linden Ph. amabile, wo ein breiter silbergrauer Mittelstreifen die obere Fläche durchzieht. Phrynium einereum scheint sich dagegen mehr wie eine selbständige Art zu verhalten. Seine etwas grösseren Blätter sind kurzgestielt und liegen fast in horizontaler Richtung dem Boden auf. Die blei- grüne Oberfläche wird nur durch einen dunkelgrü- nen Mittelnerv unterbrochen. Dieser Art ähnelt im Wachsthum, in Form und Farbe der Blätter Ph. undulatum, nur dass deren Oberfläche dunkel- grün ist, aber durch einen silbergrauen, ziemlich breiten Mittelnerv unterbrochen wird. Ph. Wallısii unterscheidet sich von den genannten wesentlich, indem die weit grösseren Blätter aufrecht stehen und eine grüne Farbe haben, welche aber auf bei- den Seiten durch ein Band von sammetgrüner Farbe unterbrochen wird. Diesem schliesst sich aber noch ein zweites, was pappelgrün ist, an. Endlich hatte Linden noch eine Art als Ph. se- tosum ausgestellt, was sich der Abtheilung von Ph. vittatum und varians anschliesst und lange Stiele, sowie wenigstens im Anfange, grade in die Höhe stehende längliche Blätter besitzt. Diese waren hier 13 Fuss lang, aber nur 4 Zoll breit. Die Oberfläche ist einfarbig grün, die Unterfläche braun. Unter den Aroideen befand sich zunächst eine Dieffenbachia als Wallisii; sie scheint zu den kleinern Arten zu gehören. Ihre Blätter haben pappelgrüne Flecken, die aber wiederum dunkele Punkte besitzen, und bei einer Breite von 3, eine Idz 132 Länge von 9 bis 12 Zoll haben. Anthurium trilobum ist wohl dieselbe Pflanze, welche ich früher als Avissum beschrieben habe; doch schei- nen die Blätter hier grösser zu werden und tief 3-lappig zu bleiben. A. erinitum nennt Linden eine Art mit grossen pfeilförmigen Blättern, welche sehr lange, besonders am unteren Theile mit dicken, ziemlich krautartigen Borsten besetzte Stiele haben, so dass man fast eine Lusia vor sich zu sehen glaubte Von der Einfügung des Blattstieles hat die Blattfläche noch eine Länge von 14 Fuss, wäh- rend die abstehenden Ohren 9 Zoll lang sind. Eigenthümlich ist, dass am oberen Theile des Stie- les fast gar keine Anschwellung vorhanden ist. Nach der Nervatur des Blattes unterliegt es jedoch keinem Zweifel, dass die Art nicht zu Anthurium, sondern zu Philodendrum zu stellen ist. Philoden- dron Lindenii gehört hingegen durchaus nicht zu eben genanntem Genus, sondern ist eine Oaladiee, aus der Verwandtschaft des Syngonium. Die Pflanze rankt mehr, als dass sie klettert, und zeichnet sich durch ihre dicht mit häutigen Borsten besetzten Blattstiele, die sich ganz gleich denen bei Philoden- dron crinipes verhalten, aus. Die eirund-herzförmi- gen Blätter sind etwas länger als breit (8:6 Zoll) und haben eine sammetgrüne Oberfläche. Ausserdem hatte Linden eine hübsche Samm- lung neuer Araliaceen aufgestellt. Ob es wirklich neue, d. h. bis jetzt unbekannte und noch nicht be- schriebene Pflanzen sind, ist eine Frage, welche sich jetzt, wo noch keine Blüthen untersucht sind, und wo man demnach noch gar nicht wissen kann, welchem Geschlechte sie angehören, nicht entschei- den lässt. Auf jeden Fall geben mir die ausge- stellten Pflanzen Gelegenheit, immer von Neuem auf diese Dekoration der Gewächshäuser aufmerk- sam zu machen. Da Südamerika als Vaterland ge- nannt wurde und die Blätter hand- oder fingerför- mir getheilt waren, so möchten sie dem Genus Öreopanax angehören. Endlich verdankte man Linden noch eine Gunnera, welche wegen der manschettenartig-gebildeten Knospenblätter den Bei- namen manicata erhalten hat. Ihre Blätter sollen einen Durchmesser von 5 Fuss und mehr erhalten. Wenn ich in der weiteren Beschreibung dessen, was vorhanden war, mich kurz fasse und Manches übergehen werde, so liegt der Grund darin, dass die Pflanzen in den verschiedenen Gewächshäusern nicht allein zerstreut standen, sondern auch nicht selten ihren Standort änderten. Ausserdem waren die Namen der Aussteller nicht allenthalben ange- schrieben, auch keineswegs die Grenzen der ver- schiedenen Sammlungen genau angegeben. Zu den neuen Pflanzen rechnete man auch einige Cycadeen, welche von Gent aus durch A. Verschaffelt und A. van Geert ausgestellt, von mir aber bereits auch anderwärts gesehen worden waren. Als die interessanteste nenne ich Zamia magellanica, welche im äusseren Ansehen sehr viel Aehnlichkeit mit einer Angiopteris mit einfach-ge- fiederten Blättern besitzt. Interessant wurde die Pflanze noch besonders dadurch, dass sie 3 männ- liche Zapfen besass. Auch von der Z. linearis mit in 2 Reihen und plumosa mit ringsherum stehenden Fiederblättchen fanden sich 2 schöne Exemplare vor. Als Z. vernicosa war eine Art vorhanden, die vielleicht nichts weiter als eine Abart der Z. muricata darstellt, wo die Fiederblättchen zum gros- sen Theil ganzrandig sind. Die Aufgabe der Orchideen hatten wiederum Veitch und Linden gelöst. Von dem ersteren habe ich 2 Blendlinge erwähnt. Ausserdem waren jedoch noch andere vorhanden, welche ich bis jetzt zum Theil noch nicht kannte. Angrecum atratum schien dem Geschlechte gar nicht anzugehören und hat kleine weisse Blüthen, welche in 2 einander gegenüberstehenden Reihen stehen. Der Stengel scheint immer kurz zu bleiben und die dunkelgrü- nen Blätter erreichen bei 2 Zoll Breite kaum eine Länge von 33 Zoll. Bei Laelia Lindleyana sind die schmalen Blumenblätter zart-rosa gefärbt und nur die Spitze der Lippe ist dunkeler. Cypripe- dium villosum war als Schaupflanze vorhanden und besass über 20 Blüthen. | Eine Sammlung reichblühender Orchideen Lin- den’s machte grossen Effekt und bestand beson- ders aus grossblumigen Dendrobien und Phalae- nopsis. Was als Vanda Skinneri vorhanden, ver- mochte ich kaum von gewissen Abarten der trico- lor zu unterscheiden. Cattleya Bogotensis blüht weiss und hat eine gefranste Lippe mit zum Theil gelber Färbung. Cattleya quadrieolor hingegen ähnelt der C. Mossiae und besitzt eine langvorgezogene blaue Lippe mit zum Theil gelber und braunrother Farbe. Odontoglossum cirrhosum bleibt klein und bildet Trauben mit gelben aber braungefleckten Blüthen; auch Oneidium nubigenum ist ohne Bedeutung mit seinen rosafarbigen Blüthen. Galeandra Devoniana könnte man ohne Blüthen für einen Gladiolus hal- ten. Während die schmalen, aber ziemlich langen, lederfarbigen Blumenblätter mit feinen weissen Strei- fen versehen sind, ist die vierte Lippe am oberen Theile violett geadert. Schliesslich gedenke ich noch des buntblättrigen Phajus, den William Bull in London ausgestellt hatte. 135 Die erste Entwickelung der Pflanze, mit befonderer Kücfiht auf die Kultur. Von H. Itzenplitz, Mitinhaber der Firma: Rud. Samm & Co. in Berlin. Der für nachfolgende Abhandlung gewählte Titel wird hoffentlich Niemand zu der Vermuthung Anlass geben, dass ich beabsichtigt hätte, einen auch nur kleinen Theil des ausgedehnten Gebietes nach jeder Richtung hin zu bearbeiten, denn weder der auf der Höhe der Wissenschaft stehende Pflan- zen-Physiolog, noch der erfahrungsreichste Prakti- ker, würde hierzu ohne Unterstützung Anderer be- fähigt sein. Ausserdem gestehe ich, dass ich der in Beziehung zum Pflanzenbau stehenden Hülfs- wissenschaften nicht so weit mächtig bin, um für die Urtheile, welche ich mir über die einzelnen Erscheinungen im Pflanzenleben bilde, Gültigkeit zu beanspruchen. Ich vermeide es deshalb, Schlüsse zu zieben und möchte durch diese Arbeit über- haupt nur anregen. Der ausübende Gärtner, so- wie der Landwirth, werden Stoff zu Beobachtun- gen finden, die ihren Beruf anziehender und frucht- bringender machen, und der Forscher findet sich vielleicht veranlasst, seine Thätigkeit solchen Gegen- ständen zu widmen, die unmittelbar fördernd auf die Praxis einwirken. Der Aufsatz ist ferner eine Darlegung meiner Ansicht über die Art und Weise, in welcher dem Praktiker die wissenschaftliche Be- gründung der Verrichtungen in seinem Fache un- gefähr wünschenswerth sein müsste. Als grösserer Versuch dieser Art ist mir nur das Lindley’sche Werk bekannt, welches speziell den Gartenbau be- handelt, ausserdem aber das Versprochene offenbar nicht erfüllt und meiner Meinung nach nur durch die vortrefflichen Anmerkungen des Uebersetzers Werth erhält. Die Manipulationen des Gärtners und des Landwirthes müssen wohl bei derartigen Arbeiten gleichzeitig berücksichtigt werden, da eine Grenze zwischen beiden Fächern nicht zu ziehen ist. Der intensive Ackerbau geht in Nutzgartenbau über. Im Samenkorne schlummert die zukünftige Pflanze, mehr bei der einen, weniger bei der an- dern Art entwickelt. Wir finden Samen, in denen die Keimanlage kaum bemerkbar ist, andere wieder, wie die gewöhnliche Bohne, aus welchen man voll- ständig - angelegte Blätter herauslösen kann. Dass zur Erweckung der Lebensthätigkeit ein für jede Pflanzenart angemessener Grad von Wärme, sowie reichliche Feuchtigkeit, nothwendig sind, ist leicht ersichtlich; weniger die Art und Weise, wie das Wasser im Anfang wirkt, ob physikalisch oder che- misch.. Wärme und Feuchtigkeit können während des Keimprozesses ohne Nachtheil auf einen hö- heren Grad gesteigert werden, als er der ferneren Entwickelung der Pflanze zuträglich sein würde. er Landwirth sieht es gern, wenn auf die Aus- saat anhaltender, staubfeiner Regen folgt, der den Boden reichlich tränkt, ohne ihn festzuschlagen. Der Gärtner setzt fast alle Samen, welche er in Töpfe säet, einer höheren Temperatur aus und ent- wöhnt den Sämling nach und nach wieder; er macht von diesem Mittel besonders während der Wintermonate Gebrauch, weil bei dem geringeren Zutritt von Sauerstoff in geschlossenen Räumen die der Pflanze sonst angemessene Wärme zur Erwek- kung der Lebensthätigkeit nicht hinreichen, der Verwesungs-Prozess der immer vorhandenen todten Bestandtheile sich über den ganzen Organismus verbreiten, das Samenkorn somit absterben würde. Gleichgültiger für den Keimprozess selbst ist ein grösseres oder geringeres Mass von Licht. In der mit Feuchtigkeit gesättigten Luft keimten bei Versuchen, die ich in dieser Richtung anstellte, die ganz unbedeckt liegenden, dem vollen Sonnenlicht ausgesetzten Samen ebenso schnell und normal, wie die dunkel gehaltenen. Der jungen Waldpflanze, welche im dichten Schatten der Bäume aufkeimt, kommt hier nicht sowohl der Abschluss des Lichtes, als vielmehr die gleichmässige Feuchtigkeit der Luft und des Erdbodens zu Gute. Für die allerersten Stadien ihres Lebens ist der jungen Pflanze die nöthige Nahrung im Sa- menkorn selbst beigegeben; sie lebt anfänglich von den Bestandtheilen der Samenlappen oder des Ei- weisses und benutzt den Boden nur als Feuchtig- keitsquelle. Selbst auf freiem Felde keimen bei anhaltend feuchter Witterung ganz unbedeckt lie- gende, grosse Samen, wovon mir ein auffallendes Beispiel erinnerlich ist. Der Besitzer eines mit Pferdebohnen besäeten Ackerstückes überliess das- selbe seinem Schicksal, weil der ohnehin zähe, nasse Boden bei fortwährendem Regen das Eineggen un- möglich machte. Die Saat lief schnell und gleich- mässig auf und lieferte ein gutes Resultat. Im ge- schlossenen Raume, mit hinlänglich feuchter Luft, keimt das unbedeckte Korn viel schneller und si- cherer, die ersten Organe entwickeln sich ganz normal. Mit zunehmendem Wachsthume geben sie dann freilich das Verlangen nach anderer Nahrung kund: es entstehen an den Wurzeln zahlreiche, meist aus einer einfachen Zellenreihe bestehende Härchen, welche die Feuchtigkeit aus der Luft aufsaugen. Nicht weniger nothwendig zur Erweckung der Lebensthätigkeit ist der Zutritt atmosphärischer Luft oder vielmehr des Hauptbestandtheiles darin, des Sauerstoffs. Jedem Forstmann ist bekannt, dass beim Abtrieb von Waldflächen und tiefer Umar- beitung des Bodens sich eine ganz neue Flora ent- 134 wickelt. Es erscheinen oft Pflanzen, die früher gar nicht an den betreffenden Orten zu finden waren, so zahlreich, dass ihre Samen nicht von Thieren transportirt sein können; ebenso wenig konnte sie bei ihrer Schwere der Wind herbeifüh- ren. Sie haben in so grosser Tiefe gelegen, dass der Luft - Abschluss hinreichend war, jede Thätig- keit aufzuheben. Der Gärtner schneidet oder feilt sehr hartschaalige Samen vor der Aussaat an, um sowohl der Luft, wie der Feuchtigkeit, den Zu- tritt zu erleichtern. Im Mistbeet keimen die im freien Boden liegenden Samen um Vieles schneller, als wenn sie in Töpfe gesäet und diese in dasselbe Beet versenkt sind. Mangel der nöthigen Feuchtigkeit ist in neun unter zehn Fällen der Grund, dass die Saaten un- genügend aufgehen. Der denkende Ackerwirth und Gärtner sieht deshalb nicht nach dem Kalender, sondern nach Witterung und Bodenbeschaffenheit; er berücksichtigt neben der angemessenen Saatzeit die Beschaffenheit des Samenkorns. Im Allgemei- nen bringt man die grosskörnigen Samen mehr, die feinkörnigen weniger tief in die Erde; es ist also für die letzteren eine gleichmässigere Feuchtig- keit und, da solche mit dem Vorrücken der Jahres- zeit seltener zu werden pflegt, eine frühzeitige Aus- saat nöthig. Diese Regel erleidet freilich mannig- fache Ausnahmen. Samen, die einen geringen Kör- per und dabei trockene, harte Hüllen haben, säen wir frühzeitig, wenn dies mit den klimatischen An- forderungen der betreffenden Pflanze verträglich ist, wie z. B. unsere meisten Gräser; dagegen können wir das Samenkorn der Runkel, obgleich es seiner Beschaffenheit nach ähnliche Ansprüche macht, erst zu Ende des April der Erde übergeben, weil die Keimpflanze im andern Falle den Spätfrösten unter- liegt. Die gewöhnliche Bohne bedecken wir, trotz ihrer Grösse, nur wenig mit Erde, weil sie empfind- lich gegen Nässe ist, tiefliegend der nöthigen Wärme entbehrt und verkommt oder von Würmern verzehrt wird, bevor sie eine stärkere Erdschicht durchbricht. Die Erbse legen wir frühzeitig und bringen sie besser etwas tiefer als zu flach unter, denn sie be- darf in den ersten Stadien des Wachsthumes eines frischen Bodens. Sie keimt und wächst bei nie- derer Temperatur und entwickelt schon bei dieser die nöthige Kraft, sich durchzuarbeiten. Die mei- sten kleeartigen Gewächse, die Gattungen Trifo- lium (Rothklee, Weissklee, Incarnatklee u. s. w.), Medicago (Luzerne, Hopfenklee), Melilotus (Stein- klee), Onobrychis (Esparsette), Anthyllis, Lotus u. s. w. haben tiefgehende Wurzeln, der Keim ist aber trotzdem gegen starke Bedeckung empfindlich. Die Kohlarten, Kohlrabi, Kohl- und Wasserrüben, Raps, Rettig, Radies u. s. w. verhalten sich in dieser Hinsicht ziemlich gleichartig. Sie wollen keine starke Erddecke und leiden leicht durch anhaltende Nässe; ebenso die viel Schleim enthaltenden Samen, wie Lein (Linum), Leindotter (Camelina) u. a. m. Un- gewöhnlich feine Samen vertragen in Töpfen gar keine Erdbedeckung, und zwar aus bereits ange- führten Gründen um so weniger, wenn die Aus- saat während der kälteren Jahreszeit geschieht. Der Gärtner wählt in solchen Fällen meist die wegen ihrer Porosität sehr geeignete Haideerde und be- deckt den Samen mit einer zollhohen Schicht von lockerem Moose oder mit einer Glasscheibe, um die Luft gleichmässig feucht zu erhalten. Wendet man statt der Erde eine zollstarke Torfplatte an, so wird der Zweck in den meisten Fällen besser er- reicht werden (siehe Weiteres hierüber in No. 8 der Wochenschrift). Die meiste Schwierigkeit bietet die Aussaat der Gehölze, namentlich derjenigen, welche lange Zeit zum Keimen gebrauchen. Verhältnissmässig schnell keimen die Samen von: Acer (Ahorn), Betula (Birke), Caragana (Erbsenbaum), Cytisus (Gaisklee), Fraxinus (Esche), Genista (Ginster), Gleditschia (Dickdornbaum), Juglans (Wallnuss), Quercus (Eiche), Robinia (Akazie), Tilia (Linde), Ulmus (Rüster), Larix (Lärche), Pinus (Kiefer, Fichte); sie lassen sich, mit Ausnahme von Eiche, Ulme und Esche, welche schnell ihre Keimfähigkeit verlieren, trocken bis zum Frühjahr konserviren. Nicht so eine grosse Zahl anderer Gehölzsamen, die eine längere Zeit zur Entwickelung des Keimes gebrauchen und aus- serdem verderben, wenn sie stark austrocknen. Zu diesen gehören die Gattungen: Berberis (Sauerdorn), Carpinus (Hainbuche), Celastrus (Baummörder), Oel- tis (Zürgelbaum), Cornus (Hartriegel), Cotoneaster (Quittenmispel), Crataegus (Weissdorn), Cydonia ' (Quitte), Daphne (Seidelbast), Elaeagnus (Oleaster), ı Evonymus (Spindelbaum), Fagus (Buche), Hedera (Epheu), Ilex (Stechpalme), Ligustrum (Rainweide), Liriodendron (Tulpenbaum), Lonicera (Heckenkir- sche), Mahonia, Mespilus (Mispel), Morus (Maul- beere), Myrica (Wachsmyrte), Prunus (Kirsche und Pflaume), Pirus (Apfel, Birne), Rhamnus (Kreuz- dorn), Ribes (Johannisbeere, Stachelbeere), Sambu- cus (Hollunder), Sorbus (Eberesche), Symphoricar- pos (Schneebeere), Syringa (Flieder), Viburnum (Schneeball) u. s. w. Solche Samen würden, wenn man sie kurz nach der Reife aussäen wollte, wäh- rend des Winters zahlreichen Widerwärtigkeiten, den Angriffen der Thiere, dem Ausspülen oder Festschlämmen durch starken Regen, ausgesetzt sein. Man schichtet sie deshalb in Sand ein, und säet sie mit diesem im Frühjahre auf frisch-bearbeitetes Land. Am geeignetsten ist für erwähnte Zwecke eine Grube im Freien; will man jedoch den Keller N 135 als Aufbewahrungsort wählen, so ist sorgfältig auf gleichmässige Feuchtigkeit zu achten. Sehr feine, oder gewöhnlich in kleineren Mengen verwendete Samen dieser Art, wie: Aristolochia, Azalea, Bigno- nia, Erica, Hypericum, Kalmia, Magnolia, Paeonia, Paulownia, Potentilla, Rhododendron, Sophora, Spi- raea u. a. säet man in Schaalen oder Kästen, die während des Winters frostfrei gestellt werden müssen. Ueber die Dauer der Keimkraft in den ver- schiedenen Samen sind die widersprechendsten An- gaben gemacht, wahrscheinlich, weil man in den meisten Fällen nicht berücksichtigte, dass das Sa- menkorn einer und derselben Art sich je nach den Witterungs-Verhältnissen des Jahrganges sehr ver- schieden ausbildet. Man würde in Betreff der Nutz- pflanzen üble Erfahrungen machen, wenn man bei Aussaaten derartige Angaben zu Grunde legen wollte, ohne die Eigenthümlichkeiten der Pflanze zu berücksichtigen. Die gut ausgereiften Körner der Erbse keimen im zweiten Jahre nach der Erndte noch vollzählig; gleichwohl zeigt die daraus hervorgehende Pflanze einen trägen Wuchs, sie be- fällt leicht und bringt wenig und kleine Hülsen. Dem entgegengesetzt wünscht man wieder bei der Gurke eine mässige Entwickelung der Pflanze, weil letztere bei üppigem Wuchse wenig Früchte an- setzt. Man verwendet deshalb Samen von zwei- bis dreijährigem Alter, erreicht aber auch denselben Zweck durch künstliches Austrocknen der Kerne. Der grossen Mehrzahl nach sind die Samen nur im ersten Jahre nach der Erndte fähig, voll- kommen kräftige und gesunde Pflanzen zu liefern. Eine Ausnahme von dieser Regel machen — vor- ausgesetzt, dass der Same normal entwickelt ist — unter den gebräuchlichen Nutzpflanzen folgende: Runkelrüben, Spörgel und Taback (mehre Jahre), fast alle Kleearten, Timotheusgras (Phleum pra- tense), Trespengras (Bromus), Englisches Raigras (Lolium perenne), Cichorienwurzel, alle Kohlarten, Kohlrüben, Wasserrüben, ferner Spinat, Endivien, Gurken, Melonen und Kürbisse mehre Jahre. Bei ehlerhafter Aufbewahrung verliert der Same sehr ald seine Keimfähigkeit. Wer kleine Mengen zum igenen Gebrauche erzieht, lässt die Samen am esten bis gegen die Zeit der Aussaat hin in ihren üllen, sofern solche nicht fleischig sind. Kälte ibt auf das völlig trockene Korn keinen nachthei- igen Einfluss, wohl aber Wärme und Feuchtigkeit, elche die Lebensthätigkeit vor der Zeit erregen. Sobald der Keimling sich über den Boden er- ebt, bedarf er des Lichtes und der Luft in er- öhtem Masse. Nur unter dem Einflusse des erste- en bildet sich jener Stoff, Chlorophyll, welcher den iberirdischen Pflanzentheilen die grüne Farbe ver- eiht, über dessen Entstehung und Zweck die Fach- Gelehrten, so viel mir bekannt, noch im Zweifel sind. Jedermann kennt (um ein auffallendes, wenn auch eigentlich in die folgende Abtheilung gehö- riges Beispiel zu gebrauchen) die langen, bleichen Triebe, welche die Kartoffelknolle im Frühjahre an dunkeln Orten entwickelt und die, wenn sie mit zunehmendem Wachsthume das Tageslicht erreichen, sich in kurzer Zeit grün färben. Setzt man die Knolle schon vor Beginn einer regeren Thätigkeit dem vollen Lichte aus, so enthalten schon die ersten Keim - Ansätze Chlorophyll.*) Wenn dem Landwirthe während der Heuerndte das Wetter nicht günstig ist und die Haufen längere Zeit un- angerührt liegen müssen, so findet er nach Weg- räumung derselben, dass die Stoppeln des gemähe- ten Grases ihre grüne Farbe vollständig verloren haben. Es muss demnach auch eine Verwandlung des Blattgrüns rückwärts stattfinden. Da dieser Zustand bei den Pflanzen eine gewisse Zartheit der betreffenden Theile in sich schliesst, so wird in der Küchengärtnerei vielfacher prakti- scher Nutzen daraus gezogen. Man bedeckt im Frühjahr die Pflanze des Meerkohls (Crambe ma- ritima) mit grossen Blumentöpfen oder Holzkästen, um aus den unter dem Abschluss des Lichtes ent- stehenden jungen Blättern eins der feinsten Ge- müse zu gewinnen. In gleicher Weise wird die Rhabarber - Pflanze behandelt, deren Blumenschaft und Blattrippen im jungen und gebleichten Zu- stande für Kompot’s verwendet werden. Die En- divie (zur Gattung Cichorium gehörig) breitet ihre Blätter rosettenartig aus und bietet in dieser Form einen Salat, der unserem, durch die Kopfsalate ver- wöhnten Gaumen wenig zusagt. Richtet man aber die Blätter auf und bindet sie eng zusammen, so sind die innerhalb des Bündels befindlichen nach Verlauf von 10—14 Tagen gebleicht und ungleich schmackhafter. Besondere Annehmlichkeit bietet die Endivie in den ersten Wintermonaten, wo sie aus- ser dem eben nicht zarten Rabinschen die einzige Salatpflanze bildet. Man richtet es darum so ein, dass bei Eintritt des Frostes ein Theil der Pflan- zen bereits gebleicht, ein anderer Theil im ursprüng- lichen Zustande ist, hebt beide mit den Wurzeln aus und schlägt sie im Keller oder in Gruben ein, nach- dem das Band abgenommen ist. Die bereits auf dem Acker präparirten Pflanzen werden zuerst ver- braucht, die übrigen bleichen während dieser Zeit hinlänglich. Der Abschluss des Lichtes verhindert schnell- wachsende Pflanzen nicht, sich bis zu einem ge- wissen Grade auszubilden. Der Gärtner sucht das *) Siehe auch meine Abhandlung: „Beobachtungen über den Grund der Kartoffel-Krankheit” in No. 9 des Praktischen Wochenblattes der Landwirthschaft für Norddeutschland. 136 dadurch herbeigeführte stärkere Längen-Wachsthum mehrfach vortheilhaft zu verwerthen. Er senkt den Topf mit der Hyazinthenzwiebel, nachdem sich letz- tere in gleichmässiger, niedriger Temperatur hin- reichend bewurzelt hat, in ein dunkles, feuchtwar- mes Beet ein, in welchem der Blumenschaft die ge- wünschte Höhe erreicht. Der Einfluss des Lichtes während weniger Tage genügt dann, nicht nur die grüne Färbung der Blätter hervorzurufen, sondern auch die Blüthen in ihrem Schmucke erscheinen zu lassen. Die Farben ausser dem Grün, welche nicht, wie dieses, aus einem wachsartigen Stoffe be- stehen, sondern aufgelöst im Zellsafte enthalten sind, mögen zum Licht ganz andere Beziehungen, als das Chlorophyll, einnehmen, da sie sich unter Um- ständen auch ım Dunkeln bilden, wie z. B. Violet und Roth bei der Kartoffelknolle. Dem Treibgärtner sind die lichtarmen Tage der ersten Wintermonate ein wahres Kreuz, nicht nur, weil er damit verhindert ist, den jungen Pflanzen das genügende Mass frischer Luft zukommen zu lassen, sondern weil auch der Lichtmangel die Oberhaut der Pflanzen und die zunächst liegenden Zellenschichten so empfindlich macht, dass sie dem- nächst unter dem Einflusse der Sonnenstrahlen theil- weise zerstört werden, nach dem gewöhnlichen Aus- druck verbrennen. Er wendet bei der Blumentrei- berei vergeblich allen Fleiss an. Seine Pfleglinge bringen Blätter und Blüthen, aber die Farbe dieser Blumen ist von derjenigen, welche der Sommer hervorruft, so verschieden, wie die Bleifarbe unseres Dezemberhimmels von dem Azurblau des italieni- schen. Auch die jungen Saaten der Felder leiden zuweilen, wenn die ausserdem so segensreiche Schnee- decke besonders hoch und lange liegt und nicht in Folge warmen Regens, sondern durch anhaltenden, intensiven Sonnenschein plötzlich verschwindet. Honigthau. Vom Königl. Hofgärtner G. A. Fintelmann. Zu Ende des Winters 18°°/;, fand ich in einem Gewächshause Pelargonien und indische Rosen (R. pallida) mit Honigthau bedeckt. Blattläuse habe ich damals nicht gesehen und hatte sie überhaupt nicht in Verdacht, dass sie den Honigthau berei- teten. Die in Betracht gezogenen Umstände waren der Art, dass es mir ganz unzweifelhaft erschien, der Honigthau sei von den Blättern selbst ausge- sondert und gleichzeitiges Einwirken eines plötzli- chen Zutrittes von Sonnenlicht, nach dem Abneh- men der Deckladen und Erniedrigung der Tempe- ratur bei kaltem Morgenwinde, der durch in Blei Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. gefasste Scheiben und Fugen der schlechten Fenster eingedrungen, seien die Ursachen. Schon darüber belehrt, dass Beobachtungen sehr leicht in die Irre führen, schritt ich zu Versuchen. Diese setzte ich bis in das Jahr 1835 fort, konnte aber, trotz aller ersinnlichen Massnahmen, nicht da- hin gelangen, Honigthau zu erzeugen. Zu meiner grossen Ueberraschung fand ich eines-Tages die Blätter eines Thrinax mit Honigthau glänzend la- kirt. Hier konnte irgend welche Störung der Ve- getationsthätigkeit nicht stattgefunden haben und in- dem ich nach irgend einer Erklärung suchte, fiel mein Auge auf ein über die Palme hervorragendes Solanum betaceum und auf die Blattläuse, welche sich darauf angesiedelt hatten. Sollte von diesen der Honigthau gekommen sein? Sollte es wirklich keine Fabel sein, dass sie Honig sprüheten? Nun legte ich Papier auf die Palmenblätter: am Abend war es dicht mit Honigthau bedeckt. Der Schluss daraus lag wohl auf der Hand; aber so gut auch Schliessen ist: Sehen ist noch besser. Der nächste Tag war mir günstig und ich besuchte die Blatt- läuse jede Stunde wenigstens einmal. Zu Mittag nun sah ich einen dichten Regen von den Blättern des Solanum auf die Papierblätter niedersprühen. Ein Solanumblatt wurde vorsichtig von seinen Kost- gängern befreit, der Honigregen hörte hier auf, von den anderen fiel er ununterbrochen. nieder. Seit 1835 habe ich nun mit aller Achtsamkeit und Absicht nach Honigthau. gesucht, der, von den Blättern selbst ausgeschwitzt, nicht von Blattläusen herrühren könne; aber auch nicht ein Fall der ge- suchten Art ist mir vorgekommen. Daraus ist nun keineswegs zu folgern, dass Blätter keinen Honig- thau ausscheiden könnten — scheiden doch Blü- thentheile solchen aus —, sondern nur, dass der allermeiste Honigthau ganz sicher von Blattläusen herrührt, die dem Beobachter entgehen können, wenn er deren Kolonien von hohen Leitern aus oder auf der Windseite in einiger Höhe aufzusu- chen unterlässt. Oft noch habe ich Honigthau unter Pelargonien gefunden, stets aber auch Blatt- läuse auf diesen. Wenn No. 11 der Wochenschrift (S. 85a.) gesagt ist, dass den Blattläusen die Or- gane der Honigbereitung völlig abgehen, so mag das wahr sein, aber es ist zu bemerken, dass zwar die sogenannten Saftröhren an den Seiten des Kör- pers der Aphiden es bestimmt nicht sind, dass aber Jeder, der Zeit hat zu suchen, jeden Sommer sehen kann, dass Honigthau durch die Blattläuse aus dem After diarrhoemässig abgesondert wird. Nicht nur Aphis, sondern auch Psylla geben eine süsse Flüs- sigkeit durch den After von sich, diese setzen sie aber nur ab, sprühen sie nicht aus. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. en u ur Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretair des Vereines. No. 18. | Berlin, en a 1867. Preis des Jahrganges 55 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die Frühjahrs-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 7. April. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. IV. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. I. Die Srühjahts : Austellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 7. April. Die erste diesjährige grössere Ausstellung, die Frühjahrs- Ausstellung, welche am 7. April in den Sälen des Englischen Hauses stattfand, gab im Grossen und Ganzen, wie in den einzelnen Zer- gliederungen, wiederum ein vortreffliches, wahrheits- getreues Zeugniss von dem regen Streben, der Thä- tigkeit und Beharrlichkeit unserer Gärtner. Trotz der Ungunst der Witterung, trotzdem, dass erst kurze Zeit zuvor eine sehr erfreuliche Ausstellung gleicher Art, von den Gartenfreunden Berlin’s veranstaltet, stattgefunden hatte, war es dennoch der Intelligenz unserer P#anzenzüchter gelungen, eine höchst effektvolle, imponirende Aus- stellung zu schaffen. Ueberraschend und im hohen Grade befriedi- gend war der Pflanzen - Reichthum, welcher hier aus den verschiedenen Zonen, mannigfach an Arten und Spielarten, in strahlender Blüthen- und Farben- pracht prangte. Indessen nicht nur Blüthen und buntfarbige Blätter, sondern auch Früchte: ver- lockende Kirschen, Erdbeeren und andere Gegen- stände der Frühtreiberei, wie Kartoffeln, Bohnen, Produkte, welche seit Jahren von den Ausstellun- gen fern gehalten worden waren, trotzdem man nie aufgehört hatte, sie in Potsdam auzubauen, schmück- ten wieder die diesjährige Frühjahrs- Ausstellung. Es charakterisirte die Gesammt-Ausstellung sich auch in dekorativer Beziehung in sehr angenehmer Weise. Es war dem mit dem Arrangement be- trauten Ordner, Obergärtner Körner, geglückt, das Ganze harmonisch zu vereinigen; eine Aufgabe, die bei den Dimensionen der einzelnen Schaupflan- zen sehr schwierig, ja oft ganz unmöglich zu lösen ist. Die einzelnen Leistungen in den verschiedenen Fächern der praktischen Gärtnerei waren diesmal ganz besonders anerkennenswerth. Wir möchten hier in erster Linie, schon in Anbetracht der hem- menden Witterungs-Einflüsse, welche die Entwicke- lung der Blüthen und Früchte beeinträchtigte, da- gegen Aufmerksamkeit und Anstrengung des Züch- ters steigerte, die Leistungen im Gebiete der Trei- berei stellen. Eine sehr schöne Sammlung getrie- bener Blüthensträucher in vorzüglicher Ausbildung, welche prachtvolle Exemplare von Prunus triloba, Prunus chinensis, Spiraea Reweesii fl. pl., Cytisus purpureus, Amygdalus persica var. dianthiflora ent- hielt, verdanken wir dem geübten Kultur-Verfahren des Universitätsgärtners Sauer. Nicht minder schön und verdienstvoll für den Züchter waren die pracht- vollen Rosen des Kunst- u. Handelsgärtners Chone. Es bestand diese Sammlung nicht nur aus einigen zum Foreiren geeigneten, sondern aus sehr ver- schiedenen, theils ganz neuen, werthvollen Sorten; nächstdem noch die herrlichen Maiblumen desselben Züchters. Aus’ dem Gebiete der Frucht- und Gemüsetrei- berei verliehen die ganz vorzüglich ausgebildeten 18 138 Kirschen des Hofgärtners H. Sello in Sanssouci, sowie die Erdbeerfrüchte, Kartoffeln und Cham- pignons von grosser Vollkommenheit des Hofgärt- ners Nietner in Sanssouci, der Ausstellung einen besonderen Reiz und Anziehungspunkt. Hieran schlossen sich die anderen, ebenfalls höchst rühm- lichen gärtnerischen Leistungen. So z.B. die Er- ziehung neuer, entweder durch Blatt- oder Blüthen- form oder durch ein den Anforderungen entspre- chendes Farbenkolorit sich auszeichnenden Spiel- arten. Der Aufmerksamkeit und dem Fleisse ta- lentvoller Gärtner ist es gelungen, ebenfalls auch in dieser Branche Erfreuliches, ja Erstaunliches zu - leisten. Die thatsächlichen Beweise hierfür lieferten die in reicher Auswahl in diese Rubrik hingehöri- gen Pflanzen. Wir wollen nur die wunderschönen Cyelamen erwähnen, welche sowohl von dem Han- delsgärtner Chon@, dem Handelsgärtner Drawil, wie aus dem Garten des Kommerzienrathes Solt- mann (Öbergärtner Körner), aus dem herzogli- chen Garten zu Sagan (Garten-Inspektor Gireoud), ausgestellt waren. In Bezug der Blüthenformen waren die Oyclamen aus dem Saganer Garten un- streitig die hervorleuchtendsten. Die Helleborus- Blendlinge des Universitätsgärtners Sauer haben sich bereits einen sehr bedeutenden Ruf erworben, gewiss wird auch sehr bald durch diese Züchtun- gen den Gärten ein neuer, schöner Schmuck ge- geben werden. Schon seit einer Reihe von Jahren sind die Amaryllis-Züchtungen des Handelsgärtners J. Hoffmann, die Sieger auf den Ausstellungen. Hunderte der Prachtvollsten an Form, Farbe und Zeichnung sind bereits aus dieser Samenschule her- vorgegangen, die vollständig berechtigt, den be- rühmten Züchtungen Belgiens und Hollands gleich- gestellt zu werden. Unter den aus Samen gezoge- nen Cinerarien zeichneten sich die des Handelsgärt- ners Drawil durch Grösse, Form der Blume und Farbenreichthum aus. Die allgemeine rationelle Pflanzenkultur der Etablissements intelligenter Handelsgärtner hatte vor- treffliche Erzeugnisse ihrer Leistungen ausgestellt. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen un- streitig und zuerst die 12 Citrus sinensis, Pflanzen aus der Christoph’schen Handelsgärtnerei; nie sind vollkommenere Exemplare dieser Spezies hier zur Konkurrenz gewesen. Ferner die prachtvollen indischen Azaleen des Handelsgärtners Chon@, wo jedes Exemplar eine vorzügliche Schaupflanze ge- nannt werden konnte und Blätter wie Blüthen in wahrer Fülle der Gesundheit prangten. Auch das vorzügliche Sortiment der Rhododendron - Hybriden des Handelsgärtners Späth, welches sich sowohl durch Reichthum der Blüthen, wie durch eine grosse Mannigfaltigkeit in Farben - Nuancen auszeichnete, haben Anspruch auf volle Anerkennung. Ebenso die Hyazinthen- Sammlung des Handelsgärtners de la Croix, bestehend aus stolzen, ja ganz vorzüg- lichen Exemplaren der schöneren beliebten Sorten. Ein zweites, mit vieler Kenntniss gewähltes Sorti- ment, welches manche der neuesten Sorten enthielt, verdanken wir dem Handelsgärtner A. Mewis. Auch die Gummibäume (Ficus elastica)s des Han- delsgärtners de la Croix gehören in die Kategorie vorzüglich gut kultivirter Pflanzen. Wie immer, so wurden auch dieses Mal die Glanzpunkte durch die Schaupflanzen gebildet und, obgleich hervortretend, der Jahreszeit angemessen, die Gattung Azalea und Rhododendron dominirte, hatte die Ausstellung nicht minder schöne Re- präsentanten anderer Pflanzenfamilien aufzuweisen. . Vor Allem glänzte ein prächtiges Exemplar der Medinilla magniäca aus dem rühmlichst bekannten Garten des Kommerzienrathes Reichenheim (Ober- gärtner Perring). Effektvoll war aber auch Au- cuba japonica fem., bedeckt mit schönen rothen Früchten, ähnlich den Kirschen. Diese stattliche Pflanze von besonderer Grösse war unter der Pflege des Universitätsgärtners Sauer zu dieser Vollkom- menheit gediehen. Hovea Celsii, eine reizende, blau blühende neuholländische Pflanze aus dem schon erwähnten Garten des Kommerzienrathes Reichenheim (Öber- gärtner Perring). Was speziell das Exemplar der Hovea betrifft, so ist es erfreulich, berichten zu können,. dass es seit Jahren nicht nur regelmässig als Konkurrent dieser Ausstellung erscheint, sondern dass es von Jahr zu Jahr auch an Schönheit ge- winnt. Dergleichen Pflanzen verdienen deshalb eine doppelte Würdigung. Rhododendron Gibsoniü, eine Pflanze, mit Knospen reich bedeckt, in vor- trefflichem, selten zu findenden Kulturzustande; sie war aus dem Garten des Kommerzienrathes Solt- mann (Öbergärtner Körner) ausgestellt. Libonia floribunda, diesen lieblichen Blüthen- strauch des temperirten Hauses, sahen wir noch nie von solcher Grösse und so reich mit Blüthen ge- ziert. Sie stammte aus dem herzoglichen Garten zu Sagan und war zu diesem Höhepunkte von dem Garten-Inspektor Gireoud, einem Pflanzenzüchter von altem und klangvollem Rufe, gebracht. Aber nicht allein diese Pflanze, wir verdanken derselben Quelle auch noch die so höchst interessante Sarra- cenia flava, Doriopteris nobilis, ein schönes Farn- kraut, Gymnogramma chrysophylla, ein Goldfarn von aussergewöhnlicher Grösse und Ueppigkeit. Diosma ciliata, ein Exemplar von über 2 Fuss. Durchmesser, bedeckt mit Blüthen, aus dem Garten des Kommerzienrathes Raven& (Öbergärtner Beh- rens). Die herrliche Azalea indiea praestantis- 139 sıma des Handelsgärtners J. Hoffmann. Azalea indica carminata des Reicherheim’schen Gartens (Obergärtner Perring). Zwei Dracaenopsis indi- visa, schöne prachtvolle Pflanzen malerischen Cha- rakters aus dem Königl. Garten Monbijou (Hof- gärtner Michaelis). Sciadocalyx Warscewiezii, ein hübscher Repräsentant der Familie der Gesne- riaceen aus dem botanischen Garten (Garten - In- spektor Bouch£). Prunus triloba des Handelsgärt- ners Barrenstein verdient ebenfalls erwähnt zu werden. Weniger zahlreich in dieser Ausstellung waren die Neuheiten vertreten. Wir möchten dieses als ein erfreuliches Zeichen, als ein ruhiges, wohlüber- legtes Vorwärtsgehen gegen die früheren, oft belä- stigenden nutzlosen Ueberfluthungen betrachten. Eine vorzügliche Acquisition für die Blumistik ist unstreitig die neue, hübsche Azalea indica, Ra- hel von Varnhagen, des Handelsgärtners J. Hoff- mann. Azalea indica, Mad, de Cannaert d’Ha- male, Sedum fabarium mit gelbbunten Blättern des Handelsgärtners Pasewaldt werden vielleicht spä- ter einen Schmuck der Glashäuser und Gärten bilden. Wenn auch nur wenige, so waren es doch sehr schöne Orchideen, welche in der Ausstellung prang- ten. Wir wollen hier nur nennen: AÄerides fiel- dingiü, Aerides Veitchii, Dendrobium densiflorum aus dem Garten des Kommerzienrathes Reichenheim (Obergärtner Perring). Ferner Chysis Limming- hi, Phalaenopsis Schilleriana, von dem Handels- gärtner Allardt ausgestellt. Einen recht erfreulichen Anblick gewährte eine reichhaltige Sammlung Frübjahrsblumen, unter denen sich namentlich sehr hübsche Arten Anemonen, Arabis, Corydalıs, Primel, Saxifraga und Viola be- fanden. Diesen Schmuck der Ausstellung verdan- ken wir dem botanischen Garten (Garten-Inspektor Bouch£). In dekorativer Beziehung gelungen, zugleich aber auch reich ausgestattet mit Pflanzenschätzen, war eine grosse Gruppe des botanischen Gartens von Inspektor Bouch@ geordnet und aufgestellt. Zum grösseren Theil florirten hier die zierlichen neuholländischen und kapischen Sträucher-Gattungen, wie Acacia, Chorizema, Eriostemon, Correa, Erica, Diosma, Polygala u. s. w., den Mittelpunkt bildete dagegen ein prachtvolles Rhododendron arboreum var. Makeyanum, ein Exemplar, welches sich den besten Schaupflanzen zur Seite stellen konnte. Ein Gegenstand, welcher ohne Ausnahme alle Besucher der Ausstellung in hohem Grade anzog, war das vortreffliche Arrangement abgeschnittener Blumen des Gehülfen Barleben im Universitäts- garten. Schon im vorigen Jahre, ebenfalls in der Frühjahrs - Ausstellung, hatte derselbe junge Mann eine ähnliche künstlerisch geordnete Etagere aus- gestellt, indessen wir freuen uns, sagen zu können, dass die diesjährige Leistung eine noch viel gedie- genere war. Die Dimensionen des Blumen -Arran- gements bewegten sich in sehr vortheilhaften Ver- hältnissen zu der Grösse der Etag®re selbst. Wahl der Farben und Zusammenstellung liess nichts zu wünschen übrig. \ Den allseitigen Anklang, welchen dergleichen Ausstellungen, die, aus den vorzüglichsten Erzeug- nissen der Gartenkunst bestehend, geschaffen sind, stets finden, gab sich auch diesmal wieder auf die eklatanteste Weise kund. Ihre Majestät die Königin Augusta, Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Karl beehrten die Ausstellung mit Ihrem Besuche; Tau- sende von Blumenfreunden wogten den ganzen Tag den Ausstellungsräumen zu. Um 2 Uhr versammelten sich die Mitglieder des Vereines zu der allmonatlich stattfindenden Sitzung, welche bald darauf von dem Vorsitzenden des Vereines, Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, eröffnet wurde. Nachdem derselbe für die rege Theilnahme den Ausstellern und allen den an der Ausstellung thätig Gewesenen seinen Dank ausge- sprochen, erfolgte durch den Stellvertreter des Preis- richter-Amtes, Garten-Inspektor Bouch&, die Ver- lesung der preisrichterlichen Urtheile. Demnach waren folgende Preise zugesprochen: Die von Sr. Majestät dem Könige Allergnädigst bewilligte goldene Medaille für die ausgezeichneteste Gesamnitleistung in der Gartenkunst: dem Univer- sitätsgärtner Sauer. Für 6 Stück reichblühende Cyclamen in min- destens 3 verschiedenen Arten oder Abarten in vor- züglicher Kultur: dem Kunst- und Handelsgärtner Chon& in Berlin. Für eine Zusammenstellung von 6 Pflanzen in mindestens 3 verschiedenen Arten. Azalea indica alba, Acacıa lanuginosa, Aerides fieldingii, Aerides Veitchii, Dendrobium densiflorum, Azalea indica Mo- dele des Kommerzienrathes Reichenheim (dem Obergärtner Perring). Für Schaupflanzen, ungewöhnlich reich- und schönblühend: Medinilla magnifica des Kommerzien- rathes Reichenheim (dem Obergärtner Perring). Hovea Celsii des Kommerzienrathes Reichen- heim (dem Öbergärtner Perring). Azalea indica praestantissima des Kunst- und Handelsgärtners J. Hoffmann. Rhododendron Gibsonii des Stadtra- thes Soltmann (dem ÖObergärtner Körner). Li- bonia floribunda aus dem herzoglichen Garten zu Sagan (dem Garten-Inspektor Gireoud). Als neue Einführungen: Azalea indica Rahel von Varnhagen des Kunst- und Handelsgärtners J. Hoffmann. 18 * 140 Für eine Aufstellung von 12 Stück getriebenen blühenden Rosen: dem Kunst- und Handelsgärtner Chone. Für eine Aufstellung von blühenden Hyazinthen in mindestens 20 Sorten: dem Kunst- und Han- delsgärtner A. Mewis. Für eine Aufstellung von blühenden Alpen- pflanzen in mindestens 16 verschiedenen Arten: dem Königlich botanischen Garten (Garten - Inspektor Bouch£). Ferner erhielten Preise: Die Pflanzengruppe des Königlich botanischen Gartens (Garten - In»pektor Bouch€). Das etage- renartige Blumen-Arrangement des Gartengehülfen Barleben im Universitätsgarten. Die Aufstellung vorzüglich gut kultivirter Azalea- indica - Varietäten des Kunst- und Handelsgärtners Chone&. Die aus Samen gezüchteten Öyclamen per- sicum und Cinerarien des Kunst- und Handelsgärt- ners Drawiel in Lichtenberg. Die Sammlung blü- hender Rhododendren in verschiedenen Varietäten des Kunst- und Handelsgärtners Späth. Saracenia flava aus dem herzoglichen Garten zu Sagan (Gar- ten-Inspektor Gireoud). Die getriebenen Kirschen des Hofgärtners Sello in Sanssouci. Die vorzüglich gut kultivirten Citrus chinensis der Frau Wittwe Christoph. Diosma ciliata des Kommerzienrathes Raven& (Obergäriner Behrens). Ehren-Diplome: Für getriebene Gemüse: Hofgärtner Nietner in Sanssouci. Die schönen Exemplare Dracaenopsis indivisa des Königl. Gartens Monbijou (Hofgärtner Michae- lis), sowie die Hyazinthen- und Narzissen - Sorti- mente des Kunst- u. Handelsgärtners de la Croix. Die Schaupflanze Sciadocalyx Warscewiezii des Königlich botanischen Gartens (Garten - Inspektor Bouch£). Obergärtner Hermes für das ausge- stellte Terrarium. Vor Schluss der Sitzung hielt Professor Mün- ter aus Greifswald einen Vortrag über das Trei- ben der Hyazinthen auf mit Wasser gefüllten Glä- sern. Interessant und neu waren die angestellten Versuche, dem in den Gläsern befindlichen Wasser von Zeit zu Zeit Sodawasser hinzuzufügen. Pro- fessor Münter hat dadurch ganz ausserordentliche Erfolge erzielt. Das Verfahren, sowie die Erfolge, werden gewiss Veranlassung geben, weiter derartige Versuche anzustellen, und zwar um so mehr, wenn Protessor Münter eine speziellere Mittheilung des Verfahrens über die Quantitäten des hinzugesetzten Sodawassers und wie oft es während der ganzen Vegetations -Periode den Pflanzen gereicht worden ist, veröffentlicht. Wir wollen zum Schlusse noch anführen, dass in Johnston’s Chemie eine Andeutung gegeben ist, wonach Soda die Hyazinthenblumen röthen soll. Järtnerifhe Briefe über die Pariser Welt- Ausstellung. IV. Paris, den 20. April. Ich wende mich den Bromeliaceen zu. Es war ein besonderes Haus vorhanden, welches die reichen Sammlungen einschloss. Die grösste Sammlung hatte Emil Cappe eingeliefert, denn sie bestand aus 83 Exemplaren und enthielt manche interessante Art. Leider waren viele Pflanzen mit falschen Na- men versehen, wie überhaupt auch eine richtige Be- nennung in der Familie der Bromeliaceen zu den frommen Wünschen in den Gärten gehört. Es ist diese auch um so schwieriger, als man nur zum Theil die Genera ohne Blüthen zu erkennen ver- mag. Nächstdem hatte Lüddemann in Paris eine Sammlung von 63 Arten ausgestellt, welche an innerem Werth keineswegs der vorigen nachstand. Die Sammlung de Smet’s aus Gent war kleiner, während Linden schliesslich nur neu eingeführte Pflanzen ausgestellt hatte. Unter den letzteren be- fand sich auch eine Tillandsia mit grossen blauen Blüthen, die eben deshalb Verbreitung verdient. Ob sie schon beschrieben ist, müssen genaue Un- tersuchungen lehren, in Gärten war sie, wenigstens bis jetzt, noch nicht eingeführt. Als Genera, die gewöhnlich mit einander ver- wechselt werden, nenne ich Nidularıum und Bro- melia; ebenso sind die Arten von Tillandsia, Cryp- tanthus und Billbergia und wiederum diese letztere und Bromelia in den Gärten keineswegs immer richtig erkannt, und doch lassen sie sich im Allge- meinen schon am Blüthenstande erkennen. So wa- ren 2 echte Bromelien: Üarolinae und eine zweite, wahrscheinlich concentrica, hier wiederum als Ni- dularium spectabile und latifolium vorhanden. Die letztere zeichnete sich durch Grösse der Blätter und Farblosigkeit des Herzens aus. Als Tillandsia cyanea fand ich eine Pflanze, welche einen etwas gestielten, aber dicht gedrängten und eiförmigen Blüthenstand von rother (nicht blauer) Farbe be- sass, vor; sie steht der von mir unter dem Namen Bromelia angustifolia beschriebenen nahe. Billbergia @Queneliana war als roseo-marginata vorhanden. Der Raum erlaubt mir nicht, weiter auf andere Arten dieser Familie einzugehen; nur eine nenne ich noch, welche als Tillandsia argentea und Pourretia nivosa 141 vorhanden war. Die schmalen, abstehenden Blätter | waren ganz mit grauem Filze bedeckt. Farne waren interessante vorhanden, jedoch nur krautartige. Die schönsten und interessantesten hat- ten wiederum Veitch & Sohn in London geliefert. Die meisten stammten aus Neu-Kaledonien und Peru und hatten noch keine Namen. Sie waren in gärt- nerischer Hinsicht grösstentheils ohne Bedeutung; mich interessirten 2 kriechende Davallien mit fast nur 1 Zoll im Durchschnitte enthaltende Blätter: parvula und alpina. Lomarien waren 4 vorhanden; eine, wo die Blätter beim Herauskommen eine zim- metbraune Farbe besitzen, hat auch den Beinamen cinnamomea erhalten. Lomaria Bellii sieht einem kleinen Aspidium Filix mas nicht unähnlich, wäh- rend L. densa durch ihre gedrängt - stehenden und ciliata durch ihre am Rande gesägt - gewimperten Fiederblättehen sich auszeichnet. Von Athyrium hat Goringkianum tricolor graugrünliche Blätter mit leberfarbigem Mittelstreifen, Adiantum Farleyense hingegen ziemlich grosse Fiederblättchen, die aber | sehr geschlitzt sind. Eigenthümlich ist es, dass die Zahl derjenigen Farne, wo das Ende der Blätter oder auch der Fiederblättchen sich mehrfach theilt und in eine flache Quaste ausläuft, mit jedem Jahre zunimmt. So sah ich wiederum Nipholobus Lingua und Pteris serrulata mit ihren Blättern auf diese Weise gebildet. Ausserdem hatte Willinck in Amsterdam 2 Hemionitis aus Java ausgestellt: semicostata und Blumeana, welche bis jetzt noch nicht in Kultur sind; ihr gärtnerischer Werth erschien mir jedoch unbedeutend. Blüthensträucher, wie sie sonst in dieser Weise auf den Ausstellungen vorhanden sind, fehlten hier mehr oder weniger oder waren doch nur durch eine sehr hübsch gezogene Genetyllis fuchsioides von ansebnlicher Grösse und von van Geert in Gent ausgestellt, sowie durch 2 Eriken- und 1 Epakris - Sammlung vertreten. Man verdankte sie Pariser Gärtnern: Michel fils und Grimard. Es schienen von ersteren die Arten, resp. die Abarten zu sein, welche man vorzugsweise in Paris kulti- virt und die hier auf den Markt gebracht werden: die roth- und weissblühende Erica persoluta, Will- moreana, Sindryana, mirabilis, eylindrica, ventricosa, Vernix und lanata. Schliesslich nenne ich noch ein baumartig - gewachsenes Exemplar des Rhodo- dendron Dalhousianum, mit grossen, gelben Blüthen reichlich besetzt. Was die Gewächshausblumen anbelangt, so zeich- neten sich vor Allem die Cinerarien oder Wandel- blumen von Alph. Dufoy durch die Grösse der Blüthenkörbehen und Farbenpracht der Strahlen- blüthehen aus. Ausser diesen hatten auch noch Vilmorin-Andrieux & Co. Chinaprimeln in ver- schiedenen Farben, aus Samen herangezogen, aus- gestellt, die auf Berücksichtigung Anspruch machen ' konnten. Cyelamen’s in schöner Auswahl verdankte man Krelage & Sohn in Harlem. Noch weit mehr vermochten aber die Hyazinthen derselben holländischen Handelsgärtnerei Anspruch auf Aner- kennung zu machen. Kaum sieht man solche kräftig gewachsene und in ihren Blumen möglichst vollkommen entwickelte Pflanzen, wie sie hier gleich | in ziemlich grosser Anzahl vorgeführt wurden, an- ' derswo. Wir sind wohl gewöhnt, dergleichen hol- ländische Zwiebeln in bester Kultur, aber doch nur einzeln, im Borsig’schen Garten in Moabit bei Berlin zu sehen, in solcher Menge machen sie aber einen ganz anderen Eindruck. Am meisten gefiel mir: Haydn, Grand vainqueur, la reine des Jacin- thes, König der Niederlande, Ozar Peter, Lorenz Oester, Vietor Hugo, Lamartine, Lord Wellington, Paix de l’Europe, Grand jaune u. s. w. Nächstdem hatte aber noch ein Liebhaber, de Barnaart aus Vagelensang bei Harlem, Hyazin- then von vorzüglicher Güte ausgestellt. Auch die von Antoine Boozen und die van Wavern & Sohn bei Harlem verdienten Anerkennung, sowie die einiger Pariser Gärtner. Ich schliesse hier die Rittersterne oder Ama- ryllis an, welche Boelins aus Gent ausgestellt hatte. Sie waren zwar recht hübsch, auf früheren Ausstel- lungen hatte ich aber schönere gesehen. Ich komme zu den Rosen. Es ist bekannt, dass die schönsten Rosen, welche besonders in neue- ster Zeit gezüchtet sind, in Frankreich ihren Ur- sprung haben, dass demnach die Franzosen sich sehr grosse Verdienste um die Königin der Blumen erworben haben, unterliegt keinem Zweifel. Trotz- | dem habe ich die kultivirten Rosen, besonders im getriebenen Zustande, in anderen Ländern in grös- serer Vollkommenheit gesehen. Die Blumen des in der Anzucht mit Recht berühmten Margottin in Bourg la reine bei Paris waren im Verhältniss, wie ich sie vor Allem im vorigen Frühlinge in London, aber auch vor einigen Jahren in Mainz gesehen, nur klein, wenn auch gegen die schöne Entwickelung des Laubes weniger einzuwenden war. Wenn ich die zahlreich vertretenen Sorten übersah, so fand ich, dass doch stets dieselben wiederum den Vorzug hatten, welche auch bei uns am mei- sten geachtet werden. Nur wenige der neuesten schliessen sich an, die anderen sind gewöhnlich in wenigen Jahren vergessen. Von denen, die mir hier gefielen, nenne ich: Comtesse C£cile de Cha- brillant, Mad. Margottin, Triomphe de Ducher, Abrieote, Sombreuil, Souvenir. d’un ami, John Hop- per und Marschall Vaillant. Die neue Triomphe 142 de lexposition baut sich zwar etwas locker und erscheint flattrig, die grossen Blüthen haben aber eine prächtige blutrothe Farbe. Eine zweite Samm- lung, wo die Blumen etwas vollkommener waren, hatte Knigt in Pontchartrain ausgestellt. Ich schliesse hier die Besprechung über die Sträucher und Bäume des freien Landes an, in so weit selbige zu den Bewerbungen der ersten inter- nationalen Ausstellung gehören, und beginne mit den japanischen Aukuben, welche neuerdings, be- sonders durch die Bemühungen des nun auch ver- storbenen Reisenden in Japan, v. Siebold, in zahl- reichen Abarten und Formen nach Europa gekom- men sind. Eine umfangreiche Sammlung derselben befand sich in Töpfen, wie ich sie in dieser Voll- ständigkeit noch nicht gesehen; ein Liebhaber aus Mecheln, Davoine, hatte sie ausgestellt. Schade, dass diese in Mannigfaltigkeit der Form und Zeich- nung der Blätter den Ilex gleichen Sträucher bei uns nicht aushalten, denn sie würden in unseren Gärten eine grosse Zierde sein. Franzosen, Belgier und Engländer haben hierin einen Vorzug. Au- cuba - Formen befanden sich aber auch ausserdem in den gemischten Gruppen von immergrünen Ge- hölzen des freien Landes vor, sowie einzeln in gros- sen Exemplaren. So war eine Pflanze der alten buntblättrigen Abart vorhanden, welche nicht weni- ger als 10 Fuss im Durchmesser und 7 Fuss Höhe besass. Wunderschön waren die Sammlungen von Ilex im freien Lande. Ich habe bei früheren Bericht- erstattungen schon oft Gelegenheit gehabt, mich hierüber anerkennend auszusprechen; mir schien es aber jetzt in der That, als wenn ich eine solche Sammlung ausgesuchter Exemplare, wie sie Pfers- dorff in Paris (Batignoles) hier ausgestellt, noch nicht gesehen hätte. Die meisten Pflanzen besassen eine wohlgefällige Pyramidenform und hatten bei 2 und 2% Fuss Durchmesser eine Höhe von 5 und 6 Fuss. Die Sammlungen von Veitch & Sohn in London und Louis Leroy in Angers verdien- ten, obwohl die Varietäten- Anzahl geringer war, nicht weniger Anerkennung. Die llex waren auch hauptsächlich in den gemischten Gruppen immer- grüner Sträucher vorhanden. Diese letzteren Grup- pen vermochten sonst auf Mannigfaltigkeit weniger Anspruch zu machen. Ein Schmuck französischer und englischer Gär- ten, der den unsrigen, besonders im nordöstlichen Deutschland, völlig abgeht, sind die immergrünen Magnolien; sie waren hier durch Einzel-Exemplare und in Gruppen vertreten. Es befanden sich zum Theil Exemplare von 12—16 Fuss Höhe darunter und in eirundlicher Pyramidenform erzogen. Wenn schon das glänzende Grün der Oberfläche der Blät- ter einen besonderen Reiz besitzt, so ist es noch mehr der Fall, wenn die grossen weissen Blüthen ihren Wohlgeruch weithin verbreiten. Louis Le- roy aus Angers war es hauptsächlich, welcher reich- liches Material an schönen Bäumen zur Verfügung gestellt hatte. Auch für Epheu war eine besondere Bewerbung ausgeschrieben. Leider hatte aber fast gar keine Betheiligung stattgefunden, so wünschenswerth es auch gewesen wäre, einmal die verschiedenen For- men zusammen zu sehen. Interessant war aber doch ein Exemplar, in Form eines Regenschirmes gezogen. Dasselbe hatte einen mehre Zoll im Durchmesser enthaltenden und 9 Fuss hohen Stamm, während der Schirm einen Durchmesser von 6—7 Fuss besass. Ich hätte schliesslich noch über Früchte und Gemüse zu berichten, sowie über Formenbäume unserer Obstgehölze. Ueber letztere werde ich aber erst im nächsten Briefe sprechen und über die ersteren ist nicht viel zu sagen, mit Ausnahme der Kernobstfrüchte des vorigen Jahres und viel- leicht der Ananas. Der Spargel, welcher hier aus- gestellt war und überhaupt in Paris kultivirt wird, ist sehr mittelmässig und würde, hauptsächlich in Berlin, nicht die geringste Anerkennung finden. Mit Ausnahme der Erdbeeren fand ich auch getrie- bene Kirschen und Wein keineswegs gut, wenn ich auch sonst anerkenne, dass ich beide ausser- dem in Paris ganz vorzüglich gefunden habe. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. je, Wir haben zur Zeit bekannt gemacht, dass von Seiten der französischen Regierung auch der Weinbau als gleichberechtigter Faktor bei der in- ternationalen Industrie- Ausstellung in Paris, leider etwas sehr spät, aufgestellt worden ist. Es soll am 1. September auch ein Kongress stattfinden. Vor Allem werden dabei die älteren und neueren Kultur - Methoden, welche in grünen Weinstöcken vorgeführt werden, die Aufmerksamkeit Derer, die sich dafür interessiren, in Anspruch nehmen. In dieser Hinsicht ist, namentlich in Deutschland, viel geschehen, während man in Frankreich, und’ noch mehr in Italien, stabiler geblieben ist. In letzterem Lande hat man im Allgemeinen noch dieselben Kultur-Methoden des Umschlingens der Rebe, wie es zur Zeit der Römer geschah. Während bei diesen aber bekanntlich die Esche die Hauptrolle spielte, ist es jetzt in Mittel- und Süd - Italien die er Schwarzpappel, an welcher die Weinrebe in die Höhe geht. Wenn auch, vor Allem im Rheingau und im Moselthale, die Kultur-Methoden sich in den letzten Jahrzehenden ungemein vervollkommnet haben, so ist es noch mehr mit der Bereitung des Weines der Fall. Solche Mühe, wie man sich am Rhein, in der Pfalz, sowie an der Mosel und Aar, schon bei der Auswahl der Beeren gibt, wird in dem durch das weit mildere Klima im Vortheil stehenden . Nachbarlande kaum ausnahmsweise verwendet. Die neueren und neuesten Instrumente und Geräth- schaften bei der Bereitung des Weines haben ge- | wiss nicht weniger das höchste Interesse; wir wol- len hoffen, dass es von der französischen General- Kommission gestattet werde, diese von Seiten der Rheinländer auch noch später aufzustellen. Erfreulich ist es in hohem Grade, dass von Seiten des Rheingaues und der Moselgegend sich | die grösste Bereitwilligkeit kundgegeben hat, in Paris ebenfalls auszustellen. Zum Theil haben sich auch Männer an die Spitze gestellt, von denen man erwarten darf, dass sie nicht allein unsere deut- schen Interessen wahrnehmen, sondern auch von patriotischem Gefühle geleitet werden. gleiche Betheiligung von Seiten Süd - Deutschlands stattfindet, wissen wir, wenigstens in dem Augen- blicke, wo wir dieses niederschreiben, nicht, wollen es aber hoffen. Unsererseits ist gewiss Alles ge- geschehen, um Interessenten dafür zu gewinnen. Während in Frankreich, und noch mehr in Ita- lien, wie oben bereits erwähnt, die Behandlung, resp. die Erziehung des Weinstockes, allenthalben ziemlich dieselbe ist, sind in Deutschland in den verschiedenen Lokalitäten die Methoden sehr ver- schieden, Es betrifft dieses nicht allein diese, auch die Rebensorten sind zum grossen Theil andere. | Gegenden, die aneinander grenzen, wie der Rhein- gau und die Moselgegend oder die Pfalz, haben andere Sorten und andere Erziehungs - Methoden. Man hat hier und da im Moselthale versucht, dem Rheingau nachzuahmen, ist aber bald wiederum Die Naturwüchsigkeit scheint | davon abgekommen. sich vor Allem geltend zu machen. Nach einer brieflichen Mittheilung eines unserer tüchtigsten Weinzüchters, des Stadtrathes Thrän- hardt in Naumburg a.d.S., der bei den ungün- stigsten Verhältnissen auf der äussersten nordöstli- chen Grenze des Weinbaues verhältnissmässig Aus- serordentliches leistet, kommen in Nord- und Süd- Deutschland 7 verschiedene Kultur - Methoden vor, und zwar: 1. Im Saalthale: der niedrige Bockschnitt. 2. In Grünberg (im nördlichen Schlesien, wo jedoch mehr Trauben zum Essen, als zur Ob eine | | preis von Mostbereitung angezogen werden): ein halb- hoher Schenkelschnitt. 3. Im Moselthale: ein hoher Schenkelschnitt. 4. Im Rheingau: ebenfalls ein, aber abweichen- der, Schenkel- (Bogen-) Schnitt. In der Pfalz: ein halbhoher Rahmen- oder auch ein vollständiger Laubenbau. 6. Im Aarthal: wiederum ein besonders hoher Schenkelschnitt. Im Württembergischen (besonders bei Stutt- gart) und im Baden’schen (bei Freiburg): abermals ein von den bereits genannten ab- weichender Schenkelschnitt. Wir wollen vom Weinbau auf einen anderen Kulturzweig übergehen, der noch weit mehr ver- einzelt in Deutschland dasteht, und einige uns zu- gegangene Notizen um so mehr mittheilen, als ein Mitglied des Vereines, Banquier Jos. Jak. Fla- tau, grosse Verdienste um denselben sich erworben hat. In Süd - Deutschland, besonders in Baiern, wird der Hopfenbau in einzelnen Gegenden im Grossen betrieben, im Norden Deutschlands, und zwar in Preussen, ist aber nur eine Gegend vor- handen, wo der Hopfenbau im Grossen betrieben wird und alljährlich an Bedeutung zunimmt. Es Qt -1 ist dieses im Posen’schen Kreise Buck, im Städt- chen Neutomysl, der Fall. Bereits sind über 6,000 preussische Morgen in Angriff genommen. Bei den im vergangenen Jahre ungünstigen Verhältnissen, wo die Hopfen-Erndte allenthalben mehr oder we- niger missglückt war, sind doch in und bei Neu- tomysl nicht weniger als 20,000 Centner gewonnen worden. Nach dem Banquier- Flatau könnte aber wohl in einem günstigen Jahre der Ertrag auf das Doppelte, also auf 40,000 Centner steigen. Wenn man nun bedenkt, dass der Oentner Hopfen im Anfange mit 45, zuletzt jedoch mit 160 Thalern bezahlt wurde und, in sofern man den Durchschnitts- 110 Thalern annimmt, demnach eine Summe von 2,200,000 Thalern erzielt wurde, so sollte man glauben, dass der Hopfenbau lohnen dürfte. Der Kreis Buck galt in den 4 ersten Jahr- zehenden unseres Jahrhundertes für einen der ärm- sten im ganzen Preussischen Staate, seit dem Jahre 1837 aber, wo der Hopfenbau daselbst diesen Auf- schwung nahm, trat Wohlstand ein. Es ist eigenthümlich, dass der Hopfenbau, so- wie der Weinbau, in einigen Gegenden der Mark Brandenburg, und überhaupt im Nordosten Preus- sens, in früheren Zeiten blühte und den Bewoh- nern daselbst eine nicht unbedeutende Einnahme- quelle verschaffte, während er jetzt ganz und gar darniederliegt und sogar meist gänzlich aufgegeben wurde. Würde es nicht möglich sein, ihm wieder aufzuhelfen? Der Konsum des Bieres hat in der 144 neuesten Zeit einen solchen Aufschwung erhalten, wie er noch nicht gehabt; das Bedürfniss nach Hopfen ist demnach sehr gestiegen. Man sollte glauben, die Verhältnisse seien sehr günstig. Die Londoner Gartenbau - Gesellschaft hat in der eben ausgegebenen 7. Nummer seiner Procee- dings (Verhandlungen) die Bestimmungen zur Kennt- niss gebracht, welche bei Ausstellungen für dieses Jahr massgebend sind, ganz besonders aber die Bedingungen festgesetzt, unter denen eine Pflanze den ausgesetzten Preis erhalten kann. Der 9. Pa- ragraph verlangt bona fide von dem Aussteller, dass die ausgestellte Pflanze nicht allein sein Eigen- thum, sondern auch bereits wenigstens 1 Monat schon in seinem Besitze sich befunden habe. Aus- genommen sind von der letzteren Bestimmung die neuen Pflanzen. Dieser wichtige Punkt, wie lange eine Pflanze in dem Besitze des Ausstellers sich befinden muss, wenn sie auf einen Preis Anspruch machen will, ist auch im Schosse des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues mehre Jahre hindurch vielfach be- sprochen worden. Früher war ein bestimmter Ter- min angegeben, bis zu dem eine Pflanze im Be- sitze des Ausstellers sein musste; die Richtigkeit der Behauptung, dass selbst auch 3 Monate, welche in den früheren Programmen des Vereines festge- setzt wurden, nicht ausreichten, um eine stattliche Schaupflanze heranzuziehen, bestimmte schliesslich die Mehrheit der Mitglieder, diese Beschrägkung fallen zu lassen. Noch weiter in der Zeit zurück- zugreifen, hielt man für die Ausstellungen selbst nicht rathsam. keine ausreichende Beschränkung sind, so ist es 1 Monat gewiss noch weniger. Beschränkung lieber gar keine. Es fragt sich aber, ob es doch nicht rathsamer wäre, dass man bei Schaupflanzen, wo der Gärtner nur seine Kunstfertigkeit zeigen soll, eine Beschrän- kung im Interesse der Verdienste eintreten lässt? Man wendet allerdings bei uns ein, dass der aus- gesetzte geringe Preis an und für sich keinen Gärt- ner veranlassen würde, eine grosse Mühe und aus- serdem noch viel Zeit auf die Erziehung einer vor- nicht Unrecht. Es wäre aber eine andere Frage, ob ıman beim Entwerfen der Programme nicht da- rin fehlt, dass sie zu viel verlangen. Man setze nämlich einmal auf die Anzucht einer und dersel- ben Schaupflanze mehre Jahre hindurch eine grosse Summe aus und spreche sie nur dann zu, wenn nach allen Seiten hin den Anforderungen vollkom- men genügt ist. Im Uebrigen stelle man gar keine, Wenn nun aber schon 3 Monate | Für eine solche | gaben, sondern übergebe den Preisrichtern eine be- stimmte Summe zur Verfügung, um da zu beloh- nen, wo wirklich, gleichviel wo? Verdienste vor- handen sind. Unsere deutschen Preise sind wirk- lich viel zu klein, als dass man Vorkehrungen in erhöhtem Masse treffen könnte. Man sieht es auch bei den Ausstellungen, welehe Rücksicht deshalb unsere Gärtner auf das Programm nehmen. Die meisten Preise werden aus Mangel an dem Pro- gramme entprechenden Pflanzen nicht zugesprochen und dann auf das Würdigste, gleichviel, was es ist und im Programme nicht berücksichtigt wurde, ver- theilt. Häufig geschieht auch die Preiszusprechung nach einer Aufgabe im Programme, wenn das Ver- dienst in der gewünschten Weise gar nicht vor- handen ist. So sehr wir auch wünschten, dass dem intelli- genten Gärtner für seine Kunst Rechnung getra- gen werde und gewiss Jedermann es Unrecht finden möchte, wenn bei einer Gemälde-Ausstellung nicht dem Künstler, der das Bild angefertigt hat, son- dern dem, der zufällig Geld genug hatte, um es sehr theuer zu erkaufen, der Preis zugesprochen wird, so hat allerdings auch bei Pflanzen-Ausstellungen eine Aufhebung aller Beschränkungen und eine Krö- nung des Gegenstandes selbst (und nicht des Künst- lers, des Züchters) in sofern eine Berechtigung, als die Ausstellungen, die an und für sich bei uns nur kärglich beschickt werden, dadurch gewinnen. Man- cher Gärtner und auch mancher Blumenliebhaber schmückt sich gern mit fremden Federn und bringt eine schöne Pflanze, an deren Vorzügen er auch nicht das geringste Verdienst hat, zur Ausstellung, nur um die Ehre, resp. auch den Preis zu erhalten. Im Widerspruch mit dieser Aufhebung aller Beschränkungen bei Ausstellungen von Pflanzen steht es mit der Preiszusprechung bei den Früch- ten. Hier verlangt man, auch bei uns in Deutsch- land, ich möchte sagen, stillschweigend, dass die ausgestellte Frucht auch von dem Aussteller selbst wirklich herangezogen ist; und doch könnte man ' ein Gleiches hier anwenden. in jenem Falle verlangt werden. geschriebenen Schaupflanze zu verwenden und hat oder doch wenigstens in sehr geringem Masse, Auf- | Eine Beschränkung, die man hier für nothwendig hält, sollte doch auch Man hat gewiss noch nicht erlebt, dass z. B. Jemand für eine ge- kaufte Ananas, und wenn sie noch so vorzüglich gewesen wäre, einen Preis erhalten hätte. Aber selbst ferner auch bei den neuen Züchtungen wird meist stillschweigend vorausgesetzt, dass der neue Sämling oder Blendling von dem Züchter selbst aus- gestellt ist. So reiht sich bei Ausstellungen ein Widerspruch an den andern. (Schluss folgt.) Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchäruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 19. Bern den 11. Mai 1867. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 475. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. April. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. V. — Die Bedeutung des Obstweines für die Obstkultur. Von H. Göthe, 475. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. April. In Abwesenheit des Geh. Ober-Regierungsrathes Knerk, welcher durch eine Reise am Erscheinen in der Versammlung behindert war, hatte Professor Dr. Braun den Vorsitz übernommen. Nach Verlesung des Protokolles der vorigen Sitzung vom 7. April kam zunächst die Angele- genheit des in Reutlingen im Herbste d. J. beab- sichtigten Kongresses deutscher Pomologen und der damit verbundenen Ausstellung von Früchten zur Sprache. Es hatte sich nämlich, wahrscheinlich durch einen Irrthum, das Gerücht verbreitet, dass auch für dieses Jahr der schon für 1866 beabsichtigte Kongress, und zwar wegen der internationalen Aus- stellung in Paris, bis auf das folgende Jahr ver- tagt werden solle, in Folge dessen Garten-Inspek- tor Lucas in Reutlingen ein Cirkular an die Mit- glieder des Pomologen-Vereines in Umlauf gesetzt hatte, um deren Ansichten zu erfahren. Da nun in jenem Cirkulare gesagt war, dass die Versamm- lung in Folge eines Beschlusses des hiesigen Gar- tenbau- Vereines für dieses Jahr unterbleiben solle, ein solcher Beschluss aber, wie die Verhandlungen vom 7. April ergeben, nicht gefasst worden ist, so wurde der Vorsitzende, Geh. Ober-Rezierungsrath Knerk, von den anwesenden Mitgliedern ermächtigt, dem Garten-Inspektor Lucas auf das Cirkular zu er- widern, dass ein solcher Beschluss hier gänzlich un- bekannt sei und dass es wünschenswerth gewesen wäre, wenn vor Absendung des Cirkulares eine Anfrage an den diesseitigen Vorstand gerichtet worden, indem dadurch jeder Zweifel aufgeklärt sein würde. In Folge dessen war ein Schreiben des Garten-Inspektors Lucas vom 16. April einge- gangen, dessen Inhalt mitgetheilt wurde. In dem- selben wird das Erstaunen darüber ausgedrückt, dass ein Beschluss zur Vertagung des diesjährigen Kongresses von den Mitgliedern in einer Sitzung des Gartenbau-Vereines nicht gefasst sei, und dass man sich nunmehr überzeuge, dass die Sache nur auf einem Irrthume beruhen kann. Das Schreiben theilt ferner mit, dass an 120 der Pomologie an- erkannt zugethanene Personen die Frage gerichtet sei, ob sie sich für oder gegen die Abhaltung der 5. Pomologen - Versammlung erklären; darauf seien einige 80 Antworten eingegangen, nach denen die Versammlung im Herbste dieses Jahres ge- wünscht werde. Auch wurde die Mittheilung ge- macht, dass zur Bestreitung der Kosten von dem Königlichen Ministerio in Württemberg ein Beitrag von 7 — 800 Gulden in sichere Aussicht gestellt sei und dass der landwirthschaftliche Verein in Reutlingen für denselben Zweck 100 Gulden in seinem Etat aufgenommen habe. Da man von Reutlingen die Bedingung stellt, dass, wenn Professor Dr. Koch zur Zeit durch die Ausstellung in Paris abgehalten sein sollte, als Ge- schäftsführer zu fungiren, einen Stellvertreter zur 19 146 Vertretung des hiesigen Gartenbau-Vereines zu er- nennen, bei der Kürze der Zeit, seit welcher dem Vorstande das Schreiben vom Garten-Inspektor Lu- cas zugekommen war und dem Umstande, dass Professor Koch über seine Theilnahme an der Herbst - Versammlung in Reutlingen nicht befragt werden konnte und seine Rückkehr abgewartet wer- den müsse, so entschieden sich die anwesenden Mit- glieder nach einigen Erörterungen von Seiten des Geh. Ober-Regierungsrathes Heyder, sowie des Garten-Inspektors Bouch@, durch eine vom Vor- sitzenden veranlasste Abstimmung dahin: erst in der nächsten Sitzung diese Angelegenheit wieder zur Sprache zu bringen und alsdann erst einen definitiven Beschluss zu fassen und das Ergebniss alsdann dem Garten - Inspektor Lucas sobald als möglich mitzutheilen. Grube, Direktor der Kaiserlichen Gärten in Mexiko, legte den Plan des von ihm parkartig an- gelegten Gartens in der Umgebung der Residenz des Kaisers, des Schlosses Chapultepec, sowie eine grosse Zahl photographischer Ansichten dortiger Gegenden vor, indem er den Plan und die An- sichten erläuterte. Ferner machte derselbe Mitthei- lungen über klimatische Verhältnisse und Boden- Beschaffenheit und entwarf in kurzen Umrissen an- ziehende Vegetationsbilder Mexikos. Nach Been- digung seines Vortrages hatte Direktor Grube die Güte, einen längeren, ausführlicheren Aufsatz über die dort in Angriff genommenen Garten - Anlagen, den Stand der Gärtnerei, die Vegetation Mexiko’s u. s. w. für die Verhandlungen des Vereines zu- zusagen, was gewiss mit dem grössten Danke entgegengenommen werden wird. Garten - Inspektor Bouch& referirte über die ausgestellten Pflanzen. Es hatten sich um den üb- lichen Monatspreis 3 Einsender beworben, und zwar: Kunst- und Handelsgärtner Lackner mit 9 Stück selbst aus Samen gezüchteten Rhododendren, welche alle Anerkennung verdienen, indem sie sich nicht nur durch prächtige Farben und Blüthenfülle, son- dern auch durch niedrigen, gedrungenen Wuchs auszeichnen. Obergärtner Körner hatte aus dem Garten des Stadtrathes Soltmann Rhododendron arboreum Kronprinz von Preussen, welches hier zum ersten Male blühte, und Rhododendron arboreum Alexander Potemkin, beide durch schöne Farbe, dichte, sehr regelmässige Blüthenbüschel und nie- drigen Wuchs ausgezeichnet, und 3 neue Azaleen: Azalea indica Dante, Hermann Seidel und Theo- dor Körner ausgestellt, auch diese fanden, ihrer sehr grossen Blumen halber, viel Anerkennung. Endlich hatte Obergärtner Boese aus dem Etablis- sement Metz & Comp. in Steglitz bei Berlin 17 Abarten der Primula Auricula zur Stelle gebracht, und zwar sowohl Luiker, wie auch Englische. Die Mehrzahl der Blumen entsprach vollkommen den Ansprüchen der Blumisten, indem sie regelrecht geformt waren, sowie Auge und Rand in richtigem Verhältnisse standen. Es ist sehr erfreulich, dass dieser sehr alten Zierpflanze wieder die gebührende Aufmerksamkeit zugewendet wird, indem sie nur aus Modesucht der Pflanzenliebhaber in den Gärten vernachlässigt und aus denselben fast verdrängt ist, während sie mit ihren Genossen, als Primeln, Ra- nunkeln, Anemonen, Hyazintben und Tulpen, in vielen Hunderten von Sorten, welche eine seltene Grösse, Farbenpracht und Vollkommenheit hatten, in einigen alten Berliner Gärten bis vor 30 Jahren eine unschätzbare Frühlingsflor boten und in dieser Jahreszeit täglich eine Menge Kenner und Bewun- derer anzogen. Jetzt staunt man und bewundert oft die Stiefmütterchen - Beete wegen ihrer Grösse der Blumen und deren Farbenpracht, jedenfalls aber bietet ein Flor von Aurikeln noch mehr Genuss, indem die Blumen viel zierlicher und die Farben in Folge ihrer Mannigfaltigkeit, sowie ihrer Schattirungen zarter und milder auftreten. Es dürfte nicht zweifelhaft sein, dass ein reicher Auri- kelflor in seiner damaligen Vollkommenheit einen solchen der vorzüglichsten Pensde’s besiegen würde. Wir können daher Gärtnern und Pflanzenliebhabern nicht angelegentlichst genug empfehlen, sich dieser Kultur zu widmen. Ferner legte der Obergärtner Boese Zink - Etiketten mit erhabener Schrift vor, wie sie schon seit einigen Jahren im hiesigen bo- tanischen und im Universitäts-Garten im Gebrauche sind und sich von diesen nur durch die Farbe des Anstrichs unterscheiden; : diese ist eine Mischung von Gelb oder Weiss mit einem Zusatz von Men- nige, welche den Witterungs-Einflüssen besser, als andere Farben, widerstehen soll. Das Stück kostet einzeln 75 Sgr., bei Bestellung von 100 Stück 5 Sgr. Professor Dr. Braun sprach unter Vorzeigung von Exemplaren über Pilze, die als Schmarotzer auf anderen Pflanzen vorkommen und dadurch die Krankheiten derselben erzeugen, sowie über den Generationswechsel derselben und den damit ver- bundenen Wechsel des Vorkommens auf verschie- dene Pflanzen. Insbesondere erwähnte derselbe den von Oersted entdeckten Zusammenhang der Roe- stelia - Arten auf den Blättern der Birnen und an- derer Pomaceen mit den Podisoma - Arten auf Ju- niperus Sabina und communis. Demnach könne Roestelia nur da auf den Blättern des Birnbaumes erscheinen, wenn sich in der Nähe desselben Juni- perus Sabina befinde, damit sich an der Zweigen desselben die erste Generationsform entwickele, um als zweite auf den Birnblättern zu erscheinen. 147 Aus Veranlassung eines Aufsatzes über Honig- thau vom Hofgärtner G. A. Fintelmann auf der Pfaueninsel in No. 17 der Wochenschrift machte Garten-Inspektor Bouch&@ Mittheilungen über den- selben Gegenstand. Auch er habe sich überzeugt, dass die Ursache des Honigthaues immer das Vor- handensein von Thieren sei; es verursachen aber nicht nur die Blattläuse (Aphis), sondern auch an- dere, an den Pflanzen lebende Läuse (Coccus und Aspidiotus) durch Ausscheidung von zuckerhaltigen Flüssigkeiten den Honigthau auf darunter befindli- chen Blättern. Oft zeigt er sich auf ganz isolirt stehenden Gewächsen, die 20—30 Fuss von einan- der entfernt stehen, im Freien, wo nach seinen Beobachtungen das Befallen der Blätter mit Honig- thau durch den Wind veranlasst werde, indem dieser die kleinen, atomähnlichen, zuckerhaltigen Tröpf- chen, welche die Insekten ausscheiden, bis zu dieser Entfernung forttreibt; diesen Fall kann man be- sonders in der Umgebung grosser Linden beobachten. Anfänglich erscheint dieser von Insekten herrührende Honigthau als eine durchsichtige, glänzende, klebrige Masse von süssem Geschmack, tritt aber Staub hin- zu, so wird dieser Ueberzug nach und nach immer dunkeler und dicker, bis er endlich eine schwarze, russähnliche Kruste bildet; glatte, lederartige Blät- ter leiden nicht so leicht dadurch, wohl aber weiche und besonders behaarte, indem sie leicht unter der Kruste eine gelbe Farbe annehmen. Sehr oft fin- det sich, und zwar bei Gewächshauspflanzen, wäh- rend des Winters eine Pilzbildung darauf ein. Unter allen Umständen ist aber zu rathen, den Honigthau durch Abwaschen der Pflanzen sofort zu entfernen, da er die Ausdünstung der Oberhaut stört, ja so- gar verhindert. Bei Besprechung des Honigthaues empfahl Oberg. Boese ein Werkchen vom Prof. Kühne (1859) über Honigthau, welches nach seiner Ansicht diesen Gegenstand ausführlich behandeln soll. Ferner zeigte Garten - Inspektor Bouch& an, dass von Mitte Mai ab, wie alljährlich, Fuchsien, Pentstemon’s, Verbenen, Ageratum, Cuphea u. s. w. an die Mitglieder vertheilt werden, jedoch wird dringend gebeten, ihm die Meldungen bis spätestens den 20. d. M. zugehen zu lassen. Zu Mitgliedern des Vereines wurden ernannt: Schmidt, Geh. exped. Sekretär in Berlin, und Rittergutsbesitzer Voss in Schwartow. Nach Beendigung der Sitzung wurde den 9 Stück Rhododendron - Sämlingen des Kunst- und Handelsgärtners Lackner die übliche Monats-Prä- mie durch das Preisrichter-Amt, bestehend aus: Geh. Ober-Regierungsrath Heyder, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann und Hofgärtner Brasch, zuerkannt. Härlnerifhe Briefe über die Pariser Welt- Ausstellung. V. Paris, den 27. April. Viel Schönes habe ich bereits über die erste Ausstellung im französischen Garten des Marsteldes zu berichten gehabt, jedoch die Schilderung des interessantesten Theiles habe ich mir für den Schluss aufbewahrt. Nach meiner Ansicht ist ein nach der Strasse an der Militärschule zu gelegener und durch ein besonderes Gitter abgeschlossener Theil des französischen Gartens für den Kenner und Sachverständigen unbedingt der wichtigste im Ge- biete der gesammten Gärtnerei. Es befinden sich hier die Fruchtgehölze in allen möglichen Formen; man sieht wagerechte und schiefe, einfache und doppelte Schnurbäumchen, Spaliere jeder Art, be- sonders Palmetten und Kandelaber, sowie Pyrami- den in allen möglichen Grössen. Die tüchtigsten Obstgärtner von Paris und Umgegend (im weite- sten Sinne) haben hier mit einander gewetteifert, um das Beste, was sie erzogen, hier zur Schau zu bringen. Obwohl im ersten Frühjahre, sobald es die Witterung nur einigermassen erlaubte, gepflanzt, so standen doch fast sämmtliche Obstgehölze im üppigsten Blüthenflore. Eine andere Frage freilich ist die spätere Fruchtbildung. Von den Hundert- tausenden von Blüthen möchten wohl kaum einige zur völligen Entwickelung kommen und in reife und wohlschmeekende Früchte sich verwandeln. Aber doch haben an einzelnen Exemplaren nicht wenige Birnen, Pfirsiche jedoch fast gar nicht an- gesetzt. Schade um die herrlichen Früchte, welche die Natur in Aussicht gestellt hatte! Leider möchte wohl auch mancher der mit unendlicher Mühe auf diese Weise herangezogenen und jetzt noch in völ- liger Gesundheit stehenden Formenbäume zu Grunde gehen. Doch sind im Versetzen die Franzosen be- kanntlich Meister. Leroy in Angers versetzte vor nun 3 Jahren 16 Fuss hohe Pyramiden von Birnen, als eben die Blüthen sich zu entfalten begannen, bei Gelegenheit einer Ausstellung in allerdings gut vorbereiteten Boden und mit der ängstlichsten Vor- sicht, um sie nach 14 Tagen wiederum nach der alten Stelle, woher sie genommen, zurückzupflanzen. Keine der 4 Pyramiden war im Herbste eingegan- gen. Eine der besten Vorsichtsmassregeln beim Verpflanzen der Obstgehölze ist, die Wurzeln, so- bald sie an das Tageslicht kommen, in einen Brei, der aus Lehm, Kuhkoth und Wasser angefertigt ist, zu tauchen. Selbst die feinen Haarwurzeln können auf diese Weise nicht vertrocknen; die Mi- schung hat aber ausserdem reichliche Nahrung, 19* 148 welche ohne Weiteres aufgenommen werden kann. Es ist schwierig, von den besseren und besten Obstgehölzen, wie sie im französischen Garten durch des Menschen Geist, gleich einem Thiere, abgerich- tet sind, etwas zu beschreiben. Man hat hier an Bäumen beliebige mathematische Aufgaben gelöst und berechnet im Voraus nicht allein die Zahl der Früchte, welche im Herbste geerndtet werden sol- len, sondern auch die Grösse derselben. Ein auf- merksamer Pfirsichzüchter lässt an jeder Frucht- ruthe, welche im Durchschnitt 5 und 6 Blüthen hat, nur eine einzige Frucht hängen, der schliess- lich die ganze im Herbste vorbereitete und im Holze aufgesparte Nahrung zukommt. 2, 3 und 4 fallen wohl von selbst ab. Es muss dieses allmäh- lig geschehen, weil ein plötzliches Abnehmen oder Abfallen der überflüssigen Früchte der zurückge- bliebenen nachtheilig werden könnte. Man sucht nicht allein zum Erhalten die gesundeste aus, son- dern nimmt auch auf ihre mehr oder weniger gün- stige Stellung Rücksicht. Man lässt ferner auch nur so viel Blätter sich entwickeln, als nothwendig sind, das für die Auflösung und Zuführung nöthige Wasser heranzuziehen. Denn dieses ist zunächst im Anfange die Aufgabe der Blätter; die Neubil- dung assimilirbarer Stoffe ist noch unbedeutend und geschieht erst später in grösseren Mengen. „Betrachtet man ein Apfel-Schnurbäumchen, eine Birn-Pyramide oder ein Pfirsich-Spalier in dem be- sagten abgeschlossenen Obstgarten, der einen Theil des grossen französischen Ausstellungsgartens bil- det, so muss man das Regelmässige in dem ganzen Erscheinen in der That bewundern. Das einfache Schnurbäumchen, welches in seinem wagerechten oder schiefgelegten Theile die Fruchtzweige direkt trägt, ist hier leichter zu behandeln, weil es nur der Gleichheit der letzteren gilt. Diese müssen meiner Ansicht nach dem Stamme so nahe als möglich liegen; anstatt bestimmter Laubzweige sind es die noch nicht fertigen Fruchtknospen, deren Blätter in diesem Falle die Vermittelung der Nah- rung bedingen. Bei uns in Deutschland wird das Gleichgewicht in diesen Theilen weniger aufrecht erhalten; man schneidet nicht tief genug auf Ersatz und es stehen dann die Tragknospen zu entfernt von dem Nahrungs-Magazine, dem Stamme. Man lässt bei uns ferner noch mehr den Träger der Fruchtzweige sich mehrfach verästeln und ruft da- durch so viele Fruchtzweige hervor, dass diese sich in der Entwickelung beeinträchtigen und ihre Trag- knospen in ihrer rascheren Vollendung zurückblei- ben. Es bilden sich auch zu viele Blüthen aus, die einestheils schon aus Mangel an Nahrung ab- fallen, anderntheils sich trotzdem nicht zu Normal- früchten entwickeln. Beim Weinschnitt nach der "Theile gestört wird. Thomery - Methode bleibt der Träger der Frucht- und Ersatzreben selbst noch wenig über der Ober- fläche des Stammes, resp. Hauptastes, erhaben. Spaliere sind wegen ihrer grösseren Einfachheit leichter zu behandeln, als Pyramiden. Bei beiden ist aber nicht der Stamm der Träger der Frucht- zweige, sondern es sind dieses die Hauptäste. Die Behandlung wird aber noch schwieriger, wenn die Hauptäste nicht, sondern Aeste zweiter Ordnung erst Träger werden. Das Gleichgewicht in allen Theileu zu erhalten, damit jedem Fruchtzweige, resp. jeder Frucht, das gleiche Mass von Nahrung zukommt, ist in letzterem Falle weit schwieriger. Pyramiden und Spaliere, wo die Träger der Frucht- zweige sich verästeln, sind durchaus verfehlt, weil sie sich durch den Schnitt und durch das Einknei- pen oder Ausbrechen nicht mehr im Gleichgewicht erhalten lassen, bei ihnen die Harmonie der einzelnen Wenn in Deutschland schon das Verästeln der Träger ein gewöhnlicher Fehler ist, so sieht man die Anzahl der letzteren noch häufiger viel zu gross. Die Tragäste stehen zu nah an einander; es können weder Licht noch die wechselnde Luft ihren durchaus nothwendigen Ein- fluss ausüben. Wir Deutsche fallen hier wiederum in unseren Erbfebler, dass unsere Obstbäume nie genug tragen können. Man bedenkt nicht, dass die Menge an Früchten keineswegs bei dem Er- trage massgebend ist, dass 100 Früchte an Ge- wicht oft weniger liefern können, als 50, abgesehen von der im letzteren Falle grösseren Güte. Die Gestalten, welche man besonders den Spa- lieren gibt, ist ziemlich gleichgültig, wie ich mich . hier mehrfach überzeugt habe; mag man die Buch- staben N und E nachbilden oder die Gestalt einer Lyra oder eines Füllhorns nachahmen: so lange man im Stande ist, durch allerhand Manipulationen das Gleichgewicht in allen Theilen zu erhalten, wird auch das Obstgehölz gedeihen und die ge- wünschte Erndte geben. Ich werde alsbald mich noch ausführlicher darüber aussprechen. Wenn beim Hochstamme das möglichst senkrechte Aufsteigen der Tragäste befördert werden muss, so ist im Ge- gentheil bei den Formenbäumen die wagerechte oder schiefe Lage die normale. Das mit den im Stamme aufgelösten Stoffen geschwängerte Wasser steigt nach einem der Wissenschaft völlig unbe- kannten Gesetze am raschesten senkrecht in die Höhe; die Birnen im Gipfel der Bäume sind die am besten genährten und demnach auch die wohl- schmeckendsten. Bei einem Hochstamme kann dem- nach von einem Gleichgewichte in der Ernährung nie die Rede sein, die Früchte des Gipfels und der unteren, mehr horizontal abstehenden Aeste sind demnach ganz ungleich ernährt und im Grösse, 149 Form und Güte von einander so verschieden, dass selbst sehr tüchtige Pomologen solche Früchte gar nicht selten für die ganz verschiedener Sorten hiel- ten. Die sogenannten Sortenbäume verfehlen des- halb ganz und gar ihre Aufgabe, in sofern nicht die verschiedene Fruchtsorten habenden Tragäste ziemlich eine und dieselbe Richtung haben. Es wird beispielsweise ein Birn-Spalier, welches die Ecke eines Beetes einnahm und wo die Trag- äste der beiden Seiten nicht einander gegenüber, sondern in einem rechten Winkel standen und die einen eine Richtung nach Süden, die anderen nach Westen hatten, ebenfalls denselben Ertrag geben, in sofern nur alle seine Theile im Gleichgewicht er- halten werden. Ich mache deshalb auf diese bei uns, so viel ich weiss, noch. unbekannte Spalier- Art aufmerksam, da man mit ihr grade den sonst nicht benutzten Raum an der Ecke eines Beetes benutzen, dieses sogar dadurch schärfer bezeichnen kann. Spaliere mit nur nach einer Seite gehenden Tragästen, wie sie hier ebenfalls vorhanden sind, möchte ich weniger empfehlen, da in diesem Falle die Nahrungsstoffe der entgegengesetzten kahlen Seite keineswegs gut verbraucht werden können und eine mangelhafte und ungleiche Aufnahme der rohen Nahrungsstoffe geschehen muss. Die schönsten Sammlungen verschiedener Obst- gehölze in mannigfachen Formen hatten Baltet in Troyes, dessen vorzügliche Werke über Obstbaum- Behandlung durch Uebersetzungen auch bei uns in Deutschland bekannt geworden sind, Jamin & Du- rand in Bourg-la-reine bei Paris, Cochet zu Suisnes in der östlichen Champagne, Alexander Berger in Marolles (Departement der Seine und Oise), Colet in Rouen, Chevallier in Montreuil bei Paris u. s. w. geliefert. Es sei mir nur erlaubt, auf ein Pfirsich-Spalier noch besonders aufmerksam zu machen, welches in der That als ein Meister- stück betrachtet werden durfte. Es erregte durch- aus die Bewunderung aller Derer, die mit der Be- handlung der Spaliere vertraut sind, aber auch Laien, welche sich nie um Obstbau bekümmert hat- ten, zollten oft mit lauten Worten ihren Beifall dem Regelmässigen, was hier sich kund that, als hätte man etwas Lebloses vor sich. Es war ein Spalier in der Form der Lyra, de- ren beide anfangs aufrechte Schenkel 2 Bogen nach aussen und 2 nach innen machten und, nachdem sie eine Höhe von 73 Fuss erreicht hatten, wage- recht, in einander entgegengesetzter Richtung, ab- gingen und dadurch zu Tragästen werden. Am Anfange eines jeden Bogens (also bei jeder Krümmung nach Innen und nach Aussen) des aufrechten Theiles der beiden Schenkel ging ein wagerechter Tragast nach Aussen ab, und zwar in der Weise, dass der un- terste, welcher ungefähr 1 Fuss von der Erde ent- fernt sich hinzog, 18 Fuss Länge hatte, jeder der 4 folgenden aber 3 und 4 Fuss kürzer erschien. Die Fruchtzweige besassen sämmtlich eine Länge von 5 Zoll, standen (nach oben und unten abwech- selnd) durchschnittlich in einem Winkel von 45 Grad ab und waren 4 Zoll von einander entfernt. Ausser den Kern- und Steinobst - Sorten war auch eine Sammlung der verschiedenen goldgelben Gutedel- Weinreben (Chasselas doree oder de Fon- tainebleau) vorhanden, welche der bekannte Reben- züchter Rose Charmeux in Thomery (Departe- ment der Seine und Marne) ausgestellt hatte. Jetzt, wo nicht einmal das Laub ausgeschlagen war, sah man allerdings nichts weiter, als das grüne Holz. Dieser Gutedel wird als Esstraube in verschiedenen Sorten, die sich aber nur sehr wenig unterschei- den, durch ganz Frankreich kultivirt und hat eine Süssigkeit, sowie einen gewürzhaften Geschmack, wie diese beides in unseren nordischen Klimaten nicht erhalten. Eine gleiche Sammlung solcher Gutedel-Trauben sah ich in der ersten Hälfte des September vor nun länger als 2% Jahren bei Ge- legenheit einer Obst- und Wein-Ausstellung in Bor- deaux, wo schon das Aeussere die innewohnende Güte kund that. Auch der bekannte Erdbeerzüchter Ferdinand Gloede, ein Deutscher von Geburt, jetzt aber in Beauvais (Departement der Oise) sich speziell mit der Anzucht und Veredelung der Beerensträucher beschäftigend, hatte ein Sortiment seiner besten Erdbeeren und Himbeeren ausgestellt. Ferner wa- ren Johannisbeersträucher in Form von Spalieren vorhanden. Diese hatte ich jedoch in gleicher Weise, aber besser, an verschiedenen Orten Deutsch- lands gesehen, Stachelbeersträucher aber besonders in Form von Schnurbäumchen im Garten des Gra- fen v. Schlippenbach in Arendsee bei Prenzlau. Schliesslich hatte ein Trüffelzüchter, Auguste Rousseau aus Carpentras, dem eigentlichen Trüf- fellande im Süden Frankreichs, die immergrünen Eichen ausgestellt, unter denen die Trüffeln dort gefunden werden. So viel ich mich besinne, ist es in einer anderen Gegend Süd-Frankreichs eine Abart unserer Winter- oder Stein-Eiche (Quercus sessiliflora), unter denen die am meisten gewürz- haften Trüffeln gesammelt werden. Ueber die Na- tur und das Wachsthum der Trüffelu weder die Wissenschaft, noch die Praxis im Klaren. Alle Versuche bei uns, sie künstlich zu kultiviren, sind misslungen; auch in Süd - Frankreich scheinen es ıst | immer nur bestimmte Stellen, wo uns nicht be- kannte Ursachen ihres Gedeihens gegeben sind, zu sein, wo sie wachsen. In Deutschland sind es aber auch andere Bäume, als Eichen, unter denen Trüf- 150 feln gefunden werden. Im Allgemeinen fehlt den unsrigen der Wohlgeschmack und das Gewürz, wo- durch sich die französischen auszeichnen. Der Obstgarten des Marsfeldes, welcher zur In- dustrie-Ausstellung gehört, gibt mir auch Gelegen- heit, über zwei andere Gärten zu sprechen, wo dergleichen Formenbäume in grosser Menge heran- gezogen oder wo sie mit besonderer Aufmerksam- keit behandelt werden. Das Erste ist in den auch bei uns bekannten Baumschulen von Jamin & Du- rand in Bourg-la-reine, im Südwesten von Paris, der Fall. Es versäume kein Freund der Natur, auch wenn er grade nicht Sachverständiger oder besonderer Obstfreund ist, zur Zeit der Obstbaum- blüthe auf der Eisenbahn von Sceaux eine Exkur- sion nach Bourg-la-reine zu machen und von da zu Fuss über Fontenay-aux-roses nach Chatenay zu gehen, um nach beliebigem Aufenthalte einen Omni- bus zu besteigen, der direkt von hier aus nach dem Palais royal, also mitten durch Paris fährt. Es ist eine der lieblichsten Gegenden mit wellenförmigem Terrain, welche die Umgegend von Paris besitzt. Nur die Umgegend von Meudon, an der Seine und zwischen Paris und Versailles gelegen, schliesst sich ihr an. Grosse Fruchtbarkeit des Bodens belohnt hier den Fleiss ihrer Bewohner reichlich. Die hü- geligen Erhebungen geben wunderschöne Fern- sichten und die breiten Thäler wechseln mit Obst- gärten, Getreidefeldern, grünen Wiesen und von Menschen bewohnten Häusern, die nur hier und da dichtgedrängt bei einander sich befinden, sonst aber zerstreut liegen, ab. Ich habe vergessen, mir sagen zu lassen, wie viel Fläche die Obstbaumschulen von Jamin & Durand besitzen, ihr Inhalt muss aber sehr be- deutend sein. Was für ein günstiges Klima hat doch, im Vergleich zu dem unsrigen im Nordosten Deutschlands, die Umgegend von Paris! Gleich beim Eintritt bemerkt man es, wenn man die schö- nen, stattlichen Cedern des Himalaya oder des Li- banon, die prächtigen, immergrünen Magnolien mit ihren glänzenden Blättern und viele andere, an einen milderen Himmel gewöhnte Gehölze sieht, wenn man ferner die grossen Massifs von Alpen- rosen aus dem Himalaya mit ihren rothen und we- niger weisslichen Blüthenköpfen erblickt. Doch ich wollte nur von Obstgehölzen sprechen. Der hauptsächlichste Handel wird hier mit Py- ramiden und dann mit Spalieren getrieben. Hoch- stämme scheinen nur in geringerer Anzahl ver- kauft zu werden. Es war, als ich die genannten Baumschulen besuchte, grade die Zeit, wo ihr Ver- kauf eben aufgehört hatte. In allen Quartieren sah ich in reichlicher Anzahl noch die Löcher, wo diese herausgenommen waren. Der Verkauf an Pyrami- den muss demnach in diesem Frühjahre ein ganz besonders grosser gewesen sein. Es möchten hier allein mehr Formenbäume verkauft worden sein, als in Nord-Deutschland während dieses Frühjahres überhaupt. So gross ist in Frankreich, so gering in Deutschland noch das Bedürfnis. Man sieht aber auch in Frankreich allenthalben, besonders in kleineren Städten, in Dörfern auf gleiche Weise, wie ich es schon früher über Belgien berichtet habe, eine Menge von Spalieren an den Häusern, an Plan- ken und Wänden, Pyramiden hingegen in Gärten, und zwar in der Regel auch mit grosser Sorgfalt behandelt. In Chatenay, einem bereits erwähnten Dorfe in der Nähe von Paris, wohnt ein Liebhaber, Char- don mit Namen, der einen schönen Obstgarten be- sitzt und ihn mit grosser Liberalität zwei Mal in der Woche, am Montage und am Freitage zwischen 12 und 4 Uhr, Jedem, der sich für Obstbau inter- essirt, öffnet und auch bereit ist, an ihn gestellte Fragen nicht allein zu beantworten, sondern auch die gewünschte Belehrung zu geben. Sein noch nicht 1 Hektare (4 Morgen) umfassender Garten ist eine Musterschule für die rationelle Behandlung der Formenbäume. Man kann nicht genug bewun- dern, welche Gewalt — ich muss wirklich mich dieses Ausdruckes bedienen — dieser Mann über seine Bäume, die vorzugsweise Birn - Spaliere, we- niger Apfel-Schnurbäumchen sind, ausübt. Es scheint selbst bisweilen, als wenn es nicht Pflanzen, denen das Bewusstsein abgeht, sondern mit einer Seele begabte und lenksame Geschöpfe wären, welche nach dem Willen ihres Herrn sich richten. Char- don macht mit seinen Bäumen, was er will; er schneidet willkürlich Theile weg, wenn diese ihm nicht mehr entsprechen, und setzt andere von ge- sunden, kräftigen Bäumen an ihre Stelle. Die letz- teren wachsen an und nur der Kenner sieht es, dass hier eine Einsetzung, eine Veredelung stattge- funden. Wenn eine Seite des Baumes, hauptsäch- lich durch schlechte Wurzeln bedingt, nicht mehr ihre Pflicht thut und daselbst die Aufnahme von Nahrungsstoffen nicht ordentlich vor sich geht, so plattet er ein gesundes Stämmchen # oder 1 Fuss vom Erdboden entfernt an dem betreffenden Baume an und schneidet es oberhalb der Veredelungs- Stelle ab. Eins der auffallendsten Beispiele, wie Char- don seine Obstbäumchen zu beherrschen versteht, ist folgendes. Er hatte vor einigen Jahren ein Birn-Schnurbäumchen mit einem Schenkel gepflanzt und diesen‘ quer über den Stamm eines Spalieres von gegen 2 Zoll Durchmesser gezogen. Da wur- den plötzlich die Wurzeln des ersteren schlecht und es traten die ersten Spuren der Wurzelfäule ein. 151 Damit erkrankte auch das Schnurbäumchen zunächst in seinem unteren Theile. Als Chardon dieses bemerkte, plattete er rasch die Stelle, welche quer über den Stamm des Spalieres ging, an. In kür- zester Zeit waren. beide Stämme in’s Kreuz mit einander, und zwar auf das Innigste, verwachsen. Sobald dieses geschehen, schnitt Chardon den Schenkel an der Krümmungsstelle ab und warf den am untern Theil erkrankten Stamm des Schnur- bäumchens heraus. Unter Führung meines verehrten Pariser Freun- des Dr. Parnot und begleitet von dem Garten- Inspektor Stoll in Proskau, habe ich diese Exkur- sion nach Chatenay gemacht. Wir drei überzeug- ten uns von dem gesunden Aussehen des Ende April in voller Blüthe stehenden Schnurbäumchens. Der abgeschnittene Schenkel mochte von seinem Anfange bis zum Stamme des Spalieres gegen 23 Fuss Länge haben; eben so viel betrug der übrige Theil, welcher auf der anderen Seite des Spalier- stammes weiter ging. Die Fruchtzweige des Schen- kels hatten an beiden Hälften dieselbe Richtung behalten, standen also in der ersten nach dem Spa- lierstamme zu; es sah aus, als hätte man einen fremden Ast nicht mit der Basis, sondern mit der Spitze angeplattet. Dagegen besassen die Frucht- zweige der andern Hälfte des Schenkels die ge- wöhnliche Richtung, als wenn sie selbst ein Ast des Spalierstammes wären. Wenn auch die Blätter jeder Hälfte des Schenkels erst assimilirbar ma- chen, also die Ernährung ihrer Früchte selbst be- reiten, so geschieht doch die Aufnahme des mit den mineralischen Stoffen geschwängerten Wassers nur durch die Wurzeln des Spalierstammes. Das Wasser tritt in diesem Falle in die untere Hältte des Schenkels zwar, wie in jeden Ast, ein, läuft ber von hier aus nicht aufwärts nach der Spitze, ondern nach der Basis zu in entgegengesetzter ichtung; es ist selbst gezwungen, um in die ruchtzweige zu gelangen, wiederum eine entge- Es sind mir zwar schon oft Fälle vorgekom- en, wo Schnurbäumchen mit ihren Spitzen an die asis des Schenkels eines anderen Schnurbäumchens ngeplattet waren und, wenn ein Zufall ihren Stamm rkranken liess, wo man den Schenkel an der Ba- is abgeschnitten hatte. Die Ernährung durch das weite Schnurbäumchen blieb aber stets unvollkom- en und hörte schliesslich ganz auf. Chardon cheint überhaupt nicht allein das Anplatten von chnurbäumchen an einander zu lieben, denn es ar in seinem Garten mannigfach angebracht, er erband auch mehre Aeste eines und desselben For- enbaumes auf irgend eine Veredelungsweise mit einander und wurde stets vom Erfolge gekrönt. Seine vielfachen Versuche der Art, man möchte in der That sagen, Kunststückchen, sind für den Obst- züchter nicht allein, sondern noch für den Physio- logen von dem grössten Werthe. Man richtet jetzt auf Universitäten allerhand pflanzen - physiologische Institute ein, ein pomologischer Versuchsgarten möchte aber da, wo von der Praxis schon so viel vorgearbeitet ist, rascher und sicherer zu Resulta- ten führen, in sofern, ein Mann der Wissenschaft, der zugleich mit der Praxis vertraut wäre, an der Spitze steht. Es würde noch Manches aus dem Garten Char- don’s aufzuführen sein, was von grossem Interesse wäre, für jetzt fehlt mir aber die nöthige Zeit und Ruhe dazu. Hoffentlich ist es mir vergönnt, in der Herbstzeit noch einmal den Garten zu bese- hen, um auch die Erträge kennen zu lernen, welche nach solchen Mühen und auch Kosten bedeutend sein müssen. Nur im Allgemeinen will ich mich noch aussprechen. Dass alle Obstgehölze des Chardon’schen Gar- tens ohne Ausnahme im besten und gesundesten Zustande sich befanden, geht wohl zur Genüge aus dem bereits Gesagten hervor. Auch die stärk- sten Stämme hatten eine graugrüne Farbe und waren durchaus glatt. Die Rinde besass nirgends einen Riss oder einen missgefärbten Flecken. An keiner Stelle war auch nur die Spur einer Flechte oder eines Mooses zu sehen. Die Stämme wurden regelmässig gewaschen und zum Theil mit einem schwachen Kalkanstrich versehen. Harz - Ergüsse entfernte Chardon einfach durch Herausschneiden der erkrankten Stelle; half dieses nichts, durch Herauswerfen des ganzen Baumes. Kränkelnde Bäume konnte Chardon gar nicht sehen. Eben deshalb waren im Garten auch nur junge Bäume vorhanden; wie es schien, wurde stets ein Fünftel oder ein Sechstel alljährlich versetzt. Man sah wenigstens neue Änpflanzungen. Es wäre wohl für Wissenschaft und Praxis gleich interessant, wenn Chardon selbst nicht allein eine Beschreibung, son- dern auch eine Geschichte seines Gartens geben wollte. Wenn wir mit unserem weit ungünstigeren Klima auch nicht Alles nachahmen werden, so wür- der doch gewiss manche Fingerzeige für eine ra- tionellere Behandlung unserer Obstbäume gegeben. Die Bedeulung des NHüflweines für die NHoflkullur. Von H. Göthe, Lehrer des Gartenbaues in Karlsruhe. Wer die Verhältnisse des Obstbaues in Nord- Deutschland kennt und Gelegenheit gehabt hat, dieselben im Süden, besonders im Südwesten von 152 Deutschland, längere Zeit zu beobachten, dem muss gewiss der verschiedene Werth des Obstes in bei- den Gegenden auffallen. Es ist mir aus meiner Jugendzeit noch recht wohl erinnerlich, dass man in obstreichen Jahren in Thüringen und Sachsen den Tragkorb Obst (etwa 80—90 Pfund) für 5—6 Sgr. (den Centner demnach zu 7 — 8 Sgr. oder 24—28 Kr. kaufen konnte, weil man nicht wusste, wohin damit? Es ist mir ferner bekannt, dass sich diese Verhältnisse, mit wenigen Ausnahmen, noch nicht geändert haben und dass man fast allgemein von dem geringeren Werthe des Obstes bei reich- licher Erndte überzeugt ist. Es ist mir aber auch bekannt, dass nicht nur im Volke, sondern auch bei sehr einflussreichen Männern diese Ansicht vor- handen ist. Bei meinen Bemühungen, in der Gegend von Dresden den Obstbau zu heben und dem Obstwein Eingang zu verschaffen, musste ich daher in dieser Beziehung auf vielerlei Schwierigkeiten stossen. Bei- spiele von geringer Rentabilität dortiger Staatspflan- zungen, Klagen über den Obstbau, ungünstige Ver- hältnisse und Mangel an geeignetem Absatz sollten die Ansicht begründen, dass man von Seiten der Regierung es nicht für nöthig erachtete, den Obst- bau besonders zu unterstützen. Da man die obst- reichen Jahre benutzt, um den geringen Werth des Obstes zu zeigen, so glaube ich auch von die- sen ausgehen zu müssen, um den dann stattfinden- den Segen als einen wirklichen hinzustellen. Es ist eine bekannte Thatsache, dass der intel- Jigente Landmann und Gutsbesitzer stets die Pflan- zen zum Anbau wählen wird, die ihm am meisten eintragen. Ich glaube daher, dass bei den Mitteln, die man zur Hebung des Obstbaues anwendet, ein besonderes Gewicht auf die zweckmässige, Verwer- thung des bereits theilweise vorhandenen Produktes gelegt werden muss. Wenn Jemand sicht, dass einer seiner Nachbarn durch richtige Verwendung und Verwerthung des Obstes eine gute Einnahme | so wird er zunächst veranlasst werden, den- | hat, selben Versuch mit dem, was er von Obst besitzt, zu machen; er Sache ist ihm neu, er will sich selbst überzeugen. Einmal davon überzeugt, wird es nicht schwer halten, ihn auf demselben Wege zu einer zweck- mässigeren Behandlung und Pflege des Obstbaumes zu bringen. Ich gehe hier von dem Vorhandenen aus, und zwar von der besten Seite desselben, von dem Er- trag und Werth in obstreichen Jahren und glaube, | dass dieser Weg für den Landmann annehmbarer ist, als wenn man ihm für einen Kulturzweig Aus- gaben zumuthet, die erst nach mehrern Jahren sich ‚ letzte Früchte verwendbar sind, ist noch misstrauisch, die ganze rentiren. Die Ueberzeugung von dem gesicherten Werthe des Obstes, von der einfachen und billigen Verwendung desselben ist, meiner Ansicht nach, in Württemberg, Baden und anderen obstreichen Län- dern der wichtigste Hebel für Verbreitung und He- bung des Obstbaues gewesen. Vorerwähnte Länder, in denen man die Obstbäume nach Millionen zählen kann und in denen das Obst eine wesentliche Be- dingung für den Wohlstand der Bevölkerung ist, haben selbst in obstreichen Jahren bei Weitem nicht die niederen Obstpreise, wie sie kurz vorher angegeben wurden. Als niedrigste Preise bei reich- licher Erndte können wir in Baden und wohl auch in Württemberg für Mostobst den Centner zu 48 bis 56 Kr. (14 bis 16 Sgr.) annehmen, obwohl man im vorigen Jahre, in welchem es in Baden ziem- lich viel Obst gab, den Centner Mostobst noch mit 2 Fl. (1 Thlr 5 Sgr.) bezahlen musste. Ein guter Apfel kostet vom Februar ab in Karlsruhe und vielen anderen badischen Städten 3 bis 4 Kr. (etwa 1 Sgr.). Eine einfache Vergleichung muss, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, zu dem Resultate führen, dass im Allgemeinen im Süden das Obst den doppelten Preis hat, als im Norden von Deutschland. Bei allen anderen Produkten wird dieser Un- terschied nicht so auffallend sein, und ich glaube diesen Umstand am meisten der Einführung des Obstweines zuschreiben zu müssen. Der Centner Obst verwerthet sich bei durchschnittlichem Ver- hältnisse im Obstwein mit 1 Fl. 30 Kr. (25 bis 26 Sgr.), also wenigstens 3 Mal höher, als der nie- drigste Preis für einen Oentner Obst in Nord- Deutschland oben angegeben war. Wenn wir be- denken, dass wir durch den Obstwein den Segen reicher Obsterndten mehre Jahre lang aufbewahren können, dass wir für abgelegenere Gegenden das Produkt in einem leicht transportfähigen Zustande erhalten, dass überhaupt der Ertrag ein gesicherter ist, dass die Erndte durch Schütteln der Früchte vorgenommen werden kann und dass selbst ver- wenn wir ferner bedenken, dass auch in volkswirthschaftlicher Hin- sicht durch den billigen und gesunden Obstwein dem übermässigen Branntweingenuss gesteuert wer- den könnte: so wird man wohl zugeben müssen, dass es wünschenswerth wäre von Seiten der Re- gierungen, der Vereine und der Grundbesitzer, der Einführung des Obstweines alle mögliche Unter- stützung angedeihen zu lassen. Die Ausdehnung und Hebung des Obstbaues würde dann wesentlich befördert. Es wird mir wohl gestattet sein, Vor- schläge zur Einführung des Obstweines später in der Wochenschrift zu veröffentlichen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der ©. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 20. Berlin, den 18. Mai 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch’ den Buchhandel, als auch franeo durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Ueber Durchwinterung des Gartenrasens. Ein Vortrag vom Kunstgärtner Heinrich Seufferheld. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. VI. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. II. (Schluss.) Dienstag, den 28. Mai, Abends 6 Uhr, findet im Palmenhause des Königl. botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des 6Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Ueber Durchwinterung des Gartenrasens. Ein Vortrag, gehalten in einer Sitzung des Gartenbau-Vereines in Nürnberg vom Kunstgärtner Heinrich Seufferheld. Bei unserer letzten Monats-Versammlung kam, wie* Sie sich vielleicht noch erinnern, die Sprache auch auf den Gartenrasen und wurde dabei die Frage aufgeworfen, welches der beste Winterschutz des Gartenrasens se. Es wurde dabei so manche Ansicht ausgesprochen, im Allgemeinen stimmte man aber darin überein, dass wohl eine kräftige Kom- post-Erde, mit welcher die Fläche im Herbste dünn überzogen werde, das Vortheilhafteste sein dürfte. Doch wäre auch im zweiten Range Rossdung oder Rindviehdung zu empfehlen, nur müsse derselbe auch im Herbste ausgebreitet werden, damit das Gras unter ihm nicht ersticke und die düngenden Bestandtheile während des Winters in den Boden geschwemmt werden. Da nun die oben angegebenen Deckmittel fast überall gebräuchlich sind, aber trotzdem, wie ich schon häufig die Erfahrung gemacht habe, der Ra- sen in manchen Jahren total ausfriert, so erlaube ich mir, im heutigen Vortrage der Sache etwas näher auf den Grund zu gehen. Was die Natur hervorbringt, ist Alles so weise geordnet und so vortheilhaft eingerichtet, dass wir immer den natürlichen Zustand als Normal-Zustand betrachten dürfen, und so werden wir auch bei der Frage über Durchwinterung des Gartenrasens un- sere Antwort in den Verhältnissen, welche bei der natürlichen Ansiedlung gegeben sind, finden. Bei der natürlichen Ansiedlung fällt der Samen aus, wird gleichmässig vom Winde und an- deren dienstbaren Geistern aus der Luft und dem Lande ausgestreut, der Regen wäscht den auf der Oberfläche liegenden Samen seicht in die Erde, wo das Gras bald aufgeht und in ungestörtem Wachs- thume vegetirt, bis grasfressende Thiere dasselbe abgrasen und mit ihren Füssen festtreten. Dadurch tritt nun eine Saftstockung ein, d.h. da die über- irdischen Theile des Grases abgefressen wurden und folglich auch keine Nahrung mehr aufnehmen können, dieselbe aber den Wurzeln noch ungestört zuströmt, so muss sich der Saft einen andern Aus- weg suchen, den er auch sofort an den Axillar- knospen findet. Diese nehmen den Saft auf, schwel- len an und bilden Seitenzweige und diese wieder Wurzeln, dadurch den Stock vergrössernd und kräf- tigend. Zum zweiten und dritten Male kommt die weidende Heerde darüber, dieselben Folgen wieder- holen sich, ein Graspflänzchen wächst in das andere hinein und ehe der Winter kommt, bildet das Ganze eine schöne geschlossene Fläche. Jedes Gräschen möchte sich ausdehnen, allein sein Nachbar hindert es daran, es muss mit dem beschränkten Raume fürlieb nehmen und hierdurch wird eine gleichmäs- sige Entwickelung bedingt. Da im Sommer doch weit mehr Gras wächst, als im Herbste, so folgt daraus, dass die Vegetation 20 154 im Sommer weit weniger gestört wird, indem er- stens die Witterungs-Verhältnisse günstig sind und zweitens die grasfressenden Thiere Ueberfluss fin- den, weshalb sie denselben Platz nicht so oft be- grasen. Anders verhält es sich im Herbste. Durch die rauhe Witterung gehen die Um- und Rück- bildungen der Säfte weit langsamer vor sich, als im Sommer, das Gras wird spärlicher, so dass die Thiere um diese Zeit weit mehr suchen müssen, folglich öfters die Fläche festtreten und die Pflan- zen stören, wodurch allmählig in den Gräsern eine so langsame Saft- Zirkulation stattfindet, dass man sie nahezu todt nennen könnte, Der Winter mag nun eintreten trocken oder nass, früher oder später, die Graspflanzen spüren nicht viel davon, da sie durch die besonders im Herbste eingetretenen Störungen abgehärtet sind. Wir haben nun eine Zusammenstellung von natür- licher Ansiedlung und Bestockung der Gräser vor uns. Da wir die Natur im Anfange als unsere Antwort- geberin betrachtet haben, so wollen wir hoffen, dass sie uns jetzt Fingerzeige gibt, wie man bei An- lage von Grasflächen verfährt und dieselben vor dem Ausfrieren im Winter bewahrt. Denken wir uns noch einen Augenblick zurück zur natürlichen Besamung, Bestockung und Durch- winterung der Gräser, so fällt uns dabei vor Allem in’s Auge: Flache Saat. Bei flacher Saat entwickelt jedes Gräschen seinen Wurzelstock an der Oberfläche der Erde, wodurch sich derselbe ungemein verstärkt und, da er allen möglichen Witterungs-Verhältnissen ausge- setzt ist, auch abhärtet, während bei tiefer Saat, wie sie bei uns gewöhnlich angewendet wird, der Wurzelstock sich oft über 1 Zoll tief im, Boden befindet und deshalb die Einflüsse der Witterung nicht spürt, so dass seine Thätigkeit während des Sommers eine ungestörte, gleichmässige ist. Allein dasselbe ist auch theilweise im Herbste der Fall und so kommt es oft, dass beim ersten Frost das Gras noch in Vegetation sich befindet. Durch den Frost tritt nun eine gewaltsame Saftstockung ein, die bei feuchtem Winter Fäulniss verursacht. Wir wenden bei unseren Grassaaten in den Gärten fast immer tiefe Saat an, wenngleich Man- cher denkt, er säe seicht; denn durch das Einhak- ken mit dem Rechen kommt der ‚Same doch oft über 1 Zoll tief in den Boden und dies ist schon tiefe Saat; es kommt allerdings auf den Begriff an, den man sich unter flacher und tiefer Saat vor- stell. Man könnte z. B. bei groben Samen, wie Lupinen, Erbsen u. s. w., die mindestens 13 Zoll in die Erde kommen, ganz gut dieselbe als flache Saat erklären, während dieselbe Tiefe bei feinen Samen, wie Senf, Raps u. s. w., gewiss eine tiefe Saat zu nennen ist. Wir sehen daraus, dass die Begriffe „tiefe oder flache Saat” von den Sämereien selbst mitbedingt werden; doch kann im Allgemei- nen folgende Tabelle als Regel gelten. Bei feinem Samen bis zur Grösse eines Senf- kornes wird 4 Zoll Tiefe flache Saat genannt, wäh- rend # Zoll Tiefe tiefe Saat ist. Vom Senfkorn bis zur Grösse eines Pfefferkor- nes ist # Zoll Tiefe Aache Saat und 1— 14 Zoll Tiefe tiefe Saat. Von der Grösse eines Pfefferkornes bis zur Grösse einer Haselnuss ist 14 Zoll Tiefe flache Saat und 24— 27 Zoll Tiefe tiefe Saat. Von da an bis zur Wallnuss und Rosskastanie ist 2 Zoll Tiefe flache Saat und 3—32 Zoll Tiefe tiefe Saat. Die Forstleute wissen den Werth natürlicher Besamung, folglich auch flacher Saat, am meisten zu schätzen. Nachdem ihr Boden vorbereitet ist, gleichviel, ob breitwürfige oder Rullen - Saat ange- wendet wird, warten sie, bis Regen im Anzuge ist, dann wird Föhren-, Lärchen- u. s. w. Samen ausgesäet; folgt nun der gehoffte Regen, so wird es diesem überlassen, den Samen in die Erde zu waschen, bleibt er aus, so binden sie Dornenge- strüpp zusammen, befestigen dieses an einem Strick und ziehen es über die Saat. ’ Auf ähnliche Weise sollte auch mit Grassaaten verfahren werden, da- mit der Wurzelstock seinen natürlichen Stand flach auf der Erde erhält. Der zweite Vortheil, der uns bei natürlicher Besamung und Bestockung der Rasenfläche in’s Auge fällt, ist das Festtreten durch Vieh; wir ahmen die- ses in den Gärten nach, indem wir walzen. Schon längst ist, besonders auf schwerem Bo- den und wo rationell gewirthschaftet wird, die Walze so unentbehrlich, wie der Pflug, geworden; allein auf leichtem und sandigem Boden, wo das Walzen weit mehr Vortheile bringt, ist sie noch zu wenig im Gebrauche. Durch das Walzen wird das Saatkorn von allen Seiten mit Erde festge- drückt, die in der Erde enthaltene Feuchtigkeit kann nicht so leicht nach aussen verdunsten, son- dern theilt sich dem in ihr ruhenden trockenen Samenkorn mit, erreicht dessen äussere Samenhaut und wirkt dadurch rasch auf die Entwickelung des. Embryo, der, sobald die Haut durchbrochen ist, die Samenlappen durch die feuchte Erdkrume bohrt und die Wurzel in die Tiefe sendet. Ist nach 4 bis 6 Wochen in Folge von Regen und Trockne und durch die in und auf der Erde kriechenden Würmer die Erdoberfläche wieder gelockert, so ge- hört es sich, den Rasen, nachdem er zuvor ge- schnitten wurde, abermals zu walzen. 155 Wenn die Rasenfläche den Sommer über 2 bis 3 Mal gewalzt würde, so ist dies hinreichend; da- gegen sollte im Herbste verhältnissmässig mehr ge- walzt werden. Dadurch, und hauptsächlich auch durch das vorhergegangene Abmähen, treten grös- sere Vegetations-Unterbrechungen ein, wodurch der Saft langsamer zirkulirt, aber sich in allen Theilen, besonders aber im Wurzelstocke, mehr konzentrirt, so dass er im Winter allen Anstrengungen der Witterung Trotz bieten kann. Wir haben jetzt ziemlich die Winke der Na- tur in Beziehung auf Herstellung und Erhaltung von Rasenflächen verstanden und als Schlussfolge- rung gefunden, dass man denselben gar nicht zu schützen braucht, wenn bei demselben beobachtet wird: 1. flache Saat, 2. fleissiges Abmähen, 3. Walzen, aber alles mit Mass und Ziel und zur rechten Zeit. Zu erschöpfender Beleuchtung unseres 'Thema’s haben wir nun aber noch folgende Punkte in’s Auge zu fassen. Wenn die Rasenfläche keines Schutzes für den Winter mehr bedarf, also Kompost, Erde und Mist eher das Erfrieren begünstigen, als verhindern, sollte man doch ja dergleichen nieht mehr auf die Ra- senfläche bringen. Denn bringen wir auf feuchten Boden, wo das Gras etwas tief steht, Kompost und es tritt im Frühjahre grosse Nässe ein, auf die es nochmals schnell gefriert, so ist das Gras verloren, da seine Gefässe gesprengt werden und dann die ganze Pflanze fault. Wie schon beim Anfange dieses Vortrages er- wähnt, erfriert das Gras im Winter selten, aber in einem Jahre mehr als im andern, und dann sind es besonders junge Rasenflächen, welche trotz der Bedeckung und oft durch dieselbe zu Grunde ge- hen. Die Bedeekung können wir nun nicht gut weglassen, da sie zugleich auch die Düngung ist, und deshalb müssen wir uns nach einem Auswege umsehen, der auch in der That vorhanden ist. Gras, welches, wie oben erwähnt, nach dem Vorbilde der Natur gezogen ist, verträgt jede nicht zu starke Düngung im Winter, doch wäre dieselbe besser im Frühjahre angebracht, wenn man den Dung um diese Zeit auf die Fläche bringen könnte; dagegen muss man bei Rasenflächen, welche tiefer Saat ihr prekäres Dasein verdanken, die Lage und die Boden-Verhältnisse berücksichtigen. Gras, dessen Wurzelstock tief in der Erde steht, düngt man mit Rossdung oder dergleichen, oder fährt noch besser Gülle oder Odel, wie es bier heisst, darüber. Dadurch bekommt die Gras- fläche wieder Nahrung, ohne dass sie noch tiefer zu stehen kommt, wodurch sie leicht faulen würde. Grasflächen, die einen sandigen Boden und trockenen Standort haben, düngt man unbedingt am besten mit Kompost-Erde, da der Boden nie undurchlassend ist, weshalb ein Frieren in sehr nassem Zustande nicht wohl möglich ist; aber auch hier ist Odel der beste Dünger und kann ebenfalls auch Rindviehdünger angewendet werden. Kalk, Russ, Asche, überhaupt trockene Dünger, bringt man am besten im Frühjahre auf die Fläche. Wir sind nun zu Ende gekommen, ohne die verschiedenen Grasarten zu bezeichnen, die, wenn sie auch nicht im unmittelbaren Zusammenhange mit der Frage über die beste Durchwinterungs- Methode stehen, doch dabei sehr wesentlich in Be- tracht kommen. Ich erlaube mir deshalb, einige Rathschläge über die Wahl der Sorten zu geben. Bei der Wahl der Grasarten muss man immer solche vorziehen, welche auf den Boden, der an- gesäet werden soll, passen, so dass man auf trocke- nen Sandboden Sand- und Berggräser, auf feuch- ten jedoch Wiesen- und selbst Riedgräser bringt. Dabei hat man jedoch darauf zu achten, dass solche Grasarten, welche die Gewohnheit haben, grosse Büsche zu bilden, wie Dactylis glomerata, nicht unter feinere Sorten kommen, da diese sonst von ihnen unterdrückt werden. Die folgende Zusammenstellung dürfte die für verschiedene Bodenbeschaflenheit tauglichsten Sa- men-Mischungen enthalten. Für trockenen Sandboden mische man: 2 Gewichtstheile Festuca glauca, blaugrüner Schwingel, 2 5 F.duriuscula, härtlicher Schw., 2 $ F. montana, Berg-Schw., 2 y F. rubra, rother Schw., 3 5 F. ovina, Schaf-Schw., 10 z F. pratensis, Wiesen-Schw., 10 - Poa pratensis, Wiesen - Ris- pengras, 1 y P. alpina, Alpen-Rispengras, 12 > Bromusmollis, weiche Trespe, 1 5 Br. erectus, aufrechte Trespe, 10 5 Avena elatior, französisches Raygras, 6 y A. pubescens, haariges Ha- fergras, 4 = A. flavescens, Goldhafer, 6 R Cynosurus cristata, Kamm- gras, 2 n Köleria cristata, kammför- mige Kölerie, 10 ” Lolium perenne, englisches Raygras, 1 y Briza media, Zittergras, 20 15 5 Gewichtstheile Anthoxanthum odoratum, Ruch- gras, 1 ” Nardus stricta, Borstengras, 4 - Agrostis vulgaris, gemeines Straussgras, 6 5 Trifolium repens, kriechender Klee. Auf feuchten Sandboden mische man: 10 Gewichtstheile Alopecurus pratensis, Wiesen- Fuchsschwanz, 2 5 Poa pratensis, Wiesen-Rispen- gras, 6 - P. trivialis, gemeines Rispengr., 6 » Phleum pratense, Wiesenliesch- gras, 8 ® Holcus lanatus, Honigras, 10 - Bromus mollis, weiche Trespe, 2 s Br. erectus, aufrechte Trespe, 4 5 Dactylis glomerata, Kneulgras, 6 3 Festuca pratensis, Wiesen- schwingel, 10 5 Avena elatior (Arrhenatherum elatius), französisches Raygras, 3 - A. pubescens, haariges Ha- fergras, 6 = A. flavescens, Goldhafer, 10 s Lolium italicum, italienisches Raygras, 10 5 L. perenne, engl. Raygras, 6 5 Agrostis stolonifera, sprossen- treibendes Straussgras, 9) > A. vulgaris, gemeines oder Fioringras. Um den Grassamen gleichmässig mischen zu können, mengt man am besten feuchte Erde oder Sand darunter, mischt den Haufen gut durchein- ander und säet ihn sofort aus; wird diese Vorsicht nicht gebraucht, so setzt sich der schwerere Samen zu Boden und man hat zuletzt nur noch Klee oder Lieschgras im Saattuche. Zum Schlusse bemerke ich noch, dass sämmtliche Samen bei dem Samen- händler Liebermann frisch zu haben sind.*) *) In Berlin und Umgegend bedient man sich für einen feinen Rasen am meisten der sogenannten Thiergarten-Mischung; unter diesem Namen erhält man auch in Nord - Deutschland, und selbst in Frankreich, ein Gemenge nur weniger Gräser, welche sich durch feine, dunkelgrüne Blätter auszeichnen. Wäh- rend einige derselben Rasen bilden, treiben die anderen Aus- läufer, so dass also der Boden rasch überzogen ist. Diese Gräser sind Agrostis stolonifera oder vulgaris, Lolium perenne (weniger italicum),' Poa pratensis, Festuca pratensis angusti- folia und bisweilen noch Cynosurus cristatus. Alle Bromus- Arten, Holeus lanatus, Phleum pratense, Dactylis glomerata u.s. w. sind für feine Rasen zu grob, Festuca glauca und Nar- dus strieta haben dagegen keine hübsche Farbe. Die Redaktion. Yärtnerifche Briefe über die Pariser Welt- Ausstellung. VI. Paris, den 4, Mai, Seit 3 Tagen scheint das Wetter endlich eine bessere Wendung genommen zu haben und wir erfreuen uns eines reinen Himmels, in dem kein Wölkchen das hier schon etwas dunkele Azurblau mehr unterbricht. Es thut namentlich den Frem- den, und ganz besonders den Preisrichtern, um so wohler, als sie gezwungen waren, bis dahin fast den ganzen Tag in dem ausserordentlich zugigen und kalten Industrie-Palaste zuzubringen oder, gleich mir, im Freien herumzugehen und von einem Ge- wächshause in das andere zu wandern. Es darf deshalb nicht auffallen, wenn wohl die Hälfte der Preisrichter mit Schnupfen, Katarrh oder Rheuma- tismus fortwährend geplagt ist. Die letzten 3 Tage des April regnete es ohne Unterbrechung und es war ausserdem unbehaglich; trotzdem mussten die Arbeiten aber fortgesetzt werden, weil der Conseil superieur, der die Arbeiten der verschiedenen Ju- ry's in Empfang nimmt und schliesslich den Aus- spruch für die Belohnungen pure bestätigt oder modifizirt, die aufgenommenen Protokolle verlangte. In einigen Klassen sind die Preisrichter nicht grade mit ihren Zusprechungen karg gewesen und haben zum Theil selbst hohe Preise zuertheilt, wo sie wirk- lich nicht verdient waren. Doch auch das kühle und regnerische Wetter hat sein Gutes gehabt: es ist den Anpflanzungen im Freien sehr gut bekommen. Bei warmem Son- nenschein möchte viel zu Grunde gegangen sein; so haben sich, mit einigen Ausnahmen, die Gehölze, wenigstens im französischen Garten, erholt und wach- sen weiter, als hätten sie in ihrem Leben gar keine Unterbrechungen gehabt. Die grossen Bäume, mei- stens Rosskastanien und Platanen mit 1 und selbst 2 Fuss Stamm-Durchmesser und einer diesem ent- sprechenden Krone, haben sich, mit Ausnahme einer Esche, mehr oder weniger erholt; die Rosskastanien stehen jetzt sogar in voller Blüthe, da ihnen weder ein Ast abgenommen, noch dieser gestutzt wurde. Die Bäume sahen meist aus, als hätten sie immer an derselben Stelle gestanden. Ob auch später? Ganz besonders ist den Koniferen das kühle und regnerische Wetter gut bekommen; mit weni- gen Ausnahmen treiben sie von Neuem. Nur eine hohe Cypresse und eine schöne Taxus hibernica möchten sich nicht wieder erholen. Auch scheinen die Magnolien mit immergrünen Blättern zu leiden; ein Theil der letzteren ist hier und da abgefallen und die jungen Triebe sind zum Theil vertrocknet. Doch vielleicht erholen sie sich wieder. Es wäre 157 Schade, wenn die schönen Bäume von 16 bis 18 Fuss Höhe zu Grunde gehen sollten. Am empfind- lichsten hat sich beim Versetzen der Kirschlorbeer bewiesen, während die übrigen immergrünen Ge- hölze, ganz besonders die Aukuben und Ilex, gut fortgekommen sind. Ausserhalb des französischen Gartens haben fast alle Kirschlorbeerbäume die Blätter geworfen und mögen auch zum grossen Theil eingehen. Es ist dieses ebenso auch mit den Gehölzen, welche abfallende Blätter haben, der Fall. Wie die meisten Anpflanzungen ausserhalb des französischen Gartens gemacht wurden, davon habe ich früher ein Beispiel gegeben; unter solchen Umständen darf das, was ich eben gesagt, aller- dings nicht Wunder nehmen. Das Preisrichteramt ist bereits bei der Beur- theilung der Pflanzen der dritten Ausstellung, die vom 1. bis 14. Mai (dauert; ich werde mich daher beeilen, die Beschreibung der zweiten Ausstellung zu geben. Mit wenigen Ausnahmen, welche nur zartere und empfindlichere Pflanzen, wie Orchideen und neue Warmhauspflanzen betrafen, waren die übrigen der ersten Ausstellung an ihren Orten ge- blieben; zu diesen gesellten sich nun die Pflanzen der zweiten Ausstellung, in sofern sie nicht schon vorher gepflanzt oder aufgestellt waren, wie Rho- dodendren und Azaleen, welche man vor der völ- ligen Entwickelung der Blüthen eingesendet hatte. Das Hauptgewicht hatte man bei der zweiten Ausstellung auf die Koniferen gelegt. 14 Bewer- bungen waren ausgeschrieben und gegen 50 Einsen- dungen eingeliefert. So viel als hier von diesen jetzt so beliebten Pflanzen vorhanden war, ist wohl noch auf keiner Ausstellung gesehen worden. Die mei- sten Sammlungen bestanden aus gut kultivirten, zum Theil auch aus ziemlich grossen Exemplaren. Der Raum erlaubt mir nicht, speziell auf alles Schöne aufmerksam zu machen, was sich den Augen präsentirte; ich muss mich für jetzt in meinen Angaben beschränken; hoffentlich wird mir später noch Gelegenheit, umfassendere Studien zu machen, als mir jetzt bei der beschränkten Zeit, wo ich mancherlei Pflichten obliegen musste, mög- lich war. Vielleicht vermag ich dann auch Berich- tigungen in der Nomenklatur zu geben, die aller- dings, mit wenigen Ausnahmen, bei den meisten Pflanzen viel zu wünschen übrig lies. Eine und dieselbe Art kam bisweilen unter sehr verschiedenen Namen vor. Es ist zu bedauern, ‘dass die Ex- perten, welche dem Preisrichter - Amte durch eine dreitägige genaue Untersuchung des vorliegenden Materiales vorgearbeitet, dabei auch die Nomenkla- tur berücksichtigt hatten, nicht das Protokoll zum Druck vorbereitet haben. Es befanden sich unter diesen sehr tüchtige Koniferen- Kenner, unter An- dern der bekannte Monograph Carri®re, dessen Koniferen-Werk eben in zweiter Auflage erschie- nen ist. In welchem bedeutenden Umfange Sammlungen vorhanden waren, geht daraus hervor, dass allein ein Handelsgärtner, Oudin in Lisieux, nicht we- niger als 250 Arten und Abarten, ein anderer, Descine in Bougival, 200, ein dritter, Paillet fils in Chatenay, 150 ausgestellt hatte. Diesen drei schlossen sich die Sammlungen von Jamin und Durand in Bourg-la-reine, sowie von Morlet in Fontainebleau, Moreau in Fontenay-aux-roses, Croux et fils in Sceaux und Remont in Ver- sailles an. Descine’s Sammlung enthielt eine Menge ziemlich grosser Exemplare in bester Kultur. Für mich hatten die Sammlungen von Veitch & Sons in London den grössten Werth, da nicht allein die neuesten Arten, besonders die Japan’s, vertreten, sondern auch die Namen richtig waren. Die besten und grössten Exemplare in kleineren Gruppen hat- ten dagegen Cochet in Suisnes und Charozel in Angers ausgestellt. Ersterem gehörte auch die aus 50 Exemplaren bestehende Gruppe von Arau- karien mit dachziegelig übereinander liegenden Blät- tern (A. imbricata). Als Einzel - Exemplare von besonderer Schön- heit fanden sich 5 Koniferen vor. Die schönste war eine Thuja gigantea, von Cochet ausgestellt; es möchte wohl das grösste Exemplar sein, welches Europa besitzt. Diese Konifere scheint ziemlich rasch zu wachsen, wie die Wellingtonia, der sie sonst im äusseren Habitus ungemein ähnlich ist, und war bis an die Basis des 13 Fuss dicken Stam- mes mit horizontalen Aesten dicht besetzt. Nächst- dem ist die Abies Nordmanniana Krelage’s in Haarlem zu nennen. Ueber sie haben wir schon früher gesprochen. Schade, dass der weite Trans- port und die Verpflanzung ihr doch nicht gut be- kommen sind, denn schon jetzt begann sie Nadeln abzuwerfen, als die warmen Tage eintraten. Es wäre sehr zu bedauern, wenn dieses schöne Exem- plar, wie kein zweites wieder auf dem europäischen Kontinente, noch im britischen Inselreiche existirt, zu Grunde gehen sollte. Die spanische Edeltanne (Abies Pinsapo) war in mehrern Exemplaren, die auf dem grünen Rasen zerstreut standen, vorhanden. Als das nach allen Richtungen hin schönste Exemplar wurde allgemein das von Oudin angenommen. Eine schöne Edel- tanne der Insel Cephalonien (Abies cephalonica) verdankte man Louis Leroy in Angers. Die be- reits genannte Araucaria imbricata war ebenfalls in mehrern Einzel - Exemplaren vorhanden; das grösste hatte van Geert in Antwerpen ausgestellt. Endlich nenne ich noch ein besonders grosses und 158 schönes Exemplar der Pinus Sabiniana, welches dem Handelsgärtner Alfroy neveu in Lieusaint gehörte. Nächst den Koniferen wurden bei den Preisen die Kakteen bevorzugt, denn es waren nicht we- niger als 10 Bewerbungen ausgeschrieben. Ich bin grade kein Liebhaber von diesen eigenthümli- chen Dickpflanzen, denen das Leichte, was sonst in der Pflanzenwelt vorherrscht, gänzlich abgeht; aber in diesen Aufstellungen und in dieser guten Kultur, wie hier, erhielten sie auch meinen Beifall. Das war auch die Ursache, warum das Gewächs- haus, welches sie enthielt, trotz der darin herrschen- den, obwohl nur durch die Sonnenstrahlen erzeug- ten Hitze beständig Besucher, besonders aber Be- wunderer der seltsamen Pflanzenfamilie, einschloss. Die beiden Handelsgärtner Pfersdorff und Cels hatten Sammlungen von über 400 und 600 Arten ausgestellt, der letztere ausserdem noch 200 Ce- reen. Zu wenig Kenner, um diese Pflanzen würdi- gen zu können, nenne ich nur einige, welche sich durch Kultur und Grösse auszeichneten. Cereus macro- gonus hatte 5, marginatus 8 und tephracanthus so- gar 9 Fuss Höhe. Wunderhübsch nahm sich die blaugrüne Abart des Cereus Jacamaru aus. Be- sonders grosse Exemplare hatte auch ein Liebhaber, mit Namen Ramus und aus Bonnemarie ausgestellt; ich nenne von ihnen: Mamillaria longimana, Cereus Forbesii und Roemeri, ferner die Echinocactus-Arten: platyceras (13 Zoll Durchmesser), Pottsii (1 Fuss Durchmesser), Wislizeni (14 Zoll Durchmesser) und formosus multispinosus, endlich Echinopsis multi- plex (13 Fuss im Durchmesser). Im hohen Grade interessirten die Veredelungen, welche Cels und Pfersdorff mit den verschieden- sten Arten gemacht hatten. So befand sich ein über 1 Fuss im Durchmesser enthaltendes Exem- plar von Echinocaetus Pottsii auf 3 kurzen Cereus- Stämmen von ungefähr 2 Zoll Dicke. Der zuerst genannte Cactus war aber selbst für diese Unter- lage zu schwer, so dass noch ein Gestell gemacht werden musste, welches ihn trug. Am meisten wa- ren Cereen und Pereskien als Unterlage benutzt. Die Opuntia celavarioides, und zwar die Abart odon- toides, nahm sich auf einem ziemlich dicken Oereus eigenthümlich aus, nicht weniger aber auch Mamil- laria gracilis auf einer beblätterten Pereskia, ferner Echinocactus Mirbelli, Scopa, Pilocereus angulosus, Cereus flagelliformis, Mamillaria Schiedeana u. s. w. auf anderen Kakteen. Für mich ist die Frage, ob wirklich zwischen den beiden zusammengepfropften Kakteen eine innige-Verwachsung, wie selbige sonst bei den Veredelungen stattfindet, geschieht und ob nicht vielmehr die getragene Pflanze sich durch die Feuchtigkeit der Unterlage nur erhält? Genaue mikroskopische Untersuchungen könnten hier Auf- schluss geben. Nicht weniger reich und schön waren die Aga- ven vertreten. Neben den bekannten Agaven-Lieb- habern Cels in Paris und Jean Verschaffelt in Gent hatte noch Chantin in Paris eine ansehn- liche Sammlung mit Pflanzen in bester Kultur ge- liefert. Je mehr ich Gelegenheit habe, dergleichen umfangreiche Sammlungen zu sehen und die soge- nannten Arten mit einander zu vergleichen, um so mehr komme ich hier zu der Ueberzeugung, dass nur ein sehr geringer Theil der bereits beschriebe- nen Arten in der That solche vorstellt. Die Wan- delbarkeit der Arten wird in der Kultur noch grös- ser, zumal wenn Kreuzungen (zufällige oder ab- sichtliche) dazukommen. Es darf daher nicht auf- fallen, wenn damit die Unterscheidung der eigent- lichen Arten sehr schwer, in einzelnen Fällen (für unsere mangelhaften Kenntnisse) selbst unmöglich ist. Unter den Agaven sind es hauptsächlich A, Salmiana, potatorum, Scolymus und angustifolia, so- wie flaccida, welche in verschiedenen Formen in den Gärten kultivirt werden. Dass A. tehuacanen- sis, Jacobiana und mitraeformis nur Formen der A. Salmiana sind, davon habe ich mich von Neuem überzeugt; in Betreff der A. potatorum, welche stets eine mehr oder weniger graugrüne Färbung be- sitzt, möchte ich noch hinzufügen, dass A. Ver- schaffeltii und scabra ebenfalls als die kleiner blei- benden Formen dazu zu rechnen sind. Ich habe bei dem verstorbenen van der Vinnen in Brüs- sel Sämlinge der Verschaffeltii gesehen, wo man nach den Form-Verschiedenheiten noch gegen 12 Arten hätte unterscheiden können, wenn es eben nur auf die Form angekommen wäre. Auch A. Verschaf- felt versicherte mir, dass die sehr interessanten Formen, welche er neuerdings in den Handel ge- bracht, von einer Art stammten und deshalb auch meist nur in einem Exemplare vorhanden wären. Jetzt hat er wiederum unter der Gruppe neuer Pflanzen, welche er ausgestellt, 3 solche Formen mit grosser Verschiedenheit in ihrem ‘Aussehen un- ter den Namen: compacta, mirabilis und spectabilis. Wüsste man nicht ihren Ursprung, so hätte man allen Grund, sie für verschieden zu halten: so sehr weichen sie von einander ab. Die kleinste von kaum 4 Fuss Durchmesser ist compacta, während spectabilis sich etwas erhebt und zahlreiche Blätter besitzt, von denen die 3 untersten Reihen der Ro- sette flach und zurückgeschlagen sind. Wer ein Freund von Dickpflanzen ist, kann sich in der That nichts Schöneres, als diese 3 Agaven, denken. Dass A. ferox der Gärten die von mir beschrie- bene A. Mescal ist, habe ich bereits früher gesagt und jetzt wiederum bestätigt gefunden. Sie steht 159 iinsichtlich der Farbe der A. Scolymus am näch- ten, ihre durch starke Bezahnung ausgezeichneten 3lätter haben aber eine weichere Substanz. Jetzt :ommt die Art wiederum als A. Yelloun in Frank- eich vor. Interessant war mir ein grösseres Exem- lar der bereits früher von mir erwähnten A. Houl- etii, die in der That eine noch nicht beschriebene \rt zu sein scheint. Sie steht der Cantala und ngustifolia am nächsten, unterscheidet sich aber vesentlich durch die völlig glatten Blattränder. Jnter dem Namen Agave sp. de l’Afrique, welche ber gewiss nicht aus Afrika stammt, fand ich eine >flanze vor, die wohl nur eine mit kurzem Sten- ‚el versehene A. densiflora darstellt. A. Kercho- ‚ed ist sicher hingegen eine gute Spezies, welche ‚wischen Keratto (Lophantha) und xylonacantha teht und sich durch die unten ziemlich breiten und llmählig spitz zulaufenden Blätter unterscheidet. (Schluss folgt.) Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. II. (Schluss.) Eine sehr gute Einrichtung bei den englischen usstellungen ist, dass jede neue, aus fremden Län- ern eingeführte Pflanze in Betreff ihrer Nomen- latur erst einer Kontrole unterworfen werden uss. Zu diesem Zwecke ist im Vereine ein be- sonderer botanischer Direktor vorhanden, dem hon vorher die Pflanze eingesendet werden muss. 8 ist nicht zu leugnen, dass dadurch mancher fal- he Ausspruch der Preisrichter, unter denen kei- swegs immer Männer vorhanden sind, die Pflan- n kennen, vermieden wird. Es ist aber auch m besten Pflanzenkenner nicht immer möglich, eich mit einem bestimmten Urtheile hervorzutreten; zu gehören Vorbereitungen, welche man meist cht während der Preiszusprechung treffen kann. ine Schwierigkeit wird immer bleiben, die Bota- ker zur Seite zu haben, welche auch im Stande d, dergleichen oft mühevolle Untersuchungen sch vorzunehmen. Während die Zahl unserer anzen-Physiologen sehr gross ist, nimmt die der entlichen Pflanzenkenner oder Systematiker grade zt, wo das Material jährlich in einem gegen frü- r weit grösseren Verhältnisse wächst und kaum überwältigen ist, ungemein ab. Wer in den ersten Monaten des Jahres in ris gewesen ist und sich die Gemüsehallen be- chtet hat, wird auch den vorzüglichen Blumen- hl gesehen haben, welcher daselbst bisweilen in grösster Menge vorhanden ist. Dieser Blumenkohl kommt bisweilen auch zu uns nach Berlin. Er wird zum grössten Theil im Süden und im Südosten Frankreichs, nicht Algeriens und Spaniens, wie man gewöhnlich annimmt, gebaut, obwohl auch von dort viel Blumenkohl in Paris, aber zu einer anderen Zeit, eingeführt wird, und ist eine eigenthümliche Sorte, welche den Namen Pascalin führt. Alle Ver- suche, andere Sorten daselbst einzuführen, sind stets missglückt oder haben wenigstens nicht diese Er- träge gegeben. Der südfranzösische Blumenkohl Pascalın zeich- net sich vor Allem durch seine Grösse und durch seine weisse Farbe aus. Es gibt einzelne Exem- plare, welche 1% Fuss und selbst noch mehr im Durchmesser haben. Von dieser einen Sorte hat man eine frühe und eine späte. Es dürfte wohl für die Leser der Wochenschrift von Interesse sein, etwas Näheres über die Kultur dieses Blumenkoh- les zu erfahren. Die Frühsorte ähnelt dem gewöhnlichen Blu- menkohl, wie man ihn auch auf unseren Märkten antrifft, nur erhebt sich die Pflanze etwas mehr. Die Blumen stehen dicht gedrängt bei einander und bilden ein geschlossenes Ganzes. Man säet ihn vom 15. April bis 15. Mai aus, pikirt die Pflänzchen, wenn sie ungefähr 4 Blättchen haben, und bringt sie später auf einen möglichst gut zu- bereiteten und nahrhaften Boden in Reihen, 2 Fuss 3 Zoll bis 2 Fuss 6 Zoll auseinander. Erst im nächsten Januar fängt er an, allmählig, aber ziem- lich rasch, seinen Kopf zu bilden, bisweilen schon im Dezember, wenn die Witterung günstig ist und gute Nahrung im Boden, sowie häufiges Bespritzen, das Wachsthum unterstützen. Die späte Sorte des Pascalin-Blumenkohls ähnelt etwas dem Sprossenkohl oder Brokkoli. Ihre Blät- ter sind länger und breiter und die ganze Pflanze wird noch höher. Die Blüthen sind zwar ebenfalls noch gedrängter und das Ganze möglichst noch geschlossener, aber es fehlt das Butterige, das Zarte, wie wir es, besonders bei uns, wo unbe- dingt der Blumenkohl besser ist, zu finden gewöhnt sind. Obwohl dieselbe Kultur stattfindet und die Aussaat mit der Frühsorte zu gleicher Zeit ge- schieht, so reifen die Köpfe doch erst im März, im April und selbst erst im Mai. Es versteht sich von selbst, dass man auch im Süden Frankreichs die nöthigen Vorkehrungen durch Decken u. s. w. trifft, wenn ungünstiges Wetter, vor Allem Kälte, eintritt. Man hat jedoch die Beob- achtung gemacht, dass selbst eine niedrige Tempe- ratur von nur 4 und 5 Grad Wärme, in sofern sie nicht zu lange anhält, selbst den ausgebildeten Pflanzen nicht schadet. 160 Bei dieser Gelegenheit erlauben wir uns auf einen Kopfsalat aufmerksam zu machen, der seit vorigem Jahre in Paris hoch geachtet wird. Wir verdanken unserem verehrten Freunde Vilmorin in Paris einige Proben, die wir augenblicklich ver- theilt haben, damit in verschiedenen Lokalitäten Kultur - Versuche gemacht werden. Dieser Salat, nach einem Privatmanne, welcher ihn zuerst in der Auvergne auffand und weiter verbreitete, Laitue Bossin genannt, zeichnet sich nicht allein durch seinen zarten Geschmack und seine Dauer, sondern mehr noch durch seine enorme Grösse aus. Köpfe von 6 Pfund kommen ganz gewöhnlich vor; es gibt aber deren auch, welche das Doppelte wiegen. Der Kopf ist von oben etwas flach und besteht aus einer grossen Anzahl rundlicher und am Rande etwas wellenförmiger Blätter, welche sich so dicht übereinander legen, dass er sehr fest wird. Die Folge davon ist, dass er nur selten von selbst in Samen geht und man sich gezwungen sieht, einen Kreuzschnitt zu machen, damit der eingeschlossene Stengel herauskommen kann, um Blüthen und schliesslich Samen zu bringen. Eine zweite Schwie- rigkeit bietet sich dadurch, dass die Samen sehr ungleich reifen und überhaupt nur schwach an- setzen. Man ist deshalb gezwungen, den Samen einzeln abzunehmen, sobald er reift. Oft schliessen bekanntlich Salatköpfe in ihrem Innern etwas Wasser ein; dieses ist bei dem Bos- sin’schen Salate fast immer, und zwar noch in er- höhtem Masse, der Fall. Ob dieses Wasser einen Einfluss auf die Güte der Sorte hat, lässt sich nicht sagen. Die Kultur der Laitue Bossin ist von der der übrigen Sorten nicht verschieden. In Paris beginnt man bereits im Februar die Aussaat in ein Mist- beet und fährt damit fort bis zum Juni, um zu allen Zeiten guten Salat zu haben. Bossin selbst pflanzt ihn im Freien in einer Entfernung von 12 bis 1% Fuss; schon hieraus kann man ersehen, welchen Raum er zu seiner vollständigen Entwik- kelung bedarf. Dass er auch eine dauerhafte Sorte darstellt, haben wir bereits gesagt. Von 40 Köpfen, welche den Winter über in einem frostfreien Kel- ler eingeschlagen lagen, waren 22 im Frühjahre noch gut. Wir haben früher schon einige Male Gelegen- heit gehabt, auf die Schönheit der Datura arborea im freien Lande aufmerksam zu machen. Es unter- liegt keinem Zweifel, dass dieser Blüthenstrauch mit seinen langen und herabhängenden weissen Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No.2. Blüthen stets eine grosse Zierde darstellt. Bis jetzt hat man noch keine Versuche gemacht, ihn im Freien zu überwintern. Es wäre wohl eines Ver- suches werth, ihn, gleich anderen zarten Gehölzen, für den Winter einmal einzubinden oder auch einen Korb darüber zu decken. Das Herausnehmen aus dem Boden hindert stets das Wachsthum mehr oder minder. Dem früher bereits aufgeführten Beispiele einer besonders grossen Datura arborea fügen wir jetzt ein zweites Beispiel hinzu. In einem Privatgarten bei Paris existirt ein Exemplar genannten Blüthen- strauches, welches einen Stamm von nahe 6 Fuss Höhe und einen Kronen-Durchmesser von nahe 13 Fuss besitzt. Damit die Blüthen sich stets erneuern, werden die vorhandenen, wenn sie anfangen abzu- blühen, abgeschnitten. Im Winter wird ein beson- deres Häuschen darüber gebaut. Im letzten Hefte der illustrirten Monatsschrift für Obst- und Weinbau wird eines Binde-Materiales Erwähnung gethan, welches, so viel wir wissen, bis jetzt noch nicht weiter angewendet worden ist; es sind dieses die Blätter, welche die Maiskolben einhüllen. Bekannt ist dagegen, dass nicht allein diese, sondern auch die anderen Blätter zur Pa- pier - Fabrikation gebraucht werden. So viel wir wissen, existiren dergleichen Fabriken im Oester- reichischen, besonders in Böhmen. Die Anwendung der Kolbenmais-Blätter als Binde-Material geschieht durch die Winzer in Reutlingen seit längerer Zeit ziemlich allgemein. Man benutzt besonders die inneren Blätter, welche den Maiskolben einhüllen, da diese sich durch Zähigkeit und feinere Fasern von den äus- seren unterscheiden; während diese eine mehr gelb- liche Farbe haben, sind jene weisslich. Im vorigen Herbste hat Oberlehrer Hinger in Reutlingen über 2,000 Bäumchen damit angebunden. Während des grossen Orkanes am 22. und 23. September v. J. wurden nur wenige Bäumchen losgerissen, gewiss eine sehr glänzende Probe. Diese weisslichen Blät- ter sind so fest, dass man sie mit Erfolg auch bei solchen Stämmchen, die nicht grade wachsen wol- len, brauchen kann, um ihnen eine grade Richtung zu geben. Die Maisblätter werden vor dem Gebrauche 12 — 24 Stunden in's Wasser gelegt. So lassen sie sich sehr gut theilen. Braucht man längere Bänder, so können auch 2 und 3 zusammengebun- den werden. Einen Vorzug haben diese Bänder noch dadurch, dass sie nicht einschneiden. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. < Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretair des Vereines. No. 21. Berlin, den 25. Mai 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Ausspruch des Preisriehter-Amtes bei der Frühjahrs-Ausstellung, am 7. April 1867. — Ueber Behandlung der Blumen im Zimmer. Ein Vortrag vom Kunstgärtner Konrad Tölke. Nebst dem Nachtrage eines Dilettanten. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. VII. (Schluss.) — Botanischer Kongress in Paris. Dienstag, deu 28. Mai, Abends 6 Uhr, findet im Palmenhause des Königl. botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. =——n Ausspruch des Preisrichter- Amtes bei der Stühjahrs:Ausflellung, am 7. April 1867. Verhandelt Berlin, den 7. April, im Englischen Hause. Von dem unterzeichneten Preisrichter - Amte wurde laut Programm vom 21. August v. J. für die Preisbewerbung bei der Frühjahrs - Ausstellung zuerkannt: I. Die von Sr. Majestät dem Könige aller- gnädigst bewilligte goldene Medaille für die aus- gezeichneteste Gesammtleistung in der Gartenkunst: dem Universitätsgärtner Sauer. LI. 4. Zusammenstellung gut kultivirter Pflanzen. 1. Für 6 Stück reichblühender Eriken in 6 verschiedenen Arten oder Abarten: fällt aus wegen mangelnder Einsendung. 2. Für 6 Stück reichblühender Leguminosen in 6 verschiedenen Arten oder Abarten: fällt aus wegen mangelnder Einsendung. 3. Für 6 Stück reichblühender Cyclamens in mindestens 3 verschiedenen Arten oder Abarten in vorzüglicher Kultur: dem Kunst- und Handelsgärt- ner Chon& in Berlin, Bockshagener Weg. 4. Für eine Zusammenstellung von 6 Pflan- zen in mindestens 3 verschiedenen Arten: dem Kommerzienrath Leonor Reichenheim (Ober- gärtner Perring). III. B. Schaupflanzen. 5 Preise für einzelne, ungewönlich reich- und schönblühende Pflanzen nach Wahl der Aussteller: 5. dem Kommerzienrath Reichenheim (Ober- gärtner Perring) für Medinilla magnifica; 6. demselben für Hovea Celsii; 7. dem Kunst- u. Handelsgärtner Hoffmann für Azalea praestantissima; 8. dem Stadtrath Soltmann (Oberg. Körner) für Rhododendron Gibsoni; 9. dem Garten-Inspektor Gireoud für Libo- nia floribunda. IV. C. Neue Einführungen. 2 Preise für Pflanzen, welche hier zum ersten Male ausgestellt werden und so weit ausgebildet sein müssen, dass ihre Eigenschaften deutlich er- kennbar sind und eine grössere Verbreitung, als Zier- oder Nutzpflanzen, voraussetzen lassen: 10. dem Kunst- und Handelsgärtner Hoff- mann für Azalea Rahel v. Varnhagen; 11. fällt aus. 21 162 V,. D. Getriebene Pflanzen. 12. Für eine Aufstellung von getriebenen blühenden Gehölzen in mindestens 6 verschiedenen Arten: ist bei Ertheilung der goldenen Medaille bereits berücksichtigt. 13. Für eine Aufstellung von 12 Stück ge- triebenen blühenden Rosen in mindestens 3 ver- schiedenen Sorten: dem Kunst- und Handelsgärt- ner F. Chon& in Berlin, Frankfurter-Strasse, 14. Für eine Aufstellung blühender Hyazin- then in mindestens 20 Sorten: dem Kunst- und Handelsgärtner August Mewes. 15. Für eine Aufstellung von 24 blühenden Zwiebelpflanzen in mindestens 12 Arten oder Sor- ten (ausgenommen Hyacinthen oder Amaryllis): fällt aus. 16. Für eine Aufstellung blühender Amaryl- lis in mindestens 8 Sorten: fällt aus. 17. Für eine Zusammenstellung von minde- stens 3 blühenden Exemplaren verschiedener Va- rietäten der Paeonia arborescens oder Clematis in 3 Arten oder Abarten: fällt aus wegen mangelnder Einsendung. 18. Für eine Aufstellung von Alpenpflanzen in mindestens 16 verschiedenen Arten: dem Königl. botanischen Garten (Inspektor Bouch6). E. Zur Verfügung der Preisrichter: (Die’Preise zu 1.2, 11.,.12., 15., 16. und! 17.) 19. dem Königl. botanischen Garten (Inspektor Bouch£): für die Pflanzengruppe; 20. dem Gartengehülfen Barleben: für einen Tafel-Aufsatz; , 21. dem Kunst- und Handelsgärtner Chon&, Bockshagener Weg: für Azaleen; 22. dem Kunst- und Handelsgärtner Draweel: für Cinerarien und Cyelamen; 23. dem Kunst- und Handelsgärtner Späth: für eine Sammlung Rhododendron; 24. dem Garten-Inspektor Gireoud: für die ausgestellte Sarracenia flava; 25. dem Hofgärtner Hermann Sello: für getriebene Kirschen; 26. der Frau Wittwe Christoph: für Citrus chinensis; 27. dem Kommerzienrath Raven (Obergärt- ner Behrens): für Diosma- ciliata. F. Ehren -Diplome: 28. dem Hofgärtner Wilhelm Nietner in Sanssouci: für getriebene Gemüse und Erdbeeren; 29. dem Hofgärtner Michaelis in Monbijou: für Dracenopsis indivisa; 30. dem Kunst- und Handelsgärtner de la Croix: für Hyacinthen und Narzissen; 31. dem Königl. botanischen Garten (Inspektor Bouch£): für Sciadocalyx ; 32. dem Obergärtner Hermes für ein Ter- rarium. Vv. ww. 0. C. Bouche. Hoffmann. L. Mathieu. Gaerdt. Jühlke. Hopffer. Ueber Behandlung der Blumen im Zimmer. Ein Vortrag, gehalten in einer Sitzung des Gartenbau-Vereines in Nürnberg vom Kunstgärtner Konrad Tölke. Nebst dem Nachtrage eines Dilettanten. Es wurde schon oft der Wunsch ausgesprochen, im Gartenbau-Vereine möchte von Sachverständigen einmal Einiges über die Kultur der Pflanzen im Zimmer vorgetragen werden. In nachfolgenden Wor- ten soll, so viel wie möglich, versucht werden, we- nigstens auf die Fehler, welche bei der Behandlung der Blumen so häufig vorkommen, aufmerksam zu machen und über deren Abhülfe einige Winke zu geben, nach denen der Dilettant selbst zu ergrün- den suchen muss, auf welche Art er seinen Lieb- lingen die zuträglichste Pflege angedeihen lässt. Es ist die gewöhnliche Klage aller Blumen- liebhaber, welche nicht im Besitze eines Gewächs- hauses sind, dass ihm oft erst theuer gekaufte Blu- men, wenn sie aus den Händen des Gärtners in die des Dilettanten übergegangen sind, bald darauf anfangen zu kränkeln und nach kurzer Zeit, trotz aller Mühe und Sorgfalt, ein klägliches Ende neh- men. Dies liegt aber meistens an der zu ängstli- chen Behandlung und übertriebenen Pflege, welche den Blumen, besonders häufig von Frauen, zu Theil wird. Es versteht sich zwar von selbst, dass die Pflanzenkultur im Zimmer nur eine nothdürftige sein kann, allen manche Pflanzen lassen sich bei richtiger Behandlung nicht nur eine Zeit lang er- halten, sondern sogar recht gut kultiviren. Die Hauptbedingungen, welche der Blumen- liebhaber zu beobachten hat, sind folgende: 1. das Giessen, 2. der Standort, 3. das Versetzen, 4. die Wahl der Arten von Pflanzen. 163 Das Giessen ist der wichtigste Punkt bei der Pflanzenkultur in Töpfen, sowohl im Gewächshause und im Freien, wie auch im Zimmer, und der Probstein aller Pflanzenzüchter; mein Lehrprinzipal sagte oft: „Ein guter Giesser ist auch ein guter Gärtner.” Bei dem Verkaufe einer Pflanze wird der Züch- ter gewöhnlich gefragt, namentlich von Käuferinnen: „Wie oft muss die Pflanze begossen werden? ein oder zwei Mal des Tages?” Hierauf weiss der Gärtner selten etwas Anderes zu erwiedern, als: „Giessen Sie die Pflanze, wenn sie trocken ist.” Hierin liegt aber wieder die weitere Frage: wann ist die Pflanze so trocken, dass sie Wasser bedarf? Diese Frage kann ein Sachverständiger natürlich nur dann beantworten, wenn er die Pflanze sieht, weshalb man auch niemals sagen kann: „Giessen Sie Ihre Blumen so und so oft,” sondern der Di- lettant sich selbst die Mühe geben muss, seine Lieblinge ein wenig zu studiren, alle Tage ein oder zwei Mal nachzusehen und mit dem Finger die Erde im Topfe zu untersuchen, ob sie trocken ist. Bei gesunden, üppig-wachsenden Pflanzen darf die Erde immer noch ein wenig feucht sein und man kann sie giessen, während bei einer weniger stark wachsenden, etwas kränklich aussehenden Pflanze die Erde schon mehr trocken sein darf, bevor man sie giesst. Findet man nun, dass die Pflanze des Wassers bedürftig ist, so muss sie auch so viel erhalten, dass sich die Erde im Gefäss gut nsaugen kaun; denn es wirkt sehr nachtheilig auf die Pflanzen, wenn sie nicht die gehörige Menge Wasser, sondern oft nur so wenig erhalten, dass asselbe gar nicht bis an die unteren Wurzeln ringt. Wird eine Pflanze zu oft gegossen, was häufig orkommt, so dass die Erde also nie austrocknet, o wird durch das viele Wasser der Erde nach nd nach alle Kohlensäure entführt und es tritt jener Zustand ein, den der Gärtner gewöhnlich mit em Ausdruck: „die Erde ist versauert” bezeichnet, odurch die Pflanze faule Wurzeln erbält und ein rankhafter Zustand nicht ausbleiben kann. Lässt man die Stelle trocken werden, so dass ie Spitzen der Zweige oder der Blätter hängen der gar schon einschrumpfen, so wirkt das Gies- en eben so nachtheilig, wie bei den zu oft gegos- enen, weil dadurch die Spitzen der Wurzeln, die ich am Rande des Gefässes befinden und der flanze ihre Hauptnahrung zuführen, einschrumpfen nd durch das zu spät erhaltene Wasser anfangen u faulen. Wenn es nicht grade unumgänglich nothwendig st, dass entweder die Zeit oder die Pflanze selbst 8 erfordert, so thut man wohl daran, sie nur Mor- gens oder Abends zu giesssen, nie aber während der heissen Mittagsstunde. Im Sommer ist der Abend immer die beste Zeit, weil sich die Pflan- zen durch die Kühle der Nacht und der unteren Feuchtigkeit von der oft starken Sonnenhitze des Tages besser erfrischen können. Bei warmem, trok- kenem Wetter ist auch das Bespritzen sehr anzu- empfehlen, jedoch auch am besten Abends, aber nie des Mittags im Sonnenschein, da hierdurch die Blätter leicht fleckig werden. Wenn man den Pflanzen Untersätze gibt, so muss man das Wasser, welches sich nach dem Giessen in denselben sammelt, ausgiessen, weil sonst die untere Wurzel der Pflanze zu lange der Nässe ausgesetzt ist und dadurch die Wurzeln leicht in Fäulniss übergehen. Der Standort, welchen man den Pflanzen gibt, richtet sich meistens nach den Lokalitäten, über welche der Züchter zu verfügen hat. Ist die Lage derselben eine für Blumen günstige, so kann ihnen z. B. zum Ueberwintern ein eigenes Zimmer ange- wiesen werden, das zur Kultur geeignet ist. Wenn man aber durchaus darauf angewiesen, sie im Wohn- zimmer zu überwintern, so ist ein sogenannter Pflan- zenschrank oder Kasten nöthig, welcher am Fenster angebracht wird und vom Zimmer aus geöffnet wer- den kann, um die Wärme hineinströmen zu lassen und der, nachdem die Temperatur auf die nöthige Höhe gestiegen ist, wieder verschlossen wird. Man muss hauptsächlich darauf bedacht sein, dass die Pflanzen viel Licht erhalten; sie müssen deshalb dem Fenster so nahe wie möglich gebracht werden. Die Temperatur für Kalthauspflanzen im Lokal, wo sie überwintert werden sollen, darf, wenn geheizt wird, nicht unter 2 Grad und nicht über 6 Grad R. erreichen, während, wenn durch die Sonne oder äussere Temperatur die Wärme sich auch um mehre Grade steigert, dieselbe durchaus nicht nach- theilig wirkt. Bei mildem Wetter darf man nicht versäumen, zu lüften, und im Frübjahre, wenn die frische Vegetation eintritt und keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, stellt man sie in’s Freie, wo man einen passenden Platz hat, entweder an’s Fenster oder auf ein angebrachtes Blumenbrett, in den Garten oder in den Hof, was eben zur Ver- fügung steht. In den heissen Mittagsstunden ist es nothwen- dig, durch irgend eine angebrachte Vorrichtung die Blumen vor der Sonne zu schützen; am zuträg- lichsten ist ihnen der durch Leinwand hervorge- brachte Schatten. Warmhauspflanzen überwintert man am besten im Zimmer, wo gewöhnlich geheizt wird, auf Blu- mentischen, Stellagen u. s. w., wo sie zugleich zur Ausschmückung des Zimmers beitragen. Es darf 21* 164 aber nicht versäumt werden, sie öfter vom Staub zu reinigen. Sie ertragen leicht 16 Grad Wärme, wenn sie gehörig gegossen werden. Das Versetzen in grössere oder kleinere Ge- fässe findet je nach dem Verhältnisse der Pflanzen statt. Sind die Exemplare gesund und von kräf- tigem Wuchse und haben sie das Gefäss, worin sie stehen, mit Wurzeln ausgefüllt, so müssen sie grös- sere Gefässe erhalten; sind die Pflanzen aber kränk- lich, so ist das Uebel meistens in den Wurzeln zu suchen und sie müssen dann in kleinere Behälter versetzt werden. Bei Verrichtung dieser Manipulation nehme man bei Pflanzen mit gesundem Wurzel-Vermögen ein Stäbehen und lockere den ganzen Ballen rundherum, etwa 3 Zoll tief, auf, lege auf das im Boden des Gefässes sich befindende Loch einige Scherben, da- mit ein guter Abzug des Wassers bleibt, bringe auf den Boden des Topfes so viel Erde, dass der Stamm der Pflanze da, wo die Wurzeln anfangen, mit dem Rande des Gefässes gleich, höchstens 3 Zoll tiefer, zu stehen kommt, schütte die Erde am Rande zwi- schen den Wurzelballen und dem Gefässe herum und drücke sie mit dem Finger oder vermittelst eines Stäbchens mässig fest. Bei Pflanzen mit kranken Wurzeln entfernt man die Erde so weit von dem Ballen, als die schlech- ten Wurzeln gehen, schneidet diese hinweg, gibt ihnen kleinere Gefässe, sorgt für einen guten Was- serabzug und verfährt auf dieselbe Weise, wie oben angegeben. Bei Azaleen, Akazien, Kamellien, Epakris, Eri- ken, Rhododendren u. s. w., wie bei allen Neuhol- länder-Pflanzen, nehme man eine gute Haide-Erde mit etwas Moor-Erde und Sand vermischt. _ Zu Epheu, Myrten, Orangen, Rosen, Pelargo- nien, Fuchsien, sowie für alle krautartige Pflanzen, eignet sich am besten eine gute Mistbeeterde, eben- falls auch für Zwiebelpflanzen, ausgenommen Lilium lancifolium, welches Haide- und Moor-Erde, wie die Neuholländer-Pflanzen, verlangt. Warme, namentlich Blattpflanzen, verlangen mehr eine gemischte Moor-, Haide- und Mistbeet- erde zu gleichen Theilen mit etwas Sand vermischt. Auf diese Weise, mit Aufmerksamkeit gepflegt, lassen sich manche schöne Pflanzenarten, wie Aza- leen, Kamellien, Epakris, Acacia Lophanta und pa- radoxa, Gardenien, Pittosporum, Citrus chinensis und myrtifolia, Orangen u. s. w., im Zimmer kul- tiviren. Die empfehlenswerthesten Pflanzen für Zimmer- kultur sind jedoch Rosen, Pelargonien, Fuchsien, Epheu, Rhododendren, Orangen u. s. w. Von Zwie- belpflanzen ist, ausser Hyazinthen und Tulpen, noch Lilium lancifolium, als eins der schönsten Zwiebel- gewächse, zu empfehlen, dessen Kultur sehr leicht ist und auch schon früher im Gartenbau - Vereine ausführlich besprochen wurde. Zum Ausschmücken der Blumentische u. s. w. im Wohnzimmer eignen sich folgende Warmhaus- pflanzen, und namentlich Blattpflanzen, am besten: Cordyline Eschscholtziana, strieta, congesta; ferner Terminalis rosea, nobilis, ferrea; die meisten Arten Begonien, Clerodendron fragrans (Volkameria) und Bungei, Ficus elastica (Gummibaum), Curculigo re- curvata, Ardisia crenulata fructu albo und rubro, Musa Cavendishii, discolor, paradisiaca, Stromanthe sanguinea, Plectogyne variegata, mehre Arten Pal- men, z. B. Chamaerops humilis, Chamaedorea ele- gans und elatior, Phoenix dactylifera, leonensis und reclinata, Rhaphis flabelliformis u. s. w. Es wäre wünschenswerth, wenn dieser hier im Allgemeinen angegebenen Kultur-Methode die Er- fahrungen von Dilettanten, wie von den technischen Mitgliedern der Gesellschaft, in ausführlichen Vor- trägen über einzelne Pflanzengattungen nachfolgen würden. Nachtrag eines Dilettanten. Der praktische Verfasser des eben vorausgegan- genen Artikels über Zimmerpflanzen fordert Dilet- tanten auf, auch ihrerseits ihre Stimme zu erheben und über diesen wichtigen Punkt der Pflanzenkul- tur ihre Ansichten und Erfahrungen mitzutheilen. Seit vielleicht 30 Jahren haben wir allerhand Blu- men in unseren Zimmern kultivirt und deshalb, weil wir es mit Aufmerksamkeit thaten, und im Verlaufe der Zeit nicht allein in derselben Stadt unsere Wohnung bisweilen wechselten, sondern auch unseren Aufenthalt in verschiedenen Gegenden be- sassen, konnten wir wohl schliesslich einige Erfah- rungen gesammelt haben. Erfahrung macht aber bekanntlich den Meister, für den wir uns jedoch keineswegs ausgeben wollen. Die Wohnung selbst hat einen grossen Einfluss auf die Kultur der Pflanzen. Eine offene freie Lage nach der Sonnenseite oder wenigstens doch Wohnungen nach Abend oder Morgen gelegen, sind ein Haupt-Erforderniss. Es gibt dergleichen, beson- ders wenn sie nach Norden gelegen sind, wo man sich alle Mühe geben kann, und doch kommt man nicht, wie man sagt, auf einen grünen Zweig. Selbst Epheu, Aroideen mit harten lederartigen Blättern und Gummibaum, die im Schatten wach- sen, auch keineswegs Luftwechsel in so hohem Grade verlangen, als Blumen und weichblättrige Pflanzen, gedeihen hier entweder gar nicht oder wachsen nur kümmerlich, selbst in dem Falle, wo sie bereits an eine Lage nach Norden aus der frü- heren Wohnung gewöhnt waren. Bisweilen findet 165 man die Gründe, bisweilen aber auch nicht. In erster Linie stehen unter den Gründen neue Häu- ser, wo die Mauern noch nicht ausgetrocknet und welche demnach nicht allein Menschen, auch Pflan- zen schädlich sind; aber auch alte Häuser, wo die Sonne den Boden der Strasse nur die kürzeste Zeit, vielleicht sogar überhaupt nicht, bescheinen kann, in denen der gehörige Luftzug fehlt und eine dumpfe Luft Jedem, der eintritt, entgegen- weht, sind für Pflanzenkulturen nicht geeignet. Die Menschen selbst, welche Pflanzen lieben und demnach auch gern in ihren Zimmern kultivi- ren wollen, sind nicht immer gleich glücklich in der Behandlung ihrer Lieblinge. Wir kennen der- gleichen Liebhaber, welche, wie man sagt, eine so fruchtbare Hand haben, dass jede Pflanze bei ihnen gedeiht, während Andere trotz aller Mühe es zu nichts Ordentlichem bringen. Untersucht man die Sache etwas näher, so finden sich auch hier bald die Gründe für die glückliche Hand des Einen und für das Misslingen des Anderen, und zwar in der rationellen Behandlung der Pflanze. Männer sind in der Regel in der Behandlung der Pflanzen glück- licher als Frauen; der Mann denkt nach und findet bald, dass die Vorschriften, welche er von einem Gärtner erhalten, keineswegs wörtlich, sondern nach den Umständen modifizirt anzuwenden sind. Die Frau hingegen folgt genau und giebt ihren Lieb- lingen meist eben so pünktlich, als sie den Mitglie- dern ihrer Familie die Mahlzeiten vorsetzt, ihre Nahrung, das Wasser. Nichts ist aber grade so schädlich, als diese Regelmässigkeit, welche an Son- nentagen die Pflanze dursten macht, wenn es aber draussen regnet, sogenannte saure Erde im Topfe verursacht. Die Pflanze ist weit weniger selbstän- dig, als der Mensch und das Thier im Allgemeinen, sondern hängt von Boden- und Witterungs-V erhält- issen vielfach ab. Die Verarbeitung ihrer Nahrung eschieht bei Sonnenschein und an warmen Tagen ascher, als an trüben und kühlen; die Folge da- on ist, dass die Pflanzen an letztern auch weniger ahrung, also Wasser, bedürfen. An einem Tage uss bisweilen 3 und 4 Mal begossen werden, an nderm vielleicht gar nicht. Thut man es in letz- erem Falle doch, so ist Säuerung der Erde die olge.e. Mit Ausnahme der Sumpf- und Wasser- flanzen dürfen die Wurzeln der übrigen nur vom asser bespült werden. Die Wurzeln entziehen us dem letzteren ihren Antheil mit den eigent- ichen darin befindlichen Nahrungstheilen. Bleibt as Wasser dann noch an der Wurzel stehen, so ieht es allerlei im Boden befindliche oder erst sich ildende Säuren an sich und wird dadurch den arten Zellen der ersteren schädlich, zerstört sie so- ar allmählig. Eine Folge davon ist das Braun- werden des Wurzelhaar - Geflechtes, womit dieses seine Funktionen nicht mehr ausüben kann und schliesslich abfault. Ein Umpflanzen hilft nur dann, wenn die Krankheit nicht weit vorgeschritten ist. Umgekehrt wird die Erde an heissen Tagen, besonders wenn die Pflanze in Blüthe steht und damit mehr Nahrung verlangt, bald trocken, und zwar um so mehr, als die heisse Zeit dauert. Schliesslich wird sie so ausgetrocknet, dass sie ihre Hygroskopicität mehr oder weniger verliert und das Wasser nur durchläuft, ohne der Pflanze und ihren Wurzeln hinlänglich zu Gute zu kommen. Erkennt man diesen Zustand bald, dann kann man mit etwas Mühe meistens den normalen Zustand wieder herstellen, indem man nicht vorzieht, die Pflanze überhaupt umzusetzen. Nicht alle Blumenliebhaber sind aber gleich sorgfältig. Eine Zeit lang giessen sie regelmässig des Morgens und Abends; dann geschieht es wie- derum viele Tage, selbst Wochen nicht. Wenn dann die Pflanze verdirbt, wundern sie sich auch noch, suchen aber nicht in sich den Grund, son- dern meist in dem Gärtner, von dem sie die Pflanze gekauft haben. Solchen Leuten ist gar kein Rath zu geben; man muss sich oft nur wundern, dass die Pflanzen nicht noch rascher zu Grunde gehen und selbst bisweilen ein so zähes Leben haben, dass sie trotz alledem überdauern. Es gibt aber auch Blumenliebhaber, besonders unter den Frauen, welche Pflanzen in ihrem Zim- mer nur deshalb haben wollen, damit dieses schö- ner, eleganter werde. Die Pflanzen müssen als Dekoration dienen und demnach im Zimmer den Raum einnehmen, wo sie sich mit dem ästhetischen Gefühle am meisten vertragen. Ob dieser Raum der Pflanze zuträglich ist? wird gar nicht weiter untersucht. Ein Beispiel. Bekanntlich lieben alle Pflanzen das Licht, ihre schönste Seite ist diesem zugewendet, also den Bewohnern des Zimmers ab- gewendet. Einer Salon-Dame ist dies unschön; sie kehrt demnach, obwohl vielleicht die Pflanze schon an und für sich etwas entfernt vom Fenster steht, sie mit ihrer Lichtseite nach dem Zimmer zu. Hat die Pflanze mit Mühe nach längerer Zeit wiederum eine Richtung nach dem Fenster genommen, so wird sie rücksichtslos von Neuem umgewendet und in ihrem Wachsthume gestört. Nun wundert man sich noch, wenn schliesslich die Pflanze zu Grunde geht und spricht über die unglückliche Hand. Bekanntlich vertragen mit wenigen Ausnahmen unsere aus wärmern Gegenden stammenden Blumen und Blattpflanzen nicht das direkte Sonnenlicht und müssen, im Freien stehend, gegen dieses durch eine Gardine, Schirm u. s. w. geschützt werden. Wie oft sieht man aber vor dem Fenster die schön- 166 sten Blattpflanzen, selbst Palmen, an Mittagsstunden, wo die Sonne am meisten brennt! Missfärbung des schönen grünen Laubes ist die geringste Folge die- ser unnatürlichen Behandlung. Bisweilen sind freilich auch die Gärtner Schuld. Sie treiben in Beeten und Gewächshäusern ihre Pflanzen und Blumen an und bringen sie dann rasch, ohne sie abgehärtet zu haben, auf den Markt. Es heisst hier zum Nachtheile des Käufers rasch Geld machen. Solche künstlich in die Höhe getriebene Pflanzen gehen, selbst wenn sie unter die besten Hände kommen, bald zu Grunde. Auf- merksame Pflanzenfreunde bemerken den übeln Zu- stand an der Weichheit aller Theile, besonders der Spitzen der Aeste und Zweige, und gebrauchen die Vorsicht, solche Pflanzen zuvor noch einige Tage in einen gegen die äussere Luft und namentlich gegen direktes Sonnenlicht geschützten Ort zu stel- len und sie allmählig für das Freie abzuhärten. Garten-Pflanzen, wie Levkojen, Astern u. s. w., werden in voller Blüthe wohl auch von Seiten der Gärtner aus dem freien Lande in den Topf gesetzt und, ohne dass man ihnen auch nur die kürzeste Zeit, um sich einigermassen zu erholen, Ruhe und Schutz gönnt, auf den Markt gebracht. Sehr oft welken sie hier schon, wenn sie nicht rasch verkauft werden. Solche Pflanzen sind von den Pflanzen- Liebhabern leicht zu erkennen, da sie noch keinen Ballen gemacht haben und deshalb, ohne dass die Erde zerfällt, nicht herausgenommen werden kön- nen. Das Austopfen der Pflanzen, besonders der feinern, ist überhaupt beim Kaufe anzurathen. Alle Pflanzen machen nämlich, wenn sie gut gewachsen und gesund sind, reichliche Wurzelfasern, welche eine graulich- oder wohl auch völlig-weisse, Farbe haben und sich besonders nach der Peripherie aus- breiten, weil sie an den thonigen Wänden des Topfes stets Feuchtigkeit mit Nahrungsstoffen ge- schwängert finden. Durch diese Wurzelausbreitung wird die Erde nicht allein zusammengehalten, so dass der Ballen entsteht, sondern gibt auch diesem allmählig das bekannte weissglänzende Ansehen. Ist dieses zu stark, d.h. ist die Bildung von Fa- serwurzeln zu gross, so dass diese sich gegenseitig in der Aufnahme von Stoffen beeinträchtigen, so ist es Zeit, dass die Pflanze in einen etwas grösse- ren Topf versetzt wird, und zwar schon ehe die Faserwurzeln ihre weisse Farbe verlieren und da- gegen mehr oder minder bräunlich werden. Wir kommen schliesslich noch auf 2 Uebel- stände, welche wir bei der Pflanzenzucht im Zim- mer beobachtet haben und das Misslingen sehr oft bedingen. Beide Uebelstände haben ihren Grund in der Eigenthümlichkeit der Frauen. Es gibt deren, welche aus Ordnungsliebe und einem gewis- sen Drange nach freier Luft jede Gelegenheit be- nutzen, um die Fenster zu öffnen. Während der guten Jahreszeit hat dieses wenig oder fast gar nichts auf sich. Im Sommer und überhaupt in den guten Tagen bietet die Kultur wenig Schwierigkei- ten dar, in sofern man nur darauf sieht, dass die Pflanzen dann möglichst viel im Freien (freilich stets gegen direktes Sonnenlicht geschützt) sind und sich erstärken können. Was ganz anderes ist es während der kalten Zeit, wo aber trotzdem auch die Pflanzen, wie die Menschen, nicht gedeihen, wenn kein Wechsel der Luft vorhanden ist. Wir kennen Familien, wo dieser Drang nach freier Luft auch im Winter so gross ist, dass selbst an den kältesten Tagen Stunden lang die Fenster geöffnet werden. Das geschieht gewöhnlich am frühen Morgen, wo die Familie, auch meist die Hausfrau, noch schläft und wird den Dienstboten überlassen. Diese sind aber zu bequem, um im Zimmer befindliche Pflanzen während dieser Zeit an einen geschützten Raum zu stellen oder setzen sie doch nur vom offenen Fenster weg. Abgesehen von dem starken Zuge, der den Pflanzen, wie den Menschen schädlich ist, wirkt die bald eintretende grosse Differenz in der Temperatur so ein, dass selbst zähe Pflanzen,‘ wie der Gummibaum, bald den Keim des Todes in sich tragen oder wenigstens allmählig die schönsten Blätter verlieren und damit unbrauchbar werden. Anderntheils gibt es Frauen, die in ihrem Zim- mer jedes freie Lüftchen fürchten und, selbst an günstigen Tagen, wo draussen ein reiner Himmel sich über uns gewölbt hat und die Sonne ihre wohlthuenden, noch milden Strahlen entsendet, ihre Fenster nicht öffnen. Auch nicht die geringste Abwechslung der Luft wird geboten. Es geht aber hiermit den Pflanzen, wie mit dem Wasser: sie muss die Blätter nur umfluthen und stets ersetzt werden. Geschieht dieses nicht, so kann auch der Umtausch der Stoffe nicht hinlänglich sein und es treten bald Stockungen in der Ausdünstung ein. Deren Stoffe werden nicht weggeführt, sondern zum Theil in Form eines süsslichen Saftes auf der Oberfläche der Pflanze niedergeschlagen und sind dann Ursache, dass Blattläuse kommen. Ist es ein- mal so weit gekommen, so ist nur schwerlich Hülfe zu schaffen. Mehr als man deren heute absucht, sind morgen vorhanden. Es liessen sich noch manche Punkte über die Pflanzenkultur im Zimmer besprechen; es mögen aber für jetzt die eben angeregten genügen. Gern sind wir bereit, wenn es gewünscht werden sollte, später noch einmal darauf zurückzukommen. 167 Yärtnerifhe Briefe über die Pariser Welt- Ausstellung. von. (Schluss.) Noch mehr als die Kakteen sind die Aloinen in den Hintergrund getreten. Während vor 30 und 40 Jahren, wenigstens in Mittel-Deutschland, fast in jeder Haushaltung Aloinen kultivirt wurden und selbst vor den Fenstern der Bauerhäuser standen, sind sie jetzt bei Privaten verschwunden. Liebha- ber findet man nur sehr einzeln. Es darf daher auch nicht auffallen, dass selbst bei Gelegenheit einer Weltausstellung die -Aloinen nur durch eine einzige Gruppe vertreten waren. Diese gehörte dem schon genannten Kunst- und Handelsgärtner Pfersdorff. Wie seine Kakteen, so befanden sich auch. seine Aloinen in bester Kultur; etwas Beson- deres sah ich nicht darunter, obwohl die 91 vor- handenen Arten ziemlich allen Abtheilungen ange- hörten. Derselbe Pfersdorff hatte ausserdem noch eine gemischte Gruppe von Dickpflanzen, unter denen sich ebenfalls Aloinen, auch Mesambrianeen befanden, ausgestellt. Es waren hauptsächlich Sedum’s, Co- yledonen und Echeverien. Unter den letzteren sah ich wiederum ein schönes Exemplar der Echeveria etallica, die ich schon früher erwähnt und be- chrieben habe. Von sehr grossem Interesse, wenn auch mit anchen falschen Namen versehen, waren die Da- ylirien von Jean Verschaffelt in Gent. Gleich en Agaveen scheinen auch diese sehr zu ändern nd es wäre wohl wünschenswerth, dass Reisende ich in ihrem Vaterlande ihrer näheren Untersuchung idmeten. Nach Berichten Liuden’s in Brüssel, er bekanntlich sich längere Zeit in ihrem Vater- ande aufhielt, kommen die Dasylirien in Gruppen or und verwachsen sehr oft an der Basis miteinan- er. Es gilt dies namentlich von den Arten, wie . acrotrichon und Hartwegianum, wo die Basis es Stammes zwiebelartig verdickt ist. Von den ier ausgestellten Arten interessirten mich besonders ehre Formen des D. serratifolium, besonders die it schmalen Blättern, welche als D. tenuifolium orkommt. Auch die blaugrüne Abart, welche ooker als D. glaucophyllum beschrieben hat und den Gärten als glaucescens aufgeführt wird, ommt schmal- und breitblättrig vor. Von D. acro- ichon, das hier unter dem Namen D. plumosum orhanden war, fand sich auch ein eigenthümlicher werg vor, im Bau des D. Hartwegianum. Er be- ss den Namen D. multiplex, was wahrscheinlicher eise aber multiceps heissen soll. Eine vorzügliche Sammlung von Yukka’s hatte die bekannte Pflanzen-Liebhaberin Madame Le- grelle d’Hanis in Antwerpen ausgestellt. Es waren nur schöne, grosse Exemplare in bester Kul- tur. Unter ihnen bemerkte ich auch zwei stattliche Pflanzen der Y. cornuta der Gärten, welche Car- ri®re unter dem Namen Y. Treculeana beschrieben hat. Sollte dies nicht die Haworth’sche Y. rufo- eincta sein? Für Dracäneen war, aus welchem Grunde weiss ich nicht, keine Bewerbung ausgeschrieben, obwohl es wünschenswerth gewesen wäre, diese mit den Dasylirien so nah verwandten Pflanzen ebenfalls in möglichst vollständigen Sammlungen zu sehen. So waren auch nur einzelne Exemplare, besonders von Cordyline' superbiens (Dracaena indivisa der Gärten) vorhanden. Von grossem Interesse für mich war die Dracänee, welche seit ungefähr 8 Jahren unter verschiedenen Namen (erythrorrhachis, Banksii, Veitchii) in den Handel gekommen ist, und ich bereits in dem 8. Jahrgange der Wochenschrift (S. 91) Cordyline Beuckelaerii genannt habe, weil sie sich grade in Blüthe befand. Ich werde diese Ge- legenheit wahrnehmen, sie deshalb später ausführ- lich zu beschreiben. Auch die Beschorneria Decosteriana war, vom Handelsgärtner Cochet ausgestellt, im blühenden Zustande vorhanden, und zwar unter dem falschen Namen B. multiflora. Hierunter versteht man sonst die von mir zuerst beschriebene Furcraea Beding- hausi. Ich übergehe die Sammlungen von Blatt- pflanzen, da sie nichts Besonderes enthielten, als einige gut kultivirte Palmen, Cycadeen und Baum- farne; nur auf die der bereits erwähnten Madame Legrelle d’Hanis erlaube ich mir aufmerksam zu machen. Dieser grossen Pflanzenfreundin verdankte man 3 Sammlungen, eine von Palmen, eine von Theophrasteen und eine von bunten Warmhaus- pflanzen. Unter den ersten befanden sich bereits grosse Exemplare der Areca Verschaffeltii, des Astro- caryum rostratum und der Chamaerops argentea; von Theophrasteen nenne ich Clavija acuminata, longifolia und macrophylla, sowie eine noch nicht näher bestimmte Art, welche der Ölavija ornata ähnlich war, aber nicht gezähnte Blätter besass. Unter den buntblättrigen Pflanzen waren schöne Exemplare der neueren Dieffenbachien, der Aloca- sia zeberina, Smilax argentea, Peperomia argentea, Cocceocypselum metallicum, Micania Liervalli und Sphaerostema marmorata. Zwei grössere Sammlungen von Orchideen, in sehr guter Kultur und reichblühend, verdankte man den Kunst- und Handelsgärtnern Lüddemann, so wie Thibaut und Ketelöer. Unter denen des ersteren, von dem wir überhaupt schon viel neue 168 Orchideen erhalten haben, befanden sich mehre sehr interessante und auch neue Arten. Allgemeines Aufsehen machten 2 riesige Exemplare von Catt- leya Skinneri, von denen jedes nicht weniger als über 260 Blüthen besass. Ausgestellt hatte sie der Herzog von Ayen zu Champatreux im Departe- ment der Seine und Oise. Unter den Lycopodia- ceen bemerkte ich ausser einem schönen grossen Exemplare von Lycopodium tetrastichum nichts Be- sonderes. Was die übrigen Pflanzen anbelangt, von denen Bewerbungen ausgeschrieben waren, so vermag ich wenig zu berichten; ich gedenke zu- nächst eines grossen Exemplares von Rhododendron Dalhousianum, dessen grosse glockenförmige und hellgelben Blüthen allgemeinen Beifall erhielten. Rosen waren wiederum und zwar von denselben Ausstellern gebracht, so auch Cinerarien. Ueber die blühenden Magnolien mit abfallendem Laube liess sich kein Urtheil mehr geben, weil das schlechte Wetter die freie und vollkommene Entfaltung der Blüthen mehr oder weniger verhindert hatte. Es waren meistens schöne grosse Exemplare, die erst vor Kurzem in’s Freie gepflanzt waren. Auch von Hyacynthen waren wiederum einige Sammlungen eingegangen, aber ohne Bedeutung. Das Preisrich- teramt aber sah sich von freien Stücken veranlasst, auch die Hyacinthen des Preussischen Gartens und die Art und Weise der Verwendung, ihrer Beur- theilung zu unterwerfen. Gegen 6000 Hyacinthen zu einer einzigen Arabeske vereinigt, hatte man in Paris noch nicht gesehen. Dass das Urtheil sehr günstig ausfiel, muss uns besonders freuen. Botanischer Kongress bei Gelegenheit der internationalen Pariser Weltausstellung. So eben ging uns folgende Einladung zu dem in Paris stattfindenden botanischen Kongresse zu; wir machen deshalb auf dieselbe besonders aufmerk- sam, indem wir sie hiermit in deutscher Uebersetzung geben. Paris, den 20. April 1867. Mein Herr! Die französische botanische Gesellschaft nimmt die Gelegenheit der allgemeinen Weltausstellung wahr und ladet alle Diejenigen, welche sich für Botanik interessiren, sowohl Fremde, wie Franzo- sen, zu einem internationalen Kongress nach Paris ein, und zwar vom 16. bis 23. August 1867. Bo- Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. taniker, welche dem Kongresse ihre Theilnahme auf irgend eine Weise an den Tag legen wollen, kön- nen dort Abhandlungen über reine Botanik oder über die ihr verwandten Fächer vorlegen, sowie später an dieselben mündliche Besprechungen an- knüpfen. Die Gesellschaft glaubt den gleichzeitigen Auf- enthalt so vieler wissenschaftlicher Notabilitäten be- nutzen zu müssen, um über einige wichtige Streit- fragen Klarheit zu verschaffen; sie bittet deshalb bei dem Kongress namentlich folgenden 2 Punkten seine Aufmerksamkeit widmen zu wollen: 1. Ueber den Einfluss des Bodens auf die Ver- theilung der Pflanzen. 2. Ueber Annahme einer bestimmten Nomen- klatur der Pflanzen, um den fortwährenden Streitig- keiten über Synonymie und Priorität ein Ende zu machen. Hierüber ist ein näheres Programm in Vor- bereitung. Die Sitzungen werden im Gesellschafts-Lokale (rue de Grenelle Saint-Germain 84) in einem der Säle, welche die kaiserliche Gartenbau-Gesellschaft zur Verfügung stellen will, stattfinden. Die erste Sitzung wird am 16. August 8 Uhr Abends eröff- net. Für die Dauer des Kongresses wird ferner eine Kommission, an die besonders die anwesenden Fremden gewiesen sind, ernannt. Ausserdem werden sich Mitglieder der botani- schen Gesellschaft den fremden Botanikern bereit- willigst zur Verfügung stellen, um ihnen jede ver- langte Auskunft zu geben, auch sie bei dem Be- suche der wissenschaftlichen Museen und sonstigen Anstalten begleiten. Mein Herr! Die französische botanische Gesell- schaft wird sich glücklich schätzen, wenn Sie die Güte hätten, durch Ihre Anwesenheit und lebhafte Theilnahme mit zu dem Erfolge des Kongresses beizutragen, und nimmt sich deshalb die Freiheit, Sie hiermit ergebenst dazu einzuladen. Wir würden Ihnen sehr dankbar sein, im Falle ' Sie Antheil nehmen würden, es uns mit der Adresse des Sekretairs der botanischen Gesellschaft zu Pa- ris, rue Grenelle, Saint-Germain 84, mitzutheilen. Im Fall Sie die Absicht haben, eine besondere Ab- . handlung auf das Bureau niederzulegen oder einen Vortrag zu halten, bitten wir Sie sobald als mög- lich Titel und Inhalt beider uns ebenfalls gefäl- ligst zukommen zu lassen. Mit der Versicherung grössester Hochachtung zeichnen wir Präsident: Graf Jaubert. Vizepräsident: A. Gubler. Sekretaire: Bureau, Planchon et H. Vilmorin. Druck der ©. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretair des Vereines. No. 22. Berlin, den 1 Ta 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. inhalt: Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. VIII. Härtnerifche Briefe über die Pariser Welt- Ausstellung. VII. - Paris, den 7. Mai. Zum dritten Male waren die Preisrichter der 6 lassen der 9. Gruppe mit den Experten zusam- engetreten, um ihr Urtheil über die Pflanzen der . Ausstellung abzugeben, und zum 3. Male war ereits auch 2. Tage vor meiner Abreise die Grup- en-Jury zu einer Sitzung vereinigt, um die Vor- schläge der 6 Klassen-Jury’s entgegenzunehmen und u bestätigen oder zu modifiziren. Es geschah nur as Erstere. Neben dem Präsidenten, dem bereits rwähnten Herzog von Cleveland, sass jetzt uch als Vizepräsident der Herzog von Ratibor. m ÜOonseil superieur, denn auch die Präsidenten nd Vizepräsidenten der Gruppen wohnen als Mit- lieder bei, wünschte man die, ungefähre Anzahl er Medaillen (goldene, silberne und bronzene) und hrenvollen Erwähnungen zu wissen, welche von eiten der Klassen-, resp. Gruppen-Jury’s in An- pruch genommen werden möchten, um nach der orhandenen und bereits zur Verfügung gestellten nzahl die Vertheilung vornehmen zu können. Wie man sich wohl denken kann, waren die orderungen von Seiten der 10 Gruppen-Jury’s so ross gewesen, dass, trotzdem noch von Seiten des aisers und auch sonst Ehren-Preise überwiesen wurden, von der Gesammtheit weit mehr verlangt urde, als vorhanden war. Es war deshalb durch- aus nothwendig, dass man in allen Gruppen seine Ansprüche besonders in Betreff der goldenen Me- daillen etwas mässigte. Ueber den Gang der Be- rathungen der Gruppen und zunächst der, welche den Gartenbau umfasste, schon jetzt zu berichten, liegt nicht allein ausser meinem Zwecke, es würde auch dem feierlichen Akte der eigentlichen Preis- zusprechung vorgreifen. Meine Absicht war jetzt nur, Uneingeweihte mit den dem Gange der Preiszu- sprechung vorausgehenden Verhandlungen einiger- massen vertraut zu machen und ihnen einen Begriff von den grossen Schwierigkeiten vor der endlichen Feststellung der Preise zu geben. Azaleen und Rhododendren standen zwar bei der dritten Ausstellung, welche am 1. Mai ihren Anfang nahm und bis zum 14. dauern soll, im Programme als besonders berücksichtigt, aber alle Augen waren auf die neuen Pflanzen, welche Brüs- sel und London zuführen würden, gerichtet. So Schönes auch ausserdem, besonders von Gent aus, in dieser Hinsicht ausgestellt war, so wurde es doch dieses Mal weniger beachtet. Zum ersten Male waren während der internationalen Pflanzen-Aus- stellung in London im Frühjahre des vorigen Jah- res 2 Männer, welche seit vielen Jahren schon um die Einführung neuer Pflanzen, und zwar der Eine, Linden in Brüssel, auf dem Kontinente, der An- dere, James Veitch and Sons in London, in dem Inselreiche, sich die grössten Verdienste erwor- ben haben, in Konkurrenz getreten. Beide Handels- gärtner hatten bis dahin die ersten Preise auf allen Ausstellungen fast erhalten, ohne dass aber eigent- 22 170 lich eine gegenseitige Rivalität entstanden wäre. Anders verhielt es sich, wie gesagt, schon in Lon- don, wo im Programme in Betreff neuer Pflanzen eine bestimmte Aufgabe festgestellt war, um die sich nur Veitch und Linden bewarben. Der letztere ging damals siegreich hervor. Man erzählt sich, dass beide Gegner schon in London während der Zeit der internationalen Aus- stellung mit einander übereingekommen waren, den Wettkampf im nächsten Jahre bei Gelegenheit der internationalen Industrie-Ausstellung in Paris von Neuem zu eröffnen. Weise an, wie nur Männer mit solcher Kenntniss, mit solcher Energie, aber auch mit solchen Mitteln thun können. 6 verschiedene Pflanzen neuer Einführung war die Aufgabe, welche im Pariser Programme festgestellt und welche von Veitch und Linden für ihren Wettkampf auserlesen war. Bereits waren beide zwar schon bei der ersten Ausstellung verschiedentlich in Konkurrenz getreten, sie hatten aber selbst das grösste Gewicht auf die der ersten Hälfte des Mai und auf die bereits ge- nannte Aufgabe gelegt. Dass an diesem edelen Wettstreite Jedermann, der sich für Pflanzen in- teressirte, Antheil nahm, brauche ich wohl nicht erst auszusprechen. Botaniker, Gärtner und Pflan- zenfreunde erwarteten in grosser Spannung den letzten April, der die neuen Pflanzen aus London und Brüssel zuführen sollte. Die längst ersehnten Sendungen Linden’s und Veitch’s waren am 29. und 30. April angelangt. Neugierig standen Viele um die Körbe, welche die kostbaren Pflanzen einschlossen. Eine kam nach der andern zum Vorschein. Schliesslich fand man, dass die Zahl der neuen Einführungen selbst weit grösser war, als die vorgeschriebene 6 der bereits erwähnten Aufgabe. ‘Welche werden zur Konkur- renz gestellt? das war die Frage, welche zunächst die Betheiligten, d. h. Preisrichter und Experte sich gleich stellten. Der Tag kam heran und man rü- stete sich zur endlichen Entscheidung. Um jeden Einfluss auf Preisrichter und Experte unmöglich zu machen, wurde das Gewächshaus, wo die betreffen- den Pflanzen standen, zugeschlossen und zur fest- gesetzten Stunde nur die Berufenen eingelassen. Es war eine schwere Aufgabe der Entscheidung, da der Werth der Pflanzen beider Parteien sich ziemlich gleich stand und schliesslich wohl nur die Individualität der Preisrichter auf den Ausspruch einwirken musste. Mehre Stunden lang wurde be- rathen, bis endlich die Entscheidung: Linden 20 und Veitch 193 Points, erfolgte. verehrten Leser der Wochenschrift, denen der eigen- thümliche Modus der Preissprechung, wie er jetzt in Paris ausgeübt wird, nicht mehr im Gedächtnisse Beide strengten sich auf eine | Für diejenigen | sein sollte, bemerke ich, dass er in dem 2. Briefe (5. 121) ausführlich dargelegt ist. Aus den zuge- sprochenen Zahlen ersieht man, wie nahe hinsicht- lich ihres Werthes ‘die 6 neuen Pflanzen beider Sammlungen in der That auch standen, Linden hatte aber trotz des halben Points gesiegt. Man wird, wo ein Urtheil gefällt ist, nicht er- warten, dass ich ebenfalls meine spezielle Ansicht ausspreche, ich bin auch überzeugt, dass ich mehr Interesse erwecke, wenn ich von jeder Sammlung die 6 Pflanzen nenne, welche sie enthielten. Es wird wohl Jedermann die Nothwendigkeit einsehen, dass die Pflanzen auch einen Namen hatten; weder die Zeit, noch aber auch der Mangel an Blüthen und Früchten gestatteten jedoch, umfassende Stu- dien zu machen, um die Pflanzen mit richtiger Be- nennung im Systeme einzureihen. Es wurden dem- nach von den Besitzern meist provisorische Namen gegeben, unter denen ich sie auch aufführen werde. Linden hatte 2 Marantaceen: Maranta princeps und virginalis, ferner Dichorisandra mosaica, eine grosse Commelinacee aus Südamerika, Bignonia or- nata und Ficus argentea ausgestellt. Die meisten derselben haben wir bereits in London gesehen (s. vor. Jahrg. d. Wochenschr. 8. 238), konnten aber hier wiederum unter den neuen Pflanzen auf- geführt werden, weil sie bis jetzt noch nicht in den Handel gekommen waren. Linden hat um die Ein- führung dieser reizenden Blattpflanzen sehr grosse Verdienste; man kann nur nicht begreifen, dass die Marantaceen überhaupt trotz des Beifalls so wenig verbreitet und verwendet sind. Liebhaber, welche ihnen besondere Sorgfalt widmeten und sich eine möglichst vollständige Sammlung anlegten, würden gewiss in der Schönheit der Pflanzen und ihrer raschen Entwickelung eine Belohnung finden. Ich habe zuerst im Jahre 1857 eine Zusam- menstellung der beschriebenen und bis damals in | den Gärten kultivirten Marantaceen, welche auf na- türlicher Anordnung beruht, gegeben (Berl. allgem. Gartenzeitung, Jahrg. 1857 S. 141), später hinge- gen oft Gelegenheit gehabt, Marantaceen im blü- henden Zustande ‘zu untersuchen und neue Arten zu beschreiben. Fast jeder Jahrgang der Wochen- schrift enthält einige derselben. Vielleicht gewinne ich auch noch einmal Zeit, meine gesammten Be- obachtungen, welche ich an lebenden Marantaceen gemacht habe, der Oeffentlichkeit zu übergeben. Ich bemerke nur, dass Lindley ganz ungerecht- ' fertigt für das alte Willdenow’sche Genus Phry- nium den späteren, nur eine Abtheilung, vielleicht‘ auch ein besonderes Genus darstellenden Namen Calathea angenommen hat und dass spätere Bota- niker ihm gefolgt sind. Hieraus ist leider eine Konfusion in der Benennung der Marantaceen ent- | { 171 standen, wie sie leider gar zu oft durch ungegrün- dete Namens-Veränderungen hervorgerufen wird. Für jetzt genüge über die beiden neuen Arten, welche unter den 6 neuen Pflanzen Linden’s sich befanden, folgende Auskunft. Die eine derselben, Maranta princeps, gehört zu der Abtheilung des Phrynium vittatum (Maranta pumila und regalis der Gärten, s. 6. Jahrg. d. Wochenschrift S. 345) und scheint mit der Zeit gleich dieser bedeutende Dimensionen zu erreichen. Am Nächsten steht sie hinsichtlich der Färbung der Blätter dem Phr. va- riegatum, verdient aber den Vorzug. Maranta virginalis steht im Habitus zwischen Calathea pieturata (Maranta van de Heckei Lem. der Gärten) und dem Phrynium Veitchianum (siehe Wochenschrift 6. Jahrg. 345 und 8. Jahrg. 370). Da sie noch nicht blüht, lässt sich nicht entschei- den, ob sie zu Phrynium oder Calathea, d. h. zu den Arten mit am Blüthenstande ringsherumgehen- den oder mit zweizeilig-gestellten Blüthen gehört; wahrscheinlich ist das Erstere der Fall. M. virgi- nalis ist kleiner als P. Veitchianum und ist noch verwandter dem erst im vorigen Jahre eingeführ- ten Phrynium (Maranta) Lindeni (9. Jahrg. 8. 238, 297), die Längsblätter haben aber hier eine silber- graue Farbe. Dichorisandra mosaica und undata habe ich be- reits im vorigen Jahrgange (S. 346) beschrieben; ich verfehle aber nicht, beide Pflanzen nochmals Liebhabern zu empfehlen. Dass die schöne Blatt- pflanze, welche von Linden als eine Commelinacee bezeichnet ist, wirklich zu dieser Familie gehört, bezweifle ich nicht, welchem Geschlechte sie aber einzureihen ist? möchte schwer zu entscheiden sein. Stammte sie nicht aus dem tropischen Amerika, so möchte ich sie wohl für eine Palisota halten. Die Pflanze scheint grosse Dimensionen anzunehmen und in der Weise der grössern Billbergien zu wachsen. hatte ziemlich gleich breite Blätter von 5 Zoll. Fieus argentea gehört wohl einer der von Mi- quel beschriebenen Arten an, scheint aber keines- wegs in Kultur gewesen zu sein. Die sehr lederartigen, länglichen und einen 4 Zoll langen Stiel habenden Blätter sind bei 8 Zoll Breite 15 Zoll lang und besitzen eine silbergraue Unterfläche; aber auch die Oberfläche ist heller, als es gewöhnlich der Fall ist, besonders längs des Mittelnervs. Die 6. Pflanze ist Bignonia ornata. Sie ist zwar früher schon (vor. Jahrg. 238) erwähnt, ich füge aber dem dort Gesagten noch zu, dass die Pflanze sehr gedrängt wächst und dass die Blätter bis 8 und 9 Zoll lang werden. Die breite Binde längs des Mittelsnervs hatte zwar anfangs eine violette, später aber weisse Farbe. Sie besass eine Höhe von 3 Fuss und . Die 6 Pflanzen von Veitch and Sons in Lon- don waren Sanchezia nobilis variegata, Aralia Veitchi, Croton Veitchianum, Philodendron sp., Dracaena magnifica und regalis. Die Krone dieser Pflanzen und unbedingt die reizendste Blattpflanze, welche die 3 Ausstellungen bis jetzt aufzuweisen hatten, ist Sanchezia nobilis variegata. Ich kann sie nicht genug Liebhabern empfehlen. Es ist eine Acanthacee und steht der Aphelandra Leopoldi so nahe, dass man selbst geneigt sein könnte, sie für eine grossblättrige Abart zu halten. Manches je- doch spricht auch für die selbständige Art. Wenn ich nicht sehr irre, war die Pflanze, allerdings weit unscheinlicher, bereits im vorigen Frühjahre auch schon in London als Aphelandra sp. ausgestellt. Sie scheint gedrängt zu wachsen und trotz der grösseren Blatt-Dimensionen niedriger zu bleiben. Die horizontal-abstehenden und fast flach aufliegen- den Blätter besassen bei 5 Zoll Durchmesser in der Mitte eine Länge von beinahe 11 Zoll und die leb- haft hellgelben Querbänder traten aus dem übrigen saftigen Grün um so schärfer hervor. Aralia Veitchii befand sich ebenfalls schon auf der Londoner Ausstellung, aber ohne Namen (siehe vor. Jahrg. der Wochenschr. 8. 239). Sie gehört in das von mir aufgestellte Genus Pseudopanax (s. 2. Jahrg. der Wochenschr. S. 366) und steht der unter dem Namen Aralia Hookeri und reticulata in den Gärten schon länger befindlichen Art nahe. Die 11 sehr schmalen, über 5 Zoll langen und Ie- berbraungrünen Blättchen sind etwas wellig und haben eine dünne Textur. Croton Veitchianum ge- hört zu den breit- und grossblättrigen bunten For- men des Üodiaeon chrysostieton (Croton pietum) und verdiente hier nicht seinen Platz. Dagegen war wiederum Philodendron sp. eine höchst inter- essante Pflanze und auch eine Art dieses so häufig mit Anthurium verwechselten Geschlechtes. Es ähnelt dem Ph. crinipes und hat, wie dieses, dicht mit hautartigen Spreublättchen besetzte Blattstiele, verdient aber wegen der sammetgrünen, etwas schil- lernden Oberfläche und wegen der braungefärbten Unterfläche der herzförmigen Blätter den Vorzug. Was endlich die beiden Dracänen anbelangt, so sind beide Cordylinen. D. magnifica ist eine buntblättrige C. ferrea (Terminalis rosea der Gär- ten). Während in der Mitte ein prächtiges Dun- kelrosa, an den Rändern hingegen ein helleres sich hinzieht, ist die übrige Fläche fast glänzend braun, wie bei der Hauptart, gefärbt. Eigenthümlicher ist die andere Dracänee, Dr. regalis. Sie steht mei- ner Cordyline nobilis (Dracaena nobilis und Sie- boldi der Gärten) am Nächsten und hat, wie diese, kurz-längliche, aber breite Blätter, welche dicht gedrängt stehen, so dass sich die Pflanze nur 228 wenig erhebt. Wegen der grossen (10 Zoll langen und 5 Zoll breiten) Blätter hat sie auch eine Achn- lichkeit mit Cordyline Ti (Dracaena brasiliensis der Gärten). Dr. regalis ist übrigens buntblättrig, da die Ränder zum Theil eine hellgelbe Farbe haben, | die jüngsten Blätter sogar fast durchaus hellgelb sind. Im Programme befanden sich ausser dieser Sammlung von 6 neuen Pflanzen noch 3 Bewer- bungen: eine für eine Gruppe verschiedener Pflan- zen der letzten Einführung, eine für eine Gruppe auserwählter Pflanzen der letzten Einführung und endlich eine von Pflanzen neuester Einführung und in der Art und Weise der Entwickelung besonders interessant. meines Aufenthaltes, zumal ich ausserdem noch viel- fach in Anspruch genommen wurde, mir keines- wegs, das vorhandene reiche Material in dieser Weise zu verarbeiten, um vollständig darüber be- richten zu können. Es kam noch dazu, dass kei- neswegs deutliche Etiketten die Aussteller immer | genau bezeichneten, dass ferner das Gedränge von Besuchern, wenn auch die hässliche Krinoline gänz- lich verschwunden oder doch wenigstens sehr mäs- Leider gestatteten die wenigen Tage | sig in ihrem Umfange geworden war, keineswegs | wissenschaftlichen Untersuchungen günstig erschien. Ich bitte deshalb, wenn eine Unvollständigkeit, viel- leicht sogar eine Unrichtigkeit sich herausstellen sollte, um Nachsicht. Ausser Veitch und Linden trat hier noch der Besitzer der bekannten Handelsgärtnerei in Gent, welche um Einführung neuer Pflanzen sich eben- falls verdient gemacht hat, Ambr. Verschaffelt, | in die Schranken. Seiner interessanten Sammlung habe ich besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Von seinen 3 Agaveen ist bereits gesprochen worden (S. 158); ich wende mich zunächst demnach seinen japanischen Ahorn-Arten zu. Da ich unlängst diese für die Annalen des Leidener botanischen Museums (des sogenannten Reichs-Herbariums) bearbeitet hatte, so war es für mich in hohem Grade erfreulich, nachdem ich die verschiedenen Formen des Acer palmatum Thunb., welche der Verfasser einer ersten Flora Japan’s, Thunberg, zum Theil ebenfalls als selbständige Arten beschrieben hat, getrocknet im Herbar gesehen und daselbst einer Prüfung unter- worfen hatte, diese nun auch lebend mit einander vergleichen zu können. Leider hatte A. Ver- schaffelt, der allgemeinen Gärtnersitte gemäss, jeder Form ganz willkürlich auch einen neuen Na- men gegeben. So führt die eine Form mit 5 tief- gehenden Blatt - Abschnitten bei A. Verschaffelt den Namen A. formosum, wo hingegen 7 Ab- schnitte sind (also A. septemlobum 'Thunb.), hat er die Form A. illustre genannt. Die braune Abart, 2 welche sonst auch als A. japonicum atropurpureum (allerdings mit geringerer braunrother Färbung und mehr panachirt) in den Gärten vorkommt, heisst A. sanguineum. Von der geschlitztblättrigen Abart (A. disseetum 'Thunb.) hatte A. Verschaffelt 3 Formen ausgestellt: eine grünblättrige als A. orna- | tum und zwei buntblättrige als A. Frideriei Gui- lelmı und amoenum. Auch 3 Marantaceen fanden sich in dieser Sammlung vor. Es waren Phrynium’s mit kleinen, sehr gedrängt - stehenden, kurz - gestielten und dem Boden fast aufliegenden Blättern. An Schönheit stehen sie den genannten nach. Maranta pulchra hat auf der Oberfläche der 4 Zoll langen und 3% Zoll breiten Blätter fast dieselbe Färbung auf bei- den Blattflächen, als Phrynium Lindeni besitzt, wäh- rend Maranta Verschaffelti noch kleiner ist und auf der Oberfläche der 3 Zoll langen und 2 Zoll breiten Blätter mit einem kurzen, behaarten Stiele 2 silberweisse, sehr breite Binden vorhanden sind, auf der Unterfläche aber eine hellgrüne Färbung erscheint. M. illustris hatte ich schon in London während des vorigen Frühjahres gesehen. Die dun- kelgrünen, 5 Zoll langen und 3 Zoll breiten Blätter haben auf der Oberfläche nicht allein 2 hellgelb- grünliche, bisweilen auch von Rosa überzogene Binden, sondern vom weissen Mittelnerven gehen auch pappelgrüne Aeste nach diesem hin. Die Un- terfläche ist braun, der kurze Stiel hingegen unbe- haart. Die wegen ihrer grünlich-leberfarbigen und sehr schmalen Blätter interessante Dracaena lentiginosa habe ich ebenso, wie das Farn Cibotium regale vor 2 Jahren in Amsterdam gesehen (s. 8. Jahrg. 8. 167). Ob das prächtige Exemplar der von mir zuerst ordentlich beschriebenen und benannten Dra- caena Knerkii auch A. Verschaffelt gehörte, weiss ich nicht. Von Interesse war eine buntblättrige Form der Cordyline rubra, welche sich ähnlichen Formen mit schmalen Blättern der Cordyline ferrea so anschliesst, dass die beiden Formen einander ähnlicher sehen, als ihrer Hauptart. Tillandsia grandis halte ich wegen ihres Billbergien-ähnlichen Ansehens und der am Rande glatten Blätter für ein Anoplophytum. Ficus Ghiesbrechtii hat mit ihren Fuss - langen, aber nur halb so breiten und hellgrün - gefärbten Blättern Aehnlichkeit mit F. amazonica. Aristolochia insignis verdient endlich mit ihren kleinen, delta -förmigen Blättern wohl kaum ihren Beinamen; allerdings habe ich ihre Blü- then noch nicht gesehen. Unter den neueren Pflanzen von Veitch and Sons nenne ich Dieffenbachia Weirii, Pearcei und gigantea, von denen die beiden letzteren bereits auf den internationalen Ausstellungen zu London und 3 E ji Amsterdam (s. vor. Jahrg. S. 100 u. 239) vorhan- den waren. Der D. Pearcei, welche nur eine Form der D. variegata sein möchte, schliesst sich D. Weirii an. Ihre pappelgrünen Flecken auf den Blättern sind nur grösser. D. nobilis unter den Linden’schen Pflanzen ist ebenfalls nichts weiter, als eine Form mit weniger Flecken. Reizend nahm sich ein buntblättriger Pandanus mit grösseren Blät- tern als P. javanicus fol. var. (P. variegatus Miqu.) aus; wie dieser ist er aber sicher nichts weiter, als eine Form des P. odoratissimus. Nicht minder möchte ich das buntblättrige Hir- sengras, das als Panicum variegatum vorhanden war, empfehlen, zumal es sich sehr gut als Ampel- pflanze ausnehmen dürfte. Ich halte es für eine Form des im botanischen Garten zu Berlin befind- lichen Oplismenus glaucescens. Coleus Veitchii, im vorigen Jahre zu London als Coleus sp. ausgestellt, schliesst sich dem O. Verschaffelti an und möchte wohl schliesslich dieselbe Verbreitung erhalten; auf gleiche Weise liesse sich wohl Acalypha tricolor mit ihrer leberbraun-broncirten Färbung anwenden. Auch diese Pflanze sah ich schon in London. Hy- pocyrtis brevicaulis ist eine Gesneracee mit einzeln im Winkel der Blätter stehenden Blüthen mit kropfartig aufgetriebener und gelber Krone. Auch eine hübsche Bertolonia (noch ohne Na- men) hatten Veitch & Söhne ausgestellt. Ihre breit-länglichen Blätter zeichneten sich dadurch aus, dass von deu 5 Nerven die mittleren weiss - ge- sprenkelt waren. Auf gleiche Weise war es der Fall mit den Hauptästen, welche vom Mittelnerv nach den nächsten abgingen. Begonien, so schön und empfehlenswerth sie auch sind, haben neuer- dings nicht mehr den Beifall, wie früher. So gross auch bereits die Zahl der Arten seit den letzten 10 und 15 Jahren geworden ist, so werden doch noch fortwährend neue eingeführt. Eine solche, welche Beifall erhalten wird, verdankt man jetzt wiederum Veitch. Ohne Zweifel ist sie eine neue Art; ich werde deshalb in einer der nächsten Num- mern eine Beschreibung von ihr geben. Sie gehört zu den strauchartigen und ähnelt auch hinsichtlich der Blattform der Begonia maculata (argyrostigma). Ihre Zoll-langen, blutrothen Blüthen kommen meist einzeln aus dem Winkel der oberen Blätter und verleihen der Pflanze einen grossen Reiz. Wir ha- ben die Pflanze einstweilen Begonia Veitchiana genannt. Eine eigenthümliche Blattform, in dem diese dem Laube unserer Lactuca (Prenanthes) muralis ähnelt, besass eine Aralia, welche, wenn man nach dem Habitus urtheilen darf, wohl ebenfalls zu Pseu- dopanax gehören dürfte. Auch eine neue Form der japanischen Clematis patens (azurea der Gär- ten) hatte Veitch mit der näheren Bezeichnung „John Gould” ausgestellt. Die Blüthen waren halb- gefüllt und hatten eine sehr helle blau-violette Fär- bung. Ueber Retinospora Veitchii liess sich, da das vorhandene Exemplar viel zu klein war, um ein Urtheil darüber abgeben zu können, nichts sa- gen; nicht viel mehr auch über die bereits (8.131) erwähnte Retinospora filicoides (nicht filioides), die aber wegen ihrer gedrängten, den Blättern eines Farns nicht unähnlichen flachen Zweige ihren Bei- namen verdient. Schliesslich will ich doch nicht versäumen, auf das grosse Exemplar des Phrynium Veitchianum aufmerksam zu machen, welches vorhanden war, da es die Schönheit dieser reizenden und nicht ge- nug zu empfehlenden Pflanze in hohem Grade zeigte. Ich gehe zu den neueren Pflanzen Linden’s über. Hier kann ich mich kürzer fassen, wenn auch nicht minder reichliches Material vorhanden war, da die meisten derselben bereits in der Wo- chenschrift beschrieben oder wenigstens bezeichnet sind, in Folge meiner öfteren Anwesenheit in Brüs- sel, wo Linden mit der grössten Freundlichkeit mir stets gestattet, sein Etablissement in Augen- schein zu nehmen und über seine neuesten Pflan- zen, und selbst wenn sie eben erst aus fremden Ländern kommen, Untersuchungen anzustellen. Ich beschränke mich daher auf folgende. Echites rubro- venia war in einem Exemplare vorhanden, wo auf den 6 Zoll langen und 3% Zoll in der Mitte brei- ten Blättern das rosa-gefärbte Adernetz zwischen dem sammetartigen Grün der Oberfläche wunder- schön heraustrat. Und doch möchte die Pflanze nur eine schönere Form des alten, längst bekann- ten Echites nutans sein! Auf gleiche Weise war Eranthemum igneum (welches aber einem ganz an- deren Acanthaceen-Genus angehört) in einem vor- züglich - kultivirten Exemplare vorhanden. Auch Adelaster sp. halte ich nur für eine grossblättrige Form des bereits seit einigen Jahren bekannten A. albivenius. Sollte diese Pflanze nicht eine Mi- kania sein? Auf jeden Fall gehört sie in die Nähe dieses Geschlechtes aus der Familie der Körbchen- träger. Pandanus ornatus halte ich für einen P. odoratissimus mit besonders grossen Stacheln, wäh- rend das unbenannte Spathophyllum dem seit eini- gen Jahren eingeführten S. heliconiaefolium ähnelt. ‚ Iresine sp., von dem Ansehen unserer gewöhnlichen Amarantus-Arten, möchte ich nicht empfehlen. Rei- ' zend und nicht genug zu empfehlen ist die bunt- ' blättrige, ja fast ganz weisse Hemerocallıs. Schliesslich komme ich zu 2 Aroideen, deren Namen ich in meiner früheren Beschreibung (S. 132) leider aus Versehen mit einander verwechselt 174 f habe. Anthurium Lindeni (dort als A. crinitum bezeichnet) ist sicher ein Philodendron, gehört aber auch vielleicht einem besonderen Genus an. Der gänzliche Mangel der Anschwellung am Ende des langen Blattstieles, der ausserdem gleich einer Lasia am untern Theile mit dicken und langen warzen- förmigen Erhebungen besetzt ist, spricht dafür. Die Blätter waren jetzt 25 Fuss lang und hatten an der Basis einen Breiten-Durchmesser von 13 Fuss. Philodendron erinitum (dort Ph. Lindenii) hat die Nervatur einer Caladiee und muss dieser Gruppe eingereiht werden. Als Dekorations-Pflanzen hatte die Blumenfreundin Mad. Legrelle d’Hanis in Antwerpen eine Samm- lung von buntblättrigen Cordylinen und Araliaceen ausgestellt. Die Pflanzen befanden sich, gleich den früher genannten, in bester Kultur und waren auch in ziemlich grossen Exemplaren vorhanden. Zu den buntblättrigen Cordylinen gehören jetzt ausser der C. ferrea mit ihren zahlreichen Formen und der ©. nobilis auch eine Abart der C. rubra. Zwi- schen dieser und der C. ferrea stehend, aber ge- wiss zu letzterer gehörend, war eine Pflanze unter dem Namen Dracaena reflexa vorhanden. Die sehr schmalen und ziemlich langen, in einem Bogen zu- rückgeschlagenen Blätter befanden sich auf langen Stielen. Was als Dracaena Terminalis pendula vor- handen war, halte ich dagegen für eine buntblät- trige C. rubra, während Dr. atrosanguinea vera zu den schmalblättrigen Formen der Ü.- superbiens (Dr. indivisa der Gärten) gehört, wo der breite Mittelnerv auf der Unterfläche der Blätter eine braunröthliche Farbe besitzt. Die Araliaceen hatte ich zum Theil vor 3 Jah- ren während der dortigen internationalen Ausstel- lung in Brüssel gesehen, fand jetzt aber noch leider dieselben falschen Namen vor. Es ist gar sehr zu bedauern, dass Belgien keinen Botaniker besitzt, der das dortige ausserordentlich reiche Material an Pflanzen überhaupt gehörig verarbeitet. Solche Pflanzenschätze, wie Mad. Legrelle d’Hanis al- lein besitzt, sucht man vergebenst in den meisten botanischen Gärten. Es kommt noch dazu, dass die Pflanzen sich auch in vorzüglichem Kulturzu- stande befinden. Aralia Vangeertii besitzt lange elliptisch-spathelförmige Blätter und ist vielleicht die breitblättrige Form des Panax coriaceum Reg., d.h. der einblättrigen Form des Pseudopanax crassifolium. Aralia cucullata vermag ich nicht von Fatsia japo- nica zu unterscheiden. Aralia elliptica ist 'Tupidan- thus Pückleri, ein immergrünes Gehölz, was sich im Sommer im Freien reizend ausnimmt, während A. Humboldtii wahrscheinlich das von Decaisne und Planchon genannte, aber nicht beschriebene OÖreopanax Humboldtianum ist. Zu diesem Genus / gehören auch nach genannten Botanikern Aralia peltata, platanifolia und umbraeulifera. Durch Schön- heit ausgezeichnet war Botryodendron latifolium. Ich gehe zu den Blüthensträuchern und Flor- blumen über. Wenn ich mich hier kurz fasse, so wird man es, bei aller Liebe für dieselben, einem Botaniker verzeihen. Azaleen und Rhododendren standen bei dieser dritten Ausstellung im Vorder- grund und waren mit Preisen besonders bedacht. Sie befanden sich zum grossen Theil in dem gros- sen Ausstellungshause auf einer bedeutenden Erhö- hung, welche eins der beiden grossen Aquarien ein- schliesst. Einige Palmen, Cycadeen, Enseten und andere diesen entsprechende Blattpflanzen erhöhten mit ihrem schönen Grün die blendende Farben- pracht genannter Blüthensträucher. Eine grosse Zierde des geräumigen Gewächshauses, was für 200,000 Fr. von der Stadt Paris bereits angekauft sein soll, war das lebensgrosse Marmor-Standbild der Kaiserin Eugenie als Braut; allgemein wurde es wegen der künstlerischen Auffassung und techni- schen Ausführung bewundert. Der blendend-weisse Marmor zeigte auch nicht die geringste Färbung. So viel Azaleen, als man hier sah, waren nicht in London während der letzten internationalen Aus- stellung gewesen; man kann sich deshalb einen Be- griff dessen, was vorhanden war, machen. Jeder- mann, selbst wenn er auch grade nicht Verehrer der Blumen war, konnte seine Anerkennug nicht versagen. Freilich hatte Veitch in London, des- sen Azaleen jenseits des Kanales ebenfalls bewun- dert werden, das Schönste herbeigebracht, was er besass. Seine 6 grossen Pyramiden liessen hin- sichtlich der Kultur und Vollkommenheit der Blü- then nichts zu wünschen übrig; die Preisrichter brauchten hier nicht in Verlegenheit zu kommen, welchen sie den ersten Preis zuzusprechen hätten. Die Azaleen müssen in Frankreich, und ganz besonders in Paris, noch beliebter sein, als bei uns, denn solche Massen grosser Exemplare, wie sie aus dem Garten von Fromont, durch den Banquier de Graet-Bracq in Gent und in geringerem Masse durch die Handelsgärtner Thibaut und Ketel6er in Paris ausgestellt waren, sieht man selbst in Eng- land nicht. Dass das Gärtnerland Belgien auch reich- lich: beigesteuert hatte, konnte man wohl erwarten. Die schönsten verdankte man dem Vater und dem Sohne Vervaene, sowie van der ÜCruyssen, Ambr. und Jean Verschaffelt, sämmtlich in Gent. Auch viele neue Sorten, welche eine Zukunft haben möchten, waren vorhanden. Man sollte glau- ben, dass bei den Azaleen, wo so viel Vorzügliches schon gezüchtet ist, kaum noch etwas Neues ent- stehen könnte. Das Neueste an den Azaleenblü- 175 then ist die Aenderung in ihrer Stellung gegen den Zuschauer. Bekanntlich ist jetzt das Streben der Gärtner bei allen Blumen, diesen eine solche Rich- tung zu geben, dass der Beschauende grade in ihre Oeffnung (in den Kelch, wie der Laie spricht) sieht. Auf diese Weise hat man jetzt die Georgi- nen, Amaryllis u. s. w. dahin gebracht, dass die Blume mit ihrer Oeffnung. dem Beschauer gegen- übersteht. Das ist nun auch bei vielen der neue- sten Azaleen der Fall. Ferner scheint hier und da das Streben der Gärtner gewesen zu sein, an der Basis der obern Blumenabschnitte bei den Azaleen, wie bei den Rhododendren, einen aus dunkelgefärbten Punkten bestehenden grösseren oder kleineren Flecken her- vorzubringen. Annähernd sind dergleichen Blumen schon früher vorhanden gewesen, doch nicht, so viel ich weiss, in einer solchen ausgeprägten Weise, wie ich es bei mehrern neuen Sorten in Paris ge- sehen habe. Am meisten machte sich diese Zeich- nung bei einer neuen Sorte, welche Vervaene der Vater Imp£riale genannt hat. Ausserdem nenne ich noch als neue Sorten von demselben Züchter: Ferdinand Kegeljan, lachs- farben und gefüllt; Comtesse de Flandre, grosse fleischfarbene, etwas bläuliche Blüthen; la Deesse, rosa mit weissem Rande; le Progr®s, Blüthe klein, blutroth, wellenförmig; Jean Verschaffelt, lachsfarbig und gefüllt. Aus der Zahl der neuen Sorten von van der Cruyssen in Gent gefielen mir beson- ders noch: Souvenir de l’exposition universelle, sehr gröss und weiss; Saturnus und la Victoire, lachs- farben; Godefroid de Bouillon, sehr gross, rosa, halbgefüllt. Die Anzahl der vorhandenen Rhododendren in demselben Hause war zwar ebenfalls ziemlich gross, im Vergleich aber zu der der Azaleen blieben diese Blüthensträucher in jeglicher Hinsicht weit zurück. Es schien mir auch, als wenn die Blüthenpracht sich gegen das, was ich in dieser Hinsicht, beson- ders in England, gesehen, gar nicht vergleichen liesse. Möglich doch, dass einestheils die Azaleen- flor mich blendete, anderntheils, dass die während meiner mehrtägigen Besichtigung herrschende grosse Wärme, wobei die Blüthenköpfe mehr oder weniger den direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt waren, nach- theilig eingewirkt hatte. Die grösste Sammlung ver- dankte man dem Banquier de Graet-Bracq in Gent, die schönsten hingegen dem Gärtner Grange in Paris. Ausserdem befand sich noch eine ziem- lich grosse Zahl von Sammlungen im freien Grunde des Gartens und dienten zu dessen Verschönerung. Leider waren diese Rhododendren mehre Wochen lang den Unbilden eines garstigen Wetters ausge- setzt gewesen und hatten auf eine Weise gelitten, dass an eine gerechte Beurtheilung eigentlich gar nicht mehr zu denken war. Im Freien befanden sich auch sogenannte Pon- tische Azaleen; etwas Besonderes fand ich aber nicht darunter. Das schlechte Wetter war Ursache gewesen, dass weder die vorhandenen baumartigen Päonien, noch die Gladiolen und Clematis von Seiten des Preisrichter- Amtes beurtheilt werden konnten, weil die Blüthen sich noch gar nicht oder doch nur zum Theil entwickelt hatten. Rosen waren von Hippolyte Jamin von Neuem ausgestellt. Ich muss mein früher ausgesprochenes Urtheil wieder- holen, dass, so schön auch hier und da einzelne Blumen waren, der Eindruck im Allgemeinen doch keineswegs ein sehr günstiger wurde. Man sah allen Blüthensträuchern mehr oder weniger an, dass sie getrieben waren. Dagegen sah ich Tulpen, in einer Vollkommen- heit und Schönheit, die Alles übertrafen, was mir bisher in dieser Hinsicht vorgekommen war. Es gilt dieses sowohl von den einfachen und panachir- ten, als auch von den türkischen (mit geschlitzten Blumenblättern) und den gefüllten. Und es waren nicht etwa wenige Blumen, welche die einzelnen Aussteller zur Verfügung gestellt hatten, sondern es waren zum Theil grosse Sammlungen von eini- gen Hunderten vorhanden. Krelage & Sohn in Harlem, der holländische Liebhaber Barnaart, der auch so schöne Hyazinthen ausgestellt hatte, sowie die beiden Franzosen Ragnan zu Vaux de pend (Seine und Marne) und Duvivier in Paris hatten Vorzügliches geliefert. Auch waren von dem Züch- ter Poulin-Marcel in Trion bei Coulanges mehr- blüthige Tulpen, über die ich bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift (S.40) berichtet habe, ausgestellt. Vermögen auch jetzt noch bei diesen Vollkommenheit und Farbe der Blumen keinen An- spruch auf gärtnerische Anerkennung zu machen, so ist doch Hoffnung vorhanden, dass mit der Zeit und bei etwas Geduld auch dieselbe Mannigfaltig- keit erzielt werden wird, wie bei den Tulpen mit einfachem Blüthenstengel. Winter-Levkojen wurden in den letzten Tagen meiner Anwesenheit gebracht, aber nicht dem Ur- theile des Preisrichter-Amtes unterworfen. Was ich gesehen, waren abgerundete und reichblüthige Exem- plare, wie man sie nur irgend wünschen kann. Die besten verdankte man Vilmorin-Andrieux & Co. Vorzüglich waren ferner die Reseda-Grup- pen. Man sollte kaum glauben, dass auch in der Kultur einer, man möchte sagen, von selbst wach- senden Pflanze ein so grosser Unterschied herrschen könnte, als dieses hier der Fall war. Vergebens sucht man bei uns so schöne, abgerundete Exem- 176 plare — es kam noch dazu, dass es die grossblü- hende Sorte war —, als sie hier, zu Hunderten in Gruppen vereinigt, sich vorfanden. Ich mache un- sere Gärtner darauf aufmerksam, sich direkt aus Paris Samen kommen zu lassen, denn gewiss hängt viel auch von der Sorte ab. Stiefmütterchen (Pensees) waren in mehrern Sammlungen vorhanden. Grosse, schön-gezeichnete Blumen, aber nichts Neues. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Franzosen in ihrer Zucht uns Deutschen und noch mehr den Engländern weit nachstehen. Die schönsten hatten Vilmorin-An- drieux & Co. ausgestellt. Hier sah man bestimmte Farben vertreten, wo eine Blume wie die andere war. Es galt dieses namentlich von der bei uns bekannten, fast schwarzen Sorte, welche den Na- men Faust besitzt, ferner von den bestimmten Sor- ten mit blauen Nuancirungen. Auf gleiche Weise verdankte man Vilmorin-Andrieux & Co. in Pa- ris eine Gruppe mit allerhand kleinen Sommer-Ge- wächsen, wie sie bei uns zu Arabesken verwen- det werden, in Frankreich zu dieser Verwendung aber mehr oder weniger noch unbekannt sind. Der Franzose liebt, wie es scheint, das Geschlossene, Zusammenhängende in seinen Gruppen, wie in sei- nen Miniatur - Anpflanzungen, nicht. Wie oft sah ich im grünen Rasen erhöhte Oblongs von 12 bis 16, resp. 7 bis 9 Fuss Durchmesser, welche nur mit der niedlichen Aubrietia besetzt waren; die einzelnen Pflanzen von gegen 6 bis 8 Zell Durch- messer standen aber für sich und ein mehre Zoll ringsum enthaltender Ring zeigte die nakte Erde. Im Garten der Ausstellung befand sich auch ein ähnliches Oblong, mit sehr hübschen Exemplaren der Rhodanthe Manglesii bepflanzt. Nur Lack und Levkojen machten in dieser Hinsicht in Paris eine Ausnahme und bildeten allenthalben, wo ich sie gesehen, geschlossene Gruppen. Ich komme zu dem Gemüse. So vorzüglich ich auch in frühern Jahren, besonders während der Sommerzeit, in Paris dieses gesehen hatte, so we- nig war ich jetzt befriedigt. Nur Porree und Champignons liessen nichts zu wünschen übrig, ebenso die aus Algerien eingesendeten Kartoffeln. Dagegen hält auch nur annähernd der Pariser und überhaupt französische Spargel einen Vergleich hin- sichtlich seiner Güte mit dem unsrigen aus. Der Spargel, der ausgestellt worden, war übrigens weit mittelmässiger, als der, welchen ich in den berühm- ten Läden des Palais royal sah. Hier waren we- nigstens Stengel in der Stärke, wie man sie bei uns nicht selten findet, vorhanden und hatten auch äusserlich ein gutes Ansehen, in der Güte und Zartheit standen sie aber dem Berliner weit nach. So hart und zäh, wie man dieses Gemüse im All- gemeinen in Paris findet, kommt er nur ausnahms- weise auf unsere Märkte. Man glaube nicht, dass ich ein einseitiges Urtheil fälle, weil ich vielleicht zufällig den besseren Spargel nicht gefunden hätte. Ich habe Gelegenheit gehabt, Spargel von den be- rühmtesten Pariser Köchen der trois freres proven- caux, von Vefour und schliesslich von Chevet, die gewiss bei dem sehr hohen Preise der Couverts sich angelegen sein liessen, das Beste herbeizu- schaffen, zubereitet zu geniessen, ohne dass ich nur annähernd zufriedengestellt gewesen wäre. Es that mir sehr leid, dass ich ausser Stand war, Berliner Spargel zum Vergleiche zu präsentiren. Freilich wenn man den schweren Pariser Boden sieht, so darf es nicht Wunder nehmen, dass dieses Gemüse nicht gut wird; in dem trockenen Kalk und Mer- gel oder gar in dem festen Letten, wie er in der Umgegend von Paris meist vorhanden ist, kann nichts Zartes gedeihen. Schliesslich erwähne ich noch einiger Früchte vom vorigen Jahre. Hier sind nun wieder die Franzosen Meister und wir Deutsche noch weit ent- fernt, nur annähernd das zu leisten, was darin in Frankreich geschieht. Weisser Kalvill und Pariser Rambour-Reinette (Reinette von Canada), sowie Belle Angevine von solcher Schönheit, wie ich im Monat Mai in Paris sah, möchte man kaum irgend wo in Deutschland finden. Die genannten Früchte sahen aus, als wären sie wenige Wochen zuvor erst vom Baume gebrochen. Von der Belle Angevine hatte Joret Fontaine successeur Exemplare mit einem Längsdurchmesser von 7% und einem Quer- durchmesser von 5 Zoll ausgestellt. Die im Ver- hältniss mehr kurze Gestalt genannter Birn, wie sie mir bis daher nicht vorgekommen war, soll nach der Aussage des Besitzers in den Boden-Verhält- nissen ihren Grund haben. Wer übrigens in Paris schönes Obst und Ge- müse sehen will, versäume ja nicht, besonders des Abends bei der herrschenden brillanten Beleuch- tung, die betreffenden Läden im Palais royal zu besehen. Die Fest- Ausstellung und Fest- Versammlung des Vereines findet am 23. (nicht am. 18.) Juni statt. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2 Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. ‘oehenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den. Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 23. Berlin, den 8. Juni 1867. Preis des Jahrganges 55 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Wesselhöft’s kleiner Gärtner. 477. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. Mai. — Dritter Rosen - Kongress, ver- bunden mit einer Ausstellung von Rosen, zu Brie-Comte-Robert, am 14. und 15. Juli 1867. — Gefüllte Levkojen. — 477. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. Mai. ac AUS IEE?, Den Vorsitz hatte der zweite Stellvertreter, Garten - Inspektor Bouch€, übernommen. Dieser theilte zunächst mit, dass die Fest-Versammlung die- ses Mal, verbunden mit einer Fest-Ausstellung, nicht am 18. Juni, wie aus Versehen in dem Programme gedruckt worden, sondern am 23. Juni stattfinden werde. Als Ordner wurde wiederum Obergärtner Körner ernannt, als Preisrichter hingegen: Apotheken-Besitzer Augustin, zugleich als Vor- sitzender, Hofgärtner Brasch in Charlottenburg, Kunst- und Handelsgärtner de la Croix, Hofgärtner Giessler in Glienicke, Obergärtner Körner, Kunst- und Handelsgärtner Lauche in Potsdam, Hofgärtner Lauche in Oharlottenhof, Obergärtner Reinecke, Kunst- und Handelsgärtner Späth. Für die Anordnungen zum Jahresfest ersuchte der Vorsitzende folgende Mitglieder, zu einem Aus- schuss zusammenzutreten: Rentier Sonntag, als Vorsitzender, Direktor August, Inspektor Bouch£, Gasthof-Besitzer Dreitzel, Gasthof-Besitzer Duderstadt, Dr Filly; Kustos Hopfer, Professor Koch, Kunst- und Handelsgärtner Lackner. Gegen das in den letzten Jahren zur Fest-Aus- stellung benutzte Lokal, die grosse Aula in der Königlichen Thierarzneischule, hatten sich mehre Stimmen erhoben, während andrerseits das Engli- sche Haus vorgeschlagen war. Beide Lokale ent- sprechen jedoch nur unvollkommen den Anforde- rungen. Es wurde deshalb der Ausschuss ersucht, sich der Mühe zu unterziehen, nachzusehen. ob nicht vielleicht ein anderes Lokal aufzufinden wäre, welches dem Zwecke mehr entspräche, und dann darüber Mittheilung zu machen. In der Wochen- schrift würde dann das schliesslich bestimmte Lokal zur weiteren Kenntniss kommen. Der Vorsitzende machte noch einmal darauf aufmerksam, dass von Seiten des Herrn Ministers der landwirthschaftlichen Angelegenheiten wiederum 3 Medaillen den Preisrichtern zur Verfügung ge- stellt seien, und zwar unter Bedingungen, welche im Programme näher bezeichnet wären. Dem Wun- sche des Herrn Ministers, dass eine anderweitige Bekanntmachung, ausser durch die Wochenschrift, geschehe, werde der Vorstand dadurch entsprechen, dass die Redaktionen der Erfurter Gartenzeitung und der Hamburger Blumenzeitung ersucht würden, die Verfügung des Herrn Ministers abzudrucken. Ferner wurden die verschiedenen gärtnerischen Ausschüsse gewählt, und zwar: 23 178 I. Für Obst, Gemüse, Nutz- und Zierpflanzen. Baumschul-Besitzer Lorberg, Kunst- und Handelsgärtner Späth, Baumschul-Besitzer Metz, Kunst- und Handelsgärtner Lackner, Kunst- und Handelsgärtner Lauche. II. Für Erziehung von Blumen und für Treiberei. Garten-Inspektor Bouch&, Garten-Inspektor Gaerdt, Universitätsgärtner Sauer, Kunst- und Handelsgärtner Chong, Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt in Char- lottenburg. III. Für Gehölzkunde und bildende Gartenkunst. Garten-Direktor Jühlke in Sanssouci, Hofgärtner Meyer in Sanssouci, Hofgärtner Brasch in Charlottenburg, Thiergarten-Inspektor Henning, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann. IV. Für Revision der Kasse, Entwerfung eines Etats und für Revision der Bibliothek. Präsident v. Kries, Rechnungsrath Morsch, Direktor August, Kunst- und Handelsgärtner Mathieu, Geh. Regierungsrath Pehlemann. Ebenso wurde für ein Mitglied des Kuratoriums der Gärtner-Lehranstalt und der Landesbaumschule die Wahl vorgenommen in der Person des Garten-Inspektors Bouch£. Endlich ernannte der Vorsitzende einen Aus- schuss zur Wahl eines neuen Vorstandes, bestehend aus den Mitgliedern: Gymnasial-Direktor Dr. August, Hofgärtner Brasch, Kunst- und Handelsgärtner Mathieu, Geh. Regierungsrath Pehlemann. Der Vorsitzende theilte ferner mit, dass man auch in der heutigen Sitzung Beschluss zu fassen habe, ob in diesem Jahre die 5. Versammlung deut- scher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter abzu- halten sei, und forderte den Professor Koch, der in der letzten Sitzung nicht gegenwärtig gewesen war, auf, auch seinerseits hierüber sich zu äussern. Dieser bedauerte, dass er nicht gleich in der ersten Sitzung, wo dieser Gegenstand zur Sprache gekom- men, das Missverständniss über diese Angelegenheit habe lösen können, da er abwesend gewesen wäre. Er sei anfangs gegen Abhaltung der Pomologen- Versammlung in diesem Jahre gewesen, weil ihm in seiner Eigenschaft als Mitglied der preussischen Kommission für die Pariser Welt - Ausstellung von Seiten norddeutscher Pomologen und Obstzüchter mehre offizielle Anzeigen über Betheiligung in Pa- ris nicht allein zugekommen, sondern weil man sich ausserdem noch zu ihm gegen die Abhaltung aus- gesprochen. Man müsse aber doch sehr wünschen, dass Norddeutsche sich auch jetzt, wo die Pomolo- gen - Versammlung zum ersten Male im Süden Deutschlands tage, möglichst zahlreich betheiligten. Auf den Umstand, dass von Seiten der Belgier, Holländer und Franzosen wohl keine Betheiligung stattfinden werde, lege er keinen Werth, da man dann um so mehr sich mit dem deutschen Obste beschäftigen könne. Um die Ansicht der Pomologen darüber zu vernehmen, habe er Ende März auf der Reise nach Paris ein Mitglied des deutschen Pomologen-Vereines ersucht, in seinem Namen an dessen Geschäftsführer in Reutlingen zu schreiben, damit in dieser Ange- legenheit ein Cirkular herumgesendet werde, um nach dem Ausfalle einen etwaigen Antrag zu stel- len. Aus dieser einfachen Sachlage gehe hervor, dass damals von einem Beschlusse des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues gar nicht die Rede gewesen sein könne. Ein solcher Beschluss müsste auch nothwendiger Weise in dem Protokolle der Vereins-Versammlung, welche stets in dem Ver- eins-Organe, in der Wochenschrift, abgedruckt wer- den, gestanden haben. Wie konnte man auch end- lich glauben, dass der Verein in einer solchen wich- tigen Angelegenheit einen Beschluss fassen werde, ohne vorher mit dem deutschen Pomologen-Vereine sich verständigt zu haben. Wie die Sachen jetzt lägen und wo nament- lich die Mehrzahl der Pomologen für Abhaltung der Versammlung sich ausgesprochen hätte, stimme er, trotz seiner Bedenken, ebenfalls für Abhaltung der Pomologen - Versammlung. Es sei ihm zwar die Ehre zu Theil geworden, mit dem Garten-Di- rektor Dr. Lucas zu Geschäftsführern bei dieser Versammlung ernannt worden zu sein; als solcher habe er auch die Pflicht, an der Versammlung An- theil zu nehmen. Er bitte aber, bei den seinerseits veränderten Verhältnissen, ihn jetzt von dieser ehren- vollen Stellung zu entbinden und diese einem an- dern und würdigern Mitgliede des Vereines zu übertragen. Er wisse zunächst noch nicht, ob seine Pflichten als Mitglied der preussischen, resp. nord- deutschen Kommission für die Pariser Ausstellung seine Anwesenheit Ende September in Paris ver- langten; auch habe in Folge von überhäuften Ge- schäften in Paris während eines sehr unfreundlichen Wetters sein Gesundheitszustand sehr gelitten. Er brauche Ruhe oder dürfe doch wenigstens nicht solche anstrengende Arbeiten, welche dem Geschäfts- 179 führer einer Pomologen-Versammlung bevorständen, übernehmen. Er erlaube sich deshalb, den Kunst- und Handelsgärtner Späth, der an und für sich schon eine bestimmte Stellung bei der 5. Versamm- lung deutscher Pomologen übernommen, an seiner Stelle zum Geschäftsführer und zugleich zum Ver- treter unseres Vereines vorzuschlagen. So viel in seinen Kräften stände, verspreche er, diesen mit Rath und That zur Seite zu stehen und, sobald es ihm die Umstände nur einigermassen erlaubten, auch nach Reutlingen zu kommen. Da die Anwesenden den Gründen des Profes- sors Koch beipflichteten, so wurde über die Ab- haltung der 5. Versammlung deutscher Pomologen in Reutlingen in diesem Jahre noch, ebenso über die Ernennung des Kunst- und Handelsgärtners Späth zum Geschäftsführer und Vertreter des Ver- eines abgestimmt. Beide Anträge wurden einstim- mig angenommen. Inspektor Bouch@ berichtete über die ausge- stellten Pflanzen, welche aus 3 Gärten eingeliefert waren. Aus dem botanischen Garten war eine Gruppe blühender Pflanzen, besonders Sträucher, in 47 Töpfen ausgestellt. Unter ihnen befanden sich Diosma gracilis, Manettia bicolor, Daphne nea- politana und Oytisus Atleyanus pendulus als Schau- pflanzen. Letzterer ist Genista diffusa (procumbens) auf einer Fuss-hohen Unterlage, so dass die schlaf- fen Aeste mit den gelben Blüthen überhängen. Un- ter den krautartigen Pflanzen befand sich auch die schwarze Lilie, Sarana kamtschatica. Aus dem Garten des Kommerzienrathes Dan- nenberger hatte Obergärtner Dressler 9 Töpfe blühender Calceolarien ausgestellt, die sich sämmt- lich durch ihren niedrigen und gedrängten Wuchs auszeichneten. Dagegen verdankte man dem Baum- schul-Besitzer Metz durch den Obergärtner Boese ein schönes Exemplar der buntblättrigen Hemero- eallis Kwanso. Wichtig ist, dass diese japanische Pflanze nach den Mittheilungen des Besitzers bei uns im Winter aushält. Ausserdem war auch aus derselben Gärtnerei eine Sammlung abgeschnittener Stiefmütterchen mit bestimmten ‘Farben vorhanden. Ganz besonders grosse Blumen hatte die fast schwarze Sorte, welche den Namen Faust führt. Garten-Inspektor Bouch& berichtete als Mit- glied des Kuratoriums der Königl. Gärtner-Lehran- stalt und der Königl. Landesbaumschule über das Ergebniss der am 5. April d. J. abgehaltenen Prü- fung der Zöglinge der erstgenannten Änstalt Fol- gendes: Die Leistungen, sowie die Führung der Eleven der Gärtner-Lehranstalt, waren sehr erfreulicher Art, indem nicht nur die Antworten der durch die Lehrer an sie gerichteten Fragen mit Sicherheit beantwortet wurden, sondern auch die Zeichnungen von Garten- plänen, die theilweise besonders von der oberen Klasse nach eigenen Ideen ausgeführt waren, von der unteren Klasse in Kopien bestanden, sehr er- freuliche Fortschritte zeigten, so dass recht befrie- digende Zeugnisse, besonders den abgehenden Zög- lingen, ausgestellt werden konnten. Aus der Prüfung ersehe man, dass allen wis- senschaftlichen Gegenständen, deren ein gebildeter Gärtner in der Jetztzeit bedarf, in vollkommener Weise Rechnung getragen war, denn auch selbst die schwächeren Zöglinge hatten sich so viel ange- eignet, dass sie sehr wohl im Stande sind, wenn es ihre künftigen Verhältnisse fordern, sich in wis- senschaftlicher Hinsicht weiter auszubilden. Garten-Direktor Jühlke hatte es übernommen, die Zöglmge im Allgemeinen im Gartenbau zu unterrichten. Den Unterricht über Gehölz- und Obstbaukunde, Gemüsebau, Treiberei und Kennt- niss der Nutz-. und Handelspflanzen hatte Baum- schul-Inspektor Reuter geleitet und bei dieser Ge- legenheit die Theorie und Praxis sehr glücklich ı verbunden. Hofgärtner Meyer ertheilte den Un- terricht über Landschaftsgärtnerei, unter besonderer Berücksichtigung der Benutzung des vorhandenen Terrains, der ästhetischen Ausschmückung, der An- leitung im Perspektiv-Zeichnen und der Aufnahme von Baum-Gruppirungen. Den botanischen Unterricht ertheilte der Schul- Direktor Baumgardt, indem er die Zöglinge in der Systemkunde, Terminologie, Physiologie und Pflanzen-Geographie unterrichtete. Direktor Lang- hoff hatte an Stelle des um die Anstalt hochver- dienten Professors Legler den Unterricht in der Chemie und Physik übernommen und prüfte die Zöglinge besonders hinsichtlich der Bestandtheile der Pflanzen und verschiedener Boden-Arten in Be- gleitung chemischer Experimente. Der Unterricht in der Arithmetik und Geo- metrie wurde durch den Obergärtner Mächtig er- theilt und dabei besonders die Berechnung von Flä- chen und Körpern, sowie das praktische Feldmessen und Auftragen der gemessenen Flächen und das Planzeichnen berücksichtigt. Durch den Blumenmaler Kenneberg erhielten die Zöglinge Unterricht im Malen von Blumen nach Originalen und nach der Natur, und lieferten die vorgelegten Blätter den besten Beweis für die Aus- dauer des Lehrers und der Schüler. Der Berichterstatter könne daher nicht unter- lassen, sowohl den Lehrern, wie auch den Lehr- herren, bei denen die Zöglinge praktisch in der Gärtnerei beschäftigt werden, für ihre Mühen hier- mit öffentlich einen Dank auszusprechen. Professor Koch theilte mit, dass von Seiten 237 180 des Präsidenten der Gesellschaft von Rosenzüchtern von Brie-Comte-Robert, welche in diesem Jahre den dritten, mit einer Rosen - Ausstellung verbundenen Rosen-Kongress am 14. und 15. Juli abhalten wird, an den Verein die Aufforderung ergangen sei, einen Vertreter für denselben zu schicken. Es möchte wohl interessant sein, wenn der Verein einen sol- chen nach diesem klassischen Lande der Rosen sende, damit dieser später über die grossartigen Rosen- Anpflanzungen der Grafschaft Brie Bericht erstatte; er erlaube sich, den Baumschul - Besitzer Lorberg vorzuschlagen. Da dieser sich bereit er- klärte, das Mandat zu übernehmen, so wurde er einstimmig dazu erwählt; vor seiner Abreise wird er die nöthigen Legitimations-Papiere erhalten. Auf gleiche Weise hatte die botanische Gesell- schaft für Frankreich in Paris an den Verein die Bitte gestellt, zu dem vom 16. bis 23. August statt- findenden botanischen Kongresse ebenfalls einen Ver- treter zu senden. Da Pröfessor Schultz-Schul- tzenstein sich bereit erklärte, ein Mandat anzu- nehmen, so wurde er ebenfalls einstimmig erwählt. Derselbe wird später die nöthigen Legitimations- Papiere ebenfalls erhalten. Gymnasial-Direktor August theilte mit, dass die von ihm früher (s. vor. Jahrg. d. Wochenschr. S. 364) vorgelegten, aus Erodien - Samen angefer- tigten Hygroskope von dem Mechanikus Erneke (Wilhelmsstrasse No. 6) mit Sorgfalt gearbeitet wer- den, und legte eins derselben vor, die grosse Em- pfindlichkeit desselben nachweisend. Höchste Trok- kenheit und höchste Feuchtigkeit der Luft werden absolut genau bestimmt. Der Abstand ist in 50 Grade getheilt. Vergleichungen mit verschiedenen Hygroskopen haben ergeben, dass diese auch in den Zwischengraden genau übereinstimmen. Schliess- lich machte derselbe darauf aufmerksam, dass der- gleichen Instrumente um billige Preise von dem Mechaniker Erneke zu’ beziehen seien. Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt in Char- lottenburg legte Muster verschiedener Spritzen- schläuche vor, welche aus der Fabrik von W. Wernecke in Genthin hervorgegangen waren und wegen ihrer Brauchbarkeit zu empfehlen sind. Nach ihm werden sie allgemein in den Königl. Gärten in Sanssouci angewendet. Professor Koch berichtete über einen Blend- ling, den man in Hy®res durch Uebertragung des Blumenstaubes einer Dattelpalme auf die Narbe einer Chamaerops humilis erzielt haben wolle, und legte die betreffenden Früchte vor. Es hatten diese allerdings in ihrer äusseren Erscheinung ein An- sehen, welches ihnen eine Stelle zwischen beiden genannten Palmen anwies. Sie waren grösser, läng- lich und hatten eine etwas fleischige Schale um den länglichen, aber mit keiner Furche versehenen Stein, welche erstere sonst eine sehr geringe Aehn- lichkeit mit der der Dattel hinsichtlich des Ge- schmackes besass. Professor Koch verdankte die Früchte dem Dr. Naudin in Paris, einem grade in dieser Hinsicht tüchtigen Botaniker, der fort- während Kreuzungs-Versuche anstellt und besonders bei den Cucurbitaceen interessante Resultate erzielt hat. Naudin zweifelt nicht daran, dass die Früchte das Resultat einer Kreuzung zwischen beiden Pal- men seien. Bereits haben einige im botanischen Garten in Paris gekeimt. Es wird sich demnach wohl bald einigermassen herausstellen, ob die her- vorgegangenen Pflanzen wirklich Blendlinge sind. Professor Koch zweifelt zunächst noch daran, ist hingegen der Ansicht, dass durch die Reizung der Narbe, welche durch den fremden Pollenschlauch geschehen, ein Einfluss auf die Entwickelung nicht allein des Embryo, sondern der ganzen Frucht aus- geübt worden, in Folge dessen allerdings diese ab- weichende Form ° der letzteren entstanden sein möchte. Dass durch Reizung der Narben vermit- telst fremder Körper aus den übrigens normal be- fruchteten Embryonen Form - Veränderungen, also Abarten, entstehen, davon habe er sich mehrfach überzeugt. Eine nicht geringe Menge sogenannter Blendlinge, welche durch Gärtner künstlich erzogen werden, lassen sich auf solche Abarten zurück- führen. Die Früchte der Chamaerops humilis, sowohl die, welche durch natürliche Befruchtung, als auch die, welche durch Uebertragung des Blumenstaubes der Dattelpalme entstanden waren, wurden dem Inspektor Bouch@ überwiesen, um sie auszusäen, damit später weiter darüber berichtet werden könne. Ferner theilte Professor Koch mit, dass sich in Karlsruhe unter dem Vorsitze des Gartenbau- Lehrers an der dortigen Acker- und Gartenbau- Schule, H. Göthe, ein Gartenbau- Verein für das Grossherzogthum Baden gebildet und die Statuten eingesendet habe. Auf Grund der Beschlüsse vom 8. Mai wird eine Haupt-Versammlung auf den 30. Mai, Nachmittags 2 Uhr, in das Gasthaus zum Weissen Bären in Karlsruhe zusammenberufen, um Beschlüsse zu fassen: 1. über eine zu veranstaltende allgemeine Herbst-Ausstellung und 2. über die Her- | ausgabe einer Vereinsschrift zu berathen. Der Regierungsrath Beck in Trier hatte den 2. Jahrgang der von ihm redigirten land- und forst- wissenschaftlichen Tagesfragen mit der Bitte einge- sendet, dass die darin beschriebenen Bestrebungen zur Förderung des Obst- und Weinbaues, insbe- sondere der Allee-Anpflanzungen, einer eingehenden Kritik unterworfen werden möchten. Regierungs- rath Beck hat sich bereits durch den ersten Jahr- 181 gang seiner Tagesfragen im weiteren Kreise be- kannt gemacht und, durch seine amtliche Stellung besonders dazu ermuthigt, sich ausserdem um He- bung des Obstbaues nicht allein, sondern überhaupt um Anpflanzungen, Verdienste erworben, so dass es nur im Interesse der Gesammt - Gärtnerei liegen kann, von seinen weiteren Bestrebungen Kenntniss zu nehmen. Es wird deshalb dem Wunsche ent- sprochen und später über den erwähnten zweiten Jahrgang berichtet werden. Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt legte von einem neuen, besonders grossblühenden Veil- chen, welches er aus Frankreich bezogen hatte, Blätter vor, die sich durch enorme Grösse auszeich- neten. Nach Inspektor Bouch@ möchte diese Ab- art zur Viola suavis, welche aber grade kleinere Blüthen habe, gehören. Professor Koch theilte mit, dass am 24. und 25. Mai Pflanzen im Gewichte von 120 Oentnern nach Paris zur Bepflanzung des preussischen Gar- tens daselbst abgegangen seien. Da an denselben Tagen auch von Erfurt aus ebenfalls 25 Wagen abgesendet worden, so fehle es jetzt nicht an Ma- terial, um den Garten auf eine Weise zu bepflan- zen, dass er von Neuem Anerkennung erhalte. Die erste Anpflanzung habe sich eines solchen Beifalls zu erfreuen gehabt, dass die Jury ihr einen hohen Preis zugesprochen habe, selbst ohne dass sie zur Konkurrenz angemeldet worden war. Leider sei in Folge des sehr ungünstigen Wetters die zweite Anpflanzung fehlgeschlagen; um so mehr werde nun geschehen, dass die dritte sich auf eine Weise präsentire, dass sie sich ebenfalls allgemeiner Aner- | kennung erfreue. Professor Koch behalte sich vor, über den so reichlich ausgefallenen Transport noch näher zu berichten, er halte es aber schon jetzt für seine Pflicht, zunächst den Gartenbau - Vereinen, welche die Angelegenheit in die Hand genommen und we- sentlich befördert hätten, den Gartenbau - Vereinen in Berlin, Flora in Köln, Erfurt, Greifswald und Danzig, nicht weniger aber dem Hofgarten-Direktor Jühlke und Inspektor Bouch&, den besten Dank auszusprechen. Ganz besonders sind die letzteren bemüht gewesen, das sehr schwierige Unternehmen nach allen Seiten hin zu fördern. Von all’ den Befürchtungen, welche früher so reichlich ausge- sprochen worden waren, ist keine einzige zugetrof- fen. Obwohl die Entfernung von über 140 Meilen ebenfalls nicht gering anzuschlagen ist, hat, wie den ersucht, sich direkt an den Besitzer zu wenden. Schliesslich machte der Vorsitzende noch be- kannt, dass die Preisrichter der Hemerocallis Kwanso fol. var. des Baumschul-Besitzers Metz (Obergärtner Boese) den Monatspreis zugesprochen hätten. Dritter Rosen-Kongress, verbunden mit einer Ausftellung von Rofen, zu Brie-Comte-Robert, am 14. u. 15. Juli 1867. Wir haben schon einige Male über die Graf- schaft Brie in der westlichen Champagne (Depar- tement Seine und Marne) gesprochen und auf die dortige bedeutende Rosenkultur aufmerksam ge- macht. Wie wir ebenfalls schon früher 'mitgetheilt haben, war es zur Zeit der Kreuzzüge, wo Ro- bert, Graf v. Brie, die erste Rose des ÖOrientes, wahrscheinlich aus Damaskus, nach Frankreich brachte und Veranlassung zu grossartigen Anpflanzungen von Rosen in seiner Grafschaft gab. Nach seinem Schlosse Provins erhielt diese den Namen Rose de Provins und wurde als solche hauptsächlich an- gebaut, um verschiedene Spezereien aus den Blu- men anzufertigen. Mit der grossen französischen Revolution zu Ende des vorigen Jahrhundertes kam der Anbau dieser Rose de Provins (wahrscheinlich eine Abart der Rosa gallica) bald in Verfall und ging schliesslich gänzlich zu Grunde. «Dagegen bildete sich zu Anfange dieses Jahr- hundertes ein anderer Industriezweig von Rosen aus, indem Massen von sogenannten remontirenden Rosen herangezogen und auf den grossen Markt gebracht wurden. Vierzehn Dörfer sind es bereits, welche sich mit der Anzucht hauptsächlich beschäf- tigen. 96 Gärtner leiten den Grosshandel und nach den neuesten Nachrichten befinden sich jetzt nahe an 2 Millionen Rosenstöcke in den Baumschulen | der 14 Dörfer. Seit einigen Jahren hat sich unter dem Vorsitze eines grossen Rosen - Liebhabers da- selbst, Camille Bernardin, ein besonderer Ver- ein gebildet, der die Interessen der 96 Rosengärt- ner wahrnimmt. Vor 2 Jahren wurde der erste Rosen-Kongress berufen, dem im vorigen Jahre ein zweiter folgte. Jetzt liegt uns das Programm zum ' dritten Kongresse vor. Die bereits bestehende Welt- gesagt, der preussische Garten in Paris sei- | nen Zweck völlig erreicht. Der Handelsgärtner Thalacker in Erfurt theilte mit, dass er seine Gärtnerei in Erfurt für 14,000 Thaler verkaufen wolle. Darauf Reflektirende wer- ' man dahin gelangen. I | Ausstellung in Paris veranlasst sicher viele Blumen- freunde, nach der kaiserlichen Residenz an der Seine zu gehen. 23 Kilometer (32 Meilen) davon entfernt liegt Brie-Comte-Robert. In einigen Stunden kann Sollte es nicht der Mühe werth sein, von Paris aus einen Ausflug nach dort- hin zu machen, um der grossartigen Rosen-Ausstel- lung daselbst beizuwohnen und zu gleicher Zeit 182 von der Massenzucht von Rosenstöcken Kenntniss zu nehmen? Das Programm lautet: Sl: Alle Rosengärtner von Brie-Comte-Robert und Umgegend, d. h. der Gemeinden Brie-Comte-Robert, Chevry-Cossigny, Coubert, Evry-les-Chäteaux, Gregy, Grisy-Suisnes, Lieusaint, Mandres, Marolles, P£rigny, Reau, Santeny, Servon und Villecresnes-Cercay sind eingeladen, an dieser Ausstellung Theil zu nehmen. 82. Zugelassen werden bei dieser Ausstellung und zur Preisbewerbung nur Rosen, welche noch nicht in den Handel gekommen sind, blühende Topfrosen, getriebene Rosen, abgeschnittene Rosen, Gesellschafts- Bouquets, Salon- und Ball- Coiffuren, sowie Tafel- Aufsätze und Tafelschmuck überhaupt aus natürli- chen Rosen angefertigt, ferner künstliche Rosen, sowie bildliche Darstellungen von Rosen jeder Art, gemalt, lithographirt u. s. w. Alle übrigen Pflanzen und Gegenstände des Gartenbaues können wohl ausgestellt, aber nicht zur Preisbewerbung zuge- lassen werden. 8:3. Was ausgestellt wird, muss auch dem Ausstel- ler gehören, von ihm gezogen oder ein Produkt seiner Kunst oder seiner Industrie sein. S 4. Jeder Rosengärtner, welcher seine Erzeugnisse auszustellen wünscht, hat sich vor dem 1. Juli bei dem Präsidenten der Gesellschaft zu Brie - Comte- Robert, Camille Bernardin, in frankirten Briefen zu melden und eine Deklaration einzusenden. Die Erzeugnisse des Anmelders werden durch eine Spezial-Kommission untersucht, ob sie mit der Deklaration übereinstimmen. Alle Gegenstände, welche nicht vor dem dazu bestimmten Termine angemeldet sind, können von der Bewerbung ausgeschlossen werden. SAD: Alle für die Preisbewerbung bestimmten Ge- genstände müssen nach dem Ausstellungs - Lokale zu Brie-Comte-Robert franco geschickt werden und mit deutlichen Namen versehen sein. Die Gegenstände werden vom Freitag, den 12. Juli, Mittags bis zum Sonnabend, den 13. Juli, Mit- tags angenommen. Vor dem 16. Juli Mittags darf nichts zurückgenommen werden. Ss 6. Alle zur Ausstellung eingesandten Gegenstände werden unter Leitung des Präsidenten der Gesell- schaft aufgestellt. Die Aussteller haben seinen An- ordnungen Folge zu leisten und sind verpflichtet, die abgeschnittenen Blumen, welche im Verwelken sind, stets zu erneuern. Die Gesellschaft garantirt für keine Verluste oder Schaden, in sofern sie nicht durch ihre Schuld entstanden sind. 87 Die ausgestellten Gegenstände werden, sobald sie ankommen, der Reihe nach nummerirt. Jeder Aussteller ist gehalten, in seiner Deklaration anzu- geben, an welcher Bewerbung er T'heil zu nehmen beabsichtigt. Die über seine Gegenstände befind- liche Nummer enthält die nähere Bezeichnung. 88. Die ausgestellten Gegenstände werden dem Ur- theile eines Preisrichter- Amtes unterworfen, dessen Mitglieder aus den hervorragendsten gärtnerischen Notabilitäten, welche von Brie-Comte-Robert mög- lichst entfernt wohnen, bestehen. Der Präsident wird die Preisrichter bei ihrer Rundschau begleiten, um auf strikte Befolgung des Reglements zu achten und um das Protokoll über ihre Aussprüche zu redigiren. Er hat bei der Ab- stimmung keine Stimme. Die Preisrichter treten am 13. Juli um 2 Uhr im Ausstellungs-Lokale zu- sammen, um genaue Kenntniss von den ausgestell- ten Gegenständen zu nehmen und schliesslich ihr Urtheil auszusprechen. Bei der Vertheilung der Belohnungen wird das Preisrichteramt eine Ehren- Medaille der zahlreichsten Rosen - Sammlung zuer- theilen, welche wenigstens aus 300 Sorten bestehen muss, desgleichen eine zweite Medaille derjenigen Sammlung, welche die bemerkenswertheste ist in Bezug auf Auswahl der Sorten, auf Kultur, auf Frische und auf Vollkommenheit der Blumen. In dieser Sammlung dürfen sich nicht weniger als 50 Arten befinden. Während der Beurtheilung des Preisrichter - Amtes wird Niemand in das Äusstel- lungs-Lokal eingelassen. Sobald der Ausspruch des Preisrichter- Amtes geschehen ist, sorgt der Präsi- dent dafür, dass bei jedem ausgestellten Gegen- stande eine Tafel angeschlagen wird, welche den Namen des Ausstellers, sowie seine Wohnung, ent- hält, nähere Auskunft über die Art und Weise sei- nes Verdienstes gibt und schliesslich über den zu- gesprochenen Preis Mittheilung macht. DES Ehrenpreise, sowie goldene, vergoldete, silberne und bronzene Medaillen, endlich ehrenvolle Aner- kennungen werden ausserdem den Preisrichtern zur freien Verfügung gestellt, um nach ihrem Ermessen die würdigsten Gegenstände der Ausstellung zu krönen. So weit möglich, wird für die einzelnen Bewerbungen ein erster und ein zweiter Preis vor- handen sein. 8310: Die Geschäfts - Ordnung der Ausstellung wird ' durch ein besonderes Reglement der Gesellschaft näher bestimmt. 183 u Die Preise werden zu Brie-Comte-Robert, Sonn- tag, den 14. Juli, in einer festlichen Sitzung und unter dem Vorsitze des Präsidenten vertheilt. 8 12. Der Kongress der Rosenzüchter findet mit der Ausstellung der Rosen zu gleicher Zeit statt. Die Sitzungen werden im Stadthause zu Brie - Comte- Robert am 15. und 16. Juli gehalten werden. Die Rosenzüchter und Rosen-Liebhaber, welche .an die- sem Kongresse Theil nehmen wollen, werden ge- beten, ihre Theilnahme schon jetzt dem Präsidenten anzuzeigen. Der jährliche Beitrag beträgt 5 Fr. Die Liste der Theilnehmer, ebenso wie die Sit- zungs-Protokolle, werden veröffentlicht. Schriftliche und mündliche Mittheilungen über das Genus Rosa, über Geschichte, sowie über Kul- tur der Rosen werden mit Dank entgegengenom- men. Einheimische und fremde Gartenbau-Vereine werden freundlichst gebeten, besondere Abgesandte zur Theilnahme an den Berathungen des Kongresses zu ernennen. | Bewerbungen. 1. Eigene Züchtungen, die noch nicht im Han- del sind. Es wird gewünscht, von jeder Sorte so viel als möglich Exemplare einzusenden, wo an der Blüthe noch mehre Blätter vorhanden sind. Die Sorten müssen ein versiegeltes Couvert, welches den Namen einschliesst, enthalten. Dieses Couvert wird nur dann vom Preisrichteramt geöffnet, wenn die Sorte den Preis erhalten haben wird. 2. Die schönste Sammlung blühender Rosen in mindestens 50 Töpfen. 3. Die schönste Sammlung blühender Rosen der 50 neuesten Sorten mit beschleunigter Veredelung (en grefles forces). 4. Die schönste Sammlung abgeschnittener Ro- sen in mindestens 300 Sorten und jede derselben höchstens in 2 Exemplaren. 5. Desgleichen in 200 Sorten. 6. Desgleichen in 100 Sorten. 7. Desgleichen in 50 Sorten. 8. Desgleichen in 25 Sorten. Jeder Aussteller kann von No. 5—8 nur eine Bewerbung einsenden. 9. Für die schönste Aufstellung von mindestens 500 Exemplaren der Rose du Roi. 10. Desgleichen der Rose Aime Vibert. 11. Desgleichen von 400 Exemplaren der Rose Jules Margottin. 12. Desgleichen der Rose General Jacqueminot. 13. Desgleichen von 300 Exemplaren der Rose Gloire de Dijon. 14. Desgleichen der Rose Duchesse de Cam- bazeres. 15. Desgleichen von 200 Exemplaren der Rose la Reine. 16. Desgleichen der Rose Anna de Diesbach. 17. Desgleichen der Rose Souvenir de la Reine d’Angleterre. 18. Desgleichen der Rose Maurice Bernardin. 19. Desgleichen der Rose Baronne Prevost. 20. Desgleichen der Rose Triomphe de l’expo- sition. 21. Desgleichen von 100 Exemplaren der Rose Madame Boll. 22. Desgleichen maison. 23. Desgleichen der Rose Mar&chal Niel. 24. Für die schönste Zusammenstellung ver- schiedener Rosen. 25. Für die schönsten Bouquets, Kopf- und andere Schmuck- und Tafel - Aufsätze, aus natürli- chen Rosen angefertigt. 26. Für künstliche Rosen oder Nachbildungen von Rosen durch Zeichnung, Lithographie, Kupfer- stich u. s. w. 27. Für ein Werkzeug, welches die besten Vor- züge enthält zur Erziehung von Wildlingen. Ein besonders ernanntes Preisrichteramt wird hier sein Urtheil abgeben. der Rose Souvenir de Mal- Kongress. Wie die Ausstellung, so wird auch der Kon- gress 2 Tage dauern. Die Sitzungen finden im Stadthause statt, wo sie Montag, den 15. Juli, Mor- gens 10 Uhr, durch den Präsidenten Camille Ber- nardin eröffnet werden. Nachdem das Reglement verlesen und die Wahl der Mitglieder des Bureau’s geschehen ist, theilt sich der Kongress in 2 Abthei- lungen, von denen die eine, die der Klassifikation, zunächst die beiden Fragen: 1. Welche Aenderungen können in der jetzt gebräuchlichen Nomenklatur der Rosen statt- finden? 2. Unter welchen Bedingungen kann eine neue Rose zugelassen werden? zu beantworten hat, um dann die neuen Rosen einer genauen Untersuchung, resp. Kritik zu unter- werfen. Die andere Abtheilung, die der Kultur, wird sich 1. mit der Vermehrung der Rosen, 2. mit den verschiedenen Unterlagen für edle Rosen, 3. mit der Anpflanzung und dem Schnitte der Rosen, 4. mit einer Auswahl der bessern Rosen beschäftigen. Im Verlaufe des Tages treten beide Abtheilun- gen noch zusammen. 154 Am 16. Juli finden früh um 9 Uhr und Nach- mittags um 3 Uhr allgemeine Versammlungen statt, in denen von beiden Abtheilungen Bericht erstattet wird und wo die Wahl des Verwaltungsrathes und die Redaktion des Programmes für die nächstjährige Sitzung (im Jahre 1868) geschieht. Die Gartenbau- Gesellschaften werden ersucht, dem Präsidenten des Rosen - Kongresses zu Brie- Comte-Robert, Camille Bernardin, ihre Theil- nahme anzuzeigen und zugleich ihre Repräsentanten zu nennen. Gefüllte Levkojen. Noch gehört die Levkoje zu den beliebtesten Florblumen unserer Gärten; man will sie aber ge- füllt haben und vernimmt deshalb nicht selten die Klage der Blumen-Liebhaber, dass man schlechten Samen erhalten. Selbst diesen heranzuziehen, lohnt nicht, da es nicht glückt. Die bei anderen Pflan- zen, besonders bei Gemüsen, giltige Ansicht, die besten für die Samengewinnung stehen zu lassen, hat grade bei Levkojen keine Berechtigung. Ge- füllte Levkojen, wo also die Staubgefässe und bis- weilen auch die Stempel in Blumenblätter überge- gangen sind, tragen überhaupt keine Samen und einfache, welche üppig stehen, bringen zwar in reichlicher Menge Samen hervor, es gehen aber in der Regel nichts weniger als gefüllt-blühende Pflan- zen aus diesen hervor. Erfurt und Umgegend hat seit langer Zeit den Ruf, den besten Levkojen - Samen zu liefern; zu Anfange dieses Jahrhundertes bis in die zwanziger | Jahre war es noch mehr ein Privatmann eines Or- tes in der Nähe Erfurts, in Schloss Tonndorf, wo | die Samenzucht für gefüllte Levkojen im Grossen | begann. Man sagt, dass Friedrich Adolph Haage, dessen Lebensbeschreibung wir im vorigen Jahrgange | der Wochenschrift gegeben, das Geheimniss der Sa- menzucht, um möglichst viele gefüllt-blühende Lev- kojen zu erhalten, von Tonndorf erst nach Erfurt verpflanzt und damit der grossartige Handel mit | Blumensamen daselbst seinen Anfang genommen habe. Neuerdings ist Quedlinburg in Konkurrenz getreten. Die Behandlung der Levkojen zur Samen - Ge- winnung in Erfurt und Quedlinburg ist zu bekannt, als dass wir hier ausführlich darüber zu sprechen brauchten. Man zieht zur Samen - Gewinnung die | Pflanzen meist in Töpfen, worin eine lehmige oder kalkige Erde enthalten ist, und hält sie auf Stel- lagen möglichst ‚trocken, so dass ihre Entwickelung ins Kraut nur dürftig ist. Alle Pflanzen haben deshalb ein schlechtes, man möchte sagen, hungri- ges Ansehen und vesästeln sich wenig. Hier und da glaubt man, es müssten eine gefüllt- und eine einfach-blühende Pflanze dicht zusammen in einen Topf gepflanzt werden, damit beide einen geschlecht- lichen (?) Einfluss auf einander ausübten. Eine ganz irrige Ansicht. In Frankreich lebt, wie in der Barral’schen Revue horticole (S. 206) erzählt wird, zu Beville- le-Comte, im Departement der Eure und Loir, eine Blumen-Liebhaberin, mit Namen Mad. Brahon, de- ren Garten durch die Pracht der gefüllten Lev- kojen, welche darin befindlich sind, sich eines gros- sen Rufes in der Umgegend erfreut. Diese Dame zieht ihren Samen selbst, indem sie die dazu ge- eigneten Pflanzen aussucht. Es sind solche, wo in den Blumen bereits die Anfänge des Gefülltseins vorhanden sind, wo aber noch ein gut ausgebildeter Stempel eine Befruchtung zulässt. Da diese wenig gefüllten Blumen sich hauptsächlich an Seitenzwei- gen befinden, so schneidet sie oberhalb derselben die Mitte des Stengels heraus und überlässt damit die Pflanzen sich selbst. Die geerndteten Samen geben, im nächsten Frühjahre ausgesäet, zum gros- sen Theil gefüllt-blühende Levkojen. Wesselhöft’s kleiner Gärtner. Wir haben bereits im vorigen Jahrgange (S. 304) den Rosenfreund des Verfassers besprochen und empfohlen und stehen auch jetzt nicht an, besonders Besitzern kleinerer Gärten auf gleiche Weise anzurathen, sich mit dem Inhalte vorliegen- den Buches bekannt zu machen, um hier und da sich Raths zu erholen. Der Verfasser hat 9 Jahre lang dem bekannten Eichel’schen Garten bei Eise- nach vorgestanden und daselbst Gelegenheit gehabt, sich mit den Bedürfnissen eines Privatgartens be- kannt zu machen. Jetzt lebt er in Langensalza als Handelsgärtner und hat die Mussestunden des Winters benutzt, um seine Erfahrungen schriftlich niederzulegen. Möge demnach das durch bildliche Darstellungen ausserdem erläuternde Buch seine verdiente Anerkennung finden. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2 Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des‘ Vereines. No. 24. Berlin, den 15. 7 uni 1867. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die Berliner Blumenzwiebeln. — Einfluss der Luft und der Wärme auf die Entwickelung der Pflanzen. Von H. Itzen- plitz in Berlin. — Die Pomologen- Versammlung in Reutlingen. — Die Befruchtung bei der Weinrebe. — Wör- mann’s Garten-Ingenieur. 7. Abtheilung. Die Berliner Blumenzwiebeln. Zum ersten Male erschienen Berliner Blumen- zwiebeln, besonders Hyazinthen, im Auslande und fanden eine Anerkennung, namentlich bei Franzosen und Engländern, wie man kaum zu erwarten ver- mochte. Dass Berlin, gleich Harlem, ein Ort ist, von wo aus alljährlich wohl eine Million Zwiebeln auf den Markt gebracht werden, weiss man wohl im Norden, zum Theil auch im Süden Deutschlands, nicht aber in den Ländern jenseits des Rheines und jenseits des Kanales. Man konnte sich in Paris kaum denken, dass in dem so weit nach Nordosten gelegenen Berlin, in dessen Nähe, wie uns einmal ein hochgestellter Mann im Westen Frankreichs sagte, Bären und Wölfe noch hausten, ein Klima wäre, wo man in der Anzucht von Blumenzwiebeln mit Holland wetteifern könnte. Wir sind weit entfernt, zu behaupten, dass Ber- , lin in jeglicher Hinsicht in seiner Blumenzucht mit Harlem gleichzustellen sei; in Vollkommenheit und in der Masse seiner Erzeugnisse wird es immer nachstehen, wie man auch aus den weit günstigeren klimatischen Verhältnissen des genannten Ortes nicht anders erwarten kann. In Berlin handelt es sich bei der Zwiebelzucht, um uns eines kaufmännischen Ausdruckes zu bedienen, nicht um feine, sondern nur um sogenannte Mittelwaare. Es gibt eine Reihe Sorten von Hyazinthen, und besonders auch Tulpen, die bei Berlin sehr gut gedeihen; diese sind es aber vor Allem, welcher sich die Berliner Industrie be- mächtigt hat, um einen nicht unbedeutenden Han- del damit zu treiben. In den gärtnerischen Briefen über die Pariser Welt - Ausstellung ist bereits des Beifalles gedacht worden, dessen sich die in einer, dem menschlichen Auge in der Form gleichen Arabeske gepflanzten Berliner Hyazinthen auf dem Marsfelde in Paris, und zwar in dem sogenannten preussischen Garten, erfreuten. Bisher wurden Berliner Hyazinthen nur in Berlin während der alljährig sich wiederholen- den Frühjahrs- Ausstellung gebracht; als heimische Waare von vorzüglicher Qualität wurden der einen oder andern Sammlung auch regelmässig Preise zu- gesprochen. Dass aber dieselben Berliner Hyazin- then und Tulpen selbst in Paris, wohin auch Hol- land das Schönste gesendet hatte, einen Preis, und zwar unmittelbar nach den Harlemern von Kre- lage & Sohn, erhalten würden, ist eine Auszeich- nung, auf welche die Berliner Blumenzüchter um so mehr stolz sein können, als es das erste Mal ist, wo sie überhaupt in dieser Weise im Auslande erschienen. Doch wir wollen auch gerecht sein: die Art und Weise der Zusammenstellung hat nicht wenig zu dieser Anerkennung beigetragen. Die Berliner Blumenzwiebel - Züchter sind deshalb gewiss auch dem Hofgärtner Meyer in Sanssouci, welcher nicht allein die Zeichnung zu dieser Arabeske geliefert, sondern den ganzen Plan für den preussischen 24 156 Garten entworfen hat, zu grossem Danke verpflich- tet. Zollten doch Sachverständige der Arabeske schon vor der Bepflanzung ihre volle Anerkennung. Gegen 6,000 Hyazinthen hatte, man in Paris noch nicht vereinigt gesehen. Aber auch den beiden Ausstellern, den Kunst- und Handelsgärtnern de la Croix und Späth, muss man Gerechtigkeit widerfahren lassen: sie hatten nicht allein kräftige und gut entwickelte Zwiebeln geliefert, sondern auch gleichmässige, so dass sämmtlich ziemlich eine und dieselbe Grösse und auch dieselbe Blüthenzahl besassen. Wollen wir hoffen, dass diese gleich unerwartete, als ehrenvolle Anerkennung die Berliner Blumen- zwiebel-Züchter in ihrem Streben, nur vorzügliche Waare heranzuziehen und auf den Markt zu brin- gen, noch mehr ermuntere. Leider hat die Zwie- belzucht in Berlin von anderer Seite her einen empfindlichen Stoss erlitten. Die Anlagen neuer Eisenbahnen von Berlin aus, vor Allem aber die Anlegung eines grossen Oentral-Bahnhofes, sind lei- der grade in der Gegend geschehen, wo die Blu- menzwiebeln am besten gedeihen. Es hat dadurch die Zwiebelzucht viel Terrain verloren. Anderes ist in der Nähe von Berlin kaum zu beschaffen, da‘nicht jeder Boden sich dafür eignet. So wird man sich schliesslich gezwungen sehen, gleich gün- stiges Terrain entfernter zu suchen. Einer der be- deutendsten Berliner Zwiebelzüchter hat solches be- reits gefunden und die Absicht, die Zucht auch dorthin zu verpflanzen. Ein mit den Verhältnissen mehr 'vertrauter Gärtner würde sich ein grosses Verdienst erwerben, wenn er zunächst die geschichtlichen Momente, welche Veranlassung zur Blumenzwiebelzucht in Berlin gegeben haben, zusammenstellte und über- haupt über diesen wichtigen Industriezweig eine ausführliche Abhandlung ausarbeitete. Von Seiten die Blüthenstengel | der Redaktion der Wochenschrift würde sie bereit- | willig aufgenommen, von Seiten der Mitglieder des Vereines und derer, die ausserdem die Wochen- schrift halten, aber gewiss nicht weniger gern ge- lesen werden. Wir erlauben uns für jetzt nur noch folgende Notizen mitzutheilen. Es sind ungefähr 90 — 95 Gärtner in Berlin vorhanden, welche sich mit Zwiebelzucht beschäfti- | gen, und werden wohl gegen 100 Morgen zu die- sem Zwecke benutzt sein. Im Durchschnitt bringt der Morgen 1,000 Thaler ein, so dass jährlich ge- gen 100,000 Thaler für Berliner Zwiebeln einge- nommen werden. Die Hauptgegend für die Ber- liner Zwiebelzucht liegt im Südosten der Stadt, in der Nähe des Schlesischen und Frankfurter Thores. Hauptsächlich sind es folgende Sorten, welche ' bewegte Luft bedingt, wird bei angemessener Bo- im Grossen angebaut werden, und zwar: 1. Unter den einfach blauen: Baron von T'huyl], l’Amie du coeur, Prinz von Sachsen-Weimar, Quin- tin Durward, Merveilleux, Charles Dickens, Fleur parfaite, Münchhausen, Prinz Albrecht von Preus- sen, Henri le Grand, Passe Jupiter, Prinz Henri. 2. Unter den einfach rothen: Amy, Charlotte Marianne, Dorothea, Gellert, Homerus, la belle Quirine, ’Amie du coeur, Maria Catharina, Mars, Sabalkansky, ’Honneur de Sassenheim, Acteur Norma, Pax purpurea. 3. Unter den einfach weissen: Emicus, Grand vainqueur, Incomparable, la Jolie blanche, Madame Türk, Staaten-General. 4. Unter den einfach gelben: la Pluie d’or, Orondatus, König von Holland, Toison d’or, Jaune d’or, Prince d’Orange. 5. Unter den gefüllten rothen: Acteur, Pano- ' rama, & la Mode, il Pastor fido. 6. Unter den gefüllten blauen: la Bien-aimee, Lord Wellington, Prinz Friedrich, Tubal- Cain, Frühlingsfreude, Prinz von Sachsen-Weimar, Passe- tout. 7. Unter den gefüllten weissen: Anna Marie, Frühlingsfreude, Gloria florum, Passe virgo, Rubens, Hermann Lange, Nanette, Pyrenne, Non plus ultra. Ganz besonders werden von Tulpen die Früh- sorten im Grossen angebaut. Duc de Berlin ver- dient in mancher Hinsicht den Vorzug vor dem bekannten Duc van Thol. Einfluss der Luft und der Wärme auf die Entwickelung der Pflanzen, mit besonderer Rücksicht auf ihre Kultur. Von H. Itzenplitz (Rud. Samm & Comp.) in Berlin. In einer früheren Abhandlung (S. 133) habe ich bereits die erste Entwickelung der Pflanze, und ' besonders den Einfluss des Lichtes, besprochen; es sei mir heute erlaubt, auf das Leben der Pflanze überhaupt, besonders aber auf den Einfluss der Luft und der Wärme, näher einzugehen. Von grösster Wichtigkeit für Pflanzen ist ein angemessener Zutritt der Luft. Bei den Gewächsen des freien Feldes kann von einem derartigen Man- gel oder Ueberfluss nur in Bezug auf zu wenig oder zu stark bewegte Luft und dem damit ver- bundenen Missverhältnisse in der Zirkulation. der Säfte die Rede sein; die Anforderungen der ein- zelnen Pflanzengattungen weichen indess hierin sehr von einander ab und der Nutzungszweck kann Un- regelmässigkeiten dieser Art wünschenswert ma- chen. Ein Acker, dessen Lage eine recht wenig 187 den - Beschaffenheit für den Grünfutterbau — die Erzeugung einer möglichst grossen Blatt- und Sten- gelmasse — die meisten Vortheile bieten. Dage- gen ist er weniger geeignet für Kulturen, welche die vollkommene Ausbildung der Frucht und der Wurzel bezwecken. Die in solchen Oertlichkeiten geerndtete Kartoffelknolle weist einen erheblich ge- ringeren Stärkemehlgehalt auf, Halmfrüchte geben auf Kosten der Körnererndte einen höheren Stroh- Ertrag. Ein Zuviel macht sich bei unzureichender Feuchtigkeit des Bodens, namentlich nach dem Ver- pflanzen der Gewächse, fühlbar, und anhaltender, trockner Wind ist in solchen Fällen ein gefährli- cher Feind, weil die Säfte-Aufnahme in der Pflanze nicht mit der Verdunstung durch die Blätter Schritt halten kann und auch dem Boden schneller die wenige Feuchtigkeit entzogen wird. Letzteren Nach- theil sucht man beim Versetzen vieler Gemüse- und Futterpflanzen dadurch abzuschwächen, dass man den Wurzeln vorher eine Umhüllung von Kuhmist und lehmiger Erde gibt, welche nicht nur die vor- handenen Wurzeln gegen Vertrocknung schützt, sondern auch den Stoffwechsel anfänglich herab- mindert. Es ist dies in sofern wichtig und wohl- thätig, als die ersten neuen Wurzeln, die das schnelle Fortwachsen bedingen, nicht aus erst auf- zunehmenden, sondern aus den schon in der Pflanze vorhandenen und verarbeiteten Nahrungsstoffen ge- bildet werden. Ebenso umwickelt man, um die Verdunstung zu schwächen, den Stamm verpflanzter starker Bäume mit Moos oder Stroh, lässt ange- pflanzte Rosenstämme bis gegen die Zeit der Ver- edelung hin unter der Erddecke u. s. w. Bei der in der Ziergärtnerei am meisten ange- wendeten künstlichen Vermehrung durch Stecklinge ist der Abschluss der Luft um so wichtiger, je we- niger die betreffende Pflanzengattung zur Bildung von Adventivwurzeln geneigt ist. Hierin und in der richtigen Bestimmung des Wärme- und Feuch- tigkeitsgrades, die Erfahrung und genaue Kenntniss der Mutterpflanze lehren muss, ist der Erfolg der Operation begründet. Es ist vor Allem zu beden- ken, dass die Bedeckung durch Glasglocken u. s. w. und die Beschattung weder einen Luft-, noch Licht- mangel herbeiführen, sondern die Verdunstung der im Stecklinge vorhandenen Säfte verhindern soll. Daher die grossen Vortheile, welche, besonders bei hartholzigen Stecklingen, eine durch tägliches Aus- spülen der Glocken rein und mässig feucht erhal- tene Luft und ein heller Standort bieten. Auch in allen anderen Fällen, welche die Ver- wundung eines Pflanzentheiles in sich schliessen, wird eine schnellere und weniger Nachtheile zurück- lassende Heilung herbeigeführt, wenn das blosge- legte Zellengewebe baldigst von der äusseren Luft abgeschlossen wird. Die dem Baum durch Fahr- lässigkeit oder bösen Willen verursachte Wunde bestreicht deshalb der sorgsame Besitzer mit Baum- salbe, Pech u. s. w. Der Gärtner verbindet beim Pfropfen die betreffende Stelle durch einen mit Baumwachs präparirten Leinwand- oder Papierstrei- fen, das unter die Rinde geschobene Auge durch einen Bast- oder Wollenfaden in der doppelten Ab- sicht, die Schnittflächen eng aneinander zu brin- gen und den Luftzutritt zu hindern. Dieses Ver- binden der Veredelungsstellen findet wieder viel- fache Modifikationen und man würde sich bei die- sen Vorrichtungen oft im Erfolg getäuscht sehen, wollte man überall einen gleich dichten Verband anlegen. Im Allgemeinen ist bei Veredelungen im Freien die Luft möglichst vollständig abzuschliessen, und zwar um so sorgfältiger, je trägwüchsiger die be- handelte Pflanze und je trockner die Witterung ist. Dagegen wird bei den mannigfachen Manipu- lationen dieser Art in geschlossenen Räumen nur die mässig-feste Vereinigung der Schnittflächen be- wirkt, weil — besonders bei lebhaft vegetirenden und saftreichen Pflanzen — ein dichter Verband verderblich wird. Der oben erwähnte Fall, in wel- chem die Blätter momentan mehr Feuchtigkeit ver- dunsten, als die Pflanze ihnen zuzuführen im Stande ist, tritt an sehr heissen Tagen bei üppig vegeti- renden Gewächsen oft auch dann ein, wenn der Boden reichlich mit Wasser versehen ist. Ein sol- cher Zustand lässt keinen Nachtheil für die Pflanze zurück, welche sich mit dem Eintritt der kühleren Abendluft schnell erholt. Mehr in die Augen fallend ist der Mangel an Luft und Licht in den engen Gärten der Städte. Wir sehen die beliebte Georgine schnell empor- wachsen; sie lässt uns aber vergeblich auf die grosse Zahl wohlgeformter Blumen, auf den ge- wünschten gedrungenen Habitus warten. Wo die Verhältnisse weniger ungünstig sind, macht sich nur ein vermehrtes Längen-Wachsthum der Pflan- zen geltend, je enger aber die Grenzen zusammen- rücken, desto schwächlicher und zarter sind alle Theile entwickelt, bis zuletzt in dem kleinen, von hohen Gebäuden eingeschlossenen Gärtchen auch die fast unverwüstlichen Gräser nicht mehr die Be- dingungen zur Bildung eines leidlichen Rasens fin- den und die Erhaltung desselben nur durch alljähr- liches Legen einer dem freien Anger entnommenen festen Narbe möglich wird. Bei allen Pflanzenkulturen in geschlossenen Räumen nimmt die richtige Erneuerung der Luft eine der ersten Stellen ein und vor Allem ist bei den Frühbeet-Kulturen der Erfolg hiervon fast allein abhängig. Man lässt deshalb nach geschehener Aus- 24* 188 saat in Mistbeeten die Fenster nur so lange ganz geschlossen, bis die ersten Pflänzchen emporkeimen, und regelt mit zunehmendem Wachsthum den Luft- zutritt nach den Anforderungen der einzelnen Pflan- zengattungen, der jedesmaligen Witterung des Ta- ges und der Jahreszeit. Bei denjenigen Gewäch- sen, deren Wurzeln, Stengel oder Blätter die nutz- baren Theile bilden, wird der Luftzutritt bis an’s Ende der Vegetationszeit stetig vermehrt, während in der Fruchttreiberei die Periode der Blüthe und des Steinansatzes das grösste Mass‘ frischer Luft so- wohl, wie eine Herabminderung der Temperatur, er- fordern; ersteres des Befruchtungs-Prozesses wegen, der fast immer durch äussere Ursachen vermittelt wird. Auch das ihnen eigenthümliche Aroma er- langen die Früchte nur in dieser Weise, und es macht, meines Wissens nach, nur die köstliche Ana- nas eine Ausnahme, welche die Treibhäuser Europa’s weit schöner liefern, als die Gärten ihrer Heimath. Der Einfluss, welchen die Wärme auf alle Or- ganismen ausübt, tritt uns bei der Pflanze in allen Stadien der Entwickelung entgegen. Der jeder Kulturpflanze angemessene Grad und der Eintritt zu einer bestimmten Zeit bedingen zum grossen Theil ihr Gedeihen, wie auch die Einführung -der bei uns ursprünglich nicht einheimischen Nutzge- wächse davon abhängig war. Die Mehrzahl der- selben entstammt wärmeren Klimaten und ist auf die Wärme der 5—7 besseren Monate angewiesen. Die Lebensdauer der Pflanze, ihr Nutzungszweck und die klimatischen Eigenthümlichkeiten der Ge- gend kommen hierbei in sofern wesentlich in Be- tracht, als oft die Summe der Sommerwärme weit wichtiger, als die der Jahreswärme ist. Der Wein- stock zeitigt in Landstrichen Russlands, deren mitt- lere Jahres-Temperatur der bedeutenden Winterkälte wegen erheblich geringer, als die mittlere Wärme Englands ist, viel schöneren Wein als hier, wo der zwar länger dauernde, aber nicht so warme Som- mer zur genügenden Ausbildung der Trauben nicht ausreicht. Dagegen begünstigt das gleichmässige Inselklima wieder ungemein die Wurzel- und Blatt- bildung, wie wir dies bei den höchst vollkommenen englischen Futterrüben, den immer saftig - grünen Weiden dieses Landes sehen. Die Gerste reift bei ihrer sehr kurzen Vegetationszeit noch unter hohen Breiten, ebenso der gegen Frost weit empfindlichere Buchweizen. Der Nussbaum leidet in der Ebene, und noch mehr in tiefen Lagen, fast alljährlich durch Spätfröste, weil hier die Vegetation zu früh erwacht, während er an hochgelegenen Orten sichere Erndten gewährt. Aehnlich verhält sich die essbare Kastanie, welche z. B. im rauhen Harz- klima bei Wernigerode fast jedes Jahr gut ausge- bildete Früchte in grossen Massen bringt. Unter normalen Verhältnissen entwickeln sich die Pflanzen weit besser, wenn die Temperatur in den ersten Wachsthums-Stadien niedrig ist und sich erst später steigert. Es scheint, als wenn sich der Organismus dabei solider aufbaute und die bekannte Bauernregel: „Mai kühl und nass, füllt Scheuer und Fass” dürfte hiermit zusammenhangen. Bei den Kulturen des freien Landes in Feld und Gar- ten haben wir es nur mit der natürlichen Wärme zu thun. Diese zu modifiziren, liegt zwar weniger in der Hand des Menschen, als bei Anwendung künstlicher Wärme in geschlossenen Räumen, doch ist der Einfluss derartiger Temperatur-Veränderun- gen auf die Vegetation nicht unerheblich. Eine Erhöhung der Bodenwärme wird z. B. durch die Drainage, durch Unterbringung langen Düngers (letzteres in besonders auffallender Weise bei Spar- gel-Anlagen) durch Aufschüttungen u. s. w. herbei- geführt. Die Temperatur der Luft ist eine ganz andere an geschützten Oertlichkeiten, als dort, wo der freie Luftzug das Ansammeln der Sonnenstrah- len verhindert. Der Bewohner einer grossen Stadt ist überrascht, wenn er auf Ausflügen nach dem flachen Lande kaum die ersten Anzeichen erwa- chender Vegetation zu einer Zeit vorfindet, in der die Bäume seines Gartens schon in voller Blüthe stehen. Viele Besitzer günstig gelegener Gärten in Berlin ziehen alljährlich aus ihren Wein-Anlagen sehr bedeutenden Gewinn, weil die Trauben hier viel früher reifen, als in den Weinbergen bei Naum- burg, Grünberg u. s. w., die später den Bedarf decken. Zahlreich sind die Vorrichtungen in der Gärt- nerei, welche auf Anwendung künstlicher Wärme beruhen. Der Blumenfreund betreibt oft die An- zucht seiner Lieblinge aus Stecklingen in ganz kunstloser Weise und erreicht, wenn auch erst nach längerer Zeit, seinen Zweck. Der Handelsgärtner aber muss schnelle Resultate haben und gibt dem Stecklinge vor und nach der Bewurzelung eine Temperatur, die nicht niedriger, als die der Mutter- pflanze angemessene sein darf, wohl aber in vielen Fällen weit höher gehalten werden kann. Je wei- cher, krautartiger der Steckling ist, desto mehr be- darf er zur sicheren Bewurzelung des durch leb- hafte Wärme hervorgerufenen raschen Stoff - Um- satzes, während bei niedriger Temperatur die Nei- gung zur Fäulniss die Oberhand gewinnt. Dage- gen lassen sich hartholzige Stecklinge, mit‘ Aus- nahme derjenigen, welche Milchsaft führen, durch Wärme nicht foreiren; sie treiben neue Blätter und erschöpfen sich, bevor die Wurzelbildung erfolgt. Während des Sommers vermehrt man zahlreiche Gattungen weit besser ohne Anwendung künstlicher Wärme. Man lässt wenig Raum zwischen dem 189 Steckling und dem aufgelegten Fenster, hält durch festen Schluss derselben und dichte Beschattung die trockne Luft des Tages und die Sonnenstrahlen gänzlich ab, gestattet aber der erquickenden Abend- und Nachtluft den Zutritt in reichstem Masse. Der- artig behandelte Stecklinge, denen auch eine reich- liche Bewässerung nicht fehlen darf, fallen schon dadurch vortheilhaft auf, dass sie sämmtliche Blät- ter behalten, was offenbar nicht nur die Wurzel- bildung, sondern auch das erste Fortwachsen unge- mein befördert. Wie im Allgemeinen bei der künstlichen Ver- mehrung der Boden eine höhere Temperatur haben muss, als der übrige Raum, so ist dies von noch grösserer Wichtigkeit bei Behandlung kranker Topf- gewächse. Besonders fehlerhaft ist es, hartholzige Pflanzen dieser Art im Sommer von der Luft ab- zuschliessen; sie gesunden weit besser bei einer Vorrichtung, welche ihnen — nach dem technischen Ausdrucke — einen warmen Fuss gewährt, die übrigen Theile aber der freien Luft aussetzt. Zum Theil beruht hierauf auch ein Verfahren, welches ausgezeichnete Erfolge bietet und darin besteht, dass man kranke Pflanzen aller Art, (mit Ausnahme wirklicher Tropengewächse) auf ein der vollen Mit- tagssonne ausgesetztes, abgetragenes Mistbeet bringt, das statt der Erde eine 1— 2 Fuss hohe Schicht von .balbverrottetem Laub, Holz und dergleichen erhält. Dieser Kompost, in welchen die Töpfe so tief eingefüttert werden, dass der Rand noch 2 bis 3 Zoll hoch bedeckt ist, erhält von der Sonne eine gleichmässige, milde Wärme und liefert, von oben reichlich bewässert, den Pflanzen fortwährend den angemessenen Grad von Feuchtigkeit. Die Pfleg- linge, welche anfänglich unter dem Einflusse der Sonnenhitze etwas unansehnlich werden, entwickeln bald das üppigste Wachsthum, müssen aber, sobald die Wurzeln stärker über den Rand des Topfes hinausgehen, bei feuchter Witterung herausgenom- men und verpflanzt werden. Die den einzelnen Zwecken der Vermehrung, Konservirung oder der Frühtreiberei entsprechende Wärme wird theils durch Feuer - Anlagen, theils durch fermentirende Stoffe hervorgebracht. Unter den letzteren steht im Gebrauch der Pferdemist oben an, während die früher viel benutzte Lohe den verbesserten Heiz - Vorrichtungen zu weichen scheint. Andere Stoffe, wie Laub, Getreidegrannen, Baumwollen-Abfälle u. s. w. entwickeln, für sich be- nutzt, entweder zu wenig Wärme, oder werden unverhältnissmässig theuer. Pferdemist erhitzt sich sehr schnell und sehr stark, erkaltet aber bald wie- der, wenn man nicht eine Beimischung von trocke- nem Laube (am besten Eichen- oder Buchenlaube) anwendet. Da der im ersteren Falle entstehende scharfe Dunst den Pflanzen höchst verderblich wird, bei zu lange dauernder Lüftung aber eine vorzei- tige Erkaltung des Mistbeetes zu befürchten steht, so ist der Zeitpunkt der Bestellung von besonderer Wichtigkeit. Den besten Anhalt bietet die weiss- graue Färbung der unteren Erdschicht; so lange diese beim täglichen Umgraben sich zeigt, wirken Hitze und Dunst noch nachtheilig. Schroffer Temperaturwechsel wird den Pflanzen überall schädlich, wie wir dies bei den verschie- denen Krankheiten der Feldgewächse beobachten, die fast immer hierin ıhren Grund haben. Ein grosser Theil des Erfolges bei der Treiberei hängt ebenfalls von der sorgfältig regulirten Temperatur- Veränderung ab. Es ist darum fehlerhaft, an son- nenhellen Tagen die Wärme in Gewächshäusern und Treibbeeten erst auf den höchsten zulässigen Grad kommen zu lassen, bevor man die Fenster öffnet, die Pflanzen mit kaltem Wasser zu begies- sen u.s. w. Zu den Nachtheilen solcher Art sind auch wohl die krankhaften Flecke zu rechnen, die an den Blättern von Gewächshauspflanzen da ent- stehen, wo ein auf dem Blatte liegender Wasser- tropfen anhaltend von der Sonne beschienen wird. In Lehrbüchern bin ich bisher wiederholt nur der einen Erklärung begegnet, dass der Wassertropfen im gegebenen Falle als Brenn - Linse wirke, eine Erklärung, die wohl deshalb nicht genügen dürfte, weil selbst bei der stärksten Linse der Focus nicht mit der Oberfläche zusammenfallen kann. Es scheint vielmehr näher zu liegen, dass das Wasser die 'T’em- peratur herabmindert und das Zellengewebe durch den scharf abgegrenzten Wärme-Unterschied leidet. Die Pomologen-Versammlung in Reutlingen. Die 5. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter wird in diesem Jahre in Reutlingen noch stattfinden. Die Gefahren eines Krieges sind glücklicher Weise verscheucht und auch die Be- denken, welche von einer Seite wegen der damit zusammenfallenden Obst-Ausstellungen im französi- schen Garten des Champ de Mars erhoben wurden, sind nicht allein beseitigt, die letzteren selbst ga- ben Veranlassung, dass man diese 5. Pomologen- Versammlung noch um einige Tage früher zusam- menberufen wird. Laut des speziellen Programmes für die 9. Gruppe der Pariser Industrie-Ausstellung ist neben der 11. und 12. die 13. Ausstellung, welche für die erste Hälfte des Oktober ausge- schrieben wurde, auserlesen worden, um hauptsäch- lich das Obst bei den Preisen zu berücksichtigen. 190 15 Bewerbungen sind für die 11., 17 für die 12., 22 aber für die 13. Ausstellung ausgeschrieben. *) Von Seiten des Vorstandes des deutschen Po- mologen-Vereines hat man sich die Frage gestellt, ob nicht aus dem Zusammenfallen der deutschen und französischen Obst - Ausstellungen irgend ein Nutzen gezogen werden könne, und ist schliesslich auf den Gedanken gekommen, aus den in Reutlin- gen ausgestellten Sammlungen von Obst eine deut- sche Muster- Sammlung zusammenzustellen und mit dieser in Paris zu erscheinen. Es würde dieses allerdings erst in der letzten Woche des September geschehen können. Frankreich hat ein milderes Klima und demnach auch eine frühere Obsterndte; wenn demnach die erste Hälfte des Monats Septem- ber selbst für Herbst- und Winterobst in Frank- reich, keineswegs ein zu früher Termin ist, so würde die genannte Zeit doch für uns Deutsche, beson- ders die wir in den mittleren oder gar nördlichen Gauen wohnen, nicht passend sein; wir bedürften wenigstens noch einige Wochen Aufschub. Man hofft, dass man im Schosse der kaiserlichen Central- Kommission für die Ausstellung in Paris dieser Thatsache Rechnung tragen und den deutschen Pomologen in der Gesammtheit erlauben wird, mit ihrer Kollektiv -Sammlung vielleicht noch in den ersten Tagen des Oktober zugelassen zu werden. Bei beiden Völkern, bei Deutschen und Fran- zosen, liegt das Bedürfniss vor, eine Uebereinstim- mung in der Nomenklatur des Obstes herbeizufüh- ren; ein geeigneteres Mittel könnte aber kaum ge- dacht werden, als eine solche Sammlung, die aus in allen deutschen Gauen gesammeltem Obste be- steht und wo die Namen der einzelnen Sorten von den anerkannt tüchtigsten deutschen Pomologen revidirt wurden. Die wissenschaftliche Pomologie der Deutschen steht auch in Frankreich in grossem Ansehen. So weit die Franzosen uns Deutschen im Allgemeinen in der rationellen Behandlung der Obstbäume voraus sind, so sehr übertreffen wir sonst unsere Nachbarn jenseits des Rheins in der Gediegenheit einer richtigen Nomenklatur, wenig- stens was die Aepfel anbelangt. Als der erste Po- mologen-Kongress im Herbste des Jahres 1363 in Namur tagte, wurde von Seiten der Belgier und Franzosen diese unsere Ueberlegenheit anerkannt. Eben deshalb ist es wünschenswerth, dass, na- mentlich von allen Pomologen und Obstzüchtern, welche auf Wissenschaftlichkeit Anspruch machen, die Obst-Ausstellung in Reutlingen mit dem Besten, was sie haben, beschickt werde. Könnten sie dann *) Siehe $. 39 und 42 der deutschen Uebersetzung des Programmes, welches für 6 Sgr. direkt und franco von dem Verleger, F. W. Otto in Erfurt, stets zu beziehen ist. zu gleicher Zeit auch an den Berathungen Theil nehmen, so wäre dieses um so besser. Es gilt, dem deutschen Namen im Auslande Ehre zu ma- chen und den Ruf der strengen Wissenschaftlich- keit sich auch ferner zu erhalten. Von Seiten des in Reutlingen, dem Orte der Pomologen-Versammlung, wohnenden Geschäftsfüh- rers, Garten-Inspektor Dr. Lucas, wird in näch- ster Zeit Näheres bekannt gemacht werden; es möchte aber doch gut sein, wenn schon jetzt von Pomologen Anstalten getroffen und vor Allem Ver- zeichnisse von den ihnen zu Gebote stehenden Obst- sorten angelegt würden, damit alles Obst, was in Deutschland kultivirt und zur weiteren Verbreitung werth gehalten wird, in dieser deutschen Sammlung vorhanden ist. Alle deutschen Pomologen müssten deshalb mit einander in Verbindung treten. Wir haben eine Reihe von Sorten, die sich einander sehr nahe stehen und vielleicht nur durch unbedeutende Merkmale, z. B. durch eine verschie- dene Reifzeit, unterscheiden; umgekehrt ändern einzelne Sorten, je nach Boden und Klima. Wir erinnern in dieser Hinsicht nur an den Graven- steiner. Eine möglichst vollständige Sammlung aller der verschiedenen Sorten Gravensteiner würde ge- wiss nicht allein unser Interesse, auch das der Franzosen in Anspruch nehmen. Das illustrirte Handbuch der Obstkunde ist ab- geschlossen. Das Ausland hat sich bereits daran gewöhnt, dasselbe als Richtschnur für unser deut- sches Obst zu betrachten. Es müssten demnach bei den Namen der verschiedenen Obstsorten auch die Stellen eitirt werden, wo diese in dem Hand- buche beschrieben sind. Die Franzosen haben eben- falls ihr pomologisches Handbuch, abgesehen von den grösseren Bilderwerken, von denen unbedingt Decaisne’s arbres fruitiers du Museum wohl das wichtigste ist, der Verger von Mas, sowie die ver- schiedenen, mit Illustrationen versehenen Werke von de Liron d’Airoles aber berechtigt zur Seite stehen. A. Leroy in Angers ist endlich eben im Begriff, den ersten Theil seines Dietionnaire de Pomologie der Oeffentlichkeit zu übergeben, ein Werk, welches wohl an Gediegenheit unserem deut- schen illustrirten Handbuche an die Seite gesetzt werden möchte. Bei solchen Vorarbeiten, wie sie bei uns und bei unserem Nachbarvolke bereits vorliegen, muss eine Sammlung, wie sie von Seiten der 5. Pomologen- Versammlung vorbereitet wird und alles Kernobst enthalten soll, was die Jahreszeit zu bringen er- laubt, wir wiederholen es, von unberechenbarem Nutzen sein. Es wäre nur zu wünschen, dass auch von anderen Völkern dergleichen Sammlungen an- gelegt würden. In den Niederlanden und in der 191 Schweiz existiren bereits illustrirte Werke, wo das einheimische Obst wissenschaftlich bearbeitet ist. Beide Länder haben schönes und ihnen zum Theil eigenthümliches Obst, dessen weitere Kenntniss ebenfalls wünschenswerth wäre. Belgien besitzt zwar kein eigentliches Handbuch, in dem Lande, wo aber van Mons lebte und sich um die Ver- vollkommnung des Obstes, aber auch um seine Nomenklatur grosse Verdienste erworben hat, steht Obstbau und Obstkenntniss auf einer hohen Stufe. Endlich dürften England und Nord- Amerika nicht zu übersehen sein. Im zuerst genannten Lande werden zwar keine Massen von Obst gebaut, aber die wissenschaftliche Obstkunde und der rationelle Obstbau stehen auf einer hohen Stufe. Wie die Engländer, auf einer Insel lebend, in manchen Din- gen von den Kontinentalen sich abgeschlossen haben, so stehen diesen auch engliche Pomologie und eng- lischer Obstbau fern. Sehr grosse Verdienste würde sich daher ein englischer Pomologe erwerben, wenn er ebenfalls eine möglichst vollständige Sammlung englischen Obstes nach Paris brächte. Noch wich- tiger fast möchte eine solche aus den Vereinigten Staaten Nord - Amerika’s sein. Nord - Amerika ist ein echtes Obstland und baut bereits alljährlich solche Massen, dass diese zum Theil nach der Alten Welt verführt werden. Nord - Amerika hat zwar sein erstes Obst aus dieser erhalten; es sind aber daselbst auch aus Kernen eine grosse Menge neuer und zugleich vorzüglicher Sorten Obstes erzogen worden, so dass ein nicht unbedeutender Fortschritt für die pomologische Wissenschaft erstehen möchte, wenn in Paris vergleichende Untersuchungen mit dem Obste der Alten und der Neuen Welt ange- stellt werden könnten. Die Befruchtung bei der Weintebe, Die Befruchtung ist bei den Pflanzen nach- lrücklicher, wenn der Blumenstaub nicht derselben Blüthe, wo die Eichen des Fruchtknotens befruch- et werden sollen, und selbst nicht derselben Pflanze, ;ondern denen einer anderen entlehnt ist. Darauf veruht hauptsächlich das Hooibrenk’sche Verfah- 'en bei dem Getreide und bei den Obstbäumen, ım eine reichere Erndte herbeizuführen. Es gibt ıber auch Fälle, wo der eigene Blumenstaub eben- o intensiv wirkt und fast immer nur befruchtet. Jahin gehört die Weinrebe. Zum allgemeinen Verständniss schicke ich vor- us, dass die kleine Weinblüthe, da der Kelch (die iussere Umhüllung) mehr oder weniger verkümmert st, hauptsächlich nur die kleine, grünlich - gelbe Xrone (die innere Umhüllung) besitzt, welche die beiden Befruchtungs-Organe, Staubgefässe und Stem- pel, einschliesst. Von diesen sind aber die ersteren häufig, seltener auch die letzteren nicht vollständig entwickelt; es ist dieses ein Zustand, der bei der wilden Weinrebe häufiger vorkommt, als bei der kultivirten. Es scheint selbst, als wenn erst durch die rationelle Behandlung des Weinstockes in der Kultur die unvollkommene Entwickelung der Staub- gefässe und des Stempels beseitigt worden wäre, Die verwilderte und schlecht behandelte Weinrebe hat stets kleinere Trauben und eine nicht geringe Menge der Blüthen fällt ab. In dem alten Kol- chis, im Westen und Süden des Schwarzen Meeres, wo die Weinrebe in ungebundener Freiheit an den Bäumen emporrankt oder Gestrüpp umklettert, fiel mir dieser Umstand häufig auf. Eigenthümlich in der Weinblüthe ist, dass die 5 Blumenblätter mit ihren Rändern fest zusammen- kleben und nur erst, wenn die Befruchtung ge- schieht und die 5 Staubfäden sich strecken, von der Basis an bis zur Mitte oder bis zu 2 Dritteln sich lösen. Zu gleicher Zeit reissen sie an der Basis ab und bilden dann noch einige Zeit eine Art Mützchen über dem Stempel. Es gibt Fälle, wo dieses Mützchen gar nicht abfällt und auf dem Scheitel der spätern Beere vertrocknet liegen bleibt. Es ist dieses sicher ein Beweis, dass die Befruch- tung unter dem Mützchen stattgefunden haben muss. Wir haben in dem 8. Bande der Wochenschrift (S. 265) über die Experimente des Weinbauers Bouschet in Montpeillier hinsichtlich der gefärbten Trauben berichtet. Nach diesen unterliegt es kei- nem Zweifel, dass aber, trotz dieser Eigenthüm- lichkeit der Weinblüthe, auch eine Befruchtung durch fremden Blumenstaub wenigstens doch ge- schehen. kann und auch wirklich geschieht. Die Franzosen haben, wie wir dort gezeigt, für die Weinreben, wo durch rationelle Behandlung der Unfruchtbarkeit der Weinblüthen nur theilweise Einhalt gethan werden kann, besondere Namen. Wir bemerken jedoch, bevor wir auf diese einge- hen, dass man durch das Ringeln die Blüthen fruchtbar machen kann und dass es mir bei den Coulards und Millegrands, von denen ich gleich sprechen werde, stets geglückt ist. Mar&s und Planchon haben im Februar- Hefte der Comptes rendus der französischen Aka- demie eine interessante Abhandlung über diesen Gegenstand veröffentlicht, in der zu gleicher Zeit die französischen Namen für Weinreben, deren Blüthen nicht durchaus fruchtbar sind, erklärt wer- den; es möchte gewiss auch für deutsche Leser, die sich mit Weinbau, wenn auch nur im Kleinen, beschäftigen, interessant sein, diese Namen und ihre Bedeutung zu kennen. 192 Millegrands sind die Weinreben, wo an den Trauben grosse und kleine Beeren vorhanden sind und die letzteren in der Regel keine Kerne be- sitzen. Dieser Zustand tritt ein, wenn einzelne Blüthen nicht befruchtet werden, die Narbe aber von irgend einer Seite eine Reizung erhält, so dass die Wandung des Fruchtknotens anschwillt und eine gewisse Stärke erhält. Coulards heissen Weinreben, wo die Staubge- fässe in den meisten Blüthen nur zum Theil ihre normale Bildung erhalten haben, während die an- deren kurz und dick bleiben, ohne dass fruchtbarer Blumenstaub sich bildet. Die Staubbeutel springen nicht auf. Die Blumenblätter lösen sich nur theil- weise au der Basis, die anderen stehen frei ab. Wo eine Befruchtung stattgefunden hat, schwellen die Fruchtknoten an, die anderen fallen ab. Avalidouires endlich nennt man in Frank- reich die Weinreben, wo fast in allen Blüthen die genannte Missbildung sich zeigt. Die Blumenblätter lösen sich zeitig von einander. Natürlich bleiben die Blüthen, mit wenigen Ausnahmen, unfruchtbar. Wörmann’s Garten-Ingenieur. 7. Abtheilung. Das Wasser und seine Verwendung in der Gärtnerei. Wir haben früher mehrmals Gelegenheit ge- habt, uns über ein Werk, welches eine Art Eney- klopedie der Gartenkunst, nicht der eigentlichen | Gärtnerei, darstellt, in vortheilhafter Weise auszu- sprechen (s. 8. Jahrg. d. Wochenschr. S. 272); wir kommen jetzt, wo uns die 7. Abtheilung vollständig vorliegt, darauf zurück. Schon die Benennung Gar- | ten-Ingenieur deutet den Zweck des Buches deut- | lich an. Wir sollen hier keine Belehrung über Pflanzenkulturen, auch keine botanischen Vorlesun- gen erhalten, wie es von Seiten der meisten Gar- tenbücher geschieht, sondern über alles das, was die Gärtnerei zur Kunst macht, Aufschluss erhalten. Die ästhetische Seite der Gartenkunst tritt hier in den Vordergrund, es sollen die Pflanzen mit ihren Umgebungen in Harmonie treten, es soll ein den Anforderungen der Kunst entsprechendes Terrain, wo die Pflanzen hauptsächlich die Mittel dazu bie- ten, hergestellt werden. Es führt eben deshalb auch dieser ästhetische Theil der Gärtnerei den Namen der bildenden Gartenkunst. Der Landschaftsgärtner soll zwar, wie der Land- schaftsmaler, ideell sein; alles aber, was er thut, muss der Natur entnommen sein. Die Haupt-Auf- gabe des letzteren ist, die entsprechendsten Punkte einer bestimmten Gegend herauszusuchen und so zu kombiniren, dass es ein Ganzes gibt, wo ein Mo- Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. ment, ein Gegenstand, in den Vordergrund tritt und von dem Uebrigen nur gehoben wird. Der Land- schaftsgärtner kann in seiner Landschaft wohl eben- falls etwas Hervorragendes auffassen, um das er gruppirt, die Details müssen aber ziemlich mit der- selben Sorgfalt bearbeitet werden, als die Haupt- sache. Der Beschauer eines Bildes steht diesem gegenüber und sucht sich die Stelle, wo es sich am besten präsentirt; in der künstlichen Landschaft bewegt man sich selbst und verlangt, dass auch Nebensachen durchdacht bearbeitet sind. Wo man hintritt, muss ein vollendetes, abgeschlossenes Bild entgegentreten. Die Schwierigkeiten eines Garten- künstlers sind weit grösser, zumal er sich noch eine Menge technischer Fertigkeiten, die sämmtlich wissenschaftliche Grundlagen haben müssen, anzu- eignen hat. In der 7. Abtheilung des Wörmann’schen Garten-Ingenieurs wird das Wasser und sein Ver- hältniss zur bildenden Gartenkunst abgehandelt. Grade hier bieten sich Schwierigkeiten dar, welche ohne genaue Kenntnisse in der Technik gar nicht weggeräumt werden können. Das Wasser spielt nächst den Pflanzen selbst in der bildenden Gar- tenkunst die wichtigste Rolle. Wir dürfen uns deshalb nicht wundern, wenn der Umfang grade dieser Abtheilung etwas voluminös geworden ist. Um verständlich zu werden, musste der Verfasser in seiner Belehrung ganz vorn, also ex ovo, an- fangen und, wenn auch in grösster Kürze, die er- sten Erläuterungen vom Wasser geben. Es kanyg nicht meine Aufgabe sein, ausführlich | auf den reichen Inhalt des 40 Bogen umfassenden Werkes, welches übrigens auch als eine selbstän- dige Monographie betrachtet werden kann, einzu- gehen; wir beschränken uns darauf, die 18 Kapitel, und was sie enthalten, durch ihre Ueberschriften anzugeben, bemerken jedoch, dass auch von Seiten des Verlegers Alles geschehen ist, um auch der äussern Ausstattung Rechnung zu tragen. Druck und Papier sind gut; ebenso lassen die Zeichnungen nichts zu wünschen übrig. Die 18 Kapitel behandeln: 1. das Wasser in chemischer Beziehung; 2. das Wasser in seinem natürlichen Auftreten; 3. das Wasser in seinen physikalischen Eigenschaften; 4. das Wasser und die Luft in ihrer gegenseitigen Beziehung; 5. der Eiskeller; 6. die Entwässerung; 7. die Bewässerung; 8. die Motoren; 9. die Wasserheizung; 10. die An- wendung des Wassers auf Pressen; 11. das Wasser als Verpackungsmittel; 12. das Wasser als Spreng- mittel; 13. das Wasser als Verschönerung; 14. die Brücken; 15. die Fähren; 16. die Badehäuser; 17. Enten- und Schwaneuhäuser; 18, Fischbehälter und Fischkästen. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. KarlKoch, General-Sekretair des Vereines. No. 25. Berlin, .den'.22. Juni 1867. Preis des Jahrganges 53% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Zusammenstellung der beschriebenen und in den Gärten befindlichen Dracäneen. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. IX. — Das Pomologische Institut in Reutlingen. Vereines zur Beförderung des Gartenbaues stati, worauf (um 3 Uhr) das gemeinschaftliche Mittagsmahl folgt. Die Fest- Ausstellung ist Sonntag und Montag, den 23. u. 24. Juni, bis Abends 6 Uhr in der Kgl. Thierarzneischule (Louisenstr. 56). Zusammenstellung der befhpriebenen und in den Gärten befindlichen Dracäneen. Ich habe zwar schon öfter mehr oder weniger ausführlich über die Dracäneen gesprochen, und zwar zuerst in dem Jahrgange 1858 der Berliner allgemeinen Gartenzeitung (S. 241) eine wissen- schaftliche Aufzählung mit Angabe der Synonyme geliefert, später in der Wochenschrift über Cordy- linen (1. Jahrg. S. 357 und 3. Jahrg. S. 353) und dann über die echten Dracänen (4. Jahrg. 8. 392) Mittheilungen gemacht, ausserdem aber auch noch fast in jedem der folgenden Jahrgänge über die alten und neu in den Gärten eingeführten Arten berichtet, so dass es unnütz scheinen dürfte, noch einmal ausführlich darauf zurückzukommen. Und doch möchte eine kurze Zusammenstellung in über- sichtlicher Weise Liebhabern dieser schönen Blatt- pflanzen, vor Allem aber Botanikern, willkommen sein. Es kommt 'noch dazu, dass ich Gelegenheit hatte, bei meinen vielen Reisen, und hauptsächlich bei dem Besuche aller grösseren Ausstellungen, gut kultivirte Exemplare von Dracäneen zu sehen und Vergleiche anzustellen, wie man sie eben nur bei lebenden Pflanzen machen kann, nicht aber bei getrockneten, die überhaupt nur ein karger Noth- behelf sind. Es gilt dieses besonders von solchen Pflanzen, wie Dracäneen, Yukken, Agaveen u. s. w., welche sich nicht gut trocknen lassen. Ueber das, was Art ist, eine gewisse Sicherheit zu erhalten, kann man nicht genug Pflanzen im lebenden Zu- stande sehen und untersuchen, zumal in der gros- sen Gruppe der Monokotylen, wo der Habitus haupt- sächlich massgebend ist. Wollte man in dieser Pflanzenklasse nur den Blüthen Rechnung tragen, so müssten sehr entfernt - stehende Pflanzen neben- einander gebracht werden. Die Genera von An- thericum, Asparagus, Dracaena (im weiteren Sinne), Dianella, ferner, wenn man vom gegliederten Blü- thenstiel absieht, von Scilla, Ornithogalum und so- gar Hyacinthus (im weiteren Sinne), stehen .hin- sichtlich der Blüthenbildung einander sehr nahe, ihr Habitus stellt sie hingegen fern von einander. Arbor Draco (also Drachenbaum) wurde be- reits von dem Venetianer Aloysius Cadamesto im 15. Jahrhunderte ein Baum genannt, von dem man das damals im Handel befindliche Drachenblut erhielt. Dieser Cadamesto durchschiffte damals im Auftrage des portugiesischen Königs Emanuel den Ocean und lernte dabei auch die nordwestlich von Afrika liegenden Inseln mit ihren Erzeugnissen kennen. Der eingetrocknete Saft des Drachenbau- mes war übrigens schon früher in den Handel ge- kommen, ohne dass man seine Abkunft kannte, und der gemeine Mann hielt ihn wegen seiner rothen Farbe für das Blut eines Drachen. Später erhielt das grösste und wohl auch älteste Exemplar des Drachenbaumes, welcher bei Orotavo auf der Insel 25 194 Teneriffa leider nur noch in seinen Rudimenten steht, wegen der enormen Grösse, welche er ein- nimmt, eine grosse Berühmtheit. Mit der Erforschung der Länder in der neueren Zeit ging auch die Einführung neuer Pflanzen Schritt für Schritt. Man fand schon längst in Östindien dem Drachenbaume ähnliche Pflanzen, die man mit diesem in dem einen Genus Dracaena vereinigte. Später lieferte auch Australien, beson- ders Neuseeland, sein Kontingent. Aber auch in Afrika und auf den südöstlich von diesem Erdtheile liegenden maskarenischen Inseln wachsen dazu ge- hörige Pflanzen und wurden in europäische Gärten verpflanzt. Schon Adrian Lorenz Jussieu fand, dass ein Theil der Dracänen 35-, ein anderer mehr- samige Beeren hatte und stellte für letztere Cor- dyline als besonderes Geschlecht fest. Dem ha- ben später Sweet und Planchon noch andere zugesellt, die aber kaum als Subgenera beibehalten werden können. Planchon verwechselte leider in seiner Monographie der Dracäneen die Namen der beiden Haupt-Geschlechter mit einander. Uebrigens hat schon zu Ende des vorigen Jahrhundertes Me- dikus für die Terminalis-Gruppe das Genus Taet- sia aufgestellt. Die Crantz’schen Namen Stoer- kia und Oedera sind nur Synonyme von Dra- caena. Ein gutes Genus muss sich auch ohne Blüthen erkennen lassen; es ist meiner Ansicht nach unwis- senschaftlich und setzt ein unvollkommenes Stu- dium voraus, wenn man bei Arten einer Familie, mit deren Studium man sich viele Jahre lang be- schäftigt hat, erst die Blüthen abwarten will, be- vor man eine aus dieser Familie vorgelegte Pflanze in das Genus einreiht. Diejenigen, welche mit den Dracäneen sich länger beschäftigt haben, vermögen auch die Arten der Genera Dracaena und Cordy- line‘ auch ohne Blüthen zu unterscheiden. Eben deshalb sind diese gute und natürliche Genera. Dracaena oder die Dracaeneen mit 3-samigen Früchten besitzen die Seiten-Nerven auf den Blät- tern einander parallel; die ersteren sind selbst durch @uer-Adern meist noch verbunden. Man sieht die- ses besonders bei getrockneten Blättern. An der Basis des Stammes treten ferner keine Ausläufer oder Stolonen hervor. Dieses ist aber bei den Cordylinen, d. h. mit den Arten, welche mehre Sa- men in einem Fruchtfache einschliessen, der Fall. Diese Ausläufer treten oft aus der unteren Oeff- nung im Topfe, wo das überflüssige Wasser ge- wöhnlich abfliessen soll, hervor und werden als so- genannte Wurzelbrut zur Vermehrung benutzt. Die Seiten - Nerven der Blätter trennen sich ferner bei den Cordylinen in einem mehr oder minder spitzen Winkel vom Hauptwinkel und verlaufen im Rande. Die Zahl aller Dracäneen, in soweit sie bekannt sind, beträgt 36. Davon kommen 16 auf die Cordylinen, 20 hingegen auf die Dracänen. Auch geographisch trennen sich die beiden genannten Geschlechter einigermassen, indem die Cordylinen vorzugsweise Australien und die übrigen Inseln des grossen Oceans bewohnen. Ob CO. Terminalis auch ursprünglich in Ost- und Hinter-Indien, sowie in China, zu Hause und nicht erst von den Inseln dahin verpflanzt ist, müssen erst weitere Untersu- chungen ergeben. Die echten Dracänen sind da- gegen in Afrika, mit Einschluss der nordwestlich liegenden Inseln, sowie in Ost- und Hinter-Indien, zu Hause. Obwohl Dracänen in West-Indien, Cor- dylinen in Brasilien als wild angegeben werden, so möchten sie doch erst daselbst später eingeführt worden sein. I. Cordyline. A. Gruppe der Arten mit Stamm und gestielten Blättern (Taetsia Med., Calodracon Planch.) 1. C. Terminalis (Dracaena) L. syst. nat. ed. XI, Nr. 3. Folia elliptica: nervis a mediano patu- lis percursa, petiolo praeclaro, longitudine medium folium non attingente praedita; Panicula erecta, sim- plex: rhachi teretiuscula, ramis patentibus; Flores lilacini, ante evolutionem subeylindriei, pedicello triplo minore praediti. Eine sehr veränderliche Art in Farbe und Form der Blätter, was Veranlassung gegeben hat, mehre Arten zu unterscheiden. a. Als Dracaena ferrea und Cordyline Jacquini unterscheidet man eine ziemlich kon- stante Abart, wo die Blätter eine durchaus gleiche bronzebraune Farbe haben und ziemlich steif ab- stehen. Eine schmal- und eine breitblättrige Form von grosser Schönheit hatten Veitch & Sohn in Paris ausgestellt. Dr. ferrea L. ist eine sehr un- bestimmte Pflanze China’s. b. Als Dracaena siamensis wurde seit einigen Jahren eine Form eingeführt, wo die Blätter eine schmutzig-bräunlichgrüne Farbe besitzen. Bisweilen ist auch der Blattstiel braun-gefärbt. c. Dagegen haben die schmalen Blätter der Dracaena nigrescens eine dunkelbraune Farbe. d. Bisher kultivirtte man als Dracaena Ter- minalis rosea eine buntblättrige Form, wo die Blätter in der Mitte oder am Rande mit breiten, schönrosa - gefärbten Streifen versehen sind. Von dieser Abart hat man bereits seit einigen Jahren wiederum mehre Formen in den Handel gebracht, und zwar: grandis: Blätter steif, braun und nur am Rande rosa. Dieselbe kommt auch als strieta vor. 195 Humboldtii: Blätter braun, in der Mitte mit einem breiten Rosa-Streifen. Diese Form heisst auch: Porteana versicolor. Magnifica heisst eine reizende, erst jetzt von Veitch eingeführte Form mit steifen Blättern, wo die Ränder hell-, die Mitte dunkelrosa-, die sonstige Oberfläche aber glänzendbraun-gefärbt erscheint. Cooperi: rosa-gestreifte und überhängende Blät- ter. Sind diese ziemlich breit, so nennt man die Form wohl auch: latifolia pendula. limbata: eine Form mit schmalen, aber roth- umrandeten Blättern. C. Sieberi Kunth (in Verhandl. d. Berl. Akad. v. Jahre 1842, S. 30) stammt aus Westindien und unterscheidet sich nach einem im Berliner Herbar befindlichen Exemplare nur dadurch von C. Ter- minalis, dass die unteren Blüthen an den Aesten kürzer gestielt sind. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass diese erst später in Westindien ein- geführt wurde. C. Terminalis wächst vielleicht ur- sprünglich nur auf den grossen und kleinen Sunda- Inseln, auf den Molukken und den Philippinen, kommt aber auch, besonders die buntblättrige Form, in Ost- und Hinter-Indien, sowie in China, vor. Seit vorigem Jahre hat Fr. A. Haage in Er- furt eine Cordyline in den Handel gebracht, über deren Stellung ich noch nicht klar bin. Ich nenne sie einstweilen nach ihrem Besitzer, dessen Gärt- nerei um Einführung neuer Pflanzen sich grosse Verdienste erworben hat, ©. Haageana. Sie be- sitzt Aehnlichkeit mit Formen der C. Terminalıs, nähert sich aber auch wiederum der C. Eschschol- tziana und wurde von einem Sohne des Fischmei- sters Nernst in Stralsund, der die Nordküste Neu- hollands unlängst besuchte, vor 4 Jahren mit meh- rern anderen interessanten Pflanzen unter dem Na- men Dr. cannaefolia von dort eingesendet. Die Pflanze dieses Namens, welche R. Brown in Neuhol- land entdeckte, ist, wie ich alsbald zeigen werde, keineswegs klar und könnte in der That möglicher Weise diese sein. Vielleicht gelingt es mir spä- ter, näheren Aufschluss darüber zu geben. C. Haageana scheint nach dem unserem bo- tanischen Garten in Berlin mitgetheilten Exemplare, welches eben jetzt in Blüthe steht, nicht hoch zu werden. Am Ende des kurzen, grauen Stammes befinden sich die elliptischen Blätter, von 9 Zoll Länge und 3 Zoll Breite und mit einem 3% Zoll langen Stiel versehen, in grösserer Anzahl und ge- drängter, als es bei C. Terminalis der Fall ist. Ihre Konsistenz ist ebenfalls etwas stärker, ihre Farbe aber dunkelgrün, doch in der Weise, dass bei den jüngeren sich längs der vom Mittelnerv abstehenden Seitennerven heller gefärbte, schmale ‘Streifen hinziehen. Der Blüthenstand ist bei der vorliegenden Pflanze sehr klein, ‚ziemlich einfach und hat hellviolette, sehr kurzgestielte Blüthen, deren Basis von dem äusseren Deckblatte über- ragt wird. 2. C. Eschscholtziana Mart. mn R. et 8. syst. veget. VII, 347, 1677. Arborea; Folia ob- longa, cuspidata, viridia; nervis a mediano patulis percursa, petiolo brevi praedita; Panicula erecta, simplex: rhachi acutangulata, ramis divaricatis; Flo- res albi, vix Iilacini, ante evolutionem oblongi, vix pedicellati. Ich halte diese Art, welche Lindley im Bo- tanical - Register (auf der 1749. Tafel) unter dem Namen Dracaena Terminalis abgebildet hat, für unterschieden von der echten Pflanze dieses Na- mens, schon weil sie ein anderes Vaterland hat. Dieses sind nämlich die Sandwich- und andere in der Südsee liegende Inseln. Dort wird aus der Wurzel (wohl vielmehr aus den unterirdischen Sto- lonen) eine Speise zubereitet, welche den Namen Ti (Tea engl. geschr.) führt. Gegen das Ende der zwanziger Jahre befand sie sich bereits in Schön- brunn bei Wien, und zwar unter dem Namen Üor- dyline Ti, beschrieben wurde sie aber ein Jahr später (1829) erst von Martius nach einem von dem Reisenden Eschscholtz mitgebrachten Exem- plare. Die Pflanze wächst weit gedrängter, als die Cordyline Terminalis, und wird auch wohl nicht so schlank; trotzdem scheint sie schliesslich weit höher zu werden. Die im Verhältnisse zu denen genann- ter Pflanze breiteren Blätter haben eine freudig- grüne Farbe. Während CO. Terminalis mit allen ihren Abarten und Formen leicht blüht, ist dieses mit der ©. Eschscholtziana weniger der Fall. Sie hält weit besser im Zimmer aus, als jene, von der besonders die Formen der Terminalis rosea gegen trockene Luft ziemlich empfindlich sind und daher in einer feucht-warmen Atmosphäre am besten ge- deihen: C. Eschscholtziana erhielt in Berlin den Na- men C. heliconiaefolia (Allg. Gartenz. von Otto u. Dietr. III, 232), während sie in München unter dem Namen Dracaena brasiliensis kultivirt und von Schultes (R. et S. syst. veget. VIII, 1676) beschrieben ist. Der letztere Name wurde der Pflanze wohl nur aus Versehen in der Meinung gegeben, der brasilianische Reisende Martius in München habe sie aus Brasilien mitgebracht. Ver- gebens habe ich nach einer Notiz gesucht, welche auf Brasilien, als Vaterland, Bezug gehabt hätte. Endlich kam sie früher in den Gärten auch als Dracaena esculenta vor, ein Name, der wiederum auf die von den Bewohnern der Südsee-Inseln ge- nossene Wurzel hindeutet. 202 196 3. C. nobilis (Dracaena) van H. Catal. 1851 p- 6. Humilis; Folia ovato - oblonga aut late ob- longa, cuspidata, colorata, nervis a mediano patulis percursa, petiolo brevi instructa. Flores non suppetunt. Diese von Planchon als Calodracon nobi- lis beschriebene, in den Gärten auch als Dra- caena Sieboldii kultivirte Art halte ich für eine niedrig-bleibende Abart der C. Eschscholtziana mit bunten Blättern. Gewöhnlich besitzen diese eine mehr oder weniger durchaus rothe und rosarothe Farbe und stehen noch weit gedrängter, als bei der genannten Art. Bis jetzt habe ich, selbst äl- tere Exemplare, noch nicht höher als 1 Fuss ge- sehen. Eine prächtige Form mit grossen Blättern (10:5), deren Fläche nur zum Theil rosa-gefärbt, sonst lebhaft-grün ist, hatte Veitch in Paris unter seinen 6 neuen und schönsten Pflanzen unter dem Namen Dracaena regalis ausgestellt. 4. C. cannaefolia R. Br. fl. Nov. Holl. prodr. 289. Folia elliptica, cuspidata, nervis lateralibus subparallelis percursa, petiolo perlongo instructa. Flores non suppetunt. Ob die Pflanze, welche wir jetzt in den Gär- ten kultiviren, in der That dieselbe ist, welche R. Brown in Neuholland entdeckte und -in seiner Flor beschrieben hat, lässt sich nicht mehr ermitteln. Ohne Original-Exemplare vor sich zu haben, kann | man überhaupt nicht R. Brown’sche Pflanzen we- gen ihrer kurzen Diagnosen ohne Beschreibung be- urtheilen. Im Berliner botanischen Garten befindet sich diese Art erst seit 15—20 Jahren. Sie scheint eine ziemlich bedeutende Höhe zu erhalten und in dieser Hinsicht die ©. Terminalis und Eschschol- tziana zu übertreffen. Die sehr grossen Blätter stehen auf ziemlich langen Stielen, die weit län- ger als die Hälfte der Blattfläche sind, etwas mehr entfernt von einander, als bei C. Terminalis, und haben bei einer Breite von 5 Zoll eine Länge von über 2 Fuss. Bei jungen Pflanzen besitzen sie eine hellere Farbe und eine mehr elliptische Gestalt, später werden sie dunkler bei etwas derberer Kon- sistenz und, erhalten eine längliche Gestalt, Sie sind ziemlich steif und machen nie einen Bogen. In Blüthe habe ich die Pflanze (trotz der grossen Exemplare) noch nicht gesehen, weshalb sie wohl erst eine bedeutendere Höhe erreichen muss, ehe diese erscheinen. Was R. Brown über die Blüthen seiner Ö. cannaefolia sagt, ist zu wenig, um sie mit denen der anderen Arten zu vergleichen. 5. C. rubra Hüg. in Kth enum. pl. V, 34. Folia anguste elliptica, nervis a mediano patulis percursa, petiolo brevi, praedita; Panicula erecta, composita, ramis patentibus, ut rhachi, acutangulis; Flores lilacini, ante evolutionem oblongi, breviter pedicellati. Eine der beliebtesten Blattpflanzen für Zimmer im Nordosten Deutschlands, die besonders in Berlin zu vielen Tausenden herangezogen und auf den Markt gebracht werden. So sehr leicht sie auch im Leben von der ©. Eschscholtziana zu unter- scheiden ist, so schwer ist doch eine durchgreifende Diagnose zwischen beiden herzustellen. Sie hat weit kleinere und schmalere Blätter mit einer etwas derberen Konsistenz; während bei genannter Pflanze der Breiten- Durchmesser mehre Zoll beträgt, sind sie bier ausnahmsweise 2, in der Regel nur 14 Zoll breit. Sie schlagen auch in einem eleganten Bogen über und stehen etwas entfernter. Da die Pflanze rasch wächst, so erreicht sie schon in eini- gen Jahren eine Höhe von 10— 14 Fuss, wobei, wenn die Pflanze sich in guter Kultur befindet, der sehr dünne Stengel von oben bis unten mit Blättern besetzt ist. Sie blüht sehr leicht. Vater- land ist Neuseeland, weshalb sie auch anfangs un- ter dem Namen Oordyline seelandica verbreitet wurde. C. violascens Reg. (Gartenfl. VIII, 331) ist nur eine Form mit etwas breiteren Blättern und scheint gar nicht konstant zu bleiben. C. splen- dida und Danneeli sind dagegen Formen, die nach dem Urtheile der Gärtner sich etwas elegan- ter bauen; letztere besitzt auch schmälere Blätter. Unter dem Namen Dracaena und Cordyline densifolia, auch species aus Neu-Kaledonien, ist in der neuesten Zeit eine Pflanze in den Han- del gekommen, über die so lange sich nichts sagen lässt, als man nicht grössere Exemplare in Blüthe besitzt und Vergleiche anstellen kann. Im Habitus ähnelt sie der ©. rubra und unterscheidet sich nur durch dünnere, etwas pergamentartige Blätter, de- ren Stellung auch weit mehr spiralförmig ist, als bei genannter Art. Meist erscheint der Blattstiel braun-gefärbt; eben dieselbe Farbe hat der Rand, aber nur in einer Breite vom kaum # Linien. In Paris sah ich während der jetzigen Ausstellung in der Weise der ©. Terminalis buntblättrige Formen, welehe wohl ohne Zweifel dieser ©. densifolia an- gehörten. 6. B. Banksii Hook. fil. in Gardeners Chron. 1860, p. 792. Folia longissima, angustissime ellip- tica, dense nervosa, nervis 5—8 prominentibus, sen- sim in petiolum attenuata; Flores laxiusculi, albi, bracteis minutis obsita. Eine mir völlig unbekannte Art, welche einen Stamm von 5—10 Fuss Höhe, und bisweilen nur wenig verästelt, besitzt. Im Habitus soll sie der C. superbiens ähneln. Was als Banksii in den Gär- ten ist, stellt eine Art ohne Stamm dar, wie ich alsbald zeigen werde. KT B. Fast ohne oder mit sehr kurzem Stamm, und langen, erhaben-genervten Blättern. 7. C. Pumilio Hook. fil. in Gard. Chron. 1360, p. 792. Folia elongata, graminea, stricta, concoloria; Scapus foliis plerumque longior, erectus; Paniculae rami inferiores compositi; Flores inodori, soltari. Diese eigenthümliche, weniger schöne Art wurde zuerst in Hooker’s Flora von Neuseeland unter dem falschen Namen Ü, stricta beschrieben und (auf der 58. Tafel) abgebildet, in den Handel kam sie aber erst vor einigen Jahren von England aus unter dem Namen Dracaena Banksii und ery- throrrhachis Banksii und wurde als Cordyline Banksii von Regel (im 13. Jahrgange seiner Gar- tenflora, S. 201, t. 444) beschrieben und abgebil- det. Ich hatte schon vorher Gelegenheit gehabt, sie bei dem Hofgärtner H. Sello in Sanssouci bei Potsdam in Blüthe zu untersuchen, und hielt sie gleich anfangs für eine der ©. Pumilio sehr nahe- stehende, wenn nicht für dieselbe Art. Nur die Grössen-Verhältnisse und der Umstand, dass Hoo- ker von der zweizeiligen Stellung der Blätter gar nichts sagt, bestimmten mich auch damals, sie für eine selbständige Art zu halten und ihr den Na- men C. Regelii beizulegen (s. 8. Jahrg. der Wo- chenschrift S. 90). 8. ©. Beuckelaerii ©. Koch in Wochenschr. f. Gärtnerei u. Pflanzenk. VIII, S. 91. Folia elon- gata, anguste elliptica, strieta, nervis coloratis disco- loria; Scapus foliis longior, eurvatulus; Panicula ra- mosa; Flores odoratissimi, solitarıi. Diese in allen ihren Theilen sich von der vo- rigen, hauptsächlich durch ihre Grösse unterschei- dende Art kam mit der vorigen zu gleicher Zeit von England aus in den Handel, und zwar unter dem Namen Dracaena erythrorrhachis und erythrorrhachis Veitchii. Ich fand sie zuerst in Brüssel bei dem Kunst- und Handelsgärtner Beuckelaer, dessen Namen ich ihr auch beilegte. Zum ersten Male in Blüthe sah ich sie jedoch erst vor einigen Wochen in Paris im reservirten Pflan-, zengarten der Industrie - Ausstellung, wo sie von Chantin ausgestellt war. Sie ist nicht allein grösser, als die vorige, son- dern auch weit schöner und eine in jeglicher Hin- sicht zu empfehlende Pflanze. Die in der Mitte über 2 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blätter werden 4 Fuss und darüber lang und stehen eben- falls in einer ziemlich deutlich hervortretenden ‚Spirale. Aus der hellen Farbe beider Flächen tre- ten die weisslich-gelben und einander parallel-lau- fenden Nerven sehr hervor, die breite Mittelrippe hat aber sogar eine orangenrothe oder braunröth- liche Farbe, welche zur Benennung erythrorrhachis Veranlassung gegeben hat. Was dieser Dracänee aber einen besonderen Werth verleiht, das sind die wohlriechenden weissen Blüthen, welche eine grosse, sehr verästelte Rispe von 2 und 3 Fuss Länge bilden. (Fortsetzung folgt.) Härlnerifche Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung.*) IX. Paris, den 30. Mai. Waren es bei der dritten Ausstellung beson- ders die bunten Kinder Flora’s, namentlich die Azaleen, gewesen, die den Beschauern vorgeführt wurden, so waren es bei der vierten dagegen die Palmen, sowie die Cycadeen, welche im Vorder- grunde standen. Wie in den früheren Briefen mitgetheilt ist, hat man im Garten der Pflanzen - Ausstellung aus künstlichen Felsen 2 nicht unansehnliche Hügel er- baut, in denen die beiden Aquarien angebracht sind. Der eine trägt ausserdem das grosse Ge- wächshaus, welches die Stadt Paris für 200,000 Franes gekauft hat. Vor diesem Hügel befindet sich ein Wasserbassin, in dem die künstliche Fisch- zucht vorgeführt wird. Leider sah man sich ge- zwungen, ein Zelt darüber zu spannen, um die jungen Fische gegen die brennenden Strahlen der Sonne zu schützen, verdeckte aber damit die herr- lichen Felsengruppen, welche sich grade hier dem Auge günstig präsentirten, und das von Fels zu Fels herabstürzende Wasser. Massivs schöner Rho- dodendren ziehen sich hier auf beiden Seiten herab. . In diesem grossen und gleich schönen Ge- wächshause, welches nur aus Glas und Eisen be- steht, aber einen aus Holz angefertigten Vorbau in Schweizer Manier besitzt, befand sich während der dritten Ausstellung die prächtige Azaleenflor, jetzt hingegen diente es den Fürsten der Pflanzen, wie Linn& treffend die Palınen nennt, als Woh- nung. So viel. Schönes und Herrliches war aber eingesendet, dass selbst der grosse dargebotene Raum nicht ausreichte. Die Palmen des der gärt- nerischen Welt durch die Einführung der ersten buntblättrigen Kaladien bekannten Chantin, in der Pariser Vorstadt Montrouge, mussten für sich in *) Verfasser des vorliegenden und der folgenden Pariser Briefe ist Dr. Wittmack, Vertreter des Professors Koch während seiner Abwesenheit von Paris. 198 einem besonderen Gewächshause untergebracht wer- den. Er allein hatte sich um die beiden ersten Aufgaben: verschiedene Palmen in einer grossen Sammlung, sowie 50 auserwählte Palmen, beworben. Seltenheiten waren weniger darunter, als vielmehr grosse, stattliche Exemplare, wie sie jedem Ge- wächshause ein Schmuck und eine Zierde gewesen wären. Unter diesen Pflanzen zeichneten sich beson- ders aus: eine hohe Latania borbonica Lam., eine schlanke, stattliche Areca nobilis, eine grosse Livi- stona australis, die breitblättrige Wallichia curyo- toıdes, eine Chamaedorea Costaricensis, eine Cha- maerops humilis var. tomentosa, das reizende Phoe- nicophorium Borsigianum (Stevensonia grandifolia) und viele andere. Veiteh & Sons hatten sich, ausser mit Aza- leen, gar nicht bei dieser Ausstellung betheiligt und Linden nur in geringem Masse, obwohl wir grade diesen beiden Gärtnern die Einführung der meisten und schönsten Palmen verdanken. Nächst Chantin hatte Dalli®re in Gent die meisten- Palmen ausgestellt. Er war wiederum der Einzige, welcher sich an der Aufgabe von 25 starken Exemplaren betheiligt hatte. Seine Palmen sollten zwar, der Bewerbung entsprechend, kräftig sein, sie waren aber sämmtlich noch ziemlich klein, mit Ausnahme von 2 Chamaerops humilis mit Blü- thenknospen, Corypha australis, Martinezia caryo- taefolia u. s. w. Auch Madame Legrelle d’Hanis aus Ber- chem bei Antwerpen, die schon so manches Schöne beigesteuert, war in die Schranken getreten und hatte 12 starke und auserlesene Exemplare gelie- fert. Darunter sind hervorzuheben: Arenga saccha- rifera, ziemlich hoch, Areca Verschaffelti, eine kleine, aber kräftige Rhapis flabelliformis, die schlanke, schmalblättrige Phoenix farinifera und die Chamaerops argentea mit schmutzig - silberartigen Flecken auf der Blatt-Unterseite. Als einzelne, besonders stark entwickelte Pflan- prangten Linden: eine stattliche, im schönsten Grün stehende Seaforthia robusta und Chamaerops stauracantha, sowie von Chantin: eine Areca Banksii A. Cunn. (A. sapida H. Glym) und Thrinax radiata. In dritter Reihe kam eine Palme, welcher hin- sichtlich ihrer Grösse unstreitig der erste Rang ge- bührt. Es war dieses eine wohl über 30 Fuss hohe Dattelpalme von den Hyerischen Inseln. Das Klima dieser glücklichen. Eilande ist bekanntlich ein so günstiges, dass die Dattelpalme daselbst im Freien kultivirt wird. Man hatte sie der freundlichen Ver- mittelung des einen der Vice - Präsidenten der Pa- riser Gartenbau-Gesellschaft, Lucy, zu verdanken. zen von Die "Transportkosten u. s. w. waren so hoch ge- wesen, dass die Stadt Paris ihre Herbeischaffung als eine Ehrensache betrachtete. Es waren ursprüng- lich 2 Exemplare, leider ist aber das eine auf dem Transporte zu Grunde gegangen und das andere scheint um den dahingeschiedenen Genossen zu trauern, wenigstens machten die graugrünen Blät- ter einen keineswegs sehr günstigen Eindruck. Ge- genwärtig entwickeln sich, wie es scheint, Blüthen- stände. Man wird daher vielleicht noch im Laufe des Sommers das Glück haben, den Baum blühen zu sehen. Leider ist das Exemplar, dem Ansehen nach, eine männliche Pflanze; auf das Vergnügen, die Datteln reifen zu sehen, müssen wir also ver- zichten. Unter den erst kürzlich in den Handel gekom- menen Palmen zeichneten sich die von A. Ver- schaffelt in Gent und von Linden in Brüssel besonders aus. Man bemerkte darunter: Wallichia myriostigma, Pritchardia pacifica, Seaforthia spe- ciosa, Calamus Verschaffelti, die sehr schöne La- tania Verschaffelti, die unten silberweisse Brahea nitida, Rhapis flabelliformis fol. var. aus Japan (Blätter mit helleren und dunkleren Längsstreifen), Areca monostachya, Zalacca Wageneri mit sehr ent- fernten Fiederblättchen und schwach nach oben vortretenden Nerven, von Verschatfelt aus Java eingeführt u. s. w. Unter den Bewerbern für eine Sammlung Pal- men aus einem Genus war Ohantin wiederum der Einzige, welcher sich betheiligte. Er hatte Cala- mus gewählt. Von interessantesten Arten dieses Geschlechtes waren vertreten: Calamus niger, Fla- gellum, viminalis, Getah Hort. (mit kleinen, sehr dichtstehenden, hellen Blättchen), mieranthus, su- matranus, Draco und Daemaenorops spectabilis. Neue Palmen (und Palmen-ähnliche Pflanzen) hatten Linden und Dalliere ausgestellt; ersterer: Desmoncus- Arten, Cocos elegantissima und Phyte- lephas Yurumaguas; letzterer: Calamus adspersus und sumatranus, sowie Uocos Weldeniana. Die Cycadeen - Ausstellung zeigte zwar sehr schöne Exemplare, aber kaum etwas Neues. In der Chantin’schen Sammlung befanden sich Stan- geria paradoxa, Dioon edule, Oerato, Zamia magel- lanica H. Wendl., ferner Z. Makoyana, plumosa, furcata und latifolia. Dagegen hatte de Ghel- linck de Walle in Gent unter Anderem: Zamia villosa und cycadaefolia, Ceratozamia mexicana, Za- mia caflra var. compressa, mit fast kugelrundem Stamm, Zamia Lehmanni var. maculata, ausgestellt. Grössere, aber nicht besonders starke Exem; plare waren von Mad. Legrelle d’Hanis (Buce- phalartos Altensteini) und von Linden, sowie von Chantin, eingesendet; im Allgemeinen findet man 199 dergleichen in vielen botanischen Gärten, besonders in Amsterdam, weit grösser. Die Schwierigkeit des Transportes mag hier sowohl, wie bei den Pal- men, Haupt-Ursache gewesen sein, dass nicht die grössten Exemplare herbeigeschafft wurden. Waren doch unter den Palmen selbst die grossen Exem- plare meist nur 8—12 Fuss, sehr wenige 20 Fuss hoch. ? Unter den Bewerbungen zweiten Ranges (Uon- cours accessoires) standen die Orchideen zwar oben- an; da diese aber für die nächste Ausstellung in erster Reihe waren, so mochte dieser Umstand wohl Grund sein, dass nur 2 Bewerber sich eingefunden hatten: der Herzog von Ayen in Champlatreux und Lüddemann in Paris. Auch Azaleen ‘waren wiederum ausgeschrieben. Von denen, die Veitch aus England gebracht, waren einige erst jetzt aufgeblüht und trateu daher in Konkurrenz. Wie die früheren, so waren auch diese ausgezeichnet. Ich übergehe die Bewerbungen, welche kein besonderes Interesse darboten oder gar nicht ge- löst waren, und wende mich den Blüthensträuchern zu. Unter ihnen spielten wiederum die Rhododen- dren, und zwar die des freien Landes, die erste Rolle. Unter denen, welche grosse Sammlungen einge- sendet hatten, standen Croux & fils in Sceaux oben an. MSämmtliche Pflanzen waren kräftig und be- standen auch aus den schönsten Sorten: Triomphe d’Anvers, zart-rosa; Marguerite, dunkelroth; Cam- panulatum bybridum, Sophia Western u. s. w. Nicht weniger beachtungswerth war die Sammlung von van Acker (jardin de Fromont), die mehre grosse Massivs bildeten. Im Allgemeinen enthielten sie kleinere Exemplare, nichts desto weniger aber sehr hübsche Sorten. Auch die Sammlungen von Pail- let fils in Chatenay bestand zum 'ITheil aus gros- sen Exemplaren. Das ungünstige Wetter, welches leider mehre Tage hindurch geherrscht hatte und zum Theil noch lange immerfort dauerte, bis end- lich Ende Mai grosse Hitze eintrat, hatte die Flor dieser Blüthensträucher sehr beeinträchtigt. Die schönsten Rhododendren verdankte man jedoch Thibaut & Ketel®er in Paris (rue de Charonne 146), da sie 50 auserlesene Sorten ent- hielt. Ich nenne von diesen besonders: Gazelle, hell-violett, mit gelben Flecken auf dem obern Blu- men-Abschnitte; Everestianum, violett, sehr reich- | blühend; Eug@nie, fast weiss; Princess Mary of Cambridge, aussen dunkelroth, innen fast weiss; Black eyed Susan, violett, mit fast schwarzem Fleck auf dem oberen Blumen-Abschnitte. Die neuen, aus Samen erzogenen Sorten von Oudin und A. Verschaffelt zeigten nichts Be- sonderes, was ihnen vor den älteren und besseren einen Vorzug verlieh. Auch pontische Azaleen waren in mehrern Samm- lungen vertreten. Van Acker im Garten von Fro- mont hatte wohl das schönste Sortiment. Unter den hochstämmigen Rosen zeichneten sich dieses Mal besonders die des bekannten Rosenzüch- ters Margottin in Bourg-la-Reine aus. Von schön- ster Kultur waren? Anna Diesbach, Triomphe de Nancy (dunkelrosa) und General Jacqueminot. Mit ıhm wetteiferte wiederum der in früheren Briefen schon genannte Hippolyte Jamain in Paris (Rue de la Glaciere 141). Fontaine in Chätillon-les- Bagneux war der Einzige, welcher 'Theerosen (in 25 Exemplaren) ausgestellt hatte. Leider waren sie zu sehr getrie- ben. In. Betreff der Rosentreiberei scheinen, was schon in früheren Briefen ausgesprochen ist, die Franzosen den Engländern und Deutschen nach- zustehen. Die Stauden des freien Landes waren nur mit- telmässig vertreten. Hübsch waren die Pyrethrum’s von Duviviere in Paris, aber doch nicht besonders. Wohl aber waren die, welche sich in einer ge- mischten Gruppe krautartiger Pflanzen von Vil- morin-Andrieux & Co. befanden, vor Allem be- merkenswerth. Die schönste Sammlung einjähriger Pflanzen und auch besonders hübsch gruppirt, hatten wiede- rum Vilmorin-Andrieux & Co. in Paris gelie- fert. Ich nenne unter ihnen: Nycterinia selaginoi- des, Leptosiphon androsacea und var. in mehrern Formen, Kaulfussia amelloides, und zwar die Form atro-violacea. Sie wetteiferten mit vielen anderen in Kraft und Farben-Schönheit und bildeten zugleich mit Agrostis pulchella, Lagurus ovatus und anderen Ziergräsern eine sehr hübsche Gruppe. Von Zier- gräsern sah man auf anderen Massivs auch die rei- zende buntblättrige Form des gewöhnlichen Wie- sengrases, der bekannten Poa trivialis unter dem Na- men P. argentea, ein Gras, welches bei uns noch keineswegs so gewürdigt ist, als es doch verdient. Aber auch Gu&@not in Paris’ hatte recht hübsche einjährige Pflanzen ausgestellt. Es ist nicht zu leugnen, dass die in dem Grün des Rasens vertheilten Sammlungen ausdauernder und einjähriger Pflanzen sich sehr hübsch ausnah- men und zum allgemeinen Schmuck des Ganzen sehr viel beitrugen. Sie waren geschmackvoll zu- sammengestellt und befanden sich meist auf längli- chen Beeten auf beiden Seiten der Wege. Paeonien waren nur durch den bekannten Züch- ter dieser Florblumen, Charles Verdier fils ain& in Paris, aber vorzüglich, vertreten. Leider hatte aber auch hier das im Mai oft 200 wiederkehrende Regenwetter sehr ungünstig auf die Entwickelung der Blumen eingewirkt. Eine nicht unbedeutende Anzahl von Einsen- dungen fand in den ausgeschriebenen Bewerbungen keine Berücksichtigung. Da dieses auch schon wäh- rend der vorigen (dritten) Ausstellung geschehen war, so beschloss das Preisrichteramt, dergleichen unvorhergesehene Bewerbungen dieses Mal ebenfalls zu berücksichtigen. Ich nenne vor Allem eine 8—10 Fuss hohe Doryanthes excelsa. Diese inter- essante Agavee aus Neuholland hatte Delaire in Orleans ausgestellt. Ferner eine Sammlung hübscher weiss- und lila-blühender Vinca’s aus Ma- dagaskar in besonders schönen Exemplaren, welche man COhevet in la Croix-Rouge St. Maud& ver- dankte. Die im letzten Brief bereits ausführlich be- sprochenen Araliaceen der Mad. Legrelle d’Ha- nis in Antwerpen kamen erst jetzt zur Beurthei- lung, ebenso die gemischte Sammlung von Blatt- pflanzen. Es thut mir leid, über die Sammlung von Bromeliaceen, welche dieselbe Dame ausgestellt hatte, nichts berichten zu können, obwohl sie nur aus schönen Exemplaren bestand. Die Bromeliaceen verlangen ein besonderes Studium. Endlich erwähne ich noch eine Schaupflanze, Eriostemon buxifolius, von gegen 27 Fuss Höhe und 3 Fuss Durchmesser, wie sie auf den Berliner Ausstellungen ebenfalls vorkommt, sowie die merk- würdige Ataccia cristata mit ihren, der«schwarz- braunen Färbung wegen unheimlichen Blüthen, zwi- schen denen lange, fadenförmige Schwänze (umge- wandelte Blüthenstiele) hervorkommen. Jean Ver- schaffelt in Gent hatte die erstere, Chantin in Paris die andere geliefert. Die Ausstellung von Gemüse und Früchten bot nicht viel Abwechselung dar. Zu erwähnen wären die Sammlungen von Spargel und Spargelpflanzen von Cherault-Salboeuf und Louis Cherault in Argenteuil, wo besonders viel Spargel gezogen wird. Es waren die verschiedenen Spargelpflanzen nach dem Alter nebeneinander gestellt, und zwar vom ersten Jahre anfangend bis zum letzten Sta- dıum der Produktion der Pflanze im 15. Jahre. Das Pomologische Institut in Reutlingen. Das Pomologische Institut ist in diesem Frübjahre und Sommer sehr besucht und ist die Frequenz des Sommer - Kursus bedeutender, als es sonst der Fall war. Es sind gegenwärtig hier in der I. Abtheilung — Höhere Lehr-Anstalt für Pomologie und Garten- bau —, einschliesslich eines Hospitanten, 20 Zög- linge, welche folgenden Gegenden und Städten an- gehören: Westphalen, Rügen, Holstein, Lauenburg je 1, also aus Preussen 5, Baden 2, Sachsen-Wei- mar 1, Bayern 1, Braunschweig 1, Rheinhessen 1, Württemberg 5, Waldeck 1, Ungarn 1, Schweden 1, Lievland 1. Die II. Abtheilung — Gartenbauschule — ist von 14 Zöglingen besucht, und zwar von 9 aus Württemberg, 1 aus Bayern, 4 aus Hessen. Der Kursus für Baumwärter ist besucht von 6 Zöglingen, aus Hessen 4, aus Württemberg 2. Somit stellt sich die Zahl der Zöglinge im Som- mer auf 40, von welchen 36 — 38 den ganzen Sommer über oder überhaupt auf längere Zeit hier bleiben. Es ist sehr erfreulich, dass die jungen Leute, welche sich der Pomologie, Obst- und Gartenkultur widmen, jetzt eine längere Zeit für ihr Studium be- stimmen, als früher, und manche, die sonst nur den Baumwärter-Kursus (der nur 2% Monate dauert) durchgemacht hätten, besuchen jetzt von Anfang März bis zum Oktober die Anstalt. Von den anwesenden Zöglingen sind 12 von Regierungen, Staats- oder landwirthschaftlichen Be- hörden gesendet und erhalten Staats-Beiträge, wäh- rend mehre andere Zöglinge von grösseren Guts- besitzern hierher beordert wurden. Das Areal des Instituts wurde wieder durch Ankauf eines fast angrenzenden, gegen 2 preuss. Morgen haltenden Baumgutes vermehrt und auf demselben ein neuer Schlag der Baumschule an- gelegt. Wir bemerken, an diese uns mitgetheilten No- tizen anschliessend, dass das Pomologische Institut grade in diesem Jahre den Zöglingen ein besonde- res Interesse gewähren wird, da die Mitglieder der 5. allgemeinen Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter, und zwar am 24. September, in Reutlingen zusammentreten werden und dass zu gleicher Zeit eine Obst-Ausstellung, zu der das ge- sammte Deutschland Früchte liefert, damit verbun- den wird. Da die Zöglinge bei den Aufstellungen der letzteren beschäftigt werden, so haben sie hier grade am meisten Gelegenheit, sich mit der so schwierigen Nomenklatur des Obstes einigermassen bekannt zu machen. Aber auch das Kennenlernen der tüchtigsten Pomologen dürfte jungen Leuten von grösstem Interesse sein. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der €. Feister’schen Buchdruckerei (L.Mewes), ° Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staateu für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 29. Juni’ No. 26. 1867. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 478. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 23. Juni. — Zusammenstellung der beschrie- benen und in den Gärten befindlichen Dracäneen. (Fortsetzung.) — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. III. 478. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 23. Juni. Der Vorsitzende, Geheimer Ober-Regierungsrath Knerk, begrüsste die Anwesenden zum Jahres- feste, welches bereits zum 44. Male wiedergekehrt sei. Wie früher, werde es auch dieses Mal durch eine grössere Ausstellung und durch ein Festmahl gefeiert. 45 Jahre lang habe bereits der Verein bestanden und alle Wechselfälle dieser langen Zeit glücklich durchgekämpt. Während er früher fast allein gestanden, wirke er jetzt neben vielen an- deren zu demselben oder ähnlichen Zwecken in immer gleicher Frische. Im Aeussern und Innern habe er Manches erstrebt und nach allen Seiten hin seine Tkätigkeit geäussert. Nicht allein mit den Gartenbau-Vereineu des In-, sondern auch des Auslandes stehe er in engster Verbindung. Die seit einigen Jahren in’s Leben gerufenen interna- tionalen Ausstellungen hätten das Mittel geboten, sich näher aneinander zu schliessen; der Verein habe deshalb, mit besonderer Unterstützung eines hohen landwirthschaftlichen Ministeriums, seinen Ge- neral-Sekretär als Vertreter stets an die Orte ge- sendet, wo diese stattfanden. Auch in Paris sei der Verein um so mehr durch denselben in diesem Jahre vertreten gewesen, als letzterer zu gleicher Zeit das Amt eimes Preisrichters geführt habe. Am 24. September habe ferner der Verein die 5. allgemeine Versammlung deutscher Pomologen und ÖObstzüchter nach Reutlingen ausgeschrieben, und er hoffe, dass man sich von Seiten der Mit- glieder recht vielseitig betheiligen werde. Man sei der Ansicht, aus den eingehenden Sammlungen von Obst eine Normal-Sammlung zusammenzustellen und mit dieser nach Paris zu gehen, wo am 1. Oktober die grosse Obst-Ausstellung eröffnet werde. Dieses schliesse aber keineswegs aus, dass ausserdem Pri- vate sich betheiligen -und ebenfalls Sammlungen von Obst nach Paris senden können. Der Vorsitzende berichtete ferner über die bei- den Institute, welche mit dem Vereine im innigsten Zusammenhange stehen, über die Königl. Gärtner- Lehranstalt und über die Königl. Landesbaumschule, deren Zustände nur erfreülich genannt zu werden verdienen. Da das Mandat des Vorstandes mit der heuti- gen Versammlung erloschen war, ersuchte der Vor- sitzende seine Kollegen, ihr Amt mit ihm feierlichst niederzulegen, und bat den Direktor Baerwald, bis zur Ernennung eines neuen Vorstandes die Ge- schäfte zu leiten und zunächst die Wahl vorneh- men zu lassen. Der Wunsch des mit Vorschlägen betrauten Ausschusses, anstatt 2 dieses Mal .3 Stell- vertreter des Vorsitzenden zu wählen, wurde abge- lehnt. Es gingen demnach aus der Wahl - Urne hervor: 1. als Vorsitzender: Geh. Ober- Regierungsrath Knerk, 2. als 1. Stellvertreter: Königl. Garten-Inspektor Bouch&, 26 202 3. als 2. Stellvertreter: Jühlke, 4. als General-Sekretär: Professor Dr. Koch, 5. als Schatzmeister: Rentier Sonntag. Geh. Ober - Regierungsrath Knerk übernahm von Neuem den Vorsitz und sprach zunächst dem Ordner, Obergärtner Körner, sowie den Ausstel- lern, vor Allem aber den Preisrichtern, im Namen des Vereines seinen Dank aus und ersuchte die Anwesenden, zur Bekräftigung desselben sich von ihren Sitzen zu erheben. Der Zuckerfabrikant Adolph Reihlen in Stutt- gart hatte an den Inspektor Reuter in Sanssouci einige Opuntien gesendet, welche durch den In- spektor Bouch& vorgelegt wurden. Er hatte diese vor 17 Jahren aus Neuyork eingeführt und an südlichen Stellen seiner Besitzung bei Stuttgart an- gepflanzt. Daselbst hatten sie in der ganzen Zeit, wo das Thermometer einmal sogar 20 Grad unter Null gefallen war, ganz gut ausgehalten. Er glaubt deshalb, dass sie auch an anderen Stellen Deutsch- lands, selbst in Berlin, gedeihen würden und findet es wünschenswerth, dass Anbau-Versuche damit an- gestellt würden. Inspektor Bouch@ übernahm die Pflanzen. Nach ihm wachsen mehre Kakteen, besonders Opuntien, selbst noch in den nördlichen Staaten Amerika’s, wo es ebenso kalt im Winter, wie bei uns sei; er bezweifele daher gar nicht, dass diese auch bei uns, wenigstens im Schutze, aushalten würden. Er behalte sich vor, noch später darüber Mittheilungen zu machen, sowie über das Verhalten der hier vor- gelegten Pflanzen im nächsten Frühjahre zu be- richten. Schliesslich forderte der Vorsitzende den Hof- gärtner Brasch aus Charlottenburg auf, das Pro- tokoll des Preisrichter-Amtes zu verlesen. Hofgarten - Direktor “ Verhandelt Berlin, den 23. Juni 1867. Nach dem unterm 21. August v.J. für die heu- tige Fest- Ausstellung festgestellten Programme be- schlossen die Preisrichter Folgendes: l. Preise des Vereines. A. Link’s Preis. l. Für eine ausgezeichnete Leistung in der Gärtnerei 20 Thlr: dem Rittergutsbesitzer Pflug (Obergärtner Nicolai). B. Gruppirungen. 2. Für die schönste Gruppe besonders gut kul- tivirter Pflanzen in mindestens 12 Exemplaren ein Preis von 10 Thlr: dem Königl. botanischen Garten (Garten-Inspektor Bouch£). 3. Für die schönste Gruppe Marktpflanzen in mindestens 12 Exemplaren ein Preis von 10 Thlr: dem Kunst- und Handelsgärtner Günther in Char- lottenburg für Odier’sche Pelargonien. 4 bis 7. Für je eine aus mindestens 12 be- sonders gut kultivirten Exenıplaren der nämlichen Art bestehende Gruppe von Marktpflanzen 4 Preise zu je 5 Thlr: a. dem Kunst- und Handelsgärtner Altrock in Charlottenburg für Fuchsien, b. der Frau Banquier Wagner (Oberg. Egge- brecht) für Gloxinien, c. dem Kunst- und Handelsgärtner Günther in Charlottenburg für Pelargonium zonale, d. dem Kunst- und Handelsgärtner Richard für Gloxinien. C. Schaupflanzen. 8. Für die beste Kulturpflanze ein Preis von 10 Thlr: dem Kommerzienrath Kricheldorf in Buckau bei Magdeburg (Obergärtner Schlie) für Erica Cavendishi. 9 bis 15. Für einzelne, besonders gut kulti- virte Schaupflanzen 7 Preise zu je 5 Thlr: a. dem Geh. Ober-Hofbuchdrucker v. Decker (Oberg. Reinicke) für die Cattleya Mossiae superba, b. dem Hofgärtner Morsch für Lilium gigan- teum, c. dem Kunst- und Handelsgärtner Allardt für Gardenia radicans, d. dem Königl. botanischen Garten (In- spektor Bouch€) für 'Thrinax elegans, e. dem Kunst- und Handelsgärtner Allardt für Saccolabium guttatum splendens, f. dem Universitätsgärtner Sauer für Astroca- ryum Ayri, g. dem Königl. botanischen Garten (In- spektor Bouch&) für Cissus porphyrophyllus. D. Neue Einführungen. 16 und 17. Für Pflanzen, welche hier zum ersten Male ausgestellt werden und welche so weit ausgebildet sein müssen, dass ihre Eigenschaften erkennbar sind und eine grössere Verbreitung als Zier- oder Nutzpflanzen voraussehen lassen, 2 Preise von je 5 Thlr: a. dem Kunst- und Handelsgärtner Barrenstein in Charlottenburg für Pelargonium Gloire de Nancy, b. dem Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt in Charlottenburg für Poa trivialis argentea. E. Abgeschnittene Blumen. 18. Für abgeschnittene Sortiments-Blumen oder 203 für Bouquets ein Preis von 5 Thlr: dem Kunst- und Handelsgärtner Schwanecke in Oschersleben für eine Sammlung Stiefmütterchen. F. Obst und Gemüse. 19. Für das beste Obst ein Preis von 5 Thlr: dem Handelsgärtner Schulz in Potsdam für Erd- beeren (Prinzessin Alice). 20. Für das beste Gemüse ein Preis 5 Thlr: fällt aus. von G. Zur Verfügung der Preisrichter. I. Geldpreise. 21 bis 25. 5 Preise zu je 5 Thlr: a. dem Kunst- und Handelsgärtner Wendt in der Hasenheide für Fuchsien, b. dem Königl. botanischen Garten (In- spektor Bouch@) für die Dracaeneen-Samm- lung, c. dem Kunst- und Handelsgärtner Forkert in Charlottenburg für Rosen, d. dem Kunst- und Handelsgärtner Heinemann in Erfurt für die Pelargonien-Sämlinge, e. dem Baumschul-Besitzer Metz (Obergärtner Boese) für abgeschnittene Rosen. Die zur Prämürung extraordinär bewilligten Preise von je 5 Thlr: a. dem Handelsgärtner Friedrich in Potsdam für Erdbeeren, b. dem Gärtner Mimus für ein Blumen- Arran- gement. - II. Ehren - Diplome. Der Frau Banquier Wagner (Öberg. Egge- brecht): für Begonien-Sämlinge. Dem Baumschul-Besitzer Lorberg für Rosen. Der Frau Baronin v. d. Knesebeck (Öberg. Amann) für Gemüse. ll. Preis der Frau Minister v. Mühler. 32. Für die am meisten in ästhetischer Hin- sicht gelungene Zusammenstellung von Blumen in irgend einer Form, wo hauptsächlich Rosen vertre- ten sind: 2 Frd’or; fällt aus. Die mittelst hohen Ministerial - Reskripts vom 8. Januar 1866 dem Vereine überwiesenen 3 sil- bernen Medaillen wurden unter Zustimmung des Ministerial-Kommissarius, Garten-Inspektors Bouch&, von dem Preisrichter-Amte zuerkannt: 1. Für eine reichhaltige, der Jahreszeit ange- messene Zusammenstellung vorzüglich kultivirter Ge- - und besitzt dann kurze Aeste, müse: dem Kunst- und Handelsgärtner Rahn in Neu-Schöneberg die silberne Medaille. 2. Für eine vorzügliche Leistung irgend wel- cher Art auf gärtnerischem Gebiete, welche von einem über 4 Meilen von Berlin entfernt wohnen- den Aussteller eingesendet wurden: den Kunst- und Handelsgärtnern Haage & Schmidt in Erfurt für Encephalartos villosa die silberne Medaille. Die dritte silberne Medaille konnte nicht be- willigt werden, weil keine Bewerbung um diesen Preis vorhanden war. a. u. Ss. C. Bouche, als Kommissarius für das landwirthschaftliche Ministerium. Augustin. W. Lauche. Brasch., Koerner. Th. Jannoch., L. Späth. Zusammenstellung der befchriebenen und in den Gärten befindlichen Dracäneen. (Fortsetzung.) C. Arten mit Stamm und schmalen, sowie ungestielten Bättern (Dracaenopsis Pl. und Charlwoodia Sweet). 9. C. australis (Dracaena) Hook. in bot. mag. tab. 2835 (an Forst.?). Folia angustissime elliptica, nervis a mediano praeclaro patulis percursa; Pa- nicula erecta, ramosa, ramis patentibus; Flores bre- vissime pedicellati, bracteis minimis muniti, albi; Laciniae perigonii integerrimae. Sie stammt aus Neuseeland, wo die meisten Cordylinen vertreten zu sein scheinen, und bildet einen Baum, selbst bei uns, von 10-—14 Fuss. Nicht selten verästelt sie sich auch in der Kultur dicht mit Blättern besetzt. Diese fallen am untern Theile des Stam- mes meist ab, so dass sie dann am obern eine Krone bilden. Sie haben eine diekliche Konsistenz, eine freudig-grüne Farbe und machen bisweilen einen schwachen Bogen. Die Rispe erhebt sich nur wenig und ist ziemlich dicht mit Blüthen besetzt. Der jüngere Hooker hält sie verschieden von der Forster’schen Pflanze und ändert deshalb ihren Namen in ©. Baueriana um, weil der be- kannte Pfanzenmaler v. Bauer sie auf der im Nor- den Neuseelands liegenden Norfolk-Insel fand. Die Forster’sche Pflanze d. N. möchte jedoch kaum noch zu entziffern sein, auf jeden Fall ist unsere Pflanze aber dieselbe, welche der ältere Hooker als Dracaena australis und Graham ais Dracaena obtecta beschrieben haben; wir behalten deshalb 26* 204 den bei uns bereits eingebürgerten Namen für diese Art. In den Gärten kam früher eine Abart als Dracaena nutans vor, die sich aber gar nicht von der Hauptart unterschied. 10. C. superbiens C©. Koch in Wochenschr. ll, 380. Folia angustissime lanceolata, nervo me- diano obscuro, nervis lateralibus subparallelis per- cursa; Panicula erecta, ramis patentibus; Flores albi, brevissime pedicellati, bracteis parvis obsiti; Laciniae perigonii denticulatae. Seit geraumer Zeit befindet sich diese neusee- ländische Art unter dem falschen Namen C. indi- visa sehr viel in unseren Gärten, weil sie (wenig- stens bei uns) nie sich verästelt. Im Habitus steht sie der vorigen sehr nahe, unterscheidet sich aber leicht durch die von der breiten Basıs aus allmäh- lig sich verschmälernden Blätter, die immer steif abstehen. Der jüngere Hooker hält sie für die echte Dracaena australis Forst. und hat sie neuer- dings im botanical Magazine als Cordyline au- stralis abgebildet. Wendland beschrieb sie da- gegen früher als Dracaenopsis calocoma (bot. Zeit. 1859, 8. 277), auf keinen Fall ist sie aber die Dracaena calocoma, welche Standish vor 8 Jahren in den Handel brachte. Sie kam übri- gens in Deutschland zuerst über Wien als Frey- cinetia Baueriana in den Handel. Sie kommt schmal- und breitblättrig vor und besitzt ausserdem oft noch einen helleren, gelbli- chen oder auch röthlichen Mittelstreifen, der Ver- anlassung gab, dass man Formen .mit der näheren Bezeichnung striata (woraus wohl aus Versehen strieta wurde) und lineata, auch brunneo-lineata, unterschied. Letztere kam früher in den Gärten auch als Dracaena Veitchii vor. Es gibt von C. superbiens eine wesentlich sich unterscheidende Abart, über die ich aber noch ver- gleichende Untersuchungen anstellen muss. Sie wächst weit rascher, besitzt die Blätter von der Basis des Stengels an, verliert sie demnach selbst nicht bei ungünstigen Kulturen, wie dies bei der einige Grad Kälte aus. Deshalb verdient sie un- bedingt den Vorzug in den Gärten. 11. C. indivisa Hook. fil. in Gard. Chron. 1860, p. 792, nec Forst. Folia anguste oblongo- lanceolatis, nervis lateralibus, prominentibus subpa- rallelis percursa; Panicula vix composita, cernua; Flores albi, brevissime pedicellati, bracteis longis obtecti, albi. Die echte Forster’sche Pflanze ist dieses wohl nicht, zumal auch Lee, der sie zuerst in den Han- del brachte, nach der Mittheilung seines Korrespon- denten dieselbe verästelt angibt (Wochenschr. 11,381). Ich behalte aber die Benennung bei, weil sie nun austral. t. 18. einmal als Dracaena indivisa vera in die Gärten gekommen ist und kultivirt wird, auch von dem jJüngern Hooker unter diesem Namen beschrieben wurde. Leider fängt sie neuerdings wiederum an, seltener zu werden, obwohl sie zu den schönsten ihres Geschlechtes gehört. Die Blätter sind an der Basis ziemlich breit, erreichen aber in der Mitte eine Breite von 4 Zoll und mehr; von da an ver- schmälern sie sich gleich einer Lanzette. Sie sind härtlich (keineswegs aber dicklich, wie Hooker sagt) und erhalten bisweilen die bedeutende Länge von 4 und 5 Fuss. Ihre Farbe ist ein goldgelbli- ches Grün, in der Mitte fast goldgelb, auch röth- lich und selbst braunroth, weshalb sie auch mit der näheren Bezeichnung „aureo- und brunneo - li- neata” vorkommt. 12. C. congesta (Charlwoodia) Sweet fl. Felia elongata, lineari-elliptica, ner- vis a mediano patulis percursa, margine denticulato; Panicula simplex, erecta, ramis patulis; Flores vio- lacei, pedicellati, bracteis minutis obsiti. Nach Vergleichung der Sweet’schen Beschrei- bung und Abbildung genannter Pflanze ist es wohl kein Zweitel, dass die unter dem Namen Cordy- line spectabilis von Kunth beschriebene Art (ind. sem. hort. Berol. 1848) nicht verschieden ist, wenn auch der Blüthenstand, ähnlich wie bei ©. stricta, mit weit-abstehenden und wiederum ver- zweigten Aesten in der Abbildung dargestellt ist. Auch der jüngere Hooker hält beide für identisch. Demnach gehört der frühere Gartenname C. dra- caenoides ebenfalls als Synonym dazu. Aber auch Charlwoodia fragrantissima Lem. (jard. fleur. IV, t. 399) muss, trotz des ange- gebenen Vaterlandes Brasilien, als Synonym hier- her gebracht werden. Wahrscheinlich ist sie aber nur in Neuseeland und anderen australischen In- ' seln ursprünglich zu Hause und erst später in Brasilien eingeführt worden. Dort, und zwar in der Provinz St. Paul, soll sie, nach Libon, dem damaligen Reisenden de Jonghe’s in Brüssel, an Hauptform der Fall ist, und hält (in Belgien) selbst | ' und 10 Zoll im Durchmesser enthaltenden Stamm Sümpfen vorkommen und einen bis 15 Fuss hohen bilden. Die verästelte Krone wird (wohl etwas übertrieben) mit einem Umtange von 75—100 Fuss angegeben, so dass die Pflanze einen wunderhüb- schen Anblick gewähren müsste. In den Gärten wird unter dem Namen Üor- dyline longifolia eine Abart kultivirt. Diese zeichnet sich durch längere Blätter, die in einem eleganten Bogen überhängen, aus, und verdient deshalb in den Gärten den Vorzug. Ich habe diese Abart auch als Dracaena Hooibrenkiana in den Gärten gesehen. Hinsichtlich der Zähne bemerke ich, dass diese 9 05 ud später sich mehr oder weniger abstossen und da- her bisweilen gar nicht mehr zu bemerken sind. 13. C. odorata C. Koch und Bouch& in Berl. allgem. Gartenz. 1858, S. 243. Folia lineari-lan- ceolata, juniore subtus glauca, nervis lateralibus mediano subparallelis, margine integerrimo, pellu- eido; Panicula simplex, erecta, ramis patulis; Flores llacini, pedicellati, bracteis minutis obsiti. Ich weiss nicht, woher der Berliner botanische Garten diese Art unter dem Namen Dracaena eoerulescens erhielt? Auf jeden Fall ist sie von allen kultivirten Arten durch ihren gedrängten Wuchs und die Form der Blätter wesentlich ver- schieden und lässt sich auf den ersten Blick leicht erkennen. Die blaugrüne Farbe auf der Unter- fläche verliert sich bei älteren Blättern, tritt aber um so mehr bei den jüngsten, welche in grösserer Menge in der Mitte grade in die Höhe stehen, her- vor und verleiht der Pflanze einen eigenthümlichen Reiz. Die Rinne am untern Theile der Blätter ist ebenfalls nur bei den jüngeren vorhanden. Die Blüthen sind wohlriechend. 14. C. strieta (Charlwoodia) Sweet fl. austral. t. 15, pag. aversa: Folia lineari - lanceolata, recur- vata, nervis a mediano patulis, margine subdenti- culato; Panicula simplex, erecta, ramis patentissi- mis; Flores lilacini, obsiti. Seit sehr langer Zeit ist diese ebenfalls neu- seeländische (nicht neuholländische) Art in den Gär- | ten und, wenigstens im nordöstlichen Deutschland, eine der gewöhnlichsten Marktpflanzen geworden, die sich im Zimmer ausserordentlich gut hält, ganz gewöhnlich aber unter dem falschen Namen Dra- caena congesta kultivirt wird. Die schmalen Blätter, welche, wenigstens im untern Drittel, gleich denen der echten C. congesta, am Rande fein-ge- | zähnelt sind, lassen diese Art sehr leicht von den übrigen Cordylinen unterscheiden. Bisweilen sind sie etwas breiter in der Mitte und verschmälern sich dann ziemlich deutlich in einen rinnenförmigen Stiel. Diese Form ist es wohl, welche früher in den Gärten auch als Dracaena paniculata vor- kam und von Kunth (enum. plant. V, 32) als Cordyline angustifolia beschrieben ist. hERBTE DE Berl. allgem. Gartenz. 1858, S. 243. Folia linearia, ad partem supremam lanceolata, stricta, nervis me- diano subparallelis, dentieulata; Panicula saepe com- posita, erecta,. ramis patentibus, Flores violacei, bre- vissime pedicellati, bracteis minutis obsiti. So lange diese Art und C. strieta im botani- | schen Garten zu Berlin kultivirt sind, haben sich beide, auch durch Aussaaten, konstant erhalten; es unterliegt deshalb wohl keinem Zweifel, dass C. pedicellati, bracteis minutis | rigidifolia C. Koch et Bouche ın | rigidifolia nicht Abart von jener, sondern selbstän- dige Art ist. Sie baut sich wie Ü. strieta, scheint aber im Allgemeinen eine dunklere Farbe zu ha- ben. Die Blätter sind keineswegs, wie es bei ge- nannter Art stets der Fall ıst, an der Basis schmä- ler und stehen steif ab, biegen sich deshalb nie- mals über. 16. C. Sellowiana Kth in Verh. der Berl. Acad. vom Jahre 1842, S. 30. Folia elongata, li- nearia, suprema parte lanceolata, nervis lateralibus mediano subaequalibus; Panicula simplex, ramis pa- tentibus; Flores lilacini brevissime pedicellati, bra- cteis minutis obsiti. Diese von dem Berliner Reisenden Sello (nicht Sellow) wiederum in Brasilien entdeckte, aber nach Kunth schon wahrscheinlich eingeführte Art kenne ich nur aus einem getrockneten Exemplare des Ber- liner Herbars. Nach diesem sind die sehr schmalen und ziemlich langen, dunkelgrünen Blätter, wie bei C. odora, an der Spitze des Stammes sehr ge- häuft, während sie am untern Theile des Stammes ı zeitig abzufallen scheinen. Die eben genannte Art ist aber jedenfalls durch die breiteren, auf der un- teren Seite schön-blaugrünen Blätter und durch die ruthenförmigen, nur wenig abstehenden Aeste der Rispe verschieden. (Schluss folgt.) Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. I. Es liegt uns der 2. Jahrgang des Mouvement horticole vom Jahre 1866 vor. Verfasser ist der zwar noch jugendliche, nichtsdestoweniger aber ge- schickte Pariser Landschaftsgärtner Andre, dem jetzt die Oberleitung der neuen grossartigen An- lage der Buttes Chaumont im Nordosten von Paris übertragen ist. Seit dem vorigen Jahre hat er an- gefangen, einen Bericht über den jährlichen Ver- brauch von Obst, Gemüse, Blumen und Pflanzen, überhaupt also alles dessen, was der Fleiss des Gärtners ın und bei Paris hervorbringt, zu veröf- fentlichen. Wir behalten uns vor, später ausführ- lich über den 2. Jahrgang des Mouvement horticole Mittheilungen zu machen, und beschränken uns ‚ jetzt nur darauf, den Verbrauch an Obst in dieser freilich bereits Millionen Einwohner zählenden Welt- stadt in Zahlen anzugeben und auf die Wichtig- keit des Obstbaues aufmerksam zu machen. Es wäre wohl zu wünschen, dass dergleichen Berichte auch bei uns zur öffentlichen Kenntniss kämen. 206 Man würde darüber staunen, was in Berlin jähr- lich ebenfalls an Obst verzehrt wird. Nach besagtem Werkchen wurden im Jahre 1866 in Paris verzehrt: 10,000 Centner Pfirsichen, 12,000 Centner Aprikosen, 3,200,000 Centner Aepfel, 4,500,000 Centner Birnen, 18,000,000 Centner W ein- trauben, 2,400,000 Centner Stachel- und Johannis- beeren. Welche Flächen, auf denen diese Frucht- pflanzen den nöthigen Raum haben, gehören dazu, um nahe 35 Millionen Centner Früchte hervorzu- bringen? Wie beliebt und gern gegessen muss auch in Paris das Obst, gewiss eins der gesunde- sten Nahrungsmittel, sein? Wir sind lange noch nicht in Deutschland dahin gekommen, den wahren Werth des Obstes erkannt zu haben und welche bedeutende Einnahme der rationell betriebene Obst- bau bringen kann. In Frankreich wird im Durch- schnitt das Obst weit besser gezogen und deshalb auch mit weit höheren Preisen bezahlt. In Java und auf dem ostindischen Festlande, in Madras, genoss man im vorigen Jahrhunderte ziemlich häufig, weil bei den Radieschen daselbst, wie überhaupt in wärmeren Ländern, die Wurzeln nicht fleischig werden wollen, anstatt der Wurzeln die fleischig-gewordenen Fruchtschoten, welche bis- weilen eine Länge von 13—2 Fuss hatten. Linn hielt die Pflanze für eine selbständige Art, welche er wegen der langen Früchte als „geschwänztes Radieschen” (Raphanus caudatus) beschrieb. Von Zeit zu Zeit wurden Samen von Reisenden nach Europa gebracht und diese um hohe Preise ausge- boten. Die Pflanzen machten mit ihren langen Fruchtschoten eine Zeit lang, in der Regel nur so lange, als die Schoten noch nicht ihre Normallänge im Verlaufe weniger Jahre erhalten hatten, Auf- sehen und wurden dann wieder ebenso gessen. Solcher Radieschen, wo die Früchte an- statt der Wurzeln gegessen wurden, kamen vor 10 Jahren, wie wir alsbald sehen werden, ebenfalls in den Handel. Jetzt ist wiederum, besonders in französischen Zeitschriften, von einem Schlangen-Radieschen (Ra- dis serpent) die Rede, wovon ebenfalls, anstatt der fleischigen Wurzel, die lange und fleischige Schote gegessen wird. dieschen für verschieden (Rev. hort. XXXVII, 471) von Raphanus caudatus L., hauptsächlich weil dieser sich sehr verästelt, nach Linn& sich auch mit sei- nen Aesten später auf der Erde ausbreitet, während jener aufrecht steht, meist eine Höhe von einigen Fuss erhält und sich nicht verästelt. Auch Du- chartre und Ysabeau (Journ. de la soc. d’hortic. de Par. V, 57 und Rev. hort. 1859, 543) hielten die vor 10 Jahren unter dem Namen Radieschen von Madras eingeführte langschotige Sorte für ver- rasch ver- | schieden und haben von ihm eine genaue Beschrei- bung, letzterer auch eine Abbildung, gegeben. Du- chartre glaubt, dass auch dieses keineswegs mit dem Linn@’schen Raphanus caudatus identisch sei, besonders weil die von ihm kultivirten Pflanzen flei- schige Wurzeln besassen. Linn@’sche Pflanzen des Raphanus caudatus liegen nicht mehr vor; so stützt man sich auf die Abbildung, welche übrigens nicht er selbst, sondern sein Sohn, auf der 10. Tafel der seltenen Pflanzen des botanischen Gartens in Upsala gegeben hat. Wenn wir auch zugeben, dass diese besonders von der, welche Andr& in der Revue horticole gege- ben, verschieden aussieht, so folgt doch noch kei- neswegs daraus, dass die Pflanzen, denen die Ab- bildungen entnommen wurden, auch wirklich spe- zifisch verschieden wären. Unsere meisten Kultur- Pflanzen, namentlich soleher Gemüse, welche weit über unser christliches Zeitalter hinaus von Men- schen in Gärten gezogen wurden und in denen daher die Veränderlichkeit, man möchte sagen, zur zweiten Natur geworden ist, bleiben selten im Ver- laufe einer langen Zeit oder gar von Jahrhunder- ten ganz dieselben. Unsere rationellen Gemüsezüchter wissen, ab- gesehen von der Zeit, wo Veränderungen vorgehen können und auch wirklich vorgehen, dass bestimmte Gemüse an eine gewisse Oertlichkeit gebunden sind und in anderen Gegenden, wenn man sie an- bauen will, allmählig zurückgehen. Eben deshalb bezieht man z. B. den Samen der Teltower Rüb- chen, der Braunschweiger Zwiebeln u. s. w. immer wiederum aus Teltow bei Berlin, aus Braunschweig u.s. w.,, wenn man gute RKübchen, gute Zwiebeln haben will. Java, wo das Schlangen - Radieschen sowohl, als Raphanus caudatus, zu Hause sind, liegt von Europa sehr entfernt und hat ganz andere klimatische Verhältnisse, Es darf deshalb nicht Wun- der nehmen, wenn die Versuche, eins der beiden Radieschen bei uns einzuführen und in ihrer ur- sprünglichen Form zu erhalten, nicht gelungen sind. Raphanus caudatus, oder das Radieschen von Madras, das 1856, wenn wir nicht irren, von Eng- land eingeführt wurde, ist ebenso, wie es bei frü- Andre hält dieses Schlangen-Ra- heren Einführungen der Fall war, wiederum ver- schwunden; so wird auch dieses Schlangen-Radieschen allmählig wieder in seiner Eigenthümlichkeit ver- loren gehen. Alle unsere Versuche, das javanische Radieschen zu erziehen, werden schliesslich kein Resultat haben. Wir halten das Frucht-Radieschen übrigens auch- gar nicht für einen Gewinn. Die Franzosen und Engländer loben zwar seinen Ge- schmack; wir können jedoch keineswegs beistimmen und würden stets einigermassen gute Wurzel- Ra- dieschen den Frucht-Radieschen vorziehen. 207 Als vor 10 Jahren die Radieschen von Ma- dras nach Deutschland kamen, war der damalige Obergärtner, jetzige Garten-Inspektor Gireoud in Sagan, der erste, welcher diese mit Sorgfalt kulti- virte. Im ersten Jahre waren die Früchte ziemlich gross und auch einigermassen essbar (1. Jahrg. der Wochenschrift, S. 311). Die Pflanzen wurden spä- ter ebenfalls im botanischen Garten zu Berlin mehre Jahre hinter einander kultivirt, bekamen aber all- mählig immer kleinere Früchte, bis diese schliess- lich normal erschienen. Gewöhnliche Rettig-Pflan- zen übrigens, auf gutem Boden gezogen, erhalten ebenfalls oft ziemlich grosse und dicke Schoten, die, unreif und zur rechten Zeit gebrochen, ebenso gut schmecken, wie die gerühmten Schlangen - Ra- dieschen. Wir müssen noch bemerken, dass die Pflanzen der Radieschen aus Madras, wenngleich die Samen wohl aus derselben Quelle in England bezogen waren, wie die der Gartenbau-Gesellschaft in Paris, keine rübenförmigen Wurzeln, auf die Duchartre einen grossen Werth legt, besassen. Schliesslich bemerken wir noch, dass wir das Schlangen - Radieschen in Paris nur aus der An- dr@’schen Beschreibung und Abbildung kennen und selbst damit noch keine Versuche angestellt haben. Wir werden deshalb uns Samen zu verschaffen su- chen, um die Pflanzen zu beobachten. Es wird uns hier aber wieder ergehen, wie es uns mit an- deren (Gemüse-Sorten aus fremden, besonders wär- meren Gegenden gegangen ist: wir werden, wenn auch nicht das erste Jahr, so doch schliesslich Pflan- zen erhalten, die sich von Formen unserer kulti- virten Sorten nicht mehr unseren verwilderten Formen anschliessen. Es war dieses beispielsweise auch mit dem so gerühmten chinesischen Kohl der Fall. In dem reservirten Pflanzengarten des Mars- jeldes macht jetzt eine Thhee - Anpflanzung, welche Andr@ Leroy, der bekannte Baumschul - Besitzer in Angers, von dem zu sprechen wir schon mehr- als Gelegenheit gehabt haben, grosses Aufsehen. Ver die Industrie - Ausstellung besucht, versäume icht, trotz des besonderen Eintrittsgeldes, welches ezahlt werden muss, auch diese zu sehen. Es ‚ürde gewiss noch mehr die Aufmerksamkeit fes- eln, wenn man dabei gleich eine Theebude aufge- chlagen hätte und Thee, der an und für sich bei iesem schlechten, nasskalten Wetter gut bekommen yäre, verabreichte! Man sieht, wie die Leiter des flanzengartens, und obenan der Pariser Fleurist arillet-Deschamps, bedacht sind, immer etwas eues und Interessantes zu schaffen, um die Auf- ıerksamkeit des Publikums darauf zu lenken. Der Theestrauch wächst übrigens zum Theil n so nördlichen Gegenden des grossen chinesischen unterscheiden oder sich Reiches, wo die Temperatur keineswegs niedriger ist, als die Mittel- oder Süd-Frankreichs.. Leroy in Angers besitzt nicht unbedeutende Thee-Anpflan- zungen im Freien, wo die einzelnen Pflanzen re- gelmässig blühen und selbst Früchte mit keimfähi- gen Samen hervorbringen. Nach mündlichen Mit- theilungen des Besitzers ertragen dieselben selbst mehre Grad Kälte, wenn diese nicht zu lange währt. Es sind selbst Fälle vorgekommen, wo die Theesträucher 10 und sogar 12 Grad Kälte ausge- halten hatten, ohne dass sich auch nur im Gering- sten ein Nachtheil gezeigt hätte. Man muss die Pflanzen nur beim Erwachen des Frühlings gegen die lockenden Strahlen der Sonne schützen, damit die Vegetation nicht zu rasch beginnt. Wir begreifen nicht, warum Gartenbesitzer, welche auch über Gewächshäuser zu verfügen ha- ben, nicht wenigstens, gleich den Kamellien, einige Sträucher der Theepflanze kultiviren. Sind auch keineswegs die Blüthen, gleich denen des genann- ten Strauches mit immergrünen Blättern, gleich im- ponirend, so ist das dunkelgrüne Laub doch wenig- stens ebenso schön. Dazu kommt das Interesse für eine Pflanze, welche uns eins der angenehmsten Getränke liefert. Es ist vor einigen Jahren ein interessantes Buch über Aegypten, welches den bekannten Dr. Anton Figari-Bei zum Verfasser hat und auch von dortigen Kulturpflanzen und überhaupt über die Flora dieses gewichtigen Landes Kunde gibt, er- schienen. Nach diesem Buche existiren in Aegyp- ten keine diesem Lande eigenthümliche Pflanzen; Alles, was daselbst wächst, ist entweder durch den Menschen erst eingeführt, oder es sind die verschie- denen Arten hauptsächlich aus dem Süden, aber auch aus Arabien, eingewandert. Wahrscheinlich möchte sich diese Behauptung jedoch nur auf das fruchtbare Nilthal, welches im eigentlichen Sinne des Wortes Schlemmland ist, beziehen, während die, besonders westlich, sich hinziehenden Wüsten die- selben Pflanzen, und zwar ursprünglich, besitzen, welche auch in den anderen Wüsten Nord-Afrika’s vorkommen. Man hält die Wüsten gewöhnlich für völlig unfruchtbare Landstriche, die eben deshalb keine Pflanzen ernähren könnten. Es ist dieses meist unrichtig und kann sich höchstens nur auf Gegen- den beziehen, die entweder aus früher im Meere befindlichen Riffen, also aus nackten Steinparthien, oder aus sogenanntem losen Meeressande bestehen, wie es z. B. in den Ländern am Aralsee und zwi- schen diesem und dem kaspischen Meere der Fall ist. Sonst sind die Wüsten keineswegs stets unfrucht- bar, sondern besitzen im Gegentheil oft einen sehr fruchtbaren Boden, dem nur das Wasser fehlt, um 208 die in ihm schlafenden Pflanzenkeime zur Entwik- kelung zu bringen. Nach Figari-Bei grünt in der Wüste Alles in herrlichster Pracht, sobald nur ein belebender Regen den Boden einigermassen erweicht hat. Dann kommen die Pflanzen so rasch hervor, dass man nach 8 oder 14 Tagen die Gegend kaum wieder erkennt. Während kurz vorher Alles öde da lag und nur der fahlgraue Boden den Blicken sich dar- bot, ist plötzlich ein paradiesischer Garten entstanden, denn all’ die Zwiebel- und Knollen-Pflanzen, welche im Boden sich befinden, fangen an zu wachsen und zu blüben, um nach wenig Wochen wiederum spur- los zu verschwinden. Wir sind nicht in den nord-afrikanischen Wü- sten Zeuge dieser raschen Umwandlung gewesen, wohl aber in den endlosen Flächen im Westen der Kaspi-See. Während sich hier aber dieses regel- mässig im Jahre wiederholt, währt es in den Wü- sten Aegyptens oft 4 bis 5 Jahre lang, bevor ein befruchtender Regen in hinlänglicher Menge kommt. Interessant ist das Verhalten unserer Obstbäume in Aegypten, da diese in der Regel eine doppelte Vegetation haben. Schon frühzeitig schlagen die Bäume aus, blühen und bringen Früchte, wobei, durch die grosse Wärme begünstigt, auch das Holz reift. Nun kommt schon anfangs Juli eine so grosse Hitze, mit Trockenheit verbunden, dass alle Vege- tation unmöglich wird. Es tritt ein Stillstand von gegen 10 Wochen ein. Die Bäume fangen im September noch einmal zu treiben und zu blühen an und Ende November folgt eine zweite Erndte, worauf das Laub von Neuem abgeworfen wird. Am evidentesten geschieht dieses bei dem Nuss- baume. Dass dergleichen Obstbäume keine lange Dauer haben, erklärt sich aus den Anstrengungen, welche diese bei einer regelmässig-doppelten Erndte | machen müssen. Wie im vorigen, so hat auch in diesem Jahre die Kälte im Mai der Vegetation sehr geschadet, bei uns in Deutschland noch weniger, als in Frank- reich. Es waren wiederum die Tage vom 23. bis 25. Mai, wo Nachtfröste eintraten. Bei Paris fiel in der Nacht am 23. das Thermometer auf Null, am 24. auf 1,,, am 25. sogar auf 2 Grad unter Null. Grade am letzteren Tage befand sich auch der grosse Pflanzen-Transport für den preussischen Garten in Paris unterwegs; leider sind alle braun- rothblättrigen Pflanzen, welche die dortigen Par- terre’s schmücken sollten, z. B. die Coleus, Achy- ranthes u. s. w., erfroren, ein Verlust, der sich bei dieser riesigen Entfernung nicht leicht ersetzen liess. | kräftig. Während man im Süden Frankreichs in der eigentlichen Winterzeit nur selten Schnee sieht, hat es in der zweiten Hälfte des Mai in Marseille geschneiet, in Toulon hingegen gereift. Zum Theil ist man daselbst gar nicht unzufrieden damit, denn eine Menge Ungeziefer, welches den Anpflanzungen, besonders von Gemüse, Verderben drohte, ist durch die Kälte und die damit zu gleicher Zeit auftre- tende Nässe zu Grunde gegangen. Es ist dieses besonders mit den Schnecken und Engerlingen der Fall gewesen. Auch die Maikäfer waren durch Nässe und Kälte so entkräftigt, dass eine Befruch- tung unter einander meist nicht möglich war. Interessant ist wiederum die Thatsache, dass die Kälte nur den Pflanzen auf der Südseite und welche der Sonne unmittelbar ausgesetzt waren, geschadet hat, während die auf der Nordseite un- beschädigt geblieben sind. Hier war die Vegetation noch zurück und die Einwirkung einer geringeren Thätigkeit hatte deshalb gar keine oder nur unbe- deutende Folgen. Ausserdem zeigte sich der Ein- fluss bei den verschiedenen Gehölzen nicht gleich. Während bei Magnolien, Paulownien, Katalpen und selbst bei Eichen die Spitzen der Zweige erfroren, blieben Kamellien, Theepflanzen, Clerodendren, neu- holländische Veroniken, selbst Passiflora coerulea u. s. w., welche man bereits im Februar, wo wir verhältnissmässig gutes Wetter besassen, in’s Freie gebracht hatte, ebenso Pelargonien, ja selbst Fuch- sien, völlig unbeschädigt. Hohe Koniferen. Bei der grossen Vorliebe, welche Pflanzenlieb- haber für Koniferen besitzen, erlauben wir uns mit- zutheilen, dass dergleichen, und zwar schon von nicht unbedeutender Grösse, aus einem Garten um sehr niedrige Preise zu beziehen sind, weil ihnen dort nicht mehr der durchaus nöthige Raum ge- boten werden kann. Die Redaktion ist gern bereit, darüber Auskunft zu geben. Es sind 7 verschie- dene Arten Araukarien, und zwar: 1. A. brasiliensis, 4 Fuss hoch, kräftig gewachsen. 2. A. Bidwilli, gegen 5 Fuss hoch. schön gebaut. 3. A. Cookii, doppelt, die eine 4, die andere ge- gen 6 Fuss hoch, letztere beschaftigt. 4.u.5. A.excelsa, 13 Fuss hoch, mit 11 Quirlen, prächtig gebaut. 6. A. gracilis, 4 Fuss hoch. 7. A. imbricata, 3 Fuss hoch. Beide sind sehr Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2 Druck der €. Feister'schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. 'oehenschrift D Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 27. Berlin, den 6. Juli 1867. Preis des Jahrganges 55 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die Fest-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 23. und 24. Juni. — Der kurze Wurzel- schnitt. — Hardy’s Obstbaumschnitt. Herausgegeben von H. Jäger. Die Seit: Ausflellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 23. und 24. Juni. Nach früherem Beschlusse des Vereines sollte auch diese Fest-Ausstellung eine kleinere sein, um sich in jeglicher Hinsicht Kräfte für die grosse inter- nationale Pflanzen- und Blumen-Ausstellung, welche, da Gent eine solche im nächsten Jahre, Petersburg aber 1869 in Ausführung bringen wollen, von Sei- ten des Vereines vor dem Jahre 1870 nicht wohl stattfinden kann, zu erkräftigen und zu stärken. Aus dieser Ursache war jetzt wiederum nur ein kleineres Lokal, die grosse Aula der Königl. Thier- arzneischule mit dem daran stossenden Zimmer, von dem besonders dazu ernannten Ausschusse für die Ausstellung in Anspruch genommen. . Obergärtner Körner hatte, wie bei der Früh- jahrs-Ausstellung, so auch jetzt, die Anordnung und ästhetische Aufstellung freundlichst übernommen und beide zur allgemeinen Zufriedenheit durchgeführt. Ihm hatte man es auch besonders zu danken, dass die Ausstellung von Seiten der Handelsgärtner so reichlich beschickt war. Wer seit Jahren die Fest-Ausstellungen des Ver- eines besuchte, hat gewiss dieses Mal einen wesent- lichen Unterschied gegen früher gefunden. Bisher hatten sich nämlich die Handelsgärtner im Allge- meinen nur sehr wenig betheiligt, so sehr man sich auch von Seiten der Mitglieder des Ausschusses, welche das Programm entworfen hatten, Mühe ge- geben, sie durch besonders auf ihre Erzeugnisse hinzielende Aufgaben zur Betheiligung heranzuzie- hen. In der Regel wurden die Aufgaben für Marktpflanzen bei den Ausstellungen nicht gelöst. Dieses Mal herrschten sie vor und machten die Ausstellung besonders schön. Wollen wir wün- schen, dass auch fernerhin die Berliner Marktpflan- zen in unseren Ausstellungen die ihnen gebührende Stellung einnehmen werden! Doch fehlte es auch nicht an anderen Pflanzen; gewiss hat derjenige die Räume ebenfalls befriedigt verlassen, welcher feinere Blumen, selbst Orchideen, und Blattpflanzen suchte. 3 Sammlungen waren vorhanden, welche einen grösseren Raum einnahmen und in hohem Grade die Aufmerksamkeit der Liebhaber in Anspruch nahmen. Die eine derselben verdankte man einem Pflanzenfreunde, dem Rittergutsbesitzer Pflug in Moabit, die andern beiden dagegen dem botani- schen Garten zu Berlin. Die erstere hatte der Obergärtner Nicolai, dem der Pflug’sche Garten anvertraut ist, zu einem harmonischen Ganzen ver- einig. Es waren 40 Pflanzen, und zwar nur solche, welche sich entweder durch Eleganz im Wuchse oder durch schöne Blattform, auch durch Blattfarbe, auszeichneten. Im Hintergrunde erho- ben sich Farne (Alsophila australis, Balantium an- tareticum und Cibotium Schiedei) und breiteten ihre grossen Blätter gleichsam schirmend über die kleineren Blattpflanzen aus. An den Seiten ragten 27 210 hohe Dracänen empor und vertraten die Palmen, während buntblättrige Musen wiederum in geringerer Höhe in der Mitte standen. Die Auswahl der Ma- rantaceen, welche zerstreut und mehr im Vorder- grunde aufgestellt waren, möchte eine gelungene zu nennen sein, zumal die einzelnen Exemplare sich auch in guter Kultur befanden. Unter ihnen sah man wiederum die verloren geglaubte Abart des Phrynium fasciatum, wo die Blattfarbe zwischen den einzelnen weissen Streifen schwarzgrün ist und welche von Linden deshalb dem Namen Maranta borussica erhalten hat. Ausserdem zeichneten sich besonders noch durch Schönheit die beiden Abarten des Phrynium vittatum aus, welche von Gärtnern den Namen Maranta regalis und ornata bekommen haben, sowie Phrynium Porteanum und zebrinum. Die beiden, vor wenigen Jahren eingeführten Schiefblätter, Begonia smaragdina und imperialıs, schmückten ebenfalls nicht ‘weniger die Sammlung, als eine Reihe buntblättriger Kaladien. Die Pflanzen des botanischen Gartens nahmen die beiden Giebelseiten der Aula ein und bildeten somit 2 Gruppen. Die eine derselben stellte die sogenannte Königsgruppe dar, wo die Büsten des erhabenen Protektors des Vereines und seiner er- lauchten Gemahlin aufgestellt waren, und bestand nur aus grösseren Blattpflanzen, unter denen Neu- holländer die hauptsächlichste Rolle spielten. Es galt hier weniger um seltene Exemplare, als dass vielmehr die harmonische und Effekt hervorrufende Aufstellung die Aufgabe des Ordners, Obergärtner Körner, war. Und diese war ihm gelungen. Die andere Gruppe enthielt dagegen eine grosse Anzahl sehr interessanter und schöner Pflanzen, wie wohl wenige Ausstellungen überhaupt aufzuweisen haben. Hätte man Raum genug gehabt, so würde man mit den hier, für ihren Werth und ihre Be- deutung viel zu dicht zusammengestellten Pflanzen den ganzen Saal haben ausschmücken können; viele Exemplare wären werth gewesen, dass man sie für | sich aus- oder doch wenigstens in kleineren Grup- pen zusammengestellt hätte. So befand sich ganz vorn und in der Mitte der Gruppe eine Zusammen- stellung einiger Pflanzen, die nicht reizender ge- dacht werden kann, abgesehen davon, dass einige Exemplare auch den Reiz der Neuheit für sich in Anspruch nahmen. 3 Bromeliaceen mit buntem Herz waren in einem Bogen so gestellt, wie sie in der Heimath als Epiphyten an lebenden Baum- stämmen sich befinden, so dass die bunten Herz- blätter standen. In ihrem Halbkreise befanden sich weiss- blühende Steinbrech - Arten und diese wurden wie- derum auf der anderen Seite von leichtem Venus- haar (Adiantum tenerum) begrenzt. Ueber diese dem Auge des Beschauenden gegenüber- achtungswerthesten Marktpflanzen werden. Zusammenstellung ragte ein blühendes Exemplar des Cyclanthus palmaefolius empor, während einige Carludowiken, nämlich rotundifolia, plicata und Sar- tori, zur Seite standen. Wir können nicht begrei- fen, dass diese eben genannten Blattpflanzen, welche der hiesige botanische Garten wohl in grösster An- zahl besitzt, von Privaten noch so wenig berück- sichtigt werden, ja selbst in den Verzeichnissen der Handelsgärtner sich nur ausnahmsweise befin- den. Selbst in den grösseren botanischen Gärten sieht man kaum einige Öyclantheen. Wir kommen auf die 3 Bromeliaceen zurück, um sie Liebhabern nochmals zu empfehlen. Alle 3 haben rothe Herzblätter, aber das Roth ist bei allen dreien verschieden. Zum ersten Male sah man wohl in Deutchland die echte Bromelia aga- vaefolia blühend.auf einer Ausstellung. Die Pflanze blühte zwar schon vor mehrern Jahren im botani- schen Garten, aber keineswegs als so vollkommen entwickeltes Exemplar, wie jetzt. Die Verwandt- schaft dieser Art mit Agallostachys (Bromelia) syl- vestris ist weit grösser, als wir früher meinten, ja sie muss selbst zu Agallostachys gestellt werden. Das Roth der Herzblätter ist hier ein brennendes Scharlachroth. Die zweite Bromeliacee mit buntem ne war Caraguata splendens mit blutrother Färbung, die dritte endlich Bromelia Carolinae, wo. die braun- rothen Herzblätter am wenigsten in die Augen fallen. Ausserdem waren aber noch 2 Bromelia- ceen mit bunten Herzblättern, aber an anderen Stellen, vorhanden: Nidularium fulgens und Cryp- tanthus discolor (als Tillandsia acaulis zebrina und T. zonata bekannter). Diese mit bunten Herzblät- tern versehenen Bromeliaceen - Genera sind zwar keineswegs so schwierig, selbst ohne Blüthen, von einander zu unterscheiden, sie werden aber gewöhn- lich mit einander verwechselt. Es gibt selbst Bo- taniker, welche sich viel mit Bromeliaceen beschäf- tigt haben, fortwährend aber die Arten bunt durch- einander werfen. Von Metrosideros robusta waren 2 sehr starke Exemplare, jedes wohl mit einigen und 60 Blü- thenständen versehen, vorhanden. Auch diesen neu- holländischen Blüthenstrauch haben wir nirgends weiter gesehen, so sehr er auch Beachtung ver- dient. Man muss bedauern, dass er sehr schlecht aus Stecklingen wächst und überhaupt sich nur schwierig zu vermehren scheint, denn sonst würde er, gleich den mancherlei Abarten des Callistemon lanceolatus (Metrosideros Lophantha), eine der be- Auch die Mutterpflanze des dalmatinischen De sekten - Pulvers, welches seit einem Jahrzehende, wo das persische seltener wurde, verkauft wird, 211 Pyrethrum cinerariaefolium Trev., war ausgestellt. Der botanische Garten hatte sie aus Frankreich als neue Art unter dem Namen Uhrysanthemum Willemoti bezogen. So hatte nämlich Duchartre in Paris in der Meinung, der Gärtner Willemot hätte sie aus den Kaukasusländern bezogen, sie genannt. Wir könnten noch manche interessante Art | unter den Pflanzen dieser Gruppe, die selbst in Blüthe vorhanden war, nennen, wenn wir nicht be- fürchteten, zu sehr in’s Einzelne zu kommen. Aber doch wollen wir noch auf Grevillea absinthiifolia, Alloplectus speciosus, Hibiscus tricolor, Stachys cor- sica, Melastoma cymosum, Polygala Dalmaisiana, Ohigginsiamacrophylla(Campylobotrys Ghiesbrechtii), Billbergia longifolia u.s.w. aufmerksam machen und genannte Pflanzen Liebhabern empfehlen. Ein grosses Verdienst hatte sich ferner der In- spektor des botanischen Gartens, ©. Bouche&, da- durch um die Ausstellung erworben, dass von ihm das vollständigste Sortiment von Dracäneen, welches wohl je zusammen gesehen worden ist, aufgestellt war. Bei dieser Dracäneen - Gruppe musste man fast noch mehr bedauern, dass die einzelnen Exem- plare zu dicht standen, als dass sie sich einerseits in ihrer Schönheit hätten präsentiren können, an- derntheils von Liebhabern wegen der genau be- richtigten Nomenklatur, wie sie es verdient, berück- sichtigt worden wären. Nicht weniger als 42 Arten und Abarten waren in der Gruppe vertreten, und zwar 16 echte Dracänen und 26 Cordylinen. Eine Gruppe gemischter Pflanzen verdankte man dem Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, welche ebenfalls eine ästhetische Aufstellung erhal- ten hatte. Ausserdem hatte dieser nicht wenige Pflanzen zur allgemeinen Verfügung dem Ordner überwiesen. Den Mittelpunkt der Mathieu’schen Gruppe bildete eine Phoenix sylvestris, um welche herum die Blatt- und Blüthenpflanzen aufgestellt waren. Aus Gloxinien und ÜOalceolarien bestanden die ersteren, während die letzteren hauptsächlich buntblättrige Pflanzen waren. Allein die Kaladıen wurden durch 13 der reizendsten Formen vertreten. Nächstdem zierten noch andere buntblättrige Aroi- deen, verschiedene Schiefblätter, schöne Exemplare der Yucca tricolor und quadricolor, einige bunt- blättrige Bromeliaceen u. s. w. die Gruppe. Klemer, aber gewiss ebenfalls bemerkenswerth, war die Gruppe des Universitätsgärtners Sauer. Auch hier stand ein stattliches Exemplar einer Palme, und zwar der Weinpalme (Oenocarpus pul- chellus) in der Mitte, und Chamaedoreen, sowie ver- schiedene Farne, waren ringsherum aufgestellt. Aus- | serdem erblickte man aber noch aus dem Universi- tätsgarten ein gut gezogenes Exemplar des Astro- caryum Ayri, welches als Schaupflanze ausgestellt war. Endlich gedenken wir noch einer Aufstellung von Pflanzen und Blumen mit Arabesken - artigen Verzierungen, welche den Zweck hatte, zu zeigen, wie man auch im Zimmer bei Festlichkeiten in der Familie Gärten im Kleinen nachahmen und besondere, vielleicht sonst nicht weiter benutzte Räume dazu verwenden könne. Hier war ein Raum zwischen dem kleineren breiten Geländer einer Treppe und der Wand, wo die Eingangsthür sich befand, benutzt und zu einer Blumen-Nische umgewandelt. Der Boden war mit Rasen bedeckt, auf dem man in der Mitte ein Rosen-Rundtheil angebracht hatte. Im Hintergrunde und zur Seite standen Blüthen- ‚sträucher und auf dem Geländer waren Töpfe, mit Saxifraga sarmentosa (stolonifera) bepflanzt, aufge- stellt, deren am oberen Ende bewachsene Stolonen herunterhingen. Das ganze Arrangement verdankte man dem Gärtner Mimus in der Erziehungs - An- stalt verwahrloster Kinder von Urban. Dass auch Orchideen-Schmuck nicht fehlte, ist bereits gleich anfangs gesagt. Obergärtner Rei- necke hatte aus dem Garten des Geh. Ober -Hof- buchdruckers v. Decker eine Gruppe verschiedener Formen der reizenden Cattleya Mossiae ausgestellt, welche sich unter dem Grün verschiedener Blatt- pflanzen reizend ausnahm. Jedes Exemplar war eine Schaupflanze für sich. Unbedingt am schön- sten nahm sich die hellblühende Abart aus, welche von Reichenbach den Namen Reineckiana er- halten hat. Ausserdem hing aber noch als Ampel- pflanze eine Stanhopea tigrina mit 4 Blüthenstän- den von der Decke herab und verbreitete weithin ihren starken Geruch. Wiederum erblickte man als Schaupflanze mit 5 überhängenden und: $ Fuss langen Blüthenstän- den ein Saccolabium guttatum, welches dem Kunst- und Handelsgärtner Allardt gehörte. Dabei hing auch eine sehr sauber ausgefertigte und bunte Pho- tographie der Pflanze, die der Photograph Hahn (Lindenstr. 17) angefertigt hatte. Wir empfehlen besonders Liebhabern das Photographiren ihrer schö- nen Pflanzen und zweifeln nicht daran, dass eine ı Sammlung von dergleichen Abbildungen ihnen ge- wiss Vergnügen machen wird, abgesehen davon, dass sie auch wissenschaftlichen Werth besitzen. Auch Handelsgärtnern möchten diese bunten Pho- tographien, anstatt der Lithographien und Holz- schnitte, willkommen sein. Es ist bekannt, welche bedeutende Summen oft für diese ausgegeben wer- den; und doch können sie nie diese Treue und Zuverlässigkeit haben, als jene. Der Photograph Hahn fertigt 100 Photographien von Pflanzen in der gewöhnlichen Visitenkarten-Grösse für 10, grös- sere hingegen für 20 Thaler an. 212 Endlich verdankte man auch dem Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu noch einige Orchideen, und zwar Cypripedien. Der Gutsbesitzer Danneel hatte einen hüb- schen neuholländischen Blüthenstrauch, Elaeocarpus cyaneus, ausgestellt. Obwohl wir schon mehrmals auf ihn aufmerksam gemacht haben und auch (im 4. Jahrg. d. Wochenschr. S. 247) eine ausführliche gärtnerische Abhandlung gegeben ist, so hat er doch nicht die Verbreitung gefunden, welche er verdient. Wir haben wenige Pflanzen, wo Blüthen und Früchte zu gleicher Zeit eine Zierde darstel- len, wie es bei E. cyaneus der Fall ist. Einen anderen Blüthenstrauch hatte der Kom- merzienratn Kricheldorf in Magdeburg durch seinen Öbergärtner Schlie ausgestellt. Es war dieses wiederum eine Pflanze, welche nebst ihren Verwandten vor 20 und mehr Jahren sehr häufig in den Gewächshäusern der Liebhaber und auch auf den Ausstellungen gesehen wurde. Erica Ca- vendishii gehört zu den schönsten unter den kapi- schen Haiden, da die wachsfarbigen und röhrigen Blüthen in reichlichster Menge hervorkommen. Das ausgestellte Exemplar war eine Schaupflanze im eigentlichsten Sinne des Wortes und bildete eine Kugel von 22 Zoll Durchmesser, während das Ge- fäss, welches sie enthielt, nur einen Durchmesser von 10 Zoll besass. Auch aus dem botanischen Garten waren durch Inspektor Bouch& einige Schaupflanzen ausgestellt. Cissus porphyrophyllus haben wir zwar mehre Jahre hindurch auf den Ausstellungen gesehen, es wird aber immer eine willkommene Pflanze sein, zumal wenn sie sich in einem solchen Zustande befindet, wie es hier der Fall war, wo sie einen Flächenraum von 2% Fuss bedeckte. Leider scheint die Pflanze sehr schwierig zum Blühen zu kommen. So wird wohl die endliche Bestimmung der Pflanze noch eine Zeit lang auf sich beruhen müssen. Etwas Eleganteres unter den Palmen kaun man sich kaum denken, als die beiden Exemplare der Thrinax ferruginea es waren, welche hier ebenfalls vom Inspektor Bouch& aufgestellt waren. Fächer- palmen haben in der Regel etwas Schwerfälliges; diese Thrinax-Arten tragen aber ihre kaum 3 Fuss im Durchmesser enthaltenden Fächer auf langen und schlanken Stielen. Auch die 2 blühenden Exemplare der Banksia speciosa verdankte man dem botanischen Garten, ebenso die beiden bunt- blättrigen Peperomien, welche als P. ariaefolia ma- culosa und variegata seit einigen Jahren in den Handel gekommen sind. Die erstere fand sich als P. peltaefolia vor; wir kennen den Namen nicht. Hooker hat bereits den Namen der P. ariaefolia der Gärten berichtigt und sie als neue Pflanze unter dem Namen P. marmorata beschrieben und abgebildet. Aus Charlottenhof bei Potsdam hatte Hofgärt- ner Morsch ein prächtiges Exemplar der Riesen- Lilie aus dem Himalaya (Lilium giganteum) mit 10 offenen fast Fuss-langen Blüthen ausgestellt. Der Fabrikant J. Lewino hatte zwar eine ganz gewöhnliche und bekannte Pflanze ausgestellt, die aber nichtsdestoweniger die Aufmerksamkeit der Besucher der Ausstellung auf sich lenkte. Vor einigen Jahren hatte derselbe sogenannten Haus- lauch oder Hauswurz (Sempervivum tectorum) auf ein Brett mit etwas Erde gepflanzt und dieses unter günstigen Verhältnissen im Hofe ausgestellt. Gut gepflegt, hatte der Hauslauch sich so ver- mehrt, dass er jetzt eine Halbkugel von 2% Fuss Durchmesser bildete und einige und 60 Blüthen- stände sich entwickelt hatten. Gloxinien waren sehr reichlich vorhanden. Die grösste Sammlung verdankte man der Frau Konsul Wagener, deren Obergärtner Eggebrecht sie aus Samen erzogen hatte. Es ist nicht zu leugnen,, dass diese immer schönen Blumen seit einigen Jah- ren eine grosse Vollkommenheit erhalten haben, und zwar durch unsere Gärtner selbst. Pelargo- nien, Rosen, auch Fuchsien, Verbenen u. s. w. be- ziehen wir zum grossen Theil aus dem Auslande; unsere Gloxinien können sich aber nicht allein völ- lig den ausländischen an die Seite stellen, sie über- treffen sie noch zum Theil an Schönheit und an Mannigfaltigkeit. Es gilt dieses nicht allein von denen aus dem Garten der Frau Konsul Wagener, die Sammlungen der Frau Baronin v. d. Knese- beck auf Carwe bei Neuruppin, welche deren Ober- gärtner Amann aus Samen erzogen hatte, sowie die der ©. Richard’schen Handelsgärtnerei (Fruchtstr. 58), standen keineswegs nach. Das, was uns am meisten zusagte, war, dass auch das Laub eine kräftige grüne Farbe besass und die rothen, blauen und weissen Glocken um so mehr hervortraten. Ausser diesen Gloxinien hatte Obergärtner Eggebrecht noch einige sehr hübsche Formen von Schiefblättern, die er selbst aus Samen heran- gezogen, ausgestellt, ebenso ein stattliches Exem- plar des Caladium Humboldtii (Argyrites der Gärten). Pantoffelblumen oder Calceolarien, und zwar krautartige, waren in einem schönen und grossen Sortimente von dem Rittergutsbesitzer Pflug in Moabit durch seinen Obergärtner Nikolai ausge- stellt, die nichts zu wünschen übrig liessen und zur Zierde des grossen Saales beitrugen. Strauchartige Pantoffelblumen hatte dagegen der Obergärtner Boese aus der Metz’schen Baumschule gebracht. Es waren 12 verschiedene Sorten, die wir Lieb- habern empfehlen können. 215 Wir freuten uns, auch wiederum einen Blüthen- strauch zu sehen, der früber wegen des Wohlge- ruches seiner blendend - weissen Blüthen sehr viel, besonders in den Gewächshäusern der Privaten, ge- zogen wurde, in der neuesten Zeit aber fast ganz und gar aus dem Handel gekommen ist. Die vor- handenen Exemplare der gefüllt-blühenden Gardenia radıcans stellten kleine, kaum Fuss-hohe Bäumchen dar und waren von dem Kunst- und Handelsgärtner Allardt herangezogen. Was die eigentlichen Marktpflanzen anbelangt, so sind es hauptsächlich Pelargonien und Fuchsien, welche zu vielen Tausenden jährlich herangezogen werden und in den Handel kommen. Dieser ist in der That sehr bedeutend. Seit einigen Jahren, wo viele gärtnerische Grundstücke innerhalb Ber- lin’s andere Bestimmungen erhielten, haben sich zum Theil viele Gärtner nach dem nahen Char- lottenburg gewendet, um daselbst neue Gärtnereien zu gründen und sich denen, die bereits daselbst schon vorhanden waren, anzuschliessen. Es ist be- sonders der nach Berlin zu liegende Theil, den man eine gärtnerische Kolonie nennen könnte. Kunst- und Handelsgärtner A. Beier hatte hochstämmige Fuchsien ausgestellt und um diese herum hübsche Exemplare der Crassula coccinea und Drummond’sche Phloxe gruppirt. Besonders die letzteren zeichneten sich durch das Feuer in den Farben aus. Fuchsien aus diesjährigen Steck- lings-Pflanzen in der schönsten Auswahl verdankte man dagegen den beiden Kunst- und Handelsgärt- nern Altrock und Wendt, ersterer in Charlot- tenburg, letzterer in der Hasenheide wohnhaft. Es ist erfreulich, welche Fortschritte die Gärtner in der Anzucht von dergleichen Pflanzen gemacht ha- ben und mit welcher Leichtigkeit sie in Kurzem Tausende von Pflanzen heranziehen und auf den Markt bringen. Dieses ist auch der Grund, dass jetzt Fuchsien und andere Pflanzen einen so nie- drigen Preis haben und man sich für wenige Tha- ler einen Schmuck schaffen kann, den man vor einigen Jahrzehenden noch sehr hoch bezahlte. Eine erfreuliche Erscheinung der Ausstellung waren ferner die buntblättrigen Pelargonien des Kunst- und Handelsgärtners Heinemann in Er- urt. Wenn wir zu Anfang unseres Berichtes ge- sagt haben, dass wir die schönsten Formen der Pelargonien noch im Auslande kaufen, so haben wir jetzt die Hoffnung, dass auch dem Auslande elegenheit geboten wird, in dieser Hinsicht auch on uns etwas zu beziehen. Zwar ist das west- iche Deutschland uns im Nordosten bereits in der n- und Neuzucht von Pelargonien vorangegangen; ort herrscht aber für dergleichen Anzuchten ein eit besseres Klima. Wir zweifeln nicht, dass die ‚ liessen. ' in Charlottenburg, der sich bekanntlich mit Rosen- Heinemann’schen Pelargonien die Anerkennung finden, welche sie verdienen. Es sind 8 Sorten, welche demnächst wohl Namen erhalten werden und in den Handel kommen; wir machen aber schon jetzt Liebhaber darauf aufmerksam. Die Pelargonien sind überhaupt in so reich- licher Anzahl und in solcher Auswahl noch nicht auf einer der Fest-Ausstellungen des Vereines vor- handen gewesen, wie sie der Kunst- und Handels- gärtner Günther in Charlottenburg allein dieses Mal ausgestellt hatte: 60 verschiedene Odier’sche und grossblumige, 30 verschiedene buntblättrige und 20 verschiedene Bouquet- (oder Scharlach-) Pelargonien. Schon seit mehrern Jahren hat sich Günther mit der Anzucht dieser Florblumen aus- schliesslich und mit Vorliebe beschäftigt, so dass es nicht auffallen kann, wenn er Bedeutendes leistet. Zeit und Raum erlauben uns nicht, speziell auf die einzelnen Sorten einzugehen, Liebhaber haben auch an und für sich ihren besonderen Geschmack und thun deshalb besser, ihre Auswahl selbst an Ort und Stelle zu treffen. Auch der Obergärtner Nicolai hatte aus dem Pflug’schen Garten in Moabit eine Sammlung der schönsten Odier’schen Pelargonien ausgestellt, die kaum etwas zu wünschen übrig liessen, zumal sie sich auch sämmtlich ebenfalls in guter Kultur be- fanden. Endlich gedenken wir noch des Sortimen- tes abgeschnittener Pelargonien-Blumen, welche der Kunst- und Handelsgärtner Barrenstein in Char- lottenburg ausgestellt hatte, um Liebhabern Gele- genheit zur Auswahl zu geben. Ihm verdankte man ferner auch noch 7 der neuesten gefüllten Petunien, worauf wir Liebhaber besonders aufmerk- sam machen, da sie sämmtlich schöne, grosse Blu- men in verschiedenen Farben zeigten. Auch Stiefmütterchen waren in seltener Schön- heit von dem Kunst- und Handelsgärtner Schwa- necke in Oschersleben ausgestellt. Besonders die schwarzen und blauen zeichneten sich durch regel- rechten Bau und nicht unbedeutende Grösse aus, “Wir haben öfters schon Gelegenheit gehabt, der Schwanecke’schen Stiefmütterchen (oder Pensde’s) zu gedenken, so dass jede fernere Empfehlung über- flüssig sein dürfte. Schliesslich dürften auch noch die krautartigen Päonien zu erwähnen sein, welche aus dem Ver- suchsgarten des Vereines ausgestellt waren. Besonders sind es die Franzosen, welche es in der Neuzucht dieser Florblumen weit gebracht haben. Wir gehen zu den Rosen über, die aber nur in abgeschnittenen Blumen vorhanden waren und sich deshalb bequemer beschauen und beurtheilen Die Kunst- und Handelsgärtner Forkert 9 Ad zucht speziell beschäftigt, sowie die Baumschul- Besitzer Lorberg und Metz & Co., hatten das Schönste gebracht, was in ihren grossen Sammlun- gen vorhanden war. Leider fehlte doch manche Sorte, die erst später erscheint. Dass das Aller- neueste nicht immer das Schönste ist, davon sich zu überzeugen, hatte man grade bei den Rosen hin- länglich Gelegenheit. Die allerschönsten Rosen ge- hören unbedingt früheren Jahren an. Genannte Rosengärtner verfolgen auch das richtige Prinzip, indem sie jährlich eine nicht unbedeutende Anzahl der neuesten Rosen, auch wenn sie selbige erst um hohes Geld aus Frankreich bezogen haben, wiede- rum aus ihrer Sammlung verbannen. An neuen und neueren Pflanzen war Manches vorhanden. Die bekannte Gärtnerei von Haage & Schmidt in Erfurt hatte ein stattliches Exem- plar des Encephalartos villosus eingesendet, welches allgemeinen Beifall einerndtete. Kunst- und Han- delsgärtner Pasewaldt in Charlottenburg hatte da- gegen eine neue, schöne Petunie (Stadträthin Ah- rends), ausgestellt, die er selbst, aus Samen gewon- nen, ausserdem aber noch das Epoche machende Pelargonium Italia unita, sowie das buntblättrige gemeine Rispengras (Poa trivialis), die bereits schon in einem der letzten Berichte der Vereins-V ersamm- vittata und endlich das zuerst in Brüssel vor nun 3 Jahren gesehene Sedum Telephium (nicht Fa- baria) fol. var. Letzteres ist ebenfalls zu empfehlen und hat fast, nämlich mit Ausnahme eines schwa- chen grünen Randes, eine durchaus hellgelbe Farbe. Das buntblättrige Rispengras haben wir in Frank- reich zu Einfassungen verwendet gesehen, wo es grossen Effekt machte. Dasselbe Gras befand sich auch in der Samm- lung neuer Pflanzen aus der Baumschule von Metz & Co. in Steglitz bei Berlin, ausserdem aber noch die niedliche Globularia trichosantha aus dem Kau- kasus, die als Alpine nicht genug empfohlen wer- den kann. Schön waren auch die beiden neuen Sorten der Pelargonien und Gauklerblumen (Mimu- lus). Radies aus ‚Java, wo man anstatt der Wurzeln die oft mehre Fuss langen Schoten isst. In dieser Pflanze verweisen wir übrigens auf das Allerlei in der letzten Nummer der Wochenschrift (8.206). Kunst- und Handelsgärtner Barrenstein hatte ausser den 7 neuen Petunien noch das prächtige gefüllte Scharlach - Pelargonium Gloire de Nancy, über das wir ebenfalls schon vor einiger Zeit ge- sprochen haben, ausgestellt, sowie den zu empfeh- lenden Blüthenstrauch Abutilon megopotamicum oder vexillarium, und endlich die erst vor einigen Jahren direkt aus Japan eingeführte Hortensie Hydrangea 14 japonica alba, welche schon in den kleinsten Steck- lingen blüht und sich hübsch ausnimmt. Auch aus dem botanischen Garten waren einige neue Pflanzen ausgestellt. Pandanus Linnaei mit grünlich-weissen Dornen an den mit einem bläu- lichen Reif überzogenen Blättern ist Pandanus Can- nartii der Belgier. Trevirana tubiflora gehört zu den weniger schönen Arten dieses Geschlechtes; ebenso steht Bertolonia pubescens, wo, mit Aus- nahme des grünen Randes, die Oberfläche der Blätter schwarzgrün erscheint, den übrigen be- kannten Arten nach. Alocasia gigantea ist der A. Lowii sehr ähnlich und möchte sich kaum als Form unterscheiden. Neurolaena Noackii, ein Körbchen- träger, und Solanum crinitipes sind Blattpflanzen für das freie Land im Sommer. Eine eigenthümliche, vielbewunderte Pflanze war ein Pilz, Polyporus squamosus, der bekanntlich an lebenden Bäumen vorkommt. ‘Das Exemplar in der Ausstellung stammte von einem Lindenbaume ' im Schlossgarten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Karl und bestand aus 11 hintereinander empor- gewachsenen und ziemlich kreisrunden Exemplaren, welche an der Basis zusammengewachsen waren. Von Früchten waren nur Erdbeeren vorhanden, ' und zwar ein Sortiment der besten aus der Lor- lungen besprochene buntblättrige Tradescantia alba berg’schen Baumschule, während die Kunst- und Handelsgärtner Friedrich und Schultz in Pots- dam die gangbarsten und belohnendsten Sorten in schönen Exemplaren geliefert hatten. Gemüse in Sammlungen verdankte man dem Kunst- und Handelsgärtner Rahn in Neu -Schöne- berg und dem Obergärtner Amann in Carwe bei Neu-Ruppin. In der des ersteren befanden sich: vorzüglicher Blumenkohl, Bohnen, Gurken, Porre&e, \ Kohlrabi, Mohrrüben u. s. w., während letzterer vor Allem aber vorzüglichen Wirsingkohl, für diese Am meisten interessirte aber das Schlangen- | ' ches, Betreff | Jahreszeit gewiss etwas Seltenes, sowie Kartoffeln, ferner ebenfalls Blumenkohl, Kohlrabi, Mohrrüben u. s. w. geliefert hatte. Kunstgärtner Buder in Plattenburg bei Glöwen hatte endlich 3 grosse, schöne Gurken ausgestellt. Bouquets waren einige eingeliefert. Ein sol- aus Alpenpflanzen zusammengesetzt, hatte Lohde, Gehülfe im Königl. botanischen Garten, geliefert. Man muss sehr bedauern, dass Bouquets nicht mehr wie früher zu den Ausstellungen ge- bracht waren. Frau Minister v. Mühler hat nun zum zweiten Male einen Preis für einen Blumen- schmuck, wo Rosen hauptsächlich vertreten sind, ausgesetzt, ohne dass auch nur eine einzige Bewer- bung eingegangen wäre. Man sollte wirklich glau- ben, dass man in Berlin nicht verstände, Blumen geschmackvoll zu arrangiren, wüsste man nicht, dass grade Berliner Bouquets auswärts beliebt sind. 21 Der kurze Wurzelschnitt. Unter den vielen Verdiensten, welche das Po- moiogische Institut in Reutlingen sich um eine ra- tionellere Bebandlung der Obst- und All&ebäume erworben hat, gehört auch die Einführung des so- genannten kurzen Wurzelschnittes beim Versetzen. Man glaubte mit Recht, es herrsche zwischen Wur- zel und Krone in ihrer Entwickelung stets ein ge- wisses Verhältniss; man fand, dass gut - belaubte Bäume auch sehr entwickelte Wurzeln besitzen. Dieses Gleichgewicht zwischen Krone und Wurzel müsse demnach auch beim Versetzen beobachtet werden; man dürfe beim Versetzen an der Krone nicht mehr und nicht längere Aeste lassen, als sich an der Wurzel befänden. In früheren Zeiten kannte man das Versetzen einigermassen grosser Bäume gar nicht oder wagte es doch nur ausnahmsweise. Man zog sich für Anpflanzungen die nöthigen Samenpflanzen heran oder machte aus Weiden und Pappeln Stangen, welche man, da die Erfahrung das leichte Anwach- sen und Ausschlagen beider Gehölze hinlänglich kennen gelernt hatte, einfach in die Erde steckte; die übrigen Gehölze wurden beim Versetzen an der Krone so beschnitten, dass diese schliesslich nur aus einigen Fuss-Jangen Aesten bestand, die mit denen der Wurzel korrespondirten. Wie oft hat man Gelegenheit, besonders an den Chausseden, Anpflanzungen nach der alten Ma- nier zu sehen! Abgesehen davon, dass, da eine Anzahl versetzter Bäume bei diesem Verfahren gar nicht anwächst, stets ein nicht geringer Verlust da- bei vorkommt, sieht auch eine solche Anpflanzung in den ersten Jahren abscheulich aus. Es dauert ziemlich lange, bevor eine ordentliche Krone sich Dr. Lukas hat in Reutlingen vergleichende Versuche angestellt, welche die augenscheinlichsten Vorzüge des kurzen Wurzelschnittes, wobei die Krone von dem Messer gar nicht berührt oder nur ehr wenig beschnitten wird, herausgestellt haben. s wurde nämlich eine Anzahl schöner und gesun- er Bäume genommen und von ihnen grade die räftigsten. herausgesucht, um sie bei dem Ver- etzen nach alter Manier in der Krone derb zu erschneiden, die Wurzeln dagegen aber möglichst ang zu lassen, während man die anderen grade an er Wurzel bis auf 6 Zoll zurückschnitt, die Krone ber unversehrt liess. Die Folge war, dass nach em Versetzen bei der bald eintretenden Hitze die n der Krone beschnittenen Bäume nur sehr lang- am und armselig mit Laub sich bedeckten, bei den nderen jedoch die Knospen rasch ausschlugen und - 19] diese selbst demnach in kurzer Zeit im schönsten Grün standen. Noch auffälliger war ein anderes Beispiel, wo man Bäume mit durch den Frost beschädigten Wur- zeln verpflanzte. Die einen wurden noch im Herbste versetzt, und zwar mit stark eingestutzter Krone, aber ziemlich langen Wurzelästen, bei den anderen schnitt man hingegen diese bis auf 2 und 23 Zoll von dem Wurzelhals entfernt ab und liess die Krone unbeschädigt. Die Versetzung geschah auch erst im Frühjahre. Diese so behandelten Bäume. erhol- ten sich allmählig, während die anderen zum aller- grössesten Theil, und zwar in sehr kurzer Zeit, zu Grunde gingen. Betrachten wir beide Verfahren etwas näher. Je mehr man die Krone beschneidet, um so mehr nimmt man auch die am meisten entwickelten Knos- pen hinweg. Bekanntlich sind nämlich die obersten, weil diese bei dem Streben des geläuterten Nah- rungssaftes nach oben am meisten entwickelt sind, auch die besten und bedürfen zu ihrer Entwicke- lung die kürzeste Zeit. Diese wird aber um so länger dauern, je tiefer die Knospen stehen, am längsten bei denen, die ganz unten als sogenannte schlafende stehen und auch am wenigsten vorgebil- det sind. Ohne Knospen-, resp. Blatt-Entwickelung geht die Pflanze alsbald zu Grunde, wie man sich leicht überzeugen kann, wenn man mehre Male hinter- einander die Blätter abstreift oder dieses durch Frost und Raupen geschieht. Die Blätter (resp. grünen Theile) wandeln den aufgenommenen Nah- rungsstoff erst in der Weise um, dass er assimilir- bar wird, d.h. als Bestandtheil der Pflanze aufge- nommen werden kann, sie sind demnach für das Leben derselben durchaus nothwendig. Zwar ist in dem Holze eine grosse Menge fertiger Nahrungs- stoff von der früheren Vegetation her aufgehäuft, so dass die Neubildungen und Ergänzungen gesche- hen können, aber grade da wo, wie bei dem Ver- setzen der Bäume, verloren gegangene Theile er- setzt werden müssen, wo ausserdem die durch die gewaltsamen Eingriffe in das Leben bewirkten Stö- rungen auszugleichen sind, ist das Bedürfniss nach weiteren Nahrungsstoffen weit grösser, es haben die Blätter demnach in diesem Falle noch eine weit grössere Bedeutung. Schneidet man aber, wie bei den älteren Bäumen, welche versetzt werden sollen, gar bis in das 2-, 3- und mehrjährige Holz zurück, so sind in diesem Falle Knospen, welche vor 2, 3 und mehr Jahren sich hätten entwickeln müssen und demnach jetzt fast ganz verkümmert sind, neu zu beleben, oder es müssen, wo auch diese fehlen, sogar erst Kambiumzellen bestimmt werden, sich als Knospen auszubilden. Dazu gehört aber 216 eine Thätigkeit, wie sie verstümmelte Bäume nie und nimmer haben können. Umgekehrt: lässt man die Wurzeln beim Ver- setzen der Bäume lang, so hat vor Allem schon der in den Blättern geläuterte Nahrungssaft einen längeren Weg zu nehmen, um die für die Auf- nahme der rohen Nahrung aus der Erde nö- thigen Wurzelzasern neu zu bilden. Das muss aber geschehen, weil die alten, einmal trocken geworden, ihre Dienste versagen. Man thut deshalb sogar gut, diese beim Versetzen ganz abzustreifen, weil sie einmal todt, leicht faulen und damit den Neu- bildungen hinderlich sind. Dergleichen verdorbene Wurzelzasern sind aber bei dem kurzen Wurzel- schnitte in der Regel gar nicht vorhanden. Das Erste, was bei dem Anwachsen eines Baumes aber geschehen muss, ist, um die Wundfläche gegen äussere Einflüsse zu schützen, Kallusbildung und neue Erzeugung der Wurzelzasern. Ist dieses ge- schehen, so ist der Kreislauf im Leben der Pflanze auch gesichert. Die Ernährung eines versetzten Baumes, mag man noch so vorsichtig sein und auch später die durchaus nöthige Sorgfalt anwenden, ist im ersten Jahre immer mehr oder minder mangelhaft, die Zweige werden nie so kräftig werden, als im nor- malen Zustande. Deshalb muss man im zweiten Jahre nachhelfen, indem man die Zweige bis auf 4, 5 und 6 Augen zurückschneidet und auf diese _ Weise das nicht völlig reif gewordene Holz weg- nimmt. Dadurch kommt die aufgespeicherte Nah- rung nur den zurückgebliebenen Knospen zu Gute und vertheilt sich nicht zu sehr. Hardy’s Obstbaumschnitt. Herausgegeben von H. Jäger. Wiederum liegt uns ein Werk vor, welches speziell den Obstbaumschnitt behandelt, und zwar bereits in der dritten Ausgabe. Es ist der dritte Theil des ersten Bandes der von uns schon früher mehrfach in ihren einzelnen Theilen besprochenen illustrirten Bibliothek des landwirthschaftlichen Gar- tenbaues. Der Bearbeiter der deutschen Ausgabe ist der Hofgärtner H. Jäger in Eisenach, einer unserer besten Schriftsteller in der gärtnerischen Literatur, dem ein reicher Schatz von Kenntnissen und Erfahrungen zu Gebote steht, die er, beson- ders wenn er sich an die bestimmte Arbeit eines Andern anlehnen kann, mit grosser Gewandtheit zu verarbeiten versteht. Dass die Franzosen sich auf einer höheren Stufe der Obstkultur befinden, ist eine bekannte | | Sache; sie verstehen auch weit mehr gutes Obst zu würdigen, als wir in Deutschland, wo immer noch, besonders auf dem Lande und in kleinen Städten, saure Aepfel und herbe Birnen mit Wohl- behagen gegessen werden. Während der Franzose gern und oft zum Nachtisch für eine gute Birn 4 und 6 Sgr. zahlt, würden selbst unsere Fein- schmecker sich beklagen, wenn sie nur 1 Sgr. be- zahlen sollten, Frankreich hat für Obstbau ein weit günsti- geres Klima, die Natur kommt ihm demnach auch bei seinen Kulturen mehr entgegen. Wollte man bei uns die Obstbäume ebenso behandeln, so würde man einen Fehlgriff machen. Deshalb können aber immer französische Werke über Obstbau bei uns, wenn auch nicht massgebend, so doch leitend sein. Jäger hat bei der Bearbeitung des Hardy’schen Buches diesem Umstande vollständig Rechnung ge- tragen und, unseren klimatischen Verhältnissen an- passend, eine Reihe Zusätze und Erläuterungen ge- geben. So wird Jedermann das Buch mit Nutzen lesen, zumal es, dem Texte beigedruckt, 96 Abbil- dungen zum bessern Verständniss enthält. Auch sonst ist es buchhändlerisch gut ausgestattet, wes- halb wir es allen denen, welche sich für den Ge- genstand interessiren, empfehlen können. Ichideen und Jalmen. Wir glauben im Interesse der Pflanzen und Blumen liebenden Leser der Wochenschrift zu han- deln, wenn wir hier mittheilen, dass der Präsident des Gartenbau - Vereines in Trier die Absicht hat, einen Theil seiner mit Liebe gepflegten Pflanzen aus dem einfachen Grunde zu veräussern, weil es ihm an Platz gebricht, zumal auch einige (und das betrifft besonders Palmen und diesen entsprechende Blattpflanzen). für seine Gewächshäuser zu gross geworden sind, hauptsächlich aber, weil er, mit dem Neuesten immer fortschreitend, andere Pflanzen kul- tiviren will. Es sind im Durchschnitt schöne und grosse, auch gesunde Exemplare, die zum grössten Theil von A. Verschaffelt in Gent bezogen wur- den und nun um niedrigere Preise, als für die er sie vor mehrern Jahren gekauft, abgegeben werden sollen. Man erhält also hier anstatt der kleinen Pflanzen des Handels stattliche Exemplare. Die Orchideen haben zum Theil entweder Knos- pen oder stehen selbst in voller Blüthe. Es sind deren 29 verschiedene Arten, und zwar in bester Auswahl. Die Zahl der Palmen beträgt 28, dazu kommen noch 8 andere Pflanzen, wie Cyathea de- albata, Brownea latifolia, Pavetta borbonica u. s. w. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschritt Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königi. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretair des Vereines. N0.28. _ Berlin, den 13. Juli 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten O. Beck’s land- und volkswirthschaftliche Tagesfragen. Vom Baumschul-Besitzer Hafner in Radekow. Yüärtnerifche Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. Br x Paris, den 15. Juni. Die grossen Erwartungen, welche gewiss jeden Blumenfreund vor dem Anfange der fünften, aın 1. Juni begonnenen Ausstellung erfüllten, sind wohl nur zum Theil befriedigt worden. In erster Linie standen dieses Mal die Orchideen; 9 Bewerbungen waren allein für sie ausgeschrieben. Allein, statt von allen Seiten die Aussteller sich zu den Preisen drängen zu sehen, wie vielleicht Mancher geglaubt hat, waren es doch nur 3 Gärtner, Thibaut & Ketel&er, sowie Lüddemann, diese in Paris, und Linden in Brüssel, und 2 Liebhaber, Graf Na- daillac und Guibert, welche Pflanzen eingesendet hatten. Anstatt der 9 Bewerbungen wurden nur 6 beschickt. Für die fünfte Bewerbung: 1 Schau- pflanze, d. h. ein Exemplar von besonders kräftiger Entwickelung, hatte sich zwar Niemand gefunden, es waren aber 2 Exemplare der Vanda teres vor- handen, welche die beiden obengenannten Liebha- ber ausgestellt hatten und die als Schaupflanzen betrachtet werden konnten. Beide besassen eine Höhe von gegen 6 Fuss und standen im schönsten Blüthenflor; das eine hatte 7 Blüthenstände. Auch die Exemplare von Trichopilia erispa, Oypripedium Crossii, Lycaste Deppei, Anguloa Deppei u. s. w. derselben Liebhaber verdienten wegen ihrer Grösse und der guten Kultur Beachtung. Leider war auch die sechste Bewerbung: eine Sammlung von Laelien und Cattleyen in Blüthe, unberücksichtigt geblieben, obwohl Arten beider Geschlechter in nicht geringer Anzahl in den all- gemeinen Sammlungen vertreten waren. Noch mehr war aber zu bedauern, dass die vor wenigen Jahren noch sehr beliebten buntblättrigen Orchideen, die sogenannten Petolen und Sammetblätter (Anecochi- lus, Goodyera u. s. w.) gar nicht vorhanden waren. Grade diese bildeten bei den früheren internatio- nalen Ausstellungen einen grossen Schmuck. Wollte man aber glauben, dass bei dieser ge- ringen Betheiligung die ausgestellten Orchideen nur eine klägliche Rolle gespielt hätten, so wäre man aber doch in einem grossen Irrthum. Im Gegen- theil, die vorhandenen Orchideen waren so schön und in solcher Anzahl herbeigebracht, dass man in der That vergessen konnte, dass nur 5 Bewerber sich betheiligt hatten. Die grösste und schönste Sammlung verdankte man Thibaut & Ketel@er. Als besonders gut kultivirt nenne ich: Laelia Schilleriana var., Laelia purpurea rosea, Odontoglossum eitrosmum, Cypri- pedium Veitchianum und Ü. Hookerae, sowie die zarte Inonopsis pulchella u. s. w. In der Lüddemann’schen, nicht minder aus- gezeichneten Sammlung sind vor Allem zu erwäh- nen: Brassia verrucosa, deren schmale Blumenblät- ter nicht weniger als 43 Zoll lang waren, und Catt- leya Mossiae superba von seltener Pracht, sowie eine schöne Vanda teres mit 7 Blüthenständen. 28 ee An den Bewerbungen von 25 ausgewählten Orchideen, von 12 und wiederum von 6 durch ihre Kultur hervorragende hatte nur Linden in Brüssel Theil genommen. Soll man die.geringe Betheiligung auf ein allmähliches Abnehmen der Orchideen-Kul- tur oder auf die nicht unbegründete Furcht der Besitzer, welche nicht gern ihre kostbaren Pflanzen durch bei dem Transport und sonst ausgesetzten Beschädigungen verlieren oder wenigstens sie nicht der Gefahr aussetzen, beziehen? Natürlich waren es vor Allem wiederum Catt- leyen und Laelien, Saccolabien, Vanda- und Aöri- des-Arten, die in der Linden’schen Gesammt-Ein- sendung vorhanden waren und in der Mannigfal- tigkeit der Formen und Farben mit einander zu wetteifern schienen. Besonders grosse und schöne Exemplare waren von Üattleya Stelzneriana, von C. Mossiae, deren Lippen allein eme Länge von 3, Zoll besassen, von Laelia Brysiana, wo die Lippe noch länger war, von Vanda Schilleriana und tri- color, von Aörides Larpentae u. a. m., vorhanden. Die zwar allgemein bekannte, aber doch immer, besonders wegen ihres Laubes, nicht mänder schöne Calanthe veratrifolia hatte 16 Stengel mit blendend- weissen Blüthen emporgetrieben, Lycaste aromatica hingegen duftete mit ihren wohlriechenden Blüthen weithin; prächtig nahm sich auch ein in voller Blüthe stehendes Epidendrum vitellinum aus und Oncidium leucochilum breitete sich mit Seinem ver- ästelten Blüthenstaude nicht wenig aus. Linden’s neue Orchideen waren natürlich keine grossen Exemplare, aber in jeder Hinsicht interes- sant. Catasetum eristatum hatte schmale und grüne Blumenblätter mit kleinen dunkelbraunen Flecken, die Unterlippe war aber mit vielen kammartigen Auswüchsen von gelblich-weisser Farbe besetzt. Bei Oncidium nubigenum var. waren die 3 oberen Blu- menblätter schmutzig - hellviolett mit weissen Rän- dern, die weisse Unterlippe hatte aber einen gelben Schlund. Oncidium holochrysum war, wie der Name sagt, in der kleinen Blüthe ganz gelb, Odontoglos- sum cristatum besass rothbraune Blümenblätter mit gelbgrünen Flecken, aber ihre Lippe war wiederum mit weisslichen Auswüchsen besetzt, während end- lich die Griffelsäule eine weisse Farbe besass. On- cidium serratum zeichnete sich durch die am Rande krausen und gelben Blumenblätter aus, welche sonst eine bräunliche Farbe besitzen. Nächst den Orchideen hatte man bei der fünften Ausstellung die Pelargonien hinsichtlich der Preise bevorzugt. Diese waren auch in einer solchen Fülle vorhanden und nicht weniger in einer so malerischen Gruppirung aufgestellt, dass sie die Aufmerksamkeit der Blumenliebhaber ebenso auf sich zogen, wie bei der dritten Ausstellung die Azaleen. Diese befanden sich, wie man sich erin- nern wird, im grossen Gewächshause auf einem der Hügel, während die Pelargonien in dem erst kürz- lich vollendeten Vorbau aufgestellt waren. Dieser riesige Vorbau wird von vergoldeten Säulen ge- bildet, welche das reiche Velum tragen. Dieses deckt gleichsam als flaches Giebeldach das Ganze, und stellt, so zu sagen, eine Art Veranda dar, die an den Seiten durch schwere rothe Vorhänge ver- hangen ist. Vorn drappiren dagegen goldgestickte dunkelgrüne Sammet - Teppiche das Ganze. Har- monirt auch die eckige Form und die reiche Pracht dieses Vorbaues gar nicht oder doch nur wenig mit dem sich unmittelbar anschliessenden grossen Gewächshause, so fanden sich doch Bewunderer in grösster Menge vor. Man ist hier auf dem Mars- felde zu sehr an die schärfsten Kontraste gewöhnt, als dass eine solche, wenn auch noch so unnatür- liche Zusammenstellung eines einfachen Gewächs- hauses mit einem luxuriösen Vorbau noch auffallen könnte. Befindet sich doch der prunkende Palast des Bey von Tunis dicht neben dem Gebäude der englischen Bibel-Gesellschaft, welches man sich nicht einfacher denken kann. An beiden Seiten des Einganges zu diesem prächtigen Vorbau war links das grosse Massiv grossblühender und Ödier’scher Pelargonien von Alphonse Dufoy, rechts hingegen das von Thi- baut & Ketel&er aufgestellt, während in der Mitte das Wasser eines Springbrunnens plätscherte An der vergoldeten Gallerie standen die übrigen Pe- largonien-Sammlungen. Dufoy hatte ausser seiner grossen Sammlung noch eine ausgestellt, welche die neuesten Formen, auch eine von ihm selbst aus Samen gezogene, ent- hielt. Thibaut & Ketel&er hingegen zeichneten sich durch ihre Sammlung von 50, durch Schön- heit besonders zu empfehlende Sorten aus. Es ist wohl schwer, unter all’ den prächtigen Exemplaren, welche man hier sah, einzelne beson- ders hervorzuheben, da bei dergleichen Auswahl auch der Geschmack des Beschauers nicht geringen Einfluss hat. Unter Dufoy’s Pflanzen waren für mich die schönsten: das feurigrothe Gloire de Ori- mede, das dunkelpurpurne, im Grunde weisse Mr. Boucharlat, das tief- dunkelpurpurne, im Grunde rosafarbige Mad. Chauviere, welches mit ihren drei- lappigen Blumenblättern ausserdem fast wie gefüllt erschien u. s. w. Das Exemplar war im Durch- schnitt mit 2 Frances angeboten. Aus der Samm- lung von Thibaut & Ketel&er hebe ich hervor: das hellrothe C&line Malet mit weisslichem Grunde, das rosafarbene Uuvier mit dunklem, fast schwar- zem Grunde, hinsichtlich des Baues eine der schön- sten dieser Florblumen, ferner Thel&maque, Gustave 219 Malet, Garibaldi andere. Phantasie- (Fancy-) Pelargonien waren reichlich vertreten. Alle Bewerber wurden aber von Chenu, dem Obergärtner von Binder, einem Liebhaber auf der Insel Adam (Seine und Oise) geschlagen, obgleich auch Thibaut & Ketelöer, sowie Du- foy und Malet, Ausgezeichnetes ausgestellt hatten. Die Pflanzen des ersteren schienen sänmtlich den ersten Grad der Kultur-Vollkommenheit erreicht zu haben; nur eine Stimme herrschte darüber. Chenu hatte auch eine neue Sorte aus Samen gezogen, die sich ebenfalls des allgemeinen Beifalls erfreute. Die oberen beiden Blumenblätter sind hellpurpur mit weissem Rande, die unteren haben dagegen nur einen schmalen Purpurkranz, während der ganze Grund sonst weiss ist. Benannt ist diese Sorte noch nicht. So Schönes sich auch unter den Warmhaus- pflanzen, besonders denen, welche Linden geliefert hatte, befand, so möchte es doch zu weit führen, wollte ich ausführlich auch hierüber berichten. Ich wende mich daher den mit Knollen versehenen buntblättrigen Kaladien (welche im Programm des- halb auch mit der falschen Benennung Caladium bulbosum bezeichnet waren) zu. Für Sammlungen dieser Dekorationspflauzen waren besondere Bewer- bungen ausgeschrieben. Von diesen buntblättrigen Kaladien kultivirte man seit langer Zeit schon die beiden, allen unseren heutigen reichen Formen zu Grunde liegenden Ar- ten: Caladium Poecile und bicolor mit einigen we- nigen Formen, bis gegen den Anfang der fünfziger Jahre, besonders durch den Handelsgärtner Chan- tin in Paris, plötzlich eine grosse Menge Sorten, die zum grössten Theil direkt aus Brasilien einge- führt wurden, nebst einigen neuen Arten, wie Ü. Humboldtii (Argyrites der Gärten), in den Handel kamen und in kurzer Zeit bis auf 60 vermehrt wurden. In der Wochenschrift ist damals in be- sonderen Abhandlungen darüber gesprochen worden (s. 1. Jahrg. S. 300, 5. Jahrg. 8. 132). Diese buntblättrigen Kaladien bildeten eine lange Zeit einen grossen Schmuck der Gewächs- häuser; in den Zimmern der Liebhaber wollten sie jedoch nicht gedeihen, bis man schliesslich sich, wenigstens in Deutschland, satt gesehen hatte und andere Pflanzen Mode wurden. In Belgien und Frankreich erhielten sie sich jedoch in der Gunst des Blumen und Pflanzen liebenden Publikums und kommen jetzt, wo ein Liebhaber in Paris, Bleu mit Namen, durch gegenseitige Befruchtungen und Aussaat der dadurch erhaltenen Samen eine neue Reihe der interessantesten Formen erzielte, von Neuem in den Handel. Auch über die ersten Ver- Ch. Keteleer, und noch mehre suche ist bereits früher schon einige Male in der Wochenschrift berichtet worden. Jetzt hat Bleu wie- derum eine Sammlung von seinen 12 besten und schönsten Sorten ausgestellt, ausserdem aber noch gegen 50 aus Samen erzogene Pflanzen, unter denen sich wiederum Formen mit reizenden Zeich- nungen befinden, welche mit Recht die Bewunde- rung aller derer, die sie sehen, erregen. Unter ihnen gefielen besonders: Duc de Üleveland, Due de Ratibor, mit rothen Hauptadern, grünen Neben- adern und das Uebrige fast weiss, Charles Verdier, röthlich - weisser Mitteltheil, rothe Adern, kleine weisse Flecken in reichlicher Anzahl, Duc de Morny, dunkelrothe Mitte und Adern, Ketel&eri, ähnlich, aber noch mit weissen Flecken rundherum, Va- neelstii, Blätter runzelig, Adern dunkelroth, De- vinck, mattroth mit weissen Flecken, Triomphe de Exposition, dunkelrothe Adern und Mitte, ganz schmaler, grüner Saum. Das schönste buntblättrige Kaladium ist aber unbedingt Ald. Bleu, welches also den Namen des mit Erfolgen gekrönten Be- sitzers trägt. Es ist ausgezeichnet durch die rosa- farbigen Adern, sowie durch die weisslichen Flek- ken der ganz besonders grossen Blätter. Aus der Zahl der übrigen Gewächshauspflanzen nenne ich nur noch die strauchartigen Pantoffel- blumen oder Calceolarien, weil sie gewiss einer Zu- kunft entgegen gehen. Eine vorzügliche Sammlung schon im Handel befindlicher Sorten hatte Chan- tin ausgestellt, welche auch allgemein gewürdigt wurde. Eine zweite Sammlung, welche den Han- delsgärtnern Baudry & Hamel aus Arcanches (Manche) gehörte, enthielt nur aus Samen gezogene Sorten, welche im nächsten Frühjahre in den Han- del kommen. Aus ihnen möchte ich empfehlen: Barillet, Charles Rouillard, Cardinal Antonelli, Pr£- sident Desmares, Cardinal Richelieu. Die Pflanzen des freien Landes waren auch dieses Mal zahlreich vertreten; unter ihnen zeich- neten sich auch wiederum die von Vilmorin-An- drieux & Oo. aus. Unter den neuen Formen bekannter Florblu- men mache ich auf folgende aufmerksam: Viscaria Dunnetti Perfection, Nain Vilmorin, Brachycoma iberidifolia alba, 'Thlaspı oder vielmehr Iberis Ju- lienne, welche die Blüthen der bekannten Schleifen- blume, Iberis amara, besitzt; während diese sonst aber eine ziemlich flache Doldentraube bilden, sind sie hier zu einer dichten Traube vereinigt, so dass der Blüthenstengel, aus einiger Entfernung gese- hen, einer weissblühenden Hyazinthe nicht unähn- lich erscheint. Chinesische Paeonien (Paeonia alba) sind be- kanntlich seit mehrern Jahren schon in Paris zu einer seltenen Vollkommenheit gebracht. Unter 28* 220 denen, die besonders Erfolge hatten, ist Charles Verdier zu nennen. Seine ausgestellten Pflanzen fanden auch jetzt Anerkennung. Nächstdem gefiel die Sammlung von Margottin allgemein. Leider hatten sich zu den für Nelken ausge- schriebenen Aufgaben nur 2 Bewerber mit mittel- mässigen Einsendungen gefunden. Man musste des- halb um so mehr bedauern, dass die Erfurter Gärt- ner, welche grade hierin alljährlich so Vorzügliches in den Handel bringen, sich nicht betheiligt hatten. Die Nelkenzucht ist in Frankreich, wie mir ein Pariser Fachmann versicherte, noch sehr zurück. Und doch haben die remontirenden Nelken grade hier, so viel ich mich besinne, ihren Ursprung. Diese waren es denn auch, welche in 2 Sammlun- gen vorhanden waren. Die eine gehörte dem Han- delsgärtner Brot de la Haie, die andere hingegen dem Handelsgärtner Pare. Von den vorhandenen Sorten gefielen mir am meisten: Prince imperial, Napoleon III., M. Cailler und spectabilis. Brot de la Haie hatte auch Federnelken zur Verfügung gestellt, welche Beachtung verdienten. Auch Rosen und Rhododendren waren von Neuem eingesendet und kamen zur Bewerbung. Unter den ersteren war aber nichts Besonderes vor- handen; dagegen verdiente eine Sammlung von 50 Kalmien, welche man den Handelsgärtnern Croux & fils verdankte, Beachtung. Hochstämmige Rosen hatten wiederum Jamin und ausserdem Marest in sehr hübschen Sammlungen zur Verfügung gestellt. Besondere Berücksichtigung hatte, wie man sich wohl denken kann, die Aufgabe neuer, aus | Samen selbst gezogener Rosen gefunden, denn nicht weniger als 3 Bewerber waren in die Schranken getreten. Margottin in Bourg-la-Reine und Garcon in Rouen, welchen beiden man in der Neuzucht von Rosen bereits Vorzügliches verdankt, trugen mit ihren neuen Sorten auch die ersten Preise davon. Margottin hatte zwar nur 3 ausgestellt, aber sie waren ausgezeichnet. Besonders schön geformt war Leopold II., von der Farbe der Anna Diesbach; nächstdem mache ich auf die zweite, Souvenir de Poiteau, aufmerksam. Garcon hatte seine neuen Roseu nur in abgeschnittenen Blumen in einem Glaskasten ausgestellt. Die 3 schönsten erhielten von der Jury auf den Wunsch des Besitzers die Namen: Ville de Paris, Triomphe de France und Souvenir de l’Exposition. Ville de Paris hat wie- derum die Farbe der Anna Diesbach, ähnelt ihr auch im Holze, dagegen gleichen die Blätter mehr denen einer Bourbon-Rose. Triomphe de France entspricht im Kolorit der Rev@rend Dombrain, im Holze sind jedoch beide verschieden. Bei Gelegenheit der abgeschnittenen Blumen | | | | verdienen auch die Bouquets und die Vasen mit natürlichen Blumen einer besonderen Erwähnung, zumal sie dieses Mal vorzüglich schön waren; Ber- nard hatte allen Aufgaben des Progammes genügt und in jeglicher Hinsicht nur Meisterhaftes geliefert. Doch verdiente auch die Kunstfertigkeit des Genter van Driessche volle Anerkennung. Der mit vor- züglichem Geschmack, besonders aus Orchideen, an- gefertigte Brautschmuck erregte, besonders bei den Damen, allgemeinen Beifall. Zahlreiche Einsendungen waren auch geschehen, die in keiner Beziehung zu einer Aufgabe im Pro- gramme standen. Nichtsdestoweniger wurden sie aber bei der Zusprechung der Preise berücksich- tigt. Dorrnie Lands Lany hatte in einem Glas- kasten Stiefmütterchen aus London geschickt, die ausgezeichnet genannt zu werden verdienten. Die sehr grossen Blumen waren sämmtlich tief - violett und hatten einen schmalen, gelben Rand. Loise Chauvitre hatte eine neue Reihe von Delphinium- Formen, Alphonse Dufoy hingegen 100 Sorten zwergiger Georginen eingesendet, Marest & fils Gloxinien, Madem. de Knyff in Waelhem in Bel- gien eine vorzügliche Sammlung von Bromeliaceen, Graf Nadaillac Aroideen u. s. w. Schliesslich gedenke ich noch der Sammlungen von spanischen und deutschen Schwertlilien (Iris) von Chauvitre, Gu&@not, Verdier und Ha- vart & Co. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IV® Wir haben oft schon das Interesse für schöne alte Bäume ausgesprochen und bedauern, dass uns bis jetzt darüber so wenige Mittheilungen gemacht sind. Abgesehen von dem naturwissenschaftlichen Interesse, stehen dergleichen alte Bäume auch sehr oft mit historischen Erinnerungen in Verbindung. In dem Garten der Königlichen Domäne in Steglitz bei Berlin befindet sich ein Rosskastanienbaum von bedeutender Grösse. Bis jetzt hat man nur, wenn von alten und starken Bäumen die Rede war, ın der Regel von Linden und Eichen gesprochen, im Süden Europa’s ist es auch der echte Kastanien- baum, welcher ein bedeutendes Alter erreicht. Der Rosskastanienbaum gehört bekanntlich nicht zu den einheimischen Bäumen, so verbreitet er auch als All&ebaum ist und selbst im höheren Norden noch dazu verwendet wird. Seine Einführung ge- schah erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun- 221 dertes, wo er über Konstantinopel nach Wien kam. Noch kennen wir aber nicht sein Vaterland, so sehr auch in den letzten Jahren die Erforschung bis dahin unbekannter Länder geschah. Die Be- nutzung des Rosskastanienbaumes zum All&ebaum ist aber noch jünger, denn, so viel wir wissen, ge- schah diese erst in der Mitte des vorigen Jahrhun- dertes und wurde in den achtziger und neunziger Jahren allgemeiner. Schon dieses ist ein Grund, dass wir im Allgemeinen noch keine alten Ross- kastanienbäume besitzen können. Bei der Rasch- heit, mit der er wächst, glaubte man bisher auch, dass er kein hohes Alter erreichen könnte. Der Rosskastanienbaum in Steglitz bei Berlin möchte wohl, wenn auch nicht das älteste, so doch eins der ältesten Exemplare in der Mark sein; seine Anpflanzung ist auf jeden Fall schon im 17. Jahr- hunderte geschehen. Er steht in der Nähe eines Teiches und wird von jüngeren Bäumen und an- derm Gehölz umgeben. Sein Hauptstamm besitzt ungefähr eine Höhe von 7 — 8 Fuss und hat in der Mitte einen Umfang von über 15 Fuss. Er ist ungleich gewachsen und erweitert sich nach oben, wo die 3 Hauptäste ihren Ursprung nehmen, indem diese hervorspringende Leisten bilden, nicht unbedeutend. Ausser diesen 3 Hauptästen, welche nach oben streben, sind aber da, wo die Krone beginnt, noch schwächere Aeste vorhanden, welche horizontal abgehen und dadurch die Krone am un- tern Theile abgerundet machen. Diese selbst hat sonst eine eiföürmige Gestalt und besitzt die Höhe von einigen und 70 Fuss, während der Breiten-Durchmesser an der Basis ge- gen 50 Fuss beträgt. Der Baum ist durchaus ge- sund und kräftig und trägt auch nicht die gering- sten Spuren seines Alters. Bei der Nähe des Dorfes Steglitz von Berlin empfehlen wir Freunden schö- ner und alter Bäume, die Potsdamer Eisenbahn zu benutzen, mit welcher man in 10 Minuten bei dem Dorte anlangt und in ebenso kurzer Zeit bis zu dem besagten Rosskastanienbaume gelangen kann. Wiederum liegt uns ein Beispiel vor, dass eine und dieselbe Art mit getrennten Blüthen auch mit dop- peltem Namen als 2 verschiedene Pflanzen beschrie- ben wurde, dass man die männliche Pflanze, zumal I I sie auch ein etwas verändertes Ansehen besitzt, als | eine selbständige Art veröffentlichte. Es sind wohl 2 Jahrzehende verflossen, dass durch den in der Ein- führung neuer Pflanzen unermüdlichen Reisenden v. Siebold eine neue llex-Art unter dem Namen Ilex Torajo in den Handel kam. Göppert in Breslau, der Exemplare als Ilex Torajo aus Eng- land erhielt, beschrieb diese Art zuerst in seiner Aufzählung der Ilex-Arten, welche er als Appendix des Breslauer botanischen Gartens herausgab, und stellte sie in die Nähe der Thunberg’schen Ilex latifolia. Blüthen - Exemplare standen ihm jedoch damals nicht zu Gebote. Im botanischen Garten zu Berlin befinden sich jetzt von Ilex latifolia und Torajo Exemplare von 10 und 12 Fuss Höhe, welche bereits in der Blüthe stehen und deshalb eine genaue Untersu- chung und Vergleichung zulassen. Wenn auch v. Siebold in seinen, noch kurz vor seinem Tode ausgegebenen Verzeichnissen seines japanischen Gar- tens in Leiden Ilex Torajo nicht als Abart der Ilex latifolia Thunb. selbst bezeichnet hätte, so möchte doch eine Vergleichung beider Pflanzen von ihrer Zusammengehörigkeit keinen Zweifel übrig lassen. Ilex latifolia der Gärten hat etwas schmälere Blätter von elliptischer Gestalt. Ihre Konsistenz ist zwar dick-lederartig, aber die Haupt-Adern sind doch, besonders auf der unteren Fläche, welche eine weit hellere Farbe besitzt, deutlich bemerkbar. Die Oberfläche hat eine schöne dunkelgrüne und glänzende Farbe. Ihre Länge beträgt, ausser dem Zoll-langen Stiel, noch fast 7, ihre Breite hingegen fast 2% Zoll. Am Rande befinden sich etwas ent- fernt - stehende, schwache Sägezähne. Aus dieser Beschreibung ersieht man, dass die Blätter eine grosse Aehnlichkeit mit denen des Kirschlorbeers haben. Nach Decaisne wird deshalb der immer- grüne Strauch nicht selten auch von Frankreich mit der genannten Art verwechselt. Die Blüthen befinden sich auf kurzen, kaum 2 — 3 Linien langen Stielen in den Winkeln der obersten Blätter, und zwar gegen 8, so dicht ge- drängt, dass sie meist eine kopfförmige 'T’rauben- dolde bilden. Sie werden von besonderen Knospen- schuppen, die auch später nicht abzufallen scheinen, ‚ eingeschlossen, resp. umgeben. Neben der Vierzahl ' kommt hier auch die Fünfzahl vor. Kelch und Krone haben eine gelblich-grüne Farbe und breiten sich nicht aus. In den vorliegenden Exemplaren sind die Staubbeutel nicht völlig entwickelt. Der 4- und 5-fächrige Fruchtknoten hat an seiner Spitze 4 oder 5 braune und zusammenhängende Narben. Früchte haben wir noch nicht gesehen. Die männliche Pflanze, also Ilex Torajo Sieb., hat dasselbe Wachsthum, ihre Blätter unterscheiden sich aber vor Allem dadurch, dass sie breiter (3 Zoll) sind und ihr grösster Breiten - Durchmesser stärker. sich im ersten (untern) Drittel, nicht also in der Mitte, befindet. Ausserdem ist die Bezalınung etwas Einen wesentlichen Unterschied bilden aber die Blüthen, bei denen nur die Vierzahl vorkommt ‚ und der Stempel nicht entwickelt ist, in sofern sie zu dem 1852 veröffentlichten Samen - Verzeichnisse | in sehr grosser Anzahl beisammenstehen, und zwar 222 nicht in dem Winkel der obersten, sondern in dem der weiter unten befindlichen Blätter. Wir haben bereits in unserer Abhandlung über Populus mitgetheilt, dass auch hier der Fall vor- kommt, wo die männliche Pflanze sich schon, ab- gesehen von der Blüthe, durch andere Merkmale von der weiblichen Blüthe unterscheidet und wo demnach beide Geschlechter als besondere Arten beschrieben sind. Populus monilifera ist der männ- liche, P. canadensis die weibliche Pflanze (8. Jhrg. der Wochenschrift, S. 237). Um diese Behauptung zu bekräftigen und Jedermann Gelegenheit zu ge- ben, sich selbst von der Richtigkeit des eben jetzt Behaupteten zu überzeugen, erwähnen wir noch, dass in Moabit bei Berlin, kurz vor dem Borsig’- schen Garten, auf der einen Seite des Weges eine Allee kanadischer Pappeln sich befindet. Wer im Frühjahre diese Allde besucht, wird finden, dass nur 3 oder 4 Bäume daselbst vorhanden sind, wo gleich anfangs das Laub grün erscheint, während bei allen übrigen dasselbe bräunlich ist. Nur die ersteren tragen weibliche Kätzchen. Eine eigenthümliche Erscheinung ist es, dass bei Kerria japonica (unter dem Namen Corchorus japonicus in.den Gärten bekannter), wenn sie pa- nachirte Blätter und emfache Blüthen besitzt, die letzteren in der Regel nur mit 4 Kronblättern “erscheinen. Illustration horticole zu, wo diese Thatsache von dem Redakteur derselben, Prof. Lemaire, nicht | allein stark bezweifelt, sondern wo sogar dem Zeich- ner der Pflanze im Floral Magazine, wo sie zuerst bildlich dargestellt ist, Schuld gegeben wird, dass er aus Versehen nur 4, anstatt 5 Blumenblätter gezeichnet habe. Wir können diese Bedenken über die Richtigkeit der Zeichnung um so weniger be- greifen, als die buntblättrige Kerria japonica kei- neswegs mehr zu den seltenen Pflanzen gehört und schon in kleinen Exemplaren blüht. Im Gegen- theil möchte Lemaire’s Abbildung der Kerria ja- ponica mit bunten Blättern, welche er im 9. Bande der Illustration horticole (t. 336) gegeben hat und wo er bei bunten Blättern auch die Blüthen ge- füllt darstellt, auf jeden Fall unrichtig sein, denn bis jetzt ist — so viel wir wissen und was von Morren in der Belgique horticole (im April-Mai- Hette, S. 97) ebenfalls bestätigt wird — die bunt- blättrige Kerria bis jetzt nur einfach - blühend ge- sehen worden. Wir nehmen Gelegenheit, nochmals auf die Morren’sche Behauptung zurückzukommen, dass gefüllte Blüthen nämlich und bunte Blätter nicht zusammen an einem Exemplare vorkommen, also sich gegenseitig ausschliessen. Wenn wir auch kei- neswegs der Erklärung dieser Erscheinung, wie sie Eben kommt uns das letzte Heft der | Professor Morren in Lüttich gibt, zustimmen kön- nen, so scheint doch wenigstens die T'hatsache fest- zustehen, dass keine Pflanze, die gefüllt blüht, auch bunte Blätter besitzt. Die Beispiele, welche man bis jetzt, besonders in Betreff der Kamellie, um das Gegentheil zu beweisen, gegeben hat, sind der Art, dass sie nicht vollkommen entsprechen: es sind hier nur zufällig Blätter von zum "heil blei- cherem Ansehen, nicht aber ist ein eigentliches Buntsein, eine Panachirung, vorhanden. Es wäre wohl zu wünschen, dass man diesem interessanten Gegenstande auch ausserdem seine Autmerksanıkeit widmete und vor Allem sich zu überzeugen suchte, ob in der That gar kein Bei- spiel vorhanden’ ist, wo eine buntblättrige Pflanze auch gefüllte Blumen besitzt. Und sollte es deren auch wirklich einzelne geben, so würde eine ver- einzelte Ausnahme doch keineswegs die Morren’- sche Behauptung über den Haufen werfen. Was man bei Georginen und China-Astern, so- wie bei allen Körbehenträgern (Compositae), gefüllt nennt, ist es nicht in der Weise, wie bei Nelken, Levkojen u. s. w., nämlich eine Vervielfältigung der Blumenblätter, sondern stellt einen ganz anderen Zustand dar, wie wir bereits schon früher, als wir die Sache zuerst besprachen (8. Jahrg. S. 332), mitgetheilt haben. Dass die Engländer mit grossem Erfolge die Theepflanze an mehrern günstigen Stellen des Hi- malaya-Gebirges eingeführt haben und dass seit we- nigen Jahren nicht geringe Mengen vorzüglichen ostindischen Thee’s in den Handel kommen, ist be- kannt; jetzt macht man auch Versuche, den Ma- hagony-Baum in Östindien einzuführen. Dass die genannte Pflanze daselbst gedeiht, wusste man be- reits, denn es geschahen schon im Jahre 1795 die ersten Anpflanzungen im Garten zu COaleutta. Die Bäume wuchsen daselbst bis zu einer bedeutenden Stärke, als 1865 der grosse, auch von uns in diesen Blättern (9. Jahrg. S. 6) besprochene Orkan kam und den ganzen Garten auf eine fürchterliche Weise verwüstete. Grade die stärksten Mahagony-Bäume wurden herausgerissen oder doch so sehr beschädigt, dass sie später weggehauen werden mussten. Aber doch blieben einige zurück, die jetzt um so kräf- tiger und schöner geworden sind. Einige derselben haben bei einem Kronen-Durchmesser von 102 eine Höhe von nahe 150 Fuss. 4 Fuss über dem Boden hat ihr Stamm zum Theil einen Umfang von 14 Fuss. Der jetzige Direktor des botanischen Gartens in Calceutta, Anderson, liess in demselben Jahre (1865) wiederum Samen des Mahagony-Baumes von der Insel Jamaika kommen und machte dabei die Erfahrung, dass die Samen, welche in hermetisch verschlossenen Kästen sich befunden hatten, zu h) [9] 2 | 22 Grunde gegangen waren. Aber auch von den an- deren Samen, welche sich in Kästen, wo die Luft freien Zutritt gehabt hatte, befanden, keimten nur zum geringsten Theile. Wie von Eichen, Wach- holder u. s. w., so verlieren auch die Samen des Mahagony - Baumes sehr rasch ihre Keimfähigkeit. Von 6,235 Samen, die im August 1865 gelegt worden waren, hatten nur 460 gekeimt, und zwar bereits am 18. des genannten Monats, also nach 11 Tagen. | Von diesen 460 jungen Pflanzen hat Ander- son nur 112 für seinen Garten behalten, die übri- gen sind in der Provinz Darjeeling am Fusse des Himalaya angepflanzt worden. Wir wollen hoffen, dass sie daselbst gedeihen. Bei dem grossen Ver- langen nach Mahagony - Holz dürften dergleichen Anpflanzungen um so mehr merkantile Vortheile bieten, als die ursprünglichen Wälder in der Neuen Welt im Verlaufe einer langen Zeit schon sehr gelichtet worden sind. Wir erlauben uns schliesslich, auf eine neue Pflanze aufmerksam zu machen, welche eben durch Vilmorin-Andrieux & Co. in Paris in den Han- del gekommen ist. Einige Nierenbergien, wie N. gracilis, angustifolia und filicaulis, haben bereits bei uns im Nordosten Deutschlands Anerkennung ge- funden. In unseren Teppichgärten, aber auch sonst auf Beeten, Rabatten u. s. w., werden sie, besonders die erstere, sehr viel angewendet. Im Jahre 1863 entdeckte ein französischer Botaniker, Germain, auf den Anden von Chili wiederum eine halb- strauchartige Nierenbergie, von der er Samen an den Direktor des botanischen Gartens in Bordeaux, Durieu de Maisonneuve, schickte. Dort wurden diese ausgesäet und gaben Pflanzen von eigenthüm- lichem Wuchse, welche sich ausserdem über und über mit Blüthen bedeckten. Die Art erhielt den Namen Nierembergia frutescens, weil sie etwas holziger ist, als die übrigen bekannten Arten. Vilmorin-Andrieux & Co. erhielten direkt aus Bordeaux Pflanzen, welche in deren Garten zu Verrieres verpflanzt wurden und daselbst, ohne dass sie besonders im Schutze standen, den letzten Winter im Freien aushielten. Wir wollen damit keineswegs sagen, dass N. frutescens auch bei uns aushält, im Gegentheil, wir bezweifeln es. 'Irotz- dem möchte sie auf gleiche Weise, wie die ge- nannten anderen Arten, bei uns im Sommer auf Beeten zu gebrauchen sein, indem man die Samen im September aussäet und die Pflänzchen möglichst hell überwintert oder ebenfalls Stecklinge macht. N. frutescens wächst einigermassen ähnlich der verwandten Fabiana imbricata und bildet einen Fuss- hohen Stengel, der im oberen Theile ruthentörmige Zweige macht, die aber nicht, wie bei genannter | Pflanze, grade in die Höhe stehen, sondern in einem eleganten Bogen überhängen. Grade dieser Umstand gibt der Pflanze einen eigenthümlichen Reiz. Die bläulichen Blüthen sind weit grösser, als bei genannten Arten, und bilden eine einseitige Aehre längs des überhängenden Theiles der Zweige. Wir machen schon jetzt auf diese interessante Pflanze aufmerksam, damit Blumenliebhaber sich zeitig Samen verschaffen und für nächsten Sommer auch Pflanzen heranziehen können. 0. Beck’s land: und volkswirlöfaftiihe Tagesftagen. 2. Jahrgang. Vom Baumschul-Besitzer Hafner in Radekow. Vorliegendes Buch besteht aus 4 Kapiteln, von denen das erste die Förderung der All&e-Pflan- zungen und des Obstbaues durch die Königl. Regierung in Trier bespricht. Tit. I. Verfügung der Behörden. Im Re- gierungs-Bezirke Trier wird der Chaussee -Bepflan- zung eine Aufmerksamkeit gewidmet, wie es in an- deren Bezirken wohl noch nicht gefunden werden dürfte. Wird dort besonders auch auf gute Stämme gesehen, die nur an Chaussden gepflanzt werden dürfen, so werden hier die Lieferungen, resp. die Pflanzungen, gewöhnlich dem Mindestfordernden übergeben und diese auf eine durchaus oberfläch- liche Weise ausgeführt. Die Unterweisung der Cbaussde- Gärtner durch Handelsgärtner in der Baumpflege ist nur zu loben, besser wäre es aber, wenn besondere Baumwärter angestellt würden, die nur mit der Pflege und der Aufsicht der Bäume zu thun hätten. Die Seite 14d. zu Chaussee-Bepflanzungen em- pfohlenen Kirschen eignen sich nicht sämmtlich zu diesem Zwecke und sollten z. B. Glaskirschen, über- haupt das Sauerkirschen-Geschlecht, nur in Gärten gezogen werden. Ausserdem müsste mehr auf die deutschen Namen Rücksicht genommen werden, da aus Frankreich uns manche alte Sorten unter ganz neuen Namen zukommen und die Verwirrung der Nomenklatur dadurch nur Vorschub findet. Tit. I. Ueber Ausdehnung des Obst- baues. Nach den Berichten ist derselbe nicht un- bedeutend und im erfreulichen Fortschritt begriffen. Tit. III. Ueber Benutzung des Obstes: $ 1. Besonders wird viel Obstwein fabrizirt und sind deshalb reifende, sonst werthlose Sorten dort in grösserer Menge ‚angebaut. $ 2. Bereitung des Branntweines und Essigs aus Obst. 224 $ 3. Benutzung der Obst-Abfälle. $ 4. Bereitung des rheinischen Krautes. $ 5. Dörren des Obstes. Hierzu Beschreibung einer Obstdörre nach Lucas. Tit. IV. Ueber Baumschulen im Regie- rungsbezirk Trier. Hier ist besonders hervor- zuheben, dass städtische Gemeinde-Baumschulen an- gelegt sind und weitere in Aussicht stehen. Ferner beabsichtigt man, Wanderlehrer anzustellen, welche alljährlich die Gemeinde- und Schullehrer - Baum- schulen revidiren und Belohnungen für Verdienste ertheilen sollen. Tit. V. Ausbildung von Baumpflanzern und Baumpflegern. Es ist zwar ein grosser Fortschritt, dass die Baumwärter einen oder mehre Kursus’ absolvirt haben müssen, ein jährlicher Kur- sus von 6 Wochen ist aber zu kurz, weil die Be- handlung der Obstbäume in so kurzer Zeit nicht erlernt werden kann. Tit. VI Bestrebungen der Königl. Re- gierung zu Trier zur Beförderung des Obst- baues, insbesondere der All&de-Pflanzungen. Es geschieht durch Wort, Schrift und Unterstützun- gen, die Lust zum Obstbau zu wecken. Tit. VII. Instruktionen über das Pflan- zen und die Pflege der All&e-Bäume. dem diese im Allgemeinen besprochen sind, wird auf die Sorten aufmerksam gemacht, welche beson- ders zu Allee-Pflanzungen zu wählen sind. Der Alant-Apfel, Ananas-Reinette, Danziger Känt-Apfel, Charlamowsky, Engl. Spital- Reinette, Graue fran- zösische Reinette, Rother Eiser - Apfel, Rother Herbst-Kalvill gehören, theils wegen ihrer Empfind- lichkeit, theils wegen der breiten Kronen, in Baum- güter und Gärten. Ueberhaupt darf bei rationellem Obstbau an Strassen es nie aus den Augen gelas- sen werden, dass man stets wenige, aber gute und brauchbare Sorten pflanzt, die damit ‘einen kräfti- gen und aufstrebenden Wuchs verbinden. Die angeführten Birnen, mit Ausnahme der Nach- | Bose’schen Flaschenbirn, des Catillac u. s. w., wür- | ' gierungsbezirk Trier, besprochen, sich ein grosses den hier nur in Gärten, und theils auch nur am Spalier, gedeihen. Ebenso werden die Mostbirnen ausgeschlossen. Bedenken, die sich noch immer bei dem Be- pflanzen der Strassen mit Obstbäumen zeigen, wür- den nicht existiren, wenn den Bäumen die nöthige Aufsicht und Pflege zu Theil würde, ohne welche jede Pflanzung nutzlos ist. Ebenso können auch Waldbäume eine richtige Pflanzung und, spätere Aufsicht nicht entbehren. Die Angaben, wie und wo diese oder jene Baumarten gepflanzt werden sollen, sind gut be- sprochen. Recht erfreulich ist es, dass gegen das Pflanzen von Bäumen aus den Wäldern an Chaus- seen gesprochen wird. Ferner wird auf das Beschneiden, Raupen und Düngen der Obstbäume, sowie auf die Pflege der anderen Baumarten, ebenso richtig als ausführlich hingewiesen. Das zweite Kapitel handelt von dem Um- fange und dem Ertrage des Weinbaues, so- wie von der Kultur und von den Sorten, welche dort besonders gebaut werden. Im dritten Kapitel hingegen wird über den Bau der Handels-Gewächse, als: Hopfen, Hanf, Flachs, Tabak, Oelgewächse und Gemüse, Samen- handel, Gras- und Kleesorten, sowie auch über Lu- xus-Gärtnerei, gesprochen. Das vierte Kapitel endlich, Ausbeute der Natur überschrieben, gibt, besonders ärmeren Leu- ten, die Mittel an die Hand, wie sie auf leichte Weise durch Einsammeln von den Gewächsen, die zu wissenschaftlichen, offizinellen und industriellen Zwecken gebraucht werden, sich einen leichten und lohnenden Arbeits - Verdienst verschaffen können. Hierzu ein Verzeichniss der im Regierungsbezirk Trier am häufigsten vorkommenden Heil-, Nutz- und Giftpflanzen von Dr. Rosbach. Die ganzen Zusammenstellungen der dortigen Landeskultur sind interessant und belehrend für Jedermann durch die gründlichen Anweisungen in der Kultur der darin behandelten Pflanzen. Anmerkung der Redaktion. Der hier ab- gehandelte Gegenstand ist so ungemein wichtig und besitzt eine solche Tragweite, dass er nicht einge- ' hend genug behandelt werden kann. Schon deshalb hat der Verfasser vorliegender Tagesfragen, dass er in diesem zweiten Jahrgange.ihn von seinem Standpunkte aus, zunächst in Bezug auf den Re- Verdienst erworben. Es wäre wohl zu wünschen, dass auch von anderen Regierungsbezirken hierüber Mittheilungen gemacht würden. Zunächst werden wir aber den Verfasser dieser Besprechung des Beck’schen Buches veranlassen, seine Ansichten über Bepflanzung der Wege in einer besonderen Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2 Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4 Wochenschrift Vereines zur Beförderung des &artenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. N0.29. oe 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Programm für die fünfte allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst-, Wein- und Gemüsezüchter in Reutlingen vom 24. bis 27. September 1867, verbunden mit einer Ausstellung von Obst, Trauben, Weinen und Geräthen. — Gärt- nerische Briefe über die Pariser Welt- Ausstellung. XI. Dienstag, den 23. Juli, Abends 6 Uhr, findet im Palmenhause des Königl. botanischen Gartens eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Programm für die fünfte allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst-, Wein- und Gemüse - Züchter in Reutlingen vom 24. bis 27. September 1567, verbunden mit einer Ausstellung von Obst, Trauben, Weinen und Geräthen. Nach dem Beschlusse der 4. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüse-Züchter in Görlitz wurde das Mandat der Zusammenberufung der 5. Versammlung wieder in die Hand des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten in Berlin gelegt, wobei auch der Wunsch ausgesprochen wurde, dass der Verein der von der Stadt Reutlingen ergangenen freundlichen Einladung möglichst Rechnung tragen möchte. Der Verein fasste den einstimmigen Beschluss, die 5. all- gemeine Versammlung deutscher Pomologen im Herbst 1866 nach Reutlingen auszuschreiben. Nachdem diese Versammlung im vorigen Jahre nicht stattfinden konnte, bestimmte der genannte Verein in Folge eines erneuten Beschlusses in seiner Sitzung am 28. Mai d. J., dass die fünfte allge- meine Pomologen-Versammlung im Jahre 1867, und zwar in den Tagen des 24., 25., 26. und 27. Sep- tembers, in Reutlingen abgehalten werden solle. Der genannte Gartenbau - Verein ernannte zugleich an Stelle des durch die Pariser Ausstellung verhinderten seitherigen Geschäftsführers, Professor Dr. Karl Koch, den Baumschulen-Besitzer L. Späth in Berlin (Köpnickerstr. 148) zu seinem Vertreter. Demzufolge, da der Mitunterzeichnete, Dr. Lucas, schon früher mit der Geschäftsführung betraut worden, haben die beiden Unterzeichneten die erforder- lichen vorbereitenden Arbeiten als Geschäftsführer der 5. Versammlung übernommen. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten hat ferner gemeinschaftlich mit dem deutschen Pomologen - Verein folgende Herren zur Bildung des Versammlungs- 29 226 und Ausstellungs-Comit@’s berufen: Baron v. Bose in Emmaburg, Dr. Engelbrecht, Medizinalrath in Braunschweig, Dr. Fickert, Direktor in Breslau, Dr. Lucas in Reutlingen, Maurer, Hofgärtner in Jena, Oberdieck, Superintendent in Jeinsen, v. Reuss, Rittergutsbesitzer in Lossen, Single, Stadt- rath in Stuttgart, L. Späth, Baumschulen-Besitzer in Berlin, Thränhardt, Stadtrath in Naumburg a. S., -v. Trapp, Geh. Regierungsrath in Wiesbaden. Die nöthigen örtlichen Vorbereitungen, die Vorarbeiten der Ausstellung, die Sorge für die wohn- liche Unterkunft der Besucher der 5. Versammlung hat ein Lokal - Comit€ zu übernehmen die Güte ge- habt. An der Spitze desselben steht Stadtschultheiss Grathwohl, welcher mit dem Vorstande des land- wirthschaftlichen Vereines, Oberamtmann Schippert und dem Geschäftsführer Dr. Lucas, zugleich den engeren Ausschuss desselben bildet. Am 6. Januar 1866 hielten eine Anzahl Mitglieder des obengenannten rg Comit€s in Naumburg a. S. eine Zusammenkunft und fassten über die näheren Anordnungen für die 5. Versammlung eine Reihe von Beschlüssen, auf welche sich die folgenden Bestimmungen stützen: A. Die Versammlung. 1. Die Mitglieder des Versammlungs- und Ausstellungs-Comit@’s werden ‚gebeten, sich mit denen des Lokal-Comit@e’s am Vorabend der Eröffnung der Versammlung, also am 23. September, Abends 7 Uhr, zu einer gemeinschaftlichen Sitzung im Gasthause zum Kronprinzen (zunächst dem Bahnhofe) zu ver- sammeln und über die von den Geschäftsführern getroffene Einleitung Bericht entgegen zu’ nehmen. Die vereinigten Comite’s haben sodann sich über die Wahl eines ersten und zweiten Präsidenten und zweier General-Sekretäre zu verständigen, wonach sodann einer der Geschäftsführer der Versammlung Vorschläge zur definitiven Wahl machen wird. Ausserdem haben diese vereinigten Comit@’s je einen Vorsitzenden, Stellvertreter und zwei Sekretäre zu bestimmen für folgende 4 Abtheilungen: a) für Pomologie, b) für Obstbau, c) für Weinbau, d) für die Wein-Musterung. 2. Von sheriellen Fragen wird in der 5. Versammlung abgestanden; dagegen ist es von der höchsten Wichtigkeit, von den Fortschritten in der theoretischen und praktischen Pomologie und im Obst- und Weinbaue Kenntniss zu erhalten. Aus dieser Ursache werden Berichte über bestimmte Theile der Pomologie, des Obst- und Weinbaues von besonders dazu ernannten Mitgliedern abgestattet, worauf eine allgemeine Debatte erfolgt. Wegen der nöthigen Eintheilung der Zeit darf ein Bericht nicht über 10—15, die Verhandlung nicht über 15 Minuten dauern. Ist der Gegenstand nicht erschöpft, dann wird unter dem Vorsitze des Berichterstatters ein Ausschuss ernannt, der unter beliebiger Theilnahme von denen, welche sich für den Gegenstand interessiren, in einer Abendstunde die Verhandlung zu einem möglichen Abschlusse bringt. Das Referat darüber erfolgt am andern Morgen. 3. Diese Gegenstände der Verhandlungen sind folgende: 1. Fortschritte in der Lehre von der Ernährung der Pflanzen mit Bezug auf Obst- und Weinbau. 2. in der Klassifikation des Obstes und der Traubensorten. 3: s in der Wildlingszucht. 4. h in der Veredelung der Obstbäume. d. > im Baumschulbetrieb. 6. 5 in der Baumpflege. 7. A in der Anwendung verbesserter Garten-Geräthe. 8. 5 in der Weinreben-Vermehrung und Veredelung. 38 R im Weinbau im Allgemeinen. 10. = in der Topf-Obstbaumzucht. 0 im Baumschnitt. 12. Verhandlungen über die in früheren Versammlungen empfohlenen Obstsorten und Empfehlung weiterer Sorten: a) zu besonderer Beachtung und b) zu allgemeinem Anbau. 4. Anderweitige Vorträge sind dem Präsidenten vorher anzuzeigen, welcher wer die Zulässig- keit entscheidet und sie auf die Tagesordnung setzt. 5. Der Präsident eröffnet und schliesst jede Sitzung, hat die Tagesordnung festzustellen und die Protokolle zu prüfen und zu unterzeichnen. In der letzten Sitzung, Freitag, den 27. September, liegt ihm ob, zuerst die Frage über die 6. Versammlung deutscher Pomologen zur Erledigung zu bringen. 227 6. Die Verhandlungen über die einzelnen Thesen werden von besonderen Vorsitzenden und Se-. kretären geleitet, welche, wie schon erwähnt, in der Vorversammlung der vereinigten Comite’s zu wählen sind. 7. Die Sitzungen der Versammlung finden in dem grossen Saale des Gasthauses „zum Kron- prinzen” statt, während die Aufstellung der eingelieferten Gegenstände in den beiden Sälen der Frucht- halle auf dem Markte erfolg. Die Eröffnung geschieht am Dienstag, den 24. September, im obern Saale der Fruchthalle, Vormittags 9% Uhr, durch den Vorsitzenden des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues oder dessen Stellvertreter, worauf ‚Superintendent Öberdieck, als ältestes Mitglied im Vor- stande des deutschen Pomologen- Vereines, einige Worte sprechen wird, um dann dem Stadtschultheiss Grathwohl zur Bewillkommnung der Gäste seinen Platz zu er Nachdem die beiden Geschäfts- führer der 5. Versammlung deutscher Pomologen noch einige Mittheilungen gemacht haben, wird die Wahl des Präsidenten, des Vice-Präsidenten und zweier General-Sekretäre vorgenommen. Sodann wird die durch das Comit€ erfolgte Wahl von Vorsitzenden und Sekretären für die 4 Abtheilungen publizirt. 8. Sowohl zur Eröffnungsfeier, als zu den Sitzungen, sind Damen freundlichst eingeladen, sowie sich solche auch als Mitglieder der Versammlung einschreiben können. B. Die Ausstellung. 9. Im der Ausstellung sollen Obst- und Traubensorten, Geräthe und Modelle für Obst-, Wein- und Gartenbau, sowie Obst- und Trauben - Produkte, als Weine, Obstmoste, Obstsäfte, getrocknetes und eingemachtes Obst, sowie überhaupt Alles, was auf Obst- und Weinbau Bezug hat, vertreten sein. Wün- schenswerth sind auch Ananas, Melonen, interessante Kürbisse, Tomaten, Eierfrüchte und dergleichen. Ferner werden Tafel- Obstbäume, mit Früchten versehen, sowie junge Obstbäume, Hochstämme und Formenbäume, angenommen. 10. Da es nicht die Absicht ist, Massen von Obst zu haben, sondern nur solches, von dem ein Nutzen für Wissenschaft und Praxis oder auch für den Aussteller und die Gegend, worin dieser wohnt, hervorgeht, so werden nur darauf hinzielende Sammlungen angenommen. Ungeordnete Sammlungen ohne Namen und Nummern werden zurückgewiesen. Es ist wünschenswerth, dass Gartenbau-, pomologische oder landwirthschaftliche Vereine die Angelegenheit in die Hand nehmen, hauptsächlich aber dafür Sorge tragen, dass nur das in ihrer Gegend geschätzte und demnach auch zu empfehlende Obst mit seinem Provinzial- und wo möglich zugleich mit dem wissenschaftlichen Namen und in geordneten Sammlungen eingesendet wird. In zweifelhaften Fällen werden die Geschäftsführer auf portofreie Anfrage Auskunft ertheilen. 11. Jeder, der die Ausstellung beschicken will, hat spätestens bis zum 1. September einem der beiden Geschäftsführer eine Anzeige über den Inhalt und Umfang zu machen. In Betreff der Fran- kirung. wird erwartet, dass von pomologischen, Gartenbau- und Landwirthschafts-Vereinen gesendete Kol- lektiv-Sendungen frankirt eingehen, zumal bei dieser Ausstellung mehre erfahrene Pomologen, durch den Pomologen-Verein berufen, sich dem Berichtigen der Namen widmen werden, so dass, wenn die Sen- dungen nicht gar zu umfänglich und besonders mit den nöthigen Nachweisungen verschen sind, eine möglichst genaue Revision derselben zu erwarten ist. In Betreff der Uebernahme der Frankatur der Sendungen, wenn Privatpersonen diese beanspruchen, wird unmittelbar nach der Anmeldung durch die Geschäftsführer Antwort erfolgen. 12. Für die Ausstellung bestimmte Sammlungen von Geräthen und Modellen sind 8 Tage vor der Versammlung franco einzuliefern. 13. Alle Sendungen sind zu adressiren: „An das Comite für die Obst- und Trauben- Ausstellung in Reutlingen, Ablage in der Fruchthalle,” und wird die Beförderung als Eilgut dringend empfohlen. 14. Um schon vor der Eröffnung eine gewisse Uebereinstimmung in der Nomenklatur herbei- zuführen, werden Mitglieder des Ausschusses des deutschen Pomologen - Vereines einige Tage vorher in Reutlingen eintreffen und die möglichste Berichtigung der Namen der Sammlungen übernehmen. 15. Es sind 2 Listen der ausgestellten Gegenstände anzufertigen, von denen die eine diesen beigelegt wird, die andere in dem Aviso-Briefe direkt mit der Post einzusenden ist. In der ersteren werden die Berichtigungen eingetragen, um dann dem Aussteller später wieder übergeben zu werden, die andere bleibt für den Hauptbericht zurück. Auf das Obst, in soweit es möglich ist, werden von Seiten des Ausstellers die im Verzeichnisse korrespondirenden Nummern mit einer guten Dinte geschrieben, 23 228 sonst auch kleine Zettel mit den betreffenden Nummern, angeklebt. Der Name ist ausserdem am besten auf ein Blatt von starkem Papier, welches als Etiquette dient und in den Kapseln, in welche die Früchte kommen, aufgestellt wird, zu schreiben. 16. Gedruckte Formulare (Einsendungs-Listen), sowie zurechtgeschnittene Etiquetten, können ‚von beiden Geschäftsführern kostenfrei bezogen werden. 17. Der pomologische Ausschuss wird ein möglichst vollständiges, genau bestimmtes Normal- Sortiment, welches hauptsächlich die in den früheren Versammlungen empfohlenen Obstsorten, sowie möglichst viele der im illustrirten Handbuche der Obstkunde beschriebenen Obstsorten enthalten soll, schon vorher auf besondere Tafeln in der Mitte des oberen Saales aufstellen. | 18. Das ausgestellte Obst selbst fällt nach der Ausstellung, in sofern nicht speziell und schrift- lich darüber verfügt ist, dem Ausschusse zur Verfügung anheim; die Emballagen werden, wenn nicht besonders darüber bestimmt ist, meistbietend verkauft und der Erlös dem Eigenthümer zugestellt. Ü. Zeiteintheilung. 19. Die Eintheilung der Zeit soll in der Weise geschehen, dass an den Tagen der Versammlung die Stunden von 7 bis 10 Uhr des Morgens in der Ausstellung nur den Mitgliedern zur Benutzung frei- stehen. In dieser Zeit geschieht auch die Untersuchung und Beurtheilung der eingesendeten Weinproben. Von 10 bis 1 Uhr finden die Sitzungen im grossen Saale „zum Kronprinzen” statt, worauf ein gemein- schaftliches Mittagsessen folgt. Die Stunden von 2 bis 6 Uhr werden durch Exkursionen ausgefüllt, während von 6 bis 8 Uhr Sitzungen der verschiedenen Abtlieilungen stattfinden. Der übrige Theil des Abends dient zur geselligen Vereinigung. 20. Die General-Versammlung des deutschen Pomologen - Vereines wird Mittwoch, den 25. Sep- tember, Abends 6 Uhr, unter dem Vorsitze des Geschäftsführers „zum Kronprinzen” abgehalten. Die Gegenstände der Tagesordnung werden in den Monatsheften für Pomologie und in der Berliner Wochen- schrift zur Kenntnisss gebracht. Anträge sind dem Geschäftsführer zur Veröffentlichung in den Monats- heften einzuschicken. D. Exkursionen. 21. Günstige Witterung vorausgesetzt, finden 3 Exkursionen statt: a) durch die Weinberge nach dem Scheibengipfel, um den Fremden einen Ueberblick über die Obst- wälder Reutlingens und einen Theil der schwäbischen Alb zu verschaffen; b) nach dem Obst - Mustergarten des deutschen Pomologen - Vereines in Mähringen, wo zu gleicher Zeit ein ländliches Fest veranstaltet werden wird; ce) über Pfullingen nach dem Lichtenstein. Nach dem Schlusse, also am 28. September, findet, wenn möglich, noch eine Exkursion nach Hohenheim und nach der Königlichen Wilhelma und Villa bei Cannstadt statt. Andere Exkursionen auf den Hohenzollern, nach Urach u. s. w. sind von Reutlingen aus sehr leicht zu unternehmen und stehen in dem Belieben der Gäste. E. Allgemeines. 22. Der vorbereitende Ausschuss in Reutlingen ist bereit, Jedem, der sich an ihn franco wendet, die nöthige Auskunft zu ertheilen, ganz besonders wird er bemüht sein, für Wohnungen Sorge zu tragen. Wer Privatwohnungen benutzen will, findet diese für die Zeit der Versammlung zu mässigen Preisen. Wünschenswerth ist, dass die Anmeldungen rechtzeitig, möglichst bis zum 1. September, geschehen. 23. Am 23. und 24. September werden bei jeder Ankunft eines Eisenbahnzuges einige Mit- glieder des vorbereitenden Ausschusses, die durch rothe Schleifen erkennbar sind, auf dem Bahnhofe sein, um die Fremden zu empfangen und sie durch besondere Führer nach ihren Wohnungen geleiten zu lassen. Wer diese letzteren nicht bestellt hat, sie aber nachträglich wünscht, begiebt sich in das An- melde- und Aufnahme - Bureau, welches sich am 23. und 24. September in dem Gasthof „zum Kron- prinzen” nächst dem Stations-Gebäude befindet, um Näheres zu erfahren. 24. Wer als Mitglied der 5. Versammlung deutscher Pomologen aufgenommen werden will, hat sich im Aufnahme - Bureau, welches sich am 23. und 24. im Gasthof „zum Kronprinzen”, am 25., 26. und 27. September in der Fruchthalle befindet, bei dem Stadtpfleger Wagner alsbald nach seiner An- 229 kunft zu melden, als solches sich einzuschreiben und 1 Thaler zu zahlen. Dafür erhält man auch später den Bericht über die Versammlung und Ausstellung. Als Mitglied hat man das Recht, zu jeder Zeit die Ausstellung zu besuchen, allen Sitzungen beizuwohnen und an den Exkursionen Theil zu nehmen. Damit man als solches erkannt werde, wird ein besonderes Abzeichen, ein Band mit den Reutlinger Stadtfarben, ausserdem aber noch eine nicht abzugebende Karte für den Besuch der Ausstellung zuge- stell. Die Mitglieder des deutschen Pomologen - Vereines erhalten ebenfalls, um sich gegenseitig zu er- kennen, ein besonderes, von jenem aber verschiedenes Abzeichen. 25. An jedem Tage wird ein besonderes Blatt ausgegeben, worin die Namen der angekommenen Mitglieder mit Angabe ihrer Wohnungen aufgeführt sind, wo ferner Mittheilungen über alles das, was geschehen soll und was den Tag vorher vorgenommen war, enthalten sind. Endlich soll es dazu dienen, Inserate aufzunehmen und die Mitglieder unter sich in engerer Verbindung zu erhalten. Dieses Tlages- blatt ist in dem Anmelde - Bureau jeden Tag unentgeltlich in Empfang zu nehmen und wird auch wäh- rend der Sitzungen auf dem Bureau niedergelegt werden. Briefliche Anfragen, welche die Theilnahme an der Versammlung betreffen oder die Anmeldung von Einsendungen zur Ausstellung enthalten, werden franco an einen der unterzeichneten Geschäftsführer erbeten. Reutlingen und Berlin, den 1. Juli 1867. Die Gefhäftsführer der 5. allgemeinen Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Wein-Züchter. Dr. E. Lucas. L. Späth. Härknerifche Briefe welcher zwischen dem Ausstellungs-Gebäude und dem über die Pari Welt-Ausstell Pont de Jena liegt. Dort befindet sich auch der uber die Kariser Welt-Ausste unz. überaus prachtvolle Pavillon des Kaisers, dem (da- XI. ' vorstehend) zur linken Seite zunächst Margottin Paris, den 1. Juli. in Bourg-la-Reine eine grosse Sammlung von Rosen Für den Juni, als den Rosenmonat, waren na- | in reichster Blüthe hatte, während zur rechten türlich auch Rosen in der 6. Ausstellung in vorder- | Charles Verdier das Schönste, was er an Rusen ster Reihe und vor Allem mit Preisen bedacht. | besass, zu einer Sammlung zusammengestellt hatte. Schon bei der 5. Ausstellung hatte man Rosen in | Hinter dem kaiserlichen Lusttempel waren endlich reichlicber Menge eingesendet. Nächstdem waren | die Rosen - Bepflanzungen von Baltet fröres in noch Pandaneen bevorzugt. Troyes und die von Hippolyte Jamain, sowie * Trotz der grossen Menge von Rosen, welche | etwas weiter die von Paillet und von Duval. vorhanden, waren doch von den 18 Bewerbungen Die Rosenstöcke waren bereits im Frühjahre nur 5 beschickt, nämlich: | hier eingesetzt worden, weil sie zu gleicher Zeit, 1. für eine Sammlung im Allgemeinen von hoch- | wie die theils mit ihnen abwechselnden, theils sich stämmigen Rosen, ihnen anschliessenden niederen Rosen, zur Verzie- 2. für eine von niedrigen und wurzelechten, rung dieses ausgewählten Theiles des Parkes dienen 3. für abgeschnittene Rosen, sollten. 4. für 100 Sorten abgeschnittener Rosen und Am meisten thaten sich ohne Zweifel unter den 5. für neue Rosen. eben erwähnten Pflanzen die von Hippolyte Ja- Kletten-Rosen feblten leider ganz, aut gleiche | main durch ansehnliche Höhe des Stammes, schöne Weise die Nicht-Remontantrosen. Die Beurtheilun- | Form der Blume und starke Füllung derselben her- gen über die Rosen in Massivs in freiem Grunde | vor. Besonders schön waren von weniger bei uns mussten auch noch zum Theil auf spätere Zeit ver- | bekannten Sorten: Üentfeuilles cristata, sehr gut schoben werden, weil die Pflanzen noch nicht in | geformt, Triomphe des beaux arts, dunkel, Caroline voller Blüthe standen. de Sansal und Mad. Charles Crapelet, feurig-roth. Die hochstämmigen Rosen standen nicht in dem | Die Rosenstöcke von Margottin waren nicht so eigentlichen Ausstellungs-Garten, oder wie man hier | hoch, aber nicht minder dicht mit Blumen besetzt. sagt, in dem Jardin reserv@e, sondern auf der ent- | Leider fehlten hier sowohl, wie bei den Verdier’- gegengesetzten Seite, in dem Theile des Parkes, | schen, gar zu oft die Namen. Fontaine ver- 230 dankte man schliesslich noch recht hübsche Thee- rosen. Wiederum waren es unter den niedrigen und wurzelechten Rosen die von Jamain, welche von den Preisrichtern und ausserdem für die besten er- klärt wurden. Sie befanden sich in Töpfen, was übrigens auch bei einigen seiner hochstämmigen der Fall war. DBewundert wurden vor Allem: Triomphe de l’exposition, feurig-roth, General Wa- shington, Möre de St. Louis, fast weiss, gut ge- formt, aber nicht recht voll, Souvenir de la Reine d’Angleterre, Turenne, etwas heller und grösser, als Triomphe de l’exposition, Baronne Prevost, Reine de lile Bourbon, Paxton u. s. w. Auch der bekannte Rosenzüchter Guillot p&re in Lyon hatte sich hier beworben. Ich nenne hier: Celine Gonod, weiss, Prince Eugene de Beauhar- nais, feurig-roth, Prince Camille de Rohan, ganz dunkel und voll, S@nateur Vaisse, feurig, Baron Gonella, rosa, u. v. a. Die Rosen von Guillot fils standen in jeglicher Hinsicht denen des Va- ters nach. Abgeschnittene Rosen waren in grosser Anzahl vorhanden, denn 8 Aussteller hatten dazu beige- steuert. Hier war es Margottin aus Bourg-la- Reine, der, wie das vorige Mal, auch jetzt wiede- rum die grösste und schönste Sammlung geliefert hatte. Man sah hier auch Mar6chal Niel ganz ge- öffnet, während sich diese, nach Aussage mehrer | Liebhaber in Frankreich, sonst nie vollständig ent- faltet. In der herrlichsten Schönheit prangten die hellrothe Louise Margottin und die weisse Baronne de Me£nard. Bei Marest & fils fanden sich mannigfache Wiederholungen vor, sonst standen die Rosen den Jamain’schen gleich. Es waren aber hier vor Allem die dunkelen Sorten ausgezeichnet, so: Monte Christo, Vulcan, nicht recht voll, Prince Noir, Mad. Elisa Vilmorin, Reverend Dombray. Von den hellen Sor- ten nenne ich: Charles Verdier und Comtesse U£- cile de Chabrillon. Dass auch Jamain hier in die Schranken trat, konnte man sich denken. Ich erwähne als beson- ders schön: Mr. Bouceinne, sehr dunkel, aber nicht ganz gefüllt, Laurent Bescourt, ähnlich, Deuil du prince Albert, sehr tiefes Kolorit, aber etwas schwach im Stiel, Jean Guyon, sehr schön, lebhaft, Sena- teur Favre, feurig, etwas klein, aber sehr gut ge- formt, dann Mad. Gustave Bonnet und Aime Vi- hert, die bekannten beiden kleinen weissen, und die grössere, einen zarten Strich in’s Rosa zeigende Soeur des anges. Es würde zu weit führen, auch von den übri- gen Ausstellern nur einzelne Sorten zu nennen. Ausser diesen dreien hatten aber noch Granger, Cochet, Fontaine, die Gartenbau- Gesellschaften von Ölermont (Oise) und Meuront Sammlungen ausgestellt. Eine Zusammenstellung von 100 ausgesuchten Sorten hatte nur Lelandais in Caön gemacht. Die meiste Spannung erregten natürlich die neuen, aus Samen gezogenen Rosen. 3 Rosen- züchter waren hier in die Schranken getreten, die ihren alten Ruf bewährten: Garcon in Rouen, Margottin und Ch. Verdier in Paris. Leider liess Gargon seine Rosen schon am andern Morgen wieder wegnehmen, so dass man nicht Zeit hatte, sie mit Ruhe zu beschauen. Von den 16 Sorten wurden von den Preisrichtern nur 2 von ungefähr 16 Blumen, No. 7 Roustel und No. 14 M. Saffray hervorgehoben und gekrönt. Margottin hatte nur 2 Samenpflanzen ausge- stellt: Prince Humbert, dunkel (sicher ein Jaque- minot, in Farbe ungefähr zwischen Eug&ne Appert und Triomphe des Francais, fast wie Baronne Atha- lin, Blätter wie Charles Lefevre), und Duchesse d’Aosta, heller (von Farbe der Mad. Boll, in Form der la Reine und im Holz, sowie in den Blättern der Alexandrine Brachemeteff ähnlich). Die neueste Rose Ch. Verdier’s führt den Namen Mr. Ernest Cirodde. Unter den übrigen neuen Sorten, welche andererseits ausgestellt waren, befand sich nichts Bermerkenswerthes. Pandaneen als Sammlung hatte nur Chantin ausgestellt. Sie bestand aus 30 Pflanzen. Ein star- kes Exemplar des P. utilis verdankte man dage- gen einem Liebhaber, Ruzier mit Namen. Unter Chantin’s Pflanzen befanden sich einige recht stattliche, z.B. P. Candelabrum, gegen 63 Fuss, P. spiralis 5 Fuss, P. utilis 65 Fuss hoch, ausser- dem P. ornatus mit weissen Zähnen, der etwas zu steif aufrechtstehende und als Zimmerzierde daher nicht passende P. leucanthus, der sehr schöne P. Vandermeerschi u. s. w. Die Pelargonien-Ausstellung war, da während der früheren Ausstellungen diese Florblumen im Vor- dergrunde gestanden, diesmal nur schwach vertre- ten; Phantasie- und Bouquet-, sowie buntblättrige Pelargonien, fehlten ganz, von den grossblumigen waren aber einige neue Sorten vorhanden, die wie- derum Anerkennung fanden. Malet hatte einige ge- liefert: Barillet, Leplay, Decaisne und Duc de Ra- tibor. M&zard hingegen besass ein ganzes Massiv von seiner reizenden Eleonore. Orchideen waren, da sie während der letzten Ausstellung in vorderster Reihe waren, obwohl sie wiederum im Programme gestanden, nicht ein- gesandt, ebenso hatte sich für Thheophrasteen und Marantaceen, sowie für Musaceen und für Verbe- , nen, je nur 1 Aussteller eingefunden. Die ausge- . 281 : schriebenen Begonien, Orangenbäume und Calceo- larien waren dagegen wiederum unberücksichtigt geblieben. Theophrasteen hatte Linden eingeliefert. 10 Pflanzen befanden sich in einer solchen Schön- heit und erfreuten sich eines solchen kräftigen Wuchses, dass sie die volle Anerkennung aller Derer, welche die Ausstellung besuchten, aber auch die der Preisrichter, erhielten. In der Mitte seiner Gruppe stand ÜOuratella imperialis, über 7 Fuss hoch, die etwas welligen Blätter fast 3 Fuss lang. Darum gestellt waren unter Anderem die dichtbe- laubte Theophrasta crassipes, die noch dichtere und zur Zierde mit am besten geeignete Th. macro- phylla, die viel lichter gebaute Th. latifolia, ferner Th. attenuata und Th. nobilis, letztere sogar mit Blüthenknospen. Aber ausserdem hatte Linden auch noch eine Sammlung von 8 neuen Theophrasteen ausgestellt, die leider noch keine Namen hatten. Gewiss wer- den sie dereinst zum Schmuck unserer Gewächs- häuser ebenso dienen, als die obengenannten. Die meisten stammten aus Brasilien, einige auch aus Kolumbien und aus Peru. Eine vom Rio Branco hat schmale, 15 Zoll lange, 2% bis 3 Zoll breite, weitläufig-gezähnte und in den Blattstiel verschmä- lerte Blätter, eine andere, ebendaher, ist ähnlich und mit. 12 Zoll langen und 2 Zoll breiten Blättern versehen. Eine Art vom Rio Purus stimmt in der Form ziemlich mit den genannten überein, die Blätter sind aber weniger weitläufig-gezähnt und buchtig; eine vierte, aus derselben Gegend, hat die Blätter ziemlich stumpf, fast ganzrandig, 11 Zoll lang und 4 Zoll breit. Die beiden Theophrasteen von Ecua- dor sind an beiden Enden der Blätter auch stumpf- lich, daher also nicht in den Blattstiel verschmälert. Der Rand ist bei der einen weitläufig-gezähnt, bei der andern ganzrandig. Die Länge der Blätter beträgt bei beiden 10, die Breite hingegen 3 und 4 Zoll.- Die Pflanze von Muyobamba hat ganzran- dige Blätter von 8 Zoll Länge und 2 Zoll Breite. Am auffallendsten ist unstreitig die Theophrasta aus Peru, so dass sie mir ihres abweichenden Ha- bitus halber gar nicht zu den T'heophrasteen zu gehören scheint. Ihre Blätter sind fast verkehrt- eiförmig und fein-gesägt, stehen ziemlich dicht und haben eine tief- kupferbraune, unten etwas hellere Farbe. Für die Marantaceen war wieder Linden der einzige Bewerber. Ihm verdankte man eine Samm- lung besonders zu Gruppen geeigneter Blattpflanzen neuer und eine besonders ausgezeichnete neue Art. Was diese Blattpflanzen anbelangt, so waren in ihr in besonders gut kultivirten Exemplaren vorhanden: Seine Maranta Lindeniana, 4 Fuss im Durchmesser, mit 1} Fuss langen und 10 Zoll breiten Blättern, illustris, princeps, roseo-picta, Chimborazensis und Wallisii. 12 neue Arten waren vorhanden, die aber zum Theil schon bei den früheren Ausstellungen erwähnt sind: Maranta Mazelli, grün mit weissem Mittelstreif und weissem Kranze nahe dem Rande, M. cinerea, Blätter kleiner, dunkel-graugrün, matt, M. metallıca, dunkelgrün, Blätter zwischen den Nerven stark ver- tieft, M. transparens, matt, gefaltet, M. undulata, Mittelstreif weiss, sonst dunkel, unten braun, M. pusilla, hellgraugrün mit dunklem Mittelstreif, M. membranacea, hell-freudiggrün, M. virginalis, fast wie M. Mazelli, Blätter etwas mehr geschweift, M. amabilis, fast wie M. undulata, etwas heller, M. de- licata, noch heller als M. pusilla, M. villosa, dunkel, mit hellem Mittelstreif, unten braun, M. Libonia, stumpf, hellgrün. Die Länge und Breite ‚ist nicht angegeben, weil die Pflanzen später wahrscheinlich noch ganz andere Dimensionen annehmen. Als eine besonders ausgezeichnete neue Art war ausgestellt: Maranta setosa (nicht Rose.), 4 Fuss hoch, Blätter länglich, unten braun. Von sämmtlichen, namentlich von mir, mit gros- ser Spannung erwarteten Bananen waren nur 3 Exemplare der durch ihren rothen Blattstiel sich auszeichnenden Musa Ensete von Chantin einge- sandt, die sich durch ihre Entwickelung hervorthun sollten. Sie boten aber, meiner Ansicht nach, gar nichts Bemerkenswertbes dar und die vielen En- seten, welche die Muette, d.h. der grosse Kultur- garten von Paris, zur Dekoration der 'Treibhäuser im Jardin reserv@ mehrmals aufgestellt hatte, waren wenigstens ebenso gut. Die Verbenen von Chat& fils m Paris zeich- neten sich aus. Von den vielen Pflanzen im freien Lande, die sich mit mehr oder weniger Abwechselung jedes- mal ähnlich saben und wobei immer Vilmorin- Andrieux & Oo. in erster Reihe standen, erwäh- nen wir nur deren Nierembergia frutescens (s. S. 223). Mit dieser neu eingeführten Pflanze war ein ganzes Beet besetzt. Es ist dieselbe wohl nur eine Abart der N. gracilis, die Blüthen sind aber nicht weisslich, sondern bläulich-violett, einer kleinen Kartoffelblüthe nicht unähnlich. Ausserdem machte eine Sammlung buntblättri- ger Pflanzen von Yvon, obwohl sie zum allergrösse- sten Theil aus längst bekannten Pflanzen bestand, einen recht hübschen Effekt, z. B. Sedum Sieboldii medio-pietum. Wichtiger, als alles dieses, war die Gemüse- und Frucht - Ausstellung, welche jetzt nicht mehr unter dem Zelte, wo die Rosen allen Platz eingenommen hatten, sondern in einem leeren Treibhause und im k 232." ‘ Fruchtgarten daneben abgehalten wurde. Es be- theiligte sich auch jetzt hauptsächlich der Verein der Pariser Gemüsezüchter (Societ€ du secours mu- tuel des maraichers de Paris), der auch bei der Preisbewerbung den Sieg davontrug. Ausserdem hatte der Gartenbau-Verein in Clermont bedeutende Beiträge geliefert. Besonders interessant und lehr- reich zugleich aber war eine Pflanzung von Erbsen in Töpfen von Vilmorin-Andrieux & Co. Es waren 12 Sorten hoher und eben so viel niedriger Erbsen aufgestellt, welche eine sehr gute Ueber- sicht gewährten. Von hochwüchsigen Erbsensorten waren ver- treten: Pois Michaux d’Hollande, ©, gesäet, Hülsen mässig voll*), schon ganz abgeblüht, desgleichen a cosse violette, °", gesäet, Hülse krumm, ‚P. ride vert Mammouth, ',, voll, Hülse etwas gebogen, P. d’Auvergne, Hülse lang und schlank, fast 34 Zoll, °7|, gesäet, P. turc sans parchemin & fleur rouge, °°,, fein, ein wenig gebogen, Blüthe gelb, der Flügel roth, P. ride & rames, '”,, theilweise noch zurück, P. Clamart, '),, hoch, schon abgeblüht, Hülse fast grade, P. turc sans parch. A fl. rouge et cosse jaune, 20 3 Sn starkbauchig aufgeblasen, ”",, über 4 Zoll lang, fast 14 Linien breit, sehr hoch, P. de Marly, "?|;, Hülse von mittlerer Grösse, hoch, P. sans parche- min corne de Belier, °,, sehr gross, bauchig, oft krumm. Unter den Zwerg- oder Kriech-Erbsen befanden sich: Pois ride vert & rames, sehr lang und breit, P. nain vert petit, Hülse 22 Zoll lang, voll, ?|,, P. rid@ nain Eugenie, '”\,, Hülse meist kurz, P. rid& nain Napol&on, Schale länger und (anscheinlich we- nigstens) härter. Prince Albert, '*,, kurz und dick, nicht voll, P. nain ordinaire, voll, P. sans parche- min nain hätif, ?,, Hülse sehr knotig, kurz, P. trös-nain de Bretagne, °",, Hülsen meist klein, P. tres-hätif A chassis, 1° sehr reichlich tragend. Unter den Früchten waren die Kirschen sehr gut vertreten. Vor Allem zeichnete sich sehr hoch, Hülsen oft krumm, P. geant sans | '„» Hülsen ziemlich kurz, nicht Zahlreich waren die Einsendungen, welche zu keiner Bewerbung im Programme Bezug hatten (Coneours imprevus). Loise hatte Ranunkeln und Anemonen in abgeschnittenen Blumen, sowie Del- phinien und Gloxinien, Alph. Dufoy Zwerg-Geor- ginen, unter denen besonders Empereur de Maroc, dunkelpurpur mit heller Spitze, Startler, noch dun- keler, sonst ähnlich, Oscar, tief gefärbt, und viele andere zu erwähnen sind, ausgestellt. Chat& hatte Pentstemon’s, Gu¬ wiederum Ranunkeln, Gau- thier und Dubot Nelken, Lemoine Sämlinge von Potentilla, Gu¬ Phlox Drummondii und Feder- nelken geliefert. In Bezug auf die in dem Berichte über die 5. Aufstellung aufgeführten Warmhauspflanzen muss ich noch bemerken, dass von Lierval besonders Kaladieen in einem Sortimente vorzüglich gut kul- tivirter Pflanzen vorhanden waren, welche allgemein, und zwar mit Recht, grossen Beifall erhielten. Es waren alles Exemplare von riesiger Grösse. Als besonders hervorragend nenne ich: Colocasia bata- viense (Blätter fast 3 Fuss lang und 2 Fuss breit), C. zebrina, ©. nymphaefolia und Caladium metallı- cum u. s. w. Endlich erwähne ich noch zweierlei. Es war ein Vermehrungskasten mit Proben eigenthümlicher Vermehrungsarten vorhanden. Dabei lag ein Zettel folgenden Inhalts: „Neues, sehr ökonomisches System zur Ver- mehrung, von Guillaume Ypert, rue des Princes 43 ä& Meudon (bei Paris). Für die Ableger (bou- tures) habe ich Erde, Töpfe, Plantoir, oft auch Greffoir, und die Glocken beseitigt. Ich mache sie in freier Luft in einem Vermehrungshause bei einer Temperatur von 12—20 Grad R. Es muss dort eine Feuchtigkeit herrschen, welche dieselbe Tem- peratur hat. Ich kann wenigstens 8,000 Ableger anfertigen und beaufsichtigen, während man nach dem gewöhnlichen System nur 1,000 besorgen kann. ' Die Ersparung an Terrain steht in demselben Ver- die So- | ciet& d’horticulture et arboriculture de la Cote dor ganz vorzüglich durch Reichhaltigkeit und Schön- heit der Sorten aus. Erdbeeren waren natürlich auch zahlreich und schön vorhanden. Berger in Verrieres (Seine und Oise) hatte das schönste Sortiment ausgestellt, so- dann Glöde in Beauvais (Oise).,. Auch von dem bekannten Liebhaber Gauthier war beigesteuert. *) Unter „voll” ist die grosse Zahl von Samen in einer Hülse zu verstehen. Die Bruchzahlen bedeuten das Datum der Aussaat. hältnisse. Der Erfolg ist gewiss.” An einem anderen Kasten steht: „Boutures des Begonias hybrides, enracinees dans l’eau jusqu'aux feuilles.” In den ganz kleinen Blumentöpfen, von denen sich mehre in einer flachen Schale mit Wasser be- finden, so dass dieses in die Töpfe kommen kann, sind nicht allein Begonien vorhanden, sondern auch Lopezien, Gesnerien, Alternantheren, Centaurea can- didissima in Ablegern u. s. w. Die übrigen finden sich unmittelbar in den mit Kies und feuchtem Sande angefüllten flachen Kästen. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister'schen Buchdruckerei (L.Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Plianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 30. 2“ Bein "den 97. J ar 1867. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franeo durch alle Post-Anstalten des deutsch -- österreichischen Post - Vereines. — ee Inhalt: Gärtnerische Fragmente. — Zusammenstellung der beschriebenen und in den Gärten befindlichen Dracäneen, (Schluss.) . Internationale Ausstellung von Gegenständen des Gartenbaues in Gent während der Tage vom 28. März bis 4. April 1868. Gärtnerische Fragmente. Wir haben bereits aus einem in Paris erschie- nenen Werkchen „Le mouvement horticole de 1866 par Ed. Andr&” Mittheilungen über den Verbrauch von Früchten in der Weltstadt an der Seine ge- bracht und versprochen, später noch weiter darüber zu berichten. Man hat uns darauf aufmerksam ge- macht, dass die bereits gegebenen Zahlen über den Verbrauch von Früchten unbedingt viel zu hoch gegriffen sein möchten. Wir haben gleich anfangs ebenfalls diese Bedenken gehabt. Wahrschemlich handelt cs sich dabei aber nicht allein um das Obst, welches in Paris allein verzehrt, sondern auch um das, welches von Paris aus nach anderen Gegenden, besonders nach England, versendet wird. So er- klärt sich wenigstens beispielsweise die ungeheure Summe von 900 Millionen Kilogramm (18 Millionen Centner) Weintrauben, 225 Mill. Kilogr. (45 Mill. Centner) Birnen u. s. w. Welcher Umtang von Land dazu gehört, um so viel Früchte zu erziehen, kann man sich den- ken. Wie bei uns, so ist auch in Frankreich der Obstbau trotzdem keineswegs so allgemein und so gleichmässig, wie der Getreidebau, verbreitet. Es sind nur günstig-gelegene Gegenden, wo dureh -Zu- fall oder auch durch die spezielle Intelligenz eines Mannes der Obstbau allmählig oder auch plötzlich einen solchen Aufschwung nahm, dass die Ausfuhr so bedeutend wurde. Der Verfasser des Mouvement horticole führt einige Beispiele auf. | jährlich im Durchschnitt für 300,000 Fr. | jedoch völlig unbeachtet. Im Departement der Yonne liegt Saint - Bris. Noch vor wenigen Jahren lagen daselbst 100 Hek- taren (400 Morgen) Landes völlig unbenutzt. Da kam man auf den Gedanken, Kirschen daselbst an- zubauen. Im Jahre 1863 wurden bereits von dieser beliebten Frucht für 50,000 Fr., 1864 für 100,000 Fr. verkauft. Ein einziger Garten in Hye£res lie- fert jährlich für 30,000 Fr. Pfirsiche. Einige Grundbesitzer in Agen pflücken jährlich für 100,000 Fr. Prunellen. Der Kanton Saint-Martin d’Auxigny schickt allein nach Paris an Birnen und Aepfeln Von Angers aus gehen täglich 10,000 Kilogramm (zu 2 Pfund) Birnen und 4 mal so viel Aepfel nach Paris während der Jahreszeit. In einer einzigen ‚Jahreszeit gehen von Saint- Laud und deren Umgebungen nach Paris 785,226 Kilogr. Blumenkohl und 300,000 Kilogr. Löwen- letzterer ein Gemüse, bei uns Die beiden Gemüse ge- zahn, resp. Salat, ben den Produzenten eine Einnahme von 200,000 Fr., während die Gesellschaft der Orleans-Pariser Eisenbahn die Hälfte genannter Summe für Fracht dabei verdient. Seit einigen Jahren keltert man in Pouilly keinen Wein mehr, zieht dagegen Trau- ben zum Genuss heran. Zur Traubenzeit hört man in den Strassen von Paris den Ruf: „Chasse- Jas de Fontainebleau”; es sind dies Trauben, welche hauptsächlich in Pouilly gezogen werden. Der bekannte Pomologe Baltet in 'Troyes be- schäftigt sich bekanntlich hauptsächlich mit der 30 254 feineren Obstzucht. So zieht er auch besonders grosse Exemplare der bekannten Belle Angevine heran. Mo viel Arbeit und Sorgfalt sie auch ma- chen mögen, so belohnt ihn jedoch der Verkauf hinlänglich, denn er erhält im Durchschnitt 10 Fr. (also 23 Thlr) für das Stück. Wir kennen aller- dings den Luxus, den man mit dem Obste treibt, noch nicht bei uns, wo man sich beschwert, wenn man einige Groschen für eine gute Birn zahlen soll, während man für andere Genüsse höhere Preise zahlt. Es wird aber auch noch kommen. Zu Allem gehört eine gewisse Gewöhnung. Es ist dieses fast noch ınıt dem Gemüse der Fall. Was man hier für wohlschmeckend hält, wird in einer andern Gegend für unschmackhaft erklärt. In England geniesst man Meerkobl, Rha- barber u. s. w., in Frankreich’ Artischocken,. Kar- donen, Löwenzahn u. s. w., in Spanien Kichererbsen u. s. w., in Süd-Europa Tomaten, Kürbisse u. s. w., in Russland die Beeren der Eberesche eingemacht mit grossem Genuss, in Deutschland munden aber alle diese Gegenstände nicht; es finden nur Dieje- nigen genannte Gegenstände für wohlschmeckend, welche längere Zeit ın genannten Ländern gelebt haben oder eine unpatriotische Vorliebe für Alles, was aus dem Auslande kommt, besitzen. Die Chinesen finden ferner den Salat, aus den Blättern der im Süden unter dem Getreide wach- senden Wucherblume (Chrysanthemum segetum) an- gefertigt, ganz vorzüglich. Der bei den Italienern unter dem Namen Salattina minuta beliebte Salat, welcher aus kleinen Pflänzchen von einem Dutzend Körbchenträgern (Compositae) besteht, mundet sel- ten einem Deutschen, der das Land der Orangen besucht. Chinesischer Kohl wurde früher schen einmal unter dem Namen Pe-tsaı mit allen möglichen Lob- preisungen empfohlen und ist jetzt wiederum als eine besondere Delikatesse unter dem Namen Shang- ton angepriesen worden. So sehr auch die Chine- sen ihn lieben mögen, in Deutschland wird er we- gen seiner Härte nie Eingang finden. Bei uns hat sich, aber nach welchem Wider- stande? — Friedrich der Grosse liess die Bauern zu ihrer Kultur prügeln — die peruanische oder kolumbische Kartoffel, als eins der gewichtigsten Nahrungsmittel, eingebürgert, während sie in Peru und Kolumbien selbst nicht geachtet wird. Dort geniesst man, nach wie vor, die Knollen von Tro- paeolum tuberosum, Ullueus tuberosus und Oxalıs tuberosa. Die chinesische Yams-Batate wurde vor länger als einem Jahrzehend, wo die Kartoffel- Erndten bereits viele Jahre hintereinander missra- then waren, als das beste Ersatzmittel gerühmt. Viel Zeit und Geld hat man auf ihren Anbau ver- mehr wendet, ohne auch nur das geringste Resultat er- halten zu haben. Wenn übrigens ihr Anbau auch vortheilhafter wäre, die Knollen sagen unserem Gaumen doch nicht zu. Das Gemüse ist erst recht Geschmacks-Sache, wie einer unserer geistreichsten Botaniker, Professor Lecoq in Ülermont, behauptet. Bekanntlich wer- den iu Frankreich die Blätter verschiedener Pflan- zen, wie Löwenzahn, Sellerie, Kardonen u.s.w., ge- bleicht, um sie zarter zu machen; diese Pflanzen sind eine Lieblingsspeise der Franzosen. Lecogq hat Versuche mit gegen 200 anderen wilden Pflan- zen gemacht und diese ebenfalls gebleicht. Das Resultat war, dass er auf gleiche Weise eine wohl- schmeckende Speise erhalten hat. Ganz besonders rühmt er in dieser Hinsicht unseren falschen Bä- renklau (Heracleum Spondylium), den stachlichen Mannstreu (Eryngium) und mehre Disteln, vor Allem die Eselsdistel (Onopordon Acanthium), die Mariendistel (Silybum Marianum) und die mit Woll- haaren besetzte Distel (Uirsium eriophorum). Wir haben selbst in Armenien und im den Ländern im Westen des Kaspischen Meeres gesehen, dass die allgemeinen Blüthenboden der Blüthenkörbehen fast aller Disteln von den Eingebornen ebenso gegessen wurden, als die Artischoken in Europa. Wir haben bei dem Gemüse allerdings die gangbaren Sorten, wie Kartoffeln, Kohl, Erbsen, Bohnen u. s. w., welche man bereits unter die noth- wendigen Nahrungsmittel zählt, als solche zu be- zeichnen, welche allgemein angebaut werden. Die eigentlichen Gemüsezüchter beschäftigen sich haupt- sächlich nur mit diesen. In Paris und fast in ganz Frankreich. nennt man diese vorzugsweise Marai- chers, weil sie daselbst ein ursprünglich sumpfiges Terrain für ihre Kulturen benutzten. Auch bei uns verhält es sich auf gleiche Weise. Man be- schränkt sich selbst noch mehr auf die gangbarsten Sorten, weil das Verlangen nach seltneren Ge- müsen, selbst wenn diese noch so vorzüglich sind, sehr gering ist. Ein Beispiel hierfür sind die Kör- belrübchen, die, trotz aller vorzüglichen Eigen- schaften, sich keinen Markt verschaffen können. In Paris, und in Frankreich überhaupt, gibt es aber doch Gärtner, die in dem Jardin potager auch andere, weniger gesuchte Gemüse kultiviren und dabei oft gute Geschäfte machen. Das liegt in der Natur des Franzosen, der sich nicht so leicht mit dem Alltäglichen begnügt, wie der Deutsche, und, sobald er nur die Mittel hat, auch etwas zu essen verlangt, was nicht immer zu haben und nur etwas Anderes ist. Der Ausspruch eines Franzosen, dass ein gutes Gemüse höchstens 3 Monate lang im Jahre zu haben sein müsse, erklärt das, was wir eben ausgesprochen. 235 Zusammenstellung der befchriebenen und in den Gärten befindlichen Dracäneen. (Sehluss.*) Nach dem Wachsthume und dem äusseren An- sehen kann man in diesem Genus 3 Gruppen un- terscheiden. Die Arten der einen bilden einen deut- lichen Stamm, welcher sich nur ausnahmsweise ver- ästelt und entweder nur am oberen Theile mit un- gestielten Blättern besetzt ist, wobei sich eine deut- liche Blattkrone bildet, oder die Blätter bleiben kürzer oder länger au dem ganzen Stengel stehen. Die Arten der anderen Gruppe wachsen in Ab- sätzen und machen keineswegs einen einfachen Stamm, da aus einem verkürzten, meist die Form eines Wur- zelstockes annehmenden und nur wenig über den Boden erhabenen Stamm sekundäre Stämme oder den Stamm vertretende Aeste, welche nur die kurze Dauer einiger Jahre haben, hervorkommen. Es bil- det sich eine mit unvollkommen entwickelten Blät- tern oder sogenannten Schuppen besetzte Knospe am Ende oder an der Basis des Stammes und streckt sich während der Vegetation in der Weise, dass auch die Internodien zwischen den Schuppen zur Entwickelung kommen, und zwar selbst mehr, als die zwischen-den vollkommenen Blättern, welche am Ende des Triebes sich schirmartig ausbreiten und auch einen deutlichen Stiel besitzen. Die Schuppen liegen dem Stengel an, fallen aber auch bei einigen Arten ab. Die Arten der dritten Gruppe schliessen sich hinsichtlich ihres äusseren Ansehens den Arten der Terminalis- Gruppe in dem Genus Cordyline an und besitzen ebenialls gestielte Blät- ter, die sich aber nach oben ohne eigentliche Knos- penbildung immer weiter entwickeln. Erste Gruppe. Ein Hauptstamm, mit nicht unterbrochener Ve- getation. b, Dei, DracoaL.i syst. nat; ed. XIL,,No.t. Folia eoriacea, lincari-lanceolata, basi augustiore, sed subito latissime amplectentia, costa mediana obscura; Panicula ampla, decomposita; Flores quaterni, quini, cum apice pedicelii articulati, tubuloso -campanulatı. Eine hinsichtlich der Breite und der Konsistenz der Blätter sehr veränderliche Art. Gewöhnlich stehen die Blätter steif in die Höhe, bisweilen hän- gen sie aber im obern oder im untern Drittel über. Im ersteren Falle nennt man sie in den Gärten gewöhnlich Dracaena canariensis, im letztern hingegen ist sie von Tenore als Dr. Boerhavii beschrieben. Eine schmalblättrige Form wurde früher auch unter dem Namen Dr. angustifolia’ kultivirt. 2. Dr. Hookeriana ©. Koch in Wochenschr. %) Verspätet: den Anfang siehe S. 193. 4. Jahrg. S. 394. Folia coriacea, lineari-lanceolata, basi late amplectentia, costa mediano praeclaro, mar- gine pellueido; Panicula ampla, decomposita; Flores bini et terni, laciniis tubum duplo superantibus. Hooker bildete diese Art unter dem Namen Dr. Rumphii ab, indem er meinte, dass es die im Herbarium amboinense (Tom. IV, tab. 35) ab- gebildete Pflanze sei. Diese ist jedoch wesentlich verschieden, weshalb ich mich gezwungen sah, den Namen zu ändern. Wie Dr. Draco macht sie, in- dem immer die unteren Blätter abfallen, eine deut- liche Blattkrone, die Art und Weise aber, wie hier die Blätter ansitzen, unterscheidet beide genannte Arten sehr leicht von einander. Dr. Draco hat auch an den Blättern keinen häutigen Rand. Kunth und Regel haben sie als Dr. angustifolia be- schrieben (Gartenfl. 8. Jahrg. S. 328). Vaterland ist Ostindien. 3. Dr. Knerkiana Ü. Koch in Wochenschr. 4. Jahrg. S. 395. Folia pergamenea, elongata, an- guste elliptica, bası subito latissime amplectentia, margine concolore; Flores non suppetunt. Ich habe diese schöne Blattpflanze, von der ich das Vaterland nicht kenne, noch nicht ın Blüthe gesehen, zweifele aber gar nicht, dass sie eine echte Dracäue ıst, obwohl sie im Habitus viel Aehnlich- keit mit der breitblättrigen Form der Cordyline superbiens besitzt. Die schönen, grossen Blätter von 3 Fuss Länge und im der Mitte 3 Zoll Breite haben auf der Oberfläche eine freudig-, auf der Unterfläche eine hellgrüne Farbe und stehen sehr gedrängt, eine dichte Blattkrone bildend. Im bo- tanischen Garten in Berlin, wo ich diese Art zuerst sah, wurde sie früher als Dr. arborea kultivirt und ist jetzt nach dem Vorsitzenden des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin benannt. 4, Dr. Betschleriana Goepp. in Verh. der Leopold.-Oarol. Acad. der Naturf. XXV, 1, 8.55. Folia pergamenea, elongata, lanceolata, versus ‚basin attenuata, minus late amplectentia, margine rubro; Flores non suppetunt. Diese in den Dr. marginata latifolia kultivirte Art war früher auch als Dr. coneinna in den Gärten und wurde unter diesem Namen von Regel beschrieben (Gar- tenflora 8. Jahrg. S. 396). So ähnlich sie der Dr. Knerkiana im äussern Ansehen ist, so wesentlich unterscheidet sie sich schon durch die Blätter. Diese haben zunächst einen rothen Rand und besitzen ihren breitesten Quer - Durchmesser nicht ın der Mitte, wie bei der genannten Art, sondern unter- halb des ersten Drittels da, wo die verschmälerte Basis sich plötzlich verbreitert. Die Basis des Blattes selbst, wo es dem Stamme ansitzt, erscheint ferner auch weit schmäler, als es bei Dr. Knerkiana 30* Gärten meist unter dem Namen 236 der Fall ıst. Endlich sind die, Blätter pergament- artiger und schlagen sich alsbald, und zwar schon an der Basis, zurück. Sie wurde von Göppert zu Ehren des Professors Betschler in Breslau, eines grossen Pflanzenliebhabers und Pflanzenzüch- ters, so genannt. 5. Dr. umbraculifera Jacg. hort. Schoenbr. I, t. 95. Folia elongata, lineari-lanceolata, elegan- ter recurvata, densissima, basi late amplectentia; Panicula thyrsoidea; Flores pedicello brevi et crasso insidentes, extus rubelli, longe tubulosi, Jaciniis tubo brevioribus. Eine der schönsten Pflanzen, wenn sie gut kul- tivirt wird und die Blätter nach allen Seiten hin gleichmässig entwickelt enthält. Die mehre Fuss langen, aber nur 2 Zoll breiten Blätter schlagen sich in einem eleganten Bogen zurück und bilden auf einem meist sehr kurzen Stamme eine dichte Blattkrone, welche die Form eines Sonnenschirmes enthält, ein Umstand, der auch zur Benennung Veranlassung gegeben hat. Sie soll von den Mas- karenen stammen. 6. Dr. marginata Lam. enc. meth. II, 324. Folia pergamenea, elongata, angustissime elliptico- lanceolata, bası latissime amplectentia, margine ru- bro; Flores non suppetunt. Diese früher als Dr. mauritiana und graci- lis in den Gärten kultivirte Art wurde von Will- denow als Dr. tessellata (enum. pl. hort. Ber. 374) beschrieben, weil der Stengel durch die weiss- gezeichneten Ringe, entstanden durch die abgetal- lenen Blätter, das Ansehen hatte, als sei er in Würfel abgetheilt. Der Stamm bleibt dünn. Die entfernter, als bei den bisher abgehandelten, ste- henden Blätter haben dagegen eine fast horizon- tale Richtung und fallen in der Regel nicht leicht ab, weshalb der Stengel meist von der Basis an damit besetzt ist. Sie sind sehr schmal, oberhalb des unteren Drittels nicht 1 Zoll breit und 15 Zoll lang; dabei haben sie eine horizontale Richtung. Blüthen zu sehen, hatte ich noch nicht Gelegenheit. 7. Dr. stenophylla ©. Koch im 4. Jahrg. d. Wochenschr. 8. 395. Folia pergamenea, angustis- sime lanceolata, basi late amplectentia, in superficie superiore maculis quadrangulis, pallide luteis, par- vulis praedita, margine concolore. Als Dr. Sieboldii kam diese Art vor unge- fähr 10 Jahren aus Belgien. Sie sieht der Dr. marginata, fast noch mehr aber im Aeusseren der Cordyline rigidifolia ähnlich, unterscheidet sich jedoch leicht durch die hellgrünen Blätter mit kleinen Querflecken gelblicher Farbe, welche in ziemlicher Menge auf der Oberfläche sich befinden. An Schön- heit steht sie den beiden genannten Arten nach. Geblüht hat sie ebenfalls noch nicht. 8. Dr. angustifolia Roxb. fl. ind. II, 155. Folia crassiuscula, plana, versus basin paululum at- tenuata, caulem amplectentia, ceterunı elliptico-lan- ceolata, costa ‚mediana manifesta; Panicula simplex, oblonga, ramis patentibus; Pedicelli lorem dimidium aequantes, infra apicem articulatı. Im Königl. Herbar befindet sich ein von Wal- lich mit der Nummer 5141/6 verschenes Original- Exemplar mit über 2 Fuss langen und 14 Zoll brei- ten Blättern von dunkelgrüner Farbe, was mit der Beschreibung der Roxburgh’schen Pflanze überein- stimmt. Wenn aber Roxburgh seine Pflanze dieses Namens mit Terminalis angustifolia Rumph (IV, t. 35) identifizirt, so braucht man nur die Abbil- dung der Pflanze mit den kurzen, am Rande etwas wellenförmigen Blättern mit der Wallich’schen Original-Pflanze zu vergleichen, um alsbald zu der Ueberzeugung zu kommen, dass beide Pflanzen ver- schieden sind. Die Rumph’sche Pflanze ist wahr- scheinlich Dr. reflexa, vielleicht auch Dr. fruticosa. 9. Dr. fruticosa (Sanseviera) Blume Catal. v. gew. te Buitenz. 61. Folia coriaceo-pergamenea, versus basin vix attenuata, caulem amplectentia, lineari-lanceolata, saepe undulata, costa mediano ob- scura; Panicula simplex, pyramidalis, ramis horizon- talibus; Pedicelli medio articulati, parte dimidia su- periore incrassata, inferiore filiformi, floribus paulu- lum minores. Eine in unseren Gärten ziemlich häufig ver- breitete Art, welche durch die etwas entfernt und ziemlich horizontal fast vom ganzen Stengel stehen- den Blätter mit meist etwas welligem Rande und dünnerer Konsistenz sich leicht erkennen lässt. Sie ist wahrscheinlich die Trerminalis angustifolia Rumph, wenigstens nach der Beschreibung, obwohl man sie nach der Abbildung für die folgende halten sollte. Neuerdings kommt diese Art in den Gärten auch ' als Dr. undulata, arborea, angustifolia und wiederum aus Holland als excelsa vor. Ein Exem- plar von Wallich (No. 5,143), welches sich in dem Berliner Herbar unter dem Namen Dr. ensi- folia befindet, stimmt genau mit den kultivirten Exemplaren überein, daher man die von Kunth beschriebene Pflanze als Synonym hierher zu stel- len hat. Vaterland ist Östindien. 10. Dr. arborea (Willd.?) ©. Koch et Bouche im 4. Jahrg. d. Wochenschr. S. 395. Folia coria- cea, elongata-elliptica, basi latiore caulem ample- etentia, costa mediana manifesta, albida, margine extremo rubro; Panicula simplex, ramis divaricatis, densifloris; Flores densi, tubulosi, tubo lacinias lon- gitudine superante; Pedicelli breves, sub apice ar- ticulati, bracteis aequilongi. Der Umstand, dass diese Pflanze schon sehr lange unter dem Namen arborea vera in dem bo- m [ 23 tanischen Garten zu Berlin kultivirt wird, weniger | nua ziemlich verbreitete Art mit dünnem und meist die Willdenow’sche Diagnose seiner Aletris ar- borea: caule arborescente, foliis lanceolatis paten- tibus (enum. pl. hort. Berol. pag. 381), bestimmte mich schon früher, für diese Art den Namen Dr. arborea beizubehalten. Link verstand eine ganz andere Pflanze darunter, wenn er meint, dass sie der Dr. fragrans nahe stehe. Und in der That wurde auch früher unter diesem Namen eine un- wesentliche Form der genannten Pflanze im Ber- liner botanischen Garten kultivirt. Regel hat sie mit der Dr. ensifolia Wall. verwechselt und unter diesem Namen in der Gartenflora (13. Jahrg. 361) beschrieben und (auf der 451. Tafel) abgebildet. Obwohl er nichts von dem feinen, rothen Rande sagt, zweifele ich doch nicht an der Identität. Dr. arborea ist eine schöne Blattpflanze mit schmalen und über 13 Fuss langen, aber nur 1 Zoll breiten und weit-abstehenden Blättern, deren Textur etwas dicklicher und lederartiger ist, als bei Dr. fruticosa und Knerkiana. Aus der dunkelgrü- nen Ober- und noch mehr aus der helleren Unter- fläche tritt die weissliche Mittelrippe deutlich her- vor und kennzeichnet die Art ebenso, wie der feine rothe Rand. Auch die dichtgedrängten Blüthen, meist zu 3 stehend und von violetten Deckblättern (wenigstens bei vorliegendem Exemplare) umgeben, lassen die Pflanze leicht erkennen. Vaterland ist wahrscheinlich ebenfalls Ostindien. 11. Dr. fragrans (Aletris) L. sp. pl. 2. ed. 456. Folia coriacea, late elliptica, basin versus saepe complicata et attenuata, sed neutiguam petio- lata, late amplectentia, patentissima; Panicula densa, ovato-oblonga, ramis inferioribus saepe compositis; Flores fasciceulati, odorati; Laciniae tubum subae- quantes. Eine bei uns unter dem Namen Aletris fra- grans sehr verbreitete Art, da sie sich leicht ver- mehren lässt, im Zimmer ziemlich gut aushält und deshalb auch Marktpflanze geworden ist. Wenn sie gut kultivirt wird, wächst sie sehr rasch und ist dann bis an die Basis des Stammes mit Blät- tern dicht besetzt. Dann erreicht sie auch eine bedeutende Höhe, bleibt aber dabei immer schlank. Die dunkelgrünen Blätter sind nicht selten etwas wellenförmig und haben bei einer Breite von 4 und selbst 5 Zoll bisweilen die Länge von 1 Fuss. 12. Dr. reflexa Lam. enc. meth. II, 324. Folia coriaceo-pergamenea, elliptica, basi angustis- sima, sed late caulem amplectentia, inferiore reflexa, costa mediano obscura; Panicula oblonga, parva, ramis brevibus; Flores solitarii aut bini, laciniis tubum longitudine superantibus; Pedicelli breves, sub apice articulati, vix bracteis longiores. Eine auch unter dem falschen Namen Dr. cer- verlängertem Stamme, an dem oft der ganzen Länge nach die Blätter ansitzen. Diese besitzen bei Zoll Breite in der Mitte kaum die Länge von 6—8 Zoll und verschmälern sich fast in einen Stiel. Sie ha- ben ausserdem meist die Eigenthümlichkeit, dass die weit-abstehende Lamina etwas gedreht ist und bei älteren Exemplaren auch abwärts gebogen erscheint. Bisweilen scheint die Vegetation der Pflanzen unter gewissen Umständen eine Zeit lang zu ruhen; in diesem Falle bildet sich auch eine langgestreckte Knospe mit weniger entwickelten Blättern, zur eigentlichen Schuppenbildung kommt es jedoch nie. Vaterland ist Ostindien. Im Berliner botanischen Garten wird eine zwer- gige Dracäne kultivirt, die wahrscheinlich aber zu Dr. reflexa gehört. Sie bleibt weit kleiner und theilt sich meist an der Basis in mehre Stämme. Die hautartigen Blätter ähneln denen der Weiden, ein Umstand, der zur Benennung Dr. salicifolia Veranlassung gegeben hat. Sonst führt sie auch in einigen botanischen Gärten die Namen Dr. fle- xilis und flexuosa. Dr. Timorensis Kth in Verhandl. d. Berl. Acad. 1842, S. 26) unterscheidet sich von der Dr. reflexa nur durch flache und dunkelgrüne Blätter, welche etwas gedrängter stehen; dergleichen Exem- plare werden auch im Berliner botanischen Garten kultivirt. Die Abbildung der Dr. reflexa in Re- dout&@’s Lilienwerke (II, t. 92) gehört ebenfalls zu dieser Abart. 13. Dr. eernua Jacq. hort. Schönbr. I, 50, t. 96. Folia coreaceo - pergamenea, elliptica, basi angustissima, sed late caulem amplectentia, undulata, reflexa, costa mediano obscura, margme rubro; Pa- nicula simplex, recurvata; Flores breviter pedicel- lati, pedicello vix bracteas longitudine superante. Eine mir nur durch die Abbildung bekannte Art, welche schliesslich doch nichts weiter sein möchte, als eine Abart der Dr. reflexa. Abwärts gebogene Blüthenstände kommen auch bei Cordy- line rubra und strieta vor. Vaterland ist Ostindien. Zweite Gruppe. Kein Hauptstamm; Vegetation periodisch; Blät- ter deutlich gestielt und entwickelt am Ende der jährlichen Triebe, ausserdem zu meist abfallenden Schuppen verkümmert, wodurch der unterhalb der Spitze des Triebes befindliche Theil des Stengels schliesslich nackt erscheint. 14. Dr. elliptica Desf. tabl. de !’€c. de bot. du Mus. d’hist. nat. 3. &d. pag. 31. Folia coriacea, elliptica, acuminata, plura ex apice turionum anno- tinorum, cetera ad squamas reducta, mox caduca, qua de causa caulis nudus griseus apparens; Pani- 238 eula sımplex, ramis divaricatis, densifloris; Flores quaterni, quinive, pedicello brevi, ex apice articu- lato praediti; Bracteae aridae, dimidium florum paene attingentes. Diese Art macht den Uebergang von der vo- rigen zu dieser Gruppe und schliesst sich im sofern der Dr. reflexa an, indem die Knospen bisweilen nur von sehr kurzen, umfassenden und daher nicht gestielten Blättern umgeben sind, Schuppen also, wie bei den übrigen Arten, nicht or nur weniger entwickelt erscheinen. Der Fakt Theil des Stengels, welcher übrigens auch eine ziemlich lange Dauer haben kann, hat eine grauweissliche Farbe und er- reicht bisweilen die Länge von 4 und selbst 5 a Die völlig entwickelten Blätter haben bei 23 bis 3 Zoll Breite eine Länge von 6 und 8 Zoll und eine dunkelgrüne Farbe. Dieser Umstand mag Veranlassung gegeben haben, dass die Art auch unter dem Namen Dr. nigra in den Gärten kulti- virt wird. Sonst ist sie ferner von Römer und Schultes zu Ehren Desfontaine’s: Dr. Fonta- nesiana genannt worden. Vaterland soll die Insel Bourbon sein. Nach Hooker ist Sanseviera javanica Bl. (enum. I, 11), welche Kunth als Dr. (enum. pl. V, 12) beschrieben hat, : so wenig verschieden, als Dr. spicata W all. (cat. No.5,146) oder Dr. Wallichii Kth (enum. pl. V, m. Nach einem im Königl. Herbar in Berlin, Ihesndiichen Exemplare sind die Blätter der letzteren nur schmä- ler und der Blüthenstand ist gedrängter, fast ähren- förmig. Vielleicht stellt Art dar. In den Gärten kultivirt man mit pappelgelbgrün -gefleckten Blättern unter Namen Dr. Sıieboldii; Planchon hat sie als Cor- dyline Sieboldii (fl. d. serr. tab. 569) beschrie- ben. Dr. maculata Roxb. Al. ind. II, 157 möchte nicht verschieden sein, obwohl die Blüthen einzeln stehen Aber auch bei der den Namen Siebold’s besitzenden Pflanze ist der Blüthenstand einfach, wie bei Dr. spicata. 154”? Dr. 'ternitlota Roxbadr ind 11159. Folia coriaceo - pergamenea, anguste elliptica, 3 aut 4 ad apicem turionum annotinorum, cetera squami- formia; Panicula simplex, ramis divaricatis, laxiflo- ris; Flores 1—3, ll: longo, supra basin arti- culato praediti; Bracteae aridae, pedicello multo breviores. Gewiss eine gute Art, welche der schmalblätte- rigen Form der Dr. elliptica am nächsten steht. Die im Durchschnitte 52 Zoll langen und 14 Zoll breiten Blätter laufen in einen $ Zoll breiten Stiel aus und haben auf der Oberfläche eine dunkelgrüne Farbe. Die Rispe ist klein und unterscheidet diese javanica sie doch eine selbständige Abart dem ferner eine sollen. Art wesentlich von Dr. elliptica, wo die Blüthen ganz kurz gestielt sind. Die oberhalb der Basis befindliche Gliederung des Blüthenstielchens ist der Dr. terniflora eigenthümlich. Im Berliner botanischen Garten wird eine Dra- cäne mit schmalen und auf der Oberfläche ge- fleckten Blättern kultivirt. Sie wurde aus der Lau- rentius’schen Gärtnerei in Leipzig als Dr. pieta bezogen. Leider hat das Exemplar, welches wir im botanischen Garten in Berlin besitzen, bis jetzt nicht geblüht. Stammte die Pflanze nicht aus West-Atrika, so möchte man geneigt sein, sie für eine buntblättrige Form der Dr. terniflora zu halten. Sie unterscheidet sich allerdings ausserdem auch durch die lange am Stengel bleibenden Schup- pen von trockenhäutiger Substanz und weisslicher Farbe. Ich behalte mir vor, nähere Auskunft über diese Pflanze zu geben, sobald ich Gelegenheit gehabt habe, sie mit den Blüthen zu untersuchen. 16. Dr. surculosa Lindl. in bot. reg. t. 1169. Folia coriaceo -pergamenea, elliptica, pluria ad apı- turionum annotinorum, cetera squamaeformia, mox eaduca, qua ‚de causa caulıs viridis apparens; Spica ovata, densiuscula; Flores terni, quaterni, pedicello brevi sub apice articulato praediti; Bra- cteae arıdac, longitudine pedicellorum. Vielleicht ist diese Art mit der Roxburgh’- schen Dr. spicata identisch oder steht ihr wenigstens nahe. Das Original - Exemplar im Berliner Königl. Herbar, von Wallich selbst gesammelt, gibt leider keine Gewissheit über die Beschaffen- heit des Stengels, der bei Dr. elliptica grau, bei Dr. sureulosa freudig - grün erscheint. Wenn ich früher Dr. sureulosa möglicher Weise für gar keine Draeäne hielt, so hatte ich damals noch nicht Ge- legenheit gehabt, das eigenthümliche Wachsthum der Arten dieser Gruppe kennen zu lernen, und wurde ausserdem durch die viel zu lang und dünn- röhrenförmig in der Abbildung dargestellten Blü- then dazu verleitet. Jetzt, wo nun lebende Exem- plare von mir in Blüthe untersucht wurden, ist mir kein Zweifel mehr übrig. Die auf der Oberfläche dunkelgrünen, auf der Unterfläche aber helleren Blätter, welche an der Spitze der Stengel ziemlich gedrängt stehen, haben bei einer Breite von 2 eine Länge von 6 Zoll, wäh- rend die weisslichen und wohlriechenden Blüthen über 1 Zoll laug werden. Diese Art soll von der Westküste des tropischen Afrika’s stammen. 17. Dr. ovata Gawl. in bot. mag. tab. 1180. Folia coriacea, elliptica, pluria ad apicem turionum annotinorum, cetera minora et amplectentia, infera squamaeformia; T'hyrsus densiflorus, ovatus; Flores subquaterni, brevissime pedicellati, bracteis sphace- latis fulerati. cem sehr 239 Eine niedrig - bleibende Art, welche, wie es scheint, mehre Stengel aus einem Wurzelstocke treibt. Wahrscheinlich ist Dr. spathulata, welche seit einigen Jahren in den Handel gekommen ist, nicht verschieden. Die Blätter haben in der Ab- bildung bei 2 Zoll Breite eine Länge von 4 Zoll und laufen in einen sehr kurzen Stiel aus, den eine breite Basis umfasst. Bei Dr. spathulata hingegen ist ein deutlicher, Zoll-langer Stiel vorhanden. Die Blüthen werden im botanical Magazine rosafarbig angegeben, während die Pilanze im botanischen Garten in Berlin weiss blühte. Sie stammt aus West-Afrika. 18. Dr. bicolor Hook. im bot. Mag. t. 5248. Folia subcoriacea, elliptica, pluria ad apicem turio- num annotinorum, cetera minora et amplectentia, infera squamaeformia; Spica densiflora, ovata, bra- eteis magnis rubris; Flores pedicello brevissimo in- sidentes. Ich kenne diese Art nur aus der Abbildung und Beschreibung. Darnach bleibt sie, wie die vorige, niedrig und treibt wahrscheinlich ebenfalls mehre Stengel aus einem zum Theil überirdischen Wurzeistocke. Die 52 Zoll langen und 2% Zoil breiten Blätter sind kurzgestielt und umfassen den Stengel mit einer schr breiten Basıs. Sie sind aus- serdem etwas wellenförmig und besitzen auf der Oberfläche eine dunkele und freudig-grüne Farbe. Auch diese Art stammt aus dem tropischen West- Afrika. 19. Dr. phrynioides Hook. im bot. Mag. tab. 5352. Folia coriaceo-pergamenea, ovato-lanceolata, longe petiolata, supra pallide maculata, pluria ad apicem turionum annotinorum, cetera minora et am- pleetentia, infera squamaeformia; Spica densiflora, ovata, bracteis magnis brunneis; Flores pedicello brevissimo insidentes. Auch diese Art kenne ich nur aus der Abbil- dung und Beschreibung. Darnach erhebt sich der kurze Stengel gar nicht, sondern liegt auf der Erde. Die hellgefleckten Blätter haben ausser dem 6—8 Zoll langen Stiele noch eine Fläche von nahe 6 Zoll Länge und an der Basis 3 Zoll Breite. Der eirunde Blüthenstand besitzt einige Aehnlichkeit mit dem der bekannten Tradescantia discolor, indem die dichtgedrängt beisammenstehenden Blüthen von gros- sen braunen Deckblättern umgeben werden. “ Dritte Gruppe. Ein Hauptstamm; Vegetation nicht unterbro- chen; Blätter sämmtlich gestielt und völlig ent- wickelt, ohne Schuppenbildung. 20. Dr. Aubryana Brongn. in Fl. des serr. XV, 47, tab. 1522. Folia coriaceo - pergamenea, elongato-lineari-lanceolata, longe- petiolata, vagina magna caulem amplectentia, spiraliter posita; Spica elongata, bası interdum ramo brevi uno alterove praedita; Flores quaterni, quinive, brevissime pedi- cellati, bracteis minutis suffulti. Eine seit einigen Jahren zuerst von Makoy in Lüttich unter dem Namen Dr. thalioides einge- führte Pflanze; wenig später kam sie auch nach dem botanischen Garten in Paris. Sie stammt aus dem tropischen West-Afrika. Der einfache Stengel bleibt dünn und aufrecht; seine zweireihigen, aber spiralförmig-stehenden Blätter besitzen einen rinnen- förmigen, oft 6 — 8 Zoll langen Stiel. Die Blatt- fläche selbst hat eine Länge von über 1 Fuss und eine Breite von 3—3% Zoll. Die mit weissen Blü- then besetzte Aehre ragt über die Blätter hervor. Diese interessante Pflanze schliesst sich eines- theils der Dr. phrynioides, anderntheils, und zwar noch mehr, der Terminalis-Gruppe unter den Cor- dylinen an. Die sekundären Nerven entspringen aber nicht aus dem Mitteluerv, sondern haben mit diesem ihren Ursprung aus dem sehr langen Blatt- stiele, welcher auch wiederum C. cannaefolia erinnert. Roxburgh hat noch eine Dr. atropurpurea (fl. med. II, 160) beschrieben. Was er darunter verstanden hat, lässt sich nicht mehr mit Sicher- heit ermitteln. Wahrscheinlich ist es aber die roth- braune Form der Cordyline Terminalis, welche Hasskarl (cat. pl. hort. Bogor. II, 31) mit der näheren Bezeichnung „atrosanguinea” aufgeführt hat. Die 9 von T'hunberg und. seinem Schüler Dalman einer besonderen Gelegenheitsschrift veröffentlichten Dracänen sind so kurz bezeichnet, dass man ohne ÖOriginalpflanzen, die wohl immer fehlen werden, nichts Bestimmtes über sie sagen kann. Endlich haben neuerdings noch Kotschy und Peyritsch in den Plantis Tinneanis eine Dra- caena Ombet beschrieben und in einer Vegeta- tions-Skizze eine Darstellung des Baumes gegeben. Nach dieser möchte man vermuthen, dass die Pflanze gar keine Dracäne, sondern einen Panda- nus darstelle. Eine Dracäne mit dichotomer Ver- ästelung wäre in der ganzen Abtheilung der Dra- cäneen, wenigstens von dem Habitus, wie er hier sonst vorkommt, sehr abweichend. Dracaena californica, Fintelmanni, Ehrenbergii und Lenneana der Gärten sind gar keine Arten dieses Geschlechtes, sondern Yukken, und zwar meist Formen der Yucca conspiceua. Schliesslich möchte ich mir die Mittheilung er- lauben, dass von den meisten im botanischen Gar- ten in Berlin befindlichen Dracäneen Vermehrung vorhanden ist, also gegen andere Pflanzen im Tausch abgegeben werden kann. Dagegen ist es an in 240 wünschenswerth, dass sich unsere Sammlung mög- lichst vervollständige; es werden demnach am lieb- sten Dracäneen im Tausche angenommen. Vor Allem liegt uns an dem Besitze der Dr. terniflora, ovata, bicolor und phrynioides, welche uns leider noch fehlen. Internationale Ausstellung von Gegenfänden des Gartenbaues in Gent während der Tage vom 28. März bis 4. April 1868. Noch finden von 14 zu 14 Tagen die Aus- stellungen von Pflanzen und Blumen auf dem Mars- felde in Paris statt, es werden in wenigen Wochen die Botaniker, zusammenberufen von der Societe botanique le France, in einem der geräumigen Säle des Gartenbau - Vereines in der Rue grenelle (No. 84) zu Paris tagen; und schon wird wiederum das vorläufige Programm zu einer Pflanzen-Ausstellung ausgegeben. Es ist dieses Mal die Königl. Land- und Gartenbau-Gesellschaft in Gent, welche durch ihren Präsidenten van der Hecke de Lembeke einladet. 5 Jahre sind bald verflossen, wo diese in gewohnter glanzvoller Weise ihre fünfte grosse Ausstellung abhielt; nun schliesst sich die sechste den seit 1361 durch die Gartenbau-Gesellschaft ın Mainz zuerst jährlich in’s Leben gerufenen interna- tionalen Ausstellungen an. Die Land- und Gartenbau - Gesellschaft datırt weit zurück; sie ist wahrscheinlich, wie wir an anderen Stellen bereits mitgetheilt haben, die älteste Vereiniguzg von Gärtnern und Pflanzen-Liebhabern. Wenn sie auch alle Jahre Ausstellungen in’s Le- ben ruft, so hat sie doch seit vielen Jahren schon die heilsame Einrichtung getroffen, dass sie in je- dem fünften Jahre eine grössere veranstaltet. Es wird auf diese Weise im Jahre 1568, und zwar in den Tagen vom 28. März bis 4. April, die sechste grosse, ebenfalls internationale Ausstellung stattfin- den. Die genannte Gesellschaft gehört zu den glücklichen, welche ein eigenes, und zwar schönes Lokal besitzen und demnach bessere Vorbercitun- gen treffen können. Dieses Lokal, bestehend aus einem grossen Ausstellungsraume und einer Restau- ration mit mehrern Zimmern, liegt inmitten eines zu einem Parke umgewandelten Gartens und ist auf seiner Vorderseite von einem Pleasure ground umgeben. Dass dieser Garten mit einem Theile des Lo- kales auch gesellschattlichen Zwecken gewidmet Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. ist, gibt der Gesellschaft auch reichliche Mittel zu ihren, der Hebung der Gärtnerei und der Pflanzen- liebe gewidmeten Bestrebungen. Die innere Ein- richtung ist demnach ähnlich der, wie sie bei den meisten botanischen Gärten und bei einigen Gar- tenbau - Vereinen, z. B. bei der Gesellschaft Flora in Köln, ebenfalls vorhanden ist: sie ist zugleich ein geselliger Verein, wo zur Unterhaltung der zahl- reichen Mitglieder und ihrer Familien Konzerte u. s. w. gegeben werden. In den. letzten 5 Jahren hat die Gärtnerei einen besonderen Aufschwung genommen. Abge- sehen von den Fortschritten, welche man in der Kultur, aber auch in der Vermehrung, gemacht, werden alljährlich so viele neue Pflanzen aus frem- den Ländern eingeführt, werden so viel schöne For- men gezüchtet, dass die Zahl des Vorhandenen be- deutend gestiegen ist. Die grossen Räume, welche vor beinahe 5 Jahren noch ausreichend waren, wür- den jetzt bei der sechsten Ausstellung ungenügend sein. Aus dieser Ur:ache hat man schon im ver- gangenen Herbste einen neuen Bau begonnen, der noch einen Haupt-Ausstellungsraum von 3000 Qua- dratmeter einnimmt. Man sieht schon hieraus, was man erwarten kann, aber auch, was Gent, was Belgien überhaupt zu liefern im Stande ist. Es liegt uns ein Programm vor, welches, wie man uns mittheilte, ein vorläufiges sein und Dieje- nigen, welche sich etwa betheiligen wollen, zunächst in den Stand setzen soll, schon jetzt sich vorzube- reiten. 241 Bewerbungen sind ausgeschrieben; aus- serdem wird aber noch auf nicht vorgesehene Fälle Rücksicht genommen. Man hat sich bis zum 28. Februar des nächsten Jahres bei Seeretaire-adjoint (rue digue de Brabant 20)- mit Angabe des etwa einzunehmenden Raumes für seine Pflanzen zu mel- den, die feste Liste aber erst bis zum 15. März ein- zusenden. Vom 20. bis 26. März werden die Ge- genstände, Bouquets jedoch noch am 27. ange- nommen. Ein aus Sachverständigen von ganz Europa ge- wähltes Preisrichteramt wird am 27. März Morgens zusammentreten, um die zur Verfügung gestellten Belohnungen zu vertheilen. Am 5. April sind die Pflanzen u. s. w. wiederum in Empfang zu nehmen. Es wird zwar alle Sorgfalt für die Pflanzen ange- wendet, ein Risiko aber übernimmt die Gesellschaft nicht. Programme stehen Denen zur Verfügung, welche sich franco an die Redaktion der Wochenschrift wenden. Man hat uns ersucht, das Interesse dieser Ausstellung in Deutschland wahrzunehmen. Druck der G. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. KarlKoch, General-Sekretair des Vereines. No. 31. Berlin, den 3. August 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Ansamung und Unterhaltung eines dauernden Gartenrasens. Von E. Boese in Berlin. — Rationeller Betrieb des Obst- baues an Wegen, Chausseen u.s.w. Von J. Hafner, Baumschulbesitzer in Radekow bei Tantow. — Botanical Ma- gazine. 2. Hälfte 1866. 1. Hälfte 1867. Ausnahmsweise findet wegen nothwendiger Abreise des General -Sekretärs die nächste Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues schon am Dienstag, den 13. August, Abends 6 Uhr, im Palmenhause des Königl. bota- nischen 6artens statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Anfamung und IAnterhaltung eines dauernden Jarlenrafens. | Von E. Boese in Berlin. Wenn wir uns erlauben, hier in diesen Blättern unsere Ansichten und Erfahrungen über obiges Thema niederzulegen, so geschieht es nicht, um sie durchaus in allen Fällen als ınassgebend hinzustellen, im Gegentheil würde es uns sehr angenehm sein, wenn dieses, für, jeden Gärtner und Gartenfreund so wichtige Thema weiter, und zwar recht gründ- lich, besprochen würde. Nur durch den Austausch der Erfahrungen und den daraus gezogenen Schlüs- sen können wir zum Ziele gelangen. Zu dem Vorliegenden regte uns ein Artikel: „Durchwisiterung des Gartenrasens” in No. 20 der Wochenschrift an. Dieser enthält neben vielem Beherzigenswerthen doch auch Manches, was wir nicht unterschreiben möchten. So der Hinweis und der Vergleich der Viehweide mit dem Gartenrasen. Die Anwendung der dort gemachten Beobachtun- gen auf den letzteren sind doch wohl nicht so ganz zutreffend, wie der Verfasser des obengenannten Artikels meint. Der Gartenrasen (in der engeren Bedeutung) hat eine ganz andere Bestimmung und muss natürlich auch in Folge dessen einer an- deren Behandlung unterliegen. Die freie Natur, das Vorkommen der Pflanzen an gewissen Orten, die Beobachtung der Verhältnisse, unter welchen » ‘den? Dürfen wir uns da wundern, sie mehr oder weniger gut gedeihen, wird immer der beste Lehrmeister sein. Wir müssen uns aber an Thatsachen halten und uns nicht etwas aufbauen, was in der Natur nicht existirt. Untersuchen wir einmal einen recht schönen grünen, natürlichen Grasteppich, jedoch nicht eine künstliche Viehweide, und wir werden ‚finden, dass die herrliche, gleich- mässig- grüne Decke nur von wenigen Gräsern (Grasarten) gebildet wird, in den meisten Fällen hervorragend von einer einzigen. Alımen wir da wohl der Natur nach, wenn wir eine Mixtur von 2], in Form, Farbe, Wachsthum und Dauer ver- schiedenen Gräsern für unsere Rasenplätze anwen- im Frühjahre eine lückenhafte, statt einer geschlossenen Fläche zu haben? Wie sieht ein sogenannter besserer Ra- sen aus, wenn hier und da eine Staude des grau- grünen Holcus lanatus, oder eine des schnell in die Höhe gehenden, breitblättrigen Dactylis, oder einzelne Avena’s stehen, welche am ersten oder zweiten Tage nach dem Mähen Zoll-lang über der Fläche hervorragen und ein gelbliches Ansehen haben. Gewiss unter Umständen auch Holcus u. s. w. anwenden, doch aber nur dort, wo andere Gräser nicht gedeihen wollen, und dann wird man rein, vielleicht mit einem Untergrase. Bei Durchsicht der Vorschrift zu obiger Mi- schung standen unwillkürlich jene Pflanzenzüchter vor uns, welche einer neuen Pflanze, weil ihnen die genügende Pflanzenkenntniss, welche dem tüch- 31 9 Ad tigen Gärtner sofort Auskunft gibt, abgeht, ein Gemisch von allen möglichen, wohl gar noch fein- säuberlich gesiebten Erdarten, sogenannter „Braten- Erde” geben, in der Meinung, der neu-angekommene Liebling werde sich schon die ihm zusagenden Theile heraussuchen. Die erste Bedingung für einen guten Rasen ist vorhergehende gehörige Instandsetzung des Bo- dens vor dem Ausstreuen des Samens. Man glaube nicht etwa, dass, wenn man eine gehörige Menge frischen Düngers auf die Fläche bringt und die- selbe untergräbt, damit Alles gethan sei. In diesem Falle wird man eine sehr ungleichmässige Gras- fläche haben. Hat man nicht die nöthige Masse Komposterde, so bleibt weiter nichts übrig, als 1 oder 2 Jahre bei tüchtiger Düngung Hackfrüchte, bei deren Kultur der Boden zugleich vom Unkraute gereinigt wird, zu bauen. Leider geht dieses aber meistentheils nicht au. In diesem Falle muss die Grasfläiche mehre Jahre hintereinander bei ebenfalls starker Düngung im Herbste tief, im Frübjahre nochmals, jedoch flacher, umgegraben und dann an- gesamt werden. Zu dieser jährlichen Saat wählt man die eine oder andere, nicht lange dauernde, billige Grasart, meistens Lolium perenne, welche hier den Zweck vollständig erfüllt. Erst dann, wenn der Boden wirklich gut meliorirt ist, nimmt man die besten, reinsten Gräser. Wir kennen die schönsten, feinsten Rasenflä- chen, welche schon über 15 Jahre liegen und noch ebenso schön, als früher, sind. Sollten sich ja etwa hier und da kahle Stellen vorfinden, so streue man zeitig im Frühjahre Samen ein. Besitzen nun eine Fläche, welche für die Aufnahme der dauernden Saat vorbereitet ist, so wird dieselbe gut geebnet und der Samen bei ganz stillem Wetter ausgestreut, was besonders bei den feinen Gräsern nothwendig ist. Wie stark man zu säen hat, hängt von der Grösse der Flächen, namentlich ob man dieselben recht schnell dicht haben will, und ferner vom Boden ab. Auf schwe- der leicht von der Sonne hart wird, Samens mehr nehmen, als auf sol- Eigenschaft nicht besitzt. Unter 4 Pfund auf die Quadratruthe sollte man nie neh- men, bei dichter Saat und feinen Gräsern 1 Pfund. Wie tief die Samen unterzuhacken sind, hängt auch vom Boden ab; am sichersten geht man, wenn die- selben nur eben gedeckt werden. Hat man die nöthige Menge unkrautfreier guter Erde, dann unterlässt man das Einhacken ganz und gar und deckt mit dieser den Samen gleichmässig. Ausser- dem muss man die Aussaat so früh als möglich, wenn keine stärkeren Fröste zu befürchten sind, bewerkstelligen, da der Boden und die Atmo- wir ren Boden, muss man 4 chen, der diese des mehr 42 sphäre dann noch mit der gehörigen Feuchtigkeit geschwängert sind und die jungen Pflänzchen Zeit haben, sich gut zu bewurzeln, bevor die trok- kene Zeit eintritt. Steht uns eine Wasserleitung zu Gebote, nun da brauchen wir uns nicht an das Frühjahr zu binden, dann können wir zu jeder Zeit säen, nur nicht zu spät im Herbste. Nach dem Unterbringen des Samens wird die ganze Fläche mit einer nicht zu leichten Walze gewalzt oder auch angetreten. Das Eine oder An- dere ist unbedingt nöthig, damit die Samen von allen Seiten von der Erde umschlossen sind. Was die Grasarten anlangt, die man in jedem Falle zu wählen hat, so lassen sich dieselben nicht bestimmen. Hier muss man den Boden kennen, ob derselbe mehr nass oder trocken, sandig, lehmig, thonig, moorig oder sonst wie ist? ob man nur ganz feinen Rasen für kleinere oder grössere Flä- chen ohne Nutzung des Grases will, oder für grös- sere, um zugleich eine Nutzung zu haben, wohl gar, wie es in grossen Parks nicht selten ist, um im Herbste das Vieh darauf zum Weiden zu schik- ken. Nie darf man da, wo man viel auf das Aus- sehen des Rasenplatzes gibt, Gräser wählen, welche zu abweichend in der Färbung und im Wuchse sind. Besitzern und Gärtnern, denen die genaue Kenntniss der Gräser betreffs ihres Verhaltens zu einander, wie zu den Bodenarten, abgeht, können wir nur rathen, sich an eine gute Samenhandlung, derem Vertreter die genügende Sachkenntniss bei- wohnt, unter Angabe der Wünsche und Verhält- nisse, zu wenden. Die sogenannte "Thiergartenmi- schung unter allen Umständen anzuwenden, wie es noch so häufig geschieht, würden wir nicht em- pfeblen, schon aus dem einfachen Grunde, weil dies keine feststehende Mischung ist. Aus unserer Thätigkeit in der Samenhandlung und den Baumschu- len von Metz & ÜCo., welche Firma zuerst auf die eben erwähnten -Vortheile detaillirter Aufträge hin- wies, die dem Käufer hieraus erwüchsen, ersahen wir aus den vielen Bestellungen und Anfragen in dieser Richtung, welchem Bedürfnisse dieses An- erbieten abhilit. Empfehlenswerth und den meisten Ansprüchen genügend ist eine Mischung, bestehend aus: Poa pratensis, Wiesen - Rispengras; Agrostis stolonifera, Fioringras; Cynosurus cristatus, Kamm- gras, und als Schutzgras das in unserem Klima nur 1--2 Jahre dauernde, sich jedoch schnell entwik- kelnde englische Raigras, Lolium perenne. Das Mähen muss man besonders auf kleinen, ganz feinen Rasenflächen recht zeitig vornehmen. Nie darf man auf genannten Plätzen in der ersten Zeit das Gras lang werden lassen, weil sonst das Raigras die feinen Gräser erstickt; andrerseits darf man aber jetzt die Sense nicht zu nahe am Boden 243 führen, da hierdurch die Pflänzchen zu sehr ge- schwächt werden, denn nicht nur bei dikotylen Pflanzen sind die Blätter zur Verarbeitung des Saftes und Kräftigung des Individuums nöthig. Alles und auch Jedes muss mit Ueberlegung und Nachdenken geschehen und nicht schablonenmässig. Jetzt kommen wir zu der jährlichen Düngung. Dies ist eine unbedingte Nothwendigkeit zur Erhal- tung eines schönen Rasens. Ein kraftloser Boden wird, trotz des genügenden Wassers, keine schöne Grasdecke ernähren können, die feinen, guten Grä- ser verschwinden und grobe, wilde Gräser, deren Samen überall im Boden ruhen oder auch als kleine Pflanzen vorhanden sind, werden anfangen zu wu- chern. Bekannt ist ja, dass man den Graswuchs der‘ Wiesen, die sonst gut drainirt sind, durch be- stimmte, andauernde Düngung vollständig ändern kann; hier verschwinden wieder die Riedgräser, Binsen u.s. w. Bekannt ist ja auch, wie sehr kalı- haltige Düngungen auf den Wuchs der Kleepflan- zen wirken. Es ist daher auch abzuratlıen, kleine, feine Rasen (Pleasure grounds) mit Asche zu düngen. Wir hatten eine derartige Fläche, wo sich etwas Moos bildete; um nun aber dieses im Wachsthume zu hindern, wurtle Asche aufgestreut, und siehe da! hier, wo sich kein Klee vorher gezeigt hatte, we- nigstens nicht bemerkbar, grünte Alles davon; nur mit Mühe wurde er getilgt. Auf grossen Flächen Asche anzuwenden, ist zu empfehlen. Für leichten Boden, wie grösstentheils die Ber- liner Gärten haben, ist die beste Düngung, wenn 1 Fuder verrotteter Kubdung und 2 Fuhren Lehm recht innig gemischt und dann vielleicht im Februar über die Grasfläche gebracht werden, doch nicht o, dass man nirgends mehr das Gras sieht; dieses äre zu stark, das Gras würde ersticken. Die ge- ignete Menge ist die, dass nach einem stärkeren egen die Fläche, aus einiger Entfernung gesehen, ar nicht wie gedeckt aussieht. Auf schwerem oden wendet man statt Lehm und Kuhdung den etzteren und Lauberde an. Kann man einen derartigen Kompost nicht ha- en und steht nur der Dung, wie ja so häufig, aus en Mistbeeten zur Disposition, so ist besonders arauf zu achten, dass derselbe nicht in grösseren tücken, sondern soviel als möglich zerkleinert auf- ebracht wird. Tritt weiches Wetter ein, dann uss von 8 zu 8 Tagen tüchtig durchgeharkt wer- en, theils um aufzulockern, theils um die Massen ehr zu zerkleinern. Viele denken nicht im Ent- ern sich aber dann, dass ihre Rasen theilweise usgefault, nach ihrer Meinung „ausgefroren” sind. m Frübjahre, wenn das Gras zu sprossen anfängt, erntesten daran, dass dies wohl nöthig sei, wun- harkt man die Flächen rein ab, fegt dann und walzt zuletzt. Die Düngung mit flüssigem Dünger kann man zu jeder Jahreszeit vornehmen, nur muss man in der Zeit, wo das Gras im Wachsen ist, dieselbe nicht zu konzentrirt anwenden. Der Landwirth kann für seine Grasflächen Kuhjauche, wie sie eben vorhanden, ohne Nachtheil verbrauchen, weil er es meistens mit gröberen Gräsern zu thun hat; nicht so der Gärtner auf seinen feinen Rasenflächen. Hier muss dieselbe zur Hälfte mit Wasser vermischt wer- den, will man nicht Brandstellen bekommen, die sich wohl bei dem nächsten starken Regen wieder schnell mit dem schönsten Grün bedecken, doch aber häufig Wochen lang das Auge beleidigen. Auf die Anwendung künstlicher Dungarten näher einzugehen, erlaubt uns für diesmal die Zeit nicht, doch behalten wir uns vor, es ein anderes Mal nachzuholen. Weiter oben erwähnten wir schon des Mähens nach dem Aufgehen des Samens, machen aber hier uochmals darauf aufmerksam, wie nothwendig das- selbe, sowie das’ stets wiederholte Abfegen und Wal- zen der Flächen ist. Bei gutgehaltenen Flächen und genügender Bewässerung wird man diese Ar- beit wöchentlich vorzunehmen haben. Grössere Flä- chen, von denen man Nutzen haben will, lässt man natürlich länger stehen, doch sollte es auch hier nie so lange geschehen, bis das untere Gras gelb wird, was bei grosser Dichtigkeit sehr leicht ge- schieht. Man setzt sich hierdurch der Gefahr aus, bei sonnigem Wetter nach dem Mähen Brandflecken zu erhalten. Bei grösseren Flächen sollte man min- destens ein Mal um das andere das Fegen und Walzen anwenden, um das Bestocken und Kräfti- gen der Graspflanzen zu befördern und zu erhal- ten. Zum Herbste, wenn das Laub von den Bäu- ınen fällt und das Gras sich nur langsam verlän- gert, wird das Mähen häufig mit Unrecht unterlas- sen. Wir sahen in manchen Gärten sonst gut ge- haltene Plätze mit handhohem Grase einwintern. Dies ist ein grosser Fehler, welcher sich in vie- len Fällen rächt, besonders wenn man die Fläche mit Dung bedeckt. Hier die feinen Blät- ter, welche ja nicht so absterben, wie auf natürlı- chen Weiden, so fest und dicht am Boden gedrückt, dass in einem weichen, nassen Winter grössere Stel- len unrettbar aussterben. Man mähe bis zum Ein- tritt des Frostes, das letzte Mal aber nicht zu kurz. Sollte Frost eintreten und diese letzte Arbeit ist noch nicht geschehen, so kann man es auch jetzt noch ohne Nachtheil thun. Wird man das im Vorhergehenden Gesagte, sowie die gehörige Vorsicht bei der Düngung beob- achten und für das Klima, Boden u. s. w. passende werden 31* 244 Gräser anwenden, dann wird man kein Auswintern zu befürchten haben, sondern sich eines schönen Rasens erfreuen. Rationeller Betrieb des Obstbaues an Wegen, Chausseen u. s. w. Von.J. Hafner, Baumschulbesitzer in Radekow bei Tantow. Der Obstbaum ist ein künstliches Produkt, das mit grosser Mühe und Sorgfalt herangezogen wird und selbst bis in’s späteste Alter der Pflege und Aufsicht nicht entbehren kann. Betrachtet man den traurigen Zustand der Chaussee -Bepflanzungen, die ganze Handhabung der Pflanzung, die falsche Auswahl der Sorten, die grösstentheils dürftige Beschaffenheit der Bäume und den gänzlichen Mangel späterer Pflege, so kann man sich nicht wundern, dass der Obstbau stets auf derselben Stufe der Verkommenheit blei- ben wird. Betrachtet man aber wieder die Summen, die auf Strassen - Bepflanzung verwendet werden, so kann man nicht in Abrede stellen, dass damit bei richtiger Handhabung doch ziemlich viel geleistet werden könnte. Nur durch Normal - Pflanzungen werden die Privatleute zur Nachahmung angespornt und nur hierdurch werden diese von der falschen Idee ab- gebracht, dass der Obstbaum in unserm Klima nicht gedeiht. Normal-Pflanzungen sind aber nur dann zu er- reichen, wenn mit Sachkenntniss gepflanzt wird, wenn nur die Sorten an Strassen gepflanzt werden, welche dort auch gedeihen und wenn die Bäuıne von der Pflanzug an beaufsichtigt und gepflegt werden. Will und kann man den Bäumen an den Strassen keine Pflege geben, pflanzt man nach wie vor auf eine höchst nachlässige Weise, so sollte man lieber mit dem Bepflanzen der Ohaussden auf- hören, als das Geld nutzlos fortzuwerfen. Diejenigen Sorten aufzuführen, welche an Stras- sen gedeihen, würde bier zu weit führen und eben- so, speziell die Gründe anzugeben, wodurch so manche Pflanzung ein kurzes, kümmerliches Da- sein hat. Ich will annehmen, dass eine Chaussee bei richtiger Sorten - Auswahl mit 2,000 Stämmen be- pflanzt ist. Gut gepflegte Apfelbäume erreichen ein Alter von durchschnittlich 80 Jahren. Der Ertrag eines Aptelbaumes ist, vom 10. Jahre an gerechnet, auf mindestens 15 Sgr. jährlich zu veranschlagen und hat man demnach auf eine Einnahme von 1000 Thaler jährlich mit Bestimmtheit zu rechnen. Der Ertrag der Bäume bis zum 10. Jahre soll nicht in Betracht gezogen werden, wenngleich sie bei rich- tiger Behandlung doch namhafte Erndten bringen, ganz besonders in Gärten. Bei Birnen stellt sich das Verhältniss ebenso, Süsskirschen liefern einen höheren Ertrag in der Nähe der Städte, werden aber nicht so alt. Besonders aber wird sich der Ertrag viel hö- her stellen, wenn wegen grösserer Mengen an eine rationelle Verwerthung gedacht werden kann. Erst bei rationellem Obstbaue kann man sich einen Be- griff von der Grösse dieser Erwerbsquelle machen. Allgemeine Bestimmungen, den Zustand der Obstbaum- Pfilanzungen zu verbessern. 1: Zur Betreibung rationellen Obstbaues müssten Leute, sogenannte Baumwärter, gebildet werden, die nur mit der Pflege der Obstbäume zu thun hätten. 82. Gelernte Gärtner dürfen dazu nicht genommen werden, weil von den ‘weniger gebildeten Gärtnern zu wenige gefunden werden, die einen Baum zu behandeln verstehen. Sie würden»auch, wenn sie bessere Gärtnerstellen erhalten können, das Baum- wärteramt verlassen. 83. Man nehme also die Leute aus dem Stande der Tagelöhner und der kleinen Eigenthümer vom Lande. S 4. Die Ausbildung dieser Leute bestände darin, dass sie etwa 3 Jahre in einem Baumschulen - In- stitute untergebracht würden, wo sie nicht allein Bäume zu behandeln und zu pflegen, sondern auch zu erziehen lernten. Nur dadurch, dass die Leute erkennen, mit welcher Sorgfalt die Bäume herange- zogen werden, kommen sie auf den Standpunkt, die Bäume später mit Lust und Liebe zu pflegen. 8D. Privatleute können sich so lange mit der Aus- bildung dieser Leute nicht befassen, bis nicht die Regierung die Hand an’s Werk legt und bei einer gewissen Anzahl Obstbäume die zu Baumwärtern ausgebildeten Leute zur Pflege derselben anstellt. So gut, als der Privatmann seinen Gärtner hält, eben- so gut könnten die Kreise auch bei den an den Chaussden gepflanzten Obstbäumen Wärter anstel- len, sonst aber sollte man das Bepflanzen der Chaus- seen unterlassen, wenn man diese Anpflanzungen nicht etwa als abschreckende Beispiele hinstellen will. Ueberhaupt müssten Waldbäume nicht mehr an Strassen gepflanzt werden. 245 S 6. Die Baumwärter sind durch Sachverständige zu kontroliren, weil der Obstbau ohne Sachkenntniss weder kontrolirt, noch gehandhabt werden kann. Diesen wären monatliche Rapporte, in tabellarische Bücher eingetragen, einzusenden, so dass sie dar- nach genau sich über den Stand der Pflanzung unterrichten können. 1: \ Am Schlusse des Jahres würden Prämien an ‚die besten Baumwärter und je nach ihren Leistun- ‘ gen vertheilt. Das Resultat würde in öffentlichen Blättern bekannt gemacht. Ss 8. Baumfrevel müsste sehr streng bestraft werden. Sg: Privatleute können gegen gewisse Lohnsätze die Pflege ihrer Obstbäume den Chaussee - Verwal- tungen übergeben. Dienst-Vertrag eines Baumwärters. Sl. Der Baumwärter (Name und Wohnort) über- nimmt eine Anzahl Obstbäume von 2,000 — 2,500 Stück in Pflege und hat alle erforderlichen Arbei- ten bei der Anpflanzung und Pflege, sowie die Be- wachung, zu verrichten, oder unter seiner Aufsicht ausführen zu lassen. 8 2. Derselbe erhält ein Gehalt von jährlich 120 Thaler und freie Wohnung und womöglich ein Garten-Grundstück von 1—2 Morgen. S 3. Der Morgen Garten wird zu 150 Thlr Kapital angenommen. Hierauf hat derselbe so viele Obst- bäume von vorgeschriebenen Sorten zu erziehen, dass das Kapital zu 5 Prozent sich verzinst. Der Stamm wird zu 10 Sgr. gerechnet und hat der Baumwärter demnach vom Morgen Garten etwa 23 Stück vorschriftsmässig gezogene Bäume jährlich zu liefern. S 4. Da erst nach -5—6 Jahren Bäume abgeliefert werden können, so würden die Bäume später so lauge mit 5 Sgr. bezahlt, bis das schuldig - gewor- dene Kapital abgetragen wäre. Es steht aber dem Baumwärter frei, seine Schuld auf einmal in Bäu- men oder baar abzuzahlen. SP Zieht der Baumwärter mehr Bäume, so ist sein Fleiss dadurch zu belohnen, dass er die Bäume an die Chaussee - Verwaltung den Stamm mit 10 Sgr. verkaufen kann. An Privatleute darf er aber erst dann verkaufen, wenn er sich die Erlaubniss seiner Vorgesetzten erholt hat. Ueber den Bestand seiner . Baumschule hat er alljährlich im Herbste genauen Bericht zu erstatten. S 6. Der Baumwärter darf aber nur hochstämmige Bäume und diese nur in vorgeschriebenen Sorten ziehen, weil die Anzucht anderer Bäume und Pflan- zen ihn zu sehr von der Pflege und der Bewachung der ihm anvertrauten Bäume ablenken würde. 8 1. Die erforderlichen Werkzeuge hat der Baum- wärter selbst anzuschaffen und zu erhalten. Er erhält jedoch bei seinem Antritte zur ersten An- schaffung derselben einen Beitrag von 8 Thlr. Ver- lässt er nach 3 Jahren seinen Dienst, so hat er die Hälfte dieses Beitrages baar oder in guten Werk- zeugen zu eısetzen und ist er auch hierzu in spä- teren Jahren verpflichtet. Zur Erhaltung derselben werden ihm je alle 3 Jahre 2 Thlr vergütet. Ss 8. Baumwachs, Bindematerial zum Veredeln und Anbinden der Bäume u. s. w. hat der Baumwärter selbst zu beschaffen. Weiden hat er an solchen Stellen neben der Chaussee anzupflanzen, die sich dazu eignen. Bei neuen Anpflanzungen muss alles benöthigte Material in Rechnung gestellt werden. Ebenso hat er auch zu grösseren Geschäften die nöthigen Hülfsarbeiter, sowie nöthig werdende Fuh- ren, zu besorgen und in Rechnung zu stellen. SH: Die gegenseitige Kündigung wird vierteljährlich angenommen und kann nur, am Quartal ausgespro- chen, als vollgültig angesehen werden. Grobe Dienst-Versehen, Unredlichkeit oder Lüderlichkeit ziehen eine sofortige Dienst- Entlassung nach sich. Geschieht die Entlassung in gütlicher Weise, so wird der Bestand des Gartens aufgenommen. Hoch- stämmige Obstbäume mit einjährigen Kronen wer- den das Stück mit 7, Sgr., zweijährige Veredelun- gen zu 4 Sgr., einjährige Veredelungen zu 2 Sgr., angepflanzte Wildlinge (dreijährige) das Schock mit 1 Thlr, Wildlinge auf Samenbeeten, verpflanzt oder unverpflanzt, werden zweijährig das Schock mit 10 Sgr., einjährig mit 5 Sgr. berechnet. Alle an- deren Verbesserungen werden nicht vergütet, weil der Baumwärter den Nutzen aus dem Garten ge- habt hat. Ss 10. Geschieht die Auflösung des Verhältnisses vor dem 5. bis 6. Jahre, so dass eine jährliche Abgabe der Bäume noch nicht erfolgt ist, so wird der Be- trag, resp. Schuld der verflossenen Jahre von der Vergütigung abgezogen. galt, Dasselbe Verhältniss tritt ein, wenn der Baum- wärter sterben sollte, doch wird der Wittwe oder 246 den Erben die volle Vergütung ausgezahlt, gleich- . viel, ob der Verstorbene schon Zahlungen durch Bäume oder baar gemacht hat. Baarzahlungen wer- den zurückgegeben. $ 12. Bei groben Dienst- Versehen oder bei völliger Unbrauchbarkeit, so dass eine sofortige Entlassung stattfindet, hat der Entlassene keine Vergütung zu beanspruchen, aber auch keine Nachzahlungen für rückständige jährliche Baumzahlungen zu machen. Botanical Magazine. 2. Hälfte 1866. 1. Hälfte 1867. Von Warmhauspflanzen machen wir zunächst auf die wunderschöne Sanchezia nobilis (tab. 5594) aufmerksam. Sie war eine der 6 neuen Pflanzen, welche Veitch m London auf dem Mars- felde in Paris während der 3. Ausstellung nicht blühend ausgestellt hatte (s. S. 171) und die wegen ihrer Schönheit allgemein bewundert wurde. Dass sie eine Acanthacee sein möchte, war zu vermu- then; wenn wir sie aber in unserem Berichte über diese 3. Ausstellung als zu Aphelandra gehörig ver- setzten, so irrten wir doch, so nahe sie auch der Aphelandra Leopoldi im äussern Habitus steht. Dem fleissigen Herausgeber des botanical Magazine standen im vorigen Jahre Blüthen zur Verfügung, bei deren Untersuchung sich herausstellte, dass die Pflanze zu den von Ruiz und Pavon aufgektellten Genus NSanchezia gehörte. Wenn dieses aber bis jetzt, wo man keine Früchte zu beobachten Gelegenheit hatte, als Personate betrachtet wurde, so hat Hoo- ker unzweifelhaft nachgewiesen, dass es eine Acan- thacee ist. Darnach steht Sanchezia, trotz der äus- sern Aehnlichkeit mit Aphelandra, in der Abthei- lung der Gendarusseen, wo 2 Staubgefässe vorherr- schen, und zwar in der Nähe von Beloperone. Wir gehen zu den anderen Acanthaceen über. Stemonacanthus Pearcei Hook. fil. (tab. 5643) schliesst sich im Habitus der vorigen Pflanze an und zeichnet sich durch elliptische, völlig unbe- haarte und nur kurzgestielte Blätter aus, welche am Rande nur mit schwachen Zähnen versehen sind, auf der Oberfläche aber eine rothbraune Fär- bung haben. In dem Winkel der obersten Stengel und Aeste befinden sich auf kurzen, allgemeinen Stielen meist 4 oder 5 aufrechtstehende und röhren- förmige Blüthen mit etwas schiefem, nicht sehr breitem, scharlachrothem Rande. Deren Länge be- trägt fast 2% Zoll. Vaterland ist Bolivien und ein- geführt wurde sie wiederum von James Veitch Rand. and Sons, welche sie von ihrem Reisenden Pear ce erbielten. Ancylogyne longiflora Hook. (tab. 5588) ist eine dritte Acanthacee von besonderer Schön- heit, welche wir ebenfalls der um Einführung neuer Pflanzen sich verdient gemachten Handelsgärtnerei von James Veitch & Söhne in Chelsea (Vor- stadt von London) verdanken. Auch diese hat Pearce entdeckt, und zwar bei Guayaquil, einer Stadt der Republik Ecuador. Die breit-elliptischen und ebenfells unbehaarten, sowie buchtig-gezähnten. Blätter bieten nichts Besonderes dar, ausser dass sie eine nicht unbedeutende Grösse haben (bis 10 Zoll Länge und 5 Zoll Breite). Dagegen fallen die ebenfalls über 25 Zoll langen, röhrenförmigen und mit einem sehr kurzen Saume versehenen Blüthen um so mehr in die Augen, als sie eine schöne vio- lettrothe Farbe haben und einen endständigen, ziem- lich reichen und rispenförmigen Blüthenstand bilden. Barleria Gibsoni Dalz. (tab. 5628) weicht in ihrer ganzen Erscheinung von den 3 eben bespro- chenen Acanthaceen wesentlich ab; sie ist strauch- artig, ebenfalls völlig unbehaart und besitzt ganz- randige, eirund-Jängliche, kurzgestielte Blätter von 2—4 Zoll Länge, aber nur die Hälfte breit. Die ziemlich grossen und violetten Blüthen besitzen eine 13 Zoll lange Röhre und einen über 1% Zoll im Durchmesser enthaltenden, flach - ausgebreiteten Ausser den beiden kaum herausragenden Staubgefässen sind noch 3 tadenförmige Organe (Staminodien) vorhanden. Die Blüthen kommen in geringer Anzahl am oberen Ende der Zweige her- vor. Die Pflanze wächst in Central-Ostindien und wurde von Anderson, Direktor des botanischen Gartens in Calcutta, nach Europa gesendet. Tinnea aegyptiaca Kotschy (tab. 5637) ha- ben wir während der Londoner internationalen Pflanzen - Ausstellung ohne Blüthen gesehen. Als solche machte sie auf uns keinen Eindruck; es ist selbst sehr fraglich, ob sie mit den braunen Lip- penblüthen im Winkel der kurzgestielten, ellipti- schen, ganzrandigen Blätter bei dem Liebhaber Gefallen erregen wird, obwohl die ersteren einen angenehmen Geruch haben. Die Pflanze bildet einen 4 bis 6 Fuss hohen Strauch aus der Familie der Lippenblüthler, der wegen seiner Verästelung ziemlich buschig wächst. Eingeführt wurde sie durch die kühne Tochter der nicht weniger kühnen Mutter, der leider vor Kurzem verstorbenen Wittwe des holländischen Kaufmannes Tinne und am obern Nil entdeckt. Es wird die Leser der Wochenschrift interessiren, zu erfahren, dass Fräulen Tinne von Neuem sich zu einer Reise nach dem Innern Afri- ka’s vorbereitet. Tapeinotes Carolinae Wawra (tab. 5623) 24 ist bereits von uns früher (6. Jahrg. S. 326) be- sprochen und spielte eine Zeit lang als Aussstel- lungspflanze eine Rolle. Sie ist keineswegs neu, sondern die bereits von Martius entdeckte Ges- nera barbata, welche später vou ihm Tapina barbata genannt wurde, nach Hanstein aber in das Genus Ligeria gehört. Siphocampylos Humboldtianus DC. (t. 5631) fand sich als S. fulgens (fl. Mag. tab. 313) auf der Londoner internationalen Pflanzen - Ausstellung des vorigen Jahres (s. 9. Jahrg. der Wohhenschr. S. 239) vor. .Es ist eine halbstrauchartige Pflanze mit behaarten Aesten und Zweigen. Die eirund- lanzettförmigen Blätter sind lederartig, gezähnt und nur auf der Unterfläche behaart. Aus ihrem Win- kel kommen die zinnoberrothen, bis 2 Zoll langen Blüthen mit oben bauchiger Röhre hervor. land ıst wahrscheinlich Peru. Glyphaea Monteiroi Hook. fil. (tab. 5610) ist eine strauchartige Tiliacee des tropischen West- Afrika, welche von dem Reisenden Joachim Mon- teiro zugleich mit der sonderbaren Welwitschia | setzt, haben eine häutige Konsistenz und besitzen mirabilis gefunden wurde. Sie scheint ziemlich bu- schig zu wachsen und ist völlig unbehaart. Ihre Vater- länglichen und lang - zugespitzten Blätter sind ge- ı Blüthen besetzten und horizontal-abstehenden Trau- zähnt und haben eine Länge von 4-— 6 Zoll bei der Hälfte Breite. Ihre Substanz ist hautartig. Die über 1 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen sind gelb und bilden in dem Winkel der Blätter in geringer Anzahl Doldentrauben. Dombeya Mastersii Hook. fil. (tab. 5639) ist eine ostafrikanische Stereuliacee, über deren Ein- führung uns nichts bekannt ist. Die Art und Weise ihrer Befruchtung ist nach .dem jetzigen Herausge- ber des Gardeners Chronicle, Dr. Masters, sehr interessant. Die Narben ragen nämlich weit aus der Blüthe hervor, während die nach aussen auf- | springenden Staubbeutel kurze Stiele haben. fruchtbare Staubgefässe erreichen dagegen die Nar- ben und bilden den Vermittler, indem sie sich an- fangs über die fruchtbaren herabbiegen, so dass der ausgeworfene Blumenstaub von ihnen festgehalten werden kann. Ist das geschehen, so richten sie sich wiederum in die Höhe und die Narben rollen sich abwärts, um mit ihnen in Verbindung zu kommen. Die Pflanze ist ein hübscher Blüthenstrauch, | der bei uns bis 5 Fuss hoch wird und sich wenig verästelt. Die herzförmigen und plötzlich zuge- spitzten Blätter haben 5—7 Zoll Durchmesser und | sind auf beiden Flächen mit Haaren besetzt. Aus ihrem Winkel kommen die kurzgestielten Dolden- trauben, welche eine Reihe weisser und 1 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen tragen. Pleroma sarmentosa Naud. (tab. 5629), auch Un- | - [ als Lasiandra (Naud.), Chaetogastra (DC.) und Rhexia sarmentosa (Bonpl.) beschrieben, besitzt, wie die anderen Arten dieses Geschlechtes, schöne, grosse, hier 2 Zoll im Durchmesser enthaltende Blu- men von blauer Farbe, welche ziemlich zahlreich am Ende der Zweige zum Vorschein kommen. Sie bildet, gleich vielen anderen Melastomateen unserer Gewächshäuser, einen niedrigen, aber buschigen und dankbar blühenden Strauch, über und über mit Blüthen bedeckt. Die herz- oder eilanzettförmigen, bis 15 Zoll langen Blätter sind der Länge nach von 5 oder 7 Nerven durchzogen. Entdeckt wurde die Pflanze bereits von Humboidt und Bonpland in Peru, ist aber erst neuerdings durch Dr. Jame- son eingeführt worden. Combretum mieropetalum DC. (tab. 5617) ist eine der schönsten Lianen aus dem östlichen Brasilien und verdient wegen des Reichthumes an Blüthen, welche jährlich zum Vorschein kommen, ' Beachtung. Die gegenüberstehenden und kurzge- stielten Blätter sind nur in der Jugend auf der Unterfläche mit abfallenden Schilferschuppen be- eine Länge von 3— 5 Zoll. Aus ihrem Winkel kommen die dicht an der obern Seite mit gelben ben hervor. Ihre Einführung kennt man nicht, sie befand sich aber zuerst im botanischen Garten in Dublin. Dalechampia Roezliana Joh. Müll. (tab. 5640) ist eine mexikanische Euphorbiacee, welche in ihrem Habitus an die Bougainvilleen erinnert und gleich diesen sehr zu empfehlen ist, schliesst sich aber auch wegen der grossen rothgefärbten obersten Blätter, zwischen denen die unbedeutenden Blüthenstände hervorkommen, der Euphorbia ful- gens und anderen ähnlichen Arten dieses Geschlech- tes an. Der bekannte Pflanzen - Sammler Rözl schickte Exemplare nach dem botanischen Garten nach Zürich, von wo sie zunächst an van Houtte in Gent und dann nach England an William Bull kam. Sie bildet einen sehr buschigen Strauch von 3 bis 4 Fuss Höhe und hat grosse, oft über 6 Zoll lange, elliptische Blätter mit gesägtem Rande. Synadenium Grantii Hook. fil. (tab. 5633) ist eine andere Euphorbiacee der Länder der Nil- quellen, welche von den: berühmten Reisenden Speke und Grant entdeckt wurde und wiederum Zeugniss ablegen kann von der Lebenszähigkeit ge- wisser Pflanzen. Bei der Bearbeitung der von den genannten Reisenden gesammelten Pflanzen fand nämlich Thomson noch ein Stück dieser Art nicht völlig ausgetrocknet. Er brachte es in das Ver- mehrungshaus und jetzt stellt es eine 7 Fuss hohe Pflanze dar. In botanischen Gärten mag sie In- 248 teresse haben, Liebhabern ist sie nicht zu empfeh- len. Die fleischigen Stengel und Aeste erhalten die Stärke eines Daumens und sind mit umgekehrt- eirund-spathelförmigen, dunkelgrünen und saftigen Blättern besetzt. Die Blüthen gleichen denen un- serer Euphorbien und sind von rothen Hüllblättern umgeben. Brachystelma Barberiae Hook. ist eine der interessantesten Asklepiadeen Südafrika’s, von der Mrs Barber in Graham’s Town eine Zeichnung angefertigt hat. Diese ist hier (tab. 5607) wieder gegeben, denn leider befindet sich die Pflanze nicht in Kultur. Entdeckt wurde sie durch den Bruder der besagten Dame, Bowker. Die Wurzel bildet, wie bei manchem Oyclamen, einen flachgedrückten fast 5 Zoll im Durchmesser enthaltenden fleischigen Knollen, wo am Rande die Wurzelfasern hervor- kommen. Der Stengel ist sehr verkürzt und ist mit breitlänglichen, 4 bis 5 Zoll langen und flach ausgebreiteten Blättern besetzt, während die 1 Zoll im Durchmesser enthaltenden, hauptsächlich braunen Blüthen einen ungestielten Kopf von 4 bis 5 Zoll Durchmesser bilden. Peperomia arifolia Miqu. $. argyreia (tab. 5634) kommt auch als P. maculosa in den Gär- ten vor und ist bereits mehrmals von uns erwähnt worden. Sie unterscheidet sich von der P. mar- morata sehr leicht durch die Abwesenheit eines Stengels, so dass die langen und rothen Blattstiele mit ihren überhängenden und schildförmigen Blättern von fast 5 Zoll Länge und 33 Zoll Breite direkt aus der Wurzel entspringen. Nie stammt aus dem südlichen Brasilien und wurde von dem unglückli- chen letzten Sammler der Londoner Gartenbau-Ge- sellschaft, Weir, entdeckt. Gomphia Theophrasta Lind. (tab. 5642) ist eine der schönsten Blattpflanzen, welche vor eini- gen Jahren häufiger auf den Ausstellungen erschien und auch mehrmals von uns besprochen worden ist. Sie gehört zwar in die Familie der Ochnaceen, schliesst sich aber im Habitus durch den einfachen, am obern Ende mit einer Krone grosser, Fuss-lan- ger und 3 Zoll breiter Blätter versehenen Stamm den Theophrasteen an. Hoch scheint die Pflanze nicht zu werden. Die elliptisch - spathelförmigen Blätter sind kurzgestielt, am Rande gezähnelt und ziemlich lederartig. Aus ihrer Mitte erhebt sich die aufrechte und Fuss-lange Rispe gelber Blüthen. Regel hat diese Art unter dem Nameu Wolken- steinia Theophrasta (Gartenfl. XIV, 131, 1.471) beschrieben. Sie stammt aus Süd- Amerika und wurde von Linden in Brüssel eingeführt. Grias cauliflora L. (tab. 5622) ist ein dem vorigen im Habitus sich anschliessender Baum mit einer Höhe von 30 — 50 Fuss, ohne dass er sich verästelt, und mit einer schönen Krone 3—4 Fuss langer und 10 Zoll breiter und lederartiger Blätter versehen. Diese sind ausserdem kurzgestielt, dun- kelgrün und haben am Rande schwache, ausge- schweifte Zähne. Die Blüthen kommen, zum Theil weit unter den Blättern, am Stamme in kleinen Büscheln hervor, sind gelb, ausserordentlich wohl- riechend und haben 2 Zoll im Durchmesser. Die Pflanze wächst in Westindien und gehört in die Familie der Myrtaceen. Trotz des unterständigen Fruchtknotens möchte sie doch den ÜCrescentien und mit diesen den Dilleniaceen näher stehen. Clavija fulgens Hook. fil. (tab. 5626) ist wie- derum ein Baum von palmenartigem Habitus, als welcher er sich nicht verästelt, sondern am obern Ende eine Krone grosser, hier über 1 Fuss langer, aber nur 3—5 Zoll breiter und lederartiger Blätter trägt. Diese sind ausserdem elliptisch-spathelförmig, sehr kurzgestielt und nur am obern Theile mit ent- fernten Zähnen versehen. Ihre Farbe ist besonders dunkelgrün, so dass die dunkel - orangefarbigen, in der Mitte aber gelben, dichte und bis 4 Zoll-lange Aehren bildenden Blüthen von 6—8 Linien Durch- messer um so mehr hervortreten, Myrtus Cheken Spreng. (tab. 5644) ist viel- leicht nur eine Abart der von uns bereits im 2. Jahrgange der Wochenschrift (S. 249) erwähnten M. Luma Mill., welche mit M. Ugni in London wegen ihrer wohlschmeckenden Früchte bereits kul- tivirt wird. Gleich dieser Art stammt sie aus Peru und Chili. Sie wurde wahrscheinlich durch James Veitch & Sons eingeführt und stellt einen ziem- lich dicht-wachsenden Strauch, mit kleinen, # Zoll langen und immergrünen Blättern dicht besetzt, dar. Wie bei unserer Myrte, so befinden sich auch hier die weissen, aber nur mit 4 Blumenblättern ver- sehenen Blüthen einzeln im Winkel der Blätter. Rhododendron Fortunei Lindl. (tab. 5596) wurde von Fortune in der chinesischen Provinz Tschekiang (Uhekiang) entdeckt und möchte viel- leicht auch bei uns im Freien aushalten, da die Pflanze auf Bergen von 3000 Fuss Höhe vorkommt. Es steht der Himalaya-Art, Rh. Griffitbianum, wo- von Aucklandii nur eine Abart ist, am nächsten und hat, wie diese, längliche, aber mit einer Spitze versehene und dick -lederartige Blätter, welche auf der Unterfläche nur blasser gefärbt sind. Die hell- rosafarbigen Blüthen haben eine flach - glockenför- mige Gestalt und den bedeutenden Durchmesser von 3 — 314 Zoll. Die Zahl ihrer abgerundeten Ab- schnitte beträgt 7. Einen besonderen Werth haben die Blüthen noch durch ihren Wohlgeruch. (Schluss folgt.) Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfllianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 32. Berlin, den 10. August 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 479. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 23. Juli. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt- Ausstellung. XII. — Der Hausgarten. Ideen und Anleitung von H. Jäger. Ausnahmsweise findet wegen nothwendiger Abreise des General-Sekretärs die nächste Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues schon am Dienstag, den 13. August, Abends 6 Uhr, im Palmenhause des Königl. bota- nischen Gartens statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 479, Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 23. Juli. Da der Vorsitzende verreist war, übernahm dessen Stellvertreter, Inspektor Bouch&, den Vor- sitz und berichtete zunächst über die eingelieferten Pflanzen. Aus dem Garten des Kommerzienrathes Dannenberger hatte dessen Öbergärtner, Dress- ler, Bertolonia guttata und Begonia Pearcei in be- reits herangewachsenen Exemplaren ausgestellt. Beide Pflanzen wurden zum ersten Male während der in- ternationalen Ausstellung im Frühjahre 1866 zu London der Oeffentlichkeit übergeben und erfreuten sich allgemein des Beifalls. Dort aber, sowie neuer- dings in Paris, befanden sich nur kleine Pflanzen, weshalb man erst jetzt an dem ausgestellten Exem- plare die Schönheit dieser Melastomatee recht er- kennen konnte. Ihre herz-lanzettförmigen Blätter besassen bereits bei einer Breite von 4 — 4} Zoll eine Länge von 9 Zoll. Die Reihen weisser rund- licher Flecken von 1 Linie Durchmesser nahmen sich auf der sammetgrünen Oberfläche reizend aus. Besitzer von Warmhäusern können wir nicht genug auf diese reizende Blattpflanze aufmerksam machen (s. vorigen Jahrg. d. Wochenschr. S. 175). Begonia Pearcei, deren Einführung man eben- falls, wie die der anderen Pflanze, ‘der grossen Handelsgärtnerei von James Veitch and Sons in London verdankt, weicht von anderen Blattpflan- zen in sofern ab, als sie, um in ihrer eigentlichen Pracht zu erscheinen, ein. gewisses Alter erreichen muss. Möglich, dass ausserdem auch die Art und Weise der Kultur auf ein deutlicheres Hervortreten der herrlichen Zeichnung auf der Oberfläche der Blätter einen Einfluss ausübt. Im Vergleiche zu den Exemplaren, welche wir früher gesehen, nahm sich dieses weit vortheilhafter aus (s. vor. Jahrg. d. Wochenschr. S. 239). Aus dem Garten des Holzhändlers und Kauf- mannes Haseloff war ein interessantes Cypripe- dium superbiens ausgestellt, wo durch weitere Ent- wickelung des einen Seiten-Abschnittes an der Lippe der Blüthe sich noch ein grosser Fortsatz in der Form einer zweiten Lippe gebildet hatte, welcher von der eigentlichen Lippe umschlossen war, so dass 2 Lippen vorhanden zu sein schienen. 2 an- dere Orchideen in vorzüglicher Kultur hatte Ober- gärtner Reinecke aus dem Garten des Geh. Ober- Hofbuchdruckers v. Decker gebracht. Es waren dieses die in ihrer Blüthenfarbe und Grösse sehr abweichende Cattleya Leopoldi, sowie die kleinblü- thige Bifrenaria tetragona, in besonders grossen Exemplaren. Professor Koch übergab eine Agave Verschaf- feltii, welche er eben von der Handelsgärtnerei von Ambr. Verschaffelt in Gent erhalten hatte, um zu zeigen, wie wandelbar diese Art und mit ihr die meisten Agaveen in Gestalt und Farbe sind. Vorliegendes Exemplar glich vollständig der Agave, 32 N welche bei uns als A. complanata vorkommt. Kauf- mann Haseloff stimmte der Veränderlichkeit der Agaveen bei. Auch er habe nach und nach Exem- plare derselben A. Verschaffeltii direkt bezogen, ‚von denen jedes ein anderes Aussehen gehabt habe. Agaven, aus Samen erzogen, zeigten oft solche Verschiedenheiten unter den daraus hervorgegan- genen Pflanzen, dass Nicht - Eingeweihte sie stets für besondere Arten halten würden. Zu gleicher Zeit theilte er mit, dass jetzt eine interessante Agave, die er für die echte A. micracantha halte, bei dem Kunst- und Handelsgärtner Allardt in der Lindenstrasse blühe.e. Auch habe ihm der In- spektor des botanischen Gartens in München mit- getheilt, dass die echte A. Potatorum bereits blühe. Er werde eine genaue Zeichnung der Pflanze nebst einigen Blüthen, schliesslich auch ein kleines Exemplar derselben erhalten und dann später weiter darüber berichten. Er zweifele schon jetzt nicht daran, dass A. Verschaffeltii und die übrigen von ihr als selbständig aufgestellten Arten nichts weiter seien, als kleinere Formen der A. Potatorum. In Paris bei Cels habe er ziemlich ausgewachsene Exem- plare dieser Art von 1 Fuss und von fast 3 Fuss im Durchmesser gesehen. Aus dem botanischen Garten hatte der In- spektor Bouch&@ eine grössere Sammlung blühender Pflanzen ausgestellt, von denen wir zunächst auf das rothblühende Delphinium cardinale aufmerksam machen. Obschon seit einem Jahrzehend eingeführt, hat es trotzdem noch keine allgemeine Verbreitung gefunden. Und doch verdient es dieselbe, zumal es der bis jetzt einzige Rittersporn ist, dessen Blü- then eine rothe Farbe haben. Eine prächtige Pflanze stellte ferner ein Uypripedium barbatum superbum dar. Weniger wegen ihrer Schönheit, als vielmehr wegen der schleimigen Eigenschaften der Samen, welche letzteren jene mit denen des Leins, der Quittenkörner u. s. w. gemein haben, nahm Salvia Columbaria das Interesse der Anwesenden in An- spruch. Sie ist in Kalifornien einheimisch. Spra- guea umbellata ist eine fleischige Portulacee mit hübschen, Immortell-ähnlichen Blüthen und fängt allmählig an, sich mehr in den Gärten zu verbrei- ten, zumal sie sich als einjährige Pflanze sehr gut im Freien kultiviren lässt. Gamolepis Tagetes ist ein kleiner Körbchenträger, baut sich aber mit sei- nen zahlreichen Blüthenkörbehen von gelber Farbe ziemlich dicht und verdient deshalb als Teppich- Pflanze Empfehlung. Kunst- und Handelsgärtner Demmler übergab eine Anzahl Florblumen, welche er auf seinen Kul- turfeldern im Grossen gezogen hatte. Unter ihnen befanden sich schöne neue Formen von Chrysan- themum carinatum, von denen jetzt auch gefüllte in grösserer Mannigfaltigkeit zum Vorschein kom- men, ausserdem selbst aus Samen gezogene neue Sorten von Verbenen. In Betreff der von ihm seit einigen Jahren kultivirten Wassernuss (Trapa nutans), über die er bereits im vorigen Jahre be- richtet habe, fügte er noch hinzu, dass sie ausser- ordentlich gedeihe. Da sie ausserdem das Wasser der Teiche und andere stehende Gewässer verbes- sere, so sei sie sehr zu empfehlen. Endlich hatte Öbergärtner Boese aus den Metz’schen Baumschulen in Steglitz ebenfalls einige Fiorblumen ausgestellt. Er empfahl vor Allem die jährigen und ausdauernden Phloxe, besonders von den ersteren: Wilhelm I., Prince royal und den verbesserten Radowitzi, von den letzteren den erst in den Handel gekommenen Phlox Mad. Dannart. Besondere Aufmerksamkeit erregte ferner eben- daher das Sortiment neuer Erbsen wegen der Trag- barkeit der Pflauze und der Süssigkeit der Körner. Unter den Zucker - Erbsen ist vor Allem Vilmo- rin’s Knight marrow mit blasenartig-aufgetriebener Hülse zu empfehlen, unter den Pahl- Erbsen hin- gegen zeichneten sich aus: Pr&s nain de Bretagne, Peabody’s späte Zwerg-Erbse und Mac Lean’s prin- cess royal. Laxton’s prolifice early long pod ist keineswegs früh, wie der Name sagt, und hat auf gleiche Weise in den Hülsen nicht mehr Körner, als die Daniel OÖ’ Rourke, der sie sonst gleicht. Unter den hohen Erbsen empfahl Obergärtner Boese: Mac Lean’s prolifie, Prince of Wales und Veitch’s Perfection. Als Karote nannte derselbe die - früheste fran- zösische vorzüglich. Endlich legte er unter dem Namen Erin queen’s dwarf ash-leaved kidney eine gute Speise-Kartoffel vor. Der General-Sekretär, Professor Koch, theilte ein Schreiben des Geschäftsführers des Deutchen pomologischen Vereines, Dr. Lucas, mit, worin er den Verein zur Beförderung des Gartenbaues er- sucht, seine Zustimmung zur Ergänzung des An- fang vorigen Jahres für die 5. Versammlung deut- scher Pomologen, Obst-, Wein- und Gemüsezüchter erwählten pomologischen Ausschusses zu geben. Durch den Tod des Sanitätsrathes Jahn in Mei- ningen und des Apothekers Fehleisen in Reut- lingen habe dieser 2 Mitglieder verloren, welche jetzt durch den General - Konsul Lade in Geisen- heim, einem erfahrenen Kenner der neueren -Birn- sorten, und durch den Gutsbesitzer Jordan in Deidesheim, der oft schon die Verhandlungen über Weinbau während der Versammlungen leitete und einer der tüchtigsten Wein-Produzenten sei, ersetzt werden sollten. Es sei aber überhaupt wünschens- werth, den pomologischen Ausschuss noch um 2 Mitglieder zu vermehren, also die Zahl von 13 auf 251 15 zu erhöhen, beiden in Vorschlag zu bringenden Präsidenten der 5. Versammlung deutscher Pomologen, Obst-, Wein- und Gemüsezüchter, den Geh. Ober-Regierungsrath Heyder in Berlin und den Direktor der landwirth- schaftlichen Centralstelle, v. Oppen in Stuttgart, ebenfalle zu Mitgliedern des pomologischen Aus- schusses zu ernennen. Die Vorschläge wurden von Seiten aller Anwesenden gut geheissen, Ferner theilte Professor Koch aus 2 Briefen, welche er von dem Direktor des pomologischen In- | stitutes für Schweden, Dr. Oeneroth in Stock- holm, und von dem Gutsbesitzer Formann zu Bergen in Norwegen erhalten, mit, um darzulegen, welche T'heilnahme der Obstbau selbst im hohen Norden noch findet und wie man dort bemüht ist, ihn selbst unter den -ungünstigsten Verhältnissen zu fördern. Diese Bestrebungen und Erfolge in Schweden und Norwegen halte er Denjenigen bei uns entgegen, welche dem Obstbaue mit Ansichten, dass derselbe nur für gewisse, günstig gelegene Gegenden Deutschlands passe, ausserdem aber kei- nen Nutzen bringe und nur unnöthige Ausgaben verursache, entgegentreten. Nach seiner Meinung wachsen allenthalben in Deutschland Obstbäume, in sofern man nur das richtige Verständniss habe und die gehörige Auswahl der Sorten treffe. Mehr als einmal seien bei den Obst - Ausstellungen der deutschen Pomologen - Versammlungen, und zwar keineswegs sehr kleine Sammlungen von Obst aus den ungünstigsten Gegenden, wie mitten aus dem Thüringer Waldgebirge und aus der Rauhen - Alb, vorhanden gewesen, welche die eben ausgesprochene Ansicht völlig widerlegen. Gutsbesitzer Formann habe bereits seine Be- theiligung bei der Reutlinger Ausstellung zugesagt, Dr. Oeneroth hingegen Mittheilungen über den Stand seiner Obstbaumschulen gemacht. Diese hät- ten hauptsächlich den Zweck, die Obstsorten fest- zustellen, welche in Schweden, selbst noch in der nördlichen Lage von Stockholm (60 Grad n. Br.), gedeihen. Aus dieser Ursache habe er (Dr. Oene- roth) nach und nach aus Deutschland (besonders von dem Superintendenten Oberdieck), aus Frank- reich (durch Decaisne) und aus Grossbritannien (durch die Gartenbau-Gesellschaft in London) 1,250 verschiedene Sorten von allerlei Obst bezogen, um deren Verhalten gegen die klimatischen Verhältnisse in Schweden kennen zu lemen. Koch sei man deshalb auch unserer Regierung zu grossem Danke verpflichtet, dass sie ‚bereits eben- falls, und zunächst für Schlesien, ein solches po- molögisches Institut: in's Leben gerufen und auch ferner die Absicht habe, in anderen Provinzen all- mählig dergleichen zu gründen, Nach Professor | Aus dieser Ursache bitte er, die | Inspektor Bouch& legte das Sortiment neuester Himbeeren, welches der Verein, um Kultur- Ver- suche damit anzustellen, vor einigen Jahren erhal- ten hatte, vor. Das Resultat war, dass die früheren guten Sorten keineswegs, weder an Geschmack, noch an Grösse oder Tragbarkeit, übertroffen sind, sondern im Gegentheil fast durchaus den Vorzug haben. Professor Koch theilte mit, dass er von einem verehrten Mitgliede ‚des Vereines, dem Pfarrer Bor- nitz in Lichtenberg, 2 Rosen, ziemlich innig zu- sammengewachsen, erhalten habe. Die beiden Frucht- knoten seien, trotz der innigen Vereinigung, noch deutlich zu erkennen gewesen, während die Blu- menblätter beider Exemplare nur eine einzige Blume dargestellt hatten. Der in die Länge gezogene Fruchtknoten beweise, dass die Sorte aus der Da- mascener Rose hervorgegangen sei. Das Interes- santeste dabei erscheine ihm der Umstand, dass nicht allein die Mehrzahl der Blumen an dem Ro- senstocke zu 2 zusammgewachsen gewesen sei, son- dern dass sich diese Zwillingsrosen regelmässig all- jährlich auf gleiche Weise, wie es bei einigen Apfelsorten, so bei dem T'hüringischen Hafer- Apfel, der Fall ist, wiederholen, dass also der abnorme Zustand normal geworden ist. Eine andere abnorme Erscheinung theilt Oar- riere-in der Revue horticole mit. Eine Aesculus rubicunda (grosse, rothblühende Rosskastanie), die, obwohl es nicht geschichtlich nachgewiesen ist, wohl ohne Zweifel einen Blendling der A, Hippocasta- num und Pavia darstellt, trug in Paris zu gleicher Zeit rothe und weisse Blüthen an bestimmten Zwei- gen. Nach Prof. Koch und Inspektor Bouch& liegt demnach derselbe Fall vor, wie er auch bei Cytisus Adami, einem Blendlinge des ©. Laburnum und purpureus, oft vorkommt, wo nämlich an einem und demselben Aste die ursprünglichen Arten an besonderen Zweigen zum Vorschein kommen, wäh- rend andererseits der Blendling ebenfalls noch in seiner Reinheit vorhanden ist. Der Vorsitzende legte Zweige der Metrosideros tomentosa vor und bemerkte dabei, dass er wenige Pflanzen kenne, die einer so mannigfachen Umwan- delung, ohne sie aus dem Samen zu erzielen, fähig seien. Ursprünglich ist die Pflanze fast in allen ihren Theilen, besonders an den Blättern und jun- gen Zweigen, mit einem weisslich-grauen Filze be- kleidet, wird sie älter, so verschwindet diese Be- kleidung zuweilen an den Blättern und Zweigen, oft aber entwickeln sich aus dem alten Holze junge Zweige, die keine Spur einer Behaarung wahrneh- men lassen, sondern ganz kahl und sogar gläuzend sind; an solchen Zweigen verändert sich auch die Form der Blätter, indem sie ihre ovale Form ver- 922 2 lieren und elliptisch, mit einer ziemlich lang-vorge- zogenen Spitze erscheinen. Vor etwa 10 Jahren zeigte sich an einem Exemplare dieser Pflanze ein Zweig mit weiss-panachirten Blättern, welcher, als Steckling behandelt, sehr bald Wurzeln trieb und jetzt zu einem 5 Fuss hohen, breiten Strauche her- angewachsen ist. Bei dieser Abart haben die Blät- 19) ter nicht nur eine andere Färbung, sondern auch eine andere Form angenommen, sie sind nämlich am Rande etwas wellenförmig und die Blattfläche, wie bei einigen Ilex-Abarten, spiralförmig gedreht. Eine andere Eigenthümlichkeit der Pflanze besteht darin, dass sich aus dem älteren Holze oft 1 Fuss lange Luftwurzeln bilden, was, mit Ausnahme der Metrosideros buxifolia, wohl sonst bei anderen Myr- taceen nicht vorkommen dürfte. Ferner machte derselbe wiederholt auf die Dankbarkeit der neuholländischen Ehrenpreis-Arten (Veronica) aufmerksam, indem sie, in’s freie Land ausgepflanzt, vom Anfang Juli bis zum Spätherbst überaus reichlich blühen, wie eine vor dem Palmen- hause befindliche Gruppe durch den Augenschein am besten beweise, dennoch aber finde man sie zur Verschönerung der Sommergruppen selten an- gewendet, was um so mehr zu verwundern sei, als sie sich, im Herbste mit Ballen eingepflanzt oder auch nur eingeschlagen, in jedem, selbst nicht ein- mal ganz frostfreien Raume, z. B. in Kästen, sehr gut überwintern lassen. « Auch wurden 2 Proben, und zwar von zer- stampftem Tannen- und Espen-Holz (Zitterpappel), wie man diese Holzarten zur Papier - Fabrikation vorbereitet, vorgelegt; im Harz ist: eine derartige Fabrik errichtet, in der das Holz durch Dampfma- schinen in eine breiige Masse umgewandelt wird, um Papier daraus anzufertigen. Vom Vorsitzenden wurde die Frage: „Welcher Rosensorten bedienen sich die französischen Rosen- züchter zur Erzielung neuer Sorten?” aufgeworfen, ein Gegenstand, der vielen deutschen Gärtnern un- bekannt ist und daher einer Erörterung werth zu sein scheine. Professor Koch beantwortete diese Frage dahin, dass nach genau eingezogenen Nach- richten wohl nur sehr ausnahmsweise Kreuzungs- Versuche gemacht werden, dass die eigentlichen Rosenzüchter, wie die drei Verdiers, Margottin u. s. w. von beliebten Rosen, z. B. Gen@ral Jacque- minot, solche Blumen auswählen, wo Stempel sich entwickelt haben, um sie mit dem Blumenstaube anderer, welche halbgefüllt, wo also noch Staubge- fässe vorhanden sind, zu befruchten. Der auf diese Weise erhaltene Samen wird ausgesäet. Da man nun Jahre lang warten muss, bevor die Samen- pflanzen blühen, und von vielen Tausenden kaum die Eine oder Andere in den Handel gebracht zu 2 werden verdient, so bleibt die Neuzucht von Rosen stets eine Zeit und Geld in Anspruch nehmende Sache. In der Regel wird von den Rosengärtnern bei der Ausgabe der neuen Sorte auch die Ab- stammung angegeben. Von Ligustrum Koellerianum, welches schon einige Male in den Versammlungen als Zierpflanze empfohlen wurde, war ein diesjähriger Steckling, der bereits eine Blüthenrispe trug, vorgezeigt (8. vor. Jahrg. 8. 257). Auch wurde mitgetheilt, dass der Akklimati- sations-Verein zu Berlin Ende September d. J. eine Ausstellung veranstalten werde, und, da bereits in reichlichem Masse werthvolle Prämien bestimmt zu- gesagt sind, zu einer recht reichlichen Beschickung aufgefordert, indem auch Nicht-Mitglieder konkur- riren können. Wann und wo die Ausstellung statt- finden soll, wird durch öffentliche Blätter bekannt ‚gemacht werden. i Schliesslich theilte der Vorsitzende das Urtheil der Preisrichter mit, wonach die neuen Pflanzen aus dem Dannenberger’schen Garten den Mo- natspreis zugesprochen erhielten, während das Sor- timent von Erbsen aus den Metz’schen Baumschu- len ehrend anerkannt wurde. Aärtnerifche Priefe über die Pariser Welt-Ausstellung. XIE Paris, den 12. Juli. Bei der 5. Ausstellung waren bekanntlich die grossblumigen Pelargonien in erster Reihe gewesen; dieses Mal, wo die 7. Ausstellung stattfand, hatten da- gegen die Bouquet- und buntblättrigen, also diejenigen, welche zu Gruppen im Freien verwendet werden, die zahlreichen Formen des Pelargonium zonale und inquinans, die hauptsächlichsten Bewerbungen, neben Baumformen erhalten. Von den 13 Bewer- bungen für dergleichen Pelargonien waren auch ‘2 vorhanden, welche nur die Typen unserer Pelargo- nien der Gärten und reine Arten überhaupt in’s Auge fassten. Leider waren nur 3 Bewerbungen beschickt. Sammlungen, aus reinen Arten beste- hend und aus buntblättrigen Arten zusammenge- setzt, fehlten ganz und gar. Nichtsdestoweniger nahmen sich aber die ausgestellten Pflanzen theil- weise recht schön aus. Als Sammlung zeichnete sich vor Allem die von Thibaut. & Ketel&er aus. Die Pflanzen’ wa- ren kräftig und auch schön im Blüthenflor; das feurigrothe Etendard, das etwas hellere Imperial, 258 das fleischfarbige Archev@que de Paris, die noch zarten Sorten: Mad. Hery, die schöne Ge&raldina und Gloire de Corbeny, mit halb weissen, halb men- nigröthlichen Blumenblättern, und viele andere ga- ben ein hübsches Ensemble. Pelargonium inquinans mit gefüllten Blumen waren in prachtvollen Exemplaren, welche 3 Fuss Durchmesser hatten, von Lemoine in Näncy aus- gestellt; ich nenne namentlich die Sorten: Tom pouce und Gloire de Nancy. Durch neue, eigene Züchtungen that sich vor Allem Cassier in Paris hervor; besonders schön war sein Surpasse Beaut€ de Suresnes, rosa, gross und voll, und seine Mad. Amelie Poiton, - feurig- roth, beide von 1866. Die neuen Sorten von Ta- bar in Sarcelle (Seine und Oise) zeichneten sich durch ‘die brennend-rothen Varietäten: Eduard Ta- bar und Ange£line Tabar, erstere mit brauner Kreis- binde auf den Blättern, aus. Aus der Sammlung von Chardine aus Pierrefitte nenne ich: Mr. Ba- rillet, feurig-roth, und Mad. Loise Chauvi£re, fleisch- farbig mit hellerem Rande und dunklerem Grunde. Die Aufstellung von Baumfarnen verdankte man, ähnlich wie bei den früheren Bewerbungen um Palmen während der 4. Ausstellung, ihrer Zahl nach der Chantin’schen Gärtnerei. Ausser ihm war aber noch von Linden in Brüssel und von Stelzner in Gent Einiges geliefert. Unter den Chantin’schen Formen sind beson- zu nennen: Üyathea dealbata, ©. Beyrichiana, aus dem östlichen Brasilien, C. Smithii und ©. medul- laris, ferner Angiopteris evecta vom stillen Ocean und Ceylon, mit gegen 8 Fuss langen Wedeln, A. Willinckü, A. Brongniartii und Taitii, mit sehr derben und ziemlich breiten Blättchen, Alsophila lurida, Hemitelia speciosa aus Süd-Amerika, Also- phila Cooperi, sehr hoch, aber nicht dick, das merk- würdige Blechnum brasiliense, dessen Früchte in der Mitte des Blattes einen Längsstreifen bilden, und noch mehre andere. Die 6 Farne, welche Chantin für die Aufgabe, wo jedes Exemplar 1 Meter Höhe haben musste, be- stimmt hatte, umfassten: Cyathea dealbata, medul- laris, Cibotium princeps, mit 23 Meter langen We- deln, Balantium antareticum und Dicksonia Smithii Hook. Ausserdem sah ich Alsophila excelsa von 5 Fuss Stammhöhe. Die Chantin’schen Farne waren im mehrmals genannten grossen Gewächshause mitten unter Pal- men. Barillet-Dechamps war nämlich vor eini- gen Wochen extra nach dem Süden geschickt wor- den, um das genannte Haus mit Palmen zu füllen und es, seiner ursprünglichen Bestimmung gemäss, zu einem Palmenhause umzugestalten. So befanden sich jetzt nicht weniger als 45 Dattelpalmen darin. Auf dem, jetzt freilich kahlen Rasen in der Mitte stehen die 4 grössten, von ihnen rechts eine rie- sige Musa Ensete, der Stadt Paris von Gu6rin, Maire von Fontainebleau, geschenkt, deren Stamm 9 Fuss Höhe und fast 2 Fuss Durchmesser besitzt, deren Blätter dagegen eine Länge von 10 Fuss haben. Links steht eine schöne Seaforthia robusta. Die übrigen Dattelpalmen sind nebst vielen Cyca- deen an den Seiten vertheilt. Neue Farne waren in wunderbar-schönen und grossen Exemplaren von Linden ausgestellt. Al- sophila amazonica, A. ornata, die Fiederblättchen weitläuftiger, als bei der vorigen, und eine unbe- nannte Art desselben Geschlechtes, deren braune Spreublättchen mit breitem, häutigem und weissli- chem Rande versehen sind, während die dicken, dunkelgrünen Blättchen fein-gekerbt erscheinen und dicht aneinander liegen. Ferner Dicksonia chryso- tricha, mit dichten Drüsenhaaren am Blattstiel, und endlich die merkwürdige Oyathea funebris, deren Stamm fast 24 Fuss Höhe hat, während die Wedel beinahe 8%, ihr Stiel endlich noch fast 3 Fuss mes- sen. Die Wedel sind doppelt gefiedert, die ein- zelnen Fiedern erinnern einigermassen an die von Polypodium vulgare, indem sie ebenso fiedertheilig sind. Im Ganzen verdankte man Linden 10 neue Arten. Schliesslich hatte Linden noch eine Sammlung von 6 Alsophilen ausgestellt: A. gigantea, elegan- tissima (sehr dunkelgrün), pygmaea, ornata, Schaff- neriana und denticulata. Von Stelzner in Gent war ein Goldfarn (Gymnogramme) als neue Züchtung eingesendet, ausserdem aber noch eine Sammlung von 100 Far- nen, die sich sämmtlich für das freie Land eignen. In dieser befanden sich unter anderen die jetzt so sehr beliebten Monstrositäten von Scolopendrium offieinarum, als: ramosum, bimarginatum, cristatum, contractum u. s. w., ferner von Aspidium Filix mas die Formen polydactyla, interrupta, grandiceps mit zusammengekräuselten Spitzen (wenig empfehlens- werth), sowie endlich Osmunda ceinnamomea, Poly- stichum lineare u. a. m. Von ausserordentlichem Interesse war die Aus- stellung exotischer nützlicher und offizineller Pflan- zen. Linden aus Brüssel hatte hiervon nicht we- niger als 74 Arten eingesandt. Die erläuternden Bemerkungen über den Gebrauch der Pflanzen auf den Etiquetten waren geeignet, auch dem Laien die grosse Wichtigkeit der vor ihm stehenden Pflan- zen zu Herzen zu führen — wenn er sich über- haupt die Mühe gegeben, sie anzusehen. So ging Mancher leider gleichgültig an diesen Schätzen vor- über,. da er ja nichts Buntes sah. Von all’ den werthvollen Pflanzen sind gewiss die Chinarinden- 254 Bäume voranzustellen: Cinchona Calisaya, welche die China regia liefert, ©. officinalis, welche die Loxa-Rinde gibt, C. succirubra und eine neue Art waren die Vertreter. Von anderen Rindenbäumen waren Cascarilla grandiflora, Cinnamomum zeylanicum, dulce u. s. w. vorhanden; von Nutzhölzern: Machaerium firmum, ein zur Familie der Schmetterlingsblüthler gehören- der Baum mit Blättern, ähnlich denen unserer Ro- binie (falsche Akazie), die Abends sich zusammen- legen. Bekanntlich liefert diese Pflanze das Poly- sanderholz. Üedrela odorata soll nach der Bemer- kung Linden’s an der Etiquette das feine Blei- stiftholz geben. So viel mir bekannt ist, wird die- ses aber doch bei uns aus dem Holze von Taxo- dium distichum angefertigt. Ausserdem sah man Siphonia elastica, den echten Kautschukbaum vom Amazonenstrom mit seinen dreizähligen Blättern, Myrica pimentoides, Musa textilis, welche die Fa- sern des sogenannten Manilla-Hanfes abgibt (siehe Bonplandia VII, 1859, p. 16), die echte Smilax medica mit fast Fuss - langen, 4 — 5 Zoll breiten, ovalen und etwas schiefen Blättern, auf denen sich weisslich-grüne Flecken zeigen. Zum ersten Male eingeführt ist: Myrospermum peruiferum, die Mutterpflanze des echten peruani- schen Balsams. Es ist ein kleiner Baum mit un- paarig gefiederten Blättern. Die einzelnen Blätt- chen sind eiförmig, 14 Linien. lang, und halb so breit, dabei lederartig und glänzend. Interessant war ein neuer, sehr wohlrichender T'hee aus dem südlichen Brasilien, der von einem kleinen Strauche aus der Familie der Monimiaceen, Citrosma Lin- deni, stammt. Die länglich-herzförmigen, feinwellig- gekerbten Blätter hatten über 18 Linien Länge und 9 Linien Breite. Ferner das so interessante Erythroxylon Coca, dessen Blätter von den Indianern in Peru, auf der Sıerra Nevada und Santa Marta, gegessen werden, um darnach im Stande zu sein, mehre Tage ohne Essen, Trinken und Schlafen zu- zubringen. Es ist die vorhandene Pflanze noch ein kleiner Strauch — wie überhaupt die meisten eingesendeten Exemplare nicht bedeutend gross sind — mit länglich - stumpfen, 10 Linien langen und 3, Linien breiten Blättern. Ich nenne noch llex parayguänsis, den Mate der Süd - Amerikaner, welche den sehr beliebten Thee der dortigen Be- wohner liefert, Ilex Congos mit ovalen Blättern, von der aus St. Paul in Brasilien der Mat& - Thee stammt, Monodora grandiflora, den Muskatnussbaum von Guinea, Hura crepitans, deren Frucht als Streu- sandbüchse dient, Strychnos Nux vomica, Strychnos Curare, welche das furchtbare Pfeilgift liefert und noch andere. Aus diesen Bruchstücken ergibt sich schon, welch’ schöne Sammlung dem Beschauer hier vor Augen geführt wurde. Gar nicht genug kann in unseren botanischen Gärten die Kultur solcher nütz- lichen Gewächse empfohlen werden. Es wäre sehr wünschenswerth, dass sämmtliche, bis jetzt noch fehlenden offizinellen und Handelspflanzen baldmög- lichst in unseren Gärten wären. Durch Linden’s grosse Gärtnerei in Brüssel ist die beste Gelegen- heit dazu gegeben. Auch van Hulle, Inspektor des botanischen Gartens bei der Universität in Gent, hatte eine Sammlung offizineller und anderer, zu dem Men- schen in Beziehung stehenden Pflanzen eingesendet. Sie waren nicht so zahlreich, aber, was sehr wichtig ist, es befanden sich auf den Etiquetten die Autoren-Namen der ausgestellten Pflanzen, die leider sonst bei den allermeisten Pflanzen fehlten. Haematoxylon compechianum, Swietenia Mahagony, Sapindus Saponaria, T'heobroma Cacao, Hymenaea Courbaril, Oerbera Manghos, die das Tangbin, einen krystallisirbaren, sehr giftigen Stoff liefert, Durio zebethinus, Chiococca racemosa und andere mehr waren vertreten. Von Orchideen war diesmal wiederum Ausge- zeichnetes vorhanden. Lüddemann trug den ersten Preis davon. Ich nenne Cypripedium Stonei, Ober- lippe weiss mit- dunkelpurpurnen Längsstreifen, A&- rides quinquevulnerum mit Trauben von 1 Fuss Länge, A. affıne verum, ähnliche Dimensionen, A. odorata purpurascens u. s. w. Auch Thibaut & Ketel&er hatten wiederum dazu beigetragen. Aus ihrer Zahl verdient genannt zu werden: ÖOncidium Harrissonii, Trichopilia erispa, Saccolabium curvi- folium. Nadaillac & Guibert hatten dagegen ein schönes Angraecum sexquipedale, wo aus der weissen, fast porzellanartigen Blume der Sporn gegen 1 Fuss weit nach unten herabhing, und viele andere Orchideen geliefert. Die Bewerbung um Laelien war nicht beschickt, obgleich man einzelne davon, sowie Calantheen, in der Sammlung ziemlich und sehr schön vorfand. Gloxinien waren in grosser Menge von Bo- nätre in Neuilly, von Loise Chauvitre (100 Sorten), von Prieul-Paulignier und von Thi- baut & Keteleer ausgestellt. Die Bewerbungen für Nepenthes und Kaladien waren nicht beschickt, ebenso wenig für Rochea, Sarracenia und Amaryllis. Die ausgestellten blü- henden Exemplare des Lilium auratum waren nicht besonders. Um so interessanter erschienen aber die Petunien, wo sich vor Allem Rendatler in Nancy durch einfache und gefüllte Sorten aus- zeichnete. Unter den gefüllten hatten die violetten Blumen von der Madonna nicht weniger als gegen 4 Zoll Durchmesser. Ausser dieser waren noch be- 2559 sonders schön: Surpasse Mad. Lanzeseur, kirschroth mit weissem Mittelstreif der Blumenblätter, Mr. Che- valier, zart-hellrosa mit purpurnen Adern, Mad. Hip- polyte Aubenne, purpur mit weissen Streifen. Un- ter den einfachen Sorten, die sehr vielen Beifall fanden, nenne ich: Etoile du Matin, weiss mit ro- then Längskanten, Mad. Jorand, weiss mit violetten Längskanten, Eclipse, ähnlich, aber die Kanten mehr. blau, Jupiter, schön purpur u. s. w. . Auch Chate& fils in St. Maud& hatte reiche Sammlungen einfacher und gefüllter Sorten dieser beliebten Florblumen ausgestellt. Aus ihrer Zahl verdient unter den 'einfachen bemerkt zu werden: Mr. Henry Demay, purpur mit weissen Ecken, und Mr. Berau, bläulich-purpur mit vielen weissen Strei- fen, sowie unter den gefüllten Mr. A. Dufoy und Louise Alexandre. Eigene Züchtungen von Petunien hatte Tabar gesendet und dadurch ein lobenswerthes Streben für ihre Vervollkommnung an den Tag gelegt. Schön waren Celina au grand, hell- purpur, und Comte Duhamel, weiss mit violetten Ecken, beide | gefüllt. Bei der Bewerbung von Crassula coccinea fand sich nur Alphons Dufoy ein. Die schönsten Sor- ten hiessen: Angelina, Truph@mus und le Pre£coce. Die Massivs von einjährigen Blumen erneuern sich bei jeder Ausstellung in schönster Weise; immer sind es aber Vilmorin-Andrieux & Oo,, die den Sieg davon tragen. Die buntblättrigen Pflanzen von Havard & Co. fanden grade meinen Beifall nicht. Sie waren alle sehr niedrig. Auch Delphinium und Reseda hatte man unbe- rücksichtigt gelassen. Ausgezeichnet waren wiede- rum die schönen abgeschnittenen Stockrosen (Mal- ven) von Margottin. Noch nie sah ich eine solch’ schöne Sammlung; einstimmig erhielt sie den ersten Preis. Die von Loise Chauvitre standen weit nach. Aus der Zahl des Ersteren möchten Beaute de Dysant, hell-feischfarbig, sehr voll, die äusser- sten Blumenblätter, eine Art Hülle bildend, wie das Papier um ein Ballbouquet, ferner Andrew, schön-rosa, G@ant des Batailles, scharlachroth, N£- grette, dunkel-kastanienbraun, fast schwarz, und Vesper Bell, weiss, in der Tiefe dunkler, besonders hervorzuheben sein. Margottin’s Malven standen in keiner Hinsicht den englischen nach. Zu be- merken ist auch, dass er aus der eigentlich zwei- jährigen Pflanze sich eine ausdauernde geschaffen. Er verfährt auf die Weise, dass er nach der Blüthe die Stöcke bis zu 8 Zoll Höhe abschneidet und, was übrig bleibt, im Monat November in Furchen oder ‚auch in Mistbeete bringt (en jauge couch@ ou sous chassis). Die Pflanze erträgt auf diese Weise zwar ganz gut die Winterkälte, aber die Feuchtigkeit würde, wenn das Wasser gefriert, die abgeschnit- tenen Stöcke zerstören, daher sie zu decken sind. Im Frühjahre werden die Pflanzen zertheilt, um sie zu vermehren; der alte Stumpf wird bis auf die Wurzel abgeschnitten. An jedem Stock lässt man nur 2—3 Triebe, die anderen Triebe unter- drückt man. Derlei Pflanzen werden an Blüthen reicher, diese erscheinen selbst schon früher, wenn die Pflanze kaum 1—1}% Fuss hoch ist. Oft findet man dann 100 Blüthen zu gleicher Zeit an einem Stocke. Jedem Liebhaber ist Margottin’s kleiner Katalog seiner Malven (Roses tr&miaires) zu em- pfehlen, weil er darin ausser den Namen seiner 125 Sorten noch genauere Angaben über Kultur macht. Auch mit abgeschnittenen Rosen legte Mar- gottin wiederum grosse Ehre ein, nicht weniger aber auch Duval. Absichtlich hatte Margottin diesmal besonders viele Exemplare der Mare&chal Niel ausgestellt, um das Vorurtheil zu widerlegen, dass diese Rose sich nicht ordentlich öffne. Schade, dass das Holz an dieser schönen T'heerose etwas schwach ist. Manche behaupten, dass sie nur in Margottin’s eigenthümlichem Boden so weit auf- gehe. Ausser dieser erschienen mir an Rosen em- pfehlenswerth: Senateur Reveil, Comtesse C£eile, La Brillante u.s. w. Unter den Duval’schen hin- gegen waren besonders schön: Mad. Furtado, Mad. Charles Crapelet, Parmentier, rosa, Duchesse de Caylus, klein, aber feurig und schön gebaut u.s. w. Auch Marest fils in Montrouge hatte sehr schöne Rosen ausgestellt. Endlich waren auch noch Ch. Verdier, Gochet, Jamain und Lelandais mit Rosen in die Schranken getreten. Neue Sorten verdankte man Granger und Gautreau pere. Letzterer hatte die seinige Vicomtesse de V@sins ge- nannt. Sie ist ähnlich in der Farbe mit S£@nateur Vaisse, aber voller und grösser. Neue Pflanzen waren gar nicht vorhanden. Gemüse ist jetzt immer in grosser Menge ver- treten, da die Societ@€ mutuelle des maraichers sich lebhaft betheiligt. Freilich wird aber auch am nächsten oder am zweiten Tage schon Alles wieder abgeholt, so dass man es oft nicht mustern kann. Ausserdem hatten die Gartenbau-Gesellschaften von ı Nantes und Olermont-Oise sich reichlich betheiligt. Auch eine Sammlung schöner Melonen hatten die Pariser Gemüsezüchter ausgestellt. Früchte fanden sich ausserdem ebenfalls reich- lich vor; gibt es doch hier schon sogar Feigen, Birnen, Mandeln, Pflaumen, ausser Erd-, Stachel- und Johannisbeeren, sowie Kirschen. Merkwürdiger Weise sind die Heidelbeeren in Paris ganz unbe- kannt; sie sollen nur in einigen Distrikten Frank- reichs wachsen. Die schönen Fruchtsuppen und 256 Kaltschalen scheinen die Leute hier auch nicht zu kennen. Schöne Kirschen waren aus Boulogne bei Paris vorhanden. Unter den Erdbeeren scheint man hier Victoria, Mrs Trollop und Eleonore Myatt zu lieben. Eine ausgezeichnete Sammlung verschiedener Früchte hatte die schon erwähnte Gartenbau - Ge- sellschaft von Ülermont - Oise eingesandt. Diese überaus thätige Gesellschaft verdient durch ihren grossen Eifer für Beförderung der Garten - Kennt- nisse besondere Erwähnung. Sie ist erst 1861 ge- gründet und für das ganze Departement in 6 Sek- tionen getheilt. In jedem Monat lässt sie in jeder derselben durch einen Jardinier Professeur 1 Stunde Unterricht ertheilen in der Behandlung des Baum- und Küchengartens. Sie produzirt (jährlich?) 34,025 Kilo (zu 2 Pfund) im Werthe von 6,700 Fr., wo- von für 6,640 Fr. exportirt werden. Billard fils in Fontenay stellte 32 Sorten Jo- hannisbeeren aus. j Auch Weintrauben, aber dieses Mal noch ge- triebene, waren vorhanden. Leroy in Kouba (Algerien) hatte hingegen Früchte von Ficus Opuntia gebracht, die noch auf dem blattartigen Stengel sassen. Dieser war nur 16 Zoll lang, 8% Zoll breit, trug aber nicht weni- ger als 20 dieser sogenannten Indischen Feigen, jede einzelne gegen 2—3 Zoll lang. Ferner ver- dankte man Leroy Cucumis longa, deren Fleisch er vegetabilisches Mark nennt, frische Weintrauben im Freien gezogen, Früchte von Pinus Pinea, mehre Sorten Eierfrüchte (Solanum Melongena), endlich Mandeln, Citronen und andere Südfrüchte. Zu den im Programme nicht vorgesehenen Be- werbungen gehörten zunächst Begonien, . die aber nichts Besonderes enthielten, ferner Nelken, Fuch- sien, Oleander, Euphorbien, vor Allenı aber aus- dauernder Phlox. Letzteren verdankte man in sel- tener Schönheit Lierval. Platycrater arguta, diese neue Hydrangeacee aus Japan, hatte Lemoine in Nancy ausgestellt; bis jetzt ist sie, so viel ich weiss, nicht im Handel. Doch befand sie sich bereits unter den Siebold’- schen Pflanzen in Leiden. Das vorliegende Exem- plar hatte eine Höhe von 2 Fuss. 2 kleine Blendiinge von Abies spectabilis, ge- kreuzt mit Pinsapo, von Dauvesse in Orleans, er- regten allgemeines Interesse; es sollen über sie ge- nauere Untersuchungen angestellt werden. Interes- sant war ferner auch ein grosser Araucarien-Zapfen von 5 Fuss Durchmesser, der in Frankreich gereift war, und zwar in der Bretagne an der Nordküste. Er gehörte der Marquise v. B@d&e in Moncontour. Der Hausgarten. Ideen und Anleitung von H. Jäger. Erläutert durch 35 Gartenpläne auf 12 Tafeln. Das Bedürfniss nach einem Garten, und sollte er noch so klein sein, tritt um so mehr hervor, je weiter man von seiner Wohnung hinaus in’s Freie hat, je mehr man sich im Zimmer aufzuhalten ge- zwungen ist. Diesen Garten möglichst schön zu haben, damit er den Besitzer auch zu fesseln ver- mag, ist die Aufgabe des Gärtners, wenn der Gar- ten gross genug ist oder wenigstens, wenn klein, auch elegant sein soll, um diesen hinlänglich zu beschäftigen. Erlauben es die Mittel nicht, einen besonderen Gärtner zu halten, so muss der Besitzer selbst sich um seine Einrichtung kümmern, aber eben deshalb auch im Stande sein, diese nach ästhe- tischen Prinzipien zu treffen. Wenn auch Beispiele anderer, gut angelegter Gärten am meisten im Stande sind, ihm einen gu- ten Geschmack beizubringen, so ist es doch gut, wenn er ausserdem noch einen Leitfaden zur Seite hat. Er muss sich nur hüten, in der Befolgung der Regeln zu ängstlich zu sein und vor Allem lernen, sich frei zu bewegen. Ein solcher Leitfa- den wird im vorliegenden Buche geboten, welches einen unserer tüchtigsten Landschaftsgärtner, den uns durch viele lehrreiche Bücher im gärtnerischen Fache hinlänglich bekannten Hofgärtner Jäger in Eisenach, zum Verfasser hat. Das Buch ist der Tafeln halber in Quart erschienen und im Aeussern recht gut ausgestattet. Der Inhalt beschränkt sich auf alles das, was zum Verständniss eines Haus- gartens . nothwendig ist; allgemeine gärtnerische Kenntnisse werden vorausgesetzt. Von den 9 Abschnitten, in die das Buch zer- fällt, sind der 4. und 7. unbedingt die wichtigsten. Der Hausgärten gibt es so vielerlei, als die. Be- dingungen anders sind, die ihn in’s Leben rufen. Der Bewohner einer grossen Stadt verlangt für seinen, von hohen Häusern eingeschlossenen Garten etwas Anderes, als der auf dem Lande, welcher an und für sich schon fast ganz und gar im Freien lebt. Der reiche Mann macht andere Ansprüche, als der Arme. Vor dem Wohnhause muss der Garten anders eingerichtet werden, als hinter dem- selben. Der 7. Abschnitt hingegen lehrt die ‘Art und Weise der Bepflanzung. Auf diese kommt am meisten an. Grade diesen Abschnitt empfehlen wir einer aufmerksamen Würdigung. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Der nassauische Weinbau. Eine Skizze, von Dr. Dünkelberg. — Botanical Magazine. 2. Hälfte 1366. 1. Hälfte 1867. (Förtsetzung.) — Die Palmen von Ambr. Verschaffelt in Gent. Der nassauische Weinbau. Eine Skizze, . h : MELLE. im Auftrage des-Divektoriums nassauischer Land- und Forst- wirthe herausgegeben von Dr. Dünkelberg. Mit dem bescheidenen Titel einer „Skizze” hat Dr. Dünkelberg, Professor am landwirtlischaft- lichen Institute zu Wiesbaden, eine Schrift bezeich- net, welche in möglichster Kürze uns eine Ansicht über den Weinbau im Rheingaue und überhaupt im frühern Herzogthume Nassau gibt, aus der wir viel leichter uns eine Kenntniss von den Weinbau- Zuständen des bezeichneten Landes verschaffen, als aus andern sonst darüber geschriebenen Büchern. Wir wünschten, wohl ähnliche Schriften und mit derselben Kürze über alle Weingegenden Preussens und Deutschlands zu haben, um damit schliesslich ein Gesammturtheil über den deutschen Weinbau zu erhalten. Dergleichen monographische Arbeiten, welche bei der Vielseitigkeit des Gegenstandes nur mit einer solchen Unterstützung befähigter Sach- verständiger, wie es hier der Fall gewesen ist, zu Stande kommen können, sind leider meist nur noch „fromme Wünsche” Wir besitzen sie ebenfalls nicht in anderen Theilen der Landwirthschaft, die selbst eine noch grössere Wichtigkeit haben, als der Weinbau, sie fehlen uns Beispielsweise, so weit uns bekannt ist, für Getreidebau, Viehzucht u. s. w. Mit dem Weinbau geht es bei uns, wie mit der Goldgewinnung in Bergwerken. Beide liefern die kostbarsten Produkte, bringen aber dem, der sich mit ihrer Herbeischaffung beschäftigt, einen relativ sehr geringen Vortheill. Wenn man hört, dass die Flasche des berühmten Kaiserweines auf dem Jo- hannisberge mit 27 Gulden bei der öffentlichen Ver- steigerung bezahlt wurde und deshalb gar nicht in den Handel kam, dass wenig geringere Weine mit 14 und 20 Gulden bezahlt sind, so sollte man glau- ben,. dass ein solcher Wein dem Weinbauer eine enorme Rente. bringen müsste. Bekanntlich beloh- nen aber Eisenbergwerke besser, als Goldbergwerke, selbst in dem goldreichen Ural*). Auch die ge- wöhnlicheren Weine geben grösseren Gewinn als die edelsten und demnach theuersten. Lassen wir den Verfasser selbst sprechen. _ Die gegen 13,564 Morgen Landes, welche im Nassaui- schen zum Weinbau angewendet werden, entsprechen einem Kapitalwerthe von gegen 30 Millionen Gul- den mit nur einer geringen Rente von 3 Prozent. Diese reicht demnach nicht im Entferntesten an die- jenige heran, welche der Weinhandel, die Fabrika- tion rheinischer Schaumweine und überhaupt die Spekulation in Wein abwirft. Allerdings ist dabei in die Waagschale zu werfen, dass eine grosse Menge von Menschen,‘ welche sich in genanntem Lande mit Weinbau beschäftigen, ihre Arbeit gut bezahlt erhalten und damit ihre Familien anständig ernähren. Der deutsche Weinbau hat erst seit der Grün- dung und allmähligen Erweiterung des Zollvereines *) Anders verhält es sich allerdings mit dem Goldsuchen in Kalifornien, Neuholland u. s. w. 33 258 bis an die äussersten Grenzen Deutschlands, wo ihm stets ein ungehinderter Absatz innerhalb eines grossen Handelsgebietes gesichert ist, einen grossen Aufschwung erhalten. Da der Nassauer Wein vor Allem aber, wovon die internationale Weinprobe zu Paris erst in der neuesten Zeit ein redendes Zeug- niss abgelegt hat, in seinen besseren und besten Jahrgängen mit den Weinen südlicher und weit günstiger gelegener Länder mit Erfolg um die Palme ringen kann, da er ferner — worauf wir ein besonderes Gewicht legen — durch seine Haltbar- keit und Dauer, die er sich nicht erst durch Zusatz von Sprit, wodurch natürlich Weine leicht zu schwer werden, zu verschaffen braucht, einen nicht hoch genug zu achtenden Vortheil besitzt, so ist er selbst auch noch weit mehr, als viele südländische, sonst noch so vorzügliche Weine, für den Welthandel berufen und wird in demselben immer eine wich- tige Stelle einnehmen. Betrachten wir das lehrreiche Schriftchen von nur 4 Bogen und einer detaillirten Weinbaukarte Naussau’s etwas näher, so beginnt es mit Rück- blicken auf die Weinarten, den Weinbau und den Weinhandel des alten Rheingaues. Verfasser dieses interessanten Abschnittes ist der Hofgerichtsrath Dr. Petri in Wiesbaden. Wenn wir auch keineswegs beistimmen, dass die Weinrebe ursprünglich im Rheinthale zu Hause ist — eine Ansicht, welche übrigens zuerst ausführlich der vor,einigen Jahren verstorbene gelehrte Oenolog Bronner in Wiesloch im Baden’schen in einem besonderen Schriftchen wissenschaftlich zu begründen suchte, — sondern das Gegentheil selbst sehr leicht naturhistorisch be- gründen könnten, wenn es nicht schon geschichtlich feststände, dass die Römer die Weinreben am Rheine eingeführt ‚haben, so sind doch im vorliegenden Buche die geschichtlichen Untersuchungen über die beiden in alten Zeiten im Rheingaue kultivirten Re- bensorten von grössten Interesse. Aus diesen Un- tersuchungen geht hervor, dass die Rieslingstraube sich als solche im Rheingaue ausgebildet hat, also ein Produkt des Rheingaues ist. Diese Rieslings- traube ist demnach diesem eigenthümlich und ge- deiht in keiner andern Gegend. Sie geht in andern Gauen und Ländern, wohin sie verpflanzt wurde, weniger in die Urform zurück, als dass sie vielmehr eine ganz andere Traube wird. Wir haben sie ın der Krim und an den Ufern der Garonne gesehen und erkannten sie kaum wieder; wir haben den aus ihr in der Krim bereiteten Wein getrunken und nicht eine Spur jenes eigenthümlichen Bouquets, was den Rieslings-Wein des Rheingaues auszeichnet, gefunden. Es war überhaupt ein ganz anderer Wein, wie man ihn dort auch fast ganz gleich aus der Burgunder- und anderen Trauben bereitet hatte. Diesem Bouquet verdankt neben anderen vor- züglichen Eigenschaften der Rheingauer Wein sei- nen grossen Ruf; der Nassauer Wein wird deshalb von allen Weinliebhabern der Alten, wie der Neuen Welt hoch geschätzt. Wir sind sonst gewöhnt, die feinsten Wohlgerüche nur unter dem Einflusse einer südlichen Sonne entstehen zu sehen; hier haben wir aber ein Beispiel, wo etwas Vorzügliches sich bildet, was der Süden gar nicht vermag. Und doch ist es auch hier die Sonne, welche fast allein auf die Bildung des Rheingauer Weinbouquets Einfluss hat; je wärmer der Sommer und regenärmer dieser, besonders zu gewissen Zeiten, ist, um so mehr tritt das Bouquet im Weine hervor und um so vorzüg- licher wird auch der Wein, um so besser ist, wie man am Rheine sagt, sein Charakter. In kühlen und regnerischen Jahren hingegen wird der Wem sogar im Rheingau verhältuissmässig schlechter, als in anderen, noch so naheliegenden Gegenden, er würde schliesslich, käme man ıhm nicht künstlich zu Hülfe, selbst für einen Feinschmecker ungeniessbar 'sein. Eine unangenehme Säure bringt sich in solchen Jahren leider gar zu sehr zur Geltung. . „Hätten wir die warmen Sommer und Herbste, wie sie schon Burgund, geschweige denn Bordeaux und andere südlicher gelegene Weinländer, haben, so würde man”, wie mir oft im Rheingaue ausgesprochen ist, „bei uns noch einen ganz andern Wein bereiten”. Wie sehr die Rieslingstraube an die Lokalität gebunden ist, ersieht man daraus, dass sie selbst in der Nähe, z. B. im Moselthale, wo man verschie- dene Versuche damit angestellt hat, nicht recht als solche gedeihen, wenigstens nicht einen gleichen Wein geben will. Umgekehrt haben die Kultur- Versuche mit Reben, welche andere, sogenannte weiche Beeren tragen, im Rheingaue zu keinen Re- sultaten geführt; man hat sie deshalb wiederum aufgegeben. Eine Beschreibung der Lokalitäten, d. h. der Lage, des Klima’s und des Bodens des Weinge- ländes im Rheingaue ist der Inhalt des zweiten Abschnittes. Der eigentliche Rheingau ist nur ein schmaler Strich Landes auf der rechten Seite des Rheines von gegen 54 Meilen Länge und zwischen den Bä- chen Wisper im Westen und Walluff im Osten ge- legen. Im Norden wird er durch den Landeswald, dessen höchste Höhen 1,600-— 1,900 Fuss über dem Meere liegen, begrenzt. Dieser schon, und noch mehr der dahinter liegende eigentliche Taunus schützt das Weingelände gegen die kalten Winde. Die Weingelände selbst steigen höchstens 550 bis 580 Fuss über die Fläche des Rheines, der selbst bei Bieberich 250, bei Caub 241 Fuss über dem Amsterdamer Pegel liegt, aufwärts und ziehen sich 259 (in wagerechter, grader Richtung) höchstens 3,000, an einigen Stellen aber sogar nur 400 Meter vom Rheine nordwärts. Ausser dem eigentlichen Rheingaue, welcher nur die Aemter Eltville und Rüdesheim umfasst, sind noch die Weingelände von Wiesbaden, wo der Neroberg vor Allem von Jahr zu Jahr vorzüglicheres Gewächs liefert, und das Hochamt von Hochheim zu nennen, wo, besonders im letzteren, sehr viel, und zwar extra guter Wein, gebaut wird. Zu dieser guten Lage des Rheingaues und der übrigen nassauischen Weinorte gesellt sich natürlich auch ein dem entsprechendes Klima. Man hat Ver- gleichungen bei der Weinkultur überhaupt ange- stellt und dabei gefunden, dass die besseren Jahr- gänge im Frühlinge, im Sommer und Herbst - An- fange einen hervortretenden Wärme - Ueberschuss (von etwa 1 Grad R. über das Mittel) und Regen- mangel hatten, dass beide sich aber auch ergänzen können. Die relative Güte des Produktes, „der Charakter,” wird hingegen wesentlich durch die Vertheilung der Intensität der beiden Yaktoren, aber auch durch die Witterung des vorausgegan- genen Winters, bedingt. Diese günstigen Verhält- nisse tragen ebenfalls dazu bei, dass der Rheingau auch für Obstbau überhaupt sehr geeignet ist und dass er das edelste und frühreifendste Obst aller Art, wie Mandeln, Pfirsichen, Aprikosen, Feigen, Kirschen, Pflaumen, Aepfel und Birnen, in grossen Mengen hervorbringt. Auf die Ausbildung schöner Trauben hat hier vor Allem der sogenannte Taunus-Schiefer, welcher die unterste Grenze der päläozoischen Bildungen in Nassau zusammensetzt, zum Theil auch der hö- her im Gebirge. liegende Taunusquarzit, einen gros- sen Einfluss. Der erstere erscheint entweder ver- wittert in Form losen Sandes, wie am Johannis- berge, oder in Form eines verschieden-gefärbten, meist grünen, aber auch violetten zähen Lettens. Je mehr diese beiden dem Humusboden der Ober- fläche beigemengt sind, um so vorzüglicher sind die Weine, welche aus den daselbst gezogenen Trauben bereitet werden. Man sieht am Johannis- berge dieses besonders am oberen Theile des Schloss- berges, wo eine bald nach oben, bald nach unten sich biegende Linie die Grenze des für den dorti- gen Weinbau bevorzugten Terrains bildet. Es hat- ten dieses schon in älteren Zeiten die Mönche, denen der Johannisberg damals gehörte, wohl ver- standen, indem sie nur das, was oberhalb dieser gebogenen Linie liegt, für sich beanspruchten. Das andere, für den Weinbau weniger günstige Terrain unterhalb bezeichneter Linie überliessen sie freiwil- lig Anderen. Wo der Letten tiefer in der Erde liegt, wird er sorgfältig ausgegraben und der Hu- musdecke untermengt. Wir waren selbst einmal Zeuge davon, als wir vor einigen Jahren Hoch- heim besuchten, um uns mit den dortigen Verhält- nissen bekannt zu machen, mit welcher Sorgfalt ein solches Nest von Letten aus der Tiefe eines weniger günstigen Terrains herausgenommen und an anderer Stelle gleichmässig auf der Oberfläche zerstreut wurde. Dieser Thonschiefer, und demnach auch der von ihm hervorgegangene Letten, ist, und das gilt be- sonders vom grünen, reich an Kali (über 6 Prozent), während der violette dagegen das dieses ersetzende Natron (in noch etwas grösserem Satze) enthält. Interessant ist dabei der sehr geringe Gehalt an Kalk (3 Prozent im erstern und über 2 Prozent im letztern). Da ausserdem fast 56, resp. 60 Prozent Kieselsäure und fast 16 Prozent Thonerde in bei- den Letten vorhanden sind, so werden diese auch durch die Absorptionskraft der T’honerde - Silikate hinlänglich gegen Auswaschung, resp. Austrocknung, geschützt. Da fortwährend Thonschiefer verwittert und damit vor Allem Kali in hinlänglicher Menge von Neuem geboten wird, so ist auch, trotz der sehr grossen Ausfuhr von Wein (und damit auch von Kali), seit vielen hundert Jahren noch keine Verarmung des Bodens an diesem sehr gewichtigen Minerale eingetreten und wird auch bei fernerer rationeller Kultur gar nicht eintreten. Eigenthümlich ist ferner, dass die Rieslings- traube einen um so besseren Wein gibt und die Rebe um so länger dauert, je ärmer der Boden an Kalk ist. Liebig fand im Boden der südlichen Lagen des Johannisberges nur 3,99, in den südwest- lichen hingegegen sogar nur 0, Kalk. Allein bei Hochheim, wo der Boden hauptsächlich einer ter- tiären Bildung entstammt, ist mehr Kalk vorhanden, während der rothe 'Thonschiefer des Johannisberges und bei Rauhenthal, sowie der des Steinberges, kaum Spuren von Kalk enthält. In anderen Wein- ländern enthält umgekehrt der Boden grade viel Kalk, wie in der Champagne, in Burgund u. s. w. Während die Reben in Letten enthaltendem Boden 50—75 Jahre dauern können, tragen sie in leich- terem, kalkhaltigem Boden kaum noch einigermas- sen nach 15—30 Jahren. Dass aber grade der Letten vorherrschend ent- haltende Boden sehr viel Arbeit und hauptsächlich auch, um ihn stets gehörig locker zu erhalten, da- mit die Luft leicht eindringen kann, Dünger ver- langt, versteht sich von selbst; dieser Umstand macht den Weinbau aber auch kostspielig., Dazu kommt nun noch der hohe Preis des Bodens, so dass in guten Lagen die Ruthe vor einigen Jahren mit 100 Gulden exproprürt wurde, jetzt aber meist nicht einmal mehr um diesen Preis käuflich erwor- 33% 7] Ad 60 ben werden kann. Wie man aber bemüht ist, den Boden immer mehr zu verbessern, indem man ziem- lich tief rijolt, wohl auch aus entfernten Stellen den Letten herbeiholt, um ihn gleichmässig zu ver- theilen, ersieht man aus dem einen Beispiele, wo ein Weinbauer für 9 Morgen an 12,000 Gulden für Erdarbeiten und ausserdem für Mauern 2,000 Gulden verausgabte. Da diese Meliorationen nur mit der Hand gemacht werden, auch sonst nur mit der Hand gegraben und gehackt wird, so kann man sich ferner einen Begriff davon machen, wie viel Arbeitskräfte dazu gehören, 13,564 Morgen in gu- ' tem Stande zu haben. Und der Boden der ganzen Weingelände* wird im besten Zustande erhalten! So oft wir im Nas- sauischen waren, so oft haben wir uns auch davon überzeugt. Es ist eine Freude, die rein und sau- ber gehaltenen Weinfelder, aber auch die unge- meine Rührigkeit und Thätigkeit der dortigen Be- wohner zu sehen. Diese rationelle und sorgfältige Behandlung des Weinstockes allein erzieht so ge- sunde und kräftige Pflanzen, dass diese auch aller- hand feindlichen Eingriffen, besonders gefürchteter Schmarotzer, mit grösserer Leichtigkeit zu widerste- hen vermögen. Nirgends hat die besonders in Süd- Frankreich und in Italien, aber auch auf Madeira, so gefürchtete Wein - Krankheit, hervorgegangen durch die Angriffe des Oidium Tuckeri, jenes furcht- baren Schimmelpilzes, so wenig Schaden thuen kön- nen, als grade in Nassau. Wenn die Zeitungen uns fast aus allen Weinländern über die fürchter- lichsten Verheerungen des genannten Pilzes berich- teten, so vernahm man davon aus dem Rheingau nichts. Wenn allenthalben fast die Weinbauer Klage führten, man sich selbst gezwungen sah, auf Ma- deira den Weinbau ganz und gar einzustellen, so vermochte der Weinpilz den kerngesunden Wein- reben des Rheingaues auch nicht den geringsten Schäden anzuthuen. Grösser kann der Triumph einer rationellen Behandlung der Weinrebe nicht geteiert werden. Ausser der Rieslingstraube, welche nur den be- kannten weissen Wein gibt, wird seit einigen Jah- ren auch Rothwein in grösserer Menge gebaut. Es sind der Klebroth und die Frühburgundertraube, welche hier in Anwendung kommen, und vor Allem in der Nähe von Assmannshausen gezogen werden. Im Vergleich zu den Weissweinen sind die Roth- weine aber immer nur in sehr geringer Menge vor- handen und geben nur 4 Prozent des ganzen Wein- ertrages. Dass, so vorzügliche Weine der Riessling in guten Jahren auch gibt, diese in weniger gün- stigen Jahren verhältnissmässig gegen andere um so geringer sind, ist bereits gesagt worden. Dieses war auch der Grund, warum besonders von ärme- ren Leuten, denen auch die Mittel zur Verbesse- rung der Kultur fehlten, Reben mit sogenannten wei- cheren Trauben, besonders Trraminer, Oesterreicher und Kleinberger, angebaut wurden, um ihren Wein auch in schlechtern Jahren rascher verkaufen ‘zu können. Aber selbst diese kommen allmählig davon wieder zurück, zumal wir in der letzten Zeit eine Reihe guter Jahre gehabt haben. Wie die Weinrebe im Nassauischen erzogen und behandelt wird, übergehen wir als zu weit füh- rend, wohl aber dürften einige Worte über die Einsammlung der Trauben von allgemeinerm Inter- esse sein. Grundsatz ist, die Traube möglichst lange hängen zu lassen, damit eine gewisse Ueberreife, die sogenannte Edelfäule, eintritt. Mit dieser Edel- fäule verschwindet, mit Ausnahme der eigenthüm- lichen Weinsäure, jede andere Säure vollständig, der Zuckerstoff konzentrirt sich durch Verflüchti- gung des Wassers und es stellt sich das eigenthüm- liche Bouquet am evidentesten heraus. Die saftige Weinbeere ist damit zur mehr oder weniger trocke- nen Rosine geworden. In manchen Jahren tritt die Edelfäule nicht an allen Trauben auf einmal auf, weshalb "das Abnehmen derselben nicht auf einmal geschehen kann. Diese Auslese nimmt zwar viel Zeit in Anspruch und kostet auch mehr Geld, liefert aber bekanntlich die besten Weine. Die Reifzeit beginnt im Rheingau bisweilen schon am 30. September, bisweilen aber auch einen Monat später, während die Edelfäule in der Regel erst 14 Tage darauf eintritt. Die besten Weine sind aus solchen Jahrgängen hervorgegangen, wo die Weinlese im November geschah. Je früher man wegen der Witterung gezwungen ist, die Ab- nahme der Trauben vorzunehmen, je geringer ist der Wein.: Dass man natürlich deshalb die Wein- lese so lange als möglich hinausschiebt, kann man sich denken, so gross auch das Risiko ist, wenn plötzlich ungünstiges Wetter eintritt. Sind vor den letzten 10 Tagen des Oktober die Trauben ganz reif, die Häute gesund und fest, so ist die tägliche Einsammlung möglich und das Risiko geringer. Diese Spät- und Auslese im Nassauischen ist kei- neswegs so alt und wurde zuerst 1818 und 1819 von dem Weinbauer Matthias Müller ın Eltville in Anwendung gebracht, die amtliche Einführung in genannter Gemarkung datirt aber erst vom Jahre 1822, wo die ausgezeichnet schöne Witterung des Herbstes Veranlassung gab, die Trauben länger hängen und zu Rosinen werden zu lassen. So sorgsam man bei der Einsammlung ist, so viel Mühe gibt man sich beim Keltern. Man rappt, d.h. entfernt die Stiele von den Beeren nur aus- nahmsweise und in schlechten Jahrgängen, weil man die adstringirenden Säfte der Stiele zur Enfernung 1 26 der im Moste enthaltenen Schleimtheile für nothwen- dig bält. Man presst nicht auf einmal, sondern wiederholt es, giesst aber die erhaltene Flüssigkeit nie zusammen, sondern behandelt jeden ausgepress- ten Saft für sich. Eigenthümlich ist die Beobach- tung, dass der Nachdruck aus edelfaulen Trauben bisweilen. wie im Jahre 1842, einen besseren Wein gibt, als der Vorlauf. Wir übergeben die Angaben über die Behand- lung des Weines im Keller und überlassen dem Weinkenner unter den geehrten Lesern der Wochen- schrift selbst über die Eigenthümlichkeit der nassaui- schen Weine nachzudenken, um mit andern Weinen Vergleiche anzustellen. Interessant möchten aber noch einige statistische Zusammstellungen sein. Nach amtlichen Quellen hat man die Erträge der letzten 10 Jahrgänge festgestellt und mit denen der guten Jahre 1834 und 1846 verglichen. Die grösste Menge von Wein wurde im Jahre 1846 gewonnen, nämlich 9,699 Stück und 3% Ohm*) weissen und 262 Stück 4 Ohm rothen Wein. Im Durchschnitt im Verlauf dieser 12 Jahre wurden 6,714 Stück und 170 Ohm gewonnen; es kommt demnach auf den Morgen 4,5; Ohm. Wenn man nun bedenkt, dass weiche Trauben auf den Morgen 7,; Ohm liefern, so ersieht man, dass im Rheingau die Qualität die Quantität bei dem Verkaufe ersetzen muss. Wie sehr in verschiedenen Jahrgängen die Preise selbst der besten Lagen schwanken, ersieht man aus den offiziellen Tabellen der Domänen- Verwaltung, welche die besten Lagen besitzt. In geringen Jahren, wie die von 1855, 1856, 1860, 1863, 1864 und 1866 waren, wurde das Stück mit 300 Gulden verkauft, während in den Jahren der Auslese das Halbstück mit 3, und 4,000 Gulden und selbst noch höher verkauft wurde. Der höchste Preis wurde für ein Halbstück Steinberger 1846er mit 5,820 Gulden bezahlt. Dass die Detail-Verkäufe noch ganz andere Summen haben, versteht sich von selbst, und haben wir gleich anfangs ein Beispiel gegeben. Im Durehschnittspreise wurde für das Stück Steinberger Weisswein aus dem Jahre 1857 die Summe von 1,330 bis 5,040, aus dem Jahre 1862 die von 1,350 bis 5,550 Gulden bezahlt. Auf Schloss Johannisberg wurde im Jahre 1857 bei öffentlicher Versteigerung für das beste Halbstück 5,050, 1861 hingegen nur 2,700 Gulden eingenom- men. Im Flaschenverkauf kosten 1858er 25, 4, 7 und 9, 1842er 14 und 1859er 20 Gulden. Von dem berühmten Kaiserwein, den Fürst Metternich selbst wieder erstanden hat, ist bereits gesprochen. *) 1 Stück zu 74 Ohm enthält 1200 Liter. Dieser ist et- was kleiner als das preussische Quart, welches sich zu diesem wie 1: 0,8733 verhält. ı Das gesammte im nassauischen Weinbau ange- legte Kapital berechnet sich in mässigem Durch- schnitt auf über 30 Millionen Gulden und zwar: Bodenwerth 18 Millionen, stehendes Kapital 6 Mil- lionen, umlaufendes Kapital (Weinvorräthe, laufende Kosten) 6% Millionen Gulden. Eine Durchschnitts- Summe des jährlichen Ertrages ist sehr problema- tisch und würde in fast jedem Jahrzehende eine andere sein. Mehr als 10 Jahre lassen sich aber nicht für den Durchschnitt nehmen, da die Neuzeit von Jahr zu Jahr bessere Methoden und überhaupt neue Faktoren in Rechnung bringt. Es ist und | bleibt der Weinbau eine Kultur, deren Wechselfälle unberechenbar zwischen Gewinn und Verlust in weiten Grenzen schwanken. Oft ist an eine Ver- zinsung nicht zu denken, es werden selbst die Ko- sten nicht gedeckt, dagegen ist in Hauptjahren, wie 1357 bis 1859, 1862 und 1865 hinlänglicher Gewinn vorhanden, der freilich die leider zahlreichen schlechten Jahrgänge decken muss. Botanical Magazine. 2. Hälfte 1866. 1. Hälfte 1867. (Fortsetzung.) Ilex latifolia Thunb. (tab. 5597) haben wir erst unlängst besprochen (S. 221). Hooker nennt die Blüthen wahrscheinlich diöcisch; sie sind es nach unseren Beobachtungen auch in der That. Glyptostrobus pendulus Endl. ist eine in- teressante Konifere China’s, welche lange Zeit im botanischen Garten zu Kew als eine Abart des sehr ähnlichen Taxodium distichum kultivirt wurde. Sie stellt einen schlanken Baum von 45 Fuss Höhe dar und bildet eine Krone, bestehend aus Absätzen ziemlich quirlförmig-gestellter und horizontal-abste- hender Aeste mit nur nach oben gerichteten, also einseitigen Zweigen, von denen die äussersten, wenn sie mit Blüthenkätzchen besetzt sind, nach unten abstehen. Alle Zweige sind dicht mit schuppen- förmigen und anliegenden Blättchen besetzt. Kleinia fulgens Hook. fil. (tab. 5590) stammt aus Süd-Afrika und stellt, gleich den übrigen Ar- ten dieses Geschlechtes, einen fleischigen, bis 3 Fuss hohen Halbstrauch dar, welcher wegen seiner bren- nend - rothen und ziemlich lang-gestielten Blüthen- körbehen, besonders Liebhabern von Dickpflanzen, zu empfehlen ist. Die ganze Pflanze ist blaugrün und verästelt sich nur wenig. Ihre länglich-spathel- förmigen Blätter sind entfernt-, aber ziemlich tief- gesägt, besitzen jedoch an den Blüthenstielen eine schmal -längliche Gestalt, stehen daselbst aufrecht und sind nur bis $ Zoll lang, während sie sonst am Stengel eine Länge von 4—-6 Zoll haben. 262 Cotyledon fascicularis Hook. fil. (t. 5602) hat eine sehr hellgrüne Farbe und wird höchstens 2 Fuss hoch. Die umgekehrt-eirund-spathelförmigen und bis zu 3 Zoll langen, aber nur 2 Zoll breiten Blätter sind ziemlich dick und folgen rasch aufein- ander. Der nur am oberen Ende verästelte Sten- gel bildet eine zusammengesetzte Traubendolde mit Zoll- langen und überhängenden Blüthen, deren Röhre eine grüne, der Saum aber eine rothe Farbe besitzt. Sempervivum Paivae Lowe (tab.5593) wurde von Lowe auf der zur kanarischen Gruppe gehö- rigen Insel Gomera entdeckt. Es schliesst sich dem bekannten S. urbicum hinsichtlich seines Aussehens an und besitzt einen kurzen und ziemlich dicken Stengel, aber lange, etwas hin und her gekrümmte und selbst ab-, aber dann wieder aufwärts-gekrümmte Aeste, welche nur am obern Theile mit breit-spa- thelförmigen, bis 27 Zoll langen, aber höchstens 1 Zoll breiten Blättern von fleischiger Konsistenz besetzt sind. Die drüsig - behaarte Rispe besteht aus hellgrünen Blüthen, welche ausgebreitet $ Zoll Durchmesser haben. Fremontia californica Torr. (tab. 5591) stellt einen schönen Blüthenstrauch von gegen 10 Fuss Höhe dar, der im äussern Ansehen dem Feigen- strauche ähnlich sieht. Andrerseits besitzt er eine grosse Verwandtschaft mit dem Handbaume (Chei- rostemon), mit dem er von dem jüngern Hooker in die Familie der Malvaceen gebracht wird, ob- wohl er gewiss richtiger in der Nähe von Dom- beya bei den Stereuliaceen steht. Torrey bringt ihn zu den Bombaceen. Wir haben ihn bereits (S. 71) besprochen. Impatiens latifolia L. (tab. 5625) stellt eine 2 — 4 Fuss hohe, strauchartige Pflanze dar und wurde von Thwaites, dem Direktor des botani- nischen Gartens in Paradenia auf Ceylon, vor 2 Jahren dem botanischen Garten in Kew mitgetheilt. Der rundliche Stengel ist etwas saftig und, wie bei den meisten anderen Arten dieses Geschlechtes, an der Einfügung eines Blattes aufgetrieben. Die elliptischen und scharf- gesägten Blätter besitzen einen mit Drüsenhaaren besetzten Stiel und haben bei einer Breite von 1—13 Zoll eine Länge von 2—4 Zoll. Aus ihrem Winkel kommen die 15 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen auf langen Stielen hervor und haben eine violette Farbe. Nierembergia rivularis Miers (tab. 5608) stammt von Laplata und ist von Veitch einge- führt. Sie ist völlig unbehaart und kriecht auf dem Boden hin, allenthalben Wurzeln schlagend. Die breit-elliptisch-spathelförmigen und langgestielten Blätter sind ganzrandig und haben bisweilen die Länge von 2 Zoll und mehr. Aus ihrem Winkel kommen nicht immer genau die kurz- oder gar nicht gestielten Blüthen mit oft 23 Zoll lauger Röhre und 13 Zoll im Durchmesser enthaltendem Saume hervor und haben eine weisse Farbe, jedoch mit gelblichem Scheine. Nierembergia Veitchii Berk. (tab. 5599) heisst eine andere Art dieses Geschlechtes, deren Einführung aus Peru man ebenfalls der Veitch’- schen Gärtnerei in London verdankt. Vielleicht stellt sie nur eine Form der N. repens R. et P. oder spathulata H. B.K. dar. Wenn sie auch den bei uns oft zu Arabesken gebrauchten Arten ähn- lich ist, so unterscheidet sie sich doch sehr leicht durch den niederliegenden Stengel, dessen aufstei- gende Zweige reich mit Blüthen besetzt sind. Ihre 5—10 Linien langen Blätter sind am obern Theile des Stengels sehr schmal, am’ untern hirgegen etwas breit. Die ziemlich grossen und glockenförmigen Blüthen sind einzeln am Ende verkürzter Zweige und haben eine hellviolette Farbe. Musschia Wollastoni Lowe (tab. 5606) ha- ben wir bereits im 6. Jahrgange der Wochenschrift (S. 263) ausführlich besprochen. Wir machen noch- mals darauf aufmerksam, dass sie sich als Blatt- pflanze, im Sommer in’s Freie gepflanzt, vorzüglich ausnimmt, wie man sich im botanischen Garten zu Berlin überzeugen kann. Heliotropium convolvulaceum A. Gr. (tab. 5615) stammt aus Neu-Mexiko und Arkansas und stellt eine verästelte, ziemlich hoch werdende ein- jährige Pflanze dar. Sie ist durchaus mit rauhen Haaren besetzt. Ihre oft über 1 Zoll langen Blät- ter erscheinen bald schmal-elliptisch, bald aber auch (am unteren Theile des Stengels) umgekehrt-eirund- spathelförmig. Die weissen und kurzgestielten Blü- then sind ziemlich gross und stehen einzeln im Winkel der Blätter. Die Pflanze möchte sich zu Arabesken und ähnlichen Verzierungen eignen. Lobelia nicotianaefolia Heyne (tab. 5587) wächst auf den blauen Bergen (Nilgerry’s) Ostin- dien’s und stellt eine stattliche Pflanze vor, welche im Vaterlande 10 bis 12 Fuss hoch werden soll, in einem Gewächshause der Königlichen Gärten in London aber nur 6 Fuss hoch wurde. Sie ist kraut- | artig, macht aber einen ziemlich dicken, selbst mehre Zoll im Durchmesser enthaltenden, aufrechten, ein- fachen oder wenig-verästelten Stamm, mit schmal- elliptischen 1 und selbst 2 Fuss langen und fein- gesägten Blättern dicht besetzt. Behaarung fehlt nie, erscheint bisweilen selbst ziemlich dicht. Die endständige einfache oder zusammengesetzte Traube wird über Fuss lang und ist mit zoll-langen Blü- then, welche eine sehr hell-lila, fast weisse Farbe haben, besetzt. Helianthemum ocymoides Pers. (tab. 5621) F 263 schliesst sich zwar unseren Sonnenröschen an, hält sich aber mehr aufrecht und bildet einen selbst bis 3 Fuss hohen Halbstrauch. Er ist keineswegs in unseren Gärten neu und fand sich früher häufiger daselbst vor. Als Bewohner der pyrenäischen Halb- insel hält er leider bei uns nicht aus. Die ganze Pflanze ist durch die kurze, aber dichte Behaarung grau-blaugrün und hat schmale spathelförmige Blät- ter. Von besonderer Schönheit sind die über einen Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen, welche zwar rasch abfallen, sich aber ebenso schnell auch erneuern. Ihre Farbe ist goldgelb, wird aber in der Mitte durch ein braunes Auge unterbrochen. Helipterum Ootula DC. (tab. 5604) ist eine neuholländische Immortelle, welche, da sie jährig ist, unsere Aufmerksamkeit verdient. Sie stellt eine aufrechte, sich ziemlich verästelnde, wollig behaarte Pflanze dar, mit linienförmigen Blättern dicht be- setzt. Die fast 1 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthenkörbehen haben entweder gelbe oder weisse Hüllblätter. Steetz hat die erstere Form als H. eitrinum beschrieben, blosse Synonyme sind hin- gegen Helipterum simplex Steetz und praecox Ferd. Müll. Meconopsis nipalensis DC. (tab. 5585) schliesst sich an Schönheit den andern bereits bei uns eingeführten Arten (aculeata und Wallichii) dieses in grosser Menge auf dem Himalaya wach- senden Papaveraceen-Geschlechtes an. Wahrschein- lieh ist sie 2-jährig und stellt eine ziemlich hohe, mit Borstenhaaren besetzte Pflanze dar, vom Anse- hen unserer ausdauernden Mohnarten. Die buch- tig- gefiederten Wurzelblätter werden meist über Fuss lang, während die am Stengel weit kleiner sind. Die 2 und 3 Zoll im Durchmesser enthal- tenden Blüthen mit gelben und am Rande gezähn- ten Blumenblättern bilden eine lockere und end- ständige T'raube, welche in voller Blüthe sich wun- derschön ausnimmt. Wir gehen zu den Monokotylen über: Dicty- opsis Thunbergii Harv. (tab. 5638) heisst jetzt der Thunberg’sche Ruscus reticulatus. Die Pflanze bildet eine Liane, im Habitus den Myısi- pbyllen ähnlich und sich sehr verästelnd. völlig unbehaart und hat eirund-lang-zugespitzte, Stengel umfassende Blätter von parallelen Längs- nerven durchzogen und von 4 Zoll Länge, während die Breite nur 24 Zoll beträgt. Aus ihrem Win- kel, aber auch endständig, kommen die armblüthi- gen Traubendolden hervor. Die grünlichen Blüthen haben eine bauchig-glockenförmige Röhre und 6 zurückgeschlagene Blumenabschnitte. Vaterland ist Südafrika. Eine andere abweichende Monokotyle ist Bo- wiea volubilis Harv. (tab. 5619). Auch sie Sie ist ı | Wochensch. stammt aus Südafrika und wurde ebenfalls von der mehrmals erwähnten Frau Barber entdeckt. Sie selbst nannte das Genus zu Ehren eines leider nun verstorbenen Reisenden und Pflanzen-Sammlers in Südafrika. Das frühere Genus Bowiea ist Syno- nym von Aloe. Diese sonderbare Pflanze hat eine nur aus wenigen konzentrischen Schuppen beste- hende Zwiebel von der Grösse einer Orange. Aus ihr kommen keine Blätter hervor, wohl aber ein sich windender Stengel von 2 bis 4 Fuss Höhe und ebenfalls ohne Blätter. Er verästelt sich mehrfach, die Aeste aber verkümmern mit den Zweigen in eine Art verästelter Ranken. An seinem obern Ende läuft er im den ebenfalls hin und her gebo- genen Blüthenstand aus, an dem sich die lang-ge- stielten Blüthen von grüner Farbe einzeln befinden. So interessant diese Liliacee für den Botaniker ist, so wenig Werth hat sie für den Pflanzenliebhaber. Biilbergia sphacelata Hook. fil. (tab. 5647) stellt ebenfalls eine interessante Pflanze aus Chili, wo die saftigen Früchte gegessen werden, dar. Re- gel in Petersburg hat sie unter dem Namen Grei- gia sphacelata beschrieben und abgebildet (Gar- tenflora XIV, 137, tab. 474). Es ist aber weder eine Billbergia, noch hat sie den T'ypus eines neuen Genus, sondern ist eine echte Bromelia, als welche sie auch bereits von Ruiz und Pavon in ihrer Flor von Peru (III, 32) bereits beschrieben ist. Das Genus Bromelia ist ein sehr natürliches, was sich durch den kopfförmigen Blütheristand, der inmitten der Pflanze sitzt und sich nie erhebt, und durch die einblättrige Krone sehr leicht von Billbergia unterscheidet, wie wir bereits früher (2. Jahrg. der S. 140) ausführlich aus einander ge- setzt haben. Auch dıe Pflanze ist schon im vo- rigen Jahrgange besprochen (S. 104). OA line australis (tab. 563 5) nennt Hoo- ker jetzt die bei uns gewöhnlich als Dracaena in- divisa kultivirte, von uns Üordyline superbiens ge- nannte Art, weil er der Meinung ist, dass es die- selbe sei, welche Forster Dracaena australis genannt hat (s. übrigens S. 204). Agave schidigera Lem. (tab.5641) ist schon so oft von uns besprochen worden, dass wir sie wohl füglich jetzt übergehen können. j Amaryllis pardina Hook. fil. (tab. 5645) ge- hörte zu den 6 neuen Pflanzen, welche von Veitch | in London am 1. Mai in Paris in Wettkampf tra- | ten, und ist ebenfalls schon besprochen. Cypella coerulea Seub. (tab. 5612) ist die schon längst in unseren Gärten unter dem Namen Marica coerulea Hook. befindliche, aber nichts desto weniger sehr zu empfehlende Iridee. Sie stammt aus dem südlichen Brasilien und treibt sehr lange, | aber nur über 1 Zoll Breite und schwertförmige 264 Blätter, wie unsere Schwertlilien, denen sie auch ım Habitus ähnlich aussieht. Die Blüthen bilden einen verästelten Blüthenstand und haben eine wun- derschöne blaue Farbe an den 3 grossen äusseren Blumenblättern mit dunkleren Flecken. Während diese horizontal abstehen, stehen die inneren und kleineren aufrecht und biegen sich an der Spitze über. Deren Farbe ist an der unteren Hälfte gelb, von rothen Streifen unterbrochen, an der obern violett. Kaempferia Roscoeana Wall. (tab. 5600) befand sich früher schon in den Gärten, ist aber neuerdings wiederum durch die bekannte Handels- gärtnerei von Veitch in London eingeführt wor- den. Es ist eine wunderschöne Blattpflanze aus der Familie der Scitamineen und aus Ostindien stammend. Die beiden sammetgrünen, von 2 hell- grünen Kreisen durchzogenen Blätter liegen dem Boden auf und haben eine Länge von 4 und 5, eine Breite aber von 3— 33 Zoll. Die blendend- weissen Blüthen bilden einen ungestielten Büschel, der zwischen den beiden Blättern zum Vorschein kommt. Curcuma australasica Hook. fil. (tab. 5620) ist eine zweite Scitaminee, welche der jüngere Veitch selbst im Nordosten Neuhollands entdeckt und eingeführt hat. lichkeit mit der reizenden C. Roscoeana. Ihre läng- lichen, aber sind br 1% Fuss läng und haben einen nur wenig kürzeren Stiel. An der Spitze des kurzen Sten- gels tritt der 5— 7 Zoll lange und dicht mit gel- ben Blüthen besetzte Stiel hervor. Nur Deckblätter haben eine rothe, die übrigen en eine grüne Farbe. Sie hat im Aeussern viel Aehn- | am obern Ende zugespjtzten Blätter | die oberen» Heliconia humilis Jacq. (tab. 5613) ist zwar | eine schon längst bekannte Scitaminee, die aber keineswegs so verbreitet ist, als sie es verdient. Schon als Blattpflanze hat sie wegen ihrer länglı- chen und zugespitzten, 2 Fuss langen und auf eben- so langen Stielen befindlichen Blätter einen grossen Werth; Blüthe steht und zwischen den scharlachrothen, aber mit grünen Spitzen versehenen Blumenscheiden die weissen Blüthen sich befinden. Va- Pflanze ist Guiana. unscheinlichen, terland dieser (Schluss folgt.) Die Palmen von Ambdr. Veridaffelt in Yent. Zu den schönsten Blattpflanzen gehören ohne Zweifel die Palmen. Wenn man diese aber nur unter einem tropischen Klima sich denkt und dem- Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. noch mehr imponirt sie aber, wenn sie in | nach glaubt, dass sie deshalb auch nur in warmen Gewächshäusern gezogen werden könnten und selbst darin die sorgfältigste Kultur verlangten, so ist die- ses nicht ganz richtig. Palmen wachsen auch zum Theil, und zwar nicht wenige, ausserhalb der Tro- pen, allerdings stets nur in wärmeren Ländern der gemässigten Zone, und kommen andererseits in Tro- penländern auf Hochebenen und in Gebirgen bei einer relativ über dem Meeresspiegel ziemlich ho- hen Lage vor, so dass das Klima keineswegs da- selbst mehr tropisch, sondern im Verhältniss zu ge- nannten Pflanzen rauh erscheint. Hieraus ersiebt man, dass Palmen auch an we- niger warmen Orten gezogen werden können und in der That auch unter scheinbar ungünstigen Ver- hältnissen gezogen werden. Wir haben hier in Berlin 2 Liebhaber, den Geh. Ober-Regierungsrath Heyder und den Apotheken - Besitzer Augustin, von denen der letztere weder Gewächshaus, noch selbst Garten besitzt, um darin im Sommer für die lange Winterzeit seine Palmen erstarken lassen zu können, und doch kultiviren beide in ihren Zim- mern eine nicht unbedeutende Anzahl schöner und seltener Arten, wie man sie kaum besser in Ge- wächshäusern sehen kann. Niemand wird uns aber widersprechen, dass keine anderen Blattpflanzen im Zimmer einen solehen Schmuck darstellen, als grade Palmen. Der in den letzten Jahren wiederholte Besuch Gent's und des grossartigen Etablissements von A. Verschaffelt, vor Allem aber das eben jetzt aus- gegebene Verzeichniss der daselbst kultivirten und abgebbaren Palmen, gibt uns jetzt Gelegenheit, von Neuem auf die Palmen aufmerksam zu machen und sie Liebhabern, auch wenn sie weder Gewächshäu- ser, noch Gärten haben, nicht weniger auch Gärt- nern zum Wiederverkaufe zu empfehlen. Das Ver- zeichniss wird den Exemplaren der Wochenschrift, welche hier und ausserhalb Berlin nicht durch die Post versendet werden, beigelegt, aber auch auf Verlangen auf portofreie Anfrage durch die Re- daktion franco zugesendet. Unter den über 150 Arten und Abarten, welche hier aufgeführt werden, befinden sich die meisten und interessantesten Palmen, wie z. B. das bis jetzt an Schönheit noch nicht übertroffene Phoenicopho- rium Borsigianum (Sechellarum) u. s. w. Wieder- verkäufern dürfte es von Interesse sein, zu wissen, dass auch Schalen mit einer grösseren oder gerin- geren Zahl Sämlingspflanzen von Chamaerops For- tunei und stauracantha, sowie von Latanıa borbo- nica und Molinia chinensis um billige Preise zu haben sind. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 34, Berlin, in August 1867. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Ausstellung. XIII. — Botanical Magazine. Johannes Wesselhöft. Die Schlingpflanzen oder Lianen aus dem Geschlechte der Loniceren. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt- 2. Hälfte 1866. 1. Hälfte 1867. (Schluss.) — Der kleine Gärtner. Von Die Schlingpflanzen oder Lianen aus dem Geschlechte der Loniceren. Die neueste Zeit hat unter Anderem auch die Schlinggewächse überhaupt in Deutschland wiede- rum etwas in den Hintergrund gestellt, während sie in Frankreich sogar merkwürdiger Weise noch weniger angewendet werden. In früher Zeit waren sie bei uns beliebt; selbst bis in die entferntesten Dörfer unseres grossen Vaterlandes hatten einige Verbreitung gefunden. Besonders waren es Schling- gewächse aus dem Geschlechte der Loniceren, die den Namen Geisblatt führten und in keinem Garten fehlen durften. Noch in den ersten Jahrzehenden unseres Jahrhundertes fand man kaum eine Hütte oder eine Laube, wo nicht das Geisblatt verwendet gewesen wäre. Sein rasches Wachsthum war auch geeignet, um in kurzer Zeit ein Staket, eine Laube u.s. w. zu überziehen. Dazu kam noch die Schön- heit, vor Allem aber der Wohlgeruch der Blüthen. Dieser war es auch, der zur Benennung „Je länger je lieber”, den das Geisblatt in Thüringen, Sachsen und, wenn wir nicht irren, auch in Franken besitzt, Veranlassung gegeben haben mag. Was Ursache zur Benennung Geisblatt war, vermögen wir nicht anzugeben. Der Umstand, dass das Geisblatt an Felsen eben so empor klettre, wie, die Ziege, hat wohl kaum Veranlassung gegeben. Die Benennung Geisblatt scheint übrigens sehr alt zu sein und wurde auch schon frübzeitig zur Be- zeichnung der Pflanze in der damals von den Gc- lehrten vorzugsweise benutzten lateinischen Sprache gebraucht. So weit wir nachkommen konnten, hat das Wort der bekannte Pandectarius Matthias Sylvyaticus im 14. Jahrhundert zuerst benutzt. Do- doens (gewöhnlich nach der damaligen Sitte, den Namen zu lateinisiren, Dodonaeus genannt), Arzt in Mecheln und einer der tüchtigsten Botaniker seiner Zeit, war aber der Erste, der die lateinische Be- nennung Caprifolium in der Wissenschaft einführte. Auch in der französichen Sprache gebraucht man wiederum ÜCheövrefeuille (wörtlich übersetzt Geisblatt) zur Bezeichnung derselben Pflanze. Das Wort kommt daselbst schon im 13. Jahrhunderte vor. Ob es der deutschen oder französischen Sprache zuerst gewesen, mögen Sprachforscher er- mitteln. Im Deutschen führt das Geisblatt auch die Namen Wald- und Speck-Gilge. Gilge ist Lilie. Die Bezeichnung bezieht sich auf den starken, i- lienartigen Geruch; warum das Geisblatt aber grade Specklilie genannt worden ist, vermögen wir nicht zu ermitteln. Bei den Schriftstellern des Mittelal- ters und später heisst es auch Lilium inter spinas, also Lilie unter Dornen, weil es hauptsächlich an dornigem Gesträuche der Hecken gefunden wurde. Wahrscheinlich war das Geisblatt schon den alten Griechen bekannt und wurde von ihnen Pe- riclymenon genannt. Zum Unterschiede einer an- dern Pflanze, welche sie Clymenon nannten, hiess diese wegen der sich windenden Natur des Sten- gels Perielymenum. Die Ableitung regıxAvlzw, um- spülen, ist mehr als zweifelhaft. Ein Theil der | 34 in 266 Botaniker der frühern Jahre gebrauchte das Wort Perielymenum auch zur Bezeichnung der Geisblatt- arten nicht allein, sondern auch der nieht ranken- den Loniceren. Linn hätte deshalb dieses Wort ebenfalls benutzen sollen, als er seine neue Nomen- klatur in der botanischen Wissenschaft einführte, oder musste dem, der den Begriff Genus (Geschlecht, Gattung) zuerst wissenschaftlich aufstellte, nämlich seinen ebenfalls grossen Lehrer Joseph Pitton, gewöhnlich Tournefort nach seinem Geburtsorte genannt, folgen und das von diesem in Anwendung gebrachte Wort Caprifolium gebrauchen. Grosse Männer haben bekanntlich auch ihre Schwächen. Ohne alle Ursache änderte Linn nicht selten, zum Theil sehr passende Geschlechts- Namen willkürlich um und wählte ein fremdes, gar nicht im Zusammenhange stehendes Wort, so hier die Bezeichnung Lonicera, welche kurz vor ihm Plumier, der königliche Botaniker Ludwig XIV., aber für eine andere Pflanze, gebildet hatte. Der Name Lonicera hängt mit dem Namen einer Ge- lehrten-Familie des 16. Jahrhundertes zusammen und wurde speziell zu Ehren des einen, Adam Lo- nitzer (nach der damaligen Sitte in Lonicerus um- gewandelt) gegeben. Zur Zeit der Reformation lebte nämlich in einer kleinen Stadt am Harze ein geistig begabter Mann mit Namen Johann Lonitzer. In seiner Jugend trieb ihn der Wissensdrang nach Wittenberg, wo Luther damals an der dortigen Hochschule Lehrer war und eine grosse Anzahl junger Leute heran- zog. Unter ihm promovirte er im Jahre 1521 zu- gleich mit dem noch bekannteren Cornarius, und erhielt die Doktorwürde. Als Philipp v. Hessen mit der Gründung der Universität Marburg eine geistige Stätte bildete, war Johannes Lonitzer einer der ersten, welcher einen Ruf dahin erhielt. Hier in Marburg wurde ihm ım Jahre 1528 ein Sohn geboren, der den Namen Adam erhielt. Nicht weniger begabt, als sein Vater, studirte der junge Adam Lonitzer in Marburg, alles was ihm geboten wurde, auf das Emsigste und lernte so fleissig, dass er bereits in seinem 17. Jahre Ma- gister der sieben freien Künste wurde. Die dama- lige Sitte, alles zu wissen und zu studiren, was al- lerdings bei den damaligen Anfängen einer Wissen- schaft nicht so ungemein schwierig war, genügte ihm jedoch nicht. in mancherlei Dingen gewesen war, ging er nach Mainz, wo zu jener Zeit die berühmte medizinische Schule von Osterode war, und vervollkommnete seine Kenntnisse in der Medizin. In Mainz kam er auch in das Haus von Ohristian Egenolph, einem der ersten Buchdrucker, und lernte daselbst dessen Tochter, seine nachherige Frau, kennen. “ Nachdem er bis dahin Lehrer | Nach Marburg zurückgekehrt, um daselbst den ma- thematischen Lehrstuhl zu übernehmen, erhielt er im Jahre 1558 den medizinischen Doktorhut und verheirathete sich an demselben Tage. In demselben Jahre verliess Adam Lonitzer wiederum Marburg, um dem ehrenvollen Rufe eines Ordinarius primarius Physicus in Frankfurt a. M. Folge zu leisten. Nicht weniger als 32 Jahre lebte und wirkte er daselbst. In dieser Zeit schrieb er sein berühmtes Kräuterbuch, was von seinem Schwie- gervater verlegt wurde, aber mehr eine Kompila- tion, als ein selbständiges Werk darstellt. Er starb im Jahre 1586. Adam Lonitzer besass aber wiederum einen Sohn, der zu seiner Zeit zu den bekannteren Na- men zählte. Dieser hatte in der Taufe die Namen seines Vaters und Grossvaters erhalten, und hiess deshalb Johann Adam Lonitzer. Obwohl er nach den Ansichten der damaligen Zeit ein Grund- gelehrter war, und in der Literatur, in der Mathe- matik, so wie in der Medizin, viele Kenntnisse hatte, so stand er doch seinem Vater und Gross- vater an Bedeutung nach. Das Genus Lonicera, von dem Caprifolium ein Untergeschlecht bildet, wird von den Botanikern als der Typus einer Bra Familie betrachtet, die den Namen der Caprifoliaceen besitzt; unnützer Weise ist diese Benennung von einigen Botanikern in die der Loniceren umgewandelt. Eine Reihe von Ziersträuchern unserer Gärten, besonders die Genera Diervilla (Weigela), Symphoricarpos, Abe- lia, Leycesteria u. s. w., welche zum Theil von Linn& noch als zu Lonicera gehörig gerechnet worden, schliessen sich an. Wenn man aber Vi- burnum und Sambucus, wenn auch nur als eine be- sondere Unterfamilie, zu den Caprifoliaceen stellt, so thut man der natürlichen Verwandtschaft Ge- walt an. Schliesst man diese aber aus, so ist die Familie der Caprifoliaceen zu klein, um selbständig beste- hen zu können. Es kommt noch dazu, dass ihre Verwandtschaft mit vielen Rubiaceen so gross ist, dass eigentlich kein einziges Merkmal vorhanden ist, um sie von dieser, die in ihren Gestaltungen so mannigfaltig ist, zu unterscheiden. Die An- oder Abwesenheit der Nebenblätter, worauf man schliesslich sich gestützt hat, nachdem Blüthe und Frucht im Stich gelassen haben, ist keineswegs so stich- haltig, als man glaubt. Manche Loniceren machen zu Zeiten, besonders an ihren jungen Trieben, sehr deutliche Nebenblätter; wir haben selbst zwei Ar- ten des Himalaya-Gebirges, bei denen regelmässig Nebenblätter vorkommen und von denen die eine deshalb den Namen Lonicera stipulata führt; die andere ist Lonicera glaucophylla. Betrachtet man 267 die Rubiacee Cephalanthus und die echte Diervilla aus der Familie der Caprifoliaceen, so sind diese beiden gewiss in jeglicher Hinsicht weit näher ver- wandt, als die eigentlichen Stellaten (also die Lab- kräuter, Galium) mit den Coffeaceen oder Cincho- neen, welche 2 natürliche Abtheilungen der Rubia- ceen bilden. Was die Viburnum-Arten anbelangt, so stehen diese nach unserer Ansicht den Hydrangeen so nahe, dass sie selbst von tüchtigen Botanikern, wie Thunberg war, verwechselt wurden und auch in der That leicht verwechselt werden können. Will man eine natürliche Anordnung der Pflanzen haben und macht künstliche, demnach unnatürliche Genera, so widerspricht man sich selbst, und thäte viel bes- ser, wäre auch konsequenter, wenn man sich noch des Linn&’schen Systemes bediente. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Linn& bei der Bildung seiner Genera oft rolle nach der Natur und dem Gan- zen entlehnten Prinzipien handelte, als viele der neuern Botaniker. Das Genus Lonicera ist ziemlich umfassend und liesse sich künstlich in mehre Genera zerlegen, wie es denn auch in der That geschehen ist. Schon Tournefort kennt 4 solcher Genera: Caprifolhum, Perielymenum, 'Ohamaecerasus und Xylesteum, von denen das erste die Geisblätter der Alten, das zweite die der Neuen Welt enthält, während Cha- maecerasus aufrechte Sträucher mit lippenförmiger, Xylosteum endlich mit regelmässiger Krone ein- schliesst. Neuerdings hat man 6 Untergeschlechter aufgestellt, von denen 2 rankende und die 4 an- dern aufrechte Sträucher umfassen. Zu bemerken ist, dass die Franzosen in der Regel unter Loni- cera die Geisblätter, unter Chamaecerasus hingegen die aufrecht-wachsenden Loniceren verstehen. Zu unserem Zwecke, die wir nur die Schling- gewächse aus dem Genus Lonicera näher betrach- ten wollen, genügen die beiden ersten Subgenera: Caprifolium und Nintooa. Beide Subgenera sind leicht dadurch zu unterscheiden, dass die erstern die Blüthen einzeln auf einem kurzen oder gar keinem Stiel haben, während bei Nintooa 2 Blüthen am Ende des Stieles sich befinden. Die Arten des Subgenus Caprifolium kommen in Europa, Nord- Afrika und Vorder-Asien, sowie in Nordamerika, die des Subgenus Nintooa hingegen in Ostasien, auf dem Himalaya und im westlichen Nordafrika vor. Der Name Nintooa ist der einheimischen Be- nennung der Pflanze entnommen und bedeutet die Lonicera japonica. (Fortsetzung folgt.) Yärtnerifhe Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. XI. Paris, den 27. Juli. „Den Jardin reserv@”, wo, wie schon mehrmals gesagt, die Pflanzen-Ausstellungen stattfinden, „in dieser Weise in Scene zu setzen, ist wirklich eine hohe, schöne Idee gewesen”, sagte mir neulich einer seiner vielen Bewunderer. „AÄber”, fuhr er fort, „das Höchste in dieser Idee, das ist das — Tiefste im ganzen Garten — das ist die Grotte unter dem Seewasser-Aquarium!” Und wahrlich, es ist nicht leicht, Grossartigeres zu finden, als dieses. Treten wir deshalb, bevor wir unsere Blumen und Pflanzen der 8., von Mitte bis Ende Juli dauern- den Ausstellung, betrachten, einmal hinein! Schöne künstliche Tropfstein-Nachbildungen um- rahmen die Eingänge und hängen im Innern von der Decke herab. Die erste Grotte liegt zur ebenen Erde; wir können uns daselbst bequem an die mit Seewasser gefüllten Bassins begeben, um die kürz- lich hineingesetzten Thiere mit Musse zu betrach- ten. Allein zur Seite führen Stufen in die Tiefe und das Publikum, dem der Eintritt in diese Un- terwelt erst seit gegen 3 Wochen erlaubt ist, drängt sich erwartungsvoll hinunter. Folgen wir ihm! Eine aus rohen Steinen gebildete Treppe führt uns abwärts und wir gelangen in eine grosse Höhle, die durch Felssäulen gestützt und durch Gaslampen mit mattem Glase erleuchtet ist. Wiederum rings- um die schönsten Tropfstein-Gebilde! Langsam sickert das Wasser an einigen Stellen an ihnen hinunter und mahnt uns an ähnliche Parthien in der Baumanns- und Bielshöhle des Harzes. Doch wir finden eine zweite Treppe, die uns wieder auf- wärts bringt. Sie wird gewiss in’s Freie zurück- führen! Nein! Wir kommen in einen andern gros- sen Raum, wiederum mit vielen künstlichen 'Tuff- steinsäulen, und von mattem Tageslicht schwach erhellt. An den Seiten dieselben Wasserbehälter, die wir kurz vorher von aussen gesehen haben, aber über uns. Was ist das? Da schwimmen ja ganze Schaaren von Fischen! Wirklich wir sind unter dem Meeresgrunde, der hier freilich durch mächtige Glasplatten gebildet ist! Trockenen Fusses können wir, von allen Seiten fast von Wasser um- geben, die Geschöpfe des Meeres, die prächtigen Seerosen, die wunderlichen Krabben und die schlan- ken Fische betrachten. Das wahrlich ist ein Meisterstück der Kunst und Keiner kann’s genug loben. Leider ist aber das Wasser noch sehr trübe, was sich hoffentlich aber schon ändern wird, wenn erst mehr Pflanzen 34* b) ad darin sind und gedeihen — wenn die Ausstellung nur dann nicht zu Ende ist. Es ist sehr zu be- klagen, dass diese schöne Anlage, welche viel Geld und Mühe verursachte, erst so spät vollendet wurde. Doch unsere Zeit ist gemessen. Wir steigen eine dritte Treppe, die wir hier finden, wieder hin- unter und kommen abermals in eine Höhle, ähnlich wie die erste, mit tropfenden Felswänden und glitzernden Zapfen. Endlich führt uns eine vierte Treppe wieder hinauf zur ebenen Erde, wo wir noch einmal dieselbe Anordnung finden, wie in der Eingangsgrotte.e. Aussen angekommen, führen Wege nach oben auf den Gipfel des Hügels, unter dem die Grotten sich befinden und erblicken das grosse Bassin, das vor wenigen Minuten über un- seren Köpfen gewesen war, fast die ganze Ober- fläche einnehmen. Wir steigen vom Hügel wieder herab und be- trachten uns noch die kleine Dampfmaschine, die das Wasser in die Höhe hebt. Vergebens suchten wir die angemeldeten Karpfen von Fontainebleau. Nach dieser Abschweifung komme ich zur Be- schreibung der 8. Ausstellung. Es stehen dieses Mal Nelken und Warmhauspflanzen im Vorder- grunde. Es scheint selbst hier in Paris, wo man auf alle Einzelheiten und auf alle Zeiten Rücksicht genommen hatte, ebenfalls, wie oft bei andern Aus- stellungen, zu gehen: man kümmert sich gärtneri- scher Seits wenig, auch wohl gar nicht um die Aufgaben im Programme und stellt aus, was man hat und wie die Lust vorhanden ist. Daher darf man sich nicht wundern, wenn den Preisrichtern bei jeder der 14 Ausstellungen noch eine bisweilen nicht geringe Anzahl sogenannter Concours impre- vus (nicht vorhergesehene Bewerbungen) zur Beurthei- lung vorliegen, dagegen die Hauptaufgaben kaum gelöst sind. Es ist so Schönes, besonders von Warmhauspflanzen, bei den frühern Ausstellungen vorhanden gewesen, jetzt, wo diese bei den Preisen im Programme besonders berücksichtigt wurden, haben nur einige Gärtner an sie gedacht und stel- len Mittelmässiges aus. Das Nämliche ist mit den Nelken der Fall, wo jetzt nur 2 Bewerber in die Schranken getreten waren. Von diesen beiden hat aber nur Gauthier-Dubos, wie früher, so auch dieses Mal, Vorzügliches geleistet. Leider waren wiederum Remontanten nicht vorhanden. Aus sei- ner Sammlung nenne ich: Comtesse Bugnoy, weiss mit rothen Rändern und Streifen, Ravine, ponceau und weiss gestreift, Napoleon III. und la Gaselle. Was die Warmhauspflanzen anbelangt, so war zwar die 1. Aufgabe (nicht aber die 2. und 3.) beschickt, aber in einer Weise, dass sie keine Er- wähnung verdient. i 2 krautartige, durch gute Kultur sich auszeich- | schon die verschiedene Form 68 nende Warmhauspflanzen, waren die 4. Aufgabe. Hier war der Obergärtner im Schlosse von Pont- chartrain, Knight, in die Schranken getreten. Un- ter seineu Pflanzen befand sich die interessante Ab- art der Sanseviera zeylanica, welche den Namen fulvo-eineta führt. Abgesehen von der eigentliüm- lichen Färbung, stehen die graugrünen und fleischi- gen Blätter nicht steif aufrecht, sondern hängen ziemlich schlaf!’ über. Ausserdem erwähne ich auch: Asplenium dimorphum, wo man aus dem Namen der Fiederblättcheu ersieht. Einige derselben sind, und zwar an dem- selben Blatte gesägt, andere dagegen fiederspaltig. Ferner sind vielleicht noch zu nennen: Ad'antum chilense und Pteris rubro-nervia. Auch bei der 5. Aufgabe, die in gleichem Grade 12 holzige Pflanzen verlangt, hatte Knight sich ebenfalls beworben. Die schöne Sawruluug hatte auch eine gute Aufstellung ım rossen Ge- wächshause gefunden. Hier wären etwa u„ervorzu- heben: Rupala (Rhopala) corcovadensis von gegen 16 Fuss Höhe; die von Linden eingeführte Rupala von Santa Catharina; Rungea (Psycho:ria) leucan- tha mit 4% Fuss hohem Stamme, deren dunkelgrüre Blätter 13 Fuss lang und % Fuss breit waren; Gomphea '[heophrasta 4 Fuss hoch; Myristica pu- bescens; Machaerium firmum und endlich die merk- würdige Inga filicifolia, deren 16 Fiederpaare des Abends nach vorn sich strecken und an dem Blatt- stiele der Länge nach straff anliegen. Sehr interessant und lehrreich war wiederum die Sammlung tropischer Fruchtbäume von Linden, da sie wiederum eine Anzahl der interessantesten Arten enthielt, welche meist bei der vcrigen T. Ausstellung nicht vorhanden gewesen waren. Ich nenne eine mindestens 8 Fuss hohe Garcinia Man- gostana; Casimiroa edulis mit gefingerten Blättern und den Sapoto blanco, eine vortreffliche Frucht Mexiko’s, liefernd; Persea plotolensis von besonderer Schönheit; den grossfrüchtigen Avogadobaum, Per- sea gratissima, dessen ovale Blätter 1 Fuss lang waren; den wichtigen Brotbaum der Philippinen, (Artocarpus ineisa) mit 1} Fuss langen und 1 Fuss breiten Blättern, Couroupita guianensis, die in der Heimath wilder Aprikosenbaum genannt wird, ihre Früchte aber mit Kanonenkugeln verglichen und deshalb auch so genannt werden. Die Blätter ähneln denen der Castanea vesca, sind aber ganzrandig. Ferner Vangueria edulis, 4 Fuss hoch, aus Mada- gascar mit gegenständigen, länglichen 4 bis 6 Zoll langen Blättern; Flacourtia Ramaitchi, der Pflau- menbaum von Madagascar, vom Ansehen unseres Schlehenbaumes; aber mit lederartigen Blättern; Mammea americana, der Aprikosenbaum der Antil- len, Blätter bis 1 Fuss lang; Platonia Bacuru-Aeu, 269 die eine köstliche Frucht am Amazonenstrom lıe- fern soll, sowie die ähnliche Platonia insignis oder Bacuru uva aus Para; Lucuma-Goiti-toroba, ein neuer Marmeladenbaum vom Rio negro, dessen läng- liche Blätter 2 Fuss lang, 2 Zoll breit und etwas gefaltet sind. Melicoeca olıvaeformis, ein kleiner Strauch mit länglich-herzförmigen Blättern, die 3-zählig und im- mergrün sind, aus Neu-Granada. Der Strauch lie- fert in den Tropen die so beliebte Guayava, eine Art dicken, dunkeln, braunen Fruchtgelee’s, das in Tafelform auch auf der Ausstellung sich befand, auch im algerischen Kaffeehause viel verkauft wird und angenehm schmeckt. Auch bekanntere Frucht- bäume des Tropens, wie Anona squammosa, A. Cherimola, Achras Sapota, Bertholletia excelsa u. s. w. fehlten nicht. 12 tropische Fruchtbäume waren auch von Knight ausgestellt. Darunter eine 8 Fuss hohe Carica Papaya; ferner Lucuma mammosa, Stamm dünn, schlank, 8 Fuss hoch und 1 Zoll im Durch- | messer, glatt, und mit sehr deutlichen Blattnarben versehen; ferner eine andere ähnliche, aber kleinere, noch nicht näher bestimmte Lucuma aus Brasilien, sowie ‘Lucuma Canista, Eugenia Mitchelli, Anona Cherimola, Mangifera indica, die merkwürdige Le- cythis ollarıa, deren Frucht als Gefäss, ähnlich einem Topfe, gebraucht wird, mit länglich-lanzettförmigen und fein gesägten Blättern, Jambosa vulgaris, von der die Blätter denen unserer Weiden gleichen, aber lederartig sind. Vorzügliche Gloxinien waren von Chenu wie- der in schönstem Flor vorhanden, während Valle- | rand, ÖObergärtner bei Charcenac in Bougival Samenpflanzen in bester Auswahl ausgestellt hatte. Unter ihnen waren besonders beachtenswerth: Mr. H. Charcenac, blauer Rand, mit weissen Tüpfeln auf jedem Abschnitt, Mr. Barillet, ähnlich, aber mehr violettblau, Louise Vallerand, roth, Giquitard, weiss, mit schmalem blass-rothem Saum. Lantanen hatte nur Chate& fils ausgestellt. Sie waren untadelhaft und von aussergewöhnlicher Ent- wickelung. Petunien verdankte man dagegen Huillier in Bagnieux, sie boten aber nichts Bemerkenswerthes dar. Für ausdauernde Zierblumen waren Yvon in Montrouge und Thibault Prudent eingetreten. Endlich waren auch wiederum blühende Som- mergewächse in grosser Anzahl da. Loise Chau- viere zu Duvivier hatte sich dieses Mal nebst Vilmorin-Andrieux & Co., dem auch wiederum die Krone zufiel, betheiligt. Sehr hübsch nahmen sich deren zwergige Cal- lirrho@ pedata und deren gefüllte Chrysanthemum arınatum aus. Ganz vorzüglich war aber wiederum ein Sor- timent von ausdauerndem Phlox, alles Samenpflan- zen, von Lierval selbst gezogen. Die Blumen prangten in seltener Farbenpracht. Ebenso nahmen auf gleiche Weise die abgeschnittenen Stockmalven von Margottin die Aufmerksamkeit der Anwesen- den in Anspruch. Das schlechte Wetter hatte die Gladiolen zu- rückgehalten, doch waren die von Chauvi®re und Souchet wenigstens anzuerkennen. Die Bewerbungen für Delphinien, Phlox Drum- mondü, Alstroemerien, Hortensien und neue Pflan- zen waren nicht berücksichtigt worden. Nicht im Programme ausgeschriebene Einsen- dungen (Concours impr@vus) waren, wie anfangs gesagt, sehr zahlreich vorhanden. Vor Allem hatte man in dieser Hinsicht der schönen abgeschnittenen Rosen gedacht, die der Jury bei der grossen Zahl der Aussteller und der oft einander so gleich kom- menden Qualität viel zu schaffen machten. Karl Verdier und Margottin waren diesesmal die Sie- ger, so ausgezeichnet auch die von Duval in Mont- morency und Marest in Montrouge waren. Auch in Töpfen fanden sich Rosen vor, sowie ausserdem neue, erst gezüchtete . Sorten. Erstere verdankte man Hippolyte Jamin. Von den letztern wurde nur die eine von Karl Verdier von den Preis- richtern berücksichtigt. Sie erhielt den Namen Adele Huzard. Weiter ist zu erwähnen eine sehr schöne Samm- lung von Tropaeolum’s, welche man dem Vilmo- rin’schen Etablissement verdankte. Eben daher stammten einjährige Lianen, besonders reizende Maurandien und Lophospermen, sowie Sommer-Lev- kojen, Hahnenkämme in verschiedenen Farben und blühende Exemplare von Lilium auratum. Aner- kennung endlich erhielten ferner aus dem Vilmo- rin’schen Etablissement schöne Petunien, welche konstant sein sollten, sich demnach durch Aussaat in ihrer Blumenform und Farbe erhalten. Schöne Exemplare des Pelargonium zonale hatte Chat& fils ausgestellt. Orchideen als Schaupflanzen und reichlich blü- hend verdankte man wiederum dem Herzoge von Ayen; schöne Farne aber für das freie Land Thi- baut & Ketelöer, sowie Jamin & Durand. Schliesslich nenne ich noch eine Sammlung von verschiedenen Myoporum’s von van Geert in Gent. Unter den zahlreichen Blumenbouquets, welche vorhanden waren, befand sich auch eins aus Tyrol; es war ein riesiger Strauss aus Alpenblumen von 2% Fuss Durchmesser, den der bekannte Kunst- und Handelsgärtner Unterreiner in Innsbruck mit sei- ' ner bekannten Kunstfertigkeit gemacht und einge- 270 schickt hatte. Er trug die sinnige Inschrift in deut- scher und französischer Sprache: „Ein Gruss der Blumen vom Alpenland . „Der Schwestern schönsten am Seine-Strand!’ Was die Früchte und Gemüse anbelangt, so hatte Deschamps in Boulogne (an der Seine) von den ersteren eine Sammlung der verschiedenen Sor- ten ausgestellt, während man Guillot pere in Clermont - Ferrand Aprikosen, Croux & fils in Sceaux ausgezeichnete Stachelbeeren und Berger in Verrieres gute Johannisbeeren verdankte. Beim Gemüse wurde dieses Mal die Socidt@ des Maraichers in Paris von der Societe d’horticulture de Ölermont, die besonders grossen Kohl eingesen- det hatte, geschlagen. Blumenkohl war in meh- rern Varietäten von Falaise in Boulogne ausge- stellt. Auch Körbelrübchen, die ın Frankreich, so vorzüglich schmeckend sie auch sind, nur ausnahms- weise angebaut werden, waren in guten Exempla- ren vertreten. Als neues Gemüse hatte Gu6not eine besondere Sorte Kohl ausgestellt. Am Schlusse dieses Berichtes sei es mir noch gestattet, auf eine merkwürdige Kultur der Pfirsiche in Montpeillier, wie sie an dem von Sahut einge- chen. Es werden die Bäume nach dieser Methode ganz niedrig, höchstens 3 Fuss hoch, gehalten, ihre Aeste aber an der Spitze nach allen Seiten hin so ausgebreitet, dass die Krone, von oben gesehen, ein Viereck bildet. Diese Methode hat um Mont- peillier Verbreitung gefunden. ders daran, dass durch die Beschattung von Seiten der Blätter in dieser Weise die Entwickelung der Früchte viel besser vor sich gehe, wobei zu glei- cher Zeit die dort nicht leicht verbrennen kann. Die Jury wird diese Methode weiter verfolgen und dann darüber berich- ten. Sahut selbst hat ın Montpeillier 25 Hektaren (100 Morgen) auf diese Weise bepflanzt. Botanical Magazine. 2. Hälfte 1866. 1. Hälfte 1867. (Schluss.) Wir kommen nun zu den die Länge eines Zolles. sandten Baume ersichtlich ist, aufmerksam zu ma- | Breite besitzt. An der Spitze des Stengels hängt die 4—8 Zoll lange Aehre über und ist mit 6—8 weissen Blüthen von 1—1% Zoll Durchmesser, aber mit einem 3—4 Zoll langen Sporn versehen, be- setzt. | Angraecum citratum Pet. Th. (tab. 5624) stammt dagegen aus Madagaskar und wurde von Veitch in London eingeführt. Der Stengel ist sehr kurz und hat nur wenige, 3 — 4 Zoll lange, breit-elliptische Blätter. Gewöhnlich hängt er über, so dass auch die 6—8 Zoll lange, an der Basis des Stengels entspringende Aehre dicht - stehender und hell - strohgelber Blüthen von $ Zoll Durchmesser eine Richtung nach unten hat. Bletia Sherrattiana Batem. (tab. 5646) wurde von Low im Jahre 1864 in Neugranada entdeckt und gehört zu den schönsten ihres Geschlechtes. ı Die 3 Fuss langen Blätter sind gefaltet und haben eine elliptisch - Janzettförmige Gestalt, während die ebenfalls, aber seitlich aus dem rundlichen Schein- knollen hervorkommende und ziemlich gleich hohe Aehre mit 10 — 14 grossen, dunkelrosa - farbigen Blüthen versehen ist. Die Blumenblätter besitzen Den Namen hat sie nach Bateman’s Gärtner, Sherrat, erhälten. Bolbophyllumretieulatum Batem. (tab.5605) wurde von Thom. Lobb auf Borneo entdeckt, von Man rühmt beson- | Veitch aber eingeführt. Die Pflanze besteht aus einem einfachen oder wenig verästelten Rhizom, mit braunen und trockenhäutigen Schuppen dicht be- setzt. An der Spitze eines Astes befindet sich ein herzförmiges und zugespitztes Blatt, was sich durch die regelmässig - netzförmige Aderung auszeichnet. Die beiden endständigen und gegen $ Zoll grossen so heisse Sonne die letzteren | Blüthen haben weisse, aber roth-gestreifte und ge- fleckte, aussen aber hell-röthliche Blumenblätter. Cattleya Dowiana Batem. (tab. 5618) ist un- bedingt die schönste Orchidee, welche seit mehrern Jahren aufgefunden und eingeführt wurde. Die Ehre ihrer Entdeckung gebührt dem leider vor Kurzem verstorbenen v. Warszewicz, der sie in Costa Rica fand, eingeführt wurde sie hingegen ' durch den Reisenden Arce, welcher für Skinner zahlreichen Orchi- | deen, welche in dem botanical Magazine abgebildet und besprochen sind. Angraecum Chailluanum | Hook. fil. (tab. 5589) wurde zuerst von dem küh- schen West-Afrika) entdeckt und dem botanischen Garten in Kew mitgetheilt. Es ist ein Epiphyt, welcher eine Höhe von 4 — 10 Zoll erreicht und lederartige, schmal-längliche, an der Spitze einge- kerbte Blätter von 4 — 6 Zoll Länge und 14 Zoll und Salvin in jenem Lande sammelte, die Pflanze aber an Veitch in London abtrat. Der Name ist dem Kapitän der amerikanischen Schiffs- Paket-Ge- sellschaft, J. M. Dow, welcher sich stets der Na- turforscher nach und von jenen Ländern angenom- ' men hat, entlehnt. nen Reisenden du Chaillu in Gabun (im tropi- Aus jedem 8 — 12 Zoll langen Scheinknollen kommt nur ein einziges, dickes und längliches Blatt hervor, während die Aehre aus 2—6 Blüthen be- steht, welche im Durchschnitt einen Durchmesser von 7 Zoll haben. Die 3 äusseren Blätter der nankingfarbigen Blüthenhülle sind schmal-elliptisch 271 und flach, die breit-länglichen inneren hingegen wellenförmig. Die ebenfalls breite und kraus - wel- lenförmige Lippe besitzt eine dunkelrothe Farbe. Coelogyne corrugata Wight (tab. 5601) er- hielt der botanische Garten in Kew in lebenden Exemplaren direkt aus Östindien. Am Ende des eiförmigen Scheinknollens befinden sich 2 breit- elliptische, dickliche Blätter von der Länge einer Spanne und zwischen ihnen kommt die 3- bis 6- blüthige Aehre ‘hervor. Die Blumenblätter haben eine weisse, die Lippe hingegen eine gelbliche, von rothen Streifen unterbrochene Farbe. Cypripedium Schlimii Rchb. (tab. 5614) wurde von Linden’s Reisenden Schlim in Neu- Granada schon vor 14 Jahren entdeckt und nach Europa geschickt. Aus der Wurzel kommen 4—6 lederartige und schmal-elliptische Blätter von 8—12 Zoll Länge hervor; zwischen ihnen erhebt sich aber der mit langen Haaren besetzte und gegen 6 Blü- then tragende Stengel. Die fast Zoll-langen weis- sen Blumenblätter sind mit zahlreichen kleinen ro- then Flecken besetzt, während die Lippe oben roth, unten weiss erscheint. Der Fruchtknoten ist drei- fächrig, weshalb nach Reichenbach das Genus zu Selenipedium gehört. Dendrobium macrophyllum A. Rich. var. Veitehianum Lindl. ist auf Java zu Hause und wurde bereits vor mehrern Jahren durch Veitch eingeführt, welcher es von seinem Sammler Thom. Lobb erhielt. An der Spitze der 8—12 Zoll lan- | gen Stengel stehen 2 oder 3 elliptische, an der Spitze tief-eingerandete Blätter von 4—6 Zoll Länge. Zwischen diesen kommt der Fuss-lange, an der Spitze überhängende Blüthenstengel hervor und trägt viele, 2 Zoll im Durchmesser enthaltende Blü- then, deren äussere Blumenblätter eine hell-pappel- grüne, die inneren hingegen eine schmutzig- weisse Farbe besitzen. Die grosse, 3-lappige Lippe ist ebenfalls pappelgrün, aber von Purpurstreifen unter- brochen. Epidendrum eburneum Rchb. fil. (tab. 5643) wurde von P. Henderson, einem Beamten der Royal Mail Packet Company, in Panama entdeckt und nach Europa gebracht. Es macht aufrechte, 1—2 Fuss hohe Stengel, deren längliche, denselben umfassende und dicke Blätter wagerecht abstehen. Sie sind 32—42 Zoll lang, aber nur 14 Zoll breit. Die kurze, endständige Aehre hat 4 — 6 Blüthen von 3—32 Zoll Durchmesser und ihre sehr schma- len, linienförmig-elliptischen Blumenblätter sind hell- citronengelb, die grosse, herzförmige Lippe dagegen ist weiss und mit 2 gelben Schwielen versehen. Fernandezia robusta Batem. (tab. 5592) ist die grösste ihres Geschlechtes und wurde von Skin- ner in Guatemala entdeckt. Der gegen 1 Fuss hoch werdende Stengel ist dicht mit dachziegelförmig über einander liegenden und auf dem Rücken gekielten Blättern besetzt. Zwischen diesen und an seinem obern Theile kommen die überhängenden, mit eini- gen herzförmigen, kleinen Blättern besetzten Blü- thenstiele hervor. Die einzige Blüthe hat eine gelbe, von rothen Punkten unterbrochene Farbe und misst 9 Linien im Durchmesser. Huntleya cerina Lindl. (tab. 5598) ist be- reits im 1. Jahrgange der Wochenschrift (S. 295) als Pescatorea cerina Rchb. file beschrieben worden. Lycaste gigantea Lindl. (tab. 5616) wurde schon in Central-Amerika von Hartweg und von Linden in Venezuela entdeckt. Auf einem gros- sen, bis 6 Zoll langen Scheinknollen befinden sich 2 oder 3 elliptische, tief-gefaltete Blätter von 1% bis 2 Fuss Länge. Die einzige Blüthe steht am Ende eines 1—1} Fuss langen Stieles und hat ge- gen 8 Zoll Durchmesser. Die länglichen oder läng- lich - lanzettförmigen Blumenblätter haben eine. oli- venbraune Farbe, während die kleine und mit Zäh- nen am Rande besetzte Lippe kastanienbraun und von einem orangenfarbenen Bande eingefasst er- scheint. Notylia bicolor Lindl. (tab. 5609) stellt eine nette kleine Orchidee aus Guatemala dar, welche Skinner zuerst entdeckte, kurz darauf aber auch von Hartweg aufgefunden wurde. Die Pflanze wird bis 1% Zoll hoch und die einzelnen Stengel bestehen meist aus 5 schwertförmigen Blättern. Aus ihrer Mitte ragt der 2—3 Zoll lange und schliess- lich überhängende Blüthenstiel hervor. Die 10 bis 20 eleganten Blüthen haben schmal -lanzettförmige Blumenblätter, von denen die äusseren gelb, die inneren lilafarbig und mit blauen Flecken versehen erscheinen. Oncidium serratum Lindl. (tab. 5632) wurde von Linden unter dem Namen ©. Diadema in den Handel gebracht und stammt aus Peru. An der Spitze des elliptischen Scheinknollens befinden sich 2 sehr lange und schmal-elliptische Blätter von dicker Konsistenz, während der oft 9— 10 Zoll hohe. Blüthenstengel grosse Blüthen besitzt. Die ‚am Rande wellenförmigen und gesägten Blumen- blätter, sowie die dreitheilige Lippe, sind braun, haben aber eine gelbe Spitze, erscheinen ausserdem jedoch noch gelb-gefleckt. Polystachya pubescens Rchb. (tab. 5586) gehört zu den kleinblüthigen Orchideen. Aus dem Scheinknollen von der Länge eines Zolles erhebt sich der Stengel bis’ zu 1 Fuss Höhe, wenn er blüht. An seiner Basis befinden sich 2 oder 3 scheidenförmig - umfassende und elliptische Blätter von dicklicher- Konsistenz und von 3—5 Zoll Länge. 272 Darüber hinaus ist er behaart und am untern Theil mit kleinen, schuppenförmigen Blättern, am obern Theil mit goldgelben Büthen dicht besetzt. Sie stammt aus dem südlichen Afrika, wo sie zuerst von Drege entdeckt wurde. Saccolabium ampullaceum Lindl. (tab.5595) ist ebenfalls eine klein- und dicht - blühende Art, welche in Ostindien wächst und zuerst von Rox- burgh beobachtet wurde. Der Stengel bleibt sehr kurz, da er kaum die Höhe von 5 Fuss erreicht. Die sehr dieken und zungenförmigen Blätter wer- den über 8 Zoll lang und stehen wenig ab. Weit kürzer sind die am untern Theile des Stengels ent- spriugenden Aehren rother Blüthen. In der That riesig dagegen, wie auch der Name sagt, ist Saccolabium giganteum Wall. (tab. 5635), welche zwar Wallich schon in Ostindien entdeckte, welche aber erst durch Veitch aus Hinter- Indien eingeführt wurde. Sie steht dem $. viola- ceum am nächsten, scheint aber noch grösser zu werden. Ihre dickfleischigen, ebenfalls zweireihigen und breitumfassenden Blätter erreichen eine Länge von 3—1 Fuss und sind an der Spitze zweitheilig. Eine gleiche Länge hat die dicht mit weissen Blü- then besetzte Aehre. Die Lippe hat jedoch eine violette Farbe. Sarcanthus erinaceus Rchb. (tab. 5630) be- findet sich auch als Aörides dasypogon in den Gär- ten und wurde von Parish in Ostindien entdeckt. Die Pflanze verzweigt sich und jeder Zweig blüht. Die elliptischen und dicken Blätter umfassen nur wenig und haben die Länge von einigen Zoll. Zwi- schen ihnen hängen die behaarten, schlanken Trau- ‘ben von 5 Zoll Länge herab. Die locker stehen- den Blüthen sind klein und haben eine weisse und rötbliche Farbe. Vanda Bensoni Batem. (tab. 5611) gehört | zu den minder schönen Arten dieses Geschlechtes und wurde vom Obrist Benson in Hinter - Indien entdeckt. Sie wird etwas über 1 Fuss.hoch und ist mit zweizeiligen, rinnenförmig-zusammengelegten und lederartigen Blättern besetzt. Aus der Basis des Stengels kommt der vielblüthige Stiel, die Blät- ter überragend, hervor. Die Blüthen besitzen aus- gebreitet einen Durchmesser von gegen 2 Zoll und haben länglich - spathelförmige Blumenblätter, weiss von aussen, gelbgrün von innen. Die ebenso lange Lippe ist dreilappig und hat eine rosenrothe Farbe. Der kleine Gärtner. Von Johannes Wesselhöft. Der Verfasser vorliegenden Buches ist uns aus früheren Zeiten, wo ihm die Leitung des reizend gelegenen Eichel’schen Gartens bei Eisenach an- vertraut war, wohl bekannt; vielleicht ist er auch den Lesern der Wochenschrift noch im Gedächt- nisse, da wir früher schon Gelegenheit hatten, über ihn zu sprechen. Während einer. langen Beauf- sichtigung und Leitung eines auch durch seine Lage berühmten Privatgartens, der eben deshalb viel von Fremden besucht wurde, hatte er um so mehr Ge- legenheit, die Neigung von Blumenliebhabern und Gartenbesitzern kennen zu lernen, als in Eisenach ausserdem noch Manche existiren, welche beschei- dene Ansprüche für ihren Garten haben. Für diese hauptsächlich hat auch der Verfasser, welcher jetzt Handelsgärtner in Langensalza ist, geschrie- ben; der eigentliche Fachmann dürfte deshalb wohl kaum etwas Neues finden. Grade diesen Umstand halten wir dem Buche zu Gute. Leider haben manche Schriftsteller in der Gärtnerei die Meinung, dass sie ihren Lesern Neues vorführen müssten, was in den gewöhnlichen Gartenbüchern nicht stände, schaden aber dadurch mehr, als dass sie nützen, denn in der Regel ist das Neue sehr oft keineswegs erprobt, oft aus Wer- ken anderer Sprachen und Länder entnommen, wo Boden - Verhältnisse und Klima wesentlich anders sind. Das Neue kann bisweilen selbst gut sein und bei uns passt es doch nicht. In einer einfachen Sprache redet der Verfasser über Allgemeines, was dem Garten überhaupt Noth thut, um ihn für Kulturen möglichst empfänglich zu machen. So äussert er sich über Boden und Dünger, über Einrichtung, über Pflege und Ver- mehrung der Pflanzen, um dann speziell den Ge- müse-, Blumen- und Obstgarten zu besprechen. Wir loben auch hier, dass der Verfasser nur Be- kanntes gibt und nicht eine Reihe neuer Pflanzen eingeführt haben will, die in der Regel den bereits bekannten an Schönheit nachstehen. Unsere bekannteren Florblumen haben in der neuesten Zeit eine solche Vervollkommnung erhal- ten, dass sie auch, mit wenigen Ausnahmen, den in der letzten Zeit eingeführten Blumen zum gröss- ten Theil vorzuziehen sind. Möge nach dem, was eben gesagt, das Buch in dem Leserkreise, für den der Verfasser es geschrie- ben hat, auch den Beifall finden, den es verdient. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), ; Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretair des Vereines. No. 35. Berlin, den 31. August 1867. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. inhalt: Ranunkeln und Anemonen. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. XIV. — Die Schlingpflanzen oder Lianen aus dem Geschlechte der Loniceren. (Fortsetzung.) Ranunkeln und Anemonen. In der Versammlung des Vereines zur Beför- ‚derung... des .Gartenbaues vom 23. Juli legte der Obergärtner Boese aus den Metz’schen Baum- schulen Anemonen und Ranunkeln von solcher Schönheit vor, dass sie mit Recht die Aufmerksam- keit der anwesenden Blumenliebhaber auf sich zo- gen. Wir haben kurze Zeit darauf das dicht an der von Berlin nach Potsdam führenden Eisenbahn liegende Dorf Steglitz, wo sich die Metz’schen Baumschulen befinden, besucht und uns von Neuem über diese beiden Florblumen, die allerdings nun im Abblühen waren, gefreut. Anemonen und Ra- nunkeln spielten vor 2 Jahrhunderten, als die Tul- pomanie in Holland ihren Höhepunkt erreicht hatte und sich über die ganze Erde, wo Blumen geliebt und gezogen wurden, verbreitete, eine grosse Rolle. Geheimnisskrämerei vermehrte ihren Ruf; sie blie- ben selbst noch in grossem Ansehen, als Tulpen und Hyazinthen allmählig mehr vernachlässigt wur- den, und erhielten sich fortwährend bis in die neueste Zeit in demselben, wenigstens in den Ländern jen- seits des Rheines und des Kanales, während sie in den letzten 2 und 3 Jahrzehenden bei uns leider fast ganz und gar aus den Gärten verschwanden. Wir sprechen zuerst von den Anemonen. Wie der Jünger und Anhänger des edelen Waid- werkes dieses zu profaniren glaubt, wenn Jemand sich bei seinen Jagdthieren der gewöhnlichen, allent- halben verständlichen Ausdrücke bedient und etwa bei den Hasen von Ohren, anstatt von Löffeln, spricht, so gebrauchten auch die eifrigen Anemo- nenfreunde zur Bezeichnung der einzelnen Theile ihrer Lieblinge nicht etwa dem gewöhnlichen Sprach- gebrauche entnommene Ausdrücke, sondern es wur- den dazu Worte gewählt, welche dem grossen Pu- blikum völlig unverständlich waren. Wer bei Ane- monen und Ranunkeln von Knollen oder Wurzeln gesprochen, war dem Eingeweihten ein Profaner, denn in der Kunstsprache haben die Anemonen Pfoten (Pattes) und die Ranunkeln Klauen oder Krallen (Grilles). Es dürfte gewiss die Leser der Wochenschrift um so mehr interessiren, zu vernehmen, welches Gedächtniss schon dazu gehörte, um alle die Aus- drücke, womit die einzelnen Theile der Anemone belegt wurden, zu behalten, als sie selbst noch, we- nigstens in Frankreich, heut’ zu Tage gebräuchlich sind. Beginnen wir mit der Wurzel und verfolgen die Pflanze aufwärts bis zur Blüthe. Die junge Brut, welche an der Pfote zur Vermehrung ge- braucht wurde, hiess Keule oder Schenkel (ÜCuisse). Einen Stiel gibt es ebenso wenig, als Blätter. Der erstere heisst Ruthe (Baguette), während die letz- teren Ranken (Pampres) genannt werden. Es ist dieses eine Bezeichnung, welche der feinen Zerthei- lung derselben und die deshalb entfernte Aehnlich- keit mit den Ranken der Weinrebe besitzt, ent- nommen ist. Die Blätter unterhalb der Blüthe, welche gleich einer Hülle zusammengestellt sind, bilden den Kragen (Üollerette). Die Franzosen 35 274 haben ihn auch Fane genannt, ein Ausdruck, der ein Blatt bedeutet und besonders von den Kräu- tern der Wiesen gebraucht wird. Die eigentlichen und wahren Blumenblätter bil- den den Mantel (Manteau) und besitzen einen kur- zen Stiel, der den sonderbaren Namen der ÜOulottes, d. ı. Hosen, bei den Franzosen führt. Bei der gefüllten Anemone haben sich zunächst die Staub- gefässe in kleine und breit-längliche Blumenblätter, Bänder (Cordons), verwandelt. Sind auch die Stem- pel blattartig geworden, so erscheinen diese in Form schmaler und spitzer, aber langer Blättchen, welche auch eine andere Farbe haben und mehr oder weniger über die Bänder sich legen. Die in der Mitte der Blume stehenden führen den Namen Pluche oder Pelz (Peluche oder Panne), während die anderen Schnäbel (Bequillons) genannt werden. Eine gute Anemone, wie sie heut! zu Tage den gärtnerischen Ansprüchen nachkommt, hat viel- fach-zertheilte, feste und freudig-grüne Ranken und einen gleichen Kragen, der aber nur ein Drittel abwärts am Stengel sein darf, dieser selbst muss aufrecht stehen und steif sein. Von der gefüllten Blume verlangt man eine mehr oder weniger ge- wellte Form mit einem sogenannten Knopfe in der Mitte und mit etwas dicklichen und oben abgerun- deten (echten) Blumenblättern im Umkreise. Stiel (Culotte) und Lamina derselben müssen verschieden- gefärbt sein. Dasselbe gilt von der Farbe der übri- gen (d. h. umgewandelten) Blumenblätter, welche sogar von der der äussersten möglichst abstechen muss. 2 Zoll Durchmesser der Blume wird wenig- stens verlangt, nicht selten beträgt er aber 3 Zoll. Die Anemonen sind eigentlich schon frühzeitig im Herbste in das Land zu bringen, wenn sie ihre höchste Vollkommenheit erhalten sollen; leider ist aber, wenigstens in Nordost-Deutschland, das Klima dafür zu rauh und man zieht deshalb trotzdem die Frühjahrs-Bepflanzung der des Herbstes, selbst mit Bedeckung während der Winterszeit, vor. Die ein- fachen und halbgefüllten sind härter, als die ge- tüllten und blühen auch früher im freien Lande. Man kann die Pfoten hier auch später einsetzen, selbst bis zu Anfang Juli, und hat dann den gan- zen Sommer hindurch, sogar bis in den Herbst hinein, blühende Anemonen im Garten. Die eigent- liche Blüthezeit ist aber im Spät - Frühlinge und Anfangs des Sommers. Grade diese einfachen und halbgefüllten Ane- monen, von denen man jetzt wunderschöne Formen besitzt, wie man aus dem Sortimente der Metz’- schen Baumschulen ersah, sollten in keinem Blu- mengarten fehlen. Damit wollen wir aber keines- wegs die gefüllten Anemonen ausschliessen. Wir bemerken noch schliesslich, dass diese einfachen Anemonen jetzt meist unter dem Namen der chine- sischen immerblübenden in den Verzeichnissen vor- kommen. Nicht minder schön sind die Ranunkeln und, wie gesagt, ebenfalls bei uns mehr oder weniger in Vergessenheit gerathen. Hier hat man nicht Knollen, aus denen die Pflanzen hervorkommen, sondern büschelförmige Wurzeln, wie sie viele wilde Ranunkeln bei uns haben, z. B. der Scharbock (Ra- nunculus Ficaria). Die Blätter sind bei den Ra- nunkeln keineswegs vielfach in linienförmige Ab- schnitte getheilt, wie bei den Anemonen und den nahe verwandten Küchenschellen (Pulsatilla), son- dern dicht an der Wurzel fast ganz, worauf sie gezähnt und eingeschnitten, am Stengel selbst fie- derspaltig erscheinen. Obwohl die Blumen nicht minder schön sind, so hat man doch dergleichen, nur den Sachverstän- digen verständliche Namen nicht eingeführt. Ein deutlicher aus 5 grünen, später zurückgeschlagenen Blättern bestehender Kelch ist vorhanden und auch die Blumenkrone erscheint ursprünglich nur 5-blätterig. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass den in den Gärten befindlichen Ranunkeln 2 Arten, eine gelb- und eine rothblühende, zu Grunde gelegen haben; durch deren Kreuzung sind hauptsächlich die unzähligen Sorten, welche wir jetzt in Kultur haben, hervorgegangen. Die Ranunkeln sind weit länger in Kultur, als die Anemonen, welche letzteren erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundertes als Gartenblumen er- scheinen. Sie sollen zuerst, wie die Damascener Rosen, durch Kreuzritter, und zwar bereits im 11. oder 12. Jahrhunderte, nach Frankreich gekommen sein, wo man sich, vor Allem in Marseille, mit deren Kultur und Verbreitung beschäftigte. Sie waren auch, wie die Tulpen, Lieblingsblumen der Sultane. Ihre schönsten Sorten wurden hauptsäch- lich in den Serails gezogen, wo sie ebenso ängst- lich bewacht wurden, als die Frauen. Ein grosser Freund der Ranunkeln war jener blutdürstige Ma- homet IV., welcher lange Zeit vergebens vor den Mauern von Wien lag und damit den Halbmond allmählig erbleichen machte. Aber doch kamen sie aus dem geschlossenen und so ängstlich bewachten Serail heraus und ver- breiteten sich zum zweiten Male in den Gärten der europäischen Kulturländer. Sonderbar war es, dass man damals den halbgefüllten Ranunkeln den Vorzug gab und die durchaus gefüllten den dama- ligen Ansprüchen nicht genügten. Erst der neue- ren Zeit war es vorbehalten, den Geschmack zu ändern, so dass allein die ganz gefüllten den höch- sten Grad von Schönheit haben und ihnen jetzt der Vorzug gegeben wird. Seitdem schliesst man 275 im Gegentheil die halbgefüllten in den Gärten fast gänzlich aus und kultivirt sie nur noch, um durch Befruchtung des Stempels mit Blumenstaub anderer halbgefüllten oder einfachen Blumen neue Sorten sich zu erziehen. Neben diesen Ranunkeln hat man seit langer Zeit schon eine Reihe von Sorten, welche man rö- mische, türkische, afrikanische, turban- und päonien- artige nennt. Das Wort „römisch” ist sicher aus Rum, d. ı. Rumelien, womit die Türken eine Art von Ranunkeln belegen, entstanden. Diese Ranunkeln sind in allen ihren Theilen, nicht allein in der Blume, grösser und haben heller-gefärbte, meist dreitheilige Blätter. Die grösseren, bisweilen etwas wellenför- migen Blumenblätter liegen nicht, wie bei den eigentlichen Ranunkeln, dachziegelförmig und nach innen gekrümmt über einander, sondern stehen mehr aufrecht. Gar nicht selten, besonders auf gutem Boden, sind die Blumen -proliferirend, d.h. wie bei dem Rosenkönige erhebt sich mitten aus der Blume ein Stiel, der eine zweite Blume trägt. Wichtig ist, dass diese türkischen oder T'urban- Ranunkeln auch weit härter sind, d. h. unsere Wit- terung leichter ertragen, als die anderen, so dass sie, einigermassen gut gedeckt, unsere Winter aus- halten können. Sollen sich die Blumen gut ent- wickeln, so dürfen sie nicht, wie die gewöhnlichen Ranunkeln, erst im Frühjahre in die Erde kommen, sondern müssen schon im Herbste, und zwar mög- lichst frühzeitig, gelegt werden. Eigenthümlich ist, dass die an und für sich durchaus gefüllten Blu- men bisweilen halb gefüllt uud selbst einfach wer- den. In diesem Falle schwellen die Fruchtknoten zwar an, untersucht man aber die reifen Früchte, so findet man diese leer. Unter den Metz’schen Ranunkeln auch eine Sorte unter dem asiaticus formosissimus. Wir können nur sa- gen, dass die Blumen sehr schön waren. Haage & Schmidt in Erfurt kultiviren sie nach ihrem eben ausgegebenen Verzeichnisse ihrer Blumenzwie- beln und Knollengewächse als zweijährige Pflanze, die stets von Neuem aus Samen gezogen werden muss. Die Blumen sind in dem brillantesten Far- benspiel von weiss, fleischfarbig, rosa, karmin, schar- lach, purpur, orange, gelb u. s. w. und erscheinen ununterbrochen vom Juni bis September. Man kann Ranunkeln das ganze Jahr hindurch fast blühend haben, je nachdem man sie in die Erde bringt. In Paris werden sie hauptsächlich für die letzten Wintermonate im Jahre in grossen Massen herangezogen und auf den Markt gebracht. Zu diesem Zwecke sucht man die Klauen bis Ende Juli und Anfang August zurückzuhalten und bringt sie dann erst in die Erde. Sobald die Luftwärme aber befand sich Namen Ranunculus zu niedrig wird, schliesst man sie in einem Kasten ein, den man mit wärmendem Mist umgibt, und deckt Fenster darauf. Härtnerifche Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. XIV. Paris, den 12. August. Unter den vielen Gewächshäusern des reser- virten Gartens ist eins, hart an der Rue de Bel- gique gelegen, in das wir unsere Leser noch gar nicht geführt haben; es ist das Haus für Wasser- pflanzen. Bevor ich daher unseren Bericht über die 9. Ausstellung beginne, so sei es mir erlaubt, auch über dieses einige Worte zu sagen. Lange hat es gedauert, ehe es vollständig eingerichtet war. Nun ist es endlich im schönen Zustande und wir Deutsche haben das grösste Interesse, grade dieses Haus zu besuchen, denn gleich beim Eintritt lesen wir: „Jardin botanique de Munich.” Sämmtliche Pflanzen, welche darin befindlich sind, hat der Münchener botanische Garten gelie- fert und sie auf das Schönste gruppirt. In der Mitte des länglichen Bassins finden wir natürlich die Krone der Wasserpflanzen, die Victoria regia. Noch haben ihre Blätter nicht die volle Grösse er- reicht, die Unkundigen ahnen noch nicht, welcher Riese hier als Knabe sich auf dem Wasser wiegt. Um ihn herum finden sich andere Nymphaeaceen, von denen einige bereits ihre Blüthen zu entfalten beginnen. Wir finden im Ganzen 15 — 16 Arten und Abarten vertreten. An Seiten des Ge- wächshauses stehen Kaladıen, während an den Eisen- stangen Schlingpflanzen: Passiflora helleborifolia, P. Imperatrice Eug@nie, Hexacentris coccinea und an- dere, hinaufklimmen. Endlich steht noch im Was- ser ein schönes Exemplar der Hydrolea spinosa von über 3 Fuss Höhe. Wir können unsern süddeut- schen Brüdern Glück wünschen, auf diese Weise zur Verschönerung des Gartens auch ein gut Theil beigetragen zu haben und auch die Pflanzen - Aus-, stellung zu einer internationalen zu machen. Fuchsien und Gladiolus standen bei dieser 9. Ausstellung, welche für die Tage vom 1. bis 14. August ausgeschrieben war, im Vordergrunde. Treten wir demnach jetzt in das grosse Ge- wächshaus ein, um die herrliche Ausstellung von Gladiolus zu mustern, die in der Vorhalle daselbst aufgestellt ist, und zwar da, wo früher die gross- blüthigen und Phantasie - Pelargonien prangten. Frankreich scheint das Land der Gladiolen zu sein; 35* den 276 wohl nirgend anders, als grade in der Umgegend von Paris, treffen wir eine bessere Kultur derselben. Eine grössere Anzahl von Gärtnern hatte das Schönste gebracht, was sie mit Liebe gepflegt hat- ten. Die erste Gruppe, welche uns entgegentritt, ist auch die reichste und wohl auch die wichtigste zugleich. Sie gehört Souchet, dem kaiserlichen Direktor des Gartens von Fontainebleau. Er ist der eigentliche Gründer der hohen Vollkommenbheit der auch schon früher beliebten Florblumen. In dem Boden von Fontainebleau, der eine leichte, mit Haidegrund untermischte Erde enthält, gedeihen diese Pflanzen am besten, die Blüthen nehmen in ihr die grössten Dimensionen an. Es ist schwer, eine Auswahl zu treffen und die schönsten davon zu nennen, da in der That alle auf Schönheit An- spruch machen konnten und alle fast gleich ent- wickelt waren. Doch will ich einige nennen: Mad. Pereire, rein-weiss, mit grossen violetten, in der Mitte wieder weissen Flecken; Reine Victoria, ähn- lich, aber die Flecke mehr karminroth, von ausser- ordentlicher Grösse und edler Form; Ophir, dun- kelgelb mit purpurrothen Flecken; Walter Scott, sehr schön rosa, mit weissem, karminroth-gestreiftem Grunde und von zartem Ansehen; endlich Mad. Furtado, sehr gross, sonst ähnlich. Souchet hatte auch, und zwar allein, die dritte Aufgabe des Programmes in Betreff der Gladiolen erfüllt: 25 Sorten, die erst seit 2 Jahren im Han- del sich befinden. Merkwürdiger Weise waren diese jedoch verhältnissmässig nicht so hervorragend in der Kultur. Ich nenne davon: Princesse Alice, schön rosa, Brillant, purpurroth, von guter Form, Lady Franklin, in zwergiger Form, ganz zart rosa, fein karminroth gestreift, die Spitzen dunkler, sehr grossblumig*); Princesse Marie de Cambridge, von ausserordentlicher Grösse in den Blumen und schö- ner weisser Farbe mit karminrothem Grunde.**) Endlich war von ihm die 4. Aufgabe gelöst, da er auch ganz neue, aus Samen erzogene Sorten zur Verfügung gestellt hatte. Wie allenthalben, so ging er auch hier als Sieger hervor. Eug®ne Verdier hatte ebenfalls eine grosse Sammlung von Gladiolen ausgestellt, ebenso Loise Chauvißre. Aus der Sammlung des ersteren ragten besonders hervor: der schon lange bekannte Linn, gelblich -ponceau mit weissem Mittelstreifen; Imp6- ratrice, hell-fleischfarbig mit karminrothen Flecken, und Dr. Lindley, zart rosa mit kirschrothen Flek- ken am Rande. Aus des letzteren Sammlung nenne ich: Che- rubini, weiss, karminroth geflammt, Blume sehr gross *) Nach dem Katalog von Loise Chauviere das Stück zu 7 Francs. **) Nach demselben das Stück zu 8 Frances. | und vollkommen, Mad. Vilmorin, hellrosa mit weis- sem Grunde, karminroth gestreift, und Newton, dunkelroth mit weissem Grunde und eben solchem Mittelstreifen. Aus Samen gezogene Sorten hatten ausser den eben erwähnten von Souchet noch ausgestellt: Loise Chauvi®re und Rendatler in Naney. Von dem erstern verdient genannt zu werden: Barillet- Deschamps, eine in der 'That ausgezeichnete Sorte, feurigroth, die 3 unteren Blumenblätter mit gros- sem, weissem Mittelfelde, von dem letzteren Emp6£- reur de France. Ich gehe zu den Fuchsien über, für die 6 ver- schiedene Aufgaben gestellt waren. So allgemein die Gladiolen bewundert wurden und sie es auch verdienten, so mittelmässig waren die Fuchsien, und zwar in Bezug auf Kultur, sowie auf die Anzahl der ausgestellten Sorten. Wenn man in Berlin an den Blumenläden vorbeigeht, oder gar die Samm- lungen von Liebhabern betrachtet, so sieht. man ganz andere Sorten und weit bessere Kulturen. Coön in Gent und Desse in Orleans hatten ebenfalls Samenpflanzen ausgestellt. Um die Aufgaben über Schlinggewächse über- haupt, sowie über Passifloren speziell, hatten gar keine Bewerbungen stattgefunden, ebenso fehlten kapische Haiden und merkwürdiger Weise die in Paris viel verbreiteten Heliotrope. Georginen fan- den sich nur spärlich vor, so dass ich, zumal keine Sorte eine besondere Aufmerksamkeit auf sich zog, auch hierüber nichts zu berichten vermag. Unter den freien Landpflanzen, die sehr schwach im Allgemeinen vertreten waren, wie diese ganze Ausstellung überhaupt die schwächste genannt wer- den kann, befanden sich Celosien und Amaranthus tricolor von besonderer Schönheit vor. Von Nelken waren die sogenanuten Flamander- und Phantasie- Blumen vorhanden. Man verdankte sie Gauthier und Dubois. Mit Stockmalven war wiederum Margottin aufgetreten und hatte abermals Vorzügliches gelie- fert. Neben ihm bewarb sich auch Pigny. Die besseren Sorten waren dieses Mal: Miss Barett, schön weisslich; Vivid, scharlachroth; Phyllis, dun- kelrosa; Chevalier Nigra, ganz dunkel. Zinnien waren ziemlich gut von Regnier in Evoy bei Corbeil ausgestellt, ebenso von Vilmo- rin-Andrieux & Co. Recht interessant war die einzige Sammlung von Lobelien des Handelsgärtners Duvivißre, zu- mal sie auch sehr hübsch gruppirt war. Lobelia rosea grandiflora, Roi des bleus, rubra sanguinea und Queen Victoria mit ihren dunkelbraunen Laub- blättern und mehre andere, welche hochwüchsig waren, standen in der Mitte und bildeten mit den P sie umgebenden kleineren Sorten ein hübsches En- semble. Leider war nicht eine einzige Sammlung von Lilien vorhanden. Ebenso hatte sich für Stauden- Phlox und Tropaeolum kein Bewerber eingefunden. Hortensien waren nur von Margottin eingesandt, aber in der That in ausgezeichneten Exemplaren. Einige Doldentrauben hatten einen Durchmesser von 8—9 Zoll.*) Neue Pflanzen waren ebenfalls nicht eingesandt. So wenig bei der Beschieckung das Programm berücksichtigt worden war, so gross war die An- zahl der im Programme nicht vorgesehenen Einsen- dungen. Rosen fehlten auch dieses Mal nicht, im Gegentheil waren sie ausserordentlich reich vertre- ten. Duval in Nancy allein hatte nicht weniger als deren 480 ausgestellt, Margottin hingegen 250. Die des letzteren waren in jeglicher Hinsicht schöner. Ausser diesen beiden hatte auch Marest zwar wenige, aber sehr gut kultivirte Sorten aus- gestellt. Endlich hatten Andere noch Rosen ge- bracht. Es würde jedoch zu weit führen, auf sie alle ausführlich einzugehen. Interessant und nicht weniger wichtig war, dass hier eine zweite Entscheidung der Jury vorkam, da die erste angegriffen und von der Gruppe verwor- fen worden war. Doch hatte sie denselben Aus- gang. Duval wollte zwar 480 Sorten ausgestellt haben, bei genauer Prüfung fand sich jedoch, dass es kaum 300 Sorten waren, dass sogar dieselben Namen dicht bei einander standen. Doch war auch Margottin hier und da in denselben Fehler ver- fallen. Seine Kultur war aber unbedingt besser. Recht reichlich waren dieses Mal auch die Farne für das freie Land vertreten. Diese schönen Blattpflanzen sind gar nicht genug zu empfehlen. Van Acker, Morlet und Coppe hatten sich be- theiligt. Vilmorin- Andrieux & Co. fehlten natürlich bei den Freilandpflanzen nicht und hatten Balsami- nen und Astern ausgestellt. Yukka’s waren von Pel& eingeliefert, Felsen- pflanzen aber, zur Dekorirung des Hügels, den das Seewasser-Aquarium birgt, dienend, von Oappe. Auch fanden sich Dekorationspflanzen für das Zimmer vor, wie sie aber auf keiner Ausstellung erscheinen sollten, höchstens als abschreckendes Bei- spiel. Dagegen verdiente ein Exemplar von Musschia Wollastonii, welches Gu¬ gebracht, Anerken- nung; ebenso der aus Samen gezogene Agapanthus: Senateur de Cannart d’Hamale von Loise Chau- viere. *) In Berlin sind Blütbenstände von 1 Fuss Durchmesser gar keine Seltenheit. | Ausserordentlich schön waren die reichen Sor- timente von Bouquet-Pelargonien. Das grösste und beste gehörte Chat& und bestand aus 150 älteren Sorten, darunter: Excellence, feurig-roth, Mad. Isa- belle Chardon, rosa, Sebastian Klein, feurig-roth, Amedee, Alchard, ähnlich, gewölbt, Orbiculatum, etwas heller. Ausserdem verdankte man ihm noch eine Reihe erst gezüchteter Sorten. Ich nenne als die schöneren: Boule, rosa; Eug®&ne Guillot, feurig-roth; Dame Blanche, weiss, Schlund fleisch- farben; Gloire de Mailly, etwas dunkler; John Hock, sehr schön ponceau und recht voll. Endlich hatten Malet und Alph. Dufois der- gleichen blühende Pelargonien in schönster Auswahl ausgestellt, Thibaut & Ketel&er dagegen bunt- blättrige Pelargonien. Hier waren ausgezeichnet: Sophie Oussack, Mrs. Pullock, Quadricolor, Pictu- ratum und Golden chain. Orchideen waren zwar vorhanden, boten dies- mal jedoch nicht viel Bemerkenswerthes dar. Lüd- demann, sowie Thibaut & Ketel&er, hatten Beiträge geliefert. Dagegen fanden wiederum die ausgestellten Gloxinien von Val&e in la Tour Mon- tignon und von Loise Chauvitre sehr vielen Beifall. Rendatler und Normand aus Bagneux hatten Samenpflanzen von Petunien geliefert, ersterer eben- falls aus Samen gezogene Pentstemon’s, die reizend waren. Es gilt dieses auch von den Lantanen in Töpfen. Leider waren die Exemplare der syrischen Chamaepeuce diacantha und der südwest - europäi- schen Ch. Casabona noch zu klein, um einen Be- griff von ihrer Schönheit zu geben, was sehr zu bedauern ist. Diese ausländischen Distein verdienen wirklich Empfehlung. Hübsch nahm sich eine auf dem Rasen ge- pflanzte und eben blühende Agave filifera von Cha- tin aus, ebenso ein gut kultivirtes Exemplar der Ligularia Kaempferi. Leider kam ein Sortiment Nelken in abgeschnit- tenen Blumen von Veitch in London zu spät an, um von der Jury in Beurtheilung genommen wer- den zu können. Man musste dieses um so mehr bedauern, als sie Anerkennung verdienten. So mittelmässig nach dem, was eben gesagt ist, die Pflanzen - Ausstellung auch war, so vorzüglich war die Obst - Ausstellung, zumal auch reichliche Beiträge eingegangen waren. Die beste Sammlung von Kern- und Steinobst, sowie von Beerenfrüchten, war von Deseine in Bougival. Birnen in solcher Vollkommenheit, wie die Bonne d’Ez&ee und Beurre Amanlis darstellten, Kirschen, wie die leider nicht immer bei uns ge- deihende Reine Hortense, Pflaumen, wie Royal de Tours, und die in Paris überall zum Verkaufe an- 278 gebotene Prune Monsieur, Pfirsiche, wie die einla- dende Mignonne hätive, Himbeeren, wie Royale und Gambon, Mandeln, wie Amande Princesse, Wallnüsse, wie die sehr geschätzte Noix de M£- sange, und endlich Haselnüsse, wie die Noisette pourpre, möchte man, und am allerwenigsten in dieser Zeit, nicht oft zusammen finden. Auch Cochet’s Sammlung stand kaum nach. Von besonderer Schönheit waren der russische Glas- oder Eis - Apfel (Transparent d’Astracan) und eine Reihe von Schlotter- Aepfeln, vor Allem ein Som- mer - Rambour, während unter den Pflaumen die grüne Waterloo, M. Jaune, gelb mit rother Backe, und Queen Victoria, grüngelb mit rother Backe, sich auszeichneten. Auch die ausgestellten Stachel- beeren verdienten Beachtung. Einige aus Samen gezogene Birnen waren zwar vorhanden, aber un- tergeordneter Art. Auch die Gauthier’schen späten Erdbeeren wollten keine Anerkennung fin- den. Dagegen hatte der Aprikosenzüchter Guillot in Clermont- Ferrand (Puy de Döme) 17 Sorten seiner Spezialfrucht als Fortsetzung derjenigen, die in der vorigen Ausstellung vorhanden waren, ein- gesendet, welche Beifall fanden. Nichts nahm aber so sehr die Aufmerksamkeit | und das Interesse in Anspruch, als die herrlichen Weintrauben von Knight, dem Obergärtner auf dem Schlosse Pontchartrain (Departement Seine und Oise). Vor Allem erhielt”der Gutedel, welchen er selbst gezüchtet hatte und den er deshalb Chasse- las de Pontchartrain genannt hatte, um so mehr Anerkennung, als er sich noch an der im Topfe eingepflanzten Rebe befand. Ausserdem erfreuten sich aber besonders noch die riesigen Trauben des Frankenthalers Anerkennung. Sie erinnerten leb- haft an die Traube von Jericho, wie sie ın der Bibel beschrieben ist. Dass diese aber keine Fran- kenthaler ist, sondern eine grüne Weintraube dar- stellt, ward hier gleich ad oculos demonstrirt. De Goes aus Schaerbeck bei Brüssel hatte ın seiner Sammlung abgeschnittener Trauben auch solche aus- gestellt, wo die Reben aus Palästina stammten und obigen Namen besassen. Es waren 4 Trauben an einem Äste vorhanden und hatten ein absonderli- ches Ansehen, indem sie schlaff herunterhingen, sich nicht in die Breite ausdehnten und deshalb eine ausserordentliche Länge besassen. Eine mass nicht weniger als 13 Fuss, während die riesigen Fran- kenthaler nicht die Hälfte dieser Länge besassen, dagegen sehr breit (62 Zoll) waren. Die Beeren der Jericho - Traube ähneln im Aeussern dem ge- wöhnlichen Gutedel, sind aber kleiner. Eine ausgezeichnete Obst-Sammlung, welche vor Allem den Vorzug hatte, dass die Sorten richtig bestimmt waren, verdankte man den Pomologen | glattere Blätter besizt. Baltet-Freres in Troyes.. Sie würde besonders für unsere deutschen Pomologen, von denen aber leider kein Einziger gegenwärtig war, wichtig ge- wesen sein. Nicht minder verdient die Obst-Samm- lung von Andr@ Leroy in Angers volle Anerken- nung. Hier sah ich zum ersten Male die interes- sante Feigenbirn, welche durch ihren Bau auch die Aufmerksamkeit der Botaniker verdient. Endlich darf ich nicht versäumen, auch der Orangen- und Citronen-Zweige von 44 Sorten, theil- weise mit jungen Früchten behangen, zu erwähnen. Jacques Marqui, ein Baumschul-Besitzer im Sü- den Frankreichs an der spanischen Grenze, in Ille nämlich (Pyrendes Orientales), hatte sie eingeschickt. Daselbst wachsen Orangen- und Citronenbäume im Freien, wie man aus der beigefügten Etikette: Cul- ture des ÖOranges en pleine terre & Yair libre, ersah. Die Zeit, sowie der Raum, erlaubt mir nicht, auch speziell über das vorhandene, zum Theil sehr schöne Gemüse zu berichten. Mich interessirte eine Sammlung Madeira - Zwiebeln wegen ihrer Grösse. Der mehrmals erwähnte Obergärtner Knight hatte sie ausgestellt. Die Schlingpflanzen oder Lianen aus dem Geschlechte der Loniceren. (Fortsetzung.) I. Caprifolium. 1. C. Perielymenum L. Blattpaare sämmtlich getrennt, abfallend; Knospen meist breiter, als lang; Blüthenquirle dicht gedrängt aufeinander folgend, einen gestielten und kopfförmigen Blüthenstand bil- dend; Blüthen verschieden gefärbt, sehr wohlrie- chend. Blüht im Juni, im Garten bis September. Vaterland ist Süd- und Mittel-Europa, der Kau- kasus und Nord-Afrika. Diese in Vorwäldern und an Zäunen wachsende Art hat durch die lange Kultur mannigfache Ver- änderungen erlitten. Die wilde Pflanze besitzt in der Regel schmälere und in die Länge gezogene Blätter, ist auch, wie es bei den in England wild- wachsenden Pflanzen der Fall ist, besonders am obern Theile mit langen Haaren besetzt. Diese Urform windet sehr und steigt an den Bäumen ziemlich hoch hinauf. Die Blüthen haben ausser- halb eine rothe, innen eine gelbe Farbe, welche letz- tere beim Verblühen ocher- oder orangengelb wird. In den Gärten hat man dagegen eine Abart, welche weit weniger in die Höhe steigt, meist völ- lig unbehaart ist und breitere, auf der Oberfläche Auch die Blüthen sind 2 heller, ja selbst in der Innenfläche anfangs blen- dend-weiss. Caprifolium germanicum, auch als belgicum, bezeichnet wurde und noch in den ersten Jahrze- _ henden unseres Jahrhundertes ausserordentlich be- liebt war. Eine andere Abart hat die Blätter am Rande buchtig, weshalb sie auch meist als eichenblättriges Geisblatt (L. Pericl. quereifolium) bezeichnet wird. Der Rand ist ausserdem dann noch oft weisslich- gelblich panachırt. f 2. L. Caprifolium L. PBlattpaare am ober- sten Theile der fruchtbaren Zweige zusammenge- wächsen, abfallend, auf der Unterfläche mehr oder weniger blaugrün, unbehaart; Knospen in die Länge gezogen; Blüthen in der Farbe veränderlich, ganz- sitzende Quirle bildend, sehr wohlriechend; Griffel unbehaart. Blüht im Mai und Juni, bisweilen auch später. Vaterland sind: das südliche Europa, aber auch diesseits der Alpen und an der Donau, sowie die Kau- kasusländer. Dieses Geisblatt rankt zwar ebenfalls, aber weit weniger, als die wilde L. Periclymenum; da es sich jedoch ziemlich verästelt, so überzieht es Gegenstände ebenfalls in kurzer Zeit. Während die unteren rundlichen Blätter mit einem Stiele ver- sehen sind, verwachsen sie in der Nähe der Blü- then mit einander und bilden dann scheinbar ein einziges Blatt von 2—4 Zoll Durchmesser, wo der Zweig mitten durchgeht. Die bis 2 Zoll langen Blüthen haben eine all- mählig sich erweiternde Röhre und verändern ihre Farbe während des Blühens. Während sie im An- fange dunkler gefärbt sind, werden sie allmählig heller und mehr schmutzig-gelblich. Die eigentlich wilde Form, wie sie im Oesterreichischen hauptsäch- lich vorkommt, hat die Blüthen auf der Aussen- fläche nur wenig geröthet, während die beiden ein- ander gegenüberstehenden und zurückgebogenen Lippen auf der Innenfläche anfangs weiss sind, mit dem Verblühen aber schmutzig-gelb werden. Diese Form ist es, welche als L. pallida Host beschrie- ben ist und als L. praecox, verna und dimor- pha in den Gärten vorkommt. Die 14 Tage bis 3 Wochen später blühende Abart hat die Aussenfläche der Blume schön roth- gefärbt, die Behaarung derselben, welche bei der hellblühenden stets vorhanden ist, fehlt hier mei- stens. Sie wächst besonders in Italien, weshalb sie auch vorzugsweise den Namen des italienischen Geisblattes führt. Bisweilen ist die Blüthenfarbe selbst sehr dunkel, fast purpurroth. Diese Form ist es, welche von Frankreich aus unter dem Namen L. Magnevilleae verbreitet wurde, aber auch als Caprifolium atropurpureum u. majus vorkommt. Diese Abart ist es, welche früher als | -_ ‘ 5, 3. L. americana (Perielymenum) Mill. Blatt- paare am obersten Theile der Blüthenzweige zusam- mengewachsen, nicht abfallend, auf der Unterfläche blaugrün, nicht behaart; Blüthen in der Farbe nicht veränderlich, bunt; Blüthenquirle in dem Winkel der obersten Blätter, oder weiter oben, an beson- deren Stielen und von grossen Deckblättern umge- ben, wohlriechend; Griffel unbehaart. Blüht vom Juni bis September. Vaterland ist Nord-Amerika. Diese Art kam früher meist als L. grata ın den Gärten vor, scheint aber jetzt aus ihnen ver- schwunden zu sein, in sofern sie nicht etwa hier und da unter dem Namen Lonicera occidentalis kul- tivirt wird. Sie steht dem italienischen Geisblatte ausserordentlich nahe und unterscheidet sich fast nur durch die immergrünen Blätter. Sie rankt aber weit mehr und überzieht allerhand Gegen- . stände sehr rasch. Ihre Blüthen athmen einen aus- serordentlich angenehmen Geruch aus, weshalb der Beiname „grata”, d. ı. angenehm, auch sehr pas- send ist. Die Farbe der Röhre, welche übrigens nicht behaart erscheint, ist schön dunkelroth, wäh- rend die zurückgebogenen Lippen auf der Innen- fläche anfangs eine weisse, später schmutzig - gelbe Farbe haben. 4. L. etrusca Sant. DBlattpaare am obersten Theile der Blüthenzweige zusammengewachsen, ab- fallend, auf der Unterfläche heller, bisweilen auch behaart; Blüthen fast einfarbig, in dem Winkel der obersten Blätter gehäufte und auf einem gemein- schaftlichen Stiele sich befindende Quirle bildend, kaum mit Geruch; Griffel unbehaart. Blüht im Mai und Juni. Vaterland sind Dalmatien, Illyrien und Italien. Sie wächst dem italienischen Geisblatte ähnlich, ihre Blätter sind aber auf der Ober- und Unter- fläche gleichfarbiger, auf der letztern selbst oft, we- nigstens in der Jugend, behaart. Die langen Blü- then zeichnen sich durch ihre engen Röhren, welche sich nach oben kaum erweitern, sowie durch den Mangel an Geruch, aus. Ihre Farbe ist in sofern gleichmässiger, als die Röhre ausserhalb nur schwach- rosa erscheint, während die Blume sonst eine gelbe Farbe besitzt. 5. L. splendida Boiss. Blattpaare am ober- sten Theile der Blüthenzweige zusammengewachsen, nicht abfallend, auf der Unterfläche blaugrün; Blü- then fast einfarbig, auf besonderen endständigen Stielen gedrängte, von Deckblättern umgebene Quirle bildend; im Schlunde und am Griffel unbe- haart, während Kelch und Fruchtknoten mit drüsi- gen Haaren besetzt sind. Blüht im Mai und Juni. Vaterland ist Spanien. Eine sehr zu empfehlende Art, welche trotz ) Ad 80 des südlichen Vaterlandes auch unsere harten Win- ter auszuhalten scheint. Obwohl Boissier die Blät- ter der wilden Pflanze auf der Unterfläche behaart angibt, so haben wir doch diese bei allen den vie- len Exemplaren, welche wir in der Kultur zu un- tersuchen Gelegenheit hatten, stets unbehaart ge- funden. Die Blüthen sind ziemlich langröhrig und erweitern sich nach oben etwas. Ihre Farbe ist gelb, mit Ausnahme des rothen Anfluges, der bis- weilen auf der Röhre vorhanden ist. Geruch haben wir nicht gemerkt. 6. L. implexa Ait. Blattpaare am obersten Theile der Blüthenzweige zusammengewachsen, nicht abfallend, auf der Unterfläche bläulich-weiss bestäubt; Blüthen einfarbig, von Deckblättern umgebene, auf endständigen Stielen stehende Quirle bildend, im Schlunde und am Griffel behaart, ohne Geruch. Blüht im Mai und Juni. Vaterland sind Illyrien, Italien, Süd - Spanien, Nord-Afrika. Leider hält diese Art bei uns nicht aus, wenn sie nicht sehr im Schutze steht und während der Winterzeit gut bedeckt wird. Sie wächst rasch und bedeckt schnell allerhand Gegenstände ziemlich dicht. Ihre bisweilen fast ein längliches Viereck bildenden Blätter sind kleiner, als bei irgend einer andern Art und erreichen bisweilen kaum die Länge eines Zolles.. Die Blüthen besitzen eine schöne gelbe Farbe und sind ausserhalb gar nicht behaart. Auf den Balearen und auf Sizilien kommt eine | Form mit grösseren und herzförmigen Blättern vor, | welche als L. balearica Viv. und latifolia Guss. beschrieben ist. 7. L. flava Sims (L. Fraseri Pursh). Blatt- paare an den oberen Theilen der Blüthenzweige zusammengewachsen, mit einem schwachen ‚knorpel- artigen Rande versehen, wenigstens auf der Unter- fläche von einem bläulich-weissen Reife überzogen; Blüthen gelb, wohlriechend; Blüthenquirle 2 und 3 am Ende eines kurzen, aus dem obersten Blatt- paare entspringenden Stieles; Staubgefässe unbe- haart. Blübt im Juni und Juli. Vaterland sind die mittleren und östlichen Staa- ten Nord-Amerika’s. Sie rankt unter den amerikanischen Arten am wenigsten und schliesst sich im äussern Ansehen der L. Caprifolium an. Ausgezeichnet ist die helle Färbung der Blätter, welche ausserdem, wenigstens auf der Unterfläche, mit einem bläulichen Reife überzogen sind. Die Blüthen sind nicht länger, als höchstens 1 Zoll, völlig unbehaart und haben herausragende Staubgefässe. In den Gärten ist sie neuerdings seltener geworden, denn was man als L. flava kultivirt, ist meist L. Douglasii. 8. L. media Murr. (L. parviflora Lam.). Blatt- paare am obern Theile der fruchtbaren Zweige ver- wachsen, abfallend, auf der Unterfläche blaugrün, völlig unbehaart; Blüthen bunt, ohne Geruch, innen und an den Staubfäden behaart, an der Basis sack- artig erweitert; Blüthenquirle genähert auf einem gemeinschaftlichen Stiele des obersten Blattpaares. Eine bei uns seit langer Zeit vielfach ver- breitete Art, welche, besonders wenn sie alt ist, fast gar nicht mehr rankt und dann selbst einen aufrechten Strauch bilden kann. Die Blätter sind hier besonders breit und gross, besitzen auch an den unfruchtbaren Zweigen, sowie am-untern Theile der fruchtbaren, keinen Stiel. Während die Öber- fläche eine dunkelgrüne Farbe hat, erscheint die Unterfläche von einem bläulich-weissen Reife über- zogen. Die kleinen Blüthen stehen ziemlich dicht und bilden mehre Quirle nahe bei einander, so dass ein Kopf entsteht. Aussen sind sie röthlich, innen gelb. In den Gärten kommt die Pflanze unter den Namen marylandica, latifolia, grata, epso- miensis und perfoliata, auch als glauca vor. Eine Abart mit grossen, eirundlichen Blättern und gegen 14 Tage früher erscheinenden Blüthen haben wir als L. prolifica und macrophylla ge- sehen. i Linn nennt diese Art L. diovica; da wir sie aber stets nur mit Zwitterblüthen gefunden, haben wir uns jedoch hier eines später gegebenen Na- mens bedient. 9. L. Douglasii (Caprifolium) Lindl. Blatt- paare am obern Theile der fruchtbaren Zweige zu- sammengewachsen, abfallend, auf der Unterfläche behaart; Blüthen einfarbig, an der Basis kaum er- weitert, ohne Geruch, aussen und innen, nebst den Staubfäden, behaart; Blüthenquirle genähert, auf einem gemeinschaftlichen Stiele aus der Mitte des obersten Blattpaares. Blüht im Juni. Aus Nord-Amerika. Wahrscheinlich ein Blendling der L. media mit L. hirsuta; sie ähnelt der ersteren, besonders der Abart prolifica, mit ihren sehr grossen Blättern, während sie von der letztern die behaarte Unter- fläche der Blätter und die gelben Blüthen besitzt. Sie ist sehr verbreitet und gleicht bald der einen, bald der andern der Mutterpflanzen, so dass ihre Feststellung oft schwierig wird. In französischen Baumschulen haben als L. orientalis und involucerata gefunden. wir sie (Schluss folgt.) Verlag voun Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der ©. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Eenaned in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretair des Vereines. No. 36. 1867. Preis des Jahrganges 55 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Berlin, den 7. September Inhalt: Schlesien. Loniceren. (Schluss.) 480.‘Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 13. August. — Der Zustand des Obstbaues in Vom Stadtschulrath Professor Dr. Wimmer. — Die Schlingpflanzen oder Lianen aus dem Geschlechte der 480. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 13. August, In Abwesenheit des Vorsitzenden übernahm dessen Stellvertreter, Garten-Inspektor C. Bouch&, die Leitung der Versammlung. Nach Verlesung des Protokolles der vorigen Sitzung durch den Ge- neral-Sekretär, Professor Koch, fanden im Anschluss an dasselbe unter Vorlegung einiger brieflicher Mit- theilungen längere Diskussionen über die Pariser Ausstellung statt. Kunst- u. Handelsgärtner Späth und Hofgärtner Meyer, welche jene Ausstellung besucht hatten und sich sehr lebhaft an der Sache betheiligten, machten nicht nur sehr interessante Mittheilungen über die Ausstellung selbst, sondern auch über den Stand der Gartenkunst in Frank- reich überhaupt, so dass der Vorsitzende Gelegen- heit nahm, beide Herren zu ersuchen, ihre Wahr- nehmungen in einem besondern Berichte für die Wochenschrift des Vereines zusammenzustellen, was sie bereitwilligst zusagten. Der Vorsitzende lenkte die Aufmerksamkeit der Anwesenden zunächst auf die ausgestellten und vor- gelegten Garten-Produkte, welche in reichlicher An- zahl eingegangen waren, wie dies fast bei jeder Sitzung der Fall ist, so dass schon dadurch auch den Nicht-Gärtnern stets ein besonderer Genuss ge- boten wird. Aus dem Garten des Kommerzienrathes Ra- ven® in Moabit waren durch dessen Obergärtner Behrends 2 sehr gut kultivirte, 6 Fuss hohe, je mit 5 prächtigen, sehr grossen Blumen geschmückte Lilium auratum’s eingesandt. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass von dieser Pflanze zwei Formen in den Gärten vorhanden zu sein scheinen, welche sich durch grössere und kleinere Blumen, deren Blumenblätter breiter oder schmäler sind, unterschei- den. Die eingesandten Exemplare gehörten, wenn diese Vermuthung richtig ist, der grössern Form an. Durch den Obergärtner Dressler war aus dem Garten des Kommerzienrathes Dannenberger ein 23 Fuss hohes und 2 Fuss breites Exemplar der Pleroma elegans ausgestellt, welches sehr reich mit den sehr grossen, bläulich - purpurfarbenen Blüthen bedeckt war. Obergärtner Dressler bemerkte hier- zu, dass er diese Pflanze im kalten Hause über- wintere und sie während des Sommers in’s Freie stelle, wo sie viel reichlicher blühe, als wenn sie mehr der Wärme ausgesetzt werde, wie dies wohl in manchen Gärten zu geschehen pflege. Der Vor- sitzende fügte hinzu, dass er dieselbe Erfahrung auch bei anderen Melastomateen und besonders bei der sehr schönen Arthrostemma Humboldtii gemacht habe. Auch aus dem Königl. botanischen Garten wa- ren einige vierzig blühende Pflanzen in einer Gruppe aufgestellt, wovon erwähnt zu werden verdienen: Peperomia peltaeformis, arifolia variegata und clay- tonioides; ferner Hibiscus ferox (vulpinus), von J. v. Warscewiez aus Guatemala eingeführt, ein diesjähriger Steckling mit über 1 Fuss breiten Blät- 36 282 tern; Achimenes miniata, der A. coccinea ähnlich, sich aber durch dunklere Belaubung und dunkler- rothe Blüthen unterscheidend; endlich ein Hippea- strum mit schönen, scharlachrothen Blumen. Durch Befruchtung des H. robustum mit dunkelrothen und des H. ambiguum mit weissen, dunkelroth -gestreif- ten Blumen, ist es im botanischen Garten gelungen, eine grosse Zahl Bastarde dieser beiden Pflanzen zu erziehen, wodurch, da die beiden Stammeltern die Eigenschaft besitzen, ihre Blüthen vom August bis Ende Oktober zu entfalten, die Möglichkeit ge- geben ist, zu Ende des Sommers und in den Herbst- monaten eine ebenso reiche Blüthenflor der Hip- peastrum’s (Amaryllis), wie im Winter und Frühling, für unsere Gärten zu besitzen. Von diesen Ba- starden haben bereits mehre geblüht und zeigten eine grosse Verschiedenheit der Färbung. Aus der Baumschulen-Besitzung von Metz & Co. in Steglitz waren Sortimente abgeschnittener Blumen von Malven und Verbenen ausgelegt, wo- runter sich viel Vorzügliches befand, ferner das noch neue Xeranthemum annuum var. caryophyl- loides, dessen rosenrothe Blumen weisslich gestreift sind, und einige Blumen der gefüllten Agrostemma Coeli-rosa, an denen sich einzelne sehr interessante Monstrositäten fanden, indem aus der ersten Blume noch eine zweite hervorgewachsen war, was seinen Grund darin zu haben schien, dass sich die Basis des Fruchtknotens verlängerte und nach dem Her- vorwachsen einen zweiten Kreis von Blümenblättern gemacht hatte. Bei einigen dieser Blumen hatte es den Anschein, als ob der jedenfalls abnorm ent- wickelte Fruchtknoten in derselben Weise auch aus der zweiten Blume hervortreten und einen dritten Kranz von Blumenblättern bilden würde. Dieser Sammlung schloss sich endlich noch ein gut ausgebildeter Kopfkohl, Carter’s early dwart, an. Hofgarten - Direktor Jühlke legte aus dem Königlichen Schlossgarten zu Schönhausen bei Ber- lin eine Pflaume, Mirabelle rouge, vor, von der er mittheilte, dass sie sich besonders zum Einmachen eigne und alsdann ihrer Süssigkeit halber ganz den Geschmack guter Rosinen habe; ferner aus demsel- ben Garten eine Schote des Rhaphanus caudatus von 1 Fuss Länge, jedoch besitzen diese nicht in dem Grade den Wohlgeschmack, wie er vielfach gerühmt werde; die Schoten werden sehr zeitig zähe und schmecken nicht besser, wie die der Radieschen und Rettige. Derselbe zeigte ferner einen Stamm- Durchschnitt des Eleagnus angustifolius von über 1 Fuss Durchmesser vor, welcher von einem in Wattkowitz gewachsenen Baume, den der Wind umgebrochen habe, herstamme. Bei dieser Stärke des Stammes zeigte der Durchschnitt doch nur 21 Jahresringe, was auf das verhältnissmässig rasche Wachsthum dieses hübschen Baumes schliessen lasse. Professor Koch zeigte Kartoffeln und Bohnen, durch Kunst- und Handelsgärtner Schwanecke in Oschersleben gezüchtet, und Phlox aus dem Garten von Gilka, welche im Frühlinge dieses Jahres von Lierval bezogen wurden, vor; die Kartoffel Webbs Imperial Kidney zeichnete sich durch besondere Grösse, plattgedrückte Form und durch die Eigen- schaft, obgleich ziemlich lang, durchweg sehr mehl- reich zu sein, aus. Die Bohne erhielt der Einsen- der vor 6 Jahren aus Magdeburg vom Handels- gärtner Helmholz; die ihr nachgerühmten guten Eigenschaften bewährten sich auch im Allgemeinen, nur artete sie in vielfachen Formen aus; jetzt erst sei es ihm gelungen, sie in eine gute, konstante Sorte umzuwandeln, die er in den Handel zu brin- gen beabsichtige, weshalb er den Verein ersuche, sie zu benennen; es würde daher angemessen er- scheinen, ihr den Namen „Schwanecke’sche Zucker- Stauden-Bohne” zu geben. Kunst- und Handelsgärtner Pasegwaldt aus Charlottenburg hatte abgeschnittene Blumen von Phlox, Pentstemon, Pyrethrum, Scarlet-Pelargonien und Gladiolen zur Stelle gebracht. Von Phlox ist besonders Roi des blancs hervorzuheben, weil er prächtige, grosse, weisse Blumen besitzt und einen niedrigen Wuchs hat; Pentstemon sind der Grösse der Blumen halber zu empfehlen, wie Alfred de Mursat, Baron de Gargon, Saint Paul, Ed. About, Georges Sand, John Both, Nardy freres.. Von Py- rethrum roseum sind zu empfehlen: Mont blane mit dicht - gefüllten weissen und Madame Barral mit ebenso gefüllten rothen Blumen. Der Einsender hob noch hervor, dass diese beiden Sorten ununter- brochen fortblühen; von Fuchsia fulgens habe er einen Sämling gezogen, dessen Blätter 6 Zoll lang und 4 Zoll breit seien; hoffentlich werden auch die Blumen der Grösse der Blätter entsprechen. Von Scarlet-Pelargonien zeichneten sich durch Schönheit und Grösse der Blüthendolden aus: Fior de Alıza, Gloire de Corbeny, Legrand, M. Malet, Mad. Marie, Van Houtte, Norma, Buisson ardent und Timothee Trimm. Auch die neuesten französischen Gladiolen liessen hinsichtlich der Grösse der Blumen und deren Farbenpracht nichts zu wünschen übrig. Ferner empfahl Kunst- und Handelsgärtner Pa- sewaldt die schon im vorigen Jahre ausgestellte Wachs-Kartoffel, wovon er die Metze zu 6 Sgr. ab- lasse; auch der Vorsitzende schloss sich der Em- pfehlung derselben an, indem er erwähnte, bei einem Anbau-Versuche ebenfalls gefunden zu haben, dass sie hinsichtlich der Reifzeit der Sechswochen-Kar- toffel nahe stehe, überaus mehlreich sei und einen sehr reichen Ertrag liefere. Von dem Versuchsfelde des Vereines waren 283 durch den Vorsitzenden folgende Gegenstände vor- gelegt: Scabiosa atropurpurea nana fl. pl., welche eine hübsche Akquisition für niedrige Gruppen sei, indem sie nur 13 Fuss hoch werde, reichlich blühe und einen zierlichen Wuchs habe; die Füllung der Blumen sei nur eine scheinbare, denn von einer Vermehrung der Blumenblätter sei nichts zu finden und die Blütherköpfe erscheinen nur dadurch vol- ler und dichter, dass die Einschnitte der trichter- förmigen Blumenkrone fast von gleicher Grösse seien. Die chinesische grünbleibende Gurke sei in diesem Jahre recht ertragreich gewesen, zeichne sich durch Zartheit aus und lasse sich von anderen Gurken leicht durch die weisse Bestachelung unter- scheiden, während bei anderen Sorten die Sta- cheln gelblich, braun oder schwarz sind. Neue verbesserte grünköpfige Mohrrübe von Orthe von weisser Farbe, wird ausserordentlich gross und dick, so dass sie eine gute Futterrübe zu werden ver- spricht. Unter den vorgelegten Bohnen sind zu empfehlen: Staudenbohne von Dutlenger, reichtra- gend, nicht strohig und sehr früh, und die weisse Flageolet - Staudenbohne, welche fast ebenso früh- zeitig brauchbar wird. Ferner waren aus dem Versuchsgarten des Ver- eines 150 blühende Pflanzen zur Verfügung ge- stellt und wurden nach dem Schlusse der Sitzung unter die anwesenden Mitglieder verloost. Baumschulbesitzer Lorberg, welcher als Dele- girter unseres Vereines die Rosen - Ausstellung am 14. und 15. Juli in Brie-Comte-Robert (Departe- ment Seine und Marne), mit der ein Rosen - Kon- gress verbunden war, besucht hatte, schilderte in einigen Umrissen jene Ausstellung und bemerkte dabei, dass 13 — 17 Dörfer, welche sich mit der Rosenkultur hauptsächlich beschäftigen, sich dabei betheiligt und etwa 78,000 abgeschnittene Rosen zusammengebracht hatten. Einen ausführlicheren Bericht behielt sich der Referent vor und versprach, diesen zur Veröffentlichung in der Wochenschrift zu bearbeiten. Gegen den Schluss der Sitzung machte der Vorsitzende bekannt, dass aus dem Versuchsgarten Malven-Sämlinge und Erdbeeren von de Jonghe in Brüssel Ende August und ausdauernde Päonien, von Charles Verdier stammend, Mitte Oktober auf an ihn gerichtete Meldungen an die Mitglieder verabfolgt werden können. Nachdem das preisrichterliche Urtheil, welches der Pleroma elegans des Kommerzienrathes Dan- nenberger die Monatsprämie zusprach, verkündet worden war, wurde die Versammlung geschlossen. Der Zustand des Obstbaues in Schlesien. ‚Vom Stadtschulrath Professor Dr. Wimmer, Die nachfolgende Darstellung gründet sich auf eine Anzahl von Berichten, welche an die Sektion für Obst- und Gartenbau der Schlesischen Gesell- schaft für vaterländische Kultur von Mitgliedern der- selben im Jahre 1864 eingesandt worden sind und zu welchen dieselbe in Veranlassung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten zu Berlin durch gedruckte An- schreiben unter Formulirung besonderer Fragen auf- gefordert hatte. Wenn auch diese Berichte nur aus 23 Kreisen Schlesiens eingegangen sind, so stammen sie doch aus den verschiedensten Gegenden der Provinz und umfassen alle Theile derselben, so dass das daraus zusammengestellte Bild wohl auf Objektivität An- spruch machen darf. In weiterer Ausdehnung und grösserem Mass- stabe, wie in Böhmen, Mähren, einem Theile des mittleren und südwestlichen Deutschlands, wird Obst nirgends in Schlesien angebaut. Derselbe beschränkt sich auf eine Anzahl Do- minial-Gärtnereien, auf die Grasgärten der Bauern, auf Chausseen und wenige Feldwege. Eigens mit Obstbäumen besetzte Felder, Hutungen und der- gleichen sind nur sehr vereinzelt. Daher liefert die Provinz ihren Bedarf nicht. Aus einigen Kreisen derselben wird Obst ausge- führt, doch in unbedeutender Menge; andere ver- sorgen auch noch die naheligenden Kreise, die mei- sten aber erbauen nicht einmal so viel, als für den eigenen Bedarf hinreicht. Der Genuss des frischen Obstes sowohl, als des gekochten, gebackenen u.s. w. ist in der ganzen Provinz geringer, als für den Gesundheitszustand seiner Bewohner wünschens- werth wäre. Im Durchschnitt sind es Pflaumen und Kirschen, welche in mehrern Gegenden Schlesiens in grösserer Menge, auch in eigenen Pflanzungen, gebaut und weiter, wenn auch nicht über die Provinz hinaus, verfahren werden. Namentlich gilt dies von dem Trebnitzer Höhenzuge, wo es zahlreiche sogenannte 'Kirschberge gibt und wo auch grössere Pflaumen- gärten gefunden werden, deren Produkte indess von sehr verschiedener Güte sind. Aber wird auch hin und wieder Pflaumenmuss bereitet und Pflaumen gebacken, so ist dies eine verschwindende Menge gegen die aus anderen Provinzen eingeführten Quan- titäten. Die Süsskirschen möchten ausreichen, weil sie wenig wirthschaftlichen Verbrauch haben, aber die Sauerkirschen sind bei weitem nicht hinreichend 36* 284 und durchaus schlecht, weil die edleren Varietäten gar nicht angebaut werden und die Stämme unge- pflegt an den Wegen verkommen. Nach dem werden wohl viele Aepfel gebaut, aber bei weitem nicht in ausreichender Menge und nur einzeln in eigenen ÖObstgärten. Dahei wird eine ansehnliche Quantität geschälter Aepfel von auswärts eingeführt; Cyder-Bereitung gibt es nicht, da das Fabrikat von Häusler in Hirschberg keinen Beifall gefunden zu haben scheint. Noch weit weniger ausreichend ist die Birnen- Produktion, von der dasselbe gilt, was von den Aepfeln gesagt wurde. Was die Rustikalen betrifft, so wird von diesen der Obstbau, mit geringen Ausnahmen, in einer höchst mangelhaften Weise betrieben. Die meisten derselben haben nur in der Umgebung ihrer Wohn- häuser in ihren Grasgärten Obstbäume, welche al- lerdings nach den verschiedenen Gegenden von sehr verschiedenem Werthe sind. Aber darüber ist nur eine Stimme unter den Berichterstattern, dass es den Rustikalen an Sinn und Verständniss für den Obstbau fehlt. Dasjenige, was sich bei ihnen an guten Sorten etwa vorfindet, stammt aus früherer Zeit, — manche edlere Sorten haben sich noch aus der Zeit der Klostergärten erhalten, — oder wird ihnen ohne ihr Zuthun durch Freunde der Obst- baum - Kultur aufgedrungen. Meistens hegen sie schlechte Sorten und haben auch kein Bestreben, edlere anzuschaffen, theils weil sie den Werth der- selben nicht kennen, oder es verschmähen, Jahre lang auf Frucht und Ertrag zu warten, theils weil sie die Mühe bei deren Kultur scheuen. Diejeni- gen, die aber auch selbst veredeln gelernt und schlechte Stämme gut zu machen oder edle aus Baumschulen sich zu verschaffen nicht verschmähen, verstehen doch meist ihre weitere Behandlung nicht. Die Obstbäume werden bei den Rustikalen meist nur wie wilde Bäume behandelt, deren Ertrag, so gut oder schlecht er sei, man wohl einsammelt, die aber zu pflegen man sich nicht die Mühe nimmt. Recht einleuchtend wird dies bei dem Anblick der Pflaumenbäume, welche in mehrern Gegenden auch grössere Grasgärten der Bauern erfüllen und zum Theil reiche Früchte tragen; sie sind fast durch- gehends elende Krüppel. Hierbei ist es selbstver- ständlich, dass die Pflanzungen planlos geschehen, die verschiedensten Obstsorten, ohne Rücksicht auf Boden- und Lage - Verhältnisse, durcheinauder ge- mengt werden. Aus einigen Gegenden wird indess berichtet, dass bei den Rustikalen sich, hauptsäch- lich in Folge guten Beispieles einzelner Züchter oder der Dominien, auch die Lust zu regen an- fängt, besseres Obst zu erziehen und sich gute Sorten aus den vorhandenen Quellen zu verschaffen; bei manchen scheitert aber die Ausführung, weil es ihnen an Mitteln gebricht, sich das Bessere zu verschaffen. Die Gutsbesitzer pflegen den Obstbau haupt- sächlich nur in einem zum Schlosshofe gehörigen Obstgarten, welcher meist von geringer, selten von grösserer Ausdehnung und durchschnittlich nur zur Lieferung des eigenen Bedarfes bestimmt ist. Einige grössere Herrschaften (Graf Dohna in Kotzenau, v. Kessel in Glauche, v. Reuss in Lossen, Graf Herberstein in Grafenort, Herzog v. Ratibor in Rauden, Weisshof u.s. w., v. Lipinski in Gut- wohne) machen eine Ausnahme durch Anlage grös- serer Obstgärten und Kultur edler Sorten. Auch hat sich die’ Zahl Derjenigen namhaft vermehrt, welche die Wege auf den Dominial-Ländereien mit Obstbäumen, zum Theil auch edlerer Sorten, be- pflanzen lassen und dadurch, sowie durch Anlage von Baumschulen, den Rustikalen ein gutes, hier und da auch schon wirksam gewordenes Beispiel gegeben haben. Am wenigsten scheinen sich die Gemeinden der Obstbaumzucht anzunehmen, während doch aus vie- len Gegenden berichtet wird, dass nicht unbedeu- tende Areale unfruchtbaren oder sich gering renti- renden Gemeindelandes zur Anlage von Obstgärten trefflich benutzt werden könnten. Nur hier und da haben sie unter verständiger Leitung angefangen, wenigstens die Kommunikationswege zu bepflanzen. (Brieg.) An den Chausseen ist durch die Veranstaltun- gen und Anordnungen der Regierung die Anpflan- zung von Obstbäumen fortgeschritten, aber bei wei- tem nicht in dem Masse und mit demjenigen Er- folge, dass man für die nächste Zukunft grosse Hoffnungen darauf setzen dürfte. Aus den Kreisen Wohlau, Ohlau, Schweidnitz, Brieg, Kreutzburg, Neustadt, Kosel, Ratibor und Nimptsch wird zwar des Obstes an den Chausseen Erwähnung gethan, aber meistentheils bemerkt, dass der Anbau nur stellenweise geschehe, dass in der Auswahl der Sor- ten nicht sorgfältig verfahren werde (Ausnahme: Chaussee von Konstadt nach Kreutzburg, wo die Sorten von Klose in Spalitz bezogen wurden), zum Theil, weil es an guten Baumschulen fehlt, dass sie nicht Pflege erhalten, weil es an Baumwärtern man- gelt und dass sie durch die Rohheit der Leute viel- fach geschädigt werden. Die Mehrzahl unserer Berichte spricht sich da- hin aus, dass sich der Obstbau in neuerer Zeit zu vermehren begonnen hat und demselben sowohl von den Gutsbesitzern, als von den Gemeinden und den Bauern mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, als früher, doch gilt dies nur in sehr bescheidenem Masse; aus einigen Gegenden hat man von einer Hebung des Obstbaues gar nichts berichten können. Es ist schon im Vorhergehenden angedeutet worden, dass die Beschaffenheit des in Schlesien angebauten Obstes im Durchschnitt eine sehr man- gelhafte ist: in ganz Schlesien wird für den Markt nur ein sehr mittelmässiges Produkt erzeugt. Feineres Obst findet sich nur in Privatgärten, in den Obstgärten der Dominien und vereinzelter Freunde der Obstbaumzucht und wird von’ diesen &rösstentheils zum eigenen Bedarf verwandt, kommt also gar nicht, oder nur in sehr geringen Mengen, in den Handel. ‘Auch diejenigen grösseren Gärt- nereien, die für den Markt bauen, führen diesem doch nur die geringeren und seit sehr langer Zeit in der Provinz eingebürgerten Sorten zu. Von der Beschaffenheit unseres Obstbaues ist der Breslauer Markt sehr geeignet, ein anschauliches Bild zu ge- währen, weil auf ihm die Produkte eines grossen Theiles der Provinz, zumal was Hartobst anbelangt, zusammenströmen. Dieses Bild ist ein wenig er- quickliches. Nur bei einigen wenigen der grösse- ren Händler findet man in kleineren Quantitäten feineres Obst in untadeligen Exemplaren, aber zu verhältnissmässig sehr hohen Preisen. Der gewöhn- liche Markt ist nur mit den gewöhnlichsten Sorten und meist sehr mangelhaften Früchten bestellt, und aus den nicht allzu zahlreichen Apfelkellern, welche bis Weihnachten und bis gegen Ende des Winters ihre Vorräthe halten, wird wenigstens der Fein- schmecker sich zu versorgen Bedenken tragen. Der Welschweinling (Lehm-Apfel), der Pleissner Ram- bour sind ebensowohl die häufigsten, als auch noch die besten, nur selten trifft man auf Goldreinetten und einige andere Reinetten-Sorten in einigermassen geniessbarem Zustande; die grauen Reinetten sind fast immer unreif und die Borsdorfer meist in sehr unvollkommenen Exemplaren zu haben. Was aus- serdem auf den Markt kommt, gibt sich dem Ken- ner unschwer meist als wildes, d. h. unveredeltes, aus Sämlingen entstandenes, oder als verwildertes, d.h. durch Unkultur, schlechten Boden u. s. w. ver- schlechtertes Obst zu erkennen. Dazu kommt frei- lich noch, dass der grösste Theil desselben nicht zur Reife gekommen ist, da es von den Pächtern, theils um es vor Diebstahl zu retten, theils um es längere Zeit aufbewahren zu können, lange vor der Reifzeit von den Bäumen genommen und überdies nur selten gepflückt, sondern geschüttelt wird. Der Grund dieses im Ganzen traurigen Zu- standes der Obstbaumzucht in der Provinz liegt in dem Mangel an Theilnahme und in der Indo- lenz der Leute, Mangel an Einsicht in die zu er- langenden Vortheile, Mangel an Kenntniss des rich- tigen Verfahrens und Mangel an bequemer und bil- liger Gelegenheit, sich gutes Material zu verschaffen. SU + Zur Behebung dieser Mängel sind von verschie- denen Seiten mehrfache, theils aus der Erfahrung, theils aus der Theorie geschöpfte Vorschläge ge- macht worden. Zunächst ist es ausser allem Zweifel, dass das wirksamste Mittel, die Theilnahmlosigkeit zu be- kämpfen und ein richtigeres Verständniss der Vor- theile, welche der Obstbau gewährt, herbeizuführen, das Beispiel ist. In diesem Sinne haben viele wak- kere Land - Geistliche den Obstbau gepflegt und werthvolle Obstgärten und Baumschulen gegründet; in demselben Sinne hat der Staat in früherer Zeit angeordnet, dass die angehenden Schullehrer in den Seminarien im Obstbau und in der Veredelung un- terrichtet und die Anlage von Obstgärten und Baum- schulen durch dieselben begünstigt würde. So lässt sich auch hoffen, dass, wenn unter der Aegide der Staatsbehörden die Vereine für Hebung des Obst- baues sich mehren, die Theilnahme für diesen Kul- turzweig sich verbreiten und erhöhen wird, diese auch bei dem grossen Theile der ländlichen Bevöl- kerung allmählıig zunehmen werde. Unzweifelhaft ist es ferner und von mehrern Berichterstattern nachdrücklich hervorgehoben, dass man sich von der Wirksamkeit der Schule Wesentliches verspre- chen darf, und es dürfte sich daher empfehlen, dass die Volkslehrer hierüber in ihren Vorbereitungs- Anstalten wohl unterrichtet und für die Sache er- wärmt und dass sie befähigt würden, was ihrer Hauptthätigkeit keinen Eintrag zu thun braucht, aus ihren Gärtchen und Baumschulen auch Samen und Keime edler Früchte zu verbreiten. Auch die Geistlichen dürften es nicht verschmähen wollen, Keime auch des äussern Wohlstandes zu legen, was mit dem Gedeihen und der Gesundheit der Seele so innig zusammenhängt. Wird erst in der ländli- chen Bevölkerung durch mehre Beispiele die Ueber- zeugung erwachsen, welche Quelle des Wohlstandes in der sorgsamen Pflege der Obstbäume liegt und welche Rente der wohlangelegte und gutbestellte Obstgarten abwirft, so wird auch der Nachahmungs- trieb erwachen und die Nacheiferung sich regen. Je weiter der Absatz guten Obstes sich ausdehnen wird, desto sicherer wird der aus diesem Kultur- zweige zu ziehende Gewinn und damit der Trieb desto reger werden, an diesem Gewinne ebenfalls Theil zu nehmen. In manchen Gegenden, wie gesagt, ist diese Wirkung des Beispiels bereits, wenn auch nur noch in schwachen Anfängen, wahrgenommen worden; man darf hoffen, dass auch da, wo diese Kultur noch gänzlich darniederliegt, allmählig der Sinn da- für auf jenem Wege geweckt und erhalten werden könne; mit der Theilnahme für die Pflege, mit der Freude an dem Gedeihen wird auch die Rohheit der Sitte sich verlieren. Denn in mehrern Gegen- den der Provinz entschuldigt man die Lauheit ge- gen den Obstbau durch den Mangel an Schutz gegen die Hand des Frevels, und von mehrern Sei- ten wird eine Verschärfung der Feldpolizei und der Strafen für Obstbaum-Frevel als unabweislich dar- gestellt. Wenn es auch nicht zu leugnen ist, dass diese Vergehen einer strengen Ahndung unterliegen müssen, so ist doch von der Wirkung des Beispiels eine viel bessere Hülfe, als von der Strafe, zu er- warten. Beweis dafür dürfte sein, dass in obst- baumreichen Gegenden der Baumfrevel und der Obstdiebstahl weniger oft vorkommen. Ein anderes Hinderniss für die Fortschritte des Obstbaues muss man in dem Mangel an Kenntniss der Behandlung, Wartung und Pflege der Obst- bäume erblicken, ein Mangel, welcher nicht nur in den Grasgärten der Bauern, sondern auch in den Obst-Anlagen grösserer Gutsbesitzer und auf Chaus- seen deutlich zu Tage tritt. Was hilft es, aus den besten Quellen schöne Bäumchen zu beziehen, wenn man sie nicht zu be- handeln versteht. Als ein Produkt der Kultur be- darf der Obstbaum einer künstlichen Pflege, einer Bekanntschaft mit den Eigenthümlichkeiten der ver- schiedenen Sorten, wenn sie die darauf verwendeten Kosten und die darauf angewandte Mühe durch gute und reiche Frucht lohnen sollen. Zur Ver- breitung dieser Kenntnisse sind wohl manche Ver- suche gemacht worden durch Herausgabe geeigneter Schriften. Dennoch scheint es noch an einem klei- nen Handbüchlein zu fehlen, welches neben einer Uebersicht über die des Anbaues würdigen Sorten nach Lage und Klima, die wichtigsten Regeln der Behandlung der Bäume in bündiger und klarer Sprache enthält, geeignet, die mündliche Belehrung zu unterstützen, oder wo sie fehlt, zu ersetzen. Als die bei weitem geeignetste Massregel, um die richtige Behandlung der Obstbäume zu verbrei- ten, wird von allen Seiten die Heranbildung von tüchtigen Baumwärtern empfohlen. Denn auch auf . grösseren Dominien ist die Pflege des Obstbaues selten einem besonderen, darin erfahrenen Gärtner anvertraut, theils weil es an solchen mangelt, theils weil nach altem Herkommen der oder die Gärtner in allen Zweigen, namentlich auch in der Blumen- und Pflanzenkultur und im Gemüsebau, erfahren sein sollen. Der Obstbau bleibt dann gewöhnlich die vernachlässigte Parthie, weil solche Gärtner davon wenig oder nichts verstehen und man wähnt, dass die Obstbäume sich schon ohne Schaden einige Zeit selbst überlassen bleiben können. Am wün- schenswerthesten erscheint es daher, dass für die Ausbildung von tüchtigen Baumwärterngesorgt würde, welche in grösseren oder kleineren Bezirken entwe- 286 der öffentlich angestellt, oder nach Vertrag mit den grösseren Grundbesitzern und Gemeinden die Pflege und Wartung der Anpflanzungen und Baumschulen übernehmen könnten. Die anderweitigen Vorschläge wegen Prämien-Vertheilung und dergleichen können als minder wichtig hier übergangen werden. Es darf nicht verschwiegen werden, dass der Vorschub, welcher in früherer Zeit dem Obstbau in der Provinz durch die Handelsgärtnereien ge- leistet worden, ein sehr zweideutiger ist. Zwar hat es an solchen Instituten nie gefehlt, welche die Be- dürfenden "mit veredelten Bäumchen versorgten: aber ihre Zahl und ihre Vorräthe reichten, bei wei- tem nicht aus und überall wurden Klagen laut, dass die gewonnenen Früchte den Namen, unter denen man die Stämmchen erhalten hatte, nicht entspra- chen. In neuerer Zeit sind zwar Baumschulen in verschiedenen Gegenden der Provinz, zum Theil auch in grösserem Massstabe gegründet worden, aber sie vermöger doch meist nur ihre nächste Umgegend zu befriedigen und haben noch nicht vermocht, auch wo man gewissenhaft verfährt, das lange begründete Misstrauen zu beseitigen. Jeden- falls bedarf die Provinz noch eine Anzahl grösserer Baumschulen, welche nicht allein die Strassen und Wege mit gesunden Stämmen zu versorgen haben, sondern auch den Gärten der Obstzüchter den er- forderlichen Vorrath zu liefern im Stande sind. Reicht doch nicht einmal die Zahl der Wildlinge in den vorhandenen aus, um der Nachfrage zu ge- nügen. Für diese Baumschulen aber würde es von unberechenbarem Werthe sein und überhaupt der Obstkultur in der Provinz eine förderliche Entwik- kelung gewähren, wenn es darin einige pomolo- gische Centra gäbe, von welchen die Verbreitung richtig benannten Obstes in Edelreisern und Stämm- chen ausginge. Die Schlingpflanzen oder Lianen aus dem Geschlechte der Loniceren. (Sehluss.) 10. L. hirsuta Eat. (Oaprifolium pubescens Gold.). Blattpaare am obern Theile der fruchtbaren Zweige zusammengewachsen, abfallend, auf beiden Flächen behaart; Blüthen einfarbig, aussen drüsig-, innen und an den Staubfäden einfach-behaart, ohne Geruch, an der Basis kaum erweitert; Blüthenquirle dicht beisammenstehend auf einem gemeinschaftli- chen Stiele inmitten des obersten Blattpaares. Blüht im Juni und Juli. Vaterland sind das britische Nord-Amerika und die nördlichen Vereinigten Staaten. Auch sie steht im äussern Habitus der L. media 287 sehr nahe, scheint aber mehr zu ranken; im All- gemeinen sind auch die auf beiden Flächen matt- grünen Blätter kleiner. Die unteren von ihnen verlaufen in einen Stiel. Die Zahl der kleinen Blüthen ist sehr gross, zumal, wie es übrigens auch bei L. media und Douglasii der Fall ist, 3 Blü- thenstiele aus der Mitte des obersten Blattpaares entspringen. 11. L. occeidentalis (Caprifolium) Lindl. Blattpaare am obersten Theile der fruchtbaren Zweige zusammengewachsen, abfallend, auf der Un- terfläche blaugrün; Blüthen bunt, in der Röhre be- haart; Blüthenquirle auf besonderen, in der Mitte des obersten Blattpaares entspringenden Stielen. Blüht im Juni und Juli. In den Gärten kommt diese Art gewöhnlich unter dem Namen L. Brownii vor. Sie wird von Vielen für einen Blendling der L. Caprifolium mit L. sempervirens gehalten. Obwohl die Blätter ab- fallen, so besitzen diese doch mehr Aehnlichkeit mit denen der zuletzt genannten Pflanze; es gilt dieses auch zum Theil von den Blüthen, welche kurz sind und eine trichterförmige Gestalt haben. Ihre Farbe, besonders der Röhre, ist roth, die kurzen Lippen besitzen diese aber auf der Innenfläche orangegelb. 12. L. sempervirens L. Blattpaare am obern Theile der fruchtbaren Zweige zusammengewachsen, nicht abfallend, auf der Unterfläche blaugrün; Blü- then einfarbig mit regelmässigem, 5-theiligem Saume, nur innerhalb der Röhre behaart; Blüthenquirle meist etwas entfernt, auf gemeinschaftlichem Stiele in der Mitte des obersten Blattpaares hervorkom- mend. Blüht vom Mai bis September. Vaterland sind die mittleren und südlichen Staa- ten auf der Ostseite Nord-Amerika’s. Eine viel bei uns kultivirte Art, die ziemlich schnell allerhand Gegenstände überzieht und fast den ganzen Sommer hindurch mit prachtvoll roth- gefärbten Blüthen besetzt ist. Leider zeigt sie sich, wenigstens im Nordosten Deutschlands, nur etwas empfindlich gegen harte Winter; es ist deshalb gut, wenn sie für diese Zeit vorsichtig bedeckt wird. Die Blätter haben auf der Oberfläche eine dunkele, meist etwas glänzende Farbe. Wo die Blattpaare nicht verwachsen erscheinen, sind die einzelnen Blätter mehr in die Länge gezogen und nie ge- stielt. Die Blüthen erweitern sich nach oben und besitzen oft eine Länge von 2 Zoll. Sind sie be- sonders gross, so erhält die Form wohl auch noch die nähere Bezeichnung speciosa, superba, coc- cinea, auch wohl (irriger Weise) Magnevilleae, hauptsächlich wenn die Farbe recht brennend oder wenigstens lebhaft ist. Verästelt sich der endstän- dige Blüthenstand in diesem Falle noch, so besitzt die Form in den Verzeichnissen noch den Bei- namen „major”. Bei Andr. Leroy in Angers sahen wir eine Form mit kleineren und kürzeren Blüthen, welche den Namen L. fuchsioides besass. Interessant ist die Abart, wo die Blüthen eine gelbe Farbe haben. Diese ist es, welche meist unter dem fal- schen Namen L. Fraseri vorkommt. Es gibt fer- ner Formen, welche einen orangefarbigen Saum besitzen und einen Uebergang zu L. occidentale bilden. Diese sind es auch, welche ın den Gärten meist unter diesem Namen und als L. sempervirens puniceum vorkommen. Sie blühen weit sparsamer, haben einen schwächeren Wuchs und sind auch gegen klimatische Einflüsse empfindlicher. H. Nintooa DE. 13. L.japonica Thunb. (L. confusa DC.). Blät- ter länglich, graugrün, wenigstens auf der Unter- fläche derselben weichhaarig; Blüthen einfarbig, mit fast walzenförmiger Röhre und später zurückge- rollten, langen Abschnitten, am obern Ende der Zweige einen traubigen oder rispigen Blüthenstand bildend. Blüht vom Juni bis September. Vaterland sind China und Japan. Gegen unsere Witterungs- Verhältnisse ist diese Art sehr empfindlich und hält selbst in geschützten Lagen des nördlichen Deutschlands gedeckt nicht aus. Im Sommer in’s Freie gebracht, überzieht sie rasch allerhand Gegenstände. Die stets mehr oder weniger graugrünen Blätter sind länglich und haben bei 9 Linien Durchmesser eine Länge von 15 Zoll, in der Regel sind sie aber kleiner. Ihre Konsistenz ist härtlicher, als bei den beiden näch- sten Arten, und stets besitzen sie nur einen kurzen Stiel. Dadurch, dass die oberen Blätter, in deren Winkel: die gepaarten, auf gemeinschaftlichem Stiele stehenden und ocherfarbig-gelben Blüthen sich be- finden, kleiner sind und schliesslich zu Deckblät- tern werden, entsteht ein endständiger Blüthen- stand. Noch nicht entfaltet, besitzen die Blüthen meist eine Länge von 2 Zoll, entfaltet rollen sich aber die beiden einander gegenüberstehenden, 6 bis 8 Linien langen Abschnitte (Lippen) rasch rück- wärts auf. Als L. intermedia fanden wir in den Gär- ten eine Abart, wo die Blüthen und Blüthenstände grösser sind. Beschrieben ist diese Abart als L. Telfairei G. Don. 14. L. chinensis Wats. Blätter auf der Ober- fläche dunkelgrün, auf der Unterfläche heller und nur auf dem Nerven und dessen Hauptästen, sowie am Rande, behaart; Blüthen bunt, auch veränder- lich in der Farbe, in dem Winkel der oberen, nicht in Deckblätter umgewandelten, wenn auch oft klei- 288 neren Blätter, mit trichterförmiger Röhre und zu- rückgebogener Unterlippe. Sie blüht im Juni und bis Ende Juli. Vaterland ist China. Ganz gewöhnlich mit der vorigen, der sie ent- fernter steht, als der folgenden, verwechselt, kommt sie auch unter deren. Namen vor, während sie frü- her als L. flexuosa ebenfalls häufig kultivirt wurde. Sie rankt weit weniger und erreicht demnach keine bedeutende Höhe. Auch ist sie gegen klimatische Einflüsse weit weniger empfindlich und hält selbst im Schutze und, einigermassen gedeckt, im Freien aus. Die hautartigen Blätter sind wenig länger, als breit, ebenfalls kurzgestielt und zeichnen sich durch ihre dunkelgrüne und unbehaarte Oberfläche aus. Die bunten Blüthen haben eine breitere und trichterförmige, ausserhalb rothgefärbte Röhre, wäh- rend die beiden Lippen ziemlich breit sind und eine anfangs hell-, später orangegelbe Farbe haben. L. sinensis purpurea, welche in den letz- ten Jahren als etwas Neues in den Handel gekom- men ist, vermögen wir nicht zu unterscheiden; aus- serdem gehören L. longiflorum der Gärten und wahrscheinlich auch Lindley, sowie L. flexuosa der Engländer in früheren Jahren (Lodd. u. Edw.), hierher. 15. L. flexuosa Thunb. Blätter freudig-, mehr hellgrün, nur am Rande und auf dem Mittelnerv, nebst dessen Hauptästen, behaart; Blüthen einfar- big, bisweilen jedoch ausserhalb etwas geröthet, in dem Winkel der am Zweige oberhalb der Mitte (nicht am Ende) stehenden Blätter mit Drüsen be- setzt; Unterlippe abstehend oder einfach zurückge- bogen. Blüht im Juli. Vaterland ist Japan. Erst in den letzten Jahren unter dem Namen L. brachypoda DC. und reticulata (die bunt- blättrige Form) eingeführt, hat sie besonders als niedrige, auf dem Boden liegende Abart eine rasche Verbreitung gefunden. Es scheint, als wenn die Form mit grösseren und auf der Oberfläche gold- gelb - geaderten Blättern etwas frühzeitiger in den Handel gekommen wäre. Es ist, wie die Original- Exemplare, welche wir dem verstorbenen Professor Blume in Leiden verdanken, die echte L. nigra Thunberg, welche dieser später L. flexuosa nannte, von de Candolle dem Vater aber, der die englische Pflanze dieses Namens für die echte Pflanze hält, den Namen L. brachypoda erhielt. Carri®re hielt sie mit der ganz verschiedenen und strauchartigen L. diversifolia für identisch. Sie steht der L. chinensis sehr nahe, ist aber nicht schwierig durch die hellere, wenn auch sonst in der Gestaltung ähnliche Belaubung, vor Allem aber durch die etwas schmäleren und gelben, spä- ter schmutzig - orangefarbigen Blüthen, welche nie in dem Winkel der obersten, sondern erst der weiter unten stehenden Blätter sich befinden, zu unterscheiden. Da sie noch besser aushält, als L. chinensis, in gelinderen Wintern selbst unbedeckt nicht erfriert, so verdient sie weit mehr Beachtung. Es gilt dieses noch mehr von der Form, wo auf der Oberfläche der weit grösseren Blätter das Ader- netz eine goldgelbe Färbung besitzt. Es ist dieses die eigentliche L. reticulata der Gärten. 16. L. canescens Schousb. Mehr aufrechter Strauch mit etwas windenden Aesten und Zweigen; Blätter in Folge einer kurzen Behaarung graugrün, eirund; Blüthen einfarbig, in dem Winkel der obe- ren Blätter und einen endständigen Blüthenstand bildend; Ober- und Unterlippe zurückgebogen. Sie blüht im Sommer. Vaterland sind Nord-Afrika und Sizilien. Ein 4— 6 Fuss hoher Strauch mit schwachen, etwas windenden Aesten und Zweigen, der deshalb den Uebergang zu den Hecksträuchern (Xylosteum) macht. Die etwas härtlichen Blätter sind um eine Kleinigkeit länger gestielt, als es bei den übrigen Arten dieser Abtheilung der Fall ist, und haben meist auch eine etwas herzförmige Basis. Sie sind wenig länger als breit. Die 15 Zoll langen, gel- ben Blütben besitzen eine dünne Röhre und haben deshalb auch eine Aehnlichkeit mit denen der L. japonica. Bignonia grandiflora. Man kann sich nichts Schöneres denken, wie die Bignonien ‘mit grossen Blüthen an und auf den Mauern der Gärten im breiten Thale der Loire, in dem alten Königreiche Anjou, wo ich jetzt am frühen Morgen und des Abends wandele, denn wäh- rend der übrigen Tageszeit erlaubt es nicht die grosse Hitze zu lustwandeln. Wer nicht im Freien sein muss, sucht in den gut geschlossenen Zimmern eines Landhauses seine Zuflucht. Wenn schon die uns bekannte Bignonia radıcans mit ihren grossen Blüthentrauben Blumenfreunde oft in Verwunderung setzt, so ist dieses gewiss noch weit mehr mit denen der Bignonia grandiflora der Fall, wo diese sich verästeln und meist mehre Fuss im Durchmes- ser haben. Man sollte in der T'hat bei uns, we- nigstens am Rhein und im Süden Deutschlands, Ver- suche anstellen, ob es doch nicht möglich wäre, diese Liane im Freien zu haben, wenn man sie im Winter gut deckte und überhaupt schon im guten Schutz kultivirte. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Pr GE VE Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 37. Berlin, den ae September 1867. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. XV. — Lilium Wittei, ein neues Lilium aus Japan. Von Prof. W. F. R. Suringar in Leiden. — Ein Beitrag über die gegenseitige Annahme verschiedener Gehölze bei der Veredelung. — Der Königl. botanische Garten in München. Vom Garten-Inspektor Kolb. Dienstag, den 24. September, Abends 5 Uhr, findet im Palmenhause des.Königl. botanischen ‚Gartens eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitg lieder eingeladen werden. über die Pariser Welt-Ausstellung. XV. Paris, den 24. August. Die zehnte Ausstellung hatte bereits am 15. August begonnen. Zum zehnten Male waren die Preisrichter zusammengetreten, um ihr Urtheil über das Eingesendete abzugeben. Nach langer Abwe- senheit von Paris nahm ich von Neuem Antheil an den Aussprüchen und vermag demnach auch jetzt wiederum den Bericht selbst abzustatten. Die frü- heren, und zwar von der 4. Ausstellung an, hatte, wie damals auch mitgetheilt ist, mein Stellvertreter, Dr. Wittmack, der sich das ganze Frühjahr und den Sommer über hier aufgehalten hat und auch den Herbst hindurch aufhalten wird, abgefasst. Bevor ich über das spreche, was man Neues gebracht, sei es mir erlaubt, im Allgemeinen über die Anpflanzungen, auch ausserhalb des Jardin re- serve, wo die Pflanzen - Ausstellungen stattfinden, etwas zu sagen. In einem meiner ersten Briefe habe ich bereits mitgetheilt, dass jedes Land, welches im Industrie- Palaste selbst einen Raum für seine Produkte er- halten hatte, auch ausserhalb desselben in dem sich herumziehenden Parke, je nach den Bedürfnissen, ein Stück Land zu seiner Disposition bekam, um dort noch Gegenstände in besonders zu diesem Zwecke erbauten Häusern oder Remisen unterzubringen. Um diese herum musste das Land gärtnerisch bepflanzt werden. Bisweilen stehen die nicht selten grossar- tigen Gebäude, wie der Palast des Bey von Tunis, das ägyptische Gebäude, der mexikanische Tempel und vor Allem die Remisen für landwirthschaftliche Maschinen, Eisenbahnwagen, u. s. w., sowie endlich verschiedene Kunst- und naturhistorische Museen, so dicht bei einander, dass die Anpflanzungen na- türlich zum Theil auch sehr beschränkt sind. Wenn man bedenkt, unter welchen Verhältnis- sen diese Anpflanzungen entstanden sind, und zwar erst im vorausgegangenen Winter und Frühjahre, so muss man bewundern, dass sie jetzt, in dem heissen Monate August, noch so aussehen. In einem meiner ersten Briefe habe ich mich darüber aus- gesprochen und bitte daher die geehrten Leser, die- sen nachlesen zu wollen. Wenn auch die hohen Bäume von 3—1 Fuss Durchmesser, hauptsächlich Kastanienbäume, nur noch schwache Belaubung be- sitzen, so darf es grade für Paris nicht auffallen, weil um diese Zeit in der Regel diese überhaupt schon ihre Blätter abzuwerfen beginnen. Wenn man in den Champs Elysdes, und selbst in dem Garten der Tuilerien, spazieren geht, so kann man selbst nicht wenige Kastanienbäume sehen, welche nur noch eine Spur von Belaubung besitzen, ohne dass sie erst vor Kurzem verpflanzt waren. Ganz anders verhält es sich mit dem Gesträuche, welches fast durchweg aus immergrünen Gehölzen besteht; Kirschlorbeer, Ilex und immergrüner Evo- nymus spielen daselbst die Hauptrolle. Diese ha- 37 9) Ad 90 ben das beste Aussehen und man möchte glauben, sie hätten fast immer daselbst gestanden. Auch die ‚hier verwendeten Nadelhölzer lassen kaum etwas zu wünschen übrig. Dass da, wo Jeder ganz selbständig gehandelt und sich um die Nachbar-Anpflanzungen nicht im geringsten gekümmert hat, kein einheitlicher Faden hindurchgehen konnte, ist wohl erklärlich; trotzdem machen die Anpflanzungen im Allgemeinen einen guten Eindruck. Zu Blumen - Parterre’s fehlte es hauptsächlich an dem nöthigen Raum, wenn auch hier und da Blumen angepflanzt sind. Ebenso feh- len die Rasenflächen fast ganz und gar. Nur der preussische Antheil macht eine rühmliche Ausnahme; er hat nicht allein schöne und sauber gehaltene Rasen und reizende Parterre’s, sondern auch Wasser mit gelungenen Konturen, so dass er wohl berech- tigt ist, den Namen „preussischer Garten” zu füh- ren und auch Preussen Ehre macht. Es liegt ausserhalb meines Planes, den preussi- schen Garten zu beschreiben; wer sich über ihn jetzt schon belehren will, findet ‘in der dentschen Ausstellungs-Zeitung (in einer August-Nummer) von einem Sachverständigen eine Beschreibung, welche wohl im Stande ist, die mancherlei nachtheiligen, zum Theil selbst gehässigen Aeusserungen, wie sie wo anders stattgefunden, zu zerstreuen. Einer der tüchtigsten Landschaftsgärtner in Frankreich, An- dr, dem jetzt die Leitung des neuen romantischen Parkes, der Buttes- Chaumont in Paris, übertragen ist und der vor Kurzem bei einem Üoncours in Liverpool den Preis davongetragen hat, ist eben im Begriff, einen Artikel darüber ın der Revue horticole zu veröffentlichen und den Plan davon zu geben. Ausser Preussen haben noch Schweden, die Schweiz und — China eine besondere Aufmerksam- keit auf die ästhetische Ausschmückung ihres Park- Antheiles verwendet. In dem schwedischen An- theile, der durch die Nachbildung des Bauerhauses, worin Gustav Wasa eine Zeit lang lebte und die Befreiung seines Vaterlandes vom dänischen Joche vorbereitete, noch ein besonderes Interesse besitzt, war das Landschaftliche meisterhaft gehalten, wäh- rend sich in dem Schweizer- Antheile die Blumen- Verzierungen gut ausnahmen. Leider hatten im Jardin reserv@ die schönen einzelnen Bäume, welche als etwas Besonderes aus- gestellt worden waren, zum Theil sehr gelitten. Es galt dieses besonders von einigen Koniferen, so vor Allem von der Abies Nordmanniana, welche Kre- lage in Haarlem ausgestellt hatte, ebenso von meh- rern grossblüthigen Magnolien, wo mehr oder we- niger die Blätter abgeworfen waren. Dagegen stan- den andere in üppigster Blüthenfülle. Den ‚25 und 30 Fuss hohen Exemplaren der spanischen Tanne (Abies Pinsapo) und des Riesen - Lebensbaumes (Thuja gigantea) sah man gar nicht an, dass sie erst im Frühjahre versetzt waren: in solcher Schön- heit standen sie da. Auch die übrigen Koniferen waren zufrieden- stellend. Kaum hatte von den aus oft weit über 100 Arten bestehenden Sammlungen der verschie- denen Aussteller, von denen ich früher gesprochen, die eine oder andere ein kränkelndes Aussehen. Die Gruppe von einigen 50 Exemplaren der Arau- carıa ımbricata sah so frisch aus, als hätte sie stets daselbst gestanden. Die herrlichen Ilex - Gruppen, wie man sie leider bei uns nie zu sehen bekommen kann, erfreuten Liebhaber und Laien durch die Schönheit ihrer meist glänzenden und mannigfach gestalteten Blätter. Vor Allem macht aber der herrliche, gleich- mässige Rasen einen guten Eindruck, um so mehr, als der Boden eine höchst gelungene Bewegung besitzt. Das mit vielem Geschicke angelegte breite Thal würde noch weit mehr Beifall erhalten, wenn einestheils das Wasser bessere Konturen und auch natürlichere Ufer erhalten hätte, anderntheils wenn die Einzelpflanzungen oft nicht gar zu störend für das Ganze wären. Es sind einmal dieses die schwa- chen Seiten der Franzosen in der Landschaftsgärt- nerei, dass sie gar zu wenig sich um das Einzelne bekümmern und es als Nebensache betrachten. Da- gegen sind wir Deutsche in der Detaillirung un- übertroffen und wird der Park von Muskau wohl immer ein Muster sein und bleiben. Nach dieser Abschweifung kehre ich zu meinem Berichte über die 10. Ausstellung zurück. Aroideen standen dieses Mal im Vordergrunde, denn nicht weniger als 12 Aufgaben waren in dem Programme dafür gestellt. Ich hatte mich gefreut, hier umfassende Sammlungen von diesen beliebten Blattpflanzen zu finden, um vergleichende Studien machen zu können; leider war aber dieses nicht der Fall. So schön auch Einzelnheiten vorhanden, so war doch die Betheiligung gering. Linden in Brüssel hatte wiederum das Beste und Interessan- teste geliefert; doch musste man auch die Beiträge von Lierval, Thibaut & Ketel@er, des Pflan- zenliebhabers Bleu in Paris und des Wiener Kel- lermann anerkennen. Linden, dem wir so viel Neues aus dieser Fa- milie verdanken, hatte dieses Mal die Caladieen zum Gegenstande seiner Ausstellung gemacht und in die- ser Hinsicht, wie gesagt, Interessantes geliefert. Es waren hauptsächlich: Oolocasia antiquorum, Alocasia indica und Xanthosoma atrovirens, sowie X. sagit- taefolium, welche in zahlreichen Formen sich vor- fanden. Diese 4 Blattpflanzen sind wunderschön 291 zu Gruppen während des Sommers im Freien und gedeihen bei einigermassen geschützter Lage, na- mentlich wenn man ihnen einen warmen Fuss gibt, recht gut. Eben deshalb empfehle ich diese For- men, um die Mannigfaltigkeit von dergleichen Grup- pen zu vermehren. Natürlich haben leider nach Gärtner - Sitte viele hier vorhandene Formen auch | neue Namen, zum Theil selbst ganz irrige, erhalten, weshalb ich mir es grade zur Aufgabe stelle, sie hier, so weit möglich, zu revidiren. Dass Colocasia albo-violacea ein Xanthosoma ist, habe ich schon mehrmals in der Wochenschrift gesagt. Dieses Exemplar scheint ein Mittelding von X. atrovirens und sagittaefollum zu sein. Beide ge- nannte Arten ändern ungemein in der Form, Farbe und Grösse der Blätter, noch mehr aber des Blatt- stieles und auch seiner die Rinne, aus der die neuen Blätter hervorkommen, umgebenden scheidenartigen Ränder. Diese sind oft anders gefärbt, als der Stiel. Dergleichen Pflanzen sind früher als Xan- thosoma versicolor bezeichnet worden. Ein solches X. versicolor ist nun die Colocasia albo-violacea. Ich bemerke, dass X. atrovirens ganz dunkel-, X. sagittaefolium aber freudig-grüne Blätter besitzt. | ' recht hübsch, bot aber nichts Besonderes dar. Da- Unter dem Namen Colocasia gigantea hatte Lin- den von der erstern eine Form mit sehr grossen Blättern und braunen Blattstielen, welche hellblau- grüne Ränder besassen, ausgestellt, eine andere da- gegen mit kleineren Blättern war als C. sp. Marti- nique, eine dritte als Oolocasia sp. vorhanden. Üo- locasia divaricata vermochte ich nicht von der ech- ten Pflanze des X. atrovirens zu unterscheiden. Ich ' bemerke, dass auch von X. appendiculatum schöne Exemplare vorhanden waren und dass diese seit sehr langer Zeit als Art betrachtete Pflanze schliesslich doch nichts weiter ist, als eine monströse Form des X. atrovirens. Colocasia carabiense ist dagegen eine Form des X. sagittaefolium versico- lor. In Betreff der Benennung Colocasia bemerke ich, dass die Xanthosomen in der Regel in den Gärten als Colocasien, aber auch als Caladien auf- | geführt werden; sie unterscheiden sich aber wesent- lich und sehr leicht von den Arten der beiden eben | genannten Geschlechter dadurch, dass sie keine sehild-, sondern pfeilförmige Blätter besitzen. Auf gleiche Weise waren mannigfache Formen der Colocasia antigquorum vorhanden; die Pflanze aber, welche unter dem Namen Colocasıa bataviense ausgestellt war, ist eine grossblättrige Üolocasia .euchlora. Prächtig und durch seine hellgrüne Farbe ausgezeichnet erschien ein Exemplar der ©. nym- phaefolia. Von anderen interessanten Aroideen der Linden’schen Sammlung nenne ich noch Xantho- soma pilosum, über und über mit Haaren besetzt, Steudnera colocasioides in 2 besonders grossen und schönen Exemplaren, sowie Schizocasia Porteana. Die Wiener Aroideen-Blendlinge hatte ich schon früber in Erfurt während der dortigen Herbst-Aus- stellung vor einigen Jahren gesehen. Da ich in dem Berichte über diese Ausstellung ausführlich über sie gesprochen, so kann ich wohl hier darüber hinweggehen. Ich erlaube mir nur zu bemerken, dass die Aroideen überhaupt meist in der Jugend ganz andere Formen haben, als später, und dass sie zum Theil selbst einen bestimmten Formenkreis durchlaufen, bevor sie ihre ursprüngliche Gestalt erhalten. Ich erinnere nur beispielsweise an Phi- lodendron pinnatifidum und an Monstera Lennea. Möglich ist es aber auch, dass Sämlinge von Aroi- deen ebenso durch Aussaat ändern, als andere Kul- turpflanzen. Dass die hier ausgestellten Pflanzen wirklich Blendlinge sein sollten, bezweifle ich um so mehr, als die künstliche Befruchtung bei den Aroideen, ganz besonders aber bei den Philoden- dren und Caladieen, ihre grosse Schwierigkeiten hat. Auf jeden Fall sind aber die Aussaaten des Ober- gärtners Kellermann in Schönbrunn von grösstem Interesse. Die Sammlung von Thibaut & Ketel&er war gegen hatte eine Pflanze, welche Lierval von den Philippinen erhalten und als Colocasia sp. ausgestellt hatte, durch die Schönheit sowohl, als auch durch die Grösse der Blätter, das grösste Interesse. Mei- ner Meinung nach ist es eine Alocasia, welche der A. Boryi sehr nahe steht, vielleicht auch nur eine Abart darstellt. Die sehr dicken Blattstiele sind nicht so deutlich, als es bei der obengenannten Pflanze der Fall ist, getigert, auch habe ich diese, we- nigstens in unseren Gewächshäusern, nicht mit solchen riesigen Dimensionen gesehen. Die Blattfläche hatte von der Spitze bis zu dem Ende des einen ohren- förmigen Anhängsels eine Länge von fast 4 und am untern Theile eine Breite von über 3 Fuss. Interessant war der wellenförmige Rand und die völlig zurückgeschlagenen und geaderten Scheiden- ränder des Blattstieles. Von den Caladien - Formen des Pflanzenliebha- bers Bleu in Paris hat zwar Dr. Wittmack frü- her berichtet, auch habe ich selbst schon Gele- genheit gehabt, über sie zu sprechen, doch sei es mir erlaubt, noch einige Worte nachträglich über sie zu sagen. Es ist nicht zu leugnen, dass die grosse Mannigfaltigkeit, wie sie jetzt geboten wird, den Werth dieser buntblättrigen Pflanzen ungemein vermehrt; man ist dem Züchter selbst deshalb zu grossem Danke verpflichtet. Es waren zwar lauter schöne Pflanzen, aber doch keineswegs in einer Kultur, wie wir sie früher auf den Ausstellungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in 3n1* 292 Berlin gesehen haben. Diese Kultur würde den Reiz dieser Sammlung noch ganz anders erhöht haben. Mir gefielen unter den neuen Formen: Max Kolb, wo die ganze Fläche, mit Ausnahme eines fast 1 Zoll breiten Randes, eine graugrüne Farbe besitzt, die aber durch unregelmässige, blut- rothe Flecken unterbrochen wird. Henderson heisst eine Form des Caladıum Poecile, wo die rothen Nerven von Weissgrau umgeben sind und ausser- dem zahlreiche Flecken auf der Oberfläche zerstreut liegen. Rossini ist ähnlich, aber die Flecken sind matt und braunroth. Was die Aroideen noch anbelangt, so bemerkte ich Repräsentanten auch in anderen Häusern, aber ohne Bedeutung. Ein Anthurium Miquelanum war unter dem Namen Pothos Ernesti - Augusti vorhan- den, ein Philodendron hederaefolium hingegen als Ph. disparile. Interessant war schliesslich eine Lin- den’sche Aroidee ohne Namen. Sie ähnelt den sonderbaren Formen, welche ich vorläufig als Alo- casia porphyroneuros bezeichnet habe, die wahr- scheinlich jedoch einem andern Genus angehören, aber auch dem Xanthosoma hastatum. Das Eigen- thümliche ist, dass bei einigen Blättern der Blatt- stiel sich erweitert und gleich denen einer Sarra- cenia hohl wird. Wiederum waren Aufgaben für Orchideen ge- stellt; trotz der mehrmaligen Wiederholung war sie mehrfach gelöst, denn Linden, Lüddemann und der Herzog v. Ayen, sowie Thibaut & Ke- tel&er, Nadaillac und Guibert, hatten derglei- chen eingesendet. Die Sammlung des erstern zeich- nete sich durch einige neue und sonst interessante Arten aus. Ich nenne vor Allem die durchaus be- haarte, wenn auch weniger schöne, so doch auf je- den Fall eigenthümliche Trichotosia ferox in voller Blüthe, eine neue Pilumnea und ein neues Üatase- tum, ausserdem die reizende Laelia Wallısii, Catt- leya Leopoldi, die niedliche Nanopes cinnabarina und Mesospinidium sanguineum, wo aber die Farbe der Blüthen nicht blut-, sondern rosenroth ist. Un- ter den Orchideen der übrigen Aussteller sind er- wähnenswerth: Renanthera matutina, Cattleya Schil- leriana marginata, Dendrobium Parishi, Uatasetum Naso und Odontoglossum cristatum. Nächstdem waren die Gesneraceen im Pro- gramme besonders berücksichtigt, aber keineswegs in erwünschter Weise eingesendet worden. Nägelien und Sinningien habe ich gar nicht gesehen, Achi- menes, und zwar ausserordentlich mittelmässig, wa- ren noch von den früheren Ausstellungen vorhan- den, dagegen hatte Linden 6 neue Arten aus die- ser Familie ausgestellt, die aber dieses Mal weniger Schönes darboten. Jedoch möchte ein neuer Allo- leetus die Aufmerksamkeit der Pflanzenliebhaber ı verdienen. Er besass elliptische und sammetgrüne Blätter von 4 Zoll Breite und bis 9 Zoll Länge, welche sich ausserdem durch einen silbergrauen Mittelnerv auszeichneten. Die gelbe Krone wurde von einem rothen Kelche eingeschlossen. Diese Pflanze bringt schon als kleines Exemplar von kaum 1 Fuss Höhe ihre dicht gedrängt stehenden, terminalen Blüthen hervor. Fuchsien sah ich bei uns weit schöner und besser kultivirt, als es hier der Fall war, dagegen liessen die Bouquet- (Scharlach-) Pelargonien wohl kaum etwas zu wünschen übrig. Es galt dieses besonders von denen, welche Lemoine aus Nancy ausgestellt hatte. Es waren dieses lauter Sämlinge mit dicht-gefüllten Blüthen, welche erst jetzt in den Handel kommen. Auch Aldebert in Lille hatte dergleichen ausgestellt, sie standen jedoch in ihrem Werthe nach. Ampelpflanzen für das Kalthaus, resp. für das Zimmer, hatte man zwar im Programme ausge- schrieben, waren aber nicht eingesendet worden; man muss dieses um so mehr bedauern, als dieses. grade ein Bedürtniss erfüllt hätte. Viele Liebhaber möchten dergleichen gern für ihre Zimmer haben, wissen aber nicht, was sie nehmen sollen. Eine hier ausgestellte Sammlung solcher Pflanzen würde gewiss viel Interesse gehabt haben. Blühende Stauden waren zwar imeinigen Samm- lungen vorhanden, ohne dass ich aber einigermassen zufriedengestellt gewesen wäre. Wenn leider die Stauden, trotz ihrer grossen Auswahl und der ge- ringen Mühe, welche sie machen, überhaupt in neuerer Zeit in den Hintergrund bei uns getreten sind, so ist dieses ganz besonders aber in Frank- reich noch mehr der Fall, wo sie nur ausnahms- weise Anwendung finden. Georginen waren mehrfach in Sammlungen ab- geschnittener Blumen vorhanden, ohne dass sie aber etwas Besonderes gezeigt hätten. Die Sorte, wo die Randblüthehen sich erheben und auf diese Weise einen Strahl zu bilden scheinen, wollen sich noch immer nicht zur Vollkommenheit entwickeln; ich sah Blumen schon vor 3 und 4 Jahren mit den ersten Anfängen. Die Sammlung von Loise Chauvietre war unbedingt die schönste, während seine Malven den Margottin’schen durchaus nach- standen. Was die Pentstemon’s anbelangt, welche besonders Duvivier ausgestellt hatte, so glichen diese nicht im entferntesten an Schönheit denen, welche von Metz & Co. in der Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 13. August ausgestellt wurden. Ausgezeichnet waren wiederum die ausdauern- den Phlox von Lierval; mir kam es jedoch vor, als wenn in diesem Jahre die Blumen nicht so 2 gross gewesen wären, als in früheren Jahren, wo ich sie im Garten von Lierval gesehen. Eben- falls fanden die remontirenden Nelken von Gau- thier-Dubos in Pierrelafitte meinen Beifall, wäh- rend die abgeschnittenen Nelken von Seneclauze zu Bourg-Argental nichts Besonderes zeigten. Was die Sommer-Gewächse anbelaugt, so be- friedigten mich die Astern von Huillier und Thi- bault-Prudent gar nicht. Es ist allerdings noch nicht ihre Zeit und werden sie wohl später besser kommen. Dass man in Frankreich, vor Allem Truffaut in Versailles, die Vollkommenheit der Astern erhöht hat, ist eine bekannte Sache. Balsaminen waren gar nicht vorhanden, dage- gen gefüllte Zinnien in vollendeter Schönheit, be- sonders von Vilmorin-Andrieux, von Oudin, Garten - Inspektor in Meudon bei Paris, und von Loise Chauviere. Sammlungen einjähriger Pflanzen hatte wiede- rum Vilmorin in bekannter Vorzüglichkeit gelie- tert; vor Allem nahm aber eine Gruppe meine Autmerksamkeit in Anspruch. Einige Exemplare von Solanum in prächtigen Exemplaren: margina- tum, robustum, atropurpureum und laciniatum, stan- den in der Mitte; ringsherum sah man rothbraune Blattpflanzen: Amarantus melancholicus und Perilla nankinensis, sowie die Papageifeder (Amarantus tri- color) und den gefiederten hochrothen Fuchsschwanz (Celosia feathered crimson), unterbrochen von grau- und freudig - grünblättrigen, zum Theil blühenden Pflanzen. Ein Kreis zwergartiger Tagetes signata umgab die Anpflanzung. Bei dieser Gelegenheit will ich nicht verfehlen, auf eine Sammlung von exotischen Solanum’s, welche zu Blatt- und Blüthenpflanzen im Freien gebraucht werden, aufmerksam zu machen, obwohl sie, glaube ich wenigstens, noch gar nicht von Seiten der Preisrichter Berücksichtigung erhalten hatte. Lei- der fängt man an, sie wiederum in den Gärten zu vernachlässigen, wenigstens in Deutschland, wo sie eine Zeit lang eine wichtige Rolle spielten. Die grössten Sammlungen von dergleichen Solanum’s be- sitzt das grossartige Etablissement in der Mutte, gegenüber dem Bois de Boulogne, sowie der bota- nische Garten in Berlin. Für lilienartige Gewächse hatte man, und zwar für Lilium 1, für Gladiolen 3 Bewerbungen aus- geschrieben. Die Sammlung von Lilien war höchst unbedeutend; man musste bedauern, dass nicht Krelage in Harlem oder van Houtte in Gent mit ihren ziemlich umfassenden Sammlungen sich betheiligt hatten. Dagegen liessen wiederum die Gladiolen nichts zu wünschen übrig. Sie waren, wie früher, in abgeschnittenen Stengeln, die in mit Wasser gefüllten Flaschen standen, vorhanden. Da 95 früher schon mehrmals über dieselben gesprochen, übergehe ich sie, erwähne dagegen eine Gruppe mit Lilium auratum von grosser Mittelmässigkeit. Sie waren auch nicht im geringsten mit denen zu vergleichen, welche ich im vorigen Jahre in Lon- ı don gesehen und die Kommerzienrath Raven& in diesem Jahre zu Berlin ausgestellt hatte. Im Programme war eine Sammlung einheimi- scher Haiden ausgeschrieben, ohne aber berücksich- tigt worden zu sein. Schade, dass der botanische Garten in Berlin seine grade so reiche Sammlung nicht eingesendet hatte. Ebenso waren verschie- denerlei Wasserpflanzen ausgeschrieben. Man muss ebenfalls bedauern, dass auch hier Niemand etwas eingeliefert hatte, denn die Sammlung, welche im Freien vorhanden war, möchte kaum beachtenswerth sein. Wie interessant wäre aber beispielsweise eine Sammlung aller unserer einheimischen Wasserpflan- zen gewesen? Was die Gemüse anbelangt, so wurde ich nicht befriedigt. Ausser den ganz gewöhnlichen Sorten war nichts vorhanden. Dagegen verdiente wiede- rum das Obst Berücksichtigung. A. Leroy in Angers und die Gebrüder Baltet in Troyes hatten Vorzügliches an Kernobst geliefert, ebenso Cochet in Suisnes, Peseine in Bougival und die Garten- bau-Gesellschaft in Clermont. Man sah hier recht deutlich, was Frankreich für ein Klima be- sitzt, wo folgende mehr oder weniger bei uns un- bekannte Birnen und Aepfel in so vorzüglichen Exemplaren Mitte August ausgestellt werden konn- ten: Pie IX., Colmar d’Aremberg, Fondante de bois, Duchesse precoce, Reine des Belges, Doyenn& Boussoch, Beau present d’Artois, Calebasse Leroy (eine etwas zu kleine Frucht), Belle de Bruxelles (bekanntlich ohne Kerne), Desirde Corn&lie, ferner Gravensteiner, Danziger Kant-Apfel, Reinette d’Hol- lande, Monstrueux pepin, President Dufoy, Passe pomme d’Amerique, Pomme de cloche, Reinette de Champagne, Coes golden u. s. w. Steinobst von vorzüglicher Güte verdankte man einem Liebhaber in Boulogne, mit Namen Des- champs, ferner Deseine, besonders auch Pfirsche, und letztere auch Chevallier zu Montreuil. Ich komme schliesslich zu den Einsendungen, welche im Programme nicht vorhergesehen waren. In erster Linie standen wiederum Rosen. Für den Jardin reserv@ scheinen diese reizenden Blumen die ganze Zeit der Ausstellung hindurch zu dauern. Dieses Mal waren es Hippolyte Jamin und Du- val in Montmorency, welche Rosen in Töpfen aus- gestellt hatten. Von besonderer Schönheit waren die Theerosen des ersteren. Ein grosses Sortiment abgeschnittener Sorten verdankte man aber ausser- dem Oochet. 294 Zu diesem Zwecke und überhaupt, um abge- schnittene Blumen möglichst lange zu reserviren, hat man in Paris bei Ausstellungen lange Halbey- linder von Blech, welche mit der flachen Seite auf- liegen, mit der Wölbung aber nach oben sich be- finden. In der Entfernung von gegen 6 — 8 Zoll erheben sich 1 Zoll im Durchmesser enthaltende und 3—4 Zoll hohe Röhren, in deren Oeffnung die Blu- men gesteckt werden. Der Halbeylinder ist mit Wasser gefüllt, welches leicht erneut werden kann. Gloxinien waren in grossen Sortimenten vor- handen, standen aber den unseren im Nordwesten Deutschlands, auch in Kultur, weit nach. Die Sammlung von Begonien und deren Blendlingen und Formen aus der Gruppe der Begonia Rex liessen nichts, auch hinsichtlich der Kultur, zu wün- schen übrig. Der Pflanzenliebhaber Hebert hatte sie durch seinen Gärtner Palisson ausgestellt. Sehr schön waren die Hahnenkämme, welche Lesseur zu Lagny ausgestellt hatte. Ebenso ver- dient Lasiandra macrantha, eine neue Melastomatee Linden’s, Beachtung. Leider hatte sie ber meiner Besichtigung abgeblüht. Interessant war, dass der Fruchtknoten von mehrern röthlichen Deckblättern umgeben wurde. Frau v. Sieboid verdankte man 18 neue ja- panische Pflanzen, welche ich jedoch zum Theil schon früher in den Ausstellungen gesehen zu ha- ben meine. Zu bedauern war, dass die Hyazinth’en des Pro- fessor Münter in Greifswald ziemlich verblüht wa- ren und demnach nicht mehr den Eindruck machen konnten, als wenn sie in voller Blüthe gestanden hätten. Mit Unrecht wurden sie deshalb von dem Preisrichteramte gar nicht in den Bereich ihrer Be- urtheilungen gezogen, da blühende Hyazinthen in der zweiten Hälfte des August, so viel ich weiss, noch nicht gebracht worden sind. Es wäre wohl zu wünschen, dass Professor Münter sein Ver- fahren der Oeffentlichkeit übergäbe. Schliesslich erwähne ich einen baumartigen Epheu, der als Schirm-Laube benutzt war; er be- sass bei einer Höhe von fast 9 Fuss einen Stamm von fast 4 Zoll Durchmesser und bildete an der Spitze mit den zahlreichen und gedrängt stehenden Aesten und Zweigen einen 8 Fuss im Durchmesser enthaltenden Schirm. Auch die früher schon erwähnte Trauer-Hasel- staude von Niessing in Zehdenick (Mark Branden- burg) führe ich noch einmal an, weil sie jetzt mit Laub besetzt war. Sie ist eine der schönsten Ein- führungen, welche die Neuzeit gebracht hat. Bis jetzt ist sie nur von ihrem Besitzer zu beziehen. 2. [ . Lilium Wittei, ein neues Lilium aus Japan. Von Prof. W. F. R. Suringar in Leiden. Es hat vor Kurzem die Firma „Wittwe J. van Leeuwen & Zn.” in Rotterdam ein neues Lilium aus Japan eingeführt und während der Blü- thezeit in dem hiesigen botanischen Garten zur An- sicht ausgestellt. Es ist eine prachtvolle Blume, dem Lilium auratum Lindl. am nächsten ver- wandt, von derselben Form und Grösse, die Peri- gonialblätter, gleich wie bei jener, von dem eigen- thümlich-schönen, goldenen Mittelstreifen durchzo- gen, sonst aber rein-weiss und ungefleckt, wie auch an der Innenseite ganz glatt, ohne alle Warzen und Haare. Ein anderer, weniger in die Augen fallender Unterschied liegt darin, dass die Mittel- rippen der Perigonialblätter unter deren Spitze in einen aufwärts gekrümmten Haken endigen, welcher bei den äusseren Perigonialblättern ungefähr 2 Mil- limeter lang, bei den inneren aber weniger voll- ständig entwickelt ist. L. auratum hat an diesen Stellen eine runde, grünliche Warze. Endlich ist der Stengel weniger schlank und sind die Blätter, besonders die oberen, an unserer Pflanze breiter, als bei letztgenannter Art. Dass diese beiden Pflanzen nicht als zwei reine Arten, im botanischen Sinne wenigstens, betrachtet werden können, liegt wohl auf der Hand. Gleich anfangs hat man schon vom Lilium auratum ver- muthet, es sei ein Bastard mit L. speciosum Thun- berg; dasselbe mag der Fall mit unserem Lilium Wittei sein. Ob es in diesem Falle die Eltern des L. auratum gemeinschaftlich mit diesem hat, lässt sich schwer entscheiden, da eine derartige Ab- stammung des L. auratum nicht festgestellt ist. Lindley hat auf eine Verwandtschaft mit L. Thun- bergianum hingewiesen. Näher steht allerdings L. Brownii Lem., welches van Houtte (Flore des serres 1863) für den Vater anzusehen geneigt ist. Es lässt sich aber auch der Fall denken, dass der Vater einer noch unbekannten Art angehöre. Jedenfalls sollte dieser zweite der Eltern, wenn man hier überhaupt mit Hybriden von L. speeiosum zu thun hat, eine Form mit goldgelben, innen glatten Blumen, schlankem Stengel und schmalen Blättern sein. Dieses also dahingestellt lassend, gebe ich hiermit am Schlusse die Beschreibung der Pflanze, der ich, dem Wunsche des Entdeckers gern nachkommend, den Namen unseres eifrigen und er- fahrenen Garten-Inspektors Witte zugelegt habe: Lilium Wittei n. sp. Caulis erectus 9 decim. altus, superne pau- lum flexuosus, violascens, albo et viridi punctatus; Folia sparsa, patentia, plus minus recurva, breviter 295 petiolata, infima anguste lanceolata, trinervia, superiora ovato-lanceolata, 5(-7) nervia, basi aliquanto rotundata, omnia saturate viridia, firma, nitida, cum caule glaberrima; Pedunculi axilllares (3) et ter- minales, bracteam petiolatam, foliis minorem, cete- rum consimilem sub flore gerentes, apice incrassati; Flores subcernui maximi, diametro 2decim.; Perian- thii phylla externa sessilia, distinctissime sulcata, nectarifera, interna duplo latiora, ex unguiculo di- stincte ovato-lanceolata, omnia apice recurva, mar- gine undulata, superficie glaberrima, alba, linea media aurea notata ceterum immaculata, nervo mediano in externorum bası crassissimo, in internis distinctis- simo dorso prominente, hie inde purpurascente, sub apice phyllorum externorum in spinam mucrone vi- ridulo incurvam, eirca 2 Millim. longam, in phyllis internis minorem et minus insignem, desinente; Sta- mina libera perianthio 4-breviora, antheris versati- libus, linearibus, polline purpureo-fusco; Ovarıum lineare, sulcatum, stylo filiformi, superne paulum in- crassato, stigmate crasso, capitato, trigono, subtrilobo, pallide violaceo; Odor gratissimus. Ex Japonia introducta. Floruit in horto sub fine mensis Julii anni 1867. Ein Beitrag über die negenfeitige Annahme verfchiedener Gehölze bei der Veredelung. Es ist eine bekannte T'hatsache, dass nahe ver- wandte Pflanzen mit einander veredelt werden kön- nen und diese dann ein ununterbrochenes Ganzes darstellen. Wir veredeln unsere Rosensorten auf Rosa Manetti oder häufiger auf R. canına; wollte man diese beiden letzteren auf wurzelechte Bour- bon- oder auf Indische Rosen veredeln, so würden diese keineswegs ebenso gut anwachsen, als es um- gekehrt der Fall ist. Leroy hat überhaupt die Erfahrung gemacht, dass Gehölze mit immergrünen‘ Blättern auf sehr verwandten Arten mit abfallenden Blättern leicht fortkommen, während es umgekehrt nicht immer der Fall ist, in den meisten Fällen sogar durchaus nicht gelingen will. Versuche mit der Wellingtonia, also einem Ge- hölze mit nicht abfallenden Blättern, haben gelehrt, dass sie auf Taxodium distichum, Taxodium sem- pervirens und auf Cryptomeria japonica gepfropft, zwar gedeiht, dass aber die Verbindung der Unter- lage mit dem Edelreise im ersten Falle, also der Wellingtonie mit Taxodium distichum, am dauer- haftesten ist. Wir haben 10—12 Fuss hohe Exem- plare dieser Veredelung gesehen, welche sich hin- siehtlich ihrer Schönheit den aus Samen gezogenen vollständig anschliessen konnten. Man kann sehr gut den Kirschlorbeer auf Pflau- men-, Kirsch- und auf Vogelkirschbaum veredeln und erhält eine dauerhafte Verbindung, während eine Veredelung des Pflaumen- u. s. w. Baumes auf Kirschlorbeer höchstens die Dauer bis zum Herbste besitzt. Auf gleiche Weise ist es mit den Magno- lien der Fall, wovon wir bekanntlich Arten mit ab- fallenden und Arten mit immergrünen Blättern be- sitzen. Leroy hat Magnolia grandiflora wiederholt auf M. Yulan gepfropft und stets dauerhafte Exem- plare erhalten, während M. Yulan, auf M. grandi- flora veredelt, oft schon im nächsten Herbste abge- worfen wurde, im glücklichsten Falle aber bis zum dritten Jahre dauerte. Der Quittenstrauch ist bekanntlich ein Gehölz, welches allgemein für fast alle Pomaceen, mögen diese abfallende oder immergrüne Blätter haben, als Unterlage benutzt wird. Für gewisse Birn- Sorten wird die Quitte selbst dem Birn - Wildlinge vorgezogen. Mespilus japonica, Cotoneaster Pyra- cantha und Raphiolepis indica gedeihen auf der Quitte ebenso gut, wie fast alle Pomaceen mit ab- fallenden Blättern; wollte man aber umgekehrt die Quitte auf einem der genannten Gehölze mit immer- grünen Blättern veredeln, so würde dieses nicht gehen und das Edelreis schon zeitig abgeworfen werden. Nächst dem Quittenstrauche ist es bekanntlich der Weissdorn, welcher ebenfalls allgemein für an- dere Kernobst-Gehölze als Unterlage benutzt wird. Vorzüglich gedeihen auf ihm die kleinblätterigen Zwergmispeln (Üotoneaster microphylla u. s. w.), während umgekehrt diese als Unterlage benutzt den Weissdorn kaum annehmen, so dass er schon im Verlaufe des Sommers zu Grunde geht. Auf gleiche Weise gedeihen die Magnolien auf Berberis, die Viburnum’s und Ligustrum’s mit immer- grünen Blättern auf den entsprechenden Arten mit abfallenden Blättern, die Cedern auf Lärchen, nicht aber umgekehrt die letzteren auf den ersteren. Der Königl. botanische Garten in München. Vom Garten - Inspektor Kolb. Es ist gewiss in jeglicher Hinsicht gut, wenn öffentliche Institute, als welche vor Allem der Wis- senschaft gewidmete botanische Gärten in der neue- sten Zeit ebenso betrachtet werden müssen, als na- turhistorische und Kunst-Museen, von Zeit zu Zeit ein Lebenszeichen von sich geben, ja selbst wenn sie einen Bericht, der auch dem grossen Publikum zukommt, abstatten. Eben deshalb begrüssen wir vorliegende Schrift von nur wenigen Bogen auf das 296 Beste. Es ist nicht zu leugnen, dass seit den letzten Jahren fast in allen botanischen Gärten gegen früher ein regeres Streben herrscht und dass man sich Mühe gibt, sie dadurch mehr zu verwer- then, dass man sie allgemein-nützlicher macht. Wünschenswerth wäre nur noch, dass die Wis- senschaft selbst diese Institute mehr ausbeutete, als es bisweilen geschieht. Durch die Darwin’sche Theorie ist bekanntlich die Art, die Spezies, in Zweifel gebracht. Ob es für unsere Schöpfungs- zeit Arten gibt oder nicht? kann nur durch zeit- raubende Experimente festgestellt werden, die vor Allem in botanischen Gärten gemacht werden müss- ten. Diese bieten dem genauen Beobachter aber schon an und für sich durch die vielseitigen Kul- turen so viel Gelegenheit zu Untersuchungen über diese Frage, dass er, wenigstens annähernd, viel- leicht zu einer Beantwortung kommen kann. DBes- ser wäre es allerdings, wenn innerhalb der botani- schen Gärten solche Einrichtungen getroffen wür- den, welche die Frage speziell berührten. Wie wir pflanzen-physiologische Institute haben, müssten wir auch deren für den Begriff der heutigen Art be- sitzen. So viel wir wissen, existiren deren aber noch nirgends, wenn wir nicht etwa Naudin’s Kultur-Versuche, besonders mit den Cucurbitaceen, im Jardin des plantes zu Paris dahin rechnen wollen. Wir legen absichtlich einen grossen Werth auf die Art unserer heutigen Schöpfung, denn noch weiter, etwa nur in die frühere tertiäre Zeit zu- rückgehen zu wollen, wäre nach dem jetzigen Stand- punkte der botanischen und geologischen Wissen- schaft etwas verfrüht. Da müssen noch ganz an- dere Fortschritte gemacht werden, um nur einiger- massen einen tieferen Blick in eine solche Frage zu thun. Doch wieder auf unser Buch zurückzukommen. Dasselbe hat den Inspektor des Gartens selbst zum Verfasser. Niemand konnte wohl auch geeigneter dazu sein, zumal auch der Direktor, Dr. Naegeli, freundlichst bei der Bearbeitung unterstützte. Der Garten wurde im Jahre 1807, wo die früher kur- pfalz -bayerische Akademie der Wissenschaften zur Königl. bayrischen Akademie erweitert wurde, ge- gründet und von dem bekannten Botaniker Franz v. Paula-Schrank, der deshalb 1809 von Lands- hut nach München berufen wurde, eingerichtet. Nach der damaligen Zeitrichtung lag das Linne’- sche Sexual-System der Anordnung der Pflanzen zu Grunde. Der Garten umfasste damals ein Areal von 15 Tagwerken (über 20 preuss. Morgen). Erst im Jahre 1841 geschah unter der Di- rektion des berühmten Reisenden v. Martius eine Umgestaltung des Gartens, wo auch das natürliche System zu Grunde gelegt wurde. Als im Jahre Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. 1854 in München eine deutsche Industrie - Ausstel- lung abgehalten werden sollte, hielt man die in der Stadt gelegenen Räumlichkeiten des botanischen Gartens für passend, um daselbst die dazu nöthi- gen Gebäude herzustellen. Es wurde so viel Raum, als nöthig war, abgetrennt und die herrlichen Pflan- zenschätze mussten sich mit dem, was übrig blieb, eine lange Zeit nothdürftig behelfen. 1857 zog sich der Geheime Rath v. Martius von der Direktion des Gartens zurück und so war es seinem Nachfolger, dem jetzigen Direktor Nae- geli, anheimgestellt, den botanischen Garten von Neuem herzustellen. Gegen Benutzung des Indu- strie-Gebäudes als Wintergarten sprach er sich aus gewichtigen Gründen aus; so steht dieses noch im botanischen Garten, zu allerhand Zwecken dienend. Ehe man jedoch an die Erbauung neuer Häuser ging, machten der Direktor sowohl, wie der In- spektor, Reisen nach verschiedenen Ländern, um die botanischen Gärten und ihre Gewächshäuser näher kennen zu lernen. Im Jahre 1862 wurden die Pflanzen in die neuen grossen Gewächshäuser übergesiedelt und auch der Bau der kleineren Häu- ser begonnen. Wie die 5 grossen und 355 Fuss langen Häu- ser zusammenhängen und ein Ganzes bilden, so hat man auch die 12 kleineren Häuser in 2 Rei- hen von 170 Fuss Länge gebaut, welche im rech- ten Winkel auf jene stossen. Das geräumige acht- eckige Aquarium von 513 Fuss Durchmesser befin- det sich zwischen diesen beiden Reihen. Sämmtliche Häuser liegen in dem sogenannten kleinen botani- schen Garten, während die Freilandpflanzen in dem sich vor dem Industrie-Gebäude hinziehenden gros- sen Garten von über 8 Tagwerken befinden. Die Zahl aller kultivirten Pflanzen beträgt 14,000, und zwar 1,600 ein- und zweijährige, 3,000 Stauden, 500 Bäume und 7,000 Gewächshauspflanzen. Mit dem botanischen Garten sind in Verbin- ‘dung: das pflanzen-physiologische Institut, welches auf Liebig’s Veranlassung 1862 gegründet wurde, und das botanische Museum, dessen Bau zwar schon 1861 begonnen, aber doch erst 1364 vollendet ist; bezogen wurde das letztere aber, um es vollständig austrocknen zu lassen, erst im Herbste 1865. Das Personal besteht, ausser dem Direktor und Inspektor, aus 1 Ober- Gehülfen und aus 5 oder 6 anderen Gehülfen, von denen jeder seine be- stimmten Häuser zu besorgen hat. Dazu kommen noch 6—8 Tagelöhner, 1 Zimmermann, 3 Arbeits- burschen, 2 Arbeitsfrauen, 1 Portier und 1 Auf- seher. Der Etat beträgt 11,600 Gulden, wobei jedoch die Gehälter des Direktors und Inspektors, sowie die Bau- und Glas - Reparaturen, nicht mit eingeschlossen sind. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 38. Berlin, den 21. September 1867. Preis des Jahrganges 55 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post - Vereines. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. V. Dienstag, den 24. September, Abends 5 Uhr, findet im Palmenhause des Königl. botanischen Gartens eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Man wählt flache Töpfe oder Schalen, die reich- Kultur der krautartigen Calceolaria. lieh mit Abzugslöchern versehen sind, bedeckt den a OF Boden 1 — 2 Zoll mit zerschlagenen Topfscherben oder Torfbrocken und füllt den übrigen Raum bis In wie seltenen Fällen sieht man diese wunder- | auf # Zoll vom obern Rande mit gesiebter, reich- volle, so farbenreiche Florblume in ihrer Vollkom- | lich mit Silbersand versetzter Haideerde, oder sollte menheit; wie oft findet man gelbe, krüpplige Pflan- | diese fehlen, mit recht guter Lauberde, ebnet die- zen, die nichts weniger als einen Begriff von der | selbe ganz vollkommen und drückt sie leicht, je- Schönheit dieser Hybride geben. Fragt man nach | doch gleichmässig an. Die Erde darf aber nicht dem Warum? dann bekommt man Dieses und Jenes | trocken, sondern muss feucht sein; übersieht man zu hören; bald hat die Erde, bald das Wetter | dieses, so wird später, wenn die Erde quillt, die Ober- u. s. w. Schuld. Geht man der Sache aber auf den | fläche ungleich und rissig, die Masse selbst fest Grund, dann wird man finden, dass die Natur der | werden. Ebenso müssen die Toorfbrocken, welche Pflanzen nicht studirt wurde und man sich mit den | man zur Unterlage nimmt, gehörig feucht sein. Bedürfnissen, welche dieselbe verlangt, nicht be: Hat man die Gefässe in der vorgeschriebenen kannt machte. Es gibt kaum eine Pflanzenart, | Weise vorbereitet, dann streut man die Samen gleich- welche so dankbar die auf sie verwandte Mühe | mässig und recht dünn aus, bedeckt dieselben nur lohnt; ausserdem kann sie Jeder, der sich nur im | ganz wenig, noch besser gar nicht und spritzt mäs- Besitze eines Mistbeetkastens befindet, ziehen, wel- | sig an. Vortheilhaft ist es jedoch, die besäeten cher Umstand ihren Werth noch erhöht, da viele | Gefässe in einen mit Wasser gefüllten Untersatz der grössten Blumenfreunde sich nicht zu den Glück- | so lange zu stellen, bis die Oberfläche vom Wasser lichen zählen können, im Besitze eines Gewächs- | durchfeuchtet erscheint. Schliesslich deckt man eine hauses zu sein. Glasscheibe darüber und sorgt, falls die Erde mit Nachstehendes Verfahren stützt sich auf eine | der Zeit zu trocken wird, für angemessene Feuch- langjährige Praxis, wodurch Resultate erzeugt wur- | tigkeit. Die Näpfe stellt man in einem hellen, den, die auf den Ausstellungen allgemeine Aner- | kalten Gewächshause oder dergleichen Mistbeete bei kennung fanden. gehöriger Beschattung auf. Die Vermehrung geschieht in der Regel aus Die beste Aussaatzeit ist von Mitte Juli bis Samen, selten, wie man es früher hier und da that, | höchstens Ende August; früher zu säen ist nicht aus Stecklingen; wir besprechen daher nur die er- | gut, weil die Pflanzen zu gross in den Winter kom- stere, als die einzig vortheilhafte. men würden, und später zu säen ist darum nicht 38 298 anzurathen, weil, wenn wir nicht einen guten lan- gen Herbst haben, die Pflanzen wiederum zu schwach bleiben würden. Nach dem 10., 12. Tage werden sich die er- sten Pflänzchen zeigen. Sind die Pflanzen so weit, dass man sie bequem mit einer Pinzette fassen kann, dann pikirt man dieselben in ebenso wie zur Saat vorbereitete Näpfe und in dieselbe Erdmi- schung. Dieses zeitige Auseinanderpflanzen ist des- halb anzurathen, weil die Erde, wenn die Pflanzen noch klein sind, leicht verdirbt. Sind die Pflanzen so weit, dass sie sich gegenseitig berühren, oder sollten sie ein gelbes Ansehen bekommen, dann muss von Neuem pikirt werden. Das gelbe An- sehen ist nämlich das Zeichen verdorbener Erde, welches Uebel man nur durch die äusserste Auf- merksamkeit beim Giessen vermeidet. Haben die Pflanzen —1 Zoll Durchmesser erreicht, so pflanzt man sie einzeln in kleine Töpfe. Man nımmt wie- der dieselbe Erde, wie bei der Aussaat, nur nicht gesiebt, sondern durch Reiben, unter Entfernung aller zu groben Theile, zerkleinert und mit gröbe- rem Sande gemischt. Auf den Boden der Töpfe bringt man eine nicht zu geringe Unterlage von Torfbrocken; diese sind den Steinen oder zerklei- nerten Topfscherben als Unterlage vorzuziehen, weil die Wurzeln sich gern darin ausbreiten und es bei dem weiteren Umpflanzen durchaus nicht schadet, wenn Theile derselben am Ballen hängen bleiben, die sich weiter zersetzen und den Pflanzen Nahrungsstoffe bieten. Das Umpflanzen in grössere Töpfe nimmt man wieder vor, sobald sich die Wurzeln an der innern Fläche des Topfes herumlegen und bevor sie sich verfilzen. Nur achte man darauf, nicht zu grosse Töpfe zu nehmen, weil die Wurzeln stets das Be- streben zeigen, den T'opfrand zu erreichen und die dazwischen liegende Erdschicht nicht gehörig durch- ziehen, hiermit aber bei dem fortgesetzten Ver- pflanzen das Versäuren derselben befördert wird. Wir fanden immer bei der Anzucht krautiger Pflanzen, dass ein oft wiederholtes Verpflanzen mit geringerem Topfraum sicherer zum Ziele führt, als ein selteneres mit grösserem Raume. Vor Jahren wurde viel Erhebens von dem Einmal - Verpflanz- System gemacht, welches darin bestand, den Pflan- zen gleich so grosse Töpfe zu geben, wie sie über- haupt bekommen sollten. Hiervon ist man ganz zurückgekommen. Wir selbst konnten uns nie recht damit befreunden, da eine viel zu grosse Aufmerksamkeit beim Giessen nothwendig ist; aus- serdem haben wir durch die kleine Mühe des öfte- ren Verpflanzens dasselbe Resultat erreicht. In England, überhaupt in Ländern mit feuchterer At- mosphäre, als die unsere, macht das Giessen nicht die Schwierigkeiten und dort ist denn auch das obengenannte System mit einigen Vortheilen ver- bunden. Mit dem zweiten Verpflanzen werden wir die Winterzeit erreicht haben; während derselben blei- ben die Pflanzen unberührt stehen. Kommt die bessere Jahreszeit, dann nimmt man das Verpflan- zen, wenn nöthig, sofort wieder vor; das letzte Mal dann, wenn sich die Blüthenstengel zu zeigen beginnen. Das letzte Umpflanzen später als jetzt vorzunehmen, hat keinen Zweck, weil die Entwicke- lung der Blüthe so schnell vor sich geht, dass die Pflanzen nur wenig Vortheil daraus ziehen könnten. Anderseits dürfen aber auch die Pflanzen bei Be- ginn der Entwickelung der Blüthenstengel in nicht zu kleinen Töpfen stehen, da ihnen die nöthige Kraft zur vollkommenen Entfaltung der Blumen fehlen würde. Bei diesem wiederholten Verpflanzen wendet man immer mit bestem Erfolge kräftige Haideerde oder recht gute Lauberde an; von dieser letztern verdient diejenige den Vorzug, welche von dem Laube der Buche, des Bergahorns, überhaupt härterer Holzarten kommt. Im Frühjahre kann man der Erde auch eine kleine Partie nicht zu feiner Hornspäne beimischen. Bis jetzt besprachen wir die Aussaat und das Verpflanzen und gehen nun zur weiteren Pflege unserer Lieblinge über. Diese ÜOalceolaria wächst an hoch über dem Meere gelegenen Orten in Amerika, wo die Tem- peratur eine so mässige ist, dass hier und da Nacht- fröste eintreten; ausserdem sind dieselben während der grösseren Hälfte des Tages in Nebel gehüllt. Hieraus ergibt sich für unsere Kultur Folgendes: Man sorge für eine niedrige Temperatur, + 2—3 Grad R. reichen im Winter vollständig aus, und für eine gleichmässige Feuchtigkeit der Erde und der Luft, doch muss letztere recht rein erhalten werden. Der Feuchtigkeitsgrad der Luft ist dann der beste, wenn an den behaarten Rändern der Blätter kleine Wassertropfen hängen; um dieses zu erreichen, muss man alle Mittel anwenden. Nach dem Aufgehen der Samen stellt man zu diesem Zwecke die Näpfe u. s. w. in einen Mist- beetkasten, nicht gerade zu nahe an die Fenster auf umgestülpte Blumentöpfe, welche wieder in mit Wasser gefüllten grossen Untersätzen stehen. Hier- durch wird einmal eine feuchtere Luft erzeugt und andrerseits werden die den Calceolarien so sehr nachstellenden Schnecken, welche in einer Nacht grosse Zerstörungen anrichten, abgehalten. Auch später muss man unablässig auf diese Feinde der Blumen fahnden. Sind die Pflanzen einzeln gepflanzt, dann wählt man ein altes Mistbeet, ebnet die Erde, bedeckt 299 dieselbe mit einer Lage Dachsteine und stellt auf diese die Töpfe. Durch die Dachsteine wird einer feuchten Luft Vorschub geleistet, auch hindern sie die Regenwürmer am Eindringen in die Töpfe. Tritt im Herbste Frost ein, dann bringt man die Pflanzen in ein niedriges Kalthaus, noch besser ist es aber, sie in einem Mistbeetkasten zu durch- wintern, da ihnen ja, wie oben bei Besprechung ihres natürlichen Vorkommens angedeutet wurde, selbst ein kleiner Frost nichts schadet. In unserer Praxis ist es vorgekommen, dass die Töpfe durch und durch gefroren waren, ohne dass man den Pflanzen, nachdem sie langsam aufthauten, nur das Geringste ansehen konnte Um sie im Ka- sten zu durchwintern, vertieft man denselben bis auf 13 Fuss, die Sohle belegt man, wie oben, mit Steinen und stellt die Töpfe auf. Man sorge aber dafür, dass die Erde in den Töpfen beim Eintritte des Frostes nicht zu nass ist. Damit die Kälte abgehalten wird, macht man starke Umschläge von nicht fermentirendem Mate- rial; ebenso deckt man auch den Kasten von oben über die Fenster. Um zu lüften, entferne man die Decke nur dann, wenn wirklich anhaltend gutes Wetter eintritt; bei jedem kleinen Wechsel aufzu- decken, hat keinen Zweck. Man lässt in diesem Falle den Kasten ruhig liegen, nur dass man von Zeit zu Zeit einmal nachsieht, ob der Frost auch nicht zu stark eindringt. In Häusern lässt sich selten eine so gleichmässige T’emperatur halten, wie in den Kästen, besonders nicht im Frühjahre, wo bei starken Nachtfrösten und hellen Tagen die Sonne. zu sehr wirkt. Die Pflanzen bekommen unter diesen Umständen leicht Blattläuse, die grossen Scha- den bringen; die Blätter rollen sich zusammen, wenn man die 'Ihiere nicht sotort durch Tabacks- rauch entfernt. Im Frühjahre bringt man seine sämmtlichen Pflanzen in Kästen, 1) Fuss von den Fenstern ent- fernt, und spritzt des Tages wiederholt mit einer ganz feinen Brause das Laub derselben, die Wände der Kästen und die Räume zwischen den Pflanzen, um feuchte Luft zu erzeugen. Ausserdem beschat- tet man fleissig und hält die Fenster am Tage so viel als möglich geschlossen, lüftet jedoch des Mor- gens und Abends stärker und legt wohl im Herbst und Frühjahr bei gutem Wetter, wenn kein star- ker Regen zu erwarten ist, die Fenster während der Nacht ganz ab. Hierdurch werden die Pflan- zen des ihnen so dienlichen Thaues theilhaftig und man kann fast die Zunahme des Wachsthumes von einem Tage zum andern sehen. Geht die Luft etwas stark und ist es so warm, dass man lüften muss, dann stelle man ein Brett nach der Windseite gegen das Fenster, um den austrocknenden Luftzug abzuhalten. Dass man die Pflanzen so tief ın den Kasten stellt, geschieht nur, um ihnen eine gleichmässige, feuchtere Luft zu ver- schaffen, da dicht unter den Fenstern ein zu gros- ser Temperaturwechsel stattfindet. Fangen die Blumen an, sich zu entfalten, dann darf man die ganzen Pflanzen nicht mehr spritzen, weil sich sonst die Schuhe der Blüthen mit Was- ser füllen und dadurch theils schnell verderben, theils die Blüthenstiele eingebrochen werden. Das Giessen muss zu allen Zeiten mässig ge- schehen, darf aber auch nie versäumt werden; ge- gen Trockenheit sind die Pflanzen ebenso empfind- lich, als gegen dauernde Nässe. Man sorge über- haupt dafür, dass die Pflanzen immer im Wachsen bleiben. Gelb gewordene oder verkrüppelte Pflan- zen werfe man sofort bei Seite, da man aus sol- chen nie schöne Pflanzen erziehen wird. Sind die Pflanzen endlich in ihrer vollsten Pracht, dann bringt man sie in’s Freie an einen gegen die Sonne geschützten Platz und hält bei trockenem . Wetter die Umgebung immerwährend feucht. Auch muss man Sorge tragen, stärkeren Regen abzuhalten. Hat man die Absicht, Samen zu ziehen, dann wähle man Pflanzen mit recht runden, gewölbten Blumen und in den schönsten Farben und Zeich- nungen aus, stelle jede Abtheilung, getuschte, ge- tigerte u. s. w., besonders zusammen und befruchte die Blumen der einzelnen Abtheilung gegenseitig mit einem kleinen Pinsel. Auf alle Fälle reservire man nur Pflanzen mit intensiv-gefärbten dunklen Blumen, selten eine gelbe, weil sich diese doch reichlich von selbst einstellen. Les Buttes Chaumont. Die neueste Anlage in Paris. Von den vielen Reisenden, welche jetzt die Aus- stellung nach Paris zieht, gibt es gewiss nur we- nige, welche die Buttes Chaumont zu besuchen ver- säumten. Oft ist während unseres in diesem Jahre wiederholten Besuches der französischen Haupt- und Weltstadt uns die Frage vorgelegt worden: „Haben Sie die merkwürdigen Buttes Chaumont schon ge- sehen?” Und verneint man diese Frage, so wird alsbald darauf geantwortet: „Dann versäumen Sie ja nicht, eine der merkwürdigsten und interessan- testen Anlagen, die in’s Leben gerufen sind, in Augenschein zu nehmen.” Die wenigsten von Denen, welche die Buttes Chaumont besucht haben, mögen aber wissen, wel- chen interessanten Boden sie dort betreten, einen Boden, dessen Geschichte bis in das 9. Jahrhundert 38* 300 hinaufreicht. Gehören die Begebenheiten, welche hier sich ereignet haben, auch keineswegs zu de- nen, welche das menschliche Herz erfreuen, sondern im Gegentheil zu denen, welche man als die schwär- zesten Punkte in der menschlichen Geschichte be- zeichnen könnte, so müssen sie doch unser Inter- esse um so mehr in Anspruch nehmen, als man den so oft mit Blut getränkten Boden jetzt mit schönen Bäumen und lieblichen Blumen bepflanzt und aus dem frühern Aufenthalte von Bösewichtern und von der Hefe der Bevölkerung ein irdisches Paradies zu schaffen gedenkt, in der That auch mit Glück und einem gewissen Takte es nicht um- sonst versucht hat. Wo vor Jahrhunderten Satan selbst seinen Wohnsitz genommen und wo bisweilen auch die scheusslichsten Orgien gefeiert wurden, lustwandeln jetzt friedliche Menschen und Hunderte lieblicher Kinder ergehen sich dort in unschuldigen Spielen. Als Buttes bezeichnet man im Französischen: Erdhügel, das Wort Chaumont soll hingegen Mont- Chauve; d.h. kahler Berg, bedeuten, eine Benen- nung, die allerdings vor den Anpflanzungen ge- rechtfertigt erschien, denn kaum einige Gräser und Kreuzblüthler gediehen auf dem sterilen Lehm- und Sandboden. In alten Zeiten hiess die Umgebung, besonders der eine Hügel, auf dem der Galgen stand, auch Montfaucon, d. ı. Falkenberg. Dieser Name ist es, der im Jahre 885 in der Geschichte genannt wird. Damals hatten sich nämlich die wil- den Normannen bereits an der Mündung der Seine festgesetzt und plünderten tief in das Land hinein. Selbst bis Paris drangen sie im genannten Jahre vor und setzten sich auf Montfaucon fest. Da machte Graf Eudes von Paris mit. seinen tapfern Schaaren einen Ausfall, überrumpelte die nicht vor- bereiteten Normannen und vertrieb sie schliesslich gänzlich. Die Geschichte sagt, dass damals 19,000 Normannen getödtet wurden. Wann die Buttes Chaumont zuerst als Richt- platz benutzt worden sind, davon schweigt die Ge- schichte; wir wissen nur, dass im Jahre 1260 der bis dahin allmächtige Minister Philipp des Schönen, Enguerrand, nachdem er selbst den verfallenen Gal- gen wieder von Neuem erbaut hatte, wegen Er- pressungen daselbst gehenkt wurde. Aber auch der durch seine Gerechtigkeitsliebe, durch seine Uneigennützigkeit und durch seinen ÖOrdnungssinn im Volke allgemein beliebte Finanz- minister Karl’s VIII, Ludwig’s XII. und Franz I., der Freiherr von Beaune, Jacques de Samblacay, hatte dasselbe Geschick, weil er der spätern Re- gentin, der Herzogin von Angoul&me, eine Summe von 400,000 Thaler, welche für etwas Anderes be- stimmt war, nicht ausliefern wollte. Die Geschichte sagt von diesem edlen Manne, dass er festen Schrit- tes dem Tode entgegengegangen sei. Die traurigste Epoche in der Geschichte der Buttes Chaumont, ja selbst der nie und nimmer zu tilgende Schandfleck in der Geschichte Frank- reichs ist die Pariser Bluthochzeit, von der das Scheusslichste wiederum auf den öden Hügeln der Buttes Chaumont geschah. Dem ermordeten Ad- miral Coligny hatte man bereits während der Nacht den Kopf abgeschnitten, um diesen als Trophäe durch die Stadt zu tragen, als ein Haufen in Ge- stalt von Menschen umgeformter Teufel kam, um auch den Körper des unglücklichen Admirals zu nehmen und ihn nach dem Galgen von Montfaucon zu schleppen. Da der Kopf bereits abgehauen war, wurde der Körper an den Beinen aufgehängt. Doch dieses selbst war noch nicht das gräss- lichste der Verbrechen, welches im Namen Gottes und der alleinseligmachenden Kirche damals began- gen wurde. Die blutdürstige Katharina von Me- dieis erschien mit ihrem Sohne Karl IX. und einer grossen Begleitung auf dem mit Leichen der er- mordeten Protestanten bedeckten Richtplatze, um sich an dem Anblicke der Ermordeten zu erfreuen. Als die Umgebung den schwachen König warnte, noch länger in einer solchen pestilenzialischen Luft zu verweilen, rief dieser: „Der Geruch der Leiche eines Feindes ist nur angenehm!” Im Jahre 1761 wurde der Galgen auf der Höhe des Hügels abgebrochen, aber am Fusse des- selben von Neuem aufgebaut. Während der gros- sen französischen Revolution riss man auch den Galgen von Montfaucon nieder, der Platz diente aber auch ferner noch zu Hinrichtungen; vor Allem aber wurden an anderen Stellen hingerichtete Ver- brecher daselbst begraben. Wie in Frankreich Alles gleich grossartig betrieben wird, so in den älteren Zeiten auch das Hängen. Es genügte keineswegs für die Pariser jener dreibeinige Galgen, wie man ihn in Deutschland früher kannte, der Galgen von Montfaucon war ein viereckiges, massives Gebäude von 3 Etagen, von denen jede eine Reihe von Fenstern besass, in denen die Unglücklichen auf- gehenkt wurden. Man kann sich wohl denken, dass jeder anstän- dige Mensch einen solchen Ort mied und möglichst weit davon seine Wohnung aufschlug; dagegen sie- delten sich Verbrecher jeder Art, und was sonst von der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen war, daselbst an, um einen gleichen Lebenswandel fortzuführen. Es war besonders der Aschermitt- woch, wo allerhand lüderliches Gesindel, nachdem es die Nacht hindurch schändliche Orgien gefeiert, schreiend und lärmend nach den Buttes Chaumont zog und es für jeden anständigen Menschen unmög- 301 lich machte, ebenfalls dorthin zu gehen. 10 Jahre sind erst verflossen, seitdem man mit aller Energie diesem Unwesen steuerte. Um überhaupt dieses berüchtigte Viertel von Paris der Menschheit wie- derzugeben, wurde, wie man sagt, durch den Kaiser selbst die Idee gegeben, die herrliche Lage der Buttes Chaumont zu benutzen, um für diese Seite von Paris, welche dem Bois de Boulogne gegen- über liegt, eine Anlage in’s Leben zu rufen, durch welche zu gleicher Zeit auch das lüderliche Ge- sindel gezwungen wäre, sich ausserhalb der Mauern von Paris ein anderes Asyl zu suchen oder noch besser, überhaupt ganz und gar von der Welt zu verschwinden. auch die Vorarbeiten der Art waren, dass sie viel Geld beanspruchten, so darf man sich nicht wun- dern, dass bis jetzt, wo es noch Manches zu thun und zu vollenden gibt, schon über eine Million Thaler ausgegeben wurden. Die Kosten wurden allerdings dadurch nicht wenig erhöht, dass der Park zu derselben Zeit, wo die internationale Industrie - Ausstellung in diesem Jahre eröffnet ist, also in der kürzesten Frist, auch dem Publikum übergeben werden sollte. 800 Ar- beiter wurden täglich beschäftigt und mehr als 100 Pferde standen zu Gebote, um die Erde wegzu- schaffen, resp. durch andere zu ersetzen. Bereits ' zu Anfang des verflossenen Sommers waren die Es war aber keine Kleinigkeit, ein Terrain mit dem unfruchtbarsten Boden von der Welt in einen | Park umzugestalten. Zerfallener Mergel und Lehm, | wie letzterer zur Fabrikation von Ziegeln gut ist, auch wohl ein bläulicher Letten, sind die-Erdarten, welche den Boden der Buttes Chaumont in schiedener Mächtigkeit bedecken und wiederum auf Lagern von bald mehr kalk-, bald mehr thonbalti- gem Gesteine ruhen. Darunter zieht sich aber noch eine Schicht des bekannten Pariser Gypses von meist über 50 Fuss Mächtigkeit dahin, welche bis in die neueste Zeit ausgebeutet wurde. Dadurch entstanden aber Löcher und Höhlen, die einestheils das Nivelliren sehr erschwerten, ver- | anderntheils auch | Veranlassung zu den jetzigen reizenden Grotten | gaben. Der General-Direktor der öffentlichen Anlagen in Paris, Alphand, dem die kaiserliche Residenz hauptsächlich ihre Verschönerungen verdankt, er- hielt im Jahre 1864 vom Seine - Präfekten Haus- mann den Auftrag, die Buttes Chaumont in einen | Park umzuwandeln und zu diesem Zwecke sich mit dem Wegebau-Direktor Darcel in Verbindung zu setzen. Der Plan wurde alsbald vorgelegt und höhern Orts genehmigt. tragen ist, und der die 4 Millionen Blumen, welche die Verschönerungen jährlich ungefähr bedürfen, in seinem grossen Vermehrungs-Garten, dem Bois de Boulogne gegenüber, heranzieht, betraute man mit der Bepflanzung. Wie viel diese 3 Männer in so kurzer Zeit geleistet, ist ausserordentlich. Barillet-Deschamps, | dem die Leitung der Anpflanzungen für Paris über- Was ein Nivellement auf solchem coupirtem | Terrain verlangt, wird Jedermann begreifen, der nur einigermassen mit derlei Arbeiten vertraut ist. 800,000 Kubikmeter Erde wurden in Bewegung gesetzt. Fast noch schwieriger war aber, wenn irgend etwas gedeihen sollte, die fruchtbare Erde herbeizuschaffen. Nicht weniger als 180,000 Ku- bikmeter waren nothwendig, um eine Oberfläche von fast 100 Morgen Landes zu bedecken. Wenn Erdarbeiten vollendet und man konnte mit den An- pflanzungen beginnen. Ich selbst war, als ich mich im Spätsommer vorigen Jahres in Paris befand, Zeuge, mit welcher Energie die Anpflanzungen damals betrieben wur- den. Man hatte sich auch vorgenommen, so weit möglich, am 1. April dieses Jahres einen fertigen Park zu haben, und verpflanzte zu diesem Zwecke Bäume von nicht unbedeutender Grösse und aller- hand Gesträuch, besonders mit immgrünem Laube. Der gegenwärtige Park der Buttes Chaumont umfasst nicht die ganze Höhe mit den 3 kegelför- migen Hügeln, wie selbige früher vorhanden waren, sondern, da der dritte im Besitze seines Eigenthü- mers geblieben ist, nur die beiden mehr nach Osten gelegenen, welche jetzt die Namen Mont de Pu&ebla und Mont de Tessart führen. Dass das Areal über 22 Hektaren (also nicht ganz 100 preuss. Morgen) enthält, ist bereits gesagt worden. Das Terrain bildet einen schwachen Halbmond mit dem grössten Durchmesser von Südwest nach Nordost. Die bei- den Spitzen des Halbmondes befinden sich südöst- lich und stossen auf die Krim- und Puebla-Strasse. Im Grunde führt ein tiefer Ausschnitt für die Eisen- bahn quer durch, während die Rue Fessart, welche ebenfalls die Buttes Chaumont durchschneidet, von einer, beide Theile verbindenden Brücke überbaut worden ist. Abgesehen von den beiden Hügeln steigt das Terrain von dem innern Ausschnitte des Halbmon- des bis zu einer nicht unbedeutenden Höhe im Nordwest und wird dort von einem Boulevard, hin- ter dem das frühere Dorf Villette, jetzt ein Stadt- viertel, liegt, begränzt. An diesem Boulevard zeigte sich die erste und grösste Schwierigkeit. Grade hier liegt jener bläuliche, kein Wasser hindurchlas- sende Letten, und musste unschädlich gemacht wer- den, wenn grössere Wassermengen niederfielen. Eine ziemlich hohe Mauer wurde deshalb mit den nöthi- gen Vorsichtsmassregeln erbaut. Es kommt noch dazu, dass das zur Speisung der Wasserfälle und 302 des in der Tiefe liegenden See’s nöthige Wasser hinter der Mauer und hinter dem durch diese be- grenzenden Boulevard seine nicht unbedeutenden Reservoirs hat, die wiederum aus der Marne ihren Inhalt bekommen. An dieser Stelle, wo die Wasser unterhalb der Mauer aus künstlichen Felsen hervorbrechen, be- findet sich unbedingt die am meisten pittoreske Stelle, weshalb wir auch hier beginnen wollen, um einen Ueberblick von den Anlagen der Buttes Chau- mont zu geben. Das von Fels zu Fels herabstür- zende Wasser mag ungefähr 6—7 Fuss Breite ha- ben und geht über einen kleinen Fels - Vorsprung, um von hier aus in einem Abgrunde von gegen 30—40 Fuss Tiefe sich zu verlieren und unter der Erde seinen ferneren Lauf zu nehmen. Eine Barriere schliesst den Abgrund ab, damit kein Unglück geschehen kann, erlaubt aber, einen Blick in die Tiefe zu thun und die lauttosenden, zum Theil in weissen Schaum verwandelten Wasser von Fels zu Fels zu verfolgen. Man‘ glaubt nicht, vor einem Kunst-Produkte des Menschen zu stehen, es tritt uns hier einer jener Wasserfälle entgegen, wie wir sie hier und da in der sächsischen Schweiz oder auch im Harze zu sehen gewöhnt sind. Das Natürliche dieses in der That grossartigen Anblickes wird noch dadurch erhöht, dass mit vielem Geschick allerhand Gestrüpp und Farne, wie wir sie ın den genannten Gebirgen ebenfalls zu sehen gewöhnt sind, zwischen den Felsen angepflanzt wurde. Wendet man sich auf die andere Seite des hier vorbeiführenden, ziemlich hochliegenden Weges, so tritt dem Auge eine andere pittoreske Ansicht ent- gegen. Zunächst sieht man das unter der Erde zwischen Felsen sich vorwärts - bewegende Wasser wieder zu Tage kommen und anfangs weniger steil laufen, dann aber plötzlich sich herunterstürzen, um in einer Grotte sich allmählig zu beruhigen und da- mit gemächlich weiter zu fliessen. Der Abgrund auf dieser Seite hat sich etwas erweitert; auch die Anpflanzungen mehren sich mit den grünen Kräu- tern und Gräsern, die jedes Fleckchen, wo nicht das nackte Gestein offen daliegt, bedecken. Wir wissen leider nicht, welche Tiefe der ganze Ab- grund besitzt, wir glauben aber sicher nicht zu viel zu sagen, wenn wir sie zu 60, auch wohl zu 70 Fuss angeben. Blickt man länger hinunter, so treten allmählig bei ruhiger Betrachtung uns neue Schönheiten ent- gegen; besonders ist es aber die Oeffinung der plötzlich sich erweiternden Grotte, welche mit ihren abenteuerlichen Gestalten das Auge fesselt. So weit man in das Innere der Grotte sehen kann, hängen auch jene eigenthümliche 'Tropfstein-Bildun- gen herab, welche besonders schön im Franken- walde bei Muggendorf, aber auch in der Baumanns- und Bielshöhle des Harzes von den Besuchern be- wundert werden. Unmittelbar drängt sich Einem die Frage auf, wie lange es wohl gedauert haben mag, bis diese zeitbedürftigen Süsswasserbildungen entstanden sind? Vielleicht war auch diese Grotte der Zufluchtsort irgend eines vorsündfluthlichen Un- gethümes, dessen Ueberreste von Knochen noch seine Existenz bezeugen. “ Da sehen wir plötzlich Menschen dicht an den Wasserfall herantreten und das romantische Bild wird lebendiger. Damit wissen wir auch, dass ein Weg nach dieser Grotte führen muss. Wir werfen noch einen Blick weiter nach den steilen Felsen, welche aus den Fluthen eines Sees senkrecht em- porsteigen und auf ihrem Gipfel einen römischen Tempel, der dem der Sibylla in Tivoli bei Rom nachgeahmt sein soll, tragen. Wir sehen auch die schlanke und schwankende Drahtbrücke, welche den Gipfel mit der gegenüberliegenden Höhe verbindet, und sind bezaubert von einem grossartigen Bilde, welches aber dieses Mal nicht die Natur, sondern des Menschen Scharfsinn ihr nachgebildet hat. Man musste Ruhe haben, um längere Zeit dieses schöne Gemälde zu betrachten; leider besassen wir diese nicht, denn die geheimnissvolle Zaubergrotte war ja noch nicht durchforscht. Wir suchen den Weg, der für den Spaziergänger etwas zu steil ist, um in den grossen Thalkessel zu gelangen. Ein kleiner Bach begegnet uns, seine über Steingeröll murmelnden und hellen Wasser fesseln uns aber nicht. Im Zickzack abwärts steigend, sind wir endlich unten am See, dessen Konturen wir schöner ge- formt gewünscht hätten, und wenden uns nach der Grotte. Eine Felsensäule von nicht geringer Mäch- tigkeit trennt vorn die Oeffnung in zwei T'hor-artige Eingänge. Wir scheuen den Wasserstaub nicht, der uns hier einhüllt — ist er doch gegen .die ausserhalb herrschende grosse Wärme sehr ange- nehm — und treten vor den Wasserfall selbst, um oben, wo wir früher gestanden, ebenfalls Menschen zu erblicken, die uns in etwas kleinerem Massstabe von oben herab zusehen. Wie ganz anders war nun wiederum dieses Bild! Ueber uns hängen die Tropfstein-Bildungen von ungleicher Grösse und malerischer Zusammen- setzung herab und scheinen sich weiter bilden zu wollen. Da erzählte uns unser freundlicher Füh- rer, der Niemand anders war, als Andre, der Sieger bei der Preisbewerbun? in Liverpol, jetzt speziell mit der Leitung und dem fernern Ausbau dieser grossartigen Anlage beauftragt, dass Alles, was hier vorhanden, Kunst ist und erst im vorigen Jahre vollendet wurde. Man hatte die durch den Gyps-Ausbau der früheren Jahre entstandenen Aus- höhlungen zwar redlich benutzt; es gehörte aber doch der phantasiereiche Geist eines Alphand dazu, um das Gegebene so zu verwenden, wie es ge- schehen ist. Ein Maurermeister lebt in der Vor- stadt Passy, welche die ‚dem Marsfelde auf dem andern Ufer der Seine gegenüberliegenden Höhen einnimmt, der mit besonderer Geschicklichkeit diese Stalaktiten aus Cement anfertigt. Wir haben diese Nachbildungen bei der Gelegenheit, als man im Jar- din reserv@ der internationalen Industrie-Ausstellung den künstlich-gebildeten Hügel, welcher die Aqua- rıum’s einschliesst, im ersten Monate dieses Früh- linges anfertigte, gesehen und waren erstaunt über die Raschheit, mit der sie hergestellt wurden. Wir verlassen die Grotte, um den See mit dem aus ihm heraussteigenden Felsen-Komplex nun ru- higer zu betrachten. Dass auch dieser See erst angelegt wurde, kann man sich vielleicht denken, dass aber auch die sich über einander aufthürmen- den Felsen, welche an einer Stelle ein Thor ein- schliessen, an einer andern sich zum Theil abtren- nen, um einer sogenannten Bergnadel im Hochge- birge oder einer Felseusäule in der. sächsischen Schweiz ähnlich den Ursprung zu geben, in ihrem obern Theile wenigstens, künstlich auf einander gesetzt sind, möchte man nicht errathen. In dieser Weise hat sich wohl ein Gartenkünstler oder, wie man in Frankreich sagt, ein Gartenarchitekt, noch nicht gezeigt. Wir verliessen den 'Thalkessel und stiegen auf- wärts auf die gegenüberliegende Anhöhe, mit der 2 Brücken eine Verbindung herstellen. Die eine geht auf der Seite des Wasserfalles nach der we- niger steil-abfallenden Seite des Felsen- Komplexes, die andere ist die vorn an der steilsten Seite her- überführende Kettenbrücke. Romantischer und auch luftiger ist der Uebergang über die Kettenbrücke. Schade, dass man 3 Bäume vor dem Sibyllen- Tempel gepflanzt hat, welche von der hintern Seite diesen völlig decken. Dieser Tempel müsste völlig freistehen und selbst am Fusse nur weniges, und zwar immergrünes Gesträuch besitzen. Dass die Aussicht von da aus reizend ist, brauchen wir wohl nicht erst zu sagen; sie ist aber um so interessan- ter, als sie einen Ueberblick fast über die ganze Anlage darbietet. Will man weiter schauen, so muss man einen der beiden Hügel besteigen, was übrigens ziemlich bequem geschehen kann. Wie auf dem Montmartre, oder auf der Höhe des Pöre-Lachaise, hat man hier, so weit freilich die stets aufsteigenden Dünste der Stadt es erlauben, eine herrliche Aussicht bis nach dem Champ de Mars, den Höhen von Passy, Au- teuill und St. Cloud.. Auf der andern, der Stadt abgewendeten Seite blickt man in eine fast unend- 303 liche Fläche, welche für uns noch deshalb Interesse hat, weil ein Theil der Verbündeten im Jahre 1814 hier einzog und sich festsetzte. Die ganze Anlage ist bereits von einem ele- ganten eisernen Gitter umgeben und 7 Pforten führen in das Innere. Eine Art Schweizerhäus- chen, in gefälliger Manier erbaut, beherbergt die Aufseher der 7 Eingänge, sie dienen aber zugleich dem lustwandelnden Publikum, wenn es zufällig und plötzlich von einem Regen überrascht wird, als Zufluchtsort, denn sie besitzen vorn eine geräumige und überbaute Halle. Es ist dieses eine Einrich- tung, welche nicht genug anzuerkennen ist und Nachahmung verdient, denn in der Regel wird wohl nirgends in den Parks und Anlagen für solche unvorhergesehene Fälle Fürsorge getroffen. Ausser diesen Schweizerhäuschen sind aber noch 3 Restaurationen in der Einrichtung begriffen. Wie sehr das Bier auch in Frankreich, vor Allem aber in Paris, Eingang gefunden hat, ersieht man daraus, dass 2 dieser Restaurationen Bierhäuser werden sollen. Die Wege sind, wie in ganz Paris, vorzüglich gemacht und werden gut unterhalten. Es kommt hier nie vor, dass man, wie leider bei uns gar zu oft in sehr besuchten Anlagen, bei regnerischem und selbst trübem Wetter im Schmutze stecken bleibt. Mögen die Kosten bedeutender sein, unbe- dingt belohnt es sich aber bald. Ohne Ausnahme sind die Wege in den Pariser Anlagen makadama- sirt und dann erst mit festem Sand überdeckt, der aber nicht zwischen den Füssen ausweichen kann. Die Länge aller Wege der Buttes Uhaumont be- trägt nicht weniger als 4,700 Meter. An den Sei- ten befinden sich eiserne Halbbogen, welche zur Hälfte über einander gesteckt sind und bei der be- deutenden Ausdehnung einen grossen Kosten - Auf- wand verursacht haben, zum Abschliessen der An- pflanzungen. Zum Schlusse erlauben wir uns noch, die Leser der Wochenschrift auf etwas aufmerksam zu ma- chen, was uns Preussen, aber auch alle Deutsche, besonders interessiren muss. In der erwähnten Vor- stadt Villette, welche im Nordwesten an die Buttes Chaumont grenzt, befindet sich nämlich eine deutsche Kolonie, welche zu einer Gemeinde zu vereinen der Sohn des früheren Finanz - Mmisters von Bo- delschwingh in Berlin das grosse Verdienst hat. Es waren meist heruntergekommene Deutsche, die sich als Strassenkehrer der Stadt. verdingten. Im Jahre 1858 erwarb der Freiherr v. Bodelschwingh das nöthige Terrain, um einen Betsaal und später auch 2 Schulen zu gründen; damit schlossen sich 455 deutsche Familien eng an einander und führen jetzt ein ordentliches, wenn auch keineswegs luxu- 304 riöses Leben. Während die Väter am Tage ihrer Beschäftigung nachgehen, werden die grösseren Kin- der in der Schule unterrichtet, die kleineren aber von extra dazu bestimmten Personen beaufsichtigt. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. V. In Angers benutzt man Magnolia grandiflora, bereits zu Alleen, wozu sie sich vorzüglich eignen. Als Bäume haben sie eine eiförmige oder breit-py- ramidenförmige Krone. Wenn schon die freudig- grünen und glänzenden, auf der Unterfläche aber rostfarbenen Blätter zur Schönheit vor Allem bei- tragen, so wird der Werth der grossblühenden Magnolie noch um so mehr erhöht, sobald die gros- sen, weissen und wohlriechenden Blüthen von oft 1 Fuss Durchmesser vorhanden sind. Wenn diese auch vorherrschend schon im Juni und Juli er- scheinen, so finden sie sich einzeln doch auch noch im August und selbst im September vor. Ihr Wohlgeruch verbreitet sich sehr weit. Magnolia grandiflora wird in Angers bereits in solchen Massen herangezogen, dass allein in dem Etablissement von A. Leroy gegen 10,000 abgeb- bare Bäume vorhanden sind, um der grossen Nach- frage in Frankreich zunächst selbst zu genügen. Ausserdem gehen viele dieser Bäume nach Spanien. Mit der Zeit hat sich auch eine nicht geringe Menge von Formen gebildet, deren Anzahl jetzt nicht we- niger als 18 beträgt. Sie einzeln anzugeben, würde zu weit führen, zumal der Baum bei uns nur in Gewächshäusern gezogen werden kann und deshalb weniger Interesse, als in Frankreich, besitzt. Warum man ihm aber trotzdem bei uns so wenig Aufmerk- samkeit schenkt und ihn nicht, gleich den Orangen und dem Lorbeer, für die gute Sommerzeit im Freien zieht, kann man doch nicht begreifen. Dem Lorbeer steht die Magnolia grandiflora unbedingt an Schönheit voran. Eine andere Frage ist es frei- lich, ob die Magnolie in der Winterzeit so genüg- sam ist, als unsere Orangen und der Lorbeer, welche beide mit sehr wenig Licht während dieser an und für sich trüben Tage fürlieb nehmen. Von den Formen, welche auch beı uns eine Beachtung verdienen, steht die, welche den Beina- men Galissoniensis führt, obenan, weil sie möglicher Weise, wenigstens im Südwesten Deutschlands, viel- leicht auch in der Rheinprovinz, aushält. In Frank- reich wird sie selbst in den nördlichen Provinzen im Freien gezogen. Auf jeden Fall dürfte es wün- schenswerth sein, dass damit Versuche angestellt würden. Eine zweite Abart hat Leroy vor einigen Jah- ren in England gefunden. Sie zeichnet sich nicht allein durch ihre schönen, besonders grossen Blätter, sondern auch durch weit grössere Blüthen aus. Sie ist mit dem Beinamen macrantha oder Anglosum in den Handel gekommen. Eine dritte Abart hat verhältnissmässig schmale und am Rande wellenför- mige Blätter und führt deshalb den Beinamen salici- folia, wird aber auch als Hartwegi bezeichnet. Wahrscheinlich hat sie der bekannte Reisende Cen- tral-Amerika’s, der jetzige Garten-Inspektor Hart- weg in Schwetzingen bei Heidelberg, eingeführt. Cupressus Lawsoniana verdient um so mehr unsere Aufmerksamkeit, als sie unsere härtesten Winter aushält, rasch wächst und sich reizend baut. Sie verdient selbst hinsichtlich der beiden letzten Punkte noch den Vorzug vor Cupressus nuthaönsis, welche als Thujopsis borealis in unseren Gärten bekannter ist. Sie bildet eine an der Basis breite Pyramide, welche aber dicht geschlossen ist, so dass der Hauptstamm nirgends auch nur im Geringsten sichtbar wird. Die untersten Aecste bedecken selbst den Boden. Diese kalifornische Cypresse scheint durch Aussaaten sehr zu ändern, hauptsächlich sind es aber 2 Abarten, welche selbst 2 Arten darstel- len könnten, so ein verschiedenes Ansehen besitzen beide. ‘ In einer der Leroy’schen Baumschulen befin- den sich zwei 16—18 Fuss hohe Exemplare mit einem Durchmesser von 10 Fuss an der Basis, welche die scheinbare Verschiedenheit deutlich zei- gen. Aber grade neben einander nehmen sie sich sehr gut aus. Die eine besitzt ein freudig-grünes Ansehen und ihre Aeste stehen wagerecht ab, bei der andern hin- gegen haben die flach - ausgebreiteten Zweige, be- sonders der oberen Aeste, ein grau-, bisweilen selbst bläulich - weissliches Ansehen und die Spitzen der Aeste selbst hängen über. In den Fıüchten beider haben wir dagegen nicht den geringsten Unter- schied gefunden. In dem Winkel jeder Schuppe befinden sich mehre geflügelte Samen, so dass, wenn man die Arten, wo nur 2 und 3 Samen vorhanden sind, als besonderes Geschlecht mit dem Namen Chamaecyparis bezeichnen wollte, unsere Pflanze doch ein Cupressus bleiben würde. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. KarlKoch, General-Sekretair des Vereines. No. 39. E' Bern) ac 28. September 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten Inhalt: Die Cedern. Eine monographische Skizze. — Die Rosen-Ausstellung zu Brie-Comte-Robert am 14. und 15. Juli 1867. Von Max Lorberg. — Ueber Chaussde- und Wege-Bepflanzung. — Ueber Glyptostrobus heterophyllus. Die Cedern. Eine monographische Skizze. Wir.haben keinen zweiten Baum, der in ge- schichtlicher Hinsicht die allgemeine Aufmerksam- keit so sehr in Anspruch genommen hat, als die Ceder. Lange bevor man ihn selbst in Europa kannte, geschweige denn, bevor man ihn kultivirte, wurde er vielfach besprochen, und zwar mit einer gewissen Pietät. Die ÜCeder sollte nämlich der Baum sein, den der weise Judenkönig Salomon aus- suchte, um dem Gotte seines Volkes einen Tempel zu erbauen, der alle Gebäude an Schönheit und Grösse übertreffen sollte. Er sollte auch das ein- zige Gotteshaus im Lande sein und kein anderes neben ihm geduldet werden. Alle Cedern des Libanon, so heisst es in der heiligen Schrift, wurden fast geschlagen, um das zum T’empelbau nöthige Holz herbeizuschaffen, so dass von da an die Ceder im genannten Gebirge fortwährend zu den seltenern Bäumen gehörte. Rei- sende erzählten sogar, dass nur noch 7 Bäume vor- handen seien, welche aus jener Zeit übrig geblieben wären, Andere vermehrten doch wenigstens die Zahl bis auf einige 20. Diese waren es, welche den einzigen gelichteten Cedern-Wald im Libanon noch darstellten. Es ging aber mit den gelichteten Ce- dern des Libanon, wie es mit manchem Andern auf unserer Erde geschehen ist; im Verlaufe der letzten Jahrzehende, wo man mehr in der Natur, als in Büchern forschte, fand es sich, dass die Ce- dern keineswegs selten sind, sondern noch heut’ zu ı Tage in grosser Menge auf dem Libanon, aber auch anderswo noch wachsen. Sind doch nur wenige Jahre verflossen, wo ein Häuptling des Libanon einen grossen Cedern - Wald an einen Juden ver- kaufte. Zum Glück reichten dessen Mittel nicht aus, um aus dem Ankaufe die nöthigen Vortheile zu ziehen, und so sah sich der Käufer gezwungen, seine Verwüstungen im Öedern-Walde gegen seinen Willen alsbald einzustellen. Dieser herrliche Oedern- Wald mag wohl jetzt noch einige Zeit Zeuge der menschlichen Habsucht sein, nach einigen Jahrze- henden haben sich gewiss auch diese Spuren der Verwüstung wieder verloren. Die frühere Wissenschaft war nicht so skrupu- lös, wie die heutige, zumal wenn es die Naturwis- senschaft betraf; man acceptirte ohne Weiteres Aus- sprüche, sobald sie nur ein berühmter Mann ge- than, auch wenn dieser nichts davon verstand. So ging es denn mit der Ceder, wie mit der Lilie und anderen mehr allgemein gehaltenen Pflanzen, welche in der Bibel vorkommen und in den Uebersetzun- gen aus den alten, in der Ursprache geschriebenen heiligen Büchern oft ohne weitern Grund als be- stimmte Arten bezeichnet wurden. Wir wissen aber durch die neuere Forschung mit Gewissheit, dass die in der Bibel genannte Lilie des Feldes, wovon wiederholt die Rede ist, keineswegs, wie man bis jetzt allgemein glaubte und wohl noch glaubt, un- sere beliebte weisse Lilie der Gärten ist, denn sie wächst gar nicht wild in Palästina, sondern auf je- 39 306 den Fall eine Pflanze des Gelobten Landes, welche in jenen Zeiten allgemein verbreitet war und auf jeden Fall auch jetzt noch allenthalben daselbst wächst. Da aber nirgends von dieser einheimischen Pflanze (der Lilie des Feldes in der Bibel) eine Beschreibung gegeben ist, ja da man selbst nicht einmal über sie Andeutungen, durch welche man weiter schliessen könnte, findet, so wird wahr- scheinlich die biblische Lilie des Feldes nie mit Be- stimmtheit bezeichnet werden können. Wahrschein- lich hat man auch in der Bibel in Betreff der Ce- der nur im Allgemeinen Bauholz, welches auf dem Libanon in Menge wuchs, bezeichnen wollen. Die Ceder ist bekanntlich eine Konifere, deren Holz ihm eigenthümliche punktirte Bündel, welche demnach bei keinem andern Holze in dieser Weise vorkommen, besitzt. Ob man noch Holzspuren vom Salomon’schen Tempel gefunden hat, wissen wir nicht mit Bestimmtheit, möchten es aber bezwei- feln; man hat jedoch Gelegenheit gehabt, Cedern- holz der Gräber im heiligen Lande zu untersuchen, und dabei zum Theil eine Textur gefunden, wie sie das Holz irgend eines Dikotylen-Baumes besitzt. Gehörte das Cedernholz der alten Gräber wirklich einer Konifere an, so war es das Holz von Juni- perus phoenicea. Das Jahr 1683 wird gewöhnlich als das der Einführung der Ceder angegeben; demnach befände dieser Baum sich noch nicht 2 Jahrlrunderte in unseren Gärten. Der Libanon und der Taurus, wo allein bis jetzt die Ceder wild gefunden wor- den ist, waren allerdings bis fast in die neueste Zeit wenig zugängliche Gebirge, die ein Christ, ohne die Gefahr ermordet zu werden, nicht leicht betreten durfte. Darin mag wohl der Grund der verhältnissmässig späten Einführung liegen. Doch ist es sehr wahrscheinlich, dass sie bereits zu Bel- lon’s Zeit, der in der Mitte des 16. Jahrhundertes lebte, in Frankreich schon in Kultur war, wenig- stens spricht Bellon bestimmt davon. Er sah sie selbst in Syrien und hat auch ein besonderes Schriftehen über sie herausgegeben. Loudon ver- danken wir in seinem Arboretum britannicum eine detaillirte Geschichte der Einführung und Verbrei- tung der ÜCeder. Diese bezieht sich aber nur auf Grossbritannien und nicht auf das Festland; es wäre aber wohl zu wünschen — das allgemeine Interesse für den Baum verlangt es gewiss — dass Jemand sich der Mühe unterzöge, zunächst eine Geschichte der Einführung der Ceder, dann aber überhaupt eine Geschichte aller fremdländischen Holzarten zu schreiben. Mit der Besitznahme auch der nördlichen Län- der Ostindiens und des Himalaya’s durch die Eng- länder wurde auch das ebengenannte Gebirge einer grössern Kenntniss erschlossen. Roxburgh, der bekannte Forscher in Ostindiens Pflanzenreiche, war der Erste, welcher im Anfange der zwanziger Jahre ebenfalls Cedern im Himalaya fand. Aber schon im äussern Aussehen waren diese Cedern verschie- den von denen des Libanon und des südlichen Klein-Asiens, abgesehen von den weit längeren und weniger im Büschel abstehenden Nadeln. Er nannte die Himalaya - Ceder deshalb Pinus Deodara, weil der Baum bei den Eingebornen den Namen Deo- dara oder eigentlich Devadara, d. h. Gottesbaum, besitzt. Aus dieser einheimischen Benennung ersieht man, in welchem grossen Ansehen die Ceder des Himalaya bei den Eingebornen stand und noch jetzt steht. Sie wurde nicht allein in ‘die Nähe der Trem- pel und sonstiger heiligen Orte des nördlichen Ost- indiens angepflanzt, ihr sehr harziges und deshalb dauerhaftes Holz hat man seit den ältesten Zeiten besonders zu Grund- und Wasserbauten benutzt. Als das Jahr der Einführung der Himalaya- Ceder wird 1822 angegeben. In dieser Zeit fing aber die Liebe zu Pflanzen, und namentlich zu Bäumen, erst an, allgemeiner zu werden, so dass es noch mehre Jahre, ja fast ein Jahrzehend hin- durch dauerte, bevor die Himalaya-Ceder nach dem Festlande kam. Daselbst blieb sie noch in den dreissiger und selbst in den vierziger Jahren ziem- lich selten, bis sie endlich gegen das Ende der letzteren eine grössere Verbreitung erhielt und auch dem weniger begüterten Gartenbesitzer zugänglich wurde. Dass auch Cedern auf dem Atlas, also in Nord- Afrika, wachsen, ist schon länger bekannt. Bereits erhielt Lambert durch den englischen Konsul in Tanger, Drummond Hay, Zweige aus Marokko, später wurden ihm dergleichen ebenfalls durch Webb zugesendet. Als die Franzosen Algerien eroberten, lernten auch diese den Baum auf dem Atlas kennen; man betrachtete ihn aber als nicht verschieden von der des Libanon. In Frankreich scheint man die Atlas-Ceder keineswegs zuerst kul- tivirt zu haben, denn der Erste, welcher sie mit einem bestimmten Namen, nämlich als Cedrus at- lantica, in seinem Verzeichnisse aufführt, war der frühere kaiserliche Garten - Direktor Manetti in Monza bei Mailand. Wir selbst verdanken bereits anfangs der funfziger Jahre ihm die erste bestimmte Nachricht über den Baum, welche erstere er uns brieflich mittheilte. Die Cedern stehen bekanntlich unseren Lärchen am nächsten und unterscheiden sich fast nur da- durch, dass bei den ersteren die Blätter im Herbste nicht abfallen, während sie bei den letzteren in jedem Frühjahre sich erneuern. Carri®re hat in der neuesten Zeit aber ebenfalls Formen von Oedern beobachtet, wo die Blätter, wie bei den Lärchen, abfallen. Dass die Reifzeit der Früchte bei den Cedern länger dauert, als bei den Lärchen, ist kei- neswegs so gewichtig, als man vorgibt. Wir haben unter den echten Kiefern sowohl, wie unter den Eichen, Arten, wo die Reifzeit der Früchte in dem- selben, und wiederum, wo sie im nächsten und selbst auch im dritten Jahre geschieht. Es wird aber ge- wiss Niemand einfallen, diesen Umstand für so ge- wichtig zu halten, um aus den jetzigen Geschlechtern Pinus und Quercus mehre Geschlechter zu machen. Wir betrachten deshalb Cedrus nur als ein Sub- genus von Larix. Eine andere Frage ist aber: haben wir es mit 3 verschiedenen Arten der Ceder zu thun oder nur mit 3 Formen, welche aus den verschiedenen klimatischen Verhältnissen des Himalaya, des Liba- non, resp. des Taurus, und des Atlas, hervorgegan- gen sind? Die Botaniker sind darin verschiedener Meinung. Es gibt deren, wenn auch nur wenige, welche die Gedern nur auf eine einzige Art zurück- führen, während andere 3 bestimmt-unterschiedene Arten annehmen. Eine so gewichtige Frage, wie die vorliegende ist, lässt sich keineswegs so leicht beantworten, als es scheint; dazu gehören langjährige Beobachtun- gen in der Natur. Das beste Herbar kann nichts weiter thun, als konstatiren, dass 3 Formen exi- stiren. Ob diese aber Abarten oder Arten sind? vermag nur das Experiment wiederholter Aussaaten mit einiger Bestimmtheit nachweisen. Unser jetziger Aufenthalt in den Baumschulen von Andr& Leroy in Angers gibt uns Gelegen- heit, diese Frage einigermassen annähernd zu be- antworten, und zwar um so mehr, als mir ein Mann mit seinen Beobachtungen, die er viele Jahre hin- durch gemacht hat, zur Seite steht. A. Leroy hat Samen direkt vom Atlas und über England vom Himalaya bezogen, die Libanon-Üeder ist hingegen ein Baum, der in Frankreich selbst Samen gibt. Diese sind allgemein bis jetzt zu Aussaaten benutzt worden. Auch hat A. Leroy neuerdings Samen der Libanon-Ceder direkt vom Libanon bezogen. So oft Aussaaten gemacht worden sind, hat sich, trotz der vielen Tausende, ja Hunderttau- sende der damit erzielten Pflanzen, auch nicht ein einziges Mal der Fall ereignet, dass unter den Aus- saaten der Atlas-Ceder z.B. sich ein Exemplar be- funden hätte, welches auch nur annähernd den Ty- pus einer Libanon- oder Himalaya-Ceder gehabt hätte. Dasselbe ist auf gleiche Weise mit den Aussaaten der Himalaya- und Libanon-Ceder der Fall gewe- sen, wo immer wieder nur dieselbe Art hervorge- gangen ist. 307 Darnach sollte man annehmen müssen, dass es wirklich 3 wesentlich unterschiedene Arten von Ce- dern gebe. Unserer Ansicht nach ist aber diese Frage noch keineswegs mit dieser 'Thatsache erle- digt; es müssen erst noch mehrmals, und zwar hinter einander, Aussaaten von Samen der Atlas- und Himalaya-ÜOeder geschehen, die in Frankreich selbst, resp. in Europa, also nicht im Vaterlande, gezogen worden sind. Der direkt aus dem Vater- lande erhaltene Same bringt die stattgehabten Ein- wirkungen klimatischer und Boden-Verhältnisse auf die Bildung des Embryo stets mit; dieser wird sich deshalb auch in den Hauptsachen auf gleiche Weise entwickeln müssen, wie ım Vaterlande. Etwas An- deres ist es dagegen, wenn erst die neuen Verhält- nisse auf die Bildung des Embryo wiederholt einen Einfluss ausgeübt haben. Bleibt die Pflanze, nach- dem mehre Aussaaten hinter einander geschehen, sich dann noch in ihrer Entwickelung treu, dann unterliegt es allerdings wohl kaum einem Zweifel, dass wir es mit einer (für die jetzige Schöpfungs- Periode) konstant bleibenden Art zu thun haben; wo nicht, so werden wir auch Formen erhalten, welche der einen oder der andern Üeder sich nä- hern und schliesslich selbst in diese übergehen. So lange wir dergleichen bis zu einem gewissen Punkte abgeschlossene Yntersuchungen noch nicht haben, wird uns auch nur ein gewisses Gefühl, ein Takt, leiten müssen, um vorläufig sich für das Eine oder Andere zu bestimmen. Dieses Gefühl wird um so sicherer sein, je mehr man derlei Pflanzen im Leben zu sehen und zu beobachten Gelegenheit gehabt hat. Deshalb erlauben wir uns auch, da uns vielfach Gelegenheit geboten wurde, ÜOedern der 3 Arten von der Aussaat an bis dahin, wo sie zu grossen Bäumen herangewachsen waren, zu sehen und zu beobachten, unsere Ansicht hierüber witzutheilen. Nach unserer Meinung gibt es 2 Arten, die eine wächst im Südosten Asiens, und zwar im Hı- malaya - Gebirge, und scheint daselbst eine bedeu- tende Verbreitung, besonders in den höchsten 'Thä- lern von 8—12,000 Fuss Höhe, zu haben, die an- dere findet sich dagegen im Südwesten Asiens, so- wie auf dem quer durch Nord - Afrika sich hinzie- henden Gebirge des Atlas vor und besteht aus 2 Hauptformen, aus einer langsam - wachsenden und mit der Krone sich schirmartig-ausbreitenden Abart, und aus einer Abart, wo die Spitze der Krone sich erhebt und diese überhaupt schneller wächst. Bei dieser sind die Zapfen kleiner, bei jener grösser.‘ Die eine mit grösseren Zapfen ist die alte Ceder des Libanon, scheint aber auch hier und da auf dem Atlas vorzukommen, während die andere mit kleineren Zapfen bis jetzt nur dort gefunden ist. 39* 308 So leicht die beiden Hauptarten im Leben zu unterscheiden sind, so schwierig sind Merkmale für die getrockneten Exemplare festzustellen. Betrach- ten wir zuerst die im Osten wachsende Art. Larix Deodara (Pinus) Roxb. Der Baum wächst grade in die Höhe und hat eine schlanke Pyramidenform, wo die Aeste, je höher sie stehen, auch kürzer sind. Diese selbst stehen mehr oder weniger wagerecht ab und hängen mit der Spitze über. Die Nadeln sind sehr ungleich, indem die äusseren bisweilen kaum ein Drittel der Länge der inneren erreichen. In der Regel erscheinen sie auch weniger zahlreich, als es bei der Libanon- Ceder der Fall ist. mässig am grössten. Seit der kurzen Zeit ihrer Einführung hat die Deodara- Ceder in der Kultur bereits manche Ver- | änderungen erfahren; es sind hauptsächlich 5 For- men entstanden, welche man auch gewöhnlich mit besonderen Namen belegt. Die Hauptform hat ein graugrünes Ansehen mit leichtem Schein in’s Bläu- | Eine andere Form hat die Nadeln | bläulich-weissgrün. Diese ist es, welche in den Ver- | lich-weisse. zeichnissen der Handelsgärtner den Beinamen ar- gentea erhalten hat. Umgekehrt existirt eine Form mit freudig - grünen Nadeln, welche bei uns in Deutschland wenig verbgeitet ist, so sehr sie es | auch verdient. Sie führt den Beinamen viridis. Man kann sich in der That nicht leicht &twas Schö- neres denken, als diese beiden Formen, die silber- graue und die freudig-grüne, in schönen Exempla- ren neben einander gepflanzt, oder die letztere in- | mitten eines Haines der gewöhnlichen Deodara. Die beiden übrigen Formen beziehen sich auf | die Nadeln. Bei der einen, welche den Beinamen robusta erhalten hat, sind diese grösser und 'stär- ker, spreizen sich auch weniger, sondern neigen sich mehr zusammen und bilden einen den Zwei- gen sich nähernden Büschel. Die Zweige hängen etwas und sind ziemlich einfach, aber lang. Die | 5. Form endlich wird crassifolia genannt, obwohl die Blätter keineswegs dick, sondern nur kurz, wie bei der Libanon - Ceder, sind. Sie spreizen sich auch, sind aber stets nur gering an Zahl vorhan- den; da die Blattbüschel ausserdem mehr entfernt von einander stehen, so erscheint sie überhaupt mit geringer Belaubung und nimmt sich deshalb nicht gut aus. Larix Oedrus (Pinus) L. Der Baum wächst grade in die Höhe und besitzt ziemlich lange, in einem Winkel von 60 — 70 Grad, bisweilen auch mehr, abstehende Aeste, welche mit der Spitze nicht überhängen. Sämmtliche Nadeln eines Büschels er- scheinen ziemlich gleich gross, stehen sehr ab und sind in grosser Anzahl vorhanden. Man hat eine Die Zapfen sind verhältniss- | Letztere während die erstere gross- und eine kleinfrüchtige Abart. wächst nur auf dem Atlas, | ebendaselbst, aber sonst noch häufiger auf dem Li- banon und auf dem Taurus vorkommt. Diese, ge- wöhnlich Cedrus Libani genannt, wächst langsam nnd hat desbalb auch ein gedrängteres Ansehen. Die Krone ist meist, wie bei der Pinie, schirmför- mig und selbst mehr oder weniger flach, indem der Gipfel im Wachsthume zurückbleibt. Die Färbung der Nadeln ist auch mehr grau- als blaugrün. Die andere Abart (Cedrus atlantica Man.) wächst ziemlich rasch, den Gipfel stets spitz in die Höhe sendend. Dreijährige Sämlinge sind fast noch einmal so gross, als gleich alte Pflanzen der Ce- drus Libani. Die Farbe der Nadeln hat stets ein hellblau-grünes Ansehen. Von Oedrus atlantica haben wir noch keine wesentliche Formen beobach- tet, ebenso hat sich die Cedrus Libani, obwohl sie lange Zeit in Kultur sich befindet, wenig ver- ändert. Es gibt deren nur, die eine mehr schwärz- lich-, andere hingegen, die eine mehr bläulich-grüne Farbe besitzen. Sehr interessant ist die Abart mit abfallenden Blättern, welche Carri®re angibt, in sofern es nicht eine zufällige Erscheinung ist. So leicht die Cedern-Samen aufgehen, so schwie- rig ist die weitere Verpflanzung, weil die Sämlinge sich nur im zweiten Jahre versetzen lassen und dabei die grösste Sorgfalt verlangen, vor Allem Schutz gegen die Sonne. Da die Samenpflanzen ferner im freien Grunde meist absterben, so wer- den sie bei Leroy in Töpfe gebracht, wo sie da- gegen sehr gut gedeihen. Versetzen lassen sie sich gar nicht; man kann sie nur mit den Ballen in grössere Töpfe bringen und müssen demnach an dem Orte, wo sie einmal in dem freien Grunde des Bodens sind, auch bleiben. Die Rosen-Ausstellung zu Brie-Comte-Robert am 14. und 15. Juli 1867. Von Max Lorberg. Die Nummer 23 dieser Wochenschrift brachte das Programm der Spezial - Ausstellung für Rosen zu Brie-Comte-Robert. Es war ein so reichhaltiges, dass es bei jedem Rosenfreunde den Wunsch erre- gen musste, dieser Ausstellung beizuwohnen, um zu sehen, wie die vielfachen Aufgaben ihre Lösung in diesem klassischen Rosenlande fanden. Als ın der Versammlung vom 28. Mai an mich die Auf- forderung gerichtet wurde, als Vertreter des Gar- tenbau-Vereines für die Königl. Preussischen Staa- ten nach dieser Rosen - Ausstellung zu gehen, so folgte ich gern diesem ehrenden Auftrage. 309 Am Sonntag, den 14. Juli, fuhr ich auf der Lyoner Bahn von Paris nach der Station Brunoy; von hier aus führte der Weg durch ein fruchtbares Hügelland nach dem alten Städtchen Brie - Comte- Robert. Zu beiden Seiten des Weges kündigten bedeutende Rosen-Pflanzungen auf freiem Felde das Rosenland der Brie an, und bald zeigte sich das freundliche Städtehen Brie-Comte-Robert, der Mit- telpunkt dieser grossen Kulturen, die in 96 Baum- schulen über 2 Millionen Rosenstämme enthalten. Dort angelangt, wurde ich von dem Präsidenten, Camille Bernardin, der von meiner Ankunft im Voraus unterrichtet worden war, in der freund- lichsten Weise empfangen und bald darauf zur Aus- stellung geleitet. Für diese waren auf einer Wiese grosse Zelte hergerichtet, welche zu einer geräumigen Halle ver- einigt waren. In diesem kühlen, luftigen Raume waren die Rosen in wahrhaft überraschender Fülle und Schönheit ausgestellt; 82,000 Rosenblüthen er- füllten die Luft mit dem lieblichsten Dufte und das Auge war fast von ihrer Farbenpracht geblen- det. An den Seiten der Halle standen die Sorti- mente, von denen einzelne 3—600 Sorten zählten. In der Mitte befanden sich die Rosenbeete, welche immer mehre hundert Blüthen von einer Sorte ver- einigten und dadurch einen brillanten Anblick ge- währten. Am meisten zog eine Gruppe von 330 Blüthen des Mare&chal Niel die Aufmerksamkeit auf sich. Diese neue Sorte ist jedenfalls die schönste unter den gelben Rosen, sie hat eine sehr grosse, gutgebaute Blume von tiefer goldgelber Farbe. Auf einem anderen Beete waren 150 Knospen der- selben Sorte ausgestellt, welche von einer Einfas- sung der schönen Rose Madame Boll umgeben waren. In ähnlicher Weise waren zu grossen Gruppen vereinigt: General Jacqueminot, Aim& Vibert, Gloire de Dijon, Souvenir de Dijon, Souvenir de la Mal- maison, Celine Forestier, Triomphe de l’Exposition u.s. w. Auch die Art der Aufstellung bot ein nicht geringes Interesse. Auf sämmtlichen Beeten waren je 2—3 völlig geöffnete Rosen nebst mehrern Knos- pen lose in den Hals mit Wasser gefüllter Flaschen gesteckt, so dass diese immer ein kleines Bouquet von Rosen trugen, in welchem die verschiedenen Entwickelungsformen der Blüthe vertreten waren. Die Flaschen standen nur mit dem Halse aus den Beeten, welche mit Moos bekleidet waren, hervor. Die neue, von Granger in Suisnes aus Samen erzogene Rose, Clemence Raoux, nahm die allge- meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Diesem vor- züglichen Sämlinge, welcher von der La Reine ab- stammt, wurde die goldene Medaille zuerkannt. Die sehr grosse Blüthe zeigt eine neue blassrosafarbene Schattirung mit einer dunkleren Umsäumung. Die neue, auf der Pariser Ausstellung mit einem Preise gekrönte Rose Vicomtesse de Vessins, von dem Rosenzüchter Geautreau sen. in Brie gezogen, hat ein prächtiges Hochroth und verdient im voll- sten Masse die erhaltene Auszeichnung. Sehr be- merkenswerth ist auch die Rose Madame la Com- tesse de Jaucourt, welche auf der vorjährigen Ro- sen - Ausstellung den Preis erhalten hat; sie zeigt ein schönes, zartes Rosa, ist sehr gross und voll- kommen schön gebaut. Man geht mit der Erthei- lung der Preise an Sämlinge auf diesen Ausstel- lungen sehr gewissenhaft zu Werke und werden nur wirklich vollkommene Neuheiten in dieser Weise ausgezeichnet. Es wäre zu wünschen, dass jeder Züchter den Werth seiner Neuheiten, bevor er sie verbreitet, mit ähnlicher Strenge prüfte; freilich würde dann die grosse Anzahl von Neuheiten, mit denen jedes Jahr die Welt versehen wird, sehr zusammenschmelzen. Für die Verhandlungen des Kongresses waren 2 Tage bestimmt. Leider konnte ich nur an der ersten Sitzung Theil nehmen; sie wurde durch den Präsidenten, Camille Bernardin, mit schwung- voller Rede eröffnet, ın welcher derselbe einen Ueberblick über die Bestrebungen des Vereines der Rosenzüchter gab. Ihm folgte der Maire Belin, welcher im Namen der Stadt die Fremden will- kommen hiess und in zeitgemässer Weise hervor- hob, dass ein Rosenfest auch ein Fest des Frie- dens sei. Wie sehr die Bestrebungen unseres Vereines Seitens des Kongresses gewürdigt werden, geht daraus hervor, dass dem Referenten die Ehre zu Theil wurde, zum Vice-Präsidenten der Versamm- lung‘ ernannt zu werden. Der Raum gestattet mir leider nicht, näher auf die Verhandlungen des Kon- gresses einzugehen. Im weitern Verlaufe des Tages empfing der Baumschul-Besitzer Cochet die Gäste in der lie- benswürdigsten Weise auf seiner Besitzung in Suisnes, wo dieselben das Vergnügen hatten, in seiner Begleitung die ihm gehörigen Baumschulen in Augenschein zu nehmen. Der Name dieses lie- benswürdigen Mannes war allen Gästen schon von der Pariser Ausstellung bekannt, wo er prächtige, grosse Formen-Obstbäume und Koniferen ausgestellt hatte. Seine Rosen - Pflanzungen bestehen durch- gängig aus starken Stämmen mit kräftigen Kronen, die in voller Blüthe prangten. Während man in Deutschland fast nur einjäh- rige wilde Rosen pflanzt, verwendet man in Frank- reich als Unterlage nur starke, mehrjährige Stämme, welche dann in einer Höhe von 3—4 Fuss abge- stutzt und auf den austreibenden Seitentrieben ver- 310 edelt werden. Es ist nicht zu läugnen, dass diese Methode ihre Vortheile hat; die starken Wildlinge wuchsen durchgängig viel besser in den Pflanz- schulen an, als die jungen Stämme, bei denen das Holz noch nicht vollständig ausgereift ist. Die starken Unterlagen haben auch immer einen kräf- tigen Wuchs und geben grosse, vollkommene Blü- then; freilich sind jene im Winter schwerer nieder- zubeugen, als die bei uns gebräuchlichen schlanken Stämme. Als ich kurz vor meiner Abreise mit mehrern Rosenzüchtern zusammen war, bereitete uns Geau- treau noch eine freudige Ueberraschung, indem er uns die Blüthen einer Reihe prachtvoller Säm- linge vorlegte, die erst im nächten Jahre zur Aus- stellung kommen sollen. Einstimmig wurde eine purpurrothe, prächtig- gebaute Rose als die beste anerkannt. Man taufte sie mit dem Namen des anwesenden Charles Lee, des Präsidenten der Preisrichter. Ich bedauerte, nicht länger in dem freundli- chen Städtchen verweilen zu können, in welchem mir eine so liebenswürdige Aufnahme zu Theil ge- worden war. Zum Schlusse kann ich es mir nicht versagen, den Rosen-Kulturen in Brie-Comte-Robert ein ferneres günstiges Gedeihen zu wünschen und die Hoffnung auszusprechen, dass die Rose, diese edle Blume, in immer weiteren Kreisen Verehrer und Freunde finden möge. n Ueber Chaussee- und Wege - Bepflanzung ist in No. 28 und 31 der Wochenschrift berichtet worden. Die ausserordentliche Wichtigkeit, welche dieser Gegenstand sowohl in partikularistischer, wie in national-ökonomischer Hinsicht hat, wird es aber Jedem angemessen erscheinen lassen, wenn wir auf | denselben zurückzukommen uns erlauben. Im Allgemeinen verdienen die Grundsätze, welche in No. 31 der Wochenschrift Seitens des Baumschul - Besitzers J. Hafner in Radekow aus- | gesprochen worden sind, unseren Beifall. Man fin- det in der Arbeit sogleich den Mann von Fach wieder, der sein Feld zu kennen scheint. Bei vie- len unserer Schriftsteller über Gärtnerei und Obst- zucht ist das aber leider nicht der Fall, und grade durch solche Unberufene wird mehr verdorben, als viele tüchtige Männer wieder gut zu machen im Stande sind. Was nun den vorbemerkten sachgemäßsen Auf- satz von Hafner betrifft, so sind wir mit ihm der | unzweifelhaften Ueberzeugung, dass trotz der vor- | an unbemittelte Private. theilhaften und sorgsamen Einwirkung unserer Staats- Regierung die Chaussde- und Wege-Bepflanzungen nur dann den erforderlichen segensreichen Erfolg haben und uns durch ihre natürliche Schönheit und durch ihren vielseitigen Nutzen erfreuen werden, wenn die Anlage und die Pflege Leuten übertragen worden ist, welche als Baumwärter ausgebildet ' sind. Alle bisherigen Mängel beruhen allein in der grossen Unkenntniss, welche bei der Wahl der Baumart oder der Obstsorte, sowie bei der Pflan- zung und Pflege, meistens zu Tage tritt. Den Ge- meinden kann es daher nicht genug an das Herz gelegt werden, besondere Baumwärter anzustellen. Für die Staats- und Bezirks-Strassen sind aber be reits Aufscher angestellt. Wollte man neben diesen noch Baumwärter halten, so würden die Kräfte der Aufseher nicht hinlänglich benutzt; möglicher Weise würde es auch an Gelegenheit zu Kollisionen nicht fehlen. Diese Einrichtung würde daher für den Staat ebenso kostspielig, wie schädlich sein. Viel zweckmässiger erscheint es uns, ausser den Ge- meinde-Baumwärtern, denen auch unter Umständen gestattet werden könnte, Privatpflanzungen zu pfle- gen, die Staats- und Kreis- oder Bezirksstrassen- Aufseher als Baumwärter auszubilden. Dieses ge- schieht (s. No. 28 d. Wochenschr.) durch die, auf Vorschlag des Präsidenten des Gartenbau-Vereines zu Trier, Fiskalats-Sekretär Müller, gegründete Bezirks- Baumschule für den dortigen Regierungs- Bezirk mit grossem Erfolg. Aus der Broschüre des Regierungsrathes OÖ. Beck: „Land- und volkswirth- schaftliche Tagesfragen über Obst- und Weinbau für den Regierungs-Bezirk Trier,” ersehen wir, dass die Handelsgärtner und Baumschul-Besitzer den prak- tischen und theoretischen Unterricht opferwillig über- nommen haben, und ein aus sachverständigen Vertrauensmännern der Regierung gebildetes Kuratorium leitet und überwacht Alles auf das Ge- wissenhafteste. Auf diese Weise hat die Regierung weiter keine Kosten, als die Ausgaben für Diäten u. s. w. der Chaussde-Aufseher und für Stipendien Der Lehrkursus dauert allerdings nur 6 Wochen; wie wir aber aus kom- petenter Quelle erfahren, haben alle Theilnehmer bisher in einer öffentlichen, vor Regierungs - Kom- missarien abgehaltenen Prüfung, sowohl im Prakti- schen, wie im Theoretischen, recht gut bestanden, sich auch später als tüchtig bewährt. Diese gün- stigen Resultate lassen sich dadurch erklären, dass die Baumschul - Besitzer Haack und Lambert & Reiter in Trier die praktischen Unterweisungen der Schüler unter gleichzeitiger theoretischer Auf- klärung persönlich vornehmen und darauf während der ganzen Dauer des Kursus uneigennützig ihre volle Zeit verwenden; dass jeder Lehrer nur wenige sll Schüler, etwa 6 — 8, unterweist oder unter seiner Aufsicht selbst arbeiten lässt, also jeden einzelnen Schüler bei der kleinsten Verrichtung speziell im Auge behalten kann, und dass endlich die Mitglie- der des Kuratoriums die strengste Ueberwachung ausüben und jeden einzelnen Schüler zum äusser- sten Fleisse anspornen. Eine fernere Ansicht Hafner’s geht dahin, dass an Strassen keine Waldbäume mehr gepflanzt wer- den müssten. Wir nehmen an, dass darunter auch Zierbäume, überhaupt solche Bäume verstanden sind, die durch Schönheit ansprechen und durch ihren Holzwerth Nutzen bringen; wir können uns mit jener Ansicht aber nicht einverstanden erklären. Bei Baumpflanzungen soll man von dem allein richtigen Grundsatze ausgehen, die natürlichen An- forderungen, welche eine zu pflanzende Baumart, resp. Obstsorte, macht, möglichst mit den durch örtliche Lage, Klima und Boden gegebenen Ver- hältnissen in Harmonie zu bringen. Nur dann, wenn dieses erfolgt ist, lässt sich ein Gedeihen der Pflanzung erwarten. Es kommen aber oft örtliche Verhältnisse vor, die es rein unmöglich machen, diese natürlichen Beziehungen mit Obstbäumen her- zustellen, z. B. in sehr engen Thälern, an schatti- gen Waldwegen u.s. w., wo sich aber mit Erfolg noch Zierbäume fortbringen lassen. Endlich sind wir auch aus theoretischen und praktischen Gründen dagegen, dass der Bäumwärter Baumzucht treibe. In den meisten Fällen würde der Privat- Vortheil dem öffentlichen Nutzen vor- gesetzt werden und ausserdem gehören auch zur Heranziehung eines guten, gesunden und jungen Bau- mes so viel Aufmerksamkeit und gärtnerische In- telligenz, wie sie sich bei einem Baumwärter selten finden werden. Zur nähern Begründung dieser Be- hauptung wollen wir hier nur an die Baumschulen vieler Gemeinden und Lehrer erinnern, auf welche wir indessen bei späteren Besprechungen zurückzu- kommen uns erlauben werden. Unter den vorstehenden Modifikationen können wir den mit Sachkenntniss entwickelten Ansichten Hafner’s über Wege-Bepflanzung aber ganz bei- pflichten. Wir wollen diese Veranlassung benutzen, auf das vorerwähnte Werkchen des Regierungsrathes Beck etwas näher einzugehen. Der Zweck desselben geht nach der Einleitung dahin, vom Standpunkte der Verwaltungs-Behörden aus zur Hebung des Obst- und Handelsgewächs- baues anzuregen. Diese Anregung ist Seitens der Regierung zu Trier auch auf mehrfache lobens- werthe Weise erfolgt und zwar, wie früher bereits angedeutet worden, durch geeignete Bekanntma- chungen und Instruktionen; durch besondere För- derung von Obstbaumschulen und Bepflanzung der Wege vorzugsweise mit Obst; durch Ausbildung von Baumwärtern u. s. w. Es ist höchst erfreulich, aus einzelnen in dem Schriftchen mitgetheilten An- ordnungen der Regierung zu ersehen, wie gründ- lich dieselbe, von den Gertenbau - Vereinen unter- stützt, zu Werke geht. So heisst es z. B. in einer Verfügung vom 30. März d. J. an die Chaussde- bau-Beamten, nachdem die Erfordernisse beschrie- ben sind, denen ein guter junger Baum genügen . muss: „Aus dem anliegenden, in No. 6 der zugleich als amtliches Organ der Bezirks - Baumschule die- nenden Zeitschrift des hiesigen Gartenbau-Vereines veröffentlichten Verzeichnisse No.J. sind diejenigen Apfel- und Birnsorten zu ersehen, welche sich zur Pflanzung auf Höhen und Wegen, resp. zur Obst- wein-Bereitung, besonders eignen, während das Ver- zeichniss No. II. diejenigen Zier- und Nutzholzbäume, sowie die Kirschsorten, nachweist, welche die hie- sige Bezirks-Baumschule zu liefern bereit ist.” Das Verzeichniss, welches auch in dem Schrift- chen enthalten ist, weist nur solche Obstsorten nach, die dem Vereine, als für die betreffende Ge- gend erprobt, bekannt sind und die auch in den besten, bekanntesten pomologischen Werken, für Wege- oder für Höhen - Bepflanzung bewährt, be- zeichnet sind. Wie ausserordentlich wichtig es ist, Missgriffen in der Sorten - Auswahl vorzubeugen, weiss jeder rationelle Obstzüchter. Dann heisst es aber weiter: „Für die gehörige Rentbarmachung der Obst - Alleen ist es nothwendig, dass auf die richtige Benennung der Obstsorten gehalten wird, und sind dabei die Grundsätze des deutschen Po- mologen-Vereines, welche auch die Bezirks-Baum- schule und der hiesige Gartenbau - Verein adoptirt haben, fortan festzuhalten. Die Chaussde- Aufseher sind daher anzuweisen, über die angepflanzten Sor- ten, unter genauer örtlicher Bezeichnung, nament- liche Verzeichnisse zu führen, um davon später, wenn das noch unreife Obst an den Bäumen ver- steigert werden soll, Gebrauch machen zu können. In sofern verdienen auch die Obst - Ausstellungen des hiesigen Gartenbau - Vereines besondere Beach- tung, weil letzterer mit grosser Strenge auf rich- tige Angabe der Namen achtet. Ausserdem hat er sich bereit erklärt, sofern es sich um gangbare, nicht veraltete oder durch vernachlässigte Kultur ausgeartete Sorten handelt, den Besitzern auf ihr Ersuchen die richtigen Namen mitzutheilen, wenn sie 3 normale und vollkommen reife Früchte einer Sorte einsenden. Auch steht es den Obstzüchtern frei, durch Vermittelung eines Vorstands-Mitgliedes dieses Vereines Vergleiche mit der dem Vereine gehörigen vortrefflichen Sammlung imitirter Früchte anzustellen. Endlich gibt diese Sammlung auch 312 einen Anhalt beim Ankaufe von Obstbäumen. Wir empfehlen sonach den Baubeamten, von diesem dankenswerthen Anerbieten den möglichsten Nutzen zu ziehen.” So wie dort muss es gemacht werden, dann können gute Resultate nicht ausbleiben. Dabei kann es nicht genug gelobt werden, dass die Re- gierung Hand in Hand mit dem Gartenbau-Vereine geht, der viele intelligente Kräfte, sowohl unter den Gärtnern, wie auch unter seinen übrigen Mitglie- dern zählt, von denen einzelne gärtnerisch weit vorgeschritten sind. Es ist einleuchtend, dass es wohl zu den grössten Seltenheiten gehören muss, wenn sich bei einer Regierung selbst Jemand fin- det, welcher die Obstzucht praktisch so genügend kennt, um darauf hin geeignete Anordnungen zu treffen oder vorzuschlagen. Ohne Praxis aber bie- tet die Theorie kein richtiges Verständniss, weil die letztere sich aus der ersteren meistens nur durch Erfahrung bilden muss. Daher kommt es, dass bei der besten Absicht doch Vieles in Obstzucht nicht richtig angefasst wird. Halbheiten und Missgriffe ziehen sich in ihren Folgen aber durch sehr viele Jahre und schaden namenlos. Es sollte daher mit allem Ernste dahin gewirkt werden, dass sich aus den tüchtigsten, gärtnerisch- erfahrenen Männern, am Sitze einer jeden Regie- rung, ein Gartenbau-Verein bildet, an dessen Spitze eine Persönlichkeit steht, die mit den gehörigen Kenntnissen die geeignete T'hatkraft verbindet, Sinn für Gemeinnützigkeit und Lust zur guten Sache hat, daher Vertrauen geniesst und vermittelnd zwi- schen der Gärtnerei und der Behörde stehen kann. Dann sollte aber auch von keiner Regierung oder Gemeinde ein wichtiger Schritt in der Obstzucht geschehen — selbst der kleinste hat oft grosse Be- deutung — ohne spezielles Gutachten des betref- {enden Gartenbau-Vereines. Da sich hier nicht die Meinung eines Einzelnen, sondern die Ansichten und Erfahrungen Vieler begegnen und ausgleichen, so dürfte sich stets das Rechte finden. Auf diesem Wege würden rasche Fortschritte gemacht, Fehler würden möglichst vermieden, Lust und Vertrauen des Publikums zur Obstzucht würden wachsen und der Indifferentismus würde gründlich bekämpft. Unter solchen Umständen sind denn auch im Regierungsbezirke Trier die öffentlichen und pri- vaten Obst - Anpflanzungen rüstig vorangeschritten und man kann annehmen, dass dort in den letzten Jahren durchschnittlich etwa 30 — 40,000 Bäume aller Art jährlich neu angepflanzt worden sind. Der grösste Theil davon besteht aus solchem Obste, welches zu Obstwein verwendet wird. Neuerdings wird aber immer mehr und mehr Tafelobst ange- pflanzt. Die hochstämmigen Bäumchen werden mei- stens aus den dortigen Baumschulen bezogen, die jetzt schon im Ganzen beinahe 100 Morgen um- fassen. Der Preis im Hundert beträgt: für „Aepfel 25 Thlr für erste und 24 Thlr für zweite Qualität; für Birnen 33 und 30 Thlr. Ausserdem ziehen die vorher genannten Handelsgärtner aber auch in gros- sem Massstabe niedrige und hochstämmige Rosen, deren im Herbste d. J. etwa 80,000 Stück ver- käuflich sind. Das grösste dortige Sortiment, wel- ches aus etwa 800 verschiedenen Sorten besteht, besitzt der Vereins-Präsident in seinem Privatgarten. (Schluss folgt.) Veber Glyptostrobus heterophyllus. Wir haben uns schon früher dahin ausgespro- chen, dass Glyptostrobus heterophyllus, geschweige denn den Typus eines besonderen Geschlechtes zu haben, nicht einmal eine selbständige Art darstellen möchte, sondern eine zwergartige Abart des Taxo- dium sinense, resp. des T. distichum, ist. Während unseres Aufenthaltes in Angers haben wir wiederum Gelegenheit gehabt, Exemplare dieser 3 sogenann- ten Arten zu untersuchen und uns wiederholt von der Richtigkeit unserer Ansicht überzeugt. Bei Glyptostrobus pendulus, resp. Taxodium sinense, scheinen männliche Kätzchen seltener vorzukommen, als weibliche, während sie bei Glyptostrobus hete- rophyllus noch gar nicht beobachtet sind, hingegen die weiblichen meist in grosser Menge erscheinen, ziemlich gross werden und auch schliesslich auf- springen. Anstatt fruchtbarer Samen schliessen sie aber nur eine hautartige Hülle, welche sich nach der Basis der Schuppe zu in einen schmalen An- hängsel verlängert, ein. Noch nie sind bis jetzt bei Glyptostrobus heterophyllus keimfähige Samen beobachtet worden, so sehr man sich, hauptsächlich von Seiten Leroy’s, auch Mühe gegeben hat. Die Pflanze kann deshalb auch nur durch Veredelung, und zwar durch Pfropfen, vermehrt werden; aus Stecklingen wächst sie nicht. Die Pflanze ist direkt aus Ohina, und zwar, wie behauptet wird, durch Noisette im Jahre 1814 in Paris eingeführt worden. Wir wissen nicht, ob eine wiederholte Einführung geschehen ist. Wäre dieses nicht der Fall gewesen, so stammten alle unsere Pflanzen von einem einzigen Exemplare ab. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No.2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift [> Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für . - Gärtnerei und Pflanzenkunde. 2 Redakteur: Professor Dr. KarlKoch,. Au General-Sekretair des Vereines. EB _.-: , ‚No. 40. Berlin, den 5. Oktober | 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die interessantesten Bäume in den Baumschulen von Andr& Leroy in Angers. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflan- zenkunde. VI. — Ueber Chaussde- und Wege-Bepflanzung. Die interessantesten Bäume in 2 Baumschulen von Andr& Leroy in Angers. Bei dem Interesse, welches man jetzt für schöne Bäume im Allgemeinen und speziell für Koniferen an den Tag legt, dürfte es manchem Leser der Wochenschrift angenehm sein, wenn wir über einige, welche in unserem rauheren Klima, besonders des nordöstlichen Deutschlands, nur als kleine Exem- plare im Freien oder in Töpfen erzogen werden, Bericht erstatten. Angers ist bekanntlich die alte Residenz der Herzöge von Anjou, welche nicht allein Frankreich, sondern auch anderen Ländern, wie England, Neapel und Ungarn, zur Zeit Könige gaben, und erfreut sich eines herrlichen Klimas, wo der Winter mit Schnee und Eis nur wenig be- merkbar ist. Die Nähe des atlantischen Ocean’s hat bereits einen solchen Einfluss auf das Klima daselbst, dass im Sommer nie die trockene Hitze herrscht, wie sie in anderen Gegenden derselben Lage, ganz besonders im Centrum Frankreich’s, je- doch auch schon in Paris, vorkommt. Es gedeihen deshalb eine Menge Gehölze aus südlicheren Ländern bei Angers und erhalten eine nicht unbedeutende Höhe. Der Laurustin, welcher als Blüthenstrauch mit seinen immergrünen Blättern bei uns viel im Zimmer gezogen wird, bildet hier Hecken, und Kamellien, sowie der Theestrauch, wach- sen mit den Alpenrosen des Himalaya bei Angers im Freien. Der von Leroy aus den Blättern des Theestrauches angefertigte Thee hat sogar einen angenehmen Geschmack und lässt sich recht gut trinken; auf jeden Fall ist er den wohlfeilen Sor- ten bei uns vorzuziehen. Das Pampas-Gras, welches als alte Pflanze bei uns im Herbste wohl einmal 10—20 Blüthenrispen treibt, entwickelt sich unter dem milden Himmel von Angers ganz anders und Exemplare mit 100 bis 120 Blüthenrispen sind keine Seltenheit. Wie ganz anders nehmen sich dergleichen Pflanzen aus! Auch Acacia Julibrissin, dieses Gehölz mit fein- gefiederten Blättern, welches als Blattpflanze in unseren Zimmern beliebt ist, aber nur sehr selten blüht, entwickelt sich hier zum kleinen Baum mit ausgebreiteter Krone und ist jetzt noch, wo wir dieses schreiben (Anfangs September), mit den rei- zenden rosafarbigen Blüthen bedeckt. Von Yucca gloriosa mit ihren zahlreichen Formen, welche meist als Arten beschrieben sind, wie re- curva, plicata, glaucescens u. s. w., bei uns im Freien nur gut geschützt aushalten und daselbst kaum einen Stamm bilden, hat dieser bisweilen hier einen Umfang von 2—2% Fuss, ist jedoch nie von einer bedeutenden Höhe, ebenso bleiben die weni- gen Aeste am obern Theile kurz. Malerisch nimmt sich aber eine solche Pflanze mit ihren 4—6 Blatt- kronen am Ende der Aeste besonders dann aus, wenn die schmal - längliche Rispe gelblich - weisser Glockenblumen mit einer Länge von 2— 3 Fuss hervortritt. ' Betrachten wir weiter die Koniferen. Im grü- nen Rasen steht ein Exemplar der 'Thuja aurea in 40 . 314 Form einer Kugel, welche nicht weniger als über 6 Fuss im Durchmesser hat. Andere Exemplare der Baumschule besitzen in reichlicher Anzahl einen Durchmesser von 4—5 Fuss. Dabei fällt uns das riesige Exemplar der Thuja strieta ein, welches in dem schönen Garten des Hofbuchdruckers Hänel in Magdeburg befindlich ist und einen noch grös- seren Durchmesser hat. Ein Exemplar der Juniperus macrocarpa besitzt einen Stamm von über 3 Fuss Umfang und ist so dicht bewachsen, dass sie einen wunderschönen Busch von nahe 30 Fuss Durchmesser bildet, dabei hängen die unteren Aeste bis zur Erde herab. Da der Gipfel stets von den oberen Aesten überragt wird, so ist auch dieser ziemlich breit. Eine Cupressus torulosa (unter dem Namen majestica) ragt bis zu einer Höhe von 35 Fuss empor und besitzt einen schönen glatten Stamm von 16 Zoll Durchmesser. Sie bildet eine an der Basis ziemlich breite Pyramide von 26 Fuss Durch- messer und hat ein freudig-grünes Ansehen. Da- gegen besitzt eine Thuja gigantea nur die Höhe von 21 Fuss und ihre schmal-längliche Krone hat einen Durchmesser von 14 Fuss. Besonders schön nahm sie sich aber aus, weil sie über und über mit grünlich - gelben Früchten von nicht unbedeu- tender Grösse bedeckt erschien. Dasselbe war übri- gens auch bei der Cypresse des Himalaya (Cupres- sus torulosa) der Fall. Wunderschön war ein schlankes Exemplar des Taxodıum sempervirens, welches eine Höhe von über 40 Fuss besass, während der Stamm bis zu einer Höhe von 8 Fuss keine Zweige, aber einen Umfang von beinahe 5 Fuss hatte. Das schönste Exemplar in Deutschland und jenem wenig nach- stehend, befindet sich übrigens in den Flottbecker Baumschulen bei Hamburg. Wellingtonien von nicht unbedeutender Höhe waren mehre vorhanden. Das älteste Exemplar hatte eine Höhe von über 22 Fuss und: bildete, ähnlich unseren beschnittenen Taxbäumen, einen vom Boden grade aufsteigenden Kegel von 15 Fuss Durchmesser an der Basis. Ein anderes Exemplar besass eine Höhe von 20 Fuss und hatte einen Stamm von fast 6 Fuss Umfang, während der Durchmesser des Kegels an der Basis etwas mehr, wie bei jener, nämlich 16 Fuss betrug. Abies Pinsapo, von kegelförmigem Ansehen und bis an die Basis bewachsen, trug an der Spitze zahlreiche, aufrechtstehende Zapfen. Sie besass eine Höhe von 24 Fuss, während der. Breiten - Durch- messer an der Basis über 15 Fuss betrug. Noch schöner nahm sich eine Abies cephalonica, welche ebenfalls im Gipfel aufrechtstehende Zapfen trug, aus, Ihr Wuchs ist dem der Abies Nordmanniana ähnlicher, indem sie keine Pyramide bildet, da auch die oberen Aeste ziemlich lang sind und, gleich den übrigen, horizontal abstehen. Die Höhe betrug gegen 33, der Durehmesser an der Basis hingegen 24 Fuss. Der Stamm endlich hatte einen Umfang von 4% Fuss. Eine Himalaya-Ceder war zwar nicht besonders hoch (einige 20 Fuss), besass aber ein wunderschö- nes Ansehen, aus dem man den ursprünglichen Ty- pus deutlich ersehen konnte. Die Aeste stehen hier fast wagerecht ab und haben keine bedeutende Länge, zumal sich die Spitzen, wie die Zweige, ab- wärts wenden. Der Stamm besass den Umfang von über 3 Fuss. Eine Atlas- Ceder hatten wir bisher noch nicht in dieser Grösse gesehen. Sie war von der Basis an verästelt und ihre verhält- nissmässig langen Äeste standen in einem Winkel von 50 Grad ungefähr ab. Während der die Form eines rundlichen Eies besitzende Baum einen Durch- messer von 33 Fuss hatte, waren die unteren und mittleren Aeste fast 20 Fuss lang, aber nur wenig verzweigt, so dass ihre Breite kaum 4 — 5 Fuss betrug. Eine Cedrus Deodora viridis hatte ihre Spitze verloren und sich deshalb etwas ähnlich der Libanon-Ceder gebaut, war aber trotzdem in dem der Himalaya-Ceder eigenthümlichen Habitus leicht zu erkennen. Die freudig - grüne Farbe ihrer$Na- deln nahm sich wunderschön aus. “ Zum ersten Male sahen wir ein schönes Exem- plar der Abies Kaempferi von 13 Fuss Höhe. Sie sieht einer Abies unbedingt ähnlicher, als einer La- rıs, und ist neuerdings durch Gordon zum Typus eines besondern Geschlechtes, dem er den Namen Pseudolarix gegeben hat, erhoben worden. Schade, dass diese schöne Konifere bei uns im nordöstlichen Deutschland nicht aushält, wenigstens wenn sie im Winter nicht sehr gut gedeckt ist. Interessant war für uns ein fast 6 Fuss hohes Exemplar des Cephalotaxus Fortunei, welches ein robusteres Aussehen hatte, als die gewöhnliche Form, und deshalb auch von Leroy mit dem Beinamen robusta belegt ist. Was die Bäume aus der Abtheilung der Diko- tylen anbelangt, so nennen wir zuerst ein weibli- ches Exemplar der Maclura aurantiaca, welches Ge- hölz man einmal bei uns zu Hecken empfahl. Diese, den Maulbeerbäumen sich anschliessende Pflanze hält leider bei uns ebenfalls nicht, oder doch wenigstens nur sehr geschützt im Winter aus, wird aber allerdings im Vaterlande sehr viel als Hecken- strauch benutzt. Bäume, wie eben dieser im Le- roy’schen Etablissement vorhandene, möchte sie‘ aber kaum im Vaterlande (Nord - Amerika) bilden. Dieses schöne Exemplar hat einen 5 Fuss hohen Stamm von über 5 Fuss im Umfange und theilt sich zunächst in 2 grosse Aeste, von denen jeder 315 wiederum über 1 Fuss Durchmesser besitzt. Jeder der Aeste zerfällt abermals bald in 3 und 4 starke Aeste und zertheilt sich dann immer mehr, so dass der Osage-Dorn, wie Maclura aurantiaca im Vater- lande genannt wird, schliesslich eine schöne Krone von einigen und 30 Fuss Durchmesser erhält. Seine Höhe beträgt beinahe 36 Fuss. Er macht in der Kultur keine Spur von Dornen, wenigstens nicht auf dem guten Boden von Angers und bringt ohne Befruchtung, da keine männliche Pflanze vorhanden ist, orangefarbene Früchte von nicht unbedeutender Grösse, aber stets ohne Embryonen, hervor. Ein schöner Erdbeerbaum (Arbutus Unedo) be- sitzt einen starken Stamm von fast 5 Fuss Höhe und über 1 Fuss Durchmesser. Seine abgerundete Krone hat einen Quer - Durchmesser von 25 Fuss, wärend die Höhe des Baumes nur 20 Fuss beträgt. Dergleichen Bäume sieht man übrigens häufig ge- gen die Küste des atlantischen Meeres hin, wo sie oft dichte Hecken bilden. Auch in den Höfen der Kirchen und der Landgüter befinden sie sich in prächtigen Einzel-Exemplaren. Die immergrüne Eiche (Quercus llex) ist zwar im Süden Frankreichs, und überhaupt in Süd-Eu- ropa viel verbreitet, sie bildet auch hier und da schöne Bäume, in der Breite von Angers kommt sie aber nur angepflanzt vor. Ein schönes Exem- plar befindet sich unweit des Wohnhauses im Le- roy’schen Garten mit einem 4% Fuss hohen Stamme, | welcher einen Umfang von fast 5 Fuss besitzt und alsbald sich in 2 starke Aeste von 1 Fuss Durch- messer theilt. Die breite, aber nicht hohe Krone hat einen Quer - Durchmesser von über 30 Fuss. Vergleichungen mit der Kork - Eiche (Quercus Su- ber) belehrten uns von Neuem, dass diese kaum von Quercus Ilex verschieden sein möchte. Leroy be- sitzt von ihr den Rinden - Cylinder eines abgestor- benen Baumes von über 2 Fuss Durchmesser. Ein anderes, noch lebendes Exemplar hat einen 10 Fuss hohen Stamm mit einem Umfange von 43 Fuss. Die schöne Krone ist hier ebenfalls rundlich und besitzt einen Quer-Durchmesser von 32 Fuss, wäh- | rend die Höhe des ganzen Baumes nahezu 40 Fuss beträgt. Zum ersten Male im Freien sahen wir ein Exem- plar der japanischen Quercus glabra. Darnach möchte diese nicht hoch werden und wohl auch im Vater- lande nur ein kleiner Baum bleiben. Die Pflanze im Garten von Leroy hatte nur eine Höhe von 63 Fuss und besass eine eiföormige Krone von ge- gen 7 Fuss. Obwohl das Exemplar mit noch un- reifen Früchten besetzt war, wurde es am 1. Sep- tember ohne Weiteres, und zwar an einen der Sonne sehr ausgesetzten Platz, verpflanzt. Jetzt, nach einem Verlaufe von 6 Tagen, sieht man dem Bäumchen noch keine Spur von Trauer an. Den mexikanischen und kalifornischen Ceano- thus divarıcatus, auf dem bekanntlich ebenfalls die Seide - spinnende Raupe eines Schmetterlings lebt, kennt man bei uns als blaublühenden Strauch des Kalthauses. Hier befindet sich aber seit längerer Zeit schon im freien Grunde des Gartens ein Exem- plar mit einem 4 Fuss hohen und fast 2 Fuss im Umfange besitzenden Stamme. Seine Krone ist eiförmig, während die ganze Höhe 16 Fuss beträgt. Tamarix gallica ist im Leroy’schen Garten in einem interessanten Exemplare vorhanden. Das- selbe befindet sich nämlich dicht an einem tiefen Brunnen seit 20 Jahren. Die Nähe dieses Was- sers mag die Ursache zum schnellen Wachsthume gewesen sein, denn der 6 Fuss hohe Stamm besitzt einen Durchmesser von beinahe 13 Fuss. Die Krone hat, wie es wahrscheinlich stets bei älteren Pflanzen der Fall ist, kein gutes Ansehen und treibt keines- wegs so frisch, wie früher. Während übrigens die Blüthezeit bei uns im nordöstlichen Deutschland in den Juni und Juli fällt, scheint im Süden und im Westen Frankreichs die Blüthezeit dieser Tamarix bis in den Herbst zu dauern. Eine Trauer-Rothbuche von besonderer Schön- heit nahm unsere ganze Aufmerksamkeit ebenfalls in Anspruch. Bei uns gehen in der Regel derglei- chen Bäume schlank ın die Höhe und lassen ihre kurzen Aeste herabhängen. Ein solches Exemplar von nicht unbedeutender Grösse befindet sich bei- spielsweise in dem James Booth’schen Garten der Flottbecker Baumschulen. Das Exemplar des Leroy’schen Gartens ist nicht hoch, aber ziemlich breit, und wird, ähnlich den Trauer-Eschen, zu einer Laube benutzt, die aber so dicht ist, dass man ın ıhr fast im Dunkeln zu sitzen meint. Ebenso interessirte uns ein Rosskastanienbaum mit gefüllten Blüthen von fast blendend - weisser Farbe — wie uns wenigstens ihr Besitzer be- richtete —. Leroy hatte ihn vor nun 37 Jahren aus der Schweiz mitgebracht und an derselben Stelle, wo er jetzt steht, gepflanzt. In dieser kur- zen Zeit hatte er eine Höhe von einigen und 30 Fuss erreicht und besass einen Stamm mit einem Umfange von 5 Fuss. Von besonderer Schönheit ist ein Heckenstrauch, der bei uns in Deutschland, soviel wir wissen, noch gar nicht verbreitet ist. Es ist dieses der Feuer- strauch des Himalaya, Cotoneaster cerenulata (Cra- taegus). Wenn auch unser bekannter Feuerstrauch, sobald er mit brennend-rothen Früchten überladen ist, einen herrlichen Anblick darbietet, so ist dieses noch mehr mit dem des Himalaya der Fall. Ebenso muss man bedauern, dass die reizende Poinciana Gilliesii aus Süd- Amerika bei uns ım 40* 316 Freien nicht aushält. Allerdings etwas im Schutze befindet sich ein gegen 5 Fuss hohes Exemplar mit deutlichem Stamme und ziemlich ausgebreiteter Krone im Leroy’schen Garten. Wenn wir die Schönheit dieses Blüthenstrauches in unseren Ge- wächshäusern bewundern, so hat man doch lange noch nicht einen Begriff von dem, was er im freien Lande ist. Es kommt dazu, dass die grossen gel- ben Blüthen mit den lang - herausragenden rothen Staubfäden, wie es scheint, bis spät in den Herbst hinein zum Vorschein kommen, indem die Traube bis in’s Unendliche fortzuwachsen scheint. Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. v1. Professor Morren in Lüttich hat bereits vor anderthalb Jahren die Behauptung ausgesprochen, dass gefüllte Blumen und panachirte Blätter sich gegenseitig ausschlössen, dass das Eine die Pflanze so sehr in Anspruch nähme, dass dadurch das An- dere unmöglich wäre. Wenn wir auch keineswegs diese Erklärung anerkennen konnten, so war es doch für uns so lange eine Thatsache, als wir nicht vom Gegentheil überzeugt wurden. Wir glaubten uns zwar von der ersten Jugend her einer gefüll- ten Barbarea mit gelbgerandeten Blättern erinnern zu können, so viel wir uns aber auch Mühe ga- ben, ein solches Exemplar wiederum aufzufinden, war es uns doch schlechterdings nicht möglich ge- wesen. Aus Holland wurde uns zu Ende des vorigen Jahres mitgetheilt, dass daselbst buntblättrige Ka- mellien mit gefüllten Blumen kultivirt würden; bei näherer Untersuchung ergab es sich jedoch, dass hier keine eigentliche Panachirung vorlag, sondern dass die Kamellien bisweilen ganz und gar oder nur zum Theil jene Krankheits- Erscheinung erhal- ten hatten. In der That sahen wir aber in Angers gefüllte Kamellien mit goldgelb-gerandeten Blättern. Neuerdings hat Carritre in der Revue horti- cole aber ein anderes Beispiel aufgeführt, welches allerdings die Morren’sche Ansicht entkräftigt. Im Jardin du Museum d’histoire naturelle existirt näm- lich eine indische Azalee mit hellgelb - gerandeten Blättern, wo zu gleicher Zeit ‘die Blumen gefüllt erscheinen. Wir sind jetzt im Stande, noch ein zweites Beispiel hinzuzufügen und zweifeln gar nicht daran, dass noch mehre dergleichen, wenn man mehr Aufmerksamkeit darauf verwendet, sich vorfinden werden. In den Baumschulen von Andr@ Leroy in Angers befindet sich eine schöne Sammlung von Formen der Hibiscus syriacus, unter ihnen auch 2 mit bunten Blättern, welche zu gleicher Zeit ge- füllte Blumen baben. Die eine führt den Beina- men tricolor und hat Blätter, wo meist nur schmale Streifen längs der Nerven die ursprünglich dunkel- grüne Farbe behalten haben, während die übrige Blattsubstanz grünlich-gelb, oft ganz gelb gefärbt ist. Durch Stecklinge und Veredelung lässt sich diese Form leicht vermehren und bleibt dann völlig konstant. Bei der andern Form, welche als varie- gata und foliis variegatis in den Handel kommt, ist das Beispiel noch frappanter. Hier sind die Blät- ter von einem gelblichen Rande umgeben, also im eigentlichen ursprünglichen Sinne des Wortes pa- nachirt, und doch erscheinen die Blumen hier grade mehr gefüllt, als es bei den anderen Sorten mit ge- füllten Blumen der Fall ist. In den Leroy’schen Baumschulen befindet sich eine interessante Form unserer Rothtanne oder Fichte, auf welche wir hiermit aufmerksam machen wollen. Der Baum: hat ungefähr eine Höhe von 24 Fuss und besitzt ein kräftiges Wachsthum mit etwas glänzenden, freudig -grünen Blättern. Das Eigenthümliche an ihm ist aber, dass die jungen Triebe anfangs eine goldgelbe Farbe, welche beim ı Ausschlagen heller und schliesslich gelblich - weiss wird, erhalten. Erst allmählig nehmen die Triebe mit ihren Nadeln eine grüne Farbe an, die bereits Ende April und Mai völlig hergestellt ist. Wegen dieser Eigenthümlichkeit hat diese Form den Bei- namen mutabilis erhalten. In der Revue horticole wird zum zweiten Male das Beispiel aufgeführt, dass ein und derselbe Baum das eine Mal Pfirsiche, das andere Mal Mandeln getragen habe. Seitdem wir Gelegenheit gehabt, die sogenannte Pfirsich - Mandel einige Jahre hin- durch in Frankreich im lebenden Zustande zu stu- diren, sind wir über die spezifische Natur eines- theils der Mandel- und anderntheils des Pfirsich- baumes etwas zweifelhaft geworden, wagen jedoch noch keineswegs eine bestimmte Ansicht auszuspre- chen. Die Existenz der Pfirsich-Mandel entkräftet durchaus noch nicht die Annahme, dass beide Ge- hölze wirklich Arten sind — von 2 Genera und selbst Subgenera kann allerdings gar keine Rede sein —, denn sie könnte selbst ein Blendling bei- der Arten sein. Möglicher Weise existirte aber wirklich kein spezifischer Unterschied zwischen Man- del- und zwischen Pfirsichbaum und der letztere wäre weiter nichts, als ein Mandelbaum mit flei- schiger Fruchtschaale. Beispiele, wo harte Früchte in der Kultur weich werden, gibt es ausserdem noch hinreichende. Wenn der Baumgärtner den 317 Pfirsichbaum auch ohne Früchte und selbst ohne Blätter leicht erkennt und von dem Mandelbaume schon am Holze unterscheidet, so wird es ihm aber ebenfalls nicht schwer fallen, den Baum der Ana- nas - Reinette beispielsweise von dem der Kanada- Reinette zu unterscheiden; und doch wird die bei- den letzteren Niemand für Arten halten. ) Wir unsererseits sind zwar ebenfalls im Stande, den Mandelbaum im Allgemeinen an der Rinde zu erkennen, und zu wissen, dass der Pfirsichbaum meist auch breitere Blätter besitzt. Trotzdem ist es uns bei den sorgfältigsten Untersuchungen und Ver- gleichen nicht gelungen, durchgreifende Unterschiede, welche auf eine Spezifizität hindeuteten, herauszu- finden. Allgemein ist bekannt, dass beide Bäume mit gefüllten Blüthen, wo also nur ausnahmsweise Früchte sich ausbilden, nur dann mit Bestimmtheit unterschieden worden sind, wenn diese wirklich sich entwickeln. Es sind aber bald Pfirsiche, bald Man- deln, mag die Blüthe eine helle oder dunkle Farbe haben. Wir kommen auf die Mittheilung der Revue hor- ticole zurück. Sollte wirklich ein und derselbe Baum mehre Jahre hinter, einander Pfirsichen und dann Mandeln (oder auch umgekehrt) getragen haben? Wenn die Pfirsich-Mandel wirklich das Produkt der Kreuzung zweier Arten ist, wie die Meisten be- haupten, so widerspräche es keineswegs der Natur, denn wir haben analoge Beispiele in dem Cytisus Adami, wo neben dem Blendlinge nicht selten Zweige mit dem einen oder andern der Stamm- Eltern, wohl auch mit beiden, vorkommen. Wir haben bereits früher schon andere Beispiele auf- geführt. Da wir eben jetzt Gelegenheit hatten, in dieser Hinsicht dieselben Pfirsich - Mandelbäume zu unter- suchen, welche bereits vor 3 Jahren von uns un- tersucht wurden, so nahmen wir dieselben Exem- plare von Neuem vor. An einem Baume fanden sich rundliche Früchte vor, wie sie deren nur die Pfirsichbäume tragen. An der einen (Sonnen-)Seite fanden wir die Früchte aufgesprungen und zwi- schen den Spalträndern konnte man den Stein er- kennen. Dieser besass die Form eines Steines der Pfirsiche, aber die beiden konvexen Flächen hatten anstatt zerrissener, tiefer Furchen nur grobe Löcher, in denen sich Fleisch der äusseren Schale befestigt hatte. Die nach der Spalte zugewendete Gräthe war wiederum breit und mit Längsfurchen verse- hen, nicht. scharf, wie bei dem auch in die Länge gezogenen Mandelsteine. Während dieser, obwohl er ziemlich oft auch hart erscheint, doch nicht sehr. dick ist, so war er im vorliegenden Falle aber dick- schalig. Vergleichen wir die uns zu Gebote ste- henden Pfirsich-Mandeln weiter mit der Abbildung, welche Carri®re in der Revue horticole (Seite 51) gegeben hat, so sind sie sich völlig gleich. Die Früchte, welche wir vor 3 Jahren von denselben Bäumen und auch im Jardin de Luxem- burg, woher Carri®re ebenfalls die seinigen jetzt entnommen, hatten hingegen zu jener Zeit eine längliche Figur, ähnlich einer grossen Mandelfrucht, und sind noch in unserem Besitze; man kann sie also zu jeder Zeit ansehen. Die mitgetheilte Notiz der Revue horticole könnte demnach auch von uns bestätigt werden. Es wäre wohl zu wünschen, dass besonders Gärtner, denen so viel Gelegenheit ge- boten ist, zu sehen und zu beobachten, ihre Auf- merksamkeit auf diesen Gegenstand richteten, ob sich noch andere ähnliche Beispiele gleichen Wech- sels vorfinden. Wir entsinnen uns nur eines strauch- artigen Ahorns (Acer opulifolium), der Jahre lang nur männliche Blüthen getragen hatte und plötzlich in einem Jahre dicht mit Früchten besetzt war. Unter den Ziersträuchern des Etablissements von A. Leroy befindet sich auch eine interessante Sammlung der japanischen Quitte mit weissen, rosa- farbigen und rothen, einfachen und gefüllten Blü- then, sowie die Form, wo die Früchte am Gipfel eine nabelförmige Verlängerung besitzen, ebenso deren, wo das Laub panachirt ist, oder wo es eine gelbliche Farbe besitzt. Interessant ist ferner, wo die Blätter mehr oder weniger verkümmert erschei- nen und eine rosarothe Farbe haben; schön und zu empfehlen ist sie aber keineswegs. Dagegen möchten wir eine andere Abart empfehlen, wo der sonst abfallende Kelch nicht allein bleibend ist, sondern sich sogar nicht unbedeutend vergrössert und fleischig erscheint, so dass die Frucht das An- sehen einer langen, oben abgestutzten Walze be- sitzt oder auch aussieht, als wenn 2 Früchte über einander sässen. Bisweilen stehen 3 solche Früchte dicht bei einander: und verwachsen mit einander, wobei 2 in einer wagerechten Linie liegen, wäh- rend die dritte aufrecht steht. Untersucht man die Frucht der japanischen Quitte gleich nach der Blüthe, so findet man, dass die 5 Kelchblätter bereits auf einem erhöhten Rande stehen, während in der Aushöhlung des Gipfels selbst die Staubgefässe sich befinden. Es wiederholt sich gleich nach der Blüthe dieselbe Er- scheinung der Ueberwallung, wodurch die 5 Frucht- knoten in die Höhlung kamen und mit der innern Wand der Ueberwallung, sowie unter sich, ver- wuchsen, um die sogenannte Apfel-, hier die Quit- tenfrucht zu bilden. Da bei der zweiten Umwal- lung, welche also, wie eben gesagt, erst nach der Befruchtung beginnt, nicht auch Fruchtknoten ein- geschlossen sind und die auf der innern Seite be- findlichen Staubgefässe abfallen, so entsteht in ihr 318 eine nicht unbedeutende Vertiefung, welche in ihrer Oeffnung durch die zusammengezogenen Reste des Kelches nur zum Theil geschlossen wird. Da aber auch die eigentliche Aptelfrucht (also die erste Um- wallung) in ihrem Gipfel sich in der Regel etwas zusammenzieht, so hat die ganze Frucht das An- sehen einer doppelten. In den grossen Baumschulen von Dauvesse in Orleans, die wir Jedem, der nach Frankreich kommt, zu besuchen empfehlen, und zwar um so mehr, als der Besitzer ein kenntnissreicher Mann ist und den Fremden mit grosser Liebenswürdig- keit entgegen kommt, sahen wir einige Abarten des auch bei uns beliebten Schlinggewächses Te- coma oder Bignonia radıcans, welche um so mehr unsere Aufmerksamkeit verdienen möchten, als sie weit härter gegen klimatische Einflüsse sein sollen. Die eine führt den Beinamen speciosa und bildet einen mehr buschigen Strauch von 4—6 Fuss Höhe, dessen Zweige nur wenig oder gar nicht ranken, dagegen aber sehr reichlich blühen. Es kommt noch dazu, dass die Blüthezeit weit früher, als bei der Hauptart, eintritt und trotzdem bis spät in den Sommer und Herbst hinein dauert. Die andere Abart rankt ebenfalls weniger und zeichnet sich schon durch ihr dunkleres Laub aus. Ihre Blüthen haben eine matte Ziegelfarbe und fallen deshalb weniger lebhaft in die Augen. In den Verzeichnissen führt sie den Beinamen atro- purpurea sanguinea, der aber keineswegs der Blü- thenfarbe entspricht. In dem Garten, welcher dicht am Wohnhause von Dauvesse sich befindet, sahen wir ein schö- nes Exemplar der Celtis orientalis, welches, obwohl kaum einige 40 Jahre alt, bei einer Höhe von 4 Fuss einen Stamm-Umfang von über 6 Fuss be- sass. Der Baum mochte ungefähr eine Höhe von 60 Fuss und seine Krone 45 Fuss im Durchmesser haben. Wir erinnern uns nicht, und selbst im Öriente, dem Vaterlande, einen solchen schönen Baum gesehen zu haben. In Klein- Asien, aber auch in Konstantinopel, wird Oeltis orientalis, gleich der Cypresse, viel benutzt, um auf Gräbern ange- pflanzt zu werden. In wildem Zustande haben wir ihn nur als hohen Strauch gesehen. In Orleans sahen wir auch Limonia trifoliata in 2 schönen, buschig-gewachsenen Exemplaren von 5 und 6 Fuss Höhe nicht allein gedeihen, sondern auch in Blüthe, welche einen angenehmen Geruch verbreitet. Die Zweige wachsen zum Theil in Dornen aus und geben dem Strauche ein eigen- thümlicbes Ansehen. Die weissen, denen der Oran- gen nicht unähnlichen Blüthen kommen nach Dau- vesse schon im Frühjahre in reichlicher Menge hervor, fallen aber, da sich der Stempel nicht ent- wickelt, bald ab. Gegen den Spätsommer kommen dagegen zum grossen Theil nur Zwitterblüthen hervor, welche Früchte ansetzen. Es war übrigens das erste Mal, wo Limonia trifoliata Blüthen in Orleans getrieben hatte. Ueber Chaussee- und Wege - Bepflanzung. (Schluss.) Nachdem wir die praktischen Einrichtungen besprochen haben, welche nach unserer Ansicht geeignet erscheinen, den Obstbau und die Strassen- Bepflanzungen zu fördern, bleibt uns noch übrig, zu erwägen, was geschehen muss, um einen ratio- nellen Betrieb zu sichern. Zu diesem Zwecke ist eine Instruktion erforderlich, welche in kurzer und klarer Fassung, also mit Vermeidung alles Ueber- flüssigen, diejenigen technischen Grundsätze und Erfahrungen vorschreibt, nach welchen zu Werke gegangen werden muss. Würde eine solche In- struktion fehlen, welche die Prinzipien und Anwei- sungen enthält, nach denen verfahren werden soll, so fehlte es damit auch an; jeder Grundlage, den Baumwärter, oder wer es sei, für Missgriffe, Ober- flächlichkeiten und Vernachlässigungen verantwort- lich zu machen. Gehen wir nun von dem Nächsten aus, was bei einer Pflanzung erforderlich ist, so müssen wir mit der Wahl der Baumgattung oder Art beginnen. Vorher ist schon bemerkt worden, dass letztere in ihren natürlichen Anforderungen mit den durch Lage, Klima und Boden gegebenen Verhältnissen in harmonische Beziehungen gebracht werden muss, wenn die Pflanzung gedeihen soll. Es ist also zu- nächst nöthig, in der Instruktion diejenigen Baum- gattungen und ihre Eigenthümlichkeiten kurz zu beschreiben, die für Strassen-Bepflanzungen passen. Dabei würde speziell anzugeben sein: 1) der Wuchs, die Kronen- und Wurzelbildung. Der Wuchs muss üppig und rasch sein; die Krone muss in die Höhe, möglichst pyrami- dal oder kugelförmig, aber nicht sparrig, wach- sen oder gar aus hängenden Zweigen gebildet werden. Bäume, welche durch weitgehende Wurzeln angrenzenden Kulturen schaden kön- nen, dürfen nur da gepflanzt werden, wo die- ses nicht eintreten kann, z. B. in Einschnitten u. 8. w.; i 2) ist es, namentlich bei Zierbäumen, wichtig, zu wissen, ob sie den Schnitt oder den Ab- wurf der Krone vertragen oder nicht? 319 3) würde anzugeben sein, ob das Holz nur als Brennholz oder zu höherem Werthe als Nutz- holz verwendbar ist? bei Obst-Anpflanzungen kommt es sehr darauf an, dass an Strassen auch nur solche Sorten gebraucht werden, die einen freien Stand ver- tragen, die nicht zu dicke Früchte bringen, welche der Wind sonst abwirft, die gleich- zeitig und spät reifen; bei hohen und rauhen Lagen hat man besonders auf spätblühende Sorten zu sehen; ist die Angabe von Lage, Klima und Boden- art, die der Baum verlangt, die er vorzieht oder die er nicht verträgt, wichtig? muss die Pflanzweite, die je nach der Baum- 4) 6) gattung sehr verschieden ist, speziell ange- | geben werden? Ausser diesen Erfordernissen würde die Instruk- tion diejenigen technischen Vorschriften enthalten müssen, welche bei der Pflanzung, der Pflege und Erhaltung der Bäume, beim Höherziehen der Krone u.s. w. zu beobachten sind. Dass eine solche In- struktion frei von jeder Unrichtigkeit und jeder fehlerhaften oder unklaren Angabe sein muss, die erste Bedingung derselben. Denn in der Baum- zucht, ganz besonders aber bei Strassen - Allden, kann der kleinste Fehler unberechenbare Folgen haben. ‘Die grösste Klarheit bei thunlichster Kürze und die möglichste Präzision und Bestimmtheit ist | . aber erforderlich, weil die Instruktion Leuten dienen soll, die, selbst wenn sie die Ausbildung als Baum- wärter auch besitzen, doch weit davon entternt sind, wissenschaftlich und praktisch gebildete Fachmänner zu sein. Aber auch solchen müssten ihre Pflichten genau vorgeschrieben werden, um möglichst ein willkürliches und einseitiges Verfahren gänzlich aus- zuschliessen. ist | lich der Richtigkeit und Tüchtigkeit auf fremde Kräfte verlassen zu müssen; allein der Verfasser hatte ein sehr lobenswerthes Ziel im Auge, welches wir vollständig zu würdigen wissen, und wir glau- ben mit ihm einer Meinung zu sein, dass nach sei- nem Verfahren etwaige Mängel und Unrichtigkeiten nicht ihm, sondern vorzugsweise den zugezogenen Sachverständigen zur Last fallen. Was ım Eingange über Wahl der Holzart, über Lage, Klima und Boden gesagt ist, hat als Erläuterung nur eine allgemeine Bedeutung. Ab- solut richtig ist es aber nicht, wie es dort heisst, dass auf felsigem Boden die Baumwurzeln eine ab- norme Stärke annehmen und sich weit ausbreiten, während der Stamm verzwergt, die Aeste unregel- mässig wachsen und dünn bleiben. In der Regel tritt Letzteres nur ein, wenn die Wurzeln für ihre Ausbreitung keinen hinreichenden Boden oder Raum finden, und ist der Fels gar zerklüftet, so dass die Baumwurzeln eindringen können, so lieben das manche Baumgattungen sogar sehr, wachsen dann auch recht üppig. Hinsichtlich der Bestimmung der Arten bei Obst- Anpflanzungen sind die hauptsächlichsten Be- merkungen, wenn auch nicht erschöpfend, so doch richtig; indessen können wir die Ansicht nicht un- bedingt theilen, dass sich im Allgemeinen zur Be- pflanzung von Höhen Apfelbäume mehr eignen, wie Birnenbäume. Soviel bekannt, findet vielfach, und auch grade im Regierungsbezirk Trier, das Gegentheil statt. Dass man aber, wie empfohlen | wird, in einer Allee Apfel- und Birnbäume abwech- Wir wollen nun sehen, in wie weit der ın der erwähnten Broschüre vom Regierungsrath O. Beck: „Land- und volkswirthschaftliche Tagesfragen u. s. w.” enthaltene Entwurf einer Instruktion für das Pflan- zen und die Pflege der All&ebäume den vorbemerk- ten Anforderungen entspricht. Zunächst müssen wir anführen, dass der Verfasser nicht Fachmann ist, also nicht aus eigener Wissenschaft geschrieben hat. Seite 63 wird auch ausdrücklich gesagt, dass die Instruktion aus Lucas’ und Medicus’ „Lehre vom ÖObstbaue” aus der Trier’schen Gartenbau-Zei- tung und der schlesischen landwirthschaftlichen Zei- tung zusammengestellt worden sei. Demnächst seien Sachverständige darüber gehört, als welche vorzugs- weise 4 Oberförster und 1 Gärtner benannt sind, | und so sei der Entwurf entstanden. Es ist aller- dings ein gefährliches Beginnen, ein technisches Werkchen zu bearbeiten und sich dabei hinsicht- | gut. selnd pflanzen soll, halten wir schon wegen der grossen Verschiedenheit des Wuchses und der Be- laubung, sowie wegen der Verschiedenheit der Dauer beider Baumarten, weder für schön, noch Dass bei einer Bodentiefe von 15 —2 Fuss Obstbäume gedeihen, „wenn sich nur bis 3 Fuss tief kein Wasser ansammelt, namentlich also keine undurchlassende Thonschicht vorhanden ist,” lässt sich ebenfalls nicht als positiv richtig aufstellen. Bildet z. B. Geröll, Kies oder Grand die Unterlage, | wie man das bei vielen ehemaligen Seebecken, an manchen Uferstrecken grosser Flüsse u. s. w. oft findet, so werden die Bäume krank, sterben auch sogar ab, wenn sie derartige Lager erreichen, die daher unbedingt in angemessener Tiefe und Breite durch Bodenmischung zu verbessern sind. Es ist ferner auch nicht zutreffend, dass dem Apfelbaume ein entwässerter, also trockener Boden vorzüglich zusagt; wenn er auch im Allgemeinen bescheiden in Bezug auf die Bodenbeschaffenheit ist, so hat er doch einen nicht zu trockenen Boden sehr gern. Jetzt folgt das Eingangs erwähnte, der Monats- schrift des Gartenbau-Vereines zu Trier entnommene 320 Verzeichniss solcher Obstsorten, die sich dort für Bepflanzung von Höhen und Wegen, sowie zur Produktion von Obstwein, bewährt haben, und dann geht der Verfasser zur Anpflanzung von Waldbäu- men an Wegen über und bespricht einzeln: a. die italienische und kanadische Pappel, die Schwarzpappel, die Silberpappel und die Zitterpap- pel oder Espe, glaubt aber mit uns letztere drei nicht empfehlen zu dürfen, und warnt überhaupt durchaus vor der Anpflanzung von Pappeln. Letz- teres scheint uns doch etwas zu weit gegangen, weil sie, an steilen Böschungen, an Ufern oder da angebracht, wo sie zur Verschönerung einer Ge- gend dienen und nicht schaden können, die italie-, nischen Pappeln wohl anzuwenden sein dürften. Dann folgt b. die Espe; c. die abendländische und morgenländische Platane*); d. der weisse und der spitze Ahorn; e. die Birke; f. die Erle; g. die Eberesche; h. die Stein-, die Stiel- und die öster- reichische Eiche, welche füglich ganz fortbleiben konnten, da bei aller Schönheit einer Eichen-Allee dieser Baum doch nicht wegen seines sparrigen und langsamen Wuchses an Strassen passt, daselbst auch schwerlich aufkommen dürfte, weil er zu jung und schwach angepflanzt werden müsste, um Sicherheit zum Anwachsen zu geben. Ferner fol- gen: ı. die Akazie; k. die Ulme; l. die Linde; m. die Rosskastanie und die edle Kastanie, welche letz- tere in dem milden Thal- Klima der Mosel aller- dings gedeiht, und n. die Weide, die als All&ebaum aber sicherlich keine Empfehlung verdient. Im Allgemeinen sind die unter 1—5 von uns aufgestellten Anhaltspunkte in der Besprechung je- ner Bäume nur sehr mangelhaft befolgt, die Pflan- zenweite ist generell und nicht bestimmt angege- ben und hier fehlt diese, dort jene nothwendige Auskunft für den Chaussde- oder Baumwärter. Was soll er aber überhaupt annehmen, wenn es, wie z. B. beim Ahornbaume u. s. w. in Bezug auf den Boden, den er verlangt, heisst: „Die zuträglichsten Gebirgs - Arten sind etwas tiefgründiger Kalk und Trapp, auch noch Granit, Porphyr, alter Sandstein und bunte Thonlager u. s. w.” (S. 73). Mehrfach widersprechen sich auch die ertheilten Anweisungen oder sind unklar, wie z. B. beim Be- schneiden der Zweige und Wurzeln zu pflanzender Bäume (8.78 und 86), welches nach der einen in gleichem Masse geschehen muss, „indem die Zweige sonst mehr Säfte gebrauchen, als ihnen die Wur- zeln zuführen können” (eine Auslegung, die nicht begründet ist), während es anderwärts heisst: „Nach den neuesten Erfahrungen sollen die gesetzten Obst- *) In den meisten Verzeichnissen fälschliech Pl. occiden- talis genannt. stämmchen im ersten Jahre gar nicht beschnitten werden u. s. w.” Es ist auch an Strassen nicht anwendbar, was Seite 77 gesagt wird, bei Lagen, die Stürmen ausgesetzt sind, nur Stämme von 4 Fuss Höhe zu pflanzen, denn diese würden durch ihre Kronen später den Verkehr hindern; ebenso wenig kann man, wie Seite 79 empfohlen worden, auf Chausseen die Hügel-Pflanzung in Anwendung bringen. Ferner sind auch die daselbst empfohle- nen Kies- oder Steinplatten-Unterlagen auf kaltem, undurchlassendem Thonboden des Untergrundes nicht geeignet, die Nachtheile desselben zu beseitigen. Wir können unmöglich alle Mängel und Fehler der Instruktion hier hervorheben; doch müssen wir nothwendiger Weise noch auf den Schnitt der Obst- bäume zurückkommen, bezüglich dessen Seite 85 und 86 viel Unrichtiges, für die Obstbaumzucht Verderbliches gesagt ist. So soll ein Ast den an- dern im Wachsthume überholt, der stärkere länger, der schwächere kürzer geschnitten werden, während grade das Umgekehrte stattfinden muss. Endlich soll auch noch gar bei den Obstbäumen an Chaus- s6en der eigentliche Sommerschnitt angewendet wer- den, der, abgesehen von allen technischen und pe- kuniären Gründen, bei Chaussdebäumen schon we- gen ihres natürlichen und hochgehenden Wuchses nicht ausgeführt werden kann und der nur bei Kessel- und Kelchbäumen, bei Pyramiden, Palmet- ten, überhaupt bei Formenbäumen, wo man jeden Zweig ganz zu erreichen vermag, Anwendung fin- det, zum Zwecke hat, unter künstlichen Verhältnissen die Fruchtbarkeit zu erhöhen. Obgleich nun aber die Instruktion Alles be- spricht, was sachgemäss hinein gehört, so wird da- rin doch (S. 63) ausdrücklich bemerkt, dass zu ihrer Ausführung der gleichzeitige Besitz und die möglichst genaue Kenntniss der „Lehre vom Obst- bau” von Lucas und Medicus unentbehrlich sei. Dieses Lehrbuch ist indessen bei allen seinen Vor- zügen für einen Baumwärter, der Strassen - Pflan- zungen pflegen soll, wenig geeignet. Die Instruktion enthält aber auch viel Gutes und ist mit grossem Fleisse zusammengestellt, aber Mangel an Präcision sowohl, wie hervorragende Fehler, die grossen Nachtheil bringen können, las- sen uns, vom technischen Standpunkte aus, nicht dazu rathen, praktische Anwendung davon zu machen. Der übrige Theil der Brochüre, der wir, im Ganzen genommen, unsere Anerkennung nicht ver- sagen können, enthält viele wichtige Anleitungen über Verwerthung des Obstes, die, wie es der Ver- fasser bezweckt hat, durch vortheilhafteste Anre- gung vielseitig geeignet sind, den Obstbau fördern zu helfen. Verlag von Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 41. 1867. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Berlin, den 12. Oktober Cochliostema Jacobiana C. Koch et Lind. Eine Blüthen- und Blattpflanze des Warmhauses. — Gärtnerische Briefe Inhalt: über die Pariser Welt-Ausstellung. XVI. — Programm zur General-Versammlung des Hannoverschen Pomologen-Ver- eines zu Hannover am 19., 20. und 21. Oktober 1867. — Rosa multiflora als Unterlage. — Der neueste Katalog von J. Verschaffelt in Gent. Cochliostema Jacobiana €. Koch et Lind. Eine Blüthen- und Hlattpflanze des Warmhaufes. Unter den Pflanzen, welche als neue Einfüh- rung, von Linden ausgestellt, sich in der 5. Aus- stellung des Jardin reserve in Paris vom 1. bis 14. Mai befanden, war auch eine schöne Blatt- pflanze von Ecuador. In der äussern Erscheinung glich sie dem bekannten Vogelneste (Asplenium Ni- dus avis) oder einer riesigen Billbergie, etwa der unter dem Namen Tillandsia gigantea in den Gär- ten sich befindlichen Art, und fand auch die An- erkennung, welche sie verdiente. Wir hielten sie gleich anfangs für eine Commelinacee und würden sie zum Genus Pallisota gestellt haben, wenn ihr Vaterland Afrika gewesen wäre. Bei weiterer Un- tersuchung sprachen wir gegen ihren Besitzer je- doch die Vermuthung aus, dass sie eine zweite Art des erst seit wenigen Jahren aufgestellten Genus Cochliostema sein möchte. Auf der Rückreise nach Reutlingen über Brüs- sel begriffen, konnten wir nicht umhin, von Neuem das reiche Pflanzen-Etablissement von Linden zu besuchen, und waren nicht wenig erfreut, unsere eben geschilderte Pflanze ebenfalls in einem schö- nen, grossen Exemplare in Blüthe zu finden. Da war nun kein Zweifel mehr, dass sie nicht allein in die Familie der Commelinaceen gehörte, sondern dass sie wirklich eine zweite Art des Genus Coch- liostema darstellte, die aber in jeglicher Hinsicht, sowohl an Grösse, als an Schönheit, die bereits be- kannte und beschriebene Art C. odoratissimum über- trifft und Besitzern von Gewächshäusern deshalb nicht genug empfohlen werden kann. Mit dieser hat sie auch wohlriechende Blüthen. C. odoratissimum soll vom Kontinente nach England gekommen sein und hat durch James Veitch and Sons eine weitere Verbreitüng erhal- ten. ‚Wir sahen sie zuerst im Jahre 1857 in dem Garten des Kommerzienrathes Borsig in Moabit bei Berlin und hatten auch die Freude, schon bald darauf durch den dortigen Obergärtner, Inspektor Gaerdt, Blüthen zur Untersuchung zu erhalten. Der eigenthümliche Bau der Staubbeutel fiel uns augenblicklich auf und war gewiss hinlänglich, um aus der Pflanze ein besonderes Genus zu machen. Wir hielten jedoch unsere Veröffentlichung zurück, bis wir die sämmtlichen Genera der Commelinaceen, welche so sehr einer neuen Bearbeitung bedürfen, einer Prüfung unterworfen haben würden. 2 Jahre darauf blühte die Pflanze auch in dem Etablissement von Ambr. Verschaffelt in Gent und Lemaire veröffentlichte sie schnell in der von ihm redigirten Illustration horticole (tab. 217) unter dem Namen Cochliostema odoratissimum. Bald da- rauf gaben auch wir in der Wochenschrift eine genaue Beschreibung der Pflanze. Dass sie, trotz ihrer Schönheit, keine weitere Verbreitung erhalten hat, ist zu verwundern. So viel wir wissen, ist sie jetzt weder im Besitze von Veitch in London, noch in dem von Ambr. Verschaffelt, und hat 41 32 daselbst anderen, zum Theil weit weniger schönen, aber allerdings neueren Pflanzen Platz machen müssen. Zum Glück befindet sie sich aber noch im Besitze des Kommerzienrathes Borsig und wird hoffentlich auf diese Weise nicht verloren gehen. Beide Arten, Cochliostema odoratissimum und Jacobianum, stehen sich einander sehr nahe und unterscheiden sich hauptsächlich durch die Grösse und durch das Vorhandensein oder den Mangel eines behaarten Ueberzuges des Blüthenstandes. Ausserdem stehen bei C. Jacobianum die weit grös- seren Blätter in grösserer Anzahl steif-aufrecht und haben auf der Unterfläche keine braune Färbung. Diese grössere Art befindet sich jetzt in einem grossen, blühenden Exemplare im Jardin reserve der internationalen Pflanzen - Ausstellung in Paris und hat die Anerkennung erhalten, welche sie ver- dient. Die Preisrichter haben ihr bereits den er- sten Preis zugesprochen und auch den Wunsch zu erkennen gegeben, dass sie zu Ehren des Generals v. Jacobi, des bekannten Forschers in dem Be- reiche der Agaveen, genannt werden möchte; gern sind wir deshalb diesem Wunsche nachgekommen. 1. C. odoratissimum Lem. Folia elliptica, basi attenuata, discoloria, subtus brunnea; Inflo- rescentia paniculata, pilosa, ramis brevibus; Sepala et Antherae dorso pilosae. 2. GC. Jacobianum C. Koch et Lind. Folia elliptica, basi attenuata, margine extremo excepto brunneo, concoloria; Inflorescentia glaberrima, ramis elongatis; Sepala et Antherae glaberrimae. C. Tacobianum stellt mit seinen zahlreichen, über 35 Fuss langen und 6—7 Linien breiten, so- wie etwas dicklichen und fleischigen Blättern, selbst ohne Blüthen, eine schöne Blattpflanze von 23 bis 3 Fuss Durchmesser dar. Ein hervorstehender, brei- ter Mittelnerv durchzieht von unten nach oben die Blätter, deren brauner Rand nicht besonders be- merkbar ist. Sonst besitzen beide Flächen eine hübsche grüne, aber opake Farbe. Aus dem Winkel der unteren Blätter kommen, je nach der Stärke der Pflanze, 2, 3 und selbst mehr grosse Rispen auf 1— 13 Fuss langen und mit 3—4 elliptischen, aber konkaven und schr zart- rosafarbenen, bisweilen fast weissen Blättern be- setzten Stielen hervor. In der Regel stehen die 6—-10 Aeste von ziem- licher Länge und weisser Farbe zu 3—D5 dicht ge- drängt und bilden deshalb 2 fast übereinander ste- hende Dolden. Gegen die Spitze dieser Aeste be- finden sich meist 6 — 8 Blüthen von über 2 Zoll ım Durchmesser. Die 3 länglichen und hellrosa - farbigen Kelch- blätter sind gegen 6 Linien lang und 3 Linien | breit und stehen ziemlich horizontal ab, während 9) ad von den 3 länglich-spathelförmigen, lang-gewimper- ten und tief-azurblauen Blumenblättern nur 1 eine horizontale Richtung besitzt, die andern beiden aber etwas aufrecht stehen. Von den 3 Staubgefässen sind die beiden seit- lichen unfruchtbar und mit langen weissen Haaren besetzt, während das mittlere aus einem aufrechten Stiele besteht, der den länglichen, aber horizontalen Staubbeutel von blauer Farbe trägt und an der Spitze wiederum in einen aufrechten Schnabel aus- läuft. Der Staubbeutel springt nach innen mit einer Längsspalte auf, durch welche die beiden Spiralen, die den Blumenstaub von gelber Farbe tragen, sichtbar sind. An der Basis des fruchtbaren Staub- gefässes befinden sich 2 Büschel langer und gelber Haare. Der schief-aufrechte und längliche Frucht- knoten endigt in einen rosafarbigen Griffel. Härtnerifhe Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung.”) xVv1. Paris, den 9. September, Ich gehe zur elften Ausstellung über, wozu die Pflanzen bis zum 1. September eingeliefert werden mussten. Je mehr der Herbst herannaht, desto mehr macht sich ein Uebergewicht der Obst - Aus- stellung über die der Blumen geltend. Mit dem 1. September ist auch ein neues Element hinzuge- treten, welches von jetzt an einer der Haupt - Ge- genstände der Aufmerksamkeit sein wird: die Wein- trauben nämlich, welche zum Keltern bestimmt sind. Ursprünglich war beabsichtigt worden, die Aus- stellung dieser Weintrauben ganz abgesondert von der des übrigen Obstes auf der ziemlich eine Stunde entfernten Seine-Insel Billancourt, wo auch die mei- sten der im Frühjahre gepflanzten und die verschie- denen Kultur-Methoden erläuternden Reben sind, ab- zuhalten. Auf dieser Insel befinden sich auch bereits unter Anderm das Modell von Dr. Krantz in Perl bei Trier, aus trockenen, über einander gewickelten Reben bestehend, um der Weinrebe erhöhten Ertrag abzugewinnen, sowie die in der Erde eingesetzten und noch fortvegetirenden grünen Reben des Trierschen Gartenbau - Vereines und der Weinbergs - Besitzer Mohr u. Rohde aus Trier, um die Kultur-Metho- den des Mosel- und des Saar - Thales hier zu ver- sinnlichen. Ausserdem sind aber auch von französischer Seite verschiedene Kultur - Methoden durch in die *) Diesen Brief, sowie den nächsten, hat wiederum den Dr. Wittmack zum Verfasser. 323 Erde versetzte Weinstöcke zur Kenntniss gebracht worden. Man muss sehr bedauern, dass diese gute Absicht, die verschiedenen Kultur - Methoden der Weinrebe aus allen Weingegenden vorzuführen, so- gar für Frankreich doch nicht durchgeführt ist. Uebrigens hat der Stadtrath Thränhardt in Naum- burg a.d.S. das Verdienst, diesen Gedanken schon vor 13 Jahren angeregt zu haben. Als er in die- sem Jahre von Seiten der französischen General- Kommission für die internationale Industrie-Ausstel- lung zur Ausführung gebracht wurde, war es lei- der eigentlich schon zu spät; es konnten von Seiten der Weinbergs-Besitzer nicht mehr die durch- aus nothwendigen Vorkehrungen getroffen werden. Nach einem neuen Beschlusse der General-Kom- mission wurde bestimmt, dass auch die Kelter-Wein- trauben mit dem übrigen Obste zusammen eben- falls im Jardin reserv& des Champ de Mars aufge- stellt und demnach auch daselbst von Seiten der Preisrichter ihre Beurtheilung finden sollten. Versuchen wir nun nach dieser vorausgegange- nen, zum Verständnisse nothwendigen Erörterung auch diese elfte Ausstellung zu schildern und dem Programme der Reihe nach zu folgen. In den Vordergrund waren dies Mal die Geor- ginen, oder wie man in Frankreich sagt, die Dah- lien gestellt. Man hatte zwar sehr hübsche Samm- lungen eingesendet, im Allgemeinen war die Be- theiligung aber doch nur eine schwache zu nennen. Manche Georginenzüchter schienen nicht die Zeit ab- warten zu wollen und hatten bereits, wie auch be- richtet ist, zu den früheren Ausstellungen Mancher- lei gesendet. Zum zweiten Male konnten sie na- türlich ihre Erzeugnisse nicht bringen. Die schönsten Georginen in abgeschnittenen Blumen hatten Moricard & Asclept in Paris aus- gestellt: 160 Sorten, unter ihnen viele kleinblumige oder Liliputs von besonderer Schönheit. Al. De- vaüx in Ermont (Seine und Oise) verdankte man dagegen 144 Sorten, die den vorigen wenig nach- standen. Neuere, aus Samen gezogene Sorten wa- ren von Gu@noux in Voisenau bei Melun und Laloy in Rueil (Seine und Oise) ausgestellt und bestanden wiederum hauptsächlich aus Liliputs. Besser, wie die Haupt-Aufgaben, waren da- gegen einige der weniger bevorzugten Aufgaben erfüllt. Hier sind besonders die zahlreichen und schönen Dracänen zu nernen, die von mehrern Seiten eingesendet waren. Als die an Zahl grösste Sammlung möchte wohl die von Savoye in Paris zu bezeichnen sein, obwohl die Exemplare meist noch klein waren. Wegen der Seltenheit sind zu nennen: Dr. madagascariensis mit linealen und Dr. maculata mit breit-eiförmigen, hell-gefleckten Blät- tern, ferner Porteana, robusta, limbata, erythrora- chis, die freilich eine weisse Mittelrippe hatte u.s.w. Ausserdem hatte Savoy noch 25 auserlesene Exem- plare geliefert, von denen Dracaena siamensis, Dr. fragrantissima, Dr. elegans u. s. w. zu den besten gehörten. Weit überragt wurden diese beiden Sammlungen aber durch zwei andere, die zwar an Arten weni- ger zahlreich, an Grösse und Schönheit jedoch ohne Gleichen waren: die von Chantin in Paris und die von de Beukelaer in St. Josse-Ten-Nood bei Brüssel. Beide hatten 25 ausgesuchte Pflanzen geschickt, die Jedem einen ersten Preis eintrugen, da es zu schwierig war, hier Einen über den An- dern zu stellen. Von Chantin’s Pflanzen seien genannt: die schönen, gegen 8 Fuss hohen Exemplare der Dracaena arborea mit 4—5 Zoll dickem Stamm, Dr. Draco, Dr. australis, Dr. colocoma, die 10 Fuss hohen Dr. indivisa und Dr. canariensis, sowie eine 11 Fuss hohe, unbenannte Art aus Australien, deren gegen 2% Fuss langen, scheidenartig - umfassenden Blätter etwas breiter, wie bei indivisa, waren. Von etwas kleineren Sorten, die zwischen 3 und 5 Fuss Höhe hatten, ragten hervor: Oordyline indivisa vera mit braungelben Längsrippen der Blätter, Dr. Roezliı Hort. Belg. mit nicht sehr gedrängten, breit- schneidigen Blättern, Dr. guatemalensis*), Dr. Kner- ki, Dr. Veitchii mit blassrother Rippe und eine Dracäne aus Mexiko, deren Blätter von der Mitte an herabhängen. Unter de Beukelaer’s 25 Arten zeichneten sich vorzüglich aus: Dr. Draco, Dr. marginata, Dr. latifolia, Dr. punctata, mit schmäleren. Blättern, als die vorigen, mehr der Dr. congesta ähnlich, aber mit weissgelben Punkten und Stricheichen**), Dr. australis, sehr dichtschopfig, Dr. cannaefolia und viele andere. Auch eine nicht minder schöne, allgemeine Sammlung hatte Beukelaer eingesendet, in der sich die niedliche, weiss-berippte Dr. Banksıi, die steife Dr. rigidifolia, ferner Dr. mauritiana, Dr. Rumphii und eine Art aus Kalifornien (?) ohne Namen, die schon gegen 5 Fuss hoch war, befanden. Die Tracht der letzteren erinnert durch die Weitläufig- keit der Blätter der Blätter lebhaft an Dr. yuccoi- des (?), allein dieselben sind hier breiter und schlaffer, wie an letzterer, und ähneln mehr denen von Dr. Draco. Die Krone von de Beukelaer’s Pflanzen war aber eine riesige Dracaena lineata, die mindestens 12 Fuss hoch war und mit ihren obersten Blättern schon an das Dach des Hauses stiess. Man konnte wirklich nichts Schöneres sehen, als diesen riesigen *) Ist Yucca conspicua L. **) Ist Dracaena stenophylla ©. Koch. Die Red. 41* 324 Blätterschopf, der sich von 2 Fuss Stammhöhe an nach allen Seiten hin ausbreitete. Einstimmig er- hielt diese Pflanze für sich allein den Preis als das am kräftigsten entwickelte Exemplar. Auch Chantin hatte eine sehr stattliche Dr. umbraculifera ausgestellt, ausserdem aber noch 12 auserlesene Exemplare. So herrlich die Dracäneen-Ausstellung war, um so armseliger nahm sich die der Crotons (d.h. For- men des Codiaeon chrysostieton) aus. Nur Knight hatte 6 buntblättrige eingesendet, darunter Uroton longifolium variegatum, C. angustifolium pietum u. s. w. Die verlangten Allamanden waren nur durch eine einzige, A. Hendersonii, vertreten. Sie war in einer Art Ballonform gezogen, erinnernd an die Azaleen von Veitch, die schönen grossen, gel- ben Blüthen waren aber leider noch nicht zahl- reich entwickelt. Die ausgestellten Fuchsien, Veroniken und Pe- largonien boten, obwohl namentlich unter den letz- teren sehr schöne Sorten sich befanden, nichts we- sentlich Bemerkenswerthes dar. Von Pflanzen im freien Lande sind hervorzu- heben: die schönen Chineser Nelken (Dianthus si- nensis) von Vilmorin-Andrieux & Co. und die prachtvollen Astern von Duvivier. Unter diesen letzteren (300 — 400 Exemplaren) zeichneten sich besonders aus: eine innen weisse und am Rande violett - umsäumte Sorte: Victoria couronn@ violet, die ähnliche Varietät Pompon couronn&@ violet, die auch Vilmorin & Co. unter ihren einjährigen Pflanzen schön vertreten hatten, die Sorte Imbri- qu& rose rubann® blanc, an der die einzelnen ro- senrothen Blüthchen weiss-umsäumt sind, die schöne hellblaue Sorte Imbriqu& mauve clair, die dunkele Empereur violette und viele andere. Höchst interessant war aber eine Sammlung von Theesträuchern, die A. Leroy aus seinem rei- zenden Garten in Angers geliefert hatte und die hier in’s freie Land gepflanzt worden waren. Es mochten gegen 12 Stück sein: Thea viridis, Thea Bohea und die besonders bemerkenswerthen Thea Sasanquan alba mit kleinen elliptischen, 1% Zoll langen Blättern, sowie Thea assamica, deren Blät- ter schmäler und 2 Zoll lang sind. Ebenso verdiente eine grosse Sammlung von Orangenbäumen, Pompelmusen, Bigaradien u. s. w. in vielen Sorten von Hipp. Ban die vollste Anerkennung. Von Blüthenpflanzen möchten ausser den schö- nen Rosen von Margottin und Hipp. Jamin noch die violette Anemona japonica, die weisse A. Honorina Jobert und das grosse Sedum Fabaria mit 5 Fuss im Durchmesser enthaltenden Dolden- trauben von Yvon zu erwähnen sein. Unter den abgeschnittenen Blumen waren es vorzüglich die Gladiolen wieder, die Aller Augen fesselten. Vor Allem 'natürlich zeichneten sich die von Souchet aus Fontainebleau durch Pracht und Ueppigkeit der Pflanzen aus. Seit 25 Jahren be- schäftigt sich der kaiserliche Garten - Direktor Souchet mit der Neu- und Anzucht schöner For- men und besitzt zu diesem Zwecke ein nicht un- bedeutendes Terrain. Da er selbst nicht Handel treiben kann, so überlässt er den Verkauf Andern. Wenden wir uns jetzt zur Obst - Ausstellung, und zwar zunächst zu den Weintrauben. Hier fielen uns unter den Tafeltrauben vor Allem die von Knight, dem Öbergärtner auf dem Schlosse Pont-Chartrain, in die Augen. Wir kennen ihn schon von den früheren Ausstellungen her als Denjenigen, der stets Vorzügliches lieferte. Auch diesmal erhielt er für seine 11 prachtvoll entwik- kelten Sorten: Burchardt's Black Prince, Franken- thaler, Muscat Escholota, die grünen Buckland’s Sweet Water, Forster's Seedling, Chasselas Napo- leon, Muskateller von Hamburg, welcher letztere über 1 Fuss lang war, und mehre andere den er- sten Preis. Ihm zunächst stand mit getriebenen Trauben de Glo&s aus Belgien, dessen Exemplare etwas kleiner und nicht so mannigfaltig waren. Unter den im Freien gezogenen Tafeltrauben glänzten natürlich die von Rose und Constant Charmeux in Thomery. Ersterer hatte 40 Sorten, hauptsächlich seine Chasselas, ausgestellt; einzelne andere, z. B. die grünen Sultanieh Tschaouch (aus dem Park von Versailles) mit sehr grossen Beeren, und Valencia, sowie die blauen Aleppo, Bicobore, Fintinda, Frankenthal u. s. w.,, möchten aber doch wohl sehr schwerlich in der freien Luft so weit ge- diehen sein. Constant Charmeux hatte nur 8 Sorten, die sämmtlich zweifellos am Spalier erwachsen waren und mit denen von Rose Charmeux in gleichen Rang wegen der ausgezeichnet grossen Beeren gebracht wurden. Besonders merkwürdig waren ausser dem prachtvollen Chasselas Napoleon und dem blauen Milton noch der Chasselas Ciotat mit zerschlitzten Blättern. Aus der Gegend von Angers hatte Dr. med. Houdbine 56 Sorten Tafeltrauben gesendet, die sich durch ihre Süssigkeit auszeichneten. Unter seinen grünbeerigen Sorten waren die besten: Ma- deleine royal, Vibert, Muscat blanc St. Laurent und die etwas röthliche Gromier de Cantal, unter den blauen: Muscat noir, Madeleine pr&coce de Hongrie, Oudine noir und Chasselas de Negropont. Auch Foule, der im Süden (Dep. de Gard) eine Ecole de raisins Chasselas besitzt, hatte recht gute Exemplare gesendet. 325 Alle diese Weintrauben standen aber mehr oder weniger zurück gegen die riesige Sendung von Trauben zum Pressen, welche Bouchet aus Cal- mette bei Montpellier eingeliefert hatte. Sie be- stand aus nicht weniger als 420 Sorten, unter de- nen freilich aus Versehen einige Tafeltrauben sich befanden, die besonders hätten aufgestellt werden müssen. Bouchet’s Sammlung gab so zu sagen gleich im Anfange der Weintrauben-Ausstellung eine Uebersicht sämmtlicher in Europa gebauten Trauben- Sorten, denn ausser den zahlreichen Trauben aus Frankreich hatte er aus allen übrigen Ländern eine Auswahl, namentlich von italienischen, eingelie- tert, z. B. die blaue Monira aus Piemont, die ähn- liche gefärbte Apes orgia von der Insel Sardinien, die Uva regina aus Toskana, die übrigens auch unter dem Namen Rosaki aspro aus Smyrna ge- kommen u. s. w.; ferner die grünen Jijona und Jaen blanc, sowie die Muscat noir und Mollar noir u.s. w. aus Spanien, die Seedling Ingram aus Eng- land, die blaue Veny Galomb (?) aus Ungarn und andere Sorten aus Deutschland, Dalmatien, der Tür- kei u. s. w. Bouchet hatte ausserdem noch eine interes- sante Sammlung eingeliefert, nämlich Blendlinge der Weinrebe von L’herault und dem sogenannten Tein- turier. Es verdienen dieselben die grösste Beach- tung, da man auf diese Weise im Stande ist, die färbende Substanz mancher Weine zu erhöhen. Die Kreuzungs-Methode besteht darin, dass man in die Nähe der betreffenden und zu verändernden Stöcke einige Teinturiers pflanzt. Der Blüthenstaub dieser letzteren fällt dann auf die Narben der ersteren und bringt diese Umänderung hervor.*) Ausser Bouchet hatten noch mehre Andere schöne Weintrauben, welche nur zum Keltern be- nutzt werden, gesendet, z. B. Affre Germa aus Narbonne (Aude), Raymond aus Pont St. Esprit, Gard aus dem südlichen Frankreich u. s. w. Es waren besonders Madeleine, Revarence, Blanquette, Terret, Bourret gris und Muscat romain. Sehr viel Beachtung fanden auch ganze Aeste, reich beladen mit Trauben der Pineau, einer Rebe, welche sonst im nördlichen Frankreich allgemein zur Weinbereitung benutzt wird. Diese Weinreben *) Ueber die Versuche Bouchet’s ist schon mehrmals in der Wochenschrift, und auch selbst erst in diesem Jahre, be- richtet worden. Der Teinturier ist eine besondere Sorte, bei der auch das Laub schön roth gefärbt ist. Sie scheint bei uns gar nicht bekannt zu sein. Wer mit der Eisenbahn die Reise von Tours nach Orleans macht, findet ganze Felder mit diesen Teinturier-Reben bepflanzt. Man benutzt die einen tiefrotben Saft habenden Beeren allgemein zum Färben der Rotlıweine. Da die Trauben aber sonst fast gar keinen Werth haben, im Gegentheil den Wein verschlechtern, so muss man sehr vorsich- tig damit sein und darf nicht zu viel Teinturier-Trauben hin- zusetzen. Anm. d. Red. stammten aus den Landes (Haide-Departement) im Südwesten Frankreichs in der Nähe des Weingaues Medoc bei Bordeaux, wo die Sorte jetzt eingeführt wird. Man schneidet ihn dort lang und lässt die Reben nach allen Seiten auf dem Boden hinkrie- chen, so dass ein einzelner Stock wie eine riesige Spinne aussieht. Nicht minder bedeutend, wie die Trauben-Aus- stellung, war die des Obstes. Hier ragten vor Allem Deseine in Bougival (Seine und Oise) mit 108 Sorten Aepfel und 204 Sorten Birnen, sowie Dupuy Jamin in Paris mit 21 Sorten Aepfel und 132 Sorten Birnen hervor. Die riesigen Birnen des ersteren: Catillae, Bon ÜChretien Williams, Beurr@ Clairgeau, Duchesse d’Angoul&me, van Ma- rum u. s. w. erregten wirklich allgemeine Bewun- derung. Sehr schön waren Dupuy Jamin’s Du- chesse de Berry, B. Berchmann, St. Vincent de Paul, Bonne d’&t@ u. s. w. Unter seinen 25 Sorten Pfirsiche ragten besonders die Brugnon’s und die Pöeche de Malte oder Belle de Paris hervor. Letz- tere hat leider zum Verkauf nicht das gehörige Kolorit, ist aber im Geschmack vielleicht die beste. Der Haupt-Pfirsich-Aussteller war aber diesmal Chevallier in Montreuil, derselbe, welcher im Fruchtgarten schon im Frühjahre für seine leyer- förmig - gezogenen Pfirsichbäume den ersten Preis erhalten hatte. Seine Früchte waren von ganz ausserordentlicher Schönheit. Es thut mir leid, auf die schönen Obst-Samm- lungen von Andr€ Leroy in Angers und der Ge- brüder Baltet in Troyes nicht näher eingehen zu können, so wünschenswerth es auch sein möchte. Diese beiden sind es, welche seit Jahren schon sich damit beschäftigen, alle gute Sorten von Birnen, erstrer auch von Äepfeln, welche besonders in Frank- reich kultivirt werden, in ihren Gärten zusammen- zustellen und einer Kritik zu unterwerfen, um dann nur das Bessere zu empfehlen. Von den Gebrü- dern Baltet ist vor Kurzem die zweite Auflage eines Werkes: „Die besseren Birnen” erschienen, welches auch durch seine Bemerkungen für die Be- handlung der Bäume einen grossen Werth besitzt. Ein anderes Werk desselben Verfassers ist bereits durch den General-Konsul Lade in Geisenheim in’s Deutsche übersetzt worden. Nicht weniger wichtig ist der jetzt eben er- schienene Dictionnaire des fruits von A. Leroy. Es wäre schliesslich noch über das Gemüse zu berichten, welches ebenfalls in reichlicher An- zahl vertreten war; an Sorten erschien es nicht reich, desto vorzüglicher aber an guten Exemplaren. Man erlasse mir um so mehr eine Detaillirung, als mein Urtheil darüber doch nur ein oberflächliches sein dürfte. 326 Programm zur Heneral: Derfammlung des Hannoverfchen Pomologen Vereines zu Hannover am 19, 20. und 21. Oktober 1867. Laut Beschluss des am 6. September d. J. zu einer Sitzung in Einbeck versammelten Vorstandes des Hannoverschen Pomologen - Vereines soll am 19., 20. und 21. Oktober d. J. in den Räumen des Odeon zu Hannover die zweite General-Versammlung des gedachten Vereines, verbunden mit einer Aus- stellung ‘von Obst, Geräthen u. s. w. und entsprechender Verloosung, stattfinden. Zur Theilnahme daran werden ausser den Vereins-Mitgliedern besonders auch landwirthschaftliche und Gartenbau- Vereine aufge- fordert werden. Das Nähere über diese Versammlung ist im Nachstehenden zusammengestellt. A. Allgemeine Befimmungen. 1. Das Präsidium übernimmt in Abwesenheit des Vereins - Präsidenten, Geh. Rath v. Alten, Excellenz, der Vice - Präsident, Major a.D. v. Dassel. In der Öberleitung wird derselbe assistirt von dem Geschäftsführer v. d. Decken-Ringelheim. 2. Die für besondere Geschäfte zu wählenden Kommissionen empfangen vom Präsidium ihre Instruktionen. 3. Das Programm für die einzelnen Tage wird durch Anschlag im Odeon zur allgemeinen Kenntniss gebracht. 4. Vereins-Mitglieder legitimiren sich durch ihre Jahres-Quittungs-Karte. Anderen Personen ist der Zutritt zur Ausstellung gegen Lösung einer Eintrittskarte zum Preise von 2% Groschen gestattet. 5. Folgende Kommissionen sind ernannt: a) Kommission zur Bestimmung der eingesendeten unbenannten Obstsorten, b) Kommission zum Aufstellen und Arrangiren der eingesendeten benannten Obstsorten, c) Kommission zum Ordnen der ausgestellten Geräthe und Instrumente, d) Lotterie-Kommission, e) Kommission, welche zur Auskunfts-Ertheilung u. s. w. nöthig ist. „ 6. Die Namen der einzelnen Kommissions-Mitglieder und die Abzeichen der Kommissionen wer- den durch Anschlag im Odeon bekannt gemacht. 7. Den Kommissionen werden besondere Bureaus angewiesen. 8. In den Sitzungen abzuhaltende Vorträge sind zuvor dem Präsidenten anzuzeigen. B. Zeit- Eintheilung- Der erste Tag, 19. Oktober, ist bestimmt: a) zur allgemeinen Einrichtung und zur Aufstellung der eingesendeten Obstsorten, Ge- räthe u. s. w., b) zu den Vorarbeiten der Kommissionen. Die Räume der Ausstellung sind an diesem Tage nur den Vereins-Mitgliedern und Deputirten der landwirthschaftlichen Vereine u. s. w. geöffnet. Um 1 Uhr Mittags findet eine vorberathende Sitzung statt, worin sämmtliche Punkte der Tages - Ordnungen besprochen und die nöthigen Ausarbeitungen den verschiedenen Kom- missionen überwiesen werden. 4 Uhr Nachmittags gemeinschaftliches Essen. Abends Kommissions - Sitzungen, worin auch die am nächsten Tage vorzubringenden Anträge formulirt werden. Die Protokolle der einzelnen Kommissionen sind am selbigen Abend dem Geschäftsführer zu übergeben. 327 Am zweiten Tage, 20. Oktober, Morgens 10 Uhr, Eröffnung der Ausstellung für das grössere Publikum; dieselbe ist bis Nachmittags 4 Uhr zugänglich. General-Versammlung: Mittags 12 Uhr. Allgemeines Mittagsessen: 3 Uhr Nachmittags. Abends sind gesellige Zusammenkünfte zu allgemeinen Besprechungen. Am dritten Tage, 21. Oktober, Fortsetzung der Ausstellung, für das grössere Publikum von Morgens 9 Uhr bis Mittags 12 Uhr geöffnet. Lotterie der zu verloosenden Gegenstände: 12 Uhr Mittags. Sitzung um 12 Uhr, im Anschlusse an die Debatten des vorhergehenden Tages. Mittagsessen: 3 Uhr Nachmittags. Am dritten Tage oder Tags darauf stehen in Aussicht: Exkursionen nach Herrenhausen, Adolphshof (Siemering’s Baumschule), Braunschweig (Landesbaumschule), Celle (Schieblers Etablissem.). C. General Verfammlung am 20. Oktober. Tages - Ordnung. Rechnungs-Ablage. Aenderung der Vereins-Statuten. Besprechung über die Mittel zur Hebung des Vereines. Desgleichen über Abhalten von Lokal-Versammlungen. Desgleichen über eine, den hiesigen Verhältnissen anzupassende Instruktion für Baumzüchter nach den von Lucas in der „Gemeinde-Baumschule’”” ausgesprochenen Prinzipien. 6. Referat über die diesjährige Versammlung deutscher Pomologen in Reutlingen. 7. Abhalten der beim Präsidio angemeldeten Vorträge über verschiedene Themata. a SU Don D. Ausftellung. In der Ausstellung sollen Obst, Traubensorten, Geräthe und Modelle für Obst-, Wein- und Gar- tenbau, sowie Obst-Produkte als Obstmoste, Obstsäfte, getrocknetes und eingemachtes Obst, vertreten sein. Zur Ausstellung im Haupt - Lokal werden nur geordnete Sammlungen mit Namen angenommen; dieselben werden von der Kommission nach Gegenden, Aemtern oder Vereins-Bezirken aufgestellt. Von jeder. Obstsorte müssen mindestens 3 Exemplare eingesendet werden; dieselben müssen nu- merirt und ausserdem mit einem korrespondirenden Zettel versehen sein, um bei jeder Fruchtsorte beige- legt werden zu können. Die in dieser Weise geordneten Sammlungen müssen der Ausstellungs - Kom- missison des Hannoverschen Pomologen-Vereines im Odeon zu Hannover mit der Bezeichnung: „geordnete Sammlung“ am 17. Oktober übergeben werden. Die Sammlungen, welche behufs richtiger Benennungen eingeschickt werden, müssen, wie die obengenannten, numerirt und in 3 Exemplaren, aber mit einem Zettel nach folgendem Schema Jame und Wohnort des Einfenders NNinNN Nummer 3 Gewöhnliche Benennung Pomologischer Name Sorten be Puneati-Birn u. s. w. ? bon Chretien. 328 begleitet, an die oben genannte Adresse mit der Bezeichnung: „nicht geordnete Sammlung“ bis zum 17. Oktober abgegeben sein. Die zur Ausstellung bestimmten Gegenstände, testens am 18. Oktober früh, franco abzuliefern. wie Geräthe, Modelle u. s. w., sind am 17., spä- Zur Beförderung von Obst-Sendungen wird Eilfracht-Sendung»dringend empfohlen. Es sind 2 Listen der ausgestellten Gegenstände anzufertigen, von denen die eine dem Aussteller später zurückerstattet wird, die andere für den Hauptbericht zurückbleibt. E. Berloofung. Es sollen verloost werden: gut gezogene Obstbäume, Hochstämme, Zwerg - in Scherben- Obst, Instrumente und Garten-Geräthe. Das Loos kostet 10 Ngr.; dieselben sind von jetzt an zu haben bei dem Sekretariat des Han- noverschen Pomologen-Vereines in Ringelheim, und am 17., 18. und 19. bis einschliesslich 20. Oktober, 4 Uhr Nachmittag, im Bureau der Ausstellungs-Kommission in den Räumen des Odeon zu Hannover. Rosa multiflora als Unterlage Ausser der Manetti-Rose benutzt man in Orleans zur Anzucht von Rosenstämmen als Stecklinge auch Rosa multiflora. Zu diesem Zwecke wird selbst noch im Spätsommer, um die Zweige der ausgelichteten Exemplare zu benutzen, Steckholz, 3—4 Zoll lang, geschnitten und bis an die Spitze in die Erde ge- setzt. Wenn auch in dieser Zeit nicht alles Steckhoiz anwächst, so doch in der Regel der bei weitem grösste Theil. Dauvesse zieht als Unterlage für feinere Sorten die Rosa multiflora selbst der Manetti-Rose vor. Die Vorwürfe übrigens, welche man der Ma- netti-Rose als Unterlage hier und da im südwestli- chen Frankreich machte, dass sie unter Anderm zu rasch treibe und in Folge dessen die Edelzweige im Safte ersticken mache, fand Dauvesse nicht bestätigt. Es wäre sehr zu wünschen, dass auch bei uns Versuche gemacht würden, Rosa Manetti und mul- tiflora als Unterlage, wenigstens für feinere Sorten, zu benutzen. Persian yellow will z. B. in Nord- Deutschland nicht recht gedeihen und wird des- halb, so schön sie auch ist, bei uns nur selten ge- sehen. Wir haben uns in England hinlänglich überzeugt, dass alle guten Rosen, auf Manetti ver- edelt, viel schöner waren, als diejenigen, welche man auf der Hundsrose veredelt hatte. Die Ausstellungs-Kommission. Der neuefle Kalalog von I. Verfhaffelt in gent. Eben kommt der Redaktion der neueste Kata- log von J. Verschaffelt in Gent zu und, indem wir ihn flüchtig durchblättern, finden wir, dass er nicht allein den früheren an Umfang nicht nach- steht, sondern auch eine grosse Reihe sehr inter- essanter Pflanzen aus den letzten Jahren und der neuesten Einführung enthält. Wenn auch aller- hand Blüthensträucher, und vor Allem Kamellıen, Rhododendren und Azaleen, sowie Dickpflanzen, be- sonders Agaveen, wiederum in reichlichster Aus- wahl vorhanden sind, so fehlt es doch auch nicht an anderen, weswegen wir die Leser der Wochen- schrift auf diesen Katalog aufmerksam zu machen nicht verfehlen wollen. Unter den neuesten Einführungen bemerken wir hauptsächlich Blatt- und buntblättrige Pflanzen, wie Maranta ıillustris, Alocasia gigantea, Philoden- dron Lindenianum, Gunnera manicata, Wigandıa Vigieri, den von uns früher besprochenen Blend- ling der Agave univittata und xyacantha, die rei- zende Echeveria agavoides, die sonderbare Camellia apicaeformis, Sanchezia nobilis, Eranthemum igneum, Dichorisandra undata und musaica, Bertolonia mar- garitacea u. Ss. w. Wir bemerken schliesslich noch, dass J. Ver- schaffelt sich veranlasst sah, seinen früheren Garten in der Stadt dieser zur Verfügung zu stellen, und: damit die Gelegenheit benutzte, sein Etablissement be- deutend zu vergrössern. Dieses befindet sich jetzt in der Brüsseler Vorstadt (Faubourg de Bruxelles) No. 134 in Gent (Gand). Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 42. Berlin, den 19. Oktober 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. 1 inhalt: 481. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 24. September. — Revue horticole. Jahrg. 1866, 2. Hälfte. Jahrg. 1867, 1. Hälfte. Sonntag, den 27. Oktober, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause - (Nohren-Strasse 49) eine Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 481. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 24. September. Auch in dieser Versammlung führte der Gar- ten-Inspektor Bouch& den Vorsitz. Derselbe re- ferirte zunächst über die ausgestellten Pflanzen, und zwar waren aus’ dem Königl. botanischen Garten 30 Exemplare in ebenso vielen Arten aufgestellt, wovon als bemerkenswerth hervorgehoben wurden: Hypericum buxifolium, ein kleiner, im Freien aus- dauernder Halbstrauch mit hübschen, goldgelben Blumen, dessen Blüthezeit vom August bis Ende September dauert. Da derselbe sich leicht aus Steck- Tingen vermehren lässt, welche schon im ersten Jahre reichlich blühen, so dürfte es vielleicht eine Marktpflanze sein. Ein hübsches Exemplar der bunt- blättrigen Begonia Pearci war reichlich mit Blüthen bedeckt; auch Bursaria spinosa mit ihren zierlichen, weissen Blüthen ist ein zu empfehlender kleiner Strauch für die Herbstflor; endlich wurde aus dieser Aufstellung Hymenocallis expansa mit ihren schönen, weissen, sehr wohlriechenden Blüthen um so mehr empfohlen, da jede im Frühjahr abgenommene Sei- tenzwiebel schon gegen den Herbst blüht und die Pflanze sehr leicht und sogar im Zimmer zu kul- tıviren sel. Die Baumschulbesitzer Metz & Co. in Steglitz hatten durch den Obergärtner Boese ein hübsches Sortiment Georginen, unter denen sich manches Neue befand, aufgestellt, sowie auch durch die Ein- sendung der noch neuen Wigandıa Viguieri, eine schöne Blattpflanze, und unter Vorzeigung eines Blüthenstandes der Tritoma Uvaria var. grandiflora, Beiträge geliefert; die letztere-ist-besonders deshalb empfehlenswerth, weil sie unter Decke im Freien ' aushält und als eine schöne Rasenpflanze zu be- trachten ist. Aus dem Versuchsgarten waren 90 blühende Pflanzen zur Verloosung unter die Mitglieder aus- gestellt. Der Vorsitzende theilte mit, dass verschiedene Aufforderungen von gärtnerischen Ausstellungen ein- gegangen sein. In Dresden findet eine Ausstellung von Obst und Pflanzen während der Zeit vom 11. bis 15. Oktober d. J. statt. Sehr erfreulich ist es, dass auch in Bozen vom 19. bis 23. September eine Ausstellung von Früchten und Weinproben, sowie auch eine andere des Gartenbau-Vereines der Ober- lausitz vom 22. bis 26. September d. J. von Pflan- zen, Obst und Feldfrüchten stattgefunden hat. Auch in Berlin beabsichtigt ein Ausstellungs-Comitde, vom 4. bis 20. Oktober in der Schönhauser Allee 156 eine grosse allgemeine Ausstellung von Industrie- Gegenständen, mit einer Thierschau und Pflanzen- Ausstellung verbunden, zu veranstalten. Eine in- ternationale Ausstellung von Gegenständen des Gar- tenbaues soll im Frühjahre 1869 in St. Petersburg stattfinden, von der man Grossartiges zu erwarten hat, indem mit Genehmigung Sr. Majestät des Kai- sers der unter dem Protektorate Sr. Kaiserl. Ho- 42 330 heit, des Grossfürsten Nikolaus stehende Garten- bau-Verein in St. Petersburg die Leitung der Aus- stellung in die Hand nehmen und damit einen in- ternationalen botanischen Kongress verbinden wird. Nach dem Programme werden Pflanzen, Gemüse und Früchte, sowie auch Gegenstände der Garten- Industrie, Technik und der Hilfswissenschaften des Gartenbaues ausgestellt. Sollten Mitglieder des dies- seitigen Gartenbau - Vereines Programme zu haben wünschen, so sind diese beim General-Sekretär des Vereines in genügender Anzahl vorhanden und wer- den auf portofreie Anfragen verabfolgt. Dr. A. Frank in Stassfurt offerirte die ver- schiedenen Kali-Dungmittel aus der dortigen Königl. Preussischen Patent - Kalifabrik. Gleichzeitig hatte er ein Schema beigefügt, welches Fragen über die Verwendung und Resultate der Kali-Dungmittel ent- hält, und fordert die Entnehmer derartiger Dung- mittel auf, diese Fragen zu beantworten, indem da- durch ein sehr schätzenswerther Beitrag über den Werth und die Wirkung dieser Dungmittel gelie- fert werden würde und man nur dadurch zu ge- nügenden Resultaten gelangen könne. Der Töpfermeister Ziewitz in Ziesar hatte dem Vorsitzenden ein Sortiment Blumentöpfe von 24 bis 12 Zoll Weite zur Vorzeigung, sowie ein Preis- Verzeichniss, eingesendet. Ziewitz besitzt eine der grossartigsten Töpfereien, da er 14 Oefen un- “unterbrochen beschäftigt und so im Stande ist, jede Bestellung in kürzester Zeit auszuführen. Die Preise der Töpfe sind nach den Aussprüchen mehrer an- wesender Handelsgärtner im Allgemeinen dieselben, wie in Berlin und Charlottenburg. Nur dürfte der Umstand zu berücksichtigen sein, dass der Töpfer- meister Ziewitz die Blumentöpfe jedem Besteller franco zusendet und für den etwaigen Bruch haf- tet, jedoch stellt er die Bedingung, dass die Trans- porte einen solchen Umfang haben, wobei es sich verlohnt, sie zu Wasser zu transportiren und dass jede Bestellung mindestens 50 Thlr betragen müsse. Sollten daher einzelne Gärtnereien einen geringeren Bedarf haben, so würde es sich empfehlen, wenn mehre derselben zu einer Bestellung zusammentre- ten. Was die Beschaffenheit der Töpfe betrifft, so fand sich darin nicht nur kein Tadel, sondern es verdient hervorgehoben zu werden, dass, da jede Sorte eine bestimmte Nummer hat, auch jeder Topf derselben Nummer die ®gleiche Höhe und Weite besitzt. Ebenso haben auch alle Sorten nicht nur ein gutes Formen-Verhältniss, sondern harmoniren unter sich auch hinsichtlich der untern und obern Weite, sowie der Höhe; man kommt daher nie in Verlegenheit, wenn man eine Pflanze aus einem kleinen in einen grösseren Topf setzt, dass aus Mangel an Höhe des neuen Topfes von dem un- tern Theile des Wurzelballens mehr, als dienlich, abgenommen werden muss. Die grösseren Sorten sind mit dauerhaften Handgriffen und am obern Rande mit einem Reifen zur Umlegung eines Drath- ringes versehen. Ob der T'hon porös genug ist, um das Austrocknen der Ballen zu begünstigen, ist durch Versuche festzustellen. Der Kunst- und Handelsgärtner ©. Chon&@ hat einen grössern Trans- port solcher Töpfe aus dieser Fabrik erhalten und ist gern bereit, sie Jedem zur Ansicht vorzuzeigen. Das von Ziewitz eingesendete Preis- Verzeichniss wird gelegentlich in der Wochenschrift mitgetheilt werden. Garten-Inspektor Bouch&@ theilte seine Erfah- rungen über die Anwendung des Portland-Cements für gärtnerische Zwecke mit. Im Jahre 1852, als der Portland-Cement in Berlin ein fast noch unbe- kanntes Bindemittel für Mauerwerk war, habe er ein 16-eckiges, 24 Fuss breites Bassin für Wasser- pflanzen damit anfertigen lassen, welches sich bis jetzt ganz gut erhalten habe. Nach dieser Zeit habe er die im botanischen Garten erforderlichen Wassergefässe, anstatt von Holz, ebenfalls aus Port- land - Cement herstellen lassen und gefunden, dass sie nicht nur viel billiger, sondern auch dauerhafter sind, nur muss bei solchen, die im Freien stehen, dafür gesorgt werden, dass sich dicht am Boden ein Zapfloch befindet, welches vor Eintritt des Fro- stes geöffnet wird, damit sich nicht Schnee und Regenmasse darin ansammeln kann, weil beim Ge- frieren desselben ein Zerspringen der Bassins un- ausbleiblich sein würde. Ferner habe er mit gros- sem Vortheil die Schwellen bei Gewächshäusern, welche entweder zur Auflage der Fenster oder zum Aufstellen der Fensterstiele dienen, aus Üement an- fertigen lassen, und obgleich diese im Winter oft wochenlang mit Eis bedeckt waren, so habe er, wenn die Arbeit gut ausgeführt war, niemals da- durch entstandene Beschädigungen wahrgenommen. Einige solcher Schwellen sind bereits vor 12 Jah- ren gefertigt und noch jetzt in allen Theilen voll- kantig. Auch bei massiven Mistbeetkästen ist der Cement ein vorzügliches Material, um die Einfas- sungen zur Auflage der Fenster herzustellen. Bei den Gewächshäusern lasse er die Wände. im Innern + Zoll dick mit Cement putzen, wodurch das Ein- dringen der Feuchtigkeit in das Mauerwerk ver- mieden und zur längern Haltbarkeit desselben we- sentlich beigetragen würde. Ausführlichere Mitthei- lungen hierüber versprach derselbe in der Wochen- schrift zu geben. Bau - Inspektor Gärtner hatte einen Strauss von Früchten der Lunaria biennis eingesandt und empfahl dieselben zur Ausschmückung getrockneter Bouquets, weil die Scheidewände der Schalen, nach- 3al dem die beiden Klappen und die Samen abgefallen sind, ein silberweisses, glänzendes Ansehen haben und sich in diesem Zustande viele Jahre hindurch erhalten. Die Pflanze blüht im zweiten Jahre nach der Aussaat, hält unsere Winter im Freien aus, gedeiht in jedem Boden nnd verwildert sogar sehr . leicht in Boskets, unter welchen Umständen man für ihre Fortpflanzung und Erhaltung nicht weiter zu sorgen hat. Hofgarten-Direktor Jühlke aus Potsdam stellte den Antrag, dass für jede Sitzung des Gartenbau- Vereines vorher eine Tagesordnung aufgestellt werde, und zwar wünsche er, dass in der Versammlung anwesende Mitglieder Themata vorschlagen mögen, welche in der nächstfolgenden Sitzung besprochen werden sollen, um die sich dafür interessirenden Mitglieder an den daraus entstehenden Diskussionen theilnehmen lassen zu können, es müsse aber die Ta- gesordnung durch die Wochenschrift bekannt ge- macht werden. Er wünsche hauptsächlich, dass technisch-praktische Gegenstände vorgeschlagen wer- den, indem er sich dadurch einen besondern Erfolg und eine grössere Anregung von Seiten der prak- tischen Gärtner verspreche. Die Versammlung stimmte diesem Antrage vollständig bei und der Vorsitzende versprach, dass von Seiten des Vor- standes diese Angelegenheit in jeder Weise begün- stigt werden solle. Im Anschluss an diesen An- trag wurden auch sofort von dem Referenten zwei Gegenstände für die nächste Sitzung zur Tages- ordnung in Vorschlag gebracht: 1) eine Besprechung über Nadelhölzer, in wie- fern sich gewisse Arten seit 10 Jahren zur Ausschmückung unserer Anlagen im Freien als hart und ausdauernd bewährt haben, 2) über Pflanzen zur Ausschmückung unserer Hausgärten. Für den ersten wurde OÖbergärtner Boese und für den zweiten Garten-Inspektor Gaerdt zu Re- ferenten ernannt. Revue horticole. Jahrg. 1866, 2. Hälfte. Jahrg. 1867, 1. Hälfte. Wegen für den Augenblick wichtiger Aufsätze, welche eingegangen waren, musste der Bericht über die benannten beiden Hälften der Revue horticole mehrmals zurückgelegt werden, so dass er erst jetzt erscheinen kann. Mit dem 1. Juli hat der bishe- rige Redakteur der Revue horticole, Barral, sein Amt niedergelegt und ist von dem Chef der Baum- schulen des botanischen Gartens in Paris, Car- riere, dem bekannten Monographen der Koniferen, übernommen, sowie seitdem auch geleitet worden. Be- ginnen wir zuerst mit den Pflanzen, welche in der zweiten Hälfte des Jahrganges 1866 abgebildet sind, und zwar zunächst mit den Blüthensträuchern, die wohl in Frankreich, nicht aber bei uns, wenig- stens nicht durchaus, aushalten. Rhododendron virgatum (zu p. 25) stammt bekanntlich vom Himalaya und hat fleischrothe Blü- then; seit einiger Zeit hat man aber in Paris eine Form mit weissen Blüthen, die, wie man behauptet, in grösserer Anzahl und auch sehr leicht zum Vor- schein kommen. Sie lässt sich, wie die indisch- chinesischen Azaleen, treiben und verdient deshalb auch als Marktpflanze Beachtung. Die Blüthen kommen zwar einzeln aus dem Winkel der oberen Blätter hervor, bilden aber am Ende der Zweige eine ziemlich dichte Traube. Daphne japonica (zu p. 252) ist ohne Zwei- fel nur eine dichter- und reicher - blühende Abart der D. indica, welche unsere Beachtung verdient, zumal die oben hell - fleischfarbenen Blüthen einen sehr angenehmen Geruch besitzen. In Berlin scheint der Blüthenstrauch endlich anzufangen, Marktpflanze zu werden, nachdem die schönen Exemplare des botanischen Gartens die Aufmerksamkeit der Han- delsgärtner auf sich gezogen haben. Aber auch Liebhaber, denen wenigstens Kalthäuser zu Gebote stehen, sollten nicht versäumen, die Pflanze zu kul- tiviren, zumal sie grade in den ersten Monaten des Jahres blüht. Aucuba japonica (zu p. 289) ist bekanntlich eine schon lange bekannte Pflanze, man hatte aber nur Exemplare mit weiblichen Blüthen, die eben deshalb, weil man keine männlichen zur Befruch- tung besass, nie Beeren trugen. Der Hauptschmuck der Pflanze ist aber grade ihr Fruchtzustand. For- tune, dem bekannten Reisenden in China, war es vorbehalten, die erste männliche Pflanze nach Eu- ropa zu bringen und damit die Möglichkeit von Fruchtpflanzen zu geben. Durch Standish, der sie um sehr hohen Preis ankaufte, ist sie bereits auch schon seit mehrern Jahren ın den Handel gekommen. Wir haben so oft schon von diesem Strauche und den vielen Abarten und Formen, die man jetzt kultivirt, gesprochen, dass wir eine Be- schreibung füglich übergehen können. Magnolia Lennea (zu p. 370) wurde bereits vor fast 2 Jahrzehenden durch den Handelsgärtner Topf in Erfurt eingeführt, ohne in Deutschland Anerkennung zu finden, so dass sie fast aus den Gärten wieder verschwand. Sie wäre schliesslich bei uns auch allmählig ganz vergessen worden, wenn sie nicht bei den Belgiern und Franzosen mehr Gefallen gefunden hätte und in Folge dessen jetzt wiederum von Westen aus in Deutschland 42° 332 eingeführt wäre. Da der Blüthenstrauch nun aus der Fremde kommt, wird er auch bei uns endlich ge- würdigt werden. Unserer Ansicht nach ist er aber älter und nichts Anderes, als die alte Magnolia pur- purea, welche zu Anfang dieses Jahrhundertes haupt- sächlich in England kultivirt wurde. Hydrangea japonica rosalba (zu p. 432) haben wir zuerst im vorigen Jahre bei Crousse in Nancy gesehen. Es ist die einfache Pflanze un- serer gewöhnlichen Hortensie. Seitdem wurde sie auch auf den Ausstellungen des Vereines zur Be- förderung des Gartenbaues dem weiteren Publikum vorgeführt und von uns besprochen. Rhodotypus kerrioides (zu p. 429) hat be- reits in der Wochenschrift ebenfalls eine Bespre- chung erhalten und möchte ebenso wenig bei uns aushalten, wie die Hortensie. Die Pflanze steht zwischen Kerria und Hortensia und besitzt von der erstern den Habitus und die ziemlich einzelnste- henden Blüthen, welche aber blendend - weiss ge- färbt sind, während sie mit Hydrangea die gegen- überstehenden Blätter gemein hat. Mit der Hor- tensie und Kerria hat sie ebenfalls Japan als Va- terland. Malus floribunda (zu p. 312) gehört zu den schönsten Blüthen- und Fruchtsträuchern, die auch bei uns im Freien sehr gut aushalten. Wir haben früher schon über sie berichtet und wissen, dass sie nichts weiter darstellt, als eine reichblüthige Abart der Pirus baccata L. Thibaudia cordifolia (zu p. 311) ist, gleich den übrigen Arten dieses Geschlechtes, einer der reizendsten Blüthensträucher des Kalthauses, welche bei uns viel zu wenig von Liebhabern berücksich- tigt werden. Sie schliesst sich unseren Vaceinien, aber auch denen Nord - Amerika’s, an und besitzt schön-rothe, an der Spitze aber gelbe und fleischige Blumen in Form einer bauchigen Röhre ziemlich gedrängt und eine einseitige Aehre bildend. Die herzförmig - länglichen, aber allmählig zugespitzten Blätter sind sehr kurzgestielt und besitzen eine fleischige Konsistenz. Gleich den übrigen 'Thibau- dien wächst sie in dem Hochgebirge der Kordille- ren und wurde auch als Thibaudia ocanensis beschrieben. Clerodendron Bungei (zu p. 470) ist bei uns mit den grossen, herzförmigen Blättern, welche bei Stecklingen im Freien noch grösser werden, und mit den prächtigen Blüthenköpfen von rother Farbe hinlänglich bekannt, scheint aber allmählig wiederum in Vergessenheit zu gerathen. Vor un- gefähr 12: Jahren wurde sie bei uns auch als Blatt- pflanze in’s Freie gebracht und entwickelte sich daselbst, besonders wenn man ihr einen warmen Fuss gegeben hatte, besonders üppig. Bisweilen, freilich jedoch sehr selten, kamen auch spät im Jahre noch die grossen Blüthenköpfe zum Vor- schein. In Frankreich, hauptsächlich in wärmer gelegenen Gegenden, wendet man sie jetzt auch mannigfach im Freien an und lässt sie dort selbst den Winter über. Während die Blätter gerieben einen unangenehmen Geruch besitzen, ist dieser. bei den Blüthen angenehm, jedoch schwach. Hebeclinium macrophyllum (zu p. 351) stellt einen andern Blüthenstrauch, der im Habitus viel Aehnlichkeit mit dem vorigen hat, dar, der aber bei uns, im nordöstlichen Deutschland wenig- stens, nur im temperirten Hause gedeiht und auch vielfach Anwendung gefunden hat. Er bedarf jedoch viel Platz, wenn er sein schönes, ornamentales An- sehen erhalten soll. Da er immer von Neuem Aeste treibt und diese an ihrer Spitze Blüthen in ziemlich dichten Doldentrauben tragen, so hat er für lange Zeit einen Werth. Der Strauch ist übri- gens schon mehrmals in der Wochenschrift be- sprochen worden. Brachysema acuminatum (zu p. 413) ge- hört mit den übrigen Arten dieses Geschlechtes zu den weniger zu empfehlenden Blüthensträuchern Neuhollands aus der Abtheiluug der einblättrigen Schmetterlingsblüthler. Vorliegende Art ist viel- leicht noch die am meisten zu empfehlende, zumal sie bisweilen als zweijähriger Steckling reichliche Blüthen bringt; deshalb hat sie auch meist in den Gärten den Namen Br. speciosum. Die herz- förmig - länglichen oder länglichen Blätter sind un- gestielt und haben nicht das freudige Grün, wo- durch sich andere Blüthensträucher auszeichnen. Die denen der Feuerbohnen nicht unähnlichen Blü- then befinden sich kurz- oder gar nicht gestielt in dem Winkel der oberen Blätter. Kennedya Freewoodii (zu p. 332) stammt wahrscheinlich ebenfalls aus Neuholland und wurde vor einigen Jahren in England eingeführt. Sie schliesst sich den übrigen Arten dieses Geschlech- tes, welche ranken, an und besitzt gedreite Blätter von mattem Grün. Die 3 Blättchen besitzen eine eirundliche Gestalt und haben einen mehr oder we- niger welligen Rand. Die Blüthen, meist zu 2 und 3 an der Spitze eines in dem Winkel der Blätter entspringenden und diese an Länge übertreffenden Stieles sind kirschroth gefärbt und erscheinen lange Zeit hindurch. Rudgea nivosa (zu p. 308) ist dieselbe Pflanze, welche von Linden unter dem Namen Psychotria nivosa eingeführt und von uns bereits früher be- sprochen ist. Keteleeria Fortunei (zu p. 449) nennt Car- ridre die unter dem Namen Abies jedo@nsis seit einigen Jahren kultivirte und bereits auch be- 339 kannte Konifere, deren Einführung wir dem mehrmals erwähnten Reisenden in China, Fortune, verdan- ken. Nach Carritre ist sie verschieden von der japanischen Pflanze, welche unter diesem Namen von Siebold und Zuccarini beschrieben, deren Vaterland aber noch keineswegs ermittelt ist, da sie Fortune nur an einer einzigen Stelle Nord-China’s, in der Nähe eines Tempels, in einem sehr grossen Exemplare sah, und hat nach ihm, da der Zapfen nicht hinfällige, sondern bleibende Schuppen besitzt, den Typus eines besonderen Geschlechtes, welches sich von den Weisstannen nur durch das eben er- wähnte Merkmal unterscheidet, dagegen es wiederum in die Nähe der hängende Zapfen habenden Roth- tannen bringt. Für uns ist aber grade diese Ke- teleeria ein Beweis, dass die Hinfälligkeit oder die längere Dauer der Zapfen-Schuppen kein Moment zur Gründung zweier Genera sein kann. Wir ver- einigen denmmach Roth- und Weisstannen zu einem einzigen Genus, welches wir mit Lindley Abies nennen. Diese ostasiatische Tanne verdient im vollsten Grade unsere Aufmerksamkeit, da sie zu einem sehr schönen und grossen Baume heranwächst. Sie hat einige Aehnlichkeit mit schmalblättrigen Podocar- pus-Arten, z. B. mit P. pungens, und besitzt, wie diese, etwas breite und sehr harte Nadeln mit ste- chender Spitze. Der ziemlich grosse, gleich -dicke Zapfen hat bei einem Durchmesser von 3 eine Länge von 6 Zoll. Cupressus cornuta (zu p. 250) ist eine, durch grosse und hornartige Verlängerungen sich aus- zeichnende Form irgend einer Oupressus-Art, viel- leicht der C. Goweniana, wie Carri®re meint. Die Frucht hat unbedingt wegen der hornförmigen Verlängerungen der Fruchtschuppen weit mehr Aehn- lichkeit mit denen einer Biota, als mit denen einer Cupressus. Sollte nicht hier ein Versehen vorlie- gen? Oder wir hätten wiederum ein Beispiel, dass alle unsere Merkmale für Genera, und selbst für Spezies, in gewissen Fällen schwankend werden können, ohne dass die Pflanze deshalb aufhörte, noch zu dem Genus oder zu der Art zu gehören. Microcachrys tetragona (zu p. 269) haben wir bereits besprochen. Leider ist die Pflanze noch sehr selten. Sie wurde von Hooker, der sie zuerst ordentlich im botanical Magazine (tab. 5576) be- schrieb, im botanischen Garten zu Kew bei Lon- don genau beobachtet. Im Habitus einer mit Schuppen besetzten Cypresse nieht unähnlich, zeich- net sie sich durch ihre rothen Zapfen aus, deren einzelne Schuppen fleischig sind und sich schein- bar zu selbständigen Früchten (etwa ähnlich, wie bei der Himbeere) entwickeln. Eutacta Rulei (zu p. 350 und 392) ist eine Araucaria Neu - Kaledoniens und schliesst sich in ‚jeder Hinsicht einigen (keineswegs allen) Arauka- rien Neu-Hollands und überhaupt des fünften Erd- theiles, an. Mit diesen zeichnet sie sich durch die breiteren Blätter aus, während die übrigen, welche meist in Süd-Amerika wachsen, nur schmale Blät- ter, resp. Nadeln, besitzen und nach einigen Bota- nikern das Genus Eutacta bilden, während die übri- gen zu Columbea gehören. Araucaria, resp. Eu- tacta Rulei, hat das Eigenthümliche, dass in der Jugend die Blätter schmal sind und abstehen, wäh- rend sie mit dem Alter breiter werden, dass sie also in der Jugend zu Eutacta, ım Alter zu Oo- lumbea gehört. Es ist diese Erscheinung aber kei- neswegs in der grossen Klasse der Koniferen so abnorm, wie der Verfasser des Berichtes über die obengenannte Pflanze meint, indem er ihr noch den Beinamen polymorpha, d.h. sehr veränderlich, gibt; dies wiederholt sich sehr oft. Bei allen Thuja-Ar- ten, bei Cypressen, bei Juniperus Sabina u. s. w., sind die Blätter bei Samenpflanzen und in der Ju- gend im Anfange echte Nadeln und werden erst später schuppenförmig. Bei mehrern Juniperus- Arten, wie J. chinensis, phoenizea, virginiana u.s.w. findet man sogar, und zu gleicher Zeit, schuppen- und nadelförmige Blätter. Araucaria Rulei scheint im Alter ebenso zu än- dern, in sofern das Wachsthum bald gedrängter, bald lockerer ist. Aber auch die Blätter bieten dann Verschiedenheiten dar, indem sie bald grösser, bald kleiner sind. Die mit grösseren Blättern hat Carriöre als Eutacta, resp. Araucaria Mül- leri, unterschieden. Was den Beinamen betrifft, so wurde er unserem Landsmanne Ferd. Müller, jetzt Direktor des botanischen Gartens in Melbourne auf Neuholland, entlehnt. John Rule hingegen ist Handelsgärtner in der Kolonie Viktoria im Sü- den Neu-Hollands. Pandanus flagelliformis (zu p.270) ist mehr- mals im vorigen Jahrgange der Wochenschrift be- sprochen worden, so dass wir ihn hier füglich übergehen können. Auch Anthurium Scherzerianum (zu p.430) ist seit mehrern Jahren schon von uns, und zum Theil ausführlich, besprochen worden. Ueber Anthurium regale (zu p. 469) und die verwandten Arten werden wir vielleicht noch im Verlaufe des Jahres einen ausführlichen Artikel bringen. Ausserdem ist auch diese, ihren Beinamen regale (d. i. die königliche) verdienende Blattpflanze schon mehre Male in der Wochenschrift erwähnt worden. Dichorisandra musaica (zu p. 330) ist un- bedingt eine der reizendsten Erscheinungen der Neuzeit für das Warmhaus.. Sie wurde zuerst 334 von uns in einem der früheren Jahrgänge der Wo- chenschrift beschrieben. Trichinium Manglesii (zu p. 291) verdient als Immortelle ebenfalls unsere Beachtung, kann aber leider, gleich anderen Immortellen Neu - Hol- lands, bei uns nicht im Freien gezogen werden. Auch sie wurde von uns einige Mal schon be- sprochen. Acantholimon venustum gehört zu den orientalischen Statice-Arten, welche sich durch einen eigenthümlichen Habitus, bedingt durch nadelförmige und meist in Rosetten dicht-gedrängt stehende Blät- ter, auszeichnen und vor den echten Staticen unbe- dingt den Vorzug verdienen. Sie sind in sofern echte Immortellen, als der trichterförmige Kelch nach dem Verblühen sich vergrössert, meist eine schöne rothe Farbe annimmt und trockenhäutig er- scheint. Wir haben Gelegenheit gehabt, diese rei- zenden Pflanzen oft in ihrem Vaterlande zu sehen und über ihr schönes Aeussere erfreut zu sein. Es gibt bereits eine grosse Anzahl von Arten, welche sich aber nicht sehr von einander unterscheiden. Macleya yedoö@nsis (zu p. 369) ist eine Ab- art der Bocconia cordata.. Sie wurde durch den verstorbenen Wichura, der die preussische Expe- dition nach Ost- Asien begleitete, in Japan, und zwar in der Nähe der Hauptstadt Jeddo, entdeckt nnd durch den botanischen Garten in Berlin ver- breitet. In den Handel brachten sie Haage & Schmidt in Erfurt unter dem Namen Bocconia japonica, als welche sie (natürlich als Abart der B. cordata) von uns in der Wochenschrift bereits beschrieben ist. Ramondia pyrenaica (zu p. 331) gehört zu den niedrigen Stauden, welche zu Einfassungen ge- braucht werden können und auch die Beachtung der Liebhaber verdienen. In früherer Zeit, als aus fremden Ländern nuch nicht so viel Pflanzen zur Verfügung standen, war sie häufiger zu finden. Die Pflanze macht keinen Stengel, aber die schö- nen, blau-violetten Blüthen kommen, zu 2—5 auf einem gemeinschaftlichen Stiele vereinigt, zwischen den grossen, eirunden und fast ungestielten Blättern mit grob-gesägtem Rande hervor. Pancratium illyrieum (zu p. 353) ist eine der wenigen Amaryllideen, welche im südlichen Europa wachsen und bei uns auch im Freien aus- halten, in sofern sie eine einigermassen geschützte Lage erhält. Sie hat auch dadurch einen Vorzug, dass sie nicht nach dem Verblühen, was bereits im Monat Juni geschehen ist, aus der Erde herausge- nommen zu werden braucht. Sie dient dann selbst noch mit ihren grossen Blättern als Blattpflanze. Die schönen Blüthen von weisser Farbe haben einen herrlichen Geruch. Raphanus caudatus (zu p. 471) ist neuer- dings wiederum, wie übrigens schon in der Wo- chenschrift ausführlich mitgetheilt ist, als Radis ser- pent (Schlangen - Radieschen) in den Handel ge- kommen. Wir wenden uns jetzt der 1. Hälfte des Jahr- ganges 1867 der Revue horticole zu und beginnen ebenfalls mit Blüthensträuchern des freien Landes und der Gewächshäuser. Cotoneaster Fonta- nesii (zu p. 33) ist die echte Mespilus racemiflora Desf., welche zu Anfang dieses Jahrhundertes im botanischen Garten in Paris kultivirt wurde. Es ist die Kulturpflanze der Cotoneaster nummulariae- folia F. et M. mit weit grösseren Blättern und Früchten (wenn auch nicht so gross, wie sie in der Abbildung dargestellt sind). Mit diesen letz- teren, welche dichtgedrängte Knäuel bilden und eine rothe Farbe haben, bildet der Strauch einen besonderen Schmuck der Gärten und verdient des- halb in Anpflanzungen Anwendung. Die weissen Blüthen sind zu klein, um zwischen den 1 Zoll grossen, rundlichen und etwas graugrünen Blättern besonders hervorzutreten. Malus sibirica coccinea (zu p. 189) ist die grossfrüchtige Pirus baccata (nach Regel), welche auch den Namen Pirus cerasifera erhalten hat. Un- ter letzterem Namen ist sie auch auf der Tafel be- zeichnet, ohne dass etwas davon im Texte gesagt worden wäre. Das Gehölz verdient als Frucht- strauch und Fruchtbaum im hohen Grade Empfeh- lung und wurde früher auch häufiger in den Gär- ten gezogen. Wenn er auch nicht so dicht mit Früchten besetzt ist, wie die von uns oben er- wähnte P. floribunda, so hat hier wiederum die schöne rothe Farbe der Früchte einen Vorzug. Punica: Granatum Legrellei (zu p. 232) wurde direkt aus Japan eingeführt und hat den Beinamen zu Ehren der grossen Blumenfreundin Mad. Legrelle d’Hanis in Antwerpen erhalten. Wenn wir uns schon früher lobend über sie aus- gesprochen haben, so thun wir es jetzt noch ein- mal um so mehr, als wir eben, wo wir dieses nieder- schreiben, Gelegenheit gehabt haben, ein in voller Blüthenfülle stehendes Exemplar im freien Grunde des Etablissements von A. Leroy in Angers zu sehen. Die Blüthen sind grösser, als bei der ge- wöhnlichen Granate, und haben eine fast ziegel- rothe Farbe, mit Ausnahme des ziemlich breiten Randes, der blendend-weiss ist. Rhus Osbeckii (zu p. 111) vermögen wir von Rhus semialatum, von dem der botanische Gar- ten in Berlin wiederum Exemplare durch die preus- sische Expedition aus China erhalten hat, nicht zu unterscheiden. Da der Strauch im Breitengrade von Berlin, wenn auch nur sehr im Schutze, ziem- 335 lich aushält, so verdient er von Seiten der Garten- besitzer Beachtung, da er sich als Dekorations- Pflanze mit seinem dunkelgefärbten und gefiederten Laube sehr gut ausnimmt und einen hübschen Busch darstellt. Die kleinen, grünlich-gelben Blü- then haben in ästhetischer Hinsicht keine Bedeutung. Berberidopsis corallina (zu p. 152) haben wir nun auch im Leben, und zwar in dem Eta- blissement der Stadt Paris, in der Muette, gesehen. Hier hatte sie bereits einige Winter ohne alle Ge- fahr ausgehalten, so dass man vermuthen dürfte, dass dieser rankende Strauch mit den korallenro- then Berberis-Blüthen auch bei uns, wenigstens im Schutze und gut bedeckt, den Winter aushält. Ueber ihn haben wir bereits mehrmals gesprochen. Pinus pyrenaica (zu p. 150) unserer Gärten ist nach Carri®re nicht die echte Pflanze des Namens, weiche Lapeyrouse zuerst P. Penicillus genannt hat, sondern eine Form der P. Laricio, die Dunal als P. Salzmanni beschrieben hat. Die echte P. pyrenaica gehört in die Nähe der P. ha- lepensis und besitzt mit dieser den glattrindigen Stamm und die in Folge der Blattkissen rauhen Zweige. Nicht‘ mit Unrecht hat man ihr deshalb auch in den Gärten den Namen P. halepensis ma- _ jor gegeben. Sie unterscheidet sich ausserdem noch durch den pyramidenförmigen Wuchs. Da uns Ge- legenheit geboten wurde, die Koniferen-Sammlung des Leroy’schen Etablissements zu untersuchen und wir dabei wesentlich durch die reichen Kennt- nisse des Besitzers unterstützt wurden, so haben wir nachträglich noch ein Merkmal gefunden, was P. pyrenaica Lapeyr. leicht unterscheidet. Es ist dieses die gelbe Farbe der jungen Triebe. Cassia floribunda (zu p. 188) der französi- schen Gärten möchte ©. laevigata sein, welche der C. marylandica nahe steht, immer reichlich blüht und deshalb wohl den Beinamen floribunda ver- dienen dürfte. Ob sie bei uns wie eine Staude sich verhält und im Winter bis an die Wurzel ab- friert, im Frühjahre aber wiederum in zahlreicher Menge Stengel treibt, wissen wir nicht. Sie blüht vom August bis Oktober und scheint der Kälte zu widerstehen. Die Pflanze wächst deshalb buschig und sieht mit ihrem grünen und gefiederten Laube und den grossen goldgelben Blüthen sehr gut aus. Fremontia californica (zu p. 91) haben wir bereits mehrmals früher besprochen. _ Melianthus major, ein Strauch Süd-Afrika’s mit etwas blaugrünen und gefiederten Blättern, fängt jetzt an, in Frankreich im Freien verwendet zu werden. In wärmeren Gegenden genannten Landes, wie in der Umgegend von Angers, scheint er auch sehr gut zu gedeihen. In Deutschland ist er eine längst bekannte Pflanze der Kalthäuser und wird im Sommer in’s Freie gebracht, wo er sich stets für die Winterzeit erkräftigt. Wir erinnern uns noch aus der Jugendzeit, dass Melianthus ma- jor eine der vielen Schmuckpflanzen darstellte, die in Belvedere bei Weimar in dem dortigen Winter- hause, wo sich die Pflanzen im freien Grunde be- fanden, kultivirt wurden, Solanum macranthum (zu p. 132) schliesst sich den übrigen südamerikanischen Arten dieses grossen Geschlechtes an, welche zuerst in Berlin und Umgegend als Blattpflanzen im freien Lande während der guten Sommerzeit benutzt wurden und von uns in einer besonderen Abhandlung beschrie- ben sind. Dieses zeichnet sich ausserdem durch ihre schönen und grossen Blüthen vom schönsten Azurblau und durch fiederspaltige Blätter aus und verdient deshalb um so mehr Beachtung. Wir wis- sen nicht, ob wir diese Art auch bei uns in Kultur gesehen haben, sie verdient jedoch unsere Beach- tung im hohen Grade. Da wir für den Augen- | blick weder lebende Exemplare, noch das nöthige Material zum Bestimmen zur Hand haben, müssen wir schon mit dem Gartennamen uns begnügen. Polymnia pyramidalis (zu p. 211) ist von Triana aus Neu-Granada eingeführt und wird im Vaterlande, gleich dem Cosmophyllum cacaliaefolium (Ferdinanda eminens der Gärten), ein niedriger Baum von über 2 Fuss Höhe. Sie schliesst sich in jeglicher Hinsicht der genannten Blattpflanze an, besitzt aber gelbe Blüthen, welche in lockeren 'Trau- ben auf besonderen Zweigen am obern Theile der Pflanze hervorkommen. In wie weit sie von der P. Uvedalia sich unterscheidet, welche allerdings stets niedriger bleibt, vermögen wir nicht zu sagen. Mimosa florıbunda (zu p. 111) gehört kei- neswegs zu den schönsten Arten ihres Geschlech- tes und befindet sich lange Zeit schon in manchen Gewächshäusern der botanischen Gärten. Der sich verästelnde Strauch ist mit rostfarbenen Haaren be- deckt und ausserdem mit gekrümmten, die Neben- blätter vertretenden Dornen besetzt. Die meist mit 2 Blattpaaren versehenen Blätter haben oben ein graues, unten ein blaugrünes Ansehen, während die kleinen Blüthen zunächst rothe Köpfe bilden. Diese befinden sich am Ende der Zweige, lockere Trau- ben bildend. Columnea erythrophloea (zu p. 132) ist eine von Linden bereits im Jahre 1858 einge- führte Blüthenpflanze des Warmhauses, welche der Reisende Ghiesbrecht in Mexiko entdeckte. Sie war früher auch bei uns in den Gärten, wurde auch hin und wieder auf den Ausstellungen gese- hen, ist aber von Neuem rasch verschwunden. Wir haben damals öfter von ihr zu sprechen Gelegen- heit gehabt. Wir bezweifeln aber, dass sie auch 336 jetzt den Beifall der Pflanzen - Liebhaber erhalten wird. Croton Veitchianum (zu p. 189) haben wir im Mai im Jardin reserv6 des Champ de Mars ge- sehen und auch näher bezeichnet. Der eine Sohn des bekannten Londoner grossen Etablissements, James Veitch and Sons, hat bekanntlich vor einigen Jahren sehr interessante Reisen nach Ja- pan, den neuen Hebriden, den Fidschi - Inseln und nach Neuholland gemacht und eine Menge der in- teressantesten Pflanzen für unsere Gärten nach Europa gebracht. Unter ihnen befindet sich auch besagter Croton, welcher eine Abart des in Ost- indien und auf den Inseln der Südsee vielverbrei- teten Codiaeon chrysostiecton darstellt. Ueber ihn ist bereits gesprochen. Griffinia Blumenavia (zu p. 32) wurde zu- erst von uns besprochen und benannt, da Dr. Blu- menau in Santa Katharina die ersten Zwiebeln dieser Amaryllidee an den botanischen Garten in Berlin sendete, in den Handel gebracht wurde sie aber von Haage & Schmidt in Erfurt. Cosmos chrysanthemifolia (zu p. 112) nennt Carriöre eine Sommerpflanze des botanischen Gar- tens in Paris, von welcher der Same aus Mexiko bezogen wurde, während die echte Pflanze dieses Namens in Neu-Granada wild wächst. Uns scheint sie vielmehr eine Coreopsis zu sein. Da uns die nöthigen Hülfsmittel für den Augenblick fehlen, vermögen wir natürlich auch nicht zu entscheiden. Die Pflanze scheint, ähnlich der Coreopsis auricu- lata, der sie gewiss auch nahe steht, zu wachsen und treibt schwache und etwas gespreizte Aeste. Die Blätter sind gefiedert und stehen entfernt. Die langgestielten Blüthenkörbcehen, welche auf beson- deren, im Winkel der oberen Blätter befindlichen Zweigen sitzen, bilden eine schlaffe Doldentraube und sind gelb, sowie von bedeutender Grösse. Clematis Davidiana (zu p. 90) wurde von | dem Missionär David in der nördlichen Provinz China’s entdeckt und schliesst sich mongolica vorkommt, an. die ganze Pflanze, welche, wie es scheint, mehre Stengel treibt. Die Blättchen zeichnen sich durch sehr hervorragende Nerven aus und haben eine el- liptische Gestalt; das mittelste von ihnen ist beson- ders lang-gestielt. Die Blüthen von schöner blauer Farbe befinden sich entweder einzeln in dem Win- der bekannten | Cl. tubulosa, welche in den Gärten auch als Cl. Graue Haare bedecken kel der oberen Blätter oder, zu einem Kopfe zu- sammengedrängt, auf kürzeren oder auf längeren Stielen. Verbene populaire (zu p. 71) ist die bunt- blättrige Form mit schönen rothen Blüthen, welche bereits schon früher in der Wochenschrift bespro- chen wurde. Sanvitalia procumbens fl. pl. (zu p.70) ist jetzt in Deutschland ziemlich allgemein verbreitet und fängt bereits auch in Frankreich an, es zu werden. Ueber sie haben wir bereits mehrmals gesprochen. Gladiolen (zu p. 131) sind bekanntlich in ‚Frankreich sehr beliebt und fangen auch bei uns an, es zu werden. Eine Tafel gibt 2 der schöne- ren Sorten, welche die Namen Jacob und Bram- farini führen und Anerkennung verdienen. Die eine ist hellroth, aber mit dunkleren Streifen versehen, die andere hingegen weiss, aber vom Rande aus gestreift. Anemone japonica Honorine Jobert (zu p- 11) nennt man jetzt in Frankreich die weissblü- hende Form, welche nach Carri®re zufällig in dem Garten eines Liebhabers in Verdun, mit Namen Jobert, entstanden sein soll. Nach Berichten be- freundeter Gärtner existirt aber diese Form schon lange in Deutschland. Die Form mit Blumen, welche am Rande weiss, in der Mitte rosenroth sind, führt in Frankreich den Beinamen elegans. Es bleiben nun noch einige Früchte zu be- schreiben übrig, welche ın der 2. Hälfte des Jahr- ganges 1866 und in der 1. Hälfte des Jahrganges 1867 beschrieben und abgebildet sind. Es würde für uns jetzt zu weit führen, auf sie näher einzu- gehen, weshalb wir vorziehen, sie nur namentlich aufzuführen, in sofern der eine oder andere Leser der Wochenschrift weitere Belehrungen holen wollte. In der 2. Hälfte des Jahrganges 1866 sind be- schrieben und abgebildet: 2 Kirschen: C£rise belle de Couchey und Bigarreau Marjeollais (p. 412), und 1 Pfirsiche: P&cher Gustave Thunet (p. 391), in der 1. Hälfte des Jahrganges 1867 hingegen ebenfalls 2 Pfirsiche: P&@cher Baron Pears und P&che jaune hative de Doue (p. 152 und 170), 3 Birnen: Poire Amelie Leclere (p. 71), Poir Saint- Germain - Puvis (p. 170) und Poir Delices de Frozeomes (p. 171), Aepfel: Pomme Reinette d’or und endlich 2 Trau- ben: Chasselas hatif de Montauban (p. 91) u. Rai- sin precoce de Saumur (p. 211). Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staateı für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 43. Berlin, den 26. Oktober 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Der Garten von Schwetzingen. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. XVII. Für die Versammlung am 27. Oktober (11 Uhr im Englischen Hause) liegen vor: 1. vom Geh. Ober-Regierungsrath Heyder: Bericht über die Ausstellungen in Reutlingen und Paris; is 3. ”„ Inspektor Gaerdt: über Freiland-Koniferen in den letzten 10 Jahren; Obergärtner Boese: über Pflanzen unserer Hausgärten. Der (arten von Schwetzingen. Westlich von Heidelberg, zwischen dieser Mu- senstadt und Mannheim, der ersteren näher, liegt ein uraltes Städtchen, in sofern ein Ort, dessen Entstehung in das erste Jahrtausend unserer Zeit- rechnung hinaufreicht, diesen Namen verdient.- Zu ‚einer Bedeutung hat es Schwetzingen trotz seines Alters nie gebracht, wenn es auch Zeiten gab, wo es grösser war, als jetzt, und in ein Ober- und Unter-Schwetzingen ‘getheilt wurde. Dagegen war es in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhundertes wieder bis zu einem unbedeutenden Dorfe herabge- sunken, obwohl es erhabene Fürsten bereits im 15. Jahrhunderte zeitweilig zu ihrem Landsitze erhoben und die ersten Anfänge zu dem in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhundertes so berühmten Gartens gemacht hatten. Schwetzingen liegt in der Ebene, welche das badische Rheinthal von ungemeiner Fruchtbarkeit bildet; auch sein grosser Garten ist flach. Man duldete in ihm später auch nicht die geringste Un- ebenheit und kam, als man einen Hügel abtragen wollte, dadurch zufällig auf eine Todtenstätte von grösster Wichtigkeit für die Geschichte des Lan- des, wenn man auch jetzt noch im Unklaren über die Todten ist, deren Ueberreste man fand. Es ist eine eigenthümliche Erscheinung, dass Männer bisweilen eine an Abwechselungen reiche Gegend, einen Naturgenüsse in reichlicher Anzahl I AR {' darbietenden Aufenthalt verlassen und sich in die Ebene zurückziehen, um daselbst, ungestört von grossartigen Natur - Eindrücken, ein mehr beschau- liches Leben zu führen. Das reizende Heidelberg war lange Zeit die Residenz der Kunst und Wis- senschaft liebenden Kurfürsten von der Pfalz, und doch wurde später das völlig ebene Mannheim Re- sidenz. Noch früher zog sich Kurfürst Karl Lud- wig (in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundertes) mit seiner zweiten, linker Hand angetrauten Ge- mahlin Louise, Freiin v. Degenfeld, nach Schwe- tzingen zurück und war dadurch der Erste, wel- cher den Garten bedeutend erweiterte. 100 Jahre später war es aber, als der Garten von Schwetzingen durch den Kurfürsten Karl Theo- dor erst die Ausdehnung und die Einrichtung, die er noch jetzt besitzt, erhielt und so rasch berühmt wurde, dass man von Nah und Fern herbeieilte, um die herrlichen Anlagen mit ihren Gebäuden und Statuen zu sehen und zu bewundern. Beson- ders war es die Pfingstwoche, wo Tausende kamen, um das berühmte Rosenfest mitzufeiern. Ob dieses Rosenfest eine tiefere Bedeutung hatte und sich dann den ähnlichen Festen in Frankreich anschloss, oder ob nur die schönen Rosen, welche in reich- lichster Zahl und in den besten damals bekannten Sorten angepflanzt waren, grade zu genannter Zeit die Menge herbeilockte, vermögen wir nicht zu entscheiden. Vielleicht waren beide Momente zu gleicher Zeit einwirkend. So rasch in der zweiten Hälfte des vorigen 43 338 Jahrhundertes Schwetzingen zu seiner höchsten Blüthe emporstieg, ebenso rasch kam es wieder in Vergessenheit. Den ersten Grund dazu findet man wohl in der Uebersiedelung der Kurfürsten von der Pfalz nach München. Schwetzingen nebst Heidel- berg und Mannheim kam an Baden, Karlsruhe liegt aber zu entfernt, als dass die Grossherzöge von Baden es zu ihrem zeitweiligen Aufenthalte wähl- ten. Karlsruhe und die Umgegend bieten ausser- dem selbst sehr viel, die zuerst genannte Stadt ver- dankt ja selbst der Neuzeit erst ihre Entstehung. Aber immerhin muss man bedauern, dass ein Gar- ten von solcher Berühmtheit und solchem Interesse doch der Vergessenheit mehr oder weniger über- geben wird. Von Seiten des badischen Hofes ge- schieht zwar Alles, um den Garten in gutem Zu- stande zu erhalten, selbst die Wasserkünste werden tagtäglich noch in Bewegung gesetzt, es fehlt aber doch für den Glanz eines solchen Gartens die, wenn auch nur zeitweilige, Anwesenheit des Be- sitzers. Der Garten allein umfasst ein Areal von 182 badischen Morgen (über 250 preussische)*), mit Einschluss aber des Schlosses, der übrigen Gebäude und einiger anderen dazu gehörigen Ännexe ein Areal von 224 badischen Morgen und wurde unter dem prachtliebenden Kurfürsten Karl Theodor (mit Ausnahme der sogenannten englischen Anlage, welche, sowie auch einige andere Veränderungen, ihren Ursprung dem bekannten Gartenkünstler Skell verdanken) in der jetzigen Ausdehnung und Einrichtung angelegt, und zwar in echt französi- schem Style, wie er besonders durch den Gründer der Versailler Anlagen, Lienötre, hervorgerufen wurde und damals herrschend war. Eben deshalb hat Schwetzingen, trotz der von Skell gemachten Veränderungen, einen um so grös- seren Werth für uns, als dergleichen Anlagen, selbst in Frankreich, nur noch selten gefunden werden. Man kehrt jetzt zwar mehr oder weniger zu die- sem französischen Styl zurück, leider jedoch, in den meisten Fällen, ohne den darin herrschenden Geist ergriffen zu haben, und ruft damit mehr Spie- lereien hervor, als wirkliche Nachbildungen. Aus dieser Ursache machen wir jetzt Sachverständige und Garten - Liebhaber darauf aufmerksam, wenn sie das schöne Badener Land einmal besuchen soll- ten, nicht zu versäumen, auch nach Schwetzingen zu gehen. Der jetzige Vorsteher und Nachfolger des auch den Botanikern bekannten Garten-Direk- tors Zeyher ist der berühmte Reisende Hartweg, dem wir durch seine zehnjährigen Reisen in’Mexiko, *) Der preussische Morgen verhält sich zu dem badischen, wie 1,000 : 1,410. Oentral-Amerika und Columbien viele Pflanzen aus jenen Ländern verdanken. Wir theilen aber auch Obstfreunden und Pomologen mit, dass Garten- Inspektor Hartweg seit vielen Jahren schon ein eifriger Pomologe und ÖObstzüchter ist und eine sehr schöne Sammlung vorzüglicher Pyramiden be- sitzt, welche, wie überhaupt seine Baumschulen, ebenfalls das Interesse ın Anspruch zu nehmen geeignet sein dürften. Der Garten von Schwetzingen bildet, mit Aus- nahme der nordwestlichen und spitz - zulaufenden Seite, ein Viereck, dessen Ecken so ziemlich die 4 Himmelsgegenden anzeigen, und wird von einem Kanal, der im Nordost auf beiden Seiten in einen 9 badische Morgen enthaltenden See ausläuft, be- grenzt. Dieser See selbst ist der Fernpunkt des ‚ auf der Südwestseite liegenden Schlosses, zu dem selbst ein breiter Weg in grader Richtung quer durch den Garten führt und diesen in 2 ziemlich gleiche Hälften theilt. Der Garten, wie er jetzt ıst und aus den Um- änderungen Skell’s, weniger Zeyher’s, hervor- gegangen ist, besteht aus 2, oder vielmehr, da man die abgeschlossenen Obst- und Gemüsegärten dazu- rechnen muss, aus 3 von einander verschiedenen Theilen: aus der eigentlichen, in der Mitte liegen- den und vom Schlosse bis zur See sich erstrecken- den französischen Abtheilung, aus den englischen Anlagen, welche sich um jene im Norden und Osten herumziehen, und endlich, wie gesagt, aus den mehr in der Nähe des Schlosses sich befind- lichen, also im Süden und Westen liegenden Obst-, Gemüse- und Blumengärten. Beginnen wir in der Beschreibung mit der fran- zösischen Abtheilung, als der gewichtigeren und interessanteren, so haben wir zunächst, vom Schlosse ausgehend, ein Rundtheil mit Springbrunnen, in der Mitte sich hinziehend, und Linden - All&een auf den Seiten. Es ist nicht zu leugnen, dass diese Ab- tbeilung grosse Aehnlichkeit mit dem Tuillerien- Garten ın Paris, der allerdings aber viereckig ist, besitzt. Sie ist streng den Lenötre’schen Vor- schritten nachgebildet und, mit Ausnahme einiger unwesentlicher Dinge, auch beibehalten. Im rech- ten Winkel, auf das grosse Bassin mit den 5 Spring- brunnen zustossend, befinden sich, je 2 bei einander liegend, 8 Parallelogramme und ebenso, mit der breiten Basis nach aussen, je 2 bei einander lie- gend, 8 eingeschobene Dreiecke. Ein grosser, brei- ter Weg geht ringsherum und wird in der untern, dem Schlosse zugewendeten Hälfte auf der äussern Seite von nicht mehr benutzten Orangerie- Gebäu- den, in der obern dagegen von prächtigen Lauben- gängen. umgeben. Diese Laubengänge interessiren um so mehr, 4 339 als an dem eisernen, ziemlich hohen Gerüste eine eigenthümliche Form des wilden oder Jungfern- Weines (Ampelopsis hederacea) sich befindet, die uns noch nicht vorgekommen war und Empfehlung verdient. Das Laub ist nämlich dunkler, als bei der gewöhnlichen Form und glänzt auf der Ober- fläche. Seine Röthung erscheint ziemlich spät — Mitte September war sie noch nicht eingetreten — und erfolgt dann plötzlich, worauf die Blätter rasch abgeworfen werden. Interessant waren auch die zahlreichen Ranken, welche zum Theil sich an ihren Enden in Saugwarzen, ähnlich wie bei dem Epheu, umgewandelt hatten und damit sich festhielten. An den 4 Parallelogrammen in der Richtung des Schlosses befanden sich seitlich je 2, an den übrigen hingegen 10 Reihen von Linden, welche auf jeder Seite 2 Rasenstücke einfassten. Bis vor einigen Jahren waren diese Linden an ihren un- teren T'heilen mit bis auf die Erde herabreichenden und diese ganz bedeckenden Aesten besetzt und hatten damit ein mehr oder weniger verwildertes Ansehen; seit einigen Jahren sind diese Aeste ab- gehauen worden. Damit ist eine neue Belaubung hervorgerufen, die dem Ganzen ungemein wohl thut und ihm ein freundliches Ansehen gibt. Den Mittelpunkt dieses Rundtheiles bildet, wie gesagt, ein Bassin mit einem grossen, mittelständi- gen und 4 kleineren, herumstehenden Springbrun- nen. Arion, auf dem Delphine reitend, ist auch hier benutzt. Die Gruppe macht einen guten Ein- druck. Dasselbe ist auch mit den meisten übrigen Bildsäulen und Gruppen der Fall, wie man dies keineswegs von den Kunst - Gegenständen anderer Gärten aus jener Zeit sagen kann. Leider wird gar zu oft durch schlechte Figuren und unbeholfene Gruppen das ästhetische Gefühl verletzt. Diese Arions-Gruppe hat, wie mehre andere, den franzö- sischen Künstler Bouchardin in Paris zum Ver- fasser, und ist aus Blei angefertigt, aber bronzirt. Diese Kunst-Gegenstände wurden vom Kurfür- sten Karl Theodor aus dem Garten von Luneville gekauft. Nach dem T'ode des letzten Königs von Lotharingen, Stanislaus von Polen, der ebenfalls sehr kunstsinnig war und besonders schöne Anla- gen liebte, wovon seine Residenz Nanzig oder Nancy noch Zeuge ist, liess nämlich die französi- sche Regierung den Garten von Luneville eingehen und verkaufte alle Gegenstände, aus denen ein Ge- winn zu erwarten war. Am äussersten Ende dieses Rundtheiles, dem Schlosse gegenüber, befindet sich ein Bassin, in das von Hunden bereits zum Theil niedergerissene Hir- sche, aus gelbem Sandstein angefertigt, Wasser speien. Dieses Bassin mit den Hirschen liegt am Anfange eines Parallelogrammes, auf dessen Seiten * | Wege hinführen. Diese selbst, aber von Linden eingefasst, setzen sich bis zum See fort und schlies- sen 2 andere und längere Parallelogramme, eben- falls mit Rasen besetzt, ein. Dadurch ist die herr- liche Fernsicht nach den jenseits des Rheines lie- genden Vogesen selbst vom Portale des Schlosses aus möglich. Allerdings ist heiterer Himmel noth- wendig, wenn man das Gebirge sehen will. Auf beiden Seiten dieser 3 hinter einander lie- genden Parallelogramme befinden sich dichtere fran- zösische Anlagen, bestehend aus 4 Abtheilungen, von denen 2 hinter den beschriebenen Laubengän- gen beginnen und sich um diese herumziehen. Al- lerhand Gehölz, aus dem schöne und grosse Bäume herausragen und durchaus Schatten verleihen, be- decken das Terrain und ist dasselbe durch einige breite Wege mit grösseren Plätzen und durch schmale, aber gewundene Pfade durchbrochen. Auf der linken Seite (vom Schlosse ausgehend) befindet sich ein Minerva- Tempel und eine Reihe Bildsäu- len, Personen der Römerzeit darstellend. Vorn hin- gegen, am breiten Wege, wo ein Querweg diese beiden Abtheilungen von den anderen trennt, ste- hen 2 Bildsäulen, welche mit 2 anderen der ge- genüberliegenden Seite das Wasser, die Erde, die Luft und das Feuer repräsentiren. Auf der rechten Seite ist wiederum ein Bassın, in dem Kinder auf wasserspeienden Drachen sich befinden. Die hervorragendsten Kunst-Gegenstände sind ein nicht weit davon stehender Bacchus, sowie eine sterbende Agrippine auf der linken Seite. Beide sind aus kararıschem Marmor von dem Bild- hauer Vacca angefertigt. Eine dritte, ebenfalls aus kararischem Marmor gehauene Galathea hat nicht weniger auf Anerkennung Anspruch und den Bildhauer Crepello zum Verfasser. Eigenthüm- lich ist eine Minerva, welche man jedoch eher für eine Jungfrau von Orleans halten möchte, weil ihr zu Füssen Kanonen als Embleme liegen. Ein eigenthümlicher Gedanke ist die Vogel- tränke. Von dem Bassin mit den Drachen und Kindern gehen nämlich kleine gewundene Bäche von einigen Zoll Breite aus und sind von Stein- stücken, welche kaum den Durchmesser von 6 bis 10 Linien haben, eingefasst. Da das Wasser hier besonders hell ist, so kommen, hauptsächlich des Mor- gens und Abends, allerhand kleinere Vögel hierher, um ihren Durst zu löschen oder sich zu baden. Während unserer kurzen Anwesenheit waren wir selbst Zeuge, wie diese gefiederten Thierchen recht häufig von dieser Einrichtung Gebrauch machten. Die beiden anderen, weiter oben gelegenen und sich fast bis zum See erstreckenden Abtheilungen rechts und links vom grossen Mittelwege sind eben- falls dieht mit Gehölz und Bäumen besetzt, aber 43 * 340 grade Wege, meist über oder neben einander lie- gende Vierecke bildend, unterbrechen es. Bildsäu- len und andere Kunst-Gegenstände finden sich hier in sehr geringer Anzahl vor. Nach aussen rings- herum der ganze französische Garten, auch von 2 Reihen Linden eingeschlossen. Von diesen letzten Abtheilungen aus kommt man, links zur Seite weiter gehend, in den türki- schen Garten, so genannt, weil eine Moschee nebst 2 Minaret's mit einem gartenähnlichen Einschluss sich darin befinden. Den Eingang dazu bewachen rechts und links grosse Löwen, wiederum aus gel- bem Sandsteine angefertigt. Schade, dass man die ziemlich grosse Moschee mit ihren Minaret's jetzt doch mehr oder weniger vernachlässigt, denn sie ist wirklich schön und hat ohne Zweifel sehr viel Geld gekostet. Auf der andern rechten Seite der französischen Anlagen befindet sich ebenfalls noch ein Anhang, der selbst grösser als der türkische Garten ist. 2 grosse Löwen bewachen auch hier den einen Eingang. Ein Apollo-Tempel, bestehend aus einer auf 12 jonischen Säulen ruhenden Rotonde, be- findet sich auf 16 Fuss hohem Felsen und schliesst einen Apollo, aus kararischem Marmor angefertigt, ein. Der Bildhauer Verschaffelt ist der Verfas- ser. Sonderbarer Weise hat der Apollo seine Leier in der rechten Hand. 2 Najaden schütten auf der einen Seite des Tempels Wasser aus und bilden damit einen hübschen Wasserfall. Auf der andern Seite ist eine Art Amphitheater, wo man zu seiner Zeit Vorstellungen gab. Ausserdem finden sich in diesem Theile man- nigfache Kunst-Gegenstände, besonders Bildsäulen, aber auch Spielereien, wie sie in damaliger Zeit die französischen Gärten, die italienischen noch mehr, besassen. Ein eigenthümlicher Gedanke ist ein grosser, wohl gegen 20 Fuss im Durchmesser enthaltender Korb, aus eisernem Gitterwerk gefer- tigt. Auf dem Boden dieses Korbes sitzt ein Uhu und speiet einen Strahl Wassers, auf dem Rande des Korbes hoch oben befinden sich dagegen aller- hand Vögel, wie Pfauen, Hühner u. s. w., welche ebenfalls dem Uhu Wasser entgegenspeien. Nicht weit davon ist eine künstlich - gemachte Fernsicht. Auch ein ziemlich umfangreiches Bad mit einigen mittelmässigen Bildern hat man hier gebaut und es zieht die Aufmerksamkeit der Besucher mannig- fach auf sich. Wir kommen zu den englischen Anlagen. Der grosse und erwähnte See ist von ihnen eingeschlos- sen. Vormals war er von einer hohen Mauer um- geben. Skell nahm diese weg und gab dem See recht hübsche Konturen. Während der französische Garten aus dichtem Gehölze besteht, wo nur die Wege und die Kunst - Gegenstände lichte Stellen bilden, sind hier vorherrschend Gruppen von Bäu- men und Boskets, mit Rasenflächen abwechselnd, vorhanden. Mancher schöne Baum ist hier zu se- hen, vor Allem gefielen uns einige Ulmen von so eigenthümlichem Wuchse, wie man sie nur selten findet. Da einige derselben mir botanisch-wichtig erschienen, so werden wir später noch Gelegenheit finden, über sie zu sprechen. Diese englischen Anlagen machen dem Meister Ehre. Die geschlungenen Wege sind mit vielem Geschick angelegt und das Wasser des Sees ist auch an andere Stellen hingeleitet, so dass mannig- fache Abwechslungen dem Wanderer entgegentre- ten. Der schönste Punkt befindet sich ohne Zwei- fel auf der linken Seite, wenn man aus dem tür- kischen Garten heraustritt. Ein kleiner, sehr hübsch- geformter See mit einer bewachsenen Insel liegt vorn und eine Ruine mit einem Thurme erhebt sich nach hinten. Es lohnt sich auch, auf diesen Thurm hinaufzusteigen, denn man wird durch die schöne Fernsicht reichlich belohnt. Aber auch andere Parthien verdienen unsere Aufmerksamkeit, so die Ruinen einer römischen Wasserleitung, der botanische Tempel, in welchem Theophrast, Plinius und Linn€ verherrlicht werden sollen, die Sinnbilder der Donau und des Rheines vorn am See u. s. w., es dürfte aber zu weit füh- ren, näher darauf einzugehen. Auch der Frucht- und Gemüsegarten liegt ausserhalb unserer Auf- gabe, da wir nur auf den Lustgarten von Schwe- tzingen aufmerksam machen wollten. Yärtnerilhe Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. XV. Paris, den 20. September. Schon im vorigen Berichte ist darauf hinge- wiesen, welch’ ein Uebergewicht jetzt das Obst bei den Ausstellungen gegen die früheren gewinnt; es wird daher nicht ungerechtfertigt erscheinen, wenn ich jetzt in meinem Berichte über die 12. Ausstel- lung alsbald mit dem Obste beginne. Um den vielen Anmeldungen entsprechen zu können, ist ausser dem von Anfang der Ausstel- lung an dazu benutzten Schuppen, in welchem je- doch die eine Seite von abgeschnittenen Blumen eingenommen wird, und dem später hinzugezogenen Kalthause noch ein zweites Glashaus mit Tischen zum Aufstellen des Obstes benutzt worden. Es ist dasselbe, wo an und für sich schon die herrli- chen Palmen Chantin’s stehen. Diese, Kinder des 341 meist tropischen Südens, bilden jetzt in der Mitte der Tafeln einen eigenthümlichen, aber sehr anmu- thigen Kontrast mit unseren rothwangigen nordi- schen Aepfeln und Birnen der gemässigten Zone. Nicht weniger als 3 Gartenbau - Gesellschaften, 18 Gärtner und ein Liebhaber hatten sich allein mit Obst betheiligt. Die eine der Gesellschaften, die sonst wegen ihres schönen Gemüses so oft rüh- mend erwähnt und wegen ihrer genauen statisti- schen Angaben als Muster hingestellt wurde, die SoeietE d’hortieulture de Clermont (Seine u. Oise), zeichnete sich durch ihr ausgestelltes Obst leider nur negativ aus, denn ihre Sorten gehörten nicht allein den ordinären und schlechten an, die einzel- nen Exemplare hatten auch keine Kultur. Ganz anders verhielt es sich dagegen mit den beiden anderen Vereinen von Marseille und des Arrondissements Beaune (Depart. Cöte d’or). Der erstere hatte 126 Birn- und 30 Apfel-, sowie ausserdem noch 17 Sorten Feigen ausgestellt; der letztere hingegen sogar 271 Birn- und 12 Apfel- Sorten, die sich ausserdem noch durch richtigere Benennung und schönere Qualität vor den beiden ersteren auszeichneten. Die Feigen-Sorten interes- siren uns Deutsche zwar weniger, doch war es im- merhin beachtenswerth, die besten hier beisammen zu sehen. Unter diesen zeichneten sich vorzüglich aus: Figue Poulette, Monaco, Col de la Sennora, sowie Bourgeassotte noir und blanche. Unter den Marseiller Birnen nennen wir als besonders bemerkenswerth: Duchesse de Toulouse, Passe Crassanne, Thompson, Cure, Fondante de Co- mice, Archiduc Charles u. s. w.; unter den Aepfeln: Postrophe d’hiver, Doucette blanche, Reinette Da- niel, R. de Caux, R. d’Angleterre. Von den Birnen aus dem Cöte d’or, also dem mittleren Frankreich, waren besonders hervorragend: Beurr€ superfine, B. Piquery, Passe tardive, van Mons, Beurr€ d’Apremont. Die Jury hatte, um bei der grossen Zahl und Schönheit der Ausstellungen nicht gar zu sehr hin- sichtlich der Preise beschränkt zu sein, das Aus- kunftsmittel ergriffen, dass sie die Vereine unter sich konkurriren liess, ebenso die Gärtner und end- lich die Liebhaber, jede Gruppe allein. Ohne die- ses Auskunftsmittel wäre selbst der Gartenbau-Ver- ein von Beaune von einem Baumschulbesitzer, Hortol&s fils in Montpellier, geschlagen worden, dessen Sammlung alles bisher Gesehene überragte. Er hatte der Zahl nach zwar nur 216 Birnen, da- für aber 118 Aepfel und übrigens Alles von einer solchen Schönheit und Grösse, wie man sie sich gar nicht besser wünschen konnte. Da waren unter andern nicht weniger als 9 grosse, ziemlich arran- girte Körbe mit riesigen Belle de Bruxelles, Du- chesse d’Angoul&me, Belle Angevine, Grand Ale- xandre, Reinette de Canada, Calville blanche u. s. w. Ausserdem zeichneten sich noch von Birnen aus: General Todtleben, Poire d’amande, Catillac, Colmar d’Aremberg, Fondante des bois und Beurr€ Hardy, welche letztere im Süden eine eigenthümliche roth- gelbe Färbung und eine stark - geröthete Wange bekommt. Unter den Aepfeln waren die grössten, wie die kleinsten Sorten vertreten: Reine des Rei- nettes, Reinette de Canterbury, R. de Belleville, Gloria mundi, die graue Gros Fenouille, die ge- streifte Sielair u. s. w. Neben Hortol&s war es Deseine, der wie- derum, wie das vorige Mal, einen ersten Preis er- rang. Seine Sammlung bestand aus 200 Birnen und 160 Aepfeln, darunter: Belle sans p&epin, Ama- dotte, Beurr€ Lesbre, Dumelow - Pippin, Brabanto, Bellefleur u. s. w. Auch Baltet freres hatten eine schöne Samm- lung von 149 Birnen und 77 Aepfeln ausgestellt, darunter: de Tongres, Souvenir de Favres, Frede- ric de Wurtemberg, Beurr€ Six, Fondante de Pa- nisel, Menag®re, Jacques Lebell und die kleinen Pommes bacciferes. 2 Baltet gleich stand die Sammlung des erwähn- ten Liebhabers RouillE Courb@ in St. Avertın, der tadellose Früchte: 124 Birnen und 120 Aeptel gesandt hatte. Dann folgte der bekannte Obstzüchter Dupuy Jamin mit 189 Birnen und 52 Aepfeln; unter ersteren die sehr guten Sorten: Doyenn@ de Bor- deaux, Broompark und Duchesse de Mons. Dupuy Jamin hat sich durch Einführung neuer Sorten grosse ‚Verdienste um den französischen Obstbau erworben und jeder seiner zahlreichen Schüler rech- net es sich noch zur Ehre an, grade ibn zum Lehrmeister gehabt zu haben. Ich muss, um nicht zu weit zu gehen, alle übrigen, zum Theil noch sehr reichen Sammlungen von Cochet, Aug. Roy & Co. Lelandais u.s.w. übergehen, um noch mit einigen Worten der neuen, aus Samen gezogenen Sorten zu erwähnen. Von Birnen nenne ich hier vor Allem: Souve- nir du Congr?s, eine grosse saftige Birn, die schon vor 4 Wochen von Morel aus Lyon eingesendet war und Aehnlichkeit mit Bon Chretien Williams hat. Nachdem die Lyoner Gartenbau - Gesellschaft die Thatsache bestätigt (dass nämlich der Baum nicht gepflanzt), ist diese Birn. als neue Sorte sank- tionirt worden. Für diesmal wurden unter den mancherlei aus Samen gezogenen Birnen nur die von Beluse in Vaix-Lyon (Rhöne) aus Samen von Doyenn@ d’hi- ver gezogene von der Jury als würdig erkannt. Es ist diese Birn in der Grösse, Dicke und grünen 342 Schale der Mutter ziemlich ähnlich, der Geschmack | etwa gegen 12 Weinbauer und 3 Gesellschaften, ist aber anders. Das Fleisch ist saftig, weiss, schmelzend und halb-fein. Ausserdem hatte noch Andr@ Leroy in An- gers 2 neue Sorten eingeschickt, die auch gut be- funden wurden: 1) Poire orange muscate Manda- rin, rund, saftig, fein von Geschmack, sehr aroma- tisch, und 2) Madame Henry Desportes, sehr süss und saftig, Qualität ziemlich gut. Das Steinobst war besonders durch eine ausge- zeichnete Sammlung von Pfirsichen vertreten. Die beiden grössten Meister, oder vielmehr Lehrer und ebenbürtiger Schüler, traten hier ebenfalls in Konkur- renz: Lep£re und Chevallier. Doch der Kampf war ein sehr ungleicher, denn Ersterer trat mit 14 der schönsten Sorten, Letzterer nur mit 4 ın die Schranken und konnte der Sieg daher Lepere auch nicht fehlen. Ausser seinen herrlichen Brug- non, Stanswigt, Mignon tardive, Chevreuse tardive und anderen ragte vor allen die Sorte Bourdine hervor, unter der ein Exemplar von 11% Zoll Um- fang und 22 Loth Gewicht (2?) sich befand. Unter den aus Samen gezogenen Sorten war es aber grade umgekehrt;*hier erhielt Lepere gar nichts, während Chevallier mit seiner Belle Im- p@ratrice siegreich hervorging. Es hat diese Sorte der Societe imperiale d’Hortieulture in Paris schon 3 Jahre lang vorgelegen, um ein Urtheil darüber abzugeben. Man hatte endlich auch nach genauer Prüfung den Entschluss gefasst, der Pfirsiche we- gen ihrer Güte eine silberne Medaille zu ertheilen. Die vorliegenden Exemplare entsprachen jedoch keineswegs dem Urtheile des Pariser Gartenbau- Vereines. Möglich freilich, dass das veränderliche Wetter dieses Sommers auf den Wohlgeschmack der Pfirsiche im Allgemeinen einen sehr ungünsti- gen Einfluss gehabt hat. Ausser von den beiden erwähnten Männern waren von Baudon in Viviers (Lot und Garonne) südwestlichen Frankreich noch 18 neue Sorten ein- geschickt. Sie gehörten sämmtlich der als Pavie (Härtling) bekannten Abart an, deren Stein im das Fleisch eingewachsen ist und die dort, in der Gegend der berühmten Pflaumen von Agen, kultivirt werden. Als besondere Merkwürdigkeit verdient noch angeführt zu werden, dass auch Samen - Pfirsiche aus Dänemark neben einem Körbchen. mit Wein- trauben eingesandt waren. Von Nüssen war eine Parthie Haselnüsse unter dem Namen Noisette de Trebizond vorhanden, die mit den grössten spanischen wetteifern konnten, aber noch nicht ganz reif waren und überhaupt zäh zu sein schienen. An der Trauben - Ausstellung betheiligten sich viel | gegenstand der Konkurrenz. und zwar von den genannten 12 ausschliesslich für | Tafeltrauben nur 6. Von Tafeltrauben waren wie- derum die besten, in Häusern gezogenen von Knight eingesandt; dagegen stammten die schön- sten der im Freien gezogenen von Constant Charmeux in Thomery, der seinen Bruder Rose Charmeux diesmal schlug, mit Ausnahme freilieh einer allgemeinen Sammlung von 87 Sorten, die Rose geschickt hatte. Die verlangten 6 Sorten, die als die besten Tafeltrauben zu betrachten wären, waren sämmtlich durch Frankenthaler oder Gutedel (Chasselas) ver- treten. Neue Sorten waren nicht eingeschickt. Weit mehr in die Augen fallend war die Sammlung von Weintrauben zum Pressen, obwohl manche unter diesen auch wohl als Tafeltraube be- nutzt werden mögen. War es das vorige Mal Bouchet bei Montpeillier gewesen, der alle Welt in Erstaunen gesetzt hatte, so war es diesmal die schon oben erwähnte Gartenbau - Gesellschaft von Marseille, der man wahre Riesen von Trauben ver- dankte. Unter den 214 Sorten waren einzelne, z. B. Danugue, Grüne Korinthertraube u. s. w., von 15 Fuss Länge und dabei von solchem Gewichte vorhanden, dass sie unwillkürlich an die berühmten Trauben von Josua und Kaleb aus dem Gelobten Lande erinnerten. Ausser den eben erwähnten Trauben ragten besonders hervor: Olivette blanche, Grosse Panse, röthlich-grün, Grosse Damas, violett, Oclaker’s St. Petersbourg, Golden Hambourgh, Greece jaune u. s. w. Wir übergehen die kleinen Sammlungen von Trauben und gedenken nur noch der Weintrauben, die den schönen Wein von St. Emilion, eine Art Bordeaux, liefern, um uns zu dem Gemüse zu wenden. Hier waren wieder die Maraicher's (Gemüse- züchter von Paris) die ersten; besonders interessant erschienen ihre Sammlungen von Kohl und Salat. Ausserdem bildeten die Cucurbitaceen einen Haupt- Lesueur hatte ein reiches Sortiment von Kürbissen, darunter lange, gelbe chinesische von über 15 Fuss Länge und 6 Zoll Durchmesser, ähnliche grüne Genfer, riesige runde gelbe u. s. w. Ein anderer runder gelber von 2 Fuss Durchmesser zeigte aufgewachsen die Aufschrift: Deveze, &leve de la Ferme &cole de Bozingers, 2 andere lange von demselben massen sogar 2% Fuss und hatten über 1 Fuss Durchmes- ser. Ansedrdn verdankte man Vilmorin-An- drieux & Co. eine sehr schöne Zusammenstellung von Gurken der verschiedensten Form. Kartoffeln waren in sehr grosser Zahl vorhan- den. Hier verdient vor Allem die Sammlung von 349 Courtois-Ge&rard Beachtung, welche die Typen vieler verschiedener Sorten darstellen, die während einer 12-jährigen Kultur beobachtet wurden. Vor- liegende Exemplare waren von diesem auf der Insel Billaneourt gezogen. Es dürfte vielleicht von In- teresse sein, diese Sammlung vollständig aufzufüh- ren, da sie immerhin auch für Deutschland Wich- tigkeit hat. 1. Reihe. Gelbe runde. Irish pink eyed, Dalinahoy (?), Handsworth, Comice d’Amiens, Oeil violet, Regent, des Elies, Caillaud, Show, Naine hative, Flour Ball, Cordi- tiere (?), Grise arrondie. 2. Reihe. Gelbe lange. Royal ash leaved Kidney, White blossomed, Myats prolifie, & feuilles d’ortie, Coquette, Marjo- lin hatif ou Quarantaine, Marjolin 2. saison, Lop- stone Kidney, de !’Amerique, Ren& Lottui, Violette blanche, Hardy. 3. Reihe. Rothe runde. . Truffe d’Aoüt, Toute bonne, White pink, de Strassbourg, de Montreuil, Forty fold, de Pomera- nie, Pola, Claire bonne, Printanidre, St. Louis, Bienfaiteur. 4. Reihe. Rothe lange. Kidney rouge, Palereo, Kidney rose, Violette d’Albany, Hollande rouge, Xavier, Briffault, de Vigny, Rose Martin, Pousse debout. 5. Reihe. Violette. Violette de Bretagne, Violette de Vincennes, Black Kidney, Violette plate hätive, Smith ‚Seedling. 6. Reihe.: Landwirthschaftliche. Chardon, La devorante, de Cohan, Reine blanche, Jeuxi, Yan, Mangle-Wurzel, Hundredfold, Aradar&s, Chamounix (letztere 4 roth). Ausserdem waren noch 40 Sorten aus der Vendee von Bonrenne in Fontaine le Comte ge- schickt, einem Manne, der sich um Verbreitung gu- ter Sorten in seiner Heimath sehr verdient gemacht hat. Die Sorten Chardon und Duflor haben noch nie von der Krankheit dort gelitten. Auch Julien, der Gärtner der Baronin Thi- riait in Bonneville (Belgien), hatte sehr schöne Kartoffeln in 60 Sorten ausgestellt, darunter: Neuf semaine (Neunwochen-Kartoffel), gelb, gross, rund, Bisquite, kleiner, Mastrich, roth, rund, Langue de boeuf, sehr lang, gelb u. s. w.; ferner noch 20 Sor- ten Samen-Kartoffeln. Als Haupt-Gegenstand für Pflanzen und Blumen waren im Programme die Araliaceen bezeichnet. Sie fanden sich auch in schönen Exemplaren von Chantin, Linden in Brüssel und Stelzner in Gent vor. Unter des ersteren Pflanzen ragte vor Allem eine 8 Fuss hohe Aralia reticulata hervor, die mit ihren keilförmigen, gegen 2 Fuss langen Blättern einen hübschen Anblick gewährte. Aus- serdem zeichneten sich aus: Aralia farinifera mit unten braun-kleiigen Blättern und breit-eiförmigen Lappen, A. Ghiesbrechtii mit sehr schmalen, fast Oleanderblättern ähnlichen Lappen, die merkwür- dige A. crassifolia mit äusserst schmalen, dicken, dunkelbraunen Blättern und einer Mittelrippe, die oben heller als unten ist, A. macrophylla, A. Scheffleri und viele andere. Linden hatte 12 sich besonders durch kräf- tige Entwickelung hervorthuende Pflanzen gesandt: Oreopanax dealbatum, O. Lindeneanum, 5 Fuss hoch, Blattstiel 2 Fuss lang, Lappen lanzettlich, ©. lanıi- gerum mit breiten, gezähnten Lappen, OÖ. umbra- euliferum, Blätter 1 Fuss Durchmesser, Stiel 2 Fuss lang u. s. w. Dann eine neue Art, die aber an Aralia platanifolia erinnerte. Ausserdem hatte er 8 neuerdings eingeführte Arten ausgestellt: Oreopanax dealbatum, O. furfu- raceum, 0. costaricense, mit schmalen Lappen an den grossen Blättern, O. auriculatum, ©. tortile, mit schmalen Lappen und rother Rippe, sehr grob gesägt, u. S. w. Stelzner aus Gent hatte eine 8 Fuss hohe Aralia papyrifera von 6 Fuss Höhe, eine A. Sieboldii, die durch ihren schlanken Wuchs gar nicht an die gewöhnliche Tracht dieser Pflanze erinnerte, A. dactylifolia u. s. w. ausgestellt. Pflanzen mit grossem Laube zur Zimmer- De- koration hatte besonders Savoye in grosser Menge, jedoch ohne Bemerkenswerthes, eingeliefert. Solanum-Arten waren von Yvon in Montrouge, namentlich aber von Linden, vorhanden. Von Er- sterem nenne ich: S. enneodontum, S. Gilo, S. ma- cranthum u. s. w. Letzterer hatte dagegen nur Neues ausgestellt. 3 Arten stammten aus Ecuador, die meisten anderen dagegen aus Brasilien und Neu-Granada. Zu Blattpflanzen eignen sich beson- ders: ein Solanum aus Cauca, Blattstiel und Mit- telrippe sind tief-violett, dabei die Blätter 15 Zoll lang und etwas weniger breit, ein anderes aus Quito, Blätter 15 Fuss lang, etwas weniger breit, tief ausgezackt, wie das vorige, mattgrün mit röth- lichen Adern; ein drittes aus Neu-Granada ist mehr wegen der imposanten Höhe (5 Fuss) und der vio- letten Blüthen zu empfehlen. Auch 6 neue Fieus waren von Linden zur Konkurrenz gegeben, ohne freilich Mitbewerber zu finden. Darunter eine Art aus Ecuador mit ganz schmalen, fast 1 Fuss langen, aber nicht 1 Zoll breiten, schmal-elliptischen Blättern, mattgrün, Mit- telrippe röthlich, wenn auch vielleicht weniger für den Gärtner geeignet, doch für den Botaniker durch die regelmässige Reihe weisslicher Drüsenpunkte unfern des Blattrandes interessant. Als Zierpflanze 344 mehr passend, weil der Ficus elastica ähnlicher, sind 2 andere Arten aus Ecuador, eine vom Rio Branco und eine aus Moyobamba zu bemerken. Die Art aus Para hat nur 35 Zoll lange und über 1 Zoll breite Blätter. Ausserdem hatte Linden noch die schöne Ama- ryllis procera, Imperatrice du Bresil mit Beinamen, ausgestellt, eine herrliche, gegen 5 Fuss hohe Pflanze mit prachtvollen, lila-farbigen Blüthen, die vor ungefähr 6 Jahren zuerst nach Europa, und zwar nach Frankreich kam, wo sie aber wieder verloren ging. So hat sie Linden vor 2 Jahren von Neuem eingeführt. Der Präsident der Brüsseler Societ€ Linn6enne, Müller, hatte eine aus Samen 1861 erzogene Yucca recurva var. Muelleri eingeschickt, die ein eigenthümliches Kolorit zeigt. Die Ränder der Blätter sind nämlich dunkel - grün, glänzend, die Mitte dagegen ist heller und mattgrün. Von Linden habe ich auch noch eine 3 Fuss hohe neue Aristoloechia vom obern Amazonen- strome zu erwähnen, mit herz-nierenförmigen Blät- tern, deren eigenthümlich-gebildeten, hellgrau-brau- nen, einer länglichen, plattgedrückten Sturmhaube ähnlichen Blüthen sich leider nicht öffnen wollten. Auch hatte derselbe noch die schöne Ficus deal- bata mit unterseits silberigen Blättern, seinen übri- gen Pflanzen beigesellt. Andere Ficus, namentlich Ficus elastica var. strieta, in sehr schönen Exemplaren stammten von Savoye. Bananen waren von Ohantin geliefert, boten aber nichts Besonderes dar; die Exemplare der Musa Ensete hingegen aus der Muötte, die das grosse Gewächshaus zieren, erregen mit ihren rie- sigen Blättern viel mehr die Bewunderung der Besucher. Recht hübsche Blendlinge von Abutilon hatte Rendatler geschickt, eben derselbe auch Hydran- gea acuminata von Japan, aus Samen gezogen, und ein Exemplar von Lancesteria Barteri und den klei- nen niedlichen Thymus corsica. Unter den abgeschnittenen Blumen waren Geor- ginen diesmal reichlicher vertreten, als da, wo sie der Haupt-Gegenstand sein sollten, nämlich am 1. September. Uns Deutsche erfreute es, als wir das herrliche Sortiment von Siekmann in Köstritz bei Gera sahen, aber auch für die Franzosen hatte es grosses Interesse. Es waren Blumen von ausge- zeichneter Schönheit; allein der Transport hatte sie schon zu sehr mitgenommen, um sie noch im vol- len Glanze erscheinen zu lassen. Ausgezeichnet waren ferner die Bouquets in den verschiedensten Formen aus Frankreich und Belgien. Ebenso die prachtvollen Gladiolen. Höchst lehrreich war noch eine schöne Samm- lung von Fruchtzweigen immergrüner Gehölze, aus- gestellt von den Gebrüdern Rovelli am Comer See. Dieselben hatten im Frühjahre die herrlichen Kamellien gesendet. Besonders zahlreich vertreten erschienen die Koniferen, wobei sich auch ein mächtiger, Kokos- nuss - grosser Araukarien - Zapfen befand. Ferner waren die Ilex und nicht weniger die immergrünen Eichen reichlich vertreten. Das neue Verzeichniss über Haarlemer Blu- men - Zwiebeln und Knollen- Gewächse, sowie über Sämereien zur Herbstsaat und zur Herbsttreiberei, von Ernst Benary (Samenhandlung, Kunst- und Handelsgärtnerei) in Erfurt ist erschienen und erlau- ben wir uns, dasselbe den Lesern der Wochenschrift zu empfehlen. Leider kann es nur da beigelegt werden, wo die Wochenschrift nicht durch die Post befördert wird, da diese das Beilegen nicht ge- stattet; Liebhaber erhalten es jedoch auf frankirtes Verlangen franco zugesendet und möchte es im eigenen Interesse gerathen sein, die Aufträge mög- lichst bald zu geben. "Auch Ambr. Verschaffelt ın Gent hat eben sein 81. Verzeichniss seiner in Kultur befindlichen Pflanzen ausgegeben; an Reichhaltigkeit steht es den früheren keineswegs nach. Auch einige Neu- heiten werden darin wiederum aufgeführt, so z. B. eine Passionsblume unter dem Namen Tacsonia Buchanani mit gelappten Blättern und grossen, ro- then Blumen aus Panama, die ın Paris als Che- valiera ausgestellte Bromeliacee Vriesia Glaziouana u.s. w. Letztere treibt aus der Mitte der schönen Blätter einen bis über 5 Fuss hohen Stiel, dessen Blattscheiden eine rosarothe Farbe haben, im Ue- brigen blendend - weiss sind und sich durch Wohl- geruch auszeichnen. ‘Auch auf die japanischen Ahorn-Arten mit vielfach-geschlitzten und bunten Blättern, welche ersteren in Paris allgemein ge- fielen, machen wir aufmerksam. Dass in dem A. Verschaffelt’schen Etablissement ausserdem haupt- sächlich Palmen, Cycadeen und andere Blattpflanzen des Warmhauses in grosser Menge herangezogen werden, ist eine bekannte Thatsache, auf die wir nicht weiter einzugehen brauchen. . Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 2. November No. 44, 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Villa Monrepos bei Geisenheim. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung, XVIII. — Skizzen aus dem Cels’schen Garten in Paris. Villa Monrepos bei Geisenheim. Zu den gesegnetsten und schönsten Gauen un- seres grösseren deutschen Vaterlandes gehört ohne Zweifel der Rheingau, über den wir unlängst erst eine önologische Skizze gebracht haben. Ihm steht gewiss, seitdem er das Glück hat, einem grösseren Lande anzugehören, auch noch eine grössere Be- deutung in der Zukunft bevor. Nicht etwa, dass daselbst Fabriken entstehen werden, wie im nahen Westphalen, und das Land reich machen; dazu ist der Boden zu gut, die Gegend auch zu schön, als dass hohe Rauchfänge Aussichten unterbrechen, un- angenehmes Getöse störend eingreifen sollten. Der Garten-Direktor Thelemann in Bieberich, einer unserer tüchtigsten Gartenkünstler, dem das Nassauer Land manche Verschönerung verdankt, legte gleich im Anfange seiner Thätigkeit in Nas- sau dem damaligen Herzoge Adolph den Plan vor, von Bieberich rheinabwärts Land anzukaufen, um daselbst reichen Leuten, welche sich von der gros- sen Welt und ihrem Geräusche zurückziehen woll- ten, Gelegenheit zu bieten, sich daselbst anzukau- fen und Landhäuser zu bauen. Es ist zu bedauern, dass dieser Plan damals nicht Beifall fand und das Land, welches zu jener Zeit um mittelmässige Preise zu erhalten war, jetzt zum T'heil zu anderen Zwecken verwendet worden ist. Wir glauben, dass der Thelemann’sche Grund- gedanke, Nassau, und zunächst den Rheingau, zu einem Zufluchtsorte reicher Leute zu machen, mit der Zeit doch in Erfüllung gehen möchte. Wenn erst die unglückselige Spielbank in Wiesbaden auf- gehoben ist und wiederum mehr Zutrauen eintritt, man unter preussischer Administration obige Zwecke auch unterstützt, so unterliegt es wohl keinem Zwei- fel, dass Wiesbaden und der Rheingau von reichen Leuten mannigfach besucht und bewohnt werden wird. Existiren doch schon jetzt mancherlei Land- sitze der Art, welche auch in gärtnerischer Hin- sicht unsere Aufmerksamkeit in Anspruch zu neh- men im Stande sind. — Um nicht immer denselben Weg von Berlin aus nach Paris zu nehmen, ging ich Mitte August über Frankfurt, Forbach und Metz. Das schöne Obst, welches vor einigen Jah- ren während des Gärtner-Kongresses in Erfurt von Geisenheim ausgestellt war und in jeglicher Hin- sicht mit den französischen Früchten wetteifern konnte, hatte längst schon den Wunsch in mir rege gemacht, den Garten, wo dieses gewachsen, zu se- hen, aber auch die übrigen Anpflanzungen kennen zu lernen; ich beschloss demnach, auf dieser Tour einen Tag in Geisenheim zu bleiben. Der Besitzer des Gartens, General-Konsul Lade, erlaubte mir nicht allein, den Obstgarten in Augenschein zu nehmen, sondern war selbst in den übrigen Anlagen, in denen sein Landsitz, die Villa Monrepos, liegt, mein freundlicher Führer. Diese Villa mit ihren Anlagen hat eine rei- zende Lage ziemlich dicht am Rhein und in der nächsten Nähe des Städtchens Geisenheim. Der Johannisberg liegt über ihr und kann in einer gu- 44 346 ten halben Stunde erstiegen werden. Rüdesheim, dem Weinschmecker, wie dem Romantiker, gleich bekannt, ist auch nur eine halbe Stunde entfernt und kann vermittelst der Eisenbahn selbst in wenigen Minuten erreicht werden. Weiter nach Norden kommen dann die mit Wald bewachsenen Vorberge des Taunus und geben den Weinbergen Schutz gegen rauhe Winde. Der nahe Rhein dunstet aber grade genug aus, um die Hitze des Sommers eini- germassen erträglich zu mildern und den Rheingau auch für die warme Zeit zu einem angenehmen Aufenthalte zu machen. Ueber den Rhein liegt das reizende Städtchen Bingen. Villa Monrepos hat mit dem ganzen Rheingau ein herrliches Klima, wie es ausserdem in Deutsch- land kaum zu finden ist. Im Winter wird es nie sehr kalt und gegen nordische Winde schützt, wie gesagt, der nahe Taunus. Dieses Gebirge ist wohl auch Ursache, dass die Sonne weit mehr, als ın ebenen Gegenden, seinen erwärmenden und bele- benden Einfluss zur Geltung bringen kann. Eine üppige Vegetation, wie kaum anderswo, ist die Folge; vor Allem gedeiht die Weinrebe auf wun- derbare Weise und die Weinbeere erhält jenes an- genehme Aroma, wie dieses nirgends weiter gefun- den wird, und liefert deshalb auch den besten und vorzüglichsten Wein. Aber auch die anderen Früchte gedeihen auf eine erfreuliche Weise und zeichnen sich vor denen anderer Gegenden nicht allein durch ihre Güte, sondern auch durch eine erhöhte Fär- bung aus. Die Schale der Aepfel und Birnen scheint durchsichtiger zu sein, so dass der darun- terliegende Farbstoff zur grössern Geltung kommt. Allgemein glaubt mau im Rheingau selbst, dass die im September und Oktober, bisweilen schon im August, in Form eines Thaues eintretenden Nieder- schläge von Feuchtigkeit die Ursache. dieser eigen- thümlichen Erscheimung sind. Monrepos wurde im Jahre 1860 von seinem jetzigen Besitzer, dem General-Konsul Lade, be- gonnen und erst 3 Jahre darauf vollendet. Die freundliche Villa liegt reizend in der Nähe der im Norden vorbeiführenden Landstrasse, von wo aus das Terrain nach dem Rhein zu abfällt, also ziem- lich hoch, und bietet nach allen Seiten hin schöne Aus- und Fernsichten dar. Aber auch in der Nähe ist dafür gesorgt, dass das Auge gern auf gewissen Punkten einige Zeit verweilt und sich an dem ge- gebenen Bilde erfreut. Besonders ist es ein kleiner See mit einigen aus künstlerischer Hand hervorge- gangenen Statuen und über diesen hinweg in eini- ger Entfernung die thurmartig erbaute Gärtner- Wohnung, welche freundliche Ansichten darbieten. Vor der eleganten Wohnung breiten sich Rasen- teppiche, mit Blumen-Arabesken und einzelnen Blatt- pflanzen versehen, aus. Der Garten selbst besitzt einen Umfang von 5 Nassauer Morgen. *) Vielleicht wird mir später einmal, wenn der noch jugendliche Garten erst seine Vollendung. und Abrundung durch die Jahre erhalten haben wird, Gelegenheit geboten, über ihn ausführlich zu spre- chen, für jetzt haben wir uns nur zur Aufgabe ge- stellt, über die Obst-Anlagen Mittheilungen zu ma- chen. Diese hängen mit dem eigentlichen Garten zusammen und werden im Norden von der Land- strasse begrenzt, während im Süden ein schmaler und zum Theil nasser Wiesengrund diesen vom nahen Rheine scheidet. Diesem entlang ziehen sie sich mehr in die Länge und haben eine Ausdehnung von 1400 (Nassauer) Fuss, während der kleinste Durchmesser (von der Landstrasse bis zum Rhein) nur 250 Fuss beträgt. Das ganze 'l'errain besitzt dagegen ein Areal von 16 Morgen, wovon allein 11 die Obst-Anlagen umfassen. Dazu kommt aber noch eine Reben- und Obstbaumschule von unge- fähr 6 Morgen, welche jenseits der grossen Land- strasse liegt und also nicht im direkten Zusammen- hange mit dem eigentlichen Garten sich befindet. Der Gemüsegarten liegt jedoch innerhalb desselben, der nach der Landstrasse zu durch eine Mauer ge- schlossen ist. Die Obst- Anlagen ziehen sich hauptsächlich nach Westen hin, umfassen aber auch den eigent- lichen Garten im Süden und sind daselbst durch eine terrassirte Mauer geschieden. Ausser diesen zu Spalieren benutzten Mauern sind von ersteren noch andere reichlich vorhanden. Ihre Gesammtlänge beträgt nicht weniger als 3,300 Fuss, wovon allein 1,100 Fuss von Pfirsich-Spalieren besetzt sind. Die nahen Berge führen hinlänglich Wasser herbei. Um dessen Vertheilung willkürlich in der Hand zu ha- ben und es an allen Punkten der Obst-Anlagen und des Gartens zur Verwendung bringen zu kön- nen, wird es von eisernen Gussröhren, welche eine Gesammtlänge von 600 Fuss haben, aufgenommen. Die Obst-Anpflanzungen sind durchweg wissen- schaftlich geordnet und umfassen fast alle Obstsorten in allen Formen. Von grossem Interesse sind die 7 Gruppen von Birnen, welche aus 20—30 Pyra- miden bestehen und von denen jede nur Sorten einer und derselben Reifzeit besitzt. Diese Ein- richtung hat sehr viel für sich und möchte empfoh- len zu werden verdienen. Wir wollen nun versuchen, eine Zusammenstel- lung der Obstgehölze zu geben, welche im Lade'- schen Garten kultivirt werden. Aus der grossen Menge ersieht man, dass wohl kaum eine Sorte *) Der preussische Morgen verhält sich zum nassauischen, wie 1: 0,9792, der preussische Fuss aber zum nassauischen, wie 1,000 : 1,5931. 347 irgend einer Fruchtart, welche Anspruch auf Güte hat, existirt, welche hier nicht kultivirt und beob- achtet würde. Von Aepfeln werden kultivirt: 266 Hochstämme, 502 Pyramiden, 250 Spindelbäume, und 1,600 Schnurbäumchen oder Kordon’s; Birnen hingegen: 138 Hochstämme, von ‘14 Pyrami- 48 Spaliere, | den, 652° Spindelbäume, 235 Spaliere und 1,038 | Schnurbäumchen. Von Pfirsichen existiren: 23 Hochstämme, 14 Pyramiden, 46 Spaliere und 97 schiefe Schnurbäumchen (Öbliques); von Aprikosen: 102 Hochstämme, 32 Pyramiden und 40 Hochspa- | liere; von Pflaumen: 198 Hochstämme, 249 Pyra- miden und 26 Spaliere; von Kirschen: 88 Hoch- stämme, 181 Pyramiden, 5 Spaliere und 13 Schnur- bäumchen, ferner 24 Mispel-Pyramiden, 16 Quitten, Hoch- und Niederstämme, 6 Hochstämme Sorbus | domestica; Feigen: 1 Hochstamm und 35 Pyrami- den; Kornelkirschen (Cornus mascula): 5 Hoch- stämme und 11 Pyramiden; 5 Maulbeer-Hochstämme; 17 Mandel-Hochstämme; 6 Kastanien-Hochstämme; 4 Sauerdorn - Hochstämme; einige 100 Sträucher Haselnüsse; auf gleiche Weise Stachel- und Johan- | nisbeersträucher. Die Himbeeren nehmen eine Ra- batten - Länge von 1,400 und die Erdbeeren von 700 Fuss ein. Dazu kommen schliesslich 600 Sorten Weinreben. noch Aürtnerifhe Briefe über die Pariser Welt-Aussteliung. XVIn. Paris, den 12. Oktober. Immer mehr treten, wie schon in den früheren Briefen bemerkt wurde, in dem Programme die Pflanzen nicht allein gegen Früchte und Gemüse zurück, während sie bis dahin im Vordergrunde gestanden hatten, auch die Einsendungen von Pflan- | zen in den Jardin reserve werden seltener. Sehr gut war es deshalb, dass im Freien alle Gehölze, vor Allem die Koniferen, Ilex und die übrigen immergrünen Sträucher nicht nach Beendigung je- der einzelnen Ausstellung zurückgenommen wur- den, sondern die ganze Ausstellungszeit hindurch blieben; denn, wenn die von 14 zu 14 Tagen aus- gestellten Pflanzen stets wiederum nach Ablauf der Ausstellungszeit hinweggenommen worden wären, so dürfte der Garten, namentlich in der jetzigen späten Zeit, sehr dürftig ausgesehen haben. Auch in den Gewächshäusern hatten ihre Pflanzen, in sofern diese nicht darunter litten, selbst Monate lang gelassen und wurden bisweilen nur weggenommen, weil es schliesslich doch bei mehre Einsender | „ Ueberfüllung von Material an Platz für neue Ein- sendungen fehlte. So befanden sich die herrlichen Aroideen aus der Muötte, die Blattpflanzen von Chantin u. s. w.,, welche wir in früheren Briefen, zum Theil ausführlich, besprochen haben, im Okto- ber noch daselbst. Das Programm für die 13. Ausstellung, welche vom 1. bis 15. Oktober dauerte, hatte vor Allem Früchte verlangt, nächstdem Gemüse, während von Pflanzen uur Chrysanthemen, Orchideen und neue Einführungen berücksichtigt worden waren; aber auch von diesen waren dieses Mal keine Einsen- dungen geschehen, so dass, wenn man im Pro- gramme nicht - vorgesehene Pflanzen und Blumen nicht eingesendet hätte, diese gar nicht bei der 13. Ausstellung vertreten gewesen wären. 3 Florblumen waren es vor Allem, welche in seltener Vollkommenheit und Schönheit in einigen Gewächshäusern prangten und allgemeinen Beifall fanden: Rosen, Gladiolen und Georginen, obwohl nicht die ganzen Pflanzen, sondern nur die abge- schnittenen Blumen vorhanden waren. Eine Aus- wahi von Rosen, wie sie Cochet aus Suisnes in der Grafschaft Brie, also im eigentlichen Rosen- lande, in dieser späten Oktoberzeit eingeliefert hatte, möchte wohl kaum in dieser Zeit wo anders je gesehen worden sein. Es war bei Betrachtung die- ser herrlichen Blumen, als befänden wir uns noch im Anfange des Sommers und nicht schon im Herbste. Nächst den Rosen von Cochet waren, wenn auch geringer an Zahl, die Rosen-Sammlun- gen der bekannten Rosenzüchter Hippolyte Ja- min und Duval, letzterer in Montmorency, zu bemerken. 2 Gewächshäuser sah man ferner fast, durchaus mit Gladiolen gefüllt. Wiederum war es der Di- rektor des kaiserlichen Gartens in Fontainebleau, Souchet, der in dieser Hinsicht das Schönste seiner Kulturen ausgestellt hatte (vergl. S. 324). Auch Gladiolen habe ich in solcher Vollkommenheit noch nie im Oktober gesehen, wiederum ein Beispiel von dem, wie weit es jetzt der Gärtner in seiner Kunst gebracht hat. Für diesen gelten die von der Natur den verschiedenen Pflanzen angewiesenen Zeiten für das Blüben nicht mehr; ihm ist es gelungen, Gla- diolen, welche sonst im Anfange des Sommers, in wärmeren Ländern schon im Frühlinge, blühen, auch noch im Herbste im schönsten Blüthenschmuck zu haben. Und die einzelnen Blumen sind nicht etwa schlechter, im +Gegentheil, es möchte kaum ein Unterschied zwischen Frühlings- und Herbst- Gladiolen gelten. Souchet steht bekanntlich in kaiserlichen Diensten und darf deshalb nicht Handel, wenig- stens nicht en detail und offen, treiben; nichts 44* 348 desto weniger ist ihm gestattet, Sorten, welche von ihm gezüchtet sind und Anspruch auf besondere Schönheit machen, einem Handelsgärtner zum wei- teren Vertriebe zu verkaufen. Die bekannte Sa- menhandlung von Loise Chauvi®re in Paris ist es denn auch, welche die Souchet’schen neuesten Gladiolen gekauft hat und sie nächstens in den Handel bringen wird. Wir machen Liebhaber da- rauf aufmerksam. Aeltere Sorten, welche Loise Chauvitre bereits seit längerer Zeit käuflich über- nommen, hatte dieser ebenfalls in schöner Auswahl ausgestellt. Die schönsten Sorten zu nennen, ist schwierig, da der Geschmack des Einzelnen stets seinen Einfluss zur Geltung bringen wird; der Käu- fer wird aber auf keinen Fall etwas Schlechtes er- halten, wenn er die Wahl dem Verkäufer überlässt. Nächst dem Gladiolen von Souchet, resp. Loise Chauvitre, verdienen auch die von Eu- gene Verdier fils ain€ in Paris Beachtung. Seit mehrern Jahren habe ich Sortimente, wobei ich diesem, auch durch seine Rosen ausgezeichneten Handelsgärtner die Auswahl überliess, von ihm be- zogen und war stets zufriedengestellt. Endlich er- wähne ich noch eine dritte Sammlung selbstgezüch- teter Gladiolen, welche Coulon in Plessis ausge- stellt hatte. Die dritte Florblume, welche man ebenfalls in ausgesuchten Exemplaren und in grösserer Anzahl sah, waren die Georginen oder Dahlien, wie sie in Frankreich und England genannt werden. Während man die Blüthezeit der Rosen und Gladiolen durch die Kunst hinausgerückt hat, verhält es sich bei den Georginen grade umgekehrt. Ursprünglich ha- ben diese eine sehr späte Blüthezeit; jetzt kann sie beliebig um mehre Monate vorwärts gerückt werden. Es gibt bekanntlich Georginen schon im Anfange des Sommers. Die schönste Sammlung verdankte man De- voitine in Livry (Depart. Seine und Oise), nächst- dem aber Coulon in Plessis und Dufoy in Paris, sowie Mezard in Rueil. Ich habe schon früher mitgetheilt, dass man jetzt darnach strebt, in der Bienenzellenform der einzelnen Blüthehen, in sofern solche am Rande stehen, dadurch eine Umänderung hervorzubringen, dass diese sich in Zungenblüthchen umwandeln, bei denen aber der zungenförmige Theil eine aufrechte Stellung besitzen muss. Seit 4 Jah- ren bemüht man sich bereits, nach dieser Richtung hin, ist aber in der nothwendigen Regelmässigkeit dieser Form leider nur erst einen geringen Schritt vorwärts gekommen; wollen wir wünschen, dass es jetzt, wo der Anfang gemacht ist, rascher geht und wir bald die Form erhalten, wie sie den gärtneri- schen Ansprüchen genügt. In der Devoitine’schen Sammlung ist noch zu bemerken, dass viele Georginen einen konvexen allgemeinen Blüthenboden besassen, wodurch natür- lich die ganze Blume, oder vielmehr das Blüthen- körbchen, eine kurz-pyramidenförmige Form erhielt. ‚Von den anderen Florblumen komme ich zu- nächst zu den Nelken, von denen- vor Allem die Federnelken sich auszeichneten und in abgeschnit- tenen Blumen, von Brot de la Haye ausgestellt, vorhanden waren.*) Ebenso verdienten die gefüll- ten Zinnien von Gu@not um so mehr Beachtung, als die ganzen Pflanzen ein grosses, ovales Massiv bedeckten. Auch Regnier fils in Evry verdankte man gefüllte Zinnien. Dieselbe Anerkennung ver- dienten die Petunien Rendatler’s in Nancy. Zum ersten Male sah ich Amaryllis Belladonna im Freien zu Einfassungen benutzt; diese Anwen- dung verdankte man Gu@not. Es war eine heller- und eine dunkler- blühende Form. Die Blumen, welche zu 2 und 3 meist am Ende des langen Stieles sich befanden, waren nicht so gross, als wenn man die Pflanzen im Gewächshause heran- gezogen hätte, Ausserdem verdankte man Gu&@not noch eine Gruppe von hübsch-gezogenen Exemplaren des Hi- biscus Rosa chinensis var. roseus, sowie Massiv’s von buntem Feder- oder Plumage-Kohl zur Deko- ration. Letzterer erschien aber bereits sehr ausge- artet und war demnach nur mittelmässig. Sehr hübschen getriebenen Flieder von weisser Farbe, wie man wohl um diese Zeit nicht leicht dergleichen sieht, nebst buschigen, aber niedrigen Gardenien mit gefüllter Blüthe, die leider bei uns gar nicht mehr so, wie sie es verdienen, beachtet werden, hatte ein Pariser Gärtner, Duppuis, aus- gestellt. Die Stauden von Thibault-Prudent, die Blattpflanzen von Marest fils, die Begonien von Jubert und die Schlingpflanzen von Billard verdienten weniger Beachtung; dagegen gedenke ich der Solanum-Gruppe von Loise Chauvißre, in der besonders das bei uns noch vernachlässigte Solanum Gilo mit den rothen Früchten im Herbste Empfehlung verdient, und der Sammlung von Som- mergewächsen, welche wiederum Vilmorin zu einer in den Farben harmonisch-zusammengestellten Gruppe vereinigt hatte. Grade durch diese, bei jeder neuen Ausstellung harmonisch-vereinigten Sommergewächse von Vilmorin hatte man Gelegenheit, den Reich- thum und die Schönheit unserer Sommergewächse kennen zu lernen. Schliesslich gedenken wir noch zweier Gruppen, welche zwar ausserhalb des Jardin reserv@ in dem *) Diese Federnelken, welche die Franzosen Mignardises nennen und die in der Regel eine braune Farbe haben, sind wahrscheinlich Blendlinge der echten Federnelke (Dianthus plumarius) mit der Gartennelke (D. Caryophyllus). preussischen Garten sich befanden, trotzdem aber von der Jury so gewürdigt wurden, dass ihnen ein erster Preis, und zwar mit der vollen Zahl der 20 Points, zugeschrieben wurde. Beide Gruppen hatte zur Ausschmückung des preussischen Gartens der Inspektor des‘ botanischen Gartens in Berlin, ©. Bouche&, geliefert. Die eine bestand aus grau- blättrigen Pflanzen, die andere aus Schmuckgräsern. Besonders war es die erste, welche durch den Reichthum an Arten auch die Aufmerksamkeit von Nicht-Mitgliedern der Jury so in Anspruch nahm, dass mehrfach um Stecklinge einzelner Arten er- sucht wurde. Es sei mir gestattet, noch einmal auf die Aroı- deen-Blendlinge des Wiener Gärtners Kellermann zurückzukommen. Wie ich bereits erwähnt, wur- den diese in Schönbrunn bei Wien gezüchtet und zuerst in Erfurt vor 2 Jahren ausgestellt, wo sie die Anerkennung, welche sie verdienten, auch fan- den. Leider hat man in Schönbrunn nach dem Tode Schott’s ihren Werth nicht mehr erkannt und den Gärtner Kellermann entlassen, ihm die besagten Pflanzen überlassend. So befinden diese sich leider nicht mehr unter wissenschaftlicher Auf- sicht und wir werden wohl kaum, in sofern sie nicht ein wissenschaftliches Institut ankauft, die Re- sultate erlangen, welche man erwarten musste. Bei längerer und aufmerksamer Betrachtung dieser Aroideen, gegen deren Blendlings-Natur ich mich früher ausgesprochen, bin ich doch schliess- lich dahin gekommen, dass ich, wenigstens für einen Theil der hier ausgestellten Exemplare, jetzt aner- kenne, dass diese wirklich Blendlinge sein möchten und keine Formen, wie es mir früher schien. Es gilt dieses besonders von dem Blendlinge, welcher aus Philodendron Selloum und Wendlandi erzogen ist. Die Pflanze hat das Ansehen des letztern, besitzt aber schwach - gelappte Blätter. Dasselbe ist mit der Pflanze der Fall, welche aus Philodendron Simsii und pinnatifidum entstanden sein soll. Im äussern Habitus gleicht sie dem erstern, die Pflanze besitzt aber ebenfalls schwach-gelappte Blätter. Da- gegen hat der sogenannte Blendling von Anthurium leuconeuron und radiato-pedatum vom ersteren keine Spur und stellt die zuletzt genannte Pflanze in Reinheit dar; auf gleiche Weise ist Philodendron pinnatifido -Selloum wohl unbedingt ein echtes Ph. Selloum und Philodendron specioso-pinnatifidum ein echtes Ph. speciosum. Dagegen halte ich Philo- dendron dispari - curvilobum und pedato - tenue für Formen des Ph. latifolium. Ueber den Blend- ling von Philodendron pterotum und tenue wage ich kein Urtheil auszusprechen. Wie ‚sehr man neuerdings mit Namengeben von auch älteren Pflanzen, um solche nur als Neu- 349 heit in den Handel zu bringen und gut zu ver- kaufen, bei der Hand ist, davon finden sich auch Beispiele in dem Jardin reserv@ in nicht geringer Menge vor. Ich will nur eins aufweisen, um da- mit darzuthun, wie nothwendig es ist, dass hier Schritte zu einer besseren Nomenklatur geschehen. Es gibt Handelsgärtner, die jede Pflanze, welche sie in den Handel bringen, für eine neue ausgeben. Wie oft beklagen sich mit Recht Liebhaber über Täuschungen und wie wird ihnen alle Kauflust ver- leidet? In diesem speziellen Falle, welchen ich auf- führen werde, behaupte ich keineswegs, dass von dem Gärtner selbst, welcher folgende Aroideen aus- gestellt hat, diese falschen Namen gegeben worden sind, im Gegentheil weiss ich bestimmt, dass sie sämmtlich aus meist renommirten Gärtnereien ihm als solche zugeschickt wurden. Unter dieser aus 20 Exemplaren bestehenden Aroideen-Sammlung befinden sich nicht weniger als 15 Arten, die fast sämmtlich schon längst bekannt sind und nur des besseren Absatzes halber neu benannt wurden. Ich glaube Aroideen-Liebhabern einen Dienst zu erweisen, wenn ich hier die Be- richtigungen gebe, damit sie nicht alte Pflanzen als neue kaufen. 1. Alocasia metallica ist A. cuprea. 2. Anthurium cartilagineum ist A. glaucescens. 3. Anthurium cordatum ist Philod. Saueranum. 4. Anthurium digitatum ist A. podophyllum. 5. Anthurium elegans ist Philodendron albo - va- ginatum. 6. Anthurium lanum. 7. Anthurium grandiflorum ist Ph. Saueranum. 8. Anthurium havanense ist A. Beyrichianum. 9. Anthurium imperiale ist A. Laucheanum. 0 1 Ernesti Augusti ist A. Mique- 10. Anthurium linguaeforme ist A. Beyrichianum. 1 Anthurium surinamense ist wahrscheinlich A. Humboldtin. 12. Philodendron Houlletianum ist Ph. albo - va- ginatum. 13. Philodendron lacerum ist Scindapsus pinnatus. 14. Philodendron mierophyllum ist Scindapsus la- cerus (d. h. wohl eine jugendliche Form des Scindapsus pinnatus). 15. Pothos cordata ist Anthurium lucidum. Ich gehe zu dem Obste über. Ob je irgend- wo so schöne Früchte und in solcher Menge auf einer Ausstellung zusammengewesen sind, wie es hier in den Tagen vom 1. bis zum 14. Oktober der Fall war, möchte ich bezweifeln. Die Ausstel- lung von Früchten, wie sie im Herbste des Jahres 1860 während der dritten Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter in Berlin stattfand, war aber grösser. Es waren hauptsächlich Apfel, 350 welche man hier vertreten sah, während jetzt in der ersten Oktober-Hälfte zu Paris im Jardin re- servG die Birnen weit vorherrschten. Die Bethei- ligung aus den französischen Ländern und Gauen an dieser Ausstellung war allgemein, sie hatte in der That das grösste Interesse in Anspruch ge- nommen. Dagegen musste man die Betheiligung des Auslandes gering nennen, denn ausser den Deutschen und Belgiern, sowie, wenn man das Obst der nächsten und letzten Ausstellung ebenfalls in Rechnung bringt, den Schweden und Norwegern, war kein Volk vertreten, während in der obengenannten Zeit in Berlin ausserdem noch aus Grossbritannien, aus Holland, aus der Schweiz, aus Ungarn, aus Oesterreich, aus Polen und aus Russland Samm- lungen eingesendet worden waren. Die Obst-Aus- stellung des Jahres 1860 in Berlin war deshalb mannigfaltiger und konnte auch weit mehr das Prädikat einer internationalen in Anspruch nehmen, als die, welche jetzt zur Zeit der internationalen Industrie-Ausstellung in Paris stattfand. Wie sehr aber einzelne Franzosen an der Obst- Ausstellung ım Jardin reserve während des Som- mers und Herbstes überhaupt Theil nahmen, davon will ich nur ein Beispiel geben. Der bekannte Po- mologe: und Obstzüchter Andr& Leroy in Angers, dem auch Berlin im Jahre 1860 eine sehr grosse Sammlung verdankte, hatte in dieser Zeit ausge- stellt: 88 Sorten Kirschen, 88 Sorten Pflaumen, 2 Sorten Pfirsiche, 576 Sorten Birnen, 279 Sorten Aepfel, 5 Sorten Mispeln, 8 Sorten gewöhnliche und ebenso viel japanische Quitten, endlich 6 Sorten Sorbus domestica. Die Zahl der Sorten Birnen, welche überhaupt jetzt in Frankreich kultivirt werden, ist ganz enorm, sie erreicht ziemlich das zweite Tausend. Alle Jahre bringt man ausserdem noch neue Sorten in den Handel. Wenn man aber glaubt, dass alle diese Sorten, wenigstens zum grössten Theil, cine grössere Verbreitung hätten, so irrt man sich sehr, denn nur Liebhaber kultiviren diese vielen Sorten, die Anzahl der ziemlich allgemein verbreiteten beträgt dagegen noch nicht ein halbes, ja man könnte fast sagen, kaum ein Viertelhundert. Es sind immer wieder dieselben Birnen, welche man in grösserer Menge auf den Märkten findet. Am meisten ver- breitet ist die Duchesse Angoul&me, von der allein Andr€ Leroy in Angers jährlich gegen 30 bis 40,000 Stämme verkauft. In den Pariser Restauratio- nen ist es wiederum dieselbe Birn, welche man allge- mein zum Dessert erhält und 30 Centimes (23 Sgr.) in den gewöhnlicheren, 80 Centimes aber oder 1 Frank (6 bis 8 Sgr.) in den feineren dafür zahlt. Nächstdem sind es St. Germain und Orassanne, mehr für die frühere Zeit Bon chretien Williams. Von Aepfeln sind es: der Weisse Herbst-Kalvill und die Reinette von Kanada, welche die allgemeinste Ver- breitung gefunden haben. Da die gewöhnlichen Obstgärtner sich nur mit der Anzucht derjenigen Sorten beschäftigen, welche sich am besten verkaufen lassen, so dürften einige Verzeichnisse derselben von den Sorten, welche’sie, und zwar gleich in grösserer Menge, ausgestellt hatten, Interesse auch für die Leser der Wochen- schrift darbieten. Je mehr sich eine Sorte in die- sen Verzeichnissen wiederholt, um eine desto grös- sere Verbreitung hat sie. Ein Obstzüchter, La- haye, hatte nur ausgestellt, aber in wunderschönen Exemplaren (von jeder Sorte 10—12): Duchesse d’Angoul@äme, St. Germain, Orassanne, Beurr& Diel, Doyenn& d’hiver, Beurr€ d’Ardenpont, Calville blanche und Reinette de Canada. Die Gartenbau-Gesellschaft in Clermont hatte in gleicher Weise als Marktfrüchte ausgestellt: Rei- nette grise, R. de Canada, R. d’Angleterre, Cal- ville blanche, Catillac, Duchesse d’Angoul&me, Olair- geau, Beurree Diel, Colmar d’Aremberg, Bon chre&- tien d’hiver, Beurr€ d’Hardenpont, St. Germain, Doyenn® d’hiver, Bergamotte ÜCrassanne, Bonne d’Avranches, Bon chretien d’Espagne, Cure u. Belle de Bruxelles. Dagegen wird in der Bretagne nach der Sammlung der Gartenbau-Gesellschaft von Nan- tes als Marktobst angebaut: Duchesse d’Angoul&me, Bon chretien de Rance, Besi Chaumontel, Doyenne d’hiver, Beurr@ gris d’automne, B. Luzon, B. d’Har- denpont, Doyenn€ blanc, Beurr€ Six, B. Diel, Colmar d’Aremberg, St. Germain, Bergamotte d’Es- peren, Capiaumont und Ülairgeau. , Die meisten dieser Sorten werden auch um Paris gebaut, ausserdem aber noch häufig: Fon- dante du bois, Beurr& d’Angleterre, Martin sec, Do- yennd St. Michel, Nec plus Meuris, Messire Jean und Triomphe de Jodoigne. Von Aepfeln sind es: Reinette grise, R. de Canada, R. d’Angleterre, R. d’Hollande, R. franche, R. Brie, Calville blanche, Tarant, Chataignier, Belle du Havre, Belle Dubois und Canterbury. Der bekannte Obst-, besonders Pfirsichzüchter Lep®re in Montreuil bei Paris zieht nur, aber in welchen Massen? ausser Pfirsichen an Kernobst für den Markt heran: Calville blanche, Reinette de Canada, Duchesse d’Angoul&me, Beurre d’Aremberg, St. Germain, Orassanne, Doyenne d’hi- ver, Beurre Diel, Cur€ und Belle Ang&vine. Der weisse Kalvill war wahrscheinlichham Kordon erzogen, denn die Sonnenseite war schön roth gefärbt, so dass man kaum genannten Apfel darin vermutbet hätte. Baltet, der auch in Deutschland hinlänglich bekannte Pomologe und Obstzüchter, hatte für das östliche Frankreich als die zur allgemeinen Ver- sl breitung am meisten dienlichen Sorten ausgestellt: Beurr€ Rance, Conseillier de la cour, Nouveau Poiteau, Soldat laboureur, Colmar d’Aremberg, Du- chesse d’Angoul&me, Nouvelle Fulvie, Vauquelin, van Marum, Epine Dumas, Cure, Beurr&e Capiau- mont, B. Sterckmans, Duc de Nemours, Des deux soeurs, Triomphe de Jodoigne, Beurr& Clairgeau, B. Diel, B. Bachelier, Prince imperial, Beurr€ de Spoelberg, Alexandre Doullard, Jeanette, Beurr6 Six und Belle Angevine. Es würde zu weit führen, um auf die einzelnen grossen Sortimente einzugehen; die hauptsächlich- sten Baumschulen Frankreichs hatten ausgestellt. Interessant war, dass auch Gr@goire von Jodoigne in Belgien eine grosse Anzahl seiner neugezüchte- ten Birnen ausgestellt hatte, die erst jetzt in den Handel kommen. Man geniesst aber in Frankreich nicht allein gutes Obst, man liebt ebenso Schaustücke von Bir- nen und Aepfeln zu haben, um selbige als Deko- ration, nicht zum Geniessen, auf die Tafel zu brin- gen. Ich sah Exemplare der Belle Angevine, die übrigens hinsichtlich ihrer Form ungemein ändert, bald mehr in die Länge gezogen, bald aber auch in hervorragender bauchiger Gestalt erscheint, mit einer Länge von 63 Zoll und einem Durchmesser von nahe 5 Zoll. Unter den Aepfeln wird besonders Belle Dubois sehr gross; ich san Exemplare von 5 Zoll Höhe und 4 Zoll Durchmesser, wenig kleiner auch die Reinette von Kanada. Eine ähnliche Reinette, aber fast in der Form des Prinzen-Apfels, ist Fille nor- mande, von der ebenfalls Exemplare von 4 Zoll Länge und 34 Zoll Durchmesser vorhanden waren. Kaiser Alexander habe ich dagegen bei uns grösser, als in Paris, gesehen. Sammlungen von Aepfeln waren weniger vor- handen, auch die Zahl ihrer Sorten erschien nur gering. Eben deshalb machte die Sammlung deut- scher Aepfel von nahe 300 Sorten, welche von Reutlingen, wo zu Ende September bekanntlich die 5. Versammlung deutscher Pomologen und Obst- züchter tagte, vom Professor Koch und Dr. Lu- cas zusammengestellt und von Ersterem direkt nach Paris zur Ausstellung gebracht worden war, um so mehr Aufsehen, als sie wissenschaftlich nach dem Lucas’schen System geordnet wurde und Dr. Lucas zur Erläuterung seine eigenen kolorirten Tafeln zur Verfügung gestellt hatte. Das Preis- richteramt sprach der Sammlung deshalb auch einen ersten Preis zu. Vielseitig wünschten französische Pomologen einzelne Sorten nach der Ausstellung zu erhalten, um die Sammlung aber möglichst nütz- lich zu machen, wurde sie dem Pomologen Andre Leroy in Angers, der#sich eben mit der Heraus- gabe seines Dictionnaire’s der Aepfel beschäftigt, zur Verfügung gestellt. Aepfel-Sammlungen hatten ausserdem noch Ca- peinick in Gent, nach der eben genannten die grösste, Croux & fils in Sceaux, Aug. Roy & Co., Deseine in Bougival, A. Leroy in Angers, Baltet freres in Troyes und einige Andere aus- gestellt. Sehr interessant war die Sammlung von sogenanntem Cider-Obste aus der Normandie, welche Oudin ain& in Lisieux ausgestellt hatte. Sie be- stand aus 263 Sorten Aepfel und 51 Sorten Bir- nen. Das äussere Ansehen dieses Cider - Obstes war ausserordentlich schlecht, so dass man eher Früchte im Walde verwildeter Bäume vermuthet hätte, als solche, woraus der vorzügliche Obst-, be- sonders Apfelwein der Normandie, bereitet wird. Vom Steinobste war nur wenig vorhanden, selbst von Pfirsichen, die sonst in Paris um diese Zeit noch keineswegs zu den Seltenheiten gehören, fand ich nur Exemplare, welche auf Mittelmässigkeit Anspruch machen konnten. Dagegen imponirten um so mehr die Weintrauben, besonders die Tafel- trauben. Obenan standen hier wiederum die von Rose und Constant Charmeux in Thomery, einem Dorfe in der Nähe von Paris, wo seit lan- ger Zeit vorzügliche Trauben nach einer eigen- thümlichen Methode (& la Thomery) kultivirt wer- den. Chasselas doree aus genanntem Dorfe geht wohl über Alles, was man in dieser Hinsicht zie- hen kann. Nächstdem war aber auch die Kultur, welche die Trauben des mehrmals schon genannten Obergärtners Knight in Pontchartrain (Depart. Seine und Oise) zeigten, anzuerkennen. Nicht minder wichtig waren die Trauben an den Stöcken, welche einige Gartenbau-Gesellschaften ausgestellt hatten und die einen Ueberblick von den Weinreben, welche in bestimmten Gegenden gebaut werden, gaben. Es thut mir leid, aus Un- kenntniss nicht speziell darauf eingehen zu können. Das Schalen - Obst war wenig vertreten. Ich vermisste Sammlungen der Hasel- und Wallnüsse. Grade an letzteren ist bekanntlich der Süden Frank- reichs sehr reich. Die Kastanien waren aber in einer schönen Sammlung von 26 Sorten vertreten, welche Deseine in Bougival ausgestellt hatte. Auch Südfrüchte, besonders Pompelmus, in zum Theil grossen, zum Theil eigenthümlich-gestalteten Exem- plaren sah man. Das eine Sortiment hatte Bau- don zu Viviers bei. Olairac (Depart. Lot et Ga- ronne) eingesendet, das andere hingegen verdankte man dem Akklimatisations - Garten von Couba in Algerien. Es dieses aber eine gemischte Sammlung von Südfrüchten aller Art, unter denen sich auch Cactus - Früchte, Granaten, Feigen, die war ! Früchte von Hibiscus esculentus, Spanischer Pfeffer » »I 352 in besonders grossen Exemplaren, vor Allem aber Eierfrüchte (Solanum Melongena), zum Theil mit einem Durchmesser von 4 Zoll und einer braunen Farbe, befanden. Schliesslich hätte ich noch über das ausgestellte Gemüse zu berichten. Da dieses aber in der näch- sten und letzten Ausstellung in den Vordergrund tritt und wahrscheinlich noch mehr Sammlungen eingeliefert werden, so behalte ich mir vor, in dem nächsten Briefe zu berichten. Skizzen aus dem Cels’fdhen Garten in Paris. Während eines Besuches bei dem bekannten Züchter von Dickpflanzen in Paris, Cels, hatten wir Gelegenheit, von Neuem die Wandelbarkeit der Agaveen kennen zu lernen. Wir sahen in grosser Vermehrung hauptsächlich einige Arten und Abarten der Agave Verschaffeltii, complanata, po- tatorum, Ghiesbrechtii und univittata, von denen manche Exemplare einer und derselben Pflanze sich so unterschieden, dass man gute Arten vor sich zu haben glaubte. Diese jungen Pflanzen waren aber keineswegs Sämlinge, sondern im eigentlichen Sinne des Wortes Ableger, d.h. Knospen der alten Pflanze. Die Vermehrungsart, welche Cels in Anwen- dung bringt, ist, so viel wir wissen, noch keines- wegs bei uns bekannt; es möchte deshalb den Aga- veen-Liebhabern willkommen sein, sie näher kennen zu lernen. Mancher besitzt nur ein einziges Exem- plar irgend einer seltenen Art und fürchtet bis- weilen nicht umsonst, es plötzlich verlieren zu kön- nen. Besonders die kleineren Agaven, wie die oben- genannten, sind es, welche dazu verwendet werden. Zu diesem Zwecke wählt man ferner noch nicht herangewachsene Exemplare und schneidet das Herz heraus. Diese Operation ist keineswegs leicht und muss deshalb schon mit Vorsicht vorgenommen werden, weil das Herz, d.i. die Endknospe, ziemlich tief steckt. Gelingt das Unternehmen, so bringt man die Pflanze auf das warme Beet eines Vermehrungs- hauses und man wird alsbald die Freude haben, dass in dem Winkel eines jeden Blattes sich eine neue Knospe bildet, welche ebenfalls alsbald abge- nommen werden kann. In dem Cels’schen Ver- mehrungshause befanden sich dergleichen Mutter- Exemplare, wo bereits die sechste und siebente Pflanze abgenommen worden war. | auf, In dem Kakteenhause sahen wir eine Behand- lung einzelner schwierig zu erziehender und selten blühender Arten, die uns zwar schon bekannt war, aber keineswegs allgemein bekannt sein dürfte. Es betrifft dieses die Behandlung besonders kleinerer Cereen und Mamillarien. Cels pfropft nämlich dergleichen in der Behandlung schwierige Arten auf andere, welche leicht wachsen. Zu diesen letz- teren gehört vor Allem Cereus Bonplandii, zu denen hingegen, welche in der Regel schon nach einigen Jahren, selbständig in Erde gepflanzt, zu Grunde gehen, Cereus Bertini. Dieser, auf jenen gepfropft, gedeiht nicht allein, er blüht sogar nicht selten. In einem der Briefe über die Pariser Pflanzen- Ausstellung ist dieses Pfropfens von Kakteen auf- einander schon gedacht worden, in dem Jardin re- serv@ war es aber hauptsächlich nur geschehen, um, indem man die verschiedensten Arten aufeinander brachte, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, in dem eben angegebenen und anderen Fällen hatte hingegen die Noth, um die Pflanze nicht zu ver- verlieren, diese Veredelungs-Methode bedingt. Alle Arten, welche in der Erde nur schwierig oder gar nicht wachsen, hatte deshalb Cels auf Cereus Bon- plandii gepfropft. Dass hier von einer innigen Verwachsung bei- der Arten, wie man glauben sollte, nicht die Rede sein kann, ist schon in dem erwähnten Briefe ge- sagt worden, es herrscht im Gegentheil zwischen beiden zusammengewachsenen Pflanzen nur dasselbe Verhältniss vor, wie zwischen einem Schmarotzer und der von ihm ergriffenen Pflanze. Anatomische Untersuchungen würden hiervon ohne Zweifel in- teressante Thatsachen bringen und unsere Behaup- tung bestätigen. Diese möchte aber auch dadurch bekräftigt werden, dass Cels noch andere Dick- pflanzen auf Cereus-Pflanzen gebracht hat, die nicht allein darauf gediehen, sondern selbst Blüthen her- vorbrachten. Es war dieses letztere besonders mit einer kleinblüthigen Stapelie der Fall. Schliesslich fordern wir alle Diejenigen noch welche, vielleicht schon im nächsten Jahre, nach Paris gehen, nicht zu versäumen, den Cels’- schen Garten (Chaussee de Maine No. 69) zu be- suchen, da man hier eine der interessantesten Samm- lungen von Dickpflanzen findet. Besonders sind es die Agaveen, welche zum Theil in wunderschö- nen Exemplaren vorhanden sind. Agave attenuata haben wir nur schöner bei dem Baron d’Osy in Antwerpen gesehen. Von der Agave Verschaffeltüi und Ghiesbrechtü findet man die verschiedensten Formen, zum T'heil in schönen, grossen Exemplaren. Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift o Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pfllanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 9. November No.45. 1867. Preis des Jahrganges 55 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post- Vereines. Inhalt: 482. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 27. Oktober. — Ueber Veilchen - Kultur und Veilchen-Treiberei. Vorgetragen vom Kunst- und Handelsgärtner H. Friedrich. — Die Keimkraft der Erbsen. Vom Kunst- und Handelsgärtner Krüger in Lübbenau. — Andr& Leroy’s Dictionnaire de Pomologie. 482. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 27. Oktober. Der Vorsitzende, Geh. Ober - Regierungsrath Knerk, theilte mit, dass der Kunst- und Handels- gärtner Louis Mathieu gestorben sei; damit habe der Verein sein ältestes und zugleich ein sehr thä- tiges Mitglied, der dem Vereine zu jeder Zeit treu zur Seite gestanden, verloren. Da demnächst von Seiten der Wochenschrift eine Biographie geliefert werde, enthalte er sich alles Weiteren, bitte aber noch die Anwesenden, sich zu erheben, um das Andenken des Verstorbenen zu ehren. Der General-Sekretär bedauerte ungemein, dass er nicht früher Kunde von dem Dahinscheiden eines so bewährten Mitgliedes erhalten und deshalb nicht im Stande gewesen sei, wenigstens eine vorläufige Anzeige von dem herben Verluste zu machen. Vor wenigen Tagen aus Paris zurückgekehrt, habe er es erst erfahren und augenblicklich auch die nöthi- gen Vorkehrungen getroffen, damit in der Wochen- schrift ein ehrender Nachruf und eine Zusammen- fassung alles dessen, was der Verstorbene für die Gärtnerei und den Verein gethan, möglichst bald erscheine.e Wünschenswerth wäre allerdings gewe- sen, dass irgend ein anderes, besonders gärtneri- sches Mitglied in der Wochenschrift darüber alsbald nach dem Tode Mittheilung gemacht hätte. Geh. Ober-Regierungsrath Heyder berichtete über die Ausstellungen in Reutlingen und Paris. Er freue sich zunächst, über die erstere nur Gutes mittheilen zu können. Eine solche Theilnahme, als bei der 5. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter stattgefunden, wäre weder in Gör- litz, noch bei einer der früheren gewesen. Er habe um so mehr Gelegenheit gehabt, an den lebendigen Verhandlungen Antheil zu nehmen, als man ihm die Ehre angethan, ihn zum Präsidenten zu wäh- len. Da die aufgestellten Fragen nicht erst an Kommissionen gewiesen, sondern von früher ernann- ten Sachverständigen alsbald eingeleitet wurden, so war die Theilnahme an den Verhandlungen um so lebhafter und deshalb auch um so interessanter. Da ferner der deutsche Pomologen-Verein zu glei- cher Zeit 2 Sitzungen, an denen auch Nicht - Mit- glieder Antheil nehmen konnten, hielt, so trug auch dieses dazu bei, die 5. Versammlung deutscher Po- mologen, Obst- und Weinzüchter noch mehr zu beleben. Erfreulich sei auch die Wirksamkeit des genannten Vereines. Die Zahl seiner Mitglieder nehme in jedem Jahre nicht unbeträchtlich zu, was wohl ebenfalls eine Anerkennung seiner Thätigkeit sei. Man habe zwar von einer Seite Revision seiner Statuten vorgeschlagen gehabt, die sehr grosse Ma- jorität aber mit unwesentlichen Modifikationen Bei- behaltung derselben, wie sie aus früheren Berathun- gen hervorgegangen, beschlossen. Auch der Vor- stand sei derselbe geblieben. Die Ausstellung von Obst müsse man eben- falls eine gelungene nennen. Wenn auch das un- günstige Jahr im Allgemeinen nicht grade vortheil- 45 354 haft auf die Entwickelung der Früchte eingewirkt hatte und in der frühen Jahreszeit besonders die Winterfrüchte meist noch nicht reif sein konnten, so wären dennoch schöne Exemplare vorhanden ge- wesen. Professor Koch und Dr. Lucas hätten eine Normal-Sammlung deutscher Aepfel, richtig be- nannt, auserlesen und Ersterer dieselbe mit sich nach Paris zur dortigen Obst-Ausstellung genommen. Von Seiten der württembergischen Regierung sowohl, als der Behörden, wäre Alles geschehen, um Ausstellung und Versammlung zu fördern. Als die Frage über die nächste Versammlung erörtert wurde, habe er Gewicht darauf gelegt, dass von dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin diese pomologischen Versammlungen bis- her in’s Leben gerufen und auch bis dahin von ihm geleitet worden seien, und daher angenommen, dass diese Leitung auch ferner noch von demselben im Interesse des Ganzen geschehen müsse; noth- wendig wäre es ihm daher nur erschienen, dass die 5. Versammlung sich dahin ausspreche, an welchem Orte sie die 6. Versammlung abzuhalten wünsche. 2 Städte hätten Einladungen durch besondere Ab- geordnete nach Reutlingen gesendet: Braunschweig und Hamburg. Die Versammlung sprach sich mit sehr grosser Majorität für die zuerst genannte Stadt aus. Was die Pariser Ausstellung anbelange, so sei bereits in der Wochenschrift so viel darüber ge- sprochen, dass es unnütz scheinen könne, wenn auch er noch weitläufig darüber berichten wolle; er werde sich deshalb sehr kurz fassen. Vor Al- lem müsse er aussprechen, dass er vollständig be- friedigt heimgekehrt sei. Die kurze Zeit seines dortigen Aufenthaltes habe ihm allerdings nur er- laubt, sich seiner Aufgabe, von den gärtnerischen Zuständen Kenntniss zu nehmen, zu widmen, das sei aber auch geschehen. Der Jardin reserv6 habe vollständig seinem Zwecke entsprochen; vor Allem hätten die Freiland - Koniferen, welche gleich im Anfange des Frühlings eingepflanzt worden, wegen ihrer Schönheit und wegen ihrer Mannigfaltigkeit seinen vollen Beifall gefunden. Auch der Pflanzen- Inhalt der Gewächshäuser, besonders die Palmen, Aroideen und sonstigen Blattpflanzen wären wun- derschön gewesen. Am meisten habe er die Dat- telpalmen wegen ihres guten Ansehens bewundert. Dieselben hätte man im Sommer in Hyeres mit den Ballen ausgehoben und nach Paris transportirt, wo sie in dem grossen Gewächshause des Jardin reserv@ eingepflanzt wurden. Trotz der späten Jahreszeit wären hauptsäch- lich 3 Florblumen in grösseren Sammlungen und in solcher Schönheit vorhanden gewesen, wie sie nur unter einem Klima, wie das Pariser, in dieser Voll- endung hervorgebracht werden können. Die 3 Florblumen bestanden aus Rosen, Gladiolen und Georginen. Was schliesslich noch das Obst anbe- lange, so habe man auch hier den Einfluss eines so günstigen Klima’s, als das Pariser sei, auf die Entwickelung der Früchte deutlich bemerken kön- nen. Es gelte dieses besonders von den Birnen, wo gleich 10 und 20 Exemplare einer Sorte, und zwar von enormer Grösse und schönem Aeusseren, aufgestellt gewesen wären. Von gärtnerischen Anlagen habe er besonders die vielfach besuchten und auch in der Wochen- schrift beschriebenen Buttes Chaumont und den Park von Vincennes genauer besehen. Grade der letztere habe, besonders in seinen neuen Anlagen, so Vorzügliches, dass man bedauern müsse, dass die deutschen Besucher der Pariser Ausstellung diesen im grossartigen landschaftlichen Style erst vor Kurzem vollendeten Anlagen, wahrscheinlich wegen ihrer grösseren Entfernung, so wenig Auf- merksamkeit gewidmet hätten. Auch Kunst- und Handelsgärtner Späth machte in seiner Eigenschaft als einer der beiden Geschäfts- führer der 5. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter Mittheiluongen über Reut- lingen, hauptsächlich aber über die Zustände des Obstbaues und über die Bereitung des Obstweines im Württembergischen. Da er einen ausführlichen Bericht über die Versammlung sowohl, wie über die Ausstellung, der Redaktion der Wochenschrift übergeben wird, so enthalten wir uns jetzt hier alles Weiteren. Endlich machte Professor Koch ebenfalls noch einige Mittheilungen über die Reutlinger und Pa- riser Ausstellung. Um den Wünschen des Ver- eines zu genügen, sei von ihm selbst die weite Reise von Paris, wo er Mitte September noch als Preis- richter fungirt, nach Reutlingen und wieder zurück nach Paris nicht gescheut worden; trotz seiner an- gegriffenen Gesundheit habe er dieses Opfer ge- bracht. Ueber Reutlingen wolle er nichts sagen, da Kunst- und Handelsgärtner Späth einen aus- führlichen Bericht versprochen. Geh. Ober-Regie- rungsrath Heyder habe der Sammlung von Aepfeln Erwähnung gethan, welche er von Reutlingen nach Paris mitgenommen; er wolle nur noch hinzufügen, dass er, trotz der vorgerückten Zeit, mit derselben pünktlich in Paris angekommen sei und grade auch noch Zeit genug gehabt habe, sie in einem gün- stigen Lokale aufzustellen. Die Jury habe von ihr Notiz genommen und vor Allem die wissenschaft- liche Aufstellung anerkannt. Dieser habe man es wohl auch hauptsächlich zu verdanken, dass ihr ein erster Preis mit 13 Points zugesprochen worden. Er müsse nun nachträglich noch die Genehmi- 355 gung einer Handlung von Seiten des Vereines ein- holen. Da die Sammlung von Aepfeln in Paris einen Besitzer und Aussteller haben musste, so habe er sich erlaubt, sie im Namen des Vereines auszu- stellen. Er hoffe, dass dieser jetzt nachträglich seine Zustimmung gebe. Da von Seiten der Grup- pen - Jury der Sammlung eine bronzene Medaille später zugesprochen sei, so werde er, wenn die- selbe ihm zugesendet worden, sie dem Vereine übergeben. Diese schliessliche Zusprechung der Preise von Seiten der Gruppen-Jury, zu der er als Rappor- teur der Jury für die 84. Klasse als Mitglied ge- hörte, war eine sehr schwierige und nahm ausser den Vorarbeiten noch mehre volle Tage in An- spruch. Wie man sich noch erinnern werde, war die Zusprechung der Klassen-Jury in den einzelnen 14 Ausstellungen, welche sich von 14 zu 14 Ta- gen wiederholten, nur eine vorläufige und nomi- nelle; die endliche Zusprechung konnte erst ge- schehen, wenn die Aussprüche aller 14 Ausstellun- gen vorlagen, und geschah nicht von der Klassen-, sondern von der Gruppen - Jury, zu der England den Präsidenten (Herzog v. Cleveland), Preussen und Frankreich je einen Vice-Präsidenten zu stellen hatten (Herzog v. Ratibor und de Vinck). Da der Herzog v. Cleveland nicht anwesend war, so präsidirte der Herzog v. Ratibor. Anfangs hätte man die Absicht gehabt, nur die Points zusanımenzuzählen, um darnach die Preise zuzusprechen, später wäre man jedoch nach seinem Antrage mehr oder weniger davon abgewichen und habe auch den Werth der ausgestellten Pflanzen dabei in Rechnung gebracht. Diesem Umstande sei es daher hauptsächlich zu verdanken, dass fast alle preussischen Aussteller, obwohl sie nur ein einziges Mal ausgestellt hatten und daher höchstens 20 Points bekommen konnten, wenigstens eine bron- zene Medaille erhielten. Der preussische Garten wurde aber besonders noch ausgezeichnet, dass Hof- gärtner Meyer in Sanssouci, dem man den Ent- wurf verdankte, eine silberne, und Garten-Direktor Niepraschk in Köln, der ihn so vorzüglich ausge- führt und die ganze Zeit hindurch glücklich ge- leitet, eine bronzene Medaille zugesprochen erhielt. Auch Inspektor Bouch@ bekam für seine beiden Gruppen (von graublättrigen Pflanzen und von Gra- mineen), welche im preussischen Garten ausgestellt waren, ebenfalls eine bronzene Medaille. Von ausgestellten Pflanzen war nur eine bunt- blättrige China-Primel vom Kunst- und Handels- gärtner Pasewaldt in Charlottenburg vorhanden, Obergärtner Boese hatte aber eine kleine Euphor- bia mit dem Beinamen variegata geliefert, wo die im Kreise herumgestellten obersten Hüllblätter weiss- gerandet waren und das Aussehen einer meist 5-blättrigen Blume gaben. Die nicht verästelten Pflanzen waren kaum einige Zoll hoch und wür- den, wenn sie sich immer, aus Samen erzogen, gleich verhielten, recht gut zu Einfassungen passen. Leider aber sind die Samenpflanzen oft sehr ver- schieden und man erhält bisweilen Exemplare, die Fuss-hoch werden und wo sich die weisse Einfas- sung am Rande mehr oder weniger verloren hat. Von den Zwiebeln, welche Obergärtner Boese mitgebracht hatte, zeichnete sich besonders eine rothbraune und nach oben und unten spitz zulau- fende aus; sie war aus England bezogen. Auch die gelbe Norcera-Zwiebel möchte Empfehlung verdie- nen. Endlich war noch eine silberweisse Madeira- Zwiebel von plattgedrückter Form vorhanden. Die letztere wird auf Madeira und in Spanien wegen ihrer Süssigkeit roh gegessen. Geh. Ober-Regierungsrath Oppermann machte die Mittheilung, dass der Akklimatisations - Verein aus Chili eine Anzahl Sämereien erhalten, besonders von Araucaria imbricata und Jubaea spectabilis, die er als Vorsitzender genannten Vereines auch Mit- gliedern des Gartenbau - Vereines zur Verfügung stelle, und zwar gegen eine geringe Summe, um damit die Kosten des tleuren Porto’s zu decken. Präsident v. Kries legte eine Viktoria-Kartoffel von bedcutender Grösse vor. Derselbe hatte im Herbste vorigen Jahres von dem Versuchsfelde des Vereines 15 mittelgrosse Knollen zu Aussaat - Ver- suchen erhalten und dieselben auf ein Gut des Kreises Pless in Ober - Schlesien gegeben. Als in diesem Herbste geerndtet wurde, hatte jede Kar- toffelstaude 12— 15 Knollen, welche ziemlich dicht der Pflanze ansassen. Der ganze Ertrag wog 36 Pfund. Ferner berichtete Präsident v. Kries über das Kartoffel-Sortiment, welches er ebenfalls im Herbste des vorigen Jahres von dem Vereine erhalten hatte und worüber bereits Anfangs dieses Jahres vom Kunst- und Handelsgärtner Späth in der Wochen- schritt (S. 17) berichtet worden war. Es wurde in der Provinz Königsberg, und zwar in einer Ge- gend, wo sonst die Kartoffel-Erndte im Allgemeinen sehr schlecht ausgefallen, zum Theil selbst ganz und gar missglückt ist, ausgelegt. Trotzdem war das Resultat einigermassen befriedigend. Mehre Sorten gaben einen $- und 9-fachen Ertrag, wäh- rend man in derselben Gegend von anderen Kar- toffeln von der Staude nur 20—25 Lotlı erhalten. Es dürfte eben deshalb von Interesse sein, die spe- ziellen Data hier abzudrucken, wie sie der Bericht- erstatter gegeben. „Das kalte und nasse Frühjahr dieses Jahres war dem Kartoffelbau überhaupt sehr ungünstig. 45” 356 \ Alle Kartoffeln sind spät in die Erde gekommen, haben sich spät entwickelt und wurden früh von der Kartoffel-Krankheit befallen und im Wachsthume gestört. Die Erndte aller Sorten kann nur eine geringe sein. Der vorliegende Versuch hat natür- lich auch unter diesen Umständen gelitten und nicht die glänzenden Resultate geliefert, welche man nach den vorjährigen Versuchen des Kunst- und Handels- gärtners Späth (s. Wochenschr. No. 3, 8. 17) er- warten konnte. Ich halte aber den Versuch nicht für geschlossen, sondern werde ihn im nächsten Jahre bei hoffentlich günstigeren Umständen wie- derholen. Meine Beurtheilung der verschiedenen Sorten richtet sich für jetzt nur nach der Quantität des Ertrages, da ich den Werth als Speise - Kartoffel nicht geprüft habe, um nicht die wenigen Saat- knollen zu opfern. Alle 13 Saat-Kartoffeln von mittlerer Grösse und im Gewichte von 4—D5 Loth wurden am 2. Mai in sandigem Lehmboden gepflanzt (zeitigere Be- stellung war unmöglich). Das Kraut entwickelte sich üppig, lagerte bei den meisten Sorten, wurde Anfang August von der Kartoffel- Krankheit befal- len und war am 1. September abgestorben. I. Blaue Paterson-Kartoffel. Von 1 mittelgrossen Saat-K. wurden nur 4 grosse Knollen, im Gewichte von 28 Loth, geerndtet. Die Grösse der Knollen empfiehlt zwar, weil es die | Erndte erleichtert, doch ist der Ertrag zu gering. 1I. Frühe Paterson-K. ist besser. 1 Saat-K. lieferte 10 Mittel-K. von 1 Pfund 8 Loth. III. Paterson’s Albert-K. ergab von 1 Saat-K. nur 5 kleine K. von 13 Loth Gewicht, eine so geringe Erndte, dass ich diese Sorte einge- | den, dass die Sorten, welche viel Früchte ansetzen, hen lasse. Viel besser ist IV. Paterson’s Regenten-K. 1 Saat-K. ergab 12 Knollen, darunter 8 grosse, 4 Mittel-K., im Ganzen 1 Pfund 14 Loth. V. Napoleon’s-K. Gehört zu den besseren, da sie nur grosse K. liefert und diese dicht zusammen um die Wurzel sitzen, also sich leicht erndten. 1 Saat-K. lieferte 8 Knollen von 1 Pfund 8 Loth. VI. Die Zebra-K. zeigte sich geringer. 1 Saat-K. ergab 9 kleine K. von 28.Loth. VlI. Die Viktoria-K. gehört zu den. besten Sorten, weil die Knollen gross | sind und die Erndte leicht ist. 1 Saat-K. lieferte 13 Knollen von 1 Pfund 18 Loth. VIII. Die Alexandra-K. ist eine mittelgrosse K., die wegen ihres gleichmäs- sigen und gesunden Aussehens recht zu empfehlen ist. 1 Saat-K. lieferte 10 gleichgrosse K. 1 Pfund 10 Loth. IX. Seedling Rock hatte reichlicher angesetzt, aber viel kleine Knollen. 1 Saat-K. ergab 15 K. von 1 Pfund 15 Loth. X. Die Rothe Pertshire-K. ergab auch hier die reichste Erndte von allen, da von 1 Saat-K. 8 grosse Knollen von 1 Pfund 28 Loth geerndtet wurden. Ich halte diese Sorte wegen ihres hohen Er- trages der grossen Knollen, welche das Erndten erleichtern, und der derben Schale, welche gegen Fäulniss schützt und ein gutes Konserviren erwar- ten lässt, auch für den Feldbau sehr geeignet und will versuchen, dieselben hier zu vermehren. XI Die Albert-K. ist eine weisse Speise-K. von mittlerem Ertrage, in- dem 1 Saatknollen 9 K. von 1 Pfund 2 Loth lieferte. XI. Die Frühe rothe Nieren-K. lieferte hier das sehr geringe Resultat von 5 klei- nen K. im Gewichte von 73 Loth. Viel besser zeigte sich XII. Fluke’s Nieren-K. (Sämling). 1 Saat-K. lieferte 8 Knollen im Gewichte von 25 Loth. Es ist eine Frühe blaue Nieren-K., die als Speise -K. gewiss grossen Werth hat und die ich auch für den Garten-Anbau zu erhalten denke.” Kunst- und Handelsgärtner Späth theilte mit, dass er ebenfalls die Kultur - Versuche mit diesen Kartoffeln fortgesetzt und so ziemlich dieselben Re- sultate, wie im vorigen Jahre, erhalten habe. Auch Inspektor Bouch@ stimmte bei und fügte ausser- dem noch hinzu, dass es eine eigenthümliche Er- scheinung sei, dass die Viktoria-Kartoffel, trotz ihres reichlichen Ertrages an Knollen, auch reichliche Früchte ansetze. Bisher habe man immer gefun- von wenig Knollen liefern, und umgekehrt, dass bei reich- licher Erndte die Pflanzen sehr wenig Früchte an- | gesetzt haben. Baumschulbesitzer Lorberg sprach über die’ Linden, welche zu Alldebäumen benutzt werden, aus- führlich, sodann speziell über die holländische Linde und legte Zweige der betreffenden Arten vor. Da Baumschulbesitzer Lorberg eine besondere Abhand- lung für die Wochenschrift ausarbeiten wird, so enthalten wir uns für jetzt alles Näheren. Da die Zeit zu sehr vorgerückt war, kamen die beiden Vorlagen über Koniferen und Zimmer- pflanzen nicht mehr zur Verhandlung, weshalb sie für die nächste Sitzung zurückgelegt wurden. Auf den Antrag einiger Mitglieder solle jedoch erst die Frage verhandelt werden, ob es nicht besser sei, die Wochenschrift als solche ganz und gar aufzu- geben. Ueber Veilchen-Kultur und Veilchen-Treiberei. Vorgetragen im Potsdamer Gärtner-Verein vom Kunst- und Handelsgärtner H. Friedrich. Das Veilchen im Allgemeinen, schon das ge- meine Garten- oder Frühlings-Veilchen, Viola odo- -rata, dieses bescheidene, sinnige, zart-duftende Blüm- chen, erfreut sich einer so allgemeinen Beliebtheit, dass es wohl gerechtfertigt sein dürfte, demselben in jedem Blumengarten ein Plätzchen zu gönnen. Zählt es doch zu den lieblichsten Blumen, welche Flora beim Erwachen des Frühlings aus ihrem Füll- horn streut. Wenn schon das gemeine Garten-Veilchen Werth hat, so haben ihn in weit grösserem Masse die ita- lienischen oder auch Mailänder Veilchen, Viola odo- rata semperflorens, und das schöne neue russische, Viola odorata russian yellow. Beide Sorten eignen sich vorzüglich für die Winterflor. Sie lassen sich im Gewächshause, wie in Treibkästen, treiben und liefern, bei richtiger und aufmerksamer Behandlung und Pflege, von Mitte September bis in den Früh- ling die schönsten Blumen in reicher Fülle. Da die Auswahl an duftenden Blumen in der Winter- zeit keine allzu reiche ist, so hat das Veilchen kei- nen geringen Werth. Das italienische, wie das russische Veilchen, zeigen die ersten Blüthen in der zweiten Hälfte des September und sind in voller Flor im Monat Oktober. Das erstere blüht reichlicher, als das letztere, dagegen ist das russische grossblumiger. In Farbe und Duft sind sich beide gleich. Hat man das italienische Veilchen echt, so trage man Sorge, dass es konstant erhalten werde. Es finden sich nämlich oft Pflanzen, aus ausgefallenem Samen entstanden, ein, welche nicht besonders schöne Blu- men bringen. Diese muss man entfernen. Es kommt jedoch auch vor, dass Pflanzen aus Samen fallen, deren Blumen denen der Mutterpflanze nichts nach- geben, mitunter selbst noch schöner sind. Von den russischen Veilchen möchten bis jetzt wohl noch keine Pflanzen aus Samen gezogen wor- den sein. Die Kultur beider Sorten würde folgende sein: Im April, wenn es die Witterung erlaubt, zertheilt man die im Hause oder in Treibkästen durchwin- terten und bereits durch reichliches Luftgeben ab- gehärteten Pflanzen und pflanzt sie in’s freie Land aus. Will man zeitiger auspflanzen, so ist nur an- zurathen, in lauwarmen oder kalten Kästen unter Fenster; beide Sorten sind gegen Frost empfindlich und leiden dadurch sehr leicht. Zur Auspflanzung ist jeder gutgedüngte, tieflockere Boden geeignet. Selbstverständlich ist Sorge zu tragen für das 357 | Reinhalten der Pflanzen vom Unkraut, für häufiges Auflockern des Bodens und für reichliches Bewäs- sern bei trocknem Wetter. Im Monat August, wenn die längeren Nächte häufiger Thau bringen, fangen die Veilchen an, sich kräftig zu bestauden, und sollte man es jetzt namentlich am Bewässern, wie auch an Dunggüssen, nicht fehlen lassen. In den Monaten August und September sind Dunggüsse mit Vortheil anzuwenden. Haben wir im Juli und August grosse Dürre, wie dies schon häufig dage- wesen, dabei noch anhaltend Ostwind, bringen da- gegen die Nächte fast gar keinen Thau und sind kalt dabei: so stellt sich der ärgste Feind der Veil- chen, die rothe Spinne, ein. Mit diesen Insekten befallen, kann die ganze Pflanzung zu Grunde ge- hen. Anhaltendes Bebrausen und Spritzen ist das Mittel zur Rettung, denn Wasser ist nicht das Ele- ment dieser Thierchen. Beizende Sachen anzuwen- den, ist nicht rathsam; dieselben schaden den krank- haften Pflanzen. Im August, nicht später, wenn es möglich ist, müssen die für das Gewächshaus bestimmten Pflan- zen ın Töpfe gesetzt werden, damit dieselben noch gut anwurzeln. Zeitig eingetopfte Pflanzen bringen schönere Blumen, als solche, welche vielleicht erst im Oktober eingepflanzt werden. Die Pflege der Töpfe bis zum Einstellen derselben in’s Haus darf nicht versäumt werden und können auch hier noch Dunggüsse angewendet werden. Im September, wenn sich die ersten Blüthen zeigen, beginnt man mit dem Einräumen. Das Haus, welches man zur Veilchen-Treiberei bestimmt, sollte ein Erdhaus oder ein Haus, nach Art eines Ananashauses konstruirt, sein; in ihm müssen die Pflanzen dem Glase so nahe als mög- lich gestellt werden. Ein Erdhaus ist darum zu empfehlen, weil sich dasselbe leichter erwärmen lässt und nach dem Decken des Hauses die geringe Temperatur, welche das Veilchen verlangt, sich sehr gut hält. Vor Eintritt des Frostes müssen die Pflanzen im Hause sowohl, wie in den Kästen, untergebracht sein. Die zum Treiben in Kästen bestimmten werden mit dem Erdballen eingeräumt. Alle Reserve-Pflanzen, auch die für das Haus in Reserve gehaltenen Töpfe, werden in kalten Kästen untergebracht, doch müssen diese so verpackt wer- den, dass auch die strengste Kälte nicht eindrin- gen kann. Die Pflanzen, welche vor Eintritt des Frostes nicht eingeräumt sind, leiden unter allen Umstän- den, und schon 1 Grad Kälte beschädigt oder ver- nichtet die ersten Knospen. Glatteis tödtet die Pflanzen gänzlich. Im Freien mit Laub, Stroh und dergleichen zu decken, ist nicht anzurathen; die Pflanzen leiden auch hier. Es ist durchaus nöthig, sie in Kästen unter Fenster zu sichern und zu pflegen. Ende Oktober, auch wohl früher, je nachdem es die Witterung erfordert, beginnt man mit dem Heizen des Hauses. 8—10 Grad Wärme sind er- forderlich. Eine geringere Temperatur schadet nicht, wohl aber eine höhere. Das Luftgeben ist beim Hause, wie bei den Kästen, Hauptbedingung. Das Haus sowohl, wie die Kästen, müssen selbstver- ständlich fest und dicht, die Fenster in gutem Zu- stande sein, an Strohdecken, sowie an Läden zum Decken, darf es nicht fehlen. Das Zudecken darf keinen Abend und das Aufdecken keinen Morgen den ganzen Winter hindurch unterlassen werden, bei den warmen sowohl, wie bei den Reservekästen. Man muss berechnen, dass man es mit den kurzen Wintertagen zu thun hat und dass Licht und Luft Haupt -Erfordernisse für das Gedeihen einer jeden Pflanze sind. Kann man beim Decken einige Sonnenstrahlen einsperren, so ist dies viel werth. Ebenso, wie man Ende Oktober mit dem Heizen des Hauses beginnt, so legt man auch jetzt die ersten warmen Kästen an. Eine 18—20 Zoll hohe Packung von Pferde- dünger, wenn es sein kann, mit Laub gemischt, ist nöthig. Nachdem einige Zoll Erde darauf ge- bracht sind, werden die Pflanzen dicht an einander gepflanzt und mit Erde gut eingefüttert. Die Ent- fernung vom Glase darf höchstens 6 Zoll betragen, indem die Düngerpackung auch noch nachgibt und die Pflanzen sonst zu entfernt vom Lichte kämen. Das Luftgeben ist in den ersten 8 Tagen nach Anlage eines warmen Kastens von grosser Wich- tigkeit und darf nicht versäumt werden; auch Nachts muss man etwas Luft lassen. Werden die Pflanzen in den ersten Tagen zu scharf angegriffen, so gibt es zwar schnell Blumen, doch bleibt der grösste Theil der Knospen zurück; auch gehen wohl die Pflanzen ganz verloren. Die im Oktober und November zu treibenden Pflanzen dürfen namentlich nicht scharf mit Wärme angegriffen werden, schon aus dem Grunde, weil jetzt noch die Ruhe-Periode derselben ist. In den folgenden Monaten ist das Treiben der Veilchen leichter, da man nun einige Grad Wärme mehr anwenden kann. Hat man über viel frischen Pferdedünger zu verfügen, so sollte man den Kästen mit den Re- serve-Pflanzen einige Male einen neuen Umschlag geben. Die Knospen entwickeln sich ruhig und wird man mit solchen Pflanzen leichter Blumen er- zielen. Diejenigen Pflanzen, welche man bei rich- tiger Behandlung vor Neujahr getrieben hat, liefern zum März noch einmal Blumen. Will man den ganzen Winter ununterbrochen Veilchen erziehen, so ist es nöthig, fortwährend neue warme Kästen anzulegen, auch die abgeblüh- ten Töpfe im Hause stets durch neue, blübkräftige zu ersetzen. Das Schimmeln und Stocken ist das Haupt- Uebel bei der Veilchen-Treiberei und sind diesem die Pflanzen im Hause mehr ausgesetzt, als in den Kästen; auch ist das russische Veilchen mehr zum Stocken geneigt, als das italienische. Es muss sehr fleissig geputzt werden. Die getriebenen Pflanzen müssen sorgfältig in Acht genommen, durch Lüften abgehärtet und ge- gen Frost geschützt werden, denn durch das Trei- ben sind sie verweichlicht. Hat man glücklich das Frühjahr erreicht, so beginnt das Vermehren und Kultiviren in obengedachter Weise. Die in neuerer Zeit für Gewächshäuser mehr und mehr in Anwendung gebrachte Dampfheizung ist auch für Veilchen - Treiberei mit grossem Vor- theil anzuwenden. Ganz vorzüglich lassen sich die Veilchen in Kästen treiben, welche, statt der Dün- gerpackung, mit einem hohlen Raum versehen sind, in welchem die Röhren für die Dampfheizung sich befinden. Ein solcher Treibkasten kann in einem Winter 4—6 Mal mit frischen Pflanzen besetzt und abge- trieben werden und liefert die reinsten Blumen, da man hier das Lüften besser in der Gewalt hat, als bei den Düngerkästen. Ein durch Dünger- Unter- lage erwärmter Kasten verliert in der Winterzeit, wo auch die Sonne sich selten blicken lässt, seine Wärme in wenigen Wochen und es muss mit neuem Umschlag nachgeholfen werden. Bei der Dampf- heizung fällt all’ das Beschwerliche und Unange- nehme, welches die Arbeit mit dem Dünger mit sich bringt, fort, das Geschäft wird angenehmer und reinlicher. Selbstverständlich darf der Gärtner, welcher etwas Besonderes in der Veilchen - Treiberei leisten will, nieht zu empfindlich gegen winterliches Wetter sein. Auch würde derselbe finden, dass dieser Zweig der Gärtnerei kein zu unterschätzender ist und sehr wohl besorgt werden muss. Eine einzige Vernachlässigung kann der ganzen Kultur grossen Schaden zufügen, ja selbst sie ganz und gar ver- derben. Der Verbrauch der Veilchen ist in den letzten Jahren ungemein gestiegen. Während der Handel vor Kurzem sich nur auf Potsdam, hauptsächlich aber auf Berlin und Umgegend beschränkte, wer- den heut’ zu Tage Massen von Veilchen nach allen Gegenden, besonders des Nordens, versendet. Der Gewinn ist demnach, da der Verkauf im Oktober‘ beginnt und bis zum Mai dauert, gar nicht gering. 3 Die Keimkraft der Erbfen. Vom Kunst- und Handelsgärtner Krüger in Lübbenau. In einem früheren, übrigens vortrefflich ge- schriebenen Aufsatze des Samenhändlers Itzenplitz (Samm & Co.): „Die erste Entwickelung der Pflanze,” wird die Behauptung aufgestellt (8. 135), dass gut ausgereifte Körner der Erbse im zweiten Jahre nach der Erndte zwar vollzählig keimen, die daraus hervorgegangene Pflanze zeige aber einen trägen Wuchs, befalle leicht und bringe wenig oder kleine Hülsen. Diese Behauptung widerspricht meinen Erfah- rungen sowohl, als auch dem, was ich von Fach- genossen darüber vernommen habe; 2 und selbst 3 Jahre alte Bohnen und Erbsen bringen Pflanzen hervor, welche reichlicher tragen, als solche von frisch-geerndteten Samen, und haben stets ein gutes und frisches Ansehen. Ich bediene mich daher nur älterer Samen, selbst solcher, welche 4 Jahre alt sind, und erhalte dann immer günstige Resultate. In diesem Jahre kam ich sogar in die Verlegen- heit, Körner der Honig-Erbse zu legen, welche noch aus dem Jahre 1861 stammten, da ich den ganzen Vorrath späterer Jahre verkauft hatte. Die Samen gingen allerdings 6 Tage später auf, trotzdem krän- kelten aber die Pflanzen auch nicht im geringsten; sie waren ebenso kräftig, als andere Erbsen von vorjährigem Samen. Die Güte der Erbsen-Samen hängt sehr viel von dem Aufbewahrungsorte ab; in einem feuchten Behältnisse wird die Keimkraft rasch geringer und verliert sich selbst auch ganz und gar. Ganz fri- sche Samen in feuchter und geschlossener Luft keimten schon im nächsten Jahre nicht mehr. Andre Leroy’s Dietionnaire de Pomologie. Der erste Band des pomologischen Werkes, welches wir schon mehrmals zu erwähnen Gelegen- heit hatten, liegt vor und gestattet uns, einen bes- sern Blick in seine ganze Einrichtung zu thun, als es früher möglich war, wo uns nur einzelne Bogen vorlagen. Wenn Jemand berufen war, ein solches Werk zu bearbeiten, so war es gewiss Andre Leroy in Angers. Im Besitze der grössten Obst- baumschule der Welt, deren Gründung bis zum Jahre 1698 hinaufreicht, und fast ein halbes Jahr- hundert mit dem Studium unserer Obstbäume be- schäftigt, müssen wir ihm dankbar sein, wenn er, nahe dem Abende seines Lebens, uns sein pomo- logisches Wissen erschliesst. I Noch hat die Pomologie keineswegs den wis- senschaftlichen Standpunkt eingenommen, den sie dereinst haben muss, noch fehlen die Fundamente, auf denen sie erbaut werden muss. Eben deshalb haben aber solche Werke, wie das genannte, worin ein Praktiker seine fast während eines halben Jahr- hundertes gesammelten Erfahrungen niederlegt, eine nicht geringe Bedeutung für die wissenschaftliche Entwickelung der Pomologie, nicht minder aber auch für den praktischen Obstbau. Sind doch kaum 2 Jahrzehende verflossen, wo man erst an- gefangen hat, ihn in grösserer Allgemeinheit ratio- nell zu betreiben; bis dahin waren es nur einzelne begabte Männer, welche vorwärts schritten: die grosse Masse blieb auf dem alten Standpunkte ste- hen, den ihre Väter eingenommen hatten. A. Leroy gibt uns einen Dictionnaire, in dem alle bekannten Früchte mit ihren verschiedenen Sorten, hier zunächst alle Birnen, in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt werden. Seine grossen Baum- schulen gaben ihm Gelegenheit, nicht allein die Früchte, sondern auch den Baum, der diese trägt, viele Jahre hindurch Zu beobachten und sich schliess- lich darüber ein Endurtheil zu bilden. Dieses End- urtheil erhalten wir in dem Dictionnaire, der da- durch grossen Werth erhält und ihn auch in zu- künftigen Zeiten behalten wird. Der Dictionnaire ist demnach keine der ephemeren Arbeiten, von denen man nach 10 Jahren kaum noch spricht. Es war keine geringe Arbeit, all’ die Birn- Sorten, welche man in den verschiedenen Theilen Frankreichs, zum Theil auch unter sehr verschie- denen Namen, aber ‘auch in anderen Obstländern Europa’s und selbst Nord-Amerika’s, besitzt, viele Jahre zu kultiviren, die Güte der Früchte zu prü- fen und schliesslich die Vegetation des Baumes zu studiren. Es ist mit den Obstsorten anders, als mit den Pflanzen- Arten, welche von einem weiten Formenkreise umschlossen werden und stets zu einem gewissen Typus zurückkehren können. Die Obst- sorten sind selbst weiter nichts, als solche Formen, die ausserdem noch durch klimatische und Boden- Verhältnisse, wenigstens in Betreff der Früchte, Veränderungen erleiden. Die Obstsorten sind zum Theil nur Individuen, welche sich mehr oder we- niger getheilt haben, aber doch als zusammengehö- rig betrachtet werden müssen. Wie nahe sich diese Formen stehen, wissen wir, besonders durch Oberdieck’s vortreffliche Beobach- tungen. Bald ist es bei 2 und mehr Sorten die Vegetation, bald die Reifzeit, welche allein eine Verschiedenheit darbieten, während die Früchte selbst kaum zu unterscheiden sind. In Leroy’s Diction- naire wird aber eine vollständige Beschreibung des | . . ar | ganzen Baumes mit seinen Früchten gegeben, so 360 dass auch solche sich nahestehende Früchte und deren Bäume charakterisirt sind. Das günstige Ur- theil, welches unsere 3 tüchtigsten Obstkenner, denen wir früher einzelne Bogen vorgelegt hatten, über das Leroy’sche Werk aussprachen, finden auch wir bestätigt. Nächst dieser Alles umfassenden Beschreibung hat die Synonyma für das Werk eine Bedeutung, nicht weniger aber auch die historische Abtheilung, welche sonst leider fast in den meisten pomologi- schen Werken übergangen ist. Grade diesen histo- rischen Theil hat der Verfasser mit Vorliebe be- handelt und zu diesem Zwecke ebenfalls umfassende Studien in der pomologischen Literatur gemacht. Bei der Herausgabe seines Werkes hat Leroy einen Umstand in's Auge gefasst, der nicht genug hervorgehoben werden kann. Er ist fern davon, so viel Mühe und Kosten dasselbe ihm auch ge- macht hat, auf einen Ersatz der letzteren und Ent- schädigung der ersteren zu rechnen, sondern will auch dem Gärtner und Liebhaber, der nicht über grosse Summen zu verfügen hat, etwas Vollständi- ges um einen möglichst niedrigen Preis übergeben. Von einem pekuniären Gewinne kann daher gar nicht die Rede sein, wohl aber ist es sicher, dass er dagegen nicht unbedeutende Geld-Opfer gebracht hat. Man erhält den ersten "Theil des Werkes ın gross Oktav mit sehr vielen Holzschnitten — bei jeder Frucht befindet sich ein Längs - Durchschnitt in natürlicher Grösse —, nicht weniger als 39 Bo- gen umfassend, auf starkem Papier und höchst ele- gant gedruckt, für einen Preis von 7 Fr. (1 Thlr 26 Sgr.) in Frankreich. In Deutschland hängt der Preis von der Provision der Buchhändler ab, brauchte aber sicher nicht mehr als 8 Fr. (2 Thlr 4 Sgr.) zu betragen. Wir wünschen deshalb, dass bei die- sem mässigen Preise der Dictionnaire, zunächst der Birnen, dessen erster Theil, wie bereits gesagt, eben erschienen ist, der zweite aber im Anfange des nächsten Jahres herausgegeben wird, auch bei uns eine möglichst grosse und vielseitige Verbreitung erhalten möge: Es sei uns erlaubt, noch Einiges über die Form des Buches zu bemerken. Wie der Titel sagt, ist es ein Dictionnaire und bringt die verschiedenen Obstsorten in alphabetischer Reihe. Wäre es nicht besser gewesen, wenn der Aufzählung ein bestimm- tes System zu Grunde gelegen hätte? Als wir am 1. Oktober eine Sammlung deutscher Aepfel, syste- matisch geordnet, in Paris ausstellten und die Lu- cas’schen Tafeln darüber hängten, nahm diese Sammlung schon während der Aufstellung die Auf- merksamkeit der Franzosen in Anspruch. Bevor man wusste, wer sie ausstellte, sagte man schon: „Das ist eine deutsche Sammlung, denn es ist Me- thode darin.” In diesem einfachen Ausspruche liegt auch die Verschiedenheit französischer und deut- scher Bearbeitungen. Der Franzose macht diesel- ben Studien, wie der Deutsche, aber es ist ihm be- quemer, das Einzelne alphabetisch aneinander zu reihen und einen Dietionnaire herauszugeben; dem Deutschen hingegen genügt in der Regel diese al- phabetische Aufzählung nicht, er grübelt und sinnt nach einem leitenden Faden, an dem er die Ein- zelheiten in logische Reihenfolge bringen kann. Er sucht nach Methode und stellt schliesslich ein Sy- stem auf, nach welchem er anordnet. Diese Eigenthümlichkeiten beider Nationen spre- chen sich auch in der Pomologie aus, wo z. B. so- gar Decaisne’s Arbres fruitiers du Museum nur als eine beliebige Aufeinanderfolge der Früchte zu betrachten ist, während Lucas in allen seinen Obst- werken ein System zu Grunde legt. Was besser ist, lässt sich nach dem jetzigen Standpunkte, auf dem die Pomologie steht, schwer entscheiden; dem Praktiker mag die letztere bequemer sein, zum wis- senschaftlichen Verständnisse der Frucht kann aber diese nie genügen. Unser Streben muss schliesslich darauf gerichtet sein, das viele Einzelne logisch aneinander zu rei- hen. Damit dieses aber geschehen kann, gehören wissenschaftliche Untersuchungen, die allerdings aus- serhalb der Aufgabe eines Praktikers liegen, dazu. Wenn aber doch Praktiker bei uns diese Lösung versucht haben, so sind es nur Versuche, die aber trotzdem willkommen sein werden und jener näher führen. Neben solehen Versuchen erfüllen Werke mit alphabetischer Reihenfolge für jetzt ebenfalls ihren Zweck, können sogar bisweilen vor jenen einen Vorzug haben, zumal systematische Werke bei unserer mangelhaften Kenntniss des Obstes mehr oder weniger unvollkommen sein werden. So lange wir nicht Entwickelungs-Geschichten unserer Früchte haben und nicht genau wissen, wie ein Apfel, eine Birn entsteht und weiter sich ausbildet, kann auch von keinem Abschlusse die Rede sein. Es ist des- halb durchaus nothwendig, dass man bei unseren pomologischen Gärten, die jetzt in’s Leben gerufen werden, auch Männer der Wissenschaft anstellt, welche vor Allem Entwickelungs - Geschichten der Früchte bearbeiten, sonst aber dem Praktiker zur Seite stehen, um dessen Beobachtungen wissen- schaftlich zu verfolgen und damit erst eine ratio- nelle Behandlung des Obstbaumes möglich machen. Verlag vou Karl Wiegandt (G. Hempel) in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 46. Inhalt: 1867. Die Holländische Linde. Vom Baumschul-Besitzer Max Lorberg. Nebst einem Anhange über die Linden überhaupt. Berlin, den 16. November Von K. Koch. — Gärtnerische Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. XIX. — Die Friedrich’sche Veilchenzucht in Potsdam. Vom Kunst- und Handelsgärtner Heydert in Potsdam. — Einige grosse Bäume. In der 483. Versammlung des Vereines am 24. November (11 Uhr im Englischen Hause) wird Baron v. Korff aus Köthen ausstellen: Sortimente von Zwiebeln, Speise-Kartoffeln, Bohnen und Zier-Kürbissen. In derselben Versammlung liegen vor: 1) ein Antrag, den Kontrakt mit dem Verleger der Wochen- schrift zu kündigen; 2) Vortrag des Obergärtners Boese über Freiland-Koniferen. Die Holländische Linde. Vom Baumschul-Besitzer Max Lorberg. Nebst einem Anhauggsüber die Linden überhaupt. VonK.Koch. Ich habe diese Sorte direkt aus Holland bezo- gen, wo sie nur für Allden verwandt:und zu die- sem Zwecke immer durch Ableger vermehrt wird. Allein solche sollen einen vollständig gleichmässigen Wuchs haben. Ausserdem haben Ableger auch den grossen Vorzug, dass sie in der Baumschule viel schneller in die Höhe wachsen, als Sämlinge, welche erst mehre Jahre gebrauchen, um einen kräftigen Wurzelstock zu bilden, aus welchem sich dann eın kräftiger Stammtrieb erhebt. Ich wage nicht zu behaupten, dass die Hollän- dische Linde eine eigene Art sei; wahrscheinlich ist sie wohl nur eine durch Jahrhunderte lange Kultur entstandene Vervollkommnung unserer ge- meinen, grossblättrigen Linde (Tilia vulgaris), je- denfalls unterscheidet sie sich jetzt aber sehr von der letzteren. Die Blätter sind viel grösser, meist doppelt so gross, als die der gemeinen Linde. Ein charakteristisches Merkmal ist, dass die Blätter auf der Unterseite auch fast ebenso grün, wie oben sind, während die untere Blattfläche unserer Linde einen sehr bemerkbaren hellgrauen Schein zeigt. Unsere Linde gibt schon als junger Baum viel Sa- men, dagegen habe ich bei der Holländischen, ob- gleich ich ziemlich grosse Bäume davon besitze, noch keinen Samen-Ansatz bemerken können. Im Wuchse überholt die Holländische Linde die gemeine bei weitem; gleich alte Bäume zeigen in 10 Jahren auf demselben Standorte fast die doppelte Entwickelung. Der Wuchs ist auch viel schlanker und pyramidenartiger, mit einem Worte: durch den Wuchs allein sind beide Sorten sofort von einander zu unterscheiden. Als ein anderes Merkmal wäre noch anzuge- ben, dass das Blatt der Holländischen Linde runder ist und die Spitze nur wenig hervortritt, während es bei unserer Linde in eine längere Spitze ausläuft. Die langen Sommertriebe sind fast grade zu nennen, während der Trieb der gemeinen Linde sich von einem Auge zum andern merklich wellen- förmig biegt. Auch in der Farbe differiren die Sommertriebe der beiden Sorten nicht unwesent- lich; die Triebe unserer Linde sind lebhaft - gelb- braun, während die der Holländischen eine viel mattere, violett-grünliche Färbung haben. Da nun die Holländische Linde für Allee-Pfilan- zungen die beste Sorte ist, so wäre es sehr zu wünschen, dass sie nicht, wie es häufig geschieht, mit Linden - Sorten verwechselt wird, die sie an Werth nicht erreichen. Vielfach wird uusere gewöhnliche grossblättrige Linde im Gegensatz zu der kleinblättrigen Stein- linde als Holländische Linde bezeichnet; noch all- gemeiner wird dagegen die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) als Holländische Linde ausgegeben. In Frankreich wird unter dem Namen „Tilleul de Holland” stets die T. platyphyllos verstanden. Hieraus erhellt, dass man in Frankreich die echte Hollän- 46 362 dische Linde gar nicht kennt. Bei uns ist dieselbe jedenfalls auch selten und dürfte nur da echt sein, wo sie aus Holland importirt ist, da, soviel mir bekannt, bei uns nirgends Anzuchten dieser Linde existiren. Die Sommerlinde (T. platyphyllos) ist jedenfalls auch eine schöne Sorte, welche unsere gemeine Linde durch viel schnelleren Wuchs in der Baum- schule übertrifft. Sie wird fast nur durch Samen vermehrt. Unter dem Namen T. pyramidalis habe ich von Nathusius in Althaldensleben eine Linde erhalten, welche ich von der T'. platyphyllos ver- schieden glaubte durch die glatten, dunkelrothen Sommertriebe; nach genauer Vergleichung mit einer grossen Anzahl Samenlinden von T. platyphyllos aber kann ich jedoch einen wesentlichen Unter- schied nicht erkennen. Ebenso ist die von Booth in Flottbeck erhaltene T. corallina mit T. platy- phyllos identisch. Anhang über die Finden überhaupt. Von K. Koch. Baumschul-Besitzer Lorberg hat der Wissen- schaft und der Gärtnerei einen wesentlichen Dienst erzeigt, dass er uns sagt, welche Linden-Art man in Holland zu All&eebäumen benutzt und dass diese verschieden von der ist, welche man bisher allge- mein als Holländische Linde bezeichnete. Während meines mehrmaligen Aufenthaltes in den Nieder- landen habe ich vergebens mich nach Linden-Alleen umgesehen; ich fand nur Allden derjenigen klein- blättrigen Ulme, welche man auch in England zu ähnlichen Zwecken benutzt, wusste aber, dass Lin- den, besonders in der Umgegend von Utrecht, so- wie in der Provinz Geldern, allgemein verbreitet seien. Nach dem Exemplare, welches der Baum- schul-Besitzer Lorberg in der 482. Versammlung des Vereines vorlegte, ist die in Holland jetzt unter diesem Namen verbreitete Linde: Tilia vulgaris Hayne, eine hauptsächlich im östlichen Mittel-Europa wildwachsende Art, welche zwischen Sommer- und Steinlinde steht und deshalb von de Candolle, dem Vater, als Tilia intermedia bezeichnet wurde. Ein Blendling beider kann es deshalb nicht sein, weil sie in Bosnien ganze Wälder bildet. Baumschul-Besitzer Lorberg legte in derselben Sitzung des Vereines noch einige Linden-Arten vor und besprach deren relativen Werth zu Alleen. In dieser Hinsicht empfahl er zunächst ausser unserer gewöhnlichen grossblätterigen Sommerlinde (T. pla- typhyllos Scop., T. grandifolia Ehrh.) noch deren beide Abarten mit (besonders im Winter) rothen und goldgelben Trieben (T. corallina Ait. und T. aurea Hort.), vor Allem aber die unter dem fal- schen Namen T. dasystyla in den Gärten befind- liche T. euchlora. Wegen des dunklen Saftgrünes ihrer Blätter, welches Veranlassung zur Benennung euchlora (d. i. schön grün) gegeben, ist diese unbe- dingt die schönste Art ihres Geschlechtes und ver- dient in jeglicher Hinsicht empfohlen zu werden. Wir haben schon mehrmals in den Versammlungen des Vereines Gelegenheit gehabt, sie vorzulegen und zu empfehlen. Nach Baumschul-Besitzer Lor- berg erhält man rasch schöne Bäume, wenn man sie auf die Steinlinde veredelt. Als Silberlinde (T. alba und argentea) versteht man jetzt meist die Art, welche im Osten Süd- Europa’s und im Oriente wächst; im vorigen Jahr- hunderte hingegen kannte man unter diesem Na- men einen amerikanischen Baum, der später selte- ner und allgemein mit jenem verwechselt wurde. Beide Silberlinden unterscheiden sich aber wesent- lich von einander. Während die südost-europäische Art eine dichte, eiförmige Krone bildet und steife, aufrechte Aeste und Zweige mit kurzgestielten Blät- tern von silberweisser Unterfläche besitzt, hat die amerikanische Silberlinde eine lichte Krone mit langen, schwachen und deshalb meist auch über- hängenden Zweigen; ihre auf längeren, später un- behaarten Stielen stehenden Blätter sind auf der Unterfläche mehr graugrün. Ausgezeichnet sind ihre Früchte, welche aus 5 zusammengesetzt er- scheinen. Der Name Tilia alba muss, wenn er einmal beibehalten werden soll, daher der amerika- nischen Silberlinde beigelegt werden, welche meist als T. americana pendula in den Gärten vor- kommt, während jene mit dem ältesten Namen als T. rotundifolia bezeichnet werden müsste. Von ihr hat man eine interessante Abart mit grossen, tiefer-gesägten und oft sogar eingeschnittenen Blät- tern, welche mit dem falschen Namen T. pube- scens in den Verzeichnissen aufgeführt wird. Bis- weilen haben diese Blätter noch einen röthlichen Schein, der Ursache zur Benennung T. rosea gab. Wir haben noch 2 amerikanische Linden, die häufig mit einander verwechselt werden, zumal beide ungemein in den Formen der Blätter ändern und vielleicht auch Kreuzungen mit einander eingegan- gen sind, so dass Blendlinge existiren. Die eine | derselben hat auf der Unterfläche unbehaarte Blät- ter und auch Knospen und würde am besten den Namen T. glabra Vent. führen, wenn nicht die alte Linn@’sche Benennung T. americana zu ge- brauchen wäre. In den Gärten kommen am häu- figsten die Abarten Tilia begoniafolia, macro- phylla und ineiso-dentata vor. Es existirt aber auch eine Abart mit rotlıen Zweigen, welche früher den Namen T. Ludovicia erhielt, von Braun aber T. praecox genannt wurde. Wahrscheinlich ein en. u A u 363 Blendling mit der andern amerikanischen Art, die wegen der mit anliegenden und deshalb nicht immer | deutlich zu sehenden Haaren auf der Unterfläche besetzten Blätter den Namen Tilia pubescens erhielt, ist die Linde, welche gewöhnlich als T. hy- brida superba vorkommt. Tilia pubescens er- kennt man übrigens leicht daran, dass die jugend- lichen Blätter eine braune Farbe besitzen. Die amerikanischen Linden gedeihen nach Baumschul- Besitzer Lorberg am besten auf T. platyphyllos veredelt, geben aber keine guten All&ebäume. Härlnerilde Briefe über die Pariser Welt-Ausstellung. XIX. Paris, den 26. Oktober. Die 14. und letzte Ausstellung im Jardin re- serv€E des Pariser Ausstellungsraumes fand am 15. Oktober statt und dauerte bis zum Schlusse der ganzen Industrie-Ausstellung. Wie in der vorletz- ten (13.) Ausstellung das Obst im Vordergrunde stand, so dieses Mal das Gemüse. So grossartig 14 Tage früher die Obst- Ausstellung gewesen, so unbedeutend erschien uns jetzt das Gemüse, denn nicht im Entferntesten konnte die Aufstellung im Jardin reserv@ mit derjenigen, welche vor einigen Jahren in Erfurt stattfand, verglichen werden. Es ‚kam noch dazu, dass die einzelnen Sammlungen verschiedener Gemüse - Sorten eines und desselben Ausstellers bisweilen nicht neben einander aufge- stellt waren, sondern, allerdings zu hübschen Grup- pen vereinigt, zerstreut im Jardin reserv@ sich be- fanden und dass es dadurch schwierig wurde, eine Gesammt-Uebersicht des Ganzen zu erhalten. Wiederum waren es hauptsächlich Vilmorin- Andrieux & Co. in Paris, welche die grösste Sammlung, und zwar in durchaus gut kultivirten Exemplaren, aufgestellt hatten. Die Mannigfaltig- keit der französischen Gemüse ist keineswegs gross; Samenhändler und Handelsgärtner Frankreich’s füh- ren zwar, wie die unsrigen, eine grosse Menge von Gemüse-Arten und deren Sorten, die aber zum aller- grössten Theile nur lokal sind oder doch nur von Privaten aus Liebhaberei gebaut werden, in ihren Verzeichnissen auf. Die sogenannten Pariser Ge- müsezüchter (Maraicher’s) beschäftigen sich aber nur mit dem Anbau weniger Sorten. Bohnen und Erbsen spielen nicht allein in Pa- ris, sondern auch in ganz Frankreich eine Haupt- rolle. oder eingemacht als Haricots verts in grossen Men- Die jungen, zarten Hülsen werden frisch | | Anstatt der Teltower Rübchen, die jedoch als De- gen und tagtäglich gegessen; sie dürfen fast bei keiner Mahlzeit fehlen. Ebenso beliebt sind die Flag£olets, unter welchem Namen man im gewöhn- lichen Leben nicht ganz reife, aber völlig ausge- wachsene Bolınen-Samen versteht. Wenn auch von beiden Sorten eine grosse Auswahl vorhanden ist, so sind es doch wieder, und zwar nach den ver- schiedenen Gegenden, verschiedene, welche vorzugs- weise gebaut werden. Vicebohnen (Vicia Faba) werden ebenfalls zu gewissen Zeiten, aber mehr ausserhalb Paris, ziemlich viel gegessen. Was die Erbsen anbelangt, so sind es die jun- gen und meist eingemachten Samen, welche als Petit pois in ganz Frankreich zu dem beliebtesten Gemüse gehören und in der That eine sehr zarte und angenehme Speise liefern. Unsere sogenann- ten Zucker - Schoten sind zwar in Frankreich be- kannt, so oft und so lange ich aber in Frankreich auch, und zwar in den verschiedensten Zeiten, war, habe ich doch nie Gelegenheit gehabt, dergleichen als Gemüse zu essen. Auch die reifen und trok- kenen Samen (Trocken-Erbsen) scheinen in Frank- reich nur wenig gegessen zu werden, denn auch diese habe ich während meines Aufenthaltes in Paris und in Frankreich überhaupt nie bei einer Mahl- zeit erhalten. Ausser dem Blumen- und Rosen- (Brüsseler) Kohl scheint man in Paris den übrigen Kohlsorten, wenigstens in den Restaurationen, sowie in den Wirthshäusern, wenig Aufmerksamkeit zuzuwenden, am meisten noch dem Wirsing-Kohle. Weiss- und Blaukraut habe ich zwar auf den Pariser Märkten viel gesehen; beide scheinen aber nur eine Kost der ärmeren und weniger wohlhabenden Leute zu sein, denn nur das erstere habe ich in Bouillon und in Suppen erhalten. Sauerkraut liebt der Fran- zose nicht; er begreift sogar den Deutschen nicht, der es mit Wohlgefallen geniessen kann. Dagegen haben die Grünkohle, besonders die hohen Sorten, wie der Kavalier-Kohl, wenn auch weniger in den grösseren Städten, so doch auf dem Lande, eine ausserordentliche Verbreitung und werden sehr viel und sehr gern gegessen. So beliebt die Kohlrabi, besonders im jugend- lichen Zustande, bei uns sind und ein so vorzügli- ches Gemüse sie darstellen, so wenig kennt man sie in Frankreich. Bei der ganzen Gemüse - Aus- stellung im Jardin reserv habe ich, so viel ich mich besinne, nur Wiener Glaskohlrabi in der Samm- lung von Vilmorin-Andrieux & Üo. gesehen. Rüben sind nur auf dem Lande vertreten, in grös- seren Städten dagegen fast gar nicht, und werden dann nur von ärmeren Leuten gegessen. Es gilt dieses besonders von der Kohlrübe oder Wruke. 46* 364 likatesse im Handel vorkommen, baut man die wohl- schmeckende Rübe von Fr£neuse. Kartoffeln werden sehr viel gegessen und ver- schiedentlich zubereitet, aber doch nicht so allge- mein, wie in vielen Gegenden Deutschlands. Mohrrüben sind ebenfalls ausserordentlich be- liebt und das ganze Jahr hindurch vorhanden. Man baut aber auch vorzügliche Sorten, besonders klei- nere mit unten abgestutztem Ende. Von sonstigem Wurzel-Gemüse, wie Pastinak, Rhapontika, Hafer-, Schwarzwurz u. s. w. habe ich auf Märkten in Paris gar nichts gefunden. Dagegen gehört Porr&e zu den beliebtesten Suppenkräutern; weniger wird er als Gemüse verwendet. Ein Gemüse, welches bei uns kaum als solches verwendet, in Frankreich hingegen, besonders von der ärmern Klasse, sehr viel genossen wird, ist der Kürbis. Man sieht den ganzen Sommer und Herbst hindurch auf allen Märkten, meist schon in Stücke geschnitten, die Kürbisse. Ein vorzügliches Gemüse, welches man bei uns nur ausnahmsweise kennt, sind die Artischoken. Sie werden auf verschiedene Weise zubereitet und immer, selbst nur, wie bei den ärmeren Leuten, in Salzwasser gekocht, gern gegessen. Die Kardonen sind weniger eine Speise der ärmeren, als der rei- cheren Leute und deshalb keineswegs so allgemein verbreitet, wie die Artischoken. Spargel ist sehr beliebt in Paris, der Kalk- und Mergelboden für seine Kultur aber nicht günstig. Doch zieht, trotz der weit geringern Güte, der Pa- riser seinen Spargel den feineren Sorten anderer Länder vor, weil er den eigenthümlichen, pikanten Geschmack besitzt, wie er eigentlich nur bei dem grünen Spargel sein soll. Diese Sorte, welche all- gemein in England verbreitet ist, sieht man jetzt in Paris seltener, man kultivirt hauptsächlich weis- sen oder mit rosenrothem Kopf. Salat gehört zu den Lieblings-Speisen der Fran- zosen; er wird meist allein, nicht mit dem Braten oder mit den Koteletts, gegessen. Unseren Kopf- salat liebt man weniger, als vielmehr den Römi- schen oder Bindesalat; ersterer steht auch im Ge- schmacke dem jenseits des Rheines und der Alpen nach. Fast noch mehr liebt man die Endivien. Leider waren die ausgestellten Exemplare des Jardin re- serv@ nicht so schön, als ich sie sonst in Frank- reich, besonders in Bordeaux, gesehen habe. Dass der Löwenzahn unter dem Namen Pissenlit über- haupt in Frankreich als Salat eine gewichtige Rolle spielt, ist schon früher einmal in der Wochenschrift ausführlich besprochen worden. Bleich-Sellerie und Rhabarber wird fast nur von reicheren Leuten ge- nossen, letzterer auch als Gemüse. Eine grosse Verbreitung hat die Brunnenkresse seit dem Jahre 1809, wo sie durch den Kaiser Napoleon I. selbst von Erfurt aus in Paris einge- führt wurde, erhalten. Ihr Verbrauch ist dort noch grösser, als bei uns, ja selbst in Thürmgen. und in Erfurt, wo man seit mehrern Jahrhunderten schon an deren Genuss sich gewöhnt hat. Auch als Ge- müse wird sie benutzt, am ‚häufigsten aber zum Belegen von Fleisch und anderen Speisen. Ferner sind Radieschen in Paris, sowie über- haupt in Frankreich, sehr beliebt. Von dem Ver- brauche dieser Wurzeln, und zwar zu allen Zeiten, nicht allein im Frühjahre, wie bei uns, hat man gar keinen Begriff. In jeder Restauration, der fein- sten sowohl, wie der gewöbnlichsten, gehen sie den Mahlzeiten voraus. Man liebt in Paris die länglı- chen, während die rundlichen kaum gesehen wer- den. Neuerdings hat man eine zweifarbige Sorte eingeführt, oben roth und unten weiss, welche sich sehr hübsch ausnimmt und deshalb Empfehlung ver- dient. Auch die Rettige, besonders die schwarzen, sieht man auf den Märkten ziemlich viel; sie wer- den aber nur von der ärmern Klasse, weniger vom Mittelstande, genossen. Eines Gemüses will ich schliesslich noch ge- denken, welches bei uns wenig bekannt, in Frank- reich hingegen allgemein beliebt ist und auf sehr verschiedene Weise verwendet wird, da auch sein Aroma eine Bedeutung hat. Es sind dieses die Tomaten oder Liebes - Aepfel. Nebenbei will ich jedoch bemerken, dass auch die Eierfrüchte (Sola- num Melongena) sehr viel in Paris, verschiedentlich zubereitet, genossen werden. Nach dieser allgemeinen Auseinandersetzung über die Bedeutung des Gemüses in Frankreich komme ich auf die Gemüse-Ausstellung des Jardin reserv@ in Paris zurück. Wie sehr bedauerte ich, dass die Gartenbau-Vereine in Erfurt und Bamberg ihren ursprünglichen Plan, mit Kollektiv-Sammlun- gen von Gemüse in Paris zu erscheinen, nicht zur Ausführung gebracht haben. Wenn ich bedenke, was für schönes Gemüse man vor 2 Jahren in Erfurt während der dortigen Herbst - Ausstellung sah, welchen Umfang die einzelnen Sammlungen bestimmter Arten hatten, so unterliegt es keinem Zweifel, dass die Gärtner beider Städte eine Ge- müse-Ausstellung in’s Leben gerufen hätten, welche die Pariser weit hinter sich gelassen. Auch in künstlerischer Aufstellung hätten die Erfurter gesiegt. Ein solches Küchen-Bouquet von 6 Fuss Höhe, wie einmal in Erfurt ausgestellt war (s. 4. Jahrg» d. Wochenschr. S. 355) hätte gewiss in Paris ebenfalls allgemeine Anerkennung gefun- den. Auch die Zier-Kürbisse, welche bei einigen Sammlungen von Gemüse im Jardin reserv€ nicht fehlten, waren lange nicht so mannigfaltig, wie die, - 9) „36 welche Kunst- und Handelsgärtner Benary in Er- furt damals seiner Gemüse - Sammlung als Zierde beigegeben hatte. Es gilt dieses nicht weniger von dem Spanischen Pfeffer (Capsicum), von dem durch Benary ebenfalls eine weit umfassendere und lehr- reichere Sammlung in der mehrmals genannten Zeit ausgestellt war, als ich jetzt im Jardin reserv@ sah. Wie schon gesagt, war es nur die Sammlung | von Vilmorin-Andrieux & Co., welche als Kol- lektiv - Sammlung eine Bedeutung hatte. Endivien, und vor Allem die Wurzel-Gemüse, reich- lich vertreten. Was die schon mehrmals genannte Societe d’hortieulture in Clermont an Gemüse aus- gestellt hatte, war unbedeutend. Die Oentner-Kür- bisse waren zwar recht gross; ich habe sie aber auf deutschen Ausstellungen, und vor Allem in Er- fürt, von grösserem Umfange gesehen. Die Sammlung von Chauvart fils in Paris Nächst | dieser verdiente eine solche der Societ@E Dodon&e | in Ueckle in Belgien Beachtung. Hier waren die zeichnete sich weniger durch Reichhaltigkeit der Sorten, als vielmehr durch aussergewöhnlich grosse Exemplare aus. Es galt dieses besonders von den Runkelrüben und von dem Savoyer Kohl, noch | mehr aber von dem Kopfkohl oder Kraut (Oabus). | 3 Exemplare des letzteren, dem Ulmer Üentner- Kraute angehörig und daher von oben zusammen- gedrückt, waren vorhanden, welche einen Quer- Durchmesser von 3 Fuss und eine Schwere von über 36 Pfund (das Exemplar) hatten. sich deshalb nicht wundern, wenn, zumal die Auf- stellung an einem der gangbarsten Wege geschehen war, diese riesigen Exemplare die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden im hohen Grade auf sich zo- gen. Diejenigen Leser der Wochenschrift, welche sich noch der mit der 3. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter verbundenen landwirthschaftlichen Ausstellung im Kroll’schen Lokale zu Berlin erinnern, werden auch noch des grossen Kohlkopfes gedenken, welchen ein Bauer aus Rixdorf ausgestellt hatte und welcher sogar 40 Pfund wog. Als diesem Bauer eine silberne Me- daille zugesprochen war, kam am andern Morgen ein zweiter Bauer von Rixdorf und übergab einen Kohlkopf von 42 Pfund. . Eine sehr interessante Sammlung von Gemüsen nicht allein, sondern überhaupt von allen Kultur- pflanzen Schweden’s, hatte Professor Anderson in Stockholm im Auftrage der Gartenbau-, sowie der landwirthschaftlichen Gesellschaft in genannter Stadt und vieler Privaten, ausgestellt, welche ein treues Bild von den Agrikultur- und Hortikultur- Zuständen dieses nordischen Reiches gaben und deshalb auch wissenschaftlichen Werth besassen, Eine ähnliche Sammlung aus Schweden befand sich Man darf | im Jahre 1863 zu Görlitz während der 5. Ver- sammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüse- züchter. Die damalige Ausstellung schwedischer Gemüse in Görlitz war zwar nicht so umfangreich, wie die, welche jetzt in Paris vorhanden, auf jeden Fall erschienen aber die einzelnen Exemplare damals weit vollkommener und grösser. Es galt dieses ganz besonders von den schwedischen und englischen Turnipsen, welche einen Umfang besassen, wie er mir selbst in England noch nicht vorgekommen war. Auf das Einzelne einzugehen, würde zu weit führen. Interessant war es, dass die Aufstellung zum Theil nach Provinzen geschah. Von gleichem Wertbe waren die Obst-Samm- lungen aus den verschiedenen Provinzen Schwe- den’s. Wenn man sich. bei uns beklagt, dass das Klima dem Obstbaue sehr hinderlich sei, um wie viel mehr haben dann die Schweden Ursache, dieses auszusprechen. Ueber diesen Punkt mich auszu- lassen, liegt ausserhalb meines Planes. Dass man übrigens in Schweden eine gar nicht geringe Sor- tenzahl von Früchten baut, darüber ist an einer andern Stelle schon gesprochen. Ich habe leider die Anzahl der Sorten nicht zusammengezählt, die sich in den verschiedenen Sammlungen befanden, aber allein die Zahl der Apfel - Sorten betrug ge- wiss weit über 60. Habe ich doch vor Kurzem eine Sammlung -von Forman in Bergen in Nor- wegen erhalten, welche ebenfalls eine gleiche An- zahl enthielt und mich durch die Schönheit ihres Ansehens zum Theil in Verwunderung setzte. Aber auch die Pariser Sammlung enthielt wunderschöne Exemplare, von welchen ich nur den, den Schwe- den eigenthümlichen Rosenheger-Apfel, ausserdem den Gravensteiner, Kaiser Alexander (allerdings von mässiger Grösse) und vor Allem den Weissen Astrachaner nennen will. Professor Anderson hatte ferner Zweige von allen Gehölzen, welche ursprünglich in Schweden einheimisch sind oder im Verlaufe der Jahre ein- geführt wurden, mitgebracht und in Flaschen, die mit Wasser gefüllt waren, aufgestellt. Auch diese Sammlung gab einen höchst interessanten Ueber- blick über die Gehölz-Vegetation dieses nordischen Landes. Um das rasche Wachsthum im Norden zu zeigen, wo das Licht einen weit längeren Ein- fluss auf die Vegetation besitzt, waren endlich vom Professor Anderson von Weiden und anderen ein- heimischen Gehölzen Sommertriebe aufgestellt, welche zum Theil eine Länge von 6—8 Fuss besassen. Auch Norwegen hatte durch den Gutsbesitzer Forman in Bergen, demselben, welchem ich die oben erwähnte Sammlung ebendaher verdankte, eine Obst-Sammlung eingesendet, welche sich im jeder Hinsicht der schwedischen anschloss. 366, Obst-Sammlungen waren ausserdem noch einige eingesendet worden, unter Anderm eine aus Geisen- heim durch den General-Konsul Lade. Die Samm- lung bestand hauptsächlich aus Aepfeln, doch fehl- ten auch die Birnen nicht, welche zum Theil in so stattlichen Exemplaren vorhanden waren, dass sie den besseren französischen würdig zur Seite ge- stellt werden konnten. Es galt dieses hauptsächlich von Soldat laboureur, Doyenn@ d’hiver, Besi Mai, de Tongres, van Marum, General Tottleben, Olair- geau, Duchesse d’Angoulöme, Beurr& Diel, Cure und anderen. Besonderes Interesse hatte für mich eine Samm- lung verschiedener Granatäpfel, welche Kunst- und Handelsgärtner Sahut in Montpeillier ausgestellt hatte. Es waren 16 Sorten, die einzelnen Exem- plare zum Theil von nicht unbedeutendem Umfange. Die Früchte der Zwerg - Granate (Grenadier nain des Antilles) unterscheiden sich, wie es scheint, we- sentlich von denen der grossen und gewöhnlichen, so dass dieser reizende Blüthenstrauch, von dem mehre Massivs, die in voller Blüthe standen, vor- handen waren, wohl eine eigene und selbständige Art darstellen möchte. Ich komme bei meiner Berichterstattung schliess- lich zu den Pflanzen und Blumen. Wiederum war Linden aus Brüssel mit Orchideen und einigen Neuheiten gekommen. Unter den ersteren zeich- neten sich aus: Üattleya maxima mit ihren grossen, hellviolett - rosafarbigen Blumenblättern und bunter Lippe. Cymbidium Mastersii besitzt eine über- hängende Aehre mit ziemlich grossen und weissen Blüthen, welche sich zwischen den schön - grünen und grasähnlichen Blättern sehr gut ausnahmen. Sarcanthus tricolor hat das Ansehen einer Vanda, aber die braungelben Blüthen sind nur klein und bilden eine grosse, überhängende Rispe. Bei On- eidium macranthum sind in der That die gelben Blüthen für das Genus sehr gross. Koellensteinia jonoptera hatte eine aufrechte Aehre, mit weiss- lilafarbigen Blüthen besetzt. Unter den neuen Pflanzen bemerkte ich eine Flacourtie mit herzförmigen Blättern, welche lange, rothe Stiele hatten. Eine Bignonia besass ziemlich grosse und elliptische Blätter von 11 Zoll Länge und 3% Zoll Breite; ihre graugrüne Oberfläche wurde durch einen hellen Mittelstreifen unterbro- chen. Dagegen waren die herzförmigen Blätter einer Dioscorea lebergrün und sammetartig, während die Mitte und die 3 Seitennerven eine weisse Farbe hatten. Fittonia gigantea schliesst sich dem Gymno- stachyum Verschafteltii, welches nach Lemaire ebenfalls eine Fittonia ist, an; die eirunden, 7 Zoll langen und 5 Zoll breiten Blätter haben ebenfalls eine sammetgrüne Farbe, welche aber von rosenro- then Nerven und Adern unterbrochen ist. Stadt- mannia grandis zeichnet sich durch besonders grosse und gefiederte Blätter aus. Eine eigenthümliche Selaginelle mit helleren Spitzen bildete Selagmella discolor. Von Chantin war ein prächtiges Anthurium regale in Blüthe vorhanden. Der 10 Zoll lange Blüthenstand hatte eine lanzettförmige und zurück- geschlagene Blüthenscheide, welche an der Basis 1 Zoll breit war. Was die Blumen anbelangt, so waren wiederum Rosen, Gladiolen und Georginen in reichlicher Fülle vorhanden. Ueber sie ist in dem Berichte der 13. Ausstellung ausführlich gesprochen. Es waren so ziemlich wiederum dieselben Aussteller. Auch Brot de la Haye haite von Neuem die Mignardises ausgestellt, nebenbei aber noch remontirende Gar- tennelken in abgeschnittenen Blumen. Ferner ver- dankte man Par@ eine Sammlung gut gezüchteter Flon-Nelken, unter denen sich Prince imperial mit weissen und rothgestreiften Blumen auszeichnete. Interessant war eine Sammlung von verschie- denen Eucalyptus-Arten, welche Raout ausgestellt hatte und welche zum Theil aus ziemlich grossen Exemplaren bestand. Die vorhandenen Fuchsien vermochten ebenso wenig, wie Lilium lanceolatum, meinen Beifall zu finden, da sie selbst als Markt-Exemplare mir nicht genügt hätten. Dagegen nahmen sich die bunten Mangold-Exemplare, besonders die, welche Vilmo- rin-Andrieux & Co. ausgestellt hatten, wegen ihrer metallischen Färbung zum Theil sehr gut aus. Ein Gleiches galt von dem bunten Federkohle, wo be- sonders die Sorte, wo regelmässig auf den Blatt- rippen neue Knospen hervorwachsen, meine Auf- merksamkeit in hohem Grade auf sich zog. 2 Eskallonien nenne ich noch, obwohl sie schon längere Zeit im Freien des Gartens vorhanden wa- ren, aber noch nicht erwähnt sind. Andre Le- voy in Angers hatte sie ausgestellt. Es waren bu- schig - gewachsene Exemplare der Escallonia ma- crantha und pterocladon, welche 3 Fuss im Durch- messer besassen und selbst noch in dieser späten Jahreszeit über und über mit Blütben bedeckt waren. Auch die Sammlung verschiedener Epheu-Sorten, welche Dieuzy-Fillion pere & fils ausgestellt hatten, verdiente wegen ihrer Reichhaltigkeit Be- achtung. Eine andere Sammlung, aus grösseren Exemplaren bestehend, verdankte man A. Leroy in Angers; sie befand sich aber schon längere Zeit im freien Grunde des Jardin reserv£. Ich komme schliesslich zu den Bouquets. Ich bin sonst kein Freund der sogenannten. französi- schen Bouquets, was hiervon aber während der nn. nen ee 367 j 14. und letzten Ausstellung vorhanden war, würde gewiss Jedem, der sie geschen, gefallen haben. Einige, besonders die von Bernard, enthielten die auserwähltesten und seltensten Blumen, z. B. von Orchideen: Vanda coerulea, Oncidium Papilio u.s. w., ausserdem von Ixoren, Amaryllis Belladonna, Tu- berosen u. s. w., so dass die Bouquets ebenfalls in dieser Hinsicht zu den kostbarsten Erscheinungen der Ausstellung gehörten. Auch der früher schon erwähnte Gardenien - Züchter Duppuis hatte von Neuem wohlgefällige Bouquets von Gardenien aus- gestellt. Für mich waren jedoch die Bouquets des Kunst- und Handelsgärtners Zaline im Haag die anziehendsten und wohlgefälligsten. Auch ein Deut- scher, Mazzorati aus Aachen, war mit hübschen Bouquets in die Schranken getreten und hatte sich wenigstens eine bronzene Medaille als Preis er- worben. Die Stiedrid) Ihe Veildenzudt in Polsdam. Vom Kunst- und Handelsgärtner Heydert in Potsdam. Der Aufsatz des Kunst- und Handelsgärtners Friedrich über Veilchenzucht in Potsdam (8.357) dürfte bei den Lesern der Wochenschrift ein noch grösseres Interesse in Anspruch nehmen, wenn sie erfahren, in welchem grossartigen Masse fast das ganze Jahr hindurch Veilchen herangezogen wer- den. Wir erlauben uns daher, noch einen Nach- trag zu geben. Das Erziehen blühender Veilchen geschieht bei dem Kunst- und Handelsgärtner Friedrich in sol- chen Massen, dass, wenn man, namentlich in den Monaten Januar, Februar und März, diese Veilchen- Gärtnerei besucht, man wohl kaum etwas Gross- artigeres finden kann. Man darf wohl mit vollstem Rechte sagen, dass die Friedrich’sche Veilchen- zucht die erste und grösste in ganz Deutschland ist und vielleicht noch die Anstalten der Art über- trifft, welche in Paris vorhanden sein sollen. Man sieht die grossen Grasflächen mit den darunter be- findlichen Veilchen gleich Teppichen vor sich aus- gebreitet und wird unbedingt zur Bewunderung hingerissen. Das Friedrich’sche Grundstück befindet sich in der Berliner Vorstadt von Potsdam, hart an dem reinen, klaren Havelstrome, so dass sein Besitzer in den Stand gesetzt wird, während der oft so heissen Sommertage mit grösster Leichtigkeit nach seinem Ermessen das für die Vegetation der Pflan- zen so vortheilhafte Flusswasser seinem Garten zu- zuführen und ihn gegen Trockenheit zu schützen. An Veilchen-Arten werden von dem Handels- gärtner Friedrich nur 3 Sorten zur Treiberei angewendet: das immerblühende einfache italieni- sche, dass grossblühende einfache russische und das grossblühende gefüllte baumartige. Zur Anzucht seiner Veilchen gebraucht er während des Som- mers gegen 3 Morgen Land. Von diesen herangezogenen Stauden werden gegen 15,000 in Töpfe gepflanzt, die ein Gewächs- haus von 160 Fuss Länge und 12 Fuss Tiefe zum Antreiben aufnimmt, wogegen ungefähr 50,000 in die Mistbeetkästen kommen. Ausser einer gemauer- ten Linie von 52 Fenster Front sind die übrigen von Brettern angefertigt und werden mit Pferde- Dünger erwärmt. Zur Bedeckung beider Arten Kästen gehören 950 Fenster, von denen jedes 5 Fuss lang und 3 Fuss breit ist, also jedes einen Flächenraum von 15 Quadratfuss zu decken hat. Demnach reprä- sentiren die sämmtlichen Mistbeetfenster einen Flä- chen-Inhalt von 98 Quadratruthen und 138 Qua- dratfuss, also von über 3 Morgen. Rechnet man hierzu die Gänge und nothwendigen Zwischenräume zwischen den Kästen, so beanspruchen die Anlagen dieser Treiberei cin Areal von über 2 Morgen. Der Verkauf der gepflückten Veilchen beginnt Mitte August und endet Mitte Mai. Je mehr sich das Frühjahr nähert, desto reicher erscheinen die Blüthen, weshalb sich auch die Preise billiger stel- len, während die Liebhaberei zu den bescheidenen, wohlriechenden, daher von den Damen so sehr ge- schätzten Erstlingen des Frübjahres in dieser Zeit gleichfalls am stärksten sich bekundet. Da der Versand auf ganz Nord-Deutschland sich erstreckt, so verblüht kein Veilchen vergebens. Einige grosse Bäume. Wer Strasburg besucht, vergesse nicht, die An- lagen, welche zum Theil noch aus Ludwig’s XIV. Zeit stammen und von seinem Gartenkünstler Le- nötre in’s Leben gerufen wurden, sowie den bota- nischen Garten daselbst, zu besehen. Namentlich ist es letzterer, welcher einige schöne Bäume be- sitzt, die das Interesse der Liebhaber wohl in An- spruch zu nehmen im Stande sind. So befindet sich unter Anderm daselbst eine Gingko biloba mit einem 2 Fuss 8 Zoll im Durchmesser enthaltenden Stamme. Dieser steigt bis zu einer Höhe von ungefähr 10 Fuss und theilt sich dann in einige starke, fast ho- rizontal-abgehende Aeste. Ursprünglich ist es ein männlicher Baum; der frühere Inspektor des Gar- tens, der jetzige Handelsgärtner Martin Müller in Strasburg, setzte ihm einen weiblichen Zweig i 368 auf, der jetzt regelmässig fast alle Jahre reife Früchte bringt. Dasselbe war auch in diesem Herbste der Fall, wo sie uns besonders gross er- schienen. Bekanntlich ähneln sie unseren gelben und runden Spillingen. Von besonderer Schönheit im botanischen Gar- ten zu Strasburg ist ferner ein weiblicher Baum des Gymnocladus canadensis von gegen 60 — 70 Fuss Höhe. Sein grade in die Höhe steigender, zur untern Hälfte von Zweigen völlig entblösster Stamm besass 4 Fuss über dem Boden noch einen Durchmesser von über 3 Fuss. Da in der Nähe auch eine männliche Pflanze, welche wenig kleiner ist, steht, so findet auch eine Befruchtung der weiblichen Blüthen statt, in Folge dessen der Baum in diesem Herbste reichlich Früchte trug. Denselben Stamm-Durchmesser besass ein schö- nes Exemplar der rothblühenden Rosskastanie (Aescu- lus rubicunda), erreichte aber bei Weitem nicht die Höhe. Aussaaten hiervon geben stets wiederum dieselben Pflanzen, während man andererseits be- hauptet, dass oft ein Theil der Sämlinge in die weissblühende Hauptform zurückschlägt. Aesculus rubicunda wird bekanntlich für einen Blendling der A. Hippocastanum und Pavia gehalten. Eine 25 Jahre alte kaukasische Flügelnuss (Pterocarya caucasica) hatte einen 16 Fuss hohen Stamm von über 2 Fuss Durchmesser, während bei einer Celtis oceidentalis dieser ebenfalls fast 2 Fuss betrug. Schön ist auch eine Manna-Esche er nus Ornus) mit ihrem zwar niedrigen, aber 25 ı Fuss im Durchmesser enthaltenden Stamme, der sich alsbald in 2 dicke Aeste theilt. Auch eine Wistaria chi- nensis nahm unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, indem sie einen Stamm mit einem Durchmesser von 9 Zoll hatte. Interessant war endlich ein Wallnuss- baum, wo man 2 Aeste um einander gewickelt hatte, welche nach mehrern Jahren völlig mit ein- ander verwachsen waren und beide 1 Fuss im Durchmesser besassen. Da wir einmal von starken Bäumen sprechen, so sei es uns erlaubt, noch über 5 Ulmen zu be- ricliten, welche wir in dem Garten von Schwetzin- gen fanden. Wahrscheinlich gehören sie einer ame- rikanischen Art an. Diese 3 Bäume sind vielleicht die ältesten, welche sich in Schwetzingen befinden, und haben wenigstens ein Alter von 100 Jahren. Sie besitzen ein im hohen Grade malerisches An- sehen, zumal noch die hin und her gebogenen un- teren und sehr starken Aeste sich abwärts bis zur Erde neigen und mit ihren Spitzen dieser fast auf- liegen. Dabei hat der Hauptstamm doch eine Höhe von 9 Fuss und 3 Fuss über der Erde noch einen Umfang von 14 Fuss. Die Krone des Baumes ist sehr breit und ihr Durchmesser ist nur wenig ge- ringer, als seine Höhe; er beträgt nämlich einige und 60 Fuss. Eigenthümlich ist die weisse Farbe des Holzes, welches sich auch nur schwierig spalten lässt, deswegen aber grade sehr gut zu Mulden u. s. w. gebraucht werden kann. Schöne Silberlinden von bedeutender Grösse sahen wir auch auf dem Rittergute des Handels- Ministers, Grafen v. Itzenplitz, sowohl in Ku- nersdorf, als auch in dem romantisch - gelegenen Landsitze Haus Tornow. Wir haben schon früher ausgesprochen, dass die ungarische Silberlinde erst zu Anfange dieses Jahrhundertes eingeführt sein möchte, dass dagegen die amerikanische Silberlinde länger bei uns in Kultur und in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhundertes viel verbreitet gewesen sei. Die Exemplare auf den Gütern des Grafen v. Itzenplitz scheinen aber dieser Angabe zu wi- dersprechen, denn ohne Zweifel ragt ihr Alter in das vorige Jahrhundert hinein. In Kunersdorf befindet sich ein schönes, völlig freistehendes Exemplar, welches einen Durchmesser von 3 Fuss besitzt, in dem Parke von Haus Tor- now hingegen scheinen 4 Silberlinden bis zu einer Höhe von 3 Fuss zusammengewachsen zu sein und theilen sich dann in die ursprünglichen 4 Bäume. Der Umfang aller 4 Bäume, welche einen ziemlich runden und gleichgeformten Stamm bilden, beträgt 15 Fuss. Auch von Kassel haben wir durch den Garten- Direktor Hentze Nachricht erhalten, dass die un- garische Silberlinde schon in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhundertes eingeführt sein möchte; es existiren daselbst Exemplare, welche ohne Zwei- fel schon in der genannten Zeit angepflanzt wor- den sind. Wir machen ferner Kunersdorf aufmerksam. Baum kein hohes Alter, auf eine schöne Birke in Bekanntlich hat dieser weshalb starke Exemplare um so interessanter sind. Besagte Birke besitzt über 3 Fuss Durchmesser, der Stamm theilt sich aber bereits 23 Fuss über der Erde in 4 sehr starke Aeste, von denen jeder ziemlich grade in die Höhe steigt. Wir ergreifen die Gelegenheit, Pflanzenliebhaber und überhaupt Naturfreunde auf die reizenden Um- gebungen von Haus Tornow, welche einen Theil der sogenannten Märkischen Schweiz bilden, auf- merksam zu machen. Solche Schönheiten vermuthet man gar nicht in der Mark. Verlag vou Karl Wiegandt (G. Hempel) in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der €. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. a KW ie ee 1 u rue | Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflianzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. No. 47. | Der > 23. Dee 1867. Inhalt: Louis Mathieu. — Peterwitzer Bruchstücke aus der Obstzucht und aus dem Gemüsebau. Vom Obergärtner Fehse. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VII. In der 483. Versammlung des Vereines am 24. November (11 Uhr im Englischen Hause) wird Baron v. Korff aus Köthen ausstellen: Sortimente von Zwiebeln, Speise-Kartoffeln, Bohnen und Zier-Kürbissen. In derselben Versammlung liegen vor: 1) ein Antrag, den Kontrakt mit dem Verleger der Wochen- schrift zu kündigen; 2) Vortrag des Obergärtners Boese über Freiland-Koniferen. Louis Mathieu. war, wie der verstorbene Dr. Klotzsch sagte, einer der wenigen Gärtner, die sich mit Aufmerk- Der Gärtner Louis Mathieu ist am 24. Mai samkeit und Ausdauer wirklich vergleichenden Ver- 1793 zu Berlin geboren und gestorben am 25. suchen hingaben, und trat niemals mit einer ge- September 1367 in demselben Garten, welchen vor machten Entdeckung oder Erfahrung vor, von der 130 Jahren sein aus Frankreich eingewanderter er sich nicht vorher durch mehrmalige vergleichende Grossvater erwarb und welchen er gegen die alle | Versuche und Proben überzeugt hatte. In Folge Gärten vernichtende Bauwuth zu schützen wusste, | dessen glückten ihm auch einige Kulturen, und be- ohne ihn der Stadt im Interesse des öffentlichen | sonders die der Lilien-Arten, so dass seine Lilium Wohles vorzuenthalten. Er besuchte die Bene- | Brownii- und L. lancifolium-Beete stets die Bewun- dietus’sche Schule, nachher das französische Gymna- | derung der ihn besuchenden Gärtner erregten und sium, ging 1816 mit dem damaligen Garten-Direk- | er die ersteren hundertweise nach England und tor Otto nach England und brachte von dort die | Holland versandte. In Folge dessen wagte er es Paeonia arborea und Camellia japonica mit herüber, | auch zuerst, das jetzt noch wenig verbreitete Li- sowie die Einrichtung der Wasserheizung, die ihm | lium auratum, gleich nachdem es in England zum zuerst kein Kupferschmidt machen wollte. Bei der | ersten Male geblüht hatte, auf dem Kontinente ein- Gründüng des Gartenbau-Vereines in den Königlich | zuführen und im freien Lande zu kultiviren. Preussischen Staaten trat er demselben bei und war | An Stelle der früher nur kultivirten blühenden längere Zeit Sekretär desselben. Die letzte Aus- | Pflanzen führte er die Kultur der Blattpflanzen ein stellung desselben im Gebäude der Akademie der | und es folgten ihm darin nach und nach die an- Künste und Wissenschaften half er noch arrangiren | deren Berliner Gärtner. Von neuen Pflanzen kul- und beklagte mit vielen Freunden den seitdem ein- | tivirte er zuerst in den Ö50ger Jahren Maranta getretenen sichtlichen Rückgang dieses Vereines, | Warszewiezii, Caladium marmoratum und Phrynium denn während jene Ausstellung noch von gegen | micans, welche ihm der verstorbene v. Warsze- 200 Theilnehmern beschiekt wurde, finden sich jetzt | wicz aus Central-Amerika sendete.e Doch musste oft kaum 12, die ihre Pflanzen dem Vereine zur | er bald von fernerer Einführung neuer Pflanzen Verfügung stellen. | abstehen, da die ihm gesandten Kisten theils nicht Mit besonderer Vorliebe kultivirte er Bromelien, | ankamen, theils Pflanzen enthielten, die nicht von Aroideen und Lilien, von denen er vor vielen Jah- | v. Warszewicz stammten, während die ihm ge- ren eine der vollständigsten Sammlungen hatte. Er | sandten Pflanzen in England zum Vorschein ka- 47 370 men; so z. B. erhielt er niemals die ihm geschickte Cochliostema (Tradescantia) odoratissimum und Catt- leya Lawrenceana, dagegen aber Massen von Orni- thidium in todtem Zustande. Eine Zeit lang war er Mitglied des Vorstandes der Gärtner-Lehranstalt und in den letzten Jahren der Forst- und Oekonomie - Deputation des Magi- strats der Stadt Berlin. In dieser letzten Stellung, der er fast alle seine freie Zeit widmete, die ihm jedoch sehr knapp zugemessen war, da er als eins der ältesten und thätigsten Mitglieder der franzö- sischen reformirten Gemeinde, welcher er angehörte, von dieser vielfach beansprucht wurde und bei sei- nem stets gefälligen und zuvorkommenden Wesen auch immer bereit war, die ihm anvertrauten Ar- beiten zu übernehmen und diese auch gewissenhaft und mit Hintenansetzung seiner Person und selbst seiner Gesundheit auszuführen, hatte er die Freude, seine Pläne zum Nord-Park und zum Ost-Park der Stadt Berlin auf seine Anregung unter der kunst- geübten und geniellen Hand des ıhm befreundeten Hofgärtners G. Meyer ausführen zu sehen, leider aber nicht den Anfang der praktischen Arbeiten. Im Jahre 1859 geruhte Se. Majestät der Kö- nig Wilhelm, damals Prinz-Regent, ihm den rothen Adlerorden 4. Klasse zu verleihen. Sein ganzes Leben hindurch war er bemüht, die Gärtnerei und die Interessen der Gärtner zu heben und kämpfte unermüdlich gegen die in man- chen Gegenden bis auf die Spitze getriebene Un- sitte der sogenannten Gärtner-Fabrikation: dem Ge- brauche, auf Gütern und in Privatgärten dem an- gestellten Gärtner nicht nur zu gestatten, sondern sogar ihn anzuweisen, sich Knaben zur Hülfsleistung anzunehmen, diese 2—3 Jahre ohne Lohn arbeiten zu lassen, manchmal sogar als Bediente oder Stall- knechte, und ihnen dann ein Schreiben mit der Ueberschrift „Lehrbrief” auszustellen, wofür dann von einer oft elternlosen Waise ihr letztes Erbtheil mit 30 — 100 Thlrn dem Gärtner als sogenanntes „Lehrgeld” zufiel, damit der Prinzipal um so viel weniger Gehalt zu zahlen brauche. Massenweise kamen solche um ihre Jugend und um ihr Erb- theil betrogenen jungen Leute zu ihm und baten in oft unter Thränen um Beistand; gern und freu- dig half er, wo er konnte; doch gelang es ihm nicht, dem Uebel so zu steuern, wie er wünschte, da die meisten Menschen kaum wissen, was Men- schenfreundlichkeit ist, geschweige denn sie aus- zuüben. Ausgerüstet mit einem klaren Blick und: be- gabt mit einem Gedächtnisse von seltener Stärke und mit dem Sinn für alles den menschlichen Geist Hebende und Veredelnde, nahm er stets den leb- haftesten, womöglich thätigen Antheil an allen Ta- gesfragen, sowohl auf dem Gebiete der Wissen- schaften, von denen er nächst der Botanik die Astronomie vor Allem liebte, als auch der Künste oder auf dem Felde der Politik oder der Näch- stenliebe. So lebte er als Blumen- und Menschenfreund und starb als Freund Gottes, des Gottes, der seinen Vorfahren zwischen blossen Schwertern und rau- chenden Scheiterhaufen glücklich aus Frankreich nach Deutschland geleitet hatte, und der auch ihm Kraft gab, getrost und muthig, ja todesfreudig die letzten sehr schmerzvollen Tage und die allerletzte schwere Stunde geduldig und ergeben auszuharren bis zum Augenblicke seiner Erlösung. Pelerwißer Bruchflüce aus der Obstzucht und aus dem Gemüsebau. Vom Öbergärtner Fehse. l. Das Befallen der Kirschen und Pflaumen von der schwarzen Blattlaus hat — abgesehen von plötzlichem Wechsel der Temperatur oder Wind- richtung (besser gesagt Dunstsättigung) — wohl hauptsächlich seinen Grund im schwächlichen oder gehemmten Wachsthum der betreffenden Pflanzen. Ein Quartier, hoch und trocken gelegen, mit sehr schwerem, aber äusserst humusarmem Boden, war dem Verkrüppeln der Triebe durch die Laus stark ausgesetzt, wohingegen auf einem andern Quartiere, mehr feucht gelegen und wo das Wachs- thum überhaupt sich sehr kräftig zeigte, ganz rein von Ungeziefer blieb. Meistens zeigt sich bekannt- lich die Krankheit, wenn die beginnende Vegetation, durch feuchtwarmes Wetter besonders stark ange- regt, darauf aber anhaltende, austrocknende, kalte Ostwinde herrschen, auch selbst Nordwest - Winde, wohl feucht, doch kalt, schaden. Ich suche dem Uebel dadurch vorzubeugen, dass ich möglichst üppigen, kräftigen Trieb der Unterlagen zu erzie- len anstrebe, was ich dadurch erlange, dass ich im zweiten, selbst erst im dritten Jahre nach Anpflan- zung der Wildlinge bis auf den Boden nochmals zurückschneide. Ich habe darnach auf Quartieren, auf denen vorher 2 Jahre hintereinander die schwarze Blatt- laus hausete, nichts mehr wahrgenommen. Und, was die Hauptsache ist, ich habe dennoch Sommer- triebe erhalten, von Süsskirschen von 7, von wel- chen Pflaumen von 5—6 Fuss Höhe. Um die schwarze Blattlaus von schon veredel- ten jungen Aepfeln zu vertilgen, beschloss ich, die- selben mit grüner Seife zu bestreichen. Obwohl die Auftragung ziemlich verdünnt stattfand, hatte ich die Manipulation zu lange verschoben; es zeigte sich nämlich bei den schon angeschwollenen Augen der Stämmchen bereits Blattgrün. Das Resultat davon war, dass die meisten Augen zu Grunde gin- gen und ausfaulten; die Blattläuse waren wohl ge- tödtet, aber zeigten sich, da im Sommer vorher (nach dem Bestreichen) die Vegetation gestört war, im nächsten Jahre wieder. Ein Breslauer Baum- schulen-Besitzer, dessen Apfel-Kordons in diesem Frühjahre vor dem Austreiben viel schwarze Läuse zeigten, bestrich die Stämmchen auf Anrathen An- derer mit Petroleum, was zur Folge hatte, dass der Sommertrieb verloren ging. II. Im Februar 1861, nach starkem Schnee- fall, hatten mir Mäuse ein Quartier Aepfel von gegen 25 Schock, so hoch Schnee lag, von jedem Stämmchen die Rinde abgeschält, ja selbst Apfel- Zwergstämme von 2 — 2} Zoll Stärke bis 2 Fuss Höhe vom Boden benagt, und zwar so stark, dass, trotz Verschmieren und Umbinden, mehre ganz ein- gingen. Weil sich im folgenden Herbste wieder viel Mäuse zeigten, beschloss ich, um Schaden vor- zubeugen, die Stämme der Standbäume mit Stein- kohlentheer zu bestreichen, Aepfel sowohl, als Birnen. Als im folgenden Frühjahre, im März und April, die Sonne anfıng, stark darauf zu brennen, schien mir der Anstrich doch bedenklich; ich bestrich da- her wiederholt die 'Theerdecke mit Kalk. Ich er- zielte dadurch eine Zersetzung des T'heer’s durch den Kalk und zugleich eine weniger starke Ein- wirkung der Sonnenstrahlen. Die Apfelbäume tra- gen heut noch das Zeichen des T'heer-Ringes, sind aber gesund; den Birnen hat es zum Theil doch geschadet, da theilweise die Rinde bis auf die Holz- schicht zerstört ist. III. Selbst Fachmänner sind theilweise noch der Ansicht, dass es besser sei, einen in der Schule mager und schwächlich erzogenen Baum mit Vor- theil auszupflanzen, als einen, der kräftig, üppig und voll Gesundheit strotzt. Ich habe darin so manche Erfahrungen gemacht. Mein Vorgänger im Berufe hier, ein Böhme, scheint durchaus die Me- thode angewendet zu haben, das unten veredelte Stämmchen nicht zurückzuschneiden, um kräftige Seitentriebe zu erzielen, im Gegentheil, ein jeder sich zeigender Seitentrieb wurde im Sommer weg- geschnitten, und nur der Leitungstrieb am Pfahl in die Höhe gezogen. Das Resultat davon war natürlich, dass nur Peitschenstöcke gezogen wur- den, die oben am Stamme zuletzt einen stärkeren Durchmesser zeigten, als unten. Mehre, die ich untersuchte, waren kernstammtrocken, und da ich genöthigt war, davon augenblicklich an Strassen auszupflanzen, so theile ich nur darüber mit, dass diese Stämme noch heute fast so dastehen, wie ich 1 EEE en U HGB WERE GE ET EBERLE 7 sie vor 6 Jahren ausgepflanzt habe. Von der Ver- edelung an gerechnet, sind diese Bäumchen nun 10 Jahre alt und werden noch ternere 10 Jahre eines Pfahles bedürfen. Hingegen Bäume, die ich im Herbste 1860 unten okulirte, brachten dies Jahr schon Früchte (seit 3 Sommer an Strassen ausge- pflanzt) und haben unten am Stamm 2 — 2% Zoll Durchmesser. Das beste Mittel, solchen Krüppeln auf die Beine zu helfen, ist, dass man sie herausreisst und fortwirft. Ein Schlitzen von oben nach unten mehre Jahre hinter einander ist andern Falles nöthig, um regelmässigere, geordnetere Saftzirkulation in den zusammengetrockneten, verschrumpften Zellgefässen hervorzurufen; so ebenfalls ein öfteres Zurückschnei- den der Krone. Auch bei Kirschen, Pflaumen und selbst PAr- sichen habe ich das Schlitzen stets mit dem besten Erfolge angewendet, und zwar vor dem Austreiben im Frühjahre, sowie um Johannis, auch noch An- fang September. Gegen Wildfrass an Strassen gepflanzter Obst- bäume gebrauche ich einen Anstrich: Mischung von Kalk, Lehm oder Kuhmist mit Blut, letzteres, um den Anstrich mehr zu binden, füge auch oftmals noch Öfenruss hinzu. Dem Uebelstande, dass diese Mischung durch starken Regen oder durch strenges Frostwetter (also durch Abwaschen oder Abblättern) geschädigt wird, kann nur durch öftere Wiederho- lung abgeholfen werden, ist aber immer noch prak- tischer, als das Umbinden mit Stroh oder Schwarz- dorn; Stroh ist kostspieliger, zeitraubender, und Dorngesträuch lädirt die Stämme, namentlich bei Sturm, zu sehr, behindert auch beim Ausbessern der Bände oder bei dem Entfernen der Austriebe des Stammes. IV. Meine Obstreiser zur Veredelung schneide ich meistens erst im Dezember oder Januar; wenu starke Kälte droht, beeile ich mich höchstens mit den Birn- und Kirschenreisern. Zum Anbinden der Etiketten bediene ich mich ganz schwacher Ruthen der Goldweide (S. vitellina). Durch Heften mit anderm Bindematerial, welches leicht verfault, ent- steht häufig arge Konfusion. Draht zu verwenden, ist nicht ökonomisch und auch zeitraubender. Ich schlage nun einstweilen die Reiser im Orangenhause oder in einer Remise ein. Drohen gegen das Früh- jahr hin die Reiser zu treiben, so schlage ich sie nunmehr erst im Freien ein, und zwar so, dass die Reiser, ziemlich horizontal gelegt, ganz, und zwar schwach, mit Sand oder leichtem Boden bedeckt werden, dabei die Etiketten alle zur Seite gedreht, frei aus dem Boden heraus, damit die Schrift nicht unleserlich werde. Gegen starke Regen oder Son- nenbrand schütze ich durch Vorstellen einer Rohr- 47°* matte gegen Mauer und dergleichen. Ich habe dann noch Ende Mai gesunde Reiser gehabt. Noch muss ich bemerken, dass ich mich mit- unter gezwungen sah, behufs Nachveredeln noch Reiser von Standbäumen zu schneiden, wenn die- selben schon im vollen Austreiben begriffen waren, und die dennoch anwuchsen, aber erst zu Johannis zu treiben anfingen (Birnen). Reiser, die ich bei Regenwetter (Schmuddelre- gen) auf Probebäumen in die Rinde pfropfte, gingen nicht aus. Mein zum Veredeln verwendetes Baum- wachs bereite ich aus Weisspech, Wachs und Co- lophonium, mit Leinöl vermischt, und fertige 2—i Zoll breite, bestrichene Papierstreifen, die beim Ver- edeln auf eine Stange mit Querholz angeklebt und neben dem, das Ankleben der Reiser besorgenden Arbeiter in den Boden gesteckt werden. Die Per- son, welche das Aufsetzen der Reiser besorgt, bin- det ein jedes Reis mit einem baumwollenen Faden mässig fest und überlässt das Verkleben dem hinter ihm Folgenden. Erst, wenn das aufgesetzte Reis starken Trieb zeigt, löse ich einstweilen durch einen (dem Zun- genschnitt des Edelreises der gegenüberstehenden Seite der Unterlage Eine Woche darauf schiebt sich die geschlitzte Pflasterhülle durch einen leichten Druck des Dau- mens rein ab. Bei Pflaumen namentlich ist es nöthig, wenn nach andauerndem, feuchtwarmem Wetter die Rei- ser stark schieben, diese an schwache Stäbe zu heften, doch dann durch 3 — 4 Bänder, 2 an der Unterlage, 2 am Edelreise, sonst reisst der Sturm dennoch die angehefteten oder kopulirten Verede- lungen ab. Pflaumen veredele ich in halber und ganzer Kronenhöhe durch Kopuliren und Anplatten. Bei der Okulation blieben mir von den gewachsenen Augen stets im Frühjahre zu viel zurück. Rene- kloden sollte man, ihres gemässigten Wachsthumes wegen, nur in Kronenhöhe veredeln. Die Haus- zwetschen veredele ich allesammt auf ihre eigenen Samen-Unterlagen von den grössten, süssesten und völlig vom Stein sich lösenden, Früchte tragenden Zwetschen. Aber auch auf Unterlagen von der Rothen Eierpflaume und der Rothen Kaiserpflaume gibt es schöne Stämme von Hauszwetschen, die zeitig tragbar werden. Kirschen veredele ich in Kronenhöhe durch Kopulation und Pfropfen im halben Spalt. Haben die Unterlagen die nöthige Kronenhöhe und Stärke, so thut man wohl, Reiser aufzusetzen, die 4 — 6 Augen zum Austreiben besitzen. Dadurch erhält man zum Herbst schon schöne Stammkronen, die verkäuflich sind. Anfangs veredelte ich meine Weich- m ‘ zuführenden ) Längsschnitt. | seln, Glaskirschen und Amarellen auch auf Sauer- kirschen-Unterlage (Kleine Natte), die hierauf aber nur sehr mässig und langsam fortkamen, wenngleich nicht zu leugnen ist, dass solche zeitiger und rei- cher Früchte bringen. Lemercier (Jahn), Doppelte Glaskirsche, Leopoldskirsche, brachte ich darauf gar nicht fort, Schöne von Chatenay wuchs sehr schwach. Reiser von der Kirsche Monstreuse de Bavay, aus der Trebnitzer Kirschengegend (aus der berühmten Baumschule in Gutwohne) bezogen, zeigen. eine ganz andere Vegetation (Süssweichsel), als die rich- tige Königin Hortense von Jahn. Von der Hand- Veredelung bei Birnen und Aepfeln halte ich nicht viel. In leichtem Boden und geschützter Lage mag es von gutem Erfolge sein, in schwerem Boden und in rauher Lage geht sehr viel zurück nnd gibt dann Lücken und un- gleichen Nachwuchs. Wer Massen von Bäumen zieht, da ist wohl die Okulation die angemessenste Veredelung. Hauptsache bleibt, dass man vorher ‚die Wildlinge sich gehörig erstarken lässt. Ich habe schon 1 Zoll starke Birn- Wildlinge mit dem besten Erfolge okulirt und dann Sommertriebe im ersten Jahre bis zu 7 Fusss Höhe erhalten. Die Zapfen über der Okulation schneide ich erst im August ab. — Einschalten will ich noch, dass ich | zum Binden beim Okuliren baumwollenes Garn an- wende, das früher gebräuchliche Lindenbast hält ‚ nicht Schluss genug. Beim Zurückschneiden der Okulations-Sommer- triebe im nächsten zeitigen Frühjahre (3 der Länge) beobachte ich, dass das oberste Auge stets nach Westen (der Wetterseite) gerichtet ist, bemerke je- doch dabei, dass, sind diese oberen Augen schwach ausgebildet, halb schlafend, man wohl dicht darüber schneiden darf, ohne den sonst üblichen Zapfen stehen zu lassen. Bin ich gezwungen, bei fehler- haft gewachsenen Stämmen (Krümmungen) stark zurückzuschneiden, so lasse ich Zapfen mit dem zu oberst auszutreibenden Auge stehen; sind diese Augen zu stark entwickelt und stehen sie sehr ab- wärts, so schneide ich solche vorsichtig ganz fort und lasse eins von den beiden seitwärts stehenden schlafenden Augen sich entwickeln, um das sonst entstehende Knie zu vermeiden. Manche Birnsor- ten, wie Grumbkow, Amanli’s Butterbirn, machen, auch wenn sie noch so kräftig wachsen, stets hör- ‚ nerartig-gekrümmte "Triebe; diese muss man, wenn auch etwas zurückgeschnitten, an Pfählen grade ziehen, im Spätsommer nimmt man sie wieder fort. Bei starkwachsenden Kirsch-Wildlingen halte ich darauf, dass die im Laufe des Sommers eingestutz- ten Seitentriebe des Stammes im Anfang Septem- ber am Stamme glatt weggeschnitten werden, wo der Schnitt dann noch vollständig überwächst, da 378 bei Kirschenstäimmen — des Harzflusses wegen — ich nicht gern sehr starke Schnittwunden mache. Veredelungen von Aepfeln auf Pirus prunifolia wuchsen im ersten nnd zweiten Jahre schön und kräftig, starben aber dann plötzlich ab. Bei Veredelungen von Zwerg-Aepfeln auf Dou- cin- oder Paradies- Unterlagen, welche, wenn man solche aus Frankreich bezieht, oftmals nur als Steck- linge, denen die wenigen Wurzeln auf dem Trans- porte zu Grunde gegangen, ankommen, verfahre ich folgendermassen: Ich schneide so stark zurück, dass der untere Theil nur noch 4—5 Zoll Länge hat, worauf derselbe in der Hand veredelt wird, mei- stens angeplattet und dann verpflastert, auch, je nachdem, mit flüssigem Baumwachs überstrichen. Darauf richte ich Ende März durch Laub mässig- erwärmte Kästen her und bringe meine veredelten Stecklinge hinein, auf 4— 5 Zoll Entfernung. 4 Fuss hohe Triebe sind dann das Resultat des Som- mers. Im September hebe ich sie aus, entblättere und verpflanze sie in’s freie Land, damit sie sich | noch frisch bewurzeln können. Im Spätsommer 1863 pflanzte ich gegen 40 Schock weiche Pflaumen und Zwetschen (Sämlinge und Ausläufer) aus, die, vorher entblättert, am 14. September gepflanzt wurden. Wir behielten bis spät in den Herbst hinein heisses, trockenes Wet- ter (17—20 Grad R.) und ich wurde besorgt we- gen meiner Pflanzung. Als ich am 15. Oktober 1863 von der Görlitzer Ausstellung zurückkehrte, waren meine Pflaumen sehr schön bewurzelt. Es kommt oftmals vor, dass Unterlagen von Quitten, Doucin und Paradies fehlen, theils keine Samen von ersteren vorräthig, theils letztere Un- terlagen nicht zur Hand sind. Dann habe ich krau- tige Stecklinge von allen dreien in abgetriebenen Frühbeeten herangezogen und dadurch Unterlagen in einem Sommer erzielt, die kopulirfähig wurden. Wem es passt und wer Räumlichkeiten dazu hat, sollte Quitten in Töpfe setzen, bei 10 — 12 Grad antreiben und dann veredeln. Es ist dies sehr sicher, nur faulen bei zu feuchter Atmosphäre die jungen Triebe leicht an, man muss daher gut lüften. Um Johannis pflanzt man sie in’s Freie. Ich schalte hier noch ein: Um schöne Unter- lagen zur Rosen-Veredelung zu haben, mache ich Ende April krautartige, Stecklinge von R. canina im freien Lande, 4 Zoll Entfernung, in Reihen von 1— 1% Fuss Abstand. Ich häufele Fichtennadeln in der Reihe der Stecklinge entlang, um das Er- härten der obern Bodenkrume zu verhüten. Nun lasse ich sie im ersten und auch noch im zweiten Sommer ungehindert wachsen, lockere und reinige nur, wenn es nöthig. Im dritten Frühjahre, nach- dem theilweise Adventivknospen anfangen, sich zu | | zeigen, biege ich im Mai die Stöcke um, was theils durch Stangen, die mittelst Haken oder schweren Steinen gehalten werden, geschieht. Die bis dahin im Schlaf gehaltenen Knospen am Wurzelhalse brechen nun mit Macht hervor. Dann erst schneide ich vorsichtig die ganze Dornen-Perücke bis zum Wurzelhalse ab, wonach sich Stämme von 7 und 8 Fuss Höhe bilden, die entweder nun ausgehoben und in Töpfe gepflanzt werden behufs Veredelung im Treibraume, oder man legt die Stämmchen zum Winter nieder, bedeckt sie mit Boden und okulirt auf’s treibende Auge zu Anfang Juli. Bleiben sie an Ort und Stelle stehen, so hat man allerdings seine Noth mit dem Austreiben von Wildaugen am Wurzelstock, daher das Ausheben im ersten Herbst das Beste ist. Gleich bei beginnender Vegetation die Stöcke ganz zurückzuschneiden, thut nicht gut, es führt zu Säftestockungen; entweder ist das Re- sultat: schwächliche Triebe, oder gänzliches Einge- hen der Pflanze. Schneidet man vor beginnender Vegetation zurück, so häufen sich die Wurzelaus- triebe zu sehr, geben dann wohl eine Menge, aber schwächlich bleibende Sommertriebe. Die Natur — das Niederdrücken der Wildrosen an Grabenrän- dern u. s. w. durch Schneewehen — gibt uns hier den besten Fingerzeig. In neuerer Zeit fängt man an, Pfirsiche, Apri- kosen und Pflaumen auf Schlehdorn zu veredeln. Die Anzucht der Unterlagen geschieht auf leichte Weise. Den im Spätherbst gesammelten Samen schichtet man in Sand ein, am besten in den von mir oben empfohlenen Schalen. Durchwintert in Freilandgruben, säet man zeitig aus. Nicht alle keimen im ersten Frühjahre. Wenn man nicht schweren Boden im Gartengrunde besitzt (woselbst sie selten Pfahl-, sondern reichlich verzweigte Wur- zeln bilden), muss man sie krautig pikiren. Ich habe gefunden, dass Okulation nicht vom besten annimmt, pflanze daher die schon im ersten Som- mer so weit erstarkten, zur Veredelung bereits taug- lichen Stämmchen in Töpfe und wende hier Ko- puliren und Anplatten mit dem besten Erfolge an. Pfirsiche und Aprikosen eignen sich, auf diese Unterlage gebracht, vorzüglich da, wo der Boden entweder sehr trocken gelegen oder wo schwerer, stark thoniger Boden vorhanden ist. Aprikosen- Hochstämme für’s freie Land und Pfirsich - Hoch- stämme für Treibräume ziehe ich gern folgender- massen: Auf Schlehdorn veredele ich kräftig - trei- bende Pflaumensorten, für Pfirsiche Damascenen, für Aprikosen Zwetschen oder zwetschenartige Da- mascenen, und nun erst bringe ich durch Oku- lation oder Kopuliren in Kronenhöhe Pfirsiche und Aprikose darauf. Nach meinen Erfahrungen sind solche gezogene 374 Bäume viel dauerhafter und ertragen leichter Wit- terungs-Unbilden. Hier fällt mir schliesslich ein, über Salix Ca- prea pendula noch zu erwähnen, dass diese, im Freien veredelt, nicht immer gut wächst. Zum Zweck des Veredelns pflanze ich Caprea - Unterla- gen in "l'öpfe, lasse sie im Orangenhause und ver- edele sie daselbst, wie folgt: ich spalte das Edel- reis und schneide es fast wie eine Wäscheklammer aus, schneide die Unterlage von beiden Seiten keil- förmig zu, setze auf, binde mit einem Wollenfaden und lege Pflaster um. Zur Veredelung nehme ich zweijähriges Holz (Edelreis). Sie bleiben im Kalt- hause, bis sie getrieben, im Warmhause stocken die Veredelungen ab. (Schluss folgt.) Allerlei aus der Gärtnerei und Pllanzenkunde. v1. In Brüssel blühte während unserer Anwesen- heit in diesem Herbste eine bnntblättrige Agave americana, welche der verstorbene Monograph, Graf Salm-Dyck, bekanntlich für eine selbständige Art hält. Genaue Untersuchungen der Blüthen dieser buntblättrigen Agave belehrten uns jedoch, dass ein spezifischer Unterschied zwischen beiden nicht vor- handen ist, dass daher Agave pieta Salm-D. nur als Form der A. americana zu betrachten ist. In Strasburg, Versailles und anderen Städten Frankreichs sahen wir viereckige Kästen für Oran- genbäume, deren Einrichtung auch wohl bei uns zu empfehlen wäre, in sofern sie nicht schon hier und da in Deutschland vorhanden sein sollte. Diese viereckigen Kästen, von einer Grösse, wie sie der einzuschlagende Baum verlangt, sind zwar nicht wohlfeil, ihre lange Dauer und Bequemlichkeit glei- chen jedoch die Mehrkosten hinlänglich aus. Die Kästen bestehen aus einem eisernen, viereckigen Gestelle, dessen Seiten und Boden aus dauerhaften Brettern angefertigt sind. Mit Leichtigkeit kann beim Versetzen eine Seite nach der andern heraus- genommen werden, um daselbst die Erde zu er- neuern. Der Baum leidet bei solcher Behandlung sehr wenig und die Arbeit macht sich auch rascher. In Paris gebraucht man auf den Strassen zum Schutze junger Alleebäume ebenfalls eiserne Ge- rüste, welche aus schwachen und breiten Stäben bestehen und in geringer Entfernung von dem Baume angebracht werden. Nach unten greifen sie mehr vor, so dass die Eintfernung vom Baume etwas grösser ist; nach oben ist es ebenfalls, aber weniger, der Fall. Das Letztere hat wohl nur in dem besseren Aussehen seinen Grund, das Erstere hingegen schützt den Baum mehr. Diese breiten Eisenstäbe stehen einige Zoll von einander entfernt und haben einen Breiten - Durchmesser von gegen 8 Linien, während die Stärke kaum etwas mehr als 1 Linie beträgt. Dadurch, dass die Stäbe nach aussen der Länge nach konvex, nach innen kon- kav sind, erhalten sie eine grössere Widerstands- kraft gegen Stösse und sonstige Eingriffe von Aus- sen und sind wohlfeiler. Ihre längere Dauer gibt diesen Vorrichtungen einen grossen Vorzug vor denen, welche aus Holz angefertigt werden und die stets ein plumpes Ansehen haben. In Schwetzingen benutzt Inspektor Hartweg die Belle de Louvain bei Aprikosen, Renekloden, Pflaumen u. s. w., um sie zunächst auf Pflaumen- Wildling zu veredeln und dann in ihrer Krone das eigentliche Edelreis anzubringen, und erhält auf diese Weise ausgezeichnete Resultate. Bekanntlich treiben in den meisten Fällen Pflaumen - Wildlinge schlecht; man muss oft lange warten, bevor man gute Bäumchen erhält. Aus dieser Ursache ziehen manche Baumschul-Besitzer sogar Ausläufer vor, die aber in der Regel schlechte Stämme bilden und wohl stets schlechtes Wurzel - Vermögen besitzen. Veredelt man aber Pflaumen - Wildlinge im ersten Jahre, so erhält man günstige Resultate. Verglei- chende Versuche, welche Hartweg angestellt, spre- chen sich dafür aus. Bei dieser Gelegenheit sei es uns erlaubt, von Neuem die Kesselform bei den Apfelbäumen zu empfehlen. Mehr noch, als der Birnbaum, braucht der Apfelbaum, wenn er seine möglichste Vollkom- menheit erlangen soll, Licht und Luft, welche ihm aber beide in der Kesselform am meisten geboten werden. Schon von selbst nimmt der Apfelbaum, wie wir uns häufig im Öriente, wo er vielleicht wild wächst, überzeugt haben, mehr oder weniger die Kesselform an, da der Hauptstamm in der Krone meist verkümmert, die Seiten-Aeste hingegen um desto mehr sich ausbilden. Bei dem Birnbaume ist es umgekehrt; da setzt sich der Hauptstamm in der Krone bis zur Spitze fort. Deshalb eignet lich der Birnbaum ganz besonders zu Pyramiden und Spindelbäumen. In Schwetzingen sahen wir alle Apfelbäume mehr oder weniger in Kesselform und hatten auch. zugleich die Freude, die günstigen Resultate zu beobachten. Wir möchten namentlich diese Kessel- form auch bei öffentlichen Anpflanzungen, selbst an Chaussden, empfehlen, weil wir allenthalben da, wo man in der Mitte der Krone ausgeholzt hatte, schöne und reichliche Früchte sahen. Diese lufti- 37 gen Kronen haben ausserdem noch den Vortheil, dass sie nur geringen Schatten geben und daher da, wo man noch Unterfrüchte baut, nicht den nachtheiligen Einfluss ausüben, als es sonst der Fall ist. Apfel- und Pflaumenbäume eignen sich überhaupt zur Anpflanzung auf Feldern am besten, Birnbäume dagegen gar nicht. Während unseres Aufenthaltes in Heidelberg gegen Ende September war es uns eine eigene Erscheinung, die Rosskastanie mit rother Blüthe (Aesculus rubicunda) von Neuem mit Blüthen über- füllt zu sehen. Es waren nicht einzelne Bäume, wo dieses der Fall war, ganze Alleen blühten, man möchte sagen, in üppigster Fülle. Da auch natür- licher Weise das Laub von Neuem ausgeschlagen hatte, so nahm sich das frische Grün desselben ne- ben anderen Bäumen, wo die Blätter schon ihre Herbstfärbung angenommen hatten, zum Theil so- gar mehr oder minder abgefallen waren, ganz eigen- thümlich aus. Bekanntlich hält man diese rothblühende Ross- kastanie für einen Blendling unserer gewöhnlichen und der jamerikanischen Aesculus Pavia; Aussaat- Versuche jedoch,. welche man in Angers, Orleans, Schwetzingen und anderen Orten gemacht hat, ha- ben stets wiederum rothblühende Rosskastanien- Bäume geliefert. Dieser Umstand, in sofern er sich durchaus bewährt haben sollte, möchte die Blendlings- Natur der Aesculus rubicunda in Frage stellen. Dass man ihr Vaterland nicht kennt und sie deshalb für ein in Gärten entstandenes Gehölz hält, heweist weder das Eine, noch das Andere. Kennen wir doch bis jetzt das Vaterland der weiss- blühenden Kastanie ebenso wenig. Ueber den vom Professor Koch mitgetheilten, in Frankreich so sehr berühmt gewordenen Laitue Bossin (Bossin’scher Kopfsalat) berichtet Kunst- und Handelsgärtner Krüger in Lübbenau, wie folgt: Nach Vorschrift wurden die 100 Körner zu Anfang März in ein Mistbeet gesäet, aber nur 36 Pflanzen gingen auf. Anfangs Mai wurden diesel- ben auf kräftigen Boden in meinem Hausgarten, 2 Fuss von einander entfernt, ausgepflanzt. Die jungen Pflanzen wuchsen rasch heran und füllten in kurzer Zeit den leeren Raum aus. Es bildeten sich wahrhaft kolossale Köpfe, von denen einer nicht weniger als 6 Pfund wog. Die Blätter sind anfangs etwas hart, werden aber weich, sobald die Köpfe sich schliessen. Leider gingen aber die Köpfe sehr rasch in Samen, eine Beobachtung, die grade entgegengesetzt den französischen Angaben ist, wonach die Köpfe eingeschnitten werden müs- sen, wenn die Pflanzen in Samen gehen sollen. So weit Krüger. Ueber den Geschmack sagt er gar nichts. Bossin’s Kopfsalat wurde auch auf - 19) dem Versuchsfelde des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in diesem Jahre gebaut, leider konnten wir aber seine Entwickelung wegen unserer häufigen und dann längeren Abwesenheit nicht ver- folgen. Wir haben ihn gekostet, bevor die Köpfe festgeschlossen waren, und fanden ihn mit seinen festen, aber Jeichtbrüchigen Blattrippen im Ge- schmacke dem Römischen Bindesalat ähnlich. Wir zweifeln nicht, dass festgeschlossene Köpfe noch angenehmer schmecken und möchten deshalb diese Sorte nicht ohne Weiteres verwerfen. In der 39. Nummer der Wochenschrift hat zwar schon Baumschul-Besitzer Lorberg über den mit einer Rosen-Ausstellung verbundenen Kongress der Rosenzüchter in Brie-Comte-Robert Mittheilung gemacht; es sei uns jedoch erlaubt, wo der offh- zielle Bericht vorliegt, noch einige Ergänzungen hinzuzufügen, vor Allem einige Worte über die dort ausgestellten Rosen neuester Züchtung zu sa- gen. Wir erfahren zunächst, dass der Anfang des jetzigen grossartigen Rosenbaues in der Grafschaft Brie vom Jahre 1799 datirt, dass der Geschäfts- kreis sich von da an so erweitert hat, dass nicht weniger als 96 Rosenzüchter, auf 14 Ortschaften zerstreut, Rosen zum Verkaufe heranziehen und dazu 40 Hektaren Landes (also fast 160 Morgen) in Kultur genommen haben. Im Monat November können diese 96 Rosenzüchter ungefähr 2 Millionen Rosenstöcke in den Handel bringen. Als neue Rosen wurden gekrönt: Comtesse de Jaucourt (Cochet), Eugene Sceribe (Gautereau pre), Madame Martin de Bess€ (Granger), Berthe !’Ev&que (Cechet), Adrien Marx (Granger), Vicomtesse de Vesins (Gautereau p£re), Monsieur Edouard Morren (Granger) und ÜCl&mence Raoux (Granger). Die beiden letzten hat die bekannte Handelsgärtnerei von Lee in Hammersmith (England) angekauft; es werden dieselben wohl von dort nächstens in den Handel kommen. In dem uns zugesendeten Ver- zeichnisse der neuesten Rosen aus Brie-Comte-Ro- bert befindet sich nur Vicomtesse de Vesins ım Handel, ausserdem aber noch, jedoch in dem er- wähnten offiziellen Berichte nicht aufgeführt: Ba- ronne de Beauverger, Mademoiselle Elise Chabrier, Baron de Lassus Saint - Genies, Reine des Belges und Adrien- Bevet. Um die Schönheit einzelner Sorten noch mehr hervortreten zu lassen, hatte man in Brie - Comte- Robert besondere Preise für diese ausgesetzt. Aus dieser Ursache fanden sich z. B. Zusammenstellun- gen von 200 Blumen der reizenden Madame Boll und 150 Blumen der nieht minder schönen Mare£- chal Niel in seltener Vollkommenheit vor, welchen beiden deshalb auch goldene Medaillen zugesprochen wurden. Ausserdem machten Zusammenstellungen 376 von 700 Blumen der Aime& Vibert, 400 der Gloire de Dijon, 300 der Triomphe de l’Exposition und 200 der Souvenir de la Malmaison einen in der That grossartigen Eindruck. Schliesslich bemerken wir noch, dass die Ge- sellschaft der Rosenzüchter in der Grafschaft Brie sich die Erlaubniss erbat, der Kaiserin einen Korb, geschmückt mit den schönsten Rosen, zu überrei- chen, und diese auch erhielt. In der Mitte des Korbes erhob sich ein Bouquet derjenigen Sorte, welche den Namen der Kaiserin erhalten hat; um dieses herum zog sich dagegen ein dreifacher Kranz, angefertigt aus den Sorten: Empereur Napoleon, Prince imperial und Souvenir de la reine d’Angle- terre. Die Kaiserin sprach den Wunsch aus, dass dieser" Korb alsbald in dem Jardin reserve des Marsfeldes einen günstigen Platz erhielte, damit | Jedermann bei Betrachtung dieser reizenden Blu- men gleichen Genuss mit ihr haben könne. Auch der Staats-Minister Rouher erhielt einen ähnlichen Korb, worin 1,200 Rosen zu einem harmonischen Ganzen vereinigt waren. Während unserer Anwesenheit in Reutlingen sahen wir eine volltragende Bohnensorte mit stahl- blauen Hülsen, die, jung genossen, eine ausseror- dentliche Zartheit besassen. Aus dieser Ursache kann man sie mit Recht empfehlen. Der bekannte Bohnen - Monograph v. Martens hat ihr den Na- men Phaseolus compressus Lucasianus gegeben; wir möchten sie einfach als Lucas’sche Bohne bezeich- nen. fällig in einem Garten in Württemberg vorgefun- Ihr Ursprung ist unbekannt, da sie sich zu- | den hat. Nach der Mittheilung des Dr. Wittmack wurde sie von Vilmorin in Paris während der Sommerzeit ebenfalls ausgestellt, aber ohne Namen. | Interessant ist bei dieser blauschaligen Bohne noch, dass die blaue Farbe sich während des Kochens völlig verliert und die Bohnen sich dann von den gewöhnlichen durch nichts unterscheiden. Gegenden nicht selten einen Stamm, der sich bis zu 1 und selbst 15 Fuss über der Erde erhebt und dann mit den kleineren Baumfarnen des Sü- dens verglichen werden kann. Es ist dieses in der Umgegend von Cherbourg vor Allem mit unserem männlichen Farn (Polystichum Filix mas) und ebenso mit einer Form des Polystichum spinulosum der Fall, welche auch als besondere Art unter Namen Polystichum (Asplenium) tanacetifolium be- schrieben ist. Es wäre doch interessant, zu ver- suchen, ob man nicht auch in unserem, allerdings weit ungünstigeren Klima, dieser Bildung eines dem | | auf sich zieht. Stammes künstlich nachhelfen könnte? Dergleichen, wenn auch kleine Baumfarne, im freien Grunde unserer Anlagen, würden sich gewiss gut ausneh- men und ein wesentlicher Gewinn für unsere Gär- ten sein! Wir machen weiter auf ein anderes Farn aufmerksam, welches sich wahrscheinlich noch mehr dazu eignet und unstreitig das schönste Farn der nordischen Länder darstellt, nämlich auf Stru- thiopteris germanica. In der Nähe des Palmenhauses im botanischen Garten in Berlin befindet sich eine Gruppe dieses Straussenfarnes, welche stets die Aufmerksamkeit aller Derer, welche sich für dergleichen interessiren, Wir bedauern überhaupt, dass un- sere Waldfarne in den Gärten der Liebhaber so wenig Anwendung finden. Besonders sind es auch die kleineren, die Adianten, Asplenien, Polypodium vulgare, welche sich zu kleinen Steinparthien eignen. Zu den Sträuchern, welche im Freien reichlich ' und bis spät in den Herbst hinein blühen, gehört Cassia laevigata, eine Art der Kordilleren Kolum- biens. Wir fanden sie zuerst in dem Park von Vincennes bei Paris, allerdings im Schutze, indem sie längs der einen Seite des Kaflfeehauses, dicht am grossen Bassin, welches das Wasser aus der Marne aufnimmt, gepflanzt war. Die Pflanze hat in ihrer Form viel Aehnlichkeit mit der bekannten Cassia marylandica, ist jedoch keine Staude, wie diese, und besitzt kleinere Blüthen, . welche aber in reichlicher Anzahl hervorkommen und den nur wenige Fuss hohen Strauch dicht bedecken. Man kann sich in der That keinen schöneren Anblick denken, als diese hübschen Blüthen von goldgelber Farbe, aus dem saftigen Grün der Blätter hervor- kommend. Bei B. F. Voigt in Weimar ist erschienen und ' in allen Buchhandlungen zu haben: Mehre unserer Waldtarne erhalten in wärmeren | Die Schule des Yärtners und Pllanzenfteundes auf dem Gebiete der Botanik, enthaltend die Lehre von der Gestalt, dem Baue und den Lebens - Verrichtungen der Pflanze, die wissenschaftiiche Anordnung des Pflanzenreichs, ein alphabetisches Verzeichniss der meisten lateinischen Art- Namen mit Angabe der Betonung und deut- scher Uebersetzung, sowie ein Register der latei- nischen Gattungs- Namen. Von Dr. Hermann Pompper. Mit 5 Tafeln Abbildungen. gr. 8. Geh. 2 Thlr. Verlag vou Karl Wiegandt (G. Hempel) in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. 'oehensehrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. N... Berlin, den 30. November 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franeo durch alle Post-Anstalten des deutsch - österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Die Trauer-Hasel und die Hasel-Sträucher überhaupt. — Peterwitzer Bruchstücke aus der Obstzucht und aus dem Ge- müsebau. Vom Obergärtner Fehse. (Schluss.) — Ueber den Einfluss der Steinkohlen-Asche auf Kartoffeln. Vom Baron Fr. v. Korff in Köthen (Anhalt). i einmal zufällig zur Zeit der reifen Haselnüsse in a j a ein entlegenes Gebüsch, wo Hasel-Sträucher standen, Erauer:Hafel und die Hafel-Sträuder überhaupt. und kehrte gern dahin zurück, denn es zog ein altes, baumartig-gewachsenes Exemplar mit verwor- Im Jardin reserv@ der internationalen Industrie- | rener Krone meine Aufmerksamkeit auf sich. So Ausstellung zu Paris nahm eine Trauer-Hasel und | oft ich hierher kam, konnte ich nicht unterlassen, eine Trauer-Birke noch in der letzten Zeit dersel- | hinaufzuklettern, entweder, um mich auf der ziem- ben die Aufmerksamkeit def Preisrichter und über- | lich flachen Krone zu schaukeln, oder nach Nüssen haupt des Pflanzen - lebenden Publikums in An- | zu suchen. Ich ahnte damals noch nicht, welch’ spruch. Beide Pflanzen erhielten von Seiten der | dendrologisches Unicum ich auf diese Weise miss- Jury ‘schliesslich eine bronzene Medaille zugespro- | handelte und der Gefahr des Abbrechens nahe chen. Wir haben zwar eine Abart der wohlrie- | brachte.” chenden Birke mit langen, herunterhängenden Zwei- „Zum Manne herangewachsen und einen be- gen, welche durch ihren landschaftlichen Charakter | stimmten Lebenszweck verfolgend, hörten natürlich sich auszeichnet und weit mehr benutzt zu werden | diese Streifereien in der Umgegend auf. Zufällig verdient, als es der Fall ist, eine Birke, wo sämmt- | wurde ich ein Viertel-Jahrhundert später auf’s Neue liche Kronen- Aeste, ähnlich, wie bei der Trauer- | durch einen pflanzenkundigen Freund auf die Eigen- Buche, Trauer- Weide u. s. w., fast senkrecht her- | thümlichkeit dieses Hasel - Baumes, den ich inzwi- unterhängen, eine wirkliche Trauer-Birke mit fast | schen längst vergessen hatte, aufmerksam gemacht. senkrecht-herabhängenden Aesten haben wir ‚bisher | Jetzt schaute ich mit ganz anderem Interesse den noch nicht gehabt. mit mir älter gewordenen Jugend - Bekannten an Dasselbe ist mit der T’rauer-Hasel der Fall. Der | und war höchlichst erfreut, in ihm eines jener sel- Besitzer derselben, Kunst- und Handelsgärtner | tenen Spielwerke in der Baum-Natur zu entdecken, Niessing in Zehdenick, hat uns über ihre Ge- ; wo die abnormen, weil umgekehrten und nach schichte und Entstehung Mittheilung gemacht; wir | unten gerichteten Aeste einen sogenannten Trauer- lassen diese im Interesse der Sache hier wörtlich | Baum, wie wir dies bei manchen anderen Gehölz- folgen: Arten sehen können, gemacht hatten.” „Als Knabe führten mich meine Streifereien „Ich konnte die geeignete Zeit kaum erwarten, in der freien Natur, in Wäldern und Feldern, zur | um Pfropfreiser davon zu entnehmen, die ich aus Ausbeutung ihrer Spenden — so weit solche eben | Mangel an passenden Unterlagen zunächst auf einen Knaben interessiren. So kam ich denn auch Zweige eines mir in meinem Garten zu Gebote 48 378 stehenden Hasel-Strauches übertragen musste. Spä- ter verschaffte ich mir junge, grade Hasel- Stämm- chen aus Wurzel-Ausschlag und erhielt damit, frei- lich erst nach einigen Jahren, die erwünschten Un- terlagen, um mittelst Veredelung stattliche Kronen- Bäumchen mit herabhängenden Aesten, also Trauer- Haseln, zu erziehen. Was ich damit erhielt, über- raschte mich auf's Neue. Nicht allein die Blätter erschienen grösser, als die der gemeinen Hasel, son- dern auch die kräftigen, langgestreckten Aeste neig- ten sich weit mehr, als dies an dem altersschwa- chen Ahnbaume ersichtlich war, senkrecht herab. Ich kann daher mit Recht diese Hasel als eine Trauer-Hasel bezeichnen.” „Mittlerweile erzog ich noch aus den Zweigen der ersten Pfropfung einige Ableger, mithin wur- zelechte Exemplare. Ableger bedecken anfänglich fast kriechend den Erdboden; im zweiten oder dritten Jahre aber er- heben sich kräftigere, schlankere, die leicht zu Kro- | nen- oder Pyramiden-Bäumchen herangebildet wer- | den können. In letzterer Form, 10 Fuss hoch, von unten auf reich bezweigt, erfreue ich mich des Besitzes meines ersten Ablegers.” „Die internationale Ausstellung zu Paris in die- sem Jahre bot mir Gelegenheit, die dort versam- melt gewesenen, hervorragenden Sachkenner mit der Trauer-Hasel in Gestalt eines 4 Fuss hoch ge- pfropften Topf-Exemplars und als eine bisher noch nicht in den Handel gegebene Neuheit bekannt zu machen. tentester Seite öffentlich als eine der schönsten Einführungen, welche die Neuzeit gebracht hat, be- zeichnet. Das ausgestellte Exemplar wurde mit einer | bronzenen Medaille prämiırt.” „Es unterliegt keinem Zweifel, dass durch die Einführung dieser Spielart unsere Sammlung von Trauer-Bäumen um eine werthvolle Sorte vervoll- ständigt ist. spruchslos sind; fast in allen Bodenarten, auf Hö- hen und in Niederungen, im Schatten und in freien Lagen, gedeihen sie. Als Einzel-Baum auf Rasen- plätzen, wie auch auf Grabstätten, wird daher die Trauer-Hasel bald Anwendung finden. Vermehren so rührigen Handelsgärtnereien werden daher dieser deutschen Neuheit aus dem Havel- Lande bald allgemeine Verbreitung verschaffen.” Wir wünschen es von Herzen, denn die Nies- sing’sche Trauer - Hasel ist ein Gewinn unserer Gärten. Das Exemplar der Pariser Ausstellung stand leider sehr hoch und litt ungemein an Dürre, weshalb es nicht die gewünschte Entwickelung er- halten konnte. Neuerdings verdanken wir ein schö- nes Exemplar dem Besitzer selbst, was den Erwar- tungen entspricht. Hofgärtner Meyer in Sanssouei Die jungen Triebe solcher In Folge dessen wurde sie von kompe- | üs kommt dazu, dass Haseln sehr an- | Unsere im | erkannte ebenfalls in einer Sitzung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues den Werth der Trauer-Hasel in landschaftlicher Hinsicht. Wir haben ausserdem noch 2 Formen des ge- meinen Hasel-Strauches, welche unser Interesse aus gleichen Gründen im hohen Grade in Anspruch zu nehmen vermöchten: die Blut- Hasel und die Hasel mit geschlitzten Blättern (Corylus Avellana atropurpurea und laciniata der Gärten). Es ist zu be- dauern, dass der Geschichte unserer Pflanzen, und na- mentlich ihrer Gartenformen, welche aus ihnen hervor- gegangen sind, so wenig Aufmerksamkeit gewidmet ist; so wissen wir auch nicht, wo und wann die beiden bezeichneten Formen entstanden sind? Wir finden sie zunächst in Noisette’s Verzeichniss und erfahren später durch Loudon’s Arboretum britan- nicum, dass sie in den Verzeichnissen von Loddi- ges in London aufgeführt wurde. Die Blut-Hasel erhält ihre dunkele, braunrothe Färbung am meisten, wenn sie dem direkten Son- nenlichte ausgesetzt ist. Dann hat sie aber, be- sonders im Frühjahre, einen grossen Reiz, wie ihn die Blut - Buche und der Blut - Sauerdorn ebenfalls besitzen. Schade, dass die rothe Färbung, wie bei den eben genannten Formen, so auch bei der Blut- Hasel, gegen den Herbst hin abnimmt und sich in eine braungrüne und weniger gefällige umwan- deli. In England wird die Blut-Hasel. auf ©. Co- lurna, welche bekanntlich einen Baum bildet, ver- edelt und erscheint dann ebenfalls baumartig. In Deutschland und in Frankreich habe ich diese Ver- wendung nicht gesehen. Sie bildet übrigens keine Form unserer gewöhnlichen Hasel, sondern eine Form der Lamberts-Hasel (Corylus tubulosa). Was die Hasel mit geschlitzten Blättern ‘anbe- langt, so erscheint sie oft baumartig und bildet dann einen niedrigen Stamm mit eirund-pyramiden- förmiger Krone. Diese Form ist der gewöhnlichen strauchartigen weit vorzuziehen. Man hat 2 For- men, von der die eine meist als Hasel mit dem Eichenblatte (Corylus Avellana quereifolia), die an- dere bisweilen auch als Hasel mit dem Nesselblatte (©. A. urticifolia, auch wohl heterophylla) bezeich- net wird. Während bei dieser die Abschnitte zahl- reicher und spitz-zulaufend erscheinen, sind: sie bei der ersteren breiter und am stumpfen oberen Ende der Abschnitte wiederum gesägt. Man führt auch eine Form mit goldgelben Blättern (C. A. aurea) auf. Was wir unter diesem Namen, allerdings stets im Herbste, gesehen haben, hatte diese mehr grünlich-gelb, wie man dies nicht selten auch bei kränklichen Exemplaren sieht; wir möchten sie deshalb nicht empfehlen. Möglich je- doch, dass sie sich im Frühlinge und im Sommer besser ausnimmt. Nach dem sachkundigen Urtheile 379 von Petzold in Muskau soll es auch in der That der Fall sein. Sie gehört übrigens ebenfalls kei- neswegs zu der gewöhnlichen, sondern zu der Zeller-Hasel, welche in den Gärten meist als Co- rylus hispanica und Barcelonensis vorkommt. Die früher in den Verzeichnissen der Handels- gärtner, besonders der französischen, aufgeführten Sorten mit weiss- und gelbgerandeten Blättern habe ich nicht mehr gesehen, sie möchten auch nicht grade für das Landschaftliche und selbst nicht als Gartenschmuck bedeutend sein. Das Genus Corylus (Hasel, Hasel-Strauch) hat durch die ganze gemässigte Zone und zieht in den wärmeren Gegenden die Gebirge vor, während es im Norden auch in der Ebene sich ausbreitet. Mit Ausnahme der ©. Colurna bilden sämmtliche Arten Sträucher in sofern, als aus dem in der Erde lau- fenden Wurzelstocke mehre in der Regel nicht grade und wenig verästelnde Stämme sich erheben. 1. Was zuerst die baumartige Hasel, Cory- lus Colurna L. anbelangt, so wächst sie in der ger in Klein - Asien, im Pontischen und im Kauka- sischen Gebirge. Sie ist leider bei uns im Allge- meinen selten angepflanzt, obwohl sie sich land- schaftlich gut ausnimmt, eine Höhe von 50 und Krone bildet. Burg einen Baum mit einem Stamme von fast 2 Fuss Durchmesser, der jährlich im Durchschnitt 50 Scheffel Nüsse gegeben haben soll. Die ziem- lich grosse und rundliche Nuss wird bei dieser Art von der blattartigen Hülle durchaus eingeschlossen. 2. In Konstantinopel heisst ein Stadttheil Fun- dukly, d.h. das Nuss-Viertel. Hier wohnten früher die Händler mit Haselnüssen, welche ihren Bedarf hauptsächlich aus dem Pontischen Gebirge, beson- ders von Trebisond aus, bezogen. Während die Pflanze in ihrem Habitus unserer gewöhnlichen Ha- selstaude ähnelt, nur weit höher wird, gleicht die | Nuss in der Form der ©. tubulosa. Noch mehr steht sie jedoch einigen Sorten der Zellernuss nahe; vielleicht unterliegt es selbst keinem Zweifel, dass diese, vor Allem die trapezuntische Nuss, welche aus Nikita in der Krim bei uns eingeführt wurde, zu ihr gehören, andere Sorten dagegen wohl aus einer Kreuzung mit unserer gewöhnlichen Hasel entstanden sind. Es darf deshalb nicht Wunder nehmen, wenn Aussaaten der gewöhnlichen Zeller- nuss unter Anderem auch Formen der letzteren geben. Wir sind die Ersten gewesen, welche Corylus pontica im Vaterlande wild beobachtet und wissen- schaftlich bestimmt haben. Er wurde bereits vor 18 Jahren von uns in der Linnaea (XXII, p. 329) unter diesem Namen beschrieben, weil wir die Meinung haben, dass seine Nüsse dieselben sind, welche schon den Römern bekannt waren und von ihnen Nuces ponticae genannt wurden. Als trape- zuntische Nuss hat diesen Hasel-Strauch hingegen schon früher der verstorbene Monograph der Ha- ‚ seln, Justizrath Burchardt in Landsberg a.d. W., kultivirt und in seiner Monographie derselben er- wähnt. Es ist zu bedauern, dass dem neuesten ' Monographen des Genus Corylus im Prodromus die in seinen 8 oder 9 Arten eine grosse Verbreitung | Burchardt’sche Abhandlung nicht bekannt gewe- sen ist; sie wurde in den Verhandlungen des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues (9. Band, S. 83) abgedruckt. 3. Unsere gewöhnliche Hasel, Corylus Avel- lana, ist wohl hinlänglich bekannt, als dass wir von ihr noch ausführlich sprechen sollten. Man baut jetzt von ihr zahlreiche Sorten, die zum Theil auch aus einer Kreuzung mit anderen Arten entstanden sind. ı Zu bemerken ist nur noch, dass sie durch ganz europäischen Türkei, auch in Ungarn, noch häufi- Europa bis an den Ural und im nördlichen Oriente wild wächst. 4. Ausgezeichnet ist eine Hasel, welche im Ha- bitus sich unserer gewöhnlichen anschliesst, aber ' durch über die Nüsse lang gezogene Hüllen sich mehr Fuss erreichen kann und eine mehr schlanke Im Tschorukthale (im Süden des Pontischen Gebirges) fand ich in dem Hofe einer | wesentlich unterscheidet. Willdenow hat sie des- halb Corylus tubulosa genannt, während sie in Deutschland gewöhnlich als Lamberts-Hasel bezeich- net wird. Auch von ihr hat man jetzt zahlreiche Sorten erzogen. Merkwürdig ist, dass man ihr Va- terland noch nicht kennt; früher hielt man Nord- Afrika dafür, während man sie neuerdings im Ba- nate und in Istrien wild gefunden haben will. 5. In Sibirien wird unsere Hasel durch eine ähnliche Art, welche aber tiefer - gelappte Blätter besitzt, vertreten. Sie ist seit Anfang der dreissi- ger Jahre bekannt und wurde von Fischer Oo- rylus heterophylla genannt. Eine grössere Ver- breitung hat sie noch nicht erhalten und findet sich nur in einzelnen Baumschulen vor. Ausge- zeichnet sind ihre grossen Nüsse. 6. Als Corylus mandschurica hat Regel neuerdings eine nordost-asiatische Art beschrieben, welche sich den amerikanischen Arten im Habitus anschliesst, von de Candolle aber als eine Ab- art der C. rostrata betrachtet wird. Wir haben sie bisher nur» klein gesehen und besitzen daher noch kein selbständiges Urtheil. 7. Corylus rostrata Ait. erhielt seinen Na- men von der Eigenthümlichkeit der Hüllen, welche sich zur Zeit der Reife in Form einer engen Röhre über die Nuss zusammenziehen. Der Strauch bleibt niedrig und hat nur doppelt-gesägte und auf der 48 * Oberfläche unbehaarte Blätter. Eigenthümlich ist, dass die Blätter bräunlich herauskommen. Kaum Abart von ihr ist ©. calıfornica und ebenso mexi- cana der Gärten. Vaterland ist Nord-Amerika. 8. Corylus americana Walt. ähnelt der vo- rigen ungemein, baut sich aber noch buschiger und hat dunkelgrüne, oben ebenfalls unbehaarte, nur gesägte Blätter. Die kleinen Nüsse sind von gros- sen, sie weit überragenden und gezähnten Hüllen eingeschlossen. Vaterland ist Nord-Amerika. 9. Endlich bleibt uns noch eine Art des Himalaya zu nennen übrig, welche von Wallich Corylus ferox genannt wurde, sich aber noch nicht bei uns in Kultur befindet. Die kleinen Früchte wer- den von langen, oben fast gefiederten Hüllen ein- geschlossen, deren Abschnitte wieder vielfach ge- theilt sind und an den Spitzen hornartig - stechend werden. Peterwißer Bruchflüce aus der Obstzucht und aus dem Gemüsebau. Vom Obergärtner Fehse. (Sehluss.) V. Seit mehrern Jahren sind die hiesigen Weinstöcke mit dem garstigen Pilz behaftet, na- mentlich Sorten, wie Gutedel, Blauer Malvasier, Gelbe spanische Cibebe, Rother und Grüner Gut- edel, Krachmost; nur Früh-Leipziger, Pr&coce Ma- lingre, Oporto und Pariser Gutedel blieben davon verschont. Alle dagegen angewendeten Schutzmit- tel blieben erfolglos. Ich habe im Herbste, sowie ım Frühjahre, alle rissige Rinde entfernt, zur Hälfte die Stöcke mit Kalk, die andere mit einer breiarti- gen Mischung von grüner Seife und Schwefelblüthe bestrichen; dann nach der Blüthe, sobald sich die ersten Spuren zeigten, mit Schwefelblüthe einge- pudert, wiederholt nach Verlauf einiger Tage, auch trocken, oder vorher gespritzt und darauf angepu- dert. Dann versuchte ich mit verdünntem Holz- essig des Abends, wonach am andern Morgen mit Wasser stark abgespritzt wurde. Trotzdem beka- men die jungen Beeren Brandflecke,. faulten oder schrumpften zusammen. Ein wiederholtes trocknes Abwischen oder Abputzen mit weichen Bürsten | nutzte auch nichts, der Pilz kehrte nach einigen Tagen wieder. Bei schon ziemlich ausgebildeten Beeren half allein ein Ueberpinseln mit stark mit Wasser verdünnter Dinte. Natürlich ist es lästig, bei der Reife der Trauben den Anstrich abwaschen zu müssen. Meine Weinstöcke decke ich entweder mit Boden oder Kohlenasche. 380 VI. Aussaaten für die Baumschule. Die Steine der Kirschen und Pflaumen schichte ich, gereinigt, gleich nach der Erndte in eigens dazu gefertigte thönerne Schalen. Diese sind gegen 1 Fuss weit und 4 Fuss hoch, an den Seiten fein durchlöchert, ebenso der mit einem Henkel versehene Deckel. Letzterer dient dazu, die Mäuse abzuhalten, die Löcher, um Luftzutritt und die nöthige Feuchtig- keit einwirken lassen zu können. Diese Schalen vergrabe ich im Herbste im Freien und gebe ihnen nur bei strengem Froste eine Laubdecke, um zu verhüten, dass die Schalen vom Frost zerspringen. Womöglich im März schon, d. h. sobald der Boden offen, säe ich dann auf 4 Fuss breite Beete in 4 Reihen und in breiten, flachen Furchen dünn aus und decke porösen Humushoden oder halbverwestes Laub oder Nadelgehölz- Abfälle darüber. Meistens sind die Samen dann schon im Keimen begriffen. Vor 3 Jahren im Herbste hatte ich auch Kirsch- kerne derartig eingegraben (15Fuss tief), gebrauchte aber keine Wildlinge, liess daher die Schalen im Boden. Im Spätsommer des folgenden Jahres säete ich dieselben auf Beete aus (wiederum tief), säete theilweise Mohrrüben darauf oder pflanzte Grün- kohl, erndtete ab im Spätherbst und im folgenden Frühjahre hatte ich die Freude, meine Kirschsteine zu 3 aufgehen zu sehen. Ich säe meistens nur von Vogelkirschen aus, da ich gefunden, dass nament- lich Steine, von den schwarzen Herzkirschen ge- erndtet, Stämme gaben, die stark am Herzfluss lit- ten. Von Pflaumen benutze ich gern zu Aussaaten, ausser Hauszwetschen: die Rothe Eierpflaume und Washington, welche schöne, starke Triebe machen. Von Kernobst - Samen schichte ich wohl auch gern in Schalen ein; indess ist es immer misslich, wenn das Aufgehen des Bodens im Frühjahre zu lange sich hinausschiebt, was man mit den schon gekeimten Samen beginnen zoll; es findet, wo es an Kräften und Zeit fehlt, dieselben umständlich zu behandeln, viel Verlust statt. Wenn ich daher die Ueberzeugung habe, dass die zu besäenden Quartiere frei von Mäusen sind, so säe ich lieber im Spätherbst aus. Dem Aussäen der ganzen, wenn auch zertheilten oder gequetschten Früchte, schenke ich keinen Beifall, da, wenn lange andauerndes trockenes Wetter stattfand, die Früchte dann von den Mäusen und ohne Mühe gefunden werden; und doch ist, namentlich das Auskernen der Holzäpfel, so zeitraubend! Erst im Frühjahre angekaufte, trocken gelegene, aus den Samenhandlungen ent- nommene Kerne sind mir nie gekeimt. Mein hie- siger schwerer Boden verträgt das Pikiren der jun- gen Obstsämlinge nicht und habe ich hierin diesel- ben Erfahrungen gemacht, wie Dr. Lucas. Meine einjährigen Birnsämlinge selbst besitzen trotzdem 381 ein so fein- und reich-verästeltes Wurzel-Vermögen, dass es eine Freude ist, und werden meistens stark genug, um sie schon in demselben Herbste in der Baumschule auspflanzen zu können. VII. Da ich einmal bei diesem Thema bin, so erlaube ich mir noch eine Mittheilung. Da hier die Anzucht von Eschen zu Forstkulturen stark be- trieben wird, so bemerke ich über die Behandlung bei deren Anzucht Folgendes: Den im Winter ge- erndteten Samen (auch den von T’rauereschen) ver- grabe ich im Frübjahre in Gruben von beliebiger Länge und einer Tiefe von 23—3 Fuss, und zwar so, dass schichtweise Samen von 3—4 Fuss Höhe mit halbfeuchten, ebenso starken Laubschichten (har- tem, dauerndem, also Eichenlaub) wechseln. Darauf bleiben die Samen 1 Jahr lang liegen, natürlich oben mit einer fusshohen Bodenschicht gedeckt. Im Mai nehme ich die Samen heraus, welches be- quem geschieht, da die wechselnden Laub- und Sa- menschichten sich hübsch rein ablösen, und säe nun entweder in Furchen dick aus, um sie ein Jahr wachsen zu lassen und dann zu verpflanzen oder, was noch besser ist, ich streue die Samen sehr stark am geschützten Platz Ende April aus, um sie, aufgegangen, mit dem blossen Blätterpaar (Sa- menkeimblättern) krautig auf gut zubereiteten Bee- ten, 4 Fuss breit, in 4 Reihen 4—5 Zoll weit, zu verpflanzen. Ich habe zielt, die im ersten Sommer eine Höhe von 23 Fuss erreichten. VII. Wer nur über schweren Boden zu ver- fügen hat, der kaltgründig ist, also Lette, der das Wasser nicht durchlässt im Untergrunde, wird sel- ten Freude an Pfirsich- und Aprikosen - Spalieren haben. Späte Frühjahrsfröste wüthen auf solchem Boden weit mehr, als auf sandigem, durchlassendem. All’ mein Mühen, gute Formenbäume zu ziehen, scheiterte an den Zerstörungen, welche die späten Fröste darauf ausübten; nicht allein alle Frucht- spiesse, auch ganze Etagenäste gingen zu Grunde. Den Franzosen möchte ich sehen, der da im Stande wäre, fehlerhaft gezogene Spaliere zu verhüten! Ich decke meine Spaliere am Boden im Dezember 2— 3 Zoll hoch mit altem, verrottetem Frühbeet- Dung, um zu verhüten, dass der Frost zu tief ein- dringt, wie auch im Frühjahre, dass die oberen Bodenschichten nicht zu plötzlich aufthauen. Ebenso schütze ich meine Spaliere selten vor Ende De- zember, und dann auch nur so, dass ich die anzu- bringenden Rohrmatten nicht unmittelbar anschliesse, sondern etwas Raum (vielleicht 5 Fuss) dazwischen lasse, weil wohl folgerichtig der trockene Frost nicht abgehalten werden kann, wohl aber die schädliche Wiederholung von Aufthauen und Wiedergefrieren, veranlasst durch direkte Einwirkung der Sonnen- damit schon Pflanzen er- | strahlen im Frühjahre. Trotz dieser Vorkehrungen sah ich selten eine gute Erndte seit einer Reihe von Jahren. Nach Oberdieck’s Rath halte ich von jetzt an gar nicht mehr auf Regelmässigkeit (strikte) meiner Spaliere in Form, sondern bin nur bestrebt, viel und gutes Fruchtholz zu erzielen, da unter erwähnten lokalen Verhältnissen selten ein Spalierbaum von längerer Lebensdauer, als etwa 10 Jahre, ist. Von frühen Pfirsich-Sorten baue ich hier: Mig- nonne la grosse, Madeleine rouge et blanche, Avant hative; von mittelfrühen: Royal Georg, Pourpre hative, Montagne double; von späteren: Melcoton und Teton Venus. Von Aprikosen: Nancy oder P£che, Royal, St. Ambroise, Kleine holländische, Pouret, Grosse Orange, Doppelte Breda. Die schmackhaftesten sind alle rundfrüchtigen, nament- lich P&che und Royal. IX. Himbeeren pflanze ich auf 5 Fuss breite Beete, worauf 2 Reihen Pflanzen, Pflanzweite 3 Fuss; ich lasse nur 3 oder 4 Triebe, schlage auf 12 Fuss Entfernung Pfähle inmitten des Beetes ein, worauf in 2% bis 3 Fuss Höhe starker Draht gezogen wird und auf diesen die zurückgeschnitte- nen Ruthen in Bogenform geheftet werden. Es bezweckt dieses, dass die sonst schlafend- bleibenden oder nur schwach-austreibenden unteren Augen sich kräftig entwickeln und allesammt reich- lich tragen, da auch Licht und Luft ausreichend darauf einwirken können, dass die Früchte gross . und sehr süss sich ausbilden. Fastolf, Gelbe Ant- werpener, Vorster's Grosse rothe und Merveille quatre saisons rouge sind mir die liebsten. Die 3 ersten verwende ich zum Treiben im Pfirsich- hause, in 1 Fuss hohe und ebenso weite Körbe gepflanzt. Die Gelbe Antwerpener lege ich im Spätherbste um und binde solche in Rohr ein, da grade sie vorzugsweise leicht dem Erfrieren ausge- setzt ist. X. Treibräume für Obst sind hier in Peter- witz 3 Häuser von 50 Fuss Länge, 7 Fuss lichte Weite, Hinterwand 10 Fuss, vordere Plintmauer 35 Fuss. In jedem dieser Häuser befinden sich an der hintern Wand 4 Pfirsichbäume, 2 Wein- stöcke (ebenfalls hinten gepflanzt in der Giebelecke), an der Vorderseite, über dem Heizkanal, ein 4 Fuss breites und 33 Fuss vom Boden erhöht gelegenes Beet zu Erdbeeren. Die Weinstöcke wurden in Kordonform (in zweigetheilten Reben) gezogen, die eine Rebe jedes Stockes über dem Erdbeeren-Beete entlang in 4 Fuss Höhen-Abstand, die andere Rebe an der Hinterwand, oberhalb der Pfirsichen. Die seitlichen Sommertriebe werden auf 3 — 4 Augen zurückgeschnitten. Von Erdbeeren - Sorten treibe ich: Princess Alice, Marie Louise, Oremont. Vieto- 382 ria (Trollops), Keen’s Seedling, Sir Charles Napier, die mir Hofgärtner Maurer in Jena sendete und empfahl, haben mir nicht gefallen. Princesse Alice ist die zeitigste und treibt sich mit noch einer aus Holland ohne Bezeichnung erhaltenen Sorte am leichtesten. Cremont trägt sehr schöne und süsse Früchte, doch nicht reichlich genug, und wächst zu langstielig. Die zum Treiben benöthigten Pflanzen ziehe ich als junge Ausläufer in einem Sommer in Töpfen dazu heran. Ein Treibbeet wenigstens be- pflanze ich mit ausgehobenen, starken Pflanzen aus den Freiland-Beeten, bereite das Treibbeet ım Spät- herbst zu, pflanze ein und decke mit Laub, um im Januar — das Laub hinwegräumend — mit dem Treiben beginnen zu können. Ich habe so Mancherlei über Erdbeertreiberei von Tatter, Gloede, Regel u. s. w. gelesen, wo- rin ängstlich gerathen wird: 1) nur je 1 Pflanze im Topfe zu ziehen, 2) diese erst im zweiten Jahre nach Verlauf und Inangriffnahme verschiedener müh- samer und zeitraubender Manipulationen zu treiben, 3) keine alten Pflanzen zu nehmen, 4) nur im Topfe belassene zu treiben: und habe mich über all’ dergleichen hinweggesetzt. Ich habe solche, in Töpfen lassend und ausgetopft, getrieben und stets der letzteren Methode den Vorzug einräumen müs- sen. Wenn ich aus dem Freilande Pflanzen ent- nehme, so sind dies in der Regel solche, die ich so wie so kassırt hätte, die also 3 Jahre vorher ausgepflanzt wurden. Möglichste Schonung beim Ausheben, dass die Wurzelstöcke nicht zu sehr zer- reissen, ist Hauptsache; auch schneide ich nichts fort von unten verhärteten 'T'heilen der Pflanzen, die Wurzeln natürlich allesammt ab. Nur wenn ich in Frühbeeten Erdbeeren treiben will, belasse ich diese in Töpfen, stelle sie anfangs in Blumen- kohl- und Kartoffelkästen, und erst, wenn das Ge- müse anfängt, die Erdbeeren überwachsen zu wol- len, nehme ich letztere heraus und bringe sie, zu- sammengestellt, in eigene Kästen. Die in Töpfen angetrieben gewesenen Pflanzen verpflanze ich spä- terhin mehre Male und benutze sie dann im fol- genden Jahre nochmals zum Treiben, oder auch: ich pflanze sie geordnet aus auf Freiland-Beete, um 2 Jahre lang noch reichliche Erndten davon zu erhalten. Ich kann versichern, dass ich von 3 Jahre alten Stöcken im Treibraume so viele und grosse Früchte gehabt, als nur immerhin starke, zweijährige Pflanzen im Freien mir sonst gegeben. Von alten Erdbeeren - Sorten halte ich für’s Freie stets in Ehren: Fox, St. Lambert, Sir Harry, Go- liath und eine Monats - Erdbeere, die der Gärtner Schindler auf dem benachbarten herrschaftlichen Gute Mesendorf aus Samen gezogen hat, welche viele und grosse Früchte gibt und bis zum Spät- herbste fortwährend trägt. XI. Für Frühbeet-Kultur bleibt wohl die Bohne die heiklichste; kein Gemüse ist so empfindlich ge- gen anhaltend eingeschlossene Luft, als die Bohne. Ich entsinne mich aus meiner Lehrzeit noch, dass ein in der Frühbeet-Treiberei sehr tüchtiger Gärt- ner, Hartmann in Harbke bei Helmstädt, sehr zufrieden war, wenn er vom Gute aus zu Ende März der Herrschaft Bohnen nach Berlin senden konnte. Nur einmal ist es mir gelungen, die ersten Frühbeet-Bohnen (am 15. März 1862) hier in Pe- terwitz liefern zu. können. In meiner früheren Stellung in Lossen drohte anhaltender Schneefall die im Kasten ausgelegten Bohnen zu vernichten; sie waren wohl an 9 Zoll schlotterig bei Mangel an Licht in die Höhe geschossen. Dies bestimmte mich, dieselben in einen anderen, frischwarmen Ka- sten zu übersiedeln und ich legte die Pflanzen nun ihrer Länge wegen fast horizontal in den Boden ein. Das Wetter wurde kurz darauf schön und ich erndtete aus diesem 4 - fensterigen Kasten 85 Schock Bohnen! Die zeitigste Sorte ist wohl die Frühe Leipzi- ger Schwerdtbohne, aber auch die zarteste in ihrer ganzen Struktur, am meisten dem An- und Ab- faulen ausgesetzt; die Frühe holländische (gelbsa- mig), die Negerbohne oder Sanssouci sind viel här- ter. Auch die gewöhnliche Garten-Schwerdtbohne benutze ich gern, sehe auch überhaupt darauf, dass ich wenigstens 2—3 Jahre alten Samen verwenden kann. Es ist hier, wie bei Melonen, Gurken, Ra- dieschen, der Fall, dass man von letztjährigem Sa- men üppigen Pflanzenwuchs, aber wenig Frucht erhält. XIl. Die Kultur des Portulaks, in Frühbeeten als Gemüse benutzt, findet man in Schlesien, aus- ser hier, gar nicht. Freilich erfordert dessen Be- handlang viel Aufmerksamkeit und es kommt in manchem ihm ungünstigen Jahre vor, dass man wiederholt neue Kästen ansetzen muss, indem die ersten Aussaaten zu Grunde gingen. Das Beet hierzu muss vollständig dunstfrei vorher geworden, aber dennoch hübsch warm sein. Auf je 1 Fen- ster säet man 4 bis 1 Loth Samen aus, den man mit Sand überstreut, darauf festdrückt und bei hel- lem Sonnenschein, bis er gekeimt, zweckmässig be- schattet. Das Luftgeben muss sehr vorsichtig ge- schehen, kein direkt -treffender Luftzug, kein Be- giessen während Sonnenschein oder wenn bedeckter Himmel droht. Gut gezogener Portulak muss dicht geschlossen, wie Moos, wachsen. Bei über 4 Zoll Höhe verliert er die nöthige Zartheit oder auch schon, wenn im zu trockenen Beete die Sonnen- 383 strahlen zu sehr darauf ihren Einfluss ausgeübt haben. XIII. Von den Melonen gefällt mir Pariser Prescot-Cantaloupe am besten; von Gurken: Chi- nesische grüne und weisse, Blassgrüne Berliner Treib- und Silling’s grüne; von Kartoffeln: Nova Scotiae und Runde blaue Sechswochen-Kartoffel. XIV. Von Erbsen im Freilande baue ich an: Frühe Dreiblatt-E. (1 Fuss hoch), Erfurter Mai-E. (3—4 Fuss hoch), Daniel O’Rourke (25—3 Fuss hoch), als zeitige letztere langschotig, volltragend und sehr süss; dann Emperor (2 Fuss hoch), Har- rison’s Perfection (13 Fuss hoch), beide sehr voll- tragend, letztere sehr langschotig und grosskernig. Als späte Sorten: die Merker’sche Champion of England (5 — 6 Fuss hoch), wohl die beste aller Sorten mit, die selten, selbst im heissesten und trockensten Sommer, fehlschlägt. Ferner wird hier die hohe (holländische) Kapuziner-E. (6 Fuss hoch) angebaut, deren Zubereitung und Verbrauch von anderen Sorten für die Küche abweicht. Die an vielen Orten übliche Methode, die Sa- men vermittelst Pflug oder Legehölzer in den Bo- den zu bringen, ist sehr zeitraubend. Ich ziehe auf einem 4 Fuss breiten Beete mit der Hacke 4 Furchen, in denen entlang, allerdings mit Geschick, die Samen gestreut werden, worauf ich diese ein- trete. Das Anbringen der sogenannten Stapelreiser geschieht folgendermassen: Zwischen der Steigkante und den ersten beiden Erbsen-Reihen kommt je eine Reihe Reiser zu stehen, die dritte Reiser-Reihe in der Mitte des Beetes entlang, zwischen den bei- den inneren Erbsen - Reihen. Die Reiser werden ziemlich vertikal eingestellt, damit die oberen Spitzen der Erbsen nicht frei herauswachsen und dann um- knicken. Stangenbohnen lege ich aus auf 5 Fuss brei- ten Beeten in 5 Reihen, in der Reihe auf 1 Fuss Entfernung in jedem Loche 3 Samen. Die Stan- gen werden so eingebracht, dass jede auf beiden Seiten 1 Loch mit 3 Samen zugetheilt erhält. Die mittelste Stangenreihe erhält vertikale Richtung und wird auf Querstangen verbunden, worauf die beiden anderen äusseren Stangen-Reihen abwechselnd an- geheftet werden. Die Berliner Methode, um jede freistehende vertikale Stange einen Ring mit Sa- men zu legen, gefällt mir nicht, in freien Lagen richtet der Sturm dort arge Verwüstung an. Andere Gemüse-Samen, wie Zwiebeln, Mohr- rüben, Petersilien-Wurzeln, Schwarz-Wurzeln, Spi- nat, säe ich stets in flachen Furchen (Rillen) aus. Es erleichtert diese Methode das Lockern und Rei- nigen ungemein und wird dadurch das zeitraubende Jäten vermieden. Gurken bringe ich auf erhöhte, gewölbte Beete und lege, ehe die Pflanzen anfangen zu ranken, Reisig unter, wodurch es verhütet wird, dass die Pflanzen und deren Ranken bei nassem Wetter anfaulen. Artischoken gedeihen im hiesigen schweren, kaltgrundigen Boden nicht, gehen auch meistens im Winter, trotz sorgfältigem Schutze, zu Grunde. Im stark-torf- und moorhaltigen Boden des Neu- decker Gemüsegartens (Ober-Schlesien) gedieh die Artischoke wunderbar, ohne alle Pflege, und blieb unter einfacher Strohdecke bei 29 Grad Kälte ganz gesund. Cardy gedeihen hier sehr schön und ist dieses ein Gemüse, welches in Deutschland viel zu wenig beachtet wird. Endivien ebenso; namentlich wird hier die breitblätterige Abart (Escariol) stark zur Gemüse - Benutzung angebaut. Wer nicht luftige, trockene Durchwinterungsräume besitzt, wird in sel- tenen Fällen seine Pflanzen länger als bis Januar erhalten. Spargel wird hier jährlich im November und Dezember in mit Ferment erwärmten Kästen ge- trieben. Es werden zu diesem Zwecke Pflanzen von Beeten entnommen, die ziemlich ihre End- schaft erreicht haben. Die Behandlung ist eine fast mühelose. Wer schweren, kaltgrundigen Boden hat, sollte darauf sehen, dass jährlich im Spätherbste gewisse Quartiere abwechselnd den nöthigen Dünger er- halten, dass derselbe ausgebreitet, aber nicht unter- graben — wozu meistens nicht die nöthige Zeit — sondern nur mit dem Boden, aus den Steigen tief herausgegraben, beworfen wird und dann in rauhen Schollen liegen bleibt. Dadurch bezweckt man, dass das Land in bedeutender Tiefe durch Eindringen des Frostes gelockert und die Alkalien des Bodens mehr gelöst werden. Auch Quartiere, die nicht gedüngt werden, behandelt man ebenso. Ueber den Einfluß der Steinkoffen = Ale auf Knrlofein. Vom Baron Fr. v. Korff in Köthen (Anhalt). In einer viel gelesenen landwirthschaftlichen Wochenschrift, die in Leipzig erscheint, war em- pfohlen, um gesunde Kartoffeln zu erzielen, die zu- gleich eine reiche Erndte geben, dass man womög- lich in leichtes, ungedüngtes Land Steinkohlen- Asche untergraben sollte. Ich hatte mir im Früh- jahre dieses Jahres zu meiner Musterkarte einen Streifen Land ausgesucht, der seit 5 Jahren nicht gedüngt worden war; hierauf brachte ich ziemlich 354 3 Zoll hoch Steinkohlen - Asche und liess dieselbe einen halben Fuss tief untergraben. Nachdem dies geschehen war, setzte ich in Entfernung von 22 Zoll von jeder Sorte immer 2 gleich grosse Kar- toffeln und habe ich bei der Erndte nachstehenden Ertrag erhalten. Wie folgende, von mir mit grösster Vorsicht auf- gestellte Tabelle nachweist, hat der erstere unge- düngte Boden nicht allein bedeutend grösseren Er- 4 3 oRunpPRunn Weisse Niere (6- Wochen- En Frühe blaue Bisquit . n St. Jean de Bnen 2 Early Gooderich . La Circassienne . . Runde blaue 6- We Preis von Holland Pesca 10. Rothe Zwigbel 11. Frühlingskantaloupe 12. Schwarze Niere . 13. Königs-Niere . 14. Frühe weisse runde Polnische Niere . 16. Mylord Eier-Salat-K. 17. Zucker-K. . x 18. Fortifiold 19. Rothe lange späte 20. Kartoffel des Usern. 21. Heidelberger blassrothe 22. Liverpool (keine unter 22 Loth) 23. Amerikanische späte weisse 24. William’s Niere . . 25. Blaue 10-Wochen-K. 26. Weisse späte . 27. Biendorfer weisse 28. Riesen-Niere 3 yEIyTy7y7y2gEY7 IE GI ISISESITESTSIEESTESTES TESTEISEESTESTESEISTESTEIEENS N © trag geliefert, sondern alle Kartoffeln waren ohne Ausnahme glatt und gesund, während viele Sorten, und namentlich die Nieren-Kartoffel, im anderen Boden pockig und kleiner ausfielen. Ich werde weitere Versuche anstellen und so frei sein, der Redaktion der Wochenschrift Berichte zugehen zu lassen, wenn dieselbe davon Gebrauch zu machen für gut findet. in vor 3 Jahren gedüngtem gewonnen Mittelboden von 2 Stück 23 18 ; 50 40 $ 65 54 7 50 40 k 64 53 ; 45 40 e 36 30 R 45 41 e 40 34 £ 72 60 x 35 30 « 28 17 3 18 15 f 60 54 i 23 20 5 64 60 B 43 43 5 40 32 R 37 30 ; 67 50 $ 28 30 5 19 15 s 27 20 5 39 36 5 40 40 H 38 36 L 36 30 18 11 n Summa 1,150 Etablissement horticole de L. van Houtte in Gent. Wir machen die verehrten Leser der Wochenschrift darauf aufmerksam, dass das Pflanzen - Ver- zeichniss Nr. 121 von Louis van Houtte in Gent erschienen ist und ausser den beliebten Blüthen- sträuchern der Azaleen, Rhododendren und Rosen in bester Auswahl eine reiche Sammlung von Freiland- Gehölzen und Stauden enthält. überhaupt pflanzen lässt. treten und in reicher Auswahl vorhanden. Verlag vou Karl Wiegandt (G. Hempel) in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Die Winterzeit ist zum Ankaufe dieser Pflanzen geeignet, so lange sich Nicht weniger sind aber auch in diesem Verzeichnisse die Obst-Gehölze ver- Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. 'oehensehritt Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 7. Deze mber N0.49. 1887. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco dureh alle Post-Anstalten Pariser Welt-Ausstellung. XX. — Epiphyllum truncatum (Cactus Altensteini). Eine blumistische Skizze aus Potsdam. Von Spanmuth. Mittwoch, den 1. Dezember, Abends 7 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohren-Strasse 49) eine Versammlung nähere Berathung gezogen werden sollen. 483. Versammlung | Mazagran. Interessant ist die amerikanische wegen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, 'hrer rothen Blüthen. x er Von den Zwiebeln (16 Sorten) waren beson- ders schön: die Silber-, James-, portugiesische und Der Baron v. Korff aus Köthen hatte auser- | die Birn-, sowie die Madeira-Zwiebel. Uuter den lesene Sortimente von Kartoffeln, Bohnen, Zwie- | Schalotten können die dänischen nicht genug em- beln, ausserdem einige Sorten von Gemüsen, und | pfohlen werden. schliesslich ein Sortiment Zier-Kürbisse ausgestellt, | Gutsbesitzer Formann in Stetje bei Bergen welches Alles die Aufmerksamkeit der Anwesenden | in Norwegen hatte eine Sammlung dort gezogenen in Anspruch nahm. Vor Allem waren es die Kar- | Obstes an den Professor Koch eingesendet, wel- toffeln um so mehr, als durch Anwendung von | ches dieser den Anwesenden zur näheren Kennt- Steinkohlen-Asche die Knollen besonders schön und | nissnahme vorlegte, um damit nachzuweisen, wie reichlich erhalten worden waren. Wir sahen in dem | selbst noch im hohen Norden und jenseits des 63. Sortimente einige, auch uns als vorzüglich bekannte | Grades nördlicher Breite schönes Obst gedeihen Kartoffeln, und können demuach empfehlen: Bisquit, | kann, wenn man ihm nur die nöthige Pflege an- Circassienne, Heidelberger blassrothe, Frühlingskan- | gedeihen lässt und die gehörige Auswahl der Sor- taloupe, Liverpool, Webb’s imperial Kidney, Preis | ten trifft. Mag der warıne Golfstrom einen sehr von Holland, Kartoffel des Ueberflusses und die | grossen Einfluss auf die Entwickelung der Vege- Blaue Neunwochen-Kartoffel. Vorzüglich zum Salat | tation in jenen Gegenden haben, so ist ausser dem ist William’s Nieren - Kartoffel, während wir zum , Klima doch auch der kurze Sommer zu bedenken, Garniren, besonders der sogenannten italienischen | wo unsere, eine längere Vegetationszeit bedürftigen Salate, die Neger-Kartoffel nennen. ı Obstbäume eine besondere Behandlung verlangen, Unter den Buschbohnen sahen wir unter an- | um reifes Holz im Herbste zu erhalten, damit die dern: die Rothe Flageolet-, die Aegyptische Eier-, | Fruchtaugen an ibnen überhaupt zur Entwickelung die Gelbe Pariser und die Salat-Perlbohne; unter | kommen. den Stangenbohnen hingegen: die Riesen-Schlacht- | Unter den ausgestellten 60 Sorten Kernobstes schwert-, die Riesen - Zuckerbrech-, die sehr gute | befanden sich auch Birnen, die allerdings, mit Aus- Römische Wachsbohne u.a. m. Auch einige Puff- | nahme zweier, Zeugniss ablegten, dass Norwegen bohnen, welche besonders in England und jenseits | für Birn - Kultur nicht geeignet ist. Am besten des Rheines beliebt sind, waren vorhanden, so die | scheint noch die Rothe Bergamotte aus der Zahl bekannte und vorzügliche Windsor und die Kleine | der bei uns bekannten Sorten zu gedeihen; auch 49 Bu im Geschmacke war sie nicht übel. Dagegen war Napoleon’s Butterbirn, von der Grösse einer Wall- nuss, gar nicht zu erkennen, von sachkundiger Seite wurde es sogar behauptet, dass sie eine Ber- gamotte sei, da sie genau die Form derselben hatte. Was als Beurr€ blane vorhanden, war gewiss eine andere Sorte; sie besass Form und Farbe un- serer sogenannten Tafelbirn und ähnelte ausserdem der anderen, welche als Birn von Stetje angegeben war und also ein Wildling Norwegens ist. Von den Aepfeln heben wir den Schwe- den eigenthümlichen, durch schöne Färbung aus- gezeichneten Rosenheger, ausserdem den Holländi- schen Rambour, den Weissen Astrachaner, den Kaiser Alexander und den Gravensteiner hervor. Diese waren in der That ‘so schön, als sie irgend bei uns nur sein können. Der letzte stellte die weisse Spielart dar, während der gewöhnliche als Herbstkalvill bezeichnet war. Was die Kalvilla anbelangte, so waren diese allerdings sehr klein geblieben; trotzdem besassen aber die rothen Sor- ten ihre schöne Färbung. Auch der Tauben-Apfel war nicht übel. Ausserdem hatte Kunst- und Handelsgärtner Urass einige der neueren gefüllten Primeln aus- gestellt, welche auch eine vorzügliche Kultur be- sassen. Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt in Charlottenburg verdankte man dagegen eine Schau- pflanze des von uns schon mehrmals erwähnten Eranthemum tuberculatum. Dass dieser Blüthen- strauch schon in kleinen Exemplaren in reichlicher Menge blüht, macht ihn ganz besonders zur Markt- pflanze geeignet. Ausserdem waren noch als neue Einführungen aus derselben Handelsgärtnerei vor- handen: das weiss - buntblättrige Pampasgras und | eine reizende Blattpflanze des Warmhauses, San- chezia nobilis, eine der 6 neuen Pflanzen, welche James Veitch and Sons aus London im im Jardin reserv@ ausgestellt hatten. Der Vorsitzende ernannte einen Ausschuss, um das Frühjahrs - Programm zu berathen, bestehend aus dem Apotheken-Besitzer Augustin als Vorsitzenden, Kunst- und Handelsgärtner Barrenstein in Charlottenburg, Hofgärtner Brasch in Charlottenburg, Inspektor Gaerdt in Moabit, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, Öbergärtner Körner und Universitätsgärtner Sauer. Bevor der Vorsitzende, Geh. Ober -Regierungs- rath Knerk, zu den Gegenständen überging, die auf der Tages- Ordnung standen, ertheilte er zu- nächst wegen einer Berichtigung in der Wochen- schrift noch dem General-Sekretär das Wort. Der- Mai | selbe bedauerte, dass er es grade wäre, der die Berichtigung einer Stelle in der kurzen, aber mit Wärme geschriebenen Lebensbeschreibung des Kunst- und Handelsgärtners L. Mathieu bringen müsste. Er sei allerdings schon vor dem Drucke im Zweifel gewesen, da ihm gleich anfangs die Unrichtigkeit der betreffenden Angaben wahrscheinlich gewesen, ob er besagte Stelle nicht streichen solle; für die kurze Zeit vor dem Drucke hätte ihm jedoch das Material nicht zur Seite gestanden, es wäre ihm auch dessen Benutzung zur Ergründung der Wahr- heit so schnell nicht möglich gewesen. Ohne dieses habe er aber kein Recht gehabt, in einem fremden Manuskripte Aenderungen anzubringen. In der besagten Stelle (S. 369) findet sich nämlich folgender grobe Irrthum vor, indem es heisst: „während jene Ausstellung noch von gegen 200 Theilnehmern beschickt wurde, finden sich jetzt oft kaum 12, die inre Pflanzen dem. Vereine zur Verfügung stellen.” Die besagte Ausstellung fand im Jahre 1850 statt und wurde laut Protokoll (s. Verh. des Vereines 20. Band, S. 242) von 59 Aus- stellern beschickt. Es hat überhaupt keine Aus- stellung des Vereines stattgefunden, wo die Zahl der Aussteller nur 100, geschweige denn 200° betragen hätte. Umgekehrt waren die Ausstellungen des Vereines neuerdings, obwohl anstatt einer Ausstel- lung in Berlin im Jahre jetzt drei stattfinden, nie so klein, dass sie nur 12 Aussteller gehabt hätten. Selbst mehr als die doppelte Anzahl von Ausstel- lern ist stets in den letzten Jahren vorhanden ge- wesen. Dabei soll keineswegs abgeleugnet werden, dass die Pflanzen - Ausstellungen, und zwar nicht allein in Berlin, sondern auch anderwärts, im All- gemeinen an Interesse verloren haben. Einestheils existiren jetzt viele andere Ausstellungen, von denen man früher gar nichts wusste, so dass das Inter- esse sich nothwendiger Weise theilen muss; auch haben viele Gärten der reicheren Privaten ausser- dem einen solchen Aufschwung erhalten und sind durch die Liberalität ihrer Besitzer so leicht zu- gänglich, dass selbst die besten Pflanzen - Ausstel- lungen nicht mehr den Werth und auch nicht mehr den Reiz, wie früher, haben können. Geh. Ober - Regierungsrath Knerk ging als Vorsitzender zunächst zum ersten Antrag der Ta- ges-Ordnung, das fernere Bestehen des Kontraktes mit dem Verleger der Wochenschrift betreffend, über und las die darauf bezüglichen Protokolle über die Verhandlungen vor, welche bei der Aufgabe der im Jahre in unregelmässigen Zeiträumen er- scheinenden Vereins-Verhandlungen und Vereinigung derselben mit der damals vom Professor Koch und Hofgärtner G. A. Fintelmann redigirten Wochen- schrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde gepflogen Se ee Pe} 387 worden waren. Aus diesen ging hervor, dass der damalige Antrag mit sehr grosser Majorität ange- nommen wurde. Dr. Filly hielt es durchaus für nicht gut, wenn die sehr wichtige Angelegenheit schon heute im Plenum zur Verhandlung komme, da, trotz der An- kündigung des Antrages in der Wochenschrift, Viele nicht so vorbereitet sein möchten, als es nö- thig wäre. Es dürfte sogar wünschenswerth sein, wenn die Sache vor einen Ausschuss gewiesen würde, damit sie von diesem nochmals reiflich über- legt und erwogen werde und dann erst vor das Plenum käme. Er stelle deshalb den Antrag auf Vertagung und Ernennung eines Ausschusses. Geh. Ober-Regierungsrath Heyder machte da- rauf aufmerksam, dass bereits vor etwa 3 Jahren ein ähnlicher Antrag eingebracht worden sei. Da- mals habe man einen Ausschuss zur näheren Bera- thung dieser wichtigen Sache ernannt, in welchem er den Vorsitz geführt habe. Man habe Alles reiflich überlegt und erwogen, sei aber schliesslich in der Majorität zu der Ueberzeugung gekommen, dass die Wochenschrift beizubehalten sei. Der An- trag des Ausschusses sei in der Versammlung des Vereines ebenfalls angenommen. Er glaube nun nicht, dass die Angelegenheit sich seitdem verän- dert habe; der Verein bedürfe eines Organes, wel- ches in möglichst kurzen Zeiträumen den auswärti- gen Mitgliedern Mittheilung voii den Verhandlungen des Vereines mache. Die abermalige Niedersetzung eines Ausschusses scheine ihm überflüssig. Bei der Abstimmung ergab sich alsbald die Ma- jorität für den Antrag. Der Vorsitzende ersuchte deshalb den Geh. Ober-Regierungsrath Heyder, in diesem Ausschusse den Vorsitz zu übernehmen und ernannte ausserdem zu Mitgliedern: Gymnasial-Direktor Dr. August, Garten-Inspektor Bouch6&, Hofgärtner Brasch in Charlottenburg, Kammergerichtsrath Bratring, Dr. Filly, Garten-Inspektor Gaerdt, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, Professor Dr. Koch, Präsident v. Kries, Kunst- und Handelsgärtner Lackuner, Rechnungsrath Maresch, Kunst- und Handelsgärtner Pasewaldt in Char- lottenburg, Rentier Sonntag, Kunst- und Handelsgärtner Späth. Geh. Ober-Regierungsrath Heyder nahm die Aufforderung zum Vorsitz mit der Bedingung an, dass ihm gestattet werde, wenn er es für nothwen- dig finden sollte, noch andere Mitglieder zu der Berathung zu ziehen. Baron v. Korff machte Mittheilungen über die Benutzung der Steinkohlen-Asche bei der Kar- toffel - Kultur und überreichte einen hierüber han- delnden Aufsatz. Sowohl Professor Koch, als auch Inspektor Gaerdt, fügten diesem hinzu, dass der Gebrauch der Steinkohlen-Asche schon an anderen Stellen, besonders in der Rheinprovinz, z. B. in der Umgegend von Wesel und Trier, mit Vortheil an- gewendet sei. Oberst- Lieutenant v. Borstell be- dauerte nur, dass es Landwirthen unmöglich sei, von dieser Düngungsweise Gebrauch zu machen, da bei der Menge der zu brauchenden Steinkohlen- Asche sie nicht im Grossen angewendet werden könne. Nach Professor Koch wird die Steinkohlen- Asche von Gärtnern in Trier in weit geringerer Menge angewendet. Geh. Ober - Hofbuchdrucker v. Decker batte ein Exemplar der Birn: Belle de Bruxelles über- geben. Professor Koch kannte diese Frucht schon längere Zeit und hatte sie erst kürzlich bei der Obst-Ausstellung in Paris gesehen, auch sie zu ko- sten Gelegenheit gehabt. In Frankreich gehöre sie zu den besseren Früchten. Sie zeichne sich besonders dadurch aus, dass sie weder Kernhaus, noch Samen habe, sondern im Innern eine geschlos- sene Masse bilde. Decaisne habe sie deshalb ın seinem Museum des Arbres fruitiers als Poire sans pepins abgebildet und beschrieben. Eben deshalb sei es zweifelhaft, ob sie mit der Diel’schen gros- sen Sommer-Bergamotte, wie Oberdieck im illu- strirten ‘Handbuche (2. Theil, S. 389) meine, iden- tisch sei, da diese im Innern stets Spuren des Kern- hauses zeige und in der Regel auch 2 braune Sa- men einschliesse. Ihre Reifzeit sei auch eine an- dere und beginne, selbst im Norden Deutschlands, oft schon Ende August und dauere nur bis Mitte, höchstens bis Ende September. Inspektor Gaerdt kultivirt die Belle de Bru- xelles im Borsig’schen Garten ebenfalls und hält sie für eine Frucht zweiten Ranges, die ausserdem noch dadurch an Interesse verliere, weil sie ausser- ordentlich rasch passire. Kunst- und Handelsgärtner Feicht legte von Neuem den Apfel vor, den er seit längerer Zeit als Quitten - Apfel kultivire und ihn wegen seiner guten Eigenschaften und der 'Tragbarkeit des Bau- mes empfehlen könne; Niemand wusste über ihn weitere Auskunft zu geben.*) *) Baumschul-Besitzer Lorberg hat ihn nachträglich in einem Briefe an den General-Sekretär für die Weisse Wachs- Reinette, welche hier und da auch den Namen Citronen - Apfel führe, erklärt. 49* 388 Obergärtner Boese hielt den angekündigten Vortrag über Freiland - Koniferen. Derselbe wird im Zusammenhange, und zwar zugleich mit den Bemerkungen, welche von Seiten einiger Mitglieder gemacht wurden, in der Wochenschrift abgedruckt werden. Professor Koch hatte aus der Fabrik von Bo- denheim & Co. in Allendorf a. W. Papierbeutel, Samen - Kapseln, Papierstreifen zu Etiketten und was sonst der Gärtner in dieser Hinsicht braucht, wie er sie auch im Jardin reserv& der internatio- nalen Industrie - Ausstellung in Paris gesehen, vor- gelegt, welche zu ausserordentlich wohlfeilen Prei- sen (freilich stets in grösseren Mengen) geliefert werden. Hauptsächlich deshalb hatte sich die Jury der 83. Klasse veranlasst gesehen, dem Fabrikanten eine bronzene Medaille zuzusprechen. Er habe ge- glaubt, dass es im Interesse der hiesigen Gärtner liegen müsse, eine solche Bezugsquelle zu kennen, und deshalb an den Besitzer der Fabrik geschrie- ben, Proben mit Angabe der Preise zu senden. Das sei geschehen; er erlaube sich daher, diese vorzulegen und selbige Denen, welche Gebrauch davon machen können, zu empfehlen. Inspektor Bouch& legte Zweige einiger Nadel- hölzer vor, und zwar: Juniperus chinensis habe im Wuchse viel Aehnlichkeit mit Cupressus sempervi- rens, sei aber so hart, dass sie während des Win- ters nur einer leichten Strohbedeckung bedürfe. Obgleich dieser Wachholder in unseren Pineten eine angenehme Abwechselung biete, so finde man ihn doch selten in den Gärten angepflanzt, weshalb er dessen Vervielfältigung empfehle. Von Podo- carpus Koraiana*) besitze der hiesige botanische Garten einige ziemlich alte Exemplare, die derselbe im Jahre 1837 aus Holland erhielt. 6 Jahren blieben diese ihrem ursprünglichen Cha- rakter treu, indem die Zweige wenig verästelt wa- ren, ganz aufrecht standen und dichte Pyramiden bildeten; nach jener Zeit aber entwickelten sich an verschiedenen Stellen fast wagerecht - abstehende Zweige, von denen einige bereits jetzt 2 Fuss lang sind. An ihnen stehen die Nadeln nach zwei Seiten wagerecht ausgebreitet, während sie an den auf- rechten Zweigen ganz regelmässig nach allen Sei- ten vertheilt sind; er sei daher überzeugt, dass P. Koraianus eine aufrechte Form der Taxus Devastoni oder Harringtoni, wie Taxus hibernica eine solche von T. baccata, sei. Ferner legte er noch Zweige von 'Thuja austra- lis und pyramidalis, die um die Zeit von 1828 aus Samen erzogen wurden und die der hiesige bota- nische Garten aus Italien erhielt, vor. Obgleich *) In neuerer Zeit als Cephalotaxus pedunculata bestimmt. Bis vor etwa | es nur feinere Abarten der T’h. (Biota) orientalis seien, so verdienten sie doch grosse Beachtung we- gen ihres zierlicheren, regelmässigeren Wuchses. Th. australis zeichne sich durch zartere Verzwei- gung und durch die regelmässig in herablaufenden Zeilen geordneten Zweige aus, Th. pyramidalis, die nicht weniger zierlich sei, bilde dagegen sehr hüb- sche, regelmässige Pyramiden; 'T'h. orientalis endlich habe oft mehr abstehende Zweige, so dass sie, be- sonders im Alter, einen unregelmässigen , verwor- renen Wuchs annehme, während die beiden vorher- genannten Formen ihre Regelmässigkeit stets be- halten. Eine andere gute Eigenschaft der letztern bestehe darin, dass sie gegen strenge Kälte weni- ger empfindlich, als die echte Th. orientalis, seien. Von Th. Warreana habe er vor etwa 10 Jah- ren ausgesäet, aber unter mehr denn 50 Sämlingen auch nicht einen gefunden, der den Charakter der Mutterpflanze behalten habe. Die Sämlinge bilden eine schr hübsche, sich dichter bezweigende Mittel- form zwischen Th. Warreana und oceidentalis, von der erstere demnach nur eine Abart ist. Die Säm- linge haben jetzt eine Höhe von 10 und einen Durchmesser von 6-—8 Fuss. Schliesslich wurde dem Kunst- und Handels- gärtner Crass für seine gefüllten China - Primeln der Monatspreis zugesprochen. Ausser dem Schlusse des Vortrages über Frei- land-Koniferen wird in der nächsten Versammlung Garten-Inspektor Gaerdt in Moabit über Pflanzen unserer Hausgärten sprechen. Härtnerifihe riefe über die Pariser Welt- Ausstellung. RR: Berlin, den 1. November. Es sei mir gestattet, schliesslich noch Einigesüberdas Preisrichteramt oder die Jury und deren Aussprüche mitzutheilen und zu gleicher Zeit dabei der her- vorragendsten Leistungen zu gedenken, sowie auch die Namen der deutschen Aussteller zu nennen, welche irgend eine Auszeichnung erhalten haben. Aus der Jury der 83. bis 88. Klasse waren die Vorsitzenden und Berichterstatter (Presidents et Rapporteurs) unter dem Vorsitze des Herzogs v. Ratibor, der den von der englischen Regierung ernannten ersten Präsidenten, Herzog v. Cleve- land, in dessen Abwesenheit vertrat, und zugleich durch den von Seiten der französischen Regierung ernannten Vice-Präsidenten .Devinck, vormaligem Präsidenten der Handelskammer in Paris, unter- stützt wurde, zu der Jury der 8. Gruppe zusam- ir u ee ee ia mengetreten, um aus den verschiedenen Ausstellun- gen, welche im Verlaufe der ganzen Ausstellungszeit von 15 zu 15 Tagen stattgefunden, die einstweilen in Points zugesprochenen Preise zu summiren und darnach die definitive Preiszusprechung zu bemes- | sen. Als Sekretäre fungirten: der General- Sekre- tär des Pariser Gartenbau - Vereines, Bouchard- Houzard, und der Marquis de Calvert. Es war eine grosse Arbeit, nur um sich einen Ueberblick über die 14 Ausstellungen zu verschaffen, noch mehr aber, bei der definitiven Zusprechung der Preise ein gutes Urtheil abzugeben. Protokolle der Klassen- Jury über die 14 Ausstel- lungen vor; man konnte zu jeder Zeit Einsicht neh- men. Da während meiner Abwesenheit von Paris mich Dr. Wittmack vertreten und auch die Be- richte für abgefasst hatte, so war ich mit allen Ausstellungen doch mehr oder weniger vertraut geworden. Man hatte anfangs, wie schon angedeutet, die Meinung, die einzelnen Points der Aussteller in den verschiedenen Ausstellungen einfach zusammen- zuzählen, um nach der Summe derselben die Preise zuzusprechen. Wer häufig, und vielleicht mit meh- rern Gegenständen zu gleicher Zeit, ausgestellt hatte, war natürlich ım Vortheil und konnte sich der Hoffnung hingeben, einen höheren Preis zu erhal- ten, selbst wenn er nur Mittelmässiges geliefert. Die Beschwerden, welche schon vor der Ausstel- lung bei der Verbreitung des Programmes Nicht- Franzosen und auch ausserdem Andere, die fern von Paris wohnten, ausgesprochen, dass sie bei der endlichen Zusprechung, weil ihnen ein häufiges Ausstellen unmöglich oder doch wenigstens sehr schwer war, im Nachtheil wären, da, selbst wenn sie das Beste brächten, nur höchstens 20 Points erhalten könnten, zeigten sich sehr bald als sehr ge- recht. Einzelne, in oder bei Paris wohnende Aus- steller hatten in der That durch Mittelmässigkeiten allmählig 200 und selbst 300 Points erhalten. Hätte man nun einfach nach der hohen Zahl der Points geurtheilt, so musste ihnen, trotz der Mit- telmässigkeiten, der grosse Preis oder doch wenig- stens die goldene Medaille mit einem Objet d’art zufallen. Ein Objet d’art ist, je nach dem Werthe der Medaille, ein von kunstfertiger Hand angefer- tigter Gegenstand, der die Medaille trägt oder sie unischliesst und dem Gekrönten zu gleicher Zeit mit dieser gereicht wir. Es war ein erhöhter Preis. Man hatte Objets d’art für die goldenen, silbernen und bronzenen Medaillen. der ausgestellten Gegenstände dabei in Erwägung gezogen werden sollte. So kam es zum Beispiel, Allerdings lagen die die Wochenschrift während dieser Zeit Es wurde von mir deshalb der Vorschlag gemacht und angenommen, | dass neben der Höhe der Points auch der Werth | dass Rentier Bleu wegen seiner Verdienste um die Vermehrung der Sorten buntblättriger Kaladien ı durch Kreuzung, obwohl er nur 40 Points hatte, ebenso Cels wegen seiner Verdienste um Kakteen, trotz seiner 50 Points, doch goldene Medaillen zu- gesprochen erhielten. Wenn ich die 83. Klasse hier ausschliesse, weil I . . . ; zu dieser nicht Pflanzen, sondern Geräthe, Ge- wächshäuser, Heizungen, Stakete, Entwürfe von Plänen und wirklich ausgeführte Pläne u. s. w. ge- hörten, so geschieht es deshalb, weil ich hier als Nicht - Sachverständiger kein eigenes Urtheil abge- ben konnte; ich bemerke jedoch, dass man in dieser Klasse ausserordentlich streng verfuhr und dass man nur eine einzige goldene Medaille, und zwar dem Verfertiger des grossen Palmenhauses, Dormois, zusprach. Der Jardin reservE konnte die ihm zu- gedachten goldenen Medaillen nicht erhalten, weil derjenige, der den Plan entworfen, Alphand, und der die Pflanzung gemacht hatte, Barillet-Des- champs, Mitglieder der Jury und noch ausserdem Beamte waren; dagegen wurden dem Hofgärtner Meyer in Sanssouci, der den Plan zum preussi- schen Garten entworfen, und dem Direktor Nie- praschk in Köln, der die Pflanzung gemacht, eine silberne, resp. eine bronzene Medaille zugesprochen. In der 84. Klasse (Freiland- Pflanzen) erhielten James Veitch and Sons in London (298 Points), hauptsächlich für ihre Koniferen, und Vilmorin- Andrieux & Co. (522 Points) für ihre Sommer- Gewächse und Stauden den grossen Preis, Hippo- ı Iyte Jamin (356 Points) und Margottin (305 Points), besonders wegen ihrer Rosen, beide gol- dene Medaillen mit Objets d’art, Bernard hinge- ı gen für seine Bouquets und sonstigen Blumen-Zu- sammenstellungen, deren er im Verlaufe der gan- zen Ausstellung nicht weniger als 608 zur Verfü- gung gestellt hatte, eine einfache goldene Medaille. Ebenso Dufoy (176 Points), besonders für Cine- rarıen und Pelargonien, Gauthier -Dubos (128 Points), besonders für Nelken, Krelage in Harlem (97 Points), besonders für Hyazinthen und Cyela- | men’s, Lierval (104 Points), besonders für aus- dauernde Phlox, Loise Chauvitre (523 Points), besonders für Sommer-Gewächse und Stauden, Sou- chet in Fontainebleau (282 Points), besonders für Gladiolen, und van Acker in Gent (71 Points), besonders für Rhododendren und Azaleen. Die 85. Klasse umfasste das Gemüse. Hier erhielt der Verein der Gemüsezüchter (Marai- chers) in Paris (204 Points) nicht allein den gros- sen Preis, sondern ausserdem noch 3,000 Franes, dagegen wurde dem Gartenbau-Verein in Cler- | mont und Cr&mont fils in Sarcelles (97 Points), | hauptsächlich für Ananas, und R&mont (39 Points) für die Wurzeln der in Frankreich häufiger ge- bauten Dioscorea Batatas eine goldene Medaille zu- gesprochen. In der 86. Klasse befand sich das Obst. Es ist dabei zu bemerken, dass A. Leroy in Angers und Gregoire N&lis in Jodoigne (Belgien) auf Preise verzichtet hatten, obwohl von Beiden Aus- gezeichnetes geliefert war. Goldener Medaillen mit Objets d’art erfreuten sich: Jamin & Durand in Bourg-la-Reine (173 Points), hauptsächlich für Obst, Marcon für Reben-Kultur und Croux & fils (253 Points), hauptsächlich für allerhand Formenbäume und für Kernobst; ohne ÖObjets d’art aber: Che- ben, Lep®re (58 Points) für Pfirsiche, Louis L’H&rault (77 Points) für Südfrüchte, Rollet und Saint-Trivißre für Reben-Kultur, die Gar- tenbau-Gesellschaft in Stockholm für eine ziemlich vollständige Sammlung schwedischen Obstes. Zu der 87. Klasse gehörten alle Gegenstände aus der Forst-Kultur. Da diese jedoch in sehr ge- ringer Anzahl vorhanden waren und doch verschie- dene Medaillen zur Verfügung standen, so wurde | von Seiten der Gruppen-Jury beschlossen, die Frei- land - Koniferen dieser Klasse zuzuweisen. Es er- hielten demnach wegen ihrer grossen Sammlungen Oudin (240 Pomts). Die 38. Klasse war wegen ihres Umfanges auch am meisten mit Medaillen versehen. 2 grosse Preise; der eine sogar extra und ausnahmsweise mit einem Objet d’art, wurde Linden in Brüssel (753 Points) zuertheilt, während der andere Chantin (568 Points) zugesprochen wurde. Die goldene Medaille mit Objet d’art bekamen Thibaut & Ketel&er (248 Points), ohne Objet d’art hingegen der Rentier Bleu (40 Points) für seine neugezüchteten Rala- dien, Cels (53 Points), sowie Pfersdorff (123 Points), beide wegen Dickpflanzen, Chat& (180 | Points), hauptsächlich für Pelargonien, Mad. Le- grelle d’Hanis in Antwerpen (121 Points) we- | gen ihrer Warmhaus-Blattpflanzen, A. Verschaf- felt in Gent (123 Points), hauptsächlich wegen der neuen Einführungen. Würdig der Klassen-Jury war es, dass sie, da Linden für seine neuen Ein- führungen nicht noch eine goldene Medaille erhal- ten konnte, diese seinem Sammler in Brasilien, Wallis, der um Einführung neuer Pflanzen über- haupt schr viel Verdienste hat, zusprachen. Es würde für diesen Bericht zu weit führen, wollte ich auch die Empfänger der silbernen und 390 bronzenen Medaillen, sowie der ehrenvollen Erwäh- nungen, namentlich aufführen. Möge es daher ge- nügen, nur im Allgemeinen noch die ganze Zahl der verschiedenen Sorten Medaillen und ehrenvollen Erwähnungen, welche vertheilt wurden, zu nennen. Ich bemerke jedoch, dass die Zahl in sofern noch etwas grösser sein möchte, als von Seiten des Con- seil superieur, des obersten Gerichtshofes der Jury, noch der eine oder andere Aussteller gekrönt wurde, worüber ich bis jetzt nicht Kunde erhalten. In der 83. Klasse wurden vertheilt: 1 goldene, 12 silberne, 16 bronzene Medaillen und 26 ehren- ı volle Erwähnungen. vallier Desir& (98 Points), Constant Char- meux (178 Points), Rose Charmeux (189 Points), | Cirjean und Crapotte in Conflon St. Honorine (29 und 31 Points), diese hauptsächlich für Trau- | ' 16 silberne, 26 bronzene Medaillen und 15 ehren- In der 84. Klasse: 2 grosse Preise, 11 goldene, 20 silberne, 40 bronzene Medaillen und 28 ehren- volle Erwähnungen. In der 85. Klasse: 1 grosser Preis, 3 goldene, volle Erwähnungen. In der 86. Klasse: 13 goldene, 34 silberne, 30 bronzene Medaillen u. 47 ehrenvolle Erwähnungen. In der 87. Klasse: 3 goldene, 9 silberne, 9 bronzene Medaillen u. 10 ehrenvolle Erwähnungen. In der 88. Klasse: 2 grosse Preise, 9 goldene, 24 silberne, 23 bronzene Medaillen und 27 ehren- volle Erwähnungen. Schliesslich sei es mir erlaubt, die Aussteller des norddeutschen Bundes, welche gekrönt wurden, ' speziell zu nennen: von Freiland-Koniferen die goldenen Medaillen: Co- | chet (304 Points), Deseine (292 Points) und | I. Silberne Medaillen erhielten: Hofgärtner Meyer in Sanssouci bei Potsdam für den Entwurf des preussischen Gartens, der Gartenbau-Verein in Trier für Reben- Kultur und Wein, der General - Konsul Lade Trauben und Kernobst. Freuen wird man sich gewisss auch, zu ver- nehmen, dass der Inspektor des botanischen Gar- tens in München, Kolb, für seine Wasserpflanzen des Warmhauses ebenfalls eine silberne Medaille erhielt. in Geisenheim für II. Bronzene Medaillen erhielten: Garten - Direktor Niepraschk in Köln für die Bepflanzung des preussischen Gartens, Garten-Ingenieur Laras in Bromberg für Gar- ten-Pläne, Bodenheim & Co. in Allenstein a. W. für wohl- feile Papiersäcke und Samen - Kapseln für Gärtner, Garten - Inspektor Bouch& in Berlin für Blatt- pflanzen-Gruppen im preussischen Garten, der Gartenbau-Verein „Flora” in Köln für eine Arabeske im preussischen Garten, Kunst- und Handelsgärtner Späth in Berlin für Hyazinthen im preussischen Garten, Kunst- und Handelsgärtner de la Croix in Berlin für Hyazinthen im preussischen Garten, Kunst- und Handelsgärtner Haage jun. in Er- furt für Agaveen im preussischen Garten, Kunst- und Handelsgärtner Sieekmann in Kö- stritz für Georginen, Kunst- und Handelsgärtner Niessing in Zehde- nick in der Mark für eine zuerst ausge- stellte Trauer-Hasel, Professor Dr. Münter in Greifswald für im Som- mer gezogene Hyazinthen, Kunst- und Handelsgärtner Mazzorati in Aachen für Bouquets, Kaufmann Sam. Adler in Köln für ein Sorti- ment Kartoffeln, Dr. Kranz in Perl bei Trier für eine besondere Reben-Kultur, der Verein zur Beförderung des Garten- baues in Berlin für eine wissenschaftlich- geordnete Sammlung von Aepfeln. U. Ehrenvolle Erwähnungen erhielten: Kunstgärtner Voigt, als Gärtner des preussi- schen Gartens, Guigne, als Obergärtner des General - Konsuls Lade in Geisenheim, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann in Berlin für Spargel. Epiphylium truncatum (Caetus Altensteini). Eine blumififche Skizze aus Potsdam. Yon Spanmuth, Wenn man sıch die vielen Händelsgärtnereien der preussischen Residenz besieht, oder nur die Hauptstrassen mit ihren zahlreichen Blumenläden durchwandert, so wird namentlich der Provinzer über das, was hier in so reichlicher Menge und in einer seltenen Kultur-Vollkommenheit geboten wird, staunen; er sieht eine Industrie in einem Flor, wie man diese vor 2 Jahrzehenden noch nicht kannte, und kann über die verschiedenen Arten von Pflan- zen, welche im Grossen kultivirt werden und einen bedeutenden Handels - Artikel bilden, interessante Studien machen. Er erfährt bald, dass viele Tau- sende von Pflanzen, welche man bisher wegen ihrer schönen Blumen in Töpfen zog, aber aus irgend welchen Ursachen nicht zu Bouquets zu verwenden verstand, jetzt hauptsächlich dazu benutzt werden. Da gibt es wieder Männer, Frauen und Mädchen, welche derlei einzeln abgeschnittene Blumen zu 391 Hunderten oder doch wenigstens zu Dutzenden kau- fen, um sie mit kunstfertiger Hand zu Bouquets zu verarbeiten. Das geschieht auch mit den Kaktus- Blüthen, von denen ich eben sprechen will. Es ist aber auch Potsdam, welches an der Massen-Er- zeugung von Pflanzen und Blumen Antheil nimmt. Erst vor Kurzem ist uns über die Schulz ’schen Veilchen Bericht erstattet. Es sei mir erlaubt, heute von einem blattartigen Kaktus zu sprechen, der in einer andern Handelsgärtnerei in Potsdam in Mas- sen herangezogen wird; es ist dieses die von Scha- per am Neuen Garten. Mag den Gärtnern selbst das, was ich hier sage, gar nichts Neues sein, so bin ich doch überzeugt, dass es für viele Andere, welche die Wochenschrift lesen, Interesse hat. Kunst- und Handelsgärtner Schaper zieht die Blatt-Kaktus mit den Ananas in einem Hause und sorgt dafür, dass hier zwei sehr begehrliche Sinne des Menschen, die Zunge und das Auge, befriedigt werden. In langen Reihen sieht man die Blatt- Kaktus auf dem Rande des Ananas-Kastens aufge- stellt, wo sie ausgezeichnet gedeihen. Die Mehr- zahl (es mögen gegen 600 Töpfe sein) sind hoch- stämmig veredelt, und zwar meist auf die bekannte, mit echten Blättern versehene Kaktee, welche in der Wissenschaft den Namen Pereskia aculeata führt. Bisweilen kommt es vor, dass der Wild- ling wiederum Blätter ausschlägt und Nicht-Einge- weihte ein Wunder zu sehen glauben. Mit Leich- tigkeit wird sie vermehrt, um hinlänglich Unterla- gen zu bekommen. Zu diesem Zwecke schneidet Schaper die älteren Pereskien und steckt das un- tere Ende an die Seite des Ananas - Beetes ein. Hier wachsen die Stecklinge ungemein leicht an, sie strecken sich — möchte man sagen — den Sommer über ellenlang und haben auf diese Weise schon in demselben Jahre die schönsten und brauch- barsten Unterlagen. Man kann sich übrigens auch anderer Unter- lagen bedienen; die Blatt-Kaktus oder Epiphylien wachsen auf Opuntien und Cereen ebenso gut an. Von den letzteren möchte ich vor Allem Üereus grandiflorus und Macdonald empfehlen. Bei dem Veredeln ist Hauptsache Erfahrung und, damit verbunden, ein praktischer Grifl. Kunst- und Handelsgärtner Schaper befolgt 2 Methoden: das Anplatten und das Sattelpfropfen. Das seit- liche Anplatten ist wohl zu allgemein bekannt, als darüber noch etwas zu sagen. Weniger ist dieses mit dem Sattelpfropfen der Fall. Die Unterlage wird hier von 2 Seiten schräg oder dachförmig, ungefähr 1 — 13 Zoll lang, abgeschnitten; man macht dann in der Mitte des Edelreises einen ent- sprechenden Ausschnitt, in den das dachförmig-zu- gespitzte Ende der Unterlage passt. Man macht 392 es wohl auch umgekehrt, so dass der Ausschnitt in der letzteren ist, den Keil hingegen das Edel- veis hat. Die Veredelung braucht nur leicht ver- bunden zu werden, eine Verklebung ist dagegen nicht nothwendig. Bei dieser Methode des Sattel- pfropfens hat man den Vortheil, dass das Reis oder das Blatt fester aufsitzt. Man kann auch gleich grössere Stücken, welche aus mehren Blattgliedern bestehen, aufsetzen und kommt somit sicherer und rascher zum Ziele. Ueber die Kultur gab mir Kunst- und Handels- gärtner Schaper noch Folgendes an: Leichte, poröse Haide- oder Lauberde mit etwas Sand ist die beste Mischung. Einmal darin ge- bracht, bleiben die Pflanzen das ganze Jahr und erhalten, wie schon gesagt, in einem warmen Hause, oder auch auf Seitenbrettern des Ananas - Hauses, ihre Aufstellung. Im Sommer müssen die Pflan- zen Schatten erhalten, und zwar bis Mitte August, von wo ab ihnen volles Licht gegeben werden ınuss, damit die Blüthenknospen sich bilden können. Gibt man ihnen anfangs keinen Schatten, so er- halten sie nicht ihre schöne grüne Färbung und werden gelblich; dabei mögen sie allerdings ge- sund bleiben, sehen aber schlecht aus. Nach der Blüthe können die Pflanzen auch kühler gestellt werden und selbst im Sommer in ein luftiges Kalthaus kommen. Die Blüthezeit kann man nach Belieben regu- hıren; Pflanzen, welche im November blühen sollen — nur um diese Zeit möchten sie für den Handels- gärtner den meisten Werth haben — müssen schon vom September ab warm (12—15 Grad) gehalten werden. Je später man sie blühend haben will, um so später bringt man sie in eine warme Tem- peratur. Auf diese Weise kann die Flor bis Fe- bruar und März ausgedehnt werden. Man hat hier und da behauptet, dass die älte- ren Sorten sich nicht gut treiben liessen und des- halb die neueren Blendlinge, besonders die von Wood, den Vorzug hätten. In der Schaper’- schen Gärtnerei werden und neue Sorten mit gleichem Erfolge herangezogen; beiderlei Sorten zeichnen sich durch seltene Blüthenfülle aus. Neuerdings hat Kunst- und Handelsgärtner Pfitzer in Stuttgart wiederum andere Sorten em- pfohlen, die schöner sein und reichlicher blühen sollen. Auch mit diesen wird Kunst- und Handels- gärtner Schaper in Potsdam Versuche anstellen. Aus Stecklingen (also ohne Unterlage) wachsen die verschiedenen Sorten ebenfalls sehr leicht an, geben aber natürlich dann keine Kronenbäumchen. alte Diese Stecklinge werden zur selben Zeit, wie die Veredelungen, vom Februar bis August gemacht, und zwar wiederum in sandige, leichte Erde. Solche aus Stecklingen gezogene Pflanzen bilden recht oft hübsche Ampelpflauzen und bieten auf diese Weise einen schönen Anblick dar. Diese Ampel- pflanzen gedeihen am Fenster in einer hellen Wohn- stube vorzüglich. Was schliesslich den Verkauf anbelangt, so sind ausser den blühenden Pflanzen auch die ein- zelnen Blumen der Epiphyllen sehr gesucht. Das Dutzend kostet 75 Groschen im Vorwinter, später werden sie natürlich etwas billiger. Die Pflanzen kosten, je nach Grösse und Krone, das Stück 20 Groschen bis 1 Thaler 10 Groschen. Verlag von Otto Spamer in Leipzig. Die Baumldule. Anleitung zur Anzucht der Obstbäume, zum Betriebe der Baum- schule im Grossen und Kleinen, sowie zur Gewinnung neuer Obstsorten aus Samen. Vo H. Jäger, Grossherzogl. Sächsischer Hofgärtner, Mitherausgeber der Gartenflora, Mitglied’ des Vereines der Naturforscher u. s. w. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 66 Text-Abbildungen. Preis 25.Sgr. = 1 Hl: 30’Kr. rhem. Inhalt: Zweck, Nutzen, Grösse und Betrieb der Baumschule. — Lage, Boden und Düngung der Baumschule. — Einrichtung, Bewirthschaftung und Anlage der Baumschule. — Die Wildlinge oder Veredelungs- Unterlagen. — Die Stamm- und Probebäume zur Erhaltung und Prüfung der Sor- ten. — Die nöthigen Hülfsmittel zum Betriebe einer Baumschule. — Anzucht der Wildlinge und der keiner Veredelung unterliegenden Obstbäume und Sträucher. — Versetzen der jungen Obst- stämmchen, Bepflanzung der Baumschule und wei- tere Behandlung bis zur Veredelung. — Die Ver- edelung oder das Impfen. — Behandlung der ver- edelten Bäume bis zu ihrer Abgabe aus der Baum- schule. — Erziehung der Hochstämme. — Erzie- hung der Formenbäume. — Kurze Regeln für die Erziehung der einzelnen Obstarten. — Von dem Ausgraben, Verpacken und Versenden der Bäume. — Verschiedene Kultur- und Neben - Arbeiten. — Vorkehrungen gegen Feinde, Krankheiten und klı- matische Nachtheile. Kosten und Ertrag. — Die Erzeugung neuer Obstsorten aus Samen. — Erziehung wurzelechter Stämme und Verfahren, um bald Früchte davon zu erlangen. Verlag vou Karl Wiegandt (G. Hempe]) in Berlin, Dessauer-Strasse No. 2. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4, Wochenschrift Vereines zur Beförderung des &artenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. Berlin, den 14. Dezember 1867. Preis des Jahrganges 5% Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch -österreichischen Post- Vereines. Inhalt: Statistik des Obst- und Gemüsebaues. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VII. In Reutlingen hat man während der 5. Ver- Statiflik des Holl: und Jemüfebaues. sammlung deutscher Pomologen die Sache von Neuem angeregt und dadurch einen Schritt vorwärts Was für einen Nutzen statistische Arbeiten |, gethan, indem der Ausschuss des deutschen-‚Pomo- haben, sehen wir aus den Bestrebungen der Regie- | logen-Vereines erweitert wurde und jetzt aus gegen rungen selbst, diese nach allen Seiten hin zu för- | 40 Mitgliedern besteht, welche zerstreut durch das dern. Zahlen sind schlagend und schliesslich im | deutsche Vaterland und selbst auswärts, wo Deutsche Stande, die Ungläubigsten selbst eines Besseren zu | leben, wohnen. Ihnen ist die Aufgabe geworden, belehren. Es ist nur nicht so leicht, sie anzufer- | Obstbau-Berichte aus den Gegenden, wo sie ansäs- tigen, als man in der Regel glaubt. In der Indu- | sig sind, einzusenden. Ist man erst mit den Obst- strie geht es viel leichter, als in der Landwirth- | bau - Zuständen des gesammten Deutschlands ver- schaft und in der Gärtnerei, wo uns noch die Fun- | traut, dann lässt sich leichter zählen, wie viel Obst- damente fehlen, auf denen wir das statistische Ge- | bäume vorhanden? welche Obstsorten hauptsächlich bäude aufführen sollen. Bevor wir daher über- | angebaut werden und welche eine weitere Verbrei- haupt an eine Statistik des Obst- und Gemüsebaues | tung verdienen? welche Erträge der Obstbau gibt? denken können, ist es nothwendig, erst die Obst- und | was im Inlande verzehrt und was ausgeführt, oder Gemüsebau-Zustände der kleineren Distrikte kennen | umgekehrt, was, um den Bedarf zu decken, einge- zu lernen, um damit die durchaus nöthige Ueber- | führt wird? Es werden dann ausserdem noch eine sicht über das Ganze zu erhalten. Menge Fragen sich einstellen, welche direkt auf Schon in dem Programme zu der 4. Versamm- | den Obstbau Einfluss haben, ihn fördern und ver- lung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüse- | bessern. Wollen wir wünschen, dass die ernannten züchter in Görlitz im Jahre 1863 wurde von mir | Pomologen ihre Aufgabe begreifen und ihr auch auf die Nothwendigkeit aufmerksam gemacht, aus | entsprechen. allen Provinzen und Gauen des grossen deutschen | Die Königl. bayerische Gartenbau - Gesellschaft Vaterlandes Berichte über Obstbau zu haben, eines- | in München hat unter dem Vorsitze ihres ehrwür- theils, um dadurch brauchbare statistische Tabellen | digen Präsidenten, des Geh. Rathes von Martius, zu erhalten, anderntheils aber auch, um durch die | dem die Wissenschaft so ungemein viel zu verdan- Licht- und Schattenseiten mehr im Stande zu sein, | ken hat, diese Fragen um eine Obst- und Gemüse- den Obstbau zu fördern und zu heben, als dieses | Statistik bereits auf praktischen Boden übergeführt. sonst der Fall ist. Leider wurde dem Verlangen | Se. Majestät König Maximilian II. von Bayern nur sehr wenig und nur zu allgemein entsprochen. | war es aber, der eigentlich die Initiative ergriff 50 394 und in einem allerhöchsten Handschreiben an den Vorstand den Wunsch aussprach, dass die bayeri- sche Gartenbau-Gesellschaft es sich angelegen sein lassen solle, eine Statistik des Obst- und Gemüse- baues im Königreiche, unter steter Berücksichti- gung der den örtlichen Vorkommnissen zu Grunde liegenden Vegetations-Bedingungen, herzustellen. Eine ehrenvollere Aufgabe konnte die bayeri- sche Gartenbau -Gesellschaft in München kaum er- halten; sie wird gewiss ihre ganze Energie ver- wenden, um eine Lösung möglichst bald herbeizu- führen. Der thätige Schriftführer der Gesellschaft, Hofgärtner Effner in München, machte in einer der Sitzungen der 5. Pomologen - Versammlung in Reutlingen in gewandter und anregender Rede Mit- theilung und forderte zu gleichem Vorgehen in ganz Deutschland auf. Zu gleicher Zeit vertheilte er eine Art Programm für die Beschaffung des Ma- terials zu einer Statistik des Obst- und Gemüse- baues im Königreiche Bayern. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes wird es mir vergönnt sein, auch im Organe des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten zu Berlin, zumal dieser den Obstbau als eine seiner ersten Aufgaben hingestellt hat und das grosse Verdienst besitzt, die allge- meinen deutschen Pomologen - Versammlungen in’s Leben gerufen zu haben, diesen Gegenstand zu be- sprechen und, da sich kaum dem im Programme Gesagten noch etwas anschliessen lässt, Mittheilun- gen daraus zu machen. In diesem Programme heisst es zunächst: Die Aufgabe ist eine wesentlich - praktische, und praktisch soll sie aufgefasst und durchgeführt werden; die ganze Statistik ruht auf T'hatsachen, jede Theorie muss ihr deshalb fern bleiben. Es liegt vor Allem daran, wohl-konstatirte Erfahrungen über das Vorhandensein werthvtller Obst- und Ge- müsesorten zu sammeln und ausserdem sich genaue Kenntniss zu verschaffen, unter welchen lokalen Verhältnissen dieselben vorzüglich gedeihen. Je spezialisirter und lokalisirter diese Thatsachen sind, um so sicherer werden sie sein. Es kommt noch dazu, dass besonders Gemüse-, weniger schon Obstsorten, an bestimmte Lokalitäten, die bisweilen sogar sehr beschränkt sind, gebunden erscheinen und ausserhalb einer bestimmten Be- grenzung nicht mehr gedeiben. Ich erinnere nur an die Treltower Rübchen, selbst an den Probsteier Roggen. Ob eine annäherungsweise Schätzung über die Ausdehnung des Obst- und Gemüsebaues — wenn auch in zweiter Linie — wiıklich für eine Stati- stik Resultate gibt, möchte ich von vornherein be- zweifeln; ich halte dergleichen Arbeiten, wenn nicht einigermassen feste Fundamente gegeben sind, selbst für schädlich. Bei den vielen Sachverstän- digen, welche nothwendiger Weise dabei mitwirken, möchten schon die Prinzipien, nach denen geschätzt wird, sehr verschieden sein; ungleiche Zahlen müs- sen unter gleichen Verhältnissen die Folge sein. Vor Allem aber ist es wichtig, sich erst über die Namen der Obst- und Gemüsesorten zu verei- nigen, denn ohne dieses würde nur eine grauen- volle Verwirrung entstehen, welche die ganze Auf- gabe fehlschlagen liesse. Es muss eine bestimmte Verständigung darüber vorausgehen; ja es ist selbst später nothwendig, dass nach Einsendung der ge- machten Berichte die Nomenklatur noch einmal durch Sachverständige kontrolirt wird. Es ist be- kannt, dass die besten Pomologen in der Benen- nung einer Frucht keineswegs immer mit einander übereinstimmen. Weniger der richtige Name ist hier von Bedeutung, als dass vielmehr Alle eine bestimmte Frucht mit demselben Namen bezeichnen. Der Vorschlag, Centralpunkte zu nennen, wo nam- hafte Sachkundige wohnen und wo die Revidirung, resp. die Rektifizirung der Sorten, vorgenommen würde, ist deshalb wohl zu berücksichtigen. Eine einzige falsche oder ungleiche Benennung kann in gewissen Fällen grosse Fehler geben. Das Münchener Programm legt für den Obst- bau 14, für den Gemüsebau 7 Fragen vor, deren Beantwortung sie von der Durchführbarkeit einer Obst- und Gemüsebau-Statistik abhängig macht; es sei mir gestattet, selbige ebenfalls zur Beantwortung zu empfehlen. Die Redaktion der Wochenschrift ist bereit, selbige dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin vorzulegen und eine Zu- sammenstellung zu veranlassen. A. Ich beginne zuerst mit den Fragen für den Obstbau. I. Finden sich in Ihrem Bezirke gewöhnlich bei den Häusern Obstgärten? Sind auf Feldern und Wiesen, an Strassen und Feldwegen Obstbäume angepflanzt? Sind solche Pflanzungen vereinigt oder so verbreitet in Ihrem Bezirke, dass sie denen in Gärten gleichkommen oder dieselben selbst über- treffen ? Diese dreifache Frage würde nur dann Resul- tate geben, wenn ein und dieselbe Person sie allent- halben beantwortete. Ein Württemberger oder ein Böhme, der an viel Obstbau gewöhnt ist, würde z. B. die mittelmässigen Obstbestände einer Gegend schlecht nennen, während der Märker oder Pommer, bei dem schon geringe Obst - Anpflanzungen eine Bedeutung haben, sie für vorzüglich halten könnte. Man kommt, wie hieraus ersichtlich ist, nieht über das Zählen der Obst- Anpflanzungen und Gärten, sowie der einzelnen Obstbäume, hinweg. Das Zäh- 395 len allein gibt sichere Auskunft. Der gegebene Distrikt darf nur nicht zu gross sein und muss mit Leichtigkeit von einem Menschen beherrscht wer- den können. II. Aus welcher Zeit datiren die Anpflanzun- gen und unter welchen Umständen entstanden sie? III. Gedeiht in Ihrem Bezirke (durchaus oder nur an einzelnen Punkten) überhaupt der Obstbaum gut oder nicht und dann aus welchen Gründen? IV. Werden in dem Bezirke vorzüglich Aepfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Wallnüsse, Haselnüsse, zahme Kastanien, Beeren - Obst, ferner als Wand- bäume: Pfirsiche, Aprikosen oder Wein angepflanzt und aus welchen Gründen? Ich würde die Frage schärfer und kürzer stel- len: Welche Obstsorten werden in Ihrem Bezirke gebaut, und zwar als Hochstamm oder als Formen- "baum (Pyramiden u. s. w., Kordon, Spalier)? V. Welche Sorten von Aepfeln, Birnen, Kir- | schen, Pflaumen u. s. w. gedeihen in Ihrem Bezirke am besten? Welche Sorten zeigen die meisten guten Eigenschaften, als Tafel-Obst einerseits, als Wirthschafts-Obst andererseits? Welche Sorten wer- den im ausgedehntesten Massstabe gezogen? VI. Welches ist die Boden - Beschaffenheit 1) Ihres Bezirkes überhaupt und 2) der besonderen Stellen, auf denen die unter V. aufgeführten Sorten gedeihen? Ist der Boden Sand, Kalk, Lehm (san- dig oder bündig), Thon, Mergel, Humus oder Moor- Der zweite Theil möchte besser wegfallen, da, wenigstens wissenschaftlich, noch keine Antwort er- folgen kann. X. Sind in Ihrer Gegend etwa edele Sorten aus Samen gezogen worden? XI. Wie gross ist das Erträgniss der Obst- bäume? Wird das Obst im Hause verwendet, und zwar frisch, getrocknet oder zu Obstwein? Ist der Hausbedarf gedeckt oder nicht, oder ist Ueberschuss vorhanden? Wird der Ueberschuss frisch, getrock- net oder als Obstwein verkauft? Auf welche Märkte erstreckt sich der Haupt-Absatz? XII. Bestehen in Ihrem Bezirke Baumschulen und wo? Ist durch dieselben der Bedarf Ihres Be- zirkes gedeckt oder nicht? und woher wird das Felilende bezogen? Ist Ueberschuss vorhanden und in welche Gegenden wird derselbe vorzugsweise ge- sendet? XIII. Sind in Ihrem Bezirke oder ın dessen ı Umgegend für den Obstbau besonders thätige Per- boden, gedüngt oder nicht gedüngt? Welche Tiefe | hat die Krume? Welches ist ihr Untergrund? Ist | 1) die Krume und 2) der Untergrund nass oder troeken, kalt oder warm, bündig oder locker? Welche dieser Eigenschaften des Bodens scheinen besonders vortheilhaft auf das Gedeihen gewisser Obstsorten einzuwirken? VII. Welches ist die Lage, in welcher die werthvollen Obstsorten vorzüglich gedeihen? sonen namhaft zu machen ? XIV. Welche Ursachen stehen der Ausbreitung des Obstbaues in Ihrem Bezirke entgegen und durch welche Mittel könnte derselbe gehoben werden’? B. Die Fragen für den Gemüsebau sind folgende: I. Dient das in Ihrem Bezirke angebaute Ge- müse nur zum Hausbedarfe und reicht es für den- selben hin? oder muss der Bedarf von Aussen her gedeckt werden? Wird der Gemüsebau in Gärten oder auf dem Felde, oder in grösserem Massstabe zu Handelszwecken betrieben? Welche Gemüse werden im Grossen verkauft und auf welche Märkte erstreckt sich der Verkauf? II. Welche Gemüse-Arten (von den in nach- stehender Liste verzeichneten) werden mit Erfolg Ist | sie 1) nördlich oder südlich, östlich oder westlich u.s. w.? 2) offen oder geschlossen? Thal, Bergab- hang, Hochebene? feucht, trocken, windig oder windstill? VIII. Auf welchen Unterlagen sind diejenigen wesentlichen Obstsorten veredelt, welche in Ihrem | Bezirke als Hochstämme oder Zwergbäume am be- sten gedeihen ? Eine unter obwaltenden Umständen im Allge- meinen gar nicht zu beantwortende Frage, da selbst bessere Obstbaumschulen gar keine Auswahl in den Unterlagen treffen und zu ihren Hochstämmen neh- men, was sie haben. Höchstens ist man bei For- menbäumen, besonders bei Kordons, wählerisch. IX. Sind Erfahrungen darüber vorhanden, dass gewisse Obstsorten in einer Gegend nicht gedeihen und welches ist die wahrscheinliche Ursache? gebaut und insbesondere, welche Sorten der we- sentlichen Arten gedeihen vorzugsweise besser und liefern der Menge und Güte nach bessern Ertrag, als andere in dem Bezirke oder in einem Theile desselben ? III. Welche Ursacheu scheinen den besonders günstigen Ertrag dieser vorzüglichen Gemüse-Sorten in einer bestimmten Gegend zu bedingen? welche Bodenart? welche Lage u. s. w.? welche Kultur- Methode? Welcher Dünger wird mit bestem Er- folge bei einer gewissen Bodenart gebraucht? IV. Woher wurden die Samen einzelner, ganz vorzüglicher Gemüse-Sorten bezogen, und wie lange Zeit hindurch dieselben Sorten in der Gegend selbst aus Samen nachgezüchtet? Hat man bei der Sa- menzucht Veränderungen der Eigenschaften der Sor- ten wahrgenommen und welche (Verbesserung oder Verschlechterung)? Von wem sind echte Samen dieser Sorten im Bezirke zu beziehen? 50* V., Sind Erfahrungen darüber vorhanden, dass gewisse Gemüse - Sorten in irgend einer Gegend oder in einer gewissen Lage im Bezirke nicht ge- deihen und welches ist die wahrscheinliche Ursache? VI. Welche Krankheiten sind an den Gemüsen des Bezirkes als besonders verheerend bemerkt worden? Welche Mittel hat man dagegen versucht und mit welchem Erfolge? VII. Welche Hindernisse stellen sich der grös- seren Ausbreitung des Gemüsebaues vorzugsweise entgegen und auf welche Weise können dieselben beseitigt werden’? I. Eigentliche Gemüse. a. Wurzeln und Knollen. Frühkartoffeln, Meerrettig, Körbelrübe, Gelbrübe, Pastinake, Schwarzwurzel, Rothrübe (Rahne), Erd- kohlrabie (Dorsche), Rettig, Zuckerwurzel (Sium Sisarum). b. Blatt- und Stengel-Gemüse. Spinat (einschliesslich seiner Surrogate als Neu- seeländer Spinat u. s. w.), Sauerampfer, Rhabarber, Artischoke (Cynara Scolymus), Kardone (Cynara Carduneulus), Spargel, Meerkohl (Crambe maritima). Die Kohlarten: Winterkohl (mit seinen Unter-Spiel- arten als Staudenkohl, Grünkohl, Braunkoll u.s. w.), Rosen- oder Brüsseler Kohl, Wirsing, Weisskraut und Roth- (Blau-) Kraut, Spargelkohl (Broccoli), Blumenkohl. ce. Salat-Gewächse. Kopfsalat (Lattich, Forellensalat u. s. w.), En- divien, Cichorie, Feldsalat (Nissel oder Rebinschen, Valerianella olitoria), Sellerie. d. Hülsenfrüchte. Bohnen (Stangenbohnen, Zwergbohnen), Erbsen (Pflück- oder Brockel-Erbsen), Zucker-Erbsen, Pferde- (Sau-) Bohnen. II. Fleischige Früchte. Gurken, Melonen, Liebes-Aepfel oder Tomaten (Solanum Lycopersicum). Ill. Gewürzpflanzen. Zwiebel (Allium Cepa), Schalotte oder Eschlauch (A. ascallonieum), gemeiner Lauch, Porree (A. Porrum), Schnittlauch (A. Schoenoprasum), Knob- lauch (A. sativum), Rockambolle (A. Ophioscoro- don), Petersilie, Körbelkraut, Borretsch, Melisse, Estra- gon, Ysop, Bohnenkraut, Basilikum, Majoran und Thymian. Ausser den genannten Kräutern wären noch manche zu bezeichnen, welche bestimmten Gegen- den eigenthümlich sind. 396 Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. vIH. Obergärtner Fehse in Gross - Peterwitz bei Canth in Schlesien theilt uns in Betreff der Truf- faut-Astern und Fuchsien Folgendes mit: „Truffaut-Aster, auf Schulbeeten herange- zogen und darauf belassen, bis die Gipfelblume an- fängt, sich etwas zu färben, dann bunt durcheinan- der oder auch farbenweise auf Gruppen (namentlich schmale Ränder) gepflanzt, ganz schräg, ziemlich im Winkel von 30 Grad, nach dem Anwachsen niedergehakt, nehmen sich besonders gut aus. Die bei sonst aufrechten Pflanzen sich schwächlich ent- wickelnden Seitenäste bilden sich hier äusserst voll- kommen aus und machen selbst mehr Effekt, als“ die Zwergformen, da sämmtliche Blüthenstände, wie geschoren, gleichmässig die ganze Fläche decken.” „Von manchen Fuchsien-Blendlingen lassen sich nicht gut Hochstämme ziehen, ihres schwäch- lichen Wuchses wegen. Ich veredele daher die weichholzigen auf die Sorte: Rose of Castilia, hart- holzige auf Violaeflora pl. oder auf Imperialis pl., die als junge Pflanzen schon kräftige, starke Stämme geben. Veredelungen von F. microphylla auf solche Stämme sind mir bisher nicht gelungen.” Es liegt uns eben das Verzeichniss der Azaleen vom Kunst- und Handelsgärtner C. Schulz in Ha- nau vor. Es sei uns erlaubt, einige Worte darüber zu sagen. Wir haben schon mehrmals Gelegenheit gehabt, nicht allein der Azaleen von Ü. Schulz vortheilhaft zu gedenken, auch der übrigen Pflan- zen, mit deren Anzucht dieser intelligente Handels- gärtner sich vorzüglich beschäftigt. Seit mehreren Jahren schon verdanken wir ihm manche der besten der zuerst genannten Blüthensträucher, welche sich im Handel befinden; fast alljährlich bringt er deren von Neuem in den Handel, welche ebenfalls auf Schönheit Anspruch machen. Trotzdem sind die Schulz’schen Azaleen, mit Ausnahme einiger we- nigen Sorten, keineswegs so bei uns in Deutsch- land verbreitet, als sie es verdienen Man glaubt zum Theil immer noch, dass man hinsichtlich der Azaleen nur aus dem Auslande etwas Gutes be- ziehen könne. Man hat uns von Seiten eines Sachverständi- gen, der die Schulz’schen Azaleen im Verlaufe dieses Frühjahres gesehen und auch selbst in sei- nem Garten deren zieht, Mittheilungen gemacht, welche sich ebenfalls sehr günstig über die eben erst in den Handel gekommenen und kommenden Sorten aussprechen. Wir glauben im Interesse der deutschen Gärtnerei zu handeln, wenn wir um so 397 mehr auf die Schulz’schen Azaleen aufmerksam machen, als ihr Besitzer auch in patriotischer Hin- sicht Beachtung verdient. Er sucht nicht, gleich | Manchem seiner Landsleute, bei der Benennung nach fremden und schön-klingenden Namen für seine neugezüchteten Azaleen, sondern einfach, wie er selbst ist, werden die neu von ihm gezogenen Pflanzen mit einfachen Namen deutscher Zunge be- legt. Möchten doch Liebhaber, welche ihren Be- darf bisher nur aus dem Auslande bezogen, beden- ken, dass sie als „Aennchen”, „Agnes Bernauer”, „Dornröschen”, „Emma Weishaupt”, „Lisinka The- lemann”, „Schneeglöckchen” u. s. w. ebenso schöne Blumen erhalten, als wenn sie „Roi des beautes”, „Souvenir de lexposition”, „Flower of the day”, „Distinetion” oder „Coquette de Flandre” sich aus dem Auslande kommen lassen. Wir wollen jedoch keineswegs damit gesagt haben, dass ausländische Azaleen gar keine Beachtung verdienten, im Ge- gentheil liegt es im Interesse des Ganzen, dass wir auch das Schöne und Gute, was das Ausland dar- bietet, uns zu verschaffen suchen. Wir wollten nur | sagen, dass man nicht das Heimische und Vaterlän- dische, welches seine Verdienste hat, dem Auslän- dischen nachsetzen sollte. Ed. Pynaert theilt in der Flore des serres (Tom. XVI, 141) ein zwar in Frankreich und Eng- land, weniger aber bei uns bekanntes Verfahren mit, spätreifende Trauben bei weniger günstiger Witterung noch reif zu erhalten, was wir hier eben- falls zur Kenntniss der Leser bringen wollen. Dass Trauben an der Rebe, wenn sie mit einer noch so | leichten Hülle, wie z. B. die Gaze darstellen, be- deckt sind, einige Grad Kälte, ohne zu leiden, aus- halten können, ist Thatsache. Schützen wir doch oft im Spätherbste Pflanzen des Kalthauses, welche noch nicht wieder einrangirt sind, sobald es des Abends kühler wird und für den Morgen Kälte zu erwarten ist, schon dadurch, dass wir sie niederle- gen und mit Schatten- und anderen Tüchern, wie sie uns grade zu Gebote stehen, bedecken. Die bekannten Säcke, aus Rosshaaren oder Gaze ange- fertigt und über die Trauben gezogen, schützen diese nicht allein gegen die Angriffe der Insekten und anderer feindlicher Thiere, sondern auch gegen etwaige, plötzlich eintretende Kälte. Es sind Bei- spiele vorhanden, dass Trauben selbst bei einer Kälte von 4 Grad, unbeschädigt geblieben sind. Gut thut man, diese Säcke zuvor in Leinöl zu kochen. In England bedient man sich, um Trauben früher zu zeitigen, gläserner Cylinder, welche an dem einen Ende anstatt des Bodens ein durchlö- chertes Zinkblech haben. Die Traube wird hinein- gehängt, um hierauf die obere Oefinung ebenfalls, aber mit in Oel getränktem Zeuge, zu schliessen. Es geschieht dieses in der Zeit, wo die Beeren an- fangen, durchsichtig zu werden, also kurz vor der Reife. Die Wärme konzentrirt sich durch das ge- bogene Glas des Cylinders und kommt der Traube zu Gute, Luft kann dagegen durch das durchlö- cherte Zinkblech des Bodens immer von Neuem eintreten. Auf diese Weise erhält man die Trauben bis zum November und kann sie an geschützten Lagen selbst bis zum Dezember hängen lassen. Leider ist diese Methode nur etwas kostspielig und zeitraubend, weshalb die zuerst angegebene Weise den Vorzug verdienen möchte. In der Sitzung der niederländischen Gartenbau- Gesellschaft in Amsterdam am 21. Oktober d. J. wurde die Photographie eines Pfirsichbaumes vor- gelegt, welcher nach der Methode des Kunst- und Handelsgärtnerss de Beucker in Antwerpen von diesem selbst 6 Jahre lang behandelt worden war. Der Baum bildet eine doppelte Palmette und hat in der kurzen Zeit der 6 Jahre einen Umfang mit einem Quer - Durchmesser von 8 niederländischen Ellen (also 25, preussische Fuss), während die Höhe 3% Elle (über 11 Fuss) erreicht. In diesem Jahre lieferte er nicht weniger, als 642 Früchte, die sämmtlich gut ausgebildet waren. Gewiss ein grosser Ertrag. Rechnet man die Frucht im Durch- schnitt nur 1 Groschen, so betrug die Einnahme in einem Jahre schon über 21 Thaler. Wir zwei- feln aber nicht, dass das Stück selbst noch höher bezahlt wurde. Kunst- und Handelsgärtner de Beucker ist unbedingt einer der tüchtigsten Gärtner, besonders was den Obstbau anbelangt, und hat um das Ver- ständniss der Behandlung der Obstbäume grosse Verdienste um sein spezielles Vaterland, aber auch um Holland, wo er, dazu aufgefordert, häufig Vor- träge hält. Es versäume ja Niemand, der sich für rationelle Behandlung des Obstbaumes interessirt, die de Beucker’sche Handelsgärtnerei in der Nähe des zoologischen Gartens zu besuchen, wenn ihn seine Schritte nach Antwerpen führen sollten. Aus- ser vorzüglich gepflegten Obstbäumen wird er noch Manches finden, was gärtnerisches Interesse hat. Es kommt dazu, dass der bescheidene und einfache Mann gern jedem Fremden sich zur Verfügung stellt und ohne Geheimnisskrämerei Alles zeigt und erklärt, was man zu wissen wünscht. Es liegen uns einige Jahresberichte von Gar- tenbau-Vereinen vor; es sei uns erlaubt, wie früher, so auch jetzt, einige Mittheilungen daraus zu ma- chen. Es ist im Allgemeinen schon erfreulich, dass die Zahl der Gartenbau - Vereine in dem letzten Jahre zugenommen hat; selbst in entfernteren Pro- vinzen und kleineren Städten stellen sich geeignete 398 Männer an die Spitze und sucheu die einmal er- strebte Vereinigung möglichst, selbst mit Opfern, zu erhalten. Das Schwierige bei den Vereinen ist immer die Belebung, um selbst für Pflanzen- und Blumenzucht weniger empfängliche Mitglieder zu fesseln, vor Allem aber, um die Handelsgärtner selbst zu der Ueberzeugung zu bringen, dass der- gleichen Vereine hauptsächlich ihnen materiellen Vortheil bieten und dass sie es grade sein sollten, welche die nicht-gärtnerischen Mitglieder, indem sie immer etwas Neues und Interessantes vorlegen, zu gewinnen suchen müssen. Von Seiten der schwäbisch-bayerischen, Garten- bau - Gesellschaft in Augsburg ist in diesem Jahre der erste Bericht, und zwar noch vom Jahre 1866, herausgegeben. Er hat sich eine vierfache Auf- gabe gestellt, um die Liebe zu Pflanzen zu erhö- hen: er veranstaltet jährlich eine grosse Ausstel- lung, er macht Exkursionen in die hübscheren Gär- ten der Umgegend, besucht aber auch hauptsäch- lich Handelsgärtnereien, er hält Vorträge und gibt während der Versammlung schliesslich zu Diskus- sionen Veranlassung. Es sei uns erlaubt, zunächst den Werth der Exkursionen zu besprechen. In grossen Städten, wie Berlin, Breslau, Köln u. s. w. mögen diese oft schwierig durchzuführen sein, aber doch geht es. Viele Jahre hindurch haben von Seiten des Ver- eines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin dergleichen Exkursionen, besonders nach den Kö- niglichen und Prinzlichen Gärten bei Potsdam, so- wie auch entfernter, nach Wörlitz bei Dessau zum Beispiel, mit Erfolg stattgefunden; sie belebten stets. Auch in Augsburg haben diese Exkursionen gros- sen Beifall gefunden. Möchten namentlich kleinere Gartenbau - Vereine nicht versäumen, dieses Anre- gungs- und Belebungs-Mittel der Exkursionen auch bei sich in Anwendung zu bringen. Ausgearbeitete Vorträge sind nicht minder wich- tig, besonders wenn Unterweisungen von Seiten der Praktiker diese abwechselnd vertreten, so dass T'heorie und Praxis mit einander Hand in Hand gehen. Die ersteren sollten — es wird vorausge- setzt, dass sie entsprechend und mit Sachkenntniss ausgearbeitet sind auch gedruckt werden, damit sie noch im weiteren Kreise wirken können. Der Gartenbau - Verein in Nürnberg hat dieses gethan und gewiss viel dadurch genützt. Selbst die Re- daktion der Wochenschrift hat sich veranlasst ge- funden, den einen oder andern dieser Vorträge ab- zudrucken. Nie geben dann auch bisweilen Gele- genheit, dass Andere ebenfalls ihre Ansicht über den Gegenstand aussprechen. Die 11 Vorträge, welche in den Versammlun- gen der Gartenbau-Gesellschaft in Augsburg wäh- rend des Jahres 1866 gehalten wurden, bieten eine vielseitige Abwechselung dar; die Vorträge über die Zustände der Gemüsezucht und des Obstbaues, welche die Handelsgärtner Durner und Boppe- ler gehalten, haben selbst auch ein weiteres In- teresse, ebenso der über Spargelzucht von Geiger sen. Besonders erfreulich ist es, dass man sich auch bemüht, botanische Kenntnisse zu verbreiten. Der Boppeler’sche freie Vortrag über die Grund- risse der Botanik, mit besonderer Berücksichtigung der Stellung derselben zum Gartenbau, zur Land- und Forstwirthschaft, legt auch Zeugniss von dem Standpunkte ab, den in Augsburg die Gärtner ein- nehmen. Wir wünschten wohl, dass dergleichen Vorträge auch wo anders grade von Seiten der Praktiker gehalten würden. In den Protokoll-Auszügen der Gartenbau - Ge- sellschaft „Flora” in Frankfurt a. M. findet man, wie früher, so auch jetzt, einen grossen Reichthum von Besprechungen über die verschiedensten Ge- genstände. Besonders ist es wichtig, dass alle diese Besprechungen nicht ausführlich, sondern im Ge- gentheil nur in nuce im Jahresberichte wiederge- geben werden und ein gutes Register das Auffin- den der verschiedenen Gegenstände erleichtert. Man kann sich damit leicht und eben so rasch Raths erholen. Sitzungen werden von Seiten des Verei- nes, mıt Ausnahme der Sommerzeit, ziemlich alle 8 Tage gehalten. Es fanden deren im vorigen Jahre nicht weniger als 42 statt. Wie lebhaft es bei den Verhandlungen hergeht, davon haben wir uns selbst überzeugt. Dass die Ausstellungen des Frankfurter Verei- nes stets zu den besseren gehören, die überhaupt in Deutschland stattfinden, können wir als bekannt voraussetzen. Man hat in Frankfurt, wie in Gent, die Einrichtung getroffen, dass auf einige kleinere Ausstellungen eine grössere folgt. Im Jahre 1866 fand zwar nur eine kleinere Ausstellung statt, sie zeichnete sich aber trotzdem durch Reichhaltigkeit und durch den Werth einzelner Pflanzen aus. Nicht weniger, als gegen 40 grössere und kleinere Grup- pen waren vorhanden. Wie in Berlin, so herrscht auch in Frankfurt a. M. das ästhetische Moment bei den Ausstellungen vor und gibt diesen einen besonderen Reiz. Der Gartenbau - Verein „Flora” in Frankfurt a. M. bemüht sich aber auch, auf die Ausbildung der jüngeren Gärtner, besonders der Lehrlinge, einzuwirken und veranstaltet bereits seit mehrern Jahren ein Preis-Graben. Wie das Giessen keines- wegs zu den leichteren Beschäftigungen des Gärt- ners gehört, so nicht weniger das Graben. Das Gedeihen und Verkümmern der Kulturen hängt sehr oft von der Art und Weise ab, wie das Stück Land gegraben ist. Der Verein gibt ein ganz be- sonderes Programm zu diesem Preis-Graben aus. Die Lehrlinge haben sich durch ihre Prinzipale zu melden und müssen das ihnen zum Graben über- gebene Land von 105 Quadratfuss nach bestimmten Regeln umgraben. Auch die Werkzeuge sind be- stimmt. Es hatten sich zu diesem letzten Preis- Graben 26 Bewerber eingefunden, von denen ein jeder nach dem Loose ein Stück Land zum Gra- ben überwiesen bekam. Wer einen Preis, beste- hend aus Geld oder aus einem Garten-Instrumente, erhielt, dem wurde auch noch eine besondere Ehren- Urkunde ausgetertigt. Ausser den 26 Bewerbern zum Ländergraben hatten sich auch noch 24 Be- werber für das Gruppen-Graben eingefunden. Der Gartenbau - Verein für Schleswig -Holstein in Kiel gibt Monatsblätter für Gartenbau heraus, in denen er über seine Thätigkeit Mittheilungen macht. Leider war in ihrem Erscheinen durch die kriegerischen Ereignisse in beiden Herzogthümern eine längere Unterbrechung eingetreten. Es ist sehr zu bedauern, dass der bisherige, ausserordent- lich thätige Redakteur, Dr. Ahlmann, der durch seine Theilnahme an den Pomologen - Versammlun- gen, und zumal an der in Berlin im Jahre 1860, noch vielen Lesern der Wochenschrift bekannt sein wird, von der Redaktion zurückgetreten ist. Es liegen uns die 12 Nummern der Monats- blätter des Jahres 1366 vor. Nicht Verhandlun- gen über allerhand Gegenstände, wie von Seiten des Frankfurter Vereines, werden hier im Auszuge mitgetheilt, sondern es sind kleine, belehrende Auf- sätze vorhanden, die zum T'heil mit gewandter Fe- der geschrieben sind. Praktische und theoretische Gegenstände wechseln dabei mit einander ab. Mehre Abhandlungen verdienten, nicht allein ihres Inhaltes halber, sondern hauptsächlich auch ihrer Kürze wegen, eine grössere Verbreitung, so z. B. die Ab- handlung über Aurikeln vom Lehrer Panje, über das Begiessen der Pflanzen von A., über das Ein- sammeln und Aufbewahren des Öbstes u. s. w. Ganz besonders interessirte uns aber der Aufsatz eines mit K. unterschriebenen Mitgliedes: „Ueber- ladung und Ziererei.” Leider findet man im All- gemeinen unsere Gärten gar sehr überladen, beson- ders ist der schönste Rasen nur zu oft durch Ein- pflanzung von Vielerlei, zum Theil von gar nicht zusammengehörigen Gegenständen, für einen ästhe- tischen Genuss gradezu verdorben. Es ist ein grosser Fehler, sowohl unserer Pflan- zen-Liebhaber, als auch unserer Gärtner, dass sie keine Pflanze weggeben oder gar wegwerfen kön- nen, wenn sie deren zu viel haben. Die Sucht, immer etwas Neues zu haben, ohne sich des Alten zu entledigen, ist oft Ursache, dass der in seiner | | 399 ersten Anlage |schönste Garten bald so verdorben wird, dass er nur noch als ein Sammelsurium der verschiedenartigsten Pflanzen erscheint. Es sei uns erlaubt, einen Theil dieses Artikels, welcher in No. 6 und 7 der Kieler Monatsblätter abgedruckt ist, hier wiederzugeben; vielleicht ist er im Stande, auf unsere Gartenbesitzer, welche den Fehler des Zu- viel haben, einen Einfluss auszuüben. „Bei aller Sorgfalt in der Beobachtung dieser Vorschriften begegnet man indessen noch allzu oft einer geschmackwidrigen Zerstückelung solcher Ra- senplätze durch allerlei Einschiebsel, welche von den Engländern mit dem Namen der „Clumps” be- zeichnet werden, vermuthlich darum, weil sie ın parkartiger Anwendung aus Baum- oder Gesträuch- Gruppen bestehen, wodurch grössere Rasenflächen unterbrochen und dem Auge gewisse Ruhepunkte geboten werden, grade wie es in Landstrichen an- getroffen wird, wo Wald und Wiese an einander grenzen und Schatten und Licht oder Dunkel und Helle sich gegenseitige Dienste leisten, um das Bild einer schönen Landschaft darzustellen. Was aber in dem Park oder auch in dem umfangreichen Garten zur Befriedigung des Schönheitssinnes ge- reicht, das darf in kleineren Gärten nur mit gros- ser Beschränkung nachgeahmt werden. Es schadet dem angenehmen Eindruck eines, wenn auch im Uebrigen richtig angelegten Rasens nichts so sehr, als die Ueberladung desselben mit Gesträuch-Grup- pen oder Blumenstücken. Das Unschöne solcher Plätze besteht wesentlich in der zu häufigen Un- terbrechung der freien, grünen Fläche, wodurch ein buntes Durcheinander entsteht, welches der Ein- fachheit ermangelt, die wir als eine nothwendige Eigenschaft alles Schönen bezeichnet haben. Es verhält sich damit nicht anders, als mit einer Ar- chitektonik, welche in der Struktur kleinerer Ge- bäude den Charakter grosser Bauten nachahmt, zu- weilen gradezu nachäfft, so dass man versucht wird, an Hogarth oder an den Horazischen schönen Frauenkopf auf einem Pferdehalse zu denken. Kar- rikaturen dieser Art zeigen sich auch nicht blos in der Zerrissenheit der Rasenplätze, sondern auch in der blumistischen Besetzung der sogenannten Clumps, wenn diese so geschieht, als wollte ihr Besitzer mit den darauf wachsenden Artikeln Han- del treiben, welches namentlich von dem Volke der gelben Crocus gilt, die man hier und da in sol- chen Massen erblickt, dass man glauben könnte, es sei dabei auf die Nachahmung einer von Hunde- oder Butterblumen strotzenden Wiese abgesehen gewesen. Eine solche Eintönigkeit der Farben ent- spricht am wenigsten in kleineren Gärten einer künstlerischen Nachbildung der Natur, welche viel- mehr, obwohl vorherrschend im grünen Gewande, 400 doch in einer solchen Mannigfaltigkeit der Nüancen auftritt, dass keine Blume, keine Staude, kein Strauch, kein Baum desselben Geschlechts der Blume und der Staude und dem Strauche und dem Baume eines andern Geschlechtes an Farbe völlig gleicht und dennoch durch diese Verschiedenheit der Eindruck einer richtig gebildeten Gruppe nicht gestört, vielmehr dieselbe Wirkung hervorgebracht wird, welche der ästhetische Sinn von dem Be- schauen einer schönen Landschaft empfängt.” „Mitunter versieht man es aber auch nicht blos mit der Anhäufung einer und derselben Farbe, son- dern auch mit der Zusammenstellung der Gewächse, namentlich in den sogenannten Boskets, wodurch bei fortschreitendem Wachsthum derselben ein wir- res Gemengsel entsteht, welches jeden dazu gehö- renden Strauch oder Baum seines wahren Charak- ters beraubt und manchmal vor der Zeit in eine Ruine verwandelt. Tod und Absterben sind in der schönen Gärtnerei ebenso störende Faktoren, wie wenn die Malerei verdorrte oder verkrüppelte Bäume oder Aeste in das Bild einer schönen Landschaft mit aufnimmt und dadurch von der Höhe der Kunst zum gemeinen Kopiren herabsinkt. Will man solche Störungen vermeiden, so muss auch der Raum nicht gespart und manchem grösseren Ge- wächse eine von allen anderen abgesonderte Stelle auf dem Rasen angewiesen werden, wodurch im Kleinen dasselbe erreicht wird, worin die wahre Schönheit parkartiger Anlagen besteht, wenn ein- zelne majestätische Eichen oder Buchen, wie z. B. in dem prächtigen Jenisch’schen Park in Flott- beck, von lachenden Rasenflächen umgeben sind.” „Hier möchte es auch der Ort sein, darauf auf- merksam zu machen, wie sehr unsere Blumen-Aus- stellungen gewinnen würden, wenn statt der bisher gebräuchlichen, massenhaften Gruppirung der 'Topf- gewächse, wodurch der Effekt der schönsten Exem- plare in hohem Grade geschwächt wird, eine mehr isolirende Aufstellung derselben befolgt und dem Kenner, wie dem Dilettanten, bessere Gelegenheit geboten werden würde, den wahren Werth solcher Pflanzen zu erkennen, wie auch der Prämürung des Besten eine grössere Sicherheit zu gewähren.” „Zum Beschluss sei nur noch bemerkt, dass der gesunde Geschmack in kleineren Gärten auch an der Zahl und Grösse und Windung der Steige er- kannt wird. Je kleiner der disponible Raum ist, desto sparsamer muss man mit der Durchschnei- dung desselben verfahren und lieber einige Tritte über den Raseu erlauben, als diesen durch zu breite Steige oder durch allerlei Schlangenlinien der Passage seiner wahren Bedeutung berauben Verlag vou Karl Wiegandt (G. Hempel) in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. | nicht unbedeutendem Erfolge gekrönt war. und in ein Aggregat von mathematischen Figuren verwandeln. Es gehört zu den wesentlichsten Auf- gaben der schönen Gärtnerei, diesen Aftergeschmack, der sich oft auch in schanzenartigen Höhen der Beete und laufgrabenartigen Tiefen der Steige offenbart, mit allen Waffen der Satyre zu bekämpfen, und der Zweck dieser Zeilen ist erreicht, wenn sie in den besprochenen Richtungen als eine offene und doch wohlgemeinte Kriegs - Erklärung aufgefasst werden sollten.” Weiter liegt uns der Bericht über die Ver- handlungen der Sektion für Obst- und Gartenbau der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kul- tur in Breslau vom Jahre 1866 vor. Wir haben schon mehrmals Gelegenheit gehabt, aus dem Jah- ‚ resberichte dieser Sektion Mittheilungen zu machen. Die Haupt- Aufgabe, welche sie sich gestellt, ist, den Obstbau in Schlesien zu verbreiten, ihn selbst auf eine höhere Stufe zu bringen, als er bisher gestanden hat. Es unterliegt keinem Zweifel, dass in dieser Hinsicht die Thätigkeit der Sektion mit Diese Sektion besitzt einen Versuchs- und Obstgarten in Breslau. In dem letzteren gibt sowohl das land- wirthschaftliche Ministerium, wie auch die Stadt Breslau, Zuschüsse, so dass derselbe neuerdings nicht wenig erweitert werden konnte. Viele Tausende gut gezogener und — was sehr wichtig ist — richtig benannter Obststämmchen werden jährlich nach allen Gauen und Kreisen Schlesiens verbreitet. Wenn der Verkauf, welcher stets ein im Verhältniss niedrig-gestellter ist, im vo- rigen Jahre bedeutend unter dem des Jahres 1865 steht, so sind auch hier die kriegerischen Ereignisse des vorigen Jahres schuld gewesen. Der jetzige Bestand an Wildlingen, veredeltem Obste, sowie an Beerenobst, ist, wie man aus den Tabellen ersieht, sehr erfreulich. Von grossem Werthe sind vergleichende Kul- tur-Versuche mit den neueren Gemüse - Sorten; es ist dieses eine Aufgabe, welche auch andere Ver- eine in den Vordergrund stellen sollten. Nur erst, wenn viele Versuchs-Stationen der Art vorhanden sind, stellt sich der Werth der Gemüse im Allge- meinen heraus. Besser wäre es freilich noch, wenn die verschiedenen Vereine Deutschlands, welche der- gleichen Versuche anstellen, mit einander in Ver- bindung träten, um diese auf gleiche Weise zu machen, wenn vor Allem aber gegenseitiger Aus- tausch stattfände. Es thut uns leid, den Raum der Wochenschrift uns zu beschränkt zur Verfügung gestellt zu sehen, sonst würden wir einen Abdruck dieser Kultur-Berichte veranlasst haben. Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch, General-Sekretair des Vereines. Berka, den 21. Dezember No. 51. 1867. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franeo durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post - Vereines. Inhalt: Die Stockmalven (Althaea rosea). — Schweden und seine Pflanzen. — China-Kulturen der Alten Welt. — Erklärung. Die Stockmalven (Althaea rosea). Unter den Florblumen, welche im Jardin re- serv& allgemeinen Beifall fanden und in der That auch zu den besonderen Schönheiten gehörten, nennen wir in erster Linie die Stockmalven. Hier war es vor Allem Margottin in Bourg -la- Reine bei Paris, welcher auch durch seine schönen Rosen sich ausgezeichnet und nicht weniger wunderschöne Malven ausgestellt hatte. Nicht allein die Fülle und Farbe der Blumen waren es, noch mehr das Gedrängtsein derselben am Stengel und dessen Ver- ästelung, die allgemein denen auffielen, welche die Gärtnerei besuchten. Bei uns säet man meistens die Stockmalven das Jahr vorher aus, um sie im nächsten blühend zu haben. Eine Sicherheit, schöne Pflanzen, mit Blumen reich geschmückt, zu erhal- ten, wird leider aber keineswegs geboten, selbst wenn man die Samen von jenseits des Kanales, wo ein, besseres Klima herrscht, bezieht. In England verwirft man dagegen seit lange schon die Aussaat und bringt sie nur noch zur Neuzüchtung in An- wendung. Dieses Verfahren, welches man jenseits des Ka- näles, aber auch in Frankreich, ziemlich allgemein anwendet, ist die Veredelung, weniger macht man Stecklinge. Nach beiden Verfahren verschafft man sich die guten Sorten. Pflanzen, welche man veredelt, werden nie so hoch, als die aus Samen erzogenen, verästeln sich dagegen an der Basis und bilden auf diese Weise eine schöne Pyramide. Schon klein blühen sie; bisweilen sind die Pflanzen kaum 1} Fuss hoch und zeigen schon die ersten Blüthen. Damit die Pflanzen selbst eine hübsche Form ha- ben, kneipt man die Spitzen der Seitenäste ab. Während dieses bei den Samenpflanzen den Reich- thum der Blüthen beeinträchtigen würde, trägt es hier sogar dazu bei, diesen zu heben. In England und Frankreich hat man — so wurde uns wenig- stens erzählt — Exemplare, wo bisweilen gegen hundert Blüthen auf einmal erscheinen. Das Veredeln der Malven ist keine leichte Ar- beit und nimmt auch ziemlich viel Zeit in Anspruch; es belohnt aber reichlich. Es muss zur guten Zeit im Herbste gemacht werden und scheint allerdings noch warme Tage zu verlangen. Es ist daher zweifelhaft, ob es auch in demselben Masse bei uns gelingen wird und ob es solche Erfolge, wie in England und Frankreich, gibt. Zur Veredelung muss man zweierlei Pflanzen heranziehen: Unter- lagen und Edelsorten. Es ist zwar gleichgültig, was man als Unterlage nimmt; doch sind gar nicht oder halbgefüllte und kräftige Pflanzen vorzuziehen. Man nimmt nur die Wurzeln, oder vielmehr den Wurzelstock, und schneidet diesen in mehre Stücke. In becherförmige Töpfe ohne Rand eingesetzt, wer- den sie zum schnelleren Anwurzeln mit einer Glas- glocke bedeckt oder in ein Beet gebracht. Von den Pflanzen, welche man zum Veredeln benutzen will, nimmt man gutbeblätterte Zweige, entfernt zum grossen Theil die Blätter und schnei- det das untere Ende nach der einen Seite, dreieckig. 51 402 Umgekehrt macht man am obern Ende des Wur- zelendes einen entsprechenden Ausschnitt, um den präparirten Edelzweig genau so hineinzusetzen, dass die Rinde beider Theile genau an einander passt. Ein leichter Verband ist nothwendig. Die Erde muss zwar leicht, aber doch nahrhaft sein und die Stelle der Veredelung bedecken. Man hält den Topf nur feucht und vermeidet in den ersten Ta- gen Licht und Luft. Bei dieser Vorsichtsmassregel bildet sich bald an der. Vereinigungsstelle Callus, aus dem Wurzeln hervorkommen. Damit gibt man nach und nach erst Luft. Sobald die Pflanzen angewachsen sind, was noch vor dem Winter geschehen muss, setzt man sie in etwas grössere Töpfe, die wiederum ohne Rand sind, um und gräbt sie in einem kalten Beete in die Erde ein, wo sie so lange bleiben, als es die Witterung erlaubt, oder schützt sie dann we- nigstens gegen Kälte. Während des Winters dür- fen sie nur mit der äussersten Vorsicht begosssen werden, wohl aber gibt man ihnen so oft, als mög- lich, Luft, damit sie weder spindeln, noch faulen können. Sobald es das Wetter im Frübjahre erlaubt, was bei uns im nordöstlichen Deutschland vor Ende April in der Regel nicht der Fall ist, setzt man die junge Pflanze auf den Boden vorher zubereite- ter Löcher, wo sie ‘ausserordentlich rasch zahlreiche Knospen erzeugt. Diese bedeckt man etwas mit guter Erde und, wenn sie ausgetrieben und Wur- zeln geschlagen haben, füllt man das ganze Loch mit Erde aus. Wenn es nöthig sein sollte, giesst man noch die nächsten Tage, unterlässt es aber alsbald, damit Blüthen sich ansetzen können. Diese entfalten sich schon in den ersten 14 Tagen bis 3 Wochen. Man erhält auf diese Weise eine bu- schige Pflanze von gutem Ansehen, welche bei 15 Fuss einen Stab von gegen 3 Fuss Höhe er- hält. Will man die Pflanzen sämmtlich in gleicher Höhe besitzen, so kneipt man die Enden ab. Ist es sehr trocken, bevor die Blüthen sich entfalten, so ist es vortheilhaft, die Pflanzen ein oder zwei Mal recht derb zu begiessen. Zu diesem Zwecke höhlt man den Boden rings um die Pflanze etwas aus, ohne jedoch den Wurzeln zu nahe zu kommen. Man thut dieses am besten des Abends und füllt am Morgen die Höhlung wieder mit Erde aus. Während der Blüthezeit kann man das Be- wässern auf gleiche Weise wiederholen. Den Bo- den rings um die Pflanze mit Spreu, verbrauchtem Mistbeet-Mist u. s. w. zu bedecken, möchte bei uns, wo die Hitze nie so stark, wie in Frankreich, ist, nicht so nothwendig sein. Ist die Vegetation zu stark, so nimmt man einige Blätter weg. Die -Vermehrung durch Stecklinge geschieht | zur weiteren Kenntnissnahme verehrt hat. auf folgende Weise. Mitte November (bei uns wohl einige Wochen früher) werden die Stengel bis zu einer Höhe von ungefähr $ Fuss abgeschnit- ten und hierauf die Pflanzen aus der Erde heraus- genommen. Man schlägt sie in schiefer Lage in die Erde oder bringt sie in einen Kasten. Es ge- schieht dieses nicht etwa wegen der Kälte, denn diese können die Malven ganz gut vertragen, son- dern weil bei aufrechtstehendem Stengel das Wasser von der Schnittfläche einsickern kann und dann, wenn plötzlich Kälte eintritt, die Pflanze berstet. Sobald im Frühjahre die gute Zeit herangekom- men ist, holt man die vorbereiteten Pflanzen her- vor und entfernt die Knospen, welche in der Re- gel sehr zahlreich sich gebildet haben, mit Aus- nahme der 2 oder 3 stärksten, hinweg. Nun erst wird der alte Stengel bis zur Wurzel abgeschnit- ten und diese selbst in so viel Theile zerrissen, als man Knospen gelassen hatte. Schliesslich bringt man die einzelnen Theile, welche ebenso viel Pflan- zen bilden, an Ort und Stelle und behandelt sie auf gleiche Weise, wie die Veredelungen. Schweden und seine Pflanzen. Die wiederholten Sendungen von Obst und Ge- müse, welche hauptsächlich bei Gelegenheit der Ausstellungen der vierten allgemeinen Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter in Görlitz und sonst bei verschiedenen Monats-Versammlungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin vorbanden waren, endlich die Ausstellung aller schwedischen Kultur-Produkte aus dem Pflan- zenreiche, sowie die Sammlung von noch grünen Zweigen fast aller Gehölze, welche in Schweden wild wachsen und, eingeführt im Freien, wenn auch im Winter bedeckt, ausdauern, während der letzten der 14 Ausstellungen im Jardin reserv@ der inter- nationalen Industrie-Ausstellung in Paris in der Mitte Oktober, haben von Neuem die Aufmerksamkeit auf ein Land gelenkt, von dem man wegen seiner nördlichen Lage zwischen dem 55. und 71. Grade nördlicher Breite, wenigstens im Allgemeinen, nicht eine solche Vegetation vermuthetee Es sei mir deshalb erlaubt, über die Vegetation Schwedens und über seine Kulturpflanzen um so mehr einige Mit- theilungen zu machen, als mein verehrter Freund und Kollege, Professor Dr. Anderson in Stock- holm, zur Erläuterung der bereits zuletzt erwähn- ten Ausstellungen eine Schrift im französischer Sprache bearbeitet und ein Exemplar derselben mir Diese Schrift führt den Namen „Apercu de la vegetation En 403 et des plantes cultivees de la Sudde par N. J. An- derson, Stockholm 1867. P. A. Norstedt & fils, imprimerie royale” Hoffentlich ist dieselbe auch im Buchhandel erschienen und kann demnach in den Besitz Derer, welche sich für den Gegenstand interessiren, ebenfalls gelangen. Schweden bildet bekanntlich die eine Hälfte der skandinavischen Halbinsel, welche sich von Norden aus zwischen dem Atlantischen Meere und der Ostsee und ihrer Verlängerung, dem Both- nischen Meerbusen, hin erstreckt. Ein mächtiges, aus primitivem Gestein zusammengesetztes Gebirge (Kölen) zieht sich von Norden nach Süden und theilt die Halbinsel in 2 ungleiche Theile, indem im Westen das Gebirge ziemlich steil nach dem Atlantischen Meere abfällt; nach Osten hingegen sind mehre und stets tiefer-liegende Terrassen vor- handen, bis diese sich in dem angeschwemmten Lande der Küste verlieren. Die östliche grössere Hälfte ist Schweden, die westliche und kleinere hingegen Norwegen. Schweden hat einen Flächen -Inhalt von 3,865 schwedischen Meilen, von denen eine fast andert- halb deutsche enthält*); von diesem ist über die Hälfte eigentliches Gebirgs- oder Terrassenland und befindet sich wenigstens 900 — 1,000 Fuss über dem Spiegel des Bothnischen Meerbusens, resp. der Ostsee. Während hier das Klima sehr rauh- ist und ein Theil des Gebirges sogar über der Schnee- Linie liegt und mit ewigem Eis und Schnee be- deckt ist, erscheint es in den Niederungen verhält- nissmässig milde. Lund (55° 43° n. Br.) hat noch eine Jahres-Isotherme von 7,9; °, Stockholm (59° 20° n. Br.) selbst noch von 5,,s Grad, während sie in Haparanda (65° 50° n. Br.) 1 Grad Kälte be- trägt. Da westlich das Land sich progressiv erhebt und das Hochgebirge im Durchschnitt eine Höhe von 3—-4,000 Fuss besitzt, der höchste Punkt so- gar 6,314 (schwedische) Fuss hoch ist, so muss auch das Klima um so milder werden, je mehr man von Westen nach Osten (in gleichem Breiten- grade) wandert. Die Nordgrenze der verschiedenen Pflanzen läuft demnach (mit Ausnahme des südöst- lichsten Alluviallandes) nicht den Breitengraden pa- rallel, sondern geht um so mehr nach Süden, je nördlicher an der Küste man den Ausgangspunkt annimmt. Wenn demnach die Kartoffel an der Küste noch nahe dem 69. Grade gedeiht, kommt sie im äussersten Westen nur 8 Grad südlicher noch fort. Die Kirsche wächst noch an der Küste im 63. Grade, während sie an der westlichen Grenze *) Die deutsche Meile verhält sich zu der schwedischen, wie 1,000 : 1,419, der Fuss hingegen wie 1,000 : 0,946. kaum noch im 59. Grade gefunden wird, wo sonst an der Küste und bei Stockholm schöne Kern- und Steinobst-Früchte gezogen werden. Nach seiner Pflanzenwelt besteht Schweden aus 3 ungleichen, aber natürlichen Ländern, die auch seit uralter Zeit schon in politischer Hinsicht be- standen: Norrland, das eigentliche Schweden (Svea- rike) und das Gothenland (Götarike), von denen das erste wohl ziemlich ebenso viel Flächenraum einnimmt, als die beiden anderen zusammengenom- men. Trotzdem sind diese letzteren weit bevöl- kerter und haben eine reichere Vegetation. Man belegt diese 3 Distrikte oder Länder pflanzengeo- graphisch mit dem Namen der daselbst hauptsäch- lich vertretenen Gehölze und nennt sie das Land der Weisserle und Koniferen, das Land der Eichen und das Land der Buchen. Die Vegetation der krautartigen, als der minder wichtigen, übergehe ich und beschränke mich daher in dieser Ausein- andersetzung nur auf die holzartigen. Betrachten wir zuerst das Norrland, von dem der gebirgige Theil die bekannten Lappmarken sind, so bilden hier die äusserste Grenze der Holz- Vegetation einige Weiden, wie Salix Myrsinites, arbuscula, ovata, polaris, herbacea und reticulata, ferner die Espe (Populus tremula), die Trauben- kirsche (Prunus Padus) und die Vogelbeere (Sor- bus aucuparia). Aus der Familie der Haidepflan- zen begegnet man hier ferner noch: Arctostaphylos alpına, Azalea procumbens, Phyllodoce coerulea, Rhododendron lapponicum, Andromeda. hypnoides, tetragona und polifolia. Die Birke spielt eine grosse Rolle in Schwe- den und bildet noch über den Kiefern-Wäldern be- trächtliche Ausdehnungen von 100—200 Fuss im Durchmesser. Hier findet man sogar Bäume von 70-—-100 Fuss Höhe und einer Stammstärke von 1 bis fast 3 Fuss. Professor Anderson hat T0- jährige Birken noch gefunden. Die Zwerg - Birke (Betula nana) steigt nicht so hoch und findet sich hauptsächlich in den Sümpfen Norrlands vor. Unterhalb der Birken beginnen die grossartigen Kiefern-Wälder, welche 3— 400 Fuss tiefer durch Tannen ersetzt werden; wiederum erstreckt sich die Rothtanne nicht so hoch, als die Weisstanne. Diese Wälder haben durch ganz Norrland eine un- geheure Ausdehnung und nehmen im Durchschnitt ein Viertel der ganzen Fläche ein. Früher fanden sie sich auch in dem eigentlichen Schweden und selbst auf dem Plateau von Gothland vor, allein leider sind sie dort fast ganz und gar durch Ab- schlagen und Ausfuhr des Holzes verschwunden. Bereits beginnen diese Verwüstungen auch schon in Norrland, wo die zahlreichen, in dem Bothnischen Meerbusen mündenden Flüsse die Hand dazu reichen. 51* 404 Wichura hat behauptet, dass die Kiefer Norrlands, und Nylander, dass die Tanne daselbst von den unsrigen verschieden sei; der Eine hat die erstere Pinus Friesii, der Andere die letztere Abies mediaxima genannt; sie bilden aber kaum For- men, welche von der Lokalität abhängen. Der gemeine Wachholder hat eine grosse Ver- breitung über ganz Schweden und erstreckt sich bisweilen selbst noch über die Birke. Gale besitzt eine grosse Ausbreitung in den mitt- leren Distrikten, geht aber kaum bis nach den Lappmarken. Von Weiden kommen ausser den genannten noch in Norrland vor, ohne dass sie jedoch in den eigentlichen gebirgigen Theil, in den Lappmarken, eintreten: Salıx cinerea, aurita und repens; auf dem Diluvialboden der Küste wachsen dagegen noch: Salıx triandra, daphnoides, vagans, hastata, pentan- dra, Caprea und nigricans. Erst eingeführt wur- den: Salıx alba, fragilis, viminalis und purpurea. Von den Erlen ist es die Weiss-Erle (Alnus incana), welche die nördliche Hälfte Norrlands ein- nimmt, dann aber (in Angermannland) mit der an- dern (A. glutinosa) vorkommt und in Upland ganz verschwindet. Dagegen erscheint sie wiederum im Süden, aber vorherrschend auf der Westseite. Ge- gen das Gebirge hin steigt sie bis zur obern Re- gion der Wälder und bildet daselbst eine eigen- thümliche Abart, welche auch als besondere Art unter dem Namen Alnus pubescens beschrieben ist. Der Sanddorn (Hippopha@ rhamnoides) wächst nur auf dem. Alluvialboden der Küste bis nach Stockholm. Der Kellerhals (Daphne Mezereum) hat eine grosse Verbreitung durch ganz Schweden und steigt selbst bis zur Region der Birke. Dasselbe ist auch noch im höheren Grade mit der Rauschbeere (Em- petrum nigrum) der Fall, welche bisweilen sogar noch an der Schneelinie wächst. Von den Vacci- nien gehen Heidel-, Preissel-, Sumpf- und Moos- beeren (Vaceinium Myrtillus, Vitis idaea, uligino- sum und Oxycoccus) bis zu der Region der oberen Wälder; auf gleiche Weise ist dieses mit unserer gemeinen Haide, mit Arctostophylos Uva ursi und mit Ledum palustre der Fall. Die Himbeere wächst in allen Wäldern Skandinaviens, während Rubus Chamaemorus in den Sümpfen der Hochebenen und Rubus saxatilis selbst noch in der Region der Bir- ken vorkommt. R. arcticus endlich liebt mehr die ebenen Stellen zwischen den Wäldern und der Küste und erstreckt sich südlich bis Stockholm. Von den Johannisbeeren kommen die gewöhn- lichen bisweilen selbst noch in der Region der Birken vor, während die schwarze Johannisbeere nur bis in die unteren Wälder sich erstreckt. Die Myrica | her. ‚ und Jamtland, Alpen-Johannisbeere wächst nur in Angermannland den beiden südlichen Provinzen Norrlands. Daselbst wächst auch an den Flüssen Myricaria germanica und geht sogar noch etwas weiter nordwärts. In dem eigentlichen Schweden, dem Lande der Eiche, treten folgende 12 Gehölze noch auf. Was zunächst die beiden Eichen anbelangt, so gehört nur die Sommer-Eiche (Quercus pedunculata) hier- Sie war es auch, welche Linn& unter seiner Quercus Robur verstand. Sie beginnt im Osten mit dem 61. Grade. In Gothland wächst sie eben- falls, sowie auf den beiden dazugehörigen grösseren Inseln Oeland und Gothland. Die Winter - Eiche (Qu. sessiliflora) kommt im eigentlichen Schweden gar nicht vor und ist selbst im Süden, in Goth- land, ein seltener und nur wenig verbreiteter Baum. Die Esche (Fraxinus excelsior) bildet einen der schönsten Bäume — Exemplare von 60—80 Fuss Höhe und 2— 3% Fuss Stamm- Durchmesser sind keineswegs eine Seltenheit — und erstreckt !sich nordwärts bis in die südlichen Distrikte Norrlands. Dasselbe ist auch mit dem spitzblätterigen Ahorn (Acer platanoides) und der gemeinen Ulme (Ulmus campestris) der Fall; beide gehen noch weiter nordwärts und kommen bis zum 635. Grad n. Br. vor. Auch westwärts steigen sie ziemlich hoch hinauf. Professor Anderson sah von der Ulme Bäume mit einer Höhe von gegen 70 Fuss und mit einem Stamm - Durchmesser von 6 — 8 Fuss; der Ahorn bleibt dagegen stets kleiner und erreicht nur selten die Höhe von 40 Fuss. Die Steinlinde (Tilia parvifolia) breitet sich dagegen im Westen weniger aus, geht aber dafür nordwärts weiter und wird selbst noch in Torne kultivirt. Interessant ist, dass die Sommerlinde (T. platyphyllos) an eini- gen östlichen Punkten (bei Strömtad) des eigent- lichen Schwedens kleine Wälder bilden soll. Die beiden Sorbus-Arten scandica und fennica (intermedia und hybrida), zweifelhaft hinsichtlich ihrer spezifischen Natur, sind ziemlich verbreitet, ersterer ist jedoch weit mehr angebaut, als eigent- lich wild. Von Sträuchern treten im eigentlichen Schwe- den zuerst auf: der Taxbaum, beide Weissdorne, die roth- und schwarzfrüchtige Zwergmispel (Coto- neaster vulgaris und nigra), Kreuzdorn, Lonicera coerulea, der Sauerdorn (soll jedoch nach Linn erst eingeführt sein) und Erica Tetralix, diese letz- tere vorherrschend im Westen. Einer der gemein- sten Sträucher des eigentlichen Schwedens ist die Haselstaude und erstreckt sich selbst nordwärts bis Angermannland in Norrland. Ebenso kommen jen- seits der nördlichen Grenze noch vor: der Faul- baum (Rhamnus Frangula), der wilde Schneeball 405 (Viburnum Opulus) und der Heckenstrauch (Lonicera Xylosteum). Ich komme zu dem Lande der Buchen, nach Gothland, welches nur in seiner Mitte erhöhtes und hügeliges Bergland besitzt. Die Weissbuche geht nur bis zum 57., die Rothbuche hingegen (im We- sten) bis zum 59. Grade. Merkwürdig ist, dass von den beiden günstig gelegenen Inseln Oeland nur die Weissbuche, Gothland hingegen keine von beiden besitzt. Angepflanzt sind beide Buchen aber in der Nähe von Stockholm. Sorbus Aria ist mehr ein Gehölz Norwegens, wo es bis nach Trontheim, also bis zum 63. Grade, sich noch er- streckt, während es in Gothland nur auf der West- küste und im Östen auf der Insel Oeland vor- kommt. Auf den Alpen Europa’s und Vorder- Asiens steigt es dagegen bis zur Schneelinie. Von Sträuchern wachsen in Gothland eine An- zahl von Rosen und die strauchartige Brombeere, ferner der Kornel-Kirschbaum (Cornus mascula), der Spindelbaum (Evonymus europaeus), der Massholder (Acer campestre), Epheu, Geisblatt (Lonicera Peri- elymenum), 3 Ginster - Arten: Genista germanica, tinetoria und pilosa, 2 Sonnenröschen (Helianthemum Fumana und oelandicum), Coronilla Emerus und, aber fast nur im Westen, die Rainweide (Ligu- strum vulgare). Sollte wirklich die jetzt wiederum selten gewordene Stechpalme (Ilex Aquifolium) in Gothland ursprünglich zu Hause sein? Gewiss sind aber unser schwarzer Flieder (Somleucus nigra) und die Besenpfrieme (Sarothamnus scoparius) erst ein- geführt. Dasselbe gilt von Ulex europaeus, der selbst im nordöstlichen Deutschland nicht mehr recht gedeihen will. Wenn man die Seen und Flüsse in Abzug bringt, so hat Schweden über 81 Millionen Tonnen Landes*) von denen 2 Mill. zu Getreide, 108,000 zu Hülsenfrüchten, 260,000 zu Kartoffeln, 13,800 zu übrigen Wurzel- Gemüsen, über 1 Million zu Wiesen und zum Anbau von Futtergräsern, 30,000 zu Gespinnst-Pflanzen, 11,000 zu ökonomisch-tech- nischen Pflanzen benutzt werden, während 740,000 Tonnen Landes meist brach liegen. Ich gehe zur Betrachtung der Kulturpflanzen über und beginne mit den grossen Kulturen, zu- nächst mit den Getreide - Arten. Der Weizen ge- -deiht noch in den mittleren Gauen des eigentlichen Schwedens als Winterfrucht, höher hinauf wird er nur als Sommerfrucht behandelt und gibt einen geringen Ertrag. Als solche wird er im Allge- meinen Mitte Mai ausgesäet, worauf er nach 9 bis 15 Tagen aufgeht und Mitte Juli blüht, um in *) Ein Morgen verhält sich zur Tonne Landes (Tunn- land), wie 1,000 : 1,933, der Scheffel hingegen zur Tonne Ge- treide, wie 1,000 : 2,667. der zweiten Augusthälfte geerndtet zu werden. Winterweizen säet man Ende August und erndtet ihn im nächsten Jahre mit dem Sommerweizen. Roggen wird hauptsächlich im eigentlichen Schweden angebaut, gedeiht aber noch im östlichen und südlichen Norrland bis über den 65. Grad hinaus. In der Nähe Stockholms säet man ihn Anfang August, im höheren Norden selbst schon Anfang Juni, im südlichen Gothland dagegen erst Ende August und Anfang September. Um dieselbe Zeit, wo er das vorige Jahr gesäet ist, wird er in der Regel auch geerndtet. Als Sommerfrucht, wo er dann etwas später reift, benutzt man ihn weniger. Gerste wird nur als Sommerfrucht behandelt und auf gutem Boden selbst noch bis zum 66. Grade angebaut; auch im Gebirge gedeiht sie in ziemlicher Höhe, so dass man sie selbst in den Lappmarken noch findet. Man baut sie dort bei einer Höhe von fast 1,600 Fuss im 62. Grade. Man säet sie im eigentlichen Schweden Mitte Mai aus und erndtet sie in den ersten Tagen des Sep- tember. In den Lappmarken stellen sich leider oft schon im Monat August Fröste ein, welche als- dann die ganze Erndte vernichten können. Hafer wird fast bis an die äusserste Nordgrenze an den Ufern des Bothnischen Meerbusens gebaut; er gedeiht ebenso in Dalekarlien (66° 40°) auf einer Höhe im Gebirge von über 1,500 Fuss. Im südlichen und mittleren Schweden baut man ihn vorherrschend auf trockenen und dürren Stellen an, wo die anderen Getreide - Arten nicht wachsen wollen. Erbsen haben eine ziemliche Verbreitung in Schweden und gedeihen in der Regel da noch, wo Winterweizen gebaut wird. Längs der Küste, ziem- lich nordwärts sich erstreckend, hat man eine kleine, graugrüne Erbse unter dem Namen: „Erbse von Norrland,” die sehr beliebt ist. Saubohnen (Vieia Faba) werden im mittleren Schweden, noch mehr aber im Westen Gothlands, als Feldfrucht nicht wenig angebaut und kommen selbst bis im äusser- sten Süden Norrlands vor. Linsen gedeihen als grosse Kultur nur im äussersten Süden, in den Gärten hingegen findet man sie aber weiter nord- wärts. Zu den beliebtesten Gross-Kulturen in Goth- land gehört ferner der Buchweizen, leider ist er aber in seinen Erfolgen sehr unsicher, denn er gibt bald bedeutende Erndten, bald aber auch fast gar nichts. Die Kartoffel ist die in ganz Schweden am meisten verbreitete Frucht, denn sie gedeiht noch in der Region der Birke und geht bis zum 69. Grad. Man baut über 200 Sorten von ihr. In ' Norrland wird sie Ende Mai oder Anfang Juni gelegt und gegen das Ende September geerndtet. 406 Es dürfte von Interesse sein, aus einer 5-jäh- rigen Durchschnitts - Rechnung den jährlichen Er- trag der Kulturpflanzen im Grossen überhaupt zu erfahren, und zwar zugleich mit Angabe der Aus- saaten, um sich das wievielte Korn der Erndte selbst berechnen zu können. Aussaat Erndte Weizen . 76,337 Tonnen, 522,312 Tonnen, Roggen . 565,494 „ 3,640,760 „ Gerste. . 466,305 „5 2,602,675 „ Hafer’. '. 5214550), 5,501,367 5, Gemengkorn 171,426 „ 881,389 „ Erbsen. . 632; 2,5291 5 Saubohnen 10,932 „ 43,320: 5 Buchweizen a 4,8719 5, Kartoffeln 1,369,249 8,434,645 38 Ich gehe zu den Gemüsen über und beginne mit den Wurzeln. Die weissen Rüben haben die- selbe Ausdehnung, wie die Kartoffeln, werden aber in geringerer Menge kultivirt; die feineren Sorten beschränken sich auf dieGärten. Zu den in Schwe- den beliebtesten Wurzeln gehört ferner auch die Kohlrübe oder Wruke. Sie ist das lohnendste und verbreiteteste Wurzel-Gemüse Schwedens, welches deshalb auch, besonders in England, den Namen des schwedischen Turnips führt; der englische Tur- nips ist dagegen eine weisse Rübe. Jene erhält aber auch in Schweden, wie man sich in Paris und früher in Görlitz während der 4. Versammlung deutscher Pomologen überzeugen konnte, eine be- deutende Grösse und scheint auch wohlschmecken- der, als bei uns, zu sein. In Norrland sind die Kohlrüben zwar kleiner, als im mittleren und süd- lichen Schweden, aber aromatischer und im Ge- schmacke angenehmer. Auf die Tonne Landes ge- ben sie 100 — 150 Tonnen Wurzeln Ertrag. In Stockholm gebraucht sie bis zu ihrer Reife 120 bis 130 Tage. Rettige werden ebenfalls ziemlich nordwärts (bis nach Nordbothnien) kultivirt und gedeihen gut. Dasselbe gilt von den Radieschen, die nur eine Zeit von 30 Tagen bis zu ihrer Reife gebrauchen. Meerrettig gedeihet im eigentlichen Schweden am besten, seine Kultur geht aber ebenfalls bis Nord- bothnien. Mohrrüben werden als Gemüse nur m Gärten gebaut, während sie als Viehfutter bis nach Norrland im Grossen angebaut werden. Auf gleiche Weise gedeiht in Gärten die Pastinak- und Peter- silienwurzel. Runkelrüben zum Futter findet man nur im eigentlichen Schweden und in Gothland; im letzteren baut man sie auch zur Zuckerbereitung. Cichorie, Haferwurz (Tragopogon porrifolius), Schwarz- wurzel (Scorzonera hispanica), Sellerie und Sium Sisarum finden sich selbst in den Küstengegenden Norrlands noch vor. Zwiebeln, Schalotten, Knoblauch und Rockam- bolle baut man fast allenthalben an, und zwar wie bei uns, in verschiedenen Sorten, ebenso Porr6e und Sehnittlauch. Vom Spargel besitzt man 2 Sor- ten. Eigenthümlich ist es, dass er im hohen Nor- den (in Torne) nur als Dekorationspflanze behan- delt wird. Der am meisten verbreitete Kohl ist der Kopf- kohl, von dem die blaue Sorte dem Klima besser widersteht, als die weisse. Mehr auffallend ist, dass die feıneren Kohlsorten, wie Rosen- und Blumen- kohl, selbst im höhern Norden Schwedens noch ge- deihen. Auch die Kohlrabi gehört zu den belieb- teren und allgemein verbreiteten Gemüsen. Von Salaten sind unser Kopfsalat und die En- divie ziemlich verbreitet. Auch die Brunnenkresse wird hier und da angebaut. Spinat liefert ferner in Schweden ebenfalls ein beliebtes und ziemlich verbreitetes Gemüse, Was die Hülsenfrüchte anbelangt, so werden zahlreiche Sorten der Garten-Erbse kultivirt; be- sonders verbreitet ist die auch bei uns beliebte Sorte Daniel 0’ Rurke. Mehr zu verwundern ist, dass selbst die bei uns oft empfindlichen Bohnen in Schweden ziemlich nordwärts noch mit Erfolg angebaut werden. Gurken sind empfindlicher und verlangen ge- schützte Gegenden; jedoch werden sie hier und da, meist jedoch in Mistbeeten, in ziemlicher Menge angebaut. Noch weniger und vielleicht fast gar nicht ge- deihen im freien Lande Schwedens die Melonen, sie sind eigentlich nur auf Mistbeete beschränkt. Dagegen kommen die Speisekürbisse selbst im hohen Norden vor und geben erträgliche Erndten. Was die Gewürzkräuter anbelangt, so baut man in Schweden: Körbel, Dill, Spanischen Körbel (Myr- rhis odorata), Petersilie, Fenchel, Anis, Koriander, Estragon, Tomaten und Spanischen Pfeffer (Capsi- cum annuum, ob im Freien?), Raute, Bibernell (Poterium Sanguisorba), Majoran, Thymian, Saturei, Pfeffermünze, Krausemünze, Melisse, Ysop, Laven- del und Salbei. Schliesslich wende ich mich einigen technischen Pflanzen zu. Hopfen soll ursprünglich in Schweden wild wachsen und gedeiht angebaut noch in einigen Gegenden Norrlands. Dasselbe ist, obwohl weit weniger angebaut, mit dem Hanfe der Fall. In neuester Zeit hat man sich mit Vorliebe auch der Leinkultur zugewendet, da sie selbst noch in An- germannland gedeiht. Im Durchschnitt erndtet man vom Lein und Hanf jährlich 40,000 Ctr*) (schwe- *) Das deutsche Zollpfund verhält sich zum schwedischen, wie 1:0,3505 wie bei uns, bilden in Schweden 100 Pfund einen Centner, nur bei Schafwolle gehören 120 Pfund dazu, 407 disch) Samen und 90,000 Centner Faser. Rübsen und Raps gedeihen nur in Gothland, wo man im Durchschnitt 27,000 Tonnen erndtet. Weisser Senf wird bisweilen als Viehfutter angebaut, sonst wächst er, wie die Leindotter, in Schweden wild. Auch der weisse Mohn findet sich, um Oel zu gewinnen, in Kultur. Taback wird nur m der Umgegend von Städten gebaut, gedeiht aber nur in Gothland und im eigentlichen Schweden. Von Futterkräutern findet man: Klee in 3 Ar- ten (Trifoium pratense, medium und bybridum), Esparsette, Sarradelle und Lupine (letztere nur im Süden), Luzerne bis hinter Stockholm, Astragalus glycyphyllos ebenfalls, Futterwicke bis nach Norr- land, Timotheusgras, Wiesen-Fuchsschwanz, Knäuel- gras, Raygras und Elymus sibiricus.. Nur wenig baut man Sperk. Mais gedeiht zwar noch bis über Stockholm, bringt aber keine reifen Körner mehr. Die Obst-, und überhaupt die Frucht-Gehölze, übergehe ich, da schon mehrmals in der Wochen- schrift über schwedisches Obst gesprochen ist. Aus- serdem verweise ich auf Eneroth’s vorzügliche schwedische Pomona, über die ebenfalls, und zwar erst im vorigen Jahrgange (S. 264), berichtet wor- den ist. China: Aulluren der Alten Welt, Die erhöhten Preise der Chinarinde in den letzten Jahren sollen ihren Grund in den Verwü- stungen der Chinawälder in ihrem Heimathlande Peru haben; dem widerspreehen aber reisende Bo- taniker, wie Professor Karsten und Dr. Weddel, indem sie behaupten, dass das Abschlagen der dich- ten Wälder umgekehrt eine üppigere Vegetation bedinge. Es mag deshalb vielmehr der Grund da- rin liegen, dass das Bedürfniss und der Gebrauch der Chinarinde in der letzten Zeit so ungemein gestiegen ist; eine Folge davon musste natürlich auch eine Erhöhung des Preises sein. Mag dem auch nun sein, wie ihm wolle, die grosse Nach- frage nach Chinarinde hat europäische Regierungen veranlasst, in günstig gelegenen Kolonien Anpflan- zungen der Chinabäume oder der Cinchonen zu veranlassen. Die niederländische Regierung ging voran und suchte die dazu nöthigen Samen oder Pflanzen aus dem Vaterlande Peru zu beziehen; es war dieses aber keine leichte Sache, da von Seiten der dorti- gen Regierung die Ausfuhr von Samen oder leben- den Pflanzen auf das strengste verboten war. Die ersten Versuche mit Samen missglückten zum gröss- ten Theil, bis es endlich unserem verehrten Ehren- Mitgliede, Dr. Hasskarl, damals in holländischen Diensten, jetzt in Üleve sesshaft, unter den gröss- ten Gefahren gelang, China-Pflanzen in bester Qua- lität nach Java zu bringen. Die Chinabäume sind Bewohner der Kordilleren Peru’s; sie erhielten auch in den Gebirgen Java’s einen Boden und ein Klima, welche beide ihnen zu- sagten. So befindet sich jetzt auch die Kultur der Chinabäume nach manchen vergeblichen Versuchen in einem gedeihlichen Zustande. Die ersten An- pflanzungen machte man mitten in den Urwäldern. Doch war es darin zu dicht, die Luft zu geschlos- sen, so dass die Pflanzen allmählig erstickten. Man fing demnach an, die Urwälder auszuhauen, und liess nur geringen Schatten gebende Bäume stehen. Später rodete man die Wälder ganz und gar aus und bepflanzte die offenen Stellen zunächst zum Schutze der Anpflanzungen wiederum mit einigen Gehölzen. Zu diesem Zwecke wendete man haupt- sächlich eine Erythrina an. Neuerdings zieht man Stecklings-Pflanzen den Sämlingen vor, schon deshalb, weil man dadurch Zeit gewinnt und früher ansehnlichere Bäume er- hält. Die Kultur der Ohinabäume ist hauptsäch- lich in der Preanger Regentschaft; sie nehmen be- reits einen Flächen-Inhalt von 3 — 4,000 holländi- schen Morgen ein. Die Anzahl der Pflanzen be- trug im Jahre 1864 nicht weniger, als 1,110,000; dabei sind die nicht gerechnet, welche noch aus früheren Kulturen vorhanden sind. England hat in seinen .ostindischen Besitzungen bereits in 3 aus einander liegenden Gegenden mit dem Anbau der Ohinabäume begonnen und scheint nach den letzten Nachrichten Erfolge erwarten zu dürfen. In England macht man es anders, wie in den Niederlanden, wo die China-Kultur ein Mono- pol der Regierung ist, während man hier auch Pri- vate dafür zu gewinnen sucht. Die eine Anpflan- zung befindet sich auf der Insel Ceylon, und zwar in der Nähe des bekannten botanischen Gartens in Paradenia, der wiederum im Gebirge liegt. Im Jahre 1865 befanden sich daselbst bereits nahe an 200,000 Pflanzen zur Verfügung, von denen über 28,000 an Private vertheilt wurden. Die beiden anderen Anpflanzungen befinden sich auf dem ostindischen Festlande, und zwar in den Vorbergen des Himalaya, in dem Gebirgs-Di- strikte Darjeeling und, in den blauen Gebirgen (Neelgherry’s).. Das letztere erreicht eine Höhe von nahe 10,000 Fuss. Man hat hier erst vor Kur- zem in einer Höhe von 4— 7,000 Fuss Kultur-Ver- suche angefangen, in Darjeeling sind diese hingegen schon seit mehrern Jahren vorhanden und haben bereits einen erfreulichen Fortgang. Die Zahl der in Darjeeling vorhandenen Pflanzen beträgt 55,000. 408 Nach dem Berichte Hasskarl’s über die China - Kultur (Flora, 49. Jahrg. S. 481), woraus wir bereits anfangs dieses Mittheilungen gemacht haben, erhielt im Februar des Jahres 1864 der fran- zösische General-Konsul (auf Java?) über 50,000 Samen, ausserdem im Juni 391 Pflanzen, um da- mit Kultur - Versuche in Algier machen zu lassen. Nach einer Notiz der Revue horticole (1867, pag. 443) wurde aber schon Ende der 40 ger Jahre der bekannte Botaniker Weddel abgesendet, um Na- men zu sammeln. Diese wurden der Pflege des Obergärtners der Warmhäuser im Jardin des plantes in Paris, Houflet, übergeben und zum grossen Theil als Pflanzen im Jahre 1849 nach dem Akklı- matisations-Garten in Algerien gesendet. Weddel hatte auch Samen an die bekannte Handelsgärtnerei von Thibaut & Ketel&er in Paris gegeben; deren Aussaaten hatten ebenfalls erfreuliche Erfolge. Die daraus erhaltenen Pflanzen kaufte die holländische Regierung im Jahre 1852, um sie nach Java zu senden. Was die Cinchona- Arten anbelangt, welche in der Alten Welt behufs China-Gewinnung angebaut werden, so steht die Cinchona Pahudiana obenan. Nächstdem sind die C. Calysaya, welche besonders in den englischen Kolonien vorhanden ist, und dann die C. suceirubra zu nennen. Ausserdem werden noch mit C. lancifolia, lanceolata, officinalis und micrantha Versuche angestellt. Soviel wir wissen, sind, selbst in Java, noch keine vergleichende Untersuchungen angestellt, wie sich der Werth der Rinden in den Kolonien der Alten Welt gegen die der Neuen Welt verhält? Diese Frage müsste unserer Ansicht nach ebenfalls zur Erledigung kommen, bevor man weiss, ob die Kultur - Versuche mit Chinabäumen in der Alten Welt Resultate geben. Erklärung. Die Wochenschrift des Vereines zur Beförde- rung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten bringt in No.50 unter dem Rubro: „Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde” (8. 398) bei Gelegenheit über die Besprechungen der Leistun- gen der schwäbisch -bayerischen Gartenbau - Gesell- schaft in Augsburg folgende Notiz: „Der Boppeler’sche freie Vortrag über die „Grundrisse der Botanik, mit besonderer Berück- „sichtigung der Stellung derselben zum$Garten- „bau, zur Land- und Forstwirthschaft, legt auch „Zeugniss von dem Standpunkte ab, den in „Augsburg die Gärtner einnehmen. Wir wünsch- „ten wohl, dass dergleichen Vorträge auch wo „anders grade von Seiten der Praktiker gehal- „ten würden.” Meine freundschaftlichen Beziehungen zum Er- furter Gartenbau-Verein sowohl, wie auch die Hoch- achtung vor seinem Organe, der deutschen Garten- zeitung, verpflichten mich zu der Erklärung, dass der im Jahre 1866 von Boppler in der schwä- bisch - bayerischen Gartenbau- Gesellschaft in Augs- burg gehaltene Vortrag ein wörtlicher Abdruck meiner Abhandlung ist, welche ich zu Ehren des zweiten Kongresses deutscher Gärtner, Botaniker und Gartenfreunde zu Erfurt im Jahre 1865 in No.38 der deutschen Gartenzeitung erscheinen liess. Der Ausschuss des stellvertretenden Vorstandes jener Gesellschaft hat auf meine diesseitige Rekla- mation Boppler veranlasst, seine Unschuld an der Entstehung seines freien Vortrages zu bekennen. Derselbe hat mir brieflich erklärt: „im zweiten Jahresberichte der Augsburger Gesellschaft die deutsche Gartenzeitung als die Quelle seines Vor- trages zu bezeichnen.” Dies zur thatsächlichen Berichtigung der obi- gen Notiz aus dem Allerlei u. s. w. (8. 398)*) Sanssouci, den 16. Dezember 1867. Der Königl. Hofgarten-Direktor. Jühlke. *) Wir bringen um so lieber diese gerechte Reklamation, als auch die Redaktion, und zwar keineswegs selten, sieht, wie Original-Aufsätze der Wochenschrift, bald ohne alle Ver- änderung, bald aber auch bruchstückweise und in etwas an- derer Form, von anderen Zeitschriften aufgenommen werden, ohne dass nur im Geringsten der Quelle, aus der geschöpft wurde, Erwähnung gethan wird; bisweilen ist aber auch die Quelle nebenbei, und mehr oder weniger versteckt, erwähnt. Es ist dieses bis jetzt besonders von einer Zeitschrift jenseits des Rheines geschehen. Wir erklären deshalb jetzt, dass, wenn es wieder vorkommen sollte, wir die geeigneten Mittel ergreifen werden, um solehem Unfuge zu steuern. Die Redaktion. Kauf-besuch. J. Mayer’s „Pomona franconica”, oder natür- liche Abbildungen und Beschreibungen der vorzüg- licheren europäischen Gattungen der Obstbäume und Früchte im Hofgarten zu Würzburg. Deutsch und französisch, mit illustrirten Kupfern, 3 Theile, Nürnberg 1776 — 1801, wird zu kaufen gesucht. Die Redaktion bittet Diejenigen, welche besagtes Werk ihr käuflich überlassen wollen, baldmöglichst und mit Angabe des Preises, sowie schriftlich und franco, Mittheilung zu machen. Verlag von Karl Wiegandt (G. Hempel) in Berlin, Zimmer-Strasse No. 91. Druck der ©. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Wochenschrift Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur: Professor Dr. Karl Koch. General-Sekretair des Vereines. No. 52. ' hen Berlin, den 280 Dezember | 1867. Preis des Jahrganges 53 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten Inhalt: Die Blattpflanzen des Warmhauses mit einfachem Stamme. — Fantasie- und Italienische Verbenen. In der nächsten Versammlung des Vereines, Sonntag, den 5. Januar au Uhr im Englischen Hause): 1) Beschlussnahme über die beiden Ausstellungen des Vereines im Jahre 1868; 2) Fortsetzung des Vortrages über Freiland-Koniferen vom Obergärtner Boese; 3) Vortrag über Zimmerpflanzen vom Inspektor Gaerdt. == = D% demnach auch nicht den imposanten Eindruck, wie bei uns im Gewächshause, wo schon des beschränk- Blattpflanzen des Warmhauses | ten Raumes halber die einzelnen Exemplare nicht mit einfachem Stamme. so in die Höhe gehen köunen, aber wegen der verhältnissmässig grossen Blätter den anderen Pflan- Es ist eine bekannte Erscheinung, dass Pflan- | zen gegenüber um so mehr in die Augen fallen. zen aus verschiedenen Familien und welche sich Derlei Blattpflanzen, wie ich sie eben bezeich- sonst, besonders hinsichtlich des Blüthenbaues, we- | net habe, gehören in die Geschlechter Dillenia, nig ähneln, im äusseren Ansehen bisweilen einander | resp. Curatella, Grias, Couroupita, Theo- so nahe stehen, dass man geneigt sein könnte, sie | phrasta, Clavija und Orescentia, und vertheilen zu einem und demselben Genus zu rechnen. Seit | sich in 4 verschiedenen und ziemlich weit aus einander länger als einem Jahrzehende sind, besonders durch | stehenden Familien. Es soll nicht meine Aufgabe Linden in Brüssel, in unseren Gewächshäusern | sein, die Arten, welche hierher gehören, botanisch viele kleine Bäume eingeführt worden, welche sich | näher zu beschreiben, zumal es bei den meisten durch sehr grosse, in die Länge gezogene, ziemlich | kaum möglich sein möchte, da man von ihnen bis derbe und daher immergrüne Blätter auszeichnen | jetzt weder Blüthen, noch Früchte gesehen hat; und ausserdem einen einfachen, (bei uns) nicht ver- | es genüge daher, hier auf sie aufmerksam zu ma- ästelten Stamm haben, an dessen oberem Ende jene | chen und sie Besitzern von Warmhäusern zu em- meist sehr gedrängt sind und in der Regel mehr | pfehlen. Zu diesem Zwecke werde ich versuchen, oder weniger horizontal abstehen. Unterhalb der | durch Mittheilungen über sie die Aufmerksamkeit Blätter am Stamme, aber auch in dem Winkel der | auf dieselben zu lenken und schliesslich ihre Stel- unteren Blätter, befinden sich am häufigsten die | lung im Systeme zu erläutern. Ich bemerke, dass bald grösseren, bald kleineren, nicht immer schön- | ich Pflanzen, welche bei uns als Stecklings-Pflanzen gefärbten Blüthen, die aber im Verhältniss zu jenen | ebenfalls grosse Blätter und einen einfachen Stamm meistentheils unbedeutend sind. Da aber, wo sie | besitzen, wie etwa das bekannte und beliebte Cya- in die Augen fallen, bringen wir sie in unseren | nophyllum, hier nicht erwähnt habe, da diese nach Gewächshäusern meist nicht zur Entwickelung. einigen Jahren schon ihre Schönheit verlieren und dann Aber auch im Vaterlande verästeln sich die als-- | von ihnen alsbald neue Stecklinge gemacht werden bald anzuführenden Bäume nicht sehr, die Blätter | müssen, wenn man sie weiter schön haben will. erscheinen auch kleiner, wie es immer bei heran- Dillenia und Curatella gehören in die Fa- gewachsenen Pflanzen zu sein scheint, und machen | milie der Dilleniaceen, welche am nächsten den bei 52 410 uns mehr bekannten Magnolien stehen und von diesen sich hauptsächlich durch die doppelte Blü- thenhülle, von der die äussere, der Kelch, auch zur Fruchtreife noch vorhanden ist, unterscheiden. Auch die Blätter geben ein interessantes Merkmal an die Hand, um wenigstens die Dillenien rasch von den Magnolien zu unterscheiden. Es ist dieses die in sofern eigenthümliche Nervatur, als eine eigentliche netzförmige Aderung nicht vorhanden ist, sondern ähnlich, wie bei vielen Monokotylen, so z. B. bei den Scitamineen, Philodendren und anderen Aroi- deen, laufen von dem deutlich hervortretenden Mit- telnerven aus die Aeste in mehr oder weniger schie- fer Richtung und stets einander parallel bis zum Rande des Blattes, ohne selbst mit einander in Ver- bindung zu stehen. Unsere reizende Dillenia speciosa Thunb. verdient ihren Namen. Leider fängt sie aber an, wiederum seltener zu werden. sie zeichnet sich, abgesehen von den Blättern, noch durch ihre schö- nen Blüthen von weisser Farbe aus, die einzeln auf besonderen Stielen stehen, leider aber in dem Gewächshause sehr selten erscheinen. Selbst in Östindien, ihrem Vaterlande, wird sie wegen ihrer Schönheit in Gärten angepflanzt. Eigenthümlich ist, dass alle ihre Theile, auch Blätter und Blumen, säuerlich schmecken und letztere, sowie die ziemlich grossen Früchte, ähnlich der Citrone, zu kühlenden Fruchtsäften, Saucen u. s. w., benutzt werden. Ihr ähnlich ist eine ungefähr seit 12 Jahren sich in dem Handel befindliche Pflanze, aber unbe- dingt noch schöner und durch ihre sehr grossen Blätter noch imposanter. Sie kam durch die be- kannte Blumenfreundin, Madame Legrelle d’Ha- nis in Antwerpen, welche bei ihrer glücklichen Lage, Schiffe, wenn auch ursprünglich zu anderen Zwecken, nach ferneren Ländern und über Meer zu senden, Gärtner zur Sammlung von Pflanzen in fernen Erdtheilen beigeben kann, nach Europa. Bei ihrer grossen Liberalität theilte sie von dem Mehr, was sie von dieser reizenden Pflanze besass, gern an Handelsgärtner in Belgien mit. So kam die Pflanze unter den Namen Curatella, Dillenia und Theophrasta imperialis in den Handel. Als ich vor einigen Jahren besagte Dame und ihre zahlreichen und gefüllten Gewächshäuser besuchte, sah ich in einem ziemlich hohen Gewächshause noch die Original-Pflanze von nicht unbedeutender Höhe. Eine Dillenia, so ähnlich die Pflanze auch der D. speeiosa scheint, kann sie aber doch nicht sein, da die 9 bekannten Arten dieses Geschlechtes nur im tropischen Asien vorkommen, diese Art aber aus dem tropischen Südamerika eingeführt wurde. Deshalb mag man sie als eine Üuratella betrachtet haben, zumal sie allerdings mit der C. americana hinsichtlich der grossen und ausgeschweift-gezähnten Blätter nicht geringe Aehnlichkeit besitzt. Noch mehr ähnelt sie jedoch der T'heophrasta pungens (Jussiaei), deren Nervatur der Blätter aber eine andere ist. Wollen wir hoffen, dass das älteste Exemplar der Madame Legrelle d’Hanis bald blüht und mich oder irgend einen anderen Botani- ker in den Stand setzt, dieser schönen Blattpflanze im Systeme ihre richtige Stellung anzuweisen, Was schliesslich die Geschlechts-Namen anbe- langt, so wurde Dillenia zu Ehren eines der aus- gezeichnetesten Botaniker der ersten Hälfte des vorigen Jahrhundertes genannt. Joh. Jak. Dil- lenius war 1687 zu Darmstadt geboren und er- hielt wegen seiner vielen botanischen Kenntnisse schon sehr jung eine Professur der Botanik in Giessen. Dort wurde er so berühmt, dass der be- kannte reiche Botaniker Will. Sherard ihn da- selbst aufsuchte und ihn schliesslich auch bestimmte, mit ihm nach England zu gehen. Dort übernahm er zunächst die Direktion des botanischen Gartens eines Bruders von Sherard in Eltham und erhielt später von seinem Gönner, Will. Sherard, im Testamente einen Jahresgehalt ausgesetzt, um die neugebildete Professur der Botanik in Oxford zu übernehmen. Das Wort Curatella hat Loefling, Landsmann und Zeitgenosse von Linn€, aus dem auf Jamaika einheimischen Namen der Pflanze: Cu- rata, gebildet. Grias cauliflora L., von der ein schönes Exemplar im Borsig’schen Garten in Moabit bei Berlin vorhanden ist, stellt eine Myrtacee aus der Abtheilung der Lecythideen dar und bildet mit den meisten Pflanzen derselben hohe Bäume, deren grosse Blätter sich gegen das Ende des Hauptstammes und der wenigen Aeste in der Regel häufen, während die kurz- oder gar nicht gestielten Blüthen büschel- weise und unterhalb derselben hervorkommen. In Kultur haben wir noch kein Exemplar blühend ge- sehen. Die oft über 2 und selbst 3 Fuss langen Blätter haben mit denen der beiden eben genann- ten grosse Aehnlichkeit, indem sie ebenfalls vom Haupt- und Mittelnerven aus parallel- laufende Sei- tennerven besitzen. Dem Genus Grias sehr nahe steht Couroupita, von dem Linden in Brüssel, wenn wir nicht irren, schon vor längerer Zeit eine interessante Art, C. guianensis Aubl., eingeführt hatte; leider aber scheint diese bis jetzt in den Gewächshäusern noch sehr selten zu sein. Was die Namen Couroupita und Grias anbe- langt, so ist der erstere wiederum der einheimi- schen Benennung entnommen; über den zweiten, den Linn& gegeben hat, vermögen wir nirgends eine Andeutung zu finden. Beide Bäume, von denen 411 der eine, Grias cauliflora auf Jamaika, der an- dere, Couroupita guianensis, in Guiana vor- kommt, haben grosse Früchte, welche im Vater- lande mannigfach verwendet werden. Die der letz- teren heissen gewöhnlich wilde Aprikosen und ha- ben den Durchmesser von 4—8 Zoll. Ihre harten I} | | | Schalen werden, wie bei der verwandten Lecythis | ollaria, zu allerhand Gefässen benutzt, während man aus dem grünlich-weissen Marke, welches aber an der Luft blau wird, ein kühlendes und erfrischen- des Getränk bereitet. ausserdem wegen seiner schönen und wohlriechen- den Blumen, welche eine hochrothe Farbe haben. Die Früchte der Grias cauliflora heissen im Vaterlande Sardellen - Birn. vor der Reife ab, schneidet sie in Stücke und macht sie in Essig und Oel ein. So werden sie mit Sar- dellen und anderen kleinen Fischen gegessen. Das mag die Ursache der einheimischen Benennung sein. Ich komme zu den Arten der Geschlechter Clavija und Theophrasta, welche gewöhnlich, als zu letzterem Geschlechte gehörig, in den Ver- zeichnissen der Handelsgärtner aufgeführt werden, obwohl sie, mit Ausnahme einer einzigen? sämmt- lich zu Clavija gehören. Diese eine ist schon sehr lange in den Gärten, wenigstens in den botani- schen, und kam auch, als die Liebhaberei zu der- gleichen Blattpflanzen Mode wurde, in die Ge- wächshäuser der Pflanzen - Liebhaber. Sie ist die alte Theophrasta americana Swartz, aber nicht Linne, dessen Pflanze dieses Namens wohl unsere | jetzige Clavija ornata sein möchte. Wegen die- ser Verwechselung musste sie, als man sie erkannte, einen anderen Namen erhalten. Jussiaei nannte. Doch schon früher war eine lebende Pflanze | davon in den botanischen Garten zu Berlin einge- führt und hatte von Willdenow, hauptsächlich wegen der am obern Theile des Stammes befindli- chen Stacheln, den Namen Th. pungens erhalten, den sie auch, als den älteren, jetzt beibehalten muss. So nahe Theophrasta pungens den Clavijen stebt, so unterscheidet sie sich doch schon, abge- sehen von den grösseren und glockig-röhrigen Blü- then, durch die Anwesenheit der eben besprochenen Stacheln sehr leicht. Von Clavija hat Linden eine ganze Reihe (9, wenn ich nicht irre) nach und nach in den Handel gebracht, von denen eine immer schöner, als die andere ist. Wer nach Brüssel kommt, ver- säume nicht, das Linden’sche Etablissement und darin das Haus, welches hauptsächlich mit Clavijen und sonstigen Blattpflanzen des Warmhauses ge- füllt ist, zu besuchen. Die schönste von allen hat Man liebt den Baum auch ' Blätter der T'heophrasta pungens an. Man nimmt sie schon | Dieses geschah | durch Lindley, der sie zu Ehren Jussieu’s Th. neuerdings von ihm den Namen Theophrasta regalis erhalten. Ein schönes Exemplar befindet sich von dieser Art in dem Laurentius’schen Garten in Leipzig. Wahrscheinlich ist sie die Th. macrophylla, welche Link zuerst aus dem Hum- boldt’schen Herbar kennen lernte, aber leider nur so kurz beschrieb, dass sie kaum noch mit Be- stimmtheit festgestellt werden möchte. Die Lin- den’sche Th. regalis ist aber wiederum, wie be- reits angedeutet, eine echte Olavija und schliesst sich hinsichtlich der Grösse und Schönheit der Von den 9 Linden’schen Arten dieses Geschlechtes gedenke ich nur der schon länger bekannten Clavija or- nata, früher und auch jetzt wiederum als 'T'heo- phrasta longifolia in den Gärten, und Cl. latifolıa, sowie der interessanten Theophrasta, resp. Cla- vija nobilis, und derer, welche kleinere Blätter haben, wie attenuata und minor (oganensis). Was die Namen Theophrasta und Clavija anbelangt, so ist über den ersteren schon früher (2. Jahrg. S. 91) gesprochen worden. Der fast ein- zige Naturforscher des alten Griechenlands, Theo- phrastos aus Eresos, sollte durch die Ueberfüh- rung seines Namens auf eine schöne Pflanze ge- ehrt werden. Clavija hingegen wurde dem Na- ' men eines Spaniers, Jos. Olavijo Paxardo, der Buffon’s Werke in seine Muttersprache übersetzte, entlehnt. Was die Familie anbelangt, wohin Theophrasta und Olavija gehören, so bilden sie eine kleine Ab- theilung der Ardisiaceen oder Myrsineen. Es sind ı lauter Bäume, welche im tropischen Amerika zu Hause sind. Die Früchte sollen von Einigen ge- gessen werden, während die Samen der 'Theophrasta pungens mehlhaltig sind und gemahlen unter das Brod gebacken werden. Es bleiben mir noch die Crescentien zu er- wähnen übrig. Ausser der Or. Cujete, welche schon Linn kannte, verdanken wir Linden noch 4 Arten: Or. regalis, macrophylla, cuneata und microphylla, von denen hauptsächlich die bei- den ersteren reizende Blattpflanzen darstellen. Cr. regalis haben wir bereits in der Wochenschrift (2. Jahrg. S. 92) beschrieben. Cr. Cujete L. blüht oft im botanischen Garten in Berlin. Die Blüthen kommen aus dem Stamme, bisweilen ziemlich weit’ unten, heraus und erscheinen daselbst büschelförmig. Was ihre Stellung im Systeme anbelangt, so ist diese wohl noch zweifelhaft, wenn auch ihre Verwandtschaft mit den Bignoniaceen, zu denen man sie in der Regel auch stellt, am grössten ist. Es sind tropisch-amerikanische Bäume, die zu dem Haushalte der Bewohner ihres Vaterlandes in einer besonderen Beziehung stehen. Die harte Frucht- Da 412 schale hat nämlich eine solche feste Textur, dass | ger, legt sich von selbst auf die Erde und blüht man aus ihr allerhand Geschirre anfertigt. Einige | in reichlichster Fülle bis spät in den Herbst hinein. Arten haben jedoch auch giftige Eigenschaften. Die Italienischen Verbenen existiren seit dem Der Name ÜUrescentia ist einem berühmten | Jahre 1862 und wurden in Brescia durch die Han- Italiener des 13. Jahrhundertes entlehnt. Peter | delsgärtner Cavagnini fröres in den Handel ge- Crescenti wurde 1230 in Bologna geboren und | bracht. Es sind echte Blendlinge, wo V. teucrioi- hatte, zum Manne herangereift, in den damaligen | des, also die weissblühende Art, hauptsächlich zu Zänkereien italienischer Städte viel zu leiden, er | Grunde liegt. Die Blumen haben eine weisse war selbst nicht selten gezwungen, von einer Stadt | Farbe, welche vom Rande aus durch rothe oder zur andern zu wandern. Doch starb er in hohem | violette Schmitzen oder Flammen, wie bei gewissen Alter in seiner Vaterstadt Bologna. Besonders ver- | Garten-Nelken, unterbrochen wird. In Frankreich dient hat er sich um die Landwirthschaft, über die | und England waren sie bereits im Jahre 1863, wäh- er auch schrieb, gemacht. rend sie bei uns in Deutschland erst 1864 oder gar erst 1365 sich zu verbreiten anfingen. Wäh- rend man aber anfangs in England gar kein Glück mit ihnen hatte, gediehen sie in Frankreich, jedoch Fantasie- und Italienische Verbenen. | immer nur in Töpfen, auf das Beste und wurden daselbst noch vielfach an Sortenzahl vermehrt. Das William Bull bringt eine Reihe neuer Ver- | feuchte Klima scheint den an den italienischen Him- benen in den Handel, welche den Namen der Fancy- | mel gewöhnten Verbenen in England nicht zuge- (d. h. Phantasie-)Verbenen führen und gewiss rasch | sagt zu haben. eine grössere Verbreitung erhalten werden. Es ist Es wird bei uns gewiss noch eine Zeit dauern, uns mit den Verbenen, wie mit vielen anderen Blu- | bevor sie eine grössere Verbreitung im freien Lande men, gegangen; während sie in der ersten Zeit | erhalten Die Italienischen Verbenen werden sich ihrer Einführung zu den empfindlichsten Pflanzen | aber schliesslich ebenso an unsere klimatischen Ver- gehörten und nur schwierig in Form von Steck- | hältnisse gewöhnen, wie vor einigen und 30 Jahren lingen durch den Winter gebracht wurden, kultivirt | die gewöhnlichen Verbenen. Die Pflanzen sind im man sie jetzt mit Leichtigkeit und hat im Früh- | Allgemeinen weniger kräftig und die Stecklinge jahre nie Mangel daran, obwohl ihr Verbrauch jetzt | bedürfen zum Anwachsen weniger, als zum weite- ein ungemein grosser ist und kaum in Gärten klei- | ren Gredeihen, besonders die traurige Winterzeit nerer Städte und auf dem Lande Beete mit den hindurch, möglichst viel Sonne. Im Sommer in’s reizenden Millefleurs, wie man sie nennt, fehlen. Freie gebracht, wollen sie, selbst in Frankreich, Die Verbenen stammen aus dem südlichen | nicht recht gedeihen und bedürfen ganz besonders Amerika, besonders aus Brasilien, und sind zum | Schutz gegen Regen und überhaupt gegen feuch- Theil schon im vorigen Jahrhunderte in den Gär- | tes Wetter. ten gewesen; ihre Benutzung im Grossen und die Seit längerer Zeit hatte man in England eben- Vervielfältigung der Sorten, hauptsächlich durch | falls eine Abart mit gestreiften Blumen, welche den Kreuzung, -begann aber erst mit dem Anfange der | Namen striata perfecta führte. Aus ihr entstanden dreissiger Jahre. Es sind wohl nur 2 Arten, durch | im Jahre 1865 zwei neue Sorten mit buntgestreif- deren Kreuzung zum Theil unsere jetzigen Garten- | ten Blumen und erhielten die Namen: Princesse of Verbenen entstanden sind: Verbena chamaedry- | Wales und Annie. Besonders erhielt letztere gros- folia und V. teucrioides, die eine roth- und die , sen Beifall und verbreitete sich rasch in englischen andere weissblühend, letztere zugleich sehr wohl- Gärten. Aus ihr, ob zufällig als Naturspiel oder riechend; viele Sorten sind jedoch nur zufällig ent- aus Samen? weiss man nicht, entstand eine noch standene Spielarten der einen oder andern Art. | vollkommnere Blume und kam als Lady of Langly- Dazu kommen noch 2 Arten, welche als solche | bury in den Handel. Die Pflanze ist weit robuster, ebenfalls vielfach Verwendung gefunden haben, aber | als die Italienischen Verbenen, und verträgt das freie Land, so dass sie zu Bepflanzungen von Tep- nur in wenigen Spielarten in den Gärten gefunden werden: V. Aubletii mit grosser, hellrother und | pichgärten benutzt werden kann. Von dieser sind pulchella mit kleiner, lilafarbiger Blüthe. Zu letz- | wiederum 13 Sorten in diesem Jahre entstanden, terer gehört die sehr beliebte Verbene, welche den | die im nächsten durch William Bull in den Han- Namen Mahoneti oder Kaiserin Elisabeth führt. | del kommen sollen. Zum Unterschiede von den Hier sind auf violettem Grunde der Blume weisse | Italienischen führen diese den Namen Fantasie- Streifen. Die Pflanze ist bekanntlich weit niedri- | Verbenen. Verlag von Karl Wiegandt (G. Hempel) in Berlin, Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei (L. Mewes), Zimmer-Strasse No. 91. Berlin, Wilhelms-Platz No. 4. Allgemeines Inhalts - Verzeichniss. ll: Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. 25. 142. 159. 205. 220. 304. 316. 374. 396. Die edle Amherstie. Ein Prachtbaum Hinter-Indiens. 6. Internationale Ausstellung von Gegenständen des Gar- tenbaues in Gent während der Tage vom 28. März bis 4. April 1868. 240. Gärtnerische Briefe über die Pariser Ausstellung. 113. 12405129.3140.314721582.167. 169. 7197. 217. 229. 252. 267. 275. 289. 322. 340. 347. 363. 388. Bewerbung für Weinbau bei der internationalen Indu- strie-Ausstellung in Paris. 56. Die Frühjahrs-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 7. April. 137. Ausspruch des Preisrichteramtes bei der Frühjahrs-Aus- stellung am 7. April. 161. Die Fest-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues am 23. und 24. Juli. 209. Die interessantesten Bäume in den Baumschulen von A.Leroy in Angers. 313. Einige grosse Bäume. 367. Grosse Bäume in der Umgegend von Gross-Peterwitz bei Canth. 88. Charles Baltet, Culture du poirier. 4. edition. 128. O0. Beck’sland- und volkswirthschaftliche Tagesfragen. 2. Jahr- gang. 223. Die Befruchtung bei der Weinrebe. Belgique horticole. 99. Bignonia grandiflora. 288. Eine Bildungsschule für junge Gärtner in Paris. 89. Ueber Behandlung der Blumen im Zimmer. Ein Vortrag von 191. Konrad Tölke. Mit Nachtrag eines Dilettanten. 162. Die Berliner Blumenzwiebeln. 177. Botanical Magazine. 2. Hälfte 1866. 1. Hälfte 1867. 246. 261. 270. Botanischer Kongress bei Gelegenheit der internationalen Ausstellung in Paris. 168. Der Grossherzogliche botanische Garten Vom Kunstgärtner Clauss. 62. Der Königliche botanische Garten in München. Von Kolb. 295. Les Buttes-Chaumont. Die neueste Anlage in Paris. 299. zu Karlsruhe. Kultur der krautartigen Calceolarien. Von Boese. 297. Die Cedern, eine monographische Skizze. 305. Skizzen aus dem Cels’schen Garten. 352. Ueber Chaussede- nnd Wege-Bepflanzung. 310. 318. Cochliostema Jacobianum C. Koch et Lind., eine Blü- then- und Blattpflanze des Warmhauses. 321. Zusammenstellung der beschriebenen und in den Gärten be- findlichen Dracäneen. 193. 203. 235. Der Nassauische Weinbau. Von Dr. Dünkelberg. 257. Verzeichniss der Abhandlungen. Einfluss der Luft und der Wärme auf die Entwickelung der Pflanzen, mit besonderer Rücksicht auf die Kultur. Von R. Itzenplitz. 186. Die erste Entwickelung der Pflanze, mit besonderer Rück- sicht auf die Kultur. Von H. Itzenplitz. 133. Epiphyllum truncatum (Cactus Altensteinii). Eine blu- mistische Skizze aus Potsdam. Von Spannuth. 391. Die Keimkraft der Erbsen. Von Krüger. 359. Doppel-Erndten. 15. Gärtnerische Fragmente. 233. Der Preussische Garten in Paris. 1. Notizen aus eingegangenen Berichten einiger Gartenbau- Vereine. 52. Einige Worte über gefüllte Blumen. 96. Ueber Glyptostrobus heterophyllus. 312. Die deutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft. 120. Hardy’s Obstbaumschnitt. Herausgegeben von Jäger. 216. Die Trauerhasel und die Haselsträucher überhaupt. 377. Honigthau. Vom Königl. Hofgärtner G. A. Fintelmann. 136. L’Hortieulteur francais und Florist and Pomologist. Jahrgang 1866. 35. Der Hausgarten. Ideen und Anleitung von Jäger. 256. Jäger’s immerblübender Garten. 72. Franz Jahn. Sanitätsrath in Meiningen. 104. Illustration horticole. Jahrgang 1866. 69. Einfache Keimproben. Von Itzenplitz. 64. Andr& Leroy’s Dictionnaire de Pomologie. 359. Gefüllte Levkojen. 184. Lilium Wittei, ein neues Lilium aus Japan. gar. 294. Die Holländische Linde. Von Max Lorberg. 361. Schlingpflanzen oder Lianen aus dem Geschlechte der Loni- 265. 278. 286. Von Surin- ceren. 369. zur Beförderung des Gartenbaues. 3% Louis Mathieu. Mustergärten Klauss in Karlsruhe. Von €. Die Nägelien als Zimmerpflanzen. 14. Mittheilungen, den Obstbau in Gross-Peterwitz bei Canth in Schlesien betreffend. Vom Obergärtner Fehse. 20. 29. Zustand des Obstbaues in Schlesien. Von Wimmer. 283. Rationeller Betrieb des Obstbaues an Wegen, Chaussden u.2.w. Von J. Hafner. 244. 414 Der Obstbaumschnitt und das neueste Werk von Dr. Lu- cas. 65. 78. 34. Die Späth’schen Obstbaumschulen. 32. 48. Statistik des Obst- und Gemüsebaues. 393. Die Bedeutung des Obstweines für die Obstkultur. Von EINS GIöIUhte = 151% Peterwitzer Bruchstücke aus der Obstzucht und aus dem Gemüsebau. Von Fehse. 370. 380. Palmen von Ambr. Verschaffelt in Gent. 264. Von Paris nach Berlin. Eine gärtnerische Skizze. 57. Uebersicht über die inneuesterZeit eingeführten Pflan- zen. 73. 90. 101.110. 116.124. Photographien englischer Botaniker und Gärtner. 40. Das pomologische Institut in Reutlingen. 200. Die Pomologen-Versammlung in Reutlingen. 189. Dr. Pritzel’s Verzeichniss der Abbildungen sichtbar blühen- der Pflanzen und Farnkräuter. 39. Programm für die 5. allgemeine Versammlung deutscher Po- mologen, Obst-, Wein- und Gemüsezüchter in Reutlingen, vom 24. bis 27. September, verbunden mit einer Ausstel- lung von Obst, Trauben, Weinen und Geräthen. 225. Programm zur General-Versammlung des Hannoverschen Po- mologen-Vereines, am 19., 20. und 21. Oktober 1867. 326. Die Ranken der Gurkenblüthler (Cueurbitaceae). 47. Ranunkeln und Anemonen. 273, Ansamung und Unterhaltung eines dauernden Garten-Rasens. Von E. Boese 241. Die Durchwinterung des Garten-Rasens. H. Seufferheld. 153. Ein Vortrag von Revue horticole. Jahrgang 1866. 2. Hälfte. Jahrgang 1867 ° 1. Hälfte. 331. Stachel- und Johannisbeeren (Ribes). 33. 45. DieRosen-Ausstellung zu Brie-Comte-Robert, am 14. und 15. Juli. Von Max Lorberg 308. Dritter Rosen-Kongress, verbunden mit einer Ausstellung von Rosen zu Brie-Comte-Robert, am 14. und 15. Juli 1867. 181. Rosa multiflora als Unterlage. 328. Der Garten von Schwetzingen. 337. Moritz Seubert’s Lehrbuch der gesammten Pflanzenkunde. 4. Auflage. 24. Stadelmann’s praktische Anweisungen zu Vermarkungen u.8.w. 64. Ueber den Einfluss der Steinkohlenasche auf Kartoffeln. Vom Baron v. Korff. 383. Veilehen-Kultur und Veilchen-Treiberei. Von H. Frie- drich. 357. Die Friedrich’sche Veilchenzucht in Potsdam. Von Heydert. 367. Die Veredelung der Gehölze. Ein Vortrag, gehalten im landwirthschaftlichen Seminar, vom Professor Dr. Karl Kloich. 29: Ein Beitrag über die gegenseitige Annahme verschiedener Ge- hölze bei der Veredelung. 295. Versammlung und Ausstellung des Hannoverschen pomolo- gischen Vereines. 97. 471. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues, am 6. Januar. 17. 472. am 27. Januar. 41. 473. am 24. Februar. 73. 474. am 7. April. 137. 475. am 28. April. 145. 477. am 28. Mai. 177. 478. am 23. Juni. 201. 479. am 23. Juli. 249. 480. am 13. August. 281. 481. am 24. September. 329. 482. am 29. Oktober. 352. 483. am 24. November. 385. Viburnum Awabuki. Ein noch nicht beschriebener Deko- rationsstrauch. 108. Villa Monrepos bei Geisenheim. 345. Garten-Inspektor v. Warscewiez. 16. Ritter Joseph v. Rawiez-Warscewicz. Wesselhöft'’s kleiner Gärtner. 184. 272. Wörmann’s Garten-Ingenieur. 7. Abtheilung. Das Wasser und seine Verwendung in der Gärtnerei. 192. Der kurze Wurzelschnitt. 215. 48. 64. II. Inhalt des Allerlei und der Verhandlungen des Vereines. Eine blühende Agave pieta in Brüssel. 374. Veränderlichkeit der Agave Verchaffeltii. 249. Ein eisernes Gestelle für All&ebäume. 374. Amberstia nobilis und ihr erstes Blühen in Moabit. 27. Die Kesselform des Apfelbhaumes. 374. Verwendung und Behandlung der Truffaut-Astern von Fehse. 396. Aucuba himalaica. 75. Die Ausschüsse für die verschiedenen Sektionen. 178. Baron v. Korff’s Ausstellung von Bohnen, Kartoffeln u.8.w. 385. Die ethnographische Ausstellung in Moskau. 41. Ueber die Ausstellungen in Reutlingen und Paris. Von Heyder, Späth und Koch. 353. Die französischen Preisrichter bei der Pflanzen-Ausstel- lung in Paris. 27. Kontrole neuer Pflanzen bei englischen Ausstellungen. 159. Uber die Bestimmung, wie lange eine Pflanze bei Ausstel- lungen im Besitze des Ausstellers sein muss. 144. Die frühere Betheiligung an den Ausstellungen. 387. Die Schulz’schen Azaleen in Hanau. 396. Inländische Baumfarne. 376. Die Birn Belle de Bruxelles. 387. Belle de Louvain als Unterlage für Aprikosen, Renekloden und Pflaumen. 374. Beschluss der Versammlung, die Vorträge schon vorher durch die Wochenschrift zur Kenntniss zu bringen. 331. Formen der Bignonia radicans, welche besser bei uns aushalten. 318. Ein Blendling der Chamaerops humilis und der Dattelpalme. 180. Der südfranzösische Blumenkohl Pascalin. 159. Die Ziewitz’schen Blumentöpfe. 330. Die Bohne mit blauen Hülsen. (Phaseolus compressus). 376. Die beiden Hauptformen der Cupressus Lawsoniana. 304, Die Darwin’sche Theorie. 43. Datura arborea als Dekorations-Pflanze. 160. Eine neue Dracänee. 42. Neue Erdbeeren. 19. Ueber das Erfrieren der Gehölze. Von A. Leroy. 26. 415 Veredelung der Francisceen. 19. Garten-Direktor Funke. 4. Der Preussische Garten in Paris. 19. 181. 281. Ueber die Garten-Anlagen in Mexiko. Von Grube. 146. Der schwäbisch-bayerische Gartenbau-Verein in Augsburg. 398. Die Gartenbau-Gesellschaft Flora in Frankfurt a. M. 398. Der Gartenbau-Verein für Schleswig in Kiel. 399. Die Gartenbau- und Obstbau-Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau. 400. Ueber die Gärtner-Lehranstalt und Landesbaumschule in Potsdam. 179. Himanthophyllum miniatum. 73. Die Entstehung des Honigthaues. Von G. mann. 147. Der Hopfenbau nach Flatau. 143. A. Fintel- Dr. Jagor in Portugal. 25. Ueber den Tod Jahn’s und Schamal’s. 77. Die Igelgurke (Cucumis erinaceus). 42. Ilex Torajo und latifolia. 221. Grosse Kälte in Süd-Frankreich. 76. Ueber Früh-Kartoffeln in Rixdorf. 76. Die Paterson’schen Kartoffeln. 17. 355. Hannemann’sche Keimplatten. 43. Kerria japonica mit 4 Blumenblättern. 222. Ueber die Wurzel der Kiefer. Von Schultz-Schultzen- stein? Die Samenhäute der Kürbisse zum Füllen der Kissen. 74. Fruchtpflanzen der Lunaria biennis zu Immortellen - Bou- quets. 330. Magnolia grandiflora, ihre Verwendung und ihre besseren Formen in Angers. 304. Mahagony-Anpflanzungen in Östindien. 223. Die inneren, den Maiskolben einhüllenden Blätter als Binde- Material. 160. Der Mancinellenbaum. 28. Die landwirthschaftlichen Garten-Medaillen für das Jahres- fest. 177. Die Veränderlichkeit der Metrosideros robusta. 251. Morren’s Hypothese über die Unverträglichkeit gefüllter Blü- then und panachirter Blätter an einer Pflanze. 222. 316. Nierembergia frutescens. 223. Der Obst- und Gemüse-Verbrauch in Paris. 232. Norwegisches Obst, von Formann in Stetje bei Bergen aus- gestellt. 385. Schwedische und normännische Obstbaumschulen. 251. Linck’s katechetischer Unterricht in derObstbaumzucht. 44. Opuntien im Freien bei Stuttgart. 202. Papierbeutel, Samenkapseln, Etiketten u. s. w. von Allen- stein & Co. 388. Die Pfirsichmandel. 74. 316. De Beucker’s grosses Pfirsich-Spalier in Antwerpen. 397. Ueber schmarotzende Pilze. Von Braun. 146. Der deutehe Pomologen-Verein. 250. Die Pomologen-Versammlung in Reutlingen und ihr Aufschub. 145. 178. Populus canadensis und monolifera. 222. Die Anwendung des Portland-Cementes. 330. Die Programme für die 14 Pflanzen-Ausstellungen in Paris. 42. Die japanische Quitte und ihre Abarten. 317. Ernennung von Vertretern bei dem Rosen-Kongress in Brie- Comte-Robert und bei dem botanischen Kongress in Paris. 180. Der Rosen-Kongress in Brie-Comte-Robert. 375. Zusammengewachsene Rosen von Bornitz. 251. Ein grosser Rosskastanienbaum in Steglitz. 220. Eine rothe Rosskastanie mit weissen Blüthen in Paris. 251. Wiederholtes Blühen der rothen Rosskastanie und ihr Ur- sprung. 375. Eine Rothtanne mit in der Jugend gelben Nadeln. 316. Laitue Bossin (der Bossin’sche Kopfsalat). 160. 375. Verwüstungen der gelben Sandwanze (Lygaeus pratensis). 44. Die Heckert’schen Schattenfenster. 74. Der Talgbaum. 28. Ueber Thuja-Arten und andere Koniferen. 538. Thongefässe für Orchideen. 43. Die buntblättrige Tradeskantie. 74. Die Verbreitung der Trapa natans in der Mark. 74. 76. Mittel zur Zeitigung der spätreifenden Trauben. 397. Von Bonche&. Ueberfüllung mit Pflanzen in Gärten. 399. Anwendung von Illuminations - Glasglocken bei der Vermeh- rung der Pflanzen. 27. Die Verwendung neuholländischer Veronica-Arten. Von Bouche&. 252. Das Pflanzen-Verzeichniss von Haage & Schmidt in Erfurt. 75. Das letzte Pflanzen- Verzeichniss der Siebold’schen Gärtnerei in Leiden. 75. Ueber Weinbau am Rheine und an der Mosel. 143. Ueber die verschiedenen Kultur-Methoden der Weinrebe. Von Thränhardt 143. Ueber die Fortdauer der Wochenschrift. 387. LIT: Andies eephalonica 157. Kaempferi 314. Nordmanniana 157. Pinsapo 157. 314. Acalypha trieolor 173. Acantholimon venustum Boiss. 334. Acanthus montanus T. Anders. 81. Acer amoenum 172. formosum 172. Frideriei Guilelmi 172. illustre 172. ornatum 172. sanguineum 173. Achyranthes aureo-maculata 60. Actinospora dahurica Fisch. 81. Adelaster albivenius 173. Adiantum Farleyense 141. veluti- , num 82. Aörides quinquevulnerum 254. Aesculus Hippocastanum 220. fl. pl. 325. rubicunda 251. 368. Agaven 158. Agave compacta 158. ferox 158. Houl- letii 159. Kerchovei 159. Mescal 158. mirabilis 158. schidigera Lem. 263. spectabilis 158. Verschaffeltii 250. Yelloun 159. ‚Alberta magna E. Mey. 82. Aletris aurea Walt. 82. arborea Willd. 237. fragrans 237 Almeida rubra St. Hil. 82. ‘ Alnus glandulosa aurea 71. tinetoria Sieb. 82. Alocasia gigantea 214. Alpinia cernua Sims 82. mutica Rxb. 82. Alsophila amazonica 253. Cooperi 253. denticulata 253. elegantissima 253. gigantea 253. ornata 253. pygmaea 253. Schaffneriana 253 Althaea rosea 401. Amaryllis 141. Alberti 70. Bella- donna 348. pardina Hook. 131. 263. procera 344. Amherstia nobilis 6. Amomum aculeatum Roxb. 95. echina- tum Willd. 95. sericeum Roxb. 95. uliginosum Koen. 95. villosum Lour. 95? Amorphophallus vinosus 69. Ananassa Porteana 82. Anchusa italica Retz 82. 95. Ancylogyne longiflora Hook. 246. Anemone japonica Honorine Jobert 336. Angiopteris Brongniartii 253. Taiti 253. Willinkii 253. Angrecum atratum 132. Chaillua- num Hook. 270. eitratum Pet. Th. 270 sesquipedale Pet. Th. 70. 254. Anguillaria dioica R. Br. 82. Anopterus glandulosus Lab. 83. Anthurium-Blendlinge 349. cartila- gineum 349. cordatum 349. crini- tum 132. 174. elegans 349. Ernesti Augusti 349. fissum C. Koch 132. grandiflorum 349. havanense 349, imperiale 349. Lindeni 174. linguae- forme 349. pedatifidum Reg. 83. reflexum Hort. Par. 83. regale 333. 366. Scherzerianum 69. 333. 416 Anthurium trilobum 132. Aphragmia caracassana 83. Aplopappus rubiginosus T. et Gr. 83. Aquilegia bicolor 91. sibirica Lam. 90. Aralia cucullata 174. elliptica 174. Ghiesbrechtii 343. Humboldtii 174. macrophylla 343. mandschurica Max. 103. Osyana 131. peltata 174. pla- tanifera 174. umbraculifera 174. Veitehii 171. Araucaria imbricata 157. 333. Arbutus Unedo 315. Areca Banksii A. Cunn. 198. mono- stachya 198. sapida Hort. Glym. 198. superba Hort. 69. Verschaf- feltii 167. Aristolochia insignis 172. Artemisia Stelleriana 83. Asperulea aurea J. et Sp. 83. Aspidium Blumeanum 83. Filix mas 253. myriophyllum 83. Asplenium dimorphum. 268. Astrocaryum rostratum 167. Asystasia gangetica 83. Ataccia pinnatifida 90. Athyrium Goringkianum 90. Goring- kianum tricolor 141. proliferum 90. Aucuba himalaica Hook. 75. japonica 331. Aucuben 142. Aurikel 36. 38. Azalea Bealii 100. Azaleen 71. 169. 174. Mülleri BBarleria Gibsoni Dalz. 246. Barringtonia speciosa L. fil. 91. Begonia incarnata Lk et O. 36. Li- minghii Morr. 101. Pearcei Hook. 249.. Veitchiana 173. Berberidopsis corallina 335. Bertolonia pubescens 91. 214. Beschorneria Decosteriana 167. Betula alba 368. Bifrenaria tetragona 249. Bignonia argyraea violacea 70. ar- gyrascens 70. grandiflora 288. or- nata 170. 171. radicans 318. Billbergia Glymiana de Vr. 101. roseo - marginata 140. sphacelata Hook. 263. Bletia hyaecinthina 'R. Br. 91. Sher- rattiana Batem. 271. Bocconia japonica 334. Bolbophyllum retieulatum Batem. 271. Boronia megastachya Hort. 91. me- gastiche N. v. E. 91. tristis 91. Bossiaea Hendersonii 91.4 Bowiea volubilis Harv. 263. Brachychiton Delabechii F. Müll. 91. Brachysema acuminatum 332. Brachystelma Barberiae Hook. 248. Brassia verrucosa 217. Brassica oleracea fol. var. 91. Bredia hirsuta Bl. 91. Verzeichniss der Pflanzen-Namen. Bromelia agavaefolia Brongn. 210. Carolinae Beer 210. fastuosa Berg- manni 91. Buddleja curviflora H. et Arn. 92. globosa L. 92. Neemda Ham. 92. Buginvillea (Bougainyillea) auran- tiaca 92. lateritia 70. speetabilis Willd. 70. C ajanus indieus Spreng. 92. Caladien, buntblättrige 219. Calanthe veratrifolia 218. Calamus adspersus 198. sumatranus 198. Caleeolarien 211. 219. Caliphruria Hartwegiana Herb. 91. Camellia apucaeformis 92. Camellien 71. 131. Campanula Medium L. 91. rhom- boidalis L. 92. Trachelium L. 92. Caprifolium atropurpureum 279. bel- gieum 279. Douglasii Lindl. 280. germanicum 279. occidentale Lindl. 287. . pubescens Gold. 286. Caraguata splendens 210. Carumbium fastuosum Müll. 117. Cascarilla grandiflora 254. Casimiroa edulis Lindl. 92. 268. Cassia bracteosa Willd. 93. floribunda 335. laevigata 376. Cassinia paniculata Belır et Müll. 93. Catasetum cristatum 218. Cattleya bogotensis Lind. 93. 132. Dominiana alba 131. Dowiana Batem. 270. Leopoldi 249. maxima Lind. 93. 366. Mossiae 211. 217. oxo- niensis 131. quadricolor 132. Skin- neri 168. Stelzneriana 218. Ceanothus divaricatus 315. Cedern 305 Cedrela odorata 254. Celosien 9. Celtis oceidentalis 368. Cephatotaxus Fortunei 314. Cerasus macrophylla 100. nicotianae- folia 100. Pseudo-Cerasus Lindl. 93. Cerbera Manghos 254. Cereus Bonplandii 352. macrogonus 158. marginatus 158. tephracan- thos 158. Chaenomeles japonica 93. Chamaemelum diseiforme Vis. 93. Chamaerops argentea 167. 198. ele- gans 93. humilis 180. Charlwoodia fragrantissima Lem. 204. congesta Sweet 204. strieta Sweet 204. Cheiranthus flexuosus Sibth. 117. Chelone barbata Torreyi 93. Chinaprimeln 38. 141. Chloridopsis Blanchardiana Gay 93. Chrysanthemum tricolor 93. Wil- lemoti 211. Chrysocephalum apieulatum Steetz 94. Chytroglossum Mariae Leonis Pilch. 94. Cibotium regale 172. Cinnamomum dulce 254. zeylanieum 254. Cinchona Calisaya 254. 408. lan- ceolata 408. laneifolia 408. micran- tha 408. offieinalis 254. 408. suc- cirubra 254. 408. Cinerarien 141. Cirsium mexicanum DC. 93. Cissus amazonieus 94. porphyrophyl- lus 212. Citharexylon ceyanocarpım H. et Arn. 94. Citrosma Lindeni 254. Clavija acuminata 167. fulgens Hook, 248. latifolia 411 ornata 411. Clematis Davidiana 336. John Gould 173. stans 8. et Z. 94. Clerodendron Bungei 332. Clianthus Dampieri 35. Cnidoscolus napaeifolius Pohl 94. Coccocypselum metallicum 167. Coceoloba platyceladon F. Müll. 94. Cochliostema Jacobianum Ch. 321. odoratissimum Lem. 321 Cocos elegantissima 198. Weldeni 198. Codiaeon chrysostieton 131. 171. Coelogyne corrugata Wight 271. Coleus Veitchii 173. Colletia erenata 94. Colocasia albo-violacea 291. bata- viensis 291. catabiensis 291. diva- ricata 291. nymphaefolia 291. sp. Lierval 291. Columnea erythrophloea 335. Combretum mierocarpum 247. Coniferen 157. Coprosma robusta Raoul 94. Cordyline angustifolia Kth 205. au- stralis Hook. 203. 263. Beuckelaa- rii C. Koch 197. Baueriana Hook. 203. cannaefolia 196. congesta Kth 204. 263. Danneelii 196. dracae- noides 204. Eschscholtziana 195. Haageana 195. heliconiaefolia 195. Jacquini 195. indivisa Hook. 204. Kth 263. longifolia 204. nobilis 196. obteeta Grah. 203. odorata 205. Regelii C. Koch 197. rigidi- folia C. Koch 205. rubra 196. see- landica 196. Sellowiana Kth 205. Sieberi 195. spectabilis Kth. 204. splendida 196. strieta 204. super- biens 204. Terminalis 195. vio- lascens Reg. 196. Coreopsis philadelphica 94. Corylus americana Walt. 380. Avel- lana L. 379. Colurna L. 379. fe- rox Wall. 380. heterophylla Fisch. 379. mandschurica Reg. 379. pon- tica C. Koch 379. rostrata Ait. 379. tubulosa Willd. 379. osmos bipinnatus Cav. 95. chry- santhemifolia 336. ostus pungens 95. sericeus 95. otoneaster cerenulata 315. Fonta- nesii 334. otyledon fasciceularis Hook. 262. ouroupita guianensis 268. 410. rescentia alata H. B. K. 95. cu- neata 411. Cujete 411. macrophylla 411. microphylla 411. regalis 411. rotolaria medicaginea Lam. 95. 417 Crotolaria Mitchelli Benth. 95. Croton Veitchianum 171. 336. Cucurbita argyrosperma 95. Cupressus cornuta 333. Lawsoni 204. Curatella imperialis 231. 410. Curcuma australasiaca Hook. 264. Cuscuta reflexa Roxb. 95 Cyamopsis psoraleoides DC. 117. Cyeas media 101. Cyathea funebris 253. Cymbidium Mastersii 366. Cypripedium Schlimii Rehb. 271. Stonei 254. superbiens 249. villo- sum 132. Cypsella coerulea Seub. 263. Dactylo cetenium aegyptiacum Willd. 101. Daemonorops spectabilis 198. Dalechampia Roezliana Joh. Müll. 247. Daphne japonica 331. Jezoensis Max. 101. Dasylirien 167. Datura fastuosa Huberiana 101. gi- gantea 101. Davallia alpina 141. parvula 141. Delabechia rupestris Mitch. 91. Delphinien 255. Delphinium cardinale 250. Dendrobium dixanthum Batem. 70. macrophyllum A. Rich. 271. Deutzia Fortunei 101. Dianthus Hedwigianus 102. Dibrachion peltatum Reg. 117. Dichorisandra musaica 16. 170. 333. Dichrostachysplatycarpa Welw. 102. Dieksonia chrysophylla 253. Youn- gii Moore 102. Dicetyopsis Thunbergii Harv. 263. Dieffenbachia gigantea Lem. 69. nobilis 173. Pearcei 172. Wallisii 131. Weirii 102. Digitalis tomentosa Link 102. Dilivaria ilieifolia Juss. 80. Dillenia pentagyna Roxb. 102. re- tusa Thunb. 102. scabrella Roxb. 102. speciosa 410. Dimorphanthus mandschurieus Max. et Rupr. 102. Dipladenia amabilis 38. Dombeya Mastersii Hook. 247. Doriopteris nobilis 138. Dracänen 167. Dracaena angustifolia 235. 236. ar- borea C. Koch 236. atropurpurea Roxb. 239. atrosanguinea vera 174. Aubriana Brongn. 42. 239. Banksii Hook. 196. 323. Betschleriana Goepp. 235. bicolor Hook. 239. brasilien- sis 195. calocoma Stand. 204. can- naefolia 195. 196. cermua Jacq. 237. Cooperi 195. coerulescens 205. coneinna Reg. 235. densifolia 196. Draco L. 235. elegans 323. elliptica 237. ensifolia Wall. 236. erythrorrhachis 197. esculenta 195. excelsa Hort. 236. ferrea 194. fle- xilis 237. flexuosa 237. Fontane- siana R. et $. 238. fragrans 237. fruticosa 236. grandis 194. Hooi- brenkiana 204. Hookeriana C.Koch235. Dracaena javanica Kth. 238. Kner- kii C. Koch 172. 235. latifolia pendula 195. lentiginosa 172. lim- bata 195. lineata 323. maculata Hort. 323. Roxb. 238. magnifica 171. 195. madagascariensis 323. marginata Lam. 236. marginata la- tifolia 235. mauritiana 323. nigra 238. nigrescens 194. nobilis 195. nutans 204. Ombet Kotschy 239. ovata Gawl. 238. paniculata 205. phrynioides Hook. 239. picta 238, Porteana 223. Pumilio Hook. 197. punctata 323. reflexa Lam. 174. 237. regalis 171. 196. Roezlii 323. Rum- phii Hook. 235. salieifolia 237. sia- mensis 194. Sieboldii 196. 236. 238. spathulata 239. spicata Kth 238. stenophylla C. Koch 236. strieta Hook. 197. surculosa Lindl. 238. terniflora Roxb. 238. thalioides Morr. 42. 239. Timorensis 237 tessellata 236. Terminalis rosea 194. Terminalis pendula 174. umbraculifera Jacg. 236. undulata 236. Veitchii 204. Wallichii Kth 238. Dracaenopsis calocoma 204. Drimys chilensis DC. 103. Durio zibethinus 254. Echeveria metallica 61. Echidneum Spruceanum Schott 103. Echinocactus formosus multispino- sus 158. platyceras 158. Pottsii 158. Wislizeni 158. Echinopsis eristata Salm.-D. 100. multiplex 158. Zuecariniana 100. Echites rubrovenia 173. Elaeis guineensis 69. Elaeocarpus cyaneus 212. Elettaria coceinea Bl. 103. foetens Bl. 103. speeiosa Bl. 103. Encephalartos villosus 204. Epaeris 141. Epheu 142. Epidendron eburneum Rchb. 271. vitellinum 218. Epiphyllum Altensteinii 391. trun- catum 100. 391. Eranthemum hypocrateriforme R. Br. 103. igneum 173. Erica-Arten 141. Erica Cavendishii 212. Eriogonum umbellatum Torr. 103. Erytbrina ovalifolia Roxb. 103. Erythrochiton Hypophyllanthus Pl. et Lind. 104. Erythroxylon Coca 254. Escallonia revoluta Pers. 104. Eugenia Gayana Barn. 104. Euphorbia variegata 104. Euptelea polyandra S. et Z. 104, Eurya Kuprista Korth. 104. Eutacta Rulei 333. EFagus Dombeyi Mirb. 104. obliqua Mirb. 110. sanguinea pendula 315. Fernandezia robusta Batem. 271. Ficus argentea 170. 171. Ghiesbrech- tii 172. Fittonia gigantea 366. Flacourtia Ramaitchi 268. Fraxinus longecuspis 8. et Z. 110. Ornus 368. FremontiacalifornicaTorr.71.262.335. Freycinetia Porteana 35. Goaillardia pieta var. Loeselii 36. Galactodendron utile 28. Galeandra Devoniana 132. Garcinia Mangostana 268. Gardenia Blumeana 110. radicans 213. speciosa Roxb. 110. Gaultheria leucocarpa Bl. 110. pun- ctata Bl. 110. vernalis Kze 110. Gaylussacia Pseudo-Vaceinium 127. Genetyllis fuchsioides 141. Genista diflusa 179. Georginen 348. Gesnera barbata Mart. 247. Gingko biloba 367. Gladiolen 38. 276. 336. 347. Globularia trichosantha 214. Gloxinien 212. Glyphaea Monteiroi 247. Glyptostrobus pendulus Endl. 262. Gomphia 'T'heophrasta Lind. 248. Gonatostemon Boucheanus Reg. 110. Greigia sphacelata Reg. 263. Grevillea Chrysodendron R. Br. 110. Grias cauliflora L. 248. 410. Griffinia Blumenavia C. Koch 336. Guichenotia ledifolia J. Gay 110, Gunnera manicata Lind. 132. Gustavia brasiliana DC. 110. Gymnocladus canadensis 368. Gymnogramme chrysophylla 138. MHWabenaria margaritacea 111. Habranthus fulgens Hook. 70. Harpullia pendula 111. thonato- phora 111. Hebeclinium macrophyllum 332. Hedera canariensis 111. Helenium Hoopesii Gray 111. Helianthemum ocymoides Pers. 262. Helichrysum Errerae Tineo 111. lanatum Hort. 111. petiolatum DC. 111. tomentosum Hort. 111. Heliconia humilis Jacq. 264. Heliotropium convolvulaceum A. Gr. 262. Helipterum Cotula DC. 263. Hemerocallis Dumortieri Morr. 111. Middendorfi Trautv. 111. Sieboldii Richx. 111. Hemicyclia sepiaria W. et Ar. 111. Hemigraphis hirta 111. Hemionitis Blumeana 141. semico- stata 141. Hibiscus ferox 281. var. 316. Hippeastrum pardinum Veitch 131. Hippomane Mancinella 28. Horsfieldia aculeata Bl. 111. Hovea Celsii 138. Hoya maxima 112. Huntleya cerina Liudl. 271. Hura crepitans 254. Hyacinthen 141. Hydrangea japonica alba 214. 330. stellata 60. Hydrolea spinosa 275. Hyophorbe amaricaulis Mart. 69. Verschaffeltii Wendl. 69. Hypericum chilense Gay 112. Hypoeyrtis brevicaulis 173. HypophyllanthusLindenii Reg. 104, syriacus fol. 418 Jacaranda digitiflora alba 70. Jatropha Manihot 28. Ilex 142. Congos 254. latifolia 'Thb. 221. 261. paraguensis 254. Torajo Sieb. 221. Impatiens latifolia L. 262. Inga filieifolia 268. Ipomoea Baclii Chois. 112. Horsfal- liae Hook. 112. macrantholeueum Colla 112. mexicana grandiflora alba 112. maritima R. Br. 112. mi- nima spectabilis 112. pendula R. Br. 112. Roxburghii Steud. 112. Juglans macrophylla 112. mandschu- rica 112. regia octogona 112. Juniperus macrocarpa 314. torulosa 314. Justicia gangetica L. 83. Kae mpferia Roscoeana Wall.70.264, Kagenackia oblonga R. ct P. 116. Kennedya Freewoodii 332. Kerria japonica 222. Keteleeria Fortunei Carr. 332. Kibessia azurea DC. 116. Kleinia fulgens 261. Knowltonia vesicaria Sims 116. Kochia villosa Lindl. 116. Koellensteinia jonoptera 336. Koelreuteria japonica Sieb. 116. Waelia Brysiana 216. 218. Lindleyana 132. Wallisii Lind. 116. Larix atlantien 308. 314. 308. Deodora 308. Lastrea varia 116. Latania borbonica ereeta 116. Lecythis Ollaria 269. Levkojen, Winter- 175. Libonia floribunda C. Koch 138. Ligeria barbata Hanst. 247. j Lilium Wittei Sur. 294. Limonia trifoliata 318. Linaria tristis Mill. 116. Linum Mackraei Benth. 116. Lithospermum fruticosum L. 101. Litobrochia tripartita 117. Lobelia coronifolia 71. fulgens 38. TupaL.117. nicotianaefolia Heyne 262. Lomaria Bellii 14l. cinnamomea 141. densa 141. Lonas inodora Gaertn. 117. lata@@assı 117. Lonicera americana Mill. 287. ba- learica Viv. 280. brachypoda DC. 288. Brownei Hort. 287. canescens Schousb. 288. Caprifolium L. 279. chinensis Wats. 287. coceinea Hort. 287. confusa Hort. 287. dimorpha 279. dioica L. 280. diversifolia 288. epsomiensis 280. etrusca Sant. 279. flava Sims 280. Fraseri Pursh 280. flexuosa Angl. 288. Thb. 288. fuchsioides Hort. 287. glauca 280. grata 279. japonica Thunb. 287. hirsuta Eat. 280. implexa Ait. 280. intermedia 287. involucrata 280. latifolia Hort. 280. Guss. 280. lon- giflora Lindl. 288. macrophylla Hort. 280. Magnevilleae 279. 287. marylandica Hort. 280. media Murr. 280. nigra Thb. 288. orientalis 280. pallida Host. 279. Cedrus umbel- Lonicera parviflora Lam. 280. per- foliata Hort. 280. Periclymenum L. 278. praecox Hort. 279. prolifica Hort. 230. reticulata Hort. 288. sempervirens 287. speciosa 287. splendida Boiss. 279. superba 287. verna 279. Lupinus trifoliatus Cav. 117. Lucuma Canista 269. Goiti-Toroba 269. mammosa 269. Lychnis lapponica 117. Lycaste aromatica 215. gigantea 271. Maccleya Jedoensis 333. Machaerium firmum 254. Maclura aurantiaca 314. Magnolia grandiflora 142. 304. Len- nea 331. Mairia crenata N. v. E. 117. Malcolmia incrassata DC. 117. Mallotus philippensis Joh. Müll. 117. tinctoria 117. Malus cocceinea 334. floribunda 332. sibirica 334. Malven 255. Mammea americana 268. Mappa fastuosa Hort. 117. Maranta amabilis 231. cinerea 231. delicata 231. illustris 172. Libonia 231. Mazelli 231. metallica 231. membranacea 231. princeps 170. 171. pulchra 172. pusilla 231. se- tosa 231. splendida 70. transparens 231. undulata 231. Verschaffeltii 172. villosa 231. virginalis 170. IR. 231% Meconopsis nepalensis DC. 263. Medinilla radieans Bl. 117. Melianthus major 335. Melicocca olivaeformis 269. Melothria cucumerina Naud. 117. Menziesia ferruginea Sm. 118. Mesospinidium sanguineum 292. Metrosideros robusta 210. tomen- tosa 251. Micania Liervalli 167. Microcachrys tetragona 333. Milletia caffra Meisn. 118. Mimulus maceulosus duplex 118. Monenteles spicatus Lab. 118. Monodora grandiflora 254. Musa Banksii 118. textilis 254. Musschia Wallastoni Lowe 262. Myosotidium nobile Hook. 118. Myosotis Imperatrice Elisabeth 70. Myrica pimentoides 254. Myrospermum peruiferum 254. Myrsine variabilis R. Br. 118. Myrtus Cheken Spreng. 248. Naegelia hybrida 118. Nanopes ceinnabarina 292. Nelke, Flon- 100. Neurolaena Noackii 214. Nicotiana wigandioides CO. Koch 118. Nidularium latifolium 140. specta- bile 140. Nierembergia frutescens Durieu 118. 223. 231. rivularis Miers 262. Veit- chii Berk. 262. Nipholobus Lingua 141. Notylia bicolor Lindl. 271. OÖ dontoglossum eirrhosum 132. Odontoglossum ceristatum 218. Oeceoclades falcata Thb. 118. Lind- leyi Reg. 118. pulchella Lind. 118. Oneidium holochrysum 218. leuco- chilum 218. macranthum 366. nu- bigenum 132. 218. serratum 218. 271. Onopordon alexandrinum Beiss. 118. arabicum L. 118. Ophelia bimaeulata S. et Z. 119. Oplismenus glaucescens 173. Oreopanax auriculatum 343. costa- ricense 343. dealbatum 343. furfu- raceum 343. lanigerum 343. Lin- denianum 343. tortile 343. umbra- euliferum 343. Palecourea discolor 60. Panax horridum Sm. 119. Pancratium illyricum 334. Pandaneen 230. Pandanus Cannartii 214. flagelli- formis 333. javanicus 173. ornatus 173. Porteanus 35. utilis distichus 35. Veitchii 35. Panicum variegatum 173. Parnassia mucronata S. et Z. 119. Parsonia rosea Raoul 119. Passiflora angustifolia Sw. 119. ful- gens Wall. 101. helleborifolia Lind. 119. heterophylla Jaeq. 119. Pelargonien 38. 60. 213. 218. 252. Pentstemon acuminatus 119. gla- ber 119. Peperomia acuminata Hort. 119. acuminatissima Miqu. 119. argen- tea Lind. 167. argyraea 60. ariae- folia maculosa 212. 248. ariaefolia variegata 212. maculata 60. pel- taefolia 212. Pernettia florida 119. Persea gratissima 268. 268. Pescatorea cerina Rchh. 271. Petalostigma quadriloculare F. Müll. 124. Petunien 254. Pbillyrea decora Boiss. 124. Philodendron erinitum 174. dispa- rile 292. Houlletianum 349. lace- rum 349. Lindenii 132. microphyl- lum 349. Phlgxe 250. Phoenix dactylifera 180. 198. 253. Phormium tenax fol. var. 70. Phrynium amabile 131. Chimbora- zense 131. cinereum 131. illustre 131. Legrellianum 131. setosum Lind. 131. undulatum 131. Veit- chianum 173. Wallisii 131. Wars- zewiezii 61. Phytelephas Yurumaguas 198. Pinus halepensis major 335. pyre- naica 335. Salzmanni 335. Pirus japonica var. 317. Pityrosperma biternatum S. et Z. 124. Platonia Bacuru-Acu 268. insignis 269. Platycodon grandiflorus DC. 124. Platycrater arguta S. et Z. 125. 256. Pleroma elegans 281. Naud. 247. Podocarpus flagelliformis 125. plotolensis sarmentosa 419 Podocarpus Koraiana 388. Poineiana pulcherrima 315. Polygonum elegans 125. Polyporus squamosus 214. Polystachya pubescens Rehb. 271. Populus canadensis 222. monilifera 222. Potentillen 61. Pothos cordata 349. Ernesti Augusti 292. Pourretia nivosa 140. Primula intermedia 71. Prunus tomentosa Thb. 125. Pteris serrulata 141. Pterocarya caucasica 368. Pultenaea Ausfeldii Reg. 125. cluy- tiaefolia Reg. 125. Punica Granatum Legrellei 334. Pyrethrum cinerariaefolium Trev.111. @vereus glabra 125. 315. Ilex 315. pedunculata macrocarpa 62. Suber 315. Bamondia pyrenaica 334. Raphanus caudatus 206. 334. Reseda odorata grandiflora 175. Retinispora äilicoides 131. 173. Veitchii 173. Rhagodia nutanus R. Br. 125. Rhaphia taedigera Mart. 69. Rhododendren 71. 169. 174. 175. 199. Rhododendron caucasicum Bieb. 125. Fortunei Lindl. 248. Princesse royale 36. virgatum 331. Rhodotypns kerrioides 332. Rhus Osbeckii 334. perniciosum 29. succedaneum 29. verniciferum 29. Ribes acerifolium Hort. 46. alpinum L. 46. americanum Hort. 46. atro- purpureum C. A. Mey. 46. aureum Pursh 47. Beatoni Hort. 47. calli- botrys Wendl. 46. Cynosbati L. 45. DiacanthaL. 46. divarieatum Doug]. 45. echinatum Dougl. 45. flavum Berland. 47. floridum I’Her. 47. Gordonianum Paxt. 47. gracile Mchx 45. Grossularia 45. holosericeum A. Dietr. 46. lacustre Poir. 45. mul- tilorum Kit. 46. nigrum L. 47. ni- veum Lindl. 45. opulifolium Hort. 46. orientale Desf. 46. oxyacan- thoides L. 45. palmatum Desf. 47. pensylvanicum Lam. 47. petraeum Wulff. 46. propinguum Turez. 46. prostratum I’Her. 46. pulchellum Turez. 46. recurvatum Lam. 47. rotundifolium Mcehx 45. rubrum L. 46. 47. sanguineum Pursh 47. sibiri- eum Hort. 46. setosum Lindl. 45. speciosum Pursh 45. spiecatum Robs. 46. sterile Hort: 46. tenuiflorum Lindl. 47. Rohdea japonica Rth 125. Rosa Camellia 125. Fortunei 125. Iwora 125. Rosen 72. 141. 199. 220. 229. 255. 277. 347. Rottlera tinetoria Roxb. 117. Rudgea vinosa 332. Rupala (Rhopala) aurea 126. Ruscus reticulatus Thb. 263. Saceolabium ampullaceum Lindl. 272. curvifolium Lindl. 70. gigan- teum Wall. 272. guttatum 211. mi- niatum Veitch 70. Salvadora persica L. 126. Salvia chionantha Boiss. 126. graci- liflora Mart. et Gal. 126. Sanchezia nobilis Hook. 171. 246. Sanseviera javanica Bl. 238. rufo- eincta 268. zeylanica 268. Sanvitalia procumbens fl. pl. 336. Sarcanthus erinaceus Rchb. 272. tricolor 366. Saxifraga Cymbalaria L. 126. Sciadocalyx Warszewiezii 139. Scolopendrium offieinarum fol. var. 253. Secechium edule L. 71. Sedum Fabaria fol. aur. var. 139. Maximowiezii Reg. 126. Selaginella discolor 366. Martensii Spreng. 101. Sempervivum Faivae Lowe 262. teetorum 212. Sisyrinchium versicolor 126. Siphocampylos fulgens 247. Hum- boldtianus DC. 247. Solanum acanthocarpum 126. ama- zonicum 61. crinitipes 214. ennea- donton 343. giganteum 126. Gilo 343. macranthum 343. Melongena . Pekinense 126. Rantonnetii 61. Sophora angustifolia S. et Z. 126. Spartium album 62. Spraguea umbellata 250. Stapelia Thouretii 35. Staphylea Bumaldi DC. 126. Stauracantha grandiflora DC. 126. Stemonacanthus Pearcei Hook. 246. Stiefmütterchen 176. 213. 220. Stillingia sebifera 28. Stryehnos Curare 254. Nux vomica 254. Swietenia Mahagoni 222. Synadenium Grantiü Hook. 247. Tacca pinnatifida Forst. 90. Tacsonia Vanvolxemii 38. Tamarix gallica 315. Tapeinotes Carolinae Wawra 246. Tapina barbata Mart. 247. Taxodium distichum 314. Terminalis elegans 127. Tetratheca ciliata 127. Thea viridis 207. 222. 324. Theophrastaattenuata 231.411. eras- sipes 231.411. imperialis410. Jussiaei 410. latifolia 231. 411. macrophylla 410. nobilis 231. pungens Willd. 410. regalis 410. Thibaudia cordifolia 332. Thuja aurea 313. gigantea 157. Warreana 388. - Thysanotus Patersoni R. Br. 127. Tilia alba 362. americana pendula 362. argentea 362. 368. begoniae- folia 262. hollandiea 361. hybrida superba 363. intermedia 362. Lu- dovieia 362. platyphyllos 362. pu- bescens 363. rosea 362. rotundi- folia 362. vulgaris 361. Tillandsia argentea 140. 140. grandis 172. ceyanea 53* Tinnea aegyptiaca Kotschy 246. Tradescantia repens Hort. 127. Trapa natans L. 74. 250. Trevirana tubiflora 214. Trichinium Manglesii Lindl. 70. 334. Trichotosia ferox 272. Tulpen 175. Uılmen 5368. Waccinium Thibautii Reg. 127. Vanda Bensoni Batem. 272. Schille- riana 218. Skinneri 132. teres 217. trieolor 218. Vanguiera edulis 268. Vateria indica 28. Verbene populaire 336. 420 Verbenen, Italienische 412. Phanta- sie- 412. Viburnum Awabuki Hort. Ber. 108. 109. coriaceum Bl. 109. integerri- mum Wall. 109. nervosum H. et A. 109. odoratissimum Ker 109. pun- ctatum Ham. 109. sempervirens C. Koch 109. Simonsii Hf. et T. 109. Viola cornuta L. 127. Vitis elegans 37. Vriesia brachystachys Reg. 127. Waitzia Steetziana Lehm, 127. Wallichia myriostigma 198. Weigela Middendorfiana 71. Whitlavia Sloxinioides 127. Witheringia Gayana 127. .r Wolkensteinia Theophrasta Reg. 248. . X anthosoma appendieulatum 291. atrovirens 291. pilosum 291. sa- gittaefolium 291. versicolor 291. Wucca 167. Desmetiana Hort. 60. glaucescens 313. Gloriosa 313. pli- cata 313. recurva 313. Dalacea Wageneri 198. Zamia caffra var. compressa 198. fur- cata 198. latifolia 198. Lehmanni ß. maculata 198. linearis 132. ma- gellanica H. Wendl. 132. Makoyana 198. plumosa 198.