«t'l V-* ..•.^*^-^1^ ^^^^Kh"-^ 1 J^n^\, i! i li Vi\ vy WOCEENSCIffilFT DES VEREINES ZUR BEFÖRDERUNG DES GiRTENBiUES IN DEN KÖNIGILCH PREUSSISCHEN STUTEN FÜR «ÄBTNEBEl UND PFLANZENKUNDE. Redigirt von dem General - Sekretair des Vereines, Professor Dr. KARL KOCH. XIV. Jahrgang. BERLIN. VERLAG VON WIEGANDT & HEMPEL. 1871. ^^ n<^, Wochenschrift '"^^^.^i^ des Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Eönigl. Prenssischen Staaten No.L für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : Professor ]I>r. Klarl Kocli, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 7. Januar 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frauco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Die Passionsblumen. I. Geschichte. — Allerlei aus der Gärtuerei und Pflanzenkunde. I. — Ein Beitrag zur Pflrsich- zucht. Sonntag , den 8. Januar , Vormittags 11 Ulir , findet im Englischen Hause (Mohren - Strasse 49) eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Die Passionsblumen. I. Geschichte. Die Einführung einer Passionsblume mit grossen essbaren Früchten durch Linden bat von Neuem jen- seits des Kanales die Aufmerksamkeit auf eine Reihe von Pflanzen gelenkt, welche früher, zwar auch wegen der Schönheit, aber fast noch mehr wegen des interessanten Baues der die Leidensgeschichte Christi darstellenden Blüthe weit allgemeiuer kulti- virt wurden, als in der neueren Zeit. Man fand in den beiden letzten Jahrhunderten und bis zu den 3 und 4 ersten Jahrzehnten des jetzigen in Europa kaum ein Gewächshaus, worin nicht wenigstens eine Passionsblume enthalten war. Wer von Freunden und Gästen den Besitzer einer solchen Pflanze be- suchte, dem wurde gern die Pflanze mit der son- derbaren Blume, wo alle Marter-Instrumente Christi versinnlicht sein sollten, gezeigt. Die Passionsblumen kommen fast nur in den wärmeren und heissen Ländern Amerika's, vor Allem in dessen südlicher Hälfte, vor und sind am reich- lichsten in Brasilien und Peru, besonders im ganzen Gebiete des Amazonenflusses, vertreten. Der be- kannte Reisende Gustav Wallis aus Detmold, dem wir die Einführung einer gi'ossen Reihe schö- ner Pflanzen in den letzten 10 bis 15 Jahren ver- danken, tlieilte uns. bevor er von Neuem seine grosse Reise zur Erforschung fremder Länder im Interesse der praktischen Gärtnerei und der botanischen Wis- senschaft autrat, mit, dass trotz der zahlreichen, be- reits in unsern Gewächshäusern nach und nach ein- geführten oder nur durch Botaniker beschriebenen Arten der Passionsblume aus Brasilien und Peru er vielleicht noch ebenso viele gefunden, die uns noch unbekannt sein möchten und noch keiner wissen- senschaftlicheu Koutrole unterlegen hätten. Einige von ihnen sind durch ihn bereits eingeführt und durch Linden in Brüssel in den Handel gebracht worden. Der bei Weitem grössere Theil der von ihm gesammelten Passionsblumen wurde aber leider auf der nicht minder gefahrvollen, als beschwerlichen Reise längs des mächtigen Amazonenstromes bis zu dessen Quellengebiete im peruanischen Hochlande vergebens an ihrem Bestimmungsorte erwartet, denn durch irgend ein Missgeschick waren sie zu Grunde oder sonst verloren gegangen. Manclie von ihnen befinden sich jedoch glücklicher Weise noch als ge- trocknete Blüthenzweige im Besitze Linden 's, von anderen hat Gustav Wallis selbst mehr oder min- der vollständige Zeichnungen angefertigt, welche er uns behufs wissenschaftlicher Benutzung zur Verfü- gung stellte. Du die Bearbeitung der Familie der Passions- blumen für die grosse, von Martins begonnene Flora Brasilien's von Seiten des jetzigen Heraus- gebers, Dr. Eichler in München, dem nicht we- niger thätigen, als kenntnissreichen Redakteur des 1 Gardeners' Chronicie in London, Dr. Maxwell Masters, übertragen wurde, haben wir sehr gern dem Wunsche iiusers verehrten Freundes entsprochen und sämmtliche Zeichnungen der Passionsblunieu, die wir der Freundlichkeit Gustav Wallis' ver- danken, im Interesse der Wissenschaft ihm zur Be- nutzung übergeben. Wie wir aus einem vorläufigen Artikel des Dr. Masters in Gardeners' Clironicle (p. 1213) über das Geschichtliche der PaBsioiisbiumcn ersehen, werden diese Zeichnungen, wie sie es auch verdienen, nicht allein gewürdigt, sondern zum Theil auch zur Vervielfältigung benutzt. Dass dergleichen an Hrt und Stelle angetertigte Zeichnungen grossen Werth besitzen, unterliegt keinem Zweifel. Die Passionsblumen wurden schon bald nach der Entdeckung Amerika's, und zwar bereits in der ersten Hälfte des lli. .fahrhundertes, bei uns bekannt. 80 weit unsere Nachforschungen reichen, ist der .Sj)anicr Petro de Cicza*), der in den Jahren ir)32 bis 1550 sieh in Peru aufliielt, der Erste, welcher (im 18. Kap. des ersten Bandes der Ge- schichte Pcru's) vüu den Passionsblumen spricht. Seine Aufmerksamkeit wurde weniger durch den in- teressanten Hlüthenbau, als vielmehr weil die Früchte, ähnlich den («ranaten, in ihrem Vaterlande gegessen wurden und deshalb auch von Seiten seiner in Peru lebenden Landsleute den Namen Granadilla er- halten hatten. Diese Benennung Granadilla wurde von den meisten Botanikern bis auf Tour nef ort als Genus-Name benutzt, bis Linnc-, wie ^Icdikus meint, ganz ungerechtfertigter Weise sie in Passi- flora umänderte und damit den abergläubischen Deu- tungen Rechnung trug. Von etwas s|)ätern Ueisenden, welche die Passions- blumen erwähnt oder beschrieben haben, sind zu nen- nen: Ilernandez, Leibarzt Philipp'« 1 1. v. Spanien, welcher in den Jahren 15'.'3 bis lÜOO Westindien be- suchte, sowie der Leidener Professor Wilhelm Piso und der deutsche Arzt Georg Marcgraf aus Lipp- stiidt in Sachsen, welche beide gemeinschaftlich in den Jahren 1036 bis 1642 den holländischen Statt- halter Graf von Nassau-Oranicn nach Brasilien be- gleiteten und dort zur F.rforschung des Landes ver- wendet wurden. Piso und Marcgraf haben die Passionsblume in ihren Schriften unter dem einheimischen Namen Murucujo, der später in Maroc und Maracot ver- stümmelt und von Tournefort als Name für ein zweites Genus bestimmter Passionsblumen benutzt wurde, aufgeführt; Apotheker Parkinson in Homp- toncourt, Professor Ray in Cantcrbury, Professor *) Nirht PcIriM ilv Cilt. Munting in Groeningen und der königliche Bota- niker Ludwig's XIV., Plumier, vergleichen dagegen die Passionsblumen als Schlingpflauien oder Lianen mit unseren Waldreben und beschreiben sie mit der näheren Bezeichnung Clematis, während Professor Hermann in Leiden sie aus demselben Grunde für eine CucurbiUcee, und zwar speciell ftlr eine Gurken-Art (Cucumis), Andere endlich, wenig tref- fend, für einen Epheu (Hedera) erklärten. Die Benennung der Pflanze als Passionsblume (Flos passionis) scheint Rochefort, der in der er- sten Hälfte des 17. Jahrhundertes die Antillen be- suchte und seine Beschreibung genannter Insel 1639 herausgab , benutzt zu haben , während das Wort Passiflora von dem Fürsten Federigi Cesi, dem Herausgeber von Ilernandez' Werken, zu- erst im Jahre 1651 gebraucht worden ist (^tab. phv- tos. als Anhang zu Hernaudcz' rcrum medicarum Novae Hispaniae thesaurus p. 935). Als Genus-Name fühlte es dagegen der Engländer Plukenet ein. Wer zuerst auf die Aehulichkeit, besonders der Blüthentheile der Passionsblume, mit den Marter- Instrumenten Christi kam, weiss man nicht. Wahr- scheinlich war es ein Mönch, der im Vaterlande der Passionsblumen sieh dieser Auslegung der Blüthen- theile bediente, um desto mehr auf die abergläubi- schen Bewohner jener Länder bei ihrer Bekehrung zum Christenthume einzuwirken. Der Erste, der darüber spricht, ist jedoch ein Arzt in Sevilla, Mo- nardes. Es geschah dieses aber nicht erst im Jahre 1593, wie unser gelehrter Freund Piasters in der bereits erwähnten Abhandlung in Gardcucr's Clironicle sagt, sondern weit früher, und zwar im Jahre 1569, wo sein kleines Werk über aus Indien eingeführte einfache Arzneimittel zuerst in «pani- scher Sprache erschien. Dass diese Deutung, besondem der Blüthentheile der Passionsblume, auch in Europa von Seiten der Priester ausgebeutet wurde, kann man sich denken. Es geschah vor Allem in Italien, wo, wie es scheint, zu Ende des 16. Jahrhunderte« oder wenigstens im Anfange de« 17., wahrscheinlich durch spanische Missionäre zuerst au« Peru eingellllirt, auch schon Passionsblumen kultivirt wurden. Die Pflanze ward wegen ihrer religiösen Bedeutung vielfach besungen und in tiefster Ehrfurcht hörten die (Jläubigcn die Auseinandersetzungen ihrer Priester über die Pflanze an. (Vergl. unter .\ndercm Joh. En«. Nierem- bergii historica naturalis maximc pcrogrinae piig. 300 und Ren. Rapini socictati« Jesu hortorum libri IV, pag. 26.) In> Jahre 1609 er«chicn cioo besondere fckhrit"t von Simeon Palasoa in Bologna, in der die Vcr- gleichung der l'flanzon-, besonder« Blüthentheile der Passionsblume reit den Morler-Insirumcntcn Christi wohl zuerst in bestimmter Weise schriftlich dargelegt wird. Kurz darauf gab auch der gelehrte Sekretär des Maltheser-Ordens in Rom, Jakob Bosio, seine Schrift: Crux triuraphans (das triumphirende Kreuz) heraus und sprach noch ausführlicher über diesen Gegenstand. Mönche waren es besonders, welche ihm über diese merkwürdige Pflanze die Nachrich- ten gebracht hatten. Da aber diese verschiedene Gegenden Amerika's, in denen auch verscliiedene Arten wachsen, besucht iiatten, da ferner selbst nach und nach verschiedene Arten in Europa eingeführt wurden, so darf es auch nicht auffallen, dass nicht allein die Mittheilungen von Jakob Bosio sich zum Theil einander widersprechen, sondern dass auch die Beschreibungen der Passionsblume bei den ver- schiedeneu Schriftstellern nicht durchaus mit einander übereinstimmen und daher auch die Organe dieser Pflanze nicht gleich gedeutet wurden. Während z. B. Parlasca und Bosio die Blätter der Pas- sionsblume als einfach, ersterer auch als gross, be- schreiben , bildet sie der Direktor des berühmten Farnese'schen Gartens in Rom, Pietro Castelli, der unter dem angenommenen Namen Aldinus geschrieben hat, diese dreitheilig ab. Dass bei der Deutung der Pflanzen- und beson- ders der Blüthentheile die Phantasie eine gro-se Rolle gespielt hat, kann man sich denken. Ein Unbefangener würde gewiss nicht die Deutungen von selbst gefunden haben. Bekennt doch der Rö- mer Castelli — gewiss ein guter Katholik — offen, dass es ihm unmöglich gewesen sei, den Ver- gleichungen beizustimmen. Man begnügte sich aber nicht allein mit den Worten imd suchte etwas hin- einzulegen, was gar nicht darin lag, sondern gab Abbildungen, in denen die Blüthentheile in beliebig- ster Weise umgeändert wurden. So veröffentlichte ein deutscher Jesuit, Joh. Eus. N ieremberg*), der aber zum Professor der Physiologie an der Universität zu Madrid ernannt worden war, im Jahre 1635 in Antwerpen eine Naturgeschichte, in der ein Phantasie-Gebilde der Passionsblume (S. 299) gege- ben wird, wie man es sich zur Deutung der ein- zelnen Theile nicht besser denken kann. Diese Ab- bildung scheint von den Jesuiten ganz besonders gemacht worden zu sein , um die Gläubigen noch mehr für das Wunder einzunehmen. Diese Phantasieblume der Jesuiten stellt den Zweig eines Schlinggewächses dar, an dem einer Lanzenspitze nicht unähnliche Blätter, Ranken, eine Frucht in der Gestalt einer Orange und 3 Blüthen (in Knospe, in voller Entwickelung und verblüht) *) Nicht Neurenberg, wie Hallman in der Anfangs genannten und in Linne's Amoenitates academicae (1,278) ab- gedruckten Dissertation schreibt. ZU erkennen sind. Die Blätter versinnlichen die Lanze, mit der Jesus in die Seite gestochen ward, die Ranken hingegen die Geiseln, mit denen unser Heiland wiederum geschlagen wurde, während die Blüthenkuospe einem Kelche, woraus die Jünger das letzte Mal tranken und wie er jetzt beim Abend- mahle gewöhnlich gebraucht wird, ähnlich aussieht. Die geöffnete Blüthe zeigt zunächst eine Fläche als Basis. Li ihrer Mitte erhebt sich eine Säule, welche der entsprechen soll, an der Jesus gebunden wurde, um gegeiselt zu werden, während von ihr strahlenförmig 15 dicht neben einander liegende und nach oben sich allmählig verbreiternde Streifen in wagerechter Richtung auslaufen. Diese Streifen sol- len die beiden Blüthenhüllen, die aber nur aus 10 (5 Kelch- und 5 Blumen-) Blättern bestehen, sein. Auf der Säule stehen, von der Basis aus mit einan- der divergireud, 3 Nägel mit den Spitzen nach unten (die 3 Narben) und werden von einer Dornenkrone, der den Blüthenhüllblättern aufliegenden Corona oder dem Strahlenkranze entsprechend, umwunden. An der Basis der Säule befinden sich endlich noch 5 kurzgestielte Köpfe, d. h. die 5 Staubgefässe mit meist rothen Beuteln, und deuten die 5 Wun- den, welche Christus mit der Lanze am Kreuze erhielt, an. Diese Darstellungen der Passionsblume, welche dem Aberglauben der damaligen Zeit huldigten, riefen aber auch Widerspruch hervor. Vor Allem sprach sich der Direktor des botanischen Gartens in Hamptoncourt bei London, Apotheker Parkin- son, entschieden gegen solche Fälschungen der Natur aus. In seinem Paradisus terrestris (p. 395) gab er neben der den Jesuiten entlehnten Darstel- lung noch die Abbildung einer Passionsblume nach dem Leben gezeichnet, um die Fälschung der Je- suiten zu beweisen. Andere fromme Christen der damaligen Zeit, denen sich auch deren in der neuesten Zelt noch anschliessen (vergl. eine darauf bezügliche Abhand- lung, welche in der 43. Nummer des Gardeners' Chronicle pag. 1409 abgedruckt ist), stimmen mit der eben angegebenen Deutung der einzelnen Theile der Passionsblume von Seiten der Jesuiten imd des deutsch-spanischen Professors In allen Punkten kei- neswegs überein, sondern weichen in manchen Stük- ken von ihm nicht weniger, als unter einander we- sentlich ab. Oft von Blumen und Pflanzen lieben- den Laien um die Deutung der einzelnen Theile der Passionsblume befragt, glauben wir hier, wo wir einmal den Gegenstand zur Sprache gebracht haben, um so mehr berechtigt zu sein, eine kurze Zusam- menstellung der verschiedenen Deutungen zu geben, als diese auch zum grossen Theile Botanikern und Gärtnern ebenfalls nicht bekannt sind und demnach 1* nicht weniger deren Interesse in Anspruch nehmen rauchten. Mit wenigen Ausnahmen sind die Passionsblumen iSchiinjigewiiclise, wciclie vermittelst besonderer Han- ken an andern (Jegenständen emporsteigen. Uleich diesen Pflanzen bedarf aber auch der Christ, um in das lliiiinielreich dereinst empurzu^teigen , einer Stutze, nämlich der christlichen Liebe (Charitas). Bis auf die Wurzel zurUckgcschnitten, schlägt die Wurzel der Passionsblumo von Neuem ans, die My- sterien der Leidensgeschichte im Herzen tragend. Dass die einfachen, aber mit 3 Abschnitten ver- sehenen Blätter in der Abbildung der Jesuiten des Vergleiches halber einer Lanzenspitze ähnlich dar- gestellt sind, wurde bereits gesagt. Der erwähnte Direktor des voui Kardinal (»doardo Farn esc an- gelegten CJartcns in Hom, ('astelli, hatte dagegen schon vor Parkinson (im Jahre lli20) die Abbil- dung einer Passionsblume in einer besonders deshalb verfassten Schritt (vera e natural eftigic dcllc pianta indiana chiamata Maraco, Granndilla c fior della jias- ■iione D. N. S. ) , nach einem von ihm kultivirtcn K.xemplare gegeben, wo die Blätter drcilappig waren. Castelli konnte diese demnach night mit einer Lanze vergleichen und half sich dadurch, dass er sie wegen ihrer dreilappigen Form auf die Drei- einigkeit: Ciott Vater, Sohn und heiliger Geist, die alle drei eins i^ind, bezieht. Auch die 3 Abschnitte des Blattes vereinigen sich zu einem Ganzen. l)ie Frage, ob die Jesuiten die CJestalt der Blät- ter absichtlich in ihrer Gestalt veränderten , lässt »ich schwer beantworten. Wir möchten sie vernei- nen, denn, da die •Jesuiten, wie gesagt, von verschie- denen Ländern Nachrichten liber die Pa-ssionsblume erhielten, konnte ihrer Abbildung um so mehr eine Art mit ganzen Blättern unterliegen, als es deren in der 'l'liat auch gibt. Es ist dieses um so wahr- scheinlicher, als Bosio die Blätter seiner Pflanze mit denen der Orange vergleicht und in Westindien, sowie in l'rasilien, dergleichen Arten wachsen, ileren Früchte ebenfalls gern gegessen werden. Ks gilt dieses besonders von Passiflora laurifolia und roali- formis, zweien noch jetzt bei uns viel kultivirtcn .Vrten. Die l^ttaniker nehmen gewöhnlich an, dass die .Abbildung der von Gastelli gegebenen Pflanze Passiflora incarnatn L. , welche in den X'erriniglen Staaten und in .Me.xiko wächst, sei. Wir können nicht damit <\bcreinstimmen , da die Cnstcl li'schc Pflanze weisse Bllulien hat. Schon Sabine hat in einer au-fulirlichcn Abhandlung, welche in den \'er- handlungeu der Londoner Gartenbau - CicscUschaft vom Johrc 1K20 (111, p. lU») abgedruckt ist, nach- gewiesen, dass die im I 7. .InlnhuniUrte in Fngloiid, nbir auch in Italien kultivirte I'assionsblumv von P. incarnata dadurch wesentlich verschieden sei, dasg letztere Pflanze krautartige, ersterc hingegen holzige Stengel treibe, dass ferner die Frucht der erstercn gelb, die der letzteren roih sei. Soviel wir wissen, wird die Frucht der P. incarnata wegen ihre« schlech- teren Geschmackes wenigstens nicht allgemein ge- gessen. Sims hatte übrigens die Passionsblume des südlichen Amerika schon 2 Jahre früher wegen des Wohlgeschmackes der Früchte P. edulis, d.h. die Passionsblume mit essbaren Früchten, genannt (s. bot. Mag., Tab. 19K9). Interessant ist, dass auf dem dritten Blatte des zweiten Bandes der .Abbildungen, welche nnter der Statthalterschaft des Grafen von Nassau -< >ranien, ohne Zweifel von seinen beiden Begleitern Piso und Marcgraf, angefertigt wurden und sich jetzt auf der Königlichen Bibliothek zu Berlin betindeu, ebenfalls schon, wahrscheinlich die erste, welche über- haupt nach dem Leben gezeichnet wurde, eine Ab- bildung der P. edulis vorhanden ist. Dass die Hanken mit den Geiseln verglichen worden sind, haben wir bereits erwähnt. Ebenso schwankend, wie die der Blätter, sind die Deutun- gen der verschiedenen BlUthentheile. Was zunächst die BlüthcnhUlle der Passionsblume anbelangt, so besteht sie bei den meisten Arten ans !(• Blättern, welche nach aussen einen Kelch, nach innen eine Krone bilden. Der 3 Hüllblätter wird nur bisweilen gedacht; eine Deutang derselben haben wir aber nirgends finden können. Alle, die sich mit der In- terpretation der Blüthentheile der Passionsblume be- schäftigt haben, kommen darin überein, dass der Kelch auf der Aussenseite grün, auf der Innenseite weiss ift. Die ersterc deutet die Hoffnung an, zu welcher die Farbe der Unschuld aaf der anderen inneren Seite berechtigt. Diese wird geschützt durch b Stacheln, mit weichen man die besonders vor der Entfaltung der Blüthe hervortretenden hornähnlichen Anhängsel an der Spitze der Kelchblätter verglich. L)ie f) inneren oder Kronblätter werden durch- aus blendend weiss angegeben. Auch deshalb kann, wie gosapt, die Passionsblume der .lesuiten und Ca- stelli's keine P. incarnata gewesen sein. Diese weissen Kronblätter' deuten auf die Heinheit unser« Herrn, aber auch auf sein weisses (tuwand hin. In den von uns oben beachricbcnon Jesniten- Bliinieii wird die Blikthenhülle einblättrig und im Anfange ihrer Entstehung glockenförmig dargestellt. Es möchte dieses, wie auch Castelli ausspricht, ein Irrthum sein, der aus vers<-hiedenen . den Jesuiten milgethcilten Berichten hervorgegangen ist. Später breiten sich die BlüthcnhüllblKlIer flach aus und bihlen eine kreisförmige Fläche, «uf der die übrigen BItllhenthcilo sich betindcn. l'nrichtig ist ferner, dass nach Einigen, welche über die Deutung der Passiousbluinen Mittheilungen gemacht haben , deren Blüthen sich stets gegen Slorgen öflfnen und gegen Abend sich schliessen sollen. Die Dauer der Blüthe währt in der Regel länger als einen Tag; bei den meisten Arten schliesst sie sich erst gegen Abend des zweiten Tages. Da- mit legen sich die einzelnen Theile zusammen und nehmen mehr oder weniger die Gestalt einer Glocke an, die ihr, wie wir eben gesagt haben, auch vor der Entfaltung zugeschrieben wird. Nun erst fallen, mit Ausnahme des Fruchtknotens, allmählig die Blü- tbeile ab. Die Zahl der Blüthenhüllblätter beträgt, wie be- reits erwähnt, bei den meisten Arten des Genus Passiflora 10, die als die 10 bei der Gefangenneh- mung Christi anwesenden Apostel gedeutet werden. Judas, der Verräther, und Petrus, der seinen Herrn verleugnete, sollen nach der Ansicht der Schrift- steller, welche uns Deutungen mitgetheilt haben, nicht gegenwärtig gewesen sein, eine Behauptung, ■welche mit den geschichtlichen Thatsachen nicht übereinstimmt, da .Judas wenigstens auf jeden Fall nicht fehlte, während Petrus, der zur Vertheidigung seines Herrn das Schwert gezogen hatte, sich aller- dings entfernt haben konnte. Eine eigenthümliche Bildung in den Blüthen der meisten Passionsblumen ist der meist mehrfache Strah- lenkranz oder die Corona. Sie besteht aus einer grossen Anzahl von zarten Fäden, welche bisweilen etwas gedreht sind und in eine feine Spitze, die man bald als das Ende eines Speeres, bald als die stechenden Theile der Dornenkrone deutet, endigen. Die Phantasie muss dabei das Sfeistc thun. In der von den Jesuiten ausgegangenen bildlichen Darstel- lung ist auch das Mögliche gethan worden, um die Gläubigen für ihre Ansicht zu gewinnen. Dieser in seiner Grundfarbe weisse Strahlenkranz ist dicht mit rothen Punkten (den Blutstropfen) be- setzt. Ausserdem bilden rothe Punkte von beson- ders dunkeler Farbe oberhalb der Basis und wie- derum ungefähr in der Mitte des Kranzes 2 kon- zentrische Kreise, welche hauptsächlich hervortreten. Dieser Umstand hat einen Gläubigen der neuesten Zeit veranlasst, dem Strahlenkranze eine andere, von der bisherigen sehr abweichende Deutung zu geben, durch die der Strahlenkranz als ein Heiligenschein betrachtet wird, der sich rings um das Kreuz (den Fruchtknoten mit den 3 Narben) ergossen hat. j Der gestielte Fruchtknoten stellt, wie ebenfalls mit- j getheilt ist, die Säule dar, an die Christus gebunden wurde, um gegeiselt zu werden. Da er aber wegen seiner rundlichen Gestalt auch nicht eine entfernte Aehnlichkeit mit einer Säule besitzt, so haben spä- tere Gläubige ihn als den Schwamm bezeichnet, den, mit Flüssigkeit gefüllt, die Aufseher Christus reich- ten, um seinen Durst zu stillen. Wiederum An- dere betrachten ihn als den Haupttheil des Kreuzes, an dem nach oben 3 mit einander divergirende Arme (die 3 Narben) sich befinden. Dass nach den Jesuiten diese 3 Narben dagegen die 3 Nägel dar- stellen, welche die beiden Arme und die beiden Füsse Christi (letztere zusammen) an das Kreuz befestigten, ist ebenfalls früher erwähnt worden. An der Basis des Fruchtknotens endlich befin- den sich , nach aussen divergirend , 5 Staubgeiasse, deren Beutel im Anfange der Entfaltung der Blüthe aufrecht stehen. In dieser Weise hat man sie mit dem Stern verglichen, der den Hirten bei der Ge- burt Christi am Himmel vorausging, um ihnen den Weg nach Bethlehem zu zeigen. Bei der weiteren Entfaltung der Blüthe platzen die rothen Staubbeutel auf und hängen über. In diesem Zustande sind sie wiederum als die 5 Wunden, welche Jesus Christus in die Seite erhielt, gedeutet worden. Die Frucht der Passionsblume wird als wohl- schmeckend bezeichnet, aber nicht gedeutet. Nach den Beschreibungen der Jesuiten hat sie mehr die Form einer Pomeranze oder Citrone, als die einer Granate. Auch ist die Schale nicht dick und leder- artig, sondern dünn und schliesst ein weiches Fleisch, ähnlich dem einer Melone, ein. Der Saft schmeckt bei den meisten Arten säuerlich, weshalb er, gleich dem der Granaten, mit Wasser vermischt, zu einem kühlenden Getränke benutzt wird. Nicht alle Pas- sionsfrüchte sind aber auf gleiche Weise wohlschmek- kend, wie die der P. edulis, quadrangularis, lauri- folia und einiger andern, sondern die meisten ent- halten noch einen schai'fen Stoff, der sie unange- nehm schmeckend macht. Allerlei ans der (««ärtiierei und Pflaiizenknude. I. Bei einem Besuche des an Gewächshauspflanzea reichen Gartens in Pankow bei Berlin, dem der Obergärtner Per ring vorsteht, fanden wir unter Anderem, was Interesse darbot, im Vermehrungs- hause die Anwendung eines Mediums für Stecklinge zarter und holziger Pflanzen, die wir bis dahin noch nicht gesehen hatten. Wahrscheinlich ist dieses Me- dium auch Anderen nicht bekannt; deshalb stehen wir nicht an, mit Erlaubniss des Obergärtners Per- ring, dasselbe in der Wochenschrift zu veröffent- lichen. Das Medium, in welches Stecklinge gesteckt oder auf welches diese nur gelegt werden, ist ein junger und leichter Torf, der zu diesem Zwecke aus der LUneburger Iluide bezogen wird. Er besteht aus Bchwatlien, tlbcreiniiiidtr liegenden Schichten, in de- nen das Torfmoon, resp. die zahlreichcbstzUchter und i'omologcu Deutschlands in Verbindung Stau- den, zu Grunde gerichtet ist. Nicht allein die Obst- gehölze, auch die vorzüglichen Sammlungen von Luxusgehölzen wurdeu zum gn^sseii Theil abge- hauen. Ein Theil der Haumscbulen wurde bereits im Anfange der Belagerung unter Wasser gesetzt, ■ in dessen Folge die duraut stehenden Bäume er- ' soffen sind. | Erfreulich ist es dagegen, dass die grossartigun ' Baumschulen von iSimon-Louis frferes in Metz, mit sehr geringen Ausnahmen, unbeschädigt geblie- ben sind. Materiell, schreiben uns die Besitzer, sei ihr Verlust nicht bedeutend; was sie aber in den Tagen, besonders der äussersten Huugersuoth und der Verzweiflung, ausgehaltcn hätten, liesse sich gar nicht schildern. { Leider werden, zunächst bei Paris, weitere \'cr- wUstungcn blühender Gärtnereien und ertragreicher Obstgärten bevorstehen. Da sich dio Deutscheu des | Avron- Berges, der höchsten Höhe der Umgegend, bereits bemächtigt haben, so kann sich das Fort Kosny nicht halten. Zwischen diesem Fort und der j Ringmauer von Paris liegt auf hügeligem Terrain aber Montreuil, die Hochschule für Pfirsichzucht. In Montreuil hielt der ältere Lopöre au jedem Sonntag Morgen im Sommer gegen ein Honorar \'orlesungen über die Prinzipien der Behandlung der Formenbäume, besonders des Schnittes; den ganzen Sommer hindurch wurden seine Vorlesungen von den Parisern viel besucht. Man fand daselbst nicht allein Gärtner und die gewöhnlichen wissbegierigen Laien, auch Männer und Frauen der vornehmsleu Stände hielten nnt ihreu eleganten Wagen vor dem (■arten und troten ein, um den Meister, in einer blauen Blouse gekleidet, zuzuhören. Das japanesische Höschen (^Kerria japouica), ein noch beliebter Strauch unserer Gärten, ist auch in Nordamerika ziendich verbreitet. Aus dem Mark der älteren Stengel soll man jetzt unter dorn Na- men: ^japanische Tändelei ', ein Spielzeug t'Hr Gross und Klein bereiten, was vor einigen Jahrzehnten als „Stehaufchen" auch bei uns allgemein verbreitet war, aber au« dem Mark ties Hollunders (Sambucus nigra) angefertigt wurde. Sollte mau nicht auch in Nordamerika »ich des Sarobucus canadcusis bedie- nen? do, wenigstens in Deutschland, die Stengel des japanischen Köschcns nie «o dick werden, um ein hinlänglich starkes Mark zu besagtem Zwecke zu liefern. In die ungefähr V« bis 1 Zoll langen Markstücke wird an dem einen Ende ein breitköpfigcr Nagel eingeschlagen, in Folge dessen dieser, der Schwere folgend, stets auf dem Ende, wo der Nagel sich be- findet, steht und sich immer vou Neuem erhebt, wenn es umgeworfen wird. Mit dem Magnetismus hat dieses KunslstUckcheu , obwohl man es allge- mein in Nordamerika glaubt, gar nichts zu thun. Ifiii .Rpitrn(] jiir prfiffr,u(tjl. \\ ir lesen eben in Flore des scrres ^^Tom. XVII., p. 121 j die Miithoilung Burvenich's, des intelli- genten Professors an der Gartenbauschule in Gend- bruggo-lez-Gand, über ein Mittel, träge Augen an Pfirsichbäumen zur rascheren Eutwickeluug zu brin- gen. Keuntniss von diesem Mittel erhielt Burve- nich während seiner Anwesenheit in Paris zur Zeit der letzten grossen internationalen Ausstellung da- selbst durch freundliche Mittheilung des damals als ersten Pfirsichzüchter von Seiten der Jury aner- kannten Gäriuers Ghevalier in Montreuil. Dieses Mittel ist sehr einfach und kann mit leichter Muhe ausgeführt werden. Es besteht in einem scharfen Schnitt in die Umhüllung der Knospe bis auf das Holz. Es versteht sich von selbst, dass die eigent- liche Knos])e dabei geschont werden muss. Burveuich empfiehlt den Schuitt besonders in 3 Fällen: 1. Wenn der Frucbtzweig an der Basis ein Auge besitzt, dio Übrigen aber eutt'erut stehen, so wird es schon deshalb vortheilhaft !>eiu, durch einen Schnitt in das unterste Auge dieses zum Treiben zu bringen, weil mau hier sonst eine nackte Stelle erhalten würde, abgesehen davon, das« der alte Ast oberhalb desselben entfernt werden könnte und man damit einen Ersatzcw-eig hättt. 2. Jedes schlafende Auge, was iieler steht und deshalb nicht oder nur schwierig austreiben würde, kann durch den Schnitt zur Eutwickeluug kommen, so dass mau nicht nöthig hat, wenn das Bedürfnis« vorliegen sollte, Ersatzaugeu einzuschieben. 3. Endlich wird jede« Auge, dessen Entwicke- lung zwcifelhat't ist, durch den Schnitt bethatigt; damit kann man aber die Zahl der sonst zu erwar- tenden Früchte vermehren und «ich eine grossere Erndtc verschaffen. Vcrl«g von Wirjfmi'lt k Hcmpel in Berlin, Zimmer Hirmat« No. Sl. Dnirk der C. FcIttcrVtifn BnrWrtickortl (L, >l»w«»), D«rUa, Wilbclw malt Ko 4. Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des Gartenbaues in den fionigl. Preossischen Staaten für Ciärtiierei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor I>r. Karl Kl och, General - Sekretär des Vereines. No.2. Berlin, den 14. Januar 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch des deutsch-österreichischen Post -Vereines. franco durch alle Post-Änstalte n Inhalt: Die 1er Drachenbäume (Dracaeneen) aus der Terminalis - Gruppe, 'sehen Orchideen. — Die Passionsblumen. IL Behandlung. - - Die Schil- Die Drachenbäume (Dracaeneen) aus der Tei'niiTialis - GS-ruppe. Seit den letzten 4 Jahren ist durch die Reise des leider für Wissenschaft und Gärtnerei zu früh verstorbenen John Gould Veitch (vergl. vorigen Jahrg., S. 281) die Aufmerksamkeit auf eine Reihe yon Pflanzen, welche schon vorher in einzelnen Ar- ten Lieblinge des Publikums gewesen waren, näm- lich auf die Drachenbäume oder Dracäneen, noch mehr gelenkt worden, als es früher der Fall war. Wer von den Lesern der Wochenschrift die Mit- theilungen über die alljährlich in den Gärten neu eingeführten Pflanzen und über die grösseren Aus- stellungen durchgelesen hat, wird auch die stetig sich steigernde Vermehrung weniger von Arten, als vielmehr von Abarten und Formen der Dracäneen, in unseren Gärten mit Literesse verfolgt haben. Ihre Zahl ist jetzt so gross geworden, dass man, wenn man alle, welche man jetzt in unseren Gewächshäu- sern besitzt, in einigermassen entsprechenden und deshalb Raum verlangenden Exemplaren kultiviren will, ein besonderes Haus dazu haben muss. Die Drachenbäume haben zwar einen gemein- schaftlichen Habitus, trotzdem möchte aber ein da- mit gefülltes Haus nicht in der Weise den eintöni- gen Charakter besitzen , als es beispielsweise mit den Kakteen der Fall ist. Hauptsächlich sind es die buntblättrigen Formen der Cordyline, resp. Dra- caena Terniinalis und der damit verwandten Arten, durch welche eine grössere Mannigfaltigkeit bedingt wird. Die Arten dieser Gruppe werden es auch nur sein, welche uns in dieser kleinen Abhandlung neuen Stoff zur Belehrung gegeben haben, da wir Gelegenheit hatten, durch schöne Exemplare in den Gewächshäusern des Obergärtners Perring in Pan- kow, zum Theil in Blüthe, noch eine bessere Kennt- nis* von der Terminalis-Gruppe zu erhalten. Bald sind es 4 Jahre her, wo wir bei Gelegen- heit der Aufstellung einer grossen Sammlung aus dem hiesigen botanischen Garten im Vereine aus- führlich über die Dracäneen berichteten und eine dem damaligen Standpunkte entsprecliende Mono- graphie iu der Wochenschrift abdrucken Hessen (s. 10. Jahrg., S. 193 und 235). Seitdem sind nicht weniger als gegen 20 neue Abarten und Formen der Terminalis - Gruppe wiederum nach und nach eingeführt worden und in den Handel gekommen. Neuseeland und die Südsee -Inseln sind es haupt- sächlich, welche in diesem Falle das grösste Kontin- gent hierzu geliefert haben, während in dem tropi- schen Westafrika eine Reihe echter Arten aus einer anderen Gruppe, von der wir vielleicht ein anderes Mal sprechen werden, wachsen und jetzt sich eben- falls iu unseren Gewächshäusern befinden. Man wird fragen: wie kommt es, dass eine Insel, weiche schon längere Zeit einen grossen Aut- schwung in ihrer Entwickelung erhalten hat und damit den Bewohnern Europa's schon mehr bekannt geworden war, als andere Inseln des fünften Erdthei- les, auf einmal ein so starkes Kontingent geliefert hat, und man nicht früher schon auf den Reichthum so schöner Blattpflanzen iu dem mannigfach besuch- 2 10 teil Neuseeland autinerkflatii wurde? Wir besitzen aus der neueren Zeit 8elb«t tiiiu Flor von ISeusec- land, welebo den jetzigen Direktor des botanidebcn Gartens in Kew, Jop. Dalt. Huoker, einen der ausgezeichnetsten I^otniiikcr unserer Zeit, zum Ver- fasHcr liat. I>ic«c zublrcicbvn Formen meist buutbliittrigcr Dracäneen, welche, wie gesagt, luiuiitsücbhch von Neuseeland und den SüdseeJnsein in der neuesten Zeit cingelUhrt wurden, subeincn, wie man nach den Er- fahrungen über Bildung von Pflan/.entormen bei uns vermuthen sollte, nicht in der Kultur entstanden zu sein, sondern waciiaen wahrscheinlich wild auf ge- nannten Inseln. Es ist dieses eine eigenthümiiche Erscheinung in der Pflanzenwelt, welche jenen In- lelu vor Allem zukommt. \\ ir hüben Über diese Geneigtheit zu Formen -Veränderungen bei den Pflan- zen Neuseeland's eine interessante Abhandlung von Buelianan, welche in den Transactions of the In- stitut genannter Insel abgedruckt ist und in welcher eine Keihe solcher lkis|)iele aufgeführt werden. Ohne den SchlU.ssen, welche der N'crfus.fer daraus zieht, zu folgen, bleibt diese Thatsache auf jeden Fall eine interessante Erscheinung. Auch in dieser Ab- handlung werden, wie in der oben genannten Klor Neuseelands, keine Dracäneen unter den leicht ab- ändernden Pflanzen dieser Insel genannt, wohl aber die bei uns seit langer Zeit in den Gürten bekannte »Sophora tetraptera. Sollte tlohn Gould Vcitcb demnach die aus Neuseeland eingefl\hrten Dracäneen doch nur in Gärten kultivirt gefunden haben? Huehanan schreibt den Hang zur N'eränder- lichkeit der Pflanzen Neuseelands weniger der ge- ringern oder grossem Wärme in den verschiedenen Theileii der Insel, als vielmehr dem Grade der Feuchtigkeit in dem Hoden zu , in welchem die Pflanzen wachsen. Dieselben Arten auf gewöhn- lichem Immunem Hoden sehen in der Kegel nach liuchanan anders au», als wenn der Hoden trocken ist lind die Trockenheit noch durch Winde unter- stlktzt winl. Wahrscheinlich verhält es sich auf den Slldseo- Inseln ähnlich. Dass dergleichen l'ormen leicht wieder /urUckfallen, wenn sie einen ondcren Boden erlgilten , ist anzunehmen. Wir dllrftn uns daher nicht wundern, wenn, wie jeder (iärtner be- obachtet haben mag, viele der Formen in unserer Kultur nicht krini22. Versammlung »les Vereine» am 27. November Vor. J. vom • 'bcrgärtner i'erring in Pankow bei Berlin Ausgestellte Dracaena albicans in BllUhc. Es ist diese Pflanze eine' Einführung unseres ver- ehrten Mitgliedes, William Bull in London, über die wir zuerst im vorigen Jahre bei Gelegenheit unseres Berichtes über die neuen Pflanzen gespro- chen haben (^ 1 3. Jahrg., 8.134). Wir hatten sie damals nicht selbst gesehen und konnten demnach nur mittheilen, was uns darüber berichtet worden war. Da sie unterirdische Au?läufer macht und in jedem Fache des Fruchtknotens mehre Eichen be- sitzt, so ist sie keine echte Dracaena, sondern eine Cordylinc. AulTallend waren uns gleich die schnee- weissen Blüthen, da uns diese bis jetzt in der Tcr- minalis-Gruppc unbekannt waren. Durch diesen Um- stand erhält die Pflanze eine gewisse Aehnlichkcit mit der Abtheilung derjenigen echten Dracäneen, welche ebenfalls gestielte Blätter besitzt. Beide Geschlechter der Dracäneen: Dracaena und Cordyline, bilden jedes nach der Form der Blätter nämlich 2 verschiedene Gruppen, deren Ar- ten neben einander geben. Die echten Dracäneen und echten Cordylinen haben entweder schmale, schwertförmige Blätter, wo die Basis am breitesten ist, während die übrigen sich durch mehr oder we- niger breite Blätter und durch einen deutlichen BUtt- sticl auszeichnen. Die hierher gehörigen Arten des Geschlechtes Cordyline, die Tcrroinalis-Gruppe, hat schon Medikus als Taetsia, in der neueren Zeit Planchon aber als Calodracon unterschieden. Cordyline rubra hat das Merkmal am wenigsten und macht deshalb den l 'ebergang zu der andern (Jruppe mit ungestielten und schmalen Blättern. Der Name Taetsia bezieht sich auf den Nameu einer in C'hina einheimischen Pflanze, welche der bekaimte Heisende Osbcck entdeckte und ol* Eisen- bauni bcschrii-b. Linni^ hielt diese l'flanze für eine Dracäne und belegte sie deshalb mit dem Namen Dracaena forrea. Unserer Meinung nach stimmt aber die Beschreibung des Eisenbaimies so wenig mit der Pflanze übercin , welche man später mit diesem Namen belegt hat, dass man wohl am besten thun würde, den zweifelhaften Namen gar nicht mehr zu gebrauchen. Calodracon, d. h. schöner Drachenbauni, bezieht sich auf die Schönheit der hierher gehoiigen buntblättrigen Formen. .\us dem Subgcnus Taetsia kultivirt man bis jetzt 4 Arten: Cordyline Tcrminaiis, au der man Stamm der im iSüdosten Asien'« und auf den SUdsee - Inseln wachsenden Drachen- bäunic keineswegs ein wie Eisen festes Holz be- sitzt. Au» dieser Ursache konnte auch der oben erwähnte Kiscnbaum Osbeck's keine Dracacnee ge- wesen sein. Die Bezeichnung ferruginea, welche Medikus wohl hauptsächlich deslialb anstatt der unpassenden Benennung ferrea gebraucht hat, würde bosser sein, da das Beiwort sich nicht auf die Festig- keit, sondern auf die Kisen- (oder vielmehr auf die Eisenrost) Farbe bezieht. Rumpf hat ebenfalls in »einem llcriiariiim Am- boincnsc 2 'i'erminalis .\rten, welche er als alba und rubra unterscheidet, beschrieben. Ohne Zweifel be- ziehen sii'h diese l?cinamcn auf die Farbe ilcr Blü- then , denn die Farbe der Blätter konnten keinen Untcrxchied geben, da aio bei beiden Arten als bunt bezeichnet wird. Termiiialis rubra ist allerdings in- sofern eine zweifelhafte I'tlanze, als in ihren Bltl- thcn die Vierr.ahl angegeben wird. Es mag diese Angabe jedoch entweder auf einem Versehen be- ruhen oder Rumpf hntfc! in iler That ein Exemplar mit dergleichen abnormen Blllthen vor sich. Abgesehen von der konstanten Farbe der Hltl- thcn bei G. ferrea Lour. und Terminalis L. ist auch die Röhre der BlUthenhitlle bei beiden Arten eine verschiedene , indem sie bei zuerst genannter Art bauchig und gloekenförroig er^^cbeint, während sio bei letzterer walzenförmig auftritt. Es scheint auch, als wenn hier die ziemlich langen BlUthenabschnittc viel länger eine aufrechte Stellung besässen, als bei C. ferrea, wo sie alsbald weit abstehen and sehlie«s- lich selbst »ich zurückschlagen. Ferner stehen bei C. ferrea die Aeste der ziemlich grossen Rispe deut- licher abwechselnd und meist in einem Winkel yon gegen 4. 'i Grad ab, während sie bei C. Terminalis zu 3 und 4, selbst zu .') eine fast tjuirlständige und mehr oder weniger auch wagerechte Stellung haben. Wahrscheinlich bietet ferner die Konsistenz der Blätter bei beiden Arten insofern eine Verschieden- heit dar, als sie bei C. ferrea papier-, bei C. Ter- minalis pergamentartig zu sein scheint. Freilich ha- ben wir dieses letzte Merkmal nur bei der Verglei- chung mit einer Form, welche wir mit Bestimmt- heit zu C. Terminalis rechnen können, mit der Dra- caena albicans, gefunden; möglicher Weise ändert aber auch die Konsistenz der Blätter ebenso, wie die Form und Farbe derselben. Nach dem, was wir eben vorausgeschickt haben, würden sich die vergleiehendcn Diagnosen dieser 5 bei uns in den Gärten kultivirten Arten der Termi- nalis-Gruppe des Genua Cordyline folgenderinasseD herausstellen: 1. (". l'erminalis (Dracaena) L.: Folia ellip- tica, apicc scnsim attenuata, nervi» sccundariis pa- tuli^ percursa, petiolo praeclaro; Panicula simplex, rhachi aculangula, ramis divaricatis, subvcrticillatis; Flores albi; Perigonii tubu» ae(|unlis, laciniis loDge erectis. 2. C. ferrea (Drocaena) Lour.: Folia elliptiea, apice »ensim attenuata, nervi» secundariis patulis percursa. petiolo praeclaro: Panicula simplex. rhaehi teretiuscula . ramis patentibus, alterni» ; Flores vio- larei; Perigonii tubus sul^campanulatus, laciniis mox patentissimis. 3. C. rubra HUg.: F'olia anguste elliptiea, ner- vi» secundariis patulis percursa, in petiolum minus ])raeclarum attenuata; Panicula sim|)lex, rhachi acu- tangula, rami» ]iHtentibus, alternis; Flore» violacci; Perigonii tubu» »ubcampanulatus, laciniis mox paten- tissimis. 4. Esclischol t ziana ^lart.r Folia oblong«, su- bito in acumen attenuata, nervi» »ecundariis patulis percursa, peiinlo brevi j>raeclnro; Panicula »implex, rhachi acutangula . ramis divaricatis, subvorticillati»; Flores carnri; Perigonii tubus subcampanulatu», la- ciniis patentibus. f). C. cannaefolia R Br.: Folia elliptiea, scn- sim in a)>iceni attenuata. nervi» elevati» parallclis per- cursa, petiol'i li>ngis«imo praeclaro. Flore» non »up- potunt. Es Ti iiu« schliesslich noch erlaubt, die Formen 13 dieser Terminalis-Gruppe, welche in der neuesten Zeit eingeführt sind, etwas näher zu betrachten. Dass sie sehr wandelbar sind, wie wir früher schon ge- sagt haben, gebt auch daraus hervor, dass sich einige der früheren Formen allmählig wieder verloren ha- ben. Mag Manches dabei auch auf die Sucht der Liebhaber, die über das Neue in der Regel das Alte vernachlässigen, kommen; mehre der Formen, welche wir in unserer letzten Abhandlung über die Dracaeneen (s. 10. Jahrg., S. 194) noch aufgeführt haben, sind aber faktisch allmählig in andere über- gegangen. Die meisten der in der neuesten Zeit eingeführ- ten Formen gehören ohne Zweifel der C. ferrea an ; diese besitzt aber ebenfalls ursprünglich grüne Blät- ter. Eine solche ursprüngliche Form mit etwas hell- grünen Blättern befindet sich im botanischen Garten in Berlin und wurde von dem Inspektor Beucht von Dublin unter dem Namen Dracaena Manne r's Suttoni bezogen. Etwas bräunliche Blätter besitzt dagegen die Form, welche vor einigen Jahren schon aus Hinterindien mit der nähern Bezeichnung sia- mensis eingeführt wurde. Sie bildet schöne und kräftige Pflanzen. Aehnlich dieser Form, aber noch kräftiger wachsend und die Blätter etwas mehr braungefärbt, ist die Form, welche W. Bull neuer- dings als Dr. spectabilis eingeführt hat. Durchaus bronzebraun sind die Blätter der Cor- dyline ferrea, welche Jacquin, wie wir oben be- reits mitgetheilt haben, als Dracaena Terminalis beschrieben und abgebildet hat. Aehnlich ist die Form, welche auf einigen Ausstellungen unter dem Namen Chelsoni vorhanden war, aber ebenso we- nig, wie einige der folgenden Formen, in den Han- del gekommen ist. Eine andere Form von sehr ge- drängtem Wüchse und mit glänzenden braunen Blät- tern hat John Gould Veitch als Dracaena Mac- leayi eingeführt. Diese Formen haben ziemlich breite Blätter und stellen kräftige Pflanzen dar. Es gibt aber auch Formen mit ebenfalls durchaus braun- gefäi-bten Blättern, wo diese aber schmäler und ver- hältnissmässig länger sind und deshalb zum Theil bisweilen eine entfernte Aehnlichkeit mit Cordyline rubra haben. Das ist besonders mit Dr. nigre- scens der Fall, die wir in der That früher für eine Form der eben genannten Art hielten. Eine ähnliche Form haben wir auf Ausstellungen unter dem Namen Dr. Flemingii gesehen. Sind die Blätter am Rande roth eingefasst, so trug sie früher den Namen Gibsoni; später kam sie dagegen als limbata in den Handel. Eine dunkele, fast schwarz- braune Färbung haben die Blätter der ebenfalls nicht im Handel befindlichen, aber mehrmals ausge- stellten Dr. Den issonii. Wir bemerken, dass auch hier sehr oft, besonders die schmalblättrigen For- men, die Herzblätter mehr oder weniger rothgefarbt besitzen. Die meisten zu Cordyline ferrea gehörigen For- men, welche deshalb auch besonders geliebt werden, haben insofern bunte Blätter, als einzelne karmin-, bisweilen auch rosenrothe Streifen sich der Fläche entlang ziehen und selbst den grössten Theil des Blattes einnehmen. Oft ist aber auch das ganze Blatt karmin - oder rosenroth gefärbt. Es betrifft dieses Letztere vor Allem junge Blätter, welche aus dem Herzen der Pflanze hervorkommen. Auch hier besitzt man Formen von starkem Wüchse und mit breiten Blättern, sowie andere, wo diese schmal sind. Die älteste Form der kräftig treibenden und buntblättrigen Formen ist die alte Terminalis rosea der Gärten, die neuerdings wie- der als ferrea variegata in den Handel gekom- men ist. Stehen die breiten Blätter aufrecht und wechseln dunkel- und hellrothe Streifen mit ein- ander ab, so ist es die Form, welche als magni- fica von Veitch eingeführt wurde; erscheinen aber vorherrschend die hellrothen Streifen am Rande, so führt sie bei den Handelsgärtnern gewöhnlich den Namen stricta oder (in England) grandis. Nicht minder schön ist die Form, wo die breiten Blätter in einem eleganten Bogen nach aussen gesehlagen sind. Diese wurde früher als latifolia pendula, später als Cooperi, aber auch als reflexa be- zeichnet. Eine nicht minder schöne Form, wo die ziemlich steifen und breiten Blätter ebenfalls bunt sind, hat W. Bull neuerdings als Dr. robusta ein- geführt. Fast zahlreicher sind die Formen von weniger kräftigem, bisweilen mehr oder minder niederem Wüchse und schmalen Blättern. Aelter ist schon die jetzt wiederum aus den Gärten verschwundene Form aus England, welche A. Verschaffelt in Gent in den Handel gebracht hatte und den Bei- namen Moor ei führte. Die unten bronzebraunen, weiter oben bronzebraungrUnen und im Herzen der Krone schön rothen Blätter haben karmoisinrothe kurze Blattstiele und stehen sehr gedrängt. Die un- teren Blätter biegen in einem eleganten Bogen über. Sehr beliebt ist neuerdings Dr. Guilfoylei. Sie soll auf Neuseeland zu Hause sein und besitzt bei rascherem Wachsthume lange und schmale Blät- ter, welche grün, karmoisinroth , rosafarben und weissgestreift sind. Diese beiden eben jetzt genann- ten Formen sind unbedingt die schönsten unter den schmalblättrigen. Ihnen schliesst sich nigro-rubra mit dunkelleberfarbigen, aber rothgestreiften Blät- tern deshalb besonders an, weil auch hier die Blät- ter sehr lang werden. Der Dracaena hmbata ähnlich, weil der Rand 14 (ier Blätter mehr oder weniger breit roth gefärbt i ist, Bind 2 Formen, welclie W. Bull tn^ucrdings von den Sudsee- Inseln unter dem Namen Draiacna cuncinua und pulcbella eingct'iliirt bat. Beider erateron ist die Grundfarbe der Blätter mehr leber- grün, bei der anderen brunzebraun, und die Blatt- stiele haben im letzteren Falle eine rotlic l''arbe. Eine dritte Form hat W. Bull der sehmalen Blätter halber angusta genannt; sie schliesst sich diesen beiden an und besitzt wohl die schmälsten Blätter, da der Durchmesser derselben in der Mitte nur einen Zoll betrügt. Sic haben anfangs eine dunkel- grüne Farbe mit schwach-bräunlichem AuHuge, später tritt letzterer hervor und die l'urbe wird mehr bron- zirt. Der kurze Blattstiel ist rothbraun gefärbt. Als l'orteana versicolor sahen wir früher auf Ausstellungen eine schmal- und buntblUttrige Form der Cordyline fcrrca; was aber im botanischen (Jarten einfach als Portcaua kultivirt wird, möchte eine breltblättrigc Cui-dyline rubra sein. Schliesslich sei uns noch gestattet, über Cor- dyline Ilaageana (s. 10. Jahrg., S. 195) eiuige Worte zu .sagen. Die Excnipliire des hie;*igen bo- tanischen Gartens sind zwar der C ferrca ähnlicher geworden , unterscheiden sich aber doch in vielen Stücken. Weit grosser sind diese Verschiedenheiten bei einem ziemlich grossen Exemplare , was sich ebenfalls unter der Pflege des Übergärtners Per- i ring in Pankow befindet, insofern es nicht eine ganz andere Pflanze darstellt, llofl'cntlich blüht das Ex- emplar in der nächsten Zeit und wir sind später im i Stande, Bestimmteres darüber /.n berichten. Die Passionsblumen. II. Behandlung. Die Passionsblumen sind, mit Ausnahme einiger wenigen, zum Tlieil durch die \'ierzuhl in dcr'Blüthc abweichenden Arten, Bewoimer haui)t»üclilicli des wär- meren Amerika und vor Allem im mittleren und obcron Gebiete des Amazonenstromcs in grosser Menge vertreten. Mit sehr wenigen Ausnahmen, zu denen auch ritzon. Zu diesen weniger empfindlichen Passion^bhuneu ge- hören hauptsächlich Blendlinge, vielleicht «ucli nur Formen der P. cooruleo und racemosa (prin- ccps). Wahrend der Wintcrzeil bringt man diese, gehörig zurllckgcachnilten , in ein Knllhsus oder, wenn man dic«o« nicht besitzt, an einen frostfreien 15 Ort, selbst in einen Keller, wenn dieser nicht zu dumpfig ist. P. coerulea, vor Allem der mit ihr erhaltene Blendling: P. Schroopeana, ist, da sie nur wenig Mühe in der Kultur macht, überhaupt eine nicht genug zu empfehlende Schlingpflanze, welche trotz- dem leider neuerdings, wenigstens aus den Gärten der Liebhaber, ganz und gar verschwunden zu sein scheint. Im Sommer blüht sie an Mauern, Stake- ten u. 8. w. in reichlichstem Masse. Obwohl sie in Brasilien zu Hause ist, so theilt sie doch mit eini- gen anderen Pflanzen dieses grossen Landes, z. B. den Erythrinen, die Eigenthünilichkeit, dass sie im Freien gegen rauhes Wetter und gegen geringe Temperatur nicht sehr empfindlich ist und selbst in geschützten Lagen und den Winter gut bedeckt aushält. Wir haben vor ungefähr 10 Jahren bei einem Pflanzenfreunde in dem allerdings sehr gün- stig gelegenen Darmstadt an der Mauer einer Ter- rasse Exemplare der blauen Passionsblume gesehen, welche in üppigster Fülle blühten und im Winter nur leicht gedeckt worden waren. Ebenso verhält es sich mit P. incarnata, die in den südlichen Staaten Nordamerika's zu Hause ist, bei uns früher sehr viel gesehen wurde, jetzt aber ebenfalls selten geworden ist. Maxw. Masters, der gelehrte Redakteur des Gardeuers' Chronicle, behauptet sogar, dass sie in England gar nicht mehr kultivirt würde und dass das, was man unter die- sem Namen hätte, die viel, auch in Deutschland damit verwechselte P. edulis sei. Bei uns wird sie noch, besonders in botanischen Gärten, mehrfach kultivirt. P. incarnata ist übrigens, wie gleich an- fangs schon ausgesprochen, ein krautartiges Schling- gewächs und zieht im Herbste ein. An einer ge- schützten W^and im Freien und eiuigermassen ge- deckt hält die Wurzel sehr gut aus; nur muss man sich hüten, ihr einen feuchten Boden zu geben. Das Einzige, was bei der Kultur der Passions- blumen hcisser Länder in unseren Gewächshäusern Schwierigkeiten macht, ist das Ungeziefer. Die Plage wird um so grösser, wenn man versäumt, oft genug Luft zu geben und die Pflanzen von Zeit zu Zeit zu bespritzen. Ihre Vermehrung ist dagegen leicht, da einige Arten sich durch Wurzelschösslinge ohne Mühe ver- vielfältigen lassen , andere nicht weniger gut aus Stecklingen, zu denen man aber nicht zu weiches Holz nehmen darf, wachsen. Wo man Früchte er- zielt, bietet die Keimung der Samen ebenfalls keine Schwierigkeit dar. Um Früchte aber zu erhalten, ist es gut, künstlich zu befruchten, und zwar, wenn man mehre Exemplare derselben Art besitzt, mit dem Blumenstaube einer andern Pflanze, oder, wenn dieses nicht der Fall ist, mit dem einer andern Blüthe. Wenige Pflanzen sind auch zu Kreuzungen 80 geneigt, wie die Passionsblumen. Dieses ist aber wiederum Ursache, dass wir jetzt nur wenige echte und reine Arten in unseren Gewächshäusern noch kultiviren, desto mehr aber Blendlinge und Formen. Fortwährend werden dergleichen in den Verzeich- nissen, besonders englischer Handelsgärtuer, ange- boten. In England stehen die Passionsblumen in grös- serem Ansehen, als bei uns; es betrifft dieses be- sonders die Arten, welche essbare Früchte liefern, wie P. edulis, quadrangularis, macrocarpa und laurifolia. Jenseits des Kanales gibt es genug reiche Leute, welche hohe Preise zahlen für etwas, was nicht Jeder haben kann; besonders lieben diese tropische Früchte auf ihren Tischen, selbst wenn sie an Feinheit des Geschmackes unserem Obste nachstehen sollten. Manche von diesen reichen Leu- ten haben sogar Gewächshäuser, in welchen tro- pische Fruchtbäume kultivirt werden und bezahlen Gärtner, welche deren Kultur verstehen, sehr gut. W^eil Paradiesfeigen oder Bananen (Musa) hauptsäch- lich beliebt sind und in dergleichen Gewächshäusern herangezogen werden, so führen diese auch gewöhn- lich den Namen von Musen-Häusern. Nächst den Musen sind es jetzt besonders Pas- sionsblumen und Mangostanen, welche man am häu- figsten darin findet. Wer weniger wohlhabend ist und nicht besondere Häuser zu diesem Zwecke be- sitzt, benutzt oft Ananashäuser, wenn sie ihm zur Verfügung stehen. In guter und nahrhafter Erde gedeihen sie daselbst vorzüglich. Ob zum Vortheil des Geschmackes der Ananasfrüchte? ist eine an- dere Frage, denn auf jeden Fall werden die eben- falls des Lichtes bedürftigen Ananaspflanzen durch geringere Helligkeit in ihrer Qualität beeinträchtigt. In besonders dazu bestimmten Häusern werden die Passionsblumen meist an dazu hergerichteten Git- tern gezogen oder man bringt sie unmittelbar un- ter den Fenstern an. Gleich den Weinreben, welche mit ihren gefärbten Trauben in dergleichen Häu- sern einen reizenden Anblick gewähren, nehmen sich nicht weniger die ebenfalls mit der Reife sich fär- benden Passionsfrüchte in einem Hause vorzüglich aus. Wie schnell Stecklinge in warmen Häusern wachsen, ist in Gardeners' Chronicle mehrmals mit- getheilt worden. So nahm ein im März gesteckter und im Mai ausgepflanzter Steckling der Passiflora quadrangularis, welche am häufigsten zu diesem Zwecke angepflanzt wird, im Spätsommer desselben Jahres nicht weniger als 440 Quadratfuss ein und lieferte 6 Dutzend der schönsten und wohlschmek- kendsten Früchte. Ein anderes Exemplar derselben Passionsblume, was aber an einem Drahtgitter nur 16 einen Fläcliciiraum von 120 QuadratfuB» eiuiiabm, lieferte 2 Ermiteii: diu erste im Juli mit dO, die andere am 24. (Jktobcr mit 70 Frücliteu. Dans ein solcher Ertrag, zumal die FrlicLte gesucht sind und gut bezahlt werden, auch Haiideirtgiirtiii'r beslimmcn kauti, sich behufs des Iluiideis mit der Kultur dtT Passionsblumen zu beschät'tigen, wird nicht aut}°aileu. I'nd in der 'l'liut gibt es niclit wenige llaudeis- gärtncr iu Grossbritaunicn , welche sich bei dieser Kultur pekuniär recht wohl befinden. | Seit 4 und b Jahren ist durcii den unermüd- lichen Reisenden Wallis aus Detmuld eine neue Art im oberen Gebiete des Rio negro im west- lichen Brasilien entdeckt und durcli Linden in lirüssel, wie anfangs gesagt, unter dem Namen Pas- ' siflora macrucarpa in den Handel gekommen. Wenn eine Art diesen Namen verdient, so ist es gewiss diese neu entdeckte Art, denn die eiförmige, von oben etwa» zusammengedrückte und längsfur- chige Frucht wird bis 7 Zoll laug und kann unter Umständen selbst ein Gewicht von 8 und 'J Pfund «rhalten; in der Regel bleibt sie aber ein Drittel kleiner. Die Frucht ist wie eine ilelone gebaut und hat oino fleischige Schale, welche ebenso aro- ; inalisüh ist und ebenso gut schmeckt, wie die eben genannter l'ruciit. Ausserdem liegen aber die Samen in einer sehr saftigen und säuerlichen Schicht, die geno->»eu ausserordentlich kühlend ist. In den Früch- ten der ebenfalls in i'^ngland viel kultivirtcn Passi- flora laurifolia ist der Saft am meisten säuerlich, ähn- lich dem der Limoncn; man nennt die Früchte ge- nannter Art deshalb daselbst Wasserlimone. lieber die grossfrUchtige Pasciousblume und ihre Kultur in Grossbritannion haben wir schon früher berichtet ( '.'. .lalirg., S. .'_islj und können daher jetzt auf das dort ( Jesagtc verweisen. Nach langem Hin- und llcrstreiten haben endlich die Botaniker sich dahin geeinigt, dass P. macrocBr|ia trotz ihrer grossen Aehnlidikcit mit der P. (|uad rang u laris doch eine Helbständigo Art darstellt. Dafür niiichte auch da» Vaterland sprechen, was da« westliche Bra- silien und Peru ist, während P. i|ua(lrangnlaris auf ilcn Antillen wächst. Aber wiederum behauptet der Rcisendo Spruco, dem wir ebenfalls eine grosse Anzahl sclinnt-r PHan/.en unserer ( lewächsliäuscr aus jenen Ländern verdanken , dass die grossfrüchtigo Passionsblume weder in i'eru, noch am Rio negro wild wä machte nämlich bekannt, dass er im Besitze eine« Museums sei, in dem ausser der von ihm Passiflora Hulletiana genannten Passionsblume noch aller- hand tropische Pdauzeu Amerikas von grosstcm In- teresse (allerdings nur gegen schweres tJeld) abge- geben werden könnten. Die BlUthe sollte im hohen Grade wohlriechend sein und einen Durchmesser von 10 Zoll haben; noch mehr würde aber die Grösse und der \\ olilgesclimack der Frucht die Er- wartung aller Käufer übertreÖ'en. Für das Exem- plar wurde der hohe Preis von 5 Pfund .Sterling (also ungefähr 34 Thlr; verlaugt. Dieser Schwindler bot die Pdanze iu bombastischen Schreiben auch allen Herrschern in Europa au. Der Köuig von Preussen erhielt den)uach ebenfalls die Aufforderung, die Pflanze, von der mau dergleichen Früchte mit geringer Mühe erziehen könnte, zum Wohl seines Landes zu kaufen. Von Seiten des landwirthschaft- licheu Ministeriunis in Berlin wurde uns das Schrei- ben zur Berichterstattung übergeben. Dir -Sf^illcr fi^fii ilrrijiömi. Die grösste und schönste Sammlung von Urchi- deen befand sich bis zum Herbste v. J. in Hamburg und gehörte dem kurz vorher verstorbenen Konsul Schiller. Sie besass einen uin so höheren ^^ erth, als Professor Reichenbach, der gründlichste Ken- ner der Orchideen, die Arten wissenschaftlich be- stimmt hatte. Ks liegen uns aus t'rUheren Zeitcu 2 hinter einander erschienene, von Reichenbach her- ausgegebene Verzeichnisse sämrotlicher in dieser Sammlung betindliehen Arten vor, aus dcucu mau tleren grossen Reichtlium und den wissenschaftlichen Werth erkennen kann. Seitiiom ist aber die Samm- lung noch »ehr vermehrt worden. Diese Sammlung ward nach dem Tode de« Be- sitzers zum N'erkaufe ausgeboteu. Leider wurde von koiuem der grossen wissenschaftlichen Institute su Berlin, Kew und Petersburg von dieser günstigen Gelegenheit (iehrauch gemacht und so ist die Samm- lung schliesslich in den Bosita von Linden iu Brüs- sel übergegangen. Auf dem Kontinente ist es wie- derum Linden, dem wir die Einführung der mei- sten Orchideen verdanken. Hoffentlich werden wir in nächster Zeit in den Stand gesetzt sein, aua- führlieh über sie zu berichten. Verlag von Wipf^iindt & II cm pol in tierlin, ZlnmorStr«««.. So 91 Pmck der C. Kci«tcr'i«rhri> Hiirlulrnrkcrei (L. Mew««), BvrllB Wllholni Plan Na i. Wochenschrift des Vereines zur Befördernng des dlartenbanes in den Köuigl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor I3r. Karl Koch., General - Sekretär des Vereines. No.3. Berlin, den 21. Januar 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Untersuchungen über künstliche Sempervirenz ; ein Beitrag zur Akklimatisationslehre. Von Professor Dr. Hoffmaun in Giessen. — Die Passionsblumen. III. Systematik. — Dendrologisches. Von Kon r ad Rosenthal in Wien. Nebst einigen Bemerkungen der Redaktion. — Ueber Bambuseen. Vom Garten-Inspektor Kolb in München. Sonntag, den 29. Januar, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohren - Strasse 49) eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Untersuchungen über künstliche Sempervirenz; ein Beitrag zur Akkli- matisationslelire. Von Professor Dr. H. Ho ff mann in Giessen. Mau nimmt bekauntlich allgemein au, dass die typische Periodicität im Leben der einzelnen Pflau- zenarten in der innersten Natur derselben begründet sei, und dass der jährliche Gang des Klimas einer Gegend, einem Pendel gleich, nur den Modus dieser Periodicität regulire. Man führt dafür an, dass un- sere Buche auch auf Madera durch eiue gewisse, wenn auch kürzere Zeit, ihre Blätter verliere, ob- gleich dort der Winter bezüglich seiner Wärme dem Sommer unserer Gegenden gleichstellt, und dass selbst in tropischen Gegenden eine Anzahl von Pflanzenarten existirt, welche, mitten unter den Im- mergrünen, alljährlich durch eine gewisse Zeit blatt- los dastehn. Je mehr ich mich indess überzeugte, einen wie bedeutenden Faktor die Wärme in dem Vegetations- leben darstellt, desto mehr Zweifel stiegen in mir bezüglich jenes Axioms auf. Und seitdem ich zu dem Resultate gekommen bin, dass die Wärme gradezu den Vegetations-Phäuomenen aequivalent ist, dass also die Wärme, in die Form der Vegetation umgesetzt, ganz konstante Leistungen, wie in einer Dampfmaschine, hervorbringt, desto mehr wurden diese Zweifel bei mir befestigt. Wenn es mir, wie ich glaube, gelungen ist, den numerischen Nachweis zu liefern, dass für eine bestimmte Phase der Ve- getation, z. B. für die Entfaltung der ersten Blüthe der ßosskastanie oder der Mirabilis Jalapa, in ver- schiedenen Jahren an demselben Orte genau die- selbe Inhalations -Wärme erforderlich ist*), so ist — nach dem Gesetze der Konstanz der Kraft - — der Schluss meineä Bedünkens nicht länger zurückzu. weisen, dass in der That die organische Baukraft nichts Anderes ist, als umgesetzte tSonnenkraft, also z. B. — bezüglich der Blüthenentfaltung der Ross- kastanie — Wärme. Denn in diesem Falle han- delt es sich nicht um die chemisch -physiologische, vom Lichte als leuchtendes Agens abhängige Thä- tigkeit der Pflanze, nicht um vollständige Neubil- dung und Anlage von Organen, sondern vielmehr zunächst nur um die Streckung und Ausdehnung der bereits in der Winterkuospe vorgebildeten Blü- then, wobei allerdings vorläufig die Vermuthung noch gestattet ist, dass bis zu dieser Phase auch zahlreiche neue Zellen ausgebildet werden, dass also auch der Aufbau neuer Zellen als umgesetzte Wärme betrachtet werden kann. Es fällt nämlich schwer, sich vorzustellen, dass S. 457. *) Vergl. AUgem. Forst- und Jagd-Zeitung, Decbr. 1867, 18 alle Zellen, welche zu Hunderttausenden den ferti- gen BlUthenstrauBä bilden, bereits in der Anlage desselben (in der \Vinterkno«pc) angelegt sein soll- ten. Wenn schon eine genauere Zählung derselben in beiden Zuständen mit irgend einiger Sicherlieit bisher nicht ausgetUhrt \s-erden konnte, so ist def Anschein entschieden dal'tir, das» ilire Zahl in der Wintcrkuospe bedeutend geringer sein müsse; und ebenso ist, nach niikrüsknpischen Untersucliungeu, ihre Grosse keineswegs in dem Verhältnisse gerin- ger, dasä durch eine blosse Streckung der bereits vorhandenen Zellen die 50- bis 1 Ol »fach grössere BlUthentruubc und weiterhin gar die Früchte mit ÖamcD aus der Anlage in der Wiuterknospe sich aufbauen könnten. Es soll damit indess nur gesagt sein, dass die organische IJaukraft, insoweit sie von bereits vorhandenem und fertig aufgespeichertem Stolle oder Matcrialc ihren Verbrauch deckt, ein- fach umgesetzte Wärme ist; dieses gilt nämlich für die IMüthe und die erste Blattbildung, ganz wie für den keimenden P>mbryo. Für die im Sommer und Herbste stattfindende Ausbildung der Früchte reicht selbstverständlich der letzte Wintervorrath an Stärkemehl u. dergl. im Ilolzkörper nicht aus; sie bilden sich ohne Zweifel auf Kosten der neu er- arbeiteten Materialien. Diese aber sind das Produkt der Thiitigkeit der Blätter, welche zwar gleichfalls ganz und gnr von der Sonne abhängt, aber weit weniger von der Wärme derselben , als von dem leuchtenden Theilc der Strahlen. Wir haben hier also eine andere l'orm mctamorphosirter Sonnen- kraft neben der Wärme (res]). BaukrnlV) vor uns, nämlich die chemisch reducirende Thätigkeit, loka- lisirt in den Chlorophyll -haltigen Zellen. Dieselbe Thätigkeit ist es ja auch wieder, welche selbst die ^^ iiitervorriithe pioducirt, aus denen im folgenden Frühlinge dann die Blätter und Blüthcn sieb auf- bauen. Letzteres — nicht aber die Bereitung,' von Nahriingsstoll'eu — geschieht nur durch die Wärme; selbst unter Ausschluss von allem Lichte kann man bekanntlich mitten im Winter abgeschnittene Zweige von Syringen u. m. a. Pllanzen blos durch dunkele Wärme zum Blühen und zur Blattentwickelung brin- gen. Wir wollen beide Thätigkciten als bauliche Funktionen (mechanische Funktionen, ^\'ach»thum und Zellenbilduiigi von den ihtmischen oder Nu- t ritiou« rrocessen hiern)it für unscrn Zweck scliarl unterschieden haben. Wenn nun die bauliche Thätigkeit der l'tl.uizen wirklich weiter nichts ist, als Wurme in ai, derer Form, so muss sie auch, bei ununterbrochen zugefuiutcr ^^ arme, ununterbrochen sich fortsetzen, vorau-gesctzt, dass ihr durch die auf irgend eine Wciind. (.'Vusland ist;s, p. ;{:}5.) Am südlichen Fusse des mittleren Himnlaya sind die \\'äldcr aus immer- und souiuiergrünon Bäumen gemischt; die Bäume prangen im Frühjahr im Blü- thensclimuck und schlagen nach der sengenden Hitze des Mai und Juni bei Beginn der licgenzeit mit erneuerter Lebenskraft aus. (Botan. Zeitg. l^ilH, p. 25(>.") In Betracht dieser Thataachen können die vcr- cinzeltcD Species von tropischen Pflanzen, welche eine laubloso Periode Ecigcn, wohl ichwerlich 19 als genügender Gegenbeweis aut'gefühit werden; vielmehr wird es nöthig sein, grade ihrer Spärlich- keit wegen, sie als Ausnahmen aufzufassen und die Ursache dieser Ausnahme weiterhin zu erforschen. Es gehören zu den zeitweise blattlosen Bäumen zwischen den Wendekreisen : Tectona grandis, Adan- sonia digitata (G. Bennet, C. Mauch in Südafrika), Ad. Gregorii (G. Bennet, Australien), Ficus pro- lixa (Vieillard, Neu-Kaledonien); nach v. Heug- lin verlieren im Tiefland von Abyssinien (Kola) die Bäume im Allgemeinen in der heissen Jahres- zeit ihr Laub. Ferner hierher: Bombax (Schacht, auf Tenerifla, vom Dezember bis Mai blattlos), wahr- scheinlich auch Swietenia Mahagony; ferner die Ve- getation der Catinga's in Brasilien, Auf Timor und Java kommen Strecken von dornigen und stacheli- gen Bäumen vor, welche in der trockenen Jahres- zeit fast gänzlich ihre Blätter verlieren (Wallace, mal. Arch. I, 11). Und ib. p. 281: auf Timor um Delhi fallen durch die Sonnenhitze in der wärmern Zeit die Blätter der grössern Bäume so vollständig ab, wie bei uns im Winter. Terminalis Catappa L. verliert sogar zweimal jährlich ihre Blätter, steht zweimal auf kurze Zeit nackt im Tieflande von Java (Traumüller). Ich zweifle nicht, dass wir bei genauerer Kennt- niss auch hier zu dem Ergebnisse kommen werden : Exceptio confirmat regulam. Man kann hier ferner anführen, dass in warmen Herbsten bei uns die Apfelbäume bisweilen zum zweiten Male blühen (und viele andere Bäume, die Rosskastanie z. B., thun dies auch); ja dass bereits in Algier (nach Kolb) dies oft stattfindet; dass in Südspanien schon die Mandel im Dezember blüht, bei uns erst im März oder April. Aber weit wichtiger erscheinen uns die totalen Umänderungen des Vegetations- Charakters, wie die- selben an mehrern unserer sommergrünen Bäume beobachtet werden, wenn dieselben bleibend in eine wärmere Zone gebracht werden. Bereits früher (Pflanzenklimatologie 1857, p. 543. 545) suchte ich auf einem ganz anderen Wege nachzuweisen, dass die Pflanzen keine äquatoriale, sondern nur eine polare Grenze für ihr Vorkommen besitzen; dass nicht die Zunahme der Wärme , sondern die der Kälte — bestimmter des Frostes — ihrer Existenz eine Grenze setzt. Jetzt möchte ich den Satz da- hin formuliren, dass nur solche Pflanzen, welche nicht nur Frost, sondern auch periodische Intermis- sion ihrer Vegetation überhaupt ertragen können, in höheren Breiten sich festsetzen konnten (nicht nuissten), während diejenigen, welche einer solchen Accomodation nicht fähig sind (aus weiter zu er- forschenden Gründen), auf die Tropen beschränkt waren. Es ist nun bereits von einer bedeutenden An- zahl unserer sommergrünen Holzpflanzen erwiesen (um die immergrünen Nadel- und Laubhölzer, sowie die zahlreichen immergrünen Kräuter unerwähnt zu lassen, welche selbst noch in der Breite des mittlem Deutschlands vorkommen), dass viele derselben, wie Ligustrum vulgare und Rhamnus cathartica, ihre Blätter noch ganz grün und unverfärbt fallen lassen (s. m. Pflanzenklimatologie p. 491), dass viele un- serer Holzgewächse, in die Tropen verpflanzt, immer- grün geworden sind. Schon 1865 habe ich zahl- reiche darauf bezügliche Aufzeichnungen raitgetheilt (Bot. Zeitg. 1865, Beilage, p. 47), und seit diesem Zeitpunkte habe ich noch eine ziemliche Anzahl gleichartiger Beobachtungen gesammelt. Ich will aber für diesmal hierauf nicht weiter zurückkommen. Beweisender noch erschien es mir, wenn es ge- länge, an einer und derselben Stelle, also in Deutsch- land, gleichzeitig neben einander durch ein künst- lich erzeugtes Klima künstlich eine sommergrüne Pflanze immergrün zu machen. Auch in dieser Beziehung konnte ich damals schon (ibid. p. 49) als Resultat meiner Versuche ab 1860 mittheilen, dass es mir gelungen war, mehre solcher Pflanzen (Pru- nus, Vitis, Syringa u. s. w.) durch blosse Elimini- rung des Winters — oder richtiger: einer kühlen Jahreszeit — im Laufe einiger Jahre fast ganz oder ganz immergrün zu machen. Indem ich be- züglich des Näheren auf das dort Mittgetheilte ver- weise, sei hier nur erwähnt, dass jenen Versuchs- pflanzen diese Metamorphose auf die Dauer nicht gut bekommen ist, da sie sämmtlich früher oder später eingingen. Da dasselbe nicht gilt bei der Saatkultur oder Verpflanzung in die Tropen, so liegt die Verniuthung nahe, dass nicht die Semper- virenz (der Mangel einer Ruhezeit) sie getödtet hat, sondern anderweitige Nebenurastände, welche in der Verschiedenheit eines Warmhauses von einem won- nigen und sonnigen Tropenklima begründet sind, namentlich aber darin , dass im W'armhause der W'ipfel in einer verhältnissmässig sehr warmen Luft, die Wurzel im kalten Boden sass, während im Freien das Umgekehrte der Fall ist, wenigstens wenn wir nur, wie vielfach geschieht, die Schattenwärme der Luft mit der Bodenwärme vergleichen und also von der Insolationswärme der Pflanze absehen wol- len. (Die betreffenden Pflanzen standen nämlich damals mit ihren Wurzeln in den Boden des Cal- darium's bleibend versenkt.) Es galt also, den Ver- such unter günstigeren Verhältnissen zu wiederholen, ja, wenn es nöthig sein sollte, nicht mit einem ver- pflanzten Exemplare, sondern mit einer ganz neuen Anzucht aus dem Samen zu beginnen, um zu er- mitteln, ob die gewünschte Accomodation vielleicht erst im Laufe mehrer Generationen zu Stande 20 komme. Das Folgende wird nun zeigen, dass es nic}it notliig war, so weit zu gehen, und dass es genügte, fertige junge Exemplare zu verpflanzen, iini, unter lieobaclitung eines gC8undlieit»-gemiii<8iTen Regimes, dieselben nach kurzer Zeit bleibend immer- grün zu machen, und zwar ohne sie anderweitig erheblich zu schädigen. Die betrcftVnden Pflanzen wurden zu diesem Beliufe (November 18G3) in grosso irdene Töpfe gcfifl.uizt, vor Eintritt des Frostes (in diesem und allen folgenden Jahren) in das Gewächshaus ge- bracht, im Mai aber wieder in das Freie gestellt, der erfrischenden Einwirkung des Regens und der Sonne ausgesetzt. Das rJewiichshaus anlangend, so befanden sich einige Exemplare im Kalthause, also im AVintcr eben nur frostfrei (0 Grad R. und etwas darüber), die anderen im Warnihause (bei 12, In unrl 20 Grad und ausnahmsweise etwas darüber). Die letzteren sind es, welche ein entschiedenes Re- sultat lieferten. Im Folgenden wird nun in übersichtlicher Weise anzudeuten gesucht, wie der belaubte Zustand, durch I bezeichnet, sich von Jahr zu Jahr durch mehr und mehr Monate, endlich ununterbrochen durch ■Sommer und Winter im Warmhause bei Prunus und Syringa fortsetzte, während Corylus sonderbare Anomalien zeigte, und der Weinstock, noch rascher als im früheren \'ersuche, zu tl runde ging. Der Grund dürfte, wie ich glaube, hier wiederum darin liegen, dass hier gewisse störende, zur Zeit noch unermittelle Nebenumstände noch nicht genügend beseitigt worden sind. Soviel ist wenigstens gewiss, dass die letztere Pflanze in den 'rro|)eii ausseror- dentlich leicht zu einer immergrünen wird. — Kann man doch selbst Gerste und Hafer niclit im Winter im Warmhausc normal gross ziehen! Zur Vergleicliung ist auch der jeweilige Zustand im Kalthause iinj)crculum bezeichnet. Endlich sjjringt noch weiter unten, aber immer noch an der kurzen Kelcliröhre, ein neunter Wirtel als fleischige kurze Haut vor. Zu diesen 'J, die beiden ßlüthcnhüllen und die verschiedenen Kränze bildenden Quirlen kommt an der Basis der Columna eine die Basis derselben umfassende dickliche, oben aber eingeschnittene Haut, welche im gewiihnliclicii Leben als Diskus bezeich- net wird und in gleicher Weise auch einigen Cap- paridacecn (Cratacva) zukommt. Den letzten Wirtel bilden die oft an der Basis der ColnuDia befestigten f) Stuubgefässe. l'ebcr den Stempel haben wir be- reits gesprochen, interessant ist, dass die 3, resp. 5 fJriffel schon sehr frühzeitig, wie die Wölbung des Fruchtknotens sich zu bilden beginnt, voi banden sind. Nicht alle Passionsblumen haben aber eine so grosse Anzahl von BilUhenwirteln, wie P. macro- carpa; es gibt auch deren, wo die Corona nur aus einem Wirtel zu bestehen scheint. In anderen Fäl- len fehlt sogar die Krone. Medikus beobachtete dieses zuerst genau und hielt diesen Umstand filr wichtig genug, um ein besonderes Ccnus daraus zu bilden. Er nannte es Cieca, warum? sagt er, wie gewöhnlich , nicht. Es möchte aber kaum einem Zwfil'el unterliegen, dass er den Namen dem spa- nischen Reisenden Cicza (frz. Cte<,-a geschrieben), der die erste Nachricht über liie Pa^si<>nsbltmicn in seiner peruanischen (/'hrouik gebracht hat, entlehnte. Es ist demnach die Schreibart Cicca, welche lei- der aucli Iltioker uiiil Bentham in ihrem vorzüg- lichem Werke (fcnera phuitarum wiederum gebraucht haben, falsch. Cicca ist als Namo fUr ein Genus aus der Familie der Euphorbiarcen benutzt worden. Die Zusanimen.iet/.ung der Blütlio der Pntsions- biumcn ist, wie wir bereit» gcscIicn haben, bei dcu gegen 1 50 Arten des Genus versebiedeo, so dass von mehrern iSeiten auch der Versuch gemacht wurde, dieses in mehre Genera zu zerlegen. So lange man nur wenig Arten kannte und Mittelformen noch nicht beobachtet waren, Hessen sich scharfe Grenzen stellen und die Genera Tacsonia, Murucuja, Di- semma u. s. w. mochten gerechtfertigt sein. Seit- dem aber Mittelformcu bekannt sind und es gar nicht möglich ist, selbst das noch von Hooker und Bentham festgehaltene Genus Tacsonia ciniger- massen durch Grenzen von Passiflora zu trennen, thut man wohl am besten, diese Genera als Sub- gencra anzunehmen, um die grosse Menge von Pas- sionsblumen leichter zu übersehen. Der Habitus, auf den die genannten Botaniker bei der Unterscheidung der ficnera Passiflora und Tacsonia einen grossen Werth legen, ist unserer Ansicht nach keineswegs so in die Augen fallend, um sich, wie in anderen Fällen, dazu bestimmen zu lassen. Wichtig ist nur, dass die grössere Anzahl der Tacsonien behaart ist, während die meisten Passifloren unbehaart sind. Das von JuBsieu, dem Autor des Genus Tacsonia, ausser der langen Kelchröhrc noch angegebene Merk- mal der häutigen Corona im Schlünde der Rühre ist zur Begründung beider Genera ebenso hinfällig geworden , wie die Länge der Kelchröhre selbst. Schon der älteste de Candolle sah sich im Pro- dromus veranlasst, bei Passiflora ein Subgenus Tac- sonioides zu bilden, was die Grenzen beider Genera völlig illusorisch macht. Das Genus Murucuja wurde, wie früher schon mitgetheilt ist, bereits von Tournefort aufgestellt und unterscheidet sich durch die röhren kegelförmige Haut, welche die Corona hier vertritt. Unter dem Namen Disemma hat Labillardiörc einige we- nige in Neuholland und Neukaledonien wachsende Arten zu einem Genus vereinigt, wo die Corona doppelt ist (wie der Namo andeutet) und aus einem Fadenkranz, sowie aus einer röhrigen Haut, besteht. Ais .Subgenera sind noch unterschieden worden: Granadilla mit den Arten, wo unterhalb der Blüthc .'] ziemlich grosse Deckblätter eine .\rt Hülle bilden. Decaluba (das («enus Passiflora im engeren Sinue^ enthält Arten, wo die Hulle unbedeutend ist oder fast fehlt. Polvanthea begreift die .Arten, wo nicht Blü- then einzeln im Winkel der Blätter stehen, sondern ein mehrblüthiger, in eine Ranke endender Stiel vorhanden ist. Tetrapathaea. Anstatt der Fünf-, herrscht hier die Vierzahl in der BlUtlio vor. Dysosmia. Die Frucht cntwirkclt sich bei den hierher gehörigen Passionsblumen nicht fleischig, sondern wird fast zur Kapsel. 23 Astrophea schliesst die durch aufrechtes Wachs- thum und damit durch den Mangel der Ranken sich auszeichnenden Arten ein. In diesem Subgenus gibt es demnach keine Schhnggewächse. Dendrologisches. Von Kourad Rosenthal in Wien. Nebst einigen Bemerkungen der Redaktion. Bei Durchlesung der Wochenschrift fand ich in Nro. 33 des vorigen Jahrganges einen vom Hof- gärtner Reuter auf der Pfaueninsel bei Potsdam verfassten Artikel über verschiedene Vermehrungs- und Vertdelungs-Methoden und deren Resultate, so- wie zuletzt Aufzählungen einiger Beispiele von der in letzterer Zeit so vielfach ventilirten Frage, den Einfluss des Edelreises auf die Unterlage behandelnd; es sei mir gestattet, zur Aufklärung dieser auch in gärtnerischer Hinsicht gewichtigen Frage ebenfalls einige Beispiele zu liefern. I. Hofgärtner Reuter bespricht in seinem Auf- satze unter Abschnitt II. die Vermehrung des von Louis van Houtte in Gent bezogenen „Negundo californicum" und führt als solche das Okuliren, das Ablegen und endlich die Vermehrung durch Steck- linge an; ich muss darauf erwidern, dass sowohl die erstere, wie die beiden letzteren, welche besonders vom Hofgärtner Reuter als die vortheilhafteren Veredlungs-Methoden anempfohlen werden, in unse- rem Etablissement genügend erprobt wurden , wir aber trotz ziemlich günstigen Resultaten sie gänz- lich fallen Hessen. Wir vermehren jetzt ausschliess- lich Negundo californicum aus Samen von einer wurzelechten Mutterpflanze und sind bis heute von den besten Erfolgen gekrönt worden, nicht allein, weil die Sämlinge vollständig den Charakter der Mutterpflanze besitzen, sondern auch weil sie noch viel kräftiger als der gewöhnliche Fieder -Ahorn (Negundo aceroides oder Acer Negundo) wachsen. Wegen dieses schnelleren und kräftigeren Wachs- thums benutzen wir auch unseren grossen Vorrath an jungen Pflanzen, um alle feineren Negundo- Formen darauf zu okuliren. Bis heute haben wir die vorzüglichsten Resultat gehabt. II. Als ich vor einiger Zeit ein schönes Exem- plar des noch wenig verbreiteten Laburnum vulgare monstrosum zur Vervollständigung einer Bestellung gebrauchte, bemerkte ich neben dem Stamm zu mei- nem nicht geringen Erstaunen einen flach zusammen- gedrückten Trieb von 1| Fuss Länge, welcher aus der Erde kam und eine grosse Aehulichkeit mit de- nen der Sambucus nigra monstrosa, wie diese daselbst gewöhnlich vorkommen, besass. Bei näherer Unter- suchung fand ich, dass der Trieb nicht, wie ich an- fangs vermuthet hatte, von dem Edelreise, sondern von der Unterlage kam. Durch dieses Beispiel möchte ein neuer und je- denfalls bezeichnender Beweis geliefert werden, dass das Edelreis einen grossen Einfluss auf die Unter- lage nicht nur bei Blatt-Panachirungen, sondern auch bei Holz-Monstrositäten ausübt. Für Diejenigen, welche die interessante Abart des Bohnenbaumes nicht kennen, bemerke ich, dass sie sich durch kurze, dicke und gedrängte Aeste und Zweige, die der Pflanze ein knorriges Ansehen geben und an einen ähnlich gebildeten Rüster er- innern, auszeichnet. Bemerkungen der Redaktion. I. Was zunächst den kalifornischen Fieder Ahorn (Acer californicum T. and Gr., Negundo cali- fornicum Hort.) anbelangt, so stimmen wir dem Ver- fasser des obigen Artikels vollständig bei, dass er in jeglicher Hinsicht den Vorzug vor dem gewöhn- Hcheu Fieder -Ahorn (Acer Negundo L. , Negundo aceroides Mnch) verdient. Grosse Exemplare im botanischen Garten in Berlin , welche neben dem letzteren stehen , bestätigen ebenfalls das raschere Wachsthum im Vergleich zu diesem. Obwohl die Blätter auf der Unterfläche behaart sind, so hat doch die Oberfläche ein freudigeres Grün, was dem Gehölze auch ein frischeres Ansehen gibt. Während die Blätter des gewöhnlichen Fiederahorns gefiedert sind, d. h. aus 5 und nur ausnahmsweise jaus 3 Blättchen bestehen, sind bei der kalifornischen Art stets deren nur 3 vorhanden. Sonst unterscheiden die letztere auch die behaarten Früchte. Diese schei- nen nach den Rosen thal'schen Mittheilungen in Wien stets keimfähig zu sein. In Norddeutschland ist dieses nicht immer der Fall, da es daselbst nur ausnahmsweise stattfindet. Da übrigens Acer califor- nicum, gleich dem Acer Negundo, sehr gut unsere härtesten Winter verträgt, ist er um so mehr zu empfehlen. (Vergl. übrigens Koch's Dendrologie I, 545). IL Laburnum vulgare monstrosum ist in unserer Dendrologie nicht besonders genannt, ver- dient aber doch wegen seines gedrängten und spar- rigen Wachsthumes, was das Gehölz einigermassen an eine ebenso gebildete und mit der näheren Be- zeichnung tortuosa schon von Loddiges aufgeführte Form des gemeinen Rüsters (Ulmus campestris) er- innert, Beachtung. Sie steht der daselbst sessilifo- lium genannten Form (S. 17) am nächsten und ist wohl erst aus ihr hervorgegangen. Wenn an dem Wildling, auf dem ein Exemplar des monstrosum veredelt wurde, ein sogenannter fasciirter Zweig — denn das ist der von Konrad Rosenthal verbrei- 24 terte Trieb — heruuügekoiiiineu ist, uo braucht das Edelreia auch nicht im Cicriiigateu als solcliC!) ciueu KiiiHuHti uuctgeUbt zu haben, denn dann hatte auch dioiSleu- gels verkümmert. Das von Kourad Itoscuthal angeführte, höchst interessante Beispiel der Sanibucus nigra inoustrosa besitzt die Fasciatiuu nicht in so hohem Grade, als es sonst |dcr Fall ist, und hat ausserdem noch das Eigcnthümliche, dass Zweige, welche die Fasciirung kaum oder gar nicht zeigen, als Edelreis benutzt, ebenfalls Zweige mit deutlicher t'asciirten Zweigen hervorbringen. leber Uuiiibuseen. Vom Ciurti'ii-Iuspoktor Kulli in München Bambus a Metake, vou Sicbold eingeführt, 1*1 in Frankreich sehr verbreitet und hält dort unter leichter Bedeckung aus; L'arrifere hat in seiner iSchule ganz grosse Exemplare; aut den Inseln des Boulogucr Hölzchens habe ich im Jahre 18ÖG mehre gepflanzt, die ganz gut gediehen. 1>. spinosa Lour. ptlanzte ich ebenfalls aus und machte längere Triebe, allein die Blattbil- dung ist so spiirlich , dass sie wenig Ert'olg ver- Bpreciien. Bei meinem letzten Besuche in l'aris, wo ich alsbald eine genaue Besichtigung der zu meiner Zeit angefangenen Arbeiten vornahm, habe ich ver- gea.Hen, mich darnach umzusehen. In Algier enipt'alil man sie als eine sogenannte undurchdringliche Hecke; ich habe übrigens wenig davon gesehen, indessen glaube ich wohl, dass sie sich zur Anpflanzung dort eignen würde, weil die Tbicre uli^,'clpiiltcn werden. Bekanntlich thun die Araber zur Verpflegung ihrer Thiere nicht das Geringste; sie belasten und martern sie mit allerlei Folter -Werkzeugen auf da« Schrecklichste und in dem Augenblicke, wo die Führer ausruhen, müssen eben die Thiere sehen, dass sie etwas bekommen. Dies ist zur Zeit der Trockne in unmittelbarer Nähe der Arbeit nicht leicht. Ich habe manche Thiere so zugerichtet ge- sehen, dass ich mich nicht enthalten k? Meter bezeichnet. Aufgefallen war mir, dass diese l'flanze au leuch- ten Stellen, deren der Akklimatisations-Garten genug hat (er liegt hart am Meere i, keinen »o üppigen Wuchs, eher ein kränkliches Aussehen zeigte. Mau sieht die Verwendung der Bambusrohre allenihalbeu: zu Einfriedigungen aller Art, namentlich der Kirchhöfe, zu l'araplui», iStöcken; die Araber decken ihre Tribus (^IlUiteu) mit dem Laube dieser l'flanze, während das Bohr zur Stütze u. ». w. eine vielseitige \'erwendnng findet. llardy, der damalige Vorstand, erzählte mir, dass der Verkauf mit der Bambus -l'flanze in den letzten Jaliren sehr eiuträgliLli war; der N'orrath war in der That ein sehr grosser. Das Wachsthum der Bhizome bis zu einer ge- wissen Hohe soll ein gewaltig rasches sein; da ich einige grössere Exemplare besitze, will ich mittelst Angabo der vorhandenen Eigenschaften das Läugen- Wachstiiuin prüfen und Ihnen — vorausgesetzt, dass Sie es wünschen, — weiter Mitthciluugcu hier- über machen. Die Herren Mitglieder des Vereine* zur Beförderung des Gartenbaues werden freundlichst ersucht, nebfla dem bereits fälligen Beitrage für da» Jahr 1871 , auch die Porto • Auslagen frtr Franko • Zusendung der Wooltenichrift von 10 , insofern die Zusendung alle 14 , oder von 20 Sgr. , insofern sie alle 8 Tage gewünscht wird, zu gleicher Zeit an den Schatzmeister, Herrn Rentier Sonntag. Alexandrinenstr. 51, mit einzusenden. Zu gleicher Zeit wird bekannt gemacht, dass im Versuchsgurten des Vereines wiederum verschiedene Sämereien gewonnen sind und zur Vertheiliing bereit liegen. Verzeichnisse sind durch da* Oeneral-SckretAriat (Potsdamer Str. 3la) zu beziehen. Mitglieder, welche darauf reQektiron, werden ersucht, sich zu melden. Die Vertheiluug geschieht im März durch den Inspektor Herrn Bouchc. Wer sich zu spftt meldet, kann leider nicht berücksichtigt werden. V.rlnc V.MI \S ic^-anilt Äc Ilonipct lo Berlin, Zlmmvr Str«««« No. VI. Druck der C. Fcltlor'*clicn Huchdruckcr«! (L, Mowoi), B*rtla, WIlbelB» flau No «. Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des Gartenbaues in den König!. Prenssischen Staaten No.4. für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor Dr. Xiarl Kocli, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 28. Januar 1871. Preis des Jalirganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frauco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: 523. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am S.Januar. — Untersuchungen über künstliche Sempervirenz ; ein Beitrag zur Akklimatisationslehre. Von Professor Dr. Ho ff manu in Giessen. (Fortsetzung.) Sonntag , den 29. Januar , Vormittags 11 Uhr , findet im Englischen Hause (Mohren > Strasse 49) eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 5S3. Versaiuniiung des Vereines zur Befördernng des Giirtenbauesj am 8. Januar. Nach der Verlesung des Protokolles fügt Pro- fessor Schultz-Schultzenstein dem, was er frü- her über das Kyanisiren gesagt habe, noch hinzu, dass es bei diesem durchaus noch nothwendig sei, insofern man eine nachhaltige Wirkung erzielen wolle, dass, nachdem das betrefiende Holz hinläng- lich mit Kupfer-, resp. Eisenvitriol getränkt worden sei, dieses wieder vollkommen ausgetrocknet werde, bevor es von Neuem in Kalkwasser, resp. in Kalk- milch getaucht würde. Nur dergleichen völlig aus- getrocknetes Holz nehme die Flüssigkeit in nöthiger Weise zur Bildung von durch Regen nicht auflös- barer Salze auf. Der Vorsitzende, Geheime Ober-Regierungsrath Knerk, übergab 2 eingelaufene Broschüren, deren Inhalt für die Mitglieder des Vereines grösseres Interesse haben dürften. Die eine hatte der Direktor des mit der Universität verbundenen Institutes in Halle a. d. S. , Professor Dr. Kühne, eingesendet und enthielt 3 Aufsätze: 1. über Verbreitung der Kartoffelkrankheit auf Böden, in Kellern und Mieten; 2. über eine Krankheit des Thimotheusgrases (Phleum pratense) und schliesslich 3. über die Rüben-Nematoden. Da über sie ausführlich in der Wochenschrift berichtet werden wird, so wurde während der Sit- zung keine specielle Verhandlung darüber eröffnet. Die zweite Broschüre verdankte man dem Ge- heimen Medizinalrathe und Professor Dr. Göppert in Breslau und hatte die Einwirkung der Kälte auf die Pflanzen als Gegenstand. Da dieser bereits in raehrern Versammlungen des Vereines im vorigen Jahre erörtert worden war und Dr. Bolle die Müh- waltuug übernommen hatte, die besonders im vori- gen Jahre gemachten und mitgetheilten Beobachtun- gen und Erfahrungen zusammenzustellen, so wurde Letzterer von Neuem ersucht, auch die Mittheilun- gen Göppert's in dieser seiner demnächst zu über- gebenden Zusammenstellung ebenfalls zu berücksich- tigen, aber auch gewünscht, dass sie durch Abdruck in der Wochenschrift schon zuvor zur weiteren Kenntniss kämen. iLuä dem Garten des Geheimen Kommerzien- rathesRaven^ war durch dessen Obergärtner K ö- nig ein 1^ Fuss hohes, etwa 15 Zoll breites, sorg- fältig kultivirtes und sehr verästeltes Exemplar der Agathaea coelestis (Ciueraria amelloides) einge- sendet, welches reichlich mit bereits entfalteten Blü- then und mit Knospen in verschiedenen Stadien der Entwickelung bedeckt war. Garten -Inspektor Bouch^ bemerkte dazu, dass Agathaea coelestis zwar eine alte Gartenpflanze sei, die, seit mehr als anderthalbhuudert Jahren schon in unseren Gärten 26 bekannt, sich aber dennoch bis jetzt als brauchbare Zierpflanze erhalten habe. Sie blühe fast das ganze Jahr hindurch und werde deshalb auch zur Bepflau- zuug vuu iSommergruppen benutzt. Kn Bei sehr er- freulich und auch verdienstlich, dasa sich ein Gärtner der Muhe unterzogen, eine alte und zugleich zu erapfclilendc Pflanze durch sorgsame Pflege wieder zur Geltung zu bringen. Unter den schon seit lauger Zeit in unsereu Gärten und Gewächshäusern befindliolien Pflanzen gibt es eine grosse Zahl , die vielen unsereu Neu- heiten ebenbürtig zur Seite gestellt werden können, besonders wenn sie mit gleicher Sorgfalt gepflegt werden, wie vorliegende Agathaea coclestis. Leider seien aber viele von ihnen aus unseren Gärten und Gewächshäusern fast völlig verschwunden, wenigstens doch sehr selten geworden. F^r erinnere beispiels- weise nur an die schönen Maheruien, an M. gla- brata nnd incisa nebst deren HIendliiigen, ferner au M. iiybrida Vesta und Ilector, an Pelarguninm tri- color und coronopifoiium, au das elegante und fast das ganze Jahr hindurch blühende Erodium incar- natuni. Die alten Gärtner standen in Bezug auf Aus- dauer und Sorgsamkeit bei ihren Kulturen unseren jetzigen Gärtnern keineswegs nach. Beispiele von früheren vcirzüglicheu Kulturen lieferten die vielen, oft hochstämmig in Form einer Krone gezogenen Pflanzen, welche man damals häuflg sah. E.xemplare der Dapline Cneoruin von 1 bis 1.', Kuss Breite, der Pinielia decussata von 2 bis 3 Fuss Durchmesser, des Spartiuni junceum, welche alljährlich im FrUh- lingc zurUckgesclinittcn wurden und im Juli und August, bei einem Kronen - Durchmesser von über 3 Fuss, massenhaft mit grossen gelben und wohl- riechenden Bhuneti bedeckt waren; ferner der Bou- vurdia triphylia mit 1 ' t Zoll starkem Stan)me und '2 Ftiss breiter Krone, sowie Exemplare de» Ilibiscus liiisa sinensis tl. pl. mit 3 bis 4 Zoll Stamnidurch- messer und 4 Fuss breiter Krone, kamen in frUiie- rcn Jahren nicht vereinzelt vor, sondern wurden häutig gesehen. Es sei sehr leicht, eine junge l'tlanze kräftig herunzuzielien luid ihr in einigen Jahren eine solche Ausbildung zu geben, dass sie sehr verzweigt «ei und reichlich blühe, dagegen sehr Bchwvr, eine solche Pflanze eine lange Hcihe von Jahren in derselben Kräftigkeit und in derselben Fülle zu erhalten. In Folge dos Bescblusses der in der vorigen Versammlung des Vereines anwesenden Mitglieder (s. vor. Jahrg. li. Woch., S. 3114) wurde die Frage, wie man es im Verlaufe dieses Jahres in Betreff der Ausstellungen liulteu wolle, zur Erledigung ge- bracht. Es wurde von grossen Ausstellungen in diesem Jahre aus mehrern Gründen Abstand ge- nommen. Wenn auch der leider immer noch fort- dauernde Krieg auf eine grosse Ausstellung nicht gradezu bindernd einwirken dürfte, so wäre doch immer die grösste Aufmerksamkeit des Publikums vorherrschend nach Westen gerichtet. Mau könne, auch wenn der Krieg bald beendet würde, kein le- bendiges Interesse für eine grosse Pflanzeuausstel- lung in diesem Jahre erwarten. Die letzte habe auch ferner gezeigt, dass rasch auf einander folgende Ausstellungen nicht auf gleiche Weise das Publikum heranziehen, wie es dann der Fall sein möchte, wenn mehre Jahre zwischen den einzelnen Ausstellungen liegen. Damit müsse aber die Einnahme eine ge- ringere, vielleicht eine sehr geringe werden, in deren Folge wiederum bei den enormen Kosten, welche dergleichen grosse Ausstellungen verursachen, der Verein leicht leiden könnte. Aber auch der bedeu- tende Det'ekt, der sieh beim Abschluss der Zusam- menstellung zwischen Einnahme und Ausgabe bei der letzten Ausstellung herau.sgestellt hätte, dürfte daran mahnen, dass der Verein in diesem .Jahre sparen müsse. Durch rasch auf einander folgende Ausstellungen würde ferner auch die Opferfreudigkeit der Aussteller geschwächt. Grade die letzte Ausstel- lung habe dieses gezeigt. Schliesslich möchte noch in's Gewicht fallen, dass im Jahre 1872 der Verein ein halbes Jahrhundert mit Ehren und Erfolgen bestan- den und dass man wohl daran denken müsse, den Stiftuugstag festlich zu begehen und mit einer gros- sen Ausstellung zu verbinden. Man vereinigte sich bei dem Schlüsse der Ver- handlungen über diesen Gegenstand dahin, den An« trag des Ausschusses pure anzuuehiueu: den mit den Monats -Versammlungen verbundenen klcinereu Ausstellungen des Jahres 1871 iosofern mehr Aufmerksamkeit zuzuwendeu. dass mau sie vergrössere und zu diesem Zwci-ke mehr Mittel (etwa eine Summe von 300 Thlrn) «ur Verthei- lung von Preisen zur Verfügung stelle. Ausser- dem dürfte uoch Se. Excellenz d'.r Herr Minister für die lundwirthschaftlichen Augelegenheiteu cu ersu<'hen sein, einige Medaillen zu Preisen f&r Gesammtleistungen bei den Ausstellungen de« .Jahres 1871 gnädigst zur Verfügung zu stellen. Man habe dabei nur die (> Versammlungen des FrUhjaiires, des Sommers und des Herbstes (vom April bis Septt-mber) im Auge und lege auf die bo- sondcre Berücksichtigung der Pflanzen, wcirhe in den betretfenden Monaten in ihrem höchsten Flor stehen, grossen Wertli. )Iau ist im Allgemeinen der l'eberzeugung, dass durch dergleichen kiciuere Ausstellungen cincsthciU eine grössere Betheiligung von niehtgärtncrischen Mitgliedern und ein grössere* Interesse dersellten für Specialitäten herbeigeführt, anderntbcils den 27 Gärtnern die Möglichkeit geboten wird, ein vorzüg- liches Garten-Erzeugniss, insofern es besondere Auf- merksamkeit verdient, ausstellen zu können. Früher, wo nur zwei grosse Ausstellungen stattfanden, war dieses wenigstens nicht in der Weise möglich, dass jedes Mal durch allgemeine Anerkennung auch ein Preis zugesprochen wurde. Um bei den 6 Ausstellungen eine bestimmte Lei- tung zu haben, wurde der Ausschuss, welcher den Gegenstand bereits durchberathen hatte, ersucht, auch diese zu übernehmen; der Verein hielt es aber tür nothwendig, wegen der damit verbundenen, nicht geringen Muhwaltungen und Geschäfte, diesen Aus- schuss nicht allein jetzt schon zu erweitern, sondern ihm auch das Recht zuzugestehen, sich, wenn es nöthig sein sollte, weiter zu verstärken. Der Aus- schuss wird demnach schon jetzt bereit sein , allen denen , welche über irgend etwas diese kleineren Ausstellungen Betreffendes Auskunft zu haben wün- schen, diese zu ertheilen. Der Vorsitz in dem Ausschusse wurde wiederum dem Garten-Inspektor Bouche übertragen. Als Mit- glieder fungiren dagegen: Kunst- und Handelsgärter Boese, Hofgärtner B rasch in Charlottenburg, Garten-Inspektor Gaerdt in Moabit, Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann, Professor Koch, Kunst- und Handelsgärtner Lackner, Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu, Kunst- und Handelsgärtner Pasewa Idt in Charlottenburg, Kunst- und Handelsgärtner Säger, Rentier Sonntag und Kunst- und Handelsgärter Späth. Dem Ausschusse wurde ferner übertragen, vor jeder Austeilung die nöthigen Einleitungen und Vor- bereitungen, auch, insoweit es nothwendig sein sollte, Bekanntmachungen zu erlassen. Wenn man auch von einem eigentlichen Programme abstände, so möchte es doch gut sein, durch die Wochenschrift zu veröffentlichen, welche Pflanzen in bestimmten Monaten ihren Höhepunkt, sei es in der Blüthe, sei es in der Blattbildung oder sonst, haben und welche man demnach hauptsächlich erwarten könne. Der Ausschuss hatte schon für die einzelnen Monate ein solches Verzeichniss aufgestellt, hierbei aber keines- wegs die Absicht gehabt, die Zahl der auszustellen- den Arten auch nur im Geringsten zu beschränken. Es ist damit keine Pflanze und kein die Gärtnerei betreffender Gegenstand, insofern er nur überhaupt einer Ausstellung würdig ist, ausgeschlossen. Nach der Ansicht des Ausschusses würden beispielsweiye für folgende Monate hauptsächlich zu erwarten sein: Im April: Azaleen, Rhododendren, getriebene Rosen in Töpfen, Aurlkel , Neuholländer und Kap- pflanzen. Im Mai: Cinerarien, Azaleen, Pelargonien, Stief- mütterchen (Pensde's), Calceolarien und Rosen. Im Juni: Pontische Azaleen, Rhododendren, Verbenen, Pelargonien, abgeschnittene Rosen, Erd- beeren und Kirschen. Im Juli: Fuchsien, Gesneraceen, Paeonien, Lev- kojen, Hortensien. Im August: Georginen, Astern, Zinnien, Mal- ven, Lilien, Peutstcmou's, Phlox. Im September: Gladiolen, Gemüse, Obst, An- themis. Die erste dieser Ausstellungen im April wird im Englischen Hause stattfinden, alle übrigen in einem geräumigen Zimmer des Palmenhauses im botani- schen Garten. Da dieser an und für sich Freunden von Pflanzen und Blumen reichliches Material dar- bietet und auch der Versuchsgarten des Vereines Manches, was Interesse besitzt, enthält, so möchte damit, dass die kleineren Ausstellungen daselbst statt- finden, weitere Gelegenheit einerseits zum Genuss, andererseits zur Belehrung gegeben werden. Für jede Ausstellung werden besondere Preis- richter ernannt, um dadurch im Stande zu sein, stets Mitglieder für Specialitäten zu finden. Baumschulbesitzer Späth referirte im Anschluss an den vom Gartendirektor Meyer in der letzten Sitzung erstatteten Bericht über die Parkanlagen der von Tiele - Winkler'schen Besitzungen in Miechowitz in Oberschlesien über die daselbst be- findliche Baumschule und Obstanpflanzungen. Was die erstere betreffe, so habe sie den Zweck, die für die verschiedenen grossen Güter und Gärten des Besitzers jährlich erforderlichen Bäume und Sträu- cher anzuziehen. Sie umfasse 6 Morgen und sei, so- weit man sich nach dem vorliegenden Berichte ein Urtheil bilden könne, mit vieler Sachkenntniss an- gelegt und bisher geleitet worden. Das von dem dortigen Gartendirektor Becker zusammengestellte Verzeichniss derjenigen Obstsor- ten, die sich in den Miechowitzer Obstanpflanzungen als besonders tragbar erwiesen haben, zeige, wie selbst in den ungünstigsten Lagen Deutschland's immerhin noch eine grosse Zahl von Obstssorten mit sehr gutem Erfolge gebaut werden könne. Er führe von den genannten Sorten beispielsweise fol- gende an: Von Aepfeln: Alantapfel, Rother Astrachaner, Weisser Astrachaner, Grosser Bohnenapfel, Rother Herbst-Kalvill, Rother Jungfernapfel, Winter- Gold- parmäne, Winter-Quittenapfel, Grosse Kasseler Rei- nette, Orleans-Reinette, Virginischer Rosenapfel. Von Birnen: Römische Schmalzbirn, Grüne Sommer -Magdalene, Gute Graue, Punktirter Som- 4* 28 aerdorn , Napolc-on'g Butterbirn , Bergamotte Cra»- Banne, \A'ilclling von Motte. Von KirBchen: Frühe Mai-Hcrzkirsche, Ochscn- herzkirgche. Doktorkirsche, WinkliTs weisse Herz- kirscbe, Schönste von Marienhöhe, Prager Muska- teller. Von Ptlaiimen: Gelbe Mirabeile, Grosae Reine- claude, Englische Zwctsche, Violette Dattelzwetsche, Keizcn«iteiner Zwetsche. PBrnichc und Aprikosen lieferten viele und schöne FrlU-htc, während von Weintrauben auch nicht eine einzige Traube zur Kcit'e komme. Das vorliegende Verzeichniss enthalte zwar viele Sorten, gebe aber doi-h kein richtige« Bild von den Sorten, die Ubcrliaupt in jener Gegend gedeihe», da grado viele der allerbegtcn, die in noch ungUn- stigeren und rauheren Lngen reiche Erndteii der vorzüglichsten Früchte lict'crn, nicht aul'gefUhrt sind. So fehlen z.B. von Aepfeln: Gravensteiner, Dan- zigcr Kantapfel, Piinzenapfel, Rothev Stettincr, Kai- ser Alexander, C'harhiniiiwski. Von Birnen: (iruin- kower Butterbirn, Forellenbirn und andere. Jeden- falls hatte Gnrtendirektor Becker nicht (»elegen- heit, diese Sorten dort zu beobachten, da sie in den Anpflanzungen fehlen. Sic sind indessen grö.-sten- theils in der Miechowitzer Baumschule vorhanden und werden daher auch wohl nach und nach von ihm angepflanzt werden. Ref. bitte daher den Vor- stand des Wreines, (Jartendirektor Becker zu er- suchen, nach einigen Jahren wiederum seine Beob- achtungen über das Gedeihen und die Tragburkeit der dort vorkommenden ( »bstsortcn mitzuthcilen und sie so weit wie möglich auf alle vorzüglichsten Obst- sorten ans/.udchiien. F.s würden dann seine Be- richte einen sehr S(:hiitzen!*werthen Beitrag zur Be- urthcilung der Anforderungen, die die verschiedenen Sorten an da» Klima >tel!en , um gut zu gedeihen, liefern. Professor Koch legte die Blätter und Blütheu zweier, wahrscheinlich neuer Pflanzen vor, welche ihm Linden in Brüssel zur niihcren Bestimmung zugesendet hatte. Die erste Pflanze war eine bunt- blättrige Aroidee, deren lusslanpc Bliitter denen des Acnnlias hnstaefolius oder denen der Xantlmsomen ähnlich waren, also eine spiessförmigc (rcstalt bc- sassen, »ieli aber durch die milchweisBcn Streifen läng» des Mittelnervt und seiner Ilauptäste auf sam- metgrüner Oberfliii-he zu ihrem N'ortheiie auszeich- neten. K» unterliegt wohl keinem Zweifel. da«s diese neue, noch nicht beschriebene und bisher ebenfalls nicht in den Cinrten befindliche Aroidee gleich den Xanthosomeu, denen sich auch hinsicht- lich der Kultur die Lindeu'schc Pflanze iihnlicb verhalten möchte, auf gleiche Weise im Sommer im freien Grund des Badens sich verwenden liis«f nnd damit einen wesentlichen Beitrag zum grössern Schmuck bieten dUrfte. Professor Koch machte deshalb ganz besonders auf diese neue Pflanze anf- merkeam. (>b man sie zum (icnus Acontias oder Xantho- soroa rechnet, hängt davon ab, wie man sich über- haupt die Begrenzung der Genera denkt. Acontias unterscheidet sich von Xantbosoma nur dadurch, dass die unfruchtbaren Fortpflanzung>lehre. Von Prufeuur Dr. U. ilut'l'mann in Uivi»ea. (KortMUnair-) Muuat T-g \ urmliuus halltiaus (r. Luud -._ - ' - ' Jahr i 5 a c 1 l 1 g s ä s i 1-3 «111= ! iifi- > ' 5 < s 1 i_i [j s'J :SU'.nl„ „ II 1863 November Dezember 10 & • • . . . • Dczeuibcr 26 i 1864 Januar Mai Mai 9 7 S7 1 1 i" : Juui 25 Juli 16 1 Juli 27 1 August August September Oktober 4 15 26 6 1 1 1 Oktober 27 November 24 , Dezember 17 1 ; 1865 Februar Miirz April Mai Juui Juli AugU5t September Oktober November Dezember 18 21 22 26 22 10 11 21 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1866 Januar Januar Februar MUn 8 33 19 19 i' 1 MKrx 26 Mai 17 1 Juni 1 Juli 8 1 1 August September 1» 1 1 Oktober November 18 \ 1 November 2t Deieniber 2 Dc«cmbcr 23 1867 Januar Februar Februar MHn April Mai Juni 11 4 19 M 17 16 14 1 l' ( • l" 1 1 31 Jahr 1867 1868 1869 1870 Monat Warmhaus Tag ■-J Juli August September Oktober November Dezember Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober Oktober November Dezember Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober 13 15 18 16 11 16 15 18 16 15 15 15 15 15 15 17 14 14 14 15 15 16 14 13 15 15 2 2 15 16 16 15 15 15 13 11 15 14 17 21 6 to Kalthaus dt Fr. Land *) Die I bezeichnen, dass die Pflanze zu dieser Zeit grüne Blätter besass. 1. Prunus insiticia, Pflaume*). 1863, am 10. November aus dem freien Lande in einen Topf gepflanzt; Winterruhe. — Am 5. De- zember in das Warmbaus. — 25. Dezember ru- hend. 1864. 9. Januar. Junge Blätter; deren Ober- fläche wird sichtbar, — 7. Mai: gut im Staude. — 27. Mai: ebenso; doch die Blätter etwas fleckig. — Juni 25, in's Freie gebracht. — Juli 16, ohne allen *) Sorte : rundfrüchtig, blau. Trieb. 27, junge Wurzeltriebe ; oben ohne Trieb. — August 4, ohne Blättertrieb. 15: Blätter meist abgefallen, nur an den Wurzeltrieben. — Septem- ber 26, Blätter au den Wurzeltrieben. — Oktober 5, wenig Blätter an den Wurzeltrieben. In das Warm- baus gebracht. 27, nur am Grunde einige grüne Blätter. — November 24: blattlos. — Dezember 17, nicht treibend. 1865. Februar 13, schön belaubt. — April 21, ebenso. — Juli 22, grün, Blätter aber abgelebt, viele angefressen. In's Freie gebracht. — August 26, weisse Blätter halb verdorrt. — September 22: in's Warmhaus gebracht. — Oktober 10, meist ent- laubt; einige junge Blätter. — November 11, fast blattlos. — Dezember 21, an einem Wurzeltriebe noch 2 alte grüne Blätter. 1866. Januar 8, mehre frische Blätter getrie- ben. 23, ein Wurzeltrieb gut belaubt. — Februar 19, ruhend. — März 19, wenige Blätter an Wur- zeltrieben; der alte Stamm anscheinend fast abge- storben. 26, nicht mehr treibend, als im Freien. — Mai 9, in's Freie; 17, sehr schwach belaubt. Auch am alten Holze einige wenige Blättchen. — Juli 3, stark belaubt. — September 19, stark belaubt, Blät- ter dunkelgrün. November 16, stark belaubt, ganz grün. Am 5. in das Warmhaus. 21, grün, ziem- lich viele Blätter. — Dezember 2, voll Blätter, diese meist grün. 22, ebenso. 1867. Januar 12, nur noch 2 grüne Blätter, Rest verfärbt abgefallen. — Februar 4, ein zarter, noch krautiger Wurzeltrieb beblättert. 19, Knospen ohne Bewegung; ein Wurzeltrieb mit einigen Blätt- chen. — März 20, zwei Wurzeltriebe mit grossen und kleinen grünen Blättern, alle oberen Zweige mit ruhenden Knospen, wie todt. — April 17, Wur- zeltriebe mit grossen Blättern. Sonst der Strauch ohne Trieb, aber das Holz noch frisch. — Mai 15, nur unten ein schwach belaubter Wurzelspross. In's Freie gebracht. — Juni 14, 2 schwach beblätterte Wurzeltriebe. Stämmchen wie todt. — Juli 13, 2 Stämmchen (von 5) mit wenigen, normalen Blät- tern. Wurzeltrieb schwach. — August 15, Stämm- chen bis zur Mitte gut beblättert. — September 18, gut und ziemlich stark belaubt, oben junge Blät- ter. — Oktober 3, in das Warmhaus; 16, gut be- laubt, alle Blätter schön grün. — November 11, vollkommen und schön belaubt. — Dezember 16, gut belaubt, nur alte Blätter, aber grün. 1868. Januar 15, schwach beblättert; Blätter alt, grün. Obere Zweige mit ruhenden und zum Theil todten Knospen. — Februar 18, untere Triebe mit alten, grünen Blättern; obere Zweige mit eini- gen jungen. — März 16, alte Blätter noch grün; ziemlich viel junge Blätter oben. Ein Stamm hat junge und alte Blätter zugleich. — April 16, 32 an Tcrgchiedeoen StelleD oben tiud uutcti juugc Blätter; an 2 Zweigen noch alte, überwiegcDd grün, fleckig, iiiclit vcrt'ärbt. — ilai 15, »cLwucli belaubt, Blätter erwaciiseu , auch einige neue tieibeiid. — 15. Juni, Blätter unten hin grün, frisch; obere zum Theil fleckig, in Verfärbung. — 15. Juli, Blätter grün. — 8. August ebenso. 15. August ebenso; Blätter zahlreich. Ein Seitcnstaium oben absterbend. — 15. September, gut belaubt, grün. — 17. Okto- ber ebenso. — 14. Ncjvcmber cbensu. — 14. De- zember, hat noch mehrere grosse, grüne Blätter. 1809. H.Januar, hat noch einige grüne Blät- ter; kein neuer Trieb. — 15. Februar. Wenige alte, noch grüne Blätter übrig; an frischen und vor- jährigen Wurzeltrieben zaiilreicho junge Blättchen (bis li Zoll lang). — 15. Älärz. Nocli einige alte, grüne Blätter vorhanden; an den Wurzeltrieben zahlreiche junge Blätter. — Itj. April. Alte Stamm- chen todf. Blätter der Wurzclausschläge grün, aus- gewachsen. — 14. Mai. Wurzeltriebe 3 Zoll hoch, Bchwach belaubt. — 13. Juni. Einige Wurzeltricbc belaubt, Blätter grün, aber fleckig, oft'cnbar leidend. Wurde unter Zufügung frischer Erde in einen an- deren Topf umgepflanzt und in's Freie gestellt. — 15. Juni. Stämme unten und in der Mitte mit frischem Laube, und noch im Treiben. Blättchen im maximo von halber Normalgrcissc. — 15. August. Blät:er sämmtlich grün, unten und oben, zum Theil jung. — 2. September. Alle Blätter grün; keine jungen. — 2. Oktober. Stark belaubt, dunkelgrün. — 15. Oktober. Viele Blätter, gross, dunkelgrün. — 16. November. Ebenso. — 10. Dezember. Viele dun- kelgrüne Blätter; keine jungen. 1870. 15. Januar. Mehre alte, grüne Blätter; kein neues Treiben. — 15. Februar. Wenige alte und einige neue Blätter, beide grün. — 15. März. Zwei alte, noch grüne Blätter; zahlreiche neue. — 13. April. Belaubt. — 1 1. Mai. Ebenso. Stümmcheu theilweise absterbend. — 15. .Iiini. Blätter tleckig. — il. Juli, (ianz ohne Blätter; die zahlreichen Knospen ohne Trieb. Scheint leidend. — 14. Juli. Unterster Zweig mit kleinen Blättchcn in der P-nt- wickelung. l'mgcpf lanzt, wobei sich zeigt, dass eine Wurzol von 1 Ceutimcter Dicko taul ist. — 17. Augnut. Obenhin todt ; untere Triebe stark be- laubt. — 2 1. Septi nii)cr. Kbensu, dunkelgrün. — 6. Oktober. Grosse grüne Blätter. Mehre Stämm- chen tiidt. 2. Syringa chincniit. 1803. November 10, au» dem freien Lande in einen Topf verpflanzt. — Am 5. Dezember in das Warmbaus trarisportirt. Dezember 14, junge Blätt- chen, Oberfläche eben sichtbar. 25, ganz grün und voll Bl ü t henk n ospen. 1804. Januar 7, blüht. — Mai 7, in gutem Stande. 27, ebenso, grün, keine Blüthcn mehr. — Juni 26, in's Freie. — Juli 18, grün, gesund. 27, oben ohne Trieb, dagegen erscheinen Wurzel- triebe. — August 8, ohne Blatttricb. 15, alte Blätter noch grün, aber langsam vertrocknend. Knospen schwellen. September 20, Blätter ver- trocknen, thcils grün, theils vertarbt. — Oktober 5, in das Warmhaus. Oben einige balbvertrocknete Blätter; wenige Blätter an Wurzeltriebeu. 27, nur am Grunde noch einige grüne Blätter. — Novem- ber 24, blattlos. — Dezember 17, Knospen schwel- len, 2 frische Blätter entfaltet. Also nur 1 Monat ohne grüne Blätter. 1S()5. Januar 7, lange Triebe mit Blältcheo. — Februar 13, schön belaubt. — Juli 22, schön grün, ins Freie. — August 26, viele Blätter, diese brauu- flcckig. — September 22, in das Warmhaus. — Oktober 8, Blätter grün, zum Theil auch braun- fleckig, verdorrt. 24, noch einigermassen beblättert. — November 21, Blätter meist abgefallen; die noch vorhandenen verdorrt. — Dezember 7, au einem Wurzcltrieb, aus der Erde seitlieh hervorgekommen, triflche Blättchen. Also nicht ganz 1 Monat ohne grüne Blätter. 1800. Januar 8, mehrere irische Blätter. 23, stark belaubt. — Februar lü, reich besetzt mit grossen, frischen Blättern. — März 19 ebenso. — Mai 10, in's Freie transportirt. 17, stark belaubt. — September 1() , in'« Warmhaus. l'J, stark belaubt, dunkelgrün. — November 5, ebenso, ganz grtlu. 21, ziemlich viele Blätter. — Dezember 2, voll grü- ner Blätter. Also ununterbrochen grün beblättert, während im Kalthause blattlos. (FortMiianf folgt.) .Saiiuii-Vertliriliiiig. Den geehrten Mitgliedern des Vereines wird hier- durch wiederholt angciei^, das« die im vorigen Som- mer im Versuchsgarteu de» Vereine» gecrndteien Sa- men zur Vertheilung bereit »ind. Verxeichni»ie. um deren möglichit ba Idige Rückgabe gebeten wird, können vom OencralSckretAr, Prof. Dr. Koch. Potsdamer Str. 31a, bezogen werden. Die bciondert ge»ohriebenen De»ideraten-Li»tcn bittet man dem Gar- ten - Ia»pektor Bouchi, Pot»damer Str. 75, der die Vertheilang machen lAsst , spAtesten» bi» Mitte Fe- bruar luxusenden. Vcrlsf; von Wii'i^andt & Ilcmpcl in Ucrlio, Zlmmar-hlraiio No. Ol. Dnick der C. Fciflcr'urlirii Hurhdnirkcrci ( L. Mcwti), lUrUD. WUbclBu.rUli Ko. «. Wochenschrift des Fereines znr Befördernng des Gartenbaaes in den Konigl. Prenssischen Staateo für No.5. Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : Professor Dr. Karl Kocll, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 4. Februar 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frauco durch alle Post-Anstalten des deutsch-östrereichischen Post-Vereines. Inhalt: Einige Worte über Orchideen-Blendlinge. — Ueber Einwirkung der Kälte auf die Pflanze. Vom Geh. ßathe und Prof. Dr. Göppert in Breslau. — Untersuchungen über künstliche Sempervirenz ; ein Beitrag zur Akklimatisationslehre. Von Professor Dr. Ho ff mann in Giesseu. (Fortsetzung.) — Ueber die Rüben - Fadenwürmer (Nematoden). Vom Professor Kühne in Halle a. d. S. ßinige Worte iiöer i)rf5iÖeeii=(. Dr. 'Jiippcrt in lirc.«laii. In den ungewöhnlich strengen Wintern 1828.'29 und 1820 30 hatte ich im hiesigen botanischen Gar- ten zahlreiche Versuche und Beobachtungen über den Eintluss der ui ed ere n Tem perat ur auf die Vegetation angestellt, wie sie seit jener Zeit noch niemals in gleichem T'mfnnge wiederholt worden sind (e. mein Buch über Wllrmcentwickelnng In den PHanzen, deren Gefrieren und Schutzmittel gegen dasselbe, Breslau 1H.30, 244 Seiten mit zahlreichen Tabellen). Ihre Resultate sind gröhtstculhcils Eigen- thum der Wissenschaft geworden, obschon sie das Thema noch lange nicht erschöpften. Vermehrt und erweitert mit einigen Erfahrungen, wozu der jüngste so strenge Winter Veranlassung gab, habe ich dar- über in zwei Vortrilgon in der naturwissenschaft- lichen Sektion im Mai v. .1. und in der botanischen Sektion am 27. Oktbr. gesprochen, von denen ein kurzer Auszug hier folgt. Den volUtUndigcn Be- richt werden die dcmniichst erscheinenden .Abhand- lungen unserer (ieseilsch»t"t enthiilten. 1) Bei anhaltender Temperatur unter Null ge- frieren nach und nach aWn im Freien bctindlichon Gowiichso früher oder spiitcr, je nach Umfang der Masse oder nach mehr oder weniger tlUssigem In- halte der Zellen, parenchymatöse Zellen daher früher als Gcttisso und Ilolzzcllen, krautartigo Stengel und Blätter oft unter auffallenden Bewegungserscheinun- gen. Das Protoplasma kommt dabei besonders in Betracht, wie die Versuche von Nägeli und Sachs erwiesen. Die Wandungen der Zellen und Gef&sse selbst werden dabei ebenso wenig, wie nach dem Aufthauen, zerrissen, selbst nicht bei den durch Frost getödteten Gewächsen, bei denen sie nur er- schlafft und für den während des Lebens der PHanzo so selbständig agirendcn Diffnsionsprozess nicht mehr befähigt 'rschclnen. Daher unter Anderem auch das freiwillige Austreten des Wassers auf der Oberfläche erfrorener Gewächse. Der Chemismus übt nun überall seine Wirkung aus ; Cellulose und Chloro- ])liyll werden zersetzt; daher die Bräunung und end- lich Schwärzung der Blätter: Anfang der Ilumifika- tion. Letztere Veränderung tritt auch ein in den Markstrahleuzellen der Stämme, welche bei höheren Kältegraden wegen ungleicher Zusammenziehung der Ilolzlageu in ihrer Drehungsrichtung oft bis über den Markcylinder hinaus gespalten werden. In Folge der wagerechten taeherlörmigen Verbreitung der Markstrahlen entstehen antanglich oft eigenthümlicb gestaltete Figuren im Inneren der Stararoe*i, «päter auch, da Risse nie verwachsen, sondern nur äusser- lich überwallt werden, Zersetzung der Holzfasern und Get^sse, und Umwandlung in wahren Humus, weswegen ich die ganze durch todtendc Einwir- kung des Frostes veranlasste Veränderung der PHanze von jener Bräunung der Blätter an bis zu diesem eben geschilderten letzten Ausgange als Ilumifika- tionsprocoss auflasse und als solchen bezeichne. Dass auch alle anderen organischen Bestandtheilc des Zelleninhaltes hierbei Veränderungen erleiden, wie z. B. Amylum bei erfrorenen Kartofl'cin in Zucker verwandelt wird, gilt als selbstverständlich. Ein weites Feld für die organische Chemie, auf welche* ich einst nur aufmerksam zu machen und kaum einige Beiträge zu liefern im Stande war. 2) Die verschiedene Emiifanglirhkcit der Ge- wächse für den nachtheiligen Einduss der Kälte be- herrscht lediglich die Individualität, für die uns freilich jede Erklärung fehlt, daher allein nur dio Wirkung verschiedener fJradc des Frostes, die sich für einzelne Pflanzen durch Versuche und Erfah- rungen sogar feststellen lässt. Eine Art Gewöhnung an absolut höhere (»radc tindct sicher nicht statt, wie wir auch niemaU Pflanzen, die in ihrem Vatcr- lando keinen Frost erfahren, bei uns an dio Ertra- ginig desselben gewöhnen oder »io im wahren Sinne des Wt>rtc« acciimatisircn können, worauf man bei unseren dicsfallsigcn Versuchen nur tu Ott *) NahtTM blerflbcr: Af Vrrf. Scbrifl libcr Zciditn nnd InurMftfU in UKumcii, I ".», um! uhtr d«* Innere der IlHumo nnch »lUJoron Vi iichtt IIlu»lr«lioncn, IS T»f In Kollo, die In dic«om Julirc er»obcintn wird. 35 keine Kücksicht nimmt. Blätter und Stengel der Georgine erfrieren stets bei — 1 bis — 2 Grcid, obschon sie seit fast 60 Jahren unsere Gärten zie- ren; ebenso die aus Indien stammenden Bohnen stets noch in Ober -Italien, obschon sie dort schon seit dem Anfange unserer Zeitrechnung und wohl noch darüber hinaus kultivirt werden. Nur von einer Accomodation der zeitlichen Temperaturverhältnisse der Heimath an die unsrigen darf man sich Erfolge versprechen. Welche Schwierigkeiten sich hier aber auch entgegenstellen, davon liefert die gewöhnliche weisse , aus Süd - Pensjlvanien stammende Akazie (Robinia Pseudacacia) einen Beweis, welche dort bei späterem Frühjahr und Winter als bei uns vegetirt. Sie schlägt deswegen bei uns auch trotz vorange- gaugeuer Frühliugswärme später aus, als unsere Laubbäume, vegetirt aber auch länger, als diese, und verliert nur erst durch Frost ihre Blätter, bevor sie ihren Vegetations - Cyclus beendigt hat. In Folge dessen erfriert sie häufig, während sie in ihrem Va- terlande stets höhere Grade ohne Nachtheil erträgt. Man kann also auch von diesem bei uns nun schon seit fast 200 Jahren in Deutschland kultivirten Baume nicht sagen, dass er vollständig acclimatisirt sei*). 3) Es gibt viele Gelegenheitsursachen, welche auf die Empfänglichkeit der Pflanzen für Kälte von Einfluss sind, wie a. verschiedener Feuchtigkeits- gehalt, b. Winde, c. Abwechslung von Kälte und Wärme, d. Höhe der Kältegrade, und e. Standort-Verhältnisse. a. Verschiedene Beobachtungen über die beson- ders in Betracht kommende Einwirkung der Früh- lingsfröste bei unseren Nutzbäumeu wurden auge- führt, von krautartigen, also wasserreichsten Ge- wächsen bemerkt, dass es in der deutschen Flora nur 2 Pflanzen gibt, die in gewöhnlichen nicht über 20 Grad kalten Wintern mit ihren krautartigen Sten- geln über Boden und Schnee sich erhalten, nämlich Helleborus foetidus und Brassica oleracea, der ge- meine Kohl, vielleicht auch der Seekohl (Crambe maritima). b. Winde schaden notorisch durch Herbeifüh- rung kälterer Luft, aber auch, wie weniger bekannt, durch Austrockuung , Verdunstung des Eises oder der gefrorenen Zellenflüssigkeit, die na- türlich bei dem erstarrten Zustande aller Säfte nicht ersetzt werden kann. c. Oefterer Wechsel von Frost und Wärme (Ge- frieren und Aufthauen) ist endlich tödtlich. Wenig *) Aus ähnlichen Gründen erfrieren bei uns auch nicht selten Gleditschien, ja selbst Platanen in jüngerem Alter, wie bei uns im letzten Winter auf der äusseren Promenade. Kur die am Rande des Wassergrabens blieben unversehrt, weil sie sich der Einwirkung des unter der Eisdecke befindlichen Was- sers von mindestens ■+■ 1 Grad zu erfreuen hatten. empfindliche Pflanzen, wie Lamium purpureum, Se- necio vulgaris u. s. w., ertrugen 5 bis 6 Mal schnel- len Wechsel von Gefrieren (bei — 4 Grad) und Aufthauen, aber nicht öfter. d. Die Grade der Kälte, welche die Vege- tation zu ertragen vermag, wurden bisher noch nicht festgestellt wegen Nichtberücksichtigung modificiren- der Momente. Middend orff*) schätzt sie für das Taimyrland auf 40 bis 50 Grad E., die höchste wirklich gemessene, soviel mir bekannt, von Ro- bert Kane unter 38,37 Grad n. Br. — 43,5 Grad E^aum., und M'Clure gar — 47 Grad R. Ueber diesen Breitegrad hinaus fand Kaue sogar bis zum 82. Grade noch üppige Vegetation, freilich nur kraut- artiger Gewächse. Die Baum- und Waldgrenze liegt in viel niedrigeren Breiten, der nördlichste Wald der Erde aus der sibirischen Lerche (Larix sibirica Ledeb.) in Sibirien im Taimyrlande unter 72|' Grad n. Br., in Europa im 70. Grade, in Nord- amerika zwischen 68 bis 69 Grad (sämmtliche dort vorkommende Bäume und Sträucher wurden ange- führt). Nur die auf den über den Schnee hervorra- genden Stämmen der Bäume der Baumgrenze vege- tirenden Kryptogamen , einige Arten von Pilzen, Laub- und Leber- Moosen, dagegen eine grössere Zahl von Flechten, an 68 Arten nach gütiger Mit- theilung unsers verehrten Kollegen Körber, und die Blätter der Koniferen haben die ganze Strenge jener winterlichen Temperatur zu erfahren, nicht aber der untere Theil der Stämme mit ihren im Boden haftenden Wurzeln. Diese befinden sich unter dem Schutze der Schneedecke, der für die Erhal- tung der Vegetation in jenen hohen Breiten nicht hoch genug anzuschlagen ist. R. Kane fand unter 78 Grad 50' n. Br. bei 27 Grad Temperatur im Schnee in einer Tiefe von 2 Fuss — 17 Grad, in 4 Fuss Tiefe — 13,3 Grad, und von 8 Fuss gar nur — 2,6 Grad ; im Boden war sie wahrscheinlich nur — 1 Grad. Die ersten zusammenhängenden Beob- achtungen über Temperatur des Schnee's habe ich in dem kältesten Winter unseres Jahrhuudertes, 1829/30, im hiesigen botanischen Garten angestellt und dergleichen im Februar v. J. wiederholt. Unter der überaus gleichförmig gelagerten Schneedecke von 4 Zoll war die Temperatur erst nach 3 der kältesten Tage, — 20 bis 21 Grad Temperatur, — 5 bis 6 Grad, der Boden in 4 Zoll Tiefe 2 Grad, in 12 Zoll gleich 0 Grad. Aus allen diesen Beob- achtungen geht hervor, dass in jenen hohen Breiten, und sicher auch in uusern Hochalpeu, die gesammte, auf das Wurzelleben beschränkte Vegetation nur *) Dessen sibirische Eeise , dem grossartigsten und inhalt- reichsten Werke über arktisch - naturwissenschaftliche Verhält- nisse, welches demohnerachtet von deutschen Botanikern erst wenig benutzt woi'den ist. 5* 36 einem sehr geringen KültegraJ ausgesetzt ist, denn der bald nach der Beendigung der Vegetation fal- lende Sehneo schlitzt den Boden vor zu grosser Erkältung durch Verhinderung der Strahlung, sowie vor dem Eindringen allzu niedriger und abwechseln- der Temperatur. Es dllrtte also eben nicht wunder- bar erscheinen, wenn selbst unter dem Nordpolc noch eine üppige Vegetation angetrotFeu würde. In unseren Kulturen befinden sich arktische und Alpen- penpflanzen bei unbeständigen schneearmen Wintern in einer viel ungünstigeren Lage, und gehen da- her auch häufig bei mangelndem Schneeschutze zu Grunde. In praktischer Hinsicht ist zu bemerken, dass Seh n ecbed cc kung fast allen anderen Schutzmitteln vorzuziehen ist. Inzwischen verhindert die Schneedecke nicht das Gefrieren der Wurzeln. Monate lang, wie ich z. B. 1829'3u beobachtete (vom 28. November 1829 bis zum G. Februar 1H30), können Wurzeln gefroren sein oder in einem acheintodtartigeu Zustande so zu sagen verharren, ohne dadurch gctödtct zu werden. Wacbsthum im W'inter erfolgt nur bei anhaltend froBtfreier Temperatur und nur in sehr geringem Grade. Da» rasche Blühen der Frühiingspflanzon kommt von der fast vollendeten vorzeitigen Aus- bildung ihrer Blüthen im Herbst, der grüne Rasen von der grossen Menge der Winterblättcr s'chr vie- ler krnutartiger, also imuiergrüuer (iewiiciise, wie ich bereits im Jahre 1^31 zuerst nacbgewie.sen habe. Nicht blos die arktische und alpine Flora, wie Richardson und Kerner meinen, sondern auch die unsrigo ist an solchen Vegetationsresten über- reich, wie winterliche Exkursionen lehren. Wahre W'interblunicn bei uns, ausser einigen einjährigen mehr zulälligen Vorkommens, sind nur Bellis peren- nis und HelKborus niger, die mehrmals im Winter gefrieren, aufthauen und wieder frieren, ohne Scha- llen zu leiden, trotzdem ott noch die in der Erde l)efindliclien Wurzeln gefroren sind. Ausgleichung der Temperatur erfolgt hier nicht in Folge geringer Leitungstäliigkeit der vegetabilischen Substanz, da- her eben auch verschiedene Thcilc ein und dersel- ben Pflanze verschiedene Temperatur erfahren kön- nen, wie ich vielfach durch Versuche nachgewiesen habe, wie z.B. diu'ch Ilereinleiten von im Freien wurzelnden I'flanzuu in warme Gcwächshliuscr, was ich in diesem Winter mit Wein, Rosen und Kirsch- bäumen wiederhole. Wacbsthum der I'tlan/.en in der Ebene ist abhtingig von der Temperatur der Atmosphäre und der im Boden von der BeHonnung noch zurückgebliebenen Wärme, auf felsigem Grunde, im Eisboden dos arktischen Nordens nur Produkt ilcr Wirkting der Sonne oder Insolation. .Merkwürdige Fälle von dem Einfluss der letz- teren beobachtete Middcndorff im Taimyrlando, dem nördlichsten Theilo Sibiriens: unter Anderem bei — Itj (irad ra. Temperatur im April über den Schnee hervorragende Spitzen blühender Weiden, deren unterer Tlieil gefroren war. Ebenfalls, meiner Meinung nach, ist Folge der Insolation die oft be- wunderte Existenz der rotben Schneealge (Proto- coecus nivalis), welche im hohen Norden und auf den Alpen den Schnee roth färbt, die sicher nicht allein dem raschen Stoffwechsel ihre Existenz ver- dankt. Sie erfährt nur einen geringen Grad nie- derer Temperatur; denn im Winter ist sie, wie diu übrige Vegetation, mit Schnee bedeckt. Dass es bei einmal gefrorenen Pflanzen nicht darauf ankäme, wie Nägel i behauptet, widerlegen Beobachtung und Erfahrung. e. Verhältnisse des Standortes von grösster Bedeutung. Nichtberücksichtigung derselben, insbe- sondere in physikalischer Hinsicht, ist l'rsachc der in dieser Hinsicht so sehr widersprechenden Erfah- rungen, daher nothwcndige Korrektion. Darüber, wie über Schutzmittel und unsere eigentlich klima- tischen Pflanzen, gestützt auf vierzigjährige Beob- achtungen im hiesigen botanischen Garten, in der nächsten Vorlesung. 1' II t e r s II (' li II 11 <:; <* n ! künstlich«' Srni|M'rviroii/; ein Rritrni; zur \kkli- I iuatisation>lt>lir«>. Von Professor Pr. H. Hoffrannn in GicMeu (Foru«iiaii(.) 1S67. Januar 12, noch ein Vierthcii der Blätter vorhanden, grün. — Februar 2, noch 2 alte grüne Blätter vorhanden: oben die Knospen geborsten, junge Blättchun schon sichtbar. l'J, ebenso, etwas weiter entwickelt. — März 2U, einige Blättchen entfaltet (doch weniger, als im Kalthause). — April 17, untere Triebe mit grossen Blättern, oben sehr wenig, nur die obersten enlfoltet. — Mai Ifi, oben sehwach belaubt, meist die Knospen nur eben auf- gebrochen; viele stark belaubte Wurzeltricbc. In'« Freie. — Juni 14, an den Stämmchen kein Trieb, oben schwach belaubt, die Wurzeltriebo aber stark. — Juli 13, ebenso. — August 1», Blätter dunkel- grün; Belaubung stark, besonders unten. Obere Zweige thoils todt, theils nur stellenweise belaubt. — September 1^, schwacJi belaubt, Blätter dunkelgrün ; unten mehrfach junge, klein. — Oktober 1 (>, schwach belaubt, Blätter grün. — November l-l, Blätter zum Theil noch grün; die oberen Knospen beginnen neu zu treiben. — Dezember li>, alte Bltitter ab, beginnt neu auszuschlagen. 37 Also fortwährend mit Blättern. — Die alten Blätter fallen bei dieser Pflanze auch im Freien unverfärbt (grün) ab. 1868. Januar 15, unten zahlreiche Triebe, bia 14: Fuss lang, grün, voll kleiner, grüner Blätter (bis 1^ Pariser Zoll lang). Oberwärts brechen die Knospen. Kein altes Laub. — Februar 18, stark beblättert, Blätter zum Theil fast ausgewachsen. -— März 16, stark belaubt. Obere Stämme fast leblos; ein daran befindliches junges Blatt welkt. Die bereits gespreizten Knospen verkommen. — April 15, beblättert. — Mai 15, das Hochstamm - eben abgestorben (schwach, 2 bis 3 Pariser Linien Durchmesser) ; unten zahlreiche gutbelaubte Zweige. — 15. Juni, die Bodentriebe noch grün belaubt. — 15. Juli, reich beblättert. — 8. August , ebenso. 15. August, ebenso. Ein höheres Stämmchen todt. — 15. September, stark belaubt, dunkelgrün, nicht treibend. — 17. Oktober, ebenso. — 14. November, ebenso. — 14. Dezember. Grosse grüne Blätter, ferner kleine in neu geöffneten Knospen. 1869. 14. Januar. Alte Blätter noch grün; neue zahlreich in der Entfaltung. — 15. Februar. Noch einige alte, grüne Blätter; überall zahlreiche junge (bis '/4 Zoll lang). — 15. März. Ganz beblättert. — 16. April. Beblättert. Die höheren Stämmchen fast ganz blattlos. — 14. Mai. Grün. — 13. Juni. Ueberall beblättert, dürftig. Wurde unter Zufügung frischer Erde in einen anderen Topf umgepflanzt und in's Freie gestellt. — 15. Juli. Ueberall schwach belaubt und mit neutreibenden jungen Blättchen aus kürzlich aufgebrochenen Knospen. — 15. August. Blätter grün, viele jung. Auch aufbrechende Knos- pen. — 2. September. Alle Blätter grün; zum Theil junge. — 2. Oktober. Grün. Blättchen meist klein. — 15. Oktober. Voll kleiner grüner Blätter. — 16. November. Ueberall beblättert, grün; meiste Blätter sehr klein. — 21. November. Stark trei- bend. Junge Blätter an den 4 bis 5 Zoll langen grünen Bodentrieben. Kürzere Triebe auch aus dem unteren Theile der älteren Stämmchen. — 16. De- zember. Viele alte grüne Blätter, sehr klein, ver- trocknend an den älteren Stämmchen. Viele neue Bodentriebe (wie vorher), bis 1^ Fuss lang, voll grüner Blätter, diese bis 2 Zoll lang. 1870. 15. Januar. Voll Blätter an den jungen Trieben. (Die älteren Stämmchen im Absterben, da- her abgeschnitten.) — 15. Februar. Reich beblät- tert.— 15. März. Ebenso. — 13. April und 11. Mai. Ebenso. — 15. Juni. Viele kleine Blätter; die gros- sen stark fleckig. — 14. Juli umgepflanzt; Be- laubung wie vorhin. — 17. August. Blättchen klein, zahlreich. — 21. September. Ebenso. — 6. Okto- ber. Ebenso. Mehrere Stämmchen im Absterben. 3. Corylus Avellana. 1864. Am 5. November aus dem freien Lande in einen Topf verpflanzt; ohne Kätzchen. — De- zember 5, in das Kalthaus. 17, ohne Trieb. 22, in das Warmhaus; schwache Spuren von Knospen- trieb. 1865. Januar 7, unverändert. — Februar 13, Anfang des Knospen - Schwellens. 20, Blättchen- Oberfläche sichtbar. Am 23. deren mehrere, bis 5 Pa- riser Linien laug. — April 21, schön belaubt. — Juli 22, alle alten Blätter verdorrt (durch Trock- niss?). Ueberall neue Knospen. In das Freie ver- bracht. — August 4, mehrere frische Blättchen ent- faltet. 26, einige Blätter grün. — September 22, in das Warmhaus. — Oktober 10, blattlos, Knospen schwellen. — November 21, Knospen stark ge- schwollen. — Dezember 21, ganz blattlos. 1866. Januar 16, Knospen nicht wesentlich ge- fördert; 23, Knospen brechen auf. — Februar 19, nicht weiter entwickelt. — März 19, Knospen grün; 26, nicht weiter entwickelt, als im Freien. — April 13, ohne Trieb. — Mai 9, in's Freie ge- bracht; 17, ohne merklichen Trieb. — Juli 3, ziemlich belaubt. — September 19, gut belaubt; erster Anfang der Blattverfärbung. (Am 16. in das Warmhaus gebracht.) — November 13, ziemlich viele Blätter, meist noch grün; 19, Blätter verfärbt, fallen. — Dezember 2, fast ganz entlaubt, aber viele neue Knospen im Treiben; 17, ebenso. Vielleicht war eine ungenügende Bewurzelung in Folge der Verpflanzung (November 1865) vor- handen, deren Folgen erst sehr langsam ausge- glichen wurden. 1867. Februar 4, ohne Trieb; 19, ebenso. — März 20, ebenso. — April 17, ebenso. Holz noch gesund. — Mai 15, ebenso. In's Freie gebracht. Juni 14, ebenso ohne Trieb, doch alle Knospen grün. — Juli 13, Knospen schwellen; am Stamme (1^1 Fuss über dem Boden) einige Blättchen, bis 1 Zoll lang. — August 15, nur in der Mitte des Stammes einige beblätterte junge Sprossen, Blätter dunkelgrün, '^U der normalen Grösse. Die übrigen Knospen zwar grün, aber ruhend. — September 18, oben schwach belaubt. Blättchen klein, oberste Zweige mit eben aufgebrochenen Knospen. Stammbasis stark belaubt, Blätter gross und dunkelgrün. — Oktober 16, schwach belaubt, Blätter grün. — November 14, ebenso. — Dezember 16, ebenso; kein neuer Aus- schlag. 1868. Januar 15, unten noch beblättert; oben ruhende Knospen. — Februar 18, ebenso; alte Blät- ter zum Theil noch schön grün. — März 16, noch alte, grüne Blätter vorhanden; neue Blattknospen schwach geschwollen. 38 Hier haben wir also das cigeutbUmliche Phiino- mCD, daäs, iiacli 2 Jalircn mit unsiclierer Pcriodi- cität uud virkürzter IJclaubung, im 3. Jahre die Pflanze ihre liciaubung in den N aclisouimcr uud Winter (Juli bi« März) verlegt. — April 14, 2 alte IMiitter, grüngelb; zahlreiche Knospen, keine jungen Blätter. — Mai lö, latiblo» und ohne Trieb. — 15. Juni, blattlos, Knospcu ruhend. 22. Juni, junge Blättchen bis 1 Centinieter gross an den alten Stöcken (von 1 Centinieter Durchmesser), und zwar an verschiedenen »Stellen). — 15. Juli, einige Blätter vorhanden, volle Grösao. — 8. August ebenso. 15. August ebenso. — 15. September, Blätter vcrschrum- ptcnd, olme neuen Trieb. Plianze absterbend; im November todt von der Wurzel zur Spitze. Die Stelle dieser Pflanze im Warmhause erhielt am 14. Noveniber 1808 die seither im Kalthausc befindliche und gut gedeihende Pflanze Corylus Avellana 7. 14. Dezember. Blattlos; Knospen kaum etwas schwellend. 1SÜ9. 14. Januar. Ebenso. — 15. Februar. Knospen grün, geschwollen. Am Grunde ein eut- faltctCH Blättchen von ;^ Zoll Länge. — 15. März. Blätter bis h^ Zoll lang; die obersten Knospen erst schwellend. — 1 (J.April. Stark beblättert, Blätter sehr gross (grösser als im Kalthausc). Im Wiptel des Stammes — 4^- Fuss vom Boden — erst die Knospen im Aufbrechen. — 14. Mai. Stark belaubt. — 13. Juni. Ganz beblättert. Wurde unter Zut'U- gung frischer Erde in einen anderen Topf umge- pflanzt und in's Freie gestellt. — 23. Juni. Hat durch das Versetzen gelitten; die Blätter vertrock- nen meist und fallen ab. — 15. Juli. Mehre junge Blätter. Die iiltcn sind zur Hälfte abgefallen; der liest in Verfärbung, zum Theil selbst Ver.schrum- pfung. — 15. August. Blätter zum Theil verdorrt; Blätter grün oder gclbgriln , darunter viele junge. Unten und nbeu stark schwellende, grüne Knospen. — 28. August. Zahlreiche kleine Blättchon ; wenig alte. — 2. Sept. Blätter zun» ^riieil grün, gross nebst einigen kleinen; die Mehrzahl gelbgrün (auch von den kleinen). Knospen: einige wenige im Aufbrochcu, ihre jungen Blättchen gelblich. — 2. ( »ktobor. Blät- ter meist brtinntlcckig und in> Abtrocknen; viele hellgrüne junge. 15. Gktobcr. Wenige Blätter, einige verfärbt (kleine und grosse). Knospen grün, clwivs dick. — 1 (). November. Wenige Blätter, diese schmutzig grün, bloss, fleckig, etwas in Verfärbung. Knospen dick, treibend. — 10. Dozembor. Einige nitc, mattgrüne oder verfärbte Blätter oben und unten. Knospen treiijund. Demnach im Ganzen bo- doutondo Verlängerung der Bluttperiode. 1870. 15. Januar. Olme Blätter. Knospcu nicht weiter entwickelt. — 15. Februar. Knospen schwel- len. — 15. März. Ebenso. — 13. April. 2 Blatt- chen von 1 Centimeter Länge entwickelt. — 11. Mai. Grosse Blätter an einem Seitenzweige. Sonst ab- sterbend. — 15. Juni. Ebenso. — 14. Juli um- gepflanzt. Schwach belaubt. — 17. August. Gut belaubt. Blätter dunkler und über doppelt so gross, als Bub Corylus 8. — 21. September. Ilauptstamm todt; sonst gut belaubt — 0. Oktober. Grosse grUno Blätter: mehre Stämme tödt. Die Auwurzelung vou Corylus scheint nach dem Verpflauzen mit besonderen Schwierigkeiten verbun- den zu sein. 4. Viti« vinifera. 1863. November lU, aus dem freien Laude in einen Topf verpflanzt. — Dezember 5, iu das Warmhaus; 25, Wiuterruhe. 1864. Januar 7, beginnt die Knospen zu öff- nen; 9, erstes Sichtbarwerden der Blattobcrfläche. — Mai 7, die (3) vorhandenen Blätter sterben schon ab, aber neue Knospen treiben; 27, ganz ohne Blätter. — Juni 25, Knospen treiben. In das Freie ver- bracht. — Juli lÜ, nicht wesentlich gefördert. — August 4, gut beblättert; 15, ebenso. — Septem- ber 20, ebenso. — Oktober 27, Blätter halb ver- färbt. — November 17, hat noch ziemlich viele Blätter. — Dezember 17, noch 2 alte, ziemlich grüne Blätter vorhanden. Ein junger, zarter Trieb! 27, die 2 alten Blätter fleckig, aber sonst grün; einige ganz junge au dem neuen Triebe. — Dezember 30, lebhaftere Entfaltung. 1805. Januar 7, kleiner grüner Trieb mit Blätt- chen. — Februar 13, schön belaubt. — März 27, ein beblätterter Zweig stirbt ab, der andere noch zicmHch gut im Stande, doch die Blätter etwu fleckig. — März 31, alle Blätter verwclkl uud ab- gestorben. Die Pflanze wurde am 22. Juli in's Freie gebracht, blieb aber ohne Trieb uud starb ob. Demnach zuuaehst: herbst- uud wintergrUn, dann todt. 5. Prunus iniititia, Pflaume. 1803. November 10, aus dem freien Lande in einen Topf verpflanzt. — Dezember 5, in da« Kalt- haus verbrui'ht: 25, ruhend. 1804. Februar 17, Knospen beginnen zu trei- ben. — März 14, Blattobcrfläche sichtbar. — Juli 10, grün, gut im Stande. — August 25, in bester Blätterfülle. Aus dem Freien in da» Kalthous ver- bracht. — Oktober 7, vollkommen grün; 31, meist« Blätter gelb. — UcEombcr 17, nicht« GrUuos mehr. — Hiernach war die Bclaubiing kaum merkbar verlängert im N'crgleichc zum freien Lande, näm- lich etwa» über G Monate »tott 6. 39 1865. Januar 7, kleiner grüner Trieb mit Blätt- chen, deren Oberfläche sichtbar ist; 30, oben nicht ausschlagend. — Februar 8, Knospen nicht schie- bend. — März 8, Blätter entfaltet, eine halboffene Blut he. — April 21, schön belaubt. Ueber Som- mer im Freien. — 26. August, grün. — Oktober 8, blattlos. — November 21, ebenso. — Dezember 21, ebenso. Also verfrüht entwickelt, verfrüht entlaubt. 1866. Januar 8, ohne Laub; 23, ebenso. — Februar 19, ebenso. — März 1, noch kein Blatt halb entfaltet, aber einige Blüthen vorhanden, da- von 1 offen. Demnach scheint die Gesundheit un- gestört. 19, voll junger, grüner Blätter. — Mai 8, in's Freie verbracht. 17, sehr stark belaubt. — Juli 3, stark belaubt. — September 16, in das Kalt- haue. — November 5, ohne Blätter oder treibende Knospen. — Dezember 17, ohne Blätter. Also fast gerade wie die Pflanzen im Freien, nur etwas früher grün. 1867. Januar 12, ohne Blätter. — Februar 4, ebenso. 19, ein tief stehender Spross treibt die Knospen. — März 20, überall junge Blätter. — April 17, reich belaubt; Blätter ausgewachsen. — Mai 15, stark belaubt. Wurde etwas zurückge- schnitten. In's Freie verbracht. — Juni 14, gut gedeihend, stark belaubt. — Juli 13, überall stark belaubt. — August 15, Blätter beginnen sich zu verfärben. — September 18, Blätter in Verfärbung. — Oktober 16, alle Blätter ab. — November 11, blattlos, — Dezember 16, ohne allen neuen Trieb. Also wiederum fast wie im Freien. Es geht daraus hervor, dass die Temperatur des Kalthauses unzureichend ist, um eine Vegetationsbewegung zu veranlassen. Sie liegt demnach ungefähr im Null- punkte der erforderlichen Vegetationswärme für diese Pflanze. Anders im Warmhause. — Bemerkens- werth ist, dass das Gesammtbefinden im Kalthause besser ist, als im Warmhause, denn die Pflanze blühte 2 Mal (s. auch unten Syringa und Corylus), was im Warmhause entweder gar nicht, oder nur im ersten Winter (conf. oben Syringa) beobachtet wurde. 1868. Januar 15, blattlos, Knospen ohne Trieb. — Februar 18, ebenso. — März 16, oben und unten überall junge Blättchen. — April 15, voll- kommen beblättert. — Mai 15, hoch, üppig, überall stark belaubt. — 15. Juni, grün belaubt. — 15. Juli ebenso. — 15. August ebenso. — 15. Septem- ber ebenso. — 17. Oktober, entlaubt. — 14. No- vember, blattlos, ohne Trieb. Hiernach hat die Belaubung etwas länger ge- dauert, als im Freien, nämlich 7 Monate statt 6, und trat um 2 Monate früher ein. 1869. 15. Februar. Einzelne Knospen stark treibend. — 15. März. Ueberall mit jungen Blät- tern besetzt. — 16. April. Belaubt mit grossen Blättern. — 14. Mai. Zehn Fuss hoch, gut belaubt. — 13. Juni. Ebenso, überall grün. — 15. Juli und 15. August. Ebenso. — 2. September. Blätter zum Theil grün, zum Theil verfärbt und abfallend. — 2. Oktober. Ganz blattlos. 15. Oktober. Ebenso. — 16. November. Ebenso, ohne Trieb. — 16. Dezem- ber. Ebenso. Demnach im Vergleiche zum freien Lande die Vegetation etwas verfrüht, aber auch frühere Blattverfärbung. 1870. 15. Januar. Ohne Trieb. — 15. Februar. Knospen grün, stark treibend. 24. Februar. Einige junge Blätter. — 15. März. Oben und unten völlig belaubt. — 13. April. Ebenso. — 11. Mai. Ebenso, 10 Fuss hoch. — 14. Juli. Ziemlich gut belaubt. 21. Juli. Stark zurückgeschnitten und versetzt; alle Blätterzweige entfernt. — 17. August. Ueberall neu treibend und frisch entwickelte Blätter. — 21. September. Gut belaubt, an Adventivsprossen aus den Stämmen. — 6. Oktober. Stark belaubt, grün. Demnach früher belaubt, als im freien Lande, und zugleich ebenso lang in den Herbst. (Schluss folgt,) lieber die Rübeii-Fadenwüriner (Nematoden). Wie in der letzten Versammlung des Vereines am 8. Januar bekannt gemacht wurde, hat unter Anderem auch Professor Kühne, Direktor der land- wirthschaftlichen Akademie in Plalle a. d.S., dem Ver- eine in Berlin eine in der Zeitschritt für den land- wirthschaftl. Centralver. d. Prov. Sachsen abgedruckte Abhandlung (Jahrg. 1870, Nro. 12) über die Nema- toden der Runkelrüben mitgetheilt, die, wenn sie auch nicht speciell Gärtnerisches betrifft, auf jeden Fall doch das Interesse der Gärtner und Pflanzen- liebhaber in Anspruch zu nehmen im Stande ist, da er auf die Nothwendigkeit hinweist, den Ur- sachen der Pflanzen -Krankheiten, als dem besten Mittel, diesen energisch entgegenzutreten, nachzu- forschen, um wirksame Mittel anwenden zu können. Es ist noch nicht lange her (im Jahre 1859), dass der verstorbene Professor Schacht in Bonn ihre Existenz auf den Wurzelfasern der Runkelrüben entdeckte. Seitdem sind sie fast au allen Orten, wo man Rüben baut, wenigstens im nordöstlichen Deutschland, gefunden worden und nicht selten ver- heerend aufgetreten. Schädlich sind nur die Weibchen , welche in Form milchweisser Körner den Wurzelfasern und schwächeren Wurzelästen aufsitzen und diesen ihre 40 Kahruüg cntzieLuii. Die träcLtigeii Weibtheu eut- lialten Hunderte von Eiern in den verschiedenen »Stadieu ihrer Kntwickelung. Man kann in den älte- Btoii der letzteren hcIiou die jungen WUrmcheu sieb bewegen seilen, wiilircnd andere den ersten Anfang ihrer Ausbildung zeigen. Wenn die ersten Würmer ausBcblUpfcn , bildet 'die Mutter immer noch Eier. Da vom Anfang Juni bis Mitte November triicbtige Weibchen zu finden sind, ho ergibt sich daraus, in walch' bedeutendem Verhültniss die Vermehrung in einem Jahre fortschreiten kann, zumal wenn man weiss, dass an einer einzelnen Hübe 2U0 Neiiiatoden- Weibchcn beobachtet wurden. Sie ist völlig gleich der der bekannteren Blattläuse. Als iilittcl zur 15ekäin|)fung des getuhrlicheu Feindes hat man vorgeBchlagen, dergleichen infizirte Aockcr eine Zeitlang nicht mit UUben zu bestellen. Wie lange die Kübcu - Nematoden dauern können, wissen wir nicht, — die bekannten Weizcnalcheu (Anguillulae) leben (> Jahre, — wahrscheinlich aber doch so lange, als der Landwirth, der Rüben bauen mues, »ein Land nicht dazu entbehren kann, Pro- fcBBor Kühne glaubt gegen diese Fadenwürnier ein sicboros Mittel in dem sogenannten SpatptlügeD zu finden, damit die Wlirnier möglichst tief in die Erde kommen und daselbst zu Grunde gehen; dieses mUsBte aber energischer, als gewöhnlich, geschehen. Wir theilcn hier seine Methode mit: Für den vorliegenden Zweck ist es rätlilieb, zwei Pflüge in derselben Furche folgen zu lassen, und dann erst zu graben. Es wird so sicherer er- reicht, dass die obere Krume, welche am reichsten mit Nematoden erfüllt ist, in die grösste Tiefe ge- lange und mit dem ausgegrabenen Boden recht voll- ständig bedeckt werde, fireift der erste Ptliig 7 Zoll, der zweite Pflug 5 Zoll tief und wird dann noch 10 Zoll Boden aus der Furche ausgegraben und oben aufgeworfen, so findet eine Wendung auf 22 Zoll und ein so tiefes Vergruben der Nematoden statt, dasB sie in dieser Tiefe verkommen, wenn man für die nächsten zwei Jahre den Anbau der itüben vermeidet. Auf dem ges|)at|>flügteii Lande wUrden zweckmässig im ersten Jahre Kartotfeln, im zweiten Jahre Haler folgen. Zu den auf dem gos|>at|)llügtcn Lande zunächst anzubauenden Früchten wird zweck- mässig nur reichlich künstlicher Dünger, kein Stall- mist und Kompost, verwandt, weil durch die Rüben- abfälle auch bei aller Vorsicht leicht eine Verschlep- pung der Nematoden in den Dünger und Kompost erfolgt. Das SpatpflUgen ist freilich nicht billig; es loh- neu aber diese tiefe Kultur die Bp&teren Erndlen. Für 2 Pflüge, die in derselben Furche geheu, sind je nach Beschaffenheit des Untergrundes etwa 10 bis 12 Mann nöthig, die so vertheilt werden, dass jeder eine gleich grosse Strecke auszugraben bat. Der Untergrund muss allerdings von solcher Be- Bchaffenheit sein, dass sein Heraufbringen zuläasig ist; dies dürfte aber bei zur Rübenkultur gut geeig- neten Aeckern in der Regel der Fall sein. Ich höre schon eine ganze Fülle von Einwen- dungen! — aber es handelt sich um die Bekämpfung eines argen Feindes der Rübenkultur. Wo dieser noch nicht massenhaft vorhanden, mag man ja mit Recht Anstand nehmen, das vorgeschlagene Verfah- ren Buzuwendeu; wo er aber in wirklich verderblicher Weise entwickelt ist und die Erfolge der Rubeu- kultur ernstlich und empfindlich bedroht, du stehen Arbeit und Kosten nicht im Verhältniss zu dem zu erzielenden Nutzen. Im Uebrigen kann ich aus eige- ner Erfahrung versichern, dass die Arbeit leichter durchführbar ist, als es für den ersten Augenblick Bcheinen mag. in den Niederlanden ist das Spatpliügen eine in dem regelmässigen Ackerbaubotricbc häutig auge- wandte Operation; man lässt sie in 8 bis lU Jahren wiederkehren. Ausdrücklich sei noch bemerkt, dass das bloMc Tiefpflügen und das Rijolpflügen nicht das Spat- pflügen tUr den vorliegenden Zweck erHOtzcu kön- nen. Es wird nur durch letzteres erreicht, dass die oberen Bodentheilo recht vollkommen in die Tiefe gelangen, und es ist bei der Anstülirung der Arbeit mit peinlichster Sorgfalt der Zweck derselben stet» im Auge zu behalten , damit das Ueberdeckcn mit der untern Bodenschicht rocht vollständig und gleich- massig geschieht. Nur auf diese Weise gehen die RübeiiFadenwUrmer völlig zu (•runde, zumal wenn man in den beiden nächsten Jahren nicht wieder Uunkoln auf den Acker bringt. IMo Wrli:iii(iliint;<'ii ilrs Kont;rfssrs nalin'iiH d«>r intrrnalionnlen .Vu>H|<>llun<; in llnnihiiru sfolirn allrn (Jenen, »clrlie sirli (liiliir inforcssInMi, iinrnt^elllirli 711 lielintr, in»olern -ie sirli in |iorto frei eil Krirlrn an Herrn T li <■ «mI «1 r (Mi 1 1> n il 0 r 1. UaiiniM-liiilbroiirrr in llaiu liri llamliiirg^ Mciiileii. Vvrlnf; von Wli'^ainll k llciii|icl iu Ilorlio, /liiiiiirr Straii« Nil- Ul Ururk der C. KoU(cr'*rlirii Kiidnlriirkcroi (L. Uewei), BDrlln. Wllhclmt l'lali No 1. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten No.6. für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : Professor II>r. Karl Koch, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 11. Februar 1871. Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: lieber die Verbreitung der Kartoffelkrankheit im Boden, und ihr Umsichgreifen in Kellern und Mieten. Vom Professor Dr. Kühne in Halle. — Untersuchungen über künstliche Semperviren z ; ein Beitrag zur Akklimatisationslehre. Von Professor Dr. Ho ff manu in Giessen. (Schluss.) Ueber öie ücrßreitung ber JdutolJefRraii&fjeü im ^oben, und t^t Imfidigreifcn in iellern uni iHieten. Vom Professor Dr. Kühne in Halle*). Das häufige Auftreten der KartofFelkrankheit im vorigen Jahre bot mir Gelegenheit, eine Frage über die Verbreitungsverhältnisse derselben zu erledigen, welche durch die sonst nach allen Seiten abschlies- senden Untersuchungen de Bary's**) noch nicht völlig beseitigt zu sein schien. Es betrifft dieselbe die Möglichkeit einer Verbreitung der Krankheit in Folge der Ansteckung gesunder Knollen durch kranke. Ueber die Ursache der Kartofl'elkrankheit be- steht für Alle, welche sich eingehender mit den Entwickelungsverhältnissen derselben beschäftigt ha- ben, eine Ungewissheit nicht mehr — es unterliegt keinem Zweifel, dass ein parasitischer Pilz, Perono- spora infestans diese Ursache ist. In seinem Auf- *) Verf. folgenden interessanten Aufsatzes hat dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues diesen in Form eines Separat- abdruckes aus der Zeitschrift des laudwirthschaftlichcn Central- vereines der Provinz Sachsen (Nro. 12 des vorigen Jahrganges) freundlichst zugesendet und zugleicli uns die Erlaubniss gegeben, ihn auch in der Wochenschrift zur weiteren Kenutniss zu brin- gen ; bei der Wichtigkeit des Gegenstandes wurde die Abhand- lung in der letzten Versammlung des Vereines mitgetheilt und der Redaktion der Wochenschrift zum Drucke übergaben. **) Prof. Dr. A. de Bary, die gegenwärtig herrschende Kartoffelkrankheit, ihre Ursache und ihre Verhütung. Leipzig 1861. treten von den Witterungsverhältnissen mehr oder weniger begünstigt, bewirkt er zunächst das Schwarz- werdeu des Kartofi'elkrautes. Von den Blättern ge- langen seine in grosser Menge gebildeten Fortpflan- zungsorgane auf und in den Boden und so zu den Knollen; sie werden dann auch Veranlassung zur Erkrankung der letzteren. Die Keiraschläuche der Fortpflanzuugsorgane des Parasiten vermögen in die Knolle zu dringen und erzeugen hier ein reichver- zweigtes Fadengewebe, das zwischen den stärkemehl- führenden Zellen verbreitet, Bräunung der ergriffe- nen Gewebstheile und endlich faulige Zersetzung der ganzen Knolle herbeiführt. Auch bei den befallenen Blättern verläuft das Fadengewebe (Mycelium) des Parasiten zwischen den Zellen. Die Bildung der Fortpflanzungs- Organe (Sporangien) geschieht auf Fruehtträgern, welche diesem Fadengewebe entsprin- gen und aus den Spaltöffnungen der Blätter theils einzeln, theils zu mehrern hervortreten. Ein jeder dieser mehrfach verzweigten Fruchtträger erzeugt eine grössere Zahl citronenförmiger Sporangien au den Enden der Verzweigungen. Bei der Keimung der nach völliger Eeife abfallenden Sporangien bil- den sich aus je einem derselben 6 bis 16 Schwärm- sporen, die eine sehr lebhafte Bewegung zeigen. Nach etwa halbstündigem Schwärmen zur Ruhe ge- langt, entwickeln sie bald einen Keimschlauch. Dieser stirbt ab, wenn er nicht in einen noch lebenskräf- tigen Theil der Kartoffelpflauze dringen kann. Ist dies der Fall, dann verzweigt er sich rasch zu einem neuen Mycelium. Da nun bei einem von den Pa- rasiten heimgesuchten Kartoffelblatte fast aus jeder 6 42 Bpaltöftnung ein Fruchtträger hervordringt, und da ferner nacli de Bary's Ermittelungen auf eine Qua- dratliuic der unteren »Seite des Kartufl'elblattea we- nigstens 1,090 Hpaltöftnungeu kommen, bo lässt sich daraus ein Schiuss auf die ausserordentliche Menge von Fortpflanzung^^organen machen, welche auf einem einzigen, völlig erkrankten Kartoffelblatte entstehen. FUr einen Qiiad ratz oll lUattfläche berechnen sich nach sehr massigen Ansätzen gegen 3 Millionen Fortpflanzungsorgane des Parasiten. So wird es bcgrciflicli, dass von kleinen, dem Auge des we- niger kundigen Beobachters gänzlich sich entziehen- den Verbreitungsheerden aus in vcrhältnissmässig kurzer Zeit die Kartoftelstauden ganzer Felder in- ticirt und zum Absterben gebracht werden können. Es wird ferner verständlich, wie die dann in emi- nenten Mengen erzeugten und zu einem grossen Theii auf und in den Boden gelangenden Fortpflau- zungsorgane ein rasches und mehr oder weniger all- gemeines Erkranken der Knollen hcrvorzuruten ver- mögen. Es tritt dies letztere um so sicherer ein, je mehr die Bodenbeschaftenheit und namentlich die Feuthtigkeitsverhältnisse desselben dem Vordringen der aus den Hporangieti sieb entwickelnden beweg- lichen Zoosporcji förderlieh sind. Im entgegenge- setzten Falle beobachtet man nicht selten trotz völ- ligem Erkranken des Laubes Gcsundbleiben der Knollen. lUi trockener Beschaftcnheit des Erdrei- ches sterben die Fortptlanzungsorgane des l'arasiten ab, ehe sie zu den Knollen gelangt sind. Besteht in den eiwiihntcn Fällen kein Zweifel über den Zusumnienhang der Erscheinungen, so ist es dagegen nach den bisherigen Wahrnehmungen nii'ht wohl erklärlich, wie es möglich sein 8(dl, — was doih von Seiten der Landwirthe früher und bis in die neuere Zeit behauj)tot worden ist, — dass die Kartort'elknollen auch erkrankt gefunden wurden, ohne dass man an dem l.aubc ein Schwarzwerden wahrgenommen hatte, und dass man auch nach der Krndte in Kellern und Mieten ein Umsiehgreifen ilir Krankheit habe eintreten sehen. So enthält z. B. Nro. fid der I-andwirthschaftlichen Annalen des mecklenburgischen patriotischen Vereines vom .Jahre 1 >'(>H eine derartige .Miltliciluiig aus Luttersdorf, und Dr. Emil John, Kcdukteur der Annalen, macht zu dersdbeti die Bemerkung: , l'reilich ist es zunächst auffallend, dass die Kuollenfäule dies- mal ohne voriinsgegangene l'ilzbiMiing um Kiaute, gcgentheiirt noch dessen ungewöhnlich langem, ge- sundem Vegetiren und wissentlich auch pilzfreiem Absterben auftritt. Ist die diesjährige Krankheils form der Knull(> in der 'l'liat die in den N'orjBhreu beobachtete, oder etwo eine gauE neue, unwiilkom- nieno BcscheerungV" Es ist schwierig, solchen Aofuhrungcn gegen- über sieh ein L'rtheil zu bilden, weil nur eine ge- naue Untersuchung des Thatbestandes sichere An- halte gewähren könnte. Dass die Kartortelkrankheit nur auftreten und um sich greifen kann durch \'er- mittelung von Fortpflanzungsorganen der l'erono- spora, ist nach dem Ubigeu von selbst klar. Wenn nun angeführt wird, — wie das in den Berichten über den Stand der Feldfrüchte in den letzten .Jah- ren oft geschah, — dass das Kartoöellaub bis spat in den Herbst hinein grün blieb und pilzfrei war, 80 ist daraus keineswegs zu folgern, dass die Pero- nospora auf dem KartoHelkraute wirklich gänzlich fehlte. Ich habe dieselbe in jedem Jahre und so auch in den .lahren 18G7, l.'^tiS und l^tJO beob- achtet, am reichlichsten in Gebirgsgegenden, ver- einzelt aber auch in der Ebene. Im vorigen Jahre blieben auf dem Versuchsfelde des landwirthschaft- lichcn Instituts die lleiligcnstädter Kartofleln bis zur Zeit des Ausnehmens (Mitte (,>ktober) „grasgrün". Im Sinne der gewöhnlichen laudwirthschaftlichen Beobachtung war keine Blatlkrankheit vorhanden, und doch fand sich die Pcronospora hier und da an den Blättern vor. Es genügte dies spärliche Auftreten an den Blättern, um auch eine Erkran- kung der Kiudlen derselben Varietät, wenn auch in nur massiger Ausdehnung, hervorzurufen. Ist so für alle Fälle, wo die Kartoflelkrankheit an den Knollen wahrgenommen wird, das wenigstens vereinzelte Vor- haudengeweseuseiu der l'eruuuspora auf den Blät- tern zu präsumiren, so bleibt doch immeriiin uner- klärt, wie bei spärlicherem \'orkoramen der Blatt- krankheit die Knollen in grösserer Menge im Acker oder in den Kellern und Mieten erkranken könneu. Es hat allerdings de Barv gezeigt, und «eine Ent- deckung ist von n)ir und Anderen tausendt'ach be- stätigt worden . dass eine durchschnittene kranke Knolle an der Schnittfläche eine reiche Menge von Fruclitä-sten der Peronospora zu entwiikelu vermag, dass sogor bei unmittelbarer Berührung ein Ueber- wuchern des Mvcelium» der Peronospora stattfinden kann. Aber im letzteren Falle geschieht die An- steckung nur von Sciinittfläebe zu Schnittfläche, und im crsteren Falle werden zwar zahlreiche Spornn- gien gebildet, durch welche die nächst benachbarten Knollen erkranken kunnen; damit wäre aber jede weitere N'erbrcitung aut'gchoben. Nach den bisheri- gen \\'ahrnehmnngen kann ilas zwischen den Zellen der kranken Kart<'fTel verbreitete Mjcciium der l'e- ronosporn die Korkschalo unverletzter Knollen nicht durchdringen, de Bary sagt in seiner oben citirteii , für das Studium der KartofVelkrankhcit so überaus wichtigen Schrift S. 48 ausdrücklich: ,In festem Boden, grösserer Tiefe und bei unverletzten Knollen treten keine Fruohtiisto suf, nachdem schon S. 37 darauf hingewiesen ist, wie die bisherigen zu- 43 verlässigen Beobachtungen dahin übereinstimmen, dass eine Ansteckung weder aus der Ferne erfolgt, „noch bei Berührung, sobald beide Knollen unver- sehrt sind". Es könnte sonach nur in der Nähe durchschnittener kranker Knollen eine sehr be- schränkte Ansteckung stattfinden; eine weiter ge- hende Ansteckung bleibt nicht wohl erklärbar. Den- noch wird sie, wie erwähnt, behauptet, und meine eigenen Wahrnehmungen im praktischen Wirth- schaftsbetriebe lassen derartige Behauptungen nicht ohne Weiteres abweisen. Einige Aufklärung über diese zweifelhaften Ver- hältnisse brachten mir zunächst Beobachtungen, die bei künstlich inficirten Knollen im Herbst 1868 sich ergaben. Um mir für die Zwecke des landwirth- schaftlich-physiologischen Laboratoriums eine grös- sere Zahl von kranken Kartoffeln zu verschaffen, inficirte ich während meines Ferien -Aufenthaltes in Krummhübel im Schlesischen Gebirge unverletzte Kartoffeln durch krankes Laub. Die Infektion ge- lang wie immer; bei Durchsuchung der Knollen be- merkte ich aber eine weissliche Beschaffenheit an einigen Augenstellen. Es war mir auffallend, dass Kartofi'eln, die eben erst krank gemacht worden waren und sich also im ersten Stadium des Krank- heitsverlaufes befanden, schon jene weisslichen Schim- melbildungen zeigen sollten, die als sekundäre Er- scheinungen auf stärker erkrankten Kartoffeln so häufig sind. In der That fand sich weder die Spi- carie, noch das Fusidium vor, wohl aber ergab die mikroskopische Untersuchung, dass jene weissliche Beschaffenheit der Kartoffelaugeu von dem Vorhan- densein zahlreicher .Fruchtäste der Peronospora in- festans herrührte, die von dem in der Knolle ver- breiteten Mycelium ausgingen. Dieselben waren reich mit Sporangien besetzt. Eine gleiche Beobachtung machte ich auch im Herbst 1869. Ich hatte wieder meinen Ferien -Aufenthalt im Schlesischen Gebirge genommen, beobachtete dort zahlreich das Auftreten der Peronospora, wollte aber zu gleichem Zwecke wie im Vorjahre nicht wieder mit kranken Kartof- feln mein lieisegepäck vermehren, pflückte daher nur am Tage vor meiner Heimreise kranke Kartof- felblätter, mit denen ich dann erst in Halle die In- fektion an hier frisch aufgenommenen Knollen vor- nahm. Auch diese Infektion gelang vollständig nach Wunsch, und es mag beiläufig diese Thatsache einen Beweis dafür geben , mit welcher Sicherheit mau, unabhängig von klimatischen und örtlichen Verhält- nissen, die Kartoffeln krank zu machen vermag, wenn man sich nur im Besitz keimfähiger Sporan- gien des Parasiten befindet. Mehre Knollen zeigten auch diesmal an den Augenstellen die Fruchtäste der Peronospora; in einem Falle war die ganze Ver- tiefung des Auges mehre Linien breit gleichmässig und weiss, wie mit Schnee erfüllt — das Mikroskop zeigte, dass diese Masse ausschliesslich durch sehr zahlreiche Fruchtäste und Sporangien der Perono- spora gebildet wurde. Durch diese Beobachtungen war zunächst erwiesen, dass dieser Parasit der Kar- toffel auch an den unverletzten Knollen zur Bildung von Fortpflanzungsorganen gelan- gen kann. Es war nur noch zu ermitteln, ob dies auch bei nicht künstlicher Infektion, bei gewöhn- lichem Verlauf der Erscheinungen stattfinden kann. Im vorigen Jahre hatte ich einen umfänglichen komparativen Versuch zur Prüfung der Gülich'- schen Kartoffelbau -Methode angestellt, über dessen Ergebnisse ich später berichten werde. Es wurden für denselben gegen 30 Morgen von dem Versuchs- felde des landwirthschaftlichen Institutes verwandt. Da zu Gunsten der Gülich'schen Anbaumethode besonders hervorgehoben wird, dass sie gegen Knol- lenerkrankung schütze, so hatte ich alle Ursache, bei der Erndte die Beschaffenheit der Kartoffeln sehr genau zu untersuchen. Zum Vortheil für den Zweck des Versuches war die Krankheit am Kraut aufgetreten, wenn sie sich auch von Mitte August bis zur Erndte nicht sehr erheblich ausbreitete. Bei den einzelnen, in den Versuch gezogenen Sorten fand sie sich in ungleichem Verhältniss; am wenigsten häufig war sie bei den Heiligenstädter Kartoffeln. Besonders wichtig erschien die Untersuchung auf einem der Versuchsstreifen, wo eine etwas frischere Bodenbeschaffenheit dem Erkranken der Knollen leicht Vorschub geleistet haben konnte. Grade für solche Bodenverhältnisse würde die Gülich'sche Me- thode von grösstem W^erthe sein, wenn sie wirklich schützend wirkte. Die daselbst angebaute Sorte Gülich's war Celebrateo. Das Kraut war längst abgestorben; der Boden (Diluvial-Lehmboden) zeigte sich in Folge des Witterungsverlaufes im vorigen Sommer, bei ziemlich bindiger Beschafienheit und bei dem auf diesem Theile des Feldes anhaltendem Untergründe, geschlossen und dicht gelagert. Die Kartoffeln wurden unter meinen Augen aufgenom- men; ich durchsuchte selbst die Knollen und fand mehrfach kranke. Unter diesen bemerkte ich auch solche, bei denen jene oben erwähnte weissliche Be- schaffenheit an den Augen und auch vereinzelt an sonstigen Stellen der Oberfläche wahrzunehmen war. Die Kartofldn wurden sorgfältig mit> Rücksicht auf Verhütung jeder Abreibung nach Hause gebracht und sofort der mikroskopischen Untersuchung unter- zogen. Dieselbe bestätigte, was ich schon bei dem Aufnehmen auf dem Felde vermuthete: sie ergab die Entdeckung, dass die Peronospora infestans auch an völlig unverletzten Knollen selbst in geschlossenen Ackerboden Fruchtäste und zahlreiche Sporangien zu bilden ver- 6* 44 mag. Abgefallene Sporaugien fand ich zum Theil entleert, die Schwärni.^jKiren bereits ausgetreten. Die Fruclitäste waren meist üppiger entwickelt, als man es bei der I'cronoapora auf den Blättern wahrnimmt; ich beobachtete einzelne Zweige derselben, die, an- statt zur normalen Sporenbilduiig zu gelangen, lange »chlauchförmigc Erweiterungen zeigten. Im Uebri- gen fanden sich die Sporangieu in allen Stadien normaler Ausbildung vor. Besonders bemerkenswerth erscheint mir, dass das Hervorsprossen der Frucht- äste nicht auf die Augenstellen beschränkt geblieben war. Ich fand dieselben wiederholt auf Korkwärz- chen, aber auch an anderen Stellen die Korkschale durchbrechend. Bei einem l.sMillim. langen und 1 Mm. breiten Korkwärzchen tand ich reiche Frucht- astbüschel nur in der Mitte hervorgesprossen , hier einen Uaum einnehmend, der 1 Millim. lang und * 4 Millira. breit war. In anderen Fällen kamen die Fruchtäste des Parasiten in dem ganzen Umfange der Korkwärzchen vor. Wo sie die Korkschalc un- mittelbar durchsetzten, war immer sehr stark ge- bräuntes Gewebe unmittelbar unter der Korkzellen- schicht wahrzunehmen. Das Mycelium der l'erono- Bpora konnte bis in die letztere -verfolgt werden. Dabei erschien das ClefUgc der Korkschicht zum Theil getrübt, die Membran der Zellen angegrit^'en. An solchen Stellen waren übrigens die Fruehtäste nicht minder üppig entwickelt. Eine dergleichen Stelle fiel mir schon bei dem Aufnehmen auf dem Felde durch ihre reiche Pilzbildung auf. Die mikro- skopische Tntersurhung ergab, tiasa dies Pilzräsehen ausschliesslich aus üppig entwickelter Peronospora bestand. An den Augenstellcn war das Vorkommen ein sehr verschiedenes. Zuweilen war die Tiefe des Auges pilzfrei, während an den Schuppen die Pe- ronospora-Fruchtäste reich hervorsprosstcn; in ande- ren Fällen drangen sie aus der Tiefe des Auges hervor und halten die Keinuinlage vollständig zer- stört; bald fanden sich die Fruchtäste nur in spär- lichen FlocTien, bald bedeckten sie zahlreicher einen kleineren oder grüssenn Kaum. Immer beobachtete ich das Vorhandensein der Fruehtäste nur an solchen Exemplaren, bei denen die Krankheit noch nicht bis zur fauligen Zersetzung vorgeschritten war, sondern in früherem Stadium der Ausbreitung sich befand, — stets zeigten derartige Knidli-n zwar sehr in- tensiv gebiäunt<; Zellgewebspartiin, namentlich nahe der Oberriäche, aber auch nucli viel nicht erkrank- tes, gesundes, festes Fleisch. AuNdtücklich sei noch bemerkt, dass ich kranke Knollen auch an vorkom- menden Frassstclli'u, sowen der i'eronospora nicht konstatircn konnte, ob- wohl dieselbe wohl auch an s(dclien Stellen vorkom- men dürfte. An einer solchen NVurmtVas.'Wtelle zeigte die Höhlung im Innern sich dicht mit einer weissen, tadigen Bindung besetzt. Die Untersuchung ergab, dass dieselbe ausschliesslich von zuweilen vorkom- menden weissen Fäden dcc sonst rothbraun gefärb- ten Rhizoctonia Solani herrührte. Wie bereits erwähnt, beobachtete ich diese Ver- bältnisse zuerst bei der Sorte Celebrateo. Bei der Sorte Goodrich fand ich auch mehrfacli kranke Knollen, sah aber das Ifervorsprossen der Frucht- ästchen bei dieser Sorte weniger häufig. Wo die- selben sich aber fanden , waren sie nicht weniger üppig entwickelt, wie bei den Celebratco's. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die eine Sorte die Fruchtbildung der Peronospora im Boden mehr be- günstigt, als die andere. Jedenfalls ist durch diese Beobachtungen nachgewiesen, dass ein Umsichgreifen der Krankheit im Boden stattfinden kann, auch wenn der Parasit auf den Blättern nur spärlich auftritt und sein Vorhandensein der flüchtigeren Beobach- tung sich leicht entzieht. Tritt wohl gar durch an- haltend veränderte Witterungsverhällnisse ein Still- stand in der Entwickeluug des Blattpilzes ein, so schwindet möglicher Weise durch Abfallen der zu- erst erkrankten und bereits abgestorbenen Blätter selbst für den kundigen Beobachter der sichere An- halt, und CS ist in solchem Fall später nicht mehr be- stimmt zu konstntircn, ob die Blattkrankheit vorhan- den gewesen ist oder nicht. Durch die erste, zwar scheinbar geringfügige, aber oft über das ganze Feld verbreitete Erkrankung einzelner Blätter und Blättchen können in Folge der oben besprochenen, reichen Vermehrungsfähigkeit des Parasiten Sporen in genügender Zahl in den Boden gelangt sein, um hier die Ausgangspunkte zu einem weiteren Umsich- greiteu der Krankheit geben zu können, wenn eine etwas reichlichere Bodenfeuchtigkeit die Fortent- wickelung begünstigt. Dies kann noch der Fall sein, wenn die veränderte Beschatfonheit der Atmo- sphäre dem Umsichgreifen des Parasiten auf den Blättern längst Einhalt gethan hat. \\'ar durch diese Beobachtungen die eine Seite der Eingangs erwähnten noch zweilclhaften Verhält- nisse aufgeklärt , so galt es nur noch zu ermitteln, ob auch in den Aufbewahrungsräumen eine Weiter- bildung des Parasiten stattfinden kann. Ich unter- suchte daher nun die ;? \\'ochen früher geerndtelon, in einem gut beschafVcncn Keller aufbewahrten Kar- tofl'eln lies zahlreichen \'arittäten • Sorlimente«, und tan«! hier die kranken KartoÖeln in verschiedenen Stadien der Ausbildung vor. Bei mehr vorgeschrit- tener Erkrankung »ah ich auf den Knollen nur zahl- reiche Atierschinarotzer : Spicaria Solani, Fusispo- rium Solani, Anguillulen und Milben. Unter den- jenigen Knollen dagegen, bei welchen eine faulige Zersetzung noch nicht begonnen hatte, fanden sich 4Ö zahlreiche Exemplare sehr verschiedener Varietäten, welche die gleichen Erscheinungen zeigten, wie ich sie oben für die frisch aus dem Boden genommenen Knollen beschrieb: ich konstatirte ein Hervor- sprossen von Fruchtästen der Peronospora an der Oberfläche unverletzter Knollen in dem Aufbewahrungsräume. An den Augen, wie an anderen Stellen der Oberfläche, sah ich die üppig entwickelten Fruchtäste des Parasiten hervor- gedrungen und fand auch entleerte Sporangien. An mehrern Exemplaren, namentlich von Sorten mit länglichen Knollen, konnte ich wahrnehmen, wie an dem einen, ohne Zweifel zuerst erkrankten Theile die eben genannten Afterschmarotzer sich schon reichlich zu entwickeln begonnen hatten, während an dem anderen Theile der Knolle Fruchtäste der Peronospora mit zahlreichen Sporangien in den ver- schiedensten, auch den jugendlichsten Entwickelungs- stufen vorhanden waren, und wie ferner an zwischen- liegenden Parthien der Knollenoberfläche die Spi- carie schon begonnen hatte, die Peronosporaräschen zu überwuchern, so dass sich hier die Hyphen und Sporen beider Gebilde gemengt vorfanden. Der- ^ gleichen Exemplare mit einerseits absterbenden, an- derseits frisch hervorgesprossten P^ruchtästen des Pa- rasiten erwiesen zugleich, dass die Bildung der letz- teren in jüngerer Zeit, also sicher erst im Aufbe- wahrungsräume, erfolgte. Auch an den im Keller aufgenommenen Knollen maflite ich die Bemerkung, dass die Peronospora - Fruchtästc nur dort hervor- sprossten, wo das Mjcelium des Parasiten einzelne mehr oder weniger ausgedehnte Zellgewebsparthien stark gebräunt hatte, sich aber noch zwischen den erkrankten Stellen reichlich gesundes, festes Fleisch vorfand. Es sind auch hier immer nur die frühern Stadien des Erkrankens, welche die Möglichkeit der Entwickelung von Fortpflanzungs- Organen bieten. Bei der Menge, in welcher dieselben gebildet wer- den können, ist ein Umsichgreifen der Krankheit in den Aufbewahrungsräumen, eine Ansteckung ge- sunder Knollen durch kranke in Kellern und Mieten recht wohl erklärlich; sie wird um so leichter und um so intensiver eintreten können, je mehr eine dunstige und feuchte Beschaffenheit des Aufbewahrungsraumes das Ausschwärmen der Zoo- sporen begünstigt. Aus diesen Wahrnehmungen ergeben sich einige wichtige Gesichtspunkte für den praktischen Betrieb. Wir werden uns um so mehr schützen gegen eine Ausbreitung der Krankheit im Boden, je mehr wir erforderlichen Falls durch Drainage und sorgfältige Ableitung des Tagewassers einer anhaltend feuchten Beschaffenheit des Erdreichs vorbeugen; wir werden ferner der Ansteckung in den Aufbewahrungsräumen entgegenwirken durch recht sorgfältiges Auslesen aller fleckigen, kranken Knollen bei der Erndte und durch Herstellung mögliclist trockener Beschaffenheit der Aufbewahrungsräume, durch Vermeidung alles dessen, was ein Niederschlagen der Dünste, ein Feuchtwerden der Kartoffeln herbeiführen kann. In den Kellern sorge man anfangs für genügende Lüf- tung, halte dagegen mit Beginn niederer Temperatur alle Oeffnungen gut geschlossen; schütte die Kar- toffeln andauernd nicht zu hoch auf (nicht über 3 Fuss) und schaufele auch , wenn es nöthig wird, die Kartoffeln rechtzeitig um. Die Mieten mache man nicht zu breit und hoch; 6 Fuss Breite und 3 Fuss Höhe sind angemessene Dimensionen. Man bedecke sie alsbald nicht zu stark mit Boden, son- dern bringe nur soviel auf, dass die Strohlage nicht vom Regen erreicht werden kann. Sehr zweckmässig ist es, den Firsten der Miete ganz offen zu lassen und nur vorlang etwas Stroh leicht aufzulegen. Da- mit der Regen nicht eindringen kann, decke man den Firsten durch ein Brett, das aber mittelst un- tergelegter Querhölzer hohl zu liegen kommen muss, damit recht ungehemmt ein Ausdünsten der Miete erfolgen kann. Es ist dies um so wichtiger, je feuchter die Kartoffeln geerndtet wurden. Ist dann später der Eintritt der Kälte zu fürchten, so besei- tige man das feuchtgewordene Stroh vom Firsten, lege trockenes auf und bedecke nun die Miete gleichmässig, aber nur in dem Masse stärker mit Boden, wie der Eintritt grösserer Kälte zu fürchten ist. In allzu frühzeitig starkbedeckten Mieten er- wärmen sich die Kartoffeln leicht zu sehr und dun- sten dann stärker aus. Es findet ohnehin bei den aufbewahrten Knollen eine schwache, aber stetige Kohlensäure - Bildung statt, die naturgemäss mit Wärme-Entwickelung verbunden ist ; in noch höhe- rem Grade findet dies statt, wenn Kartoffeln aus- zukeimen beginnen. Ein Anbringen von Dunstzügen irgend welcher Art ist nicht vortheilhaft. Bei Eintritt niedrigerer Temperatur schlagen sich in solchen Abzügen die Dünste nieder; in der Nähe derselben werden in Folge dessen die Kartoffeln feucht, und es ist damit eine Begünstigung zur Ausbreitung der Krankheit und des Faulens der Kartoffeln gegeben. Sehr beachtenswerth ist noch die von Boeck in der „Land- und forstw. Ztg." No. 46 d. vorigen Jahrganges mitgetheiltc Erfahrung, dass gegen ein Umsichgreifen der Krankheit und Faulen der Knol- len es sich am zweckmässigsten zeigte, „die Knollen in den Mieten direkt mit Erde zu bedecken, ohne Anwendung von Stroh und nur mit Zuliülfenahnie einer äusseren Schutzdecke bei Beginn des Frostes". Je strenglehmiger der aufgedeckte Boden, um so besser hielten sich die Kartoffeln. 46 l II t e r s u € li II II ;!; c ii ül..r künstlirlit' Scni|t<>rAir(>nz: rin llritrat; zur Akkli- niatisatioiislrlin'. Von Profc&Sür Dr. II. Uuft'mauu iu Uiesscn 6. Syriuga chinensis. 18G3. November 10, aus dem freien Lande in einen Topf verpflanzt. — Dezember 5 in das Kalt- baus. 1864. Januar 18, Blattoberfläcben werden sicht- bar. — Mai 27, blüht nicht. — August 25, in bester Blätterfülle. Aus dem Freien wieder in das Kalthaus. — (.»ktüber 7, volikoniincn grün; 31, meiste Blätter grtin, einige gelblich. — Dezember 17, Knospen sciiwelien. Also wie im Freien, nur etwas früher grün. 1805. Januar 30, nicht ausschlagend. — Fe- bruar 2, Knospen beginnen zu schieben; 14, etwas weiter; 20, Blattobcrtlächen werden sichtbar. — März 8, Blätter entfaltet. — April 21, schön be- laubt. — August 2G, kaum verfärbt. — Oktober 8, Blätter grün oder — die Mciirzalii — gclbgrün. — November 21, blattlos. - Dezember 21, ebenso. 186G. Januar 8, blattlos; 23, ebenso. — Fe- bruar 19, Knospen treiben. — März 19, voll jun- gen Laubes; 20, nicht weiter als im Freien. — Mai 10, in's Freie transjiortirt; 17, stark belaubt. — September 19, stark belaubt, zum Tiieil stark verfärbt. — November f), wenige Blätter übrig, diese etwas verfärbt. — Dezember 17, ohne Blätter. Also die Blattpcriodo etwas verlängert. 1867. Januar 12, ohne Blätter. -- Februar 2, ebenso; 19, alle Knospen im Aufbrechen; einige junge Blättchen fast entfaltet; Oberflächen sichtbar. — März 20, üboraii entfaltete junge Biättchen. — April 17, Irisch und stark belaubt; blUlit (am 15. die erste Blütho ofl'cn). — Mai 15, stark belaubt, vorblüht. — Juni 14, sehr stark belaubt, gut ge- deihend. Im Freien. — Juli 13, ebenso. — August 15, stark belaubt; die älteren Blätter beginnen sich zu verfärben. — SejUembcr 18, die Hälfte der Blatter im Anfange der Vertlirbung. — Oktober 10, alle Blätter gelbgrUn. — November 14, blattlos. — Dezember 17, ebenso; ohne Trieb. AlsK die Blttttperiodo etwas verlängert: 9 Mo- nate statt 7. 1H6H. Januar l.">, Knospen schieben. — Fe- bruar 18, Knospen gross, grün. — Mär« 10, Überall mit jungen Blattern besetzt. — April l.'i, vollstän- dig beblättert; 24, 2 BlU thens träusso. Kam nun nobst den tkbrigcn Kaltliaus- rtlanzcn in das Freie. — Mai 15, üppig gedeihend, sehr stark belaubt. — 15. Juni, reich beblättert, Blätter zum Theil etwas gelblich verfärbt. — 15. Juli, viele Blätter schon gelbgrün. Mehrfach bereits braunschuppige ^\ inter-Knospcn ausgebildet. — 15. August, noch stark beblättert. — 15. September, alle Blätter gelb- grUn. — 17. Oktober. Blätter gelb, die meisten ab- gefallen. — 14. November, blattlos, ohne Trieb. Hiernach bat die Belaubung in diesem Sommer gerade so lang wie im Freien gedauert, näm- lich 7 Monate, jedoch um 1 Monat verfrüht. 14. Dezember ruhend, blattlos. 1869. 14. Januar ruhend. — 15. Februar. Zahl- reiche junge Blättchen. — 15. März, l'cberall be- laubt; blüht seit dem 12. — 10. April. Ueberall Btark belaubt; Blätter meist iu voller Grosse. — 14. Mai (im Freien jetzt). Stark belaubt, üppig ge- deihend, hoch. — 15. Juli. Ueberall belaubt; Blät- ter etwas gelbgrUn. — 15. .\ugust. Blätter gelb- grün. — 2. September. Zahlrciciie Blätter, gelb- grUn. — 2. Oktober. Ganz blattlos; Knospen ru- i hend. — 15. Oktober. Blattlos. — 10. November. Ebenso, ohne Trieb. — 10. Dezember. Kbenso. Demnach im Kalthause die Vegetation etwas früher, als im Freien, in Bewegung; aber auch frülier beendigt. j 1870. 15. Januar. Blattlos, ohne Trieb. — I 15. Februar. Voll aufgebrochener Knospen, zum Theil mit jungen Blättchen von 2 Ccntimotcr Länge. ' 24. Februar. Ueberall zahlreiche junge Blätter. — 15. März. Belaubt. — 13. April. Ebenso. — 11. Mai. Ebenso; 5 bis 0 Fuss lioch. — 15. Juni. Ueberall stark belaubt; ältere Blätter fleckig. — 14. Juli. Grün belaubt. — 17. August. Gut belaubt. — 21. September. Schwach bi-laubt; grUn. ZurUckgeschait- ten. — (i. nktober. Schwach belaubt; mehre Stämme blattlos. Blättchen klein. 7. Corylut Avellana. 1 864. November 5 , aus dem freien Laude in einen Topf verpflanzt. Ohne Kätzchen. — Dezem- ber 5, in das Kalthaus; 12, nichts getrieben; 22, Bchwache Spuren des Knospenschiebens. I 1805. Februar 13, nicht weiter gefordert; 23, wenig tortgeschritten; 2^', ebenso. — Marx 3, fast ebenso; 31, erste Blattoberliächc sichtbar. — April 21, schön belaubt. — Augu^it 2(>, alle Blätter halb ' verdorrt (TrocknissV Folge ungenügender Bcwurio- i lung? Cf. No. 8). Im Freien. — (.»ktobcr S, ohne Blätter, Knospen stark treibend. IMOO. , .lanuar s, olme Blätter; 23, ebenso. — ' Februar 19, Kno-tpen schwellen. — Mars 19, ebonso; 20, nicht weiter als im Freien. — April l.'l, grtln, mehrere Blätter entfaltet. — Mai U', in da» Freie I gebracht; 17, stark belaubt, Blätter durch Blässo I auffallend. — Juli 3, gut belaubt. — September IG, 47 in das Kalthaus; 19, gut belaubt, erster Anfang der Blatt-Verfärbung. — November 5, wenig Blät- ter, zum Theil noch unverfärbt. — Dezember 17, ohne Blätter. Also ungefähr wie im freien Lande befindliche Pflanzen derselben Art. 1867. Januar 12, ohne Blätter; 24, ebenso, aber oben 2 kleine männliche Blüthenkätzchen, 1 bis ]^ Centimeter laug (gerade wie im Freien; am 9. Februar aber, wo die Kätzchen im Freien blühten, waren obige nicht weiter entwickelt. Man- gel der erforderlichen maximalen Temperaturen!) — Februar 4, nichts Grünes; ebenso. — März 20, Knospen nur an den Wurzelsprossen merklich ge- trieben und grün. — April 17, Blätter meist ganz entfaltet, im Maximum 1 Zoll laug, ziemlich zahl- reich, sehr frisch. — Mai 15, stark belaubt. Steht im Freien. — Juni 14, ebenso, gut gedeihend. — Juli 13, Anfang des Gelbwerdens der Blätter. — August 15, alle Blätter beginnen sich zu verfärben. — September 9, stark belaubt, Blätter gelb. — Oktober 16, alle Blätter ab. — November 14, ent- laubt. — Dezember 16, ebenso. Also hier die Blattperiode abgekürzt. Vielleicht ungenügende Bewurzelung? 1868. Januar 15, Knospen ruhend. — Februar 18, untere Knospen grün, doch nicht merklich trei- bend. — März 16, oben 2 männliche blühende Kätzchen (einige Tage später, als im Freien). Blattknospen etwas geschwollen. — April 15, überall voll kleiner Blätter. — Mai 15, stark belaubt. — 15. Juni, ebenso. — 15. Juli, ebenso. — 15. August, ebenso, Blätter etwas gelbgrün. — 15. September, alle Blätter gelbgrün. — 17. Oktober, Blätter gelb, die meisten abgefallen. — 14. November, reichlich mit grünen, treibenden Knospen besetzt, blattlos. Wurde nun in das Warmhaus gebracht. — Hier- nach hat die Belaubung in diesem Jahre gerade so lang wie im Freien gedauert, nämlich 6 Mo- nate. 8. Corylus Avellana. 1864. November 5, aus dem freien Lande in einen Topf verpflanzt. Nach einiger Zeit (Dezem- ber 5) in das Kalthaus gebracht. Ohne Blüthen- kätzchen. Dezember 17, ohne Trieb; schwache Spu- ren des Knospentreibens. 1865. Februar 13, nicht weiter entwickelt; 23, fast ebenso; 28, Knospen schwellend. — März 13, wenig gefördert. — April 21, Knospen brechen auf. — August 26, alle Blätter noch grün! (cf. No.7.) Im Freien stehend. — Oktober 8, noch grün. — November 21, blattlos. — Dezember 21, ebenso. Also ziemlich genau wie die Pflanzen im freien Lande. 1866. Januar 8, ohne Blätter; 23, Knospen fast brechend. — Februar 19, ebenso. — März 19, ebenso; 26, ebenso, nicht weiter als im Freien. — Mai 10, in's Freie transportirt; 17, sehr stark be- laubt. — September 19, gut belaubt, stärker ver- färbt, als No. 7. — November 5, ohne Blätter, Knospen ruhend. — Dezember 17, ebenso. Also die Blattperiode etwas abgekürzt. 1867. Januar 12, ohne Blätter. — Februar 4, nichts Grünes; 19, ebenso. — März 20, Knospen schwach treibend. — April 17, zahlreiche junge Blättchen, nicht über ^ Zoll lang. — Mai 15, stark belaubt. — Juni 14, ebenso; im Freien. — Juli 13, gut gedeihend. Blätternfangen an, gelb zu werden. — August 15, alle Blätter gelb! — Septem- ber 18, belaubt von oben bis unten, alle Blätter gelb. — Oktober 16, nur noch wenige (gelbe) Blät- ter vorhanden. — November 14, blattlos. — De- zember 16, entblättert, ohne Trieb. — Also aber- mals die Blattperiode verkürzt, nur 4 Monate. 1868. Januar 18, Knospen ruhend. — Februar 18, ebenso. — März 16, Knospen etwas schwellend. — April 15, überall voll kleiner Blätter. — Mai 15, stark belaubt. — 15. Juni, ebenso. — 15. Juli, ebenso. Blätter bei 8 nnd 7 bleicher grün, als im Warmhause. — 15. August, stark beblättert, Blätter etwas gelbgrün. — 15. September, alle Blätter gelb- grün. — 1. Oktober, männliche Kätzchen stark entwickelt, schon dopj^elt so gross, als im Freien. — 17. Oktober. Blätter gelb, die meisten abgefallen. — 14. November. Blattlos. Knospen zahlreich, grün, treibend. — Hiernach hat die Belaubung gerade so lang wie im Freien gedauert, nämlich 6 Mo- nate. — 26. November. Kätzchen nicht weiter ent- wickelt. — 14. Dezember, ruhend blattlos. 1869. 14. Januar. Ohne Trieb. — I.Februar. Männliche Kätzchen in Vollblüthe, also sehr verspätet in Betracht ihrer ursprünglich frühreifen Entwickelung. — 15. Februar. Blattknospen noch ruhend; Kätzchen abgefallen. — 15. März. Knos- pen geschwollen, grün. — 16. April. Bedeckt mit grünen, im Ganzen ausgewachsenen Blättern. — 14. Mai. Stark belaubt. Viele Blätter beschädigt und halb verdorrt. — 15. Juli. Stark belaubt, Blät- ter grün. Ohne merkbaren Trieb. — 15. August. Blätter zum Theil in Verfärbung. Anlage neuer Knospen. — 2. September. Blätter zum Theil grün, zum Theil gelbgrün; keine jungen. Knospen nicht schwellend. — 2. Oktober. Ganz blattlos. Knospen grün. — 15. Oktober. Blattlos. — 16. November. Ebenso, ohne Trieb. — 16. Dezember. Ebenso. — Demnach im Vergleiche mit dem freien Lande gleich- zeitig entwickelt, aber bedeutend früher beendigt. (Verkürzung der Blattperiode, wie oben 1866 und 1867.) 48 1870. 15. Januar. Ohne Trieb. — 15. Februar. Ebenso. — 15. März. Oben einige Blättchen von 1 Centimeter Länge; unten die Knospen schwellen''. — 13. April. Gut belaubt, Hliittir 1 Zoll lung; blüht nicht nicht. — 11. Mai. Uelaubt. — 15. Juni. Ebenso. — 14. Juli. Ebenso. — 17. August. Stark belaubt. — 21. iSeptenibcr. Ganz beblättert, Blätter gelb- grlln, halb so gross, als No. 3. — ü. Oktober. Blät- ter stark verfärbt, im Abtallen. 9. Vitis vinifera. 18t)3. November 10, aus dem tVeieu Laude in einen Topf verpflanzt. — Dezember .5, in das Kalt- haus; 25, ruhend. , 18t>4. Februar 17, Knospen beginnen zu trei- ben. — April 29, erste Blattoberfläche sichtbar. — Juli IH, grün, gut im Staude. — August 2.'), in das Kalthaus, i starker Blättert ulle. — Oktober 7, etwas (schwach) verfärbt; 31, meiste Blätter gelb. — Dezember 17, nicht treibend. Also Blattperiode normal. 1868. Januar 30, nicht treibend. — Februar 8, ebenso; 14, thränt. — März 8, noch keine Blätter entfaltet. — April 21, .schön belaubt. — August 2tj, untere Blätter gelblich. Im Freieu. — Oktober 8, in der Hauptmasse noch grün. — November 21, blattlos. — Dezember 21, ebenso. .\lso 15lattperiode vielleicht ein wenig verlän- gert. iMlif). .lanuar S, unbclaubt; 23, ebenso. — Fe- bruar 19, noch ruhend. — März 19, beschnitten; noch ruhend; 2(5, nicht weiter, als im Freien; 31, thränt (im Freien noch nicht). — Mai 10, in das Freie verbracht; 17, junge Bliittcr. — Juli 3, stark belaubt. — Se|)tember 19, begiunt gelb zu werden; am Ifi. in das Kalthaus. — November 5, noch viele — meist grüne — Blätter vorhanden; 21, noch viele Blätter, alle gelbgrUn, stratl", stark verfärbt. Also die Blattperiude etwas verlängert. lK(i7. .Januar 12, nhne Blätter. — Februar 2, ebenso; 19, Knospen kaum merkbar schwellend. — März 20, kein Fortschritt in der Kuospen-Entwickc- lung. — April 17, Blätter beginnen sich zu ent- falten. — Mai 15, stark belaubt. — Juni 14, im Freien, stark belaubt, gut gedeihend. — Juli 13, ebenso. — August 15, ebenso; die älteren Blätter beginnen sich zu entfärben: einige ganz gelb. — i September 18, Blätter im Ganzen kaum verfärbt, noch stark belaubt. — Oktober IG, alle Blätter gelb. — November 12, nur noch 3 (gelbej Blätter hän- gen. — Dezember lt>, ganz entblättert, ohne Trieb. Also Blattj)eriode ganz normal, wie im Freien. 1868. Januar 15, ohne 'IVieb. — Februar IS, ebenso. — März 16, ebenso. Geschnitten. — April j 15, Knospen brechend. — Mai 15, stark belaubt, I Blätter auf */s ausgewachsen. — 1.5. Juni, belaubt, 2 BlUtli en stand e vo.handen, Beweis des guten Gedeihens. — 15. Juli, belaubt, hat fruktifizirt. — 1.5. August, Früchte ausgewachsen, noch hart. Blätter zahlreich, grün. — 1 2. September. Frucht reif und gut. — 15. September. Blätter hellgrün bis gelbgrün. — 17. Oktober, ebenso. — 14. November, blattlos, ohne Trieb. — Dezember ruhend. - Hier- nach hat die Belaubung kaum etwas länger als im , Freien gedauert; der Zeitpunkt der allgemeinen Blattverfärbung ist nicht genau zu bestimmen, da diese im Freien an verschiedenen Stöcken sehr un- gleich eintritt. 1869. 14. Januar, ruhend. — 15. Februar, ebenso. — 15. März, Knospen zum Theil stark schwellend, grün. — 16. April. Ueberall schwach belaubt, Blät- ter im maximo halb ausgewachsen. Stellenweise erst die Knospen im Aufbrechen. — 14. Mai. Gut be- laubt. — 13. Juni. Im Freien. Stark beblättert.— 15. Juli. Ebenso. — 15. August. Blätter grün. - 2. September. Blätter grün, theilweise auch gelb- grUn. — 2. Oktober. Gut beblättert, meist schön grün. 15. Oktober. Blätter theils grün, theils in Ver- färbung. — 1(>. November. Wenige blassgrüne Blät- ter. — 1 6. Dezember. Blattlos, ohne Trieb. — Also die Blattperiode merklich verlängert: fast 8 Monate statt 6. 1870. 15. Januar. Ohne Trieb. — 1.5. Februar. Ebenso. — 1.5. März, Knospen stark treibend, grün. — 13. April. Blätter ^Zoll lang. — 11. Mai. Ueberall belaubt; 2 FiH» hoch. — 15. Juni. Ebenso. — 14. Juli. Ciut belaubt. — 17. August. Blätter zum Theil gelb, wenige grün. — 21. September. Schwacli belaubt, Blätter gelbgrün. — 6. Oktober. Wenige Blatter, ebenso. Hiernach die Blattperiodc etwas verfrüht, aber nicht verlängert. \\\\ irli.iltiii au- lluuul,. illc Nachricht: ..Sorlipn (Midornarht 12 Ihr) ist Sp. Uurrlilaurlit , llrrniaiin. Kurst l'urk Irr - Muskau an Fntkrä^llll^ ^eslorlien. Rranilz, den 5. Frlirunr IS7I." Verlag Ton Wict;aiitpr'*rhen Itocbdrackcf«! (L. M«w«a>, ll«rlla. WUb«lmt.ri*ii Ko 4. Wochenschrift des Tereines znr Befordernng des Garteabanes in den Eönigl. Prenssischen Staaten No.7. für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : DProfessor ll>r. Karl K^och, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 18, Februar 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: 524. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 29. Januar. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. II. — Ueber Wasserausdünstung. — Les Fleurs de pleine terre. Par Vilmorin-Audrieux et Co. Sonntag, den 26. Februar, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohren - Strasse 49) eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 524. Versammlung des Vereines zur Befordernng des Gartenbaues, am 29. Januar. Garten. Inspektor Bouche theilte als Vorsitzen- der des Auschusses, dem die Leitung, aber auch die Vorbereitungen zu den vergrösserten Monats- Aus- stellungen übertragen worden waren , den Inhalt einer im Hotel de France abgehaltenen Sitzung in Form eines Protokolles mit. Vor Allem hielt man für nothweudig, dass der Ausschuss, besonders vor den stattfindenden Ausstellungen, sich von den gärt- nerischen ZuFtänden in und um Berlin genaue Kenntniss verschaffe und zu gleicher Zeit die be- treffenden Gärtner, welche etwas Vorzügliches heran- gezogen hätten, veranlasse, dasselbe zur Ausstellung zu bringen. Auf diese Weise könne auch der Ordner, wenngleich jeder Aussteller seine Pflanzen selbst aufzustellen habe, schon vorher einen Plan zur möglichst dekorativen Aufstellung machen. Zu die- sem Zwecke wurde Stadt und Umgegend in 7 be- stimmte Sprengel getheilt und für jeden 1, 2 oder 3 Mitglieder bestimmt, um denselben im Interesse der Ausstellungen gleichsam zu überwachen. An diese Mitglieder haben sich zunächst auch die Gärt- ner eines bestimmten Sprengeis zu wenigen, wenn sie über irgend etwas Auskunft haben und Pflanzen u. s. w. ausstellen wollen. Diese Sprengel sind mit ihren Mandataren: 1. Stralauer und Frankfurter Thor, sowie die in der Nähe liegenden Strassen: Kunst- und Handels- gärtner Lackner, Ritter und Säger. 2. Köpnicker Strasse und ehemahges Köpnicker Feld, sowie das Innere der Stadt und südostwärts bis zum Hallischen Thor: Kunst- und Handelsgärt- ner Hoff mann und Louis Mathieu. 3. Hasenhaide, Kreuzberg, Kottbuser Damm: Kunst- und Handelsgärtner Späth. 4. Schöneberg, Steglitz, Potsdamer und Neben- strasseu : Inspektor B o u c h (5. 5. Charlottenburg und LTmgegend: Hofgärtner Brasch und Kunst- und Handelsgärtner Pose- wa 1 d t. 6. Moabit und östlich bis zur Louisen- und Wilhelmsstrasse, Thiergarten : Inspektor Gaerdt. 7. Pankow, Sehönliausen, Schönhauser Ali^e: Obergärtner Perring. Für Potsdam und Umgegend wird noch ein Mit- glied gewonnen werden, das sich für dort der Mühe ebenfalls unterziehen wird. Preisrichter und Ordner werden nicht dem frü- heren Gebrauche gemäss von dem Vorstande, son- dern von dem Ausschusse kurz vor jeder Ausstel- lung ernannt, da man voraussetzen müsse, dass die Mitglieder des letzteren bei ihrer Sachkenntniss am meisten die geeigneten Persönlichkeiten herausfinden werden, und von diesem auch in Kenntniss gesetzt. Ihre Namen sind schon frühzeitig im Ausstellungs- 7 50 Lokale anzusclilagen. Das Preisrithtcr-Amt soll aus 5 Mitgliedern besUheii. Von den 0 in dicBeni Jahre stattfindenden Aus- stellungen wurden die erste und die letzte am letz- ten Sonntage der beiden Jlonatc April und Sep- tember (am HO. April und am 24. September) im Englischen Hause abgehalten. Diese beiden werden früh Morgens um 10 Uhr eröffnet und um 6 Uhr Abends geschlossen ; die übrigen 4 finden im bota- nischen Ciarten statt, und zwar eine, welche mit dem SliftuDgstage des Vcreiuci zusammenfällt, an einem später noch zu bestimmenden Tage des Mo- nates Juni, die übrigen liingcgcn an dem letzten, resp. vorletzten Dienstage im Monate, und zwar am 23. Mai, am 25. Juli und am 2'.i. August. Die Er- öffnung ist ebenfalls um 10 Uhr des Morgens, der Schlui-s dagigcn erst um 7 Uhr des Abends. Nicht - Mitglieder können sich nicht allein an allen sechs Ausstellungen betheiligen , sondern auch Preise erhalten. Die Anmeldungen zur ISetheiligung au der Aus- stellung müssen li Tage vor derselben, und zwar für die April- und September -Ausstellung , welche im Englischen Hause stattfinden, bei dem (Jeneral Se- kretär, Professor Koch (Potsdamer Strasse 31a), für die übrigen des botanischen fJartens hingegen bei dem Inspektor Pouelu' daselbst geschehen. Bei der Ablieferung selber ;im frühen Morgen bis ü Uhr ist ein (lijpi)elles Verzeicliniss abzugeben. Ein Programm soll nicht ausgegeben werden, doch hielt man es für wünsehenswerth , dass der General-Sekretiir in der Nummer der Wochenschrift, welche H, resp. lO Tage vor jeder Ausstellung aus- gegeben wird, darauf aufmerksam macht, welche Pflanzen die Jahreszeit gewöhulieh bringt, damit auch Laien in den Stand gesetzt sind, ungefähr schon vorher zu wissen, was sie zu erwarten haben. Aber auch ausserdem werden durch die oflentlicheu Zeitungen Pekanntmaehungen erfolgen. Die Ausstellungen sollen auch Nichtmitglicdern unentgeltlich geöHnet sein. Es findet jedoch bei ilen Ausstellungen im Englischen llauee, wo eine Uebcr- fUllung zu erwarten ist, eine Peschräiikung inso- weit statt, als Nichtmitglieder entweder unmittelbar durch Mitglieder oder mittelbar durch die Karte eine« Mitgliedes eingeführt werden müssen. l''rem- den wird der ( ienerni - Sekretär , Professor Koch (Potsdamer Strasse 31a), auf ihr Verlangen ebenfalls Kalten zur Ilercchtigung des Hesuehrs ausstellen. Für die Ausstellungen im botanischen (!arten gilt diese liusvhränkung nicht. Um die Ausstellungen noeh nülzlitlier zu niiichcii, ist es die Absii ht des \'ereiiie!t, dass über einige der BUsgegtelllen Pflanzen, besonders über beliebte Florblumen, oder über andere mit der (lärtnerci zusammenhängende Gegenstände durch eine geeig- nete Persönlichkeit Vorträge gehalten werden. Hier- über wird vor jeder Ausstellung die rechtzeitige Uekauntmachung erfolgen. Die Preisrichter haben sich möglichst frühzeitig, spätestens eine Stunde vor der Eröffnung, im Lo- kale der Ausstellung einzufinden. Es werden ihnen von Seiten des Vereines jedes Mal 50 Thaler zur Verfügung gestellt, um daraus 2 Preise zu 10 und ß Preise zu 5 Thalern, insoweit PreiswUrdiges vor- handeu, zu vertheilcn. Nicht vertheilte Preise wer- den auf die nächste Ausstellung übertragen. Auf gleiche ^^'eise haben die Preisrichter über andere, etwa noch ausgestellte Privatpreise nach den Be- stimmungen des (iebcrs zu verfügen. Der Verein wünschte in seiner Majorität, dass Staatsmcdaillen, insofern solche von Sr. E.xcellenr, dem Herrn Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten, für diese grösseren Monats-Ausstel- lungen gnädigst zur N'ert'ügung gestellt werden, erst in der letzten Versammlung am 24. September für Gesammtleistungcn während der ganzen Zeit durch sämmtlichc Preisrichter, welche während der Aus- stellungen im Amte waren, nach Vorschrift zur Ver- theilung konnncii. ikusgcstelli waren durch den Obergärincr Kö- nig aus dem Garten des Geheimen Kommerzien- rathes Kavend eine Reihe selbst gezüchteter Ama- rylleu (oder Hippeastren), von denen besonders einige (Nro. 1, U, 7, lü) durch Schönheit im Bau und in der Farbe der Blumen sieh auszeichneten. Die Pflanzen waren sämmtlich (> Jahre alt. Professor Koch hatte von einem Pflanzenlieb- haber in Columbus, der Hauptstadt des Staates Ohio in Nordamerika. Sehr ad er mit Namen, im Staate Michigan gesammelten Samen der interessanten Sehlauchptlanze, Sarracenia pur|>urea, erhalten und stellte ihn Liebhabern zur \'crtheilung. Da der freundliche Geber versjirochen hatte , später auch Wurzel- Vermehrung einzusenden, insofern der Sa- men nicht autgehen sollte, so ist Hoffnung vorhan- den, diese keineswegs sehr verbreitete Pflanze zu- nächst in Berlin mehr zu sehen, als es bisher der Fall war. Von Haago und Schmidt in Erfurt war fcr- iier, ebenlalls an den (Jeneral- Sekretär, eine Dra- cäneo eingesendet worden, welche aus direkt von Neuseeland erhaltenem Samen erzogen worden war. Wenn diese DrttcBnec auch keine neue Art dar- stellen möchte, so ist sie aber doch auf jeden Fall eine interessante Form, wahrscheinlich der echten ('ordviino congcsta, welche Swcel zuerst in seiner australischen 1' lora beschrieben hat, nahestehend. Von den beiden Formen, welche sich ols Drucaena specla- bilis und longit'olia, wohl auch als odoratissinia, in den 51 Gärten befinden, unterscheidet sich diese neue Form hauptsächlici) durch gedrängteru Wuchs und durch die braun herauskommenden jungen Blätter. Der letzte Umstand gibt der Form vor Allem einen Werth. Da die Pflanze sich auch im Zimmer gut hält und gleich den ähnlichen bei uns viel kulti- virten Arten einen Schmuck in demselben darstellt, so kann sie nicht genug empfohlen werden. Pro- fessor Koch bemerkte übrigens, dass Dracaena oder Cordyline cougesta unserer Handelsgärtner keines- wegs die echte Pflanze d. N., sondern Cordyline stricta sei. Die Besitzer der neuen Form haben zu ihrer näheren Bezeichnung den Beinamen Chemnitzii vorgeschlagen, der um so mehr anzunehmen sein möchte, als derselbe dem Namen eines unglücklichen i Gärtners entlehnt ist, der bei der Besetzung der französischen Festung Läon durch deutsche Truppen in Folge der seiner Zeit viel besprochenen Explo- sion einer Pulvermine mit vielen anderen braven, für das Vaterland kämpfenden Landsleuten in die Luft gesprengt wurde. Seinem thätigen Leben war damit ein Ende gesetzt. So möge diese Dracänee zum Andenken seinen Namen tragen. Der Tod dieses jungen Mannes ist um so mehr zu beklagen, als er ein tüchtiger Gärtner war, von dem man noch Manches erwarten durfte. Besonders in seiner letzten Stellung als Obergärtner in dem grossen Etablissement von Haage und Schmidt in Erfurt hat er durch seine Umsicht nicht weniger, als durch seine Kenntnisse sich mannigfache Verdienste er- worben. In Betreff' der Iris iberica, welche Haage und Schmidt in ihrem neuesten Verzeichnisse auf- führen und auch abgebildet haben, bemerkte In- spektor Bouch^, dass dieses keineswegs die rich- tige Pflanze d. N., sondern Iris Helena C Koch, welche zum ersten Mal in der Wochenschrift aus- führlich besehrieben sei (s. vorigen Jahrg., S. 179), darstelle, an Schönheit aber jener nichts nachgebe. "^ÄTeiter hatten Haage und Schmidt getrock- nete Pflanzen der Statice spicata eingesendet, um die Schönheit dieses von Neuem eingeführten Som- mergewächses zu zeigen. Die kaum 'I2 bis ^U Fuss hoch werdende Pflanze verästelt sich von der Basis aus so, dass sie einen Durchmesser von gleicher Breite erhält. Am Stengel sind die Blätter klein, an der Wurzel breiten sie sich aber rosettenartig auf dem Boden aus und besitzen eine leierförmige Gestalt. Was die Pflanze aber vor Allem auszeich- net und schön macht, sind die blauvioletten, meist zolllaugen und längeren Blüthenähren, welche alle Aeste und Zweige begrenzen. Statice spicata ist keineswegs eine neue Pflanze, sondern befand sich schon früher in den Gärten, war aber seit mehrern Jahren bereits völlig wieder aus ihnen verschwunden. Bei dem Interesse, was diese Pflanze in Anspruch nimmt, wird die Re- daktion der Wochenschrift in einer der nächsten Nummern eine ausführliche Beschreibung, von einer Abbildung begleitet, geben, auf die hier aufmerksam gemacht wird. Endlich hatten Haage und Schmidt in einer brieflichen Mittheilung auch auf einige Palmen auf- merksam gemacht, die um so mehr Werth besitzen, als sie keine grosse Wärme verlangen und deshalb auch im Zimmer aushalten , wenn sie nur einiger- massen Pflege bekommen. Nächst der schon mehr bekannten Corypha australis, welche man in Berlin bereits vielfach in Gärten und auch in Zimmern sieht, ist vor Allem die südafrikanische Phoenix re- clinata zu empfehlen. Dass diese Pflanze nicht viel Wärme verlangt, ersieht man aus dem Vaterlande. Man kann sie getrost mit anderen kapischen Pflan- zen im W^inter zusammenstellen, ohne dass man fürchten müsste, sie könnte leiden. Interessant waren ferner die brieflichen Bemer- kungen von Haage und Schmidt an den General- Sekretär über den jetzigen harten Winter. Wäh- rend bei uns in Berlin und wahrscheiulich auch im ganzen Nordosten Deutschland's die Kälte, so viel sich aus einigen Untersuchungen ersehen lässt, kei- nen oder nur wenig Schaden gethan zu haben scheint, die Knospen im Aligemeinen und besonders die der Obstbäume nicht gelitten haben dürften, verhält es sich in Erfurt anders. Die Kälte hat, wie man jetzt schon sieht, unter den Gehölzen grosse Opfer bereits verlangt, zum Tbeil ist das einjährige Holz der Aepfel, Birnen und Süsskirschen erfroren, ein gleiches Loos hat sogar zolldicke Stämme von Birnen hier und da getroffen. W^ elcher Unterschied zwischen dem Klima von Berlin und Erfurt liegt, ersieht man daraus, dass am 24. December vorigen Jahres am frühen Morgen das Thermometer in Erfurt 25^ Grad Kälte zeigte, während in den telegraphischen Witterungs-Tabellen für Berlin um dieselbe Zeit nur 14 Grad angegeben wurde. Erfurt liegt an und für sich schon verhält- mässig hoch; sein rauhes Klima wird aber haupt- sächlich durch die Lage am Nordabhange des Thü- ringer Waldes bedingt. Alle daselbst liegenden Städte haben ein mehr oder minder rauhes Klima gegen das offene Land im Nordosten Deutschland's, Erfurt ganz besonders, wird aber doch noch durch die Lage von Gotha Ubertroffen. Etwas milder da- gegen ist Weimar, noch meiir Eisenach und Jena. ^. C. Rosen thal's Erben in Wien hatten die früher in der Wochenschrift besprochene Mon- strosität, welche unter der Veredlungsstelle an einem Bohnenbaum entstanden war (s. S. 23), eingesendet. 7» 52 "Wie Professor Koch vermuthet und auch an betref- fender Stelle ausgesprochen hatte, bildete diese einen fasciirtcn Zweig. Garten- Iii!>j)ektiir Kolb in München hatte einige photographische Pflanzen- Abbildungen , welche der Hof- Photograph Albert daselbst anfertigt, eingc- aendet. Es sind Versuche, welche allerdings noch nicht den Ansprüchen völlig nachkonunen, aber wohl einer Verbesserung fähig sein mochten. Sie »ollen zunächst in der M art i us'schen Flora Anwendung finden. Prufes-sor K o c h behielt sich vor, über diese neue Methode, phoiographische Darstellungen zu ver- vielfältigen , später ausführliche Mittheiluiigen , be- sonders was die Kosten der Herstellung betrifft, zu machen, sobald ihm selbst die Details näher bekannt geworden wären. Dr. NVi tt mack machte auf das photugraphische Institut der Gebrüder Burckhardt in der Neander- Strassc aufmerksam, da da8.';clbe in dieser Hinsieht vorzügliche Arbeiten ausführe. Ebenso möchte es Gärtnern wichtig sein, zu wissen, dass der Photo- grapli S teckner (IJorsigstrasse 13) photographische Bilder direkt auf Holz so überträgt, dass der Holz- eclineider sie alsbald schneiden kann. Ein Ueber- zeichnen ist in diesem Falle unnütz. Obergäitner Dressier übergab eine 'l'uljic mit 'J Pilüthen. Diese unterscheidet sich dadurch von den Tulpen , welche man jetzt als mclirblüthige Sorte in Frankreich kultivirt und auch im Handel besitzt, dass die zweite und kleinere Blume ihren Ursprung in dem Winkel eines Blattes hatte, wäh- rend bei den eben erwähnten Tulpen die einzelnen Blüthen auf dem sogenannten Zwiebclkuehen ihren l.'rsprung haben. Die einzelnen Trüger der Blumen wachsen aber in diesem Falle ult so innig zusammen, dass es scheint, als näre auch ursprünglich nur ein einziger allgemeiner BlUthenstiel vorhanden gewesen. Dr. \\ itlmack zeigte die wichtigsten, in den Tropen, namentlich in C)stindien, gebauten Bohnen- sorten und deren \'erwandteu vor, welche das land- wirthschat'tliclie .Museum mit einer vnn der Regie- rung in Bombay erhaltenen Sammlung vor Kurzem bekonimcn hatte. In der Hegel hält man Ostindien für das Vaterland lUiserer gewöhnlichen Bidiiie (I'ha- setilus vulgaris); nach Alphons Deeandollc ge- deiht sie aber gar nicht gut im genannten Lande, weshalb man wohl ihr Vaterland anderswo, wahr- scheinlich nördlicher, nämlich in Mittelasien, zu suchen habe. In Ostindien kultivirt man meistens Bohnen mit viel kleiner«-n und wenigrr wohlsrhmeckenden !^a- mcn ; von ihnen ist Phaseolu-t radiatus Huxb., die Strahlenbohno, noch die schmackhafteste, ausserdem werden aber Pli. acanthifolius, Mungo und Ma.N, wekhe letztere Leide vielleicht nur Abarten einer und derselben Art darstellen, vielfach kultivirt. Dr. Wittmack bemerkt, dass Ph. radiatus insofern noch ein Interesse darbietet, weil der Samen früher als Gewichts- Einheit uuter dem Namen Masha gebraucht wurde. Dasselbe ist bekanntlieh auch mit den Pater- noster-Elrbsen und den Samen eines andern Schmet- terlingsblüthlers (Abrus precatorius), welche als Ge- wichts-Einheit Karat (Kattij galten, der Fall ge- wesen. Nach Anderen soll mau jedoch die Samen von Erytlirina abyssinica dazu benutzt haben. Auf gleiche Weise, wie die Samen genannter Bohnenarten, werden aber auch noch die Samen .mehrer Dolichosarten in Ostindien gegessen. Es gilt dieses vor .Allem von denen des Dolichos Lablab, nielanophthalmos, sinensis, uniHorus und Catjang. Leider bringen sie sämmtlich aber bei dem kurzen Sommer bei uns keine reiten Samen. Endlich ist noch Soja hispida zu nennen, deren Samen nicht allein in Ostindien, sondern auch in Japan und China, vielfach zubereitet, gern gege.«sen werden. Auch in den Vereinigten Staaten Nordamerika's wurden die Samen genannter Pflanze unter dem Namen Oregon-Erbse zur Kultur emptuhleu. Ein anderer Vertreter unserer Bohnen in Ost- indien sind die Samen des Cajanus indicus, eben- falls eines Sclimcttcrlingsblüthlers, welche als zwei- farbige Taubenerbse und Dollbusch im Vaterlande bekannt sind. Die Samen sind last kugelig, braun oder grau, oft fein gesprenkelt; die Pflanze bildet dagegen einen ziemlich ansehnlichen Strauch, un- serem Goldregen ähnlich, und ist auch insol'ern durch ihr Holz nützlich, als dies die beste Kohle für Schiesspulver gibt. Solche Kohle wird deshalb auch in den Pulverfabriken der englischen Regierung zu Mazngon verwendet. Merkwürdig ist ferner noch Voaudzoiu subter- liinca, deren Samen die Angola-Erbse oder die Bam- baras- Bohne der Franzosen darstellen. Diese Pflanze wird besonders auf der SUdwestkü^te Afrika's und auf Madagaskar vielfach angebaut, da ihre Samen dieselbe \'er»endung tindcn , wie unsere Bohnen. Die oberen BlUthen sind untVuchtbur, die unteren dagegen neigen sich alsbald zur Erde herab und dringen, ähnlich wie bei Arachis hypipgaea, in die- selbe hinein. Hier bilden sie eine kurze, dicke Hülse, die ursprünglich zweisamig ist, aber durch Fehl- schlagen nur einen Sanu-n enthält. Dieser hat die Grösse einer grossen Haselnuss, ist gelb und mit einem deutliciien weissen Nabel verschen. Dr. Wittmack legte ferner Proben von Cbuno Oller Tunta, d.h. getrocknete KarlofTeln, vor, die von Dr. Fonek aus Chili mitgebracht waren und die das landwirthsehafllichu Museum durch Dr. Bu- vrv, den CJeneral -Sekretär de« Akklimatisations- X'ereincs, erhalten hatte. 53 Wie bekannt, friert es in den hochgelegenen Theilen Chili's ebenso , wie auf den Hochebenen Bolivien's und der angrenzenden Länder, fast jede Nacht, und zwar während des ganzen Jahres. Die Eingebornen lassen ihre Kartoffeln erfrieren, trock- nen sie dann aber und bewahren sie erst in dieser Weise auf. Bei ihren öfteren Märschen in's Innere des Landes sind diese gefrorenen und dann getrock- neten Kartoffeln ihre hauptsächlichste Nahrung. Nach dem französischen Reisenden Weddell, der von seiner Regierung zur Berichterstattung über die dortigen Chinawälder nach jenen Ländern ge- sendet worden war, ist das Verfahren folgendes: Die Kartoffeln werden in dünnen Lagen an der Luft auf Stroh ausgebreitet, mit Wasser leicht be- gossen und 3 Nächte dem Froste ausgesetzt. Als- dann lässt man sie an der Sonne auftliauen und tritt sie mit Füssen, um den Saft auszupressen und die Schale (wenigstens theilweise) zu entfernen. Nun erst lässt man sie an der Luft trocknen. Auf diese Weise gewinnt mau den schwarzbraunen Chuno (Chuno negro). Lässt man dagegen die gefrornen Kartoffeln erst gegen 14 Tage in fliessendem Wasser maceriren, wozu mau in dem Bett der Bäche beson- dere Löcher aushöhlt, und behandelt sie weiter, wie eben angegeben ist, so erhält man den weissen Chuno (Chuno blauco). Beide Sorten halten sich unendlich lange. Der schwarze Chuno muss vor dem Gebrauche erst 6 bis 8 Tage in Wasser auf- weichen, während beim weissen nur 36 Stunden nö- thig sind. Der Geschmack des Chuno ist nicht süss, wie .bei unseren erfrornen Kartoffeln, sondern fast wie der reiner Stärke. Da wir unsere Kartoffeln den Winter über gegen Kälte schützen können und sie unbedingt in ihrem saftigen Zustande wohlschmek- kender sind, hat für uns die Bereitung von Chuno gar keinen Werth. Es würde selbst das Trocknen, das in jenen Theilen Südamerika's wegen der dün- nen Luft und der grossen Sonnenwärnie sehr leicht geschieht, bei uns im Winter auch nur durch künst- liche Mittel zu ermöglichen sein und nicht unbedeu- tende Kosten verursachen. ■ Eine ähnliche Zubereitung, wie die Kartoffeln in Chili erhalten, geschieht mit den Knollen einer zwei- ten Pflanze mit essbaren Knollen, der Oxalis tube- rosa, welche im Vaterlande Oca genannt werden und auf dem Markte von La Paz um die Hallte wohlfeiler sind, als die Kartoffeln. Man lässt sie je- doch in stehendem Wasser maceriren und nennt die gewonnene Masse Caia. Man fertigt aus den Oka- Knollen aber auch ausserdem noch eine süsse Masse, welche den Namen Cagui dulce führt, an. Zu die- sem Zwecke werden die Oka- Knollen in wollene Säcke gethan und mit diesen flach an der Sonne ausgebreitet. So geht alle innewohnende Säure ver- loren und die Oka-Knollen erhalten damit einen an- genehmen Geschmack. Lässt man sie auf diese Weise mehre Monate liegen, so werden sie schliess- lich weich und so süss, wie eine Feige. Der Monatspreis wurde den selbstgezüchteten Amaryllis aus dem Raven^'schen Garten zuge- sprochen. Allerlei ans der fiärtnerei und Pflanzenkunde. IL Direktor St oll in Proskau macht uns über eine grosse Eiche Mittheilung, die noch weiter verbreitet zu werden verdient. Es ist leider Thatsache, dass die Zahl der alten, ehrwürdigen Bäume, die Schle- sien früher in Menge aufzuweisen hatte, immer mehr und mehr geschwunden ist. Nicht allein, dass viele dem unerbittlichen Zahne der Zeit anheimgefallen sind, auch die Poesie derselben wird nicht mehr in dem Masse, wie früher, empfunden: die prosaische Axt hat die Opfer allmählig dahinraffen geholfen, um ihren Besitzern den Ertrag des Nutzholzes zu überliefern. Um so erfreulicher ist es, dass in dem grossen, dem Major v. Tiele-Winckler gehörenden Parke zu Moseheu in Oberschlesien für solche Urahnen eine Stätte gehalten ist, in der dieselben gehegt und gepflegt werden. Hier präsentireu sich unter Anderem nicht weniger als einige 60 Eichen, die durch ihre Stärke und ihr Alter gewaltig imponiren und den betreffenden Anlagen zur nicht geringen Zierde gereichen. Das stärkste Exemplar, die sog. Valesca-Eiche, misst im Umfange 28 Fuss; die Mehr- zahl weist einen solchen von über 20 oder nahe an 20 Fuss auf und die geringsten dieser Stämme mes- sen 12 Fuss im Umfange. Ausserdem beherbergt der Park des Grafen V. Haugwitz zu Rogau in Oberschlesien einen Eichenbaum, der schon mehre .Jahrhunderte Sturm und Sonnenschein erlebt hat, und dadurch zur hi- storischen Merkwürdigkeit gelaugt ist, dass König Friedrieh Wilhelm III. zur Zeit der Freiheitskriege in dessen Schatten eine Mahlzeit gehalten hat. Lei- der ist dieser früher kolossale Baum schliesslich so morsch geworden , dass er den äusseren Einflüssen nicht ferner allein zu trotzen vermag, auch bereits einen Theil seiner selbst eingebüsst hat und nun, gleichsam als Reliquie, durch Stützen und Bänder weiter erhalten werden muss. Im Kreise von Ratibor, und zwar in der Nähe 54 des Dorfes Lubom , stellt eine Rothbuchc, deren Alter auf 200 Jaliie geacliätzt wird. Trotzdem er- freut sie aicli des kräftigsten Wacli8thumi;8 und hat ein dichtes und geschlossenes Aeusscrc. Ihre Höhe betrügt zwar nur 00 Fuss, der Durclimesser des »Stammes dagegen G Fuss. Sic wird nach der Mit- tlieilung des Lehrers Opplcr in Plauia bei Katibor in dem Jahrcäberichtc des schlesischen Centralver- eiues für Gärtner und Gartenfreunde zu Breslau für das Jahr 1869 die Wunderbuchc genannt, weil in ihrem Schatten, ungefähr 0 Fus? vom Stamme cnt- lernt, eine C^ucUo des reinsten ^Va88c^s hervorbricht, welches vom Volke ziemlich allgemein gegen Augen- übel angewendet wird. In demselben lierichte über eine pomologisch- botanischc Reise gedenkt derselbe Lehrer Oppler zweier Riesentanncii bei Räuden, dem Wohnsitze des Herzoges N'iktor von Ralibor, welche eine Höhe von 150 Fuss und einen Stamniunifang von 12 Fuss besitzen, sich aber ausserdem eines majestätischen Wuchses erfreuen. Leider sagt der Berichterstatter nicht, ob die Ricrtentaimen Roth- oder Weisstannen hind? Wir vermuthcn das Erstcrc. In dem uns zugegangenen Jahresberichte über die Verhandlungen des Stettiner (Jartcnbau -Vereines im Jahre 1«70 tinden wir eine Methode, Ro.senkerne und Weissdornsteine schon im ersten Jahre zum Kcini-^n zu bringen, die, obwohl nicht neu, aber doch wenig bekannt, auch das Interesse der Leser der Wochenschrift in Anspruch nehmen dürfte. Man nimmt die ganzen Früchte und thiit sie in ein Go- fäss, um sie darin mit etwas lauwarmem Wasser zu übergiessen und dann den Strahlen der Sonne aus- zusetzen. Wie der Verfaulungsprocess vorüber ist, reinigt man die Samen auf gleiche Weise, wie es mit den Gurkenkernen geschieht, und vermischt sie dann zu gleichen 'J'lieilen mit Sand und Holzasche, wobei gleiL-hzeitig Chlorkalk hinzugesetzt wird. So liisBt man sie im frostfreien Räume bis zum Früh- jahre liegen und säet sie au», wenn keine Kälte mehr zu erwarten ist. Auf diese Weise erhält man bereits im .Inni junge I'Hünzehen, während nach ge- wöhnlichem N'erfahren diese erst im zweiten Jahre erseheinen. Ueber das Keimen iler Kukusfrüchle , was in dem ersten Allerlei ^S. 0) als sehr schwierig geschildert wird, theilt uns iJr. Hasskurl, korrespondirendos ^litglicd des Vereines, mit, dass schon Rnmpl in seinem Herbarium amhoinenHe ein \'ertahreu der lie- wokner der Küstenländer Ostindien'«, diese FrUchtc zum Keimen zu bringen, bekannt genineht habe, llarnaih werden die reifen und noch keimt'iihigen Früchte eine Zeitlang in warmen und feuchten Häu- sern, wn sie dorn Sonnenlichte völlig entxogen sind, aufgehängt. ^ucb hinsicblich der Ableitung des Wortes Ter- minalis (vergi. S. 12 ) belehrt uns Dr. Hasskarl weiter, dass ebentalls nach Rumpf die IFiudu'a oft Cordyline Termiualis, ebenso wie das Codiaeon (d.h. deu in den (Järten unter dem Namen Croton pic- tum kultivirtcn, jetzt Codiaeum variegatum genann- ten Strauch), zur Begrenzung ihrer Gärten benutz- ten (Herbar. amboin. IV, p. HO) und dass daher die Benennung Tcrminalis auf diesen Umstand Bezug bat. Tcrminalis bedeutete nämlich bei den Römern unter Anderem auch die Grenze. Dergleichen bunt- blättrige Pflanzen, wie die genannten, konnten um 80 mehr zu diesem Zwecke benutzt werden, als die farbigen Blätter von Weitem zu erkennen waren und wegen ihrer Kleiuhcit keinen grossen Raum einnahmen, damit aber den eigentlichen KnlturpHau- zen nicht schadeten. IVir haben schon mehrmals über die grossartige Erdbeerzucht in Nordamer'ka. besonders aber im Staate Neujork. gesprochen und «iie Aufmerksamkeit der Leser der Wochenschrift auf diese Kultur ge- lenkt, damit auch bei uns diese gleich wuhlschmek- keude und gcaundc Frucht mehr gewürdigt wird, als es bis jetzt der Fall ist. Schon lange hat der Nordamerikaner angefangen, die Erdbeere landwirtb- schaftlich, d.h. im Grossen, zu bauen; Landkom- plexe von 20 bis 40 Morgen, mit Erdbeeren be- pflanzt, kommen in der Nähe von Neuyork nicht selten vor. Die Reilicnkullur wurde bis jetzt an- deren Kulturen vorgezogen. Nach einem Artikel in der Neuyorker Zeitschrift Herold fängt man jetzt an, der llUgclkullur auf gleiche Weise, wie diese bei uns jetzt in Betreff der Kartofleln ziemlich all- gemein angewendet wird, den Vorzug zu geben. Fruchtbarem Sand- oder ^ehr gelockertem Lehm- boden, den man vorher durch Rijolen — Tictpflügen reicht nicht aus — lockert und reichlich mit Dün- ger versieht, gibt man den Vorzug und sorgt da- für, dass gehörig drainirt wird oder dass man etwas (bis it Fus») breite und verhältnissmässig tiefe Fur- chen in der Weise macht, wodurch das betreffende Land in 2 IJulhen breite Beete gebracht wird. Auf ihnen bringt man 14 Reihen von je 2 Fuss Breite an und setzt auf diesen, genau in der Mitte und mit nui 1 Fuss Entfernung, Erdbeer- Ptlnnzen ein. Ein Acker ^etwas über l,^ Morgen) erhalt auf diese Weise 1 8,840 Ptlanzen. In Deiitsilil«nd vorpflanzt man Erdbeeren am liebsten im August, damit die Pflanzen sich noch in demselben ation8- wasser, im gewöhnlichen Zuxtnndc nach der Fest- HtcUung dcK eben genannten schottischen Botanikers noch 3)) Prozent Walser enthalten. In feuchter Luft und unmittelbar der Sonne ausgesetzt, wurde bin- nen einer Slunde am meisten (bi< zu 3 Prozent) Wasser ausgedunstet, während der Betrag dagegen im gebrochenen Lichte noch nicht 1 Procent, in rler Dunki'llicit noch geringer, bisweilen sogar nichts war. In trockner Luft verlor bei direktem Sonnen- licht der KirHclilorbenr ncich nicht 2 Prozent Wasser. Man sieht hieraus, wie wichtig das direkte Son- nenlicht auf die Entwickehing der l'flanzcn einwirkt, und wio man in den (icwächshäuseru nicht genug darauf sehen kann, besDiiders den zärtlichen und leicht kränkelnden Pflanzen das uiithigo Licht su verschaffen. Es wird in der Kultur der Pflanzen in unseren Gewächshausern , besonders während der Winterzeit, ein grosses Mi«8verhältniss gegeben, wenn die beiden wichtigsten Faktoren ihres Gedeihens, Licht und Wärme, nicht in der noihigen Proportion zugeführt werden. Man hüte sich, selbst in Warna- häusern, besonders wenn der Himmel bedeckt ist, zu viel Wärme zu geben, da dieses stets ein Spin- deln im Wachsthume bedingt. Wir haben uns mehr- mals überzeugt, wie wenig Wärme selbst Pflanzen aus den heissesten Klimaten bedürfen, wenn sie nicht entsprechend Licht erhalten. Die Vcr?uche M'c Nab's sind ausserordentlich wichtig, aber doch noch zu einseitig, um allgemeine Schlüsse daraus zu ziehen. Sic sind zunächst mit einem immergrünen (iehölz gemacht, was in vielen Punkten von den krautartigen Gewächsen und den Gehölzen mit abfallendem Laube abweicht. Es ist eine grosse Wahrscheinlichkeit , dass sich die Au»- dünstuug hier anders verhält und die Luft bei dem zarteren Bau des Zellgewebes einen bestimmten Ein- flust doch ausübt. Dergleichen Pflanzen sind nach unscrn freilich oberflächlichen Beobachtungen io einer trockenen Luft leichter gewelkt, als in einer feuch- ten. Wünschenswcrth ist e.s auf jeden Fall, dass auch mit dergleichen Pflanzen Versuche angestellt werden. Dass immergrUne Gehölze am meisten den aus- trocknenden Eigenschaften der Luft in wirmcrcn Gegenden widerstehen, möchte man daraus ersehen, dass die Bäume in den tropischen Wäldern, welche herausragen und gleichsam einen Schirm über die anderen bilden, wohl immer lederortige, also nicht abfallende Blätter besitzen und damit demnach der Hitze auch am besten widerstehen können, während die waldartigen Ausbreitungen vnu geringerer Grösse, welche man in Brasilien Catinga's nennt, in der heisscn Zeit ihre Blätter verlieren und damit eine Zeil der Ruhe crliiilt.ii. lii's FIclirs iW pltiiic Irrre. Par Vilmorin ■ Aadricux et Co. Wir machen Gartenbesitzer und Blumenliebhaber auf «lie ^. Auflage dieses schon früher (im 9. Jahr- gange, S. 2-4 I besprochenen ausgezeichneten \N erkeji aufmerksam. Alle Pflanzen unserer (iartcnkultur sind darin, zwar alphabetisch geordnet, aber doch wissenschaftliih beschrieben, so da.ss das Werk auch Botanikern genügen wird. Am 3. Februar starb der Orosshenogliche Oarten-Inspektor ''l^li<-«>i- i Ijii-t >v«>y^ in Schwet- ringen. Näheres behalten wir uns vor. VsrUf von Wlegandt k Hamptl in B«rllo, ZlmuMr-attut« No. tl. Druck der C. F*i«l«r'>eh*a Buchdruck««) (L. Ifrw««), It«rlla, WUktlBi.PIkU K«. 4. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Eönigl. Preussischen Staaten No.8. für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor I>r. I£arl K^ocli« General -[Sekretär des Vereines. Berlin, den 25. Februar 1871. Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Statice spicata Willd. und die Statieen überhaupt. — Ueber Volksschulgärten. Vom Hofgärtner Jäger. — Eine Krank- heit des Timotheegrases. Vom Professor Dr. Kühne. Sonntag , den 26. Februar , Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohren - Strasse 49) eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Statice spicata Willd. und die Statieen überhaupt. Zu den schönsten und interessantesten Neuig- keiten des vorigen Jahres, welclie Haage und Schmidt in Erfurt eingeführt haben, gehört ohne Zweifel Statice spicata Willd., ein Sommerge- wachs. Dass sie dieses ist, gibt ihr unter den an- deren Arten des grossen Geschlechtes Statice eine etwas abweichende Stellung, noch mehr aber der Umstand, dass die Blumenkrone deutlich einblättrig ist, während diese ausserdem bei fast allen übrigen Arten fünfblättrig oder doch bis zur Basis getheilt ist. Dergleichen Statieen, welche einblättrige Blu- uienkronen besitzen, sind bis jetzt nur wenige, etwa 4 bis 6 Arten, bekannt, haben aber ein verschie- denes Ansehen. Statice spicata ist zwar schon seit der zwei- ten Hälfte des vorigen Jahrbundertes durch den rus- sischen Reisendon Gmelin entdeckt worden, wurde aber doch erst im Jahre 1828 durch den damaligen Direktor des botanischen Gartens in Petersburg, Fischer, der durch Einführung schöner Pflan?;en aus den kaukasischen Landen und aus Sibirien sich um die Gartenkunst sehr verdient gemacht hat, ein- geführt. So schön die Pflanze auch ist und so viel- fach sie sich anwenden lässt, so erhielt sie doch da- mals keine grosse Verbreitung und beschränkte sich nur auf einige botanische Gärten. Hier wurde sie nach Ende der dreissiger und zu Anfang der vier- ziger Jahre vielfach ausgesäet. Aber auch hier exi- stirte sie schon in den fünfziger und sechziger Jah- ren, soviel uns wenigstens bekannt ist, nicht mehr. Statice spicata, auch unter dem Namen St. lyrata Bieb. beschrieben, hat im Oriente einen ziem- lich grossen Verbreitungsbezirk. Sie kommt nicht allein in den östlichen Kaukasusländern, und zwar auf trocknem, zum Theil selbst salzigem Boden, der während des grössten Theil des Jahres einer Wüste nicht unähnlich aussieht, vor, sondern wächst auch jenseits des Kaspischen Meeres auf gleichen Orten, ebenso auf den nördlichen Hochebenen Persieu's im Süden desselben grossen Gewässers. Wo sie einmal wächst, kommt sie in der Regel gleich massen- weise vor. Die Pflanze bildet, gleich den meisten anderen Statice-Arten, fast nur Wurzelblätter. Diese haben im Umkreise eine längliche Gestalt, deren Rand aber durch weite Buchten ficderspaltig erscheint. Die Spitzen sind oben abgerundet und deren auf jeder Seite ungefähr 3 und 4 vorhanden. Die Länge des ganzen Blattes beträgt ohne den kürzeren oder längeren Stiel 1^ bis 2 Zoll. Da die Blätter dem Boden ziemlich flach aufliegen, bilden sie meist eine Rosette. Sie sind durchaus unbehaart. Dadurch unterscheidet sich die jetzt eingeführte Statice von der Statice spicata, wie sie von Boi ssier in seiner Monographie beschrieben wird. 8 58 ^^ Der Stcnpjcl i'^t, iii«oforii man nicht die kleinen, lue Zweige Htützcnden 131ällclien ilatür nimmt, völlig blattlos, aber mit cinzoloon Haaren besetzt. Er ver- ästelt hIcIi Helir, am meisten an der liuRiä, so dass er Helbst melirfacli eritclieinen und ebenso breit als hoch sein kann. Die Höhe betrügt 1 Fuse; in der Hegel ist sie aber geringer. Die untern Aesto theilen «ich oft wiederunj, jeder Zweig endigt aber mit einer, 1 bis 2 Zoll langen, sehr dichten Aehro; der Durchmesser beträgt nur 3 bis 4 Linien. Die Aelire ist cintormig oder blo» am unteren 'i'hoile unterbrochen. Die HlUthon stehen meist zu 3 und 4 beisammen aut' einem gemein^tchat'tlichcn kurzen Stiel und werden nn der Hajds von 3 Deck- blättern, von denen eins in der Regel am grössten i-«t, <'ingeRchlo!*Hen. Der grosse triehterformigo Kelch welkt nicht und besitzt eine am untoru Tbcilo, und zwar an den H bis lü hervorragenden lii|i])cn, mit kurzen Haaren besetzte Uöhre. Diu färbe des trockenhUutigen und deshalb nicht welkenden Kel- ches ist hnlllila ■ bläulich, scheint aber durch das Trocknen sich in (Jrau umzuwandeln, so dass die l'flanzo keine gute Immortelle darstellt, aclbst wenn die Stengel zeitig obgeschnitten werden. Die kleine, aus dem 'I'rii'liter des Kelchen hervorragende lilu- monkrono hat eine helle Itosal'urbe und legt sich später mit ihren f) Abschnitten zusammen. ( iruf J uubc r t, der lange Zeil im ( )rieute, und /.'war vorzugsweise in den südlicheren Ländern, in i'cisien und Svrien, sich aut'guhulten hat, tand unter gleichen Verhällnis.sen, wie Stutioe spicata wachst, eine sehr ähnliche, aber mehr zwergig wachsende Art, welche ebenfalls nur am untern Theilo des Kelche.s behaart ist, während nach ihm die echte Statico spicata den Kelch durchaus und die Blatter wenigstens auf dem Mittelnerv behaart besiut. Dar- nach wäre die von Haage und Schmidt oinge- führte Art nicht die echte Suiicc spicuta Willd., sondern eine Mittelform dieser und der St plan- taginiflora Janb. et Sp., d.h. der zwcrgig-wach- sendcD Art. Nach unserer Ansicht haben wir hier jedocJi in ßetretT der zuletzt genannteu Pdanze nur ciue Form der St. spicata vnr tms. lu den hcisscu Lan- dern des südlichen Orientes beginnt die Trockenheit früher, als in den nördlichen; die THanzcu erreichen deshnlb dasell)st in der Uegcl nicht dieselbe li rosse, wie im Norden, wo längere Zeil Feuchtigkeit und damit längeres Wnchsthum geboten wird. Wenn c» sich wirklich so verhalt und die Verschieilcnheit im Acusseru der l'tlan»e dur«h klimatische Verhältnisse bedingt ist, so wäre St. plantaginiflora nicht ciniDfti eine gute Form und würde durdi Aussaat rasch in die höhere Form Ubergeheu. Statico tpicata hat, wie schon anfangs an- gedeutet, grossen gärtnerischen Wcrtb: sie ist dabei ein leicht au behandelndes Somraorgewäcbs, was so ausserordentlich reich blüht, dass man »cblirsslicb 59 nur Blüthen sieht. Selbst im jugendlichen Zustande nimmt die Pflanze sich mit ihren eine Rosette bil- denden Blättern gut aus. Für unsere Teppichgärten und Blumenbeete ist sie eine vorzügliche Akquisi- sition, zumal wenn man sie in kleinen Töpfen erst heranzieht, damit sie einen gedrängten Wuchs an- nimmt und zwergig bleibt, und dann erst in's Freie austopft. Zwischen buntblättrigen Pelargonien möchte St. spicata , zu besonderen Zeichnungen verwendet, vor Allem sich besonders hübsch ausnehmen. Wir haben noch 2 Staticen, welche hinsichtlich ihres Baues und der Form der Blätter sich der St. spicata anschliessen und ziemlich gleiche Verwen- dung haben können: St. Thouini Viv. und sinu- ata L. Beide Pflanzen sind zwar im Vaterlande: Pyrenäische Halbinsel, Nordafrika und Syrien, aus- dauernd, blühen aber bei uns, frühzeitig in Töpfe gesäet und später in's Freie gebracht, nicht allein noch in demselben Jahre, sondern bringen auch rei- fen Samen, so dass man noch hinlänglich Material für das nächste Jahr erhält. Beide Pflanzen weiden etwas höher und bringen aus der Blattrosette mehre geflügelte Stengel hervor, welche sich zwar nicht so sehr verästeln, wie es bei St. spicata der Fall ist, aber doch in reichlicher Fülle Blüthen tragen. Von diesen hat der grosse, trichterförmige Kelch eine intensiv blaue, die zarte Krone hingegen eine weisse Farbe. Da der erste trockenhäutig ist, so können zeitig abgeschnittene Stengel brauchbare Im- mortellen bilden. Diesen beiden Staticen schliessen sich 8 bis 10 andere Arten an, welche auf den Azoren, Kanareu und auf Madera vorkommen und sich ebenfalls durch geflügelte, zum Theil auch durch gegliederte und mit wenig, auf jeden Fall aber weit kleineren Blät- tern besetzte Stengel auszeichnen. Boi ssier, der letzte Monograph der Plumbagiaceen, zu denen Sta- tice gehört, hat diese Gruppe von Pflanzen, ein- schliesslich St. Thouini und sinuata, unter dem Na- men Pteroclados (d.h. Flügelast) als besondere Sektion unterschieden. Diese wenigen Pflanzen sind zum Theil holziger Natur und zeichnen sich ausserdem durch grosse, buchtige Blätter mit glänzender Oberfläche aus, die hauptsächlich am untern Theil des kurzen und wenig verästelten Stengels, bisweilen selbst rosettenartig ge- stellt, sich befinden. Da die Krone zwar hier eben- falls leicht vergänglich ist, der stets gefärbte Kelch aber lange Zeit frisch bleibt, so haben die hierher gehörigen Arten, gleich allen Staticen, eine lange Blüthenzeit. Vor einem Jahrzehnt waren diese Sta- ticen beliebte Gewächshaus-Pflanzen und wurden viel- fach, wie man aus den Berichten über die Ausstel- lungen des Berliner Gartenbau -Vereines in der Wo- chenschrift ersehen kann, zu Ausstellungen gebracht. um wegen ihrer Schönheit oftmals Preise zuge- sprochen zu erhalten. Am meisten war St. Halfordi Hort, engl., ein Blendling der St. macrophylla Brouss. und fru- ticans B. Webb, nebst diesen Stamm-Eltern und brassicaefolia B. Webb, in den Gärten verbreitet und sind wohl auch noch mannigfach in den Pro- vinzen vorhanden. Ausserdem kommen hier und da noch: St. arborescens Brouss., macroptera B. Webb, pectinata Ait. und puberula B. Webb vereinzelt vor. Wir ergreifen die Gelegenheit, von Neuem auf diese Halbsträucher, resp. Sträucher der durch ihr gleichmässiges mildes Klima ausgezeich- neten, nordwestlich von Afrika liegenden Inseln des grossen Atlantischen Meeres aufmerksam zu machen, zumal die Kultur nicht schwierig ist und man für eine lange Zeit vom Ausgange des Winters bis spät in das Frühjahr hinein sich einen dauernden Schmuck verschaffen kann. Eine dritte Gruppe von Arten, welche gärtne- lischen Werth haben, gehört zur Sektion Limo- nium. Es sind Stauden mit grossen, aber einfachen und selbst ganzrandigen, am häufigsten lederartigen Blättern, welche rosettenartig den Boden bedecken. Nur wenige haben auf ihrer Oberfläche eine freudig-, häufiger jedoch eine graugrüne Farbe. Aus dieser Rosette erhebt sich ziemlich spät im Jahre ein oder mehre nackte und nach oben sich sehr verästelnde Stengel, welche an den Aesten ungestielte Blüthen, meist nach einer Seite hin gestellt, tragen und in der Regel die Höhe eines Fusses mehr oder minder übersteigen. Da die Blüthen ebenso gebaut sind, wie bei den anderen Staticen, und der Kelch auf gleiche Weise trockenhäutig und bleibend ist, so haben in der neueren Zeit die grossen und weit- schichtigen Blüthenstände vielfach Verwendung zur Anfertigung von Immortellen - Bouquets erhalten. Steckt man dagegen zeitig im Herbste abgeschnit- tene Blüthenstände in nicht mit Wasser gefüllte Vasen und Gefässe, so erhält man sich für den ganzen Winter ebenfalls einen dauernden Schmuck. Diese Staticen der Sektion Limonium sind Pflanzen des freien Landes und machen dem Gärt- ner gar keine Mühe. Ihre Blüthenstände kommen alle Jahre von Neuem hervor, ohne dass man etwas Anderes zu thun hätte , als sie der Blüthendauer halber zeitig im Herbste abzuschneiden. Sie kom- men im Vaterlande, besonders im südlichen Russ- land, in den Kaukasusländern und in der Tatarei in einer sehr grossen Anzahl vor und lieben da- selbst trocknen und sogar dürren Boden. Nichts destoweniger gedeihen sie aber auch in unseren, meist mit feuchterem Boden versehenen Gärten. Ein- zelne Arten wurden schon lange in botanischen Gärten kultivirt, bevor sie auch Liebhaber fanden. 60 Ilicrljcr gcliörcu die noch jetzt um lueistcii verbrei- teten Arteu: Stutice Limouiuni L., Ginelini W'illd., virgata Willd., latil'olia iSmitli, ia6i)ia Willd., gpL-ciüsa L. und tatarica 1^. Die beiden letzten Arten hat Bi)iä»icr wegen des etwas ab- weichenden GritVels und der abweichenden »Stellung der Deckblätter mit einigen anderen zu einem be- sonderen (ieniis vereinigt, was er Goniolimou nennt FrüluT waren auch unsere >Sundnelkeii oder Ar nieria- Artet! mit .Statice vereinigt. Sie unter- scheiden sich aber hu wcseutlieh, dass man zur Auf- stellung de*t Genus berechtigt war. Dasselbe gilt Von den ^hatice-Arten, welche ßuis.sicr al.s Acan- tholimon getrennt hat. Im Habitus unterscheiden flieh die dazu gehörigen Arteu noch mehr von den echten »Staticen, als selbst die Armerieii. Sic .-iind nämlich strauchig und bilden, ähnlich den Traganth- pflaiizcn im Oriente, dichte, breite und sehr ver- ästelte Büsche Von 1 bis l^ Fuss Durchmesser. Ihre schmalen, steifen und stechenden Blätter stehen dicht gedrängt an den kurzen Acsten, welche scbliesalich mit einfachen oder zusammonf^esetztcn Aehrcn en- digen. Leider ist Acantholimun vunustum Buiss., was vor einigen Jahren in Paris kultivirt wurde, nicht weiter verbreitet worden. Wir machen des- halb licisi'ndc, welche nach dem Orient gehen, auf die schönen l'Banzen dieses Genus aufmerksam, um sie unseren Gärten zuzuführen. Die Zahl der be- kannton Arten beträgt einige 20. Jl r fi r r II o f l\ s f rij ii 1" g lu I e ii. Vuiii llut'giirtutir Jiiger in EitL'uach. Ocstcrrcich hat in neuerer Zeit wiederholt be- wiesen, dass CS, wenn es einmal da?» sprichwörtliche „Nur immer langsam voran!" verlassen hat, mit Sicbenmeilenstiefeln vorgeht. Kin soluhcr Schritt ist das V'dlkflschulgcsctz vom 14. Mai ISti'.t. In der Instruktion fllr die Bezirkssehul - inspuktonn wird der Inspektor angewiesen, „darauf zu sehen, dass bei Landschulen ein Schulgarton zu einem ilen Bo- denverhältnissen der Gegend entsprechenden, land- wirthschaftliclien Unterrichte, insbesondere in der Obstbaun)-, Seidenraupen-, Bienenzucht oder im Gemüsebau vorhanden ist, und ob sich der Lehrer mit einem stdchen l'ntcrrichte bcfossl". Das ist mehr, als -- soviel ich weiss — iu ir- gend einem anderen deutschen Lande das Gesetz vorsciireibt. Mag auch die allgemeine An.iführung aut sehr viele Schwierigkeiten stossen und zum grossen Tlieil die Vorschrift Buchstabe bleiben, so ist doch schon mit der Anerkennung des Prinzips ungemein viel gewonnen. Iu Folge dieser neuen Einrichtung hat ein ftUr diese Idee begeisterter N'olksschul - Inspektor, Pro- I fessor Dr. E r a s m u s' Schwab in Ulmiltz, ein I Lehrer aus der aufgeklärten Schule Pestalozzi's und Diesterwcg's, e» mit dem Landschaftsgurtner lodcr Architekten Vj Max Mechanek unternommen, seine Ansichten Über V'olksschulgärteu in der kleinen Schrift: „Der Volksschulgarten. Ein Beitrag zur Losung der Aufgabe unserer \'olkserziehung von Max Mechanek und Dr. Erasmus Schwab, k. k. Professor und g. Bezirksschul-Inspektnr. Mit 3 Plänen (Wien und OliuUtz 187U)' au.szuiiprechen. Die Botheiligung Mechanek's liegt in den Plänen. Da dieses Buch zum ersten Male die Angele- genheit des Volksschulgärtners ausführlich bespricht, so verdient es mehr als eine Rezension und schon deshalb eine eingehende Besprechung, weil man kei- neswegs mit allen Ansichten des \'erfas5ei-s — mö- gen sie noch so wohlgemeint sein — einverstanden sein kaun. Von gärtnerischer Seite !il erwer- ben? Die Ausführung des ScIiulgartcnProgrammes verlangt so viel, wie ein besomlers begabter und erfahrcniT Lehrer der Nnturwii«scn»( haften einer Healschule erster Klasse leisten kann, daneben aber UKcli die Kenntnisse eines praktischen Lehrer« von Kiirst-, (tarten- und Acki'rl)ausi holen. Künde sieh ein solche« Genie, so wtlrde es wahrhaftig nicht lange auf dem Lande bleiben. Könnte der Landschul- leliicr das leisten, was der \'erfas»er von ihm er- wartet, so wire allerdings das Ideal der Volks-Er- ziehung erreicht, denn mit Hecht sagt der Verfasser, dass in der ein- und zweiklassigen Dorl'schule die geistige Bildung der ganzen aufwachsenden Cie- neratioii fatt allein in der Hand eine« I^ehrers hegt. Waa die Volksschule in der Stadt betrid't, so gilt Vieles, was wir Über die Landschule sagten, auch für diese. Aber das Bildung»- Material de» Schulgarten» mUssto doch ein anderes sein. Ver- I suche im Land- und Garte, bau sind in der Stadt. I wo »ich die meisten Schüler andern (»cwerbcn und Lebenszielen zuwenden, überflüssig, uud selbst die Anregung des Scliönheitssinues für Naturgcgenstände ist hier weniger nöthig, diese Bäume verwechseln. Also fort mit Svslemkuude und dergleichen Kleinigkeiten in der nicht -gelehrten Schule, dagegen frisch hinein in's wirkliche Leben, in das, was die Sinne wahr- 63 nehmen und was jeder gesunde Verstand sogleicli begreift. Professor Schwab hebt in seiner Broschüre mehrmals hervor, dass ein grosser Theil des natur- wissenscliaftlichen Unterrichts im Schulgarten er- theilt werden könne, sich an denselben anknüpfe. Im Prinzip kann dies nicht bezweifelt werden, aber in der Praxis tritt der Uebelstand ein, dass den Schülern, sowie sie im Freien sind, die Aufmerksam- keit fehlt. Sie fühlen sich nicht mehr in der Schule, sondern frei, werden zerstreut und treiben Allotria. Es ist dies keine Eigenthümlichkeit Einzelner, son- dern eine allgemeine Eigenschaft. Ferner macht die grosse Zahl der Schüler Schwierigkeiten. Es ver- sammeln sich im Freien wohl einige um den demon- strirenden Lehrer, aber die Mehrzahl kam nicht nahe herbei; ein Schüler drängt den andern, und wer es nicht aus Wissbegierde tbut, thut es aus Muthwillen. Wir schliessen hier mit Erörterung unserer An- sichten ab, obschon wir noch Vieles im Sinne haben, und wollen noch den Plänen der Schulgärten einen Augenblick schenken. Es sind deren in der Bro- schüre drei von Max Mechanek*) entworfen. Zwei davon sind ideal, der dritte ist ausgeführt. Der letztere hat 200 Quadratklafter, was für ein Dorf von nur 20 Häusern (Radwitz bei Olraütz) ansehn- lich genug ist. Bei den idealen Gärten für grös- sere Gemeinden sind Flächen von 800 bis 1,600 Quadratklaftern (also mehr als 1 und 2 preussische Morgen) zu Grunde gelegt. Die Pläne sind gefällig und mit Ueberlegung ausgearbeitet, doch dürften die Wege etwas breiter sein. Der Künstler hat ohne Zweifel unter dem Einflüsse Siebeck'scher Pläne gearbeitet, indem er auch dem Grabeland und den Versuchsstücken unregelmässige, sogen, landschaft- liche Formen gegeben hat, wodurch viele Unzuträg- lichkeiteu, Schwierigkeit der Bearbeitung, Einthei- lung und Uebersicht u. a. m. eintreten, ohne dadurch an Schönheit zu gewinnen. Es ist dies zuerst In *) Max Mechauek hat sich ausdrücklich erbotcu, jeder Gemeinde, welche darum bittet, einen Plan zum Schul- garten zu entwerfen. Beiläufig bemerken wir , dass nach einer brieflichen Mittheilnng des Professor Schwab Max Mechanek auch den Plan zu einem Stadtpark in Olmütz von 24 Joch (= 1600 Klafter, also über 50 preuss. Morg.) ausgeführt hat, welcher gegenwärtig unter Betheiligung des Professors Schwab angelegt wird. Möchte mau doch darin den Ideen des Schulgartens Rechnung tragen, vor Allem die vaterländischen Bäume übersichtlich anpflanzen und für genügende Spielplätze sor- gen. Es ist zu bedauern, dass in den meisten Stadtanlagen nicht für die heranwachsende Generation gesorgt wird, dass diese nirgends spielen, nie einen Rasenplatz betreten darf. Ein grosser Rasen müsste der Jugend unbedingt eingeräumt werden. Siebeck'schen Plänen (, Ideen zu kleinen Garten- anlagen", beiläufig gesagt, das einzige Werk von Siebeck, welches Werth hat) bei uns zur Geltung gekommen , aber auch schon in alten, von unprak- tischen Leuten geschriebenen Gartenwerken ausge- sprochene Idee eine grosse Geschmacksverirrung, gegen welche nicht genug angekämpft werden kann, da sie immer wieder von Neuem auftaucht und Laien gegenüber sehr viel Bestechendes hat. Solche Pläne sehen hübsch aus und es erscheint so ange- nehm, das Nothwendige iu schöner Form zu sehen. Es ist und bleibt aber Unsinn, ein unregelraässiges Landstück mit gradlinigen Beeten zu durchziehen, wie es beim Anbau krautartiger Pflanzen nicht an- ders möglich ist. Will man in modernem Geschmack verschönerte Nutzgärten anlegen, so muss entweder die Mitte des Grundstückes verschönert gehalten werden, wie es bei Nro. 1 der Mechanek'schen Pläne recht gut gelungen ist, während sich hinter Dickpflanzungen gradlinige Kulturstücke verbergen, oder das Ganze wird von einem verschönernden Gürtel jvon Pflanzungen und Bäumen mit Rasen umzogen, während die verdeckte Mitte die Kultur- stücke enthält. Dasselbe Prinzip tritt auch bei Fried- höfen ein, und wurde von uns schon in mehrern Fällen bei solchen neuen Anlagen in Anwendung gebracht. Die Pläne entsprechen den Anforderungen der Ideen des Professor Schwab, und hat der Zeichner mit gutem Grunde und Bedacht die zu den forst- botanischen Studien erforderlichen Pflanzungen auf ein Minimum beschränkt. Was den dritten wirklich ausgeführten Plan betrifft, so ist, abgesehen von den oben gerügten prinzipiellen Fehlern, das kleine Dörfchen Radweis um seinen Schulgarten von man- cher Stadt zu beneiden. Uebrigens wären die grade iu diesem Garten zahlreich angebrachten einheimi- raischen Bäume und Sträucher entbehrlich gewesen, denn was in der Umgebung der Dörfer wächst und von der Dortjugend meistens gründlich gekannt ist, kann im Schulgarten entbehrt werden, um Nütz-, lieberes dafür aufzunehmen. '"^ Schliesslich soll hier noch auf zwei Irrtliümer in der Schwab'schen Broschüre aufmerksam ge- macht werden, zwei Bäume betreffend, welche, man weiss nicht warum, von forstlichen Dilettanten im- mer von Neuem als unübertrefflich hervorgehoben werden, sogar In politischen Zeitungen. Der Ver- fasser nennt die Lärche , insektenfrei", während die- selbe fast alljährlich von einer kleinen Made ver- dorben wird, und empfiehlt den Götterbaum (Ailan- thus glandulosa) als „wie geschaffen" zur Bewaldung des kahlen Karstgebirges. Nach unserer Erfahrung, worin wohl die meisten Baumkenuer einstimmen, ist fast jeder andere Baum geeigneter zur Bewaldung 64 lies ganz aus Kalk bestellenden waHserloscD Karstes, 1 denn der Ailantliujt vertragt zwar trockenen Boden und gedtilit noch in elendem Sandboden, verkrtip- | pclt aber in truckenem Kalkboden und gibt so wenig I Laubt'iill, das» die uotliwcndigste Rtdingung zur Be- waldnng kahler Berge, eine volle Laubdecke, fehlen würde. iJas Buch „der Volkssclmlgarten" (Verlag von Eduard Iloltzcl in ^Vit•n und OlniUtz) kostet nur 4() Nciikrcuzcr (8 firoschen), ict daher Jedermann zugiinglich und besonder» Lehrern zu empt'ehlen. FiiiK' kraiiklicit drs Tiiiiothi'cgrase.s. Vom ProfcMOr Dr. Külinc in Halle. Das Timotheegraä (Phleum pratensc L.) gehört zu den werthvollsten und am häufigsten benutzten Grasern lllr Ansaat nielirjaiirigcr Klecgrasschlägc. Ks ist dein Ausfrieren nicht unterworfen und gibt bei nidit zu Hpätcm Schnitt eine reichliche Menge guten Kutters. Dabei tragt es viel und leicht zu gewinnenden Samen. Von Krankheiten desselben war bisher nur der Rost und da« Mutterkorn be- kannt; beide Arten des Bctalleus beeinträchtigten aber selten in erheblichem firade seine Nutzbarkeit. Weit erheblicheren Nachtheil kann dagegen eine Kranklu'itsfiirni bringen, die ich erst im vorigen .Fahre an) Timotheegrase kennen lernte, während sie an nielirern anderen (• rasarten schon längere Zeit bekannt ist. l)(m Freiherrn v. Bechenberg auf l{ogau bei Kra|i|iitz (< >bcrHchlesien) verdanke ich ilie Zuwendung einer l'arthie solcher Timothccgrns- l'tlanzen, welche die^e neue, unliebsame Erscheinung in hohen) (Jradi- zeigten. Eine Flüche von 20 Mor- gen auf gutem ()bcrniederu)igsboden war mit Klee und Timotheegra« angesüel worden. Während der Klee durch den Winter gänzlich vrrniditet wurde, zeigte da» Gras einen sehr befriedigenden Wuchs, bis im ersten Drittel des Juni cino oigcnthilmlicho l''iirm de« Erkiankens in solchem l'n)fange sich kundgab, dn.'ich, alsbald das Tin)o- thccgras zu mähen, sowie man häutiger jenen grat^ weissen Ueberzug bemerkt. Weiterhin wird am zwet kniilssigsten und sicher.sten die Nenbildung im laufenden und die Furt|>Hai)zung fttr's nächste Jahr verhütet, wenn nach dem Abmähen das Feld als •^cliafwcide genutzt wird. Am 16. d. X. starb nach längerem Leiden der welche an der ersten Befreiung uascrc« V.itcrlandc« in Hofgftrtner TT*»Tn|>ol in Berlin, einer der Wenigen, den Jahren 1811 und 1815 Thcil genommen haben. Vcriftjr Tnii WircBmIl ft Hcniprl in llcrliii, Zimraar-SIrfttB« No.91. I)nu-k der C. Kci lis. Wilk«!*» I-Ui« No. «. Wochenschrift des Tereines zur Befördernng des Gartenbanes in den Eöuigl. Prenssischen Staaten fiir No.9. Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur: Profjessor I>r. Karl Kocti, General -Sekretär des Vereines. Berlin, den 4. März 1871. Preis des Jahrganges 5j Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch f.riico durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Phoenix reclinata Jacq. und Livistona australis Mart. Zwei Zimmer-Palmen. — Flore des serres et des jardius. Tom. XVII. — Neueste Erbsen und Kartoffeln. — Das Königl. pomologische Institut zu Proskau. Phoenix reclinata Jacq. und Livistona australis Mart. Zwei Zimmer-Palmen. Palmen sind nicht allein eine Zierde der Land- schaft, auch unserer Gewächshäuser und der Zim- mer ; leider hat aber ihre Liebhaberei in der neue- sten Zeit wiederum abgenommen, so dass bereits viele Arten aus Gärten und Zimmern verschwunden sind, welche vor 10 und 20 Jahren mit Vorliebe kultivirt wurden. Wir haben, wie man ans den verschiede- nen Jahrgängen der Wochenschrift ersehen kann, früher Liebhaber gehabt, welche 60 bis 80 ver- schiedene Palmen in ihrem Zimmer pflegten und besonders im Winter die Freude hatten, ihren be- wohnten Räumen einen seltenen Schmuck zu ver- leiben. Im Sommer wurden sie in der Regel bei einem Gärtner eine längere oder kürzere Zeit in einen Kasten gestellt, um durch von unten kom- mende Wärme wiederum zu neuer Vegetation an- geregt zu werden. So vorbereitet, brachte man sie mit dem gehörigen Schutz gegen Unbilden unseres Wetters und eben so gegen direktes Sonnenlicht, eine Zeitlang in's Freie, wo sie sich noch mehr er- kräftigten und für die ungünstige Winterzeit sich abhärteten Nicht alle Palmen sind für die Zimmer passend, aber doch recht viele. Arten, die rasch wachsen und in kurzer Zeit eine bedeutende Höhe erhalten, wie die sogenannten Stelzen-Palmen, und ebenso die, welche mit ihren grossen Blättern zu viel Raum einnehmen, wie z. B. die Sabal's, sind von vorn herein aus den Zimmern ausgeschlossen. Ferner muss man Palmen der heissen Klimate, welche in feuchten Urwäldern wachsen, wie die meisten Leo- poldinen, ebenfalls von der Zimmer-Kultur aus- schliessen. Die besten und geeignetsten Arten sind dagegen solche, welche nicht hoch werden, langsam wachsen und in den wärmeren Ländern der ge- mässigten Zone, also ausserhalb der Tropen, vor- kommen. Laien fürchten in der Regel die hohen Preise der Palmen. Diese Furcht ist, insofern man von den Neuheiten und von besonders schön gezogeneu und grossen Exemplaren absieht, völlig unbegründet. Für Liebhaber, denen nur Zimmer zu Gebote ste- hen, sind jugendliche Exemplare von 3 und 4 Jah- ren, welche ihre anfangs ungetheilten Blätter bereits in Fieder- oder Schirmform besitzen, am meisten zu empfehlen. Diese sind ihren Leistungen entsprechend nicht theuer, da man beispielsweise von den in der Ueberschrift genannten Palmen für 1 bis 3 Thaler schon sehr hübsche Exemplare kaufen kann. Sie haben eine entsprechende Grösse und können ein Jahrzehnt das Zimmer zieren, bevor sie zu gross werden. So lange dauern sie in der Regel aber gar nicht, sondern werden — wie es ja oft auch selbst in Gewächshäusern der Fall ist — im Verlaufe der Jahre allmählig weniger schön. Haben sie einmal eine bestimmte , nicht mehr entsprechende Gestalt angenommen, so ist die Mühe, welche man darauf verwendet, umsonst; man bringt sie doch nicht wie- 9 der zu uiucin krältigtii Wailislhuni. Dcrglficbcn Kxemplarc mUssen cntlcnit und durch andere er- setzt wurden ! Wir begreifen es, besonders von Seiten der Da- men, wenn es dio«en schwer wird, sich von etwas Liubgiwoiinencm zu trennen, und wenn sie niüg- lichst lange zaudern , bevor sie sich dazu ent- schliessen; wir können aber im Interesse des ästhe- tischen ClefUhles docli im bc-agti-n Falle das Eut- ternen fioklier i'flanzen nicht genug einpfihlen. Lei- der kommt C8 uns oft vor, dass hieriu gefehlt wird. Wir finden nicht selten PHanzen in einem so trau- rigen, man möchte tragen, in einem su erbärmlichen Zustande in Zin)mern, dass man nicht begreifen kann, wie sich eine solche L'nschiinheit mit dem Schönheittgefühle , das sich sonst kund gibt, ver- trägt. Ks gi'ot nichts Iliisslichcres, als abgeblühte Azaleen, Hj-acinthen, Maiblumen u. ». w., und doch sieht man sie in der Hegel viel zu lange in den Zimmern. In welchem traurigen Zustande findet man bisweilen die sonst so leicht in den Zimmern zu kultivircnden Gumniib&ume! Man erneuert Gar- dinen, Möbel» u. s. w., wenn diese den Ansprüchen nicht mehr nachkommen; warum zögert man mit Pflanzen, die dem Absterben nahe und deshalb häss- lich geworden sind? Im äussern Ansehen unterscheidet man zweierlei Palmen: Fiedcr- und Schirmpalmen. Die einen ha- ben die IMiittcr schliesslich gefiedert, die anderen »chirnjformig. In der vorletzten Wrsammlung des Vereines (S. öl) wurden 2 Arten: Phoenix rccli- nata Jac(|. , als Fiedcrpalme, Coryphn australis Hort., aU Schirnipalme, um so mehr empfohlen, als sie neuerdings in Massen, besonders von Hange und Schmidt in Erfurt, aus Samen gezogen wor- den sind und daher Liebhabern um billige Preise zur Verft\gnng stehen. Es sind zwar schon längst bekannte Palmen, die letztere selbst bereits, wenig- stens in Berlin, zur Markt])ilanzo geworden, es ban- delt sich aber hier nicht um seltene oder neu ein- geführte Pflaiizon, stjudern für den in dieser Hin- sicht nicht wählerischen Liebhaber um Palmen, die ein hübscheres Aeussi-ru haben und demnach in einem Zimmer ihrem Zwecke entsi)rechen. Wir möchten rnthcn, Palmen, und demnach auch diese, auf besondern Ständern oder kleinen Tischen aufzustellen, denn auf diese Weise piäsentiren sie sich am besten. Zwischen anderen Plattpllaneen kommen ihre \'orzüge nicht zur (Jeltung. Wenn man sie dann noch mit niedrigen HlUthenpflanzen, deren Farben scharf ausgeprägt sind, umstellt und darum vielleicht noch einen Kranz von kleinen Töpfen mit Iscdepis setneea oder mit SelBgiuellcn, welche letztere aber leider keine Zimmerluft ver- tragen, anbringt, so hat man eine IMlanzengruppe, die ebenso interessant \^ie geschmackvoll ist und Jedermann gefallen wird. I'm noch mehr Interesse für diese beiden Pal- men bei dem Liebhaber zu erwecken, sei es uns gestattet, von beiden Besehreibung und Geschichte zu geben. Was die erstere, Phoenix reclinata, anbelangt, so gehurt sie wohl mit der Dattelpalme in ein Genus, erreicht aber keineswegs einen so hohen Stamm, wie diese, uml besitzt überhaupt mit ihr nur geringe .\eiinli-hkeit. Sie scheint im Süden, und besonders auf der Sudostseite Afrika's, einen ziemlich grossen \'erbreitungsbezirk zu haben, denn sie erstreckt sich nördlich fast bis Zanzibnr, und wächst meist einzeln auf in der Hegel trockenem Bo- den. EingetHlhrt wurde sie nach des älteren Jac- quin's Belichte in dessen Fragmenten (s. Tom. I, p. 27, tab. 24 1 durch den Ciärluer Scholl direkt aus dem Innern Afrika's. Dieser hatte nämlich Fruchtslände nach den kaiserlichen Gärten von Schön- brunn bei ^^ ien gesendet, deren Früchte, der Erde übergeben, rasch keimten und schöne Ptianzen lie- ferten , welche bei der damaligen Liberalität des Schönbrunner Gartens zum 1'heil auch andern Gär- ten milgeilieilt wurden, üb von diesen aus der ersten Zeit dieses Jahrhunderles stammenden Exem- plaren der Pin enix reclinata jetzt noch einige exi- stiren, wissen wir nicht. Leider haben wir vor 1 ^ Jahren, wo wir das letzte Mal Schönbrunn besucli- ten, nicht besonders darauf gemerkt. Ebenso ist uns nicht bekannt, wer später die Palme wiederum eingeführt hat und woher die jetzt in den Gärten befindlichen Exemplare stammen? Da die Pflanze Vei breitung verdient, so haben die Handelsgärtner Haago und Schmidt in Ei fürt sich jetzt ein be- sonderes Verdicn.'^t eiworbcn, dass sie gleich Men- gen von ihr in den Handel bringen und auch we- niger Bemittelteltcn (Jelegenheit geben, »ich diesen Schmuck zu erweiben. Phoenix reclinata hat ihren Namen deshalb erhalten, weil der Stumm in der Hegel nicht auf- recht steht, soiidirn, uameiitlich an der Ba^is, etwas niedergebogen cr.seheinl. Der Beiname dcehnata, den übrigens auch Laninrck in der Encyclopi^dic mrthodiijue (Bot. Tom. II, 4ln>) für die Pflanse anwendet, wäre bezeichnender gewesen. Der Stamm bleibt kurz und übersteigt nur selten die Höhe von .■{ Fus». Seine ganze t »bcrfläche ist mit Scheidon- rvstcn der Blätter bedeck'. Die Blätter selbst sind regelrecht gefiedert uml erreichen eine I>änge von 2i Fuss. Aut jeder Seile der gemeinschaftlichen Spindel befinden sich ß.'i bis 41* schmailauzettfdr- mige Blällchen von ziemlicher Härte. Besonders ist CS bei den unteren der Fsll, so dass diese an der Spitze selbst stechend werden. Die grossen BlUthcn- sländc kommen an 'Ib freilich die Anzahl der Blätter, welche zu gleicher Zeit an dem Stamme sich befinden, auch bei der wilden Pflanze ebenso gross ist, wie in unseren Gewächshäusern, ist wie- derum eine Frage, welche wir Terneinen. In dem V. Decker "sehen Garten in Berlin befand sich frü- her ein Exemplar, was jetzt im botanischen Garten steht , wo die Zaiil der Biiiltcr nahe hundert war und wo sie an dem Stamme bis fast zur Basis herabgiugi'D. Exemplare von i! und -1 Jahren, wie sie für un- sere Zimmer passend sind, haben noch keinen deut- liclicn Stamm und die 3 bis ä Schirmblätter kom- men scheinbar au» der Wurzel hervor. Die 2 und 3 Fuss langen und ziemlich schlanken Stiele sind an den Kanten der ()bert1ächc nnt rothen, mit ihrer Spitze lilckwiirts gewendeten Dornen besetzt und tragen in abstehender Stellung die kaum 2, höch- stens .'} FusH enthaltenden Schirmbliitter, die bei grossen Exemplaren den doppelten Durchmesser er- halten können. Die Zahl der strahlcnartig vom Mit- telpunkte abstehenden und sich fast lingfurniig zie- henden Abschnitte beträgt in der Begel It* bis 20. Sie sind nicht so steif, wie bei der verwandten Li- vistona sinensis (Latania borbonica der Tnirten), weshalb die Spitzen oft etwas umbiegen, und haben auf der Obcrtlliche, wie schon gesagt, ein sehr an- genehmes freudiges Grün. Flore des stTrcs et des janlins. Anualcs g^ndrales d'horticultarc de Louis van Honttc Tom. XVII. Ein Jahr ist bereits verflossen , seitdem der 17. Bund dieses ausgezeichneten Gärtner- Werkes vor uns liegt; wir hätten demnach schon längst darüber berichtet, zumal der 10. Band im Jahre istiS, also vor beinahe 3 Jahren, schon besprochen wurde (s. II. Jahrg., S. 233), wären nicht andere zur Verfü- gung gestellte Abhandlungen vorhanden gewesen, welche den uöthigen Haum für diesen Bericht ent- zogen. Da der Inhalt des 1 7. Bandes jedoch, gleich den früheren, das Interesse und den inneren Wcrth behält — wenn auch die in dem letzteren abgebil- deten Pflanzen zum grossen Theil in unseren Gir- ten und Gewächshäusern anderen und neueren, ob- gleich nicht schöneren, wiederum weichen musstcn, — so stehen wir nicht an, das Versäumte jetzt nachzuholen. Beginnen wir dieses Mal mit den Gehölzen des freien Landes und lassen dann die Blüthcnsträucher des Kalthauses folgen. Eine lange bekannte, im Herbste ihr Laub rothfärbende Eiche ist die nord- amerikanische Art Quercus rubra (tab. 1812), in deutschen und englischen Anlagen sehr verbreitet. Man findet beispielsweise im Augarten bei Kassel, aber auch im botanischen Garten zu Berlin, schöno grosso Bäume. Abgesehen von dieser Färbung ste- hen in malerischer Hinsicht sämmtliche nordameri- kanischen Eichen ebenso unseren beiden Waldcichen nach, wie in der (Jiltc des Holzes. Wenn ihr Laub sich jedoch zu röthcn anlangt, haben sie unbedingt einen grösseren Werth. Von den 3 nordamerikani- scheu Eichen, wo sich des bekannten Fingerhutes (Digitalis puriiurca"), welche Iverv in Dorking, der bekannte Azalcenzücliter, ans Samen erzogen hat (tab. 17.')^). Die HlUthen i. amerikanische Sorte, welche empfohlen wird, führt den Namen Uliraax. Bus .Kollier, jioiiiül'üiiifdjr •liididil ;,ii l.irü>liuii. Da» Sommer- Semester am Königlichen po- mologischcn Institute in Proskau in Schle- sien beginnt den I.April d. J. Die Anstalt hat den Zweck, durch Lehre und Beispiel, auf dem Woge der Theorie und der Praxi» die Ciärtnerei in un- serem \'aterlande, besonders die Nutzgtirtnerci und namentlich den Ubstbau, zu heben und tn fördern. Der Kursus der GartenbauschUler ist ein zwei- jähriger: der Unterricht urafasst: 8) Begründende Fächer: Mathematik und Rechnen, Physik. Chemie, Mineralogie, Bota- nik und Zoologie; b) Hauptfächer: Bodenkunde, Allgemeiner Pflanzenbau, Obstkultur, insbesondere (>b»t- baumzucht. Obstbaumpflege, Obstkenntni^s (Pomologie), ' )bstbenutzung, Lehre vom Baum- schnitt, Weinbau, Gemüsebau und Treiberei, Handelsgewächsbau, Gehölzzucht, Landschafts- gärtnerei, Planzeichnen, Zeichnen und Malen von Früchten und Blumen, Feldmessen und Nivelliren ; c) Nebenfächer: Buchführung, Bienenzucht und Seidenbau mit Demonstrationen. Zur L'ntcrstützung des Unterrichtes dienen: mustergültige Baumschulen in grossem Massstabe, der Obstpark, der die verschiedenen Formbäume enthält, der Obstmuttergarten, ausgedehnte Ge- raüseanlagen, Parkanlagen u. A.: ferner die Bibliothek, das ph ysi kalische und chemische Kabinet, das Obstkabinet, der Modellsaal u. A.; dazu treten demnächst die wissenschaftliche Versuchsstation für gärtnerische Zwecke, Ge- wächshäuser für Obsttreiberei und Einrich- tungen zur Herstellung von (.)bstwein und Dörr- obst. Das Honorar beträgt für das erste und zweite Semester je 30 Thlr, für das dritte und vierte je 20Thlr; ausserdem sind halbjährlich je 7;^ Thlr für Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bett und Bett- wäsche zu entrichten. Für die gewährte gute und reichhaltige Beköstigung wird Nichts berechnet, dagegen sind die Zöglinge ver|)flielitcf . in den für die praktisclien Beschäftigungen bestimmten Stunden die ihnen anzuweisende Arbeit ohne Entschädigung zu verrichten. Anmeldungen zur .\ufnahmc haben unter Bei- bringung der Zeugnisse schriftlich oder mUndlich bei dem unterzeichneten Direktor zu erfolgen. Der- selbe ist auch bereit, auf portofreie Anfrage wei- tere Auskunft zu ertheilen. Ih-r Uirrklor drs Kul. |ioniolti::i>>rli<-n liislidiN. X I .. 1 I. Hai Vi'ni'iclnuH» iler GomUse- und niunirii«iitmT<>ion vou Krnnj Aiitnn Haii|;i- in Erfiin i»t «Ion Kxemplarvii der Wochon»chrifl, widi-lio durch den Uiirhliatidt-l vcrbn'itct und welche nii hier io und bei ilerhu wohnende Mitglieder Kosrndut wurden, boigelejft ; d»»M'lbo bei den übrigen Mit- gliedern (u thun, iat nicht luliUaig. Wir machen aber noch- niiiln ilnrauf nufnjerkmini. Vorlaf TOD Wienand! \ Hcmpcl in Berlin, Zlouner Mtrut« No. 9t Druck dor C. Feli lor'tchcn nnclidrackerel (L. Mcw««), lUrllB. Wllbtinu riau No i. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Eonigl. Preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteui" Professor I>r. Karl K^ocli, General - Sekretär des Vereines. No.10 ■ Berlin, den 11. März 1871. Pi 'eis des Jahrganges 5i Thlr., sowohl l des ei Bezug durch den Buchhandel, als auch deutsch-österreichischen Post-Vereines. franco durch alle Post- Anstalten Inhalt: Ueber (Schills Schulgärten. s.) — G. A. Von 0. Fintel Hüttig mann. in Gothenbiirg in Schweden. — Flore des serres et des jardius. Tom. XVII. Ueber Schulgärten. Von O. H litt ig in Gothenburg in Schweden. Nebst I l'liiii des Schulgarleiis In Rilaiidr. Soviel ich weiss, sind Scluilgärten in Deutscli- laud beinahe unbekannt. Ich verstehe unter ,, Schulgarten" den bei der Volksschule einer Stadt- oder Landgemeinde ange- legten Garten, in welchem den Zöglingen Unterricht im Gartenbau ertheilt wird. Auch in Schweden sind sie noch selten. Und noch heute widerstreben sie den in alten Vorurthei-. len befangenen Ansichten der Landbevölkerung so, dass dieselbe jede Minute der Schulzeit für verloren hält, welche nicht für das „Lesen ', d. h. für das Auswendiglernen des Katechismus oder der biblischen Geschichte verwendet wird. Noch viele Jahre werden vergehen, ehe das Pu- blikum einsehen lernt , dass die für das praktische Leben berechnete Unterrichtsmethode unserer neuen Gesetzgebung ein frischeres, brauchbareres Geschlecht erziehen wird, als jene veraltete, die den Kopf mit unverstandenen Bibelsprüchen füllte und dabei es versäumte, den Menschen zu lehren, seinen Namen zu schreiben. Unsere neueren Schulgesetze verlangen von dem Lehrer, dass er seine Schüler, ausser in oben er- wähnten Gegenständen, in vaterländischer Geschichte, Geographie, Naturlehre u. s. w. unterrichte, dass er mit ihnen turne, mit Waffen exercire, musicire und dergl. Seit einem Dezennium ungefähr hat unser aus- gezeichnete Garten-Schriftsteller und Pomolog, Dr. O. Eneroth, das allgemeine Interesse zu wecken gesucht auch für die Einführung des Gartenbaues als Unterrichts- Gegenstand in unsere Volksschulen. Und seine Bemühungen sind nicht ohne Erfolg ge- blieben: alle Behörden, bis zum Minister hinauf, wünschen die Einführung; doch Gesetz ist sie, so- viel ich weiss, noch nicht. Aber wie die neueren Schulgesetze erst dann auf einen Erfolg rechnen konnten, wenn die für dieselben vorgebildeten Lehrer vorhanden sein wür- den, d.h. nach einer vollständigen Reorganisation der Seniinarien für Volksschullehrer, so rausste auch der Gartenbau hier erst als Unterrichts-Gegenstand eingeführt werden. Das ist denn auch geschehen — aber der Er- folg hat den von dieser Massregel erwarteten Re- sultaten nicht entsprochen. Man hatte die Sache leicht genommen; man glaubte der betreffenden Ver- ordnung zu genügen, wenn man irgend einen Gärt- ner engagirte, der den Eleven am Seminarium eine gewisse Anzahl Stunden jährlich (beim Seminarium in Lund waren es 36) aus einem von der Direk- tion angenommenen Gartenbuche vorzulesen hatte; die Eleven lernten ihr Pensum auswendig, und wenn sie durch ein dem Examen vorangehendes Tentamen sich auch im Gartenbau wenigstens das Zeugniss „accepit cum laude" erworben hatten, so waren sie zur Anstellung als Volksschullehrer berechtigt. Dass auf diese Weise die Kenntnisse im Garten- bau nicht Gemeingut wurden, begreift sich leicht. Das Ziel wurde auch nicht erreicht, als das eine 10 74 und andere Seminarium sich einen Schulgarten an- legte, worin der Unterricht praktisch niitgethcilt wurde. Hier erhoben sich neue Schwierigkeiten. Der Direktor des Seminariums findet das wohl recht angenehm, in dem dicht bei seiner Amtswoh- nung gelegenen Garten [»romeniren, sowie Blumen und Früchte pflücken zu küiincn, — er glaubt aber nicht die nöthigo Zeit erübrigen zu können für die Theihiahme der Eleven an den praktischen Arbeiten im Garten, die natürlich mehr Zeit erfordern, als die früher bewilligten 3»! Stunden für rein theorc- tisclie Vorlesungen. Die Zöglinge selbst, an die warme und eingc- schlusscnc Luft der Ötudirkanimer gewöhnt, zeigen wenig Lust, sich den rauhen I-'rühlings- und Ilerbst- wiudeu auszusetzen, um mehr vom Gartenbau zu lernen, als was gerade im Buche steht, — vom Gar- tenbau, dessen Nutzen fUr sich selbst, wie für das junge Geschlecht, welches einst ihrer Sorge über- geben werdeu wird, sie ebenso wenig begreifen, wie der Direktor des Seminariums, gewöhnlich ein Geist- licher aus der alten Schule. Wenn am Schlüsse des Schuljahres der Lehrer mehr Werth legt auf die praktische Geschicklich- keit, als auf ein wortgetreu hergesagtes Pensum, wenn er deshalb das nolh wendige Zeugniss „med beröm godkünd' (accepit cum laude) oft nicht er- thoilen kann, so muss der betretende Eleve von vorn anfangen, muss noch ein Jahr bei der Anstalt bleiben, und die Unlust am Gartenbau wird dadurch noch mehr gesteigert. Schliesslich werden die jungen Leute angestellt. Sie kommen als Volksschullehrer unter die Aufsicht des „Schul Inspektor.-*", der, so viele ich ihrer kenne, immer ein aufgeklärter, freisinniger Geistlicher, von der Pro vinzittl -Vertretung ( land^tinget) angcitellt, die Aufgabe hat, die Schulen seines Distrikts zu kon- troliren, die Lehrer und oft noch mehr die Gemein- den anzufeuern, überhau|>t darüber zu wachen, dass Jeder seine Pflicht tliue unil, wenn nöthig, die Lehrer um sich zu versammeln, um sie mit neueren, besseren UnterrichtM-Mclhoden bekannt zu machen. Der Schul - Inspektor i^t immer ein warmer Freund des (iartenbaues, auch hat ihm der Minister, wie die Provinzial-\'ertrctung, an's Herz gelogt, mit allen Kriiften die Einführung des (tartenbaues in sttmmtlicho Schulen zu beweikstelligen. Aber das lässt sich nicht erzwingen. Ganz ab- gesehen davun, dass die älteren Lehrer wenig mehr, als einen ganz unklaren BegritV vom (iartenbauc haben, während die jüngeren dagegen, bei der Masse der verschiedenen CJcgcnstundo , die ihnen auf dem Seminarium eingelrichteit wuiden, den Gartenbau zu allererst als unnützen Ballast bei Seite werten, — ganz abgesehen davon, sage ich, disa die Lehrer nicht im Stande sind, Unterricht in diesem Fache zu crtheilcn , liegt ein weiteres Ilinderniss für die Erreichung des gewünschten Zieles darin, dass die meisten Schüler noch ambulatorisch sind; der Lehrer sammelt einen Theil seiner Schüler in dem einen Bauernhause, einen anderen Theil 3 Monate später in einem anderen u. s. w. Dem Lehrer, der ol't mei- lenweit zu seinen Schülern zu gehen bat, fehlt so- wohl Zeit als Lust, sich seinem eigenen Garten, wenn er einen hat, zu widmen ; an den praktischen Unterricht im Garteubau ist unter solchen l'mstän- den nicht zu denken. Hierzu kommt nun noch der schon oben er- wähnte Widerstand der Gemeinden gegen jede Neue- rung. Ich kenne einen Lehrer, der, obgleich von älterem Schlage, die Liebe für und einige Praxis im (Jbst- und Gartenbau von seinem Vater geerbt hatte und nun versuchte, das früher Gelernte und aus zahlreichen Büchern Zusammengelesene prak- tisch zu verwerthen; er legte sich dicht an seiner Wohnung einen kleinen Garten an und micthete sich ein Stück T^and, das, an der Landstrasse und in der Nähe der Kirche gelegen, er von den Schul- kindern bearbeiten lassen wollte, um ihnen dadurch einige Begrifte von den Kegeln des Garteubaues beizubringen. Aber auf Anstiften der „.Mten" in der Gemeinde zerstörten die Kinder nicht allein die Vorbereitungen zu dem versuchten Schulgarten, sondern ouch die i'rivat|iflauzung des Lehrers, erbosten sich aber ganz besonders über den in der Nähe des Schulgartens, der Landstrasse und der Kirche errichteten Abtritt, in welchem der für den Garten nothige Dünger durch freiwillige Beiträge angesammelt werden sollte, der aber regelmässig einmal in jeder Woche on- brauchbar gemacht wurde. Auf den Wuu!i'hen , A. orn i thoce plui la Hook, (tab. 17'.i7) hingegen ist eii:o Art des tropischen Amerika s, gleich der früher ebenfalls erwähnten A. grandiflora. Sie zeichnet sich durch die grossen, denen der I'teifen|itlanze (A. Siplio) ähnlichen Blät- ter, unter denen diu langge^tieltcn Blüthcu herab- hlingen , ans. Deren Gestalt besitzt entfernt eine Aehnlichkeit mit der eini» N'ogelkopfes , wo der grosse »Schnabel aufgcftperrt ist. Die (Jrundtarbe ist ein unreines, zum 'Iheil röthhches Weiss, was von brauneu, an der Lippe des Saurocs aber von grau- schwarzen und netzförmig verbundenen Adern od- terbrochen ist. Tropaeolum sessili flor um Poepp. et EndL (p. 121) wurde, wie bereits im vorigen Jahrgänge (S. 108) mitgetheilt ist, durch Haage und Schmidt in Erfurt direkt aus Chili eingeführt und ist zu empfehlen. Cephalotus follicularis fpag. 31) ist schon lange in den Garten und wird auch wegeu der eigeiithUmlichen , kleine Sacke oder Schlauche bil- denden Blattstiele von Liebhabern vielfach kultivirt. In der Wochenschrift ist sie mehrmals besprochen worden. Auch Clematis Jackmanni (p. 127) und die ähnlichen Sorten sind so oft in der Wochenschrift be8j)rochen und empfohlen wurden, dass wir jetzt nichts mehr zu ihrer Empfehlung hinzuzufügen ver- mögen (11. Jahrgang, S. 7, 248, und 12. Jahrgang, S. 270). Dergleichen reichblühende Pflanzen, als van Houtte an besagter Stelle abgebildet hat, möchten wir allerdings bei uns kaum hervorbringen. In England hält diese Clematis ohne allen Schutz im Freien aus, bei uns mu.«s sie dagegen in kalten Wintern sehr gut bedeckt werden, wenn sie nicht erfrieren soll. Spigelia splendens (tab. 1785) wurde vom Hofgärtner Wendland in Herrenhausen in Costa- rica cutdeckt und war eine Zeitlang in den Gärten sehr beliebt. Trotzdem ist sie wieder vergessen; so thut es noth , auf diese gleich schöne Blatt- und BlUthenpflanze von Neuen) aufmerksam zu machen. Die dunkelgrünen, etwas saminetgläuzenden Blätter stehen zien)lich dicht, bei den jungen Trieben selbst rosettenartig. Der an der Basis etwas holzige Sten- gel verästelt sich von der Basis an. Jeder kuri bleibende Ast zertheilt sich an seinem Ende in mehre Aehren , welche nur nach einer Seite diciit mit brennendrothen BlUthen besetzt sind. Wie es bei deti andern Spigelien und bei den meisten As- perifiillaceen der Füll ist, krümmt »ich da'» obere Ende der Aehre hier ebenfalls rückwärts. Hiidgea niacro ph vi la Benlh. (I. 172<»| ist den Gürtnern als l'sychotria lencoce phala Brongn. bekannter und leider ebenfalls wiederum fast aus den Gärten verüchwundcn (vergl. t>. Jahrgang der Wochenschrift. S. \\s, 11. Jahrg.. S. .■l'.'2i. !>o eine schöne Blatt - und BlUthenpflanze «ie auch dar- stellt. Als bnntblättrige Pflansc ist ferner unter den Dikotylen noch Iresinc Lindcni van II. (tabula 1767) zu nennen. Sie hat bcreit-s auf Schmuckbec- ten und in 'i'cppiehgärten eine grosse Verbreitung gefunden: sie übertrilTt aber auch die bekannten Aiternantheren von «wergigem Wüchse und mit roth- brannen Blättern «um Theil noch an Schönheit- Wir 77 sahen sie zuerst vor 3 Jahren in Gent, wo Linden sie ausstellte (vergl. 11. Jahrg., S. 167). Von buntblättrigen Pflanzen aus der grossen Abtheilung der Monokotylen sind 2 Gräser in dem 17. Bande der Flore des serres abgebildet: Pani- cum plicatuiu t'ol. vitt. (tab. 1743) und Oplis- menus imbecillis fol. var. (tab. 1715). Das er- stere haben wir vor 3 Jahren in Belgien kennen gelernt und es bereits auch empfohlen (11. Jahrg., S. 158). Der richtige Name der Pflanze ist jedoch Panicum palmifolium Poir. Das andere Gras wurde vor 4 Jahren durch Veitch in Ijondon aus Neukaledonien eingeführt. Bei uns ist es ebenfalls mehrfach verbreitet und wird besonders als Ampel- pflanze in den Warmhäusern benutzt. Diese warme Behandlung eines aus kälteren Ländern stammenden Grases mag darin ihren Grund haben, dass man ziemlich allgemein glaubt, es stamme aus dem tro- pischen Amerika. Den Namen imbecillis, d. h. das schwächliche Hirsengras, hat es wegen der schwachen, mehr oder weniger uiederliegendcn Stengel erhalten. Die schmal -elliptischen Blätter sind weissgestreift, haben aber ausserdem noch , besonders gegen den Band hin, einen mehr oder weniger deutlichen Rosa- schein. Unter dem Namen Ophiopogon Muscari und longifolius (pag. 181) hat Decaisne in Paris 2 neue Arten dieses interessanten Geschlechtes be- schrieben, von denen er die erste Art direkt aus China (von Hongkong), die zweite durch die Ver- mittelung van Houtte's erhielt. O. Muscaii hat seineu Namen von der Aehnlichkeit der Blüthen- ähre mit der der gewöhulichen Trauben -Hyacinthe (Hyaclnthus botryoides), besonders hinsichtlich der schönen blauen Farbe, bekommen, während die Be- nennung der zweiten Art: O. longifolius, sich auf die im Verhältuiss sehr langen Blätter bezieht. Die Farbe der Blüthe ist hier weisslich. Der bekannte O. japonicus hat hell-lilafarbige Blüthen und der erst seit wenigen Jahren eingeführte 0. Jaburan lässt sich an dem zusammengedrückten Blüthen- sleugel sehr leicht erkennen. Von beiden neuen Ar- ten ist leider keine Abbildung gegeben, sondern es findet sich nur eine Beschreibung vor. Sparaxis pulcherrima W. Hook. (tab. 1810) wurde vor mehrern Jahren im botanical Magazine abgebildet und ist auch von uns bereits im 9. Jahr- gange der Wochenschrift (Seite 288) besprochen worden. Lachenalia pendula Ait. ß. tricolor Tratt. (tab. 1806) befand sich in früheren Zeiten nebst der echten L. tricolor Willd., welche sich durch gefleckte und etwas schmälere Blätter unterscheidet, vielfach in den Gärten und bildete damals einen grossen Schmuck, nicht allein in den Gewächshäusern, sondern auch in den Zimmern. Es ist um so auf- fallender, dass sie jetzt kaum noch in Privatgärten zu sehen ist, als sie in ihrer Behandlung ausseror- dentlich leicht ist und gleich den Hyacinthen, mit denen sie zur Familie der Liliaceen gehört, Ver- wendung finden kann. Die überhängenden und kurz- gestielten Blüthen sind röhrenförmig und ihre rotheu Blumenblätter haben nach oben eine violette Fär- bung, während der äusserste Band goldgelb er- scheint. Der Blüthenschaft erhebt sich aus den ziemlich breiten und glänzenden Blättern. Alstroemeria Coldasii H. B. K. (tabula 1719) wurde von Humboldt in den Kordilleren Kolumbien's entdeckt und fand sich schon früher einmal in den Gärten vor, war aber, wie manche andere Pflanzen, wiederum verschwunden, bis der bekannte Reisende Pearce sie von Neuem auffand und nach England sendete. Wir haben bereits im 8. Jahrgange (S. 28) ausführlich über sie berichtet. Amaryllis oder Hippeastrum pardinum (tab. 1726) ist so oft von uns in der Wochenschrift (zuerst im 10. Jahrgange, Ö. 131, 263) besprochen worden, dass wir ims hier auf das früher Gesagte berufen können. Auch über Lilium Leichtlini Hook, (tabula 1736) haben wir erst vor Kurzem in der Mono- graphie der Lilien (13. Jahrg., S. 264) berichtet. Collania urceolata Schult, (tab. 1791) ist eine zu empfehlende Amaryllidee aus dem Hoch- lande Peru's uud kann deshalb mit leichter Mühe im Kalthause kultivirt werden. Sie gehört ebenfalls zu den Zwiebelgewächsen, welche sich früher schon, als die Liebhaberei für diese, besonders in England, gross war, in unseren Gärten sich befanden. Hin- sichtlich der Blüthe schliesst sie sich den breitblätt- rigen Hymenocallis-Arten an, unterscheidet sich aber durch die röhrig -bauchigen Blüthen, welche zu 6 bis 8 von der Spitze des allgemeinen Blüthenstiels herunterhängen und oft eine Länge von 2 Zoll be- sitzen. Ihre Farbe ist goldgelb mit Ausnahme des grünen Randes der Blumenabschnitte. Eigenthüm- lich ist der Blume, dass der imtere Theil der Röhre stielförmig erscheint und diese sich erst oberhalb des untersten Drittels bauchig erweitert. Als Yucca albo-spica (pag. 110) hat vau Houtte, in den Text eingedruckt, die Abbildung einer baumartigen Glockenlilie (Yucca-Art) gegeben, mit der Anfrage, zu welcher Art die Pflanze ge- höre? Soviel sich aus der einfachen Darstellung entnehmen lässt, stellt sie ein altes Exemplar der früher weit mehr als jetzt kultivirten Y. filamen- tosa, welches bereits einen kurzen und ziemlich dicken Stamm gemacht hat, dar. Wir bemerken, dass man jetzt gewöhnlich eine fasernde Y. Glo- riosa, besonders der Form recurvifolia oder recur- 78 vata in den Gärten ala Y. filaraentoaa kultivirt. An Scliöulieit geben Exemplare der echten V. filamen- tosa, wenn sie gut gepflegt und etwas herangewach- sen ist, der Agave filainentosa und albo-spica nichts nacli. IJonapartea juncea lt. et 1'. und strobi- lantha R. et P. sind aus der Flora Peru's von Kuiz uud Pavon nur deshalb von dem Heraus- geber der Flore des serres bildlich, und zwar in dem Texte eingedruckt, dargestellt worden (p. 172 und 174), um den Lesern der Zeitschrift klar zu machen, dass die echte Bonapartca juncea eine ganz andere Pflanze ist, als die, welche meist in den (lärten unter diesem Namen kultivirt wird und den richtigen Namen Agave gcmiuiflora führt. Die (ieschichte dieser Pflanze ist sehr interessant, von van Iloutte an besagter HtelJe aber unvollkommen mitgethcilt wDrden. Zuerst scheint Agave gemini- flora in Mailand eingeführt worden zu sein und kam von da nach Hologna, wo sie den Namen Bo- napartca flage llifo rmis erhielt. Wie man er- zählt, soll diese Benennung dem Urheber sehr schlecht bekommen sein, da Najioleou 1., das Wort flagelliforniis, d. i. geiscltormig, auf sich beziehend, den Namen als Verspottung seiner Person betrach- tete und den Autor in das Gefangniss werfen Hess. In Paris hatte sie Gels der Vater zuerst, und zwar bereits zu Ende des vorigen Jahrhundertes, unter dem Namen Dracaena Boscii bejchrieben (vgl. übrigens 3. Jahrgang der W'ochensehr., S. 55). Dichorisandra uiidata C. Koch n. Lind. (tab. 17 1)3) ist eine zu empfehlende Blattpflanze des Warmhauses, welche wir zuerst nach freundlichen Mittlu'ilungcn Linden's, der sie direkt aus dem westlichen Brasilien durch seinen fleissigen Hammler Wallis bezogen hatte, beschrieben haben (it. Jahr- gang, S. 34f,). Die reizende Aroidee Aiithurium Schcrze- riannm Schott (tab. 171)4) ist so oft in der Wo- chenschrift besprochen worden, dass sie gewiss noch im Ciedächtniss der Leser sein wird (vgl. übrigens f). Jahrg., S. 1C.4, 220; '.».Jahrg., «.211 uud zu- letzt 12. Jahrg., S. 54, 157). Auch Alocasia Jcnningsii \'eitch (nicht .lenkinssi Hort., tab. ISIH) und i n tor med i a N'eitch (schwarze Abbildung, pag. KIH) haben wir -bcnfalls schon als schiine, im Etablissement von Voitcli in Lon) in Flore des serres in Betreff der Synonymio der echten Alocasia nictaliiea aufmerksam zu machen. Wir besitzen nlimlich, wie van Houtte richtig bemerkt, 2 l'flanzen die.ses Namens, welche beide Schott in sciucni Prodro- mus Aroidearam (pagioa 1 45) ah eine Form der weit verschiedenen A. indica und demnach von ein- ander selbst nicht verschieden betrachtet. Die eine und echte A. metaUica ist aber eine einziehende Pflanze, welche sieh hierin den meisten Kaladicn anschliesst uud scheint bereits wieder aus den Gär- ten verschwunden zu sein; die andere hingegen zieht nicht ein und macht einen dicken Stamm, an dem die metallisch-gefärbten Blätter ziemlich lauge stehend bleiben. Diese zweite , ganz verschiedene Art ist von uns bereits im Jahre 1 S54 als A. cu- prea beschrieben worden, während später sie H oo - ker irrthümlieh als A. raetalHca (bot mag. tab. 5190) abbildete und damit Veranlassung zur Ver- wechslung beider Pflanzen gab. Lindlev erkannte schon zeitig die Verwechslung und gab, unseren Namen nicht kennend, ISÖU, also 5 Jahre später, als wir, der Pfl.mze den Namen A. Veitchii (^Gar- deners' Chron. p. 74o). Wir haben daher keines- wegs die beiden Alokasicn, wie van Houtte meint, ebenfalls mit einander verwechselt, uud ver- weisen ihn auf den 4. Jahrgang der Wochenschrift, wo wir darüber ausführlich gesprochen haben (Seite 140). Apouogcton distachya Thunb. (^tab. 17S8) ist eine leider wiederum fast ganz vergessene Was- serpflauzc, welche wegen ihrer das ganze Jahr hin- durch andauernden und wohlriechenden BlUthen von weisser Farbe empfohlen zu werden verdient, zumal sie nach van Houtte auch im Freien innerhalb von Wasserkübeln gut gedeihen soll. Wir kultivi- ren sie bei uns nur im Gewächshause. Bereits im Jahre 1858 haben wir auf sie aufmerksam gemacht (1. Jahrg., S. 17il). In Betreff des Namens Apono- geton wiederholen wir, dass alle darüber gegebenen Ableitungen falsch sind. Er wurde von dem Pro fessor Pont oder a in Padua, analog dem Worte Potamogeton, einer Wasserpflanze gegeben, welche er in der Nähe des Bades Abono (dem alten Apona) fand. Areca aurea Hort. (tab. 1738) ist eine uocii nicht näher bestimmte Palme, welche bis jetzt nur in kleinen Exem])laren in den Gärten existirt. Ihren Namen liat sie von der goldgelben Farbe, welche die ziemlich schlanken Blattstiele tind Mittelrippcn besitzen, erhalten. Auch die schmalen Fiederblatt- clicn geben der ganzen Pflanze etwas Elegantes und (iraziöses, so dass diese Art im hohen (irade empfohlen zu werden verdient, Ihr Werth wUrde sich steigern, wenn sie im Zimmer aushielto. Da« \'uterland gibt van Houtte nicht an. Oncosjicrma Vanliou t teanu m H. Wcndl. (tab. 17l>8) ist cbcDfalU eine Fiederpalmc, welche tniter dem Namen Areca nobilis durch van Huutte in dcu Handel kam. Dos Vaterland kcn- 79 nen wir nicht. Soviel wir wissen, sind grosse Exem- plare noch nicht vorhanden (vgl. übrigens 10. Jahrg., S. 350). Livistona altissima Hort. (tab. 1740) ist wiederum eine vorläufig genannte Palme, deren Va- terland die Sunda- Inseln sein sollen. Sie ähnelt zwar der bekannten L. sinensis (Latania borbonica), baut sich aber etwas schlanker und soll im Vater- lande sehr hoch werden. Bis jetzt hat man sie in Europa nur erst in jugendlichem Zustande. Die schirmförmigen Blätter besitzen eine freudig -grüne Farbe und befinden sich am Ende eines an den Rändern dornigen Stieles. Livistona australis R. Br. (tab. 1789 und 1790) ist eben erst aupführlich beschrieben worden (S. 67). Wir gehen zu den zahlreicheren Orchideen über. Sophronitis coccinea Rchb. (tab. 1716) schliesst sich hiusichtiich der schönen rothen Farbe der als- bald zu erwähnenden Masdevallea Veitchiana an, die in Petersburg während der dortigen grossen inter- nationalen Ausstellung allgemeinen Beifall erhielt. Die Blüthen scheinen zwar kleiner zu sein, aber reichlicher hervorzukommen, obwohl sie einzeln aus den unteren Blattscheiden entstehen. Die rothe Farbe der Blüthe wird durch das freudige Grün der Blätter besonders gehoben. Vaterland ist Bra- silien. Nach Reicheubach ist Cattleya cocci- nea Lindl. nicht verschieden. Die eben erwähnte Masdevallea Veitchiana Rchb. (tab. 1803) haben wir bereits im 12. Jahr- gange (S. 204, 222 u. 240) ausführlicher besprochen. Dasselbe gilt von den beiden Cypripedien, welche im 16. Bande der Flore des serres abgebildet sind: C. laevigatum Batem. (tab. 1760) und Stonei Hook. tab. 1792). Ersteres wurde im 8. Jahrgange (S. 343), letzteres bereits schon im 0. Jahrgange (S. 356), die Abart platydaenium im 11. Jahrgange (S. 119) empfohlen. Ferner ist Nanodes Medusae Rchb. (tab. 1771 und pag. 80), welche wir zuerst im 11. Jahrgange (S. 151) erwähnten, im 12. Jahr- gange (Ö. 239) ausführlicher besprochen worden, ebenso die reizende Vanda densiflora Lindl. (ta- bula 1765) im 6. Jahrgange (S. 163). Endlich sind die beiden buntblättrigen Orchideen aus Japan : Goodyera velutina Max. und macrantha Max. (tab. 1779 u. 1780) unter den neuen Pflanzen des 11. Jahrganges (S. 140) aufgeführt worden. Vanilla Ph alaenopsis Rchb. (tab. 1769) ist eine der interessantesten Orchideen, welche in der neuesten Zeit entdeckt worden sind : eine blattlose Liane mit grossen, auf einem gemeinschaftlichen Stiele in Dolden stehenden Blüthen. Während die Blumenblätter eine blendend-weisse Farbe besitzen, ist die Lippe gelblich, im Schlünde sogar gelb. Gleich den übrigen Vanille-Pflanzen, gehört sie in ein feuchtes Warmhaus. Van Houtte erhielt sie durch einen gewissen Bern ard von den Sechellen- Inseln. Coelogyne cristata Lindl. (tab. 1867) ist dagegen eine bekannte, wenn auch keineswegs sehr verbreitete Orchidee aus dem Himalaya-Gebirge, wo sie noch in einer Höhe von 5- bis 8,000 Fuss vor- kommt. Die eirunden Scheinkuollen sitzen einem dicken Wurzelstocke auf. An ihrer Basis kommen die mit 3 bis 5 blendend-weisseu Blüthen besetzten und kurzen Biüthenstiele hervor. Nur in der Mitte der grossen Lippe finden sich einige gelbe Streifen vor. Die Blüthenblätter sind flach ausgebreitet und haben fast die Länge von 1 V4 Zoll, aber nur die Breite von 4, höchstens 5 Linien in der Mitte. Zygopetalum cerinum Rchb. (tab. 1813) stammt aus Central- Amerika, wo es ebenfalls auf einer Höhe von 8,000 Fuss vorkommt, und besitzt ziemlich grosse Blüthen von 2 Zoll Querdurchmesser. Die rundlich rautenförmigen, flach ausgebreiteten und etwas dicklichen Blumenblätter haben eine hell- wachsgelbe Farbe, während die kurze Lippe rein gelb, die Säule am unteren Theile braun, am obe- ren hingegen weiss erscheint. Der kurze Blüthen- stiel kommt aus dem unteren Theil der im Verhält- niss langen und schmalen Blätter hervor. Ausser diesen, durch illustrirte Abbildungen er- läuterten Orchideen, sind in der Flore des serres noch von den Blüthen einiger Odontoglossen schwarze und im Texte eingedruckte Darstellungen gegeben worden. Od 0 nto gl 0 ss um Hallii Lindl. (pag. 81) ist wesentlich verschieden von der Pflanze, welche jetzt bisweilen unter diesem Namen vor- kommt und von Reich enbach als 0. trium- phans beschrieben worden ist (vgl. 11. Jahrgang, S. 156). Das echte 0. Hallii hat grosse, 3 Zoll im Durchmesser enthaltende Blüthen von gelber Farbe, welche durch purpurbraune Flecken unterbrochen ist. Ueber Odontoglossum Schlieperianum Rchb. (p. 78) haben wir bereits im vorigen Jahr- gange (S. 159) berichtet. Odontoglossum radiatum Rchb. (pag. 74) Stammtaus Neugranada imd wurde durch Blunt ent- deckt. Die Blüthen haben ebenfalls eine bedeutende Grösse. Ihre äusseren Blumenblätter von längHch- lanzettförmiger Gestalt sind, mit Ausnahme des gelb- lichen Randep, kastanienbraun, während die beiden, sich in der Mitte durch einen vorspringenden Zahn auszeichnenden inneren Blumenblätter auf gelbem Grunde nur brauugefleckt sind. Auf der geigenför- migen und weissen Lippe befinden sich kammartig- geschlitzte Längsleisten. Odontoglossum Dawsonianum Rchb. (pag. 76) besitzt auf einem gemeinschaftlichen Stiele 3 80 und 4 Blüthcii vom Durchmcgser eines Zolles. Die Farbe der Blumenblätter und der Lippe ist, mit Aufnahme der äusseren, welche karmoisingefleckt sind, rein ro?arotli. Schliesslich j^ehcn wir zu einigen, durch essbare Früchte uns nützlichen Pflanzen, resp. auf Früchte über. RubuB rosaefolius Smith (tab. 1714) ist eine Himbeere, welche von der Insel Mauritius ein- t^efiihrt wurde, wahrscheinlich aber ursprünglich aus < »stindien stammt. Die gefüllte Form befindet sich .schon lange, gewöhnlich als R. rosaefloru», in den fifirten, ist aber in der neuesten Zeit bereits, trotz ihrer Schönheit, selten geworden. Die einfache Form war uns bis daliin noch nicht vorgekommen, vor- dient aber wogen der schönen rothen Früchte, welche im Herbste zum Vorschein kommen und, ab- gesehen von ihrer Schmackhaftigkeit, einen Schmuck bilden, emptVihlcn zu werden. Das Laub nimnU sich bei R. rosuefcilius viel hübscher aus, als bei unserer gewöhnlichen Himbeere, schon deshalb, weil es am oberen Thcil der Zweige ebenfalls seine volle Ent- wickelung erhält und nicht in Deckblätter sich um- gestaltet. Phascolus Lucasianus Mart. (tab. 1724) ist die V'>n uns nielirnials besprochene Schneidebohne mit violetten Hlüthcn und violetten Hülsen. Poire Duchesse de Moucby (tabula 1808"^ wurde von dem Gärtner Delavier in Heauvais bei Paris gezüchtet und von Seiten der Pariser < iarten- bau-Gcsellschaft im Jahre 18(>4 als vorzüglich an- erkannt. Die Krstlingr»früehtP sind von den spä- teren hinsichtlich ihrer (Jrösse übertrollen worden, hO dass Exemplare von der Grösse und auch Form unseres Katzenkopfs keine Seltenheit sind. Sonst ähnelt sie am meisten der Wintcr-Kolniar. ('N'ergl. übrigens 12. Jahrg., S. 200.) Poire Jules d'Airoles (tab. l>il'l) ist seit mchrern Jahren bereits bekannt und wurde zu La- val von clem bekannten l'omcilogen Leon Leclerc in «1er Ruumsehulc des Handelspartners Hutin ge- Itinden. Sie hat die Farbe der Hardenpiint, ändert aber inigeiiiein, so dass sie bald länger, bald kürzer erscheint. Riswcilen erreicht die Frucht eine Länge von fl und eine Dicke von 8 Gentimetcr Durch- n)e«ser. Ihre Farbe ist ein schönes (Ji>ldgelb, was auf der Sonnenseite noch dunkler wird tiiid in Host- roth übergeht. Ausserdem bedecken zahlreiche rost- lothe Punkte die ganze t »berfläehe. T>as weisse Heisch ist sehmelzenil und hat einen aromatischen Ocsehmaek. Verwechseln darl man diese Poire Jules d'Airoles nicht mit einer anderen, welche di-r bel- gische I'onioldg (iregnirc gezüchtet und in den Handel gebracht hat. Eine der grössten, wenn nicht die grösgte Som- merbirn ist die Poire de l'Assomption (pag. 128), welche um Maria Himmelfahrt (13. August), ■wie der Name sagt, schon reif ist und genossen werden kann. Exemplare von nahe einem Pfund Schwere sind keine Seltenheit, während sie ' j bis *lt Pfund schwer gewöhnlich vorkommen. Gefunden wurde <»ie zu Beauchamps bei Nantes in dem Gar- ten von Ruille, in den Handel gebracht aber durch die Gärtner Gebrüder Bruneau. Ihr Ge- schmack ist bei sehr saftigem Fleische ausserordent- lich angenehm. In der tJestalt steht sie zwischen der Colmar d'Areraberg und Bonchretien William. Poire de St. Louis (pag. \S><) soll nach Dochnahl in den Privatgärten des Pabstes in Rom sich befinden und durch den verstorbenen König Ludwig I. nach Bavern gekommen sein. Sie reift Ende .Vugust, sowie im September, und soll einen au8ge7.eiclineten Geschmack haben. Sie besitzt die Birnforiu und ist ziemlich gross. Die Pomme Reinette Evagil (pag. 1.31) hat in der neuesten Zeit dadurch eine Berühmtheit erlangt, dass die gefUrchtete Woll- oder Blutlaus den Baum nicht beschädigt, selbst wenn ringsherum Alles angegriften ist. ^A■ir machen deshalb um so mehr auf diesen Apfelbaum auimerksam, als er auch wolilschmcckendc Früchte hervorbringt. Eine gute .Abbildung dieses Ajitel« findet sieh übrigens bereit« im lii. Hiiuilo der Flore des serre« (tab. lt>.")."Vi. G. A. Fintelmann. Wiederum hat der Verein einen empfindlichen Ver- lust erlitten: Hofgärtner 0. A. Fintelmann ist am I. März früh 2 Uhr gestorben und wurde am 4 be- graben. Es war ein seltener Mensch, Gftrtner durch und durch. Wer ihn in seinen früheren Jahren, wo er dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues einen grossen Theil seiner Zeit widmete und haupts&chlich lu dem Glänze der Ausstellungen , welche damals in dem GebAude der Königlichen Akademie der Künste stattfanden, beigetragen, gekannt hat, wird immer noch die Grösse des Verlustes auch da ermesien. wo Alter und Krankheit ihm nicht mehr erlaubten , thft- tigen Anthcil am öffentlichen Leben des Vereines in nehmen. Um desto mehr lebte er still mit dem Ver- eine fort. Wir behalten uns vor. spAterhin noch ans- führlicher ttber sein Wirken sn berichten. \*lii»i; vim W'M-^Anflt n llrnipcl in litriui. ZlnunPrHtrftai« No. 91. Pniik ilcr l'. Kontor •••in'ii liii. iniriiihrtci i 1.. .M • ll«rlln, Wllh«la» ruii No 4. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten für No.U. Ciärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur: I*rofessor Dr. Karl I^och., General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 18. März 1871. Preis des Jahrganges 5J Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch ft-anco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: 525. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 2G. Februar. — Ueber Schulgärten. Von O. Hüttig in Gothenburg in Schweden. (Fortsetzung.) — Dr. E. Lucas' Gemüsebau. Sonntag , den 26. März , Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohren - Strasse 49) eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. 525. Versammlung des Vereines zur Beförderuug des Oartenbaues, am 26. Februar. Sa der Vorsitzende und der erste Stellvertreter zu erscheinen verhindert waren, führte der zweite Stellvertreter, Dr. Bolle, den Vorsitz. ©er General-Sekretär bemerkte hierauf, dass in der vorigen Sitzung, wo für die verschiedenen Stadt- theile Berlin's, sowie für Charlottenburg und Um- gegend, Mitglieder des Vereines ernannt worden waren, um Gärtner und Gartenbesitzer zur Bethei- ligung an den vergrösserten Monats -Ausstellungen anzuregen und ausserdem die dafür nothwendigen Vorbereitungen zu treffen, für Potsdam und Um- gegend noch kein Mitglied bestimmt worden sei. Sämmtliche Anwesenden vereinigten sich, den In- spektor Lauche bei der Gärtner -Lehranstalt dazu zu ernennen. Oer Vorsitzende, Dr. Bolle machte auf mehre, für den Verein um so schmerzlichere Verluste auf- merksam, als die gestorbenen Mitglieder, abgesehen von ihren Verdiensten um Gärtnerei und Pflanzen- kunde, dem Vereine stets besonderes Wohlwollen zugewendet und den regsten Antlieil an seinen Auf- gaben genommen hätten. Fürst Pückler-Muskau, General -Lieutenant v. Gansauge und Hofgärtner Hempel seien kurz nach einander gestorben. Professor Koch, dem eine besondere Aufforde- rung zur Theilnahme an der Begräbnissfeier Seiner Durchlaucht, des Fürsten Pückler-Muskau, zu- gegangen war, hatte sich bereits, zugleich im Namen des Vereines, am 8. Februar nach Branitz begeben. Gegen Mittag bewegte sich der sehr lange Zug der Leidtragenden und Theiluehmenden in Begleitung eines Bataillons — der Fürst war General -Lieute- nant — nach dem Theil der neuen Anlage des Parkes von Branitz, wo die ältere der beiden Py- ramiden zur Aufnahme der hohen Leiche sich be- fand. Von Seiten des Superintendenten in Kottbus, unterstützt von der übrigen Geistlichkeit, wurde der ungewöhnliche Begräbnissplatz geweiht, bevor der Sarg durch den Tags vorher eingetriebenen Stollen im Innern der Pyramide den Ort seiner Bestimmung erreicht hatte. Auf Anordnung des Verstorbenen war die Leiche am Tage vorher durch Schwefelsäure ver- brannt worden, nachdem man zuvor jedoch das Herz herausgenommen und in einer Urne, welche am Be- gräbnisstage ebenfalls in der Pyramide aufgestellt wurde, aufbewahrt hatte. An der Begräbnissfeier hatten zunächst die nä- heren Verwandten, vor Allem der ebenfalls greise Stiefbruder des Fürsten, Graf von Seydewitz, die Geistlichkeit von Kottbus und wohl sämmtliche höhere Beamte, nebst zahlreichen Verehrern des Kreises, Theil genommen. Einige seiner früheren Beamten von Muskau, unter Anderem auch sein treuester und tüchtigster Schüler, Park - Inspektor 11 82 Petzold, und der Vertreter des Vereines zur Be- förderung des Gartenbaues in Berlin, sowie einige mit dem Kreuze der Klirenlegion geschmückte t'raii- zösiscbc Ot'6ziere, weiclio in Kottbus internirt sind, schlössen sich dem Zuge an. Die Erscheinung der drei französischen, >venn auch gefangenen Offiziere war eine Huldigung, die seinem Geiste gebracht worden ist. Der Nnmc des Fürsten Pü ekler hat wegen seiner genialen Scliöpfungen in der Land- scbaft.sgiirtnerei in Frankreich einen guten Klang. General-Lieutenant v. Gansauge wurde in der Gegend von Ilalberstadt im Jahre 17'JS) geboren. In seinem 14. Jahre Hchon nahm er als Freiwilliger im Kampfe gegen Frankreich Antheil. Er galt für einen der am meisten wissenschaftlich gebildeten Offiziere der Armee. Zu Anfang der GUer Jahre war er Gouverneur von Köln und lebte seitdem in Berlin fast aus- schliesslich den Wissenschaften. Ausser der Bota- nik, die sein Liehlingsfach war, hat er sich noch besonders eingehend mit geschichtlichen und numis- matischen Studien beschäftigt. P'r war Mitglied ver- schiedener gelehrter Gesellschaften. An den Ver- sammlungen des Vereines zur Beförderung des Gar- tenbaues nahm er bis vor seiner Krankheit den thä- tigstcn Antheil. Zu bemerken ist schliesslich noch, dass er in den früheren Jahren während der besse- ren Jahreszeit viel auf Reisen war. Im vorigen Jahre besuchte er noch Unteritalien und Sizilien, überall den Schützen der Flora sein regstes Inter- esse zuwendend. Er starb am 15. Februar. Ilofgärtner Ilempel starb am 10. und wurde am 20. Februar begraben. Von Seiten des Vor- standes war Dr. Bolle erschienen, um dem Ver- storbenen die letzte Ehre zu erweisen. Er stand sehr lange Zeit dem Garten des Prinzen Albrecht von Prcussen mit grosser Umsicht und Geschick vor, bis in den letzten Jahren eine immer mehr sieb stei- gernde Kränklichkeit ihn zwang, das Zimmer zu hü- ten. Ilofgärtner Ilcnipel gehörte unbedingt zu den troucsten Mitgliedern des Vereines und hat sieb, be- sonders in den früheren •Jahren, grosso Verdienste um denselben erworben, indem er sehr oft das Ar- rangement bei den grösseren Ausstellungen über- nahm. Seine Schauptlanzcn, vor Allem aber seine Ananas«, fanden stets die verdiente Anerkennung. Professor Koch machte Jliltheilunpen über die jetzigen gärtnerischen Zustünde in Paris, welche er dem Briefe eines ihm befreundeten Arztes daselbst entlohnte. Wie die (Jurten und Anlagen der Um- gebungen der früheren Kaiser!«tadt in Folge der Belagerung im traurigsten Zustande sich befinden, zum Theil selbst völlig vcrwl\Htet sind, so haben diese kaum weniger innerhalb der Stadt gelitten. Der Schaden durch die BcachicssUDg ist nicht be- deutend. Nur der Jardin des plantes und der me- dizinische Garten haben ungemein gelitten. Im er- steren hat eine Bombe in das s<.-höne und reiche Warmhaus, was die Wasserpflanzen, Orchideen, Ma- rantaceen, Aroideen und Bromeliaceen hauptsächlich enthielt, eingeschlagen. Wai> an Pflanzen durch die Beschiessung nicht zu Grunde gegangen war, er- fror während der grossen, damals herrschenden Kälte. Die Kälte ist es hauptsächlich auch nur, welche anderwärts den grössten Schaden in den Pariser Gärtnereien hervorgebracht hat. Das Brennmaterial erhielt bekanntlich mit der Länge der Zeit einen so hohen Preis, dass es nur noch von wohlhaben- den Leuten, nicht aber von armen Gärtnern, in der nöthigen Menge gekauft werden konnte. Schliess- lich wurde zum Erwärmen der Pflanzen gar keins mehr herausgegeben, da sein Verkauf nur für mensch- liche Wohnungen beschränkt war. Wie schmerz- haft mag es manchem braven Gärtner gewesen sein, wenn er, ohne helfen zu können, seine Pflanzen allraRhlig erfrieren sehen musstc. Besonders betraten die Mittlicilungcn des Pa- riser Arztes 2 grosse Handelsgärtnereien, die auch bei uns sich in Deutschland eines guten Rufes er- freuen: die von Thibaut und Keteleer und die von Lierval. Die zahlreichen, grossen, dicht mit den zum Theil schönsten und seltensten Pflanzen besetzten Gewächshäuser hat keine Bombe oder son- stiges Wurfgeschoss getroflen, der Inhalt ist dagegen erfroren. Das Etablissement Lierval's liegt dicht an dem ringsherum sich ziehenden Wall, in dessen Nähe es während der Beschiessung sehr getahrlich war und wohin mau schliesslich von Seiten der Po- lizei nicht herangelassen wurde, und war deshalb von seinem Besitzer in der letzten Zeit der Beschiessung nicht mehr besucht worden. Am ersten Tage des Watfenstillstandes eilte er dahin und fand Alles gänzlich erfroren. Wer die Liebe, man möchte sa- gen, den Enthusiasmus Lierval's l'Ur seine Pflanzen, welche er oft scherzhaft seine Kinder nannte, ge- kannt hat, wird wohl begreifen, dass einem solchen Planne beim Aubliikc der Verwüstungen das Her« brechen konnte. Er starb am zweiten Tage. Professur Koch theilte im Gegensatz zu diesem Betrübten auch EriVeulichos mit, indem er über die durch ganz Deutschland von .lahr zu Jalir zuneh- mende Liebe zu Pflanzen und Blumen und über die damit zusannuenhängenden landschaftlichen Verschö- nerungen, besonders im Norden, berichtete. Erfreu- lich sei es ihm, dass die von ihm vor einem Paar Jahren Iterausgcgcbene Dendrologie Manches dazu beigetragen habe, dos» neue .\nlagcn hervorgerufen und bestehende vergrössert wurden. Einige Guts- botitxcr geben bereit« ihren Anpflanzungen auch 83 einen wissenschaftlichen Anstrich und versuchen hier und da pflanzengeographische Gruppen anzubringen. Mehrfach werde er bei derlei Anpflanzungen um Rath gefragt. Mit Sehnsucht erwartet man den zwei- ten Theil der Dendrologie, der hoÖentlich bis Ende dieses Jahres auch fertig gedruckt sein wird. Park -Inspektor Petzold hatte dem General- Sekretär mitgetheilt , dass von Seiten schlesischer Grundbesitzer ihm der Wunsch ausgesprochen wor- den sei , im Verlaufe des Sommers nach Muskau eine Versammlung zu berufen, um über landschaft- liche und dendrologische Gegenstände zu verhan- deln, haupfsäclilich aber, um von dem Arboretum nebst dem damit zusammenhängenden pflanzengeo- graphischen Theile Kenntniss zu nehmen. Noch ist der Tag zwar nicht bestimmt, wird aber demnächst in der Wochenschrift bekannt gemacht werden. Pro- fessor Koch sprach des Wunsch aus, dass recht viele Mitglieder daran Antheil nehmen möchten, zumal dadurch auch eine günstige Gelegenheit ge- boten würde, das grösste Werk des Fürsten Pück- 1er kennen zu lernen. Der Vorsitzende, Dr. Bolle, las einige Seiten aus einem neuangelegten Manuskripte des Afrika- Eeisenden, Dr. Schweinfu rth, vor, das ihm durch die Güte seines Freundes Ascherson zugänglich geworden wai*. Dieselben schildern in der glänzen- den Weise des berühmten Verfassers die Vegeta- tionsvei'hältuisse der Njam-Njam-Länder, bisher nur dem Namen nach bekannt gewesener Striche des allerinnersten Central-Afrika's. Man weiss, dass die Sage grade dorthin das Paradoxon der geschwänz- ten Menschen versetzt hat; wenn nun aber auch diese Fabelwesen daselbst vergeblich gesucht wor- den sind, so sah sich der Reisende dagegen in die Mitte der wundervollsten und kaum geahnten Natur- schönheiten versetzt. Vollständig verschwunden war jener monotone Landschafts -Charakter, den unsere Vorstellung so gern auf ganz Afrika auszudehnen bemüht ist. Reichthum der Flora, Mannigfaltigkeit des Laubes, sowie der verschiedenartige Habitus der Gewächse lassen das Land wie einen auf's Ueppigste ausgestatteten Garten erscheinen. Die Anzahl der beobachteten Species war eine ungemein grosse. Wir heben nur eine höchst merkwürdige Form aus ihrer Masse hervor: ein riesiges, Baumgipfel bewoh- nendes Farn, dessen Gestalt derjenigen des Ohrs des afrikanischen Elephanten gleicht und das der Entdecker deswegen mit dem Namen Platycerium Elephantotis (Elephantenohr) belegt hat. Was die Scenerie jener Gegenden besonders auszeichnet, sind die von Schweinfurth meister- haft geschilderten sogenannten Waldgallerien oder Uferwälder, welche längs den Thaleinschnitten und Bachrinnen, oft tief eingesenkt, endlose Schatten- streifen durch das Tropenland ziehen. „Alles" — sind des Autors eigene Worte — „scheint hier den europäischen Gartenfreund anzuheimeln: die sinnig ästhetische Aufsteilung der Flora sowohl, wie ihre überladene Fülle". Der Vorsitzende theilte hierauf noch der Ver- sammlung die Hoftnung mit, bald eine Anzahl der hervorragendsten Njam-Njam -Pflanzen lebend bei uns zu sehen und weist ausserdem noch auf die Wichtigkeit hin, welche lebendig und anschaulich verfasste Naturschilderungen für die bildende Gar- tenkunst haben können, wenn der Keim der in ihnen enthaltenen neuen Ideen auf eine glückliche Weise entwickelt und angewandt wird. Professor Schultz - Schultzenstein hielt einen längeren Vortrag über das Wesen der heuti- gen Kartoftelkrankheit, besonders in Bezug auf die vom Professor Kühne in Halle a. d. S. darüber in der Wochenschrift (S. 41) mitgetheilte Abhandlung. Da der Vortrag besonders abgedruckt werden wird, so erwähnen wir hier nur, dass Ref. der Behaup- tung Kühne's, als werde die Kartoffel-Krankheit durch einen bestimmten Pilz (Peronospora infestans) hervorgebracht, entgegentrat und ganz andere Ur- sachen zu Grunde legte. Dr. W i 1 1 m a c k widersprach dem Professor Schultz-Schultzenstein und betonte besonders, dass Professor Dr. Kühne sehr genau die verschie- denen auf und in Kartofleln vorkommenden Pilze unterschieden habe und dass man wohl seiner nach langjährigen Untersuchungen erst jetzt gemachten Angabe, dass Peronospora infestans auch an den Knollen Konidien mit Schwärmspoxen ausbilde und sich dadurch in der Erde weiter verbreite, Ver- trauen schenken dürfe. Andernseits stimmte Dr. Wittmack dem Professor Schultz-Schultzen- stein vollkommen bei, dass zweckmässiger Boden, sowie namentlich trockene Aufbewahrung der Knol- len, möglichst am Licht, die Krankheit mehr oder weniger verhindern könne. Die Pilzsporen seien zwar an einem lichten Orte ebenso gut vorhanden, wie an einem feuchten: es fehlen ihnen aber die Be- dingungen des Keimens. Professor Dr. Koch bemerkte, dass dergleichen Fragen über den Ursprung der Kartoffel-Krankheit nicht durch Debatten, sondern nur auf experimen- tellem Wege gelöst werden könnten; er schlage deshalb vor, nicht weiter zu verhandeln. Er seiner- seits habe stets die genauen Untersuchungen Kühne's nicht weniger, als die seines Kollegen de Bary's in Halle, mit der grössten Aufmerksamkeit veriolgt und deshalb keinen Grund, an der Richtigkeit ihrer Angaben zu zweifeln. Professor Dr. Koch theilte ferner mit, dass ein nach Amerika ausgewanderter Gärtner aus Würt- 11* 84 tembcrg in Ncubert's Gartcnmagazin bekannt ge- macht liabc, Jass die Zwetsche (zu der die Baucr- liflaume Berlins und der Mark gehört) in den Ver- einigten Staaten nicht gedeihe und sich stetd in Pflaume verwandele. Er habe zwar gleich anfangs dieser Aussage keinen Glauben geschenkt, die Sache aber duch für so wichtig gehalten, dass er bei sach- verständigen Gärtnern und Pomoldgen darüber an- gefragt habe. Allenthalben wurde diese Aussage in Abrede gestellt und ein Uebergang der Zwetsche in eine Pflaume für unmöglich gehalten. Nach Professor Koch stellt der Zwetschenbaum eine sehr beständige Art dar, der trotz einer langen Kultui- sich nur in einem geringen Kreise von Ab- weichungen von der Ilauptforni bewege. Er habe in früheren Zeiten sehr oft Aussaat-Versuche ge- macht und dergleichen bei befreundeten Baumschul- bcsitzern beobachtet, ohne auch nur ein einziges Mal gefunden zu haben, dass aus Zwetschensamen Pflau- jnenptlauzen hervorgegangen seien. Der I'ebergang an demselben Baume sei nach seinen Erfahrungen gar ein Unding. Eine noch zu beantwortende Frage für ihn bestehe allerdings darin, ob es nicht Blendlinge von ZwetscLen und Pflaumen gebe, und ob nicht die sog. Damascencrartigen Pflaumen, welche eben- falls glatte Zweige haben, wenigstens zum Thcil, dergleichen Blendlinge seien? Erfahrungen liegen nicht vor. Sollte es der Fall sein, dann wäre die Möglichkeit gegeben, dass wenigstens aus dem Sa- men eines solchen Baumes Zwetschcn- und Pflau- menpflanzen zu gleicher Zeit hervorgehen könnten. iS'acli dem Kittergutsbesitzer Freiiierrn v. Böse, einem gründlichen Kenner auch des nordamerika- nischen Obstes, haben die Bewohner jenseits des ( )ceans hauptsächlich 3 Früchte, welche sie als die Ilauszwctschc der Deutschen betrachten: zunächst die Dominu Dull, mit den Synonymen Gcrmau prunc, Dutch prune und Dutch Quetzen. Sie ist aus Steinen erzogen und durch Dull aus Eurojia Uberbrucht wordcu. Dann Manniug's prune, die auf gleiche Weise entstand, auch mit dem Syno- nym German prune, \ind endlirh German prune or Quetsche. Diese letztere führt die Synonyme Com- mon Quetsche, turkish Quetsche, Leipsic, Damask, grosse Quetsche, Irnperatico violette u. b. w. Schon aus diesen Namen geht hervor, dass in Nurdame- rika die Verwirrung gross ist. Dass diese letztere Frucht unsere Ilauszwetschc nicht gut sein kann, geht Bcbon daraus hervor, duss sie als sehr gross (^vcry largo) geschildert wird, grösser als die italienische Zwetsche und die Fellcnbcrg. Schon Downing gibt deutlich zu erkennen, dass CS zwcifelhoft , ob die deutsche Zwetsche in Amerika bekannt sei. Er gibt mich die Beschrei- bung nicht aus eigner Ucberzcugung, sondern sagt, dass die Frucht so beschrieben werde. Seine Be- schreibung lässt weit eher auf die violette Kaiser- pflaume schliessen, als auf die Zwetsche. Unsere Hauszwetsche ist in Amerika wohl nur durch den Stein erzogen und bekannt geworden. Downing selbst gibt noch einige Formen an, z. B. St. Janus u. 8. w. — also nur Varietäten. Die Pflaumenzucht ist überhaupt in Amerika sehr beschränkt und zumeist, weil dort der Rüssel- käfer weit häutiger, als bei uns, oft die ganze Erndte vernichtet. Auch andere, uns weniger be- kannte Insekten mögen dort verheerend auftreten. Das bestätigen mehrfache Briefe von dort, welche darauf hinweisen, dass die Zwetsche sieh nur bei Zwerg-, namentlich Topf bäumen zur Anzucht em- pfehle. Professor Koch legte ein Vertahren vor, auf glatten Ilolzflächen, gleichsam durch negativen Na- turdruck feiner und mehrfach zertheilter Blätter, reizende Zusammcustellungcn zu macheu. Zu die- sem Zwecke werden die Blätter auf der Fläche in der Weise aufgelegt, wie man die Zusammenstellung haben will, und befestigt sie mit kleinen Stecknu- deln. Nun ergreift man eine Art Zahnbürste, welche in eine, am besten braune Flüssigkeit getaucht ist, und bespritzt, indem man mit einem Finger oder vermittelst eines feinen Drabtsiebs die Borsten der Bürste etwas zurückbiegt und dann plötzlich wieder gehen lässt, die übrig gebliebene weisse Fläche so dicht mit braunen feinen Pünktchen, dass das Ganze damit sehr dicht bedeckt wird. Nun hebt man die aufgelegten Blätter allmählig wieder ab, um den dadurch entstandenen weissen Blattfurmen insoweit ebenfalls dergleichen feine Punkte aufzutragen, als es der Gegensatz von Schatten und Licht auf dem Bilde verlaugt. Um das Bild dauerhafter zu machen, wird CS später mit einem Lacke überzogen. Dr. Wittroack legte zur Prüfung der Samen besonders prä|iarirtc Keimungs • Apparate , welche Professor Nobbe in Tliarandt angegeben bot, vor. Sie werden in der Thonwaarcn - Fabrik von J. M. Röhl in Chemnitz angefertigt und das Stück zu 15 Sgr. verkauft. Der Apparat besteht aus einer viereckigen, 7 Zoll im Gevierte enthaltenden und 2t Zoll dicken 'rinMima.Hse, in deren Mitte sich eine kreisrunde, muldenlormigo Vertiefung von 32 Zoll Qucrdurcbmesaer und l Zoll grösstor Tiefe befindet. Kings um diese Mulde läuft ein Kanal von Ij Zoll Breite und 1 1 Zoll Tiefe, der mit welchem oder dc- stillirtcm Wasser gefüllt ist. Die Samen werden in Wosscr zum Auf(|uellcn gebracht und nach etwa 1?4 Stunden in das Kcim- loch, nümlich in die erwähnte Mulde, von einander getrennt gelegt, d. h. ohne sich zu berühren. Eine zweite, weit dünnere Thonplatte, aber etwa« grösser, 85 lieber Schulgärten. Von O. Hiittig in Gothenburg in Schweden. Nebst I Plan des Schulgartens In Kilaiide. (Fortsetzung.) Der Schulgarten, der zuweilen nach einem Macht- spruch des Schul- Inspektors auf Kosten der Ge- meinde, zuweilen auf Kosten einzelner wohlhabender , Standespersonen" in der Gemeinde, zuweilen durch freiwillige Beiträge (ich selbst habe in meinem frü- heren Wohnorte durch ein Kirchenconcert, von Di- lettanten und der Schuljugend ausgeführt, den ersten Fonds für den dortigen Schulgarten aufgebracht) angelegt wird, soll den Widerstand der „Alten" gegen die Einführung des Gartenbaues als Unter- richts-Gegenstand brechen. Das geschieht dadurch, dass jedes Schulkind, die älteren wenigstens, einen Theil des Küchengartens, des Obstgartens und der Baumschule als anvertrautes Gut zur Disposition erhält, welches es unter Aufsicht, nach Anweisung des Lehrers pflegt und wartet. Das geerntete Ge- müse und Obst, sowie die aufgezogenen Obstbäume, fio dass sie mit ihrem ziemlich erhabenen Rande die erste Thonplatte umfassen, zu gleicher Zeit auch die beim Keimen sich bildende Kohlensäure entwei- chen lassen kann, wird beim Gebrauche darüber ge- deckt. Man kann auch, um schliesslich alle Kohlen- säure zu vertreiben, in besonderen Vertiefungen auf den 4 Ecken kleine Gläser mit Aetzkali anbringen. Endlich befindet sich in der Mitte des Deckels noch eine Oeffnung zur Aufnahme eines Thermometers, um die beim Keimen erhöhte Temperatur kennen zu lernen. Professor Goeppert in Breslau hatte einen Aufsatz über die Höhe der Kältegrade, welche die Vegetation verträgt, abgedruckt in Nro. 4 der bo- tanischen Zeitung, eingesendet. Näheres hierüber wird besonders mitgetheilt werden. Der Vorsitzende legte eine Reihe von Pflanzen- Verzeichnissen, zum Theil in mehrern Exemplaren, und in diesem Falle zur Vertheilung, vor, und zwar: von Ernst Benary, Fr. A, Haage jun. in Er- furt, Keilholz in Quedlinburg, Kleinwächter (früher W. Lauche) an der Wildparkstation bei Potsdam, Schiebler und Sohn in Celle, Franz Deegen und H erger (Rosen) iu Köstritz, Rusch- pler (Rosen) in Dresden, von den Baumschulen in Oberhütten im Bilaergrunde bei Dresden, von Gotthold in Arnstadt, von den Jahn'schen Obst- baumschulen in Meiningen, von Hock u. Co. und Gebrüder Mardner in Mainz, von Fröbel u. Co. in Zürich, von Rosenthal's Erben in Wien und j von Adolph Demmler in Berhn. Beerensträucher u. s. w. nimmt das Schulkind mit nach Hause und zeigt den Eltern, welchen Nutzen der Gartenbau abwirft. Die Erfahrung lehrt, dass kein Zögling sich an dem Besitzthum des anderen vergreift; und diese Achtung, diese Heilighaltung des Eigenthums Anderer dürfte sich leicht auch auf das spätere Leben der Zöglinge fortpflanzen. Dies und Anderes, was ich später Gelegenheit finden werde anzuführen, ist der moralische Ge- winn, der aus der Anlage und Bewirthscbaftung des Schulgartens entspringt. Das schwedische Volk ist vorzugsweise ein Acker- bau treibendes Volk. Die Gemüse- Abtheilung des Schulgartens muss als die Grundlage des Ackerbaues eingerichtet und betrachtet werden. Professor Arhenius sagt bei Gelegenheit der Besprechung meines Schulgartens in „Landtbruks- Akademiens Handlingar" 1869: »Der Gartenbau bildet den besten, den ausgebildetsten, den veredelt- sten Zweig des Ackerbaues. Der, welcher im Gar- ten die verschiedenen Forderungen der Gewächse an Boden, Dünger, Beiiandluug u. s. w. kennen ge- lernt, wird leicht einsehen und verstehen lernen, dass auch den Ansprüchen der auf Acker und Feld gebauten Gewächse an Boden, an passende und aus- reichende Düngung, an Pflege und zweckmässige Behandlung genügt werden muss, wenn man reiche und lohnende Ernten erhalten will". Unter die Hindernisse für die Instandhaltung des Schulgartens rechnet man gewöhnlich auch den Mangel an Dünger. Wenn ich bei einer Anzahl von 50, 80, 100 Kindern, welche die Schule be- suchten, auf den Abtritt hinwies, der mehr als genug Dünger in Kompostform Hefere, so wurde mir noch überall die Antwort: damit gibt sich keins der Kin- der ab; das wollen auch die „Alten" nicht. Was war zu thun? Ich erinnere mich mit grosser Dankbarkeit mei- nes verehrten Lehrers, des Hofgärtners G. A. Fin- telmann — damals auf der Pfaueninsel bei Pots- dam — auf dessen Befehl ich einst eine Karre fri- schesten Abfalls vom Abtritt holte, welchen der Hofgärtner eigenhändig zu der Erde mischte, die zur Mastkultur von Amarantus triste verwendet werden sollte. Aehnliche Experimente mache ich häufig hier in Schweden. Bei Gelegenheit meiner Vorträge über die Bereitung des Latrinendüngers zu Kom- post oder Pudrette, oder bei dessen Anwendung in flüssigem Zustande betheiligen sich meine Eleven nolens volens, nach meinem Beispiele, an der prak- tischen Ausführung meiner Vorschriften, ■ — ■ und die Vorurtheile meiner Zuhörer sind sofort verschwun- den! Und auf diese Weise können, davon bin ich überzeugt. Tausende von Centnern werthvollen Dün- 86 gcrs, welche sünst nur UnrciiiHcLkoit, verpestende Dünste und Kranklieitcn verursachen, der allgcinei- neu Circulation von StofT und Wirkung zurückge- gchen worden. Natürlich verschwindet hiermit auch die Bclürchtung, dasd es dem Schulgarten an der Hauptsache, am Dünger, fehlen könnte. Ich gehe zur allgenieincn Betrachtung der Baum- schule im Schulgarten über. Der Schuler — wobei ich immer dio Schülerin mitrechne, denn der (Jarten am Ilauso soll einst der Sorge der Hausfrau überlassen werden — be- ginnt seine 'J'liiitigkeit in der Bauuischulc mit der Aussaat von Obstkemen; er sieht sie, sein Eigen- thum, aufgehen, bcobaclitct mit grösstem Interesse (welcher meiner Leser hat nicht in seiner Jugend Aehnlichcs crlebtVj das Wachsthuni der jungen Pflüuzclicn; er befordert es durch Auflockern, Rcin- haltcn, Bcwiissern der Erde; er vcrpHanzt die Stämmchen, veredelt sie, beschneidet sie, formirt sie zu hübschen, kräftigen Bäumen und nimmt sie bei seinem Abgänge aus der Schule mit nach Hause, pHanzt sie an passender Stelle an, — aber er wird sie pflegen, wie die sorgende Mutter ihre Kinder; er hat gesehen, das» der Baum ein lebendes Wesen ist, und die Liebe zu dem einen Individuum trägt sich über auf Alles, was Pflanze heisst, auf die ganze Katur; er wird die Vorsehung, die Alles so Bcliön und nützlich gemacht, verstehen lernen in ihren Werken, und die Zerstörung von jungen und alten Pflanzungen in Garten und Wald aus Muth- •willen, wovon ich schon in meinem vorigen Artikel gesprochen, sie wird dan)it ein Ende erreicht haben, wenn die Schulgärten erst allgemein geworden sind. Die Baumschule im Schulgarten soll auch ein Plätzchen haben für Aussaat vun Waidbiiiinien. Die Schuljugend, welche die Aussaat bewerkstelligt, wird dafür sorgen — ich spreche aus Erfahrung, ich wiederhole es — dass die „Alten" ein Stück der mageren Weide abtreten, wo dio Jüngeren ihre Biiumchcn anwenden, auspflanzen können; die Letz- teren wcnlen dafür sorgen, dass dies Stück des "Weidelandes eingcziiunt und vor der Zerstörung durch Vieh geschützt wird — und der Anfang ist gemacht zur Wicderbewaldiing unserer kahlen Berge, zur V<'rbes8crung unseres Klimas, das durch rii'sen- müssig fortschreitende Ausrollung unserer Wühler bald genug so schlecht sein wird, dass eine Bebauung des Landes unmöglich wird und der Lebensunter- halt der Bewohner in (Jefuhr kommt, zu versiegen! Diejenigen, welche solche Folgen der Ausrot- tung der Wälder für unmöglich und die Schilderung derselben für Schwarzseherei hallen, erinnere ich an ähnliche Vcrhältni.H8e in gewissen Thcilcn von Grie- chenland, Italien, Krankreich, Spanien — in der frischen Nehrung bei Danzig! Der Obstgarten des Schulgartens liefert Früchte zum Bedarf der Haushaltungen, die Bäume Edel- reiser für die Baumschule und zum L'mvercdcln äl- terer Bäume in der Gemeinde. Es werden deshalb so viel Bäume angepflanzt, als im Obstgarten zweck- mässig Platz tinden, jeder Baum von einer andern Sorte. Da man bei der Anlage des Gartens dio besten im Lande vorhandenen Sorten zu wählen bat, so wird durch den Schulgarten nach und nach die Masse des hier gebauten schlechten (Jbstes ver- drängt und durch das beste ersetzt werden. Der Obstgarten darf nicht, wie es hier noch so oft geschieht, mit dem Küchengarten vereinigt wer- den, es sei denn, dass nur Zwergbäume angepflanzt würden ; Kronenbäumc würden bald den ganzen Garten so beschatten, dass die unter ihnen angc- säetcn oder gepflanzten Küchengewächse wegen Man- gel an Licht, Lull und Thau unmöglich gedeihen würden. Ich lege deshalb den Obstgarten, bei wenig Platz, an die Seite des KUchengartcns oder der Baumschule, dagegen dort, wo ausreichender Raum vorhanden ist, bilde ich einen Lustgarten mit Obst- bäumen in verschiedenen Formen als Ornaments- oder Standbäumc, mit Beerensträuchern zu Gruppen, mit Wegen in angenehmen Kurven , mit Blumen- gruppen in feinen, wohlgcpfleglen Rasen. Einige einheimische wie fremde Bäume und Blüthonsträu- chcr tragen zur Abwechselung bei und crhi>hrn den ästhetischen Eindruck des Ganzen. Der Schulgarten soll ein Muster sein von Kcin- lichkeit, (Jrdnung und Zierlichkeit: dies gilt beson- ders vom Lustgarten, wo allerdings jeder Zoll der Erde ebenfalls Ertrag geben soll, wo aber dio Re- geln der Harmonie denen des Nutzens vorangehen. Hier ganz besonders wird die Schuljugend durch die Beschäftigung mit den •Obstbäumen, den Beeren- und Blüthensträucheru, mit den Blumen u. s. w. lernen , die Natur zu lieben , wird auch einsehen lernen, wie das Acsthetisch-Schönc sich gut verträgt mit dem rein Nützlichen: hier wird die moralische Erziehung des Volkes begonnen und dasselbe eu einer edleren Gesinnung erzogen, die nach Verlassen der Schule mit in das heimische Haus folgt, wo sie bald reichliche Früchte tragen wird, die sich in einem gesitteten Leben , in Verträglichkeit mit der Umgebung, in grosserer Sparsamkeit, in der Wcrth- haltung auch dos rnbodeutcndston in Natur, Wirth- schalt und Haus zeigen werden. Es hat mir immer wehe getlian , wenn ich bei meiner Reise durch die Provinz dio ungeheuren kahlen Flächen im flachen Lande wie auf den Ber- gen sah, dio alle nützlich verwendet werden könn- 87 ten. Der Boden ist an zahlreichen Stellen »ver- sauert"; Torfmoose haben sich hier und da gebildet, die, wenig ausgebeutet, dem weidenden Vieh noch nicht einmal ein erbärmliches Futter darbieten. Warum pflanzt man nicht Weiden an solchen Stelleu? Ich kenne einen Korbfabrikanten in Schonen, der jährlich für mehre Tausend Thaler Korbweiden aus Deutschland bezieht, weil er sie in Schweden nicht erhalten kann, trotzdem in Schonen mehr Weiden angepflanzt sind, als anderswo im Lande. Kein Land in Europa bietet so viel Gelegenheit zu W^eidenpflanzungen, wie Schweden; es würde durch Anlage solcher nicht allein dem Mangel an Wald, der dem Klima so gefährlich zu werden droht, einigermassen und schnell abgeholfen werden kön- nen, auch grosse Summen Geldes, die für Waaren und Rohmaterial in's Ausland gehen, könnten dem Lande erhalten bleiben. Mehre landwirthschaftliche Vereine lassen durch reisende Korbmacher den Landbewohnern Unterricht im Korbflechten ertheilen zum Zweck einer leichten und nützlichen Beschäftigung während der langen Winterabende. Die Massregel, so lobenswerth au und für sich, muss ohne Erfolg bleiben, so lange uns das Material zum Korbflechten fehlt. Warum pflanzt man nicht Weiden auf unsere kahlen und nassen Berge? So habe ich mich oft gefragt, zugleich aber auch, ob der Schulgarten nicht auch diesem Uebelstande abhelfen könnte. Wo der Platz auch hierzu ausreicht, lege ich im Schulgarten eine W^eidenpflanzung an, wenn auch nur von einigen wenigen Quadratruthen Ausdehnung. Sie wird nach den Regeln des Waldbaues „?ihge- trieben" und behandelt. Wo der Platz hierzu nicht ausreicht, da zäune ich wenigstens die eine Seite des Gartens mit einer Weidenhecke ein, die nach dem ersten Wachsthum geflochten, später abgeschnitten und „geschoren" wird, um die Ruthen als Korb- oder Bindeweiden zu verwenden, oder aber als Stecklinge zur Bcpflan- zung eines benachbarten Berges oder einer andern sonst unbrauchbaren Stelle. Die andere Seite des Schulgartens zäune ich gern mit Weissdornhecken ein, welche neuerdings auch in Schweden zur Begrenzung verschiedener Ackerflächen sehr empfohlen werden. Die Schul- jugend soll daher im Schulgarten die Behandlung solcher Hecken kennen lernen. Schulgarten einrichte, bei dessen Anlage ich bethei- ligt bin. Jeder Zögling der Schule, der Theil hat am Garten, hat auch Theil am Journal, in welches er, unter Anleitung des Lehrers, auf der betreffenden Seite einführt die Ausgaben für Küchengarten, Baumschule und Obstgarten, wo er die geleistete Arbeit berechnet, und ebenso die gewonnene Ernte. Und wie im Allgemeinen eine geordnete Buchfüh- rung in jedem Geschäft Veranlassung wird zur Ein- führung von Ordnung und Sparsamkeit, so auch im Schul- wie im Ilausgarten, in Haus und Feld. Schliesslich soll der Schulgarten auch noch Ge- legenheit geben zum Unterrichte in der Buchhal- tung. Hierzu dient das Journal; welches ich jedem Nachdem ich nun den Schulgarten mit seinen verschiedenen Zwecken besprochen, bleibt mir noch der Beweis zu liefern übrig, dass allen erwähnten Ansprüchen genügt werden kann auf einem Stück Land von wenig mehr als 1 Magdeb. Morgen Areal. Wo eine solche Fläche nicht zur Verfügung steht, da wird man sich in dem einen oder andern Theile einschränken müssen; aber der Hauptzweck des Schulgartens wird auch auf kleincrem Areal erreicht werden können und das ist: allgemeine Einführung des Gartenbaues und in Folge deren grössere Liebe zur Natur, für mehr ästlietische Genüsse, zu Ord- nung, Sparsamkeit und häuslichem Leben. Ich hoffe den Beweis liefern zu können durch Vorführung eines diesen Herbst vollendeten Schul- gartens. Ich wähle diesen aus der Zahl derjenigen, bei deren Anlage ich nützlich sein konnte, weil der- selbe den oben angeführten Ansprüchen am besten genügt. Es ist dies der Sahulgarten der Gemeinde imd des Ritterguts (säteri) Kilande, wo der Mitbesitzer, Kgl. Hof- Intendant G. von Scheele, von jeher das wärmste Interesse für das zeitgemässe Fort- schreiten der Volksschule bethätigt hat durch Neu- bau des Schulhauses mit hohem, hellem, geräumigem Schulsaale mit allen durch neuere Erfahrungen ge- botenen Einrichtungen für Erwärmung und Lüftung, mit einem möglichst vollständigen Apparat für den Unterricht durch Anschauung: Karten, Globen, Tel- lurien, präparirte Vögel, SäugethierCj Fische, In- sekten; Herbarium der wichtigsten einheimischen und angebauten Gewächse; Arnold's Obstkabinet in den im Schulgarten angepflanzten Sorten, soweit sie zu haben waren; Samen der nützlichsten ange- bauten Gewächse aus Feld und Garten; geometrische und arithmetrische Instrumente, kubische Figuren; Portraits hervorragender Personen aus der vatei*- ländischen Geschichte; eine Orgel; Exercirgewehre u. s. w. Es liegt nicht in meiner Absicht, eine ausführ- liche Beschreibung zu geben von den übrigen vor- züglichen Einrichtungen dieser Schule oder der Oeko- 88 nomie des ganzen, zwischen mit üppigem Wald be- wachsenen Bergen romantisch gclcgi-nun Ritterguts, obwohl diese wahrscheinhch nicht ohne einiges In- teresse gelesen werden würde; ich rauss mich dar- auf bcstliriinken, den Schulgarten zu beschreiben, der natürlich bei einem so eifrigen Freunde und Bft'ordcrer der Volksaiifklärung und Volkscrzifhung durch die Schule, wie der Besitzer von Kilande ist, ein Muster sein möchte für alle solche Anstalten. Es wurde hier auch meinen Anordnungen in Be- ziehung auf Lage und Grösse des Areals, sowie auf innere Einrichtung des Gartons in jeder Beziehung Folge gegeben, und unterliegt es wohl keinem Zwei- fel, dass Rittergutsbesitzer von Scb(5ele den Gar- ten zum Besten der Schule wird unterhalten lassen, wie er ihn mustergültig angelegt hat. (FortieUUD? folgt.) Dr. Kdiiard liucas' (ileiiiü.sebau. Dritte »turk vermehrte Auflage. Wir haben bei der Menge des uns in diesem •lahrc zu Gebote stehenden Materiales die Anzeige fiiics Buches, was schon länger vor uns liegt, hin- ausschieben müssen, und benutzen daher jetzt gern den uns in dieser Nummer zu Gebote stehenden Raum dazu. f>bwohI ein selbständiges Werk, so l)ildct CS doch auch einen integrirenden Theil eines grösseren Sammelwerkes, was den Titel „Bibliothek für Landwirthschaft und Gartenbau" füiiit und in der Mctzler'schen Buchhandlung in Stuttgart her- ausgegeben wird. Der Verfasser ist vorzugsweise I'omolog, aber in seiner jetzigen Stellung, wie in Heiner früheren an der landwirthschaftlicjien Aka- demie in Ilohcnheim, gezwungen, auch der Gemüse- zucht seine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, da die Schüler des pomologischcn Institutes in Reut- lingen in der Geniilsc/.uciit ebenfalls l'ntcrricht er- halten. Die beiden ersten Auflagen des vorliegenden Buches über Gemüsebau erschienen noch in der Zeit, wo Dr. Lucas Lehrer in Ilohenheim war, und zwar die erste im Jahre IM 1(1, die zweite im Jahre 1 ><.')'.), als er eben im BcgritT war, sein jioniologi- rcIh'8 Institut zu Reutlingen zu gründen. Wiederum sind seitdem 1 2 Jahre verflosscu und c» liegt die dritte Auflage vor uns. Wie in der zweiten alles Neue naciigetrngen wurde, was nur cinigermassen Bedeutung für den (iemüsebau hatte, so nicht we- niger in der dritten, welche Erfahrungen man seit iHn',) gemacht. Wir haben demnach jetzt ein von der oratcu Auflage wesentlich verschiedenes Buch. Trotz aller guten Bücher über Gemüsebau, die wir bereits haben, wird doch keineswegs allenthalben mit der Anzucht eines unserer wichtigsten Nahrungs- mittel in der Weise rationell verfahren, wie es wün- schenswerth wäre; noch weniger wird der Gemüse- bau von der Landwirthschaft genügend benutzt, um damit, wenn auch grade nicht eine neue Hülfäquelle, so doch eine nicht ganz zu verachtende Rente sich zu verschaffen. Besonders in kleinen Städten und auf dem Lande wird noch sehr schlechtes Gemüse gebaut. Es geht uns Deutschen zwar in Betreff des Gemüses immer noch besser, als in BetrefT des Obstes; wir verstehen cinigermassen gutes Gemüse zu schätzen, aber doch lange nicht in der Weise, wie in anderen Ländern, besonders in Belgien und Frankreich. Hamburg allein macht, wie wir oft ge- sagt haben, für Deutschland eine rühmliche Aus- nahme. ^^ ir wollen damit keineswegs sagen, dass mau in Deutschland gar kein gutes Gemüse hätte, im Gegenthcil wissen wir recht gut, da.ss einige Ge- genden sich durch einzelne gute Gemüsesorten aus- zeichnen. Kopfkohl (Cabus), Blumenkohl, Gurken U.S.W, sind hier und da so vorzüglich, dass man sie kaum in genannten beiden Ländern so exquisit findet. Wir wollen nur sagen, dass der Deutsche im Allgemeinen und im Grossen den Werth eine« guten Gemüses noch nicht kennt; daher begrüssen wir auch vorliegendes Werk, was zum regelrechten Anbau Belehrung gibt. Das Buch zerfallt, wie die meisten Lehrbücher der Art, in einen allgemeinen und in einen spcciel- len Thcil. Der allgemeine Theil besteht aus 13 Abschnitten, die wohl Alles umfassen, was in der Gemüsezucht zu wissen noih wendig ist; wir enthalten uns daher, auf den Inhalt näher einzugehen. Der speciello Theil ist weit enger gedruckt und dürfte deshalb vielleicht das Doppelte von dem im allgemeinen Theilc enthalten. Ob die Eintheilung in ein-, zwei- und mehrjährige Pflanzen praktisch ist, möchten wir bezweifeln, obwohl wir auch das Gute davon aner- kennen wollen. Man kommt bei dieser Eintheilung nicht selten in Verlogenheit, da dasi>clbc Gcmtlsc, je nach der Behandlung, ein-, zwei- und mehrjährig sein kann. Wir nennen beispielsweise den Spinat und den Schnittkohl. Unsere Feuerbohne, was We- nigen bekannt sein möchte, ist ursprünglich ein Knollengewächs, was nur durch die Behandlung ein- jährig geworden ist. Als eine wichtige Zugabo halten wir den Ab- schnitt über den planmassigen Betrieb des Gomtlse- baucs. Vcrlof Tou Wicgandt k llompol in Dcrliu, Zlmmar SIrmu« Na. tl. Druck der C. Kciatcr'frticn liiirhdruckcrei (L, Mew««), B«rllD. W1Ib*lsM ritu N». 4. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den fionigl. Prenssischen Staaten No. 12. für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor I>r. Karl üLocli, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 25. März 1871. Preis des Jahrganges b^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Fürst Hermann r. Pück 1er - Muskau in seinen Beziehungen zur bildenden Gartenkunst Deutschland's. Eine bio- graphische Skizze. Vom Park-Inspektor E. Petzold in Muskau. — Ueber Schulgärten. Von O. Hüttig iu Gothenburg in Schweden. (Fortsetzung.) Sonntag, den 26. März, Vormittags UTJhr, findet im Englischen Hause (Mohren- Strasse 49) eine Versammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. Fürst Hermann v. Pückler-Muskau in seinen Beziehungen zur bildenden Gartenkunst Deutschlands. Eine biographische Skizze. Vom Park - Inspektor E. Petzold iu Muskau. Es ist an mich die Aufforderung ergangen, eine das gärtnerische Wirken behandelnde Biographie des verewigten Fürsten Pückler-Muskau zu geben, und ich entspreche diesem Wunsche um so bereit- williger, als es mir selbst ein Herzensbedürfniss ist, dem guten Fürsten und grossen Künstler, meinem verehrten und geliebten Lehrer, einige Worte dank- barer Erinnerung zu weihen, wenngleich ich wohl gewünscht hätte, dass eine geübtere Feder sich die- ser Arbeit unterzogen hätte. Bei der Fülle von Material und Eindrücken der Erinnerung aus einem Zeiträume von 40 Jahren, in welchem ich das grosse Glück hatte, mit dem verewigten hohen Herrn in näherer Verbindung zu stehen , ist es keine leichte Aufgabe für mich, das Geeignete für diesen Zweck herauszufinden und zusammenzustellen, hierbei auch das richtige Mass zu halten und die geeignete Form zu finden. Deshalb bitte ich um gütige Nachsicht. Der einzige Werth, den diese Niederschrift bean- spruchen könnte, ist der der Wahrheit; Alles, was ich gesagt, ist erlebt, und beruht theils auf münd- lichen Aeusserungen des hohen Verstorbenen, theils ist es der Korrespondenz entlehnt, welche ich in jenem langen Zeiträume mit ihm zu führen Gele- genheit hatte. Nicht immer habe ich es vermeiden können, meiner persönlichen Beziehungen zum ver- ewigten Fürsten Erwähnung zu thun; doch ist dies nur geschehen, wo ich es zur Charakterisirung der Ansichten des Fürsten für nothwendig hielt. Ich bitte deshalb, dies zu entschuldigen. Wie man Goethe den Altmeister der deutschen Dichter nennt, so ist der Fürst Pückler-Muskau als Altmeister der deutschen Gartenkunst schon seit langen Jahren bei seinen Lebzeiten bezeichnet wor- den , und die Berechtigung zu diesem Titel wird wohl bei dem Einen so wenig, als bei dem Andern, in Zweifel gezogen werden können. Dass der Fürst Pück 1er nicht blos Gartenliebhaber und Dilettant, sondern wirklich Gärtner und Künstler selbst war, ist nicht nur Fachmännern, sondern auch in weite- ren Kreisen längst bekannt, und es liegt auf der Hand, dass ein Mann von so glänzenden Geistes- gaben und so hoher und in jeder Beziehung bevor- zugter Lebensstellung, wie es der Fürst Pü ekler war, wenn er sein ganzes Leben der Ausübung eines Zweiges der bildenden Kunst widmete, nicht ohne bedeutenden Einfluss auf die Ausbildung des- selben bleiben konnte. Welcher Art die Einwir- kung gewesen, und ob der Fürst einen neuen, ihm 12 90 eigenthürolichen Gartenstvl geschaffen , der seine Anlagen von denen seiner Vorgänger auf diesem Felde, sowohl der englischen, als der deutschen, un- terscheidet, — darüber ist viel gestritten worden, und es mochte auch schwierig sein , diese fVagc ohne Weiteres zu beantworten. Jedenl'alls ist das in Bezug auf Gartenanlagen schon vor ihm vorhan- dene Gute, das der Fürst, namentlich in England, gesehen, nicht ohne Einfluss auf seine spätere gärt- nerische Thatigkeit geblieben; gross ist dieser Ein- tluss jedoch sicherlich nicht gewesen. Der Fürst war Autodidakt im edelsten Sinne des Wortes; aus dem ilin) angebornen und bis zur höchsten Feinheit entwickelten Gefühle für das Schone hat sich sein Gartenstyl entwickelt und in seinen Schöpfungen verkörpert. Das ganze Gehcimniss seines Styls beruht auf dem Studium der Natur und auf einem hohen Ver- ständniss derselben. Er studirte die Eigenthüralich- keiteu jedes 'J'errains, brachte die Vorzüge desselben zur Geltung und Hess sich niemals beikommen, die Natur neu schaffen zu wollen. Auf diese Weise erhielten seine Anlagen bei aller Einfachheit stets das Gepräge des Natürlichen und Grossartigen — einen grossen Zug — dem man es sogleich an- sah, dass hier ein und derselbe Geist gewaltet habe. Aus der Natur hat er stets seine Jlotivc entnom- men, wie es auch bei jedem bildenden Künstler sein muss , denn das ist ja, wie Goethe sagt, das Grosse in der Natur, dass sie so einfach ist. Nir- gends darf sich die Kunst verratheu; wo dies aber nicht zu vermeiden ist, muss dieselbe ungezwungen, sich gleichsam von selbst ergebend sein, und das Nutzliche stets in schöner Form erscheinen. Dieses Studium der Natur und das Zurückführen auf ihre Gesetze war es auch, was ihn huujitsächlich bei Repton so sehr befriedigte und anzog, und weshalb er ihn so hoch stellte. Noch am 24. März iSt'.O schrieb er: „Kepton bleibt der Heros unserer Kunst, die wahre Bibel des Laudschaftsgärtners". Er begrllsste auch mein Werk, „die Landschafts- gärtnerei", mit grosser Freude, weil darin die Rcp- ton'schcn (irundsätze zur (ieitung kommen, und er bat mir mit lUth und That stets dabei zur Seite gestanden. Die Frage nach den besomleren Eigen- thUn)lichkeiten des Fürsten als scliafftiiden Künstler iKsst sich am besten lieantworten durch die Schil- derung der Art seiner ThUtigkcit als solcher, nnortrctcnde l'fer imd Landzungen. Da das Wasser dem Auge keinen Anhalt und keinen Massslab ttkr seine (irösse gicbt, so kommt es ouch bei Anlage eines Sees weniger auf die wirkliche als auf die scheinbare (irösso an, und diese giebt mau ihm durch die Form der Ufer 91 dadurch, dass man seine Begrenzung nirgends auf einmal übersehen kann. Dies geschieht theils durch jene Einbuchten, theils durch die Bepflanzung, theils auch durch passende Anbringung von Inseln. Der Teich ist kleiner; schattige Pflanzungen geben ihm den Charakter der Abgeschlossenheit, und sein Haupt- reiz beruht in einer schönen Spiegelung. Für das grosse Landschaftsbild kann er, schon seiner Abge- sciilossenheit wegen, keinen besonderen Werth ha- ben. Bei der Bepflanzung der Ufer des See's wech- seln einzelne hohe Bäume und Baumgruppen mit niederem Gebüsch; Gebäude können sich in seiner von Gondeln belebten Fläche spiegeln und der Sce- nerie Abwechselung verleihen. J]in Fluss, namentlich ein solcher, der in ber- gigen Gegenden entspringt, zeigt an seiner Quelle und Mündung einen wesentlich verschiedenen Cha- rakter. Mit jugendlichem Ungestüm wälzt er sich über sein felsiges Bett, nach und nach erlöscht das Feuer der Jugend, er macht sich den Menschen nützlich, treibt Mülilen und Fabriken, trägt Lasten, vermittelt den Verkehr des flachen Landes mit dem Meere, in welchem er endlich sein rastloses Wirken beschliesst. Der Fluss ist aber nicht allein verschie- den in den verschiedenen Stadien seines Laufes, er ist es auch zu verschiedenen Zeiten. Wir kennen ihn, wie sein feuchtes Element anspruchslos zwischen seinen Ufern dahingleitet, und sehen ihn, wenn der Schnee der Gebirge schmilzt, oder nach heftigen Regengüssen sich über seine Ufer ergiessen, jedes Hinderniss mit unwiderstehlicher Gewalt beseitigen und Schrecken und Verwüstung über weite Strecken verbreiten. Der Fluss sucht sich stets ein Thal, in dem er seineu Weg verfolgt und dessen tiefste Stellen ihm sein Bett bieten. Dies ist nie grad- linig, unaufhörlich nöthigen ihn Hindernisse, seine Richtung zu verändern und treiben ihn bald auf diese, bald auf jene Seite des ihm angewiesenen Thaies. Ein voller Strom besitzt mehr Gewalt als Lebhaftigkeit; bei dem kleinen Bach erscheint das Ungestüm seines Laufes naturgemäss. Die Ufer eines natürlichen Flusses laufen ein- ander nie parallel; bald erreicht das Bett desselben eine bedeutende Breite, bald wird es durch Boden- hindernisse zusammengezwängt. Durch diese ange- nehme Unregelmässigkeit unterscheidet er sich vom künstlichen Kanal, dessen parallele Ufer sich in er- müdender Einförmigkeit hinziehen. Wie genau der Fürst diese Verschiedenartigkeit, in welcher die Wasserfläche in der Landschaft auf- tritt, studirt hatte, und wie meisterhaft er dieselbe für seine Schöpfungen zu verwerthen verstand, zeigt die Behandlung der Ufer des den Park von Muskau durchströmenden Neisse- Flusses, deren Behandlung und die Anlage der Brücken, sowie die bis in die kleinsten Details gelungene Leitung eines Armes desselben, den er als „kleines Flüsschen" durch die Anlagen geführt und zur Bildung des Schlosssee's und des Eichsee's benutzt hat. In wahrhaft gross- artigem Style ist sie ausgeführt, überall ein tiefes Verständniss der Natur bekundend. Als Muster eines künstlichen Teiches kann die Wasseranlage im Jagd- schloss bei Muskau gelten. In dem das Jagdschloss umgebenden Urwalde ist das Wasser eines unschein- baren Grabens in ein Becken gesammelt, umgeben von riesigen Rothtannen, Kiefern und Eichen, welche aus niederem Gebüsch hervortreten. Das verschie- denartige Grün dieser Umgebung im Verein mit dem dunkeln Spiegelbilde und die tiefe Ruhe des Waldes geben diesem Orte einen wahrhaft poeti- schen Reiz. Der Bach ist weniger ein Moment in der Land- schaft; die im Verhältniss zu seiner Breite hohen Ufer verbergen seinen Wasserspiegel, wenn über- haupt von einem solchen die Rede sein kann ; nur die Erle und die Weide, seine treuen Begleiter, deuten seinen Lauf an. Der Bach v.ill in der Nähe genossen sein; sein Wasser kann die Wirkung nicht üben, die dem Wasser, wo es sich als Fläche aus- breitet, eigeuthümlich ist; hier ist von Spiegelung und Lichtwirkung keine Rede. Wir sehen in das durchsichtige Element hinab, das den Kiesgrund seines Bettes uns nirgends verbirgt, und das sich durch seine Musik, die liüpfenden Wellen, wo es sich an einem Steine bricht, und durch das saftige Grün der Uferbekleidung verräth. Besonders ist der Bach ein durch Nichts zu ersetzender Schmuck einer felsigen Scenerie, doch ist es uns selten ver- gönnt, ihn in dieser Gestalt zu zeigen, während die ruhigere Form, in der er uns in mehr ebenem Ter- rain erscheint, in vielen Fällen nachgeahmt werden kann. Von besonderem Interesse ist der Bach da, wo wir sein Ergiessen in ein Wasserbecken oder einen Fluss beobachten können. Diese von der Natur gegebenen Motive hatte sich der Fürst vollständig zu eigen gemacht; er hebte das Wasser auch ganz besonders deshalb, weil zugleich mit seinem eigenen Reiz gewöhnlich auch eine reiche Vegetation auftritt, welche beide vereint der Landschaft den höchsten Schmuck verleihen. Auf Wasseranlagen und Benutzung der vorhandenen für die Landschaft hat er während seines laugen Künstlerlebens mit grössteni Erfolg viel Fleiss ver- wendet. Ausser seiner grossartigsten Schöpfung die- ser Art, den erwähnten Wasserparthien zu Muskau, hat der Fürst in Branitz eine ähnhche Idee, den dortigen kleineren Verhältnissen Rechnung tragend, im kleineren Massstabe verfolgt. Der im Niveau der Spree gelegene Boden hat die Eigenthümlichkeit, dass bei 3 Fuss Tiefe überall 12* 92 Wasser kommt. Hier hat er dud seine Wasser- anlagc, welche sich durch einen grossen Theil des l'arkes zielit, als einen Arm der Spree behandelt, desacD l'lcr bald weiter auseinander gehen, bald näher zusammentreten. In Wirklichkeit stehen diese Wasserparthieu aber nicht mit der Spree in direkter Verbindung, was der Wirkung auch keinen Kintrag thut; eine solche Verbindung lag aber in den In- tentionen des Fürsten, um das Wasser fliessend zu niaclien, sie ist jedoch nicht zur Ausl'ühruug ge- kommen. Je grösser ein Park ist, desto mehr Licht nnd Leben erfordert er, und nichts gewährt ihm dies mehr, als das Wasser in entsprechender Form. Aber nicht allein diese Form des Wassers, nümlicli die Ufcrlinic, durch welche das Wasser begrenzt wird, sondern auch die Profilirung der Uler, war ein be- sonderes Studium des Fürsten, da dieselbe die Wir- kung des Wasi-ers steigern soll; nicht minder war auch sein Augenmerk auf die passende I5ej)flanzung gerichtet und auf die saubere Unterhaltung seiner Wasserflächen. Wie die Reinlichkeit eine Haupt- zierdc jeder Anlage ist, so ist sie es namentlich auch beim AVasser. Soll ein Wasserspiegel rein bleiben, 80 erfordert er gleiche Aufmerksamkeit, wie ein Kies- weg oder Kasenteppich. Wie der Fürst in allen seinen Werken, im Grossen wie im Kleinen, die Gründlichkeit liebte, und nicht eher ruhte, bis jeder einzelne Gegenstand als Theil des Ganzen seinem Schönlieitssinnc voll- kommen entsprach, so verwendete er auch ganz be- sondere Aufmerksamkeit auf den Lauf und die Form der Bäche, die er zum Theil in ihren Linien ver- besserte, oder auch neu anlegte, wo sumpfige Wie- sen entwässert werden mussten. Ganz besonderen Fleiss verwendete er auf solche Linien, welche von der Hohe Iierab sichtbar waren. Immer sind diese Formen natürlich und stets Jlotive für die Biegim- gen und Windungen in ilio Augen springend, nie- mals ist er in Uebcrtreibungen ausgeartit, niemals hat er, wie Fürst Ligne sagt, einen Bach so krumm gemartert, das« er wie eine Bandsclileife aussieht, oder wie ein Mcudcli beim Heruniwandern auf un- zweckmässig geführten W'egen durch bestündiges Hin- und Hergehen, Auf- und Absteigen gemartert wird. Was die Werke de« Fürsten ganz besonders clmrakterisirt, ist die Kn tscliieden hei t in der Form, welche sich überall kund gibt, und diese F.ntschicdenheit tritt namentlich hervor in seinen Pflanzungen. Bezüglich der Pflanzungen machte er, obgleich er alle Altilieiiuugeu scinor Anlagen InndTlmftlich behandelte, doch in der Wiilil der (JcIhpIzo einen strengen Unterschied. Den Blumengarten, in welchem die landschaft- liehe Gruppirung immer eine Hauptsache ist und mit dem (lanzen zusammengehen muss, bepflanzte er ausschliesslich mit den edelsten Bäumen und den feinsten Geholzen; er betrachtete denselben als eine Erweiterung der Wohnzimmer, und liess, wie in jenen, so in diesem, seiner Laune, was die Aas- schmückung mit Blumen, Vasen, Statuen u. s. w. an- langte, freien Spielraum. Der Pleasure-Ground i^ich muss das vielfach an- gefochtene Wort beibehalten, da es in der deutschen Sprache kein anderes dafür gibt^, als Mittelglied oder Uebergang zwischen Blumengarten nnd Park, in welchem , wie in ersterem , der Käsen fein ge- halten und kurz gemäht wird , ist weniger reich gehalten; in ihm kommen immernoch Blumenbeete Vor, und die landscliattliciie Gruppirung besteht aus einheimischen und ausländischen Bäumen und blü- henden Gehölzen. Bei Wahl der Gehölze war je- doch i^tets Bedingung, dass sie unempfindlich gegen unser Klima waren. Der eigentliche Park repräsentirt unsere einhei- mische, wenngleich veredelte Natur; in ihm wendete der Fürst nur einheimische Bäume an und gestat- tete höchstens eine Ausnahme bei solchen, welche sich bei uns v Sckulitnm« in Kllindr. Für die Beschreibung des Schulgartens wird es . genügen, den Inhalt des Journals im Auszuge mit- ' zuthcilen, welches ohnedies als Wegweiser für den Lehrer und als Leitfaden für den Uuterri« ht dienen soll. Ich erlaube mir gleichzeitig auf den l'lau liiu- zuweisen, den ich diesem Artikel beigelegt habe und ohne welchen die Beschreibung unklar bleiben dürfte. Ich lasse im Folgenden das Journal sprechen. Der Schulgarten der Volksschale von Kilande^j. Geschichte des Gartens. Nachdem die Fi- lial-Abtlieilung (für den Kreis Ahle) des landwirth- schaftlichen Vereins der Provinz Elfsborg, nördlicher Distrikt, einen Beitrag bewilligt hatte für die An- lage des Garten«, schenkte der Besitzer des Ritter- ' guts Kilande das hierzu nöthige Areal, welches, in I nächster Nähe des Schulgartens gelegen, für den I Zweck passend befunden wurde, worauf im Jahre ls»]7 Garten -Direktor ( >. ilüttig den Plan für die Anlage entwarf und für die vorbereitenden Ar- beiten hinsichtlich der Ausführung die nöthigcn An- weisungen gab. Im Jahre ISO» wurde das Land, früher Gras- j boden und Weideland, draiuirt, 1S09 mit dem Tiof- I pflüge bearbeitet, v«>n Steinen gereinigt und geebnet, 1S7U mit Kartoftehi bebaut; im Herbst desselben Jahres wurde durch O. Hüttig der Garten ausge- steckt, wobei sich zugleich die nöthigcn I'flanznngcn aust'Uhrcn Hessen. Sämmtliche Arbeiten wurden auf ^ Kosten des Ritterguts Kilande, resp. des Besitzers V. Scheele, bewerkstelligt. Lage. Neigung gegen Südwest; im Allgcmei- ' nen gegen Stürme geschützt durch bewaldete Berge, im Norden und < >sten ausserdem durch benachbarten Wald, im Nordwest durch einen Bauernhof. Grenzt im Norden und ( »sten an die Landstrasse von Go- thenburg, resp. Kilande nach Alingsas, im Nordwest an genannten Bauernhof, an den übrigen Seiten an die Wiesen des Ritterguts Kilnnde. Auf der östlichen und Südseite befinden sich noch einige ältere Waldbiiume, die für den , Lust- garten" mit verwendet werden konnten. Einfriedigung. Auf der Seite noch Nordwest, West und Südwest eine Hecke von Weiden (Salix viminalis), auf den übrigen Seiten eine Hecke TOD I Weissdorn i (^ratacpus • •.wacantlmr'). *) Nammcrn und UuciuUb«u tind aaeh dicjcaifcn doi PUa«. 95 Boden. Humusreiche Ackererde auf Sandgrund. Auf der tiefsten Stelle, Abtheilung D, ein wenig nass. Ä. Der Küehengarten. Besteht aus einem Oblongum von 100 Fuss Länge, eingetheilt in 20 Beete von je 4 Fuss Breite mit zwischeuliegendeu, 1 Fuss breiten Gäugen. Die 20 ältesten Schulkinder erhalten jedes ein Beet zur selbständigen Bearbeitung mit je einem Stachelbeer- und einem Johannisbeerstrauch auf der Rabatte a. Hier stehen auch einige perennirende Blumeupflanzen für jeden Schüler. Die jüngeren Schüler helfen den älteren bei der Bearbeitung und Pflege der Gewächse und treten an Stelle derjeni- gen, welche ihr Beet vernachlässigen. Die Beerensträucher, wenn sie grösser geworden, werden jährlich in der Weise beschnitten, dass man die ältesten Aeste entfernt und lange einjährige Ruthen verkürzt, um Seitentriebe hervorzulocken, wodurch die Fruchtbarkeit befördert wird. Nach Verlauf von 6 bis 8 Jahren werden Bee- rensträucher und Blumeupflanzen nach der entgegen- gesetzten Seite auf A e verpflanzt, wobei dieselben, namentlich die Blumenpflanzen, zertheilt werden. Es ist jedoch zu empfehlen, anstatt zertheilter alter Beerensträucher inzwischen in der Baumschule aus Stecklingen erzogene junge Sträucher anzuwenden. Auch empfiehlt es sich, die Beerensträiicher in Stammform mit Krone zu erziehen. A c. d. e. sind die 3 Abtheilungen des Küchengartens, bei denen die Regeln der Wechsel-Wirthschaft angewendet werden. Zu diesem Zwecke sind die Küchengewächse in 3 Klassen zu theilen. Die erste Klasse wird in frischgedüngtem Boden gebaut, und es gehören hierher: Spinat, Blumen- und Kopfkohl, vor und zwischen denen, so lange sie nicht den ganzen Raum beanspruchen, zu bauen sind: Kopfsalat, Monatsradischen, Kerbel u. s. w., Sellerie, Porre, Schnittpetersilie, Majoran, Thymian, Gurken, Kürbis u. s. w. Die zweite Klasse wird auf im vorigen Jahre gedüngtem Boden gebaut und besteht aus: Wir- sing-, Rosen- und Grünkohl, Kohlrabi, Zwiebel, Knoblauch, Schalotten, Petersilienwurzel, Pastina- ken, Rothbarte, Karoten, Möhren, Rettig u. s. w. Die dritte Klasse wird auf vor zwei Jahren ge- düngtem Boden gebaut: Erbsen, Bohnen, Puffboh- nen, Rüben u. s. w. Die Behandlung des Küchengartens ist folgende : Ac mit der Rabatte a wird 1871 gedüngt, mit Gewächsen der 1. Klasse bestellt, 1872 mit denen der 2., 1873 mit denen der 3. Klasse, 1874 gedüngt und I.Klasse u. s. w. Ad wird 1872 und 187.5, Ae 1873 und 1876 gedüngt und in derselben Ordnung bestellt, wie A c. Die Beete liegen nach der Breite des Küchen- gartens; die Düngung und Bestellung geschieht nach der Länge desselben. Hieraus folgt, dass alle Schüler die gleichen Gewächse bauen, und erhält jedes Beet jährlich den 3. Theil gedüngt und demnach auch die entsprechenden Gewächse. Für den Unterricht in der Buchführung hat je- des Beet seine Seite im Journal, worauf eingetragen wird der Name des Schülers, welcher das Beet be- stellt und wartet, die Data, Quantität und Kosten der Aussaat und Bepflanzung, sowie Data, Quan- tität und Marktwerth der Ernte. F Land für perennirende Gemüse und Gewürz- pflanzen, wie Meerrettig, Rhabarber, Sauerampfer, Patientia, Salbei, Lavendel, Pimpinell u. s. w. Jeden Herbst wird der 3. Theil des Landes mit altem Dün- ger oder Kompost belegt , welcher im Frühjahre untergehackt wird gleichzeitig mit der Auflockerung und Reinigung des Landes. Die perennen Gemüsepflanzen u. s. w. alternireu nach 6 bis 8 Jahren mit Himbeeren E, nachdem das Land vorher rigolt worden, das erste Mal auf 12 Zoll Tiefe, das zweite Mal auf 15, dann auf 18 Zoll u. s. w., wobei zugleich eine reichliche Düngung angewendet wird. Der Rhabarber kann 20 Jahre auf derselben Stelle stehen; Meerrettig wird jähr- lich neu gepflanzt und wechselt auf einem kleinern Räume auf F mit Thymian, Skorzonere u. dgl. Zur Erziehung der nöthigen Kohl- und anderer Pflanzen dienen die kalten Kästen J, welche jähr- lich mit frischer, nahrhafter Erde versehen werden, die in besonderen Komposthaufen aus Laub, Dün- ger u. dgl. bereitet wird. Die Kästen sind mit Fen- stern versehen , die jedoch fleissig zu lüften und rechtzeitig zu entfernen sind. Im Sommer dienen die Kästen zur Erziehung von Beeren- und Blü- thensträuchern aus Stecklingen. B. Die Baumschule. Die Baumschule ist in 10 Abtheilungen getheilt, von denen jährlich eine mit Wildlingen bepflanzt wird, welche zum Theil (Kirschen und Pflaumen) im ersten Jahre okulirt, zum Theil (Aepfel und Birnen") im zweiten Jahre gepfropft werden. Die Bearbeitung der Baumschule möge nach folgenden Regeln geschehen: Jedes Jahr im Herbst wird eine Abtheilung ri- golt, zum Anfang, Herbst 1870, jedoch drei dersel- I ben; diese werden reichlich gedüngt, im I.Jahre ! mit Kartoffeln, im 2. Jahre mit Kohl, im 3. Jahre ohne Dünger mit Erbsen bestellt. Im Frühjahre des 4. Jahres geschieht deren Bepflanzung mit Wild- lingen: 1 Apfel-, 1 Birn-, 1 Pflaumen- und 1 Kirsch- wildling für jeden Schüler zu eigener Disposition. Das Rigolen und die Bestellung der Baumschule 96 mit Gemüse ist die „Bracbe" derselben, zweclc- mäs.sig und nothwendig deshalb, damit die jungen Baunichcn mit schönen, gradcn Stammen und kräf- tigen, zahlreichen Wurzeln aufwachsen, wodurch sie in den Stand gesetzt werden, audreiclicnde Nahrungs- stoife in ihren Zellen auzusainmeln, und ao auch auf raagCKiu Boden und in schlechter Lage anzu- gehen und auszuhaken. Die Brache wird jedesmal angewendet, sobald eine Abtlieilung durch Auspflanzen der Bäumcheu geleert ist , und es wird darauf aufmerksam gemacht, dass jedes neue Rigolen 2 bis 3 Zoll tiefer zu be- werkstelligen ist, als das vorhergegangene. B h Saat-, Verpflanz- und Stccklingslaud der ' liuumschuk'. Die Anwendung dieser Abtheilung er- gibt sich aus der Bezeichnung; nur ist zu bemer- ken, dass auch hier der Boden rechtzeitig verbessert werden raus». Um die verbrauchten Nahrungsstofte zu ersetzen, wird das „iSaatland" in 3 Theile ge- theilt, wovon der eine „gebracht", d.h. mit Hack- früchten auf Dünger bestellt wird. Das Rigolen kann liier viele Jahre unterbleiben. Wie der Kücliengarlen, so ist auch die Baum- schule ein Gegenstand der Buchführung, indem jeder I Schuler auf seiner Nunimcrseitc im Journal ein- Bchreibt, wann die Wildlinge gepflanzt und veredelt, ] welche Sorten dazu verwandt und von wo die Edel- reiser rntnommen wurden. C. Der Obstgarten. Die Obstbäume 1 — 20, sowie 21: ein Gebtlsch j „Allgemeine Sauerkirschen" und 22: (Jruppen von „Allgemeinen Gelb- oder Weisspflaumen", mit ihren 22 Sorten repräaeutiren das Beste und Edelste, was in Schweden an Obstsorten bisher bekannt ge- worden. Die Ubstbäume liefern Edelreiser für die Baum- schule und für die Gemeinde, die Obstaträucher ebenso Wurzelschössc. Die Ubstbäume No. 2, 3, -1, 5, 9, 10, 12, 13, 17 und IH sind in Stammform mit Krone, die übri- gen in Becher-, Gegenspalier- und l'yramidenform aufgezogen. Alle stehen im Rasen und bilden einen Theil des „Lustgartens", und zwar dessen „Orna- mentsbäume". Jcel io Darlin, Zlmmar SUMa« No. li Druck dar C. Kciitor'arhrn niirh>lrucke«tr. Karl I^ocli, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 1. April 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Der v. Berkheim'sche Garten in Weinheim. Vom Hofgärtner Schnittspahn in Auerbach a. d. B. — Fürst Her- mann V. Pückler-Muskau in seinen Beziehungen zur bildenden Gartenkunst Deutschlands Eine biographische Skizze. Vom Park-Inspektor E. Petzold in Muskau. (Portsetzung.) — Ueber Schulgärten. Von O. Hiittig in Gothen- burg in Schweden. (Schluss.) — Illustrirte Berichte über Gartenbau, Blumen- und Gemüsezucht, Obstbau und Forstkunde. See 0. ^er&fjeiiirf(|e garten in Hieiufjeiiii. Vom Hofgärtuer Schnittspahn in Auerbach a. d. B. Der V. Berkheim'sche Garten in Weinheim an der Bergstrasse liegt in südlielier Richtung direkt bei dem Schloss und längs der Strasse nach Lützel- sachsen, welche die Besitzung in zwei Tlieile theilt, wovon der westlich gelegene zur Obstkultur und zum Gemüsebau verwendet wird. Der östliche Theil ist ein etwa 20 bis 25 Morgen grosser, geschmack- voll in landschaftlichem Styl angelegter Garten. Mit Umsicht sind ausserhalb des Gartens gelegene Punkte, wie z. B. die Ruine Windeck, Gorxheimerthal, so- wie der von hier nördlich gelegene Theil der Berg- strasse, zu herrlichen Fernsichteu benutzt. Die An- lage wird mit grosser Sorgfalt unterhalten und be- sonders konsequente Reinhaltung der Wege u. s. w. beobachtet. Spezielles Interesse hat aber dieser Gar- •ten durch die Anpflanzung einer reichen Sammlung Koniferen und Sträucher mit immergrünem Laube. Es wird wohl Alles, was der Handel in dieser Pflanzenfamilie bietet — freilich oft, da es nicht anders möglich ist, in noch kleinen Exemplaren — angepflanzt zu finden sein. Die Bepflanzung ist ver- schieden; die Koniferen sind meist als Solitärpflan- zen, Hex, Mahonien, Prunus Laurocerasus, P. lusi- tanica als Unterholz in grossen Baumgruppen. An- dere, wie z. B. Aucuba japonica mit den verschie- denen Formen, ebenso die verschiedenen Formen von Yucca gloriosa, sind zur Bepflanzung von Grup- pen verwendet. Schon frühere Besitzer dieses Gartens müssen ähnliche Zwecke, wie der jetzige, in dieser Bezie- hung verfolgt haben, und sind deshalb mehre Bäume von seltener Stärke hier zu finden; ich erwähne nur Cedrus Libani von gegen 50 Fuss Höhe, welche jährlich eine Menge Zapfen mit keimfähigem Samen trägt, Salisbmya adiantifolia und Quercus rubra, wohl 60 Fuss hoch. Herr von Berkheim ist nicht allein grosser Verehrer dieser grossen Pflanzenfamilien, sondern auch Kenner, und sind deshalb alle diese Pflanzen mit Etiquetten , die ausser dem Namen noch das Vaterland angeben, versehen. Da der Zutritt des Publikums zu diesem Garten mit dem grössten Li- beralismus von dem Besitzer gestattet ist, so muss dieser Garten für die ganze Umgegend als beleh- rendes Institut betrachtet werden. Von diesem Garten führt ein, von dem Besitzer ganz neu angelegter, bequem fahrbarer Weg durch einen Kastanien -Wald (Castanea vesca) auf den so- genannten Geiersberg und den Ort, wo v. Berk- heim die Massenanpflanzung mit edlen Koniferen ausgeführt hat, welche ich näher beschreiben will. Von dem Sattel, der den Geiersberg mit seinem Vorhügel Wüstenberg verbindet, zieht sich in öst- licher Richtung eine sogen. Mulde (kleines Thal), Sommerhalde genannt, nach den Weihern und in das Gorxheimer Thal hin, welche demnach eine sogen. Winterseite und einen sonnigen Abhang hat. Diese Sommerhalde war früher ein dem Pfluge un- zugängliches Ackerfeld und ist jetzt zur Aufnahme von edleren Baumarten, vorzüglich Koniferen, in 18 grössere und kleinere Parzellen getheilt. Zur 13 98 Ansfüliriiiig der Anjiflanzung wurden die einzelnen Parzellen auf 4 Fuss badiscL in horizontaler Rich- tung gerieft, so dass die Linien, wo die Pflanzen angepflanzt wurden, kleine Terrassen bilden. In diesen lieihcii oder Linien sind die Pflanzen auf 2^ Fuss Entfernung angepflanzt, aber nur jeder 4. Platz mit einer edleren Pflanze besetzt, so dass sie also 10 Fuss von einander entfernt sind; ebenso ist jedesmal eine Kcilio übersprungen, welche dann nur mit sogen. FUlIpflanzen bejiflanzt ist; als solche sind, je nach der Lage und Beschaflenheit des Bo- dens, Pinus sylvestris, Abics pectinata, Qucrcus pc- dunculata u. s. w. verwendet, welche mit dem Heran- wachsen der edleren Bäume zur Zeit beseitigt wer- den Süllen ; gegenwärtig machen sie aber mit Ein- rechnung der Zwischenreiiieu l der Pflanzung aus. Die einzelnen Abtheilungen enthalten 14 bis 24 Reihen , in welchen durchschnittlich 13 edle Pflanzen eingepflanzt sind, so dass von einer Art gegen 200 bis 300 Exemplare auf den einzelnen Parzelicn vorhanden sind. Bis jetzt sind angepflanzt auf dem nach Süden gelegenen Abhänge, welclier in S Theile getheilt ist: 1. l'inus rigida, 2. Pinus Laricio corsicana, 3. Pinus cxcelsa, 4. Pinus Benthamii, 5. Abies Douglasii, G. Cryptoraeiia japonica, 7. Thuja gigantca, 8. Juglans nigra. Auf dem nach Norden gelegenen Abhänge ist Nro. 0 vorerst Arboretum; Nro. 10 ist noch nicht bepflanzt. 1 1. Gingko biloba, 12. Taxodium ili.itichum, 13. Quercus rubra, 14. Soquoia senipervirens, lö. Celtis occigontalis, IG. Abios Nordmanniana, 17. Wcllingtonia gigantca, 18. Abies Piusapo. Die Wellingtonien sind auf verdoppelte Distanz gepflanzt, »md wird der freigeblicben(? Kaum vorerst i als Saatschulo benutzt. Nro. 10 und If) sollen noch ; mit kaliforni.tchen Abics-Arten bcpflan/t werden. Der östliche Abhang de« oben erwähnten Wüsten- bergs war ein etwa 2;V|ähriger Lerchenbestand, der in Folge von einem Sihnceiiruck sehr stark gelich- tet wurde, und ist nunmehr nach und nach mit Ce- ' druB Libani und C. Deodara umgewandelt. Die ' Pflanzung selbst ist wie die oben erwähnte ausge- führt «ind VH sind gi'^'Cii .'i(l() l'llnn/.rn von jeder iSpecios verwendet. Die Pflanzungen sind bereits seit 'J und A .liih- i ren mit 3- bis 4jährigen Pflanzungen ausgorührt und lassen bis jetzt, der Mehrzahl nach, auf gutes Gedeihen schliessen. Das weitere Gedeihen dieser Pflanzung aber, namentlich welche von den hier an- gepflanzten Arten mehr oder weniger zu solcbea Anpflanzungen als geeignet für das mittlere Deutsch- land zu empfehlen sein werden, wird die Zuknuft lehren. Fürst Hermann v. Pückler-Muskau in seinen Brzieliiinifrn zur hildeiiilrn (lartmUnnst IK'ulsrlilands. Eine biographische Skizze. Vom Park - Inspektor K. Potzold in Miukan. (ForUcuang.) Wenn die Pflanzungen so dicht geworden sind, dass das Herausnehmen der Fülli)flanzen nicht mehr genügt oder die letzteren zum Thcil so gross ge- worden sind, dass sie für die Zwecke des Verpflan- zens nicht mehr brauchbar sind, so tritt der Zeit- punkt ein, wo die Axt einschreiten muss, um den- jenigen Bäumen, welche zu domiuiren bestimmt sind, den nüthigcn Raum zum Wachsen, d. h. zu ihrer malerischen Ausbildung, zu geben. Mit Recht sagt der Fürst: ,Da8 Hanptwerkzeug, dessen wir uns bedienen zum Schaffen, unser Pinsel und Meissel, ist der Spaten; dos Haupt- wcrkzeug des Erhaltens und Fortarboitens aber ist die Axt". Und in der That hat er auch die Führung der Axt als das einzige Mittel der P>hal- tung nicht nur in seinem Werke über ,.Land$chafts- gärlnerei" ausgesprochen und anerkannt, sondern er hat dies auch bei vielen andern Gelegenheiten, so- wohl schrit'tlieh als mündlich, getlmn. Als ich ihm einst über Aushauungen geschrie- ben, antwortete er aus Branitz, 21. April 1850: „Was Sie über Hauungen in sagen, ist cum grano salis auch meine Ansicht, (ichauen mu88 in jeder kunstlandschaftliclien Anlage werden, weil eben eine solche weniger ist, als immer wird, — der grösste Nachtheil unserer Kunst im Sinne der Dauer und Abgeschlos.'cnhcit eines Kunstwerks, aber im höheren Sinne auch ganz conform mit den ewigen Gesetzen der Natur und alles SchatVons, immer alt und immer neu." „Nur mUsstc, um das Gleichnis« gans passend zu machen, auch immer derselbe Geist einem sol- chen Werke vorstehen können, wie der liebe Gott der Natur. Dann wäre unser Produkt ein weit hö- heres, als das des Malers mit Farben; aber wie es ist, bleiben unsere Werke freilich nur Ephemeren." 99 „Wenn ich mir denke, dass ich z. B. den Mus- kauer Schöpfungen hundert Jahre vorstände, so bin ich überzeugt, dass am Eude dieses Säkulums ein von dem jetzigen total verschiedenes Bild, eine gänz- lich veränderte Anlage da sein würde, und schon im Uebergange jährlich andere Nuancen. Dennoch aber zu jeder Zeit ein vollständiges harmonisches Ganze (meine eigenen, gelegentlichen Fehler abge- rechnet)." „Also Bäume abhauen. Verändern ist uöthig, aber das Wie bleibt immer eine grosse Hauptsache, ideell wie materiell. Man kann zu viel und zu we- nig hauen, ideell am unrechten Ort und materiell, dass es nicht wieder wachsen kann." Und dennoch und trotz alledem hat er sich zum Hauen in seinen Anlagen und Pflanzungen niemals entschliessen können; er hat zwar hier und da einen Baum, einen Ast weggenommen ; eine durchgreifende Operation mit der Axt hat er aber niemals gestat- tet. Ja, als der selige Garten -Inspektor Reh der eine solche Hauung während der mehrjährigen Ab- wesenheit des Fürsten auf seinen Reisen im Orient, wenn auch nur im Kleinen, und da sie nicht länger aufzuschieben war, weil die Pflanzungen durchsichtig wurden und allen Schuss verloren, auf eigene Hand vorgenommen hatte, war der grösste Undank sein Lohn; der Mann musste unverdienter Weise viel Bitteres erfahren, bis der Fürst sich später über- zeugte, dass Rehder doch Recht gehabt hatte. Den- noch aber blieb es mit dem Hauen beim Alten. Während der Zeit, wo ich die Ehre hatte, im Dienste der hohen Herrschaften in Weimar zu stehen, hielt sich der Fürst fast jedes Jahr längere Zeit dort auf. Mit grossem Interesse verfolgte er die Regeneration der dortigen Anlagen, namentlich die Hauungen im Parke zu Tieffurt, zu denen er Anfangs ein sehr bedenkliches Gesicht machte, während er mir später alle Gerechtigkeit widerfahren Hess und dies auch öfFenthch aussprach (in der Empfehlung meiner „Far- benlehre der Landschaft"). Als ich im Jahre 1852 mit meinem hiesigen Dienste beehrt wurde, und so- mit die schwierige Aufgabe erhielt, die grossartigen Anlagen des Fürsten, das bedeutendste Werk seines Lebens, zu erhalten und weiter zu führen, befahl Seine Königliche Hoheit, der Prinz Friedrich der Niederlande, mein gnädigster hoher Herr, dass diese Unterhaltung im Geiste der Anlage zu geschehen habe, wohl erkennend, dass nur auf diese Weise dieselbe von Erfolg sein könne. Der Fürst hatte 35 Jahre hindurch gepflanzt, und es erschien zunächst als dringendstes Bedürf- niss das Durchforsten der Pflanzungen, da nament- lich die älteren Pflanzungen zu Stangenholze be- reits herangewachsen und viele der früheren Aus- sichten fast zugewachsen waren. Mit Genehmigung des Prinzen ging ich nun mit grossem Eifer an diese Arbeit, ohne mich an die Stimme des Publi- kums zu kehren, welche ihr Verdammungsurtheil über mich aussprach. Man scheute sich nicht, beim Fürsten selbst mich als einen Zerstörer seines Kunst- werkes anzuklagen. Hier hat nun der Fürst, was ich dankend anerkennen muss, stets meine Parthie genommen und auf solche Weise die Schreier ver- stummen machen; ja als er später den verjüngten Muskauer Park wieder sah, hat er mich ersucht, eine gleiche Operation mit seinem Parke in Branitz vorzunehmen. Oefter bin ich, dieser Einladung fol- gend, in Branitz gewesen, und viel ist über diesen Gegenstand an Ort und Stelle gesprochen worden, er hat sich aber niemals, obgleich er diese Noth- wendigkeit einsah, zum Hauen entschliessen köunen, weil er immer, wiewohl mit Unrecht, fürchtete, er würde sein Werk momentan zerstören und das Heran- wachsen des jungen Unterholzes nicht mehr erleben. Ein gleiches Prinzip — worauf ich später zu- rückkommen werde — verfolgte er auch in den letzten Jahren seines Lebens mit seinen Pflanzun- gen. Er pflanzte sehr dicht, um den Effekt so- gleich zu haben, wodurch das Ganze den Eindruck des Ueberfüllten und Unruhigen erhielt. Oft sagte er: „Wenn ich dreissig Jahre jünger wäre, würde ich Manches anders machen." Das unter solchen Umständen, namentlich in Bra- nitz, doppelt nothwendige landschaftliche Durch- forsten der Pflanzungen ist gänzlich unterblieben, und so ist es denn gekommen, dass namentlich die ältesten Theile des dortigen Parkes zum Theil schon sich vollständig überwachsen haben, indem man es versäumt hat, die übergreifende Vegetation, so zu sagen, in ihre Schranken zurückzuweisen. Den hohen Werth der Architektur für die Land- schaftsgärtnerei hat der Fürst immer erkannt; mit den bedeutendsten Architekten war er stets in Ver- bindung, mit Schinkel sogar innig befreundet. Auch die Wahl des Baustyls akkomodirte er immer der Gegend; wo auch ein Bauwerk errichtet werden sollte: die Bestimmung desselben musste schon in seiner äussern Erscheinung kenntlich sein. Seine Gebäude befinden sich in sinniger Beziehung zu ihren Umgebungen; sie haben immer ihren be- stimmten Zweck. Eine Ueberfüllung oder Ueber- ladung der Landschaft mit Gebäuden oder architek- tonischen Verzierungen hat er immer vermieden. Er stellte den Grundsatz auf, dass er sich niemals an einen bestimmten Baustyl binde, sondern dass derselbe der Gegend angepasst werden müsse, ein Grundsatz, welcher bei unseren Architekten doch wohl nur bis zu einem gewissen Punkt Gnade fin- den dürfte, wiewohl er im Grossen und Ganzen richtig ist. 13* 100 Dag ScLlo8B ist, wie billig, sowohl hier, als in TJrauitz, der Mittelpunkt tler ganzen Anlage, und die Ansicht dc»sc-lben steht der AiiHsicht überall nach, während bei den übrigen ParkgcbUudeu eher der umgekehrte Fall eintritt. Au» den Fenstern des hieeigCD Howohl, wie des Branitzcr Schlusses, ist dem Beschauer eine fortlaufende Bildergalleric geöfl'net, aus jedem Fenster eine andere Aussicht, immer neu und immer schön, grossurtig und voller Harmonie. Diese BiUlergallerie setzt sich für den aufmerksamen JJeobachter durch den ganzen l'ark fort. Ein wohlgruppirter und wohlgej)flanzter Bark mu.ss, was Farbe und Form, namentlich letztere, anlangt, den SchönheitHsiim in jeder Jahreszeit be- friedigen können, besonders auch im Winter, wo die Bclaubung und Ausschniückung (das Fleisch und Blut der J^andschaft) fehlt, und dies ist hier der Fall; denn die Schönheit der Formen tritt dem Be- schauer dann in ihrer ganzen Klassizität entgegen. Für die bedeutende Ausdehnung des Mu.-kauer Parks hatte der Fürst denn auch, um jene U<'ber- ladung zu vermeiden , im Vcrhältniss zur Fläche wenig Baulichkeiten j)rojektirt, welche aber, obgleich sie alle im Plane festgestellt waren, zu jener Zeit nur zum allcrkleinsten Theilc zur Ausführung ge- kommen sind, weil der Fürst zunächst die umgeben- den Pflanzungen arrnngirte unil diese erst heran- wachsen sollten, um alsbald daun gleich etwas Fer- tiges herzustellen. Durch die Muniiizenz des gegen- wärtigen hohen Besitzers ist bereits vieles damals Projektirtc nunmehr ins Leben gerufen, wenn auch Manches darin, als den gegenwärtigen Bedürfnissen mehr entsprechend, eine andere I^ö.sung erfahren hat. Den französischen Ciartcnstvl nennt PZHrlit. (Mtsthau und tor^tkunilc. Zweiter .' Unter diesem Namen hat der Besitzer des po- mologischen Institutes, Freiherr von der Decken in Ringelheim, im vorigen Jahre eine gärtnerische Zeilschrift in's Leben gerufen, die wir bereit« freu- dig begrüsst haben (vergl. vor. Jahrg. d. Woch., S. 50). Diese Zeitschrift hat insofern eine Umge- staltung erfahren, als der Text jetzt in 3 Sprachen: der deutschen, französischen und englischen, gedruckt wird und in der Person des auch den Lesern der Woclienschrif: bekannten Profesisors an der Garten- bau-Schule des Louis van Iloutte in Gent, Emil Rodigas, einen zweiten Redakteur erhalten hat. Die Zeitschrift vertritt die ganze Gärtnerei und wird durch farbige und nicht-farbige Abbildungen und Holzschnitte, die beide nichts zu wünschen übrig lassen, erläutert. Am besten wird man über die Hefte, deren im Jahre •> erscheinen, urtheilen können, wenn wir den Inhalt des ersten augeben. Der erste Artikel gibt eine Darstellung der Heizung in den Gewächs- häusern des pomologisehen Institutes mit 2 Tafeln illumiuirter Abbildungen, dann folgt Gartendekora- tion, und zwar über Anlage von Teppichbectcn, über Zimmer- Ausschmückungen und über einzelne Dekorationnpflanzen, mit in den Text gedruckten Zeichnungen. Ein dritter Abschnitt handelt über neue Pflanzen. Hier und auch bei den Dekora- tionspflanzen hätten wir gewünscht, dass eine bes- sere Wahl getrofl'cu und hauptsächlich nur neue Pflanzen aufgeführt worden wären. Araucaria im- bricata und Yucca recurvata sind so bekannte De- korationspflanzen , da.ss sie kaum wohl einem Lieb- haber in der tiussersten Provinz unbekannt »ein möchten. Auch die Nomenklatur dürfte bei einer so eleganten Zeitschrift weit schärtcr ins Auge gefa.Mt werden, als es geschehen. Gbst- und Gemüsebau bilden ebenfalls besondere Abschnitte, wie man auch nicht ander» erwarten konnte; Forstkunde tind Forst- schntz liegen aber einem Gärtner oder Liebhabor zu fern, und Forstmänner möchten mit dem, was gegeben ist, kaum zufriedengestellt sein, daher wäre es wohl rothsam , diese beiden Abschnitte in den Berichten ganz wegzulassen. Auch die Berichte aus Vereinen könnten vermisst werden. Höchsten» dürfte Einzelnes daraus in dem letzten .\bsohnittc, unter den Miscollcn, aufsufUhren sein. Verlag mn Wicgandt k Ilompel in Ilcrlin, Zliam«r-Mtru*« No. 9t. Pnirk dor C. Fei st rr'irhen Dnrhdnirkarai (L. M«w«i), Bnlia. Wllb*lD.<.ruU No t. Wochenschrift des Tereiues zur Befördernog des Gartenbanes in den Königl. Preossischen Staaten fiir No. 14. Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor* I>r. Karl Kl och, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 8. April 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: 526. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am.26.März. — Fürst Hermann T. Pückler-Musk.au in seinen Beziehungen zur bildenden Gartenkunst Deutschland's. Eine biographische Skizze. Vom Park - Inspektor E. Petzold in Muskau. (Schluss.) 5^6. Tersaninilung des Verciues zur Befördernug des Gjirtenbaiies, am 26. März. Der Vorsitzende, Geheime Ober-Regierungsrath Knerk, eröffnete die Versammlung mit der Trauer- botschaft, dass der Verein wiederum durch den am 22. März erfolgten Tod des Professors Dr. Schultz- Schultzenstein einen grossen Verlust erlitten Labe. Von wenigen Mitgliedern wurde der Verein seit dem Jahre 1839, wo dieser ihn wegen seiner Verdienste um Wissenschaft und Praxis zum Ehren- mitgliede ernannte, so wesentlich unterstützt, wie durch den Verstorbenen; noch grössere Verdienste hatte er aber um die Gesellschaft der Gartenfreunde, deren Vorsitz er seit vielen Jahren führte, sich erworben. Doch auch die Gärtnerei wird seinen Tod lange, lange noch fühlen. Karl Heinrich Schultz wurde am 8. Juli 1798 in Alt-Ruppin geboren; sein Vater war da- selbst Rathszimmermeister. Den Beinanjen Schul- tzenstein erhielt er durch königliche Urkunde 1848 von seinem Gute d. N. in der Nähe von Rheins- berg bei Neu-Rupjoin, zur besseren Unterscheidung von den zahlreichen übrigen Gelehrten s. N. Er erhielt eine sorgsame Erziehung und legte schon in frühester Jugend eine grosse Voi-liebe für Natur- wissenschaften an den Tag. Nachdem er 1817 in seiner Vaterstadt das Gymnasium absolvirt hatte, wurde er in dem Friedrich -Wilhelms -Institute in Berlin, wo Militärärzte herangezogen werden, auf- genommen. 4 Jahre darauf promovirte er und ver- liess nach einem Jahre die miUtärische Laufbahn, um sich der akademischen zu widmen. Schon im Jahre 1825 wurde er zum ausserordentlichen Pro- fessor in der medizinischen Fakultät ernannt. Die damalige wissenschaftliche Richtung, die na- turphilosophische Schule, von Sc he Hing in's Leben gerufen, hauptsächlich aber von Oken durchgeführt, ergriff er mit Begeisterung. In jener Zeit, den zwan- ziger und der Hälfte der dreissiger Jahre, lebte in Berlin eine Anzahl tüchtiger Männer, welche die Jugend für die Ideen der Naturphilosophie begei- sterten. Schon seine Promotionsschrift, der Kreislauf des Saftes im Schöllkraute, machte grosses Aufsehen; nicht weniger nahm eine Reihe anderer Schriften, hauptsächlich botanischen Inlialtes, die Aufmerksam- keit der Gelehrten in Anspruch. Er ging 1830 nach Paris, um den Unsterblichen, wie die Mitglieder der französischen Akademie oder des Institutes sich gern zu nennen pflegen, die von ihm in Betreff des Kreislaufes in den Pflanzen gewonnenen Resultate vorzulegen. Mit dem grossen Preise 1833 gekrönt, wurde er in demselben Jahre an der Friedrich- Wilhelms -Universität zu Berlin zum ordentlichen Professor ernannt. 1836 schrieb er sein ebenfalls Aufsehen erregendes Werk über die Blutkügelchen. Wir haben noch in diesen Tagen Männer in gereifterem Alter (wir nennen nur den Anatomen Reichert an hiesiger Universität) gesprochen, die sich der interessanten Vorlesungen des Professors Schultz-Schultzenstein in der damaligen Zeit gern erinnerten und den fliessenden Vortrag nicht 14 106 weniger, als die Begeisterung, iinJ das Ergrifl'cnsein vou dtm, was er lehrte, uiclit genug rUhracu konn- ten. Diese Thätigkeit an der Universität hat er bis zu den letzten 'J'agen tortgesetzt. Noch am spä- ten Abend des letzten Tages vor seinem Tode bc- schütligte er sich mit Gegenstünden fUr seine \'or- Icsungcu und wurde darin von der treuen Gattin unterstutzt. ^^'ir haben nur angedeutet, was durch den Ver- storbenen iu der AVisscnschatt geschehen. Sicherlich wird durch Fachgenossen bald eine ausführliche Biograjihie erscheinen, welche seinen Verdiensten um die Wissenschaft Kecluuing trägt. So sehr Pro- fessor Schultz-Schultzeustcin auch in der Gärt- nerei, in der praktischen ^Vissenschaft, lebte, so hat er darin doch nichts Grösseres und Wichtigeres geschrieben. Er bewegte sich namentlich gern in dem Gebiete der Pflanzenernährung und des Pflan- zenlebens, und hielt sehr oft darauf bezügliche \'or- trSge iu den Versammlungen des Vereines zur Be- förderung des Gartenbaue?, noch häufiger in denen der Gesellschaft der Gartenfreunde. Aussereuropäische Reisen hat Professor Schultz- Scli ultzcustcin zwar nicht gemacht, er benutzte aber in der Kegel nlljährlicii die grossen Universi- tätsferien im Hochsommer bis zum Herbste, um grössere und kleinere Reisen, nuch nach ausserdeut- Bchcn Ländern, zu machen. Von diesen zurückge- kehrt, berichtete er oft in den Vercinsversamnilun- gen auf eine die Aufmerksamkeit fesselnde Weise; geschrieben hat er, soviel wir wissen, ebenfalls nichts darüber. Frankreich, Italien, die 3 skandina- vischen Reiche und England kannte er. Niemand sah ihm sein hohes Alter an — er würde Anfangs .luli 7;? Jahro gezählt haben. Er besass eine merkwürdige Frische des Geistes, die durch keine Krankheit gestört wurde. Nocli wenige Stunden vor seinem Tode war er thätig und ahnte nicht, dass er sobald abgerufen werden würde. Der plötzliche Schmerz , den er einige Tage früher in der Herzgegend gefühlt hatte, war wiederum weg- gegangen. Am frühen ^lorgcn fand man ihn todt im Bette in Folge eines Herzschlages. Er hinterliisst eine trauernde Wittwc und zwei hoflnungsvolle Söhne, von denen der eine als IJcu- tcnant vor Paris steht, der zweite hingegen noch das Gymnasium besucht. Öcr Vorsitzende machte darauf oufmcrksom, das« am .^0. .Vpril «lio erste der fi Monal^'au'stcl- luDgcn, und zwar in) Englischen Hause, stattlindeu werde und forderte nochmals zur recht vielseitigen Bethciiigung auf. Er bemerkte schliesslich , dass von Seiten des Kammerherrn von Schwancn- feld auf Sartowitz ein Preis von 2 Fricdrichsd'or cur Verfügung gestellt sei, ausserdem habe sich auch ' ein Pflanzen- und Blumenliebhaber bereit erklärt, ebenfalls einen Preis von zwanzig Thaleru auszu- setzen. Auf die Bitte des Vorstandes seien endlich von Seiten eines hohen landwirthschaftlichcn ^lini- stcriums zwölf bronzene SIedaillcn (für jede Mo- natiausstellung 2) dem Vorstande zur Krönung wür- diger Gegenstände zugesichert worden. Der Vor- stand werde nicht unterlassen, im Namen des Ver- eines für den erneuten Beweis gnädigen AN'ohlwol- lens eines hohen landwirthsehafllichen Ministeriums den verbindlichsten Dank auszusprechen. Der Direktor des botanischen Gartens, Pro- fessor Braun, hatte auf das Gesuch des Vereines zur Benutzung bestimmter Räumlichkeiten des bo- tanischen Gartens für die 4 daselbst stattfindenden I Sommerausstellungen, sie schriftlich in der Weise, wie er mit Garten- Inspektor Bouche vereinbart, ' gestattet; es sei deshalb nur nothwendig, sich mit diesem in Verbindung zu setzen. j lieber das Stiftungsfest, was den Statuten nach am l?l. Juni, wenn dieser auf einen Sonntag fallt, oder wenn nicht, an dem genanntem Tage zunächst liegenden Sonntage gefeiert werden soll, wurde ftlr dieses Jahr der Beschluss gefasst, dasselbe am 18. Juni, als dem dem 21. am nächsten liegenden Sonntage, zu feiern, die Monatsausstellung aber am letzten Dienstage im Monate, also den 27. Juni, stattfinden zu lassen. Garten-Inspektor Bouch«^ er- bot sich den Saal, wo die Festsitzung und das Fest- mahl sein würden, mit Pflanzen ausschmücken zu lassen, ersuchte aber auch andere Gärtner, ihn da- bei durch Beiträge zu unterstützen, hauptsächlich aber für Boucjuetc zur Tafel niul für deren Siliniuck zu sorgen. Perncr ernannte der \ orsitzcndo einen Aus- scluiÄS, der Vorschlüge machen sollte, auf welche Weise man die im nächsten Jahre stattiindcndo Jubelfeier des fUnfzipjähripen Bestehens des Ver- eines zu begehen habe? Von einer grossen inter- nationalen Ausstellung sei man nach trüberen Bc- rathungen abgekoinmen; eine grössere Pflanzen- und Binmcnausstcllung werde aber auf jeden Foll in« Leben gerufen werden müssen. Als Voraitzcndcr des Aussclnisses wurde bezeichnet: Garten-Ins|iektor Bouch«?, als Mitglieder hingegen: Dr. Bolle, Hiifgärtner B rasch, Dr. Filly. Kunst- und Handclsgärtner H-f tin ;i n n. Professor Koch, Kunst und Handelsgärtncr Mathicu, Rentier Sonntag, Univcrsitälsgürtner Sauer. Ausser den Pflanzen, die dieses Mal aus dem 107 Versuchsgarten des Vereines zur Verloosuiig vorhan- den waren, wurden 2 prächtige Schaupflanzen, wie man sie leider jetzt so selten sieht, aus 2 Gärten ausgestellt. Die eine war Boronia tetrandra, ein mit kurzem, ^^ Zoll im Durchmesser enthaltenden Stamm versehenes Kronenbänmchen von 2 Fuss Brei- tendurchmesser und 1^ Fuss Höhe. Der Topf hatte eine Weite von 11 Zoll. Herangezogen wurde sie in ^diesem schönen Zustande von dem Obergärtner Dressler im Garten des Geheimen Kommerzien- rathes Dannenberger. Die zweite Schaupflanze war ein neuholländischer Schmetterlingsblüthler mit einfachen Blättern, das wohlbekannte Chorozema ilicifolium. Sie befand sieh in einem flachen, nur 18 Zoll breitec Gefässe, und doch besass die kugel- förmig gezogene Pflanze, bei einer Höhe von 3^', sogar einen Breitendurchmesser vou 4 Fuss. Das Verdienst, diese Schaupflanze herangezogen zu ha- ben, gehörte dem Universitätsgärtner Sauer. Garten -Inspektor Bouche legte 18 verschie- dene Helleborus-Arten, Abarten und Blendlinge vor, und theilte darüber Folgendes mit. Seit der Zeit, wo H. olympicus, abchasicus und guttatus in unsern Gärten eingeführt wurden, widmete man der Aus- saat dieser hübschen Frühlingsblumen mehr Auf- merksamkeit, in Folge dessen auch sehr bald ver- schiedene Varietäten zum Vorschein kamen, mit de- nen wohl zuerst Universitätsgärtner Sauer die Mo- iiatsversammlungen unseres Vereines beschickte. Ein Jahr später blühten auch im botanischen Garten verschiedene Abarten, welche aus dem Samen das H. guttatus imd olympicus erzogen waren, und sich nicht allein durch schöne grosse, sondern auch schön gefärbte Blumen auszeichnen. Es sind vorzugsweise H. hybridus Heyderi und reticulatus, Blendlinge von H. olympicus und guttatus, sowie zwei Abarten des H. cyclophyllus mit weisslichen Blumen, H. cy- elophyllus albiflorus und laetevirens. Nach seinen Erfahrungen, die er bei der Aussaat gemacht, sei er sehr zweifelhaft geworden, eine grosse Zahl der aufgestellten Arten als wirklich spezifisch verschie- dene Arten anzuerkennen, denn, obgleich er die Samen selbst gesammelt und ausgesäet habe, so be- finden sich unter den Sämlingen des H. viridis die verschiedenartigsten Exemplare hinsichtlich der Fär- bung und Blattformen, die man mit allem Recht als H. cupreus, atrorubens, odorus und pallidus betrach- ten kann. Unter den dem H. atrorubens gleichenden Pflan- zen sind durch die Grösse der Blumen H. atroru- bens major und minor zu unterscheiden. Die Säm- linge des H. cyclophyllus, den Ref. vor einer Reihe von Jahren aus Athen erhalten habe, sind hinsicht- lich der sehr grossen Blätter, deren einzelne Theile einen vollständigen Kreis bilden, konstaut geblieben, ebenso auch die Grösse der Blumen, die aber, wie oben erwähnt , in Hellgrün und Weisslicbgrün ab- geändert haben. Unter den Sämlingen des Helleborus odorus, dessen Blumen oft schon im Herbst erscheinen und eine gelblich grüne Farbe besitzen, hat sich ein Sämling mit etwas gebräunten Blumen und braunen Nektarien gefunden. H. pallidus hat ebenfalls eine weisslich blühende Abart geliefert. H. guttatus än- dert, aus Samen erzogen, oft insofern ab, dass die Blumen im Innern nicht mit den rosenrothen Flek- ken versehen sind. Vor drei Jahren habe Ref. eine Aussaat des H. hybridus Heyderi gemacht: unter den davon erhaltenen Pflanzen blüht gegenwärtig eine, die zwischen H. olympicus und atrorubens steht. Andere Arten dieser Gattung, z. B. H. purpura- rascens, porphyromelas und lividus, sind solchen Aus- artungen nicht unterworfen. Die Eigenschaft dieser Gattung, mannigfach durch Aussaat abzuändern oder auch wohl der Bastardirung zu unterliegen, befähigt sie, zu eiuer wirklichen Florblume des Früh- lings zu werden, besonders wenn betriebsame Gärt- ner die schöneren Formen zur gegenseitigen Be- fruchtung benutzen. Ferner legte derselbe einen Pfirsichzweig vor, welcher seine früher ausgesprochene Ansieht bestä- tigt, dass das Gefrieren der Gehölze sehr wesent- lich von der in der Rinde befindlichen grösseren oder geringeren Feuchtigkeit abhängt, und demnach Gehölze, die bei Eintritt strenger Kälte noch sehr saftreich sind, leichter erfrieren, als solche, in denen der Saft schon früher zurückgetreten ist. Der vor- gelegte Zweig war im November vorigen Jahres von einem Pfirsichbaum abgeschnitten, auf die Erde geworfen und hatte sich vollständig bis in die äus- sersten Spitzen und Knospen hinein unbeschädigt erhalten. Es könnte hier der Einwand erhoben wer- den, dass er unter einer hohen Schneedecke gelegen habe, jedoch ist dies nicht allein der Grund seiner Erhaltung, sondern der Umstand, dass ihm, vom Stamme getrennt, keine Feuchtigkeit durch die Wur- zeln mehr zugeführt worden ist. Denn das Bäuni- chen, dem er angehörte, ist nicht allein in seinen oberen Theilen, die sehr gut durch Stroh gegen Kälte geschützt waren, sondern auch dicht am Boden befindliche, reichlich mit Schnee bedeckte Zweige sind bis in das zweijährige Holz hinein er- froren. Trotz der sehr guten Schneedecke haben im letzten Winter eine Menge holziger Pflanzen viel mehr gelitten, als im vorigen Winter, wo der Schnee bei einer Kälte von 18 Grad im Februar gänzlich fehlte und die Erde fast .3 Fuss tief ge- froren war. Im letzten Winter war die Erde bis zum Eintritt des Schnee's etwa einen Fuss lief ge- 14* 108 froren, thauete jedoch trotz einer Kulte von 22 Grad von unten her auf, so dass beim Eiutritt von Thau- wetter die gefrorene »Schicht nur höchstens 8 Zoll betrug. In Folge der Erdwärme ist den Gehölzen noch längere Zeit Feuchtigkeit zugeführt worden, 80 dass sie reichlich mit Saft gefüllt von der stren- gen Kälte ereilt wurden, während im vorigen Winter der Boden so fest und so tief gefroren war, dass an eine Zuführung von Feuchtigkeit nicht gedacht werden konnte. Die grösseren Verheerungen durch Frost haben nicht allein in dem weniger Gefroren- sein des Bodens und der um 4 Grad strengeren Kälte ihren Grund, sondern auch in dem Umstände, dass das Holz während des kühlen, regnigten Wet- ters des August und )September vorigen Jahres nicht gehörig ausreifen konnte. Schliesslich machte der Vortragende noch dar- auf aufmerksam, dass die Nestraupe, Bomby.\ di- spar, die Schwammraupe, Bombyx chrysorhoea, und der Fichtenspinner, Bomby.v Pini, sehr verheerend aufzutreten drehen. Von der Schwammraupe habe er zwar im vorigen Sommer nur wenig Schmetter- linge gesehen, dennoch aber finden sieh an flauem, Zäunen und Bäumen eine Menge abgelegte Eier unter den Feuerschwamm ähnlichen llaarpolstern. Die Isestraupe habe schon seit einigen Jahren in einigen Jahren besonders die ( Ibstbäume in Gärten imd Eichen an öftentlichen Strassen ergriffen, über- aus reichlich seien die Eichen der Potsdamer Strasse damit bedeckt. Die Ansiedelung dieser Kaupe habe in jener Strasse vor etwa drei Jahren in der Nähe des Schiftlahrts- Kanäle» begonnen und habe sich allmählig immer mehr nach Schöneberg verbreitet. Werden die Bäume mehre Jahre hinter einander abgefressen, so ist ihr Absterben unausbleiblich, wie die in der bezeichneten Gegend befindlichen Baum- gerippc am deutlichsten beweisen, so dass es drin- gend nötliig ist, ein wachsames Auge auf die Ver- tilgung dieser beiden Haupenarten zu haben, um so mehr, als sehr bald die Zeit eintreten wird, wo sie auf die jungen Knospen auswandern. .\ber nicht nur der Bäume, sondern auch der Mensehen halber, ist es dringend geboten, die Nest- raupen, namentlich an öffentlichen Promenaden, zu vertilgen, weil sie fast ebenso giftig, wie die Pro- zcssionsraupen sind; »ic fallen oft zur Erde, hängen sich alsdann au die Kleider der \'orüb<'rgehenden an und verursachen, wenn die sehr zerbrechlichen Haare der liaupo mit zarten Ilautthcilen in Hcrt\h- rung kommen, sehr empfindliche, M bis 10 Tage an- dauernde Hautentzündungen und Cieschwulst. Um die Kiefernraupe, die sich im vorigen Jahre auf einer »ehr alten Pinu» Strobus de» botanischen Gartens in Masse eingefunden hatte, zu vertilgen, wurde im Herbst, als die jungen Raupen begannen sieh zur I^eberwinterung in die Erde zu begeben, ein Theerband um den Stamm gelegt, das aber nicht viel nützte, indem die Raupen selbst noch bei 2 Cirad Kälte von dem Baume herabkrochen, und, da der Theer hart geworden, nicht daran kleben blieben. Dahingegen hat sich das Theerband im Frühling als sehr wirksam gezeigt und Hunderten von Raupen den Tod gebracht. Schon in der zwei- ten Hälfte des Februar, bald nach dem am Itl. ein- getretenen Thauwetter, fingeu die Raupen an, aus der Erde hervorzukommen und bei warmem Wetter und besonders Sonnenschein den Baum zu ersteigen; da unter diesen Umständen der Theer klebrig war, BD blieben sie in Massen daran hängen. Es dUrfto also die ^'crtilgung im Frühling am sichersten sein; ist die Temperatur eine so geringe, dass der Theer hart bleibt, so ist es auch den Raupen zu kalt und stellen sie ihre Wanderungen ein. Der Vorsitzende theilte mit, da;s in diesem Jahre eine grosso internationale Austeilung von Pflanzen u. s. w. in London stattfinden würde. Offi- zielle Nachrichten wären zwar dem N'ereiiie noch nicht zugegangen, privatim hätte aber der General- Sekretär, Professor Koch, spezielle Mittheilungen darüber erhalten. Professor Koch theilte aus einem Briefe des Obergärtners Perring in Pankow Einiges, dio starke Kälte des eben verflosseneu Winters betref- fend, mit : ^In der hiesigen Gärtnerei sind sämmtliche, auf Quitten veredelte Bim -Pyramiden und Spaliere er- froren, selbst solche, die 4 bis ."» Jahre stehen und eine Stammstärke von tlber 1 Zoll besitzen. Im vo- rigen Jahre erfror hier ein grosser Thcil derartiger Stämme bei dem schncelosen starken Frost in den Wurzeln, lii Folge dessen Hess ich im vorigen Herbste alles Zwergobst an den Wurzeln stark mit Mist decken. 'IVotzdem sind selbst die unteren Stamnitheilc und Wurzeln unter dieser Decke total erfroren." „Nach den Erfahrungen dieser beiden letzten Winter muss ich hier auf diese Kultur vollständig verzichten, obgleich dieselbe eine grosse Liebhaberei von mir ist; es milsste denn, wie dies ^Jep^re meist gethan, ein besonderes tJuarliiT mit Mauern umge- ben werden, liinter wciclicn sio etwas Schutz finden." ,In den grösseren Baumschulen sind ebenfalls die meisten Birn - Pyramiden und Spaliere erfroren oder wenigstens stark angefroren. Hier bei uns scheint der leichte Sandboden, in welchem dio Bäume, namentlich bei dem vorigen feuchten Som- mer, viel länger vegetiren, als in schwerem Boden, und das Holz deshalb nicht so gut ausreift, als in jenem, das Erfrieren zu begünstigen." „Ferner haben bedeutend gelitten oder sind total 109 erfroren: verschiedene hochstämmige Birnen von 1 bis 2 Zoll Stamrastärke, alle jüngeren, iu den bei- den letzten Jahren gepflegten Platanen, sehr viele Koniferen und der Wein unter Strohdecke; mit Erde bedeckt ist er hingegen gut geblieben. Von Koniferen nenne ich besonders als todt: Cupressus Lawsonii ohne Decke; angefroren, die jungen Triebe oder die ganze Südseite: Abies Nordmanniana, orieu- talis, Mariana, Taxus baccata (in freier Lage), alle Hex, selbst unter leichter Decke, Wellingtonien, auch unter Holzkästen, und viele andere." Garten -Inspektor Bouche glaubt, dass grade das Bedecken der Wurzeln dieser Birn- Pyramiden mit Mist dazu beigetragen haben möchte, das Er- frieren in Folge der längeren, durch die Wärme des Mistes hervorgerufenen Saftzirkulation zu be- schleunigen. Er liabe grade umgekehrt gefunden, dass Gehölze im trockenen Sandboden weit besser der Kälte widerstehen , weil die Vegetation hier früher stillsteht, als da, wo Feuchtigkeit und Wärme sie länger dauern lassen. Was das Verhalten der Koniferen gegen den letzten kalten Winter betreffe, so habe auch er traurige Erfahrungen gemacht; in- teressant dürfte aber auf jeden Fall die Mittheilung sein, dass 2 Koniferen, die man bisher für zärtlich gehalten habe: Thujopsis dolabrata und Juniperus cbinensis, sehr gut ausgehalten hätten. Mit dieser Ansicht stimmen nach Professor Koch auch die Resultate eines Bewohners in Philadelphia in den Vereinigten Staaten Nordamerika's überein. Darnach erfrieren Weinreben, Rosen, verschiedene Immergrüne, Paulownien u. s. w. viel weniger, wenn sie im Herbste möglichst trocken gehalten wurden. Nach dem in Gardeners' monthly advertiser horti- cultural, edited bei Meehan (p. 75) enthaltenen Be- richt wird der Grund in dem besseren und früheren Reifen, was durch die Trockenheit bedingt wird, gesucht. Professor Koch berichtete nach amerikanischen Mittlieilungen über die von Jahr zu Jahr zuneh- mende Verbreitung des W^einbaues in den Vereinig- ten Staaten Nordamerika's. Nicht weniger als zwei Millionen Acker (über drei Millionen Morgen) Lan- des werden bereits vom Weinbau in Anspruch ge- nommen; davon kommen allein 200,000 Acker auf Kalifornien. Im genannten Staate hat sich eine Gartenbau- Gesellschaft gebildet, wo, wie es scheint, hauptsächlich Deutsche thätig sind. In dem aus 5 Mitgliedern bestehenden Vorstande befinden sich 3 Deutsche. Es stimmt dieses mit dem trüber von uns aus offiziellen Mittheiluugen iu der W^ochen- Wochenschrift (vorig. Jahrg., S. 46) entnommenen Berichte überein. Professor Koch theilte weiter mit, dass in Folge der Perriug'schen Mittheilungen in der W^ochen- schrift (S. 5), das gute Anwachsen von Stecklingen in zu Pulver geriebenem leichten Torf aus der Lü- neburger Haide betreffend, aus Weimar die Anfrage gekommen sei, woher man diesen Torf beziehen könne? Kunst- und Handelsgärtner Lackner em- pfahl die Anwendung dieses Torfes, aber nicht in Pulver gerieben, sondern in grösseren Stücken, zur Aussaat von allerhand feineren Sämereien, vor Al- lem von Eriken. Zu beziehen sei er von Rosen- thal in Wolfenbüttel. Professor Koch bemerkte demnächst, dass er in einer gärtnerischen Zeitschrift gelesen, dass der bekannte englische Weinzüchter Meredith dem Kaiser und Könige Wilhelm während dessen Aufenthaltes in Versailles 130 Pfund vorzüglicher Weintrauben als Zeichen seiner grossen Verehrung gesendet und darauf einen eigenhändig geschriebe- nen Brief des deutschen Kaisers erhalten habe. Ferner wurde vom Professor Koch mitgetheilt, dass das sogenannte Blaugras Kentucky's nichts weiter sei, als unser gewöhnliches Wiesen- Rispen- gras, Poa pratensis; es sei dieses demnach ein zweites Gras, was erst von Europa in den Verei- nigten Staaten eingeführt wurde und daselbpt sich ungemein verbreitet hat. Dagegen berichtete Garten -Inspektor Bouchd, dass er unter der Benennung Blaugras Samen un- seres Knäuelgrases (Dactylis glomerata) direkt aus Nordamerika erhalten habe. Auf gleiche Weise wurde unser Wiesen-Liesch- gras (Phleum pratense) schon im vorigen Jahrhun- derte nach den Vereinigten Staaten gebracht und daselbst bald als eins der besten Futtergräser zum Anbau erkannt. Engländer lernten jenseits des Oceanß die grossen Vorzüge des Grases kennen und führten es später als etwas Neues unter dem Namen Timothy-Gras wiederum in Europa ein. Als solches bildet es auch noch jetzt bei uns eins der vorzüg- lichsten Futtergräser. Dr. Wittmack berichtete, dass der Ausschuss des Königl. Landes-Oekonomie Kollegiums in seiner vor Kurzem geschlossenen Sitzung auf Veranlassung eines hohen Ministeriums der landwlrthschaftlicheu Angelegenheiten Tabellen zur Ermittelung der An- bauverhältnisse entworfen habe, um eine genaue Kenntniss von der Zahl der Morgen, die im preus- sischen Staat mit den verschiedenen Getreide- und Handelspflanzen u. s. w. bebaut werden, zu erhalten. Diese Tabelle enthält in dankenswerther Vollstän- digkeit die meisten Fruchtgattuugen genau spezia- lisirt, auch selbst minder verbreitete. Er wünsche, dass dieses auch für den Gartenbau geschehe und stellte einen hierauf bezüglichen Antrag. SchUesslieh erhielt Chorozema ilicifolium des Uni- versitätsgärtners Sauer den Monatspreis. 110 Fürst Hermann v. Pückler-Muskau (tpincii lt(>ziclnin!;rn zur liildiiidrn (lartcnkiinst üeiitschlaiiils. Eine biographische Skizze. Vom l'nrk -In.apcktor K. l'ctzold in Muskan. (Schlu.i.) Bei LcDDi' wusste er (luascii aDlialtende Tliätig- keit Wühl KU scliatzcn, uud die allgemeine Aureguiig, wolclio derselbe Rab, lint er stets riiliineiul aner- kannt. AU KünHtier hat er ihn aber niiniuU hoch- gOBtcIlt und oft die beissendsten Bemerkungen ge- macht. An seinen Plänen tadelte er den Jlangel de» Natiiiliclien, namentlich in Füiirung der ^^ cge, in Behandlung der Pflanzungen und der CJruppirun- gen, welche ihm vielfach gckUnotelt und unruhig erschienen; er fand auch, das» sie häutig überladen seien, namentlich an arehitektonischcu AusschmUk- kungen, und ein Haschen nach Eflekten. Aus die- sem tirundc, meinte er, werde der Lenne"schc Garteustyl keinen Bestand haben. Er tadelte na- mentlich auch die neuen Anlagen in San-säüuci we- gen ihrer Ueberladung und als des Zusammenhangs unter sich entbehrend, und weil die eigentliche Land- echaft ganz verdrängt sei. Am heftigsten sprach er sich noch in den letzten Jahren tlbcr die Anlage der gi'üssen italienischen Terrasse vor dem go- tbisehen Schloss in Camenz in iSchlesieu aus, welche auch so mächtig ist, dass sie das in gross- artigem Verhältnisse aufgeführte Schloss eigentlich verschwinden macht. Inwieweit diese Ansichten des Fürsten begründet sind und ob sie nicht, wenigstens zum Theil, auf Persönlichkeiten und vorgefasstcn Jlei- uungen beruhen, darüber enthalte ich mich des l r- tbcils; ich meines 'J'heils bin der Ansieht, dass der Fürst dem vieltach verdienten Manne in manchen tSlUckcn gewiss Unrecht gethan und wohl zu hart bcurtheilt habe, zumal wohl maueho Handlungen Lenni''s, wie die» ja immer im Leben geht, mit durch die Verhältnisse bedingt gewesen sein rniigen. Von den in seinem (jartonwerkc niedergelegten Grundsätzen, da er sie einmal für rirhtig erkannt, ist der Kürst niemals abgewichen. I)ie Lösung ist aber zu verschiedenen Zeiten nicht immer dieselbe gewesen, wenngleich der (irundgedanke imnjer hin- durchgeht. In seinen Anlagen kann man seine Le- bonsperioden verfolgen. In seinen jüngeren Jahren, wo er das Leben noch vor sich hatte, pflanzte er so schon und sacligemäss, dass diese Pflnn/.ungen ewig jung und nin^tergiltig bleiben werden. Die Anlagen um das Muskaucr Schloss und die von dort aus iu Frage kommenden Aussichten und Fernsichten, na- mentlich die Anlage des Wassers, dann die Behand- lung der Ilirachwiese und die Aussichten von der Kampe nach den Bergen, liefern hierfür den Be- weis. Je älter er wurde, desto dichter pflanzte er. uud in Branitz, wo allerdings kein landschaftliche« Material vorhanden, Vieles durch Ptlauzung zu ver- decken, Alles aber neu zu schaflen war, hat er stets auf den augenblicklichen Eflekt gepflanzt, weil er immer glaubte, er würde die Ausbildung seiner Bäume und PHanztingen nicht mehr erleben. So kam es denn, dass er oft nach einigen Jahren schon wieder junge Pflanzungen entfernen musstc. Alle seine Pflanzungen, gleichviel aus welcher Periode seines Lebens, sind so durchdacht und so gut dis- ponirt, dass es unmöglich ist, etwas hinzuzufügen; jede ZufUgung würde wie eine Korrektur aussehen, sie würde aber gewiss jedesmal falsch sein. Wohl aber ist es nöthig, nachdem die Bäume und Pflan- zungen sich ausgebildet haben und sehr mächtig geworden sind, mit Vorsicht hinwegzunehmen, da das Verhältniss der I^äumc unter einander sowohl, wie zum Ganzen, ein anderes in der Jugend war, und nachdem sie erwachsen sind. In Branitz z. B. wäre es uöthig, sehr viele Pflanzungen zu kassiren. Nachdem sie, wie oben erwähnt, ihren Zweck erfüllt haben, verkleinern sie scheinbar das Terrain und sind überhaupt jetzt über- flüssig; sie machen das Ganze unruhig und unter- brechen und verbergen die vorhandenen grossen Um- risse, welche man nur zu zeigen braucht, da sie vor- handen sind. Viele, namentlich kleinere aus Bäu- men und Sträuchern bestehende Shrubbs hat er auch deshalb gepflanzt , um in denselben schöne Bäume zu erziehen, da sich dieselben in dieser schützenden Geselligkeit besser ausbilden, als wenn man sie gleich einrelu pflanzt. Diese müssen nun- mehr freigestellt uud das umgebende Strauchwerk entfernt werden. Vor Allem ist aber, um die ^'cge- tation in ihre Schranken zurückzuweisen, in Branitz das Verjüngen der Pflanzungen durch die Axt uoth- wendig. Durch dos Uebcrwachsen gehen die Pflan- zungen zu Grunde. Zu dieser Operotion konnte er sieh aber, wie erwähnt, ganz besonders in seinem hohen Alter, gar nicht mehr entscbliessen. Ucberhaupt land der Fürst stets mehr Freude am Schal fen, als am (Jeuiesscu des Geschaffenen; erhielt sich eigentlich immer nur in CJeschäften in seinen Anlagen auf. Die Pflan/.zeit konnte er nie erwarten; da" Pflanzen war sein Element. Ära 10. Mär« 1860 schreibt er: ^Ich liotTe, es geht Ihnen gut, bis auf den langen Winter, der mich «ehr inkommodirt, als Pflanzer, wie als Mensch." Und wenn er noch in seinem hohen Alfer seine Pläne entwickelte, »o war e«, all wenn er das Leben noch vor sich hätte. FortwUhrcnd besserte er an seineu Laudscbafubil- dern, fügte hinzu oder nahm hinweg, wie c« ihm 111 nothwendig erschien; er lebte und webte in seinen Anlagen. An ihm bethätigte sich die alte Wahr- heit, dass die Passion für die Gartenkunst die ein- zige Passion im menschlichen Leben ist, welche mit den Jahren zunimmt, während alle übrigen Leiden- schaften mit den Jahren abnehmen. Von ihm kann man sagen, dass ihn die Ausübung der Gartenkunst, die Beschäftigung in der freien Gottesuatur, geistig und körperlich gesund und jung erhalten hat. Es ist wohl einleuchtend, wie der Fürst nicht allein durch sein Vorbild, sondern nicht minder auf seinen Reisen und durch seine Schriften stets nicht allein anregend gewirkt, sondern auch eigent- lich die Bahn für die Natur-Gartenkunst nicht blos in Deutschland gebrochen hat. Auf praktische Ausführungen, da ihn diese zu weit geführt haben würden, und er seine Freiheit zu sehr liebte, hat er ausser seinen eigenen Aulagen in Muskau und Branitz noch in Babelsberg, welches er gänzlich umgestaltete, sowie in Ettersburg bei Weimar, wo er zur Verbesserung der Aussichten vom Schloss im Jahre 1845 einen grossen Aushau im Buchenwalde ausführte*), sich niemals eingelassen. Ueberall auf seinen Reisen hat er seine hohe Stel- lung und seine Autorität dazu benutzt, als treuer Jünger der Kunst anregend und rathend zu wirken und den Schönheitssinn zu wecken. Dies ist wohl so ziemlich an allen deutschen Fürstenhöfen ge- schehen. Auf Altenstein, der Sommerresidenz des Herzogs von Meiningen, öffnete er ein mit kranken Obstbäumen besetztes Thal in der Nähe des Schlos- ses, und zog es mit zur Anlage. In Hannover hielt er sich am Hofe des der Garteukunst ebenfalls sehr zugethanen Königs Ernst August einen ganzen Win- ter auf (1851) und verkehrte viel mit dem genialen Garten - Inspektor Schaumburg, welcher grosse Stücke auf den Fürsten hielt. Auf des Letzteren Anrathen wurden die neuen Anlagen im Georgen- Garten nach Herrnhausen zu durch Anbringung von Baumgruppeu vielfach verbessert. Auch in Celle war er in jener Zeit; und wie er sich für Alles interessirte, was Beziehung zur Gärtnerei hatte, so besuchte er auch die grossen Baumschulen von Schiebler und Sohn, über welche er sich sehr befriedigt aussprach. Die grossartigen Naturschön- heiten der Gegend von Eisenach zogen ihn ganz besonders an; öfter hat er sieh hier längere Zeit aufgehalten und erkannte es in vollem Masse an, was der Ober-Forstrath König dadurch geleistet hatte, dass er den eigentlich fertigen Naturpark durch zweckmässig geführte Wege zugänglich ge- macht hatte. In den Umgebungen des Waldsehlosses *) In meinen „Beiträgen zur Landschaftsgärtnerei, Weimar 1849", sind die Motive für diesen Aushau ausführlich ange- geben. Wilhelmsthal bei Eisenach hat er durch Verbesse- rung der Scenerien thatsächlich zur Verschönerung beigetragen. Auch im südlichen Deutschland, na- mentlich in Stuttgart und Slünchen, hat er anregend gewirkt. Am ersteren Orte machte auf den Fürsten die eigenthümliche Anlage der Wilhelma einen sehr günstigen Eindruck. Aber auch ausserhalb Deutschlands ist er für die Ausbreitung der Gartenkunst anregend und tluitig gewesen. So -schrieb er aus Lindau, 18. August 1854: 5 Seit wir uns nicht gesehen, habe ich mit dem Kaiser der Franzosen im Bois de boulogne wörtlich gearbeitet und ich freue mich immer zu sehen, wie mehr und mehr die Kunst der Land- schaftsgärtnerei in Aufnahme kommt und besser ver- standen wird. Hätte ich nur noch die Jugend und grosse Mittel, so möchten wir Beide wohl noch et- was ausführen (vorzüglich in Kleinasien), was die Welt in der Art noch nicht gesehen. Aber wie die Dinge sind, bleiben dies nur pia desideria." Nicht minder anregend wirkte er durch seine Schriften, namentlich durch „die Briefe eines Ver- storbenen", und ganz besonders durch sein Werk mit dem bescheidenen Titel: „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei"; in denselben bekundet sich stets ein hohes Verständniss für das landschaftliche Schaffen der Natur, imd das war es auch, was ihn zu den Engländern, namentlich zu Repton, hinzog. Den in Deutschland herrschenden Gartengeschmack jener Zeit geisselte er unbarmherzig, erkannte aber auch stets das Gute an, wo er es fand; immer war es ihm mw um die Sache zu thun. Während er selbst, wie oben gesagt, eigentlich nur in Geschäften in seinen Anlagen sich aufhielt, war es das Publikum, welches den eigentlichen Ge- nuss davon hatte. Seine Anlagen standen demselben stets offen; ungehindert konnte es sich darin bewe- gen , und auf diese Weise wirkte er auch für die allgemeine Bildung. Seine Untergebenen veranlasste er zum eigenen Nachdenken und gewöhnte die Ar- beiter an Ordjiuug, da er selbst keine Unordnung duldete. Er zog geschickte Handwerker an sich und sorgte für Wohlfahrt und Ausbildung des Hand- werkerstandes, da er den Leuten fortwährend zu ver- dienen, ihnen Ideen gab und Aufgaben stellte, die im gewöhnlichen Leben niemals vorkamen. Wer möchte verkennen, wie vieles Gute der Fürst auf diese Weise gethan; er hatte stets den Grundsatz, dass es Pflicht sei, den Menschen Verdienst zu ge- ben, als sie das drückende Gefühl empfinden zu lassen, welches darin liegt, sich Almosen erbitten zu müssen. Fürst Hermann v. Pückler-Muskau war ein geborner Künstler, ein Künstler von Gottes Gaben und Gnaden. 112 üeiiic Liebe zur Gartenkunst, seine Freude am SSdiafTuii, »ein iScliaffeiisdiang war stets der Hcfraiu in allem seinem Denken und Handein; stets und überall, numciitlicli uucli aut' seinen Keisen, sah er Alles mit eines Künstlers Auge au. yeiiic grosse Griiiidliclikeit ist besonders dan- kcuswertli anzuerkennen; bie litt nichts, was nicht gut war, und ruhte nicht, bis es nicht gut war und seinen Schönheit.^sinn vollständig bet'riedigte. Sein Sinn für Verschönerungen Hess ihn stets die gröss- teu (^pl'cr bringen, zumal wenn es sich darum ban- delte, den einmal get'assten Plan in's Leben zu ru- fen, und dieser war immer im grossen Stvl. Der Kostenpunkt war ihm hierbei vollständig gleichgül- tig. Wie sehr ihm die Sache am Herzen lag, be- weist auch wieder seine grosse Bescheidenheit und Offenheit. Gegründeter Tadel war ihm viel lieber, als unverdientes Lob, und gern nahm er auch von Beinen L'ntergebcnen eine bessere Ansicht auf. Auf seinem Arbeitszimmer befand sich stets ein Plan des Parks, Soweit er von ihm in der Natur ausgeführt war, und sobald ihm nun auch während anderer Arbeit eine Idee kam, so änderte er sofort im Plan, ra- dirtc in demselben und zeichnete andere Konturen, um den Gedanken zunächst festzuhalten, den er ulsüann in die Natur übertrug, wenn er ihn bei uälii rer Prüfung für geeignet faud. Mit der schätzenswerthesten Oflenheit bekannte er selbst seine Fehler, welche er namentlich beim Beginn seines künstlerischen Schafl'eus begangen, und bedauerte die grossen Bäume, die er auf solche Weise nutzliis geopfert. Da es ihm immer nur um die Sache zu thun war, sprach er aucii mit gleicher OfTcnheit an anderen ( 'rten unumwunden seine An- sicht aus, tadelte was zu tadeln war, und wie es besser zu machen sei, erkannte aber auch stets das Gute an, wo er es fand, und machte es sich selbst zu eigen. Und wenn es wahr ist, dass die Ausübung der Gartenkunst Vaterlandsliebe voraussetze, — Fürst Pückler hat sie im gro»sartig.sten Massstabe bc- thätigt. Kr war ein Aristokrat und als solcher auch ein Patriot im edelsten Sinne des Wortes; er war ein treuer Anhänger seines Königshauses. Den Feldzug von l(?ti() hat er noch mitgeniacht, und es war sein innigHter Wunsch, den Krieg gegen Frankreich mitzumachen, was aber der König, in Kikksicht auf das hohe Alter des Fürsten, dankend abgelohnt hat. Niu werde ich es vergessen, das |iro|ihelischo Wort, das er mir zurief, als icli unmittelbar nach der Kriegserklärung bei ibro in Branitz war, wo der bSjährigc Greis voller Feuer und Flamme mir zurief: „Geben Sie Acht, das ist der l'utergaug von Frankreich!" Dieses Wort ist heute in Erfül- lung gegangen; Frankreich ist zu Boden geworfen. Fürst Pückler hat diesen Tag nicht mehr erleben sollen; er ist einer höheren Bestimmung gefolgt. Am 4. Februar ist er zu seineu Vätern versammelt, fast au demselben 'i'agc, wo 10 Jahre vor ihm sein langjähriger treuer Diener, der geschickte Ausführer seiner Ideen in Muskau, der hochverdiente Garten- Inspektor Jacob Heinrich Reh der, heimgegan- gen war. Beide Männer hat der Tod nicht ver- einigt, wie es früher die Absicht war ; eine gemein- same Ruhestätte sollte sie im Tode aufnehmen, die 80 Vieles im Leben mit einander durchgemacht, in- mitten ihrer Schöpfungen, auf der schönsten Stelle im Park zu Muskau. Durch die T'ebersicdlung des Fürsten nach Bra- nitz ist das nuu anders gekommen , aber die Idee, in seinen Anlagen bestattet zu werden, hat er nicht aufgegeben; er hat sie dort ausführen lassen in einer von ihm selbst aulgeführten, von Wasser umgebenen Pyramide. In diese haben wir seine sterblichen Ueberrestc am 0. Februar gebettet Das schönste Denkmal hat er sich selbst errichtet in seinen |An- lagen; mögeu diese unter den Seguungeu eines langen Friedens erhalten bleiben als Glanzpunkte unseres Vaterlandes, als leuchtende Vorbilder in der Landschafts-Gartenkunst, zur Freude der Menschen und zur Ehre ihres Schöpfers, des guten Fürsten Pückler. Möge die Erde, deren Verschönerung und Ausschmückung die Hauptaufgabe seines Le- bens war, möge sie ihm leicht sein. Liebe und Dankbarkeit gegen den grossen Künstler und ich darf sagen, den väterlichen Freund werden auch ihm ein treues Gedächtniss bewahren, und sein Anden- ken stets in Ehren halten. Vergessen wir Gärtner nameutlich nicht, dass wir ihm zu grossem Danke verptlichtct sind. Er hat unserer Kunst einen grossen Impuls gegeben; ihm haben wir ganz besonders die bessere sociale Stellung im Leben zu verdanken, welche wir als Künstler jetzt einnehmen. Durch »ein Vorgehen hat er die Gartenkunst der gebildeten Welt zugäng- lich gemacht, und uns eine höhere Stellung ver- liehen, welche wir »diue ihn schwerlich so bald er- reicht haben würden. Wir Gärtner können deshalb den Fürsten Hermann von Pückler - Muskau mit vollem Hechte unseren Schutzpatron nennen. Verlag ron Wicfcitndt & H«inp«l tn Berlin, Zimmer Slrmat« No, 91. Druck der C. F«iit«r'tclicD Uuciidrackcf«! (L. Hawai), Bwlls, MOBMIrkM« Mo. 11. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Eönigl. Prenssischen Staaten No. 15. fiir Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : r*roressor II>i. Karl I^^och, Genei-al - Sekretär des Vereiaes. Bcrl'1, don 15. April 1871. Preis des Jahrganges 5'i Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Ludwig Heinrich Hermann, Fürst v. Pückler - Muskau. Eine biographische Skizze. Von Karl Koch. — Neuigkeiten des Gardeners' Chronicle. Vom Hofgärtner Schneider in Oranienbaum. — Die Deutsche Hagelversiche- rungs-Gesellschaft zu Berlin. tuÖiBig ijeinrit^c^etmQiiii, -fiir|li).p(feter=3Uu8Rau. Eine biographische Skizze. Von Karl Koch. * Weua ich trotzdem , dass über den Fürsten Pückler in den letzten Wochen nach seinem Tode so viel geschrieben worden ist, dennoch die Feder ergreife, um über ihn ebenfalls einige Worte zu sagen, und sein interessantes Leben in freilich nur kurzen Andeutungen zu schildern versuche, so ist es nicht allein die Pietät gegen einen Mann, der in den beiden letzten Jahrzehnten mich eines be- sonderen Vertrauens grade in dem, wo er am be- deutendsten war — in der Landesverschönerung — würdigte: es ist weit mehr die Einseitigkeit, mit welcher man in fast allen Biographien über den Fürsten urtheilt, und die Verkennung seiner wahren Verdienste, welche mich dazu bestimmen. Grade in den beiden letzten Jahrzehnten, wo man den Für- sten für verschollen erklärte, wo man den Verfasser der Briefe eines Verstorbenen wirklich als für die menschliche Gesellschaft abgestorben glaubte, da hat der Fürst im Stillen und ohne von der Welt weiter bemerkt zu werden, Grosses gethan; er hat aus einer unfruchtbaren Sandscholle eine paradiesische Gegend geschaffen ; er hat ausserdem nach allen Seiten hin in unserem deutschen Vaterlande für die ästhetische Ausschmückung durch Pflanzen, für Lan- desverschönerung, wie Niemand vor ihm, gewirkt. Seine hohe Stellung verschaffte dem ausserdem geistreichen Manne an allen Höfen und bei den Grossen des Reiches Zutritt; er benutzte sie haupt- sächlich im Interesse der Verschönerung der näch- sten Umgebungen; der vornehme Mann scheute sich nicht, sie selbst in die Hand zu nehmen und prak- tisch durchzuführen. Er ging mit den Gärtnern wie mit Seinesgleichen um. Man höre die, welche auf diese Weise mit ihm verkehrten und oft bei Regen und Schnee mit ihm arbeiteten, wie er sie geistig hob und den Sinn für Schönheit bei ihnen ver- feinerte. Was der Fürst auf diese Weise zur Ausbildung des ästhetischen Gefühles des Menschen überhaupt gethan, ist bedeutend. Man bedenke, dass was ir- gendwo durch ihn in der bildenden Gartenkun.st ge- schah, nicht allein dem Besitzer der Anlagen, son- dern dem deutschen Volke, zu Gute kam. Unbe- wusst freilich nahmen meist die Lustwandelnden das Schöne in sich auf und ihre sittliche Ki-aft wurde damit gestärkt. Man hat so viel über den sittlichen Einfluss unserer Kunstmuseen geschrieben und ge- sprochen; über die lebendigen grossen Bilder, die der Gartenkünstler uns oft in den eintönigsten Ge- genden herzaubert, und über deren Einfluss auf das Gemüth des Menschen hat sich Niemand geäussert. Und doch wirken Anlagen und Gärten nicht weni- ger, abgesehen davon, dass sie auch den Gesund- heitszustand der Gegend befördern. Wenn man die vielen früheren Ui'theile über den Fürsten, welche besonders in den dreissiger und vierziger Jahren erschienen, liest, so findet man auch damals kein einziges, von dem man sagen könnte, es sei einigermassen zutreffend. Das junge Deutsch- 15 114 land jener Zeit, Börne an der Spitze, schien sich den Fürsten Pückler als dio Zielscheibe ihres Hasses gegen die Aristokratie erwählt zu haben; und doch übertraf sie Fürst Pückler weit an wahrer Freisinnigkeit und wahrem Patriotismus, die, bei Eini- gen wenigstens, nur verstellter Egoismus und Cynis- mus waren. So hoch auch ich das Talent Ileync's stelle, so wird doch Niemand leugnen, dass seine Reisebriefe auf unser dcutaches Volk , gleich den mci>>ten französischen Romanen, entsittlichend ein- gewirkt haben, wiihrcnd die Rciseschildcruiigen des Fürsten Pückler, abgesehen von ihrem geistreichen Inhalte, uns Gelegenheit gaben, uns zu einem fei- neren geselligen Leben heranzubilden. Selbst 80 bedeutende Männer, die dem Fürsten ausserdem auch noch näher standen, wie Varnhagen von Ense, erkannten nicht, oder doch nur unvoll- ständig, seine wahre Grösse. Sie urtheilten einseitig von ihrem Standpunkte, dem belletristischen, aus; sein eminentes Schönheitsgefülil lernten sie nur un- vollkommen aus seinen \Verken kennen. Dio Vorwürfe bald eines stolzen Aristokraten oder starren Egoisten, bald sogar eines Cliarlatans oder Abcntheurer», zerfallen mit dem Augenblick, wo man sein Leben ernstlich studirt. Ein Faden geht ununterbrochen durch das Le- ben des Fürsten Pückler: nach allen Richtungen hin sein Schönheitsgefühl zu verkörpern. Er fasste deshalb das Leben von der heitersten Seite auf und war iler Uebcrzcugung, dass das wahre Glück des ^lenschen, sein grösstes Wohlbefinden, nur durch Ausbildung des jedem Mensehen innewohnenden Schönlieitsgcfüliles hervorgerufen werden könne. Da ausserhalb der Natur es keine Schönheit gibt, so strebte er vor Allem nach Erkcnntniss der Natur, die er als Mutter aller Künste erkannte. Dieses SchönlieitsgcfUhl suchte er vor Allem durch dio PHanzenwelt in bis dahin öden Gegenden zur Geltung zu bringen, oder, wo die Natur schon freigebig ihre Reize gespendet hatte, diese dem Augo des Menschen durch Woge u. s. w. sichtbarer zu machen. Nächstdem trug er es aber auch über- haupt auf »eine nächste L'mgebung, auf seine Woh- nung, über; Meister war er hier in der Zusammen- Stellung der Farben. Wer die unteren Räinno des Rranitzcr Schlosses, welche er zu Ehren der von ihm besonders hochverehrten Königin Kaiserin Au- gust a selbst ausgeschmückt hatte, gesehen, wird trotz aller Pracht und allen Rcichthumcs, welche beide hier herrsehton, die Ilnrmonic in dem Orösstcn und in dem Kleinsten bewundert haben. Doch icli will nicht weiter in allgemeine Schil- di-rungen des Fürsten mich verlieren, »onu- mit Kiefern bestandenen IlUgelrciheu ringsum und vor Allem die wunderschönen Eichen, aus der alten Wenden- zeit stammend, konnten und sollten ihm nicht zu verachtende Stützpunkte für seine demnächst vorzu- nehmenden Verschönerungen geben. Am O.Januar 1811 starb sein Vater; ein Jahr vorher (am 9. Februar 1810) war sein Grossvatcr in Branitz gestorben. Die sämmtlithen Besitzungen l'eider, also des Grossvaters und des Vaters, das Majorat Branitz und die Standesherrschaft Muskau, fielen dem jungen Reichsgral'en zu. Er hatte damit llbtr ein sehr bedeutendes Vermögen zu verfügen. Die Jahre 1812 und 1813 waren nicht geeig- net, friedlichen Beschäftigungen, wie die Ausübung der bildenden Gartenkunst verlangt, obzuliegen; Rcichsgruf Pü ekler mochte aber ausserdem wohl noch fühlen, dass er trotz des angebornen Schön- heitssinnes doch noch zu wenig Kcnutniss von der Natur habe, um eine so grosse Aufgabe, wie die Umwandlung des Neissethales mit den Höhen, worin Stadt und Schloss Muskau liegen, ohne etwas Anderes vorher gesehen zu haben, in AngrilT zu nehmen. Eine grosse Tugend des Keichsgrafen und spä- teren Fürsten war seine ausserordentliche Beschei- denheit in der Kunst, wo er unbedingt der grösste Meister war, nämlich in der bildenden Ciartenkunst. Lob vertrug er hier schlechterdings nicht, im Gc- gcntheil sjirach er selbst oft seine Unzufriedenheit über das, was er ausgeführt hatte, aus. Er sagte mir, dass er von dem geringsten seiner Kollegen, wie er die Gärtner nannte, etwa» lernen könne und wirklich bisweilen gelernt habe. Eine schwere Krankheit warf ihn 1813 ouf das Kriuikenlnger, von dem er erst spät sich wieder er- hoben. Unterdessen war das deutsche Volk aufge- standen. Patriot durch und durch, nahm er herge- stellt sogleich an dem Befreiungskriege .\ntheil und trat noch im Oktober desselben Jahres in russische Dienste. Später wurde er .\djutant iles Weimor'- Bchcn Herzogs Karl August. Er rUckto mit diesem in den Nioderhiuden ein, wo damals die Franzosen sich noch festgesetzt hat- ten. Allcuthalben zeichnete er sich durch Tapfer- keit, Umsicht und persönlichen Muth aas. Im Jahre 1814 versuchte er nicht umsonst, ein Jägerregiment zu organisireu. Später legte er als ^lilitär- und Civil - Gouverneur von Brügge nicht minder eine Befähigung in der Administrati'n an den Tag. We- der dem ersten, noch dem zweiten Einzüge in Paris wohnte er, soviel ich weiss, bei. Als endlieh im Jahre 1815 ein dauerhafter Friede geschlossen war, dachte der Reichsgraf von FUckler wiederum auch an seine Verschönerungs- pläne in Muskau, begab sich aber zuvor noch nach England, um den freist der dortigen Anlagen, welche bereits auch hier und da besonders als sogenannte englische Gärten in Deutschland vorhanden waren, zu Studiren. Repton, der Meister der englischen Parks, nahm sein Interesse am meisten in Ansprach. Ueber diese Reise ist nichts veröffentlicht worden. Im Jahre 181t) kehrte er nach Muskau zurUck und trat alsbald mit einem bestimmten Plane auf, nach dem die Verschönerungen allmählig vorgenommen werden sollten. Eine besondere Anregung hierzu gab ihm die nähere Bekanntschaft und ein Jahr darauf die Ver- mählung mit der verwittweten Reichsgräfin v. Pap- pen heim, Tochter des Staatskanzlers, Fürsten v. Hardenberg, eine der geistreichsten Damen nicht allein ihrer, sondern wohl aller Zeiten. Dass ein schöner, reicher und genialer Maim in den kraftig- sten Jugendjahren von einer nicht weniger als neun Jahre älteren Dame in der Weise gefesselt werden konnte, dass er ihr die Hand bot, legt lautes Zeug- niss von dem ab, was eben ausgesprochen wurde; es beweist aber auch, dass keineswegs, wie hier und da gesagt wird, der Fürst vorherrschend sinnlich gewesen sei; im Gegentheil standen ihm auch bei dem weiblichen Geschlechte Geist mit Liebenswür- digkeit gepaart am höchsten. Dass die Gräfin bei den Anlagen von Muskau und ebenso bei der Re- novirung des alten und bei dem Bau des neuen Schlosses, wo ausserdem Sc hink el und Brentano hülfreichc Hand geleistet haben, grossen Einfluss ausgeübt und der Reichsgraf selbst Alles mit ihr durchsj)rochen hat, unterliegt keinem Zweilel. Auch englische GartenkUnstlcr wurden zu Rathe gezogen und eingeladen, nach Mnsknu zu kommen; einen Eintluss auf die Art und Weise der Durchführung haben sie aber nicht gehabt. Eine bedeutende Unterstützung dagegen erhielt der Reichsgraf durch seinen Gärtner Relidcr, einen auch ausserdem gebildeten Mann. Park- Inspektor Rehder verstand seinen Herrn und konnte deshalb um so leichter in »eine Pinne eingehen. Es kam dazu, dass er nicht weniger von der grossartigon Aufgabe ergriffen war, als der Reichsgraf selbst, und mit seltener Treue und Gewissenhaftigkeit die Ideen 117 durchzuführen versuchte. Er folgte dem Eeichs- grafen auf allen seinen Wanderungen in den An- lagen bei Tage und bei Nacht, denn dieser liebte, was weniger bekannt sein dürfte, besonders die Nachtzeit, vor Allem bei Mondenschein, um durch die tiefen Schlagschatten die Konturen seiner Bäume und Gruppirungeu genauer kennen zu lernen. So wanderten oft Herr und Gärtner halbe und selbst ganze Nächte bei hellem Mondenschein, auch im kalten Winter, neben und hintereinander, nur von einem, meist die Markirstöcke tragenden Diener be- gleitet. Es ist nicht meine Aufgabe, das ganze Verhält- niss des Reichsgrafen und späteren Fürsten zur bil- denden Gartenkunst und seine grossen Verdienste um dieselbe hier auseinanderzusetzen. Es ist dieses bereits durch seinen besten und treuesten Schüler, den jetzigen Park -Inspektor Petzold in Muskau, und zwar in einer wohlgefälligen und sehr ver- ständlichen Weise, geschehen, so dass Jedermann, der sich für den Gegenstand interessirt, dem Ver- fasser Dank wissen wird. Wir werden daher rur insoweit seiner grossartigen Schöpfungen in Muskau und in Branitz, sowie der Anlagen und Verschöne- rungen, welche er an anderen Orten gemacht hat, gedenken, als es zum Verständniss nothwendig ist. Bei der Regelung der früher reichsunmittelbaren Fürsten, Grafen und Herren mit ihren jetzigen Sou- verains gehörte Reichsgraf von Pückler zu denen, welche die damalige Zeit begriiFen und daher auch nicht in Standesvorurtheilen befangen waren. Er verzichtete freiwillig auf eine Reihe von Rechten und wurde dafür im Jahre 1822 zum Fürsten er- nannt. Aber erst 1861 erhielt er den Titel „Durch- laucht". So lange der Fürst in Muskau sich aufliielt, be- schäftigte er sich nur mit den Verschönerungen. Die Stadt wurde gleich anfangs in den Bereich derselben gezogen. Ein Unbefangener weiss jetzt nicht mehr, wo die Verschönerungen aufhören und wo die eigent- liche ausserhalb liegende Landschaft beginnt. Ganze Strassen wurden niedergerissen, neue dafür gebaut. Alles fremde Land , dessen Besitz nothwendig er- schien, suchte der Fürst käuflich zu erwerben. Selbst Bäume der ausserhalb liegenden Landschaft, beson- ders Eichen, suchte der Fürst In seinen Besitz zu be- kommen, um ihnen die Form geben zu können, welche seinem Schönheitssinne am meisten entsprach. Das Alles kostete Geld, viel Geld, selbst mehr, als er trotz seines Reichthumes hätte verwenden dürfen. Bei Allem, was er aber that, war das Geld eine Nebensache; er frug nicht nach den Kosten, wenn es nur seinem Schönheitssinne entsprach. (Fortsetzung folgt.) Nenigkeiteii des tJardeiiers' Chronicie. Vom Hofgärtner Schneider in Oranienbaum. Es ist zwar jetzt die Zeit, wo Sie den Lesern der Wochenschrift eine Uebersicht der neuesten Pflanzen bringen; gestatten Sie mir aber, Ihnen hier vorzugreifen und auch einmal über neue Pflan- zen zu berichten. In der Empfehlung von Pflanzen hat manchmal der Gärtner eine andere Ansicht, als der Botaniker. Bei uns ist der Effekt, welchen eine Pflanze im Garten macht, massgebend ; auf bota- nische Merkwürdigkeiten oder Eigenthümlichkeiten legen wir keinen Wertli; diese sind uns im Gegen- theil oft gleichgültig, wenn nicht gradezu lang- weilig. Sie haben mir die 6 ersten Nummern des Gar- deners' Chronicie zugesendet und mich ersucht, dar- aus für die Wochenschrift zu entnehmen, was für uns Gärtner Interesse hätte. Gern habe ich Ihrem Wunsche entsprochen und so bin ich Ihnen in's Handwerk gekommen. 1. Eine neue Erdbeere führt den Namen Bro wn's Won der. Ihre Züchter sind Ghild and Lori- mer in Bradford. Sie soll die vorzüglichste Sorte für grosse Kulturen sein. Die Frucht ist gross, gut geformt, von nicht zu lebhafter Farbe, sowie von ausgezeichnetem Aroma und Geschmack. Eine der Offerte beigegebene Photographie einer mit Früchten , überladenen Pflanze zeigt eine noch nie dargestellte Fülle. 100 Stück 7 Thaler. 2. Charles Noble in Bagshot (Surrey) em- pfiehlt 3 neue Clematis-Formen: Lady Londenbo- rough, Albert Victor und Miss Batemann, und be- weist, dass nicht allein Jackman das Glück hat, hier etwas Neues und Schönes zu erzielen. Die Farbe der zuerst genannten Sorte ist ein zartes Silbergrau mit rosafarbigen Streifen in der Mitte der Blumenblätter; die der zweiten dunkel berandet blau mit braunen Mittelrippen und die der letzten reinweiss mit purpurfarbenen Mittelrippen. Alle 3 blühen leicht und sind von üppigem Wüchse. Zu- sammen für 10 Thaler 15Sgr. 3. Von Koniferen ist es besonders eine Form der Cupressus Lawsoniana, welche den Bei- namen ereeta viridis führt und wohl die elegan- teste und am lebhaftesten gefärbteste Abart darstellt. 4. In einer der Versammlungen der Londoner Gartenbau-Gesellschaft wurden einige Kirschlorbeer- Formen ausgestellt. Eine davon: Kirschlorbeer von Versailles (Lauro - Cerasus latifolia), zeigt bei noch jungen Pflanzen ungemein grosse Blätter; doch bleibt es dahin gestellt, ob sich diese Eigenschaft bei äl- teren Pflanzen bewähren wird. In dem gedrungenen Wüchse und der Kürze von Blättern der rundblätt- 118 rigcn Form erhalten ^vir eine brauchbare, schon er- j)rubtc Form des gewöhnlichen Kirschlorbeers. 5. Von Frankreich aus werden 2 neue Formen der Yucca Gloriosa empfohlen. Die eine als mi- nor heüciciinet, ist von verhältuissmässig niedrigem Wüchse und hat an der BlUthcnrispc die Acste in horizontaler oder zurl'ickgebogener Richtung. Die andere, Yucca patens, ist chinesischen Ursprungs und durch ihre schmalen , scharfen Blatter auf- fallend. ti. Auch die Laubhölzer erhalten einen schät- zcnswcrthcn Zuwachs. Catalpa erubesccns hat Bcbr gcdrlingtc Blütheustäude, grössere und lebhafter gefärbte Blüthcn, als die gewöhnliche. \'on der ge- meiiRii Catalpa »yringa eflora wird eine Form mit gelblich-grünen Blättern unter der näheren Be- zeichnung aurea empfohlen. 7. Xantlioceras sorbifolia ist eine interes- sante Sapindacce, einen kleinen Baum darstellend und in China, sowie in der Mongolei, wachsend. Die gefiederten Blätter haben das Ansehen derer einer Eberesche und die grossen , weissen Blumen bilden lange Trauben. Es ist für Anlagen um so mehr eine vorzügliche Akfiuisition, als der Baum gewiss auch unsere harten Winter aushält. 8. Unter der Bezeichnung Robinia Pseud- ATacia urabraculifera Villeviellci ist eine neue Kug'l-Akazie mit sehr dichter Krone in den Handel gekommen. 9. Als Qucrcus Libaui pendula wird eine Eiche mit schlanken, elcgant-zurückgebogcncn und demnach hängenden Zweigen , empfohlen. tSoUtc diese Form eine echte Form der Qu. Libani sein, so hätte sie gar keinen Wcith für uns im Freien, da sie selbst in gelimlen \N'intein ertVieren möchte. 10. Alnus glutinosa rubroncrvia zeichnet sich durch dunkclbronzefarbenc Blätter aus, wo die Nerven noch röther hervortreten. 11. Thuja (Biota) orientalis seniper au- rea und Cupressus Eawsoniana lutea haben Zweige von gelblicher Färbung. ' )b diese freilich konstant bleibt, muss noch abgewartet werden. Aus Samen gezogene Exemplare des besagten Lebensbaumes zeigten ein sehr schwächliches und krUiikliches Wailistliuni bei vollständig gelber, zum Tbeil durchsichtiger Färbung. 12. Unter den Blüthcnsträuchcrn mache ich auf den neuen l'feifenstranch aufmerksam, der Jetzt als I'h i ladelphus pr i nui lac fl oru s in den Handel gekommen ist. Die Blnme sieht iu der That einer doppelten weissen I'rimd nicht unähnlich. Philo- del plins insignis ist dagegen zwar ungemein reich- blühend, aber die grossen und weissen Blüthcn sind geruchlos. 13. Wcigolia Lavailci mit Blumen von auf- fallend karmoisinrother Färbung und gelbem Schlünde und Wcigelia Lowii mit bräuulich-blutrothen, in grossen Trauben zusammenstehenden Blüthcn. Beide sind in Nauzig gezogen. 14. Interessant ist, dass man jetzt eine Libanon- Ceder als dccidua in dem Handel besitzt, wo die Blätter abgeworfen werden, umgekehrt aber auch eine Lärche mit der näheren Bezeichnung sempcr- vlrcns, welche mehre Jahre schon ihren immer- grünen Charakter behalten hat Es haben demnach diese beiden Bäume hinsichtlich der Dauerhaftigkeit ihrer Blätter mit einander getauscht. 15. Die Zahl der neuen Sommergewachse ist gering; doch sind zwei bemerkenswerth, da sie wirk- lich zu den guten Akquisiiionen gehören. Sic sind zwar schon alte, in der Wochenschrift bereits längst besprochene Blumen, wurden aber wieder vergessen, bis sie jetzt von Neuem in höherer Vervollkomm- nung in den Handel kommen. Godetia (früher Ucnothera) Whitleyi, die schönste von oUcn ge- flccktbluhenden Arten, zwar ähnlich der 0. Lind- levana, doch niedriger und gedrängter wachsend, auch von längerer Blütheudaucr. Das zweite Sommer- gewachs, was wieder in den Handel gebracht wor- den ist, hat den Namen Lcptosiphon roseus. Es ist ein auffallend hübsches Ptlänzchcn mit schö- nen rosarothen Blüthcn. IG. Oenothcra margin ata ist dagegen eine Staude aus dem Fclsengebirge (Rocky Mountain) im Nordwesten Nordamerika's. Sie bleibt niedrig, hat lanzettförmige Blätter und zeichnet sich durch sehr grosso weisse Blüthcn aus. 17. Peronephelius uniflorus, eine zwerg- artige Koroposite von den Anden, die, wenn wirk- lieh hart, durch ihre goldgelben Blüthenköpfe Ver- breitung verdient. 17. Weitere Stauden mit schönen Blüthcn sind: Dodecatheon Mcadia frigidum von Amerika mit leuchtend ])urpurrothcn Blüthcn und Campa- nula Raincri, eine zwergartige italienische Glok- kcnblumc mit schönen dunkelblauen Blumen. It*. Aus der jetzt so sehr beliebten Ciruppc der horten Zwiebelgewächse sind ebenfalls mehre Arten neuerdings einget"ührt worden. Brodiaea cocci- nca von Kalifornien, deren Blüthcn on der Spitic eines allgemeinen Schaftes überhängen und eine Bcharlachrothc und gelbgrün-gesprcnkeltc Farbe ha- ben , besitzt wenig Achnlichkeit mit den bis jetzt kultivirteu Arten dieses (ic.ichlechtcs. Eine andere sciiöne kalifornische Zwiebel ist Cnlochortus Lcichtlinii mit purpurrothgcflccJttcn weissen Blumen. 1 0. Das grosse Geschlecht der Lilien verdankt dem Fabrikbesitzer Leicht lin in Karlsruhe und dem Ptlauzen-Licbhaber Wilson manche Bereiche- 119 rungen. Ueber sie ist bereits im vorigen Jahrgange (S. 235) in einer besondern Abiiandlung gesprochen worden. Als besonders schön und neu werden in Gardeners' Chronicle 2 Formen der Tigerlilie em- pfohlen: Lilium tigrinum fl. pl. (also eine ge- füllte Form) und L. tigrinum splendens. Letz- tere hat einen starkverzweigten Stengel, dicht mit brillant -gefärbten Blüthen besetzt, welche im Bau sich wesentlich verbessert haben. Endlich werden einige hübschen Formen von L. Thunbergianum genannt. Unter diesen befindet sich ebenfalls eine gefüllte Form. 20. Ein wunderschönes Zwiebelgewächs, aber dem Warmhause angehörend, ist Hippeastrum Leopoldi. Es hat einen kräftigen Wuchs und schöne grosse Blüthen , welche am oberen Theile schneeweiss, am unteren hingegen karmoisinroth ge- färbt sind. 21. Von den Trauben -Hyazinthen (Muscari- Arten) sind 2 neue Arten in den Handel gekom- men: M. grandifolium mit, wie der Name sagt, grossen Blättern und dunkeln, stumpfblauen Blüthen, sowie M. Heldreichii, dagegen mit schmalen Blät- tern und himmelblauen, weiss getüpfelten Blüthen. 22. Hyacinthus candicans ist eine pracht- volle Pflanze, die sehr wenig Aehnlichkeit mit der ordinären Hyacinthe hat. Ihre Blätter sind gegen 2 Fuss und ihr Schaft 4 Fuss lang ; der letztere trägt 15 bis 20 weisse Blumen von einer halb röhren-, halb glockenartigeu Gestalt. Hyacinthus princeps ist ihr sehr ähnlich; hier sind die Blüthen ziemlich weiss, kleiner, mehr aus einander stehend ; auch ist der Blütheustaud et- was kürzer. Beide sind noble Pflanzen. 23. Ebenso Scilla princeps und Sc. flori- bunda. Erstere hat eine Aehre mit 100 bis 200 grünlichgelben, letztere mit 60 bis 100 grünlich- gelben, innen aber röthlich gefärbten Blüthen besetzt. Sc. ovalifolia und subglauca sind dagegen niedrige Zwiebelgewächse, die bei rosa-, resp. rosa- matt-purpurrothen Blüthen sich durch mehr oder weniger gefleckte Blätter auszeichnen. 24. Die Kapzwiebeln sind hauptsächlich durch Einführungen des bekannten Pflanzen - Liebhabers Saun der 3 bedeutend vermehrt worden. Von ihnen ist zum Theil im vorigen Jahrgange (S. 293) und wird wiederum in diesem gesprochen werden. 25. Ich gehe zu Blüthensträuchern für das Kalt- haus über. Ceratostemma speciosum gehört zu den Vacciniaceen, welche in grosser Menge auf dem kolumbischen und peruanischen Hochlande wachsen und sich durch Blüthenreichthum auszeichnen. Der Strauch hat brillante orangenrothe, aber gelbgetüp- felte, röhrenförige Blumen; Grevillea Preissii ist hingegen eine Proteacee, wächst in Westneuhol- land und sieht mit ihren feingeschnittenen Blättern und hübschen, gelbgrünen und rothen Blüthen sehr gut aus. Sie verspricht eine Ausstellungspflanze von ganz neuem Habitus zu werden. 26. Krautartig ist Salvia mentiens, eine prachtvolle Pflanze von Brasilien mit hellkarmin- rothen Brakteen und Kelchen und rosagefärbten Blumenkronen; sie schliesst sich den übrigen Salbei- Arten Brasiliens, die vor 2 und 3 Jahrzehnten sehr beliebt waren, an, jetzt aber ganz verschwunden sind. Gleich diesen gehört sie in das temperirte Haus, im Sommer aber gewiss in's Freie. 27. Von neuen Schlingpflanzen möchten zu be- achten sein: Tacsonia speciosa, Passiflora Hahnei, Dioscorea retusa, Campsidium chilense und Pandorea austro-caledonica. 28. Auch unter den neuen Dickpflanzen oder Succulenten gibt es mehre, welche empfohlen zu werden verdienen. Von Aloeen sind A. Croucheri und A. planifofia, zu der Sektion Gasteria gehörig, zu nenuen. Die zuerst genannte Art hat starke, weiss gefleckte Blätter und hübsche, rosagefärbte Blumen; die letztere dagegen besitzt flache, zun- genförmige und gefleckte Blätter, sowie blassrothe Blüthen, aber mit grünlichen Spitzen. 29. Gerühmt wird ferner Gereus fulgidus, im Habitus von C. speciosissimus, gehört aber in's Warmhaus. Der Stamm ist dreieckig und trägt sehr grosse, 6 bis 8 Zoll im Durchmesser enthaltende orangenscharlachrothe Blüthen. 30. Von Teppich- und Gruppenpflanzen kann ich , da diese erst durch Kultur und Verwendung sich bewähren müssen, nur die Aiternanthera, welche als A. amabils tricolor in den Handel gekom- men ist, aufführen. Die Blätter sind an den Seiten dunkelgrün , durchzogen von einorh orangegelben Bande; die Mitte ist lebhaft rosa, durchzogen von purpurrothen Adern. 31. Neue Farnkräuter sind nicht zahlreich, aber von vorzüglichstem Werthe. Bedeutend sind Frauen- haar-Arten: Adiantum peruvianum und Hens- lowianum (auch als sessilifolium bekannt). Beide gehören in's Warmhaus und stammen aus Peru. Todea Wilkesiana ist ein allerliebstes Miniatur- Baumfarn von den Fidji-Inseln. Gymnogramme tartarea aurata soll das schönste aller bis jetzt bekannten Goldfarne sein. Von der längst bekann- ten Pteris serrulata, welche in's Kalthaus gehört, hat man jetzt 2 interessante Formen: major cri- stata und gleicheniaefolia, welche Beachtung verdienen. Dasselbe gilt von der Form der bekann- ten Selaginella Martensii, welche als divari- cata albo-lineata in den Handel gekommen ist und weissgestreifte Blätter hat. 120 32. Von strauchartigen Warmhaus -Pflanzen mciclite l'osuciueria l'ragr antissima aus Brasi- lien in erster Keihe 8tehei\ Sie hat kräftige, IcJer- artige Blätter und Rippen von weissen, äusserst woliIrieclienJcn BUu}ien, deren schlanke Rohre an 6 Zoll laug ist. Kin Kxenipiar davon Fah ich in Linden 's Etablissement in Brüssel. Ein anderer BlUthcnstraiK'li aus der Familie der Rubiaccen ist cbcntalls in Brasilien zu Hause. Er hat schmal-elli- ptische Blätter und praclitvollc, ebenfalls äusserst wohlriechende Blumen. '6li. (obenan steht unter den Blattpflanzen des Warniliuuse» Dracaena porphvrophylla, von den SUdäce- Inseln stammend. Voruehmcr Wuchs, kräf- tige, aufrechte, längliche und doch nicht schmale Blätter von einer schonen, tiefbronzenen Scliattirung, welche angenehm mit der giaugri'iuen Färbung der Untcr.tcile kontrastirt. 34. Libonia j)crrh uaccnsis ist doppelt in- teressant; CS ist ein eleganter Ilalbstrauch mit schö- nen, hochrothen, in's Feurigrothe übergehenden Blu- men. Sic Soll ein Bai^tard von Libonia floribunda und Scricographis Giesbrcclitiana sein. 35. In Peperomia resedaeflora von Neu- Granada finden wir eine Neuheit, die zwar mehr seltsam, als schön, doch niclit ohne Eleganz ist. 36. Unter den Broraeliaceen nenne ich zunächst Tilhindsia (Wallisia) Hameliana. Sie ist mit T. Lindcni verwandt und hat grosse, wohlriechende, malvenfarbeno aber weissäugige Blumen. Pepinia aphelandraeflora ist eine andere, aber niedrige, jedoch buschig wachsende und ver- ästelte Bromeliacee mit linienlanzettfiJrmigcn Blät- tern und Aehrcn bildenden liclirothen Blumen. 37. Curcuma pet^laris ist eine indische Pflanze, deren rosenrothc, an den Ecken zurUckgc- bogenen Braklccn tiefe Beutel bilden. Sie schliesst sich den übrigen Zingiberacccn an. oH. Zuletzt, „La'-t bnt not least", kommen die Orchideen. Hier bewundere ich zuerst die Geschick- lichkeit einiger Gärtner zur Erzeugung von Blend- lingen in dieser Familie. Davon ist erst vor Kur- aom in der Wochenschrift die Rede gewesen. Neu wurden seitdem gezüchtet: Catticya Dominiana lu- tea, Laclia Pik'lieri alba, Cypripedium Domiuianum und Cypripedium vexillarium. 39. Unter den neueingeführten Orchideen gebe ich den 2 prachtvollen Cattleyen au» der Rio uepro- Landsrhaft den Vorzug. Die eine, C Eldorado splcndens, ist eine wirklich blendend schone Pflanze von dem Typus der vierfarbigen. Die Blüthen sind zart rosa, die Lippe aber orange, \vcis.<) und rötb- lich-violett gezeichnet; die andere, C. superba, hin- gegen bleibt niedrig und hat grosse, hellrosafarbcne Blilthcn, während die Lippe an der Spitze dunkel- violett, an der Basis weiss, durchzogen von goldenen Linien und röthlichcn Adern, erscheint. Nicht minder schön ist die brasilische Cattleya voluttua; sie bat sehr angenehm duftende Blumen, deren sammetartige Lippen vorn rosafarben sind. Deudrobium chrysotis stellt eine freiblüLcude indische Art mit reich aprikosenroth-gefärbten Blü- then und auffallend tief gcfranzter, gesprenkelter Lippe dar. Die Dculfifjf J)n(]rfuf r(id)prmi(].N = Jlrfrdlffiafl im Gärtnereien, Fensterscheiben. Ziegel- und Schieferdächer zu ]3c'i*lin, gegründet im Jahre 1n47, übernimmt auch in diesem Jahre \'er8icherungen gegen Hagelschaden an 1. Fensterscheiben in Wohn- und Gewächs- häusern und Mistbeetfensteru, 2. Gewächsen unter Fensterscheiben in Mist- beeten, Treibhäusern, sowie ira Freien, 3. Wein- und Obst-Erndten, 4. Ziegel- und Schieferdächern zu den billigsten Prämien. Diese auf Gegenseitigkeit gegründete Gesell- schaft bat seit der langen Zeit ihres Bestehens sich das Vertrauen ihrer Mitglieder in vollem Masse er- worben. Unterstützt von den bedeutentlsten Fach- männern , stellt sie die Hagelschäden in gewissen- hafter Weise fest. Mit geringer Ausnahme hat die Anstalt ihren füntjährigen Mitgliedern alljährlich namhafte Divi- denden bis zu ;M Procent gewährt. In dem entsprechenden Masse hat auch ihr Re- acrrefonds zugenommen, dessen zeitige Höhe die ausreichendste Garantie bietet und ca. 4 Procent de« Versicherungs- Kapitals beträgt. Von der Direktion, deren Bureau Frachtstrasie No. 5, am Stralauerplati, werden die Cicsclischafts-Statuten uinl N'orsiclierung«- Antragsformulare auf N'erlangcn unverr.llglich Uber- sandt und auf eingegangene Antrage die Policen ertheill. Berlin, isTl. Der Direktor: O. I... I ..i><>iihm*ilt. Vwla( Ton Wir); and t fi IIrm|>2r> bis 1828 gesdinh, und dem vor Kurzem verstorbenen Garten- Inspektor llartwcg in Schwetzingen, der im Auftrngc der Londoner Gartenbau -Gesellschalt zwei Mal ebenfalls Mexiko bcstuihtc, um l'tlauzen von dort in Europa cinziiiuhren. Das \"crdicnbt der Einführung gehört dagegen dem Dr. Bcrthold Seemann aus Hannover, der »io auf «einer letzten Heise vor einem l'aar Jahren nacii Centralamcrika bei Mazatlau fand und sie an William Bull in London sendete. Durch diesen letzteren ist die PHauzo in den Handel gekommen uml wird jetzt durch iiaagc und Schmidt in Erfurt in bereits überwinterten Exemplaren da» Stllck zu 1 ' , Thlr, in jungen I'llauzen vom 1. Mai ab das StUck zu 13 Sgr. abgegeben. Wir machen Gartenbesitzer dar- ouf aufmerksam, da wir Antigonuni leptopus fllr eine der besten unserer neuesten Erwerbungen halten. Antigonum leptuptin wird nach Dr. lU'rthuld Seemann im Vatcrlando Hi>sa di Mayito genannt und wegen der Sclionhcit ihrer IMumcn hochgeach- tet. Dieser Namo bezieht sich auf die duukelrothc Farbe der doppelten Reihe von C glockenfdrmig- zusammengeneigten und ziemlich grossen Blumen- blättern, von denen die drei inneren etwas kleiner sind. Dies'e Bluthcn bilden zu G bis 10 eine kurz- gestielte Traube und stehen nach einer Seite ge- wendet. Der allgemeine BlUthcnstiel der Traube 1 oder die Spindel endigt mit drei kurzen Hanken, durch die die Pflanze sich um desto leichter fest- halten kann. Der Traube gegenüber befindet sich das herz- ' förmige, in eine lanzettförmige Spitze auslaufende, ] ebenfalls nur kurzgeatiellc Blatt von über 2 Zoll , Lange und an der Basis 1 8 bis 2ü Linien Breite. Behaarung, und zwar eine graufilzige, ist nur auf , der Unterdächo der Blätter und an den juugeu I Trieben vorhanden, verschwindet aber mit dem Alter I immer mehr. Sogenannte Tuten (_< )chreae), die bei j unseren Polvgouum-Arten sehr entwickelt erscheinen, I sind hier nur in Form unbedeutender Schuppen vor- banden. Die fast in allen Ländern der Erdo ziemlich reich vertretene Familie der Polygonaceen hat in unseren Gärten als Zierpflanze sehr wenig Reprä- sentanten; diese beschränken sich fast nur auf Po- lygouum Orientale und cuspidatum (Sieboldü Hort.), seitdem die niedrigen Slräucher der Atraphaxis- und Calligonum- Arten sich kaum noch hier und da iu Sammlungen vorfinden. Zahlreicher und häufiger werden sie als zu den Menschen iu Beziehung ste- hende Pflanzen kultivirt. Der spanische Spinat und die übrigen Ciemüse liefernden Ampfer- (Rumex-) Arten sah man früher weit häufiger in KUchen- gärten, al« jetzt, während der Buchweizen (Fagopy- rura esculentum uud tataricum) in vielen CJcgcnden, besonders im Usten Europa«, seines mehlreichcu Samens halber viel und selbst bisweilen in gross- artigem Massstabe kultivirt wird. In China dagegen liefert i'olygonum tinctorium den chinesischen In- digo, der allgemein im himmlichcn Reiche zum Fär- ben, besonders der Seidtiistofle, benutzt wird. End- lich liel'ern UheuniArtm unser beliebtes Arzneimittel, den Rhabarber, und werden zu diesem Zwecke iu Ilochasien angebaut. Wir kennen die Polygonaceen nur als Kräuter, rosp. Unkräuter; es gibt aber auch ansehnlicho Bäume unter ihnen, wie die Coccoloba-Artcn, welche zum Theil ein festes Holz lielcrn. Noch häufiger sind Sträuchcr und holzige, sowie krautartige Schling- pflanzcu vertreten. Zu den letzteren gehört das häufig im (iebUsche wachsende Polygonum dumc- lorum. Holzige Schlingpflanzen sind die in Gewächs- häusern botanischer Gurten vcrtrctoncu Mublcu- beckien , die man leider, obgleich sie ebenfalls gut verwendet wenlen können, bei Liebhabern gar nicht sieht. Schlinggewächs, und zwar kr.iu'ivrtiges, ist 123 Antigonum leptopus, über das wir eben sprechen wollen. Was den Namen Antigonum anbelangt, so wurde er, gleich andern in dieser Familie gebräuch- lichen Namen (Calligonum, Oxigouum, Ceratogonum, Eriogonum), dem Worte Polygonum analog gebildet und bedeutet eine Pflanze, welche dem letzteren ähnlich ist. Gewöhnlich leitet man Polygonium nach Plinius von poly viel und gony das Knie ab. Es stellt demnach eine Pflanze dar, welche viele Knie macht; der Name entspräche also unserem deutschen Worte Knöterich. Es scheint jedoch, als wenn die Griechen der Pflanze aus einer andern Ursache den Namen Polygonum gegeben hätten, nämlich weil sie sich ungemein leicht vermehrt und verbreitet. Po- lygonos heisst im Griechischen zunächst fruchtbar. Diese Ansicht wird durch Scribonius Largus bestä- tigt, der ausdrücklich sagt, dass sie deshalb so ge- nannt worden wäre: „quia multa est et ubique na- scitur (d. i. weil sie häufig ist und allenthalben wächst)". Die Griechen hatten 2 Pflanzen d. N., welche sie als männliches und weibliches Polygonum unterschieden. Das erstere ist unser gemeine Knö- terich (Polygonum aviculare), das zweite der Schach- telhalm oder Duwok (Equisetum). lieber den Beinamen „leptopus d. h. dünner Fuss oder Stiel" sagen die Botaniker Hook er und Arnott, welche ihn gegeben haben, selbst nichts. Soll er sich auf den Blatt- oder Blüthenstiel, die beide aber nicht besonders dünn sind, beziehen, oder vielmehr auf den ganzen oder auch nur auf den unteren Theil des Stengels? Wir wissen es nicht. £iii)ij)ig ojeinriffj ijennttim, -fiirllo.p(Rfet=31üisRttii. Eine biographische Skizze. Von Karl Koch. (Fortsetzung.) Am 20. März 1826 wurde der Fürst von seiner Gemahlin geschieden und damit ein Paar, was sich gegenseitig geistig ersetzte und zärtlich liebte, in der Oefi^entlichkeit getrennt. Und doch schienen Beide auch später ohne einander nicht leben zu können. Es wurden auch während der Trennung die zärtlichsten und aufmerksamsten Briefe gewech- selt. Wie man sich denken kann, begriff kein Mensch recht die in Berlin in aller Form stattgefundene Scheidung. Heinrich Laube erzählt, dass die Fürstin die Scheidung vorgeschlagen habe, um dem Fürsten freiere Hand zu geben, hauptsächlich aber um seinen in Folge der Verschönerungen etwas zu- rückgekommenen Verraögensverhältnissen wiederum aufzuhelfen. Ihr Wunsch sei ausserdem noch ge- wesen, dass der Fürst irgend eine reiche Erbin heu- rathe, um die begonnenen grossartigen Pläne zur völligen Ausführung zu bringen. Und wirklich ging der Fürst im Herbste desselben Jahres nach Eng- land, und Jedermann glaubte, er könne nur vermählt mit einer reichen Engländerin zurückkehren. Der Fürst scheint sich jedoch jenseits des Kanales nicht viel mit Heurathsgedanken beschäftigt zu haben. Die hohe Aristokratie war es nicht, die er aufsuchte. Er reiste meist unbekannt, lernte dabei aber Volk und Land kennen. Ueber Alles berichtete er seiner ge- schiedenen Gemahlin. Er kam, wie er gegangen, unverheurathet zurück, und scheint auch später an keine Verbindung gedacht zu haben. Wahrscheinlicher und auch gewichtiger Ist meiner Ansicht nach jedoch der Grund der Scheidung darin zu suchen, dass aus der Ehe mit der Fürstin keine Kinder hervorgegangen waren. Es ist dieses ein Umstand, der bei einem Majorat und einer nocli bedeutenderen Standesherrschaft den Wunsch dar- nach rege machen kann und oft schon ausserdem Trennung sich liebender und sich achtender Gatten hervorgerufen hat. Dass die Fürstin wirklich den Vorschlag zur Scheidung gemacht hat, scheint richtig zu sein. Die Fürstin Lucie steht übrigens nicht allein In dieser Ihrer heroischen Handlung; eine ihrer Freundinnen, Frau Varnhagen von Ense, war ihr noch tragi- scher vorangegangen. Um ihren Mann aus der Le- thargie, in die dieser geistig verfallen war, zu be- freien, gab sich Frau Varnhagen von Ense sogar den Tod. Während der Fürst In England war, lebte die Fürstin In Dresden, von wo aus und wohin, wie gesagt, ein lebhafter Briefwechsel unterhalten wurde. Aber auch während der späteren Reisen In 3 Erd- tbeilen standen beide geschiedene Gatten stets in dem regsten und innigsten Verkehr. Nichts ereignete sich beim Fürsten , was nicht treulich der Fürstin mitgetheilt wurde. Wenn der Briefwechsel zwischen beiden geschiedenen Gatten In späterer Zeit bekannt gemacht würde, könnte er Manches aufhellen, was uns jetzt in dem Leben des Fürsten dunkel ist; noch interessanter möchte er in psychologischer Hin- sicht sein. Die Fürstin war in dem letzten Jahrzehnt ihres Lebens sehr kränklich und der Fürst nahm den in- nigsten Antheil an Ihrem Befinden. Sie siedelte schliesslich auf dessen dringendes Bitten nach Bra- nitz über und lebte daselbst, wenn ich nicht irre, 2 Jahre, bis sie im Jahre 1854 starb. Wiederum ein dunkler, weil nicht aufgeklärter Punkt im Leben des Fürsten. Die Fürstin wurde In Brauitz begra- 10* 124 ben lind sollte ein der gegensciligen Zuneigung wür- diges Denkmal erhalten. Das ist aber nicht ge- schehen; im Gegcuthcil, das Grab ist leider von Jahr zu Jahr melir vcrlallen. Dagegen wurde nicht ■weit vom Schlosse ein Hain ausgesucht, wo unter prächtigen und schattigen Bäumen eine von Gehölz frcio Stelle im Sommer mit tropischen Pflanzen, selbst Palmen, und IJlumen ausgerichmUckt wurde. Inmitten dieses ausgesuchten Schmuckes steht anf erhöhtem Postament eine gut getrofleue Büste nicht der Fürstin, sondern des Vaters der Fürstin, des Staatskanzler.s, Fürsten von Hardenberg. Fürst PU ekler hatte für diesen seinen Schwie- gervater die innigste Verehrung. An diesen ihm geheiligten Platz führte er seine Gäste zuer: Jahre alt, als er seine schriftstellerisehe Laufbahn begann. Wenn or sich auch in den Briefen nicht spcciell oder nur wenig über Landschaftsgürtncrcl ausspricht, so findet man doch in den Schililerungen und L'rthei- lon daselbst reichliches Material. Fürst I'ü ekler hat keineswegs, wie man so oft hört, den englischen Gnrtenstyl erst in Deutschland eingefühlt, denn die grossen Arbeiten von Sek eil in und um München waren mit Hülfe des Englän- ders, aber in München einheimischen Unmford be- reit» in'« Leben getreten. In Weimar war ferner unter der speciellen Leitung des auch in dieser Hin- sicht genialen Grossherzogs Karl August 's, der zu diesem Zwecke mehrmals in England war, durch einen Neften des MUnchener Sc kell gleichen Na- mens ein Park iu's Leben gerufen, von dem auch Fürst Pückler vor seiner zweiten Keise nach Eng- land mit grösstcr Anerkennung gesprochen hat. In der Nähe von Weimar cxistirten überhaupt ausser- dem schon in dem vorigen Jahrhunderte selbst vor dem Bekanntwerden des englischen Styls in Deutsch- land Anlagen, denen ebenfalls allein die unverfälschte Natur zu Grunde lag. Es war dieses vor Allem das Ilmtiial bei TiefurL Man konnte auch den ganzen Ilnigrund über Kromsdorf hinaus bis za Wieland's Garten in ( 'smanstedt, wo einzelne grosse Bäume eine Rolle spielten, als eine solche natürliche Anlage betrachten. In Tiefurt fanden bekanntlich unter der Vor- mundschaft Karl August's durch seine nicht we- niger hochbegabte Mutter Anna Amalio jene thea- tralische Aufführungen zum Theil idyllischer Stücke im Freien statt, au denen neben Prinzen und Prin- zessinnen unsere grössten Dichter Theil nahmen. So oft Fürst Pückler mit mir in den spätem Jahren über Weimar's grosse Zeit sprach, so war er jedes Mal tief ergriffen, wenn die Rede auf die zwar einfachen, aber unendlich auf das GemUth ein- wirkenden, mehr natürlichen, als kunstlichen Anla- gen Tiefurt's kam. Als der Fürst später vom Grossherzogc Karl Friedrich aufgefordert wurde, Tiefurt nach den neueren Ansichten umzugestalten, kam, wie er sich gegen mich ausdrückte, ein hei- liger Schauer tlber ihn , als er den durch grosso Geister geheiligten Boden betrat und die Axt walten lassen sollte. Nur die Wege veränderte er hier und da, um die schönsten Punkte dem Auge leichter vorzuführen; sonst that er nicht.«. Dagegen hat später Park-lnspcktor Petzold die Axt in vollem Masse angebracht. In Wegeführen war, wie Park- Inspektor Pet- zold in seiner landschaftsgärtnerisohen Skizze über den Fürsten cbent'nlls richtig bemerkt, der Fürst vor Allem Meister. Auch hierin hat er kein Vorbild gehabt, von dem er gelernt hätte; er war hier, wie in allem Uebrigen , Autodidakt: es war ihm ange- boren. Bisweilen hatte er selbst einen Widerwillen gegen belehrende Bücher, wo die Natur eine so vorzügliche Lehrerin sei. Er halle deshalb weder die Werke von Hirschfcld, noch von SckcM gelesen. Von Engländern scheint ihm nur Repton bekannt gewesen zu sein; von dessen berühmtem Vorgänger Brown sprach er wenigstens nie. Seine den Anlagen zu Grunde liegenden Prinzi- pien unterscheiden sich nicht allein von denen der eben genannten Meister der bildenden Gartenkunst 125 noch mehr aber weichen sie von Repton's Ansich- ten in vielen Stücken ab. Er ist der Natur weit getreuer geblieben, als alle übrigen Garteiikünstler, zumal er nur mit einheimischem Material arbeitete; seine Anlagen schliessen sich deshalb auch weit leichter den Umgebungen an. Welche Wirkung der Fürst mit den wenigen einheimischen Gehölzen her- vorzurufen im Stande war, ist ausserordentlich, trotz der Einfachheit, die dabei herrscht. Seine Gedanken über Landschaftsgärtnerei hat der Fürst in einem besonderen Werke mit bild- lichen Darstellungen in einem dazu gehörigen Atlas und unter dem bescheidenen Titel , Andeutungen über Landschaftsgärtnerei" niedergelegt. Es ist sehr zu bedauern, dass selbst Männer, welche sich Land- schaftsgärtner nennen, diese Andeutungen häufig gar nicht oder nur oberflächlich kenneu. Sie wurden noch vor seinen grossen Reisen geschrieben und 1834 herausgegeben. Man findet in diesem Buche aber keineswegs die Prinzipien, welche ihn bei sei- nen Ausführung leiteten, in einer Art System nie- dergelegt, sondern es sind ebenfalls, wie man aus dem Worte „Andeutungen" entnehmen kann, nur Winke, welche er der einzigen Lehrerin, der Natur, abgelauscht hat, um sie gegebenen Verhältnissen entsprechend in Anwendung zu bringen. Er hatte demnach Recht auszusprechen, dass man seine An- deutungen beurtheilen könne, wie man wolle; den Vorwurf, dass er irgend etwas darin einem andern Werke entnommen, verdiene er sicher nicht. Der Gärtnerstand verdankt in Betreff seiner äusseren Anerkennung dem Fürsten sehr viel. Nicht allein, dass er dem Gärtner, vor Allem dem Land- schaftsgärtner, einen bis dabin noch nicht betretenen Pfad zur Landesverschöuerung zeigte, er hob ihn persönlich , dass er ihn bei der Ausübung der bil- denden Gartenkunst als ihm gleich und demnach in der bürgerlichen Gesellschaft hoch stellte. So oft ich mich mit ihm über Landschaftsgärtnerei unter- hielt, nannte er die Gärtner seine Kollegen, welche mit ihm einem und demselben Ziele nachstrebten, und freute sich innig, wenn er von einem derselben etwas Tüchtiges gesehen hatte. Die Anerkennung konnte selbst in ausserordentlichen Fällen zur Be- wunderung steigen. Mehr als einmal habe ich dieses gesehen, wenn der Fürst mir von der einen oder anderen Anlage eines unserer jetzigen Gartenkünstler erzählte. Auch hierin unterschied er sich von an- deren grossen Männern, denen es oft schwer, selbst unmöglich wird. Etwas anzuerkennen. Es scheint, als wenn der Erfolg, den die Briefe eines Verstorbeneu in der literarischen Welt gefun- den, nicht wenig beigetragen hat, sich auf der schriftstellerischen Laufbahn weiter zu bewegen. Anderntheils mochte er fühlen, dass er für seine weiteren Durchführungen der Muskauer Anlagen der Ruhe und einer Art Sammlung seiner Ideen, nicht weniger aber auch neuer Studien in der Natur, be- dürfe. Er schrieb im Jahre 1833 sein Tutti-Frutti, zu dem später noch ein Nachtrag erschien. Wie der Name sagt, erhält man hier nichts Zusammen- hängendes; es sind Bilder aus dem Leben in geistig- sprudelnder Weise wiedergegeben. So ernst und tief durchdacht der Fürst in seinen Andeutungen schreibt, so leicht und gefällig sind seine Bilder und Skizzen im Tutti-Frutti. 1835 erschienen Jugend- Wanderungen, die früheren Reisen in Südfrankreich und Italien in den Jahren 1808 u. 1809 betreffend*). Vom Jahre 1834-1840 war der Fürst auf Reisen. Unter dem Namen Semilasso hat er nicht weniger als 8 Bände zum Theil mit dem Titel „vorletzter Weltgang", sämmtlich Reminiscenzen dieser Reise, geschrieben. Ueber den Namen Semilasso spricht sich der Fürst zwar selbst aus, überlässt aber die Wahl über die Veranlassung dem Leser nach zwei Seiten hin. Es ist wohl ein willkührlich angenom- mener Name, der mit nichts einen Zusammenhang hat. An Semilasso schliessen sich an: „der Vor- läufer" in einem Bande, „der südöstliche Bildersaal" in 3 Bänden, „die Rückkehr" ebenfalls in 3 Bänden und wiederum In ebenso viel Bänden „aus Mohamet Ali's Reich", Werke, die zum grossen Theil zwar auf der Reise geschrieben, aber zum Theil erst nachher herausgegeben wurden. Die Gründe dieser Reise, besonders nach dem Sagenreichen Oriente, liegen in dem eigenthümlichen Charakter des Fürsten. Ein, wie gesagt, mit so ausserordentlichen Geistesgaben ausgerüsteter und zu Aussergewöhnlichem sich hinneigender Mann, dem das gewöhnliche menschliche Leben nur langweilig erschien, konnte unmöglich für die Länge der Zeit, wenn auch Inmitten seiner genialen Muskauer Schö- pfungen lebend, in einer einsamen Provinzialstadt gefesselt werden. Nur der fortdauernde Umgang mit der geschiedenen Fürstin, welche in Dresden ihren Aufenthalt genommen hatte, gab seinem stre- benden Geiste Nahrung. In Deutschland herrschte seit dem Tode Goethe's in der deutschen Literatur mehr oder weniger Ebbe. Sehr viel Mittelmässiges, aber wenig Tüchtiges wurde geschrieben. Dagegen begann das politische Leben allmählig eine Bedeutung zu erhalten. Die deutsche Burschen- schaft, welche trotz der Verfolgungen im Anfange der zwanziger Jahre in der grossen Idee der end- lichen Einigung Deutschland's sich erhalten und, wenigstens In dem einen Theile derselben, durch Heranbildung des Volkes überhaupt, namentlich aber zu dieser Idee, festen Boden gefasst hatte, wurde *) Dieses Buch habe ich erst jetzt erhalten. Es wird da- durch das früher Gesagte (S. 115, 2. Spalte, 40. Zeile) ergänzt. 126 in den ersten Jahren des dritten JaLrzelints in Folge unsinnincr Bestrebungen einzelner Mitglieder zum zweiten Male verfolgt, l'in so mehr kam aber die Idee der Einigung zum Durchbruch. Was die be- sonnenen Burschenschafter schon als einzige Mög- lichkeit der Durchführung hingestellt hatten , dass diese Einigung nur unter Führung dos mächtigsten deutschen .Staates, l'reusscn's, geschehen könne, wurde allniühlig auch der Grundgedanke bei den edelsten Söhnen der verschiedenen Stämme des ge- Bamniten Deutschlands. Dass Fürst Pückler schon damals von derael- Leu Idee ergrilTen war, bezweifle ieli um so weniger, als Gcspriiche in der späteren Zeit oft darauf hin- deuteten. Dass diese Idee aber schon so bald zur Verwirklichung koninien sollte, hat er damals Jedoch wohl ebenso wenig geglaubt, als seib.-'t unsere tüch- tigsten Staatsmänner; dass er sie aber bereits zu Ende der vierziger nnd zn Anfang der fünfziger Jahre für ausführbar betrachtete, habe ich trotz der damaligen unglücklichen Zustände zu vernehmen mehrmals Gelegenheit gehabt. Die Zeit war nach iiiin wohl reif; sie bedurfte aber vorher noch grosser Ereignisse und Krisen, wie sie zum Theil auch be- reits eingetreten waren ; es fehlten auch noch die Alänner zur Durchführung. Die grossen Missgritle, welche im Anfange der fünfziger Jahre geschahen, betrübten ihn tief. Von seiner politischen Einsicht legt es aber Zeugniss ab, dass er die Zeit der Ke- gentschaft als den ersten Schritt von Bedeutung be- zeichnete, dass er mir schon damals den Mann nam- liaft machte, welcher, wie er sich ausdrückte, nicht allein Preussen retten, sondern sogar gross machen und an die Spitze Deutschland's stellen könnte. Und dieser Mann wurde mehre Jahre später von dem Könige wirklich in seinen Bath berufen. Es ist er- reicht, was noch vor einem .Jahre die kühnsten lloll- nungen nicht auszusprechen gewagt hatten. Das Jahr 18."54 brachte der Fürst auf Reisen in Deutschland und IVankrcich zu. Den Bark von Muskau hatte er vorher seinem tüchtigen und treuen Gärtner Kelider übergeben. Die Schilderung dieses 'J'heiles der Beise ist in den 3 ersten Bimden seines vorletzten Weltganges niedergelegt worden. In die- nen 3 Bänden ist noch eine gewisse Bcihenfolge Bciner Berichte, kcinetwegs aber in den folgenden Bänden des Semilasso und des BUdöstlichen Divan, welche Über Griechenland und Afrika handeln, vor- handen. Nur n)it Muhe erlangt man bisweili-n den Faden für die ganze Heise. So erfährt man z. B. nns der Vorrede zum vorletzten Weltgange, dass der Fürst diese am l..Ianuar 1S3.') in Algier gc- flchricben hat; noch dem Texte aber (3. Bd., S. 30»)) befindet er sich den \*K .Januar desselben Jahres noch iu Toulon und schreibt bald darauf den ersten Brief in Afrika, an die Fürstin. Wir erhalten tlber diese Widersprüche allerdings durch den Fürsten selbst einige Aufklärung. Er machte nämlich, wie Jeder, der eine Reise unternimmt, thun sollte, die meisten Aufzeichnungen an Ort und Stelle, und zwar in der Regel in abgesonderten Brieten, die eämmllich der Reihe nach von ihm über einander ge- legt wurden. Einzelne dieser Briefe mag der Fürst später wieder hervorgeholt haben, um vielleicht etwas zu vergleichen ; leider scheinen sie aber nicht immer in der Sammlung wieder dahin gelegt worden zu sein, wohin sie gehörten, und so wurde mehr oder we- niger die ursprüngliche lleihenfulge gestört. \\'enn der Fürst einen gewissen Abschluss seiner Briefe zu haben glaubte, wickelte er das ganze fertige Manuskript zusammen nnd schickte es dem Verleger, diesem es überlassend, das Ganze von Neuem in Ord- nung zu bringen. Dass es wirklich so geschehen, ersieht man aus einem an den Verleger gerichteten Briefe, der wahrscheinlich nur des \"erstäudnissC8 halber abgedruckt ist. In Afrika besuchte der Fürst der Reihe nach Algerien . Tunis und Egvpten bis über Chartum hinaus. Der letzte Theil seiner Reise ist sehr in- teressant. Wissenschaftliche Studien sucht man je- doch vergebens in seinen Reiseberichten : es sind Schilderungen und Beschreibungen eines Touristen, aus denen man aber bei der dem Fürsten angebo- renen Treue in der Wiedergabe sehr viel Hbcr die Eigenthümiichkeiten der Bewohner und der Zustände lernen kann. Am 14. Januar 1838 verliess er Alex- andrien, um sieb nach DschatTa in Svrien zu be- geben. Aber nicht die ganzen 3 .Jahre verweilte er in Afrika; dazwischen ist er beispielsweise am ersten Dezember 183;') auf Malta, in der letzten Woche de» türkischen Rhamadan im .Jahre 1837 wiederum auf der Insel Kandia, während er am I.Juli 1837 Bcino Rückreise nach Chartum am Nil angetreten haben will. Schilderungen über MchemetAli . den er sehr hoch stellte , und über die damaligen Zu- stände in Egvpten hat der FUrst in einem beson- deren Buche, was er ,au» Meheraet- Ali« Reich' nannte und später (1844) erschien, niedergelegt. Auch die Zeit seines Aufenthaltes in Griechen- land, tlen er einmal in dem ,, Vorläufer" schildert nnd dann unter der Bezeichnung , griechische Lei- den" in dem 2. und 3. Bande des , südöstlichen Bil- dersaoles"' beschreibt, fällt in diese .Tahrc. In Grie- chenland lernte er den geistreichen Freiherrn von Prok esch-t >sten , der damals Cicsandter in Athen war, kennen und blieb seitdem mit ihm fortwährend in Verkehr. Die Reise durch Syrien nnd Kleinodien hat der Fürst in den beiden letzten Bänden seiner ,RUck- kcbr" bcsehricbeu , wührcud der erste noch über 127 Afrika handelt. Ebenso enthält der erste Band des „südöstlichen Bildersaales" die Beschreibung des Aufenthaltes in einem Bade. Der Badeort war aber nicht eins der bertihmten europäischen Bäder, son- dern ein elendes Dorf in der Nähe der Ruinen von Karthago auf Afrika's Küste. Am 15. Oktober 1840 war der Fürst wieder in Berlin. Seine erste Aufmerksamkeit wendete er nach der Kückkehr seinen Anlagen in Muskau zu, wo er in Folge seiner Erfahrungen zwar viel Gelegenheit gehabt hätte, zu ändern und zu verbessern, wenn die Anlagen nicht vom Anfang an der Natur nach- gebildet worden wären. Der Park war nach we- nigen Jahren ein Fertiges, insoweit überhaupt eine mit lebendem Material ausgeführte Anlage fertig ge- nannt werden kann, und steht jetzt unter der sorg- samen Leitung des Park-Inspektors Petzold als das grösste Werk der bildenden Gartenkunst da. In demselben Geiste, wie der Park angelegt und voll- endet wurde, möge er für sehr lange Zeit eins der bedeutendsten Denkmäler in der Kunst sein und bleiben. Wir Deutsche haben vollen Grund, darauf stolz zu sein. Im Jahre 1845 verkaufte der Fürst plötzlich Muskau und die ganze Standesherrschaft zum grossen Erstaunen der Welt. Es wurde viel, Wahres und Unwahres, damals darüber gesprochen. Wenn auch die sehr bedeutenden Kosten, welche die Vollendung des Parkes beansprucht, sowie die grossen Ausgaben, welche die sechsjährigen Reisen in 3 Erdth eilen verursacht hatten, sehr tief in die Vermögens -Verhältnisse des Fürsten eingeschnitten haben mochten, zumal der Park nothwendiger Weise zur Erhaltung und weitern Durchführung noch viel Geld fortwährend in Anspruch nahm, ^so waren diese beiden Gründe meiner Ansicht nach doch nicht die einzigen, die den Fürsten bestimmten, die Standes- herrschaft zu verkaufen. Gewiss noch mehr, wenn nicht wenigstens ebenso viel, trug der Drang nach neuer Thätigkeit bei. Sein reger, durch lange Rei- sen noch unruhiger gewordener Geist hatte selbst inmitten des von ihm geschaffenen und reizenden Pai-kes keine Ruhe. Die bildende Gartenkunst war zwar bis in die vierziger Jahre noch nicht oder kaum in das Volk gedrungen; sie war Eigenthum weniger Grossen, die zur Durchführung auch das nöthige Geld besassen. Mau fing aber doch mit genannter Zeit von Seiten weniger bemittelter Grundbesitzer allmählig an, die nächste Umgebung, ob klein oder gross, auf eine der Natur mehr entsprechende Weise, als bisher ge- schehen , zu verschönern. Die gradlinigen Wege mussten nach und nach, besonders in Provinzial- städten, besseren und dem Auge gefälligeren Anord- nungen weichen. In der Geschichte der Hohenzollern ist seit alter Zeit Landesverschönerung ein charakteristischer Zug, der sich besonders bei Friedrich dem Grossen in hohem Grade ausspricht. So viel auch über diesen nach allen Richtungen hin grossen König geschrie- ben ist, so suchen wir doch umsonst, wenn auch nur nach einer Abhandlung, in der dargethan wor- den wäre, was er für Landesverschönerung und Obstbau gethan hat. Durch ihn ist aber hauptsäch- lich die früher so sehr verrufene Mark ein ganz an- deres Land , zum Aufenthalt zivilisirter Menschen befähigter geworden. Grade die Mark, des heiligen deutschen Reiches frühere Sandbüchse, zeigt, schon in ihrer heutigen Beschaffenheit, und wird es später noch mehr darthun, was fester Wille zu machen ver- mag und was aus den ödesten Gegenden werden kann. Die Verschönerungen, welche schon Friedrich Wilhelm III., noch mehr aber der kunstsinnige Friedrich Wilhelm IV., durch Lennö in's Le- beji gerufen haben, waren Beispiele für die Grossen des Reiches, denen hier und da im ganzen Preussen- lande, zum Theile selbst auf geniale Weise, ent- sprochen wurde. Dass die königlichen Anlagen um Berlin und Potsdam, aber auch ausserdem, zur Bil- dung nach dieser ästhetischen Seite hin ungemein gewirkt haben, wird Niemand leugnen wollen. Aber auch der Verein zur Beförderung des Gar- tenbaues in den Königlich -Preussischen Staaten in Berlin hat seit seinem fast fünfzigjährigen Bestehen grosse Verdienste um die Hebung des Schönheits- sinnes gethan ; das Verlangen des Menschen nach Pflanzenschmuck in seiner nächsten Nähe hat er hauptsächlich durch seine grossartigen , stets dem Schönheitssinne gemäss arrangirten Pflanzen-Ausstel- lungen befördert. Diese Pflanzen-Ausstellungen des Vereines während der zwanziger Jahre waren über- haupt die einzigen Ausstellungen, welche in der da- maligen Zeit existirten und demnach um so mehr die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Es gab selbst, ausser dem Vereine zur Beförderung des Gewerb- fleisses, der zu gleicher Zeit und fast von denselben Männern in's Leben gerufen wurde, wie der zur Beförderung des Gartenbaues, keine Vereinigungen von Männern zu bestimmten praktischen Zwecken. Unter der Mitwirkung einer Reihe nicht weniger geistreicher, als hochgestellter Männer wurde der Ver- ein zur Beförderung des Gartenbaues 1822 in's Le- ben gerufen. Dass König Friedrich Wilhelm III. das Protektorat des Vereines übernahm, trug ganz be- sonders bei, ihm ein Ansehen zu geben, was auch noch dadurch gehoben wurde, dass fast alle hohen Würdenträger, namentlich aber Mitglieder des hohen Adels und grosse Grundbesitzer, als Mitglieder zu- traten. Es wurden nicht allein dadurch bedeutende 128 Mittel geboten; der \'ercin vermochte auch durch seine in allen Provinzen zerstreut wohnenden Mit- glieder sehr zu wirken und hat auf diese Weise in der Tliat zur Landesvcrschönerung wenigstens indi- rekt beigetragen. Leider haben diese günstigen Zustände im \ct- laufe der Zeit sich sehr geiindert. Die grosste Auf- xnerksamkcit neliuicn jetzt auf dem Lande die laud- wirthschaftlichen \'erciue nothweudiger Weise in Anspruch. Die tVUhern Mitglieder des Vereines aus der hohen Aristokratie und von dem reichen Grund- besitze sind ailniülilig durch den Tod cutrissen wor- den, ihre Nachfolger sind dagegen leider nur zum Bchr geringen l'hcilc dem \'ercine als Mitglieder hinzugetreten. So wurden ilmi in einer Zeit, wo die Ansprüche grösser geworden waren, von Jahr zu Jahr weniger Mittel. Möchte der Verein bei seiner grossen Aufgabe der Laudesverschönerung, welche er in den letzten Jahren ganz besonders ins Auge gefas.st hat, wieder durch den Zutritt zahlreicher neuer Mitglieder, besonders .solcher, welche über Grund und Boden verfügen können, kräftiger unter- stützt werden! Ijcider lag Mu.skau in den vierziger Jahren noch zu entfernt von Berlin und von den grossen Vcr- kchrsstraasen überhaupt. Eine Eisenbahn führte da- mals noch nicht bei Muskau vorbei nach Görlitz, wie es jetzt der Fall i.«t; sclb.st gute Chausseen wa- ren in jener Zeit noch nicht entsprechend vorhan- den. Unter diesen L'mstäuden vermochte der Park in Muskau noch nicht den Einfluss auszuüben, der zu wünschen gewesen wäre. Es ist überhaupt ein seltsames Geschick des bedeutendsten Parkes, den Deutschland besitzt, dass er auch jetzt, wo eine Kiscubahn vorbeiführt und man von Berlin aus in 4 Stunden dahin gelangen kann, noch viel zu wenig besucht wird und damit nicht in dem Masse wirken kann, wie er wirken scjllte. Desto mehr wirkte sein Gründer, Fürst von Pückler, in verschiedeneu Gegenden Doutschland's auf Umgestaltung bestehender und Bildung neuer Anlagen. Kr durchreiste nach und nach fast ganz Deutschland von Neuem, sammelte in Italien neue (icdanken, und regte bei Königen, Herzögen und Fürsten, auch sonst, wo er n\ir irgend Liebe und guten Willen zur bildenden Gartenkunst und Lan- desverschönernng fand, die Cicdanken zur Ausfüh- rung, resp. Umgestaltung an. Mclu geehrter l'rciuid, Park-Inspektor Pelzold, bat zwar im Allgemeinen in seiner bereits mehrmals orwühnten Skizze über den Fürsten aut'geziihlt, wos in dieser Hinsicht geschehen; es wiiro aber doch wUnschcnswerth, dass Jemand sich einmal die Auf- gabe stellte, auch nach dieser Richtung hin des Fürsten Wirken und Schaffen in einer besonderen Abhandlung näher auseinander zu setzen. Es sei mir, als in Weimar geboren und noch mit grosser Liebe an Weimar hängeud, gestattet, nur zu erwähnen, dass der Fürst bei seinen näheren Verhältnissen zu dem ^^'eimari3cheu Hofe haupt- sächlich auf die weitere Entwickelung der Anlagen bei Weimar und Eisenach sehr grossen Einlluss aus- geübt hat und sich deshalb gern und oft in Weimar aufhielt. Ueber diesen seinen Aufenthalt in Thü- ringen hat der Fürst Manches in der Augsburger Allgemeinen Zeitung veröffentlicht, was damals gros- ses Interesse hatte. Selbst in der letzten Zeit seines Lebens sprach er mit mir über Weimar und seinen Hof, eine seltene Treue und Verehrung für das Fürstenhaus an den Tag legend. Wie konnte es auch anders sein! Der FUrst fühlte sich, wie ich anfangs mitgethcilt habe, schon in seiner .lugcud zu ^^ cimar's grösstem Fürsten, zu Karl August, hingezogen; er hatte selbst das Glück gehabt, eine Zeitlang sein Adjutant gewesen zu sein. Dadurch wurde ihm auch am besten Ge- legenheit geboten, den Fürsten, der iu jenen schweren Zeiten der ersten lä Jahre des 19. Jahrhundertcs, als das materielle -Deutschland am Boden lag , fast allein dessen geistige Grösse aufrecht erhielt, ken- nen zu lernen. Auch nach Karl Augusts Tode im Jahre 1828 schien Weimar noch eine Zeitlang die Stellung in der geistigen Welt behaupten zu wollen, welche es über 3 Jahrzehnte hinaus ciuge- uoraroeu. Die damalige Grosaherzogin Marie Paw- lowna, Schwester der Kaiser Alexander I. und Ni- kolaus, eine der geistreichsten und nicht weniger liebenswürdigsten Frauen ihrer Zeit, verstand die begabtesten Sohne Deutschlands, zu denen Weimar und das nahe Jena selbst nicht wenige stellten, kür- zere oder längere Zeit an Weimar zu fesseln. Es herrschte damals und herrscht fortwährend noch ein reges geistiges Leben in Weimar. Wer da» (tlUck hatte, au den wissenschaftlichen Vorlesuugen, welche die genannte buhe Frau allwöchentlich im Winter bei sich selbst veranstaltet hatte, wenn auch nur bisweilen, wie Schreiber dieser Zeilen, Theil nehmen zu können , wird das, was ich eben ausgesprochen, bestätigen. Ausnor dem, der den Vortrag über ir- gend etwa« ^^ ichiige* oder Interessante« aus dem wissenschaftlichen Gebiete hielt, wurdeu stets noch zur Theiluahmc andere Gelehrte, resp. geistreiche Männer eingeladen. (rortMuus Mst.) Verlag Ton WicKaiiill & Ilcmpcl in Ilcriin, Zlmnfr-Straia« Ko 91 Druck der C. Fclttor'nohon Biichdrnrkcrvi (L. Mcw«f), B«rlia. Maa«iU*u« Na. IJ. Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des Gartenbaues in den Eönisl. Prenssisciien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde* Redakteur : Frofessor I>r. Karl Koch, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 29. April Preis des Jahrganges 5 j Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Bericht über die neuesten Pflanzen. — Ludwig Heinrich Hermann, Fürst v. Pückler - Muskau. Eine biogra- phische Skizze. Von Karl Koch, (Fortsetzung.) No. 17. 1871. Sonntag, den 30. April, Mittags 12 Uhr, findet im Englischen Hanse (Mohren - Strasse 49) eine Ver- sammlung des Vereines statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden. ^Berif^t üöer Die iicue|leii ptn^en. 1. Abies obovata japonica ist durch Maxi- mowitsch, den bekannten Petersburger Reisenden, eingeführt und durch Dr. Regel verbreitet worden. Die Hauptart hat Kunst- und Haudelsgärtner Boese in seiner Abhandlung über die echten Nadelhölzer des Freilandes (11. Jahrg. d. Wochenschrift, S. 60) beschrieben, weshalb wir dorthin verweisen; diese Form dagegen kennen wir nicht. Dass sie aufrecht stehende Zapfen haben soll (wenigstens nach Wil- liam Bull), möchte darauf hindeuten, dass diese japanische Form keine Fichte oder Rothtanne dar- stellt, sondern eine Weisstanne ist. 2. Acacia amoena Wendl. ist zwar keines- wegs ein älteren Gärtnern unbekannter Blüthen- strauch, scheint aber nur noch in einigen botanischen Gärten vorhanden, wenn nicht überhaupt verloren gegangen zu sein. Sie gehört zu den Arten dieses grossen, hauptsächlich in dem fünften Erdtheil ver- tretenen Pflanzen- Geschlechtes, welche Phyllodien, d. h. von der gewöhnlichen Form mehr oder weni- ger abweichende Blätter, besitzen. Diese sind mehr in die Länge gezogen und deshalb sehr schmal, wobei sie sich von der Mitte aus nach der Basis und nach der Spitze zu verschmälern. Wie die ganze Pflanze, so sind auch die Blätter völlig unbehaart, ausserdem aber nur von einem Nerven durchzogen. In ihrem Winkel befinden sich die kleinen gelben Blüthen- köpfcheq, zu einer kurzen Traube zusammengestellt. 3. Achyrocline Saundersonii ist wahrschein- lich dieselbe Pflanze, welche, ähnlich dem Helichry- sum lanatum (dem H. petiolatum Reg.), jetzt all- gemein in England zu Einfassungen, Teppichbeeten u. s. w. verwendet wird und von uns bereits unter der Benennung A. Sanders! i im vorigen Jahr- gange der Wochenschrift (S. 14) empfohlen wurde. Die Pflanze besitzt weisse und sehr schmale Blätter. Die Achyroclinen sind niedrige Halbsträucher Süd- Amerika's und zeichnen sich durch die sehr geringe Zahl der Blüthen in jedem Blüthenkörbchen aus. 4. Adlumia cirrhosa Raf. weicht insofern von allen Fumariaceen und Papaveraceen ab, als die unregelmässige Krone nicht abfällt, sondern umge- kehrt gar nicht verwelkt, und hat vor den andern Erdrauch- Arten (Fumaria im weiteren Sinne) da- durch einen besonderen Werth, als sie eine voll- kommene Schlingpflanze, allerdings krautartiger Na- tur, darstellt und zum Ueberziehen von kleineren Gegenständen, aber auch selbst von Staketen, Plan- ken u. s. w. gebraucht werden kann. Leider ist sie jetzt ganz und gar aus den Gärten verschwunden, weshalb Haage und Schmidt in Erfurt sich ein besonderes Verdienst erworben haben, dass sie jetzt Samen einer dunkelblühenden Abart in den Handel bringen. Vaterland sind die Vereinigten Staaten Nordamerika's. 5. Aethionema persicum nennen dieselben Haudelsgärtner aus Erfurt ein niedriges, zu Teppich- beeten zu verwendendes Sommergewächs, von dem 17 130 sie Samen aus Persicn erhalten liabcii. Die Pflan- zen besitzen nur den Nachtheil, dass sie, gleich den meisten jährigen Pflanzen aus der Crucifercngruppc der Iberideeu, rasch vergehen und bald ersetzt wer- den müssen. Sammtliche Acthionema-Arten treiben von der Basis aus gleich sehr kurze, wenig ver- zweigte und meist niederlicgendc Acstc, mit Dolden- trauben rother oder rosafarbiger Blüthen endigend. Den Namen A. jiersicum haben wir nirgends finden können und vermuthen daher, dass es eine der vie- len orientalischen Arten dieses Geschlechtes ist, welche B o i s s i c r in seiner neuesten Flor des Orients ausführlich beschreibt. 6. Agave bulbosa nennt William Bull eine Art aus Neugrauada, welche Küzl ihm gesendet hat. Sie unterscheidet sicii wesentlich von den übri- gen Pflanzen dieses Geschlechts durch ein im hoben Grade abweichendes Ansehen, wie es zum Tiieil auch die krautartigen Agaven besitzen, z. B. A. vir- giniea L., indem William Bull selbst sie mit einer der breitbliittrigen Zwiebeljiflanzcn vergleicht. An- derntheils weist die zwiebelartigc Verdickung des, wie ea scheint, verkürzten Stengels auf eine Fur- craea hin. Die ebenfalls noch nicht sicher hinge- stellte Agave Commelinii hat auf gleiche Weise eine zwicbelartig erweiterte Basis des Stengels. 7. Allamanda Chelsoni soll zwar von der Westküste Afrika's eingeführt sein, ist aber gewiss nichts weiter, als die im 12. Jahrgänge der Wochen- schrift empfohlene A. uobilis !Mast. (^S. lUT), eine Form der alten A. cathartica L., welche allerdings in der Gujana wächst, aber, wie manche andere Südwest-amerikanische Pflanze, nach dem tropischen Westafrika gekommen sein könnte. A. Chelsoni soll grössere l^UUhen, diese auch reichlicher, besitzen, als genannte Art, ausserdem aber noch mit der be- kannten A. Ilenderaoni gemein liabcn, dass sie fort- während blüht. 8. Alnus firma S. et Z. geiiurt mit unserer A. viridis, welche das Genus Alnus mit Betula ver- bindet und die Unterscheidung beider Cicnera schwie- rig macht, zu ciucr und derselben (inippc, welche auch als Alnaster zum besonderen Genus erhoben wurde, und ist in Japan zu I lause. Ihre Einfüh- rung verdanken wir dem russischen Heisenden Maxi- mo witsch, durch den oder durch den botanischen Garten in Petersburg sie Linden in Brüssel cr- liielt. Das Gehölz schliesst sich im äusseren An- sehen unserer Alnus viridis DC. an und verästelt sich gleich von der Basis an, wird aber weit grösser und erhält einen besonders dicken, wenn auch kur- zen Stamm. Die etwas eckigen und unbehaarten jüngeren Aesto und Zweige sind warzig, während die eirund - liinglichcn oder eirund -lanzcttfiirroigen Blätter nur in der Jugend auf der Oberfläche be- haart erscheinen, auf der Unterfläche aber stets mit harzigen Punkten versehen sind. y. Alnns japonica S. et Z. muss den altern Namen A. maritima Nutt. erhalten. Wiederum eine Pflanze, welche Ostasien und Nordamerika ge- mein haben. ^Vahrscheinlich hält der ungetahr 20 Fuss hoch werdende Baum, ebenso wie Alnus firma, bei uns aus, wenn er auch vielleicht, wenigstens iu Nordostdcutschland, bedeckt werden muss. A. maritima Nutt. schliesst sich unseren Erlen an, hat aber, gleich der A. cordifolia Ten., die weiblichen Kätzchen in der Pegel nur einzeln oder höchstens zu 2 oder 3 zusammengestellt. Die we- nigstens auf der Oberfläche der Blätter völlig un- behaarten Blätter sind nur einfach gesägt und haben eine eirund-lungliche oder cirund-lanzetttormige Ge- stalt Die Form, welche in Japan vorkommt, be- sitzt die Blätter in eine verlängerte Spitze ausge- zogen und nur in den Winkeln der Adern auf der Unterfläehc etwas behaart. 10. Alyssum alpcstre L. ist eine niedrige Alpenpflanze, welche eine grosse Verbreitung von den Pyrenäen bis zu den persischen Alpen besitzt, und wegen ihrer reichlichen, später eine verlängerte Traube bildenden Blüthen von gelber Farbe Ver- wendung im Blumengarten, besonders bei Arabesken und dergleichen Zciclinungeu, verdient. Es ist eine Staude, die eben deshalb vor den rasch verblühen- den Aethionemen, Schlcil'enblumen und anderen KrcuzblUthlern (^Cruciferac) den Vorzug erhalten muss. Bei dieser Gelegenheit machen wir auch auf das durch noch grösseren Blumenflor sich auszeich- nende und halb-holzige A. saxatile L. aut'merksam. Es kommt dazu, dass hier nicht allein die Blüthen schöner, weil goldiger, sind, sondern dass auch die silbergraue Behaarung der Blätter ausserhalb der BlUthezeit Eflekt macht. 11. Ananas Porteana nennen James N'citch und Sons in London eine buntbiuttrigo Ananas- pflanze, welche sie von den Philippiuen erhalten liaben. Sie unterscheidet sich von der gewöhnlichen bunlblättrigen Form dadurch, dass der gelbe Streifen in der Mitte der Blätter sehr breit ist und die grüne Farbe sich nur auf die Bänder beschränkt. 12. Anccochilus Ordianus ist eine Petolo, welche wiederum James Vcilch and Sons in London eingefüiirt haben und eine Varietät des bc- reiu im 12. Jahrgänge (S. 108) beschriebenen A. Dawsouiunus nennen. Die Blätter sind bei A. Or- dianus heller und glänzender im CJrün, werden aber ebenfalls von goldgelben Adern durchsogen. Uebcr das Vaterland dieser beiden Pctolen wird nicht« er- wähnt, doch möchten sie auf den grosso Sunda- Inseln wachsen. 1.1. Angraecum Ellisii Rchb. wächst, gleich 131 den meisten übrigen Arten dieses Orcliideen- Ge- schlechtes, auf der Insel Madagaskar an der südöst- lichen Küste Afrika's und gehört zu den ebenfalls zu empfehlenden Arten. Die Pflanze bietet schon ohne Blüthen mit ihren grossen und breiten Blät- tern von freudig-grüner Farbe einen hübschen An- blick dar. Während die ziemlich kleinen und etwas fleischigen Blüthen eine weisse Farbe besitzen, haben die beiden schwanzartigen und herunterhängenden innei'cn Blumenblätter von 4 Zoll Länge eine Leder- farbe. 14. Angraecum falcatum unterscheidet sich von den anderen Arten dieses Geschlechtes durch den zwergigen Wuchs, denn die ganze Pflanze wird höchstens Fuss hoch, bleibt aber in der Regel noch niedriger. Sie wächst in Japan und bedarf deshalb nur einer niederen Temperatur, ein Umstand, der zu ihrer Empfehlung beiträgt. Sie bringt ausserdem noch weisse und sehr wohlriechende Blüthen, welche eine lange Dauer haben, hervor. 15. Anthurium araliaefolium haben wir zwar schon besprochen (zuletzt im vorigen Jahrg., S. 99), aber nur nach einem jugendlichen Exem- plare, was sich seitdem sehr verändert hat, indem die anfangs dreilappigen Blätter die Form derer einiger früheren Aralien angenommen haben und damit tief 5- und Tlappig geworden sind. Die Blü- then bilden einen langen Knollen, der an der Basis eine zurückgeschlagene, kurze und eirunde Scheide von grüner Farbe besitzt. Dieses A. araliaefolium ist übrigens unterdess von Kegel in seiner Garten- flora (auf der 648. Tafel) abgebildet worden. 16. Anthurium hybridu m Lind, ist ein Blend- ling, den Linden in Brüssel mit A. trilobatum (vergL 12. Jahrg., S. 181) und A. regale, resp. magnificum erhalten haben will. Auf jeden Fall steht die Pflanze der zuerst genannten Art am nächsten. Die Blätter haben eine pfcilförmige Ge- stalt und auf der Oberfläche einen bald mehr me- tallischen, bald mehr seidenglänzenden Reflex. Ihre sehr langen Stiele sind etwas röthlicli gefärbt und In der Regel rund, bisweilen kommen sie jedoch auch viereckig vor, ein Umstand, der auf die Ab- stammung von A. magnificum Lind, (vergl. 8. Jahr- gang, S. 136) hindeutet. 17. Antigonum amabile bat William Bull eine zweite Art dieses Polygonaceen - Geschlechtes genannt, was noch den Vorzug vor dem erst vor Kurzem beschriebenen A. leptopus Hook, et Arn. (s. S. 121) den Vorzug verdienen soll. Als Liane übertriff't es genannte Pflanze noch und schliesst sich in dieser Hinsicht den Bugainvilleen an, mit diesen auch den Reichthum an rosenrothen Blüthen thei- lend. In der Jugend hat die Pflanze einen röth- lichen Schein, ist auch behaart, wird aber später unbehaart. Die eirund - herzförmigen und an der Basis tief eingeschnittenen Blätter erhalten schliess- lich eine Länge von 3 bis 5 Zoll. Die ziemlich grossen Blüthen bilden gipfel- und seitenständige Trauben, 18. Aquilegia hybrida nennen Haage und Schmidt in Erfurt nicht eine bestimmte Akelei-Art oder Akelei-Form, sondern 10 Blendlinge, resp. For- men, welche sie aus Samen von den blauen und weissblühendeu Akelei- Arten der Alten, sowie von den rothblühenden Arten der Neuen Welt erzogen haben. Dass sämmtliche Akelei-Arten und Formen einen grossen gärtnerischen Werth haben und in früheren Zeiten in den Gärten, besonders der Pro- vinz, mannigfach verwendet wurden, haben wir mehr- mals Gelegenheit gehabt, auszusprechen; wir machen daher, wo wiederum neue Züchtungen uns vorliegen, von Neuem darauf aufmerksam. Von diesen 10 Akelei-Blendlingen, resp. Formen, sind 4 zwergiger Natur und können, da sie roth, fleischfarben, lila und blau blühen, eine gute Ver- wendung finden. Eine fünfte Art hat gefüllte Blu- men , während die übrigen zu den grossblühenden gehören und zum Theil hellblaue, zum Theil weisse Blumen besitzen. Bei einer (A. Wittmanniana alba lilaceo - striata) sind die weissen Blumen sogar lila- gestreift. 19. Aralia Osyana ist eine Entdeckung des viel zu früh verstorbenen Gould Veitch, welche er von den Südsee-Inseln nach London sendete, und gehört zu den in der Form der Blätter sehr wan- delbaren, bald einfach-, bald fingerförmig- blättrigen Arten, welche wir früher schon zu einem besondern Genus unter dem Namen Pseudopanax erhoben ha- ben. Sie ist unbedingt eine der eleganteren Arten, wo 5 oder 7 kurzgestielte Blättchen auf einem ge- meinschaftlichen schlanken Stiele sich befinden. Diese keineswegs dick-lederartigeu, von röthlich-braunen Adern durchzogenen und ziemlich genau linienför- migeu Blättchen zeichnen sich noch dadurch aus, dass sie an der Spitze zweilappig sind. 20. Aralia sachalieusis wächst hauptsäch- lich auf der zu dem Amurlande gehörigen Insel Sagalin und müsste daher eigentlich A. sagalinensis heissen. Es ist dieses eine Staude vom Ansehen der nordamerikanischen Aralia racemosa, aber weit grösser und robuster. Die ofach-gefiederten Blätter erreichen eine Länge von 3 Fuss und macheu, da mehre zu gleicher Zeit aus der Erde hervorkommen, die ganze, zur Zeit der Blüthe bis 8 Fuss hoch werdende Pflanze sehr imposant. Vielleicht ist A. sachaliensis von der in unseren Gärten auch als Aralia macrophylla kultivirten A. cashmirlensis Dne nicht verschieden oder ihr doch sehr nahe. (Fortselzunj folgt.) 17* 132 Ciillniid fipinrirf) i)prinnun, .fürH n.piMfcr-.lliUNbu. Kinr biosraphisrlie ^kizir. Vuii Kiiri Kiicli. (Fortitizoof.) Fürst Pü ekler war in den vierziger Jahren im FrUlilingc und im Öoramcr, wie gesagt, oft und gern in Weimar. Kr ging kaum einmal weg, ohne dass er nicht irgend wo Iland angelegt hätte, um im Parke von Weimar und Belvedere, ganz besonders aber im Ettersberge in der Nahe des Jagdschlosses Ettersburg, eine neue Schönheit der Natur dem Auge vorzuführen. Wie für alles Erhabene, so auch für dergleichen Naturschönheiten, war die Grossher- zogin Marie Pawlowna ungemein empfänglich. Slit ihr bc«pracli der Fürst sehr gern seine Verschöne- rungägedankcn. .So ott ich wahrend der bessern Jah- reszeit in Weimar anwesend war, wurde ich meist auch der Ehre theilhaftig, nach Belvedere eingeladen zu werden, und hatte damit ebenfalls Gelegenheit, das VerständnisB der hohen Frau auch in der bil- denden Gartenkunst kennen zu lernen. Selbst in dio Details ging die Grossherzogin ein. Es gibt auch wenige Schlösser, wie das im Jahre 1730 er- baute Schloss Belvedere bei W'eimar, wo Natur und Kunst neben einander so bestehen, dass man oft in des That nicht weiss, wo die eine anfängt und die andere aufhört. Fürst PUckler hatte bei Weimar, ganz beson- ders aber bei Eisenach und im Ettersberg, t'ür seinen Vcrschöucrungssinn eine Aufgabe, die wesentlich ver- schieden von der in Muskau war. In Weimar und Belvedere fand er eine alte, in dieser Weise durch Korl August selbst schon regenerirte oder auch selbst geschafl'cno Anlage, dio nach dessen Tode, wie es ja immer geschieht, wenn das künstlerisch geübte Auge ])lotzlich fehlt, in Verfall gcrathen war. Pflanzungen, in denen er sich in Aluskan als Meister bewahrt hatte, brauchte er hier nicht erst zu machen, im Gcgculheil, diese fand er in nur zu reichlichem Masse vor. Ebenso waren die Wege zum grossen Thcil bereits so gelegt, dass er auch hier kaum et- was zu ändern hatte; dagegen erschienen diese an vielen Steilen so Überwachsen, dass AusHichtspunkto gesperrt wurden, die jetzt, offen gomnchf, reizende Bilder der Umgegend vorführtin. Da alle Anlagen eine dauernde Beaufsichtigung verlangen, so wurde auf den Vorschlag des Fürsten sein Schüler, der jetzige Park - Inspektor Petzold in Miiskau, als Grosshcrzuglichcr llofgärlner im Park angestellt. Damit geschah in noch erhöhtercm Grade dio weitere Durchführung im PU ekler 'sehen Cioiste. Aber auch später, als Pork- Inspektor Pet- zold nach Muskau versetzt worden war, wurde er mehrmals von dem jetzigen, nicht weniger kanstsin- nigen Grossberzoge Karl Alexander nach W^ei- mar berufen, damit die Weimar'schen Anlagen auch ferner im Püc kler'schen Geiste erhalten würden. Ettersburg und noch mehr Eisenach bieten von Natur aus Schönheiten so eigenthUmlicher Art dar, dass der Ftirst jede Kunst hier mit einem soge- nannten Schönheitspflästerchen, womit sich in der früheren Zeit reizende Frauen und ^Ifidchen verun- stalteten, verglich. Der tiefe Grund vor dem Et- tersburger Schlosse, über dem eine mit prächtigen Kothbuchen bewachsene Höhe emporsteigt, ist etwas so Schönes und Grossartiges, dass die Kunst ver- gebens sich bemühen möchte, dergleichen in's Leben zu rufen. Der Fürst Hess hier in graden Linien und in strahlenförmiger Kichtung ziemlich breite Wcgo durchhauen, die leider bei meiner letzten Anwesen- heit sehr verwachsen waren und der Axt bedurften. Der Abhang vor dem Schlosse ist terrassirt und mit grünen Rasenflächen, welche einzelne bunte Blumen- beete u. s. w. einschliessen, besetzt. Milde Felsen- partbien wechseln mit freundlichen Lauben, hier und da mit Festous und tJuirlandeu, ab und geben Zeug- nis?, dass ein hoher Herr, wenn auch nur zeitweise, hier residirt. Ueber Tiefurt — der volle Gegensatz von Et- tersburg — habe ich früher schon berichtet. Von Eisenach, besonders der Wartburg und dem Maricn- thal, sprach der Fürst ebenfalls mit einer gewissen Ehrfurcht. Es war aber hier weniger der heilige, von grossen deutschen Männern vor langer Zeit be- tretene Boden , als vielmehr die Grossartigkeit der Natur, welche mächtig auf sein Gemüth einwirkte. Wer hier Hand anlegen wollte, meinte er, um etwas Anderes machen zu wollen, sei ein Frevler. Hof- gärtner Jäger, dem die Eiscnacher Anlagen anver- traut sind, besitzt — so sagte mir der Fürst mehr als einmal — hauptsächlich deshalb ein grosse» Ver- dienst um dieselben, dass er trotz der allen Men- schen mehr oder weniger innewohnenden Eitelkeit, etwas verbessern, res|). verschönern zu wollen, nir- gends hier einen Eingrifl' in dio Natur gemacht, dass er dagegen verstanden hat. den, der hier lust- wandelt, so zu führen, als verstände es «ich von selbst, dass man so gehen mUssc. Es macht dieses dem Verständniss des HofgUrtners Jäger alle Ehre. Das .lahr lsl8 brach herein und übergab den Fürsten ganz untl gar der ländlichen Einsamkeit. Den Gcnuss, den bis dahin ihm Keisen gemacht hatten, suchte er jetzt vergebens in diesen : so zog er sich nach seinem Stammsitze Branitz bei Kottbus zurück, um von Neuem seiner früheren Thäligkcit in der bil- denden Gartenkunst sich hinzugeben. In Branitz hatto er in völligem Sinne des Wortes hierzu tabula ras« gefunden. Wi-r damals die Umgebung von Branits ge- 133 kannt und den trostlosen, hier und da mit niedri- gen Kiefern besetzten Boden gesehen hat, wird die Kühnheit des Fürsten in hohem Grade bewundern, dass er eine solche durchaus reizlose Gegend, wo er Alles erst schaffen musste und wo ihm die Natur fast nirgends hülfreiche Hand zu bieten schien, zum Gegenstande seiner erneuten Thätigkeit sich er- wählte. Wohl noch nie ist eine Anlage unter un- günstigeren Verhältnissen in Augriif genommen und durchgeführt worden. Viele schüttelten damals den Kopf, hielten den fürstlichen Vorsatz wohl auch für eine verlorne Sache, die nur viel Geld kosten würde, ohne ein Resultat zu geben. Andere bedauerten, dass er nicht eine besser gelegene Gegend sich aus- erlesen habe. Ein Mann, wie der Fürst, kannte aber keine Hindernisse; ihm galt es allein, die Frage der Möglichkeit überhaupt zu beantworten. Als dieses bejahend geschehen, ging er rasch an's Werk. In der kurzen Zeit von etwas mehr als 2 Jahrzehn- ten hat er hier Grosses geleistet. Branitz wird in einer kleinen Entfernung von der Spree in einem Halbmonde umflossen und hat dadurch in einer geringen Tiefe des Bodens schon die für das Wachsen von Gehölzen durchaus noth- wendige Feuchtigkeit, sobald nur die nöthige Für- sorge getroffen wird. Das war aber auch fast das einzige Günstige, was der Fürst bei seinem grossen Werke fand und was besonders bei seinen kühnen Pflanzungen mitten in der Hitze des Sommers ilm wesentlich unterstützte. Er musste alles Material an Gehölzen, und zwar noch in einer Umgebung, die ■weithin ihm nicht viel zu liefern vermochte, herbei- schaffen. In einem Umkreise von 4 Meilen von Bra- nitz war deshalb fast kein einigermassen schöner Baum, wenigstens vor dem Versuche des Ankaufes, sicher. Was jetzt an starken Bäumen vorhanden ist, wurde oft erst in ziemlich weiter Ferne angekauft und mit nicht geringen Kosten nach Branitz ge- schafft. Das Erste, was daher geschah, war die Anlegung grosser Baumschulen. Eine Beschreibung des Parkes von Branitz zu geben, liegt ausserhalb meines Zweckes. Wie der Park vor 12 Jahren ausgesehen hat, habe ich in einer Skizze, die im zweiten Jahrgange der von mir herausgegebenen Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde (S. 321) abgedruckt ist, darge- legt. Ich werde nur noch über die eigenthümliche Art seines Lebens in Branitz einige Mittheilungen machen und schliesslich angeben, was der Fürst in seinem 86. Jahre, wo ihn der Tod mitten in den Arbeiten überraschte, auszuführen Willens war. Den Winter über brachte der Fürst seit 1848 bis fast in die sechziger Jahre, wenigstens zum Theil, oft in Berlin zu. Dort lebte in der ersten Zeit auch einer seiner orientalischen Freunde, der bereits schon genannte Freiherr von Prokesch- Osten, als österreichischer Gesandter. In dessen gastfreundschaftlichem Hause versammelten sich an bestimmten Tagen des Abends zu geselligen Zwek- ken die bedeutendsten Männer der Politik und der Kunst, weniger der Wissenschaft, welche zu jener Zeit in Berlin lebten. Mir wurde, in Folge frü- herer Bekanntschaft auf meinen orientalischen Eei- sen, alsbald die Erlaubniss zu Theil, zu jeder Zeit das Prokesch'sche Haus besuchen zu können. Auch der Fürst Pückler war gern und oft daselbst und nahm vor Allem an den glänzenden Soiri5en , die ziemlich oft stattfanden, Antheil. Ausser dem Frei- herrn selbst und der liebenswürdigen Frau war noch eine interessante Dame, Verwandte der Frau von Prokesch, als Besuch anwesend, welche durch ihre bedeutenden Geistesgaben, besonders durch ihren schlagenden Witz, die gesellschaftlichen Genüsse vermehrte, vor Allem aber den Fürsten anzog. Diese ältere Dame, Fräulein Elise Braig, hatte bereits ein vielfach bewegtes Leben geführt. In ihrer Ju- gend war sie in Neapel bei der Königin Karoline Murat und folgte dieser auch in die Verbannung, bis zu ihrem Tode in Triest ihr treu bleibend. Auch nachher wohnte sie noch in derselben Villa, wo die Königin Karoline gestorben ist, bis sie, und zwar erst vor einigen Monaten, von dieser Erde ebenfalls abgerufen wurde. Fräulein Elise Braig war nicht allein grosse Freundin von Blumen und Pflanzen, sondern inter- essirte sich auch für die neue Anlage in Branitz, über die der Fürst in der Unterhaltung nicht selten interessante Mittheiluugen machte. Sie war auch in der systematischen Botanik nicht wenig bewandert. Der botanische Garten in Berlin lieferte ihr zur weiteren Ausbildung reichliches Material. Während ihres Aufenthaltes in Berlin gehörte sie zu meinen eifrigsten Schülern und botanisirte, gleich einem Stu- denten, in der Umgegend der jetzigen Kaiserstadt, weder Sümpfe, noch Saudwüsten scheuend, wenn sie eine seltene Pflanze zu finden glaubte. Nach Triest zurückgekehrt, hat sie sich um die dortige Flor ver- dient gemacht und erfreut sich deshalb bei den Bo- tanikern eines nicht geringen Rufes. In der übrigen Zeit des Jahres hingegen, wo in Branitz zu arbeiten möglich war, hielt sich der Fürst auch in der Regel in Branitz auf. Seine Gegenwart war um so nothwendiger, als er hier sich nur im Allgemeinen einen Plan gemacht hatte, das Specielle aber an Ort und Stelle selbst mit Markirstäben, die er oft scherzhaft seine Bleistifte nannte, bezeichnete. In einer so trostlosen Gegend, wie nach dem bereits ilitgetheilten die Umgebung von Branitz dar- bot, wo nirgends bestimmte Punkte, an die sich das 134 Nivellement hätte anlcliucn künnen, gegeben wurden, ■wäre es auch unendlich schwierig, ja selbst unmög- lich gewesen, vcm der Ferne aus zu leiten. Der Fürat durchschweiftc fortwährend, oft zu Fusä, die Umgegend, um sie näher kennen zu lernen. Es ge- hörte wiederum des Fürsten Talent dazu , um in einer solchen, wie gesagt, scheinbar völlig reizlosen Gegend dennoch schliesslich einzelne Punkte aut'zu- findeu , welche er in seiner Landschaft vortheilhaft anwenden konnte und wirklich angewendet hat. Trotz des öfteren Besuches, den der Fürst in Branitz erhielt, lebte er, wenigstens am Tage, als Einsiedler. Er lichte nicht gestört zu werden, selbst wo für ihn in der Anlage nur Unbedeutendes vor- la;;, wollte aber auch keinen seiner Gäste stören, .leclcr ders^elbcn erhielt einen Diener, der beauftragt war, alle Wünsche auszuführen, sobald sie ihm kund gethau wurden. Und dieses geschah auch von Sei- ten des Dieners mit der äusserstcn Pünktlichkeit. ]Man konnte fahren, reiten, jagen, essen uuJ trinken, wie man wollte. Erst spät am Abend begann die eigentliche Geselligkeit, wo der B'Urst den liebens- würdigsten AVirtii machte. Es wurde in der ersten Hälfte seines festen Aufenthaltes in Branitz gegen neuu Uhr an eine grosse chinesische Glocke ange- schlagen, die man im ganzen Parke, man mochte sein, wo man wollte, gut vernahm. Das war das Zeichen, dass die Hauptmahlzeit stattfinden sollte. In dem letzten Jahrzehnt seines Lehens wurde diese Art der Auii'orderung zum gemeinschaftlichen Mahle nicht mehr benutzt und auch in der Regel etwas früher gespeist. Man machte Toilette und fand sich in dem Zimmer ein, was der Fürst gcwöhulich be- wf'linte , um sich zuvor noch eine kurze Zeit zu \interhalten und dann in das Speisezimmer sich zu begeben. Der Fürst eraj)fing seine Gäste gewöhnlich im orientalischen Anzüge, den er überhaupt sehr liebte und mit dem er deshalb oft den ganzen Tag ge- kleidet war; für die Zeit des Mahle» erschien er hingegen in der gewöhnlichen europäischen Tracht. ^^'ährend der Wechsel der Kleider erfolgte, gingen die Gäste, von seinem kleinen Sekretär Hillv Mas- scr geführt, ihm voraus. Der Fürst liebte keine grosse Tischgesellschaft: 4 Thcilnehmcr (den Fürsten eingeschlossen) waren ihm die liebste Zahl. Das Essen war stets so ausgesucht und so vorzüglicli, wie man es kaum in den renommirtesten Kestaura- tinncn Berlins und am Rhein erhält. Deshalb wurde auch, Bobnid er sich auf «kr Reise bct'and, über da« schlechte Essen von ihm stets Klage geführt. Das Mahl währte nie lange. Der Fürst selbst gab (las Zeichen des Aufbruches und man begab sich wiederum in das Zimmer, aus dem man gekom- men war, zurück. Jeder Oost erhielt eine türkische Pfeife und nahm in einem der geräumigen Sessel Platz, während der Fürst auf einem orientalischen Divan ruhte. Ej begann alsbald eine rege Unter- haltung, bei der der Fürst sehr gern, wenn irgend ein interessanter Gegenstand angeregt war, sich passiv verhielt. Lange nach Mitternacht, gewöhnlich erat nach 1 oder gegen 2 Uhr, trennte man sich. Der Fürst bedurfte aber, wenigstens in der früheren Zeit, noch nicht der Ruhe, sondern beschäftigte sich noch erst eine Zeitlang geistig oder hatte eine ange- nehme Lektüre. Mit dem letzten Jahrzehnt ging er früher zur Ruhe, zuletzt alsbald nach Mitter- nacht. Da ich das Glück hatte, durch meine orienta- lische Reisen, die zum Theil in derselben Zeit, wo der Fürst im Oriente war, geschahen, zum Theil einige Jahre nach seiner Rückkehr nach Europa stattfanden, eine Reihe interessanter, zum Theil auch hochgestellter ^länner, Europäer uud Asiaten, ken- neu gelernt zu haben, mit denen auch der Fürst zum Theil umgegangen war, so boten sich in der Unter- haltung eine Menge Anknüpfungspunkte zu Ge- sprächen dar. Diese Gespräche wurden jedoch erst geführt, wenn die übrigen Gäste sich verabschiedet hatten und der Fürst mir zurief: »Nun plaudern wir noch ein wenig über die Vergangenheit I" Dieses Wenig währte allerdings in der Regel meist einige Stunden, gewöhnlich bis 3 und 4 Uhr des Nachts. Trotzdem verging mir dabei die Zeit nur zu rasch. Die Mittheihuigcn eines so geist- reichen und viclbewcgtcn Mannes, wie der Fürst, waren natürlich höchst interessant und spannten meine Aufmerksamkeit um so mehr, je mehr ich durch die Erzählungen selbst eingeweiht wurde. Wenn Fürst Pü ekler auch nie eine politische oder staatliche Stellung eingenommen hat, so waren seine Beziehungen zu den höchsten Kreisen, sowie sein viellacher Aufenthalt an den meisten deutschen und manchen ausserdeutschen Höfen doch der Art, dass er mit Vielem vertraut wurde, was sonst nur Ein- geweihte wissen. Die spate Nacht, wo sonst die Menschen schlafen, war zu dergleichen Mittheilungcn um so geeigneter, als kein unberufene« C'lir diesel- ben zu gleicher Zeit vernehmen konnte. Das mochte selbst den Fürsten freiroüthiger gemacht haben, als es sonst imter anderen Umständen wohl geschehcu wäre. Vom Orient kam das Gespräch auf den C>cci- dcnt, von Abdul Mcsehid und Mehcmet Ali auf den Pabst und Napoleon III., von den türkischen und russischen Zustunden auf die deutschen und fransü- sischen, von der frttheren Vergangenheit seines Le- bens zu der jetzigen pressen deutschen Zeit. ^^ a« der Fürst f\lr einen scharfen , man möchte sagen, prophetischen Blick in die Zukunft hatte, ist mir 135 hauptsächlich aus diesen nächtlichen Unterhaltungen klar geworden. Eines Beispieles habe ich bereits gedacht. Vielleicht wird mir später, wenn die Um- stände es erlauben, Gelegenheit geboten, noch wei- tere Mittheiluugen zu machen. Für die Geschichte unseres Zeitalters dürften sie von grossem Interesse sein. Noch mehr fast wurde dieser Scharfblick von einer bewunderungswürdigen Gabe, Menschen rasch zu erkennen, übertroö'en. Seine Urtheile über im Staat oder sonst hochgestellte Männer haben sich fast immer in der späteren Zeit bewährt. Es ist hier nicht der Ort, näher darauf einzugehen, noch weniger darf ich aber das grosse Zutrauen miss- brauchen. Aus allen seiuen Unterhaltungen ging jedoch hervor, dass er sein Vaterland über Alles liebte und dass die HohenzoUern von der Vorsehung zu Grossem berufen wären. Der Fürst las sehr viel und beschäftigte sich zu gleicher Zeit mit der Politik und mit der Literatur; das Erstere wurde für die stillen Nachtstunden auf- gespart, während er sich am Tage mit leichter Lek- türe beschäftigte, soweit ihm nämlich die Beschäfti- gungen mit seinen Anlagen dazu Zeit Hessen. Er stand natürlich unter obwaltenden Umständen sehr spät auf und empfing zuerst seinen Obergärtner Bleyer, der ihm Bericht erstattete und weitere Befehle erhielt. Wenn das Wetter es nur einiger- massen erlaubte, so ging er gegen Mittag aus, um seine Anlagen sich zu besehen. Wenn man mit Recht die Grossartigkeit seiner Pläne bewundert, so verdient nicht weniger die Aufmerksamkeit, welche er den Details widmete, die grösste Anerkennung. Als der bekannte Pariser Gartenkünstler Barillet- Deschamps mir vor einigen Jahren sein Urtheil über die Anlagen in Muskau aussprach, rief er voller Bewunderung aus: „C'est vrai, les d^tails sont süperbes!" Es ist zu bedauern, dass zwei Pläne, welche er in den beiden letzten Jahrzehnten noch zu vollenden gedachte, nicht zur Ausführung gekommen sind, da diese gewiss, gleich den Anlagen, Beispiele gegeben hätten, aus denen Manches zu lernen war, aus denen er ferner für das, was sie darstellen sollten, eine neue Bahn gebrochen hätte. Der erste Plan betraf die Erbauung eines Gewächshauses, was für die kalte unfreundliche Zeit den Park im Freien ersetzen sollte. Die jetzige Einrichtung unserer Gewächshäuser, auch unserer Winter- und Palmenhäuser, missfiel ihm ebenso, wie Friedrich Wilhelm IV., der sich bei aller seiner grossen Liebe zu Verschönerungen durch Pflanzen nur schwer entschliessen konnte, ein Gewächshaus zu betreten, und wenn es noch so sehr mit Blüthenschmuck überfüllt war. Fürst Pückler bedauerte nichts mehr, als dass er, wie er sich oft scherzhaft ausdrückte, ein zu armer Mann sei, um einige Morgen Landes mit Glas zu bedecken und damit einen ästhetischen Gefühlen nachkommenden Aufenthalt herzustellen. Sein erster und grossarti- ger Plan wurde bald fallen gelassen, da die unge- heuren Summen, welche er gekostet, seine Mittel weit überstiegen hätten. Er empfahl ihn einigen unserer reichsten Grundbesitzer. Schliesslich kam der Fürst zu dem Entschluss, ein Gewächshaus, was wenigstens einem Minimum seiner Ansprüche nachkommen sollte, zu erbauen. In Folge dessen studirte er mit Eifer die Prinzipien der Heizung und suchte sich über die kleinsten Jind unbedeutendsten Dinge dabei zu belehren. Er kam deshalb während der fünfziger Jahre mehrmals nach Berlin und besuchte in meiner Begleitung haupt- sächlich Handelsgärtner, weil er bei diesen die grösste Sparsamkeit voraussetzte. Da er bei diesen seinen Besuchen nicht erkannt sein wollte, so ging er zu Fuss und zeigte dabei eine solche Ausdauer, dass er bis spät zu Abend herumwanderte, ohne zu ermüden. Wenn der Fürst auch für seine Zwecke nur wenig fand, so war er doch erfreut über die Be- triebsamkeit der Berliner Handelsgärtner; vor Allem interessirte ihn die Massenerzeugung, besonders un- serer beliebten Blüthensträucher des Kalthauses, wie der Azaleen, Kamellien, Eriken u. s. w. Von dieser Grossartigkeit und Raschheit in der Anzucht hatte er bis dahin keine Ahnung gehabt. Leider ist auch dieser, wie er sich ausdrückte, sehr bescheidene Plan eines Winterbauses in Folge seines Todes ebenfalls nicht zur Ausführung gekommen. Vielleicht nimmt sein Nachfolger ihn auf. Auch der zweite Plan des Fürsten Pückler ist leider nicht zur Ausführung gekommen. Ich hatte vor mehrern Jahren, als ich in Holland gewesen war, von dem berühmten Reisenden von Siebold 3 Pläne japanischer Gärten, wie sie in dem Insel- reiche vor den Wohnhäusern der Reichen vorhanden sind, erhalten und diese dem Fürsten mitgetheilt. Diese Gärten bestehen im kleinsten Massstabe aus Nachbildungen der wildesten Felsenparthien, welche man in irgend einem grossartigen Gebirge finden • kann. Man hat in Japan hierin auf dem kleinsten Räume das Möglichste geleistet. Nach Siebold selbst wandert man in solchen Miniaturgärten auf- und absteigend, über Brücken nach Grotten und Höhlen, um bald an steilen Felsen emporzusehen, bald von schwindelnder Höhe eines Felsens herab- zuschauen. Hauptsächlich Nadelhölzer, besonders die auch bei uns seit einigen Jahren eingeführte Schirm- tanne (Sciadopitys verticillata), weniger Laubgehölze mit immergrünen Blättern, sämmtlich in Zwergform, neben rankenden und kletternden Pflanzen, welche 136 zum Theil, wie die Clematis-Artcn, mit den schön- stuu Blumen gcsdimUckt sind, stehen zerstreut in Fciaeuspulten, uuf den Hülien und am Eande der engen Kessel oder bedecken mit ihrem Grün zum TliL-il die Felsen. Dem Fürsten geiielen diese Miniaturgürtcn, und er fassto alsbald den Vorsatz, einen solchen in Aus- führung zu bringen und fand auch zwisciicn dein Maratall und dem Kavalierbuuse einen geeigneten, von einer hohen Muuer umgebenen Kaum. Es wur- den Jlessungcn vorgenommen und die japanischen innuergrünen Gehölze bezeichnet, welche hier ge- jillanzt werden sollten. Je mehr der Fürst jedoch zur Kiailicit kommen wollte, um so schwieriger fand er die Ausführung. Er sagte »ich schliesslich selbst, das3 er, ohne einen solchen japanischen Garten ge- Bchcn zu haben, nicht im Stande sein werde, die .Schwierigkeiten liinwegzurüumen. So wurde auch dieser Plan, und zwar erst im vorigen Sommer, schliesslich wieder aufgegeben. So oft ich mich in Brunitz befand, bekam ich auch eine specielle Aufgabe. Du war irgend etwas in der Anlage, was ihm nicht gefiel und einer Acn- dcruug bedurfte. Das \Vic derselben war meine Auf- gabe, die ich freilich nicht immer zu lösen ver- mochte. Doch war ich bisweilen so glücklich, den Fehler, der sich dem Schauenden als ein unange- nehmes Gefühl kund gibt, herauszufinden. Nicht umsonst war ich unter Leitung eines solchen Mei- sters gewesen. Dasa oft selbst etwas sehr Unbedeu- tendes eine grosse Störung in einem Landschafts- bilde machen kann, davon habe ich mich mehr als einmal in Jiranitz überzeugt, aber auch, wie schwer CS bisweilen wurde, der Ursache auf die Spur zu kommen. So erinnere ich mich beispielsweise eines frappanten Exempels. Uebcr dem AVasser am Schlosse zu Branitz steht dicht an dem hier vorbeiführenden AA'ege eine schöne Linde von wenig breitem Durchmesser, aber bis unten am Stammu dicht bewachsen; hinter ihr breitet sielt eine grosse AVicsenfliiche, auf bciilen Seiten von AN'nldessaum in vorzüglich gelungenen Umrissen um- geben, aus, und in weiter Ferne steigt der Boden etwas, »ich zu einer wellenförmig gehaltenen Flüche ullniiihlig erhebend. So schön die Linde mit dem Schlosse im Hintergründe auch von allen anderen Seitun sich ausnahm, so machte sich doch, vom Schloss aus gesehen, das Gefühl einer Störung im Bilde geltend. Diese bestand einfach darin, dass die bis nach unten bewachsene Linde die grosse Wie- Bcntliichü, vnm Ilnuptfcnster des Schlosses betrach- tet, in zwei ungleiche Thcile brachte, während sie, iiochdcn» die unteren Acstc weggenommen waren, die Flüche in ihrer ganzen schönen Ausbreitung sichtbar werden licss und mit der Krouo erst da deckte, wo sich diese verlor. Der Phantasie war es aber dadurch möglich geblieben, sich diese noch weiter hinaus, bis iu's Unabsehbare, zu verlängern. Das Landschaftsbild des GartenkUustlcrs unter- scheidet sich wesentlich dadurch von dem des Ma- lers, dass es mit dem Wachsen de« Gehölzes sich verändert, und dass diesen Veränderungen Rechnung getragen werden muss. Eine jugendliche Anlage sieht anders aus, als eine, die schon mehre Jahr- zehnte bestanden ist. Der Pinsel und die Farbe des Gartenkünstlers sind anfangs die Ptlanzungen, später tritt aber die Axt an ihre Stelle. In der Hegel pflanzt man zuerst sehr dicht, um damit die Pinsel- striche auszugleichen und sobald als möglich etwas Fertiges zu haben. "Was des Fertigen halber anfangs zu viel ge- pflanzt wird, muss später herausgenommen werden, und zwar sobald man sieht, dass ein Gehölz das andere im Wachsthum stört. Das Schwächere ent- fernt man und das stehen gebliebene Kräftigere er- hält damit die Möglichkeit eines besseren Gedeihens. Wo ]5äume sich allmählig aus den Pflanzungen er- heben , müssen diese besonders in's Auge gefasst werden, damit ihrem natürlichen Wachsthume eben- falls nichts entgegentreten kann. Nie darf das Un- terholz tiberwuchern. Beengt im Wachsthume, wächst es in die Höhe und gibt Stangenholz, was in jeder Anlage für das Auge eine Beleidigung ist und lei- der, selbst in den besseren Anlagen, oft bemerkt wird. Je mehr hier die A.\t waltet, um desto besser gestaUet sich die Anlage. Pork- Inspektor Petzold, der in Muskau die Axt mit Meisterhand zu führen versteht, erhält fast allein dadurch den Park daselbst im Geiste seines noch grösseren Meisters. Es ist dieses Ausholzen, wie man sagt, um so gewichtiger, als damit bei grossen Anlagen, wie die Muskauer sind, zu glei- cher Zeit eine nicht unbedeutende Einnahme erzielt wird, die dem Parke wiederum zu Gute kommt, resp. die l'ntcrhaltungkosten vermindert. Der Park von Branitz bedarf, da der Fürst die Wegnahme des übcrstandenen Holzes von Jahr zu Jahr verschob, jetzt gar sehr der Axt; ea ist selbst die höchste Zeit , dass gelichtet wird. Möchte der neue Besitzer vor Allem dem Obergärtner Blcver Vollmacht geben, mit der Axt scheinbar auf ud- barmhcrzigo Weise EU TCrfabren! (SchiuM foifi) l»lliviizen - < >iri'iM *'. Au» ilcni Vuch«g»rlon ilo« Vfrcini'« >-iii>l Anfnn)^ Mai Viiiloii unil M\ onotii , nml poKi-n Kinic ilr.-»<'lbcii Mo- nates Fucli.«ion, Hcliotropi«'!!, wei»»blätlripi' l^tluiirn, Cu- pliiicn, Vcrboiioii iiiul vi>r«cliii'. Februar IS 10 starb. Aus der Ehe der Gräfin mit dem Grafen von Scydowitz ging 143 der einzige Stiefbruder des Fürsten Hermann von Pückler, der jetzt 71jährige Graf Maximilian von Seydewitz, der 1800 geboren wurde und bei dem Begräbniss gegenwärtig war, hervor. Seine an den Hauptmann und Königlichen Kammerherrn von Pachelbl- Gehag verheurathete Tochter ist, wie bereits gesagt. Universalerbin. Der Grossvater des Fürsten Hermann v. Pück- 1er, also der Graf August Heinrich von Pück- 1er, wurde schon 1757 durch den Tod der Gräfin Wittwer, als welcher er bis zum Jahre 1792, also bis zu seinem 72. Jahre, blieb, sich aber dann plötz- lich mit der 22jährigen Charlotte Sophie Rahel von Kracht vermählte. In dieser Ehe wurde am 21. August 1800 der Graf Sylvius Wilhelm Karl Heinrich Pückler, der später das Ritter- gut Schönfeld zu seinem Wohnsitz erhielt, geboren. Der Letztere vermählte sich am 29. Mai 1833 mit Louise Isabella, Freiiu von Constant-R^- becque in Lausanne und erhielt von dieser am 14. April 1835 einen Sohn, der den Namen Lud- wig Albert Heinrich Hermann Viktor Syl- vius bekam und sich später ebenfalls mit einer Freiin von Constant - Rebecque aus Lausanne, einer Cousine, verheurathete. Diesem Sohne, ge- wöhnlich Graf Heinrich von Pückler genannt, ist eben, wie ich vernehme, der Besitz des Majorats Branitz und Grossdöbbern von Seiten des Appella- tions- Gerichtes in Frankfurt a. d.O. zugesprochen worden. Das Geschlecht der Pücklers ist schlesischen Ursprunges und wird bereits im vierzehnten Jahr- hundert genannt. Nicolaus Pokeler starb 1334 zu Tirpitz im damaligen Fürstenthum Brieg. Als Stammvater wird im Jahre 1450 Nico laus Pöcke- 1er auf Blumenthal genannt. Dieser erwirbt Gro- titz, nach dem mehre Glieder der Pückler'schen Familie sich nennen. Von diesem Nicolaus Pöcke- 1er lässt sich der Stammbaum bis in die neueste Zeit fortsetzen. 1655 wurde Georg Pückler auf Schadau Reichsfreiherr. Sein ältester Sohn Karl Franz wanderte nach Franken aus und ist der Stammvater der fränkischen Linie, während der dritte Sohn — der zweite starb zeitig — als der Stammvater der schlesischen Linie zu betrachten ist. Er wurde 1690 Reichsgraf und nahm damit den Namen Pückler auf Groditz an. Dessen Enkel ist Reichsgraf August Heinrich, Herr von Bra- nitz, wie gesagt, der Grossvater des verstorbenen Fürsten Hermann und des jetzigen Besitzers Gra- fen Ludwig Albert Heinrich Hermann Vik- tor Sylvius von Pückler. Eben kommen mir noch von Seiten des Park- Inspektors Petzold einige Berichtigungen zu. Das jetzige Schloss in Muskau ist nicht neuer Bau, sondern wurde durch den Fürsten Pückler nur in der Weise, wie es jetzt dasteht, restaurirt. Die Pläne, welche Schinkel entworfen hat, kamen nicht zur Ausführung. Als Muskau verkauft wurde, war der Park, wie er jetzt ist, nur erst zur Hälfte fertig. Sein späterer Besitzer, Prinz Friedrich der Niederlande, liess den Park nicht allein in dem Pückler'schen Sinne vollenden, sondern er wurde noch fortwährend durch Hinzunahme neuer Parzellen vergrössert. Erst jetzt hat er wiederum einen beträchtlichen Zuwachs erhalten, indem das ganze Terrain, wo bis jetzt Alaunwerke betrieben wurden, ebenfalls in Angriff genommen worden ist. Das Städtchen Muskau hat übrigens nicht 8-, son- dern nur 3,000 Einwohner. Wenn ich gesagt habe, dass der Fürst den eng- lischen Gartenkünstler Brown nicht gekannt hat, so beruht dieses auf einem Irrthum. Schon in den Briefen eines Verstorbenen spricht er sieh (im drit- ten Theil, Seite 271) sehr günstig über Brown's Hauptwerk aus. Ich bemerke schliesslich, dass nicht Frau Varn- hagen von Ense, wie S. 123 in Folge einer Ver- wechslung gesagt worden ist, sondern Frau Char- lotte Stieglitz aus Liebe zu ihrem Manne sich das Leben nahm. 35eririjt üöer öie nciicjleii pnnjen. (Fortsetzung.) 21. Ardisia villosa Roxb. haben wir bereits im 12. Jahrgange (S. 115) besprochen und wegen der schönen, an einem ziemlich langen Stiel knäuel- förmig vereinigten Beeren, welche, gleich denen der A. crenulata, eine rothe Farbe haben, aber etwas grösser sind, empfohlen. Groenewegen & Co. in Amsterdam haben in ihrem eben jetzt ausgegebenen Verzeichnisse eine Ardisia villosa mollis aufge- führt. Wodurch diese sich von der Hauptart — ob durch grössere und weichere Behaarung — unter- scheidet, haben wir nicht ersehen können. 22. Areca glandiformis Houtt. wird ebenfalls von Groenewegen & Co. in Amsterdam empfohlen, ist uns aber unbekannt. Die Pflanze stammt von den Molukken, wo sie eine Höhe von 30 bis 40 Fuss erhält und der Stamm dann ein so festes Holz besitzt, dass dieses als Zimmerholz benutzt wird. Wahrscheinlich ähnelt sie anderen Arten dieses Ge- schlechtes, möchte aber deshalb nur in solchen Ge- wächshäusern ein Unterkommen finden können, die eine nicht unbedeutende Höhe besitzen und sehr warm gehalten werden. 144 23. Artemisia gnaphaloidcs Xutt. ist eine Form der iiordamerikanisclien Art A. Ludoviciana Kutt. und zeichnet sich durch einfache Blätter vor den meisten übrigen Arten dieses Geschlechtes aus. Weil silbergraue Pflanzen bei Arabesken, Teppicli- bectcn , Gruppeupflanzeu u. s. w. eine grosse KoUe heut' zu Tage spielen, so ist der vorliegende Bei- l'uss nicht genug zu eraplehlcn, da er »ich bei einer iltihe von 1 bis '6 Fuss dem bekannten Senecio Ci- neraria DO. (Cineraria maritima), der Centaurea Ra- gu.sina u. ». w. anschliesst. Während die echte A. Lu- doviciaiia die Blätter, wenigstens am unteren Theil des Stengels, gelappt besitzt, erscheinen sie bei A. gnaphaloidcs sehr in die Länge gezogen und fast ganzrandig. 24. Artemisia judaica L. wird von Huber et Co. in Hy^rcs aus gleicher Ursache empfohlen, mochte aber, da sie in Syrien und Aegyptcn wächst, kaum bei uns aushalten, insofern man sie nicht im AVintcr in's Kalthaus und im Sommer, durch Steck- linge vervielfältigt, in's Freie bringt. Sic ist mehr oder weniger holzig, wird aber kaum höher, als ein Fuss, und verästelt sich gern schon von der Basis an. Die graufilzigen Blätter sind sehr klein und ficderspaltig, an den oberen Theilen der Pflanze aber ganzrandig. 25. Artemisia pontica L. möchte dagegen sehr gut bei uns aushalten, da sie im südlichen Ituss- land und in den Kaukususläiidern wächst. Im äus- seren Ansehen ähnelt sie der A. judaica, ist jedoch weit weniger holzig, oft fast ganz krautartig. Die dreifach -gelicderlcn Blätter sind besonders auf der l'nterfläche graufilzig. Am Ende der Aeste bilden, wie bei A. judaica, die kleinen BUlthenkörbchen Aehren. Beide Ptianzen haben übrigens einen sehr starken aromatischen Geruch. 26. Als Miniat ur-Igel- Aster haben Haage imd Schmidt in Krfurt, ähnlich der Boltze'schen Zwerg- B()Uf|uet-Aster, eine niedrig-bh ibende Form eMi|»fohlen, welche durch längere Blüthendauer und durch geringere Empfindlichkeit gegen Witterungs- EinlltlsRe sich auszciihnet. \\"iv. die genannte Form, ragen die sämmtlichen BlUthcntrauben doidentrauben- artig in die Höhe. Es sind jetzt den Farben nach .'l Formen : hell- und duiikelviolett, sowie karmoisin. vorhanden, und zwar entweder durchaus gleichfarbig oder in der Mitte wcis.i. 2H. Athanasia pi n n a t a L. fil., naclidcCan- dolle jetzt Mr. Karl I^ocb, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 13. Mai 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch l'rauco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Die April-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Garteubaues, am 30. April. — Bericht über die neuesten Pflanzen. (Fortsetzung.) Dienstag, den 23. Mai, Nachmittags 5 TThr, findet im Palmenhause des botanischen Gartens eine Ver- sammlung und eine Ausstellung des Vereines statt Zu letzterer, welche schon zeitig am Nachmittage beginnt, haben auch Nicht-Mitglieder Zutritt. Die ipril-Ausstellnng des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 30. April. Die erste der grösseren Monats-AusstelluDgen ist befriedigeud au.sget'allei], sowohl in der Menge, als auch in Betrefl' des Werthes des Ausgestellten. Wol- len wir hoffen, dass die 5 anderen Ausstellungen dieses Jahres der ersten Ausstellung nicht nach- stehen. Die 4 nächsten werden im botanischen Gar- ten, aber nicht an einem Sonntage, sondern an einem Dienstage (dem letzten im Monate), wo zu gleicher Zeit die Mitglieder des Vereines sich zu einer Sit- zung zusammenfinden, Statt haben. Da der letzte Dienstag im Monat Mai zugleich der 3. Pfingstl'eier- tag ist, so hat der Verein in einer frühem Sitzung beschlossen, dass die nächste Versammlung und Aus- stellung 8 Tage früher, also am 23. Mai, sein soll. Die Ausstellung war, gleich den früheren Früh- jahrs-Ausstellungen, im Englischen Hause und wurde für das Publikum , was unbedingt freien Zutritt hatte und auch bei den nächsten haben wird, um 11 Uhr geöffnet; um 7 Uhr des Abends fand der Schluss statt. Die beiden Giebelseiten des länglichen Saales, worin die Pflanzen und die übrigen Gegen- stände aufgestellt worden , waren durch Gruppen gedeckt. Die vordere Gruppe enthielt Pflanzen des botanischen Gartens, zum allergrössten Theil in Blüthe. Es waren in 59 Töpfen 44 Arten und Abarten vertreten, zum Theil in Blüthensträuchern, welche in marktgärtnerischer Hinsicht ein Interesse haben, trotzdem aber leider zum Theil gar nicht mehr oder nur ausnahmsweise auf den Märkten und in den Blumenläden gesehen werden. Hierher ge- hören z. B. die ueuholländischen Polygalen, die selbst in kleineren Exemplaren blühen, eine lange Blüthe- zeit haben und wenig Mühe machen; ferner die Pimeleen, Gnidien, Hermannien, die reizende und dankbare Fabiana imbricata, die Correen u. s. w. Schade, dass grade von den letzteren die durch feu- rige Farbe der Blüthen in die Augen fallende Sorten, wie Brillant und cardinalis, nicht durch reichlichen Blattschmuck in ihrer Wirkung gehoben werden. Ferner hatte Garten- Inspektor Bouch^ die 4 kleinblättrigen und strauchigen Akazien Neuholland's, welche man noch vor einem Jahrzehnt in den Aus- stellungen des Vereines, sowie in den Gewächshäu- sern der Pflanzenliebhaber Berlin's, oft als prächtige Schaupflanzen sah: Acacia armata, hastulata, hispidissima und lanuginosa, in hübschen Ex- emplaren ausgestellt. Aus ihnen ragte ein Strauch mit einem einfachen, über 3 Fuss hohen Stengel, der zur oberen Hälfte aus der dichten Traube weis- ser Blüthen bestand, weit hervor und erregte um so mehr die Aufmerksamkeit der Schauenden, wenn ihnen gesagt wurde, dass er ein sehr naher Ver- wandter der bei uns allgemein verbreiteten Natter- zunge (Echium vulgare) sei. Wegen des einfachen 19 146 Stengels hat diese Art den Namea Echium Sim- plex crlinltcn. fJleich den Übrigen holzigen Arten dicscH Gesclilechteü ist sie auf den kanarischen und azorischcn Inseln zu lluuse. Mehr t'iir den Botaniker interessant, als sehüu, war eine Form unseres Waldröschens (Anemone nemorosa), welche den Beinamen viroscen« florc pleno führt und die von Goethe zuerst angeregte Metamorphose der Pflanzen zu vursinu- lichen im i:)tande ist. Die in der Nähe der Blttthe befindliehen und ungestieiten Laubbliitter trugen näm- lich bereits deutiiehe .Spuren einer weissen Färbung, während die ursprünglich weissen Blumenblätter mit den breit gewordenen Staubfäden eine grünliche Färbuug angenommen hatten. Die andere Gitbelseite hatte eine Gruppe, liaupt- sächlich aus Azaleen bestehend, welche vom Kunst- und Ilandelcgärtncr Aliard t ausgestellt waren, ein- genommen. Grade weil diese Sammlung des belieb- ten BlUthenstrauehes nur die Sorten enthielt, welche am meisten verbreitet zu werden verdienen, wurde es dem Liebhaber leicht, aus der immer noch gros- sen Anzahl von Sorten nach seinen räumlichen Ver- hältnissen eine Auswahl zu treffen. Liebhaber um- standen auch deshalb iiauptsäehlieh die Ciruppc, um sich die wohlgefülligereu Sorten zu bemerken. Die Gruppe selbst gewann, dass im Hintergründe wenig Hberragendo Blattsträucher aufgestellt waren und am Rande Töpfe mit lierabhüngcndcn Zweigen der zu diesem Zwecke nicht genug zu empfehlenden Lo- nicera brachvpoda standen. Aber auch die 3 inmitten der (iruppc aut'gesteliten, rcsp. autgehäng- ten Orchideen: Cymbidium aloifolium, l'hn- jus grandifloru» und Dendrobium densiflo- rum, trugen, da sie reichiicii blühten, zur Krhöliung der Wirkung nicht wenig bei. Azaleen waren aber auch ausserdem in reich- licher Anzahl vertreten. Vor Allem hatte Kunst- und llandelagärtner C. F. C h o n e (Frankfurter Chaussee H) eine ausgewählte Sammlung der neue- ren Sorten ausgestellt, die nicht weniger die Auf- merksamkeit der Liebhaber auf sich zogen. Aza- leen werden jetzt alljährlich in so grosser Menge als neue in den Handel gebracht, dass ein gowis- Bcnhafter Ilamlelogärtner sieh in der Tiiot ein Ver- dienst erwirbt, wenn er fUr seine Abnehmer das Gute nar allein vermehrt nnd schlechto Sorten ohne Erbarmen wegwirft. Ferner verdankte man C. F. Chond noch eine Keiho von Sämlingen, welche er von englischen Sorten der Wandelblumcn oder Cinrrarien erzogen hatte. Interessant waren 2 getriebene Syringeu in Baumform, da sie sieh bei näherer Untersuchung als Syringa Josikaea, eine in Ungorn wiidwach- Bondo Art, herausstellten. Dass diese reizende Sy- ringa sich ebenso wie S. chinensis treiben lässt, möchte llaudcihgärtnern interessant sein. Die Blü- then des chinesischen Flieders blUheu in der Kegel beim Treiben sehr hell, können unter gewissen Um- ständen selbst weis» werden; die des ungarischen Flie- ders blühen zwar ebenfalls heller, aber die ursprUng- lich-blaurothe Farbe wandelt sich hier in das LiU um, was jener gewöhnlich besitzt. Soviel wir wissen, sind bis jetzt noch keine Versuche anderswo ge- macht worden, S. Josikaea zu treiben, und gehört deshalb dem Ilandcisgärtucr C. F. Chone das Ver- dienst, es zuer.st gethan zu haben. Endlich hatte noch der Obergärlncr Kocuig aus dem Garten des Geh. Kommerzienrathcs lia- vencS <) neueste Azaleen von ganz besonderer Schön- heit ausgestellt, die gewiss mit der Zeit nicbt allein die Anerkennung, welche sie verdienen, sondern auch eine allgemeine \'erbreitung erhalten werden. Mit Ausnahme einer einzigen waren sie von Louis van Houttc in Gent gezüchtet worden. Madcm. Mario Houttc hat der einen Sorte ihren Namen gegeben ; sie macht ihr Ehre. Auf den ersten Blick möchte man versucht sein, diese neue Azalee fUr ein Uimalaya- Rhododendron, etwa für Rh. formo- sum (Rh. Gibsonis der Gürten) zu haltcu, da die Blumen 3' i Zoll im Durchmesser haben. Diese sind weiss, haben aber, besonders in der Mitte, einen grünlichen Sehein. Sehr vereinzelt finden sich auch rothe Sehmitzen vor. Die Staubtaden smd ferner in kleine aufrechtatehcndc Blumenblätter um- geschlagen und machen dadurch die BlUtlic schwach gefüllt. Koch grösser (nämlich 4 Zoll im Durchmesser) und ebenfalls weiss sind die Blüthen von Madom. Mario Lcf^bre, besitzen aber einen eigenthUm- lichen Bau, der Vielen getallt, ans, die wir über- haupt in der ganzen Blumenwelt glatte Formen lieben, jedoch nicht zusagt: die Blumenabschnitte haben nämlich am oberen Theile einen etwas nach innen gebogenen Rand. Auch bei dieser Form sind, aber in weniger vollkommener Weise, wie bei der vorigen Sorte, die Staubtaden ot't in Bhmienbhitter umgewandelt. Madem. Leon ine van Houttc bat weniger grosso und völlig einfache Blumen von weisser Forbe mit Ausnahme de» Schlundes, der grünlich ist. Non pareil, von van dcrCruy»- 8 OD gezikchtct, hat eine schöne Fleischfarbo mit weissem Rande und besitzt eine grosse Aehnlichkeit mit der alten A. Eulalie van Gccrt. Bei Mad. Aloxandrino Hardy haben die BlUthcn eben- falls einen schönen Bau, sind aber duukel-Iachsroth gofiirbt, wiihrcnd die von Juliotto ein mattes Rotli, dem etwas Violett beigemischt ist, besitzen. Ausser diesen il Azaleen hatte C>bcrgjirtner Kö- nig noch ein Phoenicop horium Borsigia- 147 num unter dem dafür bekannten Garten - Namen Astrocaryum aureo-pictum ausgestellt. Ob- wohl diese Palme schon länger in unseren Privat- nnd botanischen Gärten, selbst im Zimmer, kulti- virt wird, so war sie doch bis dahin noch auf keiner Ausstellung gewesen. Sie stellte hier eine hübsche, gedrängt-gewachsene Pflanze mit 5 Blättern dar. Auch Wandelblumen oder Ciuerarien waren ausser den schon angeführten noch in einer sehr grossen Sammlung durch den Kunst- und Handels- gärtner Drawiel in Lichtenberg bei Berlin aus- gestellt worden. Die Sammlung bestand aus den grossblühenden neuesten Sorten, welche von einem französischen Liebhaber hauptsächlich aus durch Dr. Bolle zuerst von den Kanaren und Azoren dem Berliner botanischen Garten mitgetheilten Peri- callis- (Cineraria-) Arten gezüchtet und während der internationalen Industrie-Ausstellung des Jahres 1867 in Paris zuerst ausgestellt worden waren. Nicht weniger schöne Wandelblumen dieser neue- ren Sorte und zum Theil mit einem Durchmesser von 2'/3 Zoll hatte Kunst- und Handelsgärtner E. Boese (Landsberger Strasse 46) ausgestellt. So schön auch die früheren Wandelblumen sind, so stehen sie diesen neueren Sorten doch weit nach. Wir können Liebhaber deshalb nicht genug auf diese neuen Formen aufmerksam machen und em- pfehlen den Samen beider Gärtner. Getriebene Sträucher hatte der Universitätsgärt- ner Sauer ausgestellt. So sehr diese getriebenen Blüthensträucher in andern grossen Städten beliebt sind und Abnehmer finden , so wenig ist dieses in Berlin der Fall, wo man ausser Rosen nur einige Flieder, Deutzien und Spiräen findet. Und doch bilden sie grade in der jetzigen Zeit, wo die Natur im Erwachen ist, in den Kalthäusern und den Zim- mern einen grossen Schmuck! Unter den hier aus- gestellten getriebenen Blüthensträuchern machen wir vor Allem auf Prunus triloba aufmerksam. Als eine besondere Neuheit, die Interesse ver- dient, war ein grosser Kasten mit blühenden Exem- plaren des Wald- oder Berg -Vergissmeinnichts (Myo- Botis sylvatica), was bekanntlich im ersten Frühjahre eine unserer besten Beetpflanzen ist, vorhanden; dieses Vergissmoinnicht baut sich kandelaberartig, wobei aber die Arme, resp. Aeste, nahe dem Boden sich befindend, anfangs horizontal sich ausbreiten, dann jedoch sich erheben und blühen. Der Haupt- stengel steigt dagegen grade in die Höhe und be- sitzt die Zweige am oberen Theile um so gedräng- ter und kürzer, als sie dem Gipfel nahe sind. Hier fiiessen die etwas grösseren Blüthen in einander und es ensteht aus ihnen eine Art Kosette, die bisweilen sogar eine einzige grosse und gefüllte Blüthe dar- stellt. Diese eigenthümliche Form des Wald -Ver- gissmeinnichts entstand vor einigen Jahren zufäUig in dem Garten eines Blumenhebhabers, des Fabrik- besitzers Fran9oiB Fonrobert, und wurde von diesem mit grosser Sorgfalt behandelt, bis sie den jetzigen Zustand erhielt. Wahrscheinlich geht aber die Pflanze noch einer grösseren Vollkommenheit entgegen. Stiefmütterchen (Viola altaico-tricolor) wa- ren zwei Mal vorhanden, einmal als Pflanzen in ge- drungenen Exemplaren und dann in abgeschnittenen Blumen. Beide Sammlungen waren vorzüglich in Farbe, Form und Grösse der Blumen, und dürfte Samen davon Blumenliebhabern zu empfehlen sein. Die Sammlung von Pflanzen hatte Kunst- und Han- delsgärtner Wendt (Hasenhaide 9a) ausgestellt, die andere hingegen, welche aus abgeschnittenen Blumen bestand, der Kunst- und Handelsgärtner Louis Ma- thieu (Neue Grünstrasse 36). Louis Mathieu verdankte man ferner ein Sor- timent von Tulpen der neuesten Farben und Foi'- men, frühe und späte. Es war hier eine grosse Aus- wahl vorhanden, welche Blumenliebhaber wohl be- stimmen könnte, von Neuem diesen früher weit mehr im freien Garten beliebten Zwiebelpflanzen Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die kleineren Duo van Thol und Duo de Berlin werden zwar ziemlich oft mit Hyacinthen zu Blumenbeeten benutzt, noch mehr aber getrieben ; die grösseren Sorten hingegen findet man hauptsächlich nur noch zur Ausscbmük- kung der Kalthäuser in den letzten Wintermonaten. In England spielen alle Sorten von Tulpen fort- während eine grosse Rolle im Freien. Pelargonien, und zwar aus der Gruppe der ge- füllten Formen der sogenannten Scharlach- oder Bou- quet- Pelargonien, verdankte man dem Kunst- und Handelsgärtner Wilhelm Rahn in Scböneberg. Es war die reizende Gloire de Nancy in kräf- tigen Marktpflanzen. Wir machen Liebhaber auf diese Sorte aufmerksam, da sie sowohl im Topfe, auf Treppen, Terrassen oder zu Gruppen zusammen- gestellt, als auch eingepflanzt, eine nicht unbedeu- tende Wirkung macht, weil das schöne Scharlach- roth von dem hellen Saftgrün des Laubes sich an- genehm abliebt. Schaupflanzen, welche früher den Glanzpunkt unserer Ausstellungen , besonders des Frühjahres, bildeten, sieht man leider von Jahr zu Jahr weni- ger; man will in unserer, durch die Kraft des Dampfes verwöhnten Zeit nicht dasselbe, und wenn noch so schön, lange sehen. Immer muss etwas Neues, was dem Auge möglichst frappant erscheint, kommen und wird oft um sehr hohe Preise gekauft, um vielleicht schon im nächsten Jahre der Verges- senheit wiederum übergeben zu werden. Um so verdienstlicher war es von den Gärtnern , welche 19* 148 auch (liuses Mal KcLaupflanzen ausgestellt hatten, llofgiirtiier Mavor im Neuen Garten zu Potsdan» verdankte man ein Chornz ema ilicifolium in angenehmer und leichter Ballonform erzogen und Ober und über mit Blüthen bedeckt; Obergärtner Dressier im (Jarten des Ocheiinen Komracrzien- rathcs Danncnberger hatte hingegen eine Fran- ciscea caljcina mit lila-blaucn BlUthcn von zum Thei! über 2 Zoll DurchniesBer ausgestellt, welche wahrscheinlich die grüHsbiUliendc Fiirm . Bor- ne o bezeichnet. Der Abbildung nach stellt diese Art eine der schönsten Pfloneen dieses Geschlechts dar und hat das Aniohen eines Phoenicoplmrium in per Gestalt der in der Kontur br«it-oirunden Blatter, die auf joder Seite aus 25 bis 30 sehr schmalen und langen Blättchen bestehen. 40. Calamus spectabilis hat W. Bull in London aus Samen, welcher ihm von der Halbinsel Malakka zugesendet war, erhalten und soll ebenfalls im äusseren Ansehen eine elegante Palme sein. Im jugendlichen Zustande hat sie schön gefiederte Blät- ter, deren unbehaarte, sehr sehmale und dreinervige Fiederblättchen in geringer Anzahl vorhanden sind und G bis 8 Zoll lang werden. Sie besitzen grüne Stiele, mit kegelförmigen und weissen, an der Spitce aber brauneu Dornen. 41. Campsidiura chilense stellt eine immer- grüne Liane vom Ansehen der Tecomen dar und wird in England tUr ziemlich hart gehalten. Au den eckigen Zweigen befinden sich gefiederte Blät- ter mit geflügelten Stielen eiuandcr gegenüber. Die ziemlich grossen und orangegefärbten Blumen wer- den von einem rothen Kelche eingeschlossen und bilden mit den anderen Blütheutbeilen eudständige Trauben. 42. Caldasia beterophylla Willd. ist ein mexikanischer linlbstrauch aus der Familie der Po- lumoniacecu und schliesät sich cinigermaäseu den Cautuen au. Er verästelt sich gleich von der Basis aus und ist mit drüsigen Haaren besetzt. Die eirund- länglichen oder länglich lauzcttförniigeu Blätter sind bald ganzraudig, bald gesägt, bald tiefer einge- schnitten und stehen nur an dem obcru Theile der Zweige einander gegenüber. Aus ihrem Winkel kommen 2 gestielte BlUtheu von roth-violeltcr Farbe hervor. Nach dem N'erblüheu wird der Kelch be- deutend grösser. •l.'i. Campanula att i ca Buiss. u. Ileldr. wurde bereits mit ihren zahlreichen blauen BlUthen im 8. Jahrgange der Wochcuschrift (S. 54) zu Einfas- sungen, Felaeiiparthien u. s. w., ähnlich der C. car- pathica, empl'uhlou; Haage und Schmidt in Er- furt bringen jetzt eine wet.ssblüheudc in den Handel. 44. Canavalia gladiata DC. schliesst sich der im vorigen Jahrgänge besprocheiieu Canavalia grandiriora Bcnth. (S. 1 1(5) an und vertritt in Ost- indien unsere Feuerbohnen. Wie von dieser bei uns eine Heihe vun Formen kulUvirt werden, und zwar hauptsächlich der Samen halber, so in Ost- indien auch von der C. gladiata. Leider h< sie nur nicht im Freien aus und kann daher bloi im Gowächshausc aU eine der besten und raschbodek- kenden Lianen benutzt werden. Die BlUthen haben gewöhnlich eine weisse, aber in's Uothc schimuiemdo oder auch durchaus rothe Farbe; die Samen oder Bohnen sind dagegen bei der durch Haage und Schmidt in Erfurt empfohlenen Form stets kirsch- roth und ziemlich gross (^zoillang). 45. Carduus cincresccns (besser einer«- 151 scens) und Verdii nennen Ch. Hub er et Co. in Hy^res 2 Disteln, deren Samen sie aus Kalifornien erhalten haben, ohne dafür einzustehen, dass es wirk- lich neue Arten sind. Echte Carduus-Arten (d. h. Disteln, wo die Haare der Haarkrone einfach, also uicht fedrig sind) scheint es wenig in Nordamerika zu geben, und zwar dann nur auf der Westseite, also jn Kalifornien und im Oregon-Gebiete, wo auch die genannten beiden Arten wachsen. Dass Disteln in gärtnerischer, besonders in dekorativer Hinsicht, einen Werth haben können, wissen wir durch die Eselsdistel (Onopordon), welche im ersten Jahre und im Anfange des zweiten Jahres, wo die graufilzigen und fiederspaltigen Blätter rosettenartig sich auf dem Boden ausbreiten, sich sehr hübsch ausnimmt. Dieser Umstand scheint es auch zu sein, welcher den bei- den kalifornischen Arten einen Werth gibt. C. cinerascens hat die Blätter nur graugrün, während sie bei C. Verdii von einem silbergrauen Filz umzogen sind. Die Blüthenköpfe haben, wie die der meisten Disteln^, eine blaurothe Farbe und sind ziemlich gross, so dass sie selbst gärtnerischen Werth besitzen. Wir ergreifen die Gelegenheit, um auf eine bei uns einheimische und selbst vielfach verbreitete Distel aufmerksam zu machen, welche zu den schönsten gehört, die wir überhaupt be- sitzen. Es ist dieses Carduus nutans, ein grosser Schmuck auf Bändern, nicht bebauten Feldern u.s. w. Dass diese Pflanze noch von keinem Gärtner in den Handel gebracht ist, wenigstens für die Gegenden, wo sie wenig oder gar nicht vorkommt, können wir nicht begreifen. Man müsste ihr nur einen neuen Namen geben und irgend ein ferngelegenes Land als Vaterland nennen! In kleineren Gärten würde sie vor der zur Dekoration bereits benutzten Arti- schocke den Vorzug verdienen. 46. Carex leporina L. ist eins unserer ge- meinsten Rietgräser, was keineswegs einen beson- deren dekorativen Werth besitzt imd manchem an- deren Rietgrase darin weit nachsteht, wird aber trotzdem von Frankreich aus empfohlen. Wir machen Liebhaber darauf aufmerksam. 47. Carica gracilis nennt Linden eine nie- drig bleibende Art des nur im warmen Amerika vorkommenden Melonenbaumes, den er aus Neugra- nada erhalten hat. Sie unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Melonenbaume, der Carica Papaya, der früher der Melonen ähnlichen Früchte wegen bei uns und in England noch kultivirt wurde, durch einen aschgrauen Stamm und fingerförmig-gelappte Blätter, die völlig unbehaart sind. Die linienförmi- gen Abschnitte haben eine saftgrüne und wohlge- fällige Farbe. 48. Cassia auriculata L. schliesst sich der im vorigen Jahrgange der Wochenschrift besproche- nen C. calliantha W. Mey. (s. S. 116) an und ge- hört demnach in das Subgenus Senna. Ob sie auf gleiche Weise im Sommer im Freien zu verwenden ist, wie die bekannte C. marylandica, muss erst die Erfahrung lehren. Sie wird ebenfalls nicht hoch und erreicht selten die Höhe von 4 Fuss. Die ge- fiederten und allein auf der Unterfläche schwach be- haarten Blätter bestehen nur aus 8 bis 12 Paaren eiförmiger Fiederblättchen. Die Farbe der schönen und Trauben bildenden Blüthen ist, gleich der der übrigen hierher gehörigen Arten, goldgelb. Vater- land ist Ostindien. 49. Cassia Candolleana Vogel, als C. colu- teoides Collad. schon sehr lange bekannt und früher auch mannigfach kultivirt, wäclist dagegen in Chili und schliesst sich zwar ebenfalls der C. marylan- dica an, hat aber der kleineren Blüthen halber we- niger Werth. Sie ist holziger, als die vorige, und besitzt in der That eine nicht geringe Aehnlichkeit mit unserem gewöhnlichen Blasenstrauche (Colutea arborescens), dessen Grösse sie auch erlangt. Wie hier, bestehen auch bei C. coluteoides die unbehaar- ten Blätter aus 4 bis 6 Paar breiten Blättchen. 50. Cassia Fistula L. wird von W. Bull in London wegen ihrer Aehnlichkeit mit dem jen- seits des Kanales sehr beliebten Bohnenbaume (Le- burnum vulgare Gris.) empfohlen, gehört aber in's Kalthaus. Wir haben den Baum von geringer Höhe im südlichen Oriente, wo er sehr viel kultivirt wird, leider nicht in Blüthe gesehen; wir zweifeln aber nicht daran, dass seine grossen und herabhängenden Trauben gelber Blüthen Efl^ekt machen. Für die Pflanzen - Liebhaber, welche sich für medizinische, technische Pflanzen u. s. w. interessiren, hat C. Fi- stula um so mehr Werth, als der Fruchtbrei in den langen, schotenähnlichen, aber nicht aufspringenden Hülsen im Oriente eins der beliebtesten, gelind-ab- führenden Arzneimittel ist und auch bei uns früher sehr viel, besonders bei Kindern, angewendet wurde. 51. Cattleya exoniensis ist wiederum ein Orchideen-Blendling, hervorgegangen aus dem gross- artigen Etablissement von James Veitch et Co. in London. Er wurde erzogen durch die Befruch- tung der C. Mossiae mit Laelia purpurata und soll beide noch an Schönheit übertreffen. 52. Cattleya velutina ist in Brasilien zu Hause und stellt eine Orchidee mit rundem Stengel dar, an dem sich ein Paar länglich-elliptischer Blät- ter befindet. Die olivengrünen Blüthen sind purpur- roth-gefleokt, während der vordere Theil der Lippe eine sammetartige Rosafarbe, unterbrochen von pur- purrothen Adern, besitzt. 53. Ceanothus Arnouldi und Bertini sind 2 Arten, welche jetzt von Fröbel et Co. in Zü- rich in den Handel gebracht werden. Leider erfährt 152 man nicht aus der kurzen, in deren Verzeichnisse gegebenen Beschreibung beider lilüthcustriiucher, mit welchen der bekannten Arten sie am meisten Achnliclikeit haben. Du sie sich durch grosse Blü- tlienstiiude von lieiiblauer Farbe auszeichnen , so möchte man vcrmuthen , dass sie in die Nähe von C. azureus Desl". gt-liören. Es ist dieses wenigstens mit dem Ceauothus Gloire de Versailles der Fall, welcher vor einem Paar Jahren von dem Hau- delsgärtiier Clir istern in Versailles gezüchtet wurde und beiden genannlen I'tlanzen sehr ahnlich zu sein Hcheint. Ausserdem werden von Fröbel et Co. noch 2 Formen : Jlaric .Simon und President lieveil aulgelülirt, welche wir nicht kennen. 54. Centauroa Clementii Boiss. wächst in iSpanien und schliesst sich in dekorativer Hinsicht der bekannten C candidissimu und dem Öeuecio Ci- neraria (Cineraria maritima) an. Die ganze Ptiauze, und Vor Allem die fiedcrspaltigcn Wurzel- und un- teren Stengelblütter, sind mit einem »ilberweissen Filz, der das ganze Jahr hindurch konstant bleibt, bedeckt. Am schönsten ist sie daun, wenn sie Jung ist und sie sieh noch nicht zu sehr verästelt hat. Die BlUthcnkörbchen haben übrigens eine gelbe Farbe uud befinden sich am Ende kurzer Zweige. 55. Ceutaurea macrocepbala Bieb. kommt hingegen im kaukasischen Isthmus vor und hat we- niger als Blattpllanzc, wie die vorige, einen ^^'erth, als vielmehr wegen der einige Zoll im Durchmesser enthaltenden BlUtlicnkörbchen, deren gelbe BlUthcn von einem aus grluibraunen, dachziegeltörmig über einander liegenden Schuppen bestehenden Hüllkelche eingeschlossen werden. In der Regel sind die BlU- tlienkörbchen nur in sehr geringer Anzahl, bisweilen selbst nur einzeln, vorhanden. C. roacrocephala be- findet sich übrigens vieltach schon in botanischen Gärten. 56. Cerasus Ca p ollin DC. ist eine immcr- grÜDO Traubenkirsche, welche im äusseren Ansehen diese mit dem Kirsdilorbecr verbindet; leider hält sie aber bei un.t nicht aus, selbst wenn sie bedockt würde. Bis jetzt kennt n)an das (iehölz nur aus Mexiko; Linden hat os jedoch auch aus Ecuador erhalten, weshalb es demnach eine grössere Verbrei- tung besitzt, als man bisher glaubte. Die ellipti- Hchou Blätter sind kleiner und schmaler, auch weit dünner, als bei dem Kirschlorbeer, aber ehent'nlls aul' der ( >bertlucho etwas glaiizond uud am Hunde gesägt. Dio kleinen, weissen BlUthcn bilden Trau- ben, wahrend die schwarzrothen SteintVUchto dio Grösse unserer verwilderten Sü»skir»ch<-n besitzeu. Einen guten (leschmack, wie ihn do (yandollo rühmt, hüben wir diesen Früchten nicht abgowinu- uvn können. 57. Ceratopctalu m gumniilorum Sm. ge- hört zu den neuholländischen Cunoniacecn, welche man meist als eine Abtheilung der iSaxifragaceen betrachtet und stellt einen Baum dar, der im Vater- lande ungefähr eine Höhe von 30 Fuss erreicht und im Ansehen sich einigen kapischen Weimannien an- Bcbliesst. Die immergrünen und lederartigen Blätter bestehen nur aus 3 (^nicht mehr) elliptischen Blätt- chen. Wie bei den Weiumannien, sind auch hier die gelben BlUthen iu Trauben gestellt, aber un- Bcheiulich, so dass der »Strauch kaum in dem Ge- wächshause eines Pfianzenliebhabers aut'genommen zu werden verdiente. 58. Chamuemelum serratifoliu m haben Ch. Huber et Co. in Hy^res als iSautoliua sp. erhalten uud möchte auch in der That eine »Santo- liua, uud zwar 8. Chamaecyparissus L., sein. Auf keineu Fall darf man es dem Visiani'schen Genus Chamaemelura, zu dem unser Pyrethrum inodorum und mit ihm nur einjährige Pflanzeu gehören, zu- rechnen. Öantoliua Chamaecyparissus befindet sich seit aelir langer Zeit in den Gewächshäusern der bota- nischen Gärten und möchte auch seiner leichten Kultur halber Liebhabern aul dem Laude zu em- pfehlen sein. Es ist ein niedriger, aufrechter, dicht wachsender iStrauch, der durchaus mit einem grau- weisseu Filz bedeckt erscheint. Die kleinen Blätter sind schmal-länglich-gesägl uud etwas dicklich. Am Ende der Zweige befinden sich kleine Blüthcnköpf- chen von gelber Farbe ohne Strahlen. ö'J. Chenopodium altissimum Bieb., jetzt Chenopodina altissima Moqu., ist ein im nördlichen Oriente bis in die Tatarei hin allgemein verbreitetes Unkraut, was jetzt von Frankreich aus empfohlen wird, im Vaterlande hat es insofern hier uud da einen Nutzen, als die Stengel abgeschnitten und in deu Käumen, wo Seidenraupeu sich verpuppen wol- len, lose aufgestellt werden. 00. Chrysanthemum i ndicum-Eormeu, di- rekt aus dem Vaterlande bezogen, haben wir schon besprochen; in dem eben ausgegebenen Nerzeich- nisse Von W. Bull in Loudon werden aber wie- derum neue Formen, welche von aus Japan einge- sendeten Prtanzeii durch Saltcr neu gezüchtet sind. Da sie in mehrfaclur Hinsicht von deu bei uns be- kannton vortheiihat't abweichen, machen wir hiermit auf sie aufnicrk>an). Zum Tbcil sind die BlUthcn- körbchen weit grosser, als bei dcncu, welche wir bereits iu Kultur haben, oder besitzen eine beson- dere Färbung; zum Theil dauert aber auch ihre Blütliezeit länger oder beginnt später, so da»s sie den gancon Winter über in deu Gcwkchshäuscru einen Schmuck darbieten können. VcrUf Ton Wic|[«ndt & Hampcl in ncriin, Xlmssr-StruM No. 91. Dnirk ilrr C. Faldor'crhpn Hucbdruckerci ( L. Ilawe*), ll«f IIa Manutn>M K*. II. Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des Gartenbaues in den Eönigl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Frofessor* Dr. Karl Ivoch, General - Sekretär des Vereines. No. 20. Berlin, den 20. Mai 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: 527. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 30. April. — Neue Kartoffelsorten. Vom Freiherrn von Böse auf Emmaburg. — Bericht über die neuesten Pflanzen. (Fortsetzung.) Dienstag , den 23. Mai , Nachmittags 5 Uhr, findet im Paimenhause des botanischen Gartens eine Ver- sammlung und eine Ausstellung des Vereines statt. Zu letzterer, welche von lOühr Vormittags an beginnt, haben auch Nicht-Mitglieder Zutritt. 527. Tersaniiulung des Vereines zur Beförderung des Garteub.aues, am 30. April. Da die Ausstellung, über welche bereits in der vorigen Nummer berichtet wurde, die Aufmerksam- keit der anwesenden Mitglieder am meisten in An- spruch nahm, so wurden nur wichtige innere Ge- genstände erledigt. Der Vorsitzende, Geheime Ober- regierungsrath Knerk, dankte den Gärtnern und Gartenfreunden, welche durch Beiträge Antheil an der Ausstellung genommen hatten, im Namen des Vereines, auf gleiche Weise auch dem Obergärtner Körner, der sich bereitwilligst dem schwierigen Amte eines Ordners unterzogen hatte. Der Vorsit- zende des Preisrichter-Amtes, Kunst- und Handels- gärtuer Boese, wurde ersucht, das bereits in der vorigen Nummer der Wochenschrift mitgetheilte Protokoll vorzulesen. Garten -Inspektor Beuche, Vorsitzender des Ausschusses , der Vorschläge über die Art und Weise, wie man im nächsten Jahre das 50jährige Bestehen des Vereines festlich feiern , event. auf welche Weise mau eine Ausstellung in's Leben ru- fen solle, zu machen hatte, berichtete über den Er- folg einer Sitzung, welche am 19. April im Hotel de France stattgefunden hatte. Dass eine Ausstel- lung, würdig dem Vereine, also im grossartigen Massstabe, stattfinden müsse, darin kamen alle Mit- glieder des Ausschusses überein. Es wäre nur die Frage, ob mau, da wahrscheinlich im nächsten Jahre die Wandergesellschaft der Land- und Forstwirthe hier tagen würde, nicht abwarten solle, ob dieses überhaupt der Fall sei, und wenn, ob man dann nicht gut thue, entweder der alsdann sicher eben- falls stattfindenden grossen landwirthsehaftlichen Aus- stellung, wie es bereits im Jahre 1863 geschehen, sich ganz anzuschliessen oder auch selbständig vor- zxigehen. Neben dieser Ansicht machte ein anderer Theil des Ausschusses geltend, dass man, zumal Vorberei- tungen zu dieser Wauderversammluug in Berlin nicht eher beginnen könnten, bis in Stuttgart, wo in diesem Jahre die Wanderversammlung stattfindet, wirklich auch Berlin als Versammlungsort für das nächste Jahr gewählt wird, gärtnerischer Seits nicht so lange warten könne, bis Beschluss gefasst würde. Eine Pflanzen-Ausstellung bedürfe grosser Vorberei- tungen; ein Programm müsste wenigstens schon ein Jahr vorher aufgestellt sein. Der Gegenstand wurde auch von den Anwesen- den nach allen Seiten erörtert. Mau kam endlich zu dem Beschktss, Eventualitäten, wie die Möglich- keit, dass die Landwirthe im nächsten Jahre in Berlin tagen würden, völlig ausser Acht zu lassen — man könne dann immer noch thun, was man wolle — und gleich selbständig vorzugehen, damit man das Programm möglichst schnell zu bearbeiten 20 154 und auszugeben vermöchte. Der Ausschuss wurde detnnach durcli dcu Voriiitzcnden ersucht, vou Neuem zusammenzutreten und teste Vorschläge für eine selbatündige Ausstellung des \'ereines, wo möglich schon in der nächsten, am 23. Mai stattfindendcu Versammlung vorzulegeu. Professor Koch berichtete über die am 1. Mai beginnende interiiatiuuale Industrie -Aus-fteiluMg in London, womit auch eine bis zu Ende derelbeu dauernde Fflanzenausstellung verbunden wird. Wäh- rend der 5 Monate, welche die Au.-fslelluiig wahrt, wird die Einrichtung getroflcn, wie sie auch in 1 Paris vorhanden war, das» die Pflanzen von einem halben Monate zum anderen wechseln. (Jb lür jede ■ einzelne Ausstellung Preise ausgesetzt werden, oder die eigentliche Zusprechung erst, wie in Paris, am ' Ende der Ausstellung im September, erfolgt, wusste Professor Koch nicht. Die gesammtc internatio- ■ nalc Ausstellung wird in der nächsten Nähe des Gartens der Londoner Gartenbau • (Jesellschaft in Slid-Kensington stattfinden. Zu diesem Zwecke dient ' die schon vor einigen Jaliren erbaute Albert -Hall, ein kuppeiförmiges Gebäude von 300 Fuas Durch- messer und 200 Fuss Höhe, dem gegenüber gallerie- artig grosse Gebäude zur Aufnahme der uusgcstell- , ten Gegenstände noch ausserdem aufgeführt worden sind. Es ist zu bedauern, dass nirgends ein Punkt vorhanden ist, von dem man die Albert -Hall und die anderen Ausstellungsgebäude gut sebca kann. Professor Koch machte der Versammlung Mit- theilung über einen Gedanken, den er schon lange gehabt, der bei der Bearbeitung der Pückler'scben Biügrapliie aber Ihm noch klarer hervorgetreten sei, und ersuchte die Mitglieder des Vereine«, sich darüber zu äussern, resp. ihn zu ermächtigen, diesen Ge- danken zur Ausführung zu bringen. Seit 2 .laiir- ' zehnten habe Pef. das Cilüek und zugleich die Ehre gehabt, von dem Fürsten PU ck 1 er-M uskau eines ! besonderen Zutrauens gewürdigt worden zu sein, und gesehen, wie Alles von dem grossen Meister ', in der Landsehaftsgärtnerei mit den nächsten l'm- | gebungen in Verbindung gebracht worden sei. Da j seine Anlagen nur Nachbildungen dessen sind, was I er in der Natur gefunden, so schneiden diese auch i nach aussen hin keineswegs üb, sondern gehen uu- < mittelbar in die Umgebung über. Würde man bei allen Veischönerungeu dieses Prinzi]> festhalten, so müsstcn, wenn man überhaupt noch vielseitiger, als 1 CS bisher geschehen, Anlagen machte, diese von Jahr j zu Jahr sich einander mehr nähern, und schliesslich, wenn auch erst nach Generationen , aus unserem ganzen Deutschland ein ciozigor grosser und zu- i iammenhängendcr Garten werden. Der Fürst hat bereits nicht allein »eine beiden grossen Porks in Muskou und Branitz in dieser Weise durchget\kbrt, ' sondern er brachte dieses sein Prinzip auch an den verschiedenen Höfen Deutschland's, wo er Verschö- nerungen in'a Leben rief oder die voi^andenen um- gestaltete, in Anwendung. Niemand hat deshalb auch bereits für Landcsvcrsehöucrung so grosse Ver- dienste gehabt, als Fürst Pückler. Der Gedanke, aus nuserem Deutschland, wenn auch erst nach Generationen, einen einzigen grossen Garten zu machen und dem Auslände zu zeigen, dasB wir Deutsche auch trotz des Krieges nach dem Höheren und Schöneren streben, i-t würdig, zur Ausführung gebracht zu werden; es würde aber dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin, der seine Wirksamkeit über 'ganz Preussen ausdehnen soll, wie schon in seinem Namen ausge- sprochen ist , gewiss eine ehrenvolle Autgabe sein, hier die Initiative zu ergreifen. Der Verein hatte schon einmal eine grosse Aufgabe sich gestellt, als er vor 18 Jahren die pomologischen Wanderver- sammlungen ins Leben rief und Kesuitatc erreicht. Sollte es nicht auch in diesem Falle gelingen? V'or Allem müsste versucht werden, eine Eini- gung über die Pückler'scben Prinzipien herbeizu- führen. Am besten würde dieses durch Besprechun- gen, die durch in gewissen Zeiträumen sich wieder- holende Wanderversaramlungcn herbeigeführt wür- den, geschehen. Die Orte, wo diese tagten, müss- tcn wechseln, damit allen Ciegenden unsers grossen Deutschland's allmählig der heilsame Einfluss, den solche V-crsammluiigen haben, zu Gute kommt. Für die erste Versammlung, welche %vomöglieh noch in diesem Jahre zusammenkommen müsste, würde jeder Ort, am besten in Mitteldeutschland, der an einer grossen Eisenbahnstrasse liegt und in BctretT der LandesTcrschönerung etwas aufzuweisen hat, passend sein. Professor Koch behielt sich vor, da seine Mit tlieilungcn btifallig autpenummen wurden, schon in der nächsten N'ersammlung einen bestimmten Plan vorzulegen. .Ifruc .luirtiillrllürlrii. Vom FrciliciTU r. Itoiic auf Emmabur;;. Unter den in den letzten Jahren so sehr zahl- reich eingeführten neuen KartolVelsorten, mit denen die V'erzcichnisse stindieii. Die Scheinzwiebeln sind spindelförmig und tragen schmal elliptische Blätter. Nur wenige weisse Blüthen befinden sich au einem gemeinschaftliehen Stiele. 70. N'on dem Katieebaume (Coffea arabica) hat Groeiiewegen et Co. in Amsterdam in der neuesten Zeit eine Form in den Handel gebracht, wo die Blätter gelb-])anachirt sind. 71. Coleus barbatus Benth. ist eine früher in den Gewächshäusern mehrfach als l'lcctranthus- Art kultivirte Labiate. Sie steht den bnntblättrigen Arten dieses Geschlechtes weit nach und möchte kaum bei Liebhabern Gefallen finden. Sic wächst im ganzen Südasien bis nach Aethiopien und stellt eine mehr strauchartige Pflanze dar. Ihre gestielten, ziemlich breiten Blätter haben in Folge der Behaa- rung ein graugrünes Ansehen, während die unscbein- lichen Blüthen dagegen eine hcllvioictte Farbe be- sitzen. 72. Collinsia heterophylia Hook, wird durch Haage und Schmidt in Erfurt von Neuem eingeführt. Es ist ein hübsches Somm<'rgewäch«, was gleich den anderen, jetzt leider aber wiederum vernachlässigten Arten diese» Personalen-finschlecht/« eine Verwendung in kleineren Blumengärten finden kann , leider aber der kurcen Dauer halber schon bald wiederum ersetzt werden nius». Am nächsten steht die PHiinze der C. bicolor Benth. uud hat rosavildcttc Blüthen. Vaterland sind die Vereinigten Staaten Nordnmerika's. 73. Commersonia Fraseri Gay ist eine neu- holländische Sterculiacen und stellt einen ansohn- liehen Strauch mit länglichen oder elliptisclien Blät- tern, welche die Länge eines halben Fusses besitzen, auf der Unterfluche behaart erscheinen und unregel- mässig-gezähnt sind, dar. Die unbedeutenden Blü- then bilden Schcindolden und geben der Pflauac keinen gärtnerischen Wcrth. Nur als Blattpfiancc 157 des Kalthauses kann diese Commersonia empfohlen werden. 74. Coreopsis aristosa Mchx unterscheidet sich von den meisten anderen Arten dieses Ge- schlechts durch ihre bedeutendere Grösse, da sie über 3 Fuss hoch wird, und durch den gedrängteren Wuchs, so dass sie, besonders wenn sie einzeln steht, einen gewaltigen Busch bildet. Sie ist vor Allem auf den früheren Rabatten-Anpflanzungen, wie man sie beispielsweise im Jardin de Luxembourg in Paris sah, zu empfehlen. Die langgestielten und in reich- licher Anzahl hervorkommenden Blüthenkörbchen sind ziemlich gross und haben einen orangefarbenen Strahl. 75. Corouilla Hausknechtii Boiss. steht unserer bekannten, aber nichtsdestoweniger hübschen Coronilla varia der Triften, Wiesen u. s. w. so nahe , dass sie nxu' schwierig zu unterscheiden ist. Ob dieser Schmetterlingsblüthler aber deshalb bei Liebhabern Beifall erhält, möchten wir bezweifeln. Entdeckt wurde er durch den Reisenden aus Wei- mar, dessen Namen er trägt, im Oriente. 76. Corydalis speciosa Max. (nicht mit spec- tabilis zu verwechseln), wurde von Maxime wi t seh im Amurlande entdeckt und schliesst sich hinsicht- lich der Verwendung der C. aurea an. Sie besitzt eine blaugrüne Färbung und bildet, wie genannte Pflanze, einen dichten Busch mit zusammengesetzten Blättern, aus denen die gelben, 4 Zoll langen Blü- thenstände herausragen. 77. Corynostylis albiflora nennt W. Bull eine interessante holzige Liane aus der Familie der Violaceen, welche der Reisende G. Wallis am Amazouenstrome im Innern Brasilien's fand. Liwie- weit sie sich von der einen oder von beiden bereits beschriebenen Arten unterscheidet, wissen wir nicht, Sie besitzt eirund-lanzettförmige Blätter ohne alle Behaarung. Die langgestielten Blüthen haben eine weisse Farbe, sind gegen 2 Zoll und stehen einzeln in dem Winkel der obern Blätter. Während der Kelch unbedeutend ist, haben die 5 Blumenblätter eine ansehnliche Grösse. Von ihnen ist das unterste lang gespornt. 78. Costus amazonicus nennt Linden in Brüssel eine in der Provinz Para in Brasilien wach- sende Art des an Gartenpflanzen nicht armen Scita- mineen- Geschlechtes, deren Einführung man dem Reisenden Baraquin verdankt. Sie wird als Blatt- pflanze empfohlen. Ihre dunkelgrünen Blätter be- sitzen grosse gelbe Flecken und der Mittelnerv zeigt eine rötbliche Färbung. 79. Als Coussapoa dealbata wird neuerdings auch die von uns bereits im vorletzten Jahrgange (S. 134) empfohlene Ficus dealbata in den Handel gebracht. 80. Crambe filiformis Jacq. befand sich früher mehrfach in botanischen Gärten, wohin sie aus Patagonien eingeführt wurde, und wird jetzt von Haage und Schmidt in Erfurt als Sommerge- wächs empfohlen. Sie hat leierförmig-fiederspaltige Blätter, welche sich, bevor der vielfach verästelte Stengel das Uebergewicht erhält, ziemlich flach auf der Erde ausbreiten. Die fadenförmigen Zweige tragen kleine, weisse Blüthen. Dass dieser Meer- kohl Liebhabern gefallen wird, bezweifeln wir. 81. Crambe hispanica L. heisst eine zweite einjährige Meerkohl-Art aus Spanien, welche früher ebenfalls in botanischen Gärten kultivirt wurde und der vorigen Art sehr nahe steht. Auch ihr gärtne- rischer Werth ist nur sehr gering. 82. Cucumis Hookeri Naud. stammt aus dem Innern Westafrika's und möchte, gleich den übrigen eben daher in dem letzten Jahrzehnt bezogenen Cucurbitaceen, kaum in unseren Gärten eine An- wendung finden. Der Stengel verästelt sich sehr und ist mit tief ölappigen Blättern besetzt. Wie bei den übrigen Kürbispflanzen, sind auch hier die Blätter gelb, während die länglichen und dicht mit Stacheln bedeckten Früchte eine braune Farbe, die aber durch weisse Längsbinden unterbrochen wird, besitzen. 83. Curculigo recurvata Dry. heisst in Berlin gewöhnlich wegen ihrer gefalteten Blätter Brenn- palme und ist nicht allein daselbst, sondern auch in anderen Gegenden Deutschland's, eine der beliebte- sten Blattpflanzen für das Zimmer. Von ihr besitzt man jetzt in England eine Form mit der näheren Bezeichnung „striata", wo die Mittelrippe eine hervortretende weisse Farbe besitzt. 84. Als Cycas Armstrongii wird in Garde- ners' Chronicle eine Art aus Brasilien empfohlen, welche einen kräftigen Stamm bildet und in den Blättern das Eigenthümliche besitzt, dass die unter- sten Fiederblättchen sehr entfernt stehen. 85. Von Cydonia japonica bringen Fröbel et Co. in Zürich eine Anzahl interessanter Formen in den Handel, welche sie selbst gezüchtet haben. Unter ihnen befinden sich 3 gefüllte Sorten, von denen die erste eine rosen-, die andere eine blut- und die dritte eine dunkelrothe Farbe besitzt. Durch ihre grossen, aber einfachen Blumen zeichnet sich die Art aus, welche den Beinamen „cardinalis" erhalten bat. Dasselbe gilt von einer Form (lutea macrantha) mit gelben Blumen. Versicolor se- miplena führt mit Recht diesen Namen, denn die halbgefüllten Blumen sind bald durchaus weiss, bald durchaus rosafarbig, aber auch bisweilen weiss und rosa-gestreift. 86. CyjDripedium Dominianum ist ein Blend- ling, der in der Gärtnerei von James Veitch et 158 Sons in London gezüchtet wurde, und zwar von C. Pearcci und rnudatura. Während diu rieuien- linienföimigen Blätier etwas breiter, als bei der zu- erst genannten Art, sind, lialtcn die grUn;:clbcn und röthlicii angelaufenen Blütlien genau die Mitte zwi- schen beiden Arten. 87. Cypripediuni vcxillarium haben Ja- inc« Vcitch and fcjons einen anderen Hlendling genannt, den jsie aus C. Fairieanuni und burbatum erzogen haben. Die zungcnt'orniigcn und an der Hpitzc zwcilheiligen Hlütter sind auf der übcrfläehe Bchaehbrettartig gezeichnet. Die oberen Blumen- blätter haben mit Ausnahme der weinrothen Nerven eine weisse Farbe; die beiden zungcnförmigen in- neren hingegen f^ind mit Haaren und Warzen be- setzt. 88. Cyrto])ern flava Lindl. ist eine Krd-Or- chidec des Iliinaiava, welche einen 2 bis 'ii Fuss hohen lUlitlien!ter'*cben Buchdmckcrei (L. Mewai), B«rUa, MOu-StruM No. II. Wochenschrift des Fereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Eönigl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : Professor Dr. Karl I^och, General - Sekretär des Vereines. No. 21. Berlin, den 27. Mai 1871. Preis des Jahrganges 5i Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco des deutsch- österreichischen Post -Vereines. durch alle Post-Anstalten Inhalt: Karl Theodor Hart die neuesten Pflanzen. weg in Scbwf (Fortsetzung.) jtzingen. — Die internationale Pflanzen Ausstellung in London, - — Bericht über Karl Theodor Ifartweg in Schwetzingen. So jung auch das Jahr 1871 ist, so haben wir doch unter Denen, welche die Gärtnerei praittisch durchzuführen bemüht waren und sich nicht geringe Verdienste dabei erworben haben, bereits grosse Ver- luste gehabt. Karl Theodor Hartweg war am 18. Juni 1812 in Karlsruhe geboren. Er gehörte einer der tüchtigsten Gärtnerfaniilien an, welche das Grossher- zogthum Baden und die Pfalz überhaupt besessen hat. Sein Vater war der Garten-Inspektor Andreas Hartweg in Karlsruhe, dem wir unter Anderem ein interessantes Verzeichniss der Pflanzen des Gross- herzoglichen Gartens verdanken, sein Grossvater der Plantagen-Inspektor Hartweg in Durlach. Abgesehen davon, dass der junge Theodor schon von seinem Vater Liebe zu Pflanzen und Blu- men ererbt hatte und unter dessen Anleitung die ersten Kenntnisse in der Gärtnerei erhielt, wurde ihm in den höheren Lehranstalten zu Karlsruhe : in dem Lyceuni und in dem Polytechnikum, auch eine viel höhere Ausbildung zu Theil, als sonst den Gärtnern beschieden ist. Leider starb der Vater schon im Jahre 1831, wo unser Karl Theodor noch nicht das 19. Jahr seines Lebens vollendet hatte. Alleinstehend fühlte der junge strebsame Gärt- ner mehr als je ein Drängen in sich nach den Län- dern, wo damals Gärtnerei und Pflanzenkunde am höchsten stand: nach Frankreich und nach England. Er ging zuerst nach Paris, wo er im Jardin des plantes eine Stelle fand, aber auch die günstige Gelegenheit benutzte, botanische und sonstige uatur- historische Kollegien, welche besonders J ussieu im Museum hielt, zu besuchen. Zeugnisse aus jener Zeit über sein Verhalten, besonders über seinen ausserordentlichen Fleiss und über sein Streben, sich weiter zu vervollkommnen , befinden sich noch im Besitze seiner Familie. Wie er einigermassen der französischen Sprache mächtig geworden war und von Allem, was ihm nützlich sein konnte, Kenntniss genommen hatte, ging er auf's Gerathewohl nach England, und zwar zunächst nach London. Leider erkrankte er hier und kam, da er keiue Stelle bis dahin hatte erlan- gen können, in sehr missliche Verhältnisse. End- lich glückte es ihm, im Garten der Gartenbau- Gesellschaft in London als gewöhnlicher Garten- arbeiter Beschäftigung und sehr geringen Erwerb zu erhalten. Seine Gesundlieitsverhältnisse hatten sich unterdessen gebessert. Keine Arbeit scheuend und die übrigen Arbeiter des Gartens an Intelli- genz und Bildung übertreffend, wurde er schon bald von seinen Vorgesetzten in seiner Tüchtigkeit er- kannt und schliesslich soweit befördert, dass er die Stelle eines Sekretärs erhielt. Der bekannte Reisende der Londoner Garten- bau-Gesellschaft, Douglas, dem wir eine grosse Menge interessanter Pflanzen, besonders von der West- küste des amerikanischen Erdtheiles, verdanken, hatte damals ein unglückliches Ende auf einer der Südsee -Inseln gefunden; man dachte daran, einen anderen Reisenden zu gewinnen , der sich die Er- forschung der höchsten Terrassen des mexikanischen 21 162 IIochlandcB zur Aufgabe stellen sollte, um möglicher Weise Pflanzen daselbst aufzufinden, welche in dem milden Klima von England im Freien aushalten könnten. Y.9 gereichte gewiss unserem Karl Theo- dor zur grössten Ehre, dass die Gartcnbau-Geseil- schuft in London ilin , obgleich er Ausländer war, als den bezeichnete, der die Aufgabe am besten durchfuhren würde. Am 1^. Oktober lH3ti reiste Hart weg ab und traf bei guter Fahrt zeitig in Vera-Cruz, dem Hafen Mexiko's auf der Ostseite, ein, um sich alsbald nach Santa Y6 zu begeben. Doch auch hier war seines Bleiben» nicht lange, da der Aufenthalt in dem tief gelegenen KUstenlande bekanntlich , besonders für Fremde, die wich noch nicht an das Klima gewöhnt haben, ungesund ist und selbst sehr gefiihrlich sein kann. Er erstieg deshalb rasch die erste Terrasse von Zaquapan auf der (Jstseitc des mit wenigem Schnee bedeckten und 17,000 Fuss hohen Orizaba. Wie erstaunt war er hier, in Eichenwäldern an den Bäumen die schönsten Orchideen: Brassavolen, On- cidien, Epidendron's, Sla.xillarieii u. s. w. zu üuden. Diese grosse Mannigfaltigkeit an Orchideen war ihm um so angenehmer, als ihm auch die Aufgabe ge- worden, auf Pflanzen dieser wunderbaren Familie Acht zu haben und unbekannte oder seltene Arten einzusenden. Hier fand er auch die interessante kruutartige und einer Tuberose nicht uniihnliehe Agave vSaponaria, deren Wurzel getrocknet von der iirnieren Klasse als Seife benutzt wird. Auch hier hielt sich Ilartweg nicht lauge auf und eilte über Xalapa nach der Himptstadt Mexiko, um daselbst nur »eine Emptchlungsbriefe abzuge- ben und dagegen neue fUr seine erste Station, die Terrasse von Guanaxuato, zu erhalten. Die mit Blü- thcnsträuchern betetzto Ebene ent»|>rach ebenso we- nig, wie die mit Eichen bewachsenen Abhänge des sie einschliessenden Gebirge», den Wünschen unseres Kcisenden, der sieh nach der trupis-chen Vegetation der tieferen Terrassen, woher er gekonimcu, mächtig Bchnte. Ueberhaupt sind die höchsten Terrassen Mexiko» nicht so fruchtbar, als man bei uns denkt. Desto reicher sind die Gebirge aber an allerhand Erzen, auch Gold. Besonders waren es die Minen von Gnnnaxuatü, welche früher tUr die einträglich- sten gehalten wurden. Koch ärmer fand Hartweg die Vcgolution um Leon, wo er sich 2 Monate autliiclt, ohne irgend elwoH Erhebliches zu sammeln. Es war allerdings bereits die sogenannte trockne Periode eingetreten. Nur die reizende Laelia majalis, welche in den dor- tigen Eichenwäldern sehr hiiufig vorkommt, erfreute ihn, so oft er sie sah. Nicht weniger er<|uicklich wor 11 II rt weg» Aufenthalt im Koascl von Largos. Erat in Aguas calieutes erscbicu eine bessere Vege- tation, ohne ihn jedoch zu befriedigen. Er bcschioss deshalb, tiefer gelegene Terrassen und Thäler sich für seine Sammlungen zu wählen, und begab sich zu diesem Zwecke nach Bolanos. Hier war- eine ganz andere N'egetation. Grosse Bromeliaceen, Fackeldisteln (Cactus) und Akazien traten in grosser Menge auf, wurden aber doch wie- derum in den liöhern Regionen durch Eichenwälder ersetzt. Bei Bolanos fand er auch das geistige Ge- tränk Mescal, was wesentlich von dem Pulq ver- schieden ist , aber ebenfalls von einer Agave ge- wonnen wird. Die»e Agave macht einen Stamm, von dem der Blätter tragende Theil abgeschnitten und dann etwas gebraten wird. Nun erst quetscht man das Ganze und lässt es gähren, um dadurch besagtes Getränk zu erhalten. Nach einiger Zeit begab sich Hartwcg wie- derum nach Zacatecas, welche Stadt wohl auf der höchsten und unfruchtbarsten Terrasse Mexiko's im Norden liegt. Neben immergrünen Eichen traten hier auch in grösserer Menge Kiefern auf. Ver- gebens suchte er Samen von ihnen zu gewinnen, da alle Zapfen leer waren. Es gab hier so wenig für ihn zu thun, dass er Zeit genug hatte, seine Sammlungen zu katalogisiren, in Kisten zu packen und nach Eugland zu trausportiren. Damit war das erste Jahr seiner Heise zu Ende. Am 2t>. Februar 183H brach Hart weg endlich wieder auf, ging quer über das Hochland nach San Luis Potosi und nach Bancos de los Gallitus, was bereits auf dem Ostabhangu des Hochlandes liegt. Auch hier fand er wiederum grossartige Ausbrei- tungen von immergrünen Eichen, welche in reich- lichster Menge Epiphyten aller Art trugen uud des- halb einen eigenthtlnilichen Anblick tlarbi>ten. Nach Zacatecas zurückgekehrt, erhielt er den Aullrag, nach dem Staate Meehoaucauha zu gehen und auf dessen höchsten Höhen nach möglicher Weise im Freien Englands ausdauernden Pflanzen ku suchen. Die Vegetation ist allerdings hier weit lohnender, als in den von ihm bis dahin durchreisten Hoch- ländern. Neben Eichenwäldern treten hier Kiefern- wälder oft auf. Am häutigsten fand Hart weg die nur bis 4<> und fu) Fuss hoch werdende Pinus oocarpn, ausserdem nnch P. leiciphvlla und P sc udos t rob u 8 mit einer Höhe von gegen lÖO Fuss. Hier kommt auch die heilige Tanne ^Abics religiosa) mit einer Höhe von ol"t 15U Fus» vor. («rado von diesen Nadelhölzern wurde reichlicher Samen gewonnen, doch ausserdem gesammelt, was irgend worth wnr. Da Hart weg auch die Erlaub- nis» erhalten hatte. Pflanzen zu trocknen uud diese, zu Herbarien zusammengestellt, zu seiuem Vortbcil zu verkaufen, so wurde diesem auch hier bei iKu- gcrom Aufenthalte Uechnung getragen. 163 Noch einmal durchkreuzte unser Reisender das Hochland Mexiko's, ohne jedoch grosse Ausheute zu machen, und kam endlich am 30. Oktober 1838 nach Real del Monte , rings umgeben von Bergen, obgleich es selbst 8,000 Fuss über dem Meeres- spiegel liegt. Eichen und Kiefern spielen hier wie- derum eine grosse Rolle. Interessant ist es aber, dass auf dem Ostabhange, besonders in der Bar- ranca Branca, plötzlich wieder Fackeldisteln (Cac- teen) in grösster Menge auftreten; unter ihnen be- fand sich auch Cereus senilis mit einer Höhe von oft 24 Fuss. Aus der Ferne gesehen , nahm sich dieser besonders am oberen Theile mit langen weis- sen Haaren besetzte Greis , welchen Namen diese Fackeldistel auch im Vaterlande führen soll, ganz eigenthümlich aus. Die Ausbeute war nicht unbe- deutend. Endlich wendete sich Hart weg nach dem Staate Queretaro, und zwar zunächst nach der früher durch Silberbergwerke berühmten Stadt Zimapan. Die Vegetation ist hier gemischter; Kiefern , besonders Pinus Llaveana, eine der kleinsten des Ge- schlechtes, denn sie wird nur 15 Fuss hoch, apul- censis und patula, herrschen nebst der bis 120 Fuss hoch werdenden Cupressus thurifera, eini- gen Garryen, die überhaupt in der mexikanischen Flor eine Rolle spielen, u. s. w. vor. Interessant ist, dass Juglaus nigra ebenfalls hier wächst. Noch in- teressanter waren die Abhänge des Hochlandes, auch mannigfaltiger in der Vegetation. Baumfarne (Cyathea mexicana) kommen ebenfalls hier vor. Ende Januar 1839 erhielt Hartweg den Auf- trag, nach Guatemala sich zu begeben, um daselbst seine Sammlungen fortzusetzen. Zu diesem Zwecke ging er wiederum nach Real del Monte und von da nach Mexiko. Es wurde ihm dort Gelegenheit, unter günstigen Verhältnissen das fruchtbare und bebaute Thal von Oaxaca, was 4- bis 5,000 Fuss hoch liegt, zu besuchen. Nach 18 Tagemärschen wurde die Stadt Oaxaca erreicht. Seit sehr langer Zeit befinden sich hier die ausgedehntesten Kulturen der Cochenille-Fackeldistel, ausserdem hauptsächlich Zuckerplantagen. Im Thale selbst war natürlich we- niger zu suchen, als vielmehr auf den bewachsenen Höhen der Umgegend, denen sich auch, und zwar zunächst denjenigen, welche östlich lagen, unser Rei- sender zuwandte. Am Fusse wuchsen allerhand Sträucher, unter denen auch wenige zwergige Eichen ; später erschienen Kiefern (Pinus leiophylla und Teo- cota), auch eine Linde (Tilia mexicana). Wiederum traten, aber als Bäume und in grösserer Menge, Eichen, mit Bromeliaceen und Orchideen besetzt, auf, bis gegen die Gipfel der Gebirge, welche be- reits eine Höhe von beinahe 8,000 Fuss haben, auch Kiefern (Pinus Russelliana und Devoniana) und die heilige Tanne (Abies religiosa) den Boden haupt- sächlich bedeckten. Auf der anderen Seite absteigend verschwanden die Eichen allmählig und anstatt epiphytischer er- schienen Erdorchideen , besonders Epidendren , bis Akazien und Erdbromeliaceen an ihre Stelle traten. Wiederum ging es aufwärts stets mitten in der reichsten und schönsten Vegetation in grosser Man- nigfaltigkeit, bis schliesslich Kiefer, Linde u. s. w., auch die Cyathea mexicana und sogar unser Adier- farn (Pteris aquilina), wieder erschienen. Oben fand Hartweg eine grüne Fläche. Der Ostabhang war ziemlich gleich bewachsen, aber es zeigten früher sich tropische Pflanzen, besonders Melastomateen, tiefer Palmen; am Fusse war Kulturland, wo Ananaspflan- zen, Kaffee- und Zuckerplantageu, Orangen u. s. w. angebaut waren. Dieselbe Vegetation setzte sich hier überall in den tiefer gelegenen Gegenden fort. Bemerkenswerth ist daselbst eine Pflanze, Justicia atramentaria, weil deren Blätter am Feuer erst etwas erhitzt und dann gepresst, eine tintenähnliche Flüssigkeit geben, welche auch benutzt wird. Nicht weniger interessant ist es, dass hier an einigen Stel- len Eichen mit abfallenden Blättern vorkommen. Endlich wurde wiederum der Rückweg nach Oaxaca, zwar auf einem anderen Wege, aber doch unter denselben Vegetationsverhältnissen, angetreten und , daselbst angekommen , noch eine Exkursion südlich bis zur Küste gemacht. Interessant war das Vorkommen von Taxodium distichum und des be- rühmten Handbaumes ( Cheirostemon platanoides). Ersteres scheint auch sonst in der Provinz von Oaxaca vorzukommen. Hartweg fand bei Mitla, mitten unter den Ruinen der Residenz der alten Könige des Landes einen Baum, der nichts weniger als 98 (englische) Fuss Stammumfang besass, wäh- rend die Höhe nur gegen 100 Fuss betrug. Am 13. August 1839 brach Hartweg nach Centralamerika, zunächst nach Guatemala, auf. Zu diesem Zwecke nahm er die Richtung nach Süden und überstieg die zwischen Oaxaca und dem Stillen Meere liegenden Gebirge. Längs der Küste seinen Weg fortzusetzen, musste er, nachdem er gegen 130 Stunden Wegs zurückgelegt hatte, wegen der angeschwollenen Gebirgsflüsse aufgeben; er begab sich deshalb landeinwärts, und zwar zunächst nach Chiapas. Bei Comitan verliess er den Boden der mexikanischen Republik. Wiederum ging es auf- wärts, bis die heilige Tanne und die Kiefern er- schienen, und setzte hierauf im Hochgebirge seinen Weg fort, um schliesslich auf jener Seite wiederum herabzusteigen und an die Küste des Stillen Meeres zu gelangen. Hier fand er von Neuem tropische Vegetation. Nur eine Eiche, Quercus Skinneri, kommt daselbst noch ziemlich abwärts vor. 21* 164 Bei Quezaltenango hielt »icli Hart weg auf, hauptBächlith um interessante Orchideen zu eam- meln, und erstieg dann wiederum das Gebirge bis zur höchsten Terrasse, wo Eichen und Kiefern, be- Bondcrs Pinu» llartwegi, oocarpoides und tilifolta, sowie die heilige Tanne vorkamen. Auf der ziem- lich fruchtburt II Hochebene selbst wuchs hauptsäch- lich eine Klltr ^Ainus nicxicana). Auch diese Ebene wurde von Hart weg überschritten, um auf jener isoitc des Gebirges, wiederum abwärts steigend, nach dem fruchtbaren Kessel, in dem die Stadt Guatemala Hegt, zu gelangen. Obwohl diese Stadt noch 5,000 Fuss hoch liegt, so befinden sich doch daselbst neben grossen Maisfcidern noch die fruchtbarsten Zucker- nnd Kaffee-Plantagen, sowie Gärton, in denen fast säinnitliche tropische Früchte angebaut werden. Der Kessel von Guatemala hat sonst keinerlei Bäume, selbst nicht einmal Sträucher, während die oberen TheiK' der besonders nach Osten, Korden und Süden umgebenden (iebirge wiederum mit im- mergrünen Eichen und Kiefern (P. oocarpoides und tenuifulia) bewachsen .sind. Das Erste, was von Seiten unseres Reisenden geschah, war ein Ausflug nach den tiefer gelegenen (iegenden am Stillen Meere. Eine besondere Schilderung der Vegetation daselbst ist zwar in Hartwcg's Berichte nicht ge- geben, aber i-taunen nuiss man über die Menge von Orchideen, welche daselbst gesammelt wurden. Grosses Interesse hatte für Hart weg der bc- rtlhmto Wasservulkan (\' Pfund Wachs. Mit ihr zusammen wachst mcrk- wlkrdigor Weise, besonders in engen Thälcrn, auch Juglans nigra, nebst zahlreiclu'n Mclastoniatccn und Myrtaceen. Die Ausbreitungen von Ghina-ücbölaen, welclie in kltercr Zeit in grosser Menge hier vor- 165 banden waren, sind leider bei dem lüderlicben Be- trieb Derer, die die Rinde saramelten, völlig ver- schwunden. 4 Monate blieb Hartweg hier und schlug dann eine nördliche Richtung nach Cuenca ein. Das Hoch- land zwischen beiden Orten bildet eine wellige, hier und da auch durch höhere Gebirge unterbrochene Ebene und besteht zum grossen Theil aus den vor Kurzem erwähnten Paramo's, welche aber oft durch Gesträuch -Vegetation unterbrochen werden. Jenseits Cuenca, wenn man nach Riobamba, jetzt Ciudad de Bolivar will, steigt das Hochland bis 15,000 Fuss, wo in den Kordilleren fast die Schneelinie beginnt. Und in der That gibt es hier Striche, welche selbst in den Monaten Juni bis Oktober ihren Schnee nicht verlieren. Doch wachsen trotzdem noch, wie in un- seren Alpen, auf dieser Stelle einige Pflanzen, be- sonders Enziane, Baldriane, Cerastien und Arabis- Arten; aber auch Lupinen und Culcitien bilden auf einer Höhe von 15,000 Fuss noch ziemlich dichte Rasen. (Schluss folgt,) Die interiiationafe ]JJInn5eii=rcchen die Namen William Paul, dor Meister in dor Roscntroibcrci, Staudish et Co., Lane and Son, Sutton and Sons, Carter et Co. u. s. w. SpecielJe Berichte I liegen uns nicht vor, werden aber hotTontlich noch gebracht werden. Es ist auch anzunehmen, dass von Seiten des Kontinente späterhin, wenn erst eine gün- stigere Witterung eingetreten sein wird, Betheili- gung stattfindet. In Belgien werden wenigstens, wie , wir bcstimiut wissen, Vorkehrungen dazu getroffen und der Vertreter der belgischen Gärtuerei, de I Cannart d'Hamalen, befindet sich bereits, wie wir I schon mitgetlieilt haben, in London. Von den übri- : gen Ländern, wo Gartenbau getrieben wird, hört man dagegen nichts. ilcririjl uöcr üif iirupllfii pmi^fii. (FurtMUaof.) 117. Godoya splondida Planch. ist eine Och- uacee des südamerikanischen Hochlandes und bildet einen 8 bis 10 Fuss hoben Blüthcnslrauch; ihre Ein- führung verdanken wir Linden in Brüssel. Wegen der schönen BlUtbcn, welche weithin einen ange- nehmen Geruch verbreiten, führt sie im Vaterlando den Namen Azucoua de monte (Bcrglilic). Sie bil- den zu 10 bis 15 einen gemeinschaf'tlichen Blüthen- stand, der oft eine Länge von über 1 .J Fuss besitzt. Aber auch ohne Blüthen ist der Strauch durch seine gefiederten, lederartigen und freudig-grünen Blätter schön. 11 H. Güntbcra viscosa lieg, ist die schon vor lO Jahren und länger von Erfurter llandels- gärtnern in den Handel gebrachte, aber bereits wie- derum verschwundene G u t i e r r h i /. a g y m n o s p e r - moides. Ob sie jetzt mit diesem neuen Namen mehr Glück machen wird, bezweifeln wir. Entfernte Aehnliclikeit hat sie wegen ihrer gelbstrahligen Blütheukörbchen mit mancher unserer wilden Inula- Arten, z. B. mit I. britanuica. 11 lt. Gymnothri.\ latifolia l'rcsl wächst in Montevideo und soll dort eins der nahrhaltesteu und besten Futtorgrttser für das daselbst weidende Vieh sein. Als solches ist es neuerdings auch durch den französischen Konsul Lasscaux in Frankreich eingeftlbrt und wird in der Th»t wegen seines reich- lichen Ertrages empfohlen. Ilaagc und Schmidt in Erlurt bringen es jetzt dagegen als Dekorations- gras in den Handel. Das ausdauernde (iros bestockt sich ungemein und treibt, gleich den meisten Fennig- gräsern (^Pauiceae), zu denen es gehört, eine Menge beblätterter Halme, welche nach genannten Han- dcisgärtuern bis ;'> Fuss hoch werden, sonst aber weit niedriger bleiben. Am Ende der Ilalmo befinden sich 3 Striiusse (^nicbt Aehren), da diese wiederum 167 aus kleineren Aehrchen zusammengesetzt sind. Zahl- reiche borstenähnliche Gebilde schliessen die letzte- ren ein. Die bis 9 Zoll langen Blätter haben die für ein Gras bedeutende Breite von 1^ Zoll. 120. Helenium grandiflorum Nutt. ist eine Form des früher in botanischen Gärten häufig kul- tivirten H. autumnale L. , die sich durch etwas grössere Blüthenkörbcheu auszeichnet. Trotzdem diese in reichlicher Anzahl zum Vorschein kommen und eine ziemlich lange Dauer haben, möchte diese im Durchschnitt kaum 2 Fuss hohe Staude kaum in Gärten der Liebhaber eine Stelle finden. Es kommt noch dazu, dass es im Spätsommer und Herbste, wo H. autumnale blüht, genug Blumen von gelber Farbe gibt. 121. Haemadyction refulgens nennen Lin- den und Andr^ eine zartsteugelige Liane vom An- sehen des beliebten und hinlänglich bekannten Cis- sus discolor. Mit den anderen Haemadyction nu- tans-Formen möchte die Pflanze nichts gemein ha- aen, wahrscheinlich auch gar nicht zu ihnen gehören. Die herzförmigen, breit-länglichen, aber zugespitzten Blätter lassen sich hinsichtlich ihrer Färbung kaum beschreiben. Die Oberfläche besitzt eine grünrothe, aber mehr oder weniger atlasartige und schillernde Farbe, welche durch silbergraue, etwas sternförmige Flecken auf beiden Seiten des Mittelnervs unter- brochen ist; die Unterfläche erscheint dagegen durch- aus purpurviolett. 122. Helianthus globosus fistulosus nen- nen Haage und Schmidt in Erfurt eine Form unserer gewöhnlichen Sonnenrose (H. annuus) , die sie aus Samen erzogen haben. Der sehr beblätterte Stengel erreicht eine Höhe von 5 Fuss und bildet eine dichte Krone, deren Zweige mit 1 Fuss im Durchmesser enthaltenden Blüthenkörbcheu endigen. Diese bestehen nur aus etwas verlängerten Röhren- blüthchen und haben ausserdem noch das Eigen- thtimliche, dass sie in der Weise ringsum zurUck- gekrümmt sind, dass sie fast eine Kugel darstellen. Leider soll diese interessante Form sehr schlecht Samen bringen. 123. H. petiolaris Nutt. stellt eine kleiublü- thige Sonnenblume dar, welche sich gleich von der Basis an verästelt und deshalb als eine ziemlich buschige Pflanze erscheint. Ihre Höhe beträgt im Durchschnitt 3 Fuss, wird aber auch auf gutem Boden nicht unbedeutend höher. Die eirunden oder eirund-lanzettförmigen und sich scharf anfühlenden Blätter stehen auf langen Stielen und sind fast ganzrandig. Die 3 bis 4 Zoll im Durchmesser ent- haltenden Blüthenkörbcheu haben einen gelben Strahl, aber eine dunkelbraunrothe Scheibe. 124. Heliconia vinosa nennt W. Bull eine Art dieses durch Blüthen- und Blattschmuck zu- gleich ausgezeichneten Geschlechtes, welche er aus Neugranada erhalten hat. Sie soll das Ansehen einer zwergigen Musa haben und einen Scheinstengel bilden, der mit breit-länglichen, aber zugespitzten Blätter von der Länge 1 bis 1^ Fusses besetzt ist. Während die Oberfläche eine schöne reingrüne Farbe besitzt, hat die Unterfläche einen weinrothen Schein. Die Blüthen sind noch nicht beobachtet worden. 125. Hemionitis Blumeana wurde unlängst aus Java eingeführt und wird jetzt durch Linden in Brüssel in den Handel gebracht. Es weicht we- sentlich von den übrigen Arten dieses Geschlechtes ab und besitzt vielmehr eine Aehnlichkeit mit dem früher weit mehr beliebten Hymenodium crinitum. Wie hier, haben die Blätter eine elliptische Gestalt und sind mit schwarzen und steifen Haaren besetzt. 126. Hoplotheca floridana Nutt. ist kei- neswegs eine Komposite, wie es in manchen Ver- zeichnissen heisst, sondern eine Amarantacee aus den südlichen Staaten Nordamerika's und stellt eine Immortelle dar, da die gelblichen und ^ bis 1 Zoll längen Aehren nicht verwelken. In botanischen Gärten ist sie auch unter dem Namen Froeh- lichia floridana Moqu. und Gomphrena exal- tata Del. schon länger bekannt, möchte aber in Privatgärten keinen Anklang finden. Die ganze Pflanze hat in Folge der Behaarung ein graugrünes Ansehen und die einander gegenüber-, sonst aber ziemlich entfernt stehenden Blätter sind nicht ge- stielt und haben eine schmale, länglich -lanzettför- mige Gestalt. 127. DassHuraea elegans wiederum in einer - dunkeler blühenden Abart mit der näheren Bezeich- nung purpure a in den Handel gekommen ist, freuen wir uns. Man kann in der That nicht begreifen, wie solche schöne und auch eine Zeitlang sehr be- liebte Pflanze allmählig durch minder schöne ver- drängt wird. Auf Rasen und auf Beeten stellt sie, gut herangezogen, eine der schönsten Dekorations- pflanzen dar, die man sich nur denken kann. Be- sonders aus der Ferne nimmt sie sich gut aus. Wir erinnern uns noch gern der schönen Exemplare, welche vor 10 Jahren in dem H an el 'sehen Garten auf dem Werder in Magdeburg gezogen wurden. (VergL 3. Jahrg., S. 299). 128. Hymenostemma Fontanesiana Willk. ist ein spanischer Körbchenträger vom Ansehen un- serer grossen Gänseblume und dieser, noch mehr aber dem Chrysanthemum multicaule, sich anschlies- send. Sie dauert nur einen Sommer und macht zahlreiche Stengel aus der Wurzel, die in der Regel nur 1, bisweilen wenige Blüthenkörbcheu trägt. Der Strahl ist, mit Ausnahme der gelben Basis, rein weiss, die Scheibe hingegen gelb. Die Pflanze ist übrigens in botanischen Gärten hinlängHch bekannt 168 und wurde früher unter dem alten Namen Chry- sautheiüuiu paiudosum Dcst. kultivirt. 129. II uoialomena (nicht llümalonema , wie faat ulleiitliulbcii, in Büchern, wie in Verzeichnissen, gedruckt ist) rubescens Kth ist eine der scliön- Bteu Blattpflanzen aus der Kamiiie der Aroideen, wclciie vor einem ilulirzehnt und länger, wo die Aroideen Mode|)flanzen waren, -ich vielfach, auch in den Gewächshäusern der Liebhaber, befand. Mit Recht wird sie neuerdings wieder eiujifohlen. Die zienilicii grossen, lierzfiirniig-eirunden und mit einer besonderen Spitze versehenen Blätter haben ein röthliches Grün und bleiben eine sehr lange Zeit in iiirer Scliönhcit. 130. Jacobinia ciliata N. v. E. ist eine bis dahin wenig bekannte Akanthacec, welche neuer- dings aber von James Veitcli and Sons in Lon- don eingeführt wurde und im vorigen Jahre zum ersten Maie in dessen Etablissement blühte. Dass sie bei Liebhabern Eingang finden wird, bezweifeln wir, obwohl die Hlutliezeit eine lange Dauer haben Bull, da wir an schonen Ptlauzcn aus dieser Familie nicht arm sind. Sie schliesst sich den Justizien an, ist völlig unbelmart und hat schniai-eiiiptisclie Blät- ter. Die purpurvioletten Lippenblüthcn bilden ge- drängte und kurze Aehren und haben nur 2 Staub- gefässe. l'.il. Jouesia decliuata Ilartw. und Asoca Roxb. gehören zu den schönsten Blüthensiräuchern und zur Familie der (jaesalpiniaceen, kommen aber im (lewächshausc nur selten zur BlUtlie, da sie in der Ucgcl schon, wenn dieses geschehen soll, eine bedeutende Stärke haben müssen. Die gefiederten Blätter bestehen aus 12 bis Ki Blättchen , welche, gleich den Brownea-Arten, in der Jugend eine weiu- rothbraune Farbe besitzen. Die grossen, orangefar- benen Blütlien bilden ansehnliche Bluthenstände. 132. Ipomea Clauscniana nennen Gh. liu- bor et Go. in Ilyörea eine Winde, welche sie aus Brasilien erhalten haben. Sic weicht wesentlich von den meisten andern Arten dieses (ieschleolits durch einen etwas holzigen und aufrechten Stengel ab, der nur eine Höhe von 1^ Fus» erreicht. Au» dem Winkel der schmalen, fast weidenähiilicheii Bliifter kommen die grossen Blütlien auf langen Stielen ein- zeln hervor. Ihre Farbe ist, mit Ausnahme der pur- purfarbigen Mitte, rosenroth. 133. Isotomn »euecioides haben wir bereit« im eraton ilahrgange der Wochonsclirift (S. 78) em- pfohlen, ist aber lange wiederum aus den Gärten verschwunden. Da sie niedrig bleibt, indem sie kaum 0 Zoll hoch wird, und hübsche weisse IMumcu hervorbringt, so kann sie zu Arabesken, Teppich- beeton u. s. w. nicht genug empfohlen werden. Die Zahl der niedrigen und weissblühenden Pflanzen zu diesem Zwecke ist nicht gross. Wir ergreifen die Gelegenheit, um zu gleicher Zeit auch auf die sehr ähnliche, aber blaublUheude L axillaris aufmerk- sam zu machen. Beide Pflanzen gehören zu den Lobeliaceen. 134. Juglans nigra laciniata ist eine sehr interessante Form der amerikanischen Schwarznuss, wo noch nielir, als bei der gewöhnlichen Wallnuss, die gefiederten Blätter sehr schmale, bald geschlitzte, bald aber fast nur aus dem Mitteincrv bestehende Blättchen besitzen. Sie ist in Frankreich gezüchtet. 135. Juglans regia pendula wird von A. C. Rosenthal's Erben in Wien in den Handel ge- bracht und stellt eine Trauer -Walluuhs dar, die ein ganz besonderes Ansehen besitzt. 136. Ixora Dixiana soll 'mmene Art dieses Geschlechtes hat nach ihrem Besitzer den Namen L Williamsii erhalten. Hier haben die BlUlhcn eine schöne Lachsfarbe. Wir bemerken, das» wir früher iu der Wochenschrift eine besondere Abhand- lung über die Ixorcn der Gärten gegeben haben (y. Jahrg., S. 217). 137. Kaempferia spcciosa nennt ^\ . Bull in London eine Art dieses Geschlechte», von der er Knollen aus Südafrika erhalten hat. Soviel wir wissen, kommt nur K. Cialanga dort vor, ist aber wahrscheinlich nicht ursprünglich da«clbst vorhan- den, sondern nur verwildert. \"ielleicht ist vorlie- gende nur eine Form derselben. Au» der W urzcl kommen sowohl die länglich-clliptiscben Blätter von grüner Farbe und zu einem kurzen Stamme ver- einigt, als auch die grossen, hell violetten Blütben, und zwar auf einem gemeinschaftlichen, aicmlich starken Stiele stehend, hervor. 138. Lubieliia nitida Bentli. ist eine neu- holländische Cacsalpiniaccc, steht aber den meisten anderen Arten dieser Familie au Schönheit der Blü- tlien nach. Diese haben eine gelbe Forbe und bil- den acliselständige Trauben, während die immer- grünen Bliitter mit ihren .') länglichen Blättcboo eine glänzende C>berfläche besitzen. (roctMUaat folft-) Verlug von Wir(t»iidt * IlcmppI in Berlin, Zlmrotr Strtoa No. »1 Dnirk dar C F«islpr*Khrn nncbdrnckarci (L. M«w««), B*rllo. MUu-StrUM He. II. Wochenschrift des Fereüies znr Beförderung des Gartenbanes in den fionigl. Prenssischen Staaten fiir Giärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor I>r. Xtarl Kocli, General - Sekretär des Vereines. No. 22. Berlin, den 3. Juni 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frauco durch des deutsch-österreichischen Post-Vereines. alle Post-Änstalte a Inhalt : Bäume weg in als historische Monumente. Schwetzingen. (Schluss.) - Vom Geh. Eath und Prof. Dr. Göpp - Bericht über die neuesten Pflanzen. ert in Breslau. — (Fortsetzung.) Karl Theodoi - Hart- Bäume als historische Monumente. Vom Geh. Rath und Prof. Dr. Göppert in Breslau. Im Urzustände der Völker waren, durch ihre Grösse oder Schönheit ausgezeichnet, Wälder oder einzelne Bäume Gegenstände des Kultus. Im griechi- schen und persischen Alterthume wurden namentlich gefeiert: die orientalische Platane, Olive, Lorbeer, Pappel, selbst die Weide u. s. w. Besonders berühmt sind die kolossalen Platanen der Tempel von Delphi und Lydien's, deren göttliche Verehrung und dadurch verursachter Aufenthalt für Xerxes auf seinem Zuge nach Griechenland sehr verhängnissvoll wurde, die Weide auf Delos u. s. w., die uralten, von R. Hoo- ker neuerdings auf 2- bis 2,500 Jahre alt geschätz- ten Cedern auf dem Libanon, die ebenfalls hoch- bejahrten Oelbäurae auf Gethsemane, der aus Alex- anders Zeitalter lierrübreudc Indische Feigenbaum des Nerbudda, die tausendjährigen Cypressen im Klosterhofe von Haja Leona auf dem Berge Athos, die Cypresse zu Somma in der Lombardei, zu deren Erhaltung Napoleon die Simploustrasse einen Um- weg machen liess, die an Gottfried v. Bouillon er- innernde Platane zu Bujukdere, die grossen Kasta- nien des Aetna u. s. w. Fabelhafte Angaben laufen zuweilen mit unter, wie über die Tamariske auf der Stelle der hängen- den Garten in den Ruinen von Babylon als Rest derselben, den Lorbeerbaum Julius Cäsar's in Pola u. s. w. Im celtischen und germanischen Europa spielen Eiche und Linde die Hauptrolle: die Eiche der Gelten, die Linde der Germanen als der eigent- lich urdeutsche Baum; wie die Eichen der Druiden, die Gottesgerichts-Eichen an der Loire zu Vincea- nes; Eichen, sowie alle alten Bäume, sind nirgends mehr geehrt und konservirt, als in England, in Be- ziehung zu allen Epochen der Geschichte des Lan- des, wie in dem einem W^allfahrtsort gleich besuch- ten Walde von Sherwood, dem Schauplatze von Scott's Ivanhoe , die Eiche, unter der einst König Johann die magna Charta verlieh, die nicht weniger berühmten Eichen im Park von Wiudsor, der Taxus, unter dem einst Heinrich VIII. zuerst Anna von Boleyn sab, eine verhängnissvolle Begegnung. Der Taxus ist überhaupt in England monumental und noch in Exemplaren von ungeheurem Umfang bis 58 Fuss vorhanden, die einzigen europäischen Bäume, an deren 2,000jährigem Alter nicht zu zweifeln ist, das weder von Eichen noch Linden angenommen werden kann. In Deutschland haben wir im Ganzen wenig historische Eichen. In Schlesien existlrt die Sage von der Piasten-Eiche; einzelne sind geweiht durch die einstige Anwesenheit von Friedrich dem Grossen, zahlreiche, in den letzten Dezennien gepflanzte Eichen werden erst später in die Reihe historischer Dokumente treten. Der älteste lebende Zeuge der gesammten schlesischen Geschichte, die Eiche zu Pleiächwitz bei Breslau, einst von 41 Fuss Umfang, wurde 18.57 ein Raub des Sturmes. Die Linde war insbesondere in der ältesten Zeit in Deutschland am volksthümlichsten, besungen von den ältesten Dichtern, eingeführt in unzähligen Wappen , gehegt und gepflegt wie kein anderer 22 170 Baum. Welche Bedeutung bat nicht noch die Dorf- linde! Unter der Linde wurden oft Vehmgericbte abgehalten, von denen noch cino bei Dortniund cxi- stirt. Genannt wurde ferner der wunderbare Bauin zu Neustadt an der Linde in Württemberg, dessen Aeste auf llioSüulcn rulien, mit nahe an 400 Fnss Kronen-Uinfang; ähnliche, nur kleinere, finden sich in Annaberg und Auguatcnburg in Sachsen, Mock- ritz bei Dresden , 24 Fuss Umfang (nach Frl. E. Geinitz) u.e.v/. Bekannt ist ferner auch die zum Gediichtnisa der Schlacht von Hurten 1476 ge- pflanztc Linde in Freiburg, der Berg-Ahorn in Trons (GraubUndteu), unter dem 14i?4 die erste Eidgenos- senschaft sich bildete. Von andern Bäumen in Dcutäcliland sind unter Andern) noch Ulmen zu erwähnen: die Gottheiner U'lme, unter der lU'JH (iustav Adolph fiel, die Luther-Ulme zu Worms, die Guntersblumer aus der Zeit der Nibelungen u. s. w., endlich auch der be- rlllimtc Kosenstock am Dom zu Ilildcsheim u. 8. w. Ausserhalb Deutschland nennen wir ngch aus der Reihe der angeführten die grossen Kastanieu- bäume des Aetna, die Drachen- und Affenbrotbäume Atrika's, die Ceder von Oaxaca in Mexiko, 120 Fuss Umfang, schon von B^erdinand Cortez gepriesen; 1'axodium distichum, einer der wenigen Bäume, die schon in der TcTtiärzeit , und zwar dauuiU in der ganzen arktischen Region und auch bei uns, grün- ten, wie dies meine Funde in dem Lager von Schossnitz mit Bestinmitlicit nacligiwiesen haben. Ein Ilauptbeweis für die wirkliche Existenz der Art und für die unendliche Zeit ihrer Dauer. Bäume können aber nicht blos durch ihr ganzes Aeusserc, sondern auch noch auf anderem Wege, zu historischen Erinnerungen dienen durch die Sicher- heit und 'i'reno, mit der sie Fuss Höhe. Exkursionen, die er in's Ge- birge machte, gaben ziemlich dieselben Resultate. Höher hinauf erschien nur an einzelnen Stellen, ebenfalls in grösserer Menge, Cupressus macro- earpa mit einer Höhe von oft 80 Fuss. Ausser- dem fand sich noch eine andere und sehr ähnliche Cypressc vor, welche nur die Höhe von 6 bis 10 Fuss erreichte. Wahrscheinlich ist dieses Cupres- sus G o V e n i a n a. Leider waren die Feindseligkeiten, welche zwi- schen den Vereinigten Staaten Nordamerika» und Mexiko's au.sgebrocheu waren, den Forschungen Hartweg's nicht günstig. Da er nicht wagte, ob- wohl Kalifornien bereits von den Nordamerikanern in Hesitz genunnneu war und ruhig schien, das In- nere des Landes bu besuchen , so machte er zu AN'asser einen AusHug nach San Francisco und San Miguel, ohne jedoch etwas Resondercs zu tindcn und die Sainmlimgen sehr zu vcrgrössern. Unter diesen Verhältnissen kam das Ende des Jahres 1846 herbei. Anhaltende Regen wurden nach Hartweg's Rückkehr wictleruin l'rsache, da»» er Montcrey noch nirht verlassen konnte und sich gezwungen sah, noch 2 Monate daselbst ZU verweilen. Soviel als das \\ ellcr es ilnn jedoch erlaubte, machte er, um die Zeit doch möglichst auszunutzen , in der Um- gegend kurze Exkursionen. 2 Gehölze waren es, welche hier sein Interesse hauptsaclilich in Anspruch nahmen : eine neue , nicht hoch werdende Kiefer, Pinus Edgariana, und die echte Qucrcus chryso- phylla. 173 Endlich war es Hartweg am S.März 1847 möglich, Monterey zu verlassen, um in dem durch seine Prairien, aber auch durch seine Wälder auf den einschliessenden Höhenzügen bekannten Thale des Sacraraento einige Monate zuzubringen. Die Vegetation am Ausflusse genannten grossen Stromes zeigte eine wesentliche Verschiedenheit in dem Vor- kommen echt nordamerikanischer Gehölze, wie Pla- tanen, Weiden, Ahorn, Eschen, Pappeln, Pavien, Cornus-Arten u. s. w. Zum ersten Male sah er hier auch Weinreben. Eigenthümlich ist es, dass in dem weiter oben gelegenen Theile des Sacramento die Weinrebe früher ausschlägt, als an seinem Aus- flusse. In den Prairien herrscht ein Reichthum von schönen blühenden Pflanzen, wie wir ihn vergebens auf unsern Wiesen suchen; dagegen scheinen Gräser zurückzutreten. Neben den Familien der Polemo- niaceen, Hydrophyllaceen und Hydroleaceen, welche seit der Zeit, wo Douglas und Hartweg Kalifor- nien besucht hatten, in unsern Gärten so reichlich vertreten sind, wachsen jährige Papaveraceen, wie Eschscholtzien und Platystemon's, Lupinen, Masken- blüthler, wie Mimulns, Collinsien und Pentstemon's, Kompositen , wie Oxyura, Lasthenien u. s. w., ferner Clintonien, Limnanthes, Clarkien, Oenotheren, Del- phinien, Dodecatheon's, eine Anzahl niedriger Lilia- ceen, wie Triteleien, Cyclobothra's, Brodiäen, Ery- thronien, selbst (den neuesten Untersuchungen nach) echte Lilien, in grösster Anzahl nicht allein in dem Sacramentotbal, auch in ganz, besonders dem nörd- lichen Kalifornien. Im Gebirge dagegen herrschten Gehölze vor, und zwar vor Allem Kiefern : P. Sabiniana , nicht selten Exemplare von 200 Fuss Höhe und 28 Fuss Stanimumfang, Benthaniiana und Lambertiana, Abies Douglasii und nobilis, Taxodien (als Rothholz be- zeichnet), Lebensbäume von 120 Fuss Höhe und 12 bis 15 Fuss Stammumfang, sowie Eichen mit abfallenden und bleibenden Blättern, Prunus-Arten, Ceanothus, Ribes, Philadelphus, Spiraea u. s. w. Leider erkrankte Hartweg Ende Juni an einem Tertiärfieber, was ihn so schwach machte, dass er sich kaum auf dem Pferde erhalten konnte; er trat deshalb seine Rückreise nach Monterey an, wo er am 8. Juli ankam. Einigermassen wiederum her- gestellt, machte er zunächst noch 2 Exkursionen in die benachbarten Gebirge von Santa Cruz, haupt- sächlich um Zapfen von Koniferen zu sammeln. Später (am 20. September 1847) begab er sich nach südlich von Monterey gelegenen Gebirgen, wo all- mählig der mexikanische Charakter in der Vegeta- tion wiederum deutlicher hervortrat, was sich auch in den dort wachsenden Koniferen kund that. Im November, wo die Regenzeit überhaupt allen Ex- kursionen ein Ende machte, kehrte Hartweg nach Monterey zurück, um seinem sehr angegriffeneu Körper etwas Ruhe zu gönnen, aber auch um seine Sammlungen in Ordnung zu bringen und abzu- senden. Den 5. Februar 1848 trat er seine Rückreise an, sah sich aber bei den unsichern mexikanischen Verhältnissen gezwungen , den längern Weg über Mazatlan, Guatemala und Nicaragua zu nehmen, ura auf die andere Seite des amerikanischen Kontinentes zu gelangen und von da nach Westindien zu gehen, von wo regelmässige Verbindung mit England vor- handen ist. Am 3. Juni langte unser Reisender nach 2'/4Jähriger Abwesenheit wiederum in Soutbamp- ton an. Im Ganzen war Hartweg ziemlich 9^ Jahr auf Reisen gewesen. Grosse Verdienste hat er sich um unsere Gärten, nicht weniger aber auch um die botanische Wissenschaft erworben. Die von ihm gesammelten Herbarien, von denen sich auch ein Theil auf dem Königlichen Herbar in Berlin be- findet, hat Bentham bearbeitet und das Verzeich- niss als Plantae Hartwegianae herausgegeben. Hartweg blieb nicht in England, wo man einen so tüchtigen Mann gewiss gern zurückbehalten hätte, sondern kehrte noch in demselben Jahre nach Deutschland zurück, um sein Vaterland nicht wieder zu verlassen. Er liess sich in seinem Geburtsort Karlsruhe nieder, wo der verstorbene Grossherzog Leopold sich so sehr für ihn interessirte, dass ihm die Stelle eines Garteninspektors in Schwetzingen ange- boten wurde. Die grosse Unabhängigkeit, welche mit dieser Stelle verbunden war, sagte ihm sehr zu, und so siedelte er schon im Januar dahin über. Auf die höchst interessanten Anlagen in Schwetzingen haben wir schon früher aufmerksam gemacht (siehe 10. Jahrg. d. Woch., S. 337). Am 21. Mai 1850 heurathete er und fand in seiner Gattin Sophie Roos, der Tochter eines Bierbrauers in Karlsruhe, das, was er für sein Gc- müth nicht weniger, als für sein Haus suchte: eine treue Freundin und die sorgsamste Mutter der Kin- der. Leider musste er erleben, dass vor 2'/4 Jahren ihm ein hoffnungsvoller Knabe von 11 Jahren starb. Es blieben ihm noch 4 Knaben und ein Mädchen; keins der Kinder ist versorgt. Hartweg führte in Schwetzingen ein etwas zurückgezogenes, mehr beschauliches Leben. Er hielt den Schwetzinger Garten in dem Style, wie er ihm überliefert war, und verliess ihn nur selten. Die Zahl seiner nähern Freunde war gering; am meisten ver- kehrte er mit dem ihm einige Jahre vorausgegan- genen Gartendirektor Schnittspahn in Darmstadt. So herzlich und zuvorkommend er gegen seine näheren Freunde erschien, so zurückhaltend und 174 Bchweigsaiu war er gegeu ferner Stellende. Er basBtc alle OatentationcQ und nahm deshalb au den VciIiandUmgen von grossen Verrtamnilun;;en nicht Thcil, zumal, wie er meinte, dabei in der Kegel auch nichts herauskiirae. Als der ^'cnin zur BofiJrderuiig des Gartenbaues sich mit besonderer Liebe dem Ubstbau zuwandte und die im Durchschnitte alle 3 Jahre sich wiedcr- liolcndcii Vcrsaniinlungcn deutscher Pomologen und Obstzücliter in's Leben gerufen hatte, nahm Hart- weg später doch Antiicil, da er die Noth wendigkeit einer Vereinigung tlkhtiger Männer des danial.s noch im Argen liegenden Ob.-^tbaucs einsah. Als diese Versammlung 18GU in Berlin tagte, war er nicht allein gegenwärtig, sondern hatte auch eine schöne Saniniluiig Übst ausgestellt. Auch in Schwetzingen ßclbst bekundete er «eine Liebe zum Obstbau. Er kullivirte eine Sammlung herrlielien Obstes in Iloch- und in Formenbäumen, und gab sich grosse Mlihe, nur gute Sorten zu verbreiten. Seit G bis 8 Jahren fing seine bisher kräftige Gesundheit zu wanken an. Er bekam Anlalle von Herzklopfen, die allmählig öfters wiederkehrten. Mit dem Tode seines Suiines machte das Herzleiden Fortschritte. Er magerte sichtbar ab. Ln März 1870 gesellte sieh eine Gehirnatrcktion dazu, von der er sich nicht wieder erholte. Geistig hingegen blieb er frisch bis zu seinem Hinscheiden. Den in- nigsten Antheil nahm er trotz seines Leidens an Beinern weiteren Vaterlande und konnte bis zum letzten Tage vor seinem Tode kaum die Zeit er- warten, bis die Zeitungen neue Nachrichten brach- ten. Er starb am 3. Februar. .)krid)( iificr Dir iinirUni puii^fii. (KortioUaog.) 1. ■{'.). Laelia rilcheri ist ein Hlendling von L. Pcrrini Lindl. und erispa Kehb., den wir bereits im 12. .lalirgango der Wochenschrift (S. 143) er- wähnt haben; von ihm bringen jetzt James Veiteh und Sons eine Fi>rin in den llunilel, die weisse lUikthcn besitzt. Nur auf der Lippe befindet sich <'in auuirantfarbigcr Fleck. l'JU. Von der bereits früher (^im 11. Jahrgange, S. IGG und ira 12. Jahrg., S. 237) empfohlenen und auch srhon bei uns im Hniidel befindlichen Lasian- dra macrantha Seem. wird jetzt eine Form mit der niihcren Bezeichnung „f loribunda ", die beson- ders groKHc IMüthcn haben und reicher blUhcn »oll, auf den Markt gebracht. 111. Zu den Ijastrca- Fili x-mas-Formcn, dio wir im vorigen Jahrgange empfohlen haben, werden noch einige neuere aus England geliefert, auf die wir ebenfalls aufmerksam machen wollen. Die Form ßarncsii besitzt kurze Fiederblätter, aus breiteu und rundlichen Fiederblättchen bestehend. Crispa cristata haben dagegen am Ende der Fiederblätter die Blättchen kammartig und gehäuft. 142. Lathyrus latitolius L. ist eine alte und beliebte Gartenpfianze, welche 4 bis G Fuss an an- deren Gegenständen emporrankt. Von ihr hat man mit der näheren Bezeichnung Turneri jetzt eine Abart mit blassrosenfarbigen , in der Mitte jedoch rotlicn Blütlieu. 143. Lepidozamia Peroffskyana Reg. ist nicht allein identisch mit Macrozamia Denissoni Th. Moore (s. vor. Jahrg., S. 158), sondern auch mit Catakidozamia Mackay i. 144. Leucopogon lanceolatus H. Br. ist keine neue Einführung, sondern ein beliebter und bekannter Blüthenstrauch, zur Familie der Epakri- deen gehörig und gleich den anderen Arten dieses Geschlechtes in NeubuUand zu Hause. Früher wurde er, gleich dem noch beliebteren L. Cunninghami K. Br., vielfach als Schaupflanze für Ausstellungen herangezogen. 145. Libonia peurhosieusis soll ein Blend- ling der von uns zuerst beschriebenen L. floribunda und der Sericographis Giesbrechtiana sein, scheint aber nur eine Form der crsteren darzustellen. Sie soll sich durch dunklere, aber auch zugleich feuri- gere BlUthcn auszeichnen und bis spät in den Herbst hinein diese entfalten. Dieses ist jedoch auch bei der echten L. floribunda, welche in Berlin bereits eine belieble Marktptlanzc geworden ist, der Fall. 14G. Liliura alternans S. et de Vr. wird von Haage und Schmidt in Erfurt empfohlen und soll nach ihnen in die Gruppe der Feucrlilicn gehören. Der 1^ Fuss hohe Stengel trägt an der Spitze ge- geu 15 Blüthcu von dunkeler Orangenlarbe, die je- doch durch gelbe Flecken und an der Basis der Blumenblätter durch braune Streifen unterbrochen wird. Ob »ie wirklich vuii der japanischen Feuer- lilie (L. Thunbergianum Hort, oder L. maculatum Thuiib.) verschieden ist, müssen erst genaue Ver- gleiche beider l'fianzen lehren. 14G*. Als Lilium auratuni rubrum vitta- tum (richtiger rubiovittatunO haben jetzt eben die- selben Haudelsgärtner eine Form dieser Uiesenlilio in den Handel gebracht, wo dio Blumenblätter einen breiten, rothen Streifen in der Mitte besitzen. Mit der näheren Bezeichnung bicolor hat man in Eng- land dagegen eine niedriger bleibende Form der ja- panischen Feuerlilie, welche vielleicht einen Blend- ling mit L. concolor Salisb. darstellt. Die 2 oder 3 orangefarbenen Blüthen sind nur wenig gefleckt. Ferner empfehlen Haage und Schmidt eine 175 Form des ziegelrothen Lilium canadense unter der Benennung flavum, wo die Farbe der Blüthe safrangelb erscheint. Endlich besitzen sie in ihrem neuesten Verzeichnisse einen Türkenbund (L. Mar- tagon L.) aus Dalmatien mit der Bezeichnung dal- maticum, dessen grosse und reichlicher erschei- nende Blüthen dunkeler gefärbt sind, 147. Dass die durch Roezl eingeführten kali- fornischen Lilien: L. Humboldtianum und Wa- shingtonianum (vergl. vor. Jahrg. der Wochen- schrift, S. 224 und 344) sich ebenfalls im Besitze von Haage und Schmidt in Erfurt befinden, ma- chen wir Lilien-Liebhaber aufmerksam. 148. Li quid am bar styraciflua L. ist ein nordamerikanischer, dem Ahorn und der Platane hinsichtlich der Blätter ähnlicher Baum, der bei uns gut aushält, nichtsdestoweniger aber selten in An- lagen gefunden wird. A. C. Rosenthal's Erben in Wien- bringen jetzt eine Form in den Handel, wo die Blätter gelb gefärbt sind. 149. Von der zu Teppichbeeten ausserordentlich beliebten Lobelia Erinus L., von der L. bicolor Sims gewiss nichts weiter als eine Form ist, hat man in den beiden letzten Jahrzehnten eine grosse Menge mehr oder weniger schöne Formen gezogen, die wir zum grossen Theil in früheren Jahrgängen besprochen haben. Man liebt besonders die niederu Formen, welche neuerdings als pumila in den Ver- zeichnissen aufgeführt werden. Von diesen werden die beiden einfarbigen: azurea und coerulea, und die zweifarbige (blau mit weissem Auge): Stern von Ischl, vor Allem empfohlen. Von der höheren stricta hat man endlich noch eine kupferroth - und eine weissblühende (cuprea und alba) neuerdings in den Handel gebracht. 150. Lobelia ramosa Benth. wächst in Neu- holland und nicht in Südafrika, wie jene, und ge- hört zu den grösseren Arten. Eine Form von ihr, Lobelia heterophylla Labill. mit etwas grösseren und helleren Blüthen, war vor einigen Jahren schon im Handel, scheint aber neuerdings wiederum aus den Gärten verschwunden zu sein. Inwieweit die jetzt in den Handel kommende echte L. ramosa sieh von der früheren unterscheidet, vermögen wir nicht zu sagen. (Vergl. 1. Jahrg. d. Woch., S. 79). 151. Lomaria Belli nennen James Veitch and Sons eine Abart des reizenden Farns Loma- ria gibba, wo die Fiederblättchen sich am Ende in eine Anzahl von Blättchen theilen und damit ein quastenähnliches Ansehen erhalten. Mit der Be- zeichnung crispa haben sie dagegen eine Form von zwergigem Wüchse , wo die dicht stehenden Blätter mehr oder weniger kraus erscheinen, iu den Handel gebracht. 152. Lonicera Ruprechtiana Reg. (Garten- flora tab. 645) befindet sich bereits in dem botani- schen Garten zu Berlin und steht unserer gewöhn- lichen Heckenkirsche (Lonicera Xylosteum) ausser- ordentlich nahe. Schöner ist sie auf keinen Fall; sie würde überhaupt nur zur Füllung bei Anlagen ge- braucht werden können. Deshalb hat dieser Strauch, ebenso wie L. chrysantha, nur einen Werth für Sammlungen. 153. Luisia microptera Rchb. gehört zu den kleineren und kaum zu empfehlenden Orchi- deen, welche vom Obersten Benson an James Veitch and Sons aus Assam gesendet wurde. Die Blätter sind stiehund, aber in eine Spitze auslau- fend, während die wenigen strohgelben und eine Aehre bildenden Blüthen eine Lippe besitzen, welche zur einen Hälfte gelb, zur andern purpurviolett er- scheint. 154. Von der blaublühenden Mondviole (Lu- naria biennis L.) besitzt man jetzt auch eine weissblühende Form. 155. Von LupinuB mutabilis Sweet kulti- virt man seit längerer Zeit eine nicht geringe An- zahl von Formen, welche sämmtlich durch Mannig- faltigkeit der Farbe in den Blüthen sich auszeichnen (vergl. 4. Jahrgang, S. 276). Neuerdings bringen Haage und Schmidt in Erfurt eine Art in den Handel, welche ganz weisse Blüthen besitzt. 156. Lytrura flexuosum DC. möchte sich kaum von L. Graefferi Ten. unterscheiden, wächst aber in Spanien, letzteres dagegen in Italien. Es ähnelt dem bekannten L. Hyssopifolia (nicht hysso- pifoliura) L. am meisten und hat daher ebenso wenig gärtnerischen Werth, wie dieses. Die Aehren bil- denden Blüthen besitzen eine rosenrothe Farbe. 157. Als Macrozamia magnifica wurde im Londoner Gartenbau-Vereine eine australische Cy- cadee ausgestellt und wegen ihrer Schönheit em- pfohlen. Sie besitzt schlanke und elegante Blätter. 158. Malortiea lacerata Seem. stammt aus Central-Amerika und möchte wohl der bekannteu M. gracilis sich anschliessen. Sie hat einen ge- drängten Wuchs und langgestielte Blätter, welche allmählig aber breiter werden und mit 2 von ein- ander abstehenden Abscliuitten, zwischen denen sich ein langer Faden befindet, endigen. Die Abschnitte sind oben geschlitzt, ein Umstand, der zur Benen- nung Veranlassung gegeben hat. 159. Maranta pacifica nennt Linden eine neue Art, die vor 2 Jahren nicht in Petersburg aus- gestellt war (vergl. 12. Jahrg., S. 231), zu Ehren des Friedens, der endlich zu Frankfurt a. M. abge- schlossen wurde. Sie gehört zu denen, wo die Blatt- fläche aufrecht steht und die Blattstiele ziemlich lang sind. Die letztern erscheinen blutroth gefleckt, während die an der Basis ungleichseitigen Blätter 176 auf der einen Fläche eine amar^igdgrUae Farbe mit i eammetartigem tScheio, unterbrochen durcli einen sil- 1 bcrgraucii iliiteluerv, besitzen, wahrend die andere laclisroth gelärljt ersciieint. i IGO. Martinezia crosa ist eine stattliclie | Palme der Antillen, die Linden in Brüssel eben- . talU jetzt in den Handel bringt. Stamm und IJIatt- ' Btielu sind dicht mit schwarzen, laugen und iiadel- törmigen Dornen besetzt. Die geliederten und sii- bcrgraueu Blätter besteheu aus uacli üben breiter werdenden Fiederblättchen, die ziemlich eutt'ernt von einander stehen und am oberen Ende unregelmässig- gezähnt-eingeschuitteu erscheinen. | Itjl. Als Maurandia atroviolacea bringen jetzt Charles liuber et Co. in llyöres eiue Form j der wohlbekannten, leider aber in den letzten Jaii- 1 ren sehr veruacidässigten M. Barklayana bot. reg. in i den Handel, wo die Blumen weit grösser und dun- keler gefärbt, als bei der Hauptart, sind. Wenn wir | nicht sehr irren, e.xistirtcii aber dergleichen Furnieu schon vor länger als 2*) Jahren. 162. Maxillaria ctenostachya Rchb. wurde aus Costarica in dem Etablissement von James Voitch and Sons eingeführt und stellt eine eigen- thümlicho Orchidee dar, welche der M. lepidota Eindl. am nächsten steht, gehört aber zu denen, welche einen Stengel haben. Nur das oberste Blatt Lcait'^ii eine deutliche Lamina, während die Übrigen Blätter eine fast dreieckige und scliarfgekielte üe- stalt haben. Die ocherfarbigen Blilthcn kommen aus einer besonderen Achse, mit scheideuartigeu Blät- tern besetzt, hervor. 163. Melodora Leichhardtii Benth. ist eine australische Annonacee, welche einen sehr hübschen titrauch mit gebogenen Acsten und lederartigen, läng- lichen und auf der Ubcrflächc glänzenden Blättern von 'A Zoll Länge bildet und demnach eine dekora- tive l'Hanzc des Kalthauses darstellen kann. Die Bluthon sind unbedeutend. 1 1)4. M e s e m b r y a n t h e ni u m c o r d i f o 1 i u m L. ist eine seit langer Ziit schon in den Härten be- findliche DickpHanze, von der jetzt W. Bull in London eine .Miiirt mit bieit wei.tsum.Häuinlen Blät- tern in den Handel bringt. 160. Mimulus Nouberti wurde frlilicr vou Haage und Schmidt in Erfurt als M. hybridus fl. j)l. eingeführt, hat aber jetzt eine höhere Ver- vollkommnung erlangt. Au» dieser Ursache hat diese Form auch einen neuen Namen, tuid zwar dem Herausgeber des Deutschen tJarteu - Magazins ent- lehnt, erhalten. Die I'tlanze steht dem M. cu|ircus am nUcLsteu und bleibt niedrig, wie dicacr, bestockt sieh aber fast noch mehr. Die ziemlich grossen lilUthen haben eine gelbe Farbe, die jedoch auf dem ausgebreiteten Kaudc durch braune, bisweilen auch ruthc Punkte, s.jwie durch dergleichen wenige Flecken unterbrochen wird. Was ihr aber einen besondern Werth verleiht, ist, dasa in dem Schlünde der Krone noch einige kleinere und ebenso gefärbte Blumenblätter vorhanden sind. Die BlUthen erschei- nen demuach wirklich gefüllt, was bei dem Mimu- lus fl. pl., den wir vor einigen Jahren aus Eng- land erhalten haben, keineswegs der Fall ist. Bei dieser Abart hat nur der etwas grosser und weiter erscheinende Kelch eine schöne Färbung erhalten und umschlicsst gleich einer J^Ianschette die Blumen- krouo. 166. Moluccclla laevisL. war schon frUher in den Gärten und wird noch fortwährend in man- chem botanisciien (jartcn kultivirt. Es i. Wochenschrift des Fereiiies znr Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Frenssiscben Staaten No. 23. für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor II>r. Karl Kocli, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 10. Juni 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: 528. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaiies , am 23. Mai. — Bericht über die neuesten Pflanzen. (Fortsetzung.) — Aufforderung. Sonntag , den 18. d. M. , findet im Englischen Hause (Mohrenstrasse 49) Nachmittags um 2 Uhr die Festversammlung statt, an die (um 3 Uhr) sich ein gemeinschaftliches Festessen anschliesst, Die grössere Aus- stellung wird dagegen Dienstag, den 27. Juni, sein. 528. Tersaninilung des Vereines zur Befördernug des Gtartenbaiies, am 23. Mai. Die mit der Versammlung verbundene Ausstel- lung war leider sehr schwach beschickt. Einestheils mochten das bis jetzt herrschende kalte und daher ungünstige Wetter und der dadurch bedingte Biu- menmangel, besonders bei Handelsgärtnern, ebenso die weite Entfernung bis zum botanischen Garten, sehr viel beigetragen haben ; anderntheils ist aber auch nicht zu verkennen, dass die Ausstelliiugslust im Allgemeinen sehr abgenommen hat. Man be- trachtet das Ausstellen jetzt nicht mehr auf gleiche Weise als Ehrensache, ,wie früher, wo man nur selten Gelegenheit hatte, etwas Schönes aus der Pflanzenwelt zu sehen. Eben deshalb müsste man jetzt, wo Blumenkeller bisweilen so Vorzügliches oder auch so Seltenes, was vor 15 und 20 Jahren nur auf Ausstellungen zu Gesicht kam, enthalten, gärtnerischer Seits um so mehr bemüht sein, dem Publikum noch etwas Schöneres vorzuführen und die Fortschritte in der Kultur der Pflanzen zu zei- gen. Doch wir wollen nicht undankbar sein: trotz dem Wenigen, was dieses Mal die Ausstellung dar- bot, war doch auch Anerkennendes eingesendet worden. Kunst- und Handelsgärtner Schwan ecke in Oschersleben, über dessen Stiefmütterchens - Zucht wir so oft Vorzügliches berichtet haben und dessen Samen von genannten Lieblingsblumen in der Wo- chenschrift so häufig empfohlen ist, verdankte man dieses Mal eine Sammlung ausgesuchter Blumen, welche den Fortschritt in ihrer Kultur bezeugten. Sowohl die rein-tiefdunkelblauen, als die durch mehre Farben sich. auszeichnenden Blumen hatten eine be- deutende Grös-e und durchaus runden Bau. Dass die Gloxinienzucht Berlin's nicht zurück- gegangen ist, sondern ebenfalls Fortschritte macht, bewies eine Sammlung dieser seit langer Zeit schon beliebten Florblumen des Warmhauses, aus 12 bu- schigen und zahlreich mit aufrechten Blumen be- setzten Pflanzen bestehend. Der Obergärtner König aus dem Garten des Geheimen Kommerzienrathes Kavent hatte sie ausgestellt. Dasselbe gilt von den Lieblingsblumen 'der Engländer vor Allem, von den Tulpen, welche der Kunst- und Handelsgärtner Luuis Mathieu gebracht hatte. Es war eine reiche Mannigfaltigkeit, hauptsächlich in der Farbe der Blumen, weniger in der Form, vorhanden. Warum die Tulpen bei uns nicht mehr Anwendung bei den Frühlings- Anpflanzungen finden, besonders in soge- nannten Vorgärtchen, wie wir diese in Berlin, na- mentlich an den Häusern der Strassen vor dem Pots- damer Thore, besitzen, können wir bei dem, was sie darbieten, nicht begreifen. Es kommt dazu, dass ihre Kultur sehr wenig Mühe macht. Man setzt die Zwiebeln im September oder Oktober ein, und 23 178 im ersten Frübjahre blühen sie oiine alles weitere Zuthun. Weiter hatte Kuiist- und Handclügärtner Ma- th ieu einige Bllithensträueher (Kalmia glauca und verschiedene Formen der Pontischcn Azalee) und eine Sammlung vun Alpinen ausgestellt. Endlich verdankte man demselben Aussteller noch eine Sammlung abgeschnittener Blumen der gcwöhnlicheu Primel, aus der man die grosse Mau- nigtaltigkeit dieser leider jetzt ebenfalls last ver- gessenen, früher aber sehr beliebten Florblume ersah. Als Neuheit hatte Ubergärtner Dressler aus dem Garten des Geheimen Kommerzienrathes Dan- nen berger eine der neuen buntblättrigen Diusko- rcen, welche man Linden in Brüssel verdankt: D. chrysophylla (siehe Seite 15S_), ausgestellt. Sie war klein und liess deshalb den Werth zwar noch nicht ganz erkennen, schien aber versprechend zu werden. Aus demselben Garten stammte auch Boronia Drumraoudii, ein kleiner Blüthenstrauch aus Neu- bolland, der Familie der Diosmeen angehörig. Ferner war eine Gruppe von allerhand Blüthcu- sträuchern des Kalthauses, wie sie eben die Jahres- zeit gebracht hatte, aus dem botanischen Garten vorhanden. Wiederum erregten "2 Exemplare einer baumartigen Natterzunge (Echium giganteum), deren schönblaue Blütheu denen der bei uns wild- wachsenden gemeinen noch weit iihniicher waren, als denen des Echium simplex, welches sich auf der April-Ausstellung (s. S. 14G) befand , die Aufmerk- samkeit der Schauenden. Ausserdem wäre noch die reichlich blühende Jovellana punctata zu er- wähnen. Eine zweite Gruppe bestand aus Farnen, welche um ein Bai an ti um antarcticum aufgestellt wa- ren, und unter Anderem Phcgopteris plumosa und Arfplenium foeniculatum enthielt. ^\ eiter verdankte man dem Fabrikbesitzer Fon- robcrt wiederum einige F>xemplare der eigenthUm- lichen Form des Wald-Vergissmcinnichts, über das wir bereit» mehre Male Berieht abgestattet haben (b. S. 147). Endlich hatte wiederum der Spritzenfubrikant Hugo Alisch (Stralauer Strasse 47) die bereits auch mchrnials besprochenen Gartenspritzen ausge- stellt. Kunst- und Ilaudelsgärtner Pasewnidt aus riiarliittenburg tlieiite den Aussprurh der Preisrichter mit. Darnmli "iliiilteu je einen Pn i-< v..!i fünf l'halern : 1) die Alpinen des Kunst- und IlanilclKgtirtners L. Math ieu; 2) die Gloxinien aus dem Garten des Geh. Kom- merzienrathes Ravcn<^ (Obcrgiirtn. König); 3) die Stiefmütterchen des Kunst- und Ilan- delsgärtners Schwanecke aus Oschers- leben; 4) die bisher noch nicht ausgestellte Dioscorca chrysophylla aus dem Garten des Geheimen Konnnerzienrathes Dannenbcrger (Ober- gärtner Dressler); 5) die BlUthcnsträucher des botanischen Gar- tens. Die Zeit der Sitzung wurde grösstentheils mit inneren Angelegenheiten ausgefüllt. Zunächst er- nannte der Vorsitzende einen Ausschuss, welcher für die in der Festsitzung stattfindende Wahl eines neuen Vorstandes Vorschläge macheu sollte. Er be- steht aus dem Geheimen Ubcr-Kegierungsrath Fehle- mann, dem Kanimcrgerichtsrath Vogel, dem CJarteu-Inspektor Ciaerdt, dem Kunst- und Ilaudelsgärtner L. Ma- th ieu und dem Kunst- und llandelsgärtner Boese, Ein zweiter Ausschuss, bestehend ans dem Geheimen Ober-Regierungsrath Pebie- mann, dem Kammergerichtsratli Vogel, dem Kenticr Sonntag, dem Kunst- und llandelsgärtner E. M a - t h i c u , dem Kunst- und llandelsgärtner Lackner, dem Apothekenbesitzer August in und dem Hotelbesitzer Dreitzel, wurde ernannt, um die nöthigen Vorbereitungen zu I dem am is. .luni statltindcnden Jaliresfest zu treft'en. I Ein dritter Ausschuss, bestehend aus dem Stadt-Gartendirektor Meyer, dem llofgärtner Brasch, dem Knust- und llandelsgärtner Boose, dem Kunst- und llandelsgärtner Hoff- m a n n , dem Kunst- und llandelsgärtner Spacth, dem (i arten- Inspektor Gaerdt, dem Rentier Sonntag und dem Obcrgärtncr P erring in Pankow, wurde beauftragt, zu der grossen Aufstellung im niuhstun Jahre das Programm zu entwerten. Nachdem die VorschlKgo eur Wahl der Mitglie- der zu den verschiedenen technischen AusscbUsscD, welche alle Jahre in der Mai -Versammlung gewKblt werden müssen , unter den Anwesenden vertheilt und dieselben wiederum eingeliefert waren, wurde das Skrutinium vorgenommen. Darnach wurden ge- wühlt: 179 I. iu den Ausschuss für Obst, Gemüse und Nutz- pflanzen. 1. Kunst- und Haudelsgärtner Spaeth, 2. Baumscbul-Besitzer Lorberg, 3. Hofgärtuer Reuter auf der Pfaueninsel, 4. Kunst- und Handelsgärtner Lackuer, 5. Inspektor Lauche am Neuen Palais, II. in den Aussohuss für Erziehung von Blumen und Treiberei. 1. Inspektor Gaerdt in Moabit, 2. Universitätsgärtner Sauer, 3. Obergärtuer Haack, 4. Kunst- und Haudelsgärtner Pasewaldt in Charlottenburg, 5. Inspektor Bouche im botanischen Garten. III. in den Ausschuss für Gehölzkunde und bildende Gartenkunst. 1. Stadt-Gartendirektor Meyer, 2. Kunst- und Handelsgärtner Boese, 3. Hofgärtner B rasch in Charlottenburg, 4. Hofgartendirektor Jühlke in Sanssouci, 5. Hofgärtner Giessler in Glienicke. IV. in den Ausschuss für Revision der Kasse und der Bibliothek, sowie für Entwerfung des Etats. 1. Geheime Ober-Regierungsrath Pehlemann, 2. Kammergerichtsrath Vogel, 3. Präsident von Kries, 4. Geheime Rechnungsratli Maresch und 5. Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu. Es wurde ein Schreiben des Vorstandes des Akklimatisations -Vereines vom 6. Mai, in dem eine Fusion desselben mit dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues gewünscht wurde, verlesen und, auf den Vorschlag des Vorsitzenden, ein Ausschuss, bestehend aus dem Garten-Inspektor Bouch^, dem Kunst- und Haudelsgärtner Späth, dem Rentier Sonntag, dem Garten-Inspektor Gaerdt und dem Stadtbaurath Gersten berg, ernannt, der die nothwendigen Besprechungen und Vorverhandlungen einzuleiten, demnächst aber über das Resultat zur weiteren Beschlussnahme zu be- richten habe. Professor Koch theilt ein Schreiben des Vor- standes des landwirthschaftlichen Centralvercins des Herzogthums Braunschweig mit, worin zwar die Bereitwilligkeit, die (i. Versammlung deutscher Po- mologen und Obstzüchter in diesem Jahre noch zu- sammenzuberufen, ausgesprochen wird, dass man doch aber noch eine Zeitlang warten müsse, um zu sehen, wie sich die Angelegenheiten in der Politik gestalten würden. Man behielt sich deshalb vor. Näheres und Bestimmteres darüber später mitzu- theilen. Professor Koch theilte mit, dass er auch jetzt wegen des in der letzten Sitzung augeregten Gegen- standes der allgemeinen Landesverschönerung noch keinen Antrag stelle, da bei dergleichen Werken des Friedens auch nicht die geringste Trübung am po- litischen Himmel vorhanden sein dürfe. Die Präsi- denten der meisten Wander -Versammlungen hätten deshalb diese ebenfalls auf das nächste Jahr ver- tagt. Trotzdem halte er fortwährend den Gegen- stand für ausserordentlich wichtig und für eine sehr lohnende Aufgabe. Anderntheils seien ihm aus den verschiedensten Gegenden des gesammten Deutsch- land's so viele ermunternde und beistimmende Schrei- ben zugesendet worden, dass er um so mehr es für seine Pflicht halte, die Sache, bevor er damit vor die Oeffentlichkeit trete, noch reiflicher zu überlegen und sie mit Anderen zu besprechen. Er hoff'e da- durch schon vorher in der Art und Weise der Durch- führung völlig klar zu sein und dann gleich mit einem festen Plan hervortreten zu können. Bereits habe er sich auch mit verschiedenen, grade hierin sachverständigen Männern in Verbindung gesetzt, um eine Art Programm zu entwerfen. Stadt-Gartendirektor Meyer berichtete in einem ausführlichen Vortrage über die Königliche Gärtner- Lehranstalt am Neuen Palais bei Potsdam, der be- sonders mitgetheilt werden wird. Ser Obergärtner Müller in den Baumschulen von Metz u. Co. zu Steglitz hatte einen Aufsatz über den Einfluss der beiden letzten Winter einge- sendet. Er wird ebenfalls in der Wochenschrift ab- gedruckt werden. Oaran knüpfte Professor Koch einige Mitthei- luugen über den letzten Winter au, welche er einem Briefe des Kaufmanns Hayn in Hermsdorf bei Wai- denburg in Schlesien, einem Mitgliede des Vereines, vom 5. Mai entlehnte. Darnach hatte der anhal- tende Frost in den reizenden, früher in der Wochen- schrift beschriebenen Anlagen in Hermsdorf sehr grossen Schaden hervorgebracht. „Was der Winter 1869/70 verschont", sagt Kaufmann Hayn, „hat der von 18''07i nachgeholt. Die stärksten Cytisus sind total erfroren; der junge Ausschuss ist von Hasen gefressen. Meine Magnolien, die im Herbst Blüthenkuospen in reichlichster Menge augesetzt hatten und sehr gut verpackt waren, beherbergten den Winter hindurch Mäusenester, deren Inwohner in Ermangelung: von etwas Besserem die Rinde der Magnolien durchaus abgefressen hatten. Obststämme von 8 Fuss Höhe lagen während der Winterzeit tief im Schnee, so dass nur die Kronen herausragten; 23* 180 Nahrungsnoth hatte üagen gezwungcu. die stärkern Aestc ebenfalls zu entrinden, die jungen Zweige aber abzulVessen. Jlan kann sich denken, welchen Anblick diese verstümmeltcD, zum Theil völlig kro- ncnloscn Obstbäume darboten." „Zwei schone Cruijpen von Rhododendron pon- ticum, welche mit Leinwand überzogen und dann noch sehr gut gedeckt waren, sind fast ganz erfro- ren; dagegen haben Kh. hirsutum und caucasicum ohne Decke ausgehalten. Am besten ist Cornus mascula geblieben , da hier auch nicht ein Zweig- spitzchen erfroren ist. Clematis Fortunci war zwar durch den vorigen Winter bis auf den Grund ab- gefroren, trieb aber von unten heraus wiederum bis 7 und selbst 8 Fuss hohen Ausschuss, der reichlicher blühte, als früher, wo die Pflanze, zum Theil aus altem Holze bestehend, eine Höhe von 10 bis 15 Fuss erhalten hatte. Diesmal waren die Blüthen ebenfalls wcifs, jedoch durch 3 und 4 halbgrüne und halbweisse Biiitter kappcniihniich gedeckt." „"Wie weit die Stauden gelitten haben, weiss ich noch nicht. Gentiana acaulis blüht bei Sonnen- blicken jirächtig auf, und Erythronium Dens canis hat sich in reichlichster BlüthenhUlle entfaltet. Gros- sen Schaden thun leider jetzt die Sperlinge, aber auch Staaro und Finken, indem sie viele junge BlU- tlienknospen, wie sie herauskommen, weniger ab- fressen, als abbeisseu. So besitze ich ein Beet von Funkien und Kaiserkronen, umfasst zunächst von verschiedenen Fritillaricn, unter denen sich auch Fr. camtschatica befindet, und in zweiter Reihe von dem ungarischen Leberblümchen : Ilcpatica triloba (vergl. H. Jahrg. d. Woeh., S. 174). Alles stand im ersten Frühjahre noch schon und die Knospen wa- ren bereits sichtbar, da fand ich plötzlich die Fri- tillaricn so zcrzujift , als wäre Ilugclschlag darauf gefallen. Wenige Stunden darauf sah ich in den eben genannten Vögeln die Ursache der Verwü- stung." Professor Koch legte eine Abbildung der Cla- drustis oder Moackia amurensis vor und empfahl diesen «rst vor Kurzem aus dem Amuihnide ein- geführten Blüthenbnum. Kr steht zunächst der be- kannten Cladrastis oder Virgilin lutea, hat aber auch grosso Aehnlichkiit im üusseren Ansehen mit un- serer Akazie. Kr könnte selbst, insofern er, ebenso wie diese, sich hart gegen unsere strengen Winter zeigen sollte, auf gleiche Weise verwendet werden. Die weissen Blütlien sind zwar kleiner, stehen aber sehr gedrängt und bilden eine aufrechte Traube. (Vergl. Koch 's Dendrologie, L Band, S. 7.) Sr. Wittnuick berichtete über ein Guano- lager in der Mark. Bcreit.t im Jahre ISIi'.t machte der Kittcrgiilsbisitzcr W. (^h rist ioni auf Kcrsten- bruch bei Wrietzeu in dem amtlichen Vereinsblattc des landwirthschafilichen Provinzial-Vereiues für. die Mark Brandenburg Mittheilung über ein in seiner Nähe, im Nieder- Oderbruch bei dem Dorfe Klein- Barnim , vor einigen Jahren aufgefundenes alte* Düngerlager. Vor Kurzem brachte W. Christian! eine zweite Mittheilung darüber und sandte darauf auch dem landwirtlischaftlichen Museuro hier in Berlin Proben davon. Der Gegenstand möchte auch für Gärtner so interessant sein, dass Ref. nicht zö- gert. Einiges aus den ihm zugekommenen Nach- richten hier mitzutheilcn. Die Stelle, wo sich das Lager befindet, soll früher die niedrigste in der Ortschaft gewesen sein, l'm sie zu erhöhen, wurde aller Dünger, dessen Werth man in den früheren Zeiten noch gar nicht kannte, hierher gefahren, um ihn los zu werden. Weil bei den häufigen Ueberschwemraungen der Oder der Dünger leicht hätte wieder fortgespült werden können, umgab man die Düngerstätte mit Pfalihverk und Zäunen von Erlen und Weiden. Des besseren Haltes wegen machte man auch querdurch dergleichen ^'orrichtungen , wie man noch aus den erhaltenen Resten sehen kann. Ausserdem hat mau noch einige alte Eichenstümmc, zum Theil so un- versehrt darin gefunden, dass man sie zu Nutzbolz verweuden kd o n t o gl oHs n m pra s i m n m Rchb. gc- Inirt zu den Arten mit unscheinlichcn BlUthen und ist daher nicht zu empfehlen. AI» Vaterland wird Ecuador angegeben. Mit Ausnahme der weissen, jedocli an der Spitze violett-gefleckten Lippe haben die Itlüthen eine schiTiulzig-grünc Farbe, aber von schwarzen Flecken unterbrochen. 178. Odontoglossum Wallisli Rchb. wurde von dem bekannten Dctraolder Reisenden, dessen Namen diese Art trägt, in Neugranada entdeckt. Sie hat zwar nur wenige, aber grosse Blüthen von ho- uiggelbcr Farbe, welche durch braune Streifen un- terbrochen ist; die Lippe ist dagegen weiss und violett. 1 7 'J. U d o n 1 0 g 1 0 8 s u m W e 1 1 o u i wird in Eng- land hier und da die bereits von uns im vorigen Jahrgänge (S. l.')Sj empfohlene ^liltoni Wars«e- wiczii Hort, genannt. 180. Oncidium calauthum Rchb. wurde von Backhouse aus Ecuador oder Peru eingeführt uud stellt dem ü. forniusissimum am nächsten. Es hat eine sehr grosse, sieb windende Rispe mit goldgel- ben Blüthen. Ihm ähnelt U. Semelc Lind, und Rchb., welche Wallis ebenfalls in Ecuador ent- deckte. Die gelben Blüthen sind hier purpur-ge- streift und gcHeckt. 181. Oncidium dimorph um Reg. (Gartenfl. tab. t)34) steht dem O. latifolinm am nächsteu und kam aus Brasilien nach dem botanischeu Garten in Petersburg. Die Blüthen haben eine gelbe, von braunen Flecken unterbrochene Farbe und bilden ziemlich grosse Rispen. 182. Oncidium lepidum Lind. u. Rchb. ge- hört zu den weniger zu empfehlenden Arten dieses reichen Geschlechtes und besitzt eine grosse Rispe hellgelber, aber braungefleckter Blüthcn. Vaterland ist Ecuador. Dasselbe ist auch mit O. rnsticum Rchb. der Fall, diw ebenfalls von Wallis in Ecua- dor entdeckt und an Linden gesendet wurde. Es steht dem ( ). cimiciferum am nächsteu und hat lauchgrUne Blüthen mit gelben Flecken, während die Lippe hellgelb und braun erscheint. Die Acste der Rispe sind im Zickzack hin und her gebogen. 153. Oncidium vernixium Lind. u. Rchb. ist eine seltsame Pflanze. Die zinimetbrauncn, aber gelb umsäumtou Blumenblätter habeu das Ansehen derer eines fyrtocliilum, während die grosse Lippe von gelber Farbe an die de« Oncidium planilabre oder pardothyrsus erinnert. 154. Oncidium Warsacwiczii Rchb. \vurdo bereits schon von Warszewicz in Costarica ent- deckt und lHf)L> in der botanischen Zcituug be- schrieben. Seitdem hat man nichts wieder von dieser Orchidee gchürt, bis sie durch James Veitch and Sons wieder eingeführt wurde. Es ist eine sonder- bare Pflanze, da die goldgelben Blüthen, ähnlich wie bei den ( loelogynen, an der Basis eine «ehr ent- wickelte Scheide haben. 185. Onobrychi» aurantiaca Bois». wächst in Syrien und ist eine Staude, ähnlich unserer Es- parsette (Onobrychis sativa): nur haben die Blüthen der ianggcstielten Achren eine orangcnrothe l'arbc 183 und die gefiederten und unbehaarten Blätter be- stehen aus neun oder elf grossen und eirunden Blättchen. 186. Oxylobium staurop hyllum Benth. ge- hört zu den neuholländischeu Schmetterlingsblüthlern, welche durch einfache Blätter sich auszeichnen und hübsche Blüthensträucher darstellen. Abweichend von dem gewöhnlichen Typus stehen die oft Slappigen Blätter einander gegenüber. Die gelben Blüthen bilden kurze, achselständige Trauben. 187. Pandanus Lais hat sehr grosse Aehn- lichkeit mit P. furcatus, von dem er vielleicht nur eine Abart darstellt. Er besitzt einen etwas leich- teren Habitus und die auf der Unterfläche im aus- gewachsenen Zustande blaugrünen Blätter verschmä- lern sich nach der Basis, was bei P. furcatus nicht der Fall ist. Auch sollen hier die Sammelfrüchte einzeln zum Vorschein kommen , bei P. Lais hin- gegen in Aehren. 188. Pandora austro-caledonica Seem. ist eine der besten Lianen aus der Familie der Bigno- uiaceen, welche in der neuesten Zeit eingeführt sind. Wie der Name sagt, ist Neu-Kaledonien das Vater- land. Die ungleich-gefiederten und durchaus unbe- haarten Blätter bestehen aus 5 oder 7 breitellipti- schen und wenig gesägten Blättern. Die Blüthen sind viel kleiner, als bei der bekannten Pandora (Tecoma) australis, und bilden zu 15 bis 20 einen rispigen Blüthenstand. 189. Papyrus syriacus stellt eine kleinere Form des längst bekannten und vielfach angewen- deten Papyrus Antiquorum dar und soll auch weit ■weniger empfindlich gegen Kälte und unfreundliches Wetter sein. Ch. Huber et Co in Hyeres haben diese Papierstaude in den Handel gebracht. 190. Parnassia caroliniana Jlchx ähnelt unserer einheimischen Parnassie, besitzt aber dick- liche und nieren - oder herzförmige Blätter, welche von der Basis aus von 7 Nerven durchzogen sind. Die weissen, von grünen Adern durchzogenen Blü- then haben ziemlich einen Zoll im Durchmesser und stehen einzeln auf 8 bis 10 Zoll langen Stielen. Da die Pflanze in Nordamerika ebenfalls auf feuchten Wiesen wächst, so ist es eine Frage, ob sie in un- seren Gärten fortkommt. 191. Passiflora Innesii Hort, ist ein Blend- ling der P. alata, welche mit dem Blumenstaub der P. macrocarpa befruchtet wurde. Den viereckigen und ungeflügelten Stengel, sowie die grossen, breit- länglichen Blätter hat sie mit der Mutterpflanze ge- mein, während die Blüthe, mit Ausnahme der weis- sen, aber roth gesprenkelten Blüthen, denen der Vaterpflanze gleichen. Sie wurde durch den Gärt- ner Munro bei Edinburgh gezüchtet. (Vergl. vor. Jahrg., S. 166). 192. Passiflora marmorea nennt Linden eine Form der P, Vespertilionis mit marmorirten Blättern. 193. Passiflora sanguinolenta Mast, et Lind, stammt aus Kolombien und besitzt an der Basis herzförmige Blätter, welche an dem oberen Theile aber in 3 Abschnitte zerfallen, von denen der mittelste rudimentär bleibt. Die behaarten Rau- ken sind länger, als die Blattstiele, und die roth- violetten Blüthen haben an der Basis keine Deck- blätter. 194. Pavetta aurantiaca wird von Groe- newegen et Co. in Amsterdam empfohlen und zeichnet sich durch orangenfarbene Blüthen aus. Ob sie zu einer der bereits beschriebenen Arten dieses früher mehr beliebten Blüthenstrauches gehört, oder in der That eine neue Pflanze darstellt, vermögen wir, ohne sie selbst lebend vor uns zu haben, nicht zu entscheiden. Dasselbe gilt von der Pavetta Ox- leyana, welche nach Groenewegen eine rosenrothe Farbe haben soll. Dagegen ist Pavetta incarnata Bl. eine bekannte Art, von der derselbe Handels- gärtner aus Amsterdam jetzt eine weissblühende Form in den Handel bringt. Wir bemerken übrigens, dass Pavetten und Ixoren sich nicht generisch von ein- ander unterscheiden. (Vergl. 9. Jahrg. der Wocli., S. 217.) 195. Pennantia Cunninghami Miers ist eine Olacinee, welche in Australien einen schönen Baum darstellt und in unseren Gewächshäusern mit ihren lederartigen, rundlichen und auf der Oberfläche glän- zenden Blättern eine hübsche Dekorationspflanze werden wird. Die 4 bis 6 Zoll grossen Blüthen bil- den am Ende der Zweige breite Traubendolden. 196. Seitdem Peperomia marmorata Hook, (ariaefolia Hort.) als eine hübsche Miniatur -Blatt- pflanze in den Handel gebracht wurde, hat man auf diese niedhchen Pfeftergewächse sein besonderes Augenmerk gerichtet. Schon in Petersburg hatte A. Verschaffelt eine Peperomia ausgestellt (siehe 12. Jahrg., S. 181), welche seinen Namen trug, und bereits auch in der Illustration horticole beschrieben und abgebildet ist. Die herzförmigen Blätter be- sitzen hier ausser zahlreichen durchsichtigen Punk- ten noch 5 grosse Flecken von silberweisser Farbe. 197. Eine zweite Peperomia ist in demselben Werke (tab, 26 des vorigen .Jahrganges) als P. re- sedaeflora abgebildet. Auch hier kommen aus der Wurzel zahlreiche , etwas fleischige und ziemlich kreisrunde Blätter vom schönsten Saftgrün hervor und zwischen ihnen erheben sich bis zu 1 Fuss und darüber korallenrothe und mit kleineren Blättern besetzte Stengel, an der Spitze eine weisse Aehre sehr wohlriechender Blüthen tragend. Sie wächst in Neugrauada und verspricht, da sie sich sehr 184 leiclit vermehrt, und im gemässigten Hause ohne MüLc kultivirt werden kann, bald eine der verbrei- tctstCD Pflanzen zu werden. 198. Pcpcroniia eburnca beisst eine dritte Art dieses Gescblecbtes, welche Linden jetzt in den Handel bringt und cbent'alls in Neugranada zu Hause ist. Sie bildet dichte Rasen und kann die Höhe von über 1 Fuss erhalten. Die fast kreisrun- den Blatter besitzen zwar eine schöne, tVeudiggrUne Farbe, diese erscheint aber am Mittcinerv mehr der eines Smaragdes ähnlicii; ausserdem haben sie ziem- lich lange Stiele, von einem weissen Filz überzogen, deren Farbe mit dem Grün der Blattfläche einen angenehmen Gegensatz bilden. l'J'J. Eine vierte l'eperomia, welche den Namen P. velutina iUhrt, wäclist in den Wäldern des Freistaates Ecuador und unterscheidet sich von den meisten anderen Arten dieses Geschleclites durch einen krättigern Wucfis, indem der beblätterte Sten- gel sich mehr erhebt. Die Blätter erinnern, beson- ders im jugendlichen Zustande, cinigermasseu au die Petolen, vor Allem an einige AneeochilusArtcu. Die Blätter besitzen zwar eine sannnctgrline r>ber- flächc, diese wirft aber einen Silberschein zurück, der längs des Mittelnervs selbst zur Silberbindc wird; die Unterfläche ist dagegen auf lachsfarbiger Unterlage grün marmorirt, während endlich die Blatt- stiele und Stengel weinroth crschcineu. 200. Von l'eristro jdie angu.stifolia N. v. E. ist durch Grüne wegen in Amsterdam eine bunt- blättrige Form, indem die Mitte der elliptisch- lan- zettförmigen Blätter eine gezackte und ziemlich breite Längsbindc von goldgelber Farbe besitzt, in den Handel gekommen. Die Pflanze bildet sonst einen niedrigen und veiästelten Weichstranch und wird von Fr ö bei in Zürich zum Auspflanzen in Tep|>ichgärten empfohlen. V^aterland sind die grossen Sunda- Inseln. 2<)1. Persoonia acerosa Sieber, latifolia Andr. und pinifolia H. Br. sind ."l Proteacecn aus Neuholland, von denen Iluage und Schmidt in Erfurt Samen anbieten. Genannte Handelsgärtner haben durch die Einführung neuer Proteaceen sich um unsere Kalthaustiürtnerei ein grtisscs Verdienst iTworben; hoftentlich gelingt es ihnen auch wie- derum, die Aul'mcrk^amkeit der Pflanzen-Liebhaber auf diese Familie mehr hinzulenken. Nur in wenig OUrtcu reicher Privaten, mehr in der Provinz, als in den Hanptstäilten, findet man no.ch schöne Exem- plare von Banksien, Proteen, (irevilleen u. s. w., die dann auch in der besseren Jahreszeit im Freien einen grossen Schmuck bilden. P. pinifolia R. Br. und acerosa Sieber ha- ben dieselbe Gestalt und dieselben harten, nadelför- migcn, aber mit einer Furche versehenen Blätter und unterscheiden sich hauptsächlich dadurch von ein- ander, dass die zuletzt genannte Pflanze völlig un- behaart ist, die jungen und dichtbeblältertcn Sten- gel der erstercn hingegen einen weichen und feinen Ueberzug besitzen. P. latifolia Andr. hat da- gegen flache, aber ebenfalls harte Blätter von ellip- tischer Gestalt. In ihrer Jugend sind diese, wie die Zweige, graufilzig. Nach Jle isner (DC. prodrom. XIV, 1, 240) ist diese Art nur eine breitblättrigo Form der P. 1 a u c e o 1 a t a. (ForUeUunf folgt.) Aiitturder iiiig. Mit Untersuchungen über diu Einfluss der Kälte auf die Vegetation beschäftigt, wäre es mir höchst erfreulich, Mittheilungen über die uachthciligen Wir- kungen zu erhalten, welche unsere Kulturen in den beiden letzten Wintern erlitten, also Angaben über die beschädigten Holzgewächse mit Berücksichti- gung ihrer Lage, der herrschenden Windrichtungen, der etwa angewandten Schutzmittel, sowie Bestim- mung der Schneelage und der Tiefe der gcfroruen Erdschicht, deren bis jetzt fast ganz ausser Acht gelassene Beschafl'enheit hierbei von grösstcr Bedeu- tung erschcijien. Ausser dem Verhalten unserer Obstbäume, Rosen u. s. w. wünschte ich bei die- sen Mittheilungen noch berücksichtigt zu sehen die weisse Akazie, Platane, Paulownia, den Bohncubaum, Hex- und 'J'amarix-Arten, unsere einheimischen Gin- ster (Spartium scoparium), der sonderbar genug auch erfriert. Von den in den letzten Jahren eingeftlhrten Na- delhölzern sind die Wellingtonien, die sjiauische Fi- nus Pinsapo, ('iipressus Lawsoniana, Thuja gigantea u. a. hier überall erfroren, uicht aber Thnjopsis bo- rcalis, Piuus Nordmanniana, Thuja plicata und Rc- tiuospora obtusn. Dankbar würde ich diese Beob- achtungen emptangon, namentlich von den Ortcu, wu, wie zu Ratibor, firäditz, Bunzlau und Görlitz, sich meteorologische Stationen befinden. Sic dürften uus in den Stand setzen , durch Ermittelung der für nuKor Klima passenden Kulturen zahllosen rcrgcb- lichcn Kulturen vorzubeugen. Breslau, dm IS. Mai 1S71. i ■|>«'i-l . Direktor dci l>glauisclicii Uaiteiu. V'erUg von Wicpniidt jt Ilcnipcl in llcritu, Zlmmtr StrUM Na. VI. Druck der C. Keialcr'Klirn Rurbdnickcrei (L, Uewei), Bvfllo. MoniSinH« Ko. U. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaoes in den Konigl. Prenssisctien Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : I*r*ofessor I>r. Karl Kl och., General - Sekretär des Vereines. No. 24. Berlin, den 17. Juni 1871. Preis des Jahrganges 5J Thlr., sowohl de. bei Bezug durch den Buchhandel, als auch > deutsch-österreichischen Post-Vereines. franco durch alle Post-Anstalten Inhalt: G. A. Pintelmann. Von Karl K Dch. — Bericht über die neuesten Pflanzen (Fortsetzung.) Bei der Festsetzung des Tages zur Feier des Stiftungsfestes des Vereines war es nicht bekannt, dass der feierliche Einzug der Truppen am 16, und das Friedens - Dankfest am 18. d. M. stattfinden würden. Es ist deshalb im Einverständniss mit dem Festausschuss beschlossen worden, am nächsten Sonntag den 18. d. M. das Stiftungsfest nicht zu feiern, dagegen am Dienstag den 27. d.M. bei Gelegenheit der mit einer Aus- stellung verbundenen Monats-Versammlung im botanischen Garten hierüber weiteren Beschluss zu fassen. I>er Vorstaiici. G. A. Fintelmann. Von Karl Koch. Der Dritte, der iu der Gärtnerei Bedeutendes geleistet und unausgesetzt in deren Interesse gewirkt hatte, um schliesslich in den ersten Monaten dieses Jahres abgerufen zu werden, war G. A. Fintel- mann, zuletzt Hofgärtner auf der Pfaiieninsel. Sein Vater war zwar Kaufmann, aber Sohu eines für die damalige Zeit bedeutenden Gärtners, der schon unter Friedrich dem Grossen Anerkennung seiner Verdienste fand, und wiederum einen Gärtner zum Vater hatte. Es wäre wohl um so interessanter zu erfahren, wie weit der gärtnerische Stammbaum in der Fintelmanu'schen Familie hinaufgeht, als nicht wenige Vorfahren des jetzt verstorbenen G. A. Fintelmann bereits im Dienste, zunächst der Ho- heuzollern'schen Könige und gewiss auch schon der Kurfürsten, welche bekanntlich für Landeskultur, hauptsächlich auch für Obst- und Gartenbau, ein besonderes Interesse besassen, gestanden haben. Obwohl sein Vater, wie oben gesagt, Kaufmann in Berlin geworden war und sich damit dem gärt- nerischen Stande entfremdet hatte, so wurde doch der Sohn wiederum ein wenigstens ebenso eitriger Gärtner, wie sein Grossvater und sein ihm 7 Jahre vorausgegangener Onkel, der als Königlicher Ober- Hofgärtner im 81. Jahre zu Charlottenburg verstor- bene Ferdinand Fintelmann, über dessen Leben wir früher (7. Jahrg., S. 6) berichtet haben. G. A. Fintelmann ist am 30. Juni 1803 in Berlin geboren. Auf dem Gymnasium zu Potsdam erhielt er seine erste Bildung und kam dann am I.Juli 1819 als Lehrling zu dem eben genannten Onkel, der damals noch Hofgärtner auf der Piauen- insel war. Hier blieb er bis zum Jahre 1822 und trat dann als einjähriger Freiwilliger bei den in Berlin stehenden Garde -Pionieren ein. Zu gleicher Zeit Hess er sich an der Universität immatrikuliren und besuchte mit grossem Eifer naturhistorische, be- sonders botanische, aber auch ästhetische Vorlesun- gen, um sich eine wissenschaftliche und zugleich künstlerische Grundlage zu einer höheren gärtne- rischen Ausbildung zu verschaffen. Den botanischen Garten besuchte er so oft, als die Zeit es ihm er- laubte, um seine Kenntnisse auch in der ausländi- schen Pflanzenkunde zu vermehren. Damals lebte auch ein Privatmann iu Berlin, J. S. Kecht mit Namen und ein Lackirer seines Standes, der sich mit grosser Vorliebe mit der Kultur der Weinrebe beschäftigte und einen eigenthüm- lichen Schnitt der Weinrebe, der auch jetzt noch seinen Namen trägt und die verdiente Anerkennung findet, ersonnen hatte, um nicht allein einen reiche- ren Ertrag, sondern auch bessere Beeren zu erzielen. Sein Buch: Verbesserter praktischer Weinbau in Gärten und auf Weinbergen, erschien bereits zum ersten Male im Jahre 1814 und machte sogar am Ehein um so grösseres Aufsehen , als daselbst eine Anzahl Sachverständiger die Kecht 'sehe Kultur- 24 186 Metliode in hohem Grade anerkannten iintl, von der Regierung zur Abgabe eines Urtheils aufgefordert, ihr vor einer zu gleicher Zeit aufgestellten andern Methode von Seiten des eJBässischen Pfarrers Krä- mer den Vorzug gaben. Die Koblenzer Regierung hielt die Kocht'echc Methode deshalb fUr so wichtig, dass sie sie in ihrem Amtsblattc vom Jahre 1824, wo bereits die 3. Auflage des genannten ]5uches er- schienen war, empfahl. Der AVerth des Buches ist trotz der gewichtigen neuem Erfalirungon in der Kul- tur der Weinrebe später noch niclir erkannt worden. Der Verfasser starb kurz darauf im Jahre 1825; der Sohn, S. W. Kecht, setzte aber die Kultur- versuche seines Vaters fort, um die Metiiodo einer noch grösseren \'oiikoramenlieit entgegcnzufUhrcn. Das Verlangen nach Bciciirung darin wurde natür- lich beim Weinbau treibenden Publikum grösser, so dass, in kurzen Zwisciienriiumen aufeinander folgend, noch vier Auflagen sich nothwendig machteu. Die letzte erschien 1H50. Auch unser junger O. A. Fintelmann interes- sirte sich für die iiim bis dahin fremde Kultur der Weinrebe und versuchte nicht vergebens, mit dem einfachen, aber intelligenten Erfinder dieser neuen ^Methode in \'erbindung zu treten und Belehrung zu erhalten. Der gelehrige Schüler wurde von J. S. Kecht selbst eine Zeitlang in dem Ciarten beschäf- tigt. Diese hier erhaltene Belehrung hat, wie ich später selbst aus dem Mundo unseres G. A. Fin- telmann vernommen, einen nicht geringen Einfluss auf seine ganze Richtung aungeübt. Er sah ein, dass das mechanische Wissen in der Gärtnerei, wenn es nicht geistig unterstützt werde und von einem rationellen Verfahren begleitet sei, wohl einem ge- wöhnlichen Gartenarbeitcr genügen könne, nicht aber dem gebildeten Gärtner, wie er ihn ver- lange. Bei .Micin , was der Gärtner thne, dürfe er da- her nicht allciu mcchaui.tch arbeiten, sondern müsse nach seiner Ansicht den obwaltenden Umständen Rechmuig tragen, d. h. rationell vtTfiihrcn. Es sei dieses selbst bei den scheinbar unbedeutendsten gärt- nerischen Arbeiten, wie z. B. beim Gicsscn, der Fall. Man könne durch zu viel und zu wenig Gicsscn den Pflanzen sehr schaden, sie selbst tödten. Die Enipyrio, d. h. die Praxis allein lasse selbst den geübtesten Ctärtncr bisweilen im Stich: man müsse daher suchen, bei jedem Verfuhren sich der Gründe bcwusst zu werden, und Alles auf wissenschaftliche Grundsätze zurückzuführen. Dazu sei ober vor Allem eine einigermassen wissenüchaftliclio Grundlage noth- wendig. (f. A. Ein telmann sagte oft, dass er noch viel zu wenig gelernt habe und suchte bis in sein spätes Alter »ich durch Studien in seinem Wissen zu vervollkommnen. Hauptsächlich beschäftigte er sich mit Botanik, die seiner Ansicht nach jedem Gärtner unentbehrlich sei. Er liebte aber hier das reelle ' W'issen und verlor sich deshalb nie in Spekulationen oder philosophischen Träumereien. Jede Ansicht, meinte er, müsse durch Experimente bekräftigt wer- I den, wenn sie Werth haben solle. I In der That hat auch G. A. Fintelmann sein ganzes Leben hindurch, besonders in der Zeit, wo j er auf der Ptaueninsel als Ilofgärtner seinen nach I Charlottenburg versetzten Unkel Ferdi nand Ein- { tclmann ersetzt hatte, experimentirt, d.h. Kultur- J Versuche gemacht. Erhielt er einen Erfolg, so war er zwar erfreut, aber doch noch keineswegs völlig befriedigt; er expcrimentirte von Neuem, um viel- leicht einen noch besseren Erfolg oder diesen auf andere Weise zu erhalten. Dass ihm sehr viele Ex- ' pcrimcntc oder Kultur -Versuche dabei misslangen, kann man sich denken. Nicht mit Unrecht wurde ihm daher, besonders von Seiten seiner Behörde, I vorgeworfen, dass er viele Pflanzen todt experimen- tirt habe. Seine Ertahrungen, mochten die Metho- den Erfolg gehabt haben oder misslungen sein, j theilte er, vor Allem jüngeren Gärtnern, gern mit. Ueberhaupt regte er im hohen Grade an. So streng er sonst sich, namentlich gegen SchlalTheit imd Un- ordnung, zeigte, so hingen doch alle jungen Leute, denen es mit dem Lernen Ernst war, mit grosser , Liebe an ihm und standen zum Theil sputer noch, j wenn sie selbständig geworden, mit ihm im schrifi- ! liehen Verkehr, entweder um Rath von ihm zu ver- langen oder ihm eine interessante Mittheilung aus dem grossen Bereiche der (Järtnerei zu machen. Die Anregung, die er gab, ist ein charakteristischer ! Zug durch sein ganzes Leben hindurch bis zu sci- [ nem Tode gewesen. I Ich kehre von der hier gegebenen Charakteri- I stik G. A. Fintelmann 's zu der Zeit zurück, wo, wie ge.>tagt, dieser die ihm eigenthümliehc Lebens- richtung zwar nicht erst erhielt — denn sie mag I ihm angeboren gewesen sein — in der sie aber doch I den ersten .Ausdruck von Bebstbaucs zu vervoll- kommnen. Sein Onkel war darin ein tüchtiger Prak- tiker und verinnchtü wohl, ihm Anleitung zu ge- ben, um sich ullmuhlig mehr Kenntnisse über die bei der Fruchttreiberei obwaltenden Prinaipion au vcrschafiTcn. Dieser Eifer des jungen Gärtners und sein Stre- ben nach höherer Ausbildung wurde von seiner Be- hörde auch erkannt, l.'m ihm noch mehr Gelegen- heit zum Lernen zu geben, erhielt er auf den Vor- schlag seines Chefs, des damaligen Gartendirektors 187 Lennc, ein Reise-Stipendium, was er besonders zu einem längeren Aufenthalt in den Ländern , resp. Städten, wo damals die Gärtnerei in höchster Blüthe stand, benutzte. Er verliess noch im Winter des Jahres 1824 die Pfaueninsel und brachte die ersten 5 Monate des Jahres 1825 in Wien zu. Es unter- liegt keinem Zweifel, dass die grossartigen Anlagen von Schönbrunn und Laxenburg auf die ästhetische Ausbildung des strebenden Gärtners Einfluss gehabt haben ; Landschaftsgärtuerei gehörte aber nicht zu den Theilen der Gärtnerei, welche er mit Vorliebe betrieb, so sehr auch er ihre Bedeutung erkannte. Am meisten interessirten ihn zu Wien die Anauas- treibereien. Im Juni 1825 ging er nach Münchep. Nach seinen eigenen Mittheilungen beschäftigte er sich hier hauptsächlich mit den verschiedenen Vermeh- rungsarten der Pflanzen; die grossartigen Sckell'- schen Schöpfungen in Nymphenburg, wo er seinen Aufenthalt genommen hatte, sowie die in der näch- sten Nähe von München, machten aber wiederum nicht den Eindruck auf den jungen Mann , wenn sie auch auf die Richtung seines Geschmackes ein- gewirkt haben mögen. Im Oktober 1825 verliess G. A. Fintelmann München und nahm auf der Reise nach Holland, wo schon seit alten Zeiten die Gärtnerei auf einer hohen Stufe gestanden hat, jede Gelegenheit wahr, um berühmte Gärtnereien oder Anlagen zu sehen. Erst im December 1825 kam er nach Harlem und fand in der berühmten Handelsgärtnerei von Schnee- voogt daselbst eine freundliche Aufnahme. Hier wurde ihm unter Anderem eine reiche Bibliothek von Gartenschriften dargeboten, die er eifrig be- nutzte. Vor Allem wendete er aber seine Aufmerk- samkeit der dortigen Zucht von Blumenzwiebeln, so- wie den Treibereien von Obst und Gemüse, nur durch Anwendung von Mist, zu. Im August 1826 ging er nach Paris und be- schäftigte sich hauptsächlich daselbst mit der Be- handlung der Topfzierpflanzen; am meisten inter- essirte ihn aber daselbst die feinere, sog. französische Obstzucht. In dem bekannten Soulange-Bodin, Besitzer des Fromont'schen Parks in Ris bei Paris und Verfasser der in gärtnerischer Hinsicht werth- vollen Annales de Fromont, fand er einen vorzüg- lichen Lehrer, der sich ebenfalls des jungen streb- samen Mannes auf liebevolle Weise annahm. Nach den verschiedenen Jahreszeiten beschäftigte ihn Sou- lange-Bodin vom August 1826 bis August 1827, wo G. A. Fintelmann in und bei Paris sich auf- hielt, meist wochenlang in den verschiedenen Zwei- gen der Gesammtgärtnerei. Bollwiller, dieser seit, wenn ich nicht irre, über 300 Jahren durch seine Gärtnerei berühmte Ort auf der östlichen Seite der Vogesen im Elsass, war der nächste Punkt, dem er noch im Spätsommer des Jahres 1827 sich zuwendete. Obst- und Gehölz- zucht spielen in Bollwiller bekanntlich eine grosse Rolle. Daher fand G. A. Fintelmann hier vor Allem Gelegenheit, sich in dem mit besonderer Vor- liebe sein ganzes Leben hindurch gepflegten Theile der Gärtnerei, nämlich in der Wildbaumzucht oder der Dendrologie, zu vervollkommnen. Nach einiger Zeit ging unser junger Gärtner wiederum nach dem Rhein, und zwar zunächst nach Karlsruhe und von da nach Düsseldorf, wo damals grade durch Weihe die schönen Anlagen in's Le- ben gerufen wurden. Um so mehr benutzte G. A. Fintelmann von Neuem hier die Gelegenheit, An- leitung in der Anfertigung von Kostenanschlägen und Ausführungen von Plänen in der Natur zu er- halten, als Weihe ihn während der Winterzeit be- schäftigen wollte. Er blieb bis in den April des nächsten Jahres in Düsseldorf und führte bis dahin Alles, was ihm übertragen worden war, zur vollen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten aus. England war das Land, wohin er sich auf dieser grossen, für sein ganzes Leben so einflussreichen Reise zuletzt wandte. Seine Mittel waren bis dahin leider ziemlich aufgezehrt worden ; er hätte sich selbst nur kurze Zeit in dem Inselreiche aufhalten können oder doch als Gartengehülfe in irgend einer Gärtnerei eintreten müssen, was ihm nicht sehr viel genützt hätte. Zudem war im Herbste sein Urlaub bereits abgelaufen; er musste demnach die Zeit bis dahin gut auszunutzen suchen, wenn ihm der Aufenthalt jenseits des Kanals den gewünschten Vortheil brin- gen sollte. Da erhielt er von seinem freundlichen Lehrer und Protektor Schneevoogt in Harlem glücklicher Weise den Auftrag und damit die Mittel, das vereinigte Grossbritannien zu bereisen. Wenn er auch jetzt die Pflicht hatte, im Interesse der hol- ländischen Gärtnerei Handels-Verbindungen anzu- knüpfen, so war er doch so gestellt, dass er fortwäh- rend dabei seiner eigenen Ausbildung leben und be- liebig an Orten , wo diese ihm besonders geboten war, sich aufhalten konnte. Auf diese Weise be- kam er in den 3 vereinigten Königreichen: Eng- land, Schottland und Irland, Alles zu sehen, was irgend in gärtnerischer Hinsicht wichtig war, und erlernte ausserdem noch die englische Sprache voll- ständig, so dass er, nach Deutschland zurückgekehrt, unausgesetzt mit den tüchtigsten Gärtnern England's in Verbindung bleiben konnte. Am längsten ver- weilte er, wie man sich wohl denken kann, in und bei London selbst, ausserdem in Dublin, Glasgow, Edinburgh und Liverpool. Das, was er hier gelernt hatte, setzte, wie er später sich gegen mich aus- drückte, der ganzen Reise die Krone auf. Im Ok- 24* 188 tober reiste er nach Harleni, um daselbst Recben- Bchaft abzulegen, iiiul kebrtc kurz bicrauf enfllicb über liamiover, Kassel und Weimar nach Potsdam znrUck, wo er alsbald wiederum aut" der Pfauen- insel als rjohilltc eintrat. Hier blieb G. A. Fintelmann bis zum 30. Mai 1831, war aber bereits das Jahr vorher zum Kö- niglichen ObcrgthUlfen ernannt worden, und siedelte dauu in gleicher Eigenschaft nach Sans.souci über, wo damals der Vater der jetzigen Ilofgiirtncr Her- mann und Emil Sello in Sanssouci und am Neuen Palais, Louis Sello, als Ilolgärtncr finigirtc. Auch hier war seines Hlcibcns mir kurze Zeit, da er im Herbste 11^32 zum Hofgärtner in Paretz, dem freundlich gelegenen Landsitze Friedrich Wilhclm's des Dritten, ernannt wurde. Hier ist es, wo er zum ersten Male mit dem Vereine zur Pcförderung des Gartenbaues, an dem er seitdem den grössten An- theil nahm und zu dessen Ansehen er viel beitrug, in Verbindung trat. Eine Anzahl von Abhandlun- gen tlber Chanipignonzucht, welche eingeliefert wa- ren, halte der Mitglieder Aufmerksamkeit besonders auf diesen Gegenstand gelenkt. Ci. A. E intelman n war auf seinen Reisen in Frankreich und England, wo die Champignons mit grossem Erfolge gezogen werden, viel Gelegenheit geboten, deren Kultur da- selbst genau kennen zu lernen, und tUhltc sich des- halb berufen , die von ihm gemachten Peobachtun- gcn nebst seinen eigenen Ansichten in einer beson- deren Abhandlung dem Vereine zu übergeben. Diese interessante Abhandlung ist auch in den altern Ver- handlungen (10. Band, S. 118) abgedruckt worden. Noch wichtiger ist seine zweite .Vbhandlung: „Anwendung und Behandlung von Blattzierptlau- zen und deren Verbindung mit Kankgcwiichsen für Schmuckgruppcn", welche er noch in demselben Jahre durch den damaligen Gartendirektor Lenne dem Vereine übergeben Hess, weil sie auf die ganze damalige Zeit einen grossen Eintluss ausgeübt hat. Die erste Anwendung von Bhittptlanzen zur Aus- schmückung von Sebmuckrtiumen im Freien, in Ge- wächshäusern und in Zimmern gcsihnh durch G. A. Fintelmann und »einen l''rciin(l, den jetzigen Hof- gtfrtncr Hermann Sello in Sanssouci. Letzterem verdankt man besonders die erste Anwendung der (irieiitalischen Heraklcen, sowie der Uliaburberpflan- zcn auf freiem Grunde. Der Verein begrUsste freudig diese neue Richtung in der Ausschmückung von (iärten und trug hauptsächlich dazu bei, dass sie sich rasch weiter verbreitete. Die Anwendung von Blattpflanzen nicht allein im Freien , sondern auch in Zimmern, fand besonders in Berlin und Um- gegend, später in ganz Norddcutschland, solchen Beifall, dass sie schon im Anfange der öOer Jahro ihren Höhejiunkt erreichte. Mit den GOcr Jahren war sie bei uns wiederum im Abnehmen and scheint sich jetzt allmählig zu verlieren , um einer nenen Richtung Platz zu machen. Teppichbeete und Ara- besken oder sonstige aus zwergigen BlUtben- und buntblättrigen Pflanzen angefertigte Verzierungen treten an die Stelle. Dagegen breitete sich die An- wendung von Blattpflanzen im Freien nach Westen allmählig immer mehr aus und wurde vor Allem in Frankreich auf eine Weise beliebt, dass es last zu viel wurde. In der sogenannten Muette am ßois i de Boulogne von Paris wurden bis zur jetzigen I schauderhaften Verwüstung der Stadt durch Frau- ' zosen dergleichen Blattpflanzen in grösster Menge , herangezogen und zur Ausschmückung der öflent- lichen Plätze und Squares benutzt. Wer sich übri- gens bei uns noch für Blattpflanzen interessirt, den 1 verweise ich auf zwei Abhandlungen, worin ich vor längerer Zeit schon in der Wochenschrift über die bei uns angewendeten Blattpflanzen aus der Familie der Solanaceen (3. Jahrg., S. 2sl) und Kompositen (4. Jahrg., S. 225) gesprochen habe. Nur ein Jahr blieb G. A. Fintelmann in Pa- retz, da er schon im Jahre 1833 in Sanssouci die 1 sog. Melonerie, in der nicht allein Melonen, sondern alle Sorten von Früchten und Gemüsen getrieben wurden, übernahm. Auch die Melonerie leitete er nur den AVinter hindurch, denn als sein Gnkel Fer- ' d i nand Ein telm an n nach Charlottenburg versetzt wurde, erwählte die Garten -Intendantur grade ihn, der bereits an Allerhöchster Stelle durch sein reges und geistiges Streben nicht weniger, als durch seine umfassenden Kenntnisse, die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, um der Pf'aueninsel, dem beson- I dcrs in der letzten Zeit seines Lebens sehr gelieb- ten Aufenthaltsorte Friedrich Wilhelm's III., als - Hofgärtner vorzustehen. Die Havel, welche die Pfaueninsel umfliesst, hat fltr die norddeutsche Ebene in landschaftlicher Hin- sicht sehr grosso Reize und bietet in der sonst we- gen ihrer Gede und Unfruchtbarkeit verschrieenen I Mark eine Anzahl schöner Punkte, welche in der monotonen Landschaf't gleich.sam Gasen bilden. Am schönsten ist sie unbedingt da, wo sie eine mehre Meilen lange Inscj, auf der Potsdam mit Sanssouci liegt, bildet. Eben deshalb wurde diese Insel von früheren Königen , vor Allem von Friedrich dem Grossen, aber auch noch früher von einigen Kur- fürsten , zum zeitweiligen Aufcnthaltsorlo erwählt und allmählig so verschönert, dass sie, obwohl ; Leun<5's Absicht, die ganze Insel mit Umgebungen zu einer zusammenhängenden Anlage zu machen, nicht zur Ausführung gekommen ist, jetzt ohne Zweifel als die schönste (tcgend in der ganzen nord- deutschen Ebene anzusehen ist. Nicht weit vom I nordöstlichen Endo der Potsdamer Insel befindot 189 sich die gegen l'/i Stunden im Umkreise enthal- tende Pfaueninsel. Zur Zeit der Kegierung Friedrich Wilhelm's III. •war die Pfaueniiisel einer der beliebtesten Orte nicht allein der Bewohner von Potsdam und Berlin, son- dern auch aller Derer, welche aus der Ferne die Residenz der preussischen Hohenzollern besuchten. Es wurde hier das erste Palmenhaus von Bedeutung für die damalige Zeit erbaut und zu seiner Füllung mit den nöthigen Pflanzen eine nicht unbedeutende Summe bewilligt. Auch eine Menagerie war schon früher auf der Pfaueninsel eingerichtet worden. Aus allem diesem geht hervor, dass G. A. Fintelmann auf der Pfaueninsel zwar eine sehr ehrenvolle, aber auch seine geistigen und materiellen Kräfte sehr in Anspruch nehmende Stelle besass, die er bis in die letzte Zeit hinein, wo er wegen überhand nehmen- der Krankheit seinen Abschied erbeten, zur Zufrie- denheit seiner Vorgesetzten behauptet hat. Wer in jenen Zeiten der letzten Jahre des Kö- nigs Friedrich Wilhelm's III. die Pfaueninsel be- sucht hat, wird sich noch des Glanzes derselben er- innern, der in gärtnerischer Hinsicht nach und nach entfaltet worden war. Es standen reichliche Mittel zu Gebote, die demnach auch erlaubten, nach allen Seiten hin die Schönheiten nicht allein zu erhalten, auch zu vermehren. Man bezeichnet zwar die Pfauen- insel als einen idyllischen Aufenthalt; sie war es auch, aber eines grossen Königs, der ein sehr be- wegtes und resultatvolles Leben hinter sich hatte und, am Ende seines Lebens hier zurückgezogen von der Oeffentlichkeit, wenigstens einige Stunden und Tage, in Ruhe zubringen wollte. Der könig- liche Glanz auf der Insel, sowie ihre reizende Lage, zog aus der Nähe und aus der Ferne zahlreiche Menschen um so mehr herbei, als während der Ab- wesenheit ihres hohen Besitzers Jedermann Zutritt hatte. Leider haben wir keine gärtnerische Beschrei- bung der Pfaueninsel aus dieser Zeit, so interessant sie auch für die Geschichte des grossen Königs sein müsste; vielleicht findet sich im Nachlasse unseres G. A. Fintelmann noch Manches, was Material dazu liefern könnte. Auf jeden Fall wäre es die höchste Zeit, eine solche anzufertigen, bevor sich auch die Erinnerungen allmählig verlieren. Mit dem Tode Friedrich Wilhelm's III. hörte diese Glanzperiode der Pfaueninsel auf; Friedrich Wilhelm IV. hatte bereits das an geschichtlichen Erinnerungen reiche Sanssouci zum Aufenthalte ge- wählt. Damit wurden natürlich der Insel die reichen Mittel entzogen, und eine schöne Anlage nach der anderen musste eingehen. Als in Berlin der zoo- logische Garten errichtet wurde, siedelte auch der Rest der bereits schon kleiner gewordenen Mena- gerie dahin über, und die Pfaueninsel verlor eine der grössten Anziehungen. Damit nahm auch der sonst so frequente Besuch der Insel allmähHg so ab, dass sie jetzt von Fremden und Einheimischen nur noch selten aufgesucht wird. Es ist dieses um so mehr zu bedauern, als sie, abgesehen von den geschichtlichen Erinnerungen, noch sehr viel Schön- heiten bietet, vor Allem wunderschöne Bäume, beson- ders Eichen, besitzt. Im September 1834 war G.A.Fintelmann dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues als Mitglied beigetreten. Damit legte er noch mehr Interesse für ihn an den Tag; hauptsächlich trug er aber zu den grossartigen Ausstellungen in der Singakademie und im Akademie-Gebäude viel bei. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass durch diese Ausstellungen des Vereines ungemein angeregt wurde und dass die Blüthe der Berliner Gärtnerei aus jener Zeit stammt. Das Verdienst des Vereines muss noch um so höher erachtet werden, als er damals ganz allein stand, und ein Vereinsleben, wie es sich später ent- wickelt hat und theoretisches, wie praktisches Wissen mit Nachdruck unterstützt, noch gar nicht existirte. Einen nicht geringen Einfluss auf Hebung der Gärtnerei hat ohne Zweifel auch die Handbibliothek für Gärtner, welche von einer Anzahl von Mitglie- dern des Vereines nach einem bestimmten Plane bearbeitet wurde und sämmtliche Theile der Gärt- nerei nebst Botanik enthält, ausgeübt. G. A. Fin- telmann betheiligte sich dabei und übernahm die Wildbaumzucht, welche 1841 erschien. Leider ist das Werk viel zu wenig bekannt geworden und hat demnach nicht die Verbreitung erhalten, welche es verdient. Die Berliner Ausstellungen unterschieden sich, besonders in den 40er Jahren, wesentlich dadurch von denen England's, dass bei ihnen dem Schön- heitsgefühle Rechnung getragen wurde. Die Auf- stellung war in Berlin eine ästhetische, während jenseits des Kanals dieser für die innere Ausbildung des Menschen so gewichtige Moment gar nicht in Betracht gezogen wurde und die dortigen Ausstel- lungen auch heute noch zum grössten Theile höchst monoton erscheinen. G. A. Fintelmann nahm mit seinen schönen Palmen , Cycadeen und sonstigen Blattpflanzen des Warmhauses, welche er auf der Pfaueninsel kultivirte, eine der bedeutendsten Stellen ein; seine sehr geschmackvoll arrangirten Gruppen wurden vielfach, selbst von Künstlern, bewundert. Der Sinn für Blattpflanzen war bereits beim Publikum, wie wir gesehen haben, geweckt worden; durch die Ausstellungen wurde er aber von Jahr zu Jahr noch mehr erhöht. Man begnügte sich in den Zimmern nicht mehr mit einem Rosentopfe, einer Volkamerie oder einem Rosen- Geranium, auch die Gummibäume und Epheuwände, welche bereits seit 190 den 20er Jaliren eine grössere Verbreitung in den Zimmern erhalten hatten, reichten nicht mehr aus; man sclintc sich nach Mannigfaltigkeit. Die soge- nannte JJrennpalmc (Curculigo recurvata), Piekto- gynen, Monstera Lenncana (Philodendron pertusum) und viele andere durch schöne Blätter oder nur durch reizendes Grün sich auszeichnende Pflanzen wurden bald in so grossartigeni ^lassstabc vermehrt, dass sie sich bald in Zimmern von minder wohlha- benden Bürgern und Handwerkern vorfanden. Man wagte sich bei der Zimmerzuclit oft selbst an edlere Pflanzen, wie Cycadeen, Palmen u. s. w. Wir hatten und haben noch Liebhaber in Berlin, welche 50 und selbst zu Zeiten GO und 7() verschiedene Pal- men-Arten in ihrem Zimmer kultivirten. Einzelne kühne Blumen - Liebhaber, welche weder Garten, noch Gewächshaus bcsasscn, wagten sich sogar an die Kultur der reizenden Petolen und Sammet- blättcr (Anccochiluä und PhysHrus) , und erfreuten Bich zum Theil selbst eines Erfolges. Im Jahre 1S44 wurde G. A. Fintclniann an- statt Professor Klotzsch zum Gcncral-iSekretär des Vereines erwählt. Obwohl die ziemlich weite Ent- fernung seines Wohnortes vom Sitze des Vereines ihm natürlicher Weise sehr hinderlich war, hatte er doch als ausführendes ftlitglied des Vorstandes allent- halben sein Auge, wo es galt, den Verein zu heben und Liebe zu Pflanzen und Blimien zu fördern. Zu- nächst richtete er seine Aufmerksamkeit auf eine bessere und feinere Kultur von solchen Pflanzen, welche sich besonders dazu eignen, damit sie als Einzelpflanze einen höheren Wcrth erhielten und durch eine mehr gefällige und ansprechende Art und Weise der Erziehung auch einen grösseren Eindruck auf den Beschauenden machten. Da eine üppigere Vegetation durch reichlichere und bessere Nahrung unterstützt und solche auch bei diesen Pflanzen ge- geben werden muss, so bezeichnete G. A. Fintel- inann das Verfahren als Maslkultur; in England bezeichnet man dagegen derlei Pflanzen als Schau- l)flnnzcn, eine Benennung, welcher ich mich auch in meinen Berichten und Abhandlungen, sowohl in den Verhandlungen des Vereines, als auch in der Wochenschrift, bedient habe. l'cber diese .Mastkulturon sprach G. A. Eintel- niann in einer besonderen Abhandlung, welche im 1 H. Bande der ersten Ueilio (S. 201) der Verhand- lungen «les Vereines abgedruckt ist, sieh aust'ührlich aus, während kurze Zeit darauf in domsclbcn Bande (ober S. .3f)',t) eine zweite .Vbhandlung über die Leistungen der Engländer bei Kinzclkulturen folgte. Um die Liebe für Kchaupflanzcu zu heben, stellte er Endo Dezember 1H.|.") den Antrag, im A|)ril des nächsten Jahres eine Ausstellung in» Leben zu rufen, wo nur dergleichen ausgestellt werden Rollten. Es wurde genehmigt, und der Verein übergab eine Anzahl von Preisen, um auch die Gärtner zu ihrer Anzucht noch mehr aufzufordern. Der Erfolg war über Erwarten gut ausgefallen. Es wurden von nun an die April- oder Frühjahrs -Ausstellungen neben den Fest -Ausstellungen im Juni beibehal- ten. Die erstercn wurden alle Jahre mehr be- schickt, so dass, zumal man auch neue Pflanzen und eigene Züchtungen später im Programme aufnahm, so vorzügliche Frühjahrs- Ausstellungen entstanden, dass sie selbst bisweilen die im Juni zu verdunkeln schienen. Es waren, abgesehen von den altern in- telligentem Gärtnern , welche Berlin und Potsdam besassen, in jener Zeit noch eine Anzahl tüchtiger junger Kräfte als Obergärtner vorhanden, welche mit ganzer Liebe ihrem Stande ergeben waren und darin einen schönen Ehrgeiz besassen, dass sie selbst mit Opfern und mit noch grösserem Zeitverluste Pflanzen zu Einzelexemplaren heranzogen, welche selbst jenseits des Kan.iles Anerkennung gefunden hätten. Diese jungen Gärtner sind zum Theil noch hier, zum Theil nach auswärts versetzt, wo sie ehren- volle Stellungen einnehmen. Wie alles Irdische wandelbar, so hat sieh jetzt auch diese Vorliebe zu Schaupflanzen allmählig wie- derum verloren. Nur hier und da sieht mau noch einmal einen jener BhUhensträucher a>is den Fami- lien der echten und Kuchliaiden (Ericaceen und Diosmcen), aow-ic der neuholläudischen Schmcttcr* lingsblüthler mit einfachen Blättern, der Akazien u. 8. w. auf Ausstellungen. Wenn auch in England die Liebe zu Schaupflauzcu ebenfalls abgenommen hat, so doch nicht auf diese Weise, wie bei aus. Auf den dortigen Ausstellungen sind sie immer noch am meisten vertreten. Leider wurde bei diesem thätigen, selbst auf- regenden und aufreibeudcn Leben G. A. Fintcl- niann's Gcsundheits-Zustand um so schwankender, als er von Hause aus eine schwache Brust hatte. Er sah sich gezwungen, bereits im Jahre 1648 seine Stelle als (Jcneral-Sekretär beim \'crcine nie- derzulegen, nahm aber fortwährend nicht allein an Allem, was vom Vereine aus geschah, den innigsten Antheil, sondern fing auch damals noch an, eine Vorliebe zu Kulturen im Cirossen, ol»o zur Land- wirthschaft, zu erhalten. Er war ein nicht minder thätiges Mitglied des märkisch- ökonomischen \ cr- oines in Potsdam und nuichto in dessen InterCMC oft Kulturversuchc mit neuen Getreide- oder l'ut- terpflanzen, auch mit GcmUsen. Uiin verdankt man die Einführung eines Futtergrases, de» Bromus Schraderi (auch unter dem falschen Namen Bro- mus und Ceratochloa australis bekannt), was leider bei unseren Landwirthen bis jetzt weniger Ein- gang gefunden hat, als in Frankreich, wo vor- 191 gleichende Untersuchungen die günstigsten Resultate gegeben haben. Der Zustand G. A. Fintelmann's wurde bis- weilen so bedenklich, dass man mehrmals glaubte, er würde nicht oder kaum durch den Winter kom- men. Trat aber das Frühjahr ein, so begab er sich sehr krank in ein Bad oder in's Gebirge, und kehrte wieder gestärkt nach Hause zurück , um fast das- selbe thätige Leben fortzuführen. Nach einigen der- gleichen Reisen erholte er sich selbst so sehr, dass diese einige Jahre hindiirch unnöthig wurden. In diese für seine Gesundheit günstige Zeit fällt auch die Uebernahme des Vorsitzes im märkisch -ökono- mischen Vereine zu Potsdam, den er zum Glück bald wieder niederlegte. Mit dem Ende der fünfziger Jahre besuchte er die Versammlungen des Vereines zwar weniger, nahm aber fortwährend noch den regsten Antheil. Wenn ich schon früher mit ihm sehr oft in Brief- wechsel gestanden hatte, so nahm dieser seitdem noch weit mehr zu. Wir ergänzten uns in dem, was wir trieben. In allem Gärtnerischen belehrte er mich auf's Freundlichste, während ich ihm streng- wissenschaftliche Fragen zu beantworten suchte. Das Wohl der Gärtner lag ihm stets am Herzen; er verlangte, dass ihnen die Stellung im Leben würde, welche ihr Stand verlangt, und klagte oft bitter über die geringe Bildung, besonders derjenigen unter ihnen, welche von Pfuschern auf dem Dorfe herangezogen würden und als Gärtner nach den grösseren Städten kämen. Schlecht und falsch ge- schriebene Pflanzennamen in Verzeichnissen und auf den Etiketten waren ihm ein Greuel; ebenso dul- dete er unter den jüngeren Gärtnern, welche bei ihm waren, keine falsche Aussprache der Pflanzen- namen. Um diese zu vermeiden, hatte er ein Ver- zeichniss der in der Gärtnerei vorkommenden Pflan- zennamen , wo die richtige Aussprache angegeben war, angefertigt, und Hess es Lehrlingen und Ge- hülfen zum eigenen Gebrauche abschreiben. Im Jahre 1858 gründete G. A. Fintelmann mit mir ein Organ, was zwischen Praxis und Theorie, also zwischen dem Gärtner und Botaniker, eine Art Vermitteluug darstellen sollte. Es ist dieses die Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Als im 3. Jahre ihres Erscheinens nach Beschluss des Vereines die Herausgabe eigener Verhandlungen auf- gegeben und die Wochenschrift zum Organ dessel- ben ernannt wurde, trat G. A. Fintelmann von der Redaktion zurück, hat aber bis zu der letzten Zeit sie wesentlich unterstützt. In den 60er Jahren wurde mit dem höheren Alter auch sein körperlicher Zustand noch schwächer, Er sah sich immer mehr gezwungen, sich vom öf- fentlichen Leben zurückzuziehen und nur noch seinen Freunden zu leben. Endlich trat die Nothwendig- keit ein, um seinen Abschied zu bitten, den er auch im vorigen Jahre mit seinem vollen Gehalte und freier Wohnung in Sanssouci erhielt. Die ihm bis dahin zu Hause gebliebene Tochter pflegte zwar den allmählig immer schwächer werdenden Vater auf die rührendste Weise; es war ihm aber versagt, noch dieser Tochter Hochzeit beizuwohnen. Er starb am 1. März dieses Jahres. Ausserdem hinterlässt G. A. Fintelmann noch 4 Kinder, 3 Töchter und 1 Sohn, der sich ebenfalls dem Gärtnerstande gewidmet hat und mit gleicher Liebe, wie sein Vater, diesem ergeben ist. Die Töchter sind bereits, mit Ausnahme der jüngsten, welche ihn pflegte und Braut ist, verheurathet. Seine Frau, eine Tochter des Steiumetzmeisters Trippel in Potsdam, mit der er sich im Jahre 1832 verheu- rathet hatte, war schon 1866 gestorben. ^erit^t üOer Die neue|ten PfTan^en. (Fortsetzung.) 202. Als Pilea callitrichoides Kth hat L. van Houtte in Gent eine kleine Urticacee im Ver- zeichnisse, welche von P. serpyllifolia Wedd. nicht verschieden ist. Es stellt ein interessantes Pflänzchen insofern dar, als während der Blüthezelt kleine Staubexplosionen sichtbar werden. Diese ent- stehen dadurch, dass die Staubbeutel plötzlich platzen und den Blumenstaub herauswerfen. Man kann dieses leicht dadurch befördern, dass man seine Hand in's Wasser taucht und die Pflanze etwas bespritzt. Va- terland sind Mexiko und Kolumbien. 203. Piper Fukokadsura Sieb, schliesst sich dem P. Artanthe Gas. DC. (Artanthe Lindeniana Miqu.) an und könnte möglicher Weise, da Japan das Vaterland dieser Piperacee ist, bei uns, wenig- stens bedeckt, auch im Winter im Freien aushalten. Männliche und weibliche Pflanzen unterscheiden sich auch dadurch, dass die ziemlich grossen Blätter der ersteren breiter sind und eiruud-zugespitzt erschei- nen, während die der letzteren eine eirund-lanzett- förmige Gestalt haben. Ausserdem ist die Substanz dünn-lederartig und mit durchsichtigen Punkten ver- sehen. 204. Pitcairnia Karwinskyana Schult, ist eine der schönsten Bromeliaceen, welche schon früher in den Gärten war und wiederum eingeführt wurde. Klotz seh beschrieb sie zweimal als neue Pflanze, einmal als P. ringens und dann als P. Warsze- wicziana; ausserdem kam sie aber auch als P. phoenizea in den Gärten vor. Die Pflanze ge- hört zu der Abtheilung der Pitcairnien, wo die un- 192 tcr.tteii, kurzen und harten liliitter am Eande sehr dornig sind, die übrigen aber breitgru.siibiilieh und auf der Unterfläehc grauflockig erscheinen. Die Bchüurothen HiUthcu bilden eine Achre. 205. l'i ttosporuui rubigiuüaum 11. Cunn. Bchliesst sich im äusseren Ansehen den anderen Sträuchcru dieses Gcschleclitcs für das Kalthaus an und besitzt nur insolern einen besuuderen Wcrtli, alä die liinglichcu IMätter auf' der Uutcrtläche eine rostfarbene Beiiaarung besitzen. Die Blüthen bilden Dolden, sind aber nicht in die Augen fallend. 200. l'lanera Japonica Miqu. wurde von Sicbold unter dem Namen Ulmus Keaki aus Japan eingeführt und ist ein um so mehr zu cm- pfuhlcndes (Jehülz, als es unsere Winter aushält. Im V'atcrlaude soll es, obwohl es nur 30 Fuss hoch wird, ein gesuchtes Nutzholz liefern. Es scheint ziemlich rasch zu wachsen und treibt, ähnlich der Celtis uccidentalis, lange und elegant überhätigeudc Zweige, welche mit den dunkelgrünen, 5 Zoll langen und 2^ Zoll breiten Blättern sich sehr gut aus- nehmen. 207. Platyraiscium poljstachjum nennt W. Bull einen stattlichen Baum aus der Familie der SchmetterliiigsblUtliler und zwar aus der Ab- theilung der Dalbergieen, der das fUr die ganzen Leguminosen Eigentliilmlichc besitzt, dass die ge- fiederten Blätter einander gegenüberstehen. Sein hartes Holz ist roth und schwarz gestreil't und be- sitzt deshalb einen hohen Werth in Centrahimerika, wo der Baum zu Hause ist. Die gelben Blüthen bilden kurze Trauben, welche an dem Knoten, wo 2 einander gegenüberstehende Aestc ihren l'rsprung haben, befindlich sind. 208. Podocarpus eupressinu K. Br. findet «ich unter dem Namen Glyptostrobus Hors- fieldii Hort, noch in einigen botanischen Gärten vor und ist in Japan zu Hause. Diese Konil'ere bildet im V'aterlande einen sehr hohen Baum bis über löO Fuss Höhe und besitzt auch in unseren Gürten ein so rasches Wachstlium, dass sie leider nur zu bald die Höhe der Fenster erreicht und da- mit zu gross wird. Diese also bis zu 150 und selbst 1 so Fuss hoch werdende Art besitzt verschieden- artige Blätter, die bald iindclförmig sind und ab- stehen, bald die Form von Schuppen annehmcu und liegend erscheinen. Während diese beiden Formen ober bei den CVpressen auf einander folgen, sind sie bei P. cuprensina zu gleicher Zeit vorhanden. Interesse hat diese Podocarpus- Art schliesslich noch dadurch, dass die Zweige Überhängen. Zu haben ist dicso Art bei Frtibel et Co. iu Zürich. 209. Podocytisus caramauicus Boiss. ist ein interessanter Geisklec aus Kleinasieu, der eiui- germassen an unseren Bohnenbaum erinnert, aber kleiner bleibt. Die schönen, gelben BlUthcn bilden gipfelständigc Trauben. Hauptsächlich unterscheidet diese Art aber die deutlicher gestielte und nicht aufspringende Hülse. 210. Podosaemum gjmnostvJum N. v. E. ist ein jähriges Gras, was seiner braunen Achrcu halber empfohlen wird und zu den Fennichgräscru (Paniceae) gehört. 211. Polyal thia uitidissima Bcnth. und su- bcrosa Beuth. et Hook, sind 2 Annouaceen, die crsterc im wärmeren Neuholland, die andere auf Ceylon wachsend, von denen Haage u. Schmidt in Erfurt jetzt Samen in den Handel bringen. Es sind Bäume mit lederartigen und länglichen Blttt- tern, weshalb sie im Warmhause als Bluttptlanzeu zu kultiviren sind. Blüthen möchten nur selten in der Kultur erscheinen, sind auch nicht von grosser Bedeutung. t> iu 2 Reihen stehende Blumenblätter werden von einem 3blättrigen Kelche umgeben. 212. Ponccletia sprcngelioides 11. Br. ist ein ueuholländischer Blüthenstrauch aus der Familie der Epukrideen und, gleich den meisten übrigen dieser Familie, von nicht bedeutender Höhe. Die aufrechten Aeste und Zweige sind ruthentormig und von den kleinen, aber gedrängt-stehenden, breit läng- lichen und völlig unbehaarten Blättern scheidenartig umfasst. Am Ende der Zweige befindet sich eine röthlich-weisse BlUthc. 213. Po80(|ueria multiflora Lem. ist nicht mit der Pflanze d. N. zu verwechseln, welche iu Ost- indien zu Hause ist und bereits von Blume be- schrieben wurde, sondern wächst in der brasilischen Provinz Santa Katharina, und würde im temperirten Hause zu kultiviren sein. Sic schlicsst sieb zwar den übrigen Arten dieses , den Gardenien und an- deren Kubiaceen ähnlichen Geschlechtes an, hat aber ein freudig grUncs und glänzendes Laub. Die langröhrigen und weissen Blüthen bilden eiid-i';' dige Traubendolden und haben das KigenthUmli • dass ein Blumenabschuitt die übrigen an Länge Uber- trifl't. (ScblOM folft.) I t<-i'i<-Iil i«_:<>'>U- In (iom (t i> |i |ii' rl'ui'licti Auf^atjo übor Küiiui'' :>1- In ■torincho Moniinii'iiti- hat nich (S. 170) ein niiiiii,,'> ii< l.i..' r DriickfohliT eiiiRoKchlichcn. Nicht OuKt.iv Adolph, di-r lIcM im r. Karl Koch, General - Sekretär des Vereines. No. 25. Berlin, den 24. Juni 1871. Preis des Jahrganges 5^- Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Einige Mittheilungen über den jetzigen Zustand und die neueren Einrichtungen der Gärtner- Lehranstalt und Landes- Bauuischule zu Potsdam. Vom Gartendirektor G. Meyer. — Bericht über die neuesten Pflanzen. (Schluss.) — Pla- stische Nachbildungen essbarer und giftiger Pilze von v. Loesecke und Bosemann in Hildburghausen. Dienstag , den 27. Juni, Nachmittags 5 Uhr, findet im Palmenhause des botanischen Gartens eine Ver- sammlung und eine Ausstellung des Vereines statt Einige Mittheilungen über den jetzigen Zustand und die neueren Einrichtungen der Partner -Lehranstalt und Landes- Banin- schuie zu Potsdam. Vom Gartendirektor G. Meyer. Die diesjährige Prüfuug der Eleven der Gärtuer- Lehranstalt fand am 3. April statt, beehrt durch die Gegenwart des Ministers für die landwirthschaft- lichen Acgelegenheiten, Herrn von Selchow Ex- cellenz, und des vortragenden Rathes in diesem Mi- nisterium, Herrn Geheimen Ober - Regierungsrath Hey der. Es hatten unterrichtet und prüften in der Bo- tanik : der Direktor der Realschule zu Potsdam, Baumgardt; in der Physik und Chemie: der Di- rektor der Provinzial- Gevtferbesehule, Laughoff; in der Matiiematik und Feldmesskunst, im Projek- tions- und perspektivischen Zeichnen und in der Laudschaftsgärtnerei: Hofgärtner Mächtig; in der Baumaterialien- und Bauconstruktionslehre, welcher Unterrichtszvi'cig neu eingelegt worden : Privatbau- meister Petzoldt; in der Pomologie, Gehölzzucht, im Obstbaumschnitt, Gemüsebau und in der prakti- schen Gärtnerei überhaupt: Garteninpektor Lauche. Zahlreiche Zeichnungen der Eleven von Blumen und Früchten, in welchem Unterrichtszweige sie der Maler Kenneberg unterrichtete, sowie von Garten- und Parkaulagen und Gebäuden , gaben Zeugniss von den recht befriedigenden Leistungen der Eleven. Nicht minder erfreulich, weil auf alle Fragen sicher und schnell geantwortet wurde, waren die Ergeb- nisse der mündlichen Prüfung in sämmtlichen vor- gedachten Unterrichts-Gegenstäuden. Die Anzahl der Eleven betrug im Frühjahre 1870 24, von denen 8 beim Ausbruch des Krieges in die Ar- mee eintraten; es blieben mithin . . 16, von denen einer entlassen werden musste, ein anderer freiwillig ausschied, so dass die Anzahl der bei der Prüfung, anwe- senden Zöglinge 14 betrug, von denen 2, und zwar einer mit dem Prädikat „sehr gut", ein anderer mit dem Prädikat ^gut", entlassen wurden, und mithin . 12 Eleven von Ostern d. J. ab für die obere Stufe der Anstalt verblieben, welche mit de- nen aus dem Feldzuge wieder zurück- gekehrten 7 den Bestand von 19 ergeben. Neu in die Anstalt aufgenommen sind im April d. J . 5 Eleven; die Gcsammtzahl derselben für beide Ab- theilungen beträgt daher . . . * . 24, von denen 7 im Genuss von Freistellen sich be- finden. Die Unterrichtsmittel der Anstalt sind im Laufe des letzten Verwaltungsjahres wesentlich vervoll- kommnet, theils vermehrt; die Holzsammlung 25 194 allein zälilt bereits über 440 .Species. Ein rcicbhal- ' tiges Ubstkabinet in Wachs bietet den Eleven die GclegcnLeit, die Obstsorten bequem stiidireu zu können; man ist hierbei jedoch nicht stehen gc- ' blieben, sondern liat das vurzllgiichc Obst, welches die Königlichen Gärten und die Uragegend Pots- dams aufzuweisen hatten, den Eleven in 3 im In- i Btitutiünsgebäudo arrangirten mehrtägigen Ausstel- lungen vürgclUhrt , von denen die erste Beerenobst und Kirschen , die zweite I'tlaumeii und anderes Sommerobst, und diu dritte Herbst- und Winter- obst, CiemUso und andere Garteu|irudiiktc entliiclt. Diese Ausstellungen waren auch dem Publikum ge- öffnet und wurden von 4,800 Personen besucht. Auf IG Exkursionen, welche der Inspektor des Instituts leitete, lernten die Eleven die Gärtnereien und Obst- plantagcn Potsdam's und der Umgegend, sowie die sehenswerthesten Gärtnereien Berlin'.'*, näher kennen und würdigen. Auch der Institut.'igarten hat mannigfache, auf die Unterstützung des Unterrichts abzielende Ver- besserungen und Erweiterungen erfahren. Auf der südlichen Seite des Institutsgebäudcs ist, gegen Nor- den, Osten und Westen geschützt, ein Spalier- und Z wergobstgarton angelegt worden, um |den Eleven und dem Publikum Gelegenheit zu geben, die verschiedenen Eormen und Behandlungs- .\rtcn solcher Bäume kennen zu lernen. Man hat hierbei , auch alle älteren und neueren Sorten, über welche zuverlässige Beobachtungen bisher nicht vorlagen, angepflanzt, um über die etwaige Gleichartigkeit mit anderen, über ihre Unterlagen, üaucrhafiigkeit, geeignetste Formen und \Vertli sichere Grundlagen zu gewinnen. Er enthält 850 Bäume in fast ebenso , vielen Sorten und in den verschiedensten Formen, von denen in dem strengen \\'inter 18^""! nur G Stümmchen neuerer, noch nicht geprüfter Sorten etwas gelitten haben , was für die gute Lage des Gorlens und die Dauerhaftigkeit der Supten spricht. Auch IH M nst erhecken, aus ebenso viel Ge- i hölzformen bestehend, zwischen denen die Beete zur Anzucht der besseren Koniferen benutzt werden, sind angelegt worden. Ferner sind auf einem Flächenraum von 114 Quadratruthen GOO offizinello und techniseh-wichtigo Stauden und Sommergewachse, nach dent natürlichen Svstcmc geordnet und mit den hotoniechcn Bezeich- nungen versehen, zu einer bcsondcrn botanischen Ab tili' i hing vereinigt worden. Eine andere beson- dere Abtheilting enthalt das Becrenobst: Johannis- beeren, Stachelbeeren U.S.W. Durch /nxchüttung eine» läng« der Grenze des (i arten» bis dahin vorhanden gewesenen (.trabens und eines entsprechenden .Vuf- trages von Lehm und Moorcrdc gewann man gegen ^ Morgen Laudes zur Kultur verschiedener Moor- pflanzen, Azaleen, Rhododendren. L'm den geeig- neten Boden zu einem angemessen grossen Gc- mUse-Vcrauehsfe Id e und Raum zur Vermehrung durch Steckholz und Ableger zu gewinnen, hat man auf dem andern Theile des durch einen Fahr- weg getrennten Gartens eine bis dahin als Wieso bewirthschaftete Fläche von 2 Morgen Grosse, mit dem Boden aus einem breiten Graben, den man zur Seite gezogen, aufgehoht und 2 Fuss tief rigolt, welches als ein grosser Gewinn für die wirthschaft- lichen Verhältnisse und die Lehrmittel der Gärtner- Lehranstalt zu betrachten ist. Bei der Bewirthschaftung des GemUsc-Versuchs- feldes soll genau Buch und Rechnung geführt wer- den ttber den nach Maass und Gewicht geordneten \'crbrauch und den Erfolg der Düngung mit den wichtigsten Pflanzennährstoffen ; es sollen Beobach- tungen angestellt werden, welche Stoffe vorzüglich bei den einzelnen Kulturen von der Pflanze vcr- werthct werden, wieviel von ihnen in die Erndten überging und wieviel im Boden znrückblieb, um zu jeder Zeit mit möglichster Sicherheit bestimmen zu können, welches Zusatzes und in welcher Menge der Boden desselben bedarf, um für bestimmte dar- auf folgende Gewächse den möglichst höchsten Er- trag zu erzielen. Die wissenschaftlichen Kräfte zur Lösung dieser Aufgabe, soweit sie auf exaktem Wege überhaupt möglieh sind, sind au dem Insti- tute selbst vorhanden. Rechts von dieser neu in Kultur genommenen Abtheilung ist noch eine ebenso grosso Fläche zu einer Stecklings-, Ableger- und Samcnschule und links eine solche zu Dbst ba u mscli u Icn ein- gerichtet, deren einzelne Quartiere mit Ubstboch- stämnien eingcfasst sind, unter denen alle vom po- niologischen \'creine empfohlenen Sorten vertreten sind. Die Sammlung umfosst 50 Sorten Aepfcl, 100 Sorten Birnen, 40 Sorten Kirschen, darunter auch das vorzüglichste Wirthschaftsobst, von denen spater, nach deren nochmaliger sorgfältiger Prüfung, die Landes- Baumschule die Reiser beziehen wird. Diese Bauuireihen enthalten ausserdem noch das Arboretum, nach dem natürlichen Systeme ge- ordnet, und längs des Fahrwege», welcher den Gar- ten theilt, sind fiO Sorten Allt^ebäumc zur ver- gleichenden Betrachtung angepflanzt. Hieraus wolle der Gartenbau-\'erein entnehmen, dass CS der Verwaltung dieser Institute ernstlich darum zu thun i.-t, in der N'erwaltnng derselben ilio bei ihrer Gründung leitend gewesenen wissenschaft- lichen und praktischen Gesichtspunkte zur vollen Gel- tung zu bringen, und dass die nencrn Einrichtungen, da sie mit der grösslen Sorgfalt ousgeführt wurd«i), nicht nur den Instituten, sundern auch dem Publikum, zur Belehrung und zum Nutzen gereichen werden. 195 (Scbluss.) 214. Pourretia yuccoides wird von Linden in den Handel gebracht und soll vollständig das Ansehen einer Yucca besitzen. Die anfangs strahlen- förmigabstehenden und, gleich anderen Pourretien, auf der Oberfläche mit grauweisser, aber abwisch- barer Wolle besetzten Blätter hängen später in einem eleganten Bogen über, sind rinnenförmig mid am Rande scharfgezähnt. 215. Primula japonica A. Gr. gehört zu den Primeln,' wo die Blüthen mehre Quirle über einander bilden. Schon vor längerer Zeit wurde eine andere Art aus dieser Abtheilung aus Japan eingeführt: Primula imperialis (Cankrienia chrysantha de Vr.), welche aber zu keiner Verbreitung gekommen ist. Sie hat gelbe Blüthen, während die Farbe derselben bei P. japonica raagentaroth ist. Fortune, der sie vor 10 Jahren allgemein um Jeddo in Japan in meh- rern Abarten kultivirt fand, schildert sie als eine vorzügliche Akquisition. Die Blätter ähneln denen unserer gewöhnlichen Schlüsselblume (Primula offi- cinalis), die Pflanze wird aber weit grösser, so dass der Blüthenstengel schliesslich selbst eine Höhe von fast 2 Fuss erreichen kann. Die Blüthen stehen in mehrern Quirlen übereinander. 210. Pultenaea scabra R. Br. gehört zu den neuholländischen Sehmetterlingsblüthlern, welche einfache Blätter besitzen und früher vielfach in den Kalthäusern, oft auch als Schaupflanzen, herangezo- gen wurden. Dit orangefarbenen und goldgelben Blüthen sind zwar klein, bilden aber am Ende der zahlreichen Zweige dichte Blüthenköpfe, so dass der niedrig bleibende Strauch ganz damit bedeckt er- scheint. 217. Puya coarctata gibt es nicht, wohl aber Pourretia coar etat a R. et S.; es ist eine baum- artige Bromeliacee, welclie früher in den botanischen Gärten nach Klotzsch .auch als Hechtia planifolia kultivirt wurde. Mit den Dasylirien kann diese Pourretia coarctata, deren ältester Name Puya chi- lensis Mol. ist, während der guten Jahreszeit im Freien zu Gruppen verwendet werden, welche in der That ein völlig ausländisches Ansehen haben. Eine solche Gruppe befindet sich im botanischen Garten zu Berlin und ist in einem früheren Jahr- gange der Wochenschrift (8. Jahrg., S. 209) aus- führlich beschrieben worden. 218. Quamoclit oculata Naud. stammt aus Brasilien und unterscheidet sich von den übrigen Arten dieses Windengeschlechtes durch weit grössere Blätter, welche darin, aber auch in der Gestalt, denen unserer gewöhnlichen Trichterwinde (Ipomoea purpurea oder Pharbitis hispida) gleichen. Die auch grösseren, bald rosa-, bald lilafarbigen Blüthen besitzen einen purpurvioletten Schlund. 219. Quamoclit solanifolia Plum. ist eine bis jetzt wenig bekannte Art, welche durch ihre Einführung besser erkannt werden wird. Sie ähnelt der Qu. occulata, soll aber noch grössere Blumen besitzen. Warum diese Art grade den Namen Qu. solanifolia führt, nach dem mau gefiederte oder doch etwas eingeschnittene Blätter, wie aber die Pflanze nicht hat, verrauthen sollte, wissen wir nicht. 220. Quercus striata Sieb, wächst in Japan und hält vielleicht besser bei uns aus, als die ähn- liche Qu. glabra und die anderen immergrünen Eichen des Orientes und Südeuropa's. Die ellipti- schen, am Rande aber etwas wellenförmigen Blätter haben eine dunkelgrüne Oberfläche, welche von durchsichtigen Längsbindeü von gelber Farbe durch- zogen ist. Nach Linden soll die Abwesenheit der Epidermis auf beiden Flächen die Ursache dieser Erscheinung sein. 221. Ratonia tenax Bentli. ist eine neuhol- ländische Sapindacee, deren Arten früher mit den Cupanien vereinigt waren. Vorliegende Art stellt einen mittelmässig grossen Baum mit abwechselnden und paarig-gefiederten Blättern dar. Diese bestehen in der Regel nur aus 3, bisweilen aber auch aus 2 oder G länglichen oder elliptischen, etwas lederarti- gen und oben glänzenden Blättchen, welche völlig unbehaart sind. Diese Pflanze möchte kaum für unsere Gewäclishäuscr passen, da auch hier, wie bei den übrigen Arten, die rispenbildendeu Blüthen un- scheinlich sind. Interessant ist, dass die innere Fläche der Blumenblätter und die Staubgefässe be- haart sind. 222. Reseda bipinnata Willd. (nicht bipin- natifida) steht der bekannten Reseda alba sehr nahe und möchte ebenso wenig, wie diese, da sie keinen Geruch besitzt, das Wohlgefallen der Liebhaber finden. Sie wächst in Spanien. 223. Retin ospora erecta heisst eine Form der R. obtnsa, welche jetzt in England in den Han- del gekommen ist und sich durch einen pyramiden- förmigen Habitus von der Hauptart unterscheiden soll. Ueber Rctinosporen haben wir uns bereits im 11. Jahrgange (S. 301) ausführlich ausgesprochen. 224. Als Rhaphis humilis wurde in England wahrscheinlich eine Form der gewöhnlichen Rhaphis flabellata ausgestellt und empfohlen. Sie soll sich mehr säulenartig bauen und kleinere Blätter be- sitzen. 225. Rhodarauia trincrvia Bl. bildet einen hübschen Strauch aus der Familie der Myrtaceen, und ist in Neuholland zu Hause. Die jungen Triebe, die Unterfläche der Blätter und der Blüthenstand sind sammetartig behaart. Die immergrünen Blätter 25* 196 sind eirund-lanzettförmig und von 3 Nerven durch- zogen, während die kleinen, weissen HiUtlien im Winkel der Hliitter unregehnässige Büschel bilden. In hotauisclier Hinsicht ist interessant, dass die rund- lichen Beeren nur einfiichrig sind. 22G. Rhododendron Lobbii Viitch ist nicht mit llh. Lowii Loud., der weissblUhcnden Form des Rh. ponticuni, zu verwechseln und wurde von Tho- mas Lobb !Uit der grossen ISunda - Insel Borneo entdeckt. So viel Schönes wir auch ans dem Ge- schlecht der Alpenrosen schon besitzen, .«o nimmt diese doch mit den ersten Rang ein. An der Spitze der Zweige kommen, von lünglichen, aber zuge- spitzten Blättern umgeben, 8 bis 12 karraoisinrothe BlUtlien hervor, die ausserordentlichen Klickt machen. Sic bilden eine 3 bis 4 Zoll lange, an der Basis nach oben gekrümmte Röhre, während der kurze Saum aus ;") eirund-spitzen Abschnitten besteht. 227. R ho. Schk u hri rt abrotanoidcs Roth war frü- her viel in botanischen Garten, kommt aber jetrt kaum noch vor, und ist ein nicht zu verachtendes SnmmergewUelis nus der Kompositen- Abthciluug der Helenieen oder Heliantlieeu, mit denen sie aber im äusseren Ansehen kaum eine entfernte Aehnliclikeit besitzt. Die Pllaiize veriistelt sich sehr und hat durch dio mehrfach feingcticdertcu Blätter ein leichtes 197 Ansehen. Die gelben Blüthenkörbchen sind klein und fast ganz ohne Strahlen. Vaterland sind Peru und Mexiko. 236. Selaginella Martensii ist ein bei uns viel verbreiteter Bärlappsamen. Neu ist die Form, wo die Stengel aufrecht stehen und dann sich erst sehr verästeln und wo ferner die jungen Triebe weiss- gestreift erscheinen. Sie führt in England die nä- here Bezeichnung divaricata alb o-lineata. 237. Semecarpus cuneifolia Wall, möchte nichts weiter sein, als eine Form des in Ostindien wild wachsenden, aber auch kultivirten S. Anacar- dium L. Von ihr stammen die sogenannten Elephan- tenläuse (die Früchte), welche in früheren Zeiten wegen ihrer mit scharfem Harze gefüllten Gänge viel als Arznei gebraucht wurden. Es ist ein schö- ner Baum mit ursprünglich elliptischen Blättern, welche aber bei dieser Art nach der Basis zu keil- förmig verlaufen. Die unscheinlichen Blüthen bil- den gipfel- und achselständige Rispen. 238. Senecio argenteus wurde von Back- house and Sons in England als Beetpflauze in den Handel gebracht. Sie soll buschig wachsen und dabei zwergig sein. Da die fiederspaltigen Blätter mit silbergrauen Haaren dicht bedeckt sind, so macht diese Pflanze nicht wenig Effekt. Als Vater- land werden die Pyrenäen angegeben; sie ist dem- nach von der, welche Kunze unter diesem Namen beschrieben hat und in Chili zu Hause ist, ver- schieden. 239. Senecio ru pestris W. et K. ist dem in der neuesten Zeit ein Schrecken der Landwirthe gewordenen S. vernalis W. et K. sehr ähnlich und wächst weniger auf Feldern, sondern vorherrschend auf Kalkbergen. Dass diese Pflanze, ebenso wie das obengenannte Kreuzkraut, ein hübsches Sommer- gewächs wäre und für Gärten empfohlen werden könne, müssen wir dem Liebhaber überlassen; wir warneu aber, sie zu kultiviren, da man sich mit ihm leicht ein sehr unliebsames Unkraut anschaffen könnte. 240. Silene echinata Otth bildet eine auf- rechte und wenig von der Basis an verästelte Pflanze, welche durchaus mit kurzen und steifen Haaren be- setzt ist. Die Aeste endigen mit keulenförmigen Blüthen , aus denen die rosarothen Blumenblätter herausragen. Vaterland sind Mittel- und Unter- italien. 241. Silene stellata Ait. steht wohl unserer S. nutans am nächsten, wird aber weit grösser, selbst (nach Haage und Schmidt iu Erfurt) 3 Fuss hoch. Eigenthümlich ist ihre knollige Wurzel, aus der mehre wiederum verästelte Stengel, die, gleich den Blättern, fast völlig unbehaart sind, entstehen. Die zahlreichen und langgestielten Blüthen sind keulenförmig und haben weisse Blumenblätter von nicht unbedeutender Grösse. Vaterland sind die Ver- einigten Staaten Nordamerika's. 242. Sophora secundiflora Cav. ist ein mexikanischer und texanischer Schmetterlingsblüthler, der sich durch seine holzige Beschaffenheit wesent- lich von den nordasiatischen Arten dieses auf der Erde zerstreut vertretenen Geschlechtes unterschei- det. Vor 2 Jahrzehnten wurde sie bereits in Paris kultivirt, scheint aber von da keine weitere Verbrei- tung erhalten zu haben. Bei dem vielen Schönen, was wir schon in dieser Hinsicht besitzen, möchte auch seine Empfehlung zweifelhaft sein ; doch bleibt diese Art immer hübsch. Im Vaterlande soll sie einen Baum bilden, dessen gefiederte Blätter anfangs weich sind, später aber lederartig werden. Die blauen Blüthen bilden gipfelständige Trauben. Neuer- dings hat die Pflanze von Scheele, der sie für neu hielt, den Namen Dermatoph yllum specio- sum erhalten. 243. Spathi ph yllum cannaefolium Schott ist die von uns früher schon als Massowia can- naefolia beschriebene Aroidee, die aber bereits längst als eine alte Pflanze als Pothos cannae- folia Gärtnern und Botanikern bekannt war. Sie stellt, gleich den andern Arten dieses Geschlechtes, hübsche Blattpflanzen dar, deren Blattscheide das. EigenthUmliche besitzt, dass sie flach und grün ist. Regel hat sie neuerdings in seiner Gartenflor (ta- bula 640) abgebildet, ebenso das von uns schon früher (im 8. Jahrg. d. Woch., S. 167) besprochene Sp. Minahassae Schott (auf der 637. Tafel). 244. Spergularia azoroides Lieb. (?) ken- nen wir nicht; nach der Beschreibung von Haage und Schmidt stellt sie aber eine ähnliche Pflanze, wie die vor mehrern Jahren empfohlene Spergula pilifera, vor. Wie diese, kann man die Art zum Ueberziehen von Töpfen, um einen schöngrünen Rasen zu ei-halten, benutzen. Ob sie aber Eingang findet oder wenigstens Dauer hat, bleibt dahinge- stellt. 245. Sphaerogyne imperialis wird jetzt von Linden in den Handel gebracht. Sie soll ähnlich der S. latifolia sein. Die schönen grünen Blätter haben eine bedeutende Grösse und stehen wagerecht ab. Durch ihre hervortretende Nervatur erhalten sie noch einen besonderen Reiz. Die kurzen Blatt- stiele und der Stengel sind mit einer rothgelben Behaarung bedeckt, die aber wahrscheinlich, wenn die Pflanze älter wird, sich verliert. Wir sahen sie zuerst auf der Petersburger internationalen Ausstel- lung (12. Jahrg., S. 181). 246. Spiranthes Weirii Rchb. ist eine inter- essante Erdorchidee mit schöngezeichneten Blättern, welche bei 3| Zoll Breite 7 Zoll Länge haben und 198 von einem 3 Zoll langen Stiele getragen werden. Von den buutblättrigcii Orchideen ist diese dcni- iiucli wohl die gröHÄte. Die grUnrothc Oherfläche der IMültcr wird durch weisse Flecken unterbrochen, während die Unterflüchc eine gleichnjüMsigc rothc Farbe besitzt. Die rothen HlUthen werden von weis- sen Dcckbliitterii gestützt und bilden eine lange Achrc. Vaterland ist Ncugraiiada. 247. Sprengelia incarnata Sni. ist eine iieuholliindischc Epakridre, welche einen hübschen und dicht beblätterten JSltithciistrauch bildet. Dio kleinen, eirund-spitzen, völlig unbehaarten Blätter sind an der Basis etwas gcheidcnartig , liegen fest an und stehen nur mit der Spitze ab, dagegen bil- den dio rothen BlUthen, am Ende kurzer und achsel- »ländiger Zweige stehend, grosse Rispen. Möglicher Weise ist sie dieselbe l'Hanze, welche vor einigen .fahren als Styphelia incarnata in den Handel kam und im 1 1 . Jahrgänge (Seite l.Sl?) besprochen wurde. 248. Stella Endresii Kehb. wurde von En- dres in Costarica entdeckt, und blühte 18<>'J und 1^70 in dem botanischen Garten zu Hamburg. AVeiin die Stelis-Arteu keineswegs zu den schöneren Orchideen gehören, so ist die vorliegende Art doch noeli eine, die am meisten zu empfehlen ist. Sic ist ein rasenartiger wachsender Ej)iphvt mit läng- lich • zungonförmigen und an der Spitze ausgeran- deten Blättern. Die grUnlich-weissen Blüthen bilden einseitige Trauben. 241*. Stelis glossula Ilchb. »tanmit ebenfalls aus Costarica und wurde von James Veitch and Sons in riondon eingeführt. Wie die vorige Art, wächst sie rasennriig und macht gleiche Blätter; diese haben aber eine braune Farbe. 2r)(l. S trophanthus Ihillenian ns Mast, sehliesst sich dem von uns im 1 1 . .Jahrgänge (S. .'l'.iUj be- schriebenen Str. caponsis DC. an und bat ebenso seltsame Blllthen, wie genannte Asklepiadec, wächst aber im tropischen Afrika, wo Mann und 'Ihoni- Hon sie fanden. Sic ist eine der besten Lianen und liat länglich -zugespitzte, nur unten behaarte Blätter anl .'! bis -l Linien langen Stielen. Die /.icmlich langrölirigen Blüthen bilden eine Art Schein- d(dde und linbcn einen Kelch mit f) weitabstehenden und schnullen Abschnitten. Die Blumenrohre bc- »it/.t eine helle FIcischlarbe, der Somn ist hingegen gelbgelarbt, jcduch von purpurrothcn Flecken un- lerliroelicn. Den Namen erhielt sie nach dem In- spektor Bullen im botanischen (Jorten zu filos- gow, der sie zuerst in Blüthe brachte. 2r)L Strn thioptcris jnponica wird von Wil- liam Bull in London cinpl'ohleii. Die hcllprl\nen Blätter sind 1 ^ Fuss hing und 1 Fuss breit, gleichen sonst aber der im vorigen Jahrgänge (S. 189) be- schriebenen Str. Orientalis, die ebenfalls in Japan zu Hause ist. Ob die Ptlanzc eine selbständige Art ist oder nur eine breitblättrige Form der Su oricu- talis darstellt, vermögen wir, bevor genaue Unter- suchungen stattgefunden haben, nicht zu sagen. 252. Styphelia triflora Andr. und viridis Andr. sind 2 neuholläudischc BlUthcnsträucher iui Ansehen der erst besprochenen Sprengelia incarnata und demnach ebenfalls der Familie der Epakridecn angehörig, und wurden schon vor einigen Jahrzehn- ten mehr in botanischen, als in I'rivatgärten, kulti- virt. Die erstcrc hat ein blaugrünes Ansebeu und besitzt elliptisch-lanzettförmige und völlig unbehaarte Blätter, während ihre zolllangen und rosenrothcn, an der Spitze aber gelben Blüthen im Winkel der oberen Blätter zu 1 bis 3 auf einem kurzen ge- meinschaftlichen Stiele stehen. St. viridis hat dage- gen ein frisches, grünes Ansehen, und ihre oben brei- teren, sonst aber schmalen Blätter sind nur am Rande scharf, am oberen Ende jedoch mit einer besonde- ren Spitze verschen. Die Farbe der Blätter ist grün. Haage & Schmidt in Erfurt führen noch eine dritte Form unter dem Namen St. brcviflora an. Wir kennen sie nicht und haben sie auch nir- gends beschrieben gel'uuden. Ueber einige Stypbe- lien haben wir übrigens schon ira IL Jahrgange der Wochenschrift (S. 182) gesprochen. 253. Sympbytura officinale lutco-margi- natum ist wabrscbciulicli dieselbe Ptlanze, welche wir unter einer Sammlung bnntblättriger im Jahre istjs in Gent sahen (s. 1 1. Jahrg. d. Wochcnschr., S. 180), und von denen ein grosses Exemplar den Namen S. elegontiss imum ("ührte. 2.54. Syngoniiim albo-lineatum nennt Wil- liam Bull in London eine Liane aus der Familie der Aroideen und aus Centralamerika. Die fusslor- migcn Blätter haben längs des Mitlelnervs eine sil- berweisso Binde, in der Weise, dasa sich die weisse Farbe etwas schwächer, weiter entfernt »ich sogar verlierend, auch an den Hau|)tästen tortsetzt. Da sie im Warnduiusc ouch im grösstcn Schatten w&chst, so ist sie besonders zu empfehlen. S Hietgrä-sern und Binsen, sowie von Far- nen, Moosen und FlecLtcu herauszugeben. VcrUg Ton WicKkiidl Jc Ilompcl in Dcrliii, SlauB«r(ttruio No. t\. Dmck der C. Fci>tcr'iw>irn lliiclidnickcrci (L. Uewts), BwUa, liau-«ua*M K». IS. Wochenschrift des Vereines zur Beförderniig des Gartenbaues in den Eönigl. Prenssisctaen Staaten No. 26. für Ciärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : IPr'ofessor Dr. K^arl Kl och, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 1. Juli 1871. Preis des Jahrganges 5^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Die Aktien - Gesellschaft Flora für Berlin in Charlottenburg. — Notizen über die in den zwei letzten Wintern durch die Kälte in Baumschulen verursachten Schäden. Vom Obergärtner E. Müller. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. III. Sie »HR(icii=c9e|"eirfff)tt(t -f[ora fiit ^erfiii in Ch.arlottenburg'. Wiederum soll etwas Grossartiges In Berlin in's Leben gerufen werden. Es hat sich vor wenigen Wochen eine Aktien - Gesellschaft gebildet, um in Charlottenburg, das nur der Thiergarten von Berlin trennt und das eine Art Vorstadt der nun deutschen Metropole bildet, ein zwar dem Vergnügen haupt- sächlich gewidmetes Etablissement, dem aber ästhe- tische Ausschmückung durch Pflanzen und Blumen, also Luxusgärtnerei, zu Grunde liegt, herzustellen. Diese Aktien-Gesellschaft Flora für Berlin in Char- lottenburg erlässt eben einen Aufruf, der von No- tabilitäten, sowie von bedeutenden Männern der Ver- waltung und des Geldes, unter Anderem vom Für- sten zu Putbus, dem Polizeipräsidenten Berlin's, von Wurmb, und dem Chef des Bankierhauses F. W. Krause et Co. in Berlin, unterschrieben ist und zur Zeichnung auffordert. Bereits ist be- schlossen, das frühere v. Eckard tstein'sche Schloss und die Park - Grundstücke mit gegen 23 Morgen Flächen-Inhalt zu erwerben. Es unterliegt keinem Zweifel, dass der frühere V. Eckardtstein'sche Park mit seinen schönen und grossen Bäumen und dicht neben dem Char- lottenburger Schlosse und Park gelegen, ein Mate- rial für ein dergleichen groasartiges Etablissement darbietet, wie nicht ein anderes Grundstück in und bei Berlin. Das vorhandene Schloss hat nicht allein an und für sich schon bedeutende Räumlichkeiten, die noch vermehrt werden sollen, sondern es wer- den auch noch andere Gebäude, unter Anderem ein Glaspalast, erbaut. Die Pflanzungen brauchen nicht erst geschaffen zu werden, sondern müssten nur, den Zwecken entsprechend, im Einzelnen Modifika- tionen, resp. Umänderungen erleiden. Die dicht am Parke vorbeifliessende Spree Hefert das nöthige Wasser und , da bereits zu seiner Hebung die er- forderliche Dampfkraft besteht, diese auch noch, wenn nöthig , vermehrt werden soll, können grosse Bassins und Wasserkünste leicht hergestellt werden. Dampfschifi'e, zwei Eisenbahnen, regelmässig abfah- rende Omnibusse, welche zwischen dem eigentlichen Berlin und dem Flora- Etablissement eine bequeme und zugleich wohlfeile Verbindung ermöglichen, sind zum grossen Theile vorhanden oder werden bald hergestellt sein. In Berlin, das in kurzer Zeit schon die dop- pelte Bevölkerung erhalten hat und voraussichtlich von Jahr zu Jalir eine noch grössere Bedeutung gewinnen wird, wo jetzt schon täglich gegen 35,000 Fremde sich aufhalten, fehlt ein derartiges Eta- blissement, wie eben hier in's Leben gerufen wer- den soll, zu grossartigen Vereinigungen im Freien sowohl, sowie in gegen Unbilden des Wetters schüt- zenden Räumen, in denen aber eine schöne und zugleich interessante Vegetation in einer Weise get boten wird, dass man wenigstens für kurze Zei- den off'enen Himmel vergessen kann. Ein gross- artiger Wintergarten ist in der That in der Weise, wie er durch die Aktien-Gesellschaft Flora in's Le- ben gerufen werden soll, ein Bedürfniss für Berlin. 26 202 Dergleichen Wintergärten sind in ganz Europa nur wenige. Im grüäsartigsten Masüstabc ist man in London mit dem Krystalipaiast in Sydenham vor- gegangen. In Deutschland c.xistiren nur 2 beschei- dene Wintergiirton in Köln und Frankfurt a. M., wenn sie auch t'iir die Grosse der Stadt villkdiii- nien ihrem Zwecke entsprechen. Die Ausfuhrung eines "Wintergartens war der Licbling.sgcdanke des verstorbenen Fürsten Pückler- Muskau, wie in unserer in der Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues gegebe- nen Beschreibung niitgctheilt wurde (siehe S. 135). Die Idee scheiterte, wie der geniale Mann sich aus- drückte, an seiner Arnuith. Um im Wintergarten den Himmel völlig vergessen zu machen, gehörte nach Fürst Pü ekler eine Ucberdachung von we- nigstens 20 und ;J0 Morgen Landes mit Glas. Dazu wäre aber eine Million, über die er leider, wie er meinte, nicht zu verfügen habe, vielleicht noch mehr, notliwendig. Es ist zu bedauern, dass jetzt, wo sein Gedanke wenigstens annähernd in Wirklichkeit treten soll, mit seinem Tode auch die Pläne mit den lei- tenden Prinzipien verloren gegangen sind. So oft Fürst Pückler auch diese, bisweilen selbst in das grosste Detail eingehend, uns mittheilte, so gehörte doch auch sein Geist zur Ausführung. ^Venigsten« könnte nur Einer, der mehr als wir in der bilden- den Gartenkunst eingeweiht wäre, die Pückler'- Bchcn Ideen auch ausführen. Das Schwierigste bei dieser grossartigen Unter- nehmung wird übrigens weniger sein, den richtigen Mann zu tinden, der eine solche, ihm eigene Idee im Pücklcr'schen Sinne durchzuführen im Stande wäre ■ — Fürst Pückler und Lennrten bezo- gen, und itcheinen sie dem äusseren Ansehen nach Dicht dieselben Pflanzen zu sein, wenn nicht die verschiedenen Unterlagen einen Eiufluss auf das ver- Bchiedi'uo Wuchstliuui derselben haben. Die niedri- gen i'thinzcn sind auf Mahaleb veredelt und jeden- falls echt, da eine der Mutterjiflanzen in diesem Frühjahre zwei Rlunicn brachte , welche rosenroth und halbgefüllt sind. Der iliiehstamm, auf Sauerkirsche veredelt, hat Hoch nicht geblüht. Da auderu Kirschen, z. B. Ce- rasua Avium fl. pleno und Cerasus hortensis fl. p!., ja sogar gewöhnliche Kirschen auch vom Froste gelitten haben, so ist immer noch zu hoflen, dass die hübsche, neue, noch von Siebold aus Japan eingeführte rosenrothe halbgefüllte Sauerkirsche in andern Wintern sich nicht als so zärtlich erweist. Als eines der schönsten Ziergehölze kann, wie es schon an verschiedenen Stellen mit Recht ge- schah, aufs Neue nicht genug empfohlen werden: Prunus triluba (Amygdalopsis Lindleyi), welches sich ! als vollkommen hart bewährt hat; denn wo es litt, war es die Pflaumen - Unterlage, wahrend der ver- edelte Theil bis zum Frühjahre hin gut blieb und erst später zurückging. ! Weigelen, welche sonst auch in harten Wintern leiden, hielten sich im letzten Winter recht gut, wenn I auch die jüngeren Pflanzen und die Spitzen der I älteren etwas zurückfroren. Bei den immergrünen Pflanzen zeigten sich die üblen Einflüsse des kalten Winters besunders an Hex, Buxus, Hedera hibernica und verschiedeneu Koniferen. Bei den genannten Pflanzen zeigte sich grösstentheils der böse Einfluss der Wintersonne, I indem die der Sonne ausgesetzten Pflanzen mehr litten, als andere, welche vor den Strahlen derselben geschützt waren. Doch kamen auch umgekehrt Fälle I vor, dass Exemplare von den genannten Pflanzen- familien, resp. Gattungen, in voller Sonne unversehrt blieben, während andere mehr im Schatten und Schutz stehende bedeutenden Schaden nahmen. So erfror ein starkes Exemplar der hängenden Varietät von Hex Aiiuifulium, welches nun schon t> Winter, einige Mal sogar ohne alle Decke, aushielt, unter Bedeckung vollständig. Von bessern Konitcren litt Abies Nordmauniana ohne Decke am wenigsten, Abies Piusapo dagegen ziemlich bedeutend. Abies losiocarpa, eine der schönsten Tannen, und ebenso Abies nobilis, hielten sich sehr gut unter einem darüber gestülpten leeren Korbe. Abies .Morinda zeigte sich, im Winter durch eine Bastmatte geschützt, im Frühjahre als »ehr beschädigt. Chamaecyparis (Retinospora) obtusa und pisi- fera ertrugen die Kälte der zwei letzten Winter recht gut ohne Decke. Cuprcssus Eawsoniana zeigte sich an den mei- .Hten Stellen als hart , litt jedoch auch an einigen grade gesehützteu Stellen. Von jüngeren Pflauecn widerstanden Samenpflanzen besser, als Stcckliugs- pflanzon. Biola orientalis 'aurca.uahm an niehrcrn Stellen bedeutend Schaden ; merkwürdigerweise einige starke I Exemplare, welche durch übergestülpte leere Tou- I neu gedeckt waren, bei Weitem mehr, als eine 205 grössere Anzahl davon, deren Schutz nur umge- steckte Eeiser und leicht darüber gestreutes Krumm- stroh bildete. Thuja gigantea und Gingko (Salisburya) iu et- was stärkern Exemplaren dürfen wir wohl auch den harten Koniferen zuzählen. Selbst Thuja oecidentalis zeigt erst jetzt Ein- flüsse der Kälte, indem die Rinde am Stamme breite Risse bekommt, was aber den Pflanzen wohl keinen merklichen Nachtbeil bringen wird. Taxus hiberriica erfror fast bis an die Erde, selbst die stärksten Exemplare. Zwischen einer grösseren Zahl mittelstarker Exemplare blieben son- derbarer Weise nur zwei ganz unversehrt. Diese hatten im vorigen Jahre nur schwach getrieben und auch ein weniger kräftiges Ansehen, als die an- deren. Wellingtonia gigantea erfror in kleineren Exem- plaren fast überall. Unser grosses, über 10 Fuss hohes Exemplar, welches einfach mit Bastmatten umgeben war, fror bis in das vorjährige, theilweise iu noch älteres Holz zurück, zeigt aber jetzt, An- fang Mai, schon neues Leben. Die Birnen auf Quitten, welche im vorletzten Winter in den Wurzeln erfroren, haben sich dieses Jahr unter Deckung des Bodens mit Dünger gut gehalten, doch auch ein Theil, welcher noch nicht bedeckt war, hielt sich gleich gut nur unter der Schneedecke. Einen grossen Theil der im vorigen Jahre erfrorenen Birn-Pyramiden auf Quitten rettete ich durch Anhäufeln der Stämme mit Erde bis an die Veredlung, da der über der Erde befindliche Theil der Unterlage noch gesund und grün geblie- , ben war. An dieser Stelle machte nun ein grosser Theil Wurzeln. Die Pyramiden schnitt ich gleich- zeitig stark zurück. Sie kamen sehr gut durch den letzten Winter und treiben [ganz gut. Dass das Decken des Bodens mit Dünger habe schädlich wir- ken können, indem dadurch, dass sich die Wurzeln in ungefrorenem Boden befanden, die Saftcirculation gar nie vollständig habe aufhören können, muss ich bezweifeln. Gelitten haben mehr oder weniger alle Birnbäume, selbst Hochstämme, die doch nicht ge- deckt waren. Auch bedurfte es im letzten Winter gar keiner andern Decke, als der Schneedecke, um den Boden fast frostfrei zu erhalten. Beim Graben im Frühjahre fanden sich in der Erde gebliebene Kartofi"eln, die ganz flach unter der Oberfläche la- gen, vollständig gesund und mit Keimen versehen vor. Robinia Pseudacacia schien nicht gelitten zu haben; doch zeigte sich später, dass viele dicht über der Erde abgefroren waren, während der obere Theil noch gesund und grün erschien. Einige Quar- tiere mit im vorigen Jahre gepflanzten, zwei- und dreijährigen Akazien, welche starke, 4 bis 6 Fuss lange Triebe gemacht hatten, wurden im März dieses Jahres zurückgeschnitten, damit sie einen starken, graden Trieb machen sollten. Die Pflanzen waren an der Schnittstelle vollständig gesund. Im Mai sah man jedoch, wie dieselben ebenfalls von unten nach oben abtrockneten, und selbst die, welche schon Augen gemacht hatten, meist zurückgingen. Sie treiben jedoch sämmtlich wieder aus dem Wurzel- hals. Aehnliches sieht man bei Acer Pseudoplatanus, wo in den Reihen eine grössere oder kleinere Zahl von Bäumen plötzlich die Triebe und Blätter wel- ken lassen. Forscht man nach der Ursache, so findet man den Stamm '/2 bis */4 Fuas über der Erde todt, also gleich wie bei den Akazien, unter der Schneedecke erfroren. Cytisus Laburnum erfror theilweise und blieb anderntheils unversehrt an gleichem Standort. Colutea arborescens und cruenta froren meist bis an den Boden zurück. Zum Schlüsse dieser Notizen will ich noch der Lieblingsblume Aller, der Rose, erwähnen. Es ist wohl kaum ein Gartenbesitzer, welcher nicht Ver- luste an Rosen zu beklagen hätte. Die mit Stroh eingebundenen hochstämmigen Rosen erfroren mit wenig Ausnahmen, während die Verluste an den in Erde eingegrabenen nicht so bedeutend waren. Bei diesen zeigte sich aber dann meistentheils der Stamm auch als erfroren. Es ist daher jedenfalls anzu- rathen, auch die Stämme der in Erde eingegrabenen hochstämmigen Ropeu gegen die Einflüsse des Glatt- eises und der Wintersonue zu schützen , was sich durch Einbinden mit Stroh oder durch Bedeckung mit Kiefer- oder Fichtenzweigen, bei dünnen und biegsamen Zweigen am besten durch Bedeckung mit Erde erreichen lässt. Allerlei aus der Ijiärtiierei und Pflanzeukuude. IIL Auch jenseits des weiten Oceans fängt man an, internationale Ausstellungen in's Leben zu rufen. Es ist aber nicht eine der grossen Städte des nord- amerikanischen Freistaates, welche damit vorgeht, sondern der südamerikanische Freistaat Peru, wel- cher am 1. Dezember d. J. in der Hauptstadt Lima eine internationale Ausstellung von Erzeugnissen der Industrie und Kunst, der Landwirthschaft, des Gar- tenbaues, des Berg- und Hüttenwesens veranstalten will und das In- und Ausland zur Theilnahme auf- 206 fordert. Der Besitzer des berühmten Garten -Eta- blissements Jcau Verscbaffclt iu Gent ist von Seiten des peruanischen Freistaates zum Kommissär tlir Deutscliiand, Belgien und Ilulland ernannt wor- den; Anmeldungen zur Tiieilualime werden vun iiim vom I.Juli bis 30. September angenommen. Um- ständliche Prograniinc zu dieser Ausstellung in fran- zösischer Sprache sind durch den genannten Koni- missär zu beziehen. Für sümmllichc Klassen der Ausstellung sind zahlreiche Medaillen in Gold, Silber und Bronze ausgesetzt. Ein Ehrenpreis, bestehend in einer gol- denen Medaille und r),00{J Franken, ist für diejenige nützliche Eriinduiig in Aussicht gestellt, welche eine besondero Intelligenz und Beharrlichkeit erfordert; ein zweiter Ehrenpreis, ebenfalls aus einer goldenen Medaille, aber nur !',;")( KJ Franken bestehend, wird demjenigen Aussteller zuerkannt werden, dessen Ge- genstand durch seine Einführung in Peru die ein- heimische Industrie besonders begünstigt. Gärtnern möchte wohl, insofern sie nicht zu- gleich Samenhändler sind, diese Ausstellung etwas zu entfernt sein, abgesehen davon, dass lebende Bilanzen im ausstelibarcn Zustande sich kaum ver- schicken lassen; fUr Samenhändler aber, die ihren Absatz auch gern jenseits des Oceans, nach Ame- rika, ausdehnen wollen, würde hier eine Gelegenheit gebiitcn, »ich bekannt zu machen. Bis jetzt haben nur die Engländer den Handel mit Sämereien nach überseeischen (icgendcn in den Händen. Da die Samen wenig Kaum einnehmen und die Kosten, selbst einer grossen Sammlung z. B. unserer Ge- müse-Sämereien, verhältnissmässig gering sind, so dürfte es sich schon lohnen. Sic TroekcnbühiKai sind zwar eine sehr kräf- tige S])eise, werden aber als solche noch weniger bei uns im Nordosten Deutschlands gegessen , als die Trockenerbse. Feinschmecker wollen sie gar nicht geniesscn. Für diese rathet Pynaert, eines der thätigsten Mitglieder des Cercle d'arboriculture in Belgien und Gartenarchitekt, an, die Samen erat keinicn und die ersten Pdättcr erheben zu lassen. Die Wurzel wird abgckneij)t und das junge Ptlänzchen als Gemüse zubereitet. Durch die Bildung von Zucker beim Anfang «les Keimen« werden ohne Zweifel die letzteren, bcsonilers wenn sie noch ge- kocht werden, weit süsser. NachPvnaert braucht man die Bohnen-Samen nur in Kästen mit Erde zu bringen und damit einer höheren Wärme zu unter- werfen. Zu England wird jetzt ein sehr einlaches Mittel angewendet, um den Krebs an Bäumen zu heilen. Schon seiner Einfachheit halber verdient es auch bei uns Berücksichtigung. Das Mittel besteht ein- fach darin, daas die krcbsigc Stelle so weit ausge- schnitten wird, als die angegriflencn Stellen reichen, dann glättet mau sie au den Rändern und füllt nun die Höhlung mit Portland - Cement aus. Es wäre wohl zu wünschen, dass auch bei uns Versuche an- gestellt würden, inwieweit dieses N'erfahren hilft oder nicht. Unserer Ansicht nach schliesst zwar der Portland - Cement die Stelle vollständig gegen die Einflüsse der äusseren Luft ab, ist aber keines- wegs so indifl'erent , um nicht auf das Holzgewebe einzuwirken. Zu Gardcners' Chroniele wird erzählt, dass unser Landsmann, Kobert Schomburgk, jetzt Direktor des botanischen Gartens in Adelaide auf Ncuhollaud, seine Grasplätze mit Cynodon Daetylou besäet und damit den schönsten Rasen erzielt hat. Auf gleiche Weise soll dasselbe Gras, um einen schönen Rasen hervorzurufen, iu dem Garten des Gouver- neurs iu Gibraltar augewendet worden sein. C'line den Angaben zu nahe treten zu wollen — denn au den genannten beiden Orten mögen sich klima- tische und Bodenverhältnisse ganz anders verhalten — 80 möchten wir doch bezweifeln, dass das ge- nannte Hundsgras bei uns diesem Zwecke sehr entsprechen dürfte. Das Hundsgras, was mehr im Süden wächst, aber hier und da in Norddeutschland fast verwil- dert vorklimmt, hat zunächst gar nicht das saftige und freudige Grün, was wir von einem guten Rasen verlangen, und dann ist es eine Art Quecke, welche weithin Ausläufer treibt und keineswegs den Boden gut bedeckt. Im Süden werden diese Ausläufer auch, gleich denen der Quecke (Triticum repens) bei uns, für die Apotheken als Graswurzel gesammelt. Bei dieser Cielegenlieit wird in (.iardeners Chroniele noch erzählt, dass in dem zoologischen (larten in Brüssel Pluntago lauccolata, also unser schmal- blättriges Wegebreit, «bentalls für Rasenplätze be- nutzt wurde. Sollte dieses nicht auf einem Irrthum beruhen? Wir kennen den zoologischen Ciartcn und haben ihn oft besucht, ohne aber die Anwendung des spitzblättrigeu Wegebreites zu diesem Zwecke je beobachtet zu haben. Es müsstc denn seit den letzten beiden ilaliren geschehen sein, wo wir nicht in Brüssel gewesen sind. Wir erlauben uns, bei dieser Cicicgenheit aber auf eine andere, nicht grasartige Pflanze autmcrk- sam zu machen, welche mit den gewöhnlichen, dazu bonutztcn Gräsern, insofern diese nicht dicht genug wachsen, um eine gleichmässigc grüne Fläche her- vorzurufen, den Zweck vollkommen erfüllt. Es ist dieses der weissblUthige Klee (Trifolium re- pens), dessen dunkclgrlkne Blätter dem Boden auf- liegen. Wie die weissen Blühenköpfe sich zeigen, mus« man mähen. Selbst in der trockensten Zeit des Juli und August hat man auf diese Weise in 207 der Regel eine gleichmässige grüne Fläclie, welche einen schönen Anblick gewährt. ^Vir haben im vorigen Jahrgange (S. 94) eine eigenthümliche Pflanze besprochen, welche im Westen der Pyrenäischen Halbinsel, besonders in Portugal, wächst und deren Stellung im Systeme noch keines- wegs hinlänglich erforscht ist. Diese Pflanze führt den Namen Drosophyllum lusitanicum und blühte im vorigen Jahre im botanischen Garten zu Kew. Wir freuen uns, jetzt die Nachricht bringen zu kön- nen, dass diese höchst interessante Pflanze sich nicht allein in Deutschland, und zwar im botanischen Garten in München, befindet, sondern auch bereits blüht. ^Vir machen Gartenbesitzer, welche Erdbeeren lieben und durch das Schmutzigwerden der Früchte nach jedem Regen oft unangenehm berührt werden, weil das Abspülen mit Wasser dem gewürzhaften Gerucli und Geschmack Abbruch thut, auf ein Drahtgestell aufmerksam, was der bekannte englische, vor einigen Jahren verstorbene Gartenkünstler Fax- ten in seinem Garten bei Sydenham sich ersann und mit Vortheil in Anwendung brachte. Dieses Gestell besteht aus halbrunden tafelförmigen Hälften, welche an die Erdbeerpflanze so herangeschoben werden, dass sie ein Ganzes darzustellen scheinen. Die Tafel oder der obere Theil besteht aus 3 oder 4 konzentrisch hinter einander liegenden, natürlich stets grösseren Drahtringen, die so weit von ein- ander entfernt sind, dass sie die Erdbeerstiele mit den Früchten tragen. In England führen diese Träger den Namen Paxton's Crinoline. Der Vorsitzende des Vereines für Pomologie und Gartenbau, G. Abesser in Meiningen, sandte die Durchschnitts -Zeichnungen einer Pastorenbirn und der Missive, welche gewöhnlich als identisch betrachtet werden. Darnach sind beide Birnen in der Form entschieden nicht gleich. Es kommt noch dazu, dass nach Abesser Mitte Dezember die Pa- storenbirn bereits passirt, während die Missive in dieser Zeit noch gar nicht lagerreif ist. Mit dieser Ansicht stimmt auch H. Go eth e, der als Pomologe anerkannte Wanderlehrer der Obst- iind Weinbau- schule zu Klosterneuburg bei Wien, früher in Geisen- heim, überein. H. Goetlfe glaubt übrigens, dass Mis- sive in Leroy'sDictionnaire verschieden von der sei, welche in Deutschland unter diesem Namen angebaut wird. Damit der Gegenstand zur Erledigung kommt, geben wir die Beschreibung beider Birnen aus den Notizen des Meininger Vereines vom Jahre 1869: I. Missive nach einem Exemplare aus dem po- logischen Garten des Generalkonsuls Lade, dessen Nomenklatur durch Balte t in Troyes vermittelt ist. Stiel: grün und hellbraun. Bei einem zweiten Exemplare durch Fleischwulst schief. Kelch: often, kurzblättrig, hartschalig, in wenig tiefer, schiefer Stellung. Schale : Gelb mit Anflug von Grün, später gold- gelb , mit zahlreichen feinen und grauen Punkten und zersprengtem Roste von gelbbrauner Farbe, der um den K.elch und die Kelchötfnung sich häuft und besondere Rostflecke bildet. Ein zweites Exemplar war blutroth gefleckt. IL Pastorenbirn, ebenfalls nach einem aus Geisenheim stammenden Exemplare. Stiel: kurz, holzig, braun, später schwarz, in schwacher Vertiefung, etwas schief. Kelch: sternförmig, in seichter, schief stehender Einsenkung. Schale: grüngelb, fast ringsum mit grünumring- ten Pünktchen, später schmutziggelb mit graubrau- nen Punkten. Am Kelch und an einem kleinen Theil der Frucht hellbraune Rostfiguren und zusam- menhängender Rost. Der Vorsitzende des schlesischen Centralverei- nes für Gärtner und Gartenfreunde -in Breslau, Kunst- und Handelsgärtner Schönthier, hat in dem uns unlängst zugekommenen Jahresbrichte für das Jahr 1869 ein Verfahren zur Vertilgung der Raupen des Kohlweisslings gegeben, das zwar sehr einfach, auch hinlänglich bekannt und allein Abhülfe zu geben im Stande ist, trotzdem aber nur in seltnen Fällen zur Anwendung kommt. Schönthier hat es bei den grossen Kulturen von Weisskraut,, welche seit wenigen Jahren durch Kunst- und Handelsgärtner .Mohuhaupt bei Breslau vorhanden sind, mit Vor- theil angewendet gefunden. Es ist nicht allein durch- führbar, sondern gibt auch stets Erfolg und kann demnach bei den grossen Verheerungen, welche in einzelnen Jahren durch die Raupe des Kohlweiss- lings stattfinden, nicht genug empfohlen werden. Der Schmetterling erscheint bekanntlich Mitte Juni und dauert bis Ende Juli, lebt also grade in der Zeit, wo die Kohlpflauzen in's Freie gebracht werden und allmählig erstarken, um Köpfe bilden zu können. In dieser Zeit legt er auch seine Eier, aus denen nach 10 bis 14 Tagen die Raupen aus- kriechen, um ihre Verheerungen zu beginnen. An- fänglich beschränken sie sich noch auf bestimmte Stellen eines Blattes und können mit leichter Mühe gleich zu einem halben bis ganzen Hundert durch Abbrechen des Blattes, resp. Blatttheiles entfernt werden, ohne dass der Pflanze dadurch irgend ein Nachtheil geschieht. Freilich ist es uothwendig, da-s dieses frühzeitige Abraupen möglichst sorgfältig vor- genommen und mehrmals wiederholt wird. Frauen machen dieses am besten und kosten auch am we- nigsten. Sind die Räupchen grösser geworden, so bleiben sie nicht mehr beisammen, sondern zerstreuen sich über die ganze Pflanze, so dass man Mühe hat, 208 sie aufzufinflen. Man bedarf auch dann weit mehr Zeit, um die I'tkiizen von ihrer Plage zu befreien. Die Kosten des frühzeitigen Ablescns der Rau- nen sind keineswegs so hoch, wie später, und glei- chen sicii hinhinglich durch die Erfolge aus. Im Anfange mag es langsamer gehen; habep aber die Frauen ihr Auge einmal daran gewöhnt, die Stellen rasth aufzufinden, so werden die Kohlfelder schnell gesäubert. Wenn man für den Morgen G Frauen eiigagirt und sie 10 1'age arbeiten lässt, so betragen die Kosten bei f! Sgr. 'i'agoluhn in Breslau erst 12 Thaler. Aber selbst wenn man das Doppelte dafür ausgäbe, würden die Kosten »ich immer noch hin- länglich bezahlt machen. Nach Schön thier in Breslau, der mit Recht die Kohlpflanzen zu besserer Entwickelung möglichst weit gepflanzt haben will, kommen auf die Quadrat- ruthc nO Pflanzen, mithin auf den Morgen 180 Schock. Das Schock soll nur bei dem Verkaufe (in der Nähe einer grossen Stadt) den Mittelprcis von 1 Thakr bringen und '/, de» Ertrages pro Morgen verwerthet werden, da das dritte Drittel Dünger, Arbeitslohn, sowie den eigenen Bedarf deckt; so erhält man doch einen Ertrag von 12n Thalern, den keine andere einjährige Pflanze bringt. Sollten noch 20 Thaler für weitere Unkosten in Anspruch ge- nommen werden, so blieben immernoch lOD'J'haler übrig, die schlies.ilich durch das Ablesen der Räup- chen auf 90, resp. 80 Thaler verkürzt werden. l>r. neiiny, der sich viel mit der Neuzucht von Pelargonien-Formen beschäftigt, hat im Florist and Pomologist eine Eintheilung dieser als Blatt- nnd BlUthcnpflanzen zu gleicher Zeit beliebten Be- wohner Südafrikas gegeben, die wir weniger wegen ihrer Vollkommenheit, als vielmehr, weil sie auf praktischem Fusse steht und von den Engländern allgemein angenommen wird , auch den Lesern der Wochenschrift mitthcilen wollen. I'r. Denny un- terscheidet ;5 grosse Klassen: I. Als Schau-Pelargonien (Show- or Large- flowcrcd Pclargonium's) ."ind die Arten, resp. For- men zu verstehen, welche sich r. Karl Koch, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 8. Juli 1871. Preis des Jahrganges 5;j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch- österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Der Obstbau im Regierungsbezirk Frankfurt a. d. O. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IV. Der Obstbau im Regierungsbezirk Frankfurt a. d. 0. Es ist eine erfreuliche Tiiatsache, dass der Werth des Obstbaues endlich einmal von Jahr zu Jahr mehr erkannt wird und die AnjjflanzuDgen von Obst- bäumen wohl in allen Gegenden des grossen deut- schen Vaterlandes vermehrt, resp. auch vergrössert werden. Dass der Vereiu zur Beförderung des Gar- tenbaues in Berlin die deutscheu Pomologen durch die von ihm in's Leben gerufenen Versammlungen deutscher Pomologeu und Obstzüchter zu gemein- Schaftlichem Wirken bestimmte, hat zunächst sehr viel beigetragen, dass dem alten Schlendrian im Obstbau ein Ziel gesetzt wurde. Noch grösseren Einfluss besass der später aus diesen Versammlungen hervorgegangene Pomologen -Verein mit seinem Or- gane, der Monatsschrift für Pomologie , Obst- und Weinbau. Nächst der Regierung in Württemberg, welche seit sehr langer Zeit schon der Hebung des Obst- baues besondere Aufmerksamkeit widmete, ist es die preussische, welche jetzt nach allen Richtungen hin den Obstbau zu fördern sucht. Das bereits von ihr in Proskau ins Leben gerufene pomologische Institut hat unter der Leitung seines Direktors St oll trotz der wenigen Jahre des Bestehens einen erfreulichen Aufschwung erhalten. Dieses Institut zeichnet sich dadurch vor den, leider, nur noch we- nigen andern Instituten dieser Art aus, dass es auch rein -wissenschaftliche Fragen zu lösen sucht. Be- reits ist zu diesem Zwecke . ein besonderer wissen- schaftlicher Lehrer in der Person des Dr. Soraper, der früher in der bekannten landwirthschaftlichen Versuchs-Anstalt in Dahme unweit Berha ebenfalls wissenschaftlicher Botaniker war, gewonnen worden. Derselbe wird im Herbste seinen festen Wohnsitz in Pro-ikau nelimen. Das pomologische Institut in Proskau hat bereits in Schlesien, wo allerdings schon durch die Garten- und Obstbausektiou der Schlesischeu Gesellschaft für vaterländische Kultur und durch deren in vorzüg- licher Ordnung gehaltenen Garten Mancherlei ge- schehen war, grosses Ansehen gewonnen, und wirkt auch nach allen Seiten hin. Mit Recht hat man in Proskau neuerdings die Lehrer auf dem Lande als ein besonderes Mittel zur Förderung des Obstbaues in's Auge gefasst und für diese einen eigenen Lehr- kursus, der sich auf die wichtigen Zeiten für die Beiiandlung des Obstbaues bezieht, eröffnet. Diese Lehrer erhalten sogar zum Theil eine, wenn auch geringe Unterstützung an Geld. Das zweite pomologische Institut Preussen's wird in der nächsten Zeit in Geisenheim am Rhein er- öffnet werden. In dem günstigen Klima, worin ge- nannter Ort liegt, hat das Institut, im Gegensatze zu dem in Proskau, wo das Klima minder günstig ist, eine andere Aufgabe, die hauptsächlich darin bestehen möchte, die feinere Obstzucht durch so- genannte Formenbäume in den Vordergrund treten zu lassen, ohne dadurch aber die Kultur der Hoch- stämme, welche zur Massen - Gewinnung von Obst immer die Hauptsache bleiben wird, zu beeinträch- 27 210 tigeii. AuBserdcm möchte es In Geiäenhcini ciuc , wichtige Aiifgiibe sein, die neuen und mehr unbe- kannten < )bsttilen, welche diu einfachsten Arten des Schnitts vuu voru- herein im Ciarten des Lehrers ri'|)rä.' h bis jctct noch nicht gelungen ist, den Zusammen- hang beider Pilcc in der Ptlanso selbst bestimmt 213 nachzuweisec. Dass gewisse Sorten von Kartoffeln leichter ergriffen werden, als andere, unterliegt kei- nem Zweifel; es ist aber noch nicht gelungen, die Ursachen dieser eigenthümlichen Erscheinung wis- senschaftlich festzustellen. In der Sorte selbst als solche möchte unserer Ansicht nach der Grund we- nigstens nicht allein liegen, da dieselbe Sorte bis- weilen im Anfange der Krankheit widersteht, später aber plötzlich von ihr ebenfalls ergriffen wird. Die- selbe Sorte widersteht auch in einer Gegend, in der andern nicht. Diese letztere Beobachtung ha- ben wir selbst mehrmals bei der Sächsischen Zwie- belkartoffel gemacht. Auch die sogenannte Heiligen- städter Kartoffel, welche in der ersten Zeit ihres Bekanntseins wegen ihres Widerstandes gerühmt wurde, verhält sich jetzt hinsichtlich ihrer Emplang- Hchkeit für die Krankheit in manchen , wenn auch nicht in allen Gegenden den andern Sorten gleich. Nach den Berichten sind die rauhschaligen Knollen mehr ausgesetzt, als die glattschaligen. In den vier- ziger und fünfziger Jahren war es umgekehrt. Die Mittel, welche zur Zerstörung der Pilzsporen empfohlen wurden, helfen entweder nichts oder wir- ken zu gleicher Zeit auch auf die Entwickelung der Kartoffelpflanze nachtheilig ein; sie sind demnach in grösserer Intensität nicht anwendbar. Ueber die Lebensdauer der Sporen des Kartoffelpilzes hat man keine bestimmten Resultate erlangt. Die Entlaubung der Kartoffeln im grünen Zu- stande beeinträchtigt die Entwickelung der Knolle, dagegen ist die Frage, ob die Kartoffeln, alsbald nachdem das Kraut in Folge des Pilzes abgestorben ist, herausgenommen werden sollen oder nicht, kei- neswegs genügend beaatwortet worden. Soviel steht jedoch fest, dass in einigen Fällen die Knollen, nach dem das Kraut abgestorben war, noch eine Zunahme von Trockensubstanz hatten. Die Gü lieh 'sehe Methode der Kartoffel-Kultur — weite Pflanzung der Knollen, so dass eine Pflanze schliesslich durch Einsenken der Seitenäste in die Erde bis zu 12 □FussFlächenraum einnimmt — ist, wie bereits früher in der Wochenschrift berichtet worden, keineswegs neu, sondern wurde schon im Jahre 1827 durch den Pfarrer Putsche in seiner landwirthschattl. Encyclopädie erwähnt und kam spä- ter (1839) wiederum durch Mitglieder des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Anwendung (s. dessen Verhandlungen XIV, S. 172). Von 86 komparativen Versuchen, welche an verschiedenen Stellen gemacht wurden , haben sich 8 als völlig gleich herausgestellt, bei 23 sind die Erträge höher, bei 55 Versuchen aber niedriger ausgefallen. An- zurathen ist die Gülich'sche Methode nur, wo kräf- tiger und feuchter Boden und eine starkwüchsige Saatkartoffel zu Gebote steht; in leichtem und trock- nem Boden ist sie durchaus zu verwerfen. Nach den komparativen Versuchen des Gutsbesitzers Heins zu Rückbruch in Lippe-Detmold hat sich die Gü- lich'sche Methode als durchaus ungünstig herausge- stellt. Der höchste Ertrag der gewöhnlichen Reihen- kultur verhielt sich zu dem der Gül ich 'sehen Me- thode, wie 7130:6207. Dazu kommt, dass der letztere Ertrag nur bei Pflanzkanoffeln von 150 Grammen erzielt wurde. Eine solche Saat ist aber kaum oder wenigstens nicht immer zu beschaffen, sondern man muss im Durchschnitt auf 75 Gramme zurückgehen. In diesem Falle würde der Unter- schied des Ertrages zwischen beiden Methoden noch erheblicher sein und 1,162 Pfund betragen. Hierzu kommt noch die grössere Arbeitskraft, welche bei der Gü lieh 'sehen Methode nöthig ist und wohl zu berücksichtigende Unkosten verursacht. Die Franzosen scheinen endlich einzusehen, dass nicht Verrath, der übrigens, wenn es wirklich der Fall wäre, nur ihre eigene Demoralisation noch mehr bezeugen würde, die Ursache des grossen Unglücks, was sie betrofi'en, ist, sondern dass diesem andere und tiefere Ursachen, und zwar bei ihnen selbst, zu Grunde liegen. Es ist sehr zu bedauern, dass grade Botaniker und Gärtner in Frankreich ihren Hass gegen Alles, was deutsch ist, am meisten mit an den Tag legen, da, wie man glauben möchte, der Gegenstand, mit dem sie sich beschäftigen. Pflanzen und Blumen, sie gegen ihre Mitmenschen milder stimmen müsste. Manche der bis dahin liebenswür- digsten Botaniker und Gärtner Fraukreich's, welche auch die guten Eigenschaften anderer Völker zu achten verstanden, sind mit einem Male wie umge- wandelt und haben mit ihren früheren deutschen Freunden und Kollegen gänzlich gebrochen. Beamte des botanischen Gartens und der Linne'- schen Gesellschaft in Paris, sowie des Akklimatisa- tions -Vereines sind, wenn sie Deutsche waren, ohne Weiteres entlassen worden. Selbst Deutsche, welche man erst vor Kurzem wegen ihrer Verdienste zu Ehren -Mitgliedern ernannt hatte, sind ohne allen Grund von der letztern ausgestossen worden. Wenn man weiss, welchen Werth der Franzose im Allge- meinen auf Orden legt, so wird man auch den Hass gegen das Deutsche ermessen können, den ein Fran- zose in sich tragen muss, wenn er einen Orden zurücksendet, Haben wir Deutsche den unglück- seligen Krieg etwa herautljeschworen? Schrie nicht das ganze französische Volk, als ihr Kaiser auf die leichtsinnigste und empörendste Weise den Frieden brach, fast einraüthig „a Berlin"? Und jetzt will man den Unschuldigen spielen und die Folgen der eigenen Schuld auf Andere werfen! Dass die blühenden Gärten und reizenden An- lagen um Paris zum Theil von den Deutschen zer- 214 sturt wurden, kann weniger ibucn, aU vielmehr den Umständen, zur Last gelegt werden. Niemand hat aber mehr zum Kuin seinCB Vatcrlande» beigetragen, als der jetzige Lenker der Gesiliicke l'Vankreich's, indem er den Gedanken der Befestigung von Paris anregte und haupt«üehlich zur Ausdelinung derselben beitrug. Der Widerstand der AutVtändischen wSre in dieser Weise ohne die Befestigung gar nicht möglich gewesen. Frankreich hätte nicht ferner gegen die inneren Eingeweide gewUtliot. Wie un- bedeutend erscheinen Jetzt die durch die deutsche Belagerung angerichteten Verwüstungen gegen die, welclie die Franzosen vor dem Aufstande der Kom- mune und gar mieh in den letzten Wociien hervor- gerufen haben. Meudon, Saiut-Cluud, is'euilly, Bois de Bouioguu, Buttes Chauniont und all' die reizen- den Anlugen und Orte haben Franzosen selbst fast ganz vernichtet. Die früher reizenden Squares in Paris sind in der letzten Zeit sogar Begräbniss- stätten geworden. Endlich erhebt sich eine tStimmc, um den Deut- schen doch wenigstens einigermasscn gerecht zu werden. Nach der Zeitschrift Nature hat Sainte Ciaire Dcville an die Akademie der Wisjscn- »chaflen in Paris ein Schi-eiben gerichtet, worin er nicht allein unsere grössere Bildung überhaupt anerkennt, sondern worin er auch nachweist, dass die grössere Wissenschaftlichkeit der Deutschen ihnen den Sieg vcrschaH't habe. (Aussi dit on de tout cot«5, et avec raison, f|ne c'est par la science, (|ue nous avona <5ti' vaincus. ) Sainte Clairo De- ville verlangt deshalb von den Akademikern, dass sie jetzt, mögen sie auf einem noch so verschie- denen Standpunkte stehen und den verschiedenartig- sten Wissenschaften sich ergeben haben , zunächst alle andern Fragen der Politik und des Staates auf die Seite legen, dagegen sich mit der einen Frage beseiiäftigon , auf welche Weise die Wissenschaft (ienieingut dos ganzen französischen Vass Orcliidcen bei uns häufig nicht in der Wcino blühen, als wir es sonst anderswo sehen, mag eben- falls zum 'l'heil hierin seinen Blätter, von denen jedes '.I Zoll Länge bcsass und 1 Zoll breit war. Eiuo Masdevallia tovarensis hatte vor Kurzem zwei Blüthenstengel, Jeden mit li Blüthen. Ferner sah man bei einem ( »ncidium macranthnm eine 12l'u»8 lange Achro mit 44 Blüthen. Die beiden Blätter hatten eine Länge von 1.^ Zoll. Einer Sitzung der Edinburgher botanischen Ge- sellschaft entnehmen wir einige Mitlheilungcn über den sogenannten neusceländisilieu Flachs (^Phormium tenax). Ein eigentlicher Anbau genannter Pflanze findet nicht sUtt, ist wenigsten» in früheren Zeiten fehlgeschlagen, so das« man ihn wieder aufgegeben hat. Und doch wäre es wünsrhenswerth, daiir, 2 .lalircn bald überwallen<'li. VcrUif Ton Wir|;anitl k Ilrmpcl in Berlin, Zimmer mruM Na. »I. Ihiii'k der C. F c i « t >< r ' »rlirn llurlidruckrrci ^ L. Mcwc»), D«rUB. MIUi Slr&*M N« IJ. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den König!. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : IPi'ofessor I>r. Karl Ivocii, General - Sekretär des Vereines. No. 28. Berlin, den 15. Juli 1871. Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch deu Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: 529. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 27. Juni. — Höhe der Kältegrade, welche die Vegetation überhaupt erträgt. Von H. K. Goeppert. — Pflanzen-Ausstellung in Greifswald. Dienstag , den 25. Juli , Nachmittags 5 Uhr, findet im Palmenhause des hotanischen Gartens eine Ver- sammlung und eine Ausstellung des Vereines statt. 529. Versaniiulnng des Vereines zur Beförderiiug des Gartenbaues, am 27. Juni. Oer grösste Theil der Sitzung wurde durch Er- ledigung innerer Angelegenheiten in Anspruch ge- nommen. Zunächst legte der Vorsitzende, Geheime Ober-Regierungsrath Knerk, einen Bericht des Hof- gartendirektors Jühlke in Sanssouci bei Potsdam über den Zustand der Königlichen Landes - Baum- schule und Gärtner-Lehranstalt vor und bezog sich nochmals auf den in der vorigen Versammlung vor- getragenen und bereits auch in der Wochenschrift abgedruckten Bericht des Stadt - Gartendirektors Meyer, des Mitgliedes Im Kuratorium beider An- stalten (s. S. 193). IVeiter theilte der Vorsitzende eine Einladung des Direktors genannter Anstalten zur Besichtigung der ersten vom 8. bis 10. Juli stattfindenden, sowie der folgenden Ausstellungen von Früchten in dem Lokale der Gärtner -Lehranstalt am Neuem Palais bei Potsdam mit. Die Mitgheder des Vereines wür- den hier am besten zu gleicher Zeit sich mit der Einrichtung der Gärtner-Lehranstalt und der damit in Verbindung stehenden Versuchsgärten Kenntniss verschaflen. Noch wüuschenswerther möchte es sein, wenn der Verein seine nächste Monats-Sitzung in dem Lokale der Gärtner -Lehranstalt abhielte, da dann die beste Gelegenheit geboten würde, über die Kultur, Nomenklatur u. s. w. der ersten Früchte, der Erdbeeren und Kirschen, Diskussionen zu ver- anlassen und vielleicht auch streitige Punkte zu er- ledigen. Da uach früherem Beschlüsse des Vereines die Juli -Versammlung auf den 25. Juli festgesetzt und dieser bereits auch durch die Wochenschrift bekannt gemacht wurde, so ist eine Verlegung auf einen an- deren Tag nicht thunlich. Es wurde aber insofern von der freundlichen Einladung Gebrauch gemacht, als man beschloss , eine der früher oft auch uach Sanssouci gemachten Exkursionen auf einen der 3 Tage, wo die Ausstellung der Früchte stattfinden soll, zu verlegen und den Montag als deu 1 0. JuH für am geeignetsten hielt. Der Vorsitzende ersuchte deshalb diejenigen Mitglieder, welche au dieser Ex- kursion Theil nehmen wollen, au dem genannten Tage Nachmittags 2 Uhr auf dem hiesigen Bahnhofe sich einzufinden. Von Seiten des landwirthschaftlichen Ministe- riums war eine Zusammenstellung der in deu Pflan- zungen und Baumschulen des pomologischen Insti- tutes in Proskau durch den strengen Frost 1S69/70 und 1870/71 theils getödteten, theils beschädigten Obstbäume mit dem Wunsche mitgetbeilt, dass die- selbe zur weiteren Kenntniss durch die Wochen- schrift kommen möchte. Solche Zusammeusteliuugen, wenn sie auch zunächst den grössten Werth für Oberschlesien, wo sie gemacht sind, haben werden, 28 218 besitzen aber aucb ausserdem ein grosses, selbst wisseuschiittliches Interesse, was sicli, wenu erst in melircrii Gegenden dergleichen ZiisamnienstcUiingen guinaclit worden »ind, steigern wird, zumal wenn zu gleicher Zeit die wichtigsten und Kinfluas habenden metereologischen Erscheinungen der Jahre, sowie die Hoden -\'erhältni»se dabei augegeben werden. Es wurde gewünscht, dasa die Zu^annnenstel- langcn des Dr. Bolle, welche derselbe im Auf- trage des Vereines über die \Virkung der beiden letzten Winter nach eigenen und Anderer Ertah- ruDgcn uul' den Zustand der im Freien wachsenden Gehölze gemacht habe (vergl. vor. Jahrg. d. Woch., S. 108), !t.') glaub- ten, nicht passen. Nicht minder interessante und in Gärten auch sonst brauchbare Pflanzen befanden sich in der Gruppe der Alpenpflanzen, aus 31 Arten bestcbeud. Keineswegs pflegt man der Kultur dieser meist nur niedrigen, oft sogar Miniatur-Pflanzen die Aufmerk- samkeit zuzuwenden, welche sie verdienen. Unter ihnen befanden sich mehre, die vor 10, 20 und mehr Jahren in Gärten sehr beliebt waren, allmuhlig aber leider daraus verschwunden sind. Wir nennen in erster Keihe die kriechende oder wenigstens auf dem Boden auiigebrcitcte Phlox sctacea, die oigeullich früher blüht, in diesem abnormen Jahre aber noch jetzt (^Ende Juui) mit ihren grossen, rosa- farbigen Blütheu reichlich versehen ist. Campa- nnla pulla nimmt sich mit den einzelnen und überhängenden dunkelblauen Blütheu reizend aus. Ebenso dürfte Linaria pilos«, welche als Minio- turpflauze sich leicht vermehrt und ausbreitet, mit heliviolettcn kleinen MaskenblUtheu dicht bcseut, Eujplelilung verdienen. Thnlietrum tuberosum macht, gleich dem seineu Namen weniger verdieucndcn und ebcnlaijs ausgestellten Delphinium decorum, Knollen und 219 bat für das Genus sehr grosse, gelblich-weisse Blü- then. Ebenso erlauben wir uns das leider ebenfalls jetzt völlig vernachlässigte Geum coccineum, das früher in allen botanischen Gärten einen Schmuck darstellte, wiederum in das Gedächtuiss der Pflanzen- und Blumenliebhaber zurückzurufen. Aus dieser Gruppe von blühenden Alpenpflan- zen macheu wir nochmals auf die früher (7. Jahr- gang d. Woch., S. 203) ebenfalls schon empfohlene Stachys corsica aufmerksam, da sie es im hohen Grade verdient. Sie ist stengellos, macht aber zahl- reiche kurze Seitentriebe aus der Wurzel, die alle reichlich blühen. Ein Blumentopf, noch mehr eine Schale damit bepflanzt, nimmt sich mit zahlreichen Blütheu von rosenrother Farbe dicht besetzt sehr gut aus und ist in mannigfacher Hinsicht zu ver- wenden. Auch ueue, bis dahin in Gärten uoch nicht kul- tivirte Pflanzen befanden sich in dieser Gruppe, welche weitere Empfehlung verdienen. In erster Linie stand eine Heuchera mit fusslanger Rispe weisser Blüthen auf hellrothen Stielen, welche zu echt-deutschen Bouquets ein elegantes und leichtes Material zu liefern im Stande sein würde. Wahr- scheinlich ist es eine Heuchera americana. Doch auch eine andere Art dieses Geschlechts, die be- kannte, von jener sehr verschiedene H. cjlin- drica verdient Beachtung. Carduncellus rhaponticoides wächst völlig gleich unserem Cirsium acaule und trägt das einer kleinen Artischocke nicht unähnliche Blüthenkörb- chen inmitten der rosettenartig auf dem Boden aus- gebreiteten Blätter. Als Zierpflanze möchte die Pflanze, wenn man von dem interessanten Wachs- thum absieht, geringen Werth haben. Endlich machen wir noch auf ein schönes Exem- plar der bekannten und hier und da noch kultivir- ten Saxifraga pyramidalis aufmerksam. Durch Zufall war in der Jugend, wo eben noch die Blü- thenrispe inmitten der Herzblätter sich als rund- licher Kopf befand, dieser nahe der Basis abge- brochen oder nur verkümmert. In Folge dessen hatte Mutter Natur, die ganz besonders bei Pflanzen bemüht ist, in der Entwicklung ge- oder zerstörter Theile um so reichlicher zu ersetzen, ueue Blüthen- knospen in grösster Anzahl getrieben, die sich alle jetzt zu gleicher Zeit entfaltet hatten und auf diese Weise einen grossen und dichten Büschel weisser Blüthen mit fleischfarbenen Stempeln darstellten. Weiter hatte Garten -Inspektor Bouche eine sehr hübsche Gruppe verschiedener Achimenen, die früher zu den Lieblingsblumen für das Warmhaus gehörten und vielfach auf Ausstellungen, besonders als Schaupflanzen, gesehen wurden, ausgestellt. Un- ter ihnen befand sich auch die in feurigem Schar- lach blühende Gesnera macjantha, eine schöne, vielleicht die schönste Art dieses Geschlechtes. Eine andere Gruppe des botanischen Gartens, die wohl in dieser Vollständigkeit auf keiuer Aus- stelluug bisher gesehen worden ist und sich kaum in solcher Menge im Besitz des einen oder andern Liebhabers befinden möchte, bestand aus 60 bis 80 Töpfen der meist nur niedrigen Aloen, welche unter dem Namen Haworthia auch als besouderes Genus unterschieden sind. Es ist nicht zu leugnen, dass diese häufig nur auf eine Rosette sich beschränken- den Deckpflauzen auch ihre besonderen Reize ha- ben. Zeit und Raum erlauben uns nicht, speciell auf die einzelnen Arten einzugehen. Garten - Inspektor Bouchö hatte ferner eine Gruppe schöner, grossblühender Ljchnis-Arten aus Japan ausgestellt, über die demnächst in der Wo- chenschrift besonders berichtet werden wird. Endlich verdankte man dem Garten -Inspektor Bouch^ noch eine früher viel gesehene Schau- pflanze in einem grossen und kugelig -gezogenen Exemplare von 2^ Fuss Durchmesser. Es war Co - leonema oderDiqsma gracilis, mit denkleinen weissen Blüthen übersäet. Nächst dem botanischen Garten hatte am mei- sten der Kunst- und Handelsgärtner Louis Ma- thieu zur Ausschmückung des Ausstellungsraumes beigetragen, indem 3 grössere Gruppen von ihm zur Verfügung gestellt waren. Die eine bestand aus einer Anzahl von Stauden in reichlicher Aus- wahl. Dass mau jetzt so wenig oder eigentlich gar nicht mehr nach Stauden fragt, kann man um so weniger begreifen, als keine Pflanzen so wenig Mühe machen, als grade sie. Man braucht sie nur im Frühjahre etwas auszuputzen oder, wenn sie im Winter ausgegangen sind, was aber doch selten geschieht, von Neuem anzupflanzen. Wie schön machten sich die finiher mit Stauden besetzten Beete und Rabatten au grossen breiten Wegen von Anlagen für das Publikum, wie sie in den zwan- ziger und dreissiger Jahren Mode waren! Die zweite Gruppe des Kunst- und Handels- gärtners Louis Mathieu bestand nur aus bunt- blättrigen Stauden und führte eine Anzahl der schö- neren Arten wiederum einmal vor die Augen. Die grosse Liebhaberei, wie sie vor einem und 2 Jahr- zehnten vorhanden, hat nicht allein ebenfalls jetzt nachgelassen, sondern sie scheint sich allmählig fast gänzlich zu verlieren. Nur die grau- und weissfil- zigen Pflanzen, welche streng genommen, nicht ein- mal dazu gehören, und einige andere, die sich be- sonders dazu eignen, hat man jetzt herausgenom- men, um sie zu Arabesken, Teppichbeeten und Ein- fassungen zu verwenden. Endlich waren noch aus derselben Handelsgärt- 2l^(> Derei 4 geiblich-weisB blUbeodc Exemplare des Gla- dioluB Calvillei vorbanden. Aucb eine Zwiebel- pflanze, die man nur nocb selten sieht! Dur Obergartuer Dressler hatte aus dem Gar- ten des Geheimen Komuierzicurathes Danncnber- ger Viererlei ausgestellt. iJie bisher noch nicht gesehene und erst vor Kurzem durch Linden iu BrUssel eingeführte Begonia oenea (vergl. Seite 14'J), die nicht ganz mit Recht ihren, aut Wein- farbe hindeutenden Namen führt, ha: grosse Aehn- licbkeit mit einer anderen Begonie, welche vor 14 Jahren von Linden aus A^sam im östlichen Hima- laja eingeführt wurde und von uns den Namen B. Lazali erhalten hat, jetzt aber leider spurlos verschwunden zu sein scheint (s. 1. Jahrg., Ö. 33'J). Die grau-broiize-grUue Oberfläche der ziemlich gros- sen imd etwas gelappten IJliiltcr schillert dem Seiden- Moirt'e ähnlich, während die L'ntcrHiiche eine braune Farbe besitzt. ^laranta tubispatha haben wir schon früher auf einer Ausstellung gesehen und auch besprochen (vergleiche vorigen Jahrgang der Wochenschrift, S. 2.Ö1). Miinulus Tilingii wurde durch Samen direkt au8 Kalifornien im Petersburger botanischen Garten eingeführt und ist von da iu den Ciärten verbreitet worden. Sie ist bereits auch in der Liste der neuen Pflanzen des Jahres 186U genannt worden (vergl. vor. Jahrg. d. Woch., S. löS). Wie sehr man sich bei l'flanzen in Topfen täuschen kann, davon gibt Miniulus Tilingii wiederum ein Beispiel. Unser ver- ehrter Freunil Kegel in Petersburg säcte den di- rekt aus Kalifornien erhaltenen Samen iu einen Topf, worin wahrscheinlich eine sterile Erde vorhanden war und dem vielleicht auch wenig Feuchtigkeit gegeben wurde, aus und erhielt kleine Pflänzchen von höchstens einer Spanne Länge und mit kleineu eirundlichen, geschweift-gekerbten, meist gauzrandi- gen Blättern. In diesem Zustande unterschied sich freilich die Pflanze wesentlich von allen bis jetzt bekannten Arten. Wir haben die blühende Pflanze des Mimnius l'ilingii bereits in mehrern K.vemplaren und an ver- schiedenen Urten jetzt gesehen. Sie befand sich in allen Fällou in guter , nahrhafter Erde und hatte auch die durchiiUH nothigc l'"eUilitipkeit erhalten. So unter zusagenden Bedingungen herangewachsen, war sie weit Über fusshoeh geworden und ihre Blätter erschienen grobgezähnt, ihre Blüthen dage- gen ziemlich gros». Vergleicht nutn die |Uegel- Hche Abbildung mit dienen Pflanzen, ohne weitere Untersuchungen anzustellen, so muss man glauben, eine ganz andere A\A vor sicli zu haben. M. Ti- lingii ist aber in der That nichts weiter, als dio im Vnterlandc in tmd an Bachen wachsende Abart des M. Intens, welche den besonderen Namen M. rivu- laris erhalten hat. Endlich befand sich unter den Pflanzen des Geh. Kommerzieuratbes Danuenberger noch in- sofern ein monströses Exemplar eines gefüllten Schar- lach-Pelargoniums, als die Blüthen ■«ich in eine Art Knospen, welche aus zahllosen, schmalen Blattern von grüner, bisweilen an der Spiue sebarlachrotber Farbe bestanden, umgewandelt hatten. tc Theil der Blatter bcsoss eine weiue Farbe; ausserdem waren die sehr blassrötb- lichcn Strahlenblütheu von besonderer Grosse, so Uass dio Pflanze in der That einen angenehmen Eindruck machte uud Eu)pfehlung verdient. Dem Kunst- und Handelsgärtncr Allardt ver- dankte muu cm schönes E.xemplar der den Bei- namen splendens ttlhrcndcn L)rchidoe Saccolabium gutta tum. Da auch hier die mit rosafarbenen 221 Blüthen dicht besetzten Aehren eine ziemlich lange Dauer besitzen, so hat die Pflanze um so grössern Werth. Dem Kunst- und Handelsgärtner Barrenstein in Cbarlottenburg gehörte ein in grossen, rothen und gefüllten Blumen blühendes Exemplar einer so- genannten Schottischen Federnelke der Engländer, welche im äusseren Ansehen eine grosse Aehnlich- keit mit unserer beliebten Gartennelke (Dianthus Caryophyllus) hat und selbst baumartig werden kann. Wahrscheinlich ist sie ein Blendling der echten Federnelke, wo der Blumenstaub der Garten- nelke eingewirkt hat. Man sieht die Schottische Federnelke der Engländer jetzt sehr wenig, so hübsch sie auch ist und so wenig Mühe sie im Ver- hältniss zu jener macht. Endlich hatte Obergärtner Körner aus dem Garten des Stadtrathes Soltmann eine Kamellle (Madame Delois) ausgestellt. Die dunkelrothe, re- gelmässig-gebaute Blüthe hatte sich auf das Voll- kommenste, wie man sie nur irgend zur eigent- lichen Kamelhenzeit entwickelt und erhielt wegen ihrer Schönheit allgemein den Beifall der Anwe- senden. Dr. Bolle als Vorsitzender des Preisrichter- Amts verlas die Liste der Prämiirten. Es wurden zuerkannt: 1. 10 Thlr für Orchideen dem Kunst- und Handelsgärtuer Allardt; 2. 10 Thlr für eine Gruppe Topfpflanzen (Lychnis mit inbegriö'en) dem Königl. bo- tanischen Garten; 3. 5 Thlr für Achimenes demselben ; 4. 5 Thlr für Achimenes dem Obergärtner Kö- nig im Garten des Geheimen Kommer- zienrathes Kavent; 5. 5 Thlr für eine Schottische Nelke dem Kunst- und Handelsgärtner Barrenstein in Charlottenburg; 6. 5 Thlr für eine besonders gut kultivirte Kamellie in Anbetracht ihrer verspäteten Blüthezeit dem Obergärtner Körner aus dem Garten des Stadtrathes Soltmann. Darauf schritt die Versammlung zur Wahl des Vorstandes, die eigentlich schon am 18. Juni hatte vorgenommen werden sollen. Der bisherige Vor- sitzende, Geh. Ober-ßegierungsrath Knerk, erklärte zu grossem Bedauern der Gesellschaft, sein Amt wegen überhäufter anderweitiger Geschäfte nicht länger fortführen zu können, und nur nach vielem Bitten gelang es, denselben dazu zu bewegen, noch auf ein Jahr, bis zum 50jährigen Jubelfeste des Vereines, wie Dr. Filly vorgeschlagen hatte, das Amt wieder zu übernehmen. Die übrigen Mitglie- der des Vorstandes wurden per Akklamation wieder- gewählt. Kunst- und Handelsgärtner Dem ml er sprach zum Schlüsse über die immer weitere Verbreitung des orientalischen oder Frühlings-Kreuzkrautes, Se- neclo vernalis W. et K. Diese aus Südosteuropa stammende Pflanze, die immer mehr nach Westen wandert, steht jetzt bereits vor den Thoren Berlins (vergl. Annalen der Landwirthschaft , Wochenblatt 1871, Nro. 25, S. 221), namentlich auf Klee- und Luzernefeldern. Der Same ist jetzt schon reif und verbreitet sich wegen der ihm anhängenden Haar- krone überall hin. Wenn die Pflanze auch nicht als ein gefährliches Unkraut angesehen werden kann, so vermag sie doch den Feldern nicht unerheblichen Schaden zuzufügen, und es bleibt da nichts anderes übrig, als dieselbe frühzeitig noch vor oder in der Blüthe ausreissen zu lassen. Da die Pflanze ein sehr stattliches, 1^ bis 2 Fuss hohes Gewächs mit schön gelben Blumen bildet, so ist Auffinden sehr leicht. Sie gehört zu den Kompositen, steht den Cinerarien nahe und ähnelt in Blättern und Behaa- rung sehr dem gemeinen Kreuzkraut, Senecio vul- garis, das als Vogelfutter bekannt ist, unterscheidet sich aber dadurch, dass die Blüthenkörbchen mit grossen gelben, zuugenförmigeu Randblüthen ver- sehen sind. Genauer beschrieben ist sie 1868 auf Veranlassung des Herrn Ministers für die landwirth- schaftlichen Angelegenheiten vom Prof. Koch (ab- gedruckt Wochenschrift 9. Jahrgang 1868, S. 277) und sind dieser Beschreibung auch kolorirte Abbil- dungen beigegeben. Ausserdem finden sich Be- schreibungen in den Annal. d. Landwirthsch. 1868, Wochenblatt Ni-o. 1 u. a. a. O. Von den erwähnten Abbildungen und Beschreibungen liegen Exemplare im landwirthschaftllchen Museum aus. Auch wer- den, soweit der Vorrath reicht, getrocknete Exem- plare versendet, weshalb man sich an das Museum direkt wenden wolle. Hauptsache zur Vertilgung der Senecio vernalis wird Immer ein reines Saatgut, eine gehörige Bear- beitung des Bodens, ein tüchtiges Behacken, über- haupt eine hohe Reinkultur sein. Bezüghch der Wanderungen dieser Pflanze, die sich seit 1822 in Schlesien öfter, doch meist un- beständig gezeigt haben soll, während sie bei uns, wo sie einmal vorkommt, bald heimisch zu werden droht, vergl. Ascherson in Verhandl. des botan. Vereins f. d. Provinz Brandenburg, 3. und 4. Heft, S. 150. Von dem etwas ähnlichen S. sylvaticus L. un- terscheidet sie sich durch die flach abstehenden, nicht zurückgerollten Randblüthen. 222 Höhe der Kälteurade. welcbp die \cm'(atioii iil)erlinu|)t crtriis^*). \oii II. K. (iocpjiert. Unsere Ertaliningen über die Iloiie der Killte, welche die Vegetation ohne Naehtlieil zu ertragen vermag, sind noch nicht gehörig festgestellt, weil man noch nicht alle Momente berücksichtigte, welche hierbei mitwirken, und sie gewissermassen noch nicht auseinander gehalten hat. In Ustjanks in Sibirien, unter 70 Grad öf)' I5r. ist die mittlere Temperatur des ^Viutcr8 — 38 Grad, und die des kältesten M(j- nuts, des Januars, — 44 Grad; in dem, wiewohl H Grad südlicher gelegenen Jakutsk, unter 62 Grad Br., in Folge eigenthümlichcr \'erhältnisse, die mitt- lere'J'ctnperatur des Winters sogar — 38,9 Grad K. und die niedrigste — 44 im Dezember, dem kälte- sten Monat, in dem an 1!» Tagen die Temperatur nicht unter — 40 Grad betrug. 3 bis 3' i Monat pflegt da» Quecksilber dort stets gefroren zu sein. »Selbst unter dem Tf). Grad n. IJr. fand Parry im Pohirocean den kältesten Monat uni mehre Grad wärmer, als um Jakutsk; dagegen erlebte Robert Kane in West-Gronland unter 78 Grad 37' n. Br. — 43,r) Grad; M. Clauss gar — 47 Grad, und un- sere jüngste deutsche Nordpol - Expedition au der OslkU'tc von Grönland unter dem 77. Grad iBr. und 18 Grad w. L. als grösstc Winterkälte, und zwar im Februar, nur — 32 Grad, Dabei fand Kane in jenen hoben Breiten auch nocli Vegetation, zum Tboil sogar sehr üppige, nirgends eine bis zum Mceresnivcau herabsteigende Schneegrenze; die Exi- stenz Von Vegetation bis zum Nordpol" hin ist — wenn man dahin gelangen sollte — also kaum zwei- felhaft. Als Ursacho dieser merkwürdigen P>rschcinung ist der Schutz anzusehen, welchen «lie Schneedecke verleiht, die bei ihrem baldigen Eintritt nach ii -|- 8 (Jrod H. während *) K< lat ilii'üc« i'iii Ilriic'li5ntiini.ii')irn 3Ccitiin|; vchitTeutlicliI iiiid uiM •l'i'iifall.i zum Abilriick in ilcr \Vnclioni>rlirifl lur Vcrfll([Ung (reitcllt lint I>. Rixi. die Sonne schien, die Temperatur unmittelbar uuier der Oberfläche Null, und denselben Grad auch io .') Fuss Tiefe. Aehnliche Beobachtungen mit gleichem Resultate stellte er auch auf dem Col du Geanl in 10,558 Fuss Meereshöhe an (ebend. T. IV, § 205« p. 251). Die ersten zusammenhängenden Beobach- tungen mit Beziehungen auf die VegeUtiou im Bo- den und unter dem Schnee lieferte ich im hiesigen botanischen Garten vom 22. Januar bis 17. Februar l>s30. Der Boden war in festerem Erdreiche da- mals bis 12, in lockcrem der Gartenbeete 1)3 Zoll tief gefroren , am 22. Januar die mittlere Lufttem- peratur nach dreimaligen täglichen Beobachtungen — 20 Grad R., am 21. — 1G,4 Grad R., die Tem- peratur unter der 4 Zoll hohen Schneedecke — G,5 Grad, am 24. bei mittlerer Temperatur — ö Grad, in der inzwischen 8 Zoll mächtig gewordenen Schnee- decke nur — 2,r) Grad, vom 27. bis 2. Februar bei mittlerer Temperatur — 2 Grad bis — 3 Grad in 8 Zoll Tiefe zwischen 0,4 Grad bis 0,8 Grad. Am 4. Februar erreichte die Schneedecke die Höhe von 12 Zoll und blieb so bis zum 15., an welchem Tage Thauwcttcr eintrat, dem bald wieder, den 1 7., Frost folgte. Die mittlere Tcmj)cratur der Atmosphäre betrug in dieser Zeit (vom 4. bis 15. Febr.j — 8 Grad, die des Schnees in 12 Zoll Tiefe während der kältesten Tage an 3 Tagen nur — 2 Grad bis — 2,6 Grad. Die Temperatur des Bodens entsprach nur in 1 bis 2 Zoll Tiefe der Temperatur der un- mittelbar auf der Erde liegenden Schneeschichl, stieg allmählig bis Null in 12 bis 16 Zoll Tiefe. Selbst- verständlich waren die Wurzeln der perennirenden Gewächse sämmtlich steif gefroren, blieben e< auch noch in 1 bis 2 Zoll Tiefe, als es vom 1 5. bis 1 7. Februor schnell thaute , während die oberen unter dem Schnee befindlich gewesenen nun aufgethauten grünen Theile der PHauzcn vegctirteu. Den 17. Nachmittags fiel die Temperatur wie- der auf — 2 Grad U. ; der Schnee fror sehr dicht zusammen, so dass man an einzelnen Stellen, ohne einzubrechen, darüber hinweggehen konnte. Auch fand sich an demselben Tage eine neue 1 Zoll hohe Schneeloge ein. l'ntcr dieser waren die grünen Theile der Vcgetabilicn am 1 8. noch nicht getroren ; die Vegetation des Schnees wor in 5 Zoll Tiefe (ifirad, ungeachtet den ganzen Tog über die Tem- peratur «wischen — 5 Grad und — 1 (irad schwouktc. Am 1 '.I. nach — 8Grad Nochtkälte war Mittag!) bei — 4 Grad der Atmosphäre dcB Schnee in 5 Zoll Tiefe 2 Grad kalt, in 3 Zoll — 3.5 Grnd, und alle grünen Theile der Vcgetabilicn unter seiner Decke auf's Neue gefroren. Am 2n. stieg die Temperatur von — y Grad de» Morgens gegen Mittag bis auf Null. Der Schnee war nun in 5 Zoll Tiefe külter, als die AtmosphKrc — 1,5 Grad, während er in den 223 höheren Schichten sich mit derselben in's Gleichge- wicht setzte. Am 21., wo das Thermometer nie unter — 4 Grad und nie über — 5 Grad zeigte, hatte die unterste Sehneeschicht die gestrige Tem- peratur, die obere eine mehr der Atmosphäre ent- sprechende: — 2,5 Grad. Am 22. und 23. Februar, bei einer mittleren Temperatur von -\- 2;4 Grad, schwand die Schneedecke an mehrern Stellen bei- nahe völlig, an anderen blieb nur eine so dünne Schicht zurück, dass fernere Beobachtungen über die Temperatur derselben nicht mehr angestellt wer- den konnten ; demohnerachtet waren die oberen Schichten des Bodens nur in der Tiefe von 3 Zoll aufgethaut, und mit ihnen die in derselben befind- lichen Vegetabilien, die tieferen aber gefroren. Un- ter abwechselndem Frost und Thauwetter war am 14. März die Erde erst einen Fuss. tief von der Oberfläche gegen die unteren Schichten zu aufge- thaut. Ungeachtet dieses scheinbaren Hindernisses entwickelte sich die Vegetation : Holosteum umbel- latum und Draba verna blühten. Am 20. endlich war auch in der Tiefe die Erde völlig vom Eise frei. Zu gleichem Resultate führten unsere, fast auf derselben Fläche angestellten Beobachtungen im Fe- bruar 1870. Im vorangehenden Januar war, nach den von Prof. Dr. Galle auf der hiesigen Stern- warte angestellten Beobachtungen, die mittlere Tem- peratur des ganzen Monats — 1,03 Grad; die wärm- sten Tage waren der 8., 9. und 10. mit -j- 4,33 Grad, -|- 4 Grad und -|- 3,67 Grad; die kältesten: der 26. und 27. mit den Mitteltemperaturen — 7,87 Grad und — 7,60 Grad. Die Schneebedeckung der Oberfläche vom Ende Dezember blieb bis zum 6. Januar, thaute dann völlig auf, wie auch der leichtgefrorene Boden, und erneute sich am 17. wieder, von wo sie in gleicher Höhe ^ 4 Zoll bis zum 11. des nächsten Monats blieb und sich auch später bis zum Thauen am 19. Februar nur sehr wenig erhöhte, wenigstens in der Beobachtungszeit die angegebene Höhe nicht über- Temperatur der Atmosphäre. stieg, wie dies in dieser Jahreszeit selten vorkommt, aber für meine Beobachtungen grade sehr erwünscht war. Der massige Frost im letzten Drittheile des Januar ging mit dem ersten Februar in heftige Kälte über, so dass die ersten 12 Tage eine Kälte- periode bildeten, die, bei gleicher Rücksicht auf In- tensität und Dauer, seit dem Jahre 1791 nur von dem strengsten Winter dieses 79jährigen Zeitraums, dem von 1830 (meinem oben erwähnten Beobach- jahre) übertroflfen worden ist. Die Durchschnittstem- peratur dieser 12 Tage aus Tag und Nacht war — 13,69 Grad, die der 6 Tage vom 5. bis 10. gar — 16,03 Grad, das kälteste Tagesmittel von — 17,63 Grad am 6. An 3 Tagen (dem 6., 7. und 8.) sank das Thermometer des Morgens unter • — ^20 Grad; als Minimum wurde am 7., 6 Uhr Morgens — 20,5 Grad verzeichnet. Vom 13. ab war die Kälte mas- siger , in den letzten 5 Tagen des Monats Thau- wetter, mit einem Maximum der Wärme von -j- 5,3 Grad am 28., und dem wärmsten Tagesmittel von -f 3,1 Grad am 27. Die Mitteltemperatur des ganzen Monats von 7 Grad ist 6 volle Grade tiefer als der Durchschnitts- werth. Die stärksten Schwankungen der Temperatur von einem Tage zum andern waren: — 6,8 Grad, 31. Januar bis 1. Februar 5. bis 6. Februar .... 12. bis 13. 15. bis 16. 20. bis 21. 23. bis 24. 2,9 ■ 5,5 4,1 3,4 2,9 Meine Beobachtungen über die Temperatur des in 4 Zoll Höhe liegenden Schnees unmittelbar über dem Boden begannen am 4. Februar und wurden am 16. beendigt: Am 29. Jan. war die mittl. Temp. — 1,15 Grad, V 30. „ » n 7} 7> — 0,83 V 31. , Ti 7! T) 71 — 4,83 ■n 1. Febr. n » ri 35 — 11;07 i> 2. , r> V r> » — 9,17 ri 3. . r> •n 71 7! — 10,5 4. Februar Mg. 6 Uhr Nm. 2 „ Ab. 10 „ Mg. 6 „ Nm. 2 „ Ab. 10 „ . Mg. 6 , Nm. 2 , Ab. 10 „ 7. Februar Mg. 6 „ Nm. 2 „ Ab. 10 , 0. 6. • 13,6i ■ 10,4 ■ 13,8\ -17,2 ■11,1 ■16,0 • 20,0i ■ 14,8 18,i\ 20,51 ■ 12,9 16,81 12,6 Grad 14,7 , 17.6 , 16.7 , Temperatur unter dem Schnee. . . Mg. 7 Uhr .... — 3 Grad . . Nm. 2 , 3 , . . Ab. 7 , 3 „ , . Mg. 7 , 4 „ Ab. 7 Mg. 7 Ab. 7 Mg. 7 Ab. 7 -4,5„ — 5 7> — Ö 7, — 5,6 , — Ö,5 , 224 Temperatur der Atmoiph&re 8. Februar Mg. 6 ülir — 2(J.o, 2s m. 2 Temperatur unter dem Schnee. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1(5. Ab. 10 Mg. »J Nrn. 2 Ab. 10 Mg. <; Nrn. 2 Ab. in Mg. .; Nm. 2 Ab. 10 Mg. n Nrn. 2 Ab. 10 Mg. rt«ct«iinp f'^lirt.) rnaii/,<'ii-.\nsl<>lliin<; in (in'it'swald. Der Gartenbau -Verein für Neuvorponimern und KOgcn wird vom 7. bis 12. September im Cicsdl- schaftsgurten zu Greifswald eine Ausstellung von rtlttii/.iii , Kulturen, giirtnerischen l'roilukton und GeriitliHchafteu veranstalten und ladetliandelsgiirtncr und finrtenbcsitzer freundlichst ein, sich zu bctlici- iigon, aber luu'h l'tlan/en- und Itlimientrcundc, die- selbe in Augenschein /u nehmen. Das darauf be- zügliche I'rogrnmm kann durch den Vorstand be- zogen werden. Die Anmeldungen müs.ten bis zu dem li). Au- gust geschehen, die Kinlieferungcn und Aufstcllun- guu hingegeu bis zum 5. September Abends. Nur Ab. 7 Mg. 7 Ah. 7 Mg. 7 Ab. 7 Mg. 7 Mg. 7 — 0 Grad — ö,5 • > 5 Ab. Mg. 4.5, 4 , 3,5 , Ab. 7 Mg. 7 Ab. 7 Mg. 7 Mg. 7 2 — 2 - 1,5 abgeachnittenu Blumen und daraus augefertigte Ar- rangements werden noch den folgenden Tag bis 'J l'lir angenommen. Aufgaben sind vom Vcreiue selbst 8'J, ausserdem 7 von Seiten Sr. Majestät de« Kaisers und König.^, Ihrer Majestät der Kaiserin uud Königin und Ihrer Majestät der Königin -Wittwc, sowie von Seiten Sr. E.xccilenz des Ministers fQr die laudwirthschaftlichen Augclegenheitcu gestellt. Die Preise des Vereines, bestehend in Geldpreisen von 3 bis 2ilTbalcrn und Diplomen, sind fast durch- gängig fUr jede Aufgabe do]>pclt vorhanden. Die Preise Sr. Majestät des Kaisers und Königs bestehen aus einer grossen goldenen Medaille, die Ihrer Ma- jestät der Kaiserin und Königin aus einer antiken Blumenvosc in Bronze, die Ihrer Majestät der Kö- nigin-Wittwe aus einer Stutzuhr au* schwarzem Marmor, die endlich der StnatsBegicrung ans drei silbernen und einer goldenen Medaille. Zur Krmtttchinit der mucrrm Kimm >iI'. ( ■ < M'PI >f|-| . Direktor de* l>ot«ui*cli«« tiaricn*. VcrUir von WlcKandt & Hompcl in Berlin, ZtRim«r.Atrft»i« Ko. 91 Druck der C Pcister'Khrn Pnrbdrackcrci (L. M«wei), Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des Gartenbaaes in den Königi. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : Professor I>r. Karl Kocli, General - Sekretär des Vereines. No. 29. Berlin, den 22. Juli 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Die Ursachen und Heilmittel der Kartoffelkrankheit. Von Schultz-Schultzenstein. — Höhe der Kältegrade, welche die Vegetation überhaupt erträgt. Von H. E. Goeppert. (Fortsetzung.) — Zur Verständigung über die Bildung des unteren Fruchtknotens, besonders bei den Birnen. — Der botanische Garten der Universität Gent. Dienstag , den 25. Juli , Nachmittags 5 Uhr, findet im Palmenhause des botanischen Gartens eine Ver- sammlung und eine Ausstellung des Vereines statt Die ültfat^eu Ulli) ijeifiiiittef Der 3{tttto|][ef&fanRf)eit. Von Schultz-Schultzenstein. Nach den iu dieser Wochenschrift gemachten Mittheilungen des Prof. Kühn in Halle wird ge- mäss seiner jetzt sehr verbreiteten Ansicht die Ur- sache der KartofFelkrankheit in dem Kartoffelkraut- pilz (Peronospora infestans) und demgemäss die Hülfe dagegen allein in der Vertilgung der Sporen dieses Pilzes gesucht. Seitdem v. Martins in Mün- chen zuerst die Gegenwart des Kartoffelknollenpilzes (Fusisporium Solani tuberosi) in der Kartoffelkrank- heit gezeigt hatte, wurde durch die in Unger's Schrift über die Exantheme der Pflanzen gegebenen Beobachtungen über die Verbreitung von Blattpilzen die Aufmerksamkeit auch auf den Kartoffelblattpilz geleitet und die Knollenkrankheit durch Ansteckung der Knollen mit den Sporen des Blattpilzes erklärt, um so mehr, als sich diese auf zerschnittenen ge- sunden Kartoffelknollen in feuchter Luft unter Glas- glocken zur Entwickelung bringen lassen. Doch ist die Ansteckung grösserer Massen gesunder Kartof- feln zur Kartoffelfäule unter den sonst uatürlichen Verhältnissen keineswegs nachgewiesen, und obgleich die Gegenwart und das Hinzutreten von Schim- melpilzen bei kranken Kartoffeln im Geringsten nicht zu bezweifeln ist, so ist doch die erste Entstehung der Krankheit aus Pilzen damit nicht erwiesen, und die Meinung, dass man durch Anwendung von Mit- teln zur Zerstörung der Pilze die Krankheit heilen oder verhüten könne, würde Denjenigen, welche sich auf solche desinficirende Hülfe verlassen, grossen Schaden bringen, worüber ich auch früher schon zu den Verhandlungen des Vereines Mittheiluugen gemacht habe. Die Kartoffelkrankheit besteht in einem Absterben des Zellgewebes und der zwischen den Zellen verlaufenden Gefässe mit ihrem Inhalt, was sich durch Verfärbung, Trennung der Zel- len und Gerinselbildung lange vor dem Erscheinen der Pilze zeigt. Bei den Knollen zeigt sich dieses Absterben zuerst unter der Oberhaut, die dadurch abschilfert oder sich bei der Berührung abschieben lässt, wie es auch bei angefrorenen oder in heissem Wasser gelegenen Knollen geschieht. Hier sind noch keine Pilze zu linden, und dieser Zustand in dem Verlauf der Krankheit lässt sich auch durch keine Ansteckung mit Pilzsporen hervorbringen. Die Pilze treten erst später mit dem Fortschritt des Ab- sterbens und der chemischen Zersetzung der abge- storbenen Theile hervor, wie sie ähnlich auf allen in Zersetzung begriffenen und vermodernden Kör- pern, auf schimmelndem Brot, schimmelndem übst und dergleichen entstehen. Auch ist die Annahme, dass nur eine einzige Pilzart, sei es Peronospora oder Fusisporium, auf faulen Kartoffeln entstehe, ganz unrichtig; es sind vielmehr sehr viele Spezies, 29 226 die je nach der Vcrscbicdcnbcit der Umstände auf faulen Kartoft'tln gefunden werden, was aucli frühere Beobachter, wie v. Martiu», Mcyen, Schacht, schon gesehen, aber zu wenig bcaclitet hatten. Na- mentlich habe ich eine Verschiedenheit von Pilz- spezies bei den zwei verschiedenen Fornicn der Kar- toftchliule, der Trockenfäule und der Nassfäule ge- funden. Hei der 'J'rockentüule finden »ich die ver- < Bchiedensten Schimmel aus der Abtheilung der Mu- ccdine»; ausser FuMispurium und Peronospora auch Botrytis-, A«|)ergillus-, Pcnicillium-, Sporotrichum- Arten, während die Pilze bei der Nassfäule (wo übri- gens Pilze viel seltener sind, als bei der Trocken- , taule) der Familie der Jliicorini niif:;cliören , unter denen der gemeine Kopfschimmel (Mucor mucedo) am häufigsten gefunden wird. In Betreff' der Schim- meliirten ist also zwischen der Kartoffclfüule und der Fäulniss anderer vegetabilischer Stoffe kein Un- terschied, und ebenso wenig als die Fäulniss in dem schimmelnden Brote hat auch die Fäulniss in den kranken KartotVeln ihren Ur.sprung in den Pilzen. Wir sehen daher in angefrorenen Kartoffeln, die I sich selbst überlassen sind, dieselben I'ilzc, wie in der Karloftelkrankheit entstehen, während wir je- ' doch die Fäulniss angefrorener Kartoffeln sicher nicht den Pilzen zuschreiben werden. Sind aber die , Pilze nicht die erste Ursache der Kartoffelfänie, so wird auch die Vertilgung derselben nicht das rechte Heilmittel sein, selbst wenn man zugeben will, dass durch das Wuchern der einmal vorhandenen Pilze der Verlauf der Fäule beschleunigt oder modifizirt worden kann. Sicher haben wir also die eigentliche Ursache der Kartofl*elfäulc ganz anderswo zu suchen. Diese Ursachen können keine anderen als solche sein, welche das Absterben des lebenden Gewebes und den Beginn der chemischen Zersetzung desselben herbeiführen. Als solche niUssen wir die schnellen unil grossen Temperatur- und Fcuehtigkcitsvcrände- | rungcn des Bodens, der Luft und der Umgebung, wo die Kartoffeln anibewahrt werden, betrachten, wodurch die V'ormoderung des Krautes wie der Knollen auch ohne alle Pilze entstehen kann. Die Kartoffel ist eine tropische (icbirgspffanze, die in ihrem Vaterlande Peru und Chili eine kUblo ! Maitemperatur bei dnuerndcr Bodenfeuchtigkeit in der dortigen nas.scii •lalircszeit geiiiesst, also wäh- rend ihres Wachsthums weder Hitze noch Frost, 1 noch eine wiederholte Abwechselung von Trocken- heit und Nässe auszuhallen hat, denen sie bei uns hier unterworfen ist. Die Unterbrechung der con- I tinuirlichen Vegetation der Kartuff'elpffanze ilurch | absatzweise längere 'l'rockcnheit in den Monaten ' Juni bis September ist derselben schon unangenehm und hindert eine gute Kräftigung der l'llanze. Kommt nun dazu noch eine übermässige Boden- erhitzung, so sterben die am meisten geschwächten Theilc derselben zuerst ab. Wir haben aber hier in der Mark in Jahren der Kartoffclkrankhcit oft eine trockene Hitze, wobei sich der Boden bis Über 40 Grad H. erhitzt, so dass die Arbeiter sich fast die Hände darin verbrennen, und es ist natürlich, dass die besonders weniger tief liegenden und der grösseren Hitze ausgesetzten Knolleu wie angekochte Stellen bekommen, und diejenigen Theile, welche nicht sogleich absterben, duch den Todeskeim in sich haben, wodurch diu Krankheit nach und nach zum Ausbruch kommt. Dazu bedarf es keiner Pilse, im Gegentheil sind diese Umstände dazu angethan, die Pilzbildung zu verhindern. UebermSssige Er- hitzung der Kartoffeln kann auch entstehen, wenn sie in zft grossen Haufen in Mieten oder Kellern aufgeschüttet und vom i^uftzuge abgeschnitten wer- den. Die Krankheit wuchert hier oft noch ohne alle Pilze langsam und allmählig fort, und mir sind Fälle bekannt, wo in den im Uktober aufgefahrenen Kartoffeln die Krankheit erst zu Weihnachten zum starken Ausbruch kam. Je dumpfiger der Aufbe- wahrungsort, wie in Kellern, desto mehr entsteht die Nasstaulc. Denken wir hiernach an die Mittel und \\ ege zur Verhütung und Heilung der Kartotfelkrankhcit, so ist zunächst daran zu erinnern, dass von den sämmtlichen zur Pilz -Desinfektion vorgeschlagenen !ilitteln kein einziges ist, das sich von wirklich prak- tischem Krfolgc gezeigt, wenn nicht geschadet hätte, was sich leicht dadurch erklärt, dass die Krankheit früher da ist, als die Pilze. Wollen wir den wah- ren Ursachen entgegenwirken , s» haben wir dafür zu sorgen, dass dem Kartoff'elwachsthum solche Le- bensbedingungen und Verhältnisse gescbaät werden, die denjenigen in ihrem Vaterlande so nahe als möglich kommen. Da wir uns Klima und \N ittc- rung dazu nicht bestellen können, so haben wir unsere Augen besonders auf die Lage und die Boden- Auswahl zu richten, wodurch «lio KarlotVcl fähig wird, unserer Witterung sich am nieistcn an- zube(|uemen. Kin Boden, der leicht Feuchtigkeit annimmt und dieselbe lange in sich curückhält , der ferner durch die Sonnenstrahlen weniger stark sich erhitzt, wird am zweckmussigsteo sein. Dies ist ein grundfeuchter •Sandboden von hellerer Farbe, in dem die Kartoffeln am besten gedeihen, weil sie in solchem Bollen die Wittcrungs-Veränderungen am leichtesten ertragen. Zeichen eines tiefgrundfeuchten Sandbodens ist der Schachtelhalm (K<|uisctum arvonse), swischen dem sich die Kartoffeln sehr gut befinden. Der schwer anzuleuchtende und leicht austrocknende Kalkboden i«t i1 firad erhob, ohne Naehtheil im gefrorenen Zustande. in ( )stsibirien auf dem Eis- boden sind die Wurzeln im \\'intor stets gefroren, und die ganze Vegetation ist imabhängig von der mittleren Bodentemperatur , welche dort tief unter dem Nnllputikt ihre» Erwachens zur Vegetation steht. Die Wurzeln frieren steif und fest, dringen aber nicht in die oft kaum 1 Euss von der Oberilächo cntterntcn Eislagen, sondern werden von ihnen ab- gelenkt (^M 1(1 dendorf I. c., S. (lli.')) und wenden sich von ihnen ab , als wenn sie auf Felsen gc- stossen wären, der ihnen keinen Zugang gestattet (B. Seemann, Jleise um die Welt, 2. AuH. IHöH, ]l, ]). Hl. und Hichardson, Arctic scarehing cx- pedition |H,')1, Vcd. II. l'eber die Pflanzen auf dem Eisboden Nordamerika'»). Ob diese Erstarrung aber auch ohne nachtheiligen Einfluss sieh auf mehrere Jahre erstrecken kann , bezweifle ich für Phanero- gamen, wcnigir für Flnhteu. t' hurpentier, Ha- rn und, Vcnotz und 'l'homas ftthrcn Fälle an, in denen sich verschiedene Pflanzen, und zwar Phane- rogamen, wie Trifolium alpinum, (ieum montanum, Cerastinm latit'olium etc., initer dem Eise der Glet- scher Jahre lang ohne Naehtheil erhalten hätten. Das angebliche Wachsthum von Pflanzen unter dem Schnee in winterlicher Erstarrung findet nicht statt, und verdient diese Meinung kaum eine ernst- hafte Widerlegung. Sie beruht nur auf unvollkom- mener Beobachtung der Lebens -Verhältnisse dieser Gewächse. Ihre Blüthen sind schon im vorausge- gangenen Herbst entwickelt, so dass es bei den am frühesten blühenden nur weniger Wärmegrade im Friilijahrc bedarf (nach Beobachtungen von Vogt zu Aliris, bei (jalanthus nivalis nur -f- 2,42 Grad, bei Hcputhica nobilis 4,77 Grad u. s. w.), um sie zum Blühen zu veranlassen (Dove iu den Mouata- berichten der BcrI. Akadem. 1850, S. 214). Jene vorzeitige Entwicklung der Blüthen beobachtelo ich zuerst im hiesigen botauii-ehen Garten , uud im Freien in den Jahren 182U und 1830 bei 23ti au 42 verschiedenen Familien gehörenden, sämmtlich vom März bis Juni blühenden Ciewächscn, nament- lich Alpenpflanzen (Beobacht. über die BlUthezeit der Gewächse im königl. botan. CJarteu zu Breslau, nebst einigen Beiträgen zur Entwicklungsgeachichte der Pflanzen überhaupt : N. Acta Acad. Cae». L. Nat. Cur. Vol. XV. P. II. p. 38.') u. f.). Den anderweitigen grüuen, nach dem Schmelzen des Schnees hervortretenden Rasen bilden die Wur- zclstockblätter sehr vieler Drvadeen, Wedel einiger Farne, wie A8])idium Filix mas, spinulosum, aculea- tum, Blätter von Cvperaceae, Graniineae, Juncincae, Aristolochieac , Berberidcae, Caryophyllcae , Apocy- neae. Ericineae, Compositae, Gentiancae, Plumbagi- neae, Geranieae, Globularieae, vieler Labiateu. Pa- pilionaccac, N'iolariae, Primulcae, Sa.\ifrageac u..». w., so dass die Zahl der immergrünen Pflanzen viel grösser erscheint, als man auzunelunen geneigt ist. Im Frühjahr tritt auch bei dicseu Blättern im i^^t ein vollständiger Wechsel ein. Wahre \\ interblinnen sind bei uns, nnt Aus nähme einzelner anderweitig aulgefUhrtcr einjähriger Gcwfichse, nur BcUis pcrenuis und der bei uns in der Ebene nur kultivirte Helleborus niger. Hiro BlUtlien erstarren bei jeder Temperatur uutcr 0, wachsen aber beim Aut'thaucn wieder weiter, ob- schon ein 'l'heil der Wurzeln oft noch gefroren ist, was sich mehrmals wiederholt , wie ich direkt bei einzelnen Blüthen in jedem Stadium der Eutt'altung beohachtet habe. (legen Weihnochtcn, bei mä«sig kaltem Vorwinter pflegt Helleborus niger in Üppig- stem Flor zu stehen, Bcllis verhalt sich zu allen Jahreszeiten ziendich gleich. In der eben angc- bcnen Kälte de» letzten Winters hielt absichtlich von Schnee frei gehaltene Belli» au», nicht aber IIcl- loboru», dessen Blatter und Blüthen erfroren. Tutor dem Schuta der Schneedecke geschah dies nicht. Unter diesen Umständen orfahren also die ganze Strenge der winterlichen Kälte allein nur die über 229 die Schneedecke hervorragenden Bäume nebst den etwa auf ihnen wachsenden Flechten , Moosen und Pilzen, und zwar nicht blos in den arktischen und alpinen Regionen, sondern auch in unseren Breiten, wobei der sonderbare Umstand häufig eintritt, dass in unseren Gärten Pflanzen der Polar- und Alpen- Regionen erfrieren, weil sie bei der meist veränder- derlichen Temperatur unserer Winter selten einer bleibenden 8chneehül!e sich zu erfreuen haben, die in jenen Gegenden niemals fehlt und, wie wir ge- sehen haben , eine so ausserordentlich schützende Wirkung ausübt. Die am Eingänge unserer Abhandlung erwähnten Extreme der niederen Temperatur erfahren also die Baum - und Waldgrenze des höchsten Nordens, un- ter ihnen zunächst obenan die sibirische Lärche (Larix sibirica Led.). Sie bildet nach Middend orff (S. 1662) noch unter 72^} Grad im Taimyrlande Wald, und zwar den nördlichsten der Erde, und erreicht hier trotz der kurzen jährlichen Vegeta- tionszeit von 9 bis 10 Wochen noch 4 bis 6 Zoll Stärke und 3 bis 4 Faden Höhe. An diese schliessen sich die sibirische Tanne (Picea obovata Led.), welche 67 bis 69 Grad n. Br. erreicht , Pinus aja- nensis Fisch, bis 70 Grad Br. , Abies sibirica Led. bis 67^/4 Grad Br. , unsere Pinus sylvestris bis 64 Grad Br. , Pinus Cembra und Betula alba nach W ran gel an der Lena bis 71 Grad (71 Grad 5') Br., Alnus incana bis 69 Grad 5' Br., Alnus fruti- cosa bis 70'/4 Grad und 71^/4 Grad Br., Populus suaveolens und tremula bis 69 Grad, Prunus Padus 70 Grad 5', Sorbus Aucuparia 71 Grad und dar- über, Juniperus nana mindestens bis 71 Grad 5', dsgl. Betula nana und die Weiden als die nördlich- sten, wenn auch niederliegenden Strauchgewächse, Salix polara, arctica nach Bär und M i dden dorff als dicht an die Erde niedergedrückte, in Flechten oder Moose versteckte Sträucher mit kaum 1 bis 2 Zoll sich erhebenden , Blätter und Blüthen tra- genden Zweigen, ganz wie bei Salix herbacea, ar- buscula etc., reticulata auf unseren Alpen. Die Stämme verzweigen sich dort wie hier unterirdisch 10 bis 12Fuss weit, so dass Bär mit Recht von der Flora von Nowa Zembla sagt, dass die Wälder mehr in als über der Erde sich befänden. Im europäischen Russland erreichen die Wälder nicht mehr so hohe Breiten ; die Birke erscheint nur strauchartig in 70 Grad Br. auf der Halbinsel Kola des russischen Lapplands; die Eberesche ebenfalls nur strauchartig in 67 Grad Br. , in Norwegen als Bäume Fichte und Kiefer in 70 Grad Br. , Espe und Eberesche wohl noch etwas darüber hinaus. Im arktischen Amerika bildet nach Richardson (1. c.) Pinus alba die Baumgrenze neben Populus tremuloides; balsamifera und Betula papyracea bis 60 Grad Br. im Thale des Mackenzie; Pinus micro- carpa, P. Banksiana, P. nigra, Alnus viridis (20 Fuss hoch), Salix speciosa (12 Fuss hoch), Juniperus vir- giniana, strauchartig, nur bis 68 Grad 5' Br. Im Thale des Mackenzie in 66 Grad 44' sah B. See- mann noch einen Wald von Pinus arctica. Dass hohe Kältegrade wirklich auch in das In- nere der Bäume dringen, kann man in jedem Winter wahrnehmen, ist auch durch direkte Beobachtungen übrigens erwiesen, die wir Dr. H. Krutzsch (des- sen Unters, über die Temperatur der Bäume und Vgl. der Luft- und Bodentemperatur) in Tharand verdanken. Krutzsch fand am 23. December 1853 bei einer Lufttemperatur von — 23 Grad in leben- den Stämmen von Kiefern und Spitzahorn — 20,9 Grad. Die wunderliche Behauptung des sonst so verdienstvollen Schacht, dass Bäume durch die Rinde vor .dem Gefrieren geschützt würden, von deren Unrichtigkeit man sich übrigens jeden Winter überzeugen kann, findet hierdurch faktische Wider- legung. Nächst den Stämmen komiiÄn nur die Krypto- gamen, die sich an denselben befinden, in Betracht. Auf Stämmen und Aesten jener Lärchen der Bo- ganida in 71 Grad nördl. Br. fand Middend orff (a. a. 0. Bd. I, Th. II, Petersb. 1856) nach E. Bor- scow's Bestimmung sogar noch Pilze, wie Daeda- lea boganidensis B., Tremella intumescens Engl. Bot., auf Alnus incana eine Thelephora: T. isabel- lina Fr., sowie Wahlenberg in dem freilich viel weniger kalten Lappland Polyporus fomentarius und P. igniarius auf Birken, Tremella juniperina auf Wachholder, Pezzia conglomerata auf Alnus incana. Von Moosen im Taimyrlande lässt nur Dicranum scoparjum auf etwaiges Vorkommen an Bäumen schliessefli , obschon es nicht ausdrücklich erwähnt wird; in Lappland Orthotricha, und von Leber- moosen einige Jungermannien. Die Zahl der auf Bäumen in der arktischen Re- gion noch wachsenden Flechten ist dagegen viel bedeutender; nach gütiger Mittheilung unseres aus- gezeichneten Flechtenkenners Hrn. Prof. Körber sind es an 68, von welchen jedoch nur 10 den arktischen Regionen uusschliesslich, die übrigen alle viel niedrigeren Breiten , selbst unseren Regionen angehören*). *) Die mit einem * bezeichneten gehören der arktischen Region ausschliesslich an. Usnea barbata L., plicata L , Bryo- pogon jiibatus L , Alectoria sarmentosa, Ramalina calycaris L., farinacea L., Cetraria juniperina L., pinastri Scop., glauca L., sepincola Ehrh. , Cladonia pyxidata L. , fimbriata L , botrytis Hag., Nephroma tomentosum Hfm., resupinatiira L., Sticta pul- monaria L., scrobiculata Scop., Imbricaria tiliacea Ehrh., saxa- tilis L., physodes L., hyperopta Ach., olivacea DC. , diffusa Web., Anaptychia ciliaris L., Parmelia pulverulenta Schreb., ob- scnra Ehrh., stellaris L., Physcia parietina L., Pannaria plumbea 230 Sie wachsen an der Grenze des liauinwuciises fast nur noch aut" der »Schnccanflügen besonder« noch ausgestotzteu Nord- oder Nordostseite der Bäume; die übrigen Seiten sind frei davon. Kndlicli finden »ich viele von ihnen, wie schon Wahlenherg an- fUlirt, in der Tundra naeli Verschwinden der Hüume noch auf blosser Erde vor, wie Humalina farinacea, Cetraria glauea, sejiincola, Sticta Borobiculata, Im- bricaria hvperopta, Pliyscia parietina, Anaptvchia ciliaris, I'armelia obscura, pnlverulenta, vielleicht weil sie endlich nur unter der Schneedecke die im- mer niedriger werdende Temperatur noch zu ertra- gen vermögen. Flechten der Alpen, welche oft auf Kanten der Felsen wachsen, deren IJcschaflenheit keine Schnee- bedeckung gestattet, gehören gewissermasseu auch hierher, obschon die Temperatur jener Gipfel, wie wenigstens einige lieobachtungen zeigen , nicht so niedrig ist, wi(^ man vermutlien sollte, und kaum unter — 24 Grad befunden worden ist. Die letzten Flechten zwischen 12,0f(0und 14,7H0Fuss unserer Alpen sind nach Seh lagin t weit: Lecidca geogra- phica, confluens, Parmelia eiegans, vaiia d. poly- tropa, Umbilicaria proboscidea ß. cylindrica und an- dere — etwa 40 — mehr oder minder sidier be- stimmte Arten. Erstero fand auch v. Humboldt noch auf den letzten 'J'rachytfeldern des Cliimbo- razzo. (Vgl. Schär er, Die Flecliten der höciisten Alpen; Linnaea 1842, Bd. XVI, S. 66). Alle diese Verliiiltnisse haben auch für unsere Breiten dic8ell)e Bedeutiuig. Es situl auch bei uns die stets über die Schnoelage hervorragenden Stämme und Zweige der Sträueher und Bäume nebst den von ihnen getragenen Zellenkryptogamen und die verschwindend kleine Zalil der im Winter noch mit Stengeln versehenen krautartigen Gewächse, wie Lft, triptopbylla Acb., Lvcanora tatarcA L., |i>lleaii|;iiiani;iiini liiriiliim Arli., * pnlrlliilatiini Nk'-. X>lnf«loiiia Fr., Artlinp>ri'iiia niiaIrptA Arli., Ijrpturaplil» rpitirntiidU Anit., Uttmiilar Kr., Mirrnthvlia iniriila Fr.. Collrma vrmiracfnrma, •?miiii Vc»|MTtilio I.gft., Mnllo- tlum toiiiptituiiuin llfm., Tronicra rcjiinac Kr. Brassica oleracca und Helleborus foetidu», welche die ganze Ungunst der winterlichen Temperatur er- fahren ; alle anderen krautartigen ]>erennirenden Ge- wächse werden durch die mittlere Temperatur des Bodens und durch die Schneedecke bewahrt, und zwar um so wirksamer, je bleibender sie ist. Fehlt sie, so leiden, wie schon erwähnt, arktische und al- pine Pflanzen in unseren (iärten. Bis jetzt hat man auf diese Verhältnisse bei uns fast gar keine KUck- siclit genommen, daher auch die vielen oft einander so widersprechenden Erfahrungen über die Widcr- standsläiiigkeit der Gewächse gegen die Extreme der Temperatur, worauf ich in dem nächstfolgenden Abschnitte, der meine diesfallsigcn im hiesigeu bo- tanischen Garten gemachten Erfahrungen enthalten soll, zurückkommen werde. (Schlau feltt) Zur Verständigung iibrr die itililiini; *li>> iinten-n Kriirlilknotrns, hesoiKlers hri ilen Hirnen. Dass die fleischige Umhüllung des Kernhauses bei unserm Kernobste niclit, wie bei dem Steinobst, die eigentliche fleischig-gewordene Fruchtschalc, son- dern den wie bei der Feige an der Spitze ausge- höhlten Stiel bildet, geben jetzt die hartnäckigsten Anhänger der Tiieorie, dass alle FrUchle aus Blät- tern entstehen, endlich zu. Wir haben es bereits vor 30 Jahren, und wohl zuerst gelehrt. Aber nicht allein das Kernobst bildet an der Spitze des BlU- thcnstieles, wie bei der Feige, eine bechcrartige Aus- höhlung, in der die Fruchtknoten liegen, es ist das- selbe bei dem ganz oder nur zum Tlieil uutcrstin- digcn Fruchtknoten überhaupt der Fall. Der unter- ständige Fruchtknoten unterscheidet sich nur da- durch von der Apicifruclit , dass von der Höhlung nicht die F'ruchtknoten, sondern die Eichen, rcsp. die Samen eingeschlossen werden. Die Fruchtblätter verkümniern oder schliessen die Höhlung oben su, sind vielleicht auch gar nicht vorhanden. Es gibt immer noch viele, selbst zum Theil »ehr ausgezeichnete Botaniker, welche »ich von der ein- mal liebgewonnenen und angelernten Idee, dsss alle FrUchte aus Fruchtblättern entstehen, nicht trennen kennen. Die Zahl derer, welche anderer Meinung sind, nimmt jedoch allmHlilig sehr zu. Ent Wicke- lung«-(«eschichtcn sind neuerdings bei den Physio- logen' in den Vordergrund getreten und muMten nothwendiger Weise zur richtigen .Vuffassung fuh- ren. Zu den neuesten Verfechtern unserer Ansicht gehört Professor Sachs, jeUt in Wurzburg. In 231 der zweiten Auflage seines vorzüglichen und nicht genug zu empfehlenden Lehrbuches der Botanik hat er unter Anderem Entwickelungs - Geschichten der unterständigeu Fruchtknoten zweier Pflanzen, eines Körbcheuträgers (Composita) und eines Doldenträ- gers (Umbellitera) gemacht, die auch den Laien von der Wahrheit der Entstehung des unterstäudigen Fruchtknotens* völlig überzeugen müssen. Wenn wir auf Missbildungen bei Pflanzen und Thieren, insofern sie nicht ein Stehenbleiben in der Entwickelung sind, im Allgemeinen auch keinen grossen Werth legen, so können sie bisweilen doch eine Ansicht unterstützen. Keine Familie (besser wohl Klasse) von Pflanzen ist so geeignet, die Be- deutung des unteren und oberen P>uchtknotens für die Systematik illusorisch zu machen, als die der Eosaceeu im weitesten Sinne. Wir haben hier Pflan- zen mit ober- und unterständigen Fruchtknoten. Die sogenannte Eosenfrucht oder Hagebutte war zwar, und ist noch manchem Botaniker ein aus Blät- tern zusammengewachsener und fleischig gewordener Kelch, der die eigentlichen Rosenfrüchte einschliesst; und doch unterscheidet sie sich von der Apfelfrucht, welche schhesslich wohl durchaus als aus einem un- teren Fruchtknoten hervorgegangen betrachtet wird, nur dadurch, dass hier die 5 eigentlichen Frucht- knoten, resp. Früchte, mit der inneren Wandung des becherartig ausgehöhlten obersten Theiles des Blüthenstieles verwachsen sind. Interessant ist, dass man in Paris, wie Car- ri^re in der Revue horticole mittheilt, unterstän- dige Steinfrüchte beobachtet hat. Leider konnten wir, als wir bald darnach an unseren geehrten Freund Vilmorin in Paris schrieben, keine zur Ansicht bekommen, da sie bereits nicht mehr exi- stirten. Es ist sehr zu bedauern, dass keiner der Pariser Botaniker eine Untersuchung gemacht hat, dass sogar keiue solche Frucht auf irgend eine Weise getrocknet oder in Spiritus aufbewahrt wor- den ist. Da dergleichen Erscheinungen, wie sie in Paris in Betreff unterständiger Steinfrüchte vorge- kommen sind, gewiss nicht vereinzelt dastehen und an anderen Orten wieder vorkommen möchten, so fordern wir Baumschul - Besitzer und Liebhaber, welche Obst bauen, auf, dem Gegenstande ihre Auf- merksamkeit zuzuwenden, und wenn ihnen derglei- hen Abnormitäten vorkommen , uns Mittheilungen zu machen. Eben kommt uns die neueste (24.) Nummer des Gardeners' Chronicle zu. In ihr finden wir eine hierauf bezügliche Abhandlung, aus der wir ersehen, dass in England auch eine Apfelblüthe ohne Frucht- knoten beobachtet wurde. Wer sich für den Gegen- stand interessirt, findet in der besagten Nummer (S. 772) eine Abbildung. Diese Apfelblüthe ist ge- füllt, es fehlen ihr dagegen die Staubgefässe, und hat das Ansehen einer Rose. Wir sind im Besitz einer rothen gefüllton Rose, wo ebenfalls der soge- nannte untere Fruchtknoten, resp. der angeblich aus Kelchblättern zusammengewachsene Fruchtbecher, und die Staubgefässe fehlen und die deshalb mit der in genannter Zeitschrift abgebildeten Apfelblüthe völlig übereinstimmt. Was hier bei der Apfel- und Rosenblüthe ab- norm erscheint, ist bei der (sogenannten einfachen) Hortensie normal. Hier sehen wir am Rande Blü- then ohne Fruchtknoten, während die übrigen nor- mal gebaut sind. Die ersteren sind zwar nicht ge- füllt, wie bei unserer abnormen Apfel- und Rosen- blüthe, dagegen die Blumenblätter weit mehr ent- wickelt und mit einer in die Augen fallenden Farbe. Wir besitzen aber doch auch von unserer Garten- Hortensie eine direkt aus Japan eingeführte Form, wo auch diese grossen Blüthen am Rande gefüllt sind. Der Reisende v. Siebold hat eine solche Form in seiner Flora japonica (auf der 59. Tafel) abgebildet. Vor mehrern Jahren sahen wir sogar in Nanzig in der Handelsgärtnerei von Crousse eine andere Form, wo aus der Mitte der gefüllten Blüthe sich noch ein Stiel erhob, der wiederum mit einer Blüthe endigte. Wenn wir schliesslich noch einmal zu der in Gardeners' Chronicle befindlichen Abhandlung zu- rückkehren, so ist es, um auf die Beschreibung und Abbildung zusammengesetzter, man möchte sagen, verzweigter Birnen aufmerksam zu macheu. W^as wir bis dahin in dieser Hinsicht gesehen hatten, bezog sieh auf eine Art Mutterbirn, aus der die ganzen, selbst noch mit einem Stiele versehenen jungen Birnen herausgetreten sind. Nicht minder interessant ist ein zweiter abge- bildeter Fall, wo der Fruchtstiel nur auf der einen Seite fleischig ist und durch die einseitige Strek- kung resp. Neubildung von Zellen die Frucht all- mählig so umgebogen ist, dass sie schliesslich mit der Spitze nach unten sieht. Der übergebogene Theil hat sich gleichmässig nach allen Seiten ent- wickelt und stellt eine regelmässig geformte Birn dar. !Der öotttiiifffie c9nttcii der Moerlitat c^eiit. Unter diesem Namen hat der Inspektor genann- ten Gartens, van Hüll, ein interessantes Büchel- chen in französischer Sprache geschrieben, das einen wichtigen Beitrag zu seiner Geschichte darstellt. Belgien, und vor Allem Gent, der einstige Lieb- lingsaufenthalt Karl's V., hat um Botanik und Gärt- 232 norei unbedingt schon seit langer Zeit die grösstcn Verdienste gehabt und liat gio noch fortwährend. Viele von den Vätern der Hotanik , welche beson- dcrx in dem 15. und Ii>. . Jahrhunderte lebten, »ind Belgier. Wir erinnern nur an Dodoens (Dodo- iiacu») und Charles do I'KcIuge (Clusius), welcher keineswegs in den französischen Niederlan- den, in Arras, Ifj^tj, wie es unter Anderem Witt- Htcin in seinem etymologisch -botanischen Wörter- buchc sagt, sondern in Antwerpen, und zwar schon 151?:"), geboren wurde. In gärtnerischer Hinsicht hat Belgien ohne Zweifel »tett die grosste Bcdcutuug in Huropa; von den anderen Staaten könnte höch- stens das weit grössere England sich mit Belgien messen. Die Beschreibung des Genter botanischen Gar- tens, wie sie uns vorliegt, hat einen um so grösse- reji \\\Ttli, als sie von einem Manne herrührt, der nienr ais jeaer Andere sich dazu berufen fühlen konnte, bereits auch um die angewancitc Botanik grosse Verdienste besitzt. Vor Allem ist er in der Behandlung der Gehölze, besonders der Obstgeholze, tüchtig und wurde deshalb auch ncucrdint^s zum \'iceprUsident des Cercle d'arboriculture eii Belgi<|UO erwählt, van Hülle nutzt in gärtnerischer Hinsicht den ihm anvertrauten CJarten möglichst aus. Seit vielen Jahren sclmn hält er Vorlesungen in dem Garten über verschiedene Gegenstände der ange- wandten Botanik und der Gärtnerei ; die i'tlanzen seines Gartens dienen ihm bei seinen Demonstra- tionen. An diesen Vorlesungen kann Autheil neh- men, wer will. Wir freuen uns, aus dem Büchelchen zu ver- nehmen, dass der sehr ungünstig mitten in der Stadt gelegene botanische Garten in (reut nach den olVe- ncn Bäumen, welche durch Abtragen der alteu Fcstungswällc zur V'erfügung stehen werden, ver- legt werden soll. Gent ist bekanntlich eine der bedeutendsten Fabrikstädte Belgiens und hat mitton in der Stadt und ebenfalls in der nächsten Nähe des genannten Gartens eine .Menge Kssen, welche durch den bestäudig austreibenden , mit allerhand schädlichen Dünsten geschwängerten Kauoh die Kul- tur der l'thiii/.en nicht ulleiii sehr schwierig machen, Hundern auch viele der im Freien befindlichen selbst zu einem baldigen Absterben veranlassen. K« wird wirklii li Zeit, dass die schon limgst nicht mehr er- haltenen Festungswerke und damit auch die Wälle vim (lent einnuil abgetragen und der dailurch ge- wonnene Baum in einen l'ark verwandelt werden. Ks geschieht hier, was in vielen Städten Deutsch- land» und Oosterreichs längst sclmn geschehen ist. Wir erinnern nur an Wien. Wer Gent mit Bcinen engen, oft auch unsauberen Strassen und die dichte, hauptsächlich aus Arbeitern bestehende Bevölkerung I kennt, wird den Nutzen, man möchte sagen, den ■ Sogen einer solchen Umänderung ermessen können. Ein Thcil dieses Parkes soll für den botanischen Garten eingerichtet werden und damit der Wisscn- I Schaft dienen. ' Der botanische Garten in Gent gehört der neue- I Bten Zeit an und wurde im Jahre 1797 durch die französische Republik, welche Flandern unterworfen hatte, aus dem (jcmüsegarten der aufgehobenen Abtei von Baudeloo errichtet. Einer der gemein- nützigsten Menschen, welche in Belgien gelebt ha- ben, Ch. van Hulthem, nach dem du Mortier ein Pflanzen-Genus, das die Kosen mit ganzen, also nicht gefiederten Blättern einschliesst, genannt, bat um die Errichtung dieses Gartens grosse \'erdicu8te gehabt. Der erste Direktor war Beruard Cop- pens, dessen Verdienste um die Botanik kaum in Belgien selbst bekannt sind. Desto mehr kennt man den ersten Inspektor, Musschc, da er einer der thätigsten und tüchtigten Gärtner war und eine An- zahl interessauler Pflanzen verbreitet hat, so das seinen Namen führende Epimcdium Musschianuro. Auch in botanischer Hinsicht kennt man ihn, da er Verfasser des l^iio erschienenen Cataluguo de« plan- tcs du jardin botaniijue de la ville de Gand und des 1817 herausgegebenen ilortus Gaudavcusis ist. , rilaii/.«'!! - \iiktion. Wir möchten (iärttier und l'tlauzen - Liebhaber auf eine in Sheepsdale - lez - Bruges in Belgien am 7. August d. J. uud an deu folgenden Tagen, Mor- gens lu Ihr stattfindende g ro ss o Pf la n r cn - .\ «i k- tion aus der Fallitmasse des Kunst- und Handels- gärtners Emile Vincke-Hu ybrecht aufmerksam machen, die unter der Direktion des Hirrii Phi- lippe de Groot, Kunst- und Handelsgärtncr in Humbrugge, und des Herrn Lauwere, Aktnariiu beim Haiidelsgi-richt in Bruges, erl'ulgpn wird. Die Sammlung uniiasst ca. 3»,0UII Palmen, l.HOO Dra- ! caenen, lUO Uycas revoluta, 22,000 einfache Ka- mellien, 5,O0r. K^arl K.ocb, General - Sekretär des Vereines. No. 30. Berlin, den 29. Juli 1871. Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt; Flora der niederländischen Gärten von H. Witte. 11. bis 19. Lieferung. — Höhe der Kältegrade, welche die Vege- tation überhaupt erträgt. Von H. R. Goeppert. (Schluss.) — Die Befruchtung der Weinblüthe. Flora der niederländischen Gärten von H. Witte. 11. bis 19. Lieferung. Dieses leider, wie früher mitgetheilt, in hollän- discher Sprache geschriebene Blumenwerk schreitet rasch vorwärts und bringt iu vorliegenden 9 Lie- ferungen wiederum eine grosse Anzahl von inter- essanten Gartenpflanzen , durch vorzügliche Abbil- dungen erläutert. Viele von diesen sind leider, bei uns wenigstens, völlig in Vergessenheit gerathen und werden kaum noch hier und da in einigen entlegenen Gärten der Provinzen gefunden, um so mehr halten wir uns für berechtigt, von Neuem auf sie aufmerksam zu machen. Der Holländer ist in der Politik , so auch in der Pflanzen- und Blu- menzucht, conservativer und kultivirt fortwährend alles Schöne, was Eltern und Grosseltern liebten und in ihren Gärten pflegten. In der 11. Lieferung werden Aurikeln (Primula Auricula) in 3 verschiedenen Farben abgebildet. Diese reizende Frühlingsblume, welche früher in den Gärteai der Fürsten und Reichern in der Regel den ersten Frühlingsflor bildete, schien vor einigen Jahren wiederum mehr Spezialliebhaber zu finden, leider hat dieses nicht lange gedauert. Solche schön Sezeichnete Aurikeln , als wir vor fast einem halben ahrhundert in Belvedere bei Weimar gesehen ha- ben, sucht man jetzt vergebens in den Sammlun- gen. Vielleicht ist es in Holland anders. Lunaria biennis Mnch wächst in Europa hier und da wild und wurde wegen ihrer grossen, vio- letten Blüthen, die denen der Levkojen glichen, aber geruchlos sind, viel, besonders auf dem Lande kultivirt; jetzt sieht man sie nur noch in einigen botanischen Gärten. Wegen der breiten und rund- lichen Schoten nennt man die Pflanze in den Nie- derlanden Judas - Pfennig. Trillium grandiflorum Salisb. gehört zu den lilienartigen Pflanzen, wo die breiten Blätter ausserdem noch dadurch abweichen , dass sie geädert sind. Aber auch die Blüthe unterscheidet sich von denen der meisten übrigen Liliaceen (im weitesten Sinne), dass die 3 äusseren Blätter grün sind und einen ächten Kelch bilden. Als Staude ist diese nordamerikanische Pflanze nicht genug zu empfeh- len, ihre grossen, weissen oder röthlich -weissen Innern Blumenblätter dauern ziemlich lange und heben sich von dem schönen Grün des Laubes an- genehm ab. Gentiana acaulis unserer Gärten und der Flora der niederländischen Gärten ist keineswegs die ächte Pflanze d. N., sondern die allerdings sehr nahe stehende G. excisa Presl, die nur in den Alpen wächst, während die ächte G. acaulis C. in Deutschland ausserhalb der Alpen zerstreut vor- kommt. Als Alpen -|Pflanze ist G. excisa eine der wenigen Pflanzen , welche bis jetzt sich in der Gunst der Liebhaber erhalten hat. Zum Einfassen auf Beeten, zu Felsparthien, aber auch zu Arabeskeu u. s. w. ist sie mit dem schönsten Blau der grossen Blüthen durch keine andere Pflanze zu ersetzen. In der 12. Lieferung ist zuerst Campanula Medium L. enthalten, wiederum eine Pflanze, die 30 234 allmählich aus den Gärten zu vcr^chwindL-n scheint. Es ist ein Sommergewachs mit grossen blauen Glockenblüthen, welche bisweilen den ganzen Sten- gel bedecken. Auf dem conservativcii Lande sieht man sie noch hier und da. Paeuuia tc nui toi ia C, die nächste Pdanze, welche abgebildet ist, finden sich in den Gärten der Liebhaber noch bisweilen vor. Sie ist au Schön- heit allen Übrigen krautigen Päonien vurzuziehen, da die vicitach eingeschnittenen Blatter der Blume ein leichteres Ansehen ertheilen. Dazu kommt noch die tiefe ponceaurothc Farbe der grossen, mehre Zoll im Durchmesser enthaltenden BlUthc. Man hat die letztere auch gefüllt. Vaterland ist Sibirien. Crataegus Uxyacantha C. var. punicea ist keineswegs eine Form der Cr. Uxyacantha wie man gewöhnlich meint, sondern der C. monogyna Jac(|., wird aber von einigen Botanikern unter dem Namen Cr. splcnden« auch als sclbstständigc Art betrachtet. Einfach hat sie gewiss neben der ge- füllten Form ebenfalls einen grossen Werth. Mit Recht werden beide Formen verbreitet, in Berlin fängt man sogar an sie besonders, aber die gefüllte, in den neuangeligtcn Strassen anzupflanzen , wäh- rend sie sich in den Vorgürtchcn schon länger hier und da vortindet. Die Gauklerblume, Mimulus lutcus C. var. quin <|ue V ulnerus, wird in einer Menge Formen, auch gefüllt, kultivirt und vermehrt sich selir leicht. Sic säet sich auch von selbst aus und kommt dann an feuchten Stellen im Frühjahre zum Vorschein, In ihrem Vaterlande Peru und Chili wächst sie au und in Bächen, weshalb sie auch bei uns auf gleiche Weise kultivirt werden kann und damit imserer Bachbunge (Veronica Bcccabunga) entspricht. Wir haben sie auf diese Weise in Ilochlieim bei Erfurt verwendet gesehen. In der 13. Lieferung btginncn die spanischen Schwertlilien (Iris Xiphium L.) in 5 verschiedenen Farben. Die Abbildung ist ein wahres Meisterstück im Buntdruck. Während man diese reizende, von der pyrenäischcn Halbinsel stammende Blume jen- seits des Rheines und des Kanals noch sehr liebt, vcrscliwindet sie bei uns, wie es scheint, fast ganz und gar aus den (iärten. Ein Beet mit verschie- (leuen Formen dieser Spanischen Schwertlilie besetzt, gehört auch wegen der grossen Mannigfaltigkeit in den Farben, welche sie darbietet, zu dem Schönsten, was man in einem (iarten haben kiinn. Die Baum- Päonie (^Peonia Montan Sims) ist wiederum eine der wenigen Pflanzen, welche sich seit ihrer Einl'Uhruiig zu Ende des vorigen .lahr- hundert-* aus China und Japan in der Gunst der Liebhaber erhalten hat. Auch bei uns wurde die Blume zu einer hohen Stufe der Vervollkommnung I gebracht, die schönsten Formen sind aber wohl vor I nun fast '1 Jahrzehnten durch den bekannten Rei- senden Siebold direkt eingeführt worden. Leider haben aber diese letztern keineswegs eine solcho Verbreitung gefunden , als sie es verdienten , sind leider sogar wieder zum Theil wieder verlorea ge- gangen. I Die Garten -Anemone (Anemone corouaria L.) wächst auf Wieseq und Gefilden SUdeuropas, . besonders Italiens, wild und bildet daselbst einen grossen Schmuck. Schon seit langer Zeit sind sie auch in den Gärten Mitteldeutschlands eingeführt , worden und wurden vor Allem in den Niederlanden I zu einer hohen Stufe der Vervollkommnung gebracht. Dort spielen sie noch eine grosse Rolle, während sie bei uns aus den Gärten der meisten Liebhaber verschwunden sind. I Pyrethrum roseum Bieb. ; bekanntlich die eine Mutterpflanze des Persischen Insektenpulver«, ' fängt ebenfalls wiederum an in den Gärten seltner zu werden , nachdem die Blume durch die Zucht besonders belgischer Gärtner eine solche Vollkom- menheit und Schönheit erhalten hatte, dass man glauben mnsstc, sie würde nie aus den Girten schwinden. Ueber dicso Gartcnblume haben wir mehrmals ausführlich in der Wochenschrift berichtet und auch eine Geschichte derselben gegeben (2. Jahrg. : S. 193 u. ;\« Jahrg. S. 177). In der 14. Lieferung beginnt eine Staude, Epi- I lobiuni augu stifo lium L. , die, so schön sie auch j ist, wir doch nicht als Gartenpflanze empfehlen möch- ten. Dass CS bei uns einheimisch ist und viel ver- breitet vorkommt, allenthalben aber auch, wo es j wild wächst, eine Zierde darstellt, ist nicht Ursache, dass wir gegen die Kultur sprechen, der Grund liegt vielmehr darin, dass es sich sehr leicht, be- sonders durch den Samen, vermehrt und im Kurzen in Stande ist, einen Garten im hohen Grade zu verunreinigen. I Potentilla atrosanguinoa Lodd. var. pleni flora empfiehlt sich durch die Schönheit ihrer Blu- men, die Röschen nicht unähnlich aussehen. Sie I stammt vom llinialayagebirgc und wurde zuerst in botanische Ciärten eingeführt, bis intelligente (iärt- ner, besonders in Nanzig, die Blume auf eine hö- here Kultur brachten. Trotzdem hat sie aber keine weitere Verbreitung gefunden und möchte bahl wie- derum völlig ans den Gurten verschwunden sein. Dcutzia crenata S. et Z. var. florc roseo pleno führt häufiger die niüicre Bezeichnung: pur- purea fl. pl. oder cxtus rubra und wurde durch Sie- bald aus Japan eingeführt. Sie ist ein liübscher Blüthenstrauch, der sich auch treiben lässt und schon in kleinen Exeniplarcn blüht. Von dieser Form stehen die tahlreichen, besonders ausserhalb roth 235 gefärbten Blumenblätter mehr aufrecht; während ne- ben dieser bei einer anderen gefüllten Form sie blendend weiss und mehr flach ausgebreitet sind. Die letztere führt den Namen Deutzia crenata fl. pl. und ist wahrscheinHch die echte D. scabraThunb. (Vergl. übrigens 12. Jahrg. S. 245.) Funkia Sieb ol diana Hk. var. glauca wurde von Siebold schon Ende der zwanziger Jahre aus Japan eingeführt, schliesst sich den beiden schon früher als HemerocaUis japonica und coerulea (jetzt Funckia subcordata u. ovata) bekannten Arten au, lässt sich auch auf gleiche Weise verwenden. Die grossen Blüthen besitzen eine sehr blasblau-violette Farbe und bilden gestielte Aehren, welche sich über die schwachherzförmigen Blätter erheben. Die 15. Lieferung enthält zuerst eine nordame- rikanische Staude aus der Familie der Lippenblüth- ler: Monarda didyma bildlicli dargestellt. Sie war vor längerer Zeit, wo Stauden viel auf Rabat- ten angepflanzt wurden, sehr beliebt, ist aber schon seit längerer Zeit aus den Gärten der Liebhaber völlig verschwunden. Und doch ist sie eine der schönsten Pflanzen des freien Landes, welche je in unseren Gärten vorgekommen sind. Dazu kommt noch der angenehme aromatische Geruch, den Blät- ter imd Blüthen haben , so dass man in ihrem Va- terlande Nordamerika, aber auch in England, einen beliebten Thee, der den Namen pensylvanischer oder Oswego-Thee führt, daraus anfertigt. Lupinus Cruickshanksii Hook, ist nur eine Form des wegen der grossen Wandelbarkeit in den Farben der Blüthe mutabilis genannten Art des Genus Lupinus. Fast alljährlich kamen unter neuen Namen neue Formen in den Handel und werden Gartenbesitzern angepriesen. Es ist auch nicht zu leugnen, dass alle diese Formen Empfehlung verdienen. (Vergleiche 4. Jahrg. S. 276, 7. Jahrg. S. 78.) Asclepias tuberosa L. gehört, gleich der Monarda didyma, zu den Pflanzen, welche vor eini- gen Jahrzehnten vielfach in Gärten als Stauden ge- zogen wurden, jetzt aber kaum noch in einigen botanischen Gärten vorkommen. Sie zeichnet sich ebenfalls durch prächtige rothe Blüthen aus, welche am Ende der Zweige Dolden bilden und eine lange Zeit dauern. Sie wächst in Nordamerika. Die Wurzel von dieser Pflanze ist im Vaterland ein kräftiges Arzneimittel. Hydrangea japonica Sub. var. versicolor stellt die ursprüngliche Mutterpflanze unserer ge- wöhnlichen Hortensia, deren ältester Namen Hor- tensia opuloides ist, dar , nur dass die am Rande, der Scheindolde befindlichen unfruchtbaren Blütlien bald heller, bald dunkler roth gefärbt sind. Es ist nicht zu leugnen, dass auch die einfache Form unserer Hortensia ihre Reize hat und empfohlen wer- denn kann. In der 16. Lieferuug hat Tecoma radicans Juss. (Bignonia radicans L.) die erste Stelle erhal- ten. Es ist dies ein den südlichen Staaten Nord- amerika's augehöriger Kletterstraucb, der unbedingt zu den schönsten Erwerbungen gehört, welche wir den Vereinigten Staaten verdanken. Er befindet sich seit langer Zeit schon in den Gärten und ist auch jetzt noch beliebt, wird aber keineswegs so häufig verwendet, als mau wegen seiner vSchönheit glauben sollte. Namentlich, wo er Schutz hat — denn er ist gegen unsere nordischen Witterungs- Einflüsse etwas empfindlich — , ist er an Mauern, Häusern u. s. w. ein ausserordentlicher Schmuck, da seine grossen gelb-rothen Blüthen alle Jahre reich- lich erscheinen. Malva Alcea L. wächst in Mittel- und Süd- deutschland wild und ist höchstens auf dem Lande in früheren Zeiten bei uns zur Garten- Zierpflanze erhoben worden, steht aber den meisten andern au Schönheit nach, obwohl die hellen violett -rothen Blüthen an der buschig- wachsenden Pflanze sich recht hübsch ausnehmen. Tigridia conchiflora Sweet steht der be- kannteren P. Pavonia C. sehr nahe und kann zu gleichen Zwecken verwendet werden. Gleich ande- ren Zwiebelblumen, besonders aus der Familie der Iridaceen, findet man die Tigridien nur selten bei uns in Beeten, welche im Winter durch Kästen ge- schützt werden müssen, desto häufiger aber in Bel- gien, besonders aber in Holland. Sie schliessen sich in der Verwendung den bereits besprochenen Schwert- lilien an, ihre Blumen besitzen aber einen andern Farbenkreis. Sie sind nämlich schön gelb, zum Theil aber mit blutrothen Flecken versehen. Vaterland ist Mexiko. Dahlia variabilis Dess. ist eine der Mutter- pflanzen unserer Georginen, lieber sie haben wir erst vor Kurzem ausführlich gesprochen. (Vergl. 12. Jahrg. S. 396 und 13. Jahrg. S. 309.) In der 17. Lieferung finden wir zuerst eine seit sehr langer Zeit in den Gärten als Spanische Wicke kultivirte Pflanze aus der Familie der Schmetter- lingsblüthler, Lathyrus latifoliusL. Sie schliesst sich der bekannten wohlriechenden Wicke (C. odo- ratus L.) an, hat aber keinen Geruch und ist mehr- jährig. Durch die schönen, rothen Blüthen ver- dient sie auch jetzt noch, wo so viel geboten wird, Beachtung. In manchen Gegenden Deutschlands ist sie bereits verwildert, wirklich wild ist sie nur jenseits der Alpen. Zu den wenigen Pflanzen, welche sich seit ihrer Einführung erhalten haben, gehört das japanische Röschen, wie im gewöhnlichen Leben die gefüllt- 30* 236 blühende Form der Kcrrea japonica DC. (Corcho- ru» japonicus L.) heiast. Sie ist in den Gärten ver- breitet, und «o bekannt, da«» vir nichts über sie zu sagen brauchen. Durch die Einfüliruiig der ein- fachbiUhcndcn Ilauptart vor einigen Jahren hat man ebenfalls eine Erwerbung gemacht, die anzuerken- nen ist. Cuphea Ziniapani Koezl haben wir bereits früher schon, als sie eingeführt wurden, besprochen ((). Jalirg. S. GO). Es ist ein zu empfehlendes Zicr- gewächs», was leider aber, nachdem e.'i einige Jahre kultivirt worden ist, wiederum allmuhlig der Ver- gessenheit tibergeben zu werden scheint. Die Pflanze wächst buschig, wird kaum Fuss hocli und bedeckt sich reichlich mit dunkel violetten Hlüthen, welche eine nicht unbedeutende Grösse haben. Vaterland ist Mexiko. Passiflora Im j)<^ rat ric e Eugt^nie ist die letzte Pflanze des 17. Heftes und durch Blendung der F. alata, vielleicht auch der P. edulis und der P. cocrulea, in den ."lOer Jahren in Lyon gezüchtet, erhalten. Von der letzteren besitzt sie die Blät- ter, von der erstcrcn die BlUthen. Sie ist um so mehr zu enipfchlen, als sie wenig empfindlicli ist und im Sommer .«elbst im Freien verwendet wer- den kann. Unsere jetzt im hohen firade verv(>llkon)mneten Stiefmütterchen , die aber weniger von der bei uns wild wachsenden Viola tricolor L., wie der Her- ausgeber der Niederländischen Gartenflor meint, als vielmehr Von Vio la altaica Ker. kommen, sind auf der ersten Tafel der 1 H. Lieferung abgebildet. Diese jetzt so beliebte Blume ist zu bekannt, als dass noch etwas über ihre Empfehlung zu sagen wäre. Wünschenswcrth möchte es aber sein, ehe die Aus- führung unmöglich wird, dass ein Blumenfreund oder fiärtuer sich der nicht leichten Mühe unterzöge, die Geschichte dieser Florblume, wie sie nach und nach bis zu dieser Höhe der Vollkommenheit gelaugt ist, zu bearbeiten. Glethra ulnifolia L. ist ein nordamerikani- schcr Strauch, der schon lange in Europa kultivirt wird, aber zu keiner Zeit eine grosso Verbreitung gefunden hat; besonders in altern fiärlen, wo man Azaleen, Andromcden, Kalmien unil andere Ilaide- pflanzen kultivirt, findet er sich noch hier und da vor. Die weissen alter mit rothen Staubbeuteln ver- sehenen Bllithen bilden zwar grosse, selbst zusani- mengcflctzte Trauben, sie fallen aber doch im (tan- zen zu wenig in die Augen, so das» Clcthra alni- folia den genannten Sfrliuchern weit nachsteht. A pi o s tu b c rosa Mnch (fJlycine Apios L. wurde vor 2 und mehr Jahrzehnten , wo die verwandte, •bcr Weit schönere ^VistBriB ((Jlvcinc) ihincnsis aus f>«ta»ien noch nicht so verbreitet war , sehr viel in den Gärten kultivirt und als Schling[>flanze mannig- fach benutzt. Jetzt sieht man sie kaum noch iu einem botanischen Grarten. Sie ist krautartig uud untersclieidet sich dadurch hauptsächlich von der eben genannten Pflanze. Deshalb vermag sie auch nicht auf gleiche Weise grosse Stellen rasch zu überziehen, wie diese. Ihre zahlreichen BlUtben haben eine hellrothe Farbe und bilden kürzere Aeh- ren. Die knollige Wurzel wird in ihrem Vaterlande wegen ihres Wohlgeschmackes gern gegessen ; auch die Samen bilden daselbst eine den Erbsen ähnli- che Sjieise. Hibiscus syriacus L. hält leider im nordöst- lichen Deutsehland nur schwierig, in manchen Ge- genden gar nicht aus. Er ist einer der schönsten BUithensträuchcr, von dem man bereits auch bunt- blättrige und gefüllte, ausserdem aber noch hin- sichtlich der Mannigfaltigkeit in der Farbe der Blu- menkrone zahlreiche Formen besitzt Man kann in der That von diesen Formen sagen , dass die eine schöner als die andere ist. Und doch tindet man den Blüthenstrauch selbst am Khcin uud in anderen günstig gelegenen Gegenden Deutschlands nur selten, desto häufiger in Belgien, Holland und in Frankreich. In der 19. Lieferung nennen wir zunächst fUnf verschiedene Formen der Aza Ica pontica. Unter dem Namen der Pi'ntischen Azaleen versteht man gärtnerischer Seits aber nicht allein die ächte Pflan- zen d. N., welche in den östlich und südlich vom Pontus d. h. Schwarzen Meere gelegenen Ländern wächst, sondern auch die nordamerikanischen Arten, besonders A. viscosa L. u. calendulacea Mcbx., weil sie ebenfalls, entgegengesetzt den indischen oder eigentlichen chinesischen, welche nur im Gewächs- hause gedeihen, bei uns im Freien aushalten und hau|)tsächlich dadurch beigetragen haben , dass wir jetzt eine sehr grosse Menge von Fi'rmeii und Blend- lingen besitzen. Die ö Formen, welche in der nie- derländischen Flor dargestellt sind, möchten aber kaum einen Ursprung von A. pontica nachweisen lassen, da sie vielmehr den beiden nordamerikaui- sehen Arten anzugehören scheinen. Wir hittcn gewt\nscht, eratur wie die der .Stube 239 erleiden können, so lebte dieser Theil fort, während das andere Ende desselben freilich getödtet wurde. Auf ähnliche Weise verhält es sich mit allen Pflan- zen, deren über der Erde befindliche Theile gefrie- ren, gelegentlich wohl auch erfrieren, während die Wurzeln durch die Erde, die hier die Stelle jenes Fensterrahmens vertritt, vor dem Erfrieren und Ge- frieren geschützt werden. Unser Versuch erläutert auch noch eine andere merkwürdige Beobachtung Middendorff's, die, wie er sie selbst bezeichnet, kaum glaubliche Tempe- ratur-Verscliiedenheit, welcher die einzelnen Theile einer Pfahlwurzel im Hochnorden ausgesetzt seien, die bei mehrern Kräutern des Taimyrlandes 5 bis 6 Zoll Länge erreiche, von denen häufig ein von Müos umhülltes, zolllanges Stück über die Erde rage. Auf der Strecke eines einzigen Fusses, ja eines halben Fusses, befindet sicli das eine Ende derselben in der Temperatur des Gefrierpunktes, das andere in 25 Grad Wärme, mithin käme auf jeden Viertelzoll des Zwischenstücks ein Temperaturabstand von einem ganzen Grad R^aumur. Ebenso steil gehe der Abfall der Temperatur vom Tage zur Nacht und umgekehrt vor sich (1. c. p. 666). Wenn nun die Pflanzen in allen ihren Theilen gefrieren , ohne nach dem Aufthauen dadurcli ge- tödtet zu werden, so könnte es fast gleichgültig er- scheinen, bei welchem Kältegrade sie in diesem Zu- stande verharren. Doch lehrt die Erfahrung, dass dies nicht der Fall ist. Es gibt, und wahrschein- lich für jede Art, nur einen gewissen Grad der Em- pfänglichkeit, dessen Ueberschreitung den Tod her- beiführt, wovon zahlreiche Beispiele vorliegen. Ich will nicht auf meine direkten diesfallsigen einst angestellten Versuche zurückkommen, sondern mich nur auf die Wirkungen berufen, die jeder so- genannte extrem kalte Winter ausübt. Wenn in unseren Gegenden die Kälte 20 Grad erreicht und längere oder kürzere Zeit anhält, so haben wir jedesmal, trotz der immer angewandten Schutzmittel, zahlreiche Verluste 'zu beklagen, und fast immer sind 'es dieselben Sträucher und Bäume, welche mehr oder weniger beschädigt werden oder ganz zu Grunde gingen. Die Ursache hiervon ist schwer einzusehen, und die Berufung auf die Individualität ist wohl begründet, lässt uns aber ohne näheren Aufschluss. Insofern ' nun auch selbst die organi- sche Struktur unter solchen Umständen keine Ver- ändei-ung erleidet, wie vielfach von mir und An- deren nachgewiesen worden ist, bleibt nur noch übrig, auf die chemischen Veränderungen liinzuwei- sen, welche stets bei erfrierenden Pflanzen und wäh- rend des Aufthauens derselben stattfinden. Unter diesen Umständen können wir, Middendorff und ich, C. Nägeli's Ansicht nicht beistimmen, der es für die Wirkung ganz gleichgültig erklärt, ob die Pflanzen nach einigen Stunden, nach Tagen oder Wochen aufthauen, ob der einmal gefrorene Theil einer Kälte von 2 Grad oder 20 Grad ausgesetzt gewesen sei. Folgende allgemeine Resultate möchten sich I aus unseren vorliegenden Untersuchungen heraus- , stellen: 1) Die höchsten bis jetzt beobachteten Kälte- 1 grade, — 40 Grad bis — 47 Grad, erfahren nur die in der Polarzone über den Schnee hervorragenden Stämme der Bäume, nebst den auf ihnen wachsen- den Zellkryptogamen , nicht die Wurzeln dieser Stämme, und ebenso wenig die perennirenden kraut- artigen, im Winter stengellosen Gewächse, deren Vorkommen bis 82 Grad beobachtet wurde. Sie be- finden sich im Boden in einer nur ein paar Grade unter 0 Grad betragenden Temperatur unter der Schneedecke, welche zwar nicht das Gefrieren, doch den Verlust der Wärme durch Ausstrahlung, das Eindringen hoher Kältegrade und schnelle Abwechs- lungen der Temperatur verhindert. Das Vorkommen von üppiger Vegetation in den höchsten Breiten ist daher durchaus nichts Absonderliches, sondern wo möglich selbst am Nordpol zu erwarten , wenn es uns gelingen sollte, bis dahin zu dringen. Dem Schutze der Schneedecke verdanken wir auch die Erhaltung der Vegetation auf den Alpen und unter Umständen auch die unserer Breiten. 2) Die Schneebedeckung gestattet aber der unter ihr gefrornen Vegetation keine Entwicklung. In milden Wintern erfolgt zwar ein wenn auch nur äusserst geringes Wachsthunr bei krautartigen Ge- wächsen; bei anhaltender Temperatur unter Null ist daran nicht zu denken, weil sie dann völlig erstar- ren. Die wenigen im Winter bei uns blühenden perennirenden Gewächse, wie Helleborus niger und Bellis perennis, gefrieren beim Eintritt der Kälte in allen Stadien der Blüthenentwicklung, und wachsen erst nach dem Aufthauen weiter, was sich in Win- tern veränderlicher Temperatur oft wiederholt. Oft habe Ich halb geöffnete Blüthen Wochen lang in diesem Zustande gesehen. Die auffallend schnelle Entwicklung der Frühlings-, Alpen- und Polar- Pflanzen beruht nur auf der im vorangegangenen Herbst bereits weit vorgeschrittenen Entwicklung ihrer Blüthenorgane , der grüne Rasen unter dem Schnee im Frühlinge auf den Winterblättern, welche eine sehr grosse Zahl von Gewächsen während des Winters noch behalten. In diesem Sinne ist die Zahl der immergrünen Gewächse viel bedeutender, als man glaubt. Die von unvollständiger Beobach- tung mitten in strengen Wintern als auffallend be- zeichnete grüne Färbung der Knospen von Syringa und Philadelphus, die halbgeöffneten Knospen man- 240 cber >SpiraccD »ind Zustände des vorangegangenen Herbstes. 3) Die Vegetation hängt ganz von der Atmo- ttphäre ab. In der Kbeni; int im Winter noch die im Boden von der Bcsonnung zurückgebliebfnc ge- ringe Wärme von einigem Kinflu.-*«; auf »tcinigem Boden, in den Alpen, im liolien Norden, insbeson- dere auf dem in den arktiseben Kegionen Nordame- rika'» und Sibirien'* weit verbreiteten Eisboden kommt uucli diese nicht in Betracht, sondern allein nur die Wirkung der Besonnung oder Insolation. Daher die von Middendort im Taimyriande be- obachtete BliUhcncntwicklung nn (»ipteln von Wei- den und Khüdodeiidron au unterhalb testget'rornen Zweigen und die Existenz der Sclmeealgc, Proto- C0CCU8 hyemali». Das theilweise Gefrorensein oben- genannter Pflanzen erklärt sich aus der geringen Leituugstähigkeit der vegetabilischen Substanz und aus der Selbständigkeit der einzelneu Pflanzen- thcilc. 4) Der gefrome Zustand schützt auch daran gewöhnte Pflanzen nicht vor der nachtheiligeu Ein- wirkung höherer Kältegrade. Es gibt für jede Art, jii vielleicht selbst für jedes Individuum ein und derselben Art ein bestimmtes Maas», dessen Ueber- Mchroitung den Tod veranlasst. Daher im Allgemei- nen die naciitheiligcn Folgen auffallend kalter Win- ter. Auch der letzte lieferte uns hierzu zahlreiche Beläge, wovon unter Berücksichtigung aller äusse- ren Momente, ohne welche wir nicht zu korrekten Erfahrungen gelangen können, nächstens mehr gc- Bprochen werden soll. Breslau, November 1870. Die iklnif^lmig Der ll)eiufifull)c. In einer der uns vorliegenden Nummern des (iardencra' Chronicie (p, 737) wird die Frage er- örtert: „Befruchtet der Blumenstaub derselben BlUthe der Weinrebe die Eichen oder ist Blumenstaub einer anderen Weinblüthe nöthig, um Befruchtung zu l)edingenV" Da der Verfasser uns die definitive Antwort schuldig geitlieben ist, so sei es uns er- laubt, wenigstens darüber unsere Beobachtungen niitxutheilen. Durch Darwin 's Untersuchungen, besonders an der Primel, ist experimentell nachgewiesen, dass wenigstens die Blüthen sehr vieler Pflanzen sich nicht selbst befruchten können, sondern den Blu- n)enstaub einer anderen Blülhe derselben Art dazu bedUrfuu. Viele Arten, namenüicli Orchideen, sind in ihren Blüthen so eingerichtet, dass der eigene I Blumenstaub auch gar nicht befruchten kann; bei den Blüthen anderer Pflanzen ist die Narbe »chon vor oder auch erst nach der Bestäubung empfäng- lich, so dass der eigene Blumenstaub wiederum nicht befruchten kann. Dieses scheint beispielsweise bei allen Gräsern der Fall zu sein. Dasn bei dieser durch fremden Blumenstaub geschehenen Befruch- tung die Insekten sehr tbätig sind, wusste schon Linne; aber auch der Wind ist ein vorzUgUcbe« Mittel, um den Blumenstaub aus der Ferne herbei- zuführen. Die Weinblüthe ist abweichend von den BlU- tlicn anderer Pflanzen gebaut. Die ö Blumenblätter hängen an ihrer Spitze zu'^animcn, lösen sich da- gegen an der Basis, um als Kappe, wie sie auch der Weingärtner nennt, »chlicsslicli abzufallen. Un- ter dieser Kappe befinden sich die nach innen ge- krümmten ötaubgefässe zwar in der Weise, dass die rundlichen Staubbeutel an oder auf der Narbe ' selbst liegen und deshalb auch diese leicht be- fruchten zu können scheinen. Dieser Umstand mag den Verfasser besagter Abhandlung auch zu der Ansicht Veranlassung gegeben haben, dass hier eine Selbstbefruclitung, d. h. durch den Blumenstaub der an- oder autliegenden Staubbeutel, wenigstens möglich sei und in der That geschehe. Unsere Beobachtungen widersprecchen dio«er Ansicht und weisen ebenfalls auf eine Befruchtung durch Blumenstaub fremder Blüthen entweder des- selben oder eines anderen Individuums derselben Art hin. Zunächst ist zur Zeit, wo die Kappe im natürlichen Zustande sich befindet und sich noch nicht gelöst hat, die Narbe keineswegs zur Auf- nahme des Blumenstaubes eniptanglich. Dieses ist erst dann der Fall, wenn die Kappe ganz abge- worfen ist und die Narbe eine, wenn auch kurze Zeit der Luft und den» Lichte ausgesetzt war. Die Befruchtung kann daher erst geschehen, nachdem der eigene Staiibbeutel seinen Staub ausgestreut hatte und dieser bereits weggeführt worden war. Die Staubbeutel liegen auch nicht mehr auf der Narbe, sondern sind abgefallen. Thatsache ist es ferner, dass, je sonniger es während der BlUlhezcit ist, um so mehr Blüthen befruchtet und in Fidge dessen auch Beeren an der Traube gcl)ildet werden. Die Frage, ob man während der Bluthezcit einen j Weinstock bespritzen dürte, beantwortet sich dem- nach von selbst. Das Bespritzen kann nur dadurch einen Werth haben. dai»s durch den StoM der ein- zelnen Wassertriipfen die Kappen abgeworfen wcr- ' deni AUMcrdcto p"'«'» r* tmi litlifilis» «ein. Verlag von Wio)t>ii44 Winter IS'o,,. Wiuter 18**/,,. Dictzer Mandel- Reinette. Gelitten. B rauuauer Rosmarin-Aplel. do. Die letzten vier Apt'oleorten haben im Winter IhC-Ivo mehr gelitten, als in diesem. Aul Doucin veredelt haben sehr gelitten: Hothlichc Reinette. Sehr gelitten. Kiiglisflie Spital -Reinette. do. Liiuonen- Reinette. Gesund geblieben. Kröten- Reinette. do. }>AUniann's Reinette. do. CTcdt's Quitten -Reinette. do. Weisser Sommer- Tauben- Apfel. do. Credc's Tauben- Apfel. do. Wahnseliafts -Apfel. do. Wellington. do. Neuer engl. Nouparcil. do. Braddick's Nunpareil. do. lloiiündischer Bellefleur. do. Gelber engl. Guhicrling. du. Sommer- Parmaene. do. Franklins Gold-Pepping. do. Ruther Kentischer Pepping. do. Gaesdonker Reinette. do. B i 1' 11 e 11. a. lluchstamme haben Bebr gelitten: Zimmtfarbigc Schmalzbirn. P^orellenbirn. niel'i« lUittcrbirn. Runde Mundnctzbirn. Williams Christbirn. Grosser französischer Katzenkopf. (JrUne Summer - Magdaienc. Rothc Dechantsbirn. KrUhc Schweizer-Bergaraotte. b. Pyramiden todt : Ilofrathsbirn. ("urtetB Buttcrbiru. Hochfeine Butterbirn. Blumenbacli's Butterbirn. Millet's Butterbirn. Butterbirn v. Nivelles. Uelay« Dcchantsbirn. Duverny. Aronberp. St. Isaurc. Späte IlardenpuDt. Brsi Mai. Braconnot. Kinil Hevst. Thompson. Gesund geblieben. Gelitten 1. Gesuud geblieben Gelitten 1. do. do. do. do. do. Stark g gelitten. Gclitteu 1. Gesund geblieben. do. do. do. do. do. do. do. do. Gelitten 1. Gesund geblieben. do. do. 245 Winter 18'«/,,. Winter Stark gelitten haben: 18«% St. Nicolaus. Gesund geblieben. Präsident Royer. do. Anna Nelis. do. Engl. Sommer -Butterbirn. do. Rousselette de Jodoigne. do. Knight's Edward. do. Soeur Grt^goire. do. Anna Audusson. do. Rothe Bergamotte. do. Gute von Ezd do. Amaulis Butterbirn. do. Herzogin von Angoul^me. do. Theodor van Mons. do. Marie Tberese. Gelitten. Orpheline Colmar. do. Erzbischof Hons. do. Salisbury. do. Professor Henneau. do. Dumas' Herbstdorn. do. c. Spaliere todt: Blumenbach's Butterbirn. Sehr gelitten. Franzen's späte Colmar. do. Belle Augevine. do. Colmar des Invalides. Wenig gelitten. Curtet's Butterbirn. do. Butterbirn von Nivelles. Sehr gelitten. Esperens Bergamotte. Wenig geUtten. Gustavsbirn. do. Feigenbirn von Alen9on. do. Capiaumont. do. Colmar Nelis. do. Napoleon's Butterbirn. do. Senator Mosselmann. do. Sehr gelitten haben: Amanlis Butterbirn. Wenig gelitten. Olivier de Serres. do. Gute Louise von Avranch les. Sehr gelitten. Cabot. Wenig gelitten. d. Cordons todt: Seckle pear. Sehr gelitten. Dr. Nelis. Wenig gelitten. Delpierre. do. Wildling von Chaumontel. do. Cite Gomand. do. Beurrö de Merode. do. Narcisse Goujard. do. Mathilde Gomand. do. Hardy's Butterbirn. do. 24 G Wintpr 18'"',,. Winter 18»»',,. Sehr gelitten: Gute graue. Wcuig gelitten. William» Christbirn. do. Gute Louise von Avranches. do. Winter -Nelis. do. Herbst -Sylvester. do. Stuttgarter Gaishirtcnbirn. do. In den BaumschiiUchlägen als 1- bis 3julirige Veredelungen sind fast giinzlicb erfroren, auf Wildling veredelt: Amanlis Huttcrbirn. Sehr gelitten. Kiigl. Somnitr- Butterbirn. do. HolliiiiJische Feigenbirn. do. Baronin v. Mello. do. Kunde Mundnctzbirn. do. Hildegard. do. Grosser Katzeukoiif. do. Bim V. Kictzheim. do. Gestreifte Magdalene. do. Eiägrubcn-Mostbirn. do. Prinzessin ilarianne. do. Slarie Louise. do. Muskirto l'oineranzenbirn. do. de Tongres. do. Six' Butterbirn. Weniger gclittten. Mayers frühe Butterbirn. do. Liegel'a Winter- Butterbirn. do. Ilolzfarbige Butterbirn. do. IKibst-Colniar. do. Knoop's Ananasbirn. do. Steffen'» fionesscebirn. do. Erzbischof Ilons. do. Liebcsbirn. du. Hellmann's Melonenbirn. do. Veldenzer. do. Su-iaime. do. Brauniothc S]>eckbirn. do. Stark gelitten haben: Paternoster Butterbirn. Sehr gelitten. Conitzor Butterbirn. do. Eguinnt. do. Blirgcrineistcr Bouvicr. do, BrUsolcr Bim. do. C'olmar d'Arenibcrg. do. Si>anischc gute Christbirn. * do. Kimtliche V. ('hnrneu. do. I>i>ktiirHi>im. do. I'rUhe SiliwoircrBerganiotte. do. Biirniisbirn. do. PauUbim. do. Georg Podicbrad. do. Vestrumb. do. 247 Winter 18'0/,i. Vicekönigiu. Campervemis. Branue Schmalzbirn. Türkische gelbe Sommerbirn. Winter IS«»/,«. Sehr gelitten. do. do. do. Auf Quitte veredelt haben sehr gelitten: Grumkower. Sehr gelitten. Engl. Sommer -Butterbirn. do. Bosc's Flaschenbirn. do. Prinzessin Marianne. do. Neue Poiteau. Weniger gelitten. Winter -Nelis. do. Lange grüne Herbstbirn. do. Zephirin Gregoire. do. Rothe Dechantsbirn. do. Butterbirn von Dachenhausen. do. Hardepont's Winter- Butterbirn. do. Colmar d'Ahremberg. do. Bürgermeister Bouvier. do. Ganz gesund oder nur wenig g Jacobibirn. Grumkower. Grüne Tafelbirn. Flachsbirn. Salzburger. Forellenbirn. Coloma's Herbst - Btitterbirn. Punktirter Sommerdorn. Liegel's Winter- Butterbirn. Graue Herbst - Butterbirn. Englische Sommer -Butterbirn. Februar- Butterbirn. elitten haben im Winter auf Wildling: Citronenbirn. Trockner Martin. Esperens Herrenbirn. Preussische Honigbirn. Sommer - Apothekerbirn. Beurr^ d'Ahreuberg. Römische Schmalzbirn. St. Germain. Ochsenherzbirn. Grüne Magdalene. Zimmtbiru. Gansel's Bergamotte. 1869:70 und ISTOji folgende Volltragende Bergamotte. Bunte Birn. Butterbirn von 5Iecheln. Eughien. Woltmann's Eierbirn. La Gracieuse. Hirsenbiru. Grüne Hoyerswerdaer. Die Meuriä. Französische Muscateller. Marianne von Nancy. Vereins -Dechantsbirn. liit 3lentttöifitnt Des Baader c^opfeiis im 3al)rc 1870. Von W. N. St all ich, amilich geprüftem Hopfeu-Sensalen in Saaz. Als im Jahre 1869 wegen der bedeutenden Menge Hopfen -Pflanzungen überall die Klage laut wurde, dass die Kultur des Hopfens sich nicht mehr rentire, haben wir auf unseren, in diesen Blättern früher veröffentlichten Artikel: „Ist der Hopfenbau trotz den Jahrgängen mit Ueberproduktion rentable oder nicht?" womit wir ziffern massig den Beweis der hohen Kapitals-Verzinsung durch die Hopfen- Kultur lieferten, hingewiesen, und die Bemerkung beigefügt, dass der Ueberproduktion dadurch ein wirksamer Damm gesetzt werden könnte, wenn alle Sorten zweiter oder dritter Qualität , welche nur grosse Menge Hopfen liefern, ausgerottet und dufür die minder ergiebigen, aber feineren uud theuern wie Spalter und Saazer Hopfen, angepflanzt wür- den, weil die geringeren oder Spätsorten 2 bis 3 Pfunde, die feineren oder Frühsorten aber nur 6 bis 8 Loth trockene Dolden per Stange liefern. Wäre dieser Rath allgemein befolgt worden, so würde zwar die Zahl der Hopfenstöcke gleich ge- blieben sein, aber die Erndtemenge hätte sich um "/lo bis "/i2 vermindert: eine höhere Ertragserndte wäre die natürliche Folge durch die somit erzielte Vertheuerung des Produktes geweseu. Das Jahr 1870 lieferte den thatsächlicheu und unwiderlegbarsten Beweis, dass feiner Hopfen im- mer, besonders aber in so überaus ergiebigen Jahren, wie das eben abgelaufene war, den höchsten Preis von allen Sorten erzielt und somit die beste Boden- 248 crndtc gibt. Denn während audcrwarts der Zentner für 8 bis lu (österreichische) Gulden oder höch- stens für 30 bis 4*) verkauft wurde, zahlte mau in S{)alt uud Saaz Stadtprodukt mit 7n bis IM'I und Landprodukt mit 55 bis 7u Gulden für den Wiener Zentner. Heute, wo wir dies schreiben, kostet Saazer und Sjmltor Hopfen schon l'Mibis 110 Gulden am J'roduktionsjilatzc, und ist bei Produzenten fast kei- ner mehr zu finden, indess geringere Sorten am KltriilM rger Markte kaum 10 bis 15, bessere bis höchslL-ns 40 CJuldcn aufzubringen vermögen. ßereclmung der Kulturkosten von 1 Joch Ilopfengrund und dessen Ertrag. GuldoQ ö. W. 3,600 Stangen kosten 5( lO Gld. für 10 Jahre, daher für 1 Jahr . . 50 6 Prozent Zinsen davon .... 30 Graben oder Umstürzen der Felder 12 Siimmtlichc Sommerarbeiteu ... 72 Dünger für 3 Jahre (63 Gulden i)r. Jahr) 21 Eingraben desselben 2 Pflückcrlohu 30 Naclihauscführcn des Hopfens . . 8 Bodonmicthe zum Trocknen ... 30 Diskretion fürs Trocknen .... 5 Steuern von 1 Joch Grund ... 10 Abnützung der Geräthschaften . . 2 275. 1 Joch mit 3,G0O Hopfenstöcken ergab im Jahre 187u: G Ztr. Hopfen h 7(i Gld. im Durchschu. 420 Gld. die Hopfenreben wurden bezahlt mit 20 „ Summe des Ertrages 440 Gld. ab obige Unkosten mit 275 „ verbleiben als Reinertrag 1(55 Gld. Es kostete somit der Zentner Hopfen im Er- zeugungspreise 4ti (lulilen in der Stadt Saaz (am Lamle, wo die Regie geringer ist, noch weniger), was bei einem Durchschnitts -Verkaufspreise von 7() Gujilcn, ohne Ertrag der Ilopfenrebeu, 24 Gul- den Gewinn |>r. Zentner ergibt. Wenn man das Joch Ilopfengrund mit 2,000 rjulden bcwiMtln't , »o stellt sich bei Id.") Gulden Kcinertrug die Kn])itals A'crzinsung mit M' , l'rozcnt heraus! Welches Boden ■ iOrzcugni-^ i'-t bei »o iibernu» leichliclier Produktion und vcrliiiltnissiuussig niedri- gem Preise, wie es im Jahre 1870 bei Hopfen der Fall war, im Stande, eine so gute Verzinsung zu gewähren? Wir sehen also, daas feine Hopfensorten bei übergrossen Erndten und verhältnissmässig niedri- gen Preisen immer noch den höchsten Werth und die beste Rente gewähren. Würden alle HoplenpHanzer unseren sehon vor 2 Jahren in diesen Blättern ertheilten Ratli befol- gen: alle vieltragenden Späthopfensorten auszurotten, »o würde die Gesuninitrentc sich auf bis der jetzigen Menge reJuziren; es würde dieser Erndteausfall naturgemäss das Produkt rarer machen, und schon deshalb eine Preissteigerung veranlassen. Da es aber zugleich auch feiner wäre, wenn eben nur Saazer und Spalter Setzlinge gepflanzt und diese Pflanzungen sogleich erneuert würden, .'obald sie die geringste Ausartung merken lassen, so würde diese Verbesserung der Qualität wieder eine Höhc- bewcrthung nach sich ziehen , und der Preis des Hopfens könnte nie unter l'iO Gulden herabgehen. Diese Annahme ist kein utopisches Träumen ; sie beruht ja, wie eben bewiesen wurde, auf zitfern- mässigem, wahrheitsgetreuem Nachweise. Jeder I>and- wirth, welcher unserem Rathc gemäss nur Früh- hoj)fen leiuster Sorte kultiviren würde, müsste zu der Ueberzeugung gelangen, dass der also be- triebene Hopfenbau der sicherste und rentabelste aller Zweige der Landwirthschaft sei, da selbst in dem erträgnissreichen Jahre •1870, in welchem der Saazer Kreis allein über t)0,o00 Ztr. erndteto. Alles vollständig aufgekauft und je nach C^tualität und Erzeugungsort mit 5.'» bis 110 Gld. bezahlt wurde. Ebenso wie in Saaz, fehlte auch zu Endo ls7u feiner Hopfen in Spalt und an andern Produktions- und Handelsplätzen. Dieser Mangel hatte auch ein Steigen der Preise der früher mit 6 bis In Gulden süddeutscher Währung bezahlten ordinären und meist nicht vollkommen ausgereit"ten Spätsorten zur Folge. (Frühsorten reiten immer, auch bei schlechter Wit- terung, vollkommen aus.) ^^'i^ sind stcti und gern bereit, was immer für Auskunft über Hopteubau auf frankirte Hriefo zu crtheilen, sowie auch beste Saajtcr Hopfcnsctzlingc für 10 (österr.^ Gulden pr. tausend Stück zu lie- fern, wenn der für die Bestellung cntfallcndo Bo- trag im nächsten Jahre bis sptttcstcns Endo Man frankirt uns zukonimt. Die Versendung der Scti- lingo (^Fechser) erl'olgt am 2". April jeden Jahres. Vrrliig von \Vir|;aiir. Karl Kocb., General - Sekretär des Vereines. No. 32. Berlin, den 12. August 1871. Preis des Jahrganges 5 j Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalteu des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Aufruf. — London in blumistischer Hinsicht. Von Karl Koch. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. V. — Verkauf von Pflanzen in Leipzig. Aufruf. Durch die Ungunst der über die Maassen regnerischen Witterung dieses Sommers ist Thüringen von Ueberschwemmungen heimgesucht worden, welche namentlich über die Umgegend von Erfurt schweres Unglück gebracht haben. Der Geraflu.5s schwoll am 27. und 28. Juni zu einer ebenso unerhörten als verderbenbringenden Höhe an und ergoss seine Gewässer insbesondere über den durch seinen Gemüsebau so ausgezeichneten Dreienbrunnen, kaum minder zerstörend aber auch über die der Stadt selbst ange- hörenden, vor Kurzem noch so blühenden Gärtnereien. Namenlosen Schaden hat das überfluthende, ver- sandende, wegschwemmende Wildwasser an Kulturen angerichtet, die mit Fug und Recht ein Stolz Deutschlands genannt werden konnten. Die Kalamität ist um so beklagenswerther, da sie grade die weniger Bemittelten unter den Erfurter Gemüse- und Samenzüchtern am schwersten betroffen hat. Für diese hartgeprüften Brüder ist Hülfe — nicht aus der Nähe allein; die ist bereits geleistet, — sondern auch aus weiteren Kreisen ein dringendes Bedürfniss; ja eine solche erscheint in Erwägung der welt- bekannten gärtnerischen Tüchtigkeit der Erfurter andererseits sogar als eine gern und freudig zu erfül- lende Pflicht. ■ Wir richten daher zu Gunsten der in ihrer Noth zu uns aufblickenden Gartenstadt an alle Mit- glieder unseres Vereines, an alle Leser der Wochenschrift, innerhalb des Vaterlands, wie draussen, die dringende Bitte, für leidende Berufsgenossen im gegenwärtigen Falle eintreten und den gelegentUch der letzten Sitzung begonnenen Zeichnungen auch ihre Namen hinzufügen zu wollen. Beiträge werden in der Wohnung unseres General -Sekretärs, des Professor Koch, hierselbst, Potsdamer Strasse No. 31a., mit Dank entgegengenommen. Berlin, den 28. JuH 1871. C. Bouche, C. Bolle, im Namen des Vorstandes des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den K. Preussischen Staaten. 32 250 l'onfloii in rifiiiuiflifffirr f|inli(1J(. \'"ii Kari Ki'i-h Nur 3 Jahre sind verflossen, wo ich da« vorletzte Mal in London war; und doeh habe ich grosse, selbst mehr Veriindcriingen getundcii, als da, wo ich zum vorvorletzteu Male mich duäelÜBt bctaud und die Zwischenzeit meiner noch früheren Anwesenheit f) Jahre betrug. Diese Veränderungen bctrerten, ab- gesehen Von der in raschen Progressionen zuneh- menden Grösse und Erweiterung der Stadt weniger die letztere als solche, denn man sieht nicht, wie iu iierlin, Häuser, welche erst zum 'i'lieil vor 3 bis f) Jahrzehnten erbaut waren, niederreissen, um durch Neubau ein gr(>ssartiperes Ansehen zu erhalten. Was man iu London baut, wird nicht leicht wieder eingerissen; es dauert turt und fort und erhält nur geringe Veränderungen, welche dem Nachbar nicht, wie in Herlin ott , sehr lästig sind. So weit ich mich erinnere, haben in London die Häuser — ich nehme natürlich Staats- unil sonstige monumentale Ciebäude aus — dasselbe gleiche Ansehen gehabt; aber auch Abbildungen Londoner Häuser aus noch trUhercn Zeiten (wenigstens dieses Jahrhundertes) lassen mir keinen Zweifel darUber übrig, da.-is man damals ebenso gebaut hat. Wer dagegen die lange Friedrichsstrasse vom Hellealliance- Platz ans in Ber- lin autnierksani durchgeht, wird bis zu den Linden ■lehr leicht dreierlei Kpochen in der Art und W^-iae (ie-> Baues der Häuser in diesem Jahrluiiidcrte lu-rausHnden. Diese .Stabilität im Häuserbau des grossen Lon- don s erkennt man, wenn man von der Altstadt, der (.'ity, aus irgend eine Kichtuug, besonders nach Westen, einschlägt. Kein Volk hat das Sellgovern- ment soweit ausgedehnt, als das englische; nirgends wird die Familie höher und heiliger geachtet, als 111 Knginnd. Der Engländer verträgt nicht die ge- ringste Beeinträchtigung seiner Freiheit, soweit diese treilich durch das Gesetz garantirt ist. Kr wohnt nicht leicht mit Anderen in einem Hause, sondern verlangt tUr sich und seine Familie eine äusserlich abgeschlossene Wohnung , in der er nicht gestört ■"ein will. Er hat sein »-igenes Haus. Bei der Kost- -|>icligkcit des Grund und Bodens baut der Eng- länder deshalb mehr nach oben, als in die Breite, und die Zahl der Etagen richtet sich nach seiner Familie. 2 Fenster- Breite ist gewöhnlich, .3 Fenster ichon ein Luxus und 4 und .'t Fcnstcr-Breitc haben nur die Häuser von reichen Leuten. Neiurdings ist es sehr beliebt, einen Erker her- aiis/tibaiien, welcher ein grösseres Fenster quer vor und 2 kleinere zur Seile hat. Ausserdem i-uvriers) nennt, wegen des im- I mer tbeurer werdenden Aufenthaltes in der Mitte London's nach aussen zu gedrängt werden. Ein ; eigentlicher voruelimer Stadttheil, wie es z. B. iu I Berlin mit dem ausserhalb des Potsdamer Thores liegenden Stadttheile der Fall ist. scheint in London nicht Vorhanden zu sein; das s>.genaniite Westend I ist nur einzeln von reichern Leuten bewohnt, desto mehr aber von der Mittelklasse. Der vornehme und reiche Mann hat seinen Landsitz, wo er besonder« den Sommer zubringt, weiter entfernt. Der Arbeiter bleibt dagegen den Tag über in der Stadt, wd Speisehäuser ihm für geringes Geld Nahrung bieten und kehrt (gewohnlich schon um t< Uhr) in seine Wohnung zurück, die ihm meist eigen ist und ein Hauschen für sich darstellt, um hier gemUthlich in seiner Familie zu leben. Der Engl.änder ist be- kanntlich ein sehr guter Familienvater. Die grösste Sorgfalt verwendet der Arbeiter auf sein Haus, was sein Stolz ist, und auf dessen nächste Imgebung. Ein VorgÄrtchen , durch ein , (iittor abgeschlossen, ist vorn am Hause, ein an- ' dcrcs und grosseres in der Kegel hinter demselben. 251 ■ Hier verweilt er gern , hauptsächlich des Sonntags, wo nicht dem Vergnügen, wie bei uns, gehuldigt wird. Der Engläuder entschädigt sich mit dem Mon- tage und macht an diesem besonders seine Ausflüge. Diese Vorgärtchen, im Ganzen ähnlich den un- serigen in der Potsdamer-, Bellevue-, Thiergarten- strasse u. s. w., richtet er nach seinen Verhältnissen möglichst hübsch ein. Er liebt nicht Blumenschmuck in Form von Teppichbeeten, Arabesken u. s.w.; sein Geschmack ist gediegener. Meist immergrünes Gebüsch in einzelnen für sich imponirenden Exem- plaren, besonders Aukuben, Stechpalme (Hex Aqui- t'olium), immergrüner Kreuzdorn, weniger Phillyreen u. s. w. , von laubabwerfenden Gehölzen fast nur Flieder und Goldregen (Cytisus Laburnura) stehen darin; an den Wänden des Hauses aber sind Schot- tischer Epheu, offizineller und strauchartiger Jasmin (Jasminum officinale und fruticans), vor Allem aber Kletterrosen augepflanzt, welche die Wände fast durchaus bedecken. Von den Rosen ist beson- ders die Noisette - und die Airshire-Rose, sowie ein Blendling beider, der bei uns in Deutschland sehr verbreitet ist und gewöhnlich als Rosa multiflora aufgeführt wird, zu nennen. Die echte Büschelrose mit kleinen Blumen (Rosa multiflora) habe ich vor- herrschend auf dem Lande gefunden, sowie auch Formen unserer sogenannten Monatsrose (Rosa in- dica semperflorens). Von der Fülle der Blütheu, wie diese hier durchaus vorkommen , habe ich bis daher noch keinen Begriff gehabt; Büschel mit 20, 30 imd selbst 40 Rosen erhoben sich neben einan- der und wurden nur durch geringe Laubriuge von andern geschieden. Die weisse oder schwach-röth- liche Farbe der Blüthen hebt sich in der Regel von dem dunkeln Grün der vorn im Vorgärtchen ste- henden immergrünen Gehölze angenehm ab. Diese Vorgärtchen sind auf dem Lande — we- nigstens soweit ich gekommen — • fast überall vor- handen, finden sich aber auch in den meisten Vor- städten Londou's, besonders im Westen, vor. Ob- wohl z. B. im Westen vom Hydepark schon wohl- habendere Leute wohnen, haben die Vorgärten da- selbst doch kein anderes Ansehen, als wie ich es eben beschrieben habe, insofern nicht meist eiserne Pflanzenkästen dicht vor dem Fenster des Parterre's auf einen grösseren Reichthum der Bewohner schlies- sen lassen. Diese Pflanzen- oder Blumenkästen neh- men sich sehr hübsch aus und schliessen meist Töpfe mit grossblühenden und Scharlach - Pelargo- nien, mit strauchartigen und gelben Pantoff"elblumen (Calceolarien), mit blauen Lobelien, weniger mit Rosen besetzt, ein. Auch in den älteren Theilen der Stadt sieht man dergleichen Blumenkästen an den Fenstern, aber der höhern Etagen. Es schien mir selbst, als wenn die Liebhaberei dafür in den letzten Jahren zugenommen hätte. Leider ist dieser Ge- brauch bei uns in derlei Häusern mit Vorgärtchen nicht zu finden , so hübsch er sich auch hier aus- nehmen würde. Die Aufmerksamkeit, welche man in der neue- sten Zeit den Vorgärtchen widmet, hat sich unge- mein gesteigert. Vor 8 Jahren machten sie in eini- gen Stadttheilen noch bisweilen einen unangenehmen Eindruck auf mich, da ich sie oft mehr oder weni- ger verwildert vorfand. Wenn jetzt Gesellschaften in. Berlin zusammen- getreten sind, um auch den Arbeitern gesündere und wohlfeilere Wohnungen zu verschaffen, so möchte ich sie anf die Einrichtung, wie sie in England be- steht und wo jeder Arbeiter sein Häuschen erhält, aufmerksam machen. Grosse Häuser, ähnlich den Ka- sernen, wie man sie leider viel bei uns hat, taugen am allerwenigsten für Arbeiter etwas, da sie sehr leicht und oft, mag die Aufsicht so gut sein, wie sie wolle, zur Unsittlichkeit führen. Das Bewusstsein eines abgeschlossenen Hausstandes, wie es in Kasernen- häusern nie sein kann, hebt jeden Menschen, auch den Arbeiter und kleinen Mann. Vor einigen Jah- ren stand, wenn ich nicht irre, in der Vossischen Zeitung, ein Artikel, der ebenfalls die englische Ein- richtung zum Muster nahm und auch in anderer Hinsicht Vieles zu beherzigen gab. Es ist nicht zu leugnen, dass in London durch allerhand Anpflanzungen sehr viel für den Gesund- heitszustand der Einwohner geschehen ist und noch fortwährend geschieht. Mit Ausnahme der Altstadt, also der City, finden sich allenthalben grosse, mit Bäumen bepflanzte Plätze, die sogenannten Squares, vor; ausserdem besitzt London die grössten Parks, welche sich in keiner andern Stadt, selbst nicht in Paris, befinden. Die Haupstadt der Franzosen kann sich trotz der grossartigsteu Umwälzungen ihres letzten Kaisers in dieser Hinsicht, wie in vielen an- deren Dingen, nicht mit der englischen Metropole messen. Das Bouloguer Hölzchen (Bois de Bou- logne) ist ein aufgeputzter Park mit schönen und gutgehaltenen Wegen, dicht an den Ringmauern von Paris, hat aber beispielsweise keineswegs den Nutzen des mit dem Kensiugton-Garten verbundenen Hyde- parks, die beide den bedeutenden Flächeninhalt von nahe tausend Morgen besitzen. Dieser Hydepark mit seiner westlichen Fortset- zung bis zum Kensiugton-Schlosse, wo die Königin Viktoria geboren wurde, ist ein echter Volksgarten, und zwar nicht allein für die ärmeren und Mittel- klassen, auch für die Geburts- und Geldaristokratie. Wunderschöne Bäume, vor Allem Ulmen, weniger Eichen, Ross- und gute Kastanien, stehen in Al^en oder zerstreut auf grossen Rasenflächen. Ein um- fangreiches Wasser: Serpentine (Schlangenwasser), 32* 252 von der Fürm seines Beckens genannt, macht die Grenze zwischen dem eigentlichen Ilydepark und dem Kensington-Garteu und dient im Sommer zum Hadeii, im W inter zum Sclilittschuhlaut'cn. Man er- zählte mir, das» an einem trühtn Morgen bisweilen hier gegen 12,U00 Menschen im Sommer badeten und ebenso viel im Winter Schlittschuh liefen. Als einmal ein l'nglück geschah und mehre Schlittschuh- lauter einbrachen und ertranken, bildete sich gleich eine (Jescllschaft, um ähnlichem Unglück möglichst Vorzubeugen. Echt cngli:'ch! Aber auch auiiserdem sind noch Wasser vorhan- den, welche die l,Utt(i Morgen Flüche möglichst kühl erhalten, be.-njnders gegen Abend, wo Tausende von Spaziergängern sieh eintinden. Zwischen 4 und tj Uhr des Nachmittags im Frühjahre lindet sich da- gegen an einem bestimmten Theile des llydeparks die vornehme Welt zu Wagen und zu l'ferdc ein; wer beides nicht hat, geht aut" den Fussjifaden und ertreut sich an den schönen Pferden, auf denen Herreu und Damen sitzen und mit einander in der Eleganz de^ Reiten» wetteifern, oder auch an den prächtigen Toiletten der Damen, welche das Innere dv* utfencn \N aguii» einnehmen. Der lly depark war früher weit einfacher, als jetzt, wo leider auch in England der grelle Garten- gcschmack der Franzosen zum Theil mehr Wurzel gefasst hat, als es gut ist. Da» ] laschen nach Krt'ekt widerspricht dem englischen National • Charakter. DikIi kann man keineswegs sogen, dass die Stellen (lis llydeparks, wo man dem Luxus einigermassen zu huldigen glaubte, sehr überladen seien, wie ich vor 3 Jahren, als grössere V'crändcrungen zuerst vurgeuommen wurden, glaubte. Vor Allem erschie- nen mir die Gcstein-Parthien im Südosten, die hier und da angelegten Boskcts, die Blumenparthicn u. s. w. dem Zwecke enis|)rechend. Sie finden sieh an Stellen vor, wo nicht der Geschäftsmann oder der Arbeiter geht , sondern ntn- der müssige Spazier- gänger des Murgens und Abends lustw-andelt. Für dicken sind gebogene Wege eine N'ithwendigkeit, während der Geschäftsnuinn und der Arbeiter grade braucht, un) mögliehst rasch an den Ort seiner He- Btimmung zu kommen. Weiter nach Osten schliessen »ich der Green- park , der Pulastgarten und der James- Ciarten an, jeder über IdO Morgen gross; sie bieten den Hewcdi- nern der unliegenden Stadtlheile, aber auch denen der nahen City, ebenfalls Gelegenheit, sich im Freien zu bewegen. Der James- Park wurde noch von Ludwig XIV'. Gartennieister, dem berühmten Le- nötre, augelegt und hat jotst dadurch einen beson- deren Werth , das» 00 sichtbar sind. Die < )rgel mochte wohl die grössto der Welt sein ; um den nöthigen Luftzug ilcn einzelnen Pfeifen zu geben, sind zwei Dampf- maschinen nothwendii;. AlU-rloi aus der t ak sa (vergl. S. tj'.t) be- lehrt uns (> 1 1 II 1 ander in Boskooop, dass dieser HlUthcnstrauch, welcher von Siobold in seiner Flora von Japan mit grossen blauen Biüthenstän- deii abgebildet worden ist, diese nur doiin im freien (»runde hervorbringt, wenn sie kräftige Triebe macht. Die r. Karl !Kocb., General - Sekretär des Vereines. BerKn, den 19. August 1871. Preis des Jalirganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Die Konigl. Gartenbau-Gesellschaft in London. — Wann stirbt die durch Frost getödtete Pflanze, zur Zeit des Ge- frierens oder im Moment des Aufthauens? Von H. E. Goeppert in Breslau. — Rhododendron (Azalea) molle Bl. Ein neuer Blüthenstrauch des freien Landes. Dienstag , den 29. August , Nachmittags 5 Uhr , findet im Falmenhause des botanischen Gartens eine Versammlung und eine Ausstellung des Vereines statt Die Eönigl. Gartenbau-Gesellschaft in Li o n d. o n. Die König]. Gartenbau -Gesellschaft in London hat bei ihrer grossen Wirksamkeit den Vortheil, daas sie es verstanden hat, gleich im Anfange ihrer Gründung sich zu ihren Anbau -Versuchen und zu ihren Kulturen die nöthigen Grundstücke zu erwer- ben. Damals war Grund und Boden weit wohl- feiler; es bedurfte nicht so hoher Summen, wie jetzt. So sehr auch die grossen Verdienste in der früheren Verwaltung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten zu Berlin um Hebung der Gärtnerei und Förderung der Liebe zu Pflanzen und Blumen anerkannt wer- den müssen , so ist doch dadurch ein sehr grosser Fehler gemacht worden, dass man nicht zu einer Zeit, wo ausserordentlich günstige Finanzverhält- nisse obwalteten und wo man mit geringen Kosten ein Grundstück hätte erwerben können, dieses ge- than hat. Der Verein würde jetzt, wo nur sehr geringe Mittel zu Gebote stehen und unter weit schwierigeren Verhältnissen doch eine nachdrück- lichere Wirksamkeit ausüben können. Die Königl. Gartenbau -Gesellschaft in London besitzt zwei grosse Grundstücke : eins zu Chiswick, einem mit dem Stadttheil London's Kensington zu- sammenhängenden Orte auf dem Wege nach Kew und Richmond, und eins in dem eben genannten eleganten Stadttheil Kensingtou. Das erstere hatta früher einen weit grösseren Umfang, ist aber immer noch umfassend genug, um grossartige Anbau -Ver- suche und Kulturen anzustellen. Berühmt sind hier die Sammlungen verschiedener Obstgehölze, und zwar um so mehr, da man nicht allein die vorhan- denen Obstsorten prüfte, sondern auch Aussaaten machte, um noch vorzüglichere Obstsorten zu ge- winnen. Dass man neuerdings aber auch in dem Versuchsgarten zu Chiswick darnach strebt, unsere Florblumen zu vervollkommnen, beweisen die aus- gezeichneten Coleus- und CaladiumBlendlinge, die im Auftrage der Gesellschaft unser Landsmann, der Obergärtner Böse (Bause der Engländer) aus Gotha gemacht hat. In diesem Versuchsgarten zu Chiswick wird ferner auch das Material von Pflanzen herangezo- gen, was auf dem zweiten Grundstück in Ken- sington zur Ausschmückung des Gartens und der daran stosseuden Räume gebraucht wird. Es sind deshalb in ihm verschiedene Gewächshäuser vorhan- den, in denen die nöthigen Pflanzen vermehrt, heran- gezogen und bis zur Benutzung aufbewahrt werden. Es war bei meinem letzten Besuche ein so grosser Reichthum der verschiedenartigsten Pflanzen vorhan- den, wie icii nirgends sonst gesehen habe. Alles befand sieh in vorzüglicher Kultur ; hauptsächhch nahmen aber die bereits erwähnten Goleus-Blendlinge 33 258 wegen ihrer Schönheit meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Audi in England zieht man diese, wenn man sie schon haben will, im Gewiichshause und in Töpfen heran und bringt sie erst dann, wenn sie ihre Vollkommenheit erlangt haben, mit den Töpfen ins Freie: auf Stellagen, zum Schmuck in die Fensterbrlistungen u. s. w. Ausser diesen Coleus- Blcndlingen waren es noch Petunien , aufrecht ge- zogen und mit gefüllten Hlumen, welche den voll- sten Kelken , auch in der Zeichnung, glichen und deshalb mein Interesse erregten. p]ino hier in Anwendung gebraclite Einrichtung zur Anzucht vollkommener Früchte getitl mir um so mehr, als sie auch bei uns, aber nur bei wissen- schaftlichen Untersuchungen, bekannt ist. Unsere Witterungs-Vcrhiiltnisse sind nämlich niciit immer der Art, dass sie bei den meist gekünstelten Kul- turen den günstigsten Erfolg ausüben ; wir haben oft plötzlich grosse Regengüsse oder die Temperatur sinkt bisweilen, hauptsächlich des Nachts, so tief herab, dass sie vor Allem zarten Pflanzen schädlich werden kann. T'^m, namentlich in beiden Fällen, dergleichen Pflanzen rasch schädlichen Einflüssen zu entziehen und sie vorher in gehörigen Schutz zu bringen, stehen die Pflanzen oder Fruchtgehölzc (natürlich in Töpfen) auf flachen Wagen, die sich auf Eisenbahnschienen befinden. Wie das Wetter nachtheilig zu werden droht, schiebt man sie mit grosser Leichtigkeit und nicht weniger schnell auf den Schienen nach einem mit Glas bedeckten Hause. Ausserdem bleiben die Pflanzen aber im Freien und haben damit den Vorthcil einer gesunden und kräf- tigen Luft. Das zweite Grundstück befindet sich, wie ge- sagt , in dem fiishionabeln Stadttlieil Londons , in Kensington, und zwar südlich von dem Kensington- Garten und in der nächsten Nähe des berühmten Kensington - Museums, des grossartigsten Institutes, was in dieser Hinsicht überhaupt auf der Erde exi- stirt. Eine sehr belebte Strasse führt im Norden und im Süden vorbei. Omnibusse und eine unter- irdische Eisenbahn bringen in dem kurzen Zwischen- raum von wenigen Minuten zahlreiche Menschen hierher, oder fiihren sie weg. Dass diese leichte Verbindung mit xl'ord, Xa- vier ülibo, Marie Uadv, Trioniphe de Renne*, Paul Verdier, Barun ]Iuu»niann, Clcmence Joignaux, Duke ot Edinburgh, Antoine Duclier, Maniuii de Castel- laue, Duebesse de Caylus, Duc de Koban, Dr. An- dry, Queen Victoria, Madame C Cra[)elet, Victor Verdier, Kitm^ralda, Paul Nt'run, Gladsionc u. s. w. Noch mehr last erregten die Nelken meine Be- wunderung durch ihren regelrechten Bau, durch die Ueiuheit ihrer Farbe und ebenso durch ihre (Jrösse. Nelken -Blumen von 2 und 2.^ Zoll Durchmesser waren in den ausgestellten tSammlungcn keine Sel- tenheit. Während bei uns Liebhaber noch aus allen trUhern Abiiieilungen der Picoten , Doublctten, Bi- /.ardcn , Famösen und Feuertaxe »Sorten ziehen, iarunter aber in der liegcl mehr Zwischen-, als rein- ausgc|)rägte Formen, beschrankt man sich in Eng- land nur aut die cintarbigen (Seil'- Carnatious), die Picoten (Picotees) und Doublctten (Carnations). Bei den beiden letzteren ist die stark hervortretende, meist reiu-weisse ürundfarbe sehr deutlich vorban- den; bei den Doublctten unterbrechen bekanntlich anders-, gewöhnlich rothgefärbte Streiten , bei den Picoten aber feine, diclitstehciide, auch ganz zusam- menlaut'ende Strichelchcn am Rande die Grundfarbe. Zwischenformen, wie sie bei uns ganz gcwöhnlicii, -eibst in den besten Sammlungen, vorkommen, sieht man in England gar nicht. Mit der grössten Sorg- falt worden diese nach jeder Aussaat entfernt. Auch im Bau der Blumen ist bei ilen Nelken des Insclreichcs Harmonie vorhanden; die frilher beliebten Nelken mit Ranunkel-, Rosen- und Kegcl- bau sieht man dort gar nicht mehr. Die PHanzen, welche nur entfernt die Neigung haben, Blumen mit dergleichen Bau hervorzubringen, werden ebenfalls, wie man es bemerkt, au.-geschiedcu. Nur der reine Neikenbau ist in englischen Sorten zulässig. Wenn ich schon bei den Rosen das Hauptgewicht auf das ausserordentlich glinstige Klima England's, um der- gleichen vollkonunenc Blumen heranzuziehen, legte, so scheint dieses noch in weit höherem Grade bei den Nelken der Fall zu sein. Solche kräftige T'flimzen mit nicht minder kräftig-entwickelten Trie- ben habe ich, wenigstens im uordüstlichcu Deutsch- land, nie gesehen. Von den Pelargonien aus der Gruppe des Pe- largonium inijuinans und zonale, welche wir, aber auch die Engländer, bauptsächlicb zu Gruppenpflan- /uugon verwenden und gewöhnlich, selbst auch wenn sie weiss blühen, als Scharlach-Geranien, resp. Pe- largonien, bezeichnen, in England aber jetzt deu weit passendem Namen Nosegav • Geranium's (d.i. Bouiiuet- Pelargonien) führen, waren die gefüllten, auch als SchaupHanzen, in reichlicher Anzahl vor- handen. Eine noch grössere Rolle spielten die bunt- blättrigen, vor Allem die drei- und vierfarbigeu Pe- largonien. Von den letztem war eine Scbaupflanzo von buschigem und gedrängtem Wüchse in der Aus- stellung vom ö. .luli vorhanden, welche durch ihre brillantene Farben der Blätter sich auszeichnete und das Schönste darstellte, was ich in dieser Weise ge- sehen habe. Es \NUrdc zu weit führen, wollte ich bei den mehrfachen und grossen Sanmilungeu bunt- blättriger Pelargonien ins Einzelne eingehen. Ich will nur bemerken, dass grade bei den mehrfarbi- gen Pelargonien eine gute Kultur auf das Hervor- treten der Farben einen ausserordentlich günstigen Einfluss ausübt. Ich habe nicht selten Klagen über ein um buhen Preis gekauftes buntblättriges Pelar- gonium vernommen , das , an einer anderen Stelle kultivirt, allen Anforderungen nachgekommen war. Von besonderer Schönheit war eine buntblättrige Fuchsia mit dem Namen Sunray. Die breiten Blätter, besonders an deu Prüden der Zweige, hatten eine hello braunrothe Farbe, der sich bei den älteren um so mehr Grün zusetzte, als sie weiter unten standen. Da diese Abart zugleich auch reichblUtbig ist, so verdient sie die grüsste Empfehlung. Unter den Petunien zeichnete sich eine mit halb- gefüllten Blumen, als Coquette bezeichnet, aus. Die Ciruiiiifarbe war weiss, wurde aber durch vom re- gelrechten Rand nach der Mitte zu gehende Flam- menschmitzen von karmoisinrothor Farbe unterbro- chen. Die Vcrbenen waren zwar sehr schön, boten mir aber nichts Besonderes dar; zwcrgigc Hahnen- käramc waren mittelmässig und kommen in Berhn viel besser vor. Ebenso die Stauden-Phloxe. In Schön- heit und hinsichtlich des Feuers der Blumen, wie ich diese Phloxe vor einigen Jahren bei dem leider während der Belagerung von Paris gestorbeneu Lierval gesehen, standen die englischen Pflanzen diesen weit nach. Von der in England sehr belieb- ten wohlriechenden Wicke (Lathyrus odoratu») war dagegen unter der Bezeichnung Sweet pea («lern englischen Namen) inviciblc blue eine Sorte vor- handen, welche Empfehlung verdient. Endlich sah ich eine interessante Form des weiblichen Farns (Athvrium Filix l'emina), welche der krausblättrigen Form der Petersilie zum Verwechseln ähnlich aussah. Von hohem IntcruMc war fUr mich eine Samm- lung kräftiger und gedrängt wachsender Lobelien aus der Grupl>e der Erinns: neue Formen aus der Handclsgärtnerci von Hondersou u. Sohn enthal tcud. Wir empfehlen sie GarteDboeitcern : Ivcry 261 Pearl blüht weiss, Sunset roth, Celestial blue him- melblau, Brilliant dunkelblau, Purple prince purpur- violett, und Erinus Charming weiss mit blauem Auge. Ausser diesen niedrigen Lobelien fand sich noch im Chiswick -Garten eine schöne Form unter dem Namen Omen vor. Die Farbe ist hier violett- roth, unterbrochen durch ein weisses Auge, Dem bekannten Lilieiiliebhaber Wilson, der um die Vervollkommnung, besonders der Feuerlilien, sich einen ehrenvollen Namen erworben hat, ver- dankte man auch eine kleine Sammlung von Lilien, besonders nordamerikanischer. Unter ihnen befand sich auch eine Pflanze, welche vielversprechend war und eine Form des Lilium canadense mit grösseren Elüthen zu sein schien. Diese Lilie hat ohne Zweifel in Nordamerika einen grossen Verbreitungsbezirk und scheint sehr zu ändern. Einige der neuerdings beschriebenen Arten sind vielleicht nur Abarten ge- nannter Lilie. Zu welcher Schönheit man selbst gewöhnhche, sonst nicht oder nur wenig geachtete Pflanzen brin- gen kann, hatte ein Liebhaber mit Namen Parker gezeigt, indem er ein Dutzend derselben in 12zölli- gen Töpfen und als buschig gewachsene Exemplare von im Durchschnitt 2 Fuss Durchmesser ausgestellt Es waren dieses: Potentilla reptans und atropur- purea, Betonica hirsuta, Tradescantia virginica rubra, Campanula carpathica, Coreopsis lanceolata, Oeno- thera fruticosa und venusta , Calystegia pubescens, fl. pl. , Ötatice plantaginea , Veronica maritima fl. albo und Centranthus ruber fl. albo. Von der be- liebten Kalosanthes oder Crassula coccinea hatte ein anderer Liebhaber eine Form unter dem Namen Phoenix ausgestellt, welche 50 bis 60 Blüthenköpfe hatte. Agaven waren am 19. Juli durch Jean Ver- schaffelt in Gent in einer kleinen Sammlung aus- gesuchter Exemplare, besonders aus der Abtheilung der zwergigen Formen der Agave potatorum, welche als A. Verschaffeltii in den Handel gekommen ist, ausgestellt worden. Bei der grossen Liebhaberei für diese Formen, welche besonders in Belgien, aber jetzt auch in England, vorhanden ist, darf es nicht auffallen, dass jede Form auch mit einem besonde- ren Namen versehen war. Sehr interessant waren die Blendlinge, von denen früher schon gesprochen worden ist. Aber auch von Seiten eines Pflanzenliebhabers war eine neu sein sollende Agave miradorensis aus- gestellt, welche jedoch nichts weiter war, als Agave Milleri Hort., die armblättrige Abart der A. verae crucis. Bei diesen zahlreichen und oft mit Erfolg ge- krönten Versuchen, neue Formen zu züchten, wird es leider aber immer schwieriger, sich in die No- menklatur dieser interessanten Pflanzen hereinzufin- den. Sehr dankenswerth ist es deshalb, dass das geehrte Mitglied des Berliner Vereines, Nisson, der längere Zeit schon in Neapel seinen dauernden Auf- enthalt genommen hat , neuerdings wegen des bes- seren Klima's aber seine Kultur -Versuche in dem noch günstiger auf Sizilien liegenden Palermo fort- setzt, alle Arten und Formen der Agaven, insoweit er sie durch Kauf und Tausch erhalten kann, im Freien kultivirt. Da die einzelnen Exemplare hier leicht und oft blühen, so wird er auf meinen Wunsch die Vorkehrung trefi"en, dass die Blütheustengel auf- bewahrt werden, damit ein Botaniker, der so glück- lich ist, nach Palermo zu kommen, auch das nö- thige Material zum Bestimmen der einzelnen Arten erhält. Aus den freundlichst uns gemachten Mit- theilungeu über diese Pflanzen heben wir nur her- vor — weil es unsere Behauptung in Betrefi" der Zugehörigkeit der Agave Verschaffeltii bestätigt — dass diese daselbst den zwergigen Wuchs verliert und damit in A. potatorum übergeht. Es würde zu weit führen und schliesslich die Geduld des Lesers doch ermüden, wenn ich alles das, was hier an den beiden Ausstellungstagen des 5. und 19. Juli vorhanden war, aufzählen wollte; aber doch möchte es gut sein, wenigstens auf das Wichtigste, Interessanteste und Neueste kurz auf- merksam zu machen. Wenn hierbei die Ausstel- lung vom Festlande nicht in grossem Massstabe be- schickt war, so hatten sich doch verschiedene aus- ländische , besonders belgische Gärtner betheiligt. Von den Agaven des Jean Ver seh af feit aus Gent habe ich schon gesprochen ; es waren aber aus derselben Gärtnerei noch andere Pflanzen vor- handen. Ob die beiden Cycadeen : Zamia Vroomii aus Südafrika und species e Nova Caledonia gute Arten sind oder zu bereits bekannten Pflanzen ge- hören, wage ich nicht zu entscheiden. Linden hatte aus Brüssel und Gent manche Neuigkeiten aus den Familien der Orchideen, Ma- rantaceen, Dioscoreaceen und Palmen ausgestellt, welche Anerkennung fanden. Vor Allem erregten die 4 buntblättrigen Dioscoreen nicht allein die Auf- merksamkeit der Preisrichter, auch der Gärtner und Liebhaber. Ich kann diese Pflanzen daher nicht genug empfehlen, zumal sie als Schlingpflanzen eine besondere Anwendung bedingen. Wir haben sie be- reits unter den neuen Pflanzen aufgeführt und näher bezeichnet. Ausserdem verdient aber noch die kräftig wachsende, am Stamm und den Blattstielen, sonst aber hellgefleckte Diefienbachia imperialis Erwäh- nung. Schliesslich gedenke ich des Alloplectus vit- tatus und des Epidendron Friderici Guilelmii. Ueber die neuen, aber noch sehr jungen Palmen enthalte ich mich eines Urtheiles. 262 Aus Belgien Latten noch Dalli^re in Gent eine schone Sanimhing von Maranten und J. !Makoy in Lüttich eine der psiltacina ahniiclie Tillandsia, welche den Jsanien coniplanata erhalten hatte, aus- gestellt. Schöner und mehr in die Augen fallend war eine andere Broincliacee: Acchnica Slariae re- ginac, welche man dem llotgärtner \Vcndland in Ilerrenhausen bei Jlannover verdankte. Sie gehört in die Ahtlieilung der liillhergien, aber keineswegs zum Genus Aeclimea, sondern zu Pironneava, zu dem vielleicht das Bcer'sclie Genus Iloplophvtnm zu rechnen ist, da die ausgestellte PHanze am Schatte rotligetiirhte Hochblätter besitzt und die Kelchblätter in grannenartige Spitzen auslaufen. Diese, wie die Hochblätter, fehlen dem Genus Aechmea. Pironneava Mariae reginae ist, gleich den grossen Billbcrgicn, eine der schönsten BlattpBanzen, welche an Werth noch gewinnt, wenn sie blüht und dann der mit schönen Hociiblättern besetzte Schaft am Endo die dicht mit Blüthen besetzte Aehre trägt Fruchtknoten und Kelchblätter haben eine grünlich- weisse, die Blumenblätter hingegen eine blaue Farbe. Die glänzenden und gesägten Laubblätter bilden einen schönen Becher und haben, bei 3 Zoll Breite, eine Länge von 1-^ bis 2 Fnss. Von Engländern war die Ausstellung am 19. .luli durch .James Vcitch and Sons in Chelsoa zunäclist sehr reich beschickt. Eine Ciärtnerei in diesem grossartigen Zustande ist immer in der Lage, zu jeder Zeit allein eine Ausstellung in's Leben zu rufen ; und in der 'l'hat findet man auch in ihr ein besonderes Haus dazu eingerichtet. Hier sieht man das Schönste, was Blatt- und Blüthenschmuck her- vorzubringen im Stande ist, in einem bestimmten Räume geschmackvdll vereinigt. Um dreierlei Pflan- zen hat die Gärtnerei von James Veitcli and Sons in der neuesten Zeit bcsimders grosse Ver- dienste gehabt: um die Einführung von Orchideen, von buntblättrigen (Jroton's (^Codiaeon varicgatum, früher Croton pictum) und von buntblättrigen Dra- cäncen. Diese beiden letzteren Pflanzen waren es vor Allem, welciie bei der Ausstellung am l'.I.Juli in bosondercr Schönheit und Mannigfaltigkeit vor- liandcn waren. Ich unterlasse jetzt über sie weiter zu berichten, weil ich später noch einige Mitthei- lungon über die ganze Gurtncrei bringen werde. Unter den Orchideen befand sich auch wicderiim oin Blendling zweier (yvpripedien unter dem Namen do8 Züchtern und Oborgärtnors im gonannton Eta- blissement: (1. Domiuian\im, ausserdem die wunder- Bchöno, bereits in der Wochenschrift beschriebene Mnsdcvallia Vcitchii, ferner Granimatophylhuu Elli- sianum mit einer über fusslangcn Rispe, grossblu- migc Cattlcyen, rcichblUhcndo Saccolabicn, Dcndru- bium Bensoniae u. s. w. Ebenso befanden sich aus- gezeichnete Exemplare von Orchideen in den Samm- lungen von Williams und Denning. Von denen des erstem nenne ich Cattleya Warneri mit grossen, blassrothen Blüthen, Cypripedium superbiens mit IG BlUthcn, Thuuia alba mit 13 Blütheuähren, Mil- tonia spectabilis u. 8. w. ; von denen des andern hin- gegen: Saccolabium Blumei mit 14 BlUthenähren, Aerides Suttoni, ebenfalls rcichbluhend, Oncidium macranthum mit einem 12 Fuss langen Blüthen- standc, wo jeder der 8 Zweige 4 bis G Blüthen trug, Cattleya Schilleriana, Anguloa Ruckeri u. s. w. Unter den übrigen Vcitch 'sehen Pflanzen wä- ■ ren vielleicht noch Pandauus ^'eitchii mit breit-weiss- gerandeten Blättern, eine grosse neue Dieflenbachia, mehre Palmen u. s. w. zu erwähnen. In der Wi lliams'schen, ebenfalls sehr grossen Sammlung nahm , abgesehen von den bereits er- wähnten Orchideen, noch ein reichbliihendes Exem- plar des Anthurium Scherzcrianura deshalb beson- ders meine Aufmerksamkeit in Anspruch, weil der scharlachrotlie Blüthenstand noch einmal so gross war, als man ihn gewöhnlich findet. Ich freute mich auch, wiederum die echte Cordylina iudivisa, welche bei uns ganz und gar verloren gegangen zu sein seheint, zu sehen. Yucca filamentosa variegata war in einem besonders schönen Exemplare vorhanden, ebenso Roella ciliata, 2 Fuss im Durchmesser, Erica Candolleana und Massoni als rcichblühende .Schau- pflanzen, Coprosma Baueri variegata, Todea (Lepi- dopteris) superba, Zamia Shillingii mit langen und Bchmalcn Fiederblättchen, endlich die unter den neuen Pflanzen zu Einfassungen empfohlene Peri- strophe angustifolia. Auch die bei uns in Deutschland bekannte Hau- dclsgärtnerei von E. G. Henderson and Son hatte eine Sammlung, besonders buntblättriger Ge- wächshaus-Pflanzen gebracht. Dracaena margiuata fand sich als Dr. gracilis vor. Von besonderer Schönheit, wie ich es bis dahin noch nicht gesehen, war eine buntblättrigo Form unserer beliebten Brenn- palme: Curculigo reciirvata. Die gelbweissen Strei- fen nahmen sich auf der übrigen saftgrünen Blatt- flächc reizend au«. Audi ein Exemplar der Ama- ryllis procera, leider aber ohne BlUthe, war vor- handen. So schliesse ich meinen Bericht, wenn auch noch Manches, wie früher erwähnt, am .'">. und am 1'.'. Juli ausgestellt war, was wohl eine Erwähnung ver- dient hätte. Der Gartenbau-Gesellschaft in London wünsche ich, das» in den nächsten von 14 zu 14 Tagen »ich wicderhidenden Ausstellungen ebenso reichliche Beiträge gebracht werden, al« es beson- ders am 1*.*. Juli der Fall war. 263 Wann stirbt die durch Frost getödtete Pflanze, zur Zeit des Oel'rierens oder im Moment des Auftliauens? Von H. E. Goeppert in Breslau*). Die Frage, iu welchem Zeiträume wohl eine durch Frost getödtete Pflanze stirbt, ob während des Getrierens und Gefrorenseins oder im Moment des Aufthauens? ist bis jetzt noch keineswegs auf irgend eine Weise mit Entschiedenheit beantwortet worden. Gärtnerischen, besonders bei Nachtfrösten im Frühjahre gemachten Erfahrungen zufolge soll dem Erfrieren von zarten Obstbäumen verschiedener Art wirksam vorgebeugt werden, wenn man sie nur möghchst langsam aufthaueu lässt und daher na- mentlich vor direktem Sonnenlicht bewahrt. Das Aufthauen sei gefährlicher, meint man, als das Ge- frieren. Exacte Beobachtungen hierüber besitzen wir eigentlich nicht. Sie sind auch sehr schwer anzu- stellen und durch gewichtige Gegenversuche zu er- härten, insbesondere von der Wirkung der stärkern Erkältung durch Ausstrahlung gegen wolkenlosen Himmel zu sondern. Wenn man das Wirken der Natur im Grossen zu Rathe zieht, wie in allen solchen Fällen geschehen muss, gewinnt diese An- sicht nicht au Wahrscheinlichkeit. Welche enormen Verluste müsste alljährlich die Vegetation erleiden, wenn ihre Vegetation auf eine so eng begrenzte Widerstandssphäre augewiesen wäre. Denn jähen Wechsel der Temperatur erleben wir iu jedem Win- ter und in jedem Frühjahre. Wer vermöchte An- pflanzungen von irgend einem Umfange an einem kalten Morgen vor den Folgen des jähen Herein- brechens der Sonnenstrahlen zu schützen? Die bis jetzt nur selten vorkommenden Beschädigungen durch Frühjahrsfröste müssten zur Regel werden, während sie jetzt doch nur ausnahmsweise vorkommen. In zahlreichen, bereits von mir 1829/30 angestellten und im gegenwärtigen Winter wiederholten Versuchen gelang es mir nicht, die gefroren gewesenen Pflan- zen zu retten, obschon ich sie unmittelbar aus der kalten Luft in Eis und Schnee brachte und mög- lichst langsam aufthauen Hess. Inzwischen fehlt es nicht an mit noch andern Pflanzen als mit Bäumen gemachten Erfahrungen und Versuchen (L. C. Tre- viranus, Karsten, Hoffmann und Julius Sachs), die zu einem dem meinigen entgegenge- setzten Resultate führten. Obschon sich vielleicht *) Von dem Verfasser zum Abdruck zugesendet, dürfte diese Abhandlung grade den Gärtner und Garteufreund am meisten interessiren , abgesehen davon , dass diese berufen sein möchten, obige Frage zu erledigen. Abgedruckt wurde die Ab- handlung zuerst in der botanischen Zeitung, in der 24. Nummer. Die Red. diesen Erfahrungen hier und da noch eine andere Seite abgewinnen Hesse, worauf ich hier nicht näher eingehen will, so bleibt es für die Entscheidung einer so bedeutsamen Frage immerhin misslich genug, wenn positive und negative Resultate einander ge- genüberstehen. Vielleicht könnte sie dennoch her- beigeführt werden, wenn man Pflanzen fände, die schon im Moment des Gefrierens die Zeichen des Todes erkennen Hessen. Dazu bietet sich aber wenig Aussicht dar, da man es einer gefrorenen Pflanze eben nicht ansieht, ob sie nach dem Aufthauen le- bend bleibt oder schon den Keim des Todes in sich trägt. Zahlreiche Versuche mit buntblättrigen Pflan- zen, zu denen ich mich zuerst wandte, führten zu keinem Ziel, doch erreichte ich es endlich auf einem anderen Wege. Clamor Marquardt hat schon vor längerer Zeit in einigen tropischen Orchideen (Phajus grandifolius und Calanthe veratrifolia) In- digo entdeckt, der aber |jekanntlich in der lebenden Pflanze nicht als solcher, sondern als farbloses In- digoweiss (nach Schunk als Indicau) vorkommt und erst nach dem Tode des Gewächses als blauer Farbestoff" erscheirt. Wenn man die milchweissen Blüthcn der letzteren Pflanze zwischen den Händen quetscht, werden sie augenblicklich blau, welches Verhalten ich iu Vorlesungen benutzte, um die Natur und Entstehung des Indigo's zu demonstriren. Wenn man die Blüthen gefrieren lässt, gleichviel bei welchem Grade (ich versuchte — 3 bis — 16 Grad), so färben sie sich während des Gefrierens anfänglich blassblau, dann immer dunkler, das La- bellum der Blüthe und das Operculum am dunkelsten, während die Pollenmassen, aber diese nur allein, ihre natürliche gelbliche Farbe sowohl während die- ses Vorganges, als nach dem Aufthauen, behalten. Das Labellum ist also reicher an Chromogen, als die anderen Theile; die Pollenmasse enthält gar nichts davon. Der Frost spielt hier die Rolle eines Reagens, und zwar eines empfindlicheren, als die Chemie aufzuweisen vermag. Die Blütheustengel mit den weissen Bracteen färben sich ebenfalls blau. Ebenso die grossen schönen Blüthen von Phajus grandifolius mit den äusserlich weissen, innerhalb braunen Blättern und oberhalb violett gefärbtem La- bellum und die Blüthen von Phajus WaUichii mit nüancirt orangefarbenem Labellum; nur die Pollen- massen behalten, wie bei Calanthe, ihre natürliche gelbliche Farbe. Die Laubblätter beider Pflanzen werden namentlich bei hohen Kältegraden anfäng- lich hellgrün und durchscheinend, dann dunkel-stahl- blau und nach dem Aufthauen dunkel-schwarzblau. Die Blätter von Ph. maculatus und Ph. cupreus, die augenblicklich nicht blühen , zeigten dieselbe Erscheinung. Nicht-gefrorene Blätter zwischen Pa- pier in einem Zimmer bei -f" ^^ Grad getrocknet, 264 zeigten erst nach 8 Tagen jene dunkle Färbung, woraus hervorgeht, wie intensiv der chemische Ein- fluss der Kulte w;ir. D.iss das auch auf die sorg- fältigste Weise veranstaltete Aufthaueu in Eis und Schnee keine Restitution bewirkte, habe ich wohl kaum nöthig noch anzuführen. Blätter und Blü- then entlie^sen, wie dies bei allen durch Frost ge- tödteten Pflanzen geschieht, etwas Flüssigkeit, welche die nächste Parthie des Sclinees blau färbte. Auf eine interessante Weise wird diese durch die Kälte bewirkte chemiBcho Analyse durch die Art des Ver- welken« oder allmäliligcn Abstcrbens von eben noch vorliegenden JilUtlicn von Phajus graiidifolius be- stätigt. Das Labelium bläut sich zuerst zugleich mit dem C)pcrcuhini, dann folgen ziemlich gleich- zeitig di(! übrigen fünf llüllblüttchcn, zuletzt erst das Ovarium und Gynostemiuni. Ich glaube nicht, dass man einen schlagenderen Beweis für die Ent- scheidung der in Rede stehenden Frage als das Re- sultat dieser Versuche noch aufzufinden vermöchte, dem ich aber mit Rücksicht auf das oben angeführte Verhalten der Vegetation im Grossen eine allge- meine Bedeutung beilege und es somit als Regel annehme, dass der 'Tod beim Erfrieren schon wäh- rend des Gefricrens, als durch direkte Wirkung der Kälte und nicht erst beim Aufthauen oder in Folge des Aufthauens erfolge. Die chemische Wirkung durch die blaue Färbung oder die Bildung des In- digo's tritt also hier erst nach der V^ernichtung des Lebens oder Beseitigung der Lebenskraft ein, welche die chemischen Prozesse in der lebenden Pflanze be- lierrscht. W^cnn man noch andere dem Pflanzen- leben besonders feindliche iStofl'e, worunter ausser den Gasen besonders fluchtige Flüssigkeiten nach meinen Erfahnmgen gehören, obenan Schwefelkohlen- Htofli", ätlierisi'he < >cle, Aethcr, einwirken lässt, erhält man gleiche Resultate. BlUthen genannter Orchi- deen, eingetaucht in diese Flüssigkeiten (Schwefel- kolilenstofi", Wachholderöl , Schwefeläther) wurden ebenfalls blau. Sie reagirten also auf Indigo, ob- schon sie selbstverständlich sonst eben nicht als I{ca- gentien auf diesen Stofl' anzusehen sind, ('onceutrirtc Lösungen von salzsaurem Morphium und salpoter- saurem Strychnin brachten jene Wirktmgen nicht hervor, ganz entsprechend den Erfahrungen, welche ich schon vor vierzig Jahren über den Einfluss die- ser Narkotika gemacht habe, worauf ich hofte, später noch einmal zurückkommen zu könucn. lUiododciidroii (A/alra) iiiollc Hl. Ein neuer Zierstrauch de» freien Landes. Unter den Pflanzen, welche wir dorn russischon KeisendoD Maximowitsch aus Japan verdanken, gehört auch Azalea mollis Bl. Wahrscheinlich ist diese die wilde Pflanze und Rhododendron Sieboldii Miqu. die kultivirtc. Die letztere wird in einer grossen Menge von Formen auch in Japan kultivirt. Wenn wir nicht sehr irren, sahen wir sie zuerst auf der Ausstellung in Amsterdam im .lahre 1865. Ueber sie erhalten wir von K.J.W, (^ttolander in Boskoop bei Gouda in Holland Nachricht, die in so fern für uns Interesse haben dürfte, als der BlUthenstrauch wahrscheinlich auch in Deutschland, wenigstens eben so gut als A. pon- tica, aushält. Sie hat, allerdings in dem weit gün- stiger gelegenen Holland, ohne alle und jede Be- deckung den kalten Winter ausgehalten. Hinsichtlich der Farbe und deren Modifikationen in der IMütlie ähnelt A. mollis zwar der eben ge- nannten Art, im Habitus und im Bau der Staub- beutel gleicht sie aber vielmehr den sogenannten indischen Azaleen, mit denen sie auch die bleiben- den, also im Winter nicht abfalletiden Blätter und die an der Spitze mit einem Loche aufspringenden Staubbeutel gemein hat. Die Zahl der letzteren beträgt aber nicht 10, wie bei Azalea. richtiger Rhododendron indicum, sondern nur 5, ein Umstand, der Blume und nach ihm Regel (Gartenfl. tab. 556) veranlasst haben mag, die Pflanze als eine Azalea zu beschreiben, während sie in der That ein Rho- dodendron ist und demnach Rh. molle heisscn muss. Interessant ist die Mittheilung Ottol ander'» in so fern noch, als die Blüthe, früheren Angaben entgegen, mit einem veilchenartigen Gerüche ange- geben wird. Es wäre dieses ein Moment, der der l'flanze einen grössern Werth ertheilte. Ausserdem sollen nach Ottolandor die Blüthen de.H Rh. moll« doppelt so gross sein, als bei der pontischen Azalee. Nach den uns t'reundlichst zugesendeten Blüthen sind diese allerdings etwas grösser, aber doch nicht so bedeutend ; wahrscheinlich gilt demnach der Ver- gleich viel mehr den HlUthen der .Azalea viscosa, welche trotz ihres amerikanischen I'rspning» eben- falls von fiärtnern \ind Liebhabern gewöhnlich als Freiland- oder jiontisclie Azalee bezeichnet wird. Von den Pflanzen der Azalea resp. des Rhodo- dendron niolle, welche Ottolander aus Samen erzog, hatten die Blüthen eine« jeden Exemplar« eine andere Farbe, welche vom dunkeln Orange und Roth bis zum Fleischtarben änderte. Dieser Umstand spräche auch dafür, da« das eingeführte Rh. molle nicht die im hohen (Jebirge wachsende wilde, sondern eine Forn» der kultivirtcn und von Miquol als Rh. Sicboldii beschriebenen Pflanze darstellt. Mit Rh. molle hätten wir darnach eine nicht zu unterichntzende Bereicherung unserer im Freien gedeihenden Biüthensträuchcr; wir machen deshalb Liebhaber besonders darauf aufmerksam. Verlag von Wic((audt & II»aipcl in Uorliu, Druck der C. Ftidor'aclien Uachdmdierei (L. llewai), Wochenschrift des Fereines znr Befördernng des darteHbaoes in den fiönigl. Prenssischen Staaten für No. 34. Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : P*rofessor I>r. Karl Kocli, ' General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 26, August 1871. Preis des Jahrganges 5 j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: 530. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 25. Juli. — Monatsausstellung vom 26. Juli im Succulentenhause des König!, botanischen Gartens. Von Dr. Carl Bolle. — Botanical Magazine. Jahrgang 1870. — Grosse Pflanzen-Auktion aus dem Lauren tius'schen Etablissement in Leipzig. Dienstag , den 29. August , Nachmittags 5 Uhr , findet im Palmenhause des botanischen Gartens eine Versammlung und eine Ausstellung des Vereines statt. 530. Tersaniniluug des Vereines zur Befördernng des Gnrtcnbaucs, am 25. Juli. Der grösste Theil der Sitzung wurde mit iu- nern Angelegenheiten des Vereines ausgefüllt. An- statt des Vorsitzenden, Geh. Ober-Regierungsrathes Knerk, der verreist war, hatte der 1. Stellvertreter, Garten-Inspektor Bouchö, den Vorsitz übernommen. Dr. Bolle theilte zuerst ein Schreiben des Sekre- tärs des Gartenbau -Vereines in Erfurt mit, in dem über das Unglück, was V^'^olkeubruch-ähnllche Was- sergüsse grade an den von den Gärtnern bebauten Stellen hervorgerufen haben, berichtet wurde, und forderte zu Beiträgen auf. Auf gleiche Weise wurde über das Ergebniss der am 3. Juli stattgefundenen Exkursion nach Sans- souci und der Gärtner-Lehranstalt berichtet. Dr. Bolle sprach über eine Eose, welche Pro- fessor Koch vor zwei Jahren aus Bozen gebracht hatte und daselbst unter dem Namen Kastanienrose eine der dankbarsten Halbkletterrosen darstellt ua.d Empfehlung verdient. Nach dem Inspektor Bouch^ führt sie den Namen Rosa microphylla und wurde früher häufiger in den Gärten kultivirt*). *) Diese Rose wurde allerdings früher ziemlich oft als Eosa microphylla gezüchtet; die echte Pflanze d. N., welche Rox- burgh aufgestellt hat, ist aber verschieden, weil weit kleiner und behaart. Die Eed. Inspektor Bouch^ berichtete über einige neuere Erbsen des Versuchsgartens. Die bereits mehrmals besprochene Erbse Laxton's supreme trägt reichlich, wird aber sehr hoch (bis 6 Fuss) und bedarf des- halb des Reises. In jeder Hühe befinden sich 6 und 7 Körner. Sie gehört zu den späten Sorten. Dagegen ist Langster's neue langschotige eine Früh- sorte, welche aber bei der Kürze der Hülsen diesen Namen nicht verdient. Trotzdem befinden sich je- doch ebenfalls 6 und 7 Körner in jeder Hülse. Sie wird nur 4 Fuss hoch. Laxton's Alpha erreicht die Höhe von 4 und 5 Fuss, gehört zu den mittelfrühen und hat in jeder Hülse im Durchschnitt 5 bis 6 Körner. Die frühe weissblühende Schwert - Erbse trägt erst sehr spät und wird gegen 6 Fuss hoch. Sie scheint ein Blendling einer Pahl- und Zuckererbse zu sein. Die Bretagner Zuckererbse gehört zu den Kruperbsen, die nur 1 bis l^Fuss hoch werden und deshalb keines Reises bedürfen. Da sie nur wenig Körner in jeder Hülse hat, verdient sie keine Em- pfehlung. Bekannte, sehr zu empfehlende Sorten sind: Daniel O'Rurke und die Erbse des Ueber- flusses. Als eine vorzügliche Futterwicke wurde Vicia sativa alba vom Inspektor Bouche empfohlen. Sie wird 3 bis 3.| Fuss hoch, hat einen üppigen, safti- gen Wuchs und ist sehr reich mit Blättern be- setzt. 34 266 Dr. Wittmack übergab das gcbon frUbcr in Vereins -VcrBamrolungei) besprochene und empfohlene flüssige liaumwaehs Mastix L'homme Let'ort und matlite iiotlinial» darauf aufnierksani, da es vor allen übrigen wegen seine» flUsbigen Zustandes, seines leichten Gebrauchs und »einer völligen Indifferenz den Vorzug verdient. Bei Frostschäden, Abnahme starker Aeste, beim Pfropfen und Uberhaiijit, wo das Messer eingegriffen hat, leistet es vorzügliche Dienste und trägt zum Vernarben der Wunden sehr viel bei. Schliesslich wurde der Ausspruch der Preis- richter verlesen. Es wurde erwähnt, dass man aus- nahmsweise auch die vom Obergärtner des Ver^uchs- gartens. Neu mann, herangezogenen Pflanzen zur Verioosung in den Bereich der Bewerbungen ge- bracht und ihnen einen Preis zugesprochen habe, um damit eine Anerkennung seiner Kulturen von Seiten des Vereines darzulegen. Als Preise wurden zuerkannt: 1) 1 Staats -Medaille für Gurken dem Kunst- und Ilandelsgärtner Tu b bec kc inStralau: 2) 1 Staats-Medaille für Theophrasta dem Gar- tenin^pektor Beuche? hierselbst; 3) !•' Thlr den ()rchideeii de» Kunst- und Ilandclsgärtners Mensel in Schöneberg; 4) 5 Thlr den Celosien des Kunst- und Han- delsgärtner Ritter hierselbst: 5) 5 Thlr den Neuheiten des Kunst- und Ilan- delsgärtners Pasewaldt in Charlottenburg; G) 5 Thlr den gut kiiltivirtcn Verloosungspflan- zen des (iartcngehülfen Neu mann; 7) 5 Thlr den Neuheiten des Kunst- und liaii- delsgärtners Barren stein in Charlotten bürg; 8) 5 Thlr den abgeschnittenen Rosen des Kunst- und Ilandelsgurtners Wcndt: 9) r> Thlr den (üoxinien des Kunst- und Ilan- dclsgärtners Plage. .lloiial>aii>s(clluiig >oiii '^5. Juli im Surriilrntenliiuise des K. h»tani«>rli(>n 'U l>r. I iirl Itoii.'. Kino Ausitcllung gegen EndedcsJulil Mancher hat Wohl vorher die Achseln gezuckt und davon kaum etwas Besonderes zu einer Kpochc erwartet, w«) zwar die Beete des freien Landes im Blumen sciiniuck |irangen , grade durch sie aber ilie Topf- gewächse mehr als sonst in den Hintergrund ge- drängt und der Betrachtung entrUckt werden. Diese mentalen Ausstellungen an der ersten Huudstags- Ausstellung sollten sich nicht bewahrheiten; vielmehr ereignete sich grade das Gegentheil des Gefürch- teten. War schon die Exposition des verflossenen Monats eine vorzügliche zu nennen gewesen, so wurde sie von der gegenwärtigen an Rcichthum, Zahl und wirklichem Werth der Pflanzen weit über- baten. Der geräumige Flügel des Succulentenhauses, in dem sie stattfand, war vollkommen gefüllt und bot einen so glänzenden Anblick dar, wie ihn in diesem Sommer dieselben Räume noch nicht gezeigt. Noch niemals waren sie aber auch den Tag über von einem so zahlreichen und ausgewählten Publi- kum erfüllt gewesen. Der wohl zu rechtfertigende Wunsch, es möciiten sich die neugeschaffenen Mo- nutsau:;stellungcn diu Ciunst unserer Mitbürger und Mitbürgerinnen erwerben, scheint auf dem Wege der Erfüllung ; dieselbe beginnt wirklich sich ihnen crescendo zuzuwenden. Nur Ausdauer, ihr Herreu, nur alle vier Wochen einmal eine tüchtige, kleine Anstrengung, und was zuerst kühl aufgenommen worden war, wird zur Mode des Tages; ja es er- hebt sich über das Ephemere einer solchen zum Range einer lieb und lieber werdenden Gewohnheit der Berliner, um zuletzt als erfreuende, Nutzen uud Belehrung spendende Institution unerschütterlich da- zustehen. Hatte man einen Augenblick lang die Jahres- zeit für weniger günstig angesehen, so war dem nicht Rechnung getragen worden, dass die nieistcn hervorragenden Sommerblumen sich ebenso gut, ja viele besser, im Topf als im Freien kultiviren lassen, und auch die seltneren Kinder Florens der Lieb- lingszeit ihrer Erzeugerin ja keineswegs lehlcn. Die verspätende Kühle dieses Sommers hat überdies manche Blüthezeit mehr als gewöhnlich hinausge- schoben. So waren abgeschnittene Rosen in Pracht und Menge vorhanden. Mau verdankte dieselben den Kunst- und Handelsgärtnern Wcndt aus der Hu.senhaidc und Ciorpc in Schöneberg, und Nie- mand hätte ihnen das bescheidene Maass Sommer- wärme, bei dem sie sich entfaltet, angesehen. Fuchsien, deren Flor erst im Beginnen, lieferten ebenfalls Wcndt, von vorzüglicher Trefflichkeit und Schönheit (Varietät Roderick Dhn) aber un- ser anerkannter und einsichtsvoller Züchter, Kunst- und Handelsgurlner Jannoch. Erwähnungswcrth erschien ferner aus dem Etablissement der Gebrü- der Barrens te in zu Charlottenburg die Fuchsia Norfolk Hen», sowie aus demselben Garleu ein in anzuerkennender Kultur befindliches Sortiment von Pelargonien, ein Caladium Triomphe de lexpositio« und ein remontlrcnder Dinntlius Souvenir de la Mal- maison. LcUterc Pflanze führt uns zu den Nelken, dem ■jetzt so sehr in 3cn Hintergrund getretenen frühem 267 Hauptschmuck der Rabatten des Juli. Acht und zwanzig Stück zählte die Gruppe derselben, welche der Obergärtner König aus dem Moabiter Garten des Geheimenrathes Ravenc? ausgestellt hatte. Es waren Blumen, denen Niemand das Prädikat gut verweigert haben würde und von denen manche sich der Anwartschaft auf das Prädikat vorzüglich we- nigstens näherten. Dreizehn Gloxiniensämliuge und zwölf Begonien repräsentirten das Etablisaement von Plage (Neu- Schöneberg), ferner wiederum acht Stück wahrhaft strahlender Hahnenkämme (Celosia cristata) dasjenige Ritter's (Markusstrasse No. 12), nochmals reizende Fuchsien und ferner sehr be- achtenswerthe gefüllte Pelargonien das von Wilh. L ü t k e (Belle-Alliance - Strasse No. 83). Orchideen, denen sich die öffentliche Aufmerk- samkeit stets mit Vorliebe zuwendet, hatte Kunst- und Handelsgärtner B. Hensel in Alt-Schöneberg*), zwei interessante Neuheiten, Amarantus bicolor ruber und die früher mehr kultivirte Browallia Cerwia- kofski, Obergärtner Dressler aus dem Dannen- berg er 'sehen Garten ausgestellt. Wo es sich, um Neuheiten auf dem Gebiete der Florblumen, wie auf dem der Blattpflanzen handelt, sind wir gewohnt, A. Pasewaldt in Charlotten- burg in den vordersten Reihen zu erblicken. Der- selbe hatte diesmal reichlich mit seinen Pflanzen- schätzen zu den Kosten der Ausstellung beige- steuert. Man erblickte von ihm die schöne Bego- nia Duchartrei, ferner Cissus Lindeni, Dichorisandra cuprea vittata, Caladium Lindleyanum, Fittonia gi- gantea, buntblättriges Sedum Aizoon, mehrere gute Cinerarien, Abutilon Souvenir de Arago und die auch als Marktpflanzen zu empfelilenden Pelargo- nium Mary Elisabeth und Verbena Fritz Walz. L. Mathieu, welcher den Monatsausstellungen seine beständige Betheiligung und eine dankens- werthe Thätigkeit zuwendet, war wiederum durch einen Reichthum an Individuen und botanischen Seltenheiten vertreten, der dem Rufe seines für Berlin historischen Gartens entsprach. Man hatte ihm In erster Reihe für fünf und dreissig Caladien in neunzehn Sorten , sowie für zwei Bouquets zu danken, die durch ihre graziöse Anordnung fast an die alten , unvergessenen Leistungen des jetzigen Wandergärtners In Braunschweig, Emil Bouch(i, in diesem Genre erinnerten. Hieran reihte sich eine Suite von drei und vierzig der auserlesensten und feinsten Topfgewächse, meist Stauden, darunter Ex- quisites aus der heimischen Flora, z. B. Epipactis palustris, Alpenpflanzen und Anderes für specielle *) Es waren prächtige Exemplare und Formen der Cattleya labiata und Maxillaria aromatica. Anm. d. Red. Aufzählung viel zu Zahlreiche. Wer eine nirgend anderswo mehr vorhandene Lieblingsblume , eins jener Gewächse, an das sich Jeder erinnert und das Niemand mehr besitzt, wiederzusehen wünscht, der Ist sicher, im Mathi eu'schen Garten die Erfüllung seines Begehrens zu finden ! Inspektor Bouche hatte, wie immer, so auch diesmal wieder, die immensen ReichthUmer des K. botanischen Gartens zu Gunsten der Ausstellung verwendet. Durch seine Gewogenheit, wie durch seinen nie ermüdenden Elfer hatte die Giebelwand des Hauses auf ihren Estraden einen Flor des Sel- tensten und Erlesensten versammelt von dem, was die Jahreszelt an blühenden Gewächsen bot. Bei diesem embarras de richesse, der eine gar nicht kleine Ausstellung für sich selbst hätte bilden kön- nen, erlahmt zwar nicht unser Dankgefühl für den Spender, wohl aber unsere Feder, die durch eine specielle Aufzählung des Gebotenen sich allzu weit in das Gebiet der botanischen Nomenklatur verirren würde. Jeder Besucher des botanischen Gartens wird uns gewiss beipflichten, wenn wir unsere Be- friedigung darüber laut werden lassen, die hervor- ragendsten, grade in Blüthe stehenden Pflanzen, schön gruppirt, für einen Tag lang der chaotischen Ueberfülle, in der sie sonst untertauchen, entrissen zu sehen. Auf wie Manches wird der Beschauer da nicht aufmerksam, was sonst sich vielleicht dem em- sigsten Späherauge entzogen hätte. Es figurirteu als Einzelpflanzen aus dem bota- nischen Garten: Theophrasta macrophylla und Im- perialis, sowie Hedysarum gyras. Aus der Aufstel- lung der übrigen fünf und fünfzig blühenden und Blattpflanzen älteren, wie neueren Datums hat un- sere Erinnerung die folgenden besonders festge- halten: Fuchsia macrophylla, eine der F. fulgens gleichende Species von anmuthig pendulirendem Ha- bitus, Achillea cartilaginea fl. pl. , Eranthemum tu- berculatum und asperum, Jasmluum Reevesli, die reich und anhaltend blühende Oxalis valdiviensis, Gronovia pulchella, Erpetlon reniforme, Cuphaea pro- cumbeus ; ferner noch die beiden äusserst zlerllchea Zwergpflanzen Platistygma lineare und Coronilla rostrata, das wundervoll buntgefärbte Graptophyl- lum pictum und das durch sein Vaterland Klein- asien allen seinen Gattungs- Genossen so fern ge- rückte, höchst merkwürdige Pelargonium Endliche- rianum. Ausserdem hatte der botanische Garten durch den in demselben funglrenden Gehülfen Hildebrand eine Insektensamralung produclrt, die namentlich die schädlichen oder sonst auf den Gartenbau eiufluss- reicheren Glieder dieser Klasse in grösstmöglichster Vollständigkeit zur Anschauung brachte. Es konnte dieses um so mehr geschehen , da der strebsame 34* 268 jnngc Aussteller, der auf diesem Gebiete autli ferner weiterzugehen verspricht , sich für diesmal auf die Coleopteren (Käfer) beschränkt, in diesen aber wirk- lich Umfassendes in grosser Anschaulichkeit geleistet hatte. Zwei sehr heterogene und dennoch Berührungs- punkte darbietende Gegenstände fordern, ehe wir Bchliessen, noch Erwähnung. Eis sind die« die Opun- tia Rafinesquiana aus dem Versuchsfelde des Ver- eines, durch dessen Obergärtner C)tto Neu mann gezüchtet und ausgestellt, ein schönes, über und über mit Knospen bedecktes Exemjilar dieser viel- leicht härtesten aller Cactcen*) und die Gurken von Tübbccke aus Stralow, also eine Frucht der Zu- kunft (Iligos tunos, indianische Feige^ neben einer zwar etwas prosaisclren, aber stets schätzbaren Frucht der Gegenwart. Es stellten diese Gurken wahrhat'te Musterexemplare dar, welche die Phantasie de» Be- schauers unwillkürlich forttrugen zu den I'ferii der Oberspree, zum lieblichen wimpelumwehten Gestade, wo ihre Schwestern in der Gestalt von Gurkensalat die landesübliche Schüssel des günen Aales würzen und begleiten. Botanical Magazine. In gleicher Weise schreitet das bekannte illu- Btrirte Pflanzenwerk fort. Die Zahl der im iVeien Grund und Boden des Gartens zu kultivircnden Gewächse ist dieses Mal grösser, als es in den frü- heren .Jahrgängen der P'all gewesen ist. Obenan steht hier das aus Kalifornien einget'illirte Delphi - nium nudicaule T. et Gr. (tabula öHllt). Wir sahen es erst vor Kurzem in grösserer Anzahl bei dem Kunst- und Ilandclsgärtner Sfclzner in Gent blühend. Es steht dem ebenfalls rotli blühenden D. cardinalo Hook, sehr nahe und ist eine Staude mit mehrfach gelappten Blättern und einem ziemlich einfachen Stengel. Es hat vor elicn genannter Pflanze, welche wiederum aus den f Järten vcrschwun- dcn zu sein scheint, den Vorzug einer leichteren Kultur unkalilHtrn, am Kii-i* irfroud rincr warmen Sfidniaiirr u. a. w. vr|>rul>l. Im Ciarlvn Art Haum«rliiill>r«it«cr« Mcti «II StcKlil« aalipii wir vor W(ini|;cn Taigen dieac fremd- •rti|(c Zierde, mil .. K>«. f.l,-' H. n lUiltbcn bedackt iiiiv.T..l,ri im Krcitn itebcn. bedeckt sich wahrhaft mit sehr grossen, weinrothen, aber purpurroth gefleckten Blütheu. Als Sommer- gewächs kann diese Art nicht genug empfohlen werden. Sie wurde durch Bolander, den Bota- niker der kalifornischen Expedition zur Erforschung der geologischen Zustände des Landes, entdeckt, erhielt aber ihren Namen zu Ehren des Mannes, der diese Expedition leitete. Oenothera raarginata Nutt. (tab. 5828) ist eine der stengellosen und grossblühenden Arten, welche 1K42 von Nuttall in dem Felsengebirge entdeckt wurde. Die ganze Pflanze ist behaart. Ihre gestielten, elliptisch-spathelförmigen Blätter wer- den von einem rotheu Nerv durchzogen und gehen in einen Stiel über. Am Rande sind sie grobge- zähnt, bisweilen auch iiedcrspaltig. Unmittelbar an dem Wurze'stocke" oder an dem sehr verkürzten Stengel sitzen die oben 4 Zoll im Durchmeoser ent- haltenden , aber mit einer 3 bis ü Zoll langen Kelchröhre versehenen Blüthen. Die rothen Kelcb- absclinittc sind zurückgeschlagen, die flach ausgebrei- teten Blumenblätter weiss. Den Namen erhielt die Art, weil die Ränder der FruchtkUppcn mit feinen Warzen besetzt sind. Stylophorum japonicum Miqu. (tab. 5830) ist ein grossbluhendes Schöllkraut, und wurde früher auch dem Genus Chelidonium zugezählt, gehört also in die Familie der Papaveraceen. Es unterscheidet sich aber hauptsächlich von genannter Pflanze da- durch, dass die Blüthen von 1 bis 1 ^ Zoll Durch- messer und von gelber, seltner rother Farbe einzeln aus dem Winkel der doppeltgefiederten, völlig un- behaarten und dunkelgrünen Blätter hervorkommen. In Gärten möchte diese japanische Pflanze kaum Einpfcliluiig verdienen. Malopc malaeoides Willd. (tabula 5S;'>2'l ist eine im westlichen Südeuropa und in Nordafrika sehr verbreitete Malvacce, welche früher in den Gärten sich befand, durch die grösser blühende und daher auch schönere M. grandiflora Faxt, aber alluiählig verdrängt wurde. Sie scheint dagegen rcicliblüthiger zu sein , denn aus dem Winkel fast aller lierzförmigen und gekerbten ßl&ttrr erheben sich einzeln die rothbluuen und dunkler geäderten Blüthen. Die ganze Pflanze ist behaart und liegt gewöhnlich dem Boden auf. Da sie zweijährig ist, muss sie im Herbste gesfiet werden. Salvia interrupta Schousb. (tabula 5860) stammt aus dem westlichen Nonlafrika und gehört mit unserem offizinellen Salbei in eine Gruppe; ob sie aber bei uns aushält , muss noch versucht wer- den. Wie genannte Art , ist sie halbstrauchortig und treibt eine Monge unten holziger, oben krou- tigcr Aestc. Sie ist mit klebrigen Haaren besetzt. I>ie unterbrochen gefiederten Blätter hab<*n auf der 269 Oberfläche ein graugrüneß, auf der Unterfläche ein silbergraues Ansehen, 3 bis 5 purpurviolette Blti- then mit -weissem Schlünde und von 1 bis 1^ Zoll Länge werden von kleinen Deckblättern an der Basis umgeben und bilden mit den gegenüberste- henden einen Quirl. Dodecatheon Meadii L. (tab. 5871) ist eine alte Pflanze unserer Gärten, welche bis auf den heutigen Tag, besonders seitdem man ausserdem noch einige hübsche Formen gezogen bat, auch gern in den Gärten gesehen wird. Von dieser Primulacee wächst auf der Westseite Nordamerika's eine Abart mit blutrothen Blüthen, welche den Vorzug verdient. In den Gärten führt sie meist den Namen D. spe- ciosum, sonst erhielt sie schon in den 20er Jah- ren vonChamisso und Schlechten dal den Na- men D. frigidum. Linaria tristis Mill. (tab. 5877) wird noch in einigen botanischen Gärten kultivirt und stellt eine niedrige, aber mehrstengelige Pflanze dar, deren Stengel unten mit schmalen und blaugrünen Blät- tern ziemlich dicht besetzt sind, nach oben aber eine 1^ Zoll lange Aehre schmutzig gelber und kastanien- brauner Maskenblüthen mit laugen Sporen bilden. So interessant dieser Maskenblüthler wegen seiner eigenthümlichen Färbung ist, so möchte er doch, wenigstens nicht lange, die Aufmerksamkeit der Liebhaber fesseln. Arenaria purpurascens Ram. (tab. 5836) bewohnt die höchsten Stellen der Pyrenäen und bildet in der Nähe des Schnees dichte Rasen, aus zahlreichen kurzen, stengelähnlichen Aesten von ro- ther Farbe, welche an der Spitze 1 bis 3 kleine, zart - fleischfarbene Blumen haben, bestehend. Die kleinen, länglichen Blätter stehen kreuzweise einan- der gegenüber. Gleich anderen Alpenpflanzen wird auch A. purpurascens in der Kultur grössere Di- mensionen annehmen. Saxifraga aretioides Lap. (tabula 5847) wächst ebenfalls auf den höchsten Stellen der Pj- renäeu und bildet noch dichtere Rasen, indem die zahlreichen Aeste von blaugrüner Farbe anfangs aus Rosetten bestehen, sich aber, wenn sich die weniger gelben Blüthen an der Spitze bilden, etwas strecken. Sie soll leichter in der Kultur, als die übrigen Al- pcnarten der Gruppe, sein. Eritrichum nanum Schrad. (tab. 5853) ist wiederum eine zwergartig-wachsende Rasenpflanze, aber nicht der Pyrenäen, sondern der eigentlichen Alpen und der höheren Berge Südfrankreich's. Es ist das Alpen -Vergissmeinnicht, was auch zuerst als Myosotis nana Vill. beschrieben wurde. In unsern deutschen Gärten, besonders wo man Alpenpflanzen heranzieht, ist es eine bekannte und beliebte Pflanze, die, wenn der ganze Rasen sich mit azurblauen Blüthen bedeckt, einen wunderschönen Anblick dar- bietet. Leptosiphon parviflorus Benth. (t. 5863) haben wir, soviel wir wissen, noch nicht in unsern Gärten, ebenso wenig die Abart mit rosenrothen Blüthen (rosaceus), welche hier abgebildet ist. Es ist eine Gebirgspflanze Kalifornien'a, die, gleich den vorigen , ebenfalls dichte Rasen bildet. Ihre sitzenden und handförmig-getheilten Blätter sind mit Haaren besetzt und stellen Rosetten dar, aus denen sich mehre langgestielten Blüthen von rfsenrother Farbe erheben. Sie ähnelt dem von uns früher be- schriebenen ,L. androsaceus, der aber höher wird. Gleich diesem ist sie eine einjährige Pflanze und gehört zur Familie der Polemoniaceen. Plectranthus coleoides Benth. (tab. 5841) ist eine Labiate aus den blauen Gebirgen (Nil- gerry's) Ostindien's und stellt eine 1 bis 2 Fuss hohe Pflanze dar. Die herzförmigen uud grob-ge- kerbten Blätter sind nur auf der Unterfläche, sowie an dem rothbraun-gefleckten Stengel und an dem länglichen und 3 bis 10 Zoll langen Blüthenstande, behaart. Die rothen Aeste des letzteren sind un- regelmässig verzweigt und tragen viele hell- und dunkel violette Blüthen. Orthosiphon stamineus Benth. (tab. 5833) ist bereits unter den neuen Pflanzen des vorigen Jahres beschrieben worden (S. 160). Ebenso haben wir Dahlia imperialis Roezl (tab. 5813) mehrmals ausführlich besprochen, zuletzt im vorigen Jahrgange (S. 310), und dargethan, dass sie von D. Barkeriae Kn. et W. nicht ver- schieden ist. Wenden wir uns nun zunächst Warmhauspflan- zen zu, so finden wir auf der 5814. Tafel eine nie- drige und krautartige Didymokarpee: Jerdonia indicaWight abgebildet. Sie wächst wiederum in dem blauen Gebirge (Nilgerry) Ostindien's und bildet eine stengellose Pflanze, deren herzförmige, 1 bis 2 Zoll lange Blätter auf der dunkelgrünen und etwas behaarten Oberfläche durch hellere Farbe längs des Mittelnervs und der Hauptnerven eine hübsche Zeichnung erhalten. Die blass- fleischfar- benen Blüthen stehen auf langen Stielen und fallen wenig in die Augen. Paranephelius uniflorus Poepp. et Endl. (tab. 5826) ist ein Körbchenträger (Composita) aus der Abtheilung der Vernouiaceen und wächst in den höchsten Gegenden Bolivien's und Peru's. Es ist eine niedrige Pflanze mit grossen, eirunden, aber tief eingeschnittenen, selbst fiederspaltigen, nur auf der Unterfläche weissfilzigen Blättern und einem kurzen, filzigen Stamme, der am Ende ein 2 bis 3^ Zoll im Durchmesser enthaltendes Blüthenkörb- chen trägt. Dieses bat grosse Aehnlichkeit mit dem 270 einer Gazania oder Gorteria und besitzt ebenfalls eine gelbe Farbe. Caasia mimosoides L. i^t eine lange be- kannte Pflanze, welche eich tVtlher auch sciion in Kultur befand und in den Tropen Asiens und Afrika's wächst. Von ihr hat man jetzt eine Ab- art, welche unter dem Namen Tel faire an a auch von Wallich als eigene Art beschrieben wurde und jetzt auf der [)H74. Tafel abgebildet ist. Ein oder mehre Stengel kommen aus einer 1 - oder ifjiihrigeii Wurzel licrvor und besitzen nacii unten stehende und gefiederte Blätter von 2 bis 3 Zoll Länge. Die einzelnen Biättchen (tJO bis 120 an der Zahl) sind mit aniiogendcii Haaren besetzt, läng- lich und 3 bis 4 Linien lang. Aus dem ^^'inkel der oberen kommen die einzelnen, weniger büschel- förmig gestellten BlUthen von Zoll Durchmesser hervor und stehen auf Zoll langen Stielen. Rhy nch ochitum ellipticum A. DC. (tab. 5832) ist eine ostindischc Cvrtandracee vom An- sehen der Iligginsien (oder Campvlobutrvs) und stellt einen 2 bis 3 Fuss hohen und einfachen Weich- strauch dar. Die gegenüberstehenden, G bis 10 Zoll langen Blätter haben eine breit - elliptische Gestalt und sind, mit Ausnahme der braunröthlichen Unter- flächo und des kurzen Stiele.^, unbehaart. Die klei- nen, rothen Blütheu bilden unregelmässige iSchein- doMeu, die über der Ansatzstellc abgefallener Blätter entspringen. Gärtnerischen Werth möchte die Pflanze wonig haben. Monolena primulaeflora Hook. (tab. .08 IS) kam vor einigen Jahren als Bertulonia primulaeflora in den Handel und machte anfangs in England, wo sie eingeführt wurde, grosses Aufsehen, scheint aber schon zeitig ihren Ruf verloren zu haben, denn mau sieht sie nirgends mehr. (Vergl. vorig. Jahrgang, S. 111.) Barleria Mackcnii Hook. (tab. 58()6) bildet einen hübschen Blüthenstrauch aus der Familie der Akanthacccn und ist in Südafrika zu Hause, wo sie durch den bekannten Ptlan;;ciisamiuier Macken ent- dockt wurde. Die ganze Pflanze ist mit anliegenden Haaren besetzt und die elliptischen , dunkelgrünen und ganzrandigen Blätter stehen einander grgen- über. In dem Winkel der obersten und gedrängt bei einander stehenden Blätter entspringt eine kurz- gcsticlte, violette BlUthe mit purpurhhiucm Auge. Diese besitzt oben einen Durchmesser von 2 Zoll. Tabcrnaemon tana Bartcri Hook, (tabula 5H59) ist eine Ai)ocynacec und stellt einen hüb- schen Blüthenstrauch dar. Die grossen dunkolgrtl- ncn und lederartigen Blätter sind völlig unbehaart und besitzen einen ganzen Hand. In ihrem Winkel, bisweilen aber auch seitlich stehend, befinden sich auf kurzem gemeinschaftlichen Stiele ü bi» lU wie- derum kurz -gestielte Blutken von blendend-weisser Farbe und 2 Zoll im Durchmesser. Solanum venustum Kth (tab. 5823) stammt aus dem südlichen Brasilien und bildet ebenfalls einen bubscben BlUtbenstrauch, der seit langer Zeit schon im botanischen Garten zu Berlin kultivirt wird. Die Aeste sind hin- und hergebogen und mit gcdreiten, selten üzähligen Blättern besetzt. Die einzelnen Blättchen haben eine eirund-lanzettförmige Gestalt und keinerlei Behaarung. Am Ende der Zweige hängen die 3 bis 5 Zoll langen und läng- lichen Rispen über und bestehen aus 8 Linien im Durchmesser enthaltenden Blüthen. Hernandia Moercnhout iana Guill. (tabula 583'J) bildet einen niedrigen Baum von unbestimmter Stellung im .Systeme. Einige stellen die Hernan- dien zu den Laurineen , Amiere zu den Cumbreta- ceeu. \'orstelieude Art wächst auf Inseln des Stillen Meeres und hat grosse, eirund -zugespitzte Blätter von dicker und lederartiger Substanz und ist ohne alle Behaarung. Diese haben ausserdem einen gan- zen Rand und eine Länge von 3 bis 5 Zoll. Aus ihrem Winkel kommen die langgestielten Dolden- trauben hervor. 3 Blüthen, 2 männliche und eine weibliche, stehen auf einem Stiele und siud von einer schmutziggelben Hülle umgeben, deren eirund- liehe Blätter eine Länge von fi Linien besitzen. Ihnen ähneln die 4 oder 5 nur wenig kleineren Blumenblätter. Clusia odorata Seem. (tab. 58G5) gehört in die Familie der Guttifercn und ist in Ncugranada zu Hause, wo sie zuerst von Dr. Seemann ent- deckt wurde. Später wurde sie ouch in Venezuela und auf der Landenge von Panama getunden. Sie stellt einen buschigen Baum dar, der eine Höhe von 2flanzen, befinden. Darauf folgen Warmhau.i|)flanzcn im All- gemeinen mit 4S3 Nummern. Besonders werden zum Verkauf gestellt: Amaryllideen mit 4:^, Ära- liaceen mit 32, Aroideeu mit 12G, Dracaneen, Du- sylirien u. s. w. mit2iri, Begonien mit 4U, Brume- liaceen mit 4() . Farne mit 201, (Jesnoriaceen mit ÖD, offizinellü (lewäehse mit )i, Orchideen mit 288, Palmen mit 3(52, Musaccon und Marautacoen mit <).'{ , Schlauchpflanzi-n und Kannentrager mit 2<>, Wasserpflanzen mit 1(», Agaven, Vukken u. s. w. mit 2r>Ü, «ueculentc Pflanzen mit 14 Nummern. Es kommen nun Kaltliauspflanzen im Allgemoi- uon mit 221, Ziersträucher (in Topfen) mit .')U, Clcmatis mit 17, Theoroscn mit 13, Aucuba mit 34, Kamellien mit 117, Azaleen mit 8Ö, Rhododendren mit 77, Kalthaus-Koniferen mit 498, Paeonia arbo- rea mit 38, edle Weinsortcn, Feigen, Erdbeeren mit 34, hohe Orangenbäume, Granatbäuroc, Lor- beerbäume, Koniferen und Palmen mit 71, sonstige Blütheusträucher und Florblumeu mit 432, hoch- stämmige Kosen mit 12 Nummern. Es folgen end- lich Zierbäume und Ziersträucher, andere Rosen und in grösster Anzahl Obstgehölze. Es gestattet uns der Raum uicbt, auch hier mehr zu detailliren. aber doch möchten die Öamralungeu der schönsten Rosen, ferner der besten Obstgehölze, sowohl als soge- nannte Obstorangerie, wie als Pyramiden und Spa- liere, die Autmerksamkeit der Ob^lfreunde auf sich lenken. Vor Allem sind es die 4 Nummern der Obst- orangerie von 387"J bis 3882, wo jedes Mal 12 Apfelbäumcheu und ij Birnbäumchen auf einmal zur Versteigerung kommen, und welche das Interesse der Liebhaber in Anspruch nehmen. Diese vier Nummern von Kernobst- Gehölzen enthalten 48 Sorten der besten Aepfel und '2S Sor- ten der besten Birneu. Was hier von dem Kern- obst gesagt ist, gilt auch von dem Stein- und Beerenobst: es sind nur die besten Sorten in gut gezogenen Exemplaren vorhanden. Eine besondere Annehmlichke.t dabei ist, dass nicht allein Namen Vorhanden, sondern dass diese auch k.rrekt sind. Die erwähnten anderen Rosen enthalten du eigentliche Sortiment der besten und neuesten Sor- ten und kommen zu 3iJ, resp. 20 Sorten zur Ver- steigerung. Nähere Auskunft gibt der bisherige Obcrgaitner des Laurentins scheu Etabli.iscments, F.A.Pfister, während die Kunst- und Ilandelsgärtner E. Bött- cher und F. Mönch in Leipzig, ferner IL Espen- bahn in Eutritsch, 11 ermann Köhler in Rcud- nitz, Friedrich Richter in Conncwitr und Al- bert Wagner in Gohlis, sämmtlich bei Leipzig, Aufträge entgegennehmen werden. Die N'ersteige- rung findet gegen Banrbezaiiliing statt: bekannten Geschäftsfreunden wird jedoch gegen sichere \N echsel ein Kredit von 3 Wochen gewährt, insofern wenig- stens für InoTlilr erstanden wird. Die Erstehet können die Pflanzen noch eine Wm-hc in den Ge- wächshäusern stehen lassen, Raumschulartikei sogar bis 3 Wochen, allerdings ohne alle und jede Ga- rantie und nur aut eigene Verantwortung. Pack- materinl ist gegen entsprechende Vergütung vor- handen; in Betrcfl" der Verpackung wird ouch jede mögliche Ilultu geleistet, ohne indessen eine Ver- pflichtung cu übernehmen. V.rU; Ton Wi«|(at)(lt A Hrmp'l "• I<-'i.i< ZliDni«r-l«trA*t« So. VI Pni.W f y rt'Xrr'achrn lliichHnicIi«"- ttwlia. Msu SInuM Ne. I.> ? M-. Wochenschrift des Tereines znr Beförderung des Gartenbaaes in den Eönigl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenbunde« Redakteui- : frofessor II>r. Karl KLocli, General - Sekretär des Vereines. No. 35. Berlin, den 2. September 1871. Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Eine Agaven-Sammlung. Von deJonge van Ellemeet auf Oostkapelle bei Middelburg. Jahrgang 1870. (Fortsetzung.) — Die Ananaskirsche (Physalis peruviana L. ß. edulis Sims). — Botanical Magazine. Eine Agaven -Sammlung. Von de Jonge van Elle m eet auf Oostkapelle bei Middelburg in den Niederlanden. Bei dem grossen Interesse, was Agaven in den letzten 3 Jahrzehnten in Anspruch genommen haben, möchte es nicht allein dem Agavophilen , sondern wohl jedem Pflanzenfreunde, vor Allem aber dem Botaniker, von grossem Werthe sein, über eine Sammlung specielle Nachricht zu erhtilten, welche, wenn sie auch vielleicht nicht die bedeutendste dar- stellt, sich aber an Reichthum der Arten und For- men mit den meisten andern messen kann. Seit vielen Jahren schon wird diese meine Sammlung mit der grössten Sorgfalt gepflegt imd auch stets mit den neuesten Einführungen aus der Gruppe dieser Pflan- zen vervollständigt. Alle Exemplare sind und waren von jeher auf das Genaueste etiquettirt. Der letzte Monograph, General-Lieutenant v. Jacobi, früher zu Breslau, jetzt in Berlin, kennt meine Sammlung sehr genau und hat ihre Nomenklatur noch in der letzten Zeit berichtigt. Ich habe deshalb das hier folgende Verzeichniss mit seiner letzten Abhandlung, dem Nachtrage zu dem Versuche einer systemati- schen Ordnung der Agaveen, verglichen und soweit möglich in meiner Benennung eine Uebereinstim- mung mit der in besagter Abhandlung herbeige- führt*). *) Auch die Redaktion dieser Zeitschrift kennt die Samm- lung und hält sie für eine der grössten und gewichtigsten, welche überhaupt existirt. Wer sich für diese Pflanzengruppe interessirt, sei es ein Botaniker, sei es ein Gärtner oder Lieb- haber, dem rathen wir um so mehr sie zu sehen, als der Be- sitzer gei-n sie Jedem zeigt, der Interesse dafür hat, und die freundlichste Aufnahme bereitet. Da ausserdem noch andere Pflanzen, vor Allem Kakteen und überhaupt Dickpflanzen, in Oostkapelle kultivirt werden und unter den ersteren sich die seltensten Arten befinden , die man kaum oder gar nicht in einer andern Sammlung findet, so würde eine Keise dahin um so belohnender sein. Wo jetzt die Eisenbahnen bis nach den seeläudischen Inseln der Niederlande sich erstrecken, kann man rasch bis Middelburg, wo in der Nähe Oostkapelle liegt, gelan- gen. Man geht entweder über Rotterdam (der kürzeste Weg) oder über Antwerpen. Es wird gewiss Niemand reuen, auch ausserdem diese interessante Reise gemacht zu haben und Land und Leute des in der Geschichte durch seine tapfere Verthei- digung gegen die Spanier berühmten Seelandes kennen zu lernen. Num der Sammlung mar des Jacobi'- schen Nach- trags Höhe Durchmesser der einzelnen Exemplare nach dem Meter - Systeme. Name der Agaveen Zahl der vorhandenen Exemplare und Bemerkungen 1. 2. 3. 4. 5. 1. 2. 3. 5. 5. 0,30—0,40 0,30—0,32 0,30—0,35 0,60 0,26—0,43 0,50—0,55 0,50—0,50 0,45—0,50 1,10 0,60—0,70 I. Agaven. filifera Salm filamentosa Salm schidigera Lern. Lophanta Schiede „ ß. coerule- scens Salm 4 Exemplare. 7 Exemplare in einigen Formen. 5 Exemplare, 1 in Blüthe. 5 Exemplare. 2 Exemplare. 35 274 Nummer .•» I lare nach dem Nnnie der Agsrccn und der BuDmlant Kbra Nach- Meter -i iytteme. H 1- 111 < r k II II r •• II 56. 46. 0,30 0,55 Fotatorum Zucc. 4 »ehr schöne Exemplare. 57. 49. 0,23—0,45 0,30—0,95 Verflcbaffeltii Lern. 9 Exemplare in verscbiedeDon Formcu, darunter einige, die von Besserer cingelllhrt wurden. 58. 0,23 0,30 Secmatini Bull 59. 52. 0,60—0,75 0,75—1,10 Chiapcnsis Hort Belg. 3 Exemplare, von denen eins im vorigen Jahre geblüht hat, ohne abzusterben. 60. 54. 0,25 0,40 Bc-ssereriaua Hort, (fla- vesccns Jac.) 5 Exemplare in verschiedenen Formen mit kurzen und lan- gen Blättern. 61. 56. 0,4b 0,60 Ixtly .Jac.*i 4 Exemplare. 62. 57. 0,10 1,10 Jacquiuiana Gawl. 2 Exemplare. 63. 0,90 1,50 virgitiiana (Syn. Milleri C. KoclO liirida Jac. 64. 58. 0,50—1,00 0,65—1,60 mexicaiitt Laiii. (poly- phylla C. Koch) 4 Exemplare. 65. 59. 0,33—0,50 0,50—0,70 uiiciiiata Jac. (polya- cautlia Hort.) 1 1 Exemplare, zum 'I'hcil sehr von einander abweichend. 66. 66. 0,80 1,10 elongata Jac. 67. 67. 0,65—1,00 1,00—1,50 luiida Alt. 3 Exemplare. 68. 0,55 1,00 sp., au clungata? 69. 0,75 1,00 Miradorensis Hort Belg. 3 Exemplare. 70. 0,75 1,40 atianassoidcs Jac. Eine seltene Art, welche schwie- rig zu kultiviren ist 71. 73. 0,80 0,50 pallida Jac. 72. 75. 0,25 0,40 Oft'oyaiia Hort. Hclg. 73. 78. 034,-0,47 0,50—0,80 Buucbei Jac. .") Exemplare, zum Theil aus dem botanischen Garten in Berlin erhalten. 74. 80. 0,95 0,90 horizontalis Jac. Nur in meiner iSammlung; durch V. Jacobi bestimmt. 75. 85. 0,85—0,90 0,70—1,40 pcrlucida Jac. Ebenfalls. 7ü. 80. 0,50 0,75 Hasclüttii Jac. 77. 88. 0,65—0,84 1,00—1,30 Sartori C. Koch (No- ackii Hort.) 2 Exemplare, eins in BlUthe. 78. 0,95 l,lo Noackii atrovircns. Ausgezeichnet durch ihre dun- kele Farbe. 79. 92. 0,34 0,64 CeUiaiia Hook. 'J Exenijilarc. 80. 93. (t,00 0,75 vivipara L. 81. Hl. 0,H0 1,00 Bobolilcrn Hcriii. 'J Exemplare. 82. U,2.') 0,40 »p. V Sitrra Nevada Mit 7 Blättern. 88. 0,26 0,45 Kollocki Jac Mit 11 Blattern; von Kcllock selbst erhalten. 84. 0,25 0,45 albida Hort. lUlg. Mit 15 Blättern. 85. 96. 0,47 0,60 micracniitba Salm.(con- ciuua Hort.) •) l>io echte Karwluiikj .iclic rflanie d. N i»t eine panr oml. rr rilniifc. ilii- lietindllchen Fiemplarr arhr gronn Dlmeiuionen anoimnil .m im l'.iliuiuicbca Gaiton m II. rlin Anm. der Rc\ 277 Uumm e r Höhe Durchmesser Zahl der vorhandenen Exemplare der Sammlung' des Jacobi'- schen Nach- trags der einzelnen Exemplare nach dem Meter- Systeme. Name der Agaveen und Bemerkungen 86. 98. 0,50 0,95 OusselghemianaH.Belg. 87. 97. 0,50 1,50 oblongata Hort. Belg. Blüht eben. 88. 0,58 0,95 concinna Hort. Belg. 89. 102. 0,40 0,60 Laurentiana Jac. 90. 104. 0,53 0,75 Houlletiana Cek (ob- scura Hort.) 3 Exemplare. 91. 0,75 0,60 erubescens Hort. Belg. 92. 108. 0,50—1,05 1,00—1,60 Rumphii Hassk. 3 Exemplare. 93. 111. 0,55 0,65 yuccaefolia Red. 3 Exemplare, sämmtlich in Blüthe. 94. 112. 0,43—0,80 0,80—1,00 dasylirioides Jac. Häufig mit A. dealbata ver- wechselt, die steife und sichel- förmige Blätter besitzt*). 95. 113. 0,85 1,25 dealbata Lern. 3 Exemplare. 96. 114. 0,55 1,00 stricta Salm 97. 0,40 0,60 echinoides Jac. Eine ganz eigenthümliche Pflanze mit flachen Blättern, welche ich in London bei Kellock fand. 98. 117. 0,44 0,55 geminiflora Gawl. (Bo- napartea juncea WiUd.) 99. 120. 1,30 0,50 chloracantha Salm 100. 122. 0,05 0,15 maculata Reg. 101. 126. 0,63 0,60 pruinosa Lem. Mit 1 1 Blättern. 102. 127. 0,70 0,65 Giesbrechtii (Giesbrech- tia mollis Hort. A. Debaryana Jac.) Mit 9 Blättern. Diese und die vorige sind unzweifelhaft nur Formen der A. dealbata. 103. 128. 0,65—1,25 0,80—0,90 attenuata Hort. Ben (glaucescens Hort.) Mit hohem Stamme. 104. 128. 0,55 0,77 ß. elliptica Jac. Ausgezeichnete Form. 105. 128. 0,60 0,60 y. compacta Ht.Belg. Mit 26 Blättern. 106. 129. 0,25 — 1,00 0,33—1,55 Ellemetiana C. Koch 4 ziemlich grosse Exemplare die- ser seltenen Art. 107. 130. 0,05 0,10 brachystachys Cav. Ist krautartig. 108. 134. 0,05 0,10 guttata Jac. II. Furcraeen (Four- croyen). Ebenfalls. 109. 137. 0,90 1,80 gigantea Vent. 110. 144. 0,35 0,45 tuberosa Ait. 111. 0,75 0,75 sp. (interrupta Hort.Blg. III, Beschornerien. 112. 147. 0,45 1,75 Bedinghausii C. Koch (Yucca Parmentieri Hort.) 2 Exemplare in Blüthe. 113. 148. 0,75 1,10 bracteata Hort, (rubra Hort.) Mehre Exemplare aus Samen ge- zogen, eins jetzt in Blüthe. *j Trotzdem sind beide Arten nicht specitisch verschieden. Man kann selbst sehen, wie eine und dieselbe Pflanze bald dealbata, bald dasylirioides darstellt. Am Instruktivsten ist ein Exemplar, was de Cannartd'Hamale in Mecheln noch be- 278 IV. Agaveen von noch unbestimmter Stellung. KiitweiitT sind die foigeuduii Arten noch iiicbt fest bestimmt oder »ic sind nocli zu jung und noch zu wenig entwickelt, um überhaupt jetzt schon be- Htimmt werden zn können. 114. Furcraea striata Jac. 115. „ sp. 110. „ sp. e Cuba. 117. „ »p. c nova Calcdunia. Von De- raisne aus dem Jardin des plantcs in Paris er- halten. 11s. Furcraea caribaea. I-Lbcnfalls aus Paria erlialten. Die IJlätter sind roth gerandet. ll'J. Furcraea sp. e Cuba. \'on van lluutte in Gent erhalten. 120. Furcraea Giesbrechtii Ilort. Belg. 121. „ Deledcvanti Gels. 122. Agave serrata Hort. Belg. Von Maigret in Mons erhalten. 12.'5. Agave filif'era Salm in 14 Exemplaren in verschiedenen Formen, darunter auch ein Abkömm- ling der Pflanze, welciie der Vater des Senators de Cannart d'IIamalo in MccIk'Im in Belgien eingct'ilhrt hat. 124. Agave Nro. lo.'J. der Samndung des bereits trwiihnten van der Vinne in Brüssel. 2 scliöne l'^xcmplarc mit blaugrlincn Blättern. 12,'). Agave scabra Salm (?). 12ti. Agave coccinea Roczl (V). Eine zwcr- gigo Form, vielleicht A. polyacantha C. Koch. 127. Agave Fern. Cortez Hort. Belg., ähnlich, aber verschieden von A. .Jacobiana Salm und aus der Sammlung von Dosmoulins in Mons stammend. \'Jf^. Agave Goeppertiana Jac. 12!t. „ Saundcrsii Hook. (V) i;50. „ pailida .fac. i;51. „ revdlula Hort. Belg. 132. „ angu.'itit'olia Haw. (?j, rigida Xlill. 13.'5. y, lnxi\ Karw. l.'M. y, virginioa (V), Cantala (V). 135. „ de Temanalcho. sl7) ist. trotzdem schon Linni/ sie beschrieben hat und sie eine Haupt- Ingredienz der in We.stiudien angefertigten Piclea und Cornichons darstellen soll, nur wenig bekannt. Was unter diesem Namen bisher kultivirt wurde, ist nach Naudin, dem wir über die Cucurbitaceen sehr viel AutTclärung verdanken , Cucumis Arada (vergl. 12. Jahrg., S. 120). Nach diesem Botaniker ist die echte C. Anguria wohl erst durch die Neger aus dem tropischen Westafrika in Westindicn ein- geführt worden. Sie wird neuerding» vielfach der Früchte halber in Algerien gezogen. Gleich den übrigen Cucumis -Arten liegt Cu- cumis Anguria auf dem Boden, ohne sich aber weit auszubreiten. Der wässrige Stengel ist mit steifen Borsten besetzt und hat unten behaarte, ölappige Blätter mit buchtigen Ausschnitten , welche erstere auf ziemlich laugen, stcitliaurigen Stielen stehen. Die kleinen, gelben und glockentormigen BiUthen sind mon-, selten diöcisch, die eirunden, mit ^^ eicb- stachcln besetzten Früchte nehmen dagegen schlicM- lich eine gelbe Farbe an und sind unschmackbaft oder säuerlich. Hoya australis Br. Traill. (tab. 2X20) i«t eine schon seit einem Jahrhunderte und durch Joseph Banks in Queensland Neuholland's entdeckte As- klepiadaceo, die aber aus den Gärten verschwunden war, bis sie vor Kurzem wiederum durch James Backhousc von der Morctonbny eingeführt wurde. Sic ähnelt unserer bekannten Porzellanbiurae (Hot» carnosa) und ist auch auf gleiche Weise zu ver- wenden. Die dunkelgrünen oder Icdcrartigcn, ctwu fleischigen und breitlänglichen Blätter stehen auf ktn'zen Stielen uml haben in ihrem Winkel über- hängende Dolden weisser BliUhen. Aristolochia barbata Jacq. (tab. 5869) ist ebenfalls eine schon längst bekannte Liane aus Vc- neztiela und Westindien, verschwand aber trotz ihrer leichten Kultur und ihres leichten Blüliens aus den (icwäcbshausern. Neuerding« ist sie von Ducliar- tre als ,\. dictyantha beschrieben worden und, wenn wir nicht irren, durch Linden wiederum in >itlBr, norimrli r. .larnlii »oilio ilatyliriniilr« liildrti', i»l }r\i\ •'iiii' •lrnll>Kt.i pi-nnrddi ' ■!. «i« T. Jnculii winiit'ii konnte, A. >l<-all>Kln iiichl von Lcnmiro, •ondcrn roii im« iiipnt iikcli ilrm kirschc (wegen iiires Arunia's) oder auch all Kap • .Stnchelhoere auf den Markt. Seit einigen .fahren widmet man der Kultur dieser I'Hauze in England der Früchte halber wiederum mehr Auf- merksamkeit; vor Allem wird sie in dem Florist und Pomologist (p. 8!' und lt.t2) zur grösseren \'er- breitung empfohlen. Wir bemerken, dass die Pliy- salis peruviana, welche in einigen botanischen Gärten Deutschlands im freien Lande, früher mehr wie jetzt, unter diesem Kamen kultivirt wird, nicht die richtige Pflanze d. N. darstellt, sondern meist Ph. pubescens L. ist. Diese wächst aber gar nicht in Peru, sondern in Brasilien, ist einjäh- rig und bringt ebenfalls essbare Früchte, aber von weit geringerer Güte, hervor. Die ächte Ananaskirsche, welche Willdenow auch als Ph. csculenta beschrieben, ist ein Ver- wandter der bei uns in Wäldern wachsenden .Juden- kirsche (Phvsalis Alkckengi L.) und hat demnach auch die dem ganzen Genus angehorige Eigen- thümlichkeit, dass der den Fruchtknoten gleich an- fangs cinschliesscndc Kelch nach der Befruchtung weiter fortwäclist, sich erweitert und schliesslich eine grosse bauchige Hülle um die weit kleinere und becrcnartige Frucht bildet. Bei unserer Juden- kirsche wird leider zur Zeit der Fruchtreife ein bitterer Stofl" auf der iuncrn Wandung des Kelches abgesondert, der bei jeder Erschütterung abt"iillt und zum grossen Theil auf der orangenfarbigen Beeren sich ansammelt. Dadurch wird die ausser- dem nicht tinangenehm süsslich schmeckende Beere bitter, selbst (mit Ausnalnne für Kinder) ungeniessbar. Die Ananaskirsche wurde vor längerer Zeit in Südafrika eingeführt und fand dort ein solches zu- sagendes Klima und diesem entsprechende Boden- verhältnisse, dass sie jetzt daselbst als einheimisch betrachtet werden kann. Da die Früchte von da später auch nach Holland und nach England kamen und als Beere einer Stachelbeere iihnlicher sind, als einer Kirsche, so erhielt sie auch den Namen Kap .Stachelbeere. Als solche wird sie gcwUlinlicIi aui h in dem zuletzt genannten Lande kultivirt. In der englischen Garten -Zeitschrift ,the Florist and Pomologist* ist eine ausführliche Kultur -Me- thode der ächten Physalis peruviana von einem in ihrer Zucht erfahrenen Gärtner, James Barnes. Da wir nicht daran zweifeln, dass manchem Gar- tenliebhaber, der »ich diese bei uns gar nicht be- kannte und doch wohlschmeckende Frucht für seine Tafel verschafleu möchte, ein (Jefallen damit ge- .schiebt, wenn wir das leichte Verfahren in Kürze raittheilen, so lassen wir es hier folgen, Samen wird man mit leichter Mühe sieb aus England ver- schafleu kiinnen. Den Samen bringt man in ein Beet mit guter Bodeuwärme, wie sie in einem Vermehrungska-sien oder in einem ilelonenbeete etwa geboten wird, und zwar schon im Februar. Sobald die Pflänzcbea 4 oder ü Blätter erhalten haben , nimmt man die besseren heraus, um sie in kleinere Töpfe Uberzu- pflanzen, ähnlich wie man es beim ersten Vcrptlan- zeu der Capaicum's macht. Im A]>ril hat maa be- reits schöne, kräftige Pflanzen, welche man in ein Haus mit Mittelwärme, wie etwa Ptirsichhäuser haben, bringt und lässt sie hier zu einer hübschen Grösse heranwachsen. Im Juli fangen schon die ersten Früchte zu reifen an, dauern aber bis in den November hinein. Haben sie abgetragen, so Uberlässt man sie sich überhaupt, wie andere I Ibstgcbülzc. Das niuss im December oder Januar geschehen. Alsbald darauf brechen allenthalben an der etwas holzig geworde- nen Pflanze junge Knospen hervor , welche sich zum grossen Theil in kurze Fruchtzweige umwandeln. Man tbut gut, die Blüthen vermittelst eines feinen Pin- sels zu befruchten , da die Selbstbefruchtung bei cini- gcrmassen ungünstigem Wetter nicht geschieht und die Früchte dann nicht ansetzen. Ist diese» zweck- mässig geschehen , so kann man auch überzeugt sein, im .Mai, also zu einer Zeit , wo es noch nicht viel Früchte gibt, diese in reichlicher Fülle zu be- sitzen. Auf diese Weise kultivirt man alljährlich die- selben Excmiilare weiter und erhält bei zweckmässi- ger Behandlimg diese immer mehr tragend. Einen besonders nahrhaften Boden bedarf die Ananaskir- sche nicht; man nuiss sich demnach hüten, Dung oder .Tauche zu geben. Diese beiden sind nur dann angezeigt , wenn die Fruchtbarkeit der Pflanze be- deutend nachlassen sollte , ausserdem würde sie aber zu sehr auf Kosten des Fruchtansatzes ins Kraut gehen. Verlsf von Wicganilt h Itrmpcl io Itcriin, Zimmer SirftM« No. 9\. Dnick drr C. KcUlcr'whrn Raclidniclictci (L. llcwcf), BotIIb, Mau SlnaM Mo. IS. Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten No. 36. für Ciärtiierei und Pflaiizeiikiinde« Redakteur : Ir*i-ofessor I>r. Karl Klocli, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 9. September 1871. Preis des Jahrganges öj Tlilr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalteu des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt; Der botanische Garten in Kew. — Botanical Magazine. Jahrgang 1870. (Schluss.) — Verkauf von Koniferen. Der öotttiiift^e garten in 3{eu). Es möchte kaum eiu Institut existiren , was in so kurzer Zeit einen solchen Aufschwung und eine solche Bedeutung erhalten hat, als der botanische Garten in Kew in der Nähe von London. Kaum sind 30 Jahre verflossen, als der grossartige Ge- danke seiner Umwandlung gefasst und auch durch- geführt wurde. Die Geschichte des botanischen Gartens in Kew lässt sich zwar bis in die Mitte des 17. Jahrhundertes zurückführen; als ein wis- senschaftliches Institut kann er aber erst mit dem Jahre 1789 betrachtet werden, wo König Georg III., nachdem der Garten vorher schon von der König- lichen Familie für eine längere Zeit pachtweise über- nommen und bewohnt worden war, ihn kaufte und seiner Gemahlin Charlotte, einer Prinzessin von Mecklenburg- Strelitz, schenkte. Dieser zu Ehren erhielt auch Strelitzia Reginae, welche zu jeuer Zeit eingeführt war und Aufsehen erregte, von dem da- maligen Direktor Alton ihren Namen. Die Blumen und Pflanzen über Alles liebende Fürstin erhob mit Hülfe des älteren Alton, dem die Leitung des Gartens übertragen war, ihn in kurzer Zeit zu den ersten England',?, so dass sein Ruf sich rasch über die ganze Erde verbreitete. Hatte England damals auch noch keineswegs die auswärtigen Kolonien, wie jetzt, — denn Süd- afrika und andere Länder waren noch nicht imBesitz der Engländer — so unterhielt es doch schon Verbindungen mit fast allen Theileu der Erde, zu welchem Zwecke hauptsächlich laugan dauernde Reisen um die Erde, besonders von Cook und Fllnders, au welchen Männer wie Banks und R. Brown Theil nahmen, gemacht worden. Bei der von Jahr zu Jahr über- haupt zunehmenden Liebe der Bewohner der drei vereinigten Königreiche zu Pflanzen und Blumen wuide die Gelegenheit benutzt, alljährlich neue Pflanzen, welche von da sich auch allmählig über den Kontinent verbreiteten, einzuführen und damit die Gärten der Liebhaber zu schmücken. Die grosse französische Revolution und das dar- auf eriichtete Kaiserreich waren nicht geeignet, fried- liche Werke zu fördern; England setzte seine ganze Kraft eiu , um dem Ueberrauthe des ersten Napo- leon Schranken zu setzen. Wissenschaft und Kunst, aber auch der Gartenbau, lagen allenthalben dar- nieder; einer langen Zeit bedurfte es feruer nach der Vertreibung des Usurpators, um sich wieder zu erholen. Der bis daher reiche Garten von Kew kam dabei von Jahr zu Jahr mehr zurück. Kaum wurden unter Georg IV. und Wilhelm IV. einige Pflanzen aus fremden Ländern eingeführt; dagegen gingen sehr viele der vorhandenen zu Grunde, so dass schliesslich die Zahl der Pflanzen-Arteu, welche über- haupt noch in Kew kultivirt wurden, nur eine sehr geringe war. Ein solcher Zustand konnte für die Dauer nicht bestehen. Es blieb nichts weiter übrig, als einen Pflanzengarteu, der seinem Zwecke nicht mehr ent- sprach, entweder ganz eingehen zu lassen, oder ihn mit den nöthigen wissenschaftlichen und gärt- nerischen Arbeitskräften, denen man aber auch zu- reichende Hülfsmittel zur Verfügung stellen musste, 36 282 zu versehen. Nur im letzteren Falle konnte der Garten von Kew wiederum das werden, was er ge- wesen , und damit den erhöhten Anforderungen, wi .'che die Wissensclmtl und eine gebildete Bevöl- kerung niaeliteu, nachkomnu-n. So hoeli auch iu Hngland die reine Wiuiiensehal't geachtet wird, so ist man doch, hauptsächlich durch den steten Um- gang mit Menschen aus allen Ländern der Erde, zu praktisch geworden, um nicht auch aus der Wissen- schaft Gewinn und reellen Nutzen für die Mensch- heit zu ziehen und sie vor Allem als Hildungs- miltel, auch für die grosse Masse, zu verwenden. Die Regierung sownhl, wie die allgemeine Stim- mung, sprach sich liahin aus, dass der I'flanzen- purten von Kew ein Institut werden möchte, wo rlio Wissenschaft zwar zunächst in ihrer Reinheit ge- hegt und gepflegt, schliesslich aber doch auch für den Menschen so nutzbar als möglich gemacht würde. Die Naturwissenschaften liängcn weit mehr mit dem Leben des Menschen zu.«aramen, als andere Fächer; ihre Krrungenscliaftcn komtnen de.slialb stets dem Menschen zu (iute. Sie dienen zur Förderung des geistigen und körperlichen Wohles der ganzen Menschheit. Dr. Lindley wurde ini Jahre 1840 mit der Ausarbeitung eines Planes für den Pflanzen- garten in Kew beauftragt und sprach sich ebenfalls in diesem Sinne aus. I)cr botanische Garten in Kew müsse auch nath ihm ein NationalGartcn werden, der mit allen ^kleineren Instituten der .Art in Verbindung stehe und in pflanzlicher Hinsicht den Mittelpunkt für England und seine grossartigen Kolonien bilde. Er habe nicht allein den übrigen botanischen Gär- ten mit Rath und That beizustehen, diesen, soweit möglich, Pflanzen zu überweisen u. s. w. ; auch jeder Privatmann müsse das Recht haben, mit dem Kcwer (inrtüii in Verbindung zu treten und seine Hülfe in Anspruch zu nehmen. Deshalb sei es vor Allem nothig, nicht etwa den Gurten dem loru- und wiss- begierigen Publikum abzusperren, sondern im C>c- gentheil ihn für immer diesem zu öfl'nen. Selbst um Sonntage, wo der Engländer sich gern einer grossem Ruhe und einer innerii Hetraehtung hin- gebe. Wo Sogar auf den Eisenbahnen die Xüge auf ein Mininunn beschränkt werden, müsse, wenigstens den Nachmittag, der (iarten fFedermaiin offen stehen. Diu Ansichten Lindlcy's erhielten bei der Re- gierung Peitull. Der Garten von Kew wurd<- von iler Königin Victoria an den Staat abgetreten und teht jetzt tintor der speeiellcn Aufsicht des Depar- tements der .\rbeiten und der öfTentlichen Hunten. In William J. Uooker war zum Glück auch der .Mann gefunden, der, mit seltenem Organisationii- talent(- vi-rsehi-n , zu gleicher Zeit aber auch als tüchtiger Hotaniker, einem solchem Institute nicht allein vorstehen konnte, sondern ihm auch schon in kurzer Zeit einen Ruf verschaflfte. in Folge dessen der königliche botanische Garten in Kew auch bald den bis dahin als einzig dastelienden Jardin des plantes in Pari» weit überflügelte. William J. Hooker entwarf für die neue Einrichtuiig de» Gartens den speciellen Plan und hatte bald die Ge- nugthuung, dass dieser in allen seinen Theilen von der IJegierung angenommen wurde. Wer die Berichte, welche jährlich von dem Di- rektor des botanischen Gartens in Kew veröffentlicht werden, mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, wird nicht allein finden, welche grosse Bedeutung der Garten uUmiihlig erhielt und wie die Anzahl der Pflanzen, welche in ihm kultivirt wurden, rasch zunahm, son- dern auch — und ich möchte noch ein grösseres Gewicht darauf legen — welchen grossen Nutzen für Wissenschaft und Gärtnerei, aber auch l"Ür all- gemeine Bildung, derselbe gehabt hat und fortwäh- rend ausübt. Mit der grös^ten Freundlichkeit kom- men auch der jetzige Direktor, Joseph Dalton Hookcr, Sohn des frühern Direktors, und mit ihm die beiden an dem damit verbundenen Herbarium angestellten Botaniker, Professor f)liver und Dr. Baker, den Männern der Wissenschaft entgegen und unterstützen sie in ihren Forschungen an le- benden und getrockneten und in ihren einzelnen Theilen aufbewahrteu Pflanzen auf die liberalste Weise. Joseph Dalton Ilooker erfreute sich schon vor l'ebernahme der Leitung des (Jartens als Bo- taniker eines grossen Rufes. Seine wissenschaft- lichen Reisen in Ostindien und im Himalaya, wo er eine Zeit lang als Gefangener zurückbehalten wurde, sowie auf den SUdsoe-Inscln und in andern weniger bekannten Ländern der Erde, hatten ihn bereits der ganzen gebildeten Well bekannt ge- macht Der königliche botanische Garten in Kew hat nicht allein die grössten Sammlungen lebender Pflan- zen aus allen Ländern der Erde; das hier betiud- liche Herbarium ist auch das bedeutendste und daa Museum von pflanzlichen Produkten dos grossar- tigste, was in dieser Weise Uberhau|>t existirt. l'ebcr das Letztere zu sprechen, werde ich hoffentlich scIk'U noch einmal (telegenhcit finden. Ks ist heut' zu Tage fast gar nicht möglich, eine Familie von Pflanzen zu bearbeiten, ohne da- bei den sehr reichen CJarten von Kew zu benutzen. Jährlich kommen viele Botaniker vom Festlande, aber auch aus .\meriko, nach Kew, um Studien ztl machen und das für «Im speciellen Zweck darge- botene Material einer I'ntcrsuchung zu unterwerfen. Noch grösser ist die Tlieilnahme des Publikum"?, besonders an den Sonntagen, wo ein grosser 'I heil des aus 150 Personen bestehenden Personals die Auf- 283 sieht hat, um jede Unordnung zu vermeiden, vor Allem aber darauf zu achten, dass den Pflanzen kein Schaden geschieht. Am stärksten wird der Garten in den Monaten Juni und Juli besucht. Im vorigen Jahre waren im Juni nicht weniger als 145,000, im Juli 102,878, am 5. Juni allein 19,365, am 6. sogar (einem Mon- tage) 41,572 Besucher im Garten. Geringer ist die Theilnahme im Winter, aber immer noch stärker, als man im Vergleiche zu unseren Verhältnissen glauben sollte: 2,871 im December, 4,971 im Ja- nuar, 5,494 im Februar. Unter 70 Besucher, wie es am 13. Februar des vorigen Jahres der Fall war, sind nie vorhanden gewesen. Der königliche botanische Garten in Kew hat jetzt eine Ausdelmung von 75 englischen Ackers*) und bildet ein etwas unregelmässiges und in die Länge gezogenes Fünfeck mit dem grössten Durch- messer von Osten nach Westen und mit 2 langen und 3 kurzen (2 vorn, 1 hinten) Seiten. Dazu kommen aber noch die sogenannten Pleasure-Grounds, welche im Norden und Westen durch eiu Drahtgitter ab- geschlossen sind und noch ungefähr 270 Ackers um- fassen. Sie bilden das eigentliche Arboretum. Der Haupteiugaug ist vorn im Osten, wo die beiden kurzen Seiten zusammenstossen; ein anderer Ein- gang befindet sich weiter nördlich in der Nähe der Wohnung des Kurators (d. h. Inspektors). Von hier aus führt ein Hauptweg von bedeutender Breite von Nordwesten quer durch den Garten bis zu einem grossen See im Südwesten und theilt den Garten (ohne Arboretum) in 2 wenig ungleiche Theile. Im Hintergrunde des nördlichen Theiles befindet sich das Palmen- und in dessen Nähe das Wasserpflan- zenhaus, weiter hinten bereits in dem Arboretum das schöne Winterhaus. Im südlichen Theile sind die anderen 6 Gewächshäuser, resp. Gewächshaus- Komplexe und 3 Gebäude für das Museum, sowie eins zur Aufnahme des Herbariums. Das letztere ist von dem eigentlichen Garten abgeschlossen. Der Garten war früher dicht mit Bäumen und Gesträuchen bepflanzt; mit der Zeit, wo er eine andere, nämlich eine wissenschaftliche Aufgabe er- hielt, musste er sehr gelichtet werden. Es geschah dieses mehr im Interesse der Wissenschaft, als der Kunst, da die Gehölze, welche ein grösseres bota- nisches Interesse hatten, geschont, die anderen da- gegen weggeschlagen wurden. Dass die Einheit des Ganzen im ästhetischen Sinne dabei verloren ging, war natürlich ; trotzdem wird der Garten aber auf Jeden, der ihn besucht, einen angenehmen Ein- druck machen. *) Der englische Acker verhält sich zum preussiachen Mor- gen, wie 1,5849:1,0000. ' Es wurde damit ein Garten oder, wenn man will, ein Park, geschafien, wie man ihn in England als Volksgarten wünscht und auch berechtigt ist: grosse mit Gras bewachsene Flächen mit einzelnen schönen Bäumen besetzt. Bei uns, wo während dreier Som- mermonate in der Eegel die Sonne ziemlich stark brennen und unangenehm werden kann, würden dergleichen wenig Schatten gebende Parks nicht beliebt sein; in England dagegen, wo bekannthch die Tage, an denen die Sonne unbedeckt ist, sehr wenige sind , wo es ferner überhaupt nicht so heiss wird, wie bei uns, vermisst man deshalb den Schat- ten weniger. Die mit einzelnen Bäumen bepflanzten Parks können demnach in England wohl angezeigt sein, immer werden aber Parks, wie der Regent- Park , bei ihrer geringen Mannigfaltigkeit in den Konturen, etwas Langweiliges und Unschönes sein und bleiben. Schon Fürst Pückler machte auf die Langweiligkeit vieler englischer Parks aufmerk- sam. Man scheint diesen Uebelstand jetzt auch in England mehr einzusehen und allmählig wieder mehr zu den Ansichten ihrer grossen Meister Brown und Repton zurückzukehren. Die neuesten Um- wandlungen im Hydepark, wenn sie leider auch zum geringen Theil Nachbildungen der grellen fran- zösischen Verschönerungen sind, legen Zeugniss da- von ab. Der breite Hauptweg des Gartens in Kew von gegen 20 Fuss Breite, der, wie gesagt, den Garten in 2 Hälften theilt, führt direkt zu einem grossen W"asserbassin und ist auf beiden Seiten von Tep- pichbeeten umgeben, hinter denen Rhododendren- Boskets, mit ziemlich hoben Pyramiden des orientali- schen Lebensbaumes abwechselnd, sich ausbreiten. Prächtige Deodara-Cedern von 25 bis 30 Fuss Höhe stehen hinter den Rhododendren-Boskets und geben einen Begriff" von dem gärtnerischen Werth dieses Baumes. Wie sehr ist es daher zu bedauern, dass die Deodara- Ceder bei uns ebenso wenig aushält, als die des Libanon und des Atlas. Auf den weiten Grasflächen, die durch häufiges Mähen und bei dem feuchten englischen Klima eine Dichtigkeit des Rasens erhalten, wie man ihn nur ausnahmsweise bei uns sieht, stehen, wie ebenfalls zum Theil schon erwähnt, zerstreut einzelne schöne Bäume, die um so grösseren Werth haben, als man sie von allen Seiten besehen kann und sie damit einen Totaleindruck geben. Leider wird bei uns viel zu wenig darauf gesehen, dass grosse und schöne Bäume nach allen Seiten hin freigelegt werden. Fürst Pückler hat in Muskau gezeigt, was man mit einzeln stehenden Bäumen für Eff"ekt hervor- bringen kann. Einige echte Cedern des Libanon stehen zer- streut im Kewer botanischen Garten; der älteste 36* 284 Jiaurii, welcher io der 2^übe des Einganges sich befindet, soll «chon im Jaiire 1700 gepflanzt wor- diu sein. Weit schönere Exemplare der Libaiion- (Jedcr betiiiden «ich in Chiswiek, einem Ort zwi- schen Kew und dem Londoner .Stadttheil Kensiug- ston, und zwar in dein I'iirke den »ogenaniiten (Jliis- wick-IIuu^^e■^ , in der nächsten Nähe des Vcrsuchs- gartcu» der Lunduner (iartenbau - (ieselischat't. Es sollte Jedermann, der dergleichen Biiume liebt und nach London reist, dio Gelegenheit benutzen und einen Ausilug nach dein Chiswick-Iliiiise machen. Auch andere Hiiumc, besonders Nadelhölzer, welche in Deutchland im Freien nicht gedeihen wollen, findet man in dem Parke von Cliiswick-Hause von nicht unbedeutender Cirossc. Leider wird das Ge- hölz nicht in der nothigeu Ordnung gehalten uud die -ichün^teii Parthien tangen an allniahlig sehr zu verwildern. Doch kehren wir zurück nach dem botanischen Garten in Ktw. Von besonders in die Augen fal- lenden Nadelhölzern und Gvninnspcrmen überhaupt nennir ich vor Allem eine I>(jugla.-i-'raniie von Nurd- west- Amerika. Von dieser Tanne hat man ausser- dem in PIcasui'e-Ground, also ausserhalb des eigent- lichen Gartens, eine F'laggenstange von 150 Fuss Höhe aut'gepriauzt , die wohl eine der höchsten sein möchte, welche man Uberliau|)t besitzt. Die Weih- niuths- Kiefer des llmialaya (Pinus e.\celsa) findet sich in mchreru stattlichen E.vemplaren vor. Bei Bolchen Exemplaren .oicht man erst, dass sie nijch schöner als die Nordamerika's (Pinus Strobus) ist. l'ie kleinen Exemplare der Pinus exceisa, welche n)an bei uns hier und da in einigen Gärten besitzt, vermögen über den gärtnerischen Werth des Bau- mes noch keinen Begriff zu geben. Ferner sind prächtige Exemplare der Araucaria imbricata vor- handen. Von ihnen ragt ein Baum in der Mitte eines l?oskets hervor und besitzt eine prächtige, eirunde Krone von gegen 3(i Fuss Durchmesser. Ein anderes Exemplar ist bis zur Erde mit hori- zontal abstehenden iinia sinen^i», Thuya gigantea, Cryptomcria japonica, \Vcllin)r''"!i''i 1(>I/- tero autfallcndcrweise aber in keineswegs besonders hübschen Exemplaren. Was die anch(dzc sind endlich die Mannacsche (b'raxinus ( >rnU8) Brous- Bonetia papvritera, ( •rei'daphne calil'ornica, Eriobotrya japonica, Zanthoxylum alatum, Rhamnus utilis und ein altes Exemplar der ächten babylonischen Taucr- weide. ^>rlir.nii lv>;cl.j WiirKciiilK'ri^.s (Mistitaii. Unter diesem '1 itel hat der Direktor des pomo- logischen Institutes, Dr. Lucas, in lieutlingcu, viuo (»elegenhüitsschrit't znr 2.">jährigcn Vermfihlungsfcier des wllrtloinbcrg'schen Königspaarcs veröffentlicht. Der Vorstand des logischun Vereines zu vortheilcu. Muuu- graphion, nxtgcn sie einen (icgenstand umt'assca, welchen sie wollen, werden stets die Ant'merksani- keit derer, weFrhe ein Interesse dafür haben, in grösserem Massstabe auf diesen lenken, da man vor- aussetzen niuss, dass dieser (Jegensland möglichst Vollständig darin bchanilelt ist. Vorliegende» Bü.to'l- 285 chen wird demnach auch nicht verfehlen, seinen Ein- fluss bei allen denen, welche in Deutschland Obst lieben und bauen, auszuüben. Wir wünschen von gauzeu Herzen, dass Monographien über den Obst- bau anderer Länder, zunächst Baden's, Nassau's und Böhmen's, wo er am meisten getrieben wird, von sachverständiger Hand geschrieben werden möchten. Württemberg scheint in der That das deutsche Land zu sein, wo der Obstbau am grössten , aber auch am meisten rationell betrieben und ebenfalls von der Regierung mehr als sonst gefördert wird. In einer Landesordnung vom 10. April 1515 wird schon das Beschädigen von zahmen und wilden Bäumen mit einem Pfund Heller bestraft, ausserdem es den Gemeinden überlassen, noch besondere Strafbestim- mungeu gegen Baumfrevler zu erlassen. Das wich- tigste Reskript gegen Baumverderber stammt aber erst vom 23. Juni 1808. Dass die Gemeinden für den an Bäumen verursachten Schaden ihrer Mitglie- der aufkommen mussten , trug hauptsächlich dazu bei, dass die Gemeindegheder selbst gehörige Auf- sicht über die vorhandenen Bäume führten. Wie sehr die württemberg'sche Regierung über- haupt sich des Obstbaues in ihrem Lande von je- her annahm, sieht mau ebenfalls daraus, dass schon am 24 Mai 1663 ein General - Rescript erlassen wurde, ^wornach jeder neu aufgenommene Bürger und wer sich verheuratheu wollte , 1 bis 3 Apfel-, Bim- oder andere fruchttragende Bäume auf die hierzu tauglichen, ihnen anzuweisenden Allmanden, sonderlich an denen Landstrassen hin, zu beiden Sei- ten in gehöriger Ordnung zu setzen und zu erhal- ten, und wo sie allenfalls abgehen, andere von sel- bigen nachzupflanzen habe." Diese und andere Verordnungen trugen wesent- lich bei, dass man den Obstbäumen eine gewisse Achtung zollte, Baumfrevel selten vorkamen und die Anzahl der gepflanzteu Obstbäume mit der Zeit so zunahm, dass jetzt ein blüheuder Zustand des Obst- baues im ganzen Lande vorhanden ist. Nach einer möglichst genauen Ermittelung über die Summen der in Württemberg angepflanzten Obstbäume vom Jahre 1852 ergaben sich folgende Zahlen: 1. im Neckarkreise 1,742,413 Kernobstbäume, 2. im Schwarzwaldkreise 1,040,854 „ 3. im Jaxtkreise 1,073,882 , 4. im Donaukreise 866,953 , 4,724,102 Kernobstbäume. 1. im Neckarkreise 879,881 Steinobstbäume, 2. im Schwarzwaldkreise 855,614 , 3. im Jaxtkreise 1,038,717 , 4. im Donaukreise 449,360 _ 3,223,572 Steinobstbäume. Dass seitdem die Anzahl der Obstbäume im Kö- nigreiche Württemberg bedeutend zugenommen hat, unterliegt keinem Zweifel ; sie mag jetzt vielleicht gegen 9 Millionen betragen. Der Ertrag einer mittlem Obsterndte berechnet sich in der zehnjährigen Durchschnittszahl auf 1,719,170 Centner Kernobst und auf 308,684 Centner Steinobst. Je nachdem der Boden für den Obstbau mehr oder weniger geeignet ist, wird er auch betrieben. In der Umgegend von Stuttgart, Cannstadt, Esslin- gen, Reutlingen, selbst von Ulm trotz der hohen Lage u. s. w. ist er so blühend, dass man bisweilen glauben möchte, sich in Obstwäldern zu befinden; ausserdem sind aber Chau3S(jen und Vicinal-Wege auf eine Weise bepflanzt, dass man stets in Obst- alleen wandelt. Man hat sich aber auch in Würt- temberg so sehr an den Genuss von Obst, und be- sonders des daraus bereiteten Ciders, gewöhnt, dass selbst in den an Obst reichsten Jahren kein Obst ausgeführt , dagegen in anderen Jahren oft nicht wenig eingeführt wird. Dabei erhält sich der Preis des Obstes immer auf einer gewissen Höhe, bei der der Obstbauer sehr gut bestehen kann. Der grösste Obstbau findet im Königreiche Württemberg in einem Dreieck statt, dessen Grund- linie die Albtrauf von Rottenburg bis Göppingen bildet und dessen Spitze am Ende des württemberg- schen Neckarlaufes bei Gundelsheim liegt. Hier stehen nahe o Millionen Obstbäume auf 50 Quadrat- meilen , so dass jede der letzteren 60,000 Bäume trägt. Bei 9,000 Einwohnern auf die Meile kom- men 6^ Obstbäume auf den Kopf mit dem Durcli- schnittsertrag von fast 3 Centnern Obst. Welche Gegend von Deutschland möchte sich in dieser Hin- sicht mit dem eben näher bezeichneten Landstrich W^ürttemberg's messen können ! In hohem Grade interessant sind die Mitthei- lungen über den Zustand des Obstbaues in den vier Kreisen und in bestimmten Marken einzelner grosser Ortschaften. Für den Fortschritt des Obstbaues spricht ebenfalls, dass allmählig die schlechten Obst- sorten verschwinden und bessere an ihre Stelle treten. Das meiste Obst, was in Württemberg gebaut wird, ist übrigens Wirthschaftsobst, während feinere Apfel- und Birnsorteu nur in der Nähe grosser Städte, besonders Stuttgarts, gebaut werden, aber keines- wegs in der Menge, um dem Bedürfnisse zu ent- sprechen. Am meisten verbreitet sind als Wirth- schaftsobst der Luiken-Apfel und die Krausbirn. Trotz dieser hohen Stufe der Kultur des Obst- baues in Württemberg gibt Lucas noch manchen Rath zur Verbesserung und Erhöhung desselben. Nicht allenthalben wird nach ihm den Obstbäumen die nöthige Sorgfalt zu ihrem Gedeihen gegeben; 286 man putzt noch laogu nicht io der Weise aus, als zur Gewinnung des höchsten Ertrages uothwendig ist. Die Regierung eriässt zwar von Zeit zu Zeit Verfügungen darüber; mau beobachtet sie aber zu wenig und betreibt das Ausputzen nicht rationell genug, oder die Anzahl der liäume ist zu gross, als dass der Besitzer es in der nöthigen Weise durchfuhren konnte. Das Ausputzen geschieht auch Ott nicht zu rechter Zeit und schadet dann dem Baume weit mehr, als dass es ihm nützt. Gewöhn- lich wird es leider im FrUhjalire vorgenommen, wenn der Safttrieb eben begonnen hat oder gar Bchou in seiner grössten Thatigkeit sich befindet. Man muss sich dazu aber die Zeit auswählen, wo der Hauni im Innern am wenigsten arbeitet, also im Öommer vor dem fcJommertriebe oder im Herbste. Die Winterzeit ist gefährlich, da oft bald darauf Fröste eintreten, welche auf die verwundeten Ötel- leu eines Baumes einen schädlichen Einfluss aus- üben. Mit Recht spricht sich Lucas auch gegen das Anpflanzen von Obstbäumen an Stellen aus, wo diese aus irgend einem Grunde nicht gedeihen. Das Sprüchwort, „auf einen schlechten Kaum ptlanze mau einen Baum " ist nacii iiim keineswegs zu- treffend. Das hier gebrauchte Beiwort „schlecht", bat jedoch nach unserer Ansicht, eben so wie in der Formel „schlecht und recht", nicht die Bedeu- tung von „schleciit" im eigentlichen heutigen Sinne de« Wortes, sondern will soviel als „schlicht" sagen. Das angeführte „schlecht" des SprUchwortes dürfte dcnmach docii richtig sein. Ist der Boden an einer Stelle nicht zu verbessern und nicht im Stande, die nöthigen Nahrungsmittel zur vollen Ausbildung der FrUchte zu geben , so verschwendet man nur um- sonst Muhe und Zeit; es giebt der anderen Stellen gewiss genug, wo man einen Obstbaum pilanzen kann, und wo man für seine Arbeit aucii belohnt wird. Ebenso stimmen wir Lucas ganz und gar bei, dass Obstpilanzungcn und Obstgärten nicht zu lange Zelt an demselben ( Irte bleiben dürfen. Wie die Natur schliesslich selbst mit den Wäldern wechselt und, im Ilolsteinacheu z. B., in alten Zeiten Kiefern gestanden haben, wo jetzt prächtige Buchen stehen, in Böhmen dagegen au einigen Gcgenilen Kotlitannen sich da weit ausbreiten, wo vor einigten Jahrhunderten Laubholz war, so müssten Obstgärten und l'lantagen mit anderen Kulturen schliesslich abwechseln. Wenn die Gehölze auch einer längeren Zeit bedUrteu, als unsere krautartigen Kulttirptlanzen, bevor sie den Boden, worauf sie wachsen, völlig aussaugen, so wird dieser aber schliesslich doch für die bestinmite Holzart untaug- lich , oder müde , wie man sich in der Landwirth- achutt iiindrückt. Länger uU "O bis ]'"• Jahre I dürfen Obstgärten und Plantagen nicht stehen, inso- fern man nicht eine totale Verbesserung des Bodens vornimmt, diese kostet aber in der Kegel so viel Geld, dass man meist besser thut, mit dem Orte zn wechseln. I Aber schon in der Zwischenzeit, also bevor der i Boden Obstmüde geworden ist, muss man für Ver- besserung des Bodens sorgen, damit dieser Zustand möglichst spät eintritt. Schon das blosse Auflockern I rings um den Baum thut viel, da unlösliche Salxe, durch die Berührung mit der atmosphärischen Luft löslich und damit dem (Obstbaum zugänglich gemacht werden. Gut ist es ferner von Zeit zu Zeit, die I Oberschicht des Bodens um einen Obstbaum weg- 1 zunehmen und sie durch eine andere und frucht- • barere zu ersetzen. Auch passender, besonders Kali enthaltender Dünger verfehlt seine Wirkung nicht. Das Haugtgewicht legt Lucas mit Recht auf das Verständnis.-', daher auch auf Unterweisung zu- ; nächst Derjenigen, deren Stellung in der Weise ist, dass sie mit Obstbäumen zu thun haben. Es be- trifft dieses vor Allen die Strassenwärter. Sind die Obstbäume an den Strassen, wo Jedermann sie sieht, in Ordnung gehalten, so werden die Bauern an ihnen ein Beispiel nehmen und ihren Bäumen ebenfalls eine grössere Sorgfalt zuwenden. Es ist aber auch gut , wcim jeder Kreis ausserdem noch seinen besonderen Sachverständigen besitzt, der mit Katli und That an die Hand geht, durch Beleh- rung zu wirken sucht und hauptsächlich in der Zeit, wo etwas an Obstbäumen geschehen soll, im Kreise herumwandert, aufmerksam macht und offent- I liehe Vorträge hält. Für die öffentlichen Obstbaum- Anpflanzungen muss aber in jedem Regierungsbe- zirke ebenso ein Obstbaum-Techniker, wie ein Wiesen- bau-Techniker vorhanden ist, sein. Dieser Obst- baumtechniker hat im Allgemeinen die Aufsicht und leitet vor allem die Anpflan/.ungen. Endlich sollten in keinem Kreise, und in grös- serem Massstabe in keinem Regierungsbezirke, ein Mustergurten fehlen. Hier muss die Behandlung der Bäume nicht allein der Art sein , dass Jeder- , mann lernen und ein Beispiel nehmen kann, son- dern hier müssen vor allem diejenigen Ubstsorten kultivirt werden, welche in der Gegend am besten I gedeihen. Jo nach den verschiedenen Zwecken, I wozu man das Obst gebrauchen will, kann der, ' welcher ()bst bauen will, eine Auswahl treffen. In solchen Musterschiilen ist möglichst auch auf die Bodenverhältnisse Rücksicht zu nehmen. 287 Botanical Magazine. Jahrgang 1870. (ScUuss.) Lissocbilus Krebsii Rchb. fil. (tab. 5861) ist eine interessante Orchidee aus Natal, wo sie schon vor länger als 25 Jahren durch den Pflanzensammler Krebs entdeckt wurde. Neuerdings ist sie wie- derum von dem bereits mehrmals genannten Macken aus dem botanischen Garten zu Natal nach England gesendet worden. Sie macht echte Scheinknollen von länglicher Gestalt, an deren Basis die neuen Stengel mit schmal -elliptischen und an der Basis einander umfassenden Blättern besetzt sind und die 1 bis 1^ Fuss langen Aehren hervorkommen. Die bis 30 Blüthen haben bei 15 Linien im Durchmesser die kleineren Kelchblätter grüngefärbt, aber braun- quergestreift, die etwas grösseren Kronblätter da- gegen gelb. Die herabhängende Lippe ist ebenso lang, in der Mitte sackartig-erweitert und mit zwei Abschnitten auf den Seiten versehen. Eulophia helleborina Hook. (tab. 5875) un- terscheidet sich von den meisten anderen Arten die- ses Geschlechtes, dass sie unterirdische Knollen bil- det. Der bis 1 Fuss hohe Stengel ist gleich einer Epipactis oder Serapias mit eirund- lanzettförmigen und sitzenden Blättern in abwechselnder Stellung versehen, welche nach oben kleiner werden und als Deckblätter die 1 Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthen umgeben. Die grünen, aber braun-umsäum- ten Blumenblätter stehen nach oben dicht beisam- men, während in entgegengesetzter Richtung die grosse und zartrosafarbige Lippe sich flach aus- breitet. Vaterland ist Sierra Leone. Serapias cordige raL. und Lingua L. (ta- bula 5868) sind 2 in den Mittelmeerländern, beson- ders Europa's, ziemlich allgemein verbreitete Erd- orchideen. Sie machen, gleich unsern Orchis- Arten, rundliche Knollen, die den gegen 8 Zoll hohen, mit scheidenartig-umfassenden Blättern versehenen Sten- gel ernähren. Die Zahl der ziemlich grossen Blü- then ist nur gering; diese stehen aber dicht gedrängt an der Spitze des Stengels bei S. cordigera, mehr in die Länge gezogen bei S. Lingua. Die eirund- lanzettförmigen Blumenblätter neigen sich nach oben zusammen und haben eine hellrothe, durch dunkle Längslinien unterbrochene Farbe. Ihnen gegenüber, und zwar nach unten, breitet sich die grosse, eben- falls eirund-lanzettförmige Lippe aus und ist bei S. cordigera braun, bei S. Lingua roth. Ophrys Sp eculum Lk (tab. 5844) gehört zu den sonderbaren Formen unserer europäischen Or- chideenflor, deren Blüthen die Gestalt eines Insekts annehmen; Linn^ nannte diese Pflanzen zusammen deshalb auch mit dem Kollektivnamen O. insecti- fera. Wir haben erst im vorigen Jahre in einer besonderen Abhandlung von diesen Orchideen ge- sprochen (S. 148). O. Speculum hat seinen Namen nicht, wie die mit ihm verwandten Arten, von einem Insekt, sondern von der stahlblauen und gleich einem Spiegel (Speculum) von einer gelben Ein- fassung umgebenen Lippe erhalten. Der hintere, gewölbte Theil der Lippe ist dagegen von braunen Haaren dicht besetzt. Die kleineren und grünen Kelchblätter sind von einigen braunen Längsstreifen durchzogen, während die noch weit kleineren Kron- blätter eine braune Farbe haben. Cypripedium candidum Mühlb. (tab. 5855) stammt aus Nordamerika und treibt, gleich unserem gewöhnlichen Frauenschuh (C. Calceolus), einen ge- gen 8 Zoll hohen Stengel, der dicht mit elliptischen, etwas gefalteten und an der Basis umfassenden Blät- tern besetzt ist. Nur eine Blüthe, etwas kleiner als bei unserem Frauenschuh, ist am Ende des Sten- gels vorhanden und hat grüne, aber gestreifte Blu- menblätter, von denen die des Kelches weit breiter sind. Die 8 Linien im Durchmesser enthaltende Lippe ist weiss, aber ausserdem mit hellrothen Flek- ken versehen. Curcuma petiolata Roxb. (tab. 5821) ge- hört zu den Pflanzen, welche als Blatt- und Blüthen- pflanzen zu gleicher Zeit zu benutzen sind. Aus einem knolligen Wurzelstocke kommen langgestielte Blätter von elliptisch-lanzettförmiger Gestalt und 6 bis 10 Zoll Länge hervor. In dem scheidenähn- lichen unteren Theile des Blattstieles steht die 5 bis 6 Zoll lange und 2 Zoll im Querdurchmesser enthaltende Aehre, und in ihren grossen, halb um- fassenden, aber von der Spindel etwas abstehenden Deckblättern von gelber Farbe, mit Ausnahme des rothen umgeschlagenen oberen Randes, befinden sich die wenig herausragenden , breiten und hellgelben Blüthen. Vaterland ist Hiuterindien. Dracaena cylindrica Hook. (tab. 4856) ge- hört zu den Arten mit gestielten Blättern, welche aber einen regelrechten Stamm bilden. In dieser Hinsicht nähert sie sich einerseits der Dr. fragrans, anderntheils der Dr. bicolor. Der Stamm scheint nicht hoch, nach dem Exemplare in Kew, kaum bis 5 Fuss hoch zu werden, und ihre elliptischen, dicht aufeinander folgenden Blätter haben (ohne Stiel) eine Länge von 7 bis 10 Zoll. An der Spitze des Stammes steht die dicht mit langröhrigen und weissen Blüthen besetzte Aehre, welche eine Länge von 3 bis 7 Zoll erreicht. Hechtia Giesbrechtil Lem. (tabula 5842) ist eine schöne Dekorationspflanze, den grossen Pour- retien und echten Bromelien ähnlich im Aussehen. Sie blühte ebenfalls vor einigen Jahren in Berlin 288 und wurde vou uns genauer untersucht. Darnach stellt nie der zuerst von Zuccarini hescliriebenen Hechtiik gloiDcrata nahe und untersehcidct sich fast nur durch einen nicht behaarten BliUlienstand. Die sehr gedrängt stehenden und dicklichen Blätter sind zurückgebogen und am Räude mit sehr steifen und stechenden Zähnen besetzt. Sie sind ausserdem 1^- bis 2 t'uss lang und haben meijt am oberen Theil eine rüthliclie Farbe. Die Blüthen sind unscliein- lich und sitzen zu Köpt'eu vereinigt dem soust ein- fachen BlUthenstiele an. Die PHanze wächst in Mexiko r.iul wurde durch A. \'ersebaffelt einge- führt. 'l'iUandsia Lindeniana Morr. (tabula 5850) haben wir bereits mchrtacli bc:»prucheu (vergleiche 13. Jahrg. , 8.197). Kach Morrcu's mündlicher Mittheilung ist die Pflanze dieses Namens, welche Regel ebenfalls al» T. Lindeniana schon früher beschrieben hat, trotz der grossen Verschiedenheit in der Abbildung nicht verschieden und fiele also mit seiner T. Morreniaiia zusammen. Anthurium ornatum Schott wurde zuerst durch Linden im Jahre 1842 in Venezuela ent- deckt und gehört zu den wenigen Arten des Ge- schlechtes, weiche auch als l^lütiieiipHanzen eine Geltung haben. Es macht fast keinen Stengel. Die herzförmigen und eirund-sjjitzcn Blätter haben den Durchmesser von 1 bis 1,' Fuss, besitzen eine et- was lederartige Konsistenz und stehen auf 1^ bis 2^ Fuss langen Stielen. P>bcnso lang ist der Stiel, welcher den 5 bis (i Zoll langen Kolben, sowie die gleich lange, aber 2' Zoll breite und blendend- weisse Blumenscheide trägt. Karcissus Bulbocodium L. ist eine längst bekannte Narzisse Südeuropa's und Nerdafiika's, welche früher in den Gärten viel kultivirt wurde. In Nordafrika wächst eine Abart, die sich wahr- scheinlich als selbständige Art herausstellen möchte und auch bereits als solche mit dem Namen N. Ciusii Dun. (Corbuluria mouophylla Dur.) beschrie- ben wurde. Diese hier bildlieh dargestellte Art (ta- bula 5831) unterscheidet sich durch eine hellstruh- gelbo Farbe der BlUthe, sowie dadurch, dass nur ein sehr schmales linienförniiges Blatt aus der klei- nen, von schmaleii Iliiiiten umgebenen Zwiebel her- vorkommt. Ctlndiolus Saundersii Hook. (^Tab. 5873) ist eine der grossbluhenden Arten Südafrikas, welche flurch Cooper, einem Sammler dos Ptlanzen- liebhnbers Saumlers entdeckt wurde. An Schönheit ÜbertritVt diese Art noch den beliebten (il. psittacinus Hook. Aus der rundlichen Zwiebel kommt ein 2 bis 3 Fuss hoher Stengel hervor, au dem die nach oben kleiner werdenden, etwas härtlichen Blätter, indem sie reitend umfassen, sich befinden. Am Ende des Stengels bilden 6 bis 12 Blüthen mit iinem Durchmesser von 3y Zoll eine Aehre. Vun den C) hell-scharlachrotheu Blumenabschnitten sind die I 3 inneren in der oberen Fläche zum unteren Theil weiss, oben durch rothe Punkte unferbrocheu. Calochortus Leichtlini Hook. (tab. 5862) wurde von Roezl in der Sierra Nevada entdeckt und an den bekannten Pflanzen-, besonders Lilien- Liebliabcr Leich tlin in Karlsruhe mitgethtilt. Aus der eirundlicheu Zwiebel kommt ein 4 bis 7 Zoll hober Stengel, mit einigen bhiugrUneu und gras- ähulichen Blättern besetzt, hervor. Die schönen, anfangs glockenförmigen, später mehr oder weniger ausgebreiteten Blüthen haben 2^ Zoll im Durch- messser und besitzen die äussern und iunern Blu- menblätter von einander sehr verschieden. Während die erstercn eine eirund- lanzettförmige Gestalt ha- ben und bedeutend schmäler sind, als die letztem, sind diese sehr breit, fast breiter, als lang, und ver- «chmälern sich plötzlich nach oben uud unten. Die Farbe beider ist weiss, aber bei den letztern unter- brochen durch einen purpurrothen Fleck an der Basis. Brodiaea cocciuea A. Gr. (tab. 5858) i«t ebenfalls eine kalifnrui.-che, inj äusseren Ansehen aber weit unterschiedene Liliacce, welche von Lobb entdeckt, später aber auch von Wood gesammelt wurde. Die Zwiebel besitzt die Grösse einer echten Kastanie und treibt einige schmale und rinnenför- mige Blätter vou lU bis IG Zoll Länge uud zwi- schen ihnen einen ebenso langen Schaft hervor. Die li^ Zoll langen und auf kurzem Stiele Über- hängenden Blüthen bilden eine mehr biut-, als seharlachrothe, oben aber gelbe Röhre mit sehr kurzen uud zurUckgesciilagenen Abschnitten von grüner Farbe. Aus dem Schlünde kommen aber ausserdem noch G kleiue und weisse Blättchen, eine Corona bildend, hervor. "N'fi'liiiiil" > iiit'«>i*eii. Es dürfte Liebhaber schöner uud zum Theil in nicht uiibedeutemier (i rosse vorhandener E.\emplare vou Koniferen inleressiren zu erfahren, dass die Sanimlimg, welche der verstorbene Kommerzieurutli Reichenheim in Berlin nut groi-ser Liebe ange- legt bat und pflegen liess, jetzt aus freier Ilaud verkaufen will. Kuii't- und Ilandcisgärtner Boesc hier (Landsberger Strasse 4G) hat den Verkaut übernommen: wir werden in der folgeudeu Num- mer noch Näheres brinecu. VvrUg von \Vii-|;aiiil t & Hcin|>rl io Kcriin, Ztnmvr-Slraii« No. 91. Druck der C. Fcistcr'fchrn Knchdmckerei (L. Ucwei; B«rllD. M0ai-8tr**M N«. U Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des Gartenbanes in den EonigL. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakteur : Frofessor Dt. Karl üocli. General - Sekretär des Vereines. No. 37. Berlin, den 16. September 1871. Preis des Jahrganges 54 Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt*. Die Blumenausstellung im Eegents-Park in London etc. — Der botanische Garten in Kew. (Schluss.) — Die grossen Bambusgräser. — Einiges über Dracäneen. — Vei-kauf von Koniferen. Die Blumenansstelliiiig im Regeiits-Park in London. Vom Hofgärtuer Kirchhof in Donaueschingen. Am 12. und 13. Juli d. J. wurde vou der bo- tanischen Gesellschaft im Regeuts-Park im dortigen Gesellschaftsgarten eine Ausstellung abgehalten, welche sieh namentlich durch Schönheit der Exem- plare auszeichnete. Hier konnten wir wahre Pracht- exemplare von alten fast vergessenen, bei uns lei- der sehr selten noch kultivirten Pflanzen in einem Blüthenreichthum sehen, welcher so recht zeigte, welchen grossen Werth manche bei uns verkannte Pflanze bei richtiger Kultur hat. In Erica sind die Herren Engländer bekannt- lich schon längst Meister, denn wo finden wir solche Exemplare wie Erica Parmentieri rosea von 4| bis 5' Durchmesser bei 2^ — 3' Höhe und zwar in einer Sammlung zwei in Grösse und Blüthenreich- thum ganz gleiche Exemplare? Das waren Pracht- stücke! Erica oblata 4' Durchmesser bei 3' Höhe, E. Aitoniana Turnbulli 4^' Durchmesser bei 2^' Höhe, E. Paxtoni 4^' Durchmesser bei 2|' Höhe, E. Douglasii 5' Durchm. bei 3' Höhe — alle un- tadelhaft und in prachtvoller Blüthenfülle. Solche Pflanzen können von allen Seiten betrachtet wer- den, man sieht und kennt keine Vorder- und keine Rückseite, es ist nach allen Seiten hin eine voll- kommene Schaupflanze. Bei dieser Erica-Kultur kommt nun freilich den Engländern das gute Klima zustatten; bei uns würde in einzelneu Lagen die- selbe ungleich schwieriger, aber doch noch mög- lich sein! Betrachten wir nun aber die Kultur der Warm- hauspflanzen, so wird das Klima hier weniger Ein- fluss ausüben, da ja alle in Häusern unter Glas ge- zogen werden; hier waren nun ausgestellt und na- mentlich zu erwähnen : Croton variegatum 6' Durch- messer bei 3' Höhe (wundervoll), Allaraanda Auble- tii und grandiflora 4^ — 5' Durchmesser, 3' Höhe, überdeckt mit zahlreichen gelben Blumen; die alte Pleroma elegans 3.1' Durchmesser, überdeckt mit den herrlichsten purpurvioletten Blumen. — Clero- dendrou fallax mit 8 prächtigen Blüthendolden im verhältnlssmässig sehr kleinen Topfe kultivirt, eine wahrhafte Schaupflanze. — Ixora amboinensis, ja- vanica floribuuda grosse Büsche mit 35 — 40 offe- nen herrlichen Blüthendolden, eben so Ixora acu- minata und amabilis; letztere noch neu. Anthurium Scherzerianum mit 1 — 1^' langen, S^ — 4" breiten Blättern und 15 sehr grossen BIu-' men — ein Exemplar von nie gesehener Grösse und Schönheit, war von B. S. Williams ausge- stellt. Dipladenia amabilis, 3^^' im Durchmesser und voller herrlicher Blumen. Die Dracaenen waren in grossen, schön beblät- terten Exemplaren vertreten ; ganz neu : Dracaena magnifica, porphyrophjUa und Dennisonii, alle sehr schön ; etwas älter," aber noch wenig auf dem Kon- tinente iu finden, sind: Drac. Chelsoni und Mooreana, beide wundervoll! Dann ferner: amabilis, Maelayi, Youngii, Liervallil, Wesonmanniana, wie auch Regina und Guilfoylei in sehr schönen, grosseu Pflanzen. — 37 290 lu gleicher Kultur waren die Crotons, namentiich roaximum und aucubacfoliuro, wie die neuen präch- tigeu Foruic-ü: multicolor, Hooktrii, undulatum und Johaunis (augustiHBimum). Das alte Pancratium c^peciusura oder Ilymeno- callis Hpeciosa Salisb., eine sehr alte, aber mit den herrlichsten \'anille duftenden Blumen versehene Zwiebel, die im allgemeinen mehr Beachtung ver- dient. Caladien in riesigen Exemplaren, wie Argy- rites, BelU vmei 'S' Durchmesser, Princo of Wales und bicolor splenden» 4^ — 5' Durchmesser. Ausser- dem noch Alocasia Lowii und Marshallii, gleich schön, wie die Caladien. Ferner Franciscea calvcina, Cassia corvrabosa, Bcgonia Sedeni, Eranthemum Andersonii und viele andere herrlich kultivirte Pflanzen. Von Orchideen sind zu erwähnen: Oncidium Papilio mit 28 offenen Blumen, Odontoglossum Alexandrae mit 4 Blütheniihren, nova sp. ebenfalls, Odoiitoglos.-uni hastilabiuni mit 4 Bliithenstengeln und unzähligen Blumen; Od. Schliepcrianura schön, ferner C'vpripedium V'citcliii mit ].") Blumen, Cvpripe- dium barbatum graiiditlorura riesig, mit etlichen 40 Blumen, Phalaenopsis granditlora mit ä Bliithen- stengeln und 10 offenen Blumen, Ai-ridcs Lobbii, Saccolabium Blumei majus je mit G Blutheutruuben, Dendrochilum filiforme mit 4U feinen Aehren (ein herrliches Exemplar), Oncidium incurvum mit acht Bliithenstengeln und huiiderten von Blumen, Lae- lia elcgans die dunkle Varietät und Cattleva la- biata \\ arncri, beide prächtig. Von Palmen und ähnlichen Ptlanzen sind her- vorzuheben: l'andanuH Vaniiernieerschi und Phoe- nicophorium Hechellarum in herrlichen Exemplaren; Pandanus Veitchii weissbandirt und Encephalartos GhelliiK'kii. Unter den Xeuheitrn waren unter An- deren '6 Aniorpliopliallus: amabilis, mirabilis und 8])ectabilig, ferner Curouligo recurvata variegata Bcbön, Drucaena compactu, metallica und splendcns, — letztere im Wuchs der nobilis älinlich — Phi- lodendron hybridum, Bcgonia carminata schön — und Godwinia gigas (etwas älter) eine ."> Fuss hohe Aroidee von Dr. Seemann von Nicaragua einge- führt — ganz imposant. Von Farnen sahen wir das Adiantum Farlev- cnse (vor etwa 2 .fahren von Belgien als Neuheit angepriesen) in einem Exemplar von etwa ü Fu«s Durclimesser, kugelrund — bestimmt da« schönsic Adiantum in solcher Ausbildung! — 'l'i'dcii su- perba (auch Lcptoptcris sup.) in wundervoller Kul- tur und Grösse, ferner Lomaria gibba und gibba crispa, so wie cycadacfolia .1' Imhen StnnjU), (ilcichc- nia rujiestris und flabcllata, Kxenjplaru von 4' Durchmesser imd Höhe, — Pteri» scabcrula und C'vathea dcalbata in schönster Kultur. Hierzu ein reiches Sortiment von Kalt- und Freilandfarnen in sehr starken Pflanzen und vorzüglicher Ausbil- dung von Ivery und Sons, wovon wir Athvrium Filix foemina pukherrimum und A. f. foem. formo- sum cristatum, Osmunda regalis cristata, Polystichum angulare pulchrum Bellairsiae, P. angul. proliferum Marshalli, Polyst. vulgare cornubiente und oxyphyl- lum, wie Scolopendrium vulgare crispum sehr schön, besonders hervorheben. Unter den Kalthauspflauzcu sahen wir zwei Exemplare von Phoenocoma prolifera Barnesii — (die alte feine Aphelexis oder Helichrysum prolife- ferum) — 4' Durchmesser überdeckt mit den pur- purrothen Blumen — wundervoll. — Kalosanthes (Crassula) Phoenix und Wad. Celest. Winas 2^ bis 3' Durchmesser, ein prachtvoll leuchtendes Bou- quet bildend. — Staticc profusa und purpurea blau mit weiss, 4' Durchmesser, UberraBchend schön, Dra- cojihvHuni gracile 4' Durchmesser. — Trichinium Manglesii, eine neuere Einführung vom Swan River (Schwanenfluss), ebenso eigenthUmlich als effektvoll, IV Durchmesser mit 2 — ."i" langen rosafarbenen Aehren, welche mit silberweissen Haaren besetzt sind. — Sarracenia purpurea 3' im Durchmesser, ausserdem Bouvardia leiantlia grandiflora 2\' Durch- messer, Bignouia Koezliana, Davallia clavata, ferner in seltener Schönheit der Colcus- Blendling Lady Leigh, sowie das Pelargonium tricolor, — Gern of Tricolors. Willi 11 ni Paul hatte 6 Searlet- Pelargonien von b' Durchmesser bei 1^' Höhe, jedes mit Hun- derten von Blumen überdeckt in lOzölligen Töpfen — desgleichen Perkins: die Sorten Baronne Pre- vost, Mous. Rendaller, Empcreur des Pelargonium und Victor Lerooine ausgestellt Früchte waren in grosser Anzahl vertreten: Ananas, abgeschnittene Früchte, wie auch ganse Pflanzen in Töpfen, worunter Providenco von V Pfd. 4 Unzen, l^ueen von ö und 4 Pfund Schwere u. s. w. — Erdbeeren excellirten in «iner ausser- ordentlichen Grösse, namentlich die Sorten Lucas, Empress Eugenie, Sir Joseph Paxton, President, Sir Charles Napier und Frogmore I^ate zum Theil auch in grosser Menge. Wein war ebenfalls in Töpfen und abgeschnit- tenen Trauben sehr reich vertreten. Blak Hau»- burgh stand auch hier in (trösse und Zahl oben an, ferner General de la Marroura, Muscat Gouve, Tottcuhain Muscat, Mus'cat of Alexandria, alle mit prächtig grosseil Beeren. Pfirsiche: Grosse Mignonuc, Violette hative und Uoval George in wundervollen zahlreichen Früch- ten, wie auch Ncctarine Elrugc — desgl. die Bi- garrcBU Napoleons-Kirsche. — Stachelbeeren, Johan- nis- und Himbeeren, Melonen u. ■. w. in grosser 291 Anzahl. — Die Früchte nahmen allein 8 lange Tische ein. — Von Schlangen - Gurken erschienen als neu Invencible und Bleu Gown, schön gewach- sen, — die Engländer ziehen diese Gurken in Häusern und lassen jede Frucht in einem 2 — 2'' langen, 1^ — 2)^" weiten, am Ende geschlossenen Glascylinder wachsen, wodurch die Frucht so schön zur Ausbildung kommt. Die Rosen waren auch hier wieder in wunder- voller Grösse und Schönheit vertreten, wir heben folgende Arten ganz besonders hervor: Miss In- gram, Horace Vernet, Baroness Rothschild, Beauty of Waltham, Duc of Edingbourgh, Dr. Andry, Marie Baumann, Charles Leftbre, Louis van Heulte, Queen Victoria, Laelia u. s. w., alle untadelhaft. — Ebenso waren die Nelken in grossen schönen Blu- men vertreten, wie man dieselben bei uns gar nicht sieht. Es war eine sehr schöne, in allen Theilen vor- zügliche Ausstellung, welche wir in Deutschland nachzumachen uns bestreben sollten; Kultur und Fleiss bringen dieselbe schon zu Stande. 3ec 6otttni|'(^e cättcteii in Kera. (SchlusB.) Tritt man aus dem eigentlichen botanischen Garten durch das feine Drahtgitter in Osten oder Norden in das eigentliche Arboretum, so gelangt man in einen grossen, durch sauber gehaltene Rasen- flächen und einzelne schöne Bäume ausgezeichneten Park oder vielmehr in einen Volksgarten, ähnlich dem Hydepark in London. Den Namen Arboretum ver- dient er deshalb nicht, da, wie man nach dem Namen zu urtheilen, erwarten sollte, eine wissenschaftliche Aufstellung aller in England aushaltenden Gehölze hier nicht vorhanden ist. Eine solche Aufstellung wäre aber sehr zu wünschen, um von dem, was in dieser Hinsicht jenseits des Kanals kultivirt wird und meist sehr zerstreut, zum Theil mehr oder weniger versteckt, kultivirt wird, genaue Kenntniss zu erhalten. In früheren Zeiten legte England grösseren Werth auf Gehölzsammlungen und kul- tivirte weit mehr Formen, aber auch manche Arten, die jetzt verschwunden sind. Mit Ausnahme der grossen Baumschulen von Peter Lawson in Edin- burgh sind dergleichen Sammlungen in dem verei- nigten Königreiche nicht von Bedeutung und wer- den an Reichhaltigkeit von den deutschen Samnj- lungen übertreffen. Ein Arboretum, wie das in Muskau, ist daselbst nicht annähernd vorhanden. Möchte man demnach in Kew, wo sonst für die Botanik so ungemein viel geboten wird, auch die- ses BedürfniäB ins Auge fassen. Auch die Stauden-Sammlung hat nicht den Um- fang, den man bei der Grossartigkeit des Instituts erwarten sollte. Es ist dieses übrigens ein Mangel, der dem botanischen Garten in Kew mit den meisten wissenschaftlichen Instituten der Art auf dem Fest- lande gemein ist. Die Liebe zu den Stauden hat in den letzten beiden Jahrzehnten, so gross sie auch früher war, diesseits und jenseits des Kanals, sehr nachgelassen. Sonst erfüllt aber die Staudensamra- lung in Kew ihren Zweck und trägt zur Kenntniss des natürlichen Systems bei dem Laien viel bei. Besondere Sorgfalt hat man auf die ächten und falschen Gräser (Gramineen und Cyperaceen) , die sonst iu auderen botanischen Gärten am Meisten vernachlässigt sind, verwendet. Ich wende mich den Gewächshäusern und ihrem Inhalte zu. Von ihnen nimmt vor Allem das grosse Palmenhaus das Interesse der Botaniker , Gärtner imd Laien in Anspruch. Erst vor 24 Jahren wurde es vollendet und steht inmitten eines mit besonde- rer Vorliebe gepflegten Blumengartens im regel- mässigen Style und aus Teppichbeeten und aus von zwergigen Blumen angefertigten Arabesken beste- hend. Das Palmenhaus ist 362 Fuss lang und hat ein Hauptgebäude von 100 Fuss Breite und 66 Fusa Höhe, während jeder der auf beiden Seiten In ge- rader Flucht sich hinziehenden Flügel 50 Fuss breit und 30 Fuss hoch ist. Es wurde nur Eisen und Glas (von letzterem ohngefähr 45,000 Quadratfuss) angewendet. Die Wasserheizung hat Hochdruck und liegt mit dem Röhrensystem von 24,000 Fuss Länge unter den Stellagen am Fenster, aber auch unter dem Boden. Der Inhalt des Palmenhauses ist so weit mög- lich pflanzengeographisch und systematisch geord- net. Auf der einen langen Seite an dem Fenster des Hauptgebäudes stehen z. B. tropisch-amerika- nische, auf der anderen tropisch-asiatische Pflanzen. Palmen nehmen die grosse Mitte ein, während an dem einen Ende Cycadeen mit grossen Exemplaren anderer westindischer und afrikanischer Pflanzen, am anderen Ende Pandaneen mit grossen Exem- plaren von Pflanzen aus Amerika und Asien stehen. Auch in Kew sieht man ein, dass nicht Alles kultivirt werden kann , sondern dass man sich be- schränken muss. Die Auswahl der Pflanzen ist in der Weise getrofl'en, dass diejenigen, welche in ir- gend einer Beziehung zum Menschen stehen , den Vorzug haben. Es gilt dieses besonders bei den Palmen. Man sieht beispielsweise schöne Exemplare der Zuckerpalme (Arenga saccharifera) , der Hanf- palme (Attalea funifera), der Besenpalme (Leopol- dinia Piassaba), aus deren Blattscheidenfasern in 37* 292 London, aber auch bier in Berlin, Besen zum Keh- ren der Strassen angefertigt werden , der Kokos- palnae (Cocos nucifera), dessen aui) dem Fruchtin- iialte bereitetes Palmoel jetzt mit dem dir ächten (Jelpaline ( Klacis guineensis) einen bedeutenden Handelsartikel ausmacht, sa dass allein in England im Jahre ] HGO über 100,000 Cwt. eingeführt wur- den , ferner der Wachspalme (Ceroxylnn andicula), der Miiuritiii Hcxuosa, welche wegen ihres Nutzens für die ILiiigeboreuen den Namen Lebensbaum tührt, der chilenischen Palme (Jubiiea spectabilis) u. s. w. Auch die Pflanze, welche das jetzt viel verwendete vegetabilische Elfenbein liefert und trotz der un- vollkommenen BlUthen zu den Palmen gerechnet werden nuiss (Phvtelephas macrocarpa», wird kultivirt. Von anderen Pflanzen, welche zum grossen Theil sich in beiden Flügeln befinden , nenne ich den Maiiiihi-Ilanf ( Musa tixtilis), die äthiopische Banane (Musa Knsetei, der niadagaskarische Baum der Bei- senden (Ravenala niadagascariensis), die ächte Bam- buspflanze (Banibusa vulgaris), die Bauvane (Ficus indica und religicsHj, welche in der Mythologie der Hindu's eine grosse Rolle spielt und zu den stärk- sten Bäumen zählt, die Kubabastpflanze iTaritinui clatunij, den Mahagonihauni (^Swietcniu Mahagoni), den Flaschenbaum oder Calabasch i^Crescentia Cajute), Achras Öapota, Jatropha Curcas, Brucca antidysen- terica, Bixa Orellana, Mangifera indica, Mamniea americana, Castaneospermum australe, Pimenta vul- garis, Tamarindus indica, Canella alba, Porlicra livgronietica, Aristolochia nrnithoccphala, Antiaris saccodora und toxicaria, Hex paragnayensis, Cer- bera Thevetia u. s. w. Besonderen Werth hat noch die Sammlung von Bronieliaceen, welche längst eines Fenster» auf einer Stellage aufgestellt ist. Li einem nicht weit davon befindlichen Hause für tropische Wasserpflanzen befindet sich ein gros- se« Bassin mit verschiedenen Nymphacacecn und anderen das Wasser liebenden Pflanzen, wie Lim- oocharis Plumieri und Humbuldtiana, ausserdem fand ich aber auch an interessanten Pflanzen noch die 'ri'U'gra|>hcnptlnuze, (Desinodium gyrans), die Mutterpflanze des Patchouli- Wassers (PogostcmoD Patchuuli), das Citrnngras (Andropogon citratus), Amyris toxifera, Chrysophyllum ulbidum uml Ba- tatas ]>aniculata, eine der reizendsten Warmhaus- Lianen, welche die ganze Snnunerzeit mit schonen grc'ssen BlUthen bedeckt ist und nicht genug em- pfohlen werden kann. P3in ilrittc'* grosses Warmhaus, wo aucii ehen- fall» einige Palmen und ( 'ycadcen einen passenden i'latz gefunden haben , befindet sich gleich im An- fange des (iartens vorn an der Strasse. Farnbttumc und Ari'idecn, letztere in ziemlich grosser Samm- lung, nehmen sonst den grüssten Kaum ein. Von ' den ersteren sind schöne Exemplare der Alsophila excelsa und Cyathea arborea vorhanden. Ausserdem nahmen meine Aufmerksamkeit in Anspruch: die Palmen Euterpe moutana und Acrocomia scierocarpa, ferner der Kauonenkugelbaum ((Juuroupita guianen- j sis). Wenn die schweren, einer Kanonenkugel ähn- lichen Früchte, so erzählt Descourtils, in den Urwäldern Guiaua's herabfallen, so wiedertönt ihr Aufschlagen weit hin und wiederholt sich als Echo. Auch der ächte Zimmetbaum (Cinnamomum zevla- nicum), der falsche Gummiguttbaum (Xanthochymus pirtorius), der Cacaobaum (Theobroma Cacaol, der Wurzelbaum (Ficus macrophyllaj, die ^lutterpflanze des Pfeffers i^Piper nigruni), die Gitterpflanze (< luvi- randra fenestralisl, welche leider aus unseren CJärten , wieder verschwunden ist, und andere interessante Pflanzen werden in diesem Warmhause kultivirt. Ein etwas kleineres Haus, als das Pnimenhaas, ist das sogenannte Winterhau-i, was ausserhalb des eigentlichen Gartens im Westen des Arboretum's oder des eigentlichen Parkes liegt. Es besitzt eine Länge von 212, eine Breite von 137 und eine Höhe von 60 Fuss und steht an den beiden Seiten mit einem Oktogon von 50 Fuss im Durchmesser in Verbindung. Diesem sollen sich später noch be- sondere Häuser von 112 Fuss Länge und G2 Fuas Breite anschliessen. Werden diese fertig sein, so besitzt das ganze Gebäude eine Länge von ÖX2 Fusa, damit ist ein Flächeninhalt von 1| Acker, also über 2.J preussische Morgen, mit Glas überdacht Auch hier geben Wii.sserhoizungen mit Hochdruck die nöthige Wärme. Vollendet wurde es, wie e» jctrt ist, vor einigen Jahren. In diesem Gesammthause sind vor Allem rJeu- Holländcr und Cappflnnzen in reichlichem MaasBC vertreten, also Proleaccen, Mimosaceen und holz- frUchtigü Myrtaccen. Ausserdem findet man einige Farnbttume aus s scheint, dass sie nirgends weiter kultivirt wird, denn wir haben sie weder im bota- nischen Garten in Kew bei London, noch in dem Jardin des plantcs in Paris und im botanischen Garten zu Petersburg gesehen. Bambusa hitifilia ist für hohe Mauser, beson- ders im Hintergründe, wo nichts anderes wachsen will, ausserordentlich zu cmptVhlcn, da es im tiefen Schatten vortrefflich gedeiht und ein rasches Wachs- tlmin besitzt. Als vor einigen .lahren in das neu erbaute Palmenhaus des Berliner botanischen Gar- tens L' allcrflings schon sehr kriiftige Kxcmplarc gepflanzt wurden, wuchs das eine binnen 11 Mo- naten so rasch, dass es fast die Ilöho des 7ö Fuss hohen Mittdgebäudes erreichte und die Hatiptsten- gel nn der Spitze abgeschnitten werden mussten. Das eine Exemplar hat bereits gegen lO Stengel gc- tricbeti, von denen die stärksten nicht weniger als 4" Durchm. haben. Diese selbst sind so hart, dass sie nur mit MUhc, selbst mit dem schärfsten Messer, gest'hnilten werden können; schlägt man mit einem festen Ki)r|)er, mit einem Eisen z. B., dagegen, so klingt es etwas metallisch. Auf der Oberfläche des Stengels bemerkt man selbst bei dem stärksten Schlage keine Verletzung oder auch nur einen ge- ringen Eindruck, den man sonst bei den meisten, selbst harten Hölzern alsobald wahrnimmt. Im oberen Theile verästelt sich der Stengel auf eine solche Weise, dass schliesslich die Pflanze daselbst buschig wird. Wer im SUden das auch bei uns bekannte Klarinettenrohr (Arundo Donax) im wilden Zu- stande gesehen hat, wird bisweilen etwas Aehnliches gefunden haben. Noch grösser ist aber die Aehn- lichkeit hinsichtlich dieses buschigen Wachsthumes im oberen Theile des Stengels mit unserem Schilfe in wärmeren I^ändern, wie im Sudcn des Kubans, z. B. zwischen diesem und dem nordwestlichen Kaukasus, wo die Rohrstengel sich ebenfalls ver- ästeln und eine Höhe von 12 bis 16 Fuss errei- chen können. In diesen Schilfwäldern ist es, wo die Tscherkcssen sich am Tage verstecken, um gegen Abend oder am frUhen Morgen russische Dörfer zu überfallen. In der anfangs citirten Abhandlung ist, wie gesagt, nur die Rede von den riesigen Barabus- gräsern, welche in Ost-, besonders in Hintcr-lndien wachsen. Es sind hauptsächlich deren drei. Bam- busa excelsa scheint grade in dem oberen Gebiete des Irawaddy höher zu werden, als an der Mün- dung genannten Flusses und iu den Niederungen des Ganges, iu dem eigentlichen Bengalen. Wäh- rend genanntes Bambusrohr hier in der Regel nur eine Höhe von tiO bis 70, selten bis 80 Fuss er- reicht, sind Pflanzen von l()(j Fuss weiter oben keine Seltenheit. Ihr Wachsthum soll so rasch vor sich gehen, dass der Stengel sich bisweilen binnen 24 Stunden um 1 >> Zoll verlängert. In Rangun, am Ausflüsse des Irawaddy, hat der Stengel im unteren Theile oft einen Umfang von 2 Fuss, während dieser bei den stärksten Stengeln in Bengalen höchstens 'Jii Zoll beträgt. Hier wächst hauptsächlich eine andere Art, welche als Tulda-Bamhus bezeichnet wird und auch den wissenschaftlichen Namen Bambusa Tulda er- halten bat Sie wird zwar nicht so hoch, wächst aber fast noch rascher, so dass sie in einem Mo- nate die ganze Hohe von 70 Fuss erreichen kann; dabei hat der Stengel an der Basis doch nur 1 Fusa im Umfange. Die dritte Art gedeiht wiederum mehr im oberen Theile des Birmanenreiches, wäh- rend sie in Bengalen niedriger bleibt. Diese Art wächst weit langsamer, als die beiden genannten, hat aber deshalb auch ein weit festeres und zähe- res Holt; aus diesem (irundo wird es au Bauten anderen Bambnshölzern vorgezogen imd zu höheren Preisen verkauft. Ihre Höhe beträgt höchstens T)!) bis tiO Fuss und ihre Stengel haben an ihrer Ba- 295 BIS einen Umfang von 1 Fuss. Dieses Bambus- gras führt bei den Eingeborenen den Namen Balku und ist auch in der systematischen Botanik als Bambusa Balku bezeichnet worden. Unter den niedrigen Bambusgräsern spielt auch die bei uns kultivirte Bambusa chinensis eine nicht unbedeutende Rolle in Ostindien. Sie wächst sehr buschig und kann in kurzer Zeit einen grossen Haum überziehen ; deshalb wird sie gewöhnlich zur Anlegung von Hecken benutzt. Es wurde uns berich- tet, dass dasselbe niedrige Bambusgras auch hier und da in Italien zu gleichen Zwecken verwendet wird. Einiges über Dracäneeu. Wenn wir nach dem Verlaufe von 4 Jahren vom Neuen die Dracäneen als den Gegenstand einer kleinen Abhandlung machen und diese nur den Vorläufer einer späteren nennen, die alles was in der neuesten Zeit über die Dracäneen bekannt gewor- den, enthalten soll , so ist eines Theils das erhöhte Interesse daran Schuld, was sich für diese Abthei- lung baumartiger Lilien bei Botanikern und Laien kund gibt, andern Theils gibt uns ein Artikel über das Genus Dracaena, was unser verehrter Freund und Kollege, Dr. Regel in Petersburg, vor Kur- zem in seiner vorzüglichen Gartenflor (Maiheft S. 132) verööentlicht hat, dazu Veranlassung. Wir erhiel- ten durch diesen Artikel die Genugthuung, dass unsere früheren Forschungen, in so weit sie die Sache selbst betreffen, bis auf einiges Unbedeuten- des auch von einem so tüchtigen Botaniker, wie Regel ist, anerkannt und dass deren Resultate auch wieder gegeben sind, nur hinsichtlich der Nomenklatur macht Dr. Regel gewaltige Einsprüche. Seitdem wir in Bei'lin Gelegenheit hatten, die Dracäneen im Leben und in der Literatur zu stu- diren, also seit dem Jahre 1847, haben wir uns mit der nähern Kenntniss dieser interessanten Pflan- zen beschäftigt; es war unsere ernste Aufgabe, zum ersten Male das, was bisher darüber geschrieben worden und in Herbarien vorhanden war, mit le- benden Pflanzen in unseren Gärten zu vergleichen. Wenn schon die reiche Sammlung des botanischen Gartens in Berlin reichliches Material zur Verfügung stellte, um Untersuchungen anzustellen, so erhielten wir noch mehr durch alljährlich sich wiederholende Reisen, wo zur besseren Kenntniss der Dracäneen wir nicht allein die grösseren botanischen Gärten, sondern auch wichtige Privat - Sammlungen und die grösseren internationalen Pflanzen-Ausstellungen besuchten. Dass uns demnach bei der letzten Bearbeitung der Dracäneen vor 4 Jahren , ein sehr umfangreiches Ma- terial zu Gebote stand, und dass es uns auch nicht an Ausdauer gefehlt hat, wird man aus dem eben Gesagten ersehen. Wir haben schliesslich jetzt noch während unseres letzten Aufenthaltes in England die reiche Sammlung lebender und besonders ge- trockneter Dracäneen inKew durchgesehen und haben nun die Genugthuung, dass auch Jos. D alt. Hoo- ker, der in Ostindien sowohl, wie in Australien, die dort wachsenden Arten im Leben studiren konnte, mit uns völlig übereinstimmt. Im Herbarium des botanischen Gartens in Kew befindet sich aber ausser- dem noch ein reiches Material getrockneter Dracä- neen, besonders aus Afrika, so dass wir uns, da der Direktor der Herbariums freundhchst seine Benutzung gestattet hat, vorgenommen haben, noch einmal Hand au die Dracäneen zu legen und eine mög- lichst vollständige Monographie derselben zu geben. Da dieses aber noch eine Zeit in Anspruch nehmen wird, so möge einstweilen genügen, die Regel'schen Einwände in Kürze zu widerlegen. i. Dracaena arborea nennt Regel in seiner ersten Bearbeitung der Dracäneen im Jahre 1859, wie Link, eine Dracänee, welche der Dr. fragrans nahe steht. Sollte seine arborea der letzten Ab- handlung vom Jahre 1871 dieselbe sein, da diese (unsere Dr. Knerkiana) umgekehrt der Dr. fragrans sehr unähnlich ist? Dass unter dem Namen Dr. ar- borea 3 verschiedene Arten : fragrans, unsere arbo- rea und Knerkiana, im Berliner botanischen Garten kultivirt wurden, haben wir bereits in unserer letz- ten Bearbeitung (10. Jahrg Seite 236) mitgetheilt. Von diesen 3 wählten wir die, welche auch Kunth, als der erste gewichtige Monograph der Dracäneen Dr. arborea nannte (enum. plant. V, 9). Folia recur- vato-patula hat gewiss Dr. Knerkiana nicht. Was Willdenow und Link, wenn Regel beide Bo- taniker auch citirt, darunter verstanden, lässt sich nicht mehr ermitteln, auf keinen Fall aber die eben genannte Art. Interessant möchte die Mittheilung sein , dass Dr. Knerkiana , deren Vaterland man bisher nicht kannte, am Nunfluss in Südafrika ent- deckt worden ist. 2. A ngustifolia, ensifolia undfruticosa sind bei Regel 3 gute Arten, während Hooker sie im Kewer Herbar wohl mit Recht vereint. Wir unterschieden in unserer letzten Abhandlung nur die erste und letzte, aber keineswegs mit durch- greifenden Merkmalen. Eigentlich vermochten wir schliesslich nur die obere Blattfläche bei Dr. an- gustifolia und den wellenförmigen Rand der Blätter von Dr. fruticosa zur Unterscheidung beider Arten aufzufinden. Wenn dieses konstant wäre, so würde die buntblättrige Form seiner Dr. ensifolia, welche Regel mit der näheren Bezeichnung Greigi in 296 diesem Jahrgange der Gartenflora (Tab. 677) be- schrieben und abgebildet hat, trutz aller Einwen- dungen des Autors, eine Dr. frutico«a sein. Mit dem, was wir eben gesagt, wollen wir je- doch keineswegs behaupten, da««, wenn wir das reiche neuere Material des Kcwcr Herbariums dazu nehmen, sich duch noch bestimmte Arten aus die- sen schmalblUtrigen Dracäucn, wenn auch in ande- rer Weise, als die eben angeführten, herausHtellen künntcn. Nach dem Kewer Herbarium ki>nimen For- men dieser einen Art, welche wir mit Houker als Dr. angustitolia begreifen wollen, zum Theil von etwa« anderem Ansehen, aber mit Uebergüngen von der einen zur undern, in (Jstindicn, in Australien und in Südafrika vor. Doch darüber später. 3. Fragran«. Wenn unser geehrter Freund Dr. K egel keine breiten, elliptischen Blätter ge- nannter Art von 5 Zoll Breite und 1 Fuss Länge gesehen hat, so können wir sie ihm leicht zur Ver- fügung :*tellen. 4. Concinna ist neben marginata latifolia ein Gartennamc, den Kunth benutzt, um die Pflanze vorläufig, und zwar unter der Beschreibimg der achten Dr. marginata, näher zu bezeichnen. Ais wirkliche Art wurde jedoch diese Pflanze mit die- sem Namen von Regel im Jahre ISö'J aufgestellt; CS war ihm jedoch Goppcrt 4 Jahre schon zu- vorgekommen und hatte ihr den Beinamen Bet- schlcriana gegeben. Demnach hat dieser Name den Vorzug vor dem Gartennamen. Ob aber doch nicht in diesem Falle die Benennung concinna be- rechtigt wäre, darüber Hesse sich allerdings streiten. .'i. Meine stenophylla .«oll nach Regel gelb- grüne und kurz abgebrochene Linien auf der Ober- fläche der Blätter besitzen. Ich kenne sie nur mit viereckigen Flocken und habe sie jetzt auf meiner letzten Uei»u in Belgien und Kngland ebenfalls nur gefleckt auf den IMättern gesehen. Sollte die Kultur vielleicht auf diese Verschiedenheit Einfluss Laben? t). Das» rcflexa und cernua trotz des rothca öussersten Rande» der Blätter bei der letzteren nicht verschieden sind, davon hat mich du« Kewor Herbor ebenfalls überzeugt. Eben so ist Dr. sali- rifolia nicht verschieden. Dr. purpurea scheint al- lerdings eine nahe stehende Art zu sein und hat weit breitere Blätter. 7. Der Name Kumphii wird vou Kegel wieder hergestellt. Wir sind Überzeugt, da«« mau nicht allein hcrei-htigf, sondern auch verpflichtet ist, einen Namen zu ändern, wenn die angegebene Ursache der Benennung wegflillt. Wenn nun die Pflanze von Rumpf nicht mit dir Pflanze d. N. unserer (lärten Ikbereinstinunt, was Dr. Regel obenfalls behauptet, so haben wir hier bei Drac. Rum]>hii einen unpassenden, wenn nicht falschen Namen, den wir mit vollem Recht, weilJ.D. Hoo- k c r das Verdienst hat, zuerst die Art wissenschaft- lich festgestellt zu haben, in Dr. Hook er i um- ändern konnten. ä. Dr. nigra ist wiederum Gartenuame und steht demnach jeder anderen wissenschaftlichen Benen- nung nach. Der Botaniker, der sie zuerst als Dr. el- liptica unterschied, wenn auch niclit beschrieb, war Desfon ta i nes. Was Thunbcrg als Drac. I clliptica gemeint hat, möchte wühl Niemand mehr , wissen. Dr. spicata haben wir frUher aU Syno- nym der Dr. clliptica betrachtet, wir haben uns jetzt aber überzeugt, dass sie selbständige Art ist. I Dagegen ist Dr. javanica nicht verschieden. ' !•. Dr. thalioidcs ist nach Morren selbst (Belg. hortic. Tom. X. p. 3ß8) nur Gartenname, da- ' gegen Aubryana die richtige Benennung. Wie i Dr. Regel dennoch dazu kommt, den Gartennamen vorzuziehen, begreifen wir nicht. » s von 24 Fuss Höhe . 20 . Verkiiur von IvonitV'ren. Bezugnehmend auf die Anzeige in der vorigen Nummer der Wochenschrift erlauben wir uns hier noch die Grösse einiger der interessanteren Koni- feren mitzutlieilen, welche durch die Vermittelung des Kunst- und Handelsgärtner Bucsc (Lundsbcr- ger-Stra.«se 4t)j im Garten der Frau Kommcrzicn- räthin Keicheuheira (Thiergartenstrasse l'.t oder Königin-Augusta Strasse 44) aus freier Hand ver- kauft werden »ollen: Araucaria Bidwilli Cunninghami excelsa » glauca imbricata Abies Jezoensis Dammara Brownei , Orientalis Pinus Moutczumau , patula Sciodopity« verticillata Dacrydium vlatuni ji cuprc»»inum Libocodrus chileusi» Doniana Podocar|>us macrophylU , laela Cr>'ptomoria elegant 9 12 ,s 1. 'i 14 4 1.) 4 a ü a » » » » » a » s » ■ a Durchm. Hohe hie \usslfllnug Ars rrpiB'» in Brernrn findet »om .10. Vptrnilirr hi-* t!. flkllir. dorb norh slatl. Vrriag rnn Wicfttndt ft H«inp«I In Bertin, ZiüBtr StruM Ns tl Dmck der C. F»Nl»r'»clifn Hncbdrnckerci 'h. M»w«iK n*rlla. M(Uii'Slr«M« Ro. I*. Wochenschrift des Vf^r« Uies znr Beförderung des Garteiibaaejs in den Eönigl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pfflanzenkunde« Redakteur : DProfessor I>r. Ivarl Koclii General - Sekretär des Vereines. No. 38. Berlin, den 23. September 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post- Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: 53 1. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. August. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. Sonntag, den 24. September, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause eine Versammlung und eine Ausstellung des Vereines statt. 531. Tersaninilung «Ics Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28, August. Sa der Vorsitzende und sein erster Stellver- treter verreist -wareu, hatte Dr. Bolle den Vorsitz übernommen. Der Generalsekretär sprach über die ausgestellten Pflanzen, welche dieses Mal von 11 Gärtnern und Gartenliebhabern in 25 Bewerbungen vorhanden waren. Es ist dies ein erfreuliches Zeichen für den Werth der grösseren Monats-Ausstellungen, welche zum ersten Male in diesem Jahre ins Leben gerufen wurden und im Anfange von Seiten der Gartenbesitzer und Gärtner wenig Berücksichtigung erhielten. ikus dem Garten des Geheimen Kommerzien- rathes Kavent hatte der Obergäitner K ön ig eine Sammlung von 15 verschiedenen Marantaceen aus- gestellt, die wegen der Grösse der Exemplare ein klares Bild von der Schönheit der dazu gehörigen Arten zu geben im Stande war. Es waren alte und neuein bester Auswahl. Professor Koch machte darauf aufmerksam, dass man die Marantaceen im Gewächshau.«e nicht zu gross werden lassen dürfe, weil dann an den Blättern meist die schönsten Zeichnungen sich verlieren. Es betrifft dieses ganz besonders die Gruppe, deren Arten, gleich dem Phrynium vittatuni, die aufrecht stehenden Blatt- spreiten auf langen Stielen besitzen. Die schönen weissen oder rothen Streifen und Bänder verschwin- den hier, sobald die Pflanze ihre vollkommene Aus- bildung erhalten hat ; eben so wird dann meist die braunrothe Unterfläche der Blätter hellgrün. Kunst- und Handelsgärtner Leissegang in Charlotteqburg gehörten einige noch wenig verbrei- tete Pflanzen in bereits hübschen Exemplaren. Phormium Veitchii ist unbedingt die schönste unter den buntblättrigen Formen des Neuseeländischen Flachses (Phormium). Von den 3 Farnen empfiehlt sich Pteris pterodactyla wegen der schönen Gestalt der Blätter. Athyrium Goringianum pictura sahen wir als tricolor zuerst auf der internationalen Aus- stellung zu London im Jahre 1866 und dann wiederum in Paris (9. Jahrg. S. 240 und 10. Jahr- gang S. 141). Es ist ein Freilandfarn, was Empfeh- lung verdient. Dagegen gehört die buntblättrige Form der Pteris serrulata, welche ebenfalls in dieser Gruppe sich befand, in das Kalthaus. Yucca albo- spica sahen wir zum ersten Male im Jahre 1862 bei Jean Verschaffelt in Gent (5. Jahrg. der Wochenschr. S. 83) und wurde auch in Berlin etwas später ausgestellt; seitdem ist sie aber wieder- um seltener geworden. Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu war wiederum mit mehrern Bewerbungen erschienen; von ihnen erwälmen wir jetzt eine Gruppe von 18 blühenden Pflanzen. Unter diesen befanden sich mehre Orchideen, ein stattliches Exemplar des Lilium auratum und die von Siebold direkt aus Japan eingeführten Formen des Lilium lancifolium Hort, (speciosum Thunb.), welche letztere robuster, als die in Europa gezüchteten Formen sind. Als neue Einführung war das Dekorationsgras Gymuo- 38 298 thrix latit°oIi:i, Ubt-r das iu (lern diesjährigen Be- richte über die neuen Pflanzen (S. 166) geeprochen ist, voriiaudcD. Wenn es etwan dichter wUchse, so würde es iioc'li mehr zu ciniitchlcn sein. Kunst- und Ilandi-I^tgärtner Bo es c hatte eben- fall« neuere I'Hanzeu ausgCHtellt. Unter ihnen be- fand !>ich aucli die Abart unstcrer Ringelblume (Calendula ofHeinalis), weleiie unter dem Namen le Proust besunders in Frankreich beliebt iitt und dureli \'il murin in Paris weiter verbreitet wurde. Diese Abart unterscheidet »icli mannigfach zum V'ortlieil von der ilauptart, indem sie mehr aufrecht und bu!ichiger wächst, auch mehre Monate hindurch in BltUhe ist. Di.; IJlUthenkörbdien sind gefüllt und ihre gelben Hlüthchen haben einen rothlichen Schein, ausserdem aber nucli, besonders am obern Theilc, einen braun-rotheii Uand. Eine zweite zu empfehlende Somuierptlauze ist eine Form des Amarantus melancholicus, welche neuerdings unter dem Namen A. bicolor ruber in den Handel gekommen ist. Sie unterscheidet sich von dem früher häutiger kultivirten A. bicolor durch leichtere Kultur, indem die Pflanze gegen Witte- rungs-N'erlialtuisse gar nicht eniptindlich ist. Ferner hatte Kunst- und Ilaiidelsgäitner Boese noch 2 der neuen Astern: die deuische Kaiser- und die Viktoria -Zellen- Aster ausgestellt, die wie- derum eine Vervollkommnung dieser nun fast ein Jahrhundert in den europäiiicheu Gärten kultivirten Garten Aster zeigte, sowie zwei Sommergewachse aus der Familie der Maskcnblutliler oder Pcrsonaten: die schon früher einmal eingeführte Collinsia lietc- rophyila Flook., welche aber an Schönheit der be- kannten V. grandiflora Lindl. nachsteht, und Schi- zanthus papilionaceus, welcher zwar kleinere BlUtheu, als die bekannten Arten, besitzt, dagegen sich durch grosseren Reichthum und Schönheit der- selben auszeichnet. Beschrieben scheint diese Pflanze noch nicht zu sein, insofern sie nicht einer anderen schon beschriebenen Art angeliört. Sehr interessant war die Sammlung v>ni psoni , die bunten Blatter auf die Unterlage überzutragen, erkannt hatte, xind von Gärtnern vielfach glückliche \'ersuche angestellt Worden, von den übrigen bekannten Abutiluns, und zwar mit Hülfe des genannten Abutilon 'riiompsoni, ebeiifulN buntblUltrige Formen hervorzurufen. Die Zahl der von l'asewaldt ausgestellten .Vbntilon- formen betrug nicht weniger als M. Ausucrdem waren aber noch aus derselben Hanilelsgiirlnerci einige neuere Pflanzen, welche F.nipfehliing ver. Jahrgang S. Iü7) und ist eine der schönsten Blattpflanzen des I icwüchshau^es, die auch gut im Zimmer aushält. Eine Schaupflanze des Agapanthus umbcllatus, der jetzt wiederum mehr kiiltivirt wird, verdankte man dem Rentier Kau mann. Sic hatte nicht weniger als 13 reichblUhendc Dolden. Sie Sammlung des Kunst- und Handelsgärtners Plage in Schöneberg bestand fast nur aus Markt- pdanzeu, zeichnete sich aber durch Mannigfaltigkeit und gute Kultur der einzelnen Kxemplare aus. /Lua dem Versuchsgarten des Vereines hatte der (Jbergärtner Neu mann eine Sammlung von 28 Sorten Fuchsien au.sgestellt, die sich durch BlU- thenreichthum auszeichneten und daher am Meisten kultivirt zu werden verdienen. Es waren sämmt- lich diesjährige Stecklinge von 1 bis 1^ Euss Ilöho und ;' bis 1 Fiiss Durchmesser. "Wir kommen zu den ö Bewerbungen des bo- tanischen (Jartcns. Dieses Institut ist unter An- derem reich an Dickpflanzen. In einer der frühe- ren diesjährigen Ausstellungen war bereits eine grosso Anzahl von solchen Aloen, welche als Ha- worthien auch als besonderes Genus betrachtet wer- den, ausgestellt worden, dieses Mal waren in der ausgestellten Sammlung hauptsächlich Fackeldisteln der (ienera Echinopsis, Echinncactus und Mamillaria vorhanden. Wenn die Arten der beiden ersten Genera ihre grossen, zu einer langen Rohre ge- streckten Blüthen haben, stellen sie einen beson- deren Schmuck, der bei den anderen meist weniger in die Au(;cn fällt, dar. Diese Fackeldisteln besitzen einen um so grösseren Werth, als die Blüthen eine längere Dauer haben, als die der meisten Cereen. Liebhaber, wenn sie nähere Kunde haben wollen, verweisen wir auf den botanischen (»arten selbst, wo iio fast täglich noch in Augenschein genommen werden können. Unter der Ctruppe gemischter PdanicD, aus -i l 299 Töpfen bestehend, machen wir auf einige aufmerk- sam, welche besonders eine weitere Verbreitung verdienen, als sie bis jetzt erhalten. Die kleine Falkia repens haben wir zwar schon mehrmals empfohlen (zuletzt im 12. Jahrg. S. 283), kommen aber jetzt wieder auf sie zurück, da sie, wenn sie den Topf rasenartig überzogen hat und die rothen und kurz gestielten Blüthen die ganze Oberfläche bedecken, auf Stellagen, zur Seite der Freitreppen, in Fensterbrürtungen u. s. w. eine gute Verwen- dung findet. Auch die ebenfalls rothblühende Abroma umbellata, welche Haage u. Schmidt in Erfurt neuerdings wieder eingeführt haben, kann auf gleiche Weise angewendet werden. Dasselbe gilt von dem bereits auch früher schon von uns empfohlenen Körbchenträger Hymenatherura tenuilobum (8. Jahrg. S. 379). In gleicher Weise (als Schalcupflanze) kann auch die niedliche Selaginella denticulata An- wendung finden, wenn sie gut gezogen wird. Ein Exemplar war vorhanden, was 16 Zoll im Durch- messer besass. Zu den Pflanzen, welche früher vielfach kulti- virt und auch während der guten Jahreszeit ins Freie verpflanzt wurden, gehört unter Anderem auch die Melastomatee Heterocentron roseum. Die bo- tanischen Gärten und vor Allem der Berliner, haben ein grosses Verdienst, dass sie konservativer sind, als Haudelsgärtnereien, und Sorge dafür tragen, dass schöne Pflanzen nicht verloren gehen. So sahen wir auch den wcissblüthigen Agapanthus, der sich kaum noch in dem Garten eines Liebha- bers befinden möchte, aus dem botanischen Garten ausgestellt. Die Sammlung von 15 Coleus - Blendlingen, welche, wie bereits mehrmals erwähnt ist, in dem Versuchsgarten der Londoner Gartenbau- Gesellschaft in Chiswick durch den Gothaer Bause (nicht Böse, wie wir früher geschrieben haben) vor einigen Jahren gezüchtet wurden, nahm wegen der Mannigfaltigkeit in der Form und in der bunten Zeichnung der Blätter die Aufmerksamkeit der Schauenden vielfach in Anspruch. Der Gehülfe F. Lange im botanischen Garten hatte sie heran- gezogen und sie nebst 3 neueren Pflanzen: Pan- danus Linnei, Spathiphyllum Minahassae und Bro- melia Ananas fol. var., welche wir ebenfalls schon früher besprochen haben, sowie nebst 2 Dekora- tionspflanzen: Astrapaea Wallichii und Hibiscus ferox, die als Stecklingspflanzen einen gärtnerischen Werth besitzen, ausgestellt. Bei der Bewerbung um abgeschnittene Blumen hatten sich mehre Gärtner betheiligt. Die eigen- tliümliche Sonnenblume des Kunst- und Ilandels- gärtners Boese, Sutton's golden glob, deren sonst flaches Blüthenkörbchen am Rande sich so gehoben hatte, dass die Mitte konkav erschien, würde wohl kaum bei den Gartenfreunden Anerkennung finden. Desto ausgezeichneter waren dagegen die Stock- malven : sie besassen eine Vollkommenheit in der Blume, wie man sie nicht besser in England finden kann. Betheiligt hatten sich bei dieser Bewerbung die Metz'schen Baumschulen in Steglitz durch den Obergärtner Müller, ferner Kunst- und Handels- gärtner L. Mathieu und Obergärtner Neumann im Versuchsgarten des Vereines. Nicht minder durch den vollkommenen Bau der Blume beach- tungswerth waren die gefüllten Zinnien der beiden zuletzt genannten Gärtner; Kunst- und Handels- gärtner L. Mathieu hatte aber ausserden noch ein Sortiment der schöneren Gladiolen ausgestellt. Ferner war ein reichhaltiges Sortiment der neueren Georginen, in ausgewälilten Sorten, was nicht we- niger die Aufmerksamkeit der Anwesenden in An- spruch nahm , vorhanden. Endlich hatte Kunst- und Handelsgärtner Wilhelm Wendt iu der Ha- seuhaide (Nr. 9a) eine reiche Anzahl abgeschnitte- ner Rosen zu einem Bouquet vereinigt. Von Gemüse waren Gurken durch den Kunst- und Handelsgärtner Pas ewaldt in Charlottenburg in 6 Exemplaren vorhanden. Von ihnen stammte die eine Hälfte aus dem Beete, die andere aus dem Freien. Der ansehnlichen Grösse von l4, so dass auf das Jahr 13-J Gärt- ner kommen. Für ein Land, was in Betreff der Gärtnerei das bedeutendste Land genannt werden mns». ist diese Summe sehr gering. Auffallend »ind ferner für England die Klagen über die geringe Bildung der Gärtner im Allgemeinen, die sich be- sonders in l'nkenntniss der Botanik kundgibt (how deplorably ignorant the mass of them are of the verv impiirtant scientific rudiments of their craft d. i. wie beklagenswcrth unwissend die Ma se von ihnen ist in den uusserordentiieh wichtigen wissen- schaftlichen Grundlagen ihres eigenen GcschäfiesK Wenn wir bei uns die allerdings grosse Anzahl von sogenannten Gärtnern, welche auf dem Lande eine ungenügende Ausbildung von Pseudogärtnern er- halten, in Abrechnung bringen, so ist es eine bestimmte Thatsaehe, dass bei uns unter den jungen Gärtnern neben einer anzuerkennenden allgemeineu Bildung wenigstens da» Streben, sich wissenschaftlich weiter zu bilden. v<.rherrscht. Mehre ergreifen selbst gern die Gelegenheit, wenn sie Stellen in rniversitiita- städten besitzen, Kollegin zu hören, studireu wohl auch selbständig ein und zwei Jahre. AVie eine bessere Ausbildung jungen Gärtnern zu Gute kommt, ersieht man daraus, das* die mei- sten jungen (iärtncr in England, welche sich prü- fen lassen und gut bestanden haben, auch eine bes- sere Karriere machen. Manche von ihnen gehen als Direktoren oder Inspektoren von botanischen Gärten in die Kolonien, andere erhalten innerhalb wiesen hatte. Aus demselben iMablissement war Grossbritanniens gute l'rivatstellen. die in F.ngland auch noeli eine umfassende Sammlung von Gold- nnd Bronze- l'elargonien. welche nicht allein die Aut- mcrksamkeit der Liehlialx-r, sondern auch aller Mesu- eher fesselten. Wiederum hatte auch Ilooper in Buth eine ausgezeichnete Samndung von Nelken ausge- stellt, l'nter den V'erbcnen getiel in der Samm- lung von (J. D. Perrv eine neue SiTte, welche den Namen F.mmn Weaver besass. Die grossen hell- rothen Blüthen Jiesilzen <-in knrmoisinrothes Auge. Kndlieh waren auch hübsche Fuchsien und Ciladio- len ausgestellt. zahlreicher sind und auch besser bezahlt werden. Von den r)4 Gärtnern, welche von Ende 1866 bis Mitte ls7(i ihre Prüfung gemacht hatten, waren zwei, welche die grö«ste Ehre, nämlich zura Mit- glied des Gartenbnuvereines in London ernannt su werden, erhielten, 1 1 wurden «h-ppelte Ehrendiplomc (für Pflanzen- und Blumenzucht und lür t)b«t- und Gemüsebau) ersten Ranges zugesprochen. Aut Versehen ist in der 31. Nummer bei der von einem Königlichen Ministerium der landwirthtchaft- lichcn Angelegenheiten Ubergcbcnen Zu»;>mmeii«tcllung der in den Ptlaiixungcn und Baumschulen det ponioio- giichen Institute» in Proskau durch den strengen Frost im Winter 18Ü9 70 u 1870 71 theils gctodtetcn. theilt beschädigten Obstbäume »vergl. übrigen« 8. 237) der Ort: die landwirthschaftlichc Akademie Prot kau. nicht genannt wordea. Wir bemerken nachtrilglich, daii die klimatischen Verhältnisse Proskau» mit denen in Ralibor. wo sie regclmtt»»ig beobachtet und daher auch bekannt gemacht werden, »ich ziemlich gleich Terbalteu. VtrUfT von Wirgamlt k Ilrmpcl iii Ilrrlm. ZlmmvrStrftta« No. 9t Dnifk der l . t- i i«iir «<-li<-n Im. iKirurkctci iL. Mf»«»', n«rllB. MJBi SiroM No U. Wochenschrift des Fereines znr Befördernng des Gartenbanes in den Eönigl. Prenssisctien Staaten für Ciärtiierei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor* I>r. ICarl rioch, General - Sekretär des Vereines. No. 39. Berlin, den 30. September 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des dentscli-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: James Veitch and Sons. Royal exotic Nursery in der Kingsroad, Chelsea, London. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. James Veitch and Sons. Royal exotic Nursery in der Kingsroad, Chelsea, London. Wir haben schon mehrmals Gelegenheit ge- nommen, über neue Pflanzen des grossen Pflanzen- Etablissements von James Veitch und Söhne in London zu sprechen (zuletzt im 12. Jahrgang S. 221), wir haben auch der grossen Verluste ge- dacht (13. Jahrg. S. 281), welche dieses Etablisse- ment rasch hintereinander in den letzten beiden Jahren betrofi'en, indem der älteste Sohn, derselbe, der durch seine grossen Reisen in Japan und in Neu- seeland sich um Einführung neuer Pflanzen grosses Verdienst erworben hatte, vor nun einem Jahr dem fast eben so lange vorausgegangenen Vater in das Jenseits gefolgt war. Während meines letzten Aufenhaltes in London im Monat JuH habe ich mehrmals das genannte Etablissement besucht und von seinem reichen In- halte von Neuem Kenntniss genommen. Es dürfte daher gewiss für die Leser der Wochenschrift von Interesse sein , wenn sie etwas näher mit einer Handelsgärtnerei vertraut würden, welche in jeg- licher Hiusicht einzig in ihrer Art dasteht. Die engHschen Handelsgärtnereien haben das vor den meisten des Festlandes voraus, dass sie im Allgemeinen sauberer gehalten werden und deshalb einen angenehmen Eindruck auf den Besucher ma- chen. Selbst kleinere Handelsgärtnereien besitzen in der Regel einen besonderen Raum, wo sie das Schönste, was s! an Blatt- und Blüthenpflanzen besitzen, in der Regel ausstellen. Eben deshalb werden auch sie häufig von Pflanzenliebhabern besucht, die ihrerseits nun wiederum viel eher geneigt sind, zu kaufen. Damit die Sauberkeit stets erhalten werden kann, werden auch mehr Leute beschäftigt; damit hängen aber wiederum im Allgemeinen die hohen Pflanzenpreise Englands zusammen. Wem es vergönnt ist, das luselreich oder doch wenigstens London, die erste und grösste Weltstadt, zu besuchen, versäume, wenn er Interesse an Pflan- zen und Blumen hat, nicht, das Pflanzen-Etablisse- ment von James Veit ch und Söhne daselbst zu besuchen. Die Verbindungen sind in London aus- serordentlich leicht und machen schon deshalb im Vergleich zu früher in der neuesten Zeit das Le- ben daselbst eben so wohlfeil, wie in andern gros- sen Städten des Festlandes. Omnibusse und eine unterirdische Eisenbahn, die vielfach mit der über der Erde in Verbindung steht, führen von und nach allen Punkten der riesigen Stadt. Dicht an dem Etablissement von James Veitch and Sons ist der Chelsea-Bahnhof, zu dem man nur seine Richtung zu nehmen braucht, um aus allen Gegenden in kurzer Zeit dahin zu gelangen. Schon der Eintritt zur Gärtnerei von der Strasse aus (der Kingsroad) ist einladend. Man wird von einem Glashause aufgenommen, in dem schöne Pal- men, Farnbäume und andere grosse Dekorations- pflanzen sich befinden. Gleich im Anfange auf bei- den Seiten sind die Bureau's, wo man Auskunft erhalten kann und die Geschäfte abgeschlossen wer- den. Hier werden auch Führer aus der Zahl der intelligenteren Gärtner gestellt, welche in der dem 39 306 Fremden geläufigsten Sprache auf das Interessan- teste dcB Etablisgcments iiiifmerksain machen und «ondt zur Rede stehen. Es befinden '•ich närolich deutsiche und friiiizösisclie Gärtner im Etabhsscment, aus dcrtn Zahl l'Ur die Ausländer die Ftlhrer ge- wählt werden. Für die Besuelior, welche der englischen Sprache mächtig ^ ch andere zahlreiche bunt- blättrige Dieflenbachicn in den Handel kamen. Ich bemerke übrigens, dass A ni b r. V er schaffeit in Gent und Linden in Brüssel um ihre Einführung schon früher sich ebentalls Verdienste erworben hatten. In dem Etablissement von J ames Vei tch und Söhne sah ich unter Anderem 2 neue For- men Dietlenbachien, von denen die eine D. Bow- niani direkt aus dem südlichen Brasilien eingeführt worden war. Auch der Reisende Bowman, nach dem die Pflanze benannt ist und dem wir bereits manche andere Pflanze verdanken, hat seinen For- sehertrieb leider vor Kurzem mit dem Tode be- zahlen müssen. Diese Dieftcnbachia Bowniani baut sich gedrängt, hat aber Blätter von 2 bis 2^ Fuss Länge und von oft 1 Fuss Durchmesser. Die hell-, fast pajipelgrüne (Jberfläche der Blätter ist durch schwarzgrtlne Flecken unterbrochen. Noch schöner ist die zweite Dieflenbachia, ein Blendling, der aus der alten D. picta und aus D. Weirii gezüchtet wurde, aber noch nicht im Handel gegeben ist. Hier sind die Blätter ebenfalls pap- pelgrUn, aber ausser dunkelgrünen Flecken auf der (.•bcrflächc ist auch der Rand dunkclgrün-umsäumt. Der Obergärtner Bause hat ihn gezüchtet und sein Name Veranlassung zur Benennung gegeben. In Betrefl" der buntblättrigen Dracänen aus der Terminalis-tiruiipe habe ich im Verlaufe der letzten Jahre, wo besonders John Oould Veitch eine grosse Anzahl direkt aus Neuseeland und anderen in der Nähe liegenden Inseln eingclührt bot, die Beobachtung gemacht, da!>8 diese Formen, wenn nicht zum Theil Alten, je nachdem sie auf der südlichen Hemisphäre südlicher wachsen, im Durch- schnitt schmälere Blätter besitzen. Neu führen Ja- mes Veitch und Söhne ein: Croton Joannis. Es hat sehmole, 1 ,j , bisweilen selbst 2 Fuss lang« Blätter von glänzend grtlner Farbe, die aber am Rande und in der Mitte durch gelbe Zeichnung unterbrochen wird. Cr. multicolor »teilt eine schöne Form mit unrcgelmäMig geformten Blättern 307 von 7 bis 9 Zoll Länge dar. Diese sind auf der Anfangs hellgrünen, später dunkelgiiinen Oberfläche verschiedentlich gelb und roth gefleckt, ausserdem ist aber die Mittelrippe noch karmoisinroth, die Unterfläche jedoch rein roth. CrotonHookerigiebt beiden nichts an Schönheit nach. Es wächst ge- drungen und hat breit-elliptische Blätter von glän- zend-grüner Farbe. An der Basis befindet sich ein grosser goldgelber Fleck, ausserdem ist aber die Mittelrippe eben so, wie der ganze Stamm und die Blattstiele, goldgelb. Zu den früher schon eingeführten, von uns aber noch nicht erwähnten Formen gehören : Croton cor- nutum ; es hat den Namen von der hornartigen Ver- längerung an der Spitze der Blätter. Sonst sind diese unregelmässig geformt, selbst gelappt nnd ha- ben gelbe Flecken auf der Oberfläche. Sehr schön ist Cr. undulatum mit länglichen, am Rande wellenförmigen Blättern, welche mit der Zeit dunk- ler werden, während die zahlreichen, anfangs gel- ben Punkte und Flecken schliesslich eine karmoisin- rothe Farbe erhalten. Noch nicht im Handel be- findet sich schliesslich Croton Wisemani, wo die langen und schmalen Blätter eine gelbe Mittel- rippe, dagegen schön-rothe Stiele besitzen. Von dem Eindrucke, den ein Haus, gefüllt mit den verschiedensten Formen dieser Crotons und in bester Kultur, macht, kann man ohnmöglich Rechen- schaft geben, zumal wenn noch einige buntblättrige Dracäneen eine grössere Mannigfaltigkeit hineinbrin- gen. Was die neueren Formen, vielleicht Arten dieser baumartigen Lilien anbelangt, so habe ich über sie schon früher regelmässig Bericht erstattet, (zuletzt in diesem Jahrgange, S. 9), ich stehe deshalb nicht an, diesen weiter zU vervollständigen. Was zunächst die neuen Dracäneen anbelangt, welche den frühern (besonders S. 166 bis 168 des 1 1. Jahrganges) anzureihen und in diesem Jahre erst in den Handel gekommen sind, so ist D r a- caena porphyro phylla mit ihren ziemlich lan- gen Blättern auf der Oberfläche bronze-braungrün, während auf der Unterfläche ein bläulicher Hauch erseheint. Dr. magnifica neigt sich der alten Dr. ferrea zu und hat braunrothe Blätter von 1^, selbst 3 Fuss Länge und mit einem Durchmesser von 8 bis 10 Zoll in der Breite. Noch nicht im Handel sind ferner wiederum Dr. amabile mit schmalen grasgrünen Blättern, welche breite, weisse Längsstreifen haben, Dr. Wisemani, wo die lan- gen, elliptischen und in einem Borgen überhängen- den Blätter rosenroth umrändert sind und auch einen rothen Stiel haben, und endlich Dr. Youngii, eine eigenthümliche Form, wo in der Regel das oberste Blatt grüngelbgestreift herauskommt, wäh- rend die nächsten rothgestreift erscheinen. Orchideenhäuser sind nicht ^weniger als 15 vor- handen: warme, mit Mitteltemperatur und kalte. Ich habe erst ohnlängst (S. 214) darüber berichtet, was die Engländer für glänzende Resultate erzielen, dass sie die Hochland - Orchideen Südamerika's in kühler Luft kultiviren. Für dergleichen Oncidien allein ist ein Haus vorhanden, etwas kühler wird ein Haus mit Odontoglossen gehalten; warm dage- gen sind die Häuser nur für Cattleyen und Lälien, oder nur für Vanden und Aerides oder nur für Saccolabien oder endlich nur für Dendrobien. Es würde zu weit führen, alles das Schöne und Interessante vorzuführen, was die 15 Orchideen- Häuser einschliessen. Belohnend war mein Besuch um so mehr, als die Pflanzen auch hier, wie in den andern Räumen, sich nicht allein in vorzüglicher Kultur befanden, sondern dass es auch nicht an reichem Blüthenschmuck fehlte. Dass auch die Sam- metblätter u. Petolen (Anecochilus, Physurus u.s. w.) hier noch in reicher Anzahl vorhanden waren, er- freute mich um so mehr, als diese reizenden Erd- Orchideen auf dem Kontinente von Jahr zu Jahr mehr aus den Gewächshäusern verschwinden. Diese Orchideenhäuser sind die eigentlichen Werkstätten der Thätigkeit des intelligenten Obergärtners D o- miny, denn hier hat er die interessanten Blend- linge, von denen wir hier mehrmals berichtet, her- angezogen. Hier beschäftigt er sich ferner auch gern mit der Anzucht neuer Formen. Es ist aber nicht allein die Befruchtung der Orchideen, wo Domin y glänzende Resultate er- langt, nicht weniger interessante Blendlinge hat er in der Familie der Schlauchpflanzen oder Nepen- thaceen erhalten. Auch hierüber ist mehrmals in der Wochenschrift berichtet worden. Für die künst- liche Befruchtung von Arten aus beiden Familien ist ein besonderes Haus vorhanden, was des Inter- essanten Manches darbietet und besonders Physio- logen Gelegenheit geben könnte Beobachtungen an- zustellen. Der Obergärtner Dominy besitzt bei seinen Kreuzungen bestimmte Prinzipien; er stellt sich, wie der Züchter von Hornvieh und Pferden, bestimmte Ziele, denen er nachstrebt. Das Haus mit den Schlauchpflanzen wird dem Laien durch die eigen thümlichen Formen derschlauch- oder kannenartigen Erweiterungen des Blattstieles besonders imponiren. Bald befinden sie sich an der Basis des anfangs aufrechten Stammes in grösserer oder geringerer Zahl, bald verästelt sich der dünne Stengel ungemein und die kletternden Aeste haben in weiteren Entfernungen die verschiedentlich-getiirb- ten und gezeichneten Kannen. Im hohen Grade überraschte mich ein kleines Haus, in dem fast weiter nichts als Dar lingtonia californica in den verschiedensten Zuständen ihres 39* 308 Alters, als kleine Samenpflanze und herangewach- sen ' Fiis« hoch, sii-h befiiuleii. I5is daliiu hatte ich nur kleine unschciuliche Pflanzen dieser i^onderba- ren Kanneiijiflanzc gesehen. Nicht weniger werden die Faruhäuser das Inter- esse der Kenner und Gärtner, wie der Laien, und zwar noch um so mehr in Anspruch nehmen, als hier die Aulstellung zum Thcil besonders ästhetisch geschehen ist. Eine Art Vorhaus zeigt Filscnwiinde mit niedrigen Lvkopudiaceen und llynicuuphylia- ceen dicht bedeckt; andere ragen aus ihnen hervor und zeigen zum 'l'hcil die tcinhte Ik-laubung. Dergleichen Pflanzen wachsen bekiiuntlich im tief- sten Schatten feuchter Urwälder. Um ihnen, so weit als möglich, gleiche \'ci liältnissc darzubieten, liiit ihr sinniger Besitzer sie zum '1 heil an der hinteren AN'and angebracht und, um sie stets auch in einer mit Wasserdtlnsten geschwängerten Luft zu haben, durch grosse Ghistafeln nach aussen abgesperrt. Die letzteren sind so durchsichtig, das nur ein sehr aufmerksamer Beschauer sie bemerkt. Auch das Haus, wo die Baumfarne sich befin- den, ist in sofern landschaftlich gehalten, als wie- derum FeUenparthien, mit krautartigen Farnen be- pflanzt, angebracht sind. Die hier vorhandenen Exemplare gehörten kälteren Regionen, besonders des f). Erdtheilcs, an, und entwickelten sich, als wenn sie im freien CJrund und Boden ihres Vaterlandes ständen. Alsophilen, Cvathecn, Dicksimien und Oibotien waren in verschiedener CJrösse, ihre zahl- reichen Blätter meist weit ausbreitend, vorhanden. Schaupflanzen kraiilartigcr und besonders bu- schig-wachsender Farne betanden sich ebenfalls in einem besonderen Plause. Das Genus des Frauen- haares fAdiantnm) hat in der neuesten Zeit, beson- ders durch die Bemühungen von James Veitch und Sölinc, grossen Zuwachs schöner Arten er- halten, di»! ich nicht genug empfehlen kann. Oben an steht A d ian t um Farleyunse, eine Abart des A. Giesbrechtii Th. Moore. Wir sahen es zu- erst im Jardin rcserv«? der internatinnalen Ausstel- lung des Jahres IHüT, aber keineswi'gs in iler Schön- heit, wie die Ausstellung des 1'.'. tluli im (iarlen- bau-Voreinsgarten zti London und das (iewächshaus im Veitch'schen Etablissement es mit einem Durch- messer von 2.^ und 3 Fuss zeigte. Doch auch dir andern neuern und neuesten Arten des Frauenhaar-Cieschlcchts, ganz besonders Adinntum rubel In m 'l'h. Moi.re und die breit- blättrige Form des A. concinnum, waren schön. In Bctrert" der tkbrigen neueren Arten verweise ich auf den Bericht der neuen Pflanzen des Jahres 1869 (12. Jahrg. der Wochenschrift S, lOfn. Als besonders schöne Schaupflan/.cn waren ferner einige (ileicheuicD und Mcrtension vorhanden. Bei uns hält man ihre Kultur für schwierig, während man in England diese Farne ohne grosse Mühe lieranzieht. Sollte auch hier das günstige Klima jenseits des Kanales allein Einfluss haben oder nicht vielmehr Mangel der Keuntniss der Kultur Ursache seinV Exemplare der Merteusia dichotoma u. flabellata, so wie der Gleichenia Spclun- cae und dicarpa von 2 bis 2^ Fu»s Durchmes- ser waren mehre vorhanden. Diese feinblättrigen Farne sind auch in morphologischer Hinsicht inter- essant, da das Wachathuni der Blätter sich genau so verhält, wie das des Stengels bei periodischen i'flauzen aus dem Keichc der Phanerogaroen. Von krautartigen Farnen nenne ich noch die reizenden Lepidoptori» superba und Frasori, deren Blätter bei gut kultivirten Exemplaren Fuss- länge erhalten können. Ein solches grosses Exem- plar hatte man auf den (iipfcl eines abgestorbenen Farnstammes eingesenkt. Beide Farnen müssen sehr kühl und feucht kultivirt werden, sollen aber unter einer Glasglocke selbst im Zimmer gedeihen. Zu diesem Zwecke sind sie liäuflg zu spritzeu, so dass stets Wassertropfcu an den feineu und zarten Fiederii hängen. \\ ie die Blätter nicht die nüthige Feuchtigkeit haben, werden sie schlecht und ster- ben schliesslich ab. Reich fand ich die Farncu-Sammlung ferner an Lomarien, ein Geschlecht, was erst in dem letzten ilahrzehnt in die Mode gekommen ist und seitdem durch mehre Arten in unseren (.iewächshäusern vertreten ist. Von der schon mehr bekannten Lo- inariii gibba hat man jetzt auch eine zwergige Form mit der näheren Bezeichnung crispa, welche noch mehr Em])fehluug verdient, als die Iluuptart. Eine andere P'orm führt den Namen L. Belli und hat Blätter, welche am oberen Ende kanunförniigo Anhängsel besitzen. Scbliossiich mache ich unter den übrigen Farnen noch auf die schöne Da- vallia Mooreanu mit 2 bis 3 Fus.» laugen und an der Basis 1 — 2 Fuss breiten Blättern aufmerksam. Die folgenden Häuser mit neuen Eiut'lWirungcn oder Florblumen und Blüthensträuchern des Kalt- und Warmhauses bilden 2 (»'uerreihcn, zwischen denen ein breiter und bei|uenier \^ eg tlkhrt. Sie sind nicht hoch und haben Satteldiu-h. Die dem Weg zu liegcMide (iiebelseitc ist von aussen mit al- lerhand Schlingpflanzen, hauptsächlich aus den neue- ren Anipelopsis-, rosp. Cissus-Artcu aus Japan be- stehend, überzogen. Einen besonders freundlichen Eindruck machen die erhöhten 're]>pirhbeete, 7.um Theil durch eckige Steine -unterbrochen oder io Felder abgetheilt; die hübschen, unseren Hnuswurc- Artvn ähnlichen Echevericn und andere ihnen ent- sprechende Dickpflanzen haben neben den bunt- blättrigen Alternanlberon in verschiedenen Formen 309 hauptsächlich Anwendung gefunden. Dass ausser- dem kleinere , aber in desto reicherer Fülle blü- hende Blumenpflanzen in mannigfacher Abwechs- lung Verwendung gefunden haben, kann man sich denken. Obwohl nicht in Blüthe, so machten doch jetzt auch die Azaleen-Schaupflanzen in besonderen Häu- sern einen Eindruck auf mich. Einzelne Exemplare der hier kultivirten Azaleen hatte ich zwar früher auf verschiedenen internationalen Ausstellungen des Kontinentes und Englands in ihrem grössten Blü- thenschmucke gesehen, jetzt wurde es mir aber erst klar, dass das Pflanzen- Etablissement von James Veitch und Söhne eine so reichliche Auswahl von Formen dieses Blüthenstrauchs besitzt, dass es sich auf jeder Ausstellung um den ersten Preis für Azaleen bewerben kann. Ueberhaupt wird in der Anzucht von Schaupflauzen hier sehr viel geleistet. Aus den verschiedensten Pflanzen-Familien ist eine ziemlich grosse Auswahl dergleichen vorhanden. Es würde schliesslich des Guten zu viel wer- den , wollte ich noch weiter über den reichen und interessanten Inhalt der übrigen zahlreichen Häuser sprechen. Ich will nur noch Einiges über die Kultur einer Allamanda Hend ersoni berichten, die in einem Warmhause die aufliegenden Fenster überzogen hatte und in seltener Fülle die grossen gelben Blüthen hervorbrachte, um auf diese nicht genug zu empfehlende Pflanze von Neuem aufmerk- sam zu machen. Dass Jugend stets schöner ist, als das herangerückte Alter — auch bei den Pflanzen, — weiss man zwar allgemein, nirgends scheint man es aber mehr verwendet zu haben , als in dem Inselreiche. In England schneidet man selbst Thee- und gelbe Rosen möglichst tief herunter und alles Holz , was bereits durch reichliches Blühen seine Schuldigkeit gethan hat, wird, wie ich bereits schon früher ausgesprochen habe, ohne Erbarmen wegge- nommen. Dieselbe Kulturniethode, um ein reich- licheres und besseres Blühen hervorzubringen, wird auch bei den meisten anderen in Anwendung ge- bracht. Mein freundlicher Landsmann, Obergärtner Bause, theilte mir über die Kultur der Allamanda Hendersonii mit, dass zu dem Zweck einer grösse- ren BlüthenfUlIe der Pflanze mit Eintritt des Winters eine kühlere Temperatur und damit eine Ruhe im Wachsthum gegeben wird, bei der die Blätter all- mähhg abfallen. Soll die Pflanze wiederum frische Vegetation erhalten, so werden zunächst alle Zweige, die geblüht haben, wie bei der Weinrebe, herunter- geschnitten; die Temperatur wird erhöht und reich- liches Wasser ist nöthig. Die wenigen, vorberei- teten Knospen , welche geblieben sind, fangen als- bald mit solcher Kraft zu treiben an , dass sie in kurzer Zeit 4 bis 6 Fuss lange Triebe bilden. Allerlei ans der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VI. ^m 7. Oktober findet in Wien von Seiten der Garteubaugesellschaft eine Ausstellung von gärtne- rischen, am 15. December von land- und forstwissen- schaftlichen Sämereien statt. Es ist dieses eine Ein- richtung, die wir auch anderen Gartenbauvereinen empfehlen. Die Klage von Pflanzenliebhabern und Gartenbesitzern sowohl, als von Land- und Forst- wirthen, dass man hinsichtlich der Sämereien sich oft getäuscht sehe, vernimmt man oft. Dergleichen Ausstellungen in grösseren Städten würden dem Uebelstande wohl, zum Theile wenigstens, abzuhelfen im Stande sein, besonders wenn zu gleicher Zeit Samenprobeu und vielleicht auch eine Darstellung des Samens, aus der man zunächst seine vollkom- mene Ausbildung ersieht, mit ausgestellt würde. Nach dem vor uns liegenden Programme erhält man zunächst durch diese Ausstellung einen Ueber- blick über die wichtigsten, im österreichischen Kai- serstaate gegenwärtig gebauten gärtnerischen, so wie land- und forstwissenschaftlicheu Sämereien, man lernt die Männer selbst kennen, welche sich mit der Anzucht solcher Sämereien beschäftigen und kann mit ihnen in unmittelbare Verbindung treten. Es wird bei den verschiedenen Eisenbahnen versucht werden , eine Herabsetzung der Trans- port- und Fahrpreise zu erlangen. Die Ausstellung der gärtnerischen Sämereien selbst wird 6 Tage dauern und mit einer Ausstellung von Pflanzen, Obst und anderen gärtnerischen Gegenständen ver- bunden sein, die land- und forstwissenschaftlicher hingegen währt nur vier Tage. ' Von Seiten des Staates sind für jede Abthei- lung 4, zusammen also 12 Medaillen von Silber zur Verfügung gestellt. Ausserdem werden au Geld vertheilt als Preise für die gärtnerischen Sämereien 355 Gulden, und zwar 135 Gulden für Samen von Blatt-, 105 für Samen von Wurzel-, 40 für Samen von Fruchtgemüsen und 75 Gulden für Samen von Gewürz- und Küchenkräutern, Kernobst und von Blumen, als Preise landwirthschaftlicher Sämereien dagegen 120 Gulden und zwar 3 Preise (zu 50, 25 und 10 Gulden) für Samen von Getreide- und Hülsenfrüchten, von Wurzelgewächsen und von Oel-, Gespiunst- und Handelspflanzen, sowie 2 Preise (zu 25 und 10 Gulden) für Samen von Klee-, Grä- ser- und Futterpflanzen, endlich als Preise für forst- wirthschaftliche Sämereien 200 Gulden , und zwar 3 Preise (zu 60, 40 und 20 Gulden) für Samen von Nadelhölzern und 3 Preise (zu 40, 25 und 15 Gulden) für Samen von Laubhölzern. 310 Mit ilecht wird ueuerdiugs wiederum zum Be- teBtiRen des Sandbodens, aber auch um sich Binde-Ma- terial zu vtTBchatVcii, die Kaspischc Weide empt'oh- len. Diese Art stammt aber keineswegs vom Kas- pischcn Meere, wie man nach dem Namen schliessen | sollte, denn wir haben sie nirgends, wenigstens auf dessen Westseite, gesehen, sondern wächst ohne Zweifel wild in dem ganzen russischen Reiche Europa' s, \ scheint 8i(th aber auch bis tief nach Sibirien hin zu er- strecken. N'ieileicht kam sie aus den sandigen Ge- genden im südlichen Sibirien, wahrscheinlich über Astrachan am Kaspischcn Meere, zuerst zu uns, um auf SandHiichen verwendet zu werden. Aus Po- len hätten wir sie allerdings näher gehabt. Die Einführung einer einheimischen Pflanze aus fremden Landen behufs ihrer Benutzung kommt auch sonst vor. Das Wiesen-Lieschgras (Phleuni pralcuse) wurde von England aus nach Nordamciika gebracht und dort unter dem Namen Timotheusgras als ein vorzügliches Futtergras erkannt. Engländer fanden es jenseits des Atlautisciien Ucean.s angebaut und brachten den Samen nach Europa, wo es seitdem ebenfalls unter dem nordaracrikanischen Namen zu den vorzüglichsten Futterkräutern gerechnet wird. Die Kaspische Weide ist wahrsciieiulich nichts weiter, als eine schmalblättrige Form einer andern Art, die zu gleichen Zwecken verwendet werden kann und wegen ihres vereinzelten Vorkommens in Pommern von Willdonow bereits den Namen der Pommer'schen W eide (Salix |>oinerunica) erhielt, »ich aber von der Linn^'schcn Lorbeerweide (Salix daphnoides) nicht unterscheidet. Viele, und unter ihnen auch Willdenow, betrachten sie aber als eine selbständige Art, mit der näheren Bezeichnung acutifolia. Abgesehen von den schmäleren und auch auf der Uuterflächc grünen Blättern, wächst diese S. acutifolia weit schneller auf Sundbudeu, wird nicht leicht zum Baume und treibt schlankere, etwas überhängende Zweige. Zum Binden hat des- ■ halb S. acutifolia ebenfalls den Vorzug vor der ge- wöhnlichen S. daphnoides. , S. acutifolia, aber auch die zuletzt genannte Weide, verdienen in Aulagen besonders berücksich- tigt zu werden, da die mit dichtem blauem Ucitc überzogenen Acsto das ganze Jahr hindurch einen eigenthümliclien und zugleich schiinen Anblick ge- währen. In dieser Hinsicht verdienen sie, gleich der echten Cornus alba Sibirien's (C. sibirica der Gärtrnl, besonders da Verwendung, wo ein dunkler Hintergrund , vor Allem »iun h Nadelhülzer oder immergrünes Gehölz hervorgerufen, vorhanden ist. Auch neben einander nehnien sich Salix daphnoides mit den blauberciften und ('ornusalba mit den kn- rallenriithen Acsten sehr gut aus. Ausser S. acutifolia, fälschlich Kaspische Weide genannt, empfehlen wir aber auch noch eine andere Weide: Salix longifolia Host u. Wimm. (gewohnlich als S. dasyclados Wimm. in den Verzeichuisseu der HandeUgärtuer), um Sandflächen zu bedecken und ein gutes Binde -Material zu liefern. Diese Weide ist selbst gegen eisenschüssigen Boden, wo S. acu- tifolia nicht gedeihen will, wenig empfindlich. Wir sahen sie vor einigen Jahren auf einem Sandfclde, was zu den Flottbecker Baumschulen gehörte, in grösster Ueppigkeit. Die Jalirestricbc bcsassen zum Theil eine Höhe von 6 bis 8 Fuss und lieferten im Winter ein vorzügliches Binde-Material, was in den Flottbecker Baumschulen früher um einen ansehn- lichen Preis gekauft werden rousste. Bfeuerdings wird zur Befestigung des Sandbo- dens auf eiu Gras aufmerksam gemacht, was in Nordamerika eine grosse Verbreitung von Kanada im Nurdeu bis südlich nach Texas besitzt und hauptsächlich den unierikanisclicn Butfeln oder Bi- sons zur Nahrung dient. Aus dieser Ursache wird es auch vou den Amerikanern als Büfl'elgras (Buffalo- gras) bezeichnet, führt aber ausserdem den wissen- schaftlichen Namen B uch 1 oe d ac tvloides. Dieses Gras macht furtwährend Stolonen und kann sich demnach in kurzer Zeit über eine grosse Strecke ausbreiten. Da es einen grossen Nahrungswerth zu haben scheint, so verdiente es auch als Futterpflanze Empfehlung, und dürfte in dieser Hinsicht wohl einmal zu Kultur -Versuchen angewendet werden. Würde es bei uns auf gleiche Weise, wie in Ncu- holland, gedeihen, so hätten wir für unsere biswei- len trostlosen Saudgegenden der Mark und anderer Distrikte der nordostdeutschen Ebene ein Futter- gras, was selbst die Lupine übertrefl'en dürfte. UTir haben vor Kurzem (S. 255) über die gärt- nerische Journalistik der letzten Zeit iu Frank- reich und vor Allem in Paris Bericht erstattet: es freut uns, daas diese allmählig wieder ihreu alten Standpunkt einnimmt und die alte Thätigkcit von Neuem entfaltet. Der Horticulteur fran<,ais ist eben- falls in diesen Tagen wiederum mit einem Hefte erschienen. Er war grade ein Jahr unterbrochen, so tiass die 5 nun folgenden Hefte bis zum Schlüsse des Jahres mit den 7 des vergangenen Jahre« den •Jahrgang 1870/71 bilden worden. Aus dem »ins vorliegenden Hefte des eben ge- nannten Horticulteur franvais ersehen wir zunächst die erfreuliche That«achc, das» der durch die dop- |)elte Belagerung, besondt-r« aber auch durch die anhaltende Kälte de» letzten Winters, »ehr geschä- digte Pflanzenbau in Paris allmählig wieder emsiger betrieben wird und dass die ilorligcn FiandeUgürlncr bereit!« den Nachfragen, sogar nach aussen, zu ge- nügen im Stande sind. Sie haben sich selbst ge weigert, der Regierung einen Bericht über ihre 311 gehabten Verluste und Schäden abzugeben, wohl mehr aus Besorgniss, dass es ihrem Pflanzenhandcl schaden möchte. Wir ersehen leider aber auch aus der das Heft beginnenden Chronik des Horticulteur fran^ais, daf58 neben der wohl mit Recht gerühmten Vaterlands- liebe der Franzosen und vor Allem der Pariser, auch viel Eigennutz, Habsucht und dergleichen des Menschen unwürdige Laster gerade während des grössten Unglückes ebenfalls eine grosse Rolle in Paris gespielt haben. Dieser Vorwurf trifft unter Anderem im hohen Grade auch einen grossen Theil der Pariser Gemüsezüchter. Aus dem Unglücke ihrer Mitbürger verstanden sie materiellen Nutzen für sich zu ziehen, indem sie die gegebenen Um- stände möglichst ausbeuteten. Die Frage der Verproviantiruug der Stadt Paris und die Ernährung seiner Bewohner nahm natürlich mit der Zeit schon, wo die Belagerung bevorstand, eine grosse Aufmerksamkeit, besonders der Behörden, in Anspruch. Mit Hülfe der Wissen- schaft wollte man nicht allein die verhassten Be- lagerer in die Luft sprengen, oder wenigstens doch vertreiben, mit Hülfe der Wissenschaft wollte man auch die nöthigen Nahrungsmittel, vor Allem den Bedarf an Gemüse, herbeischaffen. Einer der Welt- verbesserer, deren Frankreich von jeher viele be- sass, die aber das unglückliche Land während des verhängnissvollen Krieges leider in grösserer Anzahl hatte, legte dem Ackerbau-Minister einen Plan vor, durch dessen Ausführung Paris während des bevor- stehenden Winters mit dem nöthigen Gemüse und Salat, an welchem letzteren die Franzosen mehr als andere Völker gewöhnt sind, versehen w'erden sollte. Die Behörde fand den Plan des Schwind- lers, so unsinnig er auch war, vorzüglich. Schon sollte diesem der Tuilerien-Garten übergeben wer- den, als von Seiten der Praktiker gegen die Aus- führbarkeit gesprochen wurde und die getäuschte Behörde sich gezwungen sah, den Plan fallen zu lassen. Man forderte auf,' andere Vorschläge zu machen. Es traten hierauf die Pariser Maraicher's, d. h. die in der Stadt selbst wohnenden Gemüse- züchter, zusammen und machten sich verbindlich, mit Hülfe der Wissenschaft und ihrer Kunstfertig- keit für den ganzen Winter das nöthige Gemüse heranzuziehen, in so fern man ihnen nicht allein ihr bis jetzt dazu benutztes Terrain auch ferner ohne alle Belästigung überliesse , sondern ihnen ausserdem alles verfügbare Land über'ffeise, in so fern man ferner ihnen allen Dünger unentgeltlich zur Verfügung stelle imd schliesslich sie und ihre Angehörigen vom Militärdienst befreie. Es wurde Alles zugestanden und mehre Hunderte junger kräftiger Männer wurden der Verthcidigung der Stadt entzogen. Man muss anerkennen, dass von Seiten der Maraicher's, besonders im Anfange, alle Anstrengungen gemacht wurden, möglichst zeitig Frühgemüse heranzuziehen, sie hatten aber viel mehr versprochen, als sie halten konnten. Dass in der kurzen Zeit von 3 und 4 Wochen, wie die Maraicher's, gleich jenem Schwindler, behauptet hatten, höchstens Radieschen und etwas Salat, aber kein Kohl u. s. w. herangezogen werden konnte, auch wenn der Winter gelinde gewesen wäre, musste auch eine einigermassen intelligente Behörde wissen. Es kam dazu, dass in ihren Kulturen die Maraicher's leider nicht die Sorgfalt ausübten, wie sie bei einer solchen Kälte, als bereits gekommen, noch nothwendiger als sonst war. So erfroren in einer kalten Januarnacht alle jungen Erbsenpflanzeii. Von Seiten des Verfassers der Clironique im Horticulteur fran<;ais werden aber ausserdem noch den Maraicher's, abgesehen davon, dass sie sich der Vertheidigung ihrer Vaterstadt entzogen, noch harte und wie es scheint, gerechte Vorwürfe gemacht. Sie sollen nämlich, als nach der Schlacht von Se- dan die Deutschen nach Paris zogen, alles Gemüse in den angrenzenden Dörfern aufgekauft und ihre Vorräthe in der Absicht verschwiegen haben, um höhere Preise dafür zu erhalten. Thatsache ist wenigstens, dass trotz den den Maraicher's gemach- ten Vergünstigungen und der grössten Vorräthe Gemüse und Salat einen exorbitanten Preis er- hielten. Welchen Preis beides bisweilen erhalten hatte, ersieht man aus einer Liste, welche im Journal der Pariser Gartenbaugesellschaft veröffentlicht ist, und welche wir des Interesses halber hier im Auszuge mittheilen wollen: 4 Salatköpfe 5 Fr. 5 Salatköpfe 3 St. gebleichter Sellerie 3 Selleriewurzeln . 1 Kohlkopf ... bis 1 Blumenkohl . 1 Botte Radieschen 1 Botte Porree 1 Botte Caroten 1 Botte Kartoffeln . 1 schwarzer Rettich 1 Speisekürbis . 1 Gericht Champignon's 1 Päckchen Spinat 1 Päckchen Petersilie IVer zur Zeit der internationalen Industrie- Ausstellung während des Jahres 1867 sich in Paris befand und im Jardin reserv^ gewesen ist, wird sich noch der Epheupflanze erinnern, welche bäum 7 5 6i 16 4 5 15 19 20 7 14 8 2 1 312 artig herangezogen, die Form eines Sonnenschirmes erhalten liatte. Diese» interessante Exemplar exi- «tirt noch und i^t seitdem natürlich auch grösser geworden. K» gehört dem Landschatt^gärtner KousBcl in Paris (Avenue du Maine, 16) und wird jetzt zum Kaute aufgeboten. Die schirmar- tige Krone bat bereits einen Durchmesser von 4 Meter (also fast 13 Fuss) und wird von einem 2 Meter hohen und 40 Centimeter im Umfang be- sitzenden Stamme getragen. Da die Pflanze sich in einem Topfe befindet, so kann sie nach Belie- ben an irgend einer Stelle, wo man unter ihr, ge- gen die Sonnenstrahlen gescliUtzt, sitzen will, ge- tragen werden. Dergleiclien transportable Veran- den .sind gewiss, besonders in Lu.xusgiirlen, wo oft Schatten fehlt, zu empfehlen, die eigene Anzucht würde aber wohl etwas viel Zeit in Anspruch neh- men; wir machen deshalb auf den verkäuflichen Epheuschirm aufmerk.sam. Wir bezweifeln übri- gens nicht, dass Baumschulbesitzer, welche sich eine Anzahl solcher transportabeln Veranden mit der Zeit heranziehen, auch Kiiufer finden würden. Das Exemplar des Landschaftsgärtners Roussel wurde im Jahre 1847 aus einem Steckling heran- gezogen, ist also bereits 24 Jahre alt. Zn Frankreich wird die Moschuspfianze (wahr- scheinlich Mimulus moschatus) gegen Ameisen, welche sich in Mcloncnkästeii oder auf Beeten ein- gefunden haben und den Früchten oft grossen Schaden thuen, empfohlen, indem man sie zwischen die Fruclitpflanzen bringt. Leider geht es aber hier, wie mit anderen stark riechenden Pflanzen oder Gegenständen: die schädlichen Thiere, welche man vertreiben will, gewöhnen sich allmülilich auch an den (jorucli ; damit hilft aber das Mittel nichts mehr. Aus demselben Orunde empfiehlt man bei Pfir- sichspalicren, wenn Ameisen sich eingenistet haben, die ebenfalls nach Moschus riechenden Pflanzen des Liebesapfels (Solanum Lvcopersicum) in der näch- sten Nähe anzubringen. Wir haben aber auch liier geHchon, das» die Ameisen nach einiger Zeit sich so an den sonst unnngenehnien tJeruch der genannten Pflanze gewöhnt hatten, dass sie selbst an den dem StamuH- des Fruclitgchölzes ange- pflunzlon F^xcmplaren des Liebesapt'els emporliefcn, um zu den süssen Früchten des Pfirsichbaumes u. s. w. zu gelangen. CJegen Ameisen hat man neuerdings jenseits der Vogusen auch 'l'crpenthin-Spiritus empfohlen, den man auf die mit Ameisen behafteten Fruchtpflanzen oder noch besser, aul ilio Nester, wo »ie sich haupt- sächlich autlialten , spritzt. Den Pflanzen selbst schadet es nichts. Zn Paris sollen die vor dem Kriege mit grosser Sorgfalt unterhaltenen öflTentlichen Plätze und An- lagen auf gleiche Weise wieder, wie früher, her- gestellt werden. Das grosse Etablissement des Fleu- riste, wo bisher der grosse Bedarf an Pflanzen und Blumen herangezogen wurde, ist trotz der nicht unbedeutenden Verwüstungen im letzten Kampfe mit der Kommune durch die Franzosen selbst, wiederum so weit im Stande, dass bereit« reichlicher Vorrath au Pflanzen vorhanden ist. Das Etablissement wurde bekanntlich durch den frühe- ren Scine-Piärckteu unter Napoleon, Hausmann, unter der Direktion des von uns früher mehrt'ach in der Wochenschrift erwähnten Landschaftsgärt- ners Bar iH e t- Deschamps gegründet und auf die bedeutende Höhe, auf der es während der inter- nationalen Industrie -Ausstellung im Jahre 1867 stand, gebracht. Kurz darauf legte Barillet- Deschamps seine Stelle nieder, um in Aegypten, von dem Chedive beauftragt, ebenfalls grossartige Verschönerungen in's Leben zn rufen. Sein bis- heriger Übergärtner Rafar in , ein intelligenter und kennt niäsreicher Manu, übernahm die Leitung des Etablissements. Es geht uns jetzt durch die Revue horticole die Nachricht zu, dassRafarin durch einen Wege- bau Kondukteur, Drouet mit Namen, im Etablis- sement des Fleuriste ersetzt ist, während die Be- pflanzung und die Aufsicht der öfl'entlicheu .\nla- lagen und Plätze einem anderen Wegebau-Kon- dukteur, Seilhcimor, übertragen wurde. Die GrUirde, welche bestimmt haben, anstatt praktischer Gärtner Wegebau- Kondukteure , die in der Regel von der Kultur der Pflanzen nichts verstehen, ein- zusetzen, kennt man nicht. Wenn auch bei dem von der Architektonik abhängigen Gartenstylo der heutigen Franzosen, wie zur Zeit Ludwig XIV., ein Bauverständiger, der einigermassen sich auch mit Verschönerungen durch Pflanzen beschäftigt hat, für Bepflanzung zwischen (iebäuden bisweilen selbst geeigneter werden kann, als ein einfacher Gärtner, so verhält es sich doch bei der Anzucht von Pflanzen anders. Es ist das eino Sitte der Franzosen Überhaupt, j nicht einen Chef fUr einen grossen Garten oder I für einen Park zu ernennen, sondern die verschie- I denen Arbeiten besonderen Sachvcrstamligen zu I übergeben. So bat einer die Aufsiebt Über die I Wege, ein* anderer über die Anpflnnr.ungen, ein ' dritter Über die Gewächshäuser u. s. w. Vrrlaf ron WirK«nilt tt llpmprl in KvrIiD. Zlmnifr Slrkaa« N., »I Druck dar C. K ti «t pr'urhrn Irlla. Ultnt MlruM Na 11 Wochenschrift des Vereines zur Befördernng des Gartenbanes in den Königl. Prenssisclien Staaten fiir Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor I>r. ICarlKocli, General - Sekretär des Vereines. No. 40. Berlin, den 7. Oktober 1871. Inhalt: Abfälle an Kiefern. Von Professor Ratzeburg. — Eine Ausstellung von Pflanzen, Blumen, Früchten u. s. w. in Dresden. — Illustration borticole. Jahrgang 1871. — Ueber die weisse Trüft'el. Vom Geh. Med. -R. und Prof. Dr. Goeppert in Breslau. Am nächsten Mittwoch, den 11. Oktober, Abends 7 Uhr, findet eine ausserordentliche Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues im Englischen Hause statt, um das Programm für die nächst- jährige Fest- Ausstellung endgültig festzustellen. Abfälle an Kiefern. Von Professor Ratzeburg. In diesem Jahre wurden in und um Berlin, wo sich Kiefern, besonders Pinus sylvestris, in Gärten oder im Freien befandeu, abgebrochene Zweigspitzen unter dem Baumschirm bemerkt, eine Erscheinung, die diq Forstleute mit dem Namen der „Abfälle" bezeichnen, um sie von den bei Fichten vorkommenden „Absprüngen", welche ganz anderer Natur sind, zu unterscheiden. Dass bei Abfällen Insekten, die die Zweige an- greifen, im Spiele sind, weiss nun wohl jeder ge- bildete Forst- und Gartenwirth; oft aber irren die letzteren darin, dass sie den Hylesinus (oder Hylurgus) minor für den Thäter halten und glau- ben, dass dieser auch in den Zweigen brüte. Was den ersten Irrthum betrifft, so muss mau mir glauben, dass ich nach hundertfältigen genaueu Untersuchungen, die ich mit den noch den Käfer enthaltenden Abfällen vornahm, niemals den minor, sondern immer nur den piniperda in denselben fand. Wer es mir nicht glaubt und etwa den Käfer selber bestimmen will, wird ein schweres Stück Arbeit bekommen, denn, ausser • einem nur mit guter Loupe bemerkbaren Kennzeichen am Absturz, unterscheidet er sich von piniperda gar nicht: er ist keineswegs immer kleiner, als pini- perda, der Name also trüglich. Biologisch allerdings ist er sehr verschieden, denn er entwickelt sich meist nur am Gipfel der Kiefern, während piniperda nur am Stamm- ende lebt, auch loth rechte Muttergänge hat. während die des minor wage recht sind. Wenn die durch ihn getödteten Kiefern (meist Stangen) gehauen und in Klaftern aufgestellt sind, wird man ihn also hier am besten kennen lernen können. Er ist dann zwar meist schon ausgeflogen, aber ein- zelne vertrocknete Exemplare bleiben immer zurück, und an diesen wird mau den specifischen Unter- schied wahrnehmen können. Warum er sich bei den Abfällen nicht betheiligt, trotz der grossen Aehnlichkeit mit piniperda, kann man nicht sa- gen — genug, dass er es nicht thut. Ferner sind in einem Irrthum befangen Die- jenigen, welche an ein Brüten in den Zweigspitzen glauben. Früher mag dieses daher gekommen sein, dass Bech stein, der Urvater der Forstinsekten- kunde, von den Larven des piniperda sagt, dass „Einige* in den Jüngern Trieben sie gesehen zu haben vorgäben. Er selber glaubte aber schon nicht mehr daran ( Forstinsekt ologie von 1818, pag. 191), und später glaube ich auch den Grund jenes Irrthums, der keineswegs aus der Luft ge- griffen zu sein scheint, darin gefunden zu haben, dass wirklich ein Käfer in den jungen Trieben der Kiefer sich entwickelt, nämlich Anobium nigri- num (Meine Forstinsekten Bd. L, 2. Aus- gabe, pag. 49). Jetzt hat man aber auch die Larven besser kennen gelernt, und man weiss, dass die Larve von Anobium sechsfüssig ist, die von Hylesinus aber, wie von allen übrigen ächten Xylophagen (Xyl. genuinaLatreiUe) fusslos. Das Brüten, oder mit anderen Worten, den Aufenthalt und die Entwickelung der Larven der Xylophaga genuina muss man wo anders suchen. 40 314 Die Kät'tr wählen zum Absetzen ihrer Eier immer die härtercu Baumtheile, meist sogar nur des Stam- mes, und, da hier sich schon Borke gebildet hat, die sie durchbohren müssen, so führen fie ganz mit Recht im X)ciitschen den Namen Borken- käfer, der also bezeichnender ist, als Xylophagae, da ja die meisten unter der Kinde bleiben und nicht in'» Holz gehen. Was nun die beiden in Rede stehenden Hylesinen betrifft, so verhalten sie sich auf die vorher angegebene Weise sehr verschieden: der minor wurde erst vor Kurzem an den horizontalen Muttergängen erkannt, ■wäh- rend p in i per da dem Li und schon gut bekannt war und sehr hübsch von ihm, weil er „ramulos exsiccat et cadere facit" der „hortulani naturac fa- raulub* genannt wird (Fauna suecica ed. 3, v. 1761 pag. 143.*) Bei den Forstleuten heisst er auch fast allgemein „der Waldgär tn er". Ks TerHtcht sich also schon von Kclbst, dass der minor, weil er gar nicht die Zweigspitzen be- wohnt, auch nicht durch Zusammenfegen und Verbrennen derselben vertilgt werden kann. Selbst piniperda wUrde durch dies Mittel wenig verkürzt werden können, da er nie lange in den Abfällen bleibt, und man dieselben meistens un- ter den Bäumen leer findet, sie aber als früher bewohnt gewesene leicht an dem ausgefres-enen Kanal der Markröhrc erkennt. Jlan kann minor sowohl, wie piii i pcrda, mit Erfolg bekämpfen, wenn man im Frühjahre Fang- bäume legt. Der Käfer belegt diese dann mit seiner Brut und nicht das stehende Holz. Weiteres über diese beiden Borkenkäfer, so wie die übrigen wichtigeren , kann mau in meinen „Wald VC rderbcrn „ (ti. Aufl. v. 18G0), einem Auszüge aus meinem dreibändigen Werke über Forstinsekten, nachsehen. Vollständige Register über Namen und Verlialten machen das Auffinden der Gegenstände nach allen Richtungen, auch für den Nich tont omologen, sehr leicht. Ich finde sie zu meiner Freude auch Bchon öfters in diesen Blättern, namentlich von unserem vielseitigen Herrn Redakteur, angeführt.**) *) Dvr liier gcbrniichto OattoDg«n«nio „Dormotitca", i«t frcilirli jetzt iinbrniirlilmr gcwonlcn, (In Ijinni.' iinttT dionotn auch die Spvrkklifcr mit lic|;ritT, ilic im Syntcmo einen ganz andern PIntz bekommen inÜKnen. Heitdrm Knl) ri r i iiü. der groüac Kpformiitor der Kntoniologic, aber die wichtigKicn ci-htcn BorkvnkKfvr in Iloütr ic him und Ily leii i mm nnter^irhiud, ist eine weitere S]>nltiing dimer Gkttungen nlxo in Ilyhirgni etc. ganz (ibcrflliaxig geworden, nenigntenii Dir die MUnnrr der grUnrn Karbe, die nubr zu Ihiin baben. al« zu unteraiicbcn, wie etwa die niikroakopiiicbcn Kühlergliedir etc. bracbafTcn tind : man ntudire dafür lieber dieLcbonswciiic, »agc Vllnftig, mit Hinweglauung de» (Jattungunainen«. wie die» auch oft tclion beim KontmanDc gcbrKucblicb IM, der pioiperda und der minor. Anm. de» Verf. :■ Ml ■ U V ■ . «m...... .•*.. . ». . ') Vergl. übrigen« 13. Jahrg. 8.818. Anm. der Red Ciiic ilii!^:^lr(riiu(] oon pnnp, .Rfiimrn iiiii) .Irür^lfu in Dresden. Die Gartenbaugesellschaft Feronia, bestehend nur aus Gärtnern, gegründet am 2U. Januar 1868, hat sich zur Aufgabe gestellt, mit allen Kräften dahin zu arbeiten, den Gartenbau immer mehr und mehr auf die Stufe der \'ervollkommnuug zu brin- gen und den Handel mit den Erzeugnissen dessel- ben zu fordern. Zur Erreichung genannter Zwecke wurde vom 3. bis 9. Juli 1869 die erste öffentliche Ausstel- lung in den Räumen des Linke'schcn Bade.«, die zweite vom 20. bis 28. August 1870 in den Räu- men des zoologischen Gartens und die dritte dies- jährige, vom 1. bis 9. Juli ebendaselbst abgehalten. Alle drei Ausstellungen legten Zeugni.«« ab von dem festen Willen, dem Mutli und der Beharrlich- keit der Mitglieder, trotz der geringen Kräfte. Es wurde so viel geleistet, dass Kenner und Laien befriedigt wurden. Besonders bestätigte diea die letzte Ausstellung. Für diese hatte die Gesellschaft Feronia, wie eben noch erst, wiederum die grossen Rasenflächen vor dem Winterhause des zoologischen CJarteus ausgewählt, mit schön gewundenen Gängen durch- zogen, den Rasen frisch eingesäet und darauf dio ausgestellten Pflanzen im landschaftlich-dekurirten Sinne mit Geschmack und Geschicklichkeit aufge- stellt. Die Anlage des Ganzen war dem Land- schaftsgärtncr M eurer übertragen, der nach dem Urtheil aller derjenigen, welche die Ausstellung be- sucht haben, diese Aufgabe auf das Glücklichste gelöst hat und deshalb auch von Seiten des Preis- riclitcramtcs die goldene ^lodaillu zugesprochen er- hielt. Die Vcrtlicilung der Schau- und dekorativen Pflanzen hatte zur Unterstützung der Kunst- und Handclsgärtner Karl Petzold übernommen und dadurch verschiedene Ansichten durch Gruppirun- gcn geschaffen. Der Eingang zur Ausstrllung im freien Garten führte über eine, zu dem Zwecke eigen« erbaute Brücke, die über ciu WaMcrboAsin gespannt war. Aber ausser diesen sinnig gruppirtcn Ra«cn- flächcn im Freien war zur Benutzung noch ein Zelt und ein Gewächshaus für die wärmeren und zarteren Pflanzen in An.ipruch genommen. Da sehr gutes Wetter die Ausstellung begünstigte, so konnte gewiss für die zahlreichen Florblumcn und Blüthen- sträuchcr, welche zum Thcil in grossen Sammlun- gen vorhonden waren, kein passender Raum auf- gefunden werden, ols die grünen Rasenflächen de« zoologischen Gartens, ^um 'i'hcil um.säuint von schö- nen Bäumen und grünem Gebüsch. Damit man über das Ganze der Ausstellung 315 einen Ueberblick erhielt, hatte der Gartenkünstler, der den Plan zur Aufstellung entworfen hatte, mitten darin eine Felsenparthie mit den dabei ver- wendeten Pflanzen zum Glanzpunkt der ganzen Ausstellung gemacht, zuraal man auch für Wasser - bassins, Wasserfälle und Springbrunnen Sorge ge- tragen hatte. Das Wasserbassin war von Fischer & C 0. ausgeführt, der Springbrunnen mit Druck- werk von dem Klempnermeister S ch äk er angefertigt worden. Die Felsen hatte man mit allerhand Alpenpflanzen und diesen entsprechenden Gewächsen besetzt, ausserdem noch hier und da Kiefern ver- wendet. Dass bei einer Ausstellung eines Vereins von praktischen Gärtnern, wie sie Dresden schon seit Jahrhunderten aufzuweisen hat, auch die Pflanzen, welche grade Mode sind und am Meisten bean- sprucht werden, im Vordergrunde standen, kann man sich denken; ein Fremder, der zufällig aus einem anderen Erdtheile nach Dresden gekommen wäre, hätte sich durch diese Ausstellung eine Einsicht in die Pflanzen der Dresdener Gärtnereien und des Publikums verschaffen können. Neue Ein- führungen, Schaupflanzen des Warm- und Kalt- hauses u. s. w., wie sie bei den Ausstellungen der grossen Städte gesehen werden, suchte man hier grösstentheils vergebens. Es wurden bei der Aus- wahl der Pflanzen dem regelrechten Gartenstyl der Franzosen und den Ansprüchen der Zimmer-Kultur am Meisten gehuldigt. Dass die hauptsächlich in Dresden massenweise herangezogenen Blüthen- sträucher der Azaleen, Rhododendren und Kamel- lien Anfang Juli nur ausnahmsweise vorhanden waren, lag in der Zeit der Ausstellung, wo diese sich nicht in Blüthe befinden. Was davon noch ausgestellt war, sollte nur den Beschauenden zeigen, welche Mühe und Sorgfalt man in Dresden ihnen widmet und welches kräftige Ansehen sie in dessen Folge besitzen. Die Betheiligung an der Ausstellung war sehr gross, denn es waren nicht allein Handelsgärtner, welche Antheil genommen, auch die Obergärtner verschiedener Privatgärten und selbst Liebhaber hatten Pflanzen eingesendet. Nach dem Materialc, welches uns vorliegt, hatten sich nicht weniger als 56 Aussteller, welche zusammen gegen 120 Bewer- bungen eingesendet, betheiligt. Es wurden nur Me- daillen, und zwar bronzene, silberne und goldene, aber in grosser Menge, vertheilt, so dass wohl kaum ein Aussteller leer ausgegangen ist. Wir wollen keineswegs hier den gekrönten Gegenständen zu nahe treten, erkennen im Gegentheil die Preiswür- digkeit und das Verdienst in der Kultur der aus- gestellten Pflanzen vollständig an, wenn aber Alles gekrönt wird, was man bringt — leider ein Fehler fast bei allen Ausstellungen — so wird schliess- lich aller Wetteifer und damit auch das Anerkennen des wahren Verdienstes aufhören. Das gute Herz des Preisrichters muss bei einer so ernsten Sache ein Ende haben; mehr noch als bei Geldangelegen- heiten hört bei Preiszusprechungeu alle Gemüth- lichkeit auf. Viele Preisrichter sind freilich der Meinung, und haben in der Tliat oft nicht Unrecht, dass bei milden Preiszusprechungeu die Ausstellun- gen gewinnen, weil meist die Aussteller nicht wie- der Pflanzen bringen, wenn sie ein oder gar mehr- mals leer ausgegangen sind. Hauptsächlich fanden sich buntblättrige und Bouquet- (Scharlach-) Pelargonien vor, denn nicht weniger als 17 Bewerbungen waren hiervon einge- gangen. Man sah eine so grosse Mannigfaltigkeit in diesen Modepflauzen, wie sie wohl kaum bei einer anderen Ausstellung gefunden worden ist. Die grössten Sortimente hatten die Kunst- und Handelsgärtner Zschäckel in Strehlen, Karl Petzold und Gustav Engelhardt geliefert, und zwar ersterer 200 Sorten der neuesten Einführun- gen des In- und Auslandes, Karl Petzold 100 Sorten Bronce- und En gelhardt 100 Sorten Bou- quet- oder Scharlach-Pelargonien. Von diesen bei- den letzteren waren ausserdem aber noch andere Sorti- mente derselben Florblumen zur Verfügung gestellt. Auf das Einzelne einzugehen, so viel Interesse es auch geboten hätte, erlaubt Zeit und Raum nicht. Karl Petzold und Engelhardt hatten auch versucht, durch Aussaaten Neues und Vor- zügliches heranzuziehen und ihre Erfolge jetzt den Schauenden zur Beurtheilung gebracht. Kaiser Wilhelm und Kronprinzess von Sachsen, 2 dieser neuen Pelargonien , sind der Verbreitung werth. Sieckmann jun. aus Köstritz hatte ebenfalls eine von ihm gezüchtete Sorte: Germania unita in meh- reren Exemplaren ausgestellt. Endlich hatte G. A. Petzold die vorzüglichen Züchtungen von Hör- demann in Kassel gebracht, ßemontirende, ein- fache und gefüllte Bouquet-Pelargonien verdankte man ferner in ansehnlichen Gruppen u. A. : G. A. Petzold, buntblättrige; Liebmann, gefüllte von ausgezeichneter Kultur; Rob. Beyer, dreifarbige und Bronze-Pelargonien neueste Sorten aus Eng- land: dem Obergärtuer Lange der Dr. Mi rus- schen Gärtnerei, und endlich H. Neumann. Sehr hübsch nahmen sich auch endlich hochstämmige Pelargonien: Mrs. Pollack und Sunset, von Karl Petzold aus. Eine Sammlung ausgezeichneter Petunien hatte wiederum Karl Petzold ausgestellt, ausserdem aber noch E. Hage und H. Neumann. Die Sammlung von Verbenen, welche wegen des reichen Farbenschmuckes besonders den Damen gefielen, ge- 40* 316 hörte dagegen Rob. Beyer, eben so eiue weithin aDgenehmei) Geruch verbreitende Gruppe von Ilelio- trupicii. Dass aucii Fuchsien reichlich vertreten waren, dazu gab die günstige Jahreszeit Veran- lassung. Wir nennen hier als die liauptsäclilichsten Aussteller: C. Zschäckcl, Obergärtner Jensch und Karl Pctzold. Obwohl Rosen in einigen Sammlungen, hochstänimige in 2 (irujipen von Schäme, wurzelechte von Neuniann und Moos- rosen von Körner in Laubegast, vorhanden waren, Bo hätte man doch mehr erwarten können. Dres- den scheint überhaupt nicht, trotz der K usc hpler- Bchcn Erfolge in der Anzucht neuer Sorten, eine BdlcLe grosse Vorliebe J'Ur Rosen zu haben, wie andere grosse Städte, besonders IJamburg und Berlin, namentlich aber Paris und London. Erfreulich waren die mannigfachen Betheiligungen mit Reseda, und zwar nicht allein mit den gewöhn- lichen, sondern auch mit den verbesserten Sorten. Die letzteren haben leider im Allgemeinen noch immer nicht die Verbreitung gefunden, welche sie verdienen. Was Liebmaun und namentlich Al- win Dolce davon ausgestellt hatte, war vorzüg- lich. Wir freuten uns auch Sortimente vorzüg- licher Stiefmütterchen von Schwan ecke aus Oschersleben, der sich hierin grosse Verdienste er- worben, zu sehen. Blumenrohr oder Cannas waren in 2 Aufstel- lungen von Semniolrath in Strehlcn und von Liebmann vorhanden; besonders die erstere zeich- nete sich durch grosse Mannigfaltigkeit aus. Geor- ginen, und zwar gewöhnliche und Lili|(Ut, hatte Alwin Petzold in besonderen Gruppen, gefüllte Potentillen und gefüllte Dclphinion dagegen Karl Petzold ausgestellt, zwei- oder dreilarbigen Ama- rautus, sowie Lantanen, Caiceolarien, llydrangeeu, Echeverien und Mescmbrianthemen endlich in beson- deren Gruppen: G. A. Petzold. Eine Gruppe nur aus der jetzt so beliebten Echeveria secunda bestehend, verdankte man dagegen Neumann, Sommerlevkojen eigener Züchtung aber Alwin Dolce und II. Neumann. Zu bemerken ist die neue Lobelia-ErinusEorm: Kaiser Wilhelm, welche Ziegler in ^Aitritzsch gezüchtet hat. Sehr hübsch nahm sich eine CJruppe der in der Wcchenschrift besprochenen untl em))tiililencn Statiee spicala, wiederum von Alwin Dolce, aus. Die Gruppe des Mimulus Tillingii vom Obergiirtner M c u t z ii e r war recht hübseh, zeigte aber ebenfnl!'», duss ge- nannte Pflanze nichts weiter als M. luteus ist. Mitten in einem Parterre befand sich, vnm Cber- gürtner Claus ausgestellt, ein schönes Exemplar der Erythrina Crista galli. Ferner nahmen sich die muh neuen Stauden: Spiraea palmatn \ind jnpnnica aureo-lineata, von Karl Pctzold ausgestellt, gut aus. Demselben Gärtner verdankte man die Samm- lung verschiedener Freilandfarne, die sonst nicht zu den Liebhabereien Dresdens zu gehören schei- nen, während die Sammlung von 109 buntblättrigen Pflanzen G. A. Petzold gehörte. Vorzüglich waren die Kronenbäumchcn von Gnaphalium lana- tum, welche Ober>;ärtner Kiessling herangezogen hatte. Es verdient diese Kulturweise Nachahmung. Zwischen hoclistiimmigen Fuchsien, Ileliotropien u. s. w. würden diese Stämme sich vorzüglich aus- nehmen. Dass auch gemischte Zusammenstellungen der im Verlauf des Berichtes genannten Florblumen vorhanden waren und auch zu Teppichen, Parter- re's u. 8. w. Anwendung gefunden hatten, erhöhte den Reiz der Ausstellung. Die hier im zoologi- schen Garten gegebenen, zum Theil sehr geschmack- voll arrangirtcn Beispiele werden gewiss nicht ver- fehlen, die Liebhaberei fUr dergleichen Garteuschmuck zu erhöhen und Nachahmungen hervorzurufen. Mangel an Raum erlauben auch hier nicht, zu de- taillircu. Besonders schön waren aber die Zusam- menstellungen und Parterres von Lieb mann, ferner die von M eurer und Karl Petzold. Abwechslungen in diesem grossartigen Blumen- garten boten AufÄtcllungen von verschiedenerlei Koniferen, welche zum allergrössten Theile aus der bekannten Baumschule ObcrhUtto im Bicingrunde entnommen waren. Die jetzigen Besitzer Abicht und Jensch hatten sie zu einigen CJrujipen verei- nigt, welche allgemeine Anerkennung fanden. Wir gedenken schliesslich noch des hauptsäch- lichsten Inhaltes im anfangs erwähnten Ctewächs- hause. Die beste und grösstc Sammlung von Palmen und anderen Warmhauspflanzen hatte darin Ober- gärtner Altner in Burgk ausgestellt, während die Sammlung neuester Kaladien Obergartner Schöne in Robsthal geliefert hatte. Grosse Schaupflanzen einiger Begonien verdankte nian dem Obergartner Mcutzner. Anerkennung verdiente auch die Sammlung verschiedener Warmhauspflanzen, welche H. Neumann zu einer Gruppe vereinigt hatte. Gloxinien waren von C. Wild in Cosnnmnsdorf und von Karl Petzold in ansehnlichen Samm- lungen vorbanden, während die buntblätlrigcn Co- leus-Blendlingc der Obergärtner Claus herange- zogen hatte. Wir Übergehen, wo« sonst noch in diesem Ge- wäclisliausc vorhanden war, und bemerken nur noch, dass die Dresdener (iartner auch ihren guten Geschmack bei der Zusammenstellung von abge- schnittenen Blumen, hauptsächlich zu Kränzen, Gar- nituren u. ». w. an den Tag gelegt halten. 317 Illustration horticole. Jahrgang 1871. Unter der Redaktion des unseren Lesern hin- länglich und vortheilhaft bekannten Laudschafts- gärtners Andr^ schreitet diese illustrirte Zeitschrift, hauptsächlich für neue Einführungen bestimmt, wacker fort. Sie ist mit dem Ankaufe des Ambr. Verschaflelt'schen Pflanzen-Etablissements vor 2 Jah- ren das Organ Linden 's in Brüssel geworden und bringt deshalb hauptsächlich Pflanzen, die in den beiden Etablissements in Gent und Brüssel eingeführt sind. Wenn viele von den in diesem Jahrgange abgebildeten Pflanzen schon früher, wenn auch zum Theil nur oberflächlich, besprochen sind, selbst bisweilen, bevor sie in den Handel kamen, so liegt der Grund darin, dass wir die beiden Gärt- nereien von Zeit zu Zeit besuchen und ausserdem auf den grossen, besonders internationalen Ausstel- lungen Deutschlands und des Auslandes ebenfalls Gelegenheit gehabt haben, die besten der daselbst kultivirten Pflanzen früher zu sehen. Der uns vorliegende Jahrgang beginnt mit 2 Lianen, denen später noch 2 andere folgen. Aristolochia Duchartrei Andr. (tab. 1) habe"n wir bereits im 12. Jahrgange (^S. 115) be- sprochen. Wir können zu ihrer Empfehlung noch hinzufügen, dass die Blumen länger dauern, als ge- wöhnlich, und nicht, gleich mancher anderen, einen unangenehmen Geruch besitzen, daher auch nicht, wenn man sie trocknen will, faulen. Aristolochia cordiflora Mut. (tab. 30) ■iyächst in südlichen Gegenden Mexiko's und auf den Hochebenen Neugranada's und fiel wegen der grossen Blüthen allen Reisenden, welche dahin ka- men, auf. Wir sahen sie schon vor mehrern Jah- ren in Brüssel bei Linden und versuchten damals umsonst die fast 1 Fuss im Durchmesser enthalten- den Blüthen zu trocknen. Schon wegen der Grösse dieser Blüthe ist sie zu empfehlen, aber auch, weil ihre Kultur nicht schwierig ist. Die Pflanze macht einen holzigen Stengel, der mit ziemlich grossen, völlig unbehaarten und mit 5 bis 6 Läugsnerven versehenen Blättern abwechselnd besetzt ist. Wir machen darauf aufmerksam, dass auch die herzförmige Gestalt der Blätter Ursache geworden ist, dass diese Aristolochia, selbst in botanischen Schriften, wie in Steudels nomenclator, aber auch in gärtnerischen, so wie in Verzeichnissen, den falschen Namen A. cordifolia führt. Der offene Rand der Blüthe hat, gleich der inneren Röhre, eine dunkelbraune Farbe, die aber hier durch grosse gelbe Flecken unterbrochen ist. Aristolochia clypeata Lind, et Wall. (tab. 48) wurde von Wallis in Neugranada entdeckt. wo sie in den Wäldern von Cauca sehr häufig vor- kommt. Sie bildet eine weniger holzige Liane, mit eiförmigen Blättern besetzt. 5 Nerven durchlaufen die Fläche, welche oben völlig unbehaart ist, unten hingegen durch anliegende Haare eine gelbliche Farbe besitzt. Der ziemlich lange Blattstiel ist meist etwas gedreht. In ihrem Winkel entspringen die leider sehr vergänglichen Blüthen von gegen 4 Zoll Länge und verbreiten, gleich denen der vo- rigen, einen unangenehmen Geruch. Ihre Farbe ist aber wohlgefällig und erscheint ausserhalb der langen und oben pfeistenähnlich gekrümmten Röhre gelb, jedoch von dunkelern Adern durchzogen. Der schalenförmige Saum ist dagegen im Innern hell, aber purpurbraun gefleckt. CissusLindenii Andr. (tab. 2) sahen wir zuerst auf der internationalen Ausstellung in Petersburg (vergl. 12. Jahrg. S. 180). Sie steht dem bekannten und beliebten Cissus discolor nahe, scheint aber in sei- nen einzelnen Tlieilen grösser zu werden. Wäh- rend diese Art aber auf den grossen Sunda-Inseln zu Hause ist, wächst C. Lindenii auf den Terrassen der kolumbischeu Republiksn, und möchte deshalb weniger warm zu kultiviren sein; dagegen verlangt er als Bewohner der dortigen Wälder eine sehr feuchte Luft. Die herz-, bisweilen lanzettförmigen sich in die Länge gezogenen Blätter besitzen eine dunkelgrüne, von silberweissen, zwischen den Haupt- ästen des Mittelnerv's liegenden Bändern unter- brochene Farbe. Geblüht hat die Pflanze noch nicht. Wir gehen zu einigen Warmhauspflanzen über. Alloplectus vittatus Lind, et Andr. (tab. 13) ist der von uns früher schon (zuletzt unter den neuen Pflanzen des 13. Jahrganges S. 99) bespro- chene Alloplectus bicolor, den wir vor 3 Jah- ren auf der internationalen Ausstellung in Gent zuerst sahen. Der keineswegs bezeichnende Name musste allerdings in diesem Falle den später zugegebe- nen verdrängen, weil der Beiname bicolor bereits von Martius vergeben war. Dergleichen Umänderungen erschweren allerdings die Nomenklatur ungemein ; es können aber nicht 2 verschiedene Pflanzen einen und denselben Namen führen. Sciadocalyx digitaliflora (digitalaeflora ist unrichtig) Lind, et Andr. (tab. 17) ist eine andere Pflanze, als Sc. Warszewiczii, und scheint in allen ihren Theilen grösser zu werden. Sie bildet, gleich den meisten Gesneraceen, einen Weichstrauch, der mehre viereckige und mit borstigen Haaren besetzte Stengel bildet und damit eine buschige Pflanze dar- stellt. Die breitlänglichen, ebenfalls behaarten und kurzgestielteii Blätter haben bei 3 bis 4 Zoll Breitendurchmesser eine Länge von 6 bis 8 Zoll. Die am Ende der Stengel dicht stehenden und 318 zahlreichen BlUthen besitzen hinsichtlich der Grösae, Form und Farbe der Röhre eine grosse Aehnlieh- kcit mit denen des Fingerhutes, nur der deutlich vorhandene Saum hat eine hellgrüne, durch braune Punkte unterbrochene Farbe. Andrd klagt mit Recht über die Sjuonymie in der grossen, grade für die Gärtner gewichtigen Familie der Gesneraceen, die trotz der mehrlacheu Bearbeitungen, welche in den beiden letzten Jahr- zehnten erschienen, nicht entwirrt werden konnte. Durch die letzte vorzügliche Arbeit Hausteins in der Linnaea (im 34. Bande), denen die nicht minder wichtigen Vorarbeiten im 20., 27. und 29. Bande vorausgegangen sind, möchte aber doch eini- ges Licht über die Systematik der Gesneraceen ge- kommen sein; vor Allem dürfte die schärfere Ab- grenzung der im Allgemeinen grösser gewordenen Genera gerechtfertigt sein. Die »Schreibarten Ges- ncra und Gcsiieraceae, welche H a nstein wiederum eingeführt haben will, ist dadurch begründet, dass Plumier, der zuerst das Genus aufstellte, Ges- ncra schrieb. Linn^'s Schreibart Gesneria ist die spätere und niuss demnach verworfen werden. Wir bemerken schliesslich noch, dass Haustein die Genera Sciadocalyx Reg., Calycosteiuma Hanst., Brachyloraa Hanst. und Cryptoloraa Hanst. mit Kohlcria Reg. zu einem Genus vereinigt. Tussaccia scraiclausa Hanst. (tab. 28) sa- hen wir ebenfalls zuerst vor 2 Jahren in Peters- burg (12. Jahrg. S. 1^2). Sie wurde von Gust. Wallis auf der Sierra Purima, der Grenze zwischen Kolumbien und Brasilien, entdeckt. Im Habitus schliesst ."ich diese Gesneraccc der vorigen an, mit der sie auch dieselbe Kultur besitzt. Die vierecki- gen, an der Basis braunvioletten Stengel sind roth punktirt und haben breitlänglichc und kurzgestielte Blätter von 4 Zoll Breite in der Mitte und •> bis 8 Zoll Länge. Die kurzen Haare stehen einzeln. Aus den oberen Blattern kommen die mchrblUthi- gen BiUthcnstielc hervor. Von dem rotheu, urnen- ilhnlichen Kelche von G bis 7 Linien Länge wird die untertasscnfbrmigo und zolllange Krone von gelber Farbe eingeschlossen. Posocjueria f ragran t issi m a Lind, et Andr. (lab. 27) wurde im Jahre 1HG2 von dem unglück- lichen Reisenden Libon, dem wir zur Ehren eine brasilische .\kanthacec Libnnia floribunda genannt haben (0. Jahrg. S. 2r)7), in der brasilischen Pro- vinz Minas-GeraJ's entdeckt und stellt einen der schönsten Bl.itt- und Blllthcnstruuehor dar. weshalb wir die Aiilmerksnmkcit der Hlumcnlicbhiiber auf sie lenken. In wie weit sie und ob sie überhaupt von P. mnltifli)ra I-cm. (illustr. hört. XX, IH ver- schieden ist, vermögen wir nicht zu beuriheilen. Die kurzgesticlten, langliehen, aber mit einer Spitze versehenen und lederartigen Blätter, besitzen eine schöne freudige Farbe, welche aber durch einen gelben Mittelnerven und ebenso getarbtc Haupt- äste unterbrochen ist. An der Spitze der Zweige befinden sich die G Zoll laugen, weissen und langröhrigen Blüthen mit zurückgeschlagenen, schmal-länglichen Abschnitten und von ausgezeich- netem Gerüche. Erytbroxylon Coca Lam. (p. 20 mit einer schwarzen Abbildung im Texte eingedruckt") haben wir früher schon besprochen (lu. Jahrg. 254), als wir über die wichtigen Pflanzen des Jardin reserv^ zu Paris während des Jahres 1SG7 berichteten. Linden hat ein sehr grosses Verdienst um die Einführung von zu den Menschen in besonderer Beziehung stehenden Pflanzen des Auslandes, be- sonders der Tropen ; wir können deshalb vor Allem Direktoren von botanischen Gärten nicht genug aufmerksam machen, beim Ankauf von Pflanzen auf dergleichen Rücksicht zu nehmen. Coussapoa dcalbata Andr. (tab. 4) ist jetzt Ficus dcalbata Lind, der neuesten Verzeichnisse, wurde aber noch früher und zuerst als Ficus ar- gentea ausgestellt (vergl. 10. Jahrg. S. 171 und 12. Jahrg. S. 134). Es ist eine sehr zu empfeh- lende Blattpflanze. Pepcromia resedaeflora Lind, et Andr. (tab. 'Jii) ist ebenfalls, und zwar erst vor Kurzem, besprochen worden (S. 183). Eine Pfefl'erart mit Reseda ähnlichem Gerüche! AI ternanthcra amabilis tricolor Lind, et Andr. (tab. 20) hat breitere Blätter, als die vor einigen Jahren eingeführte A. amabilis und ist in der Mitte pfirsiehroth, aber ocherfarbig-gelb daselbst umfasst, während der übrige Rand grün erscheint. Welchen grossen Wcrth diese bunthlättrigen Alter- nantheren haben, ist bekannt und auch oft genug von uns ausgesprochen worden. Ceratostema speciosum Andr. (tab. 9) ge- hört zu den Ericaceeu mit unterständigen Frucht- kanten, also zu den Vacciuiaceen, welche besonders häufig ids Epiphyten in den Wäldern auf den Hi'ch- ebenen Kolumbiens und Perus vorkommen, »ich durch ihre schönen, grossen, meist rothen Röhrenblütlien auszeichnen und schon oft von uns besprochen wur- den, denn Maclcanien, Psammisieu, Thibaudieu u. s. w. gehören cbent'alls dahin. Ceratostema speciosum verdient seinen Namen und wurde zut'allig mit Or- chideen durch Wallis an Linden nach BrUsse! gesendet. Sie kommt auch in der Erde bei un« fort und bildet dann einen aufrechten Strauch. Die eirund-lanzcttlichen Blätter sind etwas leder- artig, unbehaart und gnnzrnndig und besitzen bei 1 Zoll Durchmesser an der Basis eine Länge von 2^ bis 3 Zoll. Den obern scheinbar gegenüber. 319 entspringen die 2 Zoll langen scharlachrothen Blti- then mit gelber Zeichnung zwischen den Abschnitten gewöhnlich zu 2 bis 4 auf einem gemeinschaftlichen Stiele herabhängend. Themistoclea Coronilla Lind, et Andr. (tab. 33) gehört zu derselben Gruppe von Pflanzen und wurde schon von Linden im Jahre 1843 in Neiigranada entdeckt. Im botanical Magazine (tab. 5575) ist sie als Thibaudia coronaria Hook, abgebildet worden, während Andr^ sie für eine Themistoclea hält. Ob dieses Genus freilich vor dem Richterstuhl der Kritik Stand halten wird, bezweifele ich sehr. Es geht bei den Ericaceen in Be- treff der Begrenzung der Genera, wie bei den Ges- neraceen: man hat viel zu viel Genera gemacht. Themistoclea Coronilla bildet einen sich verästeln- den Strauch von unbedeutender Höhe und ist mit kleinen, länglichen, ungestielteu, ganzrandigen und lederartigen Blättern, die meist etwas rückwärts gewendet sind, besetzt. Aus ihrem Winkel kommen 1 oder 2 bauchig-röhrige Blüthen von rother Fai-be und ohngefähr 6 bis 8 Linien Länge hervor und hängen über. Der untere Fruclitknoten ist 4eckig. Wir schliessen hier einige Blüthensträucher an. Camellia Ter esia Canzo Garibaldi (tab. 10) wurde von dem bekannten Kamellienzüchter Ber- nardino Lechi in Brescia gezüchtet und hat bei einer nicht unbedeutenden Grösse einen regelmäs- sigen Bau. Ihre Farbe ist fleischfarben. Dagegen ist die Blume von Camellia Nazzari (tab. 24), ebenfalls einem italienischen Erzeugnisse, klein und die dicht dachziegelig übereinander liegenden Blu- menblätter haben einen breiten, weissen Längs- streifen in der Mitte. Camellia Luisa Barto- lini (tab. 32) stellt in der Grösse zwischen den beiden vorhergehenden Sorten, hat aber den Bau der letzteren. Ihre Farbe ist ein sehr zartes Rosa, aber bisweilen durch breite, rothe Längsstreifen unterbrochen. Diese Kamellie wurde ebenfalls in Italien gezüchtet, während Camellia Madame de Cannart d'Hamale (tab. 46) zufällig in Gent auf einer Pflanze der Camellia Cup of beauty ent- stand. Sie ähnelt im Bau und hinsichtlich der Grösse der C. Teresia Canzo Garibaldi, hat aber eine hellere Fleischfarbe und gehört zu den schön- sten Sorten, welche in der neuesten Zeit erhalten worden sind. Dieses mag auch die Ursache sein, warum Linden in Brüssel sie zu Ehren der Frau des Präsidenten der Vereinigung der belgischen Gartenbaugesellschaft, eines Mannes, der sich die grössten Verdienste um die Gärtnerei und um die Verbreitung von Liebe zu Pflanzen und Blumen erworben, genannt hat. (Schliiss folgt.) Heber die weisse Trüffel. Vom Geh. Med.-R. und Prof. Dr. Goeppert in Breslau. Die in Oberschlesien unter dem Namen Trüflfeln weit verbreiteten und vielfach genossenen Pilze ge- hören, so viel ich nach Zusendungen aus den Um- gegenden von Gleiwitz, Rybnik und Ratibor er- sehe, nicht den echten schwarzen TrUfi'eln von Pe- rigord (Speisetrüftel, Erdnuss, Erdschwamm), son- dern den sogenannten weissen Trüffeln an, Rhizopogon albus (Wurzelbart, wegen ihres häufigen Vorkommens auf Wurzeln). Es sind ziemlich grosse Pilze, von Farbe und Aussehen der Kartoffeln, nur unregelmässiger gebildet, von aussen nach innen gleichförmig-weisser, zarter Struktur, durchzogen von gelblichen, netzförmigen, den Windungen des Ge- hirns vergleichbaren Adern, in welchen sich in Schläuchen die höchst zierlich gestalteten, freilich erst bei starker Vergrösserung erkennbaren Samen oder Sporen, wie man die Samen der Krytogamen nennt, befinden. Der Geruch ist dem der echten schwarzen Trüffel verwandt, doch ungleich schwä- cher. In der äusseren Gestalt ähnlich, lässt sich diese doch augenblicklich durch ihre schwärzliche, mit ziemlich hervorragenden, fast sechseckigen Nar- ben versehene Oberfläche unterscheiden. Sollte sie bei uns irgendwo noch entdeckt werden, bitte ich, mich davon in Kenntniss zu setzen. Als Lieb- lingsstaudort derselben gilt aus verfaulten Vegeta- bilien gebildete, etwas sandige Dammerde, wie sie sich in schattigen, hochstämmigen Eichen-, Buchen- und Kastanienwäldern findet. In geschlossenen Nadelholzwäldern fehlt sie ganz, in gemischten Be- ständen wird sie seltener. Zu ihrer Aufsuchung, sie wächst 1 bis 'l.| Fuss unter der Oberfläche, bedient man sich in Italien und Frankreich der Hunde (kleiner Pudel, auch Bologneser) und Schweine, welche hierzu eigends abgelichtet wer- den. Ist der Hund recht gut, so schlägt er bei jedem Funde an ; man eilt herbei, gräbt die Trüf- feln rasch aus und belohnt den Hund. Bei Schwei- nen soll ebenfalls ein gewisser Grad von Abrich- tung ei'zielt werden. Für viele Gegenden Frank- reichs bilden die TrUfi'eln einen sehr bedeutenden Handelsartikel. So gewinnt man z. B. im Depar- tement Vaucluse jährlich an 60,000 Pfund im Werthe von 30,000 Thlr. Kulturversuche erfor- dern zwar viel Sorgfalt und Ausdauer, dürften aber dann nicht erfolglos sein. Die von mir jüngst besprochenen, auch von vielen anderen Pilzkundi- gen, wie von Lenz, als schädlich bezeichneten falschen Trüffeln, das Scleroderma vulgare, sind an der festen, weissen, lederartigen, sich von dem gleichförmig schwärzlichen, nicht marmorirten In- 320 nem acharf abgrenzenden ITUllc leicht kenntlich und werden leider zu oft auch zur Verfälschung der echten Trüffeln geraisabraucht. UmHichtige Hchorden können weiter nicht» tluin, als den öfleut- lichen \'crkauf solcher nachtheiligen Nahrungsmittel zu bindern, und mlissen es dann dem Gutdünken des Einzelnen überlassen, den grösseren oder ge- ringeren Tirad der Schiidlichkeit an sich zu erpro- ben. Bei Mitlheilung solcher unbestimmten Erfah- rungen erscheint es aber nothwendig, genaue Be- Hchreibungen der wirklich genossenen Pilze beizu- fügen, damit die Zahl der vielen unsicheren An- gaben nicht ohne Noth vermehrt werde, an denen die l'ilzkunde zu ihrem grössten Nachtheile leidet. TJebrigens enthalten fast alle zu populären Zwecken verfassten diesfallsigen Werke viel zu viel, und das Wichtige meist ohne scharfe Begrenzung. Diese weisse Trüffel (Rhizopogon albus Fr., Tuber album Corda, Choeromyces maeandriformis Vitladini) ist ausser in Obcrschlesien, Böhmen und Oberitalien wenig verbreitet, zum mindesten nicht wie in obigen Ländern, jedoch Gegenstand allgemeiner Benutzung. Wo sie aber stattfindet, wird sie sehr gcriihnit, ja von Krombholz und Corda, denen Böhmen die Kenntniss seiner reichen Pilztlura ver- dankt, sogar der echten Trüffel wegen ihres feine- ren Geschmackes und der entsprechenderen Verwen- dung zu kulinarischen Zwecken vorgezogen. Corda bestätigt dies auch noch durch die Bezeichnung Tuber Magnatum , welche er einer etwas abwei- chenden Form derselben beilegt. Da die weisse Trüffel in Oberschlesien so häufig vorkommt, ver- diente sie wohl Gegenstand des Handels zu wer- den; CS wäre aber sehr zu wünschen, dass sie nicht etwa als Surrogat der französischen Trüffel, der Trüffel von Perigord, sondern nur mit ihrem wah- ren deutschen Namen als weisse oberschlesische Trüffel dem Verkehr übergeben würde. Sie wird sich gewiss wegen ihrer VorzUglich- keit bald selbst Bahn brechen und im Stande sein, in Konkurrenz mit der so nnvorhältnissmässig kost- baren französischen Trüffel zu treten, so wie die oft besprochene falsche Trüffel (Keldstreuling, Scle- roderma vulgare) zu verdrängen. Wenn man nicht öfter als bisher nachtheilige Wirkungen von dem QcnuBB dieses Pilzes verspürte, so ist dies wohl nur ilrr geringen genos!>enen Menge zuzuschreiben, da Trüffeln eben nicht, wie andere Pilze, als einzi- ges Gericht verspeist zu werden pflegen. Wer vermag aber die fJrenze bis znm Eintritt der Ver- giftung abzumessen? und Pilzevergiltuugen sind immer bedenklich. Bei ihrer Behandlung fällt dem Arzte eine über- aus schwierige Aufgabe zu, da ihre Symptome erst längere Zeit nach dem Genüsse eintreten und die Wahl der Heilmethode dann bei völligem Mangel von spezifischen, das Pilzgift neutralisireuden Mit- teln besonderu Schwierigkeiten unterliegt. Brech- und Abführmittel bind entsprechend zu verwenden, desgleichen ist an Tannin und an den schon von Pli- nius empfohlenen Essig zu denken. In letzterer Beziehung erlaube ich mir meine Kollegen an die wenig bekannten Versuche von Ga bei uns bekannter und scheint als Bewohner Nordkaliforniens einigermassen im Schutz unsere Winter auszuhalten. In unseren Gärten mag sie sich seit 40 Jahren befinden, doch ist sie erst in den letzten Jahren mehr verbreitet worden. Abies Dougl asii (Pinus) Sab. ist eine Schir- lingstanno des nordwestlichen Amerika'» und wurde schon Ende der 2()er .Jahre eingeführt; obwohl sie aushält, findet man sie fast gar nicht bei uns. Larix Kaonipfcri (Pinus) Lamb. ist ein höchst interessanter Baum, der die Tannen mit den Lär- chen verbindet, und wahrscheinlich bei uns im Freien besser aushält, als man glaubt. Prot'esnor Koch hatte ihn bereits in Belgien von nicht unbcdenten- der Höhe im freien (trnud und Boden gesehen. Aus Frankreich war dem Professor Koch Gen- ta nrca candidissima als eine neue graufilsige Ptlanee, ähnlich zur Dekoration wie Senecio Cinc- raria (Cinoraria maritima), empfohlen worden. Da 323 sie von jenseits der Vogesen in den Handel kom- men wird, machen wir darauf aufmerksam, dass diese Florblume sich noch in den meisten botani- schen Gärten vorfindet und vor einem Jahrzehnt und mehr, als dergleichen ornamentale Pflanzen noch häufiger kultivirt wurden, als jetzt, viel an- gewendet worden ist. In Frankreich hatte Profes- sor Koch sie bisher während seiner me]irfachen Reisen daselbst niemals gesehen, doch rauss sie da- selbst noch vorhanden sein, da Vilmorin-An- j drieux et Co. sie in der neuesten Auflage ihrer [ Fleurs de pleine terre ausführlich beschreiben und auch empfehlen. Dr. Sehr ad er in Columbus, der Hauptstadt vom Staate Ohio in Nordamerika, hatte dem Gene- ralsekretäre über die dortige Vegetation Mittheilung gemacht. Von Blumen seien im Frühjahre daselbst besonders Erdorchideen und Dodekatheon's, letztere in einer Reihe von Formen, wenn nicht Arten, hauptsächlich vertreten. Er hofft zu gelegener Zeit Scheinknollen und Samen der interessantesten dor- tigen Blumen sammeln zu können, um sie dann nach Deutschland zu senden. Dr. Seh rader hatte schon früher an Professor Koch interessante Säme- reien, vor Allem von der Sarracenia purpurea, ge- sendet, die von diesem unter die Mitglieder des Vereins vertheilt worden waren. Leider haben aber die Empfänger dieser Sämereien, mit Ausnahme des Universitätsgärtners Sauer, bis jetzt versäumt, darüber zu berichten. Dass die Samen der Sarra- cenia purpurea im Universitätsgarten bereits gekeimt sind, ist sehr erfreulich. Professor Koch machte aus einem Briefe eines der jetzigen Obergärtner im Veitch 'sehen Eta- blissement in London, Bause, demselben, der die schönen Coleus-Blendlinge gezogen hat, interessante Mittheilungen über künstliche Befruchtung. Da er glaubt, später in einem besonderen Artikel ausführ- lich noch darüber mittheilen zu können, so berich- tete er jetzt nur im Allgemeinen, dass nach den Erfahrungen Bau se's, wenigstens in Betreif unserer Florblumen, bei Kreuzungen die Mutterpflanze mehr eine Amme darstelle, welche das aus dem Pollen- schlauche Empfangene zur weiteren Ausbildung bringe und daher auch auf die Formen- und Farbe- Entwickelang der neuen Pflanze geringen Einfluss ausübe; das Form und Farbe- Verändernde bedinge hauptsächlich die Vaterpflauze durch deren Bluraen- staub. Aus diesem folgt, dass die Mutterpflanze stets eine kräftige Pflanze sein müsse, während die Vaterpflanze schwächlich sein kann, wenn sie nur dem Auge wohlgefällige Formen, hauptsächlich aber schöne Farben besitzt. Professor Koch hatte ferner Photographien aus dem Garten eines grossen Pflanzenfreundes, des Fürsten Stigliano Colonna in Neapel erhalten und legte diese zur Ansicht vor. W^ährend sonst in dem freilich schönen Italien die Gartenkunst mehr oder weniger darnieder zu liegen scheint, befinden sich in Neapel schöne Gärten, die mit Aufmerk- samkeit gepflegt werden und die Liebe der Bewoh- ner zu Pflanzen und Blumen bezeugen. Diese Photographien enthielten 3 Vegetations-Ansichten aus dem Garten des genannten Fürsten und 2 Por- traits von 2 dort im Freien kultivirten Pflanzen. Alle 5 gaben einen treuen Ueberblick von den Pflanzen, welche in Neapel bereits im Freien ge- deihen, bei uns dagegen höchstens während der guten Jahreszeit ins Freie gebracht werden können. Das eine Vegetationsbild enthält in der Mitte ein Baumfarn, Alsophila australis. Die Pflanze besitzt eine Stamrahöhe von fast 5 Fuss, während die Krone aus 6 bis 8 Blättern von über S und 9 Fuss Länge besteht und daher fast einen Durchmesser von 20 Fuss besitzt. Welche Pflege und Auf- merksamkeit das Farn bedarf, ersieht man daraus, dass sie nach freundlichst beigefügtem Berichte des Chefs dieses schönen Gartens, Krupp er, täglich nicht weniger als 8 Giesskannen, was durch ein Herzgiessen mitgetheilt wird, erhalten muss. Ein zweites Bild zeigt eine Latania borbonica im Vordergrunde. Sie wurde vor 3 Jahren ins freie Land gepflanzt und hat sich in dieser kurzen Zeit ungemein entwickelt. Leider sind bei dieser Palme nicht die Maasse augegeben. Sie hat selbst den letzten, auch in Neapel ungewöhnlich harten Winter ziemlich gut ausgehalten. Auf der einen Seite von ihr steht eine Dattelpalme, welche im Leben nicht weniger als einige 30 Fuss Höhe und einen Stammdurchmesser von 2|- Fuss besitzt, während auf der anderen eine Chamaerops humilis bis zu einer Höhe im Leben von 18 Fuss und mit einer prächtigen, blätterreicheu Krone versehen, sich er- hebt. Im Hintergrunde sieht man starke Exem- plare des Podocarpus neriifolius und der Araucaria excelsa. Das dritte Bild zeigt eine gemischte Vegetation, im Vordeigrunde ein Dioon edule, auf der einen Seite mehr nach hinten ein ansehnliches Exemplar der Fächerpalme Corypha australis und eine Cycas revoluta, auf der anderen Seite stehen dagegen Cedern, Eucalyptus, Eugenien u. s. w., tiefer im Hintergrunde verschiedene Araucarien. Von den beiden Einzelpflanzen, welche beson- ders aufgenommen waren : Pincenectia recurvata und Araucaria Cunninghami gab die Photographie der ersteren ein getreues Bild dieser interessanten Dekoratiospflanze. Wenn sie schon bei uns, wo sie nicht zum Blühen kommt, eine der besten De- korationspflanzen darstellt, so entwickelt sie aber 41* 324 doch erst ihre ganze Schüubcit, wenn sie, wie hier, in BlUtbc steht. Das Exemplar ino Garten des Fürsten Stigliano-Colonna besitzt ein Alter von 25 Jahren und befindet sich seit lö Jahren im freien Boden de» Gartens. Seine zwiebehirtige Anseliwellung an der Basis des 10 Fuss hoben Stammes hat einen Durchmesser von über 1-^ Fuss, wiilirend die elegant zurückgebogenen sehr sohmnlen Blätter im Durchschnitt eine Länge von über 3 Fuss besitzen. Der pjramident'örmige BlUthenstand ragt fast noch mit derselben Höhe des Stammes aus der Mitte der Krone liervor und seine abste- henden Aeste sind dicht mit kleinen und grüngel- ben BUlthen bedeckt. Leider waren es nur männ- liche Blüthen, die stets zeltig abt'alh-n. .Anfang Juli bemerkte Ubergärtner Krnpper, dass das stattliehe Exemplar blühen würde. Die Entwicke- lung ging im Vergleich zu der des Blüthenstandes der Agave anicricana, welche in der Kegel bis zu iiirer völligen Entfaltung 2 und selbst 3 Monate bedarf, ziemlich rasch vor sieh, denn die Pflanze stand bereits im Monat August in voller IMüthe. Das8 die Pincenektieu, deren Name von dem obniängst verstorbenen Lcmaire ganz ungerecht- fertigt in Beaucarnoa umgewandelt wurde, nichts weiter sind, als Dasvliricn, ist von uns schon frü- her (vergl. 8. Jahrg.' S 211 und 12. Jahrg. S. 327) mitgetheilt worden. Die zwiebeiförmige Verdickung au der Basis des Stammes war bis jetzt das ein- zige Untersclieidungs-Merkmal zwischen Dasylirion und Pincenectia; da wir aber bei Exemplaren des Dasvlirion longifolium, wie z. B. bei dem im bota- Bchcn Garten zu Berlin, die zwiebeiförmige An- schwellung ebenfalls beobachten können, so wird die T^nterseheidung beider Genera damit hinfällig. Die Dasyliricu sind aber wiederum mit den eineiigen Dracaencen, besonders mit den Cohnien (Dracaena parviflora), nahe verwandt, unterscheiden sich aber sehr leicht von diesen, dass sie völlig gctreunten Geschlechts, sämmtlicho Dracaeneen dagegen aber Zwitter sind. Die zweite Pflanze, welche als Einzel-Exemplar im Garten des Fürsten Stigliano-Colonna zu Neapel pliotographirt wurde, ist Arauraria Cunning- hanii glaiien. Sie miichte wohl das grösste Exemplar sein, was bis jetzt in l'"uro]>a cxistirt. ( )bwohl sie eben- falls nur eine 2r>jhhrigc Pflanze ist und gleich der Pincenectia erst vor If) ilabren gepflanzt wurde, so besitzt sie doch jetzt schon nach den Angaben des (JborgHrtncrs Krupper eine Höhe von SO bis S)0 Fuss (25 bis 30 Meter). Es wäre dieses ein ausser- ordentlich schnelles Wachsthuni! I)iese Arniicnria hat iu diesem ilaliro zum ersten Male Zapfen an- gesetzt und wird, da auch die männlichen Kätzchen in Menge zur Befruchtung vorhanden sind, hoflent- licli keimfähigen Samen hervorbringen. Ein ver- linzeltes Vorkommen einer einhäusigen (monöct- schen) Arauearia wird zwar auch in der neuesten Monographie der Koniferen, von Pariatore angegeben, der interessanten Mitthcilung des Obcrgartner's Krupper nach scheint es hingegen, dass Arauearia Cunninghami Ait., bekanntlich im nördlichen Neu- holland, besonders an der Moretonbay, zu Hause,' immer einhäusig ist. Südlich machte Profcsscr Koch MittheiluDgen über die babylonische oder Trauerweide. Die Trauerweide, welche seit den beiden letzten Jahr- zehnten bei uns angepflanzt worden ist und jetzt, wenigstens in und bei Berlin, eine grosse Verbrei- tung erhalten hat, stellt eine andere Weide dar, als die frühere, welche sich noch hier und da aus früheren Zeiten z. B. auf dem Bahnhofe bei Pots- dam vorfindet und sich durch ihre Gallen und sonstigen Auswüchse, so wie durch weit schmalere Blätter, unterscheidet. Woher diese letztere stammt, weiss kein Mensch ; in dem alten Babylonien oder Mesopotamien, wo nach dem Namen zu urthciien, die babylonische W^eide wild wachsen sollte, wächst sie gar nicht, soll sogar nicht einmal daselbst kul- tivirt werden. Anderson gibt sie im westlichen Centralasieu, und zwar in Persien und den Kauka- susländcrn, als wahrscheinlich wild wachsend an, Professor Koch hat sie dagegen nur in den letz- teren, aber nicht wild, sondern im Garleu kultivirt gefunden, in Armenien und im westlichen Hochlande Persiens aber gar nicht. Die jetzige Trauerweide wurde von Siebold aus Japan, und zwar, wie es scheint, schon in den 30cr Jahren eingeführt und befindet sich meist unter dem falschen Namen Salix Sieboldii in den Baumschulen; wahrscheinlich ist es aber Salix Piorotii Miqu. Da Professor Koch sich eben jetzt über die Bearbeitung der Weiden für den zweiten Band seiner Dendrologie befindet und »eine hierüber bereits angestellten Untersuchungen h' flfent- liuli bald zu einem Abschlüsse bringen wird, so behält er sich vor. später in einem besonderen Artikel ausführlich zu berichten und dann in einer besonderen Abhamllung über sämmtliche Trauer- weiden zu sprechen. Ausser diesen beiden aus Japan stammenden Trauerweiilon kommt jetzt noch eine dritte S. baby- lonica, mit der näheren Bezeichnung violacca, aus Frankreich. Professor Koch verdankt ein Grigi- nai Exemplar der Freundlichkeit der Gebrüder Si- mon-Louis in Motz. Darnach ist ca die nigra oder americana pendula der (tärteji, d. h. |)urpurett L., welche sonderbarer Weise in den Verzeichnissen der Hatidelsgärtncr aucli als S. Napolconis aufgc- fllhrt wird. 325 Illustration horticole. Jahrgang 1871. (Schluss.) Azalea Bernard Andrea alba (tab. 15) ist ein Erzeugniss der Genter Gärtnerei Lindeu's und steht wohl der A. umbellata alba am Nächsten. Die halbgefüllten, ziemlich grossen Blüthen haben eine weisse Farbe nnd stehen gedrängter, als es sonst der Fall ist. Azalea Monsieur Warocqu^ (tab. 36) wurde auf gleicher Weise in Gent erhal- ten und gehört wohl unbedingt zu den schönsten mit feurigrothen und halbgefüllten Blüthen, die ebenfalls reichlich erscheinen. Sechs verschiedene Herbst- oder Liliput- Chrysauthemen, welche auf der 8. Tafel abgebildet sind, geben uns Gelegenheit, von Neuem anf diese reizenden, mannigfach zu verwendenden Florblumen au fmerksara zu machen. Budleja curviflora Hook, et Arn. (tab. 25) befindet sich bereits vielfach in unsern Gärten, möchte aber wegen der nicht in die Augen fallen- den, hellvioletten Blüthenähren nicht lange daselbst bleiben. Sie wurde übrigens von uns schon im 10. Jahrgange der Wochenschrift (S. 92) unter den neuen Pflanzen besprochen. Auch Fatsia japonica (Aralia) L. aureo- reticulata (tab. 22) schliesst sich der bereits im 8. Jahrgange (S. 166) erwähnten reticulata, wo die Aderung aber nur mehr erhaben, als gewöhnlich ist, an, hat aber dadurch einen grossen Vorzug, als die Aderung hier goldfarben erscheint. Zum ersten Male haben wir mehre Formen des vielgestaltigen Acer palmatum, nachdem eine bereits als Acer japonicum atropurpureum, wenn wir nicht irren, von van Houtte in Gent einge- führt worden war, während der ersten internatio- nalen Ausstellung, welche im Jahre 1863 in Mainz stattfand, und zwar von Am br. Verschaffelt, ausge- stellt gesehen, (6. Jahrg. S. 172). Wir bedauern nichts weniger, als dass dieser reizende Ahorn mit seinen zahlreichen Formen bei uns im Nordosten Deutsch- lands nicht aushält, in Belgien, Holland, England u. s. w. dagegen eiuigermassen gedeiht. Und doch ist er von Liebhabern keineswegs daselbst so häufig kultivirt, als man nach dem eben Gesagten ver- muthen sollte. Von diesen Formen des japanischen Ahorns sind 3 in dem jetzt besprochenen Jahrgange der Illustration horticole abgebildet. Bei der Form reticulatum (tab. 18) haben die Blätter 7 ziemlich tief gehende Abschnitte und die hellgrüne Ober- fläche ist dunkelgrün geädert. Bei A. palmatum crispura (tab. 43) sind 5 Abschnitte der Blätter schmal und am Rande mehr oder weniger kraus, A. palmatum ornatura (tab. 46) ähnelt endlich in der Farbe dem alten Acer japonicum atropur- pureum, die .5 Blattabschnitte sind aber wiederum fiederspaltig eingeschnitten. Quercus striata (tab. 44) ist eine Form, wo die Blattsubstanz zwischen den Hauptästen des Mittelnerv's goldgelb gefärbt erscheint; sie wurde bereits unter den neuen Pflanzen von diesem Jahre besprochen (S. 195). Zuerst sahen wir sie aber schon auf der letzten internationalen Ausstellung in Gent (S. 11. Jahrg. S. 167). Als Abies pectinata Massoni (pag. 106, durch eine schwarze Abbildung vertreten) entstand zu Chassagne im Cöte d'Or, von dem das neuer- dings in der Kriegsgeschichte viel genannte Dijon Hauptstadt ist, zufällig unter einer Anzahl von Weisstannen-Sämlingen. Sie hat das Abweichende, dass die Nadehi der jüngsten Zweige nicht in 2 Reihen, wie gewöhnlich, stehen, sondern ähnlich wie bei Abies Pinsapo, ringsherum. Den Namen hat sie nach ihrem Besitzer, der früher Mitglied des Handelsgerichtes der Seine war, erhalten. Wir wenden uns den Monokotylen, und zwar zunächst den Orchideen, zu. Diese interessanten Pflanzen liebt der Besitzer der Illustration horti- cole besonders: wir dürfen uns demnach nicht wun- dern, wenn sie in diesem Jahrgange auch haupt- sächlich vertreten sind. Die beiden Oncidien sind schon früher besprochen worden, und zwar Onci- dium Phalaenopsis (tab. 3) unter den neuen Pflan- zen des vorigen Jahres (13. Jahrg. S. 160) und O. aurosum Rchb. unter den neuen Pflanzen des Jahres 1869 (12. Jahrg. S. 175). Odontoglossen sind 3 bildlich dargestellt, von denen wiederum 2 bei Gelegenheit der neuen Pflanzen in der Wochenschrift besprochen und em- pfohlen wurden: und zwar Odont o glossum cri- statum Lindl. var. Argus (tab. 21) im Jahre 1869 (12. Jahrg. S. 175) und odoratum Lindl. (tab. 39) in diesem Jahre (S. 182). Hier ist jedoch eine Form mit breiteren braunen Flecken (als la- timaculatura) dargestellt worden. Odonto glos- sum nevadense Rchb. (tab. 75) gehört zu den grossblüthigen Arten und wurde von Wallis in Neugranada, und zwar auf der Sierra Nevada (da- her der Beiname), entdeckt. Die 4^ Zoll oft von unten nach oben im Durchmesser enthaltenden Blüthen bilden eine überhängende und schlaffe Rispe und haben 5 braune, aber weiss umsäumte Blumenblätter, dagegen eine weisse und feinge- franste Lippe von fast dreieckiger Gestalt. Die längliche Scheinzwiebel hat ein schmal-elliptisches und in einen langen Stiel auslaufendes Blatt. Cattleyen sind 2 abgebildet, aber nur die eine Cattleya maxima Lind, ist bereits besprochen 326 (10. Jaliig. S. 03 und 36G); wir sahen diese präch- tige Orchidee, welche übrigens unser in diesem Frülijulire vtr^torbener Landsmann Hart w eg schon imJalirel844 entdeckt hatte, von besonderer Schön- heit, im Jardin rcserv«^- zu Paris. Cattleya Eldo- rado (tab. 7), eine brasilianische Art, wurde von Linden ebeiifall.s zuerst im Jardin rciervi' im Jahre 18G7 ausgestellt und zog auf gleiche Weise wegen ilirer Schönheit allgemein die Aufmerksamkeit des fl'-haulustigcn Publikums auf bich. Die hier ahgeljiidetc PHaiizu int aber noch .schöner, als die Ilauptart, und hat ileshnlb auch den Beinamen ßplenilens erhalten. Die zartrosafarbigen BlU- tlien haben von unten nach oben einen Durchmesser von fast 0 Zoll. Von den 3 äus.seren Blunuii- blättern ist das unterste das schmälste und 3 Zoll lang, wiihrend die 2 innern ziemlich breit und um- gekehrt-eirund erscheinen. Die weisse Lippe hat besonders nach oben einen braunen und feinge- wimperlcn Saum und ausserdem eine gro.sse orangen- farbene Glitte. Houlletia odoratissima Lind, wurde in ihrer Ilauptform schon früher in der Pescatorea (1. Lief. 3. Tafel^ bekannt gemacht, hier (auf der 12. Tafel) hingegen ist eine schönere Abart, welche Wallis im Jahre 1868 in der kolumbischen Provinz An- tioquia entdeckte, mit dem Beinamen Anti o ijuien- sis, abgebildet. Diese Abart hat eine kräftigere Vegetation, Die zicmlieh grosse Aehrc trägt zahl- reiche BlUthen von über 3 Zoll Durchmesser, welche in der Knospe eine schmutzige Lederfarbe zeigen, während die Innenseite der entfalteten Blumenblät- ter, mit Ausnahme des blutrothen Bandes, eine purpurbraune Farbe besitzen. Von dieser sticht die weisse Farbe der langen, herabhängenden Lippe eigenthümlich ab. Die Scheinknollcn sind eiförmig und die langen, elliptischen Bliittcr haben eine grasgrüne Farlic. Maxillarin grandiflora Lindl. (tab. \A) wächst in Kolumbien, wosioSchlim und VVage- ncr zuerst entdeckten, und in I'eru, von wo aus Wallis im Jahre 18t)7 Exemplare an Linden Hondcte. Die Hchlicsslicii eirunden Knollen tragen ein ('lli|itisi'hcs Blatt von ziemlich dicker Konsistenz, während die Bllithcn einzeln am Ende eines kur- zen, mit SchuppenblUttorn besetzten Stieles sich be- finden und einen (^uerdurchmcsser von über 3 Zoll besitzen. N'on den ;"> weissen Blumenblättern stehen die beiden inneren und kleineren nach oben, wäh- rend ihnen entgegengesetzt die sackrörmigo und rothgcHtreifte Lippe sich betindet. Polycycnis (nicht Poiycnis, wio fiühor nus Versehen gedruckt wunlc) lepida Lind, et Bchb. (tab. l'.i) haben wir bereits bei den neuen Ptlanzon de« vorigen Jahres (13. Jahrg. S. 175) besprochen. ITeIcia sanguinolenta Lindl. (tab. 31) wurde . wiederum von Hartweg in Ekuador und später auch von Wallis ebendaselbst gefunden und nach Europa gesendet. Es ist eine eigenthUmliche Or- , chidee, welche trotz ihrer Schönheit einen unange- nehmen Geruch verbreitet Am Ende der gedrängt beisammen stehenden und eiförmigen Schcinzwiebein { bctinberttäche der Bluttrr einen blut- rothen Mittelnerv mit ebenso gefärbten Hauptästco, ausserdem aber noch eahircichc hcllroüic Flecken und Punkte zwischen den Hauptästen zerstreut. Dioffenbach iu Wallisii Lind. (tab. 11) sa- hen wir Euorst auf der internationnicu PdanEcn- nusstellung zu Londmi im Jahre 18GG (s. 9. Jahrg. i S. 23S) und haben sie dann in der Wochen#chril"t ! (in) 10. Jahrg. S. 181) näher betcichnet. 327 Calathea Chimborazensis Liud. (tab. 6) ist bereits mehrmals von uns besprochen worden (zu- letzt im 12. Jahrg. S. 167) und wird nächstens neben mehrern anderen der neueren Marantaceen ausführhch von uns abgehandelt werden. Pepinia aphelandraeflora Andr. (tab. 5) gehört zu den Pitkairnien, welche mehre Stengel zu gleicher Zeit aus einer gemeinschaftlichen Wur- zel treiben, wie es auch bei der sehr nahe ver- wandten P. punicea der Fall ist. Beide Arten unterscheiden sich ausserdem noch von den übrigen Pitkairnien, dass die teinen Samen keine verlänger- ten Anhängsel haben. Diesen Umstand bestimmte Brongniart, ein besonderes Genus daraus zu machen, was er zu Ehren des Chefs der Kalthäuser im Jardin des plantes in Paris Pepinia nannte. Ob mit diesem einzigen Merkmal des Mangels des faden- förmigen Anhängsels am Samen in der That ein natürliches Genus gebildet ist, möchte man bezwei- feln, da uns noch Pitkairnien von dem der beiden genannten Arten abweichenden Ansehen bekannt sind, welche ebenfalls Samen ohne fadenförmige Anhängsel besitzen und deshalb zu Pepinia gerech- net werden müssten. Cordyline lentiginosa (tab. 35) haben wir zuerst in Amsterdam während der dortigen Aus- stellung im Jahre 1865 in einer Sammlung von Dracänen, welche Jean Verschaffelt in Gent ausgestellt hatte, gesehen und unter diesem Namen bereits näher bezeichnet (8. Jahrg. S. 167). Auch später ist sie nochmals in der Wochenschrift von uns besprochen worden. Bei der Durchsicht der Dracäneen im reichen Herbar des botanischen Gar- tens in Kew befand sich wohl unzweifelhaft ein Exemplar aus den Südsee-Inselu, was von Hooker als Cordylyne Banksii bezeichnet war. Da daselbst auch ein Blüthenstand vorhanden war, so lässt sich, sobald unsere C. lentiginosa geblüht haben wird, mit Bestimmtheit sagen, ob beide Pflanzen identisch sind. Das grösste Exemplar ge- nannter Pflanze befindet sich jetzt in dem Garten eines Pflanzen- und Blumenliebhabers zu Pankow bei Berlin. Schliesslich noch ein Paar Farne: Todea su- perba Col. (tab. 23) ist ein reizendes Farn, was wir bereits in wunderschönen Exemplaren auf un- serer letzten Reise in Belgien und England bei Linden und Veitch gesehen haben und auf wel- ches wir nicht genug aufmerksam machen können. Wir haben es bereits schon im 8. Jahrgange der Wochenschrift (S. 405) und erst vor Kurzem wie- der (S. 308) erwähnt. Todea africana Wild. (tab. 38) sahen wir zuerst in einem grossen Exemplare auf der inter- nationalen Ausstellung in Petersburg vor 2 Jahren, von Ambr. Verschaffelt (jetzt Linden) ausge- stellt (12. Jahrg. S. 199) ; in einem nicht minder schönen Exemplare befand das Farn sich im vori- gen Jahre auf der Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin (13. Jahrg. S. 157) und gehört demselben Pflanzenliebhaber zu Pankow bei Berlin, dem wir eben erst bei Gele- genheit einer anderen seltenen und schönen Pflanze genannt haben. In diesem Sommer hatte es sich in dessen Garten so vorzüglich entwickelt, dass sein Anblick noch imposanter geworden war. Das grösste Exemplar jedoch, was vielleicht jetzt in ganz Eu- ropa sich befindet, ist im Winterhause des Besit- zers der Flottbecker Baumschulen, John Booth, in Klein -Flottbeck bei Altona. Dasselbe besitzt jetzt (am 27. Sept.) 93 ausgebildete Blätter. Es hat eine Höhe von 5 Fuss 8 Zoll bei 7 Fuss 9 Zoll Länge und 3 Fuss 3 Zoll Stärke. Der Obstbau im («rosseii. Von Karl Baltet in Troyes. Der Verfasser einer Reihe von Schriften über den feineren Obstbau durch Formenbäume, der be- kannte Poraolog Karl Baltet in Troyes, hat uns vor Kurzem eine Brochure über den Obstbau im Grossen zugesendet, welche den Titel führt: Culture des arbres fruitiers, au point de vue de la grande production. Wir freuen uns um so mehr, ihn auf einem Felde zu begegnen, wo wir ihn nach den Antecedentien am Wenigsten vermutheten. So hoch wir auch den Anbau der Obst-Formenbäume (Pyramiden, Spaliere, Kordon's u. s. w.) achten, so ist er doch in national-ökonomischer Hinsicht dem Anbau von Hochstämmen im Freien oder in grossen Anlagen an Wichtigkeit untergeordnet. Diese An- sicht schien Karl Baltet früher nicht zu theilen, da Alles, was er über Obstbau geschrieben hat, die Heranziehung von Formenbäumen betriflft. Diese huldigen einem Luxus, die Kultur von Hochbäumen hingegen interessirt das ganze Volk. Der arme Mann^ der Arbeiter, so gut er sich auch jetzt ge- stellt hat, wird doch nicht ein oder mehre Groschen für eine Frucht ausgeben können ; und selbst wenn er es vermöchte, würde eine feine Birn seinem Körper eben so wenig gut thun, als feines Weizen- brod, dem aller Kleber entnommen ist. Das Aroma und der Zuckergehalt einer noch so vorzüglich schmeckenden Birn sagen einem an feine Genüsse nicht gewöhnten Magen wenig zu. Alle unsere Obstsorten sind in Folge der mehr- fachen Salze, welche sie enthalten, gesund ; diese scheinen sich aber in den gröberen Hochstamms- Früchten in grösserer Menge zu befinden, als in 328 dem fciueroD Spalierobst u. .s. w. Dazu kommt, üass man für feiDcrcs Obat eintu au>gL»uclitcn Bodtu babcu luusii, währcud der llocLstamm, in so turn nur die Sorte dem Boden ungepaast ist, allentbalbcn an Cbausscen, Wegen, Eiseubabiicii, au Kündern, mit einem Worte überall da, wo ein Platz leer ist, wäcbst und gcdeibt Wir liaben gesagt, „in so fern die Sorte dem Boden augepasat ist"' Es ist dieses ein Umstand, auf den aucb Karl Baltet grossen Werth legt. Er ist selbst dagegen, den Boden naeh den Eigenthüm- licbkciteu der Sorte zu verändern und ihr etwa anpassen zu wollen, denn das Klima, was wir nicht finden) können, spielt eine nicht minder wichtige liolle dabei und kanu nicht beliebig, wie der Bo- den, gemacht werden. So lange wir im Interesse des Obstbaues gewirkt, haben wir auf diesen ge- wichtigen Gegenstand die Aufmerksamkeit der Be- börden und der Privaten gelenkt. Am besten werden immer die Früchte gedei- hen, welche im Lande aus dem Samen cdcicr Sor- ten gefallen siud. Sollten keine zu empfehlenden Sorten vorhanden sein oder man eine grössere Aus- wahl wollen, daun erst kann man gute Sorten aus den Naelibarländern versuchen, ob sie auch gedei- hen, und niaciit dann die uothige Auswahl. Die Nothwendigkeit pomologischer Garten für alle Pro- vinzen und Länder, wo Obstbau getrieben wird und gefördert werden soll, stellt sich immer mehr her- aus. Bereits ist ein pomologischer Garten mit einem Erziebungs-Institule für junge, sich für den Obst- bau interessirende Leute in Schlesien vorhanden und übt segensreichen Einfluss auf die ganze Pro- vinz aus, ein zweiter Garten ist eben am Kheinu, in einer für den deutschen (Jbstbau günstigsten Gegend in's Leben gerufen und wird später von gleichem EinÜusse sein. Aus dem oben Gesagten geht hervor, dass da- mit dem Verlangen Karl Baltct's, nur solche Obstsorten anzupflanzen , welche Erfolge geben, entsprochen werden muss. Leider wird grude, wie wir oft Btlion ausgesprochen haben, von Behörden und Privaten am Meisten gefehlt, dass in der'Wahl der Sorten nicht die gehörige Auswahl getroffen wird. Man ist in der Uegcl zufrieden gestellt, wenn der unzupllanzende Baum nur den Vorschriften entspricht, nuigen sie Sorten angehören, welchen sie wollen. S
kolurirte Abbilduugcn der schönsten Hyacinthen, Tulpen, Lilien, Ranun- keln, Iris u. ». w. Der Abonuemcntspreis beträgt 4 Thir. pr. Jahr. Von allen Gartenbesitzern , Haudelsgartncrn, Gutsbesitzern, Gartenfreunden und endlich allen Blumenliebhabern, besonders den geehrten Abneh- mern der Haarlenier Blumenzwiebeln wird das , Album van Eeden'' mit der grössten Freude begrUsst werden. II aar lern, lö. September 1S71. Verlag Ton W iv|;iiiiil t It IIeDi]>cl in Dorlin, Zlinmor StfMta No. VI. Druck drr C. Fei «trr'Kbrn Iliirhdrurkeici (L. llcwa«), Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des (lartenbanes in den König!. Frenssischen Staaten für (nlirtiierei und Pflanzeiikiiiide. Redakteur: General - Sekretär des Vereines. No. 42. Berlin, den 21. Oktober 1871. Inhalt: Monats-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 24. September. — Belgique hortieole. Jahrgang 1870. — N^ue amerikanische roseurothe Frühkartoffel. Von Dr. Ed. Lucas in Reutlingen. Sonntag, den 29. Okto'ber, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die Mitglieder eingeladen werden. Mou.ats-Ansteilung des Yerciues zur Befördcriiug des Garteubtiues, , am 24. September, Die Aiisstellaiig war, obgleich nur Monats-Aus- stellung, dieses Mal nicht allein reichlich beschickt, sondern die meisten der aufgestellten Gegenstände verdienten in mehrfacher Hinsicht Beachtung. Es hatten sich 19 Gärtner mit 32 Bewerbungen be- theiligt und zwar 7 mit Schaupflauzeu, 4 mit neuen Einführungen, 8 mit Gruppen, 1 mit eigener Züch- tung, 3 mit abgeschuittenen Blumen, 5 mit Gemüse, 3 mit Früchten und 1 mit dem Obstbau schäd- lichen Insekten. Was zunächst die Schaupflanzen anbelangt, so hatte Kunst- und Handelsgärtner Allardt deren 4 zur Verfügung gestellt. Von besonderer Schön- heit war ein mit einem 4 Fuss hohen Stamme ver- sehenes Exemplar der zwar längst bekannten, aber doch immer schönen Palme Brasiliens: Astrocaryum Ayri in Blüthe. Ihm schlössen sich hübsche Exem- plare des Pandanus utilis und der Araucaria imbri- cata dar. Die vierte Schaupflanze war eine Or- chidee: das reizende Aerides suavissimum mit seiner fusslangen, angenehmen Geruch verbreitenden Aehre. IDie Schaupflanzen des Kunst- und Handels- gärtners Leisegang in Charlottenburg bestanden zunächst aus prächtigen, grossen Lorbeerbäumen mit kurz ])yramidenförmigen Kronen. Wir machen Liebhaber, welche dergleichen Dekorationspflanzen, wie sie in dieser Schönheit nicht häufig in den Handel kommen, aufmerksam, da sie zu massigem Preise zum Verkaufe stehen. Ausserdem waren schöne Bonaparteen (Agave geminiflora), und zwar die blaugrüne Abart, und 2 Exemplare der Fächer- palme: Corypha australis, vorhanden. Wir bemerken hierzu, dass diese neuholländischen Palmen in den Zimmern, wenn sie uur einiger Massen gepflegt wer- den, noch besser, als die Latauia und die gewöhn- liche Fächerpalme, aushalten. Eine nicht minder schöne Schaupflanze war die noch ziemlich neue Dracaena Guilfoylei. Aus dem Univei-sitätsgurten hatte dessen Vor- steher, Sauer, die Mutterpflanze der Panama- Hüte, Carludovica palmata, in einem stattlichen Exemplare ausgestellt. Noch mehr nahmen aber die beiden Gefässe mit kräftigen und grosseu Exem- plaren der kalifornischen Kauuenpflanze, Darliug- tonia californica, die Aufmeiksamkeit der Besucher in Anspruch, zumal diese von ihrem Besitzer aus Sameu selbst herangezogen waren. Die Pflanzen boten um so mehr Interesse dar, als die so sehr abweichenden Blätter alle Stadien ihrer Entwicke- lung zeigten. Weiter verdankte man dem Justizrathe Bor- chardt eiu ziemlich grosses Exemplar der erst vor wenigen Jahren von Linden eingeführten Maranta rosea-picta, welche sein Obergärtner Stegemann in dieser Vollkommenheit herangezogen hatte. Die 3 Exemplare der Zwergmyrte, welche der Ober- gärtner Müller in den Baumschulen von Metz & Co. zu Steglitz erzogen hatte, verdienten eben- falls Anerkennung. Eben so hatte der Obergärtner Deppner im Garten des Notars Lämmer hirt 2 hübsche Exemplare der kapischen Schönlilie, Vallota purpurea, ausgestellt. Wir machen darauf aufmerksam, dass dieses Zwiebelgewächs bei uns viel zu wenig anerkannt wird, als es verdient. Es kann auch im Freien mit Vortheil verwendet wer- 42 330 dcD. Endlich gedenken wir noch des sonderbaren Amorpbopbailuä bulbifer, den derObcrgartucr Egge- brcclit im Galten der Frau Banquier Wage ner au.-ge.-*lellt hatte. Erst treibt er einen grossen, einen unangenehmen Geiuth verbreitenden BiUtheustaud von brauner Farbe aut" kurzem ÖtitI, und wenn dieser abgeblüht ist, kommt ein einziges, grosses, vielfach getheiltcs und dem 4 und f) Fuss hidien und nL-hlaugcnartig gezeichneten Stiele aut liegendes Blatt. Villi neuen Eiiit'ühruiigcn verdankte man dem Kunst- und llaudclügärtner Barre n « te i n in Char- lottiuburg zunächst das buntblättrigo Acanthopanax variegiituin, was wir zuerst im Monat JhÜ in Lon- don ge.iehen haben. Es soll, in» Freie gepöanzt, sich zu grösseren P>infa»sungeu eignen. Ftlr ßeet- pflanzuiigen ist dagegen die ebenfalls aufgestellte Iresina atumiuata mehr zu empfehlen. Die in England gezl\chtetc Begonia öedeni ist erst vor Kurzem von nn» unter den neuen Pflanzen (S. 149) besprochen und empfohlen worden. Ligeria pyra- midata schliesst sich den übrigen Arten dieses frü- her mit den Gloxinien vereinigten Geschlechtes au und gehört mit diesen in das Warmhaus. Aucuba aurea ist eine, wenigstens für da» freie Land, em- ptindlicho Form des mannigfaltigen immergrünen Gehölzes aus Japan und besitzt meist die ganzen Zweige oder wenigstens einzelne Blätter daran gold- gelb. Eine zweite Aucuba aurea verdankte man dem Kunst- und Haudelsgiirtncr Leisegang in Charldttenburg. Von den buntblüttrigen Abutilou- Fornien, von denen jetzt auch B a rr e n s t ein ein Paar ausgestellt hatte, haben wir erst in dem Be- richte der vorletzten Versammlung gesprochen. Aus dem botanischen Garten waren durch den Inspektor Bouchö ein rolhbrauuer Fuchsschwanz (Amurantus atroiiurpurcus), wovon man den Samen im Jahre IKiVJ direkt aus Cai< utta bezogen hotte, und eine Begonia floribunda, welche ihren Namen der rcicIibUUliigen mit Recht trügt und besonders llandcNgiirtncrn zu empfehlen ist, aui-gestellt wur- den. Endlich hatte der Obergiirtncr im Versnchs- garten des Vereines, Neumunn, einige neue Asteril, welche von Ilaagc und Schmidt in Er- l'iirt bezogen worden waren , die weissblühcndc Form des Lupiniis mntabilis und Phlox IJrummondü acnea zur Kenntniss der Schauenden gebracht. Als eigene Züchtung verdankte man dem OI)er- gärtner Eggebrecht, im Garten der Frau Bau- i|uicr Wagener, eine grossblttttiigc Begonia iu der Form der B. grondis, welche weitere Verbiei- tung verdient. Ks ist deshalb wohl zu wUnschen, das» ein Ilandelsgörtncr den weiteren Vertrieb über nimmt, damit diese ausgezeichnete Form weiter verbrei- tet wird. Die grossen lundlich-hirzföimlgen, aber ungleichseitigen Blätter besassen einen Durchmesser von gegen 15 Zoll und ihre matigrUne Über fläche war von silberweisen Flecken unterbrochen, wäh- rend der Rand dunkel-, fast sehwarzgrUn erschien. Was die 8 Gruppen, welche die Ausstellung schmUi-kten, anbeluugt, so war die des Kunst- und Handelsgärtners Karl Lackner am grössten und bestand nur aus Marktpflanzen, wie diese sich für elegante Zimmer, für Saluu's u. s. w. eignen. Aus dieser Ursache waren sie auch ohne Ausnahme zu stattlichen, nach allen Seiten hin sich präseutirenden Exemplaren herangezogen worden, als welche wir sie zu obigem Zwecke empfehlen können. Die Gruppe selbst bestand aus über 100 Pflanzen in 31 Arten. Eine prächtige Cycas revoluta ragte besonder«, da sie eine ansehnliche Grösse besass, in der Mitte des Hintergrundes hervor. Am Reichlichsten waren die Palmen und dieDracänen vorhanden. Wir machen darauf aufmerksam, dass auch die erst im Früh- jahre von uns empfohlene Phoenix reclinata, so wie die schon länger von uns besprochene Dracaena (Ctirdyline) Daneeli (6. Jahrg. S. 237) sich darunter befanden. Wir nennen schliesslich noch Arcca Baueri und sapida. Auch Kunst- und Haudclsgärtner L. Mathieu hatte eine Gruppe blühender und nichtbluhcndcr Gcwächshauspflanzeu ausgestellt. Dass er sich bei jeder der t> Sommer-Ausstellungen betheiligt und dadurch zu ihrer Durcht'Uhruug wesentlich beige- tragen hat, muss ihm als ein besonderes Verdienst angerechnet werden ; es legt aber auch Zeuguisi ab, welcher Reichthum von Pflanzen ihm zur Ver- fügung stehen muss, um in kurzer Zeit 6 Mal sich in dieser Weise betheiligen zu können. In der besagten Gruppe waren hauptsächlich die Maran- taceeu und Dracänceii vertreten, ausserdem wurde durch einige blühende Orchideen ihr Reiz erbuht. DS'eitcr hatte wiederum der Geheime R«lh Dauuenberger vermittelst scinea Obergärtners Dressler eine rege Theilnahmc an den Ausstel- lungen des Vereines durch 3 verschiedene Gruppcu an den Tag gelegt. 14 Marantacecn in ziemlich grossen Exemplaren und Iv Kaladicn mit buu'.en Blättern zeigten das Beste, was in dem letzten .Jahrzehnt von diesen hauptsächlich eingefülirt w Die dritte Gruppe bestand dagegen ou.i bunu rigcn Warmhauspflanzen. Die zum Theil noch ganz neuen Fittonien und Trnvesicu (^Bertolonicn), nebst Dioscoica chrysuphylla, Dichorisandra musaica u. a. traten besonders hervor und zogen wegen ihrer schönen Zeichnung die Aufmerksamkeit der Schauenden von Neuem auf f'ich. llficht weniger bildete eine andere Gruppe ron 3^> l'tlanzen in 22 Arten und Formen einen An- ziehungspunkt, da sie ebenfalls fast nur buntblätt 331 rige Pflanzen des Warmhauses enthielt. Der Ge- heime Eatb Ravend hatte sie durch seinen Ober- gärtner König zusammenstellen lassen. Die neue- sten und schönsten Croton's und Dracäneen bildeten den Kern der Gruppe. Von den letzteren aliein waren 11 verschiedene Formen in 15 Exemplaren vorbanden. Ausser diesen nennen wir noch die durch Linden in Brüssel vor mehreren Jahren eingeführte Dichorisandra undata. Oass auch der botanische Garten niclit zurück- bleiben, sondern ebenfalls eine Gruppe verschiedener Pflanzen zur Verfügung stellen würde, war voraus- zusehen. An Mannigfaltigkeit der Arten, deren nicht weniger als 52 vorhanden waren, aber auch der Gestalten, übertraf sie die übrigen. Inspektor Bouch^ hatte Koniferen, immergrüne Gehölze mit buntblättrigen Pflanzen, besonders Begonien, einigen Dieffenbachien u. s. w., so wie mit blühen- den Pflanzen, aus vielen Familien vertreten, wie Manuleen, Seiagiuen, Diplacus, Eucharis, Rocheen, Eriken u. s. w., und endlich mit Farnen u. s. w. ver- einigt. iLls letzte Gruppe nennen wir eine Zusammen- stellung zweier kapischen Haiden, Erica blanda und gracilis, jede in 12 Exemplaren vertreten. Kunst- und Handelsgärtner Plage in Schönebevg hatte sie ausgestellt. Diese beiden Halden blühen jetzt und bilden für den Berliner Markt einen bedeutenden Handelsartikel. Abgeschnittene Blumen waren von 3 Seiten eingesendet worden. Aus dem Versuchsgarteu des Vereines hatte Obergärtner Neumann ein Sorti- ment von Stiefmütterchen, für diese späte Jahres- zeit in recht hübschen Blumen, zur Verfügung ge- stellt, während man dem Kunst- und Handelsgärt- ner L. Mathieu wiederum kleinblumige Pompon- und Viktoria-Astern verdankte, dem Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann aber einige mit Blumen besetzte Stengel des Liüum auratura. Diese gross- blüthige Lilie scheint, gleich dem Lilium speciosum (L. lancifolium der Gärten), in Grösse, Farbe und Zeichnung der Blumen ungemein zu ändern. Es ist kaum die Blume einer Pflanze der einer anderen ähnlieh. Gemüse war von 5 Gärtnern ausgestellt. Am meisten nahm eine Gucurbitaceenfrucht des Hof- gärtners B rasch die Aufmerksamkeit der Schauen- den in Anspruch. Die Pflanze wird allgemein in China, vor Allem in der Provinz Futschu (Foo- Choo), angebaut und ist eins der beliebtesten Nah- rungsmittel, indem die 5 bis 6 Fuss lange und 12 bis 17 Zoll im Umfang besitzende Frucht, gleich der Gurke, als Salat und als Gemüse, besonders im letzteren Falle mit Reis gekocht, allgemein ge- gessen wird. Die Pflanze, zu der die Frucht ge- hört, ist, so viel wir wissen, noch nicht wissen- schaftlich festgestellt. Ein Engländer, der sich in Futschu niedergelassen, hatte Samen an James Veitch und Söhne in London gesendet. Jen- seits des Kanales ist sie bereits kultivirt worden und man hat die (wie bei der Gurke) noch nicht ganz reife Frucht als Salat vorzüglich und unserer Gurke sehr ähnlich schmeckend gefunden. Die Pflanze ist vom Hofgärtuer B rasch erst sehr spät, wenn wir nicht irren, Ende Mai oder gar Anfangs Juni dieses Jahres ausgesäet worden und nahm Ende September eine über 8 Fuss ins Geviert enthaltende Fläche an einer Mauer ein. Um sie gegen die Unbilden des Wetters einiger Maassen zu schützen, waren seitlich und oben Fen- ster angebracht. Die Pflanze bot mit ihren grossen Blättern und den vielen und ziemlieh grossen Blü- then von gelber Farbe, so wie männlichen und weib- lichen Geschlechts, einen hübschen Anblick dar. Besonders fielen die unreifen Früchte von verschie- dener Länge sehr in die Augen. Aus den Metz' scheu Baumschulen in Steglitz hatte Obergärtner Müll er Exemplare der reichtra- genden und noch ziemlich neuen Traubengurke ausgestellt. Sie kann in jeglicher Hinsicht empfoh- leu werden. Als neue, nicht minder zu empfeh- lende Stangenbohne war die weisse römische Wachs- bohue mit gelben Schalen vorhanden. Endlich wurde das Sortiment Kartoffeln, was ebenfalls in den Metz'schen Baumschulen kultivirt wurde, be- sonders von Landwirthen und Gärtnern, sorgfältig besehen. Wenn die 60 Sorten, welche vorhanden, eben so vorzüglich im Gescbmacke sind, als sie im Aussehen waren, so verdienen sie sämmtlich Beachtung. Da das Bedürfniss bei der Kartofl:el ein verschiedenes ist, je nachdem man eine Speise- oder Wirthschaftsfrucht oder sie zum Brennen ha- ben will, so würde Obergärtner Müller sich noch ein besonderes Verdienst erworben haben, wenn er bei den einzelnen Sorten dieses angegeben und über ihren relativen Werth überhaupt berichtet, auch über die Dauer u. s, w. Einiges mitgetheilt hätte. Dem Obergärtner Depp e im Notar Lämmer- hirt'schen Garten verdankte man ein Sortiment von 16 ausgewählten Sorten von Stangenbohnen, während L. Mathieu unter dem verschiedenerlei Gemüse, was er ausgestellt hatte, auch den beson- ders, im Württemberg'schen , aber auch am Rhein sehr beliebten Zuckerhut-Kohl, vor Allem aber eine Anzahl Artischocken bcsass. Die letzteren hatten ein so gutes Aussehen, als man es nur irgend in Frankreich oder auch in Italien finden kann. Wa- rum Artischocken in Berlin nicht mehr gegessen werden, begreift man nicht; und doch klagt man 42* 332 allgemein über die geringe Abwecliflung, die hin- sichtlich des Gemüses geboten wird. Endlich waren auch, und zwar ganze Sorti- mente von allerhand Gcmliseu aus dem Versuchs- garten des Vereins vorhanden, die der Obergärtner Neu mann mit Sorgfalt herangezogen hatte. Es war nur das Bessere, auf da* man anfmerk^am machen wollte, ausgestellt worden. Eben deshalb würde es sehr wünschenswerth sein, wenn dieselben Sorten noch an anderen Orten wiederholt geprUtt würden. Da Samen hiervon im Frühjahre unter die Mitglieder vcrtheilt werden, maclun wir jetzt schon darauf aufmerk-am. Diese Gemüse bestanden aus G Stangenbohnen : Ulauschotige Speck-, Wcissschaligc von Algier. Kic- senzuckcrbrech-, Kleine bunte Zucker- oder Spargel- und Früheste Zuckerbrech-Hohnc; ans ti Staiiden- bohnen: Flageolet gelb, Haricot renfl<5 blanc, Wil- mots-Zwerg-, Tausend für eine, Didix und Runde blassgelbe Wachs-Bohne; aus 4 Sorten Muhrrüben : petite courte pour chassis (zum Treiben) und Kurze holländische Trcibkarote, sowie Halblange und oran- genfarbige grüiiköpfige Mohrrübe ; aus 3 Sorten Beten: Schwarzgclbe plattninde von Athen, Kleine schwarzgelbe Untergrund und Dunkclrothe aus Aegypten ; endlich aus 2 Sorten Kart(iffeln: Bovi- nia und the l^uecn. Von Früchten war zwar wenig, aber doch etwas Gutes vorhanden; Ilofgäitner II. Seile in Sans- souci hatte Weintrauben und Pfirsiche in einer Vollkommenheit ausgestellt, wie man sie nicht besser in günstigen Gegenden erhalten wird. Mehr der Merkwürdigkeit, als des guten Geschmackes halber, war von dem Obergärtner Hggebrecht, im Garten der Frau ]^in(|uier Wagen er, eine Frucht der Passiflora (juadrangularis ausgestellt. Die bei uns kultivirten Passionsfrüchte entbehren, wenigstens narh unseren Erfahrungen, des feinen, dem der Melonen etwas ähnlichen Geschmackes, den sie im Vater- lande und auch noch in England haben. Jenseits des Kaniiles existiren besondere Treibereien für diese Früchte, die selbst auch bisweilen auf dem Miirkte rum Verkauf gebracht werden. Endlich erwähnen wir noch eines tiachcn Glas- kastens, in den» mit einer klebrigen Flüssigkeit bestri- chene und bereits benutzte Bänder behufs Umlegens um die (.Obstbäume und Faugens des Weibchens des Frostsehmelterlinges aufgespannt waren, um durch die Menge der darauf befindlichen Weibchen und anderer dem < >bstbaume schäillicher Insekten die Nützlichkeit derselben zu bekunden. Da jetzt die Zeit herangekommen ist, wo die trächtigen und flügellosen Weibchen des den Blüthcn des Kern obstes so ungemein schädliehen FroBtschmetter- '•nges am Stamme aufwärts kriechen, "o irinnern wir die Besitzer von Obstanpflanzungeu von Neuem daran, die geringe Kosten und die )luhe sich nicht verdriessen zu lassen, diese klebrigen Bänder um die Kernobstbäume zu legen. Der vun uns oft er- wähnte Lehrer Becker aus Jüterbog hatte den Kasten ausgestellt. Um auch andere schädliche Insekten, besonders am Abend, zu fangen, hatte Lehrer Becker sieb auch einen oben otfenen und viereckigen Kasten, dessen Seitenwände aus Glas bestanden, anfertigen lassen und von denselben, nur kleine Ritzen da- zwischen lassend, die Glasscheiben ebenfalls mit Papier beklebt, auf das ein von ihm angefertigter Leim (Brumata-Leim von ihm genannt) aufgestrichen war. In den Kasten stellte er des Abends eine brennende Lumpe und brachte beides in den Gar- ten. In Massen flogen die meist schädlichen In- sekten dem Lichte zu und blieben zum grossen ; Theil an dem klebrigen Papiere hängen. Ein solcher benutzter Kasten war vom Lehrer Becker eben- falls ausgestellt worden. Wir bemerken nochmals, I dass dieser Brumata-Leim, der in keiner Weise dem Obstbaum j-cliädlich ist und seine Klebrigkeit in der freien Luft lange behält, von dem Verfertiger das Pfund t'üf 17 Sgr. verkauft wird und dass ein Pfund zu Bändern für 50 Obststämme von 3 bis () Zoll Durchmesser ausreicht. (Vergl. übrigens vor. Jahrg. d. Wochenschr. 17 und 140). Sie Preisrichter waren schon zeitig am ^lor^D zusammengetreten und gaben zu Protokoll, wie folgt" Für die sechste diesjährige Monats-Ausstellung sind die Unterzeichneten zu Preisrichtern ernannt worden und unter dem Vorsitz des Kunst- und llandelsgärtners Ritter am heutigen Tage zu- sammengetreten. Als Preise sind zuerkannt: 1) 1 Staats-Medaille für die Gesammtleistung des Kuu't und Ilandelsgärtmrs I. eisegang in Charlottenburg. 2) 1 Staats-Mcdaille für die Blattptlanzcngruppe des Kunst- und llandelsgärtners Lackner. 3) 20 Thaler (eines Pflanzeuliebhaber») für Blattpflanzen des ()bergärtners König aus dem (larten des Geh. Kommerzienrathes R a v e n <^. 4) 1<> 'l'hlr. für die Blattpflanzen ^l^.■'> t »ber- gärtners Dressier aus dem Garten de« Geh. Kommerzienrathe» Danne nbcrgcr. 5) 10 Thir. für Dnriingtonia calilornica de« Universitfitsgärlncrs S a u e r. r.) 1(1 ThIr. für 4 Pflanzen in guter Kultur des Kunst- und llandelsgärtners Allardt. 7) ö ThIr. tlir eine aus Samen gezogene Be- gonie des Oh ■< Egge brecht im ftiirti'ii il' r 1": iiii-r Wngenor. 333 8) 5 Thlr. für Gemüse des Kunst- und Han- delsgärtuers L. Mathieu. 9) 5 Thlr. für eine Gruppe des botanischen Gartens. 10) 5 Thb\ für eine neue chinesische Gurke des Hofgärtners Brasch in Charlottenburg. 11) 5 Thlr. für ein Sortiment Kartoffeln des Obergärtners Müller in Steglitz von Metz & Co. 12) Eine ehrenvolle Anerkennung für Carludo- vica des Universitätsgärtners Sauer. 13) Eine ehrenvolle Anerkennung für Fang- weisen der dem Obstbaume schädlichen Insekten des Lehrers Becker in Jüterbog. W. Ritter. H. Allardt. E. Dressler. Klings. J. ßeinicke. Belgique horticole. Jahrgang 1870. Unter der vortrefflichen Redaktion des Profes- sor's Eduard Morren ist der 20. Jahrgang der Belgique horticole erschienen ; mit ihm ein genaues Register der vorausgegangenen Bände. Für das letztere werden alle Leser derselben dem Herausgeber besonders dankbar sein, denn damit wird das Werk erst recht brauchbar und bleibt nicht ephemer. Es soll- ten die Herausgeber, vor Allem von wissenschaft- lichen Zeitschriften, sich es stets recht angelegen sein lassen, so langweilig es auch sein mag, in eigener Person ein gutes Register auszuarbeiten und nicht Anderen anvertrauen. Der Herausgeber allein kann genau wissen, was wichtig ist und nicht? Wie ein Register zu wenig enthalten kann, so ist auch ein Zuviel nicht gut, und für den, der es brauchen will, oft sehr zeitraubend, Morren hat bestimmte Abtheihmgen für den Inhalt: 1) Botanik und Pflanzengeographie; 2) bo- tanische und gärtnerische Literatur; 3) vegetabi- lische Toxicologie (Giftlehre der Pflanzen), 4) vege- tabilische Physiologie; 5) gärtnerische Zootechnik (d. h. Abhandlungen über die den Pflanzen schäd- lichen Thiere); 6) Abhandlungen über Rasen und Wiesen; 7) gärtnerische Boden- und Erdkunde; 8) Abhandlungen über Wasserpflanzen; 9) Abhand- lungen über Zimmerkultur; 10) Gehölzkultur; 11) Pomologie und Fruchtgarten; 12) Gemüsekultur; 13) bildende Gartenkunst oder Landschaftsgärtnerei; 14) gärtnerische Technologie. Man sieht hieraus, wie mannigfaltig der Inhalt der 20 Jahrgänge für Gärtner und Liebhaber ist und wie das gegebene Register das Nachsuchen erleichtert. Leider ist aber die Aufeinanderfolge der Gegenstände in den Ab- theilungen nicht alphabetisch, sondern chronologisch. Man braucht auf diese Weise eine lange Zeit, be- vor man weiss, ob überhaupt z. B. irgend ein bo- tanischer Gegenstand vorhanden, und wann, wo er in der ersten Abtheilung enthalten ist? denn man sieht sich gezwungen, nicht weniger als fast 6 lange Seiten durchzulesen. Bei der alphabetischen, unbedingt bequemsten Aufzählung der Gegenstände machen wir auf einen oft gemachten Uebelstand aufmerksacn, indem man die Ueberschriften nicht nach dem Anfangsbuch- staben des Gegenstandes, als des wichtigsten Wor- tes in der Ueberschrift, um das es sich handelt, der Reihe nach aufzählt, sondern nach dem An- fangsbuchstaben des ersten Wortes der Ueberschrift überhaupt Wenn z. B. die Ueberschrift: „Die ver- schiedenen Blumen der Georginen, Astern u. s. w." lautet, so werden gewiss die Worte „Georginen, Astern u. s. w." das Wichtigste sein, während die Worte „Blumen* oder „verschiedene Blumen" eine geringere Bedeutung haben ; bei der alphabetischen Aufzählung müsste demnach das „G„ der Geor- ginen, oder das „A" der Astern das Leitende, nicht aber das „B" der Blumen sein. Weitere Beispiele geben die Sachregister aller Jahrgänge der Wochenschrift. Morren beginnt den 20. Jahrgang der Wochen- schrift mit einer Lebensbeschreibung des berühmten brasilianischen Reisenden v. LIartius in München, über den wir seiner Zeit ebenfalls ausführlich be- richtet haben (12. Jahrg. S. 121). Das beigefügte Bild ist eine angenehme Zugabe. Als erste Pflanze ist Maranta Lindenli (tab. 1) abgebildet und beschrieben. Ihre Abbil- nung ist leider durchaus verfehlt und gibt nicht entfernt eine Idee von der Schönheit dieser Pflanze. Sie ist bereits schon im Allgemeinen in der Wochen- schrift besprochen worden (9. Jahrg. S. 238) ; wir werden ausserdem wohl nächstens wiederum Gele- genheit haben, über sie und einige andere neue Maranten in einer besonderen Abhandlung zu sprechen, Es unterliegt keinem Zweifel, dass Ma- ranta Lindenii nebst M. Veitchii und illustris (roseo- picta) zu den schönsten Arten der ganzen Gruppe gehören. Dombeya Mastersii Hook. (tab. 3) haben wir ebenfalls schon besprochen (10. Jahrg. S. 247). Ein wunderschöner Blüthenstrauch ist ferner Gar- denia Stanleyana (tab. 4). Als sie im Jahre 1869 bei einer in Brüssel stattgefundenen Ausstel- lung in Blüthe stand, erregte sie allgemeine Be- wunderung, und zwar nicht allein durch die Schön- heit ihrer Blumen, sondern auch durch deren Ge- ruch. Sie ist übrigens schon seit 30 Jahren in 334 unscrn Garten, wurde aber leider allmiililicb scltCDcr, bis sie jetzt wieder zu Anscben gelangt ist. Sie stammt aus dem tropischen Westafrika und wurde voi) dem Reisenden Wlii t t'icld, welcher sie cnt- deiktc, zu Ehren des Lord Stanley, späteren Grafen Derby, genannt. Von unserer bekannten und beliebten Gardenia radicans unterscheidet sich G. Stanleyaua wescut- lich durch die iangrührigen, grossen BlUthcn, welche einiger Massen an japanische Lilien erinnern und \'eranlas8ui)g gegeben haben, sie mit der Linnd- schen Gardenia Kothmannia, als besonderes Genus hothmannia zu betrachten. Die Länge der Kclch- röhre allein beträgt nicht weniger als 9 und 10 Zoll. Im obersten Tlieile erweitert sie sich trichter- förmig. Aus ihr kommt die weisse, mit rothen Flecken gezeichnete Krone hervor und breitet sich mit den 5 Abschnitten über die f) breiten Kelch- zähne. Tillandsia Hamaleana Morr. (tab. b) befand eich zum ersten Mal in Blüthe, vou Linden in Brtssel während der internationalen ludustrie-Aus- stelluug in Paris ausgestellt. Sie gehört, wie die alsbald zu erwähnende T. Lindeniana in das zuerst vor Kurzem von Regel in Petersburg aufgestellte Hubgenus Wallisia, was sich durch einen kurzen IMUthenstand auszeichnet, an dem die BliUhen ein- zeln oder zuvor an kurzen Aesteu rings herum sitzen und schöne grosse, flach ausgebreitete Blu- menblätter, in der Weise der Dyckien, haben. Die Eichen sind mehrreihig in den Fäehern des Frucht- knotcna. Die pergamentartigen Blätter der T. Hamaleana umfassen .«ich am untern Theilc. sind aber nach oben flach und schlagen sich in einem Bogen zurück. Die grünen Fläclien sind glänzend und zeigen keine Spur eines kleiigen Ueberzuges. Der kurze Blü- thenstnnd ist an der Basis verästelt und aus den zweireihig gestellten Deckblättern kommen die wohl- riechenden BliUhen hervor. Die Farbe der lang- gcfltiellen und umgekehrt-herzförmigen Blumenblät- tor ist violett, der Farbe unserer Veilchen sehr ähnlich. Sic wurde zu Ehren de» Präsidenten der \'crciriigung holgirtcher Garteiilmiivcreine, de« Se- nator'» deCannart d'IIamnle in Mccheln, eines der eifrigsten und kenntnissrcichsten Pflunzenlieb- haber, genannt. Diese 'rilluntlsia, s" wie auch T. Lindeniana und die von uns beschrieiiene T. argentea (11. Jahrg. S. ini) haben die pjgenthüinlichkeit, dnss sie am unteren Endi' fleischig sind, und daselbst keine Spur von Wurzeln besitzen. Diese Erscheinung erkannte der Professor Visiani in Paduu zuerst im Jaliro 1S.')4 hei einer vierten TillnndKiu und machte in einer besonderen Alilinndinnp. welche er in den Memoiren des wisscnscbaftlichcu Institutes zu Ve- nedig (V., p. 340) abdrucken Hess, darauf aufmerk- sam. Sie kam ihm so wichtig vor, dass er Grund genug zu haben glaubte, aus dieser Tillandsia ein neues Geschlecht zu machen, was er Pbytarrhizs (also Pflanzen ohne Wurzel) nannte. ^^ ass die Tillandsia Lindeniana Morr. anbe- langt, so haben wir früher schon raitgetheilt, dasa Regel glaubt, er kultivirc eine andere 'i'illandsia d. N., welche er, da er sie von Linden selbst er- halten hatte, auch für die alleiu richtige hielt, die vou Morren dagegen abgebildete für eine andere. Er nannte daher die letztere T. ^lorrcuiana. Nach Morren, dem Linden beipflichtet, ist aber die Regel' sehe Pflanze gar nicht specifiscb verschie- den, höchstens nur eine unbedeutende Form, die er jetzt als Abart mit r mehrern Jahren von uns in der Wochenschrift (10. Jahrg. S. 127) besprochen worden. Während Regel diese Bro- ineliacce für iliu- «illi-tänilice .Art linlt. »teilt Mor- 335 ren, und zwar wobl mit Kecht, sie als Abart zu der bekannten Vriesia psittacina. Maxiilaria triloris Morr. (tab. 13) gehört zu den Arten dieses grossen Geschlechtes, welche kei- nen Stengel bilden und deren eirundliche und kleine Scheinzwiebeln mit nur einem, und zwar aufrecht stehenden, etwas fleischigen und elliptischen Blatte versehen sind. Aus der Basis der letzteren kommt ein mit Scheiden besetzter Blüthenstengel, nicht ganz die Länge des Blattes erreichend, hervor und endigt mit einer grossen Blüthe, deren 3 äussere bandförmigen Blumenblätter von 2^ Zoll Länge, aber nur 5 Linien Breite, an der Basis eine weisse, übrigens aber eine rotbgelbe Farbe haben und sich flach ausbreiten, während die beiden Innern und nur wenig kürzereu widderhornähnlich gekrümmt sind und weiss, von rotheu Streifen unterbrochen, erscheinen. Die kleine Lippe ist ebenfalls weiss und gestrichelt. Das Vaterland dieser Orchidee kennt man nicht; wahrscheinlich wächst sie in Bra- silien. Eingeführt wurde sie durch Jacob-Ma- koy et Co. in Lüttich. Gravesia guttata (Bertolonia) Hook, und margaritacea C.Koch (tab. 14) wurden in der Wochenschrift zuerst im Systeme festgestellt und auch näher beschrieben (XL Jahrg. S. 225 und XII. Jahrg. S. 251). Dass beide Pflanzen sind, nicht Formen einer Art, wie Morren und Andere meinen, davon haben wir uns erst in der neuesten Zeit wiederum überzeugt. Wir wiederholen nochmals, dass beide Pflanzen für das Warmhaus nicht genug zu empfehlende Pflanzen sind, zumal auch ihre Kultur nicht schwer ist. Maackiu amurensis Rupr. et Max. (tab. 18) ist ein Baum des erst vor Kurzem von den Russen in Besitz genommenen Amurlandea und stellt einen Baum von 30 bis 40 Fuss Höhe dar, dessen Rinde sich ähnlich, wie bei den Birken, abblättert. Im äusseren Ansehen ähnelt er unserer gewöhnlichen Akazie und hat, wie diese, einfach-gefiederte Blät- ter, deren eirund-zugespitzten oder eirund-lanzett- förmigen Blättchen unbehaart sind und meist ein- ander gegenüberstehen. Die grünlich-weissen Blü- then bilden am Ende der Zweige eine dichte und aufrecht stehende Aehre und stehen einzeln oder zu 3. Caladium bicolor (Arum) Ait. (tab. 17) exi- stirt, wie man jetzt weiss, schon im Vaterlande in einer grossen Reihe von Formen, die, nachdem lange Zeit sie Niemand in Brasilien beachtet hatte, vor 10 bis 12 Jahren plötzlich in grösserer Anzahl nach Europa kamen und grosses Aufsehen erregten. Der Pariser Gärtner C hantln war der Erste, der sich mit ihrem Handel besonders beschäftigt und um Ihre Verbreitung sich Verdienste erworben hat. In der Wochenschrift wurde schon zu jener Zeit (im 5. Jahrg. S. 135) versucht, eine Klassifikation aller der damals (im Jahre 1862) kultivirten Formen zu geben. Das Verzeichniss ist in den folgenden Jahren möglichst vervollständigt worden (6. Jahrg. S. 157 und 8. Jahrg. S. 163). Mit der weiteren Zunahme der Formen nahm, bei uns in Deutsch- land wenigstens, das Interesse wieder ab. Durch die Aussaat- Versuche eines Pariser Apo- thekers, Bleu mit Namen, und die erhaltenen glück- lichen Resultate wurde nämlich die Aufmerksamkeit der Liebhahsr buntblättriger Pflanzen von Neuem auf diese Kaladien gelenkt. Da die schönsten For- men mehrmals im Jardin r(jservö der internationa- len Industrie- Ausstellung in Paris während des Jahres 1867 ausgestellt waren, hatten die Lieb- haber, welche damals Paris besuchten, Gelegenheit, sich von ihrem Werthe zu überzeugen; so kamen sie auch in Deutschland wieder in die Mode. In England hatte der Gothaer Gärtner Bause, der damals als Obergärtner sich im Garten der Londoner Gartenbau-Gesellschaft in Chiswick be- fand, glückliche Resultate durch Züchtuug gelbge- fleckter Kaladien erhalten. Unterdessen hatte auch Apotheker Bleu in Paris mit Erfolg weiter ge- züchtet und seine besten Formen alsbald ebenfalls in den Handel gebracht. Diese Formen sind je- doch nur zum Theil neu oder doch nur von älte- ren sehr wenig verschieden. Die alten Formen wiederholen sich. So ist z. B. die Form, welche Bleu jetzt als Prince of Wales in den Handel gebracht hat, das echte zweifarbige Caladium bico lor, die erste Form, welche zu Ende des vorigen Jahrhunderts nach Europa kam und bereits von Ventenat in seinem Garten von Malmaison abge- bildet und beschrieben wurde. Zu den Liebliugsblumen gehören immer die Georginen und die tüchtigsten Gärtner beschäftigen sich damit, die Blume (resp. das Blüthenkörbchen) zu vervollkommeuen oder neue Formen der Blüth- chen hervorzurufen. Auch Liebhaber, und wie wir jetzt sehen, Liebhaberinnen von Blumen, nehmen daran Antheil. So lebt nach dem Verfasser der Belgique horticole in Hodimont bei Verviers eine Dame, Madem. Josephine Meunier, welche bereits in der Anzucht neuer und schöner Formen Erfolge gehabt hat. Auf der 17. Tafel sind 4 For- men von Georginen von ihr abgebildet, welche An- erkennung verdienen und diese auch bereits erhal- ten haben. Die Formen gehören zu der Abtheilung der bienenzelligen und kleinblumigen. Eduard Morren (tab. 10) heisst eine Rose, welche der bekannte Rosenzüchter Granger in Brie-le-Comte vor einigen Jahren gezüchtet und in den Handel gebracht hat. Sie wurde zugleich mit 336 der Vicointi'sse du Vr^iuB aus Samen der Kuse Jules Murgottin guzUcLtct und bat eine fast kuge- lige Gestalt, besoudei'ü wcno bie sich iiueli nirht ganz geütfoet hat, und eracbeint dann in ihrer vollen Scliünheit. Farbe und Laub hat sie mit der Blume der ilutterjdlanze gemein. MimuIuB luteua rar. caljcanthcmus (tab. 9) ist die inteiessanle Form, wo der Keleh die Gestalt und die Farbe der Krone angenommen hat, 80 dass es scheiut, als kommt eiue Blume aus der anderen heran», l'iese EigenthUniliehkeit, wchilie wir früher bchou mLliriuals in Gärten geseheu liaben, ist leider nicht konstant uud kann daher gärtnerisch nicht verwendet werden. Cheiran thu.-. C hei ri fol. var. fl. dupl (tab. 1) ist ein Beispiel, dass GefUlltseiu uud bunte Blät- ter neben einander existiren konneu. AVir haben l'rühcr schon oft darüber berichtet und BoL-^picIe, welche dieser Behauptung wider8i)rochen, aufgeführt, ui.s der \'crfasser der Belgicjue horticole zuerst die Behauptung aufstellte, dass beide Zustande an einer und derselben Pflanze nicht vurkomniun konnten, weil das Eine das Andere ausschlösse. Beides durch einen Zustand von Schwäche bedingt wUrde. Wir wollen nicht von Neuem den Gegenstand erörtern, /.uinal er auch winsenschiiftlich bereits zu den Ak- ten gelegt ist, auf jeden Fall verdient eo aber An- erkennung, wenn Morien seibat Beispiele, welche gegen ihn »[»recJien, bringt uud diese zu erklären sucht. Der buntblättrige Giddhick war vor Zeiten eine bekannte Pflanze, auch in Deut.schland, liat sich aber mit der Zeit aus unseren Gurten verloren. Kiullich wird ein belgischer Suinmerapfel unter dem Namen Pomme neige franiboise deGic- len beschrieben und abgebildet (tab. lä). Warum CT den Namen Schnec-Himbeerapfel führt, begreift man nicht, da er, gleich den Ilimbecräpfeln, wohl iiuHserlich eine schöne rotho Farbe (wenigstens zum grossen 'i'heil) besitzt, di(- Farbe des Schnee's aber nirgends erkennbar ist. Das Fleisch im Innern ist, abweichend von dem der übrigen llinibeeräpfel, gelb. Kr soll nach seinem Besitzer, Jos. Giclen in Maesevik, einen feinen, gewUrzhaften Geschmack haben, der Baum hingegen sehr reich tragen. Hin- hiihtlieh der Grösse uud der Form ähuelt er dem Kdelborsdorfer. }\mf iiinnifiniiifrfip rofriiroll'ii' .fniriliiirlolTrf. Voll l)r. Kil. Kiirn« in KrUlliii^'in, Dirvktor iluji |)omoln|;iitclii'n Institut« «t. Seit 3 Jahren wird im pumnlogisehen Institut in Reutlingen eine neue KnrIotVelsoitP kultivirt, welche als die ergiebigste uud wohlschmeckendste Speisekartoflfel, namentlich als höchst werthvolle Frühkartoffel die allgemeinste Empfehluug verdient I Vor 4 Jahren kostete 1 Pfd dieser neuen Kar- toffel in New- York 1 Dollar und im Frühjahr 1870 bezog das genanute Institut 3 Bushcl (^ctwa 1^ Ctr), welche mit Fracht auf 36 Gulden 30 Kreu- zer kamen, aus Nordamerika. Benary in Erfurt verkaul'te das Pfund mit 20 Sgr. Im vorigen Herbst wurde im Katalog des Instituts diese Kar- toffelsorte sehr empfahlen uud gesagt, sie habe sich als die beste, fein mehlichste und ertragsreichste Frühkartoffel in nicht gedüngtem Boden bewährt und hätten einzelne Stücke einen 2ö-fachen Ertrag gegeben. Es wurde immer je eine einzelne Knolle in die Riefe gelegt. Die Kartoffeln wurden durch- schnittlich vom 20. Juli an gcerntct ; am 10. August war das Kraut schon vollständig abgestorbeu uud trocken. In diesem Jahre wurde diese Kartoffel von 3 verschiedeuen Plätzen mit sehr verschiedenem Bo- den, aber ebenfalls nicht frisch gedüngt, gelegt und es waren die Ergebnisse nach genauer Wägung folgende, wobei bemerkt wird, dass die Kartoffeln in 2 Fuss eutfernte Rcihcu, iu den Keihcn je 1 Fuss von einander gelegt und behackt uud behäu- felt wurdeu, wie es überall üblich ist, aber eine Begülhuig oder sonstige obere Düngung erhielten. 1 ) Auf einem sehr leichten kalkhaltigen mit Geröll gemischten Boden wurdeu 250 Pfd gelegt und 2300 Pfd geerntet; der Boden war sehr trocken und mager, uud es gaben auch Tiudere Gewächse auf demselben einen sehr massigen Ertrag. Die Kartoffeln waren aber sehr schön und zum Essen vortrcfTlich. 2) Auf einer Abtheiiung des Institut-^gacteus in bündigem Lehmboden wurden ' >'■ P'' lle darunter. Die Knolle selbst ist länglich, niittelgros«, manche aber sei. die Schale ist fem, ouch ro.^enroth n. i,, die Augcu liegen gmns flach und das Fleisch ist weiss oder gelblich wei»s uud von überaus delikatem Geschiuackc. V«rU{r von Wicfrundt & Itcmpcl In B«rHn, Zinn« (tIruM Mo. »I Druck Art C FfUlrr'vriitn HocMmcktiri (I.. Mcw«»1, B«rUB. Mdat-OiruM K*. I' Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaoes in den Königl. Prenssischen Staaten für Ciärtnerei und PfliansEeiikunde« Redakteur : I*rofessor I>r. Karl Kocli, General - Sekretär des Vereines. No. 43. Berlin, den 28. Oktober 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: J- Linden's Garten-Etablissement in Brüssel und Gent. — Die Sahut'sche Handelsgärtnerei in Montpeillier. VouRud. Stell. — Dr. Ed. Lucas' Handgeräthe des Gärtners. Sonntag, den 29, Oktober, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die Mitglieder eingeladen werden. J. Linden's Garten-Etablissement in Brüssel nnd Gent. Wir haben so oft im Verlaufe unserer Berichte über neue Pflanzen Gelegenheit gehabt, des Be- sitzers und Begründers eines der bedeutendsten Gärtnereien diesseits und jenseits des grossen Oceans zn gedenken, dass die Leser der Wochenschrift gewiss auch jetzt gern über letztere einmal wieder etwas Ausführlicheres vernehmen, zumal sie seit 2 Jahren einen noch bedeutenderen Aufschwung genom- men, und sich mehr als umdas Doppelte vergrössert hat. Mit dem erst vor Kurzem besprochenen grossartigen Etablissement von James Veitch in London hat das von Linden unbedingt die meisten Verdienste um Einführung neuer Pflanzen. Linden hat seine Laufbahn damit begonnen, dass er über 12 Jahre in dem tropischen Amerika war. Er hat die unermesslichen Urwälder und die fast bis zur dortigen Schneeregion ragenden und 12,000 Fuss hohen Terrassen, vor Allem der kolumbischen Republiken, durchforscht, hauptsächlich um unsere Gewächshäuser mit dem Schönsten und Besten an Pflanzen, was diese daran reichen Länder der Neuen Welt besitzen, zu vex'sehen. Es würde für die Geschichte unserer Kultur- pflanzen nicht weniger wichtig, als für uns inter- essant sein, wenn ein Sachverständiger sich der Mühe unterzöge und alles, was Linden eingeführt hat, mit genauer Angabe der Jahreszahl der Ein- führung, zusammenstellte. Viele, man kann sagen, die meisten der von ihm eingeführten Pflanzen sind leider wiederum aus unseren Gärten verschwunden, denn leider herrscht die Sucht der Liebhaber nach dem Neuen und die Mode mehr, als man wünschen und selbst denken sollte ; eine grosse Anzahl der- selben schmückt aber doch noch unsere Gewächshäuser, ja selbst zum Theil unsere Zimmer. Wir wollen nur an Begonia Rex, welche die Reigen der Blend- linge dieser oft wunderbar gezeichneten Pflanzen eröftnete, ferner an die nicht minder schönen Ma- ranten, an Cyanophyllum u. s. w. erinnern. In dem Berichte über eine längere Reise, welche wir im Jahre 1862 durch Belgien und die Nieder- lande machten, um die botanischen Gärten und die grösseren Handels Etablissements für Pflanzen da- selbst kennen zu lernen, haben wir auch damals des Linden'schen Handels-Etablissements (5. Jahrg. d. Wochenschr. S. 203) gedacht. Seitdem sind noch nicht 10 Jahre verflossen, und welchen Umfang hat das damalsschon grosse Etablissement erhalten? Da wir fast jährlich seitdem in Belgien gewesen sind, haben wir den immer blühenderen Zustand desselben auch von Jahr zu Jahr verfolgen können. Die grösste Erweiterung erhielt es aber vor 2 Jahren, als sein Besitzer das nicht weniger umfangreiche Etablissement von Ambr. Verschaffelt in Gent 43 338 ankaiiltc und auf diese Weise 2 der grössten Han- delfgiirtncrcitn zu eiucr vereinigte. Nadi seiner Kückitchr aus Amerika wurdcLin den zum Direktor dcB, wenn wir nicht irren, damals erst errichteten zoologischen Gartens ernannt. Da man die Absicht hatte, dem Publikum mit den auslän- dischen Thicren auch die interessantesten der aus- ländischen PHanzcu vorzutUhreu, so übernahm es Linden, zugleich ein Ktablissement lür den Han- del mit ausiiiuüiBchcn PHanzeu l'Ur seine Itechnung ins Leben zu rufen und dieses, in so weit mit dem zoologischen Garten in Verbindung zu setzen, dass Jedermann, der diesen besuchte, auch das Pflanzen- Etablissement besichtigen konnte. Doch schon bald fand Linden selbst, dass seine Triebe zu dcu Pflanzen vorherrschte und er nicht im Staude war, beiden, dem zoologischen Garten und seinen Pflanzen-Etablissements, gleich gut vorzustehen. So legte er die Stelle eines Di- rektors des zoologischen Gartens alsbald nieder und wurde als Anerkennung seiner Verdienste um dieses Institut zu seinem Ehren-Direktor ernannt. Das Pflanzen- Etablissement blieb auch in so weit mit dem zoologischen Garten in Verbindung, dass dieselbe Eingangspforte zu beiden führte und beide Gärten unmittelbar in einander übergingen. Mit der Vergrösserung des Liuden' sehen Eta- blissements waren aber auch ferner für beide Theile, besonders aber für Linden, Unbequem- lichkeiten hervortraten, ilie schliesslich vor 2 Jah- ren zur völligen Trennung und Absehliessung der beiden Gärten führten. Die Eingänge wurden damit verlegt; zum zoologischen Ciurtcu gelangt man durch die Fortsetzung einer der schönen Strassen der Leopoldstadt, zur Lindcn'schen Gärt- nerei musB man eine Scitcnstrasse aufwärts bis zu dem W iertz'schcn Museumgehen, um dann auf der anderen Seife durch eine besondere Pforte einzutre- ten. Schon hier, wie man eintritt, hat sich Manches gegen früher zum Vorlheil geändert. Der, wenn wir nicht irren, früher unbebaute Raum zwischen der Eingangspforte und dem Wuhnhausc, ist jetzt in einen schönen Lundschaft^'gartcn umgewandelt, dessen Arrangement seinem liesitzer t^hrc macht. Die Gewächshäuser cind im Allgemeinen dieselben geblieben und sollen, nach freundlicher Mittheilung, allniiihlig abgetragen, resp. umgebaut werden. Die Absicht r^inden's geht nämlich dahin, die eigent- liche Ilandelsgärtncrei guna noch Gent zu verlegen, während in llrUsscl nur bestimmte Pflanzen, für die sich der Desitzcr besonders intcres.iirt, ferner noch kultivirt werden sollen. Bereits hat man auch schon begonnen, Einiges nach Gent zu bringen. Die reiche Orchideen Sammlung wird künftig in Gent aufgestellt werden. Direktor Linde D wird, wie man aus dem oben Gesagten ersieht, in Brüssel wohnen bleiben, und die Oberleitung des Ganzen in der Hand behalten. In Gent dagegen hat sein Schwiegersohn Gloner die Oberleitung übernommen. Als wir am Ende dieses Jahres in Belgien waren, fanden wir in bei- den Gärton die Pflanzen in vorzüglicher Kultur. Es war ciu Reichthum von Pflanzen, vor Allem von Baumtaruen, Cycadeen, Palmen, Orchideen, Aralia- ccen, Theophrastccn u. s. w. vorhanden, das« wir, nachdem wir kurz vorher auch in England die hauptsächlichsten Ilandel.-gärtnereicn gesehen, und ausserdem wissen, was auch in Deutschland heran- gezogen wird, in der That manchmal nicht begrei- fen, wohin diese Mengen von Pflanzen abgesetzt wer- den. Bei derlei Besichtigungen merkt man, welchen bedeutenden Aufschwung der Pflanzenhandci in den letzten Jahren genommen hat und welche bedea- tenden Geschäfte gemacht werden. Den grössten Bedarf an Pflanzen hat ohne Zweifel England. So viel auch jenseits des Kanales selbst herange- zogen wird, so ist und bleibt doch England für Belgien und für die Nicdcrlaudc noch das beste Land für seineu Absatz au Pflanzen. Freilich bleibt nicht Alles in England, denn dieses versorgt wiederum seine viel Land und ^lenscheu umfassen- den Kolonien mit den nöthigen Pflanzen und Sä- mereien. Am Rcichsteu ist das Linden 'sehe Etablisse- ment an VN'arraliauspflaiizen. Seine Reisenden, die es von jeher gehabt hat und auch noch jetzt hat, haben immer tropische Gegenden zum Mittelpunkt ihrer Forschungen gemacht. Nächst Libou ist es wohl Wallis aus Detmold, der am Meisten in die- ser Hinsicht geleistet hat. Wie oft haben wir, wenn wir die eine oder andere ueucingeführto Pflanze besprachen, des Namens Waliis gedacht. So viel wir wissen, wird jetzt RoezI, und zwar wiederum auf den kolumbischen Terrassen, in Ccn- tralamerika und in Mexiko, für Linden sammclu. Roczl ist eine bekannte gärtnerische Persönlich- keit, welche Sacli- und Pflanzen -Kenntnis» mit grosser Liebe, ja selbst Enthusiasmus, verbindet und auch Opfer nicht scheut, wo es gilt, Europa ctwat Neues und Vorzügliches aus der Pflonzenwelt zu verschafVen. L'cber Alles zu berichten, was in den beiden Pltablisscmcnfs zu Brüssel und Gent au interessan- ten Pflanzen vorhanden ist, wUrdo sa weit führen; wir wollen uns daher (\\r jetzt auf 2 Abtheilungen von i'flanzcn bei der Berichterstattung beschränken, welche besonderes Interesse in Anspruch ncbmcn : ouf die C)rchideen und a»if die r.u dem Menschen in irgend einer Beziehung stehenden, d.h. auf die nützlichen und schädlichen Pflanzen. 339 Die bedeutendste Sammlung des Linden'schen Etablissements ist die der Orchideen ; sie möchte wohl jetzt überhaupt, seitdem im vorigen Jahre auch die berühmte Sammlung des verstorbenen Konsuls Schiller in seinen Besitz übergegangen ist, die grösste sein, welche existirt. Liebhaber und Kenner finden hier einen grossen Reichthum vou Arten und Formen, um ihre Studien zu erweitern. Man sieht hier zu jeder Zeit einen Blumenschmuck und einzelne Exemplare in einer Grösse und Voll- kommenheit, wie sie nicht besser auf der näher beschriebenen Ausstellung des Londouer Garteubau- vereines vom 17. Juli vorhanden waren. Oncidium macranthum besass sogar während unserer letzten Anwesenheit in Brüssel einen noch blüthenreichereu Stengel, als wir früher als besonders auffallend an- gegeben hatten (vergl. S. 262). Linden hat in diesem Frühjahre ein Verzeich- niss seiner Orchideen, was allein 26 Seiten um- fasst, ausgegeben. In diesem alphabetischen Ver- zeichnisse sind nicht weniger als 1,205 Arten und Abarten aufgeführt. Leider sind wir selber zu wenig Kenner dieser merkwürdigen Familie. Da wir aber durch die Mittheilungen Linden's in den Stand gesetzt sind, wenigstens im Allgemeinen etwas darüber zu sagen und damit die Aufmerk- samkeit der Leser in Anspruch zu nehmen, so be- schränken wir uns auf Folgendes: Die schönen Aerides sind in 32 Arten und Abarten vorhanden. Es ist dieses eine Gruppe von Orchideen, die nicht allein durch ihre schönen und oft wohlriechenden Blüthenähren einen grossen Werth haben, sondern auch durch die lange Dauer der Blüthen. In erster Reihe stehen A. crispum, Fieldingii, Larpentae, Lindleyauum, odoratum, quin- quevulnerum, Schroederl und virens. Die nahe- stehenden Saccolabien sind vielleicht noch schö- ner; ihre zartrosafarbigen Blüthen bilden ebenfalls eine dichte Aehre, S. Blumei ist wohl die verbrei- tetste, ausserdem möchten S. guttatum, giganteum, retusura und violaceum zu empfehlen sein. Durch die mit 2 Reihen saftgrüner und flei- schiger Blätter versehenen Vandeen haben diese noch einen besonderen Werth. Die Ausstellungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues In Berlin zeigten früher nicht selten diesen Schmuck. Vanda suavis verbreitet, wie der Name auch sagt, einen lieblichen Geruch weit hin, und V. tricolor prangt oft Monate mit ihren Blüthen. Wegen der blauen, im Genus sonst und überhaupt in der Familie der Orchideen seltenen Farbe der Blüthe ist V. coe- rulea zu bemerken. Epidendrum ist ein Genus mit zahlreichen Arten, von denen manche werth sind, in der Samm- Inng eines Liebhabers zu sein; es gilt dieses be- sonders von E. macranthum, prismatocarpum, purum, Sceptrum und vitellinum. Nicht weniger umfang- reich ist das Geschlecht Oncidium, und interessant zugleich, weil manche Arten lange und kletternde Blüthenstengel besitzen. Viele von ihnen stammen aus kälteren Regionen und verdienen deshalb vor Allem berücksichtigt zu werden, so das in mehrern Formen vorhandene O. cucullatum, ferner macran- thum, nubigenum, Phalaeuopsis und serratum. Diesen nahe stehend sind die im Durchschnitt mit grösseren Blumen versehenen Odontoglossen, bereits reichlich vertreten in unseren Gewächshäu- sern. Die hierher gehörigen Arten verlangen keine schwierige Kultur und haben die gute Eigenschaft, dass sie ebenfalls lange blühen. Von denen mit ganz oder hauptsächlich weissen Blüthen stehen oben an: O. Alexandrae, angustatum, hastilabium, naevium, Pescatorei, Phalaenopsis und ramosissimum, dagegen haben folgende Arten eine gelbe Grund- farbe und sind ausserdem braun oder dunkelroth gefleckt: O. brevifolium, coronarium, cristatum, grande, Hallii, odoratum und triumphans. Auch Dendrobium gehört zu den an Arten sehr reichen Geschlechtern, welche bei uns auch viel vertreten sind. Die schönsten Arten sind: albo-sauguineura, Chrysanthemum, Dalhouslanum, densiflorum, Falconeri, Farmeri, formosum, Hillll, macranthum, nobile und Paxtoni. Auch die Maxil- larien verlangen keine besondere Kultur; M. gran- diflora und veuusta gehören zu den schönsten des Geschlechtes. Lycaste Skinneri weicht in der Farbe seiner grossen Blüthe so sehr ab, dass kaum ein Exemplar dem andern gleich Ist. Die Cattleyen und Laelien sind mit Recht durch die Grösse und Mannigfaltigkeit ihrer Blü- then beliebt. Auch von ihnen gilt, was von Ly- caste gesagt Ist: selten ist ein Exemplar derselben Art dem andern gleich. Leider haben aber Bota- niker diese Veränderlichkeit In den Blüthen benutzt, um eine Anzahl vermeintlicher Arten iu's Leben zu rufen, die nicht einmal Abarten, kaum Formen sind. Doch auch diese Formen muss der Gärtner unterscheiden, um sie bezeichnen zu können. Catt- leya maxima, Leopoldii, Trianae, Eldorado, quadri- color, Walllsii u. s. w. wollen wir vor Allem em- pfehlen. Zu diesem kommt eine neue Reihe von Formen, welche in den Thälern von Choco ent- deckt wurden und welche jetzt Linden als 0. chocotensis in den Handel bringt. Die Laelien, generisch kaum von den Cattleyen unterschieden, entwickeln in der Regel eine grössere Anzahl von Blüthen, welche bei L. purpurea bis 30 und 40 steigen kann. Die zum Theil buntblättrigen Phalaenopsis haben mit den schönen , lang andauernden und 43* 340 ziemlich groBsen BlUthtn einen doppelten Werth. Der Name ist bezeichnend; es ist in der That bis- weili-n, als schwebe ein leichter Schmetterling da- hin. Ph. grandiflora und amabilis sind längst be- kannte und beliebte Arten u. l'h. Scliilleriana machte, als sie vor 10 Jahren in den Handel kam, grosses Aufsehen. Scbomburgkia gloriosa ist eine neue Art dieses aus wenigen Hepräsentatitcn be- stehenden Geschlechts, die ihrer Schönheit halber den Xamen verdient. Die Zygnpetalen blühen leicht und sind des- halb besonder» zu empt'ehlen, zumal sie alle ziem- lich grosse und schun getarbte l'ilumcn besitzen. Wir nennen von ihnen Z. crinitum , Gauticri, Mackavi. maxillare und rostratum. Ihnen schliesscn sich die Miltnnien mit ihren meist weissen, aber dunkelgestreiften Blumenblättern und ihrer violetten Lippe an. M. Candida, Moreliana, Reguelii und vir- ginalis sind zu empfehlen. Wem sollten nicht die reizenden Coc logvnen noch im Gedächtnis^ sein, welche hin und wieder auf den Ausstellungen zu sehen waren. Gleich einem Kranz stehen die zartfnrbigen BlUthcn der C. pandurata und cristata bisweilen rings herum. Ueber Masdevallia Liudenii haben wir erst vor Kurzem gesproiheu ; wir nennen noch dazu: il. to- varcnsis, maculata und Veitchii. Heizend mit den zahlreichen, wenn am h kleinen Blllthen, nimmt sich M C80S]iinid i u m sanguincum aus. Doch auch der ßrassien wollen wir gedenken, da einige, wie Br. Giroudiana bracchiata und Lanceana, zu den schöneren Orchideen gehören, welche in jeder Sammlung eines Liebhabers Anerkennung tinden. EigenthUmlich nehmen sich die grossen und etwas fleischigen IMlitlien derAnguloen aus. Ist es doch, als wenn ckanut gemacht. Jetzt in die Ileimath zurückgekehrt, ist es meine Absicht, hin und wieder in kleinen Aufotitzen der bedeutendsten (Jürtnereicn Frankreichs kurz Erwähnung zu thun imd die Leser mit densell)en, wenn aucli nur oberflächlich, bekannt zu machen. Einer der scliünsten und nach vielen Seiten hin interessantesten Gürten ist der von Sahnt (spr. Schau 2(ylbig) in La Nattc bei Montpeillicr. Wenn schon die auch bei uns in Deutschland bekannte Handcls- gSrtnorei Sahnt's mir vieles Interessante darbot, so wurde ich doch noch mehr von »einen Baumschu- len, welche 1 Meile von der Stadt entfernt, und zwar in südlicher Richtung liegen, in Anspruch genommen. Das Dorf la Natte an dem KUstenflUsschen l'Ezc gelegen, breitet sich in einer nach dem Meere sich hinziehenden Ebene aus. Die Einwoh- ner beschäftigen sich namentlich viel mit Erdbeer- und Geniüäebau; doch wird auch der Wein- und Getreidebau stark betrieben und ist für die Land- bewohner eine Quelle des Reichthums und des Glücks. Da der Obergärtner Jacrjues Paul in, ein einfacher Mann, für den Augenblick keine freie Zeit hatte, war der Pfarrer vou La Natte, der bei seinem grossen Interesse für derlei Kulturen den grössten Theil seiner Freistunden in dem Garten zubringt, so freundlich, für den Anfang mein Füh- rer zu sein. Der gute Mann war von der GroM- artigkeit der Baumschulen und von der Wichtigkeit jeder einzelnen Pflanze so überzeugt, doas er seine ganze Beredsamkeit an mir verschwendete, damit auch ich gleicher Meinung sei. Zum Glück kam der Obergärtner Paul in schon bald und so hatte ich einen kenntnissreichen Führer. Die Baumschule ist von einer Weissdornhecke umgeben. Innerhalb derselben tritt zuerst ein ein- faches Sommerhaus entgegen, dessen Mauern zur Spalierzucht benutzt sind. Auf der West- und Nord- seitc sind die schönsten Kirsch-, auf der C)4t8eite Ptirsichspalierc angepflanzt. Diese letzteren sind meistens als senkrechte Doppelkordons gezogen und von einer bewunderungswürdigen Gleichmassigkeit, wie man sie bei den meisten Franzosen als soge- nannte Schaustücke zu sehen gewohnt ist. In der Nähe steht ein Pfirsichbaum in der sel- tenen Becherform, dessen S Aeste 2 Fuss über dem Boden alle aus ein und demselben Punkte herauszukommen scheinen, so das« that^ächlich die- ser Ausgaugsj)unkt einem S eckigen Sterne gleicht. Wer weiss, wie schwierig es überhaupt ist, einen Baum zu zwingen, dass Augen so nahe nebenein- ander austreiben, wird zugeben, dass die Schwie- rigkeit in dieser Beziehung beim Pfirsichbaume be- sonders gross ist. Obergartner Paul in versicherte mir, blos durch rijKluiges, lortwährendes Pincircn zu diesem Resultate gekommen zu sein. Jeder von seinen H Acsten ist von oben bis unten regclmiii- »ig garnirt und an Stärke den andern vollkommen gleich. Den kahlen Stellen, die bei jedem Pfirsichbaum bekanntlich nur zu leicht vorkommen und die auch hier nicht ganz zu vermeiden waren, hilft er durch eine Art Abiaktiren nach. Mit einem »ehr scharfen Messer löst er nämlich »eitwKrts die Rinde an der Stelle, wo er den Zweig anbringen will; diesen selbst schneidet er dem einzu«etr.rnden Auge ge- genüber gaisfussförmig in betreffender Llingo zu, 343 schiebt diesen Theil in die Spalte und verbindet die Wundstelle auf das Sorgfältigste. Das Haupt- augenmenk wendet jedoch dabei Obergärtner Pau- lin darauf, dass das Blatt des eingesetzten Auges ganz unversehrt bleibt. Und in der Tliat liegt in der Kräftigkeit und dem gesunden Zustande dieses Blattes ein wesentlicher Grund des Gedeihens. Die Operation wird Anfangs Mai vorgenommen. Sämmtliche Zweige, Leitzweige natürlich aus- genommen, pincirt Obergärtner Paulin bei 30 Centim. Länge. An jedem Fruchttriebe lässt er blos eine Frucht, die übrigen werden sehr allmäh- lig ausgebrochen, so zwar, dass Anfangs Juni zum letzten Mal das Ausbrechen vorgenommen wird. Nicht weniger interessirte mich eine physiolo- gische Merkwürdigkeit. Eine Fraxinus excelsior pendula, die auf die Form jaspidea veredelt war, hatte ihren hängenden Wuchs verloren. Es ist dies der mir einzig be- kannte Fall einer Regeneration durch Veredlung, und ich will, sobald sich mir Gelegenheit bieten sollte, durch in dieser Eichtung anzustellende Ver- suche, genauer untersuchen, ob es blos als ein Spiel des Zufalls anzusehen ist oder nicht?*) Die Koniferen, die sich hier als Standbäume befinden, sind ganz wunderschön, ja theilweise ein- zig in ihrer Art, wenigstens für Europa. Nur Einiges: Cupressus Lambertiana findet sich in 2 Exem- plaren, die nebeneinander stehen, vor. Man er- zählte mir, dass sie die ersten, die in Europa ge- pflanzt wurden, waren. Ein Exemplar verlor zwar vor einigen Jahren durch einen heftigen Sturm den Kopf, hat aber trotzdem an Höhe seinen Kameraden bereits wieder eingeholt. Obwohl diese Bäume über 18 Jahre alt sein sollen, hatten sie doch erst 1868 die ersten Früchte gebracht. Der Stamm hat 1 Fuss über der Erde einen Umfang von 3 und im Ganzen eine Höhe von über 25 Fuss. Diese mexikanische Cypresee ist eine sehr werth- volle Pflanze, die auch bei uns mehr Beachtung verdiente, als ihr in Wirklichkeit zugewendet wird. Die Form, welche den Namen elegans führt, ist im Sahut' sehen Etablissement aus Samen gezogen worden. Die Mutterpflanze ist noch als prächtiges Exemplar vorhanden. Sie zeichnet sich durch fei- nere und zartere Verästelung und durch einen leichteren und noch mehr pyramidenförmigen Wuchs aus. *} Das Rückschlagen eines Trauerbaumes mag eine seltene Erscheinung sein, kommt aber doch, besonders bei der Esche, manchmal vor. Ursache mag vielleicht sein, dass man beim Veredeln gärtnerischer Seits nicht immer die nöthige Aufmerk- samkeit verwendet und Triebe eines Trauerbaumes, welche schon mehr oder weniger ihren hängenden Habitus verloren haben, zur Veredlung benutzt. Anmerk. der Red. Juniperus Bermudiana ist ebenfalls als eine der ersten in Frankreich gepflanzt und hat hier eine Ausbildung und Höhe erreicht, wie sie im eigenen Vaterlande nicht normaler sein kann. Cupressus Goveniana mit ihrem hellen Grün ist höher, als sie in der Heimath sein soll, nämlich 15 Fuss. Auch Cupressus Lindleyana, eine seltene Art, ist sehr schön und verdient, wie auch Cupr. gracilis, Verbreitung. Einen prächtigen Anblick bietet Pinus longi- folia, 14 Fuss hoch, mit ihren langen, rosssch weif- artig herunterhängenden Nadeln. Es ist dies un- streitig die originellste und gleichzeitig eine der schönsten Arten dieser so mannigfachen Gattung. Ferner waren aus der Gattung Abies interes- sante und seltene Repräsentanten vorhanden, als A. Pinsapo crassifolia, A. cilicica, 5 Fuss hoch, sehr schön, A. bracteata, A. Llaveana, eine mir unbekannte Art, ist der A. orientalis sehr ähnlich. Juniperus prostrata ist wohl überall (?) bekannt und wird mit S. dumosa viel zu Felsenpartien verwendet. Hier sah ich aber ersteren auf einem Rasenplatze als wunderschöne Schaupflanze. Die Aeste, ganz glatt auf der Erde sich ausbreitend, bedeckten eine Kreisfläche von 15 Fuss Durch- messer.*) J. excelsa, den ich hier 12 Fuss hoch sah, hatte von seiner Schönheit, die er als 4 und 5jährige Pflanze hat, viel verloren. Eine originelle Pflanze ist Thuja filiformis, von vielem dekorativen Werth, sobald sie, wie hier in la Natte, eine beträchtliche Höhe erreicht hat. Aber auch an andern exotischen Pflanzen ist der Garten reich. Mir war besonders auffällig, dass die Palme, Jubaea spectabilis**) aushält und Cycas revoluta nur eine leichte Bedeckung im Winter verlangt, um wohl mehr gegen Feuchtigkeit als gegen Kälte geschützt zu werden. Chamaerops excelsa, ebenfalls im Freien, hat eine Stammhöhe von 6 Fuss erreicht. Auch Ch. tomentosa scheint gut fortzukommen. Noch Manches ist in der Sahut 'sehen Gärt- nerei vorhanden, was meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm; doch ich will nicht die Geduld des Lesers ermüden, nachdem Ich meinen Zweck zur Kenntniss einer der grössten Handelsgärtne- reien in Südfrankreich etwas beigetragen zu haben, wohl erfüllt habe. *) Juniperus prostrata des botanischen Gartens in Berlin, und zwar in der Nähe des Palmenhauses, möchte kaum dem Sahut'schen Exemplare an Grösse und Schönheit nachstehen. So häufig und verbreitet, als der Verfasser meint, ist dieser interessante Sadebaum keineswegs. Es gilt dieses nicht allein für Deutschland, auch für Frankreich. Anmerk. der Red. **) Jubaea spectabilis ist eine an ein kühleres Klima ge- wöhnte Palme aus Neuseeland. Mehre Jahre lang hat ein Exemplar im Garten von Kevv bei London ausgehalten. Anmerk. der Red. 344 Hr. B. Ciiftts' f)iiiiö(|prä(fjp iips »}](ir(uer8. Schou seit langer Ziit war, man möchte es Ragen, ein Steckenpferd de« Direktors des pomolo- gisthen Iu=titute9 zu Reutlingen, die Instrumente und Geräthe des Gärtuord der mügiiclist grössten Vervuilkomranung entgegcnzufUiircn. Alljiilirliclj sind in der vortretl'iieh redigirtcn liiustrirtcii 3Io- Dutssclirit't di'rglciclicn Verbesserungen, meist mit den nötliigeu Abbildungen begleitet, vorbanden. Lucas ging von dem richtigen Grundsätze aus, dass je volikuninicner das Instrument, mit dem mau etwas machen will, die Arbeit aucii um so besser und um so rascher hergestellt werden muss. Der bei guten Instrumenten nicht hoch genug nuzuschla- geudc Zeitgewinn ist wolil vor Allem zu berück- sichtigen. Bei dem Gärtner ist das englische ßprüchwort ^tinie is nioncy" d. h. „Zeit ist Geld" ebenso eingreifend, als bei jedem anderen Geschäft. Wer Zeit zu sparen versteht, verdient Geld. Es ist nicht zu leugnen, dass man aber auch hier des Guten zu viel thun kann und dass leider bft auch zu viel geschieht, sobald die Veränderung hauptsächlich nur aus einer gewissen Neuerungs- Bucht hervorgeht. Wer sich an ein Instrument gewöhnt hat, wird mit diesem, und wenn es auch unvollkommener sein dürfte, mehr und schneller arbeiten, als mit einem anderen, wenn auch besse- ren, sobald er nicht daran gewöhnt ist. Oft wer- den dergleichen Instrumente angepriesen, weil der Besitzer grade mit diesen sich zu arbeiten gewöhnt hat und es deshalb für das Beste hält. Bei der Auswahl V(jn Instrumenten und Geräthen hängt auch viel von der Individualität dessen, der das Eine oder Andere braucht, ab. Da Einer zu dem einen mehr Geschick hat, als zu dem anderen, muss bei der Wahl diese Individualität berücksichtigt werden. In Bildungs-Anstalten, wie das pomulogische Institut zu Reutlingen ist, kommt es vor Allem darauf an, dass die jungen Leute gleich Anfangs mit den besten Instrumenten und Geräthen zu ar- beiten lernen. Eine >Sumniiung der verschiedenen Instrumente und Geräthe, wie wir sio in Reutlin- gen vor einigen Jahren gesehen haben, ist nicht allein in kuhur-liistmischer Hinsicht wichtig, sou- dern noch mehr dadurch, dass man »ich dabei von der VorzUglichkeit des Einen oder Anderen durch Vergleiclinng llberzeugen kann. Durch das Ver- gleichen werden die jungen Leute zum Xuchdenkcn veranlasst und arbeiten weniger mechanisch, als dass ■io lernen, warum sie grade auf eine gewisse Weise etwas thuD. Da im pomologischen Institute zu Reutlingen zu gleicher Zeit eine Niederlage der gangbarsten und besten Instrumente und Geräthe zum Verkaufe vorhanden ist, so wurden scliou früher vun dem- selben auch Verzeichnisse, zum Theil durch bild- liche Darstellungen versinnlicht uud mit Angabe der Preise, ausgegeben. Um aber Laien und ange- henden Gärtnern einen Leitfaden bei dem Ankaufe von Instrumenten und Geräthen zu geben, bat Lucas jetzt sich veranlasst gesehen, eine besondere Brochüre von nur 2 Bogen, aber von 4 Tafeln mit 120 Abbildungen begleitet, zu verötTentlichea. In ihr gicbt er hauptsächlich die Prinzipien au, welche guten Instrumenten zu Grunde liegen und beschreibt sie, von einer Abbildung begleitet, kurz. Wir glauben, dass er damit auch in der That den Wünschen, besonders der Laien, welche sich mit der Kultur und Behandlung der Pflanzen überhaupt beschät'tigcn, entgegenkommt. Diese sind damit in den Stand gesetzt, eine gute Auswahl treffen zu können. Die grossen Geräthe, welche zum Trans- port dienen, wie Schubkarren, Maschinen zum Ver- setzen der Bäume u. s. w. sind in der BrochUre nicht aufgenommen. Da das Werkchen nur wenige Groschen kostot, so empfehlen wir es dem Laien, aber auch jungen gebildeten Leuten, welche sich der Gärtnerei wid- men. Am Aust'ührlichsteu sind die Schneide-In- strumente, Messer und Scheereu, abgehandelt. Dann konmien die verschiedenen Sägen, die Instrumente, welche bei der Übsterndte und bei der Vcrwerthung des Obstes benutzt worden, und schliesslich die eigentlichen Geräthe, welche hauptsächlich zur Be- arbeitung dienen. Ihnen folgen die übrigen Ge- räthe der Gärtnerei, wie Giesskanneu, Hacken, Beile u. s. w. Auch die Nummerhölzer uud Eti- ketten haben elue Besprechung erhalten. Als Schluss folgen Modelle zu Dörröfen, in deren Ver- besserung sich Lucas besondere Verdienste er- worben hat, ferner Pressen u. s. w. Dieser Nummer der Wochenschrift liegt für in ]U>rlin und rmgegcnd wohnende Mitglieder den Vereines bei: EmÜ l/irhij;' (•arlfn-K(aiili«>rmiMit, Blasewit/.crstr. 1;'», Dresden. 1S71 — 1872. Preisliste über Atalccn, Kamcllien, Rhododendren, ^ Erica gracilis, Prunus chincnsis zum Treiben, Pri- ! niula japonicn, neue und emptehlcnswcrthc Pflanzen, ' Kouifcreu, R<>scn, Lilien. Vrrlsf von Wic|randl k Hampcl in Itprlin. Zlnm«rMra*a« N«. ft Dmck der C. F*tn nnclidmrkrrvi < L. klawai). BwIM. MIM.SUUM tu. II Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbanes in den Eönigl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflan^enhniacle« Redakteur : Professor Dr. K^arl Koch, General - Sekretär des Vereines. No. 44. Berlin, den 4. November 1871. Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Van Mens und seine Theorie. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VII. — Die Obstetiketten des Pro- fessors Pynaert in Gent. Van Mons und seine Theorie. Der gelehrte und zugleich praktische Professor an der jetzt mit dem botauischeu Garten verbun- denen Gartenbauschule zu Gent, Eduard Pynaert, hat am 4, September bei Gelegenheit der Jubel- feier des Garteubau-Vereins in Löwen (Louvain) über van Mons, welcher bekanntlich eine lange Zeit in der alten Universitätsstadt Belgiens thätig gewesen ist, eine Eede gehalten, welche von Neuem auf die grossen Verdienste des seltenen Mannes auf- merksam macht. Nicht 30 Jahre sind seit seinem Tode verflossen und schon beginnt man einen Mann der Vergessenheit zu übergeben, der zur rationel- len Vervollkommnung der Früchte in unserem menschlichen Sinne (d. h. diese unserem Gaumen, wenn auch nur durch Entfernung von der ursprüng- lichen Natur, angenehm zu machen) die Bahn ge- brochen und uns eine nicht geringe Zahl von ihm erst herangezogener und ausgezeichneter Früchte, besonders Birnen, hinterlassen hat. Während die praktische Durchführung seiner Theorie der Ver- vollkommnung der Obstfrüchte jetzt auch in Bel- gien aufgegeben ist, haben sie die Gärtner, welche heut zu Tage sich mitder Vervollkommnung (ebenfalls im menschlichen Sinne) von Florbluraen und Ge- müsen in Deutschland sowohl, wie in Belgien, Frankreich und England, beschäftigen, ohne dass sie es selbst wissen, angenommen. Unsere Zeit will — und das bezieht sich zum Theil auch selbst auf die W^issenschaft — rasch Erfolge haben; wir leben in der Zeit der Herr- schaft des Dampfes und des magnetischen Flui- dums. Wer hätte jetzt noch Lust, einem Ziele entgegenzustreben, wo mehre Jahrzehnte vergehen müssen, bevor man Resultate erhält. Dazu gehört eben eine Ausdauer und eine Energie, wie sie van Mons hatte und jetzt nur noch selten vorkommt. Und wenn man aus dem Folgenden ersieht, unter welchen erschwerenden Umständen und Hinder- nissen van Mons der Verfolgung seines Zieles treu geblieben ist, wird man ihm um so weniger die grösste Hochachtung versagen können. Bevor wir seine Theorie, bessere und wohl- schmeckendere Früchte heranzuziehen, näher erör- tern, wollen wir zunächst versuchen, eine kurze Geschichte seines Lebens zu geben. J. B. van Mons wurde im Jahre 1765 in Brüssel geboren und erhielt im Kollegium von Moll in der Cam- pine eine sehr bescheidene wissenschaftliche Bil- dung. Sein Vater, der nicht mit Glücksgütern ge- segnet war, that ihn schon zeitig in eine Apotheke. Hier muss dem strebenden Jünglinge aber viel Gelegenheit zu seiner weiteren Ausbildung geboten worden sein, denn er eignete sich bald nicht nur einige lebende Sprachen an, sondern machte auch in der Chemie solche Fortschritte, dass er in sei- nem 20. Jahre schon eine Aufsehen machende Ab- handlung j Essai sur la principe de la Ch(jmie anti- phlogiste" schrieb. Mit einer Hartnäckigkeit, welche man von einem solchen jungen Manne kaum er- warten konnte, bekämpfte er den damals herr- schenden Feuergeist und versuchte Lavoisier's Entdeckung der eigentlichen Ursache des Feuers, 44 346 die VcrbiDduug des SauerBtoffa mit dem Kohlen- stoff, durch weitere Experimente zu bekräftigen. Aber noch 5 Jahro früher, also kaum dem Kindesalter entlassen, »uihto der jugendliche van Mons die Ursachen zu erklären, welche die man- nigfachen Abänderungen unserer Flurblumen be- dingen. Vor Allem beschäftigte er sich deshalb mit den Indischen Iluscn und Balsaminen, welche beide zu Ende des 16. Jahrliundeite-i in Kuropa eingeführt worden waren und soitdcni in einer gros- sen Jlcnge abweichender Formen gezogen wurden. Das Erscheinen dieser vielen Formen veranlasste den angehenden Jüngling, praktische Versuche durch Aussaaten zu machen und führte ihn schon in kurzer Zeit zu den» richtigen Schlüsse, dass die ver- schiedenen Zustände des Klimas und des Bodens in Europa im Vergleich mit denen Ostindiens haupts&ehlich die Bedingungen der Veränderlichkeit geliefert ha- ben mochten. Während 2 oder 3 ursj)rüDglieh vorhandene Sorten der Indischen Kosen, welche anfangs eingeführt worden waren, durch Aussaaten unendlich viele neue Sorten lieferten, verhielt sich unsere gewöhnliche Hagebutte oder Hundsrose (Rusa canina'i, mochte man sie so oft aussäen, als man wollte, in ihrer Gestaltung und Farbe der Blume ziemlich gleich. Van üuns war Philantlirop im eigeiitlichen Sinne des Wortes und gehörte zu den wenigen Männern der Wissenschaft, welche diese ihreu Zwecken am Meisten entsprechend erachten, wenn sie das Leben des Menschen verbessert und diesen zu gleicher Zeit dabei einer höheren V^ervnllkonim- Dung entgegenfuhrt. Er lebte auch zu einer Zeit, wo durch den Ausbruch der grossen französischen Revolution die Rechte des Menschen in den Vor- dergrund traten. Es genügte dc.-halb dem jungen Manne nicht mehr, Rosen, Balnaminen und andere Sommergewachse einer Vervollkommnung cntgcgen- zuführen, er vcrtauBchtc sie bei weiteren Experi- menten mit Pflanzen, welche dem Menschou eine gesunde Nahrung liefern, nämlich mit den Kern- und Sieinobstgehöizen. Natürlich hatten t'rUher seine Aussaaten mit Sommergewachsen und den auch nicht lange Zeit beanspruchenden Rosen raschere Erfolge gegeben, jetzt musstc er bei der längeren Dauer der einzelnen Versuche, unser Obst zu vervollkommnen, natürlich aber fast 40 Jahre warten, bevor er Erfolge haben konnte. Er wurde ein aller Mann, bevor er die Gewissheit erhielt ; es musslcn selbst noch 10 Jahre vergehen, wobei er zum Greise wurde, ehe man die vervollkommneten Frürhto als solche anerkannte und damit sein Werk gekr<>nt war. Was er Gutes aber herangezogen hatte und ihm reichen Lohn hätte einbringen können, thcilto der uneigennützige Mann ohne jegliche Entschädi- gung Jedem mit, der ihn darum bat. Mau er- zählt, dass er nie, weder für ein Pfropfreis, noch für eine Frucht, eine Bezahlung in Anspruch ge- nommen hätte; er vergas» selbst nicht selten, sich die Kosten, welche durch die Einpackung und Ver- sendung entstanden waren, sich wieder ersetzen >ii lassen. Eh wird ferner berichtet, dass, da er wünschte, dass auch Andere nach demselben Ziele, nänilich nach der Vervollkommnung der Obstfrüchte, streben und ihn unterstützen möchten, er Pfropf- reiser und Früchte selbst an solche Personen sen- dete, welche ihn gar nicht darum ersucht hatten, sobald ihm nur bekannt war, dass sie sich für den Gegenstand interessirten. Da sein wissenschaftlicher Ruf, wie wir alsbald sehen werden, von Jahr zu Jahr sieh weiter ver- breitete, so knüpfte er in allen I^ändern, besonders in Deutschland, England und Nordamerika, Ver- bindungen an, hatte aber hauptsächlich sein Ziel, die Vervollkommnung unseres Kern- und Stein- obstes, dabei im Auge. Auffallend ist es, dass er grade in Frankreich, mit dessen Notnbilitäten er in grösstem Verkehr stand, l"Ur seine Theorie nur ge- ringen Bodeu land. Nach Frankreich wurden die wenigsten Früchte van Mons' verbreitet, desto mehr nach Deutschland, wo er mit Diel in engster Beziehung stand. Der Ausbruch der französischen Revolution konnte unmöglich an einem stdchen Mann, wie van Mons war, ruhig vorübergehen, die grossen Re- formen in der Politik nahmen ihn in Anspruch. Nur seiner grossen Jugend hatte er es zu ver- danken, dnss er, als die Brabanter ebenfalls das Panier aufsteckten und er sich einer Partei, die unterlag, angeschlossen hatte, nicht gleich vielen Anderen zu Grunde ging, l'rotz dieser politischen Zerstretmngen verfolgte er aber auch seine wissen- schaftlichen Bestrebungen unbeirrt weiter. Neben seinen pomologischcn Experimenten, war es die Chemie, der er sich mit Vorliebe ergeben hatte. Er wurde Mitarbeiter der .'\nnales de clii'^mic und damit zum Pharmacien, später (1807) selbst zum Doktor der Medizin in Paris ernannt. Nicht allein, dass ihn die Akademie der \N issenschalten in BrUssel durch seine Aufnahme als Mitghcd An- erkennung für seine wissenschaftlichen Verdienste aussprach, auch das Institut von Frankreich in Paris ernannte ihn rum Mombre associi^. Er stand mit vielen wissenschaftlichen und piditiscbcn Notabili- tkteu Frankreichs noch um so mehr in engeren Verkehr, als Belgien schon zeitig der französischen Republik einverleibt worden war. Er wurde «um Professor der Physik uud Chemie in der Central- ■chulo dca damaligen Departements Djle ernannt, 347 übernahm aber noch daneben mit Bory de St. Vincent und Drapiez die Kedaktion der Anna- les g^n^rales des sciences pbysiques. Ausserdem gewann er aber noch so viel Zeit, um die Werke von Fourcroy und Davy zu bearbeiten. Mit dem Jahre 1775 scheint er für seine Theorie der Vervollkommuug unserer Obstfrüchte bestimmter hervorgetreten zu sein, 10 Jahre später aber erst durch Aussaaten ihr eine praktische Grundlage gegeben zu haben; 40 Jahre später, also im Jahre 1835 gab er jedoch erst sein be- rühmtes, leider seltenes Werk ^les arbres fruitiers* heraus; damit begann auch die Verbreitung seiner guten Früchte. Nicht lange überlebte er die An- erkennung der Richtigkeit seiner Theorie, denn im Jahre 1842 starb er, zurückgezogen von der Welt, und tief gebeugt von den Schlägen des Schicksals, wie wir alsbald mittheilen werden, zu Löwen. Van Mo US scheint sich schon gegen das erste Jahrzehnt des Kaiserreichs mehr und mehr von der bis dahin theuren Wissenschaft der Chemie zurückgezogen zu haben, um sich desto fleissiger den Experimenten zur Durchführung seiner Theorie widmen zu können. Er besass in Brüssel ein hüb- sches und ziemlich grosses Grundstück, wo er seine Versuche anstellte. Da er in sehr glücklicher Ehe lebte, hatte er um so weniger das Bedürfuiss, sich in der Aussenwelt zu zerstreuen. Eine liebens- würdige Frau und 3 Knaben, die zur Freude der Eltern heranwuchsen, füllten die Zeit, welche seine pomologischen Experimente nicht in Anspruch nah- men, vollständig aus. Da starben ihm plötzlich im Jahre 1815 die Frau und einer der geliebten Söhne. Tief gebeugt von dem doppelten Unglück, fand er nur in den beiden übrig gebliebenen Kin- dern, aber auch in seiner Beschäftigung im Garten, einigen Trost. Von dieser Zeit an lebte van Mens noch zurückgezogener, als es bisher schon gesche- hen war. Im Jahre 1817 wurde er an die Universität Löwen berufen. Er siedelte zwar über, seinen Versuchsgarten Hess er aber unberührt in Brüssel und leitete ihn von dort aus. Da hielt es plötzlich die damalige niederländische Regierung für gut, dass die Gegend, wo van Mons seinen Versuchs- und Obstgarten hatte, in den Bereich der Stadt gezogen und bebaut werden sollte. Der Bauplan war bald entworfen und alle Grundstücke, welche daselbst lagen, fielen der Expropriation anheim. Es wurde Alles dabei so hastig betrieben, dass van Mons gezwungen war, in der Zeit von 6 Wochen sein Grundstück von den darauf befindlichen Obstgehöl- zen zu räumen. Alles Remonstriren und Bitten, wenigstens um Aufschub, half nichts. Die Regie- rung hatte damals kein Einsehen von den bedeu- tenden Opfern, welche van Mons gebracht hatte, noch weniger aber von dem Werthe wissenschaft- licher Forschungen. Eine solche Barbarei war im Jahre 1819 in einem der ziviiisirtesten Ländern der Welt möglich. Es wurde ihm zwar, wenn wir nicht irren, von Seiten der Universität von Löwen, ein Grundstück zur Verfügung gestellt, man kann sich aber den- ken, in welchem traurigen Zustande die Gehölze, welche nach einer bestimmten Weise und mit gröss- ter Sorgfalt seit 1785 herangezogen waren, in dem neuen Garten ankamen. Es war oft gar nicht Zeit vorhanden, einzelne wichtige Bäume auszugraben und nach Löwen zu versetzen, van Mons musste sich genügen, Pfropfreiser abzuschneiden und diese den Winter hindurch bis zum nächsten Frühjahre aufzuheben. Von den ohngefähr 50,000 Bäumen, welche vorhanden waren, ist nicht der 20. Theil gerettet worden. Es gehörte in der That die ganze Kraft eines Mannes, wie van Mons war, dazu, um den Muth nicht dabei zu verlieren. Welche Anstrengungen aber seinerseits auch ferner noch gemacht wurden, er- sieht man, dass schon nach wenigen Jahren sein Ver- suchsgarten sich wiederum in einem einigermassen guten Zustande befand. Nach demselben Systeme wurde weiter experimentirt und immer deutlicher traten die Erfolge hervor. Er hatte, wie gesagt, mit Pomologen aller Länder diesseits und jenseit; des grossen Oceans Verbindungen angeknüpft, um auch Andere zu bestimmen, nach den Prinzipien seiner Theorie zu züchten, und sendete Pfropfreiser seiner neugezücliteten Obstgehölze allenthalben hin. Im Jahre 1823 Hess er ein Verzeichniss von seinen Bäumen drucken und gab einzelnen Sorten, die er herangezogen und die sich als vorzügliche Früchte herausgestellt hatten, bestimmte Namen. Die Zahl seiner Bäume betrug damals wiederum ÖOjOOO; darunter waren allein 1,050 Sorten von Birnen vertreten. Da brach 8 Jahre später ein neues Unglück über ihn und seinen Versuchsgarten aus. Die Belgier hatten die holländische Herr- schaft abgeschüttelt, vermochten aber ohne fremde Hülfe ihre Selbständigkeit nicht zu behaupten, und riefen im Jahre 1831 die Franzosen herbei. Eine französische Armee rückte rasch ein und, als man schliesslich zur Belagerung von Antwerpen schritt, nahm ein Theil der Armee eine Zeit lang Stand- quartier in Löwen. Wiederum war es der Garten von van Mons, der einem Truppentheil zum Aufenthalte diente. Dass wiederum Manches ver- wüstet wurde, kann man sich denken. Es ging zunächst die ganze Erndte verloren. Noch Schlimmeres war jedoch ihm aufgespart. Wenn die erste Verwüstung des van Mons'schen 44* 348 GartCDB unter der niedcrländiscLen Regierung ge- Bcliah, so war e» im Jahre 1834 die belgische Re- gierung, welclic der Wissenschaft Hohn Bprach und 2 Grundstücke, auf denen van Mous »eine Ver- suche anstellte, ohne Weiteres wieder in Anspruch nahm, um diiHelbst eine Fabrik für Leuchtgas ins Leben zu rufen. Wohl hatte der berühmte Physi- ker Quetelct in Brüssel ein Recht auszurufen: _e» ist nur gut, das» die Vandulen der modernen Zeit wissen, dass in der oflcntlichcn Meinung ein höheres Gericht existirt und dass die unbeugsame Gescliiclite die Namen derer, welche eine solche Barbarei begangen haben, anfbewalircn wird." Grade die Krriclitung eines Etablissements für die Gewinnung des irdischen Lichtes steht mit der Ver- nichtung eines Instituts, was geistiges Licht über die Menschheit verbreitete, im grellsten Wider- spruche. Die grausame Behandlung, welche van Mens in Brüs.sel erfahren, hotte ihn seinen Mitmenschen mehr und mehr entfremdet. Er lebte jetzt, seitdem man ihm in Löwen wiederum die besten Theilo seines Versuchsgartens genommen, noch abgeschlos- Bener von seinen Mitmenschen. Dazu kam, dass auch ein zweiter Sohn starb. Unter diesen Ver- hältnissen darf man sich nicht wundern, dass auch Kälte und Gleichgültigkeit gegen ulle», was den Men- schen als solchen betraf, sich einstellte. Er wurde schliesslich ubstossend und vernachlässigte den äus- seren Anstand auf eine solche ^^'ci■i(•, dass selbst seine trcucstcn Freunde und Anhänger sich mehr und mehr von ihm entfremdeten. Er verkam im eigentlichen Sinne des Wortes. Damit stand seine Korresjjon- dcnz mit pomologischen Freunden in grellem Wider- spruch. In seinen Briefen war er, sobald es sich nur um seine Früchte handelte, der liebenswür- digste und aufnierksanistc Mensch. Man konnte hier Alles von ihm verlangen. Da schied er plötz- lich, wie schon gesagt, am 0. September 1842 von dieser Welt in seinem 77. Jahre. (öcblmi folfl.) .Ml.rici ;iiis dir liäiiiicni iiiid rilaii/riikiiiHk'. VII. E« ist die Beobachtung gemacht worden, dass die männliche Ilanfpflanze früher alistirbt, uU die weibliche. Bei einlachen I'Hanzen überhaupt, zu denen die einjährigen gehören, gehen wohl immer dir männlichen I'tlanzen früher zu Grunde, als dio weiblichen. Es verhält sich demnach hier, wie bei den Insekten, wo die Männchen alsbald nach der Befruchtung sterben, während bei den Weibchen sich erst die Eier bilden und diese abgelegt werden müssen, bevor der Tod eintritt. Mit der Bestäu- bung hat die männliche Pflanze ihre Lebensaufgabe erfüllt, während bei der weiblichen die befruchteten Eichen erst zu Samen eich ausbilden müssen. Da/u gehört aber eine gewisse Zeit Anders verhält es sich bei holzigen Pflanzen, wo nur die männlichen Zeugungsorgane früher ab- geworfen werden, als die wcibliihen, die Pflanze selbst aber als Ganzes bleibt. Ob männliche Ge- hölze eine kürzere Lebensdauer haben, als weib- liche? Diese Frage ist noch nicht durch direkte Beobachtung gelöst worden, schliessen wir aber nach den höheren Thieren, so scheint kein Unter- schied in der Lebensdauer des männlichen und weiblichen Gehölzes vorhanden zu sein. öer auch in der Wochenschrift, besonders frü- her mehrmals erwähnte böhmische Pomologe Pfarrer Fischer in Kaaden bei Saatz macht in dem neue- sten (Ü.) lieft der illustrirten Monatshefte für Obst- und Weinbau Mittheilungen über die Wirkungen des verflossenen Winters auf den Obstbau in Böh- men. Darnach unterliegt es keinem Zweifel, dass in Böhmen der Obstbau noch mehr als im Norden Deutschlands gelitten hat. Im Flaehlandc Böhmens, wo die Kälte in der Regel 8 bis 14 CJrad mehr be- trägt, als auf den nahen Höhen, ist der Schaden ausserordentlich gross gewesen. Am Meisten haben übrigens die warmen Tage im März, welche eine Saftbewegung im Innern de« l>bstbaumes veranlass- ten, gesciiadct, weil darauf plötzlich wieder starke Kälte eintrat. Cianze Baumschulen sind im eigent- lichen Sinne des Wortes völlig ausgefroren ; man muss daselbst fast von vorn ant'angen. Ein Gärtner, der über 55,UIM» Obstbäume bcsass, hat jetzt davuu kaum noch ein Fünftel lebenstahig. Es sind hier nicht allein die in den letzten Jahren gepflanzten Obstbäume zu Grunde gegangen, auch ältere Bäume hüben so sehr gelitten, dass sie eben- falls, wenn auch nicht gleich, so doch allmählich KU Grunde gehen werden. Seine .') Baumschulen müssen durchaus erneuert werden. Am Meisten haben Aprikosen, Pfirsiche und Weinstöcke gelit- ten ; Ton den Pflaumen sind dio edleren Sorten weniger beschädigt worden, als die eigentliche Zwetsche oder Bauerni>flaume. Wie wir früher mit- gethcilt haben, ist das Letztere auch in Thüringen der Fall gewesen. Ziuu Glück hat noch dio Schneedecke manche Bäume gerettet, dio ohne diese wohl ebenfalls zu (i runde gegangen wären. Die Ccntifolien-Stämme sind aber in Böhmen auch unter der Schneedecke erfroren. Auf den weiteren Obstbau Böhmens, was bis jetzt jährlich im Durchschnitt für 2 Millionen 349 Gulden Früchte allein exportirte, werden diese Ver- wüstungen des letzten Winters grossen Einfluss haben ; dieser wird leider noch mehr zurück gehen, als er schon gegangen ist. Wir haben zwar fortwäh- rend von dem blühenden Obstbau in Böhmen ge- lesen und erfahren, dass fortwährend neue Anpflan- zungen gemacht werden : Thatsatbe ist aber nach einem so tüchtigen und kenntnissreichen Obstzüch- ter, als Pfarrer Fischer ist, dass die Obstbäume zum grossen Theil nicht mehr das gesunde und kräftige Ansehen haben, wie früher. Pfarrer Fischer sucht den Grund der Verschlechterung der Obstbäume in Böhmen mit Kecht darin, dass Böhmen ein uraltes Obstlaud mit grossen Anpflan- zungen darstellt und deshalb jetzt für Obstgehölze mehr oder weniger ausgebaut ist. Wie Mecklen- burg vor allen andern deutschen Ländern Klee müde ist, so ist Böhmen jetzt zum grossen Theil Obst müde geworden. Man hat nach oft hundertjähri- gem Bestand der Obstplantagen leider diese immer an derselben Stelle wieder erneuert, anstatt mit dem Boden zu wechseln. Die dem Obstbaume noth- wendigen Mineralien, vor Allem Kali, sind aber durch Jahrhunderte lange Obstkultur auf demselben Boden diesem zum grossen Theil entzogen, die darin lebenden Obstbäume können deshalb nicht mehr, wie früher, darin gedeihen. Man niuss jetzt aus dieser Ursache darauf bedacht sein, entweder die dem Boden entnommenen mineralischen Bestandtheile wiederzugeben, oder was noch besser ist, man wechselt mit dem Boden und legt die neuen Obst- anpflanzungen an anderen Stellen an. Dass die Wurzeln der Gehölze und vor Allem der Obstgehölze der atmosphärischen Luft bedür- fen, weiss jeder Gärtner, der seine ausländischen Pflanzen in lockere Erde eines mit Geröll, Scher- ben, Kies n. s. w. am Boden bedeckten Gefässes bringt, seine im freien Grund kultivirten Ge- wächse, besonders Gemüse, aber so oft behackt, als die fest gewordene Oberfläche es verlangt. Dass dabei auch Unkraut, was von derselben Nah- i'ung im Boden zehrt, vertilgt wird, ist ein zweiter Nutzen des häufigen Hackens und Lockerns des Bodens. Wir haben während sehr warmer und trockener Jahre, und zwar zum Theil in einem etwas schweren und lehmigen Boden, zum Theil in gewöhnlicher Gartenerde, vergleichende Versuche mit Pflanzen, welche zur Hälfte wöchentlich regel- mässig zweimal behackt und nicht begossen, zur Hälfte dagegen begossen, aber nicht behackt wur- den, gemacht und gefunden, dass die letzteren weit weniger gediehen, als die ersteren. AufdemKoth- schild'schen Landbesitze zu Ferri^res fanden wir vor nun 10 Jahren in den dortigen Weintreibe- reien schwache Drainröhren, welche an einigen Stellen mit der äusseren Luft kommunizirten, in den Boden gelegt, nicht zum Zwecke der eigent- lichen Drainage, die an und für sich im Treib- hause unnütz erscheinen musste, sondern um den Wurzeln der Weinstöcke im Innern der Erde stets neue Luft zuzuführen. Die hier in grosser Menge enthaltenen Weintrauben waren von vorzüglichem Aussehen und hatten einen sehr angenehmen, aro- matischen Geschmack. Dass man um die Obstbäume Erde anhäufelt oder diese gleich anfangs auf Fuss und mehr im Durchmesser betragende Erhöhungen pflanzt, beruht ebenfalls auf die dadurch bedingte grössere Zufuhr atmosphärischer Luft. In dem eben uns zugekommenen Hefte der illustrirten Monatshefte für Obst- und Weinbau theilt ein Ungar aus Kaschau, Karl Hary mit Namen, die Erfolge von dergleichen Hügelbepflanzungen mit Obstgehölzen mit, die wohl die Obstzüchter bestimmen könnten, diese ebenfalls bei ihren Obstanpflanzuugen zu machen. Der Besitzer selbst legt bei diesen Er- folgen grosses Gewicht auf die Rasenerde, welche er dabei in Anwendung gebracht, und hat Recht, dass aber der leichtere Zutritt der Luft bei Hügel- pflanzung grade die raschere Zersetzung der in der Easenerde befindlichen organischen LTeberreste mit ihrem Gehalte an Kali und anderen der Pflanzen- nahrung nöthigen mineralischen Stoffen bedingt, ausserdem aber die Zuführung von Ammoniak, Kohlensäure und atmosphärischer Feuchtigkeit er- leichtert, wird Niemand in Abrede stellen. Mau hat der Hügelbepflauzung das leichtere Erfrieren der darauf befindlichen Obstgebölze ent- gegengesetzt; ob dieser allerdings unangenehme Umstand aber den Nutzen überwiegt, ist eine Frage, die sich ebenfalls zu ihren Gunsten heraus- stellen dürfte. Zunächst haben wir nicht immer solche harten Winter, wie die beiden letzten, wo auch auf flachem Boden gepflanzte Obstbäume leider erfroren sind, dann ist es überhaupt ein Fehler, empfindsame Obstsorten als Hochstamm, wo ihnen kein Schutz geboten werden kann, anzupflanzen. Endlich sind alle Bäume, wenn sie aus ihrer ersten Jugend heraus und mit ihren Wurzeln zum Theil bereits tiefer eingedrungen sind, auch auf Erhö- hungen gepflanzt, weit weniger empfindlich. Der Besitzer oben erwähnter Obstanpflanzuugen besass eine unebene, mehr konkave, als hügelige Wiesenfläche und beabsichtigte diese mit Obstbau men zu bepflanzen. Er Hess deshalb in der Weise planiren, dass die Oberfläche des Bodens, die eigent- liche aus Rasenerde bestehende Bodenkrume von 2 bis 4 Fuss Mächtigkeit den Stellen zu Gute kam, wo Obstbäume stehen sollten. Diese Stellen bildeten bei einer Tiefe von 5 Fuss und bei einem 350 Uurchmeaser von 1 Klafter eine Pyramide, welche gegen 1 Fus« die übrige Oberfläciio überragte. Auf ihrem Gipfel stand der Obstbaum. Der Erfolg war ungemein. Sümmtliche hier gepflanzten Obst- bäume überragen bereits an Grösse und Vollkom- menheit iilie die. welche zu derselben Zeit an an- deren Orten gepflanzt wurden. Die Stumme sind noch einmal so stark und trotz der Uppigeu Vege- tation bringen sie sehr Ticl 'l'ragholz hervor. Das davon erhaltene Obst i't schön und geschmackvoll. Im Herbst 18*39 sind wiederum 12 Aprikosen- biiumc von 5 Fnss Schafthöhe auf gleiclie Weise gepflanzt worden. Sie wuchsen ebenfalls »o kräf- tig, da^s die Iliilftc der Triebe weggenommen wer- den musste, während die, welche sitzen geblieben waren, 3 Schuh lang geworden und jetzt voller Tragknospeu sind. Vorigen Herbst sind wiederum über 300 Stück und endlich in diesem Frühjahre gegen 150 Obstbäume auf gleiche Weise gepflanzt worden. Hofl'entlich erhalten wir später auch über den Erfolg dieser Anpflanzungen Bericht. Agaven-Freunden nicht allein, sondern über- haupt Gartenbesitzern wird es interessant sein, zu erfahren, dass Agava Salmiana weit weniger gegen unsere klimatischen Verhältnisse empfindlich ist, als A. amcricana. Da die erstere dieselben grossen Dimensionen schliesslich annimmt, wie die 1< iztere, so kann sie auf gleiche Weise zur Deko- ration auf Käsen, anf Thürpfosten, an der Seite Von grossen Treppen u. s. w. angewendet werden. Dieselbe geringere Empfindlichkeit gegen klimatische Einflüsse scheinen auch die zahlreichen Formen, welche fienerallieutcnant v. Jacobi und verschiedene Ifandelsgärtner unter besonderen Namen veröflent- licht haben, wie A. mitracformia und Jacobinna zu besitzen. Diese Beobachtung ist in dem soge- nannten .lardin du Fleuriste in Paris und dem Bois de Boulogne gegenüber, wo, wio wir bereits mit- getheilt haben, für die Verschönerungen der Stadt l'aris die nötliigen Florblumcn und Pflanzen über- haupt herangezogen werden, gemacht worden. Während der zweiten Belagerung von Paris durch die Franzosen selbst, war genannter (larten näm- lich besonders den Verwüstungen ausgesetzt, abge- sehen davon, dass »ehlicssiich kein Brennmaterial vorhanden war, um den an Wärme gewöhnten aus- ländischen Pflanzen nur annähernd die nöthige Tcmjicratur geben zu können. Auf diese Weise haben die genannten Agaven, ausserdem ober noch A. (Jclsiana und mieracantha, nicht weniger als 12 Grad Kälte (wohl CcUius, also '.),(> K.) aus- gchalten. Erdbeeren sind in den letzton Jahren in gros- ser Menge gezU.htPt worden und in den Handel gekommen. Manche von ibneo vordienten ihren Ruf, der ihnen plötzlich geworden; trotzdem ver- schwanden sie aber zum Theil wiederum allmähhg aus den Gärten. Mag die herrschende Sucht nach dem Neuen auch hier ihren Einfluas zur Geltung gebracht haben, oft kam aber in diesem Falle noch ein Gruud dazu, der zur schliesslichen Verwerfung der Sorte berechtigte. Wir haben nicht selten den Fall, dass wahrend ein und dieselbe Sstcn]ninkt können gur nicht in Anschlag kommen. Das Tausend sol- cher Etiketten eines Namens ist von dem Erfinder für 3 Frank (also für 24 Ögr.) zu beziehen. Da ein Tausend nicht viel Raum einnimmt, so wird die Sendung durch die Post keine bedeutende Erhö- hung der Kosten machen. Der Preis ist um einen Frank geringer, wenn man eine Sammlung verschiedener Etiketten, wo man jede FiikIiI nur rininal godriiikt t'rliült, haben will. Die Namen aller nur einigcrmassen gangbaren Früchte sind bereits gedruckt und stihen zur Ver- fügung. Will man sich eine Sammlung von Früch- ten zur Belehrung und Vergleichung nntVrtigcn, so braucht man die Früchte nur zu olikettiren und man kann sich zu jeder Zeit Haths erlnden. Ebenso wenn man Ausstellungen nüt Früchten beschicken will, so erleichtern solche gedruikten Etiketten, welche mit grosser Leichtigkeit aufgeklebt werden können und iiuch nicht schlecht aiisseheu, die Ar- beit des Versendcns ungemein. Das gewöhnliche Verfabron in Deutschland, dio Frucht mit Nummern zu bcklebeu oder sie zu beschreiben und dann ein Verzeichniss, wo die Nummern korrespondireu, da- neben zu legen, ist das Ungeschickteste, was man sich hat ausdenken können. Wer bei Ausstellungen thätig gewesen ist und gesehen hat, wie schwer Au»- »teller von Obst es utt denen, die für Ausstellung und Ordnung der Früchte zu sorgcu haben, machen, wird gewiss für emcn solchen Ausweg, der vieler Mühe überhebt und noch mehr Zeiterspar- niss herbeifuhrt, dem Erfinder dankbar sein. Diese Etiketten haben ferner für Gartenbesitzer, welche gute Früchte durch ihren Gärtner heran- ziehen lassen und .-ich gein mit den Namen vertrauter machten, als gewöhnlich geschieht, grossen Werth, da ihnen auf diese Weise die Früchte sehr leicht mit dem Namen übergeben werden können. Auch Gäste, die sonst keine Kenntniss von dem Obste haben, werden mit mehr Interesse eine gute Frucht gcniessen, wenn sie auch den Namen wissi-u. Das ganze Verfahren ist schliesslich sehr dazu gceiguet, die Liebe zum Obsto überhaupt zu vergrössem, besonders aber hilft es, die guten Sorten kennen zu lernen und sie mehr zu verbreiten. Sehr oft ist CS uns vorgekommen, dass der Besitzer eines Gar- tens, wenn er bei Tische nach dem Namen gefragt wurde, offen seine Unwissenheit eingestand, und dass ausserdem Keiner von den Anwesenden die Frucht kannte. Professor Pynaert hat bis jetzt zunächst mit den Birnen angefangen. Je nachdem seine W eise Beifall findet und seine Etiketten verlangt werden, wird er auf gleiche Weise mit den Aepfeln u. s. w. vorwärts gehen. Liebhaber von Obst und Gärtner, welche Etiketten für eine Sammlung von Birnen wünschen, werden wohl kaum unter denen, dio jetzt gleich in grosser Anzahl gedruckt sind, eine Sorte vermissen. Für Diejenigen hingegen, welche eine grössere Anzahl derselben Etiketten wünschen, theilcn wir das N'erzeiciu/Hs von den 27 in Bel- gien gangbarsten Sorten mit, welche jetzt von ihm bezogen werden können: Dnchesse dAugouK-me, van Marum, I^urr«? Clairgcau, Passe C>«lmar, Bon Chreticn William, Bcurrc d'Amanlis, Double Phi- lippe, Bonne d'Ez«5e, Beurre Superfin , Seigneur Esperen, Fondante des Bois, Louise bonne d'Avran- chcs, Beurr(^ Cnpiaumont, Soldat Laboureur, Napo- l«5on, Colnmr d'Arcuibcrg, Darondeau, Triomphc de Jodoigne, Conseillicr k la Cour, Beurr<^ Dumont, Bourrd Diel, Beurn^ d'IIardenpont, Nouvclle Fulvie, Zi5pherinc Gregoire, Josephiue de Malines, Doyenne d'liiviT und Bcrgamottc d'Espcrcn. Vrrlikg Ton Wie|r*ni1l h ITainpcl in Berlin. ZlBimtr Mir**«« No. 91. Druck dar C. Fei!it«r'»rhfn Rurbdracker«i (L. M*w«i), Ufrlla, MUbi Slr»M No IS. Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Eönigl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde* Redakteur : Professor I>r. Karl H^^ocli, General - Sekretär des Vereines. No. 45. Berlin, den 11. November 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch frauco des deutsch-österreichischen Post -Vereines. durch alle Post-Anstalten Inhalt; tJeber die Einwirkung der Kälte und seine Theorie. (Schluss). — auf die Pflanze. Vom Geh. Med.-E. u. Prof. Eine blühende Äraucaria excelsa. Dr. Goc pper t in Breslau. — Van Mons Mcöcr Die ßiniDirkiig Der JCäftc auf Öie panje. Vom Geh. Med.-R. u. Prof. Dr. Goeppert in Breslau. In den ungewöhnlich strengen Wintern 1828/29 und 1829/30 habe ich im botanischen Garten zahl- reiche Versuche und Beobachtungen über den Ein- fluBS der niedern Temperatur auf die Vegetation angestellt, wie sie seit jener Zeit noch niemals in gleichem Umfange wiederholt worden sind (Vergl. über die Wärmeentwickelung in den Pflanzen, deren Ge- frieren und Schutzmittel gegen dasselbe. Breslau Max & Komp. 1830, 244 S. mit zahlreichen Ta- bellen). Ihre Resultate sind grösstentheils Eigen- thum der Wissenschaft geworden, obschon sie das Thema noch lange nicht erschöpft haben. Vermehrt und erweitert mit einigen Erfahrungen, wozu der jüngste, so strenge Winter Veranlassung gab, habe ich darüber in zwei Vorträgen in der naturwissen- schaftlichen Sektion im Mai d. J. und in der bota- nischen Sektion am 27. Oktober gesprochen, von denen ein kurzer Auszug hier folgt. Den voll- ständigen Bericht werden die demnächst erscheinen- den Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur enthalten. 1) Bei anhaltender Temperatur unter Null ge- frieren nach und nach alle im Freien befindlichen Gewächse früher oder später, je nach Umfang der Masse oder nach mehr oder weniger flüssigem In- halt der Zellen, parenchymatöse Zellen daher frü- her als Gefässe und Holzzellen, krautartige Stengel und Blätter oft unter autfallenden Bewegungser- scheinungen. Das Protoplasma kommt dabei be- sonders in Betracht, wie die Versuche von Nägeli und Sachs erwiesen. Die Wandungen der Zellen und Gefässe selbst werden dabei ebensowenig, wie nach dem Aufthauen, zerrissen, selbst nicht bei den durch Frost getödteten Gewächsen, bei denen sie nur erschlafft und für den während des Lebens der Pflanze so selbständig agirenden DifFusionsprozess nicht mehr befähigt erscheinen. Daher unter an- deren auch das freiwillige Austreten des Wassers auf der Oberfläche erfrorener Gewächse. Der Che- mismus übt nun überall seine Wirkung aus ; Cel- lulose und Clorophyll werden zersetzt ; daher die Bräunung und endlich Schwärzung der Blätter: Anfang der Humistifikation. Letztere Veränderung tritt auch ein in den Markstrahlenzellen der Stämme, welche bei höheren Kältegraden wegen ungleicher Zusaramenziehung der Holzlagen in ihrer Drehungsrichtnng oft bis über den Markcylinder hinaus gespalten werden. In Folge der wagerechten fächerförmigen Ver- breitung der Markstrahlen entstehen anfänglich oft eigenthümlich gestaltete Figuren im Inneren der Stämme*), später auch, da Risse nie verwachsen, sondern nur äusserlich überwallt werden, Zersetzung der Holzfasern und Gefässe, und Umwandlung in wahren Humus, weswegen ich die ganze, durch tödtende Einwirkung des Frostes veranlasste Ver- *) Näheres hierüber : des Verf. Schrift über Zeichen und Inschriften in Bäumen, Breslau 1869, und über das Innere der Bäume nach äusseren Verletzungen, nebst Illustrationen, 12 Taf. in Folio ; eine Abhandlung, die im nächsten Jahre er- scheinen wird. 46 354 änderung der Pflanze von jener Bräunung der Blätter au bis zu diesem eben gcgchildertcn letzten Ausgange als HumifikationsprozcsB aufi'aBse und aU solchen bezeichne. DasB auch alle anderen orga- nischen Bcstaiidthtile des ZclieninhultcB hierbei Ver- änderuugen erleiden, wie z. B. Amyluni bei ertVo- renen Kartoffeln in Zucker verwandelt wird, gilt als selbrttvcrständlich. Ein weite» Feld fUr die or- gaui.'tchc Chemie, auf welche» ich einst nur auf- merksam zu machen und kaum einige Beitrüge zu liefern im Stande war. 2) Die verschiedene Empfänglichkeit der Ge- wächse für den nachtheiligen Einfluss der Kälte beherrscht lediglich die Individualität, lUr die un» freilich jede Erklärung fehlt, daher allein nur die Wirkung verschiedener Grade des Frostes, die sich für einzelne PHanzen durch \'er»uchc und Erfah- rungen sogar feststellen lüsst. Eine Art Gewöh- nung an absolut höhere Grade findet sicher nicht statt, wie wir auch niemals Pflanzen, die in ihrem Vaterlande keinen Frost erfahren, bei uns an die Ertragung desselben gewöhnen oder sie im wahren Sinne des Wortes akkliuiatisiron können, worauf man bei unseren diesfallsigen Versuchen nur zu oft keine Rücksicht nimmt. Blätter und Stengel der Georgiue erfrieren stets bei — 1 bis — 2 Grad, übschon sie schon seit fast GO Jahren unsere Gär- ten zieren; ebenso die aus Indien stammenden Bohnen stets noch in Oher-ltalien, obgleich sie dort schon seit dem Anfange unserer Zeitrechnung, und wohl noch darüber hinaus, kultivirt werden. Nur von einer Akkommodation der zeitlichen Tem- jieraturverhältnisse der Heimalh an die unsrigen darf man sich Erfolge versprechen. Welche Schwie- rigkeiten sich hier aber auch entgegenstellen, da- von liefert die gewöhnliche wei^tse, aus Süd-Penn- sylvanien stammende Akazie (Uobinia Pscudacacia) einen Beweis, welche dort bei späterem Frühjahr und Winter als bei uns vegctirt. Sie schlägt des- wegen hei uns auch trotz vorangegangener Früh- iingswiirme später aus, als unsere Laiihbiiume, ve- getirt aber auch länger, als diese, und verliert nur erst durch Frost ihre Blätter, bevor sie ihren Vegc- tationscyclus beendigt hat. In Folge dessen er- friert sie häufig, wahrend sie in ihrem Vaterlando stets höhere Grade ohne Nachtheil erträgt. Ihlan kann also auch von diesem nun schon seil fast 200 ilahren in Deutschland kultiviiten Baume nicht sagen, dass er vollständig akklimatisirt sei.*) *^ All« üliiiliclu'ii (•riiiiilvii rrfriiTPii bei tina auch nicht »clt«n Ulcditxchirn, jn »rllxt l'Utnncn in jUn|ror«in Alter, wie btl un» im Iclütcn Winter »uf der HM««eren Promeniide. Nur die «m Kande de» WA»«er(tr«ben» blieben unremehrt, weil nio sieh der Einwirkunfr den unter der Eiaderke bcllndlicbcn Was- •cn Ton niindeatenü -f- 1 Urnd iii crfrsucn hallen. 3) Es giebt viele Gelcgenheitsursachen, welche auf die Empfänglichkeit der Pflanzen für Kälte vou Einfluss sind, wie a. verschiedener Feuchtig- keitsgehalt, b. Winde, c Abwechselung von Kälte und Wärme, d. Höhe der Kältegrade, und e. Stand- ort-Verhältnisse. a. Verschiedene Beobachtungen über die beson- ders in Betracht kommende Einwirkung der Früh- lingsfröstc bei unsern Nutzbäumen wurden ange- führt, von krautartigen, abo ^va^serreichstcn Ge- wächsen bemerkt, dass es in der deutschen Flora nur 2 Pflanzen giebt, die in gewöhnlichen, nicht über 20 Ciiad kalten Wintern mit ihren krautar- tigeu Stengeln über Boden und Schnee erhalten bleiben, nämlich Ilelleborus foetidus und Brassica oleracea, der gemeine Kühl, vielleicht auch der See- kohl (Crambe maritima). b. Winde schaden notorisch durch IlcrbeifUh- rung kälterer Luft, aber auch, wie weniger bekannt, durch Austrocknung, Verdunstung des Eises oder der gefrorenen ZellcnflüBsigkeit, die natürlich bei dem erstarrten Zustande aller Safte nicht ersetzt werden kann. c. Oeftcrer W'echsel von Frost und Wärme (Gefrieren und Aufthauen) ist endlich tödtlich. Wenig empfindliche Pflanzen, wie Lamium purpureum, Se- necio vulgaris etc. ertrugen 5 bis 6 Mal schnellen W^cchsel von Gefrieren (bei — 4 Grad) und Auf- thauen, aber nicht öt'ter. d. Die Grade der Kälte, welche die Vegetation zu ertragen vermag, wurden bisher noch nicht ge- hörig festgestellt wegen Nichtberücksichtigung mo- difizirender Momente. M i ddendorff) schätzt sio für das Taimyrland auf 40 — 50 Grad K., die höchste wirklich gemessene, so viel mir bekannt, von Robort Kane unter 78,37 Grad n. Br. — 43,5 Grad R. und M'Clure gar — 47 Grad R. Ueber diesen Breitegrad hinaus, fand Kane sogar bis zum 82 Grad noch üp|iige Vegetation, freilich nur krautarti^er (Jewächse. Die Baum- und Wald- grenze liegt in viel niedrigeren Breiten, der uörd- lichstü Wald der Erde aus der sibirischen Lärche (Larix sihirica Ledcb.) in Sibirien im Tainivrlando unter 72^ CJrad n. Br., in f^urop« im 70 Grad, in Nordamerika zwischen 68 — 7H tJrad (»itmmt- licho dort vorkommende Baume und Sträucher wurden angeführt). Nur die auf den über den Schnee hcrvorragetideu Siämnien der Bäume der Baumgrenze vcgctircnden Kryptogamen, einige Ar- ten von Pil/.cn, Laub- und Leber-Moosen, dagegen eine grössere Zahl von Flechten, an 6"^ Arten nach •) V|fl. dowco «ilMnuclip Krue, «1»» ^-r.oartu:'!!' und in- haltrcirhiitc Werk über arkli«(-hnatun»i«<> tni-l.»l"llichr Verblll- nliue, wvlehe« demnbnftearhtrt tou doul*cli«B Botanikcm ef*t wenig benullt worden i>t 355 gütiger Mittheilung unseres Kollegen Körb er, und die Blätter der Koniferen haben die ganze Strenge jener winterlichen Temperatur zu erfahren, nicht aber der untere Theil der Stämme mit ihren im Boden haftenden Wurzeln. Diese befinden sich unter dem Schutze der Schneedecke, der für die Erhaltung der Vegetation in jenen hohen Breiten nicht hoch genug anzuschlagen ist. R. Kane fand unter 78 Grad 50 Min. n. Br. bei 27 Grad Tem- peratur im Schnee in einer Tiefe yon 2 Fuss — 17 Grad, in 4 Fuss Tiefe —13,3 Grad, und von 8 Fuss gar nur — 2,7 Grad; im Boden war sie wahrscheinlich nur — 1 Grad. Die ersten zusam- menhängenden Beobachtungen über Temperatur des Schnee's habe ich in dem kältesten Winter unseres Jahrhunderts, 1829/30, im hiesigen botanischen Garten angestellt und dergleichen im Februar d. J. wiederholt. Unter der überaus gleichförmig gela- gerten Schneedecke von 4 Zoll war die Tempe- ratur erst nach drei der kältesten Tage — 20 bis 21 Grad Temperatur, — 5 bis 6 Grad, der Boden in 4 Zoll Tiefe 2 Grad, in 12 Zoll = 0 Grad. Aus allen diesen Beobachtungen geht hervor, dass in jenen hohen Breiten, und sicher auch auf unse- ren Hochalpen, die gesammte auf das Wurzelleben beschränkte Vegetation nur einem sehr geringen Kältegrad ausgesetzt ist, denn der bald nach der Beendigung der Vegetation fallende Schnee schützt den Boden vor zu grosser Erkältung durch Ver- hinderung der Strahlung, so wie vor dem Eindrin- gen allzu niedriger und abwechselnder Temperatur, Es dürfte also eben nicht wunderbar erscheinen, wenn selbst unter dem Nordpole noch eine üppige Vegetatian angetroffen würde. In unseren Kulturen befinden sich arktische und Alpenpflanzen bei un- beständigen schneearmen Wintern in einer viel un- günstigeren Lage und gehen daher auch häufig bei mangelndem Schneeschutze zu Grunde. In prak- tischer Hinsicht ist zu bemerken, dass Schneebe- deckung fast allen anderen Schutzmitteln vorzu- ziehen ist. Inzwischen verhindert die Schneedecke nicht das Gefrieren der Wurzeln. Monate lang, wie ich z. B. 1829/30 beobachtete (vom 28. Moveraber 1829 bis zum 6. Februar 1830), können Wurzeln ge- froren sein oder in einem scheintodtartigen Zustande so zu sagen verharren, ohne dadurch getödtet zu werden. Wachsthum im Winter erfolgt nur bei anhal- tend frostfreier Temperatur und nur in sehr gerin- gem Grade. Das rasche Blühen der Frühlings- pflanzen kommt von der fast vollendeten vorzeiti- gen Ausbildung ihrer Blüthen im Herbst, der grüne Rasen von der Menge der Winterblätter sehr vieler krautartiger, also immergrüner Gewächse, wie ich bereits im Jahre 1831 zuerst nachgewiesen habe. Nicht blos die arktische und alpine Flora, wie Richards on und Kerner meinen, sondern auch die unsrige ist an solchen Vegetationsresten über- reich, wie winterliche Excursionen lehren. Wahre Winterblumen bei uns, ausser einigen einjährigen mehr zufälligen Vorkommens, sind nur Bellis pe- rennis und Helleborus niger, die mehrmals im Win- ter gefrieren, aufthauen und wieder frieren, ohne Schaden zu leiden, trotzdem oft noch die in der Erde befindlichen Wurzeln gefroren sind. Aus- gleichung der Temperatur erfolgt hier nicht in Folge geringer Leitungsfähigkeit der vegetabilischen Substanz, daher eben auch verschiedene Theile ein und derselben Pflanze verschiedene Temperatur er- fahren können, wie ich vielfach durch Versuche nachgewiesen habe, z. B. durch Hereinleiten von im Freien wurzelnden Pflanzen in warme Gewächs- häuser, was ich in diesem Winter mit Wein, Ro- sen und Kirschbäumen wiederholte. Wachsthum der Pflanzen in der Ebene ist abhängig von der Tem- peratur der Atmosphäre und der im Boden von der Besonnung noch zurückgebliebenen Wärme, auf felsigem Grunde, im Eisboden des arktischen Nordens nur Produkt der Wirkung der Sonne oder Insolation. Merkwürdige Fälle von dem Einfluss der letz- teren beobachtete Middendorff im Taimyrlande, dem nördlichsten Theile Sibiriens, unter andern bei — 16 Grad m. Temperatur im April über dem Schnee hervorragende Spitzen blühender Weiden, deren unterer Theil gefroren war. Ebenfalls mei- ner Meinung nach ist Folge der Insolation die oft bewunderte Existenz der rothen Schneealge (Pro- tococcus nivalis), welche im hohen Norden und auf den Alpen den Schnee roth färbt, die sicher nicht allein dem raschen Stoffwechsel ihre Existenz ver- dankt. Sie erfährt nur einen geringen Grad nie- derer Temperatur; denn im Winter ist sie, wie die übrige Vegetation, mit Schnee bedeckt. Dass es bei einmal gefrorenen Pflanzen nicht darauf an- käme, welchen Kältegrad sie erfahren, wie Nägcli behauptet, widerlegen Beobachtung und Erfahrung. e. Verhältnisse des Standortes von grösster Be- deutung. Nichtberücksichtigung derselben, insbe- sondere in physikalischer Hinsicht, ist Ursache der in dieser Hinsicht so sehr widersprechenden Erfah- rungen, daher nothwendigen Korrektion. 45* 356 Van Mons und seine Theorie. (8«Uau.) Van Mona liattc 5 FuiulamentalsütEe, die der praktischen DurchtUbrung Hcintr Theorie zur Ver- voiikoiuraiiuug unserer ObstfrUehte zu Grunde la- gen und ihn bei allen seinen Kxjjerimenten leite- ten, aufgestellt. E» wird daher zum VerstaudniuB seiner Theorie vor Allem noth wendig sein, diese 5 Fundamentalsätze kennen zu lernen: 1. Die n atürlichu Art o i n e s Fr uchtbau- mes ändert durch Aussaat so lange nicht, als diese da gemacht werden, wo der Fruchtbaura selbst entstunden ist. So lange die Aussaat auf der Entstchungs- Btelle des Baumes geschieht, bringt sie nur ihresgleichen oder höchstens eine ge- ringe Abweichung hervor. Was den zweiten Thoil dieses Fundamental- BBtzes anbelangt, so verstehen wir wenigstens die Worte: „eile ne peut se rcproduire, cjue seniblable 6 ellc-mOme ou cn sous-espfece* in der Weise, wie wir Übersetzt haben. Unter dem Worte Sous- espfeee ist gewiss nicht hier im Sinuc der systema- tischen Botaniker eine Uuter-Art, eine Öubspecie», zu verstehen, da diese grade im systematischen Sinne eine wesentliche und grössle Abweichung von der llauptart anzeigt. So ist während des bota- tanischen Kongresses zur Feststellung bestimmter (»rundsätze zu einer rationellen Nomenklatur, wel- cher im Jahre 18G7 unter dem N'orsitz von A. de Candolle in Paris zusammentrat, wenigstens der Be- griff öüus•eBll^ce (Subspecies) festgesetzt worden, liier Süll mit dem Worte Sous-espfcce nur eine Abwei- chung vom Typus vorstanden werden, welche diesen aber noch deutlich erkennen ISsst. Wir bemerken ferner, doss der HegritV Art (espfece) bei van Mons ebenfalls eiu anderer ist, als bei den Systemulikern, indem er unter seiuer espfcce nur die bereits ange- nommenen, daher fest bestimmten Sorten unsererObst- gehölzc hegrilVeri liuben will. Kern- und SteinobslfrlUhlo werden nach van Mons demnach durch Aussaaten kciuo oder nur unbedeutende neue Sorten geben, in so fern diese da, wo sie aus Samen entstanden sind, auf die Mutterbäume einheimisch, l jährlich deren neue durch die Aussaat. 4. Der Grund jeder Abänderung, die ein Sämling gibt, liegt schon in dem Sa- men. Damit ist nicht gesagt , da»s jede Abänderung nur durch Aus.saaten erhalten wird, denn dioM können auch, bcsoniler« bei Kulturptlanzen, während der Lebenszeit einer Pflanze an ihr selbst entstehen, blanche neue Rose oder KomcUic, welche an Schön- 357 heit mit den besten, welche aus Samen erzogen ■wurden, wetteifern können, sind zutallig an der Mutter- pflanze entstanden. Van Mons will hier nur sa- gen, dass die meisten und gewichtigsten Abwei- chungen von der typischen Form der Mutterpflanze nicht erst später durch äussere Ursachen bedingt werden, sondern ursprünglich im Samen liegen. Natürlich kann diese Abweichung bei unseren Obstfrüchten oft erst mit dem Erscheinen dieser, bisweilen sogar erst mit dem Abschluss derselben durch die Lagerreife deutlich werden, in so fern nicht zu gleicher Zeit andere Theile der ganzen Pflanze : Art und Weise des Wachsthumes, Form der Blätter u. s. w. Antheil nehmen. 5. Je länger eine Sorte bereits existirt hat, um so mehr ist sie geneigt, bei der Aussaat ihrer Samen in den entstehenden Pflanzen zu ihrer typischen Form zurück- zukehren, ohne jedoch (wie schon gesagt) diesen völlig wieder erreichen zu können. Je jünger dagegen dfe Sorte ist, um so mehr werden ihre Samen geneigt sein, in den entstehenden Pflanzen neue Verände- rungen hervorzurufen. Dieser für die praktische Ausführung ebenfalls wichtige Fundamentalsatz bedarf um so mehr einige Erläuterungen, als diese in allen uns bekannten Ab- handlungen, welche über die Theorie von van Mons geschrieben sind, auch in der bekannten von Poiteau in Paris (Theorie vau Mons, ou Notice historique sur les moyens, qu'emploie M. van Mons pour obtenir d'excellents fruits de semis) vermisst werden. Van Mons hat, wie früher schon gesagt ist, seine Aussaaten mit dem Jahre 1785 begonnen. Er bediente sich zu seineu Experimenten nicht von einer bereits als gut anerkannten Frucht der Sa- men, wenigstens in Betreff der Birnen, mit deren Vervollkommnung er sich besonders beschäftigte, sondern derer eines wilden, d. h. verwilderten, also in dieser Gestalt schon lange existirenden Baumes. Was er demnach in dem fünften Fundamentalsatze ausspricht und was ihn früher zum Ziele geführt hätte, befolgte er selbst nicht. Dieser Vorwurf wurde ihm auch in der That mit Recht von Loi- seleur-Deslongchamps gemacht und ist auch keineswegs durch die Rechtfertigung Poiteau 's beseitigt worden. Nach der ersten Aussaat mit dem Samen des Wildlings fand van Mons nur 3 Sämlinge, welche in der Richtung, die er verfolgen wollte, ihm von der Mutterpflanze am Meisten abzuweichen schienen. Er pflegte die 3 Sämlinge mit grosser Sorgfalt und, als diese endlich Früchte trugen, wählte er die der letzteren zur Aussaat aus, welche ihm wiederum am Meisten abzuweichen schienen und in Gestalt und Geschmack unseren besseren Früchten sich mehr anschlössen. Das Resultat der dritten Aussaat war schon ein bedeutendes. Nicht allein, dass die Bäume ihr unregelmässiges Ansehen ver- loren hatten, sie trugen auch früher weit besser schmeckende Früchte und waren, namentlich hin- sichtlich der Zartheit des Fleisches und der Menge des gewürzhafteren Saftes, den vorhandenen besseren Früchten noch ähnlicher geworden. Mit der fünften Generation erhielt van Mons bereits Bäume, welche vorzügliche Früchte trugen. Er konnte demnach die neuen, von ihm gezüchteten Sorten an seine pomologischen Freunde verbreiten und in der Korrespondenz sich für die Früchte des Wortes „exquis" bedienen. Wenn ihm wegen dieses Ausdruckes, was er bei allen Früchten ge- braucht zu haben scheint, ein Vorwurf der Eitel- keit gemacht wird, so thut man ihm gewiss Un- recht, da er eben nur die von ihm gezüchteten Sor- ten verbreitete, welche den Ausdruck „exquis" auch verdienten. Ein Anderer, sagt Planchon in seiner Bio- graphie von van Mons, würde sich mit solchen Erfolgen begnügt und seine Theorie als hinlänglich begründet erachtet haben; er züchtete aber ruhig weiter, um noch Besseres zu erhalten. Im Jahre 1834 hatte er bereits die 9. Generation durch Aussaat erhalten. Ob van Mons auch nach der Wegnahme eines Theiles der ihm zu den Versuchen zu Gebote gestandenen Grundstücke in Löwen aus- gesäet hat, ist uns unbekannt. Nachdem van Mons gestorben war, kam er, wie es leider oft geschieht, erst bei der belgischen Regierung zu Ehren. Man erkannte auf einmal seine Verdienste an, beschloss sogar, anzukaufen, was an Versuchsgehölzen noch vorhanden war und eine Staatsanstalt zu gründen, weiche seine Ver- suche weiter fortsetzte. Welchen Einfluss, abge- sehen von den wissenschaftlichen Verdiensten van Mons' auf die belgische Pomologie und auf den Obstbau ausgeübt hat, ersieht man aus den jetzt blühenden Zuständen der letzteren im ganzen Lande, eine Folge seiner grossartigen Bestrebungen. In Frankreich mögen Einzelne für den Obstbau ihres Landes grosse Verdienste gehabt haben, Männer, wie Leroy, Hardy, Rivifere, Baltet u. s. w. werden auch im Auslande gewürdigt , das ganze Frankreich hat aber noch nicht Autheil genommen, denn in vielen Departements liegt der Obstbau noch darnieder. In Belgien ist es anders. In den kleinsten Orten Belgiens existiren Gartenbau- Ver- eine, in denen der Obstbau zum grossen Theil im Vordergrund steht, die Vereinigung (Conf^deratiou) sämmtlicher Gartenbau- Vereine in Belgien zu einem 358 geschlossenen Ganzen unteratUtzt die Bestrebungen der Einzelnen und steht der Regierung in ihrem guten Willen zur Förderung mit Kath und That zur Seite. Seit dem Jahre 1865 sind auch die tüchtigsten Pomologon und Obstzüchter Belgiens eusamnicngetrctcn und haben einen besonderen Verein : Cercle protcssoral pour lo progr^s de l'ar- boriculturc en belgitjue, also auch zur Bet'ürderung des Obstbaues, in» Leben gerufen. Ihre Mitglieder wirken viell'ach durch Schrift und That. Die Aussaat -Versuche nach dem Tode van Mona' wurden unter Lcituug Bivort's, eines der tüchtigsten Pomologen, die Belgien je besessen hat, zwar fortgesetzt, lieferten aber keine oder doch nur geringe Resultate. Professor Scheidwciler in Brüssel, der ein 51itglied des von der Regierung eingesetzten Kuratoriums war, niaclite uns vor län- ger als einem Jabrzehent, spezielle Mittheiluugcn darüber. Die Folge war, dass von Seiten der Re- gierung diese kostspieligen Versuclie wiederum aufge- geben wurden. Die Anstalt blieb jedoch erhalten und wurde zur Bildungs-Anstalt für Gärtner. Es stellte sich später selbst das BcdUrfuiss heraus, noch zwei andere solche Anstalten ins Loben zu rufen. Für uns ist dieser Ausgang, wonach von nun an keine oder nur geringe Erfolge erzielt wurden, nicht unerwartet. Fast ein halbes Jahrhundert hindurch hatte van Mons mit den Sämlingen eines und desselben Baumes durch 9 Generationen hin- durch oporirt, um seine Birnen in den Zustand zu bringen, wo sie unserem Gaumen am Meisten zu- sagen. Aber schon mit der fünften Generation hatte er Früchte erhalten, welche den besseren be- reits vorhandenen Birnen gleich kamen, zum Theil sogar den Vorzug hatten. Damit hatte er unserer Ansicht nach sein Ziel mit diesen Bäumen erreicht. Er ging darüber hinaus, wenn er hiermit nicht abscliloss, sondern die Aussaaten fortsetzte. Die Individuali- tät des Baumes, dessen Früchte im Jahre 1785 zu den Experimenten benutzt wurden, war in dieser Richtung der Vervollkommnung erschöpft, weitere Aussaaten musstcn nothwendigcrweisc Früchte her- vorbringen, welche unserem Gaumen weniger zu- sagten. Dieser Umstand, dass die Züchtung nur bis zu einem bestimmten Punkt, wo oben das fUr unseren Gaumen Beste nach dieser Richtung hin erlangt ist, geschehen kann, spricht jedoch keineswegs ge- gen die van Mons'scho Theorie. Wir sind Uber- zcupf, dass, wenn man mit anderen Bäumen weiter exjjcrimentirt hatte, so würden, jo nach der ur- sprünglichen Individualitnt des Experimoutirbaumcs, wiederum gute Früchte erhalten werden »ein, welche nach einer anderen Richtung hin, als die war, welche dem früheren Experimcntirbaume zu Gruudo lag, ihre Vorzüge gehabt hätten. Man brauchte gar nicht erst Versuche zu machen, aus Wildlingen Bäume mit guten Früchten zum Experimentireu heranzuzie- hen; man konnte mit einer bereits anerkannten Sorte die Aussaaten beginnen. Hatte diese schon lange existirt, war also eine „vieille csp^ce'', um nach dem 5. Fundamcntalsatze alsbald Resultate zu geben, so waren doch die Samen der zweiten Aussaat schon einer jugendlichen Sorte entnommen worden. Dass man furtwährend aber, imd zwar ohne dass man es weiss, auf van Mons'sche Weise fortzüch- tet und auch Resultate erlangt, beweisen die erst in der jüngsten Zeit entstandenen Sorten, welche zum allergrössteu Theil von einer jungen Sorte, einer „nouvelle csp&ce", erhalten wurden. Es ist aber selbst die Frage, ob der 5. Funda- mentalsatz wirklich in der Weise richtig ist, wie ihn van Mous ausgesprochen hat, oder ob nicht vielmehr der Grund, dass Aussaaten von neueren Sorten bessere Erfolge geben, darin zu suchen ist, dass deren Bäume in der Regel besser behandelt werden, während man alten Sorten nicht eine gleiche Sorgfalt zuwendet, diese selbst bisweilen Bchou mehr oder weniger zurückgegangen sind. Es ist ferner wenigstens Thatsache, dass auch aus Sor- ten, die lange schon existirt haben, gute neue Sor- ten entstanden sind. In diesem Falle war aber der Baum, von dessen Früchten die Samen zur Aus- saat genommen wurden, ohne Zweifel in vorzüglich- ster Behandlung gewesen. Für uns ist das Alter der Sorte weniger mass- gebend, als die Behandlung, welche der Baum er- fährt. Je gesunder und kräftiger ein Baum ist, von dem man die Samen der Früchte zur Aussaat verwendet, um so besser werden die daraus fallen- den Früchte erscheinen. In der Auswahl der Samen zur Aussaat überhaupt ist man seit 2 Jahrzehnten zwar vorsichtiger ge- worden, aber immer noch nicht in der Weise, wie es nothwcndig ist. Es gibt noch manche Land- wirthe, welche die kleinen und reifen Kortoflfeln legen lassen und die grossen, mchlreichen technisch oder in der Küche verwenden. Viele Gartenbcsitacr gcniüsscn immer noch die ersten und vollkommen- sten Salotkopfc, die ersten Gurken u. s. w., welche in ihrem Garton erscheinen, und bedienen sich der spätem und stets an Güte uach!>tcliondon Früchte zur Gewinnung du« Samens. Die häutigen Klagten über Verschlechterung dos Gemüses, welche wir von Zeit zu Zeit vernehmen, haben meist ihren Grund darin, das« man nicht lUr guten Samen sorgt. In dem Samen liegt demnach, wie van Mon» im 4. Funilamentidsatzc richtig sagt , schon die ganze Pflanze, der Einfluss, den die angebenden 359 Medien ausüben, ist unbedeutend und liegt haupt- sächlich nur in einer geringeren oder besseren Er- nährung. Abgesehen davon, dass, wenn die ein- zelnen Theile des Samens (Würzelchen, Federchen und Samenblätter) ihre möglichst vollkommene Aus- bildung erhalten haben, man auf gute Pflanzen schliessen darf, so ist doch die Wissenschaft noch weit davon entfernt, selbst mit den besten In- strumenten, bei dem Samen erkennen zu lassen, ob die kommenden Pflanzen resp. die Früchte, eine Abänderung erhalten werden. Das Leben der Pflanze stellt eine Reihe in bestimmter Weise auf einander folgender Prozesse dar, welche theils durch chemische und physikalische Gesetze, die wir bereits kennen, theils aber durch uns noch vollständig unbekannte Gesetze , die wir gewöhnlich alsLebensgesetze bezeichnen, bedingt sind. Wenn nun irgend ein Prozess bei der Bildung des Samens durch eine Ursache gestört wird, so muss nothwendiger Weise die ganze Reihenfolge der das Leben der Pflanze überhaupt bedingenden Pro- zesse sich mehr oder weniger umändern. Je grös- ser die Störung in der ersten Anlage des Embryo's im Samen ist, um so grösser wird auch, da durch die Prozesse auch die Formen der Pflanze und ihrer Theile gebildet werden, die Abweichung von dem ursprünglichen Typus sein. Die Störung muss natürlicher Weise noch eine solche sein, dass das ganze Leben nicht in Frage steht. Dass jede Art von einer bestimmten Reihe von durch chemische, physikalische und Lebensgesetze bedingte und bei allen Individuen sich wiederho- lende Prozesse, die durch Boden- und kHmatische Einwirkungen nicht wesentlich verändert werden können, ohne das Dasein des Individuums zu ge- fährden, abhängig ist, gibt ihr eine gewisse Kon- stanz, d. h. die Samen einer und derselben Art bringen immer wiederum dieselbe Pflanze mit ge- ringen Abänderungen der Formen hervor; es geht keine Art in die andere über und es wird keine neue Art geschaffen. Die Veränderung, durch Ein- wirkung der die Pflanze umgebenden Medien be- dingt, kann und wird, wie die Einwirkung aufhört, wiederum verschwinden oder doch nur noch kurze Zeit dauern; sie ist aber um so hartnäckiger, je früher sie im Leben der ganzen Pflanze eintritt. Nicht allein alle unsere Pflanzen, auch alle Organismen, sind das Produkt der jetzt existirenden Boden- und klimatischen Verhältnisse; sie sind ihnen angepasst und werden so lange existiren, als diese selbst nicht anders werden. Eine gänz- liche Umänderung einer Pflanze ist unter den heu- tigen Verhältnissen daher unmöglich; es können, wir wiederholen es nochmals, lokale Bedingungen nur Veränderungen hervorrufen, welche wiederum verschwinden, wenn jene nicht mehr existiren. Wie unsere heutigen Pflanzen und Thiere entstanden sind, ob sie sich nach einer grossartigen Verände- rung der Erdoberfläche von Neuem allmählig von selbst gebildet haben oder durch Umänderung und Anpassung aus den früheren Pflanzen und Thieren in der heutigen Gestalt hervorgingen oder ob bei- des zugleich geschehen ist? kann die Wissenschaft noch nicht beantworten. Hierzu ist sie noch zu jung ; der jetzt darüber herrschende Streit ist daher ein völlig müssiger. Ausser diesen durch lokale Bedingungen hervor- gerufenen, oft sehr in die Augen fallenden Ver än- derungen, gibt es aber noch andere, die durch den Menschen entstanden. Alle unsere Kulturpflanzen gehören hierher. Der Mensch und alle Thiere sind direkt und indirekt auf pflanzliche Nahrung ange- wiesen. Die Pflanze allein verfertigt die StoflTe, welche Menschen und Thiere zu ihrer Existenz be- dürfen, wenn sie dieselben auch zunächst zu ihrer eigenen Ernährung bedarf. Sie hat in der Regel bestimmte Organe, in denen die Nährstoffe aufbe- wahrt werden, um in der nächsten Vegetation zur Verwendung zu kommen. Der Mensch, je mehr er selbst einer Vervoll- kommnung entgegengeführt wurde, war von jeher darauf bedacht, diese Nährstoffe der Pflanze da- durch zu vermehren, dass er dieser die Bedingun- gen zu ihrer Bildung reichlicher zufliessen liess, vor Allem ihnen selbst reichlichere Nahrung gab. Die Orgaue, welche die Magazine für die Aufbewah- rung sind, wurden damit vergrössert, auch hier und da so verändert, dass die Pflanze, bei der vielleicht Jahrtausende lang von Seiten des Menschen einge- griffen war, schliesslich ein ganz anderes Ansehen, entweder im Allgemeinen oder auch nur in Betreff der Organe, welche als Magazin dienen, erhielten. Ueberliesse man daher diese veränderten Pflanzen, welche man Getreide, Gemüse, Obstgehölze u. s. w. nennt, sich selbst, fiele also der umändernde Ein- fiuss weg, so würden sie auch wieder, wenn auch vielleicht erst wiederum nach Jahrtausenden, ihre ursprüngliche Form von Neuem wieder erhalten. Die Pflanze hatte, wenn wir uns eines bildlichen Ausdruckes bedienen dürfen, in der Zeit nur ein anderes Kleid angehabt. In diesem Punkte wei- chen wir von van Mons ab, der nicht zugibt, dass eine Abart vollständig wieder zur ursprüng- lichen Art zurückkehren könne. Die Wurzeln unserer Rüben besitzen bei der wilden Pflanze ein ganz anderes Ansehen; sie sind holzig und ungeniessbar. Die Weinbeeren haben erst durch die Kultur die Menge des aromatischen und zuckerreichen Saftes erhalten, unsere guten Aepfel und Birnen sind das Produkt der neuesten 360 Zeit, denn was Römer und Griechen davon bauten, war wolil ohne Zweifel eben so raittclraas?ig, als die Kartoffeln, welche Franz Drake uacli Eng- land gebracht haben soll. Die Pfirsiche ist erst das Prijdukt der Behandlung des Menschen und aus der Mandel entstanden. Wie verschieden der Erfolg eiher Behandlung des Menschen auf eine und dieselbe Kulturpflanze sein kann, ersieht man wolil am Meisten aus dem KUr- bisBO, wo bei der Zilchtung Sorten entstanden sind, welche kaum einige Loth schwere Früchte hervor- bringen, und wiederum deren, wo die Früchte das Gewicht von über 2 Centner haben. Unser Ge- treide hat »icii im Verlaufe einer wahrscheinlich viele Jahrtausende hindurch geschehenen Kultur so verändert, dass man gar nicht mehr weiss, woher CS stammt und wie es anfangs ausgesehen hat? Es ist dieses wenigstens mit dem Weizen der Fall, während der Roggen ohne Zweifel aus Seeale fra- gile entstanden ist und unser Hafer einer der orien- talischen Arten zu Grunde liegt. Unsere Kulturpflanzen sind also Kunstprodukte und müssen durch den Menschen in ihrer Eigen- thUmlichkcit fortwährend auch künstlich erhalten werden; wie dieses nicht mehr geschieht, verlieren sie stets, wie gesagt, diese mehr und mehr, bis BIO schliesslich in ihren früheren Zustand zurückkehren und damit verwildern. Alle unser» Kcrnobstgehülzc, aber auch die meisten Pflaumen- bäume, welche wir jetzt in den Wäldern U. s. w. finden, sind verwilderte, nicht ursprünglich in dieser Form existirendc Pflanzen. Je mehr von Seiten des Menschen den Kulturpflanzen zugewendet wird, werden sie auch (im menschlichen Sinne) einen um 80 hi)hr. Karl Kocli. General - Sekretär des Vereines. No. 46. Berlin, den 18. November 1871. Preis des Jahrganges 5i Tlilr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: 634. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 29. Oktober. — Die beiden bereiften Weiden. (Salix daphnoides Vill. und aeutifolia Willd.) — Die Doppelwüchsigkeit in den Beeren der Weintraube. Sonntag, den 26. November, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die Mitglieder eingeladen werden. 534. Versammlung des Vereines zur Beförderung des (lartenbanes, am 29. Oktober. Geheime Oberregierungsrath Hey der berich- tete über verschiedene Gehölze, welche Direktor Linden vor nun 6 Jahren an das Königliche Mi- nisterium der landwirthschafthclien Angelegenheiten zu Kulturversuchen übergeben hatte. Dieselben waren zu diesem Zwecke an die mit der landwirtbschaft- lichen Akademie zu Poppeisdorf bei Bonn verbun- denen Baumschulen zu Annaberg übergeben wor- den. Sämmtliche Gehölze hatten diese 6 Jahre, also auch die beiden letzten harten Winter, mehr oder weniger gut ausgehalten, so dass sie von Seiten der Gärtner und Liebhaber Beaclitung verdienen. Die meisten sind erst in den beiden letzten Jahr- zehnten aus Japan oder China eingeführt worden und haben mei.st noch keine Verbreitung erhalten. Larix leptolepis ist eine japanische Lärche, die zwar schon von Thunberg als Piiius japo- nica beschrieben, aber erst durch den japa- nischen Reisenden v. Siebold eingeführt wurde. Da sie sehr gut aushält und ausserdem wegen ihrer längern Nadeln vor der nnsrigen den Vorzug verdient, ist sie sehr zu empfehlen. Die Thuja ohne Namen dürfte wohl die echte Thuja oder Biota orientalis sein. Actinidia polygama stellt eine Schlingpflanze dar, mit schönen, saftgrünen und herzförmigen Blättern, welche auch im botanischen Garten zu Berlin mehre Jahre hindurch, ohne nur im Ge- ringsten gelitten zu haben, ausgehalteu hat. Eine entfernte Aehnlichkeit besitzt sie mit Celastrus scan- dens, gehört aber in die Familie der Ternströmia- ceen. Rhodotypus kerrioides ist ein schöner Blüthenstrauch mit grossen Blüthen, der auch als einfach blühende Kerria japouica von Belgien aus verbreitet wurde. Während diese aber 5 Blumen- blätter besitzt, hat Rliodotypus deren nur 4. Auch stehen die Blätter, abweichend in der Familie der Rosaceen, zu der sie gehört, nicht abwechselnd, sondern einander gegenüber. Arapelopsis tricuspidata acheint empfind- licher zu sein, und ist, wenigstens in Sanssouci, in dem Revier des Hofgärtners H. Sello, im letzten Winter zum Theil abgefroren, in England hält die Liane aber sehr gut aus und wird zum Ueberziehen von Mauern u. s.w. vielfach benutzt. Sie bleibt leider beim Ueberziehen immer etwas dünn und deckt nicht gut, daher sie in dieser Hinsicht der Ampelopsis quinquefolia weit nachsteht. Wegen der in ihrer Form sehr abändernden Blätter ist sie bereits unter mehrern anderen Namen in den Handel gekommen. Styphnolobium japonicum Schott ist die alte Sophora japonica, ein bei uns hinlänglich be- kannter Baum mit Blüthen, ähnlich denen der Akazien. Evonymus radicans ist eine eigenthümliche Form des bekannten, aber leider bei uns im Nord- osten Deutschlands nur schwierig auahaltenden E. japonicus, wo die unteren .\este sich auf dem Bo- 46 362 den hinlegen und daselbst Wurzeln »clilageu. Am Rhein und in SUddcutMchiand kann dagegen diese Abart, wie die tiuiiptart, i-beii nfilchc Anwendung finden, wie Hex, Aukuba u. a w. Diniürphanthu» mandschurieu» war mit dem grossen riitpent'ünuigen HlUtheustande vorhan- den. Er bctiDdet sieh unter dem Namen Aruiia 6|*ino»u und japoniea seit längerer Zeit in den Ctärten, der cehten aus Nordamerika »tummenden A. «pinosa steht er aber auch so ausBcrordentlieh nahe, das-" er nur schwierig von ihr unterschieden werden kann. Aruliu japoniea ist dagegen eine ganz andere Pflanze, welche neuerdings den Na- men K.itsia japoniea erhalten hat. Während der Stamm der A. spinosa eine grauweisse b'arbe be- sitzt, ist der des Dimorphanthus mehr grünlich. Beide haben aber grosse, aut' der Unterfläche mit blacheln besetzte Blätter, von 3 l''u8s und selbst mehr im Durchmesser, welche wugerecht abstehen und die Pflanze zu einer der schönsten Kinzel- ptlauzen , besonders auf freiem Rasen, machen. Früher wurde sie weit häutiger in den Gärten gefun- den, als jetzt, wo man sie fast gar nicht mehr sieht. Wenn sie bisweilen auch zum Theil ab- friert; so schlägt das zurückbleibende Stammstück doch stets von Neuem wieder aus. Uebrigens ist Dimor|)hunthus miindschuricus keineswegs erst in den Ict/.ten Jahr/.ehntcn bekiinnt geworden, sondern wurde schon von Linni5, der sie aus China kennen lernte, unter dem Namen Aralia chineusis bo- schrieben. Dieser Niime muss als der älteste um so mehr beibehalten werden, als das Genus Dimor- phanthus sich gar nicht von Aralia unterscheidet. Das erste ]\Iul wurde übrigens die Pflaii/e aus Jajian, und zwar unter dem Namen D i niurp h unthu s elatus Mi(|U. eingeführt, während das letzte Mal sie aus der Mandschurei zuerst nach Petersburg gebracht wurde, und zwar wiederum als neue l'Haii/.e mit der l^ezeicbnung Dimorphanthus man d sc hu ricus. Kuptelea polyandra scheint fast noch gar nicht verbreitet zu »ein und verdient es doch. Sie bildet einen kleinen aufrechten iiaum und biingt die rothen oder gelben BlUthen, wie bei Hamame- lis virginica, »ehr frühzeitig hcivor. Die Biälter haben rine grosse Aehnlichkeit mit denen der Pa- pierbirke I Hotula pnpyracea), weniger mit den<-n einer Ulme, wie man aus dem Namen, der im Griechischen diesen Baum bedeutet, vcrmuthen sollte Pterostyrax hispidum ist ein schöner Blü- ihenslrnurh, der auch gern baumartig wächst. Die grossen, weissen BlUthenrispon habeu eine entfernte Aehnlichkeit mit denen den Deutzien. Wenn im Frühjahre die grossen Blüthenrispen, welche an allen Zweigen emligen, zwischen den grossen und freudig-grÜDon Blättern von breitlänglieher Gestalt emporragen, nimmt er sieb vorzüglich aus. Er kann demnach nicht genug empfohlen werden. Ein schönes, ziemlich grosses Exemplar betindct sich bereits im botanischen (iarten zu Berlin. Buddieju curviflora stellt einen niedrig- bleibenden Strauch dar, der ebenfalls schon mehre Jahre im botanischeu Garten zu Berlin ausgchaltcn und alle Sommer regelmassig geblüht bat. Da weder das grau-grüne Laub den Augen angenehm ist, noch die langen und überhängenden Blüthcntrauben eine hübsche Farbe besitzen, so dürfte der Strauch wenig Eingang in den Gärten finden. Catalpa Kaempferi schlicsst sich der be- kannten C. svringael'olia (richtiger C. bignonioides), welche in den südlichen Staaten Nordamerikas wächst, in jeglicher Hinsieht an und verträgt vielleicht, du ihr Vaterland Japan ist, unser Klima besser. Beide Pflanzen sind Übrigens einander so ähnlich, dass sie nur schwierig von einander zu unterschei- den sind. Fraxinus sp. gehört, wie man schon aus dem Gerüche der geriebeneu Blätter scblie.'sen kann, nicht zu diesem Geschlecht, sondern ist eine Pflanto aus der Familie der Terebinthaceen, zu dem «'."-h unsere Wullnussbäumc geiechuet werden. Die Pflanze steht der Juglans mandschurica sehr nahe und ist vielleicht dieselbe. Betula costata ist die Sie hold 'sehe B. ul- mifolia und schliesst sich der bei uns bereits schon bekannten B. Bhoypatra des Himalaya au, wächst aber in der Mandschurei und im nördlichen China. Da sie sehr gut aush< und die hubscho lU'laubuug sie der genannten Art anschlicsst, dUrfto sie zur angenehmen Veruiehrung der Gehölze un- serer Aulagen dienen. All) US firma ist vielleicht die scliunste aller Erlen, welche bis jetzt bekannt sind. Da sie am Rhein sehr gut ausgchaltcn hat, dürfte sie viel- leicht auch im Nordosten Deutschlands einiger Maasscn im Schutze gedeihen. Das« Versuche da- mit gemacht würden, wäre wenigsten« wünschens- werth. Im botanischeu Garteu zu Berlin hat mau sie bis jetzt nur im Topfe kultivirt. Ploiiera oder Ulnuis Keaki i«t einer der besten Siräueher, welche in der lotsten Zeit ein- geführt worden sind. Sie hat schöne dunkelgrUno Blätter und macht ähnlich, wie Ccitis occidenlali«, lange, in einem eleganten Bogen Überhangende Jahrestriebe, scheint auch rasch zu wachsen. Professor Koch machte auffUhrliehc .Mitthei- lungen über die bereitit in der Wochenschrift bc- sprocboocu übst- Etiketten de« Professor* Pynaert in Gent. Es unterliegt keinem Zweifel, das« nichts besser die Liebe zum Obste fördern und die sehr 363 unleidliche Verwirrung in der Nomenklatur so rasch und leicht beseitigen kann, als wenn Gärtner und Gartenbesitzer sich daran gewöhnen, auf ihre guten Obstsorten , so wie sie vom Baum abgenommen werden, alsbald den Namen aufzukleben. Bei Gast- mählern, wo man in der Regel doch nur gutes Obst vorsetzt, lernen die Gäste sehr bald die ihnen mundenden Sorten kennen und werden dann zu ihrem eigenen Gebrauche suchen, dieses sich eben- falls zu verschaffen. E. W. Arnoldi in Gotha hatte die erste Lie- ferung seiner plastisch-nachgebildeteu Pilze an den Generalsekretär behufs Vorlegung in einer der Vereins -Versammlungen gesendet und wünschte, dass ihr Erscheinen in weiteren Kreisen bekannt werde. Diese nachgebildeten Früchte sind in na- türlicher Grösse aus Gyps angefertigt und haben künstlich ihre natürliche Färbung erhalten. Eiserne Stacheln am untern Ende des Stieles machen es möglich, sie innerhalb eines viereckigen Kastens, j in dem die einzelnen Lieferungen versendet werden, auf besonderen kleinen und mit einem Loche ver- sehenen Klötzchen aufzustellen. Bei dem Ge- brauche, zu dem sie bestimmt sind, nämlich zur Belehrung in Schulen u. s. w., ist aber die Auf- stellung innerhalb eines über 8 Zoll tiefen Kastens keineswegs praktisch ; wir würden rathen, sie auf besonderen grösseren Klötzchen, die in die Hand genommen und herumgegeben werden könnten, zu befestigen. Bei der Wichtigkeit der Pilze als menschliche Nahrung, wo diese jetzt von Jahr zu Jahr theurer wird, ist ihre Kenntniss ausserordentlich wichtig, um bei der grossen Anzahl von Arten, die es gibt, die guten essbaren Arten alsbald herauszufinden und sie von den giftigen oder nur verdächtigen unterscheiden zu lernen. Dass leider immer noch Vergiftungsfälle mit ihnen vorkommen, trägt viel dazu bei, dass sie bei uns nicht zu dem Ansehen kommen, zu dem sie berufen sind. Es ist vor Allem eine Nahrung des Armen, der sie in den Wäldern sich selbst suchen und das, was er nicht braucht, auf den Markt bringen kann. Die Her- ausgabe der plastischen Nachbildung von Pilzen geschieht von Seiten des Thüringer Gartenbau- Vereins, welcher zu diesem Zwecke einen beson- deren Ausschuss ernannt hat; als der hauptsäch- lichste Mitarbeiter wird der Mykologe Gönn er- mann in Neustadt bei Koburg bezeichnet. Wir bemerken, dass es einige Merkmale gibt, die im Allgemeinen schon zur Unterscheidung der giftigen Pilze von den essbaren hinreichen. Alle Pilze, welche beim Brechen durch Zutritt der Luft an das Fleisch bläulich oder grünlich werden, sind verdächtig und ohne Weiteres wegzuwerfen; eben so muss man alle Exemplare, in denen Insekten, be- sonders als Larven, ihre Wohnung aufgeschlagen haben, vermeiden, da merkwürdiger Weise die In- sekten vorzugsweise die giftigen und schädlichen Pilze zu ihrem Aufenthaltsorte, resp. zu ihrer Nah- rung lieben. Ferner ist ein in Thüringen und sonst in Gebirgsgegenden beliebtes Vorsichtsmittel bei der Zubereitung der Pilze, dass man sie mit Zwiebelschalen kocht. Ist der Pilz giftig, so wird die Brühe sich schwärzen. Jede Lieferung enthält 12 Nachbildungen ron Pilzen, von denen aber oft mehre verschiedene Zu- stände bilden. In der ersten befindet sich der Edel- oder Steinpilz, Boletus edulis, einer der schmackhaftesten und verbreitetsten Pilze, der noch am Meisten auf den Märkten gefunden wird. Weniger bekannt ausserhalb Thüringen, aber ohne Zweifel viel mehr verbreitet, als man glaubt, ist der Maischwamm, Agaricus Po m onae. Schon das feste, weisse Fleisch hat einen angenehmen Ge- ruch und Geschmack, bevor es zubereitet wird, so dass man, besonders junge, auch roh essen kann. Auf Grasplätzen, in Fichtenwaldungen u. s.w. kommt der Pilz im Mai, gleich dem gewöhnlichen Champignon, Gruppenweise vor. Weniger Werth besitzt der gewöhnliche Becher- pilz (Pezi za G eas ter) und hätte besser bei die- ser ersten Lieferung durch einen anderen ersetzt werden können. Er hat anfangs die Form eines kleinen Zwiebel-Borsdorfers und befindet sich ohne Stiel, nur durch einige Wurzeln befestigt, halb in der Erde. Später tritt er mehr hervor und öffnet sich sternförmig durch mehre sich als- bald zurückschlagende Lappen, welche aut der In- nern Seite eine braun-violette Farbe haben. Nur jung, wo er sich noch nicht geöffnet hat, kann er auch gegessen werden, gibt aber zu wenig Sub- stanz und besitzt keinen besonderen Geschmack. Endlich sind die Morcheln, welche am häufig- sten bei uns gegessen und zu diesem Zwecke oft schon vorher getrocknet werden, plastisch nachge- bildet. Die Glocken -Morchel (Morchella ro- tunda) ist zwar vorzüglich, kommt aber fast nur in Gebirgen vor; desto häufiger sieht man auf deu Märkten die gewöhnliche Morchel (Morchella es- culenta), von der die fuchsrothe am besteu schmeckt. Diese beiden Arten kommen im Som- mer zum Vorschein. Die früheste Morchel (Mor- chella bohemica), welche in sandigem und leh- migem Boden nicht selten ist und besonders unter lichtem Gesträuche in Gärten, Vorwäldern u. s. w. gern wächst, erscheint schon Ende Mai. Weniger Werth hat wegen ihres wässrigen Fleisches die Spitzmorchel (Morchella elata). Dr. Wittmack ergriff" die Gelegenheit, um 46* 3G4 auf dir cbeDfallrt wurde und seitdem eine grössere Verbieitung erhalteu hat, ist nur die eine, welche von Willdenow damals 8. acuti- folia genannt wurde. Woher sie gekommen ist, weis» man nicht, Willdenow vcrmuthot jedoch aus dem Namen, dass sie an dcu Ufern des Kaspischeu Meeres wachsen möchte. Eiue S. caspica hat Pallas in seiner Flora rossica (I[, 148) beschrieben, die dieselbe sein könnte. Leider haben wir Pallas' sehe Original- Exemplare zu sehen keine Gelegenheit gehabt, nach der gegebenen Beschreibung steht sie aber der S. acutifolia Willd. gewiss näher, als der S. volgensis Anders., mit der sie A ndersso u vereinigt (in DC. prodr. XVI. 2, .314) und welche nichts weiter darstellen möchte, als eine S. angustifolia Willd. I'allas sagt mit Hestiminthcil, dass seine Pflanze die beiden Flächen der Blätier unbehaart besitzt und dass sie ferner lange und sehr sähe Ruthen macht , während bei S. angustifolia die BiBtter auf der rntrrfläi he »tels, wenigstens in «1er ersten Zeit, mit anliegenden, seidcngläuiendon Haa- ren besetzt niml. Diese S|iitzblättrigc oder Kaspischc Weide der Garten wurde auch im Anfange dieses Jahrhun- derte», wie Fries berichtet (nov. fl. >uec. Mant. I, 4<')), iu Schweden eingeführt uud hat sich daselbst eben so eingebürgert, als bei uns im Nordosten Deutschlands. Auf gleiche Weise war sie Besser schon im Jahre 1 >^ 1 G fUr Russland und Pulen be- kannt, denn er führt sie in seinem Vcrseicbnisso 365 des botanischen Gartens in Krementschuk unter dem passenden Namen S. pruinosa, d. h. der be- reiften Weide, auf. Von Besser erhielt sie wahr- scheinlich auch Weudland in Herrenhausen bei Hannover und tbeilte sie unter diesem Namen an Reichenbach mit, der sie in seiner Flora ex- cursoria als eine neue Art beschrieb (I, p. 172.) Auch in England scheint sie schon (zu Anfang dieses Jahrhundertes) zeitig bekanut gewesen zu sein, denn es unterliegt keinem Zweifel, dass S. violacea, welche Andrews in seinen Botanist's repository (Tom. IX, tab. 581) abgebildet hat, die- selbe Pflanze darstellt. Zum Binden losen Sandes wird die tipitzblätt- rige Weide von keiner anderen Weide, ja selbst von keinem anderen Gehölze, übertroffen; sie wächst rasch und sehr leicht, selbst in einem trockenen Frühjahre, und treibt lange Ruthen, die eine nicht unbedeutende Zähigkeit haben und auch zum Au- und Zusammenbinden von allerhand Gegenständen verwendet werden können. Schon im ersten Jahre bestockt sich das Steckholz auf eine Weise, dass man im zweiten Jahre bereits einen hübschen Busch erhält. Dieser nimmt sich mit seinen langen und elegant -überhängenden jährigen Aesten und Zweigen um so hübscher aus, als die ersteren, so wie auch später die älteren Aeste, mit einem bläulich- weissen und leicht abwischbaren Reife über- zogen sind. Hofgärtner Herrn. Scllo in Sanssouci hat sie mit Vortheil zur Urbarmachung eines be- deutenden Areales bei Neudorf in der Nähe von Potsdam verwendet. JJie Kaspische Weide der Gärten, d. h. S. acu- tifolia \\'illd., scheint zwar neueren Untersuchungen nach nicht am Kaspischen Meere aufgefunden wor- den zu sein, aber doch weiter ostwärts im südlichen Sibirien bis nach Dahurien bin zu wachsen. Von dort, vielleicht über Astrachan, muss sie bei uns eingeführt worden sein, da man sie bis jetzt noch nirgends weiter aufgefunden hat. Neuerdings ist sie wiederum als eine neue Art unter dem falschen Na- men S. fusca in den Handel gekommen; von wo- her? ist uns unbekannt geblieben. Die andere und in der neuesten Zeit mehr als die vorige S. caspica in den Baumschulen kultivirte Weide mit bereiften Aesten ist S. daphnoides Vill., eine Gebirgspflanze. Schon diese Angabe genügt, dass wenn sie auch, wie wohl säramtliche Wei- den, auf allen Bodenarten wächst, sie doch nicht auf losem Sandboden das kräftige Wachsthum erhalten wird, wie die, wie es scheint, schon von Natur aus daran gewöhnte, echte Kaspische Weide. Das ist, so weit wir es wenigstens gesehen haben, auch wirklich der Fall : S. daphnoides verlangt, wenigstens wenn sie üppig wachsen soll, einen feuchten Unter- grund. Hat sie diesen, dann gibt sie ebenfalls an Stärke und Raschheit des Wachsthumes keiner anderen Weide etwas nach. S. daphnoides wurde zuerst in Gebiigen der Dauphin^ von dem in der zweiten Hälfte des vori- gen Jahrhundertes daselbst lebenden Botaniker Villars entdeckt und erhielt ihren Namen von den dunkelgrünen, denen eines schmalblättrigen Lorbeerbaumes (Daphne bei den Griechen) nicht unähnlichen Blättern. Einige Zeit später wurde sie auch, wie es scheint, und zwar ziemlich zu glei- cher Zeit, von 2 deutschen Botanikern, G. Fr. Hoffmann und Hoppe, in den österreichischen Alpen entdeckt und als eine neue, bis dahin noch nicht beschriebene Weide bezeichnet. Der erste beschrieb sie in seiner neuen Auflage von Deutsch- lands Flora (II, 260) als S. bigemmis, weil oft 2 Knospen in dem Blattwinkel sich befinden, letz- terer hingegen Lheilte sie unter dem auf die sehr frühe Blüthezeit deutenden Namen S. praecox an Wilden ow mit, der sie dann auch 1805, also ein Jahr später, als Ho ff mann, in seiner Species plautarura (IV, 670) veröffentlichte. Hoffmann kannte die Pflanze wohl schon 1791, wo die letzten Tafeln seines grossen Weidenwerkes (historia salicum) zur Veröffentlichung kamen. Es lag wö^d auch in seiner Absicht, S. daphnoides ebenfalls abzubilden. Man ersieht es wenigstens aus der be- tagten Stelle in seiner Flora, wo er die gar nicht er- schienene 32. Tafel noch citirt hat*). Wie sehr mau sich in der Regel bei Citaten, in Betreff' der Richtig- keit derselben, auf Andere verläset, beweist, dass dieses gar nicht existirende Citat einer 32. Tafel der S. bigemmis in der historica salicum von allen folgen- den Botanikern, welche einigermaassen ausführlich über Weiden geschrieben haben, fortwährend noch citirt worden ist. Ob Will den ow in der That schon in der Zelt, wo er die erste Auflage seiner Berlinischen Baum- zucht herausgab, also bereits im Jahre 1796, S. daph- noides gekannt, aber (S. 258) nur unter dem fal- schen Namen S. cinerea L. beschrieben hat, lässt sich nicht mehr mit Gewissheit nachweisen, aus der zweiten Auflage genannten Werkes, die 1811 er- schien (S. 445), geht es aber unzweifelhaft hervor, dass sie damals im botanischen Garten zu Berlin wirk- lich als S. cinerea kultivirt wurde. Obwohl S erlüge das Irrige dieses Namens wenige Jahre darauf schon nachgewiesen hatte (ess. d'une monogr. d. Saul. 55), nannte man fortwährend, bis Hayne seine dendrologische Flora herausgab (im Jahre 1822), und selbst noch später, S. daphnoides nur unter dem Namen S. cinerea. *) Vergl. Pritzel's Thesaurus, pag. 121. 366 Interessant ist es, dass Willdonow an der < )gt«ei-kiUte in Pommern, aUo in der Kbene, eine interessante Form der S. daplmoide« fand, welche niedriger und strauchartig blieb, so wie etwas «chinä- lorc lilättcr und kleinere roiinnlichc Kätzchen be- AKS8. Sie hat in dem nach seinem Tode erschic- n''nen Supplemente (p. •)()) der Aufziililung von J'lhinzm de» Berliner botanischen Gartens den Na- men S. pomcraniea erhalten. Seitdem ist S. diiphnoides aber auch im sclilesischen Gebirge, fer- niT in der Kbonc von Wcstprcussen, bei Kassel und selbst auch am Khcin aufgefunden worden, Ol) Bic wirklich in der Ebene einheimisch ist oder nicht erst «päter daselbst unguptlan/.t wurde, möchte noch zu untersuchen sein. Unter dem Namen S. pulchra hat in der letz- !• n Zeit Wimmer in seinem vorzuglichen Werke tlber Weiden (S. 7) eine interessante Form von jivramidcnförmigem Wüchse beschrieben. Nach ^\' immer soll diese Abart auch hellere Blätter iiid dünnere Kiitzchen haben. Nach den Pflan- zen, welche im hiesigen botanischen Garten als S. a-ipidea kultivirt werden, habe ich keinen Unter- Bchied gefunden. Woher di»- Abart stammt, weiss man nicht. Der deutsche Florist \\' i I h e Im Koch fand sie in der Pfalz und verpflanzte sie, als er als Professor der Botanik nach Krhuigen 'versetzt wurde, in den dortigen botanischen Garten. Diese pyramidenförmig- wachsende Abart ver- dient in der 'l'hat den Beinamen der schönen Weide. Der bläuliche Keif scheint »ich hier an den alteren Acsten weit länger zu halten, als an der Ilauptart und bei der Kaspischen Weide. Be- sonders im \\ inter, wenn kein Laub mehr vor- handen ist, nimmt sie sich auch in landschaftlicher Hinsicht vorzüglich ans, und zwar um so mehr, wenn ein dunkler Hintergrund, etwa Lebensbaume, Kielern oder sonstige Koniferen, vorhanden sind. Ks unterliegt wohl keinem Zweifel, das« S. daph- noides eben so gut, wie S, fragilis und alba, als Schlagholz benutzt werden kann. Neuerdings bedient man sich ihr Linien breit, aber 3 bis 4 Zoll lang sind, haben sie bi-i der letzteren fast 1 Zoll Breite bei gleicher Länge. Bei beiden ist ferner die Unterfläche ebenfall« blänlich-weiss gefärbt, die (•beifläche hingegen l'reudig-grün. Die Bczah- nung ist endlich bei beiden nicht sehr hervortre- tend, bei S. daphnoides noch stärker , als bei S. acutifolia. Charakteristisch ^ind die sehr früh zeitig erscheinenden Kätzchen, welche selbst noch früher erscheinen, als bei der Palmweide (^S. Caprca). Keine andere Weide hat auch so grosse und so dicke männliche Kätzchen, als die beiden bereiften Weiden. Die langen Staubfäden ragen weit her- aus. Die weiblichen Kätzchen sind im Allgemeinen kleiner. 1. S. acutifolia Willd.: Alte Rinde rissig; Aeste und Zweige «ehr glatt, meist von einem blau- wei.ssen Reite überzogen; Blätter schmal-elliptisch, völlig unbehaart, unten blaugrün; Kätzchen sehr früh erscheinend, sitzend, an der Basis nackt; Schuppen flach, dunkolgefarht. langhaarig, bleibend; Fruchtknoten unbehaart mit langem GritVd: zwei schmale, aufrecht stehende und nicht getheilte Narben. 2. S. daphnoides Vill.: Alte Rinde rissig; Aeste und Zweige sehr glatt, mei«t von einem bläu- lichen Reife Überzogen ; Blätter clliptisch-lanactt- förmig. in der Jugend etwas, später gar nicht be- haart, unten blaugrün; Kätzchen sehr früh erschei- nend, sitcend, an der Basis nackt; Schuppen flach, «lunkclgef^rbt , langhaarig, bleibend: Fruchtknoten unbcliaart, mit langem GriflTcl : Narben länglich, meist aufrecht stehend, ungctheilt. 367 Die Doppetoüf^sigReit in Den Mm\ Öec Hjeintrttiiöe. Wer sollte in seinem Garten nicht bisweilen die Erfahrung gemacht haben, dass die Beeren an den Weintrauben eine ungleiche Eutwickelung ha- ben, wie man sagt, doppelwüchsig werden ? Man hat sich oft die grösste Mühe gegeben, um diesen besonders für den Verkauf der Weintrauben un- angenehmen Zustand zu vermeiden. Doppelwüchsig- keit entsteht bei kräftigen, der Oertliohkeit zusa- genden Weinsorten, sobald zur Zeit, wo die ersten Blütheu liire Blumenkrone in Form eines Mütz- chens abwerfen sollen, damit eine Befruchtung ge- schehen kann, zwar Sonnenschein ist, der Himmel sich aber alsbald bedeckt und Regen eintritt, worauf unfreundliches Wetter erfolgt. Die weitere Ab- werfung des Mützchen wird gehindert und die nicht befruchtcteii Blülheu fallen ab oder bleiben klein. Hiergegen ist nichts zu machen; wir haben aber Sorten, die zur Zeit der Befruchtung besonders empfindlich sind und deshalb fast immer oder doch häufig doppelwüchsig werden. Hier gilt es, durch Kräftigung der ganzen Pflanze dem Uebel möglichst zu steuern. In diesen Tagen erhiel- ten wir von dem bekannten Poraologeu und Obst- züchter, Charles Baltet, in Troyes eine kleine Brochure zugesendet, welche über die Doppel- wüchsigkeit der Weintrauben, Coulure der Fran- zosen, handelt und Mittel an die Hand gibt, vom rationellen Standpunkte aus, die Ungleichheit des Wachsthuras der Beeren zu vermeiden. Wenn dabei Charles Baltet die Unwissen- heit seiner Landsleute wenn auch nicht geisselt, so doch wenigstens bespöttelt, so wollen wir für die- ^en speziellen Fall uns in Deutschland nicht über unsere Nachbarn erheben, denn wir erinnern uns aus unserer Kindheit noch sehr deutlich, dass die- selbe Unwissenheit auch bei uns vorhanden ist, ja selbst noch grösser sein kann. Auch wir haben gesehen, dass Leute, und nicht etwa Bauern , son- dern Bewohner von kleineren Städten, wenn ihre Obstbäume nicht tragen wollten, mit einem schwe- ren Stock auf den Stamm schlugen, damit sie eine bessere Erndtc erhielten. Und oft fand sich diese in der That auch ein. War dieses Zufall oder sollten nicht durch heftiges Schlagen an den Stamm die Mengen von Flechten und Moos, vielleicht auch die alte, zufällig nicht abgeworfene Rinde beseitigt worden sein? Konnte damit das Innere des Stammes nicht besser mit der Aussenwelt in Verbindung treten? Vielleicht wurde auch an einzelnen Stellen durch das Schlagen die Rinde gesprengt und es tiat, allerdings auf eine etwas sehr rohe und keineswegs zu empfehlende Weise, ein Aderlass ein, der sonst angewendet wird, wenn Bäume mehr in die Vege- tation wachsen und deshalb keine oder nur wenig Früchte tragen ? Dass dieses rohe Schlagen in Frankreich auch an den Weinreben geschieht, ist uns für Deutsch- land unbekannt. Ebenso kennen wir in Deutsch- land nicht den Aberglauben, wonach mau während der Befruchtungszeit der Weinblüthen nicht in die Gärten gehen soll, um nicht das mysteriöse Ge- schäft der Befruchtung zu stören. Charles Baltet steht, wie wir schon gesagt haben, mit seinen Mitteln zur Vermeidung der un- gleichen Eutwickelung der Weinbeeren , auf ratio- nellem Standpunkte. Er verlangt demnach zu- nächst, dass der Weinstock auch die künstliche Behandlung erfahre, die nothwendig ist, wenn er unseren Wünschen nachkommen soll. Kein Monat während der ganzen Wachsthumszeit darf vergehen, wo er nicht irgend eine Aufmerksamkeit erhalten muss. Es gilt dieses ganz besonders bei dem Weinstocke im Garten, der mehr Pflege bedarf, weil meist zarte Tafeltrauben gezogen werden sollen. In der Abhand- lung selbst gibt deshalb auch der Verfasser in nuce für die einzelnen Monate die Arbeiten an, welche zumachen sind und welche wir als bekannt voraussetzen dürfen. Nach Charles Baltet ist es ein grosser Feh- ler, dass man die Reben im Allgemeinen zu tief pflanzt. Mehr wie jedes andere Gehölz, bedarf die Weinrebe der Luft ; ihr besonderes Gedeihen auf felsigem Untergrunde oder steinigem Boden, wie bei Bordeaux, mag daher seinen Grund haben. Ferner versäumt man oft, die einzelnen Stöcke ge- hörig entfernt von einander zu pflanzen, so dass Einer dem Anderen Nahrung wegnimmt oder sonst stört. Dass dem Weinstocke Nahrung in gehöriger Menge gegeben werden muss, versteht sich von selbst, denn er bedarf derselben mehr, als andere Kulturpflanzen. Was das Getreide an mineralischen Bestandtheilen dem Boden entzieht, wird ihm in dem zu Mist gewordenen Stroh zum grossen Theil wieder ersetzt. Mit der Weinrebe verhält es sich etwas anders; hier werden durch die Weintrauben und den daraus angefertigten Wein grosse Mengen, be- sonders von Kali, alljährlich entführt, die demnach mehr als bei dem Getreide auf eine andere Weise wiedergegeben werden müssen. Das richtige Beschneiden der Tragreben ist ebenfalls ein Mittel, die Fruchtbarkeit des Wein- stockes zu heben und Zustände, wie die Doppel- wüchsigkeit, zu vermeiden. Man weiss zunächst, dass je weniger ein Weinstock tragen will und um desto mehr er ins Laub geht, er um so länger ge- schnitten werden n^uss. Das Pinciren der Frucht- ruthen (hier Rognage genannt), ist aber vor Allem, sobald der Weinstock an und für sich geneigt ist, seine 368 Beeren uDgleich zu entwickeln, von dem Oärtner ins Auge zu fa-Hcn und besonders bei jungen Pflanzungen an/.uratlii'ii. Durch diese wichtige Operation allein wird das Gleichgewicht zwischen Blatt- und Frucht- bildung hergestellt und erhalten. Doch darf das Pinciron nicht zu xpiit goniacht wi-rdcn, damit es nicht auch die Fruchtbildung hindert. Ks ist aber nicht mit einem Pineement genug; es mnss we- nigstens drei Mal geschehen: gegen Kndc Mai (bei uns Antung .luni), wie die ßlüthcn sich anschicken die Blume abzuwerten, und endlich zu der Zeit, wo der Zweig, welcluT den Blüthcnstand trügt, ohngefShr tinen halben Meter »ich über diesen hinaus ent- wickelt hat. Damit braucht aber selbst das Pineement niich gar nicht abgcthan zu sein; man kann es, S'ibald es sich nöthig machen sollte, es schon wieder nach 14 Tagen in Anwendung bringen. Es gibt in Frankreich Weinziiclitor, besonders im Wcingauc Mcdoc unterhalb Bnrdeaux, welche da» Pineement in grossem Maassstabc machen und mit einer Heckenschcer'- ihre niedrig gehaltenen Anpflan- zungon von Weinreben in gleicher Hohe abschneiden; Andere, sobald sie wissen, dass ihre Weinreben zur DoppelwUchsigkeit geneigt sind, schneiden zur Zeit der Blüthen mit einem scharten Messer die Spitzen oller au den Pfahl gebundenen Heben ab. Unterdrückung oder Wegnahme der llanken ist nuch bei uns ein bekanntes Mittel gegen dio Doppelwtlchsigkeit. Man kann dieses zwar in der ganzen guten Zeit thun, am \'(U°theilhaftesten ist es aber, wenn es zur Zeit des ßlUhens gCBchicht, viel- leicht auch einige Tage frUhor. Macht man es «päter, so hat sich die DoppelwUchsigkeit gleich- sam schon ctublirt. Am Besten geschieht die Weg- nahme dt;r Banken mit dem Nagel; man besitzt aber auch in l'rankreich besondere Seh' eren dazu. Ein weiteres, bei uns 80 viel wir wissen, weni- ger bekanntes Mittel zur Vermeidung; des unglei- chen WadiKthnni-» iler Weinbeeren ist das Zustutzen der Weintrauben. Wie weit man die Spitze der Weintraube wegnimmt, liHngt von ihrer Stiirkc ab. W^enn die Wegnahme durch .Vbkncipen vermittelst des Nagels auch leicht geschieht, so kann man hier doch sehr leicht die Hlüthen der fulgendeii Zweige boschiidigen ; eine dazu besonders cingerichleto Schcere, wie sie auch allgemein in Thomery bei Paris benutzt wird, müchlc daher vorzuziehen sein. Dio Wegnahme geschieht zur Zeit der BlUtho. Endlich ist es iler Hingel- oder Ziiuberschnitt, welcher das ungleiche Wachsthum der Weinbeeren an einer und derselben Traube mehr oder weniger verhindert. Zu diesem Zwecke nimmt man in dor Quere am Tragastc vermittelst eine« scharten Mes- sers eine Hindenlage von 1. höchstens 2 Milli- meter ringsherum hinweg. Damit hört das Wachs- thum des über dem Hingelschnitt gelegenen Theils der Fruchtrebe auf und die vorhaudene Nahrung kommt den Ik-eren der AN'cintraube zu Gute. Diee Hand- lung muss aber im Anfange der BlUthezeit g< sehe hcn; später gemacht, würde das Hingein vielleicht nur noch eine frühzeitigere Helfe bedingen. Die Folgen des Hingelschiiittes sind in der Kegel sehr gross. W'er die Zeit hat und in seinem fiartcn nur einige W'einstiicke besitzt, 8(dlte da» Ringeln um so weni- ger ausser Acht lassen , als es dem Weinstocke nicht schadet; die geringelte Frucbtrebc wird an und für sich, wenn sie ihre Dienste geleistet, d. b. getragen hat, weggenommen. Ausser einer glei- chen Entwickejung und einer früheren Reifzeit, gibt da« Hingcin den Beeren, resp. den Trauben, nicht allein ein schöneres Ansehen, auch einen bes- seren Innern Gehall; vor Allem scheint der Zucker vermehrt zu werden. Das Hingein hat in Frankreich auch seine Gegner, da es nicht zu lengucn ist, dass es unter Umstünden gar keinen Erfolg gibt, also die ganse Arbeit umsonst war. Nach den Hcobachtuugcn von Charles Baltct ist das Hingeln in folgenden Fallen besonders von Vortheil: 1. In einem im BVUhjahre kUhlen Lande, wo die Temperatur im Sommer oft wechselt und der Herbst nebelig ist. 2. Unter einem strengen, feuchten und spaten Himmelsstriche. ^^. In einem fruchtbaren Boden mit einer üp- pigen Vegetation. 4. Bei kräftigen und gesunden Woinstöckcn, be- sonders von Sorten, wo die Trauhrn spat reifen und die Beeren an und für sich zum ungicichrn Wachsthume sich geneigt zeigen. f). Nor Allem bei langlndzigen Weinstöekcu, also hauptsächlich bei solchen, welche an Mauern, Spalieren u. s. w. in Gürten gezogen werden. Bei kurz gehaltenen Weinstöcken, wie es meist in gros- sen Weinanlagen, in Weinbergen ti. s. w. der Fall ist, hat das Ringeln in der Regel gar keinen oder nur wenig Werth, würde auch zu viel Arbeits- kraft, die nicht immer zu Gebote steht, verlangen. Nach unserer Ansicht ist das Ringeln bei Re- ben, welche Tafeltrauben liefern sollen, stets vor- thcilhafl. So oft ich oder meine Freunde es ge- macht, haben wir Resultate gesehen. Freilich nimmt CS Zeit in Auspnich und möchte im Grossen gar nicht angewendet worden kttnnco. Verlag Ton Wifftandt k llcmp«! in Kcriin, Zlu*r fltrua* Ka tl Dnick dar C. Faialer'Kbrn IlurhdrticliM«! (L>. M«w«««, ■«rlls. M«at »ir*M« N* II Wochenschrift des Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Eonigl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : Professor I>r. Karl HLoch., General - Sekretär des Vereines. No. 47. Berlin, den 25. November 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Koniferen im Winter 1870—71 in Kiel. Vom Professor Dr. Wilh. Seelig in Kiel. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VIII. Sonntag, den 26. November, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die Mitglieder eingeladen werden. Koniferen im Wintet 1870—71 in Jfief. Vom Professor Dr. Wilh. Seelig in Kiel.*) Die Wahrnehmung der starken Verwüstungen, welche der verflossene Winter in der Umgebung Berlin's unter den Koniferen angerichtet hat, giebt mir Veranlassung, die Erfahrungen kurz Ihnen vor- zutragen, welche ich nach dieser Richtung hin in meinem bei Kiel gelegenen Garten zu machen Ge- legenheit hatte. Das Klima unserer nordalbingischen Halbinsel trägt im viel eminenteren Sinne den Charakter des Küstenklima's, als dieses z. B. bei den übrigen deut- schen Ostseeländern der Fall ist. Es macht sich eben der Einfluss ihrer Lage zwischen 2 Meeren, die ja stellenweise nur etwa 9 Meilen von einander entfernt sind, geltend. Kiel liegt fast unter glei- cher Breite mit Königsberg (54 Grad), aber es besitzt nicht blos eine höhere mittlere Jahreswärme, als jenes, sondern namentlich bedeutend mildere Winter. Die meteorologischen Beobachtungen der letzten 22 Jahre ergeben eine mittlere Jahreswärme von etwa 6,5 Grad, und die Mitteltemperatur der 3 Wintermonate Dezember, Januar und Februar stellt sich während derselben Beobachtungszeit auf etwa + 0,7 Grad. Dem Golfstrome, welcher die Spitze der Halb- insel erreicht, dürften wir wohl die verhältiiissmäs- sig hohe mittlere Jahreswärme verdanken, der fast insulareu Lage das Fernbleiben von den Extremen der Kälte und Wärme, welche schon in geringer *) Vortrag, gehalten im Berliner Gartenbau-Verein, Entfernung das südlicher gelegene Binnenland zeigt, so wie die grössere Luftfeuchtigkeit — kli- matische Eigenschaften, auf denen die eigenthüm- liche landwirthschaftliche Betriebsweise unseres Landes beruht. Diese Lage zwischen Ost- und Westsee, welche verschiedenen Witterungsprovinzen angehören, die abwechselnd ihren Einfluss geltend machen, bi-ingt es dann aber auch mit sich, dass die WitteruDg bei uns in hohem Grade den Cha- rakter der Unbeständigkeit hat. Besonders eigenthümlich im Vergleich zum na- hen Binnenlande gestalten sich bei uns der Herbst und der Frühling. Im Herbste hält die Wärme weit länger an, als es weiter südlich der Fall ist. Die benachbar- ten Meere wirken eben als Wärme-Reservoire, aus welchen die Luft noch längere Zeit ihren höheren Bestand zu erhalten vermag. Im östlichen Deutsch- land pflegt in der Regel schon zu Ende Oktober, oder im November eine kurze Frostperiode, ein erster Einbruch der Polarströmung, die aber bald noch einmal wieder zurückgedrängt wird, einzutre- ten. Hält dieser Vorwinter auch meist nur einige Tage an, so fällt dabei das Thermometer im öst- lichen Biuneulande doch oft ziemlich tief herab. Eine Kälte von 10 bis 15 Grad ist in Berlin, Dresden und selbst weiter südlich während dieser Periode nicht selten beobachtet worden. Dieser Kältestrom dringt dann allerdings auch bis zu uns vor, aber doch sinkt die Temperatur selten unter — 1 oder 2 Grad herab. Bald darnach wird es wieder warm, und nur höchst selten tritt vor Weihnachten eine 47 370 anbaltcnd niedrigere Temperatur ein. Dieser milde Spätherbst ist für unsere Gehölz- Vegetation ein grosser Vorthcil; der geringe Frost Ifisst die völ- lige Entlaubung eintreten und bringt die Sattaut- nahmo zum Abschluss, ohne schon schädliche Wir- kung zu iiu.-isern. Die darnach wiederkehrende Wärme lüsat aber dann noch ein vollständigere» Aus- reifen des jungen Holzes erfolgen. Wir j)flegen daher erst kurz vor AN'eihuachten unsere hochstämmigen Remontant-Rosen und ähn- liche zartere CJehülzo mit dem etwa erforderlichen .Schutze zu versehen. Mit dem Jahresschlüsse beginnt dann meist erst der eigentliche Winter, der, wie schon erwähnt, fast durchstehend geringere Kältegrade, als in dem zunächst gelegenen Binnenlandc bringt, na- mentlich aber einen sehr häufigen Wechsel der Temperatur zeigt. Mittlerweile ist dann auch das Wasser der Ostsee, welches im November und Dezember im- mer noch einige Grad über der Lufttemperatur stund, allmählig erkaltet, und in strengen Wintern werden die in das Land einschneidenden Busen und Fiorde mit einer festen Eisdecke belegt, die oft weit hinaus selbst für Pferdeschlitten Kommunika- tion gestattet. Diese niedrigere Temperatur der Ostsee, welche natürlich um so länger anhält, je grö^^scr die darin angehäuften Eismassen gewesen, hält dann aber im Frühjahr auch ebenso die Entwicklung der grösse- ren Wärme in dem benachbarten KUstcnlande zu- rück, zumal bei uns, die wir bei den dann meist vorherrschenden östlichen Winden ganz im Be- reiche dieser Einwirkung liegen. Daher l>flegt die Entwicklung der A'egetation in gewöhnlichen Jahren bei uns meist um mindestens H Tage später zu erfol- gen, als in dem nur etwa 12 Meilen stUdlichcr ge- legenen Hamburg. Nach sehr kalten ^^'intern kann aber der Unterschied beträchtlich mehr ausmachen. Dieses bedeutende Zurückbleiben im Frühjahre hat für unsere CJärtnerei nach einer Seite hin aller- dings manche Nachtheilo: frühe (iemüse, frühe« Obst u. 8. w. im Freien erhalten wir beträchtlidi später, als unsere Nachbarn. In anderer Bezie- hung aber geniessen wir den grossen N'ortheil, das» wir von den uachtheiligeu Wirkungen der .Spät- fröste, welche im Binnenlunde für die BlUthen der Obstbäume, für die Entwicklung der jungen Tricbo oft so verderblich sind, in einem gewissen Grade ver- schont bleiben. Diese SpKtfrösto sind im Allge- meinen seltener (nur die letzten .lalire 18(iS, "0 und 71 machten allerdings eine Ausnahme, da in diesen noch bis Endo &Iai hin einzelne verderb- liche Nachtreifu eintraten^ und wenn sie kommen, so finden sie gewöhnlich noch keine »o weit vor- geschrittene Vegetation. Das gilt besonders für die im Binnenlande so Übel berüchtigten Pancra- tius-Fröste. Deshalb hat z. B. bei uns die Eigen- schaft des späten BlUhens, auf die man mit Recht bei vielen Obstsorten anderwärts ein vorzügliches Gewicht legt, bei uns weit geringere Bedeutung. Unser Obstbau überhaupt ist durch die eben er- wähnten klimatischen EigenthUnilicbkeiten in so feru selbst vor südlicher gelegenen Landstrichen bevorzugt, als ein Erfrieren des jungen Holzes, oder der Blütlicn weit seltener eintritt. In dem ver- flosseneu \\ inlur habe ich bei meinem Birn-.Sorti- mcntc, das über 150 Sorten und fast alle die neueren belgischen und französischen enthält, durch- aus keine Beschädigung durch Erfrieren des Hol- zes wahrgenommen. Ebenso ist ein solches Klima begreillich den Konileren zuträglich und gestattet uns, manche Arten derselben im Freien und ohne allen Schutz zu kultiviren, die selbst in südlicher gelegenen Landstrichen kaum dieses zulassen. Der Winter von 1870 auf 71 hatte dann aller- diugs auch bei uns einen ziemlich abweichenden Charakter. Der November zwar war sogar noch ungewöhnlich milde, indem dieser Monat in seinem ganzen Verlaufe noch ohne allen Frost blieb und sogar eine Mittelwärme (-f- 4,09 Grad) hatte, welche die normale Durchschnittswärmc desFolben (-f-3,1) fast um einen ganzen Grad überstieg. Noch am Ende des Monats (25.) stieg die Temperatur sogar auf -f- 8,4 Grad. Aber mit dem 1. Dezember be- gauu der Frost und hielt, ganz abweichend von dem sonstigen Charakter dieses Monats, last un- unterbrochen an. Nur in der Mitte waren ein paar Tage Thauwetter, das indessen nicht stark genug war, um den bereits reichlich gefallenen Schnee überall zu beseitigen. Wenn auch die strengste Kälte nur — M Grad gewesen, so fiel doch die Mittcltemperatur dieses Monats ( — 1,-7) schon um mehr als '2\ Grad unter die normale (-f- 1,02) herab. Der Januar setzte mit — 12 Grad am Neu- juhrstage ein, eine Temperatur, die man sonst als den strengsten Kältegrad bei uns anzusehen pflegt. Nur in G der letzten 22 Winter wurde dieser Grod erreicht, oder überschritten. Abgesehen von 2 kurzen Unterbrechungen om Endo des ersten und zweiten Drittels hielt auch iu diesem Monat die allerdings nur massige Kälte fortdauernd an, so dass die Mittcltemperatur ( — ?,2 (irad) sich wiederum fast 2^ Cirad unter das normale Büttel (-f. 0,285) stellte. Die kurzen Thaupcrioden zeigten keine höheren Wärmegrade als -f- 2,4, brochten aber, da sie mit Regen verbunden waren, den ftlr die Pflanzen so schAdlichcu Glatt- EisUcbcrzug io starkem Grade hervor. Auch die ganze erste Uälfto dos Februar war 371 noch kalt, ja es kulminirte die Kälte erst gegen den Schluss dieser Zeit, da der 12. der kälteste Tag des ganzen Winters war. Auf dem im In- nern der Stadt belegenen meteorologischen Institute wurde als niedrigste Temperatur — 17,2 beobach- tet. Ein genau justirtes Thermometer, das an meinem ausserhalb der Stadt im Garten freistehenden Hause aufgehängt ist, zeigte indessen früh um 8 Uhr an diesem Tage — 20 Grad. Es ist dieses die strengste Kälte, die ich im Laufe von 17 Wintern in Kiel beobachtet habe. Bald darnach trat mildere Temperatur ein, die sich am 27. Februar schon auf + 8 Grad hob; immerhin blieb aber die Durchschnittswärme auch dieses Monats ( — 1,42 Grad) noch um mehr als 2\ Grad hinter der normalen (+ 0,864 Grad) zurück. Der März dagegen hatte schon wieder einen andauernd viel wärmeren Charakter, als die- ser Monat, in welchem bei uns oft noch strengere Kältetage eintreten, gewöhnlich zu zeigen pflegt. Es erfolgten gar keine Rückschläge zum Frost mehr, und gegen Ende des Monats (am 25.) stieg die Wärme sogar schon auf + 10,8 Grad, daher die Mitteltemperatur desselben (+3,71 Grad) sich schon wieder um etwa If Grad über die normale (+2,049 Grad) erhob. Auch der April war milde und brachte nur in seinem Anfange noch einige Frostuächte, dagegen traten in dem sonst ziemlich warmen Mai noch am Ende, und dann auch noch zu Anfang des Juni Nachtreife in sonst ungewöhnlicher Stärke ein, welche gerade den spät blühenden Obstsorten (Aepfel und Süss- kirschen) Schaden brachten. Das Frühjahr hatte also bei uns diesmal aus- nahmsweise mehr einen ähnlichen Charakter, wie es im norddeutschen Binnenlande zu haben pflegt. Um die gegebenen Naturbedingungen zu ver- vollständigen, darf ich mir erlauben, auch noch ein paar Bemerkungen hinzuzufügen über Boden und Lage meines Gartens, in dem ich die Beobachtun- gen angestellt. Derselbe liegt in Düsternbrock, etwa 1000 Fuss von dem Seeufer entfernt, an dem Südabhange eines gegen die Nord- und Ostswinde ihn vollkommen schützenden Hügels. Die natür- hche Erhebung (32 Fuss Niveau-Unterschied bei circa 450 Fuss Tiefe des Grundstückes), ist durch künstliche Erdbewegung, den verschiedenen Kultur- zwecken entsprechend, gestaltet, der 'ursprüngHche Boden wechselt vom lehmigen Sandboden bis zu stark mergelhaltigem Lehm, ist aber überall mit durchlassendem Untergrunde versehen. Indem ich mein Referat mit der Sippe der Edeltannen beginne, habe ich anzuführen, dass sich der einheimischen Edeltanne (Abies pectinata) in Beziehung auf Widerstandsfähigkeit vollkommen gleich erwiesen sowohl die nordamerikanischen Arten A. balsamea, Fraseri und grandis, als auch die durch ihre Schönheit so hervorragende kauka- sische A. Nordmanniana. Ja diese letztgenannte Art zeigt selbst vor unserer einheimischen Edel- tanne noch den Vorzug, dass sie in Folge der weit späteren Entwicklung der jungen Triebe noch mehr als diese vor den nachtheiligen Wirkungen der Nachtreife im Mai und Juni gesichert ist. Alle diese eben aufgeführten Arten blieben vollkommen unversehrt. Dasselbe war auch noch im April der Fall bei der ausgezeichneten spanischen A. Pinsapo, die ich zu einer grösseren Gruppe in mehr als 25 Exemplaren von 2 bis 5 Fuss Höhe angepflanzt habe. Später aber zeigten sich bei einzelnen Pflanzen die Gipfelknospen und einige Seitentriebe beschädigt, so dass sie nicht austrieben. Diese Verletzung schiebe ich indessen auf die, wie erwähnt, in diesem Jahre in ungewöhnlicher Stärke eingetretenen Nachtreife des Mai und Juni, welche den begin- nenden Trieb störten. Ich schliesse dieses aus den Erscheinungen, welche ich mit der aus Sibirien stammenden A. Pichta gemacht habe. Diese Art treibt früher aus, als die bisher aufgeführten Spe- cies. Unglücklicherweise haben von derselben drei Exemplare, verschiedener Höhe und verschiedenen Ursprungs, einen Standort, der dieses frühe Treiben noch begünstigt, nämlich in dem am tiefsten gele- genen südlichen Theile meines Gartens, welcher seiner völlig geschützten Lage wegen zwar im all- gemeinen der wärmste ist, aus demselben Grunde aber auch in Reifnächten die stärkste Abkühlung durch Strahlung erleidet. Hier haben die Spätreife der letzt verflossenen 3 Jahre diese sonst winter- harte sibirische Art jedesmal im Beginn der Vege- tation getroffen. Die Mehrzahl der jungen Triebe hat sich gar nicht entwickelt, vielmehr zu unförm- licher Anschwellung umgebildet, so dass ich auf Versetzen dieser zu früh treibenden Species an eine Stelle Bedacht nehmen muss, wo dieselbe theils durch die kältere Lage mehr zurückgehalten wird, theils durch den Schutz daneben stehender höherer Bäume gegen die verderblichen Wirkungen der Morgensonne nach solchen Reifnächten gesichert ist. Ich habe dieses bereits mit Erfolg ausgeführt bei den griechischen Arten (oder Varietäten?): A. cephalonica, Apollinis und Reginae Amaliae, welche in ähnlicher Weise zu leiden begannen, nun aber an ihrem neuen Standorte sich vollkommen erholt und den letzten Winter ohne alle Beschädigung überstanden haben. Fast ebenso hart haben sich erwiesen die durch ihre laugen Nadeln sehr ausge- zeichneten, noch seltenen amerikanischen Species A. araabilis und lasiocarpa. Bei ihnen waren zwar einzelne Nadeln gebräunt, doch selbst die Gipfel, 47* 372 knospen ganz unversehrt geblieben. Dagegen hutte die ebentails durch Schönheit hervorragende A. no- bilis mehr gelitten. Ich besitze davon neben der Art noch die Abart A. n. argcntea; beide hatten au einzelnen Zweigen die Nadeln verloren, scheinen »ich aber doch wieder völlig zu erholen. Abies canadensin endlich und A. Douglasi blie- ben völlig unversehrt. Da letztere auch durch ein sehr schnelles Wachsthum ausgezeichnet ist , so könnte sie demniiiliat vielleicht noch einmal lür die Forstkultur in Betracht kommen. Cileich günstige Erfahrungen liabe ich auch mit den von mir kullivirteu Uothtanuen und den verwandten Arten gemacht. Nicht nur unsere ein- heimische Art (Picea excclsa) mit ihren Spiel- arten Clunibrasiliaua, globosa nana, |>ygroaea, pyra- midata, sondern auch die asia t isch en unduord- am eri kau ischen Specie» erlitten nicht den ge- ringsten Schaden. Ich besitze davon P. orientalis, obovata, Morinda, Jlcnzicsii, rubra, cuerulescens, acutissima, nigra und alba, alle in zum Thcil schon starken Exemplaren im Freien ausgeptlanzt. Die zuletzt genannte Art dürfte sich ebenfalls vielleicht für forstwirthschaftlichc Zwecke cni|)fclilcn, jeden- falls aber ist sio fUr die Landschaft!icr aufgestellt, welche allgemeinen Beifall fanden. Seit nun 20 Jahren hat sich dio Be- nutcung des Esportograscs allmählig so vermehrt, dass ailjfihrlich viele Schiffsladungen aus Afrika und 375 Spanien in England ankommen. Man benutzt ge- wöhnlich die Kohlen schiiFe, welche von England nach den Häfen und Städten des Mittelländischen Meeres befrachtet gehen, dazu. So viel es auch, besonders auf sandigen, un- fruchtbaren Stellen, von selbst wächst, so reichte es doch schon bald nicht mehr aus,, so dass die Eiiigebornen um so mehr anfingen , es anzubauen, als es gar keine Mühe machte und auf dem schlech- testen Boden wächst. Der Besitzer der weekly News hat bereits, um unabhängig und sicher zu sein, in Algerien ziemlich umfangreiche Länderstrecken an- gekauft, nur um das Espartogras daselbst im Gros- sen anzubauen. Seine Schiffe gehen das ganze Jahr hindurch hin und her, um das nöthige Mate- rial zu holen. Lygeum Spartum ist zwar eine südliche, an grössere Wärme gewöhnte Pflanze, es wäre aber doch die Frage, ob man es trotzdem nicht auf unseren Dünen der Ost- und Nordsee anbauen könnte. Man würde, wenn es gelingen sollte, einen doppelten Vortheil haben: den Sand befestigen und ein Produkt sich verschaffen, was man gut verkau- fen würde. Ob das Espartogras zum Befestigen des Dünen- sandes sich ebenso bewähren würde, als der soge- nannte Sandhafer (Ammophila oder Psamma are- naria), der besonders in den Niederlanden und an der Nordküste Frankreichs zu diesem Zwecke an- gebaut wird, könnte nur die Erfahrnng nachweisen. Es macht keine Stolonen, wie der Sandhafer, son- dern wächst ähnlich dem bei uns ebenfalls auf sandigem Boden wachsenden Elymus areuarius, dichte Büsche bildend. Um desto grösser ist aber bei Lygeum Spartum die Masse der Halme und Blätter, welche die zähen Fasern liefern. Die Zeit der Einsammlung des Grases ist sehr wichtig. Sammelt man es zu grün, so ist die Fa- ser noch nicht reif und zähe genug, besitzt auch noch zu viele halbflüssige Bestandtheile, ist es da- gegen zu alt, so hat es bereits zu viel Kieselsäure aufgenommen, welche der Bearbeitung der Faser zum Papier sehr hinderlich ist. Leider nimmt es getrocknet einen grossen Raum ein und erhöht da- durch die Kosten des Transportes. Diesem Uebel- stand hat man neuerdings dadurch abgeholfen, dass man es vermittelst einer hydraulischen Maschine um die Hälfte seines Volumens zusammenpresst. Man fertigt gewöhnlich dergleichen Ballen in der Schwere an, dass 10 derselben ungefähr 1^^ Tonne wiegen. Die beste Zeit zum Einsammeln des Esparto- Grases ist vom April bis Juni. Man schneidet es zu diesem Zwecke mit der Hand und lässt es am Liebsten in der Sonne vollständig austrocknen. Dazu gebraucht es wenigstens 10 Tage und hat damit nicht weniger als 40 Prozent verloren. In diesem Zustande ist es aber so vorzüglich, dass es 75 Prozent zur Papierfabrikation brauchbaren Faser- stoff liefert. In der Sitzung des Pariser Gartenbau- Vereines am 24. August wurde unter Anderem auch über den Einfluss der Kälte in dem letzten Winter be- richtet. Unter Anderem theilt der kenntnissreiche Chef des Luxemburg-Garteus in Paris, Rivi^re, mit, dass an Tannen, wenn der Gipfeltrieb erfroren ist, von selbst aus dem Winkel eines Blattes der Stelle, wo der nicht erfrorene Theil der Spitze be- ginnt, Knospen sich entwickeln, von denen eine das Uebergewicht im Wachsthum bald erhält und an die Stelle des Gipfeltriebes tritt. Bei Arauca- ria ist dieses noch bekannter, da diese Eigenthüm- lichkeit gewöhnlich dazu benutzt wird, um, beson- ders Araucaria excelsa, von der man selten guten Samen erhält, zu vermehren. Diese Eigenthümlichkeit, aus den Winkeln von Blättern Knospen zu treiben, von deren Triebe dann einer die Primärachse, d. h. den Hauptstamm, ver- treten kann, kommt aber auch bisweilen an den Aesten vor. Ein solcher Trieb kann unter gewis- sen Verhältnissen, wenn der Ast lief unten steht und der Hauptstamm durch irgend einen Zufall oberhalb der EinfUgungsstelle des erwähnten Astes, z. B. durch einen Sturm oder durch den Blitz zu Grunde geht, an die Stelle des Hauptstammes tre- ten und sich zu einer Primärachse umgestalten. Wir haben früher schon Gelegenheit gehabt, über solche Fälle, welche wir in Schlesien gesehen, zu berichten. Bemerkenswerth ist der Fall, wo bei einer Abies cilicica ein Ast, ohne alle sichtbare Ursache, an der Spitze plötzlich, nicht nach 2 Seiten hin, wie es gewöhnlich geschieht. Zweige entwickelte, son- dern es bildete sich ein Quirl ringsherum, wie bei einer Primärachse. Leider sind im letzten Winter die quirlförmig-gestellten Zweige abgefroren, wäh- rend sich der Mittelzweig erhielt. Nach Rivi^re kommt bei den Kiefern diese Bildung von solchen seitlichen Knospen nicht vor und zwar ganz natürlich, man hat hier keine Blät- ter unmittelbar aus der Achse hervorgehend, son- dern diese befinden sich am Ende der nicht zur Entwickelung gekommenen Triebe. Bei der Kiefer ist man dann stets gezwungen, einen der schon vorhandenen obersten Aeste als Fortsetzung des Hauptstammes zu erziehen. iLm 4. Oktober fand in dem Garten der Gar- tenbau-Gesellschaft in Süd-Kensington (London) eine Ausstellung von Obst statt, welche sich so sehr durch Reichhaltigkeit und gutes Aussehen der Früchte auszeichnete, dass sie derjenigen, welche 37ß im Jahre 18G2 stattfand und ausgczeichnot gewe- sen sein Boll, vorangestellt wird. Während in England doch so viel Obst vorhanden ist, dass eine Ausstellung möglich war, ist diese« in Deutschland, wo die 6. Versammlung deutscher Pomologen und (JbstzUchter, mit einer (^hstausstellung verbunden, in Brannschwcig stattfinden sollte, nicht müglicii ge- wesen, denn wir hatten fast durchaus eine Misscrndte. Die Londoner Ausstellung wurde auch von aus- wärts beschickt, denn Haltet in Troyes erhielt zunächst für seine Hirnen eine goldene Medaille. Aus Belgien hatte ebenfalls eine Betheiligung statt- gefunden, leider kam das ijbst aber erst den Tag daniuf an. Hervorragend waren durch ihre Schön- heit unter dem englischen (Jbstc die Aepfel und Weintrauben. Dass die erstoren jenseits des Ka- nales sehr gut gedeihen , davdu haben wir uns tiberzeugt. Als wir vor nun 4 Jahren den Osten Englands besuchten, waren wir über die groBsen Obstgärten und tiber die darin bofiiidlichen, vorzüg- lich aussehenden und schmeckenden Afjifil in Nor- wicb um 80 mehr erstaunt, als wir bis dahin Obst- bau nur in beschränktem Massstabc in England gesehen hatten. Die grösstc (Sammlung von Tafel- und Wirth- Bchaftsäpfcln hatte William Paul ausgestellt, nämlich 171 Sorten. In dem vor uns liegenden Berichte über die Ausstellung in Gardener's Chronicle wird besonders hervorgehoben, dass ein Aussteller die Aepfel in wissenschaftlicher Reihe aufgestellt hatte, und der Wunsch hinzugefügt, dass Andere sich ein Beispiel daran nehmen möchten, weil dadurch Gelegenheit geboten würde, durch Vergleiche sich zu belehren. Wenn diese wissenscliaftlicho Autstellung, wie es pchoint, in England zu den seltenem Fällen gehört, Bo verhält es sich glücklicherweise in Deutschland umgekehrt: die Fälle, wo nicht wissenschaftlich aut"- gestcUt ist, kommen nur ausnahmswciBC vor. Die Zahl der im Oanzen ausgestellten Aepfel betrug Ij.'jOO Nummern, in der Kegel 'A Exemplare auf einem 'J'eller. Birnen waren obenao viel vor- handen. Baitot in Troyes hatte in seiner Samm- lung allein nirht weniger als 3Ö0 Sorten vertreten. Wenn behauptet wird, dass eine solche Anzahl wohl die grösstc Sammlung war, welche je auf einer Ohstausstelinng vorhanden gewesen ist, so möchte entgegnet worden, dass die Sammlung von leimen, welche Andr«'^ Leroy in Angers im Jahre 18t)0 bei Gelegenheit der 3. Versammlung deut- scher Pomologen und < 'bstzürhter in Berlin aus- stellte, noch grösser war und über 4u er vi>n tuKt uikn Keimenden der alten nn d neueren Zeit nach genannten Ländern, ebenso Von dem arubiuchen Arzte Avicenua im 11. Jahr- hunderte genannt ward, so möchte et* wi.hi keinem Zweifel unterliegen, dass der Garab der jetzigen Bewohner de« »Udlichen Syriens und Babyloniens wirkiiili ein und derselbe Bnum ist. Ueber sein \'(jrkommeu und sonst verdanken wir dem Konsul Dr. Wetzstein in Berlin, der lange Zeit in Da- maskus lebte uud sich um die Krtorschungeii jeuer Lander grosse Verdienste erworben hat, uuntühr- liche Nachrichten. Nach ihm kommt der Garab mit Oleander und Tamarisken gemeinschaftlich vor uud wächst nicht, da es für ihn daselbst schon zu kalt sein uiciihte, im nördlichen Syrien. Schon dieser Umstund genilgt, um darzuthun, dass der Garab und unsere babylonische Trauer- oder Thrä- uenweide nicht derselbe Baum seiu können. Wir besitzen zwar im 4. Theil der orientali- schen Reise des Aug^burger Arztes Kauwolf, der in der Mitte des 10. Jahrhundertes die süd- lichen Länder des Orientes besuchte, eine leider sehr rohe Abbildung des Garab, die aber doch er- kennen lüsst, dass der Garab bestimmt keine Weide ist. Trotzdem wird er aber fortwährend von den Botanikern der damaligen Zeit, gestützt auf die alten Uebersetzer der ubeu citirten Stelle des 137. ]'tliratica) zu erklären. Dem stimmen »uili wir bei. Pro- fessor I'et ermann in Berlin, der ul.t Sj)rachfor- scher, besonders im Interesse der armeniHcheu Sprache, zweimal die mehrmals genannten Länder besuchte, hat uns Fruchtzweige des Ciarab mitge- bracht. Kbenso «ind von Dr. Richard Kiepert, der seinen Vater, den Geographen Heinrich Kie- pert in diesem Jahre auf seiner Reise nach Sy- rien und Kleinasien begleitete, Exemplare des Garab an das Ilerbar in I^crlin mitgethcilt; beiderlei Zweige la.tsen keinen Zweifel t>hrig, dans der Garab wirklich I'opulus euphratica darstellt. Wenn die Uebersetzer des 137. Psalms das Wort Garab schou vor Luther mit Weide wieder- gaben, so war es hingegen Li u nd, der die Trauer und Thränenweide zuerst fUr den Baum erklärte, bei dem die Juden der babylonii'ehen fiefangen- scLaft weinten und an dem i-ie ihre Harfen auf- hingen. Linnd war es auch, der deshalb in d<-n) Hortu» Cliffortianus (ö. 454) den Namen Salix ba- byloniia gegeben hat. Später, erst in «eini'r zwei- ten Auflage seiner Spccies plantarum, citirt er aber den Garab als gleichbedeutend. Als ersten Botaniker, welcher die Trauerweide aufgeführt hat, nennt er hingegin seinen Meister und Lehrer To urnofort, der unter Ludwig XIV. als wissenschaftlicher Botaniker in Paris lebte uud eine grosse Rolle spielte. Wahrscheinlich lernte To u rn efo rt die Trauer- weide während seiner orientalischen Reise zu Ende des 17. Jahrhundertes kennen, denn in dem Nach- trage zu seinen Institutiones rci herbariae, dem so- genannten Corollarium, wo er die von ihm im Oriente gesammelten Pflanzen namentlich aufgeführt hat, ist sie als Salix orientalis, flagcllis deorsum pulchre pendentibu.s eingezeichnet. Da im Oriente uod damals überhaupt keine andere Weide existirte, wo das Herabhängen, wie dieses hier im Namen ausgesprochen w-ird, so schon sich zeigt, so kann Tournefort auch iu der That nur unsere Trauer- weide darunter verstanden haben. Auch wir haben Trauerweiden im Oriente, aber nur kultivirt, ge- funden; noch sind wir im Besitze ciuigcr BlUthcn- zweige, die keinen Zweifel an der Echtheit der Weide zulassen. Tournefort citirt bei seiner oben angeführten Weide die Reise eines Engländers Wheeler, der noch vor ihm im Oriente gewesen war. Das Rcise- werk war uns leider nicht zugänglich. Unser ver- ehrter Freund, Professor M orren in Luttich, hat sich aber der Mühe unterzogen, es durchzusehen, nirgend aber eine Andeutung über die Trauerweide darin gefunden. Wahrscheinlich geschah demnach die Mittheilung Wheeler' s an Tournefort nur mündlich. Der bekannte Reisende Kotschy will die Trauer- weide im Taurus uud in Kurdistan, der Reiseode Buhsc hingegen in Persien gufuuden haben. Der Freundlichkeit des Profossorü Fenzl in Wien verdanken wir Original- Exemplare der Kotschy- scheu Weiden; darnach sind es verschiedene Arten. Da jedoch keine Kätzchen bei den Zweigen vor- handen siud, ist die Unterncheidung schwierig. Wohl ohne Zweifel gehören aber einige Exemplare der Salix persica Bois«. au, welche der Trauerweide sehr ähnlich ist, aber weit weniger überhängt und viele Staubgefa. Landhauses bei KuntOD geseheu, (iuss er üie Auttiahuie eincd bcBouilüiä hübschen Punktet« D]it Trauerweiden machen lieaa. Eine Kopie der Zeichnung beflndit »ich in dem frUhei' schim ge- uauuteu Werke Loudou'n (Tom. III, pag. löOb). Die Trauerweide wachet aber nicht allein in China, sondern auch in Japan. Wir selbst besitzen Exemplare, welche wir von dem tVlilicien Direktor des hollKudischen Reichsherbars in Leiden, Profes- sor Blume, und auch neuerdings wiederum eben- daher als Salix JapuDiea erhalten haben. Diese S. japouica ist aber verschieden von der, welche Thunberg zuerst unter diesem Namen beschrie- ben hat und bich bereits auch als solche in unse- rer Kultur befindet. Diese Thuuberg'sche echte S. japouica unterscheidet sich von jener, daes sie nicht mit den Zweigen überhängt. Ihre Eintührung in unseren Garten verdankeu wir dem berühmten, erst vor einigen Jahren verstorbenen Kciscudcu V. Siebold, der ausser dieser aber noch 2 andere Weiden bei uns eingelührt hat. Beide sind sehr zu emptehlen und ebunt'ulls unter dem Namen S. Sicboldii in den Handel gekommen. Die eine der unter dem Namen S. Siibnldii ein- getUhrten Weiden, und zwar Salix japonica 151., nicht Thunb., steht durch ihre ebenfalls hängenden Zweige, wie bereits g'sngt, der früheren Trauer- weide sehr nahe und wird, da sie unsere harten WMnter besser aushält, jetzt sehr viel anstatt jener angepflanzt. Man .-ieht sie selbst bereite schon häu- tiger, als die echte Trauerweide, die anfangt, selte- ner zu werden. In der Nähe von Berlin ist die erstere haujjtsächlich jetzt angejiflanzt worden und giebt der echten 'Irauerweide an Schönheit nichts nach. Diese hat die jüngeren Aeste in einem ele- ganten Bogen zurückgeschlagen und dann erst überhängend, während bei der S. Sicboldii mit über- hängenden Zweigen diese fa.-'t senkrecht herabhän- gen und bisweilen den Boden berührci: können. Es ist nicht zu leugnen, dass sie, an Wassern ganz besonders, einen grossen lundHchuttliehen \^ erth be- sitzt und eins unserer schönsten ornau)entalen Ge- bUlze darstellt. Da sie noch nicht beschrieben ist, sondern gewöhnlich, unch von Boinnikern, mit der echten Trauerweide verweehfelt wird, liAbeu wir ihr den Namen Salix elegantissima beigelegt. Diese Weide hat zunächst dorin einm Vorzug vor der echten Trauerweide, dB^s sie last gar nicht von Insekten heimgesucht wird und de^llslb zu jeder Zeit ein freundliches Ani>ehen besit/.t. Weder der den Wciilen üLeihaupt so schädliche HUssel- käicr, Leptorrhviahus Lapathi, noih die Gallwespen uns dem Genus ( (eidiuijia, thuin ihi i^ihiiden. Da gegen wiid die echte l'iauti weide in der Regel, beson- ders von den letzteren, auf eine Weise heimgesucht, dass die meisten jUugeru Ae-^te mit häAslichen Galleu aller Grössen dicht besetzt sind. Dieses gibt ihnen aber, wie gesagt, keinen freundlichen Anblick, der auch durch kein Gegenmittel /u vermeiden ist. Die echte Trauerweide besitzt sehr schmale Blätter, welche ciue etwas härtere Textur haben; bei S. elegantissima erscheinen dagegen diese brei- ter, am unteren Theile länglich und spitzen sich dann lanzettförmig zu; auch sind sie, wie ihre Stiele, ebenso die Knospen und die Endspitzeu der Zweige völlig unbehaart, während sie bei der ech- ten Trauerweide wenigstens im Anfange etwas sei- denglänzend, Stiele, Knospen und Endspitzeu stets mit weichen einzelnen Haaren besetzt erscheinen. Dass wir ausser den beiden Trauerweiden durch V.Sie hold noch 2 andere Weiden aus Japan er- haltcu haben, ist deshalb interessant, weil sie unter den baumurtigcu Weiden eine Vermitteluug der Reifweideu mit den Knack- oder Bruchweideu her- stellen. Der letztere Name ist übrigens für diese Ahtlicilung baumartiger Weiden keineswegs be- zeichnend, da ausser bei der S. alba, bei allen übri- gen Arten die jüngeren Aeste in der Nähe ihrer Einfügung leicht abbrechen. Die Heifwciden sind bekanntlich die ersten, welche die Kätzchen im Frühjahre zur Entwickelung bringen, die Knack- weiden hingegen die letzten. Den grossen Zwischen- raum in der BlUthezeit t'üllen die 4 japanischen Weiden jetzt aus, indem die eine von ihnen ebuu- falls sehr frühzeitig und ohne noch Blätter zu ha- ben, blüht (S. gracilistyla Mitju.) die echte Trauer- weide hingegen kurz vor S. fragilis zugleich mit den Blättern ihre Blüthcn entfaltet. Eiue Reihe von Weiden (alle bautnaitigcu mit Ausnahme der Mandelweideu) hat eine bittere Rinde in Folge eines besonderen Stoffes, eines sogenann- ten Alkaloides. des Salicins, was früher häufiger gegen Fieber gebraucht wurde, als jetzt, ausserdem aber noch bei einigen Aerzten ein beliebtes Arznei- mittel ist. Auch in der inneren Rinde der 4 bei uns eingeftthrten \\'eiden aus Japan ifi dieser bittere Stoff in reichlichem ^laassc eutlialtcn und könnte ebcuso leicht von dieser, wie von unseren meisten Bauniwvitlen. gewonnen werden. l)iu echte Trauerweide kann ihren botanischen Namen Salix babylonica jctit, wo mau nun weiss, dass sie gar ni« ht in Bubylonien wttehst, nicht behalten, er muss mit einem anderen vertauscht werden. Glücklicher Weise hat sie auch früher schon, aller- dings damals ohne C!rund, von Botanikern andere, und zwar pasrindc Nanicu erhalten. Mönch, der in den letzten beiden Jahi zehenden des vorigen Jahrhundertes in Marbur^ Professor war, gab ihr den Namen S. pendula, der Schweizer Seringo 381 hingegen 20 Jabre später den dasselbe sagenden i^amen S. propendens. Der Name 8. pendula ist der erstere und muss demnach von jetzt an, anstatt des Namens S. babylonica gebraucht werden. Bekanntlich führt die echte ' Trauerweide bei den Haudelsgärtneru auch den Namen Napoleons- ■weide, weil ein Exemplar auf dem Grabe Napo- leons auf der Insel Helena gestanden hat. Von dieser Helena-Weide kam Stetkholz nach England und wurde fortgepflanzt. Gärtner hatten für die Weide unter diesem Namen mehr Käufer, da Liebhaber gern auch von einer solchen, welche auf dem Grabe Napoleon's gestanden hatte, ein Exem- plar in ihrem Garten haben wollten. Man hat in der neueren Zeit dieses Faktum geleugnet und be- hauptet, dass Trauerweiden nie auf der Insel Helena gewesen wären und dass das Gehölz auf dem Grabe Napoleons eine echte Akazie sei. Wenn auch die Trauerweide jetzt in der That nicht mehr auf der Insel Helena wächst, so wurde sie doch schon vor der Zeit, als Napoleon in eng- lische Gefangenschaft gerieth , daselbst angebaut. L o u d o n , dem wir auch die Angaben entlehnen, giebt in seinem grossen Werke über englische Dendro- logie sehr genaue Mittheilungen, über die gar kein Zweifel sein kann. Nach London machte der Gou- verneur der Insel, Beatson, bereits schon im Jahre 1810 Kulturversuche mit englischen Gehölzen. Un- ter Anderem führte er auch die Trauerweide ein. Diese gedieh auch Anfangs; mau hatte aber Mühe, sie gegen die dortigen wilden Ziegen zu schützen. Ein schönes Exemplar befand sich an einer Quelle in einem reizenden Thale, wohin Napoleon später gern spazieren ging. Unter dem Baume selbst hielt er sich oft lauge auf. Um die Zeit, als Napoleon starb, also im Jahre 1821, riss ein heftiger Sturm, wie deren auf der Insel Helena viele vorkommen, diesen Baum nie- der. Die treue Pflegerin Napoleons, Madame Ber- trand, machte mit einigen Ruthen der umgewor- fenen Trauerweide eine Umfassung um das Grab ihres Kaisers. Im Jahre 1828 waren die Weiden im Absterben ; man pflanzte aber 28 andere Wei- den dafür. 1835 befanden diese sich noch im gu- ten Zustande; allein ein Jahr darauf fingen sie zu kränkeln an, und eine starb nach der anderen ab. Sehr viel mag dazu beigetragen haben, dass die zahlreichen Fremden, welche nach der Insel Helena kamen und auch das Grab Napoleons besuchten, zum Andenken einen Zweig der Trauerweide mit sich nahmen und diese auf diese Weise wahrhaft verstümmelten. Bei uns in Deutschland nennt man gewöhnlich eine interessante Abart mit schneckenförmig über- einander gerollten Blättern, welche zufällig in Eng- land entstanden ist, ebenfalls Napoleonsweide und glaubt, dass diese Abart es sei, welche auf dem Grabe Napoleons gestanden habe. Das ist jedoch unrichtig. Diese eigenthümliche Abart führt in England den Beinamen crispa, also der krausen, während sie bei uns in der Regel als S. annulata bezeichnet wird. Leider ist sie gegen unsere rauhe Witterungsverhältnisse sehr empfindlich und friert bisweilen zurück. Ausser den beiden japanischen Trauerweiden kommt aber noch eine dritte unter dem Namen Salix babylonica violacea, besonders in Frankreich, vor. Es ist dieses eine bei uns längst unter dem Namen S. americana oder nigra pendula, bisweilen sogar ebenfalls als S. Napo- leonis bekannte Trauerweide von weit geringeren Dimensionen. Sie ist nichts weiter, als eine hoch- gezogene Purpurweide (S. purpurea), die mit ihrem niedrigen Wüchse und den auf den Boden meist aufliegenden Aesten von der Bachweide (S. Helix), die stets aufrecht wächst, unterschieden werden muss. Ferner ist zu bemerken, dass die neuere Trauerweide, unsere S. elegantissima, in den Baum- schulen bisweilen den Namen S. sibirica führt, noch häufiger wird sie aber als S, babylonica femina in den Handel gebracht. In den Baum- schulen van Houtte's in Gent wird sie auch als S. babylonica mas feilgeboten. Obwohl wir im Allgemeinen schon die beiden Japanisch-chinesischen Trauerweiden gekennzeichnet haben, wollen wir schliesslich noch zur leichteren Unterscheidung die Diagnosen beider geben : 1. Salix pendula Moench (babylonica L.): Rami elegantissime recurvati et depeudentes; Petio- lus et Gemmae puberulae; Folia angustissime ellip- tico-lanceolata, serrata, juniura saepe sericea, adulta glaberrima; Amenta feminea pedunculata, ad pedun- culum foliis ornata, mascula subsessilia; Squamae villosae; Germen basi griseo-tomentosum. 2. S. elegantissima C. Kuch msc: Ramuli denique depeudentes; Petiolus et Gemmae glaber- rimae; Folia elliptica, elongatocuspidata, serratae, vix in juventute pilosula; Amenta feminea pedun- culata, ad peduuculum foliis ornata; Squamae vil- losae; Germen omnino glaberrimum. Artischocke und Eardy. (Cynara Scolyraus und Cardunculus). In der Nähe von Paris hatte ein Gärtner durch Krieg und durch Kälte alle seine Artischocken verloren, und sah sich gezwungen, da er eine grosse Anzahl von Ablegern nicht bekommen konnte, der Ankauf ihm auch zu theuer gekommen wäre. Aus- 382 aasten zu machen. Wie pro«« war aber sein Er- staunen, als er anstatt Artiacliocken Dintulu crliieit, d. h. ducL wohl uur solche dornige Fdauzen, wie wir bei un» von einer der wilden zicmlicli nahe stelienili-n Form der Artischocke tür Dekuralion auit Samen erziehen. Er legte deshalb dicae That- Bache der Pariser (jartenbaugesellschaft vor, um darüber Auskunft zu erhaltou. Der gelehrte So- kretiir dieser fie.selUciiat't, Professor Ducliartro, gab auch alsbald Auskunft. Es stellte sich während der V'i-rhaudluugcn darüber auch heraus, dass man in Frankreich, und wahrscheinlich auch in anderen Ländern, wo man Artischocken anbaut, nie Ver- suche gemacht hat die Artischocken durch erneute Aussaaten zu vervollkonunuun, und duss die zahl- reichen .Sorten dieses im Westen und SUden be- liebten CtemUses zufällig aus Ablegern entstanden sind. Die Artischocke, wie die Karde oder Kardoue, meist Kardy bei uns genannt, ist das Produkt der menschlichen Kultur. Die meisten Disteln haben einen etwas ilcischigcn BiUthenboden, der von man- chen Arten heut zu Tage im Oriente, entweder roh mit Salz oder gekocht, gegessen wird. Wahr- scheinlich war CS früher auch mit den in Spanien und in Afrika wachsenden Disteln der Fall. Man versuchte nicht umsonst, durch sehr lange Zeit hin- durch währende Kulturversuche, wobei allerdings auch der Zufall noch Manches gothan lüibcn mag, den an und für sich schon fleischigen UlUthenbodeu der wilden Artischocken-Distel noch fleischiger zu machen. Wie man bis dahin gekommen war, als es jetzt die Artischocke zeigt, »o verlies« mau das schwierige Geschäft der Anzucht und vermehrte die Pflanze nur durch Ableger. Wahrscheinlicher Weise hat aber irgend ein bestimmter intelligenter Mensch das Verdienst, die Artischocken zu dieser Vollkommenheit gebracht zu haben; leider werden aber dergleichen für die ganze Kulturgosehichte de« Menschen so wichtige That- sarhen in der Hegel nicht weiter aulgezeichnet und alle näheren Nachrichten darüber sind verloren ge- gangen. Wir wissen, welchen Werth Kuisor Karl der Grosse auf die Erziehung nützlicher und schö- ner Pflanzen, besonder» der (temüse, legte, aber auch, dass hau|itsächlicli die Mönche in den Klöstern fast einen ebenso grossen Werth auf CJcmüse, als auf Wein, legten und sich, um dieses zu erhalten, mit seiner Kultur ganz besonders beschäftigten. Möglich ist es, dass es auch hier ein Mönch war, der die Artisehockon zu dieser (für unseren Gaumen brrerhneten) V'ollkommenheit brachte nnSie befindet sich erst in dem letz- ton Pllanzen-\'erzeichnisso des Siebold'schen Garten«, fohlt aber in den Aniialen des Iteichsherbar's in Ticiden, was unter dem idinlUngst verstorbenen Pro- fessor Mi(|uel in 1'trccht herausgegeben ist. J)er Herausgeber der Flora weicht in so fern in diesem Falle von «einem früheren Plane ab, nur titc Be- kannte der niederländischen Gärten abbilden zu la'«sen und zu beschreiben, als eine kaum und noch gar nicht verbreitete Pflanso hicrinit dargestellt i«t. Von allen Desmodien, die wir kennen, ist D. peu d u lifloruni unbedingt die schönste. Bis jetzt war das Genus im freien f Jarti n hauptsäihlicli lurch D. canadense und racemosum vertreten. Alle Desmo- dien blühen reichlich, D. pendiflorum aber doch am reichsten. .Vus dem Winkel d<'r. wie bei dem Klee, zu .3 stobehden Blättchen kommen am oberen Tlieile der Stengel und Aeste die langen, mehre Zoll er- reichenden uuil überhängenden BlUtheiitraubcn her- vor. Die einzeluen Blüthen sind nicht gro's, ver- blühen lein Riichdnickar«i (L. Mtwsi), lUrlla. MOB! StruM N«. lt. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Konigl. Preossischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenhunde« Redakteur : Professor I>r. lüarl K.ocli, General - Sekretär des Vereines. No. 49. Berlin, den 9. Dezember 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch des deutsch-österreichischen Post-Vereines. franco durch alle Post-Anstalten Tnlialt: Der botanische Garten botanicnm. Tom. III. zu Adelaide in Süd-Neuholland — Photographien aus Linne's Hinterlassenschaft. — Refugium Der botanische Garten zu Adelaide in Süd-ÜVeuliollaiicl. Wir haben vor Kurzem den Bericht über einen botanischen Garten unserer Gegenfüssler, nämlich aus der Kolonie von Süd-Neuholland oder Süd- Australien, wie man in England sagt, erhalten, der viel Wichtiges und Neues aus dem Gebiete der Gärtnerei und Landwirthschaft enthält, ausserdem aber für uns noch dadurch ein besonderes Interesse hat, dass der Verfasser dieses Berichtes, der jetzige Direktor des botanischen Gartens in Adelaide, Dr. Richard Schomburgk, eine bekannte Persön- lichkeit ist, dessen sich wohl Viele aus den vierzi- ger Jahren erinnern weiden. Er ist korrespondi- rendes Mitglied des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin und hat fortwährend bis jetzt mit seinem Vaterlande in Verbindung gestanden. Sohn eines Pfarrers im nördlichen Thüringen, hat Dr. Richard Schomburgk mit seineu beiden Brüdern viele Verdienste um die Gärtnerei gehabt. Sein ältester Bruder Robert hat bekanntlich die Viktoria eingeführt und wurde, nachdem er in Eng- land schon vorher naturalisirt war, mehrfach von der englischen Regierung zu wichtigen Sendungen nach fremden Ländern gebraucht. Seine Aufträge führte er zur Zufriedenheit aus, so dass er zum Baron et er- nannt wurde. Richard Schomburgk hingegen war Anfangs Gärtner und wurde, als sein Bruder zum zweiten Mal von der englischen Regierung den Auftrag erhielt, das Innere von Guiana zu be- reisen, im Auftrage der preussischeu Regierung ebenfalls dahin beordert, um naturhistorische Samm- lungen anzulegen, hauptsächlich aber Pflanzen für den botanischen Garten in Berlin zu sammeln. Im Jahre 1840 trat er seine Reise an und im Jahre 1844 kehrte er zurück. Richard Schomburgk lebte von da an mit seinem wenig altern Bruder Otto, der wegen sei- ner früheren Theilnahme an der Burschenschaft aus seiner theologischen Laufbahn herausgerissen war und sich von da an besonders der Entomologie und überhaupt naturwissenschaftlichen Studien gewidmet hatte, in Berlin. Das unglückliche Jahr 1848, was so manchen braven Deutschen aus der Heimath getrieben, bestimmte auch die beiden Brüder zur Auswanderung. Sie schlössen sich einer Gesell- schaft an, welche hauptsächlich aus Berlinern be- stand, und wandten sich nach dem Süden Austra- liens, wo ohnweit der Mündung des Flusses Murray vor Kurzem erst, nämlich im Jahre 1837, die erste Niederlassung unter dem Namen Adelaide geschehen war und trotz der sehr kurzen Zeit bereits einen gewissen Aufschwung erhalten hatte. Jetzt hat Adelaide als Hauptort der Kolonie Südaustraiien bereits eine Bedeutung erhalten. Schon vor länger als einem Jahrzehnt konnten dort wissenschaftliche In- stitute, unter diesen auch ein botanischer Garten, ins Leben gerufen werden. Ausserdem existiren bereits daselbst eine naturwissenschaftliche, eine Gartenbau - und eine landwirthschaftliche Gesell- ig 386 Schaft, wcldic für die Erforechiing und für die Urbarmachung des Landes sehr viel thun. Die Liebhaberei für Pflanzen und Blumen ist in dieser noch nicht 4 Jahrzehnte existirenden Ko- lunic so gross, das^s Dr. Schomburgk in seinem Berichte sagen konnte: ,Es giebt bereits gärtne- risclie Knthusiasten (und ich bin erfreut, hinzufügen zu können, dass deren Zahl immer mehr zunimmt), welche keine Pflanze sehen können, ohne sie auch gleich haben zu ■wollen. Sic warten nicht ein Paar Jahre, bis wohin sie vermehrt sein würde, son- dern suchen sie auf irgend eine Weise sich aus an- deren Kolonien zu vcrschafl'cn." Diese Liebhaberei der Kolonisten für Blumen, welche erste England in allen Erdtheilen besitzt, erklärt die ungeheure Pro- duktion von Pflanzen und »Samen, hauptsächlich in England, aber auch bei uns, welche jährlich ausge- führt werden. Es existireu in London Sanienhänd- 1er, die jährlich Tausendo ausgeben , nur um für die Pakete mit den Sämereien den uötbigcn Bind- faden anzukaufen. Adelaide liegt leider in einer sehr trocknen (iegcnd und hat demnach nicht den fruchtbaren Boden, den das frühere angrenzende Australia fclix mit »einer Hauptstadt Melbourne hat. Die Ansied- ler haben leider sehr viel mit Trockenheit zu käm- pfen. Es ist demnach das Bestreben der Regierung, «o viel als möglich dem vikKi blichen Aushauon der Wälder entgegenzutreten und neue Anj>flanzungcn zu machen. In der iiatnrwissi-nnchaftliihcn Gesell- schaft hielt unser Landsmnuii ohnlängst einen aus- führlichen Vortrag über die Eiiflüi^se der Wälder auf das Klima und damit auf die niensililidie Ge- sundheit, der allgemeinen Beifall fand. In diesem V'ortrage machte er besonders daiauf aufmerksam, dass man vor Allem bemüht sein müsse, Wege und Eisenbahnen mit Bäumen zu bepflanzen. — Auch für uns noch zum 'Iheil ein frommer \N'un8ch. — Da die jungen Pflanzt ti, wenn sie umgesetzt werden, ungemein von der »üdauftra- lischen Dürre leiden und in der Hegel dcfhalb schon zeitig zu < «runde gelnn, so näel Dr. iS c h o m ■ burgk Hameu der vcrsiliiedenen Wahlbäume in Töpfe und stellt diese ilann zur Verrtlgiing derer, die Anpflanzungen maclieii wollen. Kr hat auf diese Weise stets einen Vorralh vuu 18 bis 2U,OüO jungen Pflanzen. Man sieht hieraus, wclihi» Auf- nii rk^ntnkeit unser Land^mnnn der Bej>Hniizunp mit Bäumen widmet. Ks musH einen eigenthümliilicu Anblick geben, Anpflanzungen von Alii'c-Bttumen aus den ver- schiedensten Kulturländern zu sehen. Nur Alge- rien hat etwas dieoem Kntsprechendes, und zwar um so mehr aufzuweisen , da auch jenseits des Mittelländischen Meeres noch allerhand Allcebliuuie aus den verschiedenen Kulturländern, selbst die neuholländischen Gummibäume (^Eucalyptus- Arten) eingeführt sind und ebenfalls recht gut gedeihen. Es ist nicht zu leugnen, dass diese Gummibäume, wenn sie erst eine gewisse Höhe erreicht haben, was allerdings zunächst auch im KUden Neuhollands noch eine geraume Zeit dauern dürfte, einen so grossartigen Eindruck machen müssen, wie wir, selbst nicht einmal annKhernd, bei unseren einhei- mischen und aus der Fremde eingeführten Allee- bäumen nie erhallen können. Wir wollen gar nicht von Exemplaren, welche man in anderen Gegenden Neuhollands mit einer Höhe von 450 und selbst 480 Fuss gesehen hat, sprechen, schon Bäume von 200 Fuss Höhe würden, in Alleen gepflanzt oder an Chausseen, Wegen u. s. w., ungemein imponiren. Diese Gummibäume wachsen hauptsächlich im Westen Neuhollauds und sind auch erst von dort in Südaustralien eingeführt worden. Dr. Schom- burgk führt deren hauptsächlich. 3 Arten an, welche in der Nähe von Adelaide am Besten fort- kommen : den Dscharrah (Eucalyptus marginata). den rothen Gummibaum (E. calophylla) und den Tuart (E. gomphocephala). Neben diesen sind es n«nd ^,'01 I-inn*'«, Hammarby, daigcstellt. Dieses liegt in dem Kirchsprengel vnn Danmark und ist tajit 1^ Stunden von Upsala entfernt. Das Gebäude ist noch völlig erhalten, sowohl in seinem äusseren Ansehen, als im Innern in Betreff der Räumlich- keiten. Nur die Nebengebäude sind zum Theil umgebaut worden. Hier hat Liun<* die Sommer- monate zugebracht, hier bat er seine wichtigsten Werke geschrieben , hierher folgten ihm Manche seiner Schüler, welche auch während dieser Sommer- zeit bei ihm Belehrung fanden. In Hammarby hatte Linn<^ auch seinen eigenen botanischen Garten , wo er vor allem sibirische Pflanzen kultivirte. Jetzt ist dieser eine Wildnis«; vor einigen Jahrzehnten aber wuchsen auch ver- schiedene Pflanzen daselbst, welche noch aus der Liuu<5'8chen Zeit stammten; selbst jetzt findet man aus jener Zeit: Sempervivum globiferum , Crepis sibirica, Asurum u. a. m. Auf der 9. und 10. Photographie sieht mau 2 Zimmer: Linn«^'s Arbeits- und Linm^'s Schlaf- zimmer in Hammarby, welche beide noch in dem- selben Zustande erhalten sind. Darin befinden sich mehre Instrumente und Geräthschaftcn, welche von Linn<5 gebraucht wurden. Die 1 1. Photographic giebt uns eine Ansicht von Linn(^'» Museum, wa.s auf einer Höhe ober- halb Hammarby's liegt und von einem Kiefcrn- wUldchen umgeben ist. So war es gegen Fcucrs- gefalir geschUtzl. Hier hielt Liuni* ebeut'alls Vor- lesungen Vor einer grossen Monge von Studenten, welclie sicli in der Ferienzeit zu Oamtnarby ein- gefunden hatten. Jetzt ist es verlasaen, obwohl sein Inneres erhalten wurde. Die 12. Photographie zeigt sein Portrait im 40. Lebensjahre mit einigen ihm gehörigen Gegen- ständen, z. B. seinen Doktorhut, seinen Spaeicrstock, seinen Sessel, davor die Theetaase. Diese gehörte zu einem Service, welches einer seiner Verehrer in Hidland speciell für ihn hatte io China anfer- tigen iaa«uu. Die 13. Photographie enthält ein (^von Roalin angelcrtigtes) Originnlbild. Li nne selbst erklärte es fUr das Beste, was je gemacht worden sei. Es giebt ' mancherlei Portrait« von ihm, die meisten sind aber nicht gelungen. Auf der 14. Photographie befindet sich ein Brief Linui^'s, geschrieben am 26. Mai 1776, während seiner letzt«'!) Krankheit und körperlichen Schwäche, ein Jahr und 7 ^ Monat vor seinem am 10. Januar i 1778 erfolgten Tode. I Die 15. Tafel endlich stellt, nach der Natur aufgenonmion, eines der lieblichsten Pflänzchen, durch I Farbe und Vanills-Oeriu-ii ausgezeichnet, dar. Ea ' wächst in den dunkeln Wählern Schwedens und wurde gewürdigt, den Namen des grossen Manne« zu tragen: Linnaea borealis. 389 Reftigiuni botanicam. Tom. III. Wir haben im vorigen Jahre der Wochenschrift (S. 293) den 1. Band dieses interessanten Sammel- -werkes von pflanzlichen Abbildungen bereits be- sprochen. Wenn wir schon vor dem zweiten die Leser der Wochenschrift mit dem Inhalte des dritten bekannt machen, so liegt die Ursache darin, dass der zweite noch gar nicht erschienen ist. Er soll allein Orchideen umfassen und ist in der Weise, um einen ganzen Band zu füllen, noch nicht fer- tig. Wir behalten uns vor, darüber später zu be- richten. Zwei Dinge sind es, wie wir schon früher ge- sagt haben, welche diesem Sammelwerke besonde- ren Werth geben : es enthält nur nach der Natur angefertigte Abbildungen und giebt hauptsächlich Pflanzen, welche bisher noch gar nicht oder doch nur oberflächlich bekannt waren. Sämmthche Pflan- zen, welche hier abgebildet sind, werden in den Gewächshäusern eines Liebhabers kultivirt, der seit Jahren schon grosse Verdienste um Botanik und Gärtnerei sich erworben hat und bereits noch eins der thätigsten Mitglieder des Gartenbau-Vereins in London ist. W. Wilson Saunders hat fast allenthalben in den verschiedenen Erdtheilen, be- sonders aber in Südafrika, Verbindungen und be- zieht seine Pflanzen meist direkt aus dem Vater- lande. Um auch der Wissenschaft seine grossarti- gen Sammlungen nutzbar zu machen, hat er sich mit Dr. Baker, einem der besten Pflanzenkenner, welche England besitzt, verbunden, um seine neuen oder interessanten Pflanzen für das Kefugium bo- tanicum bearbeiten zu lassen. Dr. Baker ist Gustos an dem grössten Herbarium, welches jetzt überhaupt giebt, von dem in Kew bei London, und gebietet über efn Material, was ihn in den Stand setzt, gute und hauptsächlich vergleichende Diagnosen zu machen. Der dritte Band des Refugium botanicum be- ginnt mit einigen Blüthensträucberu des Kalthauses, deren aber später noch manche andere beschrieben sind. Am Reichlichsten sind ausserdem Lilien (im weite- sten Sinne), besonders aus dem Genus Scilla, und Dickpflanzen aus verschiedenen Familien vertreten. Hibbertia stricta R. Br. (tab. 145) Ist eine ueuholländische Dilleniacee, die gleich anderen Hib- bertien, welche wir wenigstens in botanischen Gär- ten, wie z. B. H. salicifolia, grossulariaefolia und dentata kultiviren, hübsche Blüthensträucher bilden. H. stricta ist eine Botanikern längst bekannte Pflanze, welche unter dem Namen Reedii (in Deutsch- land Reidii) schon länger kultivirt wurde. Es ist kein ins Auge fallender Blüthenstrauch, aber doch wegen seiner leichten Kultur und der Fülle von gelben Blüthen zu empfehlen. Er verästelt sich ungemein, hat ein graufilziges Ansehen und bleibt immer niedrig. Die einzelnen Blüthen kommen aus dem Winkel schmaler Blätter hervor, wodurch die ganze Pflanze (freihch abgesehen von der Blüthenfarbe) das Ansehen eines Leptospermum's, noch mehr aber einer Hermannia erhält. Pomaderris vaccinifolia Reiss. et F.Müll, (tab. 196) wächst im Victoria-Lande (Neuholland) und schliesst sich im äusseren Ansehen unseren bekannten Arten dieses Geschlechtes an. Der Strauch wird zwar nicht hoch, verästelt sich aber ungemein. Die kleinen, kaum ^ Zoll langen und länglichen Blätter sind auf der Oberfläche unbe- haart, auf der Unterfläche hingegen weissfilzig. Gleich, wie bei der bekannten P. phylicaefolia, kommen die kleinen und grünlichen Blüthen am Ende der Zweige hervor und bilden ziemlich ge- drängte und doldentraubige Rispen. Hermannia scoparia Harv. ist dagegen ein niedriger Blüthenstrauch Südafrika's aus der Ster- culiaceen- Abtheilung der Hermannien, von denen wir bereits eine grössere Menge in Kultur besitzen. Wir haben oft auf diese niedrigen Blüthensträucher mit gelben oder orangenfarbigen Blüthen, welche erstere in einer hübschen Sammlung von Arten im botanischen Garten zu Berlin vertreten sind, auf- merksam gemacht, da sie sich auch leicht kulti- viren lassen und wenig Raum einnehmen. H. sco- paria macht von unten an eine Menge ruthenför- miger Aeste, was auch Veranlassung zur Benen- nung gab, und hat schmale, kurzgestielte, auf bei- den Seiten grüne Blätter von 1 bis li Zoll Länge und 1 bis 2 Linien Breite in der Mitte. In dem Winkel der obersten, allmählig kleiner werdenden Blätter befinden sich die milchweissen kleinen Blü- then, welche zur Hälfte von einem grünen Kelch eingeschlossen sind. Thomasia purpurea J.Gay (tab. 194) ist eine andere Sterkuliacee, aber wiederum aus Neu- holland. Unter dem Namen Lasiopetalum pur- pureum ist sie schon längst in unseren Kulturen, we- nigstens der wissenschaftlichen Institute, weniger in den Gewächshäusern der Liebhaber, wo sie ebenso, wie viele andere Pflanzen, einen Platz verdiente. Auch diese Thomasia bildet, gleich den anderen Arten dieses Geschlechtes, niedrige Blüthensträu- cher, wo jedoch die Blüthen vorherrschend eine blaurothe oder rothe Farbe haben. Während die zahlreichen Aeste imd Zweige ein graues An- sehen haben, sind die kurzgestielten, ganzrandigen, 1 bis 1^ langen, aber nur 3 und 4 Linien breiten Blätter auf der Oberfläche mit einzelnen sternför- migen Haaren besetzt, »uf der Unterfläche aber dichter behaart. 390 PLaruaccum acidura Ilook. fil. (tab. 153), ist eine Mollugiuacco vun dor Insel St. IlelcDa, wo sie aui duii trüikuuAtcn Stellen vorkommt und sehr niedrig bleibt, wahrend «ic bei uns im Tupt'u hu zu 1 FuBB sich erliebt. Die alten »Stengel sind ganz holzig, die jüngeren aber krautartig. Die Pflanze ist blaugriln, bisweilen etwas rötblicli, und besitzt nicht die Spur einer Behaarung. Die dick- lichen, unten konvexen, aber flachen Blätter stehen einander gegenüber oder büsehcltörniig, sind Verlan- gert-.spathelt'örmig und haben, bei 2 I^inien Breite, 12 l)is lö/oll Länge. .\us ihrem Winkel kommt ein langer Blüthcnstiel, der, am l'^nde zu einer Dulde zusammen- gestellt, 3 bis 12 grünlich- weisse BlUthen trägt. Arteniisia Stelleriana Bess. (tab. 203) ist ebenfalls ein llalbstruuch, über ein kamtschadali- seber Beitus, also zur grossen Familie der Körb- ehenträger gehörig. Er muss bei uns wohl, gleich den Alpenpflanzen, in Töpfen gezogen werden. Aus der holzigen Wurzel, resp. ans dem holzigen unteren Theil des Stengels kommen aufsteigende Acste von () bis U Zoll Länge hervor. An ihrer Basis befinden sich, bisweilen rosettenartig, zahl- reiche spathelförmige, im oberen Theile verschic- dcutlich-eingesehnittcne Blätter von verschiedener Länge und setzen sich in abwechselnder Stellung nach oben weiter fort. Wie die Stengel, so sind auch die Blätter, durchaus mit einem weissen Filze überzogen. Die /.ienilich grossen und gelben BlU- tbonkörbchen bilden eine arme Aehro. Alonsna &[a tt he wsii Bcntb. (tab. 158) stellt einen hübschen, im Durchschnitt Fusm hohen BlU- thonstrauch aus der I'ersonatcn-Abtiieiluug der IIo- roimerideen dar und ist in Peru zu Hause. Gleich der bekannten, vfm Liebhabern leider sehr ver- uachläMsigten A. incisuefolia, der unsere Art unge- mein ähnelt, verästelt sie sich ruthcnformig und ist völlig unbehaart. Die gegcnUberstelumdeu und rtchnmI-elliptiHchon Bliitter »ind nicht gestielt und haben nur einen gesägten Kand. Nach oben ver- wandeln sie sich ulimählig in Deckblätter und stützen dann die schurlachrothen, otVenen und un- regelmässigen Blüthen. Sie blüht den ganzen Sommer hindurch. Teucrium fruticans L. (tab. 204) kannte schon Linne und beflndet sich seit sehr laugor Zeit schon in botanitchon Gärten. Ob diese La- biale Liebhaborn, wenigstens auf lange Z«'it, ge- fallen wird , bezwcit'eln wir. Immerhin wird sie einmal ihren Platz aust'üllon. Die Pflanze bildet einen 2 bis 3 Fusa hohen Strauch, der im Süd- westen Kuropii's zu Mause ist und demnach im Oewächshause kultivirt werden muss. In der Re- gel kommen mohrc, wenig «ich verästelnde Stengel hervor und sind mit einem grauen Filr. bosctEt, eben so wie die Unterfläche der immergrünen, länglichen und kurzgestieltcn Blätter von 12 bis 15 Linien Länge und 5 bis 7 Linien Breite in der Mitte. Die Oberfläche ist dagegen freudig -grün. Die ziemlich grossen und hellblauen BlUthen bil- den eine kurze Aebrc. Lavandula abrotanoidcs Lam. (tab. 159) befindet sich ebenfalU schon längere Zeit in den botanischen Gärten, verdiente aber einen Platz auch in den Gcwächshäu.scrn der Liebhaber. Sic stammt von den kauarischeu Inseln und macht von der Basis aus lange, grade in die Höhe steigende Aeste, die nebst den Blättern mit einem silberwcissen Filz überzogen sind. Die gegenüberstehenden und nur am unteren Theile derselben befindlichen Blätter sind doppelt- und tief-ficderspaltig und die Ab- schnitte haben eine elliptisch-spathclförmigo Gestalt. Am Ende der Aeste auf verlängertem Blüthenstielu befindet sich die 1 .^ bis 2 Zoll lauge und walzen- förmige Achte mit den kleinen und purpurbraunen Lippeublüthen. Sidei'itis cauaricnBis L. ist ebenfalU bei uns schon, wenigstens in botanischen Gärten, in Kultur, meist aber mit dem bekannteren, aber spä- teren Namen Lencophae canaricusis. Dieser Lippcnblüthler der Kanaren erreicht im V'atcriaude die bedeutende Ilöhe bis 6 Fuss und ist durchaus von einer grauen Behaarung überzogen, (irade besonders schön ist der BlUthenstrauch nicht, da sein Wachsthum ähnlich dem unsere> Weissen An- dorns (Marrubium vulgare) ist und die gelben BlU- then in den dichten Quirlen zu unbedeutend sind, um ins Auge zu fallen. Die länglich-lanzcttt^rmi- gen Blätter haben am unteren Theile des Stengels eine herzförmige Basis. Salvia Ileeri Reg. (^tab. 20b) ist in Peru su Hause und wurde vor einem Jahrzehnt bei uns viel im Freien angewendet (4. Jahrg. d. Woch. S. Oü). Mit ihren schönen rothen Blüthcu, welche den ganzen Sommer hindurch erscheinen, konnte sie auf Beeten sowohl, so wie zu Einfa»!r. Ivarl liocli, Geueral - Sekretär des Vereines. Berlin, den 16. Dezember 1871. Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Beziig durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt ; 535. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 26. November. — Refugium botanicum. Tom. III. (Schluss). 535. Tei'sanimlnug des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 26. November. Da der Vorsitzende zu kommen verhindert war und der erste Stellvertreter wegen Unwohlsein nicht erschei- nen konnte, so übernahm der zweite Stellvertreter, Dr. Bolle, den Vorsitz und theilte zuerst das eben ausgegebene Programm der im Jahre 1873 in Wien stattfindenden Welt-Ausstellung mit. Aus diesem Programme ersieht man, dass auch, und zwar in der 2. Gruppe, zugleich mit Land- und Forstwirth- schaft, den Produkten des Gartenbaues eine Berück- sichtigung ebenfalls zu Theil geworden ist. Besonders ■wünscht man Pflanzen, welche in irgend einer Be- ziehung zu den Menschen stehen, als solche und mit ihren Produkten vertreten. So stellen eine besondere Abtheilung die Nahrungs- und Mcdizinal- pflanzen dar, mit Ausschluss von frischem Obst und frischem Gemüse, welche dagegen wiederum ein Ge- genstand temporärer Ausstellungen sein werden. Besondere Abtheilungen bilden ferner der Tabak und andere narkotische Pflanzen , welche als Ge- nussmittel dienen, eben so die vegetabilischen Spinn- stofie und andere Handelspflanzen im rohen Zu- stande. Die Farbe- und Gerbepflanzen, welche nicht minder im menschlichen Hause eine wichtige Rolle spielen, sind bei den Produkten der Forst- kultur, wohin sie aber nur zum Theil gehören, gebracht. Den Gartenbau speciell betreflTend, sind die 13. und 14. AbtheiluDg. Die erstere umfasst Garten- anlagen, Zeichnungen und Modelle von Objekten des Gartenbaues, Glashäuser, Bewässerungen u. s. w., in der zweiten soll dagegen eine Darstellung der im Gartenbau angewendeten neuen Kulturen ge- geben werden. Dazu kommen schliesslich noch die temporären Ausstellungen von Leistungen des Gar- tenbaues (frisches Obst, frisches Gemüse, Blumen, Pflanzen u. s. w.), und zum ersten Male auf einem Ausstellungsprogramme: Ausstellung der Land- und Forstwissenschaft schädlichen lebenden Pflanzen, d. h. der Unkräuter. Von Seiten des Vorsitzenden wurde darauf aufmerksam gemacht, dass schon im nächsten Jahre in Moskau ebenfalls eine internationale Ausstellung stattfindet, deren Programm bis jetzt aber noch nicht dem hiesigen Vereine zur Beförderung des Garteubaues übersendet worden ist. Nach dem Generalsekretäre stellt diese Ausstellung in Moskau keineswegs eine internationale oder Weltausstellung in der Weise dar, wie man sie 1873 in Wien be- absichtigt und wie sie im Jahre 1867 zum zweiten Male in Paris stattgefunden hat, sondern bezweckt zunächst nur eine grossartige Ausstellung aller rus- sischen Erzeugnisse, vom Rohstoife bis zum feinsten Produkte, sclihesstaber dabei keineswegs eine Betheili- gung der anderen Völker aus. Russland will 1872 in Moskau zeigen, dass es ebenfalls ein industrieller Staat ist und in vielen Handelsgegenständen mit dem Auslande wetteifern kann. Auch der Gartenbau wird in Moskau eine be- stimmte Berücksichtigung erhalten, da man die Ver- anstaltung einer eben so grossartigen Ausstellung von Pflanzen im Auge hat, als im Jahre 1869 in 60 394 Pcterßburg. Vor Allem wird man daselbst versucLcn, die zaLIreichen russigcLeu Pflanzon , welche irgeud wichtige Stoffe für den Handel geben, ^mit ihren Produkten auazuBtellcn, ausKerdem aber noch aus- ländiüche NulirungB-, technische iind Arznei-Pflan- zen. K» wurde in diesem Jahre schon ein nam- hafter Botaniker Russlands nach Deutschland, Bel- gien, Enghmd u. s. w. gesendet, um zu diesem Zwecke bctrcfl'indc Pflanzen anzukaufen. Ausgestellt wiir uua 3 Gärten. Dem Kuuat- und Ilandtixgärtner liirkcl aus Charlottenburg gehörten 2 Saninilungen von China-Priuicln in sel- tener iSchönhcit. In den letzten Jahren haben die China-Primeln eine grosse Vervollkommnung erhal- ten. Früher war es hauptsüchlich England, wo die Vervollkommnung der China-Primel geschah, jetzt nimmt aber auch auf dem Kontinente Deutsch- land, und vor Allem Berlin, daran Antheil. Nicht allein, da?» hier grosse Massen dieser l'lorblume herangezogen werden, theils fUr den eigenen grossen Gebrauch, theils aber noch mehr zur Ausfuhr, son- dern es werden auch neue Formen, welche auswärts Anerkennung finden, gezl\chtct. Von Seiten der Preisrichter wurden die Birk ersehen China-Pri- meln tbcufallrt gewürdigt und ihnen der Monatspreis zugesprochen. Die eine Sammlung des Kunst und llandels- gärtncrs Birkel bestund ans 5 Pflanzen eigener Züchtung, welche aus Duc de Magcnta erzogen worden waren und wegen ihrer Schönheit und Wohlgefalligkeit hauptsüchlich die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zogen. Die zweite Samm- lung enthielt l'flanzen der einfachen Primula chi- ncusia fimbriata in besonders schöner Kultur. Zns|iektor Boucht/ hatte einen BlUthenstrauch des botanischen Ciartens ausgestellt und empfahl ihn in einer schriftlichen Mittheilung besonders Ilan- delsgtirtnern und Blumenliebhabern, welche letztere mit ihren Pflanzen auf ilir Zimmer beschrankt sind, weil der BlUthcnstrauch von Glitte Oktober bis in den Dezember hinein in reichlicher BlüthenfUllo prangt und sich, da die Knospen gegen Zimmer- luft nicht em]itindlich sind und daher nicht abtallcn, iu der Zeit stet.'« erneuert. Dieser BlUthcnstrauch ist eine Akanthacee und wurde im Jahre IS.Jö im botanischen Garten eingeführt. Sein Name ist Justicia speciosa. Obergiirtner Dressier hatte, weniger zum Zwecke einer Bewerbung, als vielmehr um auf cino interessante Erscheinung daran aufmerksam zu machen, ein blühendes Exemplar der Gcsnora reful- gcns zur Ansicht gcit keinen Vortheil daraus ersah. In dcrNovom- berversanimlung des vorigen Jahres sind die Gründe des Nichtgelingens durch Professor Schults- Schultzcnstein und Dr. Filly auseinandergesetzt (s. vor. Jahrg. d. Woch. 303) worden. E-h wurde hervorgehoben, dass man nach der Imprägnation des Holzes mit Kupfervitriol das getrocknete Holz wiederum in Kalkwasser tauchen müsse, um ein unlösliches Salz (Gvps) zu erhalten, durch dessen Be- deckung der Einfluss von Luft und Feuchtigkeit abgehalten wird. Das Verfahren hat zuerst ein Schotte, Kyan mit Namen, angewendet. Ihni zu Ehren wurde auch anfangs das Verfuhren Kyani- sircn genannt. Professor Seelig bestätigte die Nothwendigkeit eines zweiten Eintauchens der gegen Verwitterung zu schutzenden Gegenstände. Es sei aber nicht Holz allein, was er auf diese Weise schütze, er wende das Verfuhren auch bei blatten und bei Bindfaden an. Zwei Winter hindurch auf dicto Weise verwendeter Bindfudeu sei eben noch so stark und widerstandsfähig, als zu der Zeit, w-q er zuerst in Anw-endung gebracht wurde. Professor Koch machte ausfuhrliche Mitlhci- lungen über den botanischen Garten in Adelaide in Südaustrhlion und sprach über die Verdienste des Direktor's desselben, eines Thüringers, Dr. Richard Schomburgk, um Hebung uud För- derung der dortigen Pflanzcnkultur. Da bereits der Cicgenstand in einer besonderen Abhandlung für die Wochenschrift (S. 3Hö) abgedruckt ist, ver- weisen wir hier dahin. ITon Seiten des EigcnthUmcrs der Flottbecker Baumschulen bei Altona, John Booth, war dem (lencralsekretttr die Photographie wohl des grössten Exemplars des eigcnthUmlithcn Forn« Todca bar- bar a, zugesendet worden. Von ihm befand sich cum ersten )Ial auf der letzten grossen Ausstcllang 395 des Vereines im Jahre 1869 ein anderes schönes Exemplar. Durch die Booth'sche Photographie erhielt man noch mehr einen Begriff von der Gross- artigkeit und der Eigenthümlichkeit dieser seltsamen Pflanze, welche im Vaterlande Neuseeland In baum- leeren grossen Ebenen einzeln wächst und wegen ihrer sonderbaren Gestalt den Namen ^Gespenst" führt. Besonders bei Halbdunkel und kurz vor Einbruch der Nacht mag es, aus der Ferne ge- sehen, diesen Namen verdienen. Das Exemplar von John Booth hatte am 27. September 93 aus- gebildete Blätter und Tausende junger Wurzeln. Seine Höhe betrug 5 Fuss 8 Zoll, die Länge 4 Fuss 9 Zoll und die Dicke 3 Fuss 3 Zoll. Geheime Eath und Professor Dr. Goeppert in Breslau hatte einen Vortrag , einige Bemerkun- gen über das Verhalten der Vegetation im letzten Winter" eingesendet. Der Generalsekretär hielt ihn für interessant genug, um ihn in der Wochen- schrift um so mehr abdrucken zn lassen, als er sich den letzten Abhandlungen Göppert's anschlicsst. Er glaubte jedoch schon jetzt einen Punkt daraus hervorzuheben, der ihm von der grössten Wichtig- keit erscheine. Das beste Deckungsmittel für Pflanzen sei nämlich der Schnee selbst. Während die Temperatur unter den Stroh-, Matten- u. s. w. Umhüllungen nur wenig von der äusseren Luft ab- wich und kaum ein Paar Grad Kälte weniger be- trug, zeigte das Thermometer im Februar des vo- rigen Jahres bei 15,6 Grad Kälte auf dem Boden unter einer 4 Zoll dicken Schneedecke nur 6 Grad. In diesem Jahre war bei höherem Schneelager der Unterschied noch bedeutender, da bei stai-ker Kälte die Temperatur auf dem Boden au einzelnen Tagen 3, ja selbst nur 1 Grad Kälte vorhanden war. Mit Recht wurde dagegen eingewendet, dass der Schnee als Deckungsmittel keinen greifbaren Nutzen habe, da er oft am Tage wegthaue und demnach gegen Kälte in der Nacht nicht schützen könne. Durch das Gefrieren des Wassers könne so- gar bisweilen ein grösserer Schaden angerichtet werden, als wenn gar kein Schnee vorhanden ge- wesen wäre. Professor Koch macht auf ein Gras aufmerk- sam, was von Frankreich aus als Ziergras in Par- terre's, zu Einfassungen und auch in Töpfen zum Aufstellen auf Treppen u. s. w. empfohlen ist. Es stellt dieses Carex leporina, also ein Rietgras, dar. Da es aus den Alpen bezogen wurde, sieht man, dass es nicht Carex leporina unserer Wiesen und Triften sein kann, welche auch den Namen C. ovalis erhalten hat, sondern Gar ex" lagopina Wahlb., welche Andere, besonders die Engländer, für die echte Lin nd 'sehe C. leporina halten. Mag nun dem sein, wie ihm wolle, Carex leporina unse- rer nordischen Ebenen unterscheidet sich im äusse- ren Aussehen von der Pflanze d. N. in den Alpen so wenig, dass Nicht-Botaniker beide Pflanzen gar nicht unterscheiden möchten. Beide Carex leporina machen keine Ausläufer, sondern wachsen ungemein dicht, wobei sehr zahl- reiche Blätter ziemlich gerade in die Höhe stehen. Im Topfe würde die Pflanze diesen alhnählig aus- füllen, bei Einfassungen wächst aber jedes Exem- plar für sich und scheidet sich von der nächsten durch geringere Dichtigkeit; bisweilen, besonders wenn einzelne Pflanzen ausgehen, würde sogar ein leerer Raum entstehen. Auf jeden Fall wird die Einfassung uugleichmässig. Dass die Gebirgspflanze allein besonders hübsch in Blüthe und Frucht sein soll, wie behauptet wird, ist nicht richtig. Wenn man einmal von einer Kulturpflanze ausser dem Grün der Blätter noch etwas haben will, so muss es auch eine hübsche Blüthe sein, aber nicht ein Blüthen- oder Fruchtstengel eines Rietgrases. Or. Bolle bestätigte die Angaben im letzten Allerlei der Wochenschrift (S. 347) über das Esparto- gras; seine Benutzung zur Papierfabrikation habe in den letzten Jahren ungemein zugenommen. Mehre grosse politische Zeitungen Englands, nicht nur die weekly news, würden nur auf Espartogras- papier gedruckt. Wenn aber an besagter Stelle des Allerlei der Möglichkeit Raum gegeben wird, dass Lygeum Spartum bei uns gedeihen könne, so müsse er dem entschieden widersprechen. Es wachse keineswegs im höheren Gebirge Spaniens und Nordafrikas, wo es kühler sei, sondern nur in den wärmsten Ebenen genannter Länder. Nach Dr. Bolle ist es übrigens nicht Lygeum Spartum allein, was zur Papierfabrikation und ausserdem zu allerhand Flechtwerk verwendet werde, ein feineres Material gebeStipa oder jetzt Macrochloa tena- eissima. Dieses Gras werde jenem weit vorge- zogen und liefere jene wunderschönen Decken, Körbchen und sonstiges Flechtwerk, was Reisende nach jenen Gegenden so oft bewundern und was auch bisweilen zu uns nach Deutschland gebracht wird. Dr. Wittmack machte weitere Mittheilungen über den Bruraata-Lelm des Lehrers Becker in Jüterbog, und fordert Obstbaumbesitzer auf, auch im Winter, wenn es wiederum warme Tage geben sollte, vor Allem aber im ersten Frühjahre mit Bändern, welche mit diesem Leim bestrichen sind, die Obstbäume zu umgeben. Nach Oken legt jedes Weibchen des Forstschmetterliugs 150 Eier, nach seiner Zählung bei einem Weibchen aber, welches er vor Kurzem mit mehrern anderen vom Lehrer Becker auf solchen Bändern erhalten, hatte er 284, bei einem anderen 241, bei einem dritten 156 und bei einem 50* 396 vierten 141 Eier gefunden. Die beiden letzteren beeassen bereits scbmälerc Leiber und niocbten Bcbon anderwärts abgelegt haben. Nimmt man auf ein Weibchen nur 200 Eier au, au würde durch das Anlegen de» Brumataleim-Ringes schon bei 30 Exem- plaren eine KachkomincnBchaft von möglicher Weise 6,000 Frostschmettcrlingcn gctüdtct. Die Eier liatten Aufangs ein grünlich-gelbes, später röthliches Anaehen und waren gegen ^ llilli- meter lang, dagegen nur i Millimeter dick. Ut't'ugiiiiii iMitaiiiciiiii. Tora. III. iijchliui.) Euphorbia jiugnjformis IJtiss. (tab. 161) wächst in Südafrika und gehört in die Gruppe der kaktusartigen. Am Meisten ähnelt sie der E. Caput Medusae, welche früher weit häufiger in den Gär- ten gesehen wurde, ula jetzt. Der ziemlich feste Stamm wird nur 3 Zoll hoch und hat atets die- selbe Stärke. Am IJandc des 6achcn Scheitels kommen zahlreiche, walzenförmige und meist auf- wärts gekrümmte Aeste von ziemlich 3 Zoll Liinge und 6 Linien Dicke hervor und sind mit länglichen, aber stachelloscn Paiiiilen besetzt. Die Biüthcn- stände (gewöhnlich als IMUtlu n betrachtet) befinden ^ich auf einem kurzen flci.schigen Stiele einzeln und haben eine glockenförmige Ilüllc mit gelben DrUbcn. llhipsalis rhonibeii I'fciff. (tab. 1 ."»2) ist eine brasilianische Kaktee und macht einen 2 Fuss hohen und selbst liöberen, stielrunden Stamm, der sieb sehr verästelt. Die ältesten Aestc sind ebenfolls j rundlich, dann folgen dreieckige und endlich flache mit Kerben an den Käudern. Diese flachen Aestc stehen an der Spitze einander gegenüber oder zu 4 und Ö gehäuft und haben eine verschiedene Länge und Breite. Die Wittclrippe tritt sehr her- vor. In den Kerben befinden »ich die uuselicin- lichen und »itzenden Itiüthen von grünlich-gelber Farbe einzeln. Cotvicdon B trop u rpnr eu m Bak. (tab. li^S) ist die bekannte Echeveria airojimpuna der Gär- ten, welche bi sonders in England, ober oucli bii uns, bereits Anwendung im Freien gefunden liot. Der 4 bis 6 Zoll hche nackte Stamm hat an der Spitze gedrängt die gro.'sen, eirund-spathelförmigen Blätter von 3 bin r> Zoll Länge und 2 bis 2J Zoll Breite im oberen Thcil. Diese sind ausserdem nicht sehr fleischig und haben auf der CMierfliiclie eine rnthbraunc, mit einem eigenthümlichcu blaugrUneu Hauch Überzogene Farbe. Die bauciiigröbrigen, im oberen Thcil rir. Bakrr niclit fUr rill n'.' Srktion irt CJci.;.- Ff hcTTri«, wohl mll Rccbt, 'nchlcl ihrr Arten »I« eine ^ : < . ' ,'»l>rg. ». 302J. 397 verästelt. Die einzelnen Blüthen haben eine weisse Farbe mit einem rothen Anfluge. Es folgen Dickpflanzen aus der grossen Ab- theiluiig der Monokotylen und dann diese überhaupt. Aloe planifolia Bak. (lab. 162) gehört zur Gruppe der Gasterien. An einem 6 Zoll hoch werdenden Stengel stehen gegen 12 zungenförmige und dicke Blätter in 2 Eeihen. Diese sind ausser- dem 7 bis 8 Zoll lang, 9 bis 12 Linien breit und 1^ Linien dick. Ihre Farbe ist dunkelgrün, aber unterbrochen durch grünlich-weisse und längliche Flecken. Der rundliche Blüthenstengel kann bis Fuss lang werden und trägt am oberen Ende die bauchigen und überhängenden Blüthen von hell- rother Farbe ziemlich entfernt stehend, Sie ähnelt am Jleisten der Aloe maculata und stammt aus der Algoa-Bay. Agave Ellemetiana (tab. 163) wurde nicht zuerst vom Geuerallieutenant v. Jacobi beschrie- ben, wie hier behauptet wird, sondern von uns in der Wochenschrift (8. Jahrg. S. 103). Es ist eine schöne Art, die der botanische Garten zu Berlin der Freundlichkeit des deJonge vouEllemeet in Oostkapelle bei Middelburg auf Seeland (der Kiederlaude), dessen Name sie trägt, verdankt. Die Abbildung scheint jedoch eine andere Pflanze dar- zustellen. Interessant ist der 15 Fuss hohe Blüthen- stengel, der bis zur Basis fast mit Blüthen dicht besetzt ist. Diese haben eine grüne Farbe. Die Staubgefässe ragen weit heraus. Hoffentlich hat man keimfähigen Samen erhalten, damit die bis jetzt auch seltene Pflanze mehr verbreitet werden kann. Agave univittata Haw. (tab. 215) ist eine sehr verbreitete Pflanze, die wir auch schon mehr- fach in Blüthe gesehen haben. Sie ist ebenfalls ausführlich in unserer letzten Abhandlung über Agaveen beschrieben worden. (8. Jahrg. S. 109). Dasselbe gilt von Agave filamentosa Salm- D. (tab. 164), die auf gleiche Weise und zum Theil in schönen und grossen Exemplaren sich vielfach in Norddeutschland vorfindet. Gehen wir zu den übrigen Monokotylen und zwar zu den lilienartigen Pflanzen im weiteren Sinne, über und beginnen mit den vielen Scillen, welche im Refuglum botanicum abgebildet sind. Es ist hier eine reiche AusTvahl gegeben ; viele von ihnen verdienen auch eine Stelle im Kalthause der Liebhaber. Wenn auch viele Scillen schon in der nörd- lichen gemässigten Zone der Alten Welt vorhanden sind, so kommen sie in Südafrika, also in der süd- lichen gemässigten Zone, noch weit zahlreicher vor. Dr. Baker hat in einer dem 3. Bande angefügten Appendix den Charakter des Genus Scilla von Neuem festgestellt, besonders um es von dem nah verwandten Genus Drimia zu unterscheiden. Dar- nach ist die Blume bei Scilla 6 blättrig, bei Drimia ßtheilig. DieDrimien zeichneten sich bisher ausserdem noch durch gefleckte Blätter aus, ein Merk- mal, was, seitdem wir jetzt ebenfalls Scillen mit gefleckten Blättern besitzen, hinfällig geworden ist. Dr. Baker unterscheidet 3 Abtheilungen: 1. Euscilla. Vorherrschend blaue Blüthen mit flach ausgebreiteten Blumenblättern. Frucht- knotenfächer 1- und mehreiig. 2. Ledebouria. Vorherrschend röthliche Blü- then mit im unteren Theile glockenförmig zusam- mengeneigten, im oberen aber flach ausgebreiteten Blumenblättern. Fruchtknoten kurz gestielt, in je- dem Fache zghlreiche Eichen. 3. Endymion (Agraphis). Vorherrschend blaue Blüthen mit zur Hälfte röhrenförmig-zusam- mengeneigten Blumenblättern; Fruchtknoten sitzend, mit 2 Eichen in jedem Fache. Scilla pallidiflora Bak. (tab. 177). 5 bis 6 riemenförmige Blätter von Fuss Höhe steigen Anfangs grade in die Höhe und schlagen sieh dann zurück. Sie kommen aus einer 3 bis 4 Zoll dicken Zwiebel hervor. Der starke und aufrechte Stengel ragt über die Blätter heraus und trägt eine kegelförmige Traube von 6 bis 9 Zoll Länge und an der Basis von 3 Zoll Durchmesser. Die sehr zahlreichen Blüthen (bis zu 200) haben eine milch- weisse Farbe. Vaterland ist Südafrika. Scilla socialis Bak. (tab. 180). Die eirun- den Zwiebeln stehen in grösserer Menge dicht bei- sammen und haben 15 bis 18 Linien Durchmesser. Ihre 3 bis 4 umgekehrteirund-spathelförmigeu, flei- schigen und dunkelgefleckten Blätter haben bei 1 Zoll Breite im oberen Drittel eine Länge von 3 und 4 Zoll. Der kurze, höchstens 2 Zoll hohe Sjiel trägt am oberen Ende eine 1^ bis 2 Zoll lange Aehre von 20 bis 30 dicht bei einander stehenden, grünen und mit einer kurzen Röhre ver- sehenen Blüthen. Vaterland ist wiederum Süd- afrika. Scilla paucifolia Bak. (tab. 181) wächst ebendaselbst. Aus einer eiförmigen Zwiebel von 15 bis 18 Linien Durchmesser kommen nur 2 läng- liche, 2 und 3 Zoll lange Blätter, welche auf der Oberfläche mit dunkeleu Flecken versehen sind und dem Boden flach aufliegen, hervor. Der Blüthen- stengel wird nicht hoch und endigt mit einer schwa- chen Traube überhängender Blüthen mit kurzer EöLre. Die einzelnen Blumenblätter sind grün, aber weiss eingefasst. Scilla lanceaefolia Bak. (tab. 182) kam zuerst als Lachenalia lanceaefolia Jacq. in Kultur. Später erhielt sie den Namen Drimia lanceaefolia Gawl. und acuminata Lodd. Die 398 1^ bid 2 Zoll lange Zwiebel steht zur Hälfte Über der Krde und bringt 7 bis 8 länglicb-lanzettf<>rmige und duukelgefluckto Blätter von 4 bis 5 Zoll Länge und 1^- bis 2 Zoll Breite hervor. Auf einem kur- zen Stiele befindet sich die eiruud-pyramidcnfiirmigo Traube liU bis 40 rosafarbiger IJlUthen mit kurzer Röhre. Vaterland ist Südafrika. Scilla ovalifolia Bak. (lab. 193) älinilt der vorigen Art und hat auch mit ihr ein gleiches Vaterland. Die Blätter sind breiter und kilrzer. Aus ihnen kommen bisweilen 2 und selbst 3 Sten- gel hervor, welche mit einer eirund -kegeltormigen, aber etwas kleineren Traube ebenfalls hellrothcr BlUthen mit kurzer Röhre endigen. Scilla liuearifolia Buk. (tab. 184) hat eine eiförmige Zwiebel von 1,^ bis 2 Zoll Durchmesser. Aus ihr kommen 4 bis ri schmale und grasähnlicho Blätter von Fuss Länge und 6 Linien Breite her- vor. An der Basis sind sie braungefleckt, sonst blaugrUn. Der kurze, 4 bis ö Zoll lange und oft gebogene Stengel trägt eine 2 bis 3 Zoll lange Traube aus gegen 30 bis 40 BllUlien, von sclimutzig- violcttrother Farbe und mit einer sehr kurzen Röhre versehen, bestehend. Vaterland ist Südafrika. Scilla zebrina Bak. (tab. 185). Aus der 1^ bis 2 Zoll im Durchmesser enthaltenden Zwiebel kommen 5 bis G wonig abstehende lUuglich-lanzett- förni'go Blätter von 8 bis 12 Zoll Länge und 12 bis 20 Liuieu Breite hervor. Sie haben das Kigen- thümliche, dass beide Flächen eine blaugrUnc Farbe besitzen, die der llntorflächo aber durch lange pur- purrolho Lüngsstrcifen unterbrochen ist. Gegen die Basis des Blattes kommen noch ebenso gcfUrbto Querstriche dazu. Ka ist dieses ein Cmstand, der die Art besonders ompfuhlenswerth macht. Zwischen ihnen, aber nicht aus den Blättern hcrausragend, befindet sich ein 4 bis G Zoll langer Stengel, der mit einer 3 bis 4 Zoll langen und eiförmigen Trau- be endigt. Ihre grünlichen Blumenblätter haben einen braunen Mittelstreifen und bilden an der Ba- sis eine sehr kurze Röhre. \\'iederum ist Südafrika das Vaterland. Scilla subglauca (Bak. I8r>) wächst eben- falls in Südafrika. Aus der rundlichen, ganz in der F.nle befindlichen Zwiebel kommen ö oder G Bchmalelliptische und mit einigen brauneu Quer- tlecken vorsehenc Blätter hervor. Sie stehen ziem- lich grade in diu Höhe und haben bei Zoll Breite '.t bis lo Zoll LUnge. Auch der Schaft ist ge- deckt und ragt nicht über dio Blätter hervor, da er nur 3 bis 4 Zoll Länge besitzt. Dio Blüthon haben rotho, aber weiss eingefasstc Blumenbliitter, dio nur mit ihrer Basis cino sohr kurso Röbro bil- den, hängen über und stellen zu 30 und 40 eine l'raubo dar. Scilla gpathulata Bak. (tab. 187) ist eben- falls ein Bewohner Sudafrika's und hat eine 2 Zoll dicke, eirunde Zwiebel, welche zum Theil über der Erde steht. Zwischen den 5 und 6 aufrecht ste- henden, breitelliptischeu, blaugrünen, aber dunkeler, bisweilen auch braun gedeckten Blättern vun 0 bis 7 Zoll Länge und 16 bis 20 Linien Breite erhebt sich der 3 bis 4 Zoll lange und ebenfalls gefleckte Stengel mit der 2 bis 3 Zoll langen und eirund- liehen Traube. Dio BlUthen mit kurzer Röhr« haben eine grünrothe Farbe. Scilla floribunda Bak. (tab. 188) ist in allen ihren Theilen grösser, als dio beiden letzten Ar- ten. Aus der rundlichen, durchaus in der Erde befindlichen Zwiebel kommen gegen G kurz riemea- förmige und dunkelgefleckle Blätter von Fuss Länge und 2 Zoll Breite hervor. Der G bis 'J Zoll lange Stengel endigt mit einer G bis 8 Zoll langen Traube. Die kurzröhrigcn Blüthen sind grün, aber mit einem braunen Streifen versehen. Auch diese Art hat, wie die anderen bisher abgehandelten, der bekannte Reisende Cooper gesammelt. ■ Scilla princeps Bak. (^tab. 189) gehört zu den grösseren Arten, welche in Südafrika wachsen und deshalb zu empfehlen sind. Aus der völlig in der Erde liegenden und rundlichen Zwiebel von 2 bis 3 Zoll Durchmesser kommen 5 bis G fast gleich breite und riementörmigo Blätter von 1^ bis 2 Fuss Länge und 2 bis 2,^ Zoll Breite hervor und schlagen sich oben zurück. Auf beiden Flächen befinden sich, besonders aber auf der unteren, zahl- reiche dunkele Flecken. Zwischen den Blättern erheben sich 2 und 3 aufrechte Stengel und be- stehen im oberen Theilo aus einer Fuss langen und an der Basis 3 bis 3^ Zoll im Durchmesser ent- haltenden Traube von 200 bis 300 ziemlich dicht stehenden Blüthen. Diese haben eine sehr kurze Röhre und die llach ausgebreiteten Abschnitte sind auf der Innenfläche braun, aber grUn-cingefasst. Drimia robusta Bak. (tab. l'.H)) wächst eben- falls in Sudafrika und besitzt eine 2 bis 3 Zoll dicke Zwiebel mit ti bis il bhiugrüncn, schraalcllip- tischen und aufrechten Blättern von Fuss Länge und 2 Zoll Breite in der Mitte. Flecken sind nicht vorhanden. Der sehr dicke Stengel endigt mit einer Fuss langen und 2J Zoll in» Durchmesser enthal- tenden Traube grUnlich-weisser, bisweilen etwas roth- lichcr Blüthen. Sic hängen zeitig über und ihre Anzahl beträgt GO bis 8U. Drimiopsis minor Bak. (tab. 192) wurde von Cooper in Port-Natal (Südafrika) aufgofimdcn und möchte die Aufmerksamkeit der Liebhaber nicht auf sich ziehen. Die kleinen, gewöhnlich nur 6 Linien im DnrchmcMer enthaltenden Zwiebeln lie- gen gewöhnlich gedrängt bei einander und bringen 399 nur 2 und 3 Blätter von 2 Zoll Länge und 1 Zoll Breite hervor. Diese sind langgestielt-lanzettförmig mit fast herzförmiger Basis und haben auf der Oberfläche einige dunklere Flecken. 12 bis 20 weisse Blütheu bilden eine dichte Aehre, die ■weit über die Blätter hervorragt. Drimia maculata Lindl. et Faxt. (tab. 191) kennen wir seit längerer Zeit schon in unseren Gär- ten. Sie ist weit grösser, als Dr. minor, hat aber denselben Habitus. Aus der l^zölligen und schup- pigen Zwiebel kommen 5 bis 6 breit-lanzettförmige, und auf der Oberfläche gefleckte Blätter von 3 bis 4 Zoll Länge und an der Basis 1^ Zoll Breite hervor. Dieselbe Länge haben ihre Stiele, während der Stengel 9 bis 10 Zoll lang ist. 12 bis 20 etwas aus einander stehende und grünlich-weisse Blüthen bilden eine 3 Zoll lange Aehre. Lachenalia pällida Ait. (tab. 170) schliesst sich hinsichtlich der gefleckten Blätter den Lede- bourien und Drimien an und wächst gleich diesen in Sudafrika. Aus der Zwiebel von Zoll Durch- messer kommen 2 ziemlich gleichbreite und schliess- lich dem Boden aufliegende Blätter von 5 bis 6 Zoll Länge und Zollbreite hervor, einen ebenfalls gefleckten Stengel von 4 bis 6 Zoll Länge umge- bend. 12 bis 30 grünlich-weisse Eöhrenblüthcn von Zoll Länge bilden eine 2 bis 4 Zoll lange Aehre. Lachenalia orchioides Ait. (tab. 171) hat ebenfalls, aber feindunkelgrüu-gefleckte Blätter und ist, gleich jener, in Südafrika zu Hause. Aus der eiförmigen Zwiebel von -| bis 1 Zoll Dicke kom- men 2 schmal-elliptische und in einem Bogen zu- rückgeschlagene Blätter von 4 bis 6 Zoll Länge und 1 Zoll Breite hervor. Der bräunliche, 4 bis 6 Zoll lange Steugel ist nur bisweilen gefleckt und hat am oberen Ende eine 2 bis 4 Zoll lange Aehre, aus 12 bis 40 hellrothen oder fast weissen und 6 Linien langen Blüthen bestehend. Botryanthus Heldreichii Boiss. (tab. 172) ist. eine nette Traubenhyacinthe aus Griechenland und wird auch bereits bei uns kultivirt. Aus der eiförmigen, 6 bis 9 Zoll dicken Zwiebel kommen gegen 6 schmal-linienförmige und etwas fleischige Blätter von 1^ Linien Breite und Fuss Länge her- vor, haben in der Mitte eine Einne und stehen, wenigstens im Anfange, grade in die Hohe. Die 8 bis 12 himmelblauen und eirundlichen Blüthen bilden eine breit-längliche Aehre und haben einen gemeinschaftlichen Stiel von 4 bis 6 Zoll Länge. Botryanthus grandifolius Bak. (tab. 173) wächst wahrscheinlich ebenfalls im Oriente oder in Südeuropa. Aus der rundlichen, Zoll dicken Zwie- bel kommen 5 bis 6 ziemlich fleischige, schmal- linienförmige, blaugrüne und schliesslich zurückge- schlagene Blätter von 6 Linien Breite und 1| bis 2 Zoll Länge hervor. Der Stengel ist dagegen nur 4 bis 6 Zoll hoch und endigt mit einer dich- ten, aus 20 bis 74 dunkelblauen Blüthen bestehen- den Traube. Hyacinthus candidus Bak. (tab. 174) wächst wiederum in Südafrika und hat eine grosse Zwie- bel,_ aus der 5 bis 6 etwas fleischige, riemen-lan- zettförmige Blätter von 2 bis 2^ Fuss Länge her- vorkommen. Beide Flächen sind blaugrün, ebenso der ziemlich dicke und 3 bis 3^ Fuss lange Sten- gel von 3 und 3^ Fuss Länge, wozu noch die 1 bis 14 Fuss lange Traube grosser und überhängen- der Blüthen kommt. Diese sind ausserdem breit- trichterförmig und haben eine grüne und weisse Farbe. Ihre Länge und ziemlich auch die Breite im obersten Theile beträgt 1^ Zoll. Hyacinthus princeps Bak. (tab. 175) gleicht einem grossblühenden Ornithogalmn mehr, als einer Hyacinthe, und ist wiederum in Südafrika zu Hause. Die Blätter ähneln denen der vorigon Art, sind aber nicht blaugrün, die Traube ist aber weit kür- zer und breiter, da sie aus wenigen, aber langge- stielten Blüthen besteht. Die Blumen sind wenig kleiner, aber eben so gefärbt. Ihre Röhre ist fer- ner mehr bauchig und verhältuissmässig länger und ihre Abschnitte sind fast flach ausgebreitet. Hyacinthus orientalis L. (tab. 176) ist hier in einer abweichenden Form dargestellt, wie sie 1866 im Simpson 'sehen Garten in Eeigate blühte, diese Form haben wir schon mehrmals auf Tulpenfeldern, wie diese während des Frühjahres bei und in Berlin vorkommen, gesehen. Das Ab- weichende ist, dass die zum Theil grünen, oder rothen, zvm Theil aber rothen und grünen Blüthen regelmässig röhrig (und zwar mit sehr schmaler Eöhre) geworden waren und die 6 wenig ausein- anderstehenden Abschnitte eine schmallänglicbe Gestalt besassen. Urophyllon acuminatum Bak. (tab. 177) ist wiederum in Südafrika zu Hause. Aus einer rundlichen, 2 Zoll im Durchmesser enthaltenden Zwiebel kommen 10 bis 12 an der Basis Zoll breite, von da sich allmählig verschmälernde, etwas feste Blätter von 2 Fuss Länge und hellgrüner Farbe hervor und schliessen von der Basis 2 bis 3 dünne Stengel von gleicher Länge ein. 30 bis 40 weisse, aber grüngekielte Biüthen bilden eine Anfangs nur 3 bis 4 Zoll, später aber einen Fuss lange Aehre. Ornithogalum anomalum Bak. (tab. 178) wächst in Südafrika und müchte Liebhabern kaum zu empfehlen sein. Aus der runden, 2 Zoll dicken Zwiebel, welche zur Hälfte heraussteht, kommen 1, bisweilen auch 2 schmale und stielrunde Blätter 400 von clwaa fleiBchiger Textur und 1 .^ bis 2 Fuss Länge hervor, wiibrend der Durclitncsscr nur 3 Linien betrügt. Ihre Farbe, sowie die des 1 S Zoll langen Stengels, ist blaugrUn. Die schliesslich 6 bis 9 Zoll lange Traube hat 30 bis 40 ziemlich kleine, grllulich gelbe und zuletzt flach ausgebrei- tete BlUlhcn. Chlorophytum clatum R. Br. (lab. 216) wächst i[) Sudiifrika und wurde schon früher als Plialungium ehituni in den Gärten kultivirt. Die Wurzel bildet einen Büschel fleischiger Fasern. 8 bis 12 pchnialelliptische, freudig grüne Blätter von 12 bis IK Zoll Länge und 12 bis is Linien Breite um- geben den oben sich verästelnden Stengel und schlagen sich im oberen Theil zurück. An den Acstcn des gleich hohen Stengels befinden sich die weissen und flach-ausgtbreitctcn BlUtlien einzeln oder zu 2 auf kurzen Stielen. Die Pflanze ist un- serem Anthcricum ramosum sehr ähnlich. Hemerocallis Dumortieri Jlorr. (tab. 213) ist bereits von uns früher schon (im 10. Jahrg. 111) besprochen worden. Kniphofia praecox Bak. (tab. Ui'J) wird auch in Deutschland und Frankreich unter diesem Namen kultivirt und blüht weit früher, als die sonst cbcnfall.'t bekannte Kniphofia oder Tritoma Uvaria. Sie unterscheidet sich durch etwas breitere und wcnip^cr blaugrUnc Blätter. Diese schlagen sich au der Mitti'lriiipe kielfönnig zusammen, ho dass die beiden Hälften einen rechten \Vinkel zu einander bilden und sind 2 Fuss und länger. Zwischen ihnen erhebt sich der l.T bis IM Zoll hohe Stengel mit seiner 4 bis li Zoll langen und dicht mit 40 bis GO rothen Blüthcn besetzten Aehrc. Die Farbe der IG bis IH Linien langen Blüthcn ist ein bren- nendes Roth. Libortia ixioi Wochenschrift des Vereines znr Befördernng des tiartenbaaes in den Königi. Prenssischen Staaten No. 51. für Gärtnerei und Pflanzenkunde« Redakteur : I*rof*essor I>r. Karl I^ocli, General - Sekretär des Vereines. Berlin, den 23. Dezember 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post-Vereines. Inhalt: Einige Bemerkungen über das Verhalten der Vegetation im letztverflosseneu Winter. Vom Geheimen Rath und Professor Dr. Göppert in Breslau. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IX. Einige ^emetRungen üöet Das IFerfjaKeu Der üegetotioR im feljtDer|ro|ireneii Miiter. Vom Geheimen Käthe und Professor Dr. Göppert in Breslau. Der Winter 1869/70 war bis zum Anfang Fe- bruar 1870 äusserst mild vergangen, — die nie- drigste Temperatur betrug nur — 10 Grad, bis auf einmal Anfang Februur 12 Tage lang e'ne sehr strenge Kälte eintrat, die im Mittel — 13,69 Grad und eine sechstägige Morgentemperatur von — 20 bis 22 Grad bei stets heiterem Himmel zeigte, eine Kälte, wie sie hier, — nach den höchst dankens- werthen Mittheilungen des Direktors unserer Stern- warte, Herr Professor Dr. Galle — seit 80 Jahren (kaum jemals nur etwas annähernd 1830) beobach- tet worden ist. Ein höchst nachtheiiiger Einfluss auf die Vegetation war die Folge dieser Kälte. In wissenschaftlicher Hinsicht waren die Beobach- tungen dieser Einflüsse sehr interessant, als sich hieraus die intensive Wirkung hoher Kältegrade an und für sich entschieden ergab, die aber doch noch übertrofien wird, wenn nur momentan hohe Kälte- grade sich mit andauernd niederen verbinden, wozu der letztvergangene Winter nur zu beklagenswerthe Beläge lieferte. Freilich hatte damals die Gesararat- Vegetation auch vielfach Sehaden genommen, wei- hen der nun folgende, im Ganzen kühle Sommer nicht auszugleichen vermochte. Ebenso wenig der Herbst, denn der September erschien sehr rauh und schon am 23. d. M. zeigte sich Reif; die mittlere Wärme von + 9,90 Grad war nur einen ganzen Grad gerrflpger, als der Durchschnittswerth, dabei war dieser Monat überaus reich an Niederschlägen, die den Mittelwerth um die Hälfte überschritten; man zählte 17 trübe, 8 gemischte und nur 5 hei- tere Tage. Im Oktober trat keine günstigere Veränderung ein, es war ebenso regnerisch als trübe; die mitt- lere Wärme betrug nur 6,39 Giad ; so dass die Vegetation, erfüllt mit Feuchtigkeit bei Mangel an direkter Besonnung und Wärme, die zu ihrer Widerstandsfähigkeit erforderliche Ausbildung sicher um so weniger zu erlangen vermochte, als auch der Entblätterungsprozess in Folge wiederholter Nacht- fröste früher als sonst erfolgt war. Der etwas wärmere November leistete unter diesen Umständen zwar keinen Ersatz, doch er- schien die vom Ende des Monats am 30sten bis zum 13. Dezember währende Kälte von 4 bis 5 Grad um so weniger Besorguiss erregend, als der mit einer 4 Zoll hohen Lage Schnee bedeckte Bo- den nur in 4 Zoll Tiefe gefroren und nur in der obersten Schicht bis - — 1 Grad erkaltet erschien. Ein vom 13. bis 17. Dezember eintretendes Thau- wetter brachte sie zum Verschwinden, doch folgte schon am 18. weit energischerer Frost als früher, der nun ununterbrochen bis zum 18. Januar 1871 Mittags währte und am 1. Januar früh 8 Uhr im botanischen Garten ein Maxiraum von — 25 Grad erreichte, glücklicherweise erst nach vorangegange- nem wiederholten Schneeniederschlage. Letzterer hatte diesmal die Höhe von 12 Zoll erlangt und ein tieferes Eindringen des Frostes verhindert, so 61 402 (]a#8 selbst an den kältesten Tagen aut der Erd- oberfläche nur 3,5 Grad beobachtet wurden. Nach dem 18. Januar, an welchem sicU nur in den ^littags- stunden die Temperatur bis auf -|- 4 Grad erhob, wobei der Boden dennoch keineswegs aufthaute, herrschte bis zum 15. Februar wieder ununter- brochen Kälte und zwar am 11. in der empfind- lichen Höhe von — 21 Grad, worauf dann zwar überwiegend mildere Witterung eintrat, aber den- noch selbst im März noch 12 Frosttage von — 1 bis — 4 Grad vorkiroen. Der Buden war im Laufe dieser letzten Frostperiode viel tiefer gefro- ren, als in der ersten vom 30. November bis zum 13. Dezember: in von Schnee frei gehaltenem Ter- rain 22 bis 24 Zoll, unter dem Schnee durch- schnittlich 12 bis 14 Zoll. Völliges Aufthaueu des Bodens in der Tiefe fand in Folge der kalten Märztage erst am F^nde den letztgenannten ^louats statt. Für die über dem Schnee betindlichen Ilolz- gewächso ward der Frost um so nachtheiliger, weil sein höchster Grad bei völlig heiterem Himmel ein- trat, sie somit nach bekanntem physikalischem Ge- setz durch Wärmeausstrahlung noch weit unter der Temperatur der Atmosphäre erkalteten. Die häufig damit verbundenen Nord- und Nordostwinde ver- mehrten diese ungünstige Lage dun h Austrocknuug der gefrorenen Zweige in F'olgc der Ausdünstung des F^ises, wodurch auch in viel milderen Wintern nach meinen Beobachtungen das so häutige Erfrie- ren der Spitzen der Zweige verursacht wird. Also fast 74 Tage, vom 30. November 1870 bis IT). Februar d. J. dauerte die eisige Erstairung der Pflanzenwelt, und 0 Wochen lang ward die Vegetation dann noch durch den in der Tiefe an beschatteten Stellen vorhandenen Eisboden*) an freier Entwickelung verhindert, wie dies nach meinen Erfahrungen seit dem Winter 1829/30, in welchem der crstere Zustand vom 12. November 1S21I bis 0. Februar 1S30 dauerte, kaum mehr stattgel'unden hat. Aehnliche traurige Folgen Hessen sich be- fürchten, die denn auch in der That nicht nnsge- büeben sind. Eine fo lang dauernde Suspension des Pflanzen- Icbcna, die in gewöhnlichen. Wintern nur kurze Zeit oder atich nur tlieilweise bei eisigem Erstarren vorkommt, wirkt um so nachthiiliger, du eine abso- lute liuhe der \'egctation in dir kalten Jahreszeit ausser in solchem Zu.«tnnde nicht ixistirt, denn *) Ein dm KinlHilni dir nrktiKclii'ii Lliiiilir rcrglcirli)>art.< Vprlililliiiaa Oller KiilKirkrIiiiiK dir VigtUlioii «uf in der Tiefe KOfmreiirm Hoden i»t, ii>>|;>'>i'lieii von din Alpen, niirh in der Klicnc nicht «clten : dir riiiiiiliri((pn nnlir dem Sriinee erhiillC' ncD (iewUchfc, Kurh andrri- Krilliling>|>l)iinten, nanunllirli in dicht f;e>chlniitunp. Grössere Be- rücksichtigung der herrschenden Windrichtung und des Schutzes vor Winden, die, wenn ich nicht irre, noch naclitheillgcr wirken. nU die Wärmeausstrah- lung gegen den Zcnith, ferner m« hr Beachtung dieser letzten Verhältnisse in Beaiehung auf nabe- Btchendc Bäume, Gebäude u. s. w. vcrdicucn auch 403 für bevorstehenden, hoffentlich milderen Winter um so mehr Beachtung, als die Vegetation in ihrer winterlichen Vorbereitung gegen andere Jahre noch zurückgeblieben ist, wie sich dies aus der verspä- teten Reife vieler Früchte ergiebt. Allerlei ans der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IX. Der bekannte Reisende, Gustav Wallis, ist von seiner Reise von den Philippinen zurückge- kommen und bereitet sich zu einer neueu Reise nach tropischen Ländern vor. Nach l^jährigem Aufenthalte auf genannten Inseln hat er bedeutende Sammlungen, besonders lebender Pflanzen, gemacht. Um möglichen Verlust vorzubeugen, hatte er selbst sich der grossen Mühe unterzogen, alles was er gesammelt, auch selbst einzupacken und einzuschiffen. Damit den Pflanzen ferner auch während der lan- gen Seereise die nöthige Sorge wurde, begleitete sie Gustav Wallis bis nach Hamburg, wo er vor nun 7 Wochen ankam und alles in der besten Ordnung fand. So viel wir wissen, sind aämmtllche Sammlun- gen in den Besitz von James Veitch und Söhne in London übergegangen. Nachdem dieses ge- schehen, ist Gustav Wallis nach Detmold ge- gangen, um noch einige Wochen im Kreise seiner Mutter und Geschwister zu verleben. Dort befand er sich jetzt nach seinen eigenen Mittheilungen wohl und frisch, und hat am 14. d. M. seine neue Reise wieder angetreten. Gustav Wallis scheint für Reisen in tropi- schen Ländern eine besondere Organisation zu ha- ben. Trotz der grossen Entbehrungen und Mühen, welche er auf seiner langen ersten Reise in Brasi- lien und von da längs des Amazonenstromes auf- wärts nach Peru und nach den bolivischen Repu- bliken auszustehen hatte, ist er nie krank gewesen. Auch die jetzige Reise nach den Philippinen hat er vollendet, ohne nur im Geringsten gelitten zu haben. Möchte ihn sein mehr zäbei-, als kräftiger Körper auch auf dieser Reise gegen jeden Unfall schützen! ^Wir freuen uns, über eine andere Reise be- richten zu können, welche ebenfalls hauptsächlich botanische und gärtnerische Zwecke verfolgt und die Durchforschung eines Landes zur Aufgabe sich gestellt hat, welches bisher für uns noch zum aller- grössten Theile unbekannt ist. Der Unternehmer dieser Reise ist ein junger strebsamer Mann aus Düsseldorf, der Sohn eines bekannten Künstlers daselbst. J. M. H ild eb ran dt war bis jetzt Ge- hülfe im Königlichen botanischen Garten zu Berlin und bereitet sich jetzt zu einer Reise nach dem tropischen Ostafrika, und zwar nach Zanzibar und den angrenzenden Ländern, vor. il. M. Hildebrandt ist praktischer Gärtner und deshalb mehr befähigt, als viele andere Reisende, um Sammlungen von Pflanzen in fremden Ländern zu machen. Bereits ist sein Unternehmen durch Unterstützung, resp. Zeichnungen gesichert und wird im nächsten Jahre beginnen. Er hat eben ein Programm über diese seine Reise behufs der anzulegenden Sammlungen veröffentlicht, was In der nächsten Nummer abgedruckt werden soll. Für jetzt wollen wir nur Handelsgärtuer, Gartenbesitzer, Botaniker und überhaupt Naturforscher darauf auf- merksam machen, damit sie eine Gelegenheit er- fassen, wo sie sich für den Handel, resp. für ihre Gewächshäuser, zugleich neue und schöne Pflanzen verschaffen können. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Zanzibar an der tropischen Ostküste Afrika's eine grosse Ausbeute von Pflanzen verspricht, welche bisher in unseren Gärten noch unbe- kannt sind. llTir machen auf ein gewichtiges Werk für Botaniker, aber auch für Gärtner, aufmerksam. Dr. L. Pfeiffer in Kassel, durch seine systemati- schen Arbeiten über Dickpflanzen, besonders über Kakteen, hinlänglich bekannt, hat seit vielen Jahren sich damit beschäftigt, das Material zu einem Nomen- klator botanicus, welcher die Namen aller bis zum Jahre 1858 bekannt gewordenen Klassen, Ord- nungen, Abtheilungen, Familien, Unterfamilien, Ge- schlechter und Untergeschlechter der Pflanzen ent- halten soll, zu beschaffen. Diese Auskunft umfasstauch den Namen des Autors und das Werk, so wie die Zeit, wo ein Name publizirt ist, ferner die systemati- sche Stellung, welche der Autor oder Andere demselben nachgewiesen haben. Sie enthält ausser- dem die ursprüngliche Orthographie des Genus-Na- mens, nebst den daran absichtlich vorgenommenen oder zufällig entstandenen Veränderungen (mit Einschluss der störenden Druckfehler), endlich, wo es nöthig erschien, auch die Etymologie und die einzelnen Synonyme. Einzelne Arten sind nur dann genannt, wenn sie als Typus neuer Geschlechter oder Ab- theilungen dienen. Es ist zwar zunächst, um vor Allem eine feste Basis zu schaflen, in dem Jahre 1858 in der be- treffenden Literatur ein Endziel gesteckt, bis wohin der Verfasser die grossen und kleinen Abtheilungen der Pflanzen in seinem Werke aufnehmen wird, es ist jedoch bereits schon mit Hülfe von Freunden auch die Einrichtung getroffen, dass das Werk auch öl* 404 für die Literatur von 1858 bis in die neueste Zeit fortgesetzt wird. Der Verfasser selbst bat sieb da- bei aller eigenen systematischen oder nomenklato- riBclien Ktuerungen htlbstverbtandlitb eitlialtcii. Dass das Werk ein Bedürfuias ist, unterliegt keinem Zweifel. Um die grosjcn Kosten, welche der Druck eines solchen Werkes in Au>pruch nimmt, zu decken, bat der Verleger eine Subskription eröflnet, und ladet zu dieser ein. Der Preis tUr das ganze in Grossoktav zu druckende Werk betragt 3-J- Thaler. Möchte es daher auch von Seiten der Botaniker, Giirtncr und Pflauzenlichhaber die Unter- stützung durch vorausgegangene Subskription er- halten, welche zu seinem Erscheinen durchaus notb- wendig ist. "iVicderum hat eine Ausstellung von Pilzen vor melirern AN'ochcn in London stattgefunden. Diese llerb^taus^stellung soll die beste gewesen sein, welche seit einigen Jahren, wo man damit, und zwar erst nur ver.^uchsweise, angefangen, in Lon- don stattgefunden hat. Abgesehen davon, dass bei solchen Ausstellungen dem Publikum Gelegenheit geboten wird, die guten und essbaren Schwämme von den fchiidlichen und giltigen zu unterscheiden, tragen sie tlberhaupt zurErweiterungderwisscusthaft- lichen Pilzkunde bei. In l)eutschland haben, so viel wir wissen, Pilzuusstellungeu bis jetzt nur in Breslau stattgefunden. Hier ist es Professor G Up- per t, der dergleichen gemeinnlltzige und zugleich wissenschaftliche Unternehinungcn entweder selbst anregt oder doch sehr unterstützt. In Braunscbweig hat der laudwirthschaftlichc Centralverein die Absicht, eine Statistik der Gärten im Hcrzi'gthunie Biaunschweig zu bearbeiten, und fordert deshalb auf, hierauf bezügliche llittheiluugeu zu machen. Kamcntlich wird zu wissen gewünscht : i. Der Name des jetzigen, sowie des frühern Besitzers. 2. Die Zeit der Anlage. 3. Der Name des Gärtners, welcher die An- lage projektiit und ausgeführt hat. 4. Die Grösse des Areales. 5. Die Ausdehnung der Gewächshaus- und ^listbeetaulangen. 6. Nachriehteu über seltene Bäume und Sträu- eher, welche darin verwendet sind, mit Angabe ungefährer Grösse, Alter und Bezngsr|uelle. 7. Sonst Bemcrkenswerthe». Dergleichen statislische Miltheiluugen sind inter- essant nnii lehrreicii zu gleicher Zeit. Sie geben aber auch \'eraiiiaKsung zu weiteren Anlagen, so- bald man aufmerksam gemacht wird, was bereits vorhanden. Wir niöchten nur wünschen, das-« alieut' linibcn (Itrgleichcu statistische Itrrichle angefertigt würden, um damit allmählig einen Ueberblick über gärtnerische Zustände des gesammten Deutschlands zu erhalten. Wir haben uns seit langer Zeit schon mit Vorliebe mit diesem Gegenstande beschäftigt und würden gern auch unsererseits, wenn Jemand sich der statistischen Bearbeitung der bereits vor- handenen Aulagen und Gärten unterziehen wollte, möglichst unterstutzen. Die Frage der Landesver- schönerung steht allenthalben jetzt im Vordergrund. Kleinere Städte haben jetzt fast allenthalben ihre VerschönerungsVercine, während grössere besondere Gärtner anstellen, die die städtischen Anlagen zu besorgen haben. Je grösser die Städte sind, und demnach Men- schen einscbliessen, um einen desto grössern Nutzen haben Gärten und Anlagen. Nichts vermag den Gesundheitszustand von Menschen, die dicht neben einander wohnen, mehr zu verbessern, als die Vegetation. Leider hat man erst jetzt dieses recht eingesehen und sucht nun oft mit grossen Anstrengungen und Kosten nacb- zubolen, was man früher versäumt hatte. Ant gleiche Weise üben durch Pflanzen hervorgeru- fene Verschönerungen auf einen guten Geschmack einen grösseren Einfluss aus, als man gewöhnlich annimmt. Zu den Mittheilungen der Sektion für Garten- bau des landwirthsehaftlichen Ccntralverciaes io Braunschweig hat unser Nestor der Pomologic, Sui)crintcndcnt Oberdieck in Jeinsen bei Hanno- ver, einen Artikel über das Geftilltwerden der Lev- kojen abdrucken lassen, der sehr viel Behcrzigens- werthes enthält und auch im weiteren Kreise bekannt zu werden verdient. Oberdieck steht in der Levküjenzucht, wie in der Obstzucht, aut ratio- nellem Standpunkte; er sucht sich der Gründe bc- wusst zu weiden, welche irgend eine Veränderung hervorgerufen haben. Älit ausserordentlicher Ge- duld bat er all' die lächerlichen Methoden, welche von Zeit zu Zeit angegeben wurden, um möglichst viele gefüllte Blumen zu erhalten, selbst versucht; in der Bcgel war das Resultat, dass er umgekehrt weniger gefüllte Blumen erhielt, als die Mutter- pflanze, aus der seine Pflanzen bezogen waren, ge- geben hatte. Dadurch war aber ein Bück^chritt in der Anzucht get\>llter Levkojen bewirkt worden. Am Allerwenigsten hat Oberdieck bestätigt gefunden, dass die gewöhnliche Methode, die Zucht- pflanze während des BlUhens aus der Erde heraus- zunehmen und in Töpfe zu pflanzen, dio Geneigtheit zum (ielülltwerdcn der Levkojen vermehrt, im Gc- gentheil verschlechterte er dadurch seine Sarocn- cucht. Nicht weniger interessant, als lehrreich, sind seine zn diesen) Zwecke angestellten Vrrsuche. Dau (li< 7.ur An/.i:clil v»n Samen bestimmten Pflanzen aus 405 dem Lande in Töpfe gebracht werden, hält auch Oberdieck für nothwendig, damit die Pflanze besonders während der Befruchtung gegen klima» tische Einflüsse gesichert werden und auch mehr Licht und Luft erhalten kann. Sein Verfahren ist aber ein anderes. Er nimmt sie aus der Erde heraus, sobald er sie als einfachblühend erkannt hat, also weit früher, als es gewöhnlich geschieht. Er schont beim Herausnehmen der Pflanzen auch möglichst die feinen Würzelchen, damit die Aufnahme der Stoffe möglichst wenig gestört wird. Zu diesem Zwecke bedient er sich einer Kelle, um die Pflan- zen mit möglichst viel Erde auszuheben. Man hat hier und da die Ansicht, dass die Erde, welche zur Samenzucht bestimmte Pflanzen im Topfe erhalten, etwas mager sein müsse; sieht man bei Samenzüchtern dergleichen Samenpflanzen an, so haben sie auch in der That ein mageres, dürftiges Ansehen. Oberdieck gibt umgekehrt seinen Samenpflanzen sehr nahrhafte Erde. Sobald die Aeste einige Schoten angesetzt haben, werden die darüber stehenden Blüthen abgekneipt, damit die Nahrung, welche diesen bei ihrer Entwickelung nothwendig gewesen wäre, der weiteren Entwicke- lung des Samens zu Gute kommt. Nach Michae- lis werden die Pflanzen ins Haus genommen und günstig, d. h. dem Lichte möglichst nahe aufgestellt. Sehr wichtig ist es, von keiner Pflanze, welche nicht ein gutes Ansehen hat, Samen zu sammeln. Sehr oft sind in diesem Falle die Wurzeln mehr oder weniger angegrifi'en ; ein Zustand, der leider nur gar zu sehr, besonders durch zu viel Giessen, er- zeugt wird. Ohne gute Wurzeln wird sich aber nie eine Pflanze normal entwickeln, am Allerwenigsten guten Samen hervorbringen können. Wenn auch dergleichen, von solchen Pflanzen gewonnene Samen noch eine Anzahl gefüllte Levkojen liefern, so kann man doch sicher sein, dass die nächste Erndte von dieser Aussaat ganz schlechte Resultate liefert. Oberdieck macht an und füi* sich aufmerksam, stets sich zu vergewissern, von welcher Samen- pflanze man die meisten gefüllten Exemplare er- halten hat, denn die aus ihrer Zahl zur ferneren Anzucht gewählten Pflanzen werden stets die besten Resultate geben. Wir haben demnach bei den Lev- kojen denselben Züchtungs - Grundsatz, der auch bei anderen Florblumen und bei Gemüse maass- gebend ist, dass die Exemplare zur Samenzucht ausgewählt werden müssen, welche das, was wir bei der Pflanze beanspruchen, am Meisten enthalten. Nur darin stimmen wir Oberdieck nicht bei, wenn er sagt, dass der Levkojensamen sich im All- gemeinen verschlechtert habe und wir demnach jetzt nicht mehr so viele gefüllteLevkojen beobachteten, wie früher. Wenn wir dies auch zugeben wollen, so muss man aber auch bedenken, dass der Bedarf an Lev- kojen-Samen sich gegen früher ungemein vermehrt hat und deshalb bei der Schwierigkeit, guten Samen heranzuziehen, auch weit mehr mittelmässige und schlechte Waare verkauft wird, als früher. Fak- tisch ist, dass zur Zeit, als der vor einem halben Jahrhunderte durch seine gefüllten Levkojen be- rühmte Droissig in Schloss Tonndorf bei Erfurt, den Samen von Levkojen nach allen Ländern ver- sendete, die Levkojen keineswegs die Vollkommen- heit besassen, wie man sie jetzt herangezogen hat. Wir sind vor 40 und selbst 50 Jahren oft in Schloss Tonndorf gewesen. Wir erinnern uns zwar noch sehr der herrlichen Levkojenflor, welche wir damals sahen, die Blumen befanden sich aber keines- wegs auf der Höhe, wie man sie jetzt hier und da sehen kann. Die Vervollkommnung der Levkojen hat grosse Fortschritte gemacht. In England geschieht für die Bildung des Volks ungemein viel durch öfi'entliche Vorlesungen und Exkursionen, welche zum Theil von reichen Leuten bezahlt, zum Theil aber auch durch gemein- nützigeGelehrte ohne jegliche Entschädigung, also un- entgeldHch gehalten werden. Sehr oft, wie wir uns mehr als einmal überzeugt haben, werden derglei- chen öffentliche Vorlesungen von den bedeutendsten Männern der Wissenschaft gehalten. Dass der Engländer viel praktischer ist, als der Deutsche und wohl auch als alle anderen Nationen Europa's, ist eine bekannte Sache. Es betrifft dieses in der Regel auch den Unterricht, die Belehrung, die immer auf praktische Anwendung hinausläuft. Das ist auch hier der Fall, man sucht als Gegenstand irgend etwas seiner Wissenschaft heraus, was auch wirklich belehrt und das Volk mit Dem, was ihm am nächsten steht, bekannt macht. Abstrakte Gegenstände liebt der Engländer überhaupt nicht, sondern gibt den Naturwissen- schaften den Vorzug. Diese sind seine Philosophie und heissen auch bei ihm Philosophie. Vorlesungen z. B. über die Flor einer Gegend, über allerhand nützliche Pflanzen, über geognostische Verhältnisse, über chemische Verbindungen, über Farben u. s. w. werden selbst in entlegenen Provinzen Englands gehalten. Wir haben vor einigen Jahren von dem berühmten Naturforscher Huxtley in Norwich an der OstkUste Englands eine Vorlesung über die Versteinerungen des dort lagernden Kalkes, der daselbt eine vielfache Verwendung erhält und des- halb für die dortigen Bewohner besonderes Interesse hat, vernommen, die wegen der leichten, angeneh- men und doch wissenschaftlichen Weise, mit der vorgetragen wurde, unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Noch mehr war es aber die rege Theilnahme der Bewohner von Norwich und 406 Umgegend, welclie sich schon auf den Gesichtern der Zuliörer kund gab. Mehr als Tausend Men- schen aus allen Ständen, ältere Männer und Frauen, junge Bursche und Mädchen, waren gegenwärtig; und doch vernahra mau ausser den Worien des Vortragenden nicht das geringste Geräusch. Wir lesen eben jetzt in Gardener's Chronicle, dass die Herzogin von Sutherlaud Mitglieder von botanischen GesclLschalten oder andere Männer, welche nicht grade Professoren sind, aber genü- gende Bildung besitzen, um das Volk in der Kennt- nisrt der Moose zu unterrichten, auffordert, eich bei ihr zu melden, um in Hetrett' zu gebender öffent- licher Vorlesungen das Nähere zu erfahren. Als Belohnung setzt sie für den Vortragenden einen Preis von 30 Guineen (210 Tlialer) aus. Die Be- lehrung beschränkt sich nicht auf das Zimmer, son- dern es sollen ausserdem Exkursionen in der Um- gegend gemacht werden. Dazu ist der Sonnabend Nachmittag, ein für den Engländer halb-heiliger Tag, welchen er sehr gern zu dergleichen Zwecken verwendet, bestimmt. Mochten doch dergleichen Vorlesungen auch bei uns noch mehr gehalten werden, als es bereits geschieht. Wir möchten jedoch be- merken, das» diese Art Vorlesungen sich erst auf Berhu und einige andere grosso Städte Deutschlands beschränken, in den Provinzen ist bis jetzt ausser- ordentlich wonig geschehen. Bei der Liebe für buntblättrigo Pflanzen möchte 08 von Interesse sein, mitzutheilen, dass bei dem Vorsitzenden des Schlesischen Centralvereines für Gärtner und Gartenfreunde, Kunst- und Ilaudcls- gärlner Schnoidcr in Breslau, zufällig ein F'xem- plar der P^rythrina Grus galli buntblättrig geworden ist. lloftentlich wird ihr Besitzer diese interessante Form bald in den Handel bringen. Worin das Bunte besteht, wird in dem Jahresberichte des ge- nannten Vereines, dem wir die Mittlieilungcn ent- nehmen, nicht gesagt. W^ahrscheiulich sind die Blätter weiss gcrandct. Zn der Niiho von Oxford in England war auf einem Stummel-Stamm einer ^^'eide von ungefiihr 5 FuBH Höhe ein Ahorn aufgegangen und fand in dem allmählig zu Humus sich umgestalteten Holze reichliche Nahrung. Schliesslich zersetzte sich da« Holz hinab bis zum Boden, während es ausserhalb der Kinde unversehrt blieb. Die Pfuhlwurzel des Ahorns ging unter dieseii Umständen ebenfalls tie- fer herab, bis sie «chlicsslicli ebenfalls den Boden erreichte und in diesen eindrang. Dass der Ahorn mit seiner Weiden rmhilllung einen eigenthllmlichen Anblick darbot, kann man sich denken. S|iiitcr wurde auch die I{inde des alten A\ eiden- Htammes von der äusseren Luft allmählig zerstört lind fiel in StUckcn ab. Damit kam die Ahorn- Wurzel allmählig auch nach und nach mehr mit der Luft in Verbindung und gewöhnte sich nicht allein au diese, sondern verlor sogar allmählig ihre ursprtingliche Wurzelnatur. Als sie endlich völlig frei von ihrer ursprlinglichen Umhüllung war, da hatte sie sich auch in einem 5 Fuss hoheu Stamm umgewandelt. Uns ist neu, dass eine Ahorn-Pfahl- Wurzel sich in einen Stamm umbilden kann. Bei den meisten Bäumen möchte eine solche Umwand- lung nicht stattfinden, sondern ihr Absterben be- dingen. Wir haben oft beobachtet, dass Baume, deren Pfahlwurzel man nur einen oder gar 2 Fuss entblösste, zu Grunde gingen. Auf gleiche Weise vertragen es viele Bäume nicht, wenn ihr Stamm von der Oberfläche an mit Erde belegt wird, wäh- rend es andere, wie Weiden und Pappeln, ohne Schaden mehre Fuss mit Erde belegt werden können. Zu Dublin wurde vor einigen Monaten zum ersten Male eine buntblättrige Wandclblume oder Cineraria ausgestellt, wohl mehr wegen ihrer Eigen- thUmlichkeit, als wegen ihrer Schönheit, welche Auf- sehen machte. Die Mitte des Blattes war zu einem Drittel des Ganzen hdlgrün-gefiirbt, während die übrigen 2 Drittel nach dem Rande zu eine weisse Farbe mit einem leichten violetten Schein hatten. Die Biülhcn besassen eine meerblaiie Farbe, welche zur doppelten Färbung des Blattes in angenehmen Gegensatz trat. Dass diese zufällig entstandene Form dauernden Werth liat, bezweifeln wir. Wenn sie auch eine Zeit lang durch Ableger r)rtgepflanzt werden kann, so möchten doch schon in wenigen Jahren solche immer von Neuem erzogene Pflan- zen schliesslich so schwach werden, dass sie end- lich absterben. Vielleicht gelingt es, da^s man sie durch Aussaaten allmählig konstant machen kann. So viel uns bekannt ist, sind bisher dergleichen Versuche mit buntblättrigen Pflanzen missglUckt. Wir kennen wenigstens keine einzige buntblättrige Pflanze, die durch Aussaat völlig konstant gewor- den wäre. Vor einigen Jahren gab es wenige Gärtner, welche ihre Pflanzen in öffentlichen Blättern aa- zeigten, auf keinen Fall war aber ihre Anzahl so gross, dass ein Anzcigeblatt allein, von dem nur gärtnerische Gegenstäildo angezeigt worden wären, hätte bestehen können. Der Handelsghrtncr Be rn • hard Thalacker, früher in Erfurt, jetzt in Goh- lis bei Leijizig, war der Erste, der vor nun 4 Jah- ren mit seinem Anzcigeblatt , allgemeine Samen- und Pflanzcn-Oflerte* vor dem Publikum erschien. Sein Motto , Angebot bringt Kanter" scheint ver- standen worden zu sein, denn der Besitzer de« Anzeigeblatta, was Anfangs in dem grösseren Zwischenräume von 1 Monat erschien, »ah »ich bald gczwiMigcn, die einzelnen Nummern rascher, und 407 zwar alle Monate zwei Mal aufeinander, folgen zu lassen. Ein Paar Jahre später wurde ein zweites An- zeigeblatt mit dem „Generalanzeiger für Deutsch- lands Gai-tenbau, Land- und Forstwissenschaft" von dem Handelsgärtner Adolph Minner in Salzun- gen (im Westen des Thüringer Waldes) in monat- lichen Lieferungen herausgegeben. In gleichen Zwischenräumen begann in diesem Jahre ein drittes gärtnerisches Anzeigeblatt in Berlin. Es führt den Titel „Deutsche Reichs-Offertenzeitung* und soll Organ zur Insertion für Handelsgärtner, Samen- händler, Baumschnlbesitzer, Landwirthe, Maschinen- fabrikanten u. s. w. sein. Als Herausgeber nennen sich Klar und Thiele, Oranienburgerstrasse, Ecke der Auguststrasse. Auch Süddeutschland hat ein gärtnerisches, jetzt nun das vierte Anzeigeblatt in diesem Jahre er- halten. Es führt den Titel „Gratis-Anzeiger für Gartenbau, Land- und Forstwissenschaft, Weinbau und deren Gewerbe". Auch dieser Anzeiger er- scheint alle Monate nur einmal und wird, wie auch die 3 anderen, an zu oben genannten Gegenständen in Beziehung stehende Männer oder Firmen gratis gesendet. Die Kosten des Druckes, Papieres u. s. w. werden daher nur aus den Insertionsgeldern be- stritten. Diese sind keineswegs hoch und die Zeile wird Eier zu nur 2, bei den anderen ebenfalls zu 2, ausserdem zu 2^ Sgr. und zu 4 Sgr. berechnet. Man kann auch Pflanzenverzeichnisse (1000 Stück für 4 Thlr. Entschädigung) beilegen. Herausgeber des Gratis-Anzeigers ist A. Baumann et Co. in Oos bei Baden-Baden. Dazu kommt nun ein fünfter gärtnerischer An- zeiger als „Generalanzeiger für die Schweiz und das Ausland", der in deutscher Sprache abgedruckt wird und hauptsächlich auch für Deutschland nur berechnet zu sein scheint. Er hat ebenfalls in die- sem Jahre begonnen. Als Herausgeber nennt sich der Kunst- und Handelegärtner Louis Knapper in Zürich. Dieser Generalanzeiger erscheint eben- falls im Monat nur einmal, soll aber zwei Mal aus- gegeben werden, sobald das Bedürfniss dazu vor- handen ist. Dass die Kauflust bei den Laien in der letzten Zeit von Jahr zu Jahr gestiegen ist, unterliegt keinem Zweifel, wird aber auch durch das Erschei- nen von dergleichen Anzeigeblätter noch vermehrt. Wir hätten allerdings gewünscht, dass zunächst die 4 in Deutschland erscheinenden Blätter sich zu einem einzigen und grossen vereinigt hätten, diimit auch hier, wie anderwärts, die Kräfte nicht zu sehr zer- splittert worden wären. In England ist es haupt- sächlich Gardener's Chronicle, der die meisten An- zeigen bringt und auch die grösste Verbreitung besitzt. Es ist eigenthümlich, dass weder in Frank- reich, noch in Belgien und Holland, dergleichen Anzeigeblätter existiren. In den beiden letzten Staaten ist man ihrer Kleinheit halber sich allerdings zu nahe, um dergleichen Ankündigungen zu bedürfen. «Foseph Dalton Hooker, der jetzige Direk- tor des botanischen Gartens in Kew, hat im Auf- trage der englischen Admiralität zu dem von ihr herausgegebenen neuen Auflage des Leitfadens für wissenschaftliche Forschungen (the admiralty manual of scientific inquiry) den Theil über Botanik, den sein Vater für die frühere Auflage verfasst hatte, umgearbeitet. Dieser Leitfaden soll wissenschaft- lich-gebildeten Männern, welche irgend eine im Auftrage der Admiralität auszuführende Reise auf einem Schifi^e machen, allerhand Fingerzeige ge- ben, auf welche Weise sie diese am Meisten zu Gunsten der Wissenschaft und des Wohles der Menschheit ausbeuten. Niemand mochte für Her- ausgabe eines solchen Leitfadens geeigneter sein, als Joseph Dalton Hooker, der einen grossen Theil seines Lebens selbst auf dergleichen Reisen zugebracht und mancherlei Erfahrungen gesam- melt hat. Man sieht leider aus diesem Leitfaden, dass keineswegs von allen Reisenden auf Schiffen der englischen Admiralität die dargebotenen Gelegen- heiten stets in der Weise benutzt wurden, um aus der Reise Vortheil zur Erkenntniss des Landes für Garten- bau, Botanik und Geographie zu schöpfen. Es sind nicht allein die in Centralafrika und Centralasien, sowie die im Innern Neuhollands gelegenen Länder, welche uns bis jetzt fast völlig verschlossen geblieben sind, es sind fast weit mehr Küstenländer und Inseln, welche durch Ausflüge von den oft längere Zeit in Ruhe liegenden Schiffen hätten erforscht werden können. Es gibt deren grade genug, aus denen wir wenige oder gar keine Pflanzen kennen, ge- schweige denn in den Gärten kultiviren. Zu keiner Zeit sind so viele Pflanzensammler in fremde Länder ausgezogen, als in den letzten Jahren. Es ist aber, als wenn auch hier die Mode einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Richtung der Reisenden in Betreff der Auswahl der zu erforschenden Länder hätte. Seitdem Sie- bold uns eine Menge schöner Pflanzen aus Japan, Reeves und Fortuna aus China brachten, sind auch viele andere Pflanzensammler diesen nachge- folgt, anstatt andere noch gar nicht erforschte Län- der und Inseln für Sammlungen von Pflanzen aus- zuwählen. Karsten war wohl der Erste, der aus den kolombischen Republiken eine grosse Anzahl schöner Gartenpflanzen, vor Allem Baumfarne, nach Deutschland brachte und damit auf die reiche Vege- tation dieser Länder, sowie Peru's, aufmerksam 408 machte. Gross i«t die Zahl der Reisenden, welche seitdem jene Länder, um unsere Gärten mit den dortigen Schönheiten zu bereichern , besuchten. Noch alle Jahre bcgebeu sich Keiseude dahin. Vtrhiilt fs sich nicht auf gleiche Weise mit Bra- silien und Neuseeland? Es sind dieses Länder, die einmal Mode geworden sind, allerdings aber auch bis jetzt reiche Ausbeute gegeben haben. J. D. Hook er tührt die Länder und Inseln auf, woher wir weder für unsere botanischen Samm- lungen, noch für unsere Gärten, Pflanzen oder deren doch nur wenige besitzen. Die Zahl derselben ist in der That, wie bereits ausgesprochen, grösser, als man meinen sollte. Voll den den atlantischen Ocean begren- zenden Küstenländern und Inseln sind uns in iiflauzlichcr Hinsicht völlig unbekannt: 1. Die Inseln Fernandn, Noronho, Trinidad, Martin Vas (an Brasiliens Küste), Diego Romirez, während wir von Jen Inseln des grünen Vorgebir- ges Tristan d'Aconha, an der afrikanischen Küste von Marokko, von Senegal und von Gabun, an der amerikanischen Küste von Cayenno, Baliia, Cap Frio und Patagonion nur geringe Kunde haben. 2. Von Westindion kennen wir in pflanz- licher Hinsicht die Bahama-Inselu und St. Domingo »ehr wenig; dasselbe gilt, ausser von Dominik, Tri- nida! und Martinik, auch fast von allen übrigen Inseln Westindiens, die daran stossendcn Küsten striche von Honduras, Moskito, selbst von Nicara- gua und Guatemala, haben erst :«chr wenig von Pflanzen für unsere Gärten geliefert. 3. Von dem Indischen Ocean sind uns die Admiralität^ Inseln, Sokotora, St. Paul, S. Eduard und die Mariannen-Gruppe wiederum gänzlich un- bekannt, dagegen haben wir Weniges von den Seychellen, Madagaskar und Bmirbon erhalten. Die afrikanische Küste nurdwärts von Pemba hat uns bis jetzt fast gar nichts geliefert. Leider hat die mit so grossen Hoffnungen begonnene Heise von der Decke US nur geringe, wenn auch immerhin dankenswerthe botanische Ausbeute gegeben. 4. Im oder an den Stillen Ocean gnnzenil, bleiben uns die Aleuttn mit den Kurilen, dann Korea und Nordjajjan, sowie Kormosa zum Theil nur wenig, zum Theil gänzlich unbekannte Inseln und Halbinseln. Das ganze KUHt<-ngebiot Hinter- indiens ist bis jetzt verschlossen gewesen, ebenso die ganzen Inselgruppen der Mar(|Uesas, der He- briden, der Marschalls- und der Salomon's-Insclu, sowie der Kari'linen. Sehr gut erforscht sind da- gegen die Saudwieb-, Fidschi-Inseln, Tahaiti und Ncukaledouien. An der amerikanischen Küste ha- ben in früheren Zeiten botanische oder gärtnerische Forschungen stattgefunden, so auf der kalifornischen Halbinsel, an der mexikani^clieu Küste, sowie auf der Strecke von Lima bis Valparaiso; seitdem sind sie von Pflanzensammlern gar nicht wieder besucht worden, so dass sie jetzt noch viel zu wünschen übrig lasscu. Wenden wir uns noch südlicher, so sind die Inseln Masafuera, St. Felix, Pitcairn, Bounty, Emcrald und M'Ouerrie noch gar nicht untersucht worden. n. Im Indischen Archipel ist Java sehr bekannt und Sumatra fängt es an zu werden. Ebenso haben wir von den Philippinen manche schöne Pflanzen für unsere Gärten erhalten. Ausser- dem ist aber noch sehr viel zu thun; es wtlrden grade die nicht genannten Inseln gewiss eine loh- nenswertlie Ausbtute lieferu. Das im Norden an- stossende Festland von Hintcrindien gehört schliess- lich ebenfalls noch zu den zu erforschenden Ländern. Der Vorletzte Clief des Fleuriste, d. h. des Eta- blissements zur Anzucht der Blumen und Pflanzen fUr den Bedarf der Stadt Paris, Rafarin, hat ein, wie er behauptet, iiim cigenthümliches Verfahren bekannt gemacht, sich selbst aus hohen Sorten Lili- put-tieorginen heranzuziehen. Wir wollen es hier ebcnt'alls zur Kenntnis« der Leser der Wochen- schrift bringen, obwohl wir an dem jedesmaligen Erfolge im Voraus zweifeln. Uafarin treibt uam- lich die Knollen im Februar in einem Kasten an und schneidet die ersten Triebe, welche »ich ent- wickelt haben, ab, um sie als Stecklinge zu be- nutzen. Das geschieht bei uns sehr häuBg, ohne da-ts man dadurch Liliput-Pflanzen erhält. Oder aber er lässt diese Triebe bis 18 Zoll hoch wer- den und kneipt daun die Spitze heraus, *o das« Scitentriebe entstehen, die ebenfalls an der Spitze ahgekneipt werden. Das auf gleiche Weise an ollen Triebsu fortgesetzt, erhält man schliesslich aus den daraus angefertigten Stecklingen Liliput- Gcorgincn. Da» erste H<'ft von 'tom ^Ilfiiiii A Uli I0«m1«'Ii lii'j;t IUI» vor iiml iiiaihi-ii wir Liotihabor von li.'inrioin« Flor darauf nufmi-rknam. E» »oll «tct« die nouctlon Er>chcinuugen an« ili'm Boroichc der Haarleuior niuniiMiiicboln und KuolUn- gcwiiclm" enthalten und iriril jkhrlich 1'2 Ahhildnnc>«n in Cliromolillioprupliip, aluo in Kuntdnirk, lirii ■' Prei» einen JnlirK»"K'e» i»t ^ Tlialer und wird \ .iiliniR verlangt. N.irh der ersten Liefenin);, welche eine ''int blättrige Tulpe i,Kcx rtibrorunil bringt, hat der KüimiI.t Alle« aufgeboten, um nurh den Anipriichro der Kuntt nach- kommoDdo Uantclluug lu geben. Verlmr Ton Wicgnndt h llcmpcl in Itorlin, Elniin*i.ltlrui« No VI Oruck der C. K r i «trr'irhni Kucbdmckcrti ( L. Ilcwci), H..ii- u „. si.,M« Vo. IS. Wochenschrift des Tereüies znr Befördernng des Gartenbaaes in den üönigl. Prenssischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzeiikunde« Redakteur : Professor I>r. Karl Koch, General - Sekretär des Vereines. No. 52. Berlin, den 30. Dezember 1871. Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten des deutsch-österreichischen Post -Vereines. Inhalt: Die wilde Dattelpalme. (Phenix sylvestris Eoxb.). — Einladung zur Subskription auf botanisches Material. — Interna- tionale Pflanzen-Ausstellung im Anfange des März 1873 zu Gent. Sonntag, den 7. Januar, Vormittags 11 Uhr, findet im Englischen Hause (Mohrenstr. 49) eine Ver- sammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die Jfflitglieder eingeladen werden. Die wilde Dattelpalme. (Phoenix sylvestris Roxb.) Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Palmen zum Theil die besten und zugleich dankbarsten Blatt- pflanzen für unsere Zimmer darstellen; sie halten weit länger als die meisten anderen aus, verlangen ■wenig Sorgfalt und tragen zur Erhöhung des viel- leicht vorhandenen Blüthenschrauckes bei. Eine Bchöne junge Palme, mag sie zu denen gehören, welche schirmförmige, oder zu denen, welche ge- fiederte Blätter haben, muss im Zimmer auf erhöh- tem Postamente stehen, wo man sie von allen Sei- ten beschauen kann, möglichst nach dem Fenster, also dem Lichte zu. Vor Allem muss man sich hüten, sie in den Zug zu bringen, indem man vielleicht Thüren und Fenster zugleich öffnet. Auch die Pflanzen sind empfindlich gegen Zug; es ist selbst die zarte Endknospe am Wenigsten, •welche leidet. Vielmehr sind es die zarten Wur- zeln, welche zur Aufnahme der Nahrung dienen und sich gern an der inneren Seite des Topfes an- legen. Hier ist Feuchtigkeit vorhanden und das im Thone stets vorhandene und löslich gewordene Kalisalz kann aufgenommen werden. Wenn die äussere Wand des Topfes dann plötzlich kalt wird, werden auch die auf der inneren Seite anliegenden Saugwürzelcben mehr oder weniger afiizirt, die chemische Thätigkeit, welche nur bei einer ge- wissen Wärme im Gange ist, wird ferner bei plötz- licher Abnahme derselben gestört und kann schliess- lich ganz und gar aufgehoben werden. Dergleichen in ihrer Thätigkeit gestörte Saugwurzeln erhalten rasch ein anderes Ansehen. Ihre Oberfläche ist nicht mehr durch die reichliche Flüssigkeit im In- nern so glatt, wie früher im gesunden Zustande, und wird allmählig bräunlich. Damit ist aber auch schon die Wirkung der Erkältung fertig. Die Krankheit setzt sich alsbald weiter nach oben fort und gibt sich zunächst grade in der Endknospe zu erkennen. Ein zweiter Punkt, der bei der Kultur der Pflanzen, besonders der Palmen im Zimmer, nicht genug beobachtet wird, ist die Temperatur. Man hält in der Regel die Palmen zu warm. Die Un- gleichmässigkeit der Wärme im Wohnzimmer und dass die Temperatur in der Nacht oft sehr tief fällt, schadet den Pflanzen keineswegs, wie man glaubt, im Gegentheil, es ist ihnen zuträglich. Jede Pflanze verträgt um so mehr eine niedere Tempe- ratur, je weniger sie Licht hat. Die Gegensätze der Wärme in der Nacht und am Tage sind ferner auch in der Natur vorhanden und den Pflanzen ein Bedürfniss. Wir haben uns selbst überzeugt, dass Latania borbonica mehre Wochen lang bei nur 2 und 3 Grad W^ärme im Dunkeln des Nachts und bei sehr bedecktem Himmel am Tage existirte, ohne auch nur im Geringsten zu leiden. Hätte die Palme bei dieser Temperatur aber mehr Licht oder gar am Tage blauen Himmel gehabt, so möchte sie wohl zu Grunde gegangen sein. Alle Pflanzen, welche mehr Wärme erhalten, als ihnen im Dunkeln oder bei weniger Licht zur Erhaltung 63 410 des Minimum's ihres Lebens notbwendig ist, machen NeuhilduugcD, wo die iniiieraliHcheii Be»tundiheile ihren Eintluss nicht haben zur Geltung bringen könneu, d. li., um uns eines allgemein gcbrauebten Ausdrucke» zu bedienen, sie spillern. Palrauu niuss man am Besten während der VVintcrzeit in einem Nebenzimmer, wo nieht ge- heizt wird, bringen. Bei Sclineetall und trübem Wetter ist es besimders nothwendig. 14 bi-< Iti (irad K. Wärme, wie man meistens im Zimmer wälircud der Winterszeit hat, stind für Pflanzen über- haupt zu viel. Aber immer sind es wiederum viele Pal- men und ausserdem Aroideen, welche auch hier noeli, trotz der erhöhten Wärme bei in der Regel wenig Licht am Meisten gedeihen. Man muss nur Sorge tragen, dass die Palmen im Frühjahre, sobald es das Wetter nur einiger Maasscn erlaubt, in's Freie kommen, um sich nn der iViseheu Luft zu erkräf- tigen. Welchen Einflu.ss grade die Luft auf solche Zimmcrptlanzen ausübt, wird der wissen, der hier Erfahrung gemacht hat. Vortheil. Im Ansehen ist sie von Corypha und Latania weit verschieden, denn sie gehört zn den gefiederten Palmen. Wiederum ein Vurtheil, der für sie spricht, denn sie trügt zur grösseren Mannigfaltigkeit unter der Vegetation des Zim- niris bei. Phoenix sylvestris wurde zuerst von Rox- burgh als eine besondere Art von der echten Dattelpalme unterschieden und wächst durch ganz Ostindien in grosser Menge. Eigentliche Unter- schiede, ausser dem Umstände, dass die steinfrucht- artigen Früchte bei der wilden Dattelpalme weniger fleischig und überhaupt kleiner sind, scheinen nicht zu cxistiren. Martins gibt in seinem grossen Pal- meuwerke noch den ^langel von Stoloneu an, ver- mittelst derer die gute Dattelpalme fortgepflanzt werden kann, ein Merkmal, wurauf jedoch Orif- fith, dem wir das neueste grosse Werk über die Palmen Ostindiens verdanken, keinen Werth zu logen scheint, denn er erwähnt es gar nicht. Martins iBsst die wilde Dattelpalme auch kleiner Unter dun Palmen, wel<:hc zu den für da« ! bleuten da sie nach ihm nur 1^ bis 20 Fuss hoch werden _.. _ »-..i.i 1.... i>ii».._ i.;i ..: .11 V....I. n^Ki-.tX. I,:. ™.... :.. .i:„ /•;_.;..« k„: Zimmer zu empfehlenden Pflanzen (gehören, nimmt, neben den früher genannten, besonders der Corypha australis unI a. t e i* i :t 1 , welches l'ntcrzfichnetcr »uf ciiiiT Ki-ine nach Zanzibar und angrenzende Gebiete zu »ammelii bcab9ichli(,'t. Ich Endesunterzeichneter verpflichte mich: 1. die Reise nach obgmannter Gogcnd im Laufe des Jahres 1h72 anzutreten, widrigenfalls Sei- tens der Subskribenten erfolgte \'i'riiu8bezali- lungen von mir am 1. Januar 1^73 franco zurückerstattet werden ; 2. die Objekte franco bis Berlin zu senden, von wo aus sie den Sub.-kribenten baldmöglichst unfrankirt tlbersandt werden ; 3. mein Leben (entsprechend hmli) zu versichern und die betreffende Police bei meinem Vnter, Professor Theodor Ilildebrandt zu Düssel- dorf, zu deponiren, durch welchen im Falle meines vor Ettcktuiruug der Vorausbezahlungen etwa eintretenden Todes solche aus dem ein- gelösten Fond ztnückerstattet werden; 4. die Exemplare nioglicht vollkumnien (so: ge- getrocknete Pthinzcn nie ohne Fruktitikations- Organe) zu liefern, und wird jedes Specimen eine Nummer tragen, welche, mit später zu veröfTentlichender libcreinstimmend, den Xamen des Objekts uml sonstige Bemerkungen ver- mittelt. Lebende Pflanzen und Sämereien, S tammschu i tte, künstliche Produkte aus dem Pflanzenreiche, wie natur- hiatorischo Gegenstände jeder Art bitte separat zu bestellen, und sind diesel- ben auf Grund vorheriger Uebereinkunft zu vergüten. Der Subskriptionspreis für getrocknete Pflanzen lii'lriig t : l. bei Abnahme eines Exemplars alier während des ganzen Verlaufs der Keiso mehrlach ge- sammelten Pflanzennrten, ob nun von einem, oder (nach \^'un8ch) von allen Standorten: bei Anzahlung von lO'i Thlr. — i\ C'cnturio — 7^ Thlr.; bei Zahlung beim Enipfiing der Objekte 10 Thlr.; IL für Pflanzen, welche vor Err«'iclun obgenunn- ten Ueisezieles von mir gesammelt: bei Prtt- Dumerando-Zaliliing von j des geEricImotCD Betrr.gcs f) Thlr., bei Postnumerando-Zahlung G;. Thlr.; III. für Pflanzen aus Zanzibar und angrenzenden Gebieten 10 Thlr. rcsp. 12', Thlr.; sowie aus- AnweuduDg im mensclilicheu Idaushult finden := 12i[ Thlr. resp. 1.') Thlr. ä Centurie. Bestellungen bitte baldmöglichst, Pränumeraudo- Zahlungeu bis zum 15. Januar 1K72, an mich zu senden, letztere werden in allen Füllen zuerst za etl'cktuiren gesucht. Während meiner Abwesenheit wird Herr Lehrer Keasch (Berlin, LUtzowstrasse lU8j, Geschäfts- führer des botanischen Tausch-Vereins, meine An- gelegenheiten besorgen. J. M. Hiidebrandt z. Z. GUrtner im Kgl. but«ii. (iarten ta Beriio. PotsdunierSU'»s.«e 75. 3iilfruttlionnfp Pflii,^pn=Jlii.>>llp(rim(| im Anfange des März 1873 zu Gent. Während wir im nächsten Jahre 2 grosse Aus- stellungen von Pflanzen: die Festausstelluug des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Ber- lin, sowie eine in Moskau, welche mit der grossen Industrie- Ausstellung daselbst verbunden werden soll, deren Programm uns aber noch nicht vorliegt, habeu werden, wird jetzt, au-ser der bereits besprochenen in Wien (S. 393) auch eine Eweitc ftlr das Jahr 1873 angekündigt. Von Seiten des Vorstandes der königlichen Gesellschaft für Ackerbau und Botanik in Gent ist uns mitgetlieilt. das« bereits der äjäh- rige CycluB, nachdem die Metropole der europäischen Gärtnerei grosse Au.sstellungeu veranstaltet, im ge- nannten Jahre zun) 7. Male abgelaufen sein wird und dass bereits wiederum Vorbereitungen zu einer neuen internationalen Ausstellung getroffen werden. Bei der grossen Wichtigkeit, was Gent und seine Ausstellungen für (Järtuerei, hauptsächlich aber für den Pflanzenhandel, haben, erlauben wir uns, noch am Schlüsse des Jahres 1871 alle die, welche sich dafür intere.ssiren, auf die zum 7. Male sich wiederholende Ausstellung v.on Pflanzen u. ». w. aufmerksam zu machen. Als im .lahre 186^ die sechste dieser Ausstellungen stattfand , war bereits mehre Jahre vorher die Ueihe interna- tionaler Ausstellungen mit Mainz eröffnet worden, und Ciärtner und Liebhaber hatten an den Schau- stellungen theilgouommen. Keine dieser internatio- nalen Aus.Htellungen iot wohl von .Ausländern, be- , sonders Von I>entschen. so viel besucht worden, als die genannte. Manche, welche damals in (ient wa- ren, werden auch der (iastfreundschaft, welche sie in der Hauptstadt dos alten Flandern« erfahren, sich gern erinnern und deslmlb skau durch den Frost im Winter 1809—70 und 1870—71 thuils gctodtctcn, tbcils beschädigten Obstbäume. 241. Die Obstirnte 1870 in Scbivodcn. Von O. Hüttig in Golhcnburg in .Schweden. 137. Die Obstetiketten des Professor Pyuiicrt in Gent. 351. Die Schillc r'scbeu Orchideen. 16. Kinigc Worte über O r c hideen- Bl e nd 1 ingc. 33. Die Passionsblumen. L Geschichte. 1. Die Passionsblumen. II. Hfjbiindlung. 14. Die Passionsblumen. III. .Systematik. 21. Ein licilrng zur Pf irsich zucht. 8. Bericht über die neuesten Pflanzen. 130. 143. 14y. 155. 165. 174. 181. I'JI. l'Jü. Pbünia recliniita Jacq. und Livistoua australis (zwei Zinmierpnlmun). 65. Die wilde Dattelpalme (Phoenix sylvestris Koxb.) 409. Photographien au» Linnc's IIinterla.sscn.sehaft. 387. Plastische Nachbildungen essbarer und giftiger Pilze. Von V. Loesocke und Bosemann in Ilildburg- hausen. 200. P ro ni imor ia. 210. Ludwig Heinrich llcrrmann Fürst von Pückler- M US kau. Eine biographische Skizze. Von Karl Koch. 113. 123. 132. 139. Fürst Herr mann von Pü r- k Kr- Mus kau in »uinen Bo- ziehungen zur bildenden Gartrnkunst Deutschlands. Eine biographische Skizze. Vom Park-Inspektor E. Petzold in Muskau. 89. 98. 110 Ueber die RQben-Fadenwfirmer (Nematoden), fessor Kühne in Halle. 39. Von Pro- Rofugium botanicum. 389. 396. Rhododendron (Axalca) molle Bl. Strauch des freien Landes. 264. Ein neuer Blüthen- Die Sabnt'scbe HandelagKrtncrei in Montpellier. Von R. Stoll. 342. Samen -Vurtheil u ng. 32. Ueber Schulgärten. Von O. Hüttig in Gothrnburg in Schweden. 73. 85. 94. 101. Staticc spicata Willd. und die Staticeen überhaupt. 57. , Einladung zur Subskription auf botanische« Material. 413. Ein« Krankheit des T imot hensgrases. Von Professor Dr. Kühne in Ualle. 64. Ueber die weisse Trüffel. Vom Geh. Med.-Rath nnd Profes*or Dr. Güppert in Breslau. 319. Untersuchungen über künstliche Semperviresceni, ein Bei- trag zur Akklimatisationslrhre. Von Professor Dr Hoff- mann in Giessen. 17. 30. 36. 46. James Veite h and Sons. Royal exotic Nursery in Kingsroad, Cbelsea, London. 306. Verkauf von Pflanzen in Leipzig. 266. 523. Versammlung des Vereines zur Beförderung dc< Garten- baues am 8. Januar. 25. 524. am 29. Januar. 49 525 am 26 Februar. 81. 520. am 26. März. 105. 527 nm 30. April 1.53. 528. um 23. Mai. 177. 529. am 27. Juni. 207. 530. am 25. Juli. 265. 531. am 28. August. 297. 532. am 24 September. 321. 534. nm 29. OktoliL-r. 361. 635. am 26. November. 393. Ueber Vo Iksscbulgärten. Von llolg.irtnor Jager. 60. Einige Bemerkungen über das Verhalten der Vegetation im letiverdosscnen Winter. Von Güppert in Breslau. 401. Ueber Wasseransdünstung. 65. Die Trauer- oder T hr Knenweiden. Eine monographi.rdamerika's. lOO. Ueber einige Bohnen von Boesc. 899. In Ostindien gebaute Bohne n «orten, von Wittmack 68. Oekeimtc Bobncnsamon als Leckerbissen. 806. 415 Bimtblättrige Cinerarien oder Wandelblume. 406. Mittheilungeu über Coleus -Blendlinge von Bause. 323. üeber das Verhalten derCranberry gegen unsere klimatischen Verhältnisse. 364. Ueber Cyclantheen. 29. Durand fils et Croux in Clamart bei Paris. 7. Erhaltung und Schonung unserer Eichen von Göppert. 215. Eine schirmartig gezogene Epheupflan ze. 311. Ueber neue Erbsen. 265. Fastens Crinoline, um Erdbeeren rein zu erhalten. 207. Erdbeerzucht in Nordamerika. 54. Neue Erdbeeren und Wechsel in ihrer Kultur. 350. Eine buntblättrige Erj'|thrina Crus galli. 406. Ueber Benutzung des Espartogras zur Papierfabrikation. 374. 395. Wechsel des Personales im Fleuriste zu Paris. 312. Ueber den Einfluss des Frostes bei Acer obtusifolium von Bolle. 301. Einwirkung des Frostes auf die Obstbau nie in Böhmen. 349. Die Genter Gärtnerlehranstalt. 351. Generallieutenant von Gansauge 82. Ueber das Gefrieren der Gehölze von Bouche. 107. Ein Verfahren zur Anzucht von Liliput- Georginen. 408. Ein Guanolager in der Mark, von Wittmack. 180. Ueber Gurken, besonders aus Abyssinien und China. 299. 331. Helleborus-Blendlinge von Bouche 107. Hofgärtner Hempel. 82. Die projektirte Reise des Gärtners Hildebrandt nach Zanzi- bar. 403. Hooker's Leitfaden für botanische Forschungen auf Schiffen der Admiralität. 47. Veränderlichkeit der Blumen beiHydrangea Otaksa. 256. Verhalten japanischer Gehölze am Rhein. 362. Gärtnerische Journalistik in Frankreich. 310. Mittheilungen über den Einfluss der Kälte, von Perring. 108. Kartoffel King of the earlies. 300. Die Gülich'sche Kartoffelbau-Methode. 212. Getrocknete Kartoffeln in Chili, von Wittmack. 52. Ueber Kar toffel- Krankheit. 83. Die Noble'schen Keimungs-Apparate. 84. Benutzung des Markes der Kerria japonica. 8. Ueber das Keimen der Kokosfrü chte, von Hasskarl. 54. Portland-Cement gegen Krebs der Bäume. 206. Das Kyanisiren der Etiketten n. s. w. 394. Vorschläge zu allgemeiner Landes verschö uerung. 154. 179. Verhalten männlicher und weiblicher Pflanzen hinsichtlich ihrer Lebensdauer. 348. Lepere in Montreuil bei Paris. 8. Ueber Levkojenzucht, von Oberdieck. 404. Die Kultur des Lilium auratum im Grossen. 351. Keimen der Lodoicea Sechellarum. 6. Mastix THomme Le-fort. 266. Mi ssive und Pastorenbirn. 207. Monardes' Werk über die einfachen Arzneimittel.' Martin Müller in Strasburg. 8. 29. Naturabdrücke von Pflanzen auf glatten Holzflächen. 84. Der Obstausfall in England in diesem Jahre. 302. Die Tiele-Winkler 'sehen Obstanlagen inMiech o witz. 27. Obstbau in Reutlingen und überhaupt in Württemberg. 55. Tabellen zur Ermittelung der Obsterträge. 109. Färbung der Obstfrüchte. 7. Einfluss der atmosphärischen Luft auf die Wurzeln der Obstbäume. 349. Verkauf der O rch ideen, von Sigism. Rucker. 255. Oca in Chili (Oxalis tuberöse) von Wittmack. 53. Zustand der Gärtnereien und der Anlagen vor Paris. ?• 82. 255. 311. Der Park des Major v. Tiele-Winokler inMiechowitz. 53. Neue Eintheilung der Pelargonien. 208. Petunien auf Nicotiana glauca veredelt. 6. Dr. P f eiff er's Nomeuclator generum plantarum etc. 403. Eine Nektariue auf einem Pfirsichbaume. 256. Der Anbau des Neuseeländischen F lachses (P h ormium tenax) in dem Vaterlaude. 214. Gärtnerische Photographien aus Neapel. 323. Pflanzenphotographien aus München. 52. Prüfungen vot) Gärtnergehülfen dtirch die Gartenbauge- sellschaft in London. 304. Ueber den Tod des Fürsten P üc kl er -Mus kau. 81. Rasenpflanzen: Cynodon Dactylon und Trifolium arvense 206. Roggenähre mit 16 Nebenähren. 29. Der.Rost auf dem Raygrase 321. Grosse Roth buchen und Tannen in Oberschlesien, von Oppler. 54. Professor S chul tz - Schul tzenstein. 105. Extrapreis des Kamnierherrn v. Seh wanenf eld. 106. Ueber Seh wei nf urtli's Reise nach den Njam-Njam-Län- dern. 83. Bleich-Sellerie. 6. Verbreitung des Senecio vernalis. 221. Simon-Louis freres in Metz. 8. Vernichtung der Stachelbeerraupe. 303. Kultur der Stachelbeersträucher in England. 303. Eine Statistik der Gärten in Braunschweig. 404. Geschichte des Taback's. 30. Ueber seitlich herausgekommene Gipfeltriebe bei den Tannen. 375. Ableitung von Terminalis in Dracaeua Terminalis. 54. Photographie einer Todea barbara. 394, Torf als Medium zu Stecklingen, von Per ring. 109. Ueber hie Obstschabe (Tortrix pomonana), von Becker. 364. Eine Tulpe mit 2 Blüthen, von Dressler. 52. Umwandlung der Wurzel eines Ahorns in einen Stamm. 406. Verheerungen der Rost-, Schwamm- und Fichtenraupe, von Bouche. ■ 108. Gegen die Verheerungen der Raupen des Kohlweis- linges. 207. Oeffentliche Vorlesungen aus dem Gebiete der Natur- wissenschaften in England. 405. Wahl des Vorstandes. 221. Wahl der verschiedenen technischen Ausschüsse. 178. Der Reisende Gustav Wallis. 403. Empfohlene Weiden, besonders zur Befestigung des Sand- bodens. 310. Ueber das Vaterland der babylonischen Weide. 324. Schwierigkeiten bei der Aussaat von Weide nsamen. 302. Ausbreitung des Weinbaues in Nordamerika. 109. Der letzte Winter in Hermsdorf bei Waidenburg. 179. Der harte Winter 1870 — 71 in Erfurt, von Haage und Schmidt. 51. Einfluss der niederen Temperatur im Winter. 214. Schnee als beste Winterdecke für alle Pflanzen. 395. Ein neues Xanthosoma von Linden. 28. Umwandlung der Zwetsche in Nordamerika. 84. 410 III. Verzeichiii.ss der PHanzeu -Namen. AbiCH rilicicA Kotich. 322. Dou- gluii 98. 284. 828. ^aodis Dougl. 822. Iiirtvllii 172. Nordinaiiiiiaim 98. iiiimi. 322. Abutilon Thompiniii 148. 298. Ac ac i a ncuniiiiata 386. amoeiia Wundl. 129. arinata 145. haitiilata 146. hi8pi(li!i.iima 145. lanii^inoSa 146. Ri- ccann Ilcn.il. 27 t. A call t Im paiiax varicf^atum 3J0. Ach imune» lietc-ropLvlIa 172. patCDs 192. Vcr.KclialTfltii i20. Ach/rorlino Saiindcriii 129. Acer raliforiiiriim 2.'i No|;undo fol. var. 69. paliiiatiim .326. Actin idia pol^f^ama 361. A d i a iit u m Karle^cünc 308. Gieobrcch- tii 308. Hoiinlowianum 119. peru- Tiaiitini 117. rubvlliini 308. Adliiniia cirrliosa Huf. 129. Acclini cn Lüddemuiiiiiana 218. Ma- riac rcginac 262. AiiridcR hybridiim 34. Ac t liioiiunia pornira 129. A gap an tli iiH iimbcllntua 298. Agatliaca coelosti« 26. Agave biilbona W. Bull 130. ColRiana 860. Ellctnectiaua C. Korb 397. fila- meiit'>«n Salin 3',i7. geniiiiiflora 78. Jucobiana 350. niicracaiitha 360. miradorcnüi.i 261. niitracfnrmi.i 36U. rotatoruni 261.> i^alniiana 350. Sa- pniiarla 16-.>. iiiiivlttnta Ilaw. 397. Ver-rlittirellii 261. Agaren von do Jongu van Ellcincot273. Ageratiini Linaoni 298. Allainanda Chcliioni ISO. Hcndcr- noiii 309. Alloplrctn* bicnlor llort. 317. vit- tatu.n Lind, et Andr. 317. AI nun Tirma 8. et '/.. 130. 162. glii- tinosa rubrinnrvia 118. japonira S. et Z. 130. maritima Natt. 130. moxl- cjtna 164. Aloranla Jenniiigiii Vritrb 78. inter- media 78. inutallica 78. Aloii Ooiicberi 119. planiTnlia Bak. 119 390. Aloniina Mattli-^WHii Kcntli. 390 Alüophila aii.itrali« 323. Alatrocineria ('nlilnuii II. D. K. 77 Altar na ntbvra amnbilis Iricolor 1 10. 318. Aljriiituni al|iriitre L. 130 »axatile I.. 1.30. A III iiraiit II« atriipiir]iiirouii 830. AmarYllin pardiiia 77. Amprliipi ii Iriciinpiilala 36 1. Ana na» Porlrans Vvitch 130. viil- gariK 816. Ancrnrbilun Dominii 84. Ordlanui Veitcb 180. Aormonn romnaria L. 84. nomoroM vlrcicom 146. Allgferum Ellinii Rchb. 180. Mca- lilVi ISJ, Aiithurium uraliaefuliuni 131. h;- bridnni Lind. 131. oruatum Schott 288. Kchcrzeriauum Schott 148. 78. Scbcrzcrianiim Dirksnoi 264. Antigoniiin ainabilo W. Bull. 131. loptopii« llk. et Arn 121. 278. Aplielandra aurantiaca liuezlii 76. Apioü tubcro.a aii.Htralis K. K. Truill. 278. Uuinvit i'lvf^nna 167. Ily ac in tli im cnndidii» Kak. 399. ori«D- talis L. 399. prinieii.H link. 119. 399. Hydranten Jnpoiiiia vcmicolor 235. Otnk.ia .S. it Z 69. 266. Uy dr neu t y li' uinlica L. 392. HymciiHtliurum tciiuilobuiii 299. Hyroi'nostuninia Kontanc^iana Willk. 167. Hypiricuiii calyciiiiim L. 236. Hypocyrta brevicaulis 70. •P acobinia ciliata N. v. E. 168. Jasminum hctvropbylliim Roxb. 391. Jerdoiiia indica VVIglit 269. Joncnin Asocii Roxb. 168. 214. de- cliuatn Ilartw. 168. 214 Jovellnna piiuctata 178. Ipomoca ClaiLicniniia 168. I res ine Liiidi'nii vhu H. 76. Iri.i Ilck'iia C. Koch &1. ibcrica Stev. 61. Xiphium L. 234. Iso tonia nxillnri.i 168. senocioidc« 168. .Iiihni'H npcctnbili* 343. Juglan.i nigra 98. uigra laciniata 168. regia pendula 16H. Junipcru.i Kcrmudiana 343. proatrata 343. Juaticia atramentaria 163. apecioaa 394. MLnompferia Cialaaga 169. speciosa \V Ilull. 168. Kerria japonica 8. 236. Koiphiifia praveox Bak. 400. ■ jabieliva nitida Uuntb. 168. Labiirnum Tulgnru (iris. 23. Lachonnüa Innecnofolia Jacq. 394. nrrliinidc.i Ait. 399 pallidn Ait. 399. pendula trieolor 77. Laelia l'iielieri lutea 120. 174. Larix Kacnipferi .H22. Icptolcpis 36t. Laniandra niai:ranllia Seeni. 174. Lan i (> p c t n I u ui purpureum 389. Lantroa Kilix ma» l'Drmen 174. Lalby ruü latifuliu.i I.. 176. 236. ndn- ratui L. 236 Liiur» c eraau« latit°<>lia 117. Lavandnla abrolan<>idcruiiidua Coloaaua Rcbb. 879. tibicoD Kebl.. 176. Morua alba t'ualigiala 176. Mnryain pinmitH PC 144. Muaa al'riraua 181. aaaamica 181. textilia S92. Muarnri (rrandifiilium 119.399. Held- reiibil 119. 399. Muaa aenda Tryamaoiiiaiia Miqii. 181. Myoiotl« a/lraUra 147. AJacgclia fulgida Ort^. 71. Nanodca Mrdnaac Rcbb. 79. Narciaaua liulbocodium L. 288 Nrguudn areroidca 69. califoruium 83. N clken Sfl't Nicotiana ^lauea 7. Niercmbcrgia fnitcaceni 7 . CP chtocharia jaranica Hl. 181. Oduntogloaaum carinifenim Hchb. 182. cristatum Argus 336. Dawao- nianum Rcbb. 79 Galeotlianum A. Rcbd 182. Hallii Liudl. 79. lim- batum Rcbb. 182. nevadtaae Rrhb. 326. oduratum Lindl. 325. praai- Dum Rcbb. 1»«2. radiatnm Rcbb. 79. Schlieperianum Rcbb. 79. Wallisii Hchb. 182. Weltooi 182. Oenothe ra Whitney! A. Ur. 268. Oacidium auruaum Rcbb. 325. ca- lanthum Rchb. 182. cryptocopia Rrhb. 279. dimorpbnm Reg. 183. lepidum Rchb et Liud. 182. marrantbum 26t. Phalaeuopaia Rcbb. 326. raaticum Rcbb. 182. remizium Lind, et Rchb. 182. Waraiewicri! Rchb. 182. Oncoapermum Vanhontteanum 78. Onobrycbya aaraoliaca Boiu. 183. Opbiopogon Jaburan 77. japonicui 77. longifolium Dnc 77. Muteari Dnc 77. Ophrya Speculum Lk 887. Opliamenna imbeccilia 77. Oruitbogalum anomalum 399. Orthoaiphon atamineiu Bentb. 269. Oxalia tuberoaa 53. O X y I o b i u m ataarophytlaro B«Dtb. 183. Ir *eon>a Moatan Sima 234. tenai- folia L. 234. Pandanua Data 183. Veitcbti 368. Pandorea auatrocalednnica 119. 183. Panicum plicatuni var. 77. P apyrua ayriacu» Il'3 P araocphcliua uiiidorua llf>. 869. Parnaaaia earoliniana Mchx. 183. Paaaiflora arborea 279. cocrulea 14 15. odulia 16. foetida 14. gracilia 14 Habnii 119. Hulletiaoa 16. Imperatrice Eugenie 236. iocamat« 14. 15. Joueaii Hort. 183. laurt- fulia 15. macrocarpa 15. 16. 81. niamiorea Lind 183. prinecp» 14. quadrangularia 15. 16. racemoaa 14. aauguinoleota Ma«t. 183. Schli- miana 14 8cbroo|>«ana 15. Paretta aurantiea 183. Poarcea bypoeyrtiflora 70. P cl argonie n-Eintheilung 308. Pel arg o nie n - Formen 260. Pclargonium alchemilloidea Willd. 391. eamoaum Ait. 391. ciuctum Hak. 391. tiaaum llak 391 raoan- culifolium Eclk. et Zcyh. 391 Pennan t ia i'unninghanii Mi«r* l*^ PepcromiaHatlerii C.nC. .192 nea Liud 184. mamiorata II k 1H3 reaedarflnra Liud et Andr. 130. 183. 318. Tclutini Lind. 184. Pcpinia aphelandcfotia Andr. ISO. 327. Perlal ropbo anguatifülia N t. E. 184. Prronnapnra infcatana 41. Peraoonia aceroaa Sicher 146 pini- foliaR. Ilr. 184. lanceolata 184. lati- folia Andr. IH«. I'hajua irruratua 33. Pbalaonnpaia Pariahii Rcbb 379. Pharnareuni acidum Honk. 390. Pbaaenlua Lucaaianua HU. Phegoptcria plumoaa 178. 419 Pliiladelp b US insiguis 118. primu- l.ieflurus 118. Pbleum prateiiso G4. 310. Phlox .setacea 218. PIilo.x-Fornien 260. Pli oenicoplioriuin Borsigianum 14G. Phoenix recliuata Jacq. G5. C6. G7. sylve.stris Roxb. 409. Phorniium tenax 214. Veitebii 297. Pbysali.s penivianns L. ^. eduli.': 280. pubescens L. 280. Pliytelepbas macrocarpa 292. Pilea callitrichioides Kth. 191. Pincenectia recurvata 323. Pinu.s apulcensis 1G3. Beutbamiana 98. 172. californica 172. Edgariaiia 172. excelsa 98. 284. 322. Gerar- diana Wall. 322. Gordoniana Hartw. 322. Laricio corsicaua 98. leio- phylla 162. Llaveaiia 163. niacro- phylla 172. Montezumae Fisch. 322. oocarpa 162. patula 163. Pseudo- strobus 162. rlgida 98. Sabiaiia 172. 173. Strobus 284. Piper Fukokadsura Sieb. 191. Pironueava Mariae reginae C.Koch 261. Pitcairnea Karwin.skyana Schult. 191. phoenizea Hort. 191. ringens Klotsch 191. Warszewicziana Klotzch 191. Pittosporum riibiginosum A. Cunn, 192. Plane ra japonica Miqu. 192. Kcaki Plantago lanceolata L. 206. Platycodou autumuale Diie 384. grandifloruni 384. P 1 a ty m i s c i ii m polystachy um W. Bull. 192. Plectopome gloxlniaeflora Haust. 71. Poa pratensis 109. Podocarpus cupressiua R. Br. 192. Podocytisiis caramanicus Boiss. 192. Podosaemum gymnostylum 192. Polyalthia nitidissima Benth. 192. suberosa Benth. et Hook. 192. Polycyuis lepida Lind, et Rchb. 362. Pomaderris vaccinifolia Reiss. et F. Müll. 389. Ponceleti'a .sprengelioides R Br. 192. Posoqueria fragrauti.ssima Lind, et Andr. 120. 318. imiltiflora Leni. 192. Potentilla atrosanguinea Lodd. 234. courctata R. et S. 195. Pour.retia yuccoides Lind. 195. Primula Auricula L. 233. japonica A. Gr. 195. Prunusfinsititia 31. 38. Pseudolarix Kaempferi 60. Psycho tria lencocepliala Brongn. 76. P ter i s^serrulata var. 109. Pterostyrax hispidum 362. Puccinia coronata 321. Pulte na ea scabra R. Br. 195. Puya chilensis Mol. 195. coarctata 195. Pyrethrum carneum 70. ^jluamoclit ocnlata Naud. 195. sola- nifolia Plum. 195. stricta Sieb. 195. Q u e r c u s Cerris var. 301. cbrysophylla 172. Libaui pendula 118. nigra 68. pedunculata var. 68. rubra 68. 98. Skinneri 163. striata 325. Jrfcatouia tenax Benth. 195. Reseda bipiunata VVilld. 195. Retinospora erccta 195. Rliapis biTiuilis 195. Ripsalis rhombea Pfeift'. 396. Rhizopogou albus 319. Rliodamnia triuervia 195. Rhododendron Lobljü 196. niacro- sepaluni Max. 196. Metternichii S. et Z. 196. molle 264. seuiibarbatr.iii Max. 196. Rhodotypus kerrioides 361. Rhy ncliochito n ellipticum A. DG. 270. Riocreuxia torulosa Dne 392. Robiuia Pseudacacia var. 118. Rosa microphylla 264. Regclii Lind. et Andr. 196. Rosen -Sorten 259. Rubus rosaefolius Sni. 80. Rudgea macrophylla Benth. 76. Saccolabium Blumei 262. Salix acutitblia VVilld. 310. 364. 366. Aglaja 366. americana pendula 381. babylonica L. 324. 380. babylonica violacea36G. bigemniis Hofim. 365. caspica Hort. 310. 364. cine- rea L. 365. daphnoides Vill. 310. 364. 366. elegantissima C. Koch 380. 381. japonica Thnnb. 880. jaspidea Hort. 366. nigra pen- dula 366. pendula Mnch. 380. 381. Pierotii Miqu. 324. po- meranica Willd. 310. praecox Hoppe 365. propendens Ser. 381. pulchra Wimm. 366. Sieboldi 324. 380. vio- lacea Andr. 365. Salvia Heerii Reg. 390. hispanica L. 196. mentiens Pohl 119. 390. nilotica Vahl 196. Sambucus rosaeflorus Carr. 196'. Sanseviera guineensis 218. thorsiflora 218. Santalnm cynosum 386. Santolina argentea 196. Chamaecy- parissus 152. 196. Serracenia purpurea 50. 323. Saxifraga aretioides Lap. 269. Scliknhria abrotanoidcs Rtli 196. Sciadocaly X digitaliflora Lind. et Andr. 317. Scilla lloribunda Bak. 119.398. lan- caefolia Bak. 397. linearifolia Bak. 398. ovalifolia Bak, 119. 398. palli- diflora Bak. 397. pauciflora Bak. 397. priuceps Bak. 119.398. socialis Bak. 397. spathulata Bak. 397. subglauca Bak. 119. 398. Selagiuella denticulata 299. diva- ricata albolincata 119. Mertensü 119. var. 197. Semecarpus cuneifolius Wall. 197. Senecio argenteus Backh. 197. rupestris W. et K. 197. vernalis W. et K. 221. Sequoj a sempervirens 98. Serapias cordigera L. 287. Lingua L. 287. Sideritis canariensis L. 390. Silene acaulis L. 301. echinata Otth 197 stellata Ait. 197. Solanum atropurpureum Schrank 391. ciliatum Lam. 255. venustum Kth. 270. Sophora secundiflora Cav. 197. Sophrouitis coccinea Rchb. 79. Sparaxis pulcherrima Hook. 77. SpathiphyHum cannaofolium Schott. 197. Spergular ia azoroides Lieb. 197. Spbaerogyne iniperialis 197. Spigelia splendens Wendl. 76. Spiraea palmata 220. Spiranthes Weirii Rchb. 197. Sprengelia incarnata Sm. 198. Statice arborescens Brouss. 59. bras- sicaefolia Bark. W. 59. fruticans Bark. W. 59. Halfordii Hort. angl. 59. macroptera Bark. W. 59. pecti- nata Ait. 59. plantaginiflora J. et Sp. 58. puberula Bark. W. 59. spi- cata 51. 57. 58. sinuata 69. Thouiui 59. Stelis glossula Rchb. 198. Stenoglottis fimbriata 279. Stipa tenacissima 395. S trep t 0 c arp US SaundersüHook. 76. Stroph antLus Bullenianus Mast. 198. S tr u tliio p te ris japonica 198. Styphelia brevitlora 198. triflora Ändr. 198. viridis Andr. 198. S y m p li y t u ui officinale var. 1 98. Syngouium albo-lineatum 198. See- manni 198. Syringa chinensis 32. 46. Josikaea 146. Tabernaemo.ntana Barterii 270. Tacsonia quitensis Benth. 279. to- mentosa Juss. 198. Tax Odium distichum 98. 172. 303. sempervirens 284. T e c 0 m a radicans Juss. 235. Thalictrum tuberosum 218. Themistoclea Coronilla Lind, et Andr. 319. Thomasia purpurea J. Gr. 380. Thuja gigantea 98. Orientalis viir. 118. Thujopsis dolabrata 148. Thymus citriodorus Sehreb. 199. Tigridia conchiflora Sweet 235. Tilia mandschnrica Max. 199. Tillandsia Hameliana Morr. 120.334. Lindeniana 288. Morreniana 334. Todea africana Willd. 199. 324. .su- perba Col. 199.327. Wilkesiana 119. Torreya bogotensis 199. Trichoceras parviflora H. B. K. 199. T r i c h 0 p e t a 1 u m stellatum Lindl. 1 99. Tricyrtis hirta Hook. 237. Trifolium repens 206. T r i 1 1 i u m grandifloruni 233. Triplaris Lindeniana Wedd. 199. Trochocarpa laurina R. Br. 199. T r 0 p a e 0 1 u m Lobbianum roseuni 1 99. sessiliflorum P. et Endl. 76. Thuja Roezlii Carr. 199. Ulm US Keaki 192. 362. Um bi Heus globulariaefolius Fenzl 396. Urophyllum acuminatum Bak. 399. Utricularia elegans 199. montana Jacq. 199. 420 W ;in'go|ift al u ni i-rinitiini Krkli 79 Vfrlag von \Vlr|;nnitt ft llomprl in Itrrliii, %iinni«r Hlrtt»*«* No. 91. PriH l ilor C. Kri »Irr '-rlirii Itiirliilnirkciri ( L. M«wc«), lUflla, UimM4Un— N*. U. fllf nil»nM"'°°' °'^"''" Library 3 5185 00260 2579 1