ST. PAUL CAMPUS LIBRARY

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Zeitſchrift

Veterinärkunde

beſonderer Berückſichtigung der Hygiene

Organ für die Deterinäre der Armee

Herausgegeben bon den Injpizienten und Hilfsinjpizienten der Militär-Veterinär- Akademie, dem techniſchen VBorjtand und den Aſſiſtenten der Militär Lehrjchmiede Berlin

Redigiert

von

Pberflabaveferinär A. Chriffiani

Snfpizient an der Königliden Militär-Veterinär-Alademie

Einundzwanzigiter Sahrgang

LT ET m nn N NINE NIIT

Berlin 1909

Ernjt Siegfried Mittler und Sohn Röniglihe Hofbauhhandlung Kochſtrakße 88— 71

Inhaltsverzeichnis des Jahrganges 1909

der

Zeitſchrift für Veterinärkunde.

Originalartikel. Das Formaldehydyräparat „Autan“ als Desinfektionsmittel für

Stallungen, Tierkliniken uſw. Bon Heinrich Löffler, Stu

dierendem der Königl. Militär-Veterinär:Afadenie .

u. zur Arditeltur der Knochenſpongioſa und zur Statit und Mechanik des Feſſel- und Kronenbeins bei der regelmäßigen,

der bodenweiten und bodenengen Stellung des Pferdes. Yon Clemens Gieſe, Unterveterinär im 2. Garde: Feldart. Regiment, Potsdam. (Mit 2 Abbildungen im Text und 2 Tafeln.) 65—81,

Die Schonung des gefunden Gewebes bei Operationen. Von Ober: veterinär Dr. v. Müller . .

Zur Kenntnis der Entwidlung der Steroftomen beim Pferde. Von Oberveterinär Dr. A. Albrecht. (Mit 17 Abbildungen.).

Ein Wort zur Ventilation der —peereine Von Oberftabg- veterinär Ludewig ;

Bericht über die bei den Dienftpferden Thäring. Ulanen- „Regiments Nr.6 vom 30. April bis 30. Mai 1907 mit Lorenzichen Kulturen vorgenommenen Impfungen. Bon Stabsveterinär Thomann .

Ergänzungsbericht zu dem im Maiheft diejer Zeitichrift veröffentlichten Driginalberiht über die mit Lorenzſchen Kulturen ausgeführten Impfungen unter den Dienftpferden des Thüring. Ulanen- ee . Nr. 6. Bon Stabsveterinär Thomann ;

Über meine Erfahrungen mit dem _perforierenden Nadelbrennen bei

chroniſchen Eutzündungen der GEHEN und TEDNERIEDEN. Bon ;

Oberveterinär PBreller .

Die en Unterfchiede des franzöſiſchen und deutſchen Viehwährſchaftsgeſetzes. Bon Oberveterinär Dr. A. Albredt .

Über zwei neue Wurmſpezies: Trichosomum papillosum und Heterakis eylindrica. (Mit 15 Abbildungen auf 3 Tafeln.) Bon Beterinärrat Karl —— Blome, ——— in Arnsberg .W.. .

Jahresbericht über bie in der Klinit der Königt. Militär. Lehrſchmiede zu Berlin im Jahre 1908 behandelten lahmen und PELBRDINIEN Pferde. Bon OberftabSveterinär Ernft Krüger . .

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209 —218

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368 —392

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Beitrag zur Kenntnis des Geſundheitszuſtandes der Augen unferer

Militärpferde. Bon Oberveterinär Dr. Kirften, ——— aa

2. Ulanen:Regiment, Ansbah . . . 433 —452 Ein Fall von Plattenepitheltrebs am Untertiefer des Berbes. Bon

Oberveterinär Jähnichen . . 481 —485 Ofteomalacie des rien Bon Oberoeterinät Zahnigen. mit 1 Ab—

bildung.) .. 486— 489

Mitteilungen ans der Armee.

Über Fibrolyfin. Bon Oberftabsveterinär Petſch 32 Behandlung einer nad Phlegmone zurüdgebliebenen Anſchwellung am Seffer

fopf mit Fibrolyfin. Von Unterveterinär Dr. Kranid . i 33 Blutung zwiſchen Niere und Nierentapfel. Bon Unterveterinär Kiot. 34 Thigenol . .. 34 über Bro ofe und Behanblung von Sceiden-Maftvarmtifien "beim Rind.

Bon geofe mb 2 Berl 35 Verlegung des Gehirns Sur einen Lanzenſtich. Von Dberveterinär D Dr. ® off:

mann. . 37 Bruch des Erbſenbeins. Bon Stabsveterinär Kraemer ; 39 Eine neue außerdienftlidde und ———— Tätigkeit der Beterinäre. Bon

Oberveterinär Dr. Heu 8 Beitrag zur Behandlung der Kolit. Yon Oberveterinär a. D. Dr. K ald er. 83 Multiple infeftiöfe Gelententzündung. Bon Stabsveterinärt Kramell. . 85 Erkrankung nad Berfütterung von Rübenblättern. Bon Stabspveterinär Lüd ode 86 Erfranfung des Fleiſchſaumes aller vier Hufe. Bon Stab3veterinär Draegert 88 Eine ae Hauterfrantung bei einem Pferde. Bon a Den

Bo ; ee a are BO Ein Fall von Pemphigus? Bon Stabsveterinär Kull. . 91 Beihäftigung der Veterinäre mit fremdſprachlichen Studien. Bon Oberveterinär

Dr. Heu 133 Abnormer Berlauf der Teäitigfeit und Geburtspinbernis bei einer Stute. Von

Oberftabspveterinär Bächſtäd i 135 über das ——— von s. Oestrus equi. Bon Stabsveierinär

Rips. 138 Ein intereffanter Fali von Invagination des Leerdarmes beim m Pferde, Bon

Oberveterinär Dr. Berfuhn . . . 185 Fibrolyſin. Von Unterveterinär Dr. Kranid. 188 Beitrag zur Dauer des Inkubationsftadium der Bruftfeuche. Bon Oberveterinär

Dr. Dreyer. . 219 Sporadiſche Stomatitis pustulosa bei Pferden. Bon Oberveterinär 8 och berg 220 Gebärmuttervorfall bei der Stute. Bon Stabsveterinär Michaelis i 221 Über eine Herderkrankung im Gehirn bei einem Pferde. Von Staböveterinär

Seegert. 222 Ein Fall von „nernöfen Musfelzudungen“ bei einem Dienftpferbe des Jäger

Negiment3 zu Pferde Nr. 4. Bon Staböveterinär Pohl. 225 Ein Fall von akutem Gelenfrheumatismus. Bon Oberveterinät Rode 266 Maftdarmpolgp bei einem Pferde. Bon Oberveterinär Beuge . 269 Fibrolipom 2 der Unterhaut an der linken Hüfte. Bon Oberveterinät

Gubrau —F 270 Starrkrampf in Rind. Von Unterveterinär Shadow Ä 270 Beitrag zur Einifchen Diagnoje und Behandlung der Stleroftomenfeudhe. Bon

Oberveterinär Bochberg . 271 Leberzerreißung bei einem Beide infolge amyloider Degeneration der Leber.

Bon Unterveterinär Garbe . 275 Eigenartige Störungen der Sientätigteit nad Samenftrangfifteloperatio, Bon

Oberjtabsveterinär Kraufe. . 276

er

Unvollftändig verheilter Bruch des Unterfieferbeins. Bon Stabsveterinär ur

Bruch des Sprungbeinhöderd. Yon Oberveterinär Proelß . .

Brud der Sprunggelenksknochen. Bon Oberjtabsveterinär Franz Krauf e.

Über eine eigenartige TE N bei einem Pferde. Bon Öberftab3: veterinär Levin .

Tödlihe Kolifen infolge von "Schimmelpilzvergiftung. it Skizze.) Bon Oberveterinär Had

Eine kolikähnliche Erkrankung beim Vferbe, verurſacht durch einen Freind⸗ körper in der Maulhöhle. Von Stabsveterinär Kröning

Sarkome in der Harnblaſe. Bon Stabsveterinär Kull. .

Ein Fau von eiteriger Entzündung und Einichmelzung der Nicthautdruſe beim Hahn. Bon Unterveterinär Witte .

Über die Behandlung der chronifchen Entzündung des Fleifchſaumes und der Fleiſchlrone. Von Stabsveterinär Erber

Über Erfahrungen mit den neueren Arzneimitteln: Marelin, Digelen und Fibrolyſin. Bon Stabspveterinär Hentrih . ; Bi

Über Fibrolyfin. Von Oberftabsveterinär Günther.

Fibrolyfin. Bon Oberveterinär Engel

Über den Koppriemen nad) Dr. Goldbed. Bon Oberveterinär Sauvan

Durchtrennung der Achillesfehne. Bon Oberftabsveterinär a. D. Barnid.

Mißerfolg en Brennen mit Dedery-Autofauter. Bon Oberftabsveterinär a. = Barni j —F

Behandlung von Bruftbeulen. Bon Oberftabsveterinär Reinhardt i

Über einen Fall von Bruftbeinfiftel. Bon Unterveterinär Beyer

Ein Fall von Pjeudoleufämie. Bon Oberveterinär Brilling. (Mit 3 Ab⸗ bildungen.) . a

Erfahrungen mit Fibroiyſin. Von Oberveterinär a. D. Engelberting

—— für Tierärzte in der Milchhygiene. Von Oberveterinär

7

. Heuß

Durd) lernen Katarrh des äußeren Gehörganges entflandene einfeitige 25; mung des Angefichtönerven. Bon Stabsveterinär Pohl. .

Lupinofeähnliche Erkrankung bei Pferden. Bon Oberveterinär Heimann

Kolit und Darmentzündung beim Pferde infolge Aufnahme von a Wafler. Bon Stab3veterinär Hentridh. (Mit 1 Abbildung.) . . .

Benzinvergiftung bei einem Hunde. Bon Oberveterinär Gubrauer .

Über einen Fall von Arfenikvergiftung bei einem Hunde. Bon Unterveterinär Dr. Roelde. .

Vergiftungserfceinungen bei Kühen nad; "Berfütterung von weißem ‚Senf "ala Grünfutter. Bon Oberveterinär Breitenreiter

Zwei Beiträge zur Yohimbinmwirtung. Won Oberveterinär Breitenreiter .

Ein Beitrag zur Yohimbinwirfung. Von Stab3veterinär Dietrich ö

Zeufofermantin „Merck“. Bon Oberveterinär Siegesmund

Über Zeufofermantinbehandlung. Bon Unterveterinär Dr. Kranid . . .

Heilung einer Sprunggelenkswunde unter Anwendung von ——— Von Oberveterinär Kettner . . : Sr

Zwei Verſuche mit Fibrolyfin. Bon Unterveterinär Weber ;

Neferate.

Mießner: Verſuche über den Einfluß des Malleins auf den Agglutinations— wert des Blutes gefunder und rogfranfer Pferde .

Pfeiler: Über die Serodiagnofe der Rotfrantheit und die Beſchieuniguns der Agglutination der Rotzbazillen durch Zentrifugieren . .

Suftmann: Unterſuchungen über die Agglutinationen des Rotzbazillus

Eber: Über den aa der in " Seipgig um en tommenden Milch und Moltereiprodufte. . ran 6

Eeite 323 324 326 326 328

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Breton: Die Kolik des und die intraperitonealen Einſpritzungen von Chloralhydrat

Behrens: Ein Beitrag zur mechaniſchen Behandlung der Kolik der Pferde

Nueſch: Zum infektiöſen Abortus des Rindes. .

Shüg und Schubert: Die Ermittlung der Rotztrankheit mit Hilfe der Komplementablentungsmethode

Budnomsti: Über die Entzündung des Unterftügungsbandes | der Hufbein- beugejehne am Borderfuße des Pferdes. . ;

Drouin: Die Sehnenentzündungen des Vierdes . ;

Trindera: Über eine Form von abbominaler Dämpfigteit bei Fohlen . Marmwell: Iſt die Fortleitung der Nervenerregung ein chemischer oder ein phyſikaliſcher Prozeß?. . : ;

Spradjftudiun: Le Traducteur The Translator ı Traduttore

Mayer: Unterfuhungen bei der Bruftfeuche der Pferde un

Über Berfettung der Nieren . .

Brugſch und v. Schilling: Die Kernform der lebenden neutropbilen Leuko⸗

zyten beim Menichen . ;

Gaylord: The resistance of embryonic epithelium, transplantable mouse cancer, and certain organisms to freezing with liquid air. .

Dietrich: Die Bedeutung der Se m Blutunterfugungen

Chomel: Alimentation du cheval . .

Webb: Zitronenfäure bei Drufe

Baruchello: Neue Impfmethode gegen Druſe

Jatta und Coſſo: Experimentelle Unterſuchungen über die Tuberkuloſe des Menſchen und des Rindes

Ghisleni: Primäres Hornhauiſarkom beim Pierde nach einer Verlegung .

Dr. Heuß: Die kliniſche Feſtſtellung der Tuberkulofe mittel der name: und Kutanimpfung .

Statistical and General Report of the Army Veterinary Service for 1907 .

MWaldeyer: Darwind Lehre, ihr heutiger Stand und ihre miffenfchaftlige und fulturelle Bedeutung & i

Hutyra: Unterfuhungen über die Bathngenefe der Rotzkrankheit

Mießner und Trapp: Unterſuchungen über die —— der Rob franfheit . . ;

Schulz: Zur Agglutination der Kopbazillen De ;

Panizza: Die Ophthalmorcaftion beim Rotz der Bferde j ;

Monod: Cure ofastallion suffering from Dourine by means of Atoxyl at the remount depot at Constantine

Ublenhuth und Woithe: Erperintentelle unterſuchungen über Dourine, mit bejonderer Berüdfichtigung der Atorylbehandblung . Fa ——

Weidanz: Über die Konſervierung präzıpitierender Sera. . s

Zangenmeiiter: Über nicht operative Heilverfuche beim Karzinom ;

Diefing: Das biologische Prinzip der Lichtbehandlung des Krebfes . f

Bering: Über die —— von N mit der on Quarzlampe . . 2

Jadasſohn: Bemerkungen zur Ekzem⸗ Therapie .

Bayer: Über eine ſubkutane Zerreißung der Achillesſehne bei einem vunde

Das Gleichgewicht des Pferdes. (Mit 4 Abbildungen.) ; ;

Breller: Über Diabetes mellitus beim Pierde. . .

Hüne: Die Anwendung des biologifhen Verfahrens zum Eiweißnachweis in Fettgewebe und ausgelaſſenem Fett (Schmalz) ..

Uhlenhuth, Weidanz und Wedemann: Technik und Meihodik des bio: logiſchen Verfahrens zum. Nachweis von Pferdefleiſch. u

Schade: Diaftafolin bei der Ernährung der Pferde. . .

Meyer: Einige Gefichtäpunfte zur Therapie der Blutfrantheiten N

Gramig: Über die Allgemeinbehandlung von a freie des Scharlachfiebers . .

Pels-Leusden: Die Therapie der Verbrennungen .

Seite 45 49 93 95 99

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Kuhn: Die Wiederbelebung Erftidter und Scheintoter mittels Sauerftoff und Snkubation .

Chriftiani: Die Ätiologie der Tporadifchen und epidemiſchen Zerebroſpinal⸗ meningitis des Pferdes . .

Nerfield: Ein Barafit als Urfache eines iudenten Sommerausſchlages bei Pferden in Indien. . ; Albert: Unterfuchungen über den Flachhuf und Voilhuf des Pferdes ecke: Beiträge zur Kenntnis und Bekämpfung der ale

terbe . . Hirſch: Innere Sefretion (allgemeine Gefihtöpunfte) . i Querruau: Die Entzündung des Unterftügungsbandes Des Kronbeinbeugers Gobert: Ätiologie der SEDNENETUATD ANGE beim NReitpferde. (Mit 2 Ab: bildungen.) : Uhlenhuth, Hübener, Xylander und Bons: Weitere Unterfuhungen über das Weſen und die Bekämpfung der Schweinepeft uw. . . Rimpau: Beitrag zur Srage der Verbreuung der Bazillen der Paratyphus⸗ gruppe. .

Uhlenhuth und Weidanz: "Mitteilungen über einige erperimentelle Krebs: forihungen . .

Schern: Über eine durch ven Bacillus enteritidis Gärtner hervorgerufene Rattenjeude .

Kerſten: ae die Haltbarkeit der Diphtherie: und Raratyphus B- -Bazillen in der Milch

Hetſch: Die Verbreitung übertragbater Krankheiten durch jogenannte „Dauer: augfcheider” und „Bazıllenträger” . ei i

Andrejew: Über Anaphylarie mit. Eiweiß tierischer zinfen £

Römer: Spezifiiche Organtherapie des beginnenden Altersitares :

Nicolai: Die Grundzüge der gefchichtlihen Entwicklung des Sanitätskorps

Robertſon: Ein Fall von Milzbrand beim Strauß . .

Pfeiler: Die Ermittlung der Rotzkrankheit durch Die Brägipitationsmethode

Mießner: Die Verwendung der Präzipitalion in der methode zur Diagnoſtik der Rotzkrankheit.

Gocdede: Die Tuberfulofe des Pferdes i

Poten und Griemert: Die Pirquetiche Zuberkulinprobe bei Neugeborenen und ihren Müttern . j

Strueff: Urſache des Todes bei dem afuten Milsbrande. s

Bongert: Unterfuhungen über den Tuberfelbazillengehalt des Blutes, des Fleiſches und der Lymphdrüſen tuberkulöſer Schlachttiere

Henſchel: Über die Beteiligung der verſchiedenen Organe des Tierkoͤrpers an der Generaliſation der Tuberkuloſe beim Rind, Schaf und Schwein .

Paechtner: Reſpiratoriſche Stoffmechjelforihung und ihre Bedeutung für Nutztierhaltung und Tierheilkunde

Henn: Die Albuminurie und ihr kliniſcher Nachweis bei den Haustieren

Hintze: Das Weſen der Schnüffelkrankheit der Tiere...

Oberwinter: Über die Wirkung des Chiorbaryum bei den Hauswiederfäuern

Bychowski: Zur Diagnofe und Therapie der Hypophyfisgeihmwülite.. ;

Galmeite: Upon the mechanism of the neutralization of cobra venom by its antitoxin . .

Pötting: Unterfudhungen über die Entftefung und bie ie Biftorife Sntmidtung der Bulldogge und des Mopfes . .

MWatjon: Sarcosporidiosis . 2

Prince: A few notes on soured milk treatment in dogs

Billain: Hippophagie in Franfreih. .

Conradi: Eine neue Methode der bafteriologifchen Fleischbefchau .

Nuediger: Unterfuchungen über die Filtrierbarfeit des Rinderpeftvirug .

—— Die Teertherapie und ihre Neugeſtaltung durch Einführung des

ittylens. ..

Bloch und Maſſini: Siudien über Immunität und > Überempfinblichteit bei

Hyphompzetenerfranfungen . u

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Ruediger: Filtration experiments on the virus of cattle plague with Chamberland filters „F“ . en ee 2 Smwanoff: Die fünftliche Befruchtung bei Säugetieren. Kaufmann: Über Gaſtroſan (Bismutum bisalicylicum) f Zurbelle: Zur Behandlung ſchwerer Entzündungen der weiblichen Blafe s Bincent: s Bermehrt fih der Starrframpfbazillus im, Digeftionsapparat der Tıere? Bemerkenswerte Vergiftung von Tieren durch natürliche Bodengafe in Oſtafrika Leeſe: The normal and abnormal temperature of the camel with a note on normal pulse and respiration ——

Amtliche Bekanntmachungen. Stelle eines Remontedepot⸗-Veterinärs neu zu beſetzen

Amtliche Verordnungen.

Malleinbehandlung rotzverdächtiger Pferde . Veterinärpolizeiliche Behandlung eigener Pferde von Mititärperfonen j

Tageögeichichte.

DOberftabsveterinär Doenide Te

2. Barudello } .

Stab3veterinär Eilert +.

50. Wiederfehr des Geburtstages Seiner Majeftät des Raifers

Bentralvertretung der tierärztlichen Bereine Breußens :

Zur Reform des Militär: ee

Oberveterinär Tiegs T .

Brof. Dr. Adolf Binner FT . —F

IX. Internationaler Tierärztlicher Kongreß

Korpsſtabsveterinär Prof. Franz Schwarzneder + T- (Mit 1 Absilbung.)

Berfammlung Deuticher Naturforfcher und Ärzte in Salzburg . . .

Gebaltänormen des Beloldungsgefeges für Reichsbeamte um. .

Geh. Regierungsrat Dr. med. et med. vet.h.c. Wilhelm Schüß, 70. Lebens: jahr vollendet ; $

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Wittmad: Vollendung des 70. Lebensjahres .

Zur Feier des 71. Geburtstages des Geh. Kegierungsrats Prof. Dr. med. et med. vet. h.c. Wilhelm Schütz. (Mit 1 Abbildung.) . N

Zum 71. Geburtstag des Geh. MedizinalratS Prof. Dr. Dammann .

Stab3veterinär Eidhert T

Enthüllung eines Gepentfteins für den in Süpmeftafeita gefallenen. "Ober: veterinär Jantze . .

Verſchiedene Mitteilungen.

Einneeitühg der Zentralvertretung der tierärztlichen Vereine Preußens Einführung eined neuen Brandes für hannoveriche Pferde. —J Die Zähmung der Zebras in Deutſch-Südweſtafrika . .

Behandlung des eingewachjenen ie no Tal un Yurunfelbehandlung . ur

Rüdgang der belgischen Pferdezudt. —F

Wirkung des Rizinusöls bei Haustieren .

Verwertung der entrahmten Milch zur Aufzucht von Boliufoflen. Arjenanhäufung in —— ar

La Plata: Hafer F

Seite 520 520 521 522

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Seite Das Melken der Kühe mit Maſchinen. 55 Übergang eines Studierenden von der Tierärztl. Hoͤchſchule zum Studium der Medizin Schaffung von Stabstierärzten Auflaffung ver Kurſchmiede im öfterreit

hen Heer Frequenz der tierärztl, Hochſ chuͤlen und Fakultäten i im Winterfemefter 1908/09 . 104 Bromotiongfeier an der k. u. E. a N in er de 151

Freie Hochjchule Berlin . . .... 108 Fliegen . . i Eee de LO Einfluß der Fleiſchnahrung auf die Ausdauer . 153 Die a ED nungen A bis F u Geist, betreffend Schlactvieh- und le 153 Fohlenlähme . . Dec en We ee ee ee ee ik, a OD Später —— Be eye EL Ale SER, elite irn ade Se erkennen Me Ant. te, Polydaktylie . . I a an Ale, Barren Ben ae ED en Bl ee le ee ur ADD Einzehigteit. . ee a —— Haferwert, ein Sefagfuttermittel für dafer N dl lien ee a ee Denters Pferde-Kakes . . De ee nah a rn er 20 Das Kauen des Hafers rennen. 184 Fiſche als Haupmmaßrungsmittel der ichanijchen Armee . ee IDA Morphiumbrommethylat . . Br re 2108 Dr. Klein Antiperioftin . © > 2 2 2 ee nee nenn. 155, 201 . Tartarus stibiatus . © 2 2 oo Een... 158 Tuberfulofe beim Pferd . . 155 Korpsftabsveterinär Koenig zum Mitglied des nBereind für miffenfaftlice Heilfunde” in Königsberg ernannt . . 199 Hygieniſcher Kurfus für Tierärzte . . in da ser. 200 Ürzte und Tierärzte gehören nicht zu den Gemerbetreibenben . 200 Eine ſehr einfache Reaktion zur Unterſcheidung von roher und geiochter mi 200 Fütterungsverſuche mit Kiefernabeln . 2 246 Eine neue Methode zur RAU der © Zräätigeit 8 bei Küßen nn. 246 Schneehufkitt . . een. 246 Der Viehbeftand Italiens . i en ee re DAL Die Verdauungsfähigfeit des Straußenmagens . u u N GE N re. \ | Beleitigung der Hunde in Konftantinopel . . > 2 2 2 247 Behandlung des Schweißfußes . 88 Pferdezucht in Deutſch⸗ Sud weſtafrika De ala. ner 8 Geftüt in Sübmeftafrifa . u ar 208 Bildung von Verbänden der Nilitärveterinäre uſw. in Japan en 294 Zur Tötungsfrage auf dem Berliner nn dar ar 20 nn wutkranker Tiere . . . De en a 8 294 Die Entftehung des Diabetes beim Meniden - -. » > 2 22220... 294 Tabak bei Indigeftion der Rinder . . Di Be Ten a SE en 200 Enthaarungsmittel ohne ——— Redenmirfung ee a ID: Sodipin . —F pe ne 66 Zur Wundbehandlung mit Gips. . 8346 Zur Behandlung der Otitis externa ſowie der Stuttgarter vundeſeuche . 847 „Szloria:Fliegenöl" . . .. 8347 Erkrankung einer Ziege durch Fliegenlarven . 347

Behandlung der Pferderäude und Glatzflechte mit Formalinfeife . En 29 Prof. Dr. Ulrich Duerft, Ruf nad Montevideo abgelehnt . . . . . . 426

Prof. Dr. H. Kraemer, Ruf nad Hohenheim angenommen . 426 Fachblätter „Der Badiſche Tierzüchter und ee Landwiriſchaſtiche Tierzucht” miteinander vereinigt . . 426 Vernichtung der Fliegen und Müden . . . 686 Der Handel mit Eiern in den a Zändem 22222200. 497 Die Pferdezucht Dftpreußend . . 2 ee RE ee Br ar dr er AR

Anzahl der Pferde in Deutfchland . edle ale ai Ze Akne ai aa Ei, der ar, SAD

AYuttervergiftungen . ; Schwimmovermögen der Rinder . Farnkraut als Streu . R Ju Aufbewahrung von Hüßnereiern i

ebandlung von Warzen dur Snjektionen mit Tinetura 'hujae Ein neues Sterilifierungäverfahren . : re h Die japanifhen Militärärzte .

Bücherichau.

ohne: Taſchenkalender für Fleiſchbeſchauer und Trichinenfchauer, 1909 .

Schmidt: Beziehungen zwifchen Körperform und Leiftung bei den Milchkühen

Neue Preußiſche Jagdordnung vom 15. Juli 1907 nebit Ausführungsbeftim: mungen. Amtliche Jallung . .

Neue Wechfelordnung mit dem Geſetz betreffend Erieichterung des Weser proteſts nebſt Scheckgeſetz und Poſtſcheckgeſetz. ki a a

Fröhner: Lehrbuch der Arzneimittellehre für Tierärzte . .

Müller: Das Problem der ſekundären Gefchlehtsmertmale und die Tierzucht

Ellenberger und Baum: Handbuch der ee une der Haus: tiere . : 2

Heine: Das Reichs: Fleiſchbeſchaugeſetz ; s

Schneider: Hiftologifhes Praktikum der Tiere .

Fuhrmann: Die Geftoden der Vögel . u

Meisner: Biehgewährichaft. a &

Lungmwig: Das Knochengerüft des Pferdes

—— Anweiſung zur Exenteration der Bauchhoöhle des Rindes

Müller: Beiträge zur Lehre vom Zahnalter des Pferdes .

N Beröffentlihungen aus den Determäcberichten D der be: amteten Tierärzte Preußens m dag Sahr 1 : 106,

Merds Jahresberichte, 1907 . a ae a Ge u

Bayer: Mit dem Hauptquartier in Sudweſtafrika

Müller: Technik der ferodiagnoftiihen Methoden .

Nicolaus: Über Zungenaktinomyfoje des Rindes .

Eberlein: Die Huffranfheiten des Pferdes .

Kärnbadh: Die Neubildungen der Nafenhöhle und ber Naſennebenhöhlen des Pferdes .

Sranz: Die Drufe der Pferde und ihre Behandtung mit Serum nach DDr. Seb-Piorfomsti . .

Heine: Xeitfaden der Trichinenſchau

Oſtertag: Leitfaden für Fleiſchbeſchauer

Sokolowsky: Tieraklklimatiſation . .

Hutyra und Marek: Spezielle Pathologie und Therapie der Haustiere .

Richter: Die Hundeltaupe, ihre Vorbeugung und Behandlung durch Impfung

Wall: Die Kolif des Pferdes . .

„Die Wiſſenſchaft eine Waffe, ae Waffe eine ie Biffenfgaft", eine luerariſche Rundſchau in zwangloſen Heften. .

Merd: Präparate für Tierheillunde . .

u t: Anatomijch «mechanische Unterjugungen “über die Urfade der all-

Ihüffigen Kruppe bei Pferden . ;

Duerjt: Animal Remains from the Frearatlone at Anan

Bölihe: Das Pferd und feine Gefchichte ; ;

Hoffmann: Das Buch von: gefunden und krunken Pferd

Bürchner: Sammlung von oberſtrichterlichen Entſcheidungen, Urteilen und Verhandlungen verjchiedener deutjcher 9er Gerichtshöfe in bezug auf Veterinärweſen und Landwirtſchaft . . :

Gruenhaldt: Die induftrielle im Groß: und "Rleinbetrieb

Wrede und Oehmke: Recht und Unredt im ——— und De

Schmalg: Atlas der Anatomie des Pferde! . .

Seite Sudom: NRentable Pferdezudt. . . . 849 Hoth: Beitrag zur Lehre der Ausblutung bei verſchiedenen Schlacht⸗ methoden . Meran Soprraberiäk” über Neuerungen auf den Gebieten der Pharmato- therapie und Bharmazie, 22. Jahrgang, 1908 Eber: Bericht über das Belerinär- Su der Univerfiät geipgig für "die Sahre 1907 und 1908

Heine: Hilfsbuch für Fieiſchbeſchauer —— en. 428 Liman: Almanad der Militär:Literatur, 1. Jahrgang, 1909. 2.429, 525 Ellenberger und Schüt: Sahresbericht über die Leiftungen auf dem Ge:

biete der Veterinärmedizin . . . 525 Schmaltz: Deuticher Veterinär: Kalender für das Jahr 1909/1910. 20.526 Koenig: Beterinär:Kalender 1910 . 526 Das on Viehfeuchengejeg nach den Veſchlüften des Reichstages vom 18, Mai

190 Köpke: ah Fachzeichnen der Huſſchmiede (Mappe mit 10 Tafeln.) . . .. 526

Lorand: Das Altern, feine Urfachen und En —— dig hogieniſche und therapeutiſche Maßnahmen.

Dienftalters - Lifte der VBeterinäre der Deutichen Armee . . 539-594

Perjonalveränderungen. 61-64, 107—112, 157—160, 204--208, 252—256, 301—304, 350-352 429 —432, 474—480, 534—538, 594-598

Familiennachrichten . 64, 208, 256, 352, 598

Brieflalten.: «=, 5: u 2 2: & 5 a E aa a he 64, 112, 208 Berichtigunggen. . . 4112, 538, 598

21. Jahrg. Sammer 1909. 1. Heſt.

Beitfchrift für Veterinärkumde

mit befonderer Berüchſichtigung der Hygiene. Organ für die Wefterinäre der Armee. Redakteur: Oberftabsveterinär A. Chriftiani.

Erſcheint monatlich einmal in der Stärke von BD“ 4 Bogen 8%, Abonnementspreis jährlich 12 Mart Preis einer einzelnen Nummer 1,50 Mar Beitelungen nehmen alle Buchhandlungen an. Inſerate werden die —— Petitzeile mit 30 Pfennig berechnet.

Nach dem Ausſcheiden des Oberſtabsveterinärs Grammlich aus dem Derbande der Militär:Veterinär: Akademie ift die Schriftleitung diefer Seit: fchrift dem Oberftabsveterinär Chriftiani übertragen worden.

Aus dem Hygienifchen Inſtitut der Königl. tierärztl. Hochſchule Berlin. Boritand: Geh. Med. Rat Prof. Dr. PB. Froſch.

Das Formaldehydpräparat „Autan“ als Desinfektions-

mittel fiir Hfallungen, Tierkliniken uſw.

Bon Heinrich Löffler, Studierendem der Königl. Militär-Beterinär-Afadenie Berlin.

Auf dem Gebiete der Naumbdesinfektion nimmt der Formaldehyd jeit Jahren eine bevorzugte Stellung ein. Die früher gebräuchlichen Berfahren des Ausräuherns und Schwefelns mußten der wiſſenſchaftlich durch die Arbeiten von Ylügge*) (14), Rubner und Peerenboom (35) begründeten Formaldehyddesinfektion weichen. Von jeher 309g man in der Raum-(Schluß-)desinfektion gasfürmige Mittel den fonft jo wirk- jamen Desinfizientien, wie Sublimat, Kreſolſchwefelſäure, Kalk ufw., vor, da man fih von Gajen eine befjere Tiefenwirkung verſprach.

Czaplewski, Flügge, Lingner, Lübekke, Prausnig, Pros— kauer und Elsner, Schering u. a. erfanden zwedmaßige Apparate, um das im Handel befindliche 400/0ige Formalin mit Waſſer zu ver- dampfen und jo den Formaldehyd für die Naumdesinfeltion wirkfam zu maden. Während nun alle diefe Apparate Heizung bedürfen, um ihr Biel zu erreihen und ſomit ſtets Feuersgefahr in fich fchließen, verjuchte man auf verfchiedene Arten die Feuersgefahr zu umgehen. Auperdem glaubte man, durh ſchnelle Verdampfung von wäfjerigem Formalin eine hobe Konzentration der Formaldehydgaſe zu erzielen,

*) Die den Eigennamen beigefügten Zahlen beziehen ſich auf das Literatur: verzeichnis am Echluffe der Arbeit.

Zeitichr. f. Veterinärtunde. 1909. 1. Heft. 1

einhergehend mit ſtärkerer Desinfektionskraft. So ſchlug Krell*) den Karboformalglühblod vor, Dieudonne und Springfeld verdampften cs dur rotglühende Gußſtahlbolzen bzw. Kugelfetten; Steinik ingegen nahm Chamottefteine.

Bald zeigten jedoch bafterivlogifche Unterfuhungen, daß dieſe Ver- einfahungen nit den gewünſchten Tesinfeftionserfolg boten,**) und deshalb wurden fie früher oder ſpäter wieder verlaffen.

In der Raumbdesinfektion der Gegenwart ftehen fih nun wieder zwei Verfahren aegenüber, die an Einfachheit der Ausführung nahezu gleih find: Das „Autan-* und daß „Kaliumpermanganat- ‚Formalin-®Berfahren”. Beide Desinfektionsarten jchienen mit gleichen Vorteilen verknüpft zu fein, doch wird von Dr. Courtland Y. Withe***) berichtet, daß ſich „gelegentlich einiger Desinfeftionen mit dem Kalium- permanganatverfahren die entwidelten Formaldehydwaſſerdämpfe kurz nad der Vereinigung von Kaliumpermanganat und Formalin von jelbft entzündeten, und daß in einem Kalle die Flammen fo body jchlugen, daß die in der Nähe ftehenden Gegenftände bedroht waren”. Nach Fromme (16), Doerr und Raubitſchek (8) ſowie Marmann (28) ift allerdings auch bier jegliche Feuersgefahr ausgeihlofjen (vgl. Lit.). Da fi meine Unterfuhungen lediglih auf das Autan-Perfahren er- jtreden, fo begnüge ih mich damit, hierauf hingewiejen zu haben.

In der Humanmedizin find feit dem Belanntwerden des „Autan“ eine jtattlihe Neihe von Verſuchen mit demfelben angejtellt worden. Zeils ſprachen die Ergebniffe der Unterfuhungen für, teil$ gegen die Einführung des Autan-Präparates in die Desinfeltionspraris.

Da nun in der Veterinärmedizin, zur Desinfektion von Stallungen 3. B. dem Formaldehypverfahren dieſelben Nachteile anhaften wie in der Humanmedizin, und da die verjhiedenen Kormalinverdampfungs- methoden zum Zwecke der Stallvesinfeftion bereitS geprüft worden find (3. 3. von Berfuhn |32] der Lingnerſche Apparat), jo ſchien es an- gebradt, auch das Autan auf feine abtötende Wirkung tierpathogenen Mikroorganismen gegenüber zu unterfuhen, um e8 nad ftattgehabter Prüfung gegebenenfalls al8 wirkſames Stall- uſw. Desinfeftionsmittel vorzuichlagen. In vorliegender Arbeit ift die Desinfektionsfraft des „Autan“ bafteriologijch geprüft und dreimal mit der befannten Pros⸗ kauer-Els nerſchen Berolinalampe verglihen worden. Auch wurde in einem Falle die Autan-Wirfung derjenigen einer 7!/a bzw. 31/aprozentigen Krejulfollöfung veriprigt mit Hilfe des Lübekkeſchen Desinfeltors gegenübergeftellt.

Es iſt unerläßlid, kurz auf das fabrifmäßige Autan-Präparat jeldft einzugehen, wenn es ſich auch bereits feit 1906 im Handel befindet. Das Hormaldehydppräparat Autan ift von Eihengrün (9) im Prinzip

*) Sämtlid zitiert nah Tomarkin und Heller (42).

**) Die hierbei angewandten hohen Hitegrade zerfegten die Formaldehydgaſe, fo daß fie feine desinfeftorifche Kraft entfalten Tonnten. & ER Bitiert nad) Prosfauer und Schneider, Klin. Jahrb. Bd. 8, Heft 1,

En

erfunden und wird von den Farbfabriken vorm. %. Bayer & Co. in Elberfeld Hergeftellt. Die erften in ten Handel gebradten Packungen „Autan A“ waren eine gelbweiße Miſchung von 29 Zeilen Paraforım und 71 Zeilen Bariumfuperoryd*) in PBulverform; beim Übergießen mit einer von der Fabrik beitimmten Waſſermenge entwidelten ſich daraus unter lebhafter Schaumbildung und Temperaturerhöhung Dampf- wolfen, die den auf chemiſchem Wege entpolymerifierten**) Formaldehyd und Waffer darftellten.

Autan und der zur nadträgliden Desodorifierung beftimmte pulverförmige Ammoniafentwidler***) find in getrennten Pafeten zu- jammen in luftdiht verjchloffenen Blehbüchfen verpadt. Die Blechbüchſen find ihrerfeitS mit Strichen derart verjehen, daß die zur Autan- bzm. Ammoniafentwidlung nötigen Waffermengen abgelejen werden können; a dient die leere Büchſe bei der Desodoration als Entwidlungs- gefäß.

Nah den Verſuchen von Kirftein (23), Hammerl,}) Ballner und Reibmayr (4) u. a. bewährte jich jedoch diefe Padung A in der Praris nicht (fiehe auch Literatur) und deshalb gab die Fabrik auf Vor- ihlag von Rolle (24) Ende 1907 eine neue, um 45° wirfjamere „Packung B* Heraus. Auch wurden die Preife für die einzelnen. Padungen bedeutend erniedrigt.

Bei Autan B find Paraform und Superoryde getrennt verpadi, um eine vorzeitige Reaktion der Beſtandteile zu vermeiden.

Die neue Packung ift vorrätig in verichiedenen Mengen für einen Rauminhalt von 2!/, 5, 10, 20, 40, 60, 80, 110 und 175 cbm. Schlieglih liegt den Büchſen von 20 cbm aufwärts der Ammoniaf- entwidler bei. |

Nah den Vorſchriften der Fabrik war beim Autan-Verfahren eine Abdichtung des zu desinfizierenden Raumes nicht nötig, do lehrten Berjude und gab auch der Erfinder Eihengrün jpäter jelbjt zu, daß wie bei allen Yormalinverfahren auch hier auf eine gründliche Ab- dichtung nicht verzichtet werden darf. J

Fromme (17), Fornario (15), Langermann (26), Selter (38), Krombholz (25) und Galli-Valerio (18) beſtätigten durch ihre Verſuche die bedeutende Lberlegenheit der Packung B gegenüber der Packung A. So fonnte das Autan-Perfahren durh die Minifterial- erlaffe vom 31. März 1908 und vom 25. April 1908 in der Des- infeftionspraris als zuläffig erklärt werden; die Handhabung des Prä- parats wird in den Desinfeftorenfhhulen näher gelehrt.

* Meinftein fand durch eine Analyje auch Strontiumoryd und eine Ammo: niumverbindung. (Bitiert nah Nieter und Blafius [31|.)

xx) Die Entpolymerifierung des Formaldehyd (HCHO) aus dem feſten Paraformaldehyd (Triorymethylen) findet bei höherer Temperatur und bei Sättis gung der Luft mit Wafjerdampf ftatt; bei Mangel an Feuchtigkeit geht der Formal⸗ dehyd wieder in den unwirkſamen Paraformaldehyd über.

*xx) Mie nad) allen Formalindesinfeftionsverfahren wird auch hier nachträglich Ammoniak entwidelt. T) Zitiert nah Chriftian (7). 1*

———

Eine Autan-Desinfektion geht folgendermaßen vor ſich: Nach gründ- liher Abdihtung wird die für den betreffenden Raum vorgejchriebene Autan-Menge am beften in ein Holzgefäß von genügender Größe (pro Kubikmeter Raum mindeftens 1 Liter Inhalt) geleert und dann die mit der Blehbücyfe zu mefjende Wafjermenge (22° C) dazugegoffen. Bevor die Neaftion des Gemifches vor ſich geht, bleibt genügend Zeit, um es tüchtig umrühren zu können. Alsdann verläßt der Desinfeftor den Raum, ſchließt ab und verdichtet die Türe. Nachdem nad Angabe der Fabrik 5 bis 7 Stunden verfloffen find, wird die Ammoniaf:- entwidlung eingeleitet, welde "/s bis 1 Stunde dauert. Hierauf wird der desinfizierte Raum gelüftet.

Wie hieraus hervorgeht, wären die Hauptvorteile der Methode:

1. Ausſchluß jegliher Feuersgefahr, 2. Wegfall jedes Apparates und 3. die einfade Handhabung.

Wenn man bedenkt, dag Militärftallungen und Kliniken meift zwar große Ausdehnung haben, ſich aber verhältnismäßig gut abdichten laſſen, jo wäre fihere Wirkung und angängige Preisverhältniffe voraus- geſetzt die Autan- Methode befonders in der Militär-Stalldesinfeftion jehr zu begrüßen.

Auch in der Stalldesinfeltion auf dem flachen Lande könnte dieje Vereinfahung gute Dienjte leiften, joweit fi eine gute Abdichtung er- zielen ließe; gerade hier würden die überaus einfahe Handhabung und der Ausschluß der Feuersgefahr die Hauptvorteile ausmaden.

Kiteratur.

Die vernichtende Wirkung des wäſſerigen Formaldehyds auf patho- gene Mikroorganismen wurde in Deutfehland zuerjt von Löw (27) fejtgeftellt; Buchner und Segall (6) fanden bald darauf, daß Formal⸗ dehyd in hohem Maße Balterien tötet.

Auf die meitere Geſchichte der Formalin-Raumdesinfektion ift Wefenberg (43) in feiner aus dem Laboratorium der Elberfelder Fabrik ftammenden Arbeit näher eingegangen. Speziell Stalldesinfeftiongs- verjuhe mit Formalin find von Perkuhn näher bejchrieben worden (Xingnerjher Apparat), Mit folgendem gehe ih auf die Autan- Literatur jelbft ein. Diefelbe ift in zwei jahren, feit dem Belannt- werden des Präparats, jo umfangreih geworden, daß bier nur ein ausgewählter Anteil derjelden Plag finden kann.

I. Unterfuchungen mit der Packung „Autan A“.

Zomarfin und Heller (42) verwandten bei ihren Verſuchen Milzbrandiporen, Staphylofoffen (pyog. aur.), Diphtherie-, Zuberfel- jowie Typhusbazillen. Sie verglihen das Autan-Verfahren mit der Lampe „Berolina” nah Prosfauer und Elsner und mit dem Lingnerfhen Apparat. Die Verfaffer famen zu dem Schluß, daß das Autan-Berfahren, nad den Vorjhriften der Fabrik ausgeführt, den beiden anderen Sprayverfahren gewachſen if. Zur Beltimmung der

u EN

relativen Feuchtigkeit wurden in Recknagels Pavillon (0,23 cbm Rauminhalt) in einem Falle 15 g Autan und 12,5 g Wafler, in einem anderen Falle 50 g Autan und 40 g Waſſer benugt. Die Erpofitionszeit betrug 5!/a bzw. 13'/a Stunden. Beide Male ftieg die Feuchtigkeit fat fofort auf 99 bis 100 % und war jelbft im zweiten Halle aljo nah 131/ Stunden nur auf 95/0 gefunfen. Die im Pavillon ausgelegten Teſtobjekte waren ſtets alle abgetötet. T. und 9. empfehlen, zur Autan-Entwidlung nur ein Gefäß zu benugen; bei Räumen über 120 cbm Inhalt jeien jedod mehrere Gefäße angebradt.

Zum Bwede der Prüfung der „Autan-ZTabletten” 5 g Autan in Zablettenform wurden dieſelben dem Sprachrohr eines Telephons aufgeftülpt, in deffen vorderem und binterem Raum Papierftüdchen mit Bafterienmaterial deponiert worden waren. Obwohl durh Mangel an Feuchtigkeit nur eine geringe Entwidlung von Formaldehyd ftatt- finden fonnte, war doch der Desinfektionseffeft ein bedeutender. Milz- brandfporenobjefte waren nad zweiftündiger Einwirkung abgetötet, Staphylofoffen und Diphtheriebazilfen zeigten jedvoh nah 7 Stunden noch Wahstum in Bouillon, nit aber auf Agar. Leider fehlen Refiftenzangaben.

Nieter (30) fand, daß in toten Winkeln und an warmen Flächen die Desinfektion mit Autan eine unzuverläffige if. Bei gründlicher Abdihtung und vierftündiger Desinfeltionsdauer waren Pyozyaneus-, Diphtherie- und Typhusobjekte fteril, während Staphylofoffen und Milzbrand Wahstumshemmung zeigten. Diefelben Nejultate wurden mit der Breslauer Methode erzielt. Bei nicht abgedichtetem Zimmer wuchs fogar Typhus nad beiden ‘Desinfektionsarten.

Gajtpar (19) bringt die Autan-Methode in Vergleih mit dem Breslauer und Straßburger Verfahren. Die Nefiftenz der verwandten Balterienftämme ift aus den Angaben nicht erfihtlid. Gemeinſchaftlich hatten die drei Methoden die Desinfeftionsdauer, die Abdichtung und das Herrichten der Zimmer. Es wurden je

96 %/ Abtötung bei Breslauer und Straßburger Methode,

95 °/o Abtötung mit dem Autan-PVerfahren erzielt.

Mittels derzodmethodewurdedurh Brosfauer und Schneider(33) fejtgejtellt, daß 17 %/o der angewandten Autan-Menge als Formaldehyd frei wird. Außerdem erzielten diejelden bei drei angeftellten Desinfektionen 83,3 0, 91,6%) und 86% Abtötung. Die relative Feuchtigkeit Ihwanfte zwiſchen 95 und 99%. Staphylofoffen und Streptofoffen enthaltender Eiter wurde fteril, Subtilisfporen widerftanden jedoch der Desinfektion. PB. und ©. betonen, daß aud) beim Autan-Verfahren auf ein Abdichten nicht verzichtet werden darf, befonders wenn Temperatur- unterjhiede zwiihen der Außen- und Innenluft vorliegen und hierdurch) ein Austaufh zwiſchen beiden durch Bentilationsvorgänge veranlaßt wird. Im Winter muß eventuell eine Temperatur von 15° C. an- gejtrebt werden. Wenn B. und ©. 100g Autan mit 90 g Wafler mijchten, jo wurde bei Anwendung von Metallentwidlungsgefäßen eine

23, I ze

um 10 bis 25°. C, niedrigere Temperatur gefunden als bei Anwendung von hölzernen Gefäßen.

Christian (7) nahm Milzbrandfporen von niederer Refiftenz (an Seide) und Kolibazillen (an Leinwand). Bei guter Abdihtung wurden die Objefte in den Eden, frei am Fußboden und etwa 40 cm unter der Dede des Verſuchsraumes ausgelegt. Im ganzen ftellte Ch. 11 Verſuche mit Autan A. und einen Kontrollverfuh nad Flügge an. Während nun bei dem Flüggeihen Verfuh alle 30 ausgelegten Objekte jteril wurden, fonnte bei dem Verſuch Autan I überhaupt feine Des- infektionswirkung feftgeftellt werden; bei Autan Il bis XI erfolgte nur die Abtötung weniger, günftig gelegener Objekte. ‘Die Ergebniffe diefer Verſuche und eines Verjuhs, der Aufihlug über die Zujammenfegung des von Autan gelieferten Dampfgemifches geben follte, fonnte Ch. folgendermaßen zujammenijtellen:

1. Rad) der Elberfelder Desinjektionsvorjhrift werden weder Milz: brandiporen von geringer Reſiſtenz noch Kolibakterien vernichtet.

. Bei Anwendung doppelter Autan- und Wafjermengen werden Kolibakterien abgetötet, während Milzbrandfporen zum Teil am Leben bleiben; bei Xemperaturen unter 16° C. wird auch diefe Wirkung mangelhaft.

3. Die Autan-Wirfung beſchränkt fih im allgemeinen auf den großen Mittelraum, während Eden und Winkel undesinfiziert bleiben.

4. 1 kg Autan mit der entiprehenden Menge Waffer liefert etwa 20 bis 30 g Formaldehyd und 180 bis 240 g Wafjerdampf.

5. Nach der Glberfelber Vorſchrift (Autan A) fommen auf 1 cbın Raum etwa 0,9 g Formaldehyd und 7 g Wafjerdampf.

In ihren Beiträgen zur Raumdesinfektion mittels Autan weijen Ballner und Reibmayr (4) zuerft auf das Scheringſche yormal- dehud-Kalkverfahren bin, bei weichem gewiffe Mengen Aglalt dem Paraldehyd zugefegt und mit Waffer begoffen werden. Durch die fic entwidelnde Wärme follte der Paraldehyd depolymerifiert werden und das Waffer zur Verdampfung gelangen. Einfachheit und Nafchheit der Sasentwidlung ſprachen für das Verfahren. Es ergab fi jedoch hierbei, daß ein Zeil des Formaldehyds durd den Kalf zerjtört wurde. Diejer Mipitand ließ fih nit durch Zuſatz verfchiedener Produkte ver- hindern, und jo kam das Sceringihe Verfahren überhaupt nit zur Einführung in die Desinfeltionspraris.

Verfaſſer berihten dann weiter über 3 Autan-Berjude und über 1 Kontroliverfuh nad Flügge. Hierbei famen in Anwendung:

1. Milzbrandiporen von 2 Minuten Dampfrefiftenz ;

2, zwei Staphylofoffenftämme, von denen der refiltentere durch 2 °/oige8 Creolin Pearson erjt nah 2 BAUEN abgetötet wurde,

3. Diphtheriebazillen und

4. Rolibalterien.

Die an Seidenfäden und Leinwandläppchen getrodneten Objekte famen in offenen Petrifhalen in allen möglihen Höhen des Zimmers

Mn

zur Auslegung. Die NRefultate diefer Verſuche zeigten, daß felbjt bei Anwendung der doppelten vorgejchriebenen Autan-Mengen (Padung A) die Flüggeſche Methode beijere Erfolge hatte Die verhältnismäßig geringe Beläjtigung, die man nad) der Autan-Desinfeftion in den desinfizierten Räumen verjpürte, jchien Dafür zu fpreden, daß beim Autan-Berfahren weniger Formaldehyd zur Wirkung kam als beim Flüggeſchen Verfahren. in weiterer Autan-Verfuh hatte zwar ein günftigeres Nefultat (unter 24 Proben nur 1 Probe Wadhstum). Doc waren hierbei die Proben in der Nähe des Entwidlungsgefäßes aus— gelegt worden. Bei einigen weiteren Verjuchen wurde noch fejtgeitellt, daß bei der Autan-Desinfeltion auf 20 qem Bapierflähe durchſchnittlich 0,495 mg Formaldehyd haftete, während unter gleihen Bedingungen die Flüggeſche Methode 1,335 mg ergab. Dieje Mefjungen wurden mit Dilfe der von Romijn (Zeitfer. f. analyt. Chem. 1897) angegebenen Methode ausgeführt, nach welcher der Formaldehyd in alkaliſcher Löſung 2 Atome Jod bindet.

Die anfangs ungünftigen Nejultate Sternbergs (39) waren einerfeit8 den ungenügenden Autan-Mengen (3.8. 900 g Autan für 33 cbm NRauminhalt) und anderjeitS der unglüdligen Wahl ber Entwielungsgefäße zuzuſchreiben. Erſt nachdem diefen beiden Übelftänden Rechnung getragen wurde und für 33 cbm Rauminhalt 1250 g Autan- Pulver mit der vorgefchriebenen Wafjermenge in Anwendung fam und Ihlieglih ein 55 Liter faffender Kübel zur Reaktion benutt wurde, gelangen die Verſuche beſſer. Die Einwirkungsdauer betrug 7 Stunden, das Jemperaturmarimum 15° 0O. Als Teſtobjekte wurden gewählt: B. prodigiosus, B. pyocyaneus, B. proteus, B. typhi, B. subtilis, B. anthraeis (jporenhaltige Kultur), Staphylococcus pyog. aur., tuberfelbazillenhaltiges Sputum und Bodenjtaud. Die Wefiltenz ift niht angegeben. Sternbergs Schlußfolgerung geht dahin, „daß bei Verwendung des Autan-Pulvers ebenjo wie bei den fonft üblichen Tzormalindesinfeftionen mit Hilfe der verschiedenen gebräudlichen Apparate im wejentliden nur eine Oberflädhendesinfeltion erzielt wird.“ Die von Selter (33) beobadtete Tiefenwirkung konnte nicht bejtätigt iverden.

Goßner (20) erzielte eine Oberflädenwirfung von 70,7 09/0 mit den Autan-PVerfahren. Er glaubt, daß nur leiht zugängliche Objekte jiher desinfiziert werden, bei Objekten in Heinen Hohlgegenftänden mit engerem Zutritt (Heagenzglas, Stiefel) faum eine Wirkung zu merken it. Auf eine gründliche Abdichtung und lange Einwirkung darf nad) feinen Erfahrungen nicht verzichtet werden.

In einem Regimentsſtall prüfte Goßner außerdem die Wirkung des Lübekkeſchen Desinfeftors, indem er denfelben hintereinander mit folgenden Desinfeftionsmitteln bejchidte:

1. Kalte 2 prozentige Sodalöfung,

2. 80° heiße 2 prozentige Sodalöfung, 3. 3 prozentige Lyſollöſung,

4. 5 prozentige Lyſollöſung,

8

5 prozentige Karbollöſung,

1 promillige Sublimatlöjung,

10 progentige Formalinlöſung, 1 prozentige Sublimatlöfung,

. dprozentige YJormalinlöfung.

Bei Verſuch 1 bis 5 zeigten die Objekte (12 bis 15 pro Verſuch) ihon am nächſten Tage qualitativ und quantitativ gutes Wachstum. Verſuche 7 und 9 hatten befjere Erfolge, Verſuch 8 brachte volljtändige Abtötung. ©. fommt daher zu der Schlußfolgerung, daß der Lübekkeſche Desinfektor, mit ſtarken Desinfeltionsmitteln befhidt, Vorzügliches leiftet.

In zwei feparat gelegenen Räumen von zujammen 30 cbm Inhalt prüfte ©. Frank (15) dreimal die Autan-Wirfung. Es wurde zu dieſem Zwecke nicht abgedichtet, doch Famen etwas höhere Autan-Mengen zur Verwendung als dem Kubikinhalt der betreffenden Räume entiprad. Nefiftenzangaben des angewandten Balterienmaterials fehlen. Frank faßt das Gefamtergebnis feiner Verſuche folgendermaßen zujfammen: Diphtbheriebazillen werden mit Leichtigkeit auch in ziemlich dichten Objekten vernichtet; dasſelbe gilt für oberflählihe ZTyphusbazillen. Staphylo- foffen find etwas refiftenter, hingegen werden Milzbrandfporen aud) unter günftigen Bedingungen nit mit Sicherheit abgetötet.

Ein von NRilliet (34) angeftellter Vergleich zwifcdhen dem Autan- Verfahren, der Breslauer Methode und dem Evans und Ruſſell— ſchen Permanganatverfahren (Modifizierung Doerr und Raubitſchek) zeigte, daß durch Autan die größte Menge Formaldehyd erzielt wird, daß dagegen die Menge des entwidelten Wafferdampfes gegen die beiden anderen Verfahren zurüdbleibt. Zu bemerken ift hierzu, daß Rilliet nit abdichtete und in feinem Falle die vorgefchriebene Wafjermenge (80 °/o) dem Autan-Pulver zugejegt wurde.

Uber 100% Abtötung voberflählid und verdedt ausgelegter Objekte nach 71/a ftündiger Autan- Desinfektion berichtet Yertig (12). Nefiftenzangaben der angewandten Staphylofoffen jowie Typhus- und Diphtheriebazillen fehlen.

Direkte Beftimmungen des aus dem Autan in Gasform ent- widelten Formaldehyds machte Chriftian (7) (derfelbe wie oben) und fand, daß in einer Slasapparatur von 30 g Autan, die nad der Elberfelder Vorſchrift pro Kubikmeter verwendet werden follte, noch niht 1,0 g Formaldehyd geliefert wurde. Bock (5) im Flüggeſchen Inſtitut betätigt dies mit Hilfe einer anderen Methode und fand für 30 g Autan 0,72 g Formaldehyd. Was die Abdichtung anbetrifft, jo ift das Autan-Verfahren nah B. empfindlider gegen die Unter- laffung derjelben als die Slüggejche Methode. Während weiter nad) Slügge auf 1 cbm Raum 30 g Waffer verdampft werden, fommen nad Chriftian beim Autan-Verfahren (30 g Autan + 27 ccm Waſſer) höchſtens 6 bis 8 g, nah Hammerl*) (50 g Autan +4 50 g Waſſer) 11 bis 14 g Waffer auf 1cbm Rauminhalt. Die Folge hiervon muß

ORTADMO

*) Siehe ©, 3.

=. 0: en

fein, daß bei leßterem Verfahren überhaupt feine Sättigung ter Luft mit Wafferdampf zuftande fommt, oder aber, daß diejelbe nur kurze Zeit anhält. Wefenberg (43), der ebenfalls diesbezüglihe Meſſungen anftellte, fand felbft bei Anwendung von 44g Autan pro Kubikmeter ungenügende Quftfeuchtigkeit. Ingelfinger (22) Eonjtatierte nur in zwei von fünf Fällen 100 °/0 relative yeuchtigfeit, die aber nur 25 Minuten anhielt (Flügge 75 Minuten). Aus den Hygrographen- furven von Anderes (2) geht hervor, daß unter fünf Autan-Verjucden nur einmal Sättigung der Luft mit Wafferdampf erzielt wurde, während die übrigen Marimalfeuchtigfeiten unter 90°%/0 zurüdblieben.

Wie aus allen diefen Unterfuhungen erhellt, waren die mit der Packung „Autan A* erzielten Nefultate Teineswegs übereinjtimmend. Unter diefen Bedingungen wäre es niemals möglich gewejen, daS Autan- Berfahren allgemein in die Desinfektionspraxis einzuführen, da es fi bei einem Desinfeftionsverfahren niht um Abſchwächung der Infektions— erreger handelt, vielmehr eine fichere Abtötung aller Keime angeftrebt werden muß.

I. Unterfuchungen mit der Packung „Autan B“ („WHen-Autan“).

Auf Grund eines orientierenden Verſuches konnte Chrijtian (7) zugejtehen, daß mit diefen Abänderungen des Autan-Berfahrens ein Fortſchritt erzielt if. Er jchreibt: „Die neue Packung ſcheint für die Praris gerade ausreichend zu arbeiten, wenn fie auch noch nicht die ältere Sormalinmethoden an Wirkfamfeit erreicht. (Chriftian und Xylander (44) hatten zuerjt auf die unfichere Wirkung ver Badung A hingewiejen.)

Krombholz (25) kontrollierte die Wirkung der Packung B mit Hilfe des Flüggefhen und Prausnitzſchen Apparates. Bei feinen vier vergleihenden Verſuchsgruppen dichtete er regelmäßig ab und ließ die Autan- Dämpfe 7 Stunden einwirken; außerdem machte er zwei Unterfuhungen mit vierftündiger Verjuhsdauer. Die Zeftobjekte ftammten jtets von Staphylofoffen-Schrägagarfulturen, die gegen 1prozentige Karbol- fäure eine Nefiltenz von 80 Minuten ‚gezeigt hatten. Die Abtötung der Objekte von gleicher Provenienz und Herſtellung iſt aus folgender Tabelle erſichtlich:

Gruppe AutanB | Flügge Prausnitz Bemerkungen I | 79,20%; | 70,8 0/0 66,7 9/0 II 87,5% | 91,7% 100,0 %/o 7 Stunden Verſuchsdauer IIL 83,3% | 83,30% 83,3 0/0 IV 58,3 /o*)| 79,20%0%**) Autan B „ohne Abdichtung” 66,7 9/0*)

50,0 %/o | *) 4 Stunden Berfuhsdauer **) 7 Stunden Verſuchsdauer

NB. Die Raumtemperaturen bei I bis IV jchwanften zwifchen 15 und 18°C.

= 50°

Mefjungen mit dem Haarhygrometer ergaben, daß die Zunahme der relativen Feuchtigkeit bei den Autan-Verſuchen und den Flügge— ihen Verſuchen fi innerhalb derjelben Grenze bewegte, etwas größer bei den Verſuchen nah Prausnitz war.

Nach Kangermann (26) erzielen Autan und Lingnerſche Methode nur Oberflädenwirkung; mit dem Grad der Abdichtung fteigt die Des— infeftionsfraft. Im Vergleich mit Lingner zeigte jich, daß bei mangelnder Abdihtung Autan fat ganz verjagte, da die beim Autan ſchnell ent- widelten Dämpfe den Raum au ſchnell wieder verlaffen können.

Der Desinfektionseffett ſchreibt Langermann ſchien bei beiden Verfahren mit ſteigender Zimmertemperatur nicht zu wachſen; das Temperaturoptimum lag etwa bei 15° C.

Bon den ausgelegten Objekten waren Diphtheriebazilien am wenigften, Stapbylofoffen am meiften refiftent. Eine Mitteljtufe nahm Typhus ein. Eine VBerfuhsdauer von 31/s Stunden, wie fie bei den Ver— dampfungsapparaten verlangt wird, wirft bei Autan ungenügend, falls die vorgejchriebene oder eine etwas geringere Menge verwandt wird. Nur eine erhöhte Quantität kann hier brauchbare Refultate liefern.

Gelter (38), der jhon 1906 bei jeinen Unterfuhungen mit Autan A zu günjtigen Nejultaten geflommen war, verjuchte auch die ZTiefenwirfung von Neu-Autan näher zu bejtimmen, wie er diejelbe für das Autan-Pulver (A) ſchon früher beobachtet hatte. Chrijtian und Sternberg hatten dies nicht beftätigen können. Verfaffer nahm für 36 cbm NRauminhalt eine Badung Autan B für 40 cbm und didhtete bet 15° 0 und jehsftündiger Verfuchgdauer gut ab. “Der Lingnerjche Apparat leiftete unter gleihen Bedingungen die Kontrolle. Bei beiden Verfahren wurden von 21 ausgelegten Staphylofoffen-Typhus- und Milzbrandfporenobjekten nur je 2 verdedte Objekte nicht fterilifiert. Ein zweiter Verſuch, bei dem diefelben Objefte in einfachen, doppelten und dreifahen Halbleinen-, Bettzeug-, Meatragenjtoff: bzw. Handtuchſäckchen verftet wurden, bradte 100 °%/ Abtötung. Auch bier ift leider aus den Angaben die Reſiſtenz der Ohjefte nicht zu überſchauen.

ntereffante Vergleiche zogen Nieter und Blajius (31) zwiſchen dem Autan B-2erfahren und dem bereitS 1904 von (den beiden Amerikanern) Evans und Ruſſell (10) erjundenen und 1907 durd die Wiener Militärärzte Doerr und Raubitſchek (8) weſentlich verbefjerten Kaliumpermanganat = Sormalinverfahren. Letzteres bejteht darin, daß man für die Desinfektion eines Raumes von 100 cbm Inhalt 2 kg Kalium permanganicum, 2kg Yormalin und 2 kg Waſſer zujammenbringt.

Zu den Verfuhen wurden benußt Staphylofoffen (pyog. aur.), Pyocyaneus, Typhus- und Diphtheriebazillen an Seide, Flanell und Zeinwandläppchen fowie trodene Miilzbrandiporenjeidenfäden. NRefiltenz- angaben fehlen. Beachtenswert erfheint noch, daß zu ſämtlichen 10 Ver- juden die Meilzbrandobjefte auf einmal bergeftellt und annähernd 4 Monate zur Prüfung benugt wurden. Das übrige ZXejtmaterial war vor jedem Verſuch friſch hergejtellt worden.

= IE ge

Der Berfuhsraum hatte ſtets eine Temperatur von 15° C, die Dauer der Verſuche beitrug immer 5 Stunden. Die Nejultate ver —— bei gründlicher Abdichtung waren wie

Autan B. Meigobe nad Doerr und > Raubitget

Re Abtotu R Abton Raum: nt vhe in tung inhalt Kal. per. | Formal. | Wafjer in ung

55,4 9 | 76cm 2000 8 2000 cem 2000 com | 100%,

Scbm| 800 & | 800 cem 800 cem 93% 7öchm; 1000 8 1000 ccm 1000 cem| 1009,

75cbm 80 ebm 5 75cbm ! 90 ebm | 70,0 %o 75cbm | 100 chm 99.2 On

ea diefen Verfuhen ſchließen Nieter und Blaſius, daß eine Negelung der Dofierung des „Neu=-Autan” von feiten der Yabrif wohlangebradit wäre. Beſonders hat aber das Autan-Berfahren durd) feinen no immer hohen Preis einen nit zu unterfhätenden Kontur: renten in der Methode nah Doerr und Raubitſchek befommen. (Eine Desinfektion von 100 cbm Rauminhalt foftet mit Autan 8,50 Mark, nah Doerr und Raubitſchek aber nur 5,10 Mark). Die Beobad)- tung von Morera (29), daß beim Autan-Verfahren die Desinfeftiong- wirkung im oberen Zeil des Raums energifcher iſt als am Boden konnten Nieter und Blafius für beide Verfahren beftätigen.

Auch Marmann (23) ftellte Neu-Autan dem Kaliumpermanganat: Berfahren gegenüber, zog aber noch den Lingnerſchen und den Flüggeſchen Apparat zur Kontrolle hinzu.

Bei gleicher Reſiſtenz und Aufjtellung der Xeftobjefte (Staphylo- coccus pyog. aur., Diphtherie, Koli und Milzbrandfporen, die gegen jtrömenden Wafferdampf !/s bis 1 Minute Nefiftenz gezeigt), ſowie bei gleiher Berjuhsdauer von 5 bzw. 7 Stunden kam Verfaſſer zu folgendem Schluß: „ES ergibt fih, daß ein entjchiedenes Übergewicht des einen Verfahrens über das andere nit beobachtet werden fonnte, wenn es fih um Abtötung in dünnfter Schicht angetrodneter Keime handelt... Sobald jedoch höhere Anforderungen gejtellt werden, indem entweder refiftentere Bakterien oder Bakterien in dider Schicht ab⸗ zutöten waren, ſo verſagte ſtets zuerſt das Autan-Präparat.“

An der Hand von übereinſtimmend günſtigen und zufriedenſtellenden Verſuchen wird auch von Fromme (17), Fornario (15) und Galli— Valerio (18) über die Überlegenheit des neuen Autans über die alte Packung berigtet. Hoffmann und Strunf (21) prüften die Ber- wendbarfeit des Autans in feiner neujten Form für militäriihe Zwecke und fanden ebenfalls fihere Wirkung gegenüber Autan A, dod wird auch von diejer Seite auf die Unerläßlichfeit des gründlichen Abdichtens aufmerkſam gemacht. Da die Koſten des Autan-Verfahrens ſich un- gefähr doppelt bis dreimal fo hoch belaufen wie bei den alten Spray— apparaten (Flügge, Xingner, Berolina, Colonia ujw.), fo Tann

12

infolge dieſer Mehrausgabe das Neu-Autan allerdings für militäriſche Zwecke von den Verfaſſern noch nicht empfohlen werden.

Strunk (40) fand ſchließlich noch, daß die Menge des bei Autan B zur Verdampfung kommenden Formaldehyds etwas über 2,5 g für 1 cbm Naum liegt, wenn das Entwidlungsgefäß jo gewählt wird, daß die Erwärmung des Reaktionsgemiſches möglichſt begünftigt wird. Es werden beim Autan-Berfahren nur 25 0/0 des angewandten Baraforms als Formaldehyd vergaft; der Reſt des Paraforıns wird zu Ameifen- jäure oxrydiert und im Rückſtand gefunden. Die Yormaldehydmenge wurde zu 2,85 und 2,95 g für 1 cbm des zu desinfizierenden Raumes ermittelt. _ Das verdampfte Waffer betrug bei einem Verſuche 8,8 g, bei einem anderen 13,7 g für 1cbm Raum.

II. Autan im Dieufte der Desodoration.

Bei Anwendung des Autan in Molfereien und Käſereien ſah Teichert (41) gute Erfolge bei Bejeitigung übler Gerüche. Erwähnt jet au, daß Verfafjer dem Autan nebenbei gute Wirkung bei bakteriellen Betriebsftörungen und Yabrifationsänderungen in Käfereien zufchreibt. Nach Fabrikangabe ſowie nah Teichert bejeitigt man üble Gerüche in Käfelellern, Eisihränfen, Speiſe- und Vorratsfammern, indem man etwa den vierten Zeil der bei der Desinfektion benötigten Autan-Menge in Anwendung bringt.

Eigene Unterfuchungen.

Verſuchsplan.

Bei meinen Verſuchen ſtellte ich mir folgende drei Fragen zur Beantwortung:

1. Kann Neu-Autan als Stalldesinfektionsmittel vorgeſchlagen werden, d. h. leiſtet es ebenſoviel wie die bekannten Formalinverdampfungs⸗ methoden?

2. Iſt die Packung B richtig doſiert und bewirkt fie die ſichere Abtötung der Erreger tierifcher Infektionskrankheiten?

3. Zötet die von der Fabrik vorgefchriebene Menge Autan B auch Sporen ab, bzw. weldhes Quantum ift zu diefem Zwecke erforderlich?

In dankenswerter Weije ftellte mir die Fabrik die zu meinen Ver- juden benötigten Autan-Padungen und Autan-Zabletten Toftenlos zur Verfügung.

Die Berfuhe I und II waren Orientierungsverjuhe mit Autan A in Glasbehältern, die gut abgedichtet werden konnten. Bei den übrigen Autan-Desinfeftionen fam die Padung B in Anwendung. Dierzu wurden Ställe von 30 und 35 cbm Rauminhalt fowie ein Kaboratoriumszimmer von 78 cbm Inhalt benugt. Stets wurde für eine gründliche Abdichtung der Räume mit Werg und feuchten Watteftreifen Sorge getragen. Die Zemperatur ſchwankte bei den einzelnen Verſuchen zwiſchen 15 und 23° C.

u A

Das Teftmaterial fam an folgenden Orten zur Auslegung:

1. rei am Boden.

IM einer Ede am Boden. . In Höhe von 1m an der Wand ufw. . Sn Höhe von 2m an der Wand uſw. . Syn der Nähe der Dede (2,40 m hod)).

Als Entwicklungsgefäß diente jtetS ein Holzgefäß von genügender Größe, jo daß von dem Reaktionsgemiſch nichts verjprigt wurde. Bei der Padung B blieb immer genügend Zeit, um das Pulver nah dem Zufag des Waffers (22° C) tüchtig umrühren zu können. Nach der Desinfektion (die Dauer ift bei jedem Verſuch bejonders angegeben) wurde allemal Ammoniaf entwidelt; beim Autan-Berfahren mittels des beigegebenen Ammoniafentiwidlers, bei der Methode Berolina durch Berdampfung einer 2dprozentigen Ammoniaklöſung. Nah 1 bis 2 Stunden wurde gelüftet. |

Das Teftmaterial. Als Teſtobjekte benugte ich vorher fterilifierte Seidenfäden von 1 cm Länge, Holzitüdchen von 0,25 qem Größe, Glas- perlen von 0,5 cm Durchmeſſer und Fließpapierftüdchen von 0,25 qem Größe Auch wurden ausnahmsweife Bakterien an Dlfarbewände geftrihen (Bouillongelatinefultur). Genannte fterile Objekte wurden mit Staphbylofoffen (pyog. aur.), mit B. pyocyaneus und B. coli comm,, jowie mit folgenden jpezifiihen Krankheitserregern infiziert:

Milzbrandiporen und Milzbrandbazillen, Rotlaufbazillen,

Schmeinepeftbafterien,

Drufefireptofoffen, Geflügelcholerabakterien.

Außerdem benutzte ich auch an obige Objekte angetrocknet infektiöſes Blut und friſch entleerten Abſzeßeiter, um den natürlichen Bedingungen gerecht zu werden. Abba und Rondelli (1) u. a. betonen z. B., daß es bet Prüfung von Desinfeftionsmitteln nicht ausreiht, nur Nein fulturen zu verwenden, vielmehr müſſen nach ihrer Anfiht die Erreger auch zujammen mit Fett oder anderen Körpergeweben der “Desinfektion unterworfen werden, um Irrtümer zu vermeiden. Um die Autan- Wirfung auf wäſſerige Aufſchwemmung von Bakterien prüfen zu fönnen, jtellte ih mir aus einem Schrägagarrafen mit Hilfe einiger Tropfen deitillierten Waffers eine Emulfion dar und infizierte damit die Seiden- fäden ujw. Das in diefer Weije hergefiellte Zejtmaterial wurde fodann im Brutſchrank kurze Zeit angetrodnet oder es fam in feuchten Zuftand zur Auslegung. Gelegentlich jette ich auch infizierte Schrägagarröhrden und Plattenfulturen der Desinfektion aus. Die für Oberflähenwirkung beitimmten Objekte lagen in offenen fterilen Petrifchalen, zur Beftimmung der Tiefenwirfung wurden von Papierhüllen umgebene Fäden uſw. in Holzipalten, Wandriffen uſw. untergebradt.

SEES)

ah u EZ ae

Vor der PVerimpfung der desinfizierten Objekte auf Bouillon (mindejtens 10 ccm) bzw. Glyzerinagar galt es, die Reſte des ihnen eventuell noch anhaftenden Formaldehyds zu entfernen, denn nad) Aronjon (3) iſt Nährbouillon mit einem Formaldehydgehalt von 1:20000 jteril für Staphylokokken, Typhus- und Milzbrandbazillen. Auch Nofenberg (35) Efonftatierte, daß auf Nähragar, weldes 1: 20000 bis 30 000 Formaldehyd enthält, jegliches Bakterienwahstum ausbleibt, und daß felbft ein Formaldehydgehalt von 1: 100000 nod) entwidlungshbemmend wirkt. Flick (13) entfernte die Formaldehydreſte nit von feinen Objekten vor der Verimpfung, weil nad) feiner Meinung diefelben mit Eiweiß jofort eine feite Verbindung eingehen. Aronfon, Nojenberg und Fairbanks (11) jpülten ihre Objekte in Ammoniaf- löjung ab und hofften dabei, daß fih der Formaldehyd mit dem Ammoniak zu Heramethylentetramin vereinigen würde. Wie Schum: burg (37) betonte, führt jedoch auch dieſes Verfahren zu Irrtümern, weil die Bindung des Formaldehyds mit Ammoniak durchaus nit fo raſch vor fi geht. Die feinen Objekten anhaftenden Formaldehydreſte täufhten dann nad der Verimpfung eine Abtötung oder eine Wachs— tumshemmung der Bakterien vor. Er konnte nämlich an Objekten, die in lVprozentige Ammoniaflöfung eingelegt waren, nod; nah 24 Stunden durch Neforzinnatronlauge (Xebbin) freien Formaldehyd nachweisen und empfiehlt deswegen, möglichft Eleine Objekte in reichlich flüſſiges Nährmaterial zu verimpfen. Ich habe bei meinen Verjuchen die Ammo- niafjpülung wie Tomarkin und Heller (42) gewählt (1prozentige fterile Löfung), Kontroliverfude ohne Abſpuͤlung bradten mir jedoch jtet3 dieſelben Reſultate. Das verimpfte desinfizierte Material blieb 14 Zage bei Brutfhranftemperatur unter Beobachtung.

Wie Chriftian richtig erwähnte, ift es bei Desinfektionsverſuchen unerläßlih, die Nefiltenz des angewandten Balterienmateriald genau anzugeben. Ich kann Chriftian in diefem Punkte nur zuftimmen, denn ohne die Reſiſtenz- bzw. Virulenzangaben ift e8 doch bei der Ver⸗ Ihiedenartigfeit der Milzbrandfporen und Staphylofoffen kaum möglich, ih eine genaue Vorftellung von der Wirkung des betreffenden Des- infiziend zu maden. Aus diefem Grunde wurden die von mir benußten Milzbrandiporen vor jeder Berfuhsgruppe auf jtrömenden Wafferdampf, die Staphylofoften mit Hilfe einer 1prozentigen Karbolfäurelöfung geprüft. Soweit angängig, fam auch vor und nad) der Teesinfeltion die Birulenz- prüfung durd) das Tiererperiment in Anwendung, wobei weißen Mäuſen das jeweilige Balterienmaterial ſubkutan injiziert wurde. Won den des⸗ infizierten Objekten rieb ich zu diefem Zwecke mit einigen Tropfen fteriler Bouillon etwas ab und verimpfte es.

Bon Verſuch III ab Fam meiftens nur eine Dfe des nad) der Des- infektion gewachſenen Material3 zur Verimpfung.

In den nun folgenden Verfuchstabellen bedeutet ein + Wachstum, ein Abtötung der Bakterien. Eine Zahl hinter diejen Zeichen gibt die Anzahl gleihartiger Objekte an, während ein H die Wadhstums- hemmung kennzeichnet.

>=. IB.

Ergebnis der eigenen Verſuche. I. und II. Verſuch Autan A.

Beide VBerfuhe wurden mit der Packung A vorgenommen.

Verfuh I: 50 g Autan, JO g Waffer, Temperatur 16° CO; Ein- wirfungsdauer 5 Stunden.

Berfuh II: 100g Autan, 80g Wafjer, Temperatur 18°C; Ein- wirfungsdauer 12 Stunden.

Bei I und II: Entwidlungsraum ein Glaskaſten von 0,032 cbm Raum- inhalt. Temperatur des Waffers 22° C; gute Abdichtung.

Bei I und Il: Teftmaterial: 1) 24 ftündige Notlaufbouilfonfultur; Impfmäuſe jtarben nad) 2 Zagen. 2) Friſch entleerter Abſzeßeiter (Streptofoffen und Staphylofoffen); Impf⸗ maus ftarb nad) 2 Tagen an Eeptifämie.

Verfud I gerfudg Teitmaterial An an J— Seidenfäben | Glasperlen | Seivenfäden Glasperlen Rotlaufbouillon 2 | —2 2 2 (feucht) Mäuſe leben | Mäufe leben | Mäufe leben | Mäufe leben Rotlaufbouillon 2 —2 --2 2 (angetrodnet) Mäufe leben | Mäufe leben | Mäufe leben Mäufe leben Abſzeßeiter —1i-+1 +2 —2 —1+1*) (feucht) Maus Nr. 1 | Mäufetotnah | Mäufe leben | Mäufe beide lebt, 4 Tagen tot am 2. bzw. Maus Nr. 2 4. Tage tot nad 3 Tagen Abſzeßeiter —2 —1-+1(H) —2 | 2 (angetrodnet) Mäufe leben | Mäuje leben | Mäufe leben Mäuſe leben

III. Berfud: Autan B.

Der 11I. Verſuch fand in einem 78 cbm großen Taboratoriums- zimmer mit 1 Zür und 3 Fenſtern ſtatt. Gründliche Abdichtung. Autan B für 80 cbm Rauminhalt. Temperatur des zugejetten Waffers 22° C. Berfuhsdauer 7 Stunden. Temperatur des Berfuhsraums 23° C; Außentemperatur 21° 0.

Zeftmaterial:

1. Milzbrandfporen von 3 Minuten Reſiſtenz. (5 Tage alter Agarrafen.) Impfmaus ftarb nad 10 Stunden.

2. Milzbrandbazillen; Ylut einer nah 10 Stunden an Milz brand gejtorbenen Maus.

3. Rotlaufbazillen; a) 24 ftündige Bouillonkultur, b) Herzblut einer nah 3 Tagen an Rotlauf geftorbenen Impfmaus.

*) Trogdem bei dem einen Objekt fein Wachstum in Bouillon nachzumeifen war, ftarb die zugehörige Impfmaus. Die Sektion ergab eine Dünn: und Did: darmentzündung ſowie Milztumor.

16

4. Drujeftreptofoffen; a) Drufeeiter, gewonnen aus einem Abſzeß der Kehlgangsiymphdrüfen eines Pferdes; b) 48 ftiindiger Serumagarrajen (Impfmaus tot nad 3 Tagen).

5. Staphylofoffen (pyog. aur.); 24 ftündige Plattenagarreinkultur. SR, gegen 1 prozentige Karbolfäure 40 Minuten.)

TIL. Verſuch: ———— B

Oberflächenwirkung | Ziefenmwirkung J Teſtmaterial il In der In der Frei | Im In u In am einer lm la er Im Boden, Ede | Höhe Söe Dede Boden De = Höhe ' Milzbrandiporen + + 4 | an Seide Maus | Maus | Maus | (feucht) tot |totam tot | nah 2, 2.Tag | nach 2 Tagen Tagen | Milzbrandbazillen + == I+2| * (Blut an Holz) Maus | Mäufe Maus troden totam | tot tot 4.Tag | | nad) 3 nad) 3 | Ä Tagen Tagen Rotlaufbazillen + + an Seide Maus Maus (feucht) am tot 6.Tag nad 5 tot | Tagen Rotlaufbazillen | (Herzblut an Papier) | troden | | Drufeeiter _ an Seide | (Feucht) | | Drufeftreptofoffen Plattenkultur | (troden) Staphylococcus + => -+ + pyog. aureus. | \ | Plattenagar⸗ | Reintultur | feucht) | Ä

IV. Verſuch: Lübekkeſches Verfahren. Mit Hilfe des Lübekkeſchen Desinfeftionsapparates wurden zwei

Kleinviehjtälle von je 104 cbm Größe und eine Fleiſchbeſchaukurſushalle von etwa 500 cbm Nauminhalt desinfiziert. Es famen hierbei teil- weise diejelben Teftobjekte zur Auslegung wie bei Verfuch III (Autan B), um eventuell einen Vergleich zwiſchen den Wirkungen beider Verfahren

AT

ziehen zu können. Wie aus nachfolgenden Tabellen erſichtlich iſt, ver⸗

ſagte jedoch hier der Lübekkeſche Apparat faſt vollſtändig. Jedenfalls

war die Beſchickung mit Kreſulfol nicht geeignet, die Wirkung einer

Formalin- bzw. Sublimatfüllung (vgl. Goßner 20) zu erreichen.

A. Stall I Größe 104 cbm. Steinwände, Steinboden, Metall: tröge und Metallgitter. Temperatur des Stalles 22° C; Außentemperatur 20° C. 1. Borfpülung mit 3progentiger heißer Sodalauge (20 Minuten), 2. Desinfektion mit 7!/s prozentiger Kreſulfollöſung (10 Minuten). (Drud 31/3 Atmofph.)

B. Stall II. Genau dieſelben VBerhältniffe wie bei Stall I. 1. Vor- jpülung mit 3 prozentiger heißer Sodalauge (20 Minuten). 2. Desinfektion mit 31/a prozentiger Krefulfollöfung (30 Mi- nuten). (Drud 31/ Atmoſph.)

C. Fleiſchbeſchaukurſushalle. (Temperaturen wie bei A.) Hier wurden nur eine Olfarbewand und im Parterre die Holz bekleidung, jowie der mit Steinplätthen belegte Fußboden desinfiziertt. Spülung mit 3prozentiger Krefulfollöfung. Dauer 50 Minuten.

Zejtmaterial: 1, Milzbrandiporen, 2. Milzbrandbazillen und 3. Schweinerotlauf von gleicher Refiftenz und Virulenz wie bei Ber- ſuch III Außerdem 4. Schweinepeftbazillen (Bouillonfultur), die eine Ampfmaus nah 2 Tagen töteten. 5. 24 ftündige Bouillonkultur von Bact. coli commune und 6. Bouilfongelatinelultur von Bac. pyocya- neus.

Sämtlibe in den Beiden Ställen und in der Halle ausgelegten Objekte wurden nach 2 bis 21/a ftündiger Krefulfolwirfung und nad) Abjpülung mittels fteriler phyfiologifher Kochjalzlöfung auf Bouillon verimpft. Die in „offenen Petriſchalen“ gelegenen Objekte find aus- genommen; fie kamen erjt nah 24 ftündiger Einwirkung der Krefulfol- löfung unter denfelben Verhältniffen zur Verimpfung.

IV. Berfud: Lübekke.

A. Stall I. Nach Teſtmaterial an Ort ber Aus: Siunden legung | 18 24 36 Milzbrandſporen Papierfeucht | Im Trog 0.*) ++ Maus tot nad) Agarrajen 2 Tagen desgl. Bapier| feucht | Wandfuge T.9 | + Milzbrandbazillen Seide |troden | Gitterſpalte T. IH ++] Maus tot nad)

(Blut) 2 Tagen *0. —Oberflachenwirkung. T.— Tiefenwirkung. **) Trotzdem geringes Wachsſtum in Bouillon a war, blieb Die Smpfmaus am Leben.

Zeitiehr. f. Veterinärkunde. 1909. 1. Heft. 2

Teitmaterial

Rotlaufbouillon- fultur

Bouillönkultur von B. coli comm.

Schweinepeft- bouillonfultur

Kotlaufbouillon: fultur

Bouillonkultur von B. eoli eomm.

Pyocyaneus: Bouillongelatine: kultur

desgl.

Milzbrandſporen Agarraſen

Schweinepeft: bouillonfultur

Rotlaufbouillon- fultur

Milzbrandplatten- fultur, 12 jtündig

Schweinepeit: bouillonfultur

Rotlaufbouillon: fultur

18

Nach on Drt der Aug: Stunden legung 18 24 36 Seide Itroden| Gitterboden O.|+ + —+ Seide Itroden || m hoch an 4 Wand 7 Seide ſtrocken) !/, m Ho an ur der Wand T. B. Stall II. Seide Itroden| Wandfuge am |+ + +4 Boden T. | R' Seide | troden [Unter dem Gitter —- + des Trogs 0. | Seide | troden 8 | O. Fleiſchbeſchaukurſushalle. Wand | Nach 15ſtündiger | ++ Antrodnung 0. 1 Wand Nach 4ſtündiger —_ ++ Antrodnung 0. | Seide [troden]| Unter dem I++—+ Tiſchbein T. Seide ſtrocken) Am GSittr- +++ boden T. J | Seide | troden]| Hinter vem I+ ++

Kleiderhaken 0. | |

In der Halle in „offenen ———

offen auf 0. —— dem Tiſch Seide | offen 8—— (tr.) | auf fr dem |, | Tiſch | Seide | offen 0. (tr.) | auf | dem Tiſch

V. Verſuch. Autan B.

Maus tot nach 3 Tagen

Maus tot nach 6 Tagen

Maus tot nach 4 Tagen

Maus tot nach 3 Tagen

Maus tot nach 4 Tagen

Maus tot nach 7 Tagen

Maus lebt**)

Maus lebt

Der V. Verſuch fand in einem 30 cbm großen Stall des

Hygienifhen Inſtitutes ftatt.

Derjelbe hat Steinwände und Steinboden,

2-19 —_

jowie eine Türe und ein Fenſter. Mit Werg und feuchten Watteftreifen wird für eine gründlide Abdichtung geforgt. Die Temperatur des Stalles beträgt 15° C, Außentemperatur 17°C. Es wird eine für 40 cbm Rauminhalt beitimmte Autan-Menge verwandt. Wajfer- temperatur 22° C. Die Dauer der Desinfektion beträgt 4 Stunden.

Zejtmaterial: 1. Milzbrandfporen von 3 Minuten Wefiftenz gegen ftrömenden Wafjerdampf. Impfmaus ftarb nad) 20 Stunden. 2. Rotlaufbazillen. Impfmaus jtarb nad) 3 Tagen. 3. Frifcher Eiter aus einer Widerriftfiltel (Staphylofoffen und Streptofolfen). 4. Hieraus gezüchtete Staphylofoffen (pyog. aur.), die gegen 1 prozentige Karbollöfung eine Nefiftenz von 80 Minuten gezeigt hatten. 5. Schweinepeftbazilien, die weiße Mäuſe nah 4 Tagen töteten.

V. Berfud: Autan B.

u Oberflächenwirfung Tiefenwirkung a Ss der i m e . ähe Teſtmaterial Frei Boden | In In drei * in einer m | 2m Dedel „AM ecke Boden Gde Höhe | Höhe (2,40m Boden (2,40m Höhe) Höhe) Agarrajen Maus | Maus Maus | Maus (mäflerige Aufſchw.) tot tot tot tot

feuchte Seidenfäden | nah2 | nad 2 Tagen | Tagen

Rotlaufbouillon: _ kultur

(48 ſtündig) an Seidenfäden (trocken)

Friſcher Eiter + (H)| + == an Glasperlen (feudit) MWäfferige Aufſchwem⸗ |+(H| Br ns von Staphylo⸗ offen (pyog. aur.) (24 ftündig) (troden)

Schweinepeftbazillen Bouillonkultur (24 ftündig) Ä an Seibe | | |

Milzbrandiporen- + | + |

(teoden) | VI. Berfud: Berolina.

Der VI. Berfuh fand in demſelben Stalle ftatt wie Verſuch V. Temperaturen, Abdihtung und Teftmaterial ebenfalls wie beim V. Ver- jud. Dauer der Desinfeltion 4 Stunden.

2*

20

Die Berolinalampe wurde be- | Rüdftände nach der Des—

ihidt mit: infeftion:

Formalin (40°): 1000 ccm | Yormalin: 70 ccm

Be Waſſer: 2750 cem Waſſer: 1410 ccm rennjpiritus (86°%/0):600 cem Brennfpiritus:

FüllungdesAmmoniafentwidlers: |

Ammoniaklöſung (25°/o) : 150 ccm | —— (860/0): 90 ccm.

VI. Verſuch: Berolina.

F Oberflachenwirkung I Tiefenwirfung s EN In der In der m ne e Nähe Teftniaterial drei | Hoden In drei = in ei © de Ded Boden "en Höhe Höhe (2,40m Boden | 2, on | | Höhe) Höhe) Milzbrandſporen⸗ 4 | = SB Agarraſen Maus | Maus (wäflerige Aufſchw.) tot | | tot feuchte Seidenfäden am Ä | nach 3. Tag | | 30 Stv. Rotlaufbouillon: _ _. | —— Br ltur | (48 ftündig) | an Seidenfäden | | (troden) | Friſcher Eiter + |+(H| A 4 an Glasperlen | (feucht) MäflerigeAufihmem: | + —_ mung von Staphylo: | toten (pyog. aur.) (24 jtündig) (itoden) Schweinepeitbazillen Fr en Bouillonkultur | Ü | (24 ftündig) ——

an Seide (troden) |

VII Berfud: Autan B.

Der Berfuhsraum beim VII. Verfuh war ein 35 cbm großer Stall mit Steinwänden und Steinboden. Türe und zenfter wurden gründlih abgedichtet. Die Temperatur des Stalles betrug 19° C., die Außentemperatur 20° C. Die verwandte Autan⸗Menge ſollte nach Angabe der Fabrik für 50 chm Rauminhalt genügen (Packung für 40 cbm + Packung für 10 cbm). Dauer des Verſuchs 5 Stunden.

ZTeftmaterial: 1. Milzbrandjporen von 3 Minuten Reſiſtenz gegen ftrömenden Wafjerdampf. Eine Normalplatinöfe des 4 Tage

21

alten Schrägagarraſens tötete eine Impfmaus in 24 Stunden. 2. Rotlauf- bazilfen; eine 48ſtündige Bouillonkultur tötete eine Maus in 3 Tagen. 3. Schweinepeftbazillen: Wäſſerige Aufſchwemmung eines 24 ftündigen Schrägagarrajens. Maus tot nah 4 Tagen. 4. Friſch entleerter Abfzep- eiter; darin Staphylofoffen und Streptofoffen. 5. Staphylococcus pyogenes aureus: Wäfjerige Aufſchwemmung eines 48ſtündigen Platten- agarrajens. Nefiftenz: 30 Minuten gegen Iprozentige Karbolfäure. 6. Bac. pyocyaneus: 24ftündige Bouillongelatinekultur.

VII Berfud:. Autan B.

Oberflächenwirkung Tiefenwirkung

Am u In der An der Teſtmaterial Frei am Boden In 1 m In 2 m Nähe der| Frei am Nähe der Boden |in einer | Höhe Höhe Dede | Boden | Dede Ede (2,40md. (2,40m 5.)

| Wäſſerige uU + ı + Fr, = | = + + Ihwemmung |Maus tot Maus tot Maus tot Maus tot Maus tot des Milz am am in nad) nad) brandagar: | 2. Tag | 2. Tag 30Stund. ' 24 Stund. 24 Stund. raſens an Seide (feucht)

| | Rotlaufbouil: u, lonkultur

(48 ſtündig)

an Holz (tr.) Schweinepeſt⸗—*) bazillen.

Wäflerige |

|

Aufſchw. des 24 ftündigen | | Agarrajend | anPapier(tr.) | Friſcher Ab⸗ + + + = + * + ſzeßeiter an Holz (tr.)

Staphyloc. = * = = + + Br . aur.

äfjerige Aufſchw. 4 ſtündig) an Seide, feucht Bac. pyo- = —_ = Ä = + F

cyaneus Bouillon: | gelatineful- | tur 24jtündig anHolz,feucdht

|

*) Die mikroſkopiſche Unterfuhung ergab eine Verunreinigung von Bac. subtilis; Schweinepeftbazillen konnten nicht nachgemiejen werden.

RE

VIII. Berjud: Berolina.

Der VII. Verſuch fand unter denjelben VBerhältniffen ftatt wie Berfuh VII. Desinfeftionsdauer ebenfalls 5 Stunden. Dasfelbe Teft- material.

Die Berolinalampe wurde bejhidt mit: | Nücdjtände in dem Apparat ormalin (40°): 1000 cem nad der Desinfektion: Seiees Waſſer: 2750 ccm Formalin: 85 cem Brennipiritus (86°/0): 600 ccın Wafjer: 1370 ccm Füllung des Ammoniafentwidlers: | Brennjpiritus: Ammoniaklöjung (25°/o): 750 cem = Brennfpiritus (86 °/0): 90 ccm

VIII Verſuch: Berolina.

—Oberflächenwirkung Tiefenwirlung a TE NE a Sn der | a, | In der Teſtmaterial Frei Boden DM Dh Nähe der Br, Nähe der

GM ana in einer —. u Dede | Dede Boden Gde ı Höbe Höhe (2,40mb).) Boden (2,40m$.)

Wäſſerige Aufichw. des] 4 + | - = Milzbrandagarrajens Maus | Maus | | Maus tot an Seide (feucht) tot nach tot nach am 2. Tag 3 4 |

ı Tagen Tagen

Rotlaufbouillonkultur | | = F (48ftündig) am Holz |

(teoden) Schweinepeftbazillen. * = Wäſſerige Aufichw. des Maus | | Maus tot 24 jtünd. Agarrajens tot am nad) | an Bapier (troden) 4. Tagı 4 Tagen. Friſcher Abſzeßeiter + 4600) Bu 3 an Holz (troden) Staph. pyog. aur. = + = * * Agarraſen). |

Wäſſerige Aufſchw. | | (48 ftündig) an Seide | | (feucht) | Bac. pyocyaneus = + + Bouillongelatinefultur 24jtündig an Holz (feucht)

IX. Verſuch: Autan B.

Verſuchsſtall wie bei V, Temperatur des Stalles 18° C. Außen- temperatur 18° C. Gründliche Abdihtung. Autan Menge für 40 cbm » Rauminhalt. Zugeſetztes Waffer wie immer 22°C. Dauer des Verſuchs 5 Stunden. |

Zeftmaterial: 1. Milzbrandfporen: Wäfferige Aufſchwemmung eines 6 Tage alten PBlattenagarrafens. Reſiſtenz gegen ftrömenden Waffer- dampf 2 Minuten. Impfmaus tot nad) etwa 24 Stunden. 2. Milz- brandbazillen: Blut der nah 24 Stunden geftorbenen Maus. 3. Schmeinepeftbazillen: 24 ftündige Bouillonkultur. Maus tot nad 3 Tagen. 4. Geflügeldholerabazillen: 48 ftündiger Agarrajen (wäſſrige Aufſchwemmung). 5. Geflügelholerablut: Hühnerblut an Glas getrodnet. 6. Abfzeßeiter: Aus einer Bruftbeule eines Klinifpferdes ſtammend. (Darin Staph. pyog. albus et aureus und Ötreptofoffen.) (Staph. pyog. aur.: Reſiſtenz 40 Minuten gegen 1 prozentige Karbolfäure.)

IX. Verſuch: Autan B.

Oberflächenmwirfung | Tiefenwirtung | Teſtmaterial Frei es In Im Nahe, < Frei am In Höbe Boden Ede Höhe @, 40 nah) Boden |von 1m Wäffer. Aufſchw. von + + | _ | 4 4 Milzbrandſporen tot Maus tot | Maus tot Maus tot an Seide (troden) am nad nad) 2. "Tag 2. Eu 20 Std. | 30 Std. Milzbrandblut an = => —— Papier (feucht) Maus tot am 2. Tage Schmeinepeftbouillon- 4 ar fultur an Holz Maus (troden) tot*) am 4. Tage Wäſſer. Aufſchw. eines 4 ER: = Geflügelcholera⸗ | Agarrajend an Seide (troden) Geflügelcholerablut +(H) + 2%. ui an Glas getrodnet | an Holz (H) + (troden) |

j |

X. Berfud. Autan B.

DVerfuhsftall wie bei V und IX, Temperatur des Stalles 18° CO; Außentemperatur 19° 0. Abdichtung. Autan-Menge für 60 cbm Raum: inhalt. Dauer des Verſuchs 7 Stunden. Tejtmaterial wie beim IX. Verfud.

*) Keine Schweinepeftbazillen nachzuweiſen; aus dem Herb. wachſen Staph. pyog. aur. et alb.

9A

X. Verſuch. Autan B.

_Oberflägenwirtung ___ Tiefenwirkung zeftmaterial Frei am In einer In im a Frei am In Höbe Boden Ede (2,40 m h) Boden vonimh Mäflerige Aufſchwem + | + | Er mung von Milz⸗ |Maus tot, Maus tot | Maus tot Maus tot brandfporen an] am am Ä nad nad Seide (troden) 3. Tag | 2. Tag 20 Std. |2 Tagen Milzbrandblut an - 4 Papier (feucht) | Schweinepeftbouillon | | rn. in U me tultur an Holz | Maus tot | (teoden) | | j

Waſſerige Aufſchwem | —- ze | A mung eines Geflügel⸗ | choleraagarraſens an Seide (trocken) | |

Geflügelcholerablut + ==

an Glas (troden) | Ä - | Abſzeßeiter an Holz —s) * (troden) | | |

XI. Berfud. Autan B.

Diefelben Verhältniffe wie bei X. Verſuchsdauer ebenfall3 7 Stunden. Autan-Menge für 80 cbm Rauminhalt.

XI. Berfud. Autan B.

Oberflächenwirkung Tiefenwirkung Zejtmaterial Frei am In einer | In 1m | Nahe der | Frei am | In Höhe Boden Ede . Höhe Dede Boden |von lm Wäfjerige Aufſchwem⸗ el = | = | = | = mul = 4 | mung von Milz: tot brandſporen am nach Seide (trocken) 2 Tagen Milzbrandblut an +**) Papier (feucht) tot Eu 5 Sto.! Schweinepeftbouillon- | _ kultur an Holz | (troden) ' .

*) Bac. subtilis; feine Kokken nachzumeifen. **) Bei der Settion feine Milzbrandbazillen nachweisbar.

25

Oberflächenwirkung Tiefenwirkung

mul mn —— |

Zejtmaterial Frei am In einer In Im Nahe ver| Frei am | An Höhe oden Ecke Höhe Dede Boden |von lm

| Wäſſerige Aufſchwem⸗ u mung eines Geflügel⸗ | | choleraagarraſens an Seide (trocken) |

Geflügeldolraflut | ar = an Glas (trocken)

—— an Holz Re (trocken)

XII. Verſuch: Berolina.

Desinfektionsraum und Teſtmaterial wie bei IX, X und XI. Temperatur des Stalles 19° C.; Außentemperatur ebenfalls 19°C. Dauer der Desinfeftion 7 Stunden.

Die Berolinalampe wurde gefüllt mit: | Nüdftände im Apparat nad

ormalin (40 °/o): 1500 cem der Desinfektion: eißes Waffer: 2750 ccm Formalin: 110 ccm Brennfpiritus (86 9/0): 600 com Waſſer: 1425 com Füllung des Ammoniafentwidlers: Brennjpiritus:

Ammoniaklöfung (25 %/o): 750 ccm = Brennipiritus (86 °/0): 90 ccm

eines Geflügeldoleraagar- raſens an Seide (troden)

Geflügelholerablut an Glas! = Be (teoden)

Abfzekeiter an Holz (ttoden) | | ER = =

® XII Verſuch: Berolina. J Obexflachenwirkung _| Tiefenwirkung Zeftmaterial drei a An Döbe u sr u am In Höhe Boden Ede von 1m 3 * Roten ‚Ge [Por 1m | (940 m)| Boden |von Im Boden |von Im Mäfferige Auffimemmung _ von Milzbrandſporen an] Maus tot Seide (troden) am 3. Tag Milzbrandblut an _ == en (feucht) Maus tot am 3. Tag Schweinepeſtbouillonkultur = er = an Holz (troden) MWäflerige Aufihwemmung| ai * ==

26

er 11999 |EEBG | BEER [2977 EEE | 9 | 00 JO = | rn Bunggamalaıg an) Bunyagyg 229 % 00T | 00T sgess 12999 | 08 EEE] 78 | 08 |ITıT 9 jae| a Bungutauopplaogg anl Bunggg 229 0/0 PR RM Rd BEL VERS BR es 200 DE TEN IR BEL I 2 BR. DRS 2 EEE a 8 | 8 2 jr je)» |9 ja Jo | a | = | [> * 7 Bumzsamafar and re rn O a lH | Te 0% | LT | 6 | ST | ST Bunja aiuↄppiaↄgꝗũ anẽ 20 00 2 SE 20 DEE So N: Vene.) U DE 0 DER BER EB En uunDd ul * a | er | ar | ar | ar | ar | © 2 Bungmanmlag andy es A 2298... 117276 ve ve | 08 08 95 95 688 9E | —— dunzunausppjliagg anꝰ | Pa | 6L | 68 ST ı 08,0 LT 21 2 a EN DR U (OD 0) anwaaduiauagnẽ 6Iı sr 8 | 8 | KH 61 3 kml | 8 | ST | 97T |" "9° "CD 0) Sauınogg Bag angoaodınag 7 = he) RR —_- Toaz|ı —- IT 3 08 Bor 1” vunjoaag; 199 (W99) aduauaallugg ug uqo wa» wdg»d wg» ug» uoo)

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27

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28

Autan-Tabletten.

Außer der Pulverform „Autan B* bringen die Farbenfabriken vorm. %. Bayer u. Co. in Elberfeld aud Autan in fejter Form unter der Rezeihnung „Autan-Zabletten” in den Handel. Zehn diefer 5 g jhweren Tabletten von 2,2 cm Durchmeſſer und 0,5 cm Stärke find zufammen in einem Gläschen luftdicht verpadt.

Nach Angabe der Fabrik jollen die Tabletten

1. unter der Einwirkung der Luftfeuchtigkeit Tontinuierlih Formal⸗ dehyd abipalten (Desodorierung, Inſtrumenten- und Katheter⸗ desinfeftion),

2. mit wenig Waffer befeuchtet eine jpontane und fräftige Formal— dehydgasentwidlung geben (Desinfektion von Büchern, Kleidern

ujw.),

3. mit der 10—1dfahen Menge Waffer übergoffen eine fogleich

brauchbare Formaldehydlöſung liefern.

Ich glaubte mid über die Wirkung der Autan-Zabletten am beten orientieren zu fünnen, indem ich die nad) Angabe (3) bergeitellte „Autan-Zablettenlöfung“ auf ihre desinfizierende Eigenfhaften prüfte.

Zu diefem Zweck löſte ih 10 Zabletten in der 10fachen Menge (500 g) deftillierten Waſſers. Nah 30 Minuten hatte fih ein grau- weißer Bodenfag gebildet; die darüber ftehende gleihmäßig getrübte Flüſſigkeit reagierte Stark alkaliſch. Die Löfung roch ſchwach nad Formaldehyd.

Ein 5 Tage alter, aus einem Abſzeß gezüchteter Staphylococcus pyogenes aureus-Stamm diente als ZTejtmaterial. Es wurde des- wegen der Raſen genannter Schrägagarkultur mit 10 ccm Autan- Zablettenlöfung gut gemifht. Bon 5 zu 5 Minuten kam alsdann 1 Dfe der fo entitandenen Emulfion zur BVerimpfung in 10 ccm Bouillon und auf Schrägagar. Nah 48ſtündigem Brüten (37,5 ° C) tonnten mit einiger Vergrößerung die ftednadelfopfgroßen Kolonien auf Agar ungefähr gezählt werden.

Teſt⸗ material

Nahr⸗

Nach Minuten Einwirkung: böden

5 | 10 | 15 | 20 | 25 | 30 | 35 | 40 | 45 50 55 60

Staphyloc.| Bouilon | + | + + | ++ + + + 2

PyoR: BU. Agar. Fe Eee —— (Wäfir. Zabl:| Zahl:| 840 | 580 | 200 1120| 35 | 15 9 Aufſchw.) ah Kol. |Kol.| Kol. Kol. Kol. Kol. | Kol.

ol. | Kol.

Was die Nefiftenz des angewandten Stapbylofoffenftammes an- betrifft, jo erfolgte Abtötung einer wäſſerigen Auffhwenmung durch lprozentige Karbolfäurelöfung in 10 Minuten, durch Iprozentige Lyſol⸗ löfung in 2 Minuten. Eine 24 ftündige Bouillonktultur desjelben Stammes wurde dur eine 1 progentige Karbolfäurelöfung in 45 Minuten, dur eine I prozentige Lyſollöſung in 10 Minuten abgetötet. Da die

29

Autan-Tablettenlöſung auf die wäſſerige Aufſchwemmung der Staphylo- foffen erft nah 50 Minuten Abtötung erreicht hatte, fam die Prüfung auf Bouillonkultur nit in Betradt.

Iſt es gejtattet, auf Grund obigen Verſuches einen Vergleich zu ziehen, fo entfaltet eine 1prozentige Karbolfäurelöfung eine fünfmal jtärfere desinfizierende Wirkung als die Autan-Zablettenlöjung. Bedenkt man alsdann, daß die Karbolfäure erjt in Zprozentiger Löſung als Aqua carbolisata in der Praris Anwendung findet, jo dürften die zehnmal ſchwächeren Autan-Zabletten in Löſung fih Taum einer wirf- ſamen Verwendung erfreuen.

Schlußfolgerungen.

Faßt man die Ergebniffe der Autan-Verfuche kurz zufammen, fo fommt man zu folgendem Schluß:

Das NRaumdesinfeftionsmittel „Autan* fann in feiner neuen Form „Badung B" zur Desinfeltion von Ställen, Kliniken, Schladt- räumen, Kühlhallen, tierärztliden Laboratorien ufw. ufw. im felben Umfange Verwendung finden, da es in feiner Wirkung den übrigen „zormalinverdampfungsmethoden nicht nachſteht.

Allerdings muß bei den verfchiedenen Tierſeuchen differenziert werden. Go findet 3. B. bei Notlauf, Schmweinepeft, Druſe und Geflügelcholera an leicht zugänglichen Stellen eine Abtötung der Erreger jtatt (vgl. die Überſichtstabellen). Es empfieht fich jedoch bei der Wahl der Größe von Autan-Padungen ftet3 die Kubikmeter Desinfettiong- raum nad oben reichlich abzurunden, d. h. von zwei in Frage ftehenden Mengen die größere zu wählen. Bei fporenbildenden Krankfheitserregern wie 3. B. bei Milzbrand ift jedoch mindeftens die doppelte vor- geihriebene Autan-Menge zu verwenden, wenn man auf eine einiger- maßen jihere Desinfektion rechnen will. Ahnli wird es ſich bei Zuberfuloje verhalten, da die Mefiftenz der Tuberkelbazillen (typus bovinus) gewöhnlid die Mitte hält zwiſchen Milzbrandiporen und Staphylofoffen. |

In jedem Falle muß natürlich für eine gründliche Abdichtung des zu desinfizierenden Raumes gejforgt werden, denn nur dann ift das Autan-Perfahren wirkffam. Vor der Desinfektion ift außerdem in Ställen forgfältig die Streu zu entfernen und find Kot, Blutfleden ufw. mit heißer Sodalauge fauber wegzuwaſchen. Die Dauer der Desinfektion it auf 7 Stunden zu bemefjen; eine 5ftündige Desinfektion wird niemals zuverläjfige Nefultate liefern.

Das Temperaturoptimum ſcheint, wie fehon Langermann u. a. hervorhoben, bei 15 ° C zu liegen, und ift diefe Temperatur befonders im Winter herbeizuführen.

Bon Nieter und Blafius (31) ift bereitS darauf aufmerffam gemacht worden, daß die Ammoniafentwidlung ohne Schaden durd die einfadhe Lüftung des Desinfeltionsraums erjegt werden kann; Nieter und Blafius ziehen fogar die Küftung vor, da die Ammoniafmethode

se, 90, zu

ihren Zwed nicht vollftändig erfüllt. Aus dem durch Vereinigung von Formaldehyd nnd Ammoniak entitandenen Heramethylentetramin foll nad diefen Autoren beim Erwärmen der Desinfektionsräume durch die Kohlenfäure und den Wafjerdampf der Luft Formaldehydgaſe frei werden und beläftigend wirfen, was bei der Lüftung nit bemerft wurde.

Deswegen fcheint es geboten, auf eine weitere Verbefferung des Autan-Berfahrens durh Vermehrung der Autan-Menge auf Koften des entbehrlihen Ammoniafentwidlers binzuwirten! Wenn die Autan- Methode eine höhere, den Verhältniffen der Praxis entſprechende Dofierung, verbunden mit nochmaliger Preiserniedrigung erlebt, wird auch der Einführung des „Autan“ in die VBeterinärpraris nichts mehr hinderlid) im Wege jteben.

Zum Schluß geftatte ich mir, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Geh. Med.-Rat Brofeffor Dr. P. Froſch, für das meiner Arbeit entgegen- gebrachte Intereſſe meinen herzlichſten Dank auszufpreden.

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Mitteilungen aus der Armee.

Über Zibrolyfin. Bon Öberftabsveterinär Petſch.

An Nr. 14 der „Berliner Tierärztlihen Wochenſchrift“ beichreibt Herr Tierarzt Train, Baruth i. M., mehrere Fälle von veralteten Phlegmonen, die er mit Fibrolyfin behandelt und geheilt Hat. Er gibt dem betreffenden Mittel am Schlufje feiner Artilel noch eine warme Empfehlung mit auf den Weg. Nach diefem jo günftigen Erfolge des Kollegen Train Hoffte ich nun aus einer Schwierigkeit herauszufommen, die mir ein Pferd machte, welches vor einigen Monaten an einer Phlegmone erkrankt war und bei dem eine ziemlich harte Anjchwellung der Linken Hintergliedmaße bis über das Sprunggelent zurüdgeblieben war, deren Beleitigung mit allen mir bisher befannt gewordenen Behandlungs methoden nicht gelingen wollte. Sn der Sprunggelenl3beuge waren mehrere blutende Querriſſe entjtanden, die ic) durch Salben und Feititellen des Gelenkes wieder zur Heilung brachte. Sobald ich aber das Pferd ohne feiten Verband ftehen oder e8 einige Male den Stalldamm auf und ab führen Iieß, waren auch bald die blutigen Duerriffe in der Haut wieder vorhanden. Ach ging daher mit der größten Eile an die neue Behandlungsweiſe heran. Zur Vorſicht beſtellte id) mir gleich 3>< 11,5 cbem Fibrolyfin bet der Firma E. Merk in Darmitadt, die mir dag Mittel durch die Firma Lamp & Co. in Berlin zujtellen ließ. Ich bemerke died hierbei, weil ich die Kollegen damit aufmerkfam machen will, daß fie das Präparat alſo auch bier in Berlin direkt beziehen können.

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Die erſte Doſis von 11,5 cbem Fibrolyſin applizierte ich dem Pferde an der linken Seite des Halſes am 10. April 1908. Ich bemerke, daß zu dieſer Zeit die Querriſſe wieder einmal vernarbt waren. Eine Ber- änderung der Haut an der Einftichitelle oder in dem Allgemeinbefinden des Pferdes trat nit ein. Nach diefer Anjektion ließ ich daS Pferd nicht führen, weil ich die frischen Blutungen der Duerrifje in der Sprung- gelenf3beuge vermeiden wollte. Nach drei Tagen nahm ich dur) Mefjung den Umfang der Gliedmaße wieder auf, um ihn mit dem Stande vom 10. April zu vergleihen. Schon bei der gewöhnlichen Betrachtung fonnte ih feine Veränderung des Umfanges jehen, was mir auch durch die neuen Meflungen beftätigt wurde.

Sept machte ich eine zweite Snjeltion von 11,5 cbem Fibrolyſin, 4 Tage nad) der erjten. Damit id) von der bejchriebenen Behandlung nicht zu ſehr abwich, ließ ich jebt das Pferd dabei täglich führen. Schon am dritten Tage nad) der zweiten Injektion waren die Duerrifje wieder fitbar, bluteten auch wieder. Weil ich nun wieder eine ſtärkere Schwellung erwartete, maß ich den Umfang bald nach dem Bewegen wieder und fonftatterte, daß die Schwellung auch nicht eine Spur zurüdgegangen war. Am anderen Tage war im Gegenteil da8 Bein wieder etwas ſtärker ge- worden. Durch Behandlung der entitandenen Wunden mit Teerjalbe er- ztelte ich immer wieder eine Vernarbung derjelben.

Am 19. April madte ih nun eine dritte Snjeltion von 11,5 cbem Fibrolyſin. Auch danach war bis zum 15. Mai feine Veränderung an der erkrankten Gliedmaße zu Eonjtatieren. | |

Die Bewegung derjelben blieb ſteif und unbeholfen. Von jebt ab wurde das Pferd täglich) bewegt, ohne auf die Querrifie der Haut an der Sprunggelentöbeuge Rüdficht zu nehmen. Die Wunden wurden mit Lyſol⸗ wafjer gereinigt, mit Watte abgetupft und mit Teerjalbe bededt. Nach weiteren 8 Tagen wurde da8 Pferd auch geritten und allmählich zu jedem Dienft herangezogen. Die Haut vernarbte unter diefer Behandlung; . die Schwellung der Beine iſt eine Spur zurücigegangen, die Steifheit des Ganges Hat fi) allmählich verloren und hat jeßt daS Pferd das Exerzieren ohne Nachteil mitgemacht. Aljo eine Beſſerung des Zuſtandes durch Fibrolyſin war meiner Meinung nach nicht zu Tonftatieren.

Ein zweiter ähnlicher Fall im diesfeitigen Regiment endete mit dem» jelben negativen Erfolge,

Der Preis für die 3 Doſen Yibrolyfin à 11,5 cbem beträgt 9,30 ME., alfo ift die Behandlung auch nebenbei nicht ganz billig.

Behandlung einer nach Phlegmone zurückgebliebenen Anfchwellung am Feſſelkopf mit Fibrolyfin. Don Unterveterinär Dr. Kranid.

Nach öfters wiedergekehrter Phlegmone blieb derbe. Schwellung der Umgebung des Fefjelgelentö bei einem Pferde zurüd.. Um die Schwellung zu lodern und zu erweichen ſowie durch nachfolgende Maſſage möglichit

Zeitichr. f. Veterinärkunde. 1909. 1. Heft. 3

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zu bejeitigen, wurden Einfprigungen von Fibrolyfin verjucht. Jeden zweiten Tag wurde dem Patienten je eine Umpulle von 11,5 cbem Sibrolyfin in die Glutäenmuskulatur injiziert. Daran ſchloß ſich eine längere Mafjage des verdidten Teile! und tägliche ausgiebige Bewegung. An der Injektionsſtelle wurden feine Neizerjcheinungen beobachtet. Nach der jechiten Einſpritzung fonnte zwar eine Erweichung und Umfangd- verminderung am Feſſelkopfe deutlich wahrgenommen werden, doc) gelang e3 jelbjt nad 15 Injektionen nicht, einen normalen Umfang, etwa ent= Iprechend dem der gefunden Gliedmaße, herbeizuführen. Die Gefamtdauer der Behandlung erjtredte fi auf ungefähr vier Wochen.

Blutung zwijchen Niere und Nierenfapfel.

Bon Unterveterinär Kiok.

Ein auf dem Markte friich gefauftes Pferd Hatte nad) dem Stall des neuen Beſitzers etwa 4 Meilen zurüdgeleg.. Am nächſten Morgen fonnte es ſich nicht erheben; mit Unterftügung auf die Beine gebracht, zeigte ed große Schwäde im Kreuz und fchmanfenden Gang. Puls und Atmung maren normal, die Temperatur betrug 38,4 ° C. Der Harn zeigte weder qualitative noch quantitative Veränderungen und wurde leicht abgejegt. Bei der reftalen Unterfuchung ließ ſich die linke Niere mit den dingerjpigen der eingeführten Hand als ein prall gefüllter Beutel fühlen. Das Pferd wurde gejchlachtet, und die Sektion ergab, daß die linke Niere etwa um das Dreifache vergrößert war. Zwiſchen Niere und Nierenkapfel waren gegen 2 Liter Blutjerum ergofjen, in welchem flodige Mafjen enthalten waren. Die Nierenkapjel war etwas verdidt, die Niere ſelbſt erjchien weich, war aber im übrigen nicht auffallend verändert.

Thiogenol.

Thiogenol, Thiogenol-Glyzerin und Miſchungen dieſer Prä— parate mit Aloe» und Myrrhentinktur verſuchte Oberſtabsveterinär Franz Krauſe in der Wundbehandlung mit zufriedenftellendem Erfolge. Neben anderen Gelegenheiten trat dies bei Behandlung einer Vorderknie:Öelent- wunde und bei einer jchwer Heilenden Wunde in der Sprunggelenf- beuge hervor.

Unterveterinär Schulz benubte dad Schwefelpräparat vielfadh. Die tiefdunfelbraune, etwa3 nad) Senföl riechende, geichmadloje Flüſſigkeit von ſyrupartiger Konfiftenz, enthält 10 Prozent Schwefel, it in Waſſer, Alkohol und Glyzerin leicht lösſlich, mit den gebräuchlichen Salbenkoniti- tuentien gut miſchbar. Es kam rein und in Salbenform zur Anwendung bet oberflächlichen, ftark näffenden Wunden, bei Kettenhang u. dgl., in fpirituöfer Löſung bei Gelenkverftauhungen, friſchen Sehnen- entzündungen. Es zeigte außtrodnende, ſchmerzlindernde und rejorptions- befördernde Wirkung. Bet einem Elzem mit ftarlem Juckgefühl ſchwand legtered nad Einreibungen mit Thiogenol-Spirituß rad), und das Ekzem fam danad) zur Heilung.

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Über Prognoſe und Behandlung von Scheiden- Maftdarmrifien beim Nind.

Bon Oberveterinär Berl.

Die geburtöhilflichen Lehrbücher von Frank und Harms bemeiien, daß die Erfahrungen bzw. die Literatur über bei der Geburt entitehende Riffe in der Medianlinie der oberen Scheidenwand bis event. hinein in den Majtdarın recht lüdenhaft find. Seder Beitrag, der auf tatfächlicher praftiicher Erfahrung bafiert, dürfte daher nüglich fein. Ich fafje deshalb meine Erfahrungen in folgendem zujammen:

Beim Rind entitehen nicht nur bei Erftgebärenden mehr oder weniger umfangreiche, vom oberen Scheidenwinfel audgehende Riſſe wohl nur bei Zaiengeburtöhilfe. Bet den zahlreichen, zum Teil recht ſchwierigen Geburten bzw. Embryotomien, die ich vornahm, konnte ich dieſe Kom— plifation ftet3 vermeiden, während ich zu ihrer Behandlung nad Er- ledigung der Geburt durch Laienhand relativ oft zugezogen wurde. Nach meinen Beobachtungen fommt als Urſache meiſtens in Betracht. die vor den gejpannten oberen Scheidenrand gelagerte Stirn: bzw. Schädelpartie des Kalbes bei geitredter Kopflage und vorzeitig angezogenen Gliedmaßen. Died Hindernis zu befeitigen ift oft nicht anders möglich als dadurd, daß man durch die Nafjenfcheidemand des Kalbes einen Hafen führt und mit dejjen Hilfe den Kopf jcharf mwinklig kehlgangwärts abbiegt bzw. rotiert, jo daß die Hinterhauptspartie jozujagen hervorgedreht wird. Gewalt— james Biehen bei Unterlafjung diejer Rotation führt jehr leicht zum Ein- reißen der Scheide. Jedenfalls handelte es fich bei den Riſſen ftetS um VBorderendlagen und nur felten um im übrigen bejonder& ſchwere Ge⸗ burten (Gebrauch von Wagenrädern u. dgl.).

Die Prognoſe der Riſſe an ſich fällt verſchieden aus, je nach den Geſichtspunkten, die man dabei im Auge hat, und nach ihrem Umfange. Quoad vitam ſind ſie günſtig zu beurteilen, wenigſtens wenn der Riß in den Maſtdarm ſelbſt ſich nicht tiefer als etwa 12 cm vom After aus erſtreckt; tiefere Riſſe ſah ich nicht. Eine Erkrankung (Peritonitis, Septikaemie) habe ich nie auftreten jehen. Die Blutung war jtet3 harmlos. Dagegen gelten Kühe mit tieferen, offen bleibenden Riſſen ald zur weiteren Zucht für ungeeignet, weil fie infolge der jtändigen Verunreinigung der Scheide mit Maftdarminhalt nit wieder fonzipieren. Es fehlt aber an Ber- ſuchen zu der Seftitellung, ob jolhe Kühe nicht doch konzipieren, wenn die Scheide unmittelbar vor der Begattung gründlich irrigiert wird, event. mit ſchwacher Löſung von Natrium bicarbonicum. Mithin iſt der Verſuch einer Heilung ftet3 angezeigt, zumal eine rechtzeitige und zimed- entjprechende Behandlung auch bei den in den Maftdarm hinein jich er- ſtreckenden Riſſen nur ausnahmsweiſe nicht von Erfolg gekrönt ift. Unter „rechtzeitig* verftehe ich) das Kingreifen innerhalb der erjten 12 bis 24 Stunden. Die zwecdentiprechende Behandlung bejteht in Auffriichung der Wundflächen und Entjpannung3naht bei peinlichiter Reinlich— feit, nicht Antifepfis. Lebtere ftört die Vereinigung der Wundflächen. Da Riſſe, die lediglich 618 an den Anus heranreichen, günjtiger zu beurteilen

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bzw. leiter zu behandeln find als tiefere, jo will ich den ſchwierigeren Fall heraudgreifen, wo der Riß eine Strede von etwa 12cm in den Majtdarm Hineinreicht.

Die Operation wird im Stehen vorgenommen, vorausgeſetzt, daß das Tier ftehen kann. Zwei Männer halten e8 am Kopf, einer von ihnen greift in die Nafjenöffnungen (Bremswirkung). Zu beiden Seiten der Hinterhand fteht mindeftens je ein Mann, um das läftige Seitwärtstreten auf ein Mindeſtmaß zu beichränten. Einer zieht den Schwanz zur Seite. An Material liegen bereit:

1. 2 mittelfräftige Nadeln, eingefädelt mit je einem etwa 50 cm langen und 15 mm breiten Leinen oder Bobbinbänddhen;

2. 8 bis 4 Nadeln kräjtigfter Sorte, mit den gleichen Bändchen eingefädelt, die aber etwa 1 m lang und jcdhletfenförmig zujammengelegt find, beide Enden gleich lang; J

3. etwa 15 (halbkreisförmige) ſchwächere Nadeln, eingefädelt mit je einem etwa 20 cm langen und etwa 4 mm breiten leinenen oder Bobbin- bändchen. (Bei fortlaufender Naht genügen 2 bi 3 Nadeln; die Knopf: naht tft Hier aber vorzuziehen);

4. ſcharfe krumme Scheere;

5. Watte;

6. Hared Waſſer, event. abgekocht.

Die beiden Nadeln unter 1. dienen dazu, in jeder Hälfte der Wunde ein tiefjipended® Band anzubringen, um daran da8 ganze verlegte Gebiet jo weit hervorzuziehen, daß die Wundflächen bis in den Winkel des Maift- darmrifjes hinein überjichtlich werden; dag beim Anziehen ftet3 auftretende Drängen begünfligt die Erreihung dieſes Zweckes, wenn man auch hierbei Obacht zu geben Hat, daß nicht Prolapsus uteri eintritt. In dieſer Stellung werden nad) vorausgegangener allgemeiner gründlicher Reinigung mit. Waſſer und Abtupfen die Wundflähen ausſchließlich Haut und Schleimhaut mit der Scheere forgfältig und gleichmäßig aufgefriicht, indem nad) und nach jederjeitß eine dünne Schicht abgetragen wird; an ver: färbten (grauen) Stellen erftreden fich die Schnitte tiefer. Abgänge aus dem Maftdarm werden mit zwei Fingern und Watte fofort aufgefangen und entfernt. Darauf ift ftreng zu achten. Iſt dann alles jauber mit reiner, angefeuchteter Watte abgetupft, jchreitet man zur Anlegung von 3 bis 4 Entipannungsnähten vermitteld der unter 2. genannten Nadeln, welche recht tief anzulegen find, da dieſe Nähte die Wundflächen dauernd aneinander drüden follen. Ich verfahre fo: die Nadeln werden jo ver: teilt, daß die erite möglichſt Hoch fibt, indem fie unterhalb des hervor- gezogenen Maftdarmd quer hindurchgeſtochen wird, ohne die Maftdarm- ſchleimhaut zu treffen; die lebte Liegt nahe dem oberen Scheidenminfel. Die Nadeln werden jo geführt, daß fie quer durch die Wundflächen -- nicht dur) dad Cavum vaginae Hindurchgehen. Nach Anlegen der Nadeln und Abjchneiden der legteren ragen mithin aus 3 oder 4 Stich⸗ fanälen jederfeit3 je 2 Fäden heraus, Zur dauernden Aneinanderlagerung der Wundflächen find nun entweder 6 bis 8 Wergbäujhe oder 2 etwa 20 bis 25 cm lange, reichlich bleiftiftijtarfe Gummiſchläuche erforderlid).

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Letztere Methode ergab die beſſeren Reſultate. Die Gummiſchläuche werden ſo angelegt, daß ſie jederſeits parallel mit der Rißrichtung in die Bandgabeln hineingebunden werden, ſo daß die Wundflächen mäßig ſtark aneinandergepreßt werden. Nun beginnt der Verſchluß des noch nach oben offenen Riſſes mit Knopfnähten (ſ. 3.), innerhalb des Maſtdarms, wo das am ſchwierigſten iſt, beginnend. Die beiden Zugbänder müſſen hierbei kräftig in Aktion treten. Der Verſchluß ſoll das Eintreten jed- weden Inhalts aus dem Maftdarm in die Wunde verhindern. Zuleßt wird mit trodener Watte gereinigt und die ganze Anopfnaht mit Hilfe eines Fingers mit Holzteer gut eingerteben und bejtrichen.

Bon nun an bleibt der Riß bis zur völligen Heilung (3 bis 4 Wochen) unberührt. Lag feine Retention der Eihäute vor, jo trat bei diejer Methode immer ‚glatte Heilung ein, während Oberflächlic- feit, inSbejondere Fortlaſſen der Entipannungsnähte, ſtets den erwünſchten Erfolg hatte vermijjen Lajjen. Die event. noch nicht abgegangenen Eihäute find, wenn fie nicht zu feſt fißen, vor Anlegung der Naht zu entfernen. Der manuellen Entfernung nad) Anlegung der Naht widerrate ich, da hierbei lettere teilmeije geiprengt und der Erfolg ganz in Frage gejtellt wird. Spülungen können, wenn reizlos, unbedenklich vor- genommen werden.

Seidenfäden find hierbei, wie überhaupt bei allen größeren Wunden, zu diffizil. Vor allen Dingen fchneiden fie leicht ein. Allenfalls3 können fie zu der Verichlußnaht verwandt werden. Wer will, kann die leinenen oder Bobbinbändchen vorher auskochen. Sie find in jedem Weißwaren- bzw. Manufalturwarengejchäft erhältlich, dauerhaft und billig.

Verlegung des Gehirns durch einen Lanzenftich. Von Oberveterinär Dr. Hoffmann.

Während der Eskadronbeſichtigung wurde ein Pferd der 4. E3kadron 2. Bad. Dragoner-Regiments Nr. 21 von dem Nebenmann, deſſen Pferd beim Signal „Sammeln“ durchging und deshalb beim Einrüden in da3 Glied nicht partert werden fonnte, mit der Qanze am Grunde der linken Ohrmufchel verlegt. Die Wunde hatte eine Breite von !/a cm. Mit diejer anjcheinend ungefährlichen Verlegung machte dad Pferd den zweiten Zeil der Befichtigung mit, ohne daß ſeitens des Neiterd etwas Auffälliges im Benehmen des Tiere bemerkt wurde. Nach dem Einrüden kam das Pferd zur Behandlung. Eine eingehende Unterfuhung der Wunde fonnte wegen großer Kopficheu, die durch die Verlegung noch vermehrt war, nicht vorgenommen werden. Die Behandlung erjtredte fich deshalb auf oberflädy- liches Abwaſchen mit Bazillolmafjer und Aufpudern von Jodoform auf Die Wunde Im Benehmen des Pferdes wurde weder ſeitens des Pfleger, der mir als gemifjenhaft bekannt, noch durch die Stallmadje etwas Abnormes bemerkt. Das Pferd hat abends aud) noch Wafjer und Futter aufgenommen. Am nächſten Morgen gegen 7'/a Uhr fiel das Pferd plöglich nieder und.

blieb nach einigen Zudungen regung3los liegen, jo daß nad) mir mit der Mitteilung gejchidt wurde, das geſtochene Pferd jei plötzlich umgefallen und verendet. Als ich eine Viertelftunde jpäter auf den Kajernenhof kam, fand ih das Tier auf dem Reitplatze, wo e8 von einem Mann im Schritt geführt wurde. ch war etwas erjtaunt, daS bereitö totgemeldete Pferd noch lebend anzutreffen.

Im Benehmen ded Tiered war nicht Auffälige3 zu ſehen. Der Blid war unklar, das linke Augenlid und die GSeitengegend des linken Schläfenmuskels waren etma3 gejchwollen. Nach einiger Bett fah fih das Pferd nach der rechten Flanke um, ähnlich wie Kolikkranke dies zu tun pflegen. Die daraufhin vorgenommene Unterjuchung ergab, daß die Darm- tätigfeit unterdrüdt, Luft im Darmtraktus (e8 war ein jtarler Kopper) nicht vorhanden war. Das Tier wurde in den Krankenſtall gebradt. Beim Hineinführen, in demielben Moment, als das Tier das Pflafter mit allen vier Hufen betreten hatte, wurde daß Pferd unficher auf den Beinen (Schwindel). Es traten Zudungen der Geſichts- und Körpermuskeln auf; die Augen wurden verdreht; das Pferd verlor da3 Gleichgewicht und jtürzte nieder; die Atmung, zunächſt angejtrengt, wurde bald unmerkbar; mit den Zähnen in den Boden beißend, blieb der Patient bejinnung3los etwa 2 Minuten liegen, dann ftredte er ſich wieder und konnte mit Hilfe von zwei Mann leicht in die Höhe gebracht werden. Der Anfall erinnerte in feinen Teilen an Epilepfie. Ich ftellte unter Berüdfichtigung der Stich— verlekung vom Tage vorher die Diagnoje: „Gehirnhaut- und Gehirn— entzündung infolge Lanzenſtiches“.

Nach etwa °/s Stunden trat ein gleicher Unfall auf. Gegen 10!/: Uhr jtürzte da3 Tier nochmal3 infolge eine ſolchen Anfallee. Die Atmung wurde auf 2 Minuten unmerklich, ausjegend, dann erfolgten ſechs bis acht tiefe angejtrengte Atemzüge, worauf die Atmung wieder oberflächlich, dann wieder unmerklich und ausſetzend wurde. Kurze Zeit darauf war das Tier, das beſinnungslos am Boden lag, verendet.

Sektionsergebnis: Die Sektion fand auf der VBerbandsabdederet Ladenburg 32 Stunden nad) dem Tode ſtatt. Abnormitäten konnten in Bruft:, Baudy-, Beden-, Maul: und Rachenhöhle nicht fejtgeftellt werden. Am linken Schläfenmußfel war eine fünfmarkitüdgroße Blutung. Am oberen Rande der Blutung iſt eine 3 mm im Durchmefjer haltende Zufammenhangs- trennung im Mußfel; durch dieſe gelangt man in einen Stanal, der etwas nad) oben gehend auf den Geitenteil de3 linken Scheitelbeind führt. Der Knochen tft an diejer Stelle durchbohrt, und durch die Offnung gelangt man mit der Sonde in die Schädelhöhle.. Nach Eröffnung derjelben fällt befonders die Linte Gehtrnhalbfugel in die Augen. Die Gehirnhäute find bier ftart gerötet, die Gefäße der harten Gehirnhaut mit Blut ge- füllt; zahlreiche punkt- und ſtrichförmige Blutungen vorhanden. Die Ver- tiefungen der Gehtrnoberflähe find blaurot gefärbt. Dur die Him- häute ſchimmert die Gehirnmafje der linken Hemiſphäre als eine blaurote Mafie durch, während die der rechten Halbfugel grauweiß ausfieht. Im ‚hinteren mittleren Teil der linken Gehirnhälfte find die Gehirnhäute zer-

riſſen, die Gehirnmafje jelbjt auf eine Tiefe von 4 mm verlegt. An dieſer Stelle befindet fich ein Heinhafelnußgroßes, ſchwarzrotes Blutgerinnjel. Nach Entfernung desfelben jieht man punktförmige Blutungen in der Gehirm- ſubſtanz Das Gehirn in der Umgebung tft weich und von rötlicher Farbe. Sm vorderen Teile der linken Hemilphäre iſt die Gehirnmafje graumeiß; Blutungen fehlen hier. An der rechten Gehirnhalblugel find Abweichungen nicht feitzuftellen. |

Aus diefem Befunde geht hervor, daß die Lanzenſpitze das jeitliche Schädeldach durchbohrt hatte, wobet die Gehirnhäute und das Gehirn ver- (egt wurden. Die nad) der Verlegung einjegende Entzündung hat ſich dann weiter auf die Hirnhäute und das Gehirn ausgebreitet, und nachdem der Entzündungsprozeß einen gemwiljen Grad erreichte, durch Zirkulationsſtörung die an Epilepfie erinnernden Anfälle zu Lebzeiten des Tiered ausgelöſt.

Merkwürdig tit bei diefem Falle, und die veranlaßte mid) zur Ver- öffentlichung desjelben, daß das Tier noch 20 Stunden lang nach dem Unfalle mit der gefährlichen Verlegung feine auffallenden Erjcheinungen im Benehmen zeigte, jo daß weder der Pfleger noch die Stallwache auf die Erkrankung des Pferdes aufmerkſam wurden.

Bruch des Erbjienbeins.

Bon Staböveterinär Kraemer.

Auf der Rennbahn brad) ein Pferd fo ftark nieder, daß es per Wagen nad) Hauje gefahren werden mußte. Die an Ort und Stelle er- folgte Unterſuchung ſoll Feflelverftauchung ergeben haben. Die Behandlung wurde im Stall des Beligerd mit Prießnitzſchen Umjchlägen und jpäter mit Lehmumjchlägen um daS Feſſelgelenk durchgeführt. Trotz Ruhe während 8 Monate bejtand die Lahmheit in unvermindertem Maße fort, es hatte fih aber gleichzeitig an der äußeren, hinteren Fläche des rechten Vorderfuß- wurzelgelenf3 eine knochenharte Auftreibung gebildet, welche bei leichtem Drud jehr jchmerzhaft war. In diefer Zeit, alfo etwa 9 Monate nad) dem Unfall, wurde mir das Pferd zur Unterjuchung vorgeitellt, wobei fich ein Bruch des Erbjenbeins ergab. Bei leicht gebeugtem Vorderknie ließ fich durch geringe Drehbewegungen in Höhe des Erbjenbeing, welche jehr ſchmerzhaft waren, deutlich Krepitation hören, wobei die Bruchenden verijchiebbar waren. Da das Tier ſehr wertvoll war und der Beliger eventuell die Stute noch zur Zucht verwenden wollte, wurde 6 Wochen lang ein Gipsverband um die Vorderfußmwurzel gelegt; er brachte die Bruchenden vollitändig zum Verwachſen, wodurch die Lahmheit bejeitigt wurde. Nach diejer Zeit konnte das Tier täglich in jeder Gangart in der Bahn geritten werden, ohne daß nad) weiteren 2 Monaten Lahmheit aufgetreten mar.

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Referate.

Berfuche über den Einfluß des Malleins auf den Agglutinationswert des Blutes gejunder und rotzkranker Pferde. Bon Dr. Mießner. „Archiv für wiſſenſchaftl. und praft. Zierheiltunde”‘, 1908. 5. und 6. Heft.

Veranlaßt durch die eminente praftiiche Bedeutung der Frage, bat fi) Mießner bemüht, in einer Serie von Verſuchen feftzujtellen, ob eine der Agglutinationdprüfung vorausgegangene Malleineiniprigung den Agglu- tinationswert des Pferdeblutes zu beeinfluffen vermag. Schon früher er- mittelte er in Gemeinichaft mit Schüß einmal, da3 fich der Agglutinationg- wert ded Blutes zweier rotzkranker Pferde nad) Malleinifierung derjelben nicht veränderte. Sn einem gewiſſen Gegenſatz Hierzu jtand aber die Beobachtung Bonomes, daß der Agglutinationgkogffizient rogiger Pferde während der Malleinrealtion regelmäßig fteigt, dieſe Steigerung aber nah der Malleininjeltion nur 5 bis 6 Tage lang anhält. Auch fol nah Bonome bei einem Pferde, welches nicht mehr auf Mallein reagiert, wenige Stunden nad) einer neuen Malleineinjprigung der Agglutinations- wert des Blutes außerordentlich anjteigen.

Zur Klärung der bezüglichen Verhältnifje prüfte Mießner zunächft, ob in den erjten Tagen nad) einer Mealleininjeltion ſtets eine Ver— änderung im Agglutinationswerte nachweidbar ift. Zwei Tage vor ihrer Tötung wurde 10 roßfranfen und 10 roßfreien Pferden Blut zur Agglutinationdprobe entnommenen, ſodann Mallein eingeiprigt und ſpäter beit der Tötung wieder Blut aufgefangen und geprüft. In feinem Yalle fonnte bierbet irgend eine Veränderung im Agglutinationswerte des vor und nah der Malleineiniprigung gewonnenen Blutes feftgeftellt werden.

Bei weiteren 10 rotzkranken Pferden ftellte Mießner Ermittlungs- verſuche darüber an, ob der Agglutinationsmwert ded Blutes fich ändert, wenn mehr als 2 Tage nad) der Malleinifierung verfloffen find. Auch hier zeigte fi) bei allen 10 Pferden in den erjten 4 Tagen nach der Malleinifierung keinerlei Veränderung des Agglutinationdwerte®. Setzte man dagegen nad) der Malleineiniprigung die Blutunterfuhungen einige Zeit hindurch fort, jo war nad) einer Inkubationszeit von 4 bis 8 Tagen in einzelnen Fällen ein Schwanken des Agglutinationswerte® zu ver- zeichnen und zwar wurde leßterer nur dann beeinflußt, wenn er zur Beit der Malleineiniprigung ein niedriger war. Der Agglutinationgwert jtieg bier zmijchen dem 4. und 7. Tage an und erreichte zwijchen dem 8. und 10. Tage jeinen Höhepuntlt.

Bei roßfreien Pferden änderte fih der Agglutinationswert des Blutes nad) Malleinijatton in ähnlicher Weile wie derjenige roßiger Pferde nach erneuter Snfeltion mit Roßbazillen. Ein Unterfchied ſcheint nur infofern zu bejtehen, als der Agglutinationswert nicht jo hoch jteigt wie bei den roßigen Pferden, auch nicht jo lange auf gleicher Höhe ver-

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weilt, als bei diejen, jo daß dad Blut innerhalb von 4 bis 6 Wochen feinen normalen Agglutinationswert wieder erreiht. Das Blut roßfreier Pferde mit relativ hohem Ugglutinationswert verändert dieſen nad Malleinijation in der Regel nicht.

Seit Anwendung der Ugglutinationsprobe für die Diagnoje des Rotzes wird häufig von den mit Rob experimentell arbeitenden Forichern neben der Malleinprüfung auch die Agglutinationsprobe als Diagnoftitum angewandt. Hierbei iſt e8 nicht ohme Bedeutung, zu wiſſen, wie fich der Agglutinationdwert von Pferden verhält, denen einige Tage nad) der Malleieinijprigung Ropbazillen injiziert werden. met roßfreien Per- juch8pferden wurden fünf Tage nach ftattgehabter Malleinifation lebende bzw. abgetötete Roßbazillen einverleibt. Bei dem einen Pferd war nad) Ablauf eined Tages der Agglutinationswert um 200, bei dem andern nah 2 Tagen um 400 geitiegen. Da erfahrungsgemäß die geiteigerte Agglutinationsfähigkeit des Blutes erit 4 bis 5 Tage nach ftattgehabter Infektion fich zeigt, fo glaubt Mießner, auch in diefem Falle die Steigerung auf die vorangegangene Malleinijation zurüdführen zu müſſen.

Wiederholte Malleiniſation ändert deren Einfluß auf den Agglu- tinationsmwert des Blutes nicht. Auf jeden Fall eignet ſich das Mallein nicht zur Unterftüßung der Agglutinationsprobe bei chroniſch rotzkranken Pferden. Es darf im Gegenteil nicht angewendet werden in ſolchen Beitänden, in denen mit Hilfe der Agglutinationsmethode Rotz ge— tilgt wird. Ehrtitiant.

Pfeiler: Über die Serodiagnoſe der Rotzkrankheit und die Be- fchleunigung der Agglutination der Rotzbazillen durch Zentri- fungieren. „Archiv für wiſſenſchaftliche und praftiihe Tierheilkunde.“ Band 34.

Die von Shüb und Mießner im Jahre 1905 veröffentlichte Mes thode, mit Hilfe der Agglutinatton rotzkranke Pferde von gejunden zu unterjcheiden, hat fich ſeitdem praftiich jehr bewährt und darf als bekannt voraudgejeßt werden. Alle der Anftedung durch Rotz verdächtigen Pferde wurden der Agglutinationsprüfung unterworfen und Diejenigen getötet und obduziert, deren Blutjerum in einer Verdünnung von 1:1000 und darüber agglutinierte. Ebenſo jollten die Pferde behandelt werden, deren Blut einen Agglutinationswert von 500 bis 800 (bis annähernd 1000) hatte und die gleichzeitig mit rogverdädtigen Elinifchen Erſcheinungen be- haftet waren. Alle Pferde mit einem Agglutinationswert von 500 bis 1000, ohne kliniſche Erjcheinungen des Notes, waren abzujondern und und erſt dann zu töten, wenn bei einer zweiten, nad) 3 Wochen vorzu= nehmenden Blutunterfuchung ein veränderter Agglutinationdwert fi) ergab. Blieb die Anderung aus, jo waren die Pferde als rotzfrei anzujehen. Rotzkranke Pferde zeigen nämlich) der Regel nad) größere Schwankungen im Agglutinationsgehalt des Blutes. Ganz vereinzelt wurde jedoch auch bei chronisch roßfranken Pferden ſolche Schwanfung nicht gefunden und andererjeit3 iſt e8, wenn auch jehr jelten, vorgelommen, daß Pferde,

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welche ſich bei der Obduktion rotzfrei erwieſen, während des Lebens Schwankungen im Agglutiningehalt des Blutes gezeigt hatten. In ſolchen Ausnahmefällen hat ſich die Methode der Agglutination für die Erkennung der Rotzkrankheit als unzulänglich erwieſen. Bet notwendig mwerdender Wiederholung der Blutunterfuchungen und dadurch bedingter Verlängerung polizeiliher Maßnahmen wurden die ökonomiſchen Intereſſen der Pferde- bejiger oft erheblich beeinträchtigt. Durch Unterjuchuugen von Shüß und Schubert iſt nun in der Komplementablenkungsmethode ein jchnelles und jihere8 Verfahren gefunden worden, mittel3 eined Extraktes aus NRop- fulturen die Anweſenheit von ſpezifiſchen Ambozeptoren im Blute roßfranter Pferde nachzuweiſen. Die Methode der Komplementablentung hat fich der AgglutinationgmetHode diagnoſtiſch jehr überlegen gezeigt. Es gibt aber Pierde bisher 0,16 Prozent der Unterfucdhten —, melde in ihrem Blute eine größere Menge ablenfender Subſtanz nicht ſpezifiſcher Art be- fiten. In foldden Fällen greift die Agglutinationsprüfung korrigierend ein. Am Ergebnis der Agglutinationzprüfung ift aud) dad Alter der Ropinfeltion annähernd zu erkennen, was bei der Komplementablenfung nicht möglich iſt. Zweckmäßig gelangen daher beide Unterſuchungsmethoden nebeneinander zur Anwendung. Das Ergebnis der Unterjuchung von Blutproben mitteld der Komplementablenfung ift der Regel nad) bereit3 am Tage des Eintreffend der Blutjendung abzulejen, daß der Agglutination nach bisheriger Technik erit 36 Stunden nach dem Anjegen der Proben. Pfeiler Hat nun das von Gäthgens bei anderen Kranfheitderregern ſchon mit Erfolg angewandte Zentrifugieren während 10 bis 15 Minuten ebenfo, nugbringend zur Beichleunigung der Agglutination von Rogbazillen verſucht. Die mit verdünnten Serum und Bazillenaufihwemmung be- ſchickten Röhrchen fommen in eine Bentrifuge, welche 1600 Umdrehungen in der Minute ermöglicht. Bet diefer Gejchwindigfeit werden fie 10 Minuten lang zentrifugiert, wozu noch 5 Minuten für da3 Auslaufen der Bentrifuge fommen. Beim Heraudnehmen aus der Bentrifuge zeigen fih nun ſchon charakteriſtiſche Unterjchtede im Ausjehen der Röhrchen und im Laufe von !/s bis 11/. Stunden die gleichen Phänomene, wie es bei der Agglutination nah Schütz und Mießner nah 36 Stunden der Yall war, aber noch ausgeprägter und deutlicher. Die durchaus empfehlens- werte Belchleunigung der Ropbazillenagglutination durch Bentrifugieren gibt die Möglichkeit, die fich ergebenden Agglutinationswerte jchon vor dem Ergebnis der Komplementablenfungsmethode oder gleichzeitig mit ihm für die Diagnofe der Rotzkrankheit zu verwerten. Chriſtiani.

Suftmann: Unterſuchungen über die Agglutination des Rotz⸗ bazillus. Inaugural-Diſſertation. Zürich 1908. Gedruckt in der Hofbuchdruckerei von J. Beck in Kahla.

In Anlehnung an bewährte Forſcher hat Suſtmann auf einem viel bebauten Gebiet mit Fleiß und verſtändnisvoller Umſicht Nachleſe gehalten.

Er prüfte die Agglutinationsfraft de8 Serums nichtroßiger wie auch

er AS.

rogiger Pferde und bezog zugleich wohl alle für die Technik der Agglu- tination bet der Rotzkrankheit in Frage kommenden Bedingungen in den Kreis feiner Unterſuchungen mit ein. Im wefentlichen gelangte er dabei zu denjelben Rejultaten wie vor ihm ſchon Mießner und Schüß, deren Technif er fih auch zu eigen gemacht hatte. Daß er feine Zeftflüjfig- feit immer nur mit einem hochwertigen Teftjerum (4000) prüfte, ftatt wie Schü und Mießner died tun, mit einem hochwertigen und mit einem niedrigftehenden (2000 bezw. 600), hat den praktiſchen Wert jeiner Unterjucjungen kaum beeinträchtigt. Er nimmt den Agglutinattonkoeffi= zienten 500 als Grenzwert für die nicht jpezifiiche Agglutination der Nopbazillen an und betrachtet Pferde, deren Serum in der Verdünnung 1:1000 noch agglutiniert, ſchlechthin als roßig (©. 16). Vielleicht Liegt hierin die Erklärung für die beachtendwerte Angabe Suftmann’s, daß drujefranfe Pferde zwar nicht regelmäßig, aber doch ziemlich häufig einen höheren Agglutinationswert zeigen als gejunde Pferde, und daß lebterer jo gefteigert fein Tann, daß er bis zur Höhe der für Rob ſpezifiſchen Werte hinaufreiht. Ob der gejteigerte Agglutinattonstiter de Serums mit der Dauer der Druje in Beziehung fteht, bedarf noch der Aufklärung. Auch bei zwei tuberfulöfen Pferden beobachtete Sujtmann einen hohen Agglutinationswert des Serums gegenüber dem NRobbazillus.

Mit Mallein (meiſtens flüſſiges Mallein nach ohne) behandelte er 147 Pferde und entnahm denjelben Blut zur Agglutinationsprobe vor und nad der Einjprigurg Die Wirkung des Malleins ſprach einerjeits nicht für deſſen diagnojtiiche Verläßlichkeit und zeigte anderſeits, daß der Agglutinationswert des Serums gejunder Pferde gegenüber dem Nob- bazillus durc die Malleinijation bi8 um 500 Berdünnungseinheiten ge- jteigert werden kann. Dieje Steigerung iſt jhon am 3. Tage nad) der Malleineiniprigung nachweisbar und hält ſich bis zu 5 Monaten auf der erreichten Höhe (beeinträchtigt aljo den diagnoſtiſchen Wert etwa während dieſer Zeit vorgenommener Agglutinationsprüfungen. Anm. des Referenten.)

Unter der Bezeichnung „paradore Agglutination“ erörtert Suſt— mann die vom ihm beobachtete, |peziell für die Rotzagglutination bisher noch nicht bejchriebene Erſcheinung, daß innerhalb der Agglutinations- grenze fich in den höheren Verdünnungsgraden vollitändige Agglutination zeigt, während die niederen Verdünnungen nur unvolljtändig agglutintert ericheinen. Bon praktiſchem Intereſſe iſt endlich, daß nah Suſtmann's Anfiht zur Erhaltung der Agglutinabilität von Rotzkulturen Tierpafjagen nicht öfters eingefchaltet zu werden brauchen jowie, daß Teſtflüſſigkeit faum adt Tage lang (?) ihre uriprünglide Agglutinabilität beibehält. Seine Ausführungen und die in 17 Schlußfägen formulierten Ergebnifje jeiner Unterſuchungen jtüßt Suftmann durch 16 überſichtliche Tabellen, 4 Temperaturfurven und zwei ſchematiſche Abbildungen.

Chriſtiani.

MM

Über den TIuberfelbazillengehalt der in Leipzig zum Verkauf fommen- den Mil und Molkereiprodukte. Bon Brof. Dr. Eber in Leipzig. „Wiener Einifhe Wochenſchrift“, XXI. Jahrgang, Nr. 84.

Die Unterjuchungen, über die in der vorliegenden Arbeit berichtet wird, ftellen, wie der Verfaſſer in der Einleitung bemerkt, einen Zeil derjenigen Unterſuchungen dar, melde im Beterinärinftitute der Univerfität Leipzig alsbald nad Yertigitellung des Neubaued im Frühjahr 1903 zur Klarſtellung der Beziehungen zwiſchen Menſchen⸗ und Nindertuberkulofe begonnen wurden. Überblidt man die Reihe der bisher hierüber bekannt gewordenen Veröffentlifungen und nimmt man hierzu die Abhandlungen, welche über die neben jenen Unterjucyungen einhergehenden Forſchungen über die Immuniſierung der Ninder gegen Tuberkuloſe erichienen jind, jo kann füglich behauptet werden, daß in den legten Jahren das genannte Inſtitut jedenfalld in Deutichland mit in die vorderſte Neihe der Hauptarbeitäftätten für Tuberkuloſeforſchungen gerüdt fit.

Die hier in Rede ftehende Arbeit beichäftigt fi mit der Frage über die Häufigleit de3 Vorkommens von Tuberfelbazillen in der Handels- mild und den aus ihr gewonnenen Nahrungsmitteln. Während die bis- her in zahlreichen Städten vorgenommenen Unterſuchungen ſich meiſtens auf die Milch oder die Butter bejchräntten, werden von Eber ſowohl die Marktmilch wie Butter, Margarine, Sahne und Quark gleichzeitig berückſichtigt.

Die Prüfung von 210 Marktmilchproben, die bei 18 Groß- und 52 SHleinhändlern entnommen waren, hatte das Ergebnis, daß ſich in 22 Fällen 10,5 Prozent virulente Tuberkelbazillen fanden. Bemerkens⸗ wert ift hierbei, daß von den ngroßlieferanten 27,8 Prozent und von den Detaillteferanten 26,9 Prozent tuberfelbazillenhaltige Mil führten; nach Anficht des Verfafjers zeigt dieſe auffallende Übereinfttimmung, daß die Auswahl der einzelnen Geſchäfte und Verteilung über die ganze Stadt ungefähr das Richtige getroffen hatte.

Bei den Unterfuchungen von 150 Butterproben jtellte ſich heraus, daß die Molkereibutter erſter Qualität in 18 Prozent der Proben ZTuberfelbazillen enthielt; bei der Molkereibutter zweiter Qualität betrug der entiprechende Prozentſatz 10 und bei der gewöhnlichen Land» oder Bauernbutter nur 8, der Durchſchnittsprozentſatz belief ich mithin auf 12. Bon Intereſſe iſt die weitere Beobachtung, daß der Gehalt an anderen jäurefejten Stäbchen, welcher einen Rückſchluß auf den Grad der jpäteren Verunreinigung geitattet, fi) im umgefehrten Verhältnis wie der Tuberfel- bazillengehalt bewegte; er betrug bei der Mollereibutter 4 bzw. 2, bei der Bauernbutter dagegen 6 Prozent. Es ſcheint hiernach die leßtere im allgemeinen zwar tuberlelbazillenärmer, aber im übrigen ftärter ver- unreinigt zu fein, während die Moltereibutter zwar durchweg mehr Zuberkelbazillen, aber weniger fonftige Verunreinigungen enthält.

Das Ergebnis der Margarineunterjuhungen läßt fich dahin zujammenfafjen, daß in feiner der unterjuchten Proben Tuberkelbazillen oder andere jäurefejte Stäbchen gefunden wurden. Hieraus geht nad)

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der Meinung des Forſchers hervor, daß jedenfalls ein Teil der größeren Margarinefabriken die zur Herſtellung der Margarine erforderlichen Molkereiprodukte durch Steriliſation von den etwa vorhandenen Tuberfel- bazillen befreit und auch ſonſt bet der Beichaffung der vom Rinde ſtammenden Rodmaterialien ſowie bei der jpäteren Verarbeitung der Er- zeugnifje mit äußerfter Sorgfalt und Sauberfeit verjährt.

Zur Beurteilung des QTuberfelbazillengehaltes der Sahne wurden 50 Proben unterfucht, von denen fi) 6 Prozent als bazillenhaltig er- wieſen. In der gleichen Anzahl von Duarkproben wurden 4 Prozent al3 infiziert befunden.

Das Gejamtergebniß der bejchriebenen Unterfuchungen reſümiert der Verfaſſer dahin, daß als Duelle für den Zuberfelbazillengehalt aller dieſer vom Rinde ftammenden Produkte ausjchließlid) die mit jogenannten offenen Formen der Zuberfulofe (Eutertuberkuloje, Gebärmuttertuberfulofe, vor= gejchrittener Lungentuberkulofe, Darmtuberkuloje) behafteten Ninder in Betracht fommen. Die frühzeitige Erkennung und Ausmerzung aller mit diefen gefährlichen Formen der Tuberkuloſe behafteten Ninder fei daher die erite Vorausfegung für die Verftopfung diejer die Belömmlichkeit und Genußtauglichkeit der käuflichen Milch- und Molkereiprodufte erheblich beichränfenden Infektionsquelle. Zum Schluſſe wird der Wunſch und die Hoffnung außgedrüdt, daß die ernite Mahnung, welche fih aus dem Vergleiche der Unterjuchungsergebnifje von Butter und Margarine für die Molferei ergibt, nicht unbeachtet bleiben möge. Dr. Heuß.

Die Kolik des Pferdes und die intraperitonenlen Einfprigungen von Chloralhydrat. ‚‚Recueil de med. vet., 30. Junt 1908.

Sn der Sigung der Societe centrale de med. vet. am 2. April 1908 jprah Breton über feine Erfahrungen mit intraperitonealen Chloralinjeltionen, die er jeit Jahren bei fchweren Kolifen zur Schmerz- ſtillung anwendet.

B. injizierte früher eine Löſung, die aus 1 Teil Chloralhydrat: 10 Teileu Aqu. dest. beſtand, und zwar 1 g der Löſung auf 10 kg Körpergewicht. Zur Ausführung benußte er einen Apparat, wie er bei Seruminjeltionen gebräuchlich ift, und die Aderlaßnadel. Der Einftich er- folgte in der Mitte der linken Flanke. Um das Einfließen de Medikaments in den Darm zu verhüten, wurde der Trofar parallel zur Bauchwand eingeſtochen.

Da hierbei einmal die Flüſſigkeit zwiſchen Bauchfell und Bauch⸗ wand eingedrungen war und zu einem letal verlaufenen Abizeß geführt hatte, modifizierte B. die Einftichrichtung und nahm auch eine den Ge- weben entiprechenden Löſung, nämlich Natr. chlorat. 7,0 : Chloralhydrat 100,0: Aqu. dest. sterilisat. 1000,0. An der oben bezeichneten Stelle ftiht man den Trokar ſenkrecht zur Haut ein wie beim Darmſtich. Beiteht Tympanitis, jo läßt man die Gaſe entweichen und injiziert dann. Ein Teil der Löjung geht in den Darm, der ſich aber bald infolge des

= AG:

Gewichts der einlaufenden Flüſſigkeit ſenkt, wodurch die Kanülenöffnung frei wird, fo daß die Flüffigkeit direkt in das Peritoneum geht. Seit 1 Jahr bat B. 78 Snjeltionen gemadt, die mit Ausnahme des oben geichilderten Falles ohne jeden Mißerfolg waren. Die Anäjthefie tritt jchnel ein. Nach Verlauf einiger Minuten verfällt Patient in tiefen Schlaf, der 4 bis 7 Stunden und länger anhält, aber nicht die An- wendung von Ejerin, Bilofarpin, Arefolin und Chlorbaryum verhindert. Die Injektionen find als vollflommen harmlos anzufehen. B. glaubt behaupten zu können, daß die Sterblichkeit an Kolik in feiner Praxis nur noch Halb jo groß iſt wie früher, als er diefe Injektionen nicht machte. W. Müller.

Ein Beitrag zur mechaniſchen Behandlung der Kolik der Pferde. Bon Repetitor Dr. Behrens in Berlin. „Monatshefte für praktiſche Tierheillunde“. Band XX, Heft 1/2.

Am vorigen Jahre find zwei Arbeiten von Marek und Forſſell erichtenen, in melden für zwei bejtimmte Formen der Kolik eine neue, nicht medikamentöſe, jondern mechanische Behandlungdmethode empfohlen wurde. Referate über dieſe Arbeiten befinden jich in den Händen unjerer Leer. Die von Marek und Forſſell gemachten Angaben und empfohlenen Methoden hat nun Behrens an dem reichen Material der inneren Klinik der tierärztlihen Hochſchule zu Berlin nacgeprüft mit dem folgenden Ergebnis:

1. Die Behandlung der akuten Magenerweiterung mit der Marekſchen Magenſonde.

Nach Behrens iſt in Berlin das relativ häufige Vorkommen der akuten Magenerweiterung auffallend, wie Marek das gleiche auch für Budapeſt angibt. Als Urſache kommen hierfür verſchiedene Momente in Betracht: reichliche Beimengungen von Häckſel, übermäßiges Verfüttern von Mais, Roggen, Gerſte oder Kleie, raſche Gangart ſogleich nach der Futteraufnahme und zu kaltes Tränken. Auch große Kälte ſowie Hitze ſollen auf die Gasbildung im Verdauungskanal von Einfluß ſein.

Da das Leiden ſich bald unmittelbar, bald erſt viele Stunden nach der Futteraufnahme ausbildet, ſo iſt nur der objektive Unterſuchungsbefund für die Diagnoſe von Bedeutung, der Vorbericht kaum. Immer beob— achtet man eine mehr oder weniger hochgradige Dyspnos, erſchwerte Inſpiration infolge Behinderung der Zwerchfelltätigfeit und Bejchleunigung der Atemfrequenz. Im Liegen nimmt die Dyspnod noch zu. Der Blid it ftier, ängftlih. Die Lidbindehäute find zu Beginn des Leidend und bei leichteren Fällen kaum höher gerötet, in ſchwereren Fällen blutrot bis ihmußig-dunfelrot verfärbt. Ebenſo iſt je nad) der Dauer und ber Schwere der Erkrankung der Puls kräftig und kaum bejchleunigt, oder er wird ſchwach, felbft unfühldar und fteigt auf 80 bis 100 und darüber.

Die Temperatur ſchwankt im allgemeinen zwijchen 38 bi3 38,8° C., doch werden, beſonders bei längerer Krankheitsdauer, auch Temperaturen bis zu 40,3° 0. beobachtet. Schmerzäußerungen find in der Regel nur in mäßigem Grade zu bemerken, nur im Anfang find fie häufig heftiger. Die Darmperiftaltif iſt häufig vermindert, ſelbſt ganz unterdrüdt. Schweiß- ausbruch tritt gewöhnlich erjt nach längerer Krankheitsdauer in ſchwereren Fällen ein, Tann bei leichterer Erkrankung völlig fehlen. Als die ficheriten Merkmale einer akuten Magenerweiterung find Rülpſen und Erbrechen angegeben, die keineswegs immer mit Sicherheit auf -eingetretene Magen— ruptur jchließen lafjen.

Zu feinen Berjuchen benutzte Behrens die von der Firma H. Hauptner- Berlin angefertigte Maretjche Magenjonde, welche er im ganzen bei etwa 250 Pferden eingeführt hat. In feiner Abhandlung gibt er eine ausführ- lihe Anleitung zum Gebrauch der Sonde. Dem Pferde wird zwiſchen beide Badzahnreihen ein Bayerſcher Maulfeil gejchoben, wodurd ein Zer⸗ beißen der Sonde unmöglih wird. An jeder Seite des Kopfes jteht ein Mann, welcher mit der einen Hand den Griff des Maulkeiles, mit der andern ein Ohr des Pferdes ergreift. Auf dieſe Wetje wird bei nicht zu heftigen Pferden der Kopf hinreichend firlert und geitredt. Die Zunge wird nad) Behrens zwedmäßig freigelafjen, weil die Pferde dann weniger widerjpenftig find. Der Rohrſtab wird in die inwendig und zum Teil auch auswendig geölte Sonde jo weit eingejchoben, daß der Metallfnopf am entgegengejeßten Ende gerade zum Vorjchein fommt. Die Sonde wird nun mit beiden Händen gefaßt und, während der Kopf des Pferdes möglichſt geſtreckt wırd, vorfichtig am harten Gaumen entlang in den Schlund eingeführt und unter gleihmäßigem, nicht zu ftarfem Nachſchieben bis in den Magen gebradt. Mit dem Eintritt der Sonde in den Schlund madt ih ein ziemlich ſtarkes, aber bedeutungsloſes Röcheln bemerkbar. Die Zänge de3 eingeführten Teiled der Sonde beträgt von den Schneidezähnen bi3 in den Magen je nad) der Größe des Pferdes 1,90 bis 2,10 m, im Mittel 2m. Das Feitliegen des Rohrſtabes in der Sonde Eontrolliert man an einer Marle, welche am oberen Ende der Sonde eingejchnitten fit. Häufiger gelingt e8 nicht, jofort bi8 in den Magen vorzudringen. Marek empfiehlt, in diefen Fällen den Rohrſtab herauszuziehen und vermittels eine8 Irrigators 1 bis 2 Liter lauwarmes Wafjer in die Sonde einlaufen zu lafjen, worauf denn, nachdem der NRohritab wieder eingeſchoben ift, das Weiterführen der Sonde bis in den Magen möglich fein joll. Bis- weilen paffiert e&, daß man mit der Sonde anjtatt in den Schlund in die Luftröhre gelangt. Man merkt es zunächſt daran, daß der geringe Widerftand, der jonjt beim Eindringen in den Schlund auftritt, fehlt. Die Sonde gleitet auffallend leicht ungefähr 11/s m hinab, ftößt dann aber plöglich auf ein Hinderni3. Wird dann der Rohritab herausgezogen, jo jpürt man bei der Erjpiration einen kräftigen Luftſtrom gegen die vor die prorimale Sondenöffnung gehaltene Hand. Der Luftſtrom iſt geruchlos und jchon dadurch leicht von den immer ſtark fauer riechenden Magengajen zu unter- ſcheiden. Irgend eine Komplikation wurde durd) die Verirrung der Sonde niemal3 beobadtet.

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Nachdem die Sonde bis in den Magen gebracht iſt, wird der Rohr⸗ jtab zurüdgezogen und es entleert fih nun in der Mehrzahl der Fälle der Mageninhalt unter bedeutendem Drud durch die Sonde nad) außen. Weniger oft fließt der Mageninhalt, wenn er breitge Befchaffenheit Hat, nur ſpärlich durch die Sonde ab, auch kann infolge fofortiger Verſtopfung der Sonde jeder Abflug fehlen. Es genügen dann immer einige Liter Waſſer, welche durd) die Sonde in den Magen gebracht werden, um das Abfließen des Inhalts zu veranlafien. Die Menge ded auf ſolche Weiſe entleerten Mageninhalts ſchwankt zwilchen 3 und 26 Liter; anı häufigften waren ed 12 bi3 20 Liter. In fünf Fällen von Magenruptur wurde durch die Sonde nur fehr wenig Inhalt (3 bis 5 Liter) herausgebracht, der gleichzeitig dunfelbraumnrot gefärbt war. Speltroſkopiſch fonnte deutlich die Anmwejenheit von Blutfarbitoff nachgewiejen werden.

Mit bezug auf den Erfolg der Behandlung mit der Magenjonde unterjcheidet Behrens die akute Magenerweiterung in primäre und ſekundäre. Lebtere ift bedingt durch Darmverichluß mit Rückſtauung des Darminhaltz in den Magen. Bei primärer Magenermweiterung genügt faſt immer ein- maliger Gebrauch der Sonde, um die Heilung herbeizuführen, während von 78 Pferden mit felundärer Magenerweiterung nur 55 geheilt wurden, 23 ftarben. Behrens beftätigt auf Grund feiner Beobachtungen den von Marek aufgeftellten Sag, daß die allein rationelle Behandlung der akuten Magenerweiterung beim Pferde in der Entleerung des Mageninhalt3 durch die Magenjonde beiteht.

2. Die Behandlung der Kolonverdrehung nad) der Yorjjell’jchen Methode.

Behrens pflichtet zwar der Forſſell'ſchen Anficht bei, wonach eine lange und breite Bedenflerur, die ein ausgedehntes Gekröſe umſchließt, zu Drehungen der linken Kolonlagen disponiert, erblidt aber die Urſache der Drehung gewöhnlich in einer primären Verſtopfung, welche zu Starken perijtaltiichen Bewegungen Anlaß gibt. Die Diagnoje ftüßt fih ausschließlich auf Rektalunterſuchung, insbeſondere auf die anatomijche Unterjchetdung der linken oberen von der linfen unteren Kolonlage, und ed gelang in 13 Fällen 7 mal, die Kolonverdrehung nad) Art und Umfang zu erfennen. Der Erfolg der explorativen Unterfuhung ift zum Teil an die Größe des zu unterjuchenden Pferde gebunden. Je Kleiner und leiter das Pferd ift, um jo weiter kann verhältnismäßig die unter- juchende Hand vordringen und den Verlauf der Rolonlagen verfolgen. Behrens gibt in feiner Abhandlung eine Turze Bejchreibung der 7 Fälle, in denen die Verdrehung der Linken Kolonlagen nach Art und Umfang genau feitzuftellen war.

Die Behandlung der Pferde, bei welchen eine Achlendrehung der linten Kolonlagen nachgewiejen oder doch vermutet werden fonnte, beitand in dem von Forſſell empfohlenen Wälzen in der Richtung der Um— Drehung Zum Wälzen braucht man die Pferde nicht gleich abzumerfen, jondern man fann abwarten, bis fie fi von ſelbſt legen, läßt fie dann om Boden fejthalten und feſſeln. Mit Hilfe eines Bauchgurt3 werden

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bie Züße gegen den Bauch gezogen. Punktion der mehr oder meniger von Gaſen aufgetriebenen Grimmdarmlagen nahm Behrens immer erſt vor, wenn dad Wälzen ohne diejelbe feinen Erfolg hatte. Nur bei einem Pferde, welches ſich nicht von ſelbſt legte, wurde vorfichtöhalber der durch Gaſe Stark aufgetriebene Blinddarm vor dem Abmwerfen punftiert. Sit die Bedenflerur günftig gelagert, jo fan man die per rectum eingeführte Hand unter diejelbe jchieben und durch Gegendrud die Repofition befördern. Bon den 7 Fällen, in denen die Kolonverdrehung nad) Art und Umfang feftgeftellt werden fonnte, gelang die Nepofition in 4 Fällen; dreimal waren alle Verjuche vergeblid).

Hinfihtlid der Möglichkeit, eine Kolonverdrehung nad Art und Umfang zu diagnoftizieren und dieſelbe durch entiprechendes Wälzen zu beeitigen, fommt Behrens zu folgenden Sclüfjen:

1. Es iſt nicht möglich, unter allen Umftänden durch die Rektal— unterfuhung eine vorhandene Kolonverdrehung nachzumeifen;

2. Es gelingt nicht immer, eine erkannte Kolonverdrehung nad) Art und Umfang genau zu beitimmen;

3. Das Wälzen der Pferde in der Richtung der Kolonverdrehung ift zuweilen von Erfolg begleitet, ein fichere8 Mittel zur Bejeitigung der Achjendrehungen des Grimmdarmd ift es, ſelbſt nach vorhergegangener Punktion, jedoch nid. | |

In einer angejchlofjenen Betrachtung über Behandlung von Wind- folit durch Darmſtich kommt Behrens zu dem Schlufje, daß aud in aus— ſichtslos ſcheinenden Fällen von Darmaufblähung der Darmftich nie unter: lafjen werden jollte.

Wenn in der Behrens'ſchen Abhandlung auch naturgemäß mancher dem Praktiker jchon befannte Punkt berührt werden mußte, jo birgt diejelbe Doc) jo viel des Se daß ſich daS Nachlejen des Driginals empfiehlt. Chriſtiani.

Zum infektiöſen Abortus des Rindes. Von Tierarzt Dr. Nueſch-— Flavyl. „Schweizer Archiv für Tierheilkunde“, 1908. Heft 5. Nachdem die von Bezirkstierarzt Bräuer-Sachſen empfohlene Sublkutaneinſpritzung von 2 Prozent Karbolwaſſer ſich praktiſch als wenig opportun erwieſen hatte, kam Nueſch auf den Gedanken, zur Bekämpfung des infektiöſen Abortus die innerliche Karbolapplikation zu verſuchen. Zus nächſt gab er einer ſeit 30 Wochen trächtigen Kuh, welche ſeit zwei Tagen neben Pulsbeſchleunigung und Erhöhung der Maſtdarmtemperatur auf 40° C. alle Anzeichen bevorſtehender Geburt aufwies, mehrere Tage hintereinander innerlich 1 bis 1!/a Liter einprozentiges Karbolwafjer. Die Abortus verheißenden Erjcheinungen gingen danach zurüd und nad) Ablauf der normalen TrächtigfeitSdauer wurde ein gejundes Kalb geboren. In der Folge behandelte er in gleicher Weile und mit gleichem Erfolge mehr als 20 trächtige Kühe und Rinder, welche in drei größeren Beitänden zugleich mit ſolchen Tieren untergebracht waren, die abortiert hatten und nod) mehr oder minder reichlihen Lochialfluß zeigten. Allemal wurden Die

Zeitfchr. f. Veterinärkunde. 1909. 1. Heit. 4

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Tiere, welche abortiert hatten, auf der einen Seite des Stalles, die trächtigen auf der anderen Stallſeite zuſammengeſtellt. Der Stall ſowie die Schampartien aller in Betracht kommenden Tiere wurden mit Kreſapol⸗ löſung desinfiziert. Alle Tiere erhielten 5 bis 10 Tage lang innerlich je 1 bis 1!/, Liter 1prozentiges Karbolwaſſer. Unangenehme Wirkungen wurden hiernach nicht beobachtet, dagegen iſt jeitdem in allen Ställen fein weiterer Fall von Abortus mehr aufgetreten und es hat ein Tell der damald hochträchtigen Tiere bereits zum 2. Mal normal geboren. Auch diejenigen Tiere, welche abortiert hatten, wurden mit Phenol inner: fit) behandelt und auch bei dieſen ift fein neuer Fall von Verwerfen mehr erfolgt. Nueſch will durd feine Veröffentlichung Anlaß zu weiteren Verſuchen und Nahprüfungen geben. Chriitiant.

Tagesgelchichte.

Oberftabsveterinär Doenide T.

Am 11. Dezember ftarb unerwartet nach einem kurzen Kranlenlager der Oberſtabsveterinär Doenide im Cleveſchen Feldartillerie-Regiment Nr. 49.

Albert Doenide wurde am 9. September 1859 als Sohn eines Kaufmanns in Braunfels, Kreis Wetzlar, geboren. Er trat am 1. Dftober 1877 als Einjährig- Freiwilliger in dad Naſſauiſche Feldartillerie-Regiment Dranien Nr. 27 ein und ftudierte von 1879 biß 1883 als Angehöriger der Militär» Veterinär: Akademie. Nach feiner Ernennung zum Unter- veterinär fam er zunächſt zum Huſaren-Regiment König Humbert von Stalien (1. Kurheſſiſches) Nr. 13, wurde von hier im Jahre 1884 zum 1. WVeitfäliichen Feldartillerie-Regimert Nr. 7 verjeßt und daſelbſt am 1. Juli 1886 zum Oberveterinär ernannt. Als jolder wurde er zum 1. Unterelſäſſiſchen sseldartillerie- Regiment Nr. 31 verjegt und kam unter Ernennung zum Stabsveterinär im Mai 1893 in das Feldartillerie- Negiment Nr. 7 zurüd. Als dieſes am 1. Oktober 1899 daS Cleveſche Heldartillerie-Regiment Nr. 43 bildete, trat er zu lebterem Regiment über und erhielt am 4. Mat 1906 den Titel Oberjtabsveterinär.

Ausgeftattet mit gutem Wiſſen und befonderd reichen praftilchen Kenntniffen und Erfahrungen, verband Doenide ein taktvolled Auftreten mit einem freundlichen herzgewinnenden Wejen, welches auch jein weiches Gemüt nicht felten bervortreten ließ. Bet feinen Vorgejegten genoß er in hohem Maße Anerfennung und Vertrauen und jtand bei der Zivilbevölferung nicht allein Wejeld, fondern auch deſſen meiterer Umgebung in hohem Anjehen; die große Beteiligung aus Militär- und Zivilkreiſen bei feiner Beerdigung legte dafür das bejte Zeugnis ab. Seine herrlichen perjön- lichen Eigenjchaften, die im gejelligen Verkehr eines humoriſtiſchen Anflug nicht entbehrten, ließen ihn unter Kollegen und in weiteren Kreiſen gern

wu, Bi

gejehen jein; jein Familienleben war ein äußerit glücliches, und wird fein Helmgang von ſeiner binterlafjenen Gattin jowie feinen beiden Söhnen mit tiefem Schmerze empfunden.

Wir verlieren in dem in feiner beiten Manneskraft Dahingejchiedenen einen treuen Freund und Kollegen, dejjen Andenken wir ftet3 in Ehren halten werden.

Am Namen der PVeterinäre de8 VII. Armeeforps Herbit.

L. Barudello F.

Am 9. Auguft d. 3. ſtarb infolge einer Infektion, die er fich im Laboratorium zugezogen hatte, der Veterinärmajor 2. Baruchello, Leiter des militärifchen bafteriologiichen Inſtituts und Profeſſor der Tierzucht an der Univerfität Rom, im Alter von 51 Sahren. Bon feinen zahl: reichen verdienjtvollen Arbeiten find diejenigen über die Drufe und Piro- plaemoje der Pferde am befanntejten. Er war auch Begründer und einige Jahre hindurd) Herausgeber des Giornale di Veterinarta Militare. (Clinica vet. XXXI (1908), 35). Dezelski.

Verſchiedene Mitteilungen.

Die Zentralvertretung der tierärztlichen Vereine Preußens wird, einer vorläufigen Mitteilung zufolge, vorausſichtlich in der Zeit der Land— wirtſchaftlichen Woche, etwa am 20. Februar 1909 nach Berlin einberufen. Der endgültige Termin und die Tagesordnung werden baldigſt bekannt gemacht werden. Wünſche oder Anträge für die Tagesordnung bittet der Vorſitzende Geh. Rat Prof. Dr. Eſſer ihm bald zu übermitteln.

Die „Deutſche Landwirtſchaftliche Tierzucht“ (Nr. 45) bringt in der Rubrit „Aus Züchterkreiſen“ folgende Mitteilungen:

1) Die Landwirtſchaftskammer für die Provinz Hannover hat beſchloſſen, einen neuen Brand für hannoverſche Pferde einzuführen, nach der Art, wie ihn der „Verband der Halbblutzüchter“ in der vom Generalſekretär v. Funde ausgearbeiteten Broſchüre „Woher ſtammt mein Pferd?" vor⸗ ſchlägt. Danach muß jedes Fohlen, welches ſich künftig in Hannover um Preiſe bewerben will, auf dem Rücken links mit einem H gebrannt ſein, da3 von der „Alldeutihen Reichskrone“ gekrönt iſt. Diefe an ihren flatternden Bändern leicht fenntliche, unten nicht gefchloffene Krone, wie man fie auf jedem Geldſtück über dem deutjchen NeichSadler jehen Kann,

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ſollte jedes deutſche Pſerd auf dem Rücken linls tragen, ſtets in Ver— bindung mit dem jeweiligen ſpeziellen Abzeichen der deutſchen Bundesländer bzw. der preußiſchen Provinzen. Die einzelnen Brände kann ſich das Publikum doch nicht alle merken, die mit jedem Kontrollbrand verbundene alldeutſche Reichskrone dagegen wird ſich bald dem Publikum einprägen. Nur ſo kann dem ſteten Verkauf unſerer beſten Pferde als Engländer uſw. energiſch entgegengetreten werden.

2) Die Zähmung des Zebras in Deutſch-Südweſtafrika. Belannt- lih werden in Deutſch-Oſtafrika Ichon jeit geraumer Zeit Verjuche mit der Zähmung mild eingefangener Zebras und der Züchtung von Bebraiden Kreuzungdprodulten zwiichen Pferd und Zebra, angeftellt. Auc in Südmelt- afrifa hat man fich jegt zu ſolchen Verjuchen entſchloſſen. Maßgebend für den Entihluß war bejonderd die Erwägung, daß das Pferdematerial troß aller VorfihtSmaßregeln alljährlich durch die Pferdeſterbe dezimiert wird, während das Zebra anjcheinend jterbeficher if. Auf Anregung des Leiters der Pferdejanmeljtelle Okawayo Hat fich die Deutiche Farmergeſellſchaft, eine Tochtergejelihaft der Liebig-Kompagnie, dazu bereit erklärt, die ge- ſamten Koften dieſes Unternehmens zu tragen. Sie will hierzu einige mit dem Einfangen wilder Pferde vertraute Gauchos aus Südamerika fommen lafien. Die gefangenen Tiere follen zur Hälfte der Sammelftelle Okawayo, zur anderen Hälfte der Deutichen Zarmgejellichaft überwiejen werden. Beide Beteiligte werden dann in gleicher Weiſe Verſuche mit der Zähmung, dem Fahrbar- und NRittigmachen der Tiere, indbejondere aber mit der Züchtung von Zebraĩden anftellen und die gemachten Erfahrungen all monatlich fich gegenjettig mitteilen. Das Gouvernement ſoll alle Halbjahr eingehende Berichte erhalten. Belonderd fommt ed auch darauf an, feit- zuftellen, ob die Zebras tatjählih immun gegen die Pferdeiterbe find. Um dies einwandfrei feitzuftellen, wird die Deutihe Farmgeſellſchaft während der Sterbezeit einige Zebra an bejonderd gefährlichen Pläßen unterbringen.

Die Behandlung des eingewachſenen Nagel nad) einer von Prof. Rehn angegebenen Methode empfiehlt Stab3arzt Dr. Lehmann in Nr. 21 der „Deutſchen Milttärärztlicden Zeitichrift". Vor allem muß das Schuhmerf geräumig fein. Die Nägel werden jo bejchnitten, daß die jeitlichen Kanten de3 vorderen Nagelvandes frei vorjtehen. Aus der Reihe geratene Zehen find während der Behandlung vermitteld Heftpflafteritreifen in richtiger Zage zu halten, damit fie feinen weiteren Drud ausüben fünnen. Auf den entzündliden Wal der überftehenden Weichteile wie auf den eingemachjenen Zeil des Nagel läßt man unverdünntes Eijen- hlorid einwirken, das mittel3 eines Kleinen, mit Watte bewidelten Holz- ſtäbchens aufgetragen wird. Man muß das Mittel recht tief hineintupfen, den Wattebaufch mit Eijendylorid eine Zeitlang Hineingedrüdt halten. Die Prozedur Tann leicht Jchmerzlod gemacht werden. Je nachdem wird der Heine Eingriff von 24 zu 24 Stunden wiederholt. Der Entzündungs- wall jchrumpft, wird hart und zieht ſich zurüd, der Nagel wird mürbe.

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Der Schmerz ſchwindet. In leichten Fällen iſt die Heilung bald beendet, aber ſelbſt phlegmonöſe Prozeſſe gehen bald zurück.

Furunkel behandelt Stabsarzt Dr. Filbry nach der von Klappe in der „Münchener Mediziniſchen Wochenſchrift“ 1905, Nr. 16, angegebenen Methode mit Bierſcher Saughyperämie; durchſchnittlich wurden ſie in 6—8 Tagen geheilt. Kein einziger Furunkel wurde inzidiert, Narben blieben au3, bei frühzeitiger Behandlung aud) die Erweichung.

Die belgiſche Pferdezucht ift, wie in Nr. 47 der „Deutſchen Land» wirtjchaftlichen Tierzucht“ mitgeteilt wird, in den erjten neun Monaten des Jahres 1908 zurüdgegangen. Sie betrug 19344 Stüd (gegen 20117 Stüd im Vorjahre). Ver Rüdgang wird hauptſächlich auf eine geringere Nachfrage nad) beigiichen Pferden in Deutjchland, welches deren Hauptabnehmer ift, zurüdgeführt.

Wirkung des Rizinusöls bei den Haustieren. Dr. Bruns: Gevelsberg ftellt feit, Daß die Hauptmenge des bei und gebrauchten und auch offizinellen Rizinusöls aus italieniſchem DI beiteht, daS heiß gepreßt wird (die kalte Preſſung ſoll rationeller jein, weil dann feine Spur des Rizins, des Rizinusgiftes, in das DI übergeht). Nach Liebreich tit das faufafiiche DL das beſte. Das abführende Prinzip tft die Rizinoljäure, die ald Glyzerineſter im Rizinusdl vorkommt; fie entfaltet ihre abführende Wirkung, jobald ſie durch Fermentbildung oder Verſeifung in lösliche Form gebracht wird.

Dad Rizinusöt läßt fi anmenden: Rein für fid in ©elatine- tapjeln als Emuljion mit Gummi arabicum und Wafjer als Rob: emulfion (Schüttelmirtur), mit Kochjalz und warmem Wafjer als Rizinus- ſikkol (Pulver), mit Wafjer emulgiert mit anderen Olen zujammen.

Beim Pferde ift die in der Literatur angegebene Dofiß von 250 bi8 500 g zu niedrig; zur abführenden Wirkung gehören 500 bis 700 g. Larierwirkung tritt nad) 24 Stunden ein und hält al® didbreiige Ent- leerung einen Tag an. Am geeignetiten tft bier die Rohemulfion; fie tit dünnflüffig, wird Daher bequem abgejchludt, tft leicht Herzuftellen und billig; der ſonſt nach Rizinusölgaben tagelang anhaltende Appetitmangel bleibt aus. Da Rizinusöl auch bei Darmentzündung gegeben werden fann, jollte e3 öfters angewendet werden, als es biöher geichehen: ift.

Für dad Rind genügen 500 g, für Schaf und Ziege 50 g zur Hervorbringung eines Laxiereffektes. Die beite Form iſt auch bier die Rohemulfion.

Beim Hund find geringere Dofen, ald fie die Lehrbücher angeben, zur abführenden Wirkung ausreichend. Bet zweit mitteljtarfen Hunden tiefen 5 und 6 g nad) 3 bis 5 Stunden Abführen hervor. Den rajcheiten Effekt bringt Rizinusöl in Gelatinelapjeln; Hunde ſchlucken jelbit Kapjeln zu 10 und 15 g leicht. Erbrechen erfolgt danach nicht.

Geflügel erhält am beiten 2 bi8 3 g in Gelatinelapfeln; ſelbſt Tauben ſchlucken Kapjeln von 1 bis 2 g ganz gut.

(Diſch. Tierärztl. Wochenſchrift, 1908, 24.)

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Verwertung der entrahmten Milch zur Aufzucht von Vollblutfohlen. Durch das Jurt-Hatmakerſche Verfahren der Exſikkation ſind für die Verwertung der Magermilch neue Abſatzgebiete erſchloſſen worden. Das Verfahren beſteht darin, daß man die entrahmte Milch in dünner Schicht über erhitzte Metallröhren leitet, um eine ſehr ſchnelle Verdampfung der Flüſſigkeit zu erzielen. Das ſo gewonnene Produkt bildet ein weißes Pulver, das 37 Prozent Eiweiß, 46 Prozent Laktoſe, 0,9 Prozent Fett, 8,5 Prozent Diineraljalze und 7,6 Prozent Wafjer enthält. Nachdem die eingedampfte Magermilch bereit in größerem Umfange auf dem Ge— biete der Kinderernährung Verwendung gefunden Hatte, wurde diejelbe auch ſeit 1905 von Hatmafer mit beftem Erfolge zur Aufzucht von Bollblutfohlen benugt. Als bejondere Vorzüge des Prodults find große Verdaulichkeit (98 Prozent), enges Nährſtoffverhältnis (1:1,3) und hohe Verbrennungswärme hervorzuheben. Wenngleih auch nah Hatmakers Anficht die bejonderen Eigenjchaften der eingedampften Magermilch weis teren Eingang auf dem Gebiete der Bollblutzucht fichern, ftehen doch Die hoben Herjtelungsfoften der allgemeinen Verwendung zur Aufzucht anderer Tierarten entgegen.

Journ. d’agricult. prat., 1907, aus Clin. vet. XXX (1907), 47.

Arjenanhäufung in Früchten einiger Pflanzen hat Goſio da— durch erreicht, daß die betreffenden Pflanzen mit verdünnten Arjenlöjungen beneßt wurden. Es gelang, ın Kürbis, Mais, Bohnen bis zu 0,004 Prozent Arten anzuhäufen, um für medizinische Zwecke Arjen in wirkſamere Form zu bringen. Auch Eier wurden in diefer Weiſe mit Arien an- gereichert. (Ztſchr. f. Unter). d. Nahrungd- u. Genußmittel, XV, 1.)

La Plata-Hafer. Ein Zirkular der franzöfifchen Intendantur weijt auf charafteriftiihe Merkmale des La Plata-Haferd hin. Zum Verftändnig derielben ijt die Vorbemerkung nötig, daß in Frankreich nicht überall die direkte Lieferung der Fourage vom Produzenten an die Broviantämter durch— geführt iſt, ſondern daß dieſe Häufig durch Händler erfolgt, jo daß Unter- Ihiebungen nicht allzu jelten beobachtet werden. Bei den Haferlteferungen iſt nun zumellen ausländijcher, bejonderd La Plata-Hafer, an Stelle des zuläjfigen Haferd aus Algier beobachtet worden. Es jtellte ji) daher die Notwendigkeit heraus, den Ssntendanturoffizieren und den mut der Ab: nahme betrauten Offizieren die Mittel befannt zu geben, durch welche der Urſprung verdäcdhtigen Hafer erkannt werden kann. Die in diefer Hin> fiht vorgenommenen Unterjuchungen ergaben, daß der La PBlata-Hafer folgende Eigentümlichkeiten zeigt:

1. Die Spelzen find dünner und weniger hatt.

2. Die untere Partie ijt weniger jtechend; derart, daß, wenn man eine Handvoll fräftig drüdt, weniger Körner in der Fauſt hängen bleiben. 3. Die gelbe Färbung ähnelt der des Hajerd aus Tunis, während der au Algier mehr vötlih if. Im Gegenſatz zu diejen beiden iſt der La Plata-Hafer nie einheitlich gefärbt, er enthält grünliche und jehr

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weiße Körner, in verſchiedenen Mengenverhältniſſen, aber ſtets in ſehr reicher Zahl; außerdem ſind ſtets einige ſchwarze Körner dazwiſchen.

4. Er unterſcheidet ſich durch die völlige Abweſenheit der Gerſte, beſonders der Frühgerſte Frankreichs, die ſtets im Hafer Algiers und Tunis nachzuweiſen iſt.

5. Er enthält ſtets, wie unter 3 gejagt, ſchwarze Körner, die nie- mals im Hafer Algterd oder Tunis nachzuweiſen find. Die beiden letz— teren Symptome find bejonderd fichere und ſchätzenswerte Kennzeichen.

Das Melken der Kühe mit Mafchinen. Während der Jahre 1872 bi3 1905 find in den Vereinigten Staaten 127 Melkmaſchinen patentiert worden, deren Einrihtung im allgemeinen darauf beruht, daß um die Zitze ein Kautſchukapparat gelegt wird, der durch eine Röhre mit einem Rezipienten und einer von einem Benzin= oder Petroleummotor betriebenen Saugpumpe in Berbindung flieht. Neuere Verbeſſerungen zielen darauf hin, die Anwendung der Milchſammelröhren zu bejeitigen oder zu beichränfen, um damit eine ftändige und unvermetdliche Quelle der Berunretnigung auszujchalten. Nach den vom Department of agriculture angejtellten Ermittlungen ventiert fi) daS Verfahren bereit bei einem Beſtande von 10 bi8 12 Milchkühen. Ein gewandter Mann kann mit Leichtigkeit den Betrieb dreier Majchinen überwachen und fo 30 Kühe in der Stunde melfen. Die mit einer ſauber gehaltenen Maſchine gemonnene Milch fonjerviert fi; bedeutend länger als die mit der Hand gemolfene. Die Anſchaffungskoſten betragen bei einem Beftande von 4) Milchkühen 2060 ME., bei 75 Kühen nur 3400 Mit.

Clinica vet. XXX (1907), No. 40.

Beim Ubergang eine3 Studierenden von der Tierärztlichen Hoch— Ihule zum Studium der Medizin können nach einer Notiz der „Deutjchen Medizinischen Wochenſchrift“ 1908, Nr. 49, mit ausdrüdlicher Genehmigung der zultändigen BZentralbehörde die an der Tierärztlihen Hochſchule ab— jolvierten Semefter angerechnet werden.

Bücherfchau.

U. Johne: Taſchenkalender für Fleiſchbeſchauer und Trichinenſchauer. 1909. Neunter Jahrgang. Berlin. Verlag von Paul Parey.

Der ſoeben erſchienene 9. Jahrgang des Taſchenkalenders für Fleiſch— beſchauer und Trichinenſchauer mit dem über 100 Nummern umfaſſenden auswechſelbaren Taſchen-Tagebuch nach amtlicher Vorſchrift hat, ſoweit dies noch möglich war, wieder eine Durcharbeitung und Verbeſſerung er— fahren. Der Beſitz des Taſchenkalenders hat ſich für die Fleiſchbeſchau ausübenden Tierärzte und Nichttierärzte ſchon längſt als eine Notwendig— keit erwieſen, ſo daß jedes Wort der Empfehlung überflüſſig iſt.

a BR

Dr. Jonas Schmidt: Beziehungen zwifchen Körperform und Leiftung bei den Milchkühen. Arbeiten der deutſchen Gefellichaft für Züchtungs- funde. 1909. Het i. M. & H. Schaper. Hannover.

Die Erfahrungdtatfache, daß äußerlich ſichtbare Formen und Eigen- tümlichfeiten de3 Körpers gewiſſe Rückſchlüſſe geitatten auf die nicht direkt wahrnehmbare wirtichaftliche Leiftungsfähigfeit der Tiere, wird durch Die Arbeit von Schmidt aufd neue zahlenmäßig und in jchlagender Weiſe bewiejen durch Mefjungen, nebenbei auch durch kritiſche Betrachtung der jogenannten Milchzeichen bei 372 Kühen. Die dabei erhaltenen Refultate werden verglichen mit dem durchſchnittlichen Lebendgewicht jedes einzelnen Tieres, ſowie mit der durchichnittlihen Milch- und Fettleiftung der beiden legten Laftationsperioden, endlid) auch mit der Anzahl der Kälber. Nur beiläufig beipricht der Verfaſſer die geſchlechtliche Konftitution der Tiere, Hält fid) vielmehr vorzugsweiſe an das Rejultat rein mechaniſch, aber mit großer Vorſicht ausgeführter Meſſungen. Die aus der Erfahrung ab- geleiteten Angaben der Tierzuchtlehre über das Exterieur leiltungsfähiger Kühe ftimmen mit Schmidts Reſultaten, welde in 76 Tabellen genau wiedergegeben find, faſt gänzlic überein. Die anregend gejchriebene Arbeit gewinnt noch an Intereſſe dadurch, daß ähnliche Verſuche von Bogdanom, Stegmann, Kleeberger und Mttinger berüdlichtigt worden find.

Neue Preußische Jagdorduung vom 15. Juli 1907 nebſt Ausführungs: beftimmungen. Amtliche Faſſung. PBerlag: 2. Schwarz & Comp, Berlin, Dresdener Str. 80. Preis 1 Marf.

Die für jeden Jäger unentbehrliche Kenntnis aller die Jagd be- treffenden gejeßlichen Beltimmungen läßt fich aus der handlichen Brofchüre leiht erwerben.

Nene Wechſelordnung mit dem Geſetz betreffend Erleichterung des Wechjelproteft3, gültig ab 1. Oktober 1908, nebft Scheckgeſetz, gültig ab 1. April 1908, und Pojtichedgejeg, gültig ab 1. Januar 1909. Verlag: 2. Schwarz; & Comp., Berlin S. 14, Dreödener Str. 80. Preid 1,20 Marl.

Manchem Leſer it es vielleicht erwünjcht, über die jeßt gültigen Beitimmungen der Neuen Wechjelordnung, des Scheckgeſetzes ſowie de Poftichedigefeges unterrichtet zu fein. Obige Brojhüre in Tafchenformat wird ihm da3 ermöglichen.

Lehrbuch der Arzneimittellehre für Tierärzte von Dr. med. Eugen Fröhner, Profefior an der Tierärztliden Hochſchule in Berlin. Achte, umgearbeitete Auflage. Stuttgart. Verlag von Ferdinand Ente.

Während eined Zeitraumd® von 19 Sahren find von Fröhners

Arzneimittellehre acht Auflagen erjchienen, von welchen die fiebente ins

Auffiiche, Engliſche und Japaniſche überjegt worden tft. Das fennzeichnet

zur Genüge die Wertichäßung, deren fih das Bud in der ganzen tier- ärztlichen Welt mit Recht erfreut. Auch die neue Auflage, welche in allen Kapiteln eine Umarbeitung erfahren und einige wertvolle neue Arzneimittel (Atoxyl, Yohimbin, LVenizet, Filmaron) aufgenommen hat, ift den Sortichritten der Heillunde und dem alten guten Rufe des Werkes in jeder Hinficht gerecht geworden. Um den Umfang des Werkes nicht durh die Tertvermehrung zu fteigern und dadurch die Handlichfeit zu beeinträchtigen, mußten viele Rezepte, Literaturbelege und kaſuiſtiſche An- gaben geftrichen werden. |

Das Problem der jefundären Geſchlechtsmerkmale und die Tierzudt. Eine wifjenschaftlihe Unterfucyung von Dr. Robert Müller, o. Brofefjor der Tierzuchtlehfre an der landw. Akademie Tetjchen-Liebwerd und Privatdozent an der Tierärztlichen Hochichule zu Dresden. Stuttgart. Verlag von Ferdinand Ente 1908.

Müller beabfichtigt, durch fein Werk die Tierzuchtlehre auf eine breitere wiſſenſchaftliche Baſis zu ftellen und in der Weiſe zu fördern, daß er fie mehr und mehr zu einem Zweige der Biologie werden läßt. In erjter Linie zielt fein in Rede ſtehendes Werk darauf ab, die hohe Bedeutung ded Studiums der jefundären Gejchlechtämale, namentlid) ihres Ausbildungdgraded, für die Tierzucht in das vechte Licht zu rüden und zu begründen. Sn der Hauptjadhe ftellt e8 die einjchlägige Literatur jowie die auf dem Gebiete der gejamten Medizin und Zoologie bereits befannten bezüglichen Tatſachen kritiſch zufammen, bringt aber aud) viele neue Gedanken und Gefichtöpunfte, welche im Kontert ſchon vielfach durch Sperrdrud ſich äußerlich hervorheben. Am Sclufje des Werks iſt die benußte Litteratuc zum Teil noch genauer im Auszuge wiedergegeben. Grundgedanfe der Müllerihen Abhandlung ift, daß die fefundären Geſchlechtsmerkmale, als welche alle Geſchlechtsunterſchiede zu gelten haben, direkt abhängig find von der inneren Gelretion des Keimplasmas, durch Lebensweile, Klima und überjtandene Arbeiten aber modifiziert werden können. Sie geitatten daher nicht nur einen Rückſchluß auf den Aus— bildungsgrad des Geſchlechtsparenchyms, ſondern mehr oder weniger auch auf die Vererbungsfraft der betreffenden Tiere. Wie weit jedoch die Abhängig feit der jefundären Gejchlechtömerfmale unjerer Haustiere don der Aus- bildung ihrer Geichlehtödrüjen reicht, iſt aber noch nicht völlig klar⸗ geitelt. Eine dahingehende Forſchung anzuregen und ihr die Wege zu mweijen, iſt die Abficht ded Verfaſſess. Das Studium der jehr inter- efjanten Arbeit empfiehlt ſich für jeden Tierarzt.

Handbuch der PVergleichenden Anatomie der Haustiere. Bearbeitet von Geh. Medizinalrat Dr. med. et phil. W. Ellenberger und Medizinalrat Dr. phil. H. Baum, Profefjoren an der Königl. Tier- ärztl. Hochjchule zu Dresden. 12. Auflage Mit 894 in den Tert gedructen Abbildungen. Berlin 1908. Verlag von Auguſt Hirſchwald.

Wenig mehr als zwei Jahre ſind verſtrichen ſeit dem Erſcheinen der

11. Auflage des von allen deutſchen Tierärzten hochgeſchätzten umfaſſenden

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Werkes und ſchon hat ſich wieder eine Neuauflage als notwendig erwieſen. Dieſelbe bringt zahlreiche erweiternde Textänderungen, vollſtändige Um— arbeitung einzelner Kapitel und Einſchaltung von 227 neuen, durch einen Kunſtmaler nach der Natur gezeichneten anatomiſchen ſowie entwicklungs— geſchichtlichen Abbildungen, die meiſten als Holzſchnitte. Abbildungen verſchiedener Organe des Menſchen und aller Haustiere haben die Vers fafjer nebeneinander geſtellt und dadurch leichten Vergleich ermöglicht. Anderjeitd Haben fie an Raum für den vermehrten Text dadurch ge= mwonnen, daß fie der neuen Auflage ein Literaturverzeichnid von 329 Nummern al3 Anhang beigaben, auf welches jeweilig kurz hingewieſen wird und deſſen Durhficht zeigt, daß die in der Literatur der legten Sahre verjtreuten bezüglichen Angaben jorgjamjte Berüdfichtigung fanden. Anordnung, Durdharbeitung und Austattung der neuen Auflage find, mie immer, mujtergültig und erleichtern da3 Studium ſoviel als irgend erreichbar.

Heine: Das Reichs-Fleiſchbeſchau-Geſetz. Verlag von M. H. Schaper. Hannover. 1908.

Die Zujammenjtellung des Herrn Dr. Heine erſtreckt fih nur auf die Gejeßesparagraphen und deren Ausführung2befliimmungen für die In— landfleiſchbeſchau, während alle einichlägigen Verordnungen jowie die Aus— landfleiſchbeſchau unberüdjichtigt bleiben. Turch jein handliches Format gewinnt da8 Werfchen den Charakter eine empfehlenswerten Tajchen- büchleind für Intereſſenten.

Hiftologifches Praktikum der Tiere für Studenten und Forſcher. Von Carl Camillo Schneider, a. ö. Profefior der Zoologie an der Univerſität Wien. Mit 434 Abbildungen im Text. Jena. Verlag von Guſtav Fiſcher. 1908. Preis 15 Mark.

Verfaſſer hat in der neuen Ausgabe ſein 1902 erſchienenes Lehrbuch der vergleichenden Hiſtologie in weſentlich verändertem Gewande erſcheinen laſſen. Das Werk zerfällt in einen allgemeinen und ſpeziellen Teil. Der allgemeine Teil behandelt zunächit Die Grundzüge der Architektonik und die Hauptzüge der Embryologie in knapper Form, dem ſich eine Überficht de3 natürlichen Syſtems anjchließt. Ausführlic” wird der Bau der Belle abgehandelt. In bezug auf die feinere Struktur des Zelleibes verwirft Berfafjer die Quincke-Bütſchliſche Schaumtheorie, und es erjcheint die von ihm vertretene Anfchauung als PBerjchmelzung der beiden wichtigiten Varianten der Stereomtheorie (beiondere Betonung entweder des Linoms oder des Chondromd), Filartheorie Flemmings und Oranulatheorie Altmann.

Beſonders reich an neuen GefichtSpunkten ift das Kapitel über Zell- vermehrung und Bellteilung, ferner über die Bildung der Mußfelfajern, der Bindejubjtanzen, über Glia- und Hüllgewebe. Bet Beſprechung der verjchtedenen Zellarten find manche Bezeichnungen durd) die neueren und befjeren erjegt (3.8. Myolemm ftatt Sarkolemm). Ausdrüde wie Epidermis, Hypodermis, Subcuticula werden nicht ungemwendet. Der Begriff Mejoderm

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iſt ein rein formaler und umſchließt alle mittelſtändig zwiſchen Epidermis und dem Verdauungsrohr gelegenen Bildungen, alſo die Propagations— herde er die Nierenkanäle, die Gefäße und Cölarräume, ſowie das Füll— gewebe, daher iſt auch die Unterſcheidung zwiſchen Meſoderm und Meſenchym überflüſſig.

Der ſpezielle Teil, welcher in 50 Kurſe eingeteilt iſt, umfaßt in klarer und verſtändlicher Weiſe die bei den einzelnen Tierklaſſen vor— herrſchenden hiſtologiſchen Verhältniſſe. Es ſind diejenigen Vertreter jeder Klaſſe als Unterſuchungsobjekt herangezogen, welche für die Hiſtologie am geeignetſten und günſtigſten ſind. Von den Prochordaten wurden be— ſonders die Echinodermen, Enteropneuſten und Chaethognathen benutzt, von den Chordaten außer zahlreichen Vertebraten hauptſächlich Amphioxus lanceolatus, der für den Wirbeltierorganismus von grundlegender Be— deutung iſt und beſonders eingehend behandelt wird. Die Anordnung des Stoffes iſt überſichtlich. Vorzügliche Abbildungen, von denen der größte Teil Originale ſind, dienen zur Erläuterung.

Ein umfangreiches Literaturverzeichnis iſt am Schluſſe beigegeben.

Da der Organismus der höheren Tiere nicht zu verſtehen iſt, ohne daß der Bau der niederen Tierformen berückſichtigt wird, iſt die ver— gleichende Htitologie ebenjo wie die vergleichende Anatomie von ungemeiner Wichtigkeit für den Veterinärmediziner. Es kann daher obige Werk angelegentlichjt zum Studium empfohlen werden. Auch der Forſcher wird ed gern in die Hand nehmen, um fi) über einichlägige Verhältnifje zu orientieren.

D. Fuhrmann: Die Ceftoden der Vögel. Zoologiſche Leiebücher. Herausgegeben von Prof. Dr. J. W. Spengel in Gießen. Supple- ment 10. Heft 1. Sena. Berlag von Guſtav Fiſcher. 1908. Pr. 8 ME.

Das 232 Dftavjeiten umfaljende Werk über die Ceſtoden der Vögel zerfällt in einen allgemeinen, einen ſyſtematiſchen und einen fauniſtiſchen Teil. Der Berfaffer hat in elfjähriger Arbeit ein riefiges Material, dag ihm durch Die bedeutenditen ftaatlichen Mujeen und privaten Sammlungen des In- und Auslandes zur Verfügung ftand, bearbeitet.

Bei den Unterfuchungen ergab fid) die charakterijtiiche und interefjante Ericheinung, daß eine beitimmte Art der Taenien immer nur in einer beſtimmten Bogelgruppe vorlommt und für diejelbe typiſch iſt. Es wird durd zahlreiche Beiſpiele bewiejen, daß wohl diejelben Geftoden-Genera in Vögeln und Säugetieren angetroffen werden, daß aber fein einziger Tall befannt ift, wo eine beitimmte Art zugleich in einem Vogel und Säugetier vorkam. Aus der Gruppe der Charadrit ilt die größte Zahl der Taenien befannt, was ſich wohl aus ihrer Ernährungsweije erklärt, welche eine Infektion mit Geftodenlarven jehr erleichtert. Sm allgemeinen iſt es jedoch 3. B. bei den Galli» und Columbiformes nicht die ähnliche Ernährungsweije, fondern ein tieferer phylogenetifcher Grund, welcher die Geitodenfauna beitimmt.

Die geographiiche Verbreitung ift in erſter Linie abhängig vom Wirt, in dieſer Hinfiht find unjere Kenntnifje noch jehr unvollitändig, daher beihränft fi) die Betrachtung der geographiichen Verbreitung namentlic) auf einen Vergleich der Bogelceftodenfauna Europad und Süd-Amerikas. Gegenüber der von Ihering aufgeitellten Anfiht muß man in 300= geographifhen Schlüffen aus der Helminthenfauna fehr vorfichtig jein und eine beflere Kenntnis der Parafitenfauna abwarten und anjtreben.

In der ſyſtematiſchen Aufftellung find alle bis jetzt befannten Vogelceftodenarten mit ihren Synonymen zufammengeftellt. Ihre Gattung wird genau beichrieben und ihr Vorkommen bei den verjchiedenen Vogel: gruppen genannt, auch wird bei jeder Gattung die typiſche Art näher beſchrieben.

Im fauniſtiſchen Teil iſt die ſyſtematiſche Anordnung der Vögel . geändert und die Vogelnamen nach dem klaſſiſchen Katalog des britiſchen Mujeumd benannt. Bei jedem Wirtötier iſt auch feine geographiſche Verbreitung angegeben. Die Beitimmung und da8 Erkennen neuer Arten wird dadurch erleichtert, daß bet jeder Vogelgruppe alle in ihr parafitieren- Taenien und Arten zufammengeitellt find, was erlaubt, fofort über die für die Vogelordnung typiſche Ceftodenfauna einen Überblid zu gewinnen.

Auf ein alphabetiiches Verzeichnis der Bogelgruppen folgt ein ſolches der Taenien nad Familien, Genera und Arten nebft ihren Synonymen, auch ein umfangreiches Literaturverzeichnis iſt beigegeben.

Sowohl für die Studierenden, indbejondere der Veterinärmedizin, wie auch für den Forſcher kann das Buch beitend empfohlen werden; für Diejenigen, welche Spezialftudten auf dieſem Gebiete treiben, wird es unentbehrlich jein.

Dr. Albrecht.

Meisner: Viehgewährſchaft. 2. Auflage. 1908. 9%. Schweißer. Verlag (Arthur Sellier). Münden. Preis 4 Marl.

Die don dem Rechtsanwalt Chr. Meisner in Würzburg verfaßte Handausgabe der „Vorfchriften des Bürgerlichen Geſetzbuches über die Viehgewährſchaft nebjt der hierzu ergangenen Satjerlihen Verordnung vom 27. März 1899“ gewährt durch Erläuterungen, randitändige Hin= weile, Fußnoten und ein ausführliches alphabetifcheg Sachregiſter dem gebildeteren Vieh- und Pferdebefiger, nicht minder aber auch dem Tier- arzt und dem Quriften die Möglichkeit, ſich Ichnell und verläßlich über einfchlägige Fragen zu orientieren. Dem praftiichen Tierarzt fällt beim Durchblättern des Werkchens auf, daß die modernen Lehrbücher der gerichtlihen Tierheilkunde von Fröhner und Malkmus nicht neben Diederhoff, Nagel, Goldbed, Graf Wrangel uſw. Berüdjichtigung gefunden haben. Die zmwedmäßige Einrihtung des Werkchens macht deſſen Be- Ihaffung für den Tierarzt auch neben einem Lehrbuch der gerichtlichen Tierheilkunde empfehlenswert.

Chriſtiani.

=.

Das Kuochengerüft des Pferdes, Bon Prof. Dr. M. Lungwitz in Dresden. Verlag von M. und H. Schaper in Hannover, 1909. Preis in Mappe 12 Mark, aufgezogen mit Stäben 18 Marl.

Für den erjtmaligen anatomiſchen Unterriht an landwirtjchaftlichen Schulen, Lehrichmieden uſw. iſt die Demonftration natürlicher Rnochen- präparate wohl faum zu umgeben. Indeſſen find ſolche Präparate, namentlich für die Zwecke der Nevetition und des Privatitudiumd, nicht jederzeit zuc Hand, oft auch ſchwer intalt und vollzählig zu erhalten. Soweit das möglich ift, bieten die hinreichend groß und gut ausgeführten Lungwitzſchen Tafeln mit augenfälliger Bezeichnung der einzelnen Anochen einen guten Erjaß der anatomiſchen Präparate und fomit ein ſchätzens⸗ werted Hilfsmittel für einjchlägigen Unterricht. Ehriftiant.

Perfonalveränderungen.

Charakterverleihungen.

Der Charakter „Oberjtaböveterinär” mit dem perjönlichen Range der Näte 5. Klaſſe: den Staböveterinären a. D. Dalchow und Storbed (Bezirkskommando ILL Berlin); Volmer (Bezirkskommando I Bodum).

Der Charakter „Staböveterinär“: dem Oberveterinär a. D. Straetz (Bezirkskommando III Berlin).

Beförderungen. Zum Stabsveterinär: Dberveterinär Köpcke, im Feldart. Negt. Nr. 21.

Zum Oberveterinär: Unterveterinär Storbed, im Regt. Gardes du Corps.

Im Beurlaunbtenftande: Zum Stabdveterinär:

Die Oberveterinäre der Yandwehr 1. Aufgebot3 Fehſenmeier (Be- zirkkkommando Karlöruhe); Dr. Zeh! (Bezirkskommando ILI Berlin [Gardeſ)). | Zum Oberveterinär:

Die Unterveterinäre der Rejerve: Dr. Fiſcher (Bezirkskommando Schwerin); Doege (Bezirkskommando Neuftrelig [Barde]); Mets (Bezirksfommando III Berlin); Dr. Dobbertin (Bezirkskommando Schwerin Garde)); Schmidt (Bezirkskommando Brandenburg a. 9.); Broll (Bezirtstommando III Berlin [Garde]); Dr. Banders (Be- zirkkskommando Cöln) und der Unterveterinär der Landwehr 2. Aufgebot Dr. Adloff (Bezirkskommando III Berlin Gardeſ). |

Verſetzungen.

Oberſtabsveterinär Duvinage, im Ulan. Regt. Nr. 14, und Ronge, im Ulan. Regt. Nr. 11, mit Wirkung vom 1. April 1909 gegenſeitig.

Oberveterinär Rugge, im Drag. Regt. Nr.7, zum Feldart. Regt. Nr. 8 (Standort Saarbrücken).

Die Unterveterinäre: Piek, im Ulan. Regt. Nr. 2, und Breßler, im Ulan. Regt. Nr. 16 gegenſeitig unter Belaſſung in dem Kommando zur Militär-Lehrſchmiede Berlin. |

Kommandos, Zu einem 6 wöchigen Kommando zur Militär-Lehrichmiede Berlin vom 4. Sanuar 1909 ab: Die Oberveterinäre Krauſe, im Für. Regt. Nr. 2, und Seidler, im Feldart. Regt. Nr. 75.

Abgang.

DOberitabsveterinär Doenide, im Feldart. Negt. Nr. 43, am 11. De- zember 1908 verjtorben.

Auf ihr Gejuch den erbetenen Abichied bewilligt: Den Oberveterinären der Landwehr 1. bzw. 2. Aufgebot3: Frede (Bezirkskommando II Braun- ihmweig); Weſtrum (Bezirt3fommando III Berlin); Beder (Be- zirfsfommando Detmold); dem Staböveterinär der Landwehr 1. Auf: gebot8 Fehſenmeier (Bezirkskommando Stodad).

Bayern.

Abſchied bewilligt: Im Beurlaubtenftande: den Dberveterinären der Landwehr 2. Aufgebot? Edart (Landau) und Müller (Bamberg).

Sachſen.

Kommandiert: Unterveterinär Schierbrandt vom Garde-Reiter— Regt. auf 6 Monate zur Probedienſtleiſtung in das Remontedepot Kalkreuth.

Verſetzungen: Oberſtabsveterinär Wangemann im Remontedepot Kalkreuth und Stabsveterinär Thomas im Remontedepot Skaſſa unter dem 1. Januar 1909 gegenſeitig.

Im Beurlaubtenſtande: Meyfarth, Oberveterinär a. D., in der Landwehr 1. Aufgebots mit ſeiner früheren Beſtallung wieder angeſtellt. Lauſchke, Oberveterinär der Landwehr 1. Aufgebots, der Abſchied be— willigt.

Auszeichnungen, Ernennungen uſw.

Vetliehen: Roter Adler-⸗Orden 4. Klaſſe: Oberſtabsveterinär Boeder— Hofgeismar.

Kronen-Orden 4. Klaſſe: den Stabsveterinären Aulich-Breslau und Klingberg-Kolberg.

ee OB

Nitterfreuz 2. Klafje des Herzogl. Sadjen- Erneftiniichen Hausordens Oberjtab3veterinär Wilde- Straßburg i. €.

Ritterkreuz 1. Klafje des Hejliichen Verdienſtordens Philipps des Großmütigen: Oberftaböveterinär a. D. Zapel-Darmſtadt.

Ernannt: Tierarzt Dierid, Repetitor an der chirurgiichen Klinik der Tierärztlihen Hochichule in Hannover, wurde mit den Ffreistierärzt- lihen Geſchäften in Neuerburg (Rheinprovinz) beauftragt.

Zum wiſſenſchaftlichen Hilfgarbeiter am Hygieniſchen Inſtitut der Tierärztliden Hochſchule Berlin: Dr. Thuromsti- Königsberg i. Br.

Zum Aſſiſtenten: Der mediziniichen Klinik der Tierärzl. Hochichule Berlin: Dr. Rogge-Delmenhorft; am Pathalog. Snititut der Tier: ärztl. Hochſchule Dresden.

Zum veterinär-technifchen Hilfsarbeiter beim Miniftertun des Innern: Bezirkötierarzt Dr. Männer: Karlörube.

Zum Schladhthoftierarzt: Oberveterinär Schwarz: Ajchaffenburg in Srankjurt a. M.; Oelkers-Borek in Bremen.

Etatmäßig angejtellt: Gr. Bezirkstierarzt Enz-Stockach (Baden).

Verliehen: der Titel Kreisſtierarzt: Dr. Müller, Leiter der Ausland— Fleiſchbeſchauſtelle und Affiftent am bakteriologiſch-hygieniſchen Snititut der Univerfität Straßburg.

Approbiert: In Berlin: Bergien- Tiergart; Janſen-Vechta; Jadin-Zoenſum (Finnland); Rantanen-Abo (Finnland).

In Hannover: Neubert Bernburg; Krieger-Reisbah; Siehring- Mannheim; Lange: Bunzlau.

Sn Gießen: Schaele-Bärwalde; Theis-Mainz; Buſchbaum— Hambergen b. Bremen; Boerner-Greußen (Thüringen); Schmidt-Darm- ftadt; Buttron= Hungen (Oberheſſen); Roßkopf⸗-Sauber-Schwabenheim.

In München: Seidl-Erding.

In Dresden: Grucza-Peiskretſcham; Lewek-Oels (Schleſien); Ruthenberg-Angermünde.

Promoviert: Zum Dr. med. vet.: In Gießen: Dammhahn— Wittenberg; Honigmann-Cönnern; Lenze-Geſeke; Mühlenbruch-Oth- freſen; Stern-Grünberg (Heſſen); Weined- Erfurt.

In Bern: Müller-Herbede (Weſtfalen); Stabsveterinär a. D. Straetz-Berlin.

Zum Dr. phil: In Roſtock: Zſchieſche-Breslau.

Verſetzungen: Kreistierarzt Kranz von Neuerburg nach Mayen; Oberamtstierarzt Honeder von Maulbronn nach Freudenſtadt.

Wohnſitzveränderungen, Niederlaſſungen: Ebert-Hof (Saale, Oberfr.) nad) Schwarzach (Niederb.); Dr. Eichacker-Lahr nad) Stuttgart; Kopf:Lahr nad) Polch (Rheinpr.); Lutter-Berlin nad) Charlottenburg; Pleſſow-Fahrland nad) Schleswig (Schledw.-Holft.); Ra ft» Badrina als Bertreter des Kreistierarztes nach Bielenzig (Bröbg.); Rothfelder- Thengen (Baden) nah Dresden; Schmidt-Hujum nad Friedrichitadt (Schlesw.-Holit.); Schlahthoftierarzt Stndt- Dortmund nah Nortorf

64

(Schlesw.Holſt.); Klaiber-Augsburg als Aſſiſtent nad) Sonthofen (Allgäu); Müller-Buchen nach Grünsfeld; Rütger-Freiburg nach Nürnberg. Bayer-München in Schnaittach (Mittelfr.); Dr. Münich jr. in Strau— bing; Ruttmann in Zwieſel; Dr. Krieger-Reisbach ald Vertreter des Diitriktötierarzteg WirtHl in Gangkofen; Tierarzt Dun in Bahnhof: Hösbach bei Alchaffenburg; Menzel-Obornik in Mölln (Pommern).

Geitorben: Schlachthofinſpektor Dettmann in Wittftod. Stab3- veterinär a. D. Yanger.in Neiße. Oberſtabsveterinär Doenide in Weſel. Korpsftaböveterinär a. D. Prof. Pilz in Königsberg 1. Br. -- Städtiiher Tierarzt Häfner in München.

familiennachrichten.

Geboren: Tochter: Herrn Staböveterinär Rademann in Potsdam. Sohn: Herrn Oberveterinär W. Müller in Berlin. Herrn Oberveterinär Süßenbad in Pojen.

Briefkaften.

Oberftabsveterinär B. in T. bittet um Beantwortung folgender Fragen: 1. Welche Erfahrungen find mit Kork:Huflederfitt als Cinlage zur Ver: hütung des Schnee:Einballeng gemacht worden? 2. Wie ift dag „berühmte“ Poudre du Pin zujanımengefegt und worauf fol! deſſen Wirkung beruhen? 3. Sind Erfahrungen mit Muftad:Hufnägeln gemadt worden?

. I 2 SEIN : ®

Gedrudt in der Königl. Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler« Sohn, Berlin SWes, Kochſtraße 68— 71.

21. Jahrg. Februar 1909. 2. Sefl.

Beitfchrift für Veterinürkunde

mit befonderer Berükfihtigung der Hygiene. Organ für die Weterinäre der Armee. Redakteur: Oberjtabsveterinär A. Chriftiani.

Erieint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 8%. Abonnententspreis jährlich 12 Mark Preis einer einzelnen Nummer 1,50 Marl. Beitellungen nehmen alle a uoet an. Snierate werden die geipaltene Betitzeile mit 30 Pfennig berechnet

Beiträge zur Ardjitektur der Knochenſpongioſa und zur

Statik und Mehanik des Feflel- und Kronenbeins bei der

regelmäßigen, der bodenweiten und bodenengen Stellung des 2Xferdes.

Bon Clemens Gieſe, Unterveterinär im 2. Garde: Feldartillerie- Regiment, Potsdam.

(Mit 2 Abbildungen im Tert und 2 Tafeln.)

Es ift noch nicht lange Zeit her, al8 man von einer Geſetzmäßigkeit der Anordnung der Knochenmaſſe und ihrer inneren Arditeftur weder in der Human= noch in der Veterinärmedizin eine richtige und exafte Borftellung hatte. Nach dem Studium der diesbezügliden Literatur, die gerade in der letzten Zeit auch in der Veterinärmedizin durch zahlreiche Abhandlungen bereihert wurde, glaubte ich eine Lücke auszufüllen, wenn ih Unterfuhungen über die Knochenarchitektur bei verjchiedenen Stellungen des Pferdes anftelltee Gerade als Veterinär bei der Zruppe und bei der Beaufjihtigung des Hufbefhlages findet man die verjchiedeniten Stellungen der Gliedmaßen, und es erjhien die Trage von hohem Intereſſe, ob die Architektur der Knochen bei den verjchiedenen Stellungen jedesmal diefelde oder ob fie verjchieden fe. Die Anregung zur vor- liegenden Arbeit verdanfe ih meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Profeffor Dr. Eberlein, angefertigt wurde diefelbe in der Veterinär- Dispenfier-Anftalt des 2. Garde-Feldartillerie-Regiments. Ich benute an diefer Stelle gern die Gelegenheit, Herrn Profefjor Dr. Eberlein für die forgfame und bereitwillige Unterftügung meinen ergebenften Dank zu jagen. Zum Studium wählte ic Feſſel- und Kronenbein der regelmäßigen, bodenweiten und bodenengen Stellung des Pferdes. Das Material für die Unterfuhungen erhielt ich zum Zeil aus der Berliner, zum Teil aus der Potsdamer Roßſchlächterei.

Zeitſchr. f. Veterinärlunde. 1909. 2. Heft. 5

=. 66:

Literatur und Geſchichte.

Schon Galilei (21) bat auf die mehanifhe Bedeutung der Knochengeftalt hingewieſen, auh Duhamel (38) 1743 ſpricht von einer gewölbeartigen Konftruftion, welche die Lamellen der Knochenenden bilden, ferner Xoder 1805, Bourgery 1832, Ward 1838, Wymann 1849, Engel 1851 und Dumphery 1858 (36) haben den Bau der „ſchwammigen“ Knochenſubſtanz zur Mechanik in Beziehung geftellt. Bei weiten eingehender als alle genannten Autoren erläuterte der Zürider Veterinär-Anatom H. v. Meyer (17) den mechaniſchen Bau der Spongioja (1867); ihm muß do alljeitig das Verdienft zuerkannt werden, zuerit die Gejegmäßigfeit in der Anordnung der Knochenmaſſe in den Enden der Röhrenknochen richtig gewürdigt und auch beurteilt zu haben (Zſchokke, 38). An der Hand mehrerer Beifpiele aus der Dfteologie des Menſchen (astragalus, calcaneus, naviculare, cunei- forme I, os metatarsi, tibia, femur, patella) erflärte er in der Naturforſchenden Geſellſchaft in Zürich die Zwedmäßigfeit des Spongioja- aufbaues diefer Knochen. J. Wolff (34) äußert fi hierüber wie folgt: „Es muß als ein ganz außerordentlih hohes Glück für die Wiſſenſchaft bezeichnet werden, daß Profeffor Culmann (5) vom Züricher Polytehnifum, der berühmte Verfafjer des ausgezeichneten Werfes über die graphiihe Statik, in der Naturforihenden Gejellihaft zu Zürid) die Präparate Meyers zu fehen befommen hat. Ohne diejen glüd- lihen Umjtand würde man möglidherweife noch lange Zeit hindurch in der foftbaren Entdedung Meyers nichts als eine artige, aber bedeutungs- loſe Spielerei der Natur gefehen haben.

Culmann bemerkte fofort beim Anblid jener Präparate, daß die jpongiöfen Bälkchen an vielen Stellen des menſchlichen Körpers genau in denjelben Linien aufgebaut jeien, welde die Mathematifer in der graphifhen Statik an Körpern entwideln, die ähnliche Formen haben wie die betreffenden Knochen, und ähnlichen Kräfteeinwirfungen ausgelegt find, wie dieſe. Er zeichnete nun einen Kran, d. i. einen gebogenen, zum Heben und Tragen von Laften beftimmten Balken, dem er die Umriffe des oberen Endes eines menſchlichen Oberjchentels gab, und bei dem er eine den Verhältniſſen beim Menſchen entſprechende ftatiihe In—⸗ anjpruhnahme annahm. In diefen Kran ließ er unter Aufjiht die jogenannten Zug= und Drudlinien von feinen Schülern hineinzeichnen. Und mit weldem Ergebnis? ES zeigte fi, daß dieſe Linien in der Tat ganz und gar identifh waren mit denjenigen, welche die Natur am oberen Ende des Oberſchenkels dur die Richtungen, die fie bier den Knochenbälkchen gegeben, in Wirklichkeit ausgeführt bat.“

% Wolff aber war es vorbehalten, alle diesbezüglichen Kenntniſſe zu erweitern und vor allem der Wiſſenſchaft und der Praris dienftbar zu maden. In feinem „Gejeg der Transformation der Knochen“ (36) faßt Wolff eine große Reihe wertvoller Arbeiten über Knochenbau, Knochenwachsſtum und Deformitätentherapie zufammen, die er in den Jahren 1868 bis 1892 veröffentliht hatte. Wolff verfteht unter dem Gefeß der Transformation der Knochen dasjenige Geſetz, nad welchem im Gefolge primärer Abänderungen der Form und Inanſpruchnahme, oder auch bloß der Inanſpruchnahme der Knochen, bejtimmte, nad) mathematifhen Regeln eintretende Umwandlungen der inneren Arditektur und ebenfo bejtimmte, denfelben mathematijhen Regeln folgende jetundäre Umwandlungen der äußeren Form der betteffenden Knochen fih voll: ziehen.

Seit diefer Entdeckung Wolffs haben ſich die Arbeiten und Unter- juhungen über die Arditeftur der Spongioſa erhebli vermehrt. MNicoladont, Zaayer (38), Aeby (1), Wolfermann (33), Barde- leben (2, 3, 4), Merkel, Langerhans (15) u. a.m.] Zu erwähnen find nod) die von Rour (22, 23, 24) angeftellten Unterfuhungen über die verfchiedenen Spongiofaarten und jeine Mefjungen über die Majchen- weite und über die Dice der ſtatiſchen Clementarteile.

Sn der Veterinärmedizin war es neben und nädjt DH. v. Meyer vor allem Zſchokke (37, 38) vorbehalten, Unterfudungen in dieſer Richtung Hin anzuftellen; in feiner ausgezeichneten Preisichriit (1892) jtreift er neben dem jtatifhen Bau des Pferdes den des Nindes, Hundes, Ejels, Löwen, Menſchen, Affen, Bären und GSeehundes. Daß den Forderungen der graphifhen Statif aud) im Pferdeſkelett Genüge ge- ihieht, weit Eihbaum (7) in einer fehr eingehenden Arbeit nad) (1890). Humerus und Radius des Wales, Schwanzwirbel der Chiropteren, die Tibia des jungen Elefanten bilden den Gegenftand einer vergleihenden Unterfußung Solgers (29). Im Jahre 1898 erjhien eine Arbeit von Schmidt-Elbing, in welder die Knochenarchitektur auf ver⸗ gleihend anatomifher Grundlage abgehandelt wird. Beſonders zu er- wähnen ift ferner die im Jahre 1907 herausgegebene Arbeit von Dr. 9. Shwyter „Über das Gleichgewicht des Pferdes“, die fpeziell für den Militärveterinär jehr viel Nützliches enthält. Nur vermißte man bisher in der Veterinärmedizin, daß die hervorragende Entdedung J. Wolffs über die „Transformation der Knochen“ nad) veränderter Inanſpruchnahme die Heilungsvorgänge bei Knochenbrüchen nod) niht zu eigen und genügend gewürdigt waren. Dieſe fühlbare Lücke

5*

68

füllte Silberſiepe (26) durch eine im April vorigen Jahres erſchienene Arbeit über „Die Feſſelbeinfrakturen des Pferdes“ aus. Silberſiepe weiſt nach, daß für die definitive Heilung der Feſſelbeinfrakturen die Transformationsprozeſſe von weitgehendſter Bedeutung ſind, und daß ſolche Feſſelbeine durch das Produkt der Transformationsprozeſſe ihre volle Funktionsfähigkeit wiedererlangen.

Statik uud Mechanik.

Unter Zugrundelegung der graphiſchen Statik von Culmann (5) ſowie der wertvollen Arbeiten von J. Wolff (34 ff.), Roux (22 ff.), Eihbaum (7) und Zſchokke (37 ff.) fei eg mir der Vollftändigfeit und des beſſeren Verjtändnifjes halber geftattet, in Kürze die in Betracht fommenden phyſikaliſchen Geſetze zu ftreifen und vorauszufchiden.

Die Knochen, feite und in gewiſſem Grade biegfame Gebilde, bilden einen aus Stügen und Hebeln zujammengejegten Mechanismus, welcher durh Muskeln und Sehnen im ganzen oder in feinen Zeilen bewegt werden fann.

Die Mechanik verwendet für den Bau ihrer Majchinen Metalle, Steine und Holz. Die Natur gebrauht zu demjenigen Xeil des tieriihen Körpers, dem zunächſt die Aufgabe eines Stativs desfelben zulommt, ein Material, welches die Vorzüge aller drei genannten Stoffe in fi vereinigt. Die Knochenſubſtanz, das Rohmaterial der Steletteile, ift nämlih zufammengejegt aus etwa 30 Prozent organifchen, leim⸗ gebenden (Knochenknorpel) und 70 Prozent anorganifhen und erdigen Beitandteilen. Letztere ſetzen ſich zuſammen aus ungefähr 50 Prozent Waffer, dann phosphorfaurem Kalf mit etwas fohlenfaurem Kalf, phosphorjaurer Magneſia und Fluorkalzium. Diejer Zement bejitt einen hohen Grad von Vollkommenheit. Durd die erdigen Beſtandteile beſitzt der Knochen einerjeit3 die Feſtigkeit des Steines, anderfeitS giebt ihm die Beimifhung der organiihen Subftanz die Elaftizität der Metalle und des Holzes. Daß diefe hemijche Verbindung eine jehr dauerhafte tft, zeigt die Erſcheinung, daß fih Knochen von Zieren aus der Zeit des Diluviums bis zur heutigen Zeit in erfennbarer Geſtalt erhalten haben (Dr. Schwyter).

Die Leiftungsfähigfeit der Knochen wird je nad deren zufälliger Lage 3. B. Ruhehaltung (Statif) und Bewegung (Mechanik) und nad) der Einwirkung von Kräften auf zweierlei Weife in Anfpruh genommen:

1. die gewöhnlichere Art der Beanſpruchung ift die Belaftung, die in der Richtung ihrer Achſe als Drud und Zug wirft und den Knochen zu zerbreden ſucht (rüdwirfende und abjolute TFeftigfeit);

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2. wird die Leiſtungsfähigkeit der Knochen auf Biegunggsfeſtigkeit in Anſpruch genommen. |

Unter „rückwirkender“ Yejtigfeit oder Drudfeftigteit“ eines Körpers verfteht man den Widerftand, welchen ein Körper dem Zerdrücken ent- gegenjegt, oder auf das tägliche Leben angewandt: foll ein Balken oder auch Knochen zum Stügen einer Laft verwendet werden, fo muß fein Material jo befhaffen fein, daß die Kohäfion feiner Teile d. h. die Kraft, mit welder die benachbarten Teile aneinanderhaften in den Richtungen der Kraftübertragung einen entipredhenden Widerftand der jeweiligen Kraftgröße entgegenzujegen vermag.

„Adjolute Feſtigkeit“ oder „Bugfeftigfeit“ ift derjenige Widerftand, weldhen ein Körper dem Auseinanderziehen entgegenjekt.

Für beide Kräfte gilt dasſelbe Grundgefeg: „Die Verlängerung und Verkürzung fteht innerhalb der laftizitätsgrenze im geraden Verhältnis zur Belaftung und der Länge des Körpers und im um- gefehrten Verhältnis zum Querfchnitte desſelben.“

Zwei Punfte eines Körpers, welche dur zwifchen ihnen wirkende Kräfte in ihrer gegenfeitigen Lage erhalten werden, ſetzen jedem Ver— juche, dieſe Tage zu verändern, einen gewiſſen Widerjtand entgegen. Will man die beiden Punkte einander nähern, jo fommt der Drud- widerftand, der überwunden werden muß, in Frage; juht man fie von- einander zu entfernen, jo muß der Zugwideritand überwunden werden. Der Drud überträgt fih am ftärkften in der Richtung der auffallenden Lajt von Zeil zu Teil. Es werden jedoch nicht nur die in der Richtung des einwirfenden Druds gelegenen Zeile einander genähert, fondern die Kraft fett fih auch im Innern des Körpers fort, auch auf jene Zeile, die in vielen ſchräg hierzu liegenden Richtungen bis zu fo großer Schräg- ſtellung gelegen find, daß die Verkürzung durch die gleichzeitige Ver— didung ausgeglichen wird. Dieje Erſcheinung zeigt ein Kautſchukwürfel jehr deutlich Roux (22 ff), Eihbaum (7), Zſchokke (37 ff.) Wolff (34ff.). ES wird unter Berüdfihtigung diefer Erfcheinung bei der Drudwirkung nit nur allein ein Widerftand gegen Näherung der Teile in der Drudridtung geleiftet, jondern es findet auch ein Wibder- jtand gegen Entfernung ftatt, oder: die in einer Richtung einwirfende Kraft fett fih nit nur in diefer, jondern aud in anderen Richtungen fort. Diejenigen Zeilen, welde in der Richtung der primären Krafteinwirkfung liegen, werden am meijten in Anſpruch genommen, ebenjo wird das jeitliche Ausmeichen der Zeilen bei Drud oder das

u 0

Sihnähern bei Zug in einer zur Drud- bzw. Zugridtung um 90° abjtehenden Linie am ſtärkſten fein.

Wird ein Körper gebogen, das heißt, werden deſſen beide Enden einander genähert, jo erfolgt. auf der fonveren Seite Zug die einzelnen Zeilden werden auseinandergezogen bzw. voneinander entfernt —, auf der fonfaven Seite erfolgt eine Annäherung der Teilchen Drud —. Es muß nun zwifhen den auf Zerrung (fonvere Seite) und den auf Preffung (fonfave Seite) beanſpruchten Zeilen des gebogenen Körpers eine Schicht geben, wo Zerrung in Preffung übergeht oder fich treffen, jo daß aljo bier weder Zerrung noch Preffung ftattfindet. Diefe Schicht ift die Mitte des gebogenen Körpers und wird „neutrale Achſe“ oder „neutrale Faſerſchicht“ genannt; hierdurch wird der Körper in eine ge- preßte oder Drudfeite und eine gezerrte oder Zugſeite geteilt. Je näher nun ein Xeilden der Zugs oder Zerrungsjeite des Körper an ver neutralen Schicht Liegt, defto geringer wird in ihm die Spannung jein, welde der Zug bewirkt, und man kann daher die Größe der Zerrung oder Zugſpannung in den einzelnen Elementen der Querjchnittshälfte berechnen.

Neben dem Drud und Zug oder Zerrung und Preffung kommen bei einem gebogenen Körper noch anderweitige Spannungen in Frage; die Teilchen eines Querſchnitts haben das Beſtreben, fi gegen die Teilchen des benahbarten Duerjchnittes zu verſchieben, desgleichen auch die Teilden eines Längsfehnittes gegen die des benachbarten. Die Kraft, mit der dies gefchieht, nennt man „Schub- oder Scherkraft“. ES wird demnah in jedem Schnitte noch eine Spannung, die „Schub- ipannung“ hervorgerufen, welche der Verjchiebung zweier benadhbarter Schnitte gegeneinander Widerftand leijtet. Die Verſchiebung neben- einander liegender Teilchen eines Körpers kann nad) allen Richtungen bin geichehen, fie ift am jtärkften parallel zur Oberfläche gelegenen Schichten „horizontale Abfcherung” und zwiſchen dazu ſenkrechten Teilchen -- „vertikale Abſcherung“. Die Feſtigkeit, welche diefer Ber- ihiebung Widerftand entgegenfett, nennt man „Scherfeitigleit“. Die Schub: oder Scherkraft wirkt in der neutralen Achſe am ftärfiten, nimmt mit dem Abftand von ihr nah Drud- und Zugſeite bin ab und ift an der Oberflähe gleih Nul*. Culmann (5) hat in feinem Werke S. 219 ff. dieje jcherenden Kräfte fonftruiert und berechnet und

*) Zur Veranſchaulichung dieſes Sages und zum befjeren Berftändnis folgende Erllärung:

„Dan denfe ſich einen geraden Ballen a b ce d, der bei a c befeitigt und bei b belaftet wird, genau in der Mitte neutralen Faferjchicht eingejägt; man

u

zeigte ferner (S. 406), daß in den Richtungen der marimalen Zerrung und der marimalen Prejfung feine jcherenden Kräfte vorkommen.

Wir haben vorhin gejehen, daß in einer Richtung feine ſcherende Kraft wirkt; man könnte deshalb an der betreffenden Stelle die FZajern in diefer Richtung einfach zerſchneiden, ohne daß die Feſtigkeit des ge- bogenen Körpers, 3. B. eines Balkens, darunter leidet. Dieje Richtung ift nun freilih an jeder Stelle eines Balfens eine andere. Würde man an allen folden Stellen die Faſern wirklih durchſchneiden, jo erhielte man zwei Scharen von Linien oder Fäden die eine aus der Richtung der Marimalpreffungen oder des Marimaldruds, die andere aus der Richtung der Marimalzerrungen oder des Marimalzuges —, zwiſchen denen allen feine jcherende Kraft ftattfindet. Die Verbindungslinien diefer Richtungen nannte Culmann (5) urjprünglid „Spannungs- trajeftorien“, Tpäter erhielten fie den kürzeren Namen „Drud- und Zug- furven“. Diefe zwei Linieniharen, aus Stäben oder Pfoften und aus Bändern oder Zugbändern beftehend, fünnten daher einen maffiven vollen Balken volljtändig erjeken.

erhält dann die Figur B: Die Schubfpannung findet infolge des Einſägens in der Mitte keinen Widerftand und die untere Hälfte verjchiebt fih um das Stüd e f

6

a ——

mach 9. Wolff.

gegen die obere. Erfolgt die Einfägung oben oder unten in der Nähe der Balfen- oberfläde, jo daß zwei ungleiche Teile entjtehen, jo wird dag Stüd esf viel „einer ausfallen. Wenn die Biegungsfeftigfeit des Materiald durch die] äußere Kraft überwunden wird, jo erfolgt ein Zerreißen, SZerdrüden oder Abſcheren.“ Nach J. Wolff (34 ff.)).

AI.

Profeſſor der Mathematik Culmann in Zürih war aud) der erfte, der dur die Tat bewies, daß ein hohler Balfen an Tragefähigfeit einem maffiven nur wenig oder gar nichts nachſteht, wenn feine Wand eine gewiffe Dide befizt und in feinem Innern ein in den Bahnen ftärkjter Kraftübertragung Trajektorien verlaufendes Bälkchenwerk aus hinreichend zug- und drudfeftem Material aufgebaut wird. Culmann (5) wurde durch dieje Entdedung der Begründer der „graphiſchen Statik“; er fonftruierte diefe Wirkungslinien der Kraft und beredhnete die Größe der Kraftäußerung für jeden Punkt. Er zeigte des weiteren, daß ein allein in diefen Linien angefegter Widerftand von genügender Größe die Zragefähigkeit eines Balfens auf derjelben Höhe erhält, jelbft wenn die außerhalb diefer Linien liegende Baltenmaffe entfernt wird, und daß ihre Zahl und Stärke abhängig ift von der Größe der Laft und von der Art des Materials Kohäfion jowie die Richtung der Trajeftorien von der Form des Tragebalkens.

Die Eigenfhaften der Zrajektorien find nah Culmann (5) und % Wolff (34 ff.) zufammengefaßt folgende:

1. Es ift in den Kurven der Drud oder Zug nicht konſtant, jondern nimmt von einem zum andern Ende ab.

2. Die Kurven jtehen da, wo fie die Minima der Marimaldrud: jpannung bzw. Marimalzugipannung andeuten, normal zur neutralen Achſe und zu den Endfafern des Balfens. Dies ift der Fall an den Endpunften der Kurven, wo fie am meiften auseinandergefaltet find. Dagegen find fie da, wo fie die Marima der Zerrungen und Prefjungen andeuten, parallel zur neutralen Achſe und zueinander. Dies ift der Fall an den Anfangsteilen der Kurven, da, wo die Linien zugleih am dichteſten beieinander ftehen.

3. Die Kurven fchneiden die neutrale Achje unter Winfeln-von 45°, während fie ſich rechtwinklig fchneiden.

4. Es finden in der Richtung dieſer Rurven feine jcherenden Kräfte jtatt.

% Wolff (36) ſchreibt in feinem „Geſetz der Transformation“ ungefähr wie folgt: „ES ift nunmehr erfichtlih, daß wir in den Drud- und BZugfurven die Größe und die Art der Inanſpruchnahme eines jeden Elements eines belafteten Körpers (in unjerem Yalle Feſſel- und Kronenbein) herausleſen fünnen. Oder va, wie wir gejehen haben, den Spannungen, welde die äußere Kraft veranlaßt, durd die inneren Widerftände jolange das Gleichgewicht gehalten wird, als nicht die Biegungsfeftigkeit dur die äußere Kraft überwunden wird, fo erfehen

re

73.

wir zugleich aus diejen Linienjyjtemen, in welchen Richtungen dem im Balken (in unferem Falle Feſſel- und Kronenbein) durch die Belaftung bewirften Zug und Drud der größte Widerftand geleiftet wird und an welden Stellen diefer Nihtungen das Maximum, an melden das Minimum diefes größten Widerftandes vorhanden ift.“

Anatomiſche Vorbemerkungen.

a) Das Yefjelbein, phalanx prima, iſt ein furzer Röhrenknochen mit Heiner Markhöhle. Man unterjcheidet an ihm ein Mittelftüd, corpus, ein oberes, proximales, Endjtüd und ein unteres, distales, Endftüd. Das corpus wird nad) unten ſchmäler und dünner und zeigt zwei abgerundete Ränder, eine glatte, dorfale Fläche, die leicht gemwölbt ift und eine ziemlich ebene, volare (Sohlen) Fläche. An der volaren Fläche finden fi zwei von den beiden Bandhödern des prorimalen Endftüdes ausgehende, nach unten zu fonvergierende flache Leiften, Fefjelbeinleiften genannt, welche dadurch ein Dreied begrenzen, das eine rauhe Oberfläche zeigt, Feſſel⸗ beindreied. Das prorimale Endftüd, der breitete und ftärkfte Teil des Knochens, zeigt eine Gelenfflähe mit einer Gelenfgrube zur Aufnahme der Gelenfrolle des Metafarpus. Die Gelenfrofle zerfällt durch eine etwas ſchief geftellte Rinne in eine mediale, etwas größere, und eine laterale, Fleinere Hälfte. Seitlich findet fich an der volaren Fläche jederjeit3 ein Bandhöder. Das diſtale Enpftüd zeigt eine Gelenfwalze, die ebenfall3 durch eine feichte, fagittale Vertiefung in eine mediale, größere und eine laterale, etwas kleinere Gelenkhälfte zerfällt. Oberhalb der Gelenkrolle befindet Nid feitlich je eine kleine Bardgrube und J—— je ein flacher Bandhöder.

Das Feflelbein der Hintergliedmaße ftimmt im Bau mit dem Vorberfeflelbein im wefentlichen überein, e3 ift nur etwas ſchmäler und dünner.

Bon den 18 von mir genau unterfuchten Feflelbeinen zeigten einige eine leichte Berdrehung in der Längsachfe und zwar dergeftalt, daß eine durch die Mitte der diltalen Gelenkwalze gelegte Linie mit einer ebenſolchen der prorimalen Gelenf: fläche fich nicht dedte und parallel verlief, fondern divergierte; eine Erjcheinung, worauf in der tierärztlichen Literatur meines Willens nad bisher noch nicht auf: merkſam gemacht worden iſt und die noch der Aufklärung bedarf. Vielleicht ift dieſe Erjcheinung dahin zu begründen, daß abnorme Kräfte (hauptſächlich Drudkräfte und auch Zugkräfte) auf die Knochen eingewirft haben, denn nad den Unter— fudungen von Zſchokke (37 ff.) ift die Entwidlung der Knochen in Form und Bau von den auf fie einwirfenden Zug: und Drudfräften bzw. von der Drud: fpannung im Gemebe abhängig, und für ihre innere Einrichtung ift nicht die häufigfte (gewöhnlichfte) Beanjpruchung, fondern die phyftologifch ftärkfte maßgebend.*)

*) Durch die Liebenswürdigkeit von Herrn Profeſſor Dr. Zſchokke in Zürich wurde ich auf die im Jahre 1906 in Bern erſchienene Arbeit: „Die Geſtalt— veränderung des Pferdefußes infolge Stellung und Gangart” von Dr. 9. Schwyter aufmerkſam gemacht; oben angedeutete Beobachtung von der leichten Verdrehung des Geffefbeins um die Laͤngsachſe wird daſelbſt reichlich beſtätigt und auch be— gründet.

2 DU u

Das Feflelbein verbindet fih mit dem Metakarpus zu einem volllommenen Wechfelgelent, art. metacarpophalangeus s. phalangis primae; an der Bildung find außer der oberen (prorimalen) Gelenkfläche des Feſſelbeins und der Gelenk—⸗ rolle des Mittelfußes auch die Sefambeine beteiligt. Die Gelenkkapſel befeftigt ſich am Rande der Gelentflähen des Mittelfußes, des Feſſelbeins und der Sejambeine; hinten ift fie nur dünn und bildet eine Ausbuchtung, vorn und zu beiden Seiten ift fie durch Faferzüge verftärft; mit der Sehne des musc extensor digit. com- munis ift fie innig verbunden.

Am Fefjelbein befeftigen jich folgende Bänder und Sehnen:

1. Das ulnare (laterale) und radiale (mediale) Seitenband ; beide find innig mit dem Kapfelband verbunden, entipringen als ftarfe Faſerzüge in bzw. in der Umgebung der Bandgrube des Metalarpus und erftreden fich zu den Banbhödern des Feſſelbeins.

2. Bon den Sefambeinen zu den Bandhödern jederjeit3 erftredt ſich ver untere Schenkel des ulnaren und radialen Seitenbandes der Sejambeine (lig. sesamoideum ulnare et radiale).

3. Die gefreuzten Bänder der Sejambeine (lig. sesamoidea cruciata); fie entfpringen alg ſcharf begrenzte Faferzüge von der Bofiß der Sejambeine und enden an den Bandhödern der entgegengejegten Seite.

4. Der Fellelbeinbeuger, muse interosseus, auch zweijchentliges Aufhänge- band der Sejambeine genannt; er entjpringt aus dem lig. carpi volare mit 3 bis 4 Schenfeln und fpaltet ſich oberhalb des Feſſelgelenks in 2 Schenkel, die fih an die Sejambeine anbeften. Bon den Sejambeinen aus fett ſich der musc. interosseus mit 5 Äften fort und zwar mit 2 dorfalen Stredjehnenäften und 3 volaren Zehenäften. Die Stredjehnenäfte entipringen jederjeit3 von der Seite des Sefambeins, gehen auf die Dorjale Fläche des Feſſelbeins in den musc. extens. digitorum communis über. Die 3 volaren Zehenäfte entjtehen an der Baſis der Seſambeine und bededen als ſtarke Sehnen das ganze Feſſelbein; die beiden late: ralen fonvergieren und enden an den Fellelbeinleiften, lig. sesamoidea obliqua Der mittlere Aſt, geraded Band der Sejambeine, lig. sesamoideum rectum ge: nannt, liegt auf den beiden lig. sesamoidea obliqua und endet teil am Feſſel⸗ bein felbft, teil3 an der Kronenbeinlehne, wo er mit den beiden Endſchenkeln des Kronenbeinbeugers3 verfchmilzt.

b) Das Kronenbein, phalanx secunda, von der Yorni eines zujammen: gedrüdten Würfels kurzer Knochen bildet als zweites Zehenglied mit dem Feſſel- und Hufbein die Grundlage der Zehe des Pferdes. Die vordere oder dorfale und etwas rauhe Fläche wird von der hinteren oder volaren und glatten Fläche durch ftumpfe Seitenränder getrennt. Die prorimale Fläche zeigt eine Gelentgrube, welche durch eine niedrige, fanft anfteigende Leifte in eine größere mediale und eine etwas Kleinere laterale Hälfte geteilt wird. Der Hintere Rand diefer Leifte biegt fich ftark in die Höhe und wird durch einen mulftigen, in der Mitte breiten Kamm, der fogenannten „Kronenbeinlehne” von der Sohlenfläche gefchieden. Auch der vordere Gelenkrand zeigt in der Mitte einen VBorjprung, der jedoch niedriger ift, der fogenannte „Kronenbeinfortfag”.

Zu beiden Seiten der Kronenbeinlehne findet fich je ein ftarker, rauher Band: höder. Die diftale Fläche des Kronenbeins zeigt eine Gelenkwalze, welche durch

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eine leichte ſagittale Vertiefung, Gelenkwalze, in zwei Hälften, wiederum eine mediale etwas größere und eine laterale etwas kleinere Gelenkhälfte zerfällt. Zu beiden Seiten oberhalb der Gelenkrolle befindet ſich eine etwas rauhe Bandgrube.

Das Kronenbein der Hintergliedmaße ſtimmt im Bau mit dem der Vorder⸗ zehe im großen und ganzen überein, es iſt nur ſchlanker und weniger breit.

Auch von den von mir unterſuchten Kronenbeinen zeigten einige die oben beim Feſſelbein ſchon erwähnte Drehung um die Längsachſe, die jedoch leichter und noch weniger ſtark ausgeprägt war ala beim Feſſelbein.

Das Kronenbein verbindet ſich mit dem erften Zehenglieve, dem Feffelbein, zu einem Wechjelgelent, Kronengelenf, articul. phalangis secundae, dad man zwar zu den vollflommenen Wecjel-(gynglimus)Gelenfen rechnet, jedoch effektiv ein unvolllommenes Wechjelgelenf ift, denn in der Beugeftelung find aud) geringe feitlihe und Drehbewegungen möglid. Die Gelentfapfel (capsula articularis) befeftigt fih am Rande der Gelentwalze des Feſſelbeins und der Gelenfvertiefung des Kronenbeind. Hinten verbindet fie fi mit den Beugefehnen und ift dünn und Ioder; vorn, wo ſie fi mit dem musc. extens. digitor. communis und zu beiden Seiten, wo fie fi mit den Seitenbändern verbindet, ift fie dider und ftraffer.

Mit dem dritten Zehengliede, den: Hufbein, verbindet fi) das Kronenbein zu einem volllommenen Wechjelgelenf, das nach Hinten durch das Strahlbein ver- vollitändigt wird. Die Gelenkkapſel befeftigt fih an dem Rand der Gelentwalze des Kronenbeins und an dem Rand der vom Huf: und Strahlbein gebildeten Bertiefung.

An dem Kronenbein finden fich folgende Bänder und Sehnen:

1. Die Seitenbänder, das radiale (mediale) und das ulnare (laterale), find furze und ftraffe Bänder, die jederjeit3 am Bandhöder, beziehungsweiſe in der unter dem Bandhöder gelegenen Bandgrube des Feſſelbeins entipringen; fie find mit den Aufhängebändern des Strahlbeins verbunden und verfehmolzen, verlaufen nach unten und inferieren ſich am entiprechenden Bandhöder des Kronenbeins.

2. Die hinteren Kronen:Tyeflelbeinbänder, lig. volaria, zerfallen in die beiden mittleren und die beiden feitliden. Erjtere nehmen ihren Anfang an der Kronenbeinlehne neben der Inſertion der geraden Bänder der Sejambeine (lig. sesamoidea recta), mit denen fie auch zum Teil verfchmelzen, und enden an den Fefjelbeinleiften; die beiden feitlichen und ſchwächeren entipringen teils feitlich an der Kronenbeinlehne, teils am Bandhöder des Kronenbein3 und enden in der Mitte des Feflelbeinfeitenrandes (fiehe unter 3., Kronenbeinbeuger).

3. Der Kronenbeinbeuger, musec. flexor digitorum sublimis, oberflächlicher Zebenbeuger, entipringt muskulös am Beugefnorren des humerus, erhält vom medialen Rand der Speiche eine fogenannte Verſtärkungsſehne nah Schmalg caput tendineum und wird unterhalb des carpus fehnig, verläuft dann als oberflächlichfter Beuger auf dem Hufbeinbeuger und mit legterem über die Gleit- flähe der Sefambeine Hinter dem Fellelgelenf herab, wo der Kronenbeinbeuger einen ringförmigen Anfat hat, mit welchem er den Hufbeinbeuger umfaßt. Der King ift nicht mit der Perforation der Kronenbeinbeugefehne zu verwechjeln. Als PVerforation wird erft die folgende Gabelung bezeichnet (Schmalt 27/28): Am Seflelbein gabelt fich der Kronenbeinbeuger (perforatus), und zwiſchen feinen

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beiden Schenfeln tritt der Hufbeinbeuger (perforans), welch leßterer ſich an der Sohlenflähe des Hufbeins anheftet. Die diden Schenkel des Kronenbeinbeugerd nehmen dem mittleren Aft des musc. interosseus zwiſchen ſich und fließen mit ihm zu einer diden Platte, die hart, Tchildförnig und etwa 4 cm lang ift, zu: fammen; in dieſe gehen aud die volaren Feflel-:Kronenbeinbänder hinein. Die Platte dedt von hinten her das Kronengelent, das obere Ende des Kronenbeins und das untere Ende des Feſſelbeins und heftet ſich an beide Knochen an.

An der dorjalen Fläche des Feſſel- und Kronenbeins verlaufen:

1. musc. extens. digitorum communis, gemeinjchaftliche Stredjehne für den Unterfuß, eine ftarle Sehne, die in Höhe des Feſſelbeins zwei Verſtärkungsſchenkel vom Feflelbeinbeuger erhält, dadurch erheblich ſtärker wird und fi am processus extensorius des Hufbeins anbheftet.

2. Der musc. extens. digitalis lateralie, der feitliche Zehenftreder, welcher prorimal an der dorjalen Feſſelbeinfläche endigt.

Die Beziehungen des Feſſel- und Kronenbeins zur Statif

und Mechanik.

Mit der Horizontalebene bilden die gradlinig aneinander gereihten zwei Zehenknochen der Vordergliedmaße einen Winkel von ungefähr 45°, die der Hintergliedmaße einen Winkel von ungefähr 55°, jo daß die ſenkrecht auffallende Körperlaft die unterftügenden Knochen in einem Winkel von ungefähr 135° bzw. von 125° trifft. Würden die beiden Zehenknochen aus einem einzigen Stüd bejtehen, jo erhielte man, wie Zſchokke (37 ff.) erwähnt, das Bild eines Krane, bei weldem Die Drudfeite durch Knochen, die Zugſeite durch Bänder dargeftellt ift. Zufolge ihrer gelenfigen Verbindung untereinander und ihrer jhrägen Stellung ijt ihre Funktion als Laftträger jedoh nur dann denkbar, wenn fie den Volarbeugungen und ebenfalls den Dorjalbeugungen gegen: über gefejtigt und fixiert find. Es genügt ein Blid auf die Vorder- gliedmaße, um zu erfennen, daß es bejonders das Feſſelgelenk ift, worauf die Körperlaft ruht. Die Laft würde das Gelenf zu Boden drüden, wenn nit die Sehnen dem entgegenträten; das Feſſelgelenk wird feit- geftellt durch einen Hemmungsbänderapparat. Dieje Bandmafjen müfjen in Zufammenwirfung mit den Knochen dem Fuße die nötige Stüß- jejtigfeit geben und zugleih eine gewiſſe Claftizität verleihen. “Die Knochen fowohl wie die Bänder werden diejer Aufgabe am beften ge- wachſen jein, wenn jie gleichmäßig beanjprudht werden. Das iſt der Fall, wenn die Körperlaft zur Hälfte auf den Bandapparat übergeleitet wird und die andere Hälfte in der Knochenachſe weiterwirft. Eine gleihe Beanfprudung beider Zeile, der Knochenachſe und des Band- apparates, bzw. eine gleichmäßige Laftverteilung im Feſſelgelenk wird

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möglih fein, wenn Tefjel-, Kronen» und Hufbein in einem Winkel von 45° zum Erdboden verlaufen (fiehe Abbild... Bei der Hinter: gliedmaße verlaufen Feſſel⸗ Kronen» und Hufbein etwas fteiler zum Erdboden, etwa im Winkel von 55°, weil hier durch die Lajtverteilung auf Gelentwintel oberhalb des Feſſelgelenks für die notwendige Elafti- zität befjer gejorgt iſt.

Vom ftatifhen Standpunft aus betrachtet, ftellen Feſſel- und Kronenbein einen ſchräg gejtellten Hebel dar, der in feiner Lage ver- änderlib ift und unter der Laſt an feinen beiden Enden verſchoben

100% chrankuimbelantung;

50% 100% Knochenbelantung Knochenbelantung mach MM. dehmaykar.

werden kann. Die Lajt, melde die prorimale Gelenkfläche des Feſſel— beins und in Yortleitung die proximale Gelenfflähe des Kronenbeins trifft, fucht die prorimalen Enden beider Knochen nah abwärts und rückwärts zu drängen und nad) dem Prinzip der Gegen: und Wechiel- wirfung in gleich ftarfer Weife die diftalen Enden beider Knochen nad vorwärts und aufwärts zu ſchieben. Dieſelbe und gleiche Verfehiebung ſucht der auf die diftale Gelenkfläche des Kronenbeins und in Fortleitung des Feſſelbeins einwirfende Gegendrud zu erjtreben. Beide Enden des Hebels find jedoh, wie wir zum Zeil gefehen und im folgenden noch weiter finden werden, jo durdy Bänder und Sehnen gefeftigt, daß fie nur in geringftem Maße diefem Schub nachgeben fünnen. Die auf die

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prorimalen Gelenkenden beider Knochen einwirkende Laſt wird jomit die Knochen zu biegen ftreben, wobei die dorjalen Flächen derjelben gedehnt und die volaren gepreßt werden. An den diftalen Enden erfolgt ein dem Drude an den prorimalen Enden glei ſtarker Schub der Knochen, wobei die volaren Flächen eine Zerrung, die dorfalen einen Drud er: fahren. Ye fteiler nun beide Knochen ftehen, deſto geringer werden die Schubfräfte fein und defto geringer wird auch die wechlelfeitige Bean- jprudung der beiden Enden und Wände beider Knochen auf Drud und Zug jein.

Wie wir noch weiter unten fehen werden, zeigt auch der innere Aufbau beider Knochen eine Architektur, die den oben angeführten Prin- zipien der Statif und Mechanik volllommen entipridt.

Zu dem Bandapparat äußert ſich Schmalg (27/28) ungefähr wie folgt:

„Man beachte, daß an der aufrecht geftellten präparierten Vorder- gliedmaße die Zehe etwa ſenkrecht fteht, aljo keineswegs die ſchräge Lage zeigt, wie man fie am ftehenden Pferde beobachtet. Man. über- zeuge fih, daß es bei gewöhnlicher Kraftanwendung gar nicht gelingt, die Zehe in Schräglage zu drüden, und zwar, weil die Beugefehnen dies verhindern und gewöhnliche Körperfraft diefen Widerftand nicht überwindet. Da nun am ftehenden Pferde die Zehe tatſächlich eine jhräge Lage einnimmt, fo beweift dies, daß dann die Beugefehnen ge- waltjam aus der Rage, welche fie unbelaftet einnehmen würden, verdrängt jein müffen. Dies fann nur die Körperfchwere bewirken; fie ift er- beblih genug, um die Sehnen zu dehnen. Am ftehenden Pferde find aljo die Sehnen gedehnt durch die Körperlaft und tragen diefelbe. An diefer Xeiftung beteiligt fih in erfter Linie der musc. interosseus. Deshalb hat er auh da, wo die Laft am meiſten auf ihm ruht, d. 5. im Feſſelgelenk, eine harte Einlage, die Sefambeine mit ihrem Zmwifchen- Inorpel (wie auch der musc. biceps vor dem Schultergelenk eine Inorp- lige Einlage hat).“ Nah Stoß (32) hat der musc. interosseus jeine aktive Funktion überhaupt verloren, nah ihm iſt der musc. interosseus urjprünglid Beuger der erjten Phalange Ein Beugen der erjten Phalange findet nun beim Pferde überhaupt nicht mehr ftatt. Das, was man gewöhnlid Beugung des Feſſelgelenks nennt, ift eine Überſtreckung (Dorfalfleftion Möllers), ein Verhältnis, das man mehr oder weniger bei allen Zehengängern findet und das beim Pferde den höchſten Grad erreicht hat. Es ift fomit einleuchtend, daß der musc.

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interosseus (tertius) beim Pferde ſeine aktive Funktion verlieren mußte, dafür aber als Spannband für die erſte Phalange zur Be— Ihränfung eine wichtige Rolle fpieltl. Bon bejonderer Bedeutung find noch diejenigen Schenkel, welhe der musc. interosseus Zum musc. extens. digitor communis entjendet. Eine aftive Stredung können fie beim Pferde nicht mehr vermitteln, die Stärfe ihrer Ausbildung jpriht aber doch für eine wichtige Yunktion. Sie bilden nah Schmaltz (28) mit dem musc. extens. digitor. communis einen zwiſchen Huf: beinfappe und Sejambeinen ausgejpannten Sehnenbogen, welcher einer Dorjalflexion entgegenjteht. Zweitens verhindern fie nad Stoß (32) bei normal aufgefegter Extremität ein Überfnöcdeln im Hufgelent. „Die Überlegung jagt, daß dies bei ebenem Boden wohl ausgefchloffen fein dürfte, da die Körperlaft ſchon für die Durdftredung jorgt; anders gejtalten fih jedoh die Verhältniffe beim Bergabgehen“ (Stoß 32). Die Körperlaft zerfällt Hier in eine Komponente ſenkrecht zur fchiefen Ebene und in eine parallel zu ihr. Letztere könnte in der Tat ein Uberknöcheln im Hufgelent bewirken, wenn nicht die bei. Verftärkungs- bänder, die Strediehnenäfte, dies verhinderten. Sie bilden alfo mit der GStredjehne einen Gurt um das Kronenbein, weldher beim Bergab- gehen um fo ftärfer angejpannt wird, als das Tyejjelgelenf hierbei über- ſtreckt wird.

In bezug auf die Wirfung und die Bedeutung der Sehnen und Bänder fommt man aljo zu folgenden Schlüffen:

I. Das Feſſelgelenk wird getragen:

1. hauptfählih durd den musc. interosseus, der mit feinen von der Bafis der Eefambeine ausgehenden fünf Zehenäften die ganze Zehe dorjal und volar umjcient;

2. durch den Kronenbeinbeuger und

3. dur den Hufbeinbeuger.

1I. Diefelben Träger fommen aud für das Kronengelent in Be: trat, auch der jehnige musc. interosseus, denn das lig. sesamoideum rectum iſt als eine Fortſetzung des musc. interosseus aufzufajfen (Stoß 32; Schmalk).

Es find jomit drei Träger für das Feſſelgelenk und drei Träger ded Kronengelent3 vorhanden. Der oben erwähnte Sehnenbogen vorn, der musc. interosseus, die volaren Feijel-Kronenbeinbänder und der Kronen- und Hufbeinbeuger hinten, die feitlichen Fefjel-Kronenbeinbänder zu beiden Seiten umjchienen aljo Feſſel- und Kronenbein volljtändig; ihre

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Spannung verhindert ein Eintniden der Zehenachſe unter der Belaftung bzw. feitlihe Exrfurfionen in den Gelenken. Beide Enden des oben er: wähnten Hebels find aljo gefeftigt und fixiert.

Die regelmäßige, die bodenweite und die bodenenge Stellung des Pferdes.

Bevor ich auf meine eigenen Unterfuchungen eingehe, möchte ich die einzelnen in Betradt fommenden Stellungen kurz prägifieren.

Wenig eingehend, faft ftiefmütterlich ift in den älteren Lehrbüchern des Huf: beichlages das Kapitel über die Stellungen des Pferdes behandelt (Binter v. der Au, Bourgelat, Naumann, Settegaft, Roloff ua. nah Schwyter [30)). Mehr Beachtung Hingegen bringen ihnen die neueren Lehrbücher entgegen. Bejonders verdienen die Werke von Eberlein, Köfterd und A. Lungwitz ber: vorgehoben zu werden. Somohl die deutihen Handbücher über den Hufbeichlag, wie das von Lungwitz, Öutenaeder, Großbauer, Eberlein, Köfters, als auch die franzöfiihen Werke, wie dasjenige von Peuch, Lesbre, Phary, Goyan und Bader (Schwyter 30) find fi in der Definition der normalen (regelmäßigen) Stellung einig. Sie nennen, allerdings ohne Beweisführung, die Bordergliedmaßen regelmäßig (normal) geftellt, wenn diefelben fomohl bei ber Betrachtung von vorn, ald auch von der Seite den Rumpf ſenkrecht ftügen, d. h., wenn die an der Hufzehe errichtete Sentrechte das Schultergelent trifft. Die Stellung der Hintergliedmaßen bezeichnen fie als regelmäßig (normal), wenn, von der Seite gefehen, da3 vom Hüftgelen? gefällte Lot die Mitte der äußeren Seiten: wand des Hufes bzw. die Huftracht trifft.

Zum Unterſchied von den obengenannten Autoren nennt Zſchokke (37) und führt einen längeren Beweis für feine Anfiht die Bordergliebmaße dann normal gejtellt, wenn eine Senfrehte vom Drehpunkte des Schulterblattes aus gezogen, durch die Mitte des Ellbogengelenks verlaufend, die Mitte der äußeren Huffeitenwand berührt. Nach den oben angeführten Autoren heißt diefe Ruhe: (Normalsftelung Z3ſchokkes „rüdftändige” Stellung.

Bon vorn gejehen, ſpricht man von der regelmäßigen Stellung, wenn die vor der Mitte der Hufzehe errichtete Senkrechte fi mit der Mitte der Knochenachje dedt und das Schultergelen? trifft; bei der Hinterglievmaße, wenn die in ber mittleren Strahlfurde bzw. in der Mitte der Ballen errichtete Senfrechte den Scentel teilt und den Sitzbeinhöcker trifft.

Weichen die Border: bzw. die Hintergliedmaßen von den erwähnten Senf: rechten nah unten und außen hin ab, fo ſpricht man von der bodenmeiten Stellung, weichen fie von oben nad unten und innen ab, jo hat man die boden: enge Stellung.

Zur bodenweiten Stellung gehört die x-beinige Stellung, bei der die Ab- weichung der Schenkel nad außen vom Borderfußmurzel: oder vom Sprunggelenf aus bejteht, ferner die zehenbodenmweite Stellung, bei welcher die Abweichung vom Teflelgelent an beginnt. Zur bodenengen Stellung rechnet man fernerhin die o-beinige Stellung, bei der bei bodenengen Schenfeln die Vorberfußmurzeln oder

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die Sprunggelenfe verhältnismäßig weit auseinander ftehen, und endlich noch die zehenbodenenge Stellung, bei welcher die Abweichung nach innen erſt vom Feſſel—⸗ gelent an beginnt.

Zur Beurteilung der Stellung des Fußes ift es zwedmäßig, jich der Fußachſe zu bedienen. Unter Fußachſe ift (nad) Eberlein [6], Köfters [14]) eine durch da3 metacarpale III bzw. metatarsale III, das Feljel und den Huf gezogene gedachte Linie zu verftehen, a. die Richtung der Fußknochen zum Boden an: geben ſoll.

"Bon vorn gejehen, jol die Fußachſe bei der regelmäßigen Stellung fenfrecht durch die Mitte des Schienbeins verlaufen, geradlinig von der Mitte des Feffel- gelenks aus das Fefjel halbieren und in der Mitte der Hufzehe zu Boden fommen. Bon der Seite gejehen, jol die Zußachje nahezu ſenkrecht durch das metacarpale bzw. metatarsale bis zur Mitte des Fefjelgelenf3 ziehen und von da weg parallel ‚nit der Zehenwand des Hufes gradlinig zum Boden verlaufen, und zwar beim Borderhuf unter einem Wintel von 45°, beim Hinterhuf etwas fteiler. Beim von hinten gefehenen Fuße fol defien Achje jenfrecht das Schienbein durchziehen und, in der mittleren Strahlfurche zu Boden kommend, den ganzen Fuß in zwei gleiche Teile halbieren.

Bei der bodenmweiten und bodenengen Stellung joll die Fußachſe von der Mitte der Hufzehe aus geradlinig nach oben verlaufen, das Feſſelbein halbieren, die Mitte des Feſſelgelenks treffen und durch die Mitte des Schienbeins verlaufen.

(Schluß folgt.)

Mitteilungen aus der Armee.

Eine neue auferdienftliche und gemeinnützige Tätigkeit der VBeterinäre. Bon Oberveterinär Dr. Heuß.

Der ungeahnte und beiſpiellos daftehende Aufſchwung, den die deutjche Snduftrie jeit Gründung des Deutjchen Reiches nahm, hatte für unfere Zandwirtichaft eine unangenehme, allmählich zu einem Übelftand ausge— mwachjene Yolge, die jogenannte Landfluht der Ländlichen Arbeitskräfte. Diefe Abwanderung der: letftungsfähigften Teile der bäuerlichen Bevölfe- rungsihichten in die Induſtriezentren hat in der Gegenwart einen der—⸗ artigen Umfang angenommen, daß unjere Landiirtichaft ſich infolge des dadurch Hervorgerufenen Mangeld an eingeborenen Arbeitöfräften geradezu in einer großen Notlage befindet. Es iſt daher auch leicht zu verfiehen, wenn nicht nur die landwirtichaftlicden Berufskreiſe, jondern nicht minder auch die ftaatlichen Behörden wie die berufenen Vertreter der Volkswirt⸗ Ichaftslehre darauf bedacht find, Mittel und Wege ausfindig zu machen, wie der Entvölferung des platten Qandes entgegenzumirfen jet.

Zeitſchr. f. Veterinärkunde. 1909. 2. Heft. 6

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Als eine ſolche Abwehrmaßregel wurde vor etwa zwei Sahren zuerit vereinzelt, dann jeitend der landwirtjchaftlihen Zentralvertretungen und zulegt im Neichdtage empfohlen, auch im deutjchen Heere nach dem Vor⸗ bilde anderer Arıneen bei den ihrer aktiven Dienitzeit genügenden Ange: börigen der Zandwirtichaft durch Einrichtung landwirtſchaftlicher Unter- richtskurſe die Freudigkeit an ihrem Berufe zu ſtärken und ihre vachlenntniffe zu fördern. In höchſt dankenswerter Weije ift die Militär- verwaltung jenem Vorſchlage näher getreten. Durch einen Erlaß des Kriegsminifteriumd vom 10. Dezember 1908, Nr. 649/11. 08. A. 2 wird den Truppen Kenntnis gegeben, daß Seine Majeftät der Kaiſer und König durch Allerhöchſte Kabinett3ordre vom 19. November 1908 die verjuchsweile Einführung landwirtihaftlider Unterricht3furfe im Heere nach bejonderen Leitjäben zu genehmigen geruht haben.

Bon den in diejen Leitjägen gegebenen Anweijungen intereffieren an diefer Stelle befonderd die Ausführungen über den Unterrihtsjtoff und die Lehrkräfte. Syn dem erjtgenannten Punkte finden wir u. a. als Vor⸗ tragSgegenftände die Abhandlung der „wichtigiten Fragen auf tierzüchte- riſchem Gebiete, wie Zucht, Fütterung, Gejundheitöpflege ujm.* In dem die Lehrkräfte behandelndem Kapitel wird erwähnt, daß ſich „bei den berittenen Truppen nicht jelten Ober- und StabSveterinäre finden werden, die über Behandlung von Krankheiten, Seuchenſchutz, Haußtlerpflege und dergleichen ſprechen können”.

Mit diefer legten Beitimmung eröffnet fich nach meiner Anficht für und Beterinäre die Perſpektive auf eine außerdienftlihe und gemeinnüßige Tätigkeit, die zu erfüllen wir uns ernſtlich angelegen ſein laſſen jollten. Aus dem Unterricht dürfen der Heeredverwaltung feine bejonderen Kojten erwachjen. Diefe Anordnung kann an einzelnen Stellen leicht zur Yolge haben, daß die Gewinnung von Lehrkräften aus dem ZBZivilberufe für gewiſſe Fächer auf Schwierigkeiten ftößt. In folchen Fällen aber muß es für die Veterinäre eine Ehrenpflicht fein, in die Lücke einzutreten und an ihrem Teile zu dem Gelingen der mwohlgemeinten Einrichtungen nad) beiten Kräften beizutragen. Vermöge unſeres Studienganges find wir vollauf befähigt, und mit Materien zu befafjen, die vielleicht mit unferem praftiihen Berufe nicht in unmittelbarem Zuſammenhange ftehen; ich denfe bier 3. B. an naturkundliche Gegenstände wie Chemie, Phyſik, Bau und Leben der Pflanzen, an Bau und Einrichtungen von Stallungen und Düngerftätten, au) an das Gebiet der Tierverfiherung. Gewiß wird man für jolhe Vorträge einige Mußejtunden zur Vorbereitung opfern müſſen, aber dies darf unter feinen Umjtänden ein Hinderungsgrund fein, und der Sache mit Luft und Liebe anzunehmen. Ganz bejonderd aber gilt dies don denjenigen Unterrichtszweigen, die zu unſerer ureigeniten Domäne gehören, und auf die wir ich darf wohl jagen einen Anfpruch haben. Hierher rechne ich da3 weite Gebiet der Tierzucht, die erite Hilfelelitung bei plößlicden Erkrankungen, die Seuchenpolizei, die gerichtliche Tierheillunde, die Hygiene der Haustiere, die Bedeutung des Hufbeihlagd und der Hufpflege, alle8 naturgemäß in ausgewählten Kapiteln und in einer dem Zuhörerkreis angepaßten Form. Ich bin

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überzeugt, wenn wir eine ſolche uneigennützige Mitarbeit zum Beſten unſeres Volkslebens und der Allgemeinheit ernſt nehmen, dann werden uns auch Erfolge und Anerkennung nicht vorenthalten bleiben. |

Beitrag zur Behandlung der Kolif. Bon Oberveterinär a. D. Dr. Kalder.

In Nr. 10 der „Zeitichrift für Veterinärkunde“ dieſes Jahrgangs hat Hummerich eine Art der Kolitbehandlung bejchrieben, die für gewiſſe Fälle angezeigt tft, und der ich mich bereits feit etwa zwei Jahren mit recht anjprechenden Erfolge bediene.

H. läßt nad 5⸗ bis Sftündiger erfolglofer Kolitbehandlung die er- frankten Tiere kontinuierlich wälzen, nachdem er diejelben vorher in Nüdenlage gebracht bat.

Ganz in derfelben Weiſe pflege ich vorzugehen, doch möchte ich dabei noch einige3 weitere mitteilen. Bor allem jcheint mir, was ich in H.'s Ausführungen vermifje, in jedem Falle eine reftale Unterfuhung nötig zu jein, und dieſe wird uns in den meiſten Fällen gleich darüber Aufichluß geben, ob in der Folge die Wälzbehandlung in Frage kommen wird. Fühlt man nämlich bei diefer Unterfuhung quer durch die Bauchhöhle verlaufende Stränge, deren Berührung Ziehen daran fih al ſchmerzhaft erweift, jo handelt e8 jich meiftend um Grimmdarmverlagerungen, und die Einverleibung von ftarf die Periftaltit anregenden Mitteln wird faft ſtets zwecklos, meiſtens gefährlich fein. Auch geben dem Praftifer über diefen Zuftand die prall injizterten Gefäße der Konjunktiva Aufſchluß. Sch möchte mir erlauben, nun im folgenden meine Behandlungsweije des näheren auszuführen. |

AL erſtes pflege ich in jedem Falle Ol. camphor. fort. 20,0 zu injizieren aus der Erfahrung heraus, daß viele Sektionen in früherer Beit mir die Annahme beitätigt haben, daß eine Reihe von Todesfällen bei Kolik auf Herzſchwäche infolge hochgradiger Schmerzen (Shod), oder infolge von Autointorifation durch Übertritt von Darmgafen (Sumpfgas-, Kohlenſäure- ujw. Vergiftung) in die Blutbahn zurüdzuführen find. Sodann pflege ich eine Einſpritzung von Arecol. hydrobrom. 0,08 : 10,0 zu machen und lafje dann den Batienten führen. Die jpeicheltreibende, die Pertitaltit nur mäßig anregende Wirkung des Arekolins benuße ich, um die Darmwand vor den angejchoppten, meiſt bereit3 ſtark eingetrodneten Kotmafjen nad) Möglichkeit zu jchonen, dann läßt fich auch ein ftark er- weichter Kotbrei leichter vorwärts bewegen als ein zäher. Wenn feine ſtarken Gasanjanımlunger in den Därmen nachzumeifen find, lafje ich das Tier fih nad Belieben legen und fi) wälzen. Ein wie mwohltuender und berechtigter Naturtrieb dieſes ift, zeigen uns die in der Regel dabei eintretenden Gasabgänge, wie jeinerzeit bereitd Dr. Goldbed an dieſer Stelle betont Hat. Bei ſtarker Gasanfammlung muß man natürlich) die Gefahr der Darmruptur berüdfichtigen; in ſolchen Fällen made ich regel- mäßig eine Darmpunltion vom Rektum aus. Dieje Operation habe ich

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mindeſtens 50 Mal in meiner Praxis ausgeführt und niemals bei Be— obachtung der uns geläufigen Vorſichtsmaßregeln Reinigungskliftier mit leichtem Zuſatz von Bazillol, gut desinfiziertes Trokart üble Folgen geſehen. Wenn im Verlaufe etwa einer Stunde nach der Arelolininjektion kein weſentlicher Kotabſatz erfolgt, ſo laſſe ich das Tier in ähnlicher Weiſe, wie von Kollegen Hummerich beſchrieben, wälzen mit den Erfolgen, die derjelbe gejchildert. Beſonders auffällig find der ſtarke Gasabgang und die oft jofort lebhaft werdende Periſtaltik. Bemerken möchte ich, daB ich dieſes Wälzen öfters über eine Stunde lang mit Unterbredungen natürlid babe ausführen lafjen müſſen. Zwiſchendurch pflege ich noch einmal 10,0 bis 20,0 g Kampferöl zu geben. Habe ih da8 Pferd auf- ftehen laſſen, die neuerdingd ausgeführte reftale Unterſuchung läßt die oben geichilderten Stränge vermifjen und es erfolgt troß reger Periltaltif nicht reichlicher Kotabſatz, jo richte ich mir die Chlorbariuminjeltion ein, von der ich in fraltionierten Doſen von 15 zu 15 Minuten etwa 0,3 Bar. chlorat. injiziere bis 0,9, in einigen ganz jeltenen Yällen jogar bis 1,5 g Bar. chlorat.! Allerdings iſt bei jo reichliher An⸗ wendung von Bar. chlorat. wegen des jtarfen Nachprefjens |päter dann ſtets Morphium nötig geweſen. Geitdem ich es mir zur Methode, die man bier wohl gelten lafjen fann, gemacht habe, viel Kampferöl einzu- Iprigen, und beſonders jedesmal vor Chlorbariuminjektionen, habe ich Die mir jeinerzeit (Militärzeit!) anerzogene Furcht vor Bar. chlorat. längit vergejjen, und ich jchäße dieſes Mittel bejonderd nach Arelolin als ein hervorragende. Wie oft fommt es bei Koliken wohl hauptſächlich darauf an, möglichſt rajch den Darm zu entleeren. Sodann iſt mir Bar. chlorat. wegen feiner jchnellen Wirkung nad) dem Wälzen ein weſentliches Hilfg- mittel zur Erfennung, ob troß negativen, rektalen Unterſuchungsbefundes nit in meiter vorn liegenden Darmabjchnitten noch Berlagerungen be= itehen, die erneutes Wälzen erfordern. In jedem Falle nehine ich dieſes jofort von neuem vor, wenn nach 0,3 Bar. chlorat. fein Kotabfag und jet es auch nur geringer eintritt.

Ich möchte behaupten, daß etwa 70 Prozent aller jchwereren zur Behandlung kommenden Kolikfälle auf Darmverlagerungen beruhen, dieje Zahl trifft wenigjtend für meine Praxis Landpraris zu. Und dieſe Fälle gehen bei ungeeigneter Behandlung Drastica ad infinitum sive ad infinitum! fajt immer letal aud. In früheren Beiten habe ich bet diefer Art von Kolik Morphium oder auch Opiumtinktur verwendet, oft mit Erfolg, weil fih der Darm allein in feine richtige Lage brachte, ſah jedoch, daß diefe Mittel viel öfter eine Selbittäufchung verurfachten. Warnen muß ich unter allen Umftänden davor, Bar. chlorat. oder Eserin bei bejtehenden Darmverlagerungen einzujprigen; wie ich bereit3 oben andeutete, it der Ausgang fait immer betrübend umd trägt nidht zur Stärkung des Selbſtbewußtſeins bei.

Kollege Zwirner, der obige Art der Behandlung feit einiger Zelt ebenfall8 durchführt, konnte mir exit neulich die ihn ſehr zufriedenftellende Wirkung beftätigen.

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Multiple infektiöſe Gelenkentzündung.

Von Stasveterinär Kramell.

Bei der Pferdereviſion am Nachmittage des 7. April wurde bei einem 10jährigen Pferde des Feldartillerie-Kegiments Nr. 9 auf dem linken Hinterfuß eine zudfußartige Lahmheit bemerkt. Da in Entitehung be: griffener Spat vermutet wurde, jo wurden Stollen eingedreht, worauf die Bewegungsſtörung nachließ. Am nächſten Morgen lahmte PBatient dorwaltend auf dem linken Borderfuß. Dieje Lahmheit wurde im Laufe des Nachmittags jo hochgradig, daß da8 Pferd fi faum von der Stelle bewegen fonnte. Im Bereiche des linken Buggelentd ließen fi) hoch— gradige Schmerzen fowie eine leichte Anſchwellung nachweiſen. Die Zahl der Pulfe war auf 56 erhöht, die Körperwärme ftand auf 39,0° C. Der Appetit war vermindert. Am dritten Krankheitstage (9. April) hatte fi die Lahmheit auf dem linken Vorderfuß bedeutend gebefjert, dagegen beitand jegt eine jtarfe, vermehrt warm ſich anfühlende, ſehr drud- empfindliche Anjchwellung der rechten VBorderfußmwurzel jowie eine öde— matöje Schwellung am rechten Sniegelent. Neben diejen Erjcheinungen wurden nun auch Schludbeichwerden und röchelnde Kehlfopfsgeräufche beobachtet. Die aufgenommene Nahrung wurde größtenteil® durch Die Nafenöffnungen wieder entleert. Die Schlundlopfgegend war leicht ge= Ihwollen und wenig ſchmerzhaft. Die Zahl der Bulje betrug 48, die der Utemzüge 16 in der Minute, die Innenwärme ftand auf 38,7°0. Einreibung der leidenden Gelenke mit Kampferjpiritus, der Schlundfopf- gegend mit Ugt. acre.

Am 10. April wurden 56 Pulſe und 12 Atemzüge gezählt, Temperatur 39,1° O. Die ganze rechte Vordergliedmaße war phlegmonds ge— Ihwollen. Die Scludbejchwerden beitanden fort, dad Nöcheln hatte nachgelafjen, Allgemeinbefinden war gebefjert.

11. April: 60 Bulfe, 16 Atemzüge, 39,0° C. Patient lag viel und ſah fi) Häufig nach dem Hinterleibe um. Darmgeräuſche waren vor: handen, Appetit normal. Das Pferd erhielt Einläufe von warmem Waſſer; e8 wurde feitweicher Kot und auch Harn im Liegen entleert. Gegen Abend wurde das Pferd jehr unruhig, es ſchlug im Liegen um fih und machte vergeblihe Verjuche aufzuftehen. Hierbei zog es ſich Berlegungen am Kopfe und an den Gliedmaßen zu. Der Puls war auf über 100 Schläge in der Minute geftiegen, die Zahl der Atemzüge betrug reihlih 50, die Temperatur war ſchwankend, ging jedody nicht über 39,6° C hinaus, Einfprikungen von Kampferöl blieben ohne Einfluß auf die Herzihwähe. Nach einer Morphiumtnjeltion, die während der Nacht wiederholt wurde, trat Ruhe ein. Außer zunehmender Mattigfeit machte ſich im Allgemeinbefinden feine nennenswerte Veränderung bemerkbar.

Den folgenden Vormittag (12. April) verbradte daS Tier in liegender Stellung, vollftändig apathiih. Gegen 12 Uhr mittags trat ohne Kampf der Tod ein.

Bei der von Oberbeterinär Matthießen vorgenommenen Obdultion wurde in den größeren Gelenken der Gliedmaßen die reichlich vorhandene

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Synovia rötlich gefärbt, trübe und dünnflüſſig vorgefunden. Merkwürdiger- weile zeigten die Gelenkkapſeln und Gelenkknorpel keine augenfälligen krankhaften Veränderungen. Die Umgebung der Gelenfe war teilmeije blutig durchtränkt. Sm Herzbeutel waren etwa 100 g einer trüben, blutwafjerähnlichen Flüffigkeit vorhanden. Das Herz befand fih im Zu- Itande der Erichlaffung. Herzmusfel trübe, mürbe und brüdig Am Endolordium zahlreiche punktförmige Blutungen. Die zwei: und dreizipflige Klappe war ſchwarzrot und geſchwollen. Die Klappenzipfel waren 2 bis 3 mm, an dem wallartigen freien Rande an einzelnen ‚Stellen jogar 5 bi3 6 mm did. Daneben beitand eine parendymatöje Reberentzündung.

Betreff der Entitehung de3 Leidend muß angenommen werden, daß ed fih um einen unbelannten Infektionsſtoff handelte, welcher, im Blute zirkulterend, die Polyarthritid erzeugte. Vielleicht erfolgte die Aufnahme des Erregers in der Region des Schlundkopfes, wofür die Schlud-- beſchwerden fprechen würden. Leider find in dem Obduktionsprotokoll außer einer Rötung und Schwellung am Kehldedel Veränderungen des Schlundkopfes und feiner Lymphdrüſen nicht bejchrieben.

Erfranfung nach VBerfütterung von Nübenblättern. Bon Stabsveterinär Lüdede.

Zur Zeit der BZuderrübenernte, von Mitte September bis Ende Oktober, gelangen in Gegenden, wo ſolche Rüben in Mengen angebaut ‚werden, die grünen Blätter derjelben bei ARindern in ausgedehnten Maße zur Verfütterung. Troß ihres hohen Waſſergehalts beiten fie eine ver⸗ hältnismäßig große Menge Stidjtoff und mirfen, rein gemonnen und vorſichtig verfüttert, günftig auf die Milchjekretion. Stets ftellen ſich aber bei ihrer Verwendung mehr oder weniger ſtarke Durchfälle ein, erfteng infolge ihres ſtarken Wafjergehalt3 und dann wegen ihres ſehr hoben Gehaltd an pflanzenfauren Salzen und GSalpeter. Häufig habe ich Ge⸗ legenheit gehabt in hiefiger Gegend Neudorpommern —, in welcher Buderrüben in großer Menge gebaut werden, Rinderftälle zu betreten, in welchen die Tiere zeitweije bi über die Klauen in dünnbreiigem Mift jtanden.

Im Gefolge der andauernden Durchfälle ftellen fich bei den Tieren bald auffälligere Verdauungdftörungen ein. Sie jtöhnen, zeigen häufiges Aufitoßen, leichtes Aufblähen, Speiheln und Atmungsbeichleunigung. Derartige Krankheitserſcheinungen beftehen zuweilen nur kurze Zeit, oftmals aber mehrere Tage, ſelbſt Wochen hindurch. ALS Yolgeericheinungen der Fütterung von Buderrübenblättern find fie den hiefigen Landwirten allgemein befannt und wird von diejen nur wenig Wert darauf gelegt. Zwiſchen⸗ fütterung von Heu, Stroh oder Spreu, bejonder® Gaben von Heu als erited Morgenfutter, bejeitigen die Gefahr der larierenden Wirkung der Blätter jchnell.

Hierneben zeigen fi) nun oft noch andere Krankheitserjcheinungen, die fi nicht allein auf die Verfütterung der Buderrübenblätter zurück⸗

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führen laſſen. Nie Habe ich dieſe nachitehend befchriebenen Krankheit3- erigeinungen zu anderen Zeiten als gerade zur Zeit der Rübenernte beob- achten können.

Vier Fälle in diefem und drei Fälle im vorigen Jahr ftimmten binfichtlic) der Erjcheinungen völlig miteinander überein. Die Rinder zeigten nach Angabe der Beſitzer plößliche Hinjälligfeit, ſchwankten und fürzten zufammen. Daneben ftellte fich pochender Herzichlag ein, der Puls wurde Klein und fchnell, die Temperatur ſank unter die Norm. Zu— weilen trat der Tod unter Krämpfen, Verdrehen der Augen und Schlagen mit den Beinen ſchon nad 1/4 6i8 -!/a Stunde ein, oft aber erit nad) 2 bis 3 Stunden, fofern der Beſitzer es nicht vorgezogen hatte, bei den eriten Erſcheinungen gleich die Notichlachtung vorzunehmen. In anderen vereinzelten Fällen waren die Erjcheinungen nicht jo afuter Art. Die Rinder zeigten dann neben Durchfall nur auffällige Mattigkeit und waren nach einiger Beit kaum noch imftande, fich zu erheben. Mit Hilfeleiitung aufgerichtet, ftanden die Tiere in den Fefleln nad) vorn überkötend und ftürzten, lo3gelaffen, unter Stöhnen zu Boden. Das Wiederlauen war unterdrüdt, Pul3 und Temperatur meift normal, ebenfo war nod) geringe Freßluſt vorhanden. Nur zeitweile auftretendes Aufblähen machte den Tieren Unbequemlichkeit. Gänzliches Abſtellen der Rübenblätterfütte- rung, Geben von Heu, Stroh oder Spreu und Heine Dofen von Salz- jäure und Beratrin bejeitigten die Krankheitserfcheinungen in furzer Zeit. Meift ſchon nach 2 bis 3 Tagen vermocdhten die Tiere ſich zu erheben und erholten fit) dann in wenigen Tagen völlig. Bei der nad, Not- ihladhtung vorgenommenen Fleiſchbeſchau fanden fi) die Erjcheinungen einer hämorrhagiſchen Magen-Darmentzündung. Beſonders im Labmagen und Dünndarın beitanden blutige Verfärbungen und Ulzerationen der Schleimhaut; ebenfo waren auch Nieren und Blajenichleimhaut blutig entzündet. Sn den Körperhöhlen fand fich eine gelblich:rötliche, wäſſrige Hlüjfigleit in mehr oder weniger großen Mengen. Bei Abnahme des Kopfes floß aus dem Wirbelkanal ähnliche Flüffigkeit in geringer Quantität.

liber die nächſte Urſache der Erfranlung ließ ſich anfänglid) nichts Sicheres feftftellen. Daß die Erkrankung mit der Rübenblätterfütterung in urſächlichem Zuſammenhange ftehen mußte, war zwar ficher, da nur im zeitlichen Bereich derjelben die KrankHeit3ericheinungen auftraten. Wie fam e3 aber, daß bei der allgemeinen Nübenblätterfütterung in einzelnen Beitänden die Erkrankung Häufig, in anderen überhaupt nicht oder nur in geringem Umfange in Erſcheinung trat? Zum anderen Male, waren es BVergiftungsericheinungen, warum erfranften dann nicht alle Tiere des- jelben Beſtandes, da doch die Fütterung bei allen diejelbe war? Die Annahme, daß ein Rind miderjtandsfähiger als das andere ſei, erteilt fih als Hinfällig, da ſowohl gutgenährte als auch in jchlechter Verfaſſung befindliche, junge und alte Tiere erkrankten, andere ebenjo bejchaffene da— gegen gejund blieben.

Zur Klärung der Frage wurden verjchtedene Proben der Zuder- rübenblätter chemiſch unterfuht. Dabei fanden fich neben einer fon- ftanten Menge der an Kali gebundenen Oxalſäure erjtaunlich mwechjelnde

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Mengen von Natriumjalpeter. Es ift mit großer Wahrſcheinlichkeit an- zunehmen, daß die wechjelnde Menge von Salpeter nicht nur durch Vers mittlung des Bodens in die Pflanzen übergegangen fit, fondern mehr eine direfte Wirkung des durch die übliche Kopfdüngung auf Blätter und Stengel der BZuderrüben gebrachten und dort liegen gebliebenen Chilifalpeters ift.

Auf Grund dieſer Erwägung iſt die oben bejchriebene Erkrankung der Rinder al3 eine Vergiftung durch Chilifalpeter anzujehen. Je nach⸗ dem die Tiere mit den Blättern eine größere oder geringere Menge Ehili- falpeter, welche infolge der Kopfdüngung in ungleicher Menge auf den einzelnen Blättern und Stengeln haften geblieben tft, aufnehmen, treten die leichteren oder ſchwereren Formen der Erkraukung in Erſcheinung.

Eine ähnliche Erfahrung habe ich bei Pferden in der SHerbitzeit machen können. So erkrankten in leßter Zeit häufig Pferde an Kolik- ericheinungen, zumeilen 2 bis 3 Pferde bei einem und demjelben Befiger zu gleiher Beit. Die Erlranlung trat ſtets bald nad dem Futtern auf. Es fanden ſich ſtarke Unruheerſcheinungen, mäßige Auftreibung und Elin- gende Darmgeräufche rechterjeit3, normale oder lebhafte Darmgeräufche linferjeit3. Der Puls war Hein und jchnell. Gleichmäßig bei allen Koliken war der häufige Abgang von übelriechenden Gaſen. Feuchtwarme Umſchläge um den Bauch, Entleeren des Darmed durch larierende Mittel, in8befondere durch Aloe, und bei beginnendem Appetit Trodenfütterung Heu und Stroh beleitigten die Kolif innerhalb 24 Stunden. Auf⸗ fällig war die häufige und oft gleichzeitige Erkrankung mehrerer Pferde in Stallungen, in denen notorijch eine ausgezeichnete Pferdepflege ſtattfand. Hier ließ ſich die Kolik weder auf daß tadellos bejchaffene Futter, noch auf die Behandlung und Pflege der Pferde mit Sicherheit zurüdführen. Mit Rüdfiht auf die Erſcheinungen nad) NRübenblätterfütterung bet Nindern, die häufige Erkrankung im Herbite uſw. angeftellte Nachforſchung ergab, daß alle dieſe Pferde größere Mengen, oft 10 bis 15 Pfund, friiher ' weißer Pferderüben, teilwelje mit dem Kraut, neben dem gewöhnlichen Butter erhalten hatten. Entziehung diejed Futter, namentlich des Krautes, erwies fi) al8 ausreichend, weiteren Erkrankungen an Kolik vorzubeugen.

Obige Ausführungen beftätigen die Tatſache, daß eine Fütterung von Buderrübenblättern an Rinder, ebenio von Rüben mit Kraut an Pferde in größerer Menge nicht ohne Bedenken ift, namentlidh dann, wenn die Nübenpflanzen eine Düngung mit Salpeter erfahren haben. Bei der vielerort3 beliebten Fütterung von Rüben an Pferde tft e8 von prophylaktiſcher Bedeutung, darauf zu achten, daß die Rüben nicht zu friſch, ſondern abgelegen und gereinigt, ferner nicht mit dem Kraut und immer nur in Heinen Mengen als Beigabe gereicht werden.

Erfranfung des Fleiſchſaumes aller vier Hufe. Bon Stab3veterinär Draegert. Ohne wachweisbare Urjache trat bei einem neunjährigen Tiger— Ihimmel-Walah während der Nacht eine puftulöfe Erkrankung des Fleiſchſaumes und der fleifchtgen Ballen aller vier Hufe auf.

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Die Entzündung erſtreckte ſich vorn links .von der Ballengrube bis auf die Mitte des inneren und äußeren Kronenrandes. Der innere Hornballen war von zwei bohnengroßen Puſteln durchbrochen, die ein ſeröſes Sekret abſonderten, und der Hornſaum in der hinteren Hälfte des Hufes war wulſtig verdickt, gerötet, heiß und ſchmerzhaft.

Am rechten Vorderhuf befanden ſich auf beiden Ballen mehrere erbſengroße Puſteln nahe beieinander. Der Hornſaum an den Trachten- wänden war geſchwollen und jeine Verbindung mit dem Zleijchlaum am oberen Rande gelodert.

An beiden Hinterhufen waren der Hornſaum am ganzen Kronen- rande in Abjtänden von 1 bis 3 cm mit bafelnußgroßen Puſteln durd)- jebt und die hornigen Ballen an ihrem oberen Rande von den Zleilch- ballen abgelöit. Hier wie am rechten Vorderhuf entleerte fih aus den entjtandenen Spalträumen ein ſeröſes, bernfteingelbes Selret.

Die Pufteln plagten nach einigen Tagen und trodneten zu Kruften ein oder veränderten fi) geihmwürig und fonderten ein eitrige8 Sekret ab. Die durch Ablöjung der hornigen Ballen und ded Hornjaumes fihtbar gewordenen Zeile der Huflederhaut bededten ſich mit Lörnigen, grauroten Granufattonsmafjen und bald darauf mit einem trodenen Scorfe, unter dem die Neubildung von normalem Horn jchnell erfolgte.

Die Hornftrahle waren bei dem Pferde unverändert und wurden auch nicht in Mitleidvenjchaft gezogen. -

In vierzehn Tagen hatte der Krankheitsprozeß feinen Abſchluß er- reicht. In den erſten Srankheitstagen zeigte daS Pferd einen gejpannten Gang wie bei leichtem Verjchlag.

Scharfe Mittel zur Reinigung der Hufe, wodurch die Erfranfung hätte hervorgerufen fein fönnen, waren nicht gebraucht worden. Auch die Streu wied feine Schädlichkeiten auf, fie beftand aus Roggenſtroh und war troden.

Die Behandlung beftand anfangs in feuchten, ſpäter in trodenen antijeptifchen Verbänden.

Mit Saumbandfäule, die im Anſchluß an Strahlfäule auftritt, ift der Prozeß nicht tdentiih, da die Strahle der Hufe gut entwidelt und volllommen gejund maren.

Wahrſcheinlich ift, daß Bakterien bzw. ihre Gifte auf dem Wege der Blutbahn in die Huflederhaut gelangt find und dieſes Leiden her- borgerufen haben.

Eine eigenartige Hauterkrankung bei einem Pferde. Bon Oberſtabsveterinär Voß.

Am 28. Sanuar 1908 erkrankte ein 7 jähriger ruſſiſcher Schimmel- wallach (Orloffrafje) an vereinzelten, handtellergroßen Hautanſchwellungen an der rechten Körperfeite, die wie Fliegenſtiche ausſahen. Am 2. Februar waren fie zahlreicher, mitunter fonfluierend; fie Hinterließen feine Finger: eindrüde, waren nicht jchmerzhaft, gleichmäßig derb, von ziemlich gleicher Größe und deutlich abgegrenzt. Sie befanden ſich beſonders zahlreich

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auf der Kruppe, dem Rücken und am Kopfe. Am rechten Hinter⸗ und rechten Vorderfuße hatte ſich eine ſtarke Schwellung eingeſtellt, die in den oberen Abteilungen beſonders umfangreich war und die Lokomotion er- ſchwerte. Die linle Körperfeite war noch ganz frei und die Gliedmaßen normal. An den fichtbaren Scleimhäuten nicht? Abnormes, Drüfen- anjchwellungen nicht vorhanden. Temperatur 38,3° C., Atemzüge 10 per Minute, Pulſe 36. Freßluft gut. Am 6. Februar fand ih auch lingjeitig gleiche Schwellungen, aber noch vereinzelt, während fie rechts⸗ feitig ftart vermehrt waren, jo daß die ganze Seite mit diefen quaddel- artigen Schwellungen bededt war, jedody mit noch intakten Antervallen. Un einzelnen war das Haar gejträubt; die Stellen fühlten fid) derb und troden an und begannen fit) an den Rändern abzuheben. Dabei ver- breitete das Pferd einen eigenartigen, ftarken Aasgeruch von der erkrankten Haut au. Nach ein paar Tagen vermehrten fi) denn auch linksſeitig dieſe Duaddeln, die linksſeitigen Beine ſchwollen auch mächtig an, jo daß ſich das Tier nun nicht mehr bewegen oder legen fonnte; e8 ſtand be- jtändig auf derjelben Stelle. Dabei hielt fi) die Temperatur in den Grenzen von 38,3 bis 38,5° 0; die Freßluſt blieb außerordentlich rege. (Nach Ausjage des Kutſchers 18 Pfund Hafer täglich.) AUllmähli begannen ih nun einzelne diefer erkrankten Stellen abzuftoßen, fie ließen fih ab- heben und zeigten dann das Ausjehen der oberflächlichen Hautitüde, wie fie fi) nad) Einreibungen mit ſcharfen Ealben abftoßen: Epithelialjchicht mit den Haaren, an der unteren Fläche ein wenig eitrig näſſend. Auch war der Nachwuchs des Epitheld und der Haare genau wie nad) jcharfer Einreibung, fo daß nad Abfallen der Hautjtüde die Haut nicht wund erihien, jondern mit kurzen Haaren und mit Epithel bededt war. Zu näfjender Sekretion oder ftarfer Eiterung fam ed nie. Der penetrante Geruch wurde immer ftärfer, faum erträglid. Nachdem die mortifizierten Hautjtücde abgejtoßen waren, bildete fich ein ftarfer Grind, der fchließlich den ganzen Körper bededte. Der Haarwuchs war dadurd nicht behindert. Das Pierd blieb bei demfelben guten Appetit, magerte troßdem aber jehr ftarf ab. Die Schwellungen an den Beinen verloren fi) allmählich, die Haare wuchlen nad), aber an einzelnen Stellen, die noch nicht betroffen waren, jtellten fih Erkrankungen immer wieder ein, bis ſchließlich alle alte Epidermis herunter war.

ALS aber die Haut an den zuerſt betroffenen Teilen fi) wieder regeneriert hatte, ſetzte das Leiden in derjelben Weile immer wieder ein, jo daß es fich monatelang hinzog. Scließlih war das Pferd trog un—⸗ ausgeſetzter Freßluſt vollftändig zum Sfelett abgemagert, fiel dann um und konnte nicht wieder aufgebracht werden. Am Kopf und an ver- ſchiedenen Körperteilen Hatte es fich dermaßen aufgejchlagen, daß e8 am 25. Mat getötet werden mußte.

Die Sektion ergab die genannten oberflächlichen Prozeſſe auf der äußeren Haut; Verdidung der Haut und Unterhaut. Dabei war das Tell jo mürb, daß es zu gewerblichen Zmeden nicht verwertbar war. Un den inneren Organen feine Veränderung. Infektionserſcheinungen an den Drüſen und an den Barenchymen nicht vorhanden.

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Die Behandlung erſtreckte fi) zuerit nur auf Wafchungen mit Lyſol, jpäter mit Sublimat. Innerlich zuerſt Schthyol, fpäter Arſenik. Die Schwellung der Beine wurde mit Burow'ſcher Miſchung erfolgreich be= handelt. Auf die Hauterfranfung hatte die Behandlung augenscheinlich feinen, Einfluß.

Über die Urfacden der Erkranfung konnte nichts ermittelt werden. Parafiten Eonnte ich nicht nachweilen. Dr. Hobftetter, der ſich für den Patienten interejjierte und der ſich auch der Mühe mikroſkopiſcher Unterfuchhung unterzog, fand aud) feine PBarafiten. Bet Abjtrichpräparaten von der unteren Fläche der Hautfeben zeigten fich zahlreiche, durch Metbylenblau fi) färbende Kleine runde, einzeln liegende Mifroben, darunter einzelne größere von nierenförmiger Geſtalt.

Anſteckend war die Krankheit jedenfalls nicht, denn es ftanden in dem- jelben Stalle während der ganzen Zeit noch drei Pferde, die gejund blieben.

ALS Differentialdiagnofe fonnte zeitweilig in Frage fommen Pferde- typhus oder Urticaria. An leßtere konnte nur im Beginn der Krankheit gedacht werden. Den Verdacht auf Morbus maculosus erregte die Er- franfung auch nur zu der Zeit, als die ftarten Schwellungen an den Extremitäten auftraten. Sonſt fehlten jämtlihe Symptome, namentlich die Petechien, die blutigen Abgänge aus Naſe uſw. Auch find die Mortifi: fationen an der Haut hierbei ſtets tiefergehende, fie beſchränken fich nie auf die Epithelialſchicht. |

Mit den und befannten Hauterkranfungen zeigte das Krankheitsbild feine Ahnlichkeit. Haut und Haare waren vollftändig intakt, bis fich an den geichwollenen Hautpartien Epidermid und Haare in toto abitießen. Das Auffallendfte war jedenfalls der penetrante, gleich zu Anfang auftretende Aasgeruch und die troß der guten Freßluſt ftarfe Abmagerung, welche jchließ- (ih nah A Monate langer Krankheit den Abgang des Tieres verurjadhte.

Ich Habe eine ähnliche Erkrankung nie gejehen, auch ijt mir aus der Literatur eine ſolche nicht bekannt.

Ein Fall von Pemphigus? Bon Stab3veterinär Kull.

Anfang März 1908 erkrantte ein achtjähriges Offizierspferd Fuchswallach unter folgenden Erſcheinungen:

An verſchiedenen Stellen des Körpers und zwar der Reihe nach: au beiden Seiten des Halſes, an der Unterbruſt, am unteren Hals— rand und den Ganaſchen, an den Schultern, dem Bauche, den Flanken, den Vorarmen, den Ober- und Unterjchenkeln, der Kruppe, in der Sattel- lage, in der Lendengegend und am Schlaude ſowie an der Schweif- wurzel wurde die Haut fledenmweije im Umfange einer Walnuß bi3 zu Handtellergröße beulig verdict und empfindlich. Stellenweije blieben die rundlichen Anfchmwellungen vereinzelt und ziemlich ſcharf begrenzt, meiſtens aber floſſen ſie zu ausgebreiteteren beetartigen Verdickungen zu— ſammen, und an den Gliedmaßen ſtellten ſich ziemlich ſtarke, ödematöſe Anſchwellungen ein. Die Haut war an den ergriffenen Stellen empfindlich,

und es beitand, namentlich in den erften Tagen, jtarler Juckreiz, jo daß Patient fi) fortwährend zu fcheuern und zu benagen verſuchte.

2 bis 3 Tage nad) dem Auftreten der einzelnen Anjchwellungen fielen in der Mitte derfelben die Haare aus und mit ihnen löfte fich gleichzeitig die DOberhaut; die freiliegende Lederhaut war vielfach gerötet und jah ftellenweife aud wie mit Nadeln zerftohen. Es jtellte fi zu— gleih eine ftarfe Ausſchwitzung gelblicher, klarer, zäher Flüſſigkeit ein, welche tropfenmweile an den Haaren berunterlief und an der Luft zu ziemlich diden, bräunlichen Schorfen eintrodnete. Wurde in diefer Periode die ausjchwigende Haut zu einer Yalte zufammengedrüdt, jo quollen aus den Poren Serumperlen hervor, wobei da8 Pferd heftige Schmerzen äußerte.

Nah etwa 5 Tagen wurden die abjondernden Stellen troden, Die aus der klebrigen Flüſſigkeit entitandenen Schorfe fielen ab und die baar- Iojen Zleden waren mit dünnen, durdhfichtigen Schuppen bededt. Die vorher erwähnte Empfindlichkeit hörte bald auf und nach weiteren 4 bis 6 Tagen verlor fi) aud die Verdidung der betroffenen Hautpartien. Jedoch fielen nun ſämtliche Haare jo weit aus, als die Haut entzündet und verdidt gewejen war, jo daß zeitweilig größere Körperitellen voll- fommen haarlos waren. Kurze Zeit nach dieſem lebten, au&gebreiteten Haarausfall wuchs jedoch jchnell dichte und gleichmäßiges Dedhaar nad). Etwa 31/2 Wochen nad dem erſten Erkrankungstage konnte das Pferd als geheilt betrachtet und wiederum täglicd mit Schonung geritten \verden.

Während der ganzen Krantheit3dauer hat fi nur einmal für einige Stunden die Majtdarmtemperatur auf 39,1° C gehoben, im übrigen ſchwankte fie zwilchen 38,2 und 38,8° C. Die Pulsfrequenz erreichte nur während der eriten drei Tage die Zahl 50, ſonſt betrug fie 40 bis 44. Bahl der Atemzüge ftet8 10 bis 12 pro Minute. Während der erſten ſechs Krantheitstage beftand Appetitlofigfeit und eine gemifie Mattigkeit, nach dieſer Zeit mar im Allgemeinbefinden feine Störung mehr bemerkbar, nur zeigte Patient in der Zeit der ftärliten Glied- maßenjchivellung einen gejpannten Gang. Lymphdrüſenanſchwellungen oder ftärfere Füllung der Lymphgefäße find nicht aufgetreten.

Die Behandlung bejitand in täglich zweimaligen Wajchungen mit 1 bi 2 prozentiger wäfjriger Löſung von Plumbum aceticum: Alumen crudum 2:1, täglid einmaliger Bepinfelung der nicht mehr näfjenden, baarlojen Stellen mit Tinctura Alo&s: Glycerin aa und täglich mehr- maliger Werabfolgung Heiner Doſen von Sal. Carolinum fact. und Natrium bicarbon. zu gleichen Teilen. An Butter wurde Weizenkleie, gute8 Heu, wenig Hafer und bisweilen eine Mohrrübe gegeben.

Für die Beurteilung der Entitehfung des Leiden? Hat fich fein fiherer Anhalt gefunden. Wielleicht bot die ziemlich ftarfe Fütterung mit Bohnen welche allerdings in der Qualität einwandfrei waren die Veranlaſſung. Doc Haben die beiden anderen Pferde desjelben Stalles troß de3 gleichen Zutterd und derfelben Leiltungen niemals die geringiten Geſundheitsſtörungen gezeigt.

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Referate.

Die Ermittelung der Rotzkrankheit mit Hilfe der Komplement- ableufungsmethode. Bon Brof. Dr. Schütz, Vorjteher des Patholog. Inſtituts der Tierärztlichen Hochſchule zu Berlin, und Dr. Schubert, wifjenichaftlicher Hilfsarbeiter om Pathologiſchen Inſtitut der Tier: ärztlichen Hocjchule ru Berlin. (Aus dem Pathologijchen Inſtitut der Tierärztlichen Hochjchule zu Berlin.)

Die bier genannte Arbeit bejchreibt ein Verfahren, welches von großem wiljenichaftlichen Intereſſe, und für die Erkennung und Tilgung der NRopkrantheit von größter Bedeutung if. Da e3 nicht möglich ift, der Arbeit in einem furzen Referat gerecht zu werden, jo empfehlen wir ein eingehende8 Studium des Originals umjomehr, als die theoretijchen Grundlagen der Hämolyje und Komplementbindung bier eine klare und verftändliche Darlegung erfahren.

Hier ſei nur furz darauf hingewieſen, daß die Verfafjer zunächft den Vorgang der Hämolyje erörtern und dann den hämolytiichen Verſuch beichreiben, wie fie ihn für den Nachweis der Rotzkrankheit auögeitaltet haben. Sie verwenden hierfür rote Blutlörperchen des Schaf8, Blutjerum eines mit Schafblutlörperhen vorbehundelten Kaninchens und Meer- ſchweinchenſerum. Schafsblut mird defibriniert, und die roten Blut- förperchen werden durch mwiederholtes Aufſchwemmen in iſotoniſcher Koch- falzlöfung und darauf folgended Zentrifugieren gewaſchen. Solche, von allem Serum befreite Blutlörperchen werden einem Kaninchen in bie Blutbahn geiprigt. Nach mehreren Einiprigungen und einer Unterſuchung auf den Gehalt jeined Blutes an hämolytiſchen Ambozeptoren wird das Raninchen entblutet, das Blutjerum gejammelt, zentrifugiert und auf je 10 ccm mit 1 ccm einer 5prozentigen Karbollöjung verjegt. Im Eis—⸗ ſchrank hält fi das fo behandelte Serum 2 bis 3 Monate lang brauchbar. In diefem Serum befinden ſich Ambozeptoren, die in Verbindung mit dem SKomplement des Meerſchweinchenſerums hämolytiſch wirken. Auch das Kaninchenſerum enthält Komplement. Diejed wird jedoh unwirkſam gemadt, indem man da8 Serum 30 Minuten lang auf 55 bis 56° C erwärmt.

Miiht man nun eine Aufihwemmung der roten Blutkörperchen des Schaf3 mit dem inaktivierten Kaninchenſeruum und mit dem normalen Serum des Meerjchweinchens, jo wird nad) etwa zweiftündigem Ber: weilen im Brutichranf Löſung der Blutkörperchen eingetreten jein, und man wird an Gtelle eines fcharf begrenzten Bodenſatzes roter Blut: förperchen mit darüber ftehender ungefärbter, Harer Flüſſigkeit eine gleich: mäßig weinrot gefärbte Flüjfigfeit jehen. Yür die Komplementablentungs- methode iſt daS Kaninchenjerum nur dann geeignet, wenn es noch in einer 1500fachen Verdünnung bei Zuja von 1 cem normalen Meerjchweindhen- jerumd in der Verdünnung 1:10 imſtande tft, 1 ccm einer 5 progentigen Aufſchwemmung der roten Blutkörperchen des Schaf3 aufzulöjen. Außer:

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dem find noch beſondere Kontrollverſuche erforderlich, um feftzuftellen, ob nit etwa das Kaninchenjerum allein, oder da8 Meerjchweindhenjerum oder die Kodjalzlöjung Hämolyje herbeiführen.

Um zu verftehen, wie die Erjcheinung der Hämolyfe für die Er- fennung der Rotzkrankheit dienftbar gemacht werden Tann, muß man fid) bergegenwärtigen, daß auch Balterien ebenjo wie rote Blutkörperchen mit den Ambozeptoren der Immunſeren ſich vereinigen und aufgelöft werben, wenn Komplement zugefügt wird. Sept man aljo zu einer Balterien- aufſchwemmung, die mit dem zugehörigen, vorher inaktivierten S$mmun- ferum gemijcht wurde, das Komplement, fo vereinigt fich die8 mit dem Ipezifiichen Ambozeptor. Gibt man nachträglich noch Blutkörperchen mit dem hämolytiſchen Ambozeptor Hinzu, jo werden fie nicht aufgelöft, und zwar unterbleibt die Löjung deshalb, weil dad Komplement jchon mit den Ambozeptoren des Balterienimmunjerumß vereinigt war, al3 der hämolytiſche Ambozeptor hinzugefügt wurde. Das Komplement, welches ohne die Anweſenheit des Immunſerums die Hämolyje hätte bewirken helfen, ift durch dad Immunſerum gebunden oder abgelentt worden.

Zum Komplementabfenktungsverjud) gehört das ſchon befchriebene hämolytiſche Syitem, aus roten Blutkörperhen des Schafs, Serum eines mit ſolchen Blutkörperchen vorbehandelten Kaninchens und Meerjchiweinchen- jerum bejtehend, und außerdem in unjerem jpeziellen Falle der Roßprüfung ein Erxtralt aus Rotzbazillen und Pferdeferum. Stammt letzteres von einem gejunden Pferde jo fehlen darin die fpezifiichen Ambozeptoren, und es tritt, wie beim einfachen hämolytiſchen Verſuch, Löſung der roten Blutkörperchen ein. War das Pferd aber rotzkrank, jo liefert es ein Smmunjerum, deſſen jpezifiiche Ambozeptoren fih mit dem Komplement vereinigen. Infolgedeſſen unterbleibt die Hämolyſe.

Die ſehr interefjanten Detaild über die Gewinnung des Bazillen- ertralt3 und die Verjudsanordnung müſſen im Original nachgelejen werden. Hier jei noch die bemerkenswerte Tatjache angejührt, daß nad) Verſuchen, welde die Verfafler unternahmen, die fomplementablenfenden Stoffe früheftend 5 bis 7 Tage nach der Rotzanſteckung nachweisbar find, daß man aljo, um volitändige Ablenkung zu erzielen, die Blutunterjuchung - erft etwa 14 Tage nah der Anſteckung vornehmen fol.

Die Verhältnifje, welche für die Brüfung in Betracht kommen, werden noch durch verjchtedene Umstände kompliziert, jo 3. B. dadurch, daß außer den jpezifiichen fomplementablentenden Subftanzen auch jolche nicht ſpezifiſcher Natur im Pferdejerum, vorkommen und zwar gelegentlich in folcher Menge, daß dadurh Täufchungen herbeigeführt werden können. Ferner machten die Berfafier die Wahrnehmung, daß es bei der Anwendung Diefer Methode zur Erkennung der Rotzkrankheit nicht angängig iſt, ſtets mit einer feftitehenden Menge von Komplement (Meerjchweinchenferum) zu arbeiten, wie es die meiften Autoren, Bordet, Gengou, Waſſermann und andere, tun. Bet der Anwendung feftitehender Mengen von Komple— ment kann es fich ereignen, daß jchon ein Zeil davon zur Sättigung des bakteriolytiſchen Ambozeptord ausreicht und abgelenkt wird, während ein überjchüjfiger Neft noch Hämolyſe herbeiführt. Es muß aljo bei der

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Anſtellung dieſes Verſuchs mit ſolchen Mengen operiert werden, daß das⸗ jenige Quantum des Komplements vollſtändig abgelenkt wird, welches beim einfachen hämolytiſchen Verſuch grade zur völligen Löſung der roten Blutkörperchen ausreicht.

Zum Schluſſe ſei noch angeführt, daß je nach dem Ausfall der Prüfung eine Unterſuchung ausreicht oder noch eine zweite vorzunehmen iſt. Findet ſich auch bei der zweiten Prüfung nur eine unvollſtändige Ablenkung, ſo wird zur Feſtſtellung des Urteils noch das Ergebnis der Agglutinationsprüfung hinzugezogen.

In ſeltenen Fällen kommen auch Pferde mit altem Rotz vor, an deren Blut weder durch Agglutination, noch durch die Prüfung auf Komplement⸗ ablenkung die rotzige Natur der Krankheit beſtätigt werden kann. Da jedoch ganz alter Rotz ſehr ſelten und in der Regel offenſichtlich iſt, ſo iſt dieſe Unvollkommenheit der Methode ohne Bedeutung.

Troeſter.

Über die Entzündung des Unterſtützungsbaudes der Hufbeinbengefehne am Borderfuße des Pferdes. In.-Difj. von Oberveterinär Dr. Budnowski-Stuttgart. Unton-Verlagsgejellichaft. 1908.

Un einem umfangreichen Material hat der Verfafjer die Entzündung de8 Ligamentum carpale kliniſch, anatomiſch ſowie Hiftologijch unterjucht und gelangt zu dem Ergebnifje, „daß das Unterjtüßungsband des Huf- beinbeuger3 bei NReitpferden weit häufiger entzündliche Veränderungen aufs weiſt al3 bei Arbeitspferden, und daß anderjeitS bei allen Pferden die Erfrantung des Bandes diejenige der übrigen Sehnen insgeſamt an Häufigfeit meit übertrifft”. Dieſes Nejultat ift überrafchend, denn e3 fteht geradezu im Gegenſatz zu den Feſtſtellungen der jtatiftiichen Veterinär- lanität3berichte. In den Jahren 1901—05 find wegen Entzündungen der Beugejehnen und ihrer Unterftüßungsbänder 15 667 Pferde des preußiihen Heeres in Behandlung geweſen. Davon entfallen auf Er—⸗ franfungen des Unterftügungsbandes der Hufbeinbeugejehne nur 436 Fälle 2,78 Prozent. Budnowski dagegen kommt zu dem Ergebnis, daß bei denjenigen Pferden des Trainbataillong Nr. 3, die nachweisbare Ver: änderungen an den Beugejehnen aufiwiejen, in 74,2 Prozent der Fälle das Unterftügungsband des Hufbeinbeugerd betroffen war. Ein ähnliches Reſultat ergab die Unterjuchung der Reitpferde einer Beipannungdabteilung und das anatomiſche Material. Diejen Widerjpruch jucht der Verfaſſer in folgender Weiſe zu erklären. Bel nur kliniſcher Unterfuchung können leicht diagnoſtiſche Irrtümer vorkommen, und zwar hauptſächlich dann, wenn bei veralteten Entzündungen eine jtarle Umfangsvermehrung des Unterſtützungsbandes und namentlid) ded Paratendineums, der loderen Bindegewebshüllſchicht an feiner Oberfläche, ftattgefunden hat. Der Huf- beinbeuger jelbjt Itegt dann in einer muldenförmigen Vertiefung des er- heblich verdickten Unterjtügungsbandes und iſt der Palpation durd) das gleichfalls ftark verdicdte Paratendineum nicht zugänglich. Anderſeits er- folgt die Vereinigung des Unterftügungsbandes mit dem Hufbeinbeuger nicht, wie die anatomijchen Lehrbücher angeben, zwijchen dem oberen und

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mittleren Drittel, ſondern in der Mitte des Metakarpus, ſehr häufig ſogar noch tiefer. Die Vereinigung geſchieht in der Weiſe, daß die Faſern des Unterſtützungsbandes den Hufbeinbeuger von der dorſalen Fläche her umfaſſen, ſich zum Teil auf die volare Fläche der Hufbeinbeugeſehne um= ſchlagen, in ſchräger Richtung ineinander übergehen und ſich noch bis zur Höhe des Gleichbeinapparates verfolgen laſſen. In vielen Fällen findet man in der Hauptſache die Vereinigungsſtelle und dieſe Faſerbündel ent⸗ zündet; derartige Prozeſſe können dann eine Erkrankung des Hufbeinbeugers vortäuſchen, während die anatomiſche Unterſuchung ergibt, daß der Huf— beinbeuger ſelbſt von entzündlichen Veränderungen frei iſt.

Die in den ſtatiſtiſchen Jahresberichten als ſehr häufig verzeichnete Beobachtung, daß mehrere Beugeſehnen gleichzeitig erkrankt waren, hält der Verfaſſer in der Regel für einen diagnoſtiſchen Irrtum. Bei akuten Entzündungen gibt die diffuſe Infiltration des Paratendineums und des Unterhautgewebes, zuſammen mit der in die Nachbarſchaft ausſtrahlenden erhöhten Wärme und der ſchon von Siedamgrotzki betonten, natürlichen größeren Druckempfindlichkeit des Kronbeinbeugers, die durch feine ober- flächliche Lage und abgeplattete Geſtalt bedingt wird, leicht zu Täuſchungen Beranlafjung. In veralteten Fällen aber iſt es oft unmöglich, durch die Balpation Aufihluß über den eigentlihen Sit des Leidend zu erhalten, weil das Paratendineum zu einer breiten Zone weißen, jpedigen Binde gewebes verdidt iſt. Sehr Häufig beichränlt fi die Verdidung des Baratendineums nicht auf die eigentliche Umgebung des Unterjtüßung3- banded, fondern fie umgibt in vielen Fällen gewiflermaßen als binde= gewebige Scheide auch den Huf- und Kronbeuger ringsum. Statt der nah dem kliniſchen Befunde in ſolchen Fällen mit Beitimmtheit erwarteten Veränderungen am Hufs und Kronbeinbeuger fand Budnowski in der Regel nur chronisch entzündliche Prozeſſe am Unterjtügungsbande, während die beide Beugejehnen jelbjt völlig intakt in dem ringsherum ſtark ver- dickten und verhärteten Paratendineum lagen. Auch wirkliche Ver— wachſungen des Huf- und Kronbeinbeugers hat der Verfafjer nie gefunden.

Auf Grund feiner Hiftologijchen Unterfuchungen nimmt Budnowski an, daß die Entzündung des Unterftügungsbanded einen ſekundären, reparatorifhen Vorgang darftellt, der im Anſchluß an Zerreißungen von Sehnenfibrillen einjegt und zunächſt in hyperplaſtiſcher, ſpäterhin in jHerofierender Entzündung des interfibrillären Bindegewebed beiteht. Die Bereinigung der Rißenden kommt nämlich zunächſt durch ein Granulations— gewebe zuftande, an deſſen Bildung fait ausschließlich das interfibrilläre Bindegewebe beteiligt ift; den eigentlichen Sehnenzellen iſt hierbei nur eine untergeordnete Bedeutung beizumefien. Die Veränderungen des Paratendineums find als Fortiegung und Ausbreitung des Entzündung- prozeffes aufzufafien, der zumeift ſogar noch das Unterhautbindegemebe in Mitletdenfchaft zieht. Die angrenzende obere Sehnenſcheide des Huf- beinbeugers, deren chrontiche fibröje Entzündung von Diederhoff als der Ausgangspunkt der entzündlichen Veränderungen des Unterjtüßungs- bande3 angejehen wurde, bleibt in der Regel ganz frei von entzündlichen Erſcheinungen.

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Die Urjache der Erfranfung des Unterftüßungsbandes ift in paſſiver . Überdehnung desfeben im Moment des Abwälzens der Körperlaft über die Hufzehe zu ſuchen. Durch gröbere Anordnung der einzelnen Sehnenfajern, durch Stärkere Ausprägung jeined Tendileums und wegen feiner abgeplatteten Form befißt daS Unterftübungsband nicht den gleichen Feitigfeitägrad mie der rundliche, dichte Faſerzüge enthaltende Strang der eigentlichen Sehne. Der Hufbeinbeuger erfährt auch im Bereich der beiden unteren Zehen— glieder eine wejentliche Unterftüung in feiner Funktion durch die Fefjel- huffnorpelbänder, die Fußplatte und die Feflellronbeinbänder. Aus diefen Gründen tft die weit häufigere Erkrankung des UnterftügungSbandes erklärlich,

Bet dem großen Intereſſe, da8 man im Heere jebt den Sehnen- erfranlungen entgegenbringt, erjcheint e8 angebracht, Die Methode anzu= geben, melde Budnowski zur Heritellung der milroſkopiſchen Schnitte angewendet hat. Es gehören hierzu jedoch Thermoftat und Mikrotom, aljo Apparate, die den meiſten Diödpenfieranftalten wohl noch fehlen. Zunächſt werden größere Stüde der erkrankten Sehne in Aprozentige, wäfjrige Sormalinlöjung gelegt, wo ſie mindeſtens 24 Stunden bleiben. Aus diejen Stüden werden dann mit dem Rafiermefjer Heine Platten von 8 mm Breite und Länge ſowie 3 mm Dicke geſchnitten, die noch 1 big 2 Stunden in der Formalinlöfung liegen bleiben und darauf 24 Stunden lang in fließendem Wafjer ausgewaſchen werden. Bei Verarbeitung friichen Materials kann man ſtatt des Formalind auch 5prozentige Sublamin- löſung als Fixierungsmittel benußen, die Präparate merden dann aber nicht gewäſſert. Das Material wird nun je 15 Minuten lang in 46—64 80— 96 prozentigen und abjoluten Alkohol gelegt und dann auf 24 Stunden in ein Gefäß gebradht, daS außer einer breiten Schicht von Chloroform eine oben jchwimmende Schicht abjoluten Alkohols enthält. Nach einem weiteren 24jtündigen Aufenthalt in reinem Chloroform ge= langen die Sehnenplätthen zunächſt in eine Miſchung von Chloroform und hartem Paraffin zu gleichen Teilen und dann in reines, geſchmolzenes Baraffin und werden in diejen Flüjfigfeiten im Thermojtaten je 40 Minuten lang bei einer Temperatur von 58° O belafien. Dann läßt man die Präparate im Baraffin möglichit jchnell erftarren und verarbeitet fie auf dem Milrotom. Zur Schnittfärbung dient in erſter Linie Hämatorylin, daneben Hämalaun, Borarlarmin, Bismardbraun und van Gieſons Färbung. Zur Darftelung der elaftiichen Faſern kann die Weigertjche Nejorzin- FZuchfinfärbung und die Orceintinktion verwendet werden.

Dr. Kuhn.

Die Schnenentzündungen des Pferdes, beſonders beim Reit- und beim Rennpferde. Bon MW. Drouin. „Recueil de med. vet.“ 30.8.08.

Die Sehne iſt beim Neitpferde dag, was beim Automobil der Pneumatik ift; beide brechen den Stoß; beide find die ſchwachen Stellen des tieriichen wie des mechaniſchen Motors; die eine bricht ebenjo leicht nieder wie der andere plaßt.

Zeitfchr. f. Veterinärkunde. 1909. 2. Heft. 7

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Aus jeinen Verſuchen folgert der Verfaſſer, daß der Kronenbeinbeuger am dehnbarjten tft von allen metalarpalen Bändern (2 bi8 3 cm); dann folgt der Hufbeinbeuger und dann der Feſſelbeinbeuger. Der letztere fann ih faum 0,5 cm ftreden. Die Verjuche find an frifchen Sehnen, am toten Tier, gemacht und beitätigen zunächſt die jchon befannten Tat- ſachen. Als wirkliche Stüßorgane beim Durchtreten im Feſſelgelenk fommt zuerſt in Frage der Kronenbeinbeuger, dann daS Unterftüßungs- band, da der Hufbeinbeuger nur bei geöffnetem Feſſelgelenkswinkel ge- Ipannt wird. Daher jieht man beim Reitpferd, welches bejonders Boden: jtöße erleidet in dem Angenblid, wenn es fich bei fchnelleren Gangarten mit den Worderbeinen auffängt, die übermäßige Dehnung des Kronen- beinbeuger8 und des Feflelbeinbeugert, während beim Bugpferd, deſſen Vordergliedmaßen oft dem Antrieb dienen, die Erkrankung des Hufbein- beuger3 und feined Unterſtützungsbandes häufiger tft.

In 189 Fällen von GSehnenentzündung bet Neitpferden waren 108 mal der SKronenbeinbeuger, 4mal der Hufbeinbeuger und jein Unter- ftügungsband, Ymal beide Sehnen und 68mal der Feflelbeinbeuger erkrankt.

Bei Rennpferden war von 78 Sehnenentzündungen betroffen 44 mal der Rronenbeinbeuger, Amal da3 Unterftügungsband, Amal beide Sehnen, 26mal der Feſſelbeinbeuger.

Traumatijche Sehnenentzündungen fanden ſich in 10 Prozent der Fälle; die anderen 90 Prozent waren durch Überdehnung hervorgerufen.

Dad Studium, in melden Grenzen fih die Sehnenverlängerung bet den verjchtedenen Gangarten und jonjtigen Bedingungen vollzieht, ergab folgende:

1. Es genügt, einen VBorderfuß Hochzuheben, um zu jehen, daß das Seffelgelent des jtehenden Fußes um 5 Grad Heiner wird und daß der Kronenbeinbeuger fi) um 1 cm verlängert.

2. Sm Schritt verkleinert ſich der Feſſelgelenkswinkel um 5 Grad; der Kronenbeinbeuger dehnt ſich um 1 cm.

3. Im Trabe wird der FefjelgelenfSwinfel um 20 Grad Heiner; der Ktronenbeinbeuger verlängert fih um 2 cm.

4. Im fchnellen Galopp verkleinert fi) der Feſſelgelenkswinlel um 30 bi 35 Grad; der Kronenbeinbeuger dehnt fi um 4,2 cm. Der amerifaniiche Sig, bei dem die Vorhand bejonderd belaftet wird, veritärkt diefe Differenzen; ebenjo wichtig ift die Natur de Geländes. Das Durchtreten ijt weniger auffallend auf weichem als auf hartem Boden.

Auh die Musfeldehnung fpielt eine Rolle. Wären die Sehnen einfach dehnbare Bänder ohne Mudfelverlängerung, jo würden jie beim eriten Galopp niederbrechen. Tritt Ermüdung ein, jo vermindert fich Die Fähigkeit der Musfeldehnung und dann erfolgt daS Niederbrechen. In demjelben Maße wie die Ermüdung zunimmt, wird das Durdtreten im Feſſelgelenk ſtärker. Beträgt die Sehnenverlängerung im Anfang der Bewegung 2,5 cm, jo jteigt fie gegen das Ende auf 6,25 cm. Die Sehnenentzündung tritt am Ende ded Rennens ein. Das Training jptelt eine große Rolle, weil es die Mußfelüberanftrengung Hinausjchtebt.

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Viele nehmen an, daß niedrige Trachten und das Auflegen von Huf- eijen mit niedrigen Stollen die Pferde der Sehnenentzündung ausſetzen. Nach Anficht des Verfafjerd trifft aber das Gegenteil zu: der Beſchlag mit niedrigen Stollen joll vor der Sehnenentzündung jchüßen.

Ale Sehnen find nit gleich widerſtandsfähig; es gibt Individuelle, jehr nennenswerte Unterjchtede, die in gewiſſem Grade vererbbar erjcheinen. -- Die vollftändige Heilung einer Sehnenaffeltion erfordert mehrere Monate. Sie ift aber dann auch noch nicht volllommen. Die Sehne verliert einen Zeil ihrer Elaftizität. Die niedergebrocdhene Sehne dehnt ch fat nicht mehr. Die Heilung erfolgt durch Bindemegsneubildung. Die Bett iſt der Hauptfaktor bei der Heilung, Mean kann, um Beit zu gewinnen, das Pferd 4 bis 6 Wochen einjpannen. Bet einer ſchweren Sehnenentzündung müßte der Neitdienft 1 Jahr verboten fein. Vefilantien und Gtrichbrennen befördern die Wiederheritellung. Ste fräftigen die Haut, die dann ald Hilfsftüborgan dient. Punktfeuer gibt ſchlechte Reſultate. Nach der Hetlung ift das Training jorgfältig und langſam aufzunehmen.

Bei der Schwere der Erkrankung jollte man der Prophylaxe be— jondere Beachtung ſchenken. Die geringfte Erhigung der Sehne muß mit Srrigation oder mit Adftringentien behandelt werden. Verfaſſer empfiehlt eine Miſchung von eſſigſaurer Tonerde, Liquor Plumb. subacetic. und ein wenig Haufenblaje, mit der man bei der Rückkehr von der Arbeit Die Sehne einpinjelt.

Eine gut angelegte Flanellbinde vermindert die Dehnung der Sehne bei jchnellen Gangarten um 2 cm. Die Binde drüdt aber leicht und verjchiebt fi. Deshalb wendet Verfaffer eine elaftiihde Gamaſche an, Die große Dienfte bei Nenn- und Neitpferden leiftete. W. Müller.

Trindera: Über eine Form von abdominaler Dümpfigfeit bei Fohlen (Su di una forma di asma o bolsaggine addominale dei puledri). „Clinica vet.*, XXX (1907), Wr. 38 bis 42. | Daß bei jungen, bejonders friich importierten Pferden Abweichungen von der phyſiologiſchen Form der Atmungsmechanif vorfommen, ift allgemein befannt. Dieſelben erjtreden fich nicht allein auf die Frequenz, fondern aud) auf den Rhythmus der Atemzüge. Vom ätlologifchen Standpunkt laſſen fih im allgemeinen drei Gruppen der Dämpfigfeit bei Fohlen unterjcheiden. In der Mehrzahl der Fälle wird diejelbe durch ziemlich friſche Affektionen der Atmungswege bedingt. Für eine weitere Anzahl von Fällen wird, bejonder3 von engliihen und amerikanischen Autoren, eine Reizung der Rami gastrici des Vagus durch unverdaulichen Inhalt oder katarrhaliſche BZuftände des Magens und refleftoriiche Übertragung auf die pulmonalen Zweige des Vagus als Urjadhe in Anſpruch genommen (trophijche. oder vafomotoriiche Form). Verhältnismäßig felten, aber nad) Anficht des Ver- faſſers doch häufiger als gewöhnlid) angenommen wird, bildet das fub- ftantielle Lungenemphyſem die Urſache der Dämpfigfeit bei Fohlen.

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Außer den vorgenannten Formen bat T. bei jungen Pferden noch eine ganz charakteriftiiche Änderung der Atmungsmechanik beobachtet, bie mit jenen gar nicht zu verwechſeln ift. Die Erjcheinungen diefer ziemlich jeltenen Atmungsitörung (etwa 2 bis 3 Prozent der Fälle) treten am deutlichjten bei Beobachtung der Tiere in der Ruhe, während des Freſſens oder bald nach der Mahlzeit hervor, weniger deutlich im Hungerzuftande und nad) der Arbeit. In den typiichen Fällen folgt auf eine langjame, abgeiegte und zuweilen faft unterbrochene Snipiration eine ganz kurze Eripiration. Die Eripiration vollzieht ſich jo jchnell, daß der ganze Vor: gang auf eine plöglicye und energilche Retraktion der Bauchwände reduziert ericheint. ©leichzeitig mit der jchnellen Retraltion der Bauchwände, die ſaſt den Anſchein einer ſtarken Kontraktion erwedt, macht fid) ein ebenjo ſchnelles und erhebliches Steigen der Unterrippen- und Lendengrubengegend bemerkbar. Die verlängerte Inſpiration und die ganz kurze, falt momentane Eripiration bilden die charakteriichen Kennzeichen für die Atmungsftörung. Die Zahl der Atemzüge bleibt normal (12 bis 13 pro Minute). In anderen Fällen geht die Atmung zwar auch in der oben beichriebenen Wetje vor ji, doc treten die Erjcheinungen weniger jcharf hervor.

Diefe Unregelmäßigfeit der Atmungsmechanik wurde faſt augjchließ- fi bei 3- bis 5jährigen Pferden des noriſchen (PBinzgauer) Echlages beobachtet, die milden oder halbwilden Zuchten entitammen und während der Aufitallung im Winter bei andauernder Ruhe ein reichliches, aber wenig nahrhaftes und fchwer verdauliche8 Yutter erhalten. Die Tiere find entweder noch gar nicht oder nur vorübergehend und in geringem Grade zur Arbeit herangezogen worden und werden in der Regel zu Beginn des Sommerd aus Kärnten, Oberöfterreih, Salzburg und Tirol importiert. Gelegentlich kommt die Atmungsitörung aud) bei einheimijchen und bei aus Frankreich, Kroatien und Dalmatien importierten Fohlen vor. Niemald dagegen hat Verfaſſer diejelbe bei Pferden gefunden, die einer reinen Raſſe angehören, und bejonders nicht bei ſolchen, die bei regel— mäßiger Dienitleiftung ein nahrhafte® und leicht verdauliches Futter er- hielten. Die mit der bejchriebenen Atmungeftörung behafteten jungen Pferde befinden ji in gutem Nährzuftande. Knochengerüſt und Musku— latur find den Raſſen entiprechend normal entwidel. Dean würde die Tiere für völlig geſund halten, wenn fie nicht fonftant eine auffällige Umfangsvermehrung des Hinterleibes (Hänge- oder Kuhbauch) und mehr oder weniger erhebliche Verdauungsftörungen zeigten. Außer diejen Ber: dauungäftörungen, die übrigens bei Einhaltung einer angemefjenen Diät und Verabreichung von Altalien oder toniſchen Mitteln ausnahmslos leicht zu bejeitigen waren, wurden troß wiederholter und eingehender Unter=- juhung in feinem Falle andere Krankheitszuftände gefunden, welche die Erſcheinungen der Atmungsftörung zu bewirken oder zu erklären imjtande gewejen wären.

Die Dauer der Atmungsitörung bis zum völligen und endgültigen Berichwinden ſchwankt zwilchen 60 und 120 Tagen. Mit der Verminde- rung derjelben geht in jedem Yalle eine Verringerung des Bauchumfanges und bei jehr fetten Pferden eine entjprechende Abmagerung Hand in Hand.

401:

Trotz vielfacher und genaueſter Beobachtung der kliniſchen Erſcheinungen in allen Stadien und unter verſchiedenen hygieniſchen Verhältniſſen würde die Pathogeneſe doch nicht vollſtändig geklärt worden ſein, wenn nicht der Verfaſſer Gelegenheit gehabt hätte, durch die Obduktion zweier mit der Atmungsſtörung behafteten Pferde die pathologiſch-anatomiſchen Verhält— niſſe feſtzuſtellen. In beiden Fällen wurden außer bedeutender Ektaſie des Magens, verbunden mit katarrhaliſchen Erſcheinungen, feine weiteren krankhaften Veränderungen gefunden, die für die Entſtehung der Atmungs⸗ ftörung einen Anhaltspunkt hätten bieten können. Durch diejen Befund erklärt fih da3 Zuſtandekommen der beobachteten kliniſchen Erjcheinungen jehr einfach, wenn man ſich die durch die Umfangd: und Gewichtsvermeh⸗ rung des Magens verurjachte Behinderung der Zwerchfellstätigkeit ver: gegenwärtigt.

Die Kenntnis diejer temporären Unregelmäßigkeit im Rhythmus tft nicht allein für die Phyfiopathologie der Atmung, jondern auch unter Um- jtänden für die Nechtiprechung von Bedeutung, da bis zum völligen und endgültigen Verſchwinden derjelben ſtets eine längere Zeit vergeht, al durch Gejete oder Gewohnheitsrechte für die Gewährleiſtung feitgefeßt zu jein pflegt.

Die Feitjtellung diefer Form der Dämpfigfeit bietet bei Berückſichti— gung des Alterd und der Herkunft der Pferde, der Integrität der Atmung3- organe, der auffälligen Entwidlung des Bauches, der VBerdauungsftörungen und vor allem der charafteriftifchen Änderung der Atmungsmechanik feine Schwierigfeiten. Dezelski.

©. Maxwell: Iſt die Fortleitung der Nervenerregung ein chemiſcher oder ein phyſikaliſcher Prozeß? ‚The Journal of biological chemistry‘“, 1907, vol. HI, p. 359 389.

Zur Entſcheidung diejer Frage find ſchon recht oft Verſuche angejtellt worden, bislang aber ſtets erfolglod. Nun gibt es aber ein Zeichen, das mit großer Sicherheit al3 Kriterium dafür verwandt werden kann, ob ein chemiſcher oder ein phyfifalischer Prozeß vorliegt; es ijt dies das Verhalten de3 Vorgangs bei einer Temperaturerhöhung. Van't Hoff und Arrhenius haben gezeigt, daß die Reaktionsgeſchwindigleit chemiſcher Prozeſſe fi) durch eine Zemperaturerhöhung um 10° auf das Doppelte bis Dretfache fteigert. Die Anwendung diejes Prinzips tft namentlich) dann angebradht, wenn die ſich abjpielenden chemiſchen Prozeſſe zu kompliziert find, al daß man ihre Natur erkennen Tönnte.

Der Verfaſſer Hat zu feinen Verjuchen die Pedalnerven der Riejen- ſchnecke, Ariolimax columbianus, verwandt; man kann dieje bequem in einer Länge von 100 mm präparieren und hat noch den Vorteil, daß die Erregung in diefen Nerven fih nur mit einer Geichwindigfeit von 440 mm in der Sekunde fortpflanzt. Er verwandte 43 Nerven und fand, daß die Leitungsgeihmwindigfeit bei einer ZTemperaturerhöhung um 10° auf das 1,78fache anwuchs. Mithin tft die Yortleitung der Erregung im Nerven ein chemiſcher Prozeß. C. Troeiter.

12 Tagesgelchichte.

Stabsveterinär Eilert F

Am 14. Sanuar d. 38. verichted unerwartet der Stabsveterinär im Geldartillerie- Regiment Nr. 34 Baul Eilert.e In Stargard i. P. am 13. Sanuar 1866 geboren, trat er im Oktober 1884 als Veterinärajpirant in das 3. Grenadier-Regiment zu Pferde „Freiherr von Derfflinger“. Nach Beendigung jeiner Studien an der Tierärztlichen Hochſchule und der Veterinär-Alademie in Berlin gehörte er jeit 1890 dem Feldartillerie- Negiment Nr. 63 als Unter- und fpäter auch als Oberveterinär an. 1904 erfolgte jeine Beförderung zum Stab8veterinär im Feldartillerie⸗ Negiment Nr. 34 in Met.

Reiches Wiffen, vornehme Gefinnung und jeltene Pflichttreue zeich- neten den zu früh Entichlafenen aus. Ein jchweres, heimtüdijches Leiden, bon dem er vergebens Heilung gejucht, zwang ihn, zurüdgezogen zu leben, vermochte jedoch nicht, ihn jemal® vom Dienfte fernzuhalten. Ein Gehirnſchlag machte diefem arbeitsfreudigen Leben, bei Ausübung jeineg Berufes, ein Ende.

Ehre jeinem Andenken!

Im Namen der Beterinäre des XVI. Armeekorps Poetſchcke.

Die 50. Wiederkehr des Geburtstages Seiner Majeſtät des Kaiſers wurde dieſes Mal in der Aula der Tierärztlichen Hochſchule in beſonders erhebender Weiſe gefeiert. Seine Exzellenz der Herr Miniſter für Landwirtſchaft, Domänen und Forſten ehrte die Hochſchule durch perſönliche Anweſenheit, ebenſo Unterſtaatsſekretär v. Conrad, mehrere Geh. Oberregierungs- und Vortragende Räte des Landiwirtichaftlichen Miniſteriums ſowie anderer Zentralbehörden, der Rektor der Landwirt— ſchaftlichen Hochſchule und zahlreiche Gäſte. Die Feſtrede hielt Profeſſor Regenbogen über „Die Geſchichte der allgemeinen und örtlichen Anäſtheſie“ und endete mit einer Huldigung für Seine Majeſtät den Kaiſer. Hiernach betrat Seine Exzellenz der Herr Miniſter das Podium und ver- la8 eine unterm 27. Januar 1909 ergangene Allerhöchſte Kabinett3ordre, laut welcher den Rektoren der Landwırtichaftlichen und der Tierärztlichen Hochſchule der Titel Magnifizenz ſowie das Nedht zum Tragen einer goldenen Amtskette bei beionderen Gelegenheiten verliehen wurde. Sn beredten Worten ſprach der derzeitige Rektor, Prof. Dr. Schmalß, zugleich im Namen der Landwirtichaftlihen Hochſchule und ihres Rektors ehrfurchtSvollen Dank für dieſen neuen Beweis Katjerlicher Gnade aus. Die Feitverfammlung ſchloß fi dem Dank durch Erheben von den Sitzen an. Geſang eined DoppelquariettS aus dem Königl. Hof und Domdor begann und ſchloß die Feier.

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Bereitd am Vorabend Hatte ein Feitmahl den Inſpekteur des Militär- Veterinärweſens, einige Stab8offiziere ald Vertreter des Kriegsminiſteriums und der General-Inſpektion der Kavallerie, den Geh. Reg. Rat Profefjor Dr. Schütz, Korpsftabveterinär Prof. Schwarzneder jowie alle zur Zeit an der Militär-Veterinär-Afademie und der Militär-Lehrichmiede dienfttuenden Offiziere und Beamten in den Räumen des Hotel Imperial bereinigt.

Zentralvertretung der tierärztlidhen Vereine Preußens. Die IX. Plenarverfammfung jol am 20. und 21. Februar 1909 in

Berlin unmittelbar vor der Landiwirtichaftlihen Woche ftattfinden.

Entwurf der Tagesordnung:

. Neuwahl des Ausſchuſſes.

. Gejchäftsbericht des Vorfigenden.

. Aufnahme neuer Vereine.

. Zierärzteflammern. Es joll der Stand der Angelegenheit erörtert und beraten werden, ob die Bentralvertretung nad) Begründung der Kammern in unveränderter Form weiterbejtehen fol. Brofejjor Schmalß wird den von ihm 1905 dem Minijterium überreichten Entwurf einer Kammerordnung vorher veröffentlichen.

. Abſchaffung der alten tierärztlichen Taxe.

. Zerbejjerung der praftiichen Ausbildung der Tierärzte.

. Das Promotionsreht für die tierärztlichen Hochſchulen.

. Stellungnahme zum Reichsapotheken- und Kurpfuſchergeſetz.

. Begründung einer tierärztlichen Zentralgefchäftsftelle.

. Antrag des wehtpreußiichen Vereins: Die Bentralvertretung möge bei dem Minifterium für Landwirtichaft ujw. vorftellig werden, daß bei dem Auftreten der felteneren Seuchen den beamteten Tier- ärzten in möglichft: weitem Umkreis Gelegenheit gegeben werde, die betreffende Seuche an Ort und Stelle zu ftudieren.

Der Vorſitzende, Dr. Eſſer.

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Verfchiedene Mitteilungen.

Schaffung von Stabstierärzten Auflaffung der Kurfchmiede im öfterreihifchen Heer. Das Verordnungsblatt für das k. und -f. Heer bom 29. Dezember 1908 veröffentlicht mittels Separatausgabe eine Normalverordnung, deren wejentlicher Inhalt in folgenden, aus dem Zu— jammenhang genommenen Säßen enthalten iſt: „Seine k. und k. Apoftoli= Ihe Majeltät haben mit allerhöchſter Entſchließung vom 10. November 1908 die Syitemifierung von Stabätierärzten der 7. und 8. Rangklaſſe in der Standeögruppe der militärärztlichen Beamten zu genehmigen und weiters

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anzuordnen geruht, daß der Konkretualftatus der Militärturihmiede auf- gelafjen und an deren Stelle Beichlagmeifter Ereirt werden. Lebtere teilen fih: a) in Oberbeſchlagmeiſter, das find in eine Rangklafje nicht eingereibte Gagiiten uſwp. ..... b) in Bejchlagmeijster, das jind Perſonen des Mannſchaftsſtandes uſwp....... Die Militärkurſchmiede haben von nun an die Bezeichnung »Beſchlagmeiſter« zu führen... .. An Stelle der Bezeichnung »Kurjchmiedeafpirantene Hat jene »Bejchlag- meifterafpiranten« zu treten. Die Bejchlagmeifter bleiben fo adjuftiert, wie bisher die Militärkurſchmiede“ Die weiteren Beitimmungen der Normalverordnung find für Nichtöfterreicher ohne bejondered Intereſſe.

(Tierärztl. Zentralblatt Nr. 3.)

Frequenz der tierärztliden Hochſchulen und ‘Fakultäten im Wınterjemefter 1908/09.

Münden: Gefamtzahl der Studierenden der tierärztlihen Hochſchule 389, von denen 75 in da3 1. Semejter neu eingetreten, 97 Ho— Ipitanten find.

Stuttgart: 131 Studenten find an der Hochſchule immatriluliert. 18 derfelben find in das 1. Semeſter neu eingetreten.

Hannover: Bon 231 Studierenden find 13 in da8 1. Semefter neu eingetreten; außerdem hören 6 Hojpitanten.

Berlin: Geſamtzahl der Studierenden einjchließlih 11 Hojpitanten: 376. Hierin find die in Ablegung der Fachprüfung begriffenen Kandidaten nicht einbegriffen. Die Zahl der neu eingetretenen Studierenden beträgt 111. Der Militär-Beterinär-Alademie gehören 120 Studie- rende an, von welchen 34 im 1. Semeiter ftehen.

Dresden: Die tierärztlihde Hochſchule hat 175 Studierende, davon 12 im 1. Semefter. 14 Studierende find Militär: Veterinär-Alademiler.

Gießen: Zur mediziniihen Fakultät der heſſiſchen Landesuniverfität ge: hören 115 Studierende der Veterinärmedizin und 4 Hörer. 9 Stu- dierende bilden das 1. Semelter.

Wien: Die Anzahl der Immatrikulierten jtelt fi auf 445. Dabon find 77 Militärftudierende. 143 Studierende gehören dem 1. Se- mefter an. Hinzuflommen 7 SHojpitanten.

Zürich: Die veterinär-mediziniiche Fakultät umfaßt 39 Studierende und 1 Hofpitanten. 14 Studierende find in das 1. Semejter neu ein- gefreten.

Bern: Die veterinärsmedizinische Fakultät hat einen Beſtand von 49 Stu- dierenden, von welchen 11 das erjte Semefter bilden. 11 Hojpitanten find eingetragen. |

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Bücherfchau.

Anweifung zur Crenteration der Bauchhöhle des Rindes. Yon Dr. Reinhold Schmalg, Profefjor der Anatomie an der Tierärztlichen Hodichule zu Berlin. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Berlin. 1908. Preis 4,50 Marl.

Die Anleitung zur Erenteration der Bauchhöhle ded Rindes joll nad) dem Vorwort des Berfafjer nur eine kurze Publikation darjtellen, um vorerſt wenigitend® in der Hauptſache mannigfachen Wünjchen von jeiten der Tierärzte und Studierenden gerecht zu werben.

Mit Rückſicht darauf, daß die Erenteration der Bruftorgane ſowie des Urogenitalapparate beim Rinde derjenigen des Pierde3 im welent- lien gleicht, it von einer Beſprechung dieſer Verhältniſſe Abitand ge- nommen. Sn dem vorliegenden, im Großformat 16 Seiten umfafjenden Werkchen wird zunächſt eine klare Überficht über die Lage der Eingeweide in der Bauchhöhle des Rindes gegeben. E3 werden Magen, Milz, Leber und Bauchipeicheldrüje zujammen, der Darm und fein Gefröje für ſich und zulegt der Herzbeutel allein überfichtlih und allgemein verſtändlich beiprochen.

Hieran jchließt fih die Exenteration, die in 3 Abſchnitten a) Löſung des Magens mit der Milz, b) Löſung des Darms und c) Herausnahme der Leber und Bauchipeicheldrüfe, ausgeführt wird und die durch eine zwedmäßige, wechjelnde Neigung des Körpers eine wejentliche Erleichterung erfährt. 7 Zafeln und 1 Gefrierjfizze veranichaulichen, dem Gange der Erenteration entiprechend, die verichiedenen Lageverhältnifje und tragen jehr zum Verſtändnis der teilweile komplizierten Verhältniſſe bei.

Bei ihrem hohen Werte iſt das Erſcheinen dieſer Anleitung mit Freuden zu begrüßen und Ddiejelbe Studierenden wie Sachverſtändigen wärmſtens zu empfehlen. Amann.

Beiträge zur Lehre vom Zahnalter des Pferdes. Inaugural-Difiertation (philoſophiſche Doktorwürde; Leipzig) von Ludwig v. Müller, Oberveterinär und Amtstierarzt in Leipzig. Borna-Leipzig. 1908. Buchdruderei Robert Noske.

v. Müller Hat in feiner Difjertation die Negeln Peſſinas über da3 Zahnalter der Pierde einer Nachprüfung unterzogen. Die eigenen Unterfugungen von 202 Dienitpferden des 8. Königlich Sächſiſchen Feldart. Regts. Nr. 78 und von 40 Gebiſſen toter Pferde wurden unter weitgehender Berüdfichtigung der Anatomie und Phyſiologie der Schneide- zähne angejtellt und erjtredten fi) auf die Prüfung der Abnugung der Kunden, der Veränderung der Form der Neibeflächen ſowie der jonftigen Hilfsmittel der Zahnalterslefre Länge der Schneidezahnkronen, Zahn⸗ jtellung, Einbiß, Hakenzähne. Kemes dieſer Erlennung3mittel des Alterd der Pferde ift unbedingt zuverläffig, jo daß die Beurteilung des Alters nicht nad) einzelnen Merkmalen, jondern unter Berüdjichtigung aller Hilfsmittel zu erfolgen hat.

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Der ſich für dieſes Thema näher Snterejfierende findet in der jorg- fältig ausgeführten und fleißigen Arbeit gewünjchten Aufjchluß. Amann.

Beröffentlidjungen aus den Jahres: Veterinärbericdhten der beamteten Tierärzte Preußens für das Fahr 1906. Siebenter Jahrgang. Zu— jammengejtelt von Nevermann, NRegierungd- und PVeterinärrat im Minijterium für Landwirtichaft, Domänen und Forjten. Berlin, 1908. Berlag von Baul Parey.

Unterftüßt von Tierarzt Reihe, hat Nevermann unlängit den

I. Zeil der neueften „VBeröffentlihungen“ (1906), in guter Ausftattung

und mit 19 zum Zeil hervorragend jchönen Tafeln verjehen, wieder er-

ſcheinen Lafjen. In ſechzehn Kapiteln, welche zujammen über 100 Seiten umfafjen, find alle Vorkommniſſe erörtert, welche mit der Seuchenpolizet irgendwie im Zuſammenhang ftehen, außerdem find Eafuiftiiche Daten und gutachtliche Äußerungen der beamteten Tierärzte im Auszug, die unjeren

Lejern bekannte Arbeit von Angeloff: „Die grauen durchicheinenden

Knöthen in den Pferdelungen und ihre Beziehungen zur Rotzkrankheit“

nebjt Eritiichen Bemerkungen von Schüß im Wortlaut beigefügt. Für

den auf der Höhe ſeines Berufes jtehenden praftijchen Tierarzt, ift Die

Lektüre der „Veröffentlichungen“ bereit eine Notwendigkeit. ber den

ungefähren Inhalt des Werkes orientiert am bejten folgende auf feiner

eriten Seite vermdlige

Srtrantungen Pferde | Rinder | Schafe |Ziegen| Schweine Geflügel Milzbrand . iezgoo 3976)488 (431) 4 (6) 101 (115) | Raufchbrand. .| 72) 1asıza) wer Mild-u. Rinder:

jeude ... .| (5) 18(88) Tollwut ....| 6(21) 49683) 5(4) 1 2 EIER 332 (456) - m Bornajcher

Krankheit . .| 6252) - Bläschenſeuche |155(132)]1673 (2324) * | Räude ..... 503 (525) * Rotlauf .... 160573 (42701) * Schweineſeuche 80659 (81753) = he - 64256 (42.069) Hühnerpeſt. 603 601) 3m Sahre 1906 | 1228 6913 493 5 141 335 64 859

- 1%5| 1348 7556 435 6 124 569 42 670

Außerdem erkrankten 546 (804) Hunde und 8 (18) Katzen an Tollwut.

Die Stüdzahl der von Maul- und Klauenſeuche heimgejuchten Be— jtände betrug 8173 (6642) Rinder, 42 083 (44 040) Schafe, 223 (128) Biegen, endlich 6446 (2403) Schweine. Die in Klammern gejegten Zahlen bezeichnen die entiprechenden Ziffern des Vorjahres.

Rinderpeft, Beichäljeuche und Lungenſeuche find im Jahre 1906 nicht aufgetreten. Chriſtiani.

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E. Merck's Jahresberichte XXI Jahrgang. 1907. Darmſtadt.

Sanuar 1908.

Seit zwei Jahrzehnten bringen Mercks Jahresberichte eine Zuſammen⸗ ftellung aller Neuerungen auf den Gebieten der Pharmafotherapie und Pharmazie. Die alphabetiihe Anordnung jowie vier verſchiedene Über- fihtöregifter ermöglichen eine bequeme Orientierung über die einjchlägigen Arbeiten, deren Nejultate in gedrängter, fachlicher Yorım wiedergegeben find. Amann.

Perfonalveränderungen.

Charaktterverleihungen.

Der Charakter „Oberftabsveterinär” mit dem perjönlichen Range der Räte 5. Klaſſe: Dem StabSveterinär Köſters, im Feldart. Regt. Nr. 27; dem Staböveterinär a. D. Loef (Bezirkskommando Stettin).

Der Charakter „Stabsveterinär“: Dem Oberveterinär a.D. Wiener (Bezirkskommando Königsberg i. Pr.).

Beförderungen, Zum Oberveterinär: Unterveterinär Meyer, im Ulan. Regt. Nr. 9.

Im Benrlaubtenftande:

Zum StabSveterinär:

Oberveterinär der Landwehr 1. Aufgebots Siebert (Bezirkstommando Stendal). Bum Oberveterinär:

Unterbeterinär der Reſ. Blod (Bezirkkskommando Müniter).

Verſetzungen.

Stabsveterinär Broft, im Feldart. Regt. Nr. 69, zum Feldart. Regt. Nr. 43; Oberveterinär Woite, im Train-Batl. Nr. 18, behufs Wahr⸗ nehmung der Stabsveterinärgeſchäfte zum Feldart. Regt. Nr. 69; Ober⸗ veterinär Ventzki, Alfiitent bei der Militär-Lehrjchmiede Hannover, zum Traoin-Batl. Nr. 18; Oberveterinär Stange, im Feldart. Regt. Nr. 72, als Alfiftent zur Lehrichmiede Hannover Jämtlih mit Wirkung vom 1. April 1909.

Abgang.

Stab8veterinär Eilert, im Feldart. Regt. Nr. 34, am 14. Januar, Sherftabsveterinär Dietrich, im Yeldart. Regt. Nr. 23 am 28. Januar 1909 verjtorben. |

Auf ihr Gejuch den erbetenen Abjchied bewilligt: Den Oberveterinären der Landwehr 1. Aufgebot Bettelhäujer (Bezirkskommando Dutsburg;) der Ref. Weigel (Bezirkskommando Stettin); der Landwehr

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1. Aufgebot3 Müller (Bezirkfstommando St. Wendel); der Landwehr 2. Aufgebot? Mengel (Bezirkefommando Lingen); der Landwehr 2.Auf- gebot8 Schneider (Bezirfäfommando Mannheim); der Landwehr 1. Aufgebot8 Kohl (Bezirtstommando Croſſen); der Landwehr 2. Aufs gebots Liphardt (Bezirkslommando Wetmar).

Bayern.

Berliehen: Der Titel „Oberſtabsveterinär“ dem Stabsveterinär Prechtel, im Feldart. Regt. Nr. 8.

Berjegt: Oberveterinär Zeiller, vom 5. Chen. Negt. Erzherzog Albrecht von Dfterreih, zum 3. Train-Batl.

Ernannt: Unterveterinär der Re. Magerl- Gunzenhaufen zum Unterveterinär des Friedensſtandes im 5. Chev. Regt. Erzherzog Albrecht von Djterreich ernannt, und mit Wahrnehmung einer offenen Beterinär- ſtelle beauftragt.

Sachen.

Kommandiert: Oberveterinär Dr. Fiſcher, vom 2.Ulan. Regt. Nr.18 vom 1. Februar 1909 ab auf 1 Jahr zum Kaiſerlichen Gejundheit3amt in Berlin; Unterveterinär Walther, vom 2. Huf. Regt. Nr. 19 zur Dienftleiltung beim Garde-Reiter-Regt.

Verſetzt: Oberveterinär Scholz, vom 7. Feldart. Negt. Nr. 77 unterm 1. Sebruar 1909 zum 2. Ulan. Regt. Nr. 18.

Im Beurlaubtenftande; Oberveterinär Shumann, von ber Land- wehr 2. Aufgebot3 (Landwehrbezirt Pirna) wegen überlommener Feld- und Garnijondienftunfähigfeit der Abſchied bemilligt.

Auszeichnungen, Ernennungen uſw.

Berliehen: Stern zum Roten Adler-Orden 2. Klaſſe mit Eichenlaub v. Conrad, Unterftaatsjefretär im Minifterlum für Landwirtichaft, Do- mänen und Forſten.

Roter Adler-Orden 2. Klaſſe mit Eichenlaub: Schroeter, Geheimer Oberregierungsrat, vortragender Rat im Minifterium für Landiotrtichaft, Domänen und Foriten. |

Kronen-Orden 3. Klaſſe: Geheimer Regierungsrat Prof; Eggeling; Korpsftaböveterinär Prof. Schwarzneder.

Roter Adler: Orden 4. Klaſſe: Bitſch, Oberftabsveterinär im 5. Bades riſchen Feldart. Regt. in Landau (Nheinpjalz); Feldtmann, Ober- ſtabsveterinär im Feldart. Regt. General-Feldzeugmeifter Nr. 18; Reinemann, Oberſtabsveterinär im Huſ. Regt. von Bieten Nr. 3; Preuſſe, Beterinärrat, Departementstierarzt in Danzig; Bauli, Beterinärrat, Departementstierarzt in Stettin; Dr. Achilles, Veterinär- rat, Kretstierarzt in Wernigerode; Thunede, Kreistierarzt in Halle a.©.; Geiffert, Kreistierarzt in Charlottenburg.

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Kronen-Drden 4. Klafje: Biermann, Stab3veterinär im Bergijchen Feldart. Regt. Nr. 59; Mölhuſen, Stab3veterinär im 2. Thüring. Heldart. Negt. Nr. 55; Schneider, Stab3veterinär im 2. Groß- herzogl. Hell. Zeldart. NRegt. Nr. 61; Stramiber, Stab3veterinär im Feldart. Regt. Nr. 63; Thomann, Staböveterinär im Tohüring. Ulanen-Regt. Nr. 6; Hönow, Polizeitierarzt in Berlin.

Verdienitorden vom Heiligen Michael 3. Klaffe: Dr. Albredt, un Profeſſor und Direktor der Tierärztl. Hochſchule in München.

Verdienjtorden dom Heiligen Michael 4. Klafje: den Königl. Bayer. Korpsftabsveterinären Hochſtetter beim Generallommando I. Bayer. Armeekorps; Niedermapyer beim Generalfommando II. Bayer. Armee- forpg; Schmid beim Generallommando III. Bayer. Armeekorps.

Berdienitkreug des Ordens vom Heiligen Michael: Staböveterinär a. D. Feil, Bezirßtierarzt und Direktor des ftädt. Schlachthofes in Landau.

Ritterkreuz 2. Klafje des Orden? vom Zähringer Löwen: den Groß- herzogl. Badtichen Bezirkstierärzten Ganter- Krozingen, Bäth- Heidelberg und Welz-Raſtatt.

Ruſſiſcher St. Annen:Orden 3. Klafje: Departementstierarzt Veterinär- rat Bermbad: Oppeln.

Ernannt: Zum etatmäßigen Ober-Reg. Rat: Königl. Bayer. Zandes- tierarzt Dr. Vogel.

Zu etatmäßigen Regierungd- und Beterinärräten: die Königl. Bayer. Kreistierärzte: Schwarzmeier, Heichlinger, Marggraff, Pröls, Hohenleitner, Günther, Schneider und Weiskopf.

Zum Regierungsrat: Großherzogl. Bad. Veterinär-Aſſeſſor Fehſen— meier-Karlsruhe.

Zum außerordentl. Profeſſor der Pharmakologie: der tit. ordentl. Profeſſor Dr. Günther in Wien.

Zum außerordentl. Profeſſor der Chirurgie: außerordentl. Profeſſor Dr. Schmidt in Wien.

Zum SHonorardozenten für Viehverſicherung, Alpwirtichaft u. Iand- wirtichaftl. Genofjenichaftsweien: Tierarzt Stampfl, ebenfalld in Wien.

Zu außerordentl. Deitgliedern des Königl. Bayer. Ober-Mediz. Aus- Ihufjes vom 1. Januar 1909 ab auf die Dauer von 4 Jahren: Dber- Neg. Rat Dr. Vogel, Prof Dr. Albredt, Regierungd- u. Veterinärrat Schwarzmaier und Prof. Dr. Fitt.

Zum Departementstierarzt nach Wiesbaden vom 1. März 1909 ab: Beterinärrat Peters-Bromberg.

Zum Aififtenten des —5— Bezirkstierarztes in München: Unter⸗ veterinär d. Reſ. Eiſele.

Zum Aſſiſtenten des Oberamtstierarztes in Freudenſtadt: Rittel— mann-Karlsruhe.

Zum wiſſenſchaftlichen Hilfsarbeiter am Hygieniſchen Inſtitut der Tierärztl. Hochſchule Berlin: Dr. Turowski-Schwentainen.

Zum Aſſiſtenten an der chirurgiſchen Klinik der Tierärztl. Hochſchule Hannover: Ludwig: Minden.

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Zum Affiftenten am Hygieniſchen Inſtitut der ZTierärztl. Hochſchule Dresden: Lohr- Bühl.

Zum Aſſiſtenten am bakteriolog. Inſtitut der rhein. Landwirtſchafts⸗ fammer in Bonn: Eidimann: Hannover.

Zum Bezirkötierarzt: die Dijtriktstlerärzte: Sallinger- Windsheim in Neumarkt i. D., Obermegner:dOttingen in Teufchnig, Fäuſtle— Buchloe in Ebermannftadt, Sauer: Edenkoben in Homburg; die Tier- ärzte: Feldhofen: Furtwangen in Nedargemünd, Bimmerman- Meblirdh dortfelbft.

Zum Diitriktstierarzt: Hub-⸗-Seeg in Buchloe.

Zum Regterungstierarzt in Kamerun: Immel-Tilſit.

Zum Sglachthofdirektor: Biſchoff-Kirn dafelbft.

Zum Schlachthofinſpektor: Zbiranski-Tremeſſen in Rügenwalde, Kittler-Linzen in Wittſtock.

Zum Schlachthoftierarzt: Dr. Maaß-Hagen in Eſſen, Sindt-Nor- torf in Hagen, Maier-Karlsruhe daſelbſt, Krug-Raftatt und Büdel— Hanau in Freiburg.

Zum ftädt. Tierarzt: Knitl-Neumarkt dajelbit.

Zum Departementdtierarzt: Veterinärrat und Kreißtierarzt Fredrich— Krufhwig in Bromberg.

Mit der Wahrnehmung der Tantonaltierärztl. Gefchäfte für den Kanton Geiſpolsheim beauftragt: Lutz-Illkirch-Grafenſtaden.

Mit der Wahrnehmung der kreistierärztl. Geſchäfte in Vohwinkel be- traut: Dr. Albert, Repetitor an der Tierärztl. Hochſchule Berlin.

ALS ſtändige Dienſtaushilfe und unter Verleihung der Beamteneigen- ſchaft den Bezirkstierärzten in Meßkirch bzw. Lahr zugewielen: Dr. Gers⸗ pach-Raſtatt und Dr. Yried- Wertheim.

Verlieben: der Titel und Wang eined Regierungs⸗ und Beterinär- rates: dem Landgeftütstierarzt bei der Königl. Bayer. Landgeſtütsverwal⸗ tung Beilinger; in Ofterreih: der Titel und Charakter eines K. K. Hof⸗ rated: den außerordentl. Profefjoren Dr. Szpilmann, Neltor der Zier- ärztl. Hochſchule Lemberg, Dr. Cſokor und Dr. Polanzty- Wien.

In den Ruheſtand getreten: Dr. Augitein, Peterinärrat, bisher Departementdtterarzt in Wiesbaden.

Wohnfitveränderungen, Niederlaffungen: Eiſenbarth-Erding dortjelbft; Geßler-Villingen nad Stuttgart; Schreck-Pfellendorf nad) Gießen; Dr. Alerander-Swinemünde als Aſſiſtent des Kreistierarztes nach Greiffenberg; Krieger-Reisbach als Alfiitent des Bezirkötierarzted nad) Sangfofen; Neugebauer-Striegau nad) Canth; Rittelmann-Karlsruhe als Alfıftent des Oberamtötierarzted nad) Freudenftadt; Dr. Straud- Ludwigshafen nah Mannheim; NRuttmann-Gerolddgrün in Zwieſel niedergelaffen; von Zerbont di Spofetti, kommiſſariſcher Geftütstierarzt, aus der Geftütöverwaltung ausgeichieden und zunächſt nad) Kafjuben, jo= dann nah Breslau verzogen; Eilele- Weilheim als bezirkstierärztlicher Aſſiſtent nad) Münden; Greif- Forchheim nad) Windsbach; Dr. Schrauth- Wimpfen nad) Großgerau; Dr. Wolf, freistierärztlicher Aſſiſtent in Lyck nah Drangfeld; Wulf-Burgmedel nah Havetoft; Dr. Antoni-Burhave

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nach Weener; Anzenhofer, bezirkötierärztlicher Affiftent in Kulmbach nad) Münden; Biederftedt in Sarmen; Dr. Haag: Muskau nad) Hildesheim; Dr. Jauß-Freudenſtadt nad) Stuttgart; Klopſch-Guben daſelbſt nieder- nelafien; Dr. Knabe-Rieſa in Oelsnitz niedergelaffen; Kukla-Bentſchen gach Striegau; Laurigen-Stettin nach Dresden; Riedel-Wunfiedel als Alftitent der Algäuer Herdbuchgejellichaft nach) Smmenftadt; Sauter: Sulz: feld daſelbſt medergelafien; Schebler-Augdburg dajelbit niedergelaflen; Seiderer, Bertreter in Bütgenbady nah Blaibach; Stößenreuther- Marktelbach als bezirkötierärztlicher Affiftent nach Kaufbeuren; Dr. Walter- Großenhain nah Rieſa; Werner, Vertreter in Hermegfeil nad) Chemniß; Dr. Sranz-Degih nah Auma; Harder-Rülzheim in Offenbach nieder- gelafjen; Heindel-Andbach als bezirkstierärztlicher Alfiitent nach Roſen⸗ beim; Dr. Hermans-Walbed in Sterkrade niedergelafien; Dr. Ibel, Dberveterinär im 5. Chev. Negt. in Saargemünd nach Bmweibrüden; Mahler-Offenbah nad) Edenkoben; Piechotta-Gleiwitz in Schmolz niedergelaffen; Sauter-Sulzfeld als bezirfStierärztlicher Aſſiſtent nad) Waldkirch; Schiffer: Pfeddersheim daſelbſt niedergelafjien; Dr. Walter- Rieſa nah Kahla; Zeniecki-Dirſchau daſelbſt niedergelafjen.

Promoviert: Zum Dr. med. vet.: In Gießen: Tinſchert— Dittmannsdorf; Niebe-Udermünde; Mener-: Stuttgart.

In Leipzig: Amtstierarzt Heyne-Eijenberg; Oberveterinär a. D. Kalcher-Lasdehnen; Rottländer- Edardtöberga; Zeller: Züllhom; Hoppe-Hetligenbeil; Rnabe- Dresden; Müller-Dresden; Petzſche— Schladitz; Wittmann-Untermohldbad). |

Sn Zürih: Richter, Profeltor des dortigen veterinär-anatomiſchen Inſtituts; Andreae-Nowames; Canova-Chur; Unger: Herijau.

An Bern: Liebert, NRepetitor an der Tierärztl. Hochſchule Han- nover; ftädt. Tierarzt Georgi-Pauſa; Fauß-Giengen a. d. Br.; Seigel- Heppenheim a. d. Bergftraße; Dr. Hahn=Dredden; Drdge-Neuftadt (Hannover); Tierzuchtinfpeftor Guth-Weiden; jtädt. Tierarzt Kunke— Neuftadt (Sahfen); Süterbod-Schöneberg (Oberlaufip); Poltzeitierarzt für Berlin Zindenau-Friedenau; Oppermann: Arendjee; Schlachthof: tierarzt Dumont-Gleiwitz; Schlachthoftierarzt Schmig - Düfjeldorf; Bolmer-Dfchersleben; Wulff-Delde (Weitfalen).

Approbiert: In Dresden: Bethge-Querfurt; Ljöholm-Muhos (Finland).

In Gießen: Becker-Hermuthſachſen; Eyßer-Schloppe (Weſtpr.); Fiſcher-Schmannewitz; Fuchs-Rimbach i. O.; Gehrig-Lewe; Marten— Schloppe (Weſtpr.); Seibert-Halmheim.

In Hannover: Großnickel-Horn; Jeſſe-Eberswalde; Kaſpar— Seeg; Winter-Veldhauſen; Pins-Dülmen; Sachweh-Dortmund; Schrumm-Rendsburg.

Verſetzungen: Kreistierarzt Goldmann-Sögel in gleicher Eigen- ſchaft nad) Ziegenhain; Bezirkstierarzt Heger-Meßkirch in gleicher Eigen⸗ ſchaft nach Freiburg; Kommiſſar Geſtütsroßarzt Puſchke von Beberbeck uach Trakehnen.

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Geftorben: reger, Oberveterinär a. D. in Münden; Hart- mann, Schladhthofdireltor in Cöthen; Dr. Joſt, Schlachthofdireltor in Göttingen; Müller, Veterinärafjefior a. D. in Stettin; Schleicher in Münden; Wetterwald in Morges; Werder, Grenztierarzt in St. Margarethen; Eilert, Staböveterinär im Feld— artillerie-Regiment Nr. 34, Metz; Dietrich, Oberfjtabsveterinär im Teldartillerie-Regiment Nr. 23, Coblenz.

Briefkaften. |

Antwort auf Frage Ar. 1 im Brieflaften der legten Nummer diefer Zeit: fchrift: Umfangreiche Verſuche in 2 Wintern mit Korf:Huflederfitt als Einlage zur Verhütung des Einballend von Schnee haben im allgemeinen günftige NRefultate gehabt. Die Berjuche lehrien, daß der Qualität des Kork-Huflederkitts Beachtung geichenft werden muß. Material mit Korkichrotftüdchen von der Größe einer halben Erbſe oder einer Linfe und darüber ift ungeeigneter, al3 ſolches mit Eleineren Stüden; ebenjo ift die Befchaffenheit des Bindemittel, des Huflederfitt3 an fich, nicht gleihgültig.. Auf Grund meiner Erfahrungen ziehe ich den Kork: Huflederfitt nach Oberftabsveterinär Beder, dem der Firma R. Bogeler: Erfurt vor, wegen der befjeren phyfifaliichen Eigenfchaften des erfteren, wenngleich er etwas teurer tft.

StabSveterinär Rips. Antwort auf Frage Nr.2: Poudre du Pin ift nad) Angabe des Fabrikanten zujammengefegt aus: Terra smectina praep. 100,0, Alumen pulverisat. 20,0, Lythargyrum 10,0. Die nähere Unterſuchung ergab, daß Terra smectina praep. nicht3 anderes ıft al3 Talkum. Nach dem Proſpekt ift es eine Panacee für alle Lahmheiten und Wunden. Die eigentliche Wirkung ergibt fi) aus der Zuſammen— fegung. Koftenpunft: 1 Kilo 2,380 Mark ohne Porto, 5 Kilo a 2,50 Mark, 50 Kilo a 2,— Mark. In der Apothele hergeitellt koſtet dasjelbe Mittel: 1 Kilo in der Rezeptur 1,25 Dark, bis 5 Kilo a 0,85 Mark. Im Handverfauf 1 Kilo 1 Mar, bis 5 Kilo 0,70 Mark. Hiervon gehen bei Barzahlung noch die üblichen Prozente ab. Einzige Berjandftelle des Poudre du Pin: Apothefe von ©. Stahl, Meg,

Marienftraße. Oberveterinär Ehrle.

Berichtigung.

In dem legten Artikel auf Seite 34 der legten Nummer diejer Zeitjchrift muß es ftatt „Thiogenol” jemeilig „Thigenol“ heißen.

Bedrudt in der Königl. Hojbuchdruderei von EC. Mittler& Sohn, Berlin SWes, Kochſtraße 68-71.

21. Jahrtrg. März 1909. a Heſt.

Beitfchrift für Veterinürkunde

mit befonderer Berükfihligung der Hygiene. Organ für die Weterinäre der Armee. Nedafteur: Oberftabsveterinär A. Chriftiani.

Gricheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 8%. Abonnementspreis jährlid 12 Marf Preis einer einzelnen Nummer 1,50 Marl. Beitellungen nehmen alle Buchhandlungen an. Inſerate werden die geipaltene Betitzeile mit 80 Pfennig berechnet.

Beiträge zur Arditeklur der Knochenſpongioſa und zur

Statik und Mechanik des Feflel- und Kronenbeins bei der

regelmäßigen, der bodenweiten und bodenengen Stellung des Pferdes.

Bon Clemens Gieje, Unterveterinär im 2. Garde: Feldartillerie- Regiment, Potsdam.

(Mit 2 Abbildungen im Tert und 2 Tafeln.) (Schluß.) Material und Unterfuhnungsgang.

Das Material für meine Unterfuhungen erwarb ih zum Zeil in der Berliner, zum Zeil in der Potsdamer Roßſchlächterei, wo ich die Pferde jedesmal im lebenden Zuſtande auf ihre Stellung hin ujw. genau unterjuhen und beurteilen fonnte. Die gewonnenen Präparate der ganze Unterfuß vom Feſſel ab wurden oberhalb des Feſſelgelenks abgetrennt; dann wurden von mir der Reihe nah die äußere Haut, das darunter gelegene lodere Bindegewebe, die Yaszien, die Sehnen und Sehnenjdeiden, der Bandapparat, die Gelenklapjeln, die Gelenkflächen und endlih das Feſſel- und Kronenbein mit ihrem Perioft genau prä- pariert und unterfuht; Feſſel- und Kronenbein wurden ſodann in Soda: waſſer abgefoht. Um die feinere Kinochenarditeltur zu unterſuchen und hierzu möglichft feine und genaue Yurnierblätter aus den Knochen zu erhalten, wandte ih mich auf Anregung des Herrn Profeffor Dr. Ederlein an das Frankeſche Elfenbeinſägewerk in Berlin, Schmidtitr., wo J. Wolff (34 ff.) und Silberſiepe 426) ebenfall3 ihr Unter- juhungsmaterial gewonnen hatten. Durh die Liebenswürdigfeit des Herrn Befigers erhielt ih die gewünjchten urnierblätter. Die prä- parierten Knochen wurden feſt eingeſpannt und mit Hilfe einer elektriſch betriebenen, horizontal ungefähr 450 mal in der Minute fih hin und

Zeitfchr. f. Veterinärkunde. 1909. 3. Heft. 8

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her bewegenden, !/ı mm ftarfen Blattjäge in 2 mm ftarfe Furnier⸗ blätter zerlegt. Die 2 mm ftarken Yurnierblätter erjchienen mir für meine Unterfudungen geeigneter, da fie die beiten und deutlichſten Bilder lieferten, während bei den 1 mm ſtarken Yurnierblättern Zeile der feinen Knochenſpongioſa ausgebroden waren und fomit verloren gingen. Die auf diefe Weije gewonnenen Surnierblätter wurden 5 bis 10 Minuten in dünner Sodalöfung gekocht, dann dur Ather und Alkohol von ihrem Markinhalte befreit. Um die Knochenbälkchen in ihrem ganzen Verlauf, fpeziell um aud die Mafchenweite und ‘Drud- aufnahmeplatte recht deutlich veranſchaulichen zu können, ftellte ich nicht die üblihden nah % Wolff, Zſchokke, Eihbaum, Schmidt, Silberjiepe auf Samtunterlage gewonnenen Photographien her, fon- dern ich benußte zur Herſtellung der photographiihen Bilder auf An⸗ regung des Herrn Profeſſor Dr. Eberlein den Nöntgenapparat in der chirurgiſchen Klinif der XTierärztliden Hochſchule. Hier erzielte ic, wenn auch nad vieler und anfangs vergeblider Mühe e3 mußten zunächſt Belihtungsdauer und Stromſtärke zueinander ausprobiert werden überaus deutliche und jehr lehrreihe Photographien, worauf man die Heinften Details erkennen fann. Die 2 mm ftarfen Furnier: blätter wurden 15 bis 20 Sekunden bei Starkſtrom belichtet.

Herrn Zahnarzt Pahlow, Potsdam, dem ih für feine liebens» würdige Hilfe bei der Anfertigung der Photographien verpflichtet bin, fage ih an diefer Stelle meinen bejten Dank.

Eigene Unterſuchungen.

Wie bei faft allen Ertremitätentnocden, jo fehneidet auch beim Feſſel⸗ und Kronenbein die Mittelfvaft des Körpers die Querfchnitte des Feſſel⸗ und Kronenbeins normaliter medial von der Knochenmaſſe, d. h. die Schwerlinie liegt medial von diefer, und die medialen Gelenkhälften der betreffenden Knochen find die mehrbelafteten. Dieſes zeigt ſich Thon makroſkopiſch: Feſſel- und Kronenbein find in ihren feitlihen Hälften nicht ebenmäßig gebaut, fondern wir finden faft ausſchließlich bei nor- maler Anlagerung der Stüßelemente die inneren Knochenhälften Fräftiger und die inneren Gelenkhälften breiter entiwidelt.

Im folgenden gehe ich über zur Beſchreibung des Unterjuhungs- befundes der den Feſſel- und Kronenbeinen der regelmäßigen Stellung entnommenen Yurnierblätter. Im ganzen wurden jechs Feſſelbeine und ſechs Kronenbeine von ſechs Vordergliedmaßen und je vier Feſſel⸗ und Kronenbeine von vier Hintergliedmaßen der regelmäßigen Stellung unterjudt.

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I. Bordergliedmaße.

Hall 1. (Hannoveraner, 15- bis 18jährig.) Die Photographie (Abbild. 1) zeigt, uns die Arditeftur eines ſegmentalen Längsfurnier- blattes, das in transverfaler Richtung aus der Mitte eines Tinten Borbderfeffel- und Kronenbeins entnommen wurde. Wir fehen rechts die laterale, links die mediale Hälfte der Knochen.

a) Feſſelbein: Der mediale Rand verläuft mehr gerade als der laterale Rand, der ftarf gebogen ift. Wie J. Wolff für die NRöhren- knochen des Menſchen angibt, fo ift auch beim Feſſelbein des Pferdes die Compacta in der Mitte des Knochens am ftärfften; am lateralen Rand liegt die ftärkere Stelle etwas tiefer als am medialen Rand. Nach oben zu nimmt die Compacta allmählid, zum diftalen Ende (unterhalb der Bandhöder) zu jchneller an Stärke ab. Medial beträgt ihre Stärke 1 cm, lateral 0,75 cm an der didjten Stelle gemefjen, Daß die kompakte Subftanz eine durch Zufammendrängung der Spon- gioſabälkchen gebildete Form der Spongioja ift, fieht man ſchon malro- jfopifh, denn man kann an den einzelnen Stellen einzelne Bälkchen ziemlih deutlich bis in die Compacta hinein verfolgen. Nach % Wolff (34 ff.) und Silberſiepe (26) findet man bei jugendlichen Zieren in der Compacta der Längsachſe der Knochen parallel gerichtete länglihe Lüden, aus deren Anorönung die Bedeutung der Compacta als zufammengedrängte Spongioja nod deutlicher erfihtlih if. Das Dünnerwerden der kompakten Subjtanz fieht man dadurch gejchehen, daß fih von ihr auf beiten Seiten immer ein Bälkchen nad) dem anderu abzweigt, um ſich an dem fpongiöfen Baugerüft zu beteiligen. Es ge- ihieht dies genau in demfelben Maße, als ſich die Bälkchen abzweigen. Je dünner die Compacta nah oben oder unten wird, dejto mehr Bälkchen zweigen ſich ab und dejto enger gedrängt ftehen ;diefelben bei- jammen. Die Spongiofateile find an dem dijtalen Gelenfende auf einen viel THeineren Raum bejchränft als am prorimalen Knochenende, fie jtehen deshalb am dijtalen Zeil viel enger gedrängt zujammen. Bei genauer Unterfuhung fieht man, daß immer je ein Bälfchen der einen und je ein Bälfchen der anderen Seite ſich abzmeigt, und zwar unge: fähr in der Mitte des Feſſelbeins da, wo fi) die ftärkfte Compacta befindet, angefangen, und daß diefelben nad) oben bzw. nad) unten zur Kortifalis der Gelenkflähen ſich hin erjtreden, und zwar immer im rehten Winkel. Man Tann aus diefer Verbindung aller Punkte der GSelentflähen mit der Compacta folgern, daß die Spongioſabälkchen in erfter Linie beftimmt find, die auf die Gelenkflächen einwirkende Laft

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auf die maffige und mehr mafjive Wand des Knochens zu übertragen, und aus dem proportionalen Verhältnis der Maſſe der Compacta mit der Bildung der fpongiöjen Eubftanz, daß letztere die manbdjtändige, dichte und kompakte Knochenſubſtanz zu erjegen bejtimmt ijt. Unterwegs bilden die Spongiofabälthen untereinander Verbindungen, jogenannte „Maſchen“, die in der Mitte des Feſſelbeins, in Gegend der Marl: böhle, am größten find, zu den Gelentflähen Hin allmählid an Größe abnehmen. Die weiteften Maſchen finden ſich genau in der Längsachſe des Feſſelbeins, von der tiefiten Stelle der prorimalen Gelenfrinne jenfreht nad) unten bis zur diftalen Gelentflähe.. Die Maſchenweite nimmt von der Markhöhle zu den Gelenfflähen hin um das Drei⸗- bis Vierfahe ab, und zwar bewegt ſich ihre Größe in Gegend der Marl: höhle zwifhen 1 bis 1,6. bi$ 2 mm, in Gegend der Gelentflähen O,1 bis 0,3 nm. Die Spongioja des prorimalen Endes nimmt faſt die ganze obere Hälfte des Feſſelbeins ein, die des diſtalen Teiles beſchränkt fih auf das untere Viertel; man fieht daher au, daß, außer der er- wähnten dichteren Aneinanderlagerung der Spongiofa im diftalen Teil, auh die Mafchenweite hier im allgemeinen fleiner if. Man findet ferner im diftalen Zeil des Feſſelbeins, ungefähr oberhalb der Mitte der Gelenkfläche, außer den vertifalen Spongiofazügen nod ein zweites Syſtem von Bälkchen, das horizontal verläuft und erftere rechtwinklig kreuzt; Spuren diefes Eyftems finden fih aud im prorimalen Endftüd des Feſſelbeins. Ein Unterfhied der Mafchenweite der Spongioja- bälfhen der medialen Hälfte im Verhältnis zur lateralen Hälfte ift. nicht vorhanden.

Was die Art der Spongioja bzw. die Form der Majchen angeht, jo findet fih im Innern des Knochens, bejonders um die Marfhöhle herum und nad der prorimalen Gelenfrinne zu, rundlih maſchige Spongiofa (Spongiosa globata sive pilosa und ovata), hier und da auch einzelne wenige rechteckige Maſchen (Spongiosa rectangulata und zwar recta et curvata). Die Ddireft von der Compacta ausgehende Spongioja zeigt teil$ die Form von Knochenröhrchen (tubuli ossei, vollfommene und jeitlih durchbrochene: completi und incompleti), die nah Roux (24) vom jtatiihen Standpunkt aus die feitefte Spongiofa= form Ddarftellt, teils zeigt ſich auh hier und da die Form direlter Bälkchen (trabeculae osseae) und die Plättchenform, indem die Bälkchen mehr oder weniger zufammengedrüdt erſcheinen oder in Gejtalt von Plättchen ineinander übergehen, jo daß fich die eigentlichen Trajek—

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torien weniger jharf ausprägen,*) letteres ift hauptfählih bei den Hauptdrudtrajeftorien (%. Wolff, 34 ff.) der Fall, worunter die augen- fälligften Zrajeftorien verftanden werden, die von der Compacta zu den Gelenkflächen binziehen.

Die Endigungsftelle der Zrajeftorien in der Compacta der Gelenf- tlähen hat Roux (24) mit dem Namen „Drudaufnahmeplatte” belegt, eine Bezeihnung, die neben dem Hinweis auf die befondere phyſiologiſche Stellung derjelden auch auf den anatomishen Bau Hindeutet, wenn man unter „Platte“ etwas durch eine ebene Fläche Begrenztes verfteht. Ihre Die geht nämlich allmählich in die der umgebenden Zonen über. Ihre größte Dice foll fie eigentlih in der Mitte der Gelenkflähe befigen (nad Roux [24]. Man fieht jedoch bei Betrahtung des Yurnier- blattes, daß daS bei der prorimalen Gelenfflähe nit der Fall iſt, ſondern daß fie an verjhiedenen Stellen verfhiedene Stärke hat. Die dickſte Stelle entipriht dem medialen Zeil der Gelenkfläde, und zwar der Einjenkungsjtelle derjelbden. Die Drudaufnahmeplatte erreicht bier die Stärke von 3,8 mm; fie nimmt nad beiden Seiten hin, zum media- len Rand und zur mittleren Gelenfrinne, an Stärke ab; ihre Dide in der mittleren Gelenfrinne entſpricht ungefähr der Hälfte der dickſten

* Nah Rour (24) unterfcheivet man folgende ftatiichen Glementarteile der Knochenſpongioſa:

1. die Knochenröhrchen (tubuli ossei), vollkommene oder ſeitlich durch— brochene (tubuli completi und incompleti),

2. die Kugelſchalen (pilae osseae),

3. die ſtatiſchen Plättchen (lamellae staticae),

4. die Knochenbälfchen (trabeculae osseae).

Dazu kommen vielfache Übergangsformen, die zum Teil häufiger find als die reinen Typen.

Aus dieſen ſtatiſchen Glementarteilen werden folgende Formationen der Spongioja (formationes subst. spong. osseae) gebildet:

1. die Röhrenſpongioſa (spong. tubulosa, completa und incompleta),

2. die Maſchen- und Negipongiofa (spong. reticularis), aus Bälfchen (spong. trabeculosa) oder aus Plättchen (spong. lamellosa) oder aus beiden gemifcht. Diefelbe ift einzuteilen: |

a) nah der Form der Machen: 1. in rundlich-maſchige (spong. globata over pilosa und ovata), 2. in rechteckig⸗maſchige (spong. reetangulata und zwar recta et curvata);

b) nad der Anordnung der Majchen: in ordinata und inordinata,

3. die Plattenfpongioja (spong. laminosa), 4. Übergangsformen und Mifchformen.

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Stelle, 1,6 mm; im weiteren Verlauf nimmt fie dann zum lateralen Zeil der Gelenkflähe wieder an Stärke zu und erreiht in der Mitte ber lateralen Gelentflähe eine Dide von 2,4 mm, um nad dem Rande bin allmählih abzunehmen; in der Tiefe der Gelenkrinne ift fie nur 1,6 mm ftarf. Da, wo auf beiden Gelenthälften die ſtärkſte Stelle der Drudaufnahmeplatte fih vorfindet, dahin ziehen auch die ftärkjten der Hauptdrudtrajektorien, wie ja aud die Druckaufnahmeplatte ſchließlich als Ausdrud der Zrajektorien aufzufaffen ift. Anders dagegen verhält fih die Drudaufnahmeplatte an der diftalen Gelenkflähe. Hier trifft die allgemeine Anfiht zu, d. 5. die ſtärkſte Stelle entipridt dem mittleren Zeil der Gelenkfläche, nämlih 3 mm; nad beiden Seiten wird fie dann allmählih dünner.

b) Kronenbein. Das Kronenbein befigt feine Marthöhle und wird, da jeine Dimenfionen ziemlich gleich find, zu den kurzen Knochen gerechnet. In feiner Richtung und Belaftungsweife ftimmt es mit dem seifelbein überein. Abbild. und Tafel 1 zeigt, daß die Compacta ber Seitenwände erheblih dünner ift als beim Feſſelbein (Röhrenknochen), dag aud ferner die ftärkite Stelle der Compacta auf beiden Seiten ungefähr in der Mitte des Knochens vorhanden if. Die Compacta des medialen (mehrbelafteten) Randes ift ftärfer als die des lateralen; an der ftärkjten Stelle gemefjen, beträgt fie medial 3,2 mm, lateral 2,4 mm; zur prorimalen Gelenkfläche hin behält fie diefe Dicke beider: ſeits ungefähr bei: medial 2,3 mm, lateral 2 mm, während fie zur diftalen Gelenkfläche ziemlih jchnell abnimmt und 1 cm oberhalb ver Gelentflähe lateral und medial faft papierdünn ift. -— Die Spongiofa- elemente erjcheinen fait nur als Maſchen, von eigentlihen Knochen bälfchen fieht man nur fehr wenig; nur einzelne wenige laffen ſich in ihrem Verlauf verfolgen; legtere verbinden die Compacta der lateralen und medialen Wand mit der prorimalen und dijtalen Gelenkfläche. Vor⸗ wiegend handelt es fih um redtedige und rundlide Maſchen (Spon- giosa recta et globata), die auch in der Mitte des Kronenbeins am größten, 0,75 bi 0,85 mm, find und zur prorimalen und bdijtalen Gelenkfläche gleihmäßig und allmählid abnehmen und hier die Größe von nur 0,2 bis 0,3 mm aufweijfen. In Gegend der prorimalen und diftalen Gelenkfläche und parallel zu denſelben werden die vertikalen Spongiofazüge dur einige feine transverfale Bälkchen verbunden, jo daß au hier, wie zum Zeil beim Feſſelbein eine rechtwinklige Durch— freuzung der zwei Arten zuftande kommt. Was die Drudaufnahme- platten anbelangt, fo fieht man auf den erften Blick, daß die prorimale

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bedeutend ſtärker ift als die diftale; beide weiſen ihre ſtärkſte Stelle in der Mitte der Gelentflähen auf. Die Drudaufnahmeplatte der prori- malen Gelentflähe ift in der Mitte des Gelenfs 3,3 mm ſtark und behält diefe Die nad) beiden Seiten ungefähr bei; nad der medialen (mehrbelafteten) Seite nimmt fie nur 0,2 mm, nad) der lateralen Seite um 0,4 mm ab. Die Drudaufnahmeplatte der dijtalen Gelenkfläche beträgt in der Mitte 1,6 mm, nad) tem medialen und lateralen Rande nimmt fie allmählid und gleihmäßig ab und mißt bier 0,3 mm.

Hall 2. (Wagenpferd, Preuße, 12- bis 14jährig) a) Feſſel— bein: Da der Unterfuhungsbefund bei Fall 2 faft genau mit den Ergebniffen des angeführten erjten Falles übereinftimmt, fo kann id) mid auf Angabe der widtigften Punkte bejchränfen. Die Compacta des medialen Randes ift ftärfer als die des lateralen Randes; erftere beträgt in der Mitte 1,1 cm, lektere 0,9 cm; zur prorimalen Gelenf- flähe nimmt ihre Stärke beiderjeitS langſam, zur diftalen fchneller ab. Die weiteften Mafchen finden ſich genau in der Längsachſe des Feffel- beins, von der tiefften Stelle der prorimalen Gelenfrinne ſenkrecht nad unten bis zur diftalen Gelentflähe; um die Markhöhle herum ſchwankt ihre Größe zwiſchen 1,2 bis 2,0 mm, unter den Drudaufnahmeplatten zwiſchen 0,1 bis 0,3 mm. Die Art und Beichaffenheit der Spongiofa= elemente ift genau wie bei Fall 1. Die Drudaufnahmeplatte der prorimalen Gelentflähe zeigt ihre größte Stärfe unter der Einſenkungs— jtelle der medialen Gelenthälfte 3,9 mm, unter der Einfenfungsftelfe der lateralen Hälfte mißt fie 2,2 mm, während fie in ihrem fonjtigen Verlauf niht über die Stärfe von 1,6 bis 1,8 mm hHinausfommt. Die Drudaufnahmeplatte der diftalen Gelenfflähe hat ihre didjte Stelle ungefähr in der Mitte 2,7 mm, nah beiden Rändern nimmt jie gleihmäßig und allmählih ab.

b) Kronenbein: Auch hier ftimmt der Unterfuhungsbefund bis auf Heinfte Maßunterſchiede mit Fall 1 überein. Die mediale Compacta ift 3,4 mm, die laterale 2,6 mm ftark; zur prorimalen Gelenkfläche nimmt die Compacta beiderjeit3 allmählih und nur wenig ab. “Die Spongiofaelemente erjcheinen bis auf wenige Xrajeftorien, die die Compacta beider Seiten mit den Gelenfflähen verbinden, in der Hauptiahe als Maſchen (Spongiosa recta et globata), bie in der Mitte des Kronenbeins am größten 0,68 bis 0,16 mm find, und zur prorimalen und diftalen Gelentflähe hin allmählih an Größe ab— nehmen 0,2 bis 0,3 mm. Die Drudaufnahmeplatte der prorimalen Gelenkfläche ift bedeutend ftärfer als die der diftalen; erſtere zeigt ihre

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größte Dide in der Mitte der Gelentflähe und ift hier 3,6 mm ftarf und nimmt zum medialen ande nur um 0,3 mm, zum lateralen Rande um 0,5 mm ab; die diftale Drudaufnahmeplatte ift in der Mitte der Gelenkflähe 1,5 mm ſtark und nimmt nad beiden Seiten hin all- mählich ab, wo fie nur nod 0,9 mm mißt.

Tal 3. (Hannoveraner 10- bis 12jährig) a) Feſſelbein: Mediale Compacta an der diditen Stelle 1,0 cm, laterale 0,8 cm; Maſchenweite um die Markhöhle herum 1,4 bis 2,0 mm, unter den Drudaufnahmeplatten 0,1 bis 0,2 mm; prorimale Drudaufnahmeplatte unter der Mitte der medialen Gelenthälfte 4,0 mm, unter der Mitte der lateralen Gelenthälfte 2,5 mm, unter der Gelentrinne 1,8 mm; diftale Drudaufnahmeplatte in der Mitte 2,0 mm.

b) Kronenbein: Compacta erheblich dünner als beim Feſſelbein, medial 3,5 mm, lateral 28 mm. Maſchenweite in der Mitte des Knochens 0,7 bis 0,15 mm, unter den Gelenkflächen O,1 bis 0,2 mm. Die prorimale Drudaufnahmeplatte in der Mitte der Gelenkfläche 3,5 mın, mediale Hälfte 3,2 mm, laterale 3,0 mm; dijtale Druck— aufnahmeplatte in der Mitte 1,6 mm, an den Seiten 0,7 bis 0,8 mm ftarf.

Abbild. 2 zeigt uns die Architektur eines fagittslen LRängsfurnier- blattes, das in fagittaler Richtung im Verlaufe der mittleren prorimalen Selenfrinne des Feſſelbeins und parallel zur Längsachſe des Feijel- und Kronenbeins aus beiden Knochen entnommen wurde. Feſſel- und Kronen bein entftammen einer Gliedmaße der regelmäßigen Stellung, deren Fußachſe unter einen Winkel von 45° zur Horizontalen und parallel mit der Zehenwand des Hufes verlief. Auf der linfen und unteren Seite fieht man den Durchſchnitt der volaren, auf der rechten und oberen Seite den Durdichnitt der dorfalen Wand des Feſſel- und Kronenbeins.

Tall 1. (Holfteiner., (Abbild.2.) a) Feſſelbein. Die Kontur: linie der dorfalen Wand des Feſſelbeins erjcheint ſchwach Tonkav, Die der volaren Wand mehr gerade. Die Compacta ber dorjalen Wand ist etwa in der Mitte und bis zum oberen Drittel des Knochens am ſtärkſten 6,5 mm, und nimmt von hier aus zur prorimalen Gelenf- flähe allmählich, zur diftalen jchneller an Stärfe ab. Ungefähr 1 cm unterhalb der proximalen und ungefähr 1 cm oberhalb der dijtalen Gelenkfläche löſt fie fih ganz in Spongiofa auf. Die Compacta der volaren Wand ift etwas oberhalb des unteren Drittel des Knochens

Abbildung 3.

Abbildung 2.

Abbildung 1.

9 dunggıggg 'q Bungnggg 7 Öungpiggg

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am jtärkjten, fie mißt bier 6,7 mm und nimmt zum diftalen Gelenk, ande, da dit unterhalb der erwähnten ftärkiten Stelle ſehr viele Zrajeftorien entipringen, ſehr jchnell an Stärke ab, um etwa 1 cm oberhalb des Gelenfrandes fih ganz in Spongiofa aufzulöfen. Nah dem prorimalen Ende hin nimmt fie allmählich ab und bleibt unterhalb des Gelenkrandes als Compacta bejtehen (jedoh nur 1 bi$ 2 mm jtarf). Dand in Hand mit dem Dünnerwerden der Compacta geht die Abgabe der Spongiofabälthen vor fi, weld lettere man in ihrem Verlaufe zur prorimalen und diftalen Gelenkfläche befonders ſchön verfolgen kann. Während nad der prorimalen Gelenkfläche zu die Xrajeftorien der dorjalen und volaren Wand nad) der Mitte des Feſſelbeins Teicht fonvergieren, findet am diltalen Ende eine ausgejprocdene Kreuzung der dorjalen und volaren Epongiofafyfteme ftatt (für die Schubfpannungen). Zu erwähnen ift noch ein zweites Spongiojafyften, die feinen trans- verjalen Stredfajern, die von der dorjalen Wand zur volaren und um- gefehrt verlaufen; bei genauer Betrachtung beginnen fie jhon etwa 1 cm unterhalb der prorimalen Gelenfflähe und werden zur Markhöhle din immer deutlicher. Im diftalen Ende des Knochens lafjen ſich deutlich die zwei Syiteme von Trajektorien unteriheiden, einmal die Drudfurven, die von der dorfalen und volaren Wand zur Gelenkfläche hinftreben, jodann von der volaren Wand die Zugfurven (Zſchokke 38), melde gleihjam als Fortſetzung des geraden Bandes der Sefambeine (lig. sesamoideum rectum) aufzufaffen find; die Zugkurven haben zum Zeil eine faſt ſenkrechte Rihtung zur volaren Wand und zeigen die Tendenz, die Drudfajern der dorſalen Wand rechtwinklig zu freuzen. Die Drudaufnahmeplatte der prorimalen Gelentflähe ift etwas vor der Mitte bzw. etwas vor der tiefften Stelle der Einfattelung in der Nähe des dorjalen Gelenfrandes am ftärkiten 35 mm und nimmt nah dem volaren Gelenfrande zu allmählid an Dide ab. Die diltale Drud- aufnahmeplatte ift ungefähr in der Mitte des Gelenks am ftärkiten 20 mm; fie nimmt nad beiden Rändern zu allmählich ab. Somohl im prorimalen als aud diftalen Endſtück fallen einzelne jchärfer kon— turierte und ftärkere Trajektorien auf die fogenannten Hauptdrud- trajeftorien, die von der dorjalen Wand ausgehen und zur jtärkjten Stelle der Drudaufnahmeplatte hinftreben. Sehr ſchön und befonters vdeutlih fieht man in beiden Endftüden das allmählihe Abnehmen der Mafchenweite der Spongiofa, unter den Gelenken find fie O,1 bis 0,3 mm groß und zeigen hier das Ausfehen neben- und aneinandergereihter Heinfter Abteilchen und Käſtchen.

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b) Kronenbein: Schon bei oberflächlicher Betradtung fieht man daß die Compacta der volaren Wand bedeutend ftärfer ift als die der dorjalen; erftere befigt ihre ftärkite Stelle an der Kronenbeinlehne 5,0 mm und behält diefe Stärfe zur prorimalen Genlenkfläche bin bet, nad abwärts nimmt fie allmählid ab, um an der Stelle, wo fih das Kronenbein gelenkig mit dem Strahlbein verbindet, plöglih in Spongiofa überzugehen. Die Compacta der dorjalen Wand ift fajt gleihmäßig 2,4 mm ſtark. Auf der Photographie erkennt man deutlich zwei Syſteme von Spongioſabälkchen, nämlich Drud- und Zugfajern; die erjteren er- jtreden fi teil8 dur) den ganzen Knochen, aljo von der prorimalen bis zur dijtalen Gelenkfläche, teils jchräg zur Compacta der borjalen und volaren Wand hin. ‘Das zweite Syftem, das als Zugfafern und als Fortjegung der Anheftung des Kronenbeinbeugers anzujehen it, verläuft von der Compacta der polaren Wand teil in Richtung zur dorjalen Wand, teils in Richtung zur diftalen Gelenkfläche; ebenjolde Zugfafern (jedody nur wenige) entfpringen von der Compacta der dorſalen Wand und "ziehen ebenfalls zur diſtalen Gelenkfläche, wodurd eine Durchkreuzung zuftande fommt. Endlich erkennt man nod) im prorimalen und mittleren Teil des Knochens parallel zur prorimalen Gelenkfläche feine transverfale Stredfajern, die fih rechtwinklig mit den beſprochenen Drudfafern kreuzen. Sämtlihe Drudfafern haben wie beim Feſſelbein das eine gemeinfam, daß fie mit wenigen Ausnahmen rechtwinklig zur prorimalen Gelenkfläche bzw. in deren Drudaufnahmeplatte hineinftrahlen. Legtere zeigt ihre ftärkte Stelle in der Mitte der Gelenkfläche 3,4 mm und nimmt zum dorfalen und volaren Gelenkrande hin gleich- mäßig ab und erjcheint hier papierdünn. Die diftale Drudaufnahme- platte ift in ihrem ganzen Verlauf ſehr ſchwach und nur 1 mm ftarf. In ihrem Verlauf bilden die Spongiofabälfhen Maſchen unter- einander, die in der Mitte des Knochens am größten (einzelne jehr große 3,2 DOmm) und nad) beiden Gelenkflächen bin allmählich ab- nehmen. Befonders ſchön ausgeprägt und deutlich erſcheinen die kleinen und kleinſten Maſchen oberhalb der dijtalen Gelenkfläche.

Fall 2. (Holfteiner.) Feſſel- und Kronenbein verlaufen unter einem Winkel von 45° zum Erdboden. Der Unterjuhungsbefund dedt fih bis auf ganz minimale Abweichungen mit dem vorigen.

Tall 3. (Wagenpferd, Preuße, 12- bis 14jährig.) Feſſel- und Kronenbein verlaufen unter einem Winfel von 45°. Auch hier ftimmt der Unterfuhungsbefund mit Fall 1 und 2 überein. Ä

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II. Hintergliedmaße.

Abbild. 3 zeigt uns ein fegmentales Längsfurnierblatt aus der Mitte eines Feſſel- und Kronenbeins einer linken Hintergliednaße der regelmäßigen Stellung.

a) Feſſelbein: Beim Vergleich des Yeflelbeins der Vorderglied- maße mit dem der Hintergliedmaße finden fi hinfihtli der Architektur faum merkliche Unterfhiede; ich kann mid zum Zeil auf die Angaben von Eihbaum (7) beſchränken, der diesbezüglich jchreibt: „ES ergeben fih Hinfihtlih der Struktur feine Unterfchiede; diefelben beziehen ſich nur auf die Stärfeverhältniffe der Compacta, die an dem Vorderfeſſel bedeutender find wie an dem hinteren. Bei beiden aber findet fid, daß die Compacta des medialen Randes um 0,5 bis 1,0 mm ftärfer ift wie die des lateralen.” Die mediale Compacta iſt an der jtärfften Stelle 1,0 cm, die laterale 0,7 cm did. Die Drudaufnahmeplatte der prorimalen als aud die der dijtalen Gelenfflähe verhält fih, wenn man von einer kleinen Differenz in der Stärke abjieht (O,1 bis 0,3 mm), genau wie bei der Bordergliedinaße.

b) Kronenbein: Bom Dinterfronenbein läßt ſich dasjelbe jagen wie vom zugehörigen Feſſelbein, es finden fih nur geringe Größen - unterjchiede.

Tal 2. Der Unterjuhungsbefund für Feſſel- und Kronenbein dedt jih fat genau mit Fall 1.

Abbild. 4 zeigt uns die Architektur eines jagittalen Langsfurnier— blattes, das in ſagittaler Richtung im Verlaufe der mittleren proximalen Gelenkrinne des Feſſelbeins und parallel zur Längsachſe des Feſſel- und Kronenbeins aus beiden Knoden entnommen wurde Feſſel- und Kronendein entjtammen einer Hintergliedmaße der regelmaßigen Stellung, die Fußachſe verläuft unter einem Winkel von ungefähr 55° zum Erdboden und parallel mit der Zehenwand des Hufes.

Tall 1. a) Feſſelbein: Auch bei dem fagittalen Schnitt laſſen fi feine wefentlihen Abweichungen von dem Befund bei der Vorder- gliedmaße anführen. Nur ein Unterjchied ift bemerkenswert: die ſtärkſten Stellen der Compacta der dorjalen und volaren Wand liegen nicht ſo⸗ weit auseinander wie bei der Vordergliedmaße, jondern fie liegen mehr in einer Höhe. Die Stärkenverhältniffe beider Wände entjprechen den⸗ jenigen der Vordergliedmaße. Ganz befonderd erwähnenswert jind auf der Abbild. die als Zugfafern qualifizierten Trajektorien in der dijtalen Hälfte des Knochens; dieſelben find hier jehr deutlih ausgeprägt, die

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oberfte Zugfafer verfügt über eine anfehnlide Stärke (1 mm ftarf); ‚au bier entjpringen fie faſt fenkreht zur volaren Wand und zeigen die Tendenz, die Drudfafern rechtwinklig zu Treuzen.

b) Kronenbein: Aud hier find faum merkliche Unterſchiede an- zuführen. Die dorjale Compacta iſt hier ftärfer entwidelt als an der Bordergliedmaße; während bei der Vordergliedmaße fih die volare Compacta zur dorjalen verhielt 5,0 mm: 2,4 mm, find hier beide faft gleih ftarf 3,2:3,0 mm. (Bielleiht ift die jteilere Stellung 550] als Grund für diefe Erjcheinung anzujpreden.) .

2. all. Feſſel- und Kronenbein verlaufen unter einem Winfel von 55° zum Erdboden. Der Unterfuhungsbefund dedt ih bis auf ganz minimale Abmweihen (Maße) mit dem vorigen. Beim Feſſelbein Tiegen insbefondere die Kompakten der dorfalen und volaren Wand faft in einer Höhe, beim Kronenbein ift die ungefähre Gleichheit der Compacta ver dorfalen und volaren Wand bemerkenswert.

Unterfuchnngsbefund über Vorderfeſſel- und SKronenbeine, die der bodenweiten Stellung angehören.

Man geht nit fehl in der Annahme, daß bei der bodenweiten ‚Stellung die mediale Hälfte der Knochenachſe der Gliedmaßen nod mehr gepreßt und belaftet wird als bei der regelmäßigen Stellung Wenn ſich auch im äußeren Aufbau des Feſſel- und Kronenbeins der boden- weiten Stellung faum eine Abweihung von den beiden Knochen der regelmäßigen Stellung bemerkbar madt, die medialen Knochen- und Gelenkhälften nicht weſentlich fräftiger und breiter entwidelt find als bei der regelmäßigen Stellung, jo ift doch die innere Struktur ver- fhieden und der Meehrbelaftung der medialen Knochenachſe ift durch Anordnung der Spongiofa und Compacta von der Natur Rechnung getragen.

Im ganzen wurden je 4 Feſſel- und Kronenbeine von 4 Vorder⸗ gliedmaßen, die der bodenmweiten Stellung angehören, unterjudt.

Fall 1. Abbild. 5 zeigt uns die Arditeftur eines fegmentalen Xängsfurnierblattes, das in transverfaler Richtung aus der Mitte eines linfen Vorderfeſſel- und Kronenbeins entnommen wurde. Links jehen wir die mediale, rechts die Iaterale Hälfte der Knochen.

a) Feſſelbein: Schon bei oberflähliher Betrachtung unferes Furnierblattes fällt beim Vergleih der beiden Wandftärken die bedeutend ſtärkere Compacta der medialen und mehrbelafteten Wand auf, die

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etwas unterhalb der Mitte des Feſſelbeins faft doppelt fo ftarf ift als: die Compacta der lateralen Wandfeite. Medial an der ftärkiten Stelle gemefjen, beträgt fie 1,45 cm, lateral 0,82 cm. Auch die Spongiofa- elemente find medial augenfcheinlich ftärker entwidelt als lateral. Hin— fihtlih der Mafchenweite und der Form der Spongiofa ergeben ſich feine DVerfchiedenheiten von der regelmäßigen Stellung, Un der prorimalen Drudaufnahmeplatte find die Stärkenverhältniffe an den einzelnen Stellen jehr verfchieden. Die Verſchiedenheit bewegt fih in weiteren Grenzen als bet der regelmäßigen Stellung. Die didjte Stelle- entipridt auch hier dem medialen Zeil der Gelenkfläche; die Platte: erreicht hier eine Dice von 42 mm. Sie nimmt am Übergang des medialen Teils zur mittleren Gelenfrinne an Stärke ab; dieſe beträgt in der Tiefe der Rinne 23 mun und in der Mitte der lateralen Gelenf- hälfte nur 13 mm. An der dijtalen Drudaufnahmeplatte ift die Mitte: am ſtärkſten 3,0 mm, aljo wie bei der regelmäßigen Stellung, und. wird nad) beiden Seiten hin allmählih und gleihmäßig dünner.

b) Rronenbein: Auch beim Kronenbein ift der Mehrbelaftung. der medialen Knochenachſe Rechnung getragen, injofern, als an der medialen Wandſeite die Compacta faft durchweg eine Stärke von 3,8 bi 4,0 mm bejigt; an der lateralen Seite ijt jie ſchwächer 2,0 bis 2,5 mm. Während bei der regelmäßigen Stellung die Drud- aufnahmeplatte der prorimalen Gelenkfläche ihre ſtärkſte Stelle (4,0 mm). in der Mitte hat und die Stärke nad beiden Rändern zu ungefähr beibehält, zeigt fie bei der bodenmeiten Stellung ihre größte Die am. medialen Zeil der Gelentflähe; die Platte erreicht hier eine Die von 35 mm; zum Übergang zur Mitte nimmt fie etwas ab, bier ift fie: 2,8 mm, und in der Mitte des lateralen Gelenkteils ift fie nur mehr. 2,3 mm ſtark. Die Drudaufnahmeplatte des diftalen Gelenks entjpricht in ihrem Verhalten genau derjenigen bei der regelmäßigen Stellung, d. h. fie zeigt ihre didite Stelle (1,6 mm) in der Mitte der Gelenkfläche und nimmt gleihmäßig und allmählich nad) beiden Seiten hin ab.

Tal 2. Ich kann mich bier und bei den noch folgenden beiden. Fällen auf Angabe der wichtigſten Punkte beſchränken, denn die Unter- juhungsergebnifje ftimmen faft genau mit dem 1. all überein.

a) Feſſelbein: Die Compacta der medialen Wandfeite beträgt 1,40 cm, die Compacta der lateralen Wand nur 0,78 cm. Die prorimale Drudaufnahmeplatte ift an dem medialen Zeil der Gelent- fläde am ftärkjten entwicdelt 4,0 mm, in der Tiefe der Gelenfrinne:

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ıft ſie 24 mm ftarf und in der Mitte der lateralen Gelenfhälfte 1,9 mm. Die diftale Drudaufnahmeplatte verhält fih wie bei Fall 1.

b) Kronenbein: Die mediale Compacta verhält fi zur lateralen wie 4,0:2,6 mm. Die prorimale Drudaufnahmeplatte ift am medialen Teil der Gelentflähe am ſtärkſten 3,4 mm, in der Mitte 2,6 mm und am lateralen Zeil 2,3 mm.

Tall 3 und 4 entiprechen mit ganz minimalen Größenunterſchieden genau den vorbejprodenen Fällen.

Unterfuhnngsbefund bei Borderfeflel- und Kronenbeinen der bodenengen Stellung.

Im Gegenjaß zu der regelmäßigen und bodenweiten Stellung des Pferdes ift bei der bodenengen Stellung nicht die mediale Hälfte, ſondern die laterale Hälfte der beiden Knochen und der Knochenachſe überhaupt die mehrbelaſtete. Wennſchon ſich diejes bei der äußerlihen Beſichtigung des Feſſel⸗ und Kronenbeins nit bemerkbar maht im Gegenteil, auch bei der bodenengen Stellung find die medialen Gelenthälften beider Knochen breiter als die lateralen —, jo haben doch meine Unterfuhungen einwandsfrei ergeben, daß von der Natur der Mebrbelaftung der lateralen Knochenhälfte beim Feſſel- und Kronenbein durch Anordnung der Spongiofa= arditeftur und Beichaffenheit der Compacta entſprochen ift.

Auh bier wurden insgefjamt je 4 Feſſel- und Kronenbeine von 4 Bordergliedmaßen unterfugt.

1. Fall. (Volldlutftute, Hjährig.) Abbild. 6 zeigt uns die Architektur eines jegmentalen Yängsfurnierblattes, das in transverjaler Richtung aus der Mitte eines rechten Vorderfejjel- und Kronenbeins entnommen wurde. Wir jehen links die Iaterale, rechts die mediale Hälfte der Knochen.

a) Feſſelbein: Bei genauerer Betrachtung der Abbild. fällt uns auf, daß die laterale Compacta, beſonders bei dem Feſſelbein, durchweg jtärfer entwidelt ift al8 die mediale. Erftere beträgt an der ſtärkſten Stelle, ungefähr in der Mitte des Feſſelbeins gemefjen, 0,76 cm. Die mediale Compacta an derjelben Stelle 0,65 cm. Während die mediale Compacta zum prorimalen Gelenf zu verhältnismäßig ſchnell an Stärke abnimmt und etwa 1 cm unterhalb des betreffendes Gelenfrandes noch nicht 1 mm ſtark ift, verjüngt fich die laterale Compacta zum prorimalen Gelenk Hin weniger ftark und weiſt an der erwähnten Stelle die Stärke von 1,55 mm auf. Ferner find die Hauptdrudtrajeftoren der lateralen Knochenhälfte augenſcheinlich ftärker entwidelt als auf der medialen Seite.

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Die Drudaufnahmeplatte der prorimalen und medialen Gelenkhälfte ift zwar ftärfer entwidelt als auf der lateralen Seite, indefjen find hier die Stärfenverhältniffe nicht fo verſchieden wie bei der regelmäßigen Stellung ; am medialen Teil der Gelenkfläche beträgt fie 3,4 mm, inmitten ber Gelenfrinne 1,7 mm, im lateralen Zeil 2,9 mm. Auffallend ſchön und deutlich zeigt fich bei dem Präparat die Compacta als zujammen- gedrängte Spongiofa; man weiß manchmal nicht anzugeben, ob man in der fpongiöfen oder kompakten Region fid) befindet.

b) Kronenbein: Auh beim Kronenbein zeigt es ih, daß der Mehrbelaftung der lateralen Knochenhälfte Rechnung getragen ift; die laterale Compacta beträgt an der ftärfjten Stelle 2,6 mm, an der medialen Seite ift fie 2,3 bis 24 mm ſtark. Die Drudaufnahme- platten beider Gelenke weijen ihre ftärfjte Stelle in der Mitte der Gelenkflächen auf.

Hall 2. Wegen llbereinftimmung mit Fall 1 kann ih mich auf Angabe der wichtigſten Punkte befchränfen.

a) Feſſelbein: Die laterale Compacta ift ftärfer entwidelt als die mediale, beide verhalten fit 0,98:0,86 cm; die Zrajeftorien der fateralen Knochenhälfte find ftärfer entwidelt als auf der medialen ©eite. Die prorimale Drudaufnahmeplatte bewegt fih in geringeren Größenunterjchieden wie bei der regelmäßigen Stellung: medial 3,7 mm, lateral 3,19 mm ftarf.

b) Kronenbein: Die laterale Compacta verhält fi zur media- len 2,8:2,6 mm.

Tal 3 und + entiprehen mit ganz minimalen Abweichungen (Maße) den vorbeſprochenen Fällen.

Zufammenfafjung.

Die vorftehenden Unterfuhungen bejtätigen und ergänzen zum Zeil die allgemeinen Mitteilungen und Unterfuchungsergebniffe von 9. v. Meyer, Eihbaum und Zihoffe, nämlich, daß

1. fi die Arditeftur der Skelettknochen (Feſſel- und Kronenbein) des Pferdes gejegmäßig aufbaut und daß dieſelben eine Einrichtung zeigen, die mit der Statif und Mechanik im engften BZufammen- bange jtebt;

2. daß ſich die Trajeftorien an der Stelle der Knochen (in unferem alle Feſſel- und Kronenbein), wo das Marimum des Drudes oder Zuges bejteht, zur Compacta zufammendrängen, und daß demgemäß

1283

3. die Compacta aufzufafjen ift als zufammengedrängte Spongioja,

4. daß man aus der Anordnung der Spongiojaelemente und der Compacta einen Rückſchluß ziehen fann auf die Art und Weife der Inanſpruchnahme und Belaftung.

Wir haben nämlich gejehen:

a) daß beim Feſſelbein der regelmäßigen Stellung die Compacta, die Epongiofaelemente und die Drudaufnahmeplatte der medialen (mehr- belafteten) Knochenhälfte ftärfer und fräftiger entwidelt find als auf der lateralen Seite, daß beim Kronenbein die mediale Compacta, jowie die mediale Hälfte der prorimalen Drudaufnahmeplatte ftärfer entwidelt find als bei der lateralen Hälfte; ferner daß

b) dieſe Unterſchiede bei der bodenmweiten Stellung entſprechend der Mehrbelaftung zunehmen, und daß

c) bei der bodenengen Stellung infolge der Mehrbelaftung der lateralen Knochenhälfte die Stärken- bzw. die Größenverhältniffe auf der lateralen Seite zum Teil bedeutender find.

Dean dürfte nad) vorliegenden Befunden in der Annahme nit fehlgehen, und es dürften anzuftellende Unterjuhungen ergeben, daß. auch die Stärlenverhältniffe der dorjalen und volaren Wandfeiten des Feſſel- und Kronenbeins von der Belaftungsart (ob fpig oder ftumpf gewintelt, ob bärenfüßig, ob vorjtändige oder rückſtändige Stellung uſw.) abhängig find.

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Zeitſchr. f. Veterinärkunde. 1909. 8. Heft. 9

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Die Schonung des gefunden Gewebes bei Operationen.

Bon Oberveterinär Dr. v. Müller.

Der Operateur fieht fih aus zwei Gründen jehr häufig veranlagt, im gefunden Gewebe zu arbeiten, einmal, um fih Zugang zu verbedt liegenden erkrankten Geweben zu verjhaffen und zweitens, um die er- krankten Gewebe fiher und vollftändig entfernen zu fünnen. Maßgebend ift dabei für ihn in leßterer Hinſicht der Umſtand, daß die Grenze zwifchen gefundem und Tranfem Gewebe vielfach verwiſcht ift es fei nur an die malignen Geſchwülſte gedacht —, der Erfolg der Operation aber von einer vollfommenen Entfernung der erkrankten Gewebe ab- hängt. Anderjeits befigt gejundes Gewebe naturgemäß einen viel größeren Heiltrieb als erkranktes. Troßdem muß aber der Operateur darauf bedacht fein, dem gejunden Gewebe die größtmöglichſte Schonung an gedeihen zu laffen, weil er hierdurch in vielen Fällen einen wefentlichen Einfluß auf den Verlauf und Ausgang der Krankheitszuftände aus- üben Tann.

Selbſtverſtändlich ift, daß von der Größe des gefegten Defekts die Dauer der Nachbehandlung abhängt. Je umfangreicher die Operations- mwunden geworden find, umjomehr Zeit nimmt die Ausheilung derjelben in Anfprud. Aus diefem Grunde find alle Operationen auf das un- bedingt notwendige Maß einzufchränfen.

Im übrigen ift es aber, wenn wir weiter nad dem Einfluß der Schonung des gefunden Gewebes fragen, nicht gleichgültig, in welchem Gewebe fi der Operateur befindet, und zwar erjtens, weil die Bedeutung der einzelnen Gewebe für den Gejamtorganismus eine jehr verfchiedene it. Hat der Operateur mehrere Wege zur Verfügung, auf denen er zum Ziele gelangen Tann, jo muß er daher mit Umſicht diejenigen &e- webe für feine Snftrumente wählen, die am unmwidtigften für den Geſamt⸗ organismus find. AnderjeitS müſſen diejelben jedoch günftig für den Verlauf und Ausgang feiner Operation jein. Es bedarf feiner Erörte- rung, daß die Gewebe der lebenswichtigen Organe immer einer weit- gehenden Schonung bedürfen, während man auf die übrigen Gewebe weniger Rüdficht zu nehmen braudt. Zweitens hängt der Verlauf und Ausgang der Operationen, die im gejunden Gewebe ausgeführt werden müſſen, ganz wefentlich von der Regenerationsfähigkeit des Gewebes ab, das der Operateur zu zerjtören gezwungen iſt. Iſt diefelbe eine große, jo fann volljtändige Wiederherjtellung erwartet werden, iſt diejelbe da— gegen gering oder findet feine Negeneration ftatt, fo verliert das zer-

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ftörte Gewebe an feiner phufiologifhen Bedeutung oder feine Tätigkeit fällt ganz aus. Es läßt fih in diefer Hinſicht von den einzelnen Gewebsgruppen folgendes jagen:

1. Die äußere Haut. Dieſelbe ift in erfter Linie als Schutzorgan des Körpers gegen äußere Einflüffe aufzufaffen. Daneben ift fie Sinnes- organ als Vermittlerin der Zemperatur- und Zaftempfindungen und ihließlih Abfonderungs- und Perfpirationsorgan. Bei Operationen an der Haut ift zu bedenken, daß bei Ausheilung der Hautwunden feine Negeneration des Korium erfolgt, fondern nur eine Ausfüllung des Defekts mit Narbengemebe. Dasjelbe vermag aber die Haut nur als Schutzorgan zu erjegen, die übrigen Funktionen der Haut fallen da= gegen an der Narbe aus. Jedoch wird fih ein Operationsdefeft wohl faum jemals fo umfangreid) geitalten, daß aus diefem Ausfall ein Nad- teil für den Gejamtorganismus entftehen könnte. Wilfen wir do 3. B., daß die gefamte COs-Ausfheidung der Haut beim Pferde nur Y/ıso der Lungenkohlenſäureabgabe ausmaht (Gerlach), und daß man faft ohne Nachteil '/s bis "/s der Körperoberflähe des Pferdes mit einer undurd- dringliden Hülle Yirnis überziehen Tann (Ellenberger). Der Ausfall der phyfiologifhen Funktion bei Heinen Narbenbezirken wird ung daher im allgemeinen nicht zu einer Schonung der Haut bei Operationen zwingen; anders dagegen verhält es fi) mit der Bedeutung der Haut für die Operationswunde ſelbſt. Für dieſe ftellt die Haut das befte Schutmittel gegen Eitererreger und andere Infektionskeime dar, welche ungünftig auf den Verlauf der Wundheilung einwirken. Wir müffen deshalb nach Möglichkeit die Haut fo weit ſchonen, daß diejelbe die Dperationswunde vollfommen deckt. Durch Vernähen der Hautwund- ränder erhalten wir dann den vollfommenjten Schuß für die Wund- flähen. Bei operativen Eingriffen am Körper des Pferdes zwingt uns auch häufig zum äußerften Schonen der Haut das Beitreben, die Narbe jo gering als möglich zu geftalten, um die Spuren der Operation mit Rückſicht auf das Ausfehen und den Wert des Tieres zu verwiſchen.

Diefe Gründe haben zur Ausbildung einer bejonderen Methode, der ſubkutanen Operationsmethode, geführt, die darin bejteht, daß nad einem fleinen Einſchnitt in die Haut mit entſprechend geformten Mefjern gewiffe Operationen an den tiefer liegenden Geweben ausgeführt werben, und zwar handelt es fich hierbei gewöhnlich um Zerſchneidung von Muskeln, Sehnen, Bändern u. dgl. (Myotomie, Tenotomie.)

Anders verhält es ſich mit dem Wiedererfag der Epidermis der Haut und Huflederhaut (Hornbildung). Derſelbe geht, vorausgejekt, daß

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die das Horn erzeugende Schiht der Haar= oder Huflederhaut erhalten bleibt, jehr ſchnell und vollftändig vor ſich. Dieſer Umftand ift bei Operationen am Huf von großem praftiihen Wert. Er geftattet uns die ausgiebigfte Abtragung von Hornteilen, wenn wir uns zu tiefer liegenden, erfranften Geweben Zugang verfhaffen müſſen, 3. B. bei Nageltritten, Kronentritten, Hornipalten, Huffnorpel-Operationen uſw., foweit dur den vorübergehenden Verluſt des Horns die Funktion der Hornfapfel (Übernahme der Körperlaft) nit beeinträchtigt wird. Um— gefehrt ift es jedoch Pfliht des Operateurs, die Huflederhaut ſoweit als möglih zu jchonen, damit feine für den Gebrauch nadhteilige Defekte in der Hornbildung eintreten. In erjter Linie gilt daS von denjenigen Abſchnitten der Huflederhaut, welde das tragfähigfte Horn liefern (Kronenmulft ufw.).

2. Der Erjaß des zerftörten Bindegewebes geht jchnell und voll- ftändig vor fih. ES füllt dabei unter günftigen Umständen auch noch überall da, wo Regeneration verlegter Gewebe unmöglich, die Küden als eine Art Flickgewebe aus. Auf das Bindegewebe braudt der Operateur daher im allgemeinen feine große Rüdfiht zu nehmen.

3. Musteldefefte heilen nicht durch neugebildete Mustelfafern aus, fondern es bildet fi zwijchen den getrennten Musfelflähen ein fibröfes Bindegewebe, das fih fpäter narbig zufammenzieht. Nur am Rande der Wundflächen findet eine beſchränkte Neubildung von Musfelfafern ftatt, foweit die Muskelkörperchen zerjtörter Faſern erhalten find. ‘Der Ausfall von Muskelfafern ifi bei Operationen in gefunden Muskeln am beften dadurch zu bejchränfen, daß man in der Längsrichtung der Mustelfafern operiert. Dieje Negel ift befonders zu beadhten, wenn man Muskellagen von verjchiedenen Richtungen nacheinander zu pajjieren bat, wie es 3.3. an der Bauchdecke der Fall iſt.

Die Bedeutung der Musfelnarben ift davon abhängig, ob fie die Funktion des Musfels beeinträchtigen. Tun fie das, fo richtet fich die Bedeutung der Narben weiter danach, ob Erſatz für die Tätigkeit des betreffenden Mustels vorhanden ift.

Seltener find wir gezwungen, im Knochen-, Knorpel» oder Sehnen- gewebe zu operieren. Dieje Gewebe lafjen fih oft bei Operationen um- gehen. Wir wählen 3. B. zu einem Einjtich in die Brufthöhle immer die Zwifchenrippenräume und vermeiden bei einer Injektion in die Xuft- röhre die Knorpelringe derjelden. Sind wir jedoch zu Operationen in diefen Geweben gezwungen, fo gelten folgende Regeln:

23

1. Bet Knochendefekten erfolgt zunächſt Bildung eines Granulations- gemwebes, bejonders vom Perioft und Knochenmark ausgehend, das fi hierauf durch Metaplafie in Knochengewebe ummandelt. Wir dürfen daher auf Erſatz von Knochenſubſtanz rechnen.

2. Die Wunden derjenigen Knorpel, die mit einem Perichondrium bekleidet find (Huffnorpel, Luftröhre, Ohrmufcel), heilen vom Perichon⸗ drium aus durch Bildung eines erft fibröjen, jpäter jedoch verfnöchernden Kallus, ähnlih wie Knochenwunden. Daß die Knochenbildung den phyſiologiſchen Wert der Knorpel einihränft, ift einleuchtend.

3. Die Wunden der Sehnen heilen durch Granulationsgemwebe, das fih durh Wucherung der Zellen ihres bindegewebigen Gerüſtes (Peri- tenium extern. et intern.) bildet. Das Bindegewebe vereinigt unter Umftänden die durchſchnittenen Sehnenenden durd eine Narbe; jedoch geht die Ausheilung wegen des geringen Blutreihtums des Sehnen: gewebes langjam vor fih. Eine Durchſchneidung von Sehnen ift daher bei Operationen zu vermeiden.

Mitteilungen aus der Armee.

Beſchäftigung der Veterinäre mit fremdfprachlichen Studien. | Bon Oberveterinär Dr. Heuß.

Sn der vorigen Nummer diejer Zeitjchrift fand ich Gelegenheit, meine Gedanken über die Mitarbeit der Veterinäre an einer möglichft fruchtbaren Ausgeftaltung der landwirtjchaftlihen Unterrichtskurſe in der Armee jfizzieren zu können. Hierbei habe ich nicht verfehlt, darauf Hinzumeifen, daß naturgemäß zu einer derartigen Tätigkeit eine gewiſſe Vorbereitung gehört, und daß dieſe in den Mußejtunden erfolgen muß. Namentlich während der bier in Betradht fommenden Wintermonate dürfte aber nach meinem Dafürhalten in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle in Anbetracht der heutigen Tages zumeljt außerordentlich geringfügigen Privatpraxis den Deterinären hinreichend freie Zeit zur Verfügung ftehen.

Einen anderen, recht wertvollen Gegenstand derartiger Selbitbejchäftt- gung bilden meines Erachtens auch fremdſprachliche Studien, und zwar denfe ich hierbei in erjter Linie an jolche, wie fie von der Heeres— verwaltung gemwünfcht werden. In einem Friegämintiteriellen Erlaß vom 14. Sunt 1908, Allgem. Kriegsdepart. Nr. 288/5 08. A 3. wird betont

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daß unter den Beamten der Heereöverwaltung ein großer Mangel an Dolmetijhern in neueren Fremdſprachen beſteht. Es joll darauf Hin- gewirkt werden, daß ſich die Beamten mehr als bißher mit Spradjitudien beichäftigen und fich zur Dolmetjcherprüfung vorbereiten. Die Koften trägt der den Generallommandog zur Verfügung stehende Spradjitudienfonds.

Nah den „Beitimmungen für die Förderung ded Studiumd neuerer Fremdſprachen“ find zur Teilnahme am Sprachſtudienfonds ihres Armee- forp3 auch jüngere, zur Verwendung in Feldftellen in Ausficht genommene Beamte der Heereßverwaltung berechtigt. Aus dem Fonds find zu bejtreiten Beihilfen big zur Höhe der nachweislich entjtandenen Kojten für Annahme von Spradhlehrern und für Beichaffung von Lehrmitteln. Die Beftimmungen über die Einrichtung des Sprachſtudiums treffen die zuftändigen General- fommandoß.

Auf Grund dieſer Vorjchriften finden wohl in fait allen größeren Garnijonen dem Bedarf entiprechend alljährlich während der Wintermonate für Offiziere fremdiprachliche Unterricht3furfe zur Vorbereitung auf die Dolmeticherprüfung ſtatt. Nach) meinen eigenen Erfahrungen wird die Teilnahme an jolchen Kurfen auch den Veterinären auf diesbezüglichen Antrag bereitwilligjt geftattet.

Die Vorteile, die aus der möglichit volllommenen Beherrihung von - Fremdſprachen entipringen, liegen für die Beterinäre keineswegs einzig und allein auf militärischem Gebiet, wennſchon dieſes felbitverjtändlich in erfter Linie maßgebend und Richtjchnur fein muß. Auch die Veterinärwifjenichaft iſt wie alle übrigen akademiſchen Wiſſenszweige heutzutage internationales Gemeingut geworden. Bei etwaigen Literaturjtudien ift es Daher von außerordentlihem Nutzen, die Quellen nicht nur in Überjeßungen kennen zu lernen, jondern fie auch im Originaltext zu verftehen. Sch möchte ferner bier an die Internationalen Kongrejje erinnern, die jich mit unjerem Speztalfach wie mit Gebieten, die in diejed eingreifen, beichäftigen; eine erfolg- reiche Teilnahme an ſolchen wird unbedingt durch Beherrichen der einen oder anderen Fremdſprache weſentlich gefördert. in Bildungsmittel von anerkannt hohem Werte find Reijen ind Ausland, um fremde An- jhauungen, Sitten und Gebräuche fennen zu lernen, wozu fpeziell für ung Beterinäre noch das Studium der und beſonders interejlierenden Verhält- nifje des Beterinärwejend an Ort und Stelle fommt. Eine derartige Ausnußung des den Beamten durch die dankenswerte Fürſorge der oberiten Behörden neuerdingd zugebilligten alljährlihen Erholungsurlaubes wird fiher in gewiljem Umfange auch denjenigen unter und möglich fein, welche mit Glücksgütern gerade nicht überhäuft find, jei es auch auf die Not- wendigfeit Hin, jich vielleicht an dieſem oder jenem gewohnten materiellen Genufje eine Heine Beſchränkung auferlegen zu müſſen. Im übrigen können bejtimmungsgemäß auch ſolchen Beamten, welche die Dolmetjcherprüfung gut beitanden haben, Beihilfen für Reifen ind Ausland zur Vervolllomm- nung ihrer jprachlichen Kenntnifje bewilligt werden.

Vergegenwärtigen wir uns alle die ausgeführten Vorteile der in Rede ftehenden Beichäftigung, jo müfjen wir zweifellos zu der Entjchließung

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gelangen, von der und durch die Heeredverwaltung dargebotenen Gelegen- beit möglichjt zahlreih und mit einem der Wichtigkeit der Sache ent- Iprechenden Eifer Gebrauch) zu machen an eriter Stelle im Intereſſe der Armee, jodann aber auch im Intereſſe des Standed und zum Nuben des einzelnen.

,—

Abnormer Verlauf der Trächtigkeit und Geburts- hindernis bei einer Stute, Bon Oberftabsveterinär Bächſtädt.

Anfang März 1906 wurde ich von einem Landwirt erjucht, eine Stute, welche nad) feiner Berechnung am 10. Mat abfohlen mußte, in Behandlung zu nehmen.

Vorbericht: Beſagtes Pferd war bereit3 dor 2 Jahren trächtig ge- wejen und hatte im zweiten Drittel der Trächtigleit3periode etiva 14 Tage lang faft nicht3 gefrejjen, ſpäter aber zur richtigen Zeit gut und regel- mäßig gefohlt. Das Tier war feinerzeit auch von mir unterfucht worden, eine auffallende Abnormität der Körperfunktionen konnte jedoch nicht nad): gewiejen werden. So nahm ich damald an, daß der trädtige Uterus abnorm gelagert und dadurch ein Drud auf irgend einen Abjchnitt des Verdauungdtraftus die Urjache des Appetitmangels gewejen jet.

Auch jebt fing die Stute in der gleichen Weife an mit Ausſetzen der Yutteraufnahme, jedoh waren diesmal auch leichte Unruheerjcheinungen zugegen. Nachdem dieſe Symptome nad) 4 bis 5 Tagen vollftändig ver- ſchwunden waren, erkrankte Patient plögli unter jchweren Kolik— erjheinungen an Diddarmverftopfung Der Schweiß lief dem Tiere in Strömen vom Körper. Die Unruhe war derart, daß der Patient abjolut nicht auf den Beinen zu halten war, ſich niederfallen ließ und hierauf fich mehrfah wälzte. Die Schleimhäute des Kopfes waren dabei auffallend blaß gefärbt. Durch lauwarme Maſtdarmkliſtiere, Maſſage des Hinter- leib3 und als Einguß verabfolgten SKamillentee mit 250 g Glauberfalz wurde Beruhigung und Abgang einer mittelmäßigen Menge von Darm- exrfrementen erzielt. Trotzdem jtellten ji) in den nädhiten Tagen wiederum leichte, aber oft fich wiederholende Kolitanfälle ein, dabei war die Darm— periſtaltik faſt volljtändig unterdrüdt, ebenjo der Appetit. Um eine er- giebige Kotentleerung herbeizuführen, wurde troß der Hierbei vorhandenen Gefahr eine Alospille verabfolgt, welche freilich nur 16 g Alos enthielt. Hiernach ftellte ſich am nächſten Tage ergiebiger Abjag von Darm- exrfrementen ein, und die Kolifanfälle hörten auf. Die abführende Wirkung geitaltete fich jedoch derartig jtark, daß 6 Tage lang Durchfall bejtand bei ſtarkem Kräfteverfal. Einer bereit3 einjegenden Darmentzündung Tonnte nur durch zweiitündliche Gaben von Leinfamene und Haferjchleim und mehrfache große Dofen von Tannalbin. veterinar. und Alaun vorgebeugt werden. Außerdem erhielt die Stute mehrere Tage Hindurch je 10 big 15 Eier und eine Flafche Rotwein. Vom 8. Tage ab fraß fie wieder

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etwas Heu, Schwarzbrot und trodene Kleie, in den nächſten Tagen aud) Hafer. Allmählich wurde der Nähr- und Kräftezuftand wieder ein normaler, und erjchien das Tier nunmehr ganz gelund. Die Erfranlung dauerte im ganzen 31/s Wochen. Die am 10. Mat erwartete Geburt eines Fohlens trat jedoch wider Erwarten nicht ein, troßdem der Bauch- umfang ſich ftändig vergrößerte, namentlic) auch auffallenderweile in der vorderen Hälfte. Hin und wieder wurden aud) leichte Kolifanfälle beob- achtet, welche jedoch jchnell vorübergingen. Mit Vorliebe nahm die Stute eine Stellung ein, wobei die Vorhand tiefer ftand, al3 die Hinterhand. Sie ftellte fich jomohl auf der Weide, wie im Stall in ein Loch, welches fie geſcharrt hatte.

Am 1. Juli nachmittags ftellte fich wiederum ein jchwerer Kolikanfall ein. Das Tier hatte im Laufe ded Tages ziemlich viel friichen Klee ge- freffen, und war hierauf die Erkrankung zurüdzuführen. Bet meiner An- funft ftand das Pferd mit Schweiß bededt, zitternd und verjuchte mehr- fach, ſich fallen zu laſſen. Das Atmen war angejtrengt und jehr be—⸗ Ichleunigt, Puls Klein und frequent, die Schleimhäute des Kopfes ſchmutzig dunfelrot gefärbt und verwaſchen. Aus dem Magen wurden fortwährend durh Rülpſen übelriechende Gaje entleert. Der Dickdarm war ohne jeg- lihe Bewegung, Dünndarmgeräufche wurden zumeilen gehört. Der Be- fiter Hatte bereit3 jelbft ſtarken Kaffee mit Rum ſowie eine Aloepille eingegeben und Kliſtiere gemacht.

Die Prognoje war nach den vorliegenden Symptomen ausſichtslos, und trat dann auch nad 12ftündiger Dauer der Tod ein infolge von Magenzerreißung und fich hieran anfchließender Bauchfellentzündung.

Die Sektion ergab folgenden Befund:

Der Kadaver ift in gutem Nährzuftande, Hinterleib ſehr ftarf auf- getrieben. Aus dem freien Raum der Bauchhöhle entweichen nach dem Durchſchneiden der Bauchdecken Gaſe in beträchtlicher Menge. Derjelbe enthält etwa 7 Liter einer dunfelfirfchroten, trüben Flüſſigkeit ſowie eine erhebliche Quantität gelbgrünlicher Futterſtoffe. Das parietale Blatt des Bauchfel3 iſt ſtark verdidt, rauh und braunrot gefärbt. In der Mittel- Iinte tit e8 etwa Handbreit in einer Qänge von etwa 20 cm teilweiſe mit dem trächtigen Uterus verwachlen. Dieſer nimmt die ganze untere Wand der Bauchfläche ein, jo daß der Darmlanal nicht direkt fichtbar fit.

Zwiſchen dem inneren Blatt des Chorion und der Allantois findet man zahlreiche, Zwei- bis Fünfmarkſtück große Gebilde von gummiartiger Beichaffenheit (Hippomanes). Das Iinfe Horn der Gebärmutter iſt feit mit dem linken Leberlappen in einer Breite von etwa 4 cm verwachſen. Das vidzerale Blatt des Bauchfel3 tft ſtellenweiſe teils fledig, teils jtreifig dunfelrot gefärbt, triib und rauh. Das partetale Blatt des Bauchfelld ift namentlich in jeiner vorderen Partie mit etwa 2 bis 3 mm langen, feinen, ziemlich feften Botten verjehen und rauh; bejonders iſt dies der Fall an der hinteren Zwerchfellfläche. Außerdem finden fi) an den Seitenwänden auch mehrere bis handgroße Inſeln, melche jledig gerötet find.

Etwa 12 bis 15 cm von der Mittellinie findet fich jederjeit3 in der Bauchwand eine durch Zerreißung entitandene menjchenfopfgroße Offnung.

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In den bierdurch entitandenen Hohlräumen liegt rechts das Mitteljtüd und die Spibe des Blinddarms, links eine Partie Dünndarmichlingen. Die Auskleidung diefer quafi neugebildeten Seitenabteilungen der Bauch— höhle tft rotbraun gefärbt und in zahlreiche Längs- und Duerfalten gelegt, welche meilten® Ioder miteinander verwachjen oder verklebt find.

Der Magen zeigt an der großen Krümmung einen etwa 20 cm langen, friſchen Riß, durch welchen die Futterſtoffe teils in den Neßbeutel, teil8 in die Bauchhöhle eingetreten find. Die Ränder der Rißwunde find blutig und gejchwollen.

Der trädhtige Uterus enthält ein ausgewachſenes Stutfohlen, defjen Hautdede haarlos und rotbraun gefärbt iſt und fich pergamentartig an— fühlt. Der Embryo befindet fi) in Steißendlage Die Nabelihnur und ein Zeil des Amnton find 12 mal von redt3 nach linf3 um die Hinterbeine des Embryo bi3 zum Sprunggelenf hinauf feit- gedreht, jo daß die Verdrehungen nur jehr ſchwer gelöft werden können. Auf dem Durchichnitt erjcheint die Muskulatur des Embryo blaß bis roja- rot gefärbt und auffallend troden. Fäulniserjcheinungen ſind weder hier nod an den Bruft- und Baucheingeweiden feitzuftellen.

Der vorliegende Fall tft feine eigentümlichen Verlaufes und feines jeltenen Vorkommens wegen von großem Intereſſe. Zunächſt muß als Ausgangspunkt des KrankHeitsfalles wohl das nicht zu überwindende Beburtshindernis, die Umfchlingung der Hinterbeine durch die Nabel- ſchnur und einen Zeil der Eihäute betrachtet werden. Harms jchreibt hierüber in jeiner „Geburt3hilfe*: „Umjchlingungen der Nabeljchnur um Teile der Frucht gehören beim Weibe zu den häufig vorfommenden Ab- normitäten. Bei unjeren Haustieren dagegen Jind fie der Kürze des Nabelftranges wegen jedenfall jehr jelten. Aus der eigenen Praxis ift mir hierüber gar nichts befannt.“

Außerdem war zweifelloe8 von vornherein eine abnorme Lage der Gebärmutter vorhanden, fie lag zu weit nad vorn. Anzunehmen tjt, daß diefe Abnormität bereits bei der vorerwähnten erjten ZTrächtigleit vor 2 Sahren beitand.

Die Zerreißung der Bauchdeden ift bei dem im März aufgetretenen jchweren Kolikanfall zuſtande gekommen, hieran anjchließend eine chrontjche, adhäfive, ajeptiich verlaufende PeritontitS und Verwachſung des Uterus mit der Leber.

Die häufig anftretenden, leichteren Koliken find auf dieſe Abnormitäten und Lageveränderungen der Darmabjchnitte zurücdzuführen.

Der Embryo war in der Mumifilation begriffen. Den Schluß des Krankheit3falles machte die Magen: und Darmüberladung mit Grünfutter, hieran ſich anjchliegend Lähmung und abnorme Gasbildung, Ipeziell im Magen. Die Folge hiervon mar Magenzerreißung und Tod durch akute Bauchfellentzündung.

Bemerkenswert, wenn auch befannt, ijt ferner die außergemöhnlic) ftarfe Wirkung der Heinen Aloédoſis bet der trächtigen Stute, wenn man bedenft, daß das Tier ein über mittelſchweres, belgiſches Pferd war.

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Über das Vorkommen von Hypoderma s. Oestrus equi. Bon Stab3veterinär Rips.

In der mir kurzer Hand zugänglichen Literatur tit da8 Vorkommen der Larven der Bremöfliege in der Haut und Unterhaut der Pferde nur vereinzelt erwähnt.

Diederhoff berichtet über einen Fall, der bei gleichzeitig beitehendem Naſenkatarrh den Verdacht von Rotz erregen Tonnte.

Fröhner führt den von Hell im Aprilheft 1901 dieſer Beitjchrift

bejchriebenen Yal an. 8 jelbit Habe die Larven bei in Deutichland gezogenen Pferden noch nicht beobachtet, dagegen hatte ich, wie Hell, Gelegenheit, verjchiedene Transporte nach Deutichland importierter engliicher Pferde längere Zeit zu beobadten, die jedesmal Ende Februar herübergebradht waren. In den Monaten April und Mat fonnte ih dann bei 20 Prozent diejer Pferde Dafjelbeulen feftftellen.

Un der Halspartie habe ich diejelben nie gejehen, dagegen an den Stellen vom vorderen oberen Winkel der Schulterblätter, auf dem Rüden, dem Nippenkörper und bis zur Kruppe. |

Oft fallen nur feuchte, in der Regel verliebte Haarpartien auf, manchmal kommen hajel- bis walnußgroße Beulen zum Vorſchein, oft aud) menſchenkopfgroße Verſchwellungen, die bejonders im Bereich der Schulter: blattfnorpel.

Drüdt man auf die Umgebung einer näfjenden Hautſtelle, oder ſchneidet man in die Beulen ein, jo entleert fich neben mehr oder weniger reichlichem pus bonum et laudabile eine 10 bis 12 mm lange, 2 bi3 83 mm dide Larve.

Die ohne Inziſion durch Quetſchen entfernten Larven binterlaffen ein etwa 2 mm im Durchmefjer mefjendes, Icharflantiges, rundes, wie mit dem Locheiſen gefchlagenes Loch. Die befallenen Pferde Vollblüter mehr als Halbblüter fühlen fich augenjcheinlih in der Zeit kurz vor dem Auswandern der Larven unbehaglich; fie reden und ſtrecken fich oft; auch bei vorfichtigem Auffiten des Neiterd biegt ſich bejonderd der Vollblüter tief im Rüden dur; feine Gänge find gebunden.

Haben die Beulen im Bereiche des oberen Schulterblattrandes, zwilchen diefem und den Dornfortfägen, ihren Sig, jo entitehen gerade an, dieſen Stellen Ioderen Unterhautgewebes bejonders ausgedehnte follaterale Odeme, die fich jpäter fenten, jo daß die Vordergliedmaßen verjchwellen, jteif ge- halten und Hängengelafien werden. Dieje Zuftände bedingen natürlich ein 8 bis 14 tägiged Außerdienfiftellen des Wirtstieres, ſonſt können die be- fallenen Pferde jchonend geritten werden, wenn nicht gerade die Gattel- lage betroffen ift.

Im Verlauf von durchſchnittlich A Wochen find alle Larven aus: gewandert.

Es erübrigt ſich, die forenſiſche und differentialdiagnoſtiſche Seite dieſer Fälle zu beleuchten. Da gerichtliche Tierheilkunde tierärztliche Logik, gegründet auf Wiſſenſchaft und Erfahrung iſt (Fröhner), ſo würde im

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fonfreten Zalle ein Blick auf die Entwidlungdgejchichte der Larven un— bedingt Klarheit ſchaffen. Nun gibt es in England fein Währjchaftsrecht in unjerem Sinne, außerdem muß ein eventueller Einſpruch ded Käufers dort bis zum 5. Tage nad) dem Kaufabjchluffe erfolgt jein; jo tit e8 alſo müßig, hierüber zu meditieren.

Der beſſere deutiche Käufer wendet fi) daher in der Regel an ihm als Gentleman-Verkäufer bekannte Engländer oder an ſolche fremden Ver- fäufer, die ihm von dieſen empfohlen werden.

Sch konnte big heute nichts Authentiſches erfahren, ob vielleicht einem oder dem anderen Verkäufer Vermutungen kommen, daß jeine Pferde, wenn fie im Vorjahre da oder dort auf der Weide waren, mit diefem Mangel behaftet fein fönnten bzw. ob dad VBorlommen der Wferdebieöfliegen (Bremäfliege) regionär tft. Das erftere darf man eigentlich nicht annehmen, ob zwar der Verkäufer (Gentleman) im allgemeinen nur für wind and eye (Atem und Augen) gerantiert, und Zujagen eine® Gentlemans jollen auch drüben abfolut verläßlich fein.

Referate.

Sprachſtudium. Le Traducteur The Translator Il Traduttore.

Dieje drei Halbmonatichriften zum Studium der franzöjilchen, eng⸗ lichen und italienischen Sprache, welche joeben einen neuen Jahrgang be- gonnen haben, machen ſich zur Aufgabe, da8 Studium der fremden Sprachen wenn Vorkenntnifje ſchon vorhanden find, auf interefjante und unterhaltende Weiſe weiterzuführen. Die dem Urtext nebenangeſtellte genaue überſetzung führt dem Leſer in beiden Sprachen den richtig gewählten Ausdruck vor, wodurch der Wortſchatz vermehrt und die Genauigkeit in der Wiedergabe des Sinnes erlernt werden kann. Jede Nummer enthält neben einer durch— laufenden größeren Erzählung mannigfaltigen Leje- und Lehrftoff, Geſpräche, faufmännifhe Briefe, Überfegungsaufgaben fowie eine bejondere Rubrik für Brief-, Poftlarten- und Zeitungsaustaufch. Wer jih mit Spraditudium befaßt, dem jeten dieje itberall gut eingeführten und befannten Zeitſchriften auf wärmſte empfohlen. Probenummern für Franzöſiſch, Engliſch oder Staltenijch Eojtenlo8 durch) den Verlag de „Traducteur* in La Chaur- de-Fonds (Schweiz). Bezugspreis 2,50 Francd halbjährlich.

Dr. Georg Mayer, StabSarzt: Unterſuchungen bei der Bruftjeuche der Pferde. „Zentralblatt für Balteriologie, Paraſitenkunde“ uſw. 48. Band, Heft 5.

Eine ziemlic) ausgedehnte Bruftjeuche-Epidemie unter den Pferden des

2. jowie des 11. Bayeriſchen Feldartillerie-Regiments, deren Ställe zu:

jammenlagen, gab M. Gelegenheit, in der bakteriologiſchen Unterſuchungs⸗

14909

itation des Garnijonlazarett3 Würzburg Unterfuhungen an dem Blute bruftjeuchefranfer Pferde anzuftellen. Er wurde bet feinen Arbeiten unter: ftüßt dur) die Staböveterinäre Müller und Morhardt. Bei Bor- nahme der Unterjuchungen ging M. von der bekannten Beobadhtung aus, daß bei mehreren menjchlichen Infektionskrankheiten zu Beginn der Er- frantung die Erreger im Blute gefunden werden können, dann aljo eine vorübergehende Baltertämie bejteht, der die jpezifiichen Lofalifierungen im Körper folgen. Die Blutentnahme wurde nad) peinlider Säuberung, Nafterung und Desinfektion der Haut mit der Fliete bewirkt und das im Strahl hervorjprikende Blut aufgefangen in großen NReagierröhrchen, melde vorher mit je 5 cbem fterilifierter Galle und neutraler Bonrillon beſchickt waren. Zur Verhütung des Gerinnend wurde die Milhung ſofort Teicht geſchüttelt. Sie blieb 24 Stunden bei Körpertemperatur im Brutſchrank, alsdann wurden Ausſtriche auf Serum-Agar bzw. auf Kutſcherſches Agar gemacht. Im ganzen jcheinen 26 Entnahmen von Blut ftattgefunden zu haben. Bei 16 Blutproben und außerdem bei einer Sektion (Herzbeutel- flüffigfeit) erjchten ein pofitive8 Reſultat. Daran nahmen teil: 3 Pferde mit Blutentnahme am 1. Tage nachweiälicher Erkrankung, 2 Pferde am 2. Erfranfungdtage, 1 Pferd am 3. Erkrankungstage. Bet einem Pferde verlief die Unterfuhung am 1., 5. und 10. Krankheitstage negativ, bei einem weiteren am 2. Tage, beit 3 Pferden am 3. Tage. Das Blut eines unter den verjeuchten Tieren ftehenden gefunden Pferdes war jteril. Bei einem Pferde, welches am 1. Tage pojitiven Befund ergab, fand ſich nad) 4 und 9 Tagen nicht3 mehr. Blutausftrichpräparate ergaben unter 26 Ent: nahmen 6 mal traubenfürmige Degeneration des Zytoplasmas der Lymph— zellen; ſonſt war fein Befund zu erheben.

Unter den 7 Pferden mit pofitivem Blutbefund war bei 2 Pferden Staphylococcus pyogenes albus, bei1®Pferd Staphylococcus pyogenes aureus im Blut enthalten. Beide verflülfigten Gelatine nur jehr langjam, nahmen Gram-Färbung nur teilweife an. Im Blute von 6 kranken Pferden und in der Herzbeutelflüifigkeit eine gefallenen Pferdes fand fich ein jehr Heiner Doppelfoffus, welcher im SKlatjchpräparat dort, wo er in größeren Verbänden zujammenliegt, leicht länglichrunde Individuen zeigt, während er einzelnliegend Lanzettform hat, wobei die beiden Kokken mit den jpiten Enden fi) berühren und ferner in einem ftumpfen Winkel zueinander ftehen, jo daß die Form einer gefrümmten Hantel erjcheint. Kapfelbildung Tonnte M. weder in Kulturen noch in Ausftrichpräparaten aus Mausblut beob- achten. Ein einigermaßen gutes Fortlommen findet der Doppelfoffus nur auf folchen Nährböden, welchen Serum zugejeßt wurde, da3 nicht über 60° C, erhigt ift. Seine biologiſchen Eigenjchaften, welchen M. feine ganz befondere Aufmerfjamfeit gejchenkt hat, werden ziwedmäßig im Original nachgeleſen. Mitgeteilt jet hier nur, daß er für die gebräuchlichen La— boratoriumdtiere jehr wenig pathogen iſt, daß es aber doch gelang, unter gewiflen Bedingungen bei Mäufen und Meerſchweinchen durdy intraperi= toneale Impfungen fatarrhaliiche Pneumonie zu erzeugen.

Bet den Pferden jchien ein Zufammenhang zwiſchen der Schwere der Erfranfung und dem Befund der Koffen nicht zu beitehen. Ein Pferd,

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beit welchem Stapbylofoffen und Diplofoffen fih im Blut fanden, litt nur 2 Tage an Fieber und bronditiihen Erjcheinungen. Irgendwelche mweit- gehenden Schlüffe zieht M. aus feinen Unterſuchungsergebniſſen nicht, empfiehlt aber die von ihm angewandte Methode zur Nachprüfung, nament- ih Hinfichtlich des dabei gefundenen Diplococcus lanceolatus, welder eine gewiſſe Ahnlichkeit mit dem von Schüß im Jahre 1887 gefundenen Diplococeus zu haben jcheint.

Erwartungsvolle Aufmerkjamfeit der Veterinäre begleitet jede Arbeit, welche fich mit der Xetiologie der Bruftjeuche befaßt; die Originalabhandlung wird deshalb gewiß viele Leſer finden, ohne dieſe voll zu befriedigen.

Über Verfettung der Nieren. Bon ©. Klemperer. „Deutjche Medi—

ziniſche Wochenjchrift”, 1909. Heft 3. |

Die von Virchow gelehrte Anfchauung, daß es fich bei den intra- zellulären Berfettungen um zwei fundamental verjchtedene Dinge handele, nämlich einmal um Snfiltration, Eintritt von Fett in eine intalte Belle, da3 andere Mal um Metamorpdofe, bei der das Fett in der Zelle dur Umwandlung de3 Eimweißes entitanden fein ſoll, jo daß die Fettmetamor- phoje eine Form der Nekrobioſe daritellt, dieſe Anfchauung Hat fich in der Folgezeit als unhaltbar erwiejen. Die Unmvandlung von Eiweiß in Fett iſt an ſich außerordentlich ſchwierig. Pathologiſch-phyſiologiſche Experi- mente von Roſenfeld-Berlin lieferten außerdem ſchon vor längerer Zeit den zwingenden Beweis, daß es ſich bei der Fettleber nach Vergiftung mit Phosphor oder ähnlichen Stoffen, wie fie früher als Paradigma der Fettmetamorphoſe galt, um eine ſolche überhaupt nicht handelt, jondern daß bier da Fett ganz beftimmt von außen fommt und fich jogar will- fürlich in feiner chemiſchen Befchaffenheit beeinflufjen läßt. Bei den Studien über Autodigejtion, wie e8 Salkowski, oder die Autolyfe, wie es Martin Jalobt genannt hat, zeigte e3 fich nun neuerdings, daß bei der Autolyje von Leberzellen eine Verfettung derjelben ftattfand. Wenn nad) der Autolyje in vorher anjcheinend fetifreien Zellen Fett erichten, jo konnte da8 doch nur eine Metamorphoje fein, denn eine Infiltration war hier ausgeſchloſſen. Kraus und andere Forjcher Härten den fcheinbaren Widerjpruch dahin auf, daß es ſich bet der autolytiſchen Bellverfettung durchaus nicht um einen Übergang von Eimeißfubftanz in Fett zu handeln braucht. Außer den eigentlichen Eiweißkörpern jchließt doch das Zell- protoplasma lipoide Subftanzen, das Cholefterin und die Lezithide, mit ein. Das Cholefterin ift in den Bellen wahrjcheinlich als Fettſäureeſter enthalten, während das Lezithin befanntlich eine Verbindung von Cholin, Glyzerinphosphorfäure und Fettſäuren darftellt.e Wenn zerjegender Ein- fluß auf eine Zelle wirkt, jo Tann es geichehen, daß die Fettjäuren des Cholejterinejterd ſowie des LVezithind frei werden. Es würde fih in ſolchem alle bei der Verfettung nur um ein Sichtbarwerden des normalen Fettgehalts handeln, was Klemperer als „fettige Phaneroſe“ bezeichnet.

Kraus und andere konnten durch chemiſche Analyje nachweilen, daß autolytifch verfettete Gewebe gar nicht an Fett zunehmen, jondern daß im

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Gegenteil ihr Fettgehalt geringer ijt al3 in der Norm, wenn er aud) bei der mikroſkopiſchen Unterfuhung größer zu fein jcheint. Nach dem heutigen Stande der pathologiihen Chemie dürfen wir daher nur noch von fettiger Snfiltration ſprechen. Der Unterjchted verjchtedener Fettinfiltrationen liegt ausjchlieglih darin, ob leßtere in gejunden oder in erkrankten bzw. nekro⸗ tifierten Bellen erfolgen.

Klemperer hatte bei wiederholten Unterjuchungen gefunden, daß der hohe Fettgehalt, welcher fich bei jchweren Diabetikern, bejonderd nad Ein: tritt ded Coma, im Blute findet, zum großen Teil aus Cholefterin und Lezithin befteht. Bet der Obduktion derartiger Diabetiker fanden fich die Nieren regelmäßig ſehr verfettet, und es entitand für Klemperer die Frage, ob diefe Verfettung mit dem Fettgehalt des Blutes im Zujammen- bang ftände, ob es ſich aljo um eine Infiltration mit lipoider Subſtanz handele. Dieje Frage iſt um jo wichtiger, als das Auftreten von Fett: fürnchenfugeln im Harnjediment jeit langer Zeit als eines der ſchlimmſten prognoftifchen Zeichen angejehen wird. Mit Unterftüßung Umbers prüfte Klemperer die Krausſche Lehre durch chemiſche Analyfe an gejunden und kranken Nieren nach, wobet er bejondere, im Original nachzulejende Verfahren anmwandte, um dag Lezithin und die jogenannte Brotagone vor Zerſetzung zu bewahren und ferner fie reftlo8 extrahieren zu können. Bet Meenichen find gejunde Nieren jo felten anzutreffen, daß ed den vereinten Bemühungen der Krankenhaugärzte KRlemperer und Weſtenhoeffer nur in einem alle zuläffig erjchten, eine von einem jungen Selbftmörber jtammende Niere als gejund zu bezeichnen. Die chemiſche Unterjuchung ließ erkennen, daß höchſtens ein Drittel des Gejamtätherertraftes aus reinem Bett (Triglyzerid) beftand, Cholefterin und Lezithin aber den größeren Anteil bildete. Es blieb jogar zweifelhaft, ob das reine Fett nicht etwa erſt während der 24jtündigen Agonie ded Individuums in die Nieren- zellen eingetreten war. Unterfuchungen an plötzlich Geftorbenen könnten bier Aufflärung bringen. Sn normaler Ochſenniere fand Klemperer ausschließlich Lipotde Subftanz, aber gar fein reines Fett. Bei verfetteten Diabetifernieren, welche bis zulegt volllommen normal funktioniert Hatten, bejtand neben Erhöhung der Trodenjubitanz nachweislich eine Infiltration urjprünglich zellfremden Fettes, wie die8 dv. Hanjemann im Jahre 1897 beichrieben hat. Fettnieren, welche von Perjonen mit perniztöfer Anämte, Sublimatvergiftung, Gicht, Phthiſe bzw. chronticher Nephritis jtammten, zeigten Schwanfung der Trodenfubitanz und des Atherextrakts, und zwar jeweilig in der Weile, daß auf Phaneroje der Nierenzellen geſchloſſen werden mußte. Dad GSichtbarwerden der Lipoidſubſtanzen beruht auf deren chemijcher Zerjeßung: das freie Cholefterin und die Epaltprodulfte der Lezithide bilden die jichtbare Trübung. Reichliches Sediment von Settlörnchenkugeln läßt alfo auf Zerfallsprozeſſe in den Nieren jchließen und rechtfertigt nad) wie vor die ſchlimmſte Prognoje, während ver— einzelte fettgefüllte Epithalien bedeutungslos find, weil Fettinfiltration in gefunden Nieren nicht felten iſt. Der Fettphaneroſis kann ſich Yett- infiltration zugejellen. Chriſtiani.

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Die Kernform der lebenden nentrophilen Lenkozyten beim Menfchen. Beobachtungen im Dunkelfeld von Th. Brugih und v. Schilling. „Folia haematologica*, Band 6, Heft 4.

Die Verfaſſer haben zum Studium der lebenden Bellen die Beob- achtung bei Dunkelfeld-Beleuchtung zu Hilfe genommen. Diejed Verfahren (über welche der Referent in einem der nächiten Hefte der „Zeitſchrift für Veterinärkunde“ eine kurze Abhandlung veröffentlichen wird), ſetzt den Beobachter in der Stand, an der lebenden, ungefärbten Zelle Einzelheiten zu erkennen, die bei gewöhnlicher Beleuchtung nur durch bejondere Färbungen ſichtbar gemacht werden fünnen.

Die Verfaſſer haben nun gefunden, daß der Kern der neutrophilen Leukozyten zu Anfang ein einfaches Bläschen tft, der Leukozyt ift alfo im Prinzip mononufleär. Der Neifungsprozeß des Kerns beſteht in einer kontinuierlichen Umbildung des jugendlichen, bläschenfürmigen Negelozyten= kerns zum ſchmalen, kompakten Kernſtab de3 reifen Leukozyten, der ſich im engen Raum der Belle naturgemäß vielfach krümmt. Die Segmentierung de3 Kerns entiteht durch die amöboide Bewegung der Belle, fie iſt mithin nicht ein Produkt der Reifung oder des Alters. C. Troeiter.

The resistance of embryonic epithelium, transplantable mouse cancer, and certain organisms to freezing with liquid air. By Harvey R. Gaylord, from the journal of infections dise- ases, Vol.5, No. 4.

Die Verſuche wurden mit einem trandplantabelen Mäuſekrebs, mit Embryonalgewebe und mit Trypanosoma gambiense angeftellt. Dieje wurden der Temperatur von flüffiger Quft (— 195° C.) ausgeſetzt und . nad) verjchieden langer Dauer der Einwirkung verimpft. Dabei ergab ih, daß die Bellen des Mäuſekrebſes diefer Temperatur 80 Minuten lang widerjtanden, obwohl die Zahl der gelungenen Übertragungen bedeutend abnahm und die Geſchwülſte auch Iangfamer wuchſen als bei direkter Über- tragung; ihr hiſtologiſcher Charakter blieb aber ungeändert.e Das Em— bryonalgewebe wurde durch die Behandlung mit flüffiger Luft jtet3 getötet.

Dad Trypanojoma widerftand der angewandten Temperatur 20 Mi- nuten lang, wobei es etwas an PBirulenz verlor. Eine Einwirfung der niederen Temperatur durch 40 Minuten tötete es ficher. C. Troeiter.

A. Dietrih: Die Bedeutung der Dunfelfeldbeleuchtung für Blut» unterfuhungen. „Berliner kliniſche Wochenſchrift“, 1908, Nr. 31. Nah den Erfahrungen Dietrich3 ergänzt die Dunfelfeldbeleuchtung die gewöhnliche Beobachtung und die färberifche Darftellung. Ste liefert auch neue Aufichlüffe über den Bau der roten Blutkörperchen. Dieje find Bläschen, aus Protoplasma und Lipoiden beftehend, welche ein flüjfiges Endojoma, vorwiegend Hümoglobin, einjchließen. Dabei befigen fie fein Gerüftwerf, das jogenannte Stroma fehlt alſo. Auch eine Membran im Sinne einer bejonderen tjolierten Dberflächenjchicht bejteht nicht; das ganze Plasma bildet die Hülle. C. Troeſter.

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Dr. Chomel: Alimentation du cheval (Foin presse ou comprim6). „Le Repertoire de police sanitaire veterinaire“. 1908. Wr. 12.

Die Ernährung des Militärpferde3 unter den Verhältniſſen eines Feldzuges bildet ein hochwichtiges Kapitel der Eriegstechnifchen Beterinär- kunde. Die vorliegende recht lejenswerte Arbeit enthält vor allem ſehr interefjante Angaben über die Herjtelung und Verwendung von Preßheu. Wie der Verfafjer einleitend bemerft, muß in Sriegdzeiten der Bedarf von Heu jo viel als möglid durch die an Ort und Stelle aufzutreibenden Vorräte gededt werden; mangelt es an ſolchen, dann ift auf geeignete Erfaßfuttermittel, falls jolche zur Verfügung jtehen, zurückzugreifen. Erit wenn dieje beiden Hilfsquellen nicht ausreichen, dann iſt e8 die Aufgabe des rücdwärtigen Dienfted, Preßheu, und zwar in der Dienge von 21/2 kg pro Pferd und Tag, heranzuſchaffen. Der Transport Tann auf der Eifenbahn, auf requirterten Fuhrwerken oder durch Kraftfahrzeuge er- folgen. In letzter Zeit wurden lebhafte Erörterungen über das in Rede ftehende Futtermittel Dadurch veranlaßt, daß ed an der ganzen Oſtgrenze (Frankreichs) im Intereſſe der Auffriihung der Kriegsvorräte dauernd zur Verwendung gelangen muß. Bet jenen Erwägungen famen namentlich die chemiſchen Veränderungen ſowie die Herabjegung der Verdaulichkeit und des Nährwerted zur Sprache, welche aus der größeren oder gerin- geren Dichtigfeit der Ballen, auß dem Transport, der Aufbewahrungs- weile und der Yunktiongart der zur Heritellung dienenden Majchinen hervorgehen; nicht minder mußten auch die Einwirkungen der jeweiligen Vegetationd: und Entwidlungsverhältniffe in Betracht gezogen werden. Während jedoch die jüngſte Vergangenheit außerordentlich fruchtbar war an Ürbeiten iiber die Futtermittel im allgemeinen, deren Eigenfchaften, Berjeßungen und Berfäljchungen im befonderen, jind die Unterjuchungen über dad Preßheu vorläufig noch recht Tüdenhaft.

Die botaniſche Zufammenjegung diejed Futtermittels ſchwankt außer- ordentlich, je nach jeiner Herkunft, jo daß man dieſe geradezu als Wert- mefjer anjehen kann. Die Ernteverhältnifje find begreiflicherweije ebenfalls bon enticheidendem Einflufje auf die HaltbarfeitSdauer; in feuchten Jahren bringt daS Preſſen vielfach Unzuträglichkeiten mit fich, tft überhaupt an und für fi) mit großen Schwierigleiten verbunden.

Weiterhin tft die Konjervierung des Preßheued abhängig don dem Grade der Prefjung und von der Aufbewahrung Die früheren, im Handel befindlichen Heupreflen ermöglichten nur eine geringe Dichtigfeit, etwa . derart, daß ein Kubikmeter 140 bis 170 kg wog. Mit den heutigen vervolllonımneten Majchinen erreiht man eine Dichtigfeit von 220 bis 240, ja aud) 400 biß 450 kg pro Kubikmeter.

Dad Gewicht der in der Armee gebräuchlichen Ballen ſchwankt zwijchen 50 und 100 kg, mit einer minimalen Dichtigleit von 170 und einer marimalen von 250 bis 350 kg. Bet der Heritellung joll nur vollfommen trockenes Heu zur Verwendung kommen, welches den Schwib- prozeß durchgemacht hat und höchſtens 3 bis 4 Monate alt ift. Die früher gebräuchlichen Preſſen mit Handbetrieb find mehr und mehr ver-

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lafjen worden, und man verwendet zur Zeit nur noch Syfteme mit Göpel⸗ oder Motorbetrieb. Beſonders die Whitmanjche Prefie mit Motorbetrieb gemwährleiftet eine fortlaufende Arbeit fowie hohe Dichtigfeit, kann auf Rädern montiert und von zwei Pferden gezogen werden. In Notfällen jol man ſich angeblich noch anderer Mittel bedienen können, wie Ein- ftampfen in pafjenden Kiſten, Weinfeltern u. dergl.

Bezüglih der Form der Ballen tft zu bemerken, daß in Magazinen fih die kubiſchen Ballen am beiten unterbringen laſſen. Zur Vermeidung der GSelbiterhigung und jauren Gärung glaubte man die Form don Hohlaylindern empfehlen zu können. Im allgemeinen fol die Dichtigkeit 300 bis 350 kg pro Kubikmeter nicht überjchreiten. Das mittlere Ge— wicht de3 einzelnen Ballens joll 50 kg betragen, bei zwei feititehenden Dimenfionen: einer Zänge von 25 und einer Höhe von 45 cm. Mit den jetzt gebräuchlichen Maſchmen kann man in einer Stunde 25 bis 30 derartige Ballen heritellen; die8 macht im Tage 250 bis 300 Stud. Zu einer ſolchen Tagesleiftung find 6 bis 7 Arbeiter als Hilfeperjonal erforderlih. Zum Binden der Ballen wird Eijendrabt verwendet. Die Koſten follen fih auf ungefähr 31/s bis 4 Franken für 100 Ballen be- laufen. Die durchichnittlicde Aufbemahrungszeit beträgt 31 Monate.

Augenblicdiich empfangen die Truppen an der Oſtgrenze in der Beit vom 1. Dftober bis 31. Mat die Hälfte des gefamten Heubedarfs in Preßheu. Hierbei wurde häufig beobachtet, daß diejes ein ftrohige, jelbit ftaubige Bejchaffenheit hatte. Hinfichtlicy feiner Zuſammenſetzung zeigten fih zwiſchen den einzelnen Ballen, bisweilen fogar in den verichiedenen Zeilen eine3 und deöfelben Ballens augenfällige Unterjchiede. Bon einigen Geiten wird empfohlen, das Heu vor der Ausgabe zu waſchen oder es bor dem Hinwerfen in Die Raufen ein wenig anzufeuchten und leicht aus— einander zu zupfen. Wenn es alt wird, nimmt es eine blaßgelbe Farbe an, wird bauchig, troden, wohl auch ftaubig; es verliert feinen aromatiſchen Geruch, jeinen Geſchmack und aud, wie angegeben wird, den größeren Teil jeine® Nährwertes. Für lebtere Behauptung fehlt indefjen noch jede wiljenfchaftliche Begründung, vielmehr handelt es ſich hierbei nur um nod) unerwiejene Vermutungen.

Alles in allem erblidt der Verfafjer in dem Preßheu bei dem gegen- mwärtigen Stand der PVerhältniffe ein Yuttermittel von mirtjchaftlicher Notwendigkeit.

Seine guten Eigenſchaften, vor allem ſeine leichte Transportfähigkeit und Aufbewahrung, ſeine Haltbarkeit und Brauchbarkeit zur Anſammlung großer Kriegsbeſtände, Lafjen e8 für die Verwendung in der Armee und zu Kriegszeiten überaus wertvoll erjcheinen und legen den beteiligten Kreilen die Berpflihtung auf, über jämtlihe in Betracht kommenden Punkte hinreichende Kenntnifje jich anzueignen. Dr. Heuß.

Zitronenfänre bei Drufe.

Webb (Journ. of Comp. Pathol. and Ther. XXI, 2) empfiehlt bei Drufe mit ſtarken Atembeichwerden neben einer ſcharfen Einreibung die Zeitichr. f. Veterinärkunde. 1909. 3, Heft. 10

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innerlihe Verabreichung von Bitronenfäure (dreimal täglih 4,0 g in Wafjer gelöſt). Im den jchwerften Fällen trat bereit nach der zweiten oder dritten Doſis bedeutende Beflerung ein oder war auf jeden Fall die Dyspnoe jo weit gehoben, daß eine Erjtidung nicht mehr zu befürchten ftand. Der Symptomenwechſel fennzeichnete fi) dadurch, daß an die Stelle des rauhen, harten umd trodenen Inſpirationsgeräuſches ein mehr weiches, leichtes und flüſſiges trat.

Die Wirkung erflärt W. in der Weile, daß Blut und Lymphe durch die Zıtronenjäure weniger leicht foagluterbar werden und daß infolge- deſſen die Transjudation der Lymphe freier vor fi) geht. Es fommt ein ftärlerer Lymphaufluß zu den erkrankten Zeilen zuftande und die gebildeten Schutzſtoffe gelangen jchneller zur Einwirkung. Dezelski.

Baruchello (7): Eine neue Impfmethode gegen Druſe. „Recueil de méd. vét.“ 15. 11. 08.

Seit 1885 ſtudierte Verfaſſer dieſe ökonomiſch und ſanitätspolizeilich ſo wichtige Frage. Obgleich ſeine Impfverſuche mit Druſeeiter, Blut, Reinkulturen des Schützſchen Streptokokkus mehr oder weniger durch Hitze abgeſchwächt, ermutigende Reſultate ergaben, verliehen fie doch nicht den Geimpften eine genügend lange Immunität, um fie in die Praxis einzuführen. WUnderjeit3 hatten fie den großen Nachteil, zuweilen Abſzeſſe hervorzurufen, welche die natürliche Erkrankung mit allen ihren Folgen nad) fi) zogen. Al 1905 Batl die immumifierenden Eigenjchaften der Agreffine kennen lehrte (von Mikroben abgejonderte Subitanzen, welche fähig find, die Phagozyten zu lähmen), ging Verfaſſer daran, Ddieje zur Herftellung eines Antidrufevalzind zu benußen, ebenjo wie er fie jchon bei der Heritellung eined Drujeheilferumd angewendet hatte, welches jeit- dem mit Erfolg in allen Kranfenftällen der ttalienifhen Armee: ge- braucht wird.

Das Antidrufevalzin beiteht au einem Exſudat, welche gewonnen wird duch intrathorafale Injektionen einer durch Toluol fterilifierten Streptofoffen-Reinkultur unter Hinzufügung von Bafterienleibern, die von einer Streptofoffenfultur herrühren und auch mit Toluol behandelt find.

Man ſoll nur Erjudate von friichen Injektionen verwenden, weil dieſe die einzigen find, deren Reinheit von Mikroben ficher if. Bis jebt haben Meerſchweinchen, Kaninchen, Hunde zur Lieferung von Erjudaten gedient; Verfaſſer will aber, um mit größerem Maßjtabe arbeiten zu können, Eiel und Pferde Hierzu verwenden. Gegenwärtig find 778 Fohlen ver- ihiedener Rafjen und Urſprungs in 7 BZuchtanftulten oder verjchiedenen Betrieben geimpft worden; zu gleicher Zeit find Gruppen von Kontroll- fohlen eingejtellt. W. Müller.

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Mauro Jatta und ©. Eoffo-Rom: Erperimentelle Unterfuchungen über die Tuberkulofe des Menjchen und des Nindes, „Revue gen. de med. vet.“ 1. u. 15. Oktob. 1908.

Die im bafteriologiichen Laboratorium in Rom vorgenommenen Unterfuchungen bezwedten, feitzujtellen: 1. die Wirkungsart des humanen und bovinen Virus auf verjchtedene Tierarten; 2. die Wirkung beider Virus auf Rinder; 3. die Reaktion . verjchiedener Rinderrafjen auf Humanes Birus; 4. die Reaktion der Rinder gegenüber dem humanen Virus nad Paſſage dur Meerſchweinchen, Kaninden, Schweine und Kälber.

Die Verfafjer gelangen zu folgenden Schlüſſen:

1. Die Meerjchweinchen find in gleicher Weije für humane und bovine Tuberkuloſe empfänglid).

2. Die Kaninchen verhalten ſich verſchieden. Während die mit aus menſchlichem Sputum herſtammenden Material geimpften Kaninchen aus: nahmsweiſe infiziert wurden, zeigen die mit Material bovinen Urſprungs Geimpften konſtant ausgebreitete Tuberkuloſe beſonders in den Lungen und Nieren.

3. Bei den Katzen ruft bovines Virus faſt immer diffuſe tuberkulöſe Affektionen hervor; humanes Virus nur lokale Affektionen und dieſe auch nicht immer.

4. Hunde ſind dem einen wie dem anderen gegenüber ſehr wider— ſtandsfähig. | 5. Bei den Lämmern ruft bovined Virus immer eine diffuje Tuber- fuloje hervor; humanes Virus bleibt entweder wirkungslos oder macht nur auf die SSmpfitelle begrenzte Veränderungen.

6. Bet den Schweinen ruft bovines Virus jtet3 generalifierte Tuber- Tulofe hervor; humanes Virus bleibt in manchen Fällen ohne Erfolg, in anderen bewirkt es nur an der S$mpfitelle Alterattonen.

7. Hühner zeigen fi) beiden Tuberkulofearten gegenüber nicht emp- fänglich.

8. Bei den Kälbern veranlaßt bovines Virus immer eine mehr oder weniger ausgebreitete Tuberkuloſe; das von menſchlichem Auswurf ſtam— mende Material bleibt entweder ohne Reſultat oder ruft Veränderungen nur an der Impfſtelle hervor. | |

9. Die bei den Kälbern durch Verimpfung von humanem Virus entjtandenen lofalen Veränderungen bleiben nad) einer kurzen Periode der Ausdehnung umſchrieben, bilden fih dann zurüd und verſchwinden von felbit. Ä

10. Tuberkulöſes Material von menſchlichem Auswurf bleibt für Kälber unwirkſam, wenn man es 20mal durch Meerjchweincdhen oder Smal durch Schweine oder 6mal durch Schweine und 1mal durd Kaninchen gehen läßt, oder wenn ed nad) zwei Monaten wieder in eine Iofale Affeftion eines Kalbe gebracht wird.

11. Die Kälber der Raſſe von Latlum, die auf der Weide geboren und aufgewachſen find, bieten der humanen Tuberfulofe gegenüber den- 10*

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ſelben Widerſtand wie diejenigen, welche feineren Raſſen zugehören und im Stall geboren und aufgewachſen find.

12. Die verichiedenen Wirkungsarten des humanen Virus auf Kälber hängen nicht von verjchiedener Virulenz ab.

13. Keiner der Gründe, welche für die Einheit der Keime jprechen die Möglichkeit, Rinder gegen Perlſucht durch VBerimpfung humaner Bazillen zu immuntfieren, die identifche Wirkung der von beiden Arten gelieferten Tuberkuline, die Erjcheinung ber Aggluttmation uſw. —, bat abjolute Gültigfett.

14. Die natürliche Infektion der Rinder geichteht in der Regel von Tier zu Tier ohne Teilnahme der mit Tuberkuloſe behafteten Menſchen.

15. Da fich nicht gezeigt hat, daß der auf den Menjchen übertragbare Ninderbazillus die Fähigkeit, dad Rind zu infizieren, verliert, jo ift Die Hypothefe jehr berechtigt, daß auch beim Menjchen die natürliche In—⸗ feftion von Menſch auf Menſch ohne Teilnahme kranker Rinder gejchieht.

16. Der bovine und der humane Bazillus jtellen zwei verjchtedene Arten dar, die durch ihre pathogene Eigentümlichkeit differenziert find.

17. In der Negel findet man beim Menſchen den typus humanus, beim Rind den typus bovinus. W. Müller.

Ghisleni: Primäres Hornhautſarkom beim Pferde nad) einer Ver: leßung. ,„Clinica vet.“ XXX, sez. scientif. Wr. 3.

Unfere Kenntniſſe über Hornhautgeihmwülfte bei Haustieren find jehr undollftändig. Die wenigen bisher beobadyteten und bejchriebenen Fälle von Korneatumoren find als ſekundäre anzujehen.

Der von ©. beobachtete und eingehend jtudierte Fall betraf eine 12jährige Stute gewöhnlicher Naffe, die fih etwa 5 Monate vorher gelegentlich eine8 Sturzed eine Verlegung in der Mitte der Hornhaut des Linken Auges zugezogen hatte. Won jeiten des Eigentümerd wurde der Verlegung zunädit feine Bedeutung beigemefjen. Erſt als fi in der Mitte der Kornea eine rötliche Stelle bemerkbar machte, die allmählich an Größe zunahm, kam das Pferd in tierärztlihe Behandlung (Inſtilla— tionen von Extr. Belladonn. 1 pCt.) und ſchließlich, nach weiterer, erheblicher Verjchlechterung, in die Klinik des DVerfafferd. Bei der Ein- jtelung waren die Augenlider durch das Hervortreten einer fungdien, leicht höderigen, teils graurötlich, teil$ dunkelgrau gefärbten und jtellen= weiſe ulzerierten Mafje auseinandergedrängt. Bindehaut der Augenlider hyperämiſch, die des Augapfels hyperämiſch und verdidt. Die Neubildung bededte mit ihrer Baſis die ganze Hornhaut und den angrenzenden Rand der Sklera; jedoch konnte beim horizontalen und vertifalen Berjchieben feftgejtellt werden, daß die Geſchwulſtmaſſe ausjchließli von der Horn: haut ausging. Größter horizontaler Durchmefjer des Tumors 6, verti- faler 4!/a cm. Der friſch exitirpierte Bulbus defjen Erſatz ſpäter durch BVafelininjeftionen nad) der vom Verfaſſer empfohlenen Methode

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bewirkt wurde Hatte von vorn nad) Hinten einen größten Durchmefjer von 6'/a und einen trandverjalen von 5'/s cm (mittlere Maße bet ge- funden Augen 4,2 bzw. 4,9 cm). Nachdem ein Schnitt durch den Aug: apfel in der Richtung von vorn nad) Hinten angelegt worden war, der annähernd die Mitte der Geſchwulſt traf, ergab ſich die Betätigung des kliniſchen Befundes. Die Neubildung erjtredte fi über den ganzen Umfang und alle Schichten der Hornhaut, ragte jogar an der Innenfläche jtellenweife um wenige Millimeter in die vordere Augenkammer hinein, ohne jedoch irgendwie auf andere Zeile des Auges überzugreifen. Die vordere Augenfammer enthielt trübe, blutige Flüſſigkeit; die Linſe war atrophiſch und kataraktiſch. Alle übrigen Zeile des Augapfels erjchienen normal.

Auf der Schnittflähhe Hatte die Geſchwulſt im Zentrum eine grau- rötliche, nad) der Peripherie zu eine graubraune Yarbe.

Durch die mikroſkopiſche Unterſuchung wurde fejtgeftellt, daß es ſich um ein primäre Heinzelliged Rundzellenſarkom der Hornhaut handelte.

Dezelski.

Tagesgelchichte.

Zur Reform des Militär⸗Veterinärweſens.

Die durch Allerhöchſte Orders vom 27. Auguſt 1903 ſowie vom 8 März 1906 in Ausſicht geſtellte, von allen Tierärzten in und außer: halb der Armee ſehnlichſt herbeigewünjchte Schaffung eines Veterinär⸗ Offizterforpg dürfte in nicht allzu ferner Zeit zur Tatfache werden. Als dorbereitende Maßnahme dürfte es anzufehen jein, daß die Inſpektion des Milttär-Veterinärwejend dem Kriegsminiſterium unmittelbar unterftellt worden ift und die Bearbeitung der Perjonalten der Veterinäre fünftig ohne grundjäglide Mitwirkung der Inſpektion dur) das Allgemeine Kriegd-Departement erfolgt. Sicherem PVernehmen nad) liegt es in der Abſicht des Kriegsminiſteriums, die weitere Reform des Militär-Veterinär- mwejend zum 1. April 1910 durchzuführen, und zwar im Rahmen folgender Grundzüge.

Bei Bildung ded Veterinäroffizierkorps ſollen möglichſt ſämtliche Veterinärbeamten und vorhandenen Unterveterinäre derart in Offizierſtellen übernommen werden, daß 50 Prozent aller Veterinäroffizierſtellen mit Leutnants⸗ bzw. Oberleutnantsrang und -gebührniſſen, die übrigen 50 Prozent mit Rittmeiſter- bzw. Stab3offizterrang und -gebührniſſen ausgeſtattet jind. Hierdurch erfahren die Rang: und Gebührnisverhältniffe der Veterinäre eine erhebliche Verbeſſerung, auch dürften gleichzeitig fi) einige Per: fchiedenheiten ausgleichen, welche bisher zwijchen den Veterinärkorps Bayerns und Preußend bejtanden haben und noch beftehen.

Ferner jol im Kriegsminiſterium die Stelle eines veterinärmwiljen- Ichaftlichen Referenten etatmäßig werden. Wie bekannt, ift ein Ober:

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jtab8veterinär ſchon ſeit Monaten als Hilfsreferent in das Kriegsminifterium fommandiert.

Die Militär-VeterinärsAlademie fol dem Kriegdminifterium (Allge— meines Kriegsdepartement) direkt unterftellt, ihre Leitung aber einem Beterinäroffizier mit Oberftleutnantsrang übertragen werden. Die Stu— dierenden der Alademte jollen in das Beurlaubtenverhältnis übertreten. Nach erlangter Approbation jollen fie zu Unterveterinären bei der Militär- Veterinär-Akademie befördert, zu einem jechSmonatigen Kurſus bei der Militär-Lehrſchmiede und Klinik in Berlin fommandiert und dann in der Regel als VBeterinäroffiziere zur Truppe überwielen werden.

Möglichſt bald nad) Bildung des aktiven Veterinäroffizterforps ſoll mit der Bildung eine® Veterinäroffizierlorp® des Beurlaubtenjtandes borgegangen werden. In reinen Zacyfragen ſoll den Beterinäroffizteren fünfttg eine größere Berantwortlichleit und Gelbitändigfeit obliegen. Betreff3 der Uniformfrage tjt eine beftimmte Entſcheidung über alle Einzel- heiten noch nicht getroffen, doch ſoll die Verleihung der Litzenſtickerei erfreulicherweije gefichert fein.

Bon einer Verminderung der etatmäßigen Veterinäritellen, wie man fie fogar in der tierärztlichen Yachprefje zur Verfügbarmachung der erforder- lichen Mittel vorgejchlagen Hat, it nicht die Rede, vielmehr fommt als be- ſonders wichtig für die Befürderungsverhältnifje der Veterinäre in Betracht die Vermehrung der Stellen mit dem Range und den Gebührnijjen vom Nittmetiter an aufwärtd. Nach ungefährer Schäßung dürften dadurch 100 Oberveterinäre (die Jahrgänge 1897 bis 1902) in Stabsveterinär— jtelen mit Rittmeiftergehalt und dem Wohnungdgeldzujchuß der ILL. Tarif- Hafje aufrüden fönnen. Man greift wohl nicht fehl, wenn man die vom Kriegsminiſterium veranlaßte und bereit3 in die Wege geleitete Einberufung eine3 außerordentlichen Oberveterinärkurſus mit der geplanten Beterinär- reform in Zuſammenhang bringt. Anderjeit3 läßt fich daraus aber auch erkennen, daß die Militärverwaltung vorläufig nicht auf die Stab3veterinär= prüfung zu verzidhten gedenft. Dies dürfte hauptſächlich darin jeine Be— gründung finden, daß die Militärverwaltung hohen Wert darauf legt, bezüglich ihres eigenen Tierbeitandes die Maßregeln zur Belämpfung der Tierjeuchen möglichit ſelbſt ohne Beteiligung der Zivilbehörden zu treffen und durchzuführen. Deshalb eben müfjen (abgejehen von allem anderen) die Stab3veterinäre eine entiprehende Prüfung ablegen, wie dies ja au die Bivilvermaltung von den beamteten Tierärzten allgemein fordert. Da die Staböveterinärprüfung bei den weſentlich gebejjerten Beförderungsverhältniſſen künftig in einem viel früheren Dienjt- und Lebens⸗ alter jtattfinden wird als feither und ſchneller ihre Früchte trägt, jo werden ic) die Oberveterinäre gewiß auch damit abfinden.

Obwohl noch keineswegs feſtſteht wie hier ausdrüdlich hervor— gehoben jei! —, inwieweit an dem oben jkizzterten Neformpları wird feitgehalten werden können, iſt bei dem unverfennbaren Wohlmwollen, mit welchem er an leitender Stelle gefördert wird, doch zu hoffen, daß alle etwa noch vorhandenen Hindernifje überwunden werden.

151 Amtliche Bekanntmachung.

Auf einem NRemontedepot it zum 1. Mai 1909 die Stelle eines Betertnärd neu zu bejegen. Bewerbungen jind zu richten an die Remonte- Snipeftion im Kriegöminiftertum, Berlin, Wilhelmftraße 110.

Berlin, den 2. Februar 1909. gez. d. Damnitz.

Verſchiedene Mitteilungen.

Promotiousfeier an der k. u. k. Tierärztlichen Hochſchule in Wien. Am 6. Februar dieſes Jahres fand im Hörſaal für Anatomie in Gegen— wart zahlreicher illuſtrer Gäjte die erite feierliche Promotion von Doktoren der Zierheillunde durch die k. u. k. Tierärztliche Hochjchule in Wien jtatt. Die Feier war eine Öffentliche. Acht Tierärzte, zum Teil befannten Namens, erlangten die Doltorwürde, außerdem wurde dem Redakteur, Tierarzt Dr. Sobelfohn, da8 an der Univerfität Bern erworbene Dofktordiplom anerfannt und noftrifiziert. Die Zeftrede hielt Prorektor Prof. Dr. A. v. Tihermal, als Promotor fungierte Hofrat Prof. Dr. Polansky. Am Abend vereinigte ein von den jungen Doktoren veranitalteted Bankett die Freunde und Studiengenofjen derjelben mit den Brofefjoren der Hoch: ſchule zu einer Nachfeier.

Die „Freie Hochſchule Berlin” wendet fi) vor Beginn jedes Vierteljahres an daS Bildungdinterefie von Groß-Berlin durch koſtenloſe Ausgabe eined ausführlien Programms, welches in Bibliothelen, Leſe— hallen, Buchhandlungen, Warenhäufern, Zigarrengejchäften ujw. zu haben it. Im verfloffenen Herbitquartal haben an 46 Bortraggreihen über 4000 Hörer teilgenommen. Im erjten Quartal 1909 finden 52 zumeiſt neue Bullen jtatt, welche wiederum die großen Fragen der Welt- und Lebensanſchauung, die wichtigſten Probleme des joztalen und politifchen Lebens, wertvolle mediziniiche und technifche Belehrungen, Einführung in Genuß und Veritändnis der fünftleriichen Schöpfungen, nicht zuleßt fremde Spraden und Aultur zum Gegenftand haben.

liegen. In einer Arbeit über „infeltiöſe Darmkrankheiten und liegen“ weiſt Marine-Oberjtabsarzt Dr. Trembur- Tfingtau die Betels ligung der Fliegen an der Verbreitung der genannten Krankheiten nah eine Erkenntnis, die beionderd in warmen Ländern von jeher beitanden hat. Wifjenichaftlih hat Simond3 für Cholera, Fider für Typhus die Anweſenheit anſteckungsfähiger Keime in den liegen feitgeftellt. Tzuzuki züchtete bei der Choleraepidemie in Nordchina 1902 den ſpezi— fiihen Kommabazillus von Fliegen, die er in einem Cholerahaufe gefangen

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hatte; er hat damit das einzige bisher noch fehlende Glied in die Beweis- fette für das wirkliche Vorkommen dieſes Übertragungsmodus eingefügt.

Für die Ruhr Hat Ion 1707 Paullinus die Fliegen für die Ausbreitung der Krankheit verantwortlich gemacht. T. hält denjelben Übertragung3modus für wahrſcheinlich für die übrigen Darmkrankheiten, ipeziell für akute Darmklatarrhe und für die durch Amöben hervorgerufene tropiihe Ruhr; Erkältung und Diätfehler find prädisponterende Momente. Nah der Einführung von einwandfreiem Trinkwaſſer in Tſingtau (gut filtrierted® Grundmwafjer), verſchwand der früher ftarf verbreitete Typhus; auf Ruhr und Darmkatarrhe blieb jeder Einfluß aus. Derjenige, der an einer infektiöſen Darmkrankheit erkrankt, muß vorher etwas genofjen haben, da3 mit dem Kot eined andern Kranken beſchmutzt war; T. fucht nachzuweiſen, daß dies außer durdy unbewußte Unreinlichleit auf dem Abort duch Vermittler gejchehe, wahrjcheinlih durch Fliegen. Mit dem Auf- treten der Fliegen finden fi die Darmlatarrhe ein.

Zur Behandlung fordert T.: 1. die Beleitigung des Kotes der Darmkranken, am beiten durch Einführung der Kanalijation; 2. Ver— nihtung der Fliegen. 7. jpricht ausführlich die Lebensgewohnheiten und Fortpflanzung3meije diefer Inſekten. An den Beinen, zwiſchen den Haaren des NRumpfe und an dem Saugrüfjel bleiben die Schmuß- und Kotteilden hängen, welche ihren Mitbewohnern verhängnisvoll werden. Aus den Eiern der Fliegen Triechen in 4 bi8 48 Stunden lebhaft beiweg- lihe Maden, die in 3 bis 4 Tagen volle Größe erreichen und ein Ferment abjondern, das den Kot und Unrat verflüffigt, in dem fie fich bewegen. Zu ihrem Gedeihen gehört Feuchtigkeit; in trodenem Sand und wenn fie mit dickflüſſigem Ol in Berührung gebracht werden, fterben fie bald ab, Nach 6 bis 8 Tagen verpuppen fie jich zu Tonnenpüppchen; nach weiteren 8 bis 14 Tagen hat ſich hieraus die liege entwidell. Die im Spät- herbſt erwachjenen Maden überwintern im Puppenjtadium.

Der Kampf gegen die liegen muß nicht nur gegen das farbige Inſekt, jondern und zwar hauptiſächlich gegen Eier, Maden und Buppen gerichtet jein. Die Zeitung „Le Matin“ hatte 10 000 Francs auögejegt für daS beite in der Praxis anwendbare Mittel zur VBertilgung der Fliegen. Zuerkannt wurde er nad) dem einftimmigen Urteil der Richter demjenigen, der Schieferdl zur Vernichtung der Fliegenbrut empfohlen hat. Sn Tſingtau haben ſich Saprol und Schieferöl bei Vergleichd- verfuchen als gleichwertig erwiejen; nur verteilt ſich Schieferöf leichter. Mül und Mift müfjen hiermit behandelt werden, indem eine 5=, 10=, 20 prozentige Olſandmiſchung darübergebreitet wird. Da Leinöl nicht gleiche Wirkung zeigte, muß bei den Überſchichtungsverſuchen wohl auch eine be- jondere, toxiihe Wirkung für Saprol und Schieferöl in Anſpruch ge- nommen werden. Auch Kaltmilh iſt wirkſam, muß aber in reichlicher Menge angewandt werden. Sn der Sandmilhung iſt Saprol dem Schieferöl überlegen. Beide Dle wirken bis zu einer Konzentration von 5 Prozent prompt vernichtend auf alle Borjtadien der Fliegen; in 1 Prozent Berdünnung fommt nad) dem Laborationsverjuch allein noch dem Saprol diejelbe Wirkung zu. Für die Praxis empfiehlt T. die 10prozentige Milchung. (Dtſch. Militärärztl. Ztſchrft, 1908, 13.)

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Einfluß der Fleiſchnahrung auf die Ausdauer. Nach einem Referat in der „Zeitichrift für Unterfuhung der Nahrungs und Genuß- mittel”, Heft 12, ftellte Irving Fiſher Verjuhe an 49 Perſonen an, die aus Studenten, Arzten, Krankenpflegern und Angeſtellten beftanden und von denen ein Teil Fleiſcheſſer waren, während ein anderer Teil aus Nichtfletfcheffern beitand. Die Ausdauerproben beftanden darin, erſtens die Arme jo lange als möglich horizontal zu halten, zweitens in tiefer Kniebeugung und drittens in Hochhebung der Beine in Rüdenlage Die Verjuche ergaben, daß die ftarfen Fleifcheffer weniger Ausdauer zeigten, als die Nichtfleifchefjer, Jogar auch dann, wenn leßtere eine ſitzende Lebens— weile führten.

Die Ausführnngsbeitimmungen A bis F zu dem Geſetze, be- treffend die Schlachtvieh⸗ und Fleiſchbeſchau, haben jeit der, Veröffent- lichung im Jahre 1902 dur Bundesratsbeichluß mehrfache Anderungen erfahren und find in der jetzt geltenden Faſſung als bejondere Betlage zu den „Veröffentlichungen des Kaijerlichen Reichsgeſundheitsamtes“ 1909, Nr. 1, erihienen. (Verlag von Julius Springer, Berlin.)

Fohlenlähme. Bezirkötierarzt Seibert in Pirmafens behandelte Fohlenlähme in ſechs Fällen mit ſehr günjtigem Erfolge dur) Verab— reihjung von Sodlali an das Muttertier und Desinfektion ded Nabels ſowie der geſchwollenen Gelenfe beim Fohlen mittels Umjchlägen von ein— promilliger Sublimatlöjung. Während früher faft alle Kranken verendeten, fonnten im Borjahre die behandelten ſechs Fohlen geheilt werden. (Sahres- bericht bayer. Tierärzte nad) der „Münchener tierärztl. Wochenfchrift”.)

Dem Bericht über das Beterinärwejen im Königreih Sachſen für das Sahr 1907 entnehmen wir folgende bemerkenswerten Mitteilungen:

Spüter Zahnwechſel wurde bei einem Pferde beobachtet. Obwohl dieſes bereits 31/3 Jahr alt war und ſich gut entwidelt hatte, wurden doch jest erit die Milchzangen de3 Unterkiefer durch die bleibenden Zangen erjeßt. (Bezirkstierarzt Dr. Grundman.)

Polydaktylie. Ein acht Wochen altes Fohlen zeigte an allen vier Süßen deutlich zwei Zehen, jede mit Hornſchuh und Hornſtrahl verjehen. An den PBorderfüßen fand man beiderjeit5 einen Mittelfußfnochen mit normalen Griffelbeinen, 2 Kronenbeine, 2 Hufbeine mit je 1 Strahlbein, außerdem maren recht3 2 Fefjelbeine, links aber nur ein folche3 vorhanden. An beiden Hinterfüßen waren 2 Mittelfußfnochen mit einem normalen Griffelbein, 2 Feſſelbeine und 3 Gleichbeine, 2 Kronenbeine, 2 Hufbeine mit je einem Strahlbein. (Bezirkstierarzt Steffant.)

Einzehigfeit. Gelegentlich) der veterinärpolizeilichen Unterſuchung eine8 Schweinetransport3 wurde ein Schwein beobadhtet, welches an allen Füßen nur je einen Klauenſchuh beſaß. (Bezirkstierarzt Steffani.)

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Haferwert. Im 3. Ulanen-Regiment Nr. 21 follte das in der lebten Zeit angepriejene Erjaßfuttermittel für Hafer, „Haferwert“, ausprobiert werden. Da aber der größte Teil der Pferde das Mittel nicht annahm, kam man zu feinem Ergebnis. (Stab3veterinär Richter.)

Nach Mitteilung der Bezirkötierärzte Wolf: Freiberg und Steffani- Bauten ift das Zuttermittel vielfach als Erjaß für den teueren Hafer benußt worden, erwies fi) aber als zu teuer und keineswegs imftande, den Hafer zu erjeßen.

Denkers Pferde⸗Kakes. Die Firma Müller & Cie. in Hamburg hatte dem 2. Ulanen-Regiment Nr. 18 eine Probe ihred Futtermittels zu Verſuchszwecken überjandt. In dem beigegebenen Reklameproſpekt wird hervorgehoben, daß nach Fütterung der Kakes die Pferde befonderd Fraft- voll würden, ein mutiges, feurige8 Temperament befämen und Krankheiten wie nad) anderen derartigen Zuttermitteln wären überhaupt ausgeſchloſſen. Die Verſuche ergaben aber, daß die Kakes nicht von allen Pferden gerne genommen wurden. Sol ein Erjabfuttermittel Beachtung finden, fo muß jedes Pferd es jederzeit gerne aufnehmen. Da die Kakes diefe Haupt- bedingung nicht erfüllten, hatten eingehende Unterfuchungen feinen Wert.

Stab3veterinär Dr. Bärner.)

Das Kauen des Hafer. Der einem Pferde zugeführte Hafer wird nah Henry niemald ganz verdaut. Jedes Korn, welches den Mahlzähnen entjchlüpft, findet fi unverfehrt im Kot wieder. Das ein- fache Durchichneiden genügt nicht, um den inhalt des Haferfornd mit den Darmfäften in Berührung zu bringen; e3 tft die vollitändige Zer— malmung durch die Backenzähne nötig.

Frühere Forſcher haben berechnet, wieviel Prozente der in den Magen kommenden Haferförner infolge des fchlechten Durchlauend ver- loren gehen. Henry Hat dieſe Verſuche bei 26 Pferden wiederholt. Der. Verluft ſchwankte zwiſchen 5 und 60 Prozent der Körnerration. Diejes Reſultat jteht aber im Widerſpruch mit dem früher berechneten, wonach der Verluft nur 4 bis 5 g pro eingeführtes Kilogramm betrug. Henry ftellte feit, daß Hafer mit Kleie jchlecht durchgefaut wird. Die Stute „Pratique“ verlor 21 Prozent der Körner bei Fütterung mit reinem Hofer und 61 Prozent bei Fütterung einer Miſchung von Hafer mit Kleie. Angefeuchtete Kleie mit Hafer ift noch Ichlechter für die Verdauung und das Klauen al3 trodene. Dagegen reduziert die Miſchung von Hafer mit Häckſel die Berlufte zuweilen bis auf 1 Prozent, ftellt aljo ein praftijches Mittel dar zur Verbefjerung des Durchlauend. (Recueil d’hygiene et de med. vet. milit. 1907. Nach einem Referat in Revue gen. de med. vet. 1.1. 08.)

Fiſche als Hauptnahrungsmittel der japaniichen Armee werden als Fiſchkonſerven (Fiſchmehl genannt) gebraucht. Zur Herftellung der— jelben werden Knorpel und Knochen entfernt,: das reine Fleiſch gepreßt, gekocht und geräuchert. Die Konierve, die volllommen Hart und troden

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it, unterliegt dem Verderben abjolut nicht und wird auch von Inſekten nicht angegriffen. Um dieſes getrodnete Fiſchfleiſch genußtauglich zu machen, wird e3 entweder mit einem entiprechenden Quantum Reis aufgefocht, oder e3 dient in Kleinen, dünnen Streifen in fiedended Wafler geichnitten zur Heritellung einer fehr nahrhaften Suppe. Daneben findet ein aus einer Meeredalge, Kelp, gemonnene® Mehl, in Sapan Kombu genannt, nicht nur in der Armee Verwendung, jondern fehlt auch wie die bejprochene Fiſchkonſerve in feinem japanifchen Haushalt. (Ziſchr. f. Fleisch: u. Milch- hygiene, 18, 1, au® Army and Navy Gazette.)

In den „ZTherapeutiichen Monatöheften“ (1908 Heft 10 und 11) empfiehlt der Nervenarzt Dr. Hirichlaff das Morphiumbrommethylat ala ſchmerzlinderndes, beruhigende und ſchlafbringendes Eriagmittel für das Morphinum hydrochloricum. Es wird hervorgehoben, daß Gewöh— nung3=- und Entziehungsericheinungen gänzlich fehlen, auch joll das Prä⸗ parat niemal3 eine jchädigende Wirkung auf die Atmung und das Herz ausüben. Im übrigen foll feine Wirkung qualitativ des falzjauren Al- faloid3 in jeder Richtung hin gleich, quantitativ aber zehnfach ſchwächer fein.

Dr. Kleins Antiperioftin, eine jauer reagierende Flüffigfeit mit jchwerem, graumeißem Niederjchlag, iſt eine Löjung von 20 Prozent Quedfilberchlorid, 5 Prozent Sodkalium in 75 Prozent ftarfer Kanthariden- tinftur. (Apoth.=dtg. aus Ziſchr. f. Unter]. der Nahrungs: u. Genußmittel, XV, 12.) i

Tartarus stibiatus al3 Anthelminthikum geben Dr. Reiſ— linger, Simon und Brof. Albrecht in Doſen zu 20 und 15 g für ſchwere und mittlere Pferde; Vergiftungserſcheinungen wurden biernach nicht beobachtet. Prof. Albrecht gıbt ftärferen Kährlingen ſchon 10 bis 12 g, halbjährigen Sohlen 6 bis 8 g. Die Darreichung tft die befannte: Sorgfältig gelöft im Trinkwaſſer morgen nüchtern, nachdem am Abend vorher das Tränken unterlafjen wurde, um Durft zu erzeugen. Für legteren Zweck läßt Prof. Albrecht am vorgehenden Abend einen Eßlöffel Kochjalz im Rurzfutter mitreichen; er gibt den Trunk früh in zwei Hälften mit 1/2 Stunde Zwilchenzeit. Simon läßt den Brechweinjtein in zwei Schnitten Brot eingeben; in dad Brot werden Taſchen gefchnitten, die da8 Pulver aufnehmen. Das Brot wird früh nüchtern verabreicht und nad, dem Ab- Ihluden 3 Liter Trinkwaſſer gereiht. Dr. Reifjinger führt aus, daß Bergiftungderjcheinungen bei Darreichung der genannten oder jelbjt Eleinerer Dojen nur eintreten, wenn dad Präparat nidt chemiſch rein ift. (Wehſchr. f. Tierheilkunde, 1908, 33 und 36.)

Tuberfulofe beim Pferd. Nah Briedberger-Fröhner werden 0,1 Prozent der in Preußen geichladhteten Pferde tuberfulöß befunden. Sm Schlahthof von Mannheim fand Behr in den legten 3 Jahren von 1624 geichlachteten Pferden 6 tuberkulös 0,36 Prozent. Bon diejen wurden 3 als untauglich erklärt, während fi die Erkrankungen bei den übrigen Tieren auf einzelne Organe bejchränften. (Mitt. badiſcher Tierärzte, 1908, 3.)

156 Bücherfchau.

Mit dem Hauptquartier in Südweitafrifa. Bon Hauptmann Bayer.

Verlag von W. Weicher, Berlin, Fafanenftr. 57; reich illuftriert 5 Marf.

Verfaſſer, welcher während des ſüdweſtafrikaniſchen Feldzuges im Stabe des Hauptquartierd Gelegenheit hatte, mit allen milıtärtichen Dienftzweigen in Berührung zu fommen, verfteht es, Selbiterlebtes, Selbitgejehenes und Einzelheiten aus dem Yeldzuge in anregender Weile zu jchildern. Für und Peterinäre gewinnt da8 Bud) iniofern bejondere8 Intereſſe, als es zeigt, daß zwilchen Offizieren und Beterinären das beite Einvernehmen berrichte, und daß man fi) während des Krieges gegenjeitig hochſchätzen lernte. So jagt 3. B. der Autor von dem mit der Leitung des Veterinär- weſens beauftragt gemwejenen Stab8veterinär Moll:

„Neben mir ritt Stab3veterinär Moll, ein liebenswürdiger, erniter Mann von tiefem, reihem Gemüt. Er ließ die Freude, wieder in einer Umgebung zu fein, die uns befjere Zeiten verhieß, voll auf ſich wirken; doch kämpfte er ftark mit einer Mattigkeit, die ihn ſchon ſeit mehreren Tagen befallen hatte. Er kannte Windhuf noch nicht und ich mußte ihm alles erklären. Was iſt das für ein großes, ſchönes Gebäude dort oben auf dem Berge? fragte er. „Das Lazarett!”

Er betrachtete es einen Augenblid nachdenklich: „Dort werde ich mid) ausruhen, ich fühle mich jo müde und Frank!"

Es war mir jchon aufgefallen, daß er ſehr bleich ausſah und fiebrig glänzende Augen hatte. Das war Typhus ...

Am 7. November, 3 Wochen ſpäter, haben wir von diejem. Zazarett aus unſeren Stab3veterinär zu Grabe geleitet. Es war ein Tag der Trauer für und alle im Hauptquartier, die wir ihn hochgeſchätzt hatten als einen tüchtigen, edler Menjchen und guten Kriegsfameraden.“

Das Werk kann für unjere Fachbibliothelen beſtens empfohlen werden.

Brinfmann, Dberveterinär im 3. Bayer. Chev.-Regt.

Dr. Paul TH. Müller; Technik der jerodingnoftifhen Methoden. Ssena, 1908. Berlag von Guſtav Fiſcher. Preis in Leinenband 1,50 Marf.

Allen Tierärzten, welche ſich bakteriologiſch bejchäftigen oder an einem Fortbildungskurſus teilnehmen mollen, wird das Heine Wert Müllers ſehr willflommen fein. Unter Vermeidung von theoretiichen Außeinander- feßungen jeglicher Art legt es Hauptgewicht auf möglichjt eingehende Be— ſchreibung des Methodilchen und zählt namentlich die zur Anftellung jeder Reaktion erforderlichen Reagentien und Gerätichaften vollitändig auf, wird alſo bejonderd dem Anfänger die Arbeit mejentlich erleichtern. Die ans regende und leicht faßliche Schreibmeife, welche die „Worlejungen über Snfeltion und Immunität” desjelben Verfaſſers auszeichnet, macht fi auch in dem hier in Rede jtehenden Werkchen noch geltend. Chriſtiani.

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Über Zungenaftinomyfofe des Rindes. Bon Dr. W. Nicolaus,

Stadttierarzt in Glogau (Schlefien). Hannover, Verlag von M. &

H. Schaper. 1908. |

Die unter dem Namen „Futterloch“ vorfommenden Defekte auf der dorjalen Fläche der Ninderzunge hat Nicolaud eingehenden Unter- jucyungen unterzogen und fejtgejtellt, daß denjelben jtet3 aktinomykotiſche Erkrankungen zugrunde lienen. Die Infektion erfolgt hauptſächlich bet jugendlichen Tieren durch Pflanzenpartifel Geritengrannen —, die in der tafjchenartigen Furche, welche fih vor dem Zungenrüdenmwulit bei Kontraftionen der Zunge bildet, eingellemmt und von den nad) dem Gaumenjegel zu gerichteten jtarren fadenjörmigen PBapillen feftgehalten werden. Meiſt tritt Heilung und nur jelten eine allgemeine jefundäre Strahlenpilzerkranfung ein.

Da diefe Veränderungen bejonderd für die Fleiſchbeſchau von einiger Wichtigkeit find, jo wird zur weiteren Orientierung hiermit auf das Original verwieſen. Amann.

Perfonalveränderungen.

Charafterverleihungen.

Den Rang der Räte IV. Klaſſe: Korpsitabsveterinär Koenig, beim Generalfommando des I. Armeelorps.

Beförderungen. Zum GStaböveterinär: Oberveterinär Nippert, im Feldart. Regt. Nr. 17.

Bum Oberveterinär: Unterveterinär Yretje, im Feldart. Negt. Nr. 71.

Bum Unterveterinär:

Der Studierende der Militär-Veterinär-Alademie Lemhöfer, im Beldart. Regt. Nr. 8 unter Kommandierung auf 6 Monate zur Lehr- ſchmiede Berlin.

Verſetzungen.

Stabsveterinär Bierſtedt, im Ulan. Regt. Nr. 15, zum Feldart. Regt. Nr. 23; Oberveterinär Herffurth, im Train-Bat. Nr. 4, zum Feldart. Regt. Nr. 34; Oberveterinär Wünſch, im Train-Bat. Nr. 17, zum Ulan. Regt. Nr. 15 dieſe beiden zur Wahrnehmung der Stabsveterinär⸗ geihäfte; die Unterveterinäre: Reuſch, im Kür. Negt. Nr. 4 und Witzki, im Huf. Regt. Nr. 8 gegenfeitig; Wirk, im Feldart. Regt. Nr. 69, zum Hu). Regt. Nr. 13.

Mit Wirkung vom 1. Aprıl 1909: die Oberbeterinäre: v. Vojewski, im Seldart. Regt. Nr. 76, zum Train-Bat. Nr. 45 Kownatzki, im

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Feldart. Negt. Nr. 2, zum TrainsBat. Nr. 17; Tiegs, im Yeldart. Negt. Nr. 16, zum Yeldart. Regt. Nr. 76.

Zugang. DOberveterinär d. Ne. Diedmann, Bezirkskommando Roſtock, als altiver Oberveterinär im Regiment der Gardes du Corps angeitellt.

Abgang.

Auf ihren Antrag mit PBenfion in den Ruheſtand verjeßt: die Ober- veterinäre: Hoffmann, im Ulan. Regt. Nr. 11; Perl, im Feldart. Negt. Nr. 34; Unterveterinär Durchholz, im Huf. Negt. Nr. 13, zur Rejerve entlafjen.

Im Beurlaubtenftande:

Zum GStaböveterinär:

Oberveterinär der Landwehr 2. Aufgebot? Duvinage vom Bezirkg- tommando III Berlin (Garde). Geftütöinipeftor Dr. Sonnenbrodt- Harzburg zum Leutnant d. Rei. im Kaiſer Franz Garde-Gren. Regt. Nr. 2.

Abgang.

Auf ihr Gefuch den erbetenen Abjchted bewilligt: Den Staböveterinären des Beurlaubtenftandes: Uhl (Landwehr 1. Aufg.) vom Bezirkskommando Konig; Servatiu3 (Landwehr 1. Aufg.) vom Bezirkskommando Dffen- burg; Baranski (Landwehr 2. Aufg. Garde]) vom Bezirkskommando Aachen; Kramer (Rel.) vom Bezirkskommando Donauefchingen.

Den Oberveterinären ded Beurlaubtenftandes: Dümell (Landwehr 2. Aufg.) vom Bezirksfommando II Bremen; Schrader (Landwehr 2. Aufg. [Garde]) vom Bezirksfommando II Braunfhweig; Cdelt (Landwehr 2. Aufg.) vom Bezirkskommando DB; Milthaler (Mef. [Garde]) vom Bezirkskommando Lötzen.

Stabsveterinär der Landwehr (Garde) Duvinage, geſtorben.

Auszeichnungen, Ernennungen uſw.

Verliehen: Roter Adler-Orden 4. Klaſſe: Böder-Hofgeismar, Ober: ſtabsveterinär im Drag. Regt. Nr. 5. | Note Kreuz Medaille 3. Klaſſe: Prof. Dr. Ejjer- Göttingen, Geh. Medizinalrat. |

Fürſtlich Schwarzburgifches Ehrenkreuz 4. Klaffe: Wolff: Saarburg, Oberveterinär im Yeldart. Regt. Nr. 15.

Ritterkreuz 2. Klaſſe des Braunſchweigiſchen Ordens Heinrich des Löwen: StabSveterinär Krüger- Wolfenbüttel.

Ritterkreuz 1. Klaſſe des Badiſchen Ordens vom enger Löwen: Geh. Regierungsrat Feiſt, Landestierarzt in Straßburg.

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Auszeichnung: Prof. Dr. Schlegel-Freiburg zum Ehrenmitglied de3 tierärztlichen Vereins von Eljaß-Lothringen ernannt.

Prof. Dr. Fröhner von der Tierärztlicden Hochſchule in Berlin und Prof. Tereg in Hannover der Charakter ald „Geheimer Regierungsrat”.

Dr. Kronacher-Weihenſtephan, k. Bezirkstierarzt und Lehrer an der landwirtſchaftl. Akademie, der Titel und Rang eine Profeſſors an dieſer Akademie verliehen.

Ernannt: Zum Rreistierarzt: Dr. Friedrichs-Jülich; Dr. Iſert— Angermünde.

Zum Schladthoftierarzt: Hartmann-Dresden in Köthen; Ruthen— berg-Angermünde in Stargard.

Zum Schlachthofleiter: jtädt. Tierarzt Haupt-Gelſenkirchen in Lippſtadt.

Zum Schlachthofdirektor: Schlachthofverwalter Siegert-Tarnowitz daſelbſt; Schlachthofinſpektor Dr. Göhler-Pritzwalk daſelbſt; Ober— veterinär a. D. Bartſch-Grottkau in Neiße.

Zum Amtstierarzt: Schmidt-Laer in Derne.

Zum Regierungstierarzt: ſtädt. Tierarzt Dr. Helm-Dresden in Kamerun. |

Zum Diftriktstierarzt: Mennaher- Münden in Seeg; Hofbauer- Schwandorf dajekbit.

Zum Oberamtstierarzt: Banzhaf- Ludwigsburg in Maulbronn.

Zum Bezirkötierarzt: Buhmann-Deggendorf in Landshut; Orenz- tierarzt Oskar⸗Salzburg in Rehau.

Zum GStadttierarzt: Dr. Schachtſchabel-Leipzig in Chemnitz.

Zum Kantonaltierarzt: Dr. Schultz-Delme dajelbit.

Zum wiſſenſchaftl. Hilfsarbeiter am tierhygieniſchen Inſtitut der Univerſität Freiburg: Dr. Neumann-Marienburg.

Wohnſitzveränderungen, Niederlaſſungen: Dr. Augſtein-Wies— baden, Veterinärrat, Departementstierarzt a. D. nach Zoppot; Schliecker— Lippſtadt, Schlachthofinſpektor nach Braunſchweig; Capelle-Olpe nach Sterkrade; Dr. Engelmann-Löwenberg, kreistierärztlicher Aſſiſtent nach Dresden-Trachenberge; Dr. Falkenbach-Polch in Burgbrohl niedergelaſſen; Kaszubowski— Wiſchin in Köben niedergelaſſen; Kopf-Polch nad Düfjel- dorf; Lehnert- Allenftein nad Friedland; Mefler- Borken nad) Übigau; Moſes in Schönjee; Peigichle-Leipzig-Lindenau nad Biſchofswerda; Bigihk-Spören in Berlin-Charlottenburg niedergelafjen; Blejjom-Schleg- wig nad) Göttingen; Dr. Riebe- Bromberg nad Stralfund; Schön- felder- Dresden nad) Rothenburg; Siehring- Hannover nad) Poſen; Tilch in Rohnſtock; Werner-Chemnitz, Vertreter, in Yangenleuba-Ober: hain niedergelaffen; Windiſch in Görlis; Wittmann-Ilshofen, Vertreter, als bezirfstierärztlicher Aſſiſtent nach Wafjerburg; Schmäling-Gütersloh daſelbſt niedergelaſſen; Sommer-Dresden in Fiddichow niedergelaſſen; Frank in Abbach; Schroeder-Hainzell nach Großenlüder; Gottſchalk— Scheeſſel nach Birkenhainchen; Kahn-Grohnde nach Scheeſſel; Lücke— Kleinmühlingen in Grohnde niedergelaſſen; Neumeyer-Großhabersdorf

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nah Etraubing; Heichlinger-Kempten in Dirlewang niedergelaflen; Ebert-Schwarzad) nah) Brannenburg; Grether-Holzen als bezirfätiers ärztlicher Alfiftent nad) Billingen; Grimm-Rieſalingen als bezirfötierärzt- licher Alfiftent nad) Radolfzell; Krieger-Gangkofen, Vertreter, als bezirt3- tierärztliher Aſſiſtent nach Paſſau; Mulzer- Münden, Aſſiſtent an der hirurgifchen Klinik der Tierärztl. Hochſchule nach Nürnberg; Edardt- Ammeiler nad) Sobernheim.

Bromoviert: Zum Dr. med. vet.: In Gießen: Die Tierärzte Joſeph-Hirſchhorn; Schmidt-Marjenburg; Heyden- Köln; Heyden- Hermülheim; Cheramtötierarzt Banzhaf-Egolsheim; Schmidt- Berlin; Zrautmann-Billingen; Otetrich=Brößingen- Pforzheim; Weber-Dachau; Stiddorn=Bünde.

In Leipzig: Albert-Chemnig; Wolff-Berlin. |

Sn Bern: Stadt: und Diftriktstierarzt Biber-Langenau; Amtstier- arzt Gebauer-Deuben; Tierarzt der oftpr.=hol. Herdbuchgelellichaft Heßler-Königsberg; jtädt. Tierarzt Jonske-Königsberg; Lindemann= Petershagen; wiljenichaftl. HilfSarbeiter am Hygien. Inſtitut der Tierärztl. Hochſchule Stedefeder- Hannover; Aſſiſtent am bakt. Inſtitut der Land— wirtſchaftskammer Wiemann-Königsberg; Oberveterinär Berger-Bees— kow; die Schlachthoftierärzte Cramer-Halle; Frickinger-Bochum; Reinhardt-Minden; Tierarzt Siebert-Calcar; Stabsveterinär a. D. Pötting-Braunſchweig; Oberſtabsveterinär Chriſtiani-Berlin; Stabs— veterinär Schulz-Poſen.

Approbiert: In Berlin: Bayreuther-Charlottenburg; Begeng- Danzig; Kolewe-Berlin; Schutzer-Eisleben; Tapel-Boberröhrsporf; Worm:Rufjenau.

In Dresden: Härmä und Jikkas— Jio; Jenke-Dresden; Köhler— Borna; Urban-Leißnitz.

In Gießen: Eon ser Reiki Haiduk-⸗Körnitz; Shahner-Mainz; Schwarz: Draonel; Frank-Kiſſingen; Weber-Saarlouis.

In Hannover: Heuer-Kaierde; Köſters-Zimmerſeifen; Kramer— Hannover; Klein-Geich; Schröder-Neu-Coſenow; Stüben— Feldhus-Weſterſtede; Nybondas-Lappſträsk.

In München: Bauriedel-Nürnberg; Renkert-Freiburg.

Das Examen als beamteter Tierarzt hat beſtanden: Scladhthof- tierarzt Dr. Dunkel-Stendal.

Geſtorben: Ammon-München, Hofgeſtütsdirektor a. D.; Rogner— Nürnberg, Bezirkstierarzt und Schlachthofdirektor; Uhland-Brackenheim, Oberamtstierarzt; Meyen berg-Gronau, Tierarzt; Braun-Schwenningen, Stadttierarzt; Poſt, Oberveterinär a. D., Johannesburg; Marſtalls⸗ Stabsveterinär Duvinage, Berlin.

Le HS

Gedrudt in der Königl. Hofbuchdruderei von E&.S.Mittler& Sohn, Berlin SWes, Kochſtraße 68— 71.

21. Jahrg. April 1909. 4, Sefl.

Zeitſchrift für Veterinäckunde

mit befonderer Berückſichtigung der Hygiene. Organ für die Weterinäre der Armee. Nedakteur: Oberftabsveterinär A. Chriltiani.

Erſcheint monatlid einmal in der Stärke von etwa 8 Bogen 8%. Abonnementspreis jährlich 12 Mark Preid einer einzelnen Nummer 1,50 Mark. Beitellungen nehmen alle Buchhandlungen an. Inſerate werden die geipaltene Betitzeile mit 30 Pfennig berechnet.

Sur Kennfnis der Entwihlung der Hklerofiomen beim Pferde.

Zugleich ein Beitrag zur Diagnofe, Borbeuge nnd Bekämpfung. Bon Oberveterinär Dr. A. Albredt. (Mit 17 Abbildungen.)

Bon den tieriihen Parafiten, welde beim Pferde vorkommen, find die Skleroſtomen diejenigen, welche am häufigften gefunden werden. Aus diefem Grunde waren fie ſchon jeit langer Zeit Gegenftand der Forſchung und wurde insbefondere ihrem Vorkommen in den Gekrösarterien des Pferdes bejondere Bedeutung beigelegt. Zur befferen Überfiht und wegen mehrfadher Änderung der Nomenklatur feien die wichtigften Daten aus der Literatur hier erwähnt. Der Name „Sflerojtomata” ftammt von Rudolphi, wurde aber von Dujardin zuerit angewandt. Rudolphi rechnete zu denjelben Strongylus armatus beim Pferde und Strongylus dentatus beim Schwein. R. war e8 aud, mwelder den Namen armatus für equinus einführte mit Rüdfiht auf die Tat- ſache, daß Strongyliden mit und ohne Mundbewaffnung refunden wurden. 1801 madte Rudolphi den Vorſchlag, daß für die Gattungen als Merkmal die Bursa des Männchens beibehalten, dagegen die Kopf- bewaffnung fallen gelafjfen werde. |

Mehlis trennte 1831 Strongylus armatus von Strongylus tetracanthus. In der Folgezeit find die Größendifferenzen vielfah auf- gefallen und ift in der Literatur bis in die neuere Zeit, bejonders in Frankreich, von zwei Formen des bewaffneten Palliſadenwurmes die Rede, für welche auch die Bezeichnungen major und minor gebraucht werben.

Zeitſchr. f. Veterinärkunde. 1909. 4. Heit. Ä 11

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Pöppel ftellte 1897 zwei Arten des bisherigen Strongylus armatus auf. Er behielt für die Kleinere Form die Bezeihnung Strongylus armatus Rud. bei, während er die größere Form Strongylus ne- glectus nannte. Looß unterjhied 1900 noch eine dritte unter. dem Namen Sclerostomum edentatum.

Stider endlich teilte den früheren Strongylus armatus in drei verfchiedene Formen, indem er die zahnartige Bewaffnung der Mund- kapſel als hauptſächlichſtes Merkmal benugte.

Er unterſchied daher:

1. Sclerostomum quadridentatum = Strongylus neglectus Poeppel = Strongylus armatus R. part. = Strongylus equinus Müller;

2. Sclerostomum bidentatum Sticker Strongylus armatus Rud. (nah Pöppel) Sclerostomum vulgare Looß;

3. Sclerostomum edentatum Looß Strongylus armatus Rud.

Nah Schneider find für Sclerostomum tetracanthum in der Literatur folgende Bezeihnungen gebraudt: Strongylus armatus R. ex part. (proles) = Strongylus tetracanthus Mehlis = Scle- rostomum quadridentatum Duj. Looß endlich belegte diefen Wurm mit einem bereitS von Molin gebraudten Namen „Oyathostomum“ und unterſchied nad) Unterfuhungen bei Pferden und Eſeln in Agypten mehrere Spezies diefer Gattung.

Während ſchon früher Rudolphi den Strongylus tetracanthus als jüngere Brut des Strongylus armatus auffaßte, famen jpäter Ver⸗ wechſlungen beider Parajiten vor.

Colin nahm 1864 an, daß die Eier von Strongylus armatus in die Schleimhaut des Darmes abgejeßt würden und fidh dort zu Embryonen entwidelten. Willah hatte im Darmlanal des Pferdes eine zweifahe Entwidlungsftufe von 7 bi8 12 mm langen, geſchlechts⸗ reifen Würmchen gefunden, welche in der Kopfbildung eine auffallende Übereinftimmung mit den ausgewachſenen 20 bis 46 mm langen, geſchlechts⸗ reifen Parafiten zeigten. Willach glaubte, daß die erjigenannten Würmer in den Entwidlungsfreis des Sclerostomum armatum bineingehörten und eine Zwijchengeneration daritellten.

Biles glaubte eine Zwifhengeneration bei Sclerostomum tetracanthum aufgefunden zu haben. Da er jedody bei Ankylostomum duodenale ebenfalls eine Zwifchengeneration nachgewieſen haben wollte, fo nimmt Neumann an, daß die obige Behauptung von Giles wohl auf einen Irrtum zurüdzuführen if. Olt ift der Anfiht, daß eine

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Zwifhengeneration bei Sclerostomum armatum nidt er- wiejen tit.

Baillet ift derjenige, der fihb am eingehenditen mit der Ent- wicklung der Pallifadenwürmer befaßte und ſchon 1866 die obengenannte Behauptung Colins zurüdwies. Er gibt eine Bejchreibung der Eier und Larven von Sclerostomum armatum und tetracanthum.

Leuckart ftüßte feine Unterfuhungen hauptjählih auf diejenige von Dochmius trigonocephalus beim Hunde. In feinem Syſtem kommt die nahe Verwandtihaft von Sclerostomum beim Pferde und derjenigen von Dochmius trigonocephalus des Hundes ſowie von Dochmius duodenalis s. Ankylostomum duodenale des Menſchen zum Ausdrud.

Rathonyi fand im Kote der Pferde der Brennberger Gruben Nematodeneier in großer Anzahl und hielt diefe für folhe von Anky- lostomum duodenale. Er vermutete daher, daß das Pferd einen Zwiſchenwirt für die Ankylojtomen des Menſchen darjtelle.

v. Ras und Korbelius unterjuchten die in Rede ftehenden, bei Grubenpferden vorkommenden Eier und Larven genauer und fanden, daß es fih um diejenigen von Sclerostomum armatum und tetracanthum handelte.

Nah Schlegel können aus den reifen Eiern die Embryonen jhon im Darmfanal frei werden. Auch Adelmann gibt an, daß er die Embryonen von Sclerostomum bidentatum wiederholt, abgejehen vom Kote, auh im Inhalt des Dickdarms beim Pferde nachweifen fonnte. Er gibt eine Bejchreibung der Embryonen und auch der Nhabditisform des Sclerostomum bidentatum. Da die Dreiteilung des Sclerostomum armatum erjt neuerdings durchgeführt wurde und früher nur furzweg vonSclerostomum bz3w.Strongylus armatus die Rede ift, jo ift, was die Eier und Entwidlungsformen anbetrifft, in der älteren Literatur nicht erfichtlich, melde Spezies die verjchiedenen Forſcher vor fih Hatten. Was von jeher über den Parafitismus der Pallifaden- würmer in den Gefrösarterien gefchrieben wurde, bezieht ſich nad dem heutigen Stande der Wiſſenſchaft wohl ausnahmslos auf Scleros- tomum bidentatum. Der Einfluß der vorhandenen Aneurysmen in bezug auf Krankheiten des Darmfanals, bejonders auf die Kolif, wurde verjchieden beurteilt (Bollinger, Diederhoff, Schlegel u. a.); die einen jchreiben ihnen eine große Bedeutung zu, während die andern dies beftreiten. |

Glage weiſt darauf hin, daß auch die Larven von Sclerostomum edentatum in den verjchiedenften Organen des Pferdeförpers vorlämen

11*

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und demnach zwifhen zwei verjhiedenen, durch Skleroftomume larven hervorgerufenen Krankheitsformen in der Pathologie des Pferdes in bezug auf die Urſache gejchieden werden müſſe. Nach—⸗ dem von Stider und Klaeber ſchon früher eine befondere Stleroftomum- art unter dem Bauchfell gefunden war, unterfuhte lage zahlreide Pferde und fand, daß das Sclerostomum edentatum einen Parafiten darftellt, der vornehmlih ebenfo wie daS Sclerostomum bidentatum die Füllen heimſucht und daß befonders das retroperitoneale Fettgewebe Sig der Würmer ift. Diefer Fundort ift nah lage ebenjo typiſch für das Sclerostomum edentatum, wie das Aneurysma der Gefrös- arterien für das Sclerostomum bidentatum. Abgejehen von dem Vor: fommen unter dem Bauchfell wandert da8 Sclerostomum edentatum auh noch in andere Organe ein, welche mit dem Bauchfelle in Ver⸗ bindung ftehen, fo vornehmlid in den Leiftenfanal und die Hoden. Die von dem Parafiten heimgejuchten Füllen leiden bei ftarfen und wieder- holten Invaſionen an einer monate- und jelbft jahrelangen Kachexie und Anämie. Auh Schlegel führt als Haupturſache einer bei Fohlen auf- getretenen Skleroſtomiaſis die unter dem Bauchfell fih entwidelnden Larven von Sclerostomum edentatum an. Eine befondere Bedeutung hat die Einwanderung von Sfklerojtomumlarven in den Pferdelörper auch noch dadurd erlangt, daß die durch den Parafitismus diefer Würmer hervorgerufenen Veränderungen in Lunge und Xeber (graue, durde icheinende oder kalkig-vibröſe Knötchen) bäufig zu Verwechſlungen mit Serankheitsproduften des Notes Beranlafjung gaben. Schü madte 1894 zuerft darauf aufmerkiam, daß die fraglihen Knötchen wahrjcein- ih entozoifher Natur feien, was in der Folge auch bejtätigt murde.

Zahlreihe Forſcher, jo insbefondere Schütz, Lüpke, Stider, Willab, Kafper Künnemann, Olt und in der neueften Zeit Angeloff, jtudierten die fragliden Knötchen genauer, auch wurden fie außerdem von Tröſter und Künnemann balteriologiish und durd ZTierverfuhe mit negativem Ergebniffe in bezug auf die Erreger der Rogfrankheit unterfuht. Angeloff fommt zu dem Scluffe, daß die parafitären Knötchen in der Lunge faft ausnahmslos durch Nematoden- larven, und zwar wahrſcheinlich durch Sclerostomum bidentatum hervor- gerufen werden. Nah den Unterjuhungen Adelmanns jtellt die Leber die Hauptablagerungsjtätte für die Stleroftomenlarven dar, wo Diele, da fie dajelbft feinen günftigen Nährboden finden, in furzer Zeit ab- Iterben und als tote fremde Körper Anlaß zur Bildung der genannten Knötchen geben.

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Bei den nachfolgenden Unterfuhungen, welche id über die Ent- wicklung und die biologifhen Verhältniffe der Eier und Larven anftellte, fand ih die Stleroftomen in großer Verbreitung, vornehmlid al3 Darm- parafiten, zu jeder Jahreszeit bei Pferden, und ich gehe wohl nicht fehl mit der Behauptung, daß faft jedes Pferd Träger irgend einer Stleroftomumart ift; aud für Efel und Maultiere trifft gewiß dasfelbe zu. Bemerkenswert ift der Umſtand, daß in vielen Fällen gleichzeitig zwei oder drei Skleroftomenarten nebeneinander bei ein und demfelben Pferde vorfommen, und diefe Pferde außerdem a Askariden beherbergen.

Aus diefem Grunde war es notwendig, neben den drei einen Arten von Selerostomum armatum aud) Sclerostomum tetracanthum in den Bereich der Unterfuhung zu ziehen, da ſowohl Eier als Larven desſelben nur geringe Abweichungen zeigen.

Auf die Anwesenheit von Darmikleroftomen wurden 44 Militär- pferde unterjuht; 42 beherbergten diefelben, da fi die Eier in mehr oder weniger zahreiher Menge im Kote nachweijen ließen. Von diejen 42 Pferden waren gleichzeitig mit Ascaris megalocephala behaftet 18 Pferde, da die diefem Parafiten zugehörigen Eier ebenfalls im Kote vorhanden waren. SKrankheitsericheinungen fehlten vollkommen, vereinzelt wurden bei 2 bis 3 Pferden abgegangene Askariden im Kote vorgefunden. Es fei bemerft, daß obige Pferde mit wenigen Ausnahmen den beiden jüngften Syahrgängen angehörten (junge und alte Remonten). 20 Zivil pferde verfchiedenen Alters, außerdem 1 Maultier und 2 Ejel wurden unter- fuht und bei fämtlihen im Kote durch mikroſkopiſche Unterjuchungen Eier menigftens einer Sflerojftomumart vorgefunden. Von den etwa 10 bis 11 geſchlachteten Pferden, von welden ih Material zur Unter- fuhung erhielt, waren die meijten Träger mehrerer Stleroftomumarten, einige auch gleichzeitig mit Ascaris megalocephala. Bidentatum und tetracanthum fanden fid) meift in großer Menge, weniger zahlreich dagegen die Eremplare von edentatum und quadridentatum. In einem Falle fand id) alle vier Arten an der Stelle des Überganges vom Blind- darm in den Grimmdarm. Neben Darmparafiten fanden fi mit wenigen Ausnahmen auch Larven in den vorhandenen Aneurysmen der vorderen Gefrösarterie. Ein all von Aneurysma verminosum ift bejonderd bemerkenswert. Es handelte ſich um ein etwa 18jähriges Arbeitspferd, bei welhem neben zahlreihen Eremplaren von Scleros- tomum bidentatum und tetracanthum im Blind- und Grimmdarm ein etwa hühnereigroßes Aneurysma der vorderen ©efrösarterie vor-

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gefunden wurde. Die Wände des Aneurysma waren ziemlih glatt, derbe, wenig nacdgiebig und beftanden aus verhärtetem, fibröſen Binte- gewebe, was auf einen früheren abgelaufenen, produftiven Entzündungs- prozeß der Arterienwand hindeutete. In der erweiterten Stelle jaßen frifche, rotgefärbte Thromben, in welden eine Anzahl Larven (18 bis 19 Stüd) von Sclerostomum bidentatum fi befanden. Es hatte aljo bier offenbar eine zweite Einwanderung dieſer Larven jtatt- gefunden.

Die Befruchtung bei den Sklerojtomen geht in der Weije vor fi, daß die Männden ſich mit ihrer Burfa feft an die etwa im Beginn des hinteren Körperdrittels gelegene Geſchlechtsöffnung des Weibchens anlegen und in diefer Art der Begattung längere Zeit verweilen. Man findet beide häufig in Kopulation und es ift die Vereinigung eine fo fejte, daß fie auch nah dem Abtöten der Parafiten durch Reagentien meift erhalten bleibt.

Unterfudt man geſchlechtsreife Weibchen, fo findet man den Üterus prall gefüllt mit Eiern, welche bereitS befrudtet und deren Bildungsdotter ſchon in Teilung begriffen ift. Diejenigen Eier, welde die Geſchlechtsöffnung nah außen pajjieren, zeigen meiftenteilS die be= fannte Maulbeerform. Um über die Entwidlung der Eier und Larven der genannten vier Stleroftomumarten beitimmte Rejultate zu erlangen, züchtete ich die entjprechenden Xarven fowohl aus Eiern, welche dem Uterus geſchlechtsreifer Weibchen entnommen waren, als aud) unterjudhte ih die im Rote vorkommenden Eier und Larven in den ver- ſchiedenen Altersftadien, ſowohl in lebendem wie konjerviertem Zuftande. Die Larven von Sclerostomum bidentatum entwideln fih bet Nein züchtung erheblich beſſer, wenn man die friichen, geſchlechtsreifen Weibchen bet 25° C. unter Luftzutritt 1 bis 2 Tage, ohne daß fie austrodnen, auf- bewahrt. Die Embryonen verlaffen dann innerhalb des Uterus im Muttertiere die Eihülle. Bei den größeren formen, insbefondere bei Sclerostomum edentatum, gelang die Reinzühtung aud bei jofortiger Entnahme des mit Eiern gefüllten Uterus und Verbringen in eine fo= ‚genannte feuchte Kammer (Petrifchale).

Die Eier aller Skleroftomen find von ovaler Bis eliptijcher Geſtalt mit einer doppelt Eonturierten, feinen, dünnen und durhfichtigen Mem- bran umgeben. Der in Furchung begriffene, graufhmwärzlid gefärbte Bildungsdotter liegt der Hüllenmembran nit gleihmäßig an, jondern it beſonders an den Polen dur eine Hare Flüſſigkeit von derjelben getrennt (Abb. 2 u. 6).

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Was die Unterfchiede der Eier der verjchtedenen Arten anbetrifft, jo find folde in erfennbarer Yorm nur vorhanden zwiſchen Scleros- tomum quadridentatum, bidentatum und edentatum einerjeit3 und Sclerostomum tetracanthum anderjeits. Die Eier der erfigenannten drei Arten (Abb. 1 His 4 u. 16) find gegenüber denen von Scleros- tomum tetracanthum (Abb. 5 bis 8) fürzer, fie meſſen bei:

Sclerostomum quadridentatum) 0,0065 bis 0,080 mm in der Länge und 0,045 = 0,050 = = = Breite

0,070 = 0,088 = Ränge 0,043 = 0,052 = - Breite.

Die Eier von Sclerostomum tetracanthum find länger und dafür meiftens etwas weniger breit (Abb. 5 bis 9), fie meffen:

0,090 His 0,110 mm in der Länge, 0,040 = 0,050 = = = Breite.

Bei meinen zahlreihen Unterfuhungen über die etwaigen Unter- ſchiede fand ic, daß die ungefurdten Eier meift etwas breiter und fürzer find als die gefurdten. | . Wie aus den oben angegebenen Zahlen erfihtlih, ſchwanken die Maße in bezug auf Länge und Breite ſelbſt bei ein und derfelben Art in bejtimmten Grenzen. Dieſes dürfte auf die etwas wechjelnde Menge des Nahrungsdotters zurüdzuführen fein. Die ſchmäleren Formen findet man bei den die Dotterfurhung zeigenden Eiern, während diejenigen, welche deutlih ausgebildete Embryonen enthalten, ähnlih den un- gefurdhten, oft etwas breiter und kürzer erfcheinen.

Die Eier findet man im Kote immer einzeln liegend und zer- jtreut zwiſchen den Kotteilhen vor (Abb. 9). Sie find von den runden und mit einer dideren mehrſchichtigen Hülle verfehenen Asfarideneiern, deren Eiweißhülle durch den Gallenfarbftoffgehalt des Darminhaltes meift gelblich gefärbt ift, leicht zu unterjcheiden. |

Die weitere Entwidlung der Eier ift abhängig vom Zutritt des Sauerjtoffes der Luft und von der umgebenden Temperatur. Bei gemwöhnlider Zimmertemperatur dauert e8 2 bis 3 Tage, bis der Embryo volllommen ausgebildet ift und die Eihülle verläßt. Wärme bejhleunigt die Entwidlung, während Kälte jie verzögert, aber feinen jhädlihen Einfluß auf diefelbe ausübt. Eine Temperatur von 25 bis 30° C. ift auch nach meinen Unterſuchungen als die günjtigfte anzujehen; demnach geht die Entwidlung im Sommer fehneller vor jid) als im Winter. Im Kotballen entwideln fi bei geeigneter Tempe⸗ ratur die gegen die Oberfläche derfelben gelegenen Eier etwas jchneller

J

bidentatum

168

Im

10.

199

170 =

als die tiefer gelegenen. Über den Einfluß des Lichtes Tann ich jagen, daß derſelbe auf die Entwidlung der Eier eine entſchieden ungünftige Einwirkung ausübt, jedoh nit mehr 'in demfelden Maße auf die mehrere Tage alten Larven, denn dieje fonnte ich wochenlang, auch bei Licht, im Waffer, dem etwas Kot zugejegt war, am Leben erhalten. Überträgt man aus dem Uterus entnommene, befruchtete und in der Entwidlung begriffene Eier oder ſoeben ausgejhlüpfte Embryonen in reines Wajfer, jo gehen fie ausnahmslos zugrunde, aud vertragen fie das Austrodnen nidt.

Im Verlaufe von wenigen Tagen findet man im SKote Eier nicht mehr vor, fondern nur die ausgefhlüpften Embryonen, welde am beiten nunmehr al3 „Larven“ bezeichnet werden.

In diefer Hinſicht befteht ein weſentlicher Unterjchied gegenüber Asfarideneiern, bei welden fi der Embryo unter gemöhnliden Ver⸗ hältniffen bedeutend langjamer innerhalb der Eihülle entwidelt, aber in der Außenwelt die Eihülle nicht verläßt. Die Entwidlung innerhalb des Eies weicht bei den Skleroftomen von derjenigen anderer Nematoden in bezug auf die Furchung des Dotters und Anlage des Embryo nit wejentlih ab (Abb. 1 bis 9); innerhalb der Eihülle bemerkt man nad 1 bis 2 Zagen die langjamen Bewegungen des lekteren.

Die ausgejhlüpften Larven jfämtlider vier genannten Skleroſtomum⸗ arten haben eine drehrunde Geftalt und find dadurd ausgezeichnet, daß das Hinterende in ein jehr langes, fadenfürmiges Schwanz- ende ausläuft, das in den erſten Tagen meijt etwas gebogen erjceint. Das Vorderende hat eine fonifhe Form und ift je nad der Art etwas jpiger oder jtumpfer. Hinter dem Diundeingang befindet ſich eine kurze, gerade verlaufende Röhre (Chitinröhre) von 0,015 mm Länge; hierauf folgt mit einer Anſchwellung der Ofophagus, der dann wieder dünner wird, um in den dideren Bharyngealbulbus überzugehen, welder die audy bei anderen Nematoden bekannte \/= fürmige Figur im Innern zeigt und deutlihe Saugbewegungen ausführt. Der eigentlihe Darm beginnt mit einer Erweiterung, verläuft in Schlängelungen nad hinten, um mit einer feinen Offnung in den After zu enden (Abb. 10). Der Darm ift bei jüngeren Larven mit ziemlich großen, durch ihre dunfle Körnelung dharakterifierten Zellen umgeben. Die Bewegungen der Larven find mehr oder weniger lebhaft. Die Gejhlehtsanlage ift jehr früh vorhanden, oft fhon nah wenigen Tagen als ein läng- lies, ovales, helles Körperdhen neben dem Darmkanal fihtbar.

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Korbelius und v. Rat gründeten auf das von ihnen behauptete Tehlen der Gejhlehtsanlage bei Larven vom Skleroſtomum einen Unter- fchied gegenüber denjenigen vom Anfyloftomum des Menſchen, was aber keineswegs zutrifft.

Die zunähft ſehr zarte cuticula der jüngjten Larven verdidt fih etwas, und bald bemerkt man an ihr eine feine Ringelung, die bejonders bei Bewegungen deutlich) hervortritt; auch verläuft das faden- fürmige Schwanzende etwas geftredter. Die Erkennung der inneren Einrihtung wird bei lebenden Exemplaren jchwieriger, befonders wird durch Anlage der Erfretionsorgane und drüfiger Gebilde die Zeichnung des Oſophagus und Pharyngealbulbus undeutlich und ganz verdedt. Es löſt fih fpäter die äußere Euticula allmählich los, in der Negel zuerft am Hinterende des eigentlihen Körpers, dann auch vorne und im ganzen Verlaufe desfelben, und wir haben jett eine Xarve, welde in der alten euticula wie in einer Scheide eingeihloffen ift, fi mit diefer aber lebhaft nad allen Richtungen hin bewegt. (Abb. 11). Dieje Yorm kann als „reife Larve“ bezeichnet werden. Während die Larven in den erjten Xebenstagen gegen äußere Einflüffe, insbefondere gegen Aus— trodnen, ſehr empfindlih jind und ebenjo wie die in Furchung be— griffenen Eier leicht zugrunde gehen, zeigen die mit einer dideren cuticula ummgebenen und die in der Scheide eingeſchloſſenen Larven eine große Widerftandsfähigfeit. In Kotballen, melde äußerlid) vollkommen troden erſcheinen, leben fie ungeftört weiter, nur ganz ge= ringer Waffergehalt genügt, um ihnen ausreichende LXebensbedingungen zu geben. Dieſe geringe Yeuchtigfeit wird aber unter gewöhnlichen Ver- bältniffen in einem SKotballen, zumal er in gewiffem Make hygro- optisch ift, in Stallungen ftetS vorhanden fein. In Fälterer Yahres- zeit, wo die Larven fich viel langfamer ausbilden, erfolgt die Los— löjung der alten euticula fehr viel fpäter al8 im Sommer und bei Wärme Bei Anwendung des Wärmeofens von eiwa 30° C. hatte der genannte Borgang ſchon nad wenigen Tagen ftattgefunden. In einer verdünnten (0,5 prozentigen) Formalinlöſung führten die reifen, noch in der Scheide eingejchlofjenen Larven jelbjt nah 24 Stunden deutliche Bewegungen aus, während die eben ausgefhlüpften fchnell zugrunde gehen, ja ſchon bei Überführung in reines Waffer; längere Einwirkung von Pferdeurin ſchadet den etwas älteren Larven nidt.

Was nun die Größenverhältniffe der Larven anbetrifit, fo fand ih folgende Maße ‚bei den einzelnen Arten, und zwar von dem Beitpunfte des Ausjchlüpfens bis zum Alter von 3 bis 4 Wochen:

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| ne ——— Sclerostomum |Sclerostomum

bidentatum ri edentatum |tetracanthum mm mm mm mm Ganze Länge . . . | 0,68 bis 0,70 | 0,56 big 0,65 | 0,58 big 0,88 | 0,46 bis 0,80 Körper ....... 0,50 bi3 0,57 | 0,35 bis 0,45 | 0,42 bis 0,62 | 0,32 bis 0,47 Fadenförmiges bis 0,25 | 0,18 bis 0,24 | 0,18 bis 0,26 | 0,14 bis 0,35 Schwanzende meift 0,22 meift 0,22 meilt 20 meift 0,32 DIIE u. u ae 0,026 5i30,030: 0,020 5i30,024 | 0,020 bi3 0,24 | 0,023 6i80,026

Sowohl bei Larven verfhiedener Muttertiere, al3 auch bei den- jenigen ein= und desfelben Muttertieres fanden ſich Abweihungen in den Größenverhältnijjen. Unterjhiede bei denjenigen Larven der ver: fhiedenen Arten, welde erjt die Eifchale verlaffen haben oder den nur wenige Tage alten Entwidlungsftadien, find nur ſchwer oder garnicht nahmeisbar; denn in den Rängenverhältniffen fommen Übergänge vor; fowohl bei lebenden als aud bei abgetöteten Exemplaren find ihre Formen in gewiffem Maße veränderlih, fo daß Täufhungen durchaus nit ausgejchloffen find. Wohl aber find deutlich erkennbare Unter» fhiede vorhanden zwiſchen den Larven, welde etwa 2 bis 3 Woden alt find. Diefer Unterfhied tritt bei den bei Bruttemperatur gehaltenen Larven Ihon nach wenigen Tagen ein. Bei Larven vom Sclerostomum tetracanthum ijt der Schwanz länger. Das Verhältnis des eigent- lihen Körpers zum fadenförmigen Schwanzende beträgt etwa 0,45:0,30 mm im Mittel; ferner ift das Vorderende etwas mehr zugefpigt, aud geht der Körper ſchärfer abgefett in das fadenfürmige Schwanzende über (Abb. 15). ALS auffälligen Unterfhied fand ich, daß der Darm: anal, der fi durd) die Zeihnung und Färbung der umgebenden Zellen zu erfennen gibt, fürzer ift als bei bidentatum, nur etwa 8 bis 9 größere, etwas gelblihbraun gefärbte und alternierend ans geordnete Zellen erfennen läßt, und daß etwa neben der fünften diefer Darmzellen die Geſchlechtsanlage als ovaler, heller Körper jihtbar wird.

Die Larve von Sclerostomum bidentatum (Abb. 11 und 12) ift im ganzen etwas dider wie die von Sclerostomum tetracanthum, ihr Vorderende ift mehr abgerundet, ihre größte Dice (0,03 mm) erreicht fie am Ende des vorderen Dritteils vom Körper. Das Hinterende geht allmähliher in das fadenfürmige Schwanzende über. Das Verhältnis

ee

des Körpers zum fadenfürmigen Schwanzende beträgt etwa 0,50 bis 0,55: 0,22 bis 0,25 mm. Die Larven haben alfo im Verhältnis zum Körper einen fürzeren Schwanz wie bei Sclerostomum tetracanthum. Bei den Larven von Sclerostomum bidentatum find die ſchon oben erwähnten, den Darm umgebenden Bellen zahlreicher, meift 32 an der Zahl, ſehr deutlich ausgeprägt, mojaifartig, in doppelter Reihe an- geordnet; der Darım erjcheint länger, auch ift die Entfernung der Gejchledhts- anlage, welche etwa in Höhe der 18. der erwähnten Zellen liegt, vom Ende des eigentümlidhen Körpers ohne fadenfürmiges Schwanzende etwas größer bei Sclerostomum bidentatum 0,20 bi3 0,25 mm, bei Sclerostomum tetracanthum 0,14 bi$ 0,16 mm. Die gleidhe Länge wie Sclerostomum bidentatum und bis zu 0,62 mm im Körper weijen die Larven von Sclerostomum edentatum (Abb. 14) auf, fie find aber dünner als die vom Sclerostomum bidentatum und die Zeichnung ihrer Darmzellen ift hier undeutlicher. Das Hinterende geht ganz all- mählich in daS meist 0,20 mm lange fadenförmige Schwanz- ende über. Die Yarven von Sclerostomum quadridentatum (Abb. 13) ähneln denen von Sclerostomum edentatum; fie find jedoch fürzer im Körper und ihr Vorderende verläuft nah) vorne etwas koniſcher aus.

Die nun untergeeigneten Berhältnifjen ausihrer Scheide ausgefrochenen Larven haben ebenfalls drehrunde Geſtalt, ihre Länge beträgt bei Scle- rostomum bidentatum etwa 0,55 mm, bei Sclerostomum quadriden- tatum 0,45 bis 0,55 mm, bei edentatum 055 mm, bet tetracanthum 0,35 bis 0,47 mm. Die Länge diefer Larven nah der Häutung be- trägt alſo etwa die Länge des eigentlichen Körpers derjenigen Entiwid- lungsjtadien vor der Häutung ohne das pfriemenförmige, verlängerte Schmwanzende, welch letteres vollfommen verloren geht. Diefe Larven der Skleroftomen, vielfah auch als Rhabditisform bezeichnet, haben ein fürzeres Hinterende, das zwar allmählich ausläuft, aber feine fcharfe Spike aufweiſt. (Abb. 17.)

Bei meinen Unterfuhungen fand ih, daß die Larven in der Regel in ihren Scheiden eingefchlofjen blieben und die legtere auch bei längerem Aufenthalt im Kote oder Waſſer bis zu 8 bis 9 Monaten unter ge⸗ wöhnlihen Verhäliniſſen nicht verließen. Syn vielen Fällen bleiben die Larven Schon volltommen in der Scheide losgelöſt und in derjelben langjame Bewegungen ausführend unverändert, in anderen madt fih eine auffällige Verkürzung bemerkbar. Während die Länge der eingefchloffenen aud vielfach fälſchlich als enchftiert bezeichneten Larven zuerjt 0,45 bis 0,50 mm betrug, ging fie fpäter auf U25 bis

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0,30 mm zurüd, fo daß vorn und hinten die Scheide einen leeren Kaum aufmeift. Durch Einftellen von reifen Larven in einem Wärme: ofen von 35° C. in feudhter Kammer während mehrerer Tage gelingt «8, eine Anzahl der eingejchloffenen Larven zum Auskriechen aus ihrer Hülle zu veranlaffen. Diefer von Yeudart, Schneider und anderen als Häutung bezeichnete Vorgang joll nah Baillet am 15. bis 20. Tage erfolgen. Deine Beobachtungen in diefer Hinſicht deuten daraufhin, daß das Verlaffen der alten Hülle, aljo die fogenannte erfte Häutung in der Außenwelt nicht die Negel ift, fondern wahr: fheinlich die Übertragung in den Wirt fhon vor diefem Zeitpunkt ges ihehen Tann, um eine Weiterentwidlung zum gefchledtsreifen Darm- parafiten zu ermöglihen. Die Lebensfähigfeit der aus ihrer Scheide ausgekrochenen Larven ift eine fehr große; ich fah diejelben in gemöhn- lichem Waffer ohne bejondere Nahrungszufuhr 5 Monate weiterleben. Die in Abb. 17 dargejtellte Larve von Sclerostomum edentatum ift etwa 4 Monate alt. Die Angabe von Baillet und Neumann, daß diejelben in der Außenwelt eine Länge bis zu 1,45 mm erreichen follen, habe ich nicht beitätigen können. | Stleroftomumlarven ſowohl vor wie nad) der erſten Häutung waren bei meinen Unterfuhungen in friſch abgejegtem Kote niemals vorhanden, jondern nur die in Furchung begriffenen Eier. Auch bei Unterſuchungen des Darminhalts bei Schladhtpferden habe ich niemals, ſowohl jüngere wie reife Larven auch nur in einem einzigen alle nachweiſen können; wohl aber fand ich mehrmals, befonders an der Übergangsitelle vom Blind: zum Grimmdarm, neben Gejchledhtstieren von Sclerostomum edentatum und tetracanthum in ungeheurer Menge, eine von Jerke zuerſt beichriebene Anguillula. Auch will id noch erwähnen, daß in etwas älterem Kote von Pferden jehr häufig Larven und gefchlechtsreife andere Nematoden von nur geringer Größe auftreten, welche den Skle⸗ rojtomumlarven nah der eriten Häutung ähnlich jehen, aber, wie ich nahmeifen konnte, in feinem Zufammenbange mit diejen ftehen; es ergaben ſich feine Beweiſe dafür, daß es fi hier um eine Zwijchengeneration handelt. Außer in den über 3 Zage alten Kotballen laſſen fich die Larven auch in der mit Kot verunreinigten Streu und in der feudhten Matrage derjenigen Pferde nachweisen, die mit Darmikleroftomen behaftet find. Legt man einen wenigjtens über 3 Zage alten Kotballen in ein reines Glasgefäß, übergießt dann denfelben mit fterilifierter, phyſiologiſcher Kochſalzlöſung oder mit filtriertem, reinen Waffer, fo daß auf dem Boden des Gefäßes einige Millimeter Waffer als Überſchuß ftehen bleiben, jo wandern, falls das Pferd, von dem das Material ftammte, mit Darm-

11:

jflerojtomen behaftet war, ſchon nad furzer Zeit zum größten Teile die in dem Kotballen vorhandenen Larven in das am Boden des Gefäßes befindlihe Waſſer aus und lafjen ſich bei günftiger Beleuchtung Thon mit bloßem Auge als winzig Heine Würmchen erfennen, In vielen Fällen fand ih fie in ganz ungeheuren Mengen; biefelben bewegen ſich lebhaft in der Flüffigkeit Hin und her und durch Verwick— {ung ihrer langen Schwanzenden bilden fie oft unentwirrbare Knäuel von 10 bis 20 und mehr Exemplaren. Iſt die Anzahl der Larven nicht jo groß, jo kann man dur Zentrtfugieren der abgegofjenen Flüſſigkeit und durch vorfichtiges Abnehmen des oberen Zeiles des Waſſers alle vorhandenen Larven in dem Nefte der Flüſſigkeit leicht nachweifen.

Die vom Pferde abgejegten Kotballen ftellen für die erfte Entwidlung jämtlider genannten Stleroftomumarten die günjtigften Xebensbedingungen dar; felbft in dem unter gewöhn- lichen Berhältniffen nit allzu ſtark der Austrodnung der Luft ausge- jeßten und in feinem Zuſammenhange nicht verändertem Kotballen bleiben die Larven fehr lange, ſelbſt viele Monate in LebenSfähigem Zu- ftande. Man kann jowohl die mit einer dideren cuticula verjehenen Larven als au die reiferen, gleihfam als Dauerformen auf: faffen, melde äußeren Einflüffen gegenüber in höherem Grade wiber- jtandsfähig find und fi) dann erjt weiterentwideln, wenn fie bei pafjender Gelegenheit in den Pferdeförper gelangen. Der gewöhnliche Weg der Übertragung wird der Darmlanal fein. Ob aud, wie bei Anky- lostomum duodenale (Looß), die Haut als Eingangspforte ebenfalls in Yrage fommt, ift zwar nicht erwiejen, ich halte jedoch bei dem häufi- gen Vorkommen des Sclerostomum bidentatum in den ©efrösarterien diefen Weg für immerhin möglich. |

Bei den Darmifleroftomen, aud) bei denjenigen Entwidlungs- jtadien, die in den Arterien und Geweben leben, ift die Übertragung durh das Waſſer niht die gewöhnlidfte Art der Infektion, jondern die Aufnahme von Kot oder von verunreinigter Streu. Geeignet zur Weiterentwidlung dürften, wie das für andere Nematoden (Antyloftomum) nachgewieſen ift, nur ſolche Stadien fein, melde in der Entwidlung weiter vorgejhritten find, alſo die reifen Zarven. Für die Übertragung kommen daher etwa die mit dem Grünfutter oder Waſſer aufgenommenen, gefurdten oder em— bryonierten Eier nicht in Frage.

Wie der oben angeführte Verfuh Iehrt, wandern die Larven aus den Kotballen in das denjelben zugejegte Waffer aus. Ähnliche Ver- hältniffe und damit eine vermehrte Aufnahme dürften gerade auf der

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Weide häufig eintreten, wenn Tiere den eierhaltigen Kort abjeten, zu diefem dann nah Entwidlung der Larven Feuchtigkeit oder Regen hinzu⸗ tritt und die zur Übertragung geeigneten Entwidlungsftadien nun auf die Gräfer gelangen. Bei freiem Umberlaufen in Zaufftänden, Zaufgärten . und auf der Weide ift die Gelegenheit zur Aufnahme einer größeren Anzahl von Stleroftomumlarven viel mehr gegeben, al8 wenn die Pferde einzeln angebunden im Stalle ftehen und der abgejegte Kot nad Möglichkeit entfernt wird; gewiſſe Mengen bleiben jedoch meijtens liegen und kann die Aufnahme von mit Kot verunreinigter Streu jederzeit erfolgen, zumal mande Pferde geradezu die Gewohnheit haben, beihmutte Streu zu freffen oder diefelde in die Krippe zu ziehen.

Bei faft allen Krankheiten, welde durch Parafiten hervorgerufen werden, jteht im allgemeinen die Art und Gefährlichkeit des Verlaufes, beſonders die Intenſität der Krankheitserjheinungen, in direktem Ver⸗ hältnis zur Anzahl der aufgenommenen Schmaroger. Löbker und Bruns jtellten fejt, daß die große Mehrzahl der mit Ankyloſtomen behafteten Menſchen (Wurmirantheit in Bergwerken) fih nit allein völlig gefund fühlt, fondern auch bei genauejter kliniſcher Beobachtung fein einziges Beiden übler Einwirkung der Darmparafiten auf die Geſundheit des Wirtes darbietet. Wenn die Anftedung nur zur Entwidlung weniger Antylojtomen geführt hat, macht ſich eine Schädigung des Geſundheits⸗ zuftandes in der Negel faum bemerkbar. ühnliches trifft auch für die Sfleroftomen zu. Es ftellen diefelben beim Pferde in der Negel mehr oder weniger harmlofe Darmwürmer dar, bei mafjenhafter Einwande- rung jedoch bei geſchwächtem Körper fowie bei Fohlen können fie aber zu ſchwereren Krankheitserfcheinungen führen. Bemerkenswert ift die Tatſache, daß ſowohl die dur Sclerostomum bidentatum als aud durch Sclerostomum edentatum erzeugten Krankheiten vorwiegend jüngere Pferde betreffen. Entfteht durch die Einwanderung der Larven _ ein Aneurysma der vorderen Gefrösarterie, jo ift das Pferd gewöhnlich für fein ganzes Leben mit bleibenden Veränderungen an einem Blut- gefäß behaftet, das für die Ernährung und die Funktion des Darmes fo überaus widtig ift. Es ift niht von der Hand zu weilen, daß ab— gejehen von emboliihen Prozeffen ſchon durch Auswandern einzelner Larven in die Endarterien de8 Darmes Störungen im Blutkreis- laufe und damit der erjte Anlaß zu Darmerfranfungen (Kolif) ge= geben werden Tann. Bei gewöhnlicher Entwidlung bilden ſich die aufgenommenen Larven ohne Zwifchenträger auf direftem Wege nad mehreren Häutungen zu Gefchlehtstieren im Darm aus. In den anderen

—. 40: =

Fällen gelangen die Larven vom Darme aus vermittel3 der Blut- bahn in die verjchtedeniten Körperorgane und find wohl als verirrte Sremplare anzufpreden. Daß alle Larven der geſchlechtsreifen Darm— jleroftomen, foweit dies 3.3. Sclerostomum bidentatum betrifft, die Gefrösarterien paffieren müßten, ift mehr als unwahrſcheinlich.

Wie ſchon Bollinger erwähnt, ift es von größter Wichtigkeit, Maß- regeln zu finden, die die Aufnahme der Embryonen mit der Nahrung und damit die Einwanderung der Parafiten in die Eingemweidearterien des. Pferdes verhindern. Wichtig ſowohl für die Prophylaxe wie für die ganze Bekämpfung ift die Diagnofe Der Nachweis, ob ein Pferd ‚überhaupt mit gejhlehtsreifen Darmjkleroftomen behaftet ijt, it nad) den oben mitgeteilten Befunden fehr einfach durch den Nachweis der Eier im Kote zu führen. Man nimmt mit einer Pinzette aus einem frischen Kotballen eine etwa erbiengroße Menge heraus, bringt diejelbe auf einen Objeftträger, verteilt unter Hinzufügen einiger Tropfen reinen Waffers die Mafje in eine dünne Schicht und unterjuht am beften bei einer 100 bis 150 fachen Vergrößerung. Die kürzeren Formen der Eier ſprechen für die drei größeren Arten, während die länglich ovalen Eier über 0,090 mm Yänge für Sclerostomum tetracanthum darafteriftiich find. Um nun zu einer Spezialdiagnofe zu gelangen, möchte ich folgendes Verfahren empfehlen. Dean bewahrt einen Kotballen des zu unterfuchenden Pferdes und indem man ihn vor Austrodnung [hüßt, in einem fauberen Gefäß etwa 8 bis 14 Tage auf, übergießt ihn mit reinem Waffer, daß der Kot vollkommen burchtränft ift und etwas Waſſer als Überfhuß auf dem Boden des Sefäßes jtehen bleibt. Nach einigen Stunden gießt man die Flüſſigkeit ab und unterſucht nun die in das Waffer eingewanderten Larven. Hierbei kann Zentrifugieren der Flüſſigkeit infofern gute Dienfte leiften, als fich die Larven hierdurch auf dem Boden des Röhrchens abjegen und leichter gefunden werden. Will man obige Entwidlung fowie das ganze Ver— fahren bejchleunigen, fo ftellt man die Kotballen in feuchter Kammer einige Tage in einen Wärmeofen von 30° bis 35° 0. oder in die Nähe des Ofens. Im Sommer jind die reifen Larven jchon unter gewöhn⸗ lihen Verhältniffen nad 5 bis 3 Tagen vorhanden.

Da den Sfleroftomumlarven in den Arterien und Geweben thera= peutiih nicht beizufommen ift, muß auf die Befämpfung der Darm- jHeroftomen ein größerer Wert als bisher gelegt werden. Zürn empfahl, um die Aufnahme der Brut zu verhindern, den Pferden filtriertes Trink⸗ waffer zu reichen, oder unfiltriertes mit Zugabe von etwas jtarfem Branntwein. lage empfiehlt, das Abkochen des Trinkwaſſers zu ver-

Zeitſchr. f. Veterinärkunde. 1909. 4. Heft. 12

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ſuchen. Miedley hatte in Beberbed gute Erfolge mit der Erbauung von Filteranlagen. Was die Borbauung anbetrifft, jo wären nad) meiner Anfiht, befonders in Geftüten und in folden Pferdejtänden, in denen die Skleroftomiafis Schädigungen hervorruft, fämtlihe Pferde auf die Anweſenheit von Darmiklerojtomen zu unterjfuden. ‘Diejenigen Pferde, melde mit den jhädlihen Arten der Pallifadenwürmer behaftet find, wären jo lange zu ifolieren, vom Weidegange oder von den Laufgärten fernzuhalten, bis fie einem geeigneten Wurmpverfahren unter- worfen wären. Beinlide Entfernung des Kotes in den Ställen und Verhinderung, daß Kot mit dem zum Tränken beftimmten Waffer in irgendivelde Berührung käme, würde unter allen Umftänden zu. fordern fein. Daß aber das Waffer nicht hauptſächlich die Übertragung ver: mittelt, geht jchon daraus hervor, daß Pferde, die ftetS einmwandfreies Trinkwaſſer (Wafferleitung) erhalten und feinen Weidegang haben, mit den genannten Parafiten behaftet find. Ein häufigeres Entfernen der Matratenftreu aus den Stallungen übt ebenfalls einen günftigen Einfluß aus. Alle diefe Maßregeln würden auch der Übertragung von Askariden erfolgreih entgegenwirken. Bet allen Erfranfungen des Darmfanals follte der Unterfuhung des Kotes auf Parafiten oder deren Eier mehr Beachtung als bisher geichenft werden. Von den Wurmmitteln nun, welche gegen die Darmſkleroſtomen anzumenden find, halte ih das Terpentinöl in Verbindung mit Nizinusöl für wirkjamer als den Tart. stib., denn ih machte die Beobachtung, daß bei zwei Pferden, welche die höchſten zuläſſigen Dojen von Tart. stib. gegen Askariden befommen hatten, kurze Zeit nachher no Eier von Skleroſtomen fih im Kote nachweiſen ließen. E3 hatte demnach der Brechweinftein auf die Darmikleroftomen wenig oder gar nicht eingewirft. In zwei anderen Fällen gab ich gegen Aska⸗ riden je 80 g Xerpentinöl in Verbindung mit 500 g Rizinusöl. Ab⸗ gefehen von zahlreihen Spulmürmern Tamen 35 bzw. 20 Exemplare von Sclerostomum edentatum zum Vorſchein. Da die Farbe der Sklerojtomen nicht jo auffällig wie bei Asfariden von derjenigen des Kotes abweicht, ift es oft jchwierig, die abgegangenen Würmer, befonders wenn es fih um die kleineren Formen handelt, zu finden und es ift eine genaue Durchſuchung der abgejegten Entleerungen notwendig. Die ab- gegangenen Würmer find am beiten durch Verbrennen zu vernichten, da fih innerhalb der toten Muttertiere Tauſende von Larven entwideln fönnen. Ob Arfenitpräparate und die zur Abtreibung der Anky⸗ loftomen gebräuhlihen Mittel: Thymol in Verbindung mit einem Abführmittel (feine Ole oder Fette!) Taeniol, Extract. filic. ufw. auch für Sfleroftomen zu empfehlen find, wäre erſt noch fetzuftellen.

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Durh eine rationelle Befämpfung und Vernichtung der Darm

ikleroftomen würde aber auch der Einwanderung der Larven in die Gefrösarterien und in andere Organe und damit die Entjtehung des fo häufig gefundenen Aneurysma verminosum entgegengewirft.

Borliegende Arbeit wurde zum Teil mit den Hilfsmitteln des

hygieniſch⸗-bakteriologiſchen (Prof. Dr. Forſter und Levy) und des zoologifhen Inſtituts (Prof. Dr. Goette) der Univerfität Straßburg ausgeführt.

12. 13.

14. 15.

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Erklärung der Abbildungen.

Abbild. 1 bis 4: Eier von Sclerostomum bidentatum in verfchiedenen Entwick⸗

Iungsftufen. Vergrößerung 130.

Abbild. 5 bis 8: Eier von Sclerostomum tetracanthum in verjchiedenen Ent:

widlungsitufen. Vergrößerung 130.

Abbild. 9: Eier von Skleroftomen au3 dem Kote eines Pferdes. Abbild. 10: Zunge Larve von Sclerostomum bidentatum nad) dem Ausſchlüpfen.

Vergrößerung 150.

Abbild. 11: Neife Larve von Sclerostomum bidentatum. Vergrößerung 150. (Born und Hinten ift die cuticula abgehoben.) Abbild. 12: Larve von Sclerost. bidentatum. 2—3 Ar ——— 90.

Abbild. 13: : quadridentatum : Abbild. 14: edentatum Abbild. 15: - tetracanthum

Abbild. 16: Embryonierte Eier und ſoeben auögefcjlüpfte von Solerosto- mum edentatum. Vergrößerung 75.

Abbild. 17: Larve von Sclerostomum edentatum nad der erjten Häutung. Vergrößerung 0.

Ein Wort zur YBentilafion der Truppenpferdeftälle.

Bon Oberftabsveterinär Ludewig.

Es ift ein allgemein anerkannter Grundjag, daß für das Gedeihen und Wohlbefinden der Tiere die andauernde Erhaltung einer guten Stalluft von der größten Bedeutung ift. Um das zu erreidhen, find in den Militärpferdeftällen Ventilationsvorrichtungen getroffen, die leider in manden Fällen den erwarteten Anforderungen nicht entjprechen.

Nun ift in neuerer Zeit von praftiiden Landwirten in landwirt- Ihaftlihen Zeitichriften darauf hingewieſen worden, daß bejonders in den neuen Militärftällen die Bruftfeucche immer mehr um fich greife und die Schlagfertigfeit der Armee herabjege. Der Grund hierzu fet in den mangelhaften Bentilationsanlagen, namentlih in der falihen Deden- fonftruftion und in der mangelhaften oder fehlenden Iſolierung der Dunſtſchlote zu juchen.

Beim Durdlefen foldher Artikel könnte der Nichteingeweihte auf die Vermutung fommen, daß die Militärverwaltung die bezeichneten Übelftände unbeachtet gelaffen Hätte, und daß befonders die in diefen Fragen berufenen Sadverftändigen die Veterinäre den Venti- lationseinrihtungen nicht die notwendige Aufmerkfamfeit zugewandt oder die Bedeutung einer guten Stalluft unterſchätzt hätten.

Diefe Vermutung würde aber ebenfo unberedhtigt fein, wie die etwaige Annahme, daß Bruftfeuche durch ſchlechte Stalluft entjtehen fünne. Denn die Veterinäre find im allgemeinen über die Grundfäge der Hygiene und jpeziell über die hohe Bedeutung, die der Luftwechſel für die Ställe der Pferde bat, fehr gut unterrichtet; auch ift allgemein bekannt, daß bejonders Seuchekrankheiten fih in ſchlecht ventilierten Ställen raſcher ausbreiten und einen ſchwereren Verlauf nehmen, als in fühlen, trodnen und gut ventilierten Räumen. Überdies habe ich in meinem Lehrbuche über die

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Hygiene und Diätetil des Truppenpferdes, das im Jahre 1905 er⸗ ſchienen ift, die Grundjäge der Bentilation in den Truppenftällen ein- gehend bejproden und gleichzeitig auf die Mängel bingewiefen, die in den DVentilationsanlagen nicht felten beobachtet werden können.

Ein Irrtum ift es, eine einzelne Erfahrung fofort verallgemeinern zu wollen, wie dies in den erwähnten Artikeln der Iandwirtjchaftlichen Zeitſchriften geſchehen if. Ganz unridtig ift die Annahme nämlich, daß eine Bentilationseinridhtung, die fi in einem Stalle bewährt hat, auch für alle übrigen Ställe geeignet ift.

Im allgemeinen läßt fih jagen, daß Dunſtſchlote in der Dede, Quftzuführungsfanäle in den Außenwänden und Kippfenfter eine aus⸗ reihende Erneuerung der Stalluft herbeiführen. Bedingung dabei ift allerdings, daß die Schlote gut ifoliert und in ausreihender Zahl an gelegt find, eine entjprechende Weite haben und daß die Deden genügend warm und die LZuftzuführungsfanäle jahgemäß angeordnet find. Ger naue Angaben über eine zweckmäßige Anlage der Lüftungsvorrichtungen laffen fih nur unter Beachtung der Lage, der Größe, der Geſtalt und der fonftigen Einrichtungen des Stalles machen. Auch ift den örtlichen Verhältniſſen dabei eine bejondere Aufmerkfamfeit zuzumenden. Sind die Deden und Wände troden und iſt der Stall gleichzeitig gut tempe- tiert, fo find die Ventilationsvorridtungen als zweckmäßig zu betradten. Denn wenn die Stalldede genügend warm iſt, fo fann bei andauernder Erneuerung der Luft der Yeuchtigfeitsgehalt der letzteren jo geregelt werden, daß eine Kondenfation des Wafjerdampfes und ein Nieder- ihlagen desfelben an den Wänden, Deden und Fenſtern nicht ftattfindet. Beſonders ſoll aber betont werden, daß der große Nachteil einer mangel- baften Ventilation weniger in der Verſchlechterung der Beſchaffenheit der Stalluft (Anhäufung von Kohlenfäure und Ammoniak) als in der Sättigung derſelben mit Wafjerdampf zu erbliden ift. (Vgl. Ludewig, Diätetit und Hygiene, pag. 36ff.)

Die beiten und zwedmäßigiten Ventilationsanlagen werden natur- gemäß ihren Dienft verjagen, wenn fie nicht richtig bedient und gehand- habt werden, oder wenn die Einrihtung eine jo zujammengejegte tft, daß zur Handhabung derjelben bejondere techniſche Kenntniffe oder Sertigfeiten notwendig find.

Das Offnen der Fenſter und Türen ftellt jebenfalls bie einfachfte Lüftungsart dar, von welcher aber nur bei mildem und rubigem Wetter Gebrauch gemaht werden kann. In der Talten Jahreszeit und bei ftarf bemwegter Luft bzw. während der Naht müfjen andere Ventilationsvor-

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rihtungen gewählt werden, um eine genügende Zus und Abfuhr der Stalluft zu bewirken.

Nun ift aber jedem im praftifchen Leben ftehenden Offizier und Veterinär bekannt, daß man häufig bejtrebt ift, den Stall auf Koſten einer guten Stalluft möglihft warmzuhalten, und daß auf das Funk—⸗ tionieren der Bentilationsanlagen oft das fubjeftive Empfinden der im Stalfe anmwejenden Perjonen von Bedeutung ift. Das ift auch der Grund, daß in einem Stalle die Ventilation nicht felten eine unge- nügende ift und daß ſich dunftige Luft in demfelben anjammelt, während im anderen bei gleichen Anlagen aber richtiger Beachtung der gegebenen Umftände gute Stalluft vorhanden ift.

Bon der Überzeugung ausgehend, daß die Ventilation durch die Fenſter jih am einfachſten erreichen läßt, wenn man imftande ift, das Schließen derjelben zu verhüten, ließ id) vor einigen Jahren in ſchlecht ventilierten Kubftällen die Glasfenſter herausnehmen und durch ©aze- feniter erjegen. Für die Glasſcheiben wurde Drahtgaze eingejegt, deren Maſchen eine Weite von 1 bis 5 mm hatten. Durch dieſe einfache Vorrichtung wurde der gewünſchte Zwed fo volljtändig erreidht, daß jede weitere Bentilation entbehrt werden konnte. Die Luft in den Ställen war angenehm, die Wände waren troden, das Durchfeuchten der Umfafjungsmauern unter den Fenſtern bejeitigt und die im Gtall jehr unangenehme Fliegenplage faſt volljtändig aufgehoben. Im Winter wurden an Stelle der einfachen Fenſter Doppelfenfter von Gaze ein- gefegt. Die Quft ftrömte, felbft wenn fie bewegt war, ganz allmählich) durch die Gazefenfter in den Stall ein und hatte dabei Zeit, ſich etwas zu erwärmen. Allgemeinbefinden und Leiftungsfähigfeit der Tiere nehmen zu und Erkrankungen gehörten. zu den Seltendeiten.

Bei der großen Bedeutung einer ausreichenden Stallventilation für Wohlbefinden und Leiftungsfähigfeit der ZTruppenpferde nahm id) Ge— legenheit, auch in meinem Lehrbuche auf dieſe Einrichtung aufmerkſam zu maden und die Aufmerkfamfeit auf die in Nede ftehende Vorrichtung zu lenken.

Bei etwaigen Verjuhen würde die Majchenweite der Drahtgaze befonders zu beadten fein. Die Maſchen müßten fo weit fein, daß die Zuft in genügender Menge in den Stall eindringen kann, ohne daß Zugluft entjteht. Je nach der Lage des Stalles, der Größe desjelben, der Stärfe und Richtung der Nuftftrömung wird hierzu Gaze aus— reichen, deren Maſchenweite von 0,5 bis 5 mm wedjelt. Es mag bier- bei betont werden, daß eine etwa eintretende zu ftarfe Abkühlung des

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Stalles für die Pferde weit zuträglider ift, als wenn die Stalluft warn und ſchwül ift.

Noch einmal will ich hervorheben, daß es eine VBentilationsvor- richtung, die für alle Fälle paßt, überhaupt nicht gibt, fondern daß die Beichaffenheit des Stalles und die örtlichen Verhältniffe über die Wahl einer Ventilationsvorridtung entſcheiden. Es laſſen ſich zwar allgemeine Geſichtspunkte aufjtellen, nad denen die Ventilation eines Stalles ein- zurichten ift, aber jpezielle Vorſchriften laſſen fih nit geben. Die jpezielle Einrihtung iſt Sache des Arditeften, der aber die Röfung der in Rede jtehenden ſchweren Aufgabe auch nur erreihen fann, wenn er fie mit einem hygieniſch vorgebildeten Manne, wie 3. B. einem Be- terinär, gemeinihaftlih ausführt. Erft dann werden die Klagen über die ſchlechte Stalluft und mangelhafte Ventilation der Ställe aufhören.

Im Anſchluß hieran jei mir geftattet, noch einmal auf einen Übelftand Hinzumeifen, der in manden Pferdeſtällen zu beobadten ift. Es ift dies das jo beliebte Eindeden der Pferde im Stall, um dieſelben vor den Einwirkungen der Falten Luft und vor Erkältungen zu fhüten.

Bereits oben ift von mir angegeben, daß nicht die in der GStall- fuft befindlihen Gaſe die Xuftverderbnis im Stall bedingen, ſondern der Wafferdampf der Luft, der nicht jelten bis zu 90 Prozent und dar- über fteigt. Bei einer derartigen Stalluft wird die Wärmeabgabe von der Körperoberflähe erſchwert, und es kommt bei langer anhaltender Ein- wirkung auch mäßig hoher Temperatur zu chroniſcher Wärmeanjtauung im Körper. Die Folge davon ift, daß ſich vielfach Appetitlofigfeit und Verdauungs⸗ ftörungen und Erjhlaffung des ganzen Körpers einftellen. CS bildet ſich ein Reſiſtenzmangel aus, jo daß infektiöfe Krankheiten nit nur leichter erworben werden, fondern diefe auch einen ungünftigen Verlauf nehmen. Stehen nun die Tiere unter Deden, fo verliert die Haut ihren Zonus, das Haar wird furz und fein, es ftellt fih eine außerordentliche ‚Empfindlidfeit gegen die geringjten Xemperaturfhwanfungen und eine Dispofition zu Erfältungskranfheiten ein. Die Gefahr der Er- franfungen wächſt umfomehr, als die im Stalle eingededt ſtehenden Pferde im Freien unter Umftänden oft ftundenlang uneingededt den Unbilden der Witterung ausgejett find. Befinden fih die Ziere in einem fühlen Stall ohne Deden, jo gibt die Natur den Tieren durd) Berleifung des langen Haarkleides den Schutz. Durd ihren Pelz find die Tiere unter allen Umftänden vor Wind und Wetter geſchützt. Syn einem fühlen Stall werden deshalb die Tiere die Eigenfhaften er- werben, welde wir von einem Soldatenpferde erwarten müſſen.

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Die Pferde werden miderftandsfähiger gegen alle Erfranfungen und dadurch leiftungsfähiger in ihren Dienftverridtungen. Nur andeutungs- weije jei bemerkt, daß befanntermaßen auch durd die Deden parafitäre und Infektionskrankheiten leicht übertragen und verbreitet werden Tünnen. Es unterliegt deshalb feinem Zmeifel, daß überall dort, wo Pferde unter Deden gehalten werden, Krankheiten viel leichter Eingang finden al3 dort, wo das Gegenteil der Fall ift.

Im Intereſſe der Gefunderhaltung unferer Pferde wäre es deshald erwünſcht, die Ställe fühlzuhalten, lieber zu falt als zu warm, und daß im Stall den Pferden Decken nicht aufgelegt werden.

Nicht felten wird hiergegen geltend gemacht, daß das Ausjehen der Pferde unter dem langen Haarkleid' leide. Dem jet entgegengehalten, daß es für das Truppendienftpferd mehr auf die Gefunderhaltung und Leiftungsfähigfeitt anfommen muß als auf ſchönes Ausſehen. Tatſache ift es aud, daß der Haarwechſel im Frühjahr fi bei nicht eingededt gewejenen Pferden jchneller und leichter vollzieht, als dies dort der Fall iſt, wo die Pferde den ganzen Winter unter ‘Deden ftanden.

Mitteilungen aus der Armee.

Ein intereffanter Fall von Invagination des Leer: Darmes beim Pferde. Bon Oberveterinär Dr. Perkuhn.

Ein 15 jähriges Pferd der 3. Eskadron 2. Garde-⸗Dragoner⸗-Regiments zeigte am 13. Juni 1908 gegen 3 Uhr nachmittags Heftige Unruhe und ftarfen Schweißausbruch an der hinteren Körperhälfte Puls Eräftig, 40 mal in der Minute fühlbar; Augenbindehäute gerötet. Darmgeräuſche waren beiderjeit3 Hörbar, aber feltener wie gewöhnlich. Maſſage des Hinterleibes, ein Prießnigicher Umſchlag um denjelben und eine jubfutane Injektion von 0,08 g Arecolin bewirkten zwar Kotabſatz, aber feine Beilerung ded Allgemeinbefindend. Nach zwei Stunden jteigerte fich die Atmungsfrequenz auf 48 in der Minute, und dad Pferd befundete durch öfteres Stöhnen heftige Schmerzen. E3 murden nun 30,0 g Extr. Aloés verabreidt. Um 7 Uhr abends wurde der Patient ruhig und nahm etwas Wafler auf. Dann legte er fich nieder und verblieb mehrere Stunden in liegender Stellung. Am PBornittage ded nächiten Tages nahm das Pferd Heu und Wafler auf. Beim Führen im Freien made fi eine große Mattigleit bemerkbar. Gegen Mittag trat plößlich wieder: um Schweißausbruch an der hinteren Körperhäffte auf. Blick filter,

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Puls 52, Atmung 22 in der Minute. Darmgeräufche beiderjeit3 unter: drüdt. Es wurde eine entiprechende Behandlung eingeleitet, die auch KRotabja bewirkte, und nach 1!/ Stunden war der Anfall vorüber. Patient ſchien jehr erjchöpft und lag in den nädjiten Stunden andauernd. Während der folgenden drei Tage beitand die Nahrung ded Pferdes aus Kleietränfen, gutem Heu und etwas Grünfutter. Die Maftdarmtemperatur ſtieg bis auf 38,7 ° C, Puls und Atmung hielten fich in den gewöhnlichen Grenzen. Am 18. Juni hatte das Pferd nad) Angabe des Futtermeifters mittagd etwas Hafer aufgenommen. Um 3 Uhr nachmittag wiederholte ſich dasſelbe Krankheitsbild wie am 14. Suni, nur hielten die Erjcheinungen drei Stunden an. In den nächſten 14 Tagen machte das Pferd ſtets einen matten Eindrud. Es wurden nur geringe Mengen von Hafer, viel Kleietränke, etwas Grünfutter, Heu und Sal. Carol. factit. verabreicht. Die Maftdarmtemperatur jchwanlte zwiſchen 47,9 und 38,8°C, die Pulszahl zwiſchen 40 bis 48 und die Atmung zwifchen 14 und 20 pro Minute. Darmperiftaltif war zwar immer nachweisbar, aber qualitativ vermindert. Kot Klein geballt, weich und mit Schleim überzogen.

Am Morgen des 3. Sult wurde mit dem Kote ein jchlauchartiges, 40 cm langes Gebilde abgejegt, defjen Innenjeite mit Schleimhaut ausgekleidet war, und an dejjen Außenjeite man ringfürmtg verlaufende Mustelzüge ertennen konnte. Poſchen nnd Band- jtreifen fehlten; das Qumen de3 Schlauches betrug 5 cm. Es handelte fi) demnah um einen audgeftoßenen Leerdarmteil. Am Laufe der folgenden drei Wochen befjerte fi) der Zuftand des Pferdes weſentlich. Es zeigte ji munter und nahm gern Kleine Mengen von Hafer mehrmals täglich auf. |

Um 25. Juli um 7 Uhr abends jebte plötzlich unter heftigen Stöhnen ded Pferdes allgemeiner Schweißausbruch ein. In kurzer Zeit betrug die Pulszahl 98, die Atmung 58 bis 64 in der Minute. Die Bauchdecken wurden gejpannt gehalten; Darmperiftaltit fehlte gänzlich. Patient jtand andauernd mit geipreizien Vorderbeinen und nad) unten geſenktem Kopfe. Der Puls wurde bald unfühlbar, die Lidbindehäute nahmen eine jchmugig-dunfelrote Farbe an, und innerhalb drei Stunden trat der Tod des Pferdes ein.

Bei der Seltion wurden im freien Raume der Bauchhöhle 30 Liter einer grauroten, trüben, mit fejtem Mageninhalte vermiſchten Flüſſigkeit bon jaurem Geruche gefunden. Zwiſchen den Blättern des großen Nebes lag ebenfall8 fefter Mageninhalt. Blind- und Grimmdarn auffallend wenig gefüllt. In der Gegend des Maftdarm-Zmwölifingerdarmbandes waren mehrere Leerdarmſchlingen unter ſich durch derbes Bindegewebe zu einem Knäuel verwachſen. Diefer war wiederum mit der magen= ähnlichen Erweiterung des Grimmdarmed und dem großem Netze ver- wachſen. Teshalb wurde mit der Heraugnahme des Leerdarmed vom Hüftdarme aus begonnen. Nachdem 17 m des Leerdarmed au3 der Baud)- höhle entfernt waren, gelangte man an die Verwachſungsſtelle. Hier zeigte der Leerdarm eine janduhrförmige Einſchnürung mit einer ring- fürmigen, derben Narbe von 1 cm Breite; dad Darmlumen Hatte nur

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1!/a cm Durchmeſſer. Mit der verengten Stelle war da8 bedenmwärts anschließende Stüd des Leerdarmd an der Gekrösanheftung in Form einer 2 m langen, Hufeilenartigen Schlinge verwachſen. Die Schlinge und der vor der PVerengerung liegende Darmabichnitt waren ſtark erweitert, ihre Wandungen did und derb. In einer Länge von 90 cm vor der engen Stelle hatte das Darmlumen einen Durchmefjer von 10 bis 11 cm; die derb anzufühlende Wand war 2,5 bis 2,8 mm did und ließ zahlreiche, in der Längsrichtung des Darmes verlaufende Muskelzüge von 1 mm Breite erfennen. Der Inhalt der genannten Abjchnitte dickbreiig und reihlih. Die zugehörige Schleimhaut wies mehrere zehnpfennigftüdgroße, ſcharf umfchriebene, graue Stellen oder flache Subftanzverlufte mit duntelrotem Grunde auf. Im übrigen war die Leerdarmjchleimhaut faltig geſchwollen und an der Oberfläche mit zähem Schleime bededt. Der Dickdarm ent« bielt wenig flüſſige Mafjen; Schleimhaut grau und glatt. Im Magen wenig feiter Inhalt. An der großen Krümmung war die Magenwand gerijien. Der Riß hatte in der Muskelhaut und Seroſa eine Länge von 38 cm, in der Schleimhaut eine folche von 34 cm. Rißränder gejhmwollen und mit Blutgerinfeln bededt, Magenwand in ihrer Umgebung blutig durchträntt. Die Leber war graubraun und brüdig, auf dem Durdy- Ichnitte lehmfarbig und troden. Milz blaugrau und ziemlich) wei. Auf dem Durdjjchnitte war das Balkengewebe nicht erkennbar, Pulpa dunfel- rot und jchmierig. Die Nieren waren jchmußig-grau und wurden beim Abtrennen der Kapjeln leicht zerdrüdt. An den Bruſt- und Haldorganen nichts Krankhaftes. Die Hüjt-Blind-Grimmdarmarterie war etwas weit; ihre Innenhaut Sit mehrerer ſtrichförmiger Narben.

Während des erſten Kolikenanfalls Hatte offenbar eine Einichiebung (Invagination) eines Leerdarmitüdes in den folgendeu Abjchnitt jtatt- gefunden, die ſich nicht bejeitigen ließ. Die anſchließende Ent— zundung bewirkte im Innern des Leerdarmed die Abftoßung des eingeihobenen Stüdes nah Zerjtörung ſeiner Längs— mustelihiht und Seroja. An der äußeren Fläche des Leerdarmes fam es zur bindegewebigen Verwachſung mehrerer Leerdarmichlingen unter fi, mit dem großen Nebe und der magenähnlichen Ermeiterung des Grimmdarmed. Sodann bildete fi) die narbige Verengerung des Leerdarmed® in Sanduhrform an der Verwachſungsſtelle aus. Die periodiſche Stauung des Darminhalted vor der engen Stelle bedingte bier eine Erweiterung des Darmed und HYpertrophie feiner Wand. Bei dem legten Anfalle wurde dann eine ſekundäre Magenzerreißung zur unmittels baren ZTodesurfahe. Bemerkenswert ift, daß von dem Eintritte der Snvagination 518 zur Abftoßung des Invaginierten Darmftüded niemals ein vollftändiger Darmverjchluß vorhanden geweſen tft und ferner, daß bereit8 nach ſechs Wochen die Darmivand eine jo Hochgradige HhHper- trophie aufwies.

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Fibrolyfin. Bon Yinterveterinär Dr. J. Kranid.

Unichließend an die im Januarheft diefer Zeitſchrift veröffentlichte Notiz über Fibrolyſin, möchte ich noch einige weitere Fälle mitteilen.

Eine Remonte Hatte ih eine Phlegmone der rechten Hintergliedmaße zugezogen. Nach dem Abklingen der akuten Erjcheinungen war eine er- hebliche Verdickung des Beines bis zum Sprunggelent hinauf zurückgeblieben, die troß üblicher Behandlung innerhalb eines Monats nicht geringer wurde. Der Beinumfang betrug, unterhalb des Sprunggelent3 gemeſſen, 4 cm mehr als der der gefunden Gliedmaße. Die Konturen der Sehnen waren nicht zu erfennen. Es wurde jeden zweiten Tag eine Fibrolyſininjektion von 11,5 ccm in die Muskulatur der Kruppe und des Halſes gemacht. Nah) der dritten Injektion trat eine deutliche Erweichung der vorher derben Verdickung ein, jo daß es nur einer kurzen Mafjage bedurfte, um eine Umfang3verminderung von 2 cm zu erzielen. Nach der ſechſten Injek⸗ tion waren die Konturen der Sehnen wieder zu jehen. Nach der neunten Injektion war der normale Umfang nahezu erreicht.

Bei einer alten Remonte war nad) einer Phlegmone. eine Verdidung der Umgebung des rechten Borderfußmwurzelgelenf3 zurüdgeblieben, die nad) dreimochenlanger Mafjage mit Sodvajogen nicht Heiner wurde. Der Um: fang der erkrankten Gliedmaße betrug oberhalb des Vorderfußmwurzelgelents 34 cm, gegen 30 cm des gejunden Beined. Nach fünf intramusfulären Fihrolyfininjektionen, die innerhalb zehn Tagen erfolgten, war die Ber- dickung befeitigt.

Eine dritte Remonte zeigte an beiden Vorderknieen, wahrjcheinlich duch Anjchlagen gegen die Krippe entitandene, fauftgroße, derbe An- jchwellungen, die feit zwei Monaten der Behandlung trogten. Nach acht Sibrolyfininjeftionen war rechts der normale Zuftand erreicht, während int die Schwellung bis auf eine Kleine, Inochenharte Auftreibung zurüd- gebildet war.

Det einem älteren Wagenpferde bejtand nach einer Verſtauchung eine Verbärtung und PVerdidung der Umgebung des linfen Borderfußwurzel- gelenks, verbunden mit geringer Lahmheit im Trabe. Nach dreimochen- langer Behandlung war weder Beſſerung der Lahmheit noch Abnahme der Schwellung zu konſtatieren. Die Umfangsvermehrung de3 Franken Gelenks betrug 4 cm. Es wurde jeden zweiten Tag eine jublutane Fibro⸗ Igfininjeftion gemacht mit dem Erfolge, daß bereitS nach der dritten Injektion die Lahmheit verschwand, während die Verdidung erſt nad) der jechften Injektion abnahm. Nach 14 tägiger Bewegung war der Umfang des kranken Feſſelkopfes nur no) 1 cm ftärfer al am gefunden Fuße. Es jcheint hier neben dem in dem Fibrolyfin enthaltenen Thiofinamin Die andere Komponente de3 Mittel, die Saltzyljäure, günftig auf das erkrankte Gelenk gewirkt zu haben, indem fie die Hyperämtfierende und lymph⸗ ftauende Wirkung des Thiofinamind unterftüßte.

Erwähnt ſei noch ein Fall von Hornhauttrübung bei einem vier⸗ jährigen Jagdhunde. Nach einer tiefen Hornhautverlegung war ein dichtes Leukom am linfen Auge zurüdgeblieben, da8 bereit3 ein halbe Jahr be-

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ftand. Es wurden alle zwei Tage je 2,3 com Fibrolyfin injiziert und außerdem täglich zwei Tropfen Fibrolyſin in den Lidjad des erkrankten Auges geträufelt. Nebenbei fand Mafjage mit Bräzipitatjalbe ftatt. Nach 14 Injektionen war die Aufhellung der Hornhaut jomweit vorgejchritten, daß nur noch eine leichte Nubekula zu ſehen war. hnliche erfolgreiche Nejultate liegen in der Humanmedizin vor, wo dad Mittel zur Aufhellung fornealer Trübungen, zur Bejeitigung iritiſcher Verwachſungen ſowie bei Chorioiditis disseminata exsudativa Verwendung findet. (Domenico, Ref. „Wocenfchr. f. Therapie u. Hygiene des Auges“, 1906,.X, Nr. 9.)

Bezüglich der Art der Snjektion iſt die intramusfuläre als die zwecdmäßigfte zu empfehlen. Bet der jublutanen Einverleibung fieht man bei Tieren bisweilen Heine, nad) einigen Tagen verſchwindende Infiltrate, während bei intramusfulärer Injektion weder Iofale noch allgemeine Nebenerjcheinungen wahrgenommen wurden. Meiſt war jogar eine Steige- rung der Freßluft zu verzeichnen.

Der Ort der Injektion ift im allgemeinen gleichgültig, da das Thto- finamin erſt von der Blutbahn aus jeine Wirkung ausübt. Das Fibrolyſin Ipaltet fi im Blute al8bald in feine beiden Komponenten, Thiofinamin und Salizylfäure, jo daß das Thiofinamin ungeftört zur Wirkung gelangen fann. Dieje Spaltung läßt ji) an dem jcharfen Senf: oder Rettiggerud; erfennen, der etwa 15 Minuten nach der intramudfulären Einverleibung in der Atemluft de3 Tiered bemerlbar wird. Nach Pohl („Archiv für erperim. Therapte und Phatologie“, Bd. 41, Arbeiten des pharmakolog. Inſtituts, Prag. II. Reihe 1904) geht das Thiofinamin im Körper eine Altyligntheje ein, und zwar iſt es der einzige Diejer Stoffe, den man als ungiftig bezeichnen Tann. Die genauen chemijchen Unterfuchungen der Ausatmungdluft jprechen eindeutig für das Vorhandenſein eines Allyl- ſulfids. Es Handelt fid) dem Geruch nach wahricheinlid um Äthylſulfid. Während eine minimale Menge ded gegebenen Thiofinamind mit der Atemluft ausgejchteden wird, geht der übrige Teil unverändert in den Harn über. Das ausgeatmete Altyljulfid verurjacht die eigentümliche: Geruchdempfindung, welche bei intravendjer Injektion faſt jofort wahr» genommen wird und nad einigen Minuten wieder verſchwindet. Auch: bet intramuskulärer Einfprigung tritt das Äthylſulfid, wenn auch erft nad). einiger Zeit, in die Erſcheinung. Die Geruchdempfindung hält länger an, ift jedoch weniger intenfiv. Kaum merklich ift die Sulfidausſcheidung nad der fublutanen Injektion.

Das Fibrolyfin muß waſſerklar fein. Bet Lalter Sahrezzeit Tann es vorlommen, daß beim Dffnen der Ampullen plögli Kriftalle anjchießen; dann war die Löſung unterkühlt. Es empfiehlt ſich deshalb, die Ampulle, wenn ſie in einem kalten Raume aufbewahrt war, vor der Anwendung leicht anzuwärmen (durch Einlegen in warmes Waſſer oder dadurch, daß man fie in der Bruſttaſche mit fi führt). Dadurch wird ein Unbrauch— barwerden der Löſung vermieden. Die Snjektionsiprige ift gleich nach Gebraudy mit warmem Waſſer zu reinigen, um den Anja eines Belages zu vermeiden. Man wähle eine feine und jcharfe Kanüle, um den Ein- ſtich in Die desinfizierte Haut zu erleichtern.

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Es ſei betont, daß die durch die Fibrolyſinbehandlung hervorgebrachte Veränderung und Erweichung des erkrankten Gewebes zur Heilung meiſt nicht ausreicht, ſondern, daß dieſe Behandlung unterſtützt werden muß durch mechaniſche Kräfte, ſei es nun Maſſage oder Bewegung, denen ſie eigentlich nur den Weg zu günſtiger Wirkung bereitet.

Der Preis beträgt für fünf Ampullen zu je 11,5 ccm Fibrolyſin in Großhandlungen 3. B. Bengen & Co. für Tierärzte 2,50 Marf.

Wer einen Einblid in die Ausdehnung gewinnen will, weldye Die Verwendung des Fibrolyfins in der Humanmedizin erfahren hat, ſei auf die Arbeit von Mendel („Berliner Klinik“, 1907, Nr. 232) verwieſen, in der die Fibrolyſinbehandlung und ihre Erfolge einer zujammenfafjenden Kritik unterzogen werden.

Referate.

Die kliniſche Feſtſtellung der Tuberfuloje mittel der Ophthalmos und Kutanimpfung. Sammelreferat von Oberveterinär Dr. Heuß.

Nachdem die etwas vorzeitigen und überjchwenglichen Hoffnungen welche ſich an die Entdeckung des Tuberkulins durd Robert Koch im Sahre 1890 bezüglich jeiner therapeutiihen Wirkjamfeit bei der Be- Handlung der Tuberkuloje geknüpft hatten, durch. die weiteren Forſchungen zerftört worden waren, gewann das Tuberkulin allmählid eine immer höhere Bedeutung als diagnoſtiſches Hilfsmittel. Bei der kliniſchen Er: fennung der Rindertuberfuloje iſt e8 heutzutage überaus wertvoll, und namentlich” in den Fällen verborgener Tuberkuloſe ein jehr jchätbareg, wenn aud nicht abjolut ſicheres Diagnoftilum geworden. Die gebräuch- lihe Applifationsmethode war biß in die neueite Zeit ausſchließlich Die fublutane Impfung, und zwar jowohl in der Human» wie in der Veterinärmedizin.

Sm Sabre 1907 wurden fajt gleichzeitig zwei neue Methoden in Vorſchlag gebracht: die Hautimpfung nach Analogie der Valzination von v. Pirquet und die Ophthalmodiagnofe von Wolff-Ei3ner und Eal- mette. An die erjten Mitteilungen dieſer Gelehrten ſchloß ſich in der menjchenärztlicden Literatur eine wahre Hochflut von Veröffentlichungen, die jo ſehr anjchwoll, daß beiſpielsweiſe die „Deutiche medizinische Wochen- Ichrift“ in ihrem Sahrgang 1908 erklärte, für weitere Driginalien über diejen Gegenſtand ihre Spalten jchließen zu müffen. Im Gegenjaß Hierzu ijt in der tierärztlichen Literatur namentlich in der deutjchen bis jest nur eine verhältnismäßig geringe Zahl von wirklich brauchbaren Beobachtungen niedergelegt worden.

Beide Methoden, wie übrigens auch die jublutane Prüfung, bafieren auf dem Prinzip der valzinalen Frühreaktion, d. h. ihr pofitiver Ausfall

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beweift, daß in dem geimpften Organismus bereit Antituberfuline ent- halten find. Im allgemeinen bezeichnet man die dieſen Vorgängen zu: grunde liegende Anderung der Reaktionsfähigkeit, welche der tierijche Organismus infolge einer nfeltion erleidet, als Allergie. Die Allergie- diagnoſtik beiteht alfo ihrem Weſen nad) darin, daß man ein Extraft des betreffenden Infektionserregers in irgend einer Weije auf den Organismus einwirken läßt und defjen Verhalten auf den Eingriff verfolgt.

Shre erite Anwendung fanden die neuen Reaktionen, wie bereitö an- gedeutet, beim Menjchen und wurden dann zunächſt von franzöfifchen Borihern an Tieren, und zwar an Rindern, vereinzelt aud) an Hunden, verfucht. Über Verwendung bei anderen Haußtiernrten liegen bis jeßt noch feine Veröffentlichungen vor. Aber bejonder3 für die Feititellung der Zuberkuloje bei Schweinen, wo die thermilche Diagnofe infolge der natür- lichen Widerfeglichkeit der Tiere umftändlih und ſchwierig it, wären genauere Unterfuchungen, namentlic) uber den Wert der Tonjunktivalen Methode, äußert erwünſcht.

Die techniſche Ausführung geftaltet fich bei beiden neuen Verfahren ſehr einfach. Am Rinde wird bei der Ophthalmomethode nach dem Vor- fchlage von dv. Pirquet und Schnürer mitteld eines Pinſels die Impf⸗ flüffigfeit in eines der Augen gejtrihen. Auh Guérin und Delattre bedienen ſich eines Kleinen Dachſshaarpinſels; mit der linken Hand wird da3 obere Lid des linken Auges in die Höhe gehoben und mit der rechten der Pinjel auf den Augapfel gebracht. Die Lider werden dann aneinander gelegt und ein leichter Drud auf den Pinſel ausgeübt, um die Flüſſigkeit aus ihm auszupreſſen. Klimmer und Kieſſig dagegen lafien den Kopf des Tieres jo halten, daß das rechte Auge nad) oben gerichtet if. Die Augenlider werden audeinandergezogen, und dann wird dad Tuberkulin aus einem Tropffläichchen bzw. einem Augentropfgläschen in den äußeren Augenwintel eingeträufelt. Um das Quberfulin Jängere Zeit auf die Konjunktiva einwirken zu lafjen, wird daS Auge: zur Verhinderung des Lidſchlages eine Zeitlang geichlofien gehalten. Die fih an die Tuberkultn- einträufelung anfchließende Reaktion teilt Wolff-Eisner in drei Grade ein: beim erjten eine Rötung der Bindehaut, beim zweiten außerdem Schleim: und Fibrinerjudation, wozu beim dritten noch Aufloderung und feröfe Durchtränfung der Konjunktiva treten. Nah VBalleed Beob- achtungen beitand bei Rindern die Reaktion in Ptoſis, Rötung und Odem der Bindehaut, feltener machten fih Elkchymoſen und fchleimig-eitriges Sekret bemerkbar; fie begann zwiſchen der 6. und 12. Stunde und dauerte 36 bis 40 Stunden, jeltener 3 bis 4 Tage. Klimmer und Kieſſig fanden bet pofitivem Ausfall Nötung der Konjunktiva, Tränenfluß oder jchleimig-eitrige Flockenbildung durchjchnittlic) 6 bis 9 Stunden nad) der Einträufelung; ihren Höhepunkt erreichte die Reaktion nad) 24 Stunden, um von da an allmählich wieder abzuflingen, und zwar der Regel nad innerhalb weniger al3 72 Stunden. Bel der Unterſuchung des geimpften Auges tft, wie dv. Birquet und Schnürer hervorheben, befonders auf die Nidhaut zu achten. Unter normalen Verhältniſſen tft dieje ganz blaß und zeigt einen ſcharfen, faft durchſcheinenden Rand; bei pofitiver

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Reaktion jedoch iſt fie lebhaft rofarot gefärbt, und der Rand ift durch die Anjchwellung jtumpf. Die Unterfudung it 24 Stunden nad) der Impfung vorzunehmen; als Kontrolle dient das nicht behandelte Auge.

Bon hohem wiſſenſchaftlichen Intereſſe find die jorgfältigen Unter- juhungen Cominottis über die Beichaffenheit des Sekrets bei pofitiver Reaktion. In einem Zalle fand er darin 92 Prozent neutrophile, poly« nukleäre Leubozyten, 3 Prozent große, 2 Prozent mittlere mononufleäre Leukozyten, 1 Prozent Lymphozyten und 2 Prozent Übergangsformen, in einent zweiten Falle 89 Prozent neutrophile polynufleäre, 5 Prozent große, 3 Prozent mittlere, 1 Prozent Heine mononulleäre Leukozyten und 2 Prozent Übergang3formen.

Die Technik der Rutanimpfung bejteht nah Klimmer und Kieſſig darin, daß teıl3 an einer Seitenfläche des Haljed, teils am Euter, teils an der Olutäalgegend nahe der Echweifwurzel die Haut rafiert und das Zuberfulin entweder ohne oder nad) voraufgegangener Skarifizierung der Haut eingerteben wird. Die Unterſuchungen von Vallse brachten den Nachweis, daß beim Winde die Haut möglichjt tief jkarifiziert werden müſſe. Dementiprehend jchreiben v. Pirquet und Schnürer nad» folgendes Verfahren vor: Die Haut an der Echulter wird in der Aus— dehnung von etwa 10:6 cm rafiert, mit einem reinen Tuch abgetrodnet, an drei Stellen kreuzweiſe mitteld eines jcharfen Inſtruments jkarifiziert und hierauf an zwei Stellen mit Tuberkulin bepinjelt; die mittlere Stelle dient zur Kontrolle, Die Schnitte müſſen deutlich die oberjten Schichten der Kutis treffen, dürfen aber anderjeitö zu feiner größeren Blutung führen Die Belichtigung der Impfſtelle erfolgt nad) 24 Stunden. Eine pofitive Reaktion fennzeichnet fi) durch eine ficht- und taftbare Snfiltration, die bei etwa 1 cm langen Schnitten 20 bis 60 mm im Durchſchnitt erreicht und in der Negel mehrere Tage hindurch deutlic bleibt. Bei der negativen Reaktion verhalten ſich die bepinjelten Stellen wie die Kontrollitellen, d. h. fie lafjen nur eine geringe Ans ſchwellung der Schnittränder erkennen. Ballee legt ebenfall3 Wert darauf, daß die Skarifilationen bis in die oberflädhlichen Schichten der Kutis führen, fo daß eine leicht blutig gefärbte Gemwebsflüffigfeit hervortritt. Bei pofitiver Reaktion ſetzte nach 24 Stunden eine rötlichgraue Infiltration ein, die nad) 48 Stunden ihren Höhepunft erreidhte und 4 bis 5 Tage long deutlich fichtbar blieb.

Lignieres machte den Vorichlag, die eben befchriebene Reaktion als Dermorealtion zu bezeichnen und die Benennung Kutireaktion für eine von ihm empfohlene neue Methode zu wählen, bei welcher das Tuberkulin ohne Skarifikation in die unrafierte Haut eingerteben wird. Namentlich von deutſcher Seite wurde jedoch die Lignieresihe Nomenklatur als Verwirrung anrichtend mit Entichtedenheit zurückgewieſen, zumal der lebte genannten Methode nach den meilten biäherigen Berichten feine Braud)- barfeit in der tierärztlichen Praxis beigelegt werden Tann.

Ganz neuerdingg haben Mouffu und Mautour noch eine „Intradermo-Reaktion“ eingeführt, bei der eine beftimmte Menge von Zuberkulin in die Dide der Haut eingefprigt wird. Als Impfitelle

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wählten fie bei Rindern eine der beiden Hautfalten zwijchen Schweifanjaß und After, bei Schweinen die bewegliche Hautſtelle am Grunde der Ohren, bet Schafen und Ziegen die Echwanzfalte. Nach den Beobachtungen der Autoren entwidelt ſich bei tuberfulöjfen Tieren an der Impfſtelle inner- halb 24 big 48 Stunden vermehrte Empfindlichkeit, Hautverdidung ſowie ein zirkuläres ſubkutanes Odem, da3 fi) vom 3. oder 4. Tage wieder zurüchildet. |

Bon ganz mefentlicher Bedeutung hat fich nach allen bisherigen Er- fahrungen die Beichaffenheit des Impfſtoffes erwieſen, d. h. die Art des Tuberkulind und feine Konzentration. Das Alttuberfulin (Tuberculinum Kochii) ift befanntlich em Glyzerinextrakt aus Reinkulturen von Tuberfel- bazillen und wird in der Weile gewonnen, daß man eine Bprozentige Ölyzerin-Bouillonkultur, auf deren Oberfläche die Tuberfelbazillen längere Beit bei 37° 0. gewachſen find, durch Filtration von den Bazillen befreit und dann auf ein Zehntel ihres VBolumend verdampft. Das 1901 von Koch eingeführte Neutuberkulin wird hergeitellt, indem getrocknete und dann fein pulverifierte Zuberfelbazillen mit der 100fachen Menge Waſſer und Glyzerin aufgeſchwemmt werden; es ftellt mithin ein Emulfion zer- trämmerter Quberfelbazillen dar. Bejonderd für die Anwendung bei Rindern wird es, wiewohl darüber in ausreichendem Maße noch feine vergleichenden Unterjuchungen bet den in Rede ftehenden Methoden vor⸗ Itegen, von einer gewiſſen Bedeutung fein, ob das Tuberkulin aud Bazillen humaner oder boviner Herkunft bereitet it.

Beim Menſchen arbeitete Detre auf Grund dieler verjchtedengradigen Wirkung eine differential-diagnoftiiche Methode mittel8 kutaner Impfung aud. Er verwendet hierbei gleichzeitig drei Präparate: das Kochſche Alt- tuberfulin, ein humanes und ein bovines Bazillenfiltrat und glaubt aus der jeweiligen Prävalenz der an der smpfitelle entitehenden Papeln wichtige Schlüfje .hinfichtlih der Art der Anftedung, ob durch Bazillen vom Menſchen oder vom Ninde, ziehen zu können. Der Volljtändigkeit halber jei noch kurz erwähnt, daß ein rumänifcher Zoricher, Irimescu, beit 44 von 45 tuberkulöjen Menjchen einen pofitiven Ausfall der Ophthalmo- reaktion nad) Verwendung von Timothein, einem aus Zimotheebazillen bergeitellten Präparat, beobachtet haben will.

Des weiteren fpielt die Konzentration des Tuberkulins eine wejent- lihe Rolle. In der Menjchenmedizin werden im allgemeinen 1 bis Apro= zentige QTuberfulinlöjungen verwendet. So benußte Citron bei jeinen Experimenten über die Dfularreaktion 1 prozentiges Alttuberkulin, Bandler und Keibiſch dagegen bei futanen Impfungen an Ermwachlenen uns verdünntes Alttuberkulin. Zwecks Haltbarmahung der Löjungen wird von Franke Zuſatz eined Körnchens Thymol, von anderen ein 3 pro= zentiger Borjäure-Zujaß empfohlen.

Eine bejondere Impfflüſſigkeit ftellte fih Calmette her. Um Die reizende Wirkung des im Tuberkulin enthaltenen Glyzerins im Auge aus: zufchalten, fällte er die im Tuberkulin vorfommenden und fein wirkſames Prinzip darjtellenden Eimeißitoffe durch 75 prozentigen Alkohol, trodnete fie und ſchwemmte fie zu einer 1prozentigen wäſſerigen Löſung auf.

Zeitfchr. f. Veterinärfunde. 1909 4. Heft. 13

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Bald nachdem die beiden neuen Methoden Eingang in die tierärzt- lihe Praxis gefunden hatten, ftellte ich heraus, daß man beit Tieren zu jtärferen Konzentrationen greifen müfje, da die beim Menſchen gebräuch— lihen Verdünnungen feine einwandfreien Nejultate ergaben. Umfangreiche Unterfuchungen über dieje Frage ftellten vor allem Klimmer und Kieſſig an; fie famen zu dem Schluß, daß geringere als 50 prozentige Löſungen feine ficheren Reaktionen hervorrufen; als guten Impfſtoff empfehlen fie das zum Zwecke der Ophthalmoreaktion eigens hergeftellte und gebraudj8- fertige Tuberkulin der Firma Humann & Teißler in Dohna i. ©. Auch dv. Pirquet und Schnürer fahen brauchbare NRejultate nur bei Benußung von unverdünntem „Tuberculine brüte veterinaire“ des Snftitut8 Paſteur in Parts uud von Perlſucht-Tuberkulin Höchſt; Ion die Verdünnung von 1:4 ergab wejentlich geringere Rejultate.

Bon der probatorifchen Impfung mittel3 der ſubkutanen Methode tft ihon lange befannt, daß hierbei Häufig nıcht unerhebliche Nebenwirkungen unerwünjchter Art bei den Impftieren eintreten, fo namentlid) ſchwere Beeinträdhtigung des Allgemeinbefindens bis zu mehrtägiger Dienft- unbrauchbarteit bei Arbeitd: und Zuchttteren ſowie beträdhtlihe Herab- ſetzung der Milchergiebigleit bet Milchtieren. Im Gegenjage zu den Er- fahrungen beim Menſchen, wo vereinzelt unangenehme Begletterjcheinungen wie Schüttelfröfte, Hauteranthem, Appetititörungen fit) aud) an die kon— junftivale und futane Smpfung ſchloſſen, liegen bisher Mitteilungen über gleichartige Beobachtungen bei Tieren nicht vor. Vielmehr Hat es den Anichein, als ob bier dieſe beiden Methoden den Charakter harmloſer Eingriffe beſitzen.

Über den prognojtiiden Wert der beiden Reaktionen find ein- wandfreie Unterjuchungen noch in zu geringer Zahl vorgenommen worden, und gehen die Anfichten noch zu weit außeinander, als daß gegenwärtig Ichon ein einigermaßen ficheres Urteil gefällt werden kann. Mac Lennan, Webfter und Kilpatrid beitreiten entjchieden, daß der Grad des Aus—⸗ falls der Augenreaftion beim Menſchen einen Rückſchluß auf die Aus—⸗ dehnung der Erkrankung geitattet. Lafranchi dagegen zieht aus jeinen Verſuchen an 30 Milchkühen der Simmentaler und Schwyzer Raſſe den Schluß, daß ſowohl bei der konjunktivalen wie bei der kutanen Methode die Intenſität der lokalen Reaktion im umgekehrten Verhältnis zur Schwere der Veränderungen jtebe.

Eine befanntlih häufig zu betrügerifchen Manipulationen benußte Eigentümlichkeit der ſubkutanen Impfung befteht darin, daß fie bet einer Wiederholung innerhalb einer gewiſſen Zeit auch bei tuberfulöfen Tieren reaktionslos verläuft. Es wäre mithin ein großer Fortichritt, wenn fich von den neuen Methoden der fichere Nachweis erbringen ließe, daß ihnen jener Nachteil nicht innewohnt. Klarheit über diefen Punkt bejteht vor: läufig jedoch noch nicht. Vallée und fi ihm anfchließend Cominotti behaupten, daß durch wiederholte Tuberkulininftillationen in die Augen tuberfulöfer Tiere eine lokale Überempfindlichkeit hervorgerufen wird, und zwar in der Weiſe, daß die Reaktion nicht nur fchneller, fondern aud in verjtärktem Maße Hervortritt. Sm Gegenjabe hierzu folgern Klimmer

und Kieſſig aus ihren Beobachtungen, daß dem Anſcheine nach bei tuberkulöſen Tieren die voraufgegangene Tuberkuliniſierung der Konjunk⸗ tiva einen geringen nachteiligen Einfluß auf die zweite Prüfung ausübt, und zwar ſowohl auf dem vorbehandelten wie auf dem anderen Auge. Ein ganz andered Verhalten zeigten jedoch jolche Tiere, welche auf die erſte Dfularprobe nicht reagiert hatten; bier wurde zuweilen be— obachtet, daß die zweite, innerhalb 14 Tagen ausgeführte, Tuberkulin- einträufeluig eine mehr oder weniger deutliche Reaktion zur Folge hatte; diefe Hyperjenfibilität trat nicht in Ericheinung, wenn die Vorbehandlung auf dem anderen Auge jtattgefunden hatte.

Die Frage der Wechjelbeziehungen der verjchiedenen Ympfmethoden wurde bejonders dadurd aktuell, daß Lignisres den Vorſchlag made, die thermilche Prüfung durch gleichzeitige Anwendung der ofularen und futanen Methode zu erſetzen. Nach den Angaben von Klimmer und Kiefiig Hat eine vorausgegangene ſubkutane Tuberkulineiniprikung auf die nachfolgende Ophthalmorealtion feinen Einfluß. Auch nad) den Ver- ſuchen von Guerin und Delattre fcheinen fich die beiden Prüfungs- arten nicht zu beeinträchtigen; vier Rinder, bei denen die Subfutanimpfung poſitiv ausgefallen war, ließen 6 Tage jpäter auch eine deutliche Augen: reaftion erfennen. Auffallend war das Verhalten eine Rindes, das auf die Tuberkulineinprigung gar nit, auf die fonjunftivale Impfung da- gegen jehr ftark reagiert hatte; die 8 Tage nad) Iebterer vorgenommene zweite Injektion in die Unterhaut rief nun eine Temperaturiteigerung um 1,3° C. fowie heftige Entzündungserjcheinungen auf dem behandelten Auge hervor. Zu anderen Beobachtungen gelangte Selan bei 22 Kühen, welche er gleichzeitig der fubkutanen, der Eonjunktivalen und der futanen Methode unterzog. Hier fehlten in jedem Falle der pofitiven Reaktion der Sub- futantmpfung die pofitiven Erjcheinungen der beiden anderen Methoden. Der Autor läßt es jedoch vorläufig noch unentichieden, ob die Urſache dieſes merkwürdigen Ergebniſſes Fehlern feiner Technik oder des Impf⸗ jtoffe8 oder . in einer aufhebenden Wirkung de in den Blutitrom ein- geführten Tuberkulins zu juchen ift.

Über die Erjcheinungen bei gleichzeitiger Anwendung der ofularen und kutanen Methode weichen die Anfichten noch voneinander ab. Während z. B. Zafrandi der Meinung ilt, daß die beiden Methoden bei gleich- zeitigecr Anwendung einander fontrollieren und ergänzen, behauptet PBanizza, daß bei pofitiver Ophthalmoreaktion die Kutanimpfung voll- fommen negativ bleiben fann und daß ed den Anjchein Hat, daß die eritere am konſtanteſten auftritt.

Über Fehlrefultate und deren Urfachen iſt beſonders die menſchen⸗ ärztliche Literatur reich an kaſuiſtiſchen Mitteilungen. Nach Köhler laſſen bei der Inſtillationsmethode Patienten mit vorgeſchrittener Tuberkuloſe die Reaktion vermiſſen, nah Cohn ſogar in 50 Prozent der Fälle; da—⸗ gegen können andere Leiden, wie Typhus, befonders in der Rekonvaleszenz, jowie Gelentrheumatismus (Schend und Seiffert), eine pofitive Wirkung auslöſen. Anderjeit3 ſahen die beiden leßtgenannten Autoren gefunde Menichen in 50 Prozent pofitiv reagieren. Hinfichtlic der Kutanimpfung

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weiſt ſchon dv. Pirquet daraufhin, daß einerjeit3 kachektiſche und miliar- tuberfulöfe Kinder nicht reagieren, ambderjeit3 bei nicht tuberfulöfen Erwachſenen leicht eine pofitive Reaktion eintreten fann. Dielen Er: fahrungen beim Menjchen entiprechend berichtet Moufju, daß bei zwei Kühen mit ausgebreiteter Tuberkuloſe die Kutimethode negativ geblieben jei, ebenjo reagierten aber auch Rinder nicht, die bei der thermijchen Brüfung in der Regel pojitiv reagieren, wie Tiere mit chroniidem Durchfall, mit purulenter Infektion und mit Zungenaltinomploje. Bei der Ophthalmo- methode ſah Pantzza ein nichttuberfulöfes, jedoch mit Aktinomykoſe be= haftetes Tier pofitiv reagieren.

Abgejehen von diejen vereinzelten Fehlreſultaten aus nachweisbaren Urſachen, gehen auch die allgemeinen Urteile über den Wert der beiden neuen Methoden für die tierärztliche Praxis noch auseinander. Der Rutanimpfung wird bejonders deutjcherfeit3 wenig praftijche Bedeutung beigemeijen und ftimmen faft alle Berichterjtatter mit Neinedes Anficht überein, wonach e8 zweifelhaft erjcheint, daß die kutane Zuberfulinprobe für die Diagnoje der Nindertuberkuloje eine ähnliche Be- deutung erlangen wird, wie die jublutane. Die Beurteilung der kon⸗ junftivalen Prüfung tft im großen und ganzen eine weſentlich günitigere. Das Urteil Vallées, daß dieje Methode fich in der Veterinärmedizin deshalb nicht jyftematiich werde verwenden lafjen, weil die gleichen Augen ericheinungen zu leicht durch andere Mittel vorgetäufcht werden können, jteht vereinzelt dar. Die Mehrzahl der Forſcher erblict, wie Klimmer und Kieſſig, in der Methode ein recht brauchbares und bequemes Hilfs: mittel zur Erfennung der Tuberkuloje am lebenden Rinde. Für das praftiiche Borgehen bei der Zuberkulojetilgung in einem Rinderbeſtande empfehlen v. Birquet und Schnürer, als einfachſtes Verfahren die konjunktivale Reaktion als Ausmwahlrealtion anzuftelen. „Bet zweifellos pofitivem Nejultat ift das Tier als tuberkulös anzujehen; bei zweifelhaften oder negattvem Ausfalle der Augenprobe iſt die ſubkutane Injektion auszuführen. Die Ausführung kann in folgender Weiſe vor ſich gehen: 1. Tag: Ein- träufelung von Zuberfulin in das rechte Auge jedes Rindes, ausgenommen jener, die an KonjunttivitiS leiden. Bei diefen Tieren iſt die kutane Brobe anzuſtellen. 2. Tag: Reviſion. Ale Rinder mit rechtöjeitiger Konjunktivitis und mit pofitiver Hautreaftion find als tuberkulös anzus merfen. 3. Tag: Subkutane Zuberkulineiniprigung bei allen übrigen, auf Haut⸗ und Augenprobe negativ oder zweifelhaft reagterenden Rindern.“

Riteratur.

. Bandler und Kreibifch: „Deutfche mediziniſche Wochenſchrift“, 1907, S. 1629. . Salmette: Compt. rend. de l'acadé mie des sciences de Paris, 1%7.

. Eitron: „Deutfde medizinische Wochenſchrift“, 1907, S.1353.

. Cohn: „Berliner kliniſche Wochenſchrift“, 1907, Nr. 47.

. Gominotti: „Clinica veterinaria*, 1908, Nr. 30.

. Detre: „Deutfche mediziniſche Wochenſchrift“, 1908, S. 2055.

. Garth, Kraniih und Grünert: „Deutſche tierärztlihe Wochenſchrift“, 197, S. 197.

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8. Guerin und Delattre: „Bull. de la soc. centr. de méd. vet.“, 30.7. 1907. 9. Srismescu: „Revista Stintelor medicale*, Bukarest, Jahrg. III., Bd. II. 10. Klimmer u. Kieffig: „Monatshefte für prakt. Tierheilftunde”, XX. Bd., 3. Heft.

11. Köhler: „Deutſche medizinische Wochenſchrift“, 1907, S. 2082.

12. Zafrandi: „Clinica veterinaria*, 1908, Nr.2 bis 4.

13. Ligniere3: „Bull. de la soc. centr. de med. vet.“, 1907, ©. 326.

14. „Compt. rend. de l’acad. des sciences“, 1907, 28. Dit. u. 25. Nov. 15. „Bull. de la soc. centr. de med. vet.“, 1907, ©. 517.

16. Mac Lennan, Webfter und Kilpatrid: „Deutfche medizinische Wochen: ſchrift“, 1907, ©. 2155.

17. Mouffu: „Bull. de la soc. centr. de med. vet.“, 30. 7. 1907. 18. Moufju und Mautour: „Rec. de med. vet.“, 30. 10. 1908. 19. Banizza: „Clinica veterinaria“, 1908, Nr. 26 bis 27.

20. v. Birquet: der Technit und Methodik der Immunitätsforſchung“, Jena, 1908, ©. 1

21. v. „Monatshefte für praktiſche Tierheilkunde“, XIX, Bd., 9. Heft.

22. on „Berliner Tierärztlihde Wochenſchrift“, 1907, ©. 313.

23. Schend und Seiffert: „Münd. medizin. Wochenſchrift“, 1907, Nr. 46.

24. Selan: „Clinica veterinaria*, 1908, Nr. 12.

25. Ballse: „Bull. de la soc. centr. de med. vet.“, 1907, S. 308 und 326.

26. Wölfel: „Berliner Tierärztlihe Wochenschrift”, 1908, ©. 369.

27. Wolff-Eisner: „Berliner kliniſche Wochenſchrift“, 1907, Nr. 22.

28. „Die Opbthalmo: und Kutandiagnoje der Tuberfuloje nebit Beiprechung der Hiniichen Methoden zur Frühdiagnofe der Lungentuberkulofe”, Würzburg 1908.

Statistical and General Report of the Army Veterinary Service for 1907.

Der Beriht iſt von dem Direftor-General des Armee: Beterinär- wejens, Herrn %. Smith, verfaßt und weiſt auf die Tatjache Hin, daß die Pierdehaltung in der engliichen Armee in den legten Jahren .eine bedeutfame Änderung durchgemacht Hat, indem fie in das Stadium der Dezentralifation trat. Die Negimenter und Abteilungen werden in den Angelegenheiten, die auf die Pferdehaltung Bezug haben, nicht mehr will- fürlih von einer Stelle aus geleitet, jondern e3 joll frei und unabhängig nad, eigenem Ermeſſen vorgegangen werden, damit die Offiziere Er- fahrungen in der Kunit der Pferdebehandlung erwerben.

Dabei find natürlich auch einige Nachteile bemerkbar geworden, vor allem der, daß die Höhe, welche die oben genannte Kunft bei den einzelnen ZTruppenteilen erlangt bat, recht verjchieden tft.

Nach des Verfaſſers Anficht find die Stalldygiene und Die Huf- pflege in den Iebten 25 Sahren in England zurücdgegangen, und zwar ichreibt er das ganz beſonders dem Einfluß zu, den die Matragenjtreu in England ausgeübt Hat. Diejes billige und bequeme Syitem hat in England Anhänger gefunden, es joll aber nach Smith die Hufe jchädigen. Nach Smith follen die Hufe troden und rein gehalten werden.

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Herner ſieht Smith einen Niedergang der Pferbepflege in dem Um⸗ ftand, daß der Hufbeichlag heute fchlechter ausgeführt wird als früher, und auch die Hufe zwiſchen den einzelnen Beichlägen nicht jorgfältig genug gepflegt werden.

Ein weitere Zeichen für den nicht immer günftigen Einfluß der Dezentralijation tft die ftetige Zunahme der Kolikfälle. Gerade dieſe Krankheit wird in hohem Maße durch die Fütterung beeinflußt. Unter einheitlicher Leitung mar der Prozentſatz der Kolilerfranfungen in der Armee 2,36 (im Durdjchnitt von 10 Jahren). Unter dem neuen Syitem it Die Zahl der Kolikerkrankungen ſtändig in die Höhe gegangen und beträgt jet 4,35 Prozent.

Unter die hauptſächlichſten Fehler rechnet Smith die zu geringe Fütterung im Winter, um für Die Exerzierperiode Vorrat für Zulagen zu haben, ferner plögliche Anderungen in der Beichaffenheit und Menge des Futters, den übermäßigen Gebrauch bejonderer Futtermittel, deren Bufammenjegung oft unbelannt und deren Wert zweifelhaft iſt; ferner die Verabreichung gelochten Futter an die Pferde, die ihrer ganzen Ein- tihtung nad) für die Verdauung ungelocdhter Nahrung bejtimmt find, dann die Verwendung von Leinjamen in zu großen Mengen und in ungenügender Verarbeitung, die übermäßiger Verfütterung von ©rünfutter, ebenfo die Verfütterung von ©rünfutter in unreifem, gegohrenem und überreifen Zuftande, und ſchließlich die Verabreihung großer Mengen von Kleie, die noch von manchen für nahrhaft angelehen wird. Kleie ift ein aus» gezeichnetes diätiſches Mittel für Iranfe oder nicht arbeitende Pferde. Die modernen Mühleneinrichtungen lafjen jedoch fo wenig Mehl in der Kleie, daß ihr Nährwert nicht viel größer iſt al3 der von Sägelpänen.

Außerordentlih hoch ift die Zahl der Pferde, die wegen Wunden und Berlegungen dem Krankenſtall übermwiejen wurden; fie beträgt zirka 55 Prozent der Iſtſtärke. Wegen Lahmbeit waren einige 20 Prozent in Behandlung, wegen Leiden der Atmungsorgane 8 Prozent, wegen Erkrankung der Verdauungsorgane 7 Prozent und etwa ebenjoviel wegen Leiden der Haut und wegen infektiöſer Krankheiten.

Um es gleich vorweg zu nehmen, jo wollen wir bier bemerken, daß die Zahl der wegen Wunden und Verlegungen behandelter Pferde in unferer Armee nur 121/. Prozent der Iſtſtärke betrug, aljo viermal geringer al3 im engliichen Heere war.

Die Vergleihung der Zahlen des engliichen Berichts mit denen’ ded deutjchen Veterinär-Sanität3bericht3 wird durch zwei Umftände erichwert. Einmal Hängen diefe Zahlen von der Führung der Krankenbücher ab. Wenn alle Kleinigkeiten gebucht werden, fo ſchwellen die Zugangsziffern an. Ferner kommen in dem englifchen Bericht Bezeichnungen vor, Die wir nicht anwenden oder die bei und eine andere Bedeutung haben. So finden wir in dem engliichen Bericht 861 Fälle unter „Fieber“, von denen feiner ftarb, getötet oder ausrangiert wurde.

BZiemlih dunkel tft auch die Angelegenheit der Lungenentzündung. Wir finden da 329 Fälle von Influenza (3 geftorben), 53 Yälle von fontagidjer Pneumonie (9 geftorben), 159 von ſporadiſcher Pneumonie

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(40 geftorben), und 944 Fälle von Katarrh (ohne Verluſt). Der Be- richt macht auch Angaben über die Krankheitöverhältnifle des jüdafri- kaniſchen Kontingents. Danach iſt die Mortalität in Südafrika 4,88 Pro— zent, welche Hauptjächlich . durch Pferdeiterbe und Berdauungsftörungen bedingt find. Viel wiederitandsfähiger erwiejen fich die Maultiere, deren Dienftuntauglichleit meiftend durch Verlegungen und chirurgiſche Krant- heiten bedingt wurde. Wegen Rotz wurden ſechs Pferde getötet. C. Troefter.

Tagesgelchichte.

Oberveterinär Tiegs FT.

Um 21. März d. JIs. verjchied nach langem, jchwerem Kranfenlager der Oberveterinär Franz Tiegs im 1. Oftpreuß. Feldart. Negt. Nr. 16.

In Neitau, Kreis Greifenberg (Bommern), am 3. April 1876 geboren, trat Franz Tieg3 am 2. Dftober 1894 als Beterinärajpirant in das Ulan. Regt. Katjer Alerander II. von Rußland (1. Brandenburg.) Nr. 3 ein und jtudierte von Oktober 1897 bis Auguft 1901 als Angehöriger der Militär: Beterinär-Alademie.e Zum Unterveterinär ernannt fam er in dad 1. Leib-Huf. Regt. Nr. 1, bei welchem Truppenteil er auch nad) feiner Beförderung zum Oberbeterinär am 23. September 1905 noch weiter verblieb. Am 1. Juli 1908 wurde er als Aſſiſtent an die Militär-Lehr- ſchmiede Königäberg i. Pr. verjeßt, wo er aber feines Leidens wegen nur zwei Monate Dienft tun fonnte. Am 1. Oktober 1908 erfolgte jeine Ber- jegung in da3 1. Oſtpreußiſche Feldart. Regt. Nr. 16, jedoch war er nicht mehr in der Lage, feine neue Dienftjtelle antreten zu können.

Durch reiches gediegened Wiljen, gute praftiiche Erfahrung, peinlichites Pflihtgefühl verbunden mit freundlichem Weſen und vornehmer Geſinnung hatte er fih bei allen, mit denen er während feiner kurzen Tätigkeit an der Lehrjchmiede Königsberg in Berührung kam, Anerkennung und volles Vertrauen erworben. Ein langwieriged, heimtückiſches Leiden, von dem er vergebene Heilung gejucht hatte, machte dem jo jchaffensfreudigen Leben ein allzufrühes Ende. | | Ehre jeinem Andenfen! |

| Krilt.

Verfcbiedene Mitteilungen.

Korpsitabsveterinär König wurde kürzlich als erſter Tierarzt von dem „Verein für wiſſenſchaftliche Heilkunde“ in Königsberg ein— ftimmig zum ordentlichen Mitglied ernannt. Genanntem Verein fünnen

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ftatutenmäßig nur Arzte angehören, und es ftehen an feiner Spige die mediziniihen Profefjoren der Univerfität. Der Delan der medizinijchen Fakultät jchlug Korpsftabsveterinär König als Mitglied vor, und der Borfitende des Vereins, Geheimrat Prof. Dr. Lichtheim, wie darauf hin, daß die Statuten veraltet jeien und daß er als innerer Kliniker zwifhen Menſchen- und Tierheiltunde keinen Unterjchied mehr made. Dieſes von jo maßgebender Stelle audgehende Urteil und die ihm folgende einitimmige Erwählung des Korpsitabsveterinärd König zum Mitglied einer auserleſenen mediziniſchen Geſellſchaft dürfen gewiß als erfreuliche Zeichen der Zeit angejehen werden.

Hygieniſcher Kurſus für Tierärzte. Eine gewiß für zahlreiche Tierärzte willkommene Einrichtung hat der Verein für Säuglingsfürjorge im Regierungsbezirk Düffeldorf getroffen, indem er in einem großartig angelegten Verſuchsſtalle und in den Laboratorien der Alademie für Praktiihe Medizin unter Leitung von Profeſſor Dr. Shloßmann einen Kurſus in der Milchhygiene vom 5. bis 10. Juli veranftaltet. Diejer Kurſus ift ſpeziell für Tierärzte beitimmt. Er umfaßt da8 ganze Gebiet in ‘zahlreichen Einzelvorträgen, Übungen und Befichtigungen.

Die Teilnahme iſt unentgeltlid. Es iſt nur eine Einfchreibgebühr von 10 Mark zu entrichten. Genaues Programm und Stundenplan find durch die Geſchäftsſtelle des Vereins für Säuglingsfürforge im Regie— rungsbezirk Düfjeldorf, Düfjeldorf, Werjtenerjtraße. 150, unentgeltlich zu beziehen.

Arzte und Tierärzte gehören nicht zu den Gewerbetreibenden im Sinne des Paragraph 14, Abi. 1, Nr. 2 des Invalidenverſicherungs⸗ gejeßes und find deshalb nicht befugt, freiwillig in die Verjicherung ein- zutreten. Das von einem reichsländiſchen Kantonaltierarzt, welcher zugleich praftifcher Tierarzt ift, in Anſpruch genommene Recht, in feiner Eigen- ſchaft als praktischer Tierarzt in freiwillige Verjicherung gemäß obigem Paragraphen einzutreten, hat das Reichsverſicherungsamt durch Beſchluß vom 28. Juli 1906 verneint. (Veröffentl. ded Kaiferl. Geſundheitsamts, Nr. 10.)

Eine jehr einfache Reaktion zur Unterfheidung von roher und gefochter Milch veröffentliht Gauder in den Annal. chim. analpt. 1908. 13. Er benußt das Hämatein zum Nachweis gelodhter Milch. 20 ccm rohe bzw. gelochte Milch werden mit 20 Tropfen einer Löfung von 0,2 Hämatein in 20 ccm Wafjer verlegt. Die gelochte Milch entfärbt fih in einigen Sekunden, die rohe Milch bleibt roja gefärbt. Die Färbung ift geringer oder ftärfer je nach dem Grade der Erhigung. Bei Mil, welche in gejchloffenen Gefäßen bei 100° oder 110° ſteri— lifiert wurde, bleibt die Rofafärbung in geringer Abſchwächung eine halbe Stunde beftehen und nimmt dann eine dem Milchlaffee ähnliche Yarbe an. Es müfjen frifch bereitete Löjungen verwandt werden. (Beitihrift für Unterfuhung der Nahrungs und Genußmittel, 4.)

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Dr. Kleins Antiperioftin. Die in der vorigen Nummer angegebene Zuſammenſetzung iſt falſch. Antiperioſtin iſt eine 30 prozentige Auf: ſchüttelung (ſpirituss) von Mercurijodcantharidinat, das nach einem patentierten Verfahren vom 15. November 1906 Nr. 193 219, Klaſſe 120, Gruppe 25 hergejtellt wird (Berichtigung durch den Fabrifanten Dr. Klein).

Bücherfchau.

Brof. Dr. Eberlein: Die Huffranfheiten des Pferdes (mit Ausnahme der Krankheiten der Hornkapjel). Mit 270 ZTextabbildungen und 6 Tafeln. Berlag von W. Braumüller, Wien und Leipzig. 1900 bi3 1909.

Eberleind Werk, namentlich deſſen erſte Lieferung, iſt zum Teil ſchon jeit Jahren im Gebraudy und Hat ſich injoweit vorzüglich bewährt. Wenn der Schluß erit jetzt erichien, jo ift das zmeifellod auf die breite und gründliche Bearbeitung des an fich Ichwierigen Gegenjtandes zurüd- zuführen, wie fie bisher noch in feinem Werke zu finden war. |

Welche hierher gehörige Frage fi) auch aufdrängen mag, jet fie pathogenetifcher, pathologiſch-anatomiſcher oder therapeutiicher Art, man wird die Antwort nicht vergebens ſuchen; ebenjowentg fehlt ausführliche Angabe der einfchlägigen Literatur. Das Buh füllt eine früher oft ſchmerzlich empfundene Lüde aus, und ed wird namentlich für den auf dem Gebiete des Hufbeſchlages erfahrenen Militärveterinär geradezu ein Vergnügen fein, darin zu lejen, umjomehr, als die Abbildungen deutlich und inftruftiv find. Bei der Beichreibung der Unterjuchungdmethoden wird auf jeden anjcheinend auch noch fo geringfügigen Umftand aufmerkjam gemacht, welcher auf das Ergebnid von Einfluß fein könnte Die „Unter- juchungen :des Pferdefußed mit Röntgenſtrahlen“ verleihen beſonders dem Werk einen hochmodernen Charakter und bejtätigen oder reftifizieren ge= legentlih unjere bisherigen Anjchauungen über die Pathogenefe mancher Huffrankheiten, die auf Seite 24 vorweg zuſammengeſtellt find.

Wenn twir an diejer Stelle von eingehender Bejprechung der einzelnen Kapitel Abftand nehmen, jo gejchieht died nur aus Mangel an dem dazu erforderlichen Raum und weil ein Teil des Werkes. ohnehin allgemein befannt if. Wir wollen aber nicht verjäumen, darauf aufmerkſam zu machen, daß manchem Lejer eine ausführlichere Beiprechung der Schenfel-. jtellungen mit Berüdjidhtigung der Dignität der einzelnen unregelmäßigen Stellungen erwünjcht jein dürfte. Das wichtige und vielumitrittene Kapitel der Nehe wird auf 45 Seiten in erjchöpfender und kritiſcher Weile abgehandelt, wobei Verfaſſer ſich al8 Anhänger der allgemein ver- breiteten Theorie von der Hufbeinrotation befennt. Ob fi bei Der Notation des Hufbeind und feiner Aſte die Huffnorpel höher als ſonſt über den Sronenrand der Hornkapfel erheben und wie fich die Fleiſch— blättchen der Seiten und Trachtenwand hierbei verhalten, wird aber

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feider nicht näher erörtert und durch beweiskräftige Tatjachen erhärtet, was wünſchenswert gemwejen wäre. Die von Oberfjtabßveterinär Reinide zuerft in die Praxis eingeführten und mohl in jedem Stalle leicht her- zuftellenden Strohſohlen Hätten verdient, auf den Seiten 309, 320 u.a. m. zugleich mit anderen Hufeinlagen genannt zu werden.

Jeder mit der Wifjenjchaft fortichreitende praftiiche Veterinär wird ih gewiß Prof. Eberleind „Huffrantheiten“ für den Handgebraud anſchaffen. Chriſtiani.

Dr. Kurt Kärnbach: Die Neubildungen der Naſenhöhle und der Najennebenhöhlen des Pferdes. Verlag von Rihard Schoetz, Berlin 1909. Preis broſchiert 10 ME., gebunden 11,50 ME.

Das 198 Tertieiten und 11 ausgezeichnete Tafeln umfafjende Wert ift nicht etma einer der in den legten Dezennien fid) ftändig mehrenden Verſuche, das Weſen der Geſchwülſte auf exrperimentellem Wege zu er- gründen, no bringt e8 Gründe für oder wider die Theorien Cohn— heims und Ribberts über Entitehung von Geſchwülſten bei, jondern es ift vielmehr gejchrieben von einem Praktiker für die Praxis. Fördert es deshalb auch die Atiologiefrage nicht weſentlich, jo berüdjichtigt es doch nah Möglichkeit alle übrigen Kapitel der Geſchwulſtlehre, namentlich joweit fie für Diagnofe und Prognoſe in Betracht fommen, jtreift auch bei Beſprechung der Therapie die Gebiete der Aliurgie und Chirurgie. Dffenbar Hat der Verfaſſer die einjchlägige hHumanmedizinische Literatur genau jtudiert und ift dadurch inſtand gefegt, Interefjante Verjchtedenheiten der Krankheitericheinungen bei Menſch und Tier gebührend hervorzuheben, jo 3. B. daß Naienbluten beim Najenlarzinom des Menfchen fehlt, während es bei demjenigen des Pferdes jtetö beobachtet wird. Mit großem Fleiß hat der Verfaſſer alles Material eigener Erfahrung gefammelt und gefichtet, jodann in getrennter Anführung durch das in der tierärztlichen Literatur bereit3 vorhandene ergänzt und beftätigt. Hierdurch wird eine geeignete Grundlage für Diagnofe, Prognoſe und Therapie geichaffen. Der jtatlitiihe Anteil des Werkes berüdjichtigt ſowohl die in Frage fommenden Geſchwülſte im allgemeinen, als aud, jomeit tunlidh, jede einzelne Art derjelben. Der mikroſkopiſchen Unterſuchung der Geſchwülſte als einem wertvollen Hilfgmittel für die Diagnofe tft befondere Aufmerf- ſamkeit zugewendet.

Die genaue Kenntnis der Geſchwülſte in der Naſe und deren Nebenhöhlen beim Pferde iſt für den praktiſchen Tierarzt ſchon deshalb von beſonderer Bedeutung, weil jene zu Roßtzverdacht und Verwechſlung mit Rotz Anlaß geben, ferner auch rechtzeitige chirurgiſche Eingriffe nötig machen können. Die Lektüre des Werke ruft außerdem bei jedem Praktiker die Erinnerung an entiprechende Fälle zurüd und wird gewiß bei mandem Veterinär den Entſchluß reifen lafjen, die Kaſuiſtik der Zumoren bei Tieren überhaupt nad) Möglichkeit zu bereichern.

Chriſtiani.

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Die Drufe der Pferde und ihre Behandlung mit Serum nad D. Dr. Jeß-Prorkowski (Deutjhe Schutz- und Hell-Serum-Ge- jelihaftl. Won Dr. med. vet. ®. Franz, approb. Tierarzt. Leipzig-Gautſch. PVerlagsanftalt Merkur (Aug. Haufe). 1908.

Franz Hat an 16 in verjchiedenem Stadium an Druje erkrankte Pierde die Behandlung mit dem Jeß-Piorkowstiſchen Antiſtreptokokken— jerum erprobt. Die Verjuche erftredten ji zum größten Teil auf Heil- impfungen, zum fleineren auf Immuniſierung und ergaben das Reſultat: „daß das Serum gegen Druſe nad) Jeß-Piorkowski bei rechtzeitiger Anwendung, d.h. im Anfangsitadium der Krankheit, die Druje foupieren kann, anderfeit3 aber bei weiterem Yortichritt des Krankheitsbildes den

Verlauf der Krankheit jehr günftig beeinflußt. Endlih aber auch, daß dem Druje-Serum eine Immunitätskraft innewohnt, die fich, wie erwieſen, auf Sahre eritredt”.

Eine gejhihtlihe Entwidlung der Impfungen gegen Druſe mit Literaturangaben, Erläuterungen über den Begriff der Krankheit nebit hiſtoriſchen Überblid über das Wefen vderjelben, Angaben über die Morphologie, dad Vorkommen und die Färbung und Züchtung des Er- regers jowie Betrachtungen über Bathogenität und natürlichen Infektions⸗ modus vervollitändigen in bejonderen Kapiteln das Werk und geben ihm das Gepräge einer forgfältigen, gewiflenhaften Arbeit. Amann.

Dr. Baul Heine: Leitfaden der Trichineuſchan. Dritte, ſtark ver— mehrte Auflage. Hannover, M. & H. Schaper, 1909. Preis gebunden 1,75 ME., bei Bezug von zehn Sremplaren 1,50 ME.

Das vom Berfafler, dem Direktor des ftädtiichen Schlachthofes in Duisburg a. Rh., für Trichinenſchauer und ſolche, die e8 werden wollen, beitimmte Werfchen umfaßt mehr als 66 Dftavfeiten mit 33 außer: gewöhnlich guten und inftruftiven Textabbildungn. Daß ed feinen Gegenjtand Kar, kurz und doch erichöpfend behandelt, geht am unzwei— deutigiten daraus hervor, daß es in einem Zeitraum von weniger al3 vier Sahren drei Auflagen erlebt hat. Chriftiant.

Dr. R. DOftertag: Leitfaden für Fleiſchbeſchauer. Zehnte, neu- bearbeitete Auflage Mit 190 Abbildungen. Berlin 1909. Verlag von Richard Schoetz. Preis 6,50 ME.

Im Sanuar 1903 erſchien die erſte Auflage des Wertes, welches unter den gleichartigen in eriter Linie fteht und in dem nicht nur LZaien- fleiſchbeſchauer, jondern gelegentlic, auch Tierärzte Auskunft und Ergänzung ihrer Kenntnifjfe ſuchen. In jeder Hinficht entjpricht die neue Auflage ſowohl dem heutigen Stande der Schladtvieh- und Fleiſchbeſchau, als auch jeder berechtigten Anforderung in bezug auf Außftattung; fie bedarf daber feiner bejonderen Empfehlung.

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Dr. 4. Sokolowsky: Tierafllimatifation. Eine biologijch-tierzüchteriiche Studie. Hannover 1909. M. & H. Schaper. Preis 1,80 ME.

Als Alfiitent im Hagenbedidhen Tierpark Stellingen hat Verfaſſer ih Schon feit Jahren mit Tieralflimatijation bejchäftigen und dabei Die Erfahrung machen müfjen, daß unjere Kenntnifje über dieſen Gegenſtand leider noch außerordentlich gering find, anderjeit$ aber unbedingt erarbeitet werden müflen, jchon deshalb, um die Viehzucht in unferen Kolonien lebensfähig und reniabel werden zu laſſen. Aus eigenem Bedürfnis heraus hat er deshalb die vorliegende Studie veröffentlicht, welche zwar weder praftiiche Anmelfungen noch eine ſyſtematiſche Wiedergabe eigener Erfahrungen, wohl aber dankenswerte Überlegungen von überzeugender Logik enthält und jo die Forſchungsrichtung fennzeichnet, durch melde - wir ſpäter zu praftifchen Erfolgen gelangen können. Nach Sokolowskys Anſicht kann es ſich Hierbei nur um eine „vergleichend:tierzüchterijche Methode auf biologiiher Grundlage” handeln. Seine Erörterungen über Alklimatifation, Anpaffung und Eingewöhnung find ſehr anregend ge- ſchrieben und mit Beijpielen belegt.

Wir empfehlen jedem nterefjenten die Leltüre der 70 Oktavſeiten umfafjenden Broſchüre und behalten ung ein ausführlicheres Referat über diejelbe vor. Chriſtiani.

Perfonalveränderungen.

Charatterverleihungen.

Der Charakter „Oberftaböveterinär” mit dem perjönlichen Range der Räte 5. Klaſſe: Stab3veterinär a. D. Rheinländer.

Beförderungen. Bum Oberveterinär: Siebert, Unterveterinär im Huſ. Regt. Nr. 3; Handmann,

überetatm. Oberveterinär im Huf. Regt. Nr. 8, mit dem 1.4. 09 in eine etatmäßige Oberveterinäritelle eingerücdt.

Verſetzungen.

Die Oberveterinäre: Glaesmer, im Leib-Garde-Huſ. Regt. zum Huf. Regt. Nr. 16, dieſer mit dem 1. 7. 09; Hawich, im Feldart. Regt. Nr. 40, zum Leib-Garde-Huſ. Regt.; Kirſch, im Huf. Regt. Nr. 17, zum Feldart. Regt. Nr. 2, Standort Belgard; Karſtedt, im Feldart. Regt. Nr. 25, zum Garde-Drag. Regt. Nr. 23.

Der Unterveterinär Thiede, im Garde-Drag. Negt. Nr. 28, zum Huf. Regt. Nr. 17.

20°

Kommandos.

Die Kommandos der Oberveterinäre Dr. Hobſtetter, im 2. Garde— Drag. Regt, Laabs, im 1. Garde-Drag. Regt., zur Tierärztlichen Hochſchule in Berlin bis Ende März bzw. Juni 1910 verlängert.

Bon dem Kommando zum Oberveterinärkurſus zurüdgeteten:

Die preußiichen Oberveterinäre: Brühlmeyer, Zeldart. Negt. Nr. 7; Gerdell, Hilfsinipizient bei der Militär-Veterinär-Alademie Beler, Drag. Regt. Nr. 6; Öutzeit, Kür. Regt. Nr. 7; Ha: mann, Feldart. Regt. Nr. 61; Stürgbeder, Train-Bat. Nr. 1; Heydt, Train-Bat. Nr. 15; Gilfrich, Drag. Negt. Nr. 22; Scheibner, Regt. der Garded du Corp; Kinsky, Feldart. Regt. Nr. 15; Ventzki, Lehrjcehmiede Hannover; Arfert, Drag. Regt. Nr. 18; Spring, Drag. Negt. Nr. 15; Maaß, 1. Garde-Ulan. Negt.; Gärtner, Ulan. Regt. Nr.7; Ogilvie, Yeldart. Regt. Nr. 31; Rlinner, Feldart. Negt. Nr. 6; Sodna, Hui. Regt. Nr. 9; Schulz, Train-Bat. Nr. 5; Gerth, TrainsBat. Nr. 8; v. Lojewski, Feldart. Regt. Nr. 76; Koßmag, Yeldart. Negt. Nr. 66; Hummerid, Train-Bat. Nr. 14; Geßner, Drag. Regt. Nr. 4; Kremp, Train-Bat. Nr. 10; Wankel, Feldart. Regt. Nr. 63; Rupfer, Feldart. Negt. Nr. 47; Zöllner, Huf. Negt. Nr. 7.

Die jähjiichen Oberveterinäre: Dr. Richter, Feldart. Negt. Nr. 64; Slomke, Feldart. Negt. Nr. 12.

Oberveterinär Thieringer, vom Drag. Regt. Nr. 25, auf 1 Jahr zum Reichsgeſundheitsamt.

Oberveterinär Jäger, vom Ulan. Regt. Nr. 20, auf 1 Jahr an die Tierärztl. Hochſchule Stuttgart, chirurgiſche Klinik.

Überzähliger Oberveterinäv Laubis, vom Feldart. Regt. Nr. 13, auf 4 Wochen in die Lehrjchmiede Berlin und von da zum Drag. Regt. Nr. 25 verſetzt.

Abgang.

Oberveterinär Tiegs, vom Feldart. Negt. Nr. 16, am 21. 3. 1909 veritorben.

Sachſen.

Unterveterinär Grunert, vom 1. Feldart. Regt. Nr. 12, unter dem 1.4. 09 zum 3. Ulan. Regt. Nr. 21 Kaiſer Wilhelm, König von Preußen verjegt.

Auszeichnungen, Ernennungen uſw.

Berliehen: Die Württembergifche filberne landroirtichaftl. Verdienft- medaille: Grimm-Waldſee, Oberamtötierarzt.

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Das Nitterfreuz 2. Klafje des Württembergiſchen Friedrichd: Ordens: Guth- Rottweil, Oberamtätierarzt.

Das Ritterkreuz des Ordens der Württembergifchen Krone; Lüpke, Prof. an der Tierärztl. Hochſchule in Stuttgart.

Die Landwehr-Dienftauszeihnung 1. Klaſſe: Schilling-Barmen, Schlachthofdirektor; Weigel-Stettin.

Auszeichnung: Tierarzt Dr. Sticker, Oberaſſiſtent der Chirurg. Univerſitätsklmik in Berlin, wegen erprobter wiſſenſchaftlicher Leiltungen unter Befreiung don der Ärztliden Prüfung ald Arzt approbiert.

Blome-Arndberg, Veterinärrat und Departementätierarzt, der per]. Rang ald Rat 4. Klaſſe, Lippus-Spaichingen, Oberamtdtierarzt, der Titel Veterinärrat verliehen.

Ernannt: Zum 1. Afiftenten an der medizin. Klinik der Tierärztl. Hochſchule Münden: Siefle- München.

Zum 2. Affiftenten an der medizin. Klinif der ZTierärztl. Hochſchule Münden: Krell- Würzburg.

Zum 1. Affiitenten und ftellv. Leiter der Veterinärklinik der Uni⸗ verfität Leipzig: Dr. Engelmann= Dresden.

Zum Affiftenten am Peterinär-Inftitut der Univerfität Leipzig: Huber-Dierdburg.

Zum Affiftenten am phyfiol. Inſtitut der Tierärztl. Hochſchule Han nover: Klein- leid).

Zum Schladthofdireftor: Elſäſſer, 1. Tierarzt am Schlachthof in Bremen, dafelbft; Dr. Kormann-Görlitz, Schladhthoftierarzt, dafelbft.

Zum Freiötierarzt: Dr. Peters J.“Rheinbach; Dr. Wiendied- Lingen; Krüger-Witkowo, in Kruſchwitz.

Zum komiſſar. Kreistierarzt: Schweiger-Linz.

Zum GStadttierarzt: Schlenker: Freiburg, Schladhthoftierarzt, in Schwenningen.

Zum Scladthoftierarzt: Dr. Stemmer=-Leipzig, dajelbit.

Zum Schlachthofaſſiſtenztierarzt: Hoyer-Breslau, dajelbft.

Zum Geftütiinjpeftor: Diejing-Döhlen, in Gradig.

Zum Gejtüttierarzt: Ehrensberger-Zweibrücken, daſelbſt; Bier: Achjelihwang, dajelbit.

Zum Gejtüt8-Oberveterinär: Wagner-Gradik, in Nepib.

Zum Diſtriktstierarzt: Wagner-Arnstorf, in Windsbach; Espert— Settingen, in Alſenz; Günther: Marktbreit, in Arnstorf.

Zum Bezirkstierarzt: Buß-Wolfach, dafelbft.

Zum kommiſſ. Bezirßötierarzt: Dr. Gaſteiger-Tegernſee, Diſtrikts— und ©renztierarzt, in Deggendorf.

Wohnfitveränderungen: Dapper- St. Johann nach Hoheneiche- Ditthorn-Ungelitetten, al3 bezirkstierärztl. Aſſiſtent nach Ansbach; Geßler; Kleinkundorf nach Langenbernsdorf; Moſes-Thorn nach Schönſee; Dr. Schipp, Aſſiſtent am vet. path. Inſt. der Univerſität Gießen zum Aſſiſtenten am Tierſeucheninſtitut der Landwirtſchaftskammer in Königsberg i. Pr.;

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Til - Hirihherg nah Rohnſtock; Hartmann Köthen nad) Dresden; ARörael- Mittweida nad) Hartmannsdorf; Möllhoff-Eſſen nad) Hannover: Kleefeld; Dr. Petzſche-Schladitz nach Leipzig; Richter-Guttſtadt nad) Kiel; Dr. Schneider-Steinbergkicche, als Freißtierärztl. Aſſiſtent nach Siegen; Thomas-Ludwigshafen nad) Momba (Deutſch-Oſtafrika); Töpfer-Gollub, als Bertreter des Kreistierarztes nad) Sauer; Weiß-Neuſtadt nad Dreöden; von Zerboni di Spojetti-Brelau nad) Hannover-Rleefeld; Dr. Klee-Karlsruhe, als bezirkstierärztl. Aſſiſtent nad) Lörrach; Dr. Lenz— Geſeke, als Vertreter nach Engelskirchen; Manthey-Mogwitz nach Grott- kau; Oberveterinär a.D. Perl-Sablon nach Kroſſen; Oberſtabsveterinära. D. Feuerhack-Wirſitz nah Wald-Sieversdorf; Dr. Kieſſig-Dresden, als Aſſiſtent am balt. Inſt. der Landwirtſchaftskammer in Kiel; Dr. Kregenow— Berlin nach Oberndorf; Neumeyer-Straubing, als Alftitent nach Köfering; Dr. Rowold-Sorſum nad) Halle; Diſtrikstierarzt Schmidt-Alſenz nach Niedermofchel; Dr. Ullmann-Marienberg nad) Wurzen.

Riederlaffungen: Dr. Baum- FZürftenwalde in Rothenburg; Klatber- Augsburg in Alleröhaufen; Fraas-Stuttgart in Ergenzingen; Schaele- Bärmalde in Outtitadt; Völkel, kreistierärztl. Ajfiitent in Stegen tn Stein— bergliche; Schlachthofdirektor a. D. Dr. Windiſch in Görlitz; Dr. Haudold-Frauftadt in Berlin-Rirdorf; Heiſerer-Griesbach in Greifen- berg; Pfiſter-Ebersroth in Schnaittach; Dr. Sieg-Doſſoczyn in Heide; Dr. Janzen-Campenau in Marienburg; Lellek, erſter Ajfiitent am baft. Snft. der Landwirtichaftsfammer in Kiel in Apenrade; Dr. Steinberg- Dortmund in Gelſenkirchen; Zettl, bezirkötierärztl. Ajliitent in Starnberg in Wolfratshauſen; Dr. Hahn-Großhartmannsdorf in Görlitz.

Promoviert: Zum Dr. med. vet.: Sn Gießen: Buttron- Hungen; Conradt-Elbingen; Theiß-Mainz; Goertz-Kulmiſch-Roßgarten; Kreb3- Untergriesheim; Bujhbaum- Hambergen; Caemmerer- Damgarten; Fraas-Ergenzingen; Hölting- Brakel; Piltz, Projektor an der Tierärztl. Hochſchule in Berlin; Scheifele-Malid; Schulge-Rühn.

In Leipzig: Rofcher, Aſſiſtent an der Iandwirtichaftl. Akademie in Zetichen-Liebwerd; Saalbed-Schwandorf; Schermer, Aſſiſtent am Beterinärinftitut der Univerfität Leipzig; Wagner- Mittweida; Schladht- hof⸗ Aſſiſtenztierarzt Bach⸗Königshütte.

In Zürich: Städt. Tierarzt Würfel-Dresden; Ackermann, Aſſiſtent an der med. vet. Fakultät der Univerſität in Zürich.

In Bern: Städt. Tierarzt Beyer- Bodum; Dijtrilstierarzt Dorn- Markterlbah; Geſtütsinſpektor Fiſcher-Trakehnen; Schlachthoftierarzt Heſſen-Barmen; Kregenow-Berlin; die Schlachthoftierärzte Ledſchbor— Breslau und Schneider-Bremen; Loewenthal-Breslau; Kreistierarzt Nelke-Nienburg; Priebatſch-Willenberg; Schrage- Berlin; Conradus— Eiſenach; Hauckold-Berlin-Rixdorf; Obertierarzt für Berlin Henſchel— Charlottenburg; Janſſen-Elberfeld; Friemann-Bochum; Saſſen, Aſſiſtent am phyſiol. Inſt. der Tierärztl. Hochſchule in Hannover; Schladt- hoftierarzt Schnackers-Düſſeldorf; ſtädt. Tierarzt Stemmer-Leipzig; Wolfram-Bochum; Rothenſtein-Gelſenkirchen; Schlachthofdirektor Oberwinter-Schmalkalden; Kaiſerl. Veterinärrat Rickmann-Höchſt.

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Approbiert: In Berlin: Binz Bell; Hagemann: Eisleben; Kohl— ttod-Schöppenftedt; Vehmhöfer- Trier; Majur-Frauftadt; Blumen- feld- Salzkotten; Bteweger- Köthen; Schultze-Rühn; Sttef-Großjeftin; Wiengef- Annaberg.

In Hannover: lau = Unterteutjchenthbal; Lange = Halbendorf; Schmidt- Tübingen; Waldjhüg- Unterbidhlingen; Qehmer: Hünfeld; Schmabe-SHeiligenftadt; Setffert- Bayreuth.

In Münden: Beer-Münden; Menjch- Rheinhaufen; Bfifter- Eberöroth.

In Gießen: Frank-Kiſſingen; Hohmann: Friedberg.

In Dresden: Geisler: Dresden.

In Stuttgart: Schlenjtedt- Cönnern.

Geftorben: Jonen-Weilerswiſt; Schlachthoftierarzt Webmüller- Mülheim a. Rhur; Pille:Laer; Oberveterinär Tiegs- Königsberg.

Familiennachrichten.

u 2

Verlobte: Fräulein Elfe Ruhn in Köln a. Rh. mit Herrn Unter: veterinär Karl Lemhöfer in Berlin.

Briefkaflen.

Anfrage: Wie behandelt man am erjolgreiäiten ein näſſendes verbunden mit Ausfall ſaͤmtlicher Schweifhaare?

Den Herrn Frageſteller aus Sachſen bitten wir ergebenſt um neuerliche An⸗ gabe ſeiner Adreſſe. Die Redaktion.

®

Gehdruckt in der Königl. Hofbuchdruderei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SWes, Kochſtraße 68— 171:

21. Jahrg. Mai 1909. ). Se.

Beitfchrift für Veterinärkunde

mit befonderer Berückſichtigung der Hygiene. Organ für die Weterinäre der Armee. Redakteur: Oberftabsveterinär A. Chriitiani.

Erſcheint monatlid einmal in der Stärke von eiwa 8 Bogen 8°. Abonnementöpreis jährlid 12 Marl Preis einer einzelnen Nummer 1,50 Marl. Beitellungen nehmen alle Buchhandlungen an. Snjerate werden die geipaltene PBetitzeile mit 30 Pfennig berechnet.

Vericht über die bei den PDienfipferden König. Thüring. Hlanen-Regiments Ar.6 vom 30. April bis 30. Mai 1907 mit Sorenzfhen Kulturen vorgenommenen Impfungen.

Bon Stabsveterinär Thomann.

Der letzte Bruftfeuchegang herrſchte unter den Dienjtpferden des Regiments im Jahre 1901.

Es waren jomit beim Ausbruche der Bruftfeuhe am 9. April 1907 die ſechs jüngften Jahrgänge des ganzen Pferdebeitandes als empfänglih für die Bruftjeuche anzunehmen. |

Daher wurden in prophylaktiſcher Abficht verfuchsweife Impfungen mit Kulturen vorgenommen, welch Ießtere durch Obermedizinalrat Prof. Dr. Lorenz in Darmitadt aus dem den Dienftpferden entnommenen Material hergeftellt waren. Je nah Bedarf wurden diefelben in zu= geſchmolzenen Glasröhren per Poft nah Hanau geſchickt. Die Kulturen jtellten eine leicht gelblich gefärbte (Blutferum- Nährboden), durchjcheinende, geruchloſe Flüffigfeit bar. 0,25 cem erwiejen fih für Kaninchen nicht pathogen.

Die Impftechnik war folgende:

Der Inhalt wurde direft aus der gut umgerüttelten und erjt un- mittelbar vor dem Gebrauh geöffneten Glasröhre in die 5 ccm haltende jterilifierte Sprite aufgezogen und jedem Impfling 1 ccm in die Syugularvene an der linfen Halsfeite geiprigt. Die äußere Haut

Zeitfchr. f. Veterinärkunde. 1909. 5. Heft. 14

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wurde vor dem Einführen der Injektionsnadel und nad) dem Entfernen derjelben mittels Bazillol-Löfung ausgiebig desinfiziert. Nach jeder In—⸗ jeftion wurde die gebrauchte Nadel in Bazillol-Waffer gereinigt.

Zur Berhütung einer Verunreinigung der Impfwunde oder einer Nahblutung unterblied das Putzen an der linken Halsjeite während der nädhjtfolgenden Tage. Nah der mpfung blieben die Pferde im Stalfe, dann folgte ſchonende Bewegung.

Mit der Impfung wurde bei 12 jungen Nemonten der 4. Es- fadron am 30. April 1907 in Anmwejenheit des Herrn Korpsftabs- veterinärs Ned begonnen. 3 junge Remonten derjelben Stallabteilung blieben zur Kontrolle ungeimpft. Diefelben find geſund geblieben.

Innerhalb 6 Stunden nad der mpfung verjagten 5 Pferde die Aufnahme des Futters. Eine Nemonte zeigte Steigerung der Temperatur, und zwar von 37,7 auf 384° C. Alle übrigen Sympflinge wiefen nur geringe Schwanfungen um 0,1 bis 0,4° C. innerhalb der normalen Grenze auf. Bei 2 Pferden war in diefer Zeit höhere Rötung der Augenbindehaut nahmeisbar. Am 1. Mai befunden fämtlihe 12 Impf—⸗ linge ein auffallend ruhiges Benehmen, verminderte Freßluſt und ftärfer gerötete Augenbindehäute.

Am 2. und 3. Mai derfelbe Befund.

Am 5. Mai ift die tiefe Nötung der Schleimhäute ein gelbröt- lichen gewichen. Das jchlaffe Benehmen noch vorhanden. Krankhafte Lokalerſcheinungen oder Fiebertemperatur war demnach bet diefen Pferden nicht eingetreten.

Am 1. Mai wurden 14 jech8- bis neunjährige Dienftpferde derjelben Estadron geimpft. Auch bei dieſen ftellten ſich nur die en leihten Krankheitserſcheinungen ein. |

Schwellungen an der Impfſtelle entjtanden durd) Eindringen von Spuren der Kulturflüffigfeit in die Unterhaut während des Impfaktes infolge von Widerfpenjtigfeit in zwei Fällen. Die fih hieran an- Ichliegenden Anfchwellungen ſchwanden jpurlos innerhalb 2 bis 5 Tage.

Bon diefen 26 geimpften Pferden ift die junge Remonte „Quick“ am 21. Juni, alfo über 7 Wochen nad) der Impfung und 5 Wochen nah Einftellung in den verjeuchten Esfadronftall, an Bruftfeuche (beider- feitiger Lungenentzündung) erfrantt. Alle übrigen Pferde der Esfadron blieben von der Seuche verichont, obgleich diefelden den jüngeren Jahr⸗ gängen angehörten und mit den bruſtſeuchekranken Pferden nächſte Be- rührung hatten.

a1

Bei der 1. Esfadron wurden im- ganzen geimpit: 1. am13. Mai. . .: 2.2. 5 Pferde, >. 2.18: 8 22 we ee Au 3. 21. 22 4. = 24. = 17 2 BD. = 29. = 61 =

Summe . . 126 Pferde.

ad 1. Die 5 Sympflinge zeigten während der eriten 24 Stunden Temperaturfhwanfungen innerhalb der normalen Grenzen, in feinem Falle über 38,5° C. Dagegen jtellten ſich —J— Mattigkeit und verfärbte Konjunktiven ein.

ad 2. Die am 18. Mai überſandten und eingeimpften Kulturen hatten drei verſchiedene Werte und waren mit bis As bezeichnet. Rultur fam bei 12 Pferden zur Verwendung. Temperatur-— ihwanfungen innerhalb der normalen ©renzen (von 37,6 bis 33,4° C.) zeigte nach 24 Stunden ein Pferd. Temperaturfteigerung über 38,5° C. trat ein bet 10 Pferden innerhalb 24 Stunden nah der Impfung, bei einem Pferd erit 7 Tage nah der Impfung. Die Temperatur batte eine Höhe von 38,6 bis 39,5° C., die Pulszahl betrug bis 45 pro Minute. Das Allgemeinbefinden war nur leicht getrübt, die Freßluſt wenig vermindert, bei einem Pferd („Kunigunde”) vorübergehend auf: gehoben. |

Die Temperatur erhielt ich bei 9 Pferden 1 Tag hindurch auf Fieber- höhe, bet 2 Pferden beftand Fiebertemperatur 2 Zage lang. In ein- zelnen Fällen ftieg die Temperatur 3 Tage fpäter nohmals bis 40,0° C. und verharrte mehrere Tage auf diefer Höhe.

Bei einem Impfling diefer Serie („Kunigunde“), welder am 23. Mai fih eine Quetſchung des rechten Buggelenkes zugezogen hatte, jtellte fih eine phlegmondje Schwellung ein. Diefe 30g vom Buggelent über die rechte Bruftwand hinweg bis zur Schaufelfnorpelgegend. Die Schwellung ijt al3 eine Lokalerkrankung aufzufalfen, welche dur Die Läſion des Buggelenfes hervorgerufen, aber nicht auf Koften der Impfung zu jegen ift. Nah 14tägiger Behandlung mit Bazillol-Löfungumfchlägen - und nadfolgender Mafjfage begann die Schwellung ohne Eiterbildung zu ſchwinden.

Bei einem anderen Impfling fette 6 Tage nad) der Impfung eine phlegmoneartige Schwellung an der Unterbruft und am Baude ein („Dswald*). Diefelde verteilte fich gleichfalls ohne Eiterbildung.

14*

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Kultur As kam am 18. Mai bei 3 Pferden zur Anwendung. 1 Pferd zeigte feine Neaktion. Das zweite Pferd hatte nad 24 Stunden eine Temperatur von 39,2° C. Diefe erhielt fih 12 Stunden auf der=- jelben Höhe, um dann wieder zur Norm zu finfen. Bei dem dritten Impfling fegte erft nah 22 Tagen die Temperatur mit 39,6° C. ein und ſchwankte während 3 Tage zwiſchen 38,6 bis 40,4° C.

Diefe Erkrankung als Impfkrankheit anzuſprechen, iſt nicht begründet.

Kultur As, gleichfalls am 18. Mai bei 6 Pferden eingeimpft, rief nur bei 2 Pferden nah 24 Stunden eine Temperatur von 35,7° C. vorübergehend hervor. Aufloderung und Verfärbung der Schleimhäute, Meattigfeit jedoch bei allen Impflingen nachweisbar.

Da nah 3 Tagen nur 1 Pferd diefer Impfſerie noch höhere Tempe⸗ ratur, jedoch befriedigendes Allgemeinbefinden aufwies, wurden am 21. Mat weitere drei frijch bezogene Kulturen bei 22 Pferden verimpft.

Kultur As bei 12 Pferden ohne Fieberrealtion.

Kultur As bei I Pferden. Davon reagierten 7 nidt, 2 mit 38,6° C. innerhalb 24 Stunden, am folgenden Tage war die Tempera tur wieder eine normale.

Kultur X bei 1 Pferd ohne Reaftion.

Am 24. Mai wurde Kultur As 17 Pferden injiziert. Davon reagierte 1 Pferd nah 48 Stunden mit 386° C., 1 Pferd nad 30 Stunden mit 39,1° C. Die übrigen nur innerhalb der phyfiolos giihen Grenzen.

Die Impfwirkung blieb bis hierher bei 65 Pferden der 1. Esfadron und 26 Pferden der 4. Esfadron gutartig. Deshalb wurden, um das Negiment möglichft rajch zu den Sommerübungen heraus- zubringen, bei der 1. Esfadron am 29. Mai der Reſt der Pferde, bei der 5. Esfadron 82 Pferde und bei der 3. Esfadron am 30. Meat 95 Pferde geimpft.

Bei der Impfung der Pferde der 1. Esfadron am 29. Mai wurde die Kultur Aa bei 59 Pferden, die Kultur Ab bei 2 Pferden ans gewendet. Danach Erfranfung der Augenſchleimhäute und verändertes Benehmen wie oben.

Kultur Aa rief bei 5 Pferden innerhalb 24 Stunden eine QTempe- raturerhöhung von 38,7° C. hervor, bei 9 Pferden innerhalb 2 Tagen und jpäter 38,6 bis 39,4° C. Diefe Steigerungen erhielten fi während eines Tages. Bei 2 Pferden trat nad abermals 24 bis 48 Stunden geringgradige iebertemperatur von 38,6 bis 38,7° C. ein, welde

213

während 10 Tagen zwiſchen 38,6 bis 39,5° C. wechſelte. Bei diejen legten Pferden ſetzte 2 Tage nad der Impfung in einem alle eine Entzündung der Feſſelbeugeſehnenſcheiden hinten links und rechts ein, im zweiten Fall eine Entzündung des rechten Sprunggelents („Ddin“).

Nach Verimpfung der Kultur Ab ftellte fi) bei 1 Pferd („Galan“) 6 Tage nad) der Impfung phlegmonöfe Entzündung der linken VBorarm- Beugemusfulatur ein. Die Zemperaturfteigerung erhielt fi während 11 Zage und erreidhte eine Höhe von 40,3° C. Die Phlegmone führte zur Eiterung, nad Entfernung des Eiters trat rajch Heilung ein. Daß diefe Erfranfung nit oder doch nicht ausſchließlich auf Koften der Impfung zu ſetzen iſt, beweift der Kranfenbericht, laut deſſen das Pferd 3 Tage nad) der Impfung während der Nacht eine Schlagwunde an der Innenfläche des linken Vorarms erlitt. Es ift daher anzunehmen, daß diefe Wunde jofort oder nachträglich infiziert und dadurd) die allgemeine fieberhafte Erfranfung mit lofaler Abſzeßbildung hervorgerufen wurde.

Bon den 5 Pferden mit Lokalerkrankungen find zurzeit 4 geheilt, 1 („Ddin“) bleibt Beftand.

Berlufte find dur die Impfungen bei der 1. Esfadron, Sn 126 Impflinge, nicht eingetreten.

Die Zahl der Impfungen und deren Reaktion ftellen ſich bei der 1. Esfadron wie folgt:

u DER IE Davo n

Datum Kul⸗Jder ge: | ohneT |+0,5°C. T big T von P

der Impfung | ir [impften| Steie iunerhalb „, ie | 400° ©. Sam⸗ Pferde ——— der Norm ab mir 13. Mai 1907 See ot re. Zee 2 5 5 Ai 12 1 2 9 12 18. Mai 107 | A2 3 1 . 1 1 3 Az 6 1 3 2 6 As 12 3 9 12 21. Mai 1907| A5 I 2 5 2 9 a ae a NE 1

24. Mai 1907 | As | ı7 1 12 2 15%) Aa 59 16 al 10 | 2 59 29. Mai 1907 | —— JJ EBENE Summe Summe | 6 m m m 126. | | 6 | 19 | 1 Im

*) Ausſchl. „Nanon” und „Pepita”, welche Temperatur nicht abnehmen ließen

214

Bei der 2. Eskadron wurden feine Ympfungen vorgenommen.

An Bruftjeuche erkrankt find bei der 2. Eskadron 6 Pferde. Letter Crfranfungstag war am 23. Dat 1907. |

Bei der 5. Esfadron find am 29. Mai 82 fünf- bis neunjährige Dienftpferde geimpft. An Bruftfeuche erkrankt war am 28. Mai 1 Pferd, ferner am 23. Juni 1 Pferd.

Bon den Impflingen wiefen 62 Pferde feine Neaktion auf. Tempe— raturfteigerung über 38,5° 0. trat ein:

bei 5 Pferden innerhalb . . . 24 Stunden, 8 ... 2 Tagen,

. 8 3

z 1 z z 7 —— 14

: 1 = + 5 :

Die fieberhafte Temperatur erhielt fid:

bei 6 Pferden . 1 Zag, -5 =: 2 Zagen, :- 4 z 3 z z 1 z 5 z 2 2 9 z 1 z 17 7 - 1 = 25 =

Schwere allgemeine fieberhafte Erſcheinungen traten bei 1 Pferd auf („Primus“). Lokale Erkrankungen traten bei 9 Pferden auf: Bei „Lohe“ nah 14 Tagen ohne Zemperaturfteigerung, Auftreten von Hauterkoria- tionen an der rechten Vordergliedmaße mit Ausſchwitzung. Erkrankung ift jedenfalls auf einen Kettenhang mit anderweitiger Infektion zurüd- zuführen.

„Puppe“, Schwellung am Unterfuß vorn rechts.

„Potemkin“, Phlegmone an der rechten Vordergliedmaße.

„Pegafus", eitrige Sehnen und Sehnenfdeidenentzündung vorn recht. Dem rafıhen und günftigen Verlauf nad ift nur eine Phleg- mone der Unterhaut anzunehmen. Bei demfelben Patienten traten jpäter Sprunggelentsgallen hinten links auf. |

„Pußta“, Phlegmone der ganzen rechten Vordergliedmaße getötet. J |

215

„Mont Pelee”, Hirnerfranfung (Hyperämie) mit jetundärer Lähmung der Nachhand getötet.

„Peters“, Schwellung der rechten Vordergliedmaße und hinten beider- jeitS Sprunggelenfsgallen.

„Quartaner“, Schwellung der rechten Bruftwand.

„Poja”, entzundlide Schwellung am rechten Schultergelent.

Bei der 3. Esfadron wurden am 30. Mai 98 Pferde geimpft. Bon diefen zeigten: 1. Temperaturſchwankungen innerhalb der Norm 87 Pferde; 2. Zemperaturfteigerungen über 38,5° C. traten ein:

bei feinem Pferd innerhalb. . 24 Stunden,

= 2 Pferden. . . ..... nah 2 Tagen, * 4 F * 3 * » 93 BD: FE: u - 6 : Pe Ge er u

Die fieberhafte Temperatur erhielt ji:

bei 3 Pferden . . 2.22... Tag,

EEE ee Tage, - 1 Pferd TREE RE er u u Euer 7 - 1 =: u u u: ee 1 : u eo a a a |) A 2 :s ] = ee ae - 1 = 21 =

Bei 2 Pferden mechjelte Fieber mit normaler Temperatur längere Zeit hindurch. Schwere, allgemeine fieberhafte Krankheitserfcheinungen traten bei 3 Pferden auf („Elfe”, „Neptun“, „Quitzow“). Lokale Erkrankungen ftellten fi) bei 3 Pferden ein, und zwar: 1 Pferd mit Schwellung beider Sprunggelente, 1 - - Phlegmone des linfen Vorarms, l = an der rechten Bruſtwand. Bon den 6 Patienten ſtarb „Quitzow“ an Herzlähmung. Getötet wurde „Elfe" wegen ausfihtslofer Herzihwäde. Das Einfegen und Verhalten der Zemperaturfteigerung läßt es fraglich eriheinen, ob diefe Erfranfung auf Koften der Impfung oder auf andere urfächliche Verhältniſſe zu jegen if. Die übrigen Patienten mit allgemeinen bzw. lokalen Erkrankungen find refonvalefzent.

216 -

Zufammenftellung. An Bruftfeuche find erfrantt:

Davon find Bleibt Beftand d LUMEN anal | Sepeitt geſtorben | am 18. Juli 1907 J.. en 3 2: 1 N EEE ET 6 6 De ee 3 2 1 4. 55 54 1 ee 2 1 1 Summe . | 69 | 65 Ä 1 | 3 Die Reihenfolge der Erkrankungen bei den einzelnen Eskadrons war: 4. Estadron mit 5 Pferden 1. - 1 Pfer am 9. April 1907 3. -1⸗ 2. : 1 - am 10. April 1907 5. :- 1 = am 28. Mai 1907 Zahl und Reaktion der Impfungen. kad Zahl der Davon zeigten Gatadron | Impfungen | Datum | yinegtenktion| über 38,5° C. r er ae 126 *) 13.—29. Mai 92 . 82 J 98 30. Mat 87 11 er 26 30. April 26 : u. an een 82 29. Mai 62 20 Summe. . | 332 | 267° | 68

Wenn in vielen Fällen eine Fieberreaktion ausgeblieben ift, jo war doch bei allen geimpften Pferden eine Verfärbung und Aufloderung der Augenjhleimhäute jowie eine mehr oder weniger ftarfe Beeinfluffung des Allgemeinbefindens eingetreten. Offenbare Bruftfeuche ftellte ſich nach der Impfung in Teinem Falle ein.

Bei dem bisher rätjelhaften Wefen und Verhalten des Bruftfeuche- erregers könnten die genannten Krankheitserſcheinungen allenfalls als eine ſchwache, wenn aud nicht typiſche Erkrankung aufgefaßt werden.

* 2 Pferde ließen die Temperatur nicht nehmen.

217

Zu bemerfen bleibt, daß unter den in der Rubrik „leine Reaktion“ geführten Zahlen ein großer Zeil der Impflinge doch Temperatur⸗ ſchwankungen mit 0,5° C. und darüber, welde fi} jedoch in den normalen Grenzen bewegten, zeigten. So befanden fih unter den 92 Impflingen der 1. Eskadron, welche reaftionslos geführt find, allein 66 mit Steige- rungen von 0,5° C. und mehr innerhalb der normalen Temperaturgrenzen.

Die Temperaturfteigerungen über C. laffen die Annahme zu, daß lebende Bakterien dem Körper zugeführt worden find. Das verſchieden⸗ zeitliche Auftreten diefer Steigerungen fünnte man allenfalls jo deuten, daß die Zufuhr nicht ausfchlieglih durch die den Impflingen gleihmäßig verabreihten Impfſtoffe erfolgt ift, jondern daß die Tiere teilmeije ſchon zur Beit der Impfung latent infiziert waren und infolgedeffen ſowohl mehr oder minder heftig al8 aud zu verichiedener Zeit reagierten.

Schwere Reaktionen traten auf bei der

Allgemeine fieberhaftel Lokale onen Erkrankungen (Reaktionen) und

J.. de Sir eh 6 6 12 > PEN SE ; j : u Eu F 3 3 6 JJ Di. 2 ep 1 9 10

Summe | 10 | 18 | 28

Die allgemein fieberhaften Reaktionen bejtanden in erhöhter Tempe⸗ ratur von verjchiedener Dauer, Mattigfeit, verminderter Yreßluft, gelb- rötlich verfärbten aufgeloderten Augenjhleimhäuten. Herztätigfeit wenig beeinflußt.

Der Ausgang der allgemein fieberhaften Erkrankungen war:

Bleibt Beitand Estadron rkrankten geheilt | geftorben | getötet 18. Juli 1907 ı OR 6 6 Di. a. Mr. . Be De 3 1 1 . u . Dr 1 1 Summe 10 | 8 | 1 | : |

Die lokalen Erkrankungen betrafen phlegmoneartige Anſchwellungen, Sig derfelden |

== 38: se

Esfadron 1. 3. 5. Summe

1. Rechte on und DANN: 1 1 1 3 2. Unterbau . . 1 i & 1 3. Sehnenſcheiden 2 j 1 3 4. Sprunggelente . 1 1 ; 2 5. Gliedmaßen 1 1 6 8 6. Gehirn A BE s 1 1

Summe 6 3 9 18

Den Ausgang der Iofalen Erkrankungen:

————— —— pleibt Beltand Eskadron an a nn Erkrankten geheilt | geftorben | getötet |18. Juli 1907

1. 6 5 Er BEER 1%) 3. 3 3 . 4. 5. 9 4 2 3**) Summe | 18 | 12 | | 2 | 4 Der Ausgang fämtliher Impfungen war folgender: \ ahl der D avon Bleibt Beſtand Eskadron am pften geheilt | geftorben | getötet | 18. Juli 1907 1. 126 125 1 5, 98 96 1 1 4. 96 26 5.— 82 77 f 2 3 Summe | 332 | 324 | 1 | 3 | 4

Der Tod war bedingt dur Herzlähmung („Quitzow“, 3. Eskadron). Die Tötung war bedingt durd: 1. Allgemeine Septilämie („Bufta”, 5. Estadron). 2. Hirnerkrankung (Hyperämie) mit felundärer Yähmung der Nahhand („Mont Pelee”, 5. Eskadron). 3. Herzſchwäche („Elfe“, 3. Eskadron).

Über die beim Regiment vorgenommenen Impfungen jehon jegt ein abjchließendes Urteil zu fällen, wäre verfrüht. Ob in der Tat eine dauernde Immunität gegen Bruftfeuche bei den geimpften Pferden erreicht ift, kann nur der nächſte Bruftfeuchegang zur Entſcheidung bringen.

*) „Odin“, Entzündung des rechten Sprunggelent3. xx) „Pegaſus“, Sprunggelenfögallen.

„Peters“,

„Quartaner“, Schwellung an der rechten Bruſtwand.

(Ergänzungsbericht folgt.)

219

Mitteilungen aus der Armee.

Beitrag zur Dauer des Inkubationsſtadium der Bruftfeuche. - Bon Oberveterinär Dr. Dreyer, Feldart. Regt. Nr. 70.

Bezüglicd der Dauer ded Inkubationsſtadium der Bruftieuche werden jehr verjchtedene Angaben gemacht. Folgende Beobachtungen Icheinen mir deshalb mitteilenswert.

Ende Februar 1907 brach unter den Pferden der 1. Batterie in Meb die Bruftjeuche aus. Als anſteckungsfähig kamen nur die Remonten und einige Trompeterpferde von der II. Abteilung aus Mörchingen in Be: tradht, da alle älteren Pferde der Abteilung in früheren Seuchengängen immun geworden waren. Es wurde deöhalb bejchlofjen, die Remonten und die Trompeterpferde der Mördhinger Abteilung in dem Exerzier- ihuppen des Hort Manteuffel abzujondern und durchſeuchen zu laſſen. Auf diefe Weiſe wurde die Abteilung nad) ſechswöchiger Quarantäne wieder jeuchenfrei und der eigentliche Dienſt am wenigiten geſtört. Won den Pferden der 1. Batterie waren 3 krank, als diejelben am 1. März nach Forts Manteuffel verbracht wurden; die Pferde der 2. und 3. Batterie, insgeſamt 20 Stüd, waren noch alle gejund und bisher mit den Pferden der 1. Batterie nicht in direlte Berührung gelommen. Es war aljo Gelegenheit geboten, ziemlich einwandsfreie Beobachtungen über die Dauer des Inkubationsſtadium zu machen. Um das Durchjeuchen zu bejchleunigen, wurde am 1. und 4. März von einem Kranken, der rojtfarbenen Najen- ausfluß in reichlicher Menge Hatte, diefer Ausflug entnommen und allen Pferden in die Nüjtern eingerieben. Bon den Pferden der 2. und 3. Batterie erkrankten nun

am 18. März . » . . 2.1 Bferd, a ah ee ee ie, 22. = 1 =: 24. =: 3 = n„ 21. = ii =

Das Inkubationsſtadium betrug demnady 18 bis 24 Tage. Es er- Irankten aljo innerhalb kurzer Leit von 20 Pferden 7 Stüd, dann traten Anfang April noch 2 leichte Fälle auf, von denen der eine bloß einen Tag Fieber zeigte und Später am 20. Mai noch mal leicht er- krankte. Damit war die Seuche erlojhen. Die fat gleichzeitige Er- krankung einer größeren Anzahl von Pferden läßt die Annahme geredht- fertigt erjcheinen, daß in dieſem Falle die Anjtedung durch die UÜber⸗ tragung des roftfarbenen Naſenausfluſſes erfolgte.

20

Sporadifche Stomatitis pustulosa bei Pferden. Bon Oberveterinär Bochberg.

Sämtlihe fünf Pferde der Herzoglichen Brauerei zu Ratibor er- krankten faft zu gleicher Zeit an einer Entzündung der Maulfchleimhaut, welche fich durch ftarke diffufe Rötung und vermehrte Wärme kennzeichnete. An der Spite und den Geitenflähen der Zunge, am Bahnfleijch ſowie der Schleimhaut der Kinnladen und Lippen waren außerdem zablloje hirſekorn- bis linſengroße Puſteln vorhanden, weld 1 bi8 2 mm hod) und von einem weißlichen Ring umgeben waren. Eine Konfluenz der einzelnen Puſteln zu größeren Gebilden konnte ich bei feinem Pferde beobachten. Die Bufteln zeigten auf der Höhe eine Kleine Delle, welche zum Teil geihmwürig verändert war. Außerdem waren fie ſtark hyper⸗ ämifch und bluteten bei Entfernungdverjuchen leiht. Im jpäteren Ver⸗ laufe konnte ich fie an der äußeren Haut der Lippen, bejonderd an den Mundmwinkeln fowie an den Nüftern und auf der Schleimhaut der Naje feftftellen, allerding® nur in geringer Zahl. An den Augen und dem Körper fonft ließen ſich keine Veränderungen nachweiſen.

Während vier Pferde fieberfret blieben und außer Speichelfluß feine bejonderen Störungen verrieten und deshalb zum Dienite verwendet werden fonnten, zeigte das fünfte Pferd ein jehr jchwerer Steiermärler eine Temperatur von 39,7 °, verminderte Freßluſt und ftarfen Speichel- Muß. Das Tier war fofort nad) Beobadytung der eriten Krankheits⸗ ericheinungen am 2. März d. 3. außer Dienjt geitellt worden und bat von diefem Tage an nur leicht verdaulide Nahrung und eine aus— gezeichnete Pflege erhalten.

Die Pufteln auf der Mauljchleimhaut und der äußeren Haut der Rippen waren in etwa 14 Tagen bei den fieberfreien Pferden nach 4 prozentiger Chlorkali-Ausjpülungen abgeheilt, Dagegen bet dem fünften Pferde noch unverändert. Vielmehr jchien bier der Prozeß bis in Die Kehlfopfgegend vorgedrungen zu fein, zumal ſich Atembejchiwerden und Huften einjtellten; bei Drud auf den Kehlkopf bekundete Patient große Schmerzen. j

Am 13. März jtellten fich plötzlich Kolikericheinungen ein, welche einige Tage andauerten. Das Pferd zeigte eine gekrümmte Rückenhaltung, geipannten Gang und Schmerz bei Betaftung der Nierengegend. Das Urninieren erfolgte häufiger und ſchien jchmerzhaft zu fein, dagegen war die Harnmenge vermindert; der Harn jelbit war did, ſchleimig und von ſchmutzig⸗ gelbweißer Farbe. Die Temperatur im Maſtdarm ſchwankte zwiſchen 39 bis 39,8 ° ; die Pulszahl war vermeht. Das Pferd war offenbar an einer Nieren- und Blafenentzündung erkrankt; ich ließ fofort Calomel und dann Fol. Uvae Ursi verabfolgen, außerdem murde die Blaſe mit 1 prozentiger Chlorkalilöfung ausgejpült. E3 gelang, diefen Prozeß bis zum 30. März zur Heilung zu bringen, während fchon vorher eine vollitändige Ab⸗ beilung der PBufteln und der Kehlfopfaffeltion zu fonjtatieren war,

Die Pferde ftanden einzeln in einem jehr geräumigen Stalle, jo daß fie die Krankheit umter fi) faum durch direkte Berührung, Speichel

ufw. verbreitet haben können: auch iſt Stomatitis pustulosa contagiosa in Ratibor zu jener Zeit nicht beobachtet worden. Durch Speichelüber- tragung auf ein Pferd des Dominium Prawnick Habe ich entzündliche Veränderung der Mauljchleimhaut bei leßterem nicht hervorrufen können.

Eine Infektion des Kutſcherperſonals an den Händen oder an der Mundichleimhaut war ebenfalls nicht zu verzeichnen, obwohl die Leute nit allzu vorfidhtig waren, wie ich mich perjönlich des öfteren über- zeugt habe. Da jchimmlige8 und zum Teil auch ftaubiged Kleeheu in großen Mengen vorgefunden wurde, fo tft anzunehmen, daß die puftulöfe Maulentzündung durch dieſes hervorgerufen wurde. Cbenjo jcheint es, daß die Komplikation mit Blajen- und Nierenentzündung infolge einer Reizung des Harnapparate8 durch Befallungspilze zujtande gekommen iſt.

Gebärmuttervorfall bei der Stute, Bon Stabsveterinär Michaelis.

Der Gebärmuttervorfall bei der Stute wird im allgemeinen nicht häufig beobachtet. Die Literatur über dieſes Vorkommnis tft auch Heute no verhältnismäßig ſpärlich. Die Erfahrung hat ferner gelehrt, daß die Prognoſe des Gebärmuttervorfalle8 beim Pferde jehr viel ungünftiger ift wie beim Rinde.

Ale Erkrankungen der Gebärmutter erfordern bei der Stute ſtets eine vorfichtigere Beurtetlung, e8 mag fi) um eine Entzündung oder um eine andere Erkranfung des Uterus handeln. Schon das einfahe Zurück— bleiben der Nachgeburt, deſſen Behandlung dem XTierarzte bei der Kuh faum Schwierigkeiten bereitet, ift bei der Stute in jedem alle ein gefahrdrohendes Ereignis.

Die nachſtehend bejchriebene Heilung eines unter den denkbar un⸗ günftigften Umftänden entftandenen und zur Behandlung gekommenen Gebärmuttervorfalle8 bei einer Stute mag ald Beweis dienen, daß auch das Pferd zumeilen eine hohe Widerſtandskraft bei derartigen jchweren Erkrankungen zu entfalten vermag. |

In einem größeren Bauerndorf traten innerhalb weniger Wochen eine Reihe von Frühgeburten unter den gut gezogenen und gut gehaltenen Stuten auf. In allen Fällen blieb die Nachgeburt zurüd, deren manuelle Entfernung durdy mich erfolgte.

Eined® Tage kam ich zur Unterjuhung eines lahmen Pferdes in den Ort. Sch hatte die Eijenbahn benußt und wurde ſchon auf dem Bahnhofe von den Angehörigen eine Bauern mit dem Bericht empfangen, daß am Morgen eine Stute verfohlt habe, und ein Gebärmutterborfall eingetreten jei.

Nah anfänglihem Leugnen des Beſitzers ftellte ich feit, daß Die Frühgeburt eine Zwillingsgeburt im zehnten Monat der Trächtigkeit in der vorhergehenden Nacht erfolgt war. Da die Nachgeburt nicht abgegangen war, hatte fich der Befiter, der wiederholt Zeuge der Ab- nahme durch mic geweſen war, jelbjt an die Loslöſung herangemadıt.

22

Die prompte Folge war ein totaler Vorfall der Gebärmutter. Er trat gegen neun Uhr vormittags ein. Um ein Uhr dreißig Minuten gelangte ic) zu dem Pferde.

Die Stute, ein ſehr Fräftiger däniſcher Rotſchimmel, lag auf der rechten Seite und drängte jehr ftark. Die vorgefallene Gebärmutter war in eine keineswegs jaubere Wirtſchaftsſchürze eingemwidelt, die völlig mit Blut durchtränkt und ftellenweije mit dem Uterus verliebt war.

Die Gebärmutter felbit war jchiwarzrot gefärbt, ſtark geſchwollen und vollftändig mit Streu: und Dungteilden bededt, die nur äußert Ihwer durch ein Warmwaſſerbad zu entfernen waren. Die Schleimhaut wies zahlreiche oberflächlihe Riſſe auf. ine erheblichere Verlegung wurde nicht gefunden. Die Blutung war jehr heftig. _ j

Ein Desinfektionsmittel war nicht vorhanden und auch nicht aufzu= treiben. Der Bejiger hatte natürlich bei der Vornahme der Operation eine Dedinfeltion der Hände und Arme für unnötig gehalten.

Nach erfolgter Säuberung de3 Uterud wurde die Stute, die nicht zum Aufitehen zu bewegen war, dur) eine untergejchobene Tür und Strohbündel mit dem SHinterteil in eine erhöhte Lage gebradht, worauf die Nepofiotion des Vorfalles verhältnismäßig ſchnell und leicht bemwerfitelligt wurde. In der Zwiſchenzeit wurde durch einen reitenden Boten aus der nächſten Apothefe Creolin, Chloralhydrat und Jute bejorgt, worüber etwa eineinhalb Stunden vergingen.

Während dieſer ganzen Zeit hielt ich jelbjt Hinter dem Pferde liegend, mit dem eingeführten Arm die Gebärmutter zurüd, da die Stute unaußgejegt mit volliter Gewalt drängte. Zur Stillung der heftigen Blutung dienten ununterbrocdhene Kaltwafjerirrigationen der Gebärmutter.

Nah der Rückkehr des Boten ließ ich die Gebärmutter durch einen anderen Mann zurüdhalten, gab dem Pferde 30,0 Chlorhydrat per os und jpülte die Gebärmutter wiederholt mit Creolinlöjung aus. Darauf wurde daS Yumen de3 Uterus mit in Creolinlöfung getauchten und durch Bänder mit einander verbundenen Suteballen gut austampontert und Ichließlich ein inzmwilchen in der Schmiede angefertigter Lundſcher Trachten zwinger angelegt. Das heftige Drängen ließ jegt nach, und nach einer Stunde Stand die Stute auf.

Am nächſten Tage wurden die Tampons entfernt. Der Uterus wurde ſechs Tage hindurch täglih einmal mit Creolinlöjung ausgejpült.

Nah zehn Tagen arbeitete die Stute wieder.

Die Snnentemperatur betrug am zweiten Tage 39,6° C und ging ſchon in den nächſten Tagen zur Norm zurüd.

Über eine Herderfranfung im Gehirn bei einem Pferde. Bon Stabäveterinär Seegert.

Bon dem mehr oder weniger typiichen Bilde einer akuten Gehirn- entzundung in Symptomen und Verlauf abweichend, fam bei einem zwölf—⸗ jährigen, bis dahin gejunden Artilleriepferde ein Gehirnleiden zur Beob- achtung, dad nad den kliniſchen Erjcheinungen als eine Herderkrankung im verlängerten Mark gedeutet werden mußte,

23

Das Pferd, welches in der Beipannung als Mittelhandpferd ging, ftolperte eine® Taged beim Ererzieren mehrmals, während die Batterie noch in der Schrittbewegung war, und kam jchließlich zum Fallen. Wegen der Unficherheit feiner Bewegungen wurde es audgeipannt und in den Stall gebradt. Dort zeigte daS Pferd bei oberflächlicher Beobachtung zunächit feine offenfichtlichen Krankheitserſcheinungen, injofern als es gegenüber den Vorgängen in feiner Umgebung aufmerkſam und jeine Freßluſt rege war. Die Maftdarmtemperatur jtand auf 37,5° C. Am Herzen war bei mehrfach wiederholten Unterſuchungen eine auffällige Arhythmie feiner Puljation feitzuftellen, indem die Herzpaufen von un— gleicher Länge waren, und die Herztätigleit nach einer verjchiedenen, zwilden 2 und 6 fchwanfenden Anzahl von Schlägen ungleihmäßig lange augjebte, jo daß Pauſen von 2 bi8 5 Pulfationen entjtanden. Auch in der Energie der Herzkontraftionen und in Abhängigkeit davon in der Höhe der Puldwellen zeigten ſich merkliche Unterſchiede. Die Herztöne waren dabet völlig frei von Nebengeräufhen. Bet der Unregelmäßigfeit de3 Pulſes war jeine Frequenz auch erhöht, aber wechſelnd, fo daß ſie ohne die ausfallenden Pulſe zwiſchen 42 und 60 pro Minute fchwantte. Neben der veränderten Herztätigfeit zeigte da8 Pferd eine auf unvoll- jtändiger Yähmung beruhende Bewegungsitörung der Bordergliedmaßen, von welcher die rechte am meilten betroffen war. Dieje wurde in der Schhrittbewegung zunächſt mit dem Huf dicht über den Boden Hingeführt, darauf in Beugejtellung übermäßig gehoben und mit einer jchleudernden Bewegung geſtreckt. Weniger deutlich ausgeprägt war die gleiche Be- wegungsitörung am linfen Vorderfuß. Der Gang de3 Pferdes mar dadurch tappend und erhielt eine gewifje Ähnlichkeit mit dem fogenannten langjamen Schritt. Oftmals wurde auch der rechte oder linke Vorderfuß in der Bewegung mit dem Huf ſeitlich nad) außen oder innen von der Unterftügungsflähe auf den Boden gejeßt. Bei jolcden Gelegenheiten ftolperte da8 Pferd, ebenjo bei Wendungen, namentlich nach rechts. Die Unficherheit im Gebrauch der Vorderbeine kam nody mehr int Trabe durch Stolpern zum Ausdrud. Bei aufgehobenem linken Vorderfuß brad) da8 Pferd während der Unterjuchung mehrmals, ohne äußere Veranlafjung, nad) verjchieden langer Zeit mit dem rechten Vorderbein zujammen.

Sn dem geidilderten Krankheitsbild, wie e3 durch die im Laufe mehrerer Wochen Häufig wiederholten Unterjuchungen immer wieder feft- geitellt werden konnte, trat eine erhebliche Bejjerung ein, nachdem da3 Pferd in einem Laufitand längere Stallruhe genofjen hatte. Die Un- regelmäßigleit des Herzichlage8 Hatte ſich ausgeglichen, auch ließ das Pferd beim Vorführen feine Bemwegungsitörung der VBordergliedmaßen mehr erkennen.

Es wurde nad) diefem Verlauf angenommen, daß es fi um einen zerebralen Bluterguß gehandelt Habe, der allmählich zur NRejorption gefommen ſei, ohne an jeinem Siß eine dauernde Schädigung Hinterlafjen zu haben.

Das Pferd wurde beim Ausrüden in das Manöver als Handpferd in der Beipannung des Bagagewagend mitgenommen, erkrankte aber nad) einigen Märſchen von neuem unter den oben geſchilderten Symptomen.

224

Die hochgradige Neigung zum Stolpern machte feine fernere dienftliche Verwendung unmöglid).

Nah Einrichtung einer Pferdefammelftelle im Mandvergelände wurde da8 Pferd dorthin abgegeben. Am Abend des Einlteferungstages fiel es um und fonnte nicht mehr auf die Beine gebradht werden. Im Liegen verhielt fi der Patient jehr unruhig und madte in der Seitenlage beitändig Gehbewegungen. Unter zunehmender Verjchlechterung des Al- gemeinbefindens trat am dritten Tage nach der Einlieferung der Tod ein. -

Über daS Ergebnid der Obduktion wurde berichtet, daß die Blut- gefäße der harten Hirnhaut, beſonders an der Gehirnbaſis einen jtarfen Füllungszuftand aufwieſen. Zwiſchen Himhäuten und Gehirn befand fich ein Fingerhutvoll einer rötlich trüben Flüffigkeit. Die Windungen des Gehirns ſchienen abgeflacht und der Unterjchted zwiſchen grauer und weifer Hirnſubſtanz verwilcht zu fein. Auch war die Gehirnſubſtanz weich und mit vötlichen nicht abjpülbaren Flecken durchſetzt.

Wenn biernady die Obduktion feinen charakteriftiichen Befund ergab und für den während des Lebens beobachteten Symptomenkomplex feine ausreichende Erklärung gebracht hat, jo find die jubtilen Verhältnifie des Gehirns hierbei zu berüdjichtigen, indem ohne augenfällige anatomische Veränderungen fehr wohl jchwere funktionelle Störungen diejed Organs bejtehen können.

Bei der Beurteilung der kliniſchen Symptome ergibt fi), daß die mit dem paretiſchen Zuftand der Vorderbeine gleichzeitig vorhandene Herzarhythmie auf daS verlängerte Mark als Krankheitsherd hinweiſt. Denn die bei dem Pferde beobachtete Störung der Herztätigfeit, die in einer regellofen Pulſation und in einer ſchwankenden Erhöhung ihrer Frequenz beitand, dürfte die Folge einer Lähmung des im verlängerten Mark gelegenen Herzhemmungdzentrumd gemefen jein, deſſen Einwirkung auf daS Herz auf den Bahnen der Nervi vagi fortgeleitet wird. Im verlängerten Mark kreuzen fich ferner die LeitungSbahnen der von den Ganglienzellen der Großhirnrinde ausgehenden motoriihen Willens⸗ impulfe. Die vermutlic” nur teilwetje eingetretene . Unterbrechung diejer Bahnen durch eine Herderkranfung im verlängertem Mark tft in dem geichilderten Krankheitsfall kliniſch durch die Bewegungsitörung der Vordergliedmaßen und die Unficherheit de8 Gange8 zum Ausdrud gefommen. Für die Erklärung des tödlichen Ausganges gibt einen An- halt die durch phyſiologiſches Experiment feitgejtellte Tatjache, daß nad) der Durchichneidung beider Vagi der Tod eintritt, nad Immanuel Munk wahriheinlihd dadurd, „daß der Organismus den Wegfall der manntigfaltigen Einflüffe diefer Nerven, insbeſondere die Vernichtung ihrer regulatoriihen Wirkung auf die Atmung und die Herztätigleit nicht für die Dauer ertragen ann.“

Für die lange Dauer des Krankheitsverlaufes das Pferd fit 52 Tage nad) dem Auftreten der erſten Krankheitszeichen gejtorben bleibt die Annahme übrig, daß die Beeinträchtigung der Vagusfunktionen fih ganz allmählich fteigerte und jchlieglich die fortjchreitende Herd— erkrankung im verlängerten Mark vollitändige Lähmung herbetführte.

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Ein Fall von „nervöſen Muskelzuckungen“ bei einen Dienftpferde des Käger-Negiments zu Pferde Nr. 4. Bon Stab3veterinär Pohl.

Bei dem Pferde „Staliener“ der 3. Eskadron wurden vom 20. DE tober 1908 bald nad dem Neiten eigenartige Mudfelzudungen läng3 der Nücdenwirbeljäule beobachtet. Die jofortige Unterjuchung ergab folgendes:

Schon aus einer Entfernuug von zehn Schritt find bei dem in feinem Stande ruhig jtehenden Patienten Muskelzuckungen zu bemerfen, welche dıe beiderfeitigen, langen Rückenmuskeln und die Kruppenmusfulatur betreffen. Die BZudungen, welche rhythmiſch in jehr furzen Zeiträumen aufeinanderfolgen, verurfachen bei jeder Kontraftion eine Einjenfung der Wirbelfäule in der Lendengegend und eine Hebung der hinteren Beden- partie. Die Zufammenztehung der Muskelfaſern ſelbſt iſt dabei jo Träftig, daß die flah auf den Nüden des Pferdes gelegte Hand mit fühlbarer Gewalt emporgeichnellt wird. Die Intenſität der Mußfelkontraltionen nimmt nad etwa 1 Stunde allmählih ab; ein volllommened Aufhören der Zudungen tritt jedoch erjt nad) Verlauf von A bi8 5 Stunden ein. Während der ganzen Zeit ift daS Allgemeinbefinden des Batienten bei regem Appetit ungeftört. Puls, Atmung und Temperatur bewegen fi) in den normalen Grenzen. Die Piyhe ift völlig frei. Schredhaftigfeit, Überempfindlichfeit der Haut oder Schmerzhaftigfeit der betroffenen Muskelpartien find nicht vorhanden. Beim Vorführen des Pferdes, einer vierjährigen, gutgebauten, inäbejondere mit einem Eräftigen, gut geſchloſſenen Nüden ausgejtatteten Remonte, find Bewegungsitörungen jelbjt im Trabe nicht zu konſtatieren.

Zur Behandlung wurden eine jehsmwöchentliche Ruhe, Prießnitzſche Umſchläge und Einreibungen mit verdünntem Zluid und zeitweije Morphtums einjprigungen unter die Haut (a 0,5 g) angeordnet.

Nach etwa 14 Tagen waren die Zudungen unter allmählicher Ab- nahme der Intenſität und der Dauer nicht mehr vorhanden. Nachdem Patient die übrige viermöchentliche Ruhe in einem Borraum zugebracht hatte, jtellte fih der Zuftand bald in den erſten Tagen des Gebrauch! troß fchonenden Reitens in höherem Grade wie früher wieder ein. Eine Verihlimmerung madte fi) bejonder8 dadurch bemerkbar, daß fi, als der Pferd eines Tages probemweile während der Reitſtunde jämtliche Gang- arten mitgegangen war, Budungen der beiderfeitigen VBorarmitreder und eine allerding3 bald vorübergehende Bewegungsftürung des rechten Hinter- fußes einjtellten, indem die betreffende Gliedmaße ſchon im Schritt zuckend aufgehoben, in einem nad) außen gerichteten Bogen herumgeführt und tappend aufgejeßt wurde.

Aus dem Krankheitsbilde geht hervor, daß es fich bei dem Patienten um unmillfürliche Musfelzudungen handelt, welche auf reflektoriſchem Wege dadurch entitehen, daß die in der Gegend der GSattellage befindliche Rüden- muöfulatur bei dem betr. Pferde eine bejondere Empfindlichleit gegen die Belajtung durch Sattel und Weiter bejigt. Die hierdurch in einen ges

Zeitſchr. f. Veterinärkunde. 1908. 5. Heft. 15

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wiſſen Reizzuſtand verjeßten feinften Endfafern der in den betroffenen Musfelpartien fich verzweigenden Gefühlönerven pflanzen dieſen Reiz auf beitimmte Bervegungszentren im Rückenmark fort, melde die Auslöſung der Zudungen auf dem Wege der zu ihnen gehörigen Bewegungdnerven bewirten.

Bei ftärlerer Einwirkung des Neize8 werden durch Ausftrahlung desſelben auf diejenigen Zentren, welche den zunächſt betroffenen benachbart find, auch BZudungen anderer Mußfelgruppen hervorgerufen. Auf diefe Meile find die bei dem Patienten eines Tages beobachteten Zudungen der Vorarmitreder und die Bemwegungsitörung ded rechten Hinterfutzes zu erklären.

Ob die eigenartige Reaktionsfähigkeit der Rückenmusleln in der Sattellage des Patienten und die fie zweifellos bedingende beiondere Ein- rihtung der Mustelfafer auf Vererbung beruht, oder ob ſie ihre Ent- ftehung äußeren, vielleicht thermiſchen Einflüffen (Erkältung?) verdantt, läßt fih mit‘ Sicherheit nicht behaupten.

Referate.

Darwins Lehre, ihr heutiger Stand und ihre wiflenfchaftlidhe und fulturelle Bedeutung. Bon W. Waldeyer. „Deutiche Medizintjche Wochenſchrift.“ Nr. 8. 1909.

In einem in Hamburg am 13. Februar 1909 gehaltenen Vortrage legte Waldeyer dar, inwieweit fi) Darwins Theorie von der Ent- ftehung der verjchtedenen Artformen des Lebendigen durch Umbildung früher entftandener Arten auf dem Wege der natürlichen Zuchtwahl be— währt habe, und welche Bedeutung dem Lebenswerke des großen Forſchers in wifjenjchaftliher und kultureller Hinficht zulomme. Waldeyer jchildert die Aufgabe, an deren Löfung fih Darwin nah mehr als 25 jähriger vorbereitender Arbeit heranmagte, als eine der größten und umfafjenditen, die der Menjchengetit fich Itellen kann. Darwin ſuchte die Aufgabe zu löſen, wie die verjchtedenen Formen, in der das Lebendige und auf unferer Erde entgegentritt, zu erllären waren, und wie durch natürliche Kräfte der verſchiedenen Formen die Arten der Pflanzen und Tiere entitanden find. Bei dem Studium des Lebendigen mit experimenteller und tatläch- liher Forſchung fönnen wir biß an jene Grenze gehen, die in der Sub- ftanze und Kräftefrage gegeben tft. Wenn wir nad) der eriten Entſtehung des Lebens auf diejer Erde fragen, jo willen wir jebt, daß neued Leben itet8 von einem ſchon vorhandenen ausgeht. Nicht bemiejen ift, daß aus irgend einem bis dahin Ieblojen Körper etwas Lebendige hervorgehen fann, daß man e3 deshalb faum noch wagt, von der Möglichkeit einer „Urzeugung“ zu ſprechen. Waldeyer für feinen Teil bekennt, daß er die Erxiftenz einer Urzeugung noch nicht für definitiv widerlegt anfieht,

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er vielmehr auf dem Standpunkte Oskar Hertwigs fteht, für den die Urzeugung eine Hypotheſe fit, die des wifjenjchaftlicden Beweiſes noch) bedarf. Darwin felbft Hat fich nur gelegentlic) und etwas zurüdhaltend auf die erjte Entitehung des Lebendigen eingelafjen, indem er „den Ur: Iprung des Lebens“ zu den tranizendenten Dingeu zählt.

Darwin hat im wejentlichen die Grundfrage einer wifjenjchaftlichen Prüfung unterzogen, wie die verjchiedenen Arten der Tiere und Pflanzen entitanden find. Sind die einzelnen Arten, wie wir fie heute vorfinden, ebenfo wie von Anfang an aufgetreten, oder find im Laufe der Zeiten aus einer Art durch Umformung mehrere andere neue Arten entitanden, während andere untergehen? Müſſen wir uns entweder zu der Konftanz der Arten befennen oder zu ihrer Veränderlichkeit, zur Umformung der- jelben, zum Transformismus?

Eine der auffallendften Erjcheinungen fit, daß wir in früheren Erd— perioden eine ganz andere Fauna und Flora hatten wie die, welche heut unjeren Erdball bevölkert. So erlitierte der Hund in der älteren Stein- zeit, in der der Menjch ſchon lebte, wahrjcheinlich noch nicht. Es iſt nicht völlig aufgeklärt, von welcher damals beitehenden Tierart er abitammt, aber die Annahme einer jolchen Abjtammung liegt näher als die einer völlig unabhängigen Entjtehung. Das Pferd eriftierte zur Zeit des Kolumbus, Cortez und Pizarro in Amerika noch nicht. In den älteren Erdſchichten Amerikas find aber durh Marſh zahlreiche Reſte von Tieren gefunden worden, die man als Vorfahren der Pferde anjehen darf, die aber zu irgend einer Zeit dort ausgeftorben find. Die älteften Funde von menjch- lien Reiten zeigen erhebliche Abweichungen im Bau des Skelettes und der Zähne gegenüber denen der heutigen Menfchen. Gerade die in jüngiter Beit aufgefundenen Skelette geben Beilpiele der abweichenden Formen von größter Wichtigkeit.

In neuerer Beit detont de Vries gegenüber den langſam ſich voll- ziehenden Variationen andere mehr plößlich, ſprungweiſe auftretende Ab— änderungen, die er bejonder3 bei Pflanzen ftudierte, und er glaubt, daß nerade die jprungmweijen Abänderungen für die Artbildung wichtig wären Mutationglehre.

Cuvier ftellt die Lehre auf, daß auch die Veränderungen der Erd- oberfläche jprungmweile in Katajtrophen vor ſich gegangen jeien, wobei der größte Teil der früheren Fauna und Flora zugrunde gegangen wäre. Dadurch erkläre fich die große Verjchiedenheit in den Reiten der Tier- und Pflanzenwelt in den aufetnanderfolgenden Perioden der Erdentwidlung.

Zum erjten Male machte Lamard im Jahre 1809 den Verſuch, die Deizendenztheorie auf die gejamte Lebewelt auszudehnen. Lamarcks Lehren fanden aber nicht genügend Anerkennung, wohl namentlich deshalb, weil er wenig Tatjachenmaterial zum Bewelje jeiner Behauptungen auf- führte. Auch mar die Zeit für derartige Betrachtungen noch nicht reif. Der Delzendenzgedanfe war nur ab und zu aufgetaucht und in Fürzeren Ausſprüchen fundgegeben worden.

Zur Zeit des Erfcheinend von Darwins Werk jtand das Groß der Gebildeten den biologifchen Forſchungen im allgemeinen ziemlich teil-

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nahmlos gegenüben. Hatte Lamard Darwin vorgearbeitet, jo wurde aud) durch den Erfolg von D.'s Theorie die L.'ſche Lehre neu belebt und fein Werf der Vergeſſenheit entriffen. Darwin iſt demnach nicht der Vater des Deizendenzgedanken, jondern dieſer beſtand jchon lange vor ihm. Die Bedeutung de Darwinſchen Werkes liegt aber darin, daß D. der Deizendenzlehre die am meilten einleuchtenden Stüßen gegeben und fie populär gemacht hat. D. Hatte aber auch der Deizendenzlehre in wiſſen— Ichaftlichen Kreifen Bedeutung und Beachtung verichafft. Widerjpruch gegen dieje Qehre erhebt fich vereinzelt de&halb, weil es noch an Tatſachen fehlt, die völlig evident die Entitehung einer neuen Art aus einer vorangegangenen erweilen. Wir fennen zur Beit fein Mittel, die Abänderung der Arten fo zu bejchleunigen, daß dor unferen Augen eine bejtändige neue Art entiteht. Wir haben es vielmehr mit fälularen Veränderungen zu tun, gegen die das Menjchenleben verſchwindet. Mit der Deizendenzlehre ftimmen aber alle naturwiſſenſchaftlichen Tatſachen, die wir beobadjten und die Be— ziehung zu ihr haben, überein. Sie lafjen fih unter der Vorausſetzung der Deizendenz am einfachiten erklären, und wir fennen noch feine Tat= jache, die mit ihr im Widerſpruch jtände. Vielmehr ſpricht alles Tat- jachenmaterial fo erheblich für die Lehre, daß ein Zweifel an der Richtig- feit nicht beitehen fann.

Darwin begründete durch feine Theorie das Prinzip der „natür= fihen Zuchtwahl”. Angeregt Hierzu wurde D. durch ein Werk von Malthus, welcher betont, daß bei der Vermehrung der Lebeweien eine Überproduftion anzunehmen fei, und daß diefe durch natürliche Umjtände, die einen großen Teil des Nachwuchſes eliminieren, Tompenfiert werde. Dieſe Überproduftion erfcheint auch ais das einzig Richtige, wenn es gilt, die Arten der Lebeweſen zu erhalten. Würden immer nur joviel In— dividuen einer Art neu erzeugt, als auf dem natürlichen Wege zugrunde gehen, jo könnte der Beftand der Art leicht in Frage gejtellt werden. Durch Überproduftion und Regulierung derjelben tft der Beſtand aber ges fiber. Dieſe Regulierung erfolgt nach der Vorſtellung von D. im „KRampfe ums Daſein“. Die jhwächeren oder die in ihrer DOrgantjation weniger den Berhältnifjen angepaßten Individuen gehen früher zugrunde al3 die ftärferen, befier adaptierten. So findet dur den Kampf ums Dafein eine natürliche Ausleſe natürliche Zuchtwahl ſtatt. Bei diejer ſowohl als auch bei der Fünftlihen find aber zwei Eigenjchaften voraus- zufeßen, Veränderlichfeit und Übertragungsfähigfeit. Durd) die Beränderlichkeit können beftimmte Eigenjchaften gewonnen werden, und durch die Übertragungsfähigleit können dieſe Eigenfchaften auf Die Nach⸗ kommenſchaften vererbt werden. So laſſen ſich Raſſen künſtlich züchten. Ob ſich aber naturbeſtändige Arten erzeugen laſſen, iſt noch nicht feit- geitellt. Im Gegenteil fieht man, daß fünftlich gezüchtete Raſſen bei Ent- ziehung der Zuchtpflege verwildern, auf eine naturbejtändige Urform zurüd- fallen. Denkbar it, daß auch die natürliche Zuchtwahl zur Entjtehung von naturbeftändigen Arten führt, wenn eine Iſolierung der Raſſe, Die gezüchtet ift, erfolgt. Der Gedanfe der natürlichen Zuchtwahl hat die ganze Art und Weije des Studiums der Lebeweſen umgejtaltet, jo daß

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mehr die allgemeinen LQebensverhältnifje der Tiere und Pflanzen Gegen- ftand der wifjenjchaftlihen Forſchung geworden find.

Die größte Bedeutung für weite Kreife hat Darwin gerade durd feine Stüße der Deizendenzlehre gewonnen. Ver Begriff der natürlichen Zuchtwahl leuchtete jo ein, ao man ji) daran gewöhnte, die Dejzendenz- hypotheſe als etwas jehr Wahrjcheinliches und Zuläffige anzufehen. Dazu fam, daß D. fich nicht fcheute, auch den Menjchen auf dem Wege der Delzendenz entjtehen zu lafjen. Die anfänglihe Empörung darüber, daß wir neue Nachkommen oder wenigſtens Vettern von Affen jein follten, Hat nad und nach einer ruhigeren Erwägung Platz gemacht. Die Einfichtigen fingen an zu begreifen, daß es unlogiſch jei, den Menjchen hinfichtlich feiner Abſtammung in eine Ausnahmejtelle unter den Tieren zu bringen, daß die Unterjchiede nur quantitativ, nicht qualitativ erſcheinen. Es brad) fi) allmählicy nun der Gedanke von der Einheit der gejamten lebendigen Natur in ihrem Entwidlungszufammenhange Bahn; es fam immer mehr zum Bemwußtjein, daß die gejamte Aulturentwidlung in einem inneren Zuſammenhange fteht. Wenn diefer Gedantengang auch nicht neu iſt, jo it mit dem allmählihen Durchdringen der Deizendenzlehre dieje Auf- fafjung in weite reife gedrungen. Kamen auch Ubertreibungen vor und find falfche Bahnen betreten worden, jo kann die notwendige Vorficht aber doch die Freude an der Erkenntnis der gejchilderten Forſchungen nicht tauben. Ludewig.

Unterſuchungen über die Pathogeneſe der Rotzkraukheit. Von Prof. Dr. F. Hutyra in Budapeſt. „Zeitſchrift für Tiermedizin“, Bd. 11, Heft 1.

Unterſuchnngen über die Entſtehung der Rotzkrankheit. Von Dr. Mießner und Dr. Trapp. „Mrchiv für wiſſenſchaftliche und praktiſche Zierheillunde”, Bd. 35, Heft 1 und 2.

Die beiden hier genannten Arbeiten haben zum Biel die Erforichung der Wege, auf denen die Rotzkrankheit von Pferd zu Pferd übertragen wird, und ferner jollen fie zur Beantwortung der viel umjtrittenen Frage beitragen, ob es einen primären Zungenroß gibt oder nit. Hutyra erperimentierte mit Pferden und Eſeln. Er ließ die Tiere virulente Rotzkulturen ſowie infeftiöjen Nafenausfluß einatmen um zu jehen, welche Veränderungen entftünden und namentlich, ob ſich in den Qungen miliare Rotzknötchen oder überhaupt rotzige Veränderungen entwidelten.

Zu dieſen recht gefährlichen Verjuchen benußte er einesteild große Mengen Bouillonkultur, melde zeritäubt und jo von den Verſuchstieren eingeatmet wurden, andernteil3 hochvirulenten Najenausfluß eines Pferdes, bon dem größere Mengen auf einer unglafierten Tonplatte bei Bimmer- temperatur getrodnet, zerrieben und mit Zuderpulver in die Najenlöcher eingeblajen wurden. Diele letzteren Verjuche bei denen die Trodnung im Laufe von 8 bis 10 Stunden einmal im Dunkeln, ein andermal bei Tageslicht erfolgte, lieferten al8 Ergebnis, daß die Verfuchstiere gejund blieben.

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Bet der Inhalation wurde für gewöhnlich zunächſt nur eine akute roßige Erkrankung der unteren Teile der Najenhöhlen erzeugt, worauf gelegentlich eine Erkrankung der Zungen folgte, wie Hutyra meint, auf metaftatiihem Wege. Geſchah die Infektion von der Quftröhre aus, fo erzeugte jie in der Lunge diſſeminierte, Rotzherde, von Latharrhalijch- pneumoniſchem Charafter.

Bei den Fütterungsverfuchen kamen virulente Kulturen zur Ver—⸗ wendung, weldhe den Pferden meiſtens von Gelatinefapfeln umgeſchloſſen eingegeben wurden. Die Tiere wurden nach einer Zeit, die zwiſchen 6 und 21 Tagen jchiwanfte, getötet und zeigten bei der Sektion Qungen- rotz ſowie Rogbazillen in den mejenterialen Lymphdrüjen. Berner wurden NRogbazillen in den jubmarıllaren retrophargngealen, peribrondjialen, medioftinalen auch in den zervifalen Lymphdrüſen nachgewieſen. Auch fanden Sich bei zwei Ejeln, die Rotzbazillen per os erhalten hatten, am 4. rejp. 5. Tage Ropbazillen im Blut.

Aus den Ergebnifjen feiner Verſuche jchließt Hutyra, daß die in- tejtinale Ropinfeftion in der Qunge, als dem bejonderd dafür disponierten Organ, roßige Veränderungen hervorzurufen vermag, ohne daß an deren oder den dazugehörigen Lymphdrüſen ſolche Veränderungen nachzumeijen ind. Diejen Vungenrotz hält er für primär und fein Vorkommen fomit für erwielen. Er meint, daß das in den Berdauungdlanal eingeführte Balterienmaterial von hier aus mit dem Lymphſtrom in den Milchbruft- gang und von da in den Qungenfreißlauf gelange. Möglicherweiſe machten die Bakterien in einigen Fällen in den Gekröslymphdrüſen Entzündung, in anderen nicht, oder aber ein Teil ginge direkt zu den Qungen, während ein anderer in den Drüfen fich anfiedele. H. ſtützt feine Anficht auch mit den Befunden bei den Ejeln, wo das Blut NRogbazillen enthielt. Dem- nach beginnt nad) Hutyra die Rotzkrankheit, wenigſtens bei der künſtlichen intejtinalen Infektion, mit einer allgemeinen Infektion, worauf fie ſich erſt an gewiſſen Präpdilektiongitellen lokalifiert, zuerjt in den Qungen, dann in gewiljen Lymphdrüfen, befonder8 denen des Kehlgangs, auch in der Najenichleimhaut.

Gegen dieſe Schlüfje Tafjen fi mehrere wohlbegründete Einwände erheben, und dies fit auh von Mießner und Trapp in ihrer Arbeit geihehen, welche fich auf ein reiches Beobachtungsmaterial und eine An- zahl jorgfältig ausgeführter Verſuche jtüßt.

Bunädft unterjuchten fie 9 Fälle von jpontanem Rotz und konnten in feinem derjelben irgend welche roßigen Veränderungen am Darm finden. Sie beichritten daher den Weg des Experiment, um durch Fütterung die Nopbazillen auf die Darmjchleimhaut einwirken zu lafjen. Um da3 Rotzvirus ganz ficher und ohne Verlufte in den Magen und Darm zu bringen, ſchloſſen fie die Rotzbazillen in einen ausgedehnten Rartoffelzylinder und diejen in eine Gelatinefapjel ein. Dann murde ein Schlundichnitt gemacht und von Hier aus die Kapjel mit der Schlund- \onde in den Magen gefchoben. Das angeitrebte Ziel wurde durch dieje Verſuchsanordnung erreicht, es ergab ſich jedoch, daß infolge der behin- derten Funktion des Schlundes leicht Fremdkörperpneumonien eintraten.

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Die Verfaſſer Haben daher diefe Methode verlafien und einigen weiteren Pferden die mit Roßbazillen gefüllten Kapfeln von der Maulhöhle aus beigebradtt. Sie ließen aber den Kartoffelzylinder vor der Füllung einen Tag austrodnen und umbhüllten ihn nad) der Ladung noch mit Papier.

Die Pferde wurden 12 bis 18 Tage nach der Fütterung getütet, obduziert und die erkrankten Teile hiſtologiſch und bakteriologiſch unterfucht.

Als Ergebnig ihrer Unterfuchungen fanden die Verfaſſer, daß bei der Tünftlihen Infektion mit großen Mengen von Roßbazillen vom Darm aus eine roßige Erkrankung der Magen-Darmichleimhaut nicht nachweis⸗ bar it, daß dagegen die Gekröslymphdrüſen roßig erkranken und von bier aus ſekundär die Qungen. Dementjprechend ſei die Verbreitung der Ropkrankheit vom Magen-Darmkanal aus wahricheinlich ein ſeltenes Vor⸗ fommnis, und die natürliche Eingangspforte für die Roßbazillen jtellten die Haut und die Schleimhaut der oberen Luft- und Verdauungswege dar.

Nun Hat Hutyra aus feinen Verſuchen, wie oben angegeben, den . Schluß gezogen, daß die Najenjchleimhbaut nur äußerſt jelten primär er: franfe, daß vielmehr die Rogbazillen in der Regel vom Darm aus in den Körper und weiter in die Lungen dringen. Dem tjt entgegenzu- halten, daß allerdingd da8 Material, welches Hutyra feinen Pferden nad 8 bis 10 jtündiger Trodnung in die Naſe ftäubte, feine Virulenz mehr bejefjen hat, weil, wie befannt, die Roßbazillen ſehr wenig mwider- tandsfählg und jchon durch bloßes Austrodnen zum Abfterben zu bringen find. Ganz anders liegt aber die Sache bei der Tröpfcheninfeftion, der die Pferde jtändig ausgejeht find, wenn ihre roßfranfen Nachbarn Huften, Ichnauben oder pruften. Hier fommt der Anftedungsftoff feucht und voll- viurlent auf die Najenjchleimhaut und kann ſich ungeftört entwideln.)

Serner erheben Mießner und Trapp den durchaus berechtigten Einwand, daß Hutyra einige Beobachtungen falſch gedeutet Habe, und daß in den Fällen, wo bet feinen Fütterungsverfuchen die an Kopf und Hals gelegenen Lymphdrüſen Roßbazillen enthielten, eine Verſtreuung des Bazillenmaterial® durch Nachgeben und teilwetje Eröffnung der er- weichten Gelatinekapſeln ftattgefunden habe, bevor dieje den Magen er- reichten.

Die Folgerungen, die Mießner und Trapp aus ihren Verfuchen ziehen, erjcheinen umſomehr berechtigt, als in der Praxis ja niemals fo große Mengen von Ropmaterial in den Verdauungdtraft gelangen wie bei ihren Verjuchen, und da iſt e3 denn ſehr wahrjcheinlich, daß die an fih wenig widerjtandsfähigen Roßbazillen jchon im Magen zugrunde gehen, während die auf die Schleimhaut der oberen Luft- und Ber- dauungswege gelangten Bazillen die Infektion herbeiführen.

Sm übrigen haben Mießner und Trapp die Angaben von Schütz und Angeloff beftätigen können, wonach die roßigen Herde nur wenig eofinophile Zeufochten aufweiſen, während die parafitären Knoten und Geſchwüre deren eine jo große Menge enthalten, daß jchon hier noch in zweifelhaften Fällen entſchieden werden kann ob eine Veränderung rogiger Natur ift oder nid. C. Troeiter.

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Zur Agglutination der Rotzbazillen. Inaugural-Differtattion von Karl Schulz, Stab3veterinär im Regiment Königs-Jäger zu Pferde Nr. 1. Archiv f. will. u. prakt. Tierheillunde, Bd. 35, Heft 3. Verfaſſer hat in der Einleitung vorliegender Arbeit die gejamte be— zügliche Literatur angeführt und nad) Beichreibung des bei feinen Ver— fuchen benugten Schütz-Mießnerſchen Agglutinationsverfahrens Unter- ſuchungen darüber angejtellt, in welcher Weile die Robagglutination abhängig iſt von verſchiedenen Einflüffen, die teil auf das Serum, teils auf die Bazillenaufſchwemmung, endlich aber auf beide Subjtanzen zu« gleich einwirken können. Die Unterjuchungen find in der tierhygienijchen Abteilung des Kaiſer Wilhelm-Snftitut3 für Landwirtichaft zu Bromberg an dem dort reichli vorhandenen Material nad) folgendem Plan aus- geführt worden: I. Da8 Verhalten de Serumß: 1. Einfluß des Geſchlechts und Alter8 der Pferde auf die Höhe des Agglutinationdwertes. | 2. Einfluß von Krankheiten auf den Agglutinationswert bei roßfreien Pferden. . Verhalten der Normalagglutinine gejunder Pferde innerhalb einer Beit von ſechs Monaten. . Einfluß von Konjervierungdmitteln auf den Agglutinationswert. . Einfluß von Fäulnid auf den Agglutinationswert. . Einfluß von Kälte auf den Agglutinationsmwert. . Einfluß von Wärme auf den Agglutinationswert. . Einfluß des Filtrierens der Sera auf ihren Agglutinationswert.

II. Das Verhalten der Teftflüffigkeit:

1. Einwirkung verjchiedener Nährböden auf die Agglutinationgfähigteit der Robbazillen.

. Haltbarkeit der Teſtflüſſigkeit.

. Einfluß der Kälte auf die Teſtflüſſigkeit.

. Einfluß der Wärme auf die Teftflüffigkeit.

. Einfluß des Filtrierend der Teſtflüſſigkeit.

. Einfluß des Zentrifugterend der Teſtflüſſigkeit.

Ill. Das Verhalten von Serum und Teſtflüſſigkeit hohen und niederen Temperaturen gegenüber.

Die Ergebniffe der Unterfuhungen find in folgenden Scluß-

folgerungen zujammengefaßt:

1. Alter und Geſchlecht der Pferde Haben auf die Agglutinations- werte der Sera feinen Einfluß.

2. Die Ugglutinationdwerte von Pferden, welche mit Krankheiten verſchiedenſter Art, die Rotzkrankheit ausgenommen, behaftet find, weichen von denen gejunder Pferde nicht ab. Auch nach über- Itandenen Krankheiten laſſen fi feine Anderungen der Agglu= tinationswerte feftitellen. |

a 1m OU 80

aD

10. 11.

12. 13. 14.

15.

16. 17. 18.

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. Bei roßfreien Pferden treten innerhalb von ſechs Monaten in der

Regel feine Schwankungen der Agglutinationswerte ein; aus— nahmsweiſe auftretende Abweichungen find ſtets geringfügiger Natur.

. Bei Konjervierung der Sera mit 5prozentiger Karbolfäure ift

zu beachten, daß die Agglutinattondfraft diefer Sera nad) etwa zwei bis drei Monaten allmählich abnimmt.

. Sera, die nah Zuſatz von 5 und 10 prozentiger Karboljäure,

von gleichen Mengen Lyjol oder von 0,5 und 1p. M. Sublimat jofort der Agglutination unterworfen werden, ergeben diejelben Agglutinationgwerte wie die, reinen Sera. Kin Zuſatz von 5 und 10Oprozentigem Formalin zeritört die Agglutinine fofort.

. Schwadhe Fäulnis übt auf die Agglutinine eine weſentlich ſchädi⸗

gende Wirkung nicht aus, dagegen läßt vorgerücte Fäulnis feine regelrechte Agglutination mehr zuftande kommen.

. Das Gefrierenlaffen der Sera beeinträchtigt die Agglutinine nicht. . Durch Erhigen der Sera werden die Agglutinine gejchädigt bzw.

zeritört. Eine derartige Wirkung der Wärme läßt fi) bei 55° nad) 20 bis 30 Minuten, bei höheren Temperaturen in kürzerer Zeit feſtſtellen. Bei 70° tritt in der Regel nad) wenigen Minuten Gerinnung der Sera ein. Beim Erhitzen 40facher Serumverdünnungen treten im allgemeinen Ddiejelben Erjchet- nungen ein.

. Bakterienfilter verjchtedener Art halten die Agglutinine nur zum Teil zurüd. Cibils- Agar, Cibils - Glyzerinagar und Kartoffelnährböden

iheinen die Agglutinterbarfeit der Rotzbazillen zu erhöhen.

Die Teitflüffigkeit tft bet Aufbewahrung im Eisſchrank monate- lang haltbar, ihre Agglutinabilität erhöht ſich aber mit der Zeit um ein geringes.

Das Gefrierenlafien der Teftflüffigkeit Hat feinen Einfluß auf ihre Agglutinabilität.

Das Erhitzen der Teftflüjfigfeit über 85° hat eine ſchwache Er- höhung der Agglutinabilität zur Folge.

Filtrierte Teftflüffigkeit läßt feine regelrechte Agglutination in ae treten, jedoch bildet ich ein feiner amorpher Nieder- chlag.

Bei Verwendung von Teſtflüſſigkeit, die ?/a Stunde lang in der eleftrifchen Bentrifuge bei 4000 Umdrehungen in der Minute zentrifugiert worden iſt, tritt Feine Agglutination ein. |

Für das BZuftandelommen der Agglutination ift Blutwärme die geeignetite Temperatur.

Temperaturen don 60° und darüber wirken auf den Agglır= tinationsvorgang jchädigend oder zeritörend ein.

Niedere Temperaturen von 12° abwärts hemmen den Agglu— tinationdvorgang. Selbſtbericht).

Panizza: Die Ophthalmoreaktion beim Not der Pferde. Clinica vet. XXX] (1908), 50.

Panizza jtellte Unterfuhungen an zehn Pferden an, von denen acht der Klinik der Tierärztlihden Hochſchule in Modena ald rotzverdächtig überwiejen worden waren. Sm Gegenjoß zu anderen Forſchern, die mit verdünntem Mallein (1:10) arbeiteten, benußgte er ein reines Mallein, von welchem jedem Pferde vier, fünf, zumeilen auch acht Tropfen in das Auge eingeträufelt wurden. Die Verjuche fielen bei fünf Pferden pofitiv aus und ergaben eine völlige Übereinftimmung mit den Ergebnifjen der jubfutanen Malleinifierung. In allen fünf Fällen wurde die Diagnoje dur) den Sektionsbefund beftätigt. Die erjten Erjcheinungen der Kon⸗ junktivitis traten bei einigen der pofitiv reagierenden Pferde nad) 6 bi8 7, bei den anderen nah 12 bis 15 Stunden auf, und zwar um jo früher, je größer die injtillierte MalleindofiS geweſen war.

Zwiſchen der Ausdehnung der pathologiich.anatomijchen Veränderungen und der Intenſität der Neaktionderfcheinungen ſchien ebenfalld ein enger Zuſammenhang zu bejtehen. In denjenigen Fällen, in denen die Reaktion negativ ausfiel, wurde bisweilen ganz vorübergehend leichter Tränenfluß beobachtet; im übrigen machten fich feine Lokalerſcheinungen bemerkbar.

Aus den wenigen bißher vorliegenden Mitteilungen, die fich überdieß zum Zeil völlig miderjprecdgen, läßt ſich ein abichliegendes Urteil über den praftiihen Wert der Ophthalmoreaktion für die Diagnoftizierung des Notes nicht gewinnen. Es bedarf vielmehr weiterer, umfangreicher Ver- ſuche auf diefem Gebiete. Dezelsti.

Cure of a stallion suffering from Dourine by means of Atoxyl at the remount depot at Constantin. By M. Monod, veterinaire en 1°" Translated from the bulletin de „societe centrale de medicine veterinaire*, 1909.

Ein wertvoller Hengſt, Ben-Brac, erfrantte im Juli 1907 und wurde im Depot unterfuht. Zwar wurden bei ihm feine Treppanofomen gefunden, aber man fonnte mit feinem Blut Kaninchen infizieren und bei dfejen die Trypanojomen nachweiien.

Zunächſt erhielt er Heiljerum in Mengen von 1 bis 2 Litern. Dies wurde jchlecht vertragen und alle Behandlung ausgeſetzt bi8 zum 25. Sep⸗ tember. Von nun an erhielt er alle zwei Tage ſubkutane Injektionen von Atoxyl, und zivar beginnend mit 0,5 g, jedesmal um 0,1 g jteigend, bis die Dofi3 von 1,0 g erreicht war; leßtere wurde dann 5mal ver- abreiht. Diefe Behandlung dauerte vom 25. September 1907 bi8 zum 8. Januar 1908 und wurde gut vertragen. Die Gejamtmenge des ver- brauchten Atoryl betrug 33 g.

Es war vorher gejagt worden, daß die Serumeinjprigungen jchlecht vertragen wurden. Trotzdem konnte man eine günftige Beeinflufjung der Krankheit bemerken, namentlich in den erften 14 Tagen ded September.

Ende September verjchlechterte fie) der Zuftand des Pferdes. Um die Mitte des Oktober zeigten jich Odeme, auch traten Geſchwüre an

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mehreren Körperitellen auf, dann aber begann die Befjerung, am 25. No- vember waren Krankheiterjcheinungen nicht mehr wahrzunehmen, und am 10. Dezember verſchwand mit einem leichten Odem am Schlauch auch die legte Spur der Krankheit. Bon da ab bis zur Erftattung des vor⸗ liegenden Berichted find 170 Tage vergangen, ohne daß Jich etwas Krank⸗ baftes gezeigt hat. Es muß nun abgemwartet werden, ob das wertvolle Pferd auch feine guten Eigenschaften al3 Deckhengſt bewahrt Hat.

| C. Troeiter.

Uhlenhuth und Woithe: Erperimentelle Unterfuchungen über Douriue nit bejonderer Berückſichtigung der Atoxylbehandlung. Arbeiten aus dem Kaiſerlichen Gejundheitsamte Band XXIX, Heft 2.

Bet den weitgehenden Analogten zwilchen Dourine und Schlaf: frankheit, die fich bet Erforjchung diejfer beiden Trypanoſomenkrankheiten ergeben Haben, fommt den Verjuchen an dourinefranfen Tieren eine ganz erhebliche praktifche Bedeutung zu. Bon bejonderem Intereſſe find Die Ergebnifje, welche jih auf die Behandlung beziehen. Wenn im allge- meinen auch nicht die Erfahrungen des Tierverjuches ohne meitered auf den Menjchen zu übertragen find, jo jcheint es bei dieſen beiden Proto- zoenkrankheiten ausnahmsweiſe gejtattet zu fein; denn beim Vergleiche der chemotherapeutijchen Refultate im Dourine-Tierverſuch und der Be—⸗ handlung ſchlafkranker Menjchen, wie fie von der Kochſchen Expedition in großem Umfange durchgeführt ift, zeigt fich eine geradezu überraschende Barallelität, wie fie der ©leichheit in Weſen und Erjcheinungen beider Krankheiten entipridt. Es zeigt fi, daß die Wechjelbeziehungen zwiſchen Krankheitderreger, Arzneimittel und krankem Körper bet Tier und Menſch, bei Dourine und Schlaffrantheit im weſentlichen die gleichen find.

U. u. W. Haben eine erhebliche Anzahl von Tieren: Pferde, Hunde, Kaninchen, Ratten und Mäuſe mit Dourine infiziert, dann mit Atoxyl behandelt die interefjanten genaueren Beobachtungen find im Original einzufehen und fommen zu folgenden Schlußfolgerungen:

I. Allgemeines.

1. Es ijt nicht möglich, den Ausbruch der experimentellen Dourine durch der Impfung vorangehende Atoryleinjprigungen (prophylaktiſche Behandlung) zu verhindern. |

2. Es gelingt, bei mit Dourine geimpften Tieren mittel3 Atoxyl den Ausbruch der Krankheit zu verhindern, wenn das Mittel bald nad) der Einverleibung der Parafiten gegeben wird (Präventivbehandlung).

3. Es gelingt, dourinekranke Tiere mittel3 Atoryl für die Dauer von Barafiten zu befreien bzw. zu heilen.

4. Borbedingungen für eine nachhaltige Atoxylwirkung find:

a) die Verwendung großer Dojen, b) möglichft frühe Behandlung.

Das Hauptgewicht liegt bei a. Eine Anwendung zu Heiner Dojen läßt fih nicht durch befonderd frühzeitige Behandlung kompenfieren, eher ift daS Umgekehrte der Fall.

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II. Spezielles.

1. Pferde und Hunde vertragen nicht die zur Abtötung der Try⸗ panofomen in ihrem Körper nötigen Atorylmengen.

Ein nahhaltiger Erfolg mit Atoryl allein it deshalb hier nur unter ganz bejonderd günjtigen Bedingungen ausnahmsweiſe zu erzielen. Man kann fi einen ſolchen vielleicht von einer „Eombinierten“ Behandlung veriprechen.

2. Kaninden, Ratten und Mäufe vertragen die nötigen Atoryl- mengen. Infolgedeſſen können bei ihnen mit Atoryl allein Dauererfolge erzielt werden, fofern die Vorbedingungen (IT 4a u. b) erfüllt find.

3. Das Atoxyl kann als Löjung eingejprigt oder als Salbe ein- gerieben werden. Der Salbenbehandlung jcheinen vor der Injektions⸗ methode gewiſſe Vorteile eigen zu fein.

Außer Atoxyl haben U. u. W. noch die mannigfadhften Präparate, jo Arjen, Quedfilber und Jod in ihren verjchiedenften Verbindungen, jowie zahlreiche andere, auch Bakterien und ihre Produfte ohne irgend welchen nachhaltigen therapeutiihen Erfolg bei der Behandlung der Try- panojomenkrankheiten unterjudht.

Löffler, Rühs und Walter hatten bei Meerſchweinchen, welche mit einem außerordentlich virulenten Naganajtamm infiziert wurden, und itet3 furze Zeit nach dem Auftreten der Trypanofomen im Blut zugrunde gingen, anfangs durch Anwendung von arjeniger Säure, und ſpäter dur eine kombinierte Behandlung: Verabreihung einer möglichft großen Dofig von arjeniger Säure per os und von Atoryl jubkutan, zahlreiche Dauer- heilungen erzielt, wobei fie vor allem auf die Bedeutung der arjenigen Säure aufmerljam machten.

Laveran, Thirour, Weber und Fuerſtenberg fonnten eine günftige Wirkung dieſer Säure bei ihren Verſuchen nicht beobadıten, während Weber und Zueritenberg ſowie Uhlenhuth und Woithe den günftigen Einfluß der Tombinierten Behandlung bejtätigen konnten. Letztere weiſen darauf hin, daß von einer Nachprüfung chemotherapeutiſcher Verſuche nur die Rede fein Tünne, wenn genau da3 gleihe Tiermaterial und der gleihe Trypanojomenftamm zur Verfügung fteht, daß das anders ausfallende Nejultat manches Verſuches jomit noch nicht einen Fehler des eriten zu bemweilen braucht.

Am brauchbarſten erjchienen U. u. W. immer dad Atoryl, dad zwar noch weit vom Idealheilmittel entfernt tft, aber doch den großen Vorzug befigt, jo ziemlich) bet allen Trypanoſomenkrankheiten beim Menjchen und den verjchiedenen Tieren einigermaßen ſicher zu wirken; nur das neuerlich von Ehrlich gefundene Acetatoryl jcheint eine ähnlich günstige Wirkung zu haben und erfolgreich mit ihm in Wettbewerb treten zu können. Über die Wirkungsweiſe des Atoryls äußern fie ſich dahin:

Das Atoryl wirkt bei gewiſſen Tierarten in ziemlich unverändertem Buftand auf die Körperzellen ein und veranlaßt fie, vorausgeſetzt, daß vorher die Paraſiten zu ihnen in gemilje Beziehungen getreten find, während längerer Zeit trypanofomenjchädigende Stoffe zu produzieren, jo daß eine Heilung erzielt wird. Vorbedingung für einen dauernden thera=

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peutiſchen Effekt iſt es, daß durch eine von Beginn an energiſche Behandlung einer künſtlichen Reſiſtenzerhöhung durch Ausleſe der widerſtandsfähigſten und lebenskräftigſten Trypanoſomenindividuen vor— gebeugt wird.

Der Grund, weshalb manche Tierarten ſich mittels Atoxyls in der Regel nicht von pathogenen Trypanoſomen befreien laſſen, liegt wohl darin, daß in ihrem Körper von dem Arſanilat raſch und reichlich Arſen abgeſpalten wird, welches zu Arſenvergiftung führt noch ehe die optimale Doſis des Arzneimittels erreicht iſt, deſſen unzerſetzter Anteil die Heilung herbeiführen ſoll. Kühn.

Weidanz: UÜber die Konſervierung präzipitierender Sera. Arbeiten aus dem Kaiſerlichen Geſundheitsamte. Band XXIX 1908, Seite 394. Während bei den agglutinierenden Seris durch Zuſatz konſervierender Mittel in der Hegel felbjt nach jahrelanger Einwirkung eine nennenswerte Abſchwächung nicht hervorgerufen zu werden jcheint, gibt e8 nad) Gra— ham-Smith zur Zeit fein Antijeptilum, das die Wirkſamkeit der präzi— pitierenden Sera nicht irgendwie ungünjtig beeinflußt.

Bejonders ſchädlich iſt Zuja von Formalin, während nah Uhlen- hut der von 0,5 prozentiger Karboljäure oder Chloroform verhältnis- mäßig unſchuldig ift, und in 3 bis 4 Monaten die Aktivität nicht im geringiten beeinflußt. Die Prüfung jahrelang (4 bi8 6 Jahre) auf: bewahrter Sera ergab aber, daß die präzipitierende Wirkung vollftändig erlojhen war. Da durch Zuſatz der fonjervierenden Mittel die für die biologifche Reaktion unbedingt erforderliche Klarheit der Sera oft beein- trächtigt wird, fuchte Uhlenhut mit Erfolg durch ſterile Gewinnung und Aufbewahrung dieje Mängel zu umgehen.

Die erheblichen Schwierigkeiten diefer Methode, die nunmehr durch Anwendung de3 von Uhlenhut und Wetdanz angegebenen Serum: Siltrierabfüllapparate3 befeitigt werden können, hat noch zur Anwendung anderer Methoden geführt.

Haufer läßt die Tiere, welche Hochwertige Serum liefern, am Leben, und entnimmt dem Kaninchen jedesmal die zum Verſuche not- wendige Blutmenge.e Da aber die Präzipitationsfähigfeit troß Weiter- behandlung im Tierkörper oft abnimmt, dad Serum bei einer etwa notwendigen zweiten Abnahme opaleözieren kann, ijt dieſe Methode nicht empfehlendiert.

Eorin, Biondt, Jacobsthal und dv. Eisler bewahren die Sera angetrodnet auf, entweder auf ſchwarzem Papier oder das im Erfilfator gewonnene Pulver in Glasröhrchen eingejchmolzen. Vor Licht und Yeuchtig- feit geſchützt fol die Wirkung lange unverändert bleiben; es dürfte aber zu berüdfichtigen „fein, ob nicht, ähnlich wie bei den agglutinierenden Seris, nad) längerer Zeit die Löslichkeit abnimmt.

Ehrlich empfiehlt Aufbewahrung bei Temperaturen unter Null, er will damit die beiten Erfolge erzielt haben.

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Auf Grund der Unterſuchungen im Kaiſerlichen Geſundheitsamte laſſen ſich für die präzipitierenden Sera folgende Schlußſätze aufſtellen:

1. Die im flüſſigen Zuſtande ohne konſervierende Zuſätze ſteril aufbewahrten Sera find jahrelang haltbar.

2. Die Tötung der Kaninchen, die ein hochwertiges Antiferum Itefern, iſt zweckmäßig erjt dann vorzunehmen, wenn fein freies Antigen mehr nachweisbar ift.

3. Nach dem Auftreten von Eiweißausfällungen, bie vielleiht auf Autopräzipitation zurücgeführt werden müſſen, ijt eine abermalige Titer- bejtimmung vorzunehmen. Kühn.

Über nicht operative Heilverfuche beim Karzinom. Bon Profeſſor Bangenmeilter in Königsberg i. Pr. „Deutſche mediziniſche Wochenſchrift“, Nr. 47/1908.

Im weſentlichen jind es drei Wege, welche heute bejchritten werden, um dem deletären Umjichgreifen des Krebſes eine Ende zu bereiten.

Der erite kommt der operativen Bejeitigung der Geſchwulſt injofern am nächſten, als er eine Schädigung und mehr oder weniger fchnelle

Beritörung und damit eine Elimination der eine parafitäre Exiſtenz

führenden Kreb3zellen anftrebt. Weitauß die meijten der bisher verjuchten

Methoden Haben dieſes Ziel im Auge, jedoch treten diefen Beitrebungen

zwei weſentliche Hindernifje entgegen.

Einmal wirten alle die Krebözellen vernichtenden Agentien auch auf normale, gejunde Zellen ein. Mit Unrecht wurde eine jeleftive Wirkung auf Krebözellen vornehmlich einer Reihe von Strahlenarten (Radium, Tesla) zugeichrieben.

Zweitens ijt der Weg, welchen die Agentien zurücdlegen müfjen, um an die Kirebözellen heranzulommen, oft ein jo weiter, daß dadurd) die Wirkſamkeit des Heilmitteld eine ſtarke Einbuße erlitten hat.

Bei der überaus nahen Verwandtſchaft der Kreb3zellen mit den- jenigen der normalen Gewebe tjt es faſt ganz ausgeſchloſſen, ein Agens zu finden, welche ausſchließlich die Krebszellen angreift, andere Zellen aber unberührt läßt. Selbit das am meilten ſpezifiſche Gegengift, welches wir heute zu erzeugen imjtande find, hat bisher eine differente Wirkung auf menſchliche Krebszellen nicht erkennen laffen.

Troß diefer Schwierigkeiten beſteht theoretiih die Möglichkeit, ſelbſt durch ein auf die Körperzellen allgemein jchädigend wirkendes Agens Krebje zu heilen. Es beruht diefe Möglichkeit auf der Tatſache, daß die Kreb3zelle gegenüber der Normalzelle in ihrer Lebensfähigleit und Wideritandsfraft gegen äußere Einflüffe mehr oder weniger erheblich beihränft it. Die bisher erzielten reſp. zufällig eingetretenen Kreb3- heilungen find wahrſcheinlich jämtlih dank der größeren Labilität der Krebözellen gegenüber ihrer Umgebung zuftande gelommen. Wenn aud) die Reſiſtenz mancher Karzinome gegenüber jchädigenden Einflüffen eine relativ hohe ift, höher vielleicht als diejenige beſonders empfindlicher Körperzellen, jo iſt aber auch befannt, daß bei Häufung und geeigneter

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Auswahl der Neizmittel allmählich die Wachsſstumsgeſchwindigkeit und mit ihr zugleich die Zabilität der Krebözellen zunimmt.

Bon den Mitteln, welche die Kreb3zelle unter Umjtänden fchädigen und demgemäß zu Heilverjuchen benugt werden können, jind es zunädjit phyſikaliſche Kräfte: Wärme, Kälte, magnetilche, eleftriiche Schwingungen, ferner Licht, Röntgen und Becquerelitrahlen. Insbeſondere mit den legteren (Radium) find bemerkenswerte Erfolge, wenngleich nur bet ober= flählichen Karzinomen, erzielt worden. Neuerdings find e8 hochgeipannte eleftriiche Wellen, Tedlajtröme (Fulguration), von denen man nach den

bisherigen Berichten für manche Fälle einen Erfolg erhoffen darf.

Reicher ift die Auswahl an chemiſchen Mitteln. Entweder find e3 anorganiihe Zellgifte (Arſenik, Duedfilber uſw.) oder organifche Stoffe, bon denen ein Einfluß auf die Zellen erwartet wird. Unter den leßteren ſchien dem Verfaſſer daS Cholin Erfolg zu veriprecdhen, da e3 ein Stoff iit, der bei der Beitrahlung tieriicher Gewebe ſowie des Lezithins mit Röntgen und Radiumjtrahlen entiteht und den man für einen wejentlichen Zeil der Wirkung jener Strahlen verantwortlich gemacht Hat.

Da es jogar gelungen iſt, mittel Cholininjektionen da Ei zum abfterben zu bringen, die Schwangerichaft zu unterbrechen; insbeſondere aber, da dem Cholin eine ſpeziell epttheale Zellen zeritörende Fähigkeit zuzulommen jcheint, war eine Beeinfluſſung des Krebſes durch Ddiejen Stoff zu erhoffen. Exner und Sywek haben in der Tat Nekroje- erſcheinungen an den Bellen inoperabler Krebje auf eine Behandlung mit 2prozentiger Cholininjeftionen nachweiſen können. Bor der Veröffent- lichung diefer Autoren hatte Verfafjer ebenfall3 drei inoperable Uterus— frebje mit Cholin zu behandeln begonnen, aber erfolglos. Das Cholin Iheint zwar tm Tumor ſelbſt Zellnekroſen Herborzurufen, die fich bei Iofaler Anwendung auch kliniſch bemerkbar machen können, auf einen Heil- effekt ijt dabei aber nicht zu rechnen.

Nächſt dem Cholin wurde dad Trypfin, dies ſtark eimeißipaltende verment zu Heilzweden beim Kreb3 verjuht. 3. Beard und v. Leyden wollen durch ſubkutane Trypſingaben die relative Fermentarmut der Körperjäfte beim Karzinom, die ſich hauptſächlich auf Trypſin erſtrecken joll, beheben. Die Reſultate waren jedoch nicht ermutigend. Fromme ſah in zwei Fällen einen Stillſtand im Gejchwulftwachstum eintreten; Verfaſſer ſah dagegen nad) Sublutanbehandlung in zwei Fällen keinen Erfolg. Died Scheint darin feinen Grund zu haben, daß das Ferment beim Eintritt in den Körper jehr jchnell unfchädlich gemacht wird. (Viel- leiht durch Bildung don Antitrypſin). Dazu kommt nody, daß das Trypſin nicht ohne die größte Lebensgefahr in die Blutbahn eingebracht werden kann. Bon einer Prüfung de Trypſins bei Iofaler Anwendung hat Verfaſſer abgejehen.

Weitere Heilverjuche machte Bumm und Liepmann mit PBlazentar- ferment bzw. Plazentarjaft. Die topiſchen Erjcheinungen, die ‚hierbei auf- traten, juchte Falk durch Benutzung des Plazentarblute® zu umgehen, aber auch mit negativem Erfolge.

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Des weiteren hat Verfafjer Verſuche mit Tiergalle angeftellt, welche Iofal und allgemein (jublutan) angewendet wurde. In der Tat ver- mochten Injektionen von NRindergalle in den Randpartien von Karzinomen nefrobiotifche Bezirke zu erzeugen.

Ferner können noch manche andere tieriſche Stoffe gegen Karzinom verjucht werden. Sn erjter Linie find es die Leufochten und ihre Fer: mente, deren ftarfe Einwirkung auf förperfremde Stoffe im allgemeinen, auf Krebözellen im befonderen, befannt if. In einem Fall von Karzinom: rezidiv ſuchte Verfafjer durch Nufleininjektionen (Erzeugung einer Leufo- cHtofe) auf die Geſchwulſt einzumirken. Weitere Verſuche auch mit Lymphdrüfenbrei dürften fi verlohnen.

Ferner gehören hierher die Verſuche Bier’3, durch Injektionen art- fremden Blutes Entzündungd- und Einichmelzungsvorgänge im Karzinom audzulöjen; auch der Auflöfung roter Blutkörperchen durch ſolche Injek— tionen jchreibt Bier eine günftige Wirfung zu. Bereits 1896 hatte Augagneur Karzinome mit artfremdem Normalferum (Ejel) behandelt, wodurd eine Abſchwellung der Geſchwulſt bewirkt worden fein fol.

Ale derartigen Entzündungd- reſp. Leukocytoſe erregenden Mittel leiden jedoh an dem Nachteil, daß fie im wejentlichen entweder aus— ihließfih Iofal angewandt werden können oder doch nur fo einen Einfluß zu entfalten vermögen.

Eine andere Art der Beeinflufjung der Krebözellen auf chemiſchem Wege beruht in der Möglichkeit, jpezifiiche zytolytiihe oder karzinozyto— Igtiiche Stoffe zu erzeugen. Nachdem Senjen, Ehrlid, Schöne u. a. gezeigt hatten, daß ſich bei Mäuſen nicht nur durch Vorbehandlung mit Mäufekarzinom, jondern jogar durch Snjeltion von anormalen Drganen (Schöne), insbefondere mit zerriebenen Embryonen, eine Immunität gegen Mäufetumoren erztelen ließ, jchienen die Ausfichten für die menfchliche Therapte nicht ungünftige zu jein. Die Erfolge, durch Immunifieren von Tieren mit dem Blutjerum karzinomatöſer Menfchen ein Kreb3heil- jerum zu erzeugen, find negativ ausgefallen. Denn die im Blut freijenden fremdartigen Stoffe beim Krebs find quantitativ jo gering, daß ſelbſt die Möglichkeit des Nachweiſes einer Karzinoſe durch Präzipitation oder Hämolyje bisher nicht ficher gejtellt werden konnte.

Bei der Nachbehandlung der Tiere mit Preßſaft aus Karzinomen oder mit Rarzinombrei waren die Nejultate der Serumtherapie ſchon beſſere. Immerhin iſt ein Heileffelt in diefer Richtung noch nicht erztelt worden.

Berfaljer Hält e8 jedoch nicht für ausficht3lod, auf diefem Wege weiterzulommen. Die Schwierigkeiten einer Serumtherapie, aljo einer paſſiven Immuniſierung, find nicht unerheblich) und ähnlich denen bei der antibakteriellen Therapie.

In Anbetracht der geringen chemijchen Unterjchiede zwiſchen Krebs⸗ und Normalzellen erjcheint es vor der Hand ausfichtSvoller, den krebs⸗ tranfen menjchlichen Körper ſelbſt zur Bildung von karzinozytolytiſchen Stoffen anzuregen (aktive Immuniſierung).

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Verfaſſers Verfuche, die noch nicht abgejchlofien find, gingen in dieſer Richtung dahin, Krebskranke mit dem Karzinom anderer bzw. eventuell post operationem mit ihrem eigenen Karzinom zu behandeln. Ebenjo ſcheint es nach Schönes Verſuch nicht ausſichtslos zu fein, durch Be⸗ handlung mit jungen menſchlichen Embryonen bzw. Eiern einen Erfolg zu erzielen. Bei der aktiven Immuniſierung aber iſt die intereſſante Be⸗ obachtung Gierke's zu berückſichtigen, daß bei Impfung mit Mäufe- tumoren die Geſchwulſtträger einen beſſeren Boden für weitere Impfungen abgaben als normale Tiere. |

Zu denjenigen Mitteln, durch welche das Karzinomgewebe ſelbſt in ſeiner Exiſtenz geſchädigt werden ſoll, gehören weiterhin diejenigen Maß— nahmen, die im Organismus des Kranken dem Krebswachstum ungünſtige Ernährungsbedingungen ſetzen ſollen. Von ſchweren allgemeinen Störungen (Anämie, Kachexie) iſt ein ſolcher Einfluß nicht zu erwarten. Im Gegen- teil ſcheinen ſolche Verhältniffe der Entwicklung des Krebſes eher förderlich zu jein. Dagegen läßt fi) der günftige Einfluß einer abfoluten vege- tariichen Koft für manche Karzinome nicht mehr leugnen.

Neuerdings jucht man, einmal durch Heberführen des malignen Zell- typu3 in den urjprünglicden benignen und ferner durch Neutralijation gewiljer, die Malignität wahrjcheinlich bedingender, vom Karzinomgemebe produzierter Stoffe. Apolant beobachtete, daß partiell immunifierte Mäuſe in einem relativ hohen Prozentjab auf die Impfung mit Mäufe- krebs mit der Entitehung eines reinen Adenoms reagierten.

Dur die Arbeiten von Müller, Petry, Neuberg, Blumen: thal, Jacoby u. a. wurde die Eriftenz abnormer Fermente im Karzinom- gewebe erwiejen, denen die Einjchmelzung der Nachbarichaft wahrjcheinlich zuzuschreiben iſt. Neuberg hat als eriter Dielen Weg gewieſen und glaubt, daß die Wirkung des Radiums auf Karzinome durch die Ber: jtörung der Krebsfermente bedingt werden.

Hofbauer Hat den Vorſchlag gemacht und zum Teil experimentell verfolgt, das entjprechende Antiferment wegen der relativen Armut dem Körper zuzuführen bzw. durch Injektionen von ſolchen Stoffen (Arſenik, Chinin ujw.), welche die Fermentwirkung im allgemeinen hemmen, den Einfluß jener pathologiihen Krebsfermente auszujchalten.

Hierzu bemerkt der Verfaſſer. Nach den Arbeiten von Wien, Brieger uſw. tft die antifermentative und ſpeziell die antitcyptiiche Kraft des Serums bei Krebskranken durchaus nicht geſchwächt, jondern im Gegenteil faft durchweg erhöht. Jedenfalls kann einer Antitrypfin= behandlung auf Grund der Heilverjuche und der neueren Arbeiten nicht mehr die Wirkjamkeit zugeiprochen werden. Ebenjomenig ausficht8voll er- icheinen ihm die Verſuche Hofbauers. Denn e3 iſt ſchwer zu entjcheiden, wie weit fi) die hemmende Fähigkeit im Organismus entfaltet und ob ſolche Mittel ſich ſpeziell und ausjchließlich gegen das jchädliche Kreb3- jerment lowie noch gegen jo und jo viele andere lebendtwichtige Fermente im Organidmud richten.

Aber jelbit wenn alle diefe Hypotheſen richtig jein jollten, muß es noch äußerſt fraglich erſcheinen, ob damit das Karzinom ſelbſt in ſeiner

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Eriftenzfähigkeit, in feinem Wachstum derart getroffen ift, daß e8 fortan feine ©efahr mehr für den bewirtenden Organismus bietet.

Jedenfalls ſteht es feit, daß bisher mit feinem Verfahren, mit feinem Mittel ein Karzinom auch nur entfernt mit der Sicherheit einer operativen Wegnahme geheilt werden kann. Rachfall.

Das biologiſche Prinzip der Lichtbehandlung des Krebſes. Von Stabsarzt a. D. Dr. Ernſt Dieſing in Berlin. „Deutſche medi⸗ ziniſche Wochenſchrift“. Nr. 45, 1908.

Diejing führt zwei Arten von Hautkrebs in ihrer Entitehung ausſchließlich auf Einwirkung des Lichtes zurüd. Das find erjtend jene böcft ſchweren und immer tödlich) verlaufenden Fälle von ſchwarzem Haut freb8 bet jugendlichen Perjonen, wie er aus Pigmentmälern und Pig- mentwarzen entfteht, auch ohne daß traumatiſche Neize für die bösartige Wucherung jonft hHarmlofer Gebilde angeichuldigt werden könnte. Schon unter dem Einfluß des zerjtreuten Tageslichtes ſollen dieſe Pigmentflede und Pigmentwarzen fi vergrößern und in Krebsgeſchwulſte übergehen. Da ed unmöglich ift, einen Menſchen gänzli vom Licht abzujchließen, jollen alle diefe Fälle unweigerlich am Sonnenlidht zugrunde gehen. Die Anlage zu folder krebſigen Hauterfranfung ift angeboren.

Zweitens gibt e8 aber auch eine durch intenfive Lichteinwirkung erworbene Form des Hautkrebſes bet ſolchen Leuten, die fi) andauernd den Einflüffen des Lichte8 und der Witterung ausſetzen müfjen, nämlich bei den GSeeleuten. Sie iſt als Seemannshaut oder Seemannskrebs befannt. Derartige ſchwarze, mit Farbſtoff durchſetzte Hautkrebſe find die Produkte der Übertreibung einer Funktion, welche der gejunden Haut eigentümlich ift, nämlich Sarbftoffe unter dem Einfluß des Sonnenlicht zu bilden und in der Oberhaut abzulagern. Jedermann kann da8 Braun werden der Haut im Sommer an fich ſelbſt beobachten. Nach Diejing bat dieſes Hautpigment nicht etwa nur die Bedeutung eine Schugmittelg gegen intenfive Sonnenbeitrahlung, jondern er behauptet jogar, daß das Hautpigment eine Vorſtufe des Blutpigments fei. Der Farbitoff ſoll von den hromogenen Zellen an daS Blutjerum abgegeben und von dieſem nad) dem Knochenmark übergeführt werden zu weiterer Verarbeitung, nur ein Überſchuß geht nad) außen in die Bellen der Oberhaut. Liegen die chromogenen Zellen ausnahmsweiſe einmal im Niveau der Oberhaut, jo daß ihnen der Schuß der pigmenthaltigen Epidermidzellen größtenteil® oder ganz fehlt, jo find fie zu fortgeſetzter Aufnahme von Lichtenergie geziwungen und erfahren jetundär einen vermehrten Zuſtrom von Plasma. Beſonders angeregt wird die Wucherung, deren Möglichkeit nun gegeben tt dur) Häufig eintretende Reize, wie Schneiden mit dem Nafiermefjer Kragen, Drud der Kleidung ufw., da chemiſch wirfjame Strahlen durch Heine Gemebetrennungen nun direlt zu den Pigmentbildern vordringen fünnen. Durch PBigmentzellen wird auch der Leine Wundjpalt gefüllt, wobei die Geſchwulſt nod) etwas wächſt, und mwodurd die Gelegenheit zu Verlegungen ſich noch fteigert, bis endlich ausgeſprochene Malignität der

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Geſchwulſt eintritt. Den Nöntgenjtrahlen fol nun die Fähigkeit bei- wohnen, die chromogenen Zellen zu veröden; mit legteren jchwinden an der Haut auch die pigmenthaltigen Bellen der Oberhaut. Auch An— häufungen chromogener Sautzellen, welche die Matrig für maligne Neu: bildungen abgeben könnten, lafjen fi) jo bejeitigen, in manchen Fällen fogar ſchon ausgebildete Sarlome und Karzinome. Diefing hält es für nügli, die Haut über den Tumoren zu flarifizteren, da nad) ihm die Nöntgenftrahlen nur unvolllommen die Pigmentzellenfchicht der Oberhaut zu durchdringen vermögen. Es jcheint Dieſing auch notwendig, nad Nadilaloperationen tiefgelegener Tumoren jedesmal eine möglichit gründ- fihe Beitrahlung des Operationdfelded vorzunehmen, um möglichit viele chromogene Zellen des Geſchwulſtgrundes zur Verödung zu bringen und er verjpridht fi) von diefer Maßnahme eine Steigerung des Prozentjaßes der Dauerheilungen.

Dr. Friedrich Bering: Über die Behandlung von Hantkranfheiten mit der Kromayerſchen Quarzlampe. „Deutſche Medizinifche Wochenſchrift“. Nr. 2, 1909.

Bering jchreibt dem Licht bejondere Fähigkeiten zu, indem es nicht nur Hyperämie und Entzündung herbeizuführen und daneben vielleicht auch geringe bafterientötende Wirkung zu entfalten, jondern auch da8 lebende Hautgewebe derartig direkt zu beeinfluffen vermag, daß Krankheiten dedjelben Dadurch geheilt werden fünnen. Auf Grund don eigenen er- perimentellen Verjuchen ſowie kliniſchen Erfahrungen der Univerfitäts- klinik für Hautkrankheiten in Kiel kam er zu der Überzeugung, daß unter der direkten Wirkung des Lichtes in der Belle eine ganz erhebliche Steigerung ded Stoffwechſels eintritt und daß gerade diele Wirkung des Lichtes in erſter Linie die heilfame iſt. ALS phyfiologiiche Eigenichaften des Lichte gegenüber dem lebenden Gewebe Haben wir nad) Bering anzufehen die bafterizide, die hyperämifierende und entziindungserregende, endlih die Stoffwechſelſteigerung. Neben diefen drei phyfiologtichen Eigenjchaften fommt den einzelnen Lichtftrahlen noch eine mehr oder minder große PBenetrationsfähigkeit zu; fie vermögen lebendes Gewebe um jo leichter zu durchdringen, je langmwelliger fie find. Ihre phyſiologiſch— chemiſche Kraft fteht aber zur Durchdringungsfähigkeit im umgefehrten Verhältnis, wodurd der Lichttherapie von vornherein ziemlich enge Grenzen gejtekt find. Nah den Erfahrungen, welhe von Bering im Laufe mehrerer Jahre gefammelt worden find, entipricht die Kromayeriche Duarzlampe am eheiten allen Forderungen, melde zu therapeutiichen Zwecken an eine Lichtquelle gejtellt werden müſſen. Wegen ihrer Handlicdy- teit ijt die Duarzlampe der Finſen-Reyn-Lampe entjchieden vorzuziehen, nur ſtellt fi) bei längerem Arbeiten eine übrigens bedeutungsloje Ober: flächennefroje ein. In der Univerfitätsflinit für Hautkrankheiten in Kiel . fommt die Duarzlampe ausſchließlich zur Verwendung bei Behandlung folgender Krankheiten: Alopecia areata, Rosacea, Naevi telangiec-

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tatici subepidermoidales, Epheliden, Trichophytia superficialis, Lupus erythermatodes und bejonder8® Lupus vulgaris. Die Behand- lung de8 Lupus vulgaris muß eine tombinierte fein: Tuberkulin⸗ injeltion, Salben, Röntgen und Quarzlicht. Zur Belämpfung des Lupus vulgaris find bejondere Inſtitute zu errichten. Chriſtiani.

Bemerkungen zur Ekzem⸗Therapie. Von Prof. Dr. J. Jadasſohn, Direktor der Dermatologiſchen Univerſitäts-Klinik zu Bern. „Thera— peutiſche Monatshefte“, Dezember 1908.

Zwei weſentliche Momente find es, auf die Verf. beſonders aufmerk⸗ ſam macht, weil ſie in der Ekzem-Therapie oft nicht genügend Beachtung finden.

Einmal empfiehlt er bezüglich der Doſierung in ganz ſyſtematiſcher Weiſe von den milden indifferenten Mitteln zu ganz ſchwachen Kon= zentrationen jtärferer überzugehen und dann von diejen, jomweit nötig, bis zu den ftärfiten Dofen ftärkitwirkender Subſtanzen anzujteigen. Für die akutejten Fälle eignen fich die allgemein üblichen Methoden der feuchten Verbände mit Liqu. Alum. acet., Borjäure, Bleiwafjer, Reſorcin ufm.; . bet weniger akuten Fällen bzw. Erjcheinungen kann man mit den belannten milden antiphlogiftiihen Bor-, Zint-, Wismut: uſw. Salben oder mit Paſten beginnen. Beſonders gute Erfolge hat J. von der Jucken lindernden, milde austrodnenden Zumenol-Raftalan-Zinkfpafte und Tumenol- Naftalan-Unguentum leniens Salbe gejehen.

Neben der exakten Wpplifation muß auch auf eine forgfältige Reinigung befonderer Wert gelegt werden; zu warnen ift aber vor einer allzu energijchen Reinigung.

Nach Beleitigung der afuten Ericheinungen geht man zu der Appli- fation energiicherer Mittel über, deren Prototype die Teerpräparate find, und die am beiten als Salben und Paſten zur Anmendung gelangen. Auch Chryſarobin und Pyrogallol leiften in analoger Weiſe gute Dienfte. Immer muß aber berüdfichtigt werden, daß ein Ekzem ftetS länger be— handelt werden muß, al8 es dem äußeren Anfchein nad) notwendig iſt.

Der zweite wichtige Punkt iſt die Verwendung von Kombinationen mehrerer, mehr oder weniger energiſch wirkſamer Subjtanzen. Bon der Erkenntnis geleitet, daß man in vielen Fällen mit der Zufammenfügung Heiner Doſen verjchiedener Subjtanzen mehr erreicht al8 mit großen Doſen eines einzelnen Mitteld, erblidt Verf. in der „Duret-Zinkpaſte“, welde aus etwa 12 Arzneimitteln bejteht, und in anderen ähnlich wirten- den Paſten den vorteilhafteften Ubergang von der mildejten Elzem- Therapie zu jtarfen Teermitteln. Amann.

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Prof. Dr. Bayer: Über eine ſubkutane Zerreißung der Achillesſehne bei einem Hunde,

Im 8. Bande der „Monatöhefte für praktiſche Tierheilkunde“, heraus- gegeben von Fröhner u. Kitt, veröffentlicht PBrofeffor Dr. Bayer einen Fall von Zerreißung der Achillesfehne bei einem Hunde, Sehnennaht und vollitändige Heilung.

Am 14. Mat 1907 wurde mir ein 60 cm Hoher etwa 4jähriger ſchottiſcher Schäferhund zur Unterfuhung und Behandlung vorgeitellt, welcher fich eine gleiche Zerreißung der Achillesjehne auf dem rechten Hinterfuß beim Sprung über eine etwa 1,25 m hohe Dauer bei der Jagd nad) einer Kate zugezogen hatte. Die balbbleiftiftitarfe Achilles- jehne war in 1 cm Entfernung von dem Muskelbauch quer und ziemlich glatt durchrifien, die beiden Rißenden waren deutlich zu fühlen und ſtanden etwa 4 cm voneinander ab. Entzündlide Schwellung an den Sehnen- ftümpfen in der Umgebung war nicht vorhanden. Eine Belaftung des Fußes mar ausgeichloffen; der Fuß hing jchlotternd am Unterjchentel. Bei exzeſſiver Stredung des Antegelenfed, abnormer Beugung ded Sprung gelenkes berührte die ganze Hinterfläche des Fußes den Boden; das Tier wurde gleichlam zu einem Sohlentreter.

Da mir die Behandlung vornehmlid) die Nachbehandlung mitteld Naht bei der Widerjpenitigfett und Unruhe des Hundes feine Ausficht auf fihere und fchnelle Heilung bot, juchte ich Tediglih durch Feſtſtellung Gipsverband bet äußerjter Stredung des Sprung- gelentes eine Verwachſung der Sehnenenden herbeizuführen.

Die Hintergliedmaße wurde in äußerite Streditelung gebracht, die Seitenflächen der Achillesjehnenpartie mit gedrehten Wattebäuſchchen gut ausgepolftert, jo daß die Achillesjehne in ihre richtige Lage fam und die Stümpfe ſich möglichft berührten. Da murde der ganze Fuß und joweit wie möglich nach oben der Unterjchenfel mit einer dünnen Schicht Watte bededt und ein Gipsverband angelegt.

Den: Befiger wurde anempfohlen, den Hund an die Kette zu legen und demfelben jo wenig wie möglich Bewegung zu geben.

Nach 3 Wochen mußte der Gipsverband entfernt ‚werden, da der Hund fich denjelben zum Teil abgefrejjen hatte und feine Stüge mehr bot. Der Hund belaftete den Fuß fait gut, nur war die Gltedmaße im Sprung: gelenkt ein wenig gebeugt. Die Sehnenjtümpfe waren vermadjjen; an der Verwachſungsſtelle fand ſich eine mandelferngroße, harte, jchmerzloje Geſchwulſt.

Um die Gliedmaße einigermaßen feſtzuſtellen, wurde um das Sprung⸗ gelenk jetzt ein Verband mittels Cambricbinde gelegt. Mit dieſem Ver— bande hatte ſich der Hund nach kurzer Zeit eingelaufen. Nach abermals 14 Tagen wurde mir der Hund wieder vorgeitellt. Der Verband lag noch gut. Nach Abnahme desjelben zeigte es fich, daß der Sehnenfnoten auf Kleinbohnengröße zurücdgegangen war. Der Sprunggelenfswintel war wie der der gefunden Geite; die Bewegungdfreiheit, Belaftung des Schenkels waren normal.

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Bayer entließ den Patienten als geheilt mit der Weifung, für bie nächſten 2 Wochen jeine Bewegungsfreihett noch etwas einzujchränten, vornehmlich ihn nicht jpringen zu laſſen. |

Ende September, etwa 16 Wochen nach der Zerreißung der Adhilles- jehne, jah B. den Hund zufällig auf der Straße. Bewegung und Be- laftung der Gliedmaße waren normal; an der Rißſtelle war faum eine Berdidung zu fühlen. Rachfall.

Verſchiedene Mitteilungen.

Fütterungsverſuche mit Kiefernadeln. An der landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation Göttingen wurden zur Ermittlung des Futterwertes von Kiefernadeln, aus welchen durch ein beſonderes, noch nicht veröffentlichtes Verfahren Harz und Gerbſtoffe extrahiert worden waren, an Schafen Ber: ſuche angeftellt. Profeffor Lehmann-Göttingen äußert fih dahin, daß die Verjuche ein günftige8 Nejultat ergaben. Mit Rüdficht auf dieſes Gutachten hält e8 das preußiiche Minifterium für wünſchenswert, weitere Verſuche in der Praxis auszuführen und dieſe auch auf andere Haustiere auszudehnen. Fütterungsverſuche mit Siefernadeln an der Verfuchsitation Waldgarten bei Königsberg find in Ausficht genommen. (Landwirtichaftl. Illuſtr. Zeitung nah Adams Wochenſchrift für ZTierheillunde und Vieh—

zucht.)

Eine neue Methode zur Erkennung der Trächtigkeit bei Kühen. Die Milch der zu unterſuchenden Kuh wird in einen ſauberen, trockenen Eimer gemolken. Mit einem reinen Strohhalm nimmt man ſodann einen Tropfen Milch auf und läßt ihn in ein Glas mit reinem Waſſer abfließen. Iſt die Kuh nicht trächtig, dann miſcht ſich die Milch mit dem Waſſer und gibt eine flockige Trübung; iſt ſie dagegen trächtig, dann ſinkt der Milchtropfen auf den Boden des Glaſes, bevor er ſich mit dem Waſſer vermiſcht. Dieſe Erſcheinung iſt dadurch zu erklären, daß die Milch trächtiger Kühe reicher an Schleim iſt, der ſie beſſer zuſammenhält und die ſofortige Vermiſchung mit dem Waſſer verhindert.

Live stock Journal, ref. in Clin. vet. XXXI, 2.

Schneehuffitt. In Heft 3 der „Kavalleriftiihen Monatshefte“ beipricht der K. und K. Major Alois Dihtl im diterreichiichen Hufaren- Negiment Nr. 11 die bekannten Mittel zur Befeftigung von Strobeinlagen, weldhe er für ein fichere Mittel gegen das Einballen von Schnee anjieht, und empfiehlt zum Scluffe eine Erfindung neueren Datums, die gleich- fall3 das Befeftigen von Stroheinlagen anjtrebt. Dr. med. R. Petri, preußiicher Stab3arzt d. R. in Neuengamme bei Hamburg, hat ein

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Klebemittel, „Schneekitt“ (1) genannt, erdadht und hergeftellt, das ur- ſprünglich für ſich allein in erjtarrtem Zuſtand als Hufeinlage dienen und das Einballen des Schnee3’ verhindern follte, aus unbelannt geblie- benen Gründen jet aber nur noch empfohlen wird, um Strohjohlen angeblich jo feit und ficher an die Bodenfläche des Hufes zu Heben, daß weder Schnee und Moraft noch die Bewegungen des Pferdes die Stroh- einlagen von der Hufiohle abzulöfen imſtande find.

Für einzelne Pferde kann fi) im Garnijonverhältni? das Mittel unter Umftänden brauchbar erweilen, daher zu gelegentlichen Verjuchen empfohlen werden.

Der Viehbeitaud Italiens. Bei der legten Viehzählung im März 1908 waren in Stalten vorhanden: 955 031 Pferde, 848 988 Eiel, 371 926 Maultiere, 16 435 Maulejel, 6 190 900 Rinder, 19 362 Büffel, 2 503 733 Schweine, 11 140 420 Schafe und 2 714 543 Biegen.

Es ijt danad) feit der Zählung vom Sabre 1881 eine Vermehrung eingetreten: bei Pierden um 45 Prozent, bei Ejeln um 28 Prozent, bei Maultieren und Maulejeln um 32 Prozent, bei Rindern um 30 Prozent, beit Büffeln um 74 Prozent, bei Schweinen um 115 Prozent, bei Schafen um 30 Prozent und bei Ziegen um 34 Prozent.

Clinica vet. XXXI (1908), 51.

Die Verdauungsfähigkeit des Straußenmagens. Über die er- ſtaunliche Verdauungsfähigter des Straußenmagens it ſchon verichiedents li berichtet worden. Der folgende, von dem Cheftierarzt Stordy in Nairobi (Britiih:Djtafrifa) im Journ. of Comp. Pathology and Therap. (XX], 4) mitgeteilte Fall jteht aber wohl einzig da.

Ter betreffende Strauß war nad) den Angaben des Beligerd ein Jahr alt und bereit8 längere Zeit vor dem Tode Frank geweſen. Im Magen befanden fi) im ganzen 111 Meifingpatronenhüljen verjchiedenen Kaliber8 und zwei Gemwehrkugeln. Bon den Patronenhülfen war in einigen Fällen nur noch da Zündhütchen übriggeblieben, andere waren bi8 auf Erbjengröße zujammengejchmolzen, ein Teil dagegen war erft fürzlic) aufgenommen worden. In den meiſten Fällen waren fie zu= fammengedrüct, verbogen, an dem frein Rande angeäßt und mehr oder weniger zerjtört. Loſe Mejlingteilden befanden ſich in beträchtlicher Menge in dem balbflüffigen Mageninhalt.e Da Stordy nur den Magen zu Geſicht befam, war er nicht imftande, die Todesurſache feitzuitellen, doh glaubt er das Vorhandenſein der Patronenhülfen als ſolche aus- Ihließen zu können, weil da8 Tier anfcheinend bis zuleßt gut gefrefien hatte und weil in den einzelnen Magenabjchnitten krankhafte Verän— derungen nicht nachgeiwiejen werden fonnten.

Befeitigung der Hunde in Konftantinopel. Seitdem im Ottoma= niſchen Reiche die Jungtürken am Ruder find, tft mit vielen alten und geheiligten Einrichtungen aufgeräumt worden. Set follen ihrer Neuerungd: tätigleit aud) die in der ganzen Welt berühmten Hunde in Konſtantinopel

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zum Opfer fallen, jene kleinen, grauen Hunde, die in den einzelnen Stadtvierteln in Gruppen lebend ſeit undenklicher Zeit als wichtige Organe der Straßenreinigung und Sanitätspolizei geduldet wurden. Jede Gruppe bejaß ein Oberhaupt, dejjen Autorität mit den Zähnen erkämpft und ge- wahrt wurde. Wehe, wenn ein armer gewöhnlicher Hund ohne jeinen Herrn oder ein Angehöriger einer anderen Gejellichaft in eine Joldye Gruppe geriet. Er murde auf der Stelle zerrifien.

Die Neformpartei hat nun ihr Ende beichloffen und um nidt gegen die Gebote der Tierfhußvereinigung zu verftoßen angeordnet, daß fie nach zwei Keinen, unbewohnten Inſeln im griechiichen Archipel deportiert werden, nach der einen jämtliche weiblichen, nach der anderen alle männlichen Tiere. Dort jollen fie bis zu ihrem natürlichen Tode gepflegt werden. Aber haben die Jungtürken aud) daran gedacht, fo fragt die Semaine veterinaire, daß fi) unter den deportierten Hün- dinnen möglicherweife eine tragende befinden kann, die männliche Zunge wirft, und daß dann die alttürkiichen Zujtände von neuem bentnnen können?

Clinica veter. XXXI, 43.

Stabsarzt Dr. Shmind und Oberarzt Dr. Schädel behandelten annähernd 1000 Soldaten wegen Schweißfuß, ungefähr eine Hälfte mit Bormaldehydfalbe, die andere Hälfte mit Borſyl. Bel font erwünfchter Wirkung rief Formaldehydjalbe nach mwiederholtem Gebrauch nicht felten unangenehmed Hitegefühl, Trodenheit und Sprödigfeit der Haut hervor, fogar Heine blutige Schrunden entitanden. Dagegen enijprad) das Boriyl vollflommen allen Anforderungen. Es befteht aus 2 Teilen Fett (Walrat und Wethal) und 30 Teilen Borſäure. Bet propbylaktiicher Anwendung machte fih Schweißfuß nicht bemerkbar. Wo die Haut ſchon Duellung und Mazeration der Epidermis zeigte, namentlich an der Beugefläche der Zehen, verjchwanden alle läſtigen Erjcheinungen jchon 1 bi8 2 Tage nach Anwendung ded Borſyl. Wundlaufen trat auch bei jehr ftarfen Schweiß: füßen nicht ein, ebenjo nie Brennen oder Schmerzhaftigkeit beim Aufftreuen auf wunde Stellen. Der Bockgeruch verlor fich jofort in der Fußbekleidung. Ein Papierbeutel mit 50 g Boriyl reichte für 18 bis 20 Mann.

Bücherfchau.

Hutyra, F., und Marel, J.: Spezielle Pathologie und Therapie der Haustiere. Zweite, umgearbeitete und vermehrte Auflage. Zwei Bände. Verlag von Guftad Filcher, Jena.

Hutyra und Marek find Jahre hindurch ald Forſcher und Lehrer tätig gemwejen, ehe fie fi) der Herausgabe des Werfed zumandten, welches nun in zweiter Auflage vor und liegt. Die Art feiner Bearbeitung und die Ergebniffe eigener Forjchungen verleihen daher dem Werke einen

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originalen Charakter. Der Gedanke der Verfaſſer, ihr urjprünglich nur ungariſch gejchriebened® Werk auch den Tierärzten deutſcher Zunge vor- zulegen, hatte offenbar Berechtigung und Tam einem vorliegenden Bedürfnis entgegen; denn nur jo iſt ed erllärlih, daß noch vor Ablauf von drei Sahren eine neue Auflage in Drud gegeben werden mußte. Gerade in den legten Jahren hatte die Veterinärwiſſenſchaft erhebliche Fortichritte zu verzeichnen und um diejen gerecht zu werden, mußte die neue Auflage durch) Neueinfügung bzw. Erweiterung verjchiedener Kapitel, Vermehrung (und Umtausch) von Tertabbildungen, Fieberkurven uſw. größeren Umfang annehmen. Dennoch ift e8 den Berfaffern gelungen, den Rahmen eines Lehrbuches nicht zu überjchreiten. Erfreulich ift die in deutichen Werfen Tonft jeltener anzutreffende außgiebige Berückſichtigung nichtdeuticher Literatur. Daß die BVerfaffer allen neuzeitlichen Forſchungen gefolgt find, beweiſt namentlih die Lektüre der „Infektionskrankheiten“. Da, wo ätio- logiſche Unterſuchungen ein endgültige Ergebnis noch nicht geliefert haben, wırd das bisher Gefundene und Geleitete kurz aufgezählt und gibt jo ein Bild davon, wieviel auf tierärztlichem Gebiete noch zu erarbeiten und aufzuflären iſt. Bejonderd ausführlich find die praftiich und wirtſchaftlich wichtigen Krankheiten bejprochen. So find 3. B. der Tuberfulofe allein 125 Seiten Text und viele Abbildungen gewidmet. Den ebenfall3 gründ- lichen Auseinanderjegungen der Lignieresfchen Theorien über die In— fluenza der Pferde werden unjere Militärveterinäre nur jehr bedingten Glauben entgegenbringen, nachdem ſowohl jahrelange Forſchungen im In— ſtitut für Infektionskrankheiten zu Berlin und an anderen Orten ſowie auch die Beobachtungen in der Armee ſelbſt hinſichtlich der Atiologie und des Ubertragungsmodus der Bruſtſeuche kein greifbares Reſultat ergeben haben. Eine längere durchſchnittliche Inkubationsdauer der Bruſtſeuche als die von Hutyra angegebene, dürfte außer Zweifel ſtehen.

Die ungünſtige Beurteilung der Serodiagnoſe des Rotzes durch Agglutination hat in praktiſcher Hinſicht für Preußen nur noch wenig Bedeutung, da die Agglutinationsprobe ſeit längerer Zeit überholt und er- legt tit durch die Komplementablenkungsmethode. Den Militärtierärzten fteht aber noch in frifcher Erinnerung, daß es im Bereich der preußtichen Armeelorp ausnahmslos gelang, fejtgeitellten Rotz mit Hilfe der Agglu— tinationsprobe auf feinen erjten Herd zu beſchränken. Der ftändig fluftuierende und nicht jo leicht zu beauflichtigende Pferdebeitand der Bivilbevölferung läßt fo günftige Nejultate allerdings nicht auflommen. Die Komplementablenfungsmethode ift als diagnoftiiches Hilfsmittel bei Nog von den Berfafjern noch nicht erwähnt, die Ophthalmo- und Kutan⸗ realtion nur furz berührt. Dagegen befennt ſich Hutyra ald Anhänger der Malleinprobe. Seine Anjchauungen über die Pathogeneje der NRob- frantheit finden an anderer Stelle diejed Hefte? Würdigung.

Die Möglichkeit einer Verwechſſung von Rinderpeft und Rauſchbrand, wie fie vor nicht allzu langer Zeit fogar einem bewährten Rinderpeft- forſcher unterlief, ift an betreffender Stelle nicht angedeutet.

Berechtigter Wetje findet die Kolif nur noch als Sammelbegriff Würdigung, dafür find aber die mit Kolikſchmerzen einhergeheriden Krank—⸗

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heitsformen geſondert aufgeführt und beſprochen. Unſeren Leſern iſt ſchon bekannt, daß Marek etwa 11 bis 21 Prozent aller Kolikfälle auf akute Magenüberladung zurüdführt und annimmt, daß in deren Yolge, alſo ohne Darmverschluß, eine primäre Magenzerreifung eintreten Tann. Über akute Magenermweiterung handelt ein Kapitel von 13 Drudfeiten.

Obwohl die Verfaſſer Ausländer find, iſt ihre Schreibweije eine forreft fließende und angenehme. Immerhin hat fi eine Anzahl Schreib- und Drudfehler der Ausmerzung entzogen, ohne auf der letzten Seite vermerkt zu jein. Ehrtittani.

Die Hundeitanpe, ihre Vorbeugung und Behandlung durd) Impfung. Bon Dr. med. vet. Richter, Herzogl. Hoftierarzt in Deſſau. Mit vier Doppeltafeln. Defjau, Verlag von Eduard H. de Rot. 1908.

Unter Berüdfihtigung der in⸗ und ausländilchen Literatur childert der Verfaſſer ſehr eingehend die bisher gebräuchlichen Impfungen gegen die Hundeftaupe mit ihren NRejultaten und mendet fich dann der gejchicht- lihen Entwidlung der Erforfhung der Ätiologie diefer Krankheit zu.

Aus den neueften, bisher nur von Lignieres nachgeprüften und für richtig befundenen Forichungen Carrés (1906) geht hervor, daß Die Hundeltaupe als eine Krankheit von zuſammengeſetzter AÄtiogenie aufein- anderfolgender Infektionen jet, zwiſchen denen ein enger Zuſammenhang beſtehe. Neben dem von Carré nachgewieſenen ſpezifiſchen Mikroben nehmen noch andere Mikroorganismen, u. a. der Bazillus ozaena foetidus und die Pasteurella canis an den Formen und Kompli— fationen der Krankheit tätigen Anteil.

Auf Grund feiner eigenen an 140 Hunden vorgenommenen Unter- fuhungen ift Verfaſſer zu folgenden Mefultaten gelangt:

Die Anwendung des „Anti-Distemper-Serum von Dr. ©. Mondton Copeman“ ift mit einer direkten Gefahr für das Impftier verbunden. Alle Impferfolge waren vollftändig negativ. Die Entwidlung und Aus- breitung des Infektionsſtoffes im Tierkörper wurde zeitlich nicht beeinflußt, ein milder Rrantheitöverlauf nicht herbeigeführt und Komplikationen und Nachkrankheiten nicht unterdrüdt.

Dem Vacein contre „la maladie des chiens du jeune äge“ par Dr. Phisalix ilt nad jeder Richtung Hin feine Wirkſamkeit bei- zumeſſen. Es fehlt jede immunifierende Eigenjchaft; eberjo find Die Rejultate der Heilimpfung vollflommen negativ.

Das Staupe-Serum von Dr. Piorkowski ift für Schuß- und Heil⸗ impfung zur Bekämpfung der Hundeſtaupe wertlos.

Mit dem Hundeſtaupe-Serum der Firma Ludwig Wilhelm Gans konnten weder durch Schutz- noch Heilimpfungen Erfolge erzielt werden.

Die vollſtändige Wertloſigkeit der Impfung mit Kuhpockenvirus zum Zweck der Immuniſierung der Hunde gegen Staupe (noch heutigen Tages dauernd in England ausgeführt) wird erneut dargelegt. Das Kuhpocken— virus kann auf den Hund übertragen werden und ruft in ſolchen Fällen die Eruption typiſcher Pockenpuſteln hervor, die mit denen des Menjchen große Ähnlichkeit beſitzen.

231

Am weiteren geht VBerfaffer zur Epikriſis der Ätiologie, Eympto- matologie und patbologiihen Anatomie der Hundejtaupe unter Berüd- fihtigung des eigenen Verfuchdmateriald über.

Tabellariihe Zufammenjtellungen der Verſuche, ein Verzeichnis der reihhaltigen Literatur ſowie Erklärungen zu den Abbildungen verboll- Ständigen die höchſt interefjante, mit großer esmalt angefertigte Arbeit.

Amann.

Die Kolif des Pferdes. Bon Spen Wall, Alfiitent am Veterinär: inftitut in Stodholm. Altiebolaget Sandbergs Bolhandel, Stod- holm und Xeipzig, 1908.

Seder Beitrag zur befjeren Erkenntnis der Kolik der Pferde iſt dem Tierarzt willlommen. Als Beitrag jolcher Art jol auch das vorliegende Werk gelten, welchem ein reichhaltiges lebendes und tote8 Material des Königlichen Veterinärinſtituts in Stodholm zugrunde gelegt fit.

Nach Anficht des Verfafferd iſt die Kolit als eine im abdomtnalen Zeile de3 Digeitionsrohres (Magen und Darm) auftretende ISnhalt3ftauung aufzufafjen, die eine Unterart der im ganzen Digeftionsrohr vorlommenden Stauung des Inhats Cibarſtauung darſtellt. Dieje „Hintere oder abdominale Cibarftauung” zerfällt wiederum in „Chymoſtaſe“ und „Ko= proftaje”, je nachdem die Stauung vor oder hinter der Valvula ilio- eaecalis jtattfindet.

Bom Gefichtöpunfte diefer Zweiteilung aus unterzieht Wall zunächſt die Krankheiten bei der Kolit im allgemeinen, jodann die jpeziellen KrankHettözuftände bei der Chymoſtaſe ſowie bei der Koprojtaje einer längeren Beſprechung. In den Text find Häufig erläuternde Beichnungen eingejchoben. Nach weiteren Bemerkungen über Symptome, Ausgang, Berlauf, Diagnoje, Prognoje jowie allgemeine und jpezielle Behandlung werden, zugleich mit einer Anleitung zur Ausführung der Sektion, nod) einige „typiſche“ Koltkfektionsergebnifje al® Anhang beigefügt. Der „Kolik vom Geſichtspunkte der Fleiſchbeſchau und als Berficherungstifito“ iſt ebenfalls Erwähnung getan. 4 Tafeln ſollen den Einfluß der Witterungs⸗ verhältnifje auf die Kolikfrequenz veranjchaulichen.

So umfafiend die Arbeit iſt, ein bejonderer Neumert iſt ihr in diagnoſtiſcher und therapeutiicher Beziehung kaum BEIN

mann.

Die Wiffenfchaft eine Waffe, die Waffe eine Wiſſenſchaft. Eine lite— rariſche Rundſchau in zwanglojen Heften. 1908. 3. Heft. €. ©. Mittler & Sohn, Königliche Hofbuchhandlung. Berlin.

Einer dankenswerten Aufgabe hat fi die Königliche Hofbuchhandlung unterzogen, indem fie mit dem vorliegenden Heftchen eine Überficht der in ihrem Verlage erjchienenen neueren Marine-Literatur bringt. Der Inhalt der am Scluffe nochmals in alphabetiicher Reihenfolge aufge- führten Werke wird feiner Bedeutung entiprechend hervorgehoben und teil- weile durch Illuſtrationen veranſchaulicht. Amann.

22

Präparate für Tierheillunde. E. Merd. Darmftadt. Febr. 1909.

Sn dem Bejtreben, den Tierärzten die Forſchungen auf dem Gebiete der Pharmafotherapte und Pharmazie für die praftiihe Verwendung überfichtlic) zu machen, veröffentlicht die Firma Merck eine Kleine zu— Jammenfafjende Darjtelung über Eigenjchaften und Wirkungen fowie An- wendung einiger ihrer neueren Spezialpräparate. Jede Verordnung iſt mit Preisangabe verjehen und jedem Präparat ein entiprechendes Literatur- verzeichnis beigefügt. Amann.

Perfonalveränderungen.

Beförderungen.

Zum Stabsveterinär: Oberveterinär Woite, im Feldart. Regt. Nr. 69.

Bum Oberveterinär: Unterveterinär Külper, im Drag. Regt. Nr. 7.

Zum Oberveterinär des Beurlaubtenftandes:

Unterveterinär der Garde-Rejerve Loewe, vom Bezirföfommando II Berlin.

Zum Unterveterinär:

Die Studierenden der Militär-Veterinär-Alademie: Viehmann, im Beldart. Regt. Nr. 61; Wilhelmy, im Garde-für. Negt.; Dremö, im Seldart. Regt. Nr. 54; Goetſch, im Yeldart. Regt. Nr. 46; Schäfer, im 3. Öarde-Feldart. Regt. jämtli unter Kommandierung auf 6 Monate zur Militär-Lehrichmiede in Berlin.

Zum einjährtgsfreiwilligen Unterveterinär:

Die Einjährig- Freiwilligen: Matthias, im 2. Garde-Drag. Regt; Koch, Naninger, Mühlenbrud, im Feldart. Regt. Nr. 62; Kollatz, im Feldart. Negt. Nr. 35; Goerdt, im 3. Garde-Feldart. Regt; Traut, im Feldart. Regt. Nr. 14; Klump, im Feldart. Negt. Nr. 25; Gtedtfeldt, Goeroldt, Knoblauch, Tang, im Feldart. Regt. Nr. 10; Heymann, im Train-Bat. Nr. 10; Müller, im Train: Bat. Nr.7; Weidlih, Joop, im 1. Garde-Feldart. Regt.; Eidel- mann, Heine, im Garde-Train:Bat.; Engmann, im 2. Oarde-Ulan. Negt.; Götſch, im Huf. Regt. Nr. 3; Worpenberg, im Feldart. Negt. Nr.46; Dr. DOlinger, im Drag. Regt. Nr.9; Boed, im

253

Feldart. Negt. Nr. 386; Winchenbach, Weber, im 1. Garde-Drag. Negt.; Rowold, im Feldart. Regt. Nr. 75; Romahn, Schroeder, im Train-Bat. Nr. 3; Barnowski, im Feldart. Negt. Nr. 52; Panske, im Garde-Für. Regt.; Praffe, im Feldart. Regt. NRr.6; Dr. Weined, im Feldart. Negt. Nr. 19.

Verſetzungen.

Oberveterinär Dr. Albrecht, im 1. Garde-Drag. Regt., unter Auf⸗ hebung des Kommandos zur Militär-Lehrſchmiede in Berlin, behufs Wahrnehmung der Stabsveterinärgeſchäfte zum Regt. Gardes du Corps; Oberveterinär Reske, im 3. Garde-Feldart. Regt, zum 2. Garde⸗-Ulan. Regt.; Oberveterinär Karſtedt, im Feldart. Regt. Nr. 25, die Verſetzung zum Garde-Drag. Regt. Nr. 23 aufgehoben; Unterveterinär Warm- brunn, im Seldart. Regt. Nr. 54, zum Ulen. Regt. Nr. 5; Unterveterinär Dr. Kranich, im Feldart. Regt. Nr. 61, zum Garde-Drag. Regt. Nr. 23; Unterveterinär Balzer, im Feldart. Regt. Nr. 56, zum 1. Leib- Hu]. Negt. Nr. 1; Unterveterinär Ziegert, im Zeldart. Regt. Nr. 19, zum Drag. Regt. Nr. 2, diefer unter Belafjung in dem Kommando zur Lehr- \hmiede Berlin bis 30. 4.09.

Sn der Depotvermaltung: Oberveterinär Pfefferkorn vom Remonte- depot Kattenau zum Remontedepot Wirſitz.

Kommandos,

Oberveterinär Brilling, im 1. Leib-Huf. Regt. Nr. 1, im Anſchluß an jein Kommando zur 3. Remontierungs-Kommiſſion zur Militär: Zehr- ſchmeede in Berlin. Dieſes Kommando ijt einer Verjeßung gleich zu er- achten.

Die preußiſchen Oberveterinäre:

Ehrle, im Drag. Regt. Nr. 5; Stahn, im Huf. NRegt. Nr. 15; Doliwa, beim Viilitär-Reitinftitut; Wilczek, im Leib-Kür. Regt. Nr. 1; Dr. Goßmann, im 1. Leib-Huf. Negt. Nr. 1; Reidart, im Drag. Negt. Nr. 4; Had, im 2. Garde-Feldart. Regt.; Rode, im TrainsBat. Nr. 9; Hreude, im 1. Gardefeldart. Negt.; Dehlhorn, im Feldart. Regt. Nr. 45; Glaedmer, im Leib-Garde- Huſ. Regt.; Heuer, im Feldart. Regt. Nr. 535 Hohlmwein, im Hu). Regt. Nr. 13; Bembid, im Feldart. Regt. Nr. 71; Mohr, im Drag. NRegt. Nr. 20; Tilgner, im Feldart. Regt. Nr. 62; Weinhold, im Feldart. Regt. Nr. 18; Baumann, im Feldart. Regt. Nr. 37; Timm, im Zeldart. Regt Nr. 42; Scholz, im Ulan. Negt. Nr. 16; Dorner, im Feldart. Regt. Nr. 14; Schwinzer, im Zeldart. Regt. Nr. 36; Lehmann, im Train-Bat. Nr. 16; Belitz, im 4. Garde-Feldart. Regt; Graening, im Lehr-Regt. der Feldart. Schießihule; Kettner, im Ulan. Regt. Nr. 5; Simon, im Hu). Regt. Nr. 12; Richter, bei der Majch. Gew. Abt. Nr.3; Krüger, im Ulan. Regt. Nr. 12; Seegmüller, Ailiftent bei der Militär-Lehrichmiede in Breslau; Hellmuth, im 3. Seebataillon;

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die ſächſiſchen Oberveterinäre:

Winkler, im Feldart. Negt. Nr. 78; Dr. v. Müller, im Feldart. Negt. Nr. 77;

der württembergijche DOberveterinär:

Clauß, im Beldart. Negt. Nr. 29 zu dem vom 19. April bis 21. Suli 1909 bei der Milttär-Veterinär-Afademtie ftattfindenden außer- ordentlichen Oberveterinärkfurjus.

| Abgang. Die Unterbeterinäre: Knorz, im Ulan. Regt. Nr. 5; Reuſch, im Huſ. Regt. Nr. 8; Abromeit, im Feldart. Regt. Nr. 37 zum

Beurlaubtenftande dance

Die einj. freim. Unterveterinäre: Sambardt und Sauer, im Garde— Train-Bat.; Srielide, im Train-Bat. Nr.3 zur Hejerve ent= lafjen.

Auf fein Gejuch mit Penfion in den Ruheſtand verjeßt: Oberveterinär Scheibner, im Regt. der Gardes du Corps.

Geftorben: Stab3veterinär Rademann, im Negt. Gardes du Corps; üOberveterinär Kühn, im Feldart. Regt. Nr. 25.

Sachſen.

Richter, Stabsveterinär im Ulan. Regt. Nr. 21, der Charaktẽt als Oberſtabsveterinär verliehen.

Auszeichnungen, Ernennungen uſw.

Verliehen: Roter Adler-Orden 4. Klaſſe: Dr. Augſtein, Veterinär— rat in Zoppot; Kleinpaul, Veterinärrat in Johannisburg.

Landwehr-Dienſtauszeichnung 1. Klaſſe: Dr. Pfleger, Kreistierarzt in Opladen; Schlieper, Kreistierarzt in Koſten.

Bayer. Verdienſtorden vom Heiligen Michael 4. Klaſſe: Reindl, Bezirkstierarzt a. D. in Roſenheim.

Auszeichnung: Hinz, Stabsveterinär im Remontedepot Arendſee, der Charakter als Oberſtabsveterinär mit dem perſönlichen Rang als Rat 5. Klaſſe verliehen.

Freigang, Schlachthofinſpektor in Patſchkau, der Titel als Stadt— tierarzt verliehen.

255

Ernannt: Zum Affiftenten an der Tierhygien. Abtetlung des Kaiſer Wilhelms: Inftitut3 in Bromberg: Dr. Johann-Pobethen.

Zum Afiftenten am opſon. Laboratorium der Tierärztl. Hochſchule in Dresden: Schladhthoftierarzt Dr. YZelber: Dresden.

Zum Alfiitenten für die Arbeiten zur Erforihung der Gebirnrüden- markdentzündung der Pferde an der Tierärztl. Hochſchule in Dredden: Köhler-Borna.

Zum 1. Aſſiſtenten an der medizin. Veterinärklinik der Univerſität in Gießen: Roßkopf-Sauerſchwabenheim.

Zum 2. Aſſiſtenten an der medizin. Veterinärklinik der Univerſität in Gießen: Haiduk-Körnitz.

Zum Aſſiſtenten an der chirurg. Klinik der Tierärztl. Hochſchule in Dresden: Huber- Münden.

Zum 2. Alfiitenten an der hirurg. Klinik der Tierärztl. Hochſchule in Münden: Baulus- Pfarrkirchen.

Zum Schladhthofdireltor: Schladhthoftierarzt Riefen- Hannover in Göttingen; Klaeber-Derne in Eijenad).

Zum Schladthofverwalter: Lariſch-Ottmachau dajelbit. .

Zum Schladthoftierarzt: Knoll-Elbing dajelbit; Dr. Schrauth- Grosgerau in Mainz; Dr. Schwäbel- Münden in Osnabrück; Seibert- Hahnheim in Mainz; Dr. Theid- Mainz dafelbit; Unterveterinär a. D. Ilgner-Schwedt in Eibing; Dr. Hänel, Aſſiſtent an der Tierärzil. Hochſchule in Dresden, dafelbit; Siebke, 2. Schladhthoftierarzt in Bremen, zum 1. Schlachthoftierarzt dajelbit.

Zum Schlachthofaſſiſtenztierarzt: Steinte-Emmerid im Mülheim.

Zum Dijtriltötierarzt: Sandner:Ofterhofen daſelbſt; Dr. Beck— Doraumörthd in Wemding; Strauß-Wemding in Öttingen; Säuber- ling: Pfaffenhofen in Marftbrett.

Zum Freißtierarzt: Müller: Horla in Niesky.

Zum fomifjar. Kreiötierarzt: Windiſch-Görlitz in Muskau.

Bum Stadttierarzt: Häfele- Herbertingen in Troctelfingen; Herhudt— Bladiau in Sohannisburg; Dr. Rothenftein- Berlin in Gelfenkirchen.

Zum ſtädt. Amtstierarzt: Schlachthoftierarzt Dr. Auernheimer- Würzburg dajelbit.

Bum Poltzeitierarzt: Fleiſchhauer-Krakow in Bitterfeld.

Bromoviert: Zum Dr. med. vet.: In Bern: Linnenbrink-Oelde; Pfleger-Opladen; Räther-DOrtelsburg; Moldenhauer- Wiesbaden; Pietſch-Oberneukirch; Rehberg-Marienwerder.

In Zürich: Auernheimer- Würzburg.

Approbiert: In Berlin: Hintze-Potsdam; Viehmann-Hersfeld; Wilhelmy-Magdeburg; Schmahl-Niederelfingen; Adolphi-Hülsdonk; Goetſch-Uechte; Thieke-Berlin; Schäfer-Groß-Neuhof.

256

In Hannover: Adam=Bürgel; Dievenlorn-Schlemmin; Lange— Roſchkau; Teihner- Schulen; Karſten-Watenſtedt. An Stuttgart: Haudmann, Arthur.

Geftorben: Knüppel-Borken; Wiedemann-Öttmahau; Mül- farth-Jülich; Oberveterinär Kühn-Darmftadt; Stabsveterinär Nade- mann-Potsdam.

familiennachrichten.

Berlobte: Fräulein Hildegard Hentjchel mit Herrn Unter- veterinär F. W. Schule in DIS.

Gedrudt in der Königl. Hofbucbdruderei von E.C.Mittler& Sohn, Berlin SWes, Kochſtraße 68— 71.

21. Jahrg. Suni 1909. 6. Heſt.

Beitfchrift für Veterinäckumde

‚mit befonderer Berückſichtigung der Hygiene. Organ für ste Veterinäre der Armee. Redakteur: Oberftabsveterinär A. Chriftiani.

Erſcheint monatlich einntal in der Etärke von etwa 3 Bogen 8%. Abonnementspreis jährlih 12 Mark, Preid einer einzelnen Nummer 150 Marl. Beitellungen nehmen alle Buchhandlungen an. Inſerate werden die geipaltene Betitzeile mit 30 Pfennig berechnet.

Ergänzungsberidjf zu dein in der letzten Nummer diefer Zeitfchrift veröffentlichten Original⸗ bericht über die mit Lore nzſchen Kulturen ausgeführten Impfungen unter den Dienjtpferden des Thür. Man. Negts. Nr. 6.

Bon Stabsveterinär Thomann,

Am 22. Dezember 1908 wurde die Bruftfeuche unter den Pferden der 5. Eskadron feftgeftellt. Diefelbe breitete fih bis zum 11. Februar über jämtliche Esfadrons aus. Bis zum Schluffe des I. Quartals 1909 waren im ganzen 200 Pferde erfrantt.

Die Erkrankungen verteilen fih auf die Esfadrons, wie folgt:

Davon find

Zahl der

krankt junge u. alte! ältere

Grfranften | geftorben | getötet Remonten | Jahrgänge 1. Eskadron . . 36 2 12 24 2: Sun 32 2 j 13 19 3. 49 1 ß 11 38 4. 25 2 1 12 13 5. 58 3 16 42 Summe 200 | 10 1 64 136

Zeitſchr. f. Veterinärkunde. 1909. 6. Heit. 17

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Die jüngften Jahrgänge lieferten die größte Zahl der Erkrankungen, doch erkrankten, wie nachſtehende Zujammenftellung ergibt, auch ältere Jahrgänge:

ahrgang 122 __ | = /alao|=#+ 8|9|r |. |Summe SIR RSS| LS KR RL RS RR | | ' | 1. E3fadron 1 2|2| 4 5| 4| 18.17 36 2. la 18 6 4| 9| 32 8. ri) 18|5|66 4| 7| 49 4 a re 5 Wal Teer ae u 10 7I 6565| 3 5 1 2: 112 648 BD ei. 8 Summe|ı 1)4|6| 413) 9 |20|20 20 38/27 37| 20 Bon den 200 Erkrankten litten an: Pneumonie Bneumo-⸗Pleureſie Ohne Pleuritis —nachweis⸗ 8* 38 428332 RR =) =: 232 |Irectäfeitia] SE 2* —F bare Lolas : 3502| 3 2252| 32| Iifation 1.6#| a | A | 22 9 36 2.u.D. 37 | 24 8 6 6 9 90 3.144. = 7 | 14 | 10 2 a 26 74 Summe | 48 | 39 | 18 | 6 | 2| 4| 9 | | 200 | | | der Er: Brogent | 24 195° 9 | 3 | ı| 8] 195| *—

Mit Ausnahme der 4 Erkrankten, bei denen feine Lokal-Affektion nachweisbar war, ließen die übrigen Patienten ſämtlich ſchwere aus- gebreitete Yungen-Bruftfellentzündungen erfennen.

Außerdem mar bei allen Erfranfungen, ſelbſt bei denen, die feine Lofal-Affektion aufwiejen, ſtets ſchwere Herzaffeftion vorhanden. Hierzu famen. gefahrdrohende Komplikationen wie Gehirnfrämpfe, Rüdenmarks- reizung, Nierenreizung, Schlundfopflähmung, außerdem Musfelfrämpfe, Phlegmone der Gliedmaßen, Haarausfall, Sehnenjcheidenentzündung, En zündung des Sprunggelents und innere Augenentzündung.

Inwieweit und bei wie vielen Pferden Dämpfigfeit, Rohren und andere Nachkrankheiten zu erwarten find, läßt fi vorläufig nicht feit- ſtellen.

Bon den Erkrankten find 10 geſtorben, 1 getötet.

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Diefe Verluſte dokumentieren im Verein mit den Lokal-Affektionen und den Nachkrankheiten die Schwere der Erfranfungen.

‚Unter den in diefem Bruftjeuchegange bisher erfrankten 200 Pferden befinden fi 99 beim legten Bruſtſeuchegang während des Jahres 1907 nah Lorenz geimpfte; nachſtehende Tabelle gewährt einen Überblick iiber die Verteilung der Geimpften fowie der Erkrankten auf die einzelnen Schwadronen: . |

u Am Summe der Am Jahre 1907 | im jegigen Letzter Jahre 1907 mit Lorenz: JSeuchengangErkrankungs⸗waren an

Ihen Kulturen | - erfrantten fall Bruſtſeuche geimpft Pferde erkrankt 1. Eskadron... 126 36 27. 3. 09 3 2. —— 32 27. 3. 09 2 3. 98 49 26. 3. 09 2 4. 26 25 ı 11.3. 09 56 5. 82 58 13. 3. 09 1 Regiment | 332 | 200 | 27. 3. 09 | 64

Aus diefen Beobachtungen geht hervor, daß, wie angegeben, die im ssahre 1907 vorgenommenen Impfungen weder typiihe Bruſtſeuche⸗ Erfrantungen nod dauernde Symmunität hervorrufen fonnten.*)

Über den Urfprung der Seuche ließ ſich nichts Beftimmtes erheben.

*) Diefe Tatſachen liefern unzweideutig den Beweis, daß die Lorenzſchen Kulturen nicht die des Erreger der Bruftfeuche waren. (Zuſatz des Korpsſtabs⸗ veterinärg.)

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Über meine Erfahrungen mit dem perforierenden Hadelbrennen bei chroniſchen Entzündungen der Hehnen und Hehnenfdeiden.

Bon Oberveterinär Breller.

Unftreitig eine der wichtigſten Erkrankungen unjerer Militärpferde in bezug auf ihre Behandlung ift die Entzündung der Sehnen und Sehnenfheiden. Ihre Behandlung bejteht anfangs im Kühlen oder feuhtwarmen Umſchlägen, bei längerer Dauer in ſcharfen Einreibungen, Bliſtern und Brennen. |

Als im Jahre 1904 Oberveterinär Rachfall zugleih mit der Be- ſchreibung des Auto-Cautsre Dechery („Zeitihrift für Veterinärkunde“, 16. Jahrg. Heft 7) über nur günftige Erfolge mit dem Nadelbrennen: beit chronischen Entzündungen der Sehnen und Sehnenſcheiden berichten. fonnte, ſchien eine neue Ara in der Praxis der legtgenannten Behandlungs- methode, des Brennens, zu beginnen. Schon im Jahre vorher hatte. Oberveterinär Kownagfi (Statiftiiher Veterinär-Sanitätsberiht für das Napportjahr 1903) ein mit chroniſcher Sehnenentzündung behaftetes Pferd vermittels Nadeldrennen (35 Punkte) durch die Haut bis in die entzündete Sehnenjcheide hinein zum Gebrauch wiederhergeftellt. Aber erjt im Jahre 1906 Famen die nächſten Nachrichten über weitere Erfolge an die Offentlichfeit. Nach drei gemeldeten Heilerfolgen aus der chirur⸗ giſchen Klinif der Veterinärfchule zu Utreht (Referat von W. Müller in der „Heitihrift für Veterinärkunde”, 18. Jahrg., Deft 7) berichtet Stabsveterinär 8. Lewin in derſelben Zeitihrift, 18. Yahrg., Heft 10 über feine günftigen Nejultate mit der genannten Behandlungsmethode.. Bon 9 Pferden mit Kronifhen Entzündungen der Sehnen und Sehnen— jheiden wurden auf diefe Weije 8 geheilt, eins ging infolge Haut nefrofe ein. Im Statiftifchen Veterinär-Sanitätsbericht für 1906 gibt derjelde Autor über 3 mit gutem Erfolge behandelte Pferde Nachricht. Weiter gibt Prof. Ymminger in der „Mündener Wochenſchrift für Zierheilfunde und Viehzucht”, 1906, Nr. 39 eine ausführlide und er- ihöpfende Darjtellung diefer Behandlungsmethode und berichtet über feine recht günftigen Erfahrungen damit (vgl. auch Neferat von Oberjtabs- veterinär Grammlich darüber in der „Zeitichrift für Veterinärkunde”, 18. Jahrg., Heft 10). Stadttierarzt 2. Riehlein-Biberad) (Ri) hatte in der Hauptſache gleih günftige Nejultate wie Prof. Smminger („Berliner Zierärztlihe Wochenſchrift“, 1907, Nr. 50).

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In der Folge finden fih nur fpärlihe Äußerungen und es gewinnt den Anſchein, als ob die weiterhin gemadten Erfahrungen ſich mehr der negativen Seite zumeigten. Der Statiſtiſche Veterinär-Sanitätsbericht für 1906 teilt mit, daß Korpsftabsveterinär Poetſchke ungünjtige Er- fahrungen und Beobachtungen mit dem perforierenden Brennen gemacht bat. In demfelben Bericht für 1907 hat fih nah Korpsjtabsveterinär Blei das Nadelbrennen nicht fo gut bewährt als das alte Strihhrennen. Stabsveterinär Brofe hat verichiedentlich gebrannt, aber einen eflatanten Erfolg nicht erreiht. Oberftabsveterinär Straube hat im legten Halb- jahr 1907 mehrere Pferde mit Autolauter gebrannt, über jeine Erfolge aber noch nichts mitgeteilt. Unterveterinär Garbe hat bei 2 Pferden fehr zufriedenftellende Erfolge erzielt. |

Die Urteile gehen aljo recht weit auseinander, auf der einen Seite

ungünftige Nefultate, auf der anderen gute. Da ich Gelegenheit Hatte, im III. und IV. Quartal 1907 bei den hieſigen Esfadrons 7 Pferde mit chroniſchen Entzündungen der Sehnen und Sehnenſcheiden perforierend brennen zu können, möchte ich die dabei gemachten Erfahrungen und Beobadtungen unter furzer Schilderung der Krankheitsgeſchichten veröffentlichen.

1. Pferd „Windsbraut” der 4. Eskadron ift bereits im Vorjahre an den Sehnenpartien beider Vorderbeine ſcharf eingerieben. Am 13. Juni 1907 wird Patient wieder jehnenlahm; erkrankt find vorn links Huf⸗ und Kronbeinbeuger, vorn rechts der Kronbeinbeuger; die Sehnen- partien find verdidt und fehr ſchmerzhaft. Nah Behandlung mit Prießnitzſchen Umſchlägen wird Patient Anfang Juli an beiden Vorder- beinen gebrannt.. Am 11. September wird das Pferd als vollftändig geheilt in Dienft genommen und geht mit ins Manöver.

2. Pferd „Zebra“ der nämlichen Esfadron hat ebenfalls an chroni⸗ Ther Sehnenentzündung an beiden Vorderbeinen gelitten. Vorn links trat im Manöver 1907 eine Rezidive ein; es wurden die Sehnen beider Vorderfüße gebrannt; Heilung erfolgt nad 10 Wochen.

3. „Silphide” derjelben Esfadron war 1906 an den Sehnen beider Vorderfüße ſcharf eingerieben, 1907 wird fie vorn rechts ſehnenlahm erkrankt waren Huf- und Kronbeinbeuger ſowie die Sehnenſcheiden. Nadelbrennen an beiden Vorderfüßen führt nah 8wöchiger Krankheits— dauer zur Heilung.

4. „Ungarin“ derſelben Eskadron leidet an chroniſcher Entzündung des Huf- und Kronbeinbeugers vorn rechts und vorn links. Im Früh— jahr war diejes Pferd vorn beiderfeitS ſcharf gepflaftert worden; es find „Waden“ zurüdgeblieden. Heilung nad Nadelbrennen in 10 Wochen.

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5. „Walpurga“ der 1. Eskadron iſt mit chroniſcher Entzündung und Verdickung der Kron⸗ und Hufbeinbeugeſehne vorn links behaftet, auch bereits ſcharf eingerieben geweſen. Heilung mit Nadelbrennen nach 8 Wochen.

6. „Windbeutel“ der gleichen Eskadron leidet an chroniſcher Ent» zündung aller Beugefehnen und Sehnenfheiden vorn rehts. Es befteht hochgradige Lahmheit. Patient wird mit Nadelbrennen in 8 Wochen geheilt.

7. „Poſaune“ derfelden Eskadron lahmt feit dem Manöver. Das 15 jährige Pferd wurde erfolglos ſcharf eingerieben. Erkrankt find die Sehnen und Sehnenjheiden vorn lints. Perforierend gebrannt mit Heil- erfolg nah 9 Wochen. |

Die Krankheitsfälle find hronologifh aufgeführt. Der ausgezeich- nete Erfolg bei dem erjten Pferde, das nach dem Brennen wieder volls jtändig Hare Sehnen befam, obwohl die „diden Beine“ auch der ſcharfen Einreibung nit gewichen waren, ermutigte mich zu weiteren Verſuchen. Und meine Erwartungen wurden feineswegs getäufcht. Nachdem nun ſämt⸗ liche erwähnten Pferde in diefem Jahre an allen Übungen ohne aud) nur einen Tag auszufegen, teilgenommen haben, ift meines Erachtens der Beweis erbradt, daß die Sehnen nun aushalten. Sogar „Walpurga“, die nach Ausfage des Nittmeifters jonft noch nie zu gebrauchen gemwejen ift, hat gut durchgehalten. Die Zahl der fo behandelten und geheilten Pferde ift zwar nur gering, aber mit zwei Ausnahmen waren e8 nur junge (6, 7 und 9 Jahre alte) und aud gute Pferde, die aljo noch lange Jahre Dienft tun können. Wenn nun diefe Zeilen zu meiteren Ver⸗ juchen anregen, jo haben fie ihren Zweck erfüllt.

Zum Brennen benußte ich bei den erjtgenannten vier Pferden den Thermofauter nah Paquelin mit etwa 2 cm langem jpißen Platin: brenner. Die Erfolge hiermit waren ausgezeichnete. Der Apparat hat nur den Nachteil, daß bei plößlichen Zudungen des Pferdes die glühende Nadel fich leicht verbiegt und bei öfterem Geraderichten einreißt und ab⸗ bricht. Die öfters erforderlihen NHeparaturen wurden zu Foftipielig. Da die Anſchaffung eines Autofauters noch teurer geworden wäre, mußte ich auf den Flammenftrahl-Apparat für Benzinheizung mit Hoffmanfhen Nadeln zurüdgreifen. Auch hiermit waren die Erfolge ganz gute aber doch nit fo hervorragende wie mit dem Thermofauter. Außerdem brennt man mit den Pfriemen lange nicht jo fiher und gut wie mit leßterem. Erjtens ift der Higegrad der Nadeln nicht jo gleihmäßig zu erhalten, dann muß man fi) beeilen, recht ſchnell zur Brennitelle zu fommen, um eine Abkühlung zu vermeiden, und da trifft es fi oft, daß man die

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gewünſchte Stelle verfehlt, endlih läßt auch meiner Anfiht nach die Tiefenwirkung zu wünſchen übrig, ‚und hauptjählih auf legten Punkt führe ih die etwas verminderte Wirkung des Brennens mit dieſen Nadeln zurüd.

Was die Technik des Brennens anbetrifft, jo brannte ich immer am mit Chloralhydrat narkotifierten und abgeworfenen Pferde, und aus⸗ nahmslos die ganze Sehnenpartie. Nah Abſcheren der Haare wurde die Haut mit Aether sulfuric. desinfiziert, entfettet und getrodnet. Man bat dabei nur zu beachten, daß der Äther vollftändig verdunſtet ift wegen der Feuersgefahr. Beim Brennen ſelbſt begann ih an der hinteren Fläche des Kronbeinbeugers, und zwar wurden auf die Mitte desjelben von hinten ber ın feiner ganzen Länge etwa 1,2 bis 1,5 cm weit von⸗ einander entfernte Stiche gefet. In derjelben Entfernung feitli davon wurden dann in den Zwijchenräumen wieder Punkte gebrannt und jo fort, innen oder außen, bis ziemlich an den Knochen heran, fo daß fih aljo folgendes Bild ergibt:

Die art. digit. ext. anzuftehen, habe ich immer vermieden. In dieſer Weife wurde alſo in je vier oder auch fünf Reihen an der Außen- und Innenſeite gebrannt, im ganzen 90 bis 120 Punkte an jedem Fuß. Bei jedem Punkte läßt man mit mäßigem Drud die etwa 2 mm ftarfe Nadel durh Haut und Unterhaut dringen, ftiht dann in die Sehnen- verdidung oder Sehnenſcheide ein, läßt etwa 3 Sekunden wirken und zieht dann die Nadel jchnell wieder zurüd. Das Nahbrennen halte ich für vollftändig überflüffig und ſelbſt für gefährlih. Die Nadeln wurden immer in der Richtung nad) der Mittellinie des Fußes zu eingeftochen. Sp vermeidet man das Zufammentreffen zweier oder mehrerer Stid- kanäle. Brannte ich beide Vorderbeine, To habe ich immer die Innen— fläche des untenliegenden Beines zuerft gebrannt; man laffe hierzu bie Füße etwas anheben und den obenliegenden Fuß etwas nad) vorn ziehen. Dann brannte ih die Außenfläche des obenbefindlihen Beines und ver- fuhr nad UÜberwälzen des Pferdes über den Rüden wieder ebenſo. Die gebrannten Partien wurden gleih nah dem Brennen mit Ichthyol⸗ follodium did beſtrichen. Auf diefe Weife habe ich in Sehnen, in Sehnen-

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ſcheiden, in Blutgefäße, feldft, wie noch erwähnt werden foll, in Gelenfe hinein ohne jedweden Nachteil gebrannt. Im Stalle blieb dann das. Pferd etwa 8 Tage hochgebunden, wurde nur zum Heufreſſen berunter- gelegt und dabei durch einen Mann beobadtet.

Aus der Brandwunde quillt gleich nad) dem Herausziehen der Nadel gelblihes Exrfudat, oder, wenn eine Sehnenſcheide angeftodhen worden iſt, Sehnenjdeidenflüjfigfeit, oder ift ein. Blutgefäß getroffen, Blut. Die Blutung ift durch Aufpreffen von Watte oder durch Überftreichen von Ichthyolkollodium leicht zu ftillen, übrigens auch meiftens ganz belang- 108; die anderen Erjudate und Flüffigkeiten trodnen nah wenigen Minuten ein.

Es tritt in den nädften Stunden nah dem Brennen eine jehr ftarfe, oft beängftigende phlegmonöfe Schwellung der ganzen Partie ein, fo daß der Fuß meift beinahe doppelt jo did erjdheint wie vorher. Auch näfjen die gebrannten Stellen ſtark; nad 2 bis 3 Tagen läßt der Aus-« fluß nad, er trodnet ein und es bilden fih Krujten.

Nah 8 Tagen ließ ich die gebrannten Partien mit Äther abreiben und mit lauwarmem Waffer die noch anhaftenden Kruften abbaden. Die Stihöffnungen waren ausnahmslos geſchloſſen.

Vom 14. Tage nah dem Brennen ab wurden die Pferde an der Hand geführt, zuerft nur ganz furze Zeit, allmählich immer länger bis nah Ablauf von 6 Woden, in einigen Fällen bis nad) 3 Wochen. Das richtete ſich danach, wie weit die Reforption gefördert war. Dann wurden die Pferde unter dem Weiter bewegt und ganz allmählid zum Dienft herangezogen.

Wie ſchon erwähnt, wurde in allen Fällen Heilung erzielt; die Krankheitsdauer betrug 8 bis 11 Wochen. Die Verdidungen waren entweder ganz bejeitigt oder do auf ein Minimum reduziert. Hierbei zeigte es fi, daß je älter und fchlimmer die Erkrankung war, die Wir: fung des Brennen um fo intenfiver und der Erfolg um fo beffer wurde. Nezidive famen bis jest nicht. vor. |

Die Ungefährlichfeit diefer Art des Brennens glaube ich, wenn die vorgenannten Punkte beachtet werden, vor allem die Stiche nicht zu nahe aneinander gefeßt werden, verbürgen zu fünnen.

Die Vorzüge vor dem Strihbrennen find von dem äjthetifchen Standpuntte abgefehen in zweierlei Hinfiht in die Augen ſpringende. Erjtens ift die Tiefenwirkung eine viel intenfivere. Während man beim Strihbrennen nur die äußere Haut reizt, und dieſe dann durch Drud auf die darunterliegenden Sehnen und Sehnenſcheiden wirft, dringt man

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mit der Nadel in die erfrankten Gewebe ſelbſt ein, reizt fie direkt, und die Reaktion ift naturgemäß eine viel ftärfere. Zweitens, und das ift jhlieglih für den eventuellen Pferdebefiger die Hauptſache, find beim Nadelbrennen die zurüdbleibenden haarlojen Flecke nur Punkte, die nod dazu von den fi darüberlegenden Haaren bededt werden, jo daß fie meiftens gar nicht gefehen, höchftens beim Überſtreichen gefühlt werben fönnen. |

Leider war ih nicht in der Lage, mit dem Autofauter Verſuche anstellen zu Tünnen. Die Vorzüge diefes Apparates vor dem Baquelin und dem lammenjtrahl-Apparat liegen klar auf der Hand, aber der hohe Preis verhindert die Anfhaffung für die Dispenjieranftalten. Nah den vorliegenden Berichten und den damit gehabten Erfolgen muß er meiner Anfiht nad ein ideales Inſtrument darjtellen.

Zum Schluffe möchte ih noch eines Krankheitsfalles Erwähnung tun, der eigentlich nicht ganz hierher gehört, da er das perforierende Nadelbrennen eines Gelenkes betrifft. Es Handelte fih um eine dronifche Entzündung eines Sprunggelenf3. Pferd „Vieper” der 1. Eskadron war im Manöver 1906 von einem Nebenpferde gegen das rechte Sprung- gelent geſchlagen worden. Die Entzündung war eine chroniſche geworden; das betroffene Gelent war um das ‘Doppelte verdidt. Alle Heilverfuche, auch die mit Bierſcher Stauung, blieben erfolglos; die hochgradige Lahm— heit verſchwand nicht, jo daß das Pferd His Mai 1907 nuglos im Stalle jtand und ausrangiert werden follte. Auch diejes Pferd brannte ih am 5. Mai 1907 mit dem Paquelin in der angegebenen Weife, es wurden ungefähr 200 Punkte in und um das ganze Gelenk herum gebrannt. Die Wirkung diejes Brennens war eine ungeheure. Das Gelenf und das ganze Bein bis zum Kniegelenk hinauf ſchwoll unförmig an. Das Erjudat quoll förmlih ans den Kanälen, jo daß mir mander gelinde Schauer über den Rüden lief. Fieber bis 39,5° C. hinauf wurde in den Zagen nah dem Brennen beobachtet, die Freßluſt des Patienten ließ nad, die Schmerzen waren fo hodhgradige, daß ih das Pferd fi) legen laſſen mußte, aber nad) ungefähr 8 Tagen ließen diefe Ericheinungen nad, die Schmerzen wurden geringer, der gebrannte Fuß wurde zeit- weije belaftet, die Kanäle ſchloſſen fih, die Kruſten trodneten ein, das Allgemeinbefinden beſſerte ſih. In der Folge ſchwanden aud bie Schwellungen, das Sprunggelent erſchien nur um ein mweniges gegenüber dem anderen verdidt, die Lahmheit war befeitigt und am 24. Juli alſo ungefähr 11 Wochen nad) dem Brennen murde das Pferd als

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geheilt in Dienjt gejtellt und machte noch im ſelben Jahre die Herbſt⸗ übungen mit.

Hoffentlich iſt es mir vergönnt, im nächſten Jahre über gleich gute Erfolge mit dem perforierenden Nadelbrennen der Sehnen und Sehnen⸗ ſcheiden berichten zu können.

Mitteilungen aus der Armee.

Ein Fall von akutem Gelenkrheumatismus.

Von Oberveterinär Rode.

Am 3. März 1908 nachmittags wurde das Pferd „Quintus“ der 2. Kompagnie des Schleswig-Holſteiniſchen Train-Bataillons Nr. 9 mit dem Vorbericht krank gemeldet, daß es ſein Futter nicht ausgefreſſen habe und ſtark ſchwitze. ALS dasſelbe aus feinem Stande und Stall heraus—⸗ geführt wurde, ging es mit dem rechten Vorderfuße jehr ftark lahm. Die Lahmheit war jo bedeutend, daß das Tier häufig im Augenblid der Belajtung der kranken Gliedmaße einknickte und binzufallen drohte. Dabei zeigte dasjelbe einen ängitlichen, aufgeregten Blid. Die nähere Unter- ſuchung der leidenden Gliedmaße ergab im Huf» und Kronengelent bei Drehbewegungen nach innen mittelgradige Schmerzen, die auf eine ent- zündlide Erkrankung im Stronengelent zurüdgeführt wurden. Einen gewifjen Gegenjaß hierzu bildeten jedoch die hochgradigen Schmerzen bei jeder Belaftung des Fußes, die Pulsfrequenz von 68 in der Minute und eine Majtdarmtemperatur von 40,8° C. Dabei waren die Augen⸗ bindehäute höher gerötet, die Darmperiftaltif vermehrt; Kot- und Harn abſatz mar regelmäßig. Patient nahm abends zögernd etwas Heu, dagegen gierig Wafjer auf, lag über Nacht und war dauernd mit Schweiß bededt.

Am nächſten Tage ftand bie Temperatur auf 39,0° O., Bahl ber Pulje 56 in der Minute. Das Pferd Hatte morgens fein Zutter, nur halb gefreſſen. Es wurde in den Krankenftall gebracht, bei welcher Über- führung die Lahmheit noch ebenjo ſtark bervortrat wie Tags zuvor. Da der Kronenrand des rechten Vorderhufes etwas trocden und hart er= ichten, jo wurde der Huf in feuchten Leinjamenbrei eingeichlagen, Hin und wieder etwas angefeuchtet. Den ganzen Tag über war der Appetit auf Heu mäßig, dad Durfigefühl dagegen vermehrt. Patient ſchwitzte wiederum öfter. Die Temperatur betrug abends 39,3° C. bei 62 Pulſen in der Minute. Harn von rotbrauner Earer Farbe. Am dritten Krank⸗ heitätage beflerte ſich das Wllgemeinbefinden, der Appetit wurde be- friedigend.

Morgen? Temperatur 39,4° C., Pulſe 64, Abends . 38,8° C, „56.

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Der Leinſamenumſchlag um den xecdhten Vorderhuf wurde entfernt. Bei der darauf folgenden Unterjuchung der Gliedmaße ‚ließen fi) auch diesmal außer mittelgradigen Schmerzen bei Drehbewegungen und ver- mehrter Wärme der unteren Fußgelenke feine anderen Krankheitserſchei⸗ nungen feſtſtellen. Patient belajtete den. rechten Vorderfuß im Stande der Ruhe etwad mehr und Humpelte häufig nach der Stallgafje zu, mo die Vorderhufe weniger von Streu umhüllt waren und belaftete dann beide Vorderfüße abwechielnd. Diejelben wurden tagsüber mit Kamphor⸗ Iptrituß eingerieben. Am nächſten Morgen Hatte fi) das Krankheitsbild vollitändig gellärt. Die Karpalgelenfe waren über Nacht angejchwollen. Patient zitterte viel mit den Vorderfüßen und wechjelte mit den Hinter: beinen häufig jeine Stellung, wobet die Gelenke Inadten. Temperatur 39,7° C., Pulſe 80. Das Allgemeinbefinden war jchleht zu nennen. Nah einigen Stunden ſchwollen auh die Sprunggelenfe an. Die Schwellungen der Gelenke waren gejpannt, jehr Heiß und jchmerzhaft. Patient erhielt im Laufe des Tages zur Stärkung der Herztätigfeit 120 g Ol. camphor. Die Wirkung der Kampherölinjettionen war jedoch nur von kurzer Dauer und ſchwach. Gegen Abend ftieg die Pulszahl auf 90 bis 92. Der Puls ſelbſt war Hein und hart, der Herzftoß pochend, dabei waren jummende Aftergeräufche des Herzens hörbar. Lebtere Er- iheinungen nahmen bis in die Nacht hinein an Stärke zu. Patient ftügte fi) mit dem Kopf öfter auf den Krippenrand, fragte mit einem Borderfuß möglichſt viel Stroh unter fi) und legte fi, plößlich zu- ſammenbrechend, unter Stöhnen Hin. Auch jebt ſchwitzte er viel. Ein während des Tages gegebened Elektuarium, bejtehend aus Natr. salicyl. 800, Cort. Chinae 10,0 und Pul. Rad. Liqu. 25,0, ſowie Einwideln der Karpal-, Sprung: und Fellelgelente in Watteverbände, auch die Ein- reibungen mit Kampherſpiritus Hatten auf den Krankheitsverlauf Leinen erkennbaren Einfluß. Bis zum nächſten Morgen hatte fich vielmehr der BZuftand des Patienten noch verjchlehtert. Temperatur 39,6° C., Bulle 100. Patient atmete bin und wieder dyspnoiſch und brach öfters, nach: dem er zitternd mit auf dem Krippenrand geitüßten Kopf etwas ge- itanden Hatte, plötzlich zuſammen. Um 11 Uhr ftarb das Pferd unter den Erfcheinungen der Erftidung

Die ſechs Stunden nad) dem Tode jtattgefundene Obduktion ergab folgenden Befund: |

Das Kadaver befindet fi im guten Nährzuftand. Die Gefäße der Unterhaut find reichli mit ſchwarzrotem Blut gefüllt. Die Karpal- und Sprunggelenfe find ſtark geſchwollen, geringgradig auch die Fejlelgelente. In der Umgebung erftgenannter vier Gelenke iſt die fulzig bejchaffene Unterhaut teilwetje, am rechten Vorderfußmwurzel überall blutig durdh- tränft. Beim Anjchneiden der bauchig ausgedehnten und prall gefüllten Rapfelbänder genannter und aller darüber gelegenen Gelenfe der Vorder: und Hintergliedmaßen flteßt in großen Mengen trübe Gelenkflüſſigkeit ab. Bei den Schulter:, Ellenbogen-, Karpal-, Knie- und Sprunggelenfen ent» hält diejelbe graugelbliche Floden und iſt übrigens rötlichgrau gefärbt. Die innere Auskleidung der Gelenklapjel (Synovtalmembran) iſt ftellen-

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weile fledig gerötet und Hat eine rauhe Beichaffenheit. In der Nähe ihrer Verbindung mit den Snochenenden fieht man an denjelben Kleine Blutungen von Hirjelorn- bis Linfengröße. Die Knochen der Glied- maßen find an ihren Gelentenden ebenjo wie ihr Mark blutig durd: träntt. Die Gelenkinorpel find matt glänzend und haben eine gelb- weiße Farbe.

Bet der Offnung der Bauchhöhle entleeren fich etwa 2 Liter einer hellroten, Haren Flüſſigkeit. Das Bauchfel ift glatt, glänzend, feine Gefäße find ſtark mit Blut gefüllt. Die Lage der vorliegenden Darm- teile tjt unverändert. Am mäßig gefüllten Dünn⸗ und Dickdarm find feine Veränderungen nachzuweiſen. Der Magen tft mit breitgen Yutter- mafjen mäßig ‚gefüllt. An feiner blaffen Schleimhaut haften acht Gaftrus- larven.

Die Mil; it 55 cm lang, 20 cm breit und 3,5 cm did. Sie bat außen eine graublaue Farbe und eine derbe Beſchaffenheit. Auf dem Durchſchnitt ift fie rotbraun, feucht glänzend, ihr Balfengerüft ift deut- lich ſichtbar.

Die Leber iſt vergrößert, ihre Nänder find abgerundet. Sie hat außen eine blaurote Farbe und ift von mürber Beichaffenhett. Auf dem Durchſchnitt ift fie dunkelrot gefärbt, feucht glänzend, jehr blutreich. Die Nieren haben eine braune Farbe und eine feitweiche Beichaffenheit. Auf dem Durchſchnitt find dieſelben in der Rindenſchicht radiär geftreift, graus braun, in der Grenzſchicht dunkler gefärbt, außerdem feucht glänzend, jehr blutreich. | Inmn freien Raume der Brujtfelljäde befindet fi etwa 1 Liter einer hellroten Haren Flüſſigkeit. Das Bruftfell ift ſtellenweiſe fledıg gerötet, jeine Gefäße find ftarf mit Blut gefüllt. Die Lungen find überall Iufthaltig und haben eine blaurote Farbe. Auf dem Durdhichnitt find jie dunkelrot, feucht glänzend, ſehr blutreih. Das Herz hat einen Umfang von 65 cm und ein Gewicht von 10 Pfund. Ebenſo wie das Mittelfel iſt der Herzbeutel außen ftellenweife blutig durchträntt. Er enthält etwa eine große Taſſe einer hellroten, Haren Flüſſigkeit. Unter der inneren Auskleidung des Herzbeutel3 fieht man Heine rote Flecken von Hirſe- bis Hanflorngröße, die auch unter dem Überzug des Herz- muskels jowte der inneren Auskleidung der Kammern (epicardium und endocardium) vorhanden find. Der Herzmusfel iſt links 5,5 cm ſtark, mwährend er rechts 1,8 cm mißt. Er hat eine graurote Yarbe und eine mürbe Beſchaffenheit. Die innere Auskleidung der Kammern (endo- eardium) it graumweiß, matt glänzend. An den jchließenden Rändern der dreizipfligen Klappe befinden fich rauhe, kleinwarzenförmige Erhaben- heiten von graugelber und rötlichgrauer Farbe. Die rechte Kammer und Borlammer find ſtark mit dunfel- bis ſchwarzroten Blutgerinnfeln an⸗ gefüllt, Die im Zentrum bernfteinfarbig und gallertig feit find. Diejelben liegen zwiſchen den Sehnenfäden der Klappe und fiben an den ver— änderten Klappenrändern feit. Die Iinfen Vor: und Herzlammern ent- halten wenig ſchwarzrot geronnene® Blut, das ebenfall$ an den Sehnen- fäden der zmweizipfligen Klappe feithafte. Die großen Stämme des

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arteriellen Gefäßſyſtems find mit ftrangförmigem, bernfteingelbem Gerinnjel teilweiſe angefüllt. Das vendje Gefäßſyſtem enthält nur fchwarzrotes, teilmetje geronnene8 Blut.

Pathologiſch-anatomiſche Diagnoje: Rheumatiſche Gelenkentzündung (Polyarthritis rheumatica). Endocarditis verrucosa et ulcerosa. Parenchymatöſe Entzündung des Herzmuskels, der Leber und der Nieren. Hyperämie diefer Organe und der Lungen. Milzichwellung. Blutungen in das Bruftjell.

Sachverſtändiges Urteil: Das Pferd „Quintus“ erkrankte am 3. März nachmittags unter Störungen der Bemwegungdorgane und des Allgemeinbefindend (Fieber und erhöhte Pulsfrequenz). Erſt nach zivei- einhalbtägigem Krantheitsverlauf bildeten ſich Anjchwellungen der Gelenfe der Gliedmaßen, welche im Verein mit dem andauernden Schweißausbruch die Haupterjcheinungen ded akuten Gelenfrheumatismus bilden und die zugleich von Erjcheinungen einer Herzentzündung begleitet waren, deren Folgen am fünften Tage zum Tode durch Eritiden führten.

Maſtdarmpolyp bei einem Pferde, Ron Oberveterinät Beuge.

Bor mehreren Wochen wurde ich zu einem angeblid mit Maftdarm- vorfall behafteten, etwa 12 Jahre alten Rappwallach eines Privatbeſitzers gerufen. Dad Pferd jollte einen Tag vor meiner Unterfuchung dreimal unter ftarfem Drängen einen Majtdarmdorfall gezeigt haben, ließ jolchen aber jeßt nicht erkennen.

Die manuelle Unterfuhung des Maftdarmes ergab außer den Er- ſcheinungen einer Maftdarmreizung, etwa 30 cm vom After entfernt, an der unteren Wand des Maftdarms eine faſt kindskopfgroße, geitielte, ihmerzlofe Geſchwulſt von teigiger Beichaffenheit mit ziemlic glatter Oberfläche. Diejelbe ließ jich mit der Hand im Maftdarm Hin und ber ſchieben. Der Stiel der Geſchwulſt war ungefähr 15 cm fang, drei Singer did und man fonnte ihn deutlich auf der unteren Maftdarmwand verfolgen. Der Schleimhautüberzug des Polypen war geihwollen und zeigte einen Fruppartigen, graugelben bis braunrötlichen Belag.

Ich nahm die operative Bejeitigung der Geſchulſt am ftehenden Pferd in der Weiſe vor, daß ich, nachdem der Schweif zur Seite ausgebunden und da8 Operationdfeld gründlich) desinfiziert war, zunächſt den Stiel im ganzen durch eine elaftiiche Ligatur umfchnürte und ihn ſodann Hinter diefer Ligatur in zweit Hälften mittels Durchftehung in der Mitte ab» band, worauf die Geſchwulſt mit der Schere abgeichnitten und der Stumpf mit den Ligaturen in den Maftdarın zurücgejchoben wurde.

Eine Nachblutung trat nicht ein, auch während und nad) der Opera⸗ tion lein Drängen. Das Pferd ertrug vielmehr die Operation ohne Schmerzen und mar während der nächſten achttägigen Beobachtung frei von irgend welchen Erjcheinungen, jo daß der Bejiger nad) zwölf Tagen jein. Pferd zur Arbeit wieder heranziehen fonnte

Der heraudgejchnittene Maftdarmpolyp zeigte auf dem Durchſchnitt makroſkopiſch eine weiche, ſulzige Bejchaffenheit und eine teils gelbliche, teils blutrote Farbe. Mikroſkopiſche Unterfuchung wurde nicht ausgeführt.

Fibrolipom in der Unterhaut an der Liufen Hüfte. Bon Oberveterinär Guhrauer.

Bei einer alten Remonte zeigte ſich an der linken Hüfte, dicht vor dem äußeren Darmbeinwinfel, eine hühnereigroße Geſchwulſt. Die äußere Haut weift an der Stelle feine Veränderungen auf, fie ift nicht mit der Geſchwulſt verwachſen, letztere läßt fich auch von der Unterlage abheben und nad) allen Seiten Hin etwa 15 cm verjchieben, ohne daß das Pferd dabei Schmerzen äußert. Einreibungen von Sodvafoliment (5 Prozent) haben Leinen Erfolg, Da ein Zunehmen der Geſchwulſt beobachtet wird, hielt ich operative Entfernung Dderjelben für angezeigt. Es wurden zu deren Bewerkitelligung die Haare abrafiert, die Haut gründlich desinfi- ziert, biernad) ein 8 cm langer ſenkrechter Schnitt durch Haut und Unterhaut gelegt. Seht ſprang eine weiße, Tugelige Geſchwulſt hervor; diefe war ſchon mit angejchnitten und konnte man eine dide, binde- gewebige Kapſel jomwte innen eine gelbliche Mafje unterjcheiden. Nach Erweitern des Schnitte in der Kapjel fonnte man ohne Mühe eine fait fugelrunde, gelbe Geſchwulſt ausfchälen, die von derber Bejchaffendeit war. Die dicke Bindegewebshülle wurde joweit wie möglich ebenfalls entfernt. Ste zeigte ji innen und außen glatt. Die Blutung bei der Operation war nur ganz geringgradig. Nach Desinfektion der Wund⸗ böhle wurde die Haut geheftet und Airolpaſte darüber geitrichen. Das Pferd blieb einige Tage hochgebunden, um ein Ausreißen der Wundnähte beim Niederlegen zu verhüten. Nach zehn Tagen war die Wunde völlig vernarbt. Die Geſchwulſt erwies fich beim Durchſchneiden als eine fait reine Fettgeſchwulſt. Die Mefjerklinge war nach dem Durchſchneiden mit Bettröpfchen bededt. Auch ſah man auf dem Durchſchnitt weißliche Bindegewebszüge und dazwilchen gelbes, feites Fettgewebe eingelagert. Die mikroſkopiſche Unterfuchhung jtellte vollends außer Zweifel, daß es ih um ein Fibromlipom handelte. Wenn auch das Vorkommen von Fettgeſchwülſten nicht zu den Geltenheiten gehört an SKörperftellen, wo normal fich Fett ablagert, jo ſchien mir doch die Entitehung einer ſolchen Neubildung an einer Gegend, wo Geſchwülſte der Negel nad kaum auf- treten, mitteilenswert. Nach der Beichaffenheit vor der Operation hatte id) eher eine Knorpelgeſchwulſt vermutet.

Starrframpf beim Rind. Bon Unterveterinär Schadom. Um 12. Mat 1908 wurde ich von einem Beliger in der Nähe der

Stadt Niefenburg zu einer kranken Kuh gerufen. Nach dem Vorbericht hatte da8 Tier zehn Tage vorher gekalbt. Am achten Tage nad) dem

Kalben zeigte Batient verminderte Freßluſt und Abflug von Speichel aus dem Maul in geringer Menge. Am folgenden Tage trat Schweiß- ausbruh am ganzen Körper ein; die Futter: und Wafjeraufnahme war jehr gering.

Die nähere Unterfuchung des Tiered ergab die charakterijtiichen Er- icheinungen des Starrkrampfes. Patient ſtand da in geftredter Körper: haltung mit breitgeitellten Gliedmaßen, beſonders Hinten. Der Hinter- kiefer ließ fi) vom Vorderkiefer nur ganz wenig abziehen, jo daß das Kauvermögen und ſomit die Zutteraufnahme völlig aufgehoben war. Die Bunge fühlte fich derb an und war zwifchen den Kiefern feitgeflemmt. Aus dem Maul entleerte ſich Speichel in großer Menge, vermilcht mit übelriechenden Zutterreften. Die Haltung der Ohren mar jteif, Die Naſenlöcher waren jtark erweitert. Der zuriüdgezogene Augapfel wurde beim Aufheben des Kopfed von der Nidhaut bededt. Die Halsmusku— latur war gelpannt und fühlte ſich bretthart an. Die Schwanzrübe zeigte eine geringe Aufrichtung, verbunden mit Seitwärtäftellung. Die Körpertemperatur und Pulszahl waren wenig erhöht, die Atmung etwas angeitrengt. Die Darmgeräufche waren bejonders links unterdrüdt und beitand dementjprechend tympanitijche Auftreibung in der linken Flanfen- gegend. Die Kotentleerung war verzögert, Harnabjag wurde von mir nicht beobadjtet. Das Tier konnte fich infolge der Steifheit der Glied- maßen faum bewegen. Auffallend mar bei dem Krankheitsbild ferner eine leichte Krümmung des Rückens nach oben und Drehung der Sprung. gelenfe nad) außen. Im allgemeinen war troß des jtieren und ängit- lichen Blicks die Neflexerregbarfeit gering.

Da an der Kuh Feine äußere Verlegung feitgejtellt werden Tonnte, vielmehr nach dem Bericht des Befiterd der Geburtsakt ſchwierig vor fi) gegangen war, jo ift anzunehmen, daß die Starrkrampferreger durch . die unfauberen Hände der Geburtöhelfer in den Geſchlechtstraktus über- tragen worden find.

Die Behandlung geſchah infolgedeflen durch Ausſpülung der Gebär- mutter und Scheide mit einer antiſeptiſchen Flüſſigkeit. Der Schwer- punkt jedoch) wurde auf diätetiihe Haltung und Abjonderung in einen ruhigen, dunklen, geräumigen Stall gelegt. Außerdem gelangten Kliſtiere von Chloralhydrat zur Anwendung.

Da bis zum nächften Tage feine Befferung des Leidens zu beob⸗ achten war, wurde die Schlachtung des Tieres empfohlen.

Beitrag zur kliniſchen Diagnoſe und Behandlung der Skleroftomenſeuche. Von Oberveterinär Bochberg.

In einem Beſtande von über 100 Fohlen brach Ende Oktober 1908 die Skleroſtomenſeuche aus, von der 38 Fohlen mehr oder minder er⸗ griffen wurden. 6 Fohlen ftarben innerhalb weniger Tage. Die Tiere zeigten kurz vor dem Tode Schwanten, ftärkite Benommenheit des Kopfes,

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‚geringgradige8 Fieber oder auch fubnormale Temperatur, ftinfende Durch fälle und verendeten ohne Todeslampf. - | Bon Ende Auguft bis Mitte Oktober waren Die Kohlen auf einer verhältnismäßig trodenen Stoppelweide Tag und Nacht untergebracht und fonnten, da fie angebunden, immer nur eine ganz bejtimmte Fläche abweiden. Tränkwaſſer wurde angefahren. Dasjelbe Waller bekamen auch die nicht auf der Weide befindlicyen Fohlen und Pferde zu trinken, ohne zu erkrankten. Etwa 14 Tage nad) Einbringen der Fohlen in Die Ställe brach die jeuchenartige Erkrankung aus. Die anfangs im Stall frei umberlaufenden Tiere wurden, um weiteren Übertragungen vorzu= beugen, jofort auf meine Borftellungen bin angebunden.

Die Bohlen erkrankten nach einander, bis jchließlich die Zahl 32 ohne die verendeten erreicht wurde. Won den 32 Sohlen waren 12 jehr ſchwer, 5 mittelgradig und 15 geringgradiger erkrantt.

Bei den 12 Schwerkranken war folgendes Krankheitsbild vorhanden: | Die Konjunktiven zeigten meift ftarke Rötung, teilmeife auch Schwellung; in zahlreichen Fällen war Tränenfluß zu beobadten.

Hohes Fieber (40,2°) konnte nur zweimal feitgeftellt werden; bet den übrigen jchwanlte die Temperatur zwiſchen 838,5° bis 39,6°, oft mald blieb fie durchaus normal. Scüttelfroft habe ich nie beobachtet.

Der Puls war meijt regelmäßig, ziemlich Träftig und niemals über 70 in der Minute zu zählen. Gewöhnlich betrug die Pulszahl 40 bis 50; in 4 Fällen habe ich 33 bis 40, in einem Falle ſogar 2 Tage lang nur 30 Pulſe gezählt. Am Herzen ſelbſt ließ fich nichts Abnormes nachweiſen. Bei den verendeten Fohlen habe ich allerdings bis 100 Pulſe kurz vor dem Tode notdürftig zählen können.

Die Atmung war oft bejchleunigt; bei 2 Patienten betrug fie mehrere Tage 24 bis 30, bei den übrigen fonnte ih 8 bis 20 Atemzüge zählen. An den Lungen jelbjt war nie etwas Krankhaftes nachzuweiſen. Huften fehlte bei allen Patienten.

Die Fohlen fraßen jehr jchlecht, meiſt verjagten fie das Futter volle ſtändig. Waſſer wurde dagegen öfters, aber nicht in übermäßig großen Duantitäten aufgenommen. In einzelnen Fällen war der Hinterleib ein- gezogen, überhaupt der Bauchumfang ſtark vermindert. Durch BDrud auf den Hinterletb ließen fich erhebliche Schmerzen nicht auslöſen.

Ericheinungen von Kolik habe ich nie beobadtet, dagegen mögen leichte peritonitifche Erjcheinungen vorhanden geweſen fein; jedenfalls find legtere aber durch die heftige Darmerkrankung und Somnolenz ftark ver— wilcht worden. Bet allen Patienten waren heftige, gludjende Darm- geräufche zu hören, von allen wurde jehr oft täglich ein ftinfender, miß- farbiger, durchaus dünnbreiiger Kot abgejegt. Im Kot konnte man bei allen erkrankten Sohlen den Strongylus tetracanthus teild in geringer Zahl, teil$ in vielen Exemplaren nachweiſen, die allerdings infolge ihrer haardünnen, kurzen Geſtalt (fnapp 10 mm) jchwer zu erkennen waren. Bet der Unterfuhung des Maftdarmes fand ich in faft allen Fällen Die Skleroſtomen gejchlängelt am Arme hängen. Teilweiſe waren fie rötlich, teil3 farblos durchſchimmernd.

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Harn wurde Häufig abgejeßt, er war von normaler Farbe; Eiweiß ließ fi darin nicht nachweiſen.

Die Patienten zeigten ftärkite Eingenommenheit des Senjortumß. Sie legten den Kopf auf den Krippenrand oder hielten ihn am Erdboden liegend weit borgeitredt. Einzelne Fohlen lagen ftundenlang, während andere fich häufiger legten und wieder erhoben. Meiſt konnte man beftiges Schwanfen im Hinterteil beobachten. Außerdem bejtand totale Abmage- rung bet jämtlihen ſchwerkranken Fohlen.

Profeſſor Schlegel beichrieb im Sanuar 1907 (Heft 4 und 5 der B. T. W.) die Skleroſtomenſeuche durch Sklerostomum edentatum und bidentatum hervorgerufen, und konnte ſtets hohe Fiebertemperaturen bis 41,9° beobachten. Außerdem war die Herztätigkeit ſtark beein- trächtigt, er zählte 70 bis 100 Pulſe pro Minute; auch die Zahl der Atemzüge war bis 40, ja bis 75 geſteigert. Bauchfellentzündung konnte er in den meiſten Fällen, Diarrhöen aber nur ſelten oder zeitweiſe nach— weiſen, während meine Patienten ausnahmslos an Durchfällen litten.

Durch die Sektion wurden ſtarke nekrotiſche Veränderungen des Blind- und Grimmdarms, beſonders der Blinddarmſpitze feſtgeſtellt. Die Darmwandung zeigte hier enorme Schwellung. In der Submukoſe der genannten Darmabſchnitte waren bis über bohnengroße Knoten nachzu⸗ weiſen, in deren Innern ſich Sklerostomum bidentatum vorfand. Ebenſo konnte ich gleich Profeſſor Schlegel unter der Darmſeroſe ſolche Wurmknoten feſtſtellen, die unbedingt mit verfärbten Lymphdrüſen ver- wechſelt werden konnten, wie dies Profeſſor Schlegel ebenfalls in Heft 5 beſchreibt. Im Darminhalt wie auch an der Darmmwandung waren un- zählige Eremplare am Strongylus tetracanthus vorhanden, die Dünn- fädigen Blutgerinnjel glichen. Profeſſor Casper, dem die Organe uſw. eines Fohlen eingefandt wurden, fand unter dem Peritoneum zahlreiche Knötchen und blutige Herde, die auf Strongylus armatus zurüdzuführen waren.

Die Erkrankung zog ſich etwa einen Monat hin (vom 24. Dftober bis 25. November).

Während ich die erften und auch verendeten Fohlen mit Creolin- Tannin 88 und Schthargan behandelte, verjuchte ih auf Anregung des Profefiord Kasper, der hinzugezogen wurde, das Atoxyl. Diele Behand- lung hatte ein überraſchendes NRejultat: Alle 32 Fohlen, aud) die jchwer- franfen und bereit3 aufgegebenen, blieben am Leben. Nach täglichen Ssniektionen waren lebende Skleroſtomen im durchfälligen Kot bald nicht mehr nachzuweiſen.

Ich habe das Atoxyl teils ſubkutan teils intravenös in gleich großen Doſen angewandt, ſteigend von 0,2 bis 0,5, bei einzelnen Patienten bis 1 gr, bei einem Sohlen bi3 1,5 gr.

Die a nad) folgendem Rezept:

Rp. Atoxyl Natr. chlorat. puriss. aa 0,2 Ag. destill. 200 . M. f. sol. Zur ſubkutanen oder intravendjen Injektion. Zeitſchr. f. Veterinärkunde. 1909. 6. Heft. | 18

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= 31.| 1. 8 ——— un Bl ‚x. | XL | XL | Xi. x. |xL xl. JF xXi. xxi. XL) XL XL Temperatur | 40,2 =] 38,2 ee 38,2 | 38,4 | 38,2| 38,1 | 39,0 = 38,5 Nr. I Puls 52m 4 48 48 4 | 48 54 | 54 | 54 | Plögliche Temperatur: und Atmungs⸗ 2 jährig Atmung 18134 911 12 TB: BUMEI 10 TB 9 I jteigerung am 8. XI. Atoryl 02 03 | 04 94| 05I 051 04| 03| 0803| 02 Temperatur | 38,4 | 38,1 | 37,7 375) * * 38,6 838,3 | 38,4| 38,5 383 Nr. IT | Puls 50 ba 4 48 |57 |48 | 54 2 jährig Atmung 24 |16 | 12 |12 | 3 12 227 1 28 2129 9 | 10 Atoryl 02| 03| 04| 04| 05) | 05| 04| 03| 02 Temperatur | 38,6 | 38,4 | 38,3 | 38,3 | 38,3 | 38,6 | 38,6 | 39,0 | 38,7 | 38,4 | 38,5 Nr. III Puls 2 4 932 51 | ı 2 4 IT 169 50 Plöglihe Temperatur: und Atmungs- 13/4 jährig | Atmung 310: 2E.,1:.20- 1 3120,188° 1.32.1280 1.33 jteigerung am 7. XI. Atoryl 02) 0383| 04 04| | 04| 05| 04| 03| 0,3, 02 Temperatur | 39,3 | 38,3| 37,9| 37,9| 39,1| 39,2| 39,3 | 39,4 | 39,0| 39,3 | 382| Am A. XL. ; Mr. IV | Buls 56 42 40 |50 154 [0.66 |57 || "Ex en 2i/gjährig | Atmung, |14 117 8 8:1 8: 1 44,180: 1.,8011,20° 114: 140 N Aoryl 02| 03| 04, 04| 05, | 05| 06 o8| 10| 08| 04| 08] o2| | | Temperatur | 39,2 38,9 | 38,4 | 37,8 2 ad Be SR —— 38,7| 38,6 Nr. V Puls 54 38 |36 36 517 62 1/sjährig | AMmung [16 18 112 10 | 10.10 |12 | 9 |10 | 3. XI. Temperaturſteigerung. Atoryl 02| 03| 04| 04| 05| | 05| 04| 04| 03| 03 Temperatur 358 38,6 | 38,3 | 38,2| 37,9 38, ‚6\ 37,5 "an 38,0 | 37,9| ee Niedrigite Nr. VI Puls 54 En 46 5 46 |54 |48 IK: Pulszahlen 2 jährig Atınung 12 ı 15 12 . 12 |10 9 1.12 JE 10 11 fr v.11.Xl.an. Atoryl 02| 03 05| | 05| 08| 10) | 10) ni 15 15, 10 0,5| 0,4 : Temperatur | 40,2 | 38,3 =: 37,9| 38,3 | 38,1 38,0 | 381 Em "77 9383| Nr. VIL | Buls 48 |45 |42 | 39 |56 |54 | 52 54 | 60 60 54 | Am 5. und 8. XI. plögliche Atmungs: 13/, jährig | Atmung 4A |16 118 |13 |11 |25 |13 | 15 | %4 |14 |90 jteigerung. Atoryl 0,3 | 0,4 | 0,5 5 0,5 0,4 0,4 | 0,4 0,3 0,3 Temperatur | 37,9 | 38,1| 38,0 | 37,5 | 38,1| 38,1 | 38,0, 38,4 | 38,4 | 38,2 | 38,3 Nr. VIII | Puls 48 44 48 46 54 148 47 54 52 48 146 | Hohe Atemfrequenz vom 4. XI. an. 2 jährig Atmung 3 57.000 (en 3 AR IE © Vak) 1acs 3 Aa Mn 3 Da Der & = SB = €: EN Dee > SE Re - Sc nu ©: Male © Atoryl 02| 03| 04| 04| 0,5 0,8. 10| 10| 0,8 0,51 0,4 | 0,3] 0,2| |

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Voritehend jei eine etwa 10tägige Tabelle der Atoxrylbehandlung von acht jchwerkranten Zohlen gegeben. Dieſe Patienten wurden zu dem Zwecke mit Zahlen an den Halftern verjehen.

Die in der Tabelle aufgeführten Patienten haben während der erften Krankheitszeit faft nie Futter aufgenommen und mußten durch Eingüſſe von Haferjchleim, Rotwein ujw. erhalten werden.

Patient Nr. VI wurde intravends, die übrigen in der Tabelle auf- geführten ſubkutan behandelt.

Nebenbei möchte ich folgende intereffante Tatjache erwähnen:

Sohlen Nr. VI, bei dem übrigens die Skleroftomen im Kote lebend am längjten nachzuweiſen waren, wurde mir zu Unterjuchungdzweden zur Verfügung geftellt. ch verjuchte es nach volllommener Heilung durd) eine intravendje Chlorbarium-njeltion 1,0 : 10,0 zu töten, was aber nicht gelang. Das Fohlen zeigte nad) der Injektion nur geringe Unrube- ericheinungen, aber jehr heftigen, momentan erfolgenden Kotabſatz. Nach 3 Tagen erhielt dasjelbe Fohlen 2,5 Chlorbarium in 10,0 aqua mit dem Erfolge, daß wiederum nur heftige Darmentleerungen eintraten, 5 Tage nad der zweiten Injektion applizierte ich 5,0 : 10,0 Chlorbarium, wodurd) nur derjelbe Effelt wie bei den beiden erften Injektionen erzielt wurde.

Dffenbar jcheint in diefem alle die gewaltige Herzwirkung des Chlorbariumd in großen Doſen durch die langdauernde Behandlung mit Atoxyl ſtark herabgemindert oder gar ganz aufgehoben worden zu jein.

Zeberzerreigung bei einem Pferde infolge amyloider Degeneration der Leber. Bon Unterveterinär Garbe.

Gegen Mitte des Monat3 Februar erkrankte ein Pferd des hiefigen Artilleriedepots, wie gemeldet wurde, an Kolil. Bei meiner Ankunft lag Patient, über den ganzen Körper mit kaltem Schweiß bededt, Hılflod am Boden und machte vergebliche Verjuche, fi zu erheben. Die fichtbaren Schleimhäute waren ſtark anämiſch, der Puls äußerft ſchwach, faum fühl bar, die Atmung geſchah angeftrengt pumpend.

Laut Vorberiht neigte das Pferd zu intermittierenden, aber kurz andauernden Kolikzufällen. Obwohl der Appetit immer ein guter war, magerte Patient zujehendg ab und war ſtets rauh und jtruppig im Haar. Troß großer Schonung und Yutterzulagen war feine Beljerung zu merken. Am Morgen de8 betreffenden Tages zeigte das Pferd wiederum leichte Kolikerfcheinungen, die fi gegen Mittag jtark verjchimmerten. Patient warf fich wiederholt zu Boden, war aber bald nicht mehr imjtande auf- zuftehen. Nach kurzer Bett trat der Tod unter den Erjcheinungen der inneren Berblutung ein. |

Die Sektion wurde noch an demjelben Tage vorgenommen. Bei Eröffnung der Bauchhöhle entleeren fi) 3 bis 4 Stalleimer dunkel ge- färbten Blutes. Bet der Exenteration der Baucheingemweide fiel die un- geheuere Ausdehnung der Leber auf.

18*

= 36

Diefelbe wog 101'/ Pfund, beſaß alfo das 10 fache des normalen Lebergewichtes.

An der fonveren Seite befand ih am unteren Rande ein ungefähr 30 cm langer Riß, deſſen Ränder mit Eiter vermengtem, foaguliertem Blut bededt waren. Die Ränder der Leber find ftumpf gewulſtet. Die Kon fiiten, tjt pappig, weich und durch Drud mit dem Finger leicht zerreiß- bar. Auf dem Durchſchnitt lafjen fih mehrere Erkrankungsſtadien unter- ſcheiden. Weitaud der größte Teil tft von hellgelber, lehmartiger Farbe und von breiartiger, krümeligkäſiger Beichaffenheit. Der Heinere Teil tft von dunkelbrauner Yarbe und troden-brödliger Beſchaffenheit. In diejem Leberabjchnitte find zahlreiche, fauftgroße, abgefapfelte zum Teil fettig degenerierte Leberabjzejje vorhanden, an deren Länggsſeite fich vereinzelt ftarle Bindegewebsſtränge hinziehen. Durch) Jod-Jodkaliumlöſung erhielt diefer Teil der Leber eine weinrote Farbe.

Das Bauchfell ift im Bereich der Leber ſtark verdidt und jtellenweife von jehniger, ſchwieliger Beſchaffenheit.

Der Magen und die der Leber anliegenden Darmteile find mit binde- gewebigen Auflagerungen bededt und teilweile fejt miteinander ver- wachſen. Die Schleimhaut der betreffenden Drgane iſt derb, unelaftijch und ſtark verdidt.

Die intermittierenden Kolifanfälle find auf die chroniſche Entzündung und die Verwachſung der Darmteile zurüdzuführen.

Der Tod trat jedenfall durch den reichlichen Bluterguß in die Bauch- böhle ein.

Eigenartige Störungen der Hirntätigkeit nach Samenftrangfijteloperation. Bon Öberftabsveterinär Kraufe.

Ein etiva 12jähriger Wallach, welcher jeit mehreren Jahren in einem Speditiondgejchäft verwendet worden war, wurde am 24. Januar d. 38. an Samenjtrangfiftel unter Chloralhydratnarfoje operiert. Die Entfernung der etwa zwei Pfund jchweren Neubildung erfolgte vermitteld des Emaskula— tord. Die Operation gelang ohne jeglihe Störung, ohne erhebliche Blutung. Nah 14tägiger Eiterung begann die Vernarbung; Patient wurde täglih im Schritt bewegt. Nah) 8 Tagen, aljo 3 Wochen nad) der Operation, machten fi) auffallende Störungen des Bewußtſeins be- merlbar.

Das Pferd wollte nicht von der Stelle gehen, e3 fonnte nur mit Mühe und Gewalt aus dem Stall gebradht werden; es reagierte weder auf Zuruf noch auf gewaltſames Antreiben. Den meijten Erfolg Hatte noch energiſcher Gebrauch der Peitſche. Dem Zurückführen in den Stall lebte das Pferd offenbaren Widerftand entgegen. Nachdem es mit Gemalt dur) die Stalltür gejhoben war, fiel auf, daß es jebt zwar freiwillig vorwärts ging, aber verfchtebentlich mit dem Kopf gegenlief. Eine genauere Unterfuhung daraufhin ergab, daß das Sehvermögen fait vollkommen auf-

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gehoben war. Irgendwelche Veränderungen im Innern de Auges konnten indes troß eingehender Unterſuchung nicht feitgeftellt werden.

Fiebererſcheinungen waren nicht vorhanden; Appetit bzw. Futter— aufnahme war mechlelnd mangelhaft. Das Empfindung&vermögen der Haut war bedeutend herabgedrüdt, Treten auf die Krone wurde nicht empfunden, Batient blieb minutenlang mit vollflommen gefreuzten Vorder- beinen ſtehen. Nach dreimaliger jublutaner Inſektion von Arecolin 0,1 verminderten fich die Teprejfionserjcheinungen; das Pferd ließ fich ohne erheblihe Mühe aus dem Stall und umherführen, aud) die Futter⸗ aufnahme wurde reger, ebenfo war das Sehvermögen zum Teil wieder vorhanden.

Als dann das Pferd nad) einigen Tagen verſuchsweiſe angeſpannt wurde, ging es anfangs willig ins Geſchirr. Nachdem es jedoch zwecks Beladung des Wagens einige Zeit geſtanden hatte, widerſetzte es ſich beim Anfahren durch Zurückgehen, Steigen, Drängen nach der Seite, es warf ſich ſchließlich zu Boden bzw. fiel um. Mit Mühe, teils vom anderen Pferd gezogen, teil$ vom Wagen geichoben, konnte ed in den Stall ge- bracht werden. Da die Aussicht auf Wiederheritellung jehr gering war, wurde das Pferd zum Schlachten verkauft.

Die pathologiichen Veränderungen konnten leider nur am bereits herausgenommenen Gehirn feitgeftellt werden. Der größte Teil der oberen und unteren Fläche des Großhirns erjchien hell- bis dunkelrot verfärbt. Die Rötung hatte ihren Sig in und unter der weichen Hirnhaut, eritredte fi) auf Durchſchnitten tief in die Sulci hinein, ſtellenweiſe war auch die Hirnmaſſe rötlich) verfärbt. Die Adergeflechte waren erweitert, verdidt, itarf gerötet.

Es liegt die Vermutung nahe, daß die plötzlich aufgetretenen ſtarken Depreſſionserſcheinungen nebſt gleichzeitiger Störung des Sehvermögens mit der voraufgegangenen eingreifenden Operation in kauſalem Zuſammen⸗ hange geſtanden haben.

Referate.

Das Gleichgewicht des Pferdes. Von dem Inſpekteur der Kavallerie. „The Cavalry Journal“, Suli 1906.

Ein altes Franzöfiiche8 Sprichwort jagt: Seder Narr kann reiten lernen, aber e3 gehört ein ganzer Mann dazu, ein Reiter zu fein. Darin ftect ein gut Teil Wahrheit. Eine der wichtigſten Aufgaben des Reiters ift die Würdigung des Gleichgewichtd des Pferdes.

Gleichgewicht iſt furz gejagt dad „Verſammeln“ und das Aufitellen der Beine und des Kopfes des Pferdes derart, daß die Lajt am günftigiten verteilt wird und der Reiter in den Stand gejeßt ijt, beliebig über die Kräfte des Pferdes zu verfügen.

So muß beim Wettrennen den Hinterbeinen die größtmöglichite Freiheit zum Vorjchnellen gewährt werden; daher fißen die Amerikaner

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wie die Affen, d. h. dicht am Widerrift. Der Kopf des Pferdes wird beruntergenommen und wirkt als Gegengewidt. Beim Polo, wo große Gewandtheit und Schnelligkeit notwendig find, muß die Vorhand viel Sretheit haben. Daher fitt der Reiter hierbei weiter hinten und hält den Kopf gehörig hoch. Beim Fahren, wobei Kraft im Halje nötig tft, werden Kopf und Naden deshalb etwas heruntergenommen, während Die Hinterbeine den Körper vorwärts ſchieben und ihn außerdem ftüßen.

Nun iſt aber diejed Gleichgewicht nicht nur vorne und Hinten not= wendig, jondern auch nach den Seiten hin, um da8 Pferd zu befähigen, jchnellere Wendungen zu machen, bet denen die äußeren Gliedmaßen das Abſchnellen bejorgen müſſen. |

Beim Beginn einer jchnellen Berwegung (Start) muß der Kopf hoch— getragen werden, um der Vorhand möglichjt viel Freiheit zu gewähren; beim Parieren muß der Ropf niedriger gehalten werden.

Beim Springen iſt die Phaſe des Abſtoßens einer Hintergliedmaße und das Landen auf der diagonalen Vordergliedmaße ziemlich dasjelbe wie die Methode, welche die menjchlichen Springer anwenden, wenn fie auf einer Stange geftüßt ein Hindernis nehmen. Leider aber wird Dies zu wenig beim Zureiten der Hunter beachtet. In diejer Beziehung Hat die Momentphotographie gezeigt, wie oft ein ehltritt oder ein Sturz infolge des Landend auf dem falſchen Bein, aljo anders als e8 die Er- haltung des Gleichgewichts erfordert, entiteht.

Mechaniihes Gleihgewiht: Man kann einen Gtod, eine Lanze uſw. leicht außbalancieren, wenn man fie quer über den Finger legt und Hin und her jchtebt. Dasſelbe kann man beim Pferde machen. Man nennt den Punkt, in dem ji der Stod ſelbſt im Gleichgewicht hält, den Schwerpuntft.

Abbild. 1. Abbild. 2.

Zu Demonftrationszweden kann man ein Holzmodell mit einer Stüße anfertigen, die am Bauche Hin und ber gleiten kann. Für Jagd, Polo oder beim Zureiten ift ſtets diejelbe Art des Gleichgewichts erforderlich, d. h. leichte Beweglichkeit in der Vorhand gibt Behendigfeit beim Nehmen bon Hindernifjen, ohne die Vorfchnellfraft von Hinten her bein Springen, Galoppieren und bei Wendungen zu behindern. Daher jollte bier die

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Balance jo nah als möglich in der Mitte zwiſchen VBorder- und Hinter- band liegen.

Das Modell zeigt, wie weit dies durch Hochheben des Kopfes unter: ftüßt werden kann (Abbildung 2).

Bei dem lebenden Pferde wird das Gleichgewicht weiter noch beein⸗ flußt durch die Stellung der Schenkel. So helfen eine gute Schulter und gut unter den Leib geſchobene Hinterſchenkel den Schwerpunkt in das Zentrum des Körpers ſchieben.

Abbild. 3. Abbild. 4.

Unterſuchungen über das Gleichgewicht. Vor zwei Jahren wurden in Frankreich Verſuche ausgeführt, in denen eine Anzahl von Pferden gewogen wurde, mit folgendem Ergebnis:

Das Durchſchnittspferd (nackt) wog:

Vorhand 202 kg, Hinterhand 182 kg, Unterſchied 20 kg,

Pferd mit Neiter, vorne fiend:

Vorhand 251 kg, Hinterhand 197 kg, Unterſchied 54 kg,

Pferd mit Reiter, hinten ſitzend:

Vorhand 233 kg, Hinterhand 215 kg, Unterfchied 18 kg.

Die Länge ded Halſes, die Stellung des Kopfes und dadurd) die Hebelwirkung des Kopfes haben beträchtlichen Einfluß auf das Gleich— gewicht, wie aus folgendem zu erjehen tft:

A: Durchſchnitt von 11 Pferden mit langem Hals, B: Durchſchnitt von 11 Pferden mit kurzem Halg.

Kopf ee an Kopf höher Kopf niedriger

Bor: | Hinter: | Unter: | Bor: | Hinter: | Unter: | Bor: | Hinter: | Unter:

band | Hand | jchied | Hand | Hand | fchied | Hand | hand | fchieb! A 260 195 65 | 250 205 45 | 267 188 79 B 2 | 2 | 46 | 2 | 20 | 34 | 2 | 10 | 54

Der Kopf wiegt 15 bis 16 kg.

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Die Erhaltung des Gleichgewichts. Aus dem Obigen geht. hervor, daß die Stellung ded Kopfes und Haljes einen großen Einfluß auf die Erhaltung des Gleichgewichts bat.

Col. Bogle-Smith jchreibt 1905:

Die Haltung des Kopfes und Halle mu

1. da8 Pferd in den Stand jeßen, in die geforderte Richtung zu jeben.

2. Sie muß die freie Beweglichkeit der Vorderbeine oeftatten.

3. Sie regelt die Lage des Schwerpunttes.

4. Sie muß ermöglichen, daß das Mundftüd des Gebifjes wirkſam auf die Laden drüden kann.

Zu 1. Wird der Kopf zu hoch gehoben, jo kann das Pferd den Erdboden vor fich nicht jehen; das Geficht jollte im Winkel von 60° zum Erdboden gerichtet ein.

Zu 2. Ein genügendes Hochtragen des Kopfes verleiht den Pferden Schulterfreiheit. Je mehr die Vorderbeine durch das Spiel der Schultern und nicht durch das bloße Hochheben des Vorderknies gehoben werden, defto ficherer, glänzender, weniger anftrengend und jchneller ift die Be- mwegung.

Zu 8. Daß Hocdtragen ded Kopfes vermindert beträchtlich das Gewicht der Vorhand. Dad Tann man bei Pferden in der Freiheit beobachten. Wollen fie fich in Galopp jegen, jo heben fie ihren Kopf. Beim Ausfchlagen jenen die Pferde ihren Kopf und übertragen die Balance auf die Borhand. Im Geſchirr beim jchweren Zuge jtredt das Pferd fein Genid, jenkt den Kopf und legt das ganze Gewicht in den Hald. Wenn e8 zurüdichieben will, jo nimmt e3 Kopf und Naden zurüd, um mehr Gewicht auf die Hinterhand zu bringen.

Zu 4. Wenn das junge Pferd erit einmal zum Nachgeben im Genid gebradht tft, dann überträgt der Naden den Drud des Gebijjes direlt auf den Körper und regelt dadurch den Schwerpunkt von Bferd und Mann. Der Drud des Gebiſſes auf die Kinnlade regiert das Gleichgewicht. Die Erhaltung des Gleichgewichtd hängt nicht volllommen von der natürlichen Bauart des Pferdes ab, obgleich fie von größter Dedeutung ift; jondern wo die Natur fehlerhaftes gejchaffen hat, da kann die Kunſt der Erziehung ein. gut Teil des Schadens wieder ausbeſſern.

Was für den Rekruten gilt, das gilt auch für die Remonte. Es befteht eine große Ähnlichkeit zwiſchen Rekrut und Remonte. Beim Rekruten müfjen durch gymnaſtiſche Übungen Muskeln und Organe ent- wicelt werden für die Arbeit als Soldat. Bruft und Lungen, Schenfel und Füße zum Marjchieren und Reiten, Arm: und Scultermußfeln zu Waffenübungen müfjen erit ausgebildet werden, bis der Mann fertig, im Gleichgewicht und den Strapazen ded Dienſtes gewachſen fit.

Ebenjo iſt e8 bei dem Pferde. Auch dieje müfjen erjt durch ein rationelle8 Training die nötigen Muskeln und da3 für die militärtiche Arbeit nötige Gleichgewicht erlangen.

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- Das Pferd muß zunächſt verfammelt werden, d. h. Kopf und Hals müfjen einen bejtimmten Wintel bilden, Vor⸗ und Hinterhand müſſen gut untergejchoben jein. Durch fortgefeßte Übung follen dann die Muskeln entwicelt werden, die zur Erhaltung des Gleichgewichtd nötig find.

Die Franzofen und Deutijhen brauchen 18 Monate zum Training ihrer Pferde, während die Engländer eine Nemonte ſchon nad) drei Monaten in die Front einrangieren. Das ift wunderbar; denn in dieſer Beit iſt das engliiche Pferd nit nur jo weit, daß es fich in forrefter Haltung in den verichtedenen Gangarten und Bewegungen erhalten fann, jondern ed jind auch die Muskeln, die nötig ‚find, um ſich dauernd im Gleichgewicht zu Halten, entwidelt; und auf da3 Iebtere fommt e8 an; denn vorübergehend kann ſich ſowohl Rekrut wie Pferd im ©leichgewicht erhalten, aber um ſich dauernd im Gleichgewicht zu befinden, dazu gehören ausgebildete Muskeln. Der Wert des Gleich: gewicht? ift am beiten zu erfennen aus dem Studium der. Diftanzritte. Man wähle hierzu vor allem gut gebaute Pferde, die leicht in der Vor— band find. Dieſe ermüden nicht jo leicht. Auf die U des Pferdes ift wenig Wert zu legen.

Das Gleichgewicht des NReiterd. Go wichtig wie das Gleich⸗ gewicht des Pferdes, ebenſo wichtig iſt das des Reiters auf dem Pferde. Der Reiter muß ſein Gleichgewicht dem des Pferdes anpaſſen. Beim ſchnellen Reiten muß er ſich nach vorn beugen, beim langſamen Reiten nach hinten; will er nach rechts oder links wenden, ſo muß er ſich in die entſprechende Richtung hineinlegen. Wig das Zweirad dem, Gedanken des Fahrers zu gehorchen ſcheint, jo tut Died auch das Pferd, aber in veritärftem Maße. |

Methoden des BZureitend. ‚Um in die Methoden des Trainings einzudringen, iſt das Studium der einjchlägigen Literatur notwendig. Tatſache ift, daß man in England felten ein gut zugerittened® Pferd findet. Viele wiſſen faum, was es heißt, ein richtig trainiertes Pferd reiten.

So iſt e8 auch beim Fahren. Während die Londoner Drojchlen- futicher vielleicht die bejten Kutjcher der Welt find, find die herrichaft- lihen Kutſcher die jchlechteften. Das findet man beftätigt, wenn man im Hyde-Park jtändig fieht, wie die Köpfe der herrichaftlichen Kutjchpferde unnafürlic und unpraktiſch „aufgejegt‘ find. W. Müller.

über Diabetes mellitus beim Pferde. Inaugural-Dtffertation von

Arthur Preller, Oberveterinär in Neuhaus i. Weit.” 1908.

Ein dankbares und noch lange nicht erſchloſſenes Gebiet für einen - ans iſt e8, das fih Vreller zum Gegenftand feiner Difjertation ge- wählt hat.

Un der Hand der Literatur konnte er feftitellen, daß in einem Beit- raum von über 50 Jahren im ganzen nur bet ſechs Pferden mit Sicher- heit Diabetes mellitus Eonftatiert worden fit. Umſomehr bot ihm die

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Erkrankung eines Dienſtpferdes des Militär-Reitinſtituts zu Paderborn Gelegenheit, den Verlauf dieſer Krankheit beobachten und eingehende Unterſuchungen darüber anſtellen zu können. Beſonders genau ſind die Harnunterſuchungen ausgeführt, die ſchöne Reſultate gezeitigt haben. U. a. konnte Verfaſſer bei Lebzeiten mittels der Cammidgeſchen Reaktion eine Pankreaserkrankung feſtſtellen. Seltion und hiſtologiſche Unterſuchung beſtätigten dies und ergaben eine Vermehrung des interazindjen Binde⸗ gewebes, Drüſenparenchymverminderung und Schrumpfung der Langer— hansſchen Zellinſeln ohne Vermehrung oder Verminderung ihrer Zahl. Die Arbeit bietet ſo viel Wiſſenswertes, daß ſie jeder mit Intereſſe leſen wird. Amann.

Die Anwendung des biologiſchen Verfahrens zum Eiweißnachweis in Fettgewebe und ausgelafienem Fett (Schmalz), Bon Stabdarzt Dr. Hüne. (Arbeiten aus dem Staijerlihen GejundheitSamte, Band XXVII, Heft 3, 1908.)

Bei den Unterfuchungen, die fih auf Fettgewebe verjchiedener Tier- arten und verjchiedener Herkunft, nad) Entfernung aller Häute und fehnigen Beſtandteile eritredten, hat Verfafier folgendes Verfahren ein- geichlagen:

Berichaben des Fettgewebes und Entfernen des Fettes nad) wieder: boltem Zujag von auf 37° 0 angewärmtem Benzin, wobei unter öfterem Umrühren und Schütteln ein 24ſtündiges Stehenlafjen der eriten Auszüge bet 37° C angezeigt iſt. Hiauf wiederholte Verreiben des Rückſtandes und Ausziehen mit Benzin, bis lebtered auf Papier feinen Fettfleck Hinter: läßt und der Rückſtand die fpezifiiche reine Fleifchfarbe annimmt. Vor dem vorfichtigen Abgießen iſt evtl. längere Bentrifugieren erforderlich. Trodnen des NRüditandes im Brutjchrant (bet 37° C) bis zur fajerig- brödlihen Belchaffenheit. Ausziehen des jo vorbereiteten Zellgewebes mit dejtilliertem Waſſer, daS ſich nad) Hünes Anficht befjer als Koch- jalzlöfung bewährt, und weitere Unterfuchung nad) der befannten, bon

Uhlenhuth veröffentlichten Weiſe. Amann.

Technik und Methodik des biologiſchen Verfahrens zum Nachweis von Pferdefleiſch. Von Prof. Dr. Uhlenhuth, Geh. Reg. Rat und Direktor im Kaiſerlichen Geſundheitsamte, und Dr. med. Weidanz und Dr. rer. nat. Wedemann, wiſſenſchaftlichen Hilfsarbeitern im Kaiſerlichen Geſundheitsamte. (Arbeiten aus dem Kaiſerlichen Ge— ſundheitsamte, Band XXVIII, Heft 3, 1908.)

Mit ihren Ausführungen wollen die Verfaſſer eine Anweiſung geben, wie die biologiſchen Fleiſchunterſuchungen ſtattzufinden haben und wie ſich die dabei evtl. auftretenden Schwierigkeiten am beſten vermeiden laſſen.

In der Regel wird der Sachverftändige das erforderliche ſpezifiſch wirkende Antijerum von bewährten Herftellungszentren beziehen. Des

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Intereſſes wegen aber jchildern die Verfafjer zunächſt eingehend die ber- hältnismäßig jchwierige Gewinnung ſolcher Antifera. Nach ihren Erfah- rungen iſt eine Vorbehandlung der Tiere am geeignetiten find Kaninchen mit defibrintertem Pferdeblut oder Pferdejerum am be- quemjten und in allen Fällen ausreichend. Da3 hierdurch geivonnene und zur Verwendung kommende Antijerum, dad vor Licht und Wärme geihügt am beiten im Eisjchrant aufbewahrt wird, muß abjolut klar und fteril fein, darf nicht opaleizieren und muß hochwertig fein.

Zur Unterjuhung wird das verdächtige Fleiſch in folgender Weile zubereitet: Aus der Mitte eines friſch durchjchnittenen, möglichjt mageren Fleiſchſtückes werden etwa 30 g abgejhabt und am beiten auf unge brauchtem Schreibpapier fein zerhadt. In einem fterilen Erlenmeyer- ſchen Kölbchen wird die zerkleinerte Fleiſchmaſſe mit 50 cem fteriler 0,85 prozentiger Kochjalzlöfung übergoffen. Andere Löfungsmittel, wie Brunnen⸗, Leitungd- oder deſtilliertes Wafjer, geben bereit beim Zuſatz eine3 ganz beliebigen Blutjerumd Trübungen und bisweilen fogar Nieder- ihläge und find daher für das Verfahren unbrauchbar. Geſalzenes Fleijch wird zuvor mit fterilem, dejtilliertem Wafjer ausgelaugt. Ohne zu ihütteln, bleibt das Gemiſch von Fleiſch und Kochſalzlöſung zum Aus ziehen der im tleifche vorhandenen Eiweißſubſtanzen etwa 3 Stunden bei Bimmertemperatur oder über Nacht im Eisfchranf ftehen. Zur Beichleu- nigung einer brauchbaren Löſung empfiehlt ſich befonderd bei fetten Sleilch der Zuſatz einiger Tropfen Chloroform.

Ein durch Scütteln einer Heinen Probe (etwa 2 ccm im Neagens- glas) entjtehender und einige Minuten bleibender Schaum gilt ald Zeichen dafür, daß in der Löfung eine genügende Menge Eiweiß vorhanden iſt. Bur Gewinnung der erforderlichen Verdünnung von 1:300 wird die Fleiſchlöſung nad) ſorgfältigem Filtrieren jo lange mit 0,85 Prozent Koch— ſalzlöſung verdünnt, bis eine fleine Probe 1 ccm. beim Kochen unter Zujaß eines Tropfens der offizinellen Salpeterfäure vom ſpezifiſchen Gewicht 1,153 eine gleihmäßig opalelzierende Trübung zeigt, die nad etwa 5 Minuten langem Stehen einen eben erkennbaren Niederichlag gibt. Die Unterjuchungsflüjligfeit muß möglichft neutral fein, es tit deshalb evtl. ſtark verdünnte Sodaldöjung (0,1 Prozent) zuzuſetzen.

Zwecks Ausführung der Reaktion werden von ſechs Reagendgläschen, bon denen Nr. 2 big 6 al Kontrolle dienen, Nr. 1 und 2 mit je 1 ccm der zu unterfuchenden Löſung, Nr. 3, 4 und 5 mit je 1 ccm Pferde-, Schweine bzw. Rindfleiichlöjung von gleicher Verdünnung beſchickt. In Röhrchen 6 wird 1 ccm der zur Verdünnung benußten 0,85 prozentiger Kochjalzlöfung gegofien. Unter Vermeidung jeglichen Schüttelns wird zu allen Röhrchen, mit Ausnahme von Nr. 2, je 0,1 ccm ſpezifiſches Pferde- Anttjerum gejebt, während zu Gläschen 2 die gleiche Menge gewöhnlichen Haren Kaninchenſerums gegeben wird. In dieſem wie in den Röhrchen 4 bi3 6 darf feinerlei Trübung entjtehen. Auf jeden Fall muß fich die Ipezifiiche Reaktion in Röhrchen 3 als eine in der Regel am Boden be- ginnende Trübung zeigen. Tritt eine folche auch bei Röhrchen 1 auf und differenziert ſich diejelbe in 10 bis 15 Minuten zu einem deutlichen

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flockigen Niederichlag, fo handelt es fih um Pferdefleiih. Spätere, nach 30 Minuten entitehende Trübungen dürfen als pofitive Reaktion nicht aufgefaßt werden.

Die Unterjheidung des Pferdefleifhe von Eſel-, Maulejel- uſw. Fleiſch mittels des biologiihen Verfahrens ift bisher nicht gelungen. Dagegen iſt die Methode bei gepöfeltem, geräuchertem, nicht ganz durd: gefochtem und faulendem Fleiſch anwendbar, nur iſt zur Gewinnung einer brauchbaren Etweißlöjung eine längere Einwirkung der Kochſalzlöſung erforderlich, weil die Auslaugungsfähigfeit des Fleifches abgenommen hat.

Auch zur Unterfheidung von Würften und Nährpräparaten, bei denen der Verdacht auf Pferdefleifch- bzw. Pferbeblutzufag borliegt, be— weijen die Verfafjer die Brauchbarteit des Verfahren?.

Bezüglich der Verwendung der SKomplementbindung3methode zum Nachweis von Pferdefleiſch für die Fleiſchbeſchau und Nahrungsmittel- Unterfuhung in der Praxis raten die Verfafjer zur allergrößten Vorficht.

Amann.

Dinitafolin bei der Ernährung der Pferde. „Deutiche Tierärztliche

Wochenſchrift“, 1909, Nr. 4.

Amtstierarzt Schade jtellte mit dem von der Deutichen Diamalt- Gejelihaft in München nach einem patentierten Verfahren erzeugten Diaftafolin, daB eine ftarf verzudernde Wirkung auf Kohlehydrate aus- übt, bei einer Anzahl Pferde Fütterungsverſuche mit gutem Erfolge an. Er gelangte zu der Überzeugung, daß die Diaftafolinverwendung ein rationelle2 Verfahren if, um bet der Vorbereitung der Pferde zu ge— fteigerten Arbeitsleiftungen und während erhöhter Snanjpruchnahme die notwendige vermehrte Kohlehydrataufnahme zu ermöglichen. Auch joll fih die Diaftafolinverwendung als ein vorzügliches Hilfgmittel bei der Behandlung von Verdauungsftörungen und während ſchwerer Erfran- tungen bewährt haben.

Diaſtaſolin ift eine ſyrupähnliche Flüffigkeit, die In Wafjer leicht löslich und bei geeigneter Aufbewahrung nad) Mitteilung der Fabrik un- begrenzt haltbar ift. Die Fütterung der Pferde, weldde für gewöhnlich 5 kg Hafer als Tagesration erhalten hatten, wurde bei der Diaftajolin= anmwendung in folgender Weile abgeändert: Al Früh- und Mittagd- futter erhielten die Tiere 1,5 kg Hafer. Als Abendfutter wurde ver⸗ abreicht: eriter bi8 dritter Tag 1’/a kg Hafer, '/a kg zubereiteted Hafer: mehl; vierter bis ſechſter Tag 1 kg Hafer, 1/2 kg zubereiteteß Hafermehl; fiebenter bi3 neunter Tag '/a kg Hafer, °/ı kg Hafermehl; zehnter big zwölfter Tag 1 kg Hafermehl. Zur Herſtellung des „zubereiteten Hafermehls“ wurde der Hafer vom Müller gemahlen, wobet drei Pro» dukte entftanden: 1. feines Mehl (25 Prozent), 2. gröberes Mehl (25 Prozent) und 3. Schalen (50 Prozent). (Die . Schalen wurden anderen Pferden als Beifutter gegeben.) Das feinere und gröbere Mehl wurde gemischt und mit der vierfachen Menge kalten Mafjers verrührt.

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“Dann wurde diefer Brei in kochendes Wafjer gegofien, um die Konſiſtenz einer Mehltränke zu erzielen, wozu im Verhältnis zum Mehl die acht- fache Waffermenge erforderlih it. Nah Abkühlung der Mehltränfe auf ungefähr 55° wird eine in wenig lauwarmem Wafjer gelöfte Gemwicht3- menge Diaftajolin, die 5 Prozent des zur Verfütterung nelangenden Mehls entipricht, unter Umrühren Hinzugefügt. Die in der. Tränfe enthaltenen KRohlehydrate werden innerhalb 25 bis 30 Minuten verzudert. Die Tränke wird von den Pferden gern aufgenommen. Amtstierarzt Schade itt der Meinung, daß feine Erfahrungen mit an zu weiteren Verſuchen ermutigen. Dr. Kuhn.

Einige Gefihtspunfte zur Therapie der Blutfrankheiten. Yon Privat- dozent Dr. Erih Meyer. (Therapeutiiche Monat3hejte, Dez. 1908.) Verfaſſer beipricht die Behandlung der in Deutſchland häufigiten

Sormen der Anämien und Leufämien jowie verwandter Krankheitsbilder.

Die nad) Blutverluften auftretende einfachite Form der Anämie, deren Gefährlichkeit meift durch die plößlich eintretende Leere des Gefäß- ſyſtems und die dadurch erjchwerte Zirkulation bedingt wird, wird am erfolgreichſten durch Infuſion „phyſiologiſcher“ Kochlalzlöjung behandelt. Iſt nach Blutverluſten die akute Gefahr vorüber, ſo hat ſich die Therapie dieſer „Blutarmut“ hauptſächlich auf die Bildung neuen Blutfarbſtoffes zu erſtrecken, da die Regeneration der korpuskulären Elemente raſcher vor fi geht ald die des Hämoglobind, Hierbei erreicht man in erjter Linie mit der Eijentherapte die ficheriten und beiten Erfolge. In den Fällen jefundärer Anämte, 3.8. bei der Karzinomanämie, den Anämten in der Rekonvaleſzenz ſchwerer Infektionskrankheiten und ähnlichen, dur Gift- wirkung bervorgerufenen Anämien, ſieht man von einer Eijentherapie jo gut wie feine Erfolge; für diefe Fälle find die zahlreichen organtjchen und anorganilchen Eijenpräparate des Handel3 nit höher zu veran- Ichlagen wie die vielfachen Stärkungsmittel, die Nährpräparate, Fleiſchſäfte und ähnliche Dinge.

Bei der Chloroſe, die nicht jelten unter dem Bilde einer bydrä- milchen Plethora mit erheblicher Herabjegung der gelamten Hämoglobin⸗ menge. des Körperd auftritt, fit in erfter Linie viel Ruhe angezeigt. Öleichzeitig Hat, fih die Ernährung der Chlorotiihen. nach dem allge- meinen Ernährungszuftand zu richten. In den meiſten Fällen typiſcher Chloroje kommt man aber ohne eine medilamentöje Behandlung nicht aus. Auch bier fteht wiederum die Eijentherapie obenan, und zwar hat Meyer mit den Blandſchen Pillen, die er bisher von der großen Anzahl der Eijenpräparate allein ausprobiert hat, die beiten Erfolge erzielt.

Bon einer Therapie der perniziüjen Anämie kann, abgejehen von vorübergehenden Nemilfionen, faum geſprochen werden. Die Eijen- medilation hat bei diejer Krankheit gar feinen Erfolg, während man von einer konſequent durchgeführten Arjentherapie bisweilen gute Nejultate fieht. Neben Atoryl find die alten Arjenpräparate, die Solut. arsenical.

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Fowleri und die zur jublutanen Injektion viel gebrauchten Kakodylſalze, zu empfehlen.

Die Therapte der unter dem Sammelbegriff Polyzythaemie oder Polyglobulie befannten Krankheitszuſtände, die in der alten Literatur unter dem Namen der Plethora vera eine große Rolle jpielten, verſucht durch ergiebige Aderläfie das Gefäßiyitem zu entlaften.

Die Behandlung der Leukämie mit Nöntgenbeitrahlung Hat die anderen tberapeutiichen Methoden verdrängt. Bei der chroniiden mpelogenen Leukämie bat Verfaſſer bejjere Erfolge erzielt als bei der chroniſchen Iymphatiihen. . Am wirkjamjten erwies ſich dabei ſtets die Beitrahlung der Milzgegend. Wichtig ift au, die Doſierung der Be— trahlung nicht allein nad) der Leufozytenzahl und den Leukozytenformen oder der Milzgröße zu beurteilen, jondern ganz bejonderd aud) die Zahl der Erythrozyten und den Hämoglobinwert zu berüdfichtigen. Intereſſant tt dabei die Verfolgung der Harnfäurewerte: Hohen Leufozytenzahlen entjpricht meift ein hoher Harnläurewert im Urin. Amann

Über die Allgemeinbehaudlung von Sn fpeziell des Scharlachfiebers. Bon Prof. Dr. €. Grawit—. „Therapeutiſche Monatshefte“, Dezember 1908.

Bisher war man geneigt, die Erfolge in der Behandlung von In⸗ fektionskrankheiten der in den letzten beiden Jahrzehnten vorangeſchrittenen ſpezifiſchen oder direkten Bekämpfung zuzuſchreiben, ohne den allgemeinen therapeutiſchen Einflüſſen einen Wert beizumeſſen.

Gr. zeigt, wie viel in der Therapie der Infektionskrankheiten, ſpeziell des Scharlachfiebers, auch ohne ſpezifiſche Heilmittel durch rationelle all⸗ gemeine und lokale Einwirkungen auf den infizierten Organismus geleiſtet werden kann.

Die früheren therapeutiſchen Beſtrebungen gingen dahin, im Sinne der Antiſepſis die Krankheitserreger direkt zu vernichten, indem man glaubte, eine allgemeine Erkrankung durch lokale Desinfektion heilen zu können. Die direkte Desinfektion entzündeter Gewebe iſt aber unausführbar. Neuerdings ſucht man eine Entgiftung des Organismus herbeizuführen, indem man ſpezifiſche Stoffe gegen die giftigen Produkte der Erreger oder auflöſend auf die Subſtanz der Bakterien oder im Sinne der Opſonine anregend auf die phagozytäre Tätigkeit der Leukozyten wirken läßt.

Solange aber dieſe ſpezifiſche Therapie bei vielen Snfeltionstrant- beiten nur unfichere oder gar feine Erfolge aufweift, wird man verjuchen müfjen, dem infizierten Körper in anderer Weile zu Hilfe zu kommen, So empfiehlt Verfafjer, abgejehen von lokalifierten Infektionen mit ent- zündlichen und eitrigen Prozefjen, wo man durch chirurgiiche Eingriffe, und zivar ſowohl durch entipannende und Abflug verjchaffende Einjchnitte wie auch gerade entgegengejeßt durch bfutjtauende und die Zirkulation bebindernde Maßnahmen (Bier) den gleichen Effeft der Heilung erzielt, bei beginnenden Infektionskrankheiten durch heiße Bäder mit nachfolgender Schwitzprozedur einzuwirken. Es gelingt 3. B., entzündliche Erjcheinungen

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in den oberen Luftwegen, angefangen vom einfachen Schnupfen bis zum fieberhaften Katarrh des Rachens, Kehlkopfes, der Luftröhre und den ver- ſchiedenen Formen der Angina, ſogar auch die echte, d. h. bakteriologiſch ſichergeſtellte Diphtherie im Beginn der Erkrankung durch wiederholte Schwitzkuren zu kupieren.

Bei allen Infektionskrankheiten hält aber Gr. eine ausgiebige Flüſſigkeitszufuhr für eine der wichtigſten Maßnahmen, die durch reichliche Verabfolgung von Getränken, durch Einführung von Waſſer in den Maſtdarm oder durch Infuſion unter die Haut vorgenommen wird. Die dadurch bedingte Anregung der Diureſe iſt ſtets von günſtigſter Wirkung. Beim Verabreichen der Flüſſigkeit in kleinen, oft wiederholten Einzeldoſen fällt allein den Nieren eine weſentliche Mehrleiſtung zu; eine zu ſtarke Inanſpruchnahme der Herztätigkeit iſt dagegen nicht zu befürchten. Prognoſtiſch ungünſtig iſt eine beſtehende Nephritis, weil dieſe die Aus— ſchwemmung der toxiſchen Produkte aus der Zirkulation behindert. Jede Reizung der Nieren durch Gifte, welche bei der Lokalbehandlung mit Antiſeptizis durch Verſchlucken oder lokale Reſorption in die Zirkulation gelangen, muß vermieden und ein Intaktbleiben derſelben angeſtrebt werden. Aus dieſem Grunde empfiehlt Verf. die prophylaktiſche Einführung von Urotropin und anderen nicht reizenden Mitteln, welche leicht desinfizierend auf die Harnwege wirken. |

Speziell bei der Scharladhtherapte find Durch eine ſolche Prophylaxe die beiten Erfolge zu verzeichnen, nur ſelten find Erjcheinungen von Nierenreizung und =entzündung aufgetreten, aber nie chroniihe Nephriten zurüdgeblieben oder Urämte beobachtet worden.

Die Behandlung der Scharlachkranfen iſt hiernach folgende: Heißes Bad mit nachfolgendem Schwißalt, jofern feine Kontraindilattonen Herz- tomplıfationen beftehen; Gurgeln und Auswiſchen der Nachenorgane mit lauem Kochſalzwaſſer oder Kamtllentee und Wafjerftoffiuperorydlöjung; häufige? Trinken von Bitronenlimonade eventuell mit Himbeerzujag; reich liche Flüſſigkeitszufuhr durch Mil, Kakao, Wafjer- und Scleimjuppen; reftale Einläufe von 1prozentiger Kochſalzlöſung oder Mil eventuell Kocfalzinfufionen unter die Haut; in jchweren fieberhaften Fällen fühle Bäder; dreimal täglih 0,25 bzw. 0,5 Urotropin vier Tage lang, vier Tage Pauſe ufw.; nach) der Entfieberung etwa drei Wochen hindurch koch⸗ falzfreie Diät mit Neiß-, Grieß- und Mondaminjpeijen, Fruchtſäften, Hafer- ſchleim und Weißbrot. Amann.

,ri,

Die Therapie der Verbrennungen, Kliniſch. Vortrag von Prof. Pels—

Leusden. „Dtſch. Med. Wocenjchrift.” 1908. Nr. 48.

Bet der Behandlung von Verbrennungen tft zu berüdjichtigen:

1. Die Extenfität der Verbrennung Es wird mit Recht ange nommen, daß bei Verbrennungen von mehr ald der Hälfte der Körper- oberfläcde der Tod in fait allen Fällen innerhalb kurzer Zeit eintreten wird; daß aber auch bei Verbrennungen von einem Drittel noch das Leben bedroht iſt.

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2. Die Intenfität der Verbrennung. Wir ſprechen von einer Ver⸗ brennung erjten Grades, wenn nur entzündlide Rötung und mäßige Schwellung, zweiten Grades, wenn Blafenbildung, dritten Grades, wenn Schorfbildung vorhanden ift.

3. Die Zeit, die feit der Verbrennung verftrichen tft und die Be- bandlung in der Zwiſchenzeit.

Herner iſt forgfältig zwiichen den lokalen und allgemeinen Krankheits⸗ ericheinungen zu ſcheiden. Lebtere fehlen fait ganz bei Verbrennungen geringer Ertenfität, bei den ausgedehnteren beherrichen fie zunächſt das Krankheitsbild volllommen. Vornehmlich find e8 die Erjcheinungen von jeiten de8 Herzend, der Nieren und des Gehirn.

Nah Eyfmann entitehen unter der Einwirkung der Hige in der Haut toxiſch wirkende Stoffe. Dieſe jollen die jtarfe Herzſchwäche, in vielen Fällen aud eine ſtarke Hämoglobinämte, Hämoglobinurie und fub» normale KRörpertemperatur bedingen.

Um diefe toriihen Stoffe aus dem Körper durch Hebung der Herz- tätigfeitt und eine vermehrte Durchſpülung des Körpers tunlichſt bald wieder zu entfernen, bedarf es ſtarker Mittel.

Hierfür kommen in Betracht: Intravenöſe Injektionen von Digalen und reichliher Zuführung raſch rejorbierbarer Flüſſigkeiten. Gegen den jtarfen Durſt empfiehlt ih ftarfer Kaffee, Tee,. Kognak und Sekt. Da: neben gibt man häufig (viertelftündlih) Klysmata von 100 ccm phyfio- logiicher Kochſalzlöſung, event. bet finfendem Blutdrud und jteigender Pulsfrequenz intravendje Kochlalzinfufionen, beionder3 dann, wenn fich Ihon vor Eintreten von Delirium oder joporöfen Zuftänden Erbrechen einstellt.

Wenigftend bei den Grenzfällen (Verbrennungen von 1/s biß 1/a der Körperoberfläche) kann Hierdurch erheblicher Nutzen geftiftet werden.

Um den Kranken die Schmerzen zu nehmen, Leid und Sorge ver- geilen zu machen, tft unter allen Umſtänden Morphium zu geben.

: Mit dem permanenten Wafjerbad muß man in den erjten Tagen vorfichtig ſein (Herabjegung des Gefäßtonus).

Neben diejer Allgemeinbehandlung darf natürlich die Iofale nicht vergejien werden. Es find aber ſolche Mittel zu mäblen, die auf die Herztätigfeit feinen nachteiligen Einfluß üben.

Die Prognoſe iſt immerhin vorfihtig zu- ſtellen. Nah 5 bis 6 Tagen pflegen die Gefahren der allgemeinen Vergiftung vorüber. zu fein; aber manchmal tritt noch nad) 8 bis 10 Tagen der Tod unter ftarfen Durchfällen, zuweilen aud) an Duodenalsgeſchwürsblutungen ein.

Die Verbrennungen eriten Grades heilen von jelbit in kurzer Zeit unter Hinterlafjung einer leichten bräunlichen Pigmentierung der Haut. Oft treten bierbet doch noch nad) 24 Stunden einzelne Blajen auf. Dieje find afeptiich anzuftechen und die Stellen unter Trodenverband zu legen. |

Als lokale Behandlung bei Verbrennungen zweiten und dritten Grades hält Vortragender die Methode von Tſchmarke für die beite. Hierbei muß dagegen bei Schmerzhaftigkeit Anäfthefierung erfolgen. Se

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nad) der Größe und Lage der Verbrennungen kann diejelbe durch die Hackenbruchſche Umfprigung, durch Leitungsanäjthefie, durch die Lumbal- anäfthefie und durch Äthernarkoſe erfolgen. Es werden dann die Blajen abgetragen, die verbrannten Hautpartien nebjt Umgebung lege artis desinfiztert, mit Gazekompreſſen bededt, über welche ein großer Verband mit reichlicher hydrophiler Watte zu liegen fommt. Diejer Abſchluß von der atmojphärischen Luft wirkt allein jchon fchmerzitillend, Morphium ift daher felten noch notwendig. In den eriten Tagen näßt eine ſolche ver- * brannte Stelle ganz enorm, und die Verbandsftoffe find bald mit ſeröſer Flüſſigkeit durchtränkt. Unter den aſeptiſchften Kautelen muß der Verbands: wechjel bis auf die Gazelomprefjen vorgenommen werden. Nach 10 bi 14 Tagen löft fih dann der Verband jamt den Gazelomprefjen von jelbft von dem Körper; die Epidermifterung Hat fi) darunter äußert raſch vollzogen, die Narben werden ſehr jchön und neigen wenig zur Kontraktur.

Die Erfolge mit dieſer Methode ſind nur durch die ſorgfältige Ab— haltung von Sekundärinfektionen zu erklären, denn bei eintretenden Eiterungen werden die vielleicht noch lebensfahig erhaltenen Epidermis⸗ partien, Epitheleinſenkungen und die Anfangsgebilde der Haut, zerſtört und kommen für die Überhäutelung durch inſelförmige Epidermisbildung in Fortfall. Eine Verwendung von Jodoformgazeſchleiern iſt bei aus— gedehnteren Verbrennungen wegen der Jodoformvergiftung gefährlich, ebenſo iſt eine Verwendung von antiſeptiſch imprägnierten Verbandſtoffen und Streupulver, auch das Bismuthum subnitrium, nicht notwendig.

Im entgegengeſetzten Falle, bei nicht mehr friſchen Verbrennungen, wenn Narkoſe oder ein anderes Anäſtheſierungsmittel nicht anwendbar iſt, empfiehlt ſich die Anwendung der Bardelebenſchen Wismuthbrandbinde, welche in keinem Verbandskaſten fehlen ſollte. Die verbrannte Fläche uſw. iſt ähnlich wie bei voriger Methode, aber ohne Antiſeptika (nur phyſio— logiſche Kochſalzlöſung), vorzubehandeln. Danach Auflegen der Brand— binde und darüber ein großer Verband mit hydrophiler Watte. Die Binde bleibt ſo lange liegen (8 Tage und mehr), bis ſie ſich leicht ab— nehmen läßt. Dort, wo ſich die Brandbinde nicht anlegen läßt (3. B. im Geſicht). pudert man did mit Wismuth und legt einen ajeptifchen Tıodenverband an. Alle Hausmittel (auch Kalkwaſſer mitt Lein- öl) jind unbedingt zu derwerfen. Bei tiefer greifenden Ver—⸗ brennungen mit Bildung von Brandichorfen muß die Abſtoßung der nefrotiihen Teile befördert werden. Infektion ift hierbei auch tunlichlt zu verhindern. Es käme hier eine vorfichtige Bierſche Stauungshyper⸗ ämie in Frage. |

Eine eingetretene Infektion fuht man in den Anfangsftadien mit Alkoholumſchlägen zurüdzubringen. Phlegmonöfe Entzündungen, Abizefie, Embryen, Gelenfvereiterungen und ähnliche Vorkommnifje werden ent- ſprechend behandelt.

Kleinere, nah Abftoßung des Schorſes zurüdbleibende Geſchwüre behandele man, folange zähe Sekretion bejteht, mit feuchten Umfchlägen, danach mit Salben.

Zeitichr. f. Veterinärkunde. 1909. 6. Heft. 19

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Die Überhäutelung kann gefördert werden durch Trandplantionen nah der Thierſchen oder Krauſeſchen Methode.

Bet ausgedehnten Geſchwürsflächen find bid zur Reinigung der Wunden permanente Wafjerbäder mit der nötigen Vorfiht am Platz.

Gelenflontrakturen werden durch Schienenverbände verhütet. Zu frühzeitigen Fibrolyſin-Injektionen ijt zu raten, um die Narben in der Entwidlung gejhmetdiger zu machen.

Die Bejeitigung der nad) Verbrennungen zurüdbleibenden Narben- fontrafturen iſt eine der ſchwerſten Aufgaben der plafttihen Chirurgie - und erfordert eine bejondere Beſprechung. Rachfall.

Die Wiederbelebung Erſtickter und Scheintoter mittels Sauerſtoff und Antubation. Vortrag von Dr. Franz Kuhn. „Therapeut. Monatöhefte. XXI. Jahrg. Nov. 1908.

Die richtige Ausführung der künftlichen Atmung und Wiederbelebung tft die Hauptjache bei Menjchen, welche durch Erftiden, Erhängen oder Ertrinfen atmungslo8 geworden find. Wichtig ift, daß die belebende neue Luft, die zugeführt werden ſoll, ſei e8 reine atmofphärifche Luft oder Sauerftoff, au richtig in die Tiefe der Luftwege gelangt. In diejem wejentlihen Punkte beftehen aber unverkennbar noch viele Mängel, meö- Halb noch jo viele Wiederbelebungsverjuche troß aller angewandten Mühe erfolglos bleiben.

Bortragender Hat bereit3 ſeit längeren Jahren ein Atmungsrohr (Sntubationsrohr) in die operative Medizin eingeführt, welches Durch den Mund eingelegt wird und daS von den Lippen durch den Kehlkopf hin⸗ durch bis in die Luftröhre reicht. Dieſe perorale Intubation iſt berufen und geeignet, aud) außerhalb der Chirurgie, und zwar im Rettungsweſen bei der Wiederbelebung von Scheintoten und Atmungslojen, eine bejondere Rolle zu ſpielen.

Über die Bedeutung des Plus an Kohlenfäure und des Minus an Sauerftoff, herrſchen noch viel unklare Vorjtellungen. Es beitehen die3- bezüglich Überfhägungen und Unterſchätzungen.

1. Unterſchätzt wird im praftifchen Leben namentlich) die große Be— deutung der ungenügenden Abfuhr der Kohlenfäure für die Atmung$- vorgänge. Unfer Körper reagiert ſehr empfindlich auf geringe prozentuale Zunahme des Kohlenfäuregehalt3 der ihn umgebenden Luft; jo fühlen wir nad) Pettenkofer bei 1 pE&t. jchon deutliches Unbehagen; bei 10 pCt. ift das Leben bereits ſchwer bedroht.

Daher ift die Entfernung der Kohlenjäure aus dem Körper die erite und wichtigſte Aufgabe jeder Hilfeleiftung.

2. Unterfhägt wird die Bedeutung des abjoluten Freiſeins Der oberen Luftwege, insbejondere des Kehlfopfes, und die Notwendigkeit von deren Eröffnung und Offenhaltung in Fällen von Atemlofigfeit.

Alle ſonſtigen Mantpulationen am Bruftlorb uſw. nußen nichts, wenn die Kohlenfäure nicht genügfam aus dem Kehlkopfe herausgelangen kann.

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3. Unterjchäßt wird gelegentlich die Bedeutung der rhythmiſchen Ven- tilation der Qungen und der ausgiebigen Zuftzirfulation in Ddenfelben, worauf George Meyer-Berlin gerade erneut hinweiſt. Diejelbe muß durch die Aktion der gröberen Teile des Bruſtkorbes uſw. geſchehen, nie aber mit Hilfe der Lunge jelbit, jet e8 durch Anfaſſen an ihr mit Saug- oder Drudapparaten.

Die perorale Intubation iſt nah den genannten Tatjachen allein imftande, die Abfuhr der Kohlenfäure aus den Zuftwegen zu garantieren. Denn nur dad Tubusrohr Hält die abführenden Wege, in denen es wie ein Haffendes Spekulum wirft, weit und often, e8 allein läßt Hierdurch einen freien, unbehinderten Gaswechſel zu und führt jo vor allem alle Kohlenfäure ab, es allein erlaubt fo, daß die fünftlichen Atmungsübungen am Thorax nicht Scheinmandver bleiben.

Neben den genannten Unterjchäßungen machen fich gewiſſe einjeitige Überihäßungen von Hilfefattoren bei der Wiederbelebung bemerkbar.

1. Überfhägt wird die Bedeutung der Sauerſtoffzufuhr als ſolcher und des Saueritoffes allein als lebensrettendes Gas.

Eine Anreicherung einer jauerftoffarmen Atmungsluft dur Sauer: ftoff ift vorteilhaft für eine künſtliche Atmung, jedoch nicht erforderlid). Sede andere friiche Luft, die nicht Fünftlich verdorben, enthält Saueritoff in ausreichender Menge. Die Zufuhr von reinem Sauerftoff (vielleicht Kohlenoryd:Morphium, Chloroformvergiftung ausgenommen) Hat be- grenzten Wert.

Uberwerte von Sauerftoff in der Atmungsluft nußen der Lunge nichts oder wenigſtens Unterwerte vertragen wir, verglichen mit der ge= wöhnlichen atmojphärtichen Luft, welche 20,8 Volumenprozent an Sauer: ftoff enthält, ziemlich gut. Erſt unter 9 pCt. treten Bejchwerden ein.

2. Überihäßt wird die Bedeutung der Sauerftoffzufuhr unter wechjelndem Drud bzw. der Zufuhr der Atmungsluft unter höherem Drud und der Abfuhr unter niederem Drud. Bei der künſtlichen Atmung ijt dies zunächit unnötig. Es genügt, wenn nur Luft zufließen und ab- jtrömen fann, jtet3 unter gleichem atmoſphäriſchem Drud. Jede eigen- mächtige Drudänderung innerhalb der Zunge, wenn fie größer ijt, wirkt nachteilig auf das Lungengewebe, jofern ihr der Bruftforb nicht un- mittelbar folgen Tann.

Wird von Fünftlihen Gajen Gebrauch gemacht, jo iſt Hauptjache und ausjchlaggebend die Art ihrer Zufuhr, d. h. dem zujtrömenden Gaje die Möglichkeit bzw. die Sicherheit gegeben werden, in die Tiefe der Luftwege zu gelangen.

Mit der Maske wird das nicht erreicht. Dieje jchafft jehr ungünſtige, nad) chirurgiſchen Anjchauungen abjolut unzuläffige Bedingungen für die Atmung. Die luftdicht aufgeſetzte Maske vernachläſſigt Kiefer und Zunge. Gerade die mwejentlihjten Dinge, das iſt das Vorziehen von Zunge und Kiefer, läßt fie, namentlich in der Hand von Laien, vergefien und bewirkt oft fogar bei minder verjtändiger Anlegung gerade eine Verlegung des Kehl- topfeinganges.

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Mehr vermöchte ſchon gegebenenfalls ein Verfahren leiften, das diefen Luftwechlel in den Mund, inSbejondere in den Najenrachenraum verlegte. Für die Hand de Laien vornehmlich ift eine ſolche Möglichkeit in dem Intubationsrohr vorgejehen. Es Tann leicht über die Zunge in den Rachen geſteckkt werden und ſelbſt unter ſtarker Hervorziehung von Zunge und Kiefer liegen bleiben; auf dieſen Faktor iſt beim Üben be— jonderd mit Nachdrud hinzumweijen. Vor dem Einjchieben des Rohres in tiefe Teile tft zu warnen.

Die Heranziehung des Sntubationsverfahrens des Kehlkopfes joll nur der Arzt vornehmen.

Nur durch die Anwendung einer vervolllommneten peroralen Intu— bation, vervollftändigt dadurd, daß getrennt don dem Intubationsrohr in oder neben ihm ein dünnes Zuführungsröhrchen die Safe in die Tiefe des offenbleibenden Intubationsrohres leitet, ift eine eridgültige Entlüftung möglich; denn erjtend die zugeführte Luft bzw. der Sauerftoff gelangt durch ein ſolches doppelläufiges Rohr in Mafje in die Tiefe und zweitens fördert e8 die Ventilation der tiefen Quftmege, indem e8 die Abfuhr der Kohlenfäure, deren Abflug dur) das offene Rohr ſchon grennen iſt, noch aktiv und verſtärkend unterſtützt.

Vortragender verlangt, daß jedem Rettungskaſten mindeſtens ein Intubationsrohr beizufügen iſt. Rachfall.

Tagesgelchichte.

Profeſſor Dr. Adolf Pinner T.

Nach längeren ajthmatifchen Beichwerden und doc unerwartet ftarb am 21. Mat 1909 im 67. Lebensjahre der Geheime Regierungsrat Profeſſor Dr. Adolf Binner, welden fait jämtlicje aktiven Veterinäre der preußilchen Armee als ihren Lehrer ſowie als Menſch und Gelehrten dankbar verehren. Adolf Pinner war am 31. Auguft 1842 zu Wronke in der Provinz Poſen geboren, ftudterte in Berlin und erwarb dajelbit im Sahre 1867 den DVoltorgrad. Wenige Jahre hindurch betätigte er ſich in der chemiſchen Industrie, wandte ſich 1871 der akademiſchen Lauf- bahn zu, wirkte jeit 1874 an der Tierärztlichen Hochſchule und mar jeit 1878 außerordentlicher Profeſſor an der Berliner Univerfität. 25 Sabre lang war Adolf Pinner Mitglied der techniſchen Deputation im Handels— minifterium, faft ebenfo lange Mitglied des Kaijerlichen Patentamt3 ſowie des Vorſtandes von Fachvereinen und einer Tirchlichen Gemeinde.

Am 24. Mai nahmittagd 1 Uhr fand in der Aula der Tierärztlichen Hochſchule zu Berlin eine erhebende Trauerfeier jtatt, in welcher die Ver⸗ dienfte und Vorzüge des Heimgegangenen von mehreren Rednern gebührende Würdigung fanden, und deren zahlreiche Teilnehmer Zeugnis ablegten von der Liebe und Verehrung, welhe Adolf Pinner in allen Kreiſen genoß, mit denen feine vieljeitige Tätigkeit ihn in Berührung brachte. Ehre jeinem Andenten!

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IX. Internationaler tierärztliher Kongref.

Sn den Tagen vom 13. bis 19. September 1909 wird im Haag der IX. Internationale tierärztliche Kongreß tagen. Da3 Programm des Kongrefjes wurde den deutjchen Tierärzten in verichiedenen Fachſchriften ausführlich mitgeteilt. Bedauernswertermweile find bis heute erſt 48 An- meldungen zum Beitritt aus Deutichland eingelaufen (aus Holland 195, aus Ojterreich 79, aus Belgien 38, aus der Schweiz 32). Der deutiche Ausihuß erlaubt ſich daher, die deutſchen Kollegen. wiederholt darauf aufmerfiam zu maden, daß Anmeldungen zum Kongreß an Herrn Dr. 3. van Esveld, Dozent an der Staat3-Tierarzneiichule in Utrecht (Niederlande) unter Hinzufügung des Mitglied3beitragd von 17 ME. zu richten find. _ Der Beitrag für außerordentliche Mitglieder (Randidaten der Veterinärmedizin) beträgt 8,50 ME, Damenklarten werden zu 4,25 ME. ausgegeben. Nähere Auskunft aud über Wohnung zu ermäßigten Preiſe erteilt bereitwilligit Herr L. Th. de Jongh van Arkel, Direktor des. Sekretariatsamtes im Haag, 6 Tournooived. Für den Empfang der Mitglieder und ihrer Damen im Haag iſt beiten Sorge getragen. Die Ausgabe der gedrudten Berichte der Herren Referenten erfolgt in der nädjiten Zeit.

Baden, Göttingen, Berlin, am 15. Mai 1909.

Lydtin, Efjer, Oſtertag.

Verſchiedene Mitteilungen.

Pferdezucht in Deutſch-Südweſtafrika. In Deutſch-Südweſtafrika beginnt das Intereſſe für die ſo lange und arg geſchädigte Pferdezucht auch die Privatzüchter zu erfaſſen. Waren von Staats wegen im Juni 1908 bereits zwei Vollbluthengſte und ein Beberbecker Halbbluthengſt von Deutjch- land nah Nauchas überfiedelt worden, jo haben jegt zwei Privatzüchter aus Ungarn einen Vollblutaraber, Hengit Hadban I (Schimmel), und einen Angloaraber (Fuchs) angelauft, erjteren in Babolna, legteren in Mezöhegyes. Die beiden Hengite find Ende September nach Swalopmund verladen worden. Es iſt mit großer Wahrfcheinlichkeit anzunehmen, daß dieſe Hengite fih zur Paarung mit dem vorhandenen dortigen Pferdematertal eignen und brauchbare Pferde erzeugen werden. Der Pferdebeitand in der Kolonie wird mit 3119 Stüd, wovon 975 im Milttärbejiß, angegeben. Darunter befinden ſich 446 SHengite, 1146 Wallache, 1182 Stuten und 413 Fohlen. Die Zentralvermaltung verfügte am 30. März 1907 über 3 Haupt- beichäler, 8 Landbeichäler, 142 Zudtituten, 95 Saugfohlen (45 Hengit- foblen, 50 Stutfohlen) und 191 Fohlen älterer Jahrgänge, darunter 75 Stuten. Man hofft, bald zur Förderung der Zucht jährlich in Auktionen den Privatzüchtern ausrangierte Stuten überlafjen zu können. (Zeitichrift für Pferdefunde und Pferdezudt, Nr. 7.)

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Geſtüt in Südweftafrifa. Der früher als Nennreiter belannte Hauptmann dv. Wolf von der königl. ſächſiſchen Artillerie, der in Deutich- Südweſtafrika einen großen Grundbefiß hat, Hat jebt den Galaor-Sohn Bonito von der Baronin v. Craig Millar, der bisher in dem zur Auflöfung gelangenden Geftüt de8 Herrn Berlinife zu Julienfelde al8 Waterpferd diente, angekauft. Mit dem Hengſt gehen noch eine Mutteritute jowie zwei Jährlinge nad Afrika, um als Stamm eine3 dort von Heren v. Wolf anzulegenden Geftüt8 zu dienen. (Beitfchrift für Pierdefunde und Pferdezudt, Nr. 7.)

Japan. Mitte Januar I. 38. erlafiene Verordnungen beftimmen, daß Militärärzte, Milttärveterinäre und Bahlmeijter bejondere Verbände bilden jollen, um den Austauſch gegenfettiger Erfahrungen, Studien ufw. zu fördern. In beitimmten Beitabjtänden jollen Sigungen jtattfinden. (Deutſche Militärärztliche Zeitichrift, Heft 7.)

Zur Tötungsfrage auf dem Berliner Schlachthofe. Das Kura- torium des Berliner jtädtilchen Vieh- und Schlachthofes hat nach Kennt- nisnahme eines bezüglichen, von der techniichen Deputation für das Veterinärweſen erjtatteten Gutachtens beichlofjen, folgendes zu beantragen:

Das Töten jämtliher Schladittiere auf dem Berliner Schlachthof hat durch vorhergehende Betäubung durch Kopfichlag mit einem Hammer oder jtumpfer Beiljeite und darauf folgendem Bruſtſtich oder Halsſchnitt von geübten und kräftigen Fleifchergejellen zu geſchehen; die Betäubung durch Anwendung der Behrſchen Bolzenpiſtole joll erlaubt jein, die An= wendung anderer Betäubungsapparate bedarf der Genehmigung des Schlachthofdirektors. Ausgeichloffen von der Tötung durch) Betäubung bleiben die Schlachttiere, deren Fleiſch als Nahrungsmittel für die jüdiſche Bevölkerung dient; diefe Schladhttiere dürfen nach der rituellen Borjchrift des Judentums durch nur von einem Ritualbeamten auszuführenden Hals— hnitt getötet werden. Die vom Nabbinat mit der Ausführung des Schächtens betrauten Nitualbeamten haben hierzu die Genehmigung des Schlachthofdirektors einzuholen. Außerdem iſt beſchloſſen worden, daß das Knebeln der Hinterfüße bei den Schafen zu unterbleiben hat. Es ift zu beftimmen, daß die Schafe durch einen breiten Gurt auf der Schlachtbank angejchnallt werden. (Heft 8 der Zeitichrift für Fleiſch— und Milchhygiene.) |

Die Zerebrofpinalflüfjigkeit wutkranker Tiere ift, wie Dr. R.Repetto nachweiſen fonnte, in der Pegel nicht virulent. (Zentralblatt für Bakte— riologie 49, 3.)

Über die Entitehung des Diabetes beim Menſchen teilt Profeſſor Dr. Selig Hirjchfeld in der Deutſchen Medizinischen Wochenſchrift (Heft 4, 1909) mit, daß der Krankheit häufig eine Pankreaszirrhoſe zus grunde liegt, welche auf hämentogenem Wege von einem primären Ents zündungsherd aus namentlih nad Infektionskrankheiten mie Angina, Influenza, Scharlach entiteht. Dagegen liegen für die Wirkjamfeit der

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bisher angenommenen Urſachen der chronischen Pankreatitis-Arterioſkleroſe, Alkoholismus, Lues ſowie Infektion von der Gallenblafe und dem Darm feine fiheren Beweiſe vor, gewichtige Gründe ſprechen jogar dagegen. Zumeiſt erkranken beim Diabetes im Beginn Pankreas und Leber zugleich, die Lebererkrankung tritt aber im weiteren Verlauf zurüd.

Tabak bei Audigeftion der Rinder. Bezirkstierarzt Kögl in Nehau (Bayern) hat das altbewährte Mittel Tabak gegen die Indigeſtion der Rinder feit Jahren in folgender Form angewendet: Folior. nicot. pulv. 70,0, Tart. stibiat. 12,0, Natr. sulfuric. 400,0. M. f. pulv. Divide in part. aequal. No. III. DS. Stündlih ein Pulver zu geben. Das Pulver wird mit einem Liter heißen Wafjerd angebrüht und nad) dem Erfalten eingegeben. Tritt nach zweimaliger Verabreichung diejer drei Pulver feine mwejentlihe Beſſerung ein, jo liegt in der Regel ein unheil- bares Hinterleib3leiden vor (traumatiihe Magen-, Zwerchfell-, Bauchfell⸗ entzündung) und können die Tiere rechtzeitig gejchlachtet werden. Der Tabak kann in gebeiztem und ungebeiztem Zuſtand verwendet werden. (Münchener Tierärztlihe Wochenſchrift nad) Jahresb. bayer. Tierärzte.)

Ein Enthaarungsmittel ohne hautreizende Nebenwirkung hat nad)

Simontn und Neau folgende Zujammenjeßung: Natri sulfurati Calcariae ustal. äd Amyli pulv. Ag. fon. qu. s.

Die beiden erjigenannten Subjtanzen find gelondert in luftdicht ichließenden Flafchen aufzubewahren. Man miſcht zuerſt das Schwefel- natrium mit dem Stärfepulver und fügt dann den ützkalk Hinzu. Darauf wird unter fleißigem Umrühren allmählich jo viel Wafjer Hinzugetan, daß eine bHalbflüffige Paste entſteht. Dieſe ftreicht man mit einem Spatel 3 bi3 5 mm did auf die gejchorene Haut und läßt jie eine Bierteljtunde lang einwirfen, danah wird fie abgeipült. Die Haarwurzeln werden angeblich von dem Mittel nicht angegriffen. (Revue gen. de med. vet. 15. IX. 08 nah „Der Tierarzt”, Heft 4.)

Bücherfchau.

Nevermann, Regierungs- und Peterinärrat, und Reiche, Tierarzt: BVerdffentlihungen aus den Kahres-Beterinär-Berichten der be⸗ amteten Tierärzte Preußens für das Jahr 1906. Zweiter Teil. Berlag von Paul Parey, Berlin 1909.

Das in dem 124 Geiten ſtarken Heft enthaltene, zum Zeil jehr interejlante Material ift in 4 Kapitel geordnet:

A. Mitteilungen über Krankheiten, die nach dem Neichöviehjeuchen- gejeg nicht angemeldet zu werden brauchen, und zwar 1. Seuchen und

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feuchenartig auftretende Krankheiten; 2. Vergiftungen; 3. allgemeine Ernährungsftörungen und ſporadiſche Krankheiten. Die den Militär-Veterinär beſonders intereffierende „Influenza war im Berichtsjahr 1906 nur in der Provinz Oftpreußen anzeigepflidtig, ift daher hier mit aufgeführt. Cine Überficht über den Ausbrud der Krankheit in den einzelnen Negierungäbezirfen Preußend zeigt für Oftpreußen auffallend hohe Sterblichkeit3- ziffern. In mehreren Fällen ift die Übertragung der Influenza nachweislich durch den aus Kafernenftällen ftammenden Dünger herbeigeführt worden und infolge: deſſen fordern die Departementstierärzte Berndt und Dr. Marks eine Be- ftimmung, wonach der aus Seudenftällen jtammende Dünger unſchädlich zu be- feitigen ift. Mebrfah wurden aud an die Militärverwaltung Erſatzanſprüche ge: dtellt wegen Einfchleppung von Influenza in Privatbeitände durch Pferde verjeuchter Truppenteile. Beiläufig ift die Anficht eines Kreistierarzted mitgeteilt, daß eine derartige Infektion durch den beim Putzen an ſich geſunder Militärpferde ents ftandenen Staub erfolgt jei.

Bei Drufe erfcheint das Ergebnis der Serumbehandblung recht zweifelhaft, ungünſtig. Ebenſo ſprechen faſt alle Berichte dem Lumbagin jeden

ert ab.

B. Offentliche Geſundheitspflege. beſ Dieſes Kapitel handelt über Angelegenheiten der Schlachtvieh- und Fleiſch— eſchau. C. Sechs Obergutachten der techniſchen Deputation ſür das Veterinär— weſen.

D. Chronologiſche Zuſammenſtellung der im Jahre 1906 in Preußen erlaſſenen Verordnungen über Veterinärweſen, Fleiſchbeſchau und dieſen verwandte Gebiete, ſoweit ſie am Schluſſe des Jahres noch in Kraft waren.

Dieſes Kapitel umfaßt ſowohl allgemeine Verfügungen des Miniſters für Landwirtichaft, Domänen und Forften als auch landespolizeiliche Anordnungen und Verfügungen der Regierungspräftdenten bezirksweiſe geordnet. Bon jedem Erlaß ift der Gegenftand, dad Datum der Anordnung fowie die Beröffentlihungs-

ftelle angegeben. Chriſtiani.

Dr. Ulrich Duerſt, Profeſſor der Univerſität Bern: Anatomiſch— mechaniſche Unterſuchungen über die Urſache der abſchüſſigen Kruppe bei Pferden. Verlag von M. & H. Schaper, Hannover 1909. Preis 0,80 Mark.

In Gemeinſchaft mit dem bekannten Veterinäranatomen Profeſſor Rubeli Hat der Verfaſſer die Frage nach der Urſache der abſchüſſigen Kruppe geprüft durch ſorgfältige Beobachtungen und Forſchungen am lebenden Tiere wie am Präparat. Als Zoologe iſt er hierzu umſo— mehr berufen, als er über reiche Sammlungen verfügt und ganze Becken wie auch Teile desſelben von prähiſtoriſchen Pferden Europas beſitzt. Eingangs der Heinen Broſchüre erinnert Verfaſſer daran, daß Kruppen— filhouette und Kruppenftellung zwei weſentlich verjchiedene Dinge find, und weit dann anatomisch, phyfiologifch und geſchichtlich nad, daß die abſchüſſige Kruppe nicht nur bei gewiſſen Pferdegruppen, fondern ſogar beim einzelnen Individuum fich unter unjeren Augen ausbildet, mithin feine ererbte Form zu fein braudt. Daß Schritt und Trabpferde- mehr als Galoppferde, Gebirgspferde mehr ald Pferde der Ebenen abjchüffige Kruppen Haben, tft ſchon in unfjeren älteften Büchern der Pferdefunde

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verzeichnet und deutet darauf hin, daß die Abſchüſſigleit Der Kruppe durch die Gebrauchsweiſe der Tiere entiteht. Unter Benußung eined von ihm Tonftruierten „Hippogoniometers“ ftellt D. die Abftufungen der Aruppen- lage bei verichiedenen Pferdeichlägen feit, ferner am Präparat die anato- miſchen Unterjchtede, welche ſich namentlid im Bereich der Verbindung zwilchen Lende und Kreuzbein, bejonderd aber an den Sreuzbeinflügeln und ihrem jtraffen Gelenk nachweiſen lafjen. Gerade dieje beiden Punkte beftimmen weſentlich Kruppenſtellung und ruppenjilhouette, und ihre ſchwammige Knochenſubſtanz unterliegt leicht Formveränderungen unter dem beitimmenden Einfluß der gewaltigen Kruppenmuskeln. Chriftiani

Duerjt: Animal Remains from the Excavations at Anan. (Auszug aus der Veröffentlihung Nr. 73 des Carnegie⸗Inſtituts in Waſhington.)

Duerſt bat das reiche, von Profeſſor Pumpelly bei Ausgrabungen in Turkeſtan aejfammelte Knochenmaterial bearbeitet und feine Unter- juchungsergebnifje in einer jchönen zufammenfafjenden Arbeit, der reichlich Abbildungen und Tabellen beigefügt find, niedergelegt. Die ganze Art der Lagerung der Knochen machte ed ohne weitered Har, daß es fih um menſchliche Mahlzeitenrefte handelt. - ®enauere Unterjuchungen lehrten, daß die Röhrenknochen mit einem ftumpfen Snitrumente geöffnet worden waren. Später müſſen auch jcharfe Geräte verwendet worden fein. Meiſtens handelt ed jih um junge Tiere, im Gegenſatz zu gemifjen europätfchen prähiſtoriſchen Funden. Was die einzelnen Tierarten anbe- trifft, jo war die Hundegattung in den Mahlzeitenreften ungemein häufig vertreten. Fraglich blieb, ob es fi) dabei um den Fuchs oder den Alpenmwolf oder auch den indijchen Wolf handelt. Eine gefundene Haus— hundform gleicht dem Dingo oder auch dem Schäfer: und dem ägyptifchen Pariahunde. Duerſt nimmt an, daß diefer Hund nad Anan erſt mit der Einwanderung jenes Volkes Fam, welches auch dad Kamel und die Ziege hierher bradite.e Wann aber war da8 ??

Nah einem längeren Abjchnitte über die Abſtammung des Haus- Hundes kommt Duerft zu dem Schluſſe, daß die afjyro-babyloniiche Kultur nicht den Hund bejaß, welchen man in den mittleren Abjchnitten bei den Ausgrabungen in Anan fand. Daraus läßt fi) entnehmen, daß feine Beziehungen zwilchen dem Volfe von Anan und der babplonijchen Kulturiphäre beitanden haben.

Schmweineüberreite fanden ſich jehr viel, und dieſe hatten große Ähnlichkeit im Knochenbau mit dem Sindenſchwein von Sumatra, Sus vittatus, auch mit dem europäiſchen Torfſchwein, Sus palustris. An— zunehmen iſt, daß Sus palustris von Sus vittatus abſtammt. Nehring ſah in Sus palustris nur ein gewöhnliches Hausſchwein. Duerſt ver- tritt Die erſte Anficht.

Bon NRinderüberreiten fanden fi) joldde von Bos namadicus, das it Die aſiatiſche Form des auch bei uns längſt ausgeſtorbenen Bos primigenius, des Urs aus dem Nibelungenliede. Die Funde waren nicht ſehr häufig. Es handelt ſich in den tieferen Schichten um Knochen

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von ungewöhnlich jtarfen Maſſen. Duerft glaubt, dieſe Knochen einer wilden Ninderform zujchreiben zu müflen, nit einem der afiatijchen Büffel, fondern einem echten Rinde, eben dem Äquivalent des Urs. Auf den Wildling folgte ein Haudtier, daS dem ägyptiſchen Apisitier gleiht. In den oberften, jüngften Schichten folgt darauf Bos taurus macroceros.

Bon Schafen fand fi) Ovis vignei arkal, ein Bergſchaf, wie es heute noch die Berge der Umgebung von Anan bewohnt. Sn den jüngeren Schichten findet fi ein Haustier, das offenbar von dem wilden Argali abjtammt.

Bon der Ziege wurden verhältnismäßig wenig gute Überbleibfel ge- funden, von Antilopen Gazella subgutturosa. Außerdem fanden fid) Knochen vom Hirſch (Cervus maral?) und eine Schildfrötenart (Testudo horsfieldii).

Kamelknochen waren nur in den oberiten Lagen vorhanden und ge⸗ hören wahrjcheinlich der afiatijchen zweihöderigen Form an.

Vom Pferde fanden fi jehr viele guterhaltene Knochen bis in Grabſchichten von 24 Fuß Tiefe. Dennoch ift e8 ſchwer zu entjcheiden, zu melden Arten die Knochen gehören. Es ift nur eine Varietät vor— handen. Als Nahrung tft das Pferd mehr in den jüngeren Schichten zu betrachten. Ob Haustier, ob Wildvieh, das ift fraglid. So viel aber tft fiher, daß es fi um ein echtes Pferd, nicht aber um den Ejel oder eine3 der afiatijchen Halbejel handelt. Es iſt ein Pferd des orientaliichen Typus. Nur einige Kennzeichen nähern e8 dem ofzidentalen Typus. Das Pferd von Anan gehört zu den kleinſten prähiitoriichen Pferden und zu den jchmalfüßigiten. Die Zähne ähneln denjenigen des fibiriichen Pferdes. Anderjeit3 find wieder Anlehnungen an die rein orientaltjche Plerdegruppe vorhanden, auch im Hinblid auf die Gliedmaßen.

Dem Ananpferde joll eine der drei Varietäten des aſiatiſchen Wild- pferde (Equus Przewalskii), die Matjchie als varietas Hagenbeckii beichrieben bat, am nädjiten ftehen. Sn dem Pferde von Anan haben . wir nad) Duerft auch den erjten Nepräjentanten der ortentaliichen Pferdes rafjen überhaupt zu jehen. Duerft erinnert daran, daß Europa nach den Einheitperioden einen ausgejprochenen Steppencharalter hatte, dem— entiprechend auch mit vielen für die Steppenlandichaft typijchen Tierarten und Zierfamilten bevölfert war. Dazu gebörte auch das Wildpferd in mehreren Varietäten. Nehring nahm an, daß bereit zur Eiszeit das Pferd Haustter bei uns war.

In Duerft Schöner Arbeit folgen nun längere Abjchnitte über Schädelunterjchtede zwilchen Pferd und Ejel. Das Pferd. von Anan hatte einen Schädel wie Equus Przewalskii, dem ed, wie gejagt, aud) ſonſt faft völlig geglichen haben muß. Dadurch iſt es auch wahrichein- ih gemadt, daß Equus Przewalskii in Beziehungen ſteht zu dem Pferde der La Tene- Periode und anderen.

Das ausgezeichnete Werk jchließt mit einem jchönen Hymnus auf den Rinderkultus der Afiaten, der dem Zendaveſta entnommen iſt und in deutjcher Überfeßung etwa lautet:

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Am. Rinde liegt unfere Kraft, im Rinde unfere Unterhaltung, Sm Rinde liegt unfer Sieg, im Rinde unjere Nahrung, Sm Rinde liegt unfere Kleidung, im Rinde unſer Aderbau, der una Speife liefert. Robert Hintze.

Wilhelm Bölſche: Das Pferd und feine Geſchichte. Berlin 1909. Georg Bondi. Gebunden 2,50 Mark.

Böljche führt und vor Augen, wie man, glei) an alles in der Welt, au) an die Kenntnis des Pferded von den verjchtedeniten Seiten herantreten kann. Er zeigt uns, zu welchen Hochintereflanten, ftaunens- werten Ergebniffen die Forſchung gelangte, al3 fie auf das Pferd die— jenige Methode anmwandte, die wir jeit Goethe als die panetiſche zu be= zeichnen gewohnt find, und die fich gerade bei der Erforſchung der Ent- ftehung des heutigen Pferdegefchleht3 jo glänzend bewährt hat.

Seder Tierarzt muß dem Verfaſſer Dank dafür wiflen, daß er das Ihwierig zu behandelnde literarifche Material, welches dazu jehr zerjtreut ift, in eine jo leicht zu genteßende Form zu bringen wußte, die faum ahnen läßt, wie oft die Forſchung umlernen mußte, ehe ein folches Buch möglich war. Es ift überreih an Einzelheiten und feine Lektüre fefjelnd und lohnend für jeden, der überhaupt Intereſſe an großen entwidlungs-

geſchichtlichen Fragen hat. Robert Hintze.

Prof. L. Hoffmann: Das Buch von geſunden und kranken Pferd. Zweite neubearbeitete und erweiterte Auflage Berlag von Ferd. Enfe in Stuttgart. Geheftet 5 Mark.

Langjährige Erfahrung des Verfaſſers im Wehr⸗ und Lehrſtande ließ ihn ein Werk vermiſſen, welches in knapper Form die Beſchaffenheit und Tätigkeit ſowie die Beurteilung und Pflege des Pferdekörpers für gebildete Laien beſpricht, namentlich die einſchlägigen Bedürfniſſe des be— rittenen Offiziers berückſichtgt. Das in erſter Auflage nur auf normale gejunde Pferde Bezug habende Buch ſollte dieſe Lücke ausfüllen und ift in feiner zweiten Auflage deshalb um einen Abjchnitt „Das kranke Pferd‘ vermehrt worden. Dementiprechend änderte ſich aud) der Titel des Buches. Die gut ausgewählten kurzen Kapitel find faft mehr in wifjen- Ihaftlicher al3 in gemeinverjtändlicher Weiſe gejchrieben, ebenjo gewähren manche Abbildungen nur ſolchen Perjonen Nußen, die wenigſtens eine oberflächliche hiſtologiſche Ausbildung genofjen haben. Das Werk erhält dadurh am eheiten den Charakter eines Nepetitoriumd, etwa für Studierende der Landwirtſchaft oder akademiſch gebildete Landwirte und fann jehr wohl al3 Leitfaden für den hippologiſchen Unterricht an land— wirtjchaftlichen Schulen, unter Umständen auch beim Militär benußt werden.

Nicht jelten tritt an den Veterinär die Yrage heran nad) einem guten Buch über Pferdefunde, welche® der Frageiteller zu eigener Be⸗ lehrung oder als praftifches Gejchent für einen Wirtjchaftseleven, In⸗ ſpektor ujw. beichaffen möchte. Für jolche Gelegenheiten fei daS „Bud vom gejunden und Franken Pferd” empfohlen. Chriſtiani.

H. Bürchner, Bezirkstierarzt: Sammlung von oberftrichterlichen Entiheidungen, Urteilen und Verhandlungen verſchiedener deut- her hoher Gerichtshöfe in bezug auf Beterinärweien und Land- wirtihaft. Verlag von M. & H. Schaper, Hannover. Preis 4 Marl.

Wer Aufflärung ſucht über juriftiihe Yragen, die unjeren Beruf betreffen, erreicht feinen Zweck unzweifelhaft beifer, wenn er eine möglichit reichhaltige und yftematiich geordnete Sammlung von einjchlägigen oberſt⸗ richterlihen Entſcheidungen und Urteilen zur Hand nimmt, als wenn er ausichlieglid”) Handbücher und Gejebesparagraphen ftudiert, ſei es aud) mit Erläuterungen. Man darf wohl jagen, daß Sammlungen angegebener Art für den praftiihen Tierarzt ein Bedürfnis find. Diejem trug Bürchner ſchon im Jahre 1892 Rechnung, indem er bei Attenkofer in Straubing ein Werfchen ericheinen ließ, welches auf 196 Selten fieben Kapitel jowie einen Nachtrag und ein Sacdıregiiter umfaßte, und melches namentlih in Süddeutichland gut aufgenommen wurde. Seit jener Zeit find mehrere neue, bier in Betracht zu ziehende Gejebe erlaffen, dem= entiprechend auch auf dem Gebiete des Veterinärwejend und der Land- wirtichaft wieder zahlreiche interefjante gerichtliche Enticheidungen getroffen und Urteile gefällt worden, deren Kenntni3 für den Tierarzt von Wichtig. feit ift. Bürchner Hat deshalb neuerdings jener eriten, nun keineswegs überflüjlig gewordenen Sammlung eine zweite moderne, mit völlig neuem Inhalt folgen lafjen, deren Erwerb nicht nur den Beſitzern der eriten Ausgabe zu empfehlen tft. Chriſtiani.

Otto Gruenhaldt: Die indnſtrielle Geflügelzucht im Groß⸗ und Kleinbetrieb. Verlag von M. & H. Schaper, Hannover 1909. Preis gebd. 3 Mark.

In der landwirtſchaftlichen und Fachpreſſe wird ſeit geraumer Zeit Propaganda gemacht für die Erweiterung der deutſchen Geflügelzucht, um den Maſſenimport von Eiern und jungem Bratgeflügel aus Italien und Oſterreich-Ungarn nad) Möglichkeit einzudämmen. Bei dieſen Be— ſtrebungen treten die ſüddeutſchen Geflügelzuchtanſtalten in Eßlingen am Neckar ſowie in Erding (Oberbayern) in erſter Linie ein für die künſt— liche Brut, weil dieſe bei ſachgemäßer Durchführung die Möglichkeit bietet, die Geflügelproduktion weit über das durch natürliche Brut erreich- bare Maß zu erhöhen, auch Bruten ſchon in derjenigen Jahreszeit vor- zunehmen, in welcher dies mit Bruthennen uſw. nicht oder do nur in fehr bejchränttem Maße möglich fein würde. Es iſt dadurch einmal Maſſenproduktion von ſchlachtbarem Junggeflügel im Winter möglid und anderjeit3 erhält man unſchwer auf diefen Wege Winterlegerinnen. Die fünjtlih erbrüteten und aufgezogenen Hühner ujw. erfüllen Hinfichtlich der Fleiſchqualität den Zwed der Geflügelzucht wohl beſſer als natürlich gehaltene, frei umbherlaufende Tiere. In Anbetracht diefer Tatfachen er- brüteten ja fchon die alten Ägypter ihr Maftgeflügel künftlich, entweder in billig au8 Lehm hergejtellten Brutöfen oder durch die Gärungswärme von Dünger, in erwärmten Gefäßen und an warmen Orten. Auch heute

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no find in Ägypten wie in allen Erdteilen überhaupt Brutanftalten zu finden.

Gruenhaldt, Leiter der Süddeutichen Geflügel- und Kleintierzucht— Alademie in Ehlingen, tit ein befannter und altbewährter Vorkämpfer der Geflügelzucht, und fein von reicher Erfahrung zeugendes Bud er- jcheint bereit3 in 6. Auflage. Er betrachtet die Geflügelzucht nicht theo- retiich, jondern rein vom gejchäftlihen Standpunkt aus, als Erwerbs— zweig, und bejpricht Eritifch die modernen techniichen Hilfsmittel derjelben. So beichreibt er eingehend nicht weniger als 26 Brutapparate ver- ſchiedenſter Syiteme und jtellt vorher ſchon die von Landwirten vielfach no angenommenen phyſiſchen Wechjelbeziehungen zwiſchen der brütenden Henne und dem bebrüteten Et völlig in Abrede. Er gedenkt auch nicht einer etwaigen Beeinfluffung der Eierichalen durch Säuren, welde von der Bruthenne perſpiratoriſch ausgeſchieden werden jollen. Wenn aber für Diejen oder jenen Brutapparat auf Grund verläßlicher Feſtſtellungen die allenfall3 erreichbaren prozentualen Erbrütungsrefultate ın Vergleich geitellt worden wären zu denjenigen guter Bruthennen, jo wäre das mindeftens für Nichtfenner und Dilettanten, doch don Intereſſe geweſen.

Gruenhaldts Buch it angenehm zu lefen und gut ausgeftattet; 50 gute Abbildungen fördern das Verftändnis des Textes. Chriſtiani.

Dr. ®rede und Dr. Oehmke: Recht und Unrecht im Pferde- und Biehhandel. Carl Heymanns erlag, Berlin 1909. 4 Mare. Sn dem rvecht3- und ſtaatswiſſenſchaftlichen Verlag von Carl Hey: mann in Berlin erichien joeben die Yon Necht3anwalt Dr. Wrede- Berlin gemeinschaftlich mit Hoftierarzt. Dr. Dehmte-Braunichweig Heraus: gegebene Monographie über „Recht und Unrecht im Pferde- und Vieh: handel‘. Dad Werk tft gemeinverjtändlich gehalten und ftellt unter Vermeidung jeded Kommentard von Gejeßeöparagraphen, aber unter Berüdjihtigung der bis zum 1. Sanuar 1908 ergangenen bezüglichen Entſcheidungen Hoher Gerichtshöfe die Lehre von der Viehgewährfchaft rein ſyſtematiſch dar. Bei der Lektüre berührt e8 angenehm, daß im Text nad) jedem Abſatz die entiprechenden Geſetzesparagraphen bzw. Lite rarıfchen Quellen angegeben find; auch iſt dabei zu eifennen, daß beide Berfafjer über reiche perjönliche Erfahrungen auf dem beſprochenen Ge- biet verfügen. Seinem Zweck entjprechend wird das neue Werkchen nicht nur Tierärzten und Pferdebeſitzern, ſondern als Mittel zu schneller Orientierung auch bei Juriſten Anklang finden. Chriftiani.

Perfonalveränderungen.

Charakterverleifungen.

Ter Charakter „Oberftab3veterinär” mit dem perlönlichen Rang der Räte 5. Klaſſe: Den StabSveterinären: Engelle, im Drag. Regt. Nr. 8; KRrauje, im 3. Sarde-Ulan. Regt; Ehlert, im Huf. Regt. Nr. 15; Günther, im Drag. Regt. Nr. 15.

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Beförderungen. Zum Stab3pveterinär: Dberveterinär Born, im Drag. Negt. Nr. 12.

Bum Oberveterinär: Unterveterinär Warmbrunn, im Ulan. Regt. Nr. 5.

Zum Unterveterinär:

Der Studierende v. Müller, im 3. Garde-Ulan. Regt., unter gleich- zeitiger Kommandierung auf 6 Monate zur Militär-Lehrſchmiede Berlin.

Zum Stab8veterinär des Beurlaubtenftandes:

Die Oberveterinäre der Landwehr 1. Aufgebot3: Wehrle und Prof. Dr. Eberlein, vom Bezirkskommando III Berlin.

Berfetungen.

Die Unterveterinäre: Baum, im Feldart. Regt. Nr. 46, zum Feldart. Negt. Nr. 58; Andree, im Zeldart. Negt. Nr. 31, zum Yeldart. Regt. Nr. 18. | Abgang.

Oberveterinär Engelberting, im Feldart. Regt. Nr. 58, auf feinen Antrag mit Penfion in den Ruheſtand verſetzt.

Unterveterinär Ylgner, im Drag. Regt. Nr. 2, als dienſtunbrauchbar entlafjen.

Sm Beurlaubtenftande:

Der erbetene Abſchied bewilligt: Dem Stab3veterinär der Landwehr 1. Aufgebot8 Fehſenmeier, vom Bezirtdfommando Karlsruhe; den Oberveterinären der Landwehr: Löhr, vom Bezirksfommando I Braun- ihmweig; Haake, vom Bezirkdfommando Thorn; Kubaſchewski, vom Bezirkskommando Inſterburg; Selen, vom Bezirkskommando Neuftettin; Kroner, vom Bezirkskommando Lörrach; Müller, vom Bezirksfommando Weißenfels; Krekeler, vom Bezirlsfommando Redlinghaufen; Späth, vom Bezirkskommando Raftatt; Bauer, vom Bezirkskommando Stodad); Hinniger, vom Bezirkskommando Stargard; Gruenke, vom Bezirks⸗ fommando Raftenburg; Zihernig, vom Bezirksfommando II Caflel; Brösfe, vom Bezirkskommando Gleiwitz; Schroeder, vom Bezirks- fommando Magdeburg.

Bayern.

Der Abſchied bewilligt: Dem Oberveterinär Wöhner (Zweibrücken), von der Landwehr 1. Aufgebots, mit Erlaubnis zum Forttragen der bis— berigen Uniform mit den für Verabjchiedete vorgejchriebenen Abzeichen; dem Oberveterinär Rud. Damm (Ajchaffenburg), von der Landwehr 2. Aufs gebot3.

Befördert: Unterveterinär Magerl, im 5. Chev. Negt., zum Ober- veterinär.

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Sachen.

Adgang: berveterinär Eberhardt, vom Train-Bat. Nr. 19, ges ftorben.

Auszeichnungen, Erneunungen uf.

Verliehen: Der Braunfchweigiihe Orden Heinrichd des Löwen 4. Kaffe: Dr. Bötting, Stabveterinär a. D.; Simon, Ober: veterinär im Huf. Regt. Nr. 17. |

Ernannt: Zum ordentl. Brofeflor: Dr. Diſſelhorſt, außerordentl- Profeſſor, Halle.

Zum wiſſenſchaftl. HilfSarbeiter am Hygien. Inſtitut der Tierärztl. Hochſchule Dresden: Aßmann (Rudolf) und Amann (Walter), beide ebenda.

Zum Aſſiſtenten am Hygien. Snftitut der Univerfität Marburg (Abteilung für experimentelle Therapie): Dr. Joſeph.

Zum freißtierarzt: Dr. Kuhn: Marienwerder ebenda (definitiv); Luhhau-Rofenberg ebenda (definitiv); Dobrid-Eydtkuhnen mit den kreis⸗ tierärztl. Gejchäften in Witlowo, Dr. Foth-Friedenau mit Verwaltung der Kreistierarzt:Ajfiftentenftelle in Eydtkuhnen betraut.

Zum Bezirfstierarzt: Diſtriktstierarzt Göpfert-Eltmann in Pirmaſens.

Zum Diftriktötierarzt: Spörl-Breiſach in Kißlegg. '

Zum Grenze und Diftriktstierarzt: Pichorr-Tegernjee ebenda.

Zum jtädt. Tierarzt: Dr. Kramer- Hannover in Braunjchweig.

Zum Direktor des Fleiſchbeſchauamts: Reimer: Altona ebenda.

Zum Schlachthofdirektor: Neeh- Stettin in Cöthen; Dr. Dimpfl- Nürnberg ebenda.

Zum Schladthoftierarzt: Töpfer-Jauer in Weißenfels.

Zum Schlachthofaſſiſtenztierarzt Balzers Warnemünde in Roſtock; Dr. Buchholz:Lichterfelde in Mühlhauſen (Thüring.).

Zum Regierungstierarzt in Tabora (Deutſch-Oſtafrika): Dr. Wölfel— Breslau.

Verſetzt, verzogen: Die Bezirlstierärzte: Feldhofen-Nedargemünd und Dr. Hauger-:Neuftadt (Schwarzwald) gegenjeitig; NRasberger- Garmiſch nach Roſenhein; Grimm, bezirfötierärztliher Aſſiſtent in Radolfzell, als jolder nah Waldkirch; die Diftriktätterärzte: Grotten- müller-Stadtlauringen nad Eltmann (Unterfranken); Fleiſcher-Kißlegg nad) Biberach; Edart- Weißenburg nad) Sngolftadt; Herold- Hammelburg als bezirkstierärztl. Ajfiitent nach Starnberg; Dr. Heßler- Königsberg i. Pr. nad) Gerdauen; Dr. Hikbah- Weimar nad) Lützſchen; Dr. Jonske-Königsberg i. Pr. zur Dftpreuß. holländ. Herdbuchgejellichaft ebenda; Dr. Pietſch-Oberneukirch nad) Triebes; Lach-Schneidemühl als kreistierärztl. Aſſiſtent nach Fiſchſauſen; Mufolf- Fiſchhauſen nad Berlin; Reiche-Zabrze nad) Halle a. S.; Renkert— Freiburg i. Br. als bezirkstierärztl. Aſſiſtent nach Mosbach; v. Dry: galski-Sybba nach Leipzig; Ehinger-Gießen nad) Neuulm;

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ssriefide- Spandau nad) Nauen; Goldmann Königshofen nad) Eit> mann; Dr. Öuthfe-Bromberg nad) Wilhelmdort; Koske⸗-Ortels⸗ burg nad) Belgard; Dr. Ropf-Düfjeldorf nad) Jülich; LQange- Bunzlau als kreistierärztl. Alfiftent nad Sauer; Dr. Lindemann Petershagen nad) Petersdorf (Fehmarn); Malade-Spremberg nad) Hannover; Dr. Rothe-Eijenah nad) Themar; Bolizeltierarzt Thielfomw: Hamburg nad) Neulalen; Etjele-Weilheim als bezirfs- tierärztl. Alliitent nah Aihah; Bider-Traunftein als Aſſiſtent des Tierzuchtinſpektors nach Miesbah; Kaske-Belgard nad Königs— berg i. Pr; Dr. Lindemann-Petersdorf (Fehmarn) nach Peters— hagen; Stabsveterinär a. D. Möhring-Bojanowo nad) Bremen; Rittelmann-Freudenſtadt nach Freiburg i. Br.; Schultes-Sterbfritz nach Birſtein.

Niederlaſſungen: Bauer-Laubend in Bad Tölz; Dr. Giffhorn— Sickfeitzen in Buchholz (Hann.),; Dr. Grebe-Helmſcheid in Brau— weiler; Knorz-Düſſeldorf in Erkrath; Dr. Walter-Gießen edenda; Lamprecht-Judtchen in Gröditz; Dr. Stedtfeld— Gütersloh in Bramitedt; Dr. Becker-Tilſit in Freyburg; Bergien— Thiergart in Sterbfritz; d. Zerbont in Striegau; Sommer in Apolda. j

Approbiert: In Berlin: Kendziorra-Raſtenburg; Maliszewski— Löbau; v. Müller- Thale; Bordszio-Lehe.

Sn Hannover: Bockſtegers-Wachtendonk; Gebhard - Glüditadt; Gohr-Kaldau; Grothaus-Alfhauſen; Jaakola-Punkalaidun (Finnland) ; Lütje-Bremen; Marqnordt-Bockenem.

In Gießen: Bucher-Paſſau; Küſter-Marienſtein.

Promoviert: Zum Dr. med. vet.: In Gießen: Biewald-Kreuzburg; Kopp und Lingenberg: Berlin; Lüljem: Helbra; Wörner: Stuttgart.

An Bern: Buchholz- Lichterfelde; Neven- Frankfurt a. M., Ober- veterinär an der Militär-Lehrichmiede; Schmidt-Verne, Amtstierarzt; Kopf-Jülich; .Thied- Bremervörde.

In Zürich: Bretichneider-Großenhain, Stab3veterinär im Huj.Regt. Nr.18; Kopf-Jülich; Thted- Bremervörde.

Zum Dr. phil.: In Leipzig: Coppel-Moer2.

Geftorben: Marjtalls-Stabsveterinär a. D. Schredenbach- Dresden; Oberveterinär Eberhardt-Leipzig; Kreisveterinärarzt a. D. Kolb-Dreg- den; Tierarzt Wejtphal-Bramitedt.

N * un

Bedrudt in der Königl. Hofbucdhdruderei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SWes, Kochſtraße 68— 71.

21. Jahrg. Juſi 1909. 7. Heſt.

Beitfchrift für Veterinärkumde

mit befonderer Serükfihligung der Hygiene. Organ für die Weterinäre der Armee. Nedakteur: Oberftabsveterinär A. Chriftiani. Grigeint monatlich einmal in der Etärte von ettoa B Bogen 8%. Abonnementöpreis jährlich 12 Dart.

Preis einer einzelnen Nummer 150 Marl. Beitellungen nehmen alle Buchhandlungen an. Inſerate werden die geipaltene Petitzeile mit 30 Pfennig berechnet.

Die hauptfählihfien Anterſchiede des franzöffgien und deutfhen Biehwährfhaftsgefekes. |

Bon Oberveterinär Dr. X. Albredt.

Die franzöfiihe Viehwährſchaft gründet fih auf das Geſetz vom 2. Auguft 1884 und auf die Artifel 1641—1649 des Code civil. Abänderungen des erjtgenannten Geſetzes datieren vom 31. Juli 1895 und vom 23. Februar 1905.

Für den Verkauf der mit anftedenden Krankheiten behafteten oder . derjelben verdädhtigen Tiere wurden Beltimmungen erlaffen durch das Geſetz vom 21. Juli 1881 (sur la police sanitaire des animaux); duch Dekret vom 22. Juni 1882; dur das Geſetz vom 21. “uni 1898 (sur la police administrative) und zulegt durch das Geſetz dom 23. Februar 1905, welches den Art. 41 des Code rural (Livre III, Section 2) verpolljtändigt.

Im Art. 29 des Code rural find diejenigen anftedenden Kranf- beiten maladies contagieuses aufgezählt, welde in Frankreich veterinärpolizeilich bekämpft werden.

Diefe Krankheiten find folgende:

1. Die NRinderpeft bei allen Gattungen der Wiederfäuer.

2. Die Lungenſeuche

3. Der Raufhhrand | Gattung Rindvieh.

4. Die Zuberfuloje

5. Die Maul- und Klauenſeuche bei den Gattungen: Rind, Schaf, Ziege und Schwein.

.. bei Schaf und Ziege.

8. Der Rotz und Wurm bei Pferden, Eſeln und Maultieren.

Zeitſchr. f. Beterinärtunde. 1909. 7. Heft. 20

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9. Die Beihäljeuche bei Pferden und Ejeln.

10. Die Wut

11. Der Milzbrand

12. Der Rotlauf bei Schweinen.

13. Die Schweineſeuche (Schweinepeft) bei Schweinen.

Nah Art. 41 des Code rural iſt die Ausftellung, der Verkauf oder das Synverfaufftellen von Tieren, welche mit einer diefer Krankheiten be- haftet oder derſelben verdädtig find, unterfagt. In einzelnen Yällen jedoch unter bejtimmten Bedingungen kann der Transport oder Verlauf zur Schlachtung ftattfinden, und zwar:

1..bei denjenigen Tieren der Gattung Rindvieh, welche der Anz jtefung der Lungenſeuche ausgejegt waren,

2. bei Maul und Klauenfeuche auch bei Franken Tieren,

3. bei Schafpoden bei geheilten Tieren 20 Tage nah Abjonderung von dem Reſt der Herde; ferner bei denjenigen, welde der Anſteckung ausgejegt waren,

4. bei Milzbrand und Rauſchbrand bet denjenigen Tieren, welde der Anſteckung ausgejegt waren.

Syn allen anderen Fällen lautet nah Art. 1 des Gejekes vom 23. Februar 1905 die Vorſchrift: „Und wenn der Verkauf ftattgefunden hat, fo ift er nichtig (nulle de droit), gleichviel ob der Verkäufer die Eriftenz oder den Verdacht der Krankheit gefannt oder nicht gefannt hat.“

Der Käufer kann, abgejehen von den obengenannten Ausnahmen, nicht allein die Nichtigfeitäflage gegen den Verfäufer anftrengen, fondern auch, wenn der Verkäufer die anſteckende Krankheit oder den verdädtigen Zuftand feines verkauften Tieres fannte, nad) Art. 1382 des Code civil mit Analogie nah Art. 1645 desſelben Geſetzbuches die Schadenerjag- age einleiten. Der Käufer hat in allen Fällen vor dem Gericht den Beweis zu liefern, daß die Krankheit oder der verdädtige Zuftand des Tieres Schon jeit dem Verkaufe eriftierte.

Die Friſt, in welder die Klage eingeleitet fein muß, beträgt für die Tuberkuloſe der Rinder 30 Tage, für die übrigen Krankheiten 45 Tage, gerechnet vom Tage der Lieferung ab mit der Vorausfegung, daß fein ftrafrechtliches Verfahren ftattfand.

Im Falle der Schlahtung werden die obengenannten Friſten auf 10 Zage, gerechnet vom Tage der Schladtung, reduziert, ohne daß jemals die Klage eingeleitet werden kann nah Ablauf einer Friſt von 30 Tagen für die Rindertuberkuloje und von 45 Tagen für die übrigen anftedenden Krankheiten. |

bei allen Ziergattungen.

=.

Zritt aber wegen des Verkaufs eine ftrafrehtlihe Verfolgung ein, jo wird die Verjährung unterbroden nah den Negeln des gemeinen Rechts; es kann dann die Zivilflage mit der ftrafrehtliden Klage (action publique) zujammen nod innerhalb dreier Jahre, und zwar vor dem Zudtpolizeigeridt tribunal correctionel eingeleitet werden, ge⸗ rechnet vom Tage des Verfaufs oder des Taufches ab. Hier treten die- jelben Friſten in Kraft, welche nad) Art. 638 des Code d’instruction criminelle genannt find.

Es fehlen demnah in Deutjchland zum Unterſchiede gegenüber Frankreich Währſchaftsbeſtimmungen für folgende anjtedende Krankheiten:

1. Für die Rinderpeſt der Wiederfäuer.

2. Für den Rauſchbrand beim Winde.

3. Zür die Maul: und Klauenſeuche beim Rinde, Schaf und Ziege und beim Schweine.

4. Für die Schafpoden beim Schaf und bei der Ziege.

5. Für die Näude bei der Ziege.

6. Für die Beſchälſeuche bei Pferden und Ejeln.

7. Zür die Wut bei allen Tiergattungen.

8. Für den Milzbrand bei allen Ziergattungen.

Die Tuberkuloſe der Schweine wird in dem franzöfiihen Geſetze nit genannt. Die Verbreitung der Tuberkuloſe iſt unter Schweinen allerdings geringer als in Deutjchland, jedoch haben ſich in neuerer Zeit die Fälle, in melden das Fleiſch geſchlachteter Schweine vernichtet oder nur mit Beſchränkung dem Verkehr überlaffen wurde, eine entjchiedene Steigerung erfahren. Mit Rüdjiht hierauf ift es wohl gerechtfertigt, wenn die Tuberkuloſe der Schweine in den erheblichen Graden der Er- franfung in die Kaiſerliche Verordnung aufgenommen: ift.

Bei den in der Kaiferlihen Verordnung genannten Seuchen wird ein Unterjhied gemacht zwiſchen Nut- und Zuchttieren einerjeit3 und Shladittieren anderfeits, was in dem diesbezüglichen franzöfiichen Geſetze nicht gefchehen ift, wenn wir zunädft von der Tuberkuloſe abjehen. Eine folde Scheidung muß als ein Vorzug des deutſchen Geſetzes angefehen werden, denn durch Fehler, welde den Wert und die Zauglichkeit von Nuß- und Zudttieren aufheben oder erheblid vermindern, wird häufig die Genießbarkeit des Fleiſches nicht wejentlich beeinträchtigt und ums gekehrt. (Erwägungen, welde für die Beihlußfafjung des YBundes- rats ufw. maßgebend gewejen find.)

Für ſämtliche Seuden, für die in Frankreich Gewähr geleitet wird, ift eine Klagefrift feſtgeſetzt, welche für Tuberkuloſe 30, für die übrigen

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Seuden 45 Zage beträgt im Falle der Schladtung 10 Tage inner- halb der 30 bzw. 45 tägigen Klagefrift. Außer der G wöchigen Klage: frift haben wir in Deutichland in diejen Fällen für jede einzelne Seuche eine Gewährfrift (Nog 14, Tuberkuloſe 14, Lungenſeuche 28, Räude 14, Rotlauf 3, Schweinefeuhe 10 Tage) und eine 2 tägige Anzeigefrift.

Demnad beträgt gegenüber der 45 tägigen Klagefrift in Frankreich die Gefamtfrift in Deutſchland etwas mehr, 3. B. Not 56, Räude 56, Lungenſeuche 70, Schweinefeuhe 52 Tage.

Da der Verkauf der mit anjtedenden Krankheiten behafteten oder derjelben verdächtigen Tiere in Frankreich durch Gejeg im allgemeinen verboten iſt, jo Tann der Verkäufer die gejeglihe Garantie durch Sonder⸗ vertrag für diefe Seuche nicht ausjchließen, wie dies für die in der Kaijerliden Verordnung genannten Hauptmängel der Yall iſt.

Was die Tuberkuloſe anbetrifft, jo muß in Frankreich Gewähr ge- leiftet werden, jobald die Zuberfuloje überhaupt feitgeftellt und das Tier nicht gefhlahtet wird, während in Deutichland bei Nutz⸗ und Zudttieren (Rindvieh) nur in den erhebliden Graden ein Anſpruch begründet werden Tann. |

Iſt das Tier dagegen für die Metgerei gefchlachtet und als tuber- kulös erfannt und beſchlagnahmt, jo kann in Frankreich nur in dem alle eine Nichtigkeitsflage eingeleitet werden, wenn das Tier vollftändig beihlagnahmt ift; in dem Falle der partiellen Beſchlagnahme, die fich auf die vier Viertel bezieht, fan der Käufer nur die Preisminderungs- Hage einleiten, zum Beweiſe defjen er ein ‘Duplifat des Protokolls der Beihlagnahme beibringen muß, in weldem die Natur der beſchlagnahmten Zeile, ihr Wert berechnet nach ihrem Gewichte, die Qualität des Yleifches und der Tagespreis angegeben if. Während in Deutſchland nur die Wandlung zuläfjig ift, ift in Frankreich in diefem ganz bejtimmten Yalle nur die Preisminderungsflage zuläfiig.

Da in Deutihland als Hauptmangel beim Rindvieh als Schladt- tier tuberfulöfe Erkrankung gilt, ſofern infolge diefer Erkrankung mehr als die Hälfte des Schlahtgewichts (die vier Viertel ohne Eingeweide, Kopf, Füge, Haut, Blut, Euter) nicht oder nur unter Beſchränkung als Nahrungsmittel für Menſchen geeignet ift, fo jehen wir, daß in Frant- reich ein Zeil derjenigen Fälle, in welchen in Deutſchland Fein Anſpruch erhoben werden Tann, unter die Gewährmängel fällt. Im übrigen wird in beiden Ländern das Prinzip verfolgt, nur die höheren Grade der Zuberfulofe als Mangel gelten zu lafjen und wird hierdurch dem viel- fahen Unfug der Käufer, den Verkäufer wegen geringgradiger Ver⸗ änderungen in Anjprud zu nehmen, ein Riegel vorgefhoben (Anders).

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Dur die Beitimmung des franzöfifhen Geſetzes vom 23. Yebruar 1905, welches fordert, daß nur derjenige Käufer die Klage einleiten Tann, welder vorher dem Bürgermeifter des Ortes, wo fi) das Tier befindet, die vorgefchriebene Erklärung abgegeben hat, daß das Tier mit ber Zuberfulofe behaftet oder derjelden verdächtig ift, ſchließt das Geſetz beim Wiederverfauf die rüdläufige Klage (recours en garantie) aus.

Hierdurch wollte der Gejeßgeber die Klagen vermindern, insbefondere unfihere Prozeffe vermeiden, zumal durch den Wechfel der Vertrag- ihließenden (Kaufmann oder Nihtlaufmann) und durh den Wechſel des . Ortes andere Gerichte zuftändig werden fünnen. In Deutſchland ift bei allen Hauptmängeln die Klage jtetS zuläffig, wenn die Anklage frift- gerecht erftattet und die Klagefrift nicht überfchritten ift. Der Klagefrift von 30 Tagen für die Nindertuberfulofe von 10 Tagen im alle der Schlachtung innerhalb der 30 tägigen Friſt bei anftedenden Krank⸗ heiten ift die Vermehrung auf Grund der Entfernung nicht zuläffig ftehen in Deutjchland gegenüber eine Gewährfrift von 14 Tagen, ferner eine 2 tägige Anzeigefrift und die Klagefrift von 6 Wochen,

Die Gejamtfriften find alfo in Deutichland bedeutend länger, als dies in Frankreich der Fall ift. Bei den Verhandlungen über das ge- nannte Geſetz im franzöfiihen Senat wurde die 30 tägige Friſt haupt⸗ jählih damit begründet, „daß, wenn ein Rind mit Tuberkulin geprüft wird und dasjelbe gegen den 30. Tag nad dem Verlauf reagiert, mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen tft, daß die Zuberfuloje im Moment des Verkaufs eriftierte und nicht erjt beim Käufer erworben wurde; auch baben nah den Ausführungen Arloings die wifjenjhaftliden Unter- juhungen in Frankreich und England ergeben, daß beim Einbringen des Zuberfulofevirus in die NRefpirations- oder Digeftionsorgane das Ende der latenten Periode, d. b. der Moment, wo mit Dilfe des Tuberfulins eine offenfichtlihe Neaktion eintritt, fi gegen den 30. Tag zeigt, In der 30 tägigen Friſt ift aljo eine betrügeriihe Maßnahme, dur vor- berige Tuberkulinifation eine Täuſchung herbeizuführen, nicht möglich“.

Bon anderer Seite wurde eine fürzere Friſt (LO Tage) befürwortet, um gerade den weniger bemittelten, Kleinen Landwirten, welde in vielen Fällen die DVerfäufer des Rindviehs find, einen Schu angedeihen zu laſſen. Offenbar wurde bei den obigen Verhandlungen der Wert der Zuberkulins bedeutend überfhägt. ‘Derjelbe ift in bezug auf Begründung von Währſchaftsanſprüchen nad Fröhner ein zweifelhafter. Im franzü- fiiden Gejege wurde für die fontagiöjen Krankheiten, mit Ausnahme der Tuberkuloſe, eine einheitlihe Klagefrift feftgejett, die für gewiſſe Krankheiten, 3.3. Notlauf der Schweine fowie Schweinejeuche, als jehr

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lang bezeichnet werden muß, jedoch dafür dem Käufer den Beweis zur Laft legt, daß die Krankheit oder der verdädtige Zuftand fehon feit dem Kaufe vorhanden war. In Deutihland hat man im allgemeinen eine mittlere Dauer der Gewährfriſt als zwedmäßig eradtet, zumal für einige Krankheiten, wie Rot, Zuberkuloje, die Inkubationsdauer fich nicht genau feitlegen läßt. Für den Notlauf der Echweine und die Schweine- ſeuche entſpricht die Gemwährfrift im wejentlichen der Inkubationsdauer.

"Zur Beurteilung des Wertes der Gewährleiftung in beiden Ländern ift die Frage von Widtigfeit, ob für die an einer Seuche verendeten Tiere vom Staate eine Entfhädigung gezahlt wird; denn in Deutich- land werden die wegen Rotzkrankheit und Qungenfeuche getöteten Tiere entihädigt, wodurd die Gewährleiftung in der Regel fortfällt; in Frage fommen aljo nur die wenigen Fälle, in denen der Entfhädigungsbetrag den Kaufpreis nicht erreiht, und der Käufer dann den Reſt der For⸗ derung einflagen könnte. Die Erfahrung ergibt, daß jeit dem Inkraft⸗ treten des neuen Viehjeuchengefeges ein zivilvechtliher Anſpruch wegen Rotz und Lungenſeuche zu den größten Seltenheiten gehören (Dieder- Hoff). Außer bei Rotz werden in Frankreich nad Art. 52 des Code rural für die nah 88 34 und 37 auf ftaatlide Anordnung wegen Rinderpeſt und Lungenſeuche getöteten Tiere eine Entjehädigung gewährt. Bei Tuberfulofe des Rindviehs tritt für diejenigen Tiere eine Entihädi- gung ein, deren Fleiſch auf Grund der. genannten Krankheit bejchlag- nahmt ijt, wenn die Eigentümer den Vorjchriften und Negeln des Gefundheitspolizeigejeges nachgekommen find.

Was die Hanptmängel in beiden Staaten anbetrifft, jo ift zunädhft zu bemerken, daß dieje in Frankreich eine Regelung auf dem Wege des Geſetzes erfahren haben, welches auch nur dur ein Geſetz abgeändert werden fann, während in Deutfhland die Lifte der Hauptmängel durd) eine Kaiferliche Verordnung beftimmt ift. Durch den Art. 2 des Gejeßes vom 23. Februar 1905 wird der Art. 2 des Geſetzes vom 2. Auguft 1884 nur infoweit abgeändert, als zu dem früheren Ausdrud „Boiteries intermittentes‘‘ das Wort „anciennes‘‘ hinzugefügt wurde. In diefem Artikel werden als redhibitoriihe Mängel bezeichnet und es geben allein Veranlaſſung zu den Klagen gemäß Art. 1641 und folgende des Code civil, ohne Unterfchied der Orte, wo der Verkauf und der Tauſch ftatt- findet, folgende Krankheiten und Fehler:

I. Für Pferde, Ejel und Maultiere: 1. Der Dummtoller. 2. Das Lungenemphyſem.

3. Das chroniſche Kehlkopfpfeifen. 4. Das fogenannte Koppen mit oder ohne Abnutzung der Zähne. 5. Die alten intermittierenden Lahmheiten. II. Für die Gattung Schwein: Die Finnigkeit.

In dieſem Artikel des Geſetzes vom 23. Februar 1905 wird ein Unterſchied zwiſchen Nutz⸗- und Zuchttieren einerſeits und Schlachttieren anderſeits nicht gemacht, wie dies in der deutſchen Kaiſerlichen Verordnung der Fall iſt.

Es gereicht dem deutſchen Geſetze zum Vorteil, daß in der Kaijer- lihen Verordnung für die meiften Hauptmängel außer mehrfachen Be⸗ zeichnungen eine genaue Definition, welche wir in dem franzöliichen Geſetze vermiſſen, beigegeben ift.

Während die Begriffe des franzöfifhen „l'immobilité“ und „le cornage chronique‘“ fih mit den diesbezüglihen Definitionen der deutihen Hauptmängel „Dummtoller“ bzw. „Kehlfopfpfeifen“ vollfommen deden, bejtehen zwiſchen der Bezeihnung „emphyseme pulmonaire“ und dem deutjhen Begriffe Dämpfigfeit” mwefentlihe Unterichiede. Unter Dämpfigfeit wird nad) der Kaiferlichen Verordnung die Atembeſchwerde verftanden, die durch einen chroniſchen, unheilbaren Kranfheitszuftand der Lungen oder des Herzens bewirkt wird. Hierzu gehören nad) Fröhner folgende Krankheiten:

Das chroniſche Lungenemphyſem.

Der chroniſche Bronchialkatarrh.

Die chroniſche Lungenentzündung.

Neubildungen \in der Lunge.

Klappenfehler des Herzens.

Chronifhe Herzermeiterung.

Die Faffung des Hauptmangels ift demnah in Deutſchland eine weitergehende als die franzöfiiche, nach welcher nur der unter 1. genannte Krankheitszuftand zu begreifen ift, während alle übrigen unter 2. bis 6. genannten Zuftände in Frankreich nicht unter den Begriff des Haupt⸗ mangels fallen. Dieſe Einſchränkung des Dämpfigfeitsbegriffes entſpricht nit der im Handelsverfehr allgemein vertretenen Meinung. In dem früheren Gefege vom 20. Mai 1838 war der Yehler als „la pousse“ (Dampf) bezeichnet, welcher wohl der jegigen deutjchen Definition gleich— kam und einen Sammelnamen für verjchiedene Kranfheitszuftände dar- ftellte. Der genauen diagnoftifhen Abgrenzung des Lungenemphujem, bei welder die Elaftizität des Lungengewebes durch Eftafie verloren

POoNDm

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gegangen iſt, dürften fi in den meiften Fällen den anderen Krankheits⸗ zuftänden der Lunge gegenüber Schwierigfeiten in den Weg jtellen. Es bat daher in Frankreich auch nit an Vorſchlägen gefehlt, die alte Be— zeihnung „la pousse‘‘ beizubehalten.

Beim Mangel „Roppen“ ift im franzöſiſchen Geſetz der Zuſatz mit oder ohne Abnutzung der Zähne gemacht worden. Dies erklärt ſich da- dur, daß im Geſetz vom 20. Mai 1838 aufgeführt war „le tic non apercevable ä l’usure des dents“, alfo dasjenige Koppen, welches mit Abſchleifung der Zähne verbunden war, als offenfichtlicher Fehler galt. Auch bei der „periodifchen Augenentzündung” beftehen nad) der De- finition weſentliche Unterjciede.

Nach der deutſchen Kaiferlichen Verordaum iſt als periodiſche Augenentzündung anzuſehen „die auf innere Einwirkungen beruhende, entzündliche Veränderung an den inneren Organen des Auges“. Es umfaßt daher die periodiſche Augenentzündung im deutſchen Geſetze im re Sinne (Fröhner):

. Die Mondblindheit im wiſſenſchaftlichen Sinne.

Alle chroniſchen, nicht traumatiſchen Entzündungsprozeſſe und Entzündungsprodukte an der Iris, Linſe, Chorioidea, Retina, am Ziliar— körper und am Glaskörper.

3. Die akuten inneren Entzündungen bei Bruſtſeuche und Influenza.

Hier iſt der Begriff nach der deutſchen Definition ebenfalls ein viel weitergehender als nach der franzöſiſchen Bezeichnung „fluxion pério- dique“. In Frankreich gehören die Fälle einer nicht rezidivierenden Entzündung an den inneren Organen des Aue en gefeglihen Gewähr mangel nit an.

Man fieht in der Wiederkehr der PEN bis zur Er- blindung des Auges ein Kriterium der fpezifiihen Natur der Krankheit. In Wirklichkeit läßt fi nach den gegenwärtigen Erfahrungen die Ent- ftehung der periodiſchen Augenentzündung auf eine eigenartige Affektion nicht beziehen. Der Schug der Handelsfiherheit, insbeſondere die Ber- hinderung langwieriger und fojtjpieliger Prozeffe, fordert nah Dieder- hoff deshalb, den Begriff des Mangels auf alle niht durch äußere Läfionen herbeigeführten entzündlihen Abnormitäten in den inneren Drganen des Auges auszudehnen und daher feitzulegen, daß von der wiſſenſchaftlichen Streitfrage abgefehen werden muß, ob eine entzündliche Erkrankung in den inneren Organen des Auges der periodifchen Augen- entzündung beizuordnen ift oder nit. Diefen leteren Standpunft hat das deutſche Gejet eingenommen, was ihm offenbar dem franzöſiſchen

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gegenüber zum Vorteil gereicht. Neuerdings ift von namhaften Autoren die Streihung der periodifchen Augenentzündung aus der Hauptmängel- lifte damit zu begründen verfucht worden, daß jeder Käufer fi durch Hinzuziehung eines Tierarztes leicht über das Vorhandenfein oder Nicht: vorhandenfein des Mangels Gewißheit verſchaffen kann. Auch franzöfiiche Tierärzte (Nicolas, Lebrun) haben fi in diefem Sinne ausgeſprochen.

Unter dem Ausdrude „alte intermittierende Lahmheiten“ (Pferde, Ejel und Maultiere) wird in Frankreich jede Lahmheit verftanden, melde aus feiner friihen Urſache hervorgeht, aljo alt ift umd einen inter- mittierenden Charakter in bezug auf das Vorhandenfein der Rahmbeit bat (boiteries intermittentes pour cause de vieux mal nad dem Gefe vom 20. Mai 1838). Syn der Praxis ging man fo weit, hier: unter jede Zahmheit zu verjtehen, welche fich innerhalb 9 Tagen nad) der Ablieferung des gekauften Tieres zeigt, fofern der Verkäufer nicht den objektiven Beweis erbringen Tann, daß diefelbe in der Beſitzzeit des Käufers entftanden if. Der Ausdrud „anciennes‘“ aus dem Geſetz von 1884, durch Geſetz vom 31. Juli 1895 geftrichen, ift erft durd dasjenige vom 23. Februar 1905 wiederum hinzugefügt worden. Aus der mannigfachen Anderung geht ſchon hervor, daß die Beurteilung des Mangels in forenfiiher Beziehung von jeher eine fehwierige war. So kam e8 vor, daß die franzöfiihen Sachverftändigen das Wort „inter- mittentes‘ im Sinne der Intenſität der Lahmheit auslegten, während doch die Verminderung derjelden nicht genügend ift, fondern ein voll- fommenes Verſchwinden eintreten muß. Um als Dauptmangel aufgeftellt werden zu können, fehlt vor allen Dingen eine der vier Eigenſchaften, welde nah Fröhner als Kriterium eines Hauptmangels vorhanden jein müffe Es läßt fih nämlich feine bejtimmte Gewährfriſt angeben, inner- bald deren fih nach tierärztliher Erfahrung einerjeitS die Yehler nicht entwideln, anderjeitS vom Käufer erfannt und vom Sachverſtändigen Tonjtatiert werden Tann. Hier fehlt es aljo an jeder Grundlage für die mit der Feſtſetzung einer Gewährfrift verbundenen Rechtsvermutung, daß der Mangel, wenn er im Laufe der Friſt fih zeige, ſchon bei Beginn derjelben vorhanden geweien ſei (Diederhoff). Im wiſſenſchaftlichen Sinne gilt in Deutſchland als intermittierende Lahmheit nur biejenige, welche auf einer unvolljtändigen Obliteration der Aorta und ihrer Afte (Tromboſe der Schenkelarterie) beruht. Bei Lahmheiten bietet fi. für gewifjenlofe Käufer auch reichliche Gelegenheit, durch betrügeriſche Maß- nahmen eine foldhe zu erzeugen und dann einen gejeglihen Hauptmangel vorzutäufhen. Daß die Beibehaltung diefes Hauptmangels den Verkäufer eines Pferdes in Frankreich oft zu Unrecht benadjteiligt, liegt auf der Hand.

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Bei der Finnigkeit der Schweine wird nach der Kaiſerlichen Ver⸗ ordnung nur Gewähr geleiſtet bei Schlachttieren, welcher Unterſchied im franzöſiſchen Geſetze nicht gemacht wird. Da aber die Finnen bei Leb⸗ zeiten des Schweins in den ſeltenſten Fällen erkannt werden können (Zunge), ſo kommen für die Gewährleiſtung in der Regel nur die Schlachttiere in Betracht. Weiter unten werden wir ſehen, daß für dieſen Mangel die Klage ſehr eingeſchränkt iſt. Die Trichinen der Schweine, welche in der Kaiſerlichen Verordnung Aufnahme gefunden haben, ſind für Deutſchland als Gewährmangel von nur geringer Bedeutung. In Frankreich dürften die Verhältniſſe ähnlich liegen wie in Elſaß-Lothringen und Baden, wo die Trichinoſis der Echweine eine wirtjchaftliche Bedeu⸗ tung nicht befigt und daher fein triftiger Grund vorlag, diefen Fehler in die Mängellifte aufzunehmen.

Die allgemeine Wafferfuht der Schafe, welde in der Raiferliden Verordnung als Hauptmangel bei Schladttieren genannt ift, fehlt im franzöfifhen Gejeg. Wenn wir berüdjichtigen, daß in demfelben das Prinzip verfolgt wird, Objekte unter 100 Francs Wert von der Ge⸗ währſchaft auszujchliegen, jo ift der ?yehler des Mangels verftändlic. Zu bemerken ift noch, daß die allgemeine Wafferfuht bei Schafen nad dem Gutachten der techniſchen Deputation für das Veterinärweſen bet Vorſchlägen zur Aufftelung von Gewährmängeln für die deutjche Kaifer- lihe Verordnung alle Bedingungen erfüllen ſoll, welde für einen Haupt mangel gefordert werden.

Während für die in der Kaijerlihen Verordnung vom 27. März 1899 genannten Dauptmängel nur die Wandlungsklage zuläffig ift, hat in Frankreich für die im Gelege von 1884 und 1905 bezeichneten Mängel der Käufer nach Art. 1644 des Code civil die Wahl zwifchen der Wandlungs- und: der Preisminderungsklage. Wenn fi jedod nad) Art. 3 der Käufer erbietet, das verkaufte Tier zurüdzunehmen und die durh den Kauf entjtandenen Koften zurüdzuerftatten, dann ift nur die Wandlungsflage zuläjfig, die Preisminderungsflage aber ausgeſchloſſen. Der Gejetgeber wollte den Verkäufer bei zweifelhaften Vorhandenſein von redhibitoriichen Fehlern von Übervorteilungen von feiten routinierter und gewijjenlofer Verkäufer, insbefondere der Händler ſchützen. Dieſer Grund bat aud wohl den deutihen Geſetzgeber geleitet für die auf deutſchrechtlicher Grundlage aufgeftellten Hauptmängel die Preis minderungsflage ganz auszuschließen.

zur ſämtliche im Gejege vom 23. Februar 1905 genannten Mängel die obengenannten fontagiöfen Krankheiten find von diefer Beſtimmung ausgejhloffen Tann eine Klage, auch die Preisminderungsklage nicht

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eingeleitet werden, wenn der Preis im Kalle des Kaufes oder der Wert im Falle des Tauſches 100 Francs nicht überfteigt (Art. 4), Durch diefe Beftimmung wird ein Zeil der Klagen, welche in Deutichland noch möglich find, ausgeſchaltet. Für einige der Gewährmängel, 3. 2. für geringere Grade von Kehlfopfpfeifen, periodifher Augenentzündung uſw., ilt diefe Vorſchrift beredtigt; denn Pferde von jo geringem Preije werden durch die oben genannten Fehler nicht im Werte herabgefegt. Für die Finnigkeit der Schweine hat die Beftimmung jedoch eine Härte befonders für den weniger bemittelten Käufer, wenn derfelbe feine befondere Ver- einbarungen getroffen hat.

In Frankreich fennt man bei den geſetzlichen Mängeln vom 23. Februar 1905 nur eine Klagefrift, welche gleichzeitig au) Gewähr frift darftellt und innerhalb weldher die Gerichte die rehhtlihe Vermutung ausüben, daß der Mangel innerhalb diefer Friſt nicht entjtanden ift. Diefe Klagefrift beträgt 9 Tage, mit Ausnahme der periodischen Augen- entzündung (30 Zage). Wenn hierbei der Tag der Lieferung nicht mit einbegriffen it, jo fommt dies der deutſchen Vorfchrift im wejentlichen gleih, wo die Gewährfriſt mit Ablauf des Tages beginnt, an welchen die Gefahr auf den Käufer übergeht. Unterſchiede können fich jedoch er= geben, wenn die Ablieferung erft jpäter erfolgt und der Übergang der Gefahr zu einem früheren Zeitpuntte vereinbart wird. Daß für die - periodifhe Augenentzündung eine längere Friſt feitgefegt wurde, erklärt fih daraus, daß man in Frankreich, wie oben erwähnt, bet derjelben (fluxion periodique) zur Konjtatierung des gejeglihen Fehlers außer auf die entzündliche Veränderung fih auf den klaſſiſchen Anfall (acces) jtügt, welcher oft erſt nah 4 Wochen wieder in die Erſcheinung tritt (Mondblindheit). In Deutſchland hat man dieſe längere Gewährfrift für die periodifhe Augenentzündung nicht angenonmen, fondern man hat eine mittlere Zeit als zweckmäßig erachtet (14 Tage). Die genannten Friſten 9 bzw. 30 Tage werden in Frankreich auf Grund der Entfernung nad den Negeln der Zivilprozeßordnung vermehrt, wenn die Lieferung des Tieres außerhalb des Wohnortes des Verfäufers ftattfindet oder wenn nah der Lieferung und innerhalb der genannten Friſt das Tier aus dem Wohnorte des Verkäufers weggeführt wurde (Art. 6 des Geſetzes von 1884). Nah Art. 1033 des Code de procedure vermehrt ſich die Friſt auf Grund von 50 km um einen Tag (Fraktionen von weniger als 40 km und darüber vermehren die Frift um einen Tag). Die Be- ftimmungen im Syntereffe der Sonntagsheiligung zur Abgabe einer Willenserklärung gelten in beiden Ländern mit geringem Unterjdiede der einzelnen fejtgejetten Feiertage.

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Der einfahen meiſt Itägigen Klagefrift in Frankreich gegenüber haben wir in dem deutjchen Bürgerlichen Geſetzbuche bei den in Rede ftehenden Hauptmängeln eine &ewährfrift, welche in der Pegel 14 Tage beträgt. Hierzu tritt eine Anzeigefrift von 2 Tagen und eine Klagefrift (Berjährungsfrift) von 6 Wochen, gerehnet vom Ende der Gewährfrift ab. In Deutſchland ift zwar der Gegenbeweis, daß der Mangel vor dem Gefahrübergange no nicht vorhanden war, offen gelaffen, jedoch bat diefe Beſtimmung feine Bedeutung, da derjelbe in der Negel nicht gelingt. |

Wie wir jehen, ift der Käufer in Frankreich durch die überaus furze Klagefrift viel ungünftiger geftellt, als dies in Deutihland der Fall ift. | Nah Art. 7 muß der Käufer in Frankreich bei Strafe der Un- zuläffigleitserflärung innerhalb der in Art. 5 genannten Friſten (nicht zu vermehren auf Grund der Entfernung) die Ernennung von Sad)- verftändigen beantragen, welche ihr Gutachten protofollarifh aufzuftellen haben. Der Antrag ift mündlich oder ſchriftlich bei dem Friedensrichter des Ortes anzubringen, wo das Tier ſich befindet. Der Nichter ftellt in feinem Beſchluſſe das Datum des Antrages feſt und ernennt fofort einen oder drei Sachverſtändige, welche in fürzefter Friſt ihren Auftrag zu erledigen haben. Dieje Sacdverftändigen jtellen den Zuftand des Tieres feit, jammeln alle ſachdienlichen Erkundigungen, geben ihr Gut- achten ab und beftätigen am Schluffe ihres Protokolls, daß fie ihren Auftrag gewiifenhaft erledigt haben. Nah Art. 8 ift der Verfäufer zu ver Begutachtung zu laden, fofern der Friedensrichter mit Rüdjiht auf die Dringlichkeit und Entfernung nicht anders verfügt. Die Ladung muß dem Verkäufer innerhalb der Friſten des Art. 5 und 6 zugeitellt werden; jie hat auszujprechen, daß das Verfahren auch in feiner Ab- weſenheit jtattfinden wird. |

Wenn der Berfäufer zur Begutachtung geladen ift, fo kann die Klage in den nächſten 3 Tagen nah Abſchließung des Befundprotofolls, deſſen Befund am Kopf der Ladung mitzuteilen ift, zugeftellt werden.

Wenn der Verkäufer nit zur Begutachtung geladen ift, jo muß die Klage innerhalb der durch die Art. 5 und 6 beftimmten Friſten erhoben werden.

Hieraus ergibt fih, daß der Käufer in Frankreich bei Geltend- madung feiner Gewährsaniprüde nur den einen Weg bejchreiten muß, nämlich bei dem zujtändigen Gerichte die Klage zu erheben und inner- bald der gejeglihen Frift die Ernennung von Sachverſtändigen zu be= antragen. In Deutihland hat der Käufer innerhalb der Gemährfrift und falls das Tier vor dem Ablauf der Frift getötet oder jonjt ver-

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endet ift, die Wahl, verfchiedene Wege einzujchlagen, um ſich feine Rechte zu fihern. Dieſe vom Käufer verlangten Modalitäten find alle unter fih gleichwertig (Malfmus), d. h. jede genügt für fi allein; eine von den folgenden fünf Handlungen muß er vornehmen: Mangel dem Ver- fäufer anzeigen, mündlich, jehriftlid, telephonifch, durch Boten; Anzeige abfenden an Verkäufer; Klage erheben; Streit anfünden; geriätlige

Beweisaufnahme zur Sicherung des Beweiſes.

Der Käufer ift hiernach in diejer Hinfiht in Frankreich —— ungünſtiger geſtellt als in Deutſchland; er muß ſich innerhalb einer ſehr viel kürzeren Friſt zur Klage entſcheiden. Kurze Friſten vermindern allerdings die Klagen.

Einen weſentlichen Unterſchied enthält Art. 10 des Geſetzes vom 2. Auguſt 1884 gegenüber den diesbezüglichen Beſtimmungen des Bürger- lihen Geſetzbuches: „Wenn das Tier zugrunde geht, fo ift der Verkäufer zur Gemwährleiftung nicht verpflichtet, wenn nicht der Käufer innerhalb der gejeglihen Frift eine regelrechte Klage erhoben hat und den Beweis liefert, daß der Untergang des - Tieres durch eine der in Art. 2 ge= nannten Krankheit verurfaht wird.“ Diejen Nedtsftandpunft teilt das franzöſiſche Gejeg mit den Beitimmungen des preußifchen allgemeinen Landrechts, nach welchem bei der durch Zufall herbeigeführten Vernichtung des gefauften Tieres die Wandlung nicht ftatthaft ift.

Das deutſche Bürgerlihe Gejegbuh geht von dem Standpunfte aus, daß dem gemeinrechtlihen Prinzip der Wandlung volljtändig ent= ſprochen werden foll, und läßt demnad in 5 487 Abſ. 2 bie ee lage auch zu:

1. Bei zufälligem, d. h. vom Käufer nicht verjchuldetem Untergange oder bei zufälliger Verfchledhterung des Tieres hinfihtlih erjt nad) dem Eintritt des Zufall ein mangelhafter Zujtand ermittelt und gerügt wird, den der Verkäufer nach den gejeglihen Vorſchriften über die Haupt- mängel oder nad der beim Kaufe vereinbarten Zujage zu vertreten hat (Diederhoff). Nebenfählih ift alſo nah Malkmus hierbei, ob das Zier infolge eines vertretbaren Mangels oder an einer anderen inter» furrenten Krankheit zugrunde geht.

2. Bei dem durch Verſchulden des Käufers bewirkten Untergange oder bei der vom Käufer verjchuldeten und deshalb zu vertretenden Ver— ſchlechterung des Tieres, jedoch hat hierbei der Käufer den Geldbetrag zu erjegen, den das mangelhafte Tier noch wert war.

Iſt die Klage in Frankreich bei Lebzeiten des Tieres wegen eines gefetlihen Mangels ſchon erhoben worden, fo trifft natürlih Art. 10

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nit zu, fondern es gelten hier Art. 2, 5 und 7 des Geſetzes vom 2. Auguft 1884, abgeändert durch dasjenige vom 23. Februar 1905. Der franzöfiihe Gejeßgeber hatte bei Aufftellung obiger Vorſchrift offen- dar die Schwierigkeiten im Auge, welche die Konftatierung einer Krankheit in vielen Fällen nad dem Xode hat, wenn zu Nebzeiten feine genaue Unterfuhung des Mangels ftattgefunden hatte. Es follten hierdurch unfihere Prozeffe vermieden werden, befonders da der Käufer eine kurze Zeit nad dem Kaufe untergegangenen Tieres leichter geneigt ift, einen vertretbaren Mangel anzunehmen, um den Verkäufer in irgend einer Weiſe für den Schaden haftbar maden zu können.

Nah S 489 des deutſchen Bürglichen Geſetzbuches kann auf An- trag der einen oder der anderen Partei die öffentliche Verjteigerung des Tieres und die Hinterlegung des Erlöjes dur einftweilige Verfügung angeordnet werden, wenn über den Anſpruch auf Wandlung ein Rechts⸗ ſtreit angängig if. Es ſoll hierdurch ein weiteres Anwachſen der Koften für die Unterhaltung, Pflege des Tieres vermieden werden. Diefe immerhin dann nüglihe Verfügung, vorausgefegt, daß das Vorhandenſein des behaupteten Mangels durch eine objektive und vollftändige Befund- aufnahme dargetan wird, damit fih die tatſächliche Feſtſtellung fpäter nicht mehr mit Erfolg angreifen läßt, fehlt im franzöfiihen Gejege. Ebenso ift im lettgenannten ©ejege die Vorſchrift $ 490 Abſ. 3 des deutſchen Bürgerlichen Geſetzbuches nicht enthalten, daß auch nah Ver- jährung des Anſpruches auf Wandlung die Zahlung des Kaufpreijes verweigert werden kann. Es ift hierdurch dem Käufer das Necht der Einrede gewährt, mit der Vorausfegung jedoch, daß der Hauptmangel, welcher ſich bei dem Tiere zeigt, frijtgereht dem Verfäufer angezeigt wurde. Die Beitimmung des 8 480 des deutjchen Bürgerlichen Gejeg- duches, daß der Käufer eines nur der Gattung nach beftimmten Tieres Statt der Wandlung verlangen kann, daß ihm an Stelle des mangel- haften Tieres ein mangelfreies geliefert wird, fehlt ebenfalls im franzöſiſchen Geſetze. Es ift dies nicht von wejentliher Bedeutung, weil bei dieſer Art des Tierfaufes Anſprüche im Wege der Klage, joweit bekannt, kaum vortommen (Diederhoff).

Ein erheblider Unterfhied in beiden Geſetzen ift weiterhin darin zu finden, daß nad) 8 492 des deutjchen Bürgerlichen Geſetzbuches dann, wenn der Verkäufer die Gemwährleiftung wegen eines nicht zu den Haupt- mängeln gehörenden Fehlers übernimmt oder derjelbe eine Eigenſchaft des Tieres zuſichert, die Vorfchriften der 88 487 bis 491, und wenn eine Gewährfrift vereinbart wird, aud die Vorjchriften der 88 483 bis 485 entſprechende Anwendung finden. Die Verjährung von jechs

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Wochen beginnt, wenn eine Gewährfrift nicht vereinbart wird, mit der Ablieferung des Tieres. Dieraus geht hervor, daß jene nicht zu den Hauptmängeln gehörenden Fehler die rechtlihe Bedeutung eines foldhen entweder dur Verabredung beider Kauffchließenden oder auch nur durh den Willen des Berfäufers beigelegt werden kann. Es finden daher alle Beftimmungen über Hauptmängel nad dem deutſchrechtlichen Prinzip Anwendung In Frankreich gelten im gedadhten Yalle von Vereinbarungen die Beitimmungen des Code civil nad) Art. 1641 ff.; es ift alfo ftatt der Wandlung aud die Preisminderungsflage zuläflig.

Nah der Faſſung des franzöfiihen Geſetzes vom 2. Auguft 1884/ 23. Februar 1905 find die Verkäufer der Haustiere außer bei Pferden, Ejeln, Maultieren und Schweinen, wenn wir von den diesbezüglichen Beitimmungen über fontagiöje Krankheiten nad) dem Code rural ab- fehen, den Vorſchriften des gemeinen Rechtes (Art. 1641ff. des Code civil) nur dann unterworfen:

1. wenn eine bejondere ausdrüdlidhe Vereinbarung getroffen wurde (convention de garantie expresse);

2. wenn aus den Umjftänden ji ergibt, daß der Käufer eine be- ftimmte Eigenihaft des Tieres vorausfegt (convention de garantie tacite).

Es fann fih aljo der Käufer beim Verlaufe eines Tieres, welches in Art. 2 des Gejeges von 1884/1905 nicht genannt ift, beim Fehlen einer Bereinbarung der gedachten Art nit auf die Art. 1641 bis 1649 des Code civil berufen, ſondern er kann die Nichtigfeitsflage nur einleiten auf Grund eines Irrtums, einer Gewalt, eines Betruges oder einer anftedenden Krankheit. Es fei hier bemerkt, daß allerdings namhafte franzöfifhe Autoren (Pelletier, Gaure) die genannten Artikel auf die Verfäufe der übrigen, nicht im Geſetze genannten Haustiere ohne weiteres angewendet wifjen mwollen; nah Godart und Eozette, ferner nad Gallier und Eonte ift dieje leßtere Anfiht durch die Rechtſprechung und zahlreihe Urteilsfällungen widerlegt.

Nah Art. 1641 ift in den erjtgenannten Fällen „der Verkäufer die Gemwährleiftung für die verborgenen Mängel der verfauften Sache fhuldig, weldhe diejelde zu dem bejtimmten Gebrauche untauglid machen oder ihre Brauchbarkeit dergejtalt mindern, daß der Käufer, wenn er fie gefannt hätte, entweder gar nicht oder um einen geringeren Preis gekauft Haben würde”. Es treten hier auch die übrigen Beitimmungen Bulaffung der Wandlungsflage oder Preisminderungsklage nad Wahl uſw. in Kraft. Die Klage (Art. 1648) muß vom Käufer

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innerhalb eines bejtimmten Zermins angeftellt werden nah der Natur des Mangels und dem Herkommen des Ortes, wo der Handel ge= ſchloſſen wurde.

Obengenannte Beftimmungen haben insbefondere auch bei Schladht- tieren der Gattung Rindvieh und Schafe (außer Schweinen) Geltung, ferner für die Verkäufe der übrigen Kleinen Haustiere, wenn ſich ohne weiteres aus den Umftänden jchließen läßt, daß das Tier zum Zwecke des Konſums für den menjchlihen Verbrauch wurde, 3. B. wenn ein Kalb an einen Schlädhter verlauft wird und ganz oder teilweife be= ſchlagnahmt wird.

Nah den Worten des Art. 12 des Geſetzes von 1884 find alle Beitimmungen aufgehoben, welche dem Verkäufer von Schlachtvieh eine ausnahmsmeife Gewährleiſtung auferlegen. Diefer Paragraph bezieht ih auf die diesbezüglihen Beftimmungen der früheren Geſetze, ins⸗ bejondere desjenigen vom 20. Mat 1838 und auf die für die Barifer Schlächter erlaffenen Sonderbeftimmungen (Galtier, PBeucle).

In Deutihland fallen unter die Vorſchriften des gemeinen Rechtes (römifches Rechtsprinzip) SS 459 bis 480 des Bürgerlichen Geſetzbuches, nicht etwa der Verlauf von Rindvieh und Schafen, fondern nur der=-

jenige der Hunde, Biegen, Geflügel ufw.

Aus obigen Ausführungen ift erfihtlid, da in Frankreich feine ipeziellen gejeglihen Mängel für Schladttiere aufgeftellt find, daß die Gemwährleiftung für Schladttiere eine viel weitergehende ift, als dies in Deutfhland der Fall ift, befonders wenn wir berüdjichtigen, daß die meilten der in der Kaijerliden Verordnung für Schladttiere genannten Hauptmängel, von der Zuberfuloje abgejehen, feine große Bedeutung haben, wie 3. B. Rotz bei Pferden, Zridinen, Finnen bei Schweinen. Aus dem Umitande, daß ein Rind an einen Schlädter verkauft wird, ergibt fih in Frankreich die ftillihweigende Zufage, daß das Fleiſch zum menſchlichen Konfum braudbar fein muß, und bat der Käufer, falls dieſes nicht zutrifft, wegen jedes verborgenen Fehlers (3. B. Rinder» finnen) das Recht, fih nah Art. 1641ff. ſchadlos zu halten.

Während fih in Frankreich die Friſt und die Verjährung bei DVer« fäufen der gedachten Art nah dem Gebrauche und dem Herlommen des Ortes richtet, ift diejelde in Deutihland nah S 477 auf 6 Monate fejtgejettt. Dieſe beitimmte Friſt ift entjchieden einer mehr oder weniger variablen vorzuziehen. nn

Der Minderwert ift nah franzöfiihem Gefege laut Art. 1644 des Code civil durh Sachverftändige zu begutachten. - Nah dem

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deutſchen Bürgerlihen Geſetzbuche ift in 8 472 ein bejtimmtes Ver⸗ fahren fejtgefegt. E83 ift bei der Minderung der Kaufpreis in dem Berhältniffe herabzufegen, in welchem zur Zeit des Verkaufs der Wert der Sache im mangelfreien Zuftande zu dem wirklichen Werte geftanden haben würde. Hierbei ift die Willfür eingefhränft und findet die Schätzung nad einheitlihen Grundfägen ftatt.

Was Arglift und Betrug anbetrifft, fo find die Rechtsauffaſſung und auch die Folgen in beiden Ländern ohne wefentliden Unterſchied, jedoch beträgt die Verjährungsfrift in Frankreich 10 Jahre, gerechnet von dem Tage, an welchem der Betrug entdedt ift, während die Ver⸗ jäfrungsfrift in Deutſchland 30 Jahre beträgt. Praktiſch dürfte diefer Unterfchied jedod von feiner großen Bedeutung fein, da nah 10 Jahren im Viehhandel kaum noch Anjprüde erhoben werden, und es im Intereſſe der einen Anspruch erhebenden Partei liegt, denjelben in einem dem Ver⸗ Taufe nabegerüdten Zeitpunfte geltend zu machen.

Nah Godart und Eozette ift in Franfreih im Viehhandel e eine Klage (abgejehen von derjenigen auf Grund von Gewalt) nad) Art. 1109. und 1110 des Code civil möglid, melde fih auf den Irrtum über eine jubftanzielle Eigenfhaft des verfauften Tieres erftredt und bie Nichtigkeit des Vertrages zur Folge hat.

Die meisten Nechtslehrer erachten die Anmendbarfeit des 8 119 des deutſchen Bürgerlichen Geſetzbuches über Irrtum beim Viehhandel für ausgejchloffen, auch die bisher befannt gewordenen richterlichen Ent- ſcheidungen haben fich diefer Auffaffung angejchloffen. Gegen: dieje Auf- faffung wendet ſich Krüdmann, dem fih Malkmus anſchließt, welde demnah das Anfehtungsreht wegen Irrtums aud für Deutihland als gültig erachten.

In den übrigen Punkten beider Geſetze ergeben ſich feine weſent— lichen Unterſchiede. Das Rechtsverfahren regelt fih in Frankreich nad) dem Code de procedure, in Deutſchland nah dem Gerichtsverfaſſungs⸗ gefeß für das Deutſche Neid) vom 20. Mai 1898.

Wenn von dem deutihen Währjchaftsgejege behauptet wird, daß durh die Befolgung des deutjchrechtlichen Prinzips, d. h. durch Auf- jtellung von Hauptmängeln der Verkäufer zu ſehr begünftigt wird (Röpler), jo Tann man diejes noch vielmehr von dem franzöſiſchen Währichaftsgefege jagen. Das franzöfiihe Gefeg vom 2. Auguft 1884, welches durch die Geſetze vom 31. Juli 1895 und vom 23. Februar 1905 nur eine geringe Abänderung erfuhr, bezwedt, wie aus den Ber: Handlungen der Deputiertenfammer hervorgeht, „das Intereſſe des Ver—

Zeitichr. f. Veterinärkunde. 1909. 7. Heft. 21

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fäufer3 mehr zu verteidigen als das des Käufers. Die Kleinen Land—⸗ wirte, welche ihre Tiere mit einem geringeren Preije verkaufen, werden fehr oft durch die Händler von niederer Gefinnung ausgebeutet, welche, wenn fie die Tiere in den 9 Zagen der Friſt nicht weiter verfauft haben, an ihnen einen vedhibitoriihen Fehler finden. Wenn dann der arme Mann dur einen Prozeß bedroht wird, fo einigt er fi, obwohl er weiß, daß fein Tier mit feinem Fehler behaftet ift, dahin, daß er den Verkauf aufhebt oder einen billigeren Preis annimmt”.

Der Käufer ift demnach in Frankreich) noch ungünftiger gejtellt als in Deutfhland und darauf angewieſen, fi durch befondere Vereinbarungen im Viehhandel vor Schaden zu bewahren, da in beiden Geſetzen volle Vertragsfreiheit der Parteien gewahrt ift.

Daß das deutſche Währſchaftsgeſetz in nationalökonomiſcher Hinficht von unverfennbarem Nuten gemejen ift, läßt fih aus der Tatſache Ichließen, daß nah Fröhner die Zahl der Prozefje jeit dem Inkraft— treten des Bürgerlichen Gejegbuches und der Kaiferlichen Verordnung unter die Hälfte zurüdgegangen ift.

Benutzte Literatur;

1. Codex Napoleon oder Zivilgefegbud der Franzofen. Überjegt und erläutert von Spielmann. Straßburg und Paris 1804.

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3. Gaure: Les vices ı@dhibitoires et les maladies contagrieuses dans les ventes et &changes d’animaux domestiques. 1898.

4. Loi sur le Code rural (livre III, section II). »Journ. officiel de la Republique Frangaise« vom 23. Juni 1898; ferner »Recueil de med. veterin.e, 1905.

5. Loi completant l'article 41 du Code rural (livre III, section II) et modifiant article 2 de la loi du 2 aoüt sur la police sanitaire des animaux. »Récueil de med. veterin.«, 1905,

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9. Nicolas: Fluxion p£riodique et redhibition. »Bulletin de la societ& centrale de med. veterin.«, 1905.

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11. Lebrun: Fluxion periodique et redhibition. Ebenda.

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13. ®allier: De la garantie des vices redhibitoires dans les ventes et &changes d’animaux domestiques d’apres la loi du 2 aoüt 1884. Lyon. »Journ. de med. veterin.«, 1885.

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15. Gallier: L'incubation des maladies contagieuses et la nulleté de la vente. »Journ. de med. vetErin.«, 1885.

16. Revue de jurisprudence. Lyon. »Journ. de med. veterin.«, 1885.

17. Peuch: Commentaires generaux sur la loi du 2 aoüt 1884. »Revue veterin.«, 1884, 1885.

18. Diederhoff: Gerichtliche Tierarzneifunde. 1902. 19. Fröhner: Lehrbuch der gerichtlichen Tierheilltunde. 1906. 20. Malkmus: Handbud der gerichtlichen Tierheilkunde. 1906.

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22. Dieckerhoff: Die Gewährleiſtung im Bürgerlichen Geſetzbuche und der Ein: | fluß auf den Viehhandelsverkehr. „Zeitichr. für Veterinärfunde”, 1902.

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25. Anders: Über Gemährmangel bei Schlachttieren. Ebenda. 26. un Die Gewährleiftung im Viehhandel für „alle Fehler“. Ebenda,

27. Rößler: Über ne beim Viehhandel nach dem neuen Bürgerlichen Gefegbuche. Ebenda, 1900.

28. ee 1006. Die Gemwährleiftung beim Viehhandel nach dem Bürgerlichen Geſetz⸗ uche 29. Jahresberichte über die Leiſtungen auf dem Gebiete der Veterinärmedizin. Heraus⸗ gegeben von Ellenberger und Schütz. 1888 bis 1905.

Mitteilungen aus der Armee.

Unvollftändig verheilter Bruch des Unterkieferbeins. Bon Stab3veterinär Kull.

Ein ſchwer druſekranker 81/2 jähriger Fuchswallach hatte an der linken Schläfe eine ziemlich weiche, fauftgroße Gejchwulft, welche weder vermehrt warm noch jchmerzhaft war. Am linken Schläfenmusfel befand fi eine feichte Vertiefung. Dedhaar an den fo veränderten Geſichtsteilen vorhanden und von gejunder Beichaffenheit. Die Bewegung des Unter- fiefer8 beim Kauen war eine normale. Durch Probepunftion konnte feit- geitellt werden, daß die Geſchwulſt feinen flüjfigen bzw. eiterigen Inhalt hatte. Der Befiter hat das Pferd ſelbſt gezogen und behauptet, beitimmt zu willen, daß die fragliche Geſchwulſt bereit3 im vierten Monat nad) der Geburt entitanden ſei. Das Pferd ſei aber ſtets gejund und ein guter Freſſer geweſen.

Patient ſtarb bereits am Tage nach der erſten Unterſuchung. Bei der Sektion fand ſich an der beſchriebenen Geſchwulſt folgendes: Linker

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Schläfenmugfel bedeutend Kleiner als der vechte. Der Kronenfortjaß des linken Unterlieferbeinaftes und ein Stüd des darunter gelegenen vorderen Knochenrandes etwa bis 4 cm oberhalb des Hinterjten Backenzahnes fehlten und waren durch eine wulſtige, derbelaftiiche, faft jehnenartige, fajerige, gelbe Maſſe erjeßt, welche gleichzeitig daS Unterkieferbein mit dem Schläfenmusfel verband. Etwa 6 cm unterhalb des Gelenffortiages befand fich ein das ganze hintere obere Ende des linksſeitigen Unterfiefer- aſtes abtrennender Querbruch; die ungefähr 1 cm außeinanderliegenden, ziemlich geradlinig verlaufenden Bruchenden waren durch ein bandartiges, ftraffe8 und derbe Gewebe etwa von der Beichaffenheit weichen Faſer⸗ knorpels verbunden.

Am linksſeitigen Kiefergelent waren Veränderungen nit nachzu— weijen.

Bruch des Sprungbeinhöcers. Bon Oberveterinär Broelß.

. Brüche der Knochen des Sprunggelent3 gehören, wie es ja auch die Stattitiichen Veterinär-Sanität3-Berichte zeigen, zu den Seltenheiten, doch bat man ſolche nad Möller: „Spezielle Chirurgie” wiederholt und namentlid am Sprung: und Rollbein beobachtet. Nach diefem Autor fommen Frakturen de Sprungbeind durch äußere Gewalten, Hufichläge oder Schlag mit dem Hammer (Roſenkranz) zuſtande. Detroye beob- achtete einen Bruch des Sprungbeind bei einem Pferde, welcher durch Ausgleiten im Stalle entitanden war. Seltener entftehen diefelben nad) Sröhner jpontan durch ſtarke Muskelkontraktionen der Gaſtroknemii.

Im vergangenen Sommer war nun beim Dragoner-Regiment Nr. 6 ein ſolch jeltener Ball zu verzeichnen, der ſowohl in feiner Urjache als audy in jeinem Verlauf Wifjenswertes bot. Das Pferd „Meerweibchen“ der 1. E3fadron wurde während des Negimentsexerzierens bei einem längeren Galopp Hinten links hochgradig lahm und mußte nad) dem Stall zurüd- gebracht werden. Wie der Reiter berichtete, blieb das Pferd mitten im jtarfen Galopp auf dem tiefen Sande des Ererzierplages plötzlich halten und war nicht mehr von der Stelle zu bewegen.

Die Unterjuchung ergab folgendes: Im Stande der Ruhe belajtet da3 Pferd die linfe Hintergliedmaße unter ftarfer Beugeftellung aller Ges lenfe nur wenig mit der Zehe. Zwingt man das Pferd zum Vorwärt3- gehen, jo wird wohl die kranke Gliedmaße mit verfürztem Tritt vorwärts gebracht, Fnictt aber im Moment der Übernahme der Laft zudartig zu= ſammen.

Die Beſichtigung der Gliedmaße läßt an keiner Stelle Schwellung erkennen. Pulſation der Schienbeinarterie iſt nicht vorhanden, desgleichen ſind auch Schmerzen im Hufe nicht auszulöſen. Wird das kranke Bein aufgehoben, ſo fällt die abnorme Beweglichkeit des Unterfußes bei Drehungen im Kronengelenk auf. Die Zehenglieder erſcheinen in ihrer Verbindung vollſtändig gelockert und laſſen ſich mit Leichtigkeit nach allen Richtungen

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bewegen. Poſitives Schmerz läßt ſich troß forgfältigfter Palpation der ganzen Gliedmaße nicht feſtſtellen. Patient wird fofort hochgebunden und erhält abjolute Stallruhe angeordnet. Kurze Zeit darauf wird Patient auffallend unruhig, gerät ſchnell in ſtarken Schweiß und zieht ftändig die kranke Gliedmaße an.

Am nächſten Tage zeigt die ganze Umgebung ded Sprungbeinhöders heiße, jchmerzhafte Schwellung. Umfaßt man den Sprungbeinhöder mit den Zingern von Hinten ber, fo kann man beim letfeiten Drud bochgradige Schmerzhaftigfeit auslöfen. Zwingt man das Pferd beim Umfafjen des Höckers mit den Fingern zum Belaften der Gliedmaße, jo Hört und fühlt man unter den palpierenden Fingern deutliches Krepitationsgeräuſch. Bei der Belaftung. gleitet die Achillesjehne bei „vollftändiger Anſpannung“ zur Seite (nad) innen), um bei der Entlaftung der Gliedmaße wieder zurüdzufchnellen. Bet jeder Bewegung wiederholt ſich das Spiel der Sehne.

Diagnofe: Bruch des Sprungbeinhöders.

Das Entitehen des Bruches läßt ich leicht derart erklären, daß die- jelben Einflüfje, welche eine Zerreißung der Achillesjehne veranlafjen, auch Brühe des Sprungbeing, und bejonders feined Höders, erzeugen können. Beim Galopp, aljo am belafteten Schenkel, wurde das Sprunggelenf ſeitens der Muskeln in forcierte aktive Stredung verjeßt. Die Achillesjehne hielt der gewaltigen Dehnung ftand, übte aber an ihrem Inſertionspunkte, dem _ Sprungbeinhöder, einen ſolchen Zug aus, daß zunächſt eine Fiſſur des Sprungbeinhöders eintrat, die ſich bei der |päter eintretenden großen Un- zuhe des Pferdes zur Fraktur ausbildete.

Obwohl die Prognoſe auf „zweifelhaft bis ungünſtig“ geftellt werden mußte, wurde dod ein Heilungsverjuch gemacht, da es fi um eine ruhige alte Remonte handelte und zumal da die mit dem Zuge der Achillesjehne verbundene Verjchtebung des Bruchſtückes nicht erheblich war und aud) feine Abhebung des Sprungbeinhöders beitand.

Patient wurde jofort in den Hängegurt gebracht, ließ ſich denjelben ſehr gut gefallen und hielt hierbei da3 kranke Hinterbein derart auffallend ruhig, daß von einer weiteren Behandlung ſcharfe Einreibung ab: gejehen wurde. |

Nah 6wöchigem Beitehen der Erkrankung wird Patient aus dem Hängegurt genommen und in eine Boxe gebradht. Im Stande der Ruhe belaftet Patient das linke Hinterbein volljtändig, nur bei Drehungen knickt er in demfelben zufammen. Der Sprungbeinhöder hat eine vollitändige fugelige Sorm von der Größe einer guten Mannedfauft. Die PBalpation der knochenharten Anſchwellung ift aber immer noch ſchmerzhaft.

Nah 3 monatiger Ruhe Hat fi die Lahmheit derart gebejlert, daß eine Wiederherftellung des Patienten zur vollen Dienftbrauchbarkeit mit Sicherheit angenommen werden Tonnte.

Das Pferd kam mit feiner Eskadron am 1. Oktober 1908 nad Mühldaufen i. E. und wurde fo der weiteren Beobachtung entzogen.

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Nah mündlicher Mitteilung aber iſt nun nach Gmonatiger Ruhe Das Pferd volljtändig geheilt und dienſtfähig, obwohl die knochenharte Ver: dickung des Sprungbeinhöderd bejtehen geblieben ift.

Bruch der Sprunggelenfstuochen. Bon Oberftabsveterinär Franz Kraufe.

Beim Hindernisrennen ftürzte ein Vollbluthengft beim Sprung über einen breiten Graben und fiel auf die linke Seite in den Graben. Nachdem das Pferd mit Unterftügung wieder auf die Beine gelommen war, zeigte ed fih auf dem linken Hinterfuß hochgradig lahm.

Die nähere Unterfuhung an Ort und Stelle ergab deutliche Schmerz- haftigfeit in der unteren Partie des Sprunggelenks, namentlich an der äußeren Seite; auch fonnte man bei Beugungen ded Gelentd ab und zu ein leije knirſchendes Geräuſch feſtſtellen. Es wurde eine innere Verlegung des Sprunggelenks, wahrjcheinlich teilmeijer Bruch einzelner Sprunggelenfs- fnochen, angenommen und auf die erfahrungsgemäß geringe Ausficht auf Hetlung hingewieſen. Da dem Befiter jedoch viel an der Erhaltung des wertvollen Pferdes gelegen war, jollte ein Verfuch der Heilung gemadt werden.

Das Pferd konnte ohne große Mühe nach dem nahe gelegenen Renn⸗ tal geführt werden, wo ed alsbald in den Hängegurt gebracht wurde. Nachdem die heftigen Entzündungsericheinungen durch Eisumfchläge mög- lift gemildert waren, wurde nad) etwa 8 Tagen eine jcharfe Einreibung appliziert. Nach abermals 8 Tagen belaftete das Pferd den Fuß ganz leidlich, die Anjchwellung des Gelenks mar jedoch erheblich.

Genau 4 Wochen nad) dem Unglüdsfall erkrankte das Pferd während der Nacht an heftiger Kolik und verendete.

Die Sektion des Sprunggelent3 beftätigte die ausgefprochene Ber- mutung, e3 lag Bruch der Heinen Knochen des Sprunggelent3 an der äußeren Seite vor. Der Befund war folgender: Von dem großen Ihiff- fürmigen Bein war da3 äußere Drittel ziemlich geradlinig abgejprengt und in drei Stüde zerbrochen; von dem äußeren Rand des Keinen jchifförmigen Beined waren vier größere etwa bohnengroße und mehrere Kleine Stückchen abgeiprengt. Ebenſo zeigte das Würfelbein an feiner oberen und unteren äußeren Kante je einen Splitter von Erbjengröße.

Die ganze äußere und zum Teil vordere Sprunggelentflähe war mit ſtarken Blutgerinnfeln und |pedigen Auflagerungen bededt. An den Brud)- flächen war keinerlei Rallusbildung eingetreten. '

Über eine eigenartige Sinochenerfranfung bei einem Pferde. Bon Oberftabsveterinär Levin.

Pferd „Nanu“, eine der ſchönſten oftpreußifchen Remonten ihres Jahr: ganges, lahmte im zweiten Jahre ihrer Einftellung mehrfach im geringen

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Grade auf dem linken Vorderfuß. Die Stellung der Beine tft von born und von der Seite gejehen gerade, die Hufe haben die Form regelrechter Borderhufe, der Gang ift regelmäßig, Als Urfache der Lahmheit wurde eine Periojtiti8 an der inneren Seite des Schienbeined, etwa zwei Finger: breit unter der Vorderfußwurzel, feitgejtellt. Bet Drud auf diefe Stelle, zumal bei gebeugtem Zuße, äußerte Patient Schmerzen, während an allen anderen Teilen des Schenkels und auch im Hufe feine Empfindlichkeit nach— gewiejen werden konnte. Die Lahmheit beitand etiva 2 Wochen in gleicher Art fort, während welcher Zeit gefühlt und Prießnitzſche Umschläge gemacht wurden. Bei der jebt nochmals vorgenommenen genauen Unterjuchung fand ich außer den Schmerzen an der inneren Seite des Schienbeind aud) jolde an der äußeren Eeite in derjelben Höhe. An der Innenfläche hatte fi eine flache, bohnengroße Knochenauftreibung ausgebildet. Die beiden Ihmerzhaften Stellen wurden jet mit Sublimatjpirituß 1:6 etwa 8 Tage lang eingerieben. Nachdem die entjtandenen Schorfe abgeheilt waren, war die Lahmheit völlig geſchwunden, es war aber die Auftreibung an der inneren Schienbeinfläche in ihrer Länge wie Dide bedeutend ſtärker ge- worden und auch an der äußeren Seite war eine Kinochenauftreibung ent= Itanden. Das Pferd erhielt nochmals 4 Wochen Ruhe, wurde dann im Schritt bewegt und langſam geritten. Nach kurzer Zeit fing Patient auf dem rechten Vorderfuß an zu lahmen und fonnte als Urjache wieder an der Innenſeite des Echienbeind eine Perioſtitis fejtgeitellt werden und im weiteren Verlaufe auch ſolche an der äußeren Seit. Nachdem hier diejelbe Behandlung wie am linfen Fuße eingeleitet war, jtellten jich der gleiche Ver- lauf und auch die gleichen Veränderungen ein, d. h. Knochenauftreibungen ſowohl innen wie außen. Das Pferd tat nun fait 3 Monate feinen Dienft, alsdann wurde e3 im leichten Wagen gefahren. Lahmheit bejtand zu diejer Zeit nicht mehr, aber die Knochenauftreibungen wuchſen an beiden Schien- beinen innen wie außen weiter. Die kranken Stellen wurden mit einer Bijodatjalbe eingerieben und nad Abheilen der Schorfe mit Jodvaſogen maſſiert. AU diefe Behandlung hinderte aber das Wachstum der Knochen: neubildung nicht, jo daß die Beine ein unförmliches Ausſehen bekamen. Auch Brennen mit Strihen und dem Stift hielten das Wachjen nicht zurüd, jo daß der Umfang der Schienbeine 32 bzw. 33 cm erreicht Hatte, und zwar im Laufe eines Zahres. Wenn auch die Lahmheit nicht wieder- fehrte, fo muß doch das Laufen im Wagen da8 Tier jehr ermüdet haben, denn e3 legte fich nach jeder Fahrt fofort nieder und ftand nur zum Freſſen auf. ALS das Regiment fi) auf dem Marjche zur Senne befand, wurde Patient erneut fo lahm, daß er nur mühſam, an der Hand geführt, da Lager erreichen fonnte. Hier lag das Pſerd faft andauernd und wurde na 10 Tagen mit der Bahn in die Garniſon zurücdgejchidt und, da eine Beljerung ausgeſchloſſen, ausrangiert. |

Sn meiner 26 jährigen tierärztlichen Tätigkeit hatte ich jehr oft Gelegenheit, an Perioſtitis erkrankte Pferde zu behandeln, jah aber einen derartigen Ausgang nie; auch in der mir zur Verfügung ftehenden Literatur Habe ich ähnliches nicht gelefen. Merkwürdig war bei dieſem Verlaufe, daß die Schmerzen, welde man durch Drud auf die entarteten

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Knochen ausübte, nur jehr gering oder gar nicht vorhanden waren, daß aber das Pferd im Gebraud dennoch jehr jchnell ermüdete und die Neu— bildung von Knochenmaſſe nicht aufhörte.

Leider war e8 mir nicht möglich, das Tier nach dem Verkaufe weiter zu beobachten oder die Knochen nad) dem eventuellen Schlachten genauer zu unterjuchen.

Tödliche Kolifen infolge von Schimmelpilzvergiftung. Bon Oberveterinär Had.

An einem Morgen gegen 5 Uhr wurde ih zu einem Fuhrherrn in um gerufen: die Hälfte feiner Pferde jet plößlih an Kolik er- ‚Trantt.

Sm Stalle angelommen, finde ih: Zwei Pferde zeigen Erjcheinungen einer heftigen Kolik, acht andere Pferde ftehen teilnahmslos mit teilweiſe gejenkten Köpfen in ihren Ständen, während noch drei andere einen etwas munteren Eindruck machen, jedoch nad) dem Vorbericht ebenfo mie Die obigen nicht da8 Morgenfutter genommen hätten. Die übrigen: Pferde

hatten gefreſſen.

Die Unterfuchung der beiden eritgenannten Pferde ergab: Stierer Blid, Ihmusigrote Konjunktiven, teilmelje kalter Schweiß an ten Flanken, Vorder⸗ bruft und Ohren; Darmperiftaltit gludjend, namentlich rechts; Puls draht- fürmig, 90- bis 98 mal, Atmung 30 mal in der Minute zählbar, Temperatur 40,8 bzw. 41,5°. SKotentleerung war mehrfach eingetreten und war beim legten Abgang breiig und übelriechend geweſen; Harnabſatz war mehrfach bemerft worden. Das eine Pferd tft erheblich unruhiger und ftößt häufig mit dem Kopfe gegen die Wand. Unterfuchhung per anum ergibt nur mit wenig Gajen angefüllte Darmjchlingen; die am Arme hängengebliebenen Kotrefte waren ſtark übelriechend. Ach verordnete Leinſamenaufkochung + Ol. Rieini + Kalomel und gab felbft jofort beiden je eine halbe Flaſche Rum mit ftarlem Kaffee als Einguß. Den Hinterleib ließ ich mit Kampferſpiritus einreiben und feuchtwarm einwideln.

Bei den anderen elf Pferden war der Puls zwilchen 40 und 50, die Atmung zwiſchen 14 und 18, die Schleimhäute waren geringgradig höher gerötet. Verordnung: Häufiges Tränken, im Wafjer Sal. Carol. fact., Prießnitz- Umſchlag um ten Leib. |

Ich ſprach die Vermutung einer Vergiftung aus.

Bet Befichtigung der großen Zutterkifte jah ich, daß diefelbe leer war; auf mein Befragen, ob diejelbe am heutigen Morgen geleert ſei, wurde mir der Beſcheid, diefelbe ſei am geftrigen Abend bereitö leer gefüttert; Heute Morgen jet aus den Säcken direkt gefüttert, der Mais käme erft am heutigen Morgen und diefer würde dann mit dem Hafer und Häckſel gemeinjam angemengt und dann in die Kiſte gejchütte. Bet näherer Belichtigung der Kiſte jah man in derjelben noch einen geringen Bodenfaß, beftehend haupt- ſächlich aus Staub, Häckſel, wenigen Haferkörnern, geſchrotenem Maid und einigen kleineren Sämereien: Wien, Kornrade, Senf; der Geruch war

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ein ſtark muffig-fhimmeliger. An der einen unteren Kante war die Yutter- filte angefault, wohl infolge eine8 daneben mündenden Siels; die Umgebung diefer Stelle war teilmeije mit Schimmelpilzen bededt. Das am Abend verfütterte Heu war gut eingekommenes Kulturheu.

Nach langem Hin= und Herreden gab der etwas Kleine Yuttermeifter an, er babe geftern abend nicht jelbit gefüttert feit langer Zeit zum eriten Male —, jondern ein großer Kutjcher jet fein Stellvertreter gemwejen. Diefer erklärte, er habe den Inhalt der Kiſte das Futter ſei fertig an- gemengt gewejen am Abend volljtändig verfüttert. Ach ließ nun den alten Futtermeiſter zeigen, wie weit derjelbe mit dem Futtermaß in die Kite hineinreichen könne, worauf ſich Heraugjtellte, daß derjelbe nicht big zum Boden herunterreichen konnte, und der Dann erflärte dann auch, e3 jet immer ein Reit in der Kiſte übrig geblieben; zum lebten Male hätte er die Kiſte bei ihrem Transport in diejen Stall, der vor etwa einem halben Sabre jtattgefunden habe, gereinigt. Da nun der ftellvertretende Buttermeilter die Kiſte leer gefüttert Hatte, jo war aljo der in dieſer Zeit angefammelte Bodenfaß am gejtrigen Abend den Pferden eingefchüttet worden ; wegen der im Stalle herrſchenden Dunkelheit hatte der Mann die fchlechte Beſchaffenheit nicht bemerkt. Tatjächlich Hatten nun auch die nebeneinander frank daftehenden Pferde dieſen Bodenjag erhalten, und zwar die beiden ſchwerkranken Pferde noch eine Ertragabe, weil diejelben die Pferde des Stellvertreter waren.

As ih am Mittage wieder in den Stall kam, waren die beiden ſchwerkranken Pferde bereit3 verendet, da8 eine um 10, daß andere um 11!/a Uhr. Die übrigen erkrankten Pferde zeigten ein mehr munteres Ausfehen. Der Puls war bei allen ruhiger, und mehrere nahmen etwas Heu zu ih. Am folgenden Tage fraßen die Pferde wieder.

Die Sektion ergab bei beiden Pferden: Strich und punktförmige Rötungen in der Magendarmichleimhaut, die Beyerichen Plaque durchweg geihwollen; trübe Schwellung der Leber, ded Herzens und der Nieren; Schwellung und ſtarke Durchfeuhtung der Lymphdrüſen. Das Gehirn feucht und blutreich.

Meine Diagnofe lautete: Vergiftung, wahrſcheinlich durch Schimmel⸗ pilze, die fih am Grunde der Futterkiſte angejiedelt hatten.

Eine genauere Unterſuchung des Futterreftes konnte nicht ausgeführt werden, da inzwiſchen die Kite gründlich rein gemacht war.

Auch gab ich eventuell dem geichrotenen Mais die Schuld, denn e3 waren troß der ſonſt guten Stallpflege viele Kolitfälle im Laufe der Jahre vorgefommen, die ich faft durchweg auf dad Maidfüttern gejchoben hatte. Wegen jeiner Billigfeit war der Mais jedoch immer wieder als Yutter in Anwendung gelommen.

Auf mein Anraten wurde jet in diefem Beitande und bald noch in verichtedenen anderen die Futtermiſchung des Sraftfutterd auf dem über dem Stalle fic befindlichen Bodenraume vorgenommen und dann daS Ge— milch in einen großen trichterförmigen Behälter getan, der nad) unten zum

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Stalle hinunter in einen engen, vieredigen Schacht außlief.*) Am unteren Ende befanden ſich in einem gewiſſen Abftande zwei Querjchotten, Die nach Bedarf eine gewijje Menge Zutter in diefem alle etwa 4 Liter zwiſchen ſich aufnahmen und durchließen.

Krichter

2 ZZ) (22er

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Die Einrichtung gefiel und bewährte fich jehr gut. Kolikerkrankungen famen, nachdem allerdings Maid abgejchafft und dafür Exbfen eingeftellt waren, nur nod) jelten vor.

Eine Eolifähnliche Erfranfung beim Pferde, verurfacht durch einen Fremdkörper in der Maulhöhle. Bon Stabsveterinär Kröning.

In letzter Zeit wird bei ftatiftiichen Zufammenftellungen gerade bei Kolitfällen von den meilten Berichteritattern hervorgehoben, daß auf Die präziſeſte Unterſuchung der Einzelfälle durch manuelle Unterfuhung des Maſtdarmes jowie der Leiitenringe bei Wallachen das größte Gewicht zu legen, und daß erſt nad) Ausführung dieſer AnEenungEN eine genaue Diagnofe ficherzuftellen ift.

Wie unendlich wichtig eine eingehende genaue Unterſuchung der unter den Erjcheinungen der Kolik, des Bauchſchmerzes erkrankten Pferde in Wirklichkeit für den ſtark beichäftigten PBraftifer ift, für den Zeit Geld bedeutet, beweift ein eigenartiger Fall, welcher mir in der Praxis begegnete und welcher mich veranlagt hat, jeitdem ſtets auch die Maulhöhle des Pferdes einer Unterfuchung zu unterziehen.

*) Die befchriebene Vorrichtung tft zuerft von Hochwächter, fodann vom Grafen Wrangel empfohlen.

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Diefen Fall will ich kurz befchreiben.

Bor ungefähr 2'/a Zahren wurde ich eines Tages durch einen bäuer- lihen Landwirt zu einem erkrankten Pferde gerufen, welches nach Anficht des Beligerd an Kolik erkrankt jet.

Ich fand einen Yjährigen, galizijchen Schimmelwallach von 1,54 m Größe dor, welcher nach der Anamneje fchon ſeit 5 Jahren in Händen de3 jebigen Belißerd, noch niemald in den 5 Jahren krank gewejen und immer ein guter Yutterverwerter gewejen il. Am Morgen des betreffenden Tages ſoll das Pferd noch jein ganzes Futter mit regem Appetit verzehrt haben, dann habe der Beſitzer mit drei Pferden feinen Acer bearbeitet, wobei da8 Pferd immer ruhig feine Arbeit verrichtet Habe. Mittags in den Stall gebracht, habe das Pferd weder Futter noch Getränt aufgenommen, jondern habe traurig dageftanden und mit den Vorderfüßen geſcharrt. Kot: entleerungen ſeien beim Adern mehrmals erfolgt, von Mittag an nicht mehr.

Befund: Pferd ſteht mit gejenkter Kopfhaltung, zeigt ängitlichen Blick, ſcharrt mit den Vorderbeinen, fieht ſich um, verlagt Futter und Getränk, Kotentleerungen find filtiert, Harnabſatz nicht beobachtet, Darm- geräufche beiderjeitS unterdrüdt. Das Pferd tritt willig auf Anrufen herum, zeigt hierbei freie Beweglichkeit. Die Augenbindehäute find roſa— rot gefärbt; aus dem rechten Maulwinkel fließt zäher Speichel langſam ab. Das Pferd zeigt fich bei Unterfuhung des Kopfes etwas iheu, es verjucht auszumeicdyen. Der Puls iſt Fräftig, regelmäßig und gleichmäßig 42 mal in der. Minute zählbar; Herzitoß linkerſeits fühlbar, beide Herz- töne laut und rein. Die Zahl der Atemzüge beträgt 12 in der Minute; die Atmung geichteht ruhig, ohne Anftrengung. Die Auskultation und Perkuſſion der Bruftwandungen ergeben feinen abnormen Befund; frei- williger Huften wird nicht beobachtet, künſtlicher Huften wird nicht aus— gelöit, weil fi dad Pferd dem Drud der Hand auf den Kehlfopf durch) Steigen entzieht. Die innere Körpertemperatur beträgt 38,3° C. Die reftale Unterfuchung ſowie die Unterfuchung der Leiftenringe ergeben Teinen krankhaften Befund.

Während der ganzen Zeit der Unterfuchung machte da8 Pferd auf: fallenderweije feine Bewegungen mit dem Unterkiefer oder mit den Lippen und Baden. Dieje auffallende Ruhe am Anfangsteil des Verdauungs⸗ traftus, verbunden mit dem Speichelfluß, veranlaßte mich, die Maulhöhle genau zu unterjuchen. Hierbei verjuchte das Pferd wiederum außzumeichen. Mit Mühe gelang es mir, die geſchloſſenen BZahnreihen auseinanderzu= bringen. Schneidezähne und Zungenſpitze find in Ordnung. Beim weiteren Bordringen mit der Hand ftieß ich auf einen mit Stacheln bejegten Holz tetl, welcher feſt eingefeilt zwijchen: den oberen Badzähnen am Gaumen baftete, mehrere Stacheln hatten fich in den Körper der Zunge eingedrüdt. Mittel3 Kornzange fonnte der Fremdkörper aus der Maulhöhle entfernt werden.

Die genaue Betrachtung des Fremdlörpers Iteß erkennen, daß es ein Stüf Schwarzdorn, Prunus spinosa, war.

Die Frage, wie diefer Dornzweig in dad Maul ded Pferdes ge— langte, wurde nunmehr überrajchend gelöft. Der Beſitzer erinnerte fich,

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während der Frühftüdszeit auf dem Felde an einer Dornhede Halt ge= macht und beobachtet zu haben, daß der Schimmel von der Dornhede gefrefjen Habe.

Borltegender Fall konnte differential-diagnoitifch verwechſelt werben mit Kolit, Bauchfellentzündung, Bruftfellentzündung, Krampf der Klaus mu3fulatur.

Wie unendlid) peinlich wäre die Lage des Unterjuchenden und Be⸗ handelnden geworden, wäre felbiger mit dem Eingeben einer Pille oder eined Eingufjes eilfertig bei der Hand geweſen und hätte Hierbei erſt und in Gegenwart des Befigerd den Fremdlörper als die Krankheitsurſache entdedt.

Fremdkörper in der Maulhöhle des Pferdes, noch dazu durch Selbit- aufnahme, find außerordentlich jelten, während bei Rindern, Hunden und Katzen oftmal3 dergleichen beobachtet werden. Seit Behandlung diejes Falles unterſuche ich bei kolikähnlichen Krankheitserſcheinungen ftet3 die Maulhöhle.

Referate.

Chriſtiani: Die Atiologie der ſporadiſchen und epidemiſchen Zere⸗ broſpinalmeningitis des Pferdes. (Veit einer Tafel und zwei Text⸗ figuren.) „Archiv für wiſſenſchaftliche und praftiiche Tierheilkunde“, Heft 3. |

Gewiſſe Wahrnehmungen bei jehr zahlreichen Sektionen akut gehirn- franler Pferde im Verein mit der Feftitellung gewiſſer Diplokokken als

Erreger der epidemiſchen Geniditarre de8 Menſchen und bzw. der ſo—

genannten Bornaſchen Krankheit der Pferde veranlaßten Geh. Re—

gterungsrat Prof. Dr. Shüß jhon vor Sahren, die Berebrofpinalflüffig- feit an jporadifcher akuter Meningitis geftorbener Pferde möglichjt oft bafteriologiih zu unterfuhen. Er fand dabei in weitaus den meilten

Fällen Diplokokken von ganz ähnlichem morphologiihen und Fulturellen

Verhalten mie diejenigen der epidemtichen Geniditarre des Menſchen

(Diplococcus intracellularis meningitidis Weichselbaum) und der

Bornaſchen Krankheit der Pferde (Diplococcus intracellularis equi

Johne). Kontrollunterfuhungen der Schävdelhöhlenflülligfeit von an

hirurgijchen Leiden oder an anders gearteten inneren Krankheiten ge=

ftorbener Pferde vermochten in feinem Falle das Vorhandenſein ſolcher

Diplokokken zu ermeifen.. Auf Anregung von Geh. Regterungsrat

Prof. Dr. Schütz fette Ch. im Pathologiichen Inſtitut der Tierärztlichen

Hochſchule zu Berlin die einjchlägigen Unterjuchungen länger al® zwei

Sahre hindurch fort, um die Eigentümlichleiten und die Bedeutung der

beim ſporadiſchen akuten Hydrozephalus der Pferde etwa gefundenen

Diplofoffen ſoweit al8 möglich Harzuftellen, namentlich legtere mit den

Erregern der epidemilchen ©enidjtarre des Menjchen ſowie der Bornajchen

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Krankheit der Pferde zu vergleichen. In der Tat gelang es bei 17 zur Unterſuchung gelommenen und näher beichriebenen Fällen regelmäßig, Diplokokken nachzuweiſen und vielfach auch weiterzuzüchten, die ſich ſowohl untereinander als auch mit dem Diplococcus intracellularis Weichselb. durchaus gleich verhielten. Niemald wurden ſolche Diplokokken angetroffen in der Zerebrojpinalflüjfigleit von Pferden, welche infolge anderer Leiden geftorben oder getötet waren. Einmal fanden fie fi in der Hirnfammer- jlüffigfeit einer Ziege, welche an akuter Hirnhaut- und Hirnentzündung eingegangen war. Durch die Güte ded Herrn Prof. Dr. v. Lingels- heim gelangte Ch. zweimal in den Beſitz friicher Kulturen des Erreger der epidemijchen menschlichen Geniditarre, konnte ihn längere Beit hindusch fortzüchten und Hatte jo zu vergleichenden Beobachtungen Gelegenheit. Beide Diplokokkenarten find in gleihhohem Maße Gramesnegativ und leiht mit den gebräuchlichen Anilinfarben zu färben. Kurzdauernde Be: handlung mit wäfjerigen Löfungen von Metbylenblau oder Gentianaviolett idien die beiten Bilder zu gewähren. Ein 14jähriger Wallach erhielt wiederholt intravendje Einfprigungen einer Aufſchwemmung vom Pferde ftammender Diplokokken in phyſiologiſcher Kochialzlöfung, ferner mehrere Kulturen derjelben in Mehlwafjer fuspendiert al3 Einguß ohne anders al3 durch bald vorübergehended mäßiges Fieber zu reagieren. Bahlreiche Heine Verjuchättere, wie Tauben, Mäuſe, Meerichweinchen und Kaninchen, blieben auf verichiedenartige Einverleibung von Diplokokken von beiderlei Proventenz teils völlig gelund, teil ftarben fie, und es ließen fich bei der Obduktion die befannten Erjcheinungen aller Infektionslrankheiten, meiſtens aber auch die Diplofolfen in Körperflüffigkeiten und Leufochten, hin und wieder jogar in der Berebrojpinalflüjfigfeit nachweilen. Wenn auch die bejchriebenen, nicht jehr zahlreichen Verjuche der Wiederholung und Er- weiterung bedürfen, ehe fich bindende Schlüffe daraus ableiten laſſen, jo machen fie es doch wahrfcheinlich, daß der bei der Zerebroſpinalmeningitis des Pferdes gefundene Diplofoffus ein Erreger diejes Leidens iſt. Aller- dings fehlt zum vollen Beweiſe feiner ätiologijhen Bedeutung namentlich die fünftlihe Erzeugung des genannten Leidens durch Übertragung von Neinkulturen auf gejunde Pferde, doch laſſen die jpäter beiprochenen ftatiftifchen Unterfudhungen darauf jchließen, daß die fpezifiiche Erkrankung der Pferde von mancherlet jchiwer zu erjüllenden Bedingungen abhängt. Für die pathogene Bedeutung der Diplokokken jpricht jedenfalls die Tat- jache, daß dieſelben fich nicht nur in ganz friſchen, noch nicht erfalteten Kadavern fanden, fondern vereinzelt auch innerhalb des Zelleibes von Leufocyten. Nicht zu unterjchäßen dürfte ferner bei der Beurteilung des bei der |poradijchen akuten Zerebrojpinalmeningitis des Pferdes gefundenen Diplokokkus der Umſtand fein, daß er fi) weder im mikroſkopiſchen Bilde noch jonjt irgendwie erheblich unterjcheidet von dem Diplococcus in- tracellularis meningitidis Weichselb. Unter ähnlichen Verhältniſſen wurde bDiejer bereit3 als Urheber der menjchlichen Genidjtarre unan— gefochten betrachtet, ehe Impfverſuche an Affen ein pofitives Reſultat er- geben hatten, und feine Kulturen fanden frühzeitig zur Erzielung eines

Serumd für diagnoſtiſche, neuerdings aud) für therapeutifche Zwecke mit

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gutem Erfolge Anwendung. Endlich entiprechen die Organveränderungen bei der jporadiichen akuten Zerebrofpinalmeningitiß der Pferde im weſent⸗ lichen denjenigen bei der Geniditarre de Menjchen. So findet fi die nah Radmann bei Geniditarreleichen oft anzutreffende blutige Entzündung der Verdauungsſchleimhaut mit augenfälliger Beteiligung ihres Iymphatifchen Apparate ſehr Häufig auch bei der akuten BerebrojpinalmeningitiS der Pferde und würde wohl nodı häufiger durch die Sektion nachgemiefen, wenn auf dielen Punkt bejondere Aufmerkſamkeit gerichtet würde. Ein durch gütige Erlaubnis des Heren Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Shüß ermöglichtes eingehende® Studium aller im pathologtichen Inſtitut der Tierärztlichen Hocdjchule in Berlin aufbewahrten und vom Jahre 1847 ab Datierenden bezüglichen Sektionsbefunde hat wenigſtens ergeben, daß mehr oder weniger ausgebildete blutige Entzündung der Verdauungsjchleimhaut und Mitaffeltion des Iymphatijchen Apparate derjelben zu den häufigen Komplikationen der ſporadiſchen akuten Zerebrojpinalmeningitis des Pferdes gehört. Viele Forſcher jeden mit Jäger, vd. Lingelsheim, Weſten— hoeffer u. a. die Rachenjchleimhaut und den hinteren Teil der Naſe als den Primärfig der Genidjtarre-nfeltion an, während Radmann die Verdauungsſchleimhaut für die Eingangspforte derjelben hält. Da iſt e8 num von Intereſſe, daß die |poradifche akute Hirnhautentzündung der Pferde notoriſch ſich häufig anſchließt an akute Katarrhe der Rachenſchleimhaut ſowie an gaſtriſche Zuſtände, eine Tatſache, die ſchon den alten Tierärzten bekannt war und bis in die neueſte Zeit gelegentlich wieder betont worden iſt. Eine Übertragung der Infektion durch virulentes katarrhaliſches Sekret, wie ſolche für die menſchliche Genickſtarre als ſicher anzunehmen iſt, etwa durch Pruſten oder Huſten, wurde dagegen bei Pferden noch nie beobachtet.

Lebende Kulturen des Diplokokkus der Bornaſchen Krankheit für die Biwede vergleichender Prüfung zu erlangen, war Ch. leider nicht möglich. Indeſſen reichen die über dieſes Bakterium bereit3 vorliegenden Berichte wohl aus zu dem Schluſſe, daß dasjelbe in bezug auf Geitalt und Färb- barkeit, Hinfichtlih feiner Wachstumsverhältniſſe auf den verjchiedenen fünftlichen Nährböden ſowie auch Hinfichtlich jeiner Impfwirkung auf Die gebräuchlichen Laboratoriumdtiere fi ebenſo verhält mie bie beiden anderen in Rede jtehenden Diplokokken. Aus den in diefem Punkte über- einjtimmenden Berichten der Forſcher und praktiſchen Tierärzte läßt fich entnehmen, daß die Bornafche Krankheit von der fporadilchen afuten Zerebrojpinalmeningiti3 der Pferde auch pathologiſch-anatomiſch nicht wejentlich verichieden tft, und daß ald Einbruchspforte ihre Erregerd all: gemein der Verdauungslanal angejehen wird. Fambach äußert geradezu die Meinung, daß die vereinzelt auftretende Meningitis subacuta der Pferde, gewöhnlich Gehirnentzündung genannt, und die Bornaſche Krank— heit nach Urjache und Wefen identijch ſeien. Balteriologifche Unterfuchungen hat er nicht ausgeführt, fondern er ftüßt ſeine Anſicht einerjeit$ auf die Gleichartigkeit der kliniſchen Symptome jowie der pathologiſch-anatomiſchen Veränderungen, anderjeit3 auf epidemiologifche Beobachtungen. In der Tat iſt die Zahl der gemeinſchaftlichen Eigentümlichleiten bei der epidemiſchen

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Genickſtarre des Menjchen, der Bornafchen Krankheit und der ſporadiſchen akuten Zerebrojpinalmeningiti3 der Pferde eine erhebliche und deutet Hin auf Gleichartigfeit der Erreger. Einige Agglutinationdverjuche mit den vom Menjchen bzw. vom Pferde ftammenden Diplokokken ließen allerdings eher auf verjchiedene chemiſche Bujammenjegung ihrer Leibesfubftanz Ichließen, und es tritt Die Geniditarre weder in dem geographiſch ziemlich eng umjchriebenen Seuchengebiet der Bornajchen Krankheit epidemiſch auf, noch Hat fie jemal3 irgend eine Beziehung zur jporadiichen akuten Hirn— entzündung der Pferde erkennen laſſen. Unentjchieden bleibt, ob die drei Diplofolfen nit dennoch nur verſchiedene Typen einer und derſelben Art ſind.

Die bisher allgemein als Gelegenheitsurſachen der ſporadiſchen akuten Zerebroſpinalmeningitis der Pferde angeſehenen Einflüſſe ſind am Schluſſe der Abhandlung ſoweit als möglich an der Hand verläßlicher ſtatiſtiſcher Angaben auf ihre Dignität geprüft, und zwar wurden hierbei nur aus amtlichen Quellen ſtammende Ziffern in Betracht gezogen. Zu einwand⸗ freier Kontrolle eines generellen Anſteigens und Sinkens der Krankheit find diejenigen Zahlen herangezogen und zu graphiſchen Darſtellungen ver⸗ wendet worden, welche die einjchlägige militärtiche Berichterjtattung über die Armeepferde während 23 Jahren vierteljährlich Iieferte, und welche nad) Lage der Sache durch Fehldiagnoſen nicht nennendwert modifiziert fein können. Dieſe Zahlen werden in Vergleich gejtellt zu den im gleichen Beitraum ftattgehabten Armeeverjtärkungen, zu den Vierteljahrmitteln der Lufttemperatur, den Niederjchlagsijummen und der Sonnenſcheindauer während jedes einzelnen PVierteljahred. Die für den territorialen Bereich der preußijchen Armee als gültig angenommenen mittleren meteorologijchen Zahlen wurden berechnet aus authentiſchen Ziffern, welde in den Jahres⸗ berichten ded Königlichen meteorologiihen Snitituted zu Berlin monate: weile für die Städte Königsberg 1. Pr., Breslau, Berlin, Magdeburg, Emden und Trier Gültigfeit haben. Die geographilche Lage der ge- nannten Städte einerfeit3 und anderjeit3 der Umstand, daß diejelben außer Emden ald Garniſonen berittener Truppenteile von direktem Einfluß auf den Pferdefrankenbeitand der Armee find, rechtfertigt die Errechnung einer für die ganze Armee benußten Zahlenjerie aus diejen Faktoren wohl um: jomehr, als gerade die Monate mit extremen Ziffern ſich an allen Be— obachtungsſtationen der Monarchie in gleihem Sinne geltend madıten.

Die Reſultate aller angejtellten Unterfuchungen und Ermägungen lajjen feinen Zweifel, daß die akute ſporadiſche Zerebroipinalmeningiti3 der Pferde eine Infektionskrankheit ift, nicht abhängig, jondern höchſtens in ihrer Entftehung begünjtigt von äußeren Berhältnifien. Aller Wahr: Iheinlichfeitt nad) vermögen die Erreger der primären Meningitiß bei ge- legentlicher Aufnahme dieje Krankheit für ſich allein nicht zu erzeugen, fondern e8 bedarf Hierzu gewiſſer prädisponterender Zuftände de3 Pferde— törperd. Vielleicht genügt bei hinreichender Virulenz ber Erreger ſchon ein Katarrh der Najen- und Rachenſchleimhaut oder des Verdauungs⸗ Tanald. Möglicherweiſe ift e8 aber auch der Erreger jelbit, welcher ſolchen Katarrh als Initialſtadium der Krankheit hervorruft. Leider tft beim

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lebenden Pferde aus anatomiſchen Gründen eine einwandfreie Selret- entnahme zum Zwecke balteriologiicher Unterſuchung kaum möglich.

Aus den ftatljtiichen Angaben darf gefolgert werden, daß der Ent⸗ ftehung von akuter Zerebrojpinalmeningitid der Pferde Vorſchub geleitet wird durch viele jener äußeren Einflüffe, welche man bisher als Ge— legenheitsurſachen dieler Affektion anſprach. Insbeſondere ift daraus zu erjehen, daß der Hydrocephalus acutus zwar im Sommer viel häufiger iſt als im Winter, daß aber zur Erklärung diejer Tatſache nicht ſowohl die abjolute Höhe der Lufttemperatur heranzuziehen iſt al3 vielmehr eine Wärmeltauung im Pferdekörper, wie fie bei erhibender Arbeitsleiſtung im grellen Sonnenſchein am leichteiten zuftande Tfommt. Auf bi8 jet unbe- kannt gebliebene Weile macht Kaftration die Pferde zur Erkrankung an akuter Zerebrojpinalmeningitiß geneigt, dagegen ift das Alter der Tiere ohne jede Bedeutung für deren Geneje. Außergewöhnlicy langer Stall» aufenthalt muß eher al ein Schußmittel gegen aluten Hydrozephalus wie als Veranlafjung zu demjelben angejehen werden. Dem Feuchtigkeits⸗ gehalt der Luft ijt ein die Entitehung der Krankheit fürdernder Einfluß nicht zuzufprechen, noch viel weniger dem jeweiligen Stande de Grund- waſſers. Zieht man beim Vergleich der ſporadiſchen akuten Zerebroſpinal⸗ meningitis mit der Bornajchen Krankheit alle Umjtände und Verhältniſſe in Betracht, welche auf Urjprung und Verlauf der Krankheiten von ofjen- barem Einfluß find und daneben auch den Einifchen Verlauf der Einzel- fälle, den bei Sektionen ſich ergebenden anatomiſchen Befund ſowie endlich die mitgeteilten Refultate bakteriologijcher Unterjuchungen, jo läßt ſich fein ftihhaltiger Grund erkennen für die Annahme, daß die jporadilche akute Berebrojpinalmeningiti8 und die Bornajche Krankheit der Pferde zwei nad) Urſache und Wejen verjchiedene Krankheiten feien. Die Aufflärung der Trage nad) dem Grade der Verwandtſchaft zwilchen den Erregern der akuten Zerebrojpinalmeningitis des Pferdes und der epidemiſchen Genid- ſtarre des Menjchen muß weiterer wifjenjchaftlicher Forſchung vorbehalten bleiben.

Nerfield: Ein Barafit als Urſache eines judenden Sommeransichlages bei Pferden in Indien. „Journ. of Tropical Veter. Science‘‘, Vol. II, 2.

N. beobachtete bei den auſtraliſchen Pferden eines Kavallerie-Regiments in Indien während der heißen Jahreszeit einen ſtark juckenden Hautausſchlag, der vorzugsweiſe an Mähne, Schopf und Schweif, an den Halsſeiten ſowie an der unteren Fläche der Bruſt und des Bauches auftritt. Die auch ſonſt bei auſtraliſchen Pferden dort vorlommende Hautkrankheit wird gewöhnlich als Kärish (Hitzpickel) bezeichnet.

Die Erlranlung beginnt mit der Bildung kleiner Bläschen, die ſich allmählich vergrößern und ſchließlich eine geringe Menge jerdjer Flüſſigkeit austreten laſſen. Dadurch verkleben die Haare und fallen beim Scheuern der Tiere büfchelweife aus, jo daß Heine, mit Schorfen bededte Stellen

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zurüdbleiben. Während nun am Rande diefer Hautitellen die Krankheit ſich weiter ausbreitet, zeigt die Mitte Neigung zur Abheilung. Der Juck— reiz iſt häufig ſo quälend, daß der Futter- und Kräftezuſtand der Pferde erheblich zurückgeht. Verfaſſer iſt nicht imſtande, die Frage zu beantworten, wie die Krankheit in dem Pferdebeſtande eines Regiments entſtehen kann; jedenfalls ſteht feſt, daß friſch importierte auſtraliſche Remonten beim Aus— ſchiffen bereits bis zu einem gewiſſen Grade mit dem Leiden behaftet ſind. Der Ausſchlag verſchwindet übrigens bei Eintritt der kühleren Jahreszeit vollfommen, um im nächſten Jahre wiederzukehren.

Bei der mikroſkopiſchen Unterſuchung fand N. in den Schorfen und Haaren der erkrankten Hautjtellen, reihenweiſe angeordnet, zahlreiche ſporen⸗ ähaliche Körperchen, die ſich beijptelöweije in leßteren in folder Menge vor- fanden, daß fie die Haarjubftanz fat verdedten. Dieje Gebilde werden durch heiße Kalilauge nicht aufgelöjt, bewahren vielmehr nad) vollftändiger Berftörung der Haarſubſtanz noch ihre dharakteriftiiche reihenmweije Anord- nung und färben ſich gut mit bafifchen Anilinfarben.

Da Verfaſſer bisher feine Gelegenpeit Hatte, Kultur und Übertragunge- verſuche anzuftellen, läßt er einſtweilen die Frage unentjchieden, 09 die be- ſchriebenen Barafiten befondere Einheiten darftellen oder ob fie Zeile eines Pilznetzwerkes find. Auch hält er die Möglichkeit nicht für ausgeſchloſſen, daß e3 fich dabei um eine j:fundäre Infektion elzematöjer Hautftellen handelt. Die Unterfuchungen mußten wegen Eintritt8 der kühleren Jahreszeit vor- läufig eingejtellt werden.

Unter den verjchiedenen Medtlamenten, die dverjucht wurden, erivies fi eine Löjung von Jod in Methylaltohol (1:30) als am wirkjamften für die Behandlung. Die von Schorfen befreiten und gründlich gereinigten Hautjtellen wurden mit diejer Löſung jorgfältig bepinjelt. Dabei war die Wirkung jo auffällig, daß das Juckgefühl fat augenblidlich aufhörte und jelbft jehr widerjpenftige Tiere nach einmaliger Bepinjelung fi die Vor⸗ nahme willig gefallen ließen. Dezelsti.

Unterfuhungen über den Flachhuf und Vollhuf des Pferdes. Snaugural: Difjfertation von Kurt Albert- Chemniß (Sadjen). Mit 14 Abbildungen.

Verfaſſer Hat in einer fehr fleißigen und ausführligen Arbeit um- fafjende Unterjuchungen angeftellt über die Stärke der Hornwand, bie Breite, Dichtigfeit und Anzahl der Hormblätthen an gejunden Hufen und an Flach und Vollhufen ſowie an Übergangsformen, ferner über Breite der Kronenrinne an Hufen verjchiedener Form. Er wendet fi fodann zu den Flach- und Volldufen, von denen er eine ganze Anzahl in der eingehenditen Weiſe unterfucht hat. Beſondere Aufmerkjamfeit hat Ver⸗ fafier auf die Unterfuchung von Hufbeinen von Flach: und Volldufen ver- wendet, von denen aud interejlante Abbildungen vorhanden ſind. Des— gleichen werden die krankhaften Veränderungen der Aufhängeapparate durch Milrophotogramme erläutert.

Zeitſchr. f. Beterinärktunde. 1909 4. Heft. | 22

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Die Arbeit ift in dem Inſtitut für Huffunde an der Königl. Tier ärztl. Hochſchule in Dresden entftanden. Ste ift ſehr beachtenswert und lehrreich. Hoffentlich folgen ihr noch andere dieſer Art!

Oberſtabsveterinär Becker-Tilſit.

Beiträge zur Kenntnis und Bekämpfung der ſüdafrikaniſchen Pferde⸗ fterbe. Snaugural-Difjertation von Oberveterinär Georg Neinede. Sena, Frommannſche Buchdruderei 1909.

Nach eingehender Würdigung der Literatur und einer Anzahl don eigenen Verſuchen kommt Neinede zu dem Schluffe, daß es bis jetzt noch nicht gelungen iſt, ein für die Praxis brauchbares Verfahren der Ammuntfierung von Pferden gegen die Sterbe ausfindig zu machen, und zwar liegt da8 an der außerordentlich wechjelnden Empfindlichkeit der Einhufer dem Virus gegenüber. Dagegen hat fi die Schugimpfung bon Maultieren mit Hilfe einer tombinterten Virud- Serumimpfung bewährt. Troeiter.

Dr. Rahel Hirſch: Innere Sekretion (allgemeine Geſichtspunkte). „Folia serologia“, II. Band, Heft 4 (März 1909).

Man tft, wenigitens in Teutichland, meiſt gewöhnt, den Begriff der inneren Selretion nur für ganz beftimmte Sekretionsformen zu ge- brauchen, und zwar für - Diejenigen der Drüjen ohne Ausführungdgang, wie fie unter der Kollektivbezeihnung „Blutdrüjen“, auch wohl „Blut: gefäßdrüſen“ beichrieben werden. Zu diefen gehören die Schilddrüfe, Die Epithelförperchen, der Gehlrnanhang, die Zirbeldrüfe, die Nebennteren, endlich die Thymusdrüſe. Durch kliniſche Beobachtungen und nachfolgende Sektion wurde die Aufmerkfamfeit auf die Bedeutung der genannten Drgane hingelenkt und ſomit das Verftändnis ihrer phyfiologiichen Funk⸗ tion angebahnt. Da Ausfcheidung nach außen Hin fehlt, jo nimmt man an, daß dieſe Organe ihre Stoffwechjelprodufte oder ſolche Subjtanzen, welche nur ihnen eigen find, direkt in das Blut entjenden, was eben als inneree Selretion bezeichnet wird. Grundlage für die Lehre von der inneren Sekretion bilden die Arbeiten von Bromn-Sequard und Schiff, obwohl Schiff jelbit feine bezüglichen Unterfuchungen nicht in diefem Sinne gedeutet hat. Brown-S equard hat feine Unterſuchungen über innere Sekretion au an Drüjen mit Ausführungdgang an- geitellt, jo z. B. an den Geſchlechtsdrüſen, und zwar leitete ihn hierbei der Gedanke an offenfichtliche wichtige Funktionen während der Pubertätszeit ſowie an Ausfalleriheinungen nah Raftration ujw. Er ftellte u. a. feit, daß durch ſubkutane Snjeltion von Hodenertraft die Muskelkraft gefteigert wird. Im Sinne Bromn-Sequard3 verfteft man unter innerer Sekretion die Produktion von Subftanzen, die nicht auf dem Wege der Sekretion entfernt werden, jondern in das Blut übergehen. Wahrjchein- lich Haben alle Drüfen, ſogar alle Organe die Eigenſchaft, Subſtanzen zu bilden, welche auf dem Blutwege dem Organismus zugeführt werden.

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Das myjteridje Etwas, welches auf diefe Weiſe fezerniert und ins Blut . entjandt mird, bezeichnet man als „Hormon“. Für die Baud- jpeiheldrüje machen e8 die vorliegenden Unterfuchungen plaufibel, daß den jogenannten Zangerhangfchen Inſeln eine wejentlihe Funktion für das Fehlen bzw. da8 Zuſtandekommen des Panfreasdiabetes eigen ift.

Was wir über die Bedeutung der Schilddrüſe wiſſen, verdanken wir in erfter Linie den Elinifchen Beobachtungen über Hyper- und Hypo⸗ funktion derjelben bei Bafedomicher Krankheit bzw. bei Myrödem. Diefe Beobachtungen haben direft zum Studium exrperimentaler Ausfallerjchet- nungen geführt. Daß die Schilddrüfe eine Subftanz fezerntert, welche für den Beitand des Organismus unbedingt erforberlicy ift, illuſtrieren am beiten der Erfolg der Schtlddrüjentherapie bei Myrödem und die Aus— fallericheinungen nad) Strumeltomte, ferner Transplantationdverfuche, wie fie am erfelgreichiten von Payr in die Milz ausgeführt worden find. Für manche Krankheiten der Schilddrüfe wurde vor etwa 15 Sahren die Organtherapie eingeführt, indem man Patienten rohe Schilddrüfen von Tieren eſſen ließ. Die Chinefen kannten derartige Organtherapie Ihon vor 1000 Sahren und auch die alten Griechen gaben bereits Ge- bärenden zur Anregung der Wehentätigfeit pulverifierte Plazenta.

Baumann entdedte in der Scilddrüje ein jodhaltiges Prodult, dad Zodothyrin, und Oswald wies nad, daß dieje jodhaltige Subftanz an einen Eiweißförper gebunden vorkommt. Mean nannte die Verbindung Zbhyreoglobulin. Nah Oswald und den Anhängern der Sekre— tionstheorte wird ZThyreoglobulin ſtändig in die Blutbahn ſezerniert und ift Bedingung für die Erhaltung des Organismus. Blum u. a. ver- treten die Entgiftungstheorie, welche im Thyreoglobulin einen jod» haltigen ungejättigten giftigen Körper erblidt, welcher der Schilddrüfe ſtändig zufließt und dort dur Sättigung mit Jod entgiftet wird. Der Vorgang iſt nah) Blum ein ftreng intraglandulärer und follen dabei die bei Fleiſchnahrung entjtehenden Enterotorine eine weſentliche Rolle jpielen. Der Erfolg der Schilddrüfentherapte bei Myrödem jpricht gegen die Ents giftungstheorie. Ein ausgeſprochener Gegenſatz zwiſchen Sekretionstheorie, und Entgiftungstheorie beſteht nicht, indem das Sekretionsprodukt ſicher der Entgiftung dient und zu dieſem Zweck auf dem Wege der Blutbahn im Körper verbreitet wird. Bei mangelhaſt entwickelter Schilddrüſe wird der Stoffwechſel herabgeſetzt, es entſteht Myxödem. Auffallend iſt die Tatſache, daß geſunde Kinder auf ſehr große Quantitäten Schilddrüſen— ſubſtanz nicht ſo leicht mit Vergiftungserſcheinungen (Diabetes) reagieren wie Erwachſene. Der Hund verhält ſich in dieſer Hinſicht wie das Kind. |

Die in oder an der Schilddrüje liegenden, nur einige Millimeter großen Epithelkörperchen befigen allem Anfcheine nach eine Funktion für fih und erklären das früher nicht zu deutende Phänomen, daß Erftir- pation der Schilddrüje bei Karnivoren und Herbivoren jo verjchtedene Solgen bat. Bei Pflanzenfrefjern liegen nämlid 2 Epithellörperchen relativ entfernt von der Schilddrüſe und ſchützen bei deren Entfernung das Tier vor Tetanie. Menſch und Kate haben an jedem Schilddrüfen-

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lappen ein unteres und ein obere Epithellörperchen. Die einzige jicher- geftellte Bedeutung ter Epithellörperchen iſt die, daß nad Eritirpation fämtliher Epithellörperchen Tetanie eintritt; bei Strumeltomie find fie aljo zu ſchonen. Auffallenderweile wird aber diefe Tetante dur Schild⸗ drüfenzufuhr wieder Eefeitigt, während Pineles mit reinen Epithel- körperchen dieſen Erfolg nicht erreichen konnte.

Nah Biedl ift die Rinde der Nebennieren eine Drüje, welde für die Erhaltung des Lebens unerläßlich fit; fie wirkt wahrfcheinlid, ent: giftend. Als wejentliches, nur der Rinde zukommendes Produft kennen wir da8 Cholin. Die Markſubſtanz gehört zu dem chromaffinen Syitem ; dies find Ballen oder Stränge von Zellen, die aus embryonalen Anlagen der Sympathilus:Ganglien ftammen und fich bet Firierurg mit Chrom- fäure oder Chromjalzlöfungen gelb färben. Sie heißen auch Paraganglien und ftehen mit dem Nervus sympatbicus in gewiſſem Zuſammenhang. Ihr wejentlihed Produkt ıjt eine bfutdruditeigernde Subſtanz, das Adrenalin. Addiſon beſchrieb 1855 den nad ihm benannten Sym- ptomenkomplex. welcher unter Pigmentierung der Haut und Schleimhäute, ſowie unter ftarfer Musfelihwähe zum Tode führt. Einige Monate ſpäter veröffentlichte Bromn-E&quard feine Rejultate über ein- und dDoppeljeitige Nebennierenerfiirpatton bet Hunderten von Verſuchstieren. Das Ergebnid war, daß nach beiderjetiiger Entfernung der Tod inner: bald von 9 Stunden, nad) einfeitiger Operation binnen 28 Stunden ein- trat. Die Ausfalericheinungen beitanden in großer Muskelſchwäche, das Tier wurde paretiſch oder paralytiih, außerdem in Mangel an Freßluft, ichneller Abmagerung, Sinken der Körpertemperatur, gelegentlih in Polyurie ujm. Brown-Séquard erklärte hiernach die Nebennteren für lebenswichtige Organe und verwertete auch diefe Nejultate für feine Lehre von der inneren Sekretion. Nachprüfungen jeiner Verſuche an Ratten hatten nur deshalb negatives Ergebnis, weil bei diejen Tieren Neben: Nebennieren fait zum normolen Beftande gehören. Wie nad Schilddrüfengaber, tritt auch nad) Adrenalin: Einfprigungen Glykoſurie auf. Auf die Beziehungen des Adrenaliyitemd zur Scilddrüje hat Krauß zuerit bingewielen und es wahrjcheinlih gemadt, daß der Morbus Basedowii unter dem Einflufje des Adrenalſyſtems ſteht.

Die Hypophyſe zeigt jchon in ihrem Bau eine gewiſſe Analogie zur Schilddrüje; ob fie vilartierend für dieſe eintreten kann, tft unent- Ihieden. Marte erlannte 1888, daß eine Vergrößerung diejer Drüfe mit Gemwebdentartung zur Alromegalie (d. i. Vergrößerung ber gipfeln- den Punkte des Körpers, der Ertremitätenenden, Naſe, Lippen, des Unterfiefer?, der Zunge ujw.) führt. Nah Schiff fol Fütterung mit Hypophyſenſubſtanz die Ausſcheidung von Phosphorſäure ftark vermehren. Die Eritirpation des Gehirnanhanges ift bei Fleifchfreffern wiederholt ausgeführt worden. Auch hierbei ftarben die Tiere unter Eymptomen von Kachexie und Temperaturabfal. Bei Akromegalie ift oft eine Kom⸗ plikation mit Tiabetes, manchmal eine Steigerung der Verbrennungs- prozefle nachgewieſen. (Fichera will durch zahlreiche Verſuche nach- gewieſen haben, daß der Gehirnanhang bei Laftrierten Individuen .beiderlei

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Geſchlechts etwa noch einmal jo groß wird als bei unverfehrten Tieren. Für Wallacden bzw. Hengite trifft das beftimmt nicht zu. Anmerkung des Referenten.)

Nah Stöhr ift die Thymusdrüfe eher den Speicdheldrüjen als den Lymphdrüſen zu vergleihen. Ausichaltung der Thymus hat wahr- Icheinli” Störungen in der Entwidlung des Knochenſyſtems, fpeziell der Verkalkung, zur Folge, aber nur vorübergehend; ebenjo treten dann Störungen im Hellungsverlauf künſtlich erzeugter Frakturen auf. Die Rallausfcheidung durch den Harn ijt erheblich vermehrt.

Thymusextrakte haben nad) verjchtedenen Forſchern keinerlei ſpezifiſche Wirkungen, weder bei intravenöſer noch bei ſubkutaner Injektion. An— gegeben wird jedoch, daß bei intravenöſer Injektion Blutdruckſenkung und Pulsbeſchleunigung auftrete. Was tatſächlich feſtſteht, iſt, daß beim Menſchen das Organ bis zum 2. Lebensjahre wächſt, dann bis zum 10. Lebensjahre unverändert bleibt und ſpäter allmählich durch Fett— gewebe jubftitutert wird. Ehriftiani.

Amtliche Verordnungen.

Malleünbehandlung rotverdädtiger Pferde. inifterium für Land e ara Inb —— Berlin, den 21. Mai 1909. An ſämtliche Herren Regierungspräſidenten und den Herrn Polizeipräſidenten in Berlin.

Gelegentlich einiger Spezialfälle hat ſich ergeben, daß mit Mallein behandelte Pferde durch Aufweiſung eines hohen Agglutinationswertes und gewiſſer das Komplement ablenkender Subſtanzen rotzverdächtig erſchienen, obwohl fie rotzfrei waren. Um die Sicherheit des Ergebniſſes der Blut⸗ unterſuchung rotzverdächtiger Pferde nicht zu beeinträchtigen, wird deshalb dafür zu forgen fein, daß dieſe vor dem völligen Abſchluß der Blut- unterfuhung nicht mit Malein behandelt werden. Ich erſuche Eure —— ergebenſt, die beamteten Tierärzte Ihres Bezirks mit Hochwohlgeboren entſprechender Anweiſung zu verſehen.

J. A.: gez. Küſter.

Veterinärpolizeiliche Behandlung eigener Pferde von Militärperſonen. ee Berlin, den 19. Mai 1909.

Nah 8 3 Abſ. 1 des Viehleuchengefeed vom 23. Juni 1880 bzm. 1. Mai 1894 bleiben rüdjichtlic) der Pferde und Provianttiere, Die der Milttärverwaltung angehören, die Maßregeln zur Ermittelung und Unter: drüdung von Seuchen, foweit davon nur das Eigentum diejer Verwaltung betroffen wird, den Militärbehörden überlaffen. Innerhalb dieſer Grenzen

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werden auch die im Viehjeuchengejeße den beamteten Tierärzten obliegenden Amtsverrichtungen nicht von den beamteten Ziviltierärzten, fondern von den Milttärveterinären wahrgenommen.

Dieſe Ausnahmevorichrift bezieht fich nicht auf die im Eigentum von Militärperjonen jtehenden Pferde, und zwar auch dann nicht, wenn fie ſich zujammen mit Pferden der Militärverwaltung in Truppenftallungen befinden oder gleichzeitig mit ſolchen Pferden außerhalb von Truppenjtallungen auf Grund des Naturalleiftungsgefeßed untergebracht find. Für diefe eigenen Pierde von Milttärperfonen greift in veterinärpolizeilicder Hinficht die all- gemeine Zujtändigleit ſowohl der ordentlihen Polizeibehörden als auch der beamteten Tierärzte Platz. In der allgemeinen Zuftändigfeit der ordent- lichen Bolizeibehörden ijt eine Änderung auguniten erweiterter Befugniſſe der Militärbehörden über die Vorfchrift in S 3 Abſ. 1 des Viehſeuchen— geſetzes hinaus unzuläſſig. Dagegen fünnen nad) $ 2 Abi. 2 dieſes Ge— jege8 an Stelle der beamteten Tierärzte im Falle ihrer Behinderung oder aus jonjtigen dringenden Gründen andere approbierte Tierärzte zugezogen werden, die alddann innerhalb des ihnen erteilten Auftrages die Amts— berrichtungen der zuftändigen beamteten Tierärzte nad) Maßgabe des Ge- jebe2 wahrzunehmen haben.

Im Hinblid darauf, daß eine einheitliche tierärztliche Begutachtung aller Seuchenfälle und der dagegen zu ergreifenden Maßregeln innerhalb von Truppenjtallungen oder von ſolchen Räumlichkeiten erwünjcht erjcheint, in denen eigene Pferde von Milttärperjonen zufammen mit Dienitpferden auf Grund des Naturalleiftungsgejeged untergebracht find, beftimme ich auf Grund des 8 2 Abi. 3 a. a. DO. Im Einverftändnid mit dem Herren Kriegsminifter folgendes:

Für alle nach dem PViehjeuchengejege den beamteten Tierärzten ob- liegenden Amtöverrichtungen find, ſoweit ed ſich um eigene Pferde von Militärperjonen handelt, die in mit Dienfipferden belegten Truppen- ftallungen untergebradt find, an Stelle der beamteten Biviltierärzte von den Polizeibehörden die zujtändigen Milttärveterinäre zuzuziehen. Nach deren Gutachten haben die Polizeibehörden dem Gejege gemäß das Weitere unter Beachtung der nad) S 3 des Viehfeuchengefeges der Milttärverwal- tung zuftehenden Befugnifje zu veranlafien. Die Beftimmung des zu— ſtändigen Militärveterinärd erfolgt im einzelnen Falle durch den für die Truppenjtallung zuftändigen Regiments: pp. Kommandeur. Die Milttär- perjonen werden angewiejen werden, bei den von ihnen der Polizeibehörde zu eritattenden Anzeigen (vgl. $ 9 Nr. 5 der Seuchenvorfchrift, Anhang 11 zur Militärveterinärordnung vom 28. Juni 1906) die hiernady zur Be- ftimmung des Milttärveterinärd zuftändige Militärbehörde zu bezeichnen. Bon diefer Militärbehörde wird auf Erſuchen der Bolizeibehörde die er- forderliche Zuziehung des Militärveterinärs veranlaßt und hiervon unter Benennung des Militärveterinärs der PVolizetbehörde unverzüglich Nachricht gegeben werden. ©leichzeitig werden die bereits getroffenen Maßnahmen mitgeteilt. Die zugezogenen Militärveterinäre erhalten für die vorbezeich- neten Amt3verrichtungen aus der Staatskaſſe weder Reijeloften und Tage- gelder noch jonjtige Vergütungen.

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Borftehende Vorſchriften finden auf folche eigenen Pferde von Militär- perjonen, die zuſammen mit Pferden der Militärverivaltung außerhalb von Truppenftallungen auf Grund des Naturalleiftungsgefeßes untergebracht find, mit folgenden Maßgaben Anwendung: Der zujtändige Milttärveterinär wird vom Kommandeur des in Betracht kommenden berittenen Truppenteil3 be- ftimmt. Zu allen tierärztlichen Amt3verrichtungen find in diejen Fällen außer den Militärveterinären auch die zuftändigen beamteten Ziviltierärzte nach den hierüber beftehenden allgemeinen Vorjchriften zuzuziehen. Die Vereinbarung des Zeitpunktes für die gemeinfam auszuführenden Amts- verrichtungen hat im unmittelbaren Benehmen zwijchen den beteiligten Milttär- und Zivilveterinären zu erfolgen.

Befteht die gemeinfame Amtsverrichtung in der Obduktion eine ge: fallenen oder getöteten Pferdes, und wird bei der Obduktion überein- jftimmend oder auch nur von einem der beteiligten Zierärzte Rob oder Milzbrand oder der Verdacht einer diefer Seuchen al3 vorliegend an— genommen, jo iſt eine Prüfung des Obduktionsergebniſſes durch das Pathologiih: anatomische Inſtitut der Tierärztlichen Hochichule in Berlin berbeizuführen. Ob hierbei bei Rotz die Einjendung von Kadaverteilen zu erfolgen hat, bleibt weiterer Bejtimmung vorbehalten.

Bet Milzbrand find ſogleich nad) der Zerlegung des Pferdes je zwei Objeltträger mit Blut dünn und mit Milzpulpe did zu bejtreihen. Das Blut iſt aus einer Drofjele oder Ohrvene und die Milzpulpe aus der Mitte der Milz zn entnehmen. Blut und Milzpulpe find auf der Ober- fläche de3 Objektträgers jo auszuftreichen, daß etwa zwei Drittel der Ober: fläche bededt find. Die ausgeftrichene Mafje wird an Ort und Stelle bet Luft oder Zimmertemperatur unter Ausschluß der unmittelbaren Wirkung der Sonnenjtrahlen getrodnet.

Jeder Objektträger iſt alsdann äußerlich zu bezeichnen und in Pergamentpapier einzumideln. Schließlich find alle Objektträger mittels Watte in einem flachen Holzkiftchen jo zu verpaden, daß fie unbeweglich Liegen. Die Holzkäftchen find mit deutlich gejchriebener Adrefje und als „dringendes Paket“ der Bolt zur Beförderung an da3 genannte Inſtitut aufzugeben.

In beiden Fällen ift dem Inſtitut Abjchrift des gemeinfam auf: genommenen Dbduftionsprotofolles zu überfenden. Das Inſtitut wird die beteiligten Tierärzte von dem Prüfungsergebnifje benachrichtigen. Dies Ergebnis tft bei der endgültigen Begutachtung des Falles zu berüdjichtigen.

In allen Fällen, in denen die bei den gemeinjamen Amtöverrichtungen beteiligten Tierärzte über die Begutachtung des Krankheitszuftandes und über die zu ergreifenden Schugmaßregeln einig find, haben die Polizei— behörden ihren weiteren Entſchließungen das übereinftiimmende Gutachten zugrunde zu legen.

Bei Meinungsverfjchtedenheiten ift unbeſchadet der bejtehenden be— ſonderen Vorſchriften für die Feftftellung von Seuchen zum Bmwede der Erlangung von Entjhädigungen aus öffentlichen Mitteln (vgl. $ 21 des Ausführungsgejeges zum Wiehfeuchengefeße vom 12. März 1881, Art. I Nr. 4 der Milzbrandentihädigungsgejeße zum Viehſeuchengeſetze vom 2. Juni 1890 und 22. April 1892 ſowie die dazu erlaſſenen Milzbrandentjchädigung3-

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reglements) ein Obergutachten des zujtändigen Korpsftabsveterinärd einzu— holen und, jofern es übereinftimmend lautet, danach zu verfahren. Bleiben auch zwiſchen dieſen Sachverjtändigen Meinungsverjchiedenheiten bejtehen, jo ift jchleunigft über den Sachverhalt an mich zu berichten.

BIS zur endgültigen Entjcheidung find nötigenfall3 die für den Fall eine8 Seuchenverdachte zugelafjenen und zur Verhütung der Seuchen- verbreitung erforderlich erjcheinenden Maßnahmen vorläufig zu treffen.

Tagesgelchichte.

Korpsftabsveterinär Prof. Frauz Schwarzueder T.

Am 13. Suni d. 8. entichlief nach ſechswöchigem Krankenlager der Königlihe Korpsjtabsveterinär des Gardekorps, Prof. Franz Schwarz- neder. Er wurde am 12. Augujt 1848 zu Angerburg in Oftpreußen geboren und diente vom 23. Dftober 1866 bis zum 1. November 1867

Korpsjtabsveterinär Prof. Franz Schwarznecer +.

beim Dragoner-Regiment Prinz Albrecht von Preußen (Litthauifches) Nr. 1. Dana war er bis zum 31. Juli 1870 Eleve der damaligen Militär- Roßarztichule, Tegte bei Beginn des Krieges fein Staatderamen ab und wurde Unterroßarzt beim Train-Bataillon Nr. 1, mit dem er den Feld-

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zug 1870/71 mitmacdhte. Als Oberroßarzt ftand er beim Ulanen-Regiment Großherzog Friedrich von Baden (Rheiniſches) Nr. 7 in Saarburg (Loth: ringen) fowie beim 1. Großherzogl. Medlenburg. Dragoner-Regiment Nr. 17. In Saarburg fchrieb er feine bekannte Abhandlung über die periodiſche Augenentzündung der Pferde. Von 1883 bi 1887 war er Inſpizient der Milttär-Roßarztihule. Seit dem Jahre 1887 war er Korpsitabs- veterinär des Gardekorps und wifjenichaftliher Konjulent bei der Inſpek— tion de3 Milttär-Veterinärwejend. Wie allezeit früher, Hat er auch in dieſer arbeits- und verantwortungsreihen Doppelftellung fi) die volle Anerlennung und Wertichägung feiner vorgejegten Behörden erworben, was in Verleihung von Orden und Titel feinen Ausdrud fand. Einer ganzen Generation von Militärveterinären tjt er nicht nur Lehrer, jondern auch Freund und Berater geweſen. Seine allgemein anerfannte praftijche Befähigung und Erfahrung ſowie ſeine reichen wiſſenſchaftlichen Kenntniſſe famen den zu ihm in Beziehung tretenden jüngeren‘ Beterinären jederzeit zugute. Dabei fand er immer noch Zeit, dem Wohle feiner zahlreichen, beißgeltebten Familie zu dienen und einem weiten Kreife von Freunden und Kollegen manche Stunde durch heitere Rede und witziges Wort zu verjchönen. Der ungeteilte Schmerz aller deutichen Veterinäre, aller Freunde und Belannten jtellt der ganzen Perjönlichkeit de Heimgegangenen da3 beite Zeugnid aus. Das Gefühl der Bewunderung und des Dankes aber wird den Schmerz um feinen Heimgang überdauern. Er ruhe janft!

H. Köſters.

Die Beerdigung des Korpsſtabsveterinärs Prof. Schwarznecker fand am 16. Juni auf dem Offizierfriedhof in der Linienſtraße ſtatt. An der Trauerfeier nahmen teil Seine Exzellenz der Oberſtkommandierende in den Marken und Gouverneur von Berlin, General der Infanterie v. Keſſel, Seine Exzellenz der klommandierende General des Gardekorps, General der Infanterie v. Qoewenfeld, Generalmajor dv. Eberhardt, Vertreter des Kriegsminiſteriums, viele StabSoffiziere und hohe Beamte, die Profefjoren der Tierärztlihen Hochſchule, die Offiziere und Veterinäre der Veterinärafademie und der Lehrjchmiede, die Studierenden der Militär: Veterinärafademie. Außerdem ‘befanden ficy in der jehr zahlreichen Trauerverſammlung alle dienftfreien Beterinäre der Garnijonen Berlin, Potsdam und Spandau, viele von auswärts herbeigeeilte Zivil- und Milttärtterärzte und die nicht geringe Zahl von Freunden und Belannten der leidtragenden Familie. Der Militärs Oberpfarrer des Gardekorps Goens hielt eine ergreifende Leichenrede. Unteroffiziere des Garde-Küraffier-Regiments trugen den Sarg zu Grabe. Das Trompeterkorps dedjelben Regiments jpielte zu Beginn des Trauergotteödienfted den Choral: „Was Gott tut, das tft wohlgetan“, Ipäter am offenen Grabe das Lied: „Wie fie jo fanft ruhen, alle die Geligen“. Auch dem Fernitehenden mußte die impojante Trauerfeier fund tun, daß die Wirkjamfeit des Entichlafenen über dag Grab hinausreicht und jein Gedächtnis durch manches Jahrzehnt in Ehren lebendig bleiben wird.

Chriftiant.

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Berfamminng Deutſcher Naturforſcher und Arzte in Salzburg.

Wie aus der feinerzeit ergangenen Einladung bereits befannt. ift, wird die diesjährige 81. Verjammlung Deutjcher Naturforjcher und Ärzte in Salzburg, und zwar in der Zeit vom 19. bis 25. September 1909, tagen. Auch diegmal ift, wie in den früheren Jahren, die Aufſtellung einer eigenen Veterinärgruppe vorgeſehen, wiewohl der faſt gleichzeitig ſtattfindende 9. Internationale Tierärztliche Kongreß gewiß viele Kollegen nach dem Haag entführen wird. Mit Rückſicht auf dieſen Umſtand wurde einer von reichsdeutſcher Seite gegebenen Anregung Folge gegeben und der Termin für die Anmeldung von Vorträgen in Salzburg, der ur: Iprüngli) mit Ende Mai firtert war, für die Veterinärgruppe bis Ende Juli hinausgeſchoben. Überdies wird das Komitee alle aufbieten, um den Teilnehmern der Verfammlung den Aufenthalt in Salzburg jo an— genehm als möglich zu machen, und jo fteht zu hoffen, daß die Fülle von Anregungen, die ja jeder Naturforichertag bietet, im Vereine mit den Neizen des diesmal jo glücklich gewählten Verſammlungsortes ftark genug jein werde, um auch für Salzburg recht viele Kollegen zu gewinnen. Eventuelle Vorträge beliebe man bei einem der beiden unterzeichneten Ein- führenden anzumelden.

Dr. Guſtav Gürtner, Heinrich Kuſchee,

Profeſſor an der K. u. K. Tierärztl. Hoch— K. u. K. Landes-Veterinär-Referent, ſchule in Wien IIL./L, Linke Bahngafje 11. Salzburg, K. u. K. Landesregierung.

Verſchiedene Mitteilungen.

Jodipin. Dieſes Mittel, welches in der Praxis vorzügliches leiſtet, hat nur den einen Fehler, daß es zu teuer it. Nach einer Mitteilung im „Zierärztlichen Zentralblatt“ Nr. 15 kann man ich dasſelbe aber be- deutend billiger ſelbſt darftellen, indem man Zod in Äther (1: 3 Löslich) auflöft und Seſamöl zujeßt. Es werden 3.8. 10 g Jod in 30 g Äther gelöft, dann 100 g Sejamöl zugejeßt und gut verjhüttelt. Die Zlafche ftöpfelt man dann nicht zu, damit fi) der Ather verflüchtigen kann. Um das nun gewonnene braunjchiwarze Präparat zu bleichen, ftellt man es an die Sonne; befjer noch bfeicht eleftrifche3 Lit. Das fo ſelbſt erzeugte Sodipin bleibt zwar hellbraun, jol aber dem echten in der Wirkung nicht

nachſtehen.

Zur Wundbehandlung mit Gips. In zwei Nummern der „Deutſchen Mediziniſchen Wochenſchriſt“ (1908 Nr. 52, 1909 Nr. 20) empfiehlt Dr. Buft-Dresden, Wunden, einerlei ob infiziert, infeltiongverdächtig oder ſteril, zunächſt ganz wie bisher mit trodener Gaze und einer Binde zu bededen, aljo ohne etwas in die Wunden zu ftreuen oder zu gießen, und dann außen eine dide Schicht trodenen Gips darauf zu ftreuen, dieſe mit

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Gummipapier zu bedecken und mehrmals am Tage zu erneuern, ohne die Gazeſchicht zu entfernen. Es ſollen hierbei die phyſikaliſchen Eigenſchaften des Gipſes nutzbar gemacht werden.

Zur Behandlung der Otitis externa ſowie der Stuttgarter Hunde feuche empfiehlt Klingner im „Tierärztlichen Zentralblatt“ Nr. 30 1908 das Griserinum novum, welches den Vorzug haben joll, abfolut ungiftig zu fein und raſch rejorbiert zu werden. Daß Griserin A. bat bejonder8 gute Dienjte geleiftet bei Hartnädiger Otitis externa und hrontihen näfjenden Elzemen. Seine Anwendung ijt bier jehr einfach: Nach gründlicher Reinigung wird unvermijchte8 Griserin A. in das Ohr. eingeftreut. Die Mortalitätsziffer der Stuttgarter Hundejeuche will K. auf !/s der gewöhnlichen Höhe herabgeſetzt haben durch Desinfektion der Maulhöhle mit 1 Prozent Griferinwafjer, Nachpudern mit Griserin novum und tägliche innerlihe Gaben von 0,5 g Griserin B. Die gejhwürigen Veränderungen der Maulhöhle heilen ab, auch die fonjtigen Krankheits⸗ . erjcheinungen ſchwinden bald.

„Floria Fliegenöl“ aus der chemiſchen Fabrik von Dr. Nörd- linger in Flördheim am Main empfiehlt Amtstierarzt Schade=-Dredden in Nr. 41 der „Sluftrierten landwirtfchaftlichen Zeitung“ wiederholt und auf Grund eigener Erfahrung gegen Fliegenplage. Mit dem DL wird ein Läppchen durchträntt und damit das Pferd überwiſcht. Das Über- wiſchen iſt täglich vorzunehmen. Geruchsbeläſtigungen im Stall treten dadurch nicht ein, auch ſind die entſtehenden Koſten gering, da das Ol nicht teuer ift und wenig davon verbraucht wird.

Erkrankung einer Ziege durch Yliegenlarven. Bezirkstierarzt Dr. Wirth. in Mahrenberg fand bei einer fieberhaft erkrankten Ziege auf der entzündlich geſchwollenen Scheidenjchleimhaut 35 Maden von Sarcophila magnifica als Gelegenheit3parafiten. Die Maden waren 2 cm lang, '/s cm did und ftedten mit dem Worderteil in der Schleimhaut, während fie mit dem Hinterteil lebhafte Bewegungen ausführten. Entiprehend dem Sitz der Maden erftredte fi) die erjudative Entzündung der Schleimhaut nur 5 bis 7 cm weit in die Scheide hinein. Die Entfernung der Maden mit der Pinzette erforderte Überwindung eine gewiſſen Widerſtandes und verurfachte der Ziege Schmerzen, auch entitanden dabei Kleine Blutungen. Nah Reinigung und Desinfektion der Scheide genad die Ziege bald (Heft 5 der „ſterr. Monatsjchrift für Zierheiltunde“ ).

Behandlung der Pferderäude und Glatzflechte mit Formalinſeife. Bezirks-Obertierarzt Fürthmaier in Briren behandelte Sarfoptesräude wie auch Ölabflechte der Pferde erfolgreich mit einer Formalinſeifenlöſung, die er jelbit in folgender Weile Heritellte: 100 g Sapo viridis werden in 750 g fiedenden Wafjerd gelöjt, die Löſung nah) dem Abkühlen unter Burüdlafjung des Bodenſatzes in eine Literflajche gegofien. Hierauf werden . 100 g 40 Prozent Formaldehyd binzugegeben und da3 ganze mit lau-

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warmem Wafjer auf ein Liter ergänzt. Mit diefem Präparate wurden die Pferde zunächit an den erkrankten Hautpartien, jodann über den ganzen Körper eingebürftet. Bet den Pferden ftellten ſich vorübergehend leichte Unrubeerjcheinungen ein. Das Verfahren wurde in 5 bis 6 Tagen wieder: holt. Schon nad) der eriten Einbürjtung hörte der Juckreiz raſch auf. An den kahlen Stellen trodneten die Borken ein und ſchuppten fich raſch ab, die Haut pigmentterte fich wieder. Bei feinhäutigen Pferden ift die Seifenmenge um 50 g zu vergrößern.

Dei inveterierter Räude nahm F. das Verfahren drei- bis viermal mit 8 bi3 10 Zagen Bwilchenzeit vor.

(Nach „ZTierärztl. Zentralbatt”, Nr. 14.)

Bücherfchau.

Dr. med. vet. Reinhold Schmalg: Atlas der Anatomie der Pferdes. Zweiter Teil: Topographie Myologie. Zeichnungen von Brofejjor Bruno Héroux-Leipzig und Vinzent Umira (7). Holzſchnitte von Guſtav Heuer-Berlin. 39 Tafeln mit 30 Paujen. Preis ge- bunden 30 Marf.

Der joeben erjchienene zweite Teil ded Atla8 der Anatomie des Pferdes iſt offenfichtlich ein Produft jahrelanger mühevoller Arbeit ſowohl des Autors als der ausführenden Künftler. „Tafeln müſſen für fich felbit ſprechen“, jagt Sch. in feiner Vorrede zur 1. Auflage des erſten Teils. Nun, die Tafeln des zweiten Teils erjcheinen in technijcher, namentlich aber in künſtleriſcher Hinficht noch vollendeter als diejenigen vom Skelett des Rumpfes und der Gliedmaßen, und man empfindet bei ihrem genuß- reihen Anblid wirklich) ein Gefühl der Befrtedigung darüber, daß ein ſolches Bildwerk nicht fo Jchnell überholt werden und veralten kann wie andere Bücher. Gewährte der erfte Teil des Atlas mehr dem Studierenden der Tierheilkunde Nuben, jo wird der zweite Teil bald auch für den praktiſchen Beterinär unentbehrli werden, der bisher bei generellen Studien jowie bei der Vorbereitung zu eingreifenden Operationen fich mit anatomischen Handbüchern, im beiten Falle mit Studien am flüchtig Her- geftellten Präparat begnügen mußte. Sicherlich haben humanmedizintiche und zoologiſche Forſcher jeit Jahren einen guten veterinäranatomijchen Atlas Häufig vermißt und fein Fehlen als äußered Zeichen einer gewiljen Rückſtändigkeit der tierärztlichen Wiffenfchaft angeſehen. Sc. Hat ſich aljo auch durch den zweiten Teil feines Atlas in jeder Hinficht ein Verdienſt um die tierärztliche Wiffenichaft erworben. Der im Verhältnis zu den Herſtellungskoſten ſehr billige Preiß von 30 Mark wird zweifellod dazu beitragen, daß die „Zopographiiche Myologie“ bald zum Handgebrauch in allen Dispenfieranftalten der berittenen Zruppenteile zu finden fein wird.

Ehriftiant.

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E. Sudomw: Rentable Pferdezudt. Aktuelle Fragen der Landespferde— zucht. Verlag von Richard Schoeg, Berlin 1909. Preis 1,20 Mari.

Ebenſoſehr getragen von probinzialem und Aallinalem: Patriotismus wie von gründlicher Sachkenntnis und perſönlicher Erfahrung, ſind die Ausführungen des rheiniſchen Tierarztes S. wohl geeignet, das Intereſſe aller Sachverſtändigen für die Pferdezuchtverhältniſſe der preußiſchen Rhein— provinz wachzurufen und rege zu erhalten. Das rheiniſche Kaltblut iſt ihm der Inbegriff eines gut gebauten und leiſtungsfähigen Laſt- und Arbeitspferdes, doch bedarf deſſen Zucht immer noch weſentlicher Ver— beſſerungen ſowie größerer Verbreitung. Suckows Streben geht nun dahin, die Zucht des rheiniſchen Kaltblutes auf die höchſte erreichbare Stufe zu bringen, wobei ihm das Zuchtland Belgien als Vorbild vor- ſchwebt, und dadurch Preußen und Deutjchland Hinfichtlich feines Bedarfs an jchweren Arbeit3pferden unabhängig zu machen vom Ausland, nament- lid von Franfreih und England. Seine genau präzifierten Vorschläge, welche mir im Driginal nacdyzulefen empfehlen, verdienen allfeitige Be- achtung und finden gewiß den Beifall der meilten Tierärzte. Für dieſe liegt der Kernpunft der Suckowſchen Brofhüre in den auf Seite 42ff. verzeichneten und näher begründeten Forderungen, daß einmal zu jeder Körkommiſſion ein Tierarzt als ftimmberechtigtes Mitglied gehören ſolle, ferner daß die Veterinäre eine fortgefeßte Ausbildung im Reiten und aud wohl im Fahren erhalten müfjen. Chriſtiani.

Ein Beitrag zur Lehre der ER bei verfhiedenen Schlacht⸗ methoden. Inaugural-Diſſertation zur Erlangung der Doltorwürde der hohen veterinär=- medizinischen Fakultät der Univerjität Bern, vor- gelegt von Bernhard Hoth, Städt. Tierarzt in Berlin. (Aus dem Balteriolog. Taboratorium des Schlachthofes zu Berlin; Obertierarzt 3. Bongert.) Magdeburg 1908. Drud von Leiftner & Dremfk.

Das Ergebnis der an 176 Rindern, Kälbern, Echafen und Schweinen vorgenommenen Unterfuchungen iſt folgendes: „Ber Ausblutungszuftand bei den einzelnen Schlachtmethoden iſt ein verjchiedener. Bet der Schladt- magfe mit nachfolgender Zerſtörung der Medulla oblongata und vor allem bei dem Erſchießen der Tiere hat Hoth bedeutend weniger Blut erhalten, wie bei den anderen von ihm angeführten Schladhtmethoden. Es bleiben die Schladhtmethoden, bei denen die Medulla nicht zerjtört wird, In hygieniſcher Hinficht immer die beiten, weil die Ausblutung entjchteden eine beſſere iſt.“

Da in der Arbeit u. a. auch die Schlachtmethoden ſowie Angaben über die bisherigen Beſtimmungen der Geſamtblutmenge der Tiere ent- halten find, wird fie den im Schladhthaußbetriebe tätigen Tierarzt beſonders intereſſieren. Amann.

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Perfonalveränderungen.

Charafterverleihungen.

Der perjönliche Rang der Räte 4. Klaſſe: Dem Korpsftabspeterinär Ned, beim Generallommando X VIII. Armeelorps.

Kommandos, Oberveterinär Witte, im Kür. Regt. Nr. 6, zum NRemontedepot Rattenau; Oberveterinär Kraenner, im Drag. Regt. Nr. 13, von dem Kommando zum Nemontedepot Kattenau zurädgetreten; Unter: veterinär Thieme,- im 1. Garde-Drag. Negt., ald Alfiitent zum Hygien. Snititut der Tierärztl. Hochſchule Berlin.

Abgang. Korpsitabsveterinär Prof. Schwarzneder am 13. Juni 1909 ver- ftorben; Oberveterinär Glaſomersky, im 3. Garde-Ulan. Regt., auf jeinen Antrag mit Penfton in den Ruheſtand verjeßt.

Sachen.

Dem Korpsitaböveterinär Walther de8 XIX. (2. König. Sächſ.) Armeelorpd wurde der Rang in Klafje IV, Gruppe 14 der Hofrangordnung verliehen.

Gegenfeitig verjegt wurden die Oberveterinäre Roßberg, bet der Militärabteilung der Zierärztl. Hochichule, und Barthel, im 4. Feldart. Negt. Nr. 48.

Auszeichnungen, Ernennungen uſw.

Berliehen: Der Note Adlerorden 4. Klaſſe: Oberftabäveterinär Schmidt, im 1. Brandenbg. Ulan. Regt. Nr. 3; Oberftabsveterinär a. D. Feuerhack zu Wald»Sieversdorf, Kreis Lebud.

Der Kronenorden 4. Klaſſe: Tierarzt Stelkens in Straelen.

Das Ritterkreuz 1. Nlafje des Sächſiſchen Albrechtsordens: Bezirfs- tierarzt Veterinärrat Dr. Fambach-Glauchau; Bezirkstierarzt Veterinär⸗ rat Kunze: Chemnig; Bezirkstierarzt Veterinärrat Pröger - Auerbach (Bogtl.); Bezirkötierarzt Veterinärrat Nöbert- Annaberg.

Dad Ritterkreuz 2. Klaſſe des Sächſiſchen Albrechtsordens: Tierarzt Kieſſig-Rochlitz; Tierarzt Knorr-Taucha.

Das Sächſiſche Albrechtskreuz: Tierarzt Tamm-Eibenſtock.

Das Ritterkreuz 2. Klaſſe des Württembg. Friedrichſsordens: Ober- amtstierarzt Ehrmann-Schorndorf.

Auszeichnungen: Geh. Medizinalrat, Prof. Dr. Ellenberger, Rektor der Tierärztl. Hochſchule in Dresden, den Titel und Rang als Geheimer Rat; Medizinalrat Röder, Profeſſor an der Tierärztl. Hochſchule in Dresden, den Titel und Rang als Obermedizinalrat; Medizinalrat

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Dr. Baum, Profefjor an der Tierärztl. Hochſchule in Dresden, den Titel und Rang als Obermedizinalrat; Bezirkötierarzt Bucher- Löbau, den Titel und Rang ald Veterinärrat; Bezirkstierarzt Hartenftein=- Döbeln, den Titel und Rang als Veterinärrat; Röber, Geftüt3- Oberroßarzt im königl. Landftallamt in Morigburg, den Titel und Rang ald Veterinär- rat; Hofroßarzt Walther- Weimar, den Titel Beterinärrat; Dr. Mießner, Vorſteher der Abteilung für Tierhygiene am Kailer Wildeml3-Inititut in Bromberg, der Titel Profeſſor verliehen.

Ernaunt: Zum außerordentlihen Profeffor für Tiermedizin an der Univerfität Königsberg i. Br.: Dr. Müller ebenda.

Zum Landesgeſtütsarzt bei der Yandesgeftütöverwaltung in München: Regierungd- und VBetertnärrat Pröls-Regensburg unter Wahrung jeines Titels und Ranges.

Zum Landesinſpektor für Tierzucht: Kreiſtierarzt Dr. Stang: Straßburg (Elſ.) ebenda. |

Zum Afliitenten am Hygien. Inſtitut der Univerfität Marburg: Dr. Sojeph: Hamburg.

Zum 1. Aſſiſtenten des Tierphyſiolog. Inſtituts der Landwirtichaftl. Alademie Bonn: Grefjel ebenda.

Zum Rreistierarzt: Dobrick- Darkehmen in Witlomo (komm.); NRuppert-Adelnau (defin.).

Zum Bezirkötierarzt: Krempl-Rojenheim in Garmiſch; Ruder: Höchſtädt in Kötzting.

Zum Oberamtstierarzt: Dr. Denzler-Ulm (defin.).

Zum Schlachthofdirektor: Viehweger-Kreuzburg ebenda.

Zum Scladhthoftierarzt: Dr. Janßen-Krotoſchin in Kobylin.

Zum Scladthofaffiltenztierarzt: Oberveterinär a. D. Dr. Junad- Berlin in Kottbu2.

Zum Bolizeitierarzt: Kreuzburg-Kottbus in Hamburg.

Zum Orenztierarztaffiftenten: Dr. Foth-Friedenau in Eydtluhnen.

Zum Neglerungdtierarzt: Trautmann: Hoyer in Daresjalam (Deutſch⸗Oſtafrika).

Zum int. ſtädt. Bezirkstierarzt und Schlachthofverwalter: Seiderer- MWafjerburg in Roſenheim.

Berfett, verzogen: Die Bezirkstierärzte: Kugler-Kötzting nad Altötting; Schwaimatr- Hakfurt nach Landsberg (Le); Beftle-Sont- hofen nah Neuburg; Gebhard-Grafenau nad) Haßfurt.

Diftriftstierarzt Mayr-Rofenfeld al3 folder nach Welden.

Approbiert: In Berlin: Rendztorra-Raftenburg; Maliszewski— Löbau; v. Müller- Thale; Rehſe-Mötzlich.

In Dresden: Hülivirta-Kuopio (Finnland); Illing-Oberlößnitz; Nöber-Pegau; Franke-Saalfeld; Täuber-Neinsberg.

An Hannover: Berg - Kefjelbüren; Hedfeld = Wegerhof; Nyhuis- Altendorf.

In Münden: Widmann - Münden; Kraus - Würzburg; Moſer— Nördlingen; Pfeiffer Münden; Abinger- Landau; Grinn= Hof; Spiegel: Münden; Weithaus-Dieſſen.

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PBromoviert: Zum Dr. med. vet.: In Gießen: Ehinger-Neuulm; Buchs: Würzburg; Gehrig- Gießen; Kallina - Lichtenberg bei Berlin; Margquordt-Hannover; Stephan: Breslau; Schlachthofinſpektor Bau- müllers Bartd; Bloc: Wefterlappeln; Fürftenau- Ahaus; Seibert— Mainz; Windrath- Barmen.

In Bern: Hempel:Meiken; Koch - Apolda; Dralle- Einbed; Korten=-Börger; Aifiitent Lüdersd- Hannover; Städt. Tierärzte für Berlin Klingner- Charlottenburg und Mehlhoje-Berlin; Zeh: Unteraltertheim.

Zum Dr. phil.: In Leipzig: Coppel-Mör2.

An Königsberg i. Pr.: Diep- Frankfurt a. Main.

Das Eramen als beamteter Tierarzt in Preußen haben beitanden: Sanitätdarzt Dr. Dobers-Weißenjee; Oberveterinär im 2. ©arde- Drag.:Regt. Dr. Hobjtetter, fomm. als Aſſiſtent zum path. Inſtitut der Tierärztl. Hochſchule Berlin; Dr. Schern, wiſſenſchaftl. Hilfztarbeiter im Neichd-Gefundhettsamt in Berlin; Dr. Riemann, Affiitent am Balteriolog. Snftitut der Landiwirtichaftsfammer in Königsberg i. Br.; Dr. Meyer, Schlathoftierarzt in Neunkirchen. |

Die Prüfung als Tierzuchtinſpektor abgelegt: Dr. Schotte- Gera.

Das Eramen als beamteter Tierarzt in Sachſen hat beitanden: Dr. Schade, Aſſiſtent an der ambulator. Klinik der Tierärztl. Hochſchule Dresden.

Geftorben: Korpsftabsvetertnär Prof. Schwarzneder-Berlin; Departementstierarzt Veterinärrat Koll-Koblenz; Kreistierarzt Hof: herr= Herzberg; Stabßveterinär a. D, und jtädt. Tierarzt Fechner— Berlin; fomm. Bezirkötierarzt a. D. Kolb-Gunzenhauſen; Ober: amtdtierarzt a. D. Neichle-Edingen; Oberjtaböveterinär a. D. Loef— Stettin; Scilling-DOfterwied; Helle: Stotternheim; Sreid- tierarzt Sage-Lauban; Schladhthofaffiitenztierarzt Meſſerſchmidt-Gera.

familiennachrichten.

Berlobt: Fräulein Henny Schwiejom in Altona mit Herrn Unter» veterinär Hans Andree in Frankfurt a. O.; Fräulein Johanna Hehydel mit Herren Unterveterinär Kurt Wilhelmy, beide in Berlin; Fräulein Aenne Kolbe in Eisleben mit Herrn Unterveterinär Heinrid) Teipel in Freiburg (Baden).

\/ ac 04

Gedrudt in der Königl. Hofbucbdruderei von E.S.Mittler& Sohn, Berlin SWe, Kochſtraße 68—71.

21. Jahrg. Nuguſt / September 1909. 8./9. Seft.

Beitfchrift für Veterinärkunde

mit befonderer Serükfihligung der Hygiene. Organ für die Weterinäre der Armee. Nedakteur: Oberftabsveterinär A. Chriftiani. Erſcheim monatlic) einmal in ber Stärke von eiwa 38 Bogen 8°. Ubonnementöpreis jährlich 12 Marr,

Preis einer einzelnen Nummer 1,50 Dart. Beitellungen nehmen alle Buchhandlungen an. Inſerate werden die geipaltene Petitzeile mit 30 Pfennig berechnet.

Über zwei neue Wurmfpezies: Trichosomum papillosum und Heterakis cylindrica. (Mit 15 Abbildungen auf 3 Tafeln.)

Bon PVeterinärrat Karl Ludwig Blome, Departementstierarzt in Arnsberg i. W. Einleitung.

Dem Veterinär⸗Inſtitut der Univerfität Breslau wurden aus der Boliere des Fürften von Pleß zu verſchiedenen Zeiten drei Auer- hühner zur Sektion eingejfandt, welde nad Angabe des betreffenden Wildmeifters tot aufgefunden worden waren. Syedes Huhn barg im Darm eine große Anzahl haarfürmiger Würmer, melde bei zmeien derſelben nod mit einigen größeren Nematoden vergefellihaftet waren. Die beiden Wurmarten ermwiejen fi bei der Unterfuhung als neue Spezieds. Das gab mir unterftügt durch ein großes Intereſſe an der Helminthologie dazu Veranlaffung, diefe Parafiten genauer zu ftudieren. Insbeſondere aber ftellte ich mir die Aufgabe, das Zrihojomum möglichſt eingehend zu unterjudhen, und zwar zunädjft deshalb, weil über Trichoſomen in den legten Jahren außer zwei Auffägen, melde vornehmlih die LXebensgefhidhte des 1 von Tricho- somum crassicauda behandeln, je einer von v. Xinftow und O. Buetſchli (Arhiv für Naturgefhichte, 40. Jahrg, ©. 271, 38. Jahrg. ©. 236), feine Arbeiten erfchienen find, wie ich aus ber mir zugänglichen Literatur erjehen konnte. Der zweite Grund war, den Parafiten genauer kennen zu lernen, welder durch die Zerjtörungen im Körper feines Wirtes, wie nachfolgender Seltionsbefund zeigt, den Tod desjelben herbeigeführt hatte und im allgemeinen ein äußerjt gefähr- liher Feind diefes edlen Wildes zu fein fcheint.

Zeitſchr. f. Beterinärkunde. 1909. 8,/9. Heft- 23

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Seftionsbefund.

Die Kadaver geben einen ſchwachen Yäulnisgeruh von fih. Die Bauchdecken fühlen ſich weih an und befigen eine bläulich-graue Farbe. Das Gekröſe hat einen fehr geringen Fettanfag. Der Dünndarm ift mit einem dünnflüffigen, graugelblihen Inhalt gefüllt. Der Dickdarm enthält didbreiige, ſchwärzlich-braune Kotmafjen. Der Inhalt des Zwölffingerdarmes birgt zahlreiche, jehr dünne, ſchlanke Würmer, welche vielfach untereinander verjehlungen find und von Zeit zu Zeit eine träge Bewegung ausführen. Neben diejen finden ſich bei Huhn I und IL je etwa 30 Eremplare einer größeren Wurmart im Dünndarm zerjtreut vor. Die Schleimhaut des Zwölffingerdarmes ift ftellenweife im Um— freife eines Markitüdes leicht gerötet und aufgelodert. Die Leber ift bedeutend vergrößert. An ihrer Oberflähe bemerkt man zahlreiche, meift rundliche Flecke bis zur Größe einer Linſe, welde fih durd ihre gelblih-graue Farbe von dem benahbarten dunfelbraunen Lebergewebe abheben. Durchſchneidet man die Leber an einer folden Stelle, fo findet man die darunter gelegene Schicht von ungefähr 1/a cm Tiefe glanzlos und von trodener, Frümliher Beſchaffenheit. Auch in dem tiefer ge- legenen Parenhym der Leber jind derartige, in der Mehrzahl unregel- mäßig geformte Herde eingeihloffen. Außer Neftern von Eiern ent- balten die meiften derfelben ein oder zwei Cremplare jener dünnen Wurmart, und zwar find diefelben ohne Ausnahme weiblichen Ge⸗ ſchlechtes. Im übrigen beftehen die Herde aus Fleinen Ternhaltigen, glänzenden Aundzellen jowie körnigen Zerfallsmafjen. In den Gallen- gängen finden fich einige weibliche Würmer zerjtreut vor. Die Schleim- baut der erjteren läßt verfchiedene Kleine ſchwarzrote, von einer wall- artigen Anſchwellung eingefaßte Punkte erfennen und ift von einem bidflüffigen, graugelben Sefret bededt. Bei Huhn I und II ift Iegteres in einigen Heinen &allengängen ftarf eingedidt, jo daß man es in Geftalt eines zylinderförmigen, ziemlich derben Pfropfes herausheben Tann.

Zunächſt werde ich über die dünne Wurmfpezies, welde dem Genus Trichosomum angehört, abhandeln und darauf die größere, welche ſich als Heterakis charatteriſiert, folgen laſſen.

A. Trichosomum papillosum.

Geſchichtliches. Die Erſten, welche die Trichoſomen beobachteten, waren Goetze und Schrank. Erſterer vereinigte fie mit den Gordien, während ſie letzterer der Gruppe Filaria einreihte. Zeder führte ſpäter für fie die Be⸗

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zeichnung Kapillaria ein, unterwarf fie jedoch wie jeine Vorgänger feiner eingehenden Unterſuchung.

Erft im Sabre 1819 erkannte Rudolphi die dharafteriftiichen Eigenfhaften der heute unter dem Namen Trichotracheliden zu⸗ fammengefaßten Nematoden und teilte fie in jeiner Synopfis in zwei Gattungen, welde er ihrer Körperform entiprehend Trichosomum und Trichocephalus nannte. Es waren ihm nur wenige Spezies des Genus Trichosomum befannt und nur von zweien die männlichen Individuen. Seine hiſtologiſchen Kenntnifje über Darm und Geſchlechts⸗ organe waren oberflächlicher Natur, doch hinreichend, um die Unterjchiede herauszufinden, welche diefe Würmer vor allen anderen auszeichneten.

Im Jahre 1829 beſchrieb M. Ereplin in jeinen Observationes novae mehrere neue Spezies, ohne jedoh auf die Diftologie näher ein- zugehen. Er darakterifierte jie folgendermaßen: „Corps des tricho- somes tres mince, capillaire, d’un diametre croissant peu à peu en arriere; bouche ronde; organ genital mäle exsertile hors d’une gaine* (Encyclopaedie de Ersch et Gruber 1839).

Dujardin gab eine genauere Beihreibung von der äußeren Be- ichaffenheit, dem Begattungsapparat und den Eiern der Trichoſomen, während er die inneren Organe unberüdjichtigt ließ (Histoire nat, des Helm., p. IV., 1845). Er fügte zu den bisher befannten noch eine größere Anzahl von neuen Arten und jtellte fie als eine Familie neben die Familie der Trichocephalen. Die Familie der Trichoſomen teilte er mit Rüdfiht auf die äußere Körperform und die Beſchaffenheit der Penisfcheide in Genera: Trichosomum, Thominx, Encoleus, Calodium und Liniscus. | |

Durh Diejing (NRevifion der Nematoden) wurden die von Dujardin aufgeltellten Familien wieder ganz voneinander gejchieden. Während er die Trihocephalen mit Sclerotrihum und Oncophora zu der Familie der Trichotrachelideen vereinigte und umter die Acrophallen ftellte, wurden die Trihofomen nebft den jo verwandten Trichinen als befondere Familien der Abteilung der Hypophallen eingereibt. Die Zrihofomen trennte er in Gymnothecae mit glatter oder quergefalteter und Echinothecae mit ftacheliger Penisſcheide. In der neuen „Reviſion der Nematoden“ fcheidet Diefing diefelben in die Unterfamilien Palantiophora und Abalantia. Während bet der erjteren die ‚PBenis- fheide aus einer fubterminalen Taſche BESTEN, entbehrt legtere dieſer Taſche vollſtändig.

Das größte Verdienſt um die Kenntniſſe der Trichoſomen gebührt

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unjtreitig Eberth (Unterfuhungen über Nematoden, 1863). “Derjelbe hat fih mit dem feineren Bau eingehend bejchäftigt und gibt von den einzelnen Organen eine ziemlich genaue Beſchreibung. Er vermag folgende Kombinationen der verſchiedenen Längsbänder aufzuftellen: 1. Trichoſomen mit Geitendband, 2. Trihofomen mit Geiten- und Bauchband, 3. Trihofomen mit Seiten, Bauch⸗ und Rückenband.

Auch diefer Helminthologe hat, wie die meijten jeiner Vorgänger, eine neue Einteilung geihaffen. Sclerotridum und Oncophora jcheidet er aus, weil er ihre Eriftenz für höchſt zweifelhaft hält. Die Tricho— cephalen, Trichoſomen und Trichinen vereinigt er als Genera unter den Samiliennamen „Trichotrachelideen“. Dieje ſcheidet er in zwei größere Sruppen: eine ohne vorftülpbare Penisiheide (Trichinen) und eine mit Scheide (Trichocephalen und Trichoſomen).

Wenn die Wilfenjchaft in der Kenntnis des feineren Baues der Trichoſomen fehr langjam fortgejchritten ift, trogdem die Helminthologie Thon zu Rudolphis Zeiten im großen und ganzen auf einer ziemlich hoffen Stufe der Entwidlung ftand, fo ift das zum größten Zeil der außerordentlihen Dünnheit diefer Würmer zuzujchreiben, aus welcher für die Bräparation und Unterfuhung nit unbedeutende techniſche Schwierig- keiten erwachſen. In diefem Sinne ſagt auch Dujardin: „Les trichosomes sont des Helminthes très communs, mais bien peu connus, car leur extröme tenuite les derobe le plus souvent & l’oeil de l’observateur, et leur fragilit€ emp&che qu’on ne puisse toujours les avoir bien entiers“ Kannst, ‚des scienc. nat. II S., Zool. 20, p. 332).

Zur Unterfjudhung des Trichosomum papillosum benußte id) ganze Würmer und Querfchnitte, welche mit Hilfe des Leiſerſchen Mikrotoms aus Präparaten hergejtellt wurden, die nach genügender Vorbereitung in eine Mifhung von Wallrat, Wahs und Rizinusöl eingefhmolzen waren. Als Färbemittel bewährten jih am beſten Pikrokarmin und Hämatorylin, Unterfuht wurde. in Glyzerin und Kanadabalſam. Zur Unterfuhung der Querſchnitte empfahl fi. die Benugung von Immerſionsſyſtemen.

Äußere Beihaffenbeit.

In Nede ftehender Wurm ift ein fehr dünnes Tier von weißer Farbe. Die Länge des Z' jhwanft zwiſchen 23 und 25 mm, die. des Q zwiſchen 40 und 45 mm. Die größte Breite des 1 beträgt 0,5 mm, die de8 O 0,6 mm. Die Zahl der Weibchen übertrifft die der Männchen ungefähr um das Zehnfahe. Das vordere Leibesende ift jehr jtarf

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verjüngt (0,12 mm breit) und läuft in einen fiumpfen Konus aus (Abbild. 2). Dicht Hinter dem Munde (Abbild. 1a), welder eine äußerft Heine runde Öffnung darftellt, trägt die Kutikula eine feihte Ein- fhnürung (Abbild. 20), An dem vor derfelben gelegenen kappen⸗ fürmigen Aufſatz konnte ich die interejjante Beobachtung machen, daß feine Oberflähe mit feinen, bäferigen Erhabenheiten bewaffnet iſt (Abbild. 2b), wodurh das Eindringen des Parafiten in das Leber- gewebe wefentlih erleihtert werden muß. Die Mundöffnung ift von einem niedrigen, ditindfen Ringe eingefaßt. In nädjfter Umgebung des leßteren ift die Kutikula etwas vertieft und frei von jenen häferigen Vorjprüngen (Abbild. 1b). Der Leibesumfang nimmt nah hinten im Verlaufe des Schlundes allmählid an Größe zu, erlangt aber mit Be⸗ ginn des Darmes ſehr ſchnell eine beträchtlichere Weite, welche ſich bis zum Schwanzende erhält. Lebteres erfährt nah Hinten eine geringe Verihmälerung. Beim Q ift dasfjelbe in der Richtung von oben und vorn nad unten und Hinten ftumpf abgejchnitten. Das Schwanzende des O ift am Bauche abgeflaht und nad) demjelben gekrümmt (Abbild. 11). Dasſelbe endigt in zwei ziemlih lange Fortſätze (Abbild. 10f). Un: mittelbar vor denjelben, beim Q vor dem hinteren Rande des Schwanz- endes, liegt ventral die querovale Afteröffnung (Abbild. 10c). Die Haut ift an ihrer Oberfläde in zierlihe Querringeln geteilt (Abbild. 2d), welde an den Enden weniger ausgeprägt find als in der Mitte des Körpers. Sie beiteht aus zwei Schichten, einer jehr zarten Epidermis und einem etwas ftärferen Korium. Erftere ift beim Q vor dem After zu einer ſtarken Xeifte verdidt, welche eine furze Strede nah vorn id) verfolgen läßt und allmählih verjchwindet.

Seitenbänder und Medianlinien.

Diht unter der Haut verläuft an jeder Seite des Tieres ein ftäbchentragendes Seitenband (Abbild. 7 k). Dasjelbe erlangt in der Mitte des Körpers feine größte Breite und endigt vorn und hinten als ein fhmaler Streifen. Beim S* verliert es fih ſchon vor Beginn der Burſa. Seine Breite verhält fih zum Körperdurchmeſſer wie 1:6. Die Seitenbänder find bei den meilten Exemplaren nur als jehr blaffe, geförnte Linien zu erkennen; bei zweien jedoch find diejelben dunkelbraun pigmentiert und in ihrem Verlaufe mit Leichtigkeit zu verfolgen. Die Zellen, aus denen die Bänder beftehen, haben eine rundliche oder poly- gonale Geftalt, welde erſt nah Färbung mit Pifrofarmin deutlich) zutage tritt. Mit wachſender Dide der Leibesmustulatur nehmen die-

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jelden entiprehend an Länge zu, jo daß fie an manden Stellen, wie 3. B. in der Gegend des Ductus ejaculatorius, zu langen Zylinder- zellen auswachſen (Abbild. 50). ES liegen gewöhnlich drei oder vier Bellen nebeneinander. Site find deutlih in eine periphere und zentrale Bone geſchieden (Abbild. 71 und m). Erftere ift durch eine Anzahl großer, ftarf lihtbrechender Körner ausgezeichnet, während letztere ein homogenes, glänzendes Ausjehen beſitzt. Einen Kern mit Kernkörperchen babe ih nicht finden können. Dieſe eigentümliche Bejchaffenheit der Zellen, welde eine große Ähnlichkeit mit drüfigen Organen nicht ver- tennen läßt, gibt mir dazu Veranlaffung, fie als feine Drüschen auf: zufaffen. In diefer Auffaffung werde ich noch bedeutend durch die Be⸗ obachtung beftärkt, daß die von einigen Schnittpräparaten abgelöfte Haut feine Durchlöcherungen zeigt, und zwar an den Stellen, an welden die Stäbchen befejtigt gewejen find. Das macht es aber wahrſcheinlich, daß die Stäbchen der Zellen Kanäle find, deren Lumina mit den Haut- ftigmen fommunizieren. Letztere find an der äußeren Hautflähe von einer trichterförmigen Vertiefung eingefaßt. Schon früher hat man fi für diefe Auffaffung erklärt, doch tritt Eberth derjelben mit der Be- hauptung entgegen, daß jene Zellen deshalb feine Drüschen fein könnten, weil man nit imftande jei, ein Lumen in den Stäbchen nachzuweiſen (Unterfuhung über Nematoden ©. 47). Auch mir ift diejes nicht ge- lungen; doch dürfte das auch feine Erklärung finden, wenn man die außerordentlihe Feinheit dieſer Gebilde berückſichtigt. Ein Sekret herauszupreſſen, wie es Buetſchli aus den Zellen der Seitenbänder bei Trichosomum crassicauda auf Druck hervortreten ſah (Archiv für Naturgeſchichte, 38. Jahrg. I Bd. ©. 240) und ich ſelbſt auszupreſſen vermochte, war ich bei diefer Spezies nicht imſtande. Nun aber finden jid bei Trichosomum crassicauda an Stelle der Stäbchen große, fegelfürmige Erhabenheiten, welche, wie Buetfchli mit Recht annimmt mit Öffnungen verjehen find (a. a. O.), die von außen eine nur kurze Strede ins Innere fih verfolgen laffen. Letzterer Umſtand bedingt es, daß fie bei der Beobachtung als einfahe Vertiefungen erſcheinen, für welche fie von Eberth unrichtigerweiſe auch gehalten werden (Unter- fuhung über Nematoden ©. 47). Die Weite jener Öffnungen wird aller PVorausfiht nah in demſelben Verhältnis zu dem Lumen der Stäbchen anderer Trihofomen ſtehen wie die Größe des Querdurch⸗ mefjers der fegelfürmigen Erhebungen zu der des Querdurchmeffers der Stäbchen. Da jedoch die Differenzen, welche zwiſchen ter Größe der verjchiedenen Querdurchmeſſer bejtehen, ſehr bedeutende find, jo wird es

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begreiflih, wenn das Qumen der Stäbchen ſich außerordentlich leicht oder gar vollitändig der Beobachtung entzieht.

Die Seitenbänder unterbreden die Muskulatur vollftändig. Unter- bredungen der Leibesmustulatur findet man außerdem befonders deutlich an der Baudh- und Rückenfläche derjenigen Körperpartien, in welden fie eine Träftige Entwidlung befigt (Abbild. 5a). Yene find tiefe Ein- ſchnitte, in welde von außen je eine ſchmale Leifte fich einfenkt, die aus einer feinförnigen Subftanz bejteht und mit der Subkutis verbunden ift. Dieje Unterbredungen kann man wohl ohne Bedenken als Median- linien anjpreden. Außerdem findet fih noch in den durch die Seiten- bänder und Medianlinien gebildeten Muskelſträngen feine Einfchnitte, welde als Submedianlinien aufzufaffen fein dürfen (Abbild. 5b). Die den genannten Linien benachbarten DMustelplatten find jehr niedrig, und erft die zweite oder dritte erlangt die gewöhnliche Höhe wieder.

Mustulatur.

Die Mustelfafern haben an den einzelnen Körperabfchnitten eine verjhiedene Ausdehnung nah innen. In der Umgebung des Munds darmes find diefelben verhältnismäßig gut entwidelt, was für das Eins bohren des Parafiten in das Lebergewebe des Wirtes von Bedeutung jein dürfte. Im Verlaufe des Zelllürpers dagegen bilden fie eine äußerft dünne Dede (Abbild. 4a), welde in der Darmpartie etwas an Stärke gewinnt. Eine mächtige Entwidlung befigen fie im Umfange des Ductus ejaculatorius (Abbild. Sf) und des Rektum, entſprechend der geringen Ausdehnung diefer Zeile um in der Gegend des Kloafrohres allmählih wieder an Dide zu verlieren. Die einzelnen Muskelplatten haben ein bomogenes Ausfehen. Das Vorhandenfein einer gejtreiften Außen- und hellen Innenzone, analog den Cölomyariern, wie es Buetihli und Grenader bei Gordius und Mermis beobachtet baben (Zeitihr. f. wiſſenſch. Zool, Bd. 18, ©. 322, Bd. 19, ©. 287 und 402), habe ih nie konſtatieren fönnen. Auf der inneren Fläche des Muskelſchlauches läßt fih dur Färbung mit Hämatorylin eine aus einer förnigen Subjtanz bejtehende Schiht nachweiſen, in welder man ein Homologon des Epithelbelages bei größeren Arten erbliden fann. An diefer Stelle will ih auch eines Musfels Erwähnung tun, welcher an der Bauchflähe des männliden Schwanzendes zwiſchen Kloafe und Leibesmusfulatur feine Lage hat (Abbild. 11f). Derfelbe beginnt dicht vor der Burfa und verläuft bis zum After. Durch denfelben wird, wie Dr. Rohde von einem analogen Mustel bei Ascaris megalo-

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cephala angibt (Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Nematoden, Snaugural-Difjertation, 1883, ©. 14), die Krümmung des Schwanz- endes bedingt.

Männliche Geſchlechtsorgane.

Das Schwanzende des ZT! tft durch eine gut entwickelte Burſa aus⸗ gezeichnet. Diejelbe zerfällt in einen oberen und unteren Abfchnitt. Erjterer befteht aus zwei zarten, ziemlich langen Hautlappen (Abbild. 10 und 11a), melde jeitlihd an der konkaven Fläche des Schwanzes entfpringen. Sie beginnen oben mit einem jhmalen Saume, nehmen plöglih an Breite zu und verlaufen bis zum After, vor weldem fie dur eine bogenfürmige Leifte miteinander in Verbindung treten. An jeder Seite des Alters, und zwar unmittelbar vor demielben, ift in legtere eine zierlihe Papille eingefügt (Abbild. 10 und 11d), welde mit breiter Baſis entjpringt, und mit einer abgejegten, länglihen Spitze endigt. Letztere prominiert über die Verbindungsleifte.e Auch die feit- lihen Hautlappen befiten Papillen (Abbild. 10b), welche jedoch äußerſt zarter Natur ſind und nur bei ſorgfältiger Ausbreitung des Lappens durch Hin⸗ und Herſchieben des Deckgläschens, am beſten in der Rücken⸗ lage des Tieres, wahrzunehmen ſind. Dieſelben laufen ſpitz zu, erreichen jedoch den freien Rand der Burſa bei weitem nicht. Die letzten nehmen an Länge etwas zu. Gewöhnlich ſind jederſeits acht vorhanden, doch findet man auch ſieben oder neun. Außerdem erheben ſich am vorderen Ende der Burſa etwas medianwärts zwei ſchlanke Wärzchen, welche nach den Seiten divergieren (Abbild. 11b). Der zweite Teil des Schwanz⸗ beutels ift ein äußerft dünner Saum, welder einen tafchenförmigen An- hang darftellt (Abbild. 10 und 11b). Derſelbe entjpringt am Rücken und an den Seiten des Körperendes, umgreift die Fortſätze desfelben in einem Bogen und heftet fi mit den Seitenrändern an der unteren Fläche der legteren an. Bet prolabierter Penisfcheide nimmt er, vom Rüden gejehen, Glodenform an. Die Körperfortfäge find durch eine jeihte Einfhnürung abgefegt, verlaufen im Bogen nad hinten und unten und endigen mit einer rundlihen Auftreibung, welche mit dem Boden in Berührung fteht. Bis zur Mitte derfelben läßt fich eine der Leibes- musfulatur gleihe Subjtanz verfolgen, welde durh Färbung in Pilro- farmin diefelbe Nuance in Rot erhält, wie jene. Auch in die Papillen des Schwanzendes des J' der nachfolgenden Spezies habe ich oft Muskel⸗ fajern analoge Stränge eintreten fehen (fiehe Abbild. 11f), jo daß fi daraus die Annahme folgern ließe, daß die Papillen beweglich find. Es ift wohl nicht gewagt, die Körperfortjäge als Papillen aufzufaſſen, welche ebenjo

Tafel 1.

Zu: Ztſchr. f. Veterinärkunde, Auguſt / September 1909.

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Zu: Ztfchr. f. Veterinärkunde, Auguft’September 1909.

Tafel 2.

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Tafel 3. Zu: Ztſchr. f. Veterinärkunde, Auguft/September 1909.

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Abbild. 15.

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wie die übrigen dem Wurm als Fühlorgane dienlih find. Zu diefem Schluß ift man umjomehr beredtigt, als die gefrümmte Geftalt fie fort- während mit der Fläche, auf der ſich das Tier fortbewegt, in Berührung halt (Abbild. 9c). Die feinere Struktur derjelben habe ih nicht beob- achten fünnen, da es mir nicht gelang, Querjchnitte von ihnen zu er- halten. Die in jo reiher Anzahl und zum Zeil gut entwidelten Bapillen, dur melde das Schwanzende des Z' ausgezeichnet ift und die bis jetzt überhaupt nit bei dem Genus Trichoſomum beobadtet worden find, abgefehen von den Körperfortfägen, geben mir dazu Veranlaſſung, in Nede jtehende Spezies mit dem Namen „Trichosomum papillosum‘“ zu belegen.

Zwiſchen den Seitenlappen habe ich ein eigentümliches, polfter- artiges Gebilde entdedt (Abbild. Ilc). Dasſelbe nimmt feinen Anfang unmittelbar hinter dem vorderen, größeren Taſtwärzchen und erjtredt ih bis zum unteren Dritteil der Seitenlappen. Es ift am oberen und unteren Ende von der Bauchfläche ſcharf abgejegt. Erſt nah Färbung mit Hämatorylin bin id auf dasjelbe aufmerkſam geworden, indem in jeinem Inneren zahlreiche, dunkelblau gefärbte Körnden fihtbar wurden. In bejonderes mächtiger Entwidlung ift das Spikulum vorhanden (Abbild. 108). Dasijelbe beginnt mit einer folbigen, ſchräg abgejchnittenen Wurzel (Abbild. 8b), verſchmälert fih in feinem Verlaufe nad hinten jehr allmählih und läuft in eine äußerft feine, mit kleinen förnigen Er- babenbeiten bejeßte Spike aus. Das Wurzelende ſenkt ſich auf eine furze Strede in die ventrale Fläche des Kloakrohres ein. Letzteres er- fährt an diefer Stelle eine deutliche Auftreibung. Das Wurzelende liegt alfo nit, wie Leudart das von dem nahe verwandten Genus Zrichocephalus angibt („Die menſchlichen PBarafiten”, ©. 483), in einer bejonderen Scheide, fondern ift mit der Wandung der Kloake verwadjen. Zum Teil an dem budelartigen Vorſprung der legteren, zum Zeil am Spikulum jeldft nimmt ein langer, dünner Muskel jeinen Urjprung (Abbild. 3a). Derfelbe ift anfangs rundlid, plattet fi mehr und mehr ab in feinem Verlaufe nah vorn und endigt als ein dünner, breiter Fächer an der unteren Fläche des vorderen Endes der Kloake. Sobald nun diefer Musfel, der „retractor spiculi“, fi fontrahiert, wird nicht nur am Spikulum, fondern auch an der Wand der Kloafe ein Zug aus- geübt, jo daß fi diefelbe an der Zugftelle mehr und mehr vormwölbt und fohließlih in Schlingenform nad, vorn auszieht (Abbild. Sc), Ob fih das bei anderen Trichoſomen ebenfo verhält, fonnte ich wegen Mangel an Diaterial nicht feſtſtellen.

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Umgeben iſt der Stachel von einer ſchlauchförmigen, engen Scheide (Abbild. 11g). Dieſelbe beginnt nicht wie bei Trichocephalus dispar (a. a. O. ©. 484) als einfaches Band, fondern erjcheint gleich bei ihrem Beginn an der Eintrittsftelle des Spikulums in das Muskelrohr, als eine Umbüllung desjelden. Wenigftens habe ih e8 an Serien von Quer- Ihnitten nicht anders gefunden. Sie ftellt im vorgejtülpten Zuftande einen jehr zierlihen Appendir dar. Ihre vordere Partie trägt ftumpfe Höder, melde in Reihen von oben und binten nad unten und vorn verlaufen. Diejelben geben etwas weiter nad hinten allmählich in ſpitze Stadeln über. Der bintere und bei weiten längite Zeil der Penis- jcheide ift durch eine feine Querfältelung ausgezeichnet, welche. gegen das Ende allmählid anwächſt. Die Breite der prolabierten Scheide ift in der Mitte größer als an den Enden. Im nicht prolabierten Zuftande ift der hintere Zeil der Scheide in dicht gedrängte Windungen gelegt (Abbild. 9a).

Die inneren Gefchlehtsorgane durchziehen als ‘Doppelitrang den hinteren Zeil des Körpers. Die Innenfläche des Hodens ift mit einer homogenen, zahlreihe Kerne enthaltenden Subftanz ausgelleidet. Zellen- grenzen find nicht nachzuweiſen. Im Vas deferens dagegen lafjen fich ihon zarte Pflafterzellen auffinden, welde im hinteren Zeile desjelben eine kubiſche, reipeltive zylindrifche Gejtalt annehmen. Auch findet man ihon jehr dünne Ningmustelfafern in der Außenwand des Samenleiters. Lettere wadhjen in dem engeren Ductus ejaculatorius zu einer diden Schicht an (Abbild. 5a) und fegen fi zum großen Teil auf die Wand der Kloake fort. Man beobachtet jedoch an Querjänitten, daß fie im weiteren Verlaufe nad hinten bald durch Längsfafern verdrängt und nah im oberen Zeil der Kloake volljtändig verſchwinden (Abbild. Ga). Durch die gute Entwidlung der Längsmuskulatur wird das Auslaffen des außerordentlich langen Benis erflärlih. Das den Ductus ejacula- torius ausfleidende Epithel hat eine lange Zylinderform. Die Länge des erjteren beträgt ein SechSteil der Körperlänge Iſt das Spifulum zurüdgezogen, fo bildet das Kloafenrohr eigentümlihe Schlingen, und zwar unmittelbar vor und hinter dem das krümmenden Längsmuskel (Abbild. Ib).

Weiblihe Gejhlehtsorgane. Im Ovarium befindet fih ein aus jehr Keinen, gelörnten Bellen beftehendes Epithel, welches fih auf die Tuba fortſetzt. Letztere iſt ein enger, furzer Kanal, welcher einen gefehlängerten Verlauf nimmt. Die

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in demfelben ſich vorfindenden Eizellen befigen ſchon eine länglich ovale Geftalt, ähnli der des reifen Eies. Die Bellen des Uterus haben eine niedrige, zylinderförmige Geftalt. Im Endteil desjelben gewahrt man eine dünne Mustelihiht. Die Vagina ift ein äußerſt didwandiger Kanal mit jehr engem Lumen (Abbild. 7i). Sie ift dur eine mädtig entwidelte Ringsmusfulatur ausgezeichnet, welde innen von Zylinder- epithel überzogen iſt. Diejelbe verläuft, wie bei manchen anderen Tricho⸗ ſomen, jedoch in breiteren Schlangenwindungen und geht in ein grades Endftüd über, welches durch die an der Bauchflähe liegende Vulva nad. außen mündet (Abbild. Te). Xettere liegt 1 mm unterhalb der legten Belle (von dem anhängendem, Heinen bohnenförmigen Körper abgefehen) des Zelllörpers. Sie ift quergeftellt und prominiert als ſtumpfer Konus. Diejelde ift fonftant mit einem glodenförmigen Anhang (Abbild. 7h) verſehen, welder an feinem freien Ende ſchräg abgeſchnitten ift. Die längere Wanpdhälfte trägt nahe ihrem freien Rande einen, von der ihmalen Seite gejehen, ovalen, von der breiten Seite rundlichen Körper (Abbild. 7g), welder eine granulierte Beichaffenheit hat. In unmittel- barer Nähe der Vaginalöffnung findet fih ein Heineres Gebilde von derjelden Zufammenjegung, welches durch einen Stiel mit der Wand der Bulva in Verbindung fteht. Ob genannte Körper, welche diefelbe hifto- logiſche Beichaffenheit bejigen wie das am Schmwanzende des & bes ſchriebene polfterartige Gebilde, für die Begattung von irgendwelder Bedeutung find, wage ih nicht zu entjcheiden. Die innere Fläche des Appendir ift im Umkreiſe der Vulva in große Falten gelegt. Im übrigen beſitzt diefelbe eine ſchwach granulierte Beſchaffenheit.

Die Eier haben eine länglih ovale Form (Abbild. 3), wenn man von dem beiden Polen aufjigenden, membrandjen Anſatz abfieht. Letzterer bat mit einem Serviettenringe große Ähnlichkeit. In demfelben figt ein durchfichtiger, gallertiger Pfropf (Abbild. 3 a). Die Eiſchale ift glatt (Abbild. 3 b). Der Dotter befindet fih im vorgeidrittenen Stadium der Furchung. Die in die Leber abgelegten Eier find zum Zeil mit Embryonen verjehen.

Berdauungsorgane.

Der Munddarm, wie Leuckart den vor dem Zellkörper gelegenen Zeil des Oeſophagus mit der ihn umbüllenden Scheide nennt (a. a. O., ©. 475), ift 6,85 mm lang und bejigt eine dünne, feinförnige Wandung. Das Vorhandenſein mustulöfer Elemente habe ih, entgegen dem Befunde von Zeudart, nad welchem der vordere Abjchnitt des Munddarmes der

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nahe verwandten Trichina spiralis mit Muskulatur verfehen ift (Unter- ſuchungen über Trichina spiralis, ©. 48), nicht nadhweijen können. Das den Schlund unterhalb des Munddarmes umgebene, drüfige Organ, der Zellkörper Eberths (Unterfuhungen über Nematoden, S. 50), beiteht aus 40 bis 50 langen, zylinderförmigen Zellen mit unregelmäßig geformten, Kernkörperchen enthaltendem, dunfelem Kerne (Abbild. 4b). Jede der Zellen trägt gemöhnlid acht Einfhnürungen (Abbild. 7b). Der am hinteren Ende des Zelllörpers gelegene Anhang hat eine bohnenförmige Gejtalt und ein hellglänzendes, homogenes Ausjehen (Abbild. 7 c). Eberth dagegen findet dasjelbe Gebilde bei anderen Trihofomen gleich dem Zellförper von körniger Beichaffenheit (a. a. O. ©. 51). Letzterer füllt den Leibesichlaud bis auf den äußerft feinen Dejophagealfanal voll: jtändig aus (Abbild. 4).

Der Darm bejigt in feinem Anfangsteil ein weites Lumen, nimmt jedoch in feinem Verlaufe nah Hinten jehr an Umfang ab. Er befteht aus einer zarten, homogenen Membrane, deren Innenfläche deutliche, mit Kern verjehene, kubiſche Zellen auffigen. Inhaltsmaſſen finde ic in dem- jelben nit vor. Der enge Maſtdarm erhält durch das denfelben aus- tleidende, niedrige Zylinderepithel eine ziemlich dide Wandung und ver: ihwindend kleines Lumen (Abbild. 5 e).

Differentialdiagnofe.

Diejenigen Spezies, welche auf den erjten Blick zu einer Ver—⸗ wedhjelung mit dem in Rede jtehenden Trichosomum Anlaß geben fünnten, find Trichosomum longicolle und T. tenuissimum. Eriteres lest im Blind- und Maftvarm des Huhnes, während legteres im Zwölf⸗ fingerdarm der Taube beobachtet wird. Die Ränge des J' von T. longi- colle beträgt 16 bis 23 mm, die des Q 70 Hi8 80 mm. Das g' von T. tenuissimum ift 9 mm, das @ 16 mm, dagegen das J' von T. papillosum 23 bi$ 25 mm, daS Q 40 bis 45 mm lang. |

Neben diejen im allgemeinen nicht ftihhaltigen Unterjchieden find folgende zu verzeihnen: Das Binterende vom T. longicolle und T. tenuissimum 9 tft flach und abgerundet, das von T. papillosum in der Rihtung von oben und vorn nad) unten und hinten abgejchnitten. T. longicolle befitt ein breites, ftäbchentragendes Bauchband und zivei ihmale, aus Kernen beftehende Seitenbänder; T. tenuissimum hat zwei 1/s Körperdurchmeifer breite Stäbchenfeitenbänder; T. papillosum befitt zwei !/s Körperdurchmeſſer breite, jtäbchentragende Seitenbänder. Bei T. longicolle ift die Vulva ohne Appendix, bei T. tenuissimum pro=

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mintert diefelbe nit. Bei T. papillosum ift ein Appendir vorhanden, prominiert die Vulva. T. tenuissimum fehlen die Körperfortjäge; T. papillosum befigt ſolche. Die Penisjheide ift bei T. longicolle glatt, bei T. tenuissimum quer gefältelt; bei T. papillosum ift ihr Anfangsteil behödert bzw. beftadelt, das Endftüd quer gefaltet. Vom T. longicolle und T. tenuissimum find feine Papillen am männ- lihen Schwanzende befannt, während beim T. papillosum ſolche vor- handen find.

Diefe angeführten Unterſchiede charakterifieren das Trichoſomen als „nova species‘ volljtändig. |

B. Heterakis cylindriva.

In Nede ftehender Wurm lebt im Dünndarm von Tetrao uro- gallus. Derſelbe bejigt eine weiße Farbe, welde ihm durch die Ein- geweide verliehen wird. Der Leibesihlaud ift durdfichtig, jo daß man legtere deutlih wahrnehmen kann. Die Länge des erwachſenen 1 be- trägt 43 mm, die des Q 55 mm, die Dide des S' 1,3 mm, die des O 1,5 mm. Am Border- und Hinterleib ift der Körper gleich breit, im ganzen zylinderförmig, weshalb ih den Namen Heterakis cylindrica in Vorſchlag bringe. Das Schwanzende des Y endigt in eine feine, abgefegte Spige. Die Haut ift quergeringelt (Abbild. 15 b), Seiten» membranen fehlen. Der Kopf ift vom Rumpf durd eine feichte, hals⸗ artige Einſchnürung abgejegt. Die Lippen find ungleid. Die Länge der Unterlippen (Abbild. 14) übertrifft die der Oberlippe (Abbild. 13) um fo viel, als dieje breiter ift als jene. Jede Lippe trägt an der Innenfläche eine große, vordere Zahnplatte (Abbild. 13 und 14a), wie Schneider diefe epidermoidalen Gebilde bezeichnet. Dieſelbe überragt den vorderen Lippenrand bedeutend. ‘Der freie Hand derjelben ift weder geferbt, noch gewellt.

Das Schmwanzende des JS‘ trägt eine ‚gut entwidelte Burja (Abbild. 15 cc). Letztere befigt viele, fhräg von vorn und außen nad hinten und innen verlaufende, zarte Einſchnitte. An jeder Seite ent- fpringen zehn Papillen. Bei einem Eremplare finde ich die Zahl der- jelben auf einer Seite um eine vermehrt, welde vor der vorderjten ihren Sig hat. Bis in die Papillen lafjen fich zuweilen Faſern aus der Sub- futifula verfolgen. Die jubfutifularen Faſern .aber hält Dr. Rohde (Zoolog. Beiträge, Bd. I, Heft 1, S.17) für muskulöſe Elemente, ent- gegen der Auffaffung von DO. Buetſchli, der jie als elaftifche Faſern anipridt. Erfterer hat fie direft aus den Fibrillen der Quer: und

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Längsmuskeln hervorgehen jehen. Hat das feine Nichtigkeit, jo müfjen auch die in die Papillen eintretenden Faſern musfulöjer Natur fein, jo daß die ſchon oben ausgeſprochene Anfiht, daß eritere beweglich ſeien, | was für fie als Fühlorgane von außerordentliher Bedeutung ift, wohl als Behauptung hingeftellt werden Tann.

Bor dem After befindet fih ein mächtiger, von einem ftarfen Chitin- ring (Abbild. 15e) eingefaßter Saugnapf (Abbild. 15d). In den freien Raum desjelben hängen von der Wand zwei übereinander gelegte, kuliſſen⸗ artige Hautjäume, von denen der obere, zartere (Abbild. 15 f) den unteren (Abbild. 15 g) etwas überragt. Dffenbar dienen dieje Gebilde dazu, beim Anfaugen ein Eindringen von flüffiger Maſſe in die Höhle des Napfes zu verhindern, was durch den höderigen und ftarren Chitinring allein faum ermöglicht werden könnte. Das am hinteren Saugnapf- rande in einer Heinen Ausbuchtung gelegene, rundliche Gebilde hat eine dunfelgeförnte Rand⸗ und eine hellglänzende Innenzone (Abbild. 15h). An der Wand des Saugnapfes inferieren ſich außerordentlih entwidelte Muskelzüge (Abbild. 15 i).

Der After (Abbild. 15 k) liegt in geringer Entfernung hinter dem Saugnapf. ‘Derielbe hat die Form eines niedrigen Dreieds und ift von einem breiten, zarten Hautſaum eingefaßt. Unter demfelben befindet ſich eine bogenförmige Dautleifte (Abbild. 151). Die Spikula find ungleich lang und did (Abbild. 15). Das Wurzelende derjelben hat eine trompeten- artige Beichaffenheit (Abbild. 12a) und fteht mit einem Fräftigen Retraktor in Verbindung (Abbild. 15 a). Von dem erfteren verläuft bis ungefähr zur Mitte des Stachels eine breite Scheide, deren innere Wand in zier- liche Falten gelegt iſt (Abbild. 12 b). Das freie Ende des Spikulum iſt mit Querringeln verfehen und trägt an der Spitze einen durchlichtigen, fnopfförmigen Aufſatz, welder ohne chitinöſe Umhüllung ift (Abbild. 12a).

Die mit dem bejchriebenen Wurm allein zu verwechſelnde Art ift Heterakis compressa, welde ſich jedoch durch ihre bedeutende Länge (2 bis 85 mm lang), durch die abweichende Geftaltung der Oberlippe, den wellenförmigen Rand der Zahnplatte und dur das Fehlen des Außenrandes an der lateralen Hälfte der Zahnplatte der Unterlippe zur Genüge untericheidet.

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Erflärung der Abbildungen.

(Sämtlide Abbildungen wurden bei ftarfer Vergrößerung mit der Camera lucida gezeidnet.)

Trichosomum papillosum. (Abbild. 1 bis 11.) Abbild. 1: Kopf von oben gejehen, 9. a Mundöffnung, b böderlofe Umgebung des Mundes. Abbild. 2: Vorderende vom Q. a Chitinring um die Mundöffnung, b Höder, ce Einſchnürung, d Haut. Abbild. 3: Neifes Ei. a Öallertpfropf, b Schale.

Abbild. 4: Querſchnitte durch den mittleren Teil der Schlundpartie vom 9. a Leibesmuskulatur, b Kern, ce Schlund.

Abbild. 5: Duerfchnitt vom dicht vor Beginn der Kloate. a Medianlinien, b Submedianlinien, e zylinderförmige Stäbchenzellen,d Ring3- musfulatur des Ductus ejaculatorius, e Maſtdarm, f Leibesmustulatur. Abbild. 6: Duerfchnitt vom & durch den mittleren Teil der Kloake. a Zängsmustelfafern der Kloafe, b Spikulum, ce Scheide desjelben.

Abbild. 7: Ein Segment des Vorderkörpers vom D in der Seitenlage. a Schlund, b Zelle des Zelllörpers, c Anfang desfelben, d Darm, e Bulva, £ glodenförmiger Anhang, g rundlider Körper, h glodenförmiger Anhang von der breiten Fläche gefehen, i Vagina, k ftäbchentragendes Seitenband, 1 periphere Zone der Stäbchenzellen, m zentrale Zone der Stäbchenzellen, n Stäbchen der Zellen des Seitenbandes.

Abbild. 8: Ein Segment des Hinterlörpers des j“ von der Seite gefehen. a Retractor spiculi, b Wurzel des Spilulum, ce Obere Faltung der Kloake.

Abbild. 9: Schwanzende ded J" von der Seite gefehen.

a Windungen der Spikulumfceide, b Untere Faltung der Kloake, c Körperfortfäge.

Abbild. 10: Schwanzende des Z' von der Bauchflädhe gejehen.

a Oberer Abjchnitt der Burfa, b Papillen der jeitlihen Hautlappen, c Quer: ovale Afteröffnung, d PBapillen unmittelbar vor dem After, e Unterer Ab⸗ fchnitt der Burfa, k Körperfortfäge, g Spikulum.

Abbild. 11: Schwanzende des „”" von der Seite gefehen. a Oberer Abjchnitt der Burſa, b Papillen am vorderen Ende der Burja, c Polfterartige3 Gebilde, d Papillen unmittelbar vor dem After, e Unterer Abjchnitt der Burja, f Längsmusfel am Schwanzende des &, g Spilulumfceide.

Heterakis ceylindrica. (Abbild. 12 bis 15.)

Abbild. 12: Spikulum mit Scheide von einem jungen J". a Wurzelfcheide, b Falten der Scheide, c Querringeln des Spikulum, d Chitinlofe Spige des Spitulum.

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Abbild. 13: Oberlippe. a Zahnplatte. Abbild. 14: LUnterlippe. a Bahnplatte. Abbild. 15: Schwanzende des JZ.. a Retractor spieuli, b Haut, e Burfa, d Saugnapf, e Ehitinring, f Oberer Hautfaum, g Unterer Hautfaum, h Rundliches Gebilde, i Musfeln des Saugnapfes, k After, 1 Hautleifte, m Spifula.

Sahresberidt über die in der Klinik der Königl. Militär-Lehrjchmiede zu Berlin im Jahre 1908 behandelten lahmen und be-

fehädigten Pferde. Bon Oberftabsveterinär Ernſt Krüger.

Am 1. Januar 1908 hatte die Klinik einen Beſtand von 19 Pferden. Der Zugang für das Berichtsjahr betrug 237 Pferde, fo daß im ganzen 256 Pferde, und zwar 41 Offizierpferde, 1 Zruppendienftpferd und 214 Pferde von Privaten, behandelt wurden. Von diejen find 192 ge- heilt, 26 gebeſſert bzw. vor der vollftändigen Heilung vom Befiger ab- geholt, 5 als unheilbar getötet und 6 geitorben, jo daß am 31. Dezember 1908 ein Beftand von 27 Patienten blieb.

In dem folgenden Berzeihnis find die einzelnen Erkrankungen und ihre Ausgänge unter Berüdjihtigung der in Mufter C der Militär- Veterinär-Ordnung vorgefhriebenen Krankheitsgruppen überſichtlich zu⸗ ſammengeſtellt

= E| = .1 >. 8 2 * Nummer und Art der Erkrankung S— 5355335 5 3 233 le * —— Oo 8 F III. Krankheiten des ecetene ARE ' 21. Epilepjie 21—3 2 24. Lähmungen u EN ea ee IV. Krankheiten des Auges. 27. Wunden und Duetjchungen des 212 und deſſen Er | 29. Hornhautentzündung . | a U a N er] 7 EEE 5122 —21

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[e ©) Nummer und Art der Erfrantung Je a5| >| = | 83|2|29 2-13 | IS S- | = 5

| überrag | | 5| 21 2 1 VII. Krankheiten des Verdanungs- apparates. | | 53. Wunden und Quetſchungen der Zunge | und des Maules 1|- | 1 56. ee der Zähne und bes Riefers - | -|I|-|-|1-:—-,- 64. Kol 111 65. lbeng. 13 10 21 X. Kraukheiten der Haut und Unter⸗ | 4 baut. | | 80. Wunden. . 2 | 19 ae 81. Sattels und Geſchirrdrücke 4| 3 | 1 82. Widerriftfiftel . . 1 siılı 1-1: 1 34. Duetihungen an anderen abwerteilen 2 —12 85. Extravaſate 313 88. Abſzeſſe. 414 89. Mauke ı 10 10 ı | - 94. Andere ‚Rrantpeiten der. Haut und Unterhaut . ; ; 11—-|—- 1 XI. Krankheiten des Due 95. Kronentritt 412 1 1— 96. Nageltritt . 4 16120 97. Bernagelung . 1|1|—| 2'3 98. Steingallen . 816 | 1j—i1l 99. Hornipalten der Wand. 1: 1017 1!11—| 2 102. Horn: und Strahlfäule 111 | 104. Hufzwang b) weiter Hufe. . 111 | 108. f) an der Sohle . J lee 109. Sa nn der Beichteile des 5a | Ä : ar Fe | 110. Benälag, 3 Rehe j 31211 113. Hufkrebs.. —4 815 1 —| 2 114. Knorpelfiſtel i 3 ı 2|I8 2 —|5 115. Andere Krankheiten des Hufes j 111 XII. Krankheiten der Bewegungs: organe. | 1. Knochen. | 117. Überbeine, Exoftofen 414 118. Brüche, Frakturen und Fifſuren, mit An⸗ gabe der Knochen . . 413 —21 14 |166|139| 10 5| 5 21

Beitfche. |. Veterinärtunde. 1909. 8.19. Heft. 24

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|

IE er els 3123 Nummer und Art der Erfranfung [E3| SS 15/818 &3 oe or “ie RT Übertrag | 14 | 166139 10 5| 5/2 2. Öelente. | | 120. Berltaußung - 11 11 | —_ 123. Gelenfwunden . . FI 513 —| 2 124. Akute Gelententzundung —* . +1 | 3 126. Chroniſche Selententzündungen: | | b) Sniegelenf . Be Br —— 127. ce) Sprunggelenk (Spat, Rehbein, Hafen bade ujw.) . . sl 6| 21— ri 128. d) Fejjelgelent u) 1| —| 1| I 129. 2 Kronengelenf (Schale uf.) Mr I: | 2| 2 1 —- 130. f) Hufgelent (Chrontjche Sufgelent- lahmbeit ujw.). . . 2 i6| 3 5 —- 131. g) Andere Gelenfe . : 3J3 192 —— 3. Muskeln, Sehnen, Sehnenfgeiben | und Schleimbeutel. | | 133. Quetfchungen und a der | | Muskeln . . —- | 2| 2 |! - I =& 136. Wunden der Sehnen. und Sehnen⸗ zu icheiden. . 6 de 1| 138. Afute und chroniſche Entzündung der | Sehnen und Sehnenfdeiden. . . 2| 5] 14 11-1 —. 2 140. Andere Krankheiten der Sehnen und ME | Sehnenſcheiden . . 1l 1/|-| 141. Krankheiten der Schleimbeutel Sion | | beule, Piephade ufw.). . . | 21 2 xl, Gefüwälle, ...2...|=| 8l 3-1 Zujfammen | 19 | 237 [192 26 516 | 27

Erläuterungen. . II. Krankheiten des Nervenfyitens.

. 21. Epilepfie. Ein älteres, dem Faltblütigen Schlage angehöriges Arbeitspferd wurde zweimal an Epilepfie behandelt. Das in feinen Er- iheinungen eigenartige und nit häufig beobachtete Krankheitsbild foll im nachftehenden näher bejchrieben werden. Das fraglihe Pferd wurde mit dem Vorberichte eingeliefert, daß es in den legten 4 Wochen wieder: holt während der Arbeit ohne nachweisbare VBeranlafjung einen taumelnden Gang gezeigt habe, plöglid mit zur Seite gebeugtem Kopfe und Halſe jtehen geblieben ſei und erjt nad) einigen Minuten wieder angezogen habe. Dieje Anfälle waren anfangs nur vereinzelt, in der legten Zeit jedoch jo

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häufig aufgetreten, daß das Pferd nicht mehr zur Arbeit benugt werden fönne. In der Klinif wurden nachſtehende Erſcheinungen beobachtet. Die erjten Anzeichen eines Anfalles äußerten fi in der Regel darin, daß das Pferd mit den Lippen fpielte und ſtark fpeichelte. Bald darauf traten krampfhafte Kaubewegungen auf, die das Pferd mit nickenden Bewegungen des Kopfes begleitete; der Blinzknorpel trat dabei wiederholt weit über den Augapfel hervor. Sodann wurden Kopf und Hals meiſtens nach links, ſelten nach rechts ſo ſtark zur Seite gebogen, daß der Kopf die Rippenwand berührte. Das Pferd ſtellte die Vordergliedmaßen weit aus- einander, bog den Rumpf zur Seite, verlor dabei das Gleichgewicht und ſtürzte nieder. Nah dem Sturze kehrte das während des Anfalles auf- gehobene bzw. herabgefegte Bewußtjein plöglich wieder zurüd, das .Pferd ſprang auf, die Krampferfcheinungen ließen fofort nah und das Pferd nahm feine natürliche Stellung und Haltung wieder an. Dieje einzelnen Anfälle währten in der Regel 3 bis 4 Minuten und traten innerhalb 24 Stunden auch während der Nacht drei= bis fünfmal auf. Im übrigen zeigte das Pferd die. Erjheinungen des Dummkollers. Es ſtand meiftens teilnahmslos im Stalle, faute langjam, hielt oft mit dem Kauen inne, wobei das eben aufgenommene Heu aus dem Maule herausbing. Eine Zemperaturerhöhung war während der ganzen SKrankheitsdauer nicht nachweisbar. Die Zahl der Fräftigen nit ausjegenden Pulfe ſchwankte zwiſchen 34 bis 38 in der Minute; an ber Derztätigfeit ließen ſich feine Störungen nahweifen; die achtmal in der Minute gezählten Atemzüge waren tief, nur während des Anfalles und kurze Zeit naher war die Atmung angeftrengt und die Zahl der Atemzüge erhößt.

Nach einem ergiebigen Aderlaß erhielt das Pferd neben diätetiſcher Verpflegung täglich innerlich große Doſen von Bromkali. Hiernach trat eine erhebliche Beſſerung ein, ſo daß das Pferd aus der Klinik entlaſſen wurde. Aber ſchon nach kurzer Zeit traten die Anfälle wieder auf, ſo daß das Pferd nochmals der Klinik zur Behandlung überwieſen wurde.

Die Anfälle traten jetzt faſt ſtündlich auf. Auch durch die von neuem eingeleitete Behandlung konnte keine Beſſerung erzielt werden; das Pferd wurde daher auf die Weide geſchickt. Hier ließen die Anfälle in der erjten Zeit etwas nad, traten aber bald wieder jo häufig und heftig auf, daß das Pferd als unheilbar geſchlachtet wurde.

Die Obduktion ergab an der Schäbelhühle, an den Gehirnhäuten und an der Gehirnſubſtanz felbit Teine nachweisbaren Veränderungen. Aus beiden Seitenfammern des Gehirns entleerte ſich je ein Eßlöffel voll einer vötlihegelben, meijt dal Flüſſigkeit, die ſeitlichen Adergeflechte waren

24*

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vergrößert und an den Enden folbenförmig verdidt, fie hatten das Aus- fehen eines Eleinen Geflügeleierftodes und fühlten fih wie mit Tleinen Steinden bejät ar. Jedes Tolbenfürmige Gebilde war etwa 6 mm lang, 4 mm did und von rötliher Farbe. Die im bafteriologifhen Labora⸗ torium der Milttär-Veterinär-Alademie von Oberjtabsveterinär Tröſter ausgeführte mikroſkopiſche Unterfuhung ergab einen bindegewebigen Charakter der Geſchwulſt, die in der Hauptjahe aus hyalin begene- riertem Bindegewebe bejtand, in weldes zahlreiche Gefäße eingebettet waren. Die Wände der Gefäße hatten eine verſchiedene Dice, die Ge- fäße ſelbſt waren vielfah zufammengedrüdt und mit wohlerhaltenen Blutkörperchen gefüllt; viele derfelben lagen auch in wandlungslofen Gemwebslüden. Das Gewebe war Ternarım, enthielt eine ziemlih große Menge rundlider gelb gefärbter Kalkkörnchen und umſchloß eine größere Anhäufung von Choleftearinkriftallen.

Somit fonnte man die Geihmuljt als ein Cholefteatom bezeichnen, das von dem Adergeflehte ausgegangen war, denn an den übrigen Zeilen der Geſchwulſt war der Bau des Adergeflechtes noch vollfommen erhalten. Es handelte fih aljo um einen all jog. ſymptomatiſcher Epilepfie, die im Gegenfage zu der eigentlichen idiopathifchen, durch gewiffe anatomifche chroniſche SKrankheitszuftände des Gehirns und feiner Häute, im vor- liegenden alle alfo durch ein Cholefteatom bedingt wurde. Die Mög- lichkeit einer Wiederherftellung der Dienſtbrauchbarkeit des Pferdes mußte daher auch auf Grund des Soboultionsergebuiffes als ausgejhloffen an- geſehen werden.

24. Lähmungen. Ein Arbeitspferd ſchweren Schlages wurde mit dem Vorberichte eingeliefert, daß es vor etwa 8 Wochen einen Schlag gegen die linke Elfenbogengegend erhalten Habe; in der Höhe des Ellen- bogengelents habe fih bald darauf ein Abſzeß entwidelt, der gejpalten und unter antifeptifher Behandlung vollkommen verheilt fei. Bei der Einjtellung in die Klinik beftand auf dem linken Vorderfuße eine fo er= heblihe Bewegungsftörung, wie fie bei ſchweren Lähmungen des Speidhen- nerven nervi radialis beobadtet wird. Das Pferd hielt Schulter- und Elfenbogengelent dieſes Fußes gejenkt, alle übrigen Gelenke der Glied- maße dagegen in Beugeftellung, fo daß die Zehenwand des Hufes faft den Erdboden berührte. Die linksſeitigen Schulter- und Ellenbogen- musfeln waren im Vergleich zu denen der rechten Seite erheblich ſchwächer. Der Umfang des Iinfen Ellenbogengelents betrug 48 cm, der des rechten 55 cm. Schmerzen waren an feiner Stelle der Glietmaße, inshejondere in ihren oberen Abſchnitten nicht nachweisbar. Beim Führen des Pferdes

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wurde der linke Vorderſchenkel mit der Hufzehe am Erdboden jhleppend bei Verkürzung der Schrittlänge um die Hälfte vorgebracht, im Augen- blid der Belaftung brad der Schenkel in allen Gelenken zufammen; erft bei fünftliher Yeitftelung des Ellenbogen- und Vorderfußmurzelgelents war das Pferd imftande, die Laft mit dem linken Schenkel zu ftügen. Derfjelbe wurde mit einem langen, mit Zehenrichtung und und hohen Stollen verjehenen Hufeifen beſchlagen, Schulter- und Ellenbogengelent wurden anfangs täglid zweimal, jpäter einmal am Tage mit einem falten, mittelfräftigen Waſſerſtrahl 5 bis 10 Minuten lang abgeduſcht und hierauf 5 bis 10 Minuten lang maſſiert. Das Pferd erhielt zur freien Bewegung einen geräumigen Laufftand. Am Schluffe des Jahres nad einer Behandlung von 3 Wochen hatte fi die Bewegungsftörung ſchon jo erheblich gebefjert, daß das Pferd von da ab täglich !/s Stunde an der Hand -geführt werden konnte; aud der Muskelſchwund hatte fih gebeffert. IV. Krankheiten des Auges.

27. Wunden und Quetfhungen des Auges und defjen Schugorgane. Ein Offizierreitpferd hatte ſich durch einen an der Stall- wand hervorjtehenden Nagel eine 2 cm lange, durchgehende Rißwunde des - rechten unteren Augenlides zugezogen. Nah Kofainifierung des Auges und gründlider Desinfektion der Wunde und des Bindehautfades mit 3 prozentiger Borjäurelöfung wurden die Wundränder mittels um- Ihlungener Naht vereinigt und mit Jodoformkollodium beftrichen. Nach 8 Tagen fielen die Nadeln aus, die Wunde war ohne Eiterung geheilt.

Ein anderes Pferd Hatte fi durch Überftreifen der Halfter eine Duetihung der Lider des rechten Auges zugezogen; auch der Augapfel war beſchädigt; hier beſtand ein 2 cm langer, ftrihförmiger, ſcharf be- grenzter Epithelverluft und eine allgemeine Trübung der durdfichtigen Hornhaut. Die Augenlider waren geſchwollen, die Bindehaut aufgelodert und gerötet, aus dem inneren Augenwinfel floß reichlich trübe Zränen- flüffigfeit ab. Nach vorausgegangener Kofainifierung des Auges wurden Augapfel und Bindehautjad täglid) mit 3 prozentiger Borfäurelöfung ge- reinigt, mit einer Borvajelin- Kokainjalbe beftrihen und das Auge mit einem Schlußverband bevedt. Das Pferd blieb in den erften 8 Tagen der Behandlung umgekehrt im Stande angebunden ftehen. Nach einer Behandlung von 4 Tagen waren die afuten Entzündungserfheinungen gefhmwunden und nad weiteren 10 Tagen hatte fi der Epithelverluft der durhfichtigen Hornhaut vollftändig erjegt, au die Hornhauttrübung war befeitigt, jo daß das Pferd als geheilt entlaffen werden fonnte.

34

VIII. Krankheiten des Verdanungsapparates.

53. Wunden und Quetſchungen der Zunge und des Maules. Nah längerer Vorbehandlung wurde ein Offizierreitpferd mit einem linksſeitigen Ladendrucke, der bereitS zu umfangreicher, brandiger Er— krankung des Untertiefers geführt hatte, eingeftellt. Nach wiederholten operativen Eingriffen, durch die zahlreihe brandige Knochenſplitter ent- fernt wurden, Tonnte das Pferd als gebefjert zur Nachbehandlung im Stalle des Beſitzers entlaſſen werden.

56. Krankheiten der Zähne und des Kiefers. Bei einem Arbeitspferde ſchweren Schlages wurde ein Wellengebiß mit Zahnſchere, Hobel und Raſpel ſoweit beſeitigt, daß das Pferd wieder in normaler Weiſe ſein Futter kauen konnte. Der ſehr ſchlechte Nährzuſtand des Pferdes beſſerte ſich kurze Zeit nach der Operation um ein bedeutendes.

64. Kolik. In dieſem Berichtsjahre bot ſich in außergewöhnlich

zahlreichen Fällen die Gelegenheit, die Hufbeſchlagſchüler in der erſten Hilfeleiſtung bei plötzlichen Erkrankungen der Pferde an Kolik praktiſch am Patienten zu unterweiſen. Es wurden im ganzen 13 an Kolik er- krankte Perde eingeliefert, von diejen find 10 geheilt, 2 geftorben und 1 Pferd als Beftand für 1909 geblieben. Bei dem einem Pferde wurde bei der Obduktion als Urſache der tödlich verlaufenen Kolik eine einfeitige, über fauftgroße, Tadfürmige Aus- buchtung des Zwölffingerdarms dicht hinter dem Magen feitgeftellt, die zu ftarfer Anihoppung des Inhalts vor und in der Ausbuchtung und zu blutiger Entzündung des verftopften Darmteiles geführt hatte. Bei dem anderen an Kolif verendeten Pferde fand fi bei der Obduktion furz vor dem Übergange des hier an und für fih jhon engeren Hüft- darmes eine 3 cm lange, ringfürmige narbige Verengerung, deren lichte Weite nur Daumenjtärke betrug. Bor der Verengerung hatten ſich zwei Darmſchlingen, die prall mit Inhaltsmaſſen gefüllt waren, um ihre Vertikalachſe gedreht.

Unter den geheilten Pferden war ein älteres Arbeitspferd leichten Schlages, das nad dem Vorberichte ſchon jeit etwa 18 Tagen leichte mit mangelnder Freßluſt verbundene Koliferjcheinungen gezeigt hatte. Bei der Unterfuhung vom Maftdarm aus fühlten fih die Grimmdarm- lagen teigig und prall mit Inhaltsmaſſen gefüllt an. ‘Die Unrube- eriheinungen traten periodifh auf und waren nur geringgradig. Die Behandlung beftand in Maffage des Grimmdarmes vom Maſtdarm aus, in ber Verabreihung wiederholter mittlerer Dofen von Extr. Aloös und in Heinen Gaben von Kalomel (2 g in Rizinusöl), daneben erhielt

375

das Pferd am Tage wiederholte Warmwaſſerkliſtiere und um den Hinter- leid einen Prießnitzſchen Umfhlag. In den erjten Tagen der Erkrankung wurde dent Pferde mır Hlares, verſchlagenes Waffer verabreiht. Die allmählich in großer Menge adgefegten Kotmaffen waren anfangs jehr feft, von einer diden mit Blut vermifhten Schleimhaut umgeben und mit zahlreichen Fliegenlarven durchſett. Die Dauer der Behandlung betrug 3 Wochen. | z

X. Krankheiten der Haut und Interhaut.

80. Wunden. Zu dem Beltande von 2 Patienten aus dem Jahre 1907 famen noch 19 Pferde mit Wunden zur Behandlung; von diefen 21 Patienten find 20 geheilt und 1 Pferd als Beftand für 1909 ge— blieben. Die Mehrzahl der Wunden hatte ihren Sig an den Gliedmaßen bejonders in der Umgebung der Gelenke; die meijten Pferde gingen mehr oder weniger lahm. Die Verlegungen waren vielfah durd Schlag von anderen Pferden entjtanden, zum Zeil waren es Riß- und Stihmwunden jowie eine Sommerwunde am rechten Hinterfeffel. Die in urſächlicher Beziehung noch nicht einwandfrei geflärten jog. Sommermunden machen der Heilung in der Pegel große Schwierigkeiten. Auch im vorliegenden Falle nahın die anfänglih nur zehnpfennigftüdgroge Wunde in Furzer Zeit troß jorgfältigfter Behandlung um das Doppelte an Umfang zu, auch ein Übergreifen der Erkrankung auf tiefer gelegene Gewebe ließ fid nicht verhindern. Der betroffene Schenkel war bis zum Sprunggelent entzündlich gejhwollen, das Pferd ging auf diefem Fuße lahm. Die ſchlaffen, bei der leifeften Berührung blutenden, üppig gewucherten Fleiſch⸗ wärzchen füllten die Wunde ganz aus und ragten mehr als 1 cm über die äußere Haut hervor; der dünnflüjfige graue Eiter wurde in reich- liher Menge abgefondert. Die Fleiſchwärzchen wurden mit dem ſcharfen Löffel bis auf den Grund der Wände entfernt, die Wundflähe mit Höllenftein geäßt, mit Jodoformäther begofjen und hierauf der ganze Hintermittelfuß mit einem antifeptifchen Wundverbande bededt, der nach Bedarf erneuert wurde. Erſt nad einer Behandlung von 8 Wochen war die Wunde geheilt. Auch bei den hierjelbft poliklinifch behandelten Sommerwunden nahm die Heilung einen außergewöhnlih langjamen Verlauf. Wenn daher die von vielen Seiten vertretene Anfiht, daß es id um Mikroorganismen als Urſachen diefer Wunden handelt, richtig ift, muß es fi nad den Diesjeitigen Erfahrungen um bejonders ſchwere Infektionen handeln, die an bejtimmte Ortlichkeiten, wie Truppen- ftallungen ufw. gebunden find und durch bejondere Umftände, wie ‚heiße

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Jahreszeit, in ihrer Entwidlung begünftigt werden. Die vielfach von Zruppenveterinären gemachte Beobachtung, daß die Sommerwunden ihren bösartigen Charakter verlieren und ſchneller als fonft heilen, fobald die Pferde den Zruppenftall für längere Zeit verlaffen, jpricht für die An- nahme einer örtlihen Schädlichkeit. Welde Mikroorganismen hierbei in Zrage kommen, dürfte weiteren Forſchungen vorbehalten fein.

81. Sattel- und Gejdirrdrüde. Bei 3 Wagenpferden wurde je eine Bruftbeule auf operativem Wege in der bereits in den früheren Jahresberichten bejchriebenen Weife entfernt. Der vierte hier verzeichnete Patient litt an einer durch den Damenjattel verurſachten Quetſchung der rechten Seite des Widerriftes. Auf der Höhe der jehr Ichmerzhaften und vermehrt warmen Anjchwellung war die Haut von der Größe eines Zweimarkitüdes mund gejcheuert, in der Tiefe war Flüffigleit zu fühlen. Die benachbarten Lymphgefäße der Haut erftredten ſich als deutlich ficht- bare Stränge bis zum Buggelenke. Sn den erften 8 Tagen wurde der Widerrift wiederholt am Tage mit effigfaurer Tonerde gefühlt, fpäter mit warmen Bädern und Maſſage behandelt. Die Anfhwellung nahm ſehr bald ab, dagegen beftanden die Schmerzen noch längere Zeit fort, aud) die in der Tiefe fühlbare Zlüffigfeit ging nur ganz allmählich zurüd. Das Allgemein- befinden des Pferdes war nur in den erſten Tagen leicht fieberhaft geftört. Das Pferd blieb am Schluffe des Jahres noch in Behandlung.

82. Widerriftfijtel. Einjchließlih des als Beftand aus dem Vorjahre gebliebenen Pferdes wurden im ganzen 4 Pferde an Wider- riftfifteln behandelt; von diejen find 1 geheilt, 1 vor Heilung ter DOperationswunde als gebefjert entlaffen, 1 als unheilbar getötet und das vierte als Beftand für 1909 geblieben. In allen 4 Fällen bejtand die Erkrankung des Widerriftes ſchon mehrere Wochen. Durch wieder- holte umfangreiche operative Eingriffe wurden eitrig erkrankte brandige Zeile des Nadenbandes, der benachbarten jehnigen Ausbreitungen (Faszie), Muskeln und der Dornfortfäge zum größten Teile am abgemworfenen Pferde, das vorher ein Kliftier von 100 bis 125 g Chloralhydrat in ſchleimiger Löſung erhalten hatte, entfernt. Zur örtlihen Empfindungs- lofigfeit der Haut wurde der Chloräthyl-Spray benugt. Die Hautſchnitte wurden nad Möglichkeit fo angelegt, daß fie fih in einem Winkel, deſſen Sceitelpunft nad unten gerichtet ift, vereinigten; die hierdurch ent- ftandenen dreiedigen Hautlappen wurden wieder vernäht. Trog wieder- bolter Operationen konnte bei dem Pferde eine Befferung nicht erreicht werden; das fieberhaft geftörte Allgemeinbefinden verfchlechterte ſich der- artig, daß der Befiter das Pferd töten ließ.

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84. Quetſchungen an anderen Körperteilen. Die beiden aus dem Vorjahre als Beſtand gebliebenen Pferde, und zwar ein Fall einer Hüftgelents- bzw. Sprunggelentsquetfhung find geheilt. Die Be- handlung beitand in Waſchungen mit effigfaurer Tonerde.

85. Ertravafate Die 3 hier verzeichneten Pferde litten an je einer kindskopfgroßen Geſchwulſt an der Hinterflähe des oberen Endes des Unterſchenkels. Nah Waſchungen mit ejfigfaurer Tonerde wurden die meiftens prall gefüllten Gejhwülfte nah Ablauf von 8 Tagen an ihrer tiefften Stelle geöffnet und nad) Entleerung des Blutwaffers und der Blutgerinnfel die Wundöffnung mit einem antiſeptiſchen Wattepfropf gefchloffen, der nach Bedarf erneuert wurde. ‘Die Heilung erfolgte meijtens ohne erhebliche Eiterung.

89. Mauke. Einfchließlich eines Pferdes als Beftand vom Jahre 1907 find im ganzen 11 Pferde an Mauke behandelt worden, in ſechs Fällen lag Brandmaufe vor, in fünf Fällen handelte es fih um jene chroniſche Form der Mauke, die mit Warzenbildung und jchmieriger, übelriehender Abfonderung verbunden ift; bei diefen Patienten wurden unter örtlicher Empfindungslofigfeit die Wucherungen der Haut, die viel- fah die Größe einer Wallnuß batten, teils geftielt waren, teils mit diffufer Grundfläche in das benachbarte Gewebe übergingen, mit Schere und ſcharfem Löffel entfernt, auch die zwijchen den Warzen gelegenen kranken Hautteile wurden nach wiederholter Desinfektion mit dem ſcharfen Löffel abgefragt. Bei der Brandmauke fanden teil3 feuchte antiſeptiſche Verbände Anwendung, unter denen fi) die brandig erkrankten Gewebs⸗ teile abftießen, teils mußten die Ießteren unter örtlider Empfindungs- lofigfeit mit der Schere und dem fcharfen Löffel bejeitigt werden. Bei einem an Brandmaufe auf dem rechten Hinterfuße erkrankten Pferde war das Hufgelenk eröffnet. Durch die Operation wurde ein Stüdchen der gräulich verfärbten Gelenkfapfel mit der Durchbruchſtelle entfernt. Nach einer Behandlung von 5 Wochen war das Gelenf geſchloſſen und die DOperationswunde mit gejunder Granulation bededt; die anfangs jehr ſchwere Lahmheit das Pferd fette den erkrankten Fuß in den erjten 14 Tagen nad) der Operation überhaupt nit an befferte fi) erheb- lih, jo daß fih das Pferd ſehr bald frei im Borenftand bewegen Tonnte und darauf vom Befiter zur weiteren Behandlung abgeholt wurde.

94. Andere Krankheiten der Haut und Unterhaut. Gegen Ende des Jahres fand ein Offizierreitpferd mit einer dem Weſen nad noch nicht aufgeflärten Hauterfranftung Aufnahme. Das Pferd war ſchlecht genährt, ſein Haarkleid trocken, glanzlos und aufgebürſtet; die

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Haut lag der Nippenwand feft an. Die Maftdarmtemperatur bewegte ſich zwiſchen 38,1° bis 38,6° O., die Zahl der mittelfräftigen Pulſe betrug 38 bis 40 in der Minute, die der tiefen Atemzüge 16. An den Organen der Brufthöhle waren feine Störungen nachweisbar, das Pferd hatte fchlechten Appetit. Zwiſchen den beiden Hinterfchenfeln, an dem start geſchwollenen Schlaude und den benahbarten Bauchdeden jonderte die zum größten Zeile von Haaren entblößte Haut eine graugelbe, ſchmierige, eiterähnlihe Maſſe ab, die bei jeder Bewegung abtropfte. An einzelnen Stellen waren die abgejonderten Maffen zu diden, feft anbaftenden Shmugiggrauen Kruften eingetrodnet. Nah Entfernung der⸗ jelben fanden fich meiftens Treisrunde bis markjtüdgroße granulierende Wundflähen. Eine ähnlihe Erkrankung der Haut mit ftarfer Schwellung und nur mäßiger Abjonderung beftand an der Unterdruft. An den übrigen Zeilen des Körpers, bejonders am Halſe, in der Lendengegend und an der Hüfte fanden fi trodene, der Haut feſt anhaftende ?/2 bis 1 cm dide, höckrige Kruften. Alle Franken Hautpartien, beionders aber die Haut zwifchen den Hinterjchenteln und am Schlauche waren äußerft ihmerzhaft. Die Unterfuhung und Behandlung ließ fid) das Pferd nur widerjtrebend gefallen. Juckgefühl beftand an feiner Stelle des Körpers. Außer einer hühnereigroßen, derben ſchmerzhaften Anſchwellung der dicht oberhalb des Schlauches gelegenen Lymphdrüſe waren feine Anſchwellungen von Lymphgefäßen und Drüfen nahmweisbar, auch die Gliedmaßen waren nicht gefhwollen, und die Unterfuhung der Naſenſchleimhaut und des Kehlganges ergab ein negatives Nefultat. Das Pferd ging auf dem linken Borderfuße an einer akuten Entzündung der Weichteile des Hufes lahm.

Nah dem Vorberichte joll die Hauterkranfung in ganz geringem Grade jhon vor 1'/a Jahren zur Zeit des Kaufes vorhanden gemejen jein und fih in der legten Zeit bis zur völligen Dienftunbrauhbarfeit des Pferdes verſchlimmert haben. Die Vorbehandlung hatte in antijep- tiſchen Waſchungen der franfen Hautpartien und im Beftreichen derjelben mit Borjalde beftanden. Eine Befferung war hierdurch nicht erreicht worden. Ein beftimmtes Urteil über das Wefen und die Urfache dieſer Hautkrankheit ließ fih nicht gleich abgeben, da größere mikroſkopiſche und bafteriologifhe Unterfuhungen notwendig wurden, die am Ende ‚des Jahres noch nicht abgejchloffen waren.

Syn den letzten Tagen des Monats Dezember erhielt das Pferd eine diagnojtiihe Zuberkulin- Einjprigung. Die hiernach eingetretene Zemperaturfteigerung bielt bis Ende des Jahres an und Hatte große Ähnlichkeit mit der bei tuberfulöfen Menſchen beobachteten typiſchen Reaktion.

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XI. Krankheiten des Hufes.

Im Berichtsjahre ‚betrug die Zahl der an Hufleiden behandelten Pferde einjchlieglih der 8 Patienten als Beftand aus dem Vorjahre 102, von diefen find geheilt 75, 6 als gebeffert entlafjen, 3 als unbheilbar getötet, 4 geftorben und 14 als Beftand für 1909 geblieben.

95. Kronentritt. Bon den 4 mit Kronentritt eingelieferten Pferde find 2 geheilt, 1 Pferd getötet und 1 geftorben. In allen vier Fällen jaß die Verlegung an der Krone des rechten Hinterfußes, die Pferde hatten hohes Fieber und lahmten fehr ftarl. Die Behandlung beftand in der operativen Entfernung aller kranken &emebsteile unter örtlicher Empfindungslofigfeit. Bei 2 Pferden war das Hufgelent eröffnet, eine Heilung wurde bei diefen Patienten dur die Operation nicht erreicht; das eine Pferd ftarb an den Folgen der vom eitrig=jaudig erfrankten Gelenke ausgegangenen Ylutvergiftung, bei dem anderen Pferd ging nad der Operation die Körperwärme auf die Norm zurüd, fo daß es an den Roßſchlächter abgegeben werden fonnte.

96. NRageltritt. An Verlegungen der Huflederhaut durd ein» getretene Nägel wurden einjchließlih des VBeftandes von 4 Pferden aus dem PVorjahre im ganzen 20 Pferde behandelt und geheilt. Nur bei einem Pferde lag eine friihe Verlegung vor, die nad. tridhterförmiger Erweiterung des Stihfanals und nah antijeptiiher Behandlung dur Bäder und Tamponage in 10 Tagen zur Heilung fam. Bei den übrigen 19 Patienten handelte. es fih um ältere Verlegungen, die bereits zu umfangreichen, eitrigebrandigen Zeritörungen der Weich⸗ und aud zum Zeil der Knochenteile des Hufes geführt hatten. Bet 4 Pferden. mußte das ganze untere Endjtüd der Hufbeinbeugefehne und bei 2 Patienten ein Zeil diejes Sehnenendes entfernt werden; bei einem der erjtgenannten Patienten beitand neben der Erkrankung der Hufbeinbeugejehne und der Strahlbeinburfa no eine Eröffnung des Gelenks; die Gelenfflüfjigteit war bereit$ getrübt; auch in diefem alle wurde. durch den operativen Eingriff noch eine Heilung erreicht, nachdem das krankhaft veränderte Stüd der das Strahlbein mit dem Hufbein verbindenden Gelenkkapſel mit der Durchbruchsöffnung entfernt worden war. Die Operationen fanden fämtlih am ftehenden Pferde unter Kofain-Anäfthejie jtatt.

97. Bernagelung. Durch BVernagelung war bei 16 eingelieferten Pferden eine ſchwere, meiftens umfangreiche eitrig=brandige Erkrankung der Fleiſchteile entſtanden, die durchweg mit ſchweren fieberhaften All- gemeinerfranfungen verbunden war, auch das Hufbein war in einzelnen

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Fällen jhon in Mitleivenfhaft gezogen. 9 Pferde wurden geheilt, 2 itarben an Blutvergiftung (Septitämie), und 3 Patienten blieben als Beſtand für 1909. Bei allen 16 Pferden war. eine größere Operation erforderlich, durch welche die vorher freigelegten franfen Gewebe entfernt wurden. Die Operationen fanden ebenfalls unter örtlicher Empfindungs- lofigfeit (Kolain-Anäfthefie) am ftehenden Pferde ſtatt. Die beiden an Blutvergiftung gejtorbenen Pferde befanden fih nur 3 bzw. 5 Tnge in kliniſcher Behandlung; bier lag eine allgemeine, fi über die ganze Hufe lederhaut erjtredende eitrig=-brandige Erkrankung mit Durchbruch nad dem Hufgelenke vor, jo daß der tödliche Ausgang trog gründlicher Operation nit mehr fern gehalten werden konnte.

98. Steingallen. An jogenannten eiternden Steingalfen lahmten 8 Pferde. Auch bier beftanden umfangreide eitrige Erkrankungen der sleifchteile eines Vorderhufes, jo daß ebenfalls größere Operationen zur Bejeitigung der leßteren notwendig wurden. Bei einem Pferde, deſſen Allgemeindefinden hochgradig fieberhaft geftört war, ergab die Operation eine eitrig:jaudige Erkrankung des Hufgelenks; das Pferd wurde als unbeilbar getötet. 6 Pferde konnten als geheilt entlafjen werden, ein Patient blied am Schlufje des Jahres noch in Behandlung.

99. Hornipalten der Wand. Einjhließlih eines Patienten aus dem Vorjahre famen im ganzen 11 Pferde mit Hornipalten zur Be⸗ handlung; von diefen find 7 geheilt, 1 gebefjert, 1 der Beitand aus dem Vorjahre getötet und 2 Pferde am Schluffe des Jahres in Behandlung geblieben. In fieben Fällen lagen durddringende Zehen⸗ wandhornſpalten ftumpfer Hinterhufe bei Pferden ſchweren Schlages vor, in drei Fällen handelte es ſich um durchdringende Hornſpalten am Über- gang der Seiten- in die Trachtenwand je eines Vorderhufes einer un- regelmäßigen Stellung. Bei 8 jhwer lahmen und fiebernden Pferden war die eitrige Erkrankung bis auf das Hufbein vorgedrungen, jo daß hier unter örtlicher Empfindungslofigkeit (Rofain-Anäfthefie) ein größerer operativer Eingriff vorgenommen werden mußte, in zwei Fällen von durchdringender Zehenwandhornfpalte war eine teilmeife Entfernung des unteren Endftüdes der Sehne des längeren gemeinjchaftlihen Zehen- jtreder erforderlid. Bei einem Pferde hatte die eiternde Trachtenwand⸗ hornſpalte eine Miterkrankung des benachbarten Hufbeinfnorpels ver- urſacht, jo daß die Huffnorpelfiteloperation notwendig wurde.

102. Horn- und Strahlfäule Ein an ausgebreiteter Strahl- fäule auf beiden Vorderhufen erkranttes Pferd wurde nad einer Be⸗ handlung von 10 Tagen als geheilt entlafjen.

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104. Hufzwang. b) weiter Hufe. Ein Offizierreitpferd lahmte auf dem rechten Vorderfuße an Kronenzwang. 1"/a cm unter der Krone fand ſich eine fingerbreite, '/2 cm tiefe, rings um den Huf verlaufende Einfhnürung. Nah Abnahme des Hufeifens und Herftellung eines planen Auftritte wurde der kranke Vorderhuf 3 Tage lang mit fühlenden und erweichenden Leinkuchenbreiumſchlägen behandelt und darauf mit einem geſchloſſenen Hufeifen mit Lederfohle und Polfterung bejhlagen. Das Pferd ging bei der Entlaffung nit mehr lahm. Mit Rüdjicht auf die erheblihen Veränderungen an der Hornwand unterhalb der Krone er- hielt der Befiger den Nat, das Pferd auf die Weide zu fhiden.

108. Hufzwang. f) an der Sohle. An Sohlengang mit auf- wärts gemwölbter Sohle lahmte ein Wagenpferd leichteren Schlages auf beiden Vordergliedmaßen. Auch diefes Pferd ging nach fühlenden und erweihenden Breiumjhlägen um die Vorderhufe und nach Negelung dee Hufbeſchlages bei der Entlaffung nicht mehr lahm.

109. Alute Entzündung der Weihteile des Hufes. Von den 3 in diefer Gruppe verzeichneten Pferden find 2 geheilt, 1 Pferd blied am Schluffe des Jahres noch in Behandlung. Bei 2 Pferden beitand eine Entzündung der Fleiſchſohle je eines Vorderhufes, die durch eine Verlegung mit der Hauklinge entjtanden war. Die entzündeten und infizierten Zeile der Fleiſchſohle wurden unter örtliher Empfindungs- Iofigkeit freigelegt, mit dem ſcharfen Löffel abgefragt und Hierauf der Huf antifeptiih verbunden. Nah einer Behandlung von 14 Tagen wurden beide Pferde, nachdem fie vorher mit Hufeiſen mit LXederjohle und Poljterung beſchlagen waren, als geheilt entlafjen.

Das dritte Pferd, ein Reitpferd, lahmte an einer akuten, blutigen Entzündung der Fleifhwand des rechten Vorderhufes. Der Huf fühlte fih vermehrt warm an, und auf Drud mit der Unterfuchungszange äußerte das Pferd befonders an der Seitenwand Schmerzen. Durch das helle Hufhorn des Vorderhufes waren unregelmäßig begrenzte rot gefärbte Flecke von Bohnengröße deutlich fihtbar. “Die rechte Vorder: mittelfußarterie pulfierte erheblich ftärfer als die linfe. Nah Abnahme des Hufeifens wurde der Huf der lahmen Gliedmaße mit Leinkuchenbrei- umfhlägen behandelt. Das Pferd blied am Schluffe des Jahres als Beltand für 1909.

110. Verſchlag, Rehe. Ein Pferd jchweren Schlages war nad dem Vorberichte kurz vorher auf dem linfen Hinterhufe vernagelt ge⸗ weſen und hatte infolge der erheblihen Lahmheit längere Zeit fat an⸗ dauernd die rechte Hintergliedmaße belajtet. Nach Heilung der Ber-

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nagelung ging das Pferd. auf dem rechten Hinterfuße ſtark lahm. Als Urſache diefer Lahmheit wurde eine Erkrankung an Belaftungsrehe feit- geftellt. Nah Entfernung des toten Hornes aus der Sohle lag die Fleiſchſohle diht vor der Strahlipige frei, der Sohlenkörper war eitrig unterminiert. Die Franken leifchteile wurden in ihrem ganzen Umfange unter Kofain-Anäfthefie freigelegt, mit dem ſcharfen Löffel abgefragt und hierauf antijeptijh verbunden. Die Heilung dauerte 6 Wochen. Bei der Entlafjung wurde der Huf mit einem Hufeifen mit Lederſohle und Polfterung beſchlagen; die Lahmheit war faft ganz bejeitigt und die Fleiſchſohle mit einer dünnen Hornſchicht bededt. Ein Arbeitspferd ihweren Schlages litt auf dem rechten VBorderfuße an chronischer Rebe, die zur Bildung eines Knollhufes geführt hatte. Nach erweichenden Brei- umſchlägen wurde die Knolle abgerajpelt und der Huf mit einem ge- ſchloſſenen Hufeiſen, deſſen Steg in den Fräftigen Strahl eingebettet war jowie mit Lederjohle und Polſterung bejchlagen. Das Pferd ging bei der Entlaffung nicht mehr lahm. |

Ein drittes Pferd war an akuter Rehe auf allen vier Gliedmaßen erkrankt. Nach einer Behandlung von 2 Tagen wurde das Pferd, bei dem ſich das Leiden erheblich gebeſſert J vom Beſitzer wieder abgeholt.

113. Hufkrebs. Von den 8 an behandelten Pferden find 5 geheilt, 1 getötet und 2 am Schluſſe des Jahres in Behandlung geblieben. Bei 2 Pferden waren alle vier Hufe, bei 1 Pferd beide Hinterhufe, bet 1 Pferd ein Hinterhuf und bei 4 Pferden je ein Vorber- huf an Huffrebs erkrankt. Bet dem als unbeilbar getöteten Pferde, das auf beiden Hinterhufen erfranft war, hatte das Leiden, wie die Operation ergab, Fleiſchſohle, Fleifhitrahl und Fleiſchwand bis hinauf zur Fleiſch— frone ergriffen. Wit Nüdfiht darauf, daß erfahrungsgemäß der Erfolg der Behandlung in folden weit vorgeihrittenen Fällen ein vecht zweifel- bafter und die Dauer der Behandlung eine fehr lange tft, ließ der Be: figer das an und für fi wenig wertvolle Pferd gleich nad) der Operation töten. Bei allen Pferden wurden die kranken Fleiſchteile unter örtlicher Empfindungslofigfeit operativ entfernt, die Wundflächen mit 10prozentiger Chlorzinklöjung abgerieben, mit Jodoformäther begoſſen und um den Huf bis hinauf zum Feſſel ein fräftiger Drudverband angelegt, der nad Bedarf gewechſelt wurde. Bei den 5 geheilten Pferden war die Be— feitigung des Leidens eine vollkommene, auch bei den beiden als Beſtand gebliebenen Pferden hat die Heilung des Leidens einen günjtigen Ver- lauf genommen. -

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114. Knorpelfiſtel. 25 Pferde einſchließlich Z aus dem Jahre

1907 wurden an Knorpelfiſteln behandelt, von dieſen find 18 geheilt, 2 vor Abſchluß der Behandlung entlaffen und 5 als Beſtand für 1909 geblieben. Bon den in Zugang gelommenen Pferden waren 2 am äußeren Huffnorpel des rechten Vorderhufes, 9 am inneren Knorpel des rehten, 5 am inneren Knorpel des linken Vorderhufes, 1 Pfert am äußeren und 5 Pferde am inneren Snorpel des rechten Hinterhufes er- frankt. In drei Fällen hatte die Fiſtel zu einer Eröffnung des Huf- gelents geführt. Alle Erfranfungen waren älteren Datums und hatten zum Teil jhon zu erhebliden Einjchmelzungen und wulſtigen Ver— Dichtungen und Verdidungen des den Knorpel umgebenden Gewebes ge- führt. Auch die Fleiſchwand war in der Mehrzahl der Fälle brandig bzw. eitrig erkrankt. Die Fiftelfanäle blieben nicht allein auf den Huf- knorpel beihränft, jondern erjtredten fih aud) noch auf die Fleiſchwand, das Hufbein, das Strahlpoljter und die Gelenffapfel. Unter den er- frankten Knorpeln fanden fich einzelne, die zum Teil verknöchert waren. Nur in zwei Fällen wurde eine teilweile Entfernung des Huffnorpels vorgenommen, in allen anderen fand die vollftändige Entfernung des Knorpels und des umgebenden franten Gewebes ftatt. Über den Gang und die Art der Operation ift nichts Neues zu berichten, diejelbe richtete fih von Fall zu Fall und fand ftet3 am ftehenden Pferde unter Kokain⸗Anäſtheſie Statt. 115. Andere Krankheiten des Hufes. Ein Arbeitspferd ſchweren Schlages lahmte an einer jchmerzhaften Phlegmone des Strahlpoliters auf der rechten Vordergliedmaße.. Warme Fußbäder, die zweimal täg- lich je eine Stunde lang gemacht wurden, führten zur Bildung eines Abſzeſſes, nah deffen Eröffnung fih das Allgemeinbefinden und die Lahmheit beſſerten.

XII. Krankheiten der Bewegungsorgane.

In dieſer Gruppe betrug die Zahl der behandelten Pferde, ein- ſchließlich aus dem Syahre 1907, im ganzen 81; von diefen find geheilt 56, 17 gebeffert, 1 Pferd geftorben und 7 am Schluſſe des Syahres nod) in Behandlung geblieben.

1. Knochen.

117. Überbeine, Exoſtoſen. Chronifhe Entzündungen der Knohenhaut mit Auftreibung des Knochens am oberen Ende des Vorder- mittelfußes konnten bei 4 Pferden als Urfache der Lahmheit nachgewieſen werden. 3 Pferde wurden nach Negelung des Auftrittes am oberen Ende

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des Vordermittelfußes ſcharf eingerieben. Der vierte Patient, bei dem ih die Knochenauftreibungen über das ganze obere Drittel des Vorder- mittelfußes erftredten, wurde mit Strih- und Punktfeuer behandelt. Bei allen 4 Pferden war die Lahmheit nah einer Ruhe von 6 bis 8 Wochen befeitigt.

118. Brüde, Frakturen und Fiffuren, mit Angabe der Knochen. Bon den bier verzeichneten 4 Patienten lahmten 3 an einer Fiſſur des Tyeffelbeins einer Vordergliedmaße und 1 Pferd an einer dur Schlag vom Nebenpferd verurſachten Fiſſur des rechten Vorarmbeins. Bei den erſten 3 Pferden konnte die Veranlaffung zur Lahmheit nicht mehr ermittelt werden. Alle 4 Pferde kamen jofort in den Hänge—⸗ apparat. In den eriten 14 Tagen wurde die Fiſſur mit einem feuchten Verband behandelt, der Tag und Naht wiederholt mit effigjaurer Ton⸗ erde angegofjen wurde. Nah Nüdbildung der akuten Entzündungser- ſcheinungen fam bei den Fiſſuren des Feſſelbeins die ſcharfe Salbe zur Anwendung. Die durhfchnittlihe Dauer der Heilung betrug 50 Tage. Bei der Fiffur des rechten Vorarmbeins bejtand anfangs eine fehr ſchmerz⸗ hafte teigige Anſchwellung im Bereiche des ganzen Vorarms; die Lahm⸗ beit war fo erheblih, daß das Pferd, welches auf einem Wagen der Klinik zugeführt wurde, weder den Franken Fuß belaſten, noch ihn vor⸗ wärts bewegen konnte. Das Pferd kam in den Hängegurt und wurde hier im DBereihe des Vorarms mit effigfaurer Tonerde gefühlt. Mit der Abnahme der Anſchwellung gingen die Schmerzen nur wenig zurüd; beim Abtaften fonnten jet an der äußeren Seite des Vorarmbeins in diagonaler Richtung des Knochens an einer ſchmalen, ſcharf begrenzten Linie in der Umgebung des äußeren Umdrehers erheblihe Schmerzen nachgewiejen werden. Hier bildete fih nah ungefähr 14 Tagen eine länglidhe, Hühnereigroße Knochenauftreibung. Nah 6 Wochen konnte das Pferd den rechten Vorderfuß wieder in normaler Weife belaften, aber noch nicht felbftändig vorwärts bewegen. Beim Vor⸗ und Rüdwärts- treten jchleifte die Yufzehe am Erdboden. Die vehtsfeitige Schulter, und Ellenbogenmustulatur hatte erheblid an Umfang abgenommen. Schmerzen liefen ih am Vorarmbein nit mehr nachweiſen. Das Pferd wurde jett zweimal täglich mit Falten Dufchen und darauffolgender Maſſage behandelt. Am Schlufje des Jahres nah einer Kranheitsdauer von 10 Wochen hatte fih die Bemwegungsftörung jo erheblich gebefjert, und auch die gejhmwundenen Musfelgruppen hatten wieder an Umfang zugenommen, fo daß das Pferd in einen Boxenſtand gebracht werden fonnte. Die falten Duſchen fowie die Maſſage wurden noch fortgejegt,

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2. Gelenke.

120. Verſtauchung. Eine Verſtauchung des rechten vorderen Feſſel⸗ gelents wurde mit feuchten Watteverbänden, die wiederholt am Tage mit effigfaurer Tonerde angegoffen wurden, geheilt.

123. ®elentwunden. Von den 5 mit Gelenkwunden eingelieferten Pferden litten 2 an einer frijhen Verlegung der Gelenkabteilung der unteren Knochenreihe des Sprunggelents, die durh Schlag von einem anderen Pferde verurfaht worden war. Nah gründliher Desinfektion der Wunde und ihrer Umgebung wurde ein feıfthter, antijeptiiher Wund⸗ verband angelegt, der vom unteren Drittel des Unterjchenfels bis herab zum Feſſel reichte. Unter diefen feuchten Verbänden, die hauptſächlich bei Steigerung der Körpertemperatur gewechjelt wurden, Tchloffen ſich die Gelenkwunden in durchſchnittlich 5 Wochen. Das dritte Pferd, ein wert- volles Trabrennpferd, hatte fi eine Eröffnung des rechten Sprung- gelent3 am Übergang der vorderen in die äußere Seitenflähe auf der Weide an einem Drahtzaun zugezogen. Bet der Einlieferung war der ganze Schenkel entzündlich gefhmollen. Das Pferd, welches auf einem Transportwagen der Klinik zugeführt wurde, belaftete den Fuß nicht und fieberte jehr jtarf 39,9° C. Nah einer gründlichen warmen, anti- jeptifhen Waſchung des ganzen Fußes, Ausriefelung der mit einer 2 cm großen Öffnung verfehenen Wunde, aus der fih trübe Gelenfflüffigfeit entleerte, wurde der Wundfanal mit Yodoformgazeftreifen ausgeftopft und darauf ein feuchter antifeptifher Wundverband angelegt. Die Er- neuerung desfelben, der in der erjten Zeit ſtark durchfeuchtet war, er⸗ folgte in den erften 3 Wochen täglih. Am 12. Tage nad) der Einlieferung hatte jich eine handbreit unterhalb der Gelenkwunde ein hühnereigroßer Abſzeß gebildet. Derſelbe wurde gejpalten und nad längerem ‘Durd- riefeln mit antifeptiiher Flüffigfeit mit der oberen Wundöffnung durch einen <kodoformgazeftreifen verbunden. Hiernach trat jehr bald eine örtlihe und allgemeine Befjerung ein. Das Pferd fing an, den verlegten Fuß zu belaften, der Appetit wurde bejfer und die Maftdarmtemperatur ging auf die Norm zurüd. Nach einer Behandlung von 6 Wochen war die Wunde geheilt, der Verband konnte fortgelafjen werden; auch die Lahmheit hatte fi erheblich gebefjert, fo daß das Pferd einen Boxen⸗ itand erhielt. Nach weiteren 6 Wochen war die Lahmheit vollftändig befeitigt; auch die nad der PVerlegung entjtandene derbe Umfangs- vermehrung des Sprunggelenks jowie der in den eriten 6 Wochen ent- ſtandene Schwund der Kruppenmusfeln war zurüdgegangen.

Bei den beiden anderen Patienten handelte es fih um eine Eröff- Zeitſchr. f. Veterinärlunde. 1909. 8./9. Heit. 25

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nung des linken SKiefergelenf3 und um eine Wunde der mittleren Gelenf- abteilung der Vorderfußmurzel. Beide Pferde blieben am Schluſſe des Jahres noch in Behandlung. |

124. Akute Gelenfentzündung An afuter Entzündung des Sprunggelents lahmten 2 Offizierpferde. Bei beiden war die Erfrantung durch einen Schlag vom Nebenpferde verurſacht. Die Behandlung bejtand in Waſchungen mit ejfigfaurer Zonerde, an deren Stelle fpäter warme Heufanenbäder und Maffage traten. In dem einem alle erforderte die Heilung der Lahmheit 1’/s, in dem anderen 3'/s Monate; hier blieb eine faft hühnereigroße Knochenauftreibung an der inneren Fläche des Gelenks in der Höhe der beiden fchiffförmigen Beine zurüd. Bei dem dritten bier verzeichneten Patienten, einem Arbeitspferde jchmeren Schlages, lag ein Rüdfall (Rezidio) einer auf beiden Kniegelenfen be- jtehenden chroniſchen Gelenkentzündung vor. Die Veranlaffung zu der Erfranfung wurde auf Überanftrengung zurüdgeführt. Durch Regelung des Hufbefhlages, Waſchungen beider Gelenke mit ejjigfaurer Zonerde, jpäter durch Heuſamenbäder und Maſſage gelang es, die Lahmheit nad) einer Ruhe des Pferdes von 42 Tagen zu befeitigen.

126. Chroniſche ©elenfentzündungen. b) Kniegelenk. An chroniſcher Kniegelenkentzündung litten 3 Pferde, und zwar 2 auf beiden, 1 auf der rechten Dintergliedmaße Nach Regelung des Hufbeſchlages wurden die erjten beiden Pferde mit warmen Bädern und Mafjage mit Skodvajogen behandelt. Das auf dem rechten Hinterhufe erkrankte Pferd wurde nad) Regelung des Hufbefhlages am Kniegelenk ſcharf eingerieben. In allen drei Fällen wurde nur eine Beſſerung der Yahmhdeit erzielt.

127. Chronifhe Gelenkentzündungen. c) Sprunggelent (Spat, Rehbein, Haſenhacke uſw.). An Spat lahmten 6 Pferde. Der Sig der Erfranfung wurde nad Regelung des Hufbeichlages durch diagnoftiihe Kofain- Einfprigungen im Verlaufe der Feſſelnerven, der Schenfel- und Wadenbeinnerven gefihert. 3 Pferde wurden mit dem nadelförmigen Brenneiſen perforierend gebrannt, 1 Pferd wurde am Sprunggelent Tharf eingerieben und 1 Pferd holte der Befiger nad seitftellung der Diagnoſe und Regelung des Hufbeſchlages wieder ab. Der fechite Patient war nad) dem Vorberichte bereits perforierend an Spat gebrannt. Nah dem Brennen hatte fi eine ungewöhnlich heftige, mit Starker Lahmheit verbundene Anjchwellung des Sprunggelenks ent- widelt, jo daß der Befiger das Pferd zur weiteren Behandlung in die Klinik einjtellte. Hier wurden die Erſcheinungen einer akuten Entzündung

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des Sprungelenks fejtgeitellt. Das Pferd hatte hohes Fieber 39,9° C. Durch Wafchungen des Gelenks mit efjigfaurer Tonerde und fpäter durch warme Bäder mit nadhfolgender Maſſage konnte bei einer Ruhe des Pferdes von 9 Wochen nur eine Befferung der Lahmheit erreicht werden. Bei einem Offizierpferde war infolge eines Huffchlages vom Nebenpferde gegen das linfe Sprunggelent eine bereits längere Zeit vorbehanbelte, mit Knochenauftreibung verbundene Lahmheit zurüdgeblieben. Nach Re— gelung des Hufbeſchlages wurde das Sprunggelenk ſcharf eingerieben und das Pferd nad Befeitigung der Lahmheit auf die Weide gefhidt.

Ein Pferd lahmte in geringem Grade an einer derben leicht ſchmerz⸗ haften Verdidung an der Außenfeite des Tinten Sprunggelenfs. Die Behandlung beftand anfangs in warmen Heufamenbädern, fpäter in Maffage mit Jodvaſogen. |

128. Chroniſche ©elenfentzündungen. d) Feſſelgelenk. Ein Wagenpferd lahmte auf dem linfen Hinterfuße an einer chroniſchen Ent- züundung des Feſſelgelenkss. Das obere Ende des Feſſelbeins war halb: freisförmig von glatten, knochenharten, beſonders an den Seitenflächen des Feſſels ausgeprägten Auftreibungen umgeben; afute Entzündungs- erfheinungen ließen’ jih an diefen Veränderungen nicht nachweiſen, da⸗ gegen verurfachten fünftliche Drehbewegungen im Feſſelgelenk dem Pferde Schmerzen. Andere Krankheitserfheinungen waren am Schenkel nit nachweisbar. Nah einer Kofain-Einfprigung im Verlaufe der Seffel- nerven des linken Hinterfußes mar die Lahmheit vorübergehend ver- ſchwunden. ‘Die Umgebung des Feſſelgelenks, insbeſondere die beſchriebenen Knocenauftreibungen wurden darauf tief punftförmig gebrannt. Nach einer Ruhe von 6 Wochen war nur eine Beiferung der Lahmheit erreicht.

129. Chroniſche Gelenfentzündungen. e) Kronengelenf (Schale ujw.). Einſchließlich eines Beftandes von 1 Patienten wurden im ganzen 3 Pferde an Schale behandelt. Bei allen 3 Pferden war das Kronengelent einer Vordergliedmaße erkrankt. 2 Pferde find geheilt und 1 Pferd als gebefjert entlaffen. Die beiden erjten Pferde unter diefen das als Beitand aus dem Vorjahre gebliebene wurden nad) Regelung des Hufbeihlages an der Krone tief punktförmig gebrannt. Das als gebefjert entlaffene Pferd ging nad Feſtſtellung des Sites der Lahmheit und Regelung des Hufbeichlages in den Stall des Befigers zurüd.

130. Chroniſche Gelententzündungen. f) Hufgelenf (dro- nijhe Hufgelenflahmbeit ujw.). Bon den 18 an chroniſcher Huf- gelenflahmheit behandelten Pferden gingen 13, einſchließlich eines aus dem Borjahre in Behandlung gebliebenen Pferdes, bei der Entlafjung

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nicht mehr lahm. Bei den übrigen 5 Pferden konnte nur eine Befferung der Lahmheit erreicht werden; unter diefen befand fi der andere aus dem Jahre 1907 als Beftand verbliebene Patient. Bei 4 Pferden be- ftand eine Lahmheit auf beiden DBordergliedmaßen. Syn allen Fällen wurde der Sit der Erkrankung durch eine diagnoſtiſche Kokain-Ein— jprigung gefihert. Von den in Zugang gefommenen 16 Pferden wurden 7 tief punttförmig an der Krone gebrannt, 2 an derjelben Stelle ſcharf eingerieben, bei 2 Pferden fam die Durchſchneidung der Zeffelnerven zur Anwendung und 5 wurden mit erweichenden Leintuchenbreiumfchlägen behandelt. Die Breiumſchläge famen aud) bei den anderen Patienten als einleitende Behandlung zur Anwendung. Bon den 7 mit Punft- feuer behandelten Pferden gingen 5, von den 2 an der Krone fcharf eingeriebenen ging 1 bei der Entlaffung nit mehr lahm. Bon den 5 mit erweihenden Breiumſchlägen behandelten Patienten fonnte nur bei 4 eine Befeitigung der Lahmheit erreicht werden. Bon den aus dem Vorjahre in Behandlung gebliebenen Pferden ging 1 bei der Entlaffung nicht mehr lahm; bei den anderen hatte fih die Lahmheit nur gebeifert. Bei der Regelung des Hufbeſchlages fanden meiftens Hufeifen mit Stollen und Huflederkittanlagen Verwendung, die den Strahl von allen Geiten ber freiließen.

131. Chronifhe Gelenfentzündungen. g) Andere Gelenfe. Die 3 bier verzeichneten Pferde litten an einer chroniſchen Erkrankung des Vorderfußmurzelgelentd. Die Gelenke hatten dur bindegemwebige Verdidungen und durch Knochenneubildung erhebli an Umfang zu— genommen und an Beweglichkeit eingebüßt; ein vollftändiges Beugen im Gelenke war nit mehr möglid. Ein Offizierpferd wurde nad Feſt—⸗ jtellung der Diagnoje und nah Regelung des Hufbeſchlages wieder ent- laſſen. Bei den beiden anderen Patienten, Arbeitspferden ſchweren Schlages, famen warme Bäder und Maffage jowie bei dem einen Pferde nod eine Einreibung von Hydrarg. bijodat. rubr. 1:10 Bafelin zur Anwendung. Diefes Pferd wurde zur Nachbehandlung auf die Weide geſchickt, das andere war bei der Entlafjung wieder arbeitsfähig.

3. Muskeln, Sehnen, Sehnenfdeiden und Schleimbeutel. 133. Quetfhungen und Berreißungen der Muskeln. Ein mittelſchweres Arbeitspferd hatte ſich beim Niederjtürzen eine jehmerz- hafte Quetſchung der linfSfeitigen Kruppenmusfulatur zugezogen, die durch Waſchungen mit ejfigfaurer Tonerde in 14 Tagen befeitigt war. Ein leichtes Wagenpferd lahmte an einer Zerreigung des vorderen Unters

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ſchenkelmuskels der rechten Hintergliedmaße. Nach Regelung des Be- ihlages wurde der Schenkel an der Nißftelle des Muskels, die dem Befunde nah ungefähr eine gute Handbreit unterhalb des Kniegelenks lag, jharf eingerieben. Nach einer Ruhe von 8 Wochen war die Lahm⸗ heit bejeitigt.

136. Wunden der Sehnen und Sehnenideiden. An Sehnen iheidenwunden litten 5 Pferde. In allen Fällen war die Sehnenfcheide des Hufbeinbeugers einer Dinterglievdmaße betroffen. Die Verlegung war meiftens alt und hatte zu phlegmonöjer Entzündung der ganzen Sehnenſcheide geführt. Die Pferde gingen ſtark lahm und fieberten. Ein Pferd ging 24 Stunden nad der Einlieferung an Starrframpf ein; die anderen 4 Patienten find geheilt. Die Verlegungen wurden nad Bedarf mit dem gefnöpften Bijturi erweitert, mit warmem Sublimat- und Lyſolwaſſer ausgejpült und der ganze Schenkel nah Möglichkeit mit einem feuchten antijeptiihen Qerbande umgeben. Die Verbände wurden in der eriten Zeit täglih gewechſelt und der ganze Schenkel vor dem Anlegen des neuen Verbandes täglid eine Stunde lang mit warmer, antifeptifher Ylüffigfeit gebadet. Die im Laufe der Erfranfung auf- tretenden Abſzeſſe wurden geipalten. Der jehite hier verzeichnete Patient hatte fih durch Gegenfchlagen gegen den mit Eiſenblech benagelten Flankierbaum eine Handbreit unterhalb des oberen Endes des Sprung- beinhöders der linfen Dintergliedmaße den Kronen- und Hufbeinbeuger in wagerechter Richtung glatt bis auf die Knochen durchſchnitten. Die erheblihe arterielle und venöfe Blutung wurde dur Anlegen einer Gummibinde eine Handbreit oberhalb des Sprunggelents geftilt. Aus der glatten Schnittwunde ragten die oberen Enden der durchſchnittenen Sehnen ungefähr 5 cm lang hervor. Das Pferd, mweldes auf einem Transportwagen der Klinik zugeführt wurde, Fam fofort in einen Hänge⸗ gurt. Hier wurde der ganze Schenkel und die Wunde gründlich des- infiziert und ein feuchter antifeptiiher Verband von der Mitte des Unterjchentels herab bis zum Feſſelgelenk angelegt. ‘Der erſte Verband, welcher wiederholt am Zage mit warmer Bacillollöfung angegofjen wurde, blieb 5 Tage liegen. Die in den erften 24 Stunden nad) der Verlegung leiht erhöhte Maftvarmtemperatur 39,0° C. hielt jih von da ab in den normalen Grenzen. Auch der Appetit des Pferdes blieb gut. Die ſtarke Lahmheit befferte jih nur fehr langjam. Nah 5 Wochen war die Wunde mit Granulationsgewede geſchloſſen. Aus derjelben ragten aber noch die beiden Sehnenenden als 3 cın lange, wuljtig verdidte gelbliche Stümpfe hervor. Diefe wurden mit dem weißglühenden, ſcharfen kupfernen

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Brenneifen dicht oberhalb der Granulation abgebrannt. Hiernad bildete ih auf der Wundflädhe ein trodener Schorf. Nah 3 Wochen war die Wunde vollftändig geſchloſſen; auch die Lahmheit Hatte ſich ſoweit ge- beffert, daß das Pferd nah einem Beichlage mit Stolleifen in eine Boxe eingejtellt werden fonnte. Nach einer Behandlung von 3 Monaten wurde das Pferd als geheilt entlaffen. Außer einer hahnentrittartigen Bewe⸗ gung, die nur im Schritte bejtand, waren feine Bewegungsftörungen an dem verlegten Schenfel zurückgeblieben.

138. Afute und chroniſche Entzündung der Sehnen und Sehnenjheiden. An Erkrankungen der Beugefehnen und deren Scheiden wurden in biefem Jahre 17 Pferde einfchließlih 2 aus dem Jahre 1907 behandelt. Von diejen find 14 geheilt, 1 Pferd als gebeffert entlaffen und 2 Pferde am Schluffe des Jahres in Behandlung geblieben. Von den 15 neu aufgenommenen Patienten zeigten 4 die Erſcheinungen einer akuten, 11 die einer chroniſchen Erkrankung des Beugefehnenapparates. Eine akute Sehnenentzündung wurde einmal am Huf- und Kronbein- beuger und zweimal am ?yeffelbeinbeuger eines Vorderfußes jowie ein- mal am Feſſelbeinbeuger eines Hinterfußes feftgeftellt. Die Behandlung der akuten Sehnenentzündung beftand nad Regelung des Hufbeichlages bei 2 Pferden in falten Duſchen und Drudverbänden mit effigjaurer Zonerde; fie betrug durchſchnittlich 20 Tage. Ein Pferd wurde. nad Regelung des Hufbefchlages und ‘Drudverbänden von effigjaurer Ton- erde, melde 8 Tage lang zur Anwendung kamen, ſcharf eingerieben und blieb 55 Tage in Behandlung; ein Pferd fam nah Feſtſtellung der Diagnofe wieder zur Entlaffung.

Eine chroniſche Erkrankung wurde zweimal an allen drei Beuge- jehnen und den dazu gehörigen Sceiden auf beiden Vorderfüßen und einmal auf beiden Hinterfüßen feitgeftellt. Bei einem Pferde waren die Teffelbeinbeuger beider Vorderfüße, bei einem anderen Huf- und Kron- beinbeuger eines Vorderfußes erkrankt, und 6 Pferde lahmten an chroni⸗ her Entzündung des Feſſelbeinbeugers einer Vordergliedmaße. Bei der Behandlung der chroniſchen Sehnenleiden fand faft ausſchließlich das Brenneifen in Form von Strichfeuer Verwendung. Das Brennen ge- ſchah in der Regel unter örtlicher Empfindungslofigfeit nach einer Kofain- Einiprigung im Verlaufe des Mittel- und Ellenbogennerven bzw. des Schenkel- und Wadenbeinnerven. In allen Fällen ging aud hier die Negelung des Hufbeihlages voraus. Unter den 15 neu aufgenommenen Pferden waren 12 Reitpferde und 3 Zugpferde (2 leichte Wagenpferde und 1 ſchweres Arbeitspferd). Von den 12 Reitpferden litten 7 an

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einer Entzündung des Feſſelbeinbeugers, bei 2 Pferden waren alle drei Beugeſehnen erkrankt, bei 2 der Huf- und Kronbeinbeuger einſchließlich des unteren Unterſtützungsbandes und bei einem Pferde nur der Huf— beinbeuger mit dem unteren Unterſtützungsbande. Die 3 Zugpferde lahmten an Entzündungen des Feſſelbeinbeugers.

140. Andere Krankheiten der Sehnen und Sehnenſcheiden. Bei einem ſchweren Arbeitspferde wurde nah Durchſchneidung des jeit- lichen Zehenſtreckers am rechten Hinterfuße der hochgradige Zuckfuß er⸗ heblich gebeſſert. Bei den ſpäteren Vorſtellungen des Pferdes war der Zuckfuß vollſtändig beſeitigt.

141. Krankheiten der Schleimbeutel (Stollbeule, Piep— hacke uſw.) Bei 2 Pferden wurden die Stollbeulen unter örtlicher Empfindungslojigfeit (Infiltrations-Anäſtheſie) operativ entfernt. Die Patienten blieben am Schluffe des Jahres noch in Behandlung.

XII. Geſchwülſte.

Ein mittelihweres Wagenpferd litt an einer mehrere Monate alten, derben jchmerzhaften Vergrößerung der mittleren Halsiymphdrüjen der teten Seite. Nah einer 5 Tage langen Behandlung der Geihmulit mit warmen Heufamenbädern bildete ſich auf der Höhe der Anjchmellung, die fat Doppelt fauftgroß war, eine weiche, zehnpfennigitüdgroße Stelle. Auf derjelden wurde mit dem Troifar ein tiefer Einjtih in die ©e- ihmuljt gemadt, worauf fih Ya Taſſenkopf grünlichgelben, etwas did flüffigen Eiters entleertee Die Stihöffnung wurde nunmehr mit dem gefnöpften Meſſer nah unten hin 4 cm lang erweitert, die Abfzeßhöhle mit dem ſcharfen Löffel ausgefragt, mit Jodvaſogen ausgefprigt und austamponiert. Die Einfprigungen mit Sodvajogen fanden in den erjten 8 Tagen nad) der Operation täglich ftatt. Nach einer Behandlung von 6 Wochen hatte fih die Geſchwulſt ſoweit zurüdgebildet, daß fie nicht mehr über die Oberflädhe des Halfes hervorragte, jondern nur nod als eine derbe verſchwommene Verdidung in der Tiefe zu fühlen war. Die Operationswunde war noch nicht vollftändig geihloffen, die Eiterung hatte aufgehört. leichzeitig wurde demfelben Pferd eine enteneigroße Bruftbeule, die ih Scharf von dem gefunden Gewebe abhob, unter ürt- liher Empfindungslofigfeit nah Einfprigung einer Kofain-Adrenalin- löfung herausgeſchält.

Bei einem leichten Wagenpferde wurden zwei gefttelte, apfelgroße Neubildungen Bindegewebsgefhmwülfte an den inneren Schenfel- flächen mittels der elaftifhen Ligatur entfernt. Bei einem Arbeitöpferde

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ihweren Schlages hatten fih nad einer Verlegung der Vorderfußmurzel auf dem Grunde der nur langfam heilenden Wunde zwei fajt hühnerei⸗ große gejtielte Neubildungen von Granulationsgewebe entwidelt. Diefe wurden bei dem jehr empfindlichen Pferde nad) einer Kokain-Einſpritzung im Verlaufe des Mittel- und Ellenbogennerven operativ entfernt. “Die Heilung der urfprüngliden Verlegung wurde durh Abfragen des ſchwieligen Grundes beſchleunigt.

Mitteilungen aus der Armee.

Sarkome in der Harnblaſe. Von Stabsveterinär Kull.

Auf einem Gute in Oſtpreußen erkrankte im Oktober 1907 ein wohl⸗ genährter, Gjähriger, bayerijcher Zugochje, der feit dem Ankaufe (1905) niemal3 krank geweſen war, unter den Erjcheinungen der Koli. Er war am Tage zuvor im Pfluge gegangen, aber angeblich dabei nicht über- anftrengt worden. Nach Ausfage des Beſitzers ſollen ſich nad) der Ver⸗ abfolgung mild abführender und jchmerzitillender Arzneimittel ſowie mehr- facher Klifttere die Schmerzen verloren haben, auch jet reichliche Kot: entleerung eingetreten. Tags darauf aber drängte der Ochſe wiederum öfter, jedoch erfolglo8 auf Harnentleerung; als fid) abends dann erneut heftige Schmerzen einjtellten, wurde ein ungünftiger Ausgang befürchtet und zur Notſchlachtung gejchritten. Bet der Eröffnung der Bauchhöhle fand man im freien Raume derjelben einen Stalleimer Harn; die Harn- blaje war gerifjen.

Da ich zufällig unmittelbar nach der Schladhtung zum Bejuche dort eintraf, Zonnte ich an den ausgeſchlachteten Zeilen folgendes feititellen: Die großen drüfigen Organe der Leibeshöhle ſowie Herz und Lungen zeigten feine wejentlichen Veränderungen. Dagegen fand fich in der unteren, hinteren Blaſenwand ein 3 bis 4 cm langer Riß mit unregelmäßigen, blut- durchtränkten Rändern. Die ganze innere Fläche der Blaje war volllommen mit zahlreichen, länglichen bzw. kugelförmigen, kirſchkern-bis taubeneigroßen Geſchwülſten bejegt, welche zwiſchen Musfel- und Schleimhaut faßen und die leßtere unverjehrt gelafjen hatten. Die Blajenwand und auch die Harnröhrenwand in ihrem oberen Ende waren jehr did; eine der vor⸗ handenen Geſchwülſte hatte fi) in die Harnröhre geſchoben und dieje ver- ſchloſſen.

Die Geſchwülſte hatten zweifellos ſchon lange beſtanden, ohne das Allgemeinbefinden des Tieres zu beeinträchtigen. Erſt der Verſchluß der Harnblaſe durch eine der Geſchwülſte veranlaßte Erkrankung unter Kolik⸗ erſcheinungen und führte ſchließlich zur Blaſenzerreißung.

Bei der ſpäter vorgenommenen mikroſkopiſchen Unterſuchung wurde feſtgeſtellt, daß die gefundenen Tumoren Spindelzellenſarkome waren.

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Ein Fall von eiteriger Entzündung und Einfchmelzung der Nickhautdrüſe beim Hahn.

Bon linterveterinär Witte.

Ein 2jähriger Hahn wurde mir zur Behandlung übergeben mit dem Vorbericht, daß fich feit 4 Wochen am linken Auge eine Anjchwellung zeige, welche an Größe jtändig zugenommen habe.

Der Unterſuchungsbefund iſt folgender: Am linken Auge befindet ih, vom inneren Augenwinkel bis zur linfen Najenöffnung reichend, eine bafelnußgroße Anjchwellung, welche den Augapfel nach der Augenhöhle zurüddrängt. Die Federn find unter dem inneren Augenwinfel verklebt. Aus demielben entleert fich zumeilen tropfenweiſe eine wäfjerig-jchleimige, mit gelben Heinen Flocken durchſetzte Flüſſigkeit. Die Anſchwellung fühlt ih derb an, nur eine Heine Stelle zeigt weiche Beſchafſenheit. Die Nid» haut iſt geichwollen und ſtark gerötet; ihre Beweglichkeit iſt frei. Die Hornhaut des Auges ift in ihrer ganzen Ausdehnung wolkig getrübt; dag Sehvermögen iſt behindert. Das Allgemeinbefinden des Hahnes ift gut.

Nady Entfernen der Federn liegt die äußere Haut an der bor- beichriebenen Stelle gelb gefärbt vor. Mittels Sonde gelangt man durd) den Ausführungsgang der Nidhautdrüje nur etwa 5 mm tief und fühlt dann feitweichen Wideritand.

In der Annahme, die weiche Beichaffenheit an der Heinen Stelle der Schwellung jet Anzeihen für eine Eiteranfammlung, wird auf derjelben ein 1 cm langer Schnitt durch die Haut gelegt. Es entleert ſich aber feine Flüſſigkeit, ſondern man ſieht in der Tiefe eine hellgelbe, trodene, brödelige Mafje, welche ſich mitteld Hafenpinzette teilmeije entfernen läßt. Bum Entfernen dieſer Maſſe wird nad) Reinigung der Umgebung mit Borwaſſer das Auge fofainifiert, der Schnitt über die ganze Schwellung verlängert und ohne Schwierigleit die hellgelbe Mafje, die von einer diden, glatten, fapfelartigen Schicht umgeben tft, völlig bejeitigt. Die nur geringe Blutung geht aus von der Wunde der äußeren Haut. Die. Höhle wird mit Borwaſſer ausgeſpült (auch durch den Ausführungsgang der Nidhaut- drüfe) mit Dermatol gefüllt, und das Tier abgejondert. Das Allgemein: befinden tft am nächſten Tage ein befriedigended, jpäter ein gute. Die Behandlung der Wunde madt feine Schwierigkeiten. Nach einigen Tagen beginnt gejunde Granulation die Höhle zu füllen. Die äußere Wunde beginnt ebenfall3 zu heilen. Nach 4 Wochen iſt die Pauhounde vernarbt. Die Hornhauttrübung blieb leider beftehen.

Über die Behandlung der chronifchen Entzündung des Fleifchfaumes und der Fleifchfrone. Bon Stabsveterinär Erber. Die hrontfche Entzündung des Fleiſchſaumes und der Fleiſchkrone tit

ein nicht ganz felten vorkommendes Hufleiden, welches in den Anfangs— ftadten wegen feiner anfjcheinenden Harmlofigleit wenig beachtet wird und

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meift exit zuc Behandlung kommt, wenn fi) auffallende Veränderungen an der Hornwand oder Lahmbeit einftellen.

Das Leiden hat jeinen Sitz hauptſächlich am Zehenteil der Vorder- hufe umd ift charakterifiert durch glusharte, Hornige Auflagerungen von borfenartiger Beichaffenheit auf die Wand mit zahlreichen Längs- und Querriſſen. Die Fleiichfrone tft dabei verdidt, und in außgeprägten Fällen zeigt auch die angrenzende Haarlederhaut Verdidung, Haarausfall und Epidermisabſchuppung, die Haare ſelbſt ftehen gefträubt.

Über die Entitehung des Leidens ift nichts Sichere bekannt, die meiften angegebenen Urſachen dürften faum in Frage fommen, mit Aus nahme etwa der Verwendung unpafjender reizender Hufſalben, welche, wie üblih, auf die Krone mit aufgeftrichen, einen chronischen Entzündungs⸗ zuſtand des Fleiſchſaumes hervorzurufen imftande find. - Um meiſten Wahr- Icheinlichfeit hat nach meinen Beobachtungen die Annahme, daß ed ji um ein jelbftändiges, mit dem Strahlkrebs übereinitimmendes Leiden handelt.

Die Behandlung ift eine jehr langwierige und verjpriht nur dann Erfolg, wenn das Leiden noch: nicht zu ſehr veraltet if. Die Menge der dagegen empfohlenen Mittel ift nicht gering, im allgemeinen wird jedoch den Salben der Vorzug gegeben.

Ich Habe von folgender Behandlung die beiten Erfolge gejehen: Zunächſt werden die Haare an der Krone abgeichnitten, die Borken mit der Najpel bejeitigt und dann durch warme Bäder unter Zuhilfenahme von Seife und Bürfte der Schmuß aus den Riſſen und der Haut gründ- lih entfernt. Nach dem Abtrodnen wird eine Saltzylfalbe aufgetragen und ein DOfklufivverband angelegt. Ich wende die Salizylialbe in einer Konzentration von 20 Prozent an, da die jchwächeren Konzentrationen feinen genügenden Erfolg zeigten. Vorhandene Lahmheit oder blöder Gang tit bet dDiefer Behandlung ın wenigen Tagen bejeitigt. Beſteht feine Lahm⸗ heit, jo Zönnen die Tiere dabei zur Arbeit benugt werden und die Be— handlung wird nur täglich einmal zum Abend durchgeführt. Sobald ſich wejentliche Beſſerung eingeftellt hat, die fih dur das Schwinden der Borkenbildung anzeigt, werden die Verbände meggelafjen und die Salbe nur noch leicht in die Krone eingerieben. Vorteilhaft ift ed, um nad) der Abheilung Rezidiven vorzubeugen, noch einige Zeit eine ſchwächere Salbe 5 bis 10 Prozent mehrmald wöchentlich auf die Krone auftragen zu laflen.

Über Erfahrungen mit den neueren Arzneimitteln: Mearetin, Digalen und Fibrolyfin. Bon Stab3veterinär Hentrid.

a. Maretin.

Beim Herrichen der Bruitjeuche im Feldartillerie- Regiment Nr. 67 jtellte mir die Zarbenfabrit vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld, auf mein Erjuchen ein Quantum Maretin zu Verſuchen zur Verfügung. Ungeregt wurde ich durch die günftigen Erfolge, die die Humanmedizin

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bei Behandlung des Fieberd der Phthiſiker, der jero-fibrinöfen Pleuritiden, der Perikarditis, des Pyo-pneumo-thorax, der Septikämie, de3 Gelenk— rheumatismus ulm. mit dem Antipyretitum „Maretin“ erzielte. Beſonders wird die antirheumatiiche und antineuralgifche Wirkung hervorgehoben und betont, daß bei Verabreichung des Mitteld die Reſpirations-, Verdauungs- und Harnorgane nicht gejchädigt werden.

Maretin tft Karbaminfäuremetatolylhydrazit, mithin ein Derivat des Phenyihydrazins von der Formel CHs NH NH CO NHa:. Es iſt befannt, daß Phenyihydrazin eın Gift ift, welches auf das Blut wirkt, indem es die roten Blutkörperchen zeritört. Das Mearetin ift nun ein Tolylhydrazit, in welchem die Giftigleit des Hydrazind durch Einführung des Komplexes CO NH3 in die enditändige Aminogruppe beträtichich verringert if. Es wird als „entgiftetes Anttfebrin“ bezeichnet.

Dad Maretin bildet ein weißes, kriſtalliniſches Pulver, welches geruch⸗ und gejhmadlog if. In Wafler, Alkohol und den übrigen gebräuchlichen organiſchen Löſungsmitteln tft es ſchwer oder gar nicht [öglich.

Aug diefem Grunde eignet e3 fich nicht zu jublutanen Injektionen. Berjuche, das Maretin in Mil unter Zufaß von Tinct. Opii zu jujpen- dieren und jo das Mittel als Maftdarminfufion zu applizieren, mißlangen, da hiernach eine nennenswerte Wirkung nicht eintrat. Es wurde deshalb dad Maretin mit wenig Farin. secalin. und Waſſer als Pille gegeben und von den Patienten ohne bejondere8 Widerjtreben genommen.

Der Dofierung des Maretind mußte zugrunde gelegt werden, daß für die Humanpraxis einmalige Dojen von 0,1 bis 0,85 drei= biß fünfmal am Tage in Frage fommen. Es zeigte ſich denn auch, daß einmalige Dofen von 5,0 und 7,5 wirkungslos blieben und daß Einzeldojen von 12,0 bis 16,0 für Pferde nötig waren, um die erwünichte Wirkung zu erzielen. Was Die Tagesdoſis betrifft, jo habe ich bis 32,0 gegeben, ohne eine Giftwirkung zu beobachten. Da aud) das Azetanilid (Antifebrin) nah Fröhner nicht als Blutgift bei unferen Haustieren gelten Tann, jo iſt wohl eine Giftig- feit des Maretins in diefer Richtung nicht zu befürchten. |

Die Verfuche über Wirkung und Brauchbarkeit des Maretins wurden bei zwei Pferden ausgeführt, die ſchwer an Bruftieuche erkrankt‘ waren, und zwar vom vierten Krankfheitätage an, al3 eine nachweisbare Pneumonie und Pleuritis exsudaiiva beiderjeit8 beftand. Bet beiden Patienten be- trug die innere Temperatur 39,8 bzw. 40,1° C., Atemzüge 20 bis 25, Pulſe 70 bis 76 pro Minute. Die FZutteraufnahme lag gänzlich darnteder, das Senjorium ſtark eingenommen. Die Patienten erhielten mittagd, wenn das Fieber Tendenz zum Steigen hat, 12,0 bi3 16,0 g Maretin als Pille. Die Dofi wurde wiederholt am nächſten Tage früh oder mittags, wenn die Temperatur wieder zu fteigen anfing. Jeden dritten Tag wurde weg, n de3 langjamen Ausjcheidens durch den Harn und einer event. fumulativen Wirkung in der Behandlung ausgeſetzt. Die fieberhafte Temperatur wurde nur ganz allmählich zum Sinten gebracht, bis diejelbe innerhalb 3 bis 5 Stunden auf 38,3 bzw. 38,6° C. herabging. Diejer fieberloje Zuſtand zog ſich verhältnismäßig lange hinaus, jo daß die Wirkung einer Einzel: doſis etwa 8, einmal fogar 12 Stunden dauerte. ch ftellte dabei feit,

3%

daß die Wirkung des Maretins bei leerem Magen prompter war, als bei gefülltem. Das Senſorium wurde ferner frei. Im Unterſchied zu anderen Antipyretizis hat das Maretin den Vorzug, den Appetit in keiner Weiſe zu verſchlechtern; im Gegenteil konnte konſtatiert werden, daß ſtets nach den Maretingaben ſich Freßluſt einſtellte. Das Allgemeinbefinden wurde entſchieden ganz erheblich gebeſſert. Schweißausbruch, Gelbfärbung des Harns und andere unangenehme Einwirkungen auf Atmung und Herztätig- feit wurden nicht beobachtet. Beide Patienten überitanden die Bruftjeuche leicht, ohne jede andere Behandlung.

Wegen dieſes günftigen Rejultates empfiehlt e3 fi), das Mittel weiter bei ſchweren fieberhaften Krankheiten zu verjuchen, da fich durch die günftige Beeinflufjung in zwei Fällen ein Schluß auf Brauchbarkeit eine Mittels nicht ziehen läßt.

b. Digalen.

Die Folia Digitalis (Digitalis purpurea) find von je her als Kardialum in der Tierheilkunde mit Vorteil angewandt, auch ſpeziell bet der Bruftieuche der Pierde. Ich ſelbſt Habe in früheren Jahren nad) Gaben von 30,0 Tinct. Digital. neben jehr guten Erfolgen allerdings auch nicht befriedigende beobachtet, was zweifelohne auf die vartablen Mengen des wirktfamen Bejtandteiles, des Digitorins, zurüdzuführen tft, denn die Menge des Digitoxins in den Blättern tft, wie Prof. Gmeiner feititellte, vom Sammelort, Jahrgang ujw. ded Einfammelnd der Pflanze abhängig.

Unter dem Namen Digalen bringt feit längerer Zeit die Firma Hoffmann & Co. in Grenzac (Baden) eine fterife, haltbare, wäſſerige Lölung des Digitorind in den Handel, die 25 Prozent Glyzerin enthält und ji zu jublutanen, intermugfulären und intravendjen Snjektionen eignet. 1 ccm der Löſung enthält 0,3 mg Digitoxinum solubile Cloetta. Das Präparat wird in Fläſchchen & 15 ccm verjandt. Die Firma ftellte mir fünf Doſen Digalen gratid zur Verfügung.

Wirkung: Patient, der heftig an Bruftjeuche erkrankt war, hatte beiderſeitige Pneumonie und Pleuritis exsudativa. Maftdarmtemperatur 40,8° C., Bulje 82, Atemzüge 28 pro Deinute. Puls ſchwach, ungleich- und unregelmäßig, Arterie geipannt, Futteraufnahme filtiert. Patient erhielt 15 ccm PDigalen jublutan. Die Injektion bewirkte, daß der Puls bald fräftiger wurde und feine Frequenz auf 65 pro Minute zurüdging. leid): zeitig fant die Temperatur auf 38,9°C. Allgemeinbefinden befjer. Zutter- aufnahme und Erjudatanfammlung in der Brufthöhle blieben unbeeinflußt. Frühmorgens des anderen Tags, an welchem die einzelnen Injektionen ver: abfolgt wurden, fonnte jtet3 eine Temperatur von 39,8 bis 40,2°0. er⸗ mittelt werden. Die Puld- und Atemfrequenz erreichte wieder die oben angeführte Höhe. Batient erhielt in den nächſten A Tagen pro die 15 ccm Digalen. Die Wirkung auf das Herz war ſtets gleich gut, wie oben gejagt, und die Temperatur ſank um etwa 1°C. Ach hebe hervor, daß pro die nur eine Injektion von 15 ccm nötig war, jo daß die Behandlung bequem it. An der Injektionsſelle entitand troß peinlichiter Dedinfeltion und außgiebiger Maſſage ftetd eine flache, ſchmerzhafte,

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handtellergroße Anſchwellung, die ohne beſondere Behandlung zurückging. Zur Kontrolle wurde nunmehr das Pferd mit Injektionen von Ol. camphorat. 3:10 behandelt. Ich ftellte hierbei feit, daß zur gleichen Wirkung 15,0 bis 20,0 Ol. camphorat. erforderli) waren und Die Wirkung des Kampfers im Gegenjag zu Digalen nur etwa 5 Stunden, im fpäteren Verlaufe der Krankheit nur 2 bis 3 Stunden anhielt. Dabei nahmen die Erjudatmafjen in der Brufthöhle zu.

Reſumé: Digalen wirkt ſchnell, anhaltend und durchaus nicht fumulativ und ift ein jehr brauchbares Kardiakum bei Behandlung der Brujtjeuche.

c. Fibrolyfin.

Das Fibrolyfin, das ein mwafjerlögliches Doppeljalz (Thiofinamin als eigentlich; wirlfamer Bejtandteil und Natriumjalizylat) daritellt, fommt in fterilifierten Qölungen in den Handel, und zwar in der Menge von 11,5 com = 1,0 Thiofinamin.

Ich verſuchte das Präparat bei einem Pferde, welches Bruftjeuche überftanden hatte und ſich bereitö längere Beit in der Rekonvaleſzenz be> fand. Patient war ftark heruntergefommen. Und obmohl Appetit und Yllgemeinbefinden gut waren, ging die reichliche Exſudatanſammlung in der Brufthöhle nicht zurüd. Zur Beleitigung des Exſudates und der pleuritiſchen Schwarten injtzierte ich früh 11,5 ccm Fibrolyfin fublutan. Nachmittags und des anderen Tagd war Patient bei gutem Appetit. Am dritten Tage nach der Injektion, als leßtere wiederholt werden jollte, zeigte Patient plögli wieder Fieber (39,3° C.), große Unruhe, Herzſchwäche und verweigerte Yutteraufnahme, jo daß von einer erneuten Injektion Ab- jtand genommen werden mußte. Diejer fieberhafte Anfall dauerte 3 Tage. 2 Tage Ipäter erhielt Patient wiederum 11,5 ccm Fibrolyſin. Auch jetzt wieder traten am dritten Tage nad) der Injektion diejelben fieberhaften Ericheinungen, verbunden mit kolikartigen Erſcheinungen, auf, zu deren Beleitigung 4 Tage erforderlich waren. Konnte aud) angenommen werden, daß die frankhaften Erjcheinungen, die nad) der erjten Injektion auftraten, auf Zufall beruhten, jo drängt deren Wiederholung doch zu der Annahme, daß diejelben im vorliegenden Yalle durch das Fibrolyfin ausgelöit wurden. Seftgejtellt muß aber werden, daß die Erjudatmaflen in der Brujthöhle handbreit zurüdgingen. Da dem fehr geſchwächten Patienten eine erneute Vieberperiode mit Verjagen der Zutteraufnahme verhängnisvoll werden mußte, brach ich den Verſuch ab.

Über Fibrolyfin. Bon Oberftabsveterinär Günther.

Angeregt durch die in legter Zeit mehrfach in den Fachſchriften er- Ichtenenen Aufjäge über die Wirkung des Fibrolyſin, verwendete id) das— jelbe bei den nachſtehend beichriebenen Fällen, die mir zur Nachprüfung des im übrigen befannten Mittels geeignet erjchienen:

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1. Ein Pferd Hatte ſich an der Vorderfläche des Schienbeind eine von der Vorderfußmurzel bis zum Feſſelgelenk ſich eritredende Wunde zu: gezogen, die alle dort gelegenen Gewebe bi3 auf den Knochen durchtrennte, Die Granulation der Wunde war von Anfang an eine jehr üppige und ließ fih nur mit Mühe einigermaßen zurüdhalten. Erjchwert wurde Die Behandlung und Wundheilung durch daS unruhige Verhalten des Patienten, der die Verbände mit Lift und Geſchick immer wieder zu entfernen wußte, Die Wunde Heilte ſchließlich unter Hinterlafjung einer großen, entjtellenden Narbe und einer jehr ftarfen Verdidung des Mittelfußes, der einen Um: fang von 42 cm behielt, ohne daß die zur Beſeitigung dieſes das fonft jehr vorteilhaft ausjchende Pferd entitellenden Fehlers zur Anwendung gelangten Behandlungdmethoden irgend welchen Nuten brachten. Schließ- lid) wurde von einer Behandlung Abjtand genommen und dad Pferd im Dienfte verwendet. Nach etwa einem halben Jahre war eine Veränderung nicht eingetreten. Diejer Augenblid jchien mir für die Anwendung des Fibrolyſin geeignet, um einwandfrei die Wirkung deöfelben beftimmen zu fönnen. Patient erhielt im ganzen acht Dofen des Mitteld jublutan am Halje verabreicht. Zwiſchen zwei Einfprißungen lagen immer 2 Tage. Der Erfolg madte fi ſchon bei der dritten Einjprikung bemerkbar: Die Anſchwellung wurde weicher und begann fihtlih an Umfang abzunehmen und nahm dann weiter auch nad) Einftellung der Einjprißungen ab. Etwa 3 Wochen nad) Beginn der Behandlung betrug der Umfang 38 cm und nahm dann allmählih ab. Die legte Meſſung im Februar ergab einen Umfang von 26 cm, jo daß aljo eine Verringerung de3jelben um 16 cm zu fonjtatieren war. Die noch bejtehende geringe Umfangdvermehrung war faum in die Augen fallend. Patient hat während der ganzen Zeit Dienit getan. Die Anjchwellung an den Injektionsſtellen gingen bald zurüd.

2. Ein Rennpferd hatte ſich gelegentlid) eine Verſtauchung eines Hinterfefjeld zugezogen. Durch die Behandlung wurde die Qahmbeit be- jeitigt, doch blieb eine erhebliche Verdidung in der Umgebung des Feſſels beitehen. Das Pferd wurde aus der Behandlung entlaffen und auf die Weide gegeben, wo ich den Zuſtand nad) 5 Monaten in gleicher Stätte wiederfand. Jetzt wurden ſubkutane Einjprigungen mit Fibrolyfin vor- genommen, und zwar in der Oberichenkelgegend. Nach drei big vier Ein- jprigungen fing die Geſchwulſt an weich zu werden und an Umfang abzu— nehmen. Im ganzen wurden zehn Injektionen gemacht. Nach) der jechiten Snjektion wurde zur Unterjtüßung der Wirkung noch eine Scharfjalbe auf- gerieben. Nach im ganzen 8 Wochen dauernder Behandlung war das Gelenk normal.

3. Ein Pferd Hatte ſich die Halfter über ein Auge geftreift und fich erhebliche Erofionen auf der Kornea zugezogen, nad) deren Abhetlung die legtere undurchſichtig blieb trog aller Behandlung. Es wurden endlich Fibrolyſineinſpritzungen gemadt, die auch von Erfolg waren injofern, als eıne Aufhellung der Kornea bewirkt wurde, die ed nun ermöglichte, das Snnere ded Auges zu überjehen, mwobet leider fejtgejtellt werden mußte, daß inzwijchen eine Neßhautablöjung eingetreten war, worauf die weitere Behandlung aufgegeben wurde.

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4. Ein Rennpferd, da8 vor 3 Jahren niedergebrocdhen war und eine erhebliche Verdickung des Hufbeinbeugers oberhalb des Feſſels zurücktbehalten hatte, brach im vorigen Sommer von neuem nieder. Nach Abheilung der akuten Erkrankung und nad wiederholter Anwendung von Scharfjalben war die vorhanden gewejene erhebliche Lahmheit bejeitigt, doch war Die urſprüngliche Verdickung des Hufbeinbeuger® um ein erhebliches ftärker geworden. Patient wurde bandagiert ujw., bewegt und jchonend geritten, ohne daß nad 4!/a Monaten eine Veränderung an der Narbe eingetreten wäre. Patient wurde num auch mit Fibrolyfin behandelt; er erhielt acht Einjprißungen mit dem Erfolg, daß die Verdidung ganz erheblich zurüd- ging und die betroffene Partie heute nur noch den Umfang hat, wie er vor dem zweiten Niederbruc, beitand.

Zweifelsohne hat ſich die Fibrolyjinbehandlung in allen vier Fällen bewährt. Es trat eine Erweichung der Narben ſchon nach den eriten Einjprigungen ein, worauf die Reſorption erfolgte. Eine Eigentümlichkett machte fich injofern bemerkbar, als die Nachwirkung ded Mittel3 von ziem- lih langer Dauer war und fi in den Fällen 1, 2 und 4 auf Monate erſtreckte. Vielleicht iſt es angebracht, wie im Falle 2, die Wirkung durch Anwendung einer Scharflalbe zu unterjtügen.

Ein Hindernis für die ausgedehnte —— des Mittels iſt der ſehr hohe Preis.

Angenehm wäre es, wenn ſtatt der langen Phiole mit dem langen Halſe ein niedrigeres Glas, wie z. B. bei den Arekolin-Doſen der Firma Beugen K Co., zur Verwendung für die Löſung gelangte, da letztere aus den langen Gläſern mit den üblichen Injektionskanülen ſchwer zu ent— nehmen iſt.

Fibrolyfin. Von Oberveterinär Engel.

Durch verſchiedene günſtige Beſprechungen des Mittels in den Fach— zeitſchriften wurde ich veranlaßt, das Fibrolyſin in zwei mir geeignet er: ſcheinenden Yällen zur Anwendung zu bringen.

Der erite Fall betraf das 7jährige Pferd „Sultan“ der 2. Esfadron Küraſſier⸗ Regiments Nr. 5, das ſich während des Manövers infolge Schlags vom Nebenpferde eine ausgebreitete Phlegmone des linken Hinterfußes vom Sprunggelenk abwärts zugezogen hatte. Die Behandlung beſtand in Ab- jeifen der kranken Gliedmaße, heißen Bädern mit Krefoljeifenlöfung und Maſſage mit grauer Quedfilberjalbe. Die akuten Entzündungserjcheinungen wurden auf dieſe Weile bejeitigt, doch blieb eine Verdidung der Gliedmaße vom Sprunggelent abwärt3 zurüd, die bejonder3 ſtark war nach längerer Ruhe des Pferdes, im Verlauf der Bewegung abnahm. Der Umfang der kranken Gliedmaße biteb aber jtändig auch nach der Bewegung um 2 cm jtärfer ald der des gefunden Beines. An der Außenjeite des Sprung gelent3 machte fich dort, wo der Schlag des Nebenpferded getroffen hatte, eine Verdidung von faſt Handtellergröße und 1 cm Dide bemerkbar, die

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auf Wucherung des entzündeten Perioites beruhte. Es wurden nun mit eintägigen Zwiſchenpauſen fünf Einiprigungen von je 11,5 ccm Fibrolyfin am Halfe gemaht und das Pferd mäßig bewegt. Die Einjprigungen wurden gut vertragen; an den Einjtichitellen bildeten ſich zweimarkſtück— große Duaddeln, die nach 14 Tagen von felbft verichwanden.

Sm zweiten Falle hatte ein DOffizierpferd mit dem rechten Hinterfuß gegen den Latierbaum geichlagen, worauf es zur phlegmonöjen Anjchwellung der Gliedmaße vom Sprunggelent abwärt3 fam. Die akuten Entzündungs- ericheinungen wurden durd) die im vorigen Fall zur Anwendung gelangten Mittel bejeitigt. Auch Hier bildete fih an der Außenfläche des Schienen being in der Mitte, wo dad Gegenichlagen erfolgt war, eine Inöcherne, flache Verdickung von über Fünfmarkitüdgröße.. Won diejer Verdidung bis zum Huf hinunter blieb die Gliedmaße geichwollen; beim Bewegen nahm die Verdidung ab, die Umrifje des Fußes blieben aber auch dann nod) verſchwommen gegenüber dem gejunden Fuß. Auch bei diefem Pferde wurden Fibrolyfineiniprigungen gemadt in der oben angegebenen Weiſe.

Eine augenfällige oder mit dem Bentimetermaß meßbare Beflerung gegen die früheren Zuftände ijt in beiden Fällen durch die Einjprigungen nicht erzielt worden. |

Auf die Knochenauftreibungen blieb das Mittel ohne Wirkung, und die AUnjchwellungen der Gliedmaßen bejtehen nach wie vor, vermehrt nad) längerer Ruhe, vermindert nad) der Bewegung.

Demnach hat das Fibrolyfin in beiden Fällen verjagt, welchen Um: ſtand ich jedoch nicht gegen die Brauchbarfeit des Mitteld ind Feld führen möchte, da es fi) in beiden Fällen mehr um mechanische Blutitauungen infolge der Rnochenauftreibungen als um audgejprochene Haut und Unterhautverdidungen gehandelt hat.

Über den Koppriemen nad) Dr. Goldbeck.

Bon Oberveterinär Sauvan.

Da ein wertvolles Offizterpferd jich das Koppen im Anſchluß an das Leden auf dem eijernen Srippentich in wenigen Wochen angemöhnte, fo machte ich einen Verſuch mit dem Dr. Goldbeckſchen Koppriemen, um dem Pferd die Untugend wieder abzugemöhnen oder zum wenigjten ein Abſchlucken der Yuft zu verhindern. Das Modell jowie jene Anwendung tft im Reklameteil der „Berliner Tierärztl. Wochenichrift“ ja des Öfteren beichrieben, jo daß fich eine Beſchreibung meinerjeitd erübrigt.

Beifolgend das Reſultat: Obiger Patient führt die Untugend bei feft anliegendem Riemen ohne daß eine Blutftauung der Haldvenen zuftande kommt nidyt mehr aus; ohne Riemen foppt er weiter. Zeit: dauer des NRiementragend 8 Monate.

Herner wurde der Niemen bei einer jungen Remonte, die das Luft: toppen in geringem Maße betrieb, verſucht. Diefelbe foppt bet jelbit mäßig angezogenem Riemen, jo daß man zwei bis drei Finger leicht unter den⸗ ſelben jchieben fann, nicht mehr ohne Riemen weiter. Dauer des Tragen? 6 Monate.

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Bei einer zweiten Remonte, die ftarf aufjeßte, wo fie nur irgend fonnte, und öfters an Windkolik litt, wurde der Riemen gleichfalld ver- ſucht. Trotzdem derjelben der Riemen jo umgezogen wurde, daß die Halsvenen ſtark geitaut wurden, verjuchte diejelbe dauernd weiter die Untugend, und gelang ed ihr auch, Luft abzujchluden. Diefelbe ging in wenigen Wochen an Gas: (Wind-) Kolif und Darmverjhlingung als Kom- plifation troß Darmſtichs uſw. ein.

Beide Patienten waren als Kopper geliefert, und muß erjterer ſich die Untugend wohl erſt vor kurzem angemwöhnt, Ießterer ſchon des längeren geübt haben.

Ich Halte den Goldbeckſchen KRoppriemen injofern für zweckmäßig und anderen vorzuziehen, als er die Luftröhre in feiner Weiſe kom— primitert. Dei den beiden leichten Fällen hat er, ohne beſonders ftarf angezogen zu werden, jo daß er auf dem Pferde noch gefällig ausſah, das Koppen verhindert. Ich glaube infolgedefien bei Koppern, die ſich das Übel erſt neuerdings angewöhnt haben, den Riemen empfehlen zu können.

Referate.

Die Entzündung des Unterſtützungsbandes des Kronbeinbengers. Son Duerruau, Beterinärmajor im Artillerie-Regiment Nr. 27. „Recueil de med. vet.“, 15. Januar 1909.

Die Entzündung des Unterjtübungsbandes des nee iſt eine der gewöhnlichſten und ſchwerſten Formen der Sehnenentzündungen. Die Erkrankung wird jedoch von vielen Praktikern beſonders in ihren Symptomen verkannt, jo daß kaum ihr Name bekannt iſt.

Günther und Siedamgrotzky haben das Niederbrechen dieſer Sehne beobachtet. Der erſtere nennt es den „oberen Niederbruch“.

Faſt 13 Jahre iſt es Her, daß Verfaſſer die Exiſtenz dieſer Er⸗ krankung durch die Obduktion nachgewieſen hat. Seitdem hat er ſie häufiger beobachtet. Umgekehrt bezweifelt er das Vorkommen der Ent- zündung des Unterſtützungsbandes des Hufbeinbeugers als eigene Er—⸗ krankung, obgleich zahlreiche Beobachter ſie bei den Sektionen gefunden haben.

Autor hat die Entzündung des Unterſtützungsbandes des Kronbein— beugers zuerſt beim Rennpferde und leichten Kavalleriepferde beobachtet, dann beim Dragoner- und Artilleriepferd, endlich bei den Zugpferden, die beſonders im mäßigen Trab arbeiten. Benjamin hat feſtgeſtellt, daß die Sehnenentzündungen, beſonders die Entzündung des Unterſtützungs⸗ bandes des Kronbeinbeugers, begleitet von einer Sehnenſcheidenentzündung, ſehr gewöhnlich bei Zugpferden waren; aber er beſchreibt Symptome, die mehr auf die Entzündung des Unterſtützungsbandes des Hufbeinbeugers paſſen.

Anatomie: Das Unterſtützungsband des Kronbeinbeugers iſt für den Kronbeinbeuger, was das Unterſtützungsband des Hufbeinbeugers für den

Zeitſchr. f. Veterinärkunde. 1909. 8./9. Heft. 26

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Hufbeinbeuger ift. Es befteht nicht nur eine Ähnlichkeit im Bau, fondern auch in der Funktion. Beide find Stüben für den Feſſelgelenkswinkel.

Phyfiologie: Die Wichtigkeit des Farpalen Unterftügungsbandes als Stüßorgan des Feſſelgelenks hat Prudhomme und danı H. Bouley nachgewieſen. Beide Autoren haben gezeigt, daß der Hufbeinbeuger dank jeine8 Unterftüßungsbanded zum Aufhängeband wird, jobald der Muskel⸗ förper zur Ruhe fommt. U. Semjon hat jeinerjeitd hervorgehoben, daß das radiale Unterftügungsband dieſelben Funktionen hat. Diefe Unter- ftüßung der Beugemußfeln durch ihre Verſtärkungsbänder ijt deshalb not- wendig, weil das Muskelgewebe und das Sehnengewebe weder gleich find in der Funktion noch in der Widerſtandsfähigkeit. Die Sehnen und Bänder find undehnbare Stränge, die unaufhörlich arbeiten können, ohne einer Ruhepauſe zu bedürfen, während die Muskeln, die Krafterzeuger, ziemlich jchnell ermüden.

Wenn der Huf: und Kronbeinbeuger ihre Muskelkörper zujammen- ziehen, jo verkürzen fi) ihre Sehnen und unterſtützen und Öffnen den Feſſelgelenkswinkel mit aller Energie und Elajtizität, die den Muskelfaſern eigen tft. Diefe Energie ift am größten im Galopp, wenn die Vorder: beine das größte Gewicht ded Körpers, verzehnfacht durch die Schnellig- feit, außhalten. Das Marimum der Muskelkraft wird beim Beginn und bet den Anftrengungen der Zugpferde erreicht. Ä

Wenn die ermüdeten Muskelkörper erjchlaffen, verlängern ſich die Sehnen. Wenn ihre Verlängerung unbegrenzt wäre, würde das Feſſel⸗ gelenf nur durch jein eigenes Aufhängeband gehalten werden, aber dieje Verlängerung erreicht jchnell ihre Grenze, denn das korpale und radiale Unterftügungsband treten in Funktion und wandeln jogleich die Sehnen de8 Huf: und Kronbeinbeuger8 in wirkliche Aufhängebänder um. Die Funktion der Unterſtützungsbänder iſt palfiv und braudt nit vom Bentralnervenigftem angeregt zu werden. Damit die Unterftüßungsbänder fih automatic jpannen, genügt ed, daß die Muskelkörper der Beuger er- Ihlaffen oder ihre Funktion einftelen. Im Stande der Ruhe und be- ſonders beim Schlafen im Stehen find da3 forpale und radiale Unter- ftügungsband jozujagen dauernd in Tätigkeit. Dadurch erlangen die Muskeln die nötige Ruhe bei Pferden, die fich nicht legen.

Ättologte: Selten fieht der Praktiker eine Entzündung des radialen Unterftügungsbandes in der Entwidlung. Verfaſſer beobachtete eine der- artige Entzündung bei einem ihm jelbjt gehörigen Rennpferde von Anfang an, bis da8 Tier 18 Monate jpäter wegen eines nicht in Zuſammenhang hiermit ftehenden Leidens getötet wurde. Seitdem iſt er oft der Ent- zündung de3 radialen Unterjtüßungsbandes bei Truppen- oder Rennpferden begegnet, aber das Leiden war gewöhnlich alt.

1895 trainierte Querruau das Pferd Hellotrope für den Preis von Jumilhac. Es war ein jehr ſchwieriges Pferd. Nach einem Renn- galopp von 6000 m, währenddeſſen es mehrere Male ausgebrochen war, trat gleih nad) dem Galopp eine ziemlich ſtarke Lahmheit auf. Eine genaue Unterjuchung ergab fein Reſultat. Man fonnte fich vielmehr nur

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davon überzeugen, daß die Sehnen nicht argegriffen waren. Das Pferd wurde in den nächſten Tagen nur im Schritt geführt, und die Lahmheit verſchwand. Beim Beginn des Galoppierend trat fie wieder auf. Die Lahmheit war nicht erheblid und verſchwand nach einiger Zeit im Trabe, nahm auch bei mäßigem Galopp nicht zu. Diele Symptome finden ſich bei vielen Sehnenentzündungen im Anfang. Trotz täglicher Unterfuchung fonnte immer nur fejtgejtellt werden, daß die Sehnen rein waren. End- li zeigte fich über der Vorderfußmwurzel in Höhe der Kaftanie eine ab- norme heiße Zone, die fich bejonderd deutlid beim Wajchen des Beines markierte. Es wurde eine Muskelzerrung an diejer Stelle vermutet, und das Pferd nahm, da die Lahmheit gering war, an dem Nennen um den Jumilhac-Preis über eine Strede von 4800 m teil, machte aber einen Fehler beim vorlegten Hindernis und fehrte ſtark lahm zur Wage zurüd. Die jofort vorgenommene Unterſuchung ergab, daß die Sehnen gelund waren, jo daß man meinen Tonnte, ed bandele ſich nur um eine Ber- ftärfung der früher angenommenen MuSfelzerreißung. Nach Verlauf einer halben Stunde zeigte ſich ein großes Odem tm Bereiche der karpalen Sehnenbinde; in den nächſten Tagen entitand ein bedeutender Erguß, der fi) beiderſeits bis zur Mitte der Sehnen erftredte. Die Lahmheit hielt 2 oder 3 Monate an, die Eehnen fühlten fi teigig an und jchienen „niedergebrochen” zu fein. Mehrere Beterinäre, die dad Pferd unter- fuchten, famen zur Diognoje „Niederbrudy auf dem Hufbeinbeuger“. Ber- foffer glaubte aber niht on diefe Diagnoje. Nach Bädern, Maflage, Veſikantien und zweimaliger Anwendung von Punktfeuer konnte das Training wieder aufgenommen werden. Das Pferd konnte in Auteuil im nächſten Jahre wieder mitlaufen, die Sehne blieb aber in der Gegend der Farpalen Sehnenbinde indurtert und teigig. Mehrere Male wurde das Pferd nad jchnellen Galopps vorübergehend lahm. Nach 18 Monaten wurde es wegen einer eitrigen Teflelgelenf3entzündung tm Unjchluß an eine Wunde getötet. Die Autopfie ergab eine Erkrankung des radialen Unterſtützungsbandes. Es waren Anzeichen einer früheren Berreißung fihtbar. In ter Mitte befand fih ein olivenförmiger Knoten, der ˖aus⸗ fah wie ein Knochenkallus. Das umgebende Bindegewebe war verhärtet. Die Wände der Larpalen Sehnenbinde waren bindegewebig und ließen zahlreihe Verwachſungen mit dem Hufbeinbeuger erlennen. Die Synovia war normal, wenig reihlih. Die Sehnenſcheide ſelbſt enthielt weder einen Fremdkörper noch Blutgerinnjel noch Fibrinalablagerungen.

E3 Hatte ſich aljo bei dem Pferde um eine Zerrung des radialen Unterftüßungsbandes gehandelt, die gelegentlich eines neuen Zufalls zur vollitändigen Ruptur geworden war.

Da das Pferd, wie jhon erwähnt, jehr Schwierig. zu reiten war und unter. jeinem Reiter wie ein Hirſch vor der Meute, d. h. bis zur voll- ftändigen Erſchöpfung lief, jo mußte gegen das Ende des Galopps, bet dem die Lahmheit zum erjten Male bemerkt wurde, infolge der Musfel« ermüdung eine Schwäche des Kronbeinbeugerd eingetreten fein. Der Muskelkörper übertrug dann feine ganze Funktion auf das Unterjtüungs- band (die Bewegungen find in der Erihöpfung auch nicht mehr koordiniert),

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und dies war der Aufgabe nicht gewachſen; die Grenze der Widerjtands- fraft war überjchritten, und es fam zu einer leichten Berrung.

Diejelben Bedingungen für die Entwidlung dieſes Leidens findet man häufig bei fchnellen und zugleich jchwierigen Pferden, die nach dem Ausdrud von Buffon lieber ſterben als gehorchen wollen. Dasſelbe trifft auch zu bei Pferden im jchweren Zuge, bei denen es durch Die Arbeit bis zur Erihöpfung und durch die lokale Musfelermüdung zu einem Ausfall der Muösteltätigfeit fommt. So erklärt es fi, wie auch in langjamer Gangart die Entzündung de3 radialen Unterftügungsbandes entfteht. | |

Sm Februar beobachtete Verfaffer einen ähnlichen Fall: Patient war auf dem rechten VBorderbein lahm. Der Sit der Lahmheit Tonnte nicht fejtgeftellt werden. Erſt im Juni war die charakteriftiiche Entzündung des radialen Unterjtüßungsbandes offenfihtlid. Das Pferd war ge: legentlich eine3 langen Galopp8 von neuem wieder lahm geworden. Dieje Nezidive find typifch bei dem in Rede ftehenden Leiden,

Bezüglich ded Pferdes Heliotrope ijt noch zu bemerken: Nach der Berreißung entitand ein reichlicher Erguß in die farpale Sehnenbinde, weil die Sehnenfcheide, die daS Unteritüßungsband umkleidet, an der Berreißung beteiligt war, was jehr häufig vorlommt; dann fielen Exſudat und Blut in den fynovialen Raum. Außerdem bildete fi) noch ein . Erguß außerhalb der Tarpalen Sehnenbinde, und dieſer Erguß drang langjam unter die Aponeurofen diefer Gegend, ergriff dann die binde- gemwebigen Hüllen der Sehnen und jenkte ſich langjam, wodurch der Ein- druc hervorgerufen wurde, als ob es fih um eine Entzündung der farpalen Verſtärkungsſehne und ſpäter des Hufbeinbeugers handelte.

Bei der Berreikung oder der Entzündung des radialen Unter: ftüßungsbandes kann der traumatische Erguß allein beftehen, jodann kann er entweder die Aponeurojen der Sehnen oder die farpale Sehnenbinde befallen. Zuweilen find gleichzeitig beide betroffen. Manchmal tft der Erguß reihlih und ftellt eine Art Flußgalle dar, zumeilen tft er fo gering, daß er die Scheide nicht ermeitert. Dieje erjcheint dann nur ödematös oder verdidt, jo daB der unbefangene Beobachter an eine Ent- zundung des karpalen Unterjtüßungsbandes denkt. Hieraus und aus anderen Beobachtungen folgert Verfaljer, daß die gewöhnliche Diagnoje „Entzündung des karpalen Unterſtützungsbandes“ jehr häufig irrtümlich ift und einfach ein Rezidiv der Entzündung des radialen Unterjtüßungs- bandes darftellt.

Symptomatologie: Es beiteht eine Lahmheit von jehr verjchiedenem Grade je nach dem Alter des Leidens und der Ausbreitung der Zer— reißung. Zu Beginn der Entzündung findet man auch lokal vermehrte Wärme; fie ift aber ſchwer nachweisbar. Bet manden Patienten tft die Beugung des Vorderknies fehr jchmerzhaft, augenjcheinlich infolge des Drudes auf die erkrankte Stelle. Dieſes Symptom erleichtert die Diag- noje wejentlih. In den jchweren Fällen beobachtet man im allgemeinen eine mehr oder weniger ſtarke karpale Sehnengalle. Kine teigige Schwellung in der Gegend de karpalen Unterſtützungsbandes befteht

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dann, wenn die Entzündung de radialen Unterftüßungdbanded von einem Exſudat in die farpale Sehnenbinde begleitet ift. Dieſes Symptom ver- leitet jehr leicht zu einer falſchen Diagnofe.

Oft befteht die Entzündung auf beiden Gliedmaßen; dann ift fie aber ftet3 an einer Gliedmaße heftiger al3 an der anderen.

Bet leichter Entzündung kann fi) die Lahmheit in einigen Tagen beſſern, aber Rüdfälle find Ichon bei geringer Arbeit häufig. Wird ein mit dem Leiden behaftetes Pferd angeftrengt, jo kann e8 eine neue Zer— reißung davontragen oder vollitändig niederbrechen. Ruhe befjert die Er- franfung, jchnelle Gangarten verſchlechtern fie.

Manche Pferde mit rezidivierender oder unheilbarer Lahmheit, deren Sit unbeftimmt ift, Haben nicht3 anderes als das in Rede jtehende Leiden. In manchen Fällen) zeigt fih die Entzündung lofal durch ein altes, teigige8 DOdem der oberen Sehnenpartie, wo ed an feinem unteren Ende eine ſcharf begrenzte Wulſt bildet. Dieſes Odem iſt auf Drud un- empfindlich. Die Talten, teigigen Odeme, die von einer Läfion des radialen Unterftüßungsbande3 Herrühren, breiten fi) gewöhnlich auch bis unterhalb der Tarpalen Sehnenbinde aus. Stets kann fi) der Erguß, der für Die Berreißung der Verjtärfungsfehne ſymptomatiſch ift, gleichzeitig außen und innen bemerkbar maden. Die Induration des Unterftüßungsbandes iſt das ficherjte Symptom; dazu kommt bei friichen Fällen die Drudempfind- lichkeit. Hat fich ein Kallus ausgebildet, jo tun man diejen auch fühlen, zuweilen aber erjt nad) 2 Monaten.

Verfafler wendet folgende Unterfugjungsmetfobe an: Das Pferd jet auf dem rechten Vorderbein erfranlt. Man jtellt fich recht dom Pferde in Höhe der Vordergliedmaße mit dem Geficht nad) der rechten Hüfte. Man ergreift mit der linken Hand da3 Feſſelbein und läßt die Glied— maße jo Hängen, daß Unterarm und Vordermittelfuß einen jtumpfen Winkel bilden. Die rechte Hand geht nun in Höhe der Kaltante, der Daumen außen vom Unterarm, die anderen Yinger innen, um zwiſchen Taumen und Zeigefinger dad Unterjtüßungsband beobachten zu können. Die VBerdidung oder der Kallug, falls fie vorhanden find, liegen in Höhe oder vor der Kaſtanie. Die rechte Hand jtreicht leicht mit dem Daumen und Beigefinger über die Vertiefung Hinter der Vorderfußmwurzel zur Höhe oder bis vor die Kaftanie und bleibt dort. In diefem Moment macht die linfe Hand Beugungen und GStredungen im Vorderfußwurzelgelenk, wodurd) es infolge ded Gleitens des Verſtärkungsbandes zwijchen den Fingern möglich wird, die Verdidung und Knotenbildung zu fühlen.

Behandlung: Sie ergibt ſich aus der Funktion des radialen Unter- ftüßungsbanded und ijt Ddiejelbe wie die aller Sehnen. Die Tenotomie der Kronbeinbeugefehne tit die beſte. Nüdfälle find Die Negel, wenn das Pferd in demſelben Dienft verbleibt.

Das Unterftügungsband hat die gleihe Funktion und denjelben Heilungsmodus wie die Sehne ſelbſt. Die Heilung iſt nicht ſchwieriger als bei der Sehne; auch jcheinen Rückfälle nah Entzündungen nicht häufiger zu jeln.

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Vorbeugung: Die Sehnenentzündungen find immer ein Ereignis, das dann eintritt, wenn die Grenze der Widerjtandsfraft der Pferde über- Ihritten wird. Im Prinzip find „Gewaltleiſtungen“ für alle tierijchen Maſchinen gefahrvoll, bejonder® aber für jugendlide und für ſolche Organe, deren Wachstum noch nicht beendet if. Daher fieht man auch Sehnenentzündungen bei „allen“ Nennpferden, die man von 18 Monaten bi3 zu 5 Jahren trainiert. Dagegen find Pferde, die nur fo viel „ge= arbeitet“ werden, daß fie als ausgewachſene Tiere für ihren Zweck brauchbar find, ſehr widerjtandgfähig gegen Eehnenentzündungen. WIN man aljo, daß die Sehnenentzündung eine Ausnahme bleibt, jo muß man die Gewaltleiftungen bei den Nennfohlen und den jungen Reit- und Zug- pferden unterdrüden. Die Gewaltleiftung erfordeit, wenn fie nicht zum Niederbruch führen joll, ein methodiſches Training.

Tie Eehnenentzündungen find häufiger bei Pferden, die das Training beginnen, und bei ſolchen, die ohne vollftändine Vorbereitung laufen. Tatjählich führen Nenngalopp und Attade zur Sehnenentzündung, aber niemals normale Gangarten. Wenn eine Eskadron 100 km in einigen Stunden auf hartem Wege in mittlerer Gangart machen muß, jo wird man wohl die Pferde antreiben müfjen, aber „niederbrechen” wird nicht eind. Sollen im Gegenſatz 10 junge Difiziere ein militäriſches Nennen machen, jo brechen 3 Pferde nieder.

Heilung: Die Kontufion der Sehne iſt leichter Heilbar als die jo- genannte Sehnenentzündung. Die volllommene Ruptur des radialen Unterftügung3bande3 jcheint weniger Nezidiven unterworfen zu fein als die einfache BZerrung Bei allen Sehnenentzündungen ijt der Schmerz, der dem Trauma entipringt, zu Anfang jehr beftig, nimmt raſch ab und verſchwindet nach einigen Tagen je nach der Schwere ded Falles. Ein Pferd mit einer Entzündung des Kronbeinbeugers, die erſt nach mehreren Monaten geheilt tft, braucht jchon nach 14 Tagen in mittleren Gangarten nicht mehr zu lahmen. Ebenſo eriftiert fein Schmerz, wenn die Sehne ge= rifjen iſt (?), jo daß das Pferd feine kranke Sehne benußt wie eine gefunde, und man gezwungen it, ed vor der Benußung des kranken Organs durch Herborrufen eines Fünftlichen Schmerzed zu bewahren.

Die Heilung eined kranken Organs kann nit vor ſich gehen, wenn es diejelbe Arbeit leiten muß wie ein geſundes. Abſolute Ruhe iſt not= wendig. Da die Sehnen und ihre Unterftüßungsbänder gleichzeitig Be- wegung3- und Aufhängebänder find und ſtets, jogar im Schlafe tätig find, jo geht daraus hervor, daß fie nur beim Liegen ausruhen. Nun legen fih aber mande Pferde nie Da Häufig ein Iofaler Schmerz bet Tendinitt3 fehlt, jo kann man annehmen, daß bei vielen Pferden die franfen Sehnen nur unvolllommen ausruhen. Aus diejer Betrachtung allein erflärt fich die Unbeilbarfeit vieler Sehnenaffeftionen. Man muß aljo bei der Behandlung ter Sehnenentzündung den franfen Sehnen ab- jolute Ruhe Schaffen, wenigiten® während der Hellungsdauer, die etwa 4!g Monate dauert. Die Haffiihe Behandlung mit Veſikantien und Teuer will nicht® anderes bezweden. Sie verwirklicht dies umjomehr, als fie einen längere Zeit dauernden lokalen Schmerz hervorruft. Die

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beiten BehandlungSmethoden werden aljo diejenigen fein, die von Lymph— gefäßentzündung und lokaler Infektion begleitet find. Daher wirken Veſikantien und Punktfeuer beſſer al3 „rote Salbe“ und Strichhrennen, bejonderd wenn daS letztere ajeptiich fein ſoll. Veſikantien muß man aber wiederholt anwenden, um möglichjt lange die Belaftung der kranken Sehne herauszujchieben. Aus diefen Gründen ift auch eine Präventib- behandlung mit Brennen oder Velilantien auf beiden Beinen oder fogar bei gelunden Beinen zu verdammen.

Auch andere Behandlungsmethoden als Befilantien und Brennen führen zum Ziele. Die dauernde Unterdrüdung der Belaftung der kranken Gliedmaße kann auch dadurch erreicht werden, daß man den Tragerand der Hornwand und den Äußeren Sohlenrand bis aufs Blut berafpelt. Dann erreicht man, daß da3 Bein lange Zeit nicht aufgejeßt wird; wenn nötig, kann das Verfahren wiederholt werden. Dieje Behandlung Hat Berfafier ſeit Jahren bei mehr als 100 Pferden mit gutem Erfolge an⸗ gewandt. Sie hat vor den Vefilantien den Vorteil, daß fie mit täglicher Mafjage und Hydrotherapie verbunden werden kann. Der Huf braudt ungefähr 2 Monate zum Nachwachſen, kann aber nad) 1'/a Monaten mit einem offenen Hufeilen beichlagen werden, welches erlaubt, das Pferd im Schritt und jpäter in mäßiger Arbeit zu benußen.

Wenn man bei einem NRüdfalle oder einer jehr leichten Entzündung die Behandlung des im Training befindlichen Pferdes ablürzen will, um dad Pferd in „Form“ zu erhalten, jo kann man vorteilhaft zur An wendung eine Stelzhufeiſens greifen. Dieſes Hufeijen befteht aus einem gewöhnlichen Hufeilen, auf dem ein Hoher Schlittihuh ſchmal, aber nicht Iharf angebracht fit, der nach der Fußachſe und parallel zur unteren Fläche des Hufeijend gerichtet iſt, von welcher er 10 cm entfernt iſt. Der - Körper des Schlittſchuhs tft ungefähr 17 cm lang. Border: und Hinter: ende find ftumpf. Er ift mit dem Hufellen dur) 3 genügend ftarfe Schenkel verbunden, damit er fi nicht unter der Körperſchaſt biegt. Der eine Schenkel ift am Zehenteil, die beiden anderen an dem hinteren Ende angebradt. Bei Anwendung diejed Hufeilens läßt man das Pferd in einer Boxe frei laufen. Der Apparat birgt feine Gefahr in fi) und ruft auch feine Yefjelgelentsdiftorfion hervor. Endlih ift auch die Zenotomie bei der Entzündung des ronbeinbeugers und ſeines Unter- ſtützungsbandes angezeigt ſowie der Aufenthalt im Stall oder auf der Weide. Lebtere beiden allein führen aber nicht zur wirklichen Heilung.

W. Müller.

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Ätiologie der Sehnenentzündungen beim Reitpferde. Von Gobert, Veterinär im 2. Huſaren-Regiment. „Revue gen. de med. vet.“, 1. und 15. März 1909. (Mit 2 Abbildungen.) Die Behauptung Bouleys: „Der Beugemußfel allein iſt elaſtiſch, die Beugejehnen find ſehr widerftandsfähig, aber undehnbar“ jcheint a priori nicht zuzutreffen. Wie fünnte fich der Feſſelkopf ſenken, wenn

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die ihn ftüßenden Sehnen ſich nicht dehnten? Wenn das eflelgelent ein einfaches Gelenk wäre und die Sehnen dem Bordermittelfuß und den Phalangen dicht anlägen, jo würde man berechtigt fein, zu jagen, daß die Berlleinerung dieſes Winkels feine Sehnenverlängerung zur Folge hätte, da die Entfernung ABC konſtant iſt. Dies iſt aber nicht der Fall, denn die Gleichbeine bilden am Gipfel des Gelenks einen ſtark hervortretenden Vorſprung, über den die Sehnen herübergehen. Nach den Regeln der Geometrie und Trigonometrie ift alfo der Winkel ADC eine Funktion des Winkels ABC, und nimmt zu, wenn der leßtere abnimmt. Wenn fich aljo der Tejlelfopf in der Bewegung jenten kann, jo müljen die Beugejehnen Dehnlar und notwendigerweije auch elajtilch fein.

Abbild. 1. : Abbild. 2. A

E

Man kann indejjen einwenden, daß die Verlängerung der Beugejehnen, welche zur Senkung des Feſſelkopfes nötig ift, jcheinbar und nur die Folge der Musfelverlängerung tft. Es tft in der Tat nicht abzuleugnen, daß der im Stande der Ruhe leicht kontrahierte Muskel fich bei der Berwegung ver- längern kann. Aber dieje Verlängerung tft unzureichend für die beträcht- liche Verkleinerung des Feſſelgelenkwinkels, wie man fie bejonder3 bei der Arbeit ded Pferdes in fchneller Gangart beobachte. Außerdem wandeln die Unterjtügungsbänder des Huf- und des Kronenbeinbeuger3 diefe Sehnen in wirkliche Bänder um und entziehen fie jenjeit3 einer gewifjen Verlänge- rung dem Einfluß des Muskel. Es ift aljo ficher, daß die Verlängerung des organiichen Syſtems, das von Muskel und Sehnen gebildet wird, fo= wohl der Verlängerung des Muskels als auch beſonders derjenigen der Sehnen entſpringt.

Bei Verſuchen an oberhalb des Ellenbogens friſch abgeſchnittenen Beinen hat Verfaſſer bet einer Belaſtung des oberen Eudes mit ungefähr 75 kg eine Verlängerung um 0,5 cm an dem metalarpalen Teil des Kronenbeinbeuger8 beobachtet. Nach dem Aufhören des Drudes war Die Länge wieder die urjprünglie. Weiterhin hat Verfafjer mit Hilfe einer

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Maſchine einen ftarten Zug auf die Sehne ausgeübt und dabei wahr: genommen, daß nad) dem Aufhören des Zuges die Sehne ihre vorherige Länge wieder annahm. Am dehnbarjten zeigte fich hierbei der Kronenbein- beuger, dann der Hufbeinbeuger und dann der effelbeinbeuger, den man faum 0,5 cm ohne die Gefahr der Ruptur fireden Tann.

Die Sehnen dienen einesteild zum Übertragen der Kontraktion ihres Muskels, anderfeit3 find fie elaftiiche Binden für das Feſſelgelenk, die das Durchtreten beim Aufſetzen der Gliedmaße begrenzen. Das Feſſel⸗ gelenf iſt das wichtigſte und vollkommenſte ftoßbrecdende Organ. Beim Stüßen wird der Gelenkwinkel Kleiner. Die Sehnen an feinem Scheitel verhüten ein zu ſtarkes Schließen des Winkels. Iſt der Stoß aufgefangen, dann ziehen fich die Muskeln zufammen und das Feſſelgelenk richtet fich wieder auf infolge der eigenen Elaftizität der Sehnen und bejonders infolge des auf die Sehnen durch ihre Muskeln ausgeübten Zuges.

Anders tit die Rolle des Feſſelbeinbeugers. Er iſt ein einfaches Band nad) Art eined zmweiarmigen Hebeld, mit dem Stübpunlt in der Mitte; jeine Länge ift eine Funktion des Winkels ABD und wächſt mit dieſem.

Die Beugeſehnen halten alſo das Feſſelgelenk aufrecht, der Feſſelbein⸗ beuger nuterſtützt es. Die erſteren wirken durch Druck ſtoßbrechend, der Feſſelbeinbeuger durch Zug. Prof. Barriers Theorie konnte Verfaſſer experimentell und in der Praxis beſtätigen. Nach dieſer Theorie erſchlafft der Hufbeinbeuger zu Beginn des Stützens, wenn der Feſſelgelenkswinkel kleiner wird, infolge der Annäherung ſeiner unteren und oberen Inſertion, während er ſeine größte Verlängerung erleidet, wenn ſich die Gliedmaße in der zweiten Hälfte des Stützens nach vorn neigt. Im Stande der Ruhe wird alſo das Feſſelgelenk durch den Feſſelbeinbeuger, das untere Unter— ſtützungsband, dem Hufbeinbeuger und in ſehr geringem Maße durch den Kronenbeinbeuger gehalten. Beim trabenden und beſonders galoppierenden Pferde wird es geſtützt und der Stoß gebrochen durch den Feſſelbeuger, den Kronenbeinbeuger und in geringem Grade durch den Hufbeinbeuger. Se mehr die Schnelligkeit zunimmt, deſto mehr verringert ſich die ſtoß— brechende und ftügende Wirkung des Hufbeinbeugerd. Die wirklichen Stüß- organe des Feſſelgelenks bet lebhaften Gangarten find aljo der Feflel- und der Kronenbeinbeuger. Dies erklärt den häufigen Niederbrud) diejer Sehnen bei Reit- und Reunpferden. Wie oben erwähnt, wirkt der Zefjelbeinbeuger durch Zug, der Kronenbeinbeuger durch Drud auf den Gleichbeinapparat.

Während die Rolle, die der Feſſelbeinbeuger |pielt, niemals in Zweifel gezogen ift, ift dies oft geichehen bezüglich des Huf: und des Kronenbein- beugerd. Man braucht indes nur eine abgelöfte Gliedmaße zu prüfen, um fi davon zu überzeugen, daß dieje beiden Muskeln nicht diejelben Funk— tionen haben fünnen. Der Kronenbeinbeuger ift relativ wenig wichtig. Er iſt dünn, lang, jehr reich an Sehnenbündeln, unterbrochen von aponeurotifchen Einlagerungen; er tft ein einfacher Riemen und wirft jtet8 wie ein Band; er tft mehr jtoßbrechend als impulfiv tätig, und wirft mehr als Stüße für das Feſſelgelenk al3 die Phalangen beugend. Smpulfiv dagegen wirkt der Hufbein- beuger. Er ftüßt das Feſſelgelenk nur im Stande der Ruhe und in lang-

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ſamen Gangarten, wobei ihm das Unterftüßungsband hilft. Bei fchnelleren Gangarten ſchwächt fih die ftopbrechende und ftügende Wirklung mehr und mehr ab.

Es gibt aljo zwei Arten von Nieberbrud: der Nieberbrucd der Pferde, die langjam arbeiten, und derjenige der Pferde, Die in jchnellen Gangarten arbeiten.

Wenn eine Vordergliedmaße auf dem Erdboden ankommt, jo fällt ein mehr oder weniger großer Teil des Körpergewichts je nad) der Gang⸗ art und der Schnelligkeit auf fie. De nad) der Winkelung ſchließt fich der Feſſelgelenkswinkel unter dem Einfluß des Bodendrudd. Die Verkleinerung des Gelenkwinkels ijt aber begrenzt durch die Beugefehnen, die fich mehr oder weniger verlängern, je nach dem Drud und Zug, den fie erleiden, und zieht nad) fi) die Beugung der drei Phalangen. Durch Verkleinerung des Winkels BCE werden die beiden Inſertionen des Hujbeinbeugerö ge= nähert, und die Verlängerung, welche durch die Verkleinerung ded Winkels ABC verurfacht war, wird teilmeije aufgehoben. Anderſeits bezweckt die progreifive VBertleinerung des Winkels ABC die Verlängerung des Kronen⸗ bein und de3 efjelbeinbeugers, deren untere Inſertion fi) von der oberen entfernt. Ste verlängern ſich, dehnen fich mehr, nicht nur, weil ihre An- heftungspunkte fich weiter voneinander entfernen, ſondern auch, weil der mehr und mehr erjchlaffende Hufbeinbeuger fie immer weniger unterjtüßt. Se mehr aljo der Zeflelfopf fich ſenkt, d. h. je größer die Schnelligfeit, deito mehr werden Kronenbein- und Feflelbeinbeuger geſpannt und ver- längert und deſto weniger wird der Hufbeinbeuger geſpannt. Sit der Stoß gebrochen, dann neigt fi) die Gliedmaße nach vorn, die Beuge- mußdfeln und =jehnen beugen die Phalangen, öffnen den Feſſelwinkel und es |pielen fich die befannten Vorgänge der einzelnen Bewegungsphaſen ab.

Nah der Statiſtik ift der Kronenbeinbeuger die empfindlichite Sehne bei den schnellen Pferden, weniger empfindlich ift der Feſſelbeinbeuger, der am bäufigften an feiner Teilungsstelle erkrankt. Selten erkrankt der Hufbein- beuger und jein Unterfiügungsband, was fich durd) feine Funktion und jeine ftarfe Entwidlung erllärt. Eine Entzündung des Hufbeinbeugers findet man oft bei den im langjamen Trabe und ſchweren Zuge arbeitenden Pferden.

Vom ätiologiſchen Standpunkt aus kann man aljo auch zwei Arten von Niederbruch unterfcheiden: Niederbruch durch Überdehnung und durch Duetihung. Der erjtere ift der häufigere. Celtenere Urſachen find Die Filarioſe des Feſſelbeinbeugers und die Ausbreitung einer Entzündung von der Nachbarſchaft.

Die Häufigite Urſache der Entzündung ift die übeririebene Funktion, d. h. zu ſtark oder plößlich außgeübter Zug oder Drud. Wenn die Glied⸗ maße fußt, jo erleidet fie jeitend des Erdboden einen Stoß, der gleich und entgegengejeßt ift dem Drud, den fie auf den Erdboden ausübt. Diefer Stoß muß gebrochen werden. Ein Teil erliicht in den Sehnen, die nad Art elajtiicher Bänder wirken, indem fie das Durchtreten im Feſſel beichränten, Sit der auf die Sehnen ausgeübte Stoß zu ftarf, wird aljo die Grenze der Widerftandsfähigleit und Dehnbarkeit der Sehnen- fajern überjchritten, jo werden dieje gezerrt, teilweiſe zerrifien, entzünden

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fih und der Niederbruh iſt fertig. Die Antenfität der Stöße gibt die Sormel an: T-+mv?, d. h. fie ift proportional der Mafje (— dem Ge— wicht de3 Pferdes + dem des Neiterd) und dem Quadrat der Schnellig- feit der Gangart.

Die Duantität des Stoßes iſt ferner abhängig von der Gangart des Pferdes, der Art des Sitzes ded Reiters und der Natur ded Geländes, von der Stellung der Gliedmaßen und dem Beichlage, endlich von der Konititution des Pferdes und dem Bau der Sehnen. Den größten Ein- fluß bezüglich der Entjtehung von Sehnenentzündungen übt die Schnellig- feit aus. Als allgemeine Regel fann man hier, wie Berfafler früher feit- gejtellt hat, folgenden Satz aufftellen: Wächſt die Schnelligfeit des Galopps in arithmetijcher Progrejfion, dann nimmt die Ermüdung der ſtützenden und ftoßbrechenden Organe in geometriicher Progrelfion zu. So haben 3. DB. die Organe der Vordergliedmaßen beim SZagdgalopp eine tatläch- lihe Lajt von 6400 kgm, beim NRenngalopp von 960 m in der Minute 26000 kgm zu annullieren.

Meflungen an den Sehnen ergaben, daß fich der Kronenbeinbeuger, der am leichtejten zu mefjen war, beim gewöhnlichen Sagdgalopp (1000 m in 21/3 Minuten) um etwa 2,5 cm verlängert und der Feſſelgelenkswinkel um 34 bis 40 Grad Heiner wird. Beim jchnellen Galopp (1000 m in 1 Minute 40 Sekunden) verlängert er fih um 4,2 cm; der Feſſelgelenks— winfel wird um etwa 52 Grad kleiner. W. Müller.

Weitere Unterſuchungen über das Weſen und die Bekämpfung der Schweinepeſt, mit beſonderer Berückſichtigung der Bakteriologie der Hogcholera⸗ (Paratyphus B⸗) Gruppe ſowie ihres Vorkommens in der Außenwelt. Von Profeſſor Dr. Uhlenhuth, Dr. Hübener, Dr. Xylander und Dr. Bohtz. Sonderabdruck aus „Arbeiten aus dem Kaiſerlichen Geſundheitsamte“, Band 30, Heft 2.

Die Verfafler haben durch neuere Verſuche die Filtrierbarfeit des Schweinepeitvirus beitätigt. Die früheren Verſuche, das Virus in Schweine- jerum anzureichern, wurden jet mit Pferdejerum fortgejeßt, führten aber zu feinem brauchbaren Ergebnid. Des weiteren wurde feitgeitellt, daß das Virus ſich im Blut und in allen von Blut durchſtrömten Organen, aud) in der blutfreien Linſe findet. Was feine Widerſtandsfähigkeit anlangt, jo ergab fich, daß eine 16- bis 24ftündige Erwärmung auf 60° das Birus tötet, nicht aber eine 24ſtündige auf 45°. Fäulnts vernichtet e3 in 12 Tagen, dagegen widerſteht e8 monatelangem Aufheben des Serums.

Bon den zahlreichen, auf ihre Wirkung gegenüber dem Schweinepeftvirus unterjuchten Dedinfizientten vernichtet Sublimat von 0,3 %/oo dasſelbe noch nicht in 8 Tagen, 0,5 %/oo noch nicht in 4 Tagen, 1 °,00 nit in 2 Stunden, in einem alle jogar nicht einmal in 3 Tagen. Karbolſäure von 0,5 °/o tötet da Virus in 12 Tagen, der 1 prozentigen Löſung wideritand e3 3 bi 4 Tage. Chloroform tötet da8 Virus in 3 bis 12 Tagen, Formalin

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bon 2,5 °/o in 15 Tagen. Don und Waſſerſtoffſuperoxyd waren ohne Wirkung.

Es wurde auch die Wirkung des Antiformin geprüft, einer Flüſſigkeit, welche aus !/a bis 1 Teil Alkalihydrat und 1 Teil Alkalihypochlorid be- jteht, aljo aus Lauge und Eau de Javelle, und welche vor Ießterer allein den Vorzug größerer Wirkſamkeit und Haltbarkeit hat. Das Antiformin bewirkt in eiweißhaltigen Flüffigfeiten feine Fällung, löſt aber alle Bal- terien, Spirochäten und Trypanoſomen, mit Ausnahme der jäurefejten Baf- terien. In 2,5 prozentiger Löſung dem Schweinepeftuiruß zugeleßt, tötete es dieſes in 2 Stunden, zu 5% in 1 Stunde. Wurde jedoh 2,5 °%o Antiformin virushaltigem Blut zugeleßt, jo war das Virus nach 2 Stunden noch nicht getötet. Der Bacillus suipestifer wurde aber ſchon nad) 30 bis 40 Minuten langer Einwirkung abgetötet. Auf diefem Wege gelang ed, da3 Virus von dem Bacillus suipestifer zu befreien. Es wurde. Die interefjante, auch ſchon von anderer Seite berichtete Beobachtung gemacht, daß es nicht gleichgültig fit, ob ein beſtimmter Prozentſatz des Desinfiziens durch Vermiſchen mit dem fonzentrierten oder dem jchon vorverdünnten Mittel erhalten wird; in letzterem alle tft die Miſchung wirkjamer.

Bei den zahlreichen Immuniſierungsverſuchen gelang es nicht, mit _ dem Serum von anderen Tieren ald Schweinen Immuniſierung zu be- wirken. Auch durch die Smmuntfierung per os bei Schweinen erhielt man feine brauchbaren Sera. Dagegen erzielten die Verfafjer einen brauch- baren pajliven Serumjhug durd) die Verwendung einer Miſchung von gleichen Teilen Virus und Immunſerum. Schweine, die mit ausreichenden Serummengen behandelt waren, mann der age Ssnfeftion 3'/a Monate.

Durch eine geeignete Miſchung von Biru3 und Immunjerum jcheint es auch möglich zu fein, eine aftive Immunität zu erzeugen. Die Schwierig. feit liegt in der Herftellung der richtigen Miſchung, die bisher eigentlich immer nur zufällig getrofjen wurde. Nebenbei wurde nachgemwiejen, daß die durch Überftehen der natürlichen Schweinepeft erworbene aftive Immunität nicht auf die Nachkommen übergeht.

Bei den Verjuchen in der Praxis wurde nicht fimultan, fondern mit Serum allein geimpft. Die Verſuche waren nicht zahlreich, ergaben aber, daß bei rechtzeitiger Anwendung ein Schuß vor der Seuche erzielt werden fann, und daß der Erfolg davon abhängt, ob dad Serum frühzeitig genug angewendet wird. Beſonderes Gewicht legen die Verfaſſer auf die rein prophylaktiſche Wirkung des Serums, welche die Aufzucht der Ferkel in verjeuchten und bedrohten Gegenden ficherzuftellen vermag.

Bei den bakteriologiſchen Unterſuchungen zeigte fih unter anderem, daß die inneren Organe und das Fleiſch nicht offenfichtlich kranker Schweine, bei deren Obduktion fich makroſkopiſch feine Erankhaften Veränderungen feft- ftellen ließen, zuweilen voll von Bakterien der Baratyphusgruppe gefunden

murben. C. Troefter.

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Aus der Balteriolog. Unterfuhungdanftalt Hagenau 1. E. Beitrag zur Frage der Verbreitung der Bazillen der Paratyphus- gruppe. Bon Dr. W. Rimpau, Leiter der Anftalt.

Vrerfaſſer berichtet über Beobachtungen an 28 Perjonen, von denen

2 Fälle Magen: Darmitörungen, 10 Fälle Typhuskranke und Rekonvales—

zenten, 5 Fälle Typhusbazillenträger (im Stuhl bzw. Urin) und 11 Fälle

gejunde Perjonen mit Paratyphusbazillen im Blut, Stuhl oder Urin be- trafen. Beſonders bemerkenswert war der Befund von Paratyphusbazillen

im Harn gefunder Perjonen, welcher beweilt, daß die Bazillen auch im

Blute Geſunder zirkulteren können, und zwar bis zur Dauer von 8 Tagen,

ohne zu jchädigen. WIN man fich indes ganz genau ausdrüden, fo muß

man dieje Bazillen ald „zur PBaratyphusgruppe gehörig” bezeichnen, denn wir willen, daß eine Trennung des Paratyphus vom Mäufetyphus, den

Hogcholera⸗ und Fleilchvergiftungsbazillen nicht durchführbar if. Man Hat

es aljo mit Bafterienarten zu tun, die bei Gejunden und Kranken, ohne

zu Ichaden, vorkommen, die aber auch gelegentlih Erkrankungen in jeder

Stärke zu erzeugen vermögen und deren Brutftätte beſtimmte Tierarten

find, da beifpieläweile Paratyphusbazillen bei etwa 8 Prozent gejunder

Schweine gefunden worden find. Zur Beleitigung der hierin begründeten

Gefahren fordert Verfafjer Bejeitigung unhygieniſcher Zuftände und Er-

ziehung des Volkes zur Sauberkeit. C. Troefter,

Prof. Dr. Uhlenhuth und Dr. Weidanz: Mitteilungen über einige experimentelle Krebsforſchungen. Arbeiten aus dem Kaiſerlichen Geſundheitsamt, Band 30, Heft 2. Verlag von Julius Springer.

Obwohl nach eigener Vorbemerkung der Autoren die beſchriebenen Verſuche fein neues Ergebnis lieferten, jo beanſpruchen letztere als Nach—⸗ prüfung bereits veröffentlichter Experimente dennoch ein erhebliches Intereſſe. Es handelt ſich dabei ſowohl um Transplantation fertiger Tumoren von Menſch oder Tier auf Tiere eigener oder fremder Art, als um Verſuche über angeborene und erworbene Immunität, Immuniſierung ſowie thera- peutijche Kreb3behandlung bei Mäufen. Beiläufig wurde auch auf biologt- ihem Wege der Grad der Verwandtjchaft zwiſchen Ratten und Mäujen ftudiert und dabei gefunden, daß dieje beiden Nagergruppen einander nicht jo nahe jtehen als beiſpielsweiſe Rind und Schaf. Freilich will der ruffilche Soriher Iwanoff Mäufe und Ratten miteinander gefreuzt haben, was aber ſehr der Beitätigung bedarf.

Teilchen eine vor wenigen Stunden exzidierten menschlichen Magen: frebjes auf Affen, Hunde, Meerjchweinden, Kaninchen oder Mäufe zu über: tragen, gelang nicht, auch nicht bei jolchen Affen und Kaninchen, welche mit Menjchenblutferum vorbehandelt waren. Bet einem fauftgroßen Adenom ber Bruftdrüfe eines Hundes war weder Autoinokulation noch Überimpfung auf andere Hunde, auf Kaninchen oder Mäuſe zu erreichen. Fruchtlos blieben auch Übertragungsverfuche mit Rindertumoren bei Rindern, Meerjchtweinchen, Kaninchen, Ratten, Mäufen und Hunden.

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Die ausführlicher beichriebenen Verſuche mit mehr oder weniger chnell- wüchſigen Mäufetumoren find bejonderd intereffant, und zwar erwies fich Hier wieder Raſſe bzw. Herkunft der Impftiere als von großer Bedeutung. Gegen Temperatureinflüfje verhielt fich Die Geſchwulſtſubſtanz ziemlich reſiſtent. Die Neigung der Mäufetumoren zur Metajtajenbildung ift offenbar gering. Heredität verleiht den Mäuſen eher eine gewiſſe Dispofition zur Tumor- empfänglichkeit, als Smmunität dagegen.

Bei den Immuniſierungsverſuchen Hatten wohl Serum und Organ ſaft von gefunden und Tumormäuſen einen [hügenden Einfluß, nicht aber Mäujelinfen oder artfremdes Eiweiß. Bei den therapeutiichen Verſuchen fand fi, daß Atoryleiniprißungen die Tumoren jchneller wachen ließen als bei den Kontrollmäujen. Durch lokale Behandlung mit Pyocyanaje Tonnten dagegen verhältnismäßig große Tumoren völlig zum Schwinden gebracht werden. Chriftiant.

Dr. Kurt Schern: Über eine durch den Bacillus enteritidis Gärtner hervorgernfene Rattenſeuche. Arbeiten aus dem Kaijerlichen Ge⸗ jundheit3amt, Band 30, Heft 3.

Im Herbit 1908 wurde unter den zahmen Vorratsratten des Kaifer- lichen Geſundheitsamtes eine Rattenſeuche beobachtet, wie jie bisher nur einmal im Sabre 1906 von Trautmann beobadtet und bejchrieben - worden ij. Trautmann jtellte damals feit, daß der Erreger jener Nattenfeuche zur Gärtner-Gruppe gehört. Schern unterzog diemal die Nattenjeuche einer genauen bakteriologiihen Unterſuchung. Die Seudje brach aus, nachdem zwölf zahme Ratten von einem Lieferanten gekauft und im Vorratsſtall in einem bejonderen Käfig für fich allein untergebracht waren. 5 Tage nad) dem Anlauf ftarb die erfte von dieſen zahmen Ratten, die anderen folgten in furzen Zwifchenräumen, ebenjo noch mehr als dreißig junge zahme Ratten, nachdem letztere ſchon in einen anderen Stall gebracht und von einem anderen Wärter gepflegt worden waren. Durch Abjonderung der erkrankten Tiere von den geſunden jowie durch gründliche Desinfektion der Käfige und Ställe fonnte der Seuche Einhalt geboten werden. Daß kliniſche und pathologijch:anatomiihe Bild war bei allen von der Seuche ergriffenen Ratten ein gleiches, nämlich da8 einer mit Diarrhoe oder Tenesmus einhergehenden Infeltionskrankheit, die durch Hämorrhagiiche Darmentzündung, Mitaffeltion des Iymphatiichen Apparate und Auftreten pjeudotuberkulöfer Knötchen in der Leber, bei zwei Ratten auch in der Lunge, charakterifiert war. Mitunter waren die Nebennieren halb gerötet. In den Organen aller gejtorbenen Ratten ermittelte Schern Balterien, deren Eigenjchaften Teinen Zweifel ließen, daß fie zur Paratyphus B- oder Gärtner-Gruppe gerechnet werden müſſen. Durch Zütterung von Rattenleichen ließ ſich die Seuche leicht auf zahme und wilde junge Ratten übertragen. Zwei alte wilde Natten, der Infektion ausgeſetzt, blieben dagegen gefund, und es jteht zu vermuten, daß ſich die wilden Ratten infolge ihrer Lebensweiſe eine Immunität gegen Paratyphusbalterien erwerben. Mancherlei Anzeichen lafjen auch darauf jchließen, daß fich unter den wilden Ratten PBaratyphus- Bazillenträger nicht jelten finden. Chriſtiani.

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Dr. med. Rerften: über die der Diphtherie- und Para⸗ typhus B⸗Bazillen in der Milch. Arbeiten aus dem Kaiſerlichen Geſundheitsamt, 1909, Heft 2.

Maſſenerkrankungen an Diphtherie ſowie an Baratyphus B-Bazilloje nad) Genuß von Mil, Sahne, Torte ujw. find kliniſch mehrfach beobachtet worden, Doch wurde bei diefen Gelegenheiten niemald der Erreger auß der Milch ifofiert, jo daß die Übertragung durch Ießtere nicht einwandfrei be— wiefen war. Nur in der englischen Literatur finden fi Mitteilungen über Fälle, in denen der Diphtheriebazillus aus verdächtiger Milch gezüchtet worden ift, und zwar konnte melftens fejtgeftellt werden, daß die Infektions⸗ erreger zufällig durch Verunreinigung von der Außenwelt in die Milch hineingelangt waren, in3befondere durch Perjonen, welche die Krankheits⸗ erreger an oder in ihrem Leibe trugen. Diphtherie von Tieren, z. ®. von Kälbern, ift nah Löffler auf Menjchen nicht übertragbar. Über das Wachstum von Diphtheriebazillen in roher und ſteriler Milh äußern ſich verjchiedene Forſcher verſchieden; auch über das bezügliche Verhalten der Paratyphus B=Bazillen war bisher nichts fichergeltellt. Kerſten jtellte deshalb im Reichsgeſundheitsamt Kontrollverfudhe in großer Zahl an und fand dabet, daß die rohe Handelsmilch ein guter Nährboden ſowohl für die Diphtheriebazillen al3 für die Paratyphus B-Bazillen ift, auch Die Virulenz derielben nicht beeinträchtigt. Unter Berüdjichtigung der von Kerften ausführlich mitgeteilten Beobachtungen iſt aljo jehr wohl die Möglichkeit der Verbreitung der Diphtherie und des Paratyphus durch Milch gegeben und find in einjchlägigen Fällen entiprechende Maßnahmen erforderlich. Chriſtiani.

Stabsarzt Dr. Hetſch: Die Verbreitung übertragbarer Krankheiten durch ſogenannte „Dauerausſcheider“ und „Bazillenträger“. „Zentralblatt für Bakteriologie ujw.“, Band XLIII., Heft 6 bis 8.

Vorgenannter Sammelberiht von Hetſch iſt eine Beiprechung der

Referate, welche auf einer im preußiichen Rultusminifterium, zwed3 ein-

gehender Erörterung der gejamten Buzillenträgerfrage, abgehaltenen Kon

ferenz eritattet wurden, berüdjichtigt aber außerdem 10 neuere Spezial: arbeiten über diejen Gegenitand.

Unter „Bazillenträgern“ bzw. „Kokkenträgern“, allgemein auh „Keimträger“ genannt, verjteht man befanntlich kliniſch völlig ge= funde Berfonen, bei denen durch gelegentliche bakteriologijche Unterfuchung feftgeftellt wurde, daß Sie Ipezifiiche Krankheitserreger in fich beherbergen und auch ausſcheiden. Während der Choleraepidvemie 1892 bi8 1894 wurde bereit von R. Koch die große epidemiologiiche Bedeutung der Bazillenträger erkannt; ebenjo jptelten diejelben eine bejondere Rolle bei der Choleraeinjhleppung des Jahres 1905. Auch beim Typhus, der übertragbaren Genidjtarre, der Diphtherie, der übertragbaren Ruhr und bei Ankyloſtomiaſis Haben eingehende Unterjuchungen der. Neuzeit dar- getan, daß jehr Häufig Gefunde die jpezifiichen Erreger der Krankheit in

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fih aufnehmen, unter Umftänten lange Zeit hindurch beherbergen und ge- legentlic) auf andere Perſonen wirkſam übertragen können.

AB „Dauerausfcheider" hingegen bezeichnen wir Relonvalefzenten, welche die betreffende Krankheit in mehr oder minder ſchwerer Form über- ftanden haben, bei denen die Erreger der Infektion aber nicht, wie es die Negel ift, nad Ablauf der Krankheitserſcheinungen verjchwinden, jondern für fürzere oder längere Zeit perfiltieren und zu Neuinfeltionen Anlaß geben können, ganz ebenio wie die bei den Bazillenträgern der Fall ift,

Mit Rüdjiht auf die große Bedeutung, melde Bazillenträgern und Dauerausſcheidern bei der Verbreitung von Infeltionskrankheiten zukommt, bedarf unſere Seuchengejeßgebung in mander Hinficht der Ergänzung. Jene müfjen unbedingt al trank im Sinne ded Geſetzes bezeichnet werden. Bei der Cholera find Bazillenträger und Dauerausfcheider jo lange ab» zujondern, bis die Choleravibrionen aus ihrem Stuhl verſchwunden find. Ahnliches gilt für die Peſt. Bei Diphtherie genügen Ermahnungen der Betreffenden zur Beobachtung gewiſſer VorfichtSmaßregeln. Bei übertrag- barer Genickſtarre des Menjchen iſt zwar ſachgemäße janitätspoltzeiliche Behandlung der Daueraußjcheider, nicht aber der Kokkenträger möglich. Bei epidemilcher Ruhr werden Bazillen bis zu 10 Wochen nad) Beginn der Erkrankung noch ausgejchieden; Hier find aljo Dauerausjcheider wie gejunde Bazillenträger nur zu belehren. Bei Typhus beiteht daS Necht der Beobadytung und Unterſuchung ſowohl gegenüber Bazillenträgern ala Dauerausſcheidern; dagegen ift Abjonderung bet beiden undurchführbar und fann nur Belehrung ftattfinden.

Nah Pfeiffer find bei Cholera bisher echte Daueraußjcheider nirgend3 nachgewiejen worden. Die Lebensdauer der Choleravibrionen geht nur ausnahmsweiſe im Darme der Erkrankten über 14 Tage Hin: aus; in äußert jeltenen, überdies nicht zweifelsfreien Fällen jollen fie fich bis 7 Wochen lang erhalten haben. Auch bei Bazillenträgern überjteigt die Lebensdauer der Kommabazillen nicht diejenige bei Nekonvaleizenten. Bazillenträger mit leichter Diarrhoe find erheblich gefährlicher als die— jenigen mit fejtem Stuhl.

Bet der Peſt fpielen nad) Gaffkys Darlegungen Dauerausjcheider eine wichtige Rolle, da Peſtpazillen noch monatelang nad) der ©enejung außgeichteden werden. Vagedes wies in einem Beckenabſzeß noch 21/3 Mo- nate nad) dem Krankheitsbeginn lebende Peſtbazillen nad. Bazillen- träger find bisher nicht einwandfrei beobachtet.

Nach dem von Löffler erjtatteten Referat trifft man bei Diphtherie auch nach dem Abheilen des lokalen Krankheitsprozeſſes auf den Schleim- häuten der Rekonvaleſzenten Häufig noch infeltionstüchtige Diphtherie- bazillen an. Die Ausichetdung dauert unter Umſtänden fehr lange, felbit jahrelang. In der Umgebung von Kranken find Diphtheriebazillen- träger ebenfall® nicht jelten, dagegen find ſolche Bazillenträger ſelten, bei denen eine Infektionsquelle nicht nachgemwiejen werden fann. In der Paukenhöhle ſowie in den Nebenhöhlen der Naje perliitieren Bazillen ojt bei ©enejenen und find dort nicht leicht zu vernichten, auch nicht durch Diphtherieheilferum. Es muß bier möglihft frühzeitig eine ausgiebige

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Desinfektion der befallenen Körperhöflen eritrebt werden. Löffler, Naetder und Emmerich machen diesbezügliche praktiſche Vorſchläge. Zum mindeiten iſt auf wiederholte bakteriologiſche Unterſuchung in der Umgebung Kranker Hinzuwirken, damit die Keimträger entjprechend belehrt und ermahnt werden können.

Eine wichtigere Rolle noch als bei der Diphtherie fpielen die Keim- träger bei der epidemifchen Geniditarre des Menſchen. Bruns und Hohn fanden unter 330 Angehörigen Genickſtarre-Kranker 162, aljo rund 50 PBrozent Keimträgr. Auch Dftermann, Dieudonng, Haßlauer und Bochalli ftellten ähnliche Verhältniſſe feit. Am häufigiten iheinen die Väter genidjtarrefranter Kinder die Keime aufzunehmen. Relativ wenig Keimträger findet man allemal gegen Ende einer Epidemie. Die Erwacjenen befigen wenig Dispofition zur Erkrankung. Die Per- filtenz der Meningokokken erjtredt ſich wahrſcheinlich über 3 bis 4 Wochen, auch find fie nicht entfernbar. Perſonen mit chroniſchem Katarrh der Luftwege find die gefährlichiten Überträger. Alle Keimträger find durd) öftere Kontrolle und Ermahnung nah Möglichkeit unſchädlich zu machen.

Die Ausiheidung von Ruhrbazillen jcheint ausſchließlich an die Schleimbeimengungen des Stuhles gebunden zu fein. In den erjten Krankheitstagen werden mit den blutig-jchleimigen Stühlen enorme Mengen Ruhrbazillen entleert, jo daß dieje friihen Fälle für die Umgebung bet weiten am gefährlichiten jind. Sobald die Stühle feiter werden, läßt die Menge der Bazillen nad), doch fanden Conradt und Lenk nod Ruhrbazillen 4 bis 5 Wochen nad) der Genefung. Auf 1 bis 2 Wochen muß man bet jedem Ruhrkranken rechnen. Die an chroniiher Nuhr Leidenden jcheiden anjcheinend ftet3 dann Bazillen aus, wenn ihre Ent- leerungen Schleim enthalten. Bei Rüdfällen finden ſich jedesmal große Bazillenmengen, aber auch in der anfallfreien Zeit beherbergen die Be- troffenen Ruhrbazillen in ihrem Darm und jcheiden fie gelegentlich aus. Zweifellos gibt es bei der Ruhr auch Bazillenträger im engeren Sinne, namentlich unter Kindern, doch verurjachen fie wenig Gefahr. .

Hinſichtlich des Unterleibstyphus bezeichnet Froſch, in Uber: einſtimmung mit den Typhusbekämpfungsanſtalten im Südweſten des Reiches und abweichend von der ſonſt üblichen wiſſenſchaftlichen Nomen- Hatur, als Bazillenträger ſolche Leute, die kürzere Zeit als 3 Monate Typhusbazillen ausjcheiden, als Dauerausfcheider folche, die über 3 Monate hinaus Typhuserreger abgeben. In den jogenannten Typhushäufern iptelen jehr Häufig weibliche Dienftboten, welche Typhusbazillen aus- Icheiden, eine verderbliche Rolle. Beſonders gefährlich find die im Küchen- betriebe beichäftigten Dauerausſcheider. Friedel ftellte feit, daß eine Köchin als Dauerausfcheiderin im Laufe von 8 Sahren in 8 Familien den Typhus verjchleppt und nacheinander 24 Erkrankungen verurſacht hatte. Eine andere Dauerausjcheiderin infizierte im Laufe von 12 Jahren, jedesmal beim Zuzug neuer Dienftleute, im ganzen 15 Perſonen. Uber: haupt ift das weibliche ©eichleht unter den Dauerausſcheidern mit 82 Prozent, unter den Bazillenträgern mit 60 Prozent vertreten. Bei vereinzelten Perjonen muß die Dauer der Ausscheidung auf 20 bis 30

Zeitichr. f. Veterinärktunde. 1909. 8./9. Heft. 27

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Sahre angenommen werden. Die Ausfcheidung gejchteht manchmal nur periodenweije, worauf bei Beurteilung der Sachlage Rüdiicht zu nehmen tt. Für die Belämpfung des Typhus kommt fehr viel darauf an, daß Bazillenträger und Dauerausſcheider möglichſt vollzählig und bald er- mittelt werden. Nach ihrer Seitftellung wird man mit ſorgſamer Über- wachung, Belehrung ſowie Erziehung zu geeigneter Selbitdesinfeltion aus- fommen. Therapeutiſche Maßnahmen, jelbit Exftirpation der Gallenblafe, find nußlos.

Ein Mädchen, welches 1897 an PByonephrofe erkrankte und während der Krantenhausbehandlung im jelben Jahre einen Typhus durchmachte, infizierte Ffurz nach ihrer Entlafjung ihren Bruder und beide Eltern mit Typhus. Die Patientin behielt ihre Pyonephrofe 10 Jahre lang und Ihied infolge von Kommunikation derjelben mit der Blaje die im pYyo- nephritiihen Sad angefiedelten Typhusbazillen dauernd mit dem Urin aus. Im Juli 1907 wurde die Nephreltomie vorgenommen. Der In—⸗ halt des Eiterjades wies Typhusbazillen in Neinkultur auf. Nach der Operation waren Typhusbazillen weder im Urin noch im Stuhl mehr nachzuweiſen (Adrian). Chriſtiani.

Dr. Paul Andrejew: Über Anaphylaxie mit Eiweiß tieriſcher Linſen. „Arbeiten aus dem Kaiſerl. Geſundheitsamt“, Band XXX (1909), Heft 2.

Nah Uhlenhuths intereffanten Feititellungen nimmt dag Linfen- eimeiß tierischer Augen infofern eine biologiſche Sonderitellung ein, als e3 der Artipezifität bei Anmendung der ſonſt jo empfindlichen Präzipitin- reaktion völlig entbehrt. Das will bejagen, daß die chemilche Zujammen- jegung der Linſe bei allen Tieren der Wirbeltierklaffe genau übereinftimmt. Demgegenüber ift befanntlich die Spezifität ded Bluteiweißes eine durchaus jtrenge und durchgreifende, und es läßt fich nach) Uhlenhuth daS Linjen- eiweiß der einzelnen Tiere von ihrem eigenen Bluteiweiß durch biologifche Nealtion ohne weitered unterjcheiden. Dieje Beobachtungen Uhlenhuth3 find praftifch jehr bedeutungsvoll, daher von Prof. Baul Römer nad geprüft und beftätigt, fodann zur Organtherapie ded beginnenden Alters- itare8 verſuchsweiſe benugt worden. (Vgl. das folgende Referat.)

A. bat nun die Befunde auf Beranlafjung Uhlenhuth3 und zum Zeil in Gemeinſchaft mit ihm mitteld der Überempfindlichkeit3reaftion, welche befanntlich während der jogenannten negativen Phaſe nad) aktiver Immuniſierung ſich erzielen läßt, nachgeprüft und dabet gefunden, daß aud) auf diefem Wege eine Unterjcheidung der verjchiedenen Wirbeltierlinjen nicht möglich ift. Bemerkenswert ift die beiläufig fichergeitellte Tatjache, daß Meerjchweinchen, welche mit Schweine- und Ejellinfen vorbehandelt waren, Überempfindlichkeit auch gegen Meerfchweinchenlinfe, aljo gegen das Linſen eiweiß der eigenen Tierart, zeigten. Chriſtiani.

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Prof. Dr. Baul Römer: Spezifiihe Organtherapie des beginnenden Altersftares. „Deutihe Medizin. Wochenjchrift*, 1909, Nr. 7.

Der Alteröftar wurde bisher erjt nad) eingetretener völliger Exrblindung ausjchlieglich Durch operative Entfernung der getrübten Line aus dem Auge behandelt, während ſich die Prozefie, welche zur Entwidlung des Alters— ftare8 führen, nicht beeinflufjen Liegen, auch nicht durch dag in neuerer Beit vielfach empfohlene Jodkalium, welches nah v. Pflugk in 1prozentiger Löſung, ſubkonjunktival eingejprigt, Häufig Linfenträbung beheben fol. In jeder menſchlichen Linje macht fi) von den mittleren Lebensjahren an ein Verdichtungsprozeß geltend, welcher zur Bildung eines feiten Kernes in der Linje führt. Becker glaubt nun, daß bei Individuen mit Alteröftar der Stlerofierung3prozeß nicht gleichmäßig verlaufen fei. infolge diefer Un regelmäßigfeit führe die Schrumpfung des Linſenkernes zu einer Lockerung ſeines Zujammenhanges mit den Rindenſchichten, ungleihmäßiger Durdj- träntung der Linje mit Ernährungsflüifigkeit und dadurch zu Zerfall und Zrübung der Rindenſchichten. Nah R.s Anficht entipricht die Beckerſche Theorie nicht mehr den modernen Bedürfnijjen der Ophthalmologie, weil fie weder die Unregelmäßigfeit der Sklerofierung bei einem Teile der Menjchen, noch die verjchtedenen Krankheitöbilder der alternden Linje er- Härt. Peters und feine Schüler glauben, daß infolge von Veränderungen am Ciliarkörperepithel im Kammerwaſſer eine abnorme Salzfonzentration herbeigeführt werde, welche Schrumpfung der Linje bedinge und fo bie Ernährungsitörung einleite. Nah R. ift aber die erjte Erjcheinung beim Alter3fataralt feine Schrumpfung, fondern im ©egenteil eine abnorme Wafjeraufnahme, ebenjo ift eine dauernd erhöhte Salzkonzentration im Kammerwafjer nicht wohl möglih. Aus den Hypotheſen Bederd und Peters läßt fich eine Hoffnung auf interne Behandlung des beginnenden Alterdftared nicht ableiten.

Der jublapfuläre Kataralt de3 Alters it nah Römers Anficht genau jo gut eine Stoffwechjelerfranfung der Linfe wie der diabetijche Katarakt. Er ſoll entjtehen durch reichliyen Untergang des eigenen Körperzellenmateriald3, wobei cytotoxiſche Produkte entitehen, welche tn ſpezifiſcher Weiſe die Zellelemente der Linje angreifen, während die früher tätigen Regulationsporrichtungen des intermediären Stoffwechſels verjagen. N. konnte auch zeigen, daß unter normalen Berhältnifjen die Selretiong- einrichtung de3 Auged mit größter Präzifion alle im Serum enthaltenen Körper von cytotoriihem Bau von der intraofularen Flüſſigkeit und [peziell von der Linſe fernhält; im Alter und bei Gefäßveränderungen wird das ander?. Ferner fonnte er nachweijen, daß nur jolche Antikörper die Linſen— Tapjel durchdringen. für welche das Protopladma der Linjenzellen eine mari- male jpezifiiche Affinität beſitt. Römer jtrebt nun die Verhütung einer völligen Entwidlung des Altersſtares durch Entgiftung oder Ableitung der hypothetifchen cytotoxiſchen Stoffwedjjelprodufte an, indem er mit den ſpezi— fiichen Beftandteilen der Linje ſelber auf den Körper und den Altersitar einzuwirken verjucht, nicht aber mit Jodkalium und anderen bißher vergeblich angewendeten Mitteln. Er gab 165 Kranken dauernd Linjenbeitandteile per os in Form de3 von den Höchſter Farbwerken hergeitellten Lentokalin

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in Tablettenform, Eontrollierte vor und während der Behandlung regel- mäßig die Sehihärfe mit der Zeißſchen Lupe bei weiter Pupille. Bei reiner Cataracta punctata blieb die Sehichärfe unbeeinflußt, dagegen iſt bei Cataracta subcapsularis und deren Miichformen durchweg eine Befje- rung der Sehſchärfe feitzuftellen gemwejen, jo daß manche Patienten ihren früheren Beruf wieder voll erfüllen fonnten. Zwar fann eine tote Linjen- fajer nicht wieder lebendig und durchfichtig werden, aber an den noch lebens- fähigen Faſern find Rüdbildungen und Aufhellung möglid. Die gebefjerte Sehichärfe erhielt R. 1'/2 Jahre lang auf der erreichten Höhe, und es fol bei feinem einzigen der 165 Kranken PVerjchlechterung de3 Sehvermögend eingetreten jein. Unter ſechs nicht behandelten Kontrollfällen zeigten vier binnen Jahresfriſt Verjchlechterung der Sehſchärfe. Chriſtiani.

Nicolai: Die Grundzüge der geſchichtlichen Entwicklung des Sanitäts- korps. „Santtätsdienjt und Gejundheitspflege im deutſchen Heere“, 1909, Heft 1.

In einer Zeit, da die Veterinäre im Streben nach vorwärts dem erhofiten Ziel nahe fommen, ijt es ficherlich von Intereſſe, einen Blid auf die gejchichtliche Entwidlung des ung in vielem al3 Vorbild und Vor— fümpfer dienenden Sanitätsoffizierforp8 zu werfen.

Die Liebenswürdigfeit des Herrn Oberjtabsarzted Dr. W. Nicolai geftattet mir, einen Auszug aus einem von ihm veröffentlichten diesbezüg— lichen Auflag wiederzugeben.

Im Mittelalter ſtand die ärztliche Kunft noch im Banne veralteter

Anſchauungen und Vorurteile, die Wundarzneikunjt lag in den Händen roher und unmwifjender Leute, im Heere trieben die „Feldſchere“ ihr wenig geachteted Gewerbe handwerksmäßig, ohne hinreichende Kenntnifje und praf- tiihe Übung. In den Kriegen machte ſich bejonderd der Mangel an gebildeten Arzten recht fühlbar, doch erit mit Schaffung eines ftehenden Heeres fonnte an eine Reform auf diejem Gebiet herangegangen werden. Freilich blieb auch dann noch lange Bett hindurch ein Dualismus beftehen; ed gab wifjenjchaftlich gebildete Mediker, technijch geübte Wundärzte oder Chirurgen neben der Klaſſe der Feldſchere.

Schon 1657 wurde beim Korps die Stelle eines Medicus de Cornu geichaffen, auch einige Garnifonmediler waren vorhanden, im allgemeinen lag jedod) die Behandlung ded Soldaten den Regimentd- und Kompagnie— feldjcheren ob. Friedrich Wilhelm I. errichtete dag Anatomijche Theater und führte Kurje ein, löſte auch daS unbegrenzte Abhängigkeit3verhältnis von den Offizieren der Truppe durch) Ernennung eined Generalchirurgen (Holgendorif 1716).

1724 wurde daß Collegium medico-chirurgicum gegründet, wo ftet3 act Kompagniedhirurgen der Garde, die jogenannten „Penſionärs“, in allen Zweigen der Medizin und Chirurgie ausgebildet wurden. Für die praftiiche Unterweijung wurde 1726 das Charitee-Krankenhaus beitimmt und iſt es bis heute geblieben.

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Eine 1725 vom König erlafjene Inſtruktion entzog die Anftellung der Negimentsfeldichere der Willkür der Truppenbefehl&haber und ordnete eine Prüfung für die Anjtellung durch den Generaldhirurgifus an.

Die Regimentsfeldfchere zahlten die Gehälter an die Kompagnie- bzw. E3fadronfeldichere, lieferten die Arzneien uud beichafften die Inſtrumente. Es wurde ihnen jebt gejtattet, innerlich und äußerlich zu furieren.

Die Kriegserfahrungen unter Friedrih dem Großen machten eine Reorgantfation des Heeresfanitätsweiend zum dringenden Bedürfnid. 1787 wurde das erfte Feldlazarettreglement erlafjen.

1790 wurde der Name „Feldſcher“ abgeſchafft. Das Grundübel, die Scheidung des Heilperſonals in höheres und niedereß, die verjchiedene Bildung, die unwürdige Stellung der Chirurgen bei der Truppe, wurde durchgreifend reorganifiert dur Goerfe Er ift der Schöpfer der Pepintere (1795), deren Lehrplan einerjeit3 eine wifjenichaftlihe Aus- bildung in Medizin und Chirurgie ficherte, zum anderen eine Kom— mandierung der bei der Truppe vorhandenen Chirurgen ermöglichte. Die Leitung der Anjtalt ftand unter einem Kurator (Kriegäminifter), einem Direktor (Generalitabschirurgifus), einem Subdireftor, Stabs- und Ober— chirurgen. Die Eleven blieben vier Jahre auf der Anitalt; Studium, Wohnung, Heizung uſw. waren frei; die Dienftverpflichtung betrug acht Sahre. Als Unterdirurgen taten fie von 1807 ab ein Jahr lang pral- tiſchen Dienſt in der Charite.

Da die Pepiniere Zöglinge aufnahm, die nur die unteren Klafjen eine® Gymnaſiums oder eine Bürgerjchule bejucht hatten, daneben aud) Barbiergejellen, die in Yeldlazaretten gearbeitet hatten (bis 1816), jo beitand für fie nach Gründung der Univerfität Berlin, 1809, die Gefahr, daß fie zur Bildungsſchule niederer Militärärzte herabjanf. Unter Goerkes Leitung wurde daher eine Medizintjch= chirurgiiche Akademie mit eigenen Lehrkräften gegründet und nur „Akademiker“ mit gründlicher Borbildung aufgenommen (Hufeland Subdireftor).

1808 erhielt der Generalſtabschirurg den Rang eines Oberften, die Generalchirurgen Majors- bzw. Kapttänsrang, die Regiment! und Ober- ſtabschirurgen Stabskapitänsrang, Stab3- und Bataillonschirurgen Offi— ziersrang.

Während bisher die Kranken unter der Kontrolle und unter der Willkür ihrer Regiments- bzw. Kompagniechefs in der ärztlichen Fürſorge der Feldſchere bzw. Chirurgen ſich befanden, ſtellte eine Kabinett8-Order von 1809 das gejamte Militärmedizinalmejen unter die Auflicht des General- ſtabschirurgen der Armee.

Die Akademie wurde 1818 in dad Mediziniich-hirurgtiche Friedrich- Wilhelmd-Snftitut verwandelt, vergrößert und erhielt 1824/25 ihr eigenes Gebäude in der Friedrichſtraße.

1819 wurde für den „Chirurgen“ der Name „Arzt“ eingeführt.

1825 wurde für die Medizin- und Chirurgteitudierenden das Zeugnis der Neife als Vorbildung und vierjähriges Studium vorgejchrieben. Auch bon den Eleven der Akademie, die jet den Bivilftudierenden gleichgejtellt waren, wurde nunmehr die Univerjitätsreife als unerläßliche VBorbildung

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gefordert, wobei natürlich für die Übergangszeiten ein gewifjer Spielraum gelaffen werden mußte. Die Eleven teilten von da ab auch die Kollegien der Studenten der liniverfität. .

Die Kompagniedhirurgen galten fortan nit mehr als jelbftändige rzte, waren nur noch deren Gehilfen. Aus ihnen ging der Heutige Sanitätsfoldat hervor.

Infolge Mangeld an Ärzten wurden in den Provinzen jogenannte „Chirurgenſchulen“ errichtet, wo junge Leute mit Tertianerbildung zwei⸗ bis dreijährige unentgeltliche Lehrkurſe durchmachten und den Stand der „Wundärzte” vermehrten.

Bis 1848 fehlte die Einheitlichkeit in der Ausbildung des immer noch jo verjchtedenartigen Arzteperſonals. Erſt durch damals eingeführte Reformen war der Erſatz an Militärärzten nur durch vollgültige Ärzte möglich und für alle Zeiten geſichert.

1851 wurde das geſamte Militärmedizinalweſen dem Kriegsminiſterium unterſtellt, welches die Angelegenheiten der Allerhöchſten Entſcheidung vor— legte. Das Sanitätskorps beſtand jetzt aus:

Generalſtabſsarzt der Arme . . . . Oberſt,

Generalärzten . . . 000. Majors, Oberftabßärzten -. - » - 2 2.0. Hauptleuten, Staböärkten -. . » > 2.2.20... LOberleutnantg, Oberaſſiſtenzärzten . . Unterleutnant2.

Die Militärärzte waren obere Militärheamte und rangterten inter dem jüngiten Offizier ihres Dienjtgrades.

1852 wurde bejtimmt, daß bei der ärztlichen Staatsprüfung fih alle Kandidaten den verjchiedenen Zweigen der Wifjenfchaft zu unterziehen hätten.

1856 wurde zur Beförderung zum OberftabSarzt dad Phyſikatsexamen vorgejchrieben.

Nach dem Feldzug von 1864 erfolgte eine Aufbeilerung der Rang⸗ verhältnifje.. Der Generalſtabsarzt hatte jchon 1857 Generalmajordrang erhalten; jeßt wurden die Generalärzte Oberft bzw. Oberftleutnant, 22 Ober- ſtabsärzte wurden Major, 25 Stab3ärzte Hauptmann.

Durch Verordnung vom 20. Februar 1868 wurde dad „Sanitäts- korps“ organiſiert. Damit traten die Militärärzte aus dem biöherigen Verhältnis als Militärbeamte heraus und ftanden als bejondere Kategorie zwiſchen Offizier und Beamten. Die jebige Uniform wurde eingeführt. Den Militärärzten in Uniform gebührten diejelben Ehrenbezeugungen wie den Offizieren desjelben. Ranges.

Rangverhältniſſe: Generalſtabsarzt der Arme . . . . Generalmajor, Generalärzte mit hohem Gehalt . . . ODberſt,

mit niederem Gehalt . . Oberſtleutnant, Oberftabsärzte mit hohem Gehalt. . . Major,

mit niederem Gehalt Sämtliche Stabsärzte } 2. Sp auDndnN, Alfiitenzärzte mit hohem Gehalt . . . Überleutnant, mit niederem Gehalt . . Unterleutnant,

Unterärzte.

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AL Bedingung für die Beförderung zum Oberjtabsarzt wurde bie Ablegung einer bejonderen militärärztlihen Prüfung vorgejchrieben.

In demjelben Jahre (1868) wurde, zuerjt verjuchsmweije, eine Militär- Medizinalabteilung im Kriegsminiſterium eingerichtet, mit dem General- ftabarzt al3 Chef, vier Neferenten und drei Hilfsreferenten.

Am 6. Februar 1873 wurde laut Kabinett3-Drder „als Beweis Meines Vertrauens, das dasjelbe in dem legten glorreichen Kriege durch jeine Leiltungen auf eine anerkennenswerte Weiſe gerechtfertigt hat“, ein in ſich geſchloſſenes Sanitätsoffizierkorps gebildet, das mit jeinen Rechten und Pflichten neben dem aktiven Offizierkorps ſteht.

1896 wurden jechzehn Divifionsarztitellen mit dem Rang eined Oberfts leutnant3 gejchaffen.

1898 erhalten auch die Generalärzte 2. Klaſſe Oberftenrang. Allen Oberftabsärzten wird Rang und Gehalt (in zwei Stufen) eined Major gewährt und allmählich durchgeführt, desgleichen die Gewährung des Hauptmanndgehaltes 1. Klaſſe an die ältere Hälfte der Stabsärzte.

Im Jahre 1895 wurden die militärärztlichen Bildungsanftalten zur „Katjer Wildelms-Alademie für das militärärztliche Bildungsweſen“ ver- einigt; die Zahl der Studierenden beträgt jebt 378; die Semejterzahl ift ſeit 1907 auf 10 erhöht. Die Lehrmittel wurden in lebter Zeit erweitert, die kriegschirurgiſche Abteilung mit ihren Präparaten über die Wirkung neuer Geſchoſſe neu ausgeſtattet. Kafinoräume dienen der Pflege Tamerad- Ichaftlichen Geifted im Sanitätskorps.

Die Fortbildungskurfe wurden auf die Sanitätoffiziere des Beurlaubten- jtande3 ausgedehnt; zahlreihe Militärärzte erhalten Kommandos zu Kliniken und wiljenjchaftlichen Snitituten.

In allen Gebieten des Sanitätsweſens wird nun unabläjfig gebefjert und audgebaut; ein frijcher, zuverfichtlicher Geijt erfüllt da3 ganze Sanitäts⸗ offizterforp8.

Eine Allerhöchſte Kabinett3-Order vom 9. April 1901 bradte Die Einführung der Ehrengerichte für die Santtätsoffiziere.e Im gleichen Sabre wurde der „wiljenihaftlide Senat” der Kaiſer Wilhelms- Alademie gegründet. Dr. Küthe.

Robertjon: Ein Fall von Milzbrand beim Strauß. „Veterinary Journal‘, Februar 1909.

Man hat bisher angenommen, daß der Strauß ebenjo wie die anderen Vögel eine natürlide Immunität gegen Milzbrand befißt. Died jcheint jedoch nach einer von Robertjon mitgeteilten Beobachtung nicht der Fall zu jein. In einem jauber gehaltenen, mit Draht eingezäunten Kraal de3 Beterinärlaboratortumd zu Grahamstown, das ſich bejonderd mit der Er- forſchung der Krankheiten des gezähmten Straußes befaßt, befanden id) jeit etwa 7 Wochen fieben Strauße unter Beobachtung. Milzbrandfälle waren in dem Kraal während jeined 14jährigen Beſtehens niemals vor= gelommen. Eine! Nachmittag wurde ein ausgewachjenes, weibliches Tier de3 erwähnten Beitandes tot aufgefunden. Der Strauß hatte morgens gut

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gefreffen und bei einer Befichtigung durd) den Wärter etwa 3 Stunden vor dem Tode nod) feine Krankheitderjcheinungen gezeigt. Die fofort auS- geführte Obduktion ergab folgendes Bild: Blut ganz flüffig; Verdauungs- apparat, mit Ausnahme des Kropies, faſt leer und von Anfang bis zu Ende hyperämiſch; Schleimhaut ſtark gejchiwollen und zahlreiche kleine Blutungen enthaltend. Der jpärlid im Darm vorhandene Schleim zeigte jtreifenförmige Blutbeimifchungen. Milz gejchwollen, weich und von dunkler Farbe. Die mikroſkopiſche Unterfuhung von Blutausſtrichen ergab das Borhandenjein eines Bazillus in Reinkultur, der fich weder morphologiſch noch den dharaktertitiichen Färbemethoden gegenüber von dem Erreger des Milzbrandes unterichied. Blutausjtrihe wurden auh an Sir John MeFadyean gejandt, der die Diagnofe bejtätigte. Dezelski.

Tagesgeſchichte.

Gehaltsnormen des Beſoldungsgeſetzes für Reichsbeamte uſw.

Nachſtehend ſeien die Bezüge der Veterinäre aller Grade und zum Vergleich die Gehälter einiger anderer Kategorien von Militärbeamten nach dem neuen Beſoldungsgeſetz mitgeteilt:

Beſoldungsordnung J.

Klaſſe 19: 2400 2700 3000 3200 Mark. 1. Ober— veterinäre. |

Klaffe 21: 1800 2050 2300 2500 2700 2900 3100 3300 Mark. 3. Militär-Öericht3jchreibergehilfen.

Klajje 23: 1800 2050 2300 2550 2800 3050 3300 Marl. 2. Baufelretäre der Heerespermwaltung.

Klaſſe 24: 2000 -— 2250 2500 2750 3000 -— 3200 3400 3600 Marf. 1. Inſpektoren bei den Proviantämtern und Ber: pflegung3ämtern, bei den Bekleidungsämtern, bei der Garnilonvermwaltung, bei den Lazaretten und den Remontedepot3 der Heereöverwaltung.

Klaſſe 31a: 2800 3100 3400 3700 4000 4200 Marf. 1. Oberzahlmeifter und Zahlmeiſter der Heereöverwaltung und beim Reichs⸗ Kolonialamt.

Klaſſe 31b: 2800 3300 3800 4200 Marl. 1. Rendanten der Heereöverwaltung, joweit fie nicht anderwärts bejonderd aufgeführt find.

Klaſſe 32: 3000 3600 4200 Marf. 1. Antendanturafjefloren.

Klaſſe 34: 1800 2100 2500 2900 3300 3600 3900 4200 4500 Marl. 1. Militärgerichtöjchreiber.

Klaſſe 35a: 2100 2500 2900 3300 3600 3900 4200 4500 Marl. 4. AIntendantur-Baujelretäre. |

Klaſſe 37: 2700— 3300 3900 4500 Mark. 1. Stab3apothefer.

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Klaſſe 38: 3000— 3400 3800 4200 4500 Mark. 1. Gar: ntjonderwaltung3=-Oberinfpeltoren. 2. Lazarett-Oberinſpektoren.

Klaſſe 43a: 3200 3600 4000 4400 -- 4700 --5000 Marf. 1. Zweiter Armee-Mufilinfpizient.

Klaſſe 43b: 3200 3800 4400 5000 Mark. 1. Sngenieure bei den Armee-Konjervenfabrifen. 2. Proviantmeiſter, Rendanten bei den Verpflegunggämtern. 4. Lazarett-Berwaltungsdirektoren.

Klaſſe 44: 3400 4000 4600 5100 Marf. 1. Oberſtabs— und Stabsveterinäre.

Klaſſe 45a: 4400 4800 5200 5500 Mark. 1. Adminiftra- toren bei den NRemontedepot2.

Klajfe 45b: 4400 5000 5500 Marl. 2. Proviantamts- und Öarnijonverwaltungddireftoren.

Klaſſe 50: 5400 5700 6000 Marf. 1. Korp3ftabsveterinäre.

Klaſſe 54: 4200 4800 5400 6000 6600 Marl. 1. Erſter Armee-Mufilinjpizient.

Bejoldung3ordnung IV (Unteroffiziere).

(Sämtliche Unteroffiziere Haben Anſpruch auf Unterkunft oder Servig.)

a) Unteroffiziere als Löhnungsempfänger:

Bizefeldiwebel, Vizemachtmeiſter na) 9 Dienftjahren 565,20 Mark; Feldwebel und Wachtmeiſter 745,20 Mark (nebſt Naturalverpflegung und Delleidung); Unterveterinäre 1206 Mark (und Naturalverpflegung).

b) Unteroffiziere als Gehaltsempfänger:

Unterzahlmeiiter, Unterinipeftoren der Proviantämter, der Garnijon- verwaltung und der TYazarette, Heugfeldwebel, Oberfeuerwerfer und Feſtungs⸗ baufeldwebel von 1 bis 3 Dienftjahren als ſolche 1300 Mark, 4 bis 6 Jahren = 1500 Marl, 7 Jahre und folgende = 1800 Marl.

Jahresſätze an Wohnungsgeldzuſchuß:

Ortsklaſſe 2. a.|B|c.|D|E|R& Korpsſtabs⸗, Oberftab3: 5 i und Staböveterinäre 100 | 920 800 | 720 630 | 874 | Tarifflafje III.

Oberveterinäre Tarifflafje V.

500 oo sro ano | am| 546

(Der Beilage zu Nr. 15 des „Armee-VBerordnungsblattes” entnommen.)

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- Verfchiedene Mitteilungen.

Prof. Dr. Ulrich Duerſt, Inhaber des Lehrſtuhls für Tierzudt an der Univerfität Bern, hat einen Ruf an die Landivirtichaftl. Hochſchule in Montevideo (Uruguay) erhalten, denjelben aber abgelehnt.

Brof. Dr. H. Kraemer, bisher Leiter der Arbeitsftelle der Deutjchen Gejelichaft für Züchtungskunde, Hat zum 1. Dftober d. 38. einen Ruf als ordentlicher Profeſſor an die Landwirtſchaftl. Akademie Hohenheim erhalten und angenommen.

Das jeit langen Jahren in Meßkirch (Baden) ericheinende Fachblatt „Der Badische Tierzüchter“ ift von M. & H. Schaper, Verlagsbuchhand⸗ lung, Hannover, gefauft worden und jeit 1. Juli d. Is. mit der im Ver— lage genannter Firma erjcheinenden „Süddeutſchen Landwirtichaftlichen Tierzucht” vereinigt.

Vernichtung der Fliegen und Müden. Ein Landwirt in der Nähe von Saint Cyr beobachtete, daß Fliegen eine große Abneigung gegen die blaue Farbe haben. Er ließ daher alljährlich die Stallmände mit einer Milhung von 5 kg gelöſchtem Kalk, 500 g Ultramarinblau und 100 Liter Waſſer anftreichen, wonach die Fliegen aus den Ställen verjchwanden. Das Anjtreichen erfolgt zwedmäßig im Juni oder Auguft, wo die Fliegen ji zu vermehren beginnen, oder wo fie am zahlreichiten find. Schon wiederholted Ausweißen allein wird den Fliegen jehr unangenehm und vertreibt fie. (»Journ. d’agr. prat.«, Nr. 33.)

Sn den »Archives de medecine et de pharmacie militaires« Nr. 4 berichtet Delamare über die Vernichtung der Fliegen und Mücken dur) Formol. Anlaß zu feinen Verſuchen gab die Beobachtung, daß in den Lazaretten, in denen Formol al3 Desinfeltiondmittel allgemeine Ver- wendung fand, offene Gefäße mit Formollöſung, vor allem die Spud- näpfe, ftet3 große Mengen toter liegen enthielten. D. ließ in den zu jäubernden Räumen mehrere Teller mit 10 prozentiger Yormollöjung auf: jtellen. Dabei zeigte fi), daß die Fliegen durch das Yormol herangezogen wurden und daß fie in furzer Beit ſtarben, wenn fie ihren Rüſſel in die Löſung getaucht Hatten. Nach 24 Stunden waren die Teller und ihre Umgebung mit toten Fliegen förmlich bededt. Verſuche mit ſchwächeren Sormollöfungen und anderen antijeptiichen Mitteln Hatten nicht annähernd jo guten Erfolg. D. läßt infolgedeffen während der Sommermonate in den Kranfenzimmern des Lazaretts, deſſen Chefarzt er ift, mehrere Teller mit 1Oprozentiger Formollöſung auf Tiſchen und Fenſterbänken aufitellen. Außerdem enthält der am Kopfende jeded Betted befindliche Spudnapf zwei Eplöffel derjelben Löjung Die Formollöfung wird in den auf- geftellten Gefäßen zwedmäßig jeden zweiten Tag erneuert, da fie an Wirkſamkeit verliert, wenn fie länger als 2 bis 3 Tage der Luft aus— gejegt bleibt. E3 empfiehlt ſich nicht, die Ränder der Gefäße mit einer zuderigen Subftanz zu beftreichen, weil die liegen dann auf dem Zucker

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bleiben und nicht in die Formollöſung gehen. Dagegen ift e8 ratjam, zur PVertilgung der Müden in dad die Yormollöjung enthaltende Gefäß während der Dunfelheit eine Heine Glaslampe zu ftellen, damit die Mücken durch das Licht herangelodt werden. D. hat auch von zwei Rekonvaleſzenten, die fich für diefe Art von Sport interejjierten, während einer Auguſtwoche die gefallenen Fliegen zählen laſſen, wobet ſich herausitellte, daß in einem Saale von 521 cbm im Durchſchnitt täglich 4000 Fliegen getötet wurden.

Bon großem Vorteil ift es, bereit gegen die Larven und Eier vor⸗ zugehen, die fich bejonders in Schmußtümpeln, Dünger- und Sauchegruben, Abzugdgräben uſw. befinden. Dies geichieht nad dem »Journal de Sante« am beiten dadurch, daß man die Gruben ujw. mit einer träftig Durchgejchüttelten Miſchung von Petroleum mit Wafjer überjchüttet (2 Liter Petroleum auf jeden Quadratmeter der Oberfläche). Dana) werden bie Larven dur Verſtopfen der Stigmata abgetötet und die Eier am Aus: ſchlüpfen verhindert.

Der Handel mit Eiern in den verjchiedenen Ländern. Nach den Berechnungen, die Lescardé in feinem kürzlich erjchtenenen Buche „L’oeuf de poule“ angeftellt hat, beträgt der jährlihe Verbrauch an Eiern pro Kopf der Bevölkerung in Deutihland 127, in Frankreich 118, in Eng- land 97, in Belgien 94, in Holland 91 Stüd. Man erfieht Hieraus, welche wichtige Stelle die Eier als menjchliches Nahrungsmittel einnehmen. Die folgende Tabelle gibt eine Überficht über den Umfang des Eierhandels

in den einzelnen Ländern. | | | Zahl der Hühner Cierproduftion Einfuhr in Franken

in Tonnen im Jahre 1907 Deutihland . . . . 55 Millionen 270 000 172 527 000 Sranfeid . . . . 50 300 000 37 037 000 England.. 2.2.3 125 000 179 215 000 Belgien . . . ..6 30 000 16 994 000 Dänemart . . .. 1 55 000 Verein. Staaten . . 233 862 546

Auf ein Kilogramm rechnet man 20 Eier. Die hauptſächlichſten Erportländer waren im Jahre 1907: Rußland mit 150 000 Tonnen, Ofterreih- Ungarn mit 120 000, Stalien mit 32 000, Dänemark mit 20 000 und Bulgarien mit 12000. Frankreich, das im Jahre 1900 noh mehr als 15 000 Tonnen Eier nad) England lieferte, hat 1907 nur noch 8400 Tonnen ausgeführt. Für England find Rußland und Dänemark die Hauptlieferanten mit mehr ald 58 Prozent der importierten Eier. Nach ihnen fommen Deutichland und Belgien.

Auf den Parijer Markt famen im Jahre 1906 705151380 Eier, und zwar die meilten im März (81 778 820), die wenigften im Januar (39 243 000. Man teilt dort die Eier in drei Klaſſen ein: Ertra, 15 Stüd pro Kilogramm, Mittelforte, 17 Stüd pro Kilogramm, Heine Sorte, 22 Stüd pro Kilogramm. Vom Oktober bis zum Sanuar wird der Pariſer Markt größtenteil3 mit vom Auslande importierten Eiern verjorgt. (Revue scientifique, Wr. 1.)

423 Bücherfchau.

E. Merds Yahresbericht über Neuerungen auf den Gebieten der Phar- mafotherapte und Pharmazie. XXII. Sahrgang. 1908.

Der Inhalt des neueiten Jahresberichts ift in der bekannten, fehr guten Weiſe gruppiert und die Schreibweije der einzelnen Artikel Elar, wie immer. Die Zuſammenſtellung der Seilanzeigen ſowie da8 Sachregifter am Schluffe des Bändchend machen diejes wie feine Vorgänger geeignet al3 Supplement zu jedem Handbuch der Arznetmittellehre, es Tann jogar duch Die genauen Literaturangaben bei jedem einzelnen Mittel und ein jummarijche8 Literaturverzeichnid auch als Wegmeijer bei einfchlägigen Spezialjtudien dienen. Die Lektüre von Merdd Sahreöberichten iſt nach wie vor beitens zu empfehlen.

Prof. Dr. Eber: Bericht über das Veterinär⸗-Inſtitut mit Klinik und Poliklinif bei der Univerjität Leipzig für die Jahre 1907 und 1908. Verlag von Richard Schoeg, Berlin. Preis 2 Mark.

In einer 68 Drudjeiten ſtarken, gut außgeftatteten Brofchüre tritt dad Beterinär-nftitut der Untverjität Letlzig zum erſten Male mit einem jelbjtändigen, die Jahre 1907 und 1908 umfafjenden Bericht vor die Offentlichfeit. Dieſem eigentlichen Bericht geht außer einem Vorwort des Verfaſſers ein hiſtoriſcher Überblick über bie Entwidlung und die Biele des Veterinär-Inſtituts, eine eingehende Bejchreibung des Neubaues ſowie eine zufammenfafjende Überficht iiber die Tätigkeit des Inſtituts während ver legten 10 Jahre vorauf. Der bejondere Bericht für die Jahre 1907 und 1908 umfaßt Perfonalien, Leiftungen des Inſtituts im engeren Sinne und jeiner Klinik. AS Anhang folgt ein Verzeichnis der innerhalb 10 Jahren aus dem Veterinär-Inſtitut Hervorgegangenen wiſſenſchaftlichen Abhandlungen und Diſſertationen. Ein gutes Titelbild gibt die Total- anficht des neuen Inſtituts, auf zwei weiteren Tafeln im Text finden fich . Gituationdplan und Grundrißſkizzen desjelben. Daß alle im Snititut vor- bandenen Einrichtungen genau bejchrieben und die daſelbſt gefertigten zum Teil jehr wertvollen Arbeiten auszugsweiſe wiedergegeben find, macht den Bericht bejonderd leſenswert und legt Zeugnis ab von der im Snftitut gepflegten vieljeitigen mwifjenichaftlichen und auch praftifchen Tätigkeit.

Dr. Baul Heine: Hilfsbuch für Fleiſchbeſchauer. 3. Auflage. 1909. Verlag von W. & H. Schaper, Hannover. Preis 3 Marf. Da3 in dritter Auflage erjchienene Werkchen des bekannten Verfaſſers läßt eine durchgreifende Reviſion und Erweiterung de gelamten Textes erkennen, auch find einige Abbildungen jowie ein Sachregiſter am Ende de3 nun 120 Textſeiten umfafjenden Büchleind neu eingefügt. Der Text berücdjichtigt troß Inapper Faſſung allet, was dem Fleiſchbeſchauer zu wifjen nötig ift, und zwar in leicht verjtändlicher Weile. Die Abbildungen genügen ebenjo wie die buchhändleriiche Austattung für die Zwecke des

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Bücleind. Daß im Laufe von 4 Jahren drei Auflagen erjcheinen mußten, beweiſt wohl am beiten, welchen Anklang das Hilfsbuch bei den Fleiſch⸗ beichauern und foldhen, die e3 werden wollen, mit Recht gefunden hat.

D. Liman: Almanad) der Militär-Literatur.

Wie wir hören, ericheint demnächſt ein umfangreiches militärisches Wert unter dem Namen: „Almanach der Militär-Literatuc” (Verlagsbuchhandlung Friedrich Engelmann, Leipzig)... Das großangelegte Buch ijt mit dem Titel- bilde des Generalinſpekteurs der VI. Armeeinſpektion, Generaloberit Freiherr von der Golg, verjehen und iſt herausgegeben von dem Schriftiteller Oberleutnant der Landwehr Otto Liman, Berlin. Es enthält zahlreiche Perjonalnotizen über die deutſchen Militärſchriftſteller und gibt die heute nod moderne deutihe Militär-Literatur überfichtlich geordnet und mit ausführlidem Sad): und Autorenregijter verjehen wieder. Eine ausführ- lihe Beiprechung des Werkes, da3 für die wiſſenſchaftliche Fortbildung der Offiziere zmweifellod von großem Nutzen fein wird, behalten wir uns big nach dem Erjcheinen des Werkes vor. Chriſtiani.

Perfonalveränderungen.

Charafterverleigungen.

Der Charakter „Oberjtabsveterinär“ mit dem perjönlichen Rang der Näte 5. Klaſſe: Staböveterinär a. D. Bergemann (Bezirkskommando Freiburg i. B.).

Der Charakter „Stabsveterinär“: Oberveterinär a. D. Bierbach (Bezirkskommando Naumburg a. S.).

Zugang. Oberveterinär Günther, im Oſtaſiat. Detachement, mit dem 1. 6. 09 im Feldart. Regt. Nr. 74 (Standort Wittenberg) wiederangeſtellt.

Verſetzungen.

Korpsſtabsveterinär Herbſt, Generalkommando VII. Armeekorps, zum Generalkommando des Gardekorps.

Die Oberveterinäre: Grökel, im Feldart. Regt. Nr. 74, zum Feldart. Regt. Nr. 18 zur Wahrnehmung der Stabsveterinärgeſchäfte; Liebig, im 2. Garde-Ulan. Regt. zum Feldart. Regt. Nr. 66 (Standort Neubreiſach); Ochmann, im Yeldart. Regt. Nr. 67, zum Feldart. Regt. Nr. 31.

Unterveterinär Rühl, im Feldart. Negt. Nr. 62, zum Für. Regt. Nr. 6.

Kommandos, Dberitaböveterinär Feldtmann, im Feldart. Regt. Nr. 18, zur Wahr- nehmung der Rorpsjtabsveterinärgejchäfte zum Generalkommando VII. Armee- korps.

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Staböveterinär Dr. Rautenberg, im Feldart. Regt. Nr. 31, zur Wehrnehmung des Veterinärdienftes bei den Verfehrätruppen des Stand- orte Berlin zum Zelegraphen-Bat. Nr. 1.

Die Oberveterinäre: Glaesmer, im Huf. Regt. Nr. 16, zum 1. Garde— Drag. Regt.; Koßmag, im Feldart. Regt. Nr. 66, ald Hilfgaffistent zur Militär-Lehrſchmiede Berlin.

(Diefe Kommandos find Verſetzungen gleich) zu erachten.)

Oberveterinär Lührs, im 1. Garde-Feldart. Regt., unter Enthebung von dem Kommando zur Milttär-Lehrichmiede Berlin zum Inſtitut für Infektionskrankheiten.

Die Unterveterinäre: Hennig und Kämper auf ſechs Wochen zur Militär-Lehrſchmiede Berlin.

Im Beurlaubtenſtand.

Beförderungen.

Unterveterinär der Reſerve Teſchauer (Bezirkskommando Hanau) zum Oberveterinär des Beurlaubtenſtandes.

Abgang.

Der erbetene Abſchied bewilligt: Stabsveterinär der Landwehr 1. Auf⸗ gebot3 Pfanz-Sponagel (Bezirkskommando Donauejhingen); den DOberveterinären der Landwehr 1. Aufgebot: Bauer (Bezirkskommando Samter); Schneider (Bezirkskommando Schwerin).

Bayern.

Im Beurlaubtenſtande.

Befördert: Die Unterveterinäre der Reſerve: Reimann, Cleviſch, Lücking (I Münden); Solleder (Dillingen); Dr. Schmidt (Mindel- heim); Hoffmann (Kaiſerslautern); Keyſtner (Würzburg); Sprater (Neuftadt a. H.); Schrems (Nürnberg); Hohenner, Strauß (Hof); Haag (Regensburg) jowie die Unterveterinäre der Landwehr 1. Auf- gebot8 Rühm und Leeb (I München) zu Oberveterinären.

Abgang: Den Obervetertnären: Hoſemann (Bweibrüden), von der Nejerve, und Liebl (Ingolftadt), von der Landwehr 2. Aufgebot3 der erbetene Abjchied bewilligt.

Auszeichnungen, Eruennungen uſw.

Berliehen: Das Offizierkreuz des Dfterreich. Franz Joſef-Ordens: Dr. Czokor, Hofrat, Profeſſor an der Tierärztl. Hochſchule Wien, anläß- ih jeiner Verjegung in den Ruheſtand.

Der Preuß. Rote Adler-Orden 4. Klaſſe: Trogiſch, Bolizeitierarzt in Berlin, beim 50jährigen Berufsjubiläum.

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Der Preuß. Kronen-DOrden 4. Klaſſe: Scheibner, Oberveterinär a. D. (früher im Negt. Gardes du Corps), jet Direktor der Zentrallehrichmiede SHannover-Linden.

Ernanut: v. Pflugk,' Privatdozent an der Tierärztl. Hochichule Dresden, zum außerordentl. Profefjor.

Schladhthofdireftor Dr. Dimpfl wurde auf fein Geſuch der Stelle des Vorſtandes der Königl. Hufbeichlagichule in Nürnberg enthoben und zum ftädt. Bezirkstierarzt ernannt.

Grefjel, bißher 3. Ajfiftent am Phyfiolog. Inftitut der Landwirt⸗ Ichaftl. Akademie Bonn, zum 1. Alfiltenten an diejem Snititut.

Zum Freißtierarzt: SKantonaltierarzt Goettelmann: Erftein ebenda (komm.); Dierid-Neuerburg ebenda (defin.).

Zum Diſtriktstierarzt: Fleiſcher-Biberach in Rojenfeld; Adam— Münden in Stadtlauringen.

Zum Schladthofdireftor: Stadttierarzt Veterinärrat Kösler-GStutt- gart ebenda; Nreißveterinärarzt Dr. Beterd- Mainz ebenda.

Zum Schlachthoftierarzt Thomas-Kandel in Mannheim.

Zum Schladthofaffiftenztierarzt: Schufter-Püttlingen in Elberfeld.

Zum BPoltzeitterarzt: Abinger-Landau a. $. in Hamburg.

Zum Stadttierarzt: Dr. Kreb3-Untergriesheim in Bönnigheim.

Verſetzt: Schlachthofdirektor Dr. Meyer- Stendal als folder nad) Mülheim a. d. Ruhr; Diftriktötierarzt Schad-Niedenburg als joldher nad Höchſtädt; Departementätierarzt Veterinärrat Preuße-Danzig als jolcher nach Coblenz.

Niedergelaffen, verzogen: Holljtein=Driefen in Luckenwalde; Janſſen-Vechta in Dftercappeln; Oberveterinär a. D. Hörauf in Bad Wildungen; Jeſſe⸗-Neuſtadt-Eberswalde in Tolkemit; Sare- Hannover in Freyenftein; Rupp: Stuttgart in München-Gladbach; Dr. Kregenow in Albersdorf i. H.

Kreistierarzt Hoffheinz-Zabikowo nad) Poſen; Keil Aachen nach Bingen; Dr. Windiſch-Görlitz nah Schmiedeberg; Dr. Buſch— baum: Frankfurt a. M. nad) Hochfelden; Heepe-Uslar nad) Strehla; Harm3-Güftrow nad) Doberan; Dr. Klee-Karlsruhe-Mühlburg nad) Karlsruhe; Dr. Pietſch-Triebes nad Hof; Dr. Sauter- Gießen nad) Sulzfeld; Schladhthoftierarzt Seig- Mannheim nad) Stutt- gart; Ulmann-Neubreifah nad) Breiſach; Bitterich- Buchen nad) Offenburg; Bed- Emmendingen nad) Leipzig; Grimm-Worblingen, Kreiner: Sulzbad, Wurth - Niederrotichetd als Aififtenten des Bezirks- tierarzte8 nach) Emmendingen bzw. Waldlirh bzw. Buchen; Dr. Frie— mann: Bodum nah Waltrop.

In den Ruheſtand verfett: Kreistierarzt Goettelmann-Erftein, auf Anſuchen.

Approbiert: Sn Berlin: Dieric- Waldenburg; Etlenfeldt- Karlsmühle; Henke: Polen; Neumann-Neike; Rieger: Königäberg i. P.; Schwarz: Berlin.

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In Dresden: Brüning: Heide; Efgpift- Karjalohja (Finnland); Krosz-Horſt; Bierold- Brunn.

In Münden: Neber-Münden; Roßmwag: Herbolzheim; Werner- Ludwigshafen.

In Hannover: Laxen-Gimbte; Wind-Hannover.

Promoviert: Zum Dr. med. vet.: In Gießen: Feldhus-Weſter⸗ itede (Oldenburg); Grüttner- Hamburg; Harms-Güſtrow; Lehr-Leſſe (Braunſchw.); Stadttterarzt Schlenfer- Schwenningen; Stüben- Krempe; Taplen-Barel; Horn-Haslach; Noelde- Straßburg, Unterveterinär im Huf. Negt. Nr. 9; Sauter-Sulzfeld; Voß-Bendorf; Weber, Afliitent an der Tierärztl. Hohjchule Stuttgart; Wolfftein- Bodum; Wurth- Buchen.

In Leipzig: Langfau= Charlottenburg; Lewek-Dresden; Müller: Worpswede; Schubert-Creuzburg; Wolf-Schweidnig.

Sn Bern: Schlachthofdireftor Johim- Wanne; Schwerdt-©onfen- heim, Unterveterinär im Feldart. Regt. Nr. 27; Sturm- Frankfurt a. M.; Sticher- Bensberg; Zange» Bunzlau; Schladhthoftierarzt Schwarz: Frank: furt a. M.; Schlachthoftierarzt Steinmüller- Elberfeld; Möller-Eſſen; Conrad: Witten; Gottſchalk-Groß-Leine; Bezirkitierarzt Wenger: Nidau; Frank-Steinach.

Bum Dr. phil.: In Leipzig: Born Tegel.

Sn Erlangen: Diftrikttierarzt Dr. med. vet. Sluhrer-Gräfenberg.

Geſtorben: Schlachthofdireftor Andread Schenk in Erlangen; Oberjtabsveterinär a. D. Leopold Kuhr in Minden i. W.; Tierarzt Hermann Herzberg in Poſen.

Notiz. Der Photograph J. Fuchs Berlin NW.7, Friedrichſtraße, Ede Weidendammer Brüde hat von der Familie Schwarzneder Erlaubnis,

da8 Bild des verjtorbenen Korpsſtabsveterinärs Prof. Schwarzneder zu verfaufen.*

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Gedruckt in der Königl. Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SWes, Kochſtraße 66-71.

21. Jahrg. Oktober 1909. 10. Seft.

Beitfchrift für Veterinärkumde

mit befonderer Berückſichtigung der Hygiene. Organ für die Weterinäre der Armtee. Redakteur: Oberftabsveterinär A. Chriftiani. Grigpeint monatlich einmal in der Gtärte von eima 8 Bogen 8%. Abonnementspreis jährlich 12.Mart

Preis einer einzelnen Nummer 150 Marl. Beitellungen nehmen alle Buchhandlungen an. Inſerate werden die geipaltene Petitzeile mit 80 Pfennig berechnet.

Beitrag zur Kenntnis des Gefundheitszuftandes der Augen unferer Militärpferde.

Bon Oberveterinär Dr. Kirjten, Königl. Bayer. 2. Ulanen-Regiment, Ansbach.

Nahdem die Ophthalmologie in der Veterinärmedizin fo lange Zeit recht jtiefmütterlich behandelt worden war, und man höchſtens der Mond: blindheit ein größeres Intereſſe auch in weiteren Kreifen entgegengebracht hatte, mehren fih in neuerer Zeit die Unterfuhungen auf diefem Gebiete; beſonders haben auch Militärveterinäre gutes, durch fleißige Unter- juchungen gemwonnenes Material geliefert. Sonderbarerweife ergeben ſich auf diefem Gebiete, fpeziell 3. B. zwiſchen den Ergebniffen der Nefraf- tionsbeftimmungen recht auffallende Unterjhiede, was mich veranlaßte, jelbft mi mit diefer Materie zu befaffen, um aus eigener Anſchauung mir ein Urteil über die Beihaffenheit und den Gejundheitszuftand der Augen unferer Militärpferde zu bilden.

ALS Unterfuhungsmaterial dienten mir die Pferde des Königl. Bayer. 2. Ulanen-Regiments. Es wurden im ganzen unterjudht, 748 Pferde meift ojtpreußifcher, zu etwa 10 Prozent von bayerifher Ab⸗ ftammung im Alter von 5 bis zu 20 Kahren. Die Unterjudhungen wurden faſt durchweg im Stalle bzw. im eigenen Stande des je nad) dem Einfalle des Lichtes verkehrt eingeftellten oder zurüdgerichteten Pferdes vorgenommen, da fi herausgeftellt hatte, daß auf diefe Weife auch temperamentvolle und nervöſe Pferde ſich die verſchiedenen Mani- pulationen am ruhigſten gefallen ließen und die Anwendung von Zwangs⸗ mitteln nur in verſchwindenden Ausnahmen nötig madhten. Das matte, gedämpfte Tageslicht der hellen Ställe erwies fi als jehr günftig, da es einerjeitS immer genügende Helligkeit bot, anderjeitS gut erweiterte

Beitichr. f. Veterinärkunde. 1909. 10. Heft. 28

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Bupilfen ſchuf und jomit die Anwendung von Atropin zumeift erjparte. Nebenbei wurde für gewifje Fälle auch Lampenliht zur Anwendung ge- bradt. Zur folalen Beleuchtung diente die Unterfuhungslampe von Prieftley- Smith. Stets wurde im aufrehten Bilde unterjudt. Einige Schwierigkeiten bereitete mir die Wahl des Spiegeld. Die in ber PVeterinärmedizin gebräuchlichen Augenjpiegel von Bayer, Lieb: reih, Nachet ufw. genügen meines Erachtens vortrefflih, um in ber Proris die verfchiedenften Augenfehler feftzuftellen, gejtatten aber die genaue Erforfdung und Beftimmung, 3. B. von NRefraktionsanomalten nur bis zu gewifjen Grenzen. Anderfeit3 zeigten die für die Human- Ophthalmofkopie Eonftruierten Inſtrumente, als 3.8. die Ophthalmoſkope von Pflüger, Hirfhberg, Roth gewiffe Eigenſchaften, die ihre An- wendung beim Pferde erjchwerten. Die meiften derſelben erſchienen mir zu lichtſchwach, weniger wegen zu geringer Krümmung, als vielmehr wegen zu Kleiner fpiegelnder Fläche. Dann war das zentrale Sehlod des Spiegels und jomit auch der Durchmefjer vorgefhobener Linfen zu fein. Bei dem lebhaften Augenfpiel auch jonft ganz ruhiger Pferde kam das Auge zu oft aus dem dur die erwähnten Mängel verbältnis- mäßig fehr begrenzten Gefichtsfelde des Befchauers, was die Unterfuhung bei manden Pferden zu wahren Geduldsproben auswachſen ließ. Am meiften jagte mir noch das von Roth konſtruierte Inſtrument zu, das durh eine einfahe Handhabung Plan- und Hohlipiegel leiht auszu- wechſeln geftattet und bei dem durch finnreihe Kombination Dioptrien von 20 bis 4 18 durch Drehen eines Zahnrades, welches eine Rekoßſche Scheibe mit 7bis + 5 D und einen darüberhingleitenden Vorſchieber mit den Kombinationslinfen + und 13 D bewegt, vor- geſchoben werden Tünnen, ohne daß der Spiegel vom Auge entfernt werden muß, ohne daß fomit die Akkomodation des Unterjuchers im geringften geftört wird. Ich ließ mir daher dieſes Inſtrument von ber Firma Doerffel & Färber in Berlin, Chauffeeftraße, jo umgeftalten, wie es mir nad meinen gefammelten Erfahrungen für unfere Veterinär- zwede am geeignetften erſchien. Da ih auf die hoben Dioptrienmerte wegen Mangels fo hoher Ametropien beim Pferde verzichten zu können glaubte, gewann ich bei einiger Vergrößerung der Rekoßſchen Scheibe Raum, halbe Dioptrien, die nunmehr eine ziemlich genaue Feſtſtellung der Ametropie geftatten, einfügen zu laſſen. Es können ſomit Ametropien von + 5,5 bis 10,5 in halben Dioptrien feftgejtellt werden, was nah allen bis jeßt vorliegenden Befunden als ausreihend betrachtet werden dürfte. Zwei Spiegel von 5 cm Durchmefjer, der Hohlipiegel

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von 6 Zoll = etwa 16 cm Brennweite, jpenden genügend Licht und find fchnell und bequem auswechſelbar, außerdem nad der Lichtquelle zu, feit- wärts auf einem Zapfen drehbar. Das zentrale Guckloch hat einen Durhmefjer von 8 mm und jede Linſe einen folden von 10 mm, wo: durch es erreicht wird, daß, wenn nur der Kopf des Tieres ruhig hält, das Auge troß aller Bewegungen, die e8 macht, im Gefichtsfelde des Unterfuders verbleibt und nit erjt oft wieder mühſam aufgeſucht, der Lichtrefler in die Pupille geworfen und der betreffende Punkt des Augen- hintergrundes eingeftellt werden muß. Das im Verhältnis zu feiner Urform allerdings etwas ſchwerere und größere Inſtrument ift auf befhränfteften Raum konzentriert und in ein gefälliges Etui verpadt.

Ergebnis der Unterfudhung.

Bon den 748 unterfudten Pferden wurden im ganzen 433, das find 57,88 Prozent als mit angeborenen oder erworbenen aluten oder chroniſchen Leiden und Fehlern behaftet befunden Ametropien nicht mitgerehnet —, während die Augen von 315 Pferden 42,12 Prozent als fehlerfrei zu erachten waren. Nachftehende Tabelle gibt Aufſchluß darüber, wie fi die Erkrankungen auf die einzelnen Jahrgänge ver- teilen und, was vorauszujehen war, wie fie bei höherem Alter zunehmen und in weldem Grade.

Hiervon : | Baht i * as der Pferde n ea Prozenten

6 77 39 50,6

7 69 37 53,6

8 67 36 93,6 10 64 > 1 61 94 39,3 14 37 9 24,3

19 2 = = Summe 748 | 315 42,12

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Defekte an den Lidern waren nicht jelten, darunter das Fehlen eines Teiles des unteren oder oberen Lidrandes ſamt den Zilien, der häufigſte Fall. |

Ein Pferd litt an Conjunctivitis chronica. Die Bindehäute beider im übrigen gefunden Augen waren injiziert und zeigten neben der durch Gefäßfüllung bedingten Rötung auch einen gelblihen Grundton. Sommer wie Winter beftand reihlihe Abſonderung eines glafigen Schleimes, der aud, wenn die Augen äußerlich gereinigt, in Menge im inneren Augenwinkel jtet3 gefunden wurde. Die Schleimhaut war glatt und glänzend und ließ fonjt feine Veränderungen erfennen.

Umfangreiche bzw. intenfivere TZrübungen der Kornea, die mit Sicherheit oder großer Wahrfcheinlichfeit als bleibend anzufehen waren, famen 20 mal zur Beobachtung. Sie boten die verjchiedeniten Ab⸗ Itufungen von einfahen Striden oder Heinen Flecken bis zur großen, die Sehmöglichkeit faft völlig aufhebenden Hornhautnarbe. - Zweimal wurde Keratitis punctata feitgejtellt. Auf einem Auge fette ſich die ſchwarzbraune pigmentierte Conjunctiva sclerae aud auf die Kornea fort und verdedte dadurch den oberen Zeil der Pupille. Das Auge eines anderen Pferdes, bei dem ſich aus einem durchgebrochenen Hornhautgejhwüre Panophthalmitis purulenta mit Vorfall der Iris entwidelt hatte, hatte fih nad Berlauf eines halben Jahres ſoweit regeneriert, daß zur Zeit nur eine zehnpfennigftüdgroße, weiße, von einem ftarfen Gefäße durchzogene Narbe befteht, die allerdings beim Gehen jehr Hinderlih ift, do Hat der Bulbus feine normale Größe und Spannung und die durhfichtigen Medien ihre Klarheit wiedererlangt.

Kris und die Traubenförper zeigten mannigfade Abrnormitäten. Mehrfach wurde Zerreißung der Regenbogenhaut nadhgemwiejen, meijt eine Folge gelöfter vorderer oder hinterer Synedien. In zwei Fällen, deren Beranlaffung traumatifher Natur war, war fie mit grauem Star, Atrophie des Bulbus und ſomit Verödung des ganzen Auges verbunden.

Iriskolobom fand fih dreimal, davon zweimal am oberen Pupillarrande; in einem diejer Fälle fehlten auch die Traubenkörper vollftändig. Bei dem dritten, 6 jährigen Pferde, war das den unteren Rand der Pupille des rechten Auges betreffende Kolobom mit hoch⸗ gradigen Veränderungen anderer wichtiger Zeile des Auges verbunden. Der oberhalb der PBupille liegende Zeil der Sris war im Gegenfage zu dem nur 3 bis 4 mm breiten unterhalb liegenden Zeile fehr breit und gefaltet, wodurch eine zirkuläre Hell- und Duntelftreifung zuftande Tam. Die Linfe bot außer einer leihten Trübung der vorderen Kapfel, unter-

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Halb der Zraubenkörper eine jo jtarf ausgeprägte zirfuläre Streifung und Schichtung, daß es troß vorgejegter Gläſer verfchiedenfter Dioptrien unmöglih war, den völlig verzerrten Augenbintergrund einigermaßen deutlich zu erfennen. ES lag alſo hochgradiger Linjenajtigmatismus vor. In beiden Augen beſtand &lasförperverflüjfigung und leichte Trübung durch feine Fäden und Flocken. Noch beftehende Synechien fanden fich viermal, zwei vordere und zwei hintere.

Mehrfach wies die Iris helle und dunkle Pigmentfleden verſchiedener Ausdehnung und wechſelnden Sites auf, und in zwei Augen jaßen linjen= bis erbfengroße, rundlide Geſchwülſte, verirrten ſtark vergrößerten Zraubenförpern ähnlidh, auf der Negenbogenhaut. Offenbar waren es zuftöfe Bildungen, ausgehend von der retifulären Schicht der Iris.

Auch die Traubenkörper boten außer dem ſchon erwähnten völfigen Fehlen noch mande Abweichungen von der Norm. So wurde dreimal bedeutende, das Sehvermögen vermutlich beeinträchtigende Vergrößerung nachgewieſen. Syn einem anderen Auge hing ein Zraubenförper an einem langen Stile mitten vor der Pupille und bei einem fünften Pferde waren die Zraubenförper des oberen und des unteren Pupillarrandes mit- einander verwachſen. Da hiermit aud noch erheblide Veränderungen der Linſe vergefellichaftet waren, könnte diefer Fall ebenjogut zu den Synechien gerechnet werden.

Groß war die Zahl der mit Abnormitäten und Erkrankungen der Linſe behafteten Pferde. Es muß hier ein Unterjchied gemacht werden zwijhen den angeborenen Abweihungen von der Norm und den er- worbenen Veränderungen der Line. Läßt ſich dieſe Unterfheidung auch nit immer leiht und fiher durchführen, fo berechtigt doch der beftimmte Sit und Form gewiffer Trübungen der Linſe, ihre meift geringe Größe und das ‘Fehlen jeder weiteren Erkrankung irgend eines anderen Teiles des Auges, wie fie im Gegenjage bei den erworbenen Veränderungen meist zugegen zu fein pflegen, zu der Annahme, daß man es mit Geburts- fehlern des Auges zu tun hat. E3 wurde dann auch nad diejen Ge— fihtspunften die Trennung vorgenommen und zu den angeborenen Trübungen gerechnet: vorderer und hinterer PBolarjtar, Kernitar, gewiſſe vereinzelte kleinſte Starpunfte in jonftigen Zeilen der Linfe und der Y-Star. Bon legterem behauptet Vogler (21) einen ungleich höheren Prozentfag gefunden zu haben. Es liegt dies wohl an der verſchiedenen Art der Unterfuhungsmethoden. Während ih in der Hauptſache mit Plan- und Hohlipiegel arbeitete, fuhte Vogler eigens mit der Prieftley- Smith-Lampe nad) diefe Form von Staren.

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Befonders ftarf war eine 12 jährige Stute, die jeit ihrer Nemontes zeit als ſtark bodenjheu befannt war, mit vorderem und hinteren Y- Star beider Augen behaftet, der ſchon ohne Hilfsmittel aus nicht geringer Entfernung als folder zu erfennen war. Die drei Schenkel waren am Zinjenpole, ihrem Bereinigungspunfte, breit und liefen nach den weit nah dem Linſenäquator Hinreihenden Enden fpig zu, jo daß Bilder, ähnlich dreiftrahligen Seeſternen oder gemiffen reifen aufgeplagten Früchten zuftande famen. Vermutlich war es hier bei der Anlage der Linfe zu feiner Vereinigung der die Linſenkapſel bildenden Lamellen gekommen. Die Unterfuhung mit dem Ophthalmoſkop ließ trotz Fehlens jeder weiteren Trübung vom Augenhintergrunde nur ein Geflimmer und Ge- wirr von refleftierten Strahlen erkennen, was das Scheuen wohl zur Genüge erklärt. Auch Biejterfeldt (22) führt zwei Fälle an, wo Y- Star Sehjtörung hervorrief, odgleih er ſonſt diefe Bildung nit für pathologiſch, alfo für feinen echten Star hält und den in der Menſchen⸗ heilfunde gebräudliden Ausdrud „Sternftrahl” für angebradter an ſieht. Richtig ift, daß die jüngeren Pferde höhere Zahlen als die alten aufweiſen.

Alter Linſenſkleroſe Zentral⸗Kapſelſtar ne Star | "a

Jahre Zahl | Prozent vorderer hinterer punkte 5 6 7,19 1 6 11 14,28 1 1 1 5 7 7 10,14 4 2 3 8 5 7,46 2 1 1 9 6 8,45 1 1 1 1 2 10 8 12,50 2 1 11 6 9,83 1 1 12 7 14,28 4 13 11 17,74 1 3 3 14 3 8,10 1 15 5 13,15 1 16 7 20,58 2 17 2 9,09 2 1 2 18 4 30,76 2 19 20 1) 200 = = = =

Summe | 89 | 10,56 | | 2 | 3 | 10 | 24

Skleroſe der Linſe war, wie aus obiger Tabelle hervorgeht, ein verhältnismäßig häufiger Befund, nämlich zu 10,50 Prozent, ein

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Nejultat, das dem Biejterfeldts (22) 12,58 Prozent nahekommt. Berlin und Bayer geben ausführliche Beihreibungen diefer Linjen- veränderung und auch Biefterfeldt maht eine Reihe durch gute Beob⸗ achtung gewonnener Angaben, die ich größtenteils hier nur bejtätigen fann. Schon bei den jungen Pferden iſt der Prozentjag ein nicht ges tinger. Wie Bayer und andere jehr richtig erwähnen, wird man ficher auf das Borhandenfein von Sklerofe aufmerkſam, wenn man fi) aus größerer Entfernung mit dem Spiegel dem Auge näbert, dann fieht man aus einer meift pradtvoll azurblauen Färbung der Pupille fi allmählich den Kern, durch bogenförmige Linien abgegrenzt, hervorheben, his endlich bei noch weiterer Annäherung der Augenhintergrund fichtbar wird. Verfchiedentlih murden Fälle von fehr weit fortgejchrittener Stlerofe, verbunden wahrjheinlih mit hochgradigem Ajtigmatismus der Linje gefunden. Aus der Entfernung jah die Linſe gleihjam geförnt aus, entfernt erinnernd an durdfichtige, gequollene Sagolörner. Bei Betrabtung aus geringerem Ahftande war der Kern von der Kortifalis nit nur, wie gewöhnlich gefunden wurde, durch einen ſcharfen Ning abgegrenzt, jondern es gingen von diefem Ringe aus, weniger nad außen als bejonders nah innen, aljo durch den Linſenkern eine Menge Linien, gerade und gezadt, Eprüngen im Eife glei, die das Licht nach den verjchiedenften Richtungen bin refleftierten. Es war dann aud vom Augenbintergrunde troß Fehlens eigentliher Zrübungen der durchſich— tigen Medien fein auch nur einigermaßen deutlihes Bild zu geminnen.

Eine andere Beobachtung wurde mehrmals bei jüngeren Xieren, unter anderen bei einer Nemonte gemacht. Es beſtand deutlich ausge- prägte Sclerosis lentis, meift höheren Grades, und in dem Grenzringe waren, allerdings nicht im Zuſammenhange fondern nur Teile des Kreifes darjtellend, alfo lauter Bögen bildend, leihte Trübungen ein⸗ gelagert. Es wäre dies alſo ein Übergang von Skleroſe in Star, Schichtſtar. Bayer jagt zwar, das wichtigſte Kriterium des Stares, die Trübung, bietet die Skleroſe bzw. der Kern bei Skleroſe nit dar, immerhin ift natürlich eine Verbindung beider Prozeſſe möglih und in der Human- Ophthalmologie gilt Linſenſkleroſe oft als ein Vorläufer von Cataracta senilis.

Die Frage nah dem Wefen und nad) der Entjtehungsurfadhe der Stlerofe wird von den Forſchern verſchieden beantwortet. Früher hielt man fie lediglih für eine phyſiologiſche Altersveränderung der Linſe, die gerade beim Pferdegejchlechte in bejonderer Stärke einjegt. Von den neueren Bericterjtattern ift hingegen Biefterfeldt aufgefallen, daß die

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Stlerofe verhältnismäßig oft mit Erkrankungen anderer Zeile des Auges, beſonders Glaskörpertrübungen verbunden ift und daß oft aud junge Tiere fie ihon erkennen lafjen. Er ift daher der Anſicht, dag Skleroſe nit immer ein dem Alter eigentümliher phyfiologifher Vorgang fei, jondern eine in jedem Alter vorkommende pathologifhe Veränderung. Auf Grund meiner Befunde kann id) mid) diejer Anſicht bloß anſchließen. Zeigt auch das höhere Alter die höheren Prozentjäge, jo find, wie Tabelle ©. 438 zeigt, auch die jungen Pferde ſchon ftark beteiligt. Ferner wurde beobachtet, daß Skleroſis auch zumeilen einfeitig auftrat, was nicht gerade für einen phyfiologifhen Vorgang fpricht, zumal da in dieſen Fällen meiſt noch andere pathologiſche Prozefje zu ermitteln waren. Im ganzen traten von den 89 feftgeftellten Fällen von Linfenftlerofe 31,4 Prozent für ſich allein auf, 26,9 Prozent waren mit ©lasförperverflüfjigung, ebenfoviel mit irgendweldhen Trübungen der Linje und ihrer Kapfel und 7,8 Prozent mit Y-Star vergefellihafte. Bei 58,4 Prozent wurden höhere Grade von Myopie als 2 D fejtgeftellt und von den 58 von jeiten der Schwadronen als ſcheu angegebenen Pferden waren 20 34,4 Prozent mit dem Leiden behaftet und ich habe mich ebenfalls durch ‚Reiten folder Pferde felbft überzeugt, daß ein großer Zeil von ihnen Ihledhte Springer find und daß man, mern das Pferd vor dem Hinder- niffe plötzlich haltmacht und dieſes oft unter Puſten mit tiefgehaltenem Kopfe muftert, im Sattel das Gefühl hat, als ſei fih das Pferd über die Art und beſonders die Größe des Hindernifjes nicht Flar und braude erjt einige Zeit, zu affommodieren und damit richtig zu ſchätzen.

Die nebenstehende Tabelle veranihaulidt das Vorkommen der er— worbenen Starformen, und zwar in bezug auf das Auge, rechts, linf3 oder beiderfeit3, den Sit in der Linje, die Form und Größe der Zrübung, das Geſchlecht und Alter der Pferde und das Verhältnis der Erfrantten zu den Gefunden. Es geht daraus hervor, daß auch Linſen⸗ trübungen bet den jungen Pferden nichts gerade Seltenes find. Im übrigen läßt fih zwar ein fprungweijes, im großen und ganzen aber doch mit dem höheren Alter Schritt haltendes Zunehmen der Xinjen- erfranfungen deutlich erkennen. Daß die fünf älteften Pferde gänzlich frei von Linfen- bzw. überhaupt Augenerfranfungen befunden wurden, ift wohl mehr Zufall, da es eben ausgeſucht gute, alte Pferde waren.

Luxatio lentis ad corpus vitreum fonnte bei zwei 14 jährigen Pferden feitgeftellt werden. In dem erjten Falle war die Verbindung mit dem Ziliarförper völlig gelöft und fomit die Ernährung völlig auf- gehoben; die Linſe war auf Kirfchlerngröße geihrumpft und durch

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12 49 36 482658 121110 43 8 51 13:| 62 | 2| 7| 8/17 | 2741 13 | 4/10) 5| 5| 8 | 8 ı@d) | 387) 21 52 | Ti HR re ih 15. | 38 | 9| 3| 3) 15 | 3947| 8| 7| 71 7I 6| 5| 40) | 416) 16 134 | 6 2| 2111| 39Aa1| 9| 11.6 1] A| 3| 5| 2 1 17 | 2|2|6| 2 1014545| 7| 8| 51 al 3| 3| 7 | is /ıs lılal2al olasal sl 2elal2l-| 2 2l ı | J—1600o 1) Te 20 5 - - - -| - | - - - - - - -

Se. 748 58 56 34 148 18,44 108 |40 72 43 57 65 | 68 116(18) 10(11)

Anmerfung. Die eingellammerten Ziffern bedeuten die Zahl der Augen, da wiederholt bei einem Pferde beide Augen die gleichen ftarfen Trübungen aufwiesen.

Einlagerung von Kalk- und Cholejtearinkriftallen volljtändig undurd- fihtig, der ganze Bulbus phthijiich geworden. Beim zweiten Pferde war die Linje des rechten Auges nur auf 8 bis 10 mm in die Hintere Augenfammer herabgefunfen, jo daß beim Spiegeln ein ebenjo breiter Bogen am oberen Pupillenrande die Einfiht über die Linſe hinweg in das Augeninnere gejtattete, joweit fie anderjeitS durch die ftarfe Glas— förpertrübung mit ihren großen flottierenden Membranen nicht wieder gejtört wurde. Die Linje ſelbſt war augenjcheinlih nicht außer Er- nährung gejett, da fie feinerlet Trübung erkennen ließ. Der Augapfel befand ih im Zuftande höchſter Spannung und trat aus der Orbite hervor. Dieſer Zuftand befteht ſchon jahrelang, die erjten Erjcheinungen datieren 8 Jahre zurüd. Din und wieder wird die Erfranfung infolge irgendwelcher Neize, vermutlid Erjhütterungen, afut; dann verhindert eine gleihmäßige, mildige Trübung der Kornea auf mehrere Wochen bin die Einfiht in das Innere des Auges.

Beſonders intereffieren mid) die Veränderungen des Glaskörpers, und zwar wegen der forenfiihen Bedeutung, die fie bei der Diagnoje

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des Gewährsfehlers „Meondblindheit” haben. Die Feftftellung der Ver- flüffigung und Zrübung dieſes Organes geſchieht am zwedmäßigiten gelegentlich der Unterfuhung des Auges auf Sclerosis lentis, und zwar in der Weiſe, daß man fih mit lichtſchwachem Spiegel aus der Ent- fernung dem Auge nähert, wobet man dann in irgend einem Abftande, befonder8 wenn man den Kopf des Pferdes zurüdgefchnellt und damit das Augeninnere erjhüttert hat, auch die feinften herummirbelnden Fäden und Flöckchen unfchwer entdeden Tann. Da bei weiterer Annäherung jehr feine Ausjheidungen wieder fchwieriger fihtbar werden, fo ift das Ermitteln bzw. Einhalten des richtigen Abftandes vom Auge ebenjo wihtig wie das Vermeiden zu ftarken Lichtes, das diefelben Nachteile bringen Tann. Die nädjftfolgende Tabelle weiſt manderlei Ähnlichkeit mit der der erworbenen Starformen auf, was wiederum den Rückſchluß zuläßt, daß die Entftehungsurjadhen diejelben oder ähnliche fein mögen. Gie zeigt wie jene, daß auch die jungen Pferde in unvermutet hoher Zahl mit Glastörperverflüjfigung und Trübung behaftet find, und daß. die Häufigkeit und Deftigfeit des Leidens mit zunehmendem Alter anfteigt.

mit

Zahl | auf auf für ſich anderen

Lebende] per einem | beiden |Summe | Prozent allein

iahre Pferde | Auge | Augen Ä beftehend ſchaſtet 5 77 9 3 12 158 | 8 4 6 77 6 | 4 10 12,98 8 2 7 69 BI 4 9 13,04 4 6 8 67 8 2 10 14,92 7 3 9 71 | 13 5 18 25,49 11 | 7 10 4 | 7 7 14 21,87 3; 1 11 14! 91 5 14 22,95 9 5 12 49 7109 16 32,65 8 8 13 62 0 | 09 19 30,64 9 10 14 37 6 5 11 29,72 7 | 4 15 38 5 3 8 21,05 2 6 16 34 4 11 15 44,11 8 7 17 22 5 3 8 1 86,86 4 4 18 13 3 4 7 63,84 4 3 19 2 1 = 1 | - 50,00 1 zn 20 5) = = a = = = Se. | 148 | 98 | 74 | 172 22,99 | 103 | 69

Unter den im ganzen ermittelten 172 Veränderungen des Glas— körpers befanden fi 12 feftftehende, nicht bewegliche Trübungen, meift:

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größere diffuſe Flocken, neben denen eine Verflüſſigung des Glaskörpers nicht nachgewieſen werden konnte. Zur differential-diagnoftifhen Unter⸗ ſcheidung derſelben von hinterer Linſenkapſeltrübung dienten die Pur⸗ kyne-Sanſonſchen Bilder. Bei den übrigen 160 wurde Beweglichkeit des Erjudates, alfo Verflüffigung des Glaskörpers feftgeftellt. Die Zahl mag hoch erjcheinen, doch bin ich der Anficht, daß fie von der Wirklich- feit womöglih nod übertroffen wird. Diefe Ausjheidungen waren mannigfader Art und boten die verjchiedenjten Bilder: feine gligernde Pünktchen oder Schüppden, die ſogenannte Synchisis seintillans, Heinere und größere weiße Klümpchen, wenige ganz dünne weiße Fäden, dem Einzelhaar eines Wollfadens gleihend, zunehmend an Stärke bis zu der eines jtarlen weißen Zwirn-*oder mittleren Bindfadens, feine dünne Spinnweben oder fejtere, faft undurdfichtige Membranen, wallenden Schleiern oder Segeln gleihd. Während die feineren Ausfcheidungs- produlte nur in bejtimmter Entfernung gut fihtbar blieben und der Augenhintergrund völlig deutlih, die Glaskörperflüſſigkeit durchaus far erihien, war beim Vorhandenſein größerer und mafjenhafterer Ab- jheidungen zumeift auch das Glaskörperwaſſer trüb, bier und da grün- lich vefleftierend und infolgedeffen vom PDintergrunde des Auges oft wenig mehr ſcharf zu erkennen.

Im rechten Auge eines 14 jährigen Walladhen zog, von der Rück—⸗ fläde der Linſe breit ausgehend, eine trihterförmige, zarte Trübung, in fanftem Bogen nad) abwärts hängend, längs dur das Auge auf die Papille zu. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich dieſes Gebilde für eine angeborene Glasförpertrübung, nämlid für einen Überreft des Cloquetſchen Kanals, der im Embryonalzuftande die Zentralarterie des Glasförpers, die Art. hyaloidea birgt, anjprede.

Bei 103 Pferden wurden Veränderungen lediglih am Glaskörper allein fejtgejtellt, alle übrigen Organe des Augeninnern wurden gejund befunden, und bei 69 waren die Glaskörpererkrankungen mit anderen Abnormitäten, zu allermeift mit erworbenen Starformen vergefellichaftet. Zählt man hierzu nod die übrigbleibenden 79 Fälle von für fi allein- bejtehenden erworbenen Linfentrübungen, jo gibt daS im ganzen 251 Pferde = 33,54 Prozent des Geſamtbeſtandes, die mit erworbenen Veränderungen, d. h. Zrübungen der durchſichtigen Medien des Auges behaftet find und die demnach alle, da die traumatifchen Urſachen der⸗ ſelben verſchwindend gering, meiſt auch nicht nachzuweiſen find, der Auslegung des Geſetzes nach als mit Symptomen der periodiſchen Augenentzündung behaftet anzuſehen wären.

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Nach dem neuen Währfchaftsgefege ift als periodische Augenentzündung anzufehen eine auf inneren Einwirfungen beruhende entzündliche Ver- änderung an den inneren Organen des Auges, und da nach Diederhoff unvereinbar mit der Stellung der periodiihen Augenentzündung unter die gejeglihen Hauptmängel der Verſuch ift, diejelbe als eine fpezififche Augenentzündung zu interpretieren, jo ift eben auch jede derartige Ent- zündung, d. h. jede Veränderung diefer Art, bei der äußere Einwirkung als Urſache nit nachgewieſen werden kann, hierher zu rechnen. Forenſiſch wäre aljo ein Drittel der Pferde des Negiments mit der Mondblindheit behaftet. Dieſen 251 Pferden ftehen 9 Hierunter fhon mit inbegriffene gegenüber, die im Negimente al3 „mondblind“ befannt find, d. h. bei denen ein- oder mehrmals afute typifche-Fälle von periodifher Augen entzündung beobadhtet wurden, und die Veterinär-Sanitätsberichte bringen für die legten Yahre folgende Daten für diefe Erfranfungen:

13015: u. 2.0 ET 2I06 5. 28. u ce ee ee 56 105. 2 2 2 2 nn. 24 II: 2 31 103: = ».%- % 27

Siam 145 29 im Durchſchnitt.

Das ift bei einem durchſchnittlichen Beſtande von 12000 Pferden 0,24 Prozent, und für Preußen beträgt der Durchſchnitt der an 5 Jahre nad) den Berichten gar nur 0,12 Prozent.

Die für die bayerifhen Negimenter im Jahre 1904 angeordnete Unterfuhung ergab für die ganze bayerifhe Armee 235 Fälle von Ver- änderungen, die als periodiſche Augenentzündung angejprochen wurden, darunter nur 18 Ölaskörpertrübungen, ein Ergebnis, das als der Wahr- fheinlichfeit fiher au nicht annähernd nahekommend, als völlig wert- 108 angejehen werden muß.

Das ift ein Unterfchied zwifchen diefem Ergebniffe meiner Unter- ſuchungen und den offiziellen Berichten, der doch zu denken gibt. Gewiß werden, wie Bayer fagt, „die Erſcheinungen der periodifhen Augen- entzündung jeldjt von Perfonen häufig genug überjehen werden, die ſich viel mit Pferden bejhäftigen, denen man aljo ein gewiſſes Verftändnis zutrauen könnte, und die auch wirklich ihren Tieren eine forgiame Pflege angedeihen laffen“, und viele minder heftige Anfälle von Meondblindheit werden fih im ftillen abipielen, ohne daß jemand ihrer achtet. Aber ich möchte doch behaupten, daß viele von dieſen Trübungen durchſichtiger Medien und bejonders auch des Glaskörpers nicht die Folge afuter

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Entzündungen fondern phufiologifher Vorgänge jind, nämlid von nor- maler Weije mit dem Alter verbundenen Ernährungsitörungen. Ebenſo wie meiner Anfiht nad die Skleroſe nicht ausschließlich Alterserfcheinung ift, fondern, wie aus den obigen Erörterungen hervorging, wenigftens beit dem jüngeren Zeile der Pferde als pathologifher Prozeß anzufehen ift, ebenjo möchte ich anderfeitS diefe Trübungen nicht ausſchließlich als die Folgen entzündliher Prozeſſe deuten, fondern bei einem Zeil der älteren Pferde auf das Konto „Altersveränderung” fegen. Unferen Anatomen iſt befannt, daß der Glasförper der Pferde wafferreiher und daher „Tüffiger* bzw. leichter zu verflüffigen ijt als der anderer Tiere, und auh Bayer jagt, „es wäre gefehlt, jede Verflüffigung des Glaskörpers als pathologiih aufzufaffen”. Wo aber ſoll die Grenze gezogen werden zwiſchen entzündliher und phyfiologiiher Weife durch das Alter be- dingter Veränderung, zumal wenn die periodische Augenentzündung feine jpezifiihe Erkrankung fein fol, alſo aud feine ihr allein zulommenden für die Diagnoje verwendbaren Symptome haben wird?

Die Möglichkeit des Vorkommens phyfiologisher Altersveränderungen erklärt dann immer erft bei einem Zeile, nämlich bei den älteren Pferden, die häufigen Schädigungen der durhfichtigen Medien. Wie aber foll der nit geringe Prozentjag der beteiligten jüngeren Pferde gedeutet werden? Doch nicht anders, als daß eben periodifche Augenentzündung in unjeren Pferdebeftänden weit mehr grafjiert als wir vermuten, und zwar nicht nur in der akuten Form mit ihren allgemein befannten Erjcheinungen, jondern in weit höherer Zahl in Kronifchen, jchleihenden Formen, die von feinen oder nur geringen, äußerlich fihtbaren Symptomen begleitet find, aljo fein typifches Bild bieten und daher zumeift überjehen werden und nicht eher zur Kenntnis des Veterinärs tommen, als bis ihre Folgen und Produkte gelegentlich entdedt werden. Übrigens bin ih der Anficht, daß bei den weiten Grenzen, die dem Begriffe „periodifche Augenentzündung” von Gejeges wegen eingeräumt find, die Zahl der Beanjtandungen von Pferden jeitens der beim Kanfe zur Beurteilung zugezogenen Tierärzte und die Streitfälle wegen diejes Leidens in Zukunft vorausſichtlich eine ungleih größere werden wird, und zwar dann, wenn fid erft ein- mal alle Zierärzte daran gewöhnt haben werden, beiden Augen- unterfuhungen ji der modernen Hilfsmittel zu bedienen, näme lih der fofalen Beleuchtung mittels Prieftley-Smithicher Lampe und bejonders des Augenfpiegels bzw. Ophthalmojtops, die viele heute noch für überflüffig halten, ja direkt perhorreszieren. Dann werden fiherlid) oftmals tiefliegende Veränderungen gefunden werden, die heute bei der von

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vielen Tierärzten immer nod als ausreihend erachteten Be- fihtigung unter der Stalltüre überjehen werden. In dieſes Gebiet Klarheit zu bringen, befonders durch Beſchaffung ftatiftifchen und differential-diagnoftiih brauchbaren Materials, wird Sade der Tierärzte fein, denen große Pferdebejtände zwecks Unterfuhung zur Verfügung jtehen.

Erkrankungen der Netzhaut und der Papille kamen mit Aus- nahme eines einzigen Falles nicht zu Geſicht. ES befteht fein Zweifel, daß 3. B. Netzhautablöſungen und Atrophie der Papille in den ſchwer geihädigten und zum Zeil des Sehvermögens gänzlih beraubten Augen zugegen fein werden, do waren dann die Zrübungen der Linſe und des Glaskörpers jo erhebliche, daß von den Erfranfungen jener Organe nichts mehr wahrgenommen werden Tonnte. In jenem oben erwähnten Halle ſaß bei einer Yjährigen Stute im rechten Auge am oberen inneren Quadranten der Sehnervenpapille eine blumenfohlartige, mehrere Längs⸗ und Querrinnen erfennen laffende Gefhwulft vom halben Papillen- durchmeffer und von der nämlihen grauweißen Farbe, wie die des Sklerotikalringes, vermutlihd alfo aud von diefem ausgehend. Die Papille wies denfelben rötlihen Farbenton wie die andersfeitige auf; auch das Sehvermögen war anjdeinend nicht geſtört. In der etwa achtwöchigen Beobachtungszeit hatte jih die Neubildung um etwa ein Viertel vergrößert. Binfihtlih der Papille wurde übrigens die Erfah— rung gemacht, daß, um ein verläffiges Urteil über deren Beſchaffenheit abgeben zu können, ob normal oder nicht, es nötig ift, erſt eine größere Menge von Augen durchzumuſtern, denn es wurden bei genauer Beob⸗ achtung die verjchiedenften Variationen, und zwar hinfihtlid der Farbe, Form und Größe gefunden, die trogdem alle noch als normal bezeichnet werden müſſen. So Tamen zumeilen auffällig große und dann wieder jehr Eleine Papillen zu Gefiht, die den Verdacht auf Atrophie hätten erwecken können, wenn nicht die normale Farbe und der Yüllungszuftand der Gefäße vom ©egenteile überzeugt hätten. Die letteren bejonders boten in den verjchiedenen Augen eine Menge wechjelnder Bilder; bald waren fie ftarf und in großer Anzahl vorhanden, bald dürftig der Zahl wie ihrer Entwidlung nad. Hinfichtlih der Form der Papillen fanden fih außer dem häufigen und normalen Queroval auch Freisrunde und bin und wieder faſt längsovale. Auch die Eintrittsftelle des Sehnerven ſcheint nicht unbedingt Tonftant zu fein. Ebenfo bot der Sklerotifalring binfihtlich der Breite und Farbe viele immerhin in normalen Grenzen liegende Unterſchiede. So war er oft überhaupt kaum erkennbar; in anderen Augen bildete er, meift gleich einer Kappe der Papille aufjigend,

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einen breiten Halbmond; bald war der Ring geſchloſſen, bald oftmals unterbroden; in manden Augen war fein äußerer Rand glatt, in anderen gezadt und zerfranft.

Es wurde bei den Unterjuhungen aud) auf die Yärbung des Tape⸗ tums geachtet, ohne daß jedod ein bejtimmter Zufammenhang zwijchen diefer und der des allgemeinen Haarkleides fi mit einiger Sicherheit hätte aufſtellen laſſen. Es wurde lediglich beobachtet, daß bei Füchſen, Falben und gewiſſen hellen Braunen die verfhiedenen Schattierungen des Geldgrün bzw. Gelb überwogen, während bei dunkleren Pferden, be- fonders Rappen, das Tapetum oft einen meergrünen bis direkt blauen Zon aufwies. 20 mal wurde vollftändig oder zum großen Teile votes, d. h. pigmentlofes Tapetum angetroffen. Diefe Pferde waren der Farbe nah 11 Braune, 5 Füchfe, 4 Rappen. Daß gerade Pferde mit „aus- gebreiteten Depigmentationen“, aljo mit großen Abzeichen davon be⸗ troffen gemwejen wären, wie die franzöfifhe Literatur berichtet, Tonnte ih nit finden.

Bei der Prüfung des Augenhintergrundes wurde nicht jelten noch eine weitere Beobachtung gemacht. Im engeren oder weiteren Umkreiſe um die Papille ſaßen zuweilen in der Ein- oder Mehrzahl mitten im Tapetum lucidum oder aud) nigrum ſcheinbar ganz gejunder Augen Heine, weißglänzende Slede, deren Bedeutung ih mir nicht erflären fonnte, da die Literatur jih darüber ausſchweigt. Anfangs hielt ich fie für Depigmentationen, Tapetuminjeln, doc) da ich öfter bei entfprechender Beleuchtung Schatten bemerkte und der Reflex jo auffällig hell filder- glänzend war, bin ich geneigt, fie als Kriftallationen, als Ausfheidungs- produkte irgendmwelder Art anzujehen.

Im Anſchluſſe an diefe Unterfuhungen wurden aud) Refraktions⸗ beftimmungen vorgenommen, und zwar an 300 beliebig herausgegriffenen Pferden jeden Alters, zwiſchen 5 und 19 Pferden. Es kamen dabei beide, nur Zierärzten zur Verfügung ftehenden objektiven Methoden zur Anwendung, die Unterfuhung im aufredten Bilde mittels Ophthal- moffops fowohl, als auch zur Kontrolle die Stiaffopie oder Schatten» probe, die fich bei den franzöftihen Kollegen großer Beliebtheit zu er- freuen jheint. Ich muß glei hier feitjtellen, daß die Ergebniſſe beider Methoden ſich nicht immer dedten, was die vielen und großen Unter- fhiede bisher vorliegender Berichte zum Teil wohl erklären mag. In derartigen Zweifelsfällen war mir das durch die Ophthalmojfopie ge- wonnene Ergebnis ausfchlaggebend. Natürlih Tieß ih zuvor meine eigenen Augen durd einen Augenarzt unterjuhen und die vorgefundene

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Ametropie durch Gläſer korrigieren, d. h. die Augen emmetropiſch machen, da ich es für bequemer fand, die Unterſuchungen mit richtigen Gläſern vorzunehmen, anſtatt die Dioptrienzahl meiner eigenen Ametropie mit zu verrechnen. Als zweite Vorbereitung für die Vornahme derartiger Beſtimmungen erwies ſich die Ermittlung der eigenen Akkommodations⸗ breite als notwendig, um etwaigen Fehlreſultaten, die das Akkommo⸗ dieren des unterſuchenden Auges hervorrufen könnte, vorzubeugen.

Wenn auch von verſchiedenen Forſchern behauptet wird, daß man durch Übung bald dahin komme, feine eigene Akkommodation auszuſchalten Landolt lehrt fogar eine Methode, wie das zu erreichen fei —, jo Liegen doch von anderer Seite her wieder Berichte vor, daß troß vermeintliher Beherrſchung und willfürliher Ausſchaltung der Aklommo- dation, Kontrollprüfungen das Gegenteil ergaben. Lindenau 3.2. hat das dur einen Verfuh an fi felbft bewiefen. Übrigens fand ich für meine Perjon, daß ich die Akkommodation am beften vermied, wenn ic) das nichtunterfuchende Auge aufließ und damit in die Ferne zu fehen ver- ſuchte. Zugleich wollte ih auch die Angabe Niegels, die zu den Er- fahrungen der Human-Ophthalmologie und au zu der Anfiht Schwen- dDimanns etwas im Widerjpruche fteht, daß nämlich das Atropinifieren der Pferdeaugen feinen Einfluß auf die Nefraktion habe, nachprüfen. Die Allommodation der Säuger, außer Menſch und Affe, ift nämlich nah der Anfiht vieler Autoren nicht groß, bejonders bei den großen Pflanzenfreffern, da fein Grund zum genauen Sehen in der Nähe vor= handen ift. Ich ſchickte demnach den eigentlihen Unterfuchhungen folgenden Heinen Verfuh voraus. Es wurden 10 recht geduldige und jomit für derartige Zmwede recht bequeme Pferde ausgewählt von verjdhiedener Re— fraltion, an denen diefe unter möglichſter Entſpannung der Akkommoda⸗ tion meinerjeit3 genauftens beftimmt wurde. Alsdann atropintjierte ich die Augen diefer Pferde, worauf die zweite Unterfuhung vorgenommen wurde Schließlich lähmte ich meinen eigenen Akkommodationsmuskel mit Homatropin. sulf. 1:100, um nunmehr das dritte Mal zu unter: Juden. Zwiſchen Befund 1 und 2 ergaben fi jo geringe Unterjchiede, daß diefe wirklich unberüdjichtigt bleiben fünnen und ih mid) der An— nahme, die Pferde afftommodieren während der Unterfuhung nicht, be= einfluffen aljo aud nicht den objektiven Befund, ohne Bedenken anjchließe. Zwiſchen Unterfuhungsergebnis 2 und 3 beſtand durchſchnittlich eine Differenz von einer halben Dioptrie, um die aljo mein Auge vor der Atropinifation affommodiert hatte und die in dem nadhfolgenden Reſultate in Rechnung gezogen ift.

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Da der Punkt des deutlihften Sehens beim Pferdeauge durchaus noch nicht Sicher feitgeftellt ift, wich ich von den von Nicolas und Fromaget gemadten und von, den meijten ſich mit diefer Materie Beihäftigenden befolgten Vorſchlägen, diefen Punkt: in die Verlängerung der optiſchen Augenachſe bzw. in deren nädfter Nachbarſchaft in die tieferen Negionen des Tapetum lucidum vor der Papille liegend zu verlegen, injofern ein wenig ab, als ich die unmittelbar darunter befind- lihe Grenze zwifden Tapetum lucidum und nigrum einftellte, da dieſe mir ihres größeren Gefäßreihtums wegen beſſere Anhaltspunkte zu den Bergleihen der Wirkung der verſchiedenen vorgehaltenen Linſen bot.

Das Geſamtergebnis war folgendes: Hypermetropien werden ein ſeltener Befund und keinesfalls wurden ſolche höheren Grades als 0,5 D feſtgeſtellt. Ich befinde mid da mit den älteren Forſchern wie Berlin, Eversbuſch, Föringer, den Franzoſen Ablaire, Sarrere, Nicolas und Fromaget im Widerfprude, die Dypermetropien in viel höherer Zahl, bis zu 36 Prozent, unter den Pferden feftitellten und der Miyopie nur einen geringen Prozentfaß zugeſtanden; aber jhon Bayer, Ballangee und andere fanden, daß der letzteren eine größere Bedeutung zufomme, und die Berichterftatter der jüngiten Zeit vermelden im Gegen- Tage zu jenen, von einem faft umgefehrten Verhältniffe, jo 3.8. Riegel, ber 600 Pferde ophthalmoſkopiſch unterfjuchte und 79,9 Prozent Emme⸗ trope, 19,8 Prozent Myope und nur 0,5 Prozent Hypermetrope fand und Czerwonsky, der bei 370 Pferden 49,1 Prozent Emmetrope, 29,6 Prozent Myope und 21,3 Prozent Hypermetrope fejtitellte. Zähle ih die häufig vorfommenden geringen Ametropiengrade von + 0,5 D zu den Emmetropen, fo ergeben fi hierfür 138 46 Prozent, während 162 54 Prozent der Pferde Myopiegrade von 1 bis 7 D aufwiefen und zwar in folgender Zahl: 5

Bahl der Pferde

o 0 2 14 18 0 8 BA 2 1 1D 15D 2D 25D 3D 35D AD 45D 5D 65D 7D |

Grad der Myopie.

Es unterjcheidet fich dieſes Ergebnis von den anderen weniger durch die hohen Ametropiegrade als vielmehr durch die große Zahl der nıyo- pifhen Augen und es ähnelt am meilten den von Zippel und von Smith fejtgejtellten, die ebenfall$ der Myopie einen großen Anteil zu- erfennen, nämlich bis zu 34 Prozent. Bielleiht liegt der Grund für den nicht unbeträchtlihen Unterſchied darin, daß ich in der Wahl des

Zeitiär. f. Veterinärtunde. 1909, 10. Heft. 29

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eingeftellten Punktes des Augenhintergrundes ein wenig abwid. Wo und ob überhaupt ein Fehler vorliegt und welde Befunde und Anfichten die richtigen bzw. der Wahrheit am meilten nahefommenden find, wird ſich ſchwer ermitteln lafjen, da uns die Hauptfontrolle auf derartige Unter- fuchungen, die fubjeltiven Angaben unjerer Unterfuhungsobjefte fehlen,

Bei 27 Pferden, d. h. bei 9 Prozent der Unterfuhten wurde Anifo= metropie von mehr als 1 D fejtgeftellt, und zwar betrug der Refraktions⸗ unterjchied zwiichen beiden Augen

15BD. ... 0. 0.202020202 0. bei 8 Pferden 2D. ed = 25D. :5 = 3D. :2 =: AD. - 1 Pferde 45 D und 5 D - je 2 Pferden.

Auffällig war, daß die die höheren Grade von Myopie aufweijenden Augen oft fo ſchwerwiegende Veränderungen der Linſe und des Glas» körpers aufwieſen. So waren von den 164 ermittelten Myopien nur 59 ohne weitere Veränderungen im Auge. Die übrigen.105, aljo etwa zwei Drittel waren mit folgenden Affeftionen der durchſichtigen Medien vergejellfiehaftet: 56 mal wurde Glasförperverflüjfigung bzw. Trübung fejtgeftellt, 43 mal Skleroſe der Linfe, 33 mal Starbildung in irgend- welder Form und Amal Hornhauttrühbungen. Dieſer Befund läßt zweifellos einen Schluß auf die Urſache der Myopie bei Pferden zu. Die Anfihten über die Entftehung der Myopie überhaupt, auch beim Menſchen, find fehr geteilt. Außer vielen anderen Theorien find es be- fonders zwei, die viele Anhänger für fi gewonnen haben. Nach der einen joll die Verlängerung der Sehachſe durh das Staphyloma posticum, der fogenannte Langbau des Auges oder zu ſtarke Krümmung der Kornea bzw. der Linſe zu diefer Art Ametropie führen, während die andere in einem höheren Brehungsinder der brechenden Medien des Auges die Urſachen der Kurzfichtigkeit fieht. Dierzu gefellte Stilling eine weitere Theorie, nad der die hereditäre Dispofition für Myopie im Bau des Gefihtsjchädels und damit verbunden in der Form der Orbita zu fuhen ſei. Während die erfterwähnte Anficht ſich in der Veterinär-Ophthalmologie nur wenige Anhänger zu gewinnen vermochte, neigen der zweiten mehrere zu und neuerdings bat Czerwonsky (5) dur eingehende Unterfuhungen der Stillingſchen Theorie aud für die Veterinär-Ophtalmologie Geltung zu verſchaffen gefucht. Nachdem ich Myopie fo oft vereint mit Veränderung bzw. Erkrankung von Line

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und Glaskörper angetroffen habe, Tann ih mid der Anſicht nicht ver- fließen, daß, wenigitens zutreffend für einen Zeil der Fälle, dieſe Vorgänge den Bredungsinder von Linfe und Glaskörper jo zu bes einfluffen imftande find, daß bierdurh ein großer Teil der davon betroffenen Augen myopiſch wird.

Anfügen möchte ih hier nod, daß auf Aftigmatismus der Kornea und der Linfe die Augen nicht unterfucht wurden. Nah den oftmals mehr oder minder ftark verzerrt befundenen Bildern des Augenhinter- grundes und nad den Schwierigkeiten, die ſich vielfach einer genauen Feſtſtellung der Nefraltion entgegenftellten zu urteilen, ift jedoch der Schluß beredtigt, daß Aftigmatismus befonders der Linſe, ein recht häufiger Befund fein dürfte.

Eine bejondere Beachtung wurde noch den fheuen Pferden zu teil, und zwar hauptjähli den bodenfheuen und den jchlehten Springern, während diejenigen, bei denen das Sceuen offenfihtlih ein Ausflug ihres nerpöfen Temperaments oder von Ungezogenheit bzw. Übermut junger Ziere war, bier nicht berüdfihtigt wurden. Unter 58 derartigen von feiten der Schwadronen angegebenen Pferden waren von 19 32,7 Prozent die Augen ohne pathologiihen Befund. Bei den übrigen 39 wurden ermittelt:

Myopie über 2D. . . 2 2.2.2.2. .22 mal Skleroſe der Linſe. . . . ..20 » Glastörperverflüffigung und Tcibing ..14⸗ Starbildung . . . . .. . 12 - ww Akute periodiſche Augenentzündung . a Ei

Diefe Erkrankungen wurden teils für fi allein beftehend, meift aber eine mit diefer oder jener, oder auch mehreren vergejellichaftet ge- funden. Nahdem die nad dem Ergebnis der Geſamtunterſuchung fo häufig vorkommende Xinfentrübung als Urjahe des Scheuens eine ver- hältnismäßig fo geringe Rolle fpielt und auch gefunden wurde, daß Pferde mit erheblichen, oft doppelfeitigen Starbildungen nicht feheuen, bin ich der Anficht, daß es weniger dieje Erkrankung als vielmehr hoch⸗ gradige Ametropie und bejonders die Stlerofe ift, die, vielleicht infolge ungünftiger Beeinfluffung der Altommodationsfähigfeit des Auges, das Sceuen der Pferde in erfter Linie zur Folge bat.

Zieht man das Fazit aus diefen Unterfuhungen, fo ift zu fagen, daß fehr überrafht die große Zahl der Augenfehler. Das Pferd jcheint eben doch wie e8 ja auch von den meilten großen Pflanzenfreffern

29%

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angenommen wird? mehr auf Nafe und Ohren zu feinem Schute angewiefen zu fein, und von Natur wenigftens im Vergleihe zum Menſchen mit weniger guten und twiderjtandsfähigen Augen aus— geſtattet zu fein.

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er)

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22.

. Literatur.

. Ablaire: „Recueil de medeeine veterinaire*, 1901, 1904, 1905, 1906. . Ballangee: „Die Skiaſkopie beim Pferd”. Archiv für wiſſenſchaftliche und

praftiiche Tierheilltunde, 1904.

. Bayer: „Lehrbuch der Augenheilfunde”, 1906. . Bergig: „Recherches ophthalmoscopiques“. Rec. de med. vet., 1900. .Czerwonsky: „Beitrag zur Kennmis der Refraftionsanomalien und zur

Ätiologie der Myopie des Pferdeauges“.

. Ellenberger und Sum: „Handbuch der vergleichenden Anatomie der

Haustiere”.

. Fick: „Schattenprobe”.

. Sröhner: „Diagnoftif”.

. Fröhner: „Gerichtliche Tierheillunde”.

. Zandolt: Graefe-Sämifh3 „Handbuh der ——— Augenheilkunde“, 1904. . Lindenau: „Unterſuchung von Rinderaugen, insbeſondere über die Ametropie

dieſer Sehorgane“.

. Mette: „Unterſuchungen über die pathol.hiſtol. Veränderungen an der Linſe

bei verjchiedenen Kataraktformen des Pferdes”.

. Möller: ‚Lehrbuch der Augenheilfunde”.

. Möller: „Kliniſche Diagnoſtik“.

. Riegel: „Unterfuchungen über die Ametropie der Pferde”.

. Shlampp: „Leitfaden der Elinifchen Unterjuhungsmethoden des Auges”.

. Shmidt: „Über fire und flottierende Membranen“.

. Shmidt:Rimpler: „Augenheillunde“.

. Shwendimann: „Unterfuhungen über den Zuftand der Augen bei fcheuen

Pferden“.

. Statiftifche Veterinär: ‚Sanitätäberichte. . Vogler: „Unterfuhungen über die Häufigkeit des Auftreiend von Augen-

erfranfungen und deren Refiduen bei Militärpferden”. Zeitfchrift für Beterinär- funde, 1906.

Biefterfeldt: „Grauer Star”. Beitfchrift für Veterinärkunde, 1908.

43

Mitteilungen aus der Armee.

Durchtrennung der Achillesjehne. Bon Oberftabsveterinär a. D. Barnid.

Verhältnismäßig felten findet man in der Literatur Angaben über Ent- ftehung, Verlauf und Ausgang der Sehnenzerreißungen bzw. »verivundungen. Wohl beobachtet man öfters daS Auftreten von Sehnenzerreißungen als Folge- franfheit überjtandener jchwerer Allgemeinerfrantungen Bruftjeuche —, bei welchen jowohl am Vorder: wie am Hinterfuße Zerreißungen der Beuge- jehnen beim einfachen Aufftehen vorgefommen find; über Zerreißungen der Achillesjehne tft dagegen bisher nur felten gefchrieben worden.

In nachftehendem will ic) nun verjuchen, einen Beitrag zu dem Kapitel der Sehnenzerreißungen zu liefern.

Um 5. Dezember 1908 wurde ich nad einem Gute gerufen, auf welchem durch Umfallen des Pfluges bei dem einen vorgefpannten Pferde die Achillesjehne mit der Pflugichar verletzt worden war.

Die Unterfuhung ergab: Das im Stalle ftehende wertvolle Arbeits- pferd von Kaltblüterfreuzung läßt auf dem linken Hinterfuß, 8 cm ober- halb de3 Sprungbeinhöders, eine 5 cm breite, glatte Schnittwunde er- fennen, welde Haut und Achillesfehne total durchtrennt Hat; Blutung war nur gering gewejen. Beim ruhigen Stehen, bejonder8 wenn der Hinterfuß richtig Hingeftellt wurde, belaftete Patient die Gliedmaßen ziemlich gut, bei der geringiten Bewegung jedoch glitt derjelbe nad) born und es fand eine überaus ſtarke Beugung im Sprunggelente ftatt. Während die durchichnittenen Sehnenftiimpfe im Stande der Ruhe etwa 5 bis 6 cm boneinander entfernt waren, Elafften dieſelben bei der Be- wegung um mehr als dad Doppelte auseinander, bejonder® wenn der etwas unruhige Patient fich fträubte.

Mit Rückſicht auf den hohen Wert des Pferdes wurde dem Befiger ein Heilverjuch vorgeichlagen, der folgenderweiie infzentert wurde: Zuerſt Einfüllen von 100,0 Chloralhydrat in 2 Litern Wafjer und 1/a Liter Milch; dann gründliche Desinfektion des Operationsfeldes und der Nachbarſchaft mit Sublimat und Lyſol. Hierauf Heftverfuh mit jehr ftarfen Seiden- füden. Da e3 jedoch nicht möglich war, bei dem immer noch mwider- Ipenftigen Patienten die Sehnenränder näher aneinander ald auf 3 cm Entfernung zu bringen, mußte ein anderes Verfahren eingeleitet werden. Ungefähr 1'/a cm von der Schnittflädhe entfernt wurde rechts und links am bintern Rande der Sehne ein Schnitt in 4 cm Länge und fait die ganze Breite der Sehnenfläche einnehmend etwa biß zur Hälfte de Gewebes in die Tiefe gehend angelegt und nun oben durch einen Duerjchnitt von der Subftanz der Sehne gelöit, IoSpräpariert, am oberen Stumpfe nad) unten, am unteren nad) oben geklappt. Nun gelang e8, die loSpräparierten Sehnenteile vollftändig einander zu nähern und durch drei ſtarke Hefte zu firieren. Ein hierauf ziemlich feit angelegter Jodoform⸗ verband mit viel Verbandmaterial diente dem Dperationsfelde ald Stütze

454

und beendete die Operation, nad) deren Schluß der Patient hochgebunden, am nächften Tage in den Hängegurt gejtellt wurde. Lebterer behagte dem troß feines Kaltblutes durchaus nicht Taltblütigen Pferde gar nicht, jo daß ed ihm gelang, fih in der Nacht des dritten Taged von dem Apparat zu befreien und die mit vieler Mühe angelegten Hefte zu zerreißen.

Es erfolgte hierauf am vierten Tage eine nochmalige Heftung mit Silberdraht und Einftellen in einen bequemen Hängeapparat, aus welchem Patient jedoch nach weiteren 8 Tagen genommen werden mußte, da der- jelbe fi) derartig Hinten in den Gurt bineinlegte, daß Dekubitus ein- getreten tar.

Die nach weiteren 14 Tagen vorgenommene Unterſuchung ergab ein überaus traurige Bild. Die früher Heine Wundfläche hatte fi) bis zur Handfänge und -breite vergrößert, Jonderte eine große Menge übelriechenden Eiterd ab. Auch Hatte Patient ſich angewöhnt, das Hinterteil derartig zu jenten, daß das linke Sprunggelent mit feiner hinteren Fläche den Erd⸗ boden berührte, wobei jelbitredend die Sehnenftümpfe permament aus⸗ einander gezerrt wurden.

Unter ſolchen Umftänden riet ich dem Befiter von einer Weiter: behandlung ab und ordnete die Tötung des Pferdes an. Ein etwa 4 Wochen jpäter abgeftatteter GelegenheitSbefuch überzeugte mich jedoch, daß Patient noch am Leben und auf dem Wege der Beilerung war. Der inzwiſchen eingetretene ftarle Froſt hatte wegen der Schwierigkeit des Verſcharrens die Tötung verzögert und den Beſitzer zu weiteren anti- jeptifchen Verbänden veranlaßt, die ihre Wirkung derartig entfalteten, daß Patient nad) 9wöchiger Krankheitdauer als geheilt angeipannt werden fonnte. Eine Lahmheit war nicht zurücgeblieben, allerdings eine Ver— didung der Achillesſehne um etwa die Hälfte ihres Volumens eingetreten, wie auch an der Schnittfläche eine fingerbreite haarloſe Narbe fi) ge= bildet hatte.

Inzwiſchen haben Fibrolyfineiniprigungen und örtliche Maſſage mit Jodvaſogen eine derartige Rüdbildung der Sehnenverdidung ergeben, daß Patient von jeinem urjprüngliden Werte faft nichts eingebüßt hat und täglich jein Arbeitspenſum erledigt.

Mißerfolg beim Brennen mit Dechery-Autofauter. Von Oberftabsveterinär a. D. Barnid.

So überaus erfreulich der günftige Ausgang obigen Krankheitsverlaufs berührt, jo geradezu als niederziehend ift das nachſtehende Brennrejultat zu bezeichnen.

Ungeregt dur die von Oberveterinär Preller im 6. Heft dieler Beitiehrift Jahrgang 1909 näher beichriebenen Reſultate des per- forierenden Brennen bei chroniſchen Sehnenentzündungen, unternahm ich es, ein 5jähriges Rennpferd mit viel verjprechender Zukunft an obigem Leiden nach Dechery zu brennen. Leitend war für mic) der Gedanke,

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dem Pferde möglichft wenig Brennnarben beizubringen, wie auch demfelben zu feiner früheren Leiftungsfähigfeit zu verhelfen.

Am 29. Juni wurde der betreffende 5jährige Hengit, der auf beiden Vorderbeinen an chronischer, nicht hochgradiger Entzündung und Verdidung der Kronenbein⸗ und Hufbeinbeugefehnen im oberen und mittleren Drittel litt, nad) entiprechender Vorbereitung Chloralhydratkliſtiere, Abjcheren der Haare, Ütherabreibungen auf beiden Füßen gebrannt; daS Brennen jelbft wurde genau in der von Preller angegebenen Weiſe am ab- geworfenen Pferde ausgeführt, wobei ich jedoch die Vorficht walten ließ, auf jeder Seite nur fünfzehn Punkte zu brennen. Hierbei paſſierte es mir gleich beim erften Fuß, die Art. dig. ext. anzuftechen, deren Blut- ſtillung mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft war. Weder Betupfen mit Watte, Aufgießen von Ychthyol-Kollodium und Anlegen eine mäßig feften Verbandes waren imftande, die Blutung zu hemmen; erſt das An⸗ legen des Esmard-Schlauches und 2ftündiges Liegenlafjen desjelben be- wirkten Died. Nachdem Patient auf beiden Füßen fertig gebrannt und verbunden war, wurde derjelbe hochgebunden, dem Befiter aufgegeben, telegraphijch Beſcheid zu geben, fobald der Verlauf ein unregelmäßiger zu werden drohe.

Die am 4. Juli auf Depefche ausgeführte Unterfuchung ergab das Bild einer ſchweren Allgemeinerfranlung mit Fieber, mangelnder Freßluſt und Unvermögen, zu ftehen. Außerdem war auf dem linken (gefäßverleßten) Fuße eine derartig bärenfüßige Stellung eingetreten, daß die hintere Fläche des Feſſelgelenkes den Erdboden berührte. Entzündliche Anjchwellung der Gliedmaße nicht hochgradig, Brennöffnungen ftarf jezernierend.

Behandlung: Herunterbinden, antijeptifche Prießnitz-Umſchläge, jub- futane Einfprigungen von Kampferöl und Koffein.

Weiterer Verlauf: Tod in der Naht vom 5./6. Juli.

Seltion am 6. Juli. Befund: Schienbein hat Haut an hinterer Fläche des linken Feſſelgelenkes perforiert, Unterfuß ſtark geſchwollen, aus Stihöffnungen fidert übelriechendes, jauchiges Sekret. Nach Entfernung der Haut find Brennftiche in Sehnen und Sehnenſcheide kaum bemerkbar, jedoch da, wo Arterie perforiert worden, befindet fi ein in Berjegung übergegangener Thrombus, der Kronenbeinbeugejehne nekrotifiert und äußeren Schentel des Yefjelbeinbeugerd zur Berreißung gebracht hat, worauf jeden» falls das bei Lebzeiten beobachtete Durchtreten bafierte. Im übrigen die Erſcheinungen der Blutvergiftung.

Der Hier beichriebene Fall mahnt jedenfall3 zur Vorfiht und zum Nachdenken darüber, ob nicht obige Methode doc, gewifjermaßen nur im äußerften Notfalle anzuwenden, als ultima ratio anzujehen iſt, umjomehr, als es fich doch fpeziell bei entzündlich verdidten Sehnen wohl jchwer abfolut ficyer vermeiden läßt, Blutgefäße anzuftechen.

Am übrigen funktionierte der neue Brennapparat vorzüglich, jo daß ich beabfichtige, denjelben wenn auch nur ausnahmsweiſe zum Brennen an Sehnen für andere Ziwede zu benugen, 3. B. Verſuche damit anzu- ftellen bei Knochenauftreibungen, veralteten Stollbeulen, Piephacken ujw.

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Intereſſant wäre es mir, hiermit Anregung zu derartigen Verſuchen für andere Kollegen gegeben zu haben und deren Reſultate ſpäter mit den meinigen vergleichen zu können. |

B z "7

Behandlung von Bruſtbeulen. Bon Oberftabsveierinär Reinhardt.

In zwei Fällen geihah diejelbe bei jungen BZugpferden; beide Male handelte es fich um fauftgroße, harte Schwellungen, medianwärts von dem rechten Schultergelent (in derjelben. Höhe) im Verlauf des Kopf-Hals- Armmuskels. Die Geihwülfte ließen ſich mit der ganzen Hand umfafien.

Nah ſcharfer Einreibung war fein Burüdgehen der Beulen erfolgt, weshalb num zur operativen Entfernung derjelben geichritten werden mußte. In dem einen Falle hatte ſich unter der Mitte der Beule eine mehr hexrbor- gewölbte, wenig fluftuierende Stelle gebildet. |

Das ftehende Pferd wurde mit einer Nafenbremje verjehen und bie Schleichſche Infiltrationsmethode zwecks Anäſtheſie angewendet, jo, daß 100 g einer Löſung von Cocainum hydrochloricum 0,2, Morphium muriaticum 0,025, Natrium chloratum 0,2 und Acidum carbolicum 5prozentig, 10 Tropfen, jubfutan um und direft in die Beule mehrfach eingeiprigt wurde. . Nach ‚Verlauf bon 15 Minuten wurde ein 8 cm langer, ſenkrechter Schnitt in die fluftuterende Geſchwulſt gelegt, worauf ſich aus einer gänjeeigroßen Höhle mit 3 mm diden Wandungen eine Unmenge gutartigen Eiters entleerte.

Während des eriten Schnitte und Erweitern desjelben jtand das Pferd ohne irgendweldhe Schmerzensäußerungen, jo daß die Wunde auch noch ruhig ausgejpült und tamponiert werden fonnte.

Nah Berlauf von 4 Wochen war die Wunde vernarbi.

Der zweite Fall betraf eine Bruftbeule, welche fteinhart blieb. Nach Anwendung derjelben Löſung wie oben und nach Verlauf einer Biertel- ſtunde jtand das gebremite Pferd auch beim Anlegen eineg 10 cm langen Hautjchnittes ohne irgendwelde Schmerzensäußerungen; die fauftgroße Ge- ſchwulſt wurde nach allen Seiten von der Haut losgeſchält, jo daß mit der Gerlachſchen Heftnadel ein Band durchgezogen werden und nun ein tiefer Einſtich auf die Mitte derjelben gemacht werden konnte.

Nach dem Einftih, 8 cm tief, entleerte fi) eine Menge gutartigen Eiterd; alddann wurde der Schnitt nad) oben und unten verlängert. Die Wandungen der Gejchmulithöhle waren etwa 4 cm ſtark verdidt. In Die beiden Seitenwände wurden zwei Kreuzichnitte angelegt und die vier Teile einzeln herausgeſchält. Einige kleine ſpritzende Blutgefäße wurden ab- gellemmt; nad gejchehener Ausjpülung der Höhle mit Chinofollöfung und Tamponade mit Tannoform und Watte folgte Heften der Wunde.

Bis zum Schluß der Operation Dauer 25 Minuten ftand das Pferd gafız ruhig.

Hellung in 6 Wochen.

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In den lebten Yalle waren die —— erweitert; dieſe hatten die Schwellung unterhalten.

Das Schleichſche Infiltrationsverfahren hat ſich in beiden Fällen wieder äußerſt vorteilhaft erwieſen.

Bei einem Krümperpferde zeigte ſich eine fauſtgroße, feſtweiche Schwel- fung in Höhe des rechten Schultergelenl3 nach der Mitte der Bruft zu. Diejelbe war jchmerzhaft, vermehrt warm. Durch tühlende Umſchläge und täglich einmalige Einreidung der Geſchwulſt mit grüner Seife ſchwand dieſelbe nach 14 Tagen völlig.

Über einen Fall von Bruſtbeinfiftel.

Bon Unterveterinär Beyer.

Die Bruftbeinfiftel ftellt eine nefrotifierende Oſtitis des Bruftbeines, die mit Sequeiters und Fiitelbildung einhergeht, dar. Sie entwidelt fich meiſtens im Anſchluß an Verlegungen der Vorder: und Unterbruft durch Deichjelftangen, durch Liegen auf den jcharfen Stollen der Vordereiſen, durch Niederftürzen uſp. Die Wunden können entweder bis auf dag Bruftbein jelbft, da8 aus einer ſchwammigen, poröſen Knochenmafje befteht, reichen oder aber eine phlegmondje Entzündung in der Nähe desſelben er- zeugen, welche dann eine eiterige Entzündung der Knochenhaut und eine Nekroſe ded Knochens hervorrufen kann.

Ein Dienjtpferd Hatte fih im Stalle eine Verlegung etwa eine Hand- breite unter dem Manubrium sterni von der Größe eines Behnpfennig- ftüde8 zugezogen. Mit der Sonde fonnte man zwei Kanäle nachwetjen, die etwa 5 cm lang waren und von denen der eine in gerader Richtung nach unten, der andere nad) Hinten und innen verlief.” Durch Drainage und tägliches Ausriefeln war die Wunde in 14 Tagen anjcheinend geheilt.

2 Monate fpäter zeigte das Pferd an der linken Vorderbruft eine faft kreisrunde Anſchwellung mit einem Durchmeſſer von 10 cm. Die Abgrenzung gegen die Umgebung war wallartig, die Konſiſtenz die eines geipannten Muskels. Sn der Mitte befand ſich eine fluftuierende Stelle von Pfenniggröße, aus der fich beim Einjchneiden wenig graugrüner Eiter entleert. Mit der Sonde gelangte man in einen etwa 7 cm langen, nach Hinten und innen verlaufenden Kanal, der in einer von einer ftarfen Kapfel umgebenen Höhle endigte. Da das Pferd nicht lahm ging, wurde es im Dienft verwendet.

1 Jahr jpäter Hatte die jeßt derbe Verdidung den Durchmefjer von 21 cm erreiht. Durch den Yiltellanal fonnte man die rauhe Oberfläche des Brufibeines fondieren. Es beſtand geringgradige Abjonderung eines übelriechenden Eiters. | Das Pferd feßte beim VBorführen im Trabe die linfe Vordergliedmaße feitwärt8 aus der Unterjtügungsflähe heraus, ohne jedoch erheblich zu lahmen.

Die Diagnoje lautete: Bruftbeinfijtel.

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Da der Verlauf des Leidens ſiets chroniſch und Heilung in der Regel auch durch Operation nicht zu erwarten ift, jo wurde von einer ſolchen abgefehen, zumal da das Pferd dienjtfähig und jeine Ausrangierung wegen hohen Alter8 nad) den Herbjtübungen vorgejehen war.

Die Behandlung beitand zuerjt im Einführen eines Sublimatfadens in den Ftitellanal. Das Gewebe um den Faden herum wurde nefrotich, ftteß fi) ab und erweiterte die Fiftel jo, daß der Eiter ungehindert ab- fließen und eine Srrigatton mit Lyjollöfung (3 prozentig) ftattfinden konnte.

Der Tumor Hatte jebt eine Qänge von 26 cm, eine Breite von 22 cm und eine Tiefe von 7 cm erreidt.

Nun wurde die Behandlung mit Fibrolyſin eingeleitet, um die bindegewebige Verdidung zum Verſchwinden zu bringen. Dad Pferd erhielt jubfutan 10 Tage Hindurc jeden zweiten Tag eine Dofid don 11,5 ccm, mithin 57,5 ccm Fibrolyfin, und wurde täglich 1 Stunde bewegt. Nach den eriten zwei Injektionen war von einem Kleinerwerden der Geſchwulſt nichts zu merken, nach der dritten Einjprigung war das Verhältnis von Höhe zur Breite bzw. Tiefe wie 23:20,5:6cm und nad) der fünften war die Verdidung auf 16:12:5 cm Herabgegangen. Der vorher Hamme Gang wurde freier, und das Pferd tat wieder voll- ftändig jeinen Dienft.

Während der Schtekübung ftarb ed an einer Zerreißung der Franz» arterie des Herzens, und jo bot fich Gelegenheit, die Veränderungen am Bruftbein zu jehen. An der erjten Sternebra befand ſich eine Höhle mit einem Eingang von 1 cm Durchmeſſer. Ste erweiterte fi) ampullen- förmig, war 2,5 cm tief und enthielt in ihrem Innern einen erbjengroßen Sequeiter, der die Eiterung unterhalten und dadurch ein Verheilen des Fiſtelkanals verhindert hatte.

Ein Fall von Pſeudoleukämie. Bon Oberveterinär Brilling. MMit 3 Abbildungen.) In den mir zur Verfügung ſtehenden „Statiſtiſchen Veterinär— Sanitätsberichten über die preußiſche Armee“ finden ſich die beobachteten Fälle von Leukämie, wie folgt, verzeichnet:

Sahrgang 1894 . . 2 Zälle, Sahrgang 1902 . . 3 Fülle, 1895 ..7 = 1903.. 4 = 1896.. 5 = 1904 . . 5 = 18837..3 19006.. 4 = 1901 .. 2 = 1907 3 >

Im leptgenannten Bericht wird zum erjten Male wife Leukämie und Pieudoleufämie differenziert. Immerhin gehört eine Erkrankung diefer Art bei unjeren Truppenpferden zu den jelteneren Erfranlungen. Aus diefem Grunde entbehrt folgender Fall vielleicht nicht eines gewiſſen Intereſſes.

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Bei einem 10 jährigen Schimmelwallach, der ſtets gejund feinen Dienft erledigt Hatte und fi in guter Kondition befand, wurde am 7. Februar d. 38. morgens eine handtellergroße, Ödematöje Schwellung der Unterhaut des Bauches in der Nabelgegend bemerkt. Die ſich teigig anfühlende Ge— ſchwulſt war weder vermehrt warm, noch ſchmerzhaft. Sie dehnte ſich in den folgenden Tagen allmählid) nad) vorn bis zum Habichtsknorpel und nad) Hinten bis zum Schlaud) aus. Eine Störung der Zutteraufnahme oder des Allgemeinbefindens ſowie eine Temperatur=, Puls⸗ oder Atmungs⸗ erhöhung beitanden nicht.

Am 14. Februar zeigte Patient nad) etwa 5 Minuten langer Schritts bewegung plößlid Atemnot, Schweißausbruch und Schwanken mit der Hinterhand. Die Augenfchleimhäute waren blaß; ihre Blutgefäße aber ftark injiziert. Die Zahl der Atemzüge betrug 82, die der Pulſe 72 in der Minute, die Körpertemperatur 88,5 ° C., abends 88,3° CO.

Um nächſten Tage machte fich eine rapide Schwellung der Kehlgangs⸗ lymphdrüſen bemerkbar. Sie erreichten im Laufe des Tages etwa Entenei- größe, waren nicht ſchmerzhaft und fühlten fich höderig und wei an. Die äußere Haut war darüber leicht verjchiebbar. Futteraufnahme und Allgemein- befinden nicht geftört. Die Auskultation der Herz und Atmungsgeräuſche ergab nicht8 Abnormes. Bahl der Pulſe 40, der Atemzüge 24 in der Minute.

Temperatur morgens 38,3° C., mittags 38,1° C., abends 38,2° C.

Am 16. Februar Appetit mäßig. Größe und Bejchaffenheit der Kehl- gangslymphdrüſen wie Tags zuvor. Die Schwellung der Vorbruft in der Umgebung des Habichtsfnorpel3 fühlt ſich ſchwappend an, die am Bauch und Schlauch ift wie bisher und wird ſeitlich durch die Sporadern be- . grenzt. Beide Kniefaltendrüjen find hühnereigroß. Die beiderjeitigen Bug- und unteren Halslymphdrüſen am VBorderrande der Schulter, bis zur halben

Halshöhe hinauf, find fauftgroß geſchwollen; die Augenjchleimhäute blaß- gelb. Patient Iiegt viel, die Augenlider halb geſchloſſen, den Kopf wie ichlafend aufgeftügt. Die Einatmung gejchieht langfam, die Ausatmung ſtoßweiſe. Kot und Urin von normaler Zarbe und Beichaffenheit. Huſten nicht vorhanden. Linksſeitig befteht flocdiger, graumweißer Najenausfluß. Die Perkuſſion der rechten Bruftiwand ergibt Dämpfung im unteren Drittel der Zunge. Die mikroſkopiſche Unterfuchung des der Drofjelvene entnommenen Blutes ergibt eine relative Vermehrung der weißen Blutkörperchen (3 bis 21 weiße Blutkörperchen im Gefichtsfeld bei 460 facher Vergrößerung). Es wurden große, runde, ein= oder mehrfernige, meiſt granulierte und Kleine, fernhaltige Leukozyten gefunden. Zahl der Pulje 44, der Atmung 28 in der u Temperatur morgend 38,2° C., mittag 38,2° O., abends 38,1°C. s 17. Februar: Appetit verringert. Die Schwellung beider Kehlgangs⸗ Iymphdrüjen iſt etwas zurüdgegangen; auch fühlen fie fi) härter an. Augen- Ihleimhäute ſchmutzig graumeiß, geſchwollen und abnorm feucht. ering- gradiger, beiderfeitiger Tränenfluß. Najenausfluß nicht vorhanden; Schleim- häute bloß. Beide unteren Qungenhälften ohne Atemgeräufche. Bei einer Probepunftion des Thorar wird eine gelblichrote, klare Flüſſigkeit ohne

460°

Fibringerinnſel erhalten, die im Hohlzylinder nach einigen Stunden einen roten Bodenſatz zeigt, im übrigen aber bernfteingelb, Kar und leicht beweg⸗ fh it. Zahl der Pulſe 40, der Atmung 16 in der Minute. Temperatur morgend 38,3° C., mittagd 38,4° O., abends 38,4° C. a:

18. Februar: Appetit fehlt vollftändig. Patient liegt viel und macht einen überaus hinfälligen Eindrud. Es befteht Flankenatmen, Muskelzittern und ein beiderjeitiger, wäfjerigklarer Nafenausfluß. Augenjchleimhäute duntel- rot und wäfjerig geſchwollen. Die ödematöje Schwellung der Unterhaut des Bauches beginnt plößlich zurüdzugehen und ift nad) etwa 8 Stunden völlig verſchwunden. Der Puls kaum fühlbar. Die Herztöne unrein, fallen faft in einen Ton zujammen. Im Laufe des Nachmittags fteigert fich Die Unruhe des Tiere und das Ylankenatmen. Die Atmung geichieht ftoß- weile, mit weit geöffneten Nüftern, 40 mal in der Minute Zahl der Pulſe 72. Es tritt wiederholt allgemeiner Schweißausbruh ein. Tem⸗ peratur morgend 40,4° O., mittags 41,3° O., abends 40,3° C.

19. Februar: Gegen 1 Uhr nachts tritt der Tod ein.

Die Obduktion hatte folgendes Ergebnis: Das Kadaver iſt ftark abgemagert; daS Dedhaar rauh und glanzlod. Die Unterhaut der Vor⸗ bruft von gelblich-julziger Bejchaffenheit. Beide jubmarillaren Lymphdrüſen bilden je eine längliche Geihmwulft von 14 cm Länge und 5 cm Dicke. Das Gewicht diefer Drüſen beträgt 237 bzw. 193 g. Ihre Konfiftenz ift feit und elajtiih, die Durchichnittäfläche feucht, von teild grau⸗, teild gelblich- weißem Ausſehen (Abbild. 1). Die Drüfenkapjel tft 6 mm did und leder- artig, die Trabekel und dag retikuläre Bindegewebe ſtark vermehrt.

Die Bugdrüfen find fauftgroß, von elaſtiſch-weicher (gummtartiger) Konfiftenz; auf dem Durchichnitt von markiger Beichaffenheit; teil gelblich: weiß, teils mit jtednadellopfgroßen Blutungen durchſetzt. Die einzelnen Follikel treten als breite Höder über die Schnittfläche hervor. Bei mäßigem . Drud auf die Drüje entleert fich ein rahmartiger Saft. Diejelbe Kon- ſiſtenz und Beichaffenheit bejiten in gleichem Grade die oberen und unteren Halslymphdrüſen, die Achjel-, Knielehlen-, Kniefalten-, Leiſten- und Scham- drüfen, deren Größe zwijchen der eines Hühnereies und eines Kindskopfes ſchwankt.

Das in den Unterhautvenen befindliche Blut iſt dunkel- bis ſchwarzrot.

Im freien Raum der Bauchhöhle befinden ſich 8 Liter einer braun⸗ roten, wäſſerigen Flüffigfeit ohne fefte Beſtandteile. Das parietale Blatt des Bauchfell3 ift glanzlo8 und rauh, teilweiſe von verwaſchen grauroter Farbe. Die Gefrösiymphdrüjen des Dünn-, Blind», Grimm: und Meaft- darms find haſelnuß⸗- bis apfelgroß geſchwollen, perlichnurartig zuſammen⸗ hängend (Abbild. 2), von weißgelber Farbe und elaſtiſch⸗weicher Konſiſtenz; ihre Durchſchnittsfläche von markiger Beſchaffenheit, feucht und von gleich— mäßig glänzend-weißgrauer Farbe. Die Dünndarmſchleimhaut ift von grauer Zarbe, aufgelodert, mürbe und geſchwollen. Die Schleimhaut des unteren Querkolons iſt graurot und in alten gelegt; auf dem Durchjchnitt von gelblicher, gallertiger Beichaffenheit, die der Blinddarmipibe tft etwa 1 cm did, jchwarzrot, faltig und wäſſerig geichwollen.

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Abbild. 1.

Durchſchnitt durch die beiden jubmarillaren Lymphdrüſen.

Abbild. 2. .

Gekröslymphdrüſen des Blind-⸗, Grimm: und Maſtdarms.

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Die Milz von duntelblauroter Farbe und weicher Konfiltenz. Die Kapjel ftraff geſpannt. Die Heine Kathete der Mil; 39 cm, die große 64 cm und die HhYpotenufe 86 cm lang. Ihre Dide 10,5 cm; das Gewidht 7,5 kg (Abbild. 3). In der Milzrinne, zwiſchen den Blättern des Milzmagenbandes, liegen neun gelblihe Lymphdrüfen von Walnuß- bis Gänfeeigröße, von elaſtiſch-weicher Beichaffenheit. Lebtere find auf dem Durchſchnitt marfig gejhmollen und mit einer 1 mm diden Drüjen- kapſel verjehen. Über die blutreiche, dunfelbraunrote Durchſchnittsfläche der Milz quillt Pulpa von pflaumenmusähnlicher Beichaffenheit hervor. Das

Abbild. 3.

Lymphdrüſen der Milz.

Stüßgemwebe der Milz jowie die Malpighiichen Körperchen find nicht er— fennbar.. Die Milzkapjel iſt 1,5 mm Did.

Die an der Heinen Kurvatur des Magens liegenden Lymphdrüſen find walnußgroß, von weißgelber Farbe und marfig geichwollen.

Die renalen Lymphdrüjen find hühnereigroß und auf dem Durchſchnitt markig gejhmwollen. Die Marlihicht der rechten Niere ift von verwaſchen braunroter Zarbe, die Rindenjchicht, mit Ausnahme einer etwa fingerbreiten graugelben Randzone, braungelb gefärbt. Die linke Niere unverändert.

Die Leber von mürber Beichaffenheit; ihr Gewicht 6,5 kg. Auf dem Durchſchnitt von braungelber Farbe, trübe und troden. Die portalen

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Lymphdrüſen bilden eine zufammenhängende, 22 cm lange und 4 cm dide Wulft von rötlichgelber Farbe und elaſtiſch-weicher Konfiftenz.

Die Bruftorgane zeigen feine krankhaften Veränderungen. Knoten find im Lungengewebe nicht nachzuweiſen. Die hühnereigroß geihmollenen Brondial- und Mediaftinaldrüjen zeigen die erwähnten Veränderungen, deögleichen die walnußgroßen Mandeln und fauftgroßen retropharyngealen Lymphdrüſen.

Die Schleimhaut der Naſe, des Maules, der Stirn⸗, Oberkiefer⸗ und Rachenhöhle zeigt keinerlei pathologiſche Veränderungen.

Das Knochenmark der beiden Oberſchenkel iſt im diſtalen Teil von gelber Farbe und normaler Konſiſtenz. Im mittleren und proximalen Teil befinden ſich diffuſe, hämorrhagiſche, teilweiſe umſchriebene Infiltra⸗ tionen von grauroter bis braunroter Farbe. Das Knochenmark der übrigen Röhrenknochen iſt von gelber Farbe und normaler Konſiſtenz.

Der vorliegende Fall dürfte der lymphatiſch-linealen Form der Leu- kämie entſprechen. Ob aber die byperplaftifche Anjchwellung der Lymph⸗ drüfen oder diejenige der Milz die primäre tft, ift nicht mit Beftimmtheit anzugeben. Der marligen, weichen Bejchaffenheit jämtlicher Organ- und Fleiſchlymphdrüſen, die durch zellige Hyperplaſie bedingt ift, fteht als Übergangsform zu den harten Drüjentumoren die derbe Bejchaffenheit der jubmarillaren Lymphdrüſen mit ihrem hyperplaſtiſchen Retikulum gegenüber. Auf Grund der kliniſchen Beobachtung fünnte man faft geneigt fein, anzu= nehmen, daß von den zuerft erkrankten Kehlgangslymphdrüſen aus progreffiv die anderen Lymphdrüfen des Körpers ergriffen worden find. Der patho- logtich-anatomiihe Befund der Milz charakterifiert daS erſte Stadium der leukämiſchen Milzhyperplaſie. Die oben bejchriebene Bejchaffenheit des Knochenmarks der Oberſchenkel Halte ih für identiich mit den normal vorfommenden roten Markherden, wie ich fie anläßlich der Obduktion an Kolik eingegangener älterer Pferde gefunden habe.

Eine erhebliche Störung in dem numeriſchen Verhältnis der farbigen zu den farblojen Blutkörperchen, wodurd die Farbe des Blutes erkennbar beeinflußt wurde, beftand nit. Somit tritt die Blutveränderung, auf die Virhom den Namen Leukämie gründete, wenn fie auch wie in vor: liegendem Falle für die Anämie der Schleimhäute genügte, mehr in den Hintergrund. Dagegen iſt die rapide Entwidlung der Geſchwülſte der lymphatiſchen Organe und der ftürmijche Verlauf der Krankheit das Vor- herrſchende. | e

So dürfte troß der weitgehenden Übereinftimmung mit der Leukämie Die Diagnofe Pjeudoleufämie (Cohnheim) berechtigt fein.

Erfahrungen mit Fibrolyfin. Bon Oberveterinär a. D. Engelberting. Es wurden bei vier Pferden von mir Fibrofyfininjeftionen, ſowohl

ſubkutan al3 auch intravendg, gemacht, wobei fich in feinem Falle Kom⸗ pitlationen oder ungünjtige Nebenwirkungen zeigten.

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Gall 1: Ein Pferd Hatte eine Schlagwunde am linken hinteren Geflelgelent erhalten, wobei die Haut etwa 5 cm lang quer durchtrennt worden war. Mit den zunächſt angewandten üblichen Mitteln murde lange Beit feine Heilung erzielt, vielmehr bildete fich eine derbe, etwa fauftgroße Geſchwulſt aus, auf deren Höhe fich nun die Wunde befand. Lebtere war etwa 2 Monate alt, als mit der Fibrolyfinbehandlung begonnen wurde. Der Defelt war durch Granulationsgewebe ausgefüllt, aber die Stelle wollte fich nicht mit Oberhaut bededen. Das Pferd erhielt ale 2 Tage zunächſt jublutan, dann intravenös je 1,0 g Fibrolyfin. Nach der fünften Sinjektion wurde die Therapie ausgejcht, da ſich abjolut feine Veränderung zeigte. Die Wunde verheilte etwa 3 Wochen jpäter, jo daß da3 Pferd wieder gebrauchsfähig wurde. Die Verdidung tft bis jetzt 2 Monate nad der Fihrolyfintherapie noch faſt dieſelbe.

Hall 2: Ein Pferd Hatte ſich eine ftarfe Entzündung des Hufbein- beugers vorn rechts zugezogen. Es war fcharf eingerieben worden und nad) 2 Monaten beftand noch eine ziemlich ftarle Verdickung der Sehne. Vier intravendje Injektionen von Fibrolyſin hatten fein merkliches Zurüd-» gehen der Anjchmwellung zur Folge.

Hall 3: Ein Pferd war auf beiden Vorderfühen, nachdem es jchon früher an Sehnenentzündung gelitten Hatte, niedergebroden. Die Sehnen wurden jcharf eingerieben und ich verjuchte, nachdem das Pferd A Wochen geftanden hatte und jein Ausſehen eine dauernde Verdidung ber Sehnen befürchten ließ, die Reſorption in diefem noch ziemlich friſchen Zuſtande durch die Fibrolyſintherapie günſtig zu beeinfluſſen. Das Pferd erhielt in Intervallen von je 3 Tagen acht intravenöſe Injektionen von je einer Ampulle mit 1,0 g Fibrolyfin. Es war fein Erfolg zu verzeichnen. Auch jetzt, 2 Monate nad) beendigter Therapie, ift Fein ſtärleres Zurückgehen der Verdidung, ald man fie auch ohne Behandlung beobachtet, zu konſtatieren.

Fall 4: Ein Pferd hatte im Anſchluß an eine Phlegmone der rechten Hintergliedmaße eine chroniſche Verdickung der Unterhaut zurüd- behalten. Das Pferd erhielt fünf ſubkutane Injektionen von Thioſinamin in oben erwähnter Konzentration, und zwar am Rande der Verdickung am Sefjelgelent. Die Geſchwulſt ging in der Folgezeit allmählich etwas zurüd, ohne aber völlig zu verjchwinden. Es ericheint zum mindeften zweifelhaft, ob dieſes Zurückgehen auf die Fibrolyſinwirkung zurüdzus führen iſt.

Aus oben Angeführtem beſtätigt ſich nicht die günſtige Wirkung, welche man anderweitig mit Fibrolyſin erzielt haben will. Abgeſehen von Fall 1 und 4, die einen günſtigeren Verlauf nahmen, welcher aber: faum auf die Fihrolyfininjektionen zurüdzuführen fein dürfte, war bei Hal 2 und 3 feine Beeinfluffung der kranken Stellen zu Eonftatieren.

Hätte Fibrolyfin regelmäßig den günftigen Erfolg, der ihm nad gerühmt wird, jo hätte fich diefer nach meiner Anficht am ehejten bei Zal 3 zeigen müfjen, weil bier die Erkrankung noch ziemlich friih war und hierbei 8,0 g Fibrolyfin intravend8 verbrauht wurden. Aber gerade: in diefem Yalle ließ es im Stich.

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Ausbildungsfurfus für Tierärzte in Der Milchhygiene. Bon Oberveterinär Dr. Heuß.

Der vom Berein für Säuglingsfürjorge in Düjjeldorf ver- anftaltete Kurſus der erſte feiner Art in Deutihland fand in der Zeit vom 5. biß 10. Juli d. 38. in den Räumen der Klinik für Kinder- heilkunde unter Leitung des Direktors derjelben, Prof. Dr. Shloßmann, ftatt. Die über Erwarten hohe Anzahl von 40 Teilnehmern ftammte vornehmlich aus Rheinland und Weftfalen, daneben waren nody Schleswig. Holftein, Berlin und Sachſen vertreten. Als Dozenten fungterten, außer dem Kurſusleiter, Prof. Dr. NRievel- Hannover und drei Aſſiſtenten der Klinik, und waren die Vorträge wie folgt verteilt: Prof. Dr. Schloß: mann la über Stallbygiene, Milchgefeßgebung, Milch als Nahrungs» mittel, Milchküchen, Kindermild), Tuberkulofe und Zuberkulin ſowie Mild- verforgung der Zulunft, Prof. Dr. Rievel über Milchtiere, Milch- gewinnung und Mildhunterfuhung Dr. Bauer über Biologie der Milch jowie Milch» und Fleifchdifferenzierung, Dr. Murjchhaujer ‚über Chemie der Mil) und die polizeilichen Unterfuchung3methoden, Dr. Nothmann über Anatomie und Phyfiologte der Milchdrüſe. Die Vorleſungen wurben in trefflichiter Weife durch Lichtbilder und Demonftra= tionen ergänzt. An den Nachmittagen fanden Exkurſionen ftatt zur Bes fihtigung von Milchküchen, von Mufterftallungen auf größeren Gütern und von großen Werken, die fi) mit der Fabrilation milchhygienischer Apparate bejchäftigen bzw. die zur Belämpfung des Alloholgenufjed unter den Arbeitern Milchausichentftätten eingerichtet Haben. Leider hatten dieje außerordentlich Iehrreichen Ausflüge allzufehr unter der Ungunft der Witte- rung zu leiden, wie auch das für einen Abend im „Malkaſten“ geplante Gartenfeft ausfallen mußte. Anftatt defien verfammelten ſich die meilten Teilnehmer in einem Saale des „Löwenbräu“ zu einem Bierabend, der unter Toaften, launigen Vorträgen und Gejängen einen äußerſt fröhlichen Verlauf nahm. Alles in allem kann der Kurſus als durchaus gelungen angejehen werden. In dem einführenden Vortrag hatte der Leiter aud- drüdlih die Veranftaltung ald einen Verſuch bezeichnet und der Be⸗ fürdtung Raum gegeben, daß der Kurſus vielleicht nicht alle das bieten würde, was billigerweije erwartet werden fünne. Auch unter den Teil⸗ nehmern hegte, wie der nah Schluß der lebten Vorlejung mit der Ab⸗ ftattung des Dankes Beauftragte hervorhob, mancher eine ähnliche Beſorgnis. Es konnte jedoch dem Leiter die beftimmtefte Verficherung gegeben werden, daß er aus jedem folden Saulus einen überzeugten Paulus gemacht habe, und daß dank den überaus anjchaulichen, lichtvollen und Haren Vorträgen des Leiters ſelbſt ſowie dank dem von ihm in geſchickter Weile getroffenen übrigen Arrangement des Kurſus die Teilnehmer auf dem Spezialgebiete der Milchhygiene jo viel Neues gejehen und gehört und vor allem jo viele neue Anregungen empfangen hätten, wie es beſſer und vollflommener an feiner anderen Stelle hätte geboten werden können. Der nachhaltigite Dank gebühre daher dem Leiter, jodann aber auch den anderen Dozenten, dem Vorſtand des Vereins für Säuglingsfürjorge ſowie der Direktion der

Zeitfchr. f. Veterinärkunde. 1909. 10. Heft. 30

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Krankenanftalten und der Akademie für praktiihe Medizin. In feiner Entgegnung betonte der Leiter wie jchon oft nochmals, daß gerade auf dem Grenzgebiete der Milchhygiene der Menſchenarzt und der Tierarzt unbedingt Hand in Hand gehen müfje, und daß eine möglichit wirkungs- volle Mitarbeit gerade des letzteren ficher nicht zum Nachteile der Hebung jeiner iogialen Su fein würde.

Referate. Dr. Willy Pfeiler: Die Ermittlung der Rotzkrankheit dur die Präzipitationsmethode. „Archiv für wiſſenſchaftl. und praftiiche

Tierheillunde“, XXX V. Band, Heft 4 und 5.

Sm Pathologiſchen Inſtitut der Tierärztlichen Hochſchule zu Berlin, wo zuerſt in Deutihland da8 Agglutinationsverfahren und bie KRomplementbindung zur Diagnoje der Rotzkrankheit den praftiichen Bedürfnifien entſprechend außgeftaltet und benußt worden find, hat Pf. verjucht, auch die jonft ſehr empfindliche Präzipttation, unter ftändiger Kontrolle durch beide erftgenannten Methoden und im Vergleich mit diejen, auf ihre Verwendbarkeit zu gleihem Zwed zu prüfen. Bon Bedeutung war in erfter Linie die Frage, ob im Serum rotzkranker Pferde neben dem Präzipitin das PBräzipitinogen der Rotzbazillen nachzuweiſen it. Präztpitine treten im Serum eined mit Rotzbazillen künſtlich infizierten Pferdes 4 Tage nad der Snfeltion auf und waren gefennzeicdhnet durch bejondere Beziehungen zu einem Karbol » Kochjalz Schüttelertraft auf Glyzerinagar gezüchteter Rotzbazillen. Ein Pferd, welchem 10 ccm Rotzbazillenaufſchwemmung intravenös eingelprigt waren, ließ nur inner⸗ Halb von 16 bis 24 Stunden nad der Snjeltion in feinem Serum präztpitinogene Subftanz erfennen, aljo zu einer Zeit, wo praktiſch das Blut jolher Pferde jelten oder nie zur Unterjuhung gelangt. Die präzipitinogene Subſtanz de3 Serum kann demnach die Sicherheit der Diagnoje nicht beeinträchtigen. Die Präzipitine jcheinen früher al3 andere Immunſubſtanzen im Blute rotzkranker Pferde aufzutreten; der Höhepunkt wurde bet beiden Verjuchspferden am jechiten Tage erreicht. Wahrichein: li freijen die Präzipitine lange im Blut bzw. es reagiert der infizierte Organismus durch immer neue Präzipitinbildung Die Anwendung der PBräzipitinreaftion zur Ermittlung der Rotzkrankheit tit durch Pf. bisher in zweierlei Weiſe bewirkt worden. Einerjeit3 wurde daS zu unterjuchende Serum mit dem präzipitinogenhaltigen Reagens gemijcht, anderjeitd Die Ning- oder Schichtprobe angewandt. Die bereit3 für Typhus und Lues gemachten Angaben über die Technik lafjen fih aber nicht ohne weiteres auf die Technik der Präzipitation zum Nachweis der Rotzkrankheit über: tragen, und bat Pf. deshalb feine Berjuchdanordnung in ausführlicher Metje wiedergegeben. An dieler Stelle kann diejelbe aus Raummangel nicht wiederholt werden. Es find nad) Pf.s Verfahren bisher 452 Blut-

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proben von 3806 rotzverdächtigen oder der Anftedung verdächtigen Pferden unter gleichzeitiger Kontrolle durch die Agglutination und die Komplement- ablenfung geprüft und dabei 30 Pferde als rotzkrank befunden worden. Die Komplementablentung ift bei der Ermittlung der friihen und alten Säle, die Agglutination bei der Ermittlung der friſchen und der nicht zu alten Yälle beteiligt. Die Präzipitation hat friſche Fälle immer ermittelt, auch bei der Erkennung zweifellos älterer Sälle ſich bewährt, in zwei Fällen auß bisher unbelannten Gründen verfagt. Drei malleinijierte gefunde Pferde verbielten ſich allen drei Realtionen gegenüber ganz wie rogige. Pf. fieht die Prä- zipitationgmethode troß der Heute noch nicht genügend audgearbeiteten Verſuchsanordnung als ein einfache und wertvolle Hilfsmittel für die Diagnoje der Rotzkrankheit an. Ob diejelbe als eine von der Aggluti- nation und Komplementablenfungsmethode unabhängige, jelbitändige Prü- fung aud in den Händen des Praltilerd wird verwandt werden können, läßt fich zurzeit noch nicht überjehen. Chriſtiani.

Prof. Dr. Mießner: Die Verwendung der Präzipitation in Form der Schichtungsmethode zur Diagnoſtik der Rotzkraukheit. „Bentral- blatt für Bakteriologie“, Originale, Band 51, Heft 2, ©. 185.

Da in der Agglutination ſowie in der Komplementbindung bereit3 bequem anzumendende Methoden gegeben find, jo erlangte die Präzipitation zu jerodiagnoftiichen Zweden bisher nur geringe Bedeutung. M. bat num ſchon feit längerer Zeit verjudt, die Präzipitation jpeziell zur Diagnofe der Nopfranktheit zu verwenden. Einfaches Zujammenbringen einer Aufſchwemmung von Rogbazillen, wie fie die bei der Agglutination benußte Teſtflüſſigkeit darftellt, mit Serum erwies. ji) vorab al3 unbraudhbar, weil bier ein Niederfchlag ſowohl bei gejunden als bei Franten Pferden ſich bildete, außerdem die Teitflüjfigfeit wegen ihrer trüben Bejchaffenheit zu folden Verſuchen fich jchlecht eignet. Die jchon bei anderen Krankheiten oft erprobte Shihtungsmethode führte Dagegen auch hier zu ermutigen- den Neiultaten, indem fie in Robjerum eine deutlich fichtbare ſpezifiſche Präzipitation erzeugte. Am Gegenja zur Miſchungsmethode läßt man dabei beide Flüſſigkeiten volllommen getrennt, indem man die leichtere, als Reagenz dienende Ylüjfigfeit vorlichtig auf das jchwerere zu unter- ſuchende Serum aufjhichtet, am beiten mit Hilfe einer zur Kapillare aus⸗ gezogenen Pipette, was feine jonderliche Schwierigkeit hat. Die Heinen Neagierröhrchen, in denen die Probe ausgeführt wird, bleiben in einem Uhlenduthichen Ständer etwa 2 Stunden lang bei 37°C. im Thermo⸗ ftaten; jodann wird die Berührungsfläche beider Flüſſigkeiten betrachtet. Am Balle der Präzipitatton entfteht dajelbit ein 1 bis 1,5 mm breiter Ning, welcher fih 20 Stunden lang in voller Schärfe erhält, dagegen ausbleibt, wenn beide Flüſſigkeiten nicht im Sinne der Präzipitation auf- einander wirken. ABS Baltertenflüjfigleit (Reagenz) fam mit Nutzen Bakterienſchüttelextrakt ſowie Malleinum siccum Foth zur Anwendung. Wichtig für den Ausfall der Realtion ift die Konzentration, in der einer-

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jeitö die Bakterienflüffigfeit, anderjeit8 da8 Serum gebraucht werden. Da Mallein vor den Balterienertraften den Vorzug bat, jederzeit gebrauchs⸗ fertig erhältlich zu fein, jo bat M. vorzugsweiſe mit diejem gearbeitet. Die Aufſchwemmung einer Malleindofi3 (0,025 g) in 10 ccm phyſio⸗ logiſcher Kochjalzlöfung ſcheint zu Präztpitationsverjuchen die geeignetfte Konzentration zu fein, und zwar find nur friih hergeſtellte Mallein- löſungen brauchbar. Das zu unterjuchende Serum verwendet man am beften unverdünnt. Das Alter des Serum und ein fonfervierender Karbol⸗ zujaß bleiben auf die Reaktion ohne Einfluß. Die in größerem Umfange an dem Serum roßiger wie auch roßfreier Pferde ausgeführten und gleidh- zeitig durch Agglutination und Komplementbindung Tontrollierten Verſuche lieferten den Beweis, daß die Präzipitation in Form der Schichtungs⸗ methode ein weiteres Hilfsmittel zur Diagnoftizierung der Rotzkrankheit ftefert, welches wegen feiner großen Einfachheit Beachtung verdient.

M. rejümiert die Ergebnijje feiner Verjuche folgendermaßen: Durch Aufihichten von NRogbazillenertralt oder von Malleinum siccum Foth (1:10) auf das Serum eine3 roßigen Pferded entiteht ein Präzipitationg- ring, welcher auöbleibt bei Verwendung von Seren roßfreier Pferde.

Chriſtiani.

Die Tuberkuloſe des Pferdes. Von Armin Goedecke. Verlags⸗ buchhandlung M. & H. Schaper, Hannover 1909.

G. betrachtet und ſchildert vom kliniſchen Standpunkt aus die Tuber- tuloje des Pferdes, der eine weit größere Verbreitung und Bedeutung zus fommt, als allgemein angenommen wird... Er tritt der Anficht anderer Forſcher entgegen, als ob die Pferdegattung nur eine geringe oder gar feine Empfänglichfeit für die Tuberkuloſe beſitzt. In einer erichöpfenden Kaſuiſtik ftellt er Die in der Literatur verzeichneten Fälle zufammen, gibt eine Überficht über die laut Statiſtiſchem Veterinär-Sanitätsbericht von 1887 an bei den Militärpferden vorgelommenen Tuberkuloſeerkrankungen und orientiert über Tuberkuloſe bei Schlacdhtpferden im Königreid) Sadjen. Berjönli hat er in feiner Eigenjchaft als Iangjähriger Repetitor an der mediziniichen und forenfiihen Klinif der Tierärztl. Hochſchule Hannover jieben Fälle von Tuberkuloſe beim Pferd beobachtet und bis zum Tode verfolgen können.

An Hand der Kafuiitif und jeiner eigenen Erfahrung jtellt ©. das ganze Symptomenbild zujammen, ſoweit es bei der VBerjchiedenheit des Verlaufs der Tuberkuloſe möglich it und beipricht die in der Klinik fich ald brauchbar erwieſenen diagnoftiichen Hilfsmittel zur Erkennung der Zuberfulofe:

1. Die ZTuberkulinimpfung, fublutan und konjunktival. Beſonders leßtere bat fich zum Stellen jchneller Diagnofen als zuverläjfig erwieſen.

2. Unterjuhung von Nafenausfluß oder Sputum.

3. Unterjuchung von Veränderungen der Haut oder Lymphdrüſen.

4. Rektale Unterfuhung.

5. Nachweis von Albumofen im Harn.

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Aus dem ihm vorliegenden Material ftellt ©. feit, daß die Zahl der an Zuberkuloje erkrankten Pferde bis zum achten bzw. neunten Lebensjahre zuntnmt, um Dann fjchnell zurüdzugehen. Nach Anſicht des Verfaſſers neigen beim Pferd, im Gegenſatz zum Rind, die tuberfulöfen Verände- rungen nicht jo jehr zur Verlallung, vielmehr treten öfters Erweichungs⸗ herde auf, und in jehr vielen Fällen bildet akute Miliartuberkulofe den letalen Abſchluß.

Als Haupteingangspforte für die Tuberkelbazillen wird der Digeſtions⸗ apparat angejehen, wenn aud in einzelnen Fällen der Reſpirationsapparat der primär und auch nur allein erfranfte Drganapparat jein kann.

Die Infektionsquelle tft nad) dem Verfaſſer weniger die Aufnahme tuberkulöfer Muttermilch, da unter Zuchtftuten bisher felten Tuberkulofe beobachtet tft, fondern Kuhmilch, mit der die Fohlen Häufig aufgezogen werden. Bon diefem Standpunkte aus wird empfohlen, derartige Milch nur von ganz geſunden Kühen zu entnehmen oder in gelochtem Zuftande zu verabreihen; Werfafjer achtet die Gefahr, daß abgekochte Milch bei Sohlen leiht Verdauungsitörungen hervorruft, gering.

Als weitere nfeltiongquele kommt das enge BZufammenfein von Pferden und Kühen in Ställen, im Geſchirr oder auf ber Weide in Betracht, ferner Lederbifien Brot, Zuder —, die mit menſchlichem Sputum befeuchtet find, endlich” Hühner, die mit tuberkulöfen Exkrementen Krippen und Futter beſchmutzen Tönnen.

Wenn auch manche Behauptungen des Verfafjer8 auf rein theorettichen Erwägungen bafieren und erjt erwiejen werden können, wenn über bie Wejenseinheit der Tuberkelbazillen ſelbſt endgültige Mlarheit geichaffen tft, fo enthält doch die vorliegende Arbeit eine Fülle interefjanter Beobachtungen und Angaben, die geeignet find, da3 Augenmerk mehr als biöher auf das Vorkommen der Tuberkuloje unter den Pferden zu lenken. Dadurch, daß die Frage jeitend des Verfafferd dom kliniſchen Standpunkte aus behandelt ift, wird das Buch dem Praftiker, zumal auch dem Militärveterinär, wert- volle diagnoſtiſche Anhaltspunkte geben. Dr. Küthe.

Dr. Boten und Dr. Griemert: Die Pirquetfche Tuberkulinprobe bei Neugeborenen und ihren Müttern. Aus der Brovinzial-Hebammen- Lehranftalt in Hannover. „Deutſche Mediziniſche Wochenfchrift“, 1909,

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Die bisherigen Einifchen Erfahrungen haben dargetan, daß jeder un⸗ zweifelhaft tuberfulöje Menſch auf die Pirquetiche Tuberkulinprobe pofittv reagiert, jofern er nicht 1. zu hochgradig erkrankt iſt (Meiltartuberkulofe, fieberhafte kachektiſche Phthiſen ujw.); 2. unter dem Einfluß größerer Zuberkulinmengen ſteht (fehlende Reaktion während einer Spritzkur); 3. ein Maferneranthen bat; 4. eine jehr geringe Realtionsfähigkeit be= fißt. Die Obduktionsergebniſſe, injonderhett von kindlichen Leichen, ftimmen mit dem während des Lebens beobachteten Verhalten gegenüber der Kutan- reaktion gut überein. Ein unbelannter, aber unzweifelhaft ziemlich hoher Prozentjag der Hinifch unverdächtigen Menſchen kann im wiſſenſchaftlichen

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Sinn nicht als tuberfulojefrei bezeichnet werden. Die Seltionsreſultate der in Krankenhäuſern geftorbenen Menjchen lauten dahin, daß bei Er- wadfenen in mehr al3 90 Prozent derjelben ſich Tuberkuloje in irgend einer Form, wenn aud nur als inoffenſives Reſiduum, findet, und daß bei Kindern felbit Ichon im eriten Lebensjahre nicht allzufelten tuberfulofe Erkrankungen durch das Sektionsmeſſer freigelegt werden, welche während des Lebens nicht diagnoftiztert werden konnten. Die Verfafjer find auf Grund aller bisherigen Erfahrungen der Anficht, dag ſelbſt von Müttern mit generalifierter Tuberkuloje nur ganz ausnahmsweiſe einmal ein bereit3 tuberfulöjes Rind geboren wird, übrigend aber alle Neu— geborenen als tuberkulojefret gelten Tönnen. Bei ihren eigenen Verſuchen ‚zeigten dreiundfünfzig Kinder im Alter von 1 bis 14 Tagen und vier Säuglinge aus der dritten und vierten Lebenswoche feine Spur von Reaktion, auch dann nicht, als bei zwanzig derjelben nad) einer Pauſe von 8 Tagen die Pirquetiche Brobe wiederholt wurde. Erwadfene er— weiſen ji nur felten tuberfulojefret. Der pofitive Ausfall der Kutan⸗ reaktion deutet, jelbft wenn nur ſchwach oder ſpät oder erſt bei der zweiten Impfung auftretend, auf einen tuberfuldjen Herd im Körper, der freilich feine altive oder progreifive Erkrankung darzustellen braudt.

Das Pirquetiche Verfahren ijt fein Hilfsmittel bei der Auswahl von Ammen, da man laum je ein Kind an eine fremde Bruſt würde legen fönnen, wenn pofitiv reagterende Entbundene vom Stillgeſchäft ausgeſchloſſen würden. Da die Pirquetiche Reaktion jeden noch jo harmloſen Tuberkuloje- herd anzeigt, ift fie bei Erwachlenen und wohl auch bet älteren Kindern nicht brauchbar. Dagegen könnte eine rationelle und wirkſame Bekämpfung der Tuberkuloſe dadurch in die Wege geleitet werden, daß bei Kindern halbjährlich oder öfter die einfache und abjolut harmloje Kutanprobe an= gejtellt würde, damit rechtzeitig die einjegende Krankheit erkannt wird.

Chriſtiani.

N. Strueff: Urſache des Todes bei dem afnten Milzbrande.

„Bentralblatt für Balteriologie“, 1909.

Bis in die neuefte Zeit hinein behaupten Forſcher auf Grund von Experimenten, daß die Bazillen des Milzbrandes Teine giftigen Stoffwechſel⸗ ‚produkte im wahren Sinne des Wortes bilden, die in das Blutjerum über: gehen können. Somit tft bis jeßt noch die Frage der Entſtehungsweiſe des Milzbrandes ftreitig und bei weiten noch nicht aufgeklärt. Im Jahre 1877 ſprach Zoufjaint die Meinung aus, daß beim Kaninchen der Tod ‚an Milzbrand die Folge einer Verſtopfung der Lungenkapillaren, mithin die Eritidung Folge einer mechanijchen Urſache jei, doch jol die Wirkung einer phlogogenen Subjtanz noch hinzulommen. Bollinger und Paſteur ‚nahmen als Todesurſache eine Unterbrediung der Oxydationsprozeſſe im Körper an, da die Milzbrandbalterien allen Sauerftoff an fich riſſen. Nach andermweitigen Zejtitellungen enthält aber da8 Blut beim tödlich endenden Milzbrande oft nur jehr wenig Bakterien, außerdem find die Oxydations⸗ prozefje tatjächlich nicht vermindert.

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Conradi bewies, daß ein ftark wirkendes ſpezifiſches Toxin des Milz brandes durch feine der bekannten Methoden zu erhalten ift.

Strueff wollte in feiner Arbeit diejenigen Seiten der beregten Frage aufklären, welche von den übrigen Autoren relativ wenig bearbeitet worden find. Er ftudierte zunächſt: 1. die Ausſcheidung des (Hypothetiichen) Toxins in vitro; 2. die Verteilung der Bakterien in den verfchtedenen Organen, leßteres, um feitzuftellen, welche Organ am meiſten von der Milzbrand⸗ infeftion in Mitleidenschaft gezogen wird. Es iſt hierbei ganz gleichwertig, ob die Organe durch Toxine oder mechaniſch gejchädigt werden.

Zu feinen Verſuchen benugte er ausſchließlich Kaninchen. Bet der akuten experimentellen Form des Milzbrandes dauerte der Krankheits⸗ prozeß 28 bis 49 Stunden. Schwere Erjcheinungen (intenfive Elonijch- toniſche Krämpfe) ftellten ſich faſt plöglich ein und führten raſch zum Tode. Bet der verzögerten Yorm des Milzbrandes währte der Prozeß 90 Stunden und darüber hinaus. Oft hatte das Tier jchon lange vor dem letalen Ausgange ein krankhaftes Ausſehen und fraß ſchlecht. Beſonders ſcharf unterfchetdet fich die akute Form des Milzbrandes von der verzögerten durch die Anzahl der Bakterien in den verjchiedenen Organen. Bei der afuten Form enthielt die Zunge weitaus die meisten Balterien, bei der verzögerten dagegen Leber, Nieren oder Milz Un— mittelbar vor dem Tode erichienen die Bakterien in ungeheuren Mafjen im Blute. Leber und Milz waren dabet relativ am blutreichiten, nicht die Zunge. Die Anmejenheit großer Mengen von Balterien in den Lungen bei der akuten Form jcheint demnach das Reſultat eined bejonderen ſpezi⸗ fiſchen Verhältnifjeß der Lungen zu den Balterien zu fein. Die Balterien Iichaffen Hier ein bedenkliche Hindernis im Blutkreislauf und Gaswechſel, indem Qungenembolie mit allen ihren Folgen entfteht.

Die experimentellen Forſchungen jchienen Strueff die Möglichkeit zu geben, zwei charafteriftiiche Perioden im Gange der Lungenembolte zu unterfcheiden: 1. Reizung des Nervus vagus mit jchroffem Fallen des Blutdrudes, Verlangfamung des Pulfes und bejchränkter Atmung; 2. Ver: ſchwinden der Neflexericheinung, mechaniſche Behinderung des Heinen Kreis⸗ laufes infolge von Verftopfung der Lungenkapillaren. In der eriten Periode der Embolte geraten die Bakterien wahrjcheinlich nicht auf einmal, fondern portionsweile in das Blut, wobet fie, jedem Eindringen in die Zungen gefäße entiprechend, wiederholte Netzung der Veräjtelungen des Nervus vagus bewirten. Das Herz bewahrt feine Arbeitsfähigfeit bi8 zum Tode und zieht ſich jogar, ebenjo wie bet jeder blanden Zungenembolie, noch) geraume Beit nad) dem Tode (bi! zu 55 Minuten) energijch zujammen.

Der Tod beim akuten Milzbrande ift eine Folge der bakteriellen Embolte der Zungen zu einer Zeit, wo die Veränderungen in den übrigen Organen noch nicht jo weit fortgejchritten find, daß fie da3 Leben bedrohen fönnten. Daraus folgt, daß, wenn auch Torine beim Milzbrande entjtehen, die im Verlaufe des akuten Milzbrandes gebildete Menge derjelben nicht jo groß ift, um bemerkbar zu werden. Eher find nah Str. Zorine in Fällen des verzögerten Milzbrandes zu juchen. Chriftiant.

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Verfchiedene Mitteilungen.

Die Pferdezuht DOftprenfens hat auch in diefem Jahre einen glänzenden Beweis ihrer Leiftungsfähigfett geliefert, denn Oberlandſtall⸗ meifter Graf Lehndorff konnte aus Privatzudhten der Provinz ind» gefamt 50 diesjährige Hengfte als Beichäler für preußiiche Landgejtüte anlaufen. (Nr. 22 der „Deutichen Landwirtfchaftl. Tierzucht“.)

Anzahl der Pferde in Deutſchland. Nach der letzten Viehzählung am 2. Dezember 1907 bejaß Deutſchland A345 043 Pferde, davon 198 204 Sohlen, 190 352 ein- bis zweijährige, 191 718 zwei= bis drei- jährige, 213 931 dreis bis vierjährige, 3 550 838 vierjährige und ältere Pferde. Hierzu kamen 942 Maultiere und Maulefel ſowie 10 349 Ejel. Sn den lebten 12 Monaten vor der Zählung wurden 206 977 Fohlen geboren. (Nr. 10 der „Zeitichrift für Pferdefunde und Pferdezucht.)

Futtervergiftungen. Eine Stunde nah) Aufnahme von echtem Mieliggrag, Glyceria aquatica, dad auf einer jumpfigen Wiefe am Mainufer gewachſen war, zeigte eine Kuh Schwanten, QTaumeln, ftürzte zufammen und blieb wie gelähmt liegen. Die Sektion des gejchlachteten Tieres hatte fein pofitive8 Ergebnis.

Ein 11/4 Jahr alter Bulle erkrankte und ftarb an blutiger Magendarm- entzündung nad) Aufnahme unreifer Kartoffeln. (Dijtriltötierarzt Bauer- Dettelbah. „Münchener Tierärztl. Wochenſchrift“, Nr. 22.)

Schwimmvermögen der Rinder, Die Gemeinde Lathen im Regie- rungsbezirt Osnabrück, an der jebt Eanalifierten Ems gelegen, bejigt eine jenjeit3 der Ems liegende große Gemeindeweide, auf welcher von Mat bis Oktober 20 bi8 30 Pferde und etwa 75 Kühe und Rinder weiden. Den Verkehr mit dem anderen Ufer vermittelt eine Fähre, mit welcher auch die Pierde zur Weide gebradht und von dort wieder abgeholt werden. Da⸗ gegen werden die an jedem Morgen ftraßenweije gejammelten Kühe einfach zur Ems getrieben und durchſchwimmen fie. Die Tiefe der Ems beträgt in der Fahrrinne (etwa 30 m) 3 m und verringert fi) allmählich nach den Seiten. Die ganze Breite der Emd beträgt an diejer Stelle je nach dem Waſſerſtande 80 bis 85 m, wird aber von den Zieren immer in mehr oder weniger jchräger Richtung durchſchwommen. Neu erworbene Tiere müfjen anfänglicy angetrieben werden, gewöhnen fich aber jehr bald. Abends gehen die Tiere denjelben Weg zurüd. Daß bei den Kühen das tägliche zweimalige Durchſchwimmen der Ems gejundheitsihädliche Folgen gehabt oder der Mildhertrag nad) Menge oder Gehalt nachgelaſſen hätte, tft bisher nicht beobachtet worden. (Nach „Deutſche Landwirtichaftl. Tier: zucht“, 1909, Nr. 28.)

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Farnkraut als Streu. - Zufolge der „Deutichen Landwirtichaftlichen Tierzucht”, 1909, Nr. 26, wird in vielen Gegenden Englands Farnkraut als Erſatz für Stroh zur Streu benutzt. Nicht allein loben die Befiter, welche jich desjelben als Streu bedienen, das Farnkraut jehr, fondern aud) eine erichöpfende Unterfuchung über feinen Wert als dungbindended Mittel im Vergleich zu Stroh und Torfmull veranlaßt den „Bord of Agri- culture“ zu empfehlen, daß, wo Farnfraut erhältlich, defien Benutzung ald Streu ein Gegenjtand fei, der ernftliche Erwägung verdiene Farn⸗ traut paßt zwar für die Tiere nicht jo gut wie Stroh, aber ed enthält dreimal ſoviel Sticitoff und ebenjoviel Phosphorjäure, Dagegen weniger Kalt als Strob. Es beſitzt ein größeres Vermögen, Ammontaf und Urin zu abjorbieren, al3 ein gleiched Gewicht Stroh, wobei die feinen Blätter beſonders wirkſam find. Dieſes erhöhte Vermögen zeigt ſich erſt dann in voller Ausdehnung, wenn das Yarnkraut vollitändig zertreten if. Man fann erwarten, daß mit Farnkraut gemachter Dünger gehaltvoller tft, als Dünger aus Stroh. Anderſeits braucht e8 längere Zeit, um fich im Boden zu zerjegen, da die holzigen Stengel nur langjam angegriffen werden. Es Öffnet und locdert daher den Boden in höherem Maße, ald es aus Stroh bergeftellter Dung tut, und dürfte aus diefem Grunde in einem fchweren Lehmboden wirkjamer fein, als in leichtem, Jandigem Boden.

Zur Aufbewahrung von Hühnereiern empfehlen Sauſſailow umd Teletſchenko („Chem. Ztg.“, Rep.) die Verwendung von 5 prozentigem Waſſerſtoffſuperoxyd. Sieben Monate, auch während eines jehr heißen Sommers bei Zimmertemperatur aufbewahrte Eier waren frei von jedem unangenehmen Geruch und Geihmad. Eiweiß und Eigelb unterjchieden fih durch nichts von denen eines friſchen Eies. Beim Kochen jolcher Eier war dag Eiweiß ein wenig feiter al3 bei gewöhnlichen Eiern. Eine weniger gute Verdaulichkeit oder Bekömmlichkeit der in Wafleritoffjuper- oxyd aufbewahrten Eier wurde nicht feitgeitelt.e Ganz ebenjo gute Nejultate wurden mit einer 5prozentigen Löfung von VBermanganat erhalten, nur daß die Eierfchalen und bisweilen auch das äußere Eiweiß eine dunfelbraune Farbe angenommen hatten. Es genligt jchon, die Eier 3 bi8 4 Wochen in der Permanganatlöjung zu halten, um fie dann an trocdener Luft bei Zimmertemperatur ohne jedes Schlechtwerden noch 4 Monate aufbewahren zu können.

(„Deutihe Medizin. Ztg.“, 1909, Nr. 46.)

Behandlung von Warzen durch Aujektionen mit Tincetura thujae. Sicard und Larue empfehlen zur Beleitigung von Warzen daS folgende Verfahren: Die Warzen werden mittel warmen Waſſers bzw. eine warmen Bades aufgeweicht und desinfiztert; hierauf injiziert man mit feiner Nadel einige Tropfen Tinctura thujae unter diejelben in die Haut. Nach einigen Tagen nimmt die Warze eine ſchwarzbraune Färbung an, welkt und ſtößt fih ab. Bei größeren Warzen kann die Wiederholung der Injektion er: forderli werden. („Medizin. Klinik“, 1909, Nr. 24, nach der „Münch. Tierärztl. Wochenſchrift“.)

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Ein neues Sterilifierungsverfahren. Dr. H. Conradi, Leiter der Königl. Bakteriologiihen Unterjuchungsanftalt in Neunkirchen, empfiehlt heißes DL als ficherites Sterilifierungsmittel zur Erzielung abjoluter Keimfreiheit. Ein Kochtopf oder Gterilifierapparat wird mit Saffa- Sejamöl, dem gewöhnlichen Speiſeöl, gefüllt. In da8 DI legt man die zu fterilifierenden Snftrumente.e Das Gefäß wird dann in der üblichen Weile erhist und binnen weniger Minuten erreiht man Qemperaturen von 200° ©. und darüber hinaus, eine Wärmeentwidlung, die zur ficheren Abtötung aller gegenwärtig befannten Sporenbildner ausreiht. Zur Ab⸗ fühlung genügt es vollitändig, den Kochtopf in ein größeres, mit faltem Waller gefüllted Gefäß Hineinzujtellen, um jofort nad) der Olfterilifierung die Inſtrumente benugen zu können. Das Seſamöl macht die Hand nicht Ihlüpfrig, jondern nur gejchmeidig. Der Verbraud) an DI tft gering und wenig koſtſpielig. Auch Bougies und Katheter lafjen ſich in angegebener Weile fterilifieren. („Deutiche Medizin. Wochenſchrift“, Nr. 23.)

Die japanifhen Militärärzte find neuerdings zur Erweiterung ihrer Ausbildung ftellenweije verpflichtet worden, in den Kajernen nicht nur die Militärperjonen, ſondern auch deren Familien in Krantheitsfällen zu be= handeln. Es iſt audy dafür gejorgt, daß der Preis für die Medilamente, Arzneien uſw. ſich nicht zu hoch ftellt. Falls ſich die Einrichtung bewährt, jol fie in allen Regimentern eingeführt werden. („Militär-Wochenblatt“.)

Tagesgelchichte.

Geh. Reg.⸗Rat Prof. Dr. med. et med. vet. h.c. Wilhelm Schü vollendete in geradezu jugendlidher körperlicher und geiftiger Friſche am 15. September 1909 jein 70. Lebensjahr. Er feierte den Tag, fern von Berlin, im engſten Familienkreiſe, doch erreichten ihn zahlreiche und ſehr ehrende Zujchriften und Telegramme. Weitere Ehrungen des hochverdienten Mannes jtehen bevor. Die aufrichtigiten Glückwünſche der Armeeveterinäre, welche ſämtlich feine Schüler find, begleiten den nun Giebzigjährigen an feinem Lebensabend.

Perfonalveränderungen.

Charatterverleihungen.

Der Charakter „Oberftabsveterinär” mit dem perjönlichen Rang der Näte 5. Klaſſe: Stabsveterinär Dahlenburg, im Feldart. Negt. Nr. 74.

Beförderungen. Bum Staböveterinär: Oberveterinär Herffurth, im Zeldart. Regt. Nr. 34.

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Bum OÖberveterinär: Die Unterveterinäre: Klein, im Drag. Regt. Nr. 1; PBamperin, im Ulan. Regt. Nr. 4; Gronow, im Drag. Regt. Nr. 12; Witte, im Leib-Garde-Hul. Regt.

Zum Unterveterinär:

Die Studierenden der Milttär-Veterinär-Alademie: Heinze, im Seldart. Regt. Nr. 62; Klempin, im 2. Öarde- Feldart. Regt.; Ohmke, im 2. GardesDrag. Regt. ſämtlich unter gleichzeitiger Kom⸗ mandierung auf 6 Monate zur Militär-Lehrichmiede Berlin.

In eine etat3mäßige Oberveterinärftelle eingerüdt: Die überetat3- mäßigen Oberveterinäre: Haaſe, im Feldart. Regt. Nr.56; Widel, im Feldart. Regt. Nr.1; Beuge, im Ulan. Regt. Nr. 4.

| Zugang. Oberveterinär Hellmuth, bisher zugeteilt dem Reichs-Marine-Amt, im 1. ®arde-Drag. Regt, die Oberveterinäre Münfterberg und

Smmendorff, bisher in der Schubtruppe für Südweftafrila, im Negt. Säger zu Pferde Nr. 1 bzw. Feldart. Regt. Nr. 10 wieder angejtellt.

Verſetzungen.

Die Oberveterinäre: Scheferling, im Drag. Regt. Nr. 16, zum Feldart. Regt. Nr. 46; Grötz, im Train-Bat. Nr.7, zum Huſ. Regt. Nr.7; Duill, im Feldart. Regt. Nr. 44, zum Train-Bat. Nr.7; Süßenbach, im Regt. Jäger zu Pferde Nr. 1, zum Ulan. Regt. Nr. 2; Gaude, im Feldart. Regt. Nr. 35, zum Jäger-Regt. zu Pferde Nr. 4; Zembſch, im Feldart. Regt. Nr. 71, zum Feldart. Regt. Nr. 35 lebtere beiden mit Wirkung vom 1. Oktober 1909.

Die Unterveterinäre: Gieſe, im 2. Garde-Feldart. Negt., zum Feldart. Negt. Nr. 76; Teipel, im Feldart. Regt. Nr. 76, zum Kür. Regt. Nr. 4; Wirk, im Huſ. Regt. Nr. 13, zum Feldart. Regt. Nr.54; Drews, im Feldart. Regt. Nr. 54, zum Yeldart. Regt. Nr. 44; Vieh: mann, im Feldart. Regt. Nr. 61, zum Huf. Negt. Nr. 13 leßtere beiden mit Ablauf ihre® Kommandos zur Milttär-Lehricehmiede Berlin.

Abgang.

DOberveterinär Mromwla, im Drag. Regt. Nr. 21, aus feiner bis-

herigen Dienſtſtelle ausgejchieden und dem Neich3-Marine-Amt überwiejen.

Oberveterinär Dr. Küthe, im Feldart. Negt. Nr. 46, auf Antrag ausgejchteden und zugleich al3 Oberveterinär des Beurlaubtenjtandes wieder angejtellt.

Auf ihr Geſuch mit Penfion in den Ruheſtand verjebt: Die Ober- veterinäre: Grüning, im Mlan. Regt. Nr.2; Laabs, im 1. Garde- Drag. Regt. i

Unterveterinär Witzki, im Kür. Negt. Nr. 4, zur Landwehr 1. Auf: gebot3 entlafjen.

Staböveterinär Eichert, im Feldart. Regt. Nr. 73, geitorben.

Dberveterinär Heuer, im Yeldart. Regt. Nr. 53, geftorben.

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Im Beurlaubtenfitand,

Charakterverleihungen. Der Charakter „Staböveterinär“: Oberveterinär a. D. Lüd (Bezirks⸗ fommando Soeft). Beförderungen. Zum Stab8veterinär:

Oberveterinär der Landwehr 1. AufgebotS Berner (Bezirkskommando Bartenftein); Uberveterinär der Landwehr 1. Aufgebot Sielaff und Oberveterinär der Reſerve Klute (beide vom Bezirkskommando III Berlin); Oberveterinär der Nejerve Vielhauer (Bezirkdfommando II Ham- burg); Oberveterinär der Landwehr 2. Aufgebot3 Schaible (Bezirlö- fommando Bruchſal); Oberveterinär der Landwehr 1. Aufgebots Heeſe (Bezirkskommando Neutomilchel); Oberveterinär der Landwehr 2. Auf: gebot3 Schuemader (Bezirkskommando Freiburg).

Zum Oberveterinär:

Die Unterveterinäre der Nejerve: Sebbel (Bezirksfommando Coes⸗ feld); Ledermann (Bezirkskommando III Berlin); Goedecke (Bezirlsfommando Hannover); Speer (Bezirköfommando II Breslau); Sommeı (Bezirksflommando Brandenburg a. = ); Schäffer Een I Mühlhauſen i. E.).

Abgang. - = Auf ihren Antrag der erbetene Abſchied bewilligt: Den Oberveteri⸗ nären der Landwehr: Altfeld (Bezirkstommando I Bodum); Haeder (Bezirkskommando Görliß).

Sachen.

Befürdert: Tierarzt Geisler, Alfiftent der auswärtigen Klinik der Tierärztl. Hochſchule Dresden, zum Leutnant der Reſerve im 12. Königl. Sächſ. Inf. Regt. Nr. 177.

Ernaunt: Unterveterinär Schierbrandt, vom Garde⸗Reiter-Regt., unterm 1. September 1909 zum Oberveterinär beim 6. Feldart. Regt. Nr. 68.

Verſetzt: Oberveterinär Gottleuber, vom 2. Ulan. Regt. Nr. 18, zum 2. Train-Bat. Nr. 19; Oberveterinär Dffermann, vom 6. Feldart. Negt. Nr. 68, zum 2. Ulan. Negt. Nr. 18.

Bayern.

Verſetzt: Dörfler, Oberveterinär im 9. Feldart. Negt., zum 2. Chev. Regt.

Abgang: Bertelmann, Oberbeterinär im 2. Chev. Negt., ge- ftorben.

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Huszeichnungen, Ernennungen uſw.

Berliehen: Der Preuß. Rote Adler-Drden 4. Klaſſe: Dem Korps- ftab3veterinär Bub, vom Generallommando des XIII. Armeekorps.

Der Breuß. Kronen-Drden 4. Klaſſe mit Schwertern am weißen Bande mit ſchwarzer Einfafjung: Dem Oberveterinär Ernſt Schmidt, im Feldart. Negt. Nr. 41; dem Oberveterinär Ernſt König, in der Katjerl. Schub: truppe für Südweſtafrika.

Der Preuß. Kronen-Orden 4. Klaſſe: Den Stabsveterinären: Ebertz, im Feldart. Regt. Nr. 76, Laabs, im Feldart. Regt. Nr. 66; Dr. Jakob, im Leib-Drag. Regt. Nr. 24; Oberſtabsveterinär Kalkoff, im Ulan. Regt. Nr. 19.

Die Landwehr-Dienftauszeihnung 1. Klaſſe: Tierarzt Griesbach in Lauenau.

Das Nitterkreuz 2. Klafje mit Schwertern des Großherzogl. Heil. Berbienftordens Philipps des Großmütigen: Dem Oberveterinär Karl Schmidt, im Ulan. Regt. Nr. 6.

Die 3. Stufe der 3. Klaſſe des Kaijerl. Chineſiſchen Ordens vom Doppelten Drachen: Dem Oberveterinär Günther, im Oſtaſiatiſchen Detachement.

Der Titel „Oberveterinärrat“: Landestierarzt, Veterinärrat Pirl⸗ Deſſau. |

Der Titel „Veterinärrat": Schlachthofdirektor DllmannsDefjau.

Ernannt: Obermedizinalrat Prof. Dr. Röder- Dresden zum ordent- lichen Mitglied der Königl. Sächſ. Kommiffion für das Veterinärweſen.

Zum Dr. med. vet. h. c. ſeitens der Tierärztl. Hochſchule Wien ernannt: Geh. Medizinalrat Dr. Johne-Kl. Sedlitz; Geh. Ober- regierungsrat Dr. Lydtin-Baden-Bader; Wirkt. K. K. Miniſterialrat im Aderbaumtnifterium Binder-Wten; K. K. Hofrat Sperf-Wien.

Zandestierarzt, Veterinärafjefjor Dr. Lungershaufen-Koburg zum Herzogl. Hoftierarzt.

Bezirkstierarzt Henneberg-Walterdhaufen zum Veterinäraſſeſſor.

Bezirkätierarzt Stautner-Stadtamhof zum Regierungs⸗ und Bete- rinärrat der Oberpfalz.

Sanitätötierarzt Dr. Böhm - Nürnberg zum Borftand der Königl. Hufbeichlagichule daſelbſt.

Amtstierarzt Dr. Weber, Aſſiſtent an der Tierärztl. Hochſchule Dresden, zum Hilfsarbeiter im Inſtitut für Tierzucht mit Raſſeſtall daſelbſt.

Dr. Spiecker-Barmen zum Aſſiſtenten am Anatom. Inſtitut der Univerſität Bonn.

Bomhard-Ansbach zum Aſſiſtenten des Zuchtverbandes in Schwein- furt (Unterfranten). | |

Zum Kreistierarzt: Ettrich-Lauban ebenda (komm.); Kindler: Habelihwerdt ebenda (defin.)

Zum Bezirkötierarzt: Diſtriktstierarzt Bauer-Dettelbad) in Grafenau. | Zum Oberamtätierarzt: Stadttierarzt Dr. Schweilert: Pfullingen in Schorndorf.

Zum Schlachthofdirektor: Stadttierarzt Dr. Duntel-Stendal ebenda.

Zum Schlachthoftierarzt: Dr. Jungklaus-Plauen i. V. in Sprottau; Dr. Schmidt-Limbach in Kiel; Dr. Baum-Frankfurt a. M. in München.

Zum Schlachthofaſſiſtenztierarzt: Peitzſchke-Leipzig-Lindenau in Gera.

Zum Tierarzt der jtädt. Fleiſchbeſchau: Bolle-Oberurjel (defin.).

Zum Boltzeitterarzt: Zeh: Schwabmünchen in Hamburg.

Zum GStadttierarzt und Schlachthofverwalter: Seiderer-Rojenheim (defin.); Walter-Weikersheim in Heidenheim.

Zum GStadttierarzt: Dr. Koch-Apolda in Plauen i. V.

Zum Örenztierarzt: Dr. Fries-Lahr in Bafel (Schweiz).

Zum Freistierarztaffiitenten: Dr. Stadie-Brieg in Illowo.

Niedergelafien, verzogen: Dr. Zambardt in Unna; Lifka in Dirſchau; Taſt in Emddetten; Wilden in Fiddichow; Holl- ftein in Zudenwalde; Breitung in Schönwalde; Dr. Davis in Pojen; Dr. Feldhus in Zwiſchenahn; Dr. Hänel in Meißen; Heindel in Flachslanden; Dr. Klee in Langenſteinbach; Schmidt in Brandenburg; Maliszewski in Rehden; Dramehn in Alt- mittweida; Murawski in Woldegk; Schmeller in Markt Ober- dorf; Hauber in Dorfen.

Dr. Kregenow - Albersdorf nah Zellingitedtt; Dr. Albert- Chemnig nad Landsberg a. W.; Dr. Buſchmann-Hochfelden als Vertreter nad) Sorau; Daujel:Schönfeld nad) Bunzlau; Frante- Ranis nach Dreßden; Dr. Ehinger- Bad Kiſſingen nad) Brannen- burg; Gräfingfchulte- Hannover nad Einbed; Köhler- Borna als Vertreter nad) Frauenſtein; Henner- Hannover nad) Dortmund; KRollmeyer- Hannover nah Zimmern; Malade- Spremberg nad) Slowig; Meyer:Berlin als Vertreter nah Deflau; Sommer- Fiddichow nah Bahn; Örucza-Wiedenjahl nad) Dresden; Kühne- Brome nad) <ügumtlofter; Bterold- Reichenbach als Vertreter nad) Netzſchkau; Dr. Mebger:- Straßburg nach Neubreifah; Dr. Reh: berg-Gnoien al3 Vertreter nach Teterow; Dr. Rode Öeljenfirchen als Vertreter nah Scheefjel; Biermann Hafelünne nad) Hoyer; Dr. Bartel-Soldin ald Aſſiſtent nach Fürjtenwalde; Friedmann Bühl als Vertreter nah Renchen; Händel-Gerabronn nad) Pafing; Hofmiller-Lautingen nad) Schweßingen;: Webel- Hoffenheim als Bertreter nach Langenbrüden; Aberle- Salem nad Furtwangen; Frank-Stuttgart nah Schwäbiſch-Hall; Frankfe- Saalfeld als Freis- tierärztlicder Aſſiſtent nach Ranis; Gänßbauer-Lorch nah Weilers- heim; Saeger:Stettin nad) Lord; Dr. Zänide-Dresden nad) Gohriſch; Knieling-Leubnitz als bezirkstierärztlicher Affiftent nad) Großenhain; Küfter- Martenftein nach Bleicherode;— Kühnert-Laufcha nah) Pirna; Dr. Roothaar-Rammelsbach ald Vertreter nach Uehlingen; Dr. Marquordt=- Bodenem nah Debisfelde; Dr. Pommerich- Dreslau nach Bentihen; Rupp - Stuttgart nah M.-Gladbad; Dr. Sauter-Sulzfeld als Affiftent nach Heidelberg; Dr. Scheben- Bad Nauheim, Regterungstierarzt für Deutſch-Südweſtafrika, nad Köln; Wetzel-Stuttgart nach Hoffenheim; Brilling:Pilihomo als

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Bertreter nach Baldenburg; Körber: Münden nah Bafing; Neus meyer-Köfering nad) Euerdorf; Schaflitzel-Hof nah Mittelitetten.

Verſetzt: Diftriktstierarzt Schweinhuber-Flachslanden als ſolcher nad Dettelbach; Kreistierarzt Zſchernitz-Homberg als ſolcher nad) Herzberg; Bezirkstierarzt Witzell-Scheinfeld als ſolcher nad) Sont⸗ hofen; Diſtriktstierarzt Schad-Riedenburg als ſolcher nach Höchſtädt.

In den Ruheſtand verſetzt: Kreistierarzt Krickendt-Darkehmen; Veterinärrat, Departementstierarzt Johow-Minden; Veterinärrat, Kreisſtierarzt Gabbey-Pleß; Schlachthofinſpektor Rudloff⸗Sprottau; Bezirkstierarzt Thomas-Ludwigshafen unter Verleihung des Michaels⸗ Ordens 4. Klaſſe; Kreisveterinärarzt Dr. Erb nich-Erbach.

Dr. Peters, 2. Kreisveterinärarzt in Mainz, anläßlich ſeiner Er— wählung zum Schlachthofdirektor daſelbſt auf Anſuchen aus dem Staats⸗ dienſt entlaſſen.

Approbiert: In Berlin: Meyer-Apelern; Lentz-Kolmar i. P.; Bleiſch-Breslau; Mielke-Hoch-Gielgudyſchken; Gerke-Allendorf; Kuſchel-Tarnau; Klempin-Schleuſenau; Ohmke-Spandau; Buſch— Hannover; Goertz-Braunsberg; Heinze-Bernſtadt; Feldmann-Rödder; Frommer-Wisborinen; Weber-Berlin; Meder-Tangermünde.

In Gießen: Libon-Breslau; Weiſe-Grabdorf; Hartmann— Augsburg.

In Dresden: Bruning-Heide; Eqpiſt-Karjalohja (Finnland); Krogh-Horſt; Bollinger: Regensburg; Schiegel-Naundorf; Taufend- pfund-Andbad).

In Hannover: Oräfingichulte- Dfterflierid; Heuner- Linden: horſt; Gehne-Schleuß; Kollmeyer-ErpensTimmern,; Kreuder- Kirch: beim; Lenzmann⸗-Wickede; Steibing-St. Blafien; Zagermann=- Sonn: walde,

| Promoviert: Zum Dr. med. vet.: In Gießen: Fieweger-Cöthen; Holzapfel: Grünberg; Klein, Ajfiitent an der Tierärztl. Hochſchule Han= noder; Köfter- Köln; Lange- Hannover; Magnufjen- Auguftenburg; Schmidt-Gießen; Schüttler - Welleringhaufen; Schwartz-Gießen; Tang-Düſſeldorf; Zifterer-Grünftadt; Unterveterinär Dornis-Poſen, Seldart. Regt. Nr. 20; Unterveterinär Edert-Militih, Ulan. Regt. Nr. 1; Feldhus-Weſterſtede; Gruttner- Hamburg; Harms-Güſtrow; LVehr- Leſſe; Schlenker- Schwenningen; Stuben- Krempe; Tapten = Varel; Böhler: Öteßen; Ohly-Gießen.

In Leipzig: Begeng:Loflen; Blumenfeld-Salzlotten,; Veterinär- rat, Bezirlstierarzt Buchher- Löbau; Kohlitod-Schöppenftedt; Mafur- Ahrensböck; Schlachthofinſpektor Minklaff-Annaberg; Mödel: Blauen; Schuger- Berlin; Schlahthofdireltor Zichode- Plauen; Buttmann- Hannover; Gronnidel- Hannover; Öuftine- Berlin; Hatded-Gteßen, Ajliitent an der medizin. Veterinär: Klinil; Schmid - Stuttgart; Wed- Panfron. |

In Zürich: Brüdner-Schneeberg.

480

In Bern: Bezirkstierarzt Behm-Gnoien; Weißer - St. Georgen; Oberveterinär Laabs, Kür. Regt. von Driefen; Degentolb- Berlin; Kreistierarzt Sch öttler-- -Ohendorf; Schwarz- Peine; Qucad- Fulda; Kreißveterinärarzt Brücher-Erbach; Oberveterinär a. D. Ließ - Berlin; Kreistierarzt Ratjer-St. Goar; Kemnes- Wittlich; Node» Geljenfirchen; Kreistierarzt Frande- Köln; Amtötierarzt Krudemig- Cloppenburg; Nuft- Heiligenftadt; Qenze-Dtterndorf; Schlachthoftierarzt Rolle-Ober- haufen; Bezirkstierarzt VBaeth- Heidelberg; Schlahthofdireftor Lange» Neheim; Oberveterinär Huber, Ulan. Negt. Nr. 19; Kreistierarzt Dfter- mann» Haford; Städt. Tierarzt Molthof-Hohenſchönhauſen.

Bum Dr. phil.: In Leipzig: Baehr- Hilden; Born-Tegel.

Das Eramen als beamteter Tierarzt haben bejtanden: In Preußen: Schlachthoftierarzt Brandt- Hannover; Dr. Freitag: Fort; Gaſſe— Berlin; Schladhthoftierarzt Koch = Magdeburg; Lenz-Plaue; Meuch— Trendelburg; Prümm-Niedermendig; Schlachthoftierarzt Dr. Schirop- * Landöberg a. W.; Schröder, Afiftent an der Tierärztl. Hochſchule Han- noder; Dr. Seibel, Repetitor an der Tierärztl. Hochſchule Berlin; Taſt⸗ Rette; Stadttierarzt Dr. Bolmer-Ofchersfeben; Dr. Bweiger- Hamburg, PVolizeitierarzt.

Sn Sadfen: Dr. Poppe, wiſſenſchaftl. Hilfsarbeiter im Katferl. Geſundheitsamt, Berlin; Dr. Kierjig, I. Aſſiſtent am Balteriolog. Inſtitut für Tierfeuchen, Kiel; Heder- Leipzig; Oberveterinär Schindler, kom⸗ mandiert an die Chirurg. Klinik der Tierärztl. Hochſchule Dresden.

Geſtorben: PVeterinärrat, Kreistierarzt Franzen burg-Apenrade; Zeniecki-Dirſchau; Bezirkstierarzt a. D. Dr. Flemming-Lübz; Hornthal-Kaſſel; Städt. Tierarzt Arnoldt-Oberurſel; Baufer- Dockenhuden; Stadttierarzt Dietrich: Bietigheim; Kraft-⸗Oelsnitz; Hartwig-Rheindahlen; Heuer, Oberveterinär im Feldart. Regt. Nr. 53, Hohenſalza; Kreistierarzt Veterinärrat Franzenburg-Apen⸗ rade; Stabsveterinär Eichert, im Feldart. Regt. Nr. 73, Allenſtein.

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Gedrudt in der Königl. Hofbuhdruderei von E&.S.Mittler& Sohn, Berlin SWes, Kochſtraße 68— 71.

21. Jahrg. Aovember 1909. 11. Heſt.

Beitfchrift für Veterinürkunde

mit befonderer Berückſichtigung der Hygiene. Organ für die Weterinäre der Armee. Nedakteur: Oberftabsveterinär A. Chriftiani.

Erſcheint monatli einmal in der Etärle von etwa 3 Bogen 8%. Abonnementspreis jährlich 12 Marl Preis einer einzelnen Nummer 150 Marl. Beitellungen nehmen alle Buchhandlungen an. Inſerate werden die geipaltene Betitzeile mit 80 Pfennig berechnet.

Ein Fall von Plaftenepithelkrebs am Unterkiefer des Pferdes.

Bon Oberveterinär Jähnichen.

Während früher angenommen wurde, daß Karnivoren Häufig, Herbivoren jo gut wie gar nicht an Karzinom erkranken, hat fih in neuerer Zeit diefe Anfiht als irrig herausgeftellt. Dean hat gefunden, daß auch die Pflanzenfreffer an Karzinom (allerdings noch häufiger an Sarkom) erkranken, und daß hauptjählich Ältere oder wenigſtens er- wachſene Xiere betroffen werden. Was das Vorkommen von Karzinomen fpeziefl bei Pferden anbelangt, jo geben die nachſtehenden ftatiftiichen An- gaben hierüber Auskunft.

Nah den von Schütz im Jahre 1902 veröffentlichten Beobachtungen wurden unter 126 776 (in einem Beitraume von 12 Jahren) unterſuchten Pferden 58 Krebsfälle ermittelt. Mithin Tommen auf 10 000 Pferde vier Krebsfälle.. Bon diefen 58 beobachteten Krebsfällen famen 48 auf die äußere Dede, 7 auf Vagina und Uterus, 3 auf die großen Kopf- höblen. In 18 Jahren wurden 3877 Pferde obduziert, von welden 6 Stüd 0,15 Prozent mit Krebs behaftet waren. yn der Literatur werden nad einer flüchtigen Zufammenftellung 245 Krebsfälle beim Pferde bejhrieben. Bei der Verteilung nah dem Primärkrebs entfallen von dieſen 86 auf die äußere Dede (35 Prozent), 65 auf den Urogenital- apparat (26,5 Prozent), 25 auf den Digeftionsapparat (10,2 Prozent) und 69 auf den Nejpirationsapparat (35,1 Prozent).

Auch Caſper ftellte feit, daß beim Pferde das Karzinom durdaus feine Seltenheit ift; 3. B. operierte Fröhner im Laufe eines Jahres AT Pferde wegen Tumoren, von denen 3 Pferde = 6 Prozent an Kar⸗ zinom erkrankt waren, und Johne fonftatierte im Kaufe von 16 Jahren bei 128 mit Neubildungen behafteten Pferden 23 22 Prozent Karzinome.

Bezüglich des Vorfommens von Karzinomen am Kopfe des Pferdes wäre zu erwähnen, daß nach den Berichten über das Veterinärweſen im Königreich Sachſen im Pathologifhen Inſtitut der Tierärztlichen Hod- ihule zu Dresden in den legten 10 Jahren fünf derartige Krebsfälle beobadhtet und unterfuht worden find, und zwar im Jahre 1899 drei Fälle, 1904 ein Fall und 1906 nod ein all.

Zeitichr. f. Veterinärkunde. 1909. 11. Heft. 31

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Nach einer von Kärnbach aufgejtellten Statiftif find in den Kliniken der Tierärztlihen Hochſchule zu Berlin in den Jahren 1885 bis 1900 5 Rarzinome der Nafenhöhle 8 Karzinome der Oberkieferhöhle und 3 Rarzinome der Stirn und Nafenhöhle, zufammen 16 Karzinome be- obachtet worden.

Als Präpdilektionsftellen für Krebserkrankungen am Kopfe des Pferdes find die Kieferhöhlen, die Konjunftiva und die Lymphdrüſen zu nennen. So waren 3. B. in den obigen, in den Berichten über das Veterinär: weien im Königreich Sachſen angeführten fünf Yällen durchgängig die Kieferhöhlen erkrankt, und bei 27 von Caſper beobachteten Karzinomen betrafen 3 = 11 Prozent die Kieferhöhlen. Ferner beſchreibt Fröhner in den Monatsheften für Zierheilfunde zwei Fälle von BPlattenepithel- frebs am Oberkiefer des Pferdes; in dem einen Yalle hatte das Karzi- nom, von einer Zahnalveole ausgehend, im anderen alle vom harten Gaumen ausgehend, fefundär die Kieferhöhle ergriffen. Weiterhin wird ein Karzinom der Stirnhöhle, welches in die Oberfiefer- und Schädel— höhle vorgedrungen war, im preußifhen Militärrapport des Jahres 1888 mitgeteilt. Weiter ſchildert Poppe in feiner Inaugural-Diſſertation zwei Fälle von Plattenepithelkrebs am dritten Augenlide des Pferdes; Sröhner und Möller bejhreiben je einen folden Fall. Caſper teilt einen Yall von primärem Karzinom der fubmarillaren und retropharyn- aealen Lymphdrüſen mit, Hinrichſen einen Fall von primär Frebfiger Erfranfung (Carcivoma medullare) der Lymphdrüſen des Kopfes mit Metaftafenbildung in der Leber und in den Nieren. Vom Zahnfleiſch der oberen Scneidezähne eines 15 Yahre alten Pferdes ging ein Kar: zinom aus, weldes Dammann kliniſch und anatomifch bejchreibt, aber unter dem Namen Zylinderepithelcancro:d, während es fih nah Caſpers Anfiht um ein echtes Plattenepithelfarzinom gehandelt hat, wie dies der Sit des Karzinoms und die Form der Epithelien ergab.

Da ih über das Vorkommen von Karzinomen am Unterkiefer des Pferdes in der mir zugänglichen Literatur feine Angaben gefunden habe, jo mödte ih nicht unterlaffen, einen von mir in jeinen kliniſchen und pathologiſch-anatomiſchen Erſcheinungen beobadteten Fall von Platten: epithelfreb8 am Unterkiefer des Pferdes zu bejchreiben.

Anfang Januar d. Is. wurde ih zu einem Pferde gerufen, das nah dem Vorbericht des Befiters feit etwa 14 Tagen ſchlecht fraß und ftarf abmagerte. Das Pferd war ein 14 Jahre alter Fuchs-Wallach hannoverihen Schlages und wurde zum Neitdienft benugt. Es war ein großes, 170 cm hohes, ſtarkknochiges Tier, aber hochgradig abgemagert und fehr matt. Das Tier ftand teilnahmlos mit gejenktem Kopfe vor feiner Krippe, in welder nod faſt der ganze gejchüttete Hafer, mit Speichel jtarf durdtränft, lag; fein Gang war matt und jchleppend, das Haarkleid lang, ftruppig und glanzlos. Die Hauttemperatur war über die Körperoberflähe gleihmäßig verteilt. An der rechten Seite des Kehlkopfes befand fich eine etwa hühmereigroße, höderige, nicht jchmerz- hafte und nicht vermehrt warme Geſchwulſt von Fnorpeliger Konfiftenz, aus der fih durd einen etwa 3 cm tiefen, federkielftarten, von wall artigen Granulationen umgebenen Fiſtelkanal ein gelber, rahmartiger,

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übelriehender Eiter entleerte. Die Geſchwulſt war auf ihrer Unterlage nit verſchiebbar, desgleihen nicht die fie bededende Haut. Der rechte Maſſeter war ödematös angejhwollen, teigig, Fingereindrücke erleidend . und nicht fchmerzhaft. Die Konjunktiven und die Mauljchleimhaut waren abnorm blaß, mit einem leichten Stich ins gelblide. Die Nafenfchleim- haut war leicht gerötet, ohne Wunden, Geſchwüre oder Narben. Zeit: weilig war ein rechtsfeitiger, mehr oder weniger ftarfer, leicht graumeiß gefärbter, trüber, fadenziehender und übelriehender Nafenausfluß zu be— merken. Die Zahl der Bulfe betrug 40, der Puls war gleihmäßig, regelmäßig und von mittlerer Stärke, die Arterie war mäßig geipannt. Der Herzftoß war nicht ſichtbar und nur ſchwach fühlbar, die Perkufjion ergab in der Gegend des unteren Drittels des Herzens einen dumpfen, leeren Schall, die Ausfultation ergab reine Herztöne. Herzgeräuſche fehlten. Die Temperatur betrug 38,0° C. Die Zahl ver Atemzüge war 16 in der Minute. Die Atmungsbewegung war rhythmiſch, die Intenſität etwas oberflählid, der Typus cofto-abdominal. Abnorme Atmungsgeräufhe waren nicht wahrnehmbar. Die ausgeatmete Luft war nicht höher temperiert, befaß aber einen fühlich-fauligen Geruch. Aus« fultation und Perkuſſion des Thorax ergaben einen normalen Befund. Die Getränfaufnahme war gut, die aufgenommene Waffermenge aber war gering, täglih faum 10 Liter. Die Futteraufnahme war fehr mangelhaft. Das Körnerfutter konnte nur ſchwierig erfaßt werden, der Kauaft war unvollfommen. Das NRaubfutter wurde im Maule nur bin= und bergefnäult und nad einiger Zeit wieder fallen gelafjen, ein Abſchlucken war unmöglid. Die Maulfpalte fonnte bloß ungefähr drei Singer breit geöffnet werden, es entjtrömte ihr ein intenfiver, ſüßlich— fauliger Geruch, ähnlih dem fariöjer Zähne. Ein Ableuchten und Ab— taften der Zähne konnte nur unter Schwierigkeiten vorgenommen werden, ergab aber feinerlei Franfhafte Veränderungen. Der Dinterleib war ftart aufgeſchürzt. Der Kotabjag erfolgte jehr fpärlih (in Zwiſchen— räumen von 1 bis 2 Tagen) und in geringen Mengen. Der Kot war fejt, Elein geballt, mit Schleim überzogen, von widerlich fauligem Geruch und ſauer reagierend. Unverdaute Haferkörner fanden fih in Mengen im Kote. Der Harnabjag jollte nah dem Berichte des Pferdewärters gleichfalls felten und nur in kleinen Mengen erfolgen. Die eingeleitete Behandlung war eine rein fymptomatiihe. Die Gefhmulit am Kehlkopf wurde mit Dleum Lauri eingerieben; ferner wurde ein SKehllappen an= gelegt und mit Leinſamen gebäht. Der Filtelfanal wurde gefpalten, mit dem ſcharfen Löffel ausgefragt und mit desinfizierenden Ausfpülungen behandelt. Ferner wurden besinfizierende und adjtringierende Aus- jpülungen der Maulhöhle vorgenommen. Endlich wurde künſtliches Karlsbaderſalz in den gebräuchlichen Dofen gegeben. Als Futter wurde Noggenkleie mit gequetichtem Hafer und Fleingefchnittenen Mohrrüben gereicht und vom Pferde aud verhältnismäßig gut aufgenommen. Im Laufe der nächſten Wochen bildeten ſich im Kehlgange, zunächſt rechts⸗ ſeitig und dann auch linksſeitig, und weiterhin auf dem Maſſeter, un— gefähr 20 verſchieden große Abſzeſſe, aus denen ſich teils der oben be— ſchriebene Eiter, teils eine honiggelbe, klare, fadenziehende, teils endlich

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eine dunkelblutige Flüffigleit entleertee Xrog ausgiebigen Spaltens und fleißiger, desinfizierender Ausſpülungen zeigten dieſe Abſzeſſe feinerlei Neigung zur Ausheilung, fondern eiterten andauernd weiter. Ferner trat der oben befhriebene Nafenausfluß in größeren Mengen auf und wurde unter heftigen Huftenftößen entleert. Ein mit dem aus einem frifh gefpaltenen Abſzeß entleerten Eiter geimpftes männliches Meer- ſchweinchen zeigte bis zu feinem nah 6 Woden an Magendarmfatarrh erfolgten Zode weder an der Sympfitelle noch an anderen Organen irgendwelde Frankhaften Veränderungen. Zum Zwede der Vornahme der Agglutinationsprobe wurde ein Quantum Ylutjerum entnommen und an das Pathologiſche Anftitut der Tierärztlichen Hochſchule zu Dresden eingefhidt. Die Agglutinationsprüfung des Serums gegenüber dem Rotzbazillus bat nach einer, mir von feiten des Herrn Medizinalrats Prof. Dr. Joeſt zugegangenen Mitteilung, in den üblichen Verdünnungen von 1:100 aufwärts makroſkopiſch feine Agglutination ergeben, mikro— jfopifh wurde beginnende Agglutination in der Verdünnung 1: 100 feſtgeſtellt. Gegen Ende der Krankheit wurde die Yutteraufnahme immer ſchlechter, der fütide Geruh aus Maul und Fifteln immer ftärfer, ein zäher, übelriehender Speichel floß in langen Strähnen aus dem Maule; das Tier magerte zum Stelett ab und wurde hochgradig Tachektifch. Am 1. Februar ftürzte das Tier, nachdem es erſt noch einen fleinen Teil jeines Morgenfutters gefreffen, plöglid zufammen und vermochte auch nicht fich wieder zu erheben. Die Temperatur betrug 36,5° C, die Zahl der Ateınzüge 28, die der Pulje 72. Am nädjten Zage ftellten ſich Raufrämpfe ein, und am 3. Februar morgens verendete das Pferd unter den Erſcheinungen hochgradiger Herzſchwäche.

Obduktionsbefund.

Sehr ſchlechter Ernährungszuſtand des Kadavers. Totenſtarre iſt nicht allgemein eingetreten. Im Kehlgange und auf der rechten Backe etwa zwanzig 1 bis 3 cm große Schnittöffnungen, von unregelmäßigen und teilweiſe zerriſſenen, mißfarbigen Granulationen wallartig umgeben. Sonſt Körperoberfläche und natürliche Körperöffnungen ohne Sonder heiten. Im freien Raume der Bauchhöhle drei Taſſenköpfe voll einer bernfteingelben Flüffigfeit. Lage des Darms normal, fein Ausfehen blaßgrau. Grimm- und Blinddarm mit breiigen Inhaltsmaſſen mäßig ſtark gefüllt, Xeerdarm zufammengezogen. Leerdarmſchleimhaut geſchwollen, graugelb gefärbt, mit zähem, glafigem Schleim bededt, bildet zahlreiche Querfalten. Yollifel der Peyerſchen Haufen größtenteils ausgefallen. Schleimhaut des Blind- und Grimmdarms graugelb, ohne Sonderbeiten. Fundusdrüſengegend der Magenichleimhaut mit dider, zäher, nicht ab- jpülbarer Schleimſchicht bededt, Schleimhaut darunter hügelig und braun gefledt. Milz etwas vergrößert, Ränder abgerundet, Pulpa dunfel- Ihwarzrot, ſchmierig. Nieren fehr blutreih. Leber etwas vergrößert, Ränder abgerundet. Auf der vorderen Fläche der Leberkapſel viele derbe, jehnige, zottenförmige Anhängfel und marfftüdgroße, graumeiße, undurch⸗ fihtige Flecken. Leberparenchym dunfeldraunrot, jehr blutreih. In Pleurajfäden eine Kleine Menge einer gelbroten Ylüffigkeit. Lungen

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elaſtiſch, lufthaltig, dunkelblaurot, auf der Schnittfläche reichlich eine blutig⸗ſchaumige Flüſſigkeit entleerend. Im Derzbeutel etwa 150 g einer rötlih gefärbten Flüſſigkeit. Herz vergrößert, ſchlaff, fpedige Ylut- gerinnjel enthaltend. Auf dem BZahnfleifhe am dorfalen Rande des teten Unterkiefers, hinter Ms, jitt eine etwa hühnereigroße, fnollige, etwas gelappte, ftarf prominierende Neubildung von weicher KRonfijtenz und ſchmutzig⸗graublauer Farbe. Ihre Oberfläche ift mit ſchmierigen, nekrotiſchen, übelriechenden Maſſen bedeckt. Dieſe Neubildung hat in einem, etwa zwei Finger breiten, vielfach veräſtelten Strange den ganzen unterkiefer durchwuchert und am ventralen Rande durchbrochen. Die ſubmaxillaren Lymphdrüſen find zu fauſtgroßen Paketen vergrößert, auf der Schnittfläche teils derb grauſpeckig, von lappigem Bau, teils eiterig eingeſchmolzen und größere und kleinere Hohlräume bildend Weitere Metaſtaſen konnten nicht nachgewieſen werden. Die Maulſchleimhaut iſt an der Stelle, wo ſich die Neubildung befindet, in handtellergroßer Ausdehnung mit grauen, ſchmierigen, zum Teil in Fetzen herabhängenden, nekrotiſchen Maſſen bedeckt. Zahnanomalien konnten nicht nach— gewieſen werden. | Im Bathologifhen Inſtitut der Zierärztlihen Hochſchule zu Dresden, dem ih den Unterkiefer eingefchidt, wurde die weitere mifro- jfopifhde Unterfuhung vorgenommen, und verdanfe ih der Liebens— würdigfeit des Herrn MedizinalratS Prof. Dr. Joeſt nachfolgende An- ‚gaben: Die Neubildung repräjentierte fih als ein typifches Platten- epithelfarzinom, nur fand fih an Stelle des gewöhnlich zwiſchen den Krebszellneftern Tiegenden Bindegewebe in diefem alle Sarkomgewebe vor, es handelte fi alfo um ein jogenanntes Carcinoma sarcomatodes3.

Literatur.

. Berichte über das Veterinärweſen im Königreich Sachſen. Jahrg. 1898—1907 . Sajper: Pathologie der Geſchwülſte bei Tieren. . Caſper: Karzinom der retropharyngealen und jubmarillaren Lymphdrüſen. „Archiv für Tierheilkunde“, Bd. 19, S. 14. Dammann: Ein Bylinderepithelcancroid. „Magazin für Tierheillunde”, Bd. XXXI. Fröhner: Vorkommen der Karzinonıe bei Pferden. „Monatähefte für Tier: beilfunde”, Bd. VIIL. Sröhner: Blattencpithelfrebs 2 la des Pferdes. „Monatähefte für Tierheilfunde”, Bd. IX., . Sröhner: Karzinom des Saimens und der Oberfieferhöhle. „Monats: befte für Tierheilkunde“, Bd. IX., Heft 1 . Hinrihfen: Zwei Fälle von —— beim Pferd. „Deutſche Tier⸗ ärztliche Wochenſchrift“, 1897, ©. 391. 5 on Die Neubildungen der Najenhöhle und der Nafennebenhöhlen des

Pferdes . Möller: Cancroid des Blinzinorpel3 beim Pferde. „Lehrbuch der Augen: beilfunde”. Poppe: Zwei Fälle von Plattenepithellreb3 am dritten Augenlide des Pferdes. Snaugural:Difiertation.

Schütz: Über das Vorkommen des Karzinoms bei Tieren. „Deutfche Medi: zinifhe Wochenschrift”, Jahrg. XXVIL., Nr. 31. . Zeitfchrift für Veterinärkunde, Jahrg. 1900—1908.

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Ofteomalarie des Zferdes. Bon Oberveterinär Jähnichen. (Mit 1 Abbildung.)

Zur Vermehrung der Kafuiftif der Ofteomalacie müchte ich nach— jtehend einen furzen Bericht über einen von mir beobadteten Fall geben.

Am bäufigiten fommt die Ofteomalacie beim Rinde, ſodann aud) bei Schafen, Ziegen und Schweinen vor; am feltenften ift fie beim Pferde, wie denn aud über ihr Vorkommen beim Pferde fih nur wenige An— gaben in der Literatur vorfinden.

Elliot berichtet, daß die Ofteomalacie in gewiffen Gegenden Nord: amerifas und in den Küftenländern Auftraliens häufig auftritt, und daß befonders im Often der Inſel Hamwai, der fehr feucht ijt und einen jährlihen NRegenfall von 150 Zoll befitt, die Pferdezucht fait gänzlich aufgegeben worden ift, weil faft alle gezogenen Fohlen der Krankheit verfallen, ehe fie die Volljährigkeit erreicht haben.

Hentric ſchildert einen Fall, welcher einen 5 jährigen, edel gezogenen Oldenburger Wallad betraf. Das fehwererfranfte Tier wurde durch geeignete Behandlung wieder dienftbraudbar, mußte aber nah 4 Wochen infolge eingetretener Nezidive als unheilbar und des Futters unwert, ausgemuftert und getötet werden.

Nach den Angaben von Courtial und Carougean ſoll die Krant- heit in Frankreich häufig vorkommen und ausjchlieglih Ziere betreffen, die lange Zeit vorwiegend mit Kleie oder mit Mehlabfällen gefüttert worden find. Sie beſchreiben jpeziell einen Fall, bei welchem das Pferd jett mehreren Monaten lahmte, abmagerte, ſchwach wurde und [chließlich getötet werden mußte.

Auch die von Ziemann geſchilderte, fogenannte „Kieferkrankheit“ der Pferde und Maultiere in Kamerun muß als Ofteomalacie mit lofali- fiertem Auftreten am Kopfe, wie fie nicht felten auch bei uns auftritt, angejehen werden.

Ferner beobachtete Gutknecht Oſteomalacie bei einem Pferde, weldes im Anſchluß an die Bruftjeude an einem chroniſchen Magen⸗ darmkatarrh litt. Patient wurde matt, zeigte nacheinander Gelenf- erkrankungen verjchiedenjter Art und befundete auffallend abnorme Ge— Lüfte, indem er Bandagen, Stüde vom Woilah ufw. verzehrte. Im weiteren Verlauf traten Auftreibungen am Oberkiefer und an den Rippen auf. Da eine Therapie erfolglos war, wurde das Tier getötet.

Die Ätiologie der Krankheit ift noch keineswegs aufgeklärt. Während die einen einen Mangel an Kalkſalzen, oder einen überſchuß an Milch— jäure, oder entzündliche Affektionen des Knochengewebes als Urſache ber zeichnen, führen andere die Entjtehung der Krankheit auf eine fpezifijche Infektion zurüd.

In dem von mir beobadteten Falle war der Patient ein 7 jähriger, 157 em hober, oftpreußiiher Fuchs-Wallach, gezogen vom „&lobus“ (Snfterburg) aus einer unbekannten oftpreußiichen Stute. Das Pferd hatte jhon bei feiner 1906 erfolgten Einjtellung als Remonte einen jehr klammerigen, ftacheligen Gang. Es war häufig und längere Zeit

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hindurch ſowohl rechts- als auch linksfeitig ſchulterlahm. Der Yutter- zuftand war wechſelnd, bald war das Tier gut genährt, bald magerte e8 ohne erkennbare Urſachen in furzer Zeit rapid ab. Aus diejen Gründen Tonnte e8 nur wenig zum Neitdienft benugt werden, es wurde nur ab und zu longiert, meift aber ließ man es frei auf der Koppel herums laufen. Am 11. Mai d. Is. hatte das Pferd unter dem Standbaume gelegen und war beim Verſuche, hochzukommen, ſchwer lahm geworden. Das Tier ſchwankte beim Gehen erheblich mit der Nahhand und fonnte vorzüglich den rechten Hinterjchenfel, der bald ftarf gebeugt, bald über: mäßig geftredt gehalten wurde, überhaupt nicht mehr belaften. “Das Aufſtehen erfolgte nah Art der Ninder, indem das Pferd erjt vorn Iniete, dann mit Mühe die Nachhand hochſtellte und danach fi vorn völlig erhob. Krankhafte Veränderungen der Gelenke konnten, mit Aus- nahme des rechten Kniegelenks, welches etwas ftärfer gefüllt war, nicht fejtgejtellt werden. Die Haut auf der rechten Kruppe war gegen Nadel- jtihe wenig empfindlid, auch trat bier nach furzer Zeit erheblicher Muskelſchwund auf. Eine Unterfuhung des Bedens vom Maſtdarme aus ergab ein negatives Refultat. Auf beiden Augen waren die Bupillen übermäßig erweitert. AWugenbindehäute und Mauljchleimhaut waren gelblich verfärbt. Die Futter und Getränfaufnahme war mangelhaft, der Kotabjag war verzögert, mitunter einen Tag völlig ausjegend, der Kot war fejt, Hein geballt, mit Schleim überzogen, jauer veagierend. Der Harnabfag erfolgte gleichfall3 verzögert und in geringen Mengen; der Harn jelbft zeigte außer fauerer Reaktion feine frankhaften Ver: änderungen. ‘Die mikroſkopiſche Ylutunterfuhung ergab einen normalen Befund. Die Temperatur betrug 38,3° 0, die Zahl der Pulje 60, die der Atemzüge 19. Nah ungefähr 14 Tagen, während welcher Zeit das Zier ftarf abmagerte, ſchwach wurde und viel lag, bildeten jih an den äußeren Flächen des Unterkiefers charakteriftifche, Inollige, harte Ver— diefungen von der Größe eines Hühnereis. Das Aufftehen wurde immer ſchwerfälliger und zuletzt konnte das Tier fih allein überhaupt nicht mehr erheben und, nachdem es hochgehoben worden war, fih nur Turze Zeit und unter großer Anftrengung auf den Füßen erhalten. Dabei wurde öfters beobachtet, daß der rechte Hinterjchenfel belaftet und der linfe gejhont wurde. In der Gegend der legten Rippen traten an beiden Seiten und in halber Höhe der Bruftwand verſchwommene, heiße und fchmerzhafte Anſchwellungen auf. Durch das andauernde Liegen bildeten fich rechterjeitS am äußeren Darmbeinwinkel, an der äußeren Fläche des Vorder» und Hinterſchenkels und am Augenbogen Defubital- jtellen von der Größe eines Markſtücks bis zu der zweier Handteller. Die Temperatur jtieg auf 38,6° C, die Zahl der Atemzüge auf 50, die der Bulfe auf 80. Der Puls war nur ſchwach fühlbar, der Herzidlag pochend, die Atmung erfolgte angeftrengt unter ſtarkem Heben und Senken der Flanken. Da Patient von Tag zu Tag ſchwächer und apathiicher wurde, und da bei der Schwere der Erfranfung eine Heilung aus- geſchloſſen erichien, jo wurde das Tier am 5. Juni getötet.

Die Behandlung hatte in der Verabreihung von Calcium phos- phoricum, Sal. Carolinum und Radix Gentianae mit dem Futter

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beftanden. Ferner waren einige Aloepillen gegeben worden. Endlich waren erregende Einreibungen unter gleichzeitiger Mafjage auf die Kruppe applıziert worden.

Das Dbduftionsergebnis war im weſentlichen folgendes:

Schlecht genährtes Pferd. Schleimhaut des Magens und Darms verdickt, mit zähem, gelbem Schleim bededt und in Falten gelegt, die auf der Höhe leicht gerötet find. Auf beiden Seiten find die 16, 17. und 18. Jtippe in halber Höhe glatt durchgebrochen, die Umgebung der Bruchſtellen ift blutig durchtränkt. An beiden Außenflähen des Unter: fiefers befinden fi) hühnereigroße, glatte Knochenauftreibungen. Sämt— lihe Gelenfe der order: und Hintergliedmaßen, mit Ausnahme der Kronen und Hufgelenfe find Franfhaft verändert. Die Gelenkflächen find an einigen Stellen mit ſchwammigen, graugelben, fejt aufjigenden, erbien= bis zweimarkſtückgroßen Auflagerungen bedeckt, an anderen Stellen

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iſt der Gelenkknorpel völlig geſchwunden, wodurch rauhe, wie ausgenagt erſcheinende Vertiefungen, die unregelmäßig gerändert ſind und bis !/a cm tief in die Gelenkköpfe hineinreichen, entjtanden find. Die photographijche Aufnahme einiger Gelenke (fiehe Abbildung) läßt diefe Veränderungen deutlih erkennen. Einige der Gelenffapjeln find mit einer rötlichen, fadenziehenden, Haren Flüſſigkeit prall gefüllt. Bet der Perkuſſion er- geben die Knochen einen dumpfen Schall, auch find fie leicht zu fchneiden, zu jägen und zu brechen. Ihre Rinde ift dünn, die Markhöhlen find erweitert und fajt bis zu den Gelenfenden verlängert. Das Knochenmark iſt gelblichrot, gallertartig, von zahlreichen, hirjeforn- bis bohnengroßen Blutungen durchſetzt. Am rechten, mittleren Gejäßmusfel ift das Mustfel- gewebe fajt völlig durch derbes, gelbgraues Bindegewebe verdrängt. Die nad) erfolgter Entfalfung der Knochen vorgenoinmene mifrojfopi: jhe Unterfuhung ergab das typifche Bild einer hochgradigen Ofteomalacie.

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Literatur

. Elliot: Erfahrungen über Oſteo-Poroſis. „Journal of Comp. Path. u. Therap.“, Dec. 1899.

: Hentrid: Allgemeine Dfteoporofe (Diederhoff), DOfteomalacie (Fröhner). „Bertihrift für Beterinärkunde”, 16. Jahrg., Heft 3.

. Sourtial und Carougeau: "Dfteoporoße bzw. Kleiefranfheit beim Pferde. „Journal de Lyon“, 30. Juni 1900.

i an Über die fogenannte „Kieferfranfheit” der Pferde und er in

amerun. „Archiv für wiſſenſchaftl. u. prakt. Tierheilkunde“, 31. Bd., 3. Heft.

. Outinedt: Ofteomalacie beim Pferde. Berichte über das Beterinärweien

im Königreich Sachſen 1904, ©. 170.

1 me 8 DD MM

Mitteilungen aus der Armee.

Durch eiterigen Katarrh des äußeren Gehörganges ent- ftandene einfeitige Lähmung des Augefichtsuerven. Bon Stabsveterinär Pohl.

Sm Laufe ded Februar d. Is. wurde ich zur Unterjuchung eines Privatpferdes aufgefordert, weil „dasjelbe nicht frefien könne und eine Ichiefe Oberlippe bekommen habe“.

Die Unterſuchung des qu. Pferdes, eined Sjährigen Schimmelwallachs des mitteljchweren Arbeitsichlages, ergibt folgendes: Puls, Atmung und Temperatur bewegen fi in normalen Grenzen. Schon aus einiger Ent- fernung fällt die eigenartige Phyliognomie des Patienten auf. Die Ober: lippe ift jo ftart nach linfS verzogen, daß der Eingang nad) dem rechten Najengange faft volltommen verjchloffen if. Der rechte Augapfel iſt durch da3 jchlaff und unbeweglich herabhängende obere Augenlid vollflommen be- deckt (Profis). Das rechte Ohr hängt etwas herunter und erjcheint bei der meiſt jchiefen, nach recht3 geneigten Kopfhaltung des Patienten tiefer angeſetzt als das linke. Patient verfucht vergeblich, vorgehaltenen Hafer aufzunehmen und zu kauen. Die wenigen in die Maulhöhle gelangten Körner füllen unzerfaut wieder heraus.

Auf Grund des obigen Befundes war die Diagnofe „Zentrale, recht3- jeitige Lähmung des N. facialis* gelichert. Gleichzeitig ftand nach Maß— gabe der Symptome feft, daß der die Nervenlähmung bedingende Krankheit3- prozeß jeinen Sit im Verlaufe des Nerven, und zwar auf der Strecke zwiſchen Gehirnbaſis und Umſchlagſtelle um den Unterkieferaft haben mußte. Bei der Palpation der Ohrdrüjengegend hart unter dem Anſatz der rechten Ohrmuſchel äußerte Patient heftige Schmerzen, ohne daß fid) eine entzündliche Veränderung der Ohrdrüſe bemerkbar machte.

Die Trage der Krankheitsurſache fonnte zunächſt mit Sicherheit nicht beantwortet werden.

Zur Behandlung wurden eine Einreibung der rechtsſeitigen Ohrdrüſen- partie mit Kantharidenſalbe, Einreibungen der gelähmten Backenmuskeln der rechten Gefichtsjeite mit Kampferſpiritus, Kleientränke und Mehlkliſtiere angeordnet.

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Bei der etwa 8 Tage ſpäter erfolgten zweiten Unterfuchung des Patienten machte ſich ein Ausfluß von rahmartigem Eiter aus dem rechten Ohre bemerkbar. Durch den in die Ohrmufchel eingeführten Singer ließen fih aus der Tiefe ded äußeren Gehörganges feitgetrodnete Eiterborfen hervorholen.

Die weitere Behandlung beitand nunmehr in täglid mehrmals vor— zunehmenden Ausiprigungen des erkrankten Gehörganges mit laumarmem Eichenrindentee.

Nach Amöchiger Behandlung war der eiterige Katarrh ded Gehör- ganges und mit ihm die durch die Nervenaffektion entjtandene Lähmung gewifjer Geſichtsmuskeln zuriidgegangen. Die ſchiefe Kopfhaltung, das Ichlaffe Herunterhängen des rechten Ohres und des rechten oberen Augen— lides find nicht mehr vorhanden. Die Oberlippe ift nur noch wenig nach lintS verzogen. Die Zutteraufnahme und das Kaugeſchäft gehen ungehindert von ftatten. .

Die Erkrankung war, demnach durd einen eiterigen Katarrh des Gehörganges und durch Übergreifen der Entzündung auf den in der Nähe des äußeren Gehörganges verlaufenden Zweig des Angefichtänerven, die Paukenſaite, hervorgerufen.

Die Urſache des eiterigen Katarrhs Tieß fih mit Sicherheit nicht feſtſtellen. (Fremdkörper im Gehörgange?)

Lupinoſeähnliche Erfranfung bei Pferden. Bon Oberveterinär Heimann.

Um 10. Zuni 1909 wurde ih auf ein Dominium gerufen zu einem folilfranlen Pferde. Bet meiner Ankunft war das Pferd bereitö verendet. Die Sektion ergab in Kürze allgemeine Gelbſucht: Gelbfärbung der Augen- bindehäute, der weißen Hornhaut, der Maul- und Najenjchleimhaut, der Unter- haut, der Bauchhaut, des Netzes, des Gekröſes, akute gelbe Leberatrophie.

Am 26. Juni 1909 wurde ich, nachdem 10 Tage vorher ein zweites Pferd unter denfelben Erjcheinungen eingegangen war, wieder gerufen. Es führte mir der Inſpektor elf Pferde zur Unterſuchung vor, die ſchwankenden Gang und mangelhafte Freßluſt zeigten. Bei allen Pferden zeigten fich folgende Erſcheinungen: Gelbfärbung der Augenbindehäute und der Sklera, Anſchwellung der vorderen Kopfhälfte, teils näfjende, teil mit Borken be— jeßte Hautjtellen der Ober- und Unterlippe, gelbliche Verfärbung der Maul- Schleimhaut und der Zunge, Epitheldefefte von 3 cm Länge und 1'/2 cm Breite auf der Zunge, Blajen auf der Schleimhaut der Unterlippe, hoch— gradige Mattigkeit, ſchwankender Gang, durchſchnittlich 44 Pulſe in der Minute, 38,5 bi 39,1° C Körperwärme. Bel einem Pferde ftellte ich außerdem noch eine Blaſe von dem Umfang eines Zehnpfennigjtüdes in der Schleimhaut des rechten Naſenloches feit, bei drei Pferden mit weißem Border- bzw. Hinterfuß näfjende Maufe von gelblier Farbe. Der Nähr- zuftand bei allen elf Pferden war mangelhaft, der Hinterleib aufgefchürzt, die Darmgeräufche jehr rege. Bet neun Pferden bejtand Diarrhoe. Nach Ausjage des Beſitzers bzw. des Inſpektors traten öfters leichte Kolik— ericheinungen zutage.

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Daß es fih um eine Vergiftung durch) das Futter in obigem Falle handelte, liegt auf der Hand. Ich ftellte die Diagnofe: Lupinojeähnliche Erkrankung.

Prognofe: Sehr zweifelhaft bei allen erkrankten Pferden.

Die Verwaltung des Dominiums hatte es vorgezogen, die guten Hafervorräte zu verkaufen, dafür Gerftenjchrot, dem wahrſcheinlich ver: dorbene Qupinenfamen beigemengt waren, zu füttern. Nachdem dieſer Gerftenjchrot aufgezehrt, wurde ausſchließlich Klee gefüttert, und dies in den lebten vier Wochen. Es kann fi daher aud) um die Jogenannte Kleekrankheit handeln, bei welcher ähnliche Erjcheinungen auftreten wie bei der Lupinoſe.

Jedenfalls beweiſt obige Tatjache, daß guter Hafer ald Pferdefutter nicht jo leicht durch ein billigeres Futtermittel zu erſetzen ift.

Kolit und Darmentzündung beim Pferde infolge Aufnahme von mennigehaltigem Waſſer. Bon Stabsveterinär Hentrid.

(Mit 1 Abbildung.)

Sn der mir zur Verfügung ftehenden Literatur find die Blei— vergiftungen bzw. Bleikolifen nur kurz behandelt. Diederhoff erwähnt in jeinem „Lehrbuche der [peztellen Bathologie und Therapie“ die chronijche Bleivergiftung nur infofern, als fie eine einjeitige Kehlkopflähmung herbei- führe und Kehlkopfpfeifen verurfahe. Fröhner bejchreibt in jeinem Lehr: buche die Symptome der akuten und der chrontichen Bletvergiftung und führt diejelben zurüd auf Aufnahme von Schrotlörnern, Bleiftüden, Blet- dämpfen, Bleidünger und von Waſſer aus bleihaltigen Flüſſen, 3. B. der Innerſte in Hannover und des Bleibaches in der Rheinprovinz (Mecher- nid). Röll, „Lehrbuch der Pathologie und Therapie”, 5. Auflage, jagt, daß Vergiftungen durch Bleipräparate, wie Bleioxyd, Mennige ujw., aud) durch Ablecken friſchen Olanſtriches mit bleihaltigen Farben veranlaßt werden können. Dammann, „elundheitöpflege”, behandelt in ver= jchtedenen Abjchnitten die Bletvergiftungen und jtellt feit, daß durch Direkte Einatmung von Bleivämpfen die gleihen Erjcheinungen der Bleivergiftung beobachtet worden find wie nad) dem Genufje von mit Bleiſand ver- - unteinigten Nahrungsmitteln. Er jagt ferner, daß chroniiche Bleinergif- tungen, wenn auch jelten, doch vorfommen fünnen, wenn das Tränkwaſſer durch bleierne Röhren geleitet wird. In einem bejonderen Abjchnitte be— handelt Dammann Mennigevergiftungen. Die Literatur hat vielfach Yälle jofcher Intoxikationen durch Mennige verzeichnet, das als Farbe benußte lebhaft rote Pulver Yon der Formel Pbs Os, welches örtlich korroſive Gaſtritis, nad) der Rejorption aber ſchwere Störungen des Nervenapparates hervorruft. Gelegenheit zu diefen Vergiftungen bieten die friſchen Anjtriche von Behältern oder ſonſtigen Gegenftänden, welche mit dem Yutter der Tiere in Kontakt fommen. Dammann weilt ferner darauf hin, daß Eijengitter, eiferne Säulen und Naufen der Stallungen unter feinen Umständen mit Bleianftrichen verfehen werden dürfen, weil wiederholt Pferde und Rinder, welche die Farbe abgeledt hatten, an Bleivergiftung zugrunde gegangen find.

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Um jo verwunderliher muß es erjcheinen, daß die Inneren Flächen der eijernen Tränkbottiche der Milttärftallungen der Hiefigen Garnifon (Hagenau) mit Mennige geſtrichen find. Es iſt ja binreichend befannt, daß der Mennigeanftric” nad) längerer Zeit, beſonders aber in harten Wintern, fich abblättert und loslöſt. Aber ſelbſt ohne dieſe unliebjame Eigenſchaft des-Bletanftriches jollte Die Verwendung des Mennigeanftriches wegen jeiner Gefährlichkeit für Menjch und Tier in den Stallungen nicht geduldet werden.

Für die Richtigkeit und Zweckmäßigkeit diefer Anihauung zeugen folgende Erkrankungen bei der I. Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 67.

Sm Dezember 1907 erkrankten bei der 2. Batterie zwei Pferde an hartnädiger Kolit an demfelben Tage und zur felben Stunde Die Patienten ftanden nebeneinander. Als Urjache wurde zunächft Aufnahme miftiger Streu angejehen, da diejelbe bei beiden Pferden jehr jchlecht war. Am 4., 6. und 13. Sanuar 1908 erkrankten drei Pferde der 3. Batterie an Kolil. Auch hier wurden Aufnahme miftiger Streu und Erkältung als Urſache bejchuldigt, zumal die Unterfuchung der Furage feinen Anhalts- punkt für die Erkrankungen bot. Da im Regiment in den lebten Jahren jehr wenig Kolifen überhaupt und in der Zeit nach den Herbitübungen bi8 zum Frühjahre faft gar feine vorgekommen waren, wurden noch andere Urjachen vermutet. Am 18. Sanuar erkrankte bei der 1. Batterie ein Pferd an heftiger Darmentzündung mit ſchweren zerebralen Erjcheinungen und unter großer Herzſchwäche. Der Tod trat bereit nad 24ftündiger Krantheits- dauer ein. Am 19. Sanuar erfrankte das nebenftehende Pferd und am 23. und 26. Januar folgten noch zwei Erkrankungen an hartnädiger Kolik.

Urſache: Es Tonnte fein Zweifel fein, daß befondere Urfachen für diefe Maſſenerkrankungen vorlagen. Wiederholte Unterjuchungen der Furage lieferten feinen Anhalt3punlt. Vielmehr war die Furage befjer al3 in den Sommermonaten, in denen gar feine Koliken auftraten. Auch die Sektion des an Darmentzündung geftorbenen Pferded brachte nicht die tatjächliche Urſache, fondern es mußte angenommen werden, daß eine Invaſion jeptiicher Mikroorganismen ftattgehabt hätte, und daß aljo eine mykotiſche Darm: entzündung vorlag. ALS aber die Erkrankungen nicht aufhörten, jondern am nächſten Tage da8 nebenftehende Pferd und einige Tage jpäter noch zwei Pferde diejer Batterie an Kolik erkrankten, lenkte ich meine Auf- merljamfeit auf das Trinkwaſſer, welches aus der ftädtiichen Wafjerleitung ftammt und al gut befannt iſt. Die Unterjuchung des Waſſers der Tränk— bottiche ergab die Urſache der Erkrankungen.

Die Träntbottihe der Batterien ftehen Im Treppenraum zum Zutter- boden, der durch eine Türöffnung mit der Durchgangsgaſſe des Stalles verbunden il. Es iſt einleuchtend, daß bei herrichender Kälte ein An= wärmen des Wafjerd vor dem Tränfen nicht eintreten konnte, da die Stallmärme bei geichlofjenen Türen bei a nicht in den Treppenraum ein- dringen Tann, außerdem drang die Kälte vom Boden in diefen Raum. Die Bottiche beftehen aus ſchwachem Eifenbleh und find innen mit einem Mennigeanftrich verjehen. Die Einlaköffnung für das Wafjer der Waſſer⸗ ‚leitung ift am oberen Rande, die Abflußöffnung am Boden der Bottiche.

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Lebtere prominiert etwa 15 mm über den Boden, jo daß abgejehter Schmutz uſw. fih Hier anfammeln kann. Eine Vorrichtung zum auto= matiſchen Anfüllen der Bottiche fehlt. Es iſt ohne weiteres verftändlich, daß bei faft geleertem Bottiche der Bodenſatz aufgewirbelt werden muß, wenn Waſſer friſch zugelafjen wird.

Skizze eines Batterieftalles.

a Schiebetüren, b Tränkbottih, ce Eingang ohne Tür, d Treppe zum Futterboden, e Ausflußrohr, k Pferdeftände, g gemauerte Wände.

Die Unterfuhung des Wafjerd ergab” Auf dem Wafjer der Bottiche ſchwammen größere und Kleinere „Inſeln“ öliger Flüffigkeit, auf denen fich Staub und Kleinere Yutterpartifelhen abgelagert hatten. Zwiſchen den Fingern erwiejen ſich diefe graufhwärzlichen Inſeln als jchmierige Mafjen. Solche jchmierigen Mafjen bekleideten auch die oberen Zeile der Seiten wände. Wiſchte man diefe Mafjen mit dem Singer ab, fo klebte an dem- jelben eine ſchwärzliche Mafje, auf der man die losgelöſte Mennige als rote Punkte wahrnehmen konnte. Das Wafjer jelbft war Kar, geruch- und geſchmacklos. Beim Ablafjen desjelben hatte der letzte Eimer voll eine Ihmußigrote Farbe, daS Wafjer war trübe. Auf dem Boden der Bottiche war eine etwa 15 mm ſtarke Schicht eines chmußig-rotbraunen, ſchmierigen Belagd, der Freisförmig um die Ausflußöffnung mächtiger ald an der Stelle war, die unter der Einlaßöffnung lag. Dieſer Bodenſatz mar durch Waſſer leicht abjpülbar; er färbte daS Waſſer ſchmutzig-rotbraun. Im Glaszylinder jehte fi) das rotbraun gefärbte Wafjer jchnell, jo daß jchon nad) einer halben Stunde das Wafjer nur noch einen gelblichen Ton hatte. Eine vollftändige Klärung trat erſt nach etwa 12 Stunden ein.

Die hemiiche Unterfuhung des Bodenſatzes hatte folgenden Verlauf und ergab: Der zur Unterfuchung entnommene und zu Pulver getrodnete Bodenfab war verdächtig, Minium zu fein. Ich wies nun mit folgenden Identitätsreaktionen Mintum nah: Durch heiße Behandlung mit ver- dünnter Salpeterfäure löfte fich ein Teil des Pulverd auf (in der Löſung war Bleioryd), und als unlöslicher Reſt blieb ein ſchwarzes Pulver (da3 reitierende Pulver war Bleijuperoryd).

Die Löfung behandelte ich mit Schwefelmafjerftoff. Die hierbei er- baltene ſchwarze Fällung (Pb S) löſte ich in verdünnter Salzjäure auf (PbCls) und erhielt mit Schwefeljäure einen weißen Niederſchlag (Pb SO4), der in NaOH ſich wieder löſte. Reſultat: Blei.

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Das vom Schwefelwaſſerſtoff-Niederſchlag befreite Filtrat behandelte ih weiter mit Schwefelammonium und erhielt einen ſchwarzen Nieder- ihlag (FeS), den ih mit H CI Iöfte und mit gelbem Blutlaugenfalz als Eiſen tdentifizierte.

Reaktionen auf Erdalkalien verliefen ergebnislos.

Das in der erſten Behandlung mit Salpeterſäure unlösſlich zurück— gebliebene ſchwarze Bleiſuperoxyd reduzierte ich auf Kohle mit der Lötrohr- flamme, und al& Reſt blieb ein kleines Bleikügelchen zurüd.

Endergebnis: Mit Sicherheit ift feitgeftellt, daß das unterſuchte Pulder Minium Pbs Os mit ziemlihem Gehalt an Eijenoryd war.

Danach beſtand der Bodenjaß aus dem losgelöſten Anftrich der Bottiche mit fogenannter Eijenmennige.

Symptome: Die Krankheitserjcheinungen waren verjchteden. In acht Fällen beitand Kolik. Die Patienten ftanden mit einer Ausnahme ruhig da und jenktten den Kopf. Die Beine wurden untergeftellt und Die Bauchdeden zujammengezogen. Futter und Wafjeraufnahme wurden ver- weigert, die Tarmgeräujche waren unterdrüdt, es bejtand Verſtopfung. Der Puls war Hein bis unfühlbar, die Arterie Hart, die Atmung erjchwert, da3 Senjorium eingenommen. Der jpäter abgejebte Kot war hart, geballt, von rotbrauner Farbe und mit zähem Schleim überzogen. Zwei Fälle endigten mit dem Tode. Die Sektionen ergaben fatarrhaliiche Entzündung der Magenjhleimhaut und des Diddarmd bzw. hHämorrhagiiche Entzündung de3 Dickdarms, Anſchoppung von Futter und in einem Falle von Futter und Sand im Grimmdarm, ſekundär Snpagination bzw. Volvulus des Leerdarmd mit hämorrhaglicher Entzündung diefer Darmabichnitte und in einem Falle des ganzen Tünndarms, Beritonitis, parenchymatöſe Degenera- tion des Herzens, der Leber, Nieren, Milztumor und Lungenödem.

In einem Falle beitand Darmentzündung. Es war ftarfer Durchfall vorhanden. Der abgejeßte Kot war dünnbreiig, braunrot gefärbt und Itinfend. Darmgeräufche lebhaft. Zutteraufnahme ſiſtierte. Maſtdarm— temperatur 39,5° C., 30 angejtrengte Atemzüge, 94 drahtförmige, faft unfühlbare Pulſe. Bei jedem Geräuſch jah ſich Patient um und wieherte. Später trippelte Patient hin und her und zeigte ſtarkes Angftgefügl. Die Pupillen waren ad maximum erweitert. Pulſe 104 pro Minute, Tem- peratur 389,1° C. Kot wurde nicht mehr abgejebt. Patient drängte heftig nach vorn und zeigte einen ſchwankenden Gang. 5 Stunden vor dem Tode legte fi Patient und zeigte frampfartige Zudungen an. den Gliedmaßen und der Körpermuskulatur. Tod nad) 24ftündiger Krankheitsdauer.

Sektionsergebnis: Hämorrhagiſche Entzündung des Dünndarms, der Bedenflerur de Grimmdarm3 und des Maſtdarms; Peritonitis sero- fibrinosa, parenchymatöſe Entzündung des Herzend, der Leber, Nieren und Lungenödem.

Epikriſe: Für mich bejteht fein Zweifel, daß die Krankheitsfälle durch Vergiftungen mit Eijenmennige herbeigeführt worden find. Wurden die Pferde getränkt, wenn die Bottiche längere Zeit vorher gefüllt waren, jo daß der Bodenfaß nicht aufgewirbelt war, jo wurde fein Schaden an— gerichtet. Wurde aber getränft bei geringem Waſſerſtande oder fofort nad)

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friſch zugelaſſenem Waſſer, ſo konnte eine Aufnahme der im Waſſer zwar nicht gelöſten, aber darin ſuspendierten Mennige erfolgen, die zu den hart- nädigen Koliten und zur Darmentzündung mit ſchweren zerebralen Zu⸗ jtänden führte.

Mit Abſchluß der Unterfuhung und Erkenntnis diefer Tatjachen wurden die Bottiche außer Gebrauch gejebt, und es wurde Direft aus der Wafjerleitung getränft.e Darauf ereignete fih fein Fall an Kolik mehr. Das Tränfen direft aus der Leitung tft den Pferden troß der berrichenden ftarfen Kälte des Sanuard und Februard durchaus gut be- fommen. Sider iſt, daß das Waſſer aus der Leitung nicht kälter war als da3 aus den Tränkbottichen, da ein Anwärmen des Waſſers in diefen durch ihren Standort ilufortih if. E38 mußte auch aus dem Grunde direkt aus der Leitung getränft werden, weil die Garniſonverwaltung troß Protejtes Die jchadhaften Tränkfbottihe aufs neue mit Mennige ftreichen ließ, um ein Verroſten zu verhindern, obwohl hierfür feine Beftimmung befteht, auch nicht beitehen fann. Jedenfalls aber wäre ein direktes Verbot zu begrüßen, das ein Streichen der Behälter, die zum Tränken der Pferde benugt werden, ausjchließt, da die Giftigfeit der Mennige für Menjchen und Tiere hinreichend befannt und nicht ausgejchlofien iſt, daß troß Ver— bote3 auch Mannjchaften gelegentlich) aus den Bottichen trinfen. Jedem Praktiker find ja jolhe Epidemien an Kolik befannt, die vielleicht auf dieſe Urjachen zurüdgeführt werden müfjen, befonder8 wenn die mit Mennige angeftrichenen Behälter nicht in kurzen Zwiſchenräumen gereinigt werden.

QBenzinvergiftung bei einem Hunde. Bon Oberveterinär Guhrauer.

In Nr. 4 der „Berliner Tierärztlicden Wochenſchrift“ vom 28. Januar 1909 wird Seite 72 über Benzinvergiftungen beim Menjchen berichtet. Ach hatte Gelegenheit, eine ſolche Vergiftung beim Hunde zu beobachten, welche von allgemeinen: Intereſſe fein dürfte.

Ein etwa 10 Sabre alter Terrier-Rüde zeichnete ſich durch ein be- ſonders jtruppiges und ſtets ſchmutzig ausfehendes Haarkleid aus, welches anjcheinend jedem Reinigungsverſuch mit Wafjer und Seife miderftrebte. Gelegentlich einer Reife, an der das Hündchen teilnehmen follte, wurde nach wiederholten erfolglojem Abfeifen zu dem bewährten Fledenvertreiber Benzin gegriffen. Das Tierchen wurde direkt mit Benzin gewaſchen. Der Erfolg war der, daß das Fell ſchmutzig blieb, der Hund aber auch nicht mehr jtehen konnte, jondern zu verenden drohte. Bet meinem Eintreffen fand ich den Hund bewußtlos auf feinem Lager liegend, die Füße von fich gejtrect; die Atmung war bejchleunigt und unregelmäßig, die Herztätigfeit jehr ſchwach, der Puls an der Schentelarterie faum fühlbar. Auf Grund diejer Anzeichen machte ich dem Beliber wenig Hoffnung auf Erhaltung ſeines vierbeinigen Lieblings. ES wurde zunächſt jchwarzer Kaffee mit Kognak eingeflößt und nachher eine Kampferöl-Injektion gemadt. Der Hund zeigte ſchon nad) 2 Stunden Beflerung. Die ſchwere Bewußtlofig- feit hatte nachgelafien, die Gliedmaßen wurden bewegt. Nach weiteren 2 Stunden, nachdem noch einmal Kaffee mit Kognak ein Teelöffel

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gegeben war, verjuchte das Tier ſchon aufzuftehen. Am folgenden Tage erholte e8 ſich vollkommen.

Es zeigten fi auch bier, ähnlich den beim Menjchen beobachteten Benzinvergiftungen, ſchwere Bemwußtlofigfeit und a 2 die jedoch in furzer Zeit vorübergingen.

Über einen Fall von Arfenikvergiftung beim Hunde. Bon Unterveterinär Dr. Roelde.

Anfang April d. %8. wurde mir die Behandlung eines plößlich er- frankten Hundes (Forterrier) übertragen, der nad) der Vermutung des Befigers ein unbeitimmtes Quantum eines als Mäufegift in der Wohnung ausgelegten weißen Pulverd aufgenommen hatte, da3 jedoch laut außdrüd- licher Verfiherung des Lieferanten „für Menſch und Tier völlig unjchäd- lich fein ſollte“.

Der Hund Hatte am Abend des vorhergehenden Tages plötzkich ein jehr aufgeregtes Weſen gezeigt und angeftrengte Würgbewegungen gemacht, bi3 ihm der Schaum vor dem Maule ftand. Nach einiger Zeit war er jedoch ruhiger geworden und hatte jchlieglih fein Lager aufgeſucht, zwar etwas matter als gewöhnlich, aber jcheinbar doch in der Beſſerung begriffen. Erſt am folgenden Morgen, als der Hund nicht mehr imjtande war, fich zu erheben, hat der Beſitzer den Tierarzt zugezogen.

Die Unterſuchung ergibt 130 Pulſe in der Minute, ſchwachen Herz- jtoß, Kälte der Extremitäten, ſchmutzigrote Verfärbung der fihtbaren Schleim- häute. Die Atmung erfolgt 35 mal in der Minute und iſt etwas angejtrengt. Durchfall befteht nicht. Die Pupillen find erweitert. Das ſonſt jehr leb- hafte Tier liegt teilnahmlo8 da und vermag fich weder zu erheben noch aufrecht zu erhalten.

Das verdäcdtige Pulver enthält deutlich erkennbare porzellanartige Schuppen, die offenbar mit Streuzuder vermengt find. Beim Erhitzen der fraglichen Subſtanz mit Raltumacetat tritt der charakteriftiiche Kakodyl⸗ geruch auf.

Die Diagnoje lautet auf Grund des kliniſchen und chemiſchen Befundes auf „Arjenikvergiftung“.

Die Behandlung beiteht in Verabfolgung von Antidotum Arsenici, viertelftündlich je ein Eßlöffel voll.

Nah Ablauf von 24 Stunden it der Hund völlig mwiederhergeitellt.

VBergiftungserfcheinungen bei Kühen nach Verfütternng von weißem Senf als Grünfutter. Bon Oberveterinär Breitenreiter.

Bor längerer Zeit hatte ich Gelegenheit, eine Anzahl Kühe zu be- handeln, die unter eigentümlichen Erjcheinungen erkrankt waren. Wie der Beliger mir mitteilte, hatte er bereit jeit vielen Sahren weißen Senf Sinapis alba als ©rünfutter für Kühe verwendet, ohne jemals einen Nachteil verjpürt zu haben. Sm Gegenteil hätten die Kühe bet diefem Futter fich ftet3 jehr gut gehalten und mehr Milch als font ge-

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geben, obwohl nur reiner Senf ohne jegliches Beifutter wochenlang gereicht worden jei.

An dem Tage, an dem th zur Konfultation Hinzugezogen wurde, waren die Kühe auf die Weide getrieben worden, und zwar auf jungen Senf. Gegen Abend famen fie ganz gejund in den Stall, wo ihnen zur Nacht wiederum Senf gegeben wurde, der zum Zeil abgeblüht war und Schoten angejegt hatte. Nah etwa 2 Stunden fing plößlich eine Kuh jtart zu Huften an, und im Verlauf der nächiten halben Stunde befiel der Huften jämtliche elf Kühe mehr oder meniger ftarl. Bei acht Kühen dauerte der Huſtenreiz ungefähr eine Stunde, worauf fie ſich beruhigten und weiterhin feine Krankheitserſcheinungen zeigten.

Bei drei Kühen traten außer dem frampfartigen Huſten, der den ganzen Körper erichütterte und für die Tiere augenjcheinlich jehr quälend und jchmerzhaft war, noch weitere Symptome auf. Sie ftöhnten laut, Iharrten mit den Vorderfüßen, fahen fi) nad) dem Baudhe um und drängten. auf den Harn, der öfter3 in Heineren Mengen abgejebt wurde. Der Beſitzer behauptete, daß vor meiner Ankunft bei einer Kuh der Harn dunfelrot gefärbt geweſen jet, doch Habe ich nichts dergleichen beobachten können, da der in meiner Gegenwart abgejegte Harn eine Elare, gelbliche Farbe Hatte. Bei zwei von den fchmwerer erkrankten Kühen beftand außerdem eine leichte Aufblähung, die aber bald verſchwand. Die Augen ſchleimhaut war bei den drei Kühen höher gerötet, der Puls ziemlich Hein und beicyleunigt, der Herzichlag pochend. Zwei Kühe zeigten eine Maitdarmtemperatur von 40,6° und 40,7°, eine Ruh 40,1°. Bei den anderen acht Kühen jchwanfte die Temperatur von 38,8° bis 39,6°.

Die Behandlung beitand in Einguß von reichlichen. Mengen Leinfamen- Ichleim, dem geringe Dojen von Rhizoma Veratri und Tartarus sti- biatus zugejeßt waren. Selbſtverſtändlich wurde der Senf jofort aus den Krippen entfernt und dafür gutes Kleeheu gegeben.

Sämtliche Krankheitserſcheinungen waren am anderen Morgen ge- ſchwunden, und die Tiere zeigten ſich völlig gejund.

Bel der Unterfuhung des verfütterten Senfes Tonnte ich feititellen, daß die meijten Pflanzen bereit8 Schoten angelegt hatten. Ta die Tiere den ganzen Tag unbejchadet von dem jungen Eenf, der noch nicht in Blüte ftand, gefreflen hatten, jo dürfte die Erfranfung auf die jchädliche Einwirkung des Senföls zurüdzuführen fein, das jich bereit3 in den Samen gebildet Hatte.

Zwei Beiträge zur Yohimbinwirfung. Bon Oberveterinär Breitenreiter.

Bor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, die Wirkung des Yohimbins an zwei weiblichen Tieren, bei denen die Brunfterjcheinungen nicht ein- treten wollten, zu erproben.

Am erjten Falle handelte es fih um eine Vollblutftute im Alter von 11 Sahren, die bereit vier gute Fohlen gebracht Harte, feit der Geburt des legten aber ohne erfichtlihen Grund nicht mehr rojfig wurde. Mit Einwilligung des Befiger8 machte ich dem Pferde eine ſubkutane Injektion

Zeitfchr. f. Veterinärkunde. 1909. 11. Heft. 32

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bon 10 ccm der Yohimbinlöſung nach Dr. Rudolf Schmidt. Da id feine Zeit Hatte, jelbft daS Tier zu beobachten, machte ih den Eigentümer darauf aufmerkſam, daß vielleicht einige Unruheericheinungen bei der Stute auftreten könnten; in diefem Falle möchte er mich fogleich benachrichtigen. Nah 3 Stunden telephonierte er bei mir an und bejchuldigte mich jehr erregt, jein Pferd vergiftet zu haben. Dasjelbe jei jehr unruhig, knirſche mit den Zähnen, verjuche in die Krippe zu fteigen oder fich Hinzumerfen, jehe fich öfter nach dem Bauche um und entleere in kurzen Zwiſchen⸗ räumen geringe Mengen Harn, wobei es die Bauchmuskeln Trampfartig zufammenprefje. Nach Möglichkeit berubigte ich den Herrn, und nad) etwa 1 Stunde teilte er mir denn auch mit, daß die Vergiftungserjcheinungen fi verloren hätten. Am nächſten Tage wurde der Stute probemweile ein Hengft zugeführt, den fie zu allgemeinem Erftaunen annehmen wollte. Bugelafjen wurde fie diesmal allerdings nicht, da fie von einem edleren Hengite gededt werden ſollte. Zroß der „Vergiftung“ ließ der Beſitzer nad) 3 Wochen, ehe die Stute zu dem Hengft verſchickt wurde, eine zweite Yohimbin-Injeltion von mir machen. Es traten zwar wiederum einige Unrubeerjcheinungen ein, aber nicht in jo hohem Grade wie beim erjten Male. Der Erfolg der Injektion war gut, denn die Stute wurde von dem Hengft zweimal gededt; beim dritten Male jchlug fie ihn ab. Sie ift jeßt nad) Anficht des Befiterd tragend.

Der zweite Fall betraf eine Zjährige oftfriefiiche Sterfe, die ſehr gut gebaut war, aber zum Leidivejen de8 Eigentümers nicht rindern wollte. Wegen der unangenehmen Nebenwirkungen, die bei der Stute in Erfcheinung getreten waren, injtzierte ich der Sterfe zunächſt eine halbe Dofi der Löſung nah Dr. Schmidt; es trat jedoch überhaupt feine Wirkung ein. Nach 3 Tagen gab ich dem Ziere eine ganze Doſis und hatte die Freude, einen vollen Erfolg zu erzielen, denn nach 2 weiteren Tagen traten Brunit- ericheinungen auf. Die Sterfe wurde nun dem Bullen zugeführt und be- Iprungen; fie gilt gleichfall3 alS tragend.

In beiden Fällen muß ich den Erfolg einzig und allein dem Yohimbin zuichreiben. Die Nebenwirkungen waren allerdings bei der Stute recht un= angenehm, aber wie Dr. Schmidt in der „Berl. Tierärztl. Wochenſchr.“, 1909, Seite 701, mitteilt, hat er neuerdingd dem Präparat eine andere .. Bujammenjegung gegeben und hofft dadurch unangenehme Nebenerjcheinungen zu vermeiden. Eine Anwendung des Yuhimbind in der jebigen Dauemen Horm Tann daher nur empfohlen werden.

Ein Beitrag zur Yohimbinwirfung. Don Stabsveterinär Dietrich.

Ein etwa 2jähriger Tedelrüde wurde wegen feine guten Gebäudes und wegen hervorragender Leijtungen vielfach als Dedrüde in Anipruch genommen. Schließlich verlor er die Dedluft und verhielt jich fogar einer Hündin auf der Höhe der Hitze gegenüber völlig teilnahmlos; es mangelte der Begattungdtrieb vollſtändig. Diejerhalb um Nat angegangen, beichloß ih, das Yohimbin anzuwenden. ch verordnete jeden zweiten Tag Yohim-

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bini hydrochlorici veterin. 0,001. Da3 Mittel wurde in Tablettenform mit Fleiſch zuſammen gut genommen. Schon nach drei Gaben zeigte ſich der Hund wieder dedluftig. Es trat normale Erektion ein, und der Be- gattungsakt wurde regelrecht vollzogen; auch wurden die belegten Hündinnen jämtli nach ein bis zwei Sprüngen tragend. Die medilamentöje Be- handlung wurde in der Weile fortgejebt, daß der Hund wöchentlich ziei- mal die oben angegebene Doſis Yohimbin erhielt; außerdem wurde die Zahl der zu belegenden Hündinnen auf wöchentlich höchſtens zwei be- ſchränkt. Während früher die diefem Rüden entitammenden Würfe meift aus zwei bis drei Welpen beitanden, brachten jet die nach ihm tragenden Hündinnen durchſchnittlich fünf bis fechd Welpen zur Welt, jo daß alfo auch ein gewiſſer Einfluß auf die Fruchtbarkeit nicht zu verfennen tft. Nachdem im Berlaufe der ganzen Kur zwanzig Tabletten à 0,001 g verbraucht waren, wurde jede medilamentöfe Behandlung unterlaffen, und der Hund zeigte feither (etwa !/a Jahr) feine Symptome mehr von Ded: unluft. F

Leukofermantin „Merck“. Von Oberveterinär Siegesmund.

Stark eiternde Wunden, insbeſondere ſolche, bei denen eine Eiter— verjenfung zu befürchten war, wurden von mir in leßter Zeit mit Leuko— fermantin „Merck“ behandelt, daS von der Firma E. Merd in Darm- ftadt durch Vorbehandlung von Tieren mit menjchlichem, tryptiſchem Eiter- ferment gewonnen wird, indem der an ſich geringe Antifermentgehalt des tieriihen Serums auf diefe Weile angereichert wird. Das Antiferment vermag nun Die verdauende Wirkung des Eiterd, wie fie ſich in der Gewebseinſchmelzung fundgibt, zu hemmen, ja fogar aufzuheben. Die eiterige Gewebseinſchmelzung wird befanntlich hervorgerufen durch ein eiweißlöſendes Ferment, das beim Zerfall der gelapptlernigen Leukozyten fret wird. Nun bildet der Körper gegen dieſes Leulozytenferment im Blute zum Selbitichuß einen Gegenkörper, dad Antiferment. Gewinnt in einem Entzündungsherde das Leulozytenferment die Oberhand, dann reicht das dom Körper gebildete Antiferment nicht aus zur Abwehr der eiterig- fermentativen Gewebseinſchmelzung. Zweckmäßig führt man in ſolchem Galle dem Körper künſtlich Antiferment zu, wie e8 im Leufofermantin reichlich vorhanden tft, und zwar an feiner bedrohten Stelle. Der Eiter- herd wird vorher mit Kochſalzlöſung gereinigt, ſodann mit Zeufofermantin gejpült, da8 in alle Höhlen der Wunde dringen muß, und endlih unter Verband gelegt.

Diefe von Müller und Peiſer („Münd. Medizin. Wochenjchrift, 1909, Nr. 17 und 18) in der humanen Chirurgie inaugurierte Wund: behandlung iſt alfo eine rein phyſiologiſche. Es wird das verlegte Gewebe Durch fein Desinfiztend, das immerhin ald Zellgift wirkt, gereizt, jondern nur ein dem Körper ureigener Saft mit den nötigen Schußftoffen, dem Antiferment, zugeführt.

In der Humanmedizin fand man nad) Anwendung von Zeufofermantin Ichnellen Nachlaß der Eiterbildung, raſche Begrenzung der Gewebsnekroſe

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und reiche Bildung gejunder Granulationen. Die diesjeitigen Verfuche find noch nicht abgejchloffen, doch jcheinen fich ähnliche Reſultate wie in der Humandjirurgie ergeben zu wollen.

Das Leufofermantin-Serum wurde in flüjfiger und in feiter Yorm (Pulver) angewandt. Als Pulver jcheint e8 für die tierärztliche Praxis geeigneter. Es wird in gleicher Menge wie etwa Sodoform auf Die Wunde gebracht. Das Pulver löſt ſich in der ſeröſen Wundflüſſigkeit und entfaltet dann feine Wirkung. Es ift geruch« und reizlos.

Auch jogenannte Sommerwunden wurden, nach vorheriger gründlicher Entfernung der jchlaffen Granulationen mittels fcharfen Löffels, unter Ver⸗ band mit LZeufofermantin in 8 bis 10 Tagen zur Heilung gebradit.

Über Lenfofermantin-Behandlung. Bon Unterveterinär Dr. Kranid.

Bei zwei Vorderfußmwurzeliwunden, die jehr erheblich waren und ich durch Starke Gewebszertrümmerung, erhebliche Tajchenbildung und Eröffnung der Heinen Gelenke audzeichneten, wurden, nachdem diejelben 2 Tage lang mit Sodoform behandelt worden waren, Verſuche mit trodenem Leuko— fermantin gemacht, weldjed von der Firma E. Merd zur Verfügung ge- jtellt war. Das Leufofermantin zeichnete ficd dadurch aus, daß ed ſehr reichlich gejunde Granulationen hervorrief, nekrotiſches Gewebe raſch zum Abſtoßen brachte und vor allen Dingen Eiterung vollitändig unterdrüdte bzw. nicht auflommen ließ. Der anfänglich außerordentlich große Synovta= ausfluß wurde fichtlih geringer und fültierte nad) 14 Tagen vollſtändig. Die vorhanden gewejenen Taſchen an einer VBorderfußmwurzel mehr ald 5 cm tief waren nad) Ablauf diefer Zeit ebenfall3 mit gefunden Granulationsgewebe vollftändig audgefüllt; die Wunden zeigten ein vorzüg- liches Ausſehen.

Heilung einer Sprunggelenkswunde unter Anwendung von Perhydrol. Von Oberveterinär Kettner.

Infolge Scheuens kam ein Offizierpferd zu Falle und zog ſich an der Außenfläche des linken Sprunggelenkes in der hinteren Hälfte desſelben eine 10 cm lange, ſchräg von oben und vorn nad) hinten und unten ver⸗ laufende Wunde mit unregelmäßigen Rändern zu. Schon am nächſten Tage jtellte fich eine umfangreiche Schwellung ein, welche ſich über die ganze Außenflähe des Gelenkes erjtredte und ſich auc nach unten jowie nad) oben den ganzen Ferſenbeinhöcker umfaſſend ausdehnte. Beim Einführen einer vorher audgeglühten Sonde jtieß man in der Ziefe auf Knochen. Dad Vermeiden jeglicher Belaftung und der Ausflug von ©elentflüffigfeit au der Wunde, das Auftreten von Fieber (39,5° C) mit Störungen ded Allgemeinbefindend (Steigen der Pulöfrequenz, Appetit- mangel, Nachlaſſen der Munterfeit) ließen über die Natur des Leidend feinen Zweifel auflommen. Nach der Lage der Verlegung mußte es fich

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um eine Eröffnung des zwiſchen Sprungbein (os tarsi fibulare) und Würfelbein (os tarsale quartum) vorhandenen Heinen Gelenfes handeln.

Beriefelungen bzw. feuchte Verbände mit Sublimat- und Lyſolwaſſer, ferner mit ejfiglaurer Tonerde hatten nur den Erfolg, daß das Allgemein- befinden fich etwas befjerte. Nach) 14 Tagen hatte fich bereit3 neben all- gemeiner Abmagerung des Pferdes eine hochgradige Atrophie der Tinten Kruppe und des Schenfel8 ausgebildet. Beim täglichen Wechſeln des Ver- bande8 war bderjelbe ſtets mehr oder weniger von Synovia durchtränft. Bon diefer Zeit an wurde die bisherige Behandlung verlaffen, und e8 wurden täglidd 20 bi8 30 g einer Sprozentigen Perhydrollöjung unter ſtarkem Drud in die Tiefe gejprißt, die dann unter Schäumen wieder all mählich abfloß. Hierauf wurde ein trocdener Watteverband angelegt. Schon nad) 4 Tagen trat da8 Pferd mit der Zehe des Linken - Hinterhufes feit auf und nad) weiteren 4 Tagen machte fich in einzelnen Tritten eine vorüber: gehende Berührung der Trachten mit dem Erdboden bemeribar. Der Aus- fluß von ®elentflüffigleit ließ in dem genannten Beitraume ganz erheblich nah und nahm an Stelle der vorher eiterigen Beichaffenheit eine Klare Färbung an; in dem Verband fand fich täglich nur an einer begrenzten Stelle eine fpärlihe Anfammlung. Die entzündlide Schwellung in der Umgebung des Gelenkes ging um die Hälfte ihrer Stärke zurüd.

Als hierauf 2 Tage mit der Perbydrolbehandlung ausgeſetzt wurde, um der Wunde Gelegenheit zu geben, fich fchließen zu können, zeigte ſich jofort wieder eine Verjchlimmerung des Zuſtandes. Unter Zunahme der Schwellung verjchlechterten fi die Belaftung und das Allgemeinbefinden, während die Abjonderung der Synovia fi) vermehrte und lebtere trübes Ausſehen zeigte. Das erneute Einjprigen der Perhydrollöſung vermochte auch jebt wieder vom dritten Tage an eine wejentlihe Beljerung herbei- zuführen. Die Lahmheit ſchwand mehr und mehr, fo daß nad) 14 Tagen das Pferd im Schritt Leine Störung in der Bewegung erkennen ließ. Nach einer weiteren Woche war die Wundheilung joweit fortgefchritten, daß mit der Behandlung aufgehört werden konnte. Selbſt im Trabe beitand feine Lahmheit mehr, obwohl noch eine umfangreiche Atrophie der linken Kruppen⸗ und Schenfelmusfulatur bemerkbar war. Die noch vorhandene derbe, wenig jchmerzhafte Schwellung beſchränkte ſich größtenteil8 nur auf die Gegend des Ferſenbeines.

Nach dem ganzen Verlaufe ded Leidend dürfte es nicht zweifelhaft jein, daß dem Perhydrol in diejem Falle ein ganz hervorragender Anteil bei dem Buftandelommen der Heilung zuzufprechen war.

Zwei Verſuche mit Yibrolyfin.

Bon Unterveterinär Weber.

Fibrolyſin, ein Doppeljalz, beſteht aus Thlofinamin als eigentlich wirkſamem Beftandteil und Natriumfalicglat. Im Blute wird ed in Diele beiden wieder zerlegt. Das Thiofinamin übt eine narbenerweichende Wirkung aus.

Die Verſuche, die bi jet mit Fibrolyſin angejtellt wurden, waren teil8 mit, teils ohne Erfolg.

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Da mir don der Chemiſchen Fabrif Merd, Darmitadt, Gratisproben zur Verfügung geftellt wurden, nahm ich bei zwei Pferden Verſuche mit obigem Mittel vor.

1. Der erite Fall betraf einen 10jährigen, braunen Wallach, der im ſchweren Fuhrwerk Verwendung fand und ſeit ungefähr 2 Monaten an einer Elephantiafi3 am rechten Hinterfuße litt. Der Umfang des. er: frankten Fußes dicht unterhalb des Sprunggelenkes betrug 35 cm, in der Mitte des Schienbeined 31 cm, oberhalb des Feſſelgelenkes 40 cm und unterhalb desjelben 30 cm. Nach der erſten Injektion jublutan an der erkrankten Gliedmaße ausgeführt entitand an der Injektionsſtelle eine ſtarke Anjchwellung, die durch Baden mit Bleizuder-Alaunlöjung nad 2 Tagen wieder bejeitigt war. Ein Erfolg war nody nicht aufzuweiſen. Nah 2 Tagen injizterte ich das Fibrolyſin intravenös. Diesmal konnte ih an der Injektionsſtelle Feine Reaktion nachweiſen, doch war auch die Gliedmaße noch nicht dünner geworden. Erſt nach der vierten Injektion war eine günjtige Einwirkung des Mittef3 deutlich wahrnehmbar. Die forrejpondierenden Maße betrugen nun 32 (— 3), 28 (— 3), 36 (— 4) und 29 (— 1). Die Bewegung der Gliedmaße war auch wejentlicy freier. = dag Tier verkauft wurde, konnte ich die Behandlung nicht mehr fort- een.

2. Bei einem 10 jährigen Wallach waren infolge einer überjtandenen Nierenentzündung ödematöſe Schwellungen an den Vordergliedmaßen und am Bauche zurüdgeblieben. An den Vordergliedmaßen, 10 cm unterhalb des Ellenbogengelenks, war diejelbe wallartig abgejeßt und erſtreckte fich von bier aus gleichmäßig über beide Gliedmaßen. Am Bauch begann die Anſchwellung kurz hinter den Vorderbeinen ganz allmählich und ſpitz und wurde nach Hinten zu immer ftärker und breiter, jo daß fie vor dem Schlau)

eine Stärke von 6 cm und eine Breite von 35 cm hatte. Der Schlaud)

jelbjt war jehr ſtark angeſchwollen. Dieſe veränderten Partien fühlten fich nicht wärmer an und nahmen leicht Yingereindrüde an. Jeden zweiten Tag injizterte ih am Halſe ſubkutan Fibrolyſin im ganzen ſechs Doſen —, konnte aber abſolut feinen Erfolg beobachten.

Referate.

Bongert: Unterfuhungen über den Tuberkelbazilleugehalt des Blutes, des yleifches und der Lymphdrüſen tuberfulöfer Schlachttiere. Aus „Arhiv für Hygiene“, Bd. LXIX.

Die Arbeit behandelt eine Frage, der nicht nur ein hohes wiſſen— Ichaftliches, jondern vom Standpunkte der Hygiene und Vollswirtichaft ein nicht minder großes praftiiche3 Intereſſe innewohnt. In der Einleitung gibt ‚der Verfaſſer eine anfchaulihe Darftellung der verjchtedenen An- Ihauungen, wie fie vor und nach Entdedung des Tuberkelbazilluß zutage getreten find. Man erkennt daraus, daß die vorliegende Frage einwand— frei auch Heute noch nicht gelöft ift, und daß ſich die Anfichten teilweiſe noch ſcharf gegenüberftehen, bejonderd nachdem Robert Koch feine frühere

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Behauptung von der Identität der Menjchen- und NRindertuberkulofe widerrufen hatte.

. Bu den Hauptverjuchen wurde Material von 27 Nindern und 3 Schweinen mit bochgradiger, generaltfierter Tuberkuloſe benußt, als Verjuchätiere dienten 224 Meerjchweinchen und 8 Kaninchen, jo daß ſich die Unterfuchungen ſchon durch ihre große Anlage als jchwermwiegend und beweisfräftig vor den übrigen neueren Forſchungen der gleichen Art aus- zeichnen. Das Verſuchsmaterial beitand aus Blut, Fleiſchſaft, Muskel⸗ ſtückchen und Lymphdrüfenfaft. Die Verimpfungen von Blut wurden nut bei den erſten Verjuchen durchgeführt, fodann aber fallen gelafjen, und zwar aus zwei Gründen. Einmal erwieſen fie ſich als überflüjlig, da in allen Fällen, in denen fi das Blut als virulent erwies, aud) der Fleilch- jaft infeftidö war. Sodann aber zeigte fih das Rinderblut für Die Meerſchweinchen außerordentlich toxiſch, jo daß dieſe Tiere nad intraperitonealer Impfung ſtets, nach ſubkutaner nicht felten zugrunde gingen. Im Gegenjage Hierzu vertrugen Kaninchen jelbjt große Doſen jehr. gut. Eine Fünftlide Immuniſierung der Meerſchweinchen gegen die toxiiche Wirkung des Ninderblutes tft dem Autor nicht gelungen.

Der zur Verwendung fommende Musteljaft wurde in der Weife gewonnen, daß aus großen Musfelgruppen ded Vorder: oder Hinterjchentels 3 bis 4 kg jchwere Stüde herausgeichnitten und dieſe dann mittel3 der Flamme einer ©ebläjelampe alljeitig abgebrannt wurden; danach wurde der Brandihorf mit einem fterilen Mefjer abgetragen und der auf dieſe Weile freigelegte Kern in dünne Scheiben gejchnitten und in einer Fleilch- prefje unter ftertlen Kautelen ausgedrüdt. Zur Verimpfung gelangte der Fleiſchſaft in Dojen von 5 bis 10 ccm jublutan, intramugfulär und introperitoneal. Auch hierbei. reagierten die Meerſchweinchen häufig durd) interfurrenten Tod, bejonders dann, wenn der unter die Haut oder in Die Muskulatur eingeiprikte Muskelſaft nicht ſogleich durch Maſſage gleich— mäßig verteilt wurde. Die Muskelſtückchen, welche gleichzeitig mit dem Fleiſchſaft hergeſtellt wurden, erhielten den Umfang von etwa 1 ccm und wurden ſubkutan verimpft. Zwecks Gewinnung des Lymphdrüſenſaftes wurden die Drüſen zunächſt allſeitig abgebrannt, worauf nach Abtragen der Brandkruſte der abgeſchabte Saft oder die Subſtanz mit Bouillon aufgeſchwemmt wurde. Es wurden ſtets nur ſolche Lymphdrüſen benutzt, die nicht geſchwollen waren und auch bei eingehendſter makroſkopiſcher Beſichtigung feine tuberkulöſen Veränderungen aufwieſen.

In Vorverſuchen ſuchte der Verfaſſer zunächſt die Frage zu ergründen, wie lange in die Blutbahn eingedrungene Tuberkelbazillen darin nad): zuweilen find und wo fie bleiben. Bu diefem Zwecke wurden Kaninchen intravends mit bovinen Neinkulturen behandelt und in beitimmten Zeit— abjchnitten der Obduktion unterworfen. Sm Gegenjaße zu den Anſchau— ungen Nocard3.und Mac Fadyeans jtellte fi) Heraus, daß die in die Blutbahn gebrachten Bazilen durchaus nicht in jo kurzer Zeit, jedenfalls nicht innerhalb 24 Tage, daraus wieder verichwinden, wie jene beiden Horicher annehmen. Dagegen vermochten die Muskelſtückchen von derartig vorbehandelten Kaninchen bei Meerjchweinchen nur ſelten Tuberkuloſe hervorzurufen, während hinwieder bei den mit Muskelſaft (4 bis 5 ccm)

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infizierten Impflingen ſich eine von der Impfſtelle ausgehende hochgradige Allgemeintuberkuloje entwidelte. Entgegen der Behauptung anderer Forſcher erwies fich) mithin die Verimpfung von Mudfeljaft zum Nachweis bon Tuberkelbazillen im Fleiſch als zuverläſſiger als die Ver— impfung von Muskelſtückchen. Dieſen Verſuchsergebniſſen will der Verfaſſer jedoch noch keine allgemeine Gültigkeit beimeſſen, vielmehr erhebt er die Forderung, daß weitere Verſuche in dieſer Richtung zur Ausführung gelangen, damit die für die praktiſche Fleiſchbeſchau ſowohl wie für die Berbreitung der Tuberkuloſe im Körper höchſt wichtige Trage, wie lange nah Embruch von Zuberkelbazillen in die Blutbahn fie darin vorhanden find, ihre endgültige Erledigung findet.

Bezüglich de3 weiteren Verbleibes der ind Blut eingeführten Ba- zillen ergeben die Verjuche, daß fie gewifjermaßen in die Lymphdrüſen abfiltriert und bier angelammelt werden. E3 entwidelt fih nun hier ein Kampf zwiſchen den Bazillen und den Lymphdrülenzellen, wobei es nur in denjenigen Drüjen zur Entitehung tuberfulöfer Herde fommt, in welchen die Bazillen das Üvergemicht über die Drüjenzellen erlangen.

Auch in jeinen Hauptverjuchen d. h. denjenigen, bet welchen der Ver: fafjer mit Material von tuberkulöſen Rindern und Schweinen erperimen- tierte, gelangte er zu ſehr bedeutungsvollen Ergebniſſen. Bor allem tft danach nit nur das Fleiih von Tieren mit aluter Miltartuberkulofe, jondern nicht minder auch dasjenige von Tieren mit tuberfulöjen Er— weichungsherden als in hohem Grade gejundheitsihädlidh an- zujehen. Es find daher unter dem Begriff der „ausgedehnten Erweichungs⸗ herde“ des Hleiichbeichaugejeged nicht nur große umfangreiche Herde und Kavernen zu verftehen, fondern auch zahlreiche Kleine erweichte Herde. Die Urjache diejer befonderen Gefährlichkeit der Ermeichungdherde beim Ninde iſt darin zu fuchen, daß ihrer Entitehung nicht, wie jeither faft allgemein angenommen wurde, eine Mijchinfektton zugrunde liegt, ſondern ein bejonder3 reiher Gehalt an QTuberkelbazillen, jo jehr, daß Bongert derartig eiterartig eingejchmolzene Qungenherde zur direkten &e- winnung von Reinfulturen ganz bejonderd empfiehlt. Beim Rinde ijt der Beifall und die Erweichung des tuberfulöjen Gewebes ohne Mitwirkung anderer Bakterien die Negel, während bei der Lungenphthiſe des Menſchen erfahrungsgemäß die Sefundärinfeltionen kliniſch und pathologiſch eine große Nolle Spielen.

Hinfihtlic) der urjählichen Verhältniffe beim Einbruch von Zuberfel- bazillen bezweifelt Bongert die Nichtigkeit der Anficht, daß bei akuter Miliartuberkuloje ein tuberkulöfer Herd in ein anliegendes größeres Blut⸗ gefäß durchbreche, und jo das Blut mit Bazillen überſchwemme. Biel- mehr iſt anzunehmen, daß in vielen Fällen von Miltartuberkulofe die Bazillen ihren Weg in das Blut durch die Lymphbahnen, in legter Inſtanz durch den Ductus thoracicus nehmen. Ganz anders liegen jedod) die Berhältniffe bei Ermweichungsherden mit ihrem außerordentlid) hohen Ba— zillenreichtum; einzig und alleın diefer ift es, der die befondere Gefahr zu einem Einbrudy von Quberkelbazıllen in die Lymph- und Biutbahn und zu der weiteren Verbreitung des tuberkulöſen Prozefjes im Körper begründet. Eine zweite Yorm der Tuberkuloſe, die durch einen ſtarken

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Gehalt an Tuberkelbazillen ausgezeichnet iſt und ſehr häufig Veranlaſſung zum Einbruch von Bazillen in die Blutbahn gibt, iſt die ſtrahlenförmige Verkäſung, welche als tuberkulöſe Infiltration aufzufaſſen iſt und be- ſonders häufig in den Lymphdrüſen beim Rinde und Schweine beobachtet wird. Bongert verlangt daher, daß bei ftärferer Ausdehnung dieſer Zuberkulojeform in jedem Falle das Fleiſch nur nach dvoraufgegangener Steriltjation zum menjchlichen Genuſſe zugelafjen werden dürfe.

Die weitere wichtige Frage, ob nach abgelaufener Generalijation auch bei Erkrankung der Fleiſchlymphdrüſen das Fleiſch frei von Tuberkel— bazillen jei, wird auf Grund der diesbezüglichen Unterſuchungen dahin beantwortet, daß ſolches Fleiſch nicht infektionsfähig fit. E3 Tann daher nicht mehr die Forderung aufrechterhalten werden, daß bei Erfran- fung einer Fleiſchlymphdrüſe das betreffende Fleiſchviertel in fanitätg- polizeiliher Beziehung einem tuberfuldg erkrankten Organe gleich zu er- achten iſt. Durch das Vorhandenſein eines oder mehrerer erbjengroßer, fäfig-fallıger Herde in einer Fleiſchlymphdrüſe wird eben nur bewieſen, daß früher einmal ZTuberfelbazillen in der Blutbahn vorhanden waren, aber daraus längjt wieder verihiwunden find. Sole Lymphdrüjenherde find mithin nicht als Kennzeichen der Gejundheitsichädlichkeit des Fleiſches anzujprechen, vielmehr zeigen fie an, daß die Generalifation, bei der aud) das Tier mehr oder weniger erkrankt geweſen fein mag, längſt vorüber it. Dagegen begründet die einfache Lymphdrüſenſchwellung als unmittelbare Folge einer Überſchwemmung des Blutes mit Tuberkelbazillen vollauf den Verdacht einer geſundheitsgeſährlichen Beſchaffenheit des Fleiſches.

Aus der Geſamtheit ſeiner Unterſuchungen zieht Bongert die fol— genden, für die Unterſuchung und Begutachtung tuberkulöſer Schlachttiere hoch bedeutſamen Folgerungen:

1. Die Unterſuchung der Schlachttiere auf das Vorhandenſein von Tuberkuloſe hat ſich auf ſämtliche Organe und Organlymphdrüſen, be⸗ ſonders auf die an den bekannten Eintrittspforten der tuberkulöſen Infektion gelegenen, zu erſtrecken. Läßt die Ausbreitung des tuberkulöſen Prozeſſes und die Beſchaffenheit der tuberkulöſen Herde den lokalen Charakter der Tuberkuloſe zweifelhaft erjcheinen, jo find ſämtliche Körperiymphdrüfen eingehend zu unterjuchen.

2. Maßgebend für Die Freigabe des Fleiſches tuberkulöſer Tiere zum Konſum ſind guter Nährzuſtand, der augenſcheinlich lokale Cha— rakter der Tuberkuloſe und in den Fällen, wo die tuberkulöſe Erkrankung zu emboliichen Herden in den Bauch: und Bruftorganen und aud) in den Fleiſchlymphdrüſen und in den Knochen geführt Hat, der Nachweis der Inaktivität der Tuberkulose.

a) Bel größerer Ausbreitung der Tuberkuloſe ift das als tauglich anzufehende Fleiſch als in ſeinem Nahrungs» und Genußwert erheblich herabgeſetzt anzuſehen und als minderwertig auf der Freibank zu verkaufen.

b) Sn den Fällen, in welchen die tuberkulöſen Organe und Fleiſch— teile fich nicht jo entfernen lafjen, daß eine äußere Snfektion mit tuberfulöfem Virus mit Sicherheit ausgeſchloſſen tft, oder wo eine ſolche Beſchmutzung beim Ausjchlachten bereit3 ftattgefunden hat, ift das Fleiſch

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als bedingt tauglich zu behandeln und nad) vorheriger Sterilifation zum Konſum zuzulaffen. |

3. Bei audgebreiteter progredienter Tuberkuloſe in Form der tuber- fulöfen Snfiltratton (ftrahlige Verkäſung) oder bei Vorhandenfein einer größeren Bahl von tuberkulöſen Erweichungsherden ift das Fleiſch wegen de häufigen Vorhandenjeind von Zuberfelbazillen im Blute und im Fleiſche als gejundheitsgefährlich anzujehen und nur in fterilifiertem Buftande als menjchliched Nahrungsmittel zu verwerten.

4. Bei akuter Miltartuberkuloje, auch wenn die Erjcheinungen einer friſchen Blutinfeltion nur in den großen Parenchymen (und nicht im Fleiſche) vorliegen, ebenjo auch bei hochgradiger Abmagerung und fubitan- tieller Veränderung des Fleiſches ift der ganze Tierförper als geſundheits⸗ Ihädlih vom Konjum auszufchließen und techniſch zu verwerten.

Ebenjo find die tuberkulöfen Organe und Fleiſchteile mit ihren Adnexen ald in hohem Grade gejundheitsjchädlich zu befeitigen. eventuell techniich zu verwerten.

Die Gefahren, welche der menjchlichen Gejundheit durch den Genuß des Fleiſches tuberkulöſer Schlachttiere drohen, werden durch eine ordnungs⸗ mäßige obligatorijche Fleiſchbeſchau mit Sicherheit bejeitigt. Vorausſetzung ift aber, daß die ausführenden Organe der Fleiſchbeſchau mit der Lehre von der Entjtehung und Verbreitung der ZTuberkulofe im Körper ſowie mit der Erkennung und richtigen Deutung der tuberfulöfen Prozeſſe voll- fommen vertraut find. Solche Kenntniffe, eines der ſchwierigſten Kapitel der Pathologie, find aber bei den nichttierärztlichen Beſchauern, die nad) einem vierwöchigen Kurſus in einem Schladhthofe das Fähigkeitszeugnis als amtlicher Zleifchbejchauer erlangen fünnen, und denen aud) eine Frei— gabe des Fleiſches tuberkulöſer Schlachttiere allerdings mit einiger Einſchränkung überlafjen ift, als vorhanden nicht anzunehmen. Es dürfte jomit angebracht fett, die Kompetenz der Laienfleiſchbeſchauer in der Beurteilung tuberfulöfer Schlachttiere einer Prüfung zu unterziehen und einzujchränten. Dr. Heuß.

Über die Beteiligung der verfehiedenen Organe des Tierförpers an der Generalijation der Tuberkuloje beim Rind, Schaf und Schwein. Zugleich ein Beitrag zur Technik der Unterjuchung geſchlachteter tuberku— löjer Tiere. Bon Dr. Felix Henichel, ſtädtiſchem Obertierarzt und jtellvertretendem Direktor der ftädtifchen Fleiſchbeſchau in Berlin. Berlin, Berlag von Richard Schoeb.

Der Arbeit des ald Autorität auf dem Gebiete der Fleiſchbeſchau rühmlichſt bekannten Verfafjerd liegt ein außerordentlich reiches Material zugrunde, nämlich die Unterfuchungsbefunde jämtlicher auf dem Berliner Schlachthofe vom 1. April 1907 bis 31. März 1908 gejchlachteten Tiere, die mit generalifierter Tuberfulofe behaftet waren. Durd) die am 16. Zunt 1906 erlafjenen Abänderungen der Ausführungsbeftimmungen zum Fleifch- beſchaugeſetz find die bis dahin gültigen Vorſchriften über die Unterjuchung der Lymphdrüſen mefentlich erweitert worden, jo daß nun bei generalifierter Zuberfuloje die Veränderungen in den Fleiſchlymphdrüſen mit Sicherheit

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ermittelt werden können. Während früher diefe Lymphdrüfen nur der Länge nad) durchſchnitten zu werden brauchten, müſſen fie jeßt befannt- lich aus dem Tierkörper herausgenommen und in dünne Scheiben zerlegt werden. Die Wahl des obigen Zeitraums für die Aufitellung der Tabellen gibt aljo die Gewähr für genauere Nefultate, als vorher erzielt werden fonnten. Auch die Beteiligung der Adjjel-, Kniekehlen- und Gefäßbein- Iymphdrüfen, die vor dem 16. Juni 1906 in Verdadhtsfällen nicht unter- jucht zu werden brauchten, an der Generalifation der Tuberkuloſe ift in der Arbeit berüdfichtigt worden.

Inder Zeit vom 1. April 1907 bis 31. März 1908 murden auf dem Berliner Schladhthofe 1 965 244 Tiere, und zwar 79 912 Ochſen, 40 585 Bullen, 14 027 Kühe, 26 981 AYungrinder, 173 618 Kälber, 468 618 Schafe, 272 Ziegen, 1165 231 Schweine geſchlachtet. Davon waren mit Zuberkulofe behaftet: 28 871 Ochſen, 12 681 Bullen, 7987 Kühe, 2595 Sungrinder, 1513 Kälber, 2 Ziegen und 51 673 Schweine. Generalifierte Tuberkuloſe wurde gefunden bei 872 Ochſen, 386 Bullen, 819 Kühen, 187 Jungrindern, 265. Kälbern, 16 Schafen und 6107 Schweinen.

Sämtliche Ergebnifje der hochintereſſanten Unterfuhung laſſen fich in dem engen Rahmen eines Neferateß nicht wiedergeben, e8 jet daher nur folgende3 mitgeteilt:

Der Verdacht der Generalijation der Zuberkuloje liegt vor:

a) Bei Erjcheinungen der frifchen Blutinfeltion auch nur in einem Organ (Lunge oder Leber), |

b) bei tuberfulöfen Veränderungen in der Zunge und Leber oder deren Lymphdrüſen,

c) beim Vorhandenfein von Erweichungsherden in einem Organ oder in einer Organlymphdrüſe,

d) bei der von Bongert als „Itrahlige Verkäſung“ bezeichneten Veränderung in einem Organ oder in einer Lymphdrüſe.

Bei der „Itrahligen Verkäſung“ haben nad) Bongert die Organ berde oder geichwollenen Lymphdrüſen ein „gemafertes“ oder „ſtrahliges“ Ausjehen, das dadurch entitehen jo, daß verkäfte Gewebsſtränge mit glafig geichiwollenen, hyalin ausjehenden abwechſeln. Beim Schwein und Rind find derartig veränderte Teile ftet3 jehr ſtark tuberfelbazillenhaltig und fie geben daher oft zur Generalifation der Krankheit Veranlaſſung. In der jubparotidealen Lymphdrüſe des Rindes tft diefe Veränderung von Henjchel nicht jelten gefunden tworden. Daher jollten außer den Lymphdrüſen, deren Unterjuhung nad 8 23 Nr. 12 der Ausführungsbeftimmungen zum Fleiſch⸗ beſchaugeſetz in Verdachtsfällen obligatorifch ift, auch die fubparotidealen Lymphdrüſen des Rindes unterfucht werden, was fich leicht mit der Unter- ſuchung des äußeren Kaumuskels auf innen verbinden läßt.

Bei tuberkulös befundenen Rindern und Kälbern ift ferner regelmäßig nad) der Spaltung des Tierlörperd in zwei feitliche Hälften eine genaue Befichtigung der Wirbeljäule vorzunehmen.

Nah Henſchels Statiſtik find an der Generalijation beim Rinde die Zungen mit 100 Prozent, die Leber mit 78,86 Prozent, die Milz mit

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38,85 Prozent, die Nieren mit 39,43 Prozent beteiligt. Während Dfter- tag UÜterustuberfuloje bei der Generalijation in 65 Prozent gefunden hat, gibt Henjchel fie auf nur 6,4 Prozent an. Diejer große Unterjchied findet jeine Erklärung darin, daß Oſtertag ſämtliche Fälle von Uterustuberkulofe bei generell tuberkulöjen Tieren in feine Statiftif aufgenommen hat, während Henſchel nur diejenigen Fälle notiert hat, die ficher Hämatogenen Urſprungs find. (Nur in der Submufoje tuberkulöje Veränderungen, gleichmäßige Ver⸗ teilung und gleiche Beichaffenheit derjelben und lediglich vereinzelte Geſchwürs⸗ bildungen.)

Tuberkulöſe Veränderungen im Parenchym des Euterd und in den jupramammären Lymphdrüſen fommen nad Henjchels langjährigen Er- fahrungen nur bei generalifierter Tuberkuloſe vor, find aljo ſtets embolt- ſchen Urſprunges. Dr. Kuhn. Reſpiratoriſche Stoffwechſelforſchung und ihre Bedeutung für Nutztier⸗

haltung und Tierheilkunde. Mit einem Beitrag zur Kenutnis vom Lungengaswechſel des Rindes. Von Dr. med. vet. Johannes Paechtner, Aſſiſtent am Tierphyſiolog. Inſtitut der Landwirtſchaftl. Hochſchule Berlin. Berlin 1909. Verlag von Richard Schoetz.

Die auf Anregung von Geheimrat N. Zuntz ausgeführten intereſſanten Unterſuchungen des Verfaſſers über den Lungengaswechſel des Rindes und ſeine Beeinfluſſung durch die wechſelnde Intenſität der Verdauung, durch Kauarbeit und Wiederkäuen bezwecken, Grundlagen und Richtlinien für weitere Arbeiten auf dem wichtigen Gebiete der reſpiratoriſchen Stoffwechſelforſchung zu ſchaffen. Aus den Verſuchsergebniſſen, die mit Hilfe der von Zuntz ausgearbeiteten Technik des Reſpirationsverſuches gewonnen wurden, zieht Dr. Paechtner den Schluß, daß mittels der von ihm angewendeten Methodik ohne große Koſten ſolche Fragen in Zukunft der Löſung näher gebracht werden können, welche die wichtigen Vorgänge des Stoff- und Kraftumjaßes der Haustiere, ſpeziell des Rindes, betreffen, wie 3. B. die zwedmäßige Anwendung der einzelnen Yuttermittel in verjchiedenartiger Miſchung und Zubereitung mit Rüdficht auf den Beihaffungsprei2, ferner den Einfluß der äußeren Haltungdbedingungen (Stalltemperatur, Bentilation, Licht, Körperpflege, Weidegang). Der Beltand des Königreich Preußen an Pferden, Rindern und Schweinen im Sahre 1905 betrug 24 767 000 Stüd. Angenommen, ed würden durch geeignetere Yütterung und Wartung pro Tier und Tag nur einige Pfennige gewonnen, fo hätte diejer Erfolg für die preußifche Volkswirtſchaft jährlidy einen Gewinn von Hunderten von Millionen Mark zu bedeuten. Hieraus ergibt fih der Wert folder Forſchungen für die Nationalölonomie. Die bisherigen Reſpirations⸗ verfuche haben bewiejen, daß der Gehalt an verdaulicden Nährſtoffen keineswegs allein den Nährwert eines Futter bejtimmt, daß vielmehr ein wechjelnder und manchmal recht erheblicher Zeil dieſes Nährwerte durch die Erhöhung des Ruheſtoffwechſels, welche das Wuttermittel bedingt, abjorbiert wird. Daher ift bei der Löſung der Fütterungsfragen ftet3 der Reſpirationsverſuch zu berücdjichtigen, da er hierüber Aufichluß gibt. Die Veterinärmedizin jollte ji, meint Dr. Paechtner, in intenjiverer Weile, als es bisher gejchehen ift, an dieſen Arbeiten beteiligen.

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Zur Erforſchung des Gasſtoffwechſels dienen der modernen Wiſſen⸗ Ihaft zwei Methoden, die im Prinzip ſchon von Lavoiſier erdadht und angewendet worden find. Das eine Syitem, welches al3 indirekte oder Kaftenſyſtem bezeichnet werden kann, arbeitet mit abgejchlofienen, aus- gemejjenen Verſuchskaſten, in denen fich die Verjuchdtiere während der Dauer des Erperimentd befinden. Hierher gehören die und Tierärzten wohlbefannten Berfahren von Regnault-Reiſet ſowie von Petten- fofer und Voit. Das andere direlte Syſtem, das namentlich von Bun audgebildet worden ilt, arbeitet mittels direkten Anſchluſſes der Atmungswege jeiner Verjuchdindividuen an die Meßapparate. Dem tracheotomierten Berluchätiere wird nämlich eine Trendelenburgjche Tampon- fanüle in die Luftröhre eingefeßt. Durch eine genaue Gasuhr, der zur Beltimmung von Temperatur und Luftdrud ein Zungiches Thermobarometer beigegeben tft, wird der Strom der Atmung3luft gemefjen. Die Verbindung zwijchen dem Tier und der Gasuhr wird dur Gummiſchläuche hergeftellt, denen modifizierte Spediche Darmventile eingefügt find, die den Strom der Amungdluft in einjeitiger Richtung regulieren. Zur Gasuhr gehört eine Vorrichtung, welche während der Verjuchdzeit bequem und ficher Die Ge— winnung genauer PBrobemengen der Atmungsluft geitattet. Die Analyſe der Atemgafe erfolgt mitteld einer von Yun ausgearbeiteten Modifilatton des Hempeljchen garanalytiichen Verfahrens.

Nah Dr. Paechtners Verſuchen beträgt der Sauerftoffverbraud pro Minute und Kilogramm Tier:

1. beim ruhenden Rinde längere Zeit nach der Futteraufnahme (tela- tiver Nüchternwert) 3,64 com;

2. beim ruhenden Rinde bald nad) der FZutteraufnahme 4,44 ccm;

3. während der Zutteraufnahme (Kauarbeit) 5,58 ccm;

4. während des Wiederläuend 4,93 ccm.

Der gewöhnliche Atemtypus des indes ift fofto-abdominal. Im Buftande nücdhterner Ruhe beträgt die Atemfrequenz im Mittel 12 Atem- züge bei einer mittleren Atemgröße von 12,3 Litern. Für die Ruhe nad der Fütterung dürfte der Mittelwert der Atmung gleichfalls bet 12 Liegen. Die Atemgröße hat in diefem Falle einen Mittelwert von 14,8 Litern. Die Mehratmung beruht aljo im wejentlichen auf der Vertiefung des einzelnen Atemzuged Während der Zutteraufnahme find durchſchnittlich 19 Atemzüge mit 17,1 Litern Minutenvolumen, beim Wiederkäuen 20 Atem— züge und 14,6 Liter Minutenvolumen beobachtet worden. In den beiden legteren Fällen iſt aljo Beichleunigung und VBerflahung der Atmung zu konſtatieren.

Hinſichtlich weiterer Einzelheiten muß auf das Original verwieſen werden. Dr. Kuhn. Walther Henn: Die Albuminurie und ihr kliniſcher Nachweis bei

den Haustieren. Arbeiten aus der mediziniſchen Veterinär— Klinik der Univerſität Gießen. Direktor: Prof. Dr. Gmeiner.

„Zeitſchrift für Tiermedizin“, Band XIII, Heft 3.

Nach eingehender Klarlegung der Anſichten der mediziniſchen Autori- täten über das Zuſtandekommen der Albuminurie beſpricht der Verfaſſer

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die zum Nachweis derjelben gebräuchlichen Unterfuchungsmethoden. Nicht alle Reagenzien, die diesbezüglich für den menjchlihen Harn erprobt und empfohlen find, eignen fi auch für die Unterjuchung des tierifchen Harn, da dieſer fich vom menſchlichen an Salzen, follotden Subftanzen und jonftigen Beimengungen derart unterjcheidet, daß unter Umftänden herborgerufene Trübungen al3 „Eiweiß“: Trübungen angejprochen werden Fönnten.

Der Berfafler hat nun 33 in der medizinifchen Literatur gefundene Reagenzien nachgeprüft und fie tieriichen Harnen zugejeßt, zunächſt Harnen von Pferden, Stindern und Hunden, deren genaue kliniſche Unterjuchung ergeben Hatte, daß fie an einer inneren Krankheit nicht litten. Diejenigen Neagenzien, die auf diefe Weiſe einen Ausſchlag gaben, erwieſen fich als unbrauchbar für den Harn der betreffenden Tierart. Nach eingehender Prüfung der einzelnen Reagenzien auf ihre Eiweiß ausfällende Kraft Hin hat Henn das ihm zur Verfügung ftehende kliniſche Material des Snititutg, joweit e8 Intereſſe bot, jorwie einige Fälle von Albuminurie beim Menfchen zur Verwertung der Rejultate feiner Unterjuchungen benutzt.

Als ſtets brauchbar zum Eimeißnachwelje hat ſich die Kochprobe mit Salpeterjäurezujaß gezeigt. Verfaſſer wett darauf hin, daß allerdings das einfache Kochen des Harns ohne Salpeterjäurezufag, wie ed immer noch empfohlen wird, bet Tierharnen unzuläjlig tft, beſonders bei dem alkaliſchen der Herbivoren. Man befommt hier regelmäßig einen Niederjchlag, der mit Eimeiß verwechjelt werden kann und in den: Ausfallen der phosphor= bzw. tohlenfauren alfalijchen Erden beruhen. Ebenjo gelangen das Muzin und die muzinähnlichen Subjtanzen, an denen der Pferdeharn jo reich ift, beim Kochen in Form einer wolkigen Trübung deutlih zum Vorſchein. Bringt man nun Salpeterjäure tropfenmweife hinzu, jo löfen ſich alle die außgefällten Stoffe wieder auf. Erſt wenn in einer folchen gelocdhten Probe von 6 bis 7 ccm ein Niederichlag nad) Zuſatz von 10 Tropfen beftehen bleibt, eventuell wenn er erjt jet auftritt, handelt es ſich um Eiweiß. Bei ſtark alkaliſcher Reaktion des Harns fann Eiweiß felbft beim Kochen als Alkalt- albuminat in Löfung bleiben, nur beim Umfchlag in die jaure Reaktion wird es als Azidalbumtnat gefällt. Bei O,1prozentigem Eimeißgehalt zeigen ſich anfangs weiße, jpäter jchmußigbraune Flocken; bei hohem Ge- halt (2 Prozent) erhält man fofort ein ſtarres Ganzes, bei geringem Ge- halt (etwa 0,01 Prozent und darunter) entjteht in falzarmen Harnen gewöhnlich nur eine diffufe Trübung.

Am Schluß feiner Arbeit gibt Verfaffer folgende Zufammenfafjung:

1. Das Beitehen der jogenannten phyfiologiichen Albuminurte bei Haustieren iſt durch den Kliniker anzuzweifeln.

Jedes dauernde Vorkommen von Eiweiß im Harn deutet auf ——— Prozeſſe im Tierkörper hin.

3. Als untrügliche und hinreichend ſcharfe Reagentien zum Nachweis

der Albuminurie bei den einzelnen Tierarten ſind zu empfehlen: Für den Hundeharn:

Die Kochprobe mit nachfolgendem Salpeterſäurezuſatz,

die Eſſigſäureferrozyankaliprobe,

Joworskys Reagens

und als transportables Reagens: Metaphosphorſäure.

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Für den Pferdeharn:

Die Kochprobe mit nachfolgendem Salpeterfäurezufaß,

Salizyljulfonfäure,

Trichloreffigfäure.

Für den Rinderharn:

Die Kochprobe mit nachfolgendem Salpeterjäurezujag,

Spieglers Reagens,

Trichloreſſigſäure,

Salizylſulfonſäure, die auch als transportables Reagens zu verwenden iſt.

4. Unbrauchbar ſind für den Hundeharn:

Hellers Schichtprobe ſowie die Proben von Zouchlos I und III, Jolles II, Spiegler, Tauret, Fürbringer, Méhn, Millard, Meymont Tidy, Hager,

Raabe, Roch, Roberts J.

Unbrauchbar ſind für den Pferdeharn:

Eſſigſäureferrozyankaliprobe, Kochprobe nach Zuſatz von Eſſigſäure und Neutralſalzen, Zouchlos J und III, Spiegler, Fürbringer, Meymont Tidy, Hager, Roberts J.

Unbrauchbar ſind für den Rinderharn:

Die Proben von Fürbringer, Méhn, Meymont Tidy, Roberts J.

Alle dieſe dürften ſomit, da ſie lediglich eine Quelle der Täuſchung abgeben, für den Kliniker bei der Unterſuchung auf Eiweiß im Harn künftig in Wegfall zu kommen haben. Gerdell.

Dr. Robert Hintze: Das Weſen der Schnüffelkrankheit der Tiere.

(Aus dem pathologifhen Inſtitute der Tierärztlichen Hochſchule zu

- Berlin) „Archiv für wiſſenſchaftl. und praktiſche Tierheilkunde“, 1909, 35. Band, Heft 6.

Die Auftreibungen an den Gefichtöfnochen der Schweine, Biegen und anderer Haustiere, welche empiriſch als Schnüffeltrantheit bezeichnet werden und welde Virchow als DOfteoidchondrome anſprach, find von den Tier: ärzten meiftens für Rhachitis gehalten worden. Veränderungen am Schädel des Menſchen, wie fie etwa der Schnüffeltranfhett unjerer Haustiere ent- ſprechen würden, waren bisher nicht Hinlänglich bekannt, aber auch auf tier- ärztlicher Seite fehlten bis in die neuefte Zeit hinein durchaus Hiftologijche Unterſuchungen über die jogenannte Schnüffellrankheit, der man neben Schädelrhachitis noch Altinomyfofis, hämorrhagiſche Rhinitis u. a. m. zu: zählte und über deren Wejen man daher völlig im unklaren war und zum Teil noch fit.

H. verfuchte nun an feinem Teil zur Ausfüllung diejer Lücke in der Veterinärpathologie beizutragen, indem er an Köpfen von zwei Ziegen und drei Schweinen, die an Schnüffelfrankheit gelitten hatten, gründliche grob— anatomijche und Hiftologifche Unterjuchungen vornahm und deren Rejultat eingehend beſchrieb. Ein Schweinefopf war friich, in den anderen Fällen handelte e3 fi um Spirituspräparate. Alle Schädel ftammten von jungen Tieren vor dem Zahnwechſel. Da immer nur die Schädel der betreffenden Tiere vorhanden waren und fich bereit in einem vorgejchrittenen Stadium der Krankheit befanden, jo ließ fich über deren Urſache und Einſetzen leider

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nichts feftitellen. Dieſer Mangel hinderte H. auch, troß feiner gründlichen biltologiihen Studien und feiner hierauf jowie auf Kenntnis und Würbdi- gung aller bezüglichen Literatur beruhenden Erwägungen zu einem bin- denden Schluſſe über Entitefung und Wejen der eigentlichen Schnüffel- franfHeit zu fommen. Die überaus intereffanten biftologiihen Beichreibungen und genetiihen Erörterungen eignen ſich ihres Umfanges halber nicht zur Wiedergabe an diefer Stelle und empfiehlt fich deren Lektüre Im Original. Hergehoben jet aber, daß fi) H. der Birhomijchen Lehre vom Oſteoidſarkom für unſeren Prozeß troß deſſen Geſchwulſtähnlichkeit nicht anjchließt, ſondern die Schnüffellrankheit in der Hauptjache der deformierenden Oſtitis zu— rechnet, deren Begriff erjtmal$ von Czerny im Sabre 1873 ftatutert wurde. Es kommt 9. fo vor, als ob die Krankheit in früheren Jahr⸗ zehnten jeltener gemejen jein möſſe und ald ob die „Verfeinerung“, be= ſonders der Schweineraſſen gegenüber dem urjprünglichen Landjchwein, auch eine größere Neigung zur deformierenden Oſtitis mit jich gebracht habe. Da man in neuefter Zeit zwiſchen Rhachitis, Dfteomalazie, Ostitis deformans und Barlomwjcher Krankheit Feine fcharfen Grenzen mehr zieht und die genannten Prozeſſe in der Tat nebeneinander vorkommen, fo hat Nehn für dieje Krankheitsgruppe den Namen Oſteodyſtrophie vorgejchlagen. In Anlehnung hieran definiert H. die Schnüffelfrantheit de Schweines jowie die entiprechenden Erkrankungen der übrigen Haußtiere ald Osteo- dystrophia fibrosa s. deformans. Chriitiani.

Dr. €. Oberwinter: Über die Wirfung des Chlorbaryum bei den Hauswiederkäuern. (Inaugural-Difjertation, der veterinärsmedizin. Fakultät der Univerfität Bern vorgelegt.)

Da3 Chlorbaryum ift zwar nad Fröhner in Dolen von 5 bis 15 g (mit einer Flaſche Waſſer als Einguß) gegen gewifje Verdauungskrankheiten des Rindes empfohlen worden, doch find umfafjende Verjuche über die ipezielle Wirkung dejelben auf Kleine und große Wiederkäuer bisher kaum angeitellt, wenigſtens in der periodiſch erjcheinenden Veterinärliteratur nicht veröffentlicht worden. Die Arbeit DS. trägt dazu bet, dieje Seite der Chlorbaryummirfung Karzuftellen und wird deshalb das Intereſſe nament- lih der praftilchen Tierärzte in Anſpruch nehmen.

D. ftellte 56 Verſuche an Ziegen, Schafen und Rindern, vergleichd- weiſe auch drei Berjuhe an Pferden an, prüfte ferner in neun Fällen, ob per 08 und intravendß gegebened Chlorbaryum mit der Milch wieder aus⸗ gejchieden wird. Vor den Berluchen wurden die Tiere einige Tage hin— durch bezüglich des Allgemeinbefindeng, der Freßluſt und der Kotbeichaffen- heit beobachtet, aud) die Maftdarmtemperatur, Herztätigfeit und Atmung fontrolliert. Die Schlußfolgerungen, welche O. aus den Relultaten jeıner Berjuche zieht, find in aller Kürze die folgenden: 1. Das Chlorbaryum wirkt bei innerliher Verabreihung an Wiederfäuer auf die Banjentätigteit ein, indem es die Banfentätigleit anregt. 2. Bei intravenöſer Anwendung entfaltet dag Chlorbaryum auch eine ejerinähnliche Wirkung auf den Darm. Die Banjentätigleit wird, im Gegenlaß zur innerlihen Anwendung, hier⸗ bei nicht beeinflußt. Chlorbaryum iſt deshalb, intravenös verabreicht, ein

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ichnell wirkende Abführmittel auch bei Wiederkäuern, insbeſondere bei Rindern. 3. Bet jublutaner Anwendung ift die Wirkung auf den Darm erft nad großen Dojen zu bemerken. An der Snjektionsftelle entftehen Schmerzen. 4. Bei intratraddealer Injektion ruft eine 10 prozentige Löſung von Chlorbaryum ſtarken Huften und Atemnot, wenigſtens bei Biegen, hervor; Wirkung auf den Darm tritt nicht ein. 5. In da3 Euter infun- dierte Löſung wird ſtark rejorbiert. 6. In allen Anwendungsformen zeigt Chlorbaryum Ddigitalisähnlihe Wirkung. 7. Die Körpertemperatur finkt in vielen Fällen gleichzeitig mit der Pulsfrequenz. 8. In Heinen wirf- jamen Dojen wird das Allgemeinbefinden der Tiere in der Regel nicht geftört, in großen Gaben dagegen tritt eine einige Stunden anhaltende Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens in Erfcheinung, während endlich tödliche Dofen da8 Befinden der Tiere bis zum Erituß erheblich ftören. Gleichzeitig tritt nach tödlichen Dojen nad) einigen Stunden Lähmung der Gliedmaßen, ſpäter allgemeine Lähmung ein. Bei fchnell verlaufenden Todesfällen beobachtet man Schreien, Niederftürzen, Dyspnoé und Krämpfe. 9. Eine myotiſche Wirkung wird bei Inſtillation felbft 10 prozentiger Löfung in den Konjunktivalſack nicht erzielt. 10. Mit der Milch findet feine Aus- ſcheidung von Chlorbaryum ftatt. Chriitiani.-

Bychowski: Zur Diagnoje und Therapie der Hypophyſisgeſchwülſte. Mit 7 Abbildungen. „Deutſche Mediziniſche Wochenjchrift”, 1909, Nr. 36.

Eine jehr Heine, innerhalb furzer Zeit fettleibig gewordene 19 jährige Dame mit jpärlicher Behaarung der Achjelhöhlen und Schamgegend Titt an allmählich fich fteigernden SKopfichmerzen und Erbrechen. Dazu gejellte fi eine Abnahme der Sehkraft, und zwar eine ausgeſprochene bitemporale Hemianopfie (Hlimmerjlotom). Die Sehkraft betrug rechts !/s, mit dem linfen Auge fonnte die Kranke eben noch die Finger der Hand erfennen. Es Iag aljo eine Erhöhung de3 intrafraniellen Drudes, insbeſondere aud) ein unmittelbarer Drud auf das Chiasma vor. Als Urſache fam vor allem die Hypophyſe in Betracht. Daß Geſchwülſte des Gehirnanhanges mit bitemporaler Hemianopfie und einfacher Sehnervenatrophie ohne voran gegangene Stauung verlaufen können, iſt aus der Alromegalte-Statiftik bereit3 befannt. Sm vorliegenden Falle fehlte jedes akromegaliſche Aus- jehen. Froehlich machte 1901 eritmald darauf aufmerkfam, daß HYypo- phyfistumoren von bedeutender Adipofita® ſowie Entwicklungs- bzw. Funktionsſtörungen der Genitalorgane begleitet fein können. Dieſe Beob- achtung iſt ſeitdem öfters wiederholt und durch Autopfiebefunde beftätigt worden.

Im vorliegenden Yale war aljo das Vorhandenfein einer Hypo— phyſengeſchwulſt wahrjcyeinlich und wurde die Diagnofe durch Nöntgen- unterjuchung der Schädelbafiß noch weiter geftüßt. Die processus clinoidei anterior et posterior des Türkenſattels waren faft ganz geſchwunden, ein verjchmälerter Eingang desjelben nid;t mehr erkennbar. Die Vertiefung des Sattels erichten deformiert. Prof. dv. Frankl-Hochwart beitätigte die Diagnofe, und Prof. v. Eiſelsberg operierte die Patientin mit Erfolg.

Zeitfchr. f. Veterinärkunde. 1909, 11. Heft. 33

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Nah Aufmeißelung des Hypophyſenwulſtes fand ſich eine Cyſte, welche zwei Kaffeelöffel chofoladendbrauner Flüffigfeit entleert. Cine maligne Degeneration lag nicht vor. Seitdem find alle Störungen ded Allgemein befinden® gejchwunden, die Sehkraft bat fich gehoben, und zwei Monate nach der Operation jtellte fich zum eriten Male die vorher auögebliebene Menftruation ein. Intereſſant ift, daß Patientin jebt die rote Farbe nicht unterjcheidet.

Sn Berüdjichtigung des vorliegenden Falles und der einjchlägigen Mitteilungen in der Literatur nimmt B. an, daß ein innerer Zujammen- bang zwijchen den Geſchlechtsdrüſen und der Hypophyſis einerjeit3 ſowie dem Wachstum des Organismus anderfeit3 beſteht. Bon den in der Praxis und in mwiljenihaftliden Snftituten obduzierenden, ebenfo von den die Fleifhbejhau ausübenden Tierärzten tonnte indejjen noch nie ein Einfluß der Kaſtration auf den Gehirnanhang, wohl aber auf das Wachstum des Skeletts nadj- gewiejen werden.

U. Calmette: Upon the mechanism of the neutralization of cobra venom by its antitoxin. „The Journal of medical research, Vol. XXI, No. 1.

Calmette (und 2. Maſſol) unterfudten die Wirkung des Erhitzens bei der Difjoztation neutraler Milchungen von Kobragift und Antitorin. C. Hatte gezeigt, daß das Antitorin für ich normalerweile durch Tem⸗ peraturen über 68° zerjtört wird, wenn fie länger al8 10 Minuten ein= wirken. Wird das Antitorin aber mit Gift gemijcht, jo erlangt e8 eine bemerkenswerte Widerſtandskraft der Hite gegenüber. Die Zerſetzung geht dann erſt bei 75° vor ji, worauf die Milchung wieder ihre Giftigfeit erlangt. Sebt man zu der Miſchung etwas Galzjäure (0,6 cem Normal HCC auf 1 cem einer 0,5 prozentigen Giftlöjung) und erwärmt dann, jo tritt die Berjeßung bei 72° ein, und das Gift wird wieder volllommen bergejtellt.

Wenn man 0,1 com Normal HCC zu 1 ccm Serum gibt und dann Alkohol von 50 bis 80 Prozent zu einer neutralen Milhung von Gift und Antitorin fügt, jo löſt fi) das befreite Gift jofort in dem Alkohol, während das präzipitierte Antitorin inaktiviert wird; der Alkohol löſt das Kobragift, nicht aber das Antitorin.

Weitere Unterfuhungen zeigten, daß beim genauen Neutralifieren von Gift mit Antitorin fich ſtets ein Präzipitat Bilde. Dieſer (ungiftige) Niederihlag kann dur) langes Bentrifugieren rein gewonnen werden. Trodnet man ihn, fo iſt er in friihem Zuſtande in leicht angejäuerter phyſiologiſcher Kochjalzlöjung Löslih, nicht aber, wenn er längere Zeit troden war. Wenn man die unlöslihe Präzipttat in Wafjer aufſchwemmt und mit Hilfe von Trypfin oder Mercks Papain der fünftlichen Verdauung unterwirft, jo wird dadurch ein Zeil ded an das Gift gebundenen Anti— toring zerjtört und etwas Gift frei gemacht. Wird die Milchung nad) der Verdauung leicht angeläuert und. dann auf 72° erhikt, jo wird das Gift wieder vollitändig hergeftellt und kann eine neue Duantität Antitorin binden.

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Daraus geht hervor, daß dieſe Miſchungen von Gift und Antitorin nur

eine unbejtändige chemijche Verbindung darftellen. C. konnte ſolche Ver:

bindungen nad) mehr als 2 Monaten nad) ihrer Herftellung wieder trennen. Tröſter.

Stabsveterinär a. D. Pötting: Unterſuchungen über die Entſtehung und die hiſtoriſche Entwicklung der Bulldogge und des Mopſes. Snaugural=Difjertation. Braunſchweig 1909. Druck von Friedrich Vieweg & Sohn.

Seitdem Vorliebe jowie Verſtändnis für Nafjehunde ſich mehr und mehr verbreiten, daher auch wenigſtens gebildete Leute fich ſchämen, einen Fixköter zu befigen, ift eine genaue Bekanntſchaft mit den Rafjelennzeichen der Hunde für den praktiſchen Tierarzt zu unabmweisbarer Notwendigkeit geworden. Pöttings Unterfuhungen und Ausführungen find ganz dazu angetan, an ihrem Zeile jolhe Raſſenkenntnis zu fördern, da fie auf wiſſenſchaftlicher Baſis jtehen, durch zahlreiche jehr gute Abbildungen er- läutert werden, überdie3 angenehm zu lejen find. Ste nehmen das Sfuter- efje des tierärztlihen Kynologen bi8 zum Schluß in Anſpruch.

Pötting Hält Umſchau nit nur unter den lebenden und fojfilen furzgefichtigen Hunderafjen, die er untereinander anatomijch vergleicht, jondern auch bei mopsköpfigen Individuen anderer Haustierarten. Er fommt endlich zu dem Sclufje, daß ſowohl Mops als Bulldogge hervor- gegangen find aus dem folfilen Pfahlbau-Hund von Walthampstom, der Mops durch reichlihe Fütterung und Inzucht (Degeneration), die Bull- dogge dur Kreuzung mit großen Hunderafjien. Der Bulldoggenjchädel it daher weniger pathologiſch, aber auch weniger gleichmäßig als der des reiner durchgezüchteten Mopſes, welcher tm chinefiichen Tfin den degene- rierteſten aller Hunde darftellt.e Mops und Bulldogge Haben feinen Spürfinn. Ihre Kurzgefichtigkeit fol eine Entwiklungshemmung, ein Verharren im Sugendzuftand darftellen, indem die Bafilarnähte frühzeitig ojlifizieren und der Höhendurchmefjer des Schädels kompenſatoriſch wächſt.

Chriſtiani.

E. U. Watſon: Sarcosporidiosis. Its association with „locodis- ease“ and dourine, and the possibility of mistaking the spores of sarcocystis for certain so called developmental forms of trypanosomata. „The Journal of comparative pathology and therapeutics“, Vol. XXII, No.1.

Watjon vertritt die Anficht, daß die Sarlojporidien unter gewiſſen Bedingungen jehr wohl als Krankheitserreger auftreten können, indem fie durch Einwanderung, in Die gefamte Muskulatur daS befallene Tier ſchwer und jelbjt tödlich jchädigen können.

Ferner ift Sarkofporidiofi3 oft verbunden mit der bei Pferden und Nindern unter dem Namen Isoco-disease bekannten Krankheit. In diefem Galle und auch bei Dourine kann fie die Diagnoje erjchweren und bei diejen und ähnlichen Kachexien die Heilung verzögern und jelbft verhindern.

Die fihelfürmigen Sporen der Sarlojporidien haben eine auffallende

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Ähnlichkeit mit den fichelförmigen Gebilden, die als Entwidlungsftufen der Trypanoſomen bejchrieben worden find; es kann daher zu Srrtümern führen, wenn man eine Trypanoſomeninfektion nur auf die Beobachtung von Sichelkörpern hin diagnoftiztert. Tröfter.

T. 3. Prince: A few notes on soured milk treatment in dogs. „The veterinary journal“, Juli 1909.

B. gab einer 10 jährigen Bulldogge, welche durch andauernden Durdy- fall zum Skelett abgemagert war, jaure Milch zu trinfen. Der Durchfall dauerte noch einige Tage, die entleerten Mafjen Hatten aber eine dunklere Farbe befommen, und der Appetit ftellte fi) wieder ein. In kurzer Beit war die Krankheit gehoben und der Patient wieder bei Kräften.

Billain: Hippophagie in Fraufreid).

Obgleich das Fleiih von Pferden dem von anderen Tierarten an Schmadhaftigfeit und Nährwert nicht nadyfteht, fo erfreut es fi doch beim Publikum feiner bejonderen Beliebtheit. Dies rührt wohl zum größten Teil daher, weil Pferde nur dann zur Schladtung gelangen, wenn fie dienjtunbraudhbar geworden find und fih in jchlehtem Nähr— zuftande befinden.

Als das Pferdefleifh in Frankreich offiziell Eingang gefunden hatte 1865: wurde in Parid die eiſte Verkaufsftelle eröffnet —, machten hervorragende Hygieniker, befonder8 Geoffroy Saint-Hilaire, lebhafte Propaganda für jeine Verwendung als Bolldnahrung3mittel. Auch gegen- wärtig machen die Pariſer Arzte eine wirkſame Reklame für die Ver— breitung der Hippophagie, indem fie ihren Patienten den fortgejeßten Genuß von rohem Pferdefleilch jtatt des viel teureren Rindfleiſches ver— ordnen.

Sm Handel wird am meilten dad Fleiſch von Wallachen gejchägt. Etuten ftehen für Sclacdhtzwede im Preiſe Höher als Hengſte. Am billigiten find die Schimmel, weil fie mit Melanoje behaftet fein können. Die Beichaffenheit und demzufolge auch der Wert des Fleiſches werden in hohem Grade durch die Art der Ernährung in der leßten Zeit vor der Schladhtung beeinflußt. Pferde, die mit Hafer gefüttert wurden, liefern ein Fleiſch von mehr roter Farbe. Außerdem ift bei diejen Tieren das Fett feiter, weißer und reichlicher vorhanden als bei ſolchen, denen andere Zuttermittel verabreicht wurden. Halbblutpferde find nad) Anficht des Verfafjers für die Schlachtnutzung am beften geeignet. Als bejondere Eigenſchaft des Pferdefleijches, gleichgültig, ob dasſelbe von jungen oder alten Tieren jtammte, wurde von allen, die es ohne Kenntnis der Her- funft genofjen, eine gewifle Zartheit hervorgehoben. Der Fleiſchertrag it bei Pferden größer als bei Nindern. Er beträgt etwa 45 Prozent bei mageren und 62 bis 67 Prozent bei fetten Tieren. Maultiere und Ejel liefern einen etwas geringeren Prozentſatz. Die Eingeweide werden zum größten Teil ald Hundes und Kabenfutter verwertet, jedoch werden Pferdelebern auch von der ärmeren Bevölkerung genojjen, während aus dem Gehirn PBafteten bereitet werden, die auf den Tiſchen der Wohl-

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babenden erjcheinen. In Paris wird das Fleiih von Maultieren und Ejeln Höher geſchätzt als das Pferdefleiih. Zur Zeit find in Frankreich) über 800 Berkaufsftellen für Pferdefleiih vorhanden. (L’Hygiene de la Viande et du Lait, 1908, 4, aus Clinica vet., XXXIL, 25.) Dezelski.

Dr. H. Conradi: Eine neue Methode der bakteriologiſchen Fleiſch⸗ beſchau. „Zeitſchrift für Fleiſch- u. Milchhygiene“, Jahrg. 19, Heft 10.

Dem Verfaſſer iſt es durch ein beſonderes Anreicherungsverfahren gelungen, Mikroben und namentlich auch pathogene Balterien in den Or— ganen normaler Schlachttiere auch in ſolchen Fällen nachzuweiſen, two die gewöhnliche Beſchau ergebnislos verlaufen war. Das Wichtigſte feines Verfahrens iſt die Verwendung eines ſtark erhitten Olbades zum Sterili- fieren der Snitrumente und der Außenflähe der Proben, und ein längeres Aufberwahren der Iebteren bet Brutiwärme. Hierbei haben etwa vorhandene Keime, die bet jehr ſpärlichem Vorkommen leicht unentdeckt bleiben können, Gelegenheit fih zu vermehren, wodurch ihre Auffindung weſentlich er- leichtert wird.

Obwohl dies Verfahren vor allem den Fleiſchbeſchauer intereſſiert, fo Habe ich es doch erwähnt, weil es mit einigen Keinen Anderungen ſich ausgezeichnet für die Aufbewahrung und Berjendung von Organproben eignet, welche zur Ermittlung der Krankheitsurſache bakteriologijc unter: jucht werden ſollen und daher nicht mit Desinfizientien behandelt werden dürfen. In ſolchen Fällen wird man jo bald als möglich nad) dem Tode des Tieres die Proben entnehmen und dabei vornehmlich aus dem Innern der Organe Stüde zu gewinnen ſuchen. Dieſe Stüde jollen fompaft und nicht zu Hein fein, etwa 50 g wiegen, aljo apfelgroß fein. Vorher bat man in einem (nicht mit Zinn gelöteten) Metallgefäß eine ausreichende Menge harten Baraffins flüjfig gemacht und bis zur Dampfbildung er- bist. Die Temperatur beträgt dann etwa 150° C. Darauf faßt man da3 Organſtück, ohne es zu drüden, mit einer Zange und taucht es für 1 bis 2 Minuten in das Baraffinbad. Es wird num oberflächlich gebraten und dadurch Feimfrei gemacht, während im Innern ein genügend großer Stern jeine Anfangstemperatur bewahrt. Nach dem Heraudnehmen Hält man es noch einige Zeit an der Luft oder legt es auf ein Drahtfieb, bis da3 anhaftende Baraffin erftarrt ii. Das Stüd iſt nun mit Paraffin überzogen und dadurch gegen jede Verunreinigung, ebenjo wie gegen jeden Flüſſigkeitsverluſt gejchügt und zudem für die Umgebung ungefährlich ge= worden. ‚Darauf wird e3 in Watte oder weiches Papier gehüllt und kann nur verſandt werden. C. Troeſter.

Ruediger: Unterſuchungen über die Filtrierbarkeit des Rinderpeſt⸗ virus. „The Philippine Journal of Science“, Vol. III, 2. Die Frage, ob das Rinderpeſtvirus die Berkefeld- und Chamberland⸗ Filter paſſiert, iſt noch nicht völlig geklärt. Aus den bisherigen Beob— achtungen und den Verſuchen Ruedigers ſcheint hervorzugehen, daß der in der Galle und im Blute rinderpeſtkranker Tiere enthaltene Infektions—

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ftoff durch die Poren der Berfefeld-Silter V, N oder W nicht hindurd- geht. Dagegen hat fich dag Filtrat der Peritonealflüffigkeit von rinderpeit- kranken Tieren, denen etwa 2 bis 3 Stunden vor der Tötung eine größere Menge phyfiologiiher Kochjalzlöfung in die Bauchhöhle injiziert wurde, nad Pajlieren eines der drei genannten Filter als infektiös erwieſen, und zwar anfcheinend in demjelben Grade wie dad Blut der Tiere. Dieje einigermaßen auffällige Beobachtung, die auch bereit3 von anderen Forjchern (Nicolle, Adil-Bey, Yerjin) gemacht worden iſt, bedarf wohl noch weiterer Nachprüfungen, wobei zufällige Snfeltionen oder andere Urjachen mit Sicherheit außgejchloffen werden fünnen. Dezelski.

Dr. ©. Haedicke: Die Teertherapie und ihre Neugeſtaltung durch Einführung des Pittylens. „Deutſche Medizin. Wochenſchrift“, 1909, Nr. 28.

Der offizinelle Teer, Pix liquida, iſt bekanntlich ein Gemenge verſchiedenartiger Grundkörper, unter welchen die Phenole die wichtichſte Rolle ſpielen. Daneben enthält er außer Eſſigſäure namentlich Harz— ſäuren, Guajakol und Phenole ähnlicher Konſtitution, ferner Naphthalin, Brenzkatechin, Kreſol, Toluol und andere Körper. Die wechſelnde Zuſammenwürfelung der verſchieden gearteten Grundkörper einerſeits und die mehr oder minder ſtarke Empfindlichkeit des Organismus anderſeits haben eine nicht immer vorher zu beſtimmende, manchmal direkt ſchädliche Wirkung zur Folge. Trotz dieſer oft recht fühlbar werdenden Mängel ſind dennoch der Teer und die Teerbehandlung nie verlaſſen worden, weil dieſer Arzneikörper für dermatologiſche Zwecke durch antiſeptiſche, juckreiz— ſtillende und keratoplaſtiſche Eigenſchaften wie geſchaffen erſcheint. Von Ubel= ſtänden, welche die Teeranwendung mit ſich bringt, iſt in erſter Linie der penetrante Geruch zu nennen. Dazu kommt, daß der Teer oft eigentüm:- lihe und plößlic eintretende Nebenwirkungen zur Folge haben kann, die entweder rejorptiv in Erſcheinung treten und als Intoxikationen mit Be— teiligung de Senfortumd ſowie der Verdauung ſich geltend machen, dabei den Urin wie Karbolfarn verfärben oder ſich in lokalen Neizungen der Haut äußern. Diefe Gründe machen das akute Ekzem der Behandlung mit Teer und Teerpräparaten überhaupt unzugänglid. Das Streben nad) Bejeitigung der erwähnten Ubeljtände hat eine Reihe von Teerpräparaten (Empproform, Anthrajol, Liantral uſw.) entitehen laſſen, welche jedoch nicht alle berechtigten Wünfche erfüllten. Das Chemilhe Laboratorium von Lingner in Dresden hat deshalb ein Kondenjationsprodult des Nadelholzteerd mit Formaldehyd Ddargeftellt, welches nah) H. den zu jtellenden Anforderungen entjpriht und den Namen Pittylen erhtelt. Im Pittylen entfaltet das Formaldehyd eine die jämtlichen Beftandteile des Teer völlig umgeftaltende Wirkung, und zwar in dem Sinne, daß die örtlich reizenden und reforptiv giftigen Eigenjchaften der Einzelförper durch das Formaldehyd ausgejchaltet werden, ohne daß letztere ihre arznei= lihen Vorzüge dabei einbüßen. Gleichzeitig wird der Teer gründlich des— odorifiert und feine keratoplaſtiſche Kraft geiteigert. Das Pittylen jtellt ein hellbräunliches, feines, nicht ballendes Pulver dar, dejjen kaum auf-

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fallender Geruch höchſtens noch al teerähnlich bezeichnet werden kann. Das Präparat tft Löslih in Alkohol, Chloroform, Azeton, Kollodium, Terpentindöl und ähnlichen Körpern, außerdem aber auch in Laugen, was eine Wafjerlöfung des Pittylend zuläßt. Infolge dieſer günftigen phyſi— kaliſchchemiſchen Eigenschaften tft auch die Möglichkeit einer vielgeftaltigen Anwendung gegeben, und das Pittylen kann entweder in feiter Form als Pflafter, Seife und Puder oder verflüjjigt in einem der genannten Zöjungs- mittel appliziert werden. H. bat da3 Pittylen in großem Umfang an- gewendet bei Pityriaſis, Erythrasma, Pruritus, Urtilarta, verjchiedenen Elzemformen und Krätze. Er zieht aus jeinen bezüglichen Erfahrungen den Schluß, daß Pittylen fi) durch Geruchlofigleit, Reizloſigkeit und prompte Wirkung vor anderen Teerpräparaten auszeichnet. Chriftiant.

Bloch und Maffini: Studien über Immunität umd Überempfindlid;- feit bei Hyphommpzetenerfranfungen. Band 63, Heft 1 der „Zeit ſchrift für Hygiene und Infektionskrankheiten“.

Wenn die Glatzflechte und der Wabengrind in der berichterſtattenden tierärztlichen Literatur nicht allzuviel Berückſichtigung finden, ſo liegt das an ihrem meiſt harmloſen Charakter. Dieſe Hautaffektionen ſind aber bei unſeren Haustieren keineswegs ſelten und deshalb den Tierärzten nach Urſache und Weſen, mindeſtens aber kliniſch genau bekannt. Die Studien von B. und M., ausgeführt mit etwa drei Pilzſtämmen, find nun geeignet, eine gewiſſe Überrafchung hervorzurufen, weil fie bei den pathogenen Hyphomyzeten mehr oder weniger augenfällige Eigentümlichkeiten feit- gejtellt haben, die dem praftiichen Tierarzt bißher unbelannt waren. Wie die Verfafjer jelbft jagen, ging die allgemeine Annahme bisher dahin, daß man in den Dermatomplojen rein lokale, den Gejamtorganigmug nicht alte= rierende Affektionen zu erbliden babe, während Antilörperreaftionen nur . bet jchweren allgemeinen Snfeltionen eintreten jolen. Im Gegenſatz zu den bisherigen Erfahrungen bei größeren Haustieren ergaben Verſuche an zwei Menjchen und fiebzig Meerſchweinchen in allen Fällen, daß ed nicht gelingt, ein Tier (oder einen Menfchen), welches einmal die Krankheit über- ftanden hat, zum zweiten Mal zu infizieren, und zwar handelt e3 fich hierbei nicht nur um die einzelnen erkrankt gewejenen Hautjtellen durch anatomijche Veränderung derjelben, fondern um eine wirkliche allgemeine Immunität von 1/ajähriger Dauer, ſowohl beim Menichen als bei Tieren. Der Eintritt der Immunität bat Heilung zur Folge, fällt deshalb zeitlich mit legterer zufammen. Schon einige Tage nad) offenbarer Erkrankung tritt ſpontane Rüdbildung ein, die Schorfe fallen ab, vom Zentrum der affi- zterten Stelle ausgehend folgt Überhäutung und innerhalb 5 bi8 9 Wochen wachſen die Haare wieder nad. Die Immunität ift aber anderjeit3 nur \ehr bedingung&weije zu erwirken, und zwar ausſchließlich durch natürliche oder fünftlihe Sinfeltion der Haut und auch nur durch lebendes Pilz— material; fie tritt dagegen nicht ein nach ſubkutaner oder intraperitonealer Impfung, ferner nicht bei Verwendung von Kulturfiltrat oder dem Preß- jaft der in Rede ftehenden Pilze. Ebenſo gelingt e3 nicht, durch Injektion des Serums vorbehandelter Tiere gejunde Tiere auch nur für kurze Zeit

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pajfiv zu immunifieren oder den Verlauf nachträglich eintretender Erkrankung abzuſchwächen. Der Menſch erwirbt durch das Überftehen einer Tricho— phytie eine „Überempfindlichkeit“ ; dieſe äußert ſich durch die kutane Reak— tion, analog der bei Tuberkuloſe. Die kutane Reaktion tritt ſowohl bei Impfung mit Rulturfiltration als auch bet Einimpfung von lebenden Pilzen

zutage. Immunität und Überempfindlichkeit find nicht ftreng artſpezifiſch. Nur für die Katze geben B. und M. an, daß Feine Ipontane Heilung einzutreten ſcheint. Eine Durchſicht der tierärztlichen Lehrbücher ſowie der bezügliden Literatur zeigt, daß die erkrankten und jpäter wieder gejund gerordenen Hautitellen bet unjeren Haustieren gegen neuerliche Erkrankungen nit geſchützt ſind und daß die Dermatomykoſen bei Ejeln und Maul- tieren ji) mitunter jogar ald nahezu unheilbar erwiejen. Beim Rinde finden nad einem Jahre und darüber noch Rüdfälle ſtatt. Es erjcheint demnach wünjchendwert, daß die Veterinäre auf etwa eintretende Immunität nad Flechtenerkrankung ein bejonderes Augenmerk richten. Chriitiani.

E. 5. Ruediger: Filtration experiments on the virus of cattle plague with Chamberland filters „‚F‘. „Ihe Philippine Journal of Science“, Vol. IV, Nr. 1.

Nicolle, Adil-Bey und Yerſin hatten angegeben, daß künftliche Peritonealflüffigkeit (welche dadurch erhalten wurde, daß man einem rinderpeſtkranken Ochſen Kochſalzlöſung in die Bauchhöfle ſpritzte und Die Slüffigfeit nah 2 Stunden wieder abjaugte) nad) dem Paſſieren des Chamberland-Filter „P“ öfter fich al infektiös erwieſen hätte. Ruediger hatte gelegentlich andere Ergebniſſe erhalten. Um ſicher zu gehen, wieder— holte er dieje Verjuche und nahm dazu vier Stüd von diefen mit „F“ bezeichneten Chamberland: Filtern. Er wählte diejenigen aus, welche Die gröbiten Poren aufwiejen, indem er a Maßſtab dafür ihre Durchläſſig— feit für deſtilliertes Wafjer benubte. Die vier von ihm benußten Erem= - plare lieferten 1 Liter Wafler in je 4, 5, 6 und 8 Minuten. Bier - Rinder, weldde mit je 50 ccm der oben bejchriebenen fünftlichen und dann durch eines der Filter filtrierten Beritonalflüjfigfeit geimpft waren, biieben gejund. Als die Impfung Später mit nicdhtfiltrierter Flüſſigkeit wiederholt wurde, erkrankten fie an typijcher Ninderpeft, ebenfo wie ein fünfte zur Kontrolle geimpftes Tier. Es zeigte fich alfo, daß ſelbſt die durchläffigften der mit „F* bezeichneten Ehamberlanb- Filter das Rinderpeſt⸗ virus zurückhielten. Troeſter.

Elte Jwanoff: Die künſtliche Befruchtung bei Säugetieren. „Archives des Sciences biol.“, Vol. XII, 4, 5; ref. aus „Clin. vet.“, XXXI (1908), 2

Nachdem Verfaffer eine ausführliche Überficht über alle auf dieſem

Gebiete bisher angeftellten Unterfuchungen gegeben hat, berichtet er über

die eigenen, an verſchiedenen Tierarten (Pferden, Aindern ufw.) vor-

genommenen Verſuche. Danach gelingt die Fünftliche Befruchtung mit

Spermatozoen, welche in threr normalen Flüſſigkeit belaſſen oder in Fünjt-

Bi

fihe Mittel (Rochjalzlöfungen, Blutjerum) verbracht werden. Hinſichtlich der mit der einen oder anderen Methode erhaltenen Produkte befteht Tein Unterſchied. Für eine erfolgreiche Befruchtung tft es nicht nötig, daß das weibliche Tier ſich in gefchlechtliher Erregung befinde. Man erreicht die Befruchtung am fiherjten, wenn das friide Sperma in den Uterushals eingeführt wird. Bei Schafen erwies ſich jedoch eine Injektion in Die Vagina al3 ausreichend. Den günftigiten Zeitpunkt für die Befruchtung bietet die Brunftperiode. Die der fünftlichen Befruchtung folgenden Zur: ſtände (Schwangerſchaft, Geburt) ſowie Körperbau und Entwicklung der Jungen zeigen keine Abweichungen von der Norm.

Dieſe durch das Experiment feſtgeſtellten Tatſachen können für das Studium der Vererbung und der durch phyſiſche oder chemiſche Einflüſſe auf die Spermatozoen hervorgerufenen Bildungsanomalien von großem Nutzen ſein. Ihre große praktiſche Bedeutung hat man in Amerika bereits erkannt, wo die Methode der künſtlichen Befruchtung von Züchtern ſchon vielfach adoptiert worden iſt. Berückſichtigt man den Umſtand, daß der Prozentſatz der lünftlich erzielten Befruchtungen nicht geringer, ſondern in Wirklichkeit ſogar größer ift ald nad) normalem Koitus, jo liegen Die praftiihen Vorteile Har auf der Hand. Denn einerjeit® genügt ein verhältnismäßig geringer Teil des normalerweije-ejafulterten Spermas, um Ronzeption zu erreichen (beim Pferde 10 ccm ftatt der bei einmaliger Ejakulation entleerten Gejfamtmenge von 100 bis 300 ccm), und ander: jeit3 Lönnen die in den Hoden enthaltenen Samenfäden nad) Entfernung durch Kaftration oder unmittelbar nad dem Tode noch benußt werden, wenn man fie in Serum oder Kodjalzlöfungen verbringt. Bei Ver: wendung bon nicht mehr ganz friihem Sperma wird der Erfolg aller: dingd ſehr unfiher. Es darf daher der Transport nicht länger als 2 Stunden dauern, wenn man daß Sperma veridhiden will. In den dur Kaſtration entfernten Hoden bleiben die Samenfäden jedody eine Woche lang lebensfähig, wenn fie bei einer Temperatur von 0. auf: bewahrt werden. Dezeisti.

Uber Gaftrofau (Bismutum bisalieylicum). Bon Dr. Martin Kauf: mann, Mannheim. „Zentralblatt für die gejamte Phyfiologie und Pathologie des Stoffwechſels“, 1908, Nr. 21.

Da3 von der Firma Heyden in Radebeul hergeitellte Präparat fommt in Form von Zeltchen in den Handel (Schachtel zu zehn Zeltchen a 0,75 g 1 Marl, zu zwanzig Belthen 1,75 Mark); es enthält 48 bi 50 Prozent Wismutoryd und 50 618 52 Prozent Saltzylfäure. Die Hälfte der Saltzylfäure fommt ſchnell zur Wirkung, da fie durch Ferment— wirfung und bei Worhandenjein von Fäulnts- oder Gärungdvorgängen abgeipalten wird. Daß gleichzeitig entjtehende Bismutum subsalicylicum enthält die andere Hälfte der Salizyljäure in fefterer Bindung und gelangt hauptſächlich im Darm zur Wirkung.

Der Berfaffer Hat das Mittel in einer großen Anzahl von Fällen in Anwendung gebracht, in denen man jonjt Alkali mit oder ohne Wismut und Belladonna zu geben pflegt, aljo in Fällen von alimentärer Hyper: jefretion, bei Atonien, einfacher Hyperäſtheſie der Magenſchleimhaut ujw.,

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und bat fait ausnahmslos ein promptes Verſchwinden der Beſchwerden feitjtellen können. Die Wirkung war eine nachhaltigere al8 bei anderen Pulvermilchungen, und jchon jehr geringe Doſen genügten zur Erzielung der Wirkung (zuerft drei, dann zwei, ſchließlich ein Beltchen täglich). Gerdell.

Zur Behandlung ſchwerer Entzündungen der weiblichen Blaſe. Von Privatdozent Dr. Erich Zurhelle. Aus der Univerſitäts-Frauen— klinik in Bonn. Direktor: Geh. Obermedizinalrat Prof. Dr. Fritſch. „Zeitſchrift für gynäkologiſche Urologie“, 1908, Bd. J, Nr. 2.

Es iſt heutzutage allgemein anerkannt, daß in ſchweren Fällen von chroniſcher Cyſtitis die lokale Behandlung im Vordergrund ſteht. In erſter Linie kommt es an auf ausgiebige Reinigung der Blaſe und Fortſchaffung der infektiöſen Sekrete. In zweiter Linie erſt kommt die Abtötung der Bakterien in Betracht, ſoweit ſich dieſelbe ohne ſchwere Gefährdung der Blaſenwand ſelbſt erreichen läßt. Die beſte Säuberung einer chroniſch ſchwer entzündeten Blaſe läßt ſich unzweifelhaft erzielen durch rationelle Dauerſpülungen. Verfaſſer hat für dieſe Zwecke einen Rücklaufkatheter für die weibliche Blaſe anfertigen laſſen, der ſich öfter bei hartnäckigen Fällen ſehr bewährt Hat: Etwa 5 bis 6 cm vor der im Sinne der weiblichen Harnröhre leicht gebogenen Spitze ded Katheter befindet ſich eine runde Scheibe, die ein zu weites Einführen in die Blaje verhindern jol. Durd) je einen Hahn am Zufluß- und Abflußrohr hat man den großen Vorteil, daß man jederzeit imjtande iſt, den Füllungsgrad der Blaſe während der Dauerjpülung zu regulieren, jo daß die Spülflüffigkeit tatlächlih die Blafenwand in ganzer Ausdehnung reinigen Tann. Diejer Katheter bietet Gummilchläuchen uſw. gegenüber den Vorteil, daß ein fräftiger Strahl die Blaſe ausſpült, wodurch eine ftärkere Abkühlung der Spülflüjfigleit, wie fie bei zu langjamem Durchfließen durch einen Schlauch unvermeidbar iſt, nicht eintritt. Sehr große Mengen Spülflüffigfeit (ab- gekochtes Waſſer, phyſiologiſche Kochjalzlöfung uw.) Fünnen jo in Ans wendung kommen. Das Kaliber der zu- und abführenden Röhren darf nicht zu eng fein, jpeziel das Abflußrohr und feine Fenfter nicht, damit nicht Schleim- und Eiterpartifel dasfelbe verlegen. Auch dürfen die Fenſter nicht ſcharfrandig fein, damit fie Feine Fiſſuren in die gejchwollene, leicht verleßliche Urethraljchleimhaut reißen. Die Negulierhähne dürfen nicht zu nahe an der runden Scheibe liegen, da man fonft beim Stellen derjelben behindert ift.

Nach ſolchen Ausspülungen der Blaſe hat Verfaſſer Statt der bon Stödel empfohlenen Argentumlöfungen in zum Teil verzweifelten Fällen von chronischer Eyititig etwa 100 ccm laumarmer 1prozentiger Collargol- löfung mit einer Stempeljprige in die entleerte Blaſe eingejprigt und darin längere Zeit gelafjen. Das abjolute Fehlen irgendweldyer Neiz- ericheinung machte ein viele Stunden langes Belafjen der Löſung und eine entjprechend intenfive Wirkung möglid. In ganz jchweren, bisher mit Argentumlöſungen erfolglos behandelten Fällen, in denen ftarfe Ver- änderungen der Blajenwand nachweisbar waren, konnte der Verfaſſer auf diefe Weiſe in 10 bis 12 Tagen Heilung erzielen. Gerdell.

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H. Vincent: Vermehrt ſich der Starrframpfbazillus im Digeftions- apparat der Tiere? „Comptes rendus de la Societe de Bio- logie“. Seance du 4. 7. 1908 nad) „Revue gen. de med. vét.“, 15. 5. 1909.

Einige Autoren behaupten, daß fih der Tetanusbazillus im Darm der Herbivoren vermehrt, andere haben gezeigt, daß der Heuftaub oft tetanigen ift, und wieder andere haben Tetanus hervorgerufen durch jub- futane Verimpfung von Pferde: und Rinderkot.

Bincent bejtreitet, wenn auch nicht die Anweſenheit, wohl aber die Vermehrung des Baztlus im Herbivorendarm. Die Kulturen aus dem Pferdemift geben gewöhnlich nur Pfeudotetanusbazillen und die Smpfung ruft nur ausnahmsweiſe echten Tetanud hervor. Die Einführung von Tetanugfporen in den Darm von Meerſchweinchen oder Kaninchen zeigt, daß diefe Tiere wohl ald Bazillendepot3 gelten können, nicht aber als Vermehrungsitätten. Wahrjcheinlich geht die Vermehrung des Bazillus im Dung, im Schlamm, in vegetabilifchen und animaltichen Zerfallsſtoffen, bejonders im Sommer bei Feuchtigkeit und hoher Temperatur, vor fi) bei Anweſenheit von Sauerftoff verzehrenden Bakterien.

Darm: und PBankreasjaft find nicht geeignet für feine Vermehrung. Die Galle übt eine antifeptifche und antitoriihe Wirkung aus. Daher fann fich der Bazillus im Darm wohl erhalten, aber nicht vermehren.

Ä W. Müller.

Bemerkenswerte Vergiftung von Tieren durd natürliche Bodengafe in Oftafrifa. „The Journal of comparative Pathology and Therapeutics*, 31. 3. 1909, nad) „Revue gen. de med. vet.“, 1. 6. 1909.

Sn der Nähe von Nairobi an einem Gebirgdabhang befindet fich eine natürliche Höhle, in deren Nähe Kadaver von wilden Tieren auf- gehäuft liegen. Berjchiedene Verſuche zur Aufllärung diefer Tatſache er: gaben, daß die Verjuchätiere in 2 bis 3 Minuten fterben, wenn man fie hier weiden läßt, da fi am Boden Cafe befinden, die, wie die Analyfe ergab, zum größten Teil aus Kohlenfäure fi zujammenjegen. Das ſpezifiſch ſchwere Gas Iiegt etwa 10 cm hoch über dem Boden, jo daß die Tiere darüber Hinaus ungejtraft atmen können. Die Ausftrömungen des Gaſes hören in der Nacht auf, das Pflanzenwahstum ift nicht geftört; im ©egenteil die Vegetation iſt jehr üppig. W. Müller.

A. Zeeje: The normal and abnormal temperature of the camel with a note on normal pulse and respiration. „Ihe Journal of tropical veterinary science*, Vol.IV, No.3. Der Verfaſſer jtellte feine Beobachtungen in Dftindien an dem ein- höderigen Kamel an. Er führt aus, daß die Angaben über die normale Temperatur des Kamels große Verfchiedenheiten aufweiſen und daß dieje daher fommen, daß die Körpertemperatur des Kamels in hohem Maße von der Tageszeit beeinflußt wird. Dazu fommt wohl oft nod) da8 Vorhanden- jein verborgener, jchwer diagnoftizierbarer Krankheiten, wie 3.8. Surra.

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Die Meflungen wurden im Rektum ausgeführt und erfolgten an 86 aufeinanderfolgenden Tagen im Frühjahr und in den heißen trodenen Monaten, wo die Kamele alle Tage graiten. und nicht von Fliegen be- läſtigt wurden.

Für gewöhnlich iſt die Temperatur des Kamels bei Tagesanbruch niedrig, ſteigt gleichmäßig bis ungefähr 7 Uhr abends und ſinkt dann wieder während der Nacht. Der tägliche Unterſchied zwiſchen Morgen- und Abendtemperatur kann von 0,5 bis 3,5 ° betragen.

Morgend zwilchen 5 bis 6 Uhr fteht die Temperatur auf etwa 36° (Minimum 35, Marimum 37,5), abends zwilchen 6 bis 7 Uhr auf 38° (Minimum 37,3, Marimum 38,6).

Für gewöhnlich fann man annehmen, daß ein ruhendes Kamel, das vor 10 Uhr morgens mehr als 37,5° oder zwiſchen 6 und 7 Uhr abends mehr als 39° zeigt, mit Fieber behaftet iſt.

Die höchſte vom Verfaſſer gefundene Krankheitstemperatur war 41,85°.

Eine Morgentemperatur von 38,9° ift ftark fieberhaft.

Bon großem Einfluß ift das Wetter, beſonders plößlicher Übergang von Hitze zu Kälte, welcher aud) die Temperatur des Tiered herabdrüdt.

Durch die von jtechenden Inſekten verurfachte Beläfttgung kann die Temperatur de3 gefunden Kamels auf 39,5 bis 40° gebracht werden, fo daß die Temperaturmeflung dann wertlos für die Ermittlung von Rranf- heiten wird; dagegen ift die Brunjt beim männlichen Kamel ohne jonder- lihen Einfluß auf die Temperatur.

Den Puls fühlt man am beiten am fihenden Tier an der hinteren Schienbeinarterie, ungefähr 18 cm über dem Sprungbeinhöder und 2 bis 3 cm nad) innen von der Achillesſehne. Das Tier muß mit den Füßen flah auf dem Boden fißen und die Sprunggelenfe erhoben haben. Wenn dieje auf dem Boden aufliegen, tjt es ſehr jchmwierig, den Puls zu fühlen.

Beim gejunden erwachjenen Kamel beträgt die Pulszahl morgen? 32 bis 44, abends 36 bi 50, im Mittel etwa 44 um 6 Uhr abends.

Es iſt ganz gervöhnfich, daß man zeitwelfe auch bei volllommen gefunden Tieren einen unregelmäßigen, ausjegenden Puls findet, ohne daß ein Herzfehler nachweisbar wäre.

Was die Atemzüge anbetrifft, jo ſchwankt ihre Zahl beim gefunden ruhenden Kamel zwijchen 5 bis 12; bei kaltem Wetter beträgt fie 5 bis 8, bei heißem bi zu 12 in der Minute. Findet man bei fühlem Wetter mehr al3 12 Ntemzüge, jo ift etwas nicht in Ordnung. Schmerz beeinflußt die Atemfrequenz mehr al3 Unwegſamkeit oder Eiterung ſelbſt in großen Ab— Ichnitten der Lunge. Beim Wiederfäuen werden Puls und Atmung nur wenig bejchleunigt.

(Da3 Driginal enthält Die RR in Graden der Sahrenheit-Sfala. Bei der Umwandlung in Zentefimalgrade ergeben fich in den Dezimaljtellen neben O und 5 auch andere Zahlen, die ich, der genauen Übertragung wegen, nicht ändern mochte. Will man jedoch die Angaben von Leeſe dem praftiichen Bedürfnis anpafien, jo kann man ohne weiteres die abweichenden Dezimalen auf 0 oder 5 abrunden, ohne dadurch einen in Betracht kommenden Fehler zu begehen.) C. Troeiter.

595 Bücherſchau.

Jahresbericht über die Leiſtungen auf dem Gebiete der Veterinär⸗ medizin. Herausgegeben von Dr. Ellenberger, Profeſſor an der Tierärztl. Hochſchule zu Dresden, und Dr. Schütz, Profeſſor an der Tierärztl. Hochſchule zu Berlin. Redigiert von Ellenberger und Otto Zietſchmann. 28. Jahrgang (Jahr 1908). Berlin 1909. Verlag von Auguſt Hirſchwald.

Reichhaltiger Inhalt, überſichtliche Gruppierung des Stoffes, objektive Berichterſtattung und klare Darſtellung zeichnen auch den vorliegenden 28. Jahrgang des für die Veterinärmedizin wichtigen Sammelwerkes aus, das ſich als wertvoller Ratgeber für die Praxis und als unentbehrliches Hilfsmittel für literariſche Arbeiten in den Kreiſen der Kollegen mit Recht großer Beliebtheit erfreut. Auch die fremdſprachliche Literatur hat wieder in umfaſſendem Maße in dem Jahresberichte Berückſichtigung gefunden. Hingewieſen ſei auf die Bitte der Herausgeber an die tierärztlichen Autoren um Einſendung von Sonderabdrücken ihrer Journalartikel, von Mono— graphien und Diſſertationen oder von Autoreferaten an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Ellenberger, Dresden A, Schweizerſtraße 11, damit keine bemerkenswerten Arbeiten überſehen werden. Dr. Kuhn.

Otto Liman: Almanach der Militär-Literatur. I. Jahrgang 1909.

Preis 7 Mark. Verlag von Fr. Engelmann, Leipzig.

Nach jahrelangen und gewiß ſehr mühſamen Vorarbeiten iſt unlängſt der J. Jahrgang des „Almanach der Militär-Literatur“ exſchienen, ein umfang- und inhaltsreicher Quartband, welcher der wiſſenſchaftlichen Fort— bildung der Offiziere dienen, insbeſondere das Auffinden literariſcher Quellen erleichtern ſoll. Vorangeſtellt iſt das Titelbild des bekannten Generaloberſten Fuhrn. v. der Goltz. Der I. Zeil enthält ein Verzeichnis der noch lebenden jowie der im verfloflenen Sahre verftorbenen deutjchen Militär-Shriftiteller, mit kurzer Angabe ihres Lebenslaufes und ausführ- liche Wiedergabe ihrer Schriften. Nur ein einziger Veterinär, nämlich Staböveterinär Dr. Goldbed, ijt in dem Verzeichnis enthalten. Daß Männer, wie Korpgitabsveterinär Prof. Köfters, Korpsftabsveterinär Prof. Schwarzneder, die Oberjtabsveterinäre NReinide, Ludewig, Grammlich, Oberveterinär Dr. Heuß und andere mehr an diejer Stelle feine Erwähnung gefunden haben, erklärt ſich wohl aus den Grenzen, welche der Verfaſſer jeinem Werke gejeßt Hat. Ein Bruchteil der von Beterinären geleijteten Arbeiten über Gejundheitspflege der Pferde iſt indefjen genannt in dem II. Zeil: „Die deutfche Militär-Literatur”. Der IIl. Zeit umfaßt eine Überſicht über die deutfchen und ausländijchen Milttär- Zeitichriften. Ein ausführliches Sachregiiter und ein Autoren- regifter gemwährleiiten eine fchnelle Orientierung über die in dem Buche enthaltenen zahlreichen Veröffentlichungen. Das Buch ift aud) für Veterinäre in gewiflem Sinne von Üntereffe und deshalb geeignet für die Heinen Büchereien der Dispenfieranftalten. Chriſtiani.

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Deutſcher Beterinär-Halender für das Jahr 1909/1910. Bon Brof. Dr. R. Schmalg. 21. Jahrgang. Verlag von Richard Schoeg, Berlin, Wilhelmftraße 10. 5 Marl.

Bermehrt um den Text ded neuen Viehjeuchengejebed und jorgfältig durchgeſehen jowie ergänzt in allen Kapiteln ift der wegen feines reichen Inhalts und jeiner praftiihen Brauchbarkeit allen deutjchen Tierärzten längſt befannte Kalender wieder erjchienen und entipricht allen irgendwie zu ftellenden Anforderungen. Im erſten Abfchnitt des zweiten Teiles find die neuen Gehälter und neuen Gebührenordnungen mehrerer Bundesftaaten berüdfichtigt, worauf bejonderd hingewieſen jei. Chriſtiani.

Veterinär⸗Kalender 1910. Herausgegeben von Korpsſtabsveterinär Koenig in Königsberg i. Pr. Verlag von Auguſt Hirſchwald, Berlin NW, Unter den Linden 68. 3 Mark.

Am Monat Auguft tft der Veterinär» Kalender für 1910, heraus- gegeben von Korpsftabsveterinär Koenig, erihienen. Beide Teile des— felben find zeitgemäß vermehrt und ergänzt worden; neu aufgenommen find insbejondere die Geftütsbrandzeichen. Die praktiſche Brauchbarteit des I. Teiles ijt befannt und die im II. Teile enthaltenen Perjonalien aller Tierärzte des Deutichen Reiches werden in audgezeichneter Über- ficgtlichkeit und Vollftändigfeit geboten. Schon die Dienſtaltersliſte der altiven preußiihen Militär-Veterinärbeamten ſowie der billige Preis von 3 Mark werden dem Kalender zahlreiche Käufer fichern. Chriſtiani.

Das Reichs⸗Viehſeuchengeſetz nah den Beſchlüſſen des Reichſtages vom 18. Mai 1909. Verlagsbuchhandlung von M. & H. Schaper, Hannover, Marienjtraße 8. 0,50 Marl.

Unfere Lefer jeien auf das in Handlicdem Format und guter Aus ftattung erjchienene Heftchen hiermit aufmerkjam gemadt. Chriftiani.

N. Köpke: Das Fachzeichnen der Hufſchmiede. (Mappe mit zehn Tafeln.)

Unter dem Titel „Das Fachzeichnen der Hufſchmiede“ veröffentlicht Gewerbeſchuldirektor Richard Köpke eine Mappe mit zehn Tafeln, die al3 Studien und Vorlagewerk für das Fachzeichnen der Hufichmiede im Gebrauch an gewerblichen, landwirtichaftlichen Fortbildungsjchulen und Lehr- ſchmieden jowie zum Selbftftudium für Hufjchmiedelehrlinge und Pferde— liebhaber dienen ſoll. Viebhaberet und der Verkehr mit berufenen Fach— leuten haben den Verfaſſer angeregt, „die Hufjchmiederei gründlih zu ftudieren” und das Reſultat in dem vorliegenden Werk der Nachwelt zu erhalten.

In dem Heinen, zur Erläuterung der Tafeln dienenden Heft jagt der Autor, daß die Beichenvorlage im Yachzeichnen der Hufjchmiede nicht zu entbehren if. Als Beifpiel hierfür führt er die Stellung der Glied- maßen des Pferdes an; „bier genügt die gedrudte Zeichenvorlage voll- fommen“. Diefer Sa könnte als Devije ded Werkes dienen. Verfaſſer hat für feine Arbeit zweifellos auch nur Beichnungen benugt und daher nie. erfahren, wie ſchwer das richtige Sehen ift und wieviel jchwieriger e3

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it, das Gejehene anſchaulich darzuftellen. Tafeln 1 biß 3 beweijen dies nur zu deutlich. Man fühlt fich bein Betrachten der Bilder arg ent- täuſcht. Tafel 4 bringt zumeift faljche Abbildungen von Hufellen, Sted- und Schraubjtollen. Tafel 5 bietet eine Auswahl von Beſchlägen abnormer Hufbildungen und Huffrankheiten. Die Zeichnungen lafjen den Laten nur zu ſehr erkennen. Tafel 6 bringt u. a. einen jenfrechten Schnitt durch den Huf „zur Erläuterung de3 Hufmechanismus“; ein Bhantafieftüd. Der auf Tafel 7 dargeftellte Schnitt durch den Huf zur Veranfchaulidung der Nagelung ift nur deshalb Iehrreich, weil er zeigt, wie es nicht fein ſoll: Balz zu tief, Nagelföpfe für das Geſenk viel zu Hein, Nagelflingen gegen die Sletichteile gebogen. Einfach: ein abjchredendes Beiſpiel! Tafel 8 erläutert die anatomischen Verhältnifje des Pferdehufes in mehr wie laien— after Weiſe. Tafel 9 bringt den „Sehnenapparat halbſchematiſch“, beſſer Hieße es „halbphantaſtiſch“. Das Griffelbeinköpfchen iſt fo riefengroß, daß es bis an das Erbjenbein heranreiht. Tafel 10 bietet dem Bejchauer ein monftröjes Pferdejfelett: Griffelbein fo die mie VBordermittelfuß, Sprung: gelent mit acht Sprunggelenksknochen u.a.m. Alles in allem: ein Laien— werf, da3 großen Schaden bei den Hufichmiedelehrlingen anrichten wird, weil e3 faljche Vorftellungen erweckt. W. Müller.

Dr. U. Lorand: Das Altern, feine Urſachen und feine Behandlung durch hygieniſche und therapentifche Maßnahmen. Ein Handbud) für eine rationelle Lebengweife. Verlag von Dr. Werner Klinkhardt, Leipzig 1909.

Urſachen und Prophylaxe ded Altern ftellen einen Gegenftand von jo hohem allgemeinen Intereſſe dar, daß der Tierarzt ebenfomohl wie der Humanmediziner orientiert fein muß über bezügliche Theorien, welche von zuftändiger Seite aufgeitellt werden. Nach Zorand, welder die ein- Tchlägigen Verhältniſſe ſchon ſeit Sahren zum Gegenſtand aufmerkfamer Beobachtung und Forſchung gemacht Hat, wird das Altern hauptjächlich bedingt durch Veränderungen der jogenannten Blutdrüfen (Gehirnanhang, Schilddrüſe, Nebennieren, Pankreas, Geſchlechtsdrüſen), welche alle Lebens— vorgänge im Körper beberrichen follen. Die je nad) Umftänden mehr oder minder früh eintretenden Veränderungen an den Blutdrüjen machen fih phyfiologisch in folgenden drei Richtungen geltend: 1. durch Herab- ſetzung des Stoffwechjel3; 2. durch allgemeine Zunahme des Bindegewebes; 3. durch Verminderung der Tätigkeit der entgiftenden Organe, welche jämtlich unter dem Einfluffe der Blutdrüſen ftehen (Autointoxikation). Durch Betjpiele und Erwägungen ſucht Verfafjer die große Dignität der Blutdrüjen für Körper und Leben in das rechte Licht zu ftellen und namentlih zu ermeilen, daß wir jehr wohl in der Lage find, unfere Jugend jowie aud die geſamte Lebensdauer durch hygieniſches Verhalten, unter Umjtänden auch durch therapeutiihe Maßnahmen zu verlängern. Bemerkenswert ift namentlich, daß nach 2. mangelhafte Funktion der einen oder anderen Blutdrüje zweckmäßig durch entiprechende Drgantherapie ganz oder Doc teilmeije ausgeglichen werden jol. Die Leltüre des Buches it zu empfehlen. Chrijtiant.

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Tagesgelchichte.

Geh. Regierungsrat Profeſſor Dr. Wittmad vollendete am 26. September jein 70. Lebensjahr.

Mit nur wenigen Ausnahmen verdanlen alle Veterinäre ihre in Der Studienzeit gefammelten botanischen Kenntnifje Herrn Geheimrat Wittma dk. Wir alle verehren in ihm den ſtets nachfichtigen wohlmwollenden Lehrer, Der gern feine reichen Kenntnifje in den Dienft unferer Wiſſenſchaft ftellte und der unverdroſſen immer mit derjelben Sreundlichleit auf alle an ihn heran— tretenden Fragen einging. Wer von und erinnert ſich nicht gern der unter ſeiner Leitung ausgeführten botaniichen Exkurſionen, bei denen er e3 fo metjterhaft verjteht, neben der wiſſenſchaftlichem Seite auch dem feucht- fröhlichen Teile der jungen Studierenden mitempfindendes Verjtändnis entgegenzubringen. Mit bejonderer Liebe und Hochachtung jprechen mir . deshalb zum 70. Geburtötage unjere tiefgefühlten Glückwünſche aus. Möge dem hochgejchägten Lehrer feine jugendliche Körperliche und geiſtige Friſche noch lange erhalten bleiben und jein hervorragendes Willen und und der Itudierenden Ssugend wie bisher zufließen, zum Nußen unfere® Standes und zur Freude unfered hochgeſchätzten Herrn Geheimrat Wittmad.

Karl Ludwig Wittmad erblidte am 26. November 1839 in Ham— burg das Licht der Welt. Nach Abjolvierung der Schulzeit ftudierte er in Jena und Berlin und promovierte in Göttingen. Als Lehrer der Botanif habilitierte ex fi im Alter von 35 Sahren an der Univerfität Berlin. Im Sabre 1879 übernahm er neben jeinem Lehramt als Profeſſor der Land— wirtichaftlihen Hochſchule die Lehrtätigkeit an der Tierärztlichen Hochichule Berlin, an der er heute noch Botanik vorträgt. Als Rektor der Land— wirtfchaftlihen Hodjchule amtierte Wittmad von 1889 bis 1891; in diefer Zeit erhielt er den Titel als Geheimer Regierungsrat. Lange Zeit hindurch war er Generalfjefretär des Vereins zur Förderung des Garten- baues in den preußiichen Staaten und Leiter der Verjuchsanftalt des Ver- bandes deutjcher Müller. |

Seine nie raftende Tätigkeit, die ftet3 und jedem befundete Liebens⸗ würdigfeit, vereint mit jeinem großen Wiſſen, haben ihm nicht nur Freunde im Lehrförper, jondern auch unter den Veterinären in reihem Maße zu— geführt und erhalten. Ludewig.

Zur Feier des 71. Geburtstages des Geh. Regierungsrats Prof. Dr. med. et med. vet. h. ec. Wilhelm Schüg.

In der vorigen Nummer unjerer Zeitjchrift wurde bereit fur; darauf hingewieſen, daß Geheimrat Shüß am 15. September jein 70. Lebensjahr vollendete. Die aktiven Veterinäre der preußiichen Armee haben wohl ausnahmslos als Schüler zu feinen Füßen gejejlen und find gemöhnt nicht wenige ſchon länger al3 ein Menjchenalter —, feine Lehren und die Re- jultate feiner Forſchungen voll Vertrauen zur Richtſchnur ihres Urteilens und Handelns im Berufsleben zu nehmen, das verdienjtvolle Geburtstagskind felbit aber ald Typus und Vorbild eines deutjchen Gelehrten auf dem Gebiete der

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ZTierheillunde zu betrachten. Welcher preußiiche Militärveterinär hätte in den lebten Dezennien wohl je eine Obduktion ausgeführt, ohne an jeinen Lehrer Schütz und an die don ihm empfangenen, nicht jelten mit etwas fauftiihem Humor gewürzten Unterweijungen zu denen? Und gilt Schüß nicht für ung alle mit Recht als der deite Kenner der Rotzkrankheit, welcher diefer einſt jo gefürchteten Seuche durch die jerodiagnoftiihen Methoden der Agglutination und Komplementablenkung faſt alle Schreden genommen hat? Seine weltbelannten Forjchungen auf dem Gebiete der Tuberkuloſe ftehen ebenfall3 noch frifch vor unjeren Augen und mit der Gejchichte der Bruftieuche, der Druje, der Schweinejeuche, des Blutharnens der Rinder und mancher anderen Krankheit ift jein Name untrennbar verknüpft. Wer von und wüßte nicht, welche bleibenden Verdienſte Schü auch um die Hebung und dad Anfehen unjered Standed Hat?

Der 71. Geburtötag des Geh. Regierungsrat Schüb war aus allen diefen Gründen den Militärveterinären ein mwilllommener Anlaß, dem hochverehrten Lehrer ihre Glückwünſche darzubringen und ihrer aufrichtigen Huldigung durch ein gemeinjchaftliche8 Geſchenk Ausdrud zu verleihen. Aus naheliegenden Gründen konnte eine offizielle eier des Tages erft nad) Ablauf der Hochſchulferien und Herbitmandver ftattfinden.

Am Abend des 30. Oktober vereinigte ein Feſteſſen den gefelerten Lehrer mit fat fämtlichen Veterinären aller Grade der Garnifonen Berlin, Potsdam und Spandau jowie vielen von auswärts herbeigeeilten Milttär- tierärzten in dem feitlich gejhmüdten großen Banfettjaale de Hotel Im— perial. Auch der Inſpekteur des Militär-Veterinärweſens Oberjt Dreher und der Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. med. Fröhner nahmen an der Feier teil. Oberſt Dreher brachte, ausgehend von der bekannten glühenden Baterlandsliebe ded Jubilars, nach deutſcher Sitte zunächſt ein dreifaches Hoch auf Seine Majeität den Kaiſer aus, in welches die Verſammlung begeiitert einftimmte. Die nah Yorm und Inhalt gleich meifterhafte und oft von Beifall unterbrochene Feſtrede auf den Jubilar hielt Korpsſtabs⸗ veterinär Prof. Köſters. Er wies bin auf defjen außergewöhnliche und in allen mediziniſchen Kreiſen bemunderte Leiftungen als Lehrer und Forſcher, auf ſeine nie ermiidende Arbeitskraft, feinen unverjieglichen Humor und nicht zum wenigiten auf feine erfolgreiche Mitarbeit bei der Hebung des Standes und Anjehend der Militärveterinäre. Auch Korpsſtabsveterinär Wittig hob in einer an Geheimrat Brof. Schüß gerichteten Anſprache defjen vieljeitige Tätigkeit für die Armee und ihre Veterinäre hervor, welche letztere ihm ihre Spezialausbildung in allen modernen Zweigen der pathologijchen Anatomie, Bakteriologte und Biologie ded Blutjerumd zu danken haben. Den Militärveterinären jet e8 ein Bedürfnis, am 71. Geburtstage ihres bochverehrten Lehrers ihrer Dankbarkeit durch eine beicheidene Feſtgabe Ausdrud zu verleihen. Hoffentlich finde der gewählte Gegenſtand feinen Beifall und freundlihe Annahme. Eine auf. dem Muſikpodium ftehende Rollwand wurde nun zurüdgeichoben und e3 trat, umgeben von Palmen, Blattpflanzen und Blumen, eine auf ſchwarzgrünem Marmorfjodel mit Widmungstafel ruhende lebensgroße Bronzebüfte*) des Altmeifters Virchow

2) Die Büfte entftammt der befannten Gladenbedihen Kunftgießerei. Der Marmorfodel ift etwa 115 cm hoch.

Zeitſchr. f. Veterinärkunde. 1909. 11. Heft. 34

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in Erjcheinung, deſſen perjönlide Beziehungen zu unjerem gefeierten Subilar ja allgemein bekannt find. Sichtlich ergriffen dankte Geheimrat Prof. Shüß für das finnige Geſchenk und rief in jeinen Worten die Erinnerung wach nicht ſowohl an den großen Gelehrten, al3 an jeinen Freund Virchow, der ihm allezeit förderlich geweſen jei und ihn oft getröftet und wieder aufgerichtet habe, wenn die Mijere des Lebens jeine Arbeitsfreudigfeit zu lähmen drohte. An einem von Virchow gezogenen Vergleich zwiſchen der Tätigkeit de3 Gymnaſiaſten und der- jenigen de3 Studenten erläuterte er furz und treffend den Begriff der afademilchen Freiheit. Der Gymnaſiaſt arbeitet unter dem Schulzwang und nach der bindenden Vorjchrift des Lehrer, während der Student fret- | willig, jelbitändig und zwedmäßig fein Studium regelt und ausführt. Für jehr wünjchenswert erachtete es Virchow, daß der Student nicht allein, ſondern in Gemeinſchaft mit anderen arbeite. Dabei erweiſe ſich frühzeitig, wer Prü— fender und wer Geprüfter iſt und man könne auf dieſe Weiſe beizeiten heraus— finden, wer zum Lehrberufe ſich eigne. Man ſolle auch ja nicht glauben, nach Abſchluß der Studienzeit mit Arbeiten fertig zu ſein, ſondern dann erſt recht ſeine Weiterbildung fördern im eigenen Intereſſe ſowie im Intereſſe der Wiſſen— ſchaft und des Staates. An dieſe Aus— führungen knüpfte Geheimrat Schüttz noch beſonders herzlichen Dank für die hochherzige Geſinnung aller, die zu dem Gelingen des ſchönen Feſtes beitrugen. Er werde ſich eifrig bemühen, auch in Zukunft die Ziele und Zwecke der Militärveterinäre zu fördern und es werde ihn mit Genugtuung erfüllen, wenn dieſelben durch fleißiges Wirken und Streben mehr und mehr ihr An— ſehen heben, dadurch auch eine Verbeſſerung ihrer perſönlichen Verhält— nijje erreichen. Seine Rede Hang aus in ein Hoc auf die Veterinäre der Armee,

Geheimrat Prof. Fröhner hob zunächft in hHumoriftiiher Weije noch einmal die pajfionterte und ausdauernde Tätigkeit jowie die fcharfe Logik des Jubilars hervor und weckte damit allgemeine Fröhlichkeit. In an— erfennenden Worten gedachte er jodann der Wirkſamkeit des Oberft Dreher als Inſpekteur des Militär-Veterinärweſens und brachte demjelben ein dreifache Hoch. Oberſt Dreher leitete in ſeiner Dantrede das ihm ge= ipendete Lob auf die wiſſenſchaftlichen Konfulenten der Snipeftion ab, welche ihm jederzeit pflichteifrig zur Seite geftanden hätten und auf deren tatfräftige Unterftügung er aud, in Zukunft zähle Kurz vor Beendigung

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der Tafel ergriff Geheimrat Schüß nod einmal das Wort, wiederholte feinen Dank und fügte hinzu, daß er unter dem Eindrude der legten. Tage bes Öfteren an das Gelübde Schleiermaders fi erinnert babe: „Ich gelobe mir eine ewige Jugend“. Dieſes Gelübde wolle er fich zu eigen machen, wenn man von ihm, mie er doch nun annehmen müſſe, noch) weitere wifjenfchaftliche Arbeiten erwarte.

Das erhebende Zeit muß als ein in jeder Hinficht gelungenes und würdig verlaufenes bezeichnet werden, wozu die jehr guten kulinariſchen Leiſtungen des Hotel Imperial und eine ebenjolche diskrete Tafelmufil das thrige beitrugen.

Bereit8 am 13. Oktober hatten die früheren und jegigen Aſſ iftenten des Geheimrat Schüß, zu denen hervorragende Hodichul- und Univerfitätg- profejjoren gehören und welchen ſich eine Anzahl zum Pathologijchen Inſtitut der Tierärztlihen Hochſchule ommandierter Stabs- und Ober: veterinäre beizählen dürfen, als Zeichen ihrer Hochachtung und Verehrung durh Prof. Dr. Caſper aus Breslau Glückwünſche ausiprechen und ein foftbares Olgemälde eine Moorlandichaft darjtellend ſowie ein Album mit den Bildniffen der Ajliitenten überreichen laſſen. Oberveterinär Dr. Hobjtetter war hierbei als Vertreter der Militärveterinäre zugegen. Brof. Cafper wies in feiner Anſprache darauf hin, wie der Jubilar als Schüler Virchows defjen Anichauungen und Lehren an der Tierärztlichen Hoch— ſchule zu Berlin zuerft vertreten und gelehrt habe. Seiner frühzeitigen Verbindung mit Robert Koch jet e8 ferner zu danken, daß der Jubilar die Ergebnifje der Balteriologie al3bald in die pathologiihe Anatomie übertragen fonnte. Infolge feiner ausgezeichneten Leiftungen auf den Ge- bieten der pathologiichen Anatomie und Balteriologie erftrede ſich ſein Ruf in alle mediziniſchen und tierärztlichen Kreiſe.

Geheimrat Schütz dankte in längerer Rede für die ihm gewordene Auszeichnung und bat, ihm auch ferner Liebe, Vertrauen und Teilnahme zu bewahren. Nach Üüberreichung der Geſchenke folgten Prof. Dr. Caſper und die derzeitigen Aſſiſtenten des Pathologiſchen Inſtituts einer Einladung der Frau Geheimrat Schütz zur Tafel.

Über ein am 16. Oltober vom Profeſſoren⸗Kollegium der Tierärzt- lichen Hochſchule zu Berlin im Hotel Adlon, Unter den Linde, zur gleich zeitigen eier des 71. Geburtstages der Geheimräte Schüß, Wittmack und Werner veranftaltetes Feſteſſen iſt ſchon von anderer Seite berichtet worden. Chriſtiani.

Zum 71. Geburtstag des Geh. Medizinalrats Prof. Dr. Dammaun.

Am 22. Oktober 1839, im gleichen Jahre wie Schütz, Wittmad und Werner, wurde Dammann in Greifswald. geboren. Nach Ablegung der Maturitätsprüfung ftudierte er Dajelbit zwei Sahre lang Medizin, änderte aber bald jeine urjprüngliche Abficht, praftifcher Arzt zu werden, nach dem ihm von behördlicher Seite die Anregung gegeben worden war, ih zum Dozenten der Tierheillunde auszubilden. Er bezog nun die Tier- arzneiſchule in Berlin, fette aber gleichzeitig feine medizintichen Studien an der Berliner Univerfität fort. Nah Erlangung der tierärztlichen

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Approbation vollendete er an der Univerfität Greifswald jeine medizinische Ausbildung und wurde dort im Jahre 1862 zum Dr. med. promoviert. Ein weitere Jahr blieb er daſelbſt als Aſſiſtent am Pathologtich-anatomi- hen Inſtitut, trieb aber daneben bereits tierärztliche Prarid. Zwei Jahre lang amtierte er Danach als Kreistierarzt für Kottbus und Spremberg und wurde dann ald Profeſſor der Tierheilfunde an die unter Settegaft3 Leitung ftehende Landwirtichaftliche Akademie in Proskau berufen. Im Sahre 1873 erfolgte feine Verjegung in gleicher Eigenfchaft an die Lanb- wirtjchaftliche Akademie, wo er mit Fürftenberg zufammen wirkte und im Nebenamt die Stelle eined Departementstierarzte8 für den Bezirk Straljund verjah. Nach Aufhebung der Alademie zu Eldena im Jahre 1877 wurde er zum Dozenten an der Tierarzneiichule in Hannover, nicht lange danach) auch zu deren Direktor ernannt. Hier hat er ſich als Lehrer und Forſcher wie als Verwaltungsbeamter gleich ausgezeichnet bewährt und feine hervorragenden Leiftungen find in Aller Munde. Aus der Heinen und dürftigen Anftalt, deren Leitung er übernahm, hat ex die jebige groß- artig angelegte und völlig modern ausgeftattete Hochſchule geichaffen. Außer zahlreichen, zumeiſt in der pertodifchen Literatur und in einzelnen Drud- ichriften ntedergelegten wiſſenſchaftlichen Arbeiten über Urſache und Wefen von Tierjeuchen, neuerdings namentlich über die Beziehungen der Tuber- fuloje des Menjchen und der Tiere, ijt fein wichtigſtes und bisher wohl faum übertroffene® Werk, die „Gejundheitöpflege der landwirtichaftlichen Haustiere”. Durch die Fachpreſſe allgemein befannt ift fein Anteil an den Arbeiten der Technifchen Deputation für das Veterinärweſen, des Kaiſerlichen Gejundheitsrates, des Deutjchen Yandwirtichaftsrates ſowie der Deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft. Mit allen deutſchen Tierärzten wünſchen auch die Militärveterinäre dem verdienſtvollen Jubilar einen langen, ſchönen und an weiteren Erfolgen noch recht reichen Lebensabend.

Chriſtiani.

Stabsveterinär Eichert F.

Am 16. September 1909 ſtarb nad langem ſchweren Leiden im beiten Mannedalter der Stab3veterinär im Feldartillerie-Regiment Nr. 73, Friedrich Eichert.

Am 4. September 1865 ald Sohn eines Gutsbeſitzers in Gaudiſch— fehmen bei Gumbinnen geboren, bejuchte Eichert zunächft die Dorfichule ſeines Heimatsorted und jodann dad Gymnaſium in Sniterburg. Er trat am 1. Oftober 1885 bei dem Dragoner- Regiment Nr. 1 in Tilfit ein, ftudierte von 1887 bis 1891 als Angehöriger der Militär-Veterinär- Akademie und wurde am 26. Juli 1891 zum Unterveterinär im Ulanen- Negiment Nr. 8 ernannt. Im Sabre 1895 wurde er zum Oberveterinär befördert und zum Feldartillerie-Regiment Nr. 16 verjebt. Bereit im nächſten Sahre erfolgte feine Verjegung zum Yeldartillerie-Negiment Nr. 73, in welchem er im Jahre 1906 zum StabSveterinär befördert wurde.

Der Verſtorbene war ein eifriger und pflichttreuer Beamter. Mit guten wifjenjchaftlichen Kenntniffen und einer reichen praftiichen Erfahrung außgeftattet, hat er es veritanden, fi) dad Vertrauen und die Achtung

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jeiner Vorgeſetzten zu erwerben. Er war fein Freund des geräujchvollen Lebens, jondern lebte ſtill im Kreiſe feiner Familie, ohne fich jedoch dem follegialen Verkehr zu entziehen. Alle, welche mit ihm in Berührung ge- fommen find, jchäbten ihn wegen feines taftvollen Auftretend und feines biederen Charakterd. Bereits im vorigen Winter machten fi) die eriten Anzeichen einer heimtückiſchen Krankheit bemerkbar, deren Bedeutung aber erit jpäter befannt wurde. Vergebens fuchte er Heilung in der Chirurg. Univerfitätsklinif zu Königsberg, und troß wiederholter ſchwerer Operationen gelang es nicht, den malignen Tumor mit der Wurzel audzurotten. Ein lanfter Tod erlöfte ihn nad) langem Stechtum von feinem ſchweren Leiden. Am Grabe trauert die Witwe mit zwei Töchtern.

Wir verlieren in dem Heimgegangenen einen biederen und braven Kollegen, defjen Andenten wir ſtets in Ehren halten werden. Koenig.

Laut „Hannod. Kurier“ vom 7. September 1909 wurde am 5. Sep- tember 1909 zum Andenken an den in Südmeltafrifa gefallenen Ober- veterinär Jantze in Winjen a. d. Aller ein Gedenkſtein enthüllt.

Der Artifel lautet:

„Winſen a. d. Aller, 5. September. Heute mittag wurde bier die Weihe des Denkſteins für den in Deutſch-Südweſtafrika auf dem Felde der Ehre gefallenen Dberveterinär Jantze auß Oldau (Kreis Celle) voll- zogen. Nach einem gemeinjamen Kirchgange der Sriegervereine Winjen und Wiege nahmen die Vereine dor der Kirche Aufitellung, mo zum An- denken an den Berjtorbenen ein jchlichter Denkitein, ein Zindling aus der Heide, errichtet it. Die Weihe wurde von Paſtor Bohne vollzogen. Namens ded Bezirks-Sriegerverbandes Nordhannover ſprach Rechnungsrat Seeger-Celle.“

Herr Oberveterinär Jantze wurde am 7. Januar 1905 auf einem Patrouillenritt in der Nähe von Kub durch einen Oberfchentelichuß ver- mwundet. An diejer jchiweren Verlegung jtarb er infolge Verblutend am 14. Februar 1905 im Lazarett zu Kub.

Herr Oberveterinär Jantze gehörte während jener Studienzeit als Aktiver und nad) beftandenem Staatderamen als „Alter Herr“ der Ber- bindung „Obotritia” an der Königl. Militär-Veterinär-Alademie an. Leider war es der Verbindung nicht möglich, den Felerlichkeiten zu Ehren ihres in Südweſtafrika gefallenen U. H. durch Entjendung von Vertretern bei- wohnen zu können, da fie die Nachricht erſt nach vollzogener Weihe erhielt. Sie ließ deshalb am 9. September einen Lorbeerkranz mit Schleife in den Farben der Verbindung am Gedentftein niederlegen. Das Andenken ihres auf dem Felde der Ehre gefallenen A. H. wird die Verbindung jtet3 in hohen Ehren halten.

Berlin, im September 1909. Berbindung „Obotritia“. Scholz (XXX) (XXKX)X. ai.

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Perfonalveränderungen.

Beförderungen. Zum GStabödveterinär: Oberveterinär Wünſch, im Ulan. Regt. Nr. 15.

Bum Oberveterinär:

Überzähliger Oberveterinär Diedmann, im Regt. der Gardes du Corps, zum etat3mäßigen Oberveterinär; Unterveterinär Zoglowek, im

Ulan. Regt. Nr. 15. Bum Unterveterinär:

Die Studierenden der Milttär- VeterinärsAlademie: Düdershoff, im Huf. Regt. Nr. 8; Krauſe, im Feldart. Regt. Nr. 67; Sellnid, im Drag. Regt. Nr.4; Erb, im Feldart. Regt. Nr. 61; Köhler, im 4. Garde-Feldart. Regt. ſämtlich unter gleichzeitiger Kommandierung auf 6 Monate zur Militär-Lehrſchmiede Berlin.

Verſetzungen.

Oberveterinär Laabs, im Kür. Regt. Nr. 4, behufs Wahrnehmung der StabSveterinärgeichäfte zum Yeldart. Regt. Nr. 73; Oberveterinär Gräbenteich, im Feldart. Regt. Nr. 30, zum Feldart. Regt. Nr. 66 (Stand- ort Neubreiſach); Oberveterinär Tichetichog, im Jäger-Regt. zu Pferde Nr. 4, zum Feldart. Regt. Nr. 71; Uberveterinär Dr. Dreyer, im Feldart. Regt. Nr. 70, zum Kür. Negt. Nr. 4; Oberveterinär Gaude, im Jäger-Regt. zu Pferde Nr. 4, und Oberveterinär Freiſe, im Feldart. Negt. Nr. 53, gegenjeitig verjegt; Oberveterinär Belitz, im 4. Garde- Beldart. Regt., zum Hui. Regt Nr. 8 (Standort Neuhaus).

Kommandos.

Oberveterinar Fiſcher, im 2. Garde-Ulan. Regt., von dem Kommando zur Beipannungs-Abteil. des Garde-Fußart. Regts. zurückgetreten; Unter: veterinär Stellmadjer, im Ulan. Regt. Nr. 12, zur SI TDORIUDBRERIDIEIT. des Garde-Fußart. Regts. kommandiert.

Abgang.

Zur Reſerve entlaſſen: Die einjährig-freiwilligen Unterveterinäre: Schroeder und Rohmann, im Train-Bat. Nr. 3; Traut, im Feldart. Negt. Nr. 14; Matthias, im 2. Garde-Drag. Regt; Kod, Na— ninga und Mübhlenbrud, im Feldart. Regt. Nr. 62; Hollab, im Seldart. Negt. Nr. 35; Goerdt, im 3. Garde-Feldart. Regt.; Klump, im Seldart. Negt. Nr. 25; Stedtfeld, im Yeldart. Negt. Nr. 9; Goeroldt und Knoblaud, im Yeldart. Regt. Nr. 10; Tang, im Feldart. Regt. Nr.7; Heymarnd, im Train-Bat. Nr. 10; Müller, im Train- Bat. Nr.7; Weidli und Joop, im 1. Garde-Feldart. Negt.; Eidelmann und Heine, im Garde-Train-Bat.; Engmann, im 2. Garde-Ulan. Regt.; Götſch, im Huf. Regt. Nr. 3; Worpen-

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berg, im Feldart. Regt. Nr. 46; Dr. Olinger, im Drag. Regt. Nr. 9; Boed, im Feldart. Regt. Nr.36; Barnowski, im Feldart. Negt. Nr.52; Rowald, im Feldart. Regt. Nr. 75; Panske, im Gardes Kür. Regt.; Praſſe, im Yeldart. Regt. Nr. 6; Weined, im Feldart. Nest. Nr.19; Winchenbach und Weber, im 1. Garde-Drag. Regt.

Auf feinen Antrag mit Penfion in den Ruheſtand verjeßt: Ober⸗ veterinär Liebig, im Feldart. Regt. Nr. 66.

Stabsveterinär Eichert, im Feldart. Regt. Nr. 73 geftorben.

Im Beurlaubtenjtande, Abgang.

Auf ihr Gejuch den erbetenen Abjchted bewilligt: Oberveterinär der Garde Landwehr 1. AufgebotS Dr. FZlatten, vom Bezirkskommando II Köln; Oberveterinär der Landwehr 1. Aufgebot3 Fiſcher, vom Bezirks⸗ fommando Auerbach, behuf Überführung zum Landfturm 2. Aufgebots.

Württemberg. Charakterverleifung: Der Charakter als „Oberftabsveterinär” mit dem perjönlichen Range auf der VII. Stufe der Rangordnung verliehen: Baſel, Stabsveterinär im Drag. Regt. Königin Olga Nr. 25.

Bayern.

Beförderungen: Kugler, überzähliger Stabsveterinär im 1. Bayer. Feldart. Regt, zum etatSmäßigen Staböveterinär beim Nemonte- Depot Benediktbeuren.

Oberveterinär Uchleitner, Affiftent an der Militär-Lehrichmiede, zum Stab3veterinär.

Bu Unterveterinären des Friedensftandes ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Veterinärftelle beauftragt: Die Unterveterinäre der Rejerve: Klingler, im 1. Chev. Regt.; Krämer, im 2. Chev. Negt.; Herzer, im 8. Chev. Regt.

Sachen. . Cherafterverleifung: Dem Staböveterinär Schleg, im 4. Feldart. Negt. Nr. 48, der Charakter als „Oberjtabsveterinär” verliehen.

Unszeichnungen, Eruennungen uſw.

Berliehen: Der Preuß. Note Adler-Drden 4. Klafje: Dem Korps- ftabSveterinär Hochftetter, beim 1. Bayer. Armeekorps; dem Korps⸗ ftaböveterinär Niedermayr, beim 2. Bayer. Armeekorps; dem Korps: jtab8veterinär Schmid, beim 3. Bayer. Armeekorps; dem Oberſtabs⸗ veterinär Schwarz, im 1. Bayer. Chen. Regt.; dem Oberftabgveterinär Schwinghammer, im 5. Bayer. Ehen. Regt.

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Der Preuß. Kronen-Drden 3. Klaſſe: Kreistierarzt a.D., Veterinär- rat Gabbey in Pleß.

Der Preuß. Pronen-Drden 4. Klaſſe: Stabsveterinär Bafel, im Württemberg. Drag. Regt. Nr. 25 (veripätet mitgeteilt); Uberftab3- veterinär Richter, im Sächſ. Ulan. NRegt. Nr. 21; Stabsveterinär Gersheim, im 1. Bayer. Feldart. Regt; Stabsveterinär Grüner, im 7. Bayer. Feldart. Regt.; Oberftaböveterinär Prechtel, im 8. Bayer. Seldart. Regt.; Staböveterinär Röſſert, im 1. Bayer. Ulan. Regt.; Zierarzt Chr. Dröfe in Lehnde (Hann); Tierarzt 3. Kölling in Sömmerda.

Die Preuß. rg 1. Klaſſe: Tierarzt Adolf Griesbach in Lauenau (Hanı.).

Die Sächſ. Landwehr-Dienſtauszeichnung 1. Klaſſe: Amtstierarzt Dr. Hempel in Meißen.

Der Verdienſtorden vom heil. Michael 4. Klaſſe: Bezirkstierarzt a. D. M. Schmidt in Triesdorf.

Das Ehrenritterkreuz 1. Klaſſe des Großherzogl. Oldenburg. Haud- und Verdienſtordens: Obermedizinalrat Prof. Dr. Puſch, Profeſſor an der Tierärztl. Hochſchule Dresden.

Das Ehrenkreuz 4. Klaſſe des Fürſtl. Lippe-Schaumburg. Hausordens: Oberſtabsveterinär Lütje, im Württemberg. Ulan. Regt. Nr. 20 (verſpätet mitgeteilt).

Die Rumän. Militär-⸗Medaille König Karols I.: Stabsveterinär Böh— land, im Drag. Regt. Nr. 9.

Der Charakter als „Geheimer Veterinärrat“: Johow, Veterinärrat, Departemenistierarzt a. D., anläßlich ſeines Übertritts in den Ruheſtand.

Der Charakter als ‚Veterinärrat“: Mälzer, Hof- und Bezirks- tierarzt in Altenburg; Hertel, Kreidtierarzt in Straßburg (Weftpr.); Jacobi, Kreistierarzt in Pleſchen; Dr. Behme, Kreistierarzt in KRaltendorf; Sporleder, Kreistierarzt in Brelau; Tannebring, Kreistierarzt in Querfurt; Kayſer, Kreißtierarzt in Pr. Stargard.

Die große goldene landwirtſchaftliche Vereinsdenkmünze: Schmidt, Bezirkstierarzt in Kulmbach.

Die große ſilberne landwirtſchaftliche Vereinsdenkmünze: Munier, Bezirkstierarzt in Füſſen; Kuchtner, Oberveterinär a. D., Vorſtand der Königl. Hufbeſchlagſchule in Landshut; Kürſchner, utinfpeltor in Miesbach; Zießler, Bezirkötierarzt in Kitzingen; Dr. Haad, Diſtriktstierarzt in Heidenheim.

Die Heine filberne landwirtſchaftliche Vereinsdenkmünze: PBfab, Diftriktstierarzt in Nottalmünfter; Zind, Diftriltstierarzt in Feucht- wangen. |

Ernaunt: Dr. Meßner, Affiftent an der Tierärztl. Hochſchule Berlin, zum Affiftenten an der Tierärztl. Hochſchule Stuttgart. = Nothfelder-Thengen zum Affiftenten an der Tierärztl. Hochichufe

resden.

Dr. Küthe-Celle, Oberveterinär a. D., zum 2. Kreisveterinärarzt und 1. Schlachthoftierarzt in Mainz.

Mayr-Hollfeld zum Schlachthofdireftor in Erlangen.

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Zum Departementstierarzt: Fredrich⸗Bromberg ebenda (defin.); Beterinärrat, Kreistierarzt Lorenz-Lyeck in Marienwerder (kommiſſ.); Kreistierarzt Braß- Greifswald in Straljund (kommiſſ.)

Köhle⸗-Ilsfeld, Diftriktstierarzt, zum ftädt. Tierarzt in Heilbronn.

Zum Bezirkötierarzt: Dr. Stimader- Andbah in Stadtamhof; Summa-Münnerftadt in Scheinfeld.

Espert-Aljenz zum jtellvertretenden Bezirkstierarzt in Rodenhaufen.

Zambert- Alzey zum Schladhthofverwalter dafelbit.

Gepler- Stuttgart zum Stadttierarzt in Bietigheim.

Bidell-Gaildorf zum Schladhthoftterarzt in Straßburg (Elijah).

Berfett: Jacob, PVeterinärrat, Departementstierarzt in Marien- werder, al3 jolher nad) Danzig; Krüger, Kreißtierarzt in Holzminden, al3 jolcher nach Helmftedt; Dr. Kampmann, Beterinärrat, Departe- mentöstierarzt in Stralfund, al3 folder nah Diinden; Midyaelig, Kreistierarzt in Bolfenhain, als folder nad) Pleß; Müller, Bezirks: tierarzt in Rockenhauſen, als ſolcher nach Ludwigshafen; Schaible, Bezirkstierarzt in Eppingen, als ſolcher nach Pforzheim; Steibing, Bezirkstierarzt in Pforzheim, als ſolcher nach Eppingen; Walz, Stadt⸗ tierarzt in Schorndorf, als ſolcher nach Pfullingen; Dr. Stemmer, ſtädt. Tierarzt in Leipzig, als ſolcher nach Heilbronn; Betſcher, ſtädt. Bezirkstierarzt und Schlachthofdirektor in Rothenburg (Tauber), als ſolcher nach Ansbach.

In den Ruheſtand verſetzt: Tiede, Veterinärrat, Kreistierarzt in Brieſen; Schrader, Veterinäraſſeſſor, Kreistierarzt in Helmftedt; Urban, Bezirfstierarzt in Landan.

Niedergelafien, verzogen: Eyßer in Spsheim; Dr. Hod in Bad Kiſſingen; v. Neger in Dachau; Dr. Schumann in Delöniß; Neumeyer in Neuftadt (Mittelfranten); Benin in Döbeln; Pohl in Konig; Rhodius in Bitterfeld; Aumer in Benedilt- beuren; Dr. Blumenfeld. in Paderborn; Dr. Buſchbaum in Dortmund; Egen in Gerolzbofen; Geuder in Weilheim; Meier in Hollfeld; Priewe in Ejend; Wirz in Schwarzach; Worpenberg in Lahde; Dr. Buthmann in Haderdleben; Dr. Fieweger in Cöthen; Dr. Pietſch in Schöned (Vogtl.).

Barnowskhyh, jeither einj.-freim. Untervetertnär in Königsberg 1. Pr., nah Snfterburg; Dr. Bernftorff-Berlin als Leiter des Tierajyls nad Lankwitz; Hammer-Stuttgart als bezirkstierärztl. Aſſiſtent nach Wertheim; Dr. Harms-Doberan als Ajfiftent nad Delmenhorit; Hofmiller-Schweßingen nad) Augsburg; Dr. Ibel, Oberveterinär im 5. Bayer. Chev. Regt. in Zweibrüden, nad) Saargemünd; Reil- Bingen nad) Schwabenheim; Dr. Lichtenheld, NRegierungstierarzt in Daresſalam (Deutih-Oftafrika), nad Steinbady. Hallenberg; Kühnert— Pirna nad Riefa; Malade⸗Glowitz als Vertreter nad Stargard; Dr. Marquordt-Debisfelde nad) Bodenem; Dr. Rehberg:Teterom - nad) Gnoien; Rehje- Möglich als Vertreter nach Leipzig-Lindenau; Dr. Sauter: Heidelberg als bezirkstierärztl. Alfiitent nach Villingen; Thun-Eidelftedt nach Loditedt; Voigt-Zwickau nad) Königjtein;

538

Dr. Lehmann, Adalbert, Obersängelheim, nach Güftrom; Dr. Leh— mann, Wilhelm, Traben-Trarbah, nad) Güſtrow; Wothe- Köftrig nah Erlangen; Wilde, Bezirkötierarzt in Grootfontein (Deutjch- Südweſtafrika) nad) Neiße; Eſtor, Kreistierarzt in Grevenbrück, nad) Dlpe; Janßen-Elberfeld, Schladhthofdirektor a.D., nah Mehlem; Dr. Janßen-Kobylin, Schlahthoftterarzt, nad) Vandsburg (Weitpr.); Dr. Lihtenheld-Steinbady- Hallenberg, Bezirkötierarzt, nad) Berlin; Menzel: Mölln nad) Ratzebuhr; Rittelmann-Freiburg als bezirks⸗ tierärztl. Affiftent nad) Sinsheim; Utzath-Delmenhorft als Affiitent am Balteriolog. Inſtitut der Landwirtfchaftsfammer nad) Kiel; Wien- 'holg= Bunde nah Emden; Wilke-Corbach nad) Gießen; Geb- hardt- Wunfiedel als Affiftent nach Wiejentheid; Dr. Lüſſem-Sinzenich als Alfiitent am Balteriolog. Inftitut der Landwirtſchaftskammer nach Halle (Saale); Dr. Theif- Mainz, Schlathoftterarzt, als Aſſiſtent des Kreis⸗ veterinärarzted nach Groß-Gerau; Welzmüller-Schwarzad, Diſtrikts⸗ tterarzt, nah) Münden; Bollmar- München al3 bezirkstierärztl. Affiitent nad) Dachau; Böckh-Metzingen ald bezirkstierärztl. Affiitent nad) Sins⸗ heim; Schauber- Nürnberg, Bezirkötierarzt a. D., nad) Regensburg; Peterſen-Lügumkloſter nah Hohn; Dr. Weißer-St. Georgen nad) Stockach; Weſſendorf-Polle nah Damme; Dr. Klee-Lörrad) nad) Langenfteinbad).

Approbiert: In Berlin: Dahm: Berncaftel; Köhler: Odrliß; Klein= Wafjertrüdingen; Lieste- Guben; Natujch- Berlin; Klabe- Schwerin a. W.

In Gießen: Schwab: Münden.

In Stuttgart: Hörning.

Bromoviert: Zum Dr. med. vet.: In Bern: Tierarzt Wundram- N W. Sievert-Groß-Germersleben (Prov. Sachſen

Geſtorben: Eichert, im Feldart. Regt. Nr. 73, in Allenftein; Dr. Schubert in Creuzburg; Steger, Bezirkötierarzt, in Zusmarshauſen. |

VBerichtigungen.

In Heft 6, 1909, Seite 260, 11. Zeile von unten, muß e3 anitatt der Worte: „eins ging infolge Hautnekroje ein“ heißen: „ein Mißerfolg (Hautnefrofe) war zu verzeichnen“. Preller, Oberveterinär.

Die in der legten Nummer mitgeteilte Verſetzung des Oberveterinärg Dörfler vom 9. Bayer. Feldart. Regt. zum 2. Bayer. Chev. Regt. hat nicht ftattgefunden.

Gedrudt in der Königl. Hofbuchdruderei von E&.E.Mittler& Sohn, Berlin SWes, Kochſtraße 68— 71,

21. Jahrg. Dezember 1909. 12. Seft.

Beitfchrift für Veterinärkumde

mit befonderer Berückſichtigung der Hygiene. Organ für die Weterinäre der Armee. Nedakteur: Oberjtabsveterinär A. Chriftiani.

Ericheint monatlich einmal in der E tärfe von etwa 3 Bogen 8%. Abonnementspreis jährli 12 Mark Preis einer einzelnen Nummer 1,50 Marl. Beitellungen nehmen alle Buchhandlungen an. Inſerate werden die geipaltene Petitzeile mit 30 Pfennig berechnet.

Dienftalters-Lilte

der Veterinäre der Deutichen Armee.

Nah amtlihen Duellen zufammengeftellt von Oberftabsveterinär A. Chriftiani. (Nachdruck auch einzelner Teile diefer Lifte ift verboten.)

1. Aktiver Dienffland. A. Breußen.

Nr. Name Truppenteil Dienitalter

Korpsſtabsveterinäre.*)

1 | *Thieg RAO4, KrO3m.50, EK2,| IV. Armeekorps 1838 7. 9. 89 HSHsa, ARı

2 | *Wittig RAQ4, KrO4 III. 1845 15. 4. 90

3 | *Boetjchde RAO4, KrO4 XVI. 1848 10. 6.

4 | *Soefters, Profeſſor RAO4m.Kr., Sehrfchmiede Berlin 1847 |1l. 4, NN4

5 | *Hell RAOs,KrO4,MVK,Rumk; ! IX. Armeekorps, 180 9. 5. 91

vom 1. Sanuar 1910 ab 3. Verfüg. d. Kriegsmin.

6 *Plättner RAOs, KrO4, BZ3a, | XIV. Armeelorps 1848 4. 8. ABsa

7 | *Bleid RAOs, KrOs, EK2 XVII. 1845 11. 1. 93

8 | *Wefener RAO4, KrOs VII. 1849 8. 5.

9 *Bartke RAO4, KrOs II. s 1850 | 14. 7. 96

10 | *Qualig RAOs, KrOs, BrHsb. X. 1849 19. 10. OV3a

11 *Koenig RAO4, KrO4 I. 1857 17. 1. 99

12 |*Red RAO4, KrOs XVII. 1852| 7. 4.

13 | Mülleröfomsti RAO4, KrOa, BZ3b V. 1853| 8. 5. 00

Buß RAO4, KrO4 XI. 1854 3. 10. 01

*) Die mit einem * (Stern) bezeichneten Korpsſtabsveterinäre haben den perſön⸗ lichen Rang der Räte 4. Klaffe.

Zeitichr. f. Weterinärtunde. 1909, 12. Heft. 35

540

Nr. Name Truppenteil Dienſtalter 15 Schlake RAO4, KrOs VI. Armeeforp3 1855 | 15. 12. 02 16 | Tegner RAO%s, KrOs XV. 1858 21. 3 03 17 Herbſt RAO4, KrO4, Gardekorps 1852| 7. 8. BrHsb, OEKi 18 | Feldtmann RAO4, KrOs VII. Armeeforp3 1854 29. 10. 09 Oberftabsveterinäre und Stabsveterinäre.*) 1 *Krüger RAOs, KrO4 Kür. Regt. Nr. 6 1840 | 31. 3. 76 2 | *Reinide RAO4, KrOs, | Feldart. Regt. Nr. 25 1844 | 22. 8. EKa, HP3a, (®) 3 *Naumann RAO14, KrOs, | Garde-ftür. Regt. 1847| 9. 3. 78 MVKı | 4 | #Boß RAO4s, KrOs, 2. Garde-Drag. Regt. 4. 88 Rumk;5 5 *Cleve RAO4, KrOs Huf. Regt. Nr. 14 1851 | 25. 11. 85 6 | *Höhnfe RAO4, KrO1, & Drag. Regt. Nr. 23 1849| 1. 10. 86 3b i 7 | *Waffersleben RAOs,KrOs) Feldart. Regt. Nr. 10 1 24. 9.87 C 8 | *Boeder RAOs, KrOs, | Drag. Regt. Nr. 5 | 3.12. WVKa 9 | *Reinemann RAO4, KrOs | Huf. Regt. Nr. 3 1855| 6. 10. 8 A 10 | *Rind RAO4, KrO4 Feldart. Regt. Nr. 11 | 8 1.89 11 | *2udemwig RAO4, KrOs | Militär:Veterinär-Afademie, 1859 6. vom 1 Januar ı91V ab Feldart. Regt. Nr. 45 12 | *Schmieder KrOs, SLVK | Huf. Regt. Nr.7 1857114. 8 13 | *Duvinage KrOs Ulan. Regt. Nr. 11 11. 10. 14 *Straube KrO4, ABsb, | 1. Garde: eldart. Regt. 1858| 14. 1. 90 B Rumk;5 15 *Hubrid KrOs Drag. Regt. Nr. 22 1852| 16. 3. 16 | *Schmidt, Yofef Ulan. Regt. Nr. 3 1857 17. KrO4 17 | *Troefter RAOs, KrOs | Militär-Beterinär-Alademie 1856| A 18 | *Hoeniher KıOs Lehrſchmiede Hannover 1857| B 19 | *Brintmann KrOs, HP4 | Feldart. Regt. Nr. 37 F 20 *Wilden KrOs, Be vuſ. Regt. Nr.9 1855 16. 4. HSH3 21 | *RKörner KrOs Feldart. Regt. Nr.19 1856 9. 5. 22 *Prieß KrOs, RSt3 Huf. Reat. Nr. 8 ; 10. %. 23 *Pankritius KrOs Kür. Regt. Nr. 3 1859| -- A 24 | *Kammerhoff KrO4 Feldart. Regt. Nr. 20 1858| 11. 9. 25 | *Ben3 KrOs Lehrſchmiede Breslau 1860| A 26 , *Mentel KrOs Drag. Regt. Nr. 7 1850 | 13. 4. 91 27 | *Zimm KrOs, BZab Feldart. Regt. Nr. 30 159 B 28 *Sraufe, Franz KrOs Feldart. Regt. Nr. 72 1856| 9. 5. A 29 | *Chriftiani KrOs4, RStz | Wilitär:Beterinär:Afademie| 1859| 7. 1. 92 30 | *Schatz KrOs Feldart. Regt. Nr. 41 1857| 4.— A 3l | *Steffend KrOs Ulan. Regt. Nr. 13 1859| 6. 5. 32 | *Samuel KrOs Ulan. Regt. Nr. 10 1856| A 33 *Bächſtädt KrOs Kür. Negt. Nr. 8 1859| 9. 12. 34 *v. Paris KrOs Feldart. Regt. Nr. 16 1857| A 35 *Kaden KrOs Feldart. Regt. Nr. 22 1856| 11. 1. 93

*) Die mit einem * (Stern) Bezeichneten find „Oberjtabsveterinäre” mit ‚dem perjönlicden Range der Räte 5. Klaſſe. Beim „Dienftalter” ift jtet3 das— jenige der Ernennung zum „Stabsveterinär” angeführt.

Name

*Krüger, Adolf KrOs

| *Sränzel KrOs

*Beit KrOs, BVhlM3 *Süntherberg KrO4 *Handſchuh KrOs *Rexilius KrOs *Lewin, Berthold "Milde KrOs *Sapteinat KrOs, R *Wöhler KrOs *Mierswa KrO4 *Bergin *Grammlich KrOs

*Scholtz KrOs *Graf KrOı, SAsb *Petſch KrOr *Pieczynski KrOs

KrO4s

*Chriſt, Karl KrOs, HSH3b

*Beder, Stanz KrOs *Rummel KrOı *Schulz KrOs "Reinhardt KrOs. *Kubel KrOs

*Füchſel KrOs, HSHsb,

*Boſe KrOs *Kutzner KrOs *Goerte KrOs *Krüger, Ernit *Köſters KrOs *Engelfe KrOı | *Krauſe, Mar KrOs, HP3 *Ehlert Krüs

* Günther KrOs *Dablenburg KrOs

* Schneider KrOs, HPsb *Rottſchalk KrOs *%Stramiger KrOs *Biermann KrOs

WF3b

KrO4

*Thomann KrOı, HPsb

*2emwin, Zeopold KrOıi *Hilher KrOs Mölhuſen Krüs *Walther, Heinrich *Grber KrOs

*Korff

Henſel

Seegert

Böhland KrOs, RumgM Krüger, Mar KrOs, u

Dir

Tennert

Nordheim

Kühn KrOs, DDs3

541

Truppenteil

Kür. Regt. Nr. 5 Wan. Regt. Nr. 4 Teldart. Regt. Nr. 4 veldart. Regt. Nr. 3 Feldart. Schießſchule Drag. Regt. Nr. 10 Kür. Negt. Nr. 4

Militär: Veterinär: Akademie

1. Garde:Ulan. Regt. Ulan. Regt. Nr. 2 Teldart. Regt. Nr. 42 Kür. Regt. Nr.2

Regt. Königsjäger zu Pferde

Nr. 1, tdt. 3 Kriegemin. Feldart. Regt. Nr. 14 Ulan. Regt. Nr. 16 2. Garde-Ulan. Regt. Feldart. Regt. Nr. 5 Feldart. Regt. Nr.15 Drag. Regt. Nr. 1 Feldart. Regt. Nr. 51 Feldart. Regt. Nr. 44 ah Regt. Nr. 5

rag. Regt. Nr. 6 Leib:Garde-Huf. Regt.

Feldart. Regt. Nr. 75 Feldart. Regt. Nr. 62 Huf. Regt. Nr. 17 Lehrſchmiede Berlin Feldart. Regt. Nr. 27 Drag. Regt. Nr. 8

3. Garde⸗Ulan. Regt. Huf. Regt. Nr. 15 Drag. Regt. Nr. 15 Teldart. Regt. Nr. 74 Feldart. Regt. Nr. 61 Feldart. Regt. Nr. 33 Feldart. Regt. Nr. 63 Teldart. Regt. Nr. 59 Ulan. Regt. Nr. 6 Drag. Regt. Nr. 13 Drag. Regt. Nr. 21 Feldart. Regt. Nr. 55 Drag. Negt. Nr. 11 Feldart. Regt. Nr. 57 Feldart. Regt. Nr. 24 Feldart. Regt. Nr 54 Feldart. Regt. Nr. 35 Drag. Regt. Nr. 9 Feldart. Regt. Nr. 46

Feldart. Regt. Nr. 45 Feldart. Regt. Nr.1

Feldart. Regt. Nr. 56 Feldart. Regt. Nr. 60,

dt. 3. Tierärztl. Hochſchule Berlin

Geb.⸗ Jahr

1859 7. 1858 10. 1856 |

1857 | 7. 1858 | 14. 1856 | 19. 1858 5. 1857 | 19. 16. 1858 14. 1856 11. 1858 1862 |

1861 13. 1859 | 15. 1860 1857 . 22

28. 1860 12.

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Dienftalter

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Name

Brofe KrOs Dietrich

Krill BZab

Herbit, Otto Grundmann

Broſt KrO4

Barth

Mohr KrOs Buchwald

Ebertz KrOs HSH3b Bandelom KrOs Chrift, Paul

2aab3 KrO4s Brenzel

Werner

Klingberg KrO4 Rakete RAOsm.S. w.,

KrO4m.S.w.,MMVar.B, JZ2

Hentrich KrOs

*Iwerſen KrOsm.S. w.,

WFS3sb m. S. Kroening Schön Ronge Mummert KrOs Kul KrOs

Pop

Seiffert KrOs Keuger

Heinze

Dr. Jacob, Mar KrOs Krankowsky

Becker, Hermann Köhler

Schüler

Fiſcher

Aulich KrO4s

Helm

Biallas

Karpe

Wiedmann Brohmann Schmidt, Georg HEKS Ludwig MVKar.B. Bierftedt

Dr. Berndt Michaelis

Kramell

Schulze, Ernit Kurze

Berg

Dracgert KrO4 Küfter

nr DiIeler Lüdede

Krampe

542

Säger:Regt. zu Pferde Nr. 5) 1864

Feldart. Regt. Nr. 23 1865

3. Garde⸗Feldart. Regt. 1865 Feldart. Regt. Nr. 58 1866 Feldart. Regt. Nr. 9 1867 4. Garde: Feldart. Regt.

Jäger-Regt. zu Pferde Nr.3 | 1865 Jäger-Regt. zuPferde Rr. 2!

1. Leib:Huf. Regt. Nr.1 |1866 Huf. Regt. Nr. 13

Feldart. Regt. Nr. 50 1864 Ulan. Regt. Nr.9 1866

Geb.: Truppenteil Jahr Drag. Regt. Nr. 20 1863 Feldart. Regt. Nr. 60 1864 Lehrſchm. Königsberg i. Pr. 1865 Lehrſchm. Frankfurt aM. | Feldart. Regt. Nr. 47 1861 Feldart. Regt. Nr. 43 1865 Ulan. Regt. Nr. 8 1864 Huf. Regt. Nr. 11 1862 Feldart. Regt. Nr. 8 1861 Feldart. Regt. Nr. 76 1863 Milttär-Reitinftitut 1862 Drag. Regt. Nr. 4 Feldart. Regt. Nr. 66 Kür. Regt. Nr.1 1865 Feldart. Negt. Nr. 39 1862 Feldart. Regt. Nr. 2 Militär:Beterinär-Afademie| 1863 Feldart. Regt. Nr. 67 1864 Drag. Regt. Nr. 16 1857 2. Garde: Feldart. Regt. 1864 Ulan. Regt. Nr. 12 Ulan. Regt. Nr. 14 1866 Feldart. Regt. Nr. 70 1862 2. Leib-⸗Huſ. Regt. Nr. 2 Drag. Regt. Nr. 17 1863 Huf. Regt. Nr. 6 1864 Huſ. Regt. Nr. 10 = Regt. Nr. 40 rag. Regt. Nr. 24 Feldart. Regt. Nr. 53 1862 Huf. Regt. Nr. 4 1863 Ulan. Regt. Nr. 1 Kür. Regt. Nr.7 Feldart. Regt. Nr.7 1865 Feldart. Regt. Nr. 6 1866 Drag. Regt. Nr. 18 1864 Feldart. Regt. Nr. 71 1865 Huſ. Regt. Nr. 16 Feldart. "fegt Nr. 52 1866 Drag. Negt. Nr. 3 1864 1. Garde:Drag. Regt. 1863

Ulan. Regt. Nr.5

Dienftalter

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543

Nr. Name Truppenteil S a: Dienftalter Heinrichs Huf. Regt. Nr. 12 1867 21. 6. 06 D 144 Rips Feldart. Regt. Nr. 38 1865 20. 9. 145 | Schulz, Karl Regt. Pf.Nr. A 146 Kraemer Drag. Regt. Nr. 19 1866 16. 11. 147 | Dr. ——— Telegr. Bat. Nr.1 1865 15. 3. 07 148 | Bo Jäger:Regt. zu Pferde Nr.4 28. 5. B 149 Sort Albert Feldart. Regt. Nr. 26 1866 |29. 150 | Dr. Goldbed Drag. Regt. Nr.2 1868 | 14. 6. 151 | Stie Drag. Regt. Nr. 14 1865 | 27. 3. 08 152 | Maris Ulan. Regt. Nr.7 1867 | 25. 9. 158 | Vogler Feldart. Regt. Nr. 36 1868 | 21. 10. 154 | Köpde Feldart. Regt. Nr. 21 1867 17. 12. B 155 | Nippert Feldart. Regt. Nr. 17 1866 23. 2. 09 156 Woite Feldart. Regt. Nr. 69 3. 4. 157 | Born Drag. Regt. Nr. 12 1865 5. 5. B 158 | Herffurth Feldart. Regt. Nr. 34 186715. 7. D 159 Wunſch Ulan. Regt. Nr. 15 1868 9. 9. Oberveterinäre, 1 | Dr. Albredt | Regt. der Gardes du Eorp3 | 1869 19. 10. 96 E 2 Grökel : Feldart. Regt. Nr. 18 * 16. 11. H 3 Laabs, Otto Feldart. Regt. Nr. 73 k 4 Eiſenblätter Garde⸗Kür. Regt. 12. 12.— H 5 | Dr. Heu Dffiz. Reitfchule Paderborn 10 -- J 6 | Grög Huf. Regt. Nr. 7 16. 1.97 K 7 Ohm Kür. Regt. Nr. 3 12. 2.— B 8 | Ratbje Feldart. Regt. Nr. 5 13 7. 9 | Tier Feldart. Regt. Nr. 11 '1867 | 20. 10. E 10 | Degner Feldart. Regt. Nr. 38 1869| 6 11 | Roeding Huf. Regt. Nr. 10 11. 11. E 12 Achterberg Feldart. Nest. Nr. 39 18668 F 13 | Ofterwald Train: Bat. Nr. 11 ‚187121. 12. W 14 | Duill Train⸗Bat. Nr. 7 |, 17. 2.98 E 15 Wilke KrOs Lehrichmiede Berlin 1869 | 22. 3. L 16 ätz Train:Bat. Nr. 6 E 17 Kuske Huf. Regt. Nr. 6 1870 12. 5.— E 13 Jarmatz Ulan. Regt. Nr. 14 1870 18. 6. B 19 Gaucke Feldart. Regt. Nr. 53 1867 13. 7. B 20 Brohl Drag. Regt. Nr. 8 1869123. 8. A 21 Pantke Drag. Regt. Nr.1 1870| 9.— C 22 | Amann Feldart. Regt. Nr. 30, 1869| F tdt. ala Dursininlgient. Militär Veterinär-Aladem 23 | Stolp Feldart. Regt. Nr. 54 25. 11.— F 24 | Bod, Hugo Kür. Regt. Nr. 5 1869| 6 25 | Rugge Feldart. Regt. Nr. 8 1170| I 26 Roſenbaum Ulan. Regt. Nr. 13 '17. 1.9 F 27 Brühlmeyer KrOsm.S,., | Feldart. Regt. Nr.7 1868 H H | 28 | Gerdell | Kür. Regt. Nr. 4, 1869| J fdt. als Militär⸗ Veterinär⸗Akademie 29 Münfterberg Negt. Königsjägerz. Pf. Nr.1 1869| 7. 2. Beier Drag. Regt. Nr. 6 1870.28. N 31 | Gutzeit | Kür. Regt. Nr. 7 27. 3.— R 32 | Hamann Feldart. Regt. Nr. 61 38

544

Nr. | Name Truppenteil Dienſtalter 33 | Stürgbecher Train:Bat. Nr.1 1871119. 4.9 © 34 Be Train:Bat. Nr. 15 1868| D 35 ilfrich Drag. Regt. Nr. 22 1867 |15. 6. C 36 Kinsky - Feldart. Regt Nr. 15 187118. 7. A 37 Ventzki | Train:Bat. Nr. 18 B 38 Arfert Drag. Regt. Nr. 18 1870 19. 8. B 39 | Ehrle Drag. Regt. Nr. 5 1867 10. 9. 40 | Spring Drag. Regt. Nr. 15 1865 | 11. 41 | Maaß 1. Sarde:Ulan. Regt. 1870| 12. 42 | Gärtner | Man. Regt. Nr. 7 1872| 43 | Ogilvie Feldart. Negt. Nr. 31 1869| 44 | Klinner Feldart. Regt. Nr. 6 - 45 | Sosna Huf. Regt. Nr. 9 1370| 46 | Schulz, Karl Train:Bat. Nr. 5 _— 47 Gerth Train-Bat. Nr.8 1872 48 v. Lojewski Train⸗-Bat. Nr. 4 49 Koßmag Feldart. Regt. Nr. 66, 1871 12. 9. £dt. z. Learſchmiede Berlin |

50 | Hummerid) ") Zrain-Bat. Nr. 14 51 Geßner Drag. Regt. Nr. 4 1872| 52 Kremp Train-Bat. Nr. 10 1871| 53 | Wantel : Feldart. Regt. Nr. 63 1872| 54 | Kupfer Feldart. Regt. Nr. 47 1871| 55 | Zöllner Huf. Regt. Nr. 7 1870 | 20. 10. 56 | Komnagfi Train:Bat. Nr. 17 21. 11.

57 | Stahn Huf. Regt. Nr. 15 1872| 18. 1. 00 58 | Dolima Militär-Reitinftitut 59 Wilczek Kür. Regt. Nr.1 1870| 17. 2 60 | Dr. Goßmann KrOs 1. Leib:Huj. Regt. Nr. 1 |16. 3.

61 | Reichart Drag. Regt. Nr. 4 1871/14. 4 62 | Had 2. Garde:Feldart. Regt. /19. 6 63 | Rode, Ernit Train-Bat. Nr.9 1873119. 6. 64 | Freude 1. Garde-⸗Feldart. Regt. 1872 18. 7. 65 : Dehlhorn Feldart. Regt. Nr. 45 66 Hellmuth KrO4 1. Garde: Drag. Regt. 1873 | —— 67 |; Glaesmer Huf. Regt. Nr. 16,

tdt. z. 1 Garde⸗Drag. Regt.

68 | Hohlmwein Huſ. Regt. Nr. 13 1874| 69 Zembſch | Feldart. Regt. Nr.35 1872| 24. 8 70 | Mohr Drag. Regt. Nr. 20 -

71 Tilgner Feldart. Regt. Nr. 62 1373| 72 | Weinhold Feldart. Regt. Nr.18 1372|

73 | Baumann Feldart. Regt. Nr. 37 1873120. 9. 74 | Timm Feldart. Regt. Nr. 42 1370| 75 | Scholz, Sofef Ulan. Regt. Nr. 16 871 —— 76 Dorner KrO4m.S. w., a Feldart. Regt. Nr. 14 1874|

BZ3

77 | Schminzer Feldart. Regt. Nr. 36 1831 78 | Lehmann Train:Bat. Nr. 16 1872|

79 | Belig Huf. Regt. Nr. 8 een 80 Graening Feldart. Schießjchule 1873| 81 Kettner Ulan. Regt. Nr. 5 18. 12. 82 | Simon Huf. Regt. Nr. 17 2.01

83 | Richter, Mar Nafchinengem. Abt. Nr.3 |1874117. 4. 84 | Krüger, Emil Ulan. Regt. Nr. 12 1873| 1l. 5. 85 | Seegmüller Lehrſchmiede Breslau

86 | Guhrauer Train:Bat. Nr. 2 1874 | 22. 6.

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545

Nr. | Name Truppenteil cn Dienftalter 87 | Dr. Hod Garde-Train-Bat. '187322. 6.01 E 88 | Filcher 2. Sarde-Ulan. Regt. F 89 Dr. Budnowski Train-Bat. Nr. 3 1874 19. 8. 90 | Biermann Feldart. Regt. Nr. 70 1873| B 91 | Dr. Sturhan Drag. Regt. Nr. 24 25. 10. D 92 | Ssudel Ulan. Regt. Nr.1 19. 12. B :93 | Müller, Willy Lehrfchmiede Berlin 1874 C 94 | 2oeb Feldart. Regt. Nr. 26 20% 95 | Günther CDIIIs ; Feldart. Regt. Nr. 74 1873, 6. 3. 96 | Bieiterfeldt , Drag. Regt. Nr.2 1871 18. A 97 | Seebad) Feldart. Regt. Nr. 24 1872 B 98 | Heidenreich ı Huf. Regt. Nr. 4 - 99 Schultz, Ernſt Huſ. Regt. Nr. 12 1867 3. 8. 100 | Altmann Huf. Regt. Nr. 12 1872123. 9. C 101 | v. Rarpart ' Grenadier:Regt. zu 1870 18. 10. N r. 3 102 Gumbold Feldart. Regt. Nr. 33 1873 21. 11. Z 103 | Sceidling | Kür. Regt. Nr. 6 1874| Aa 104 | Blunt Feldart. Regt. Nr. 43 15.12. H 105 | Dezeläfi - Feldart. Regt. Nr. 75 1873| J 106 | Sauvan Feldart. Regt. Nr. 72 1875| 21. 1.03 A 107 ! Schipfe Feldart. Regt. Nr. 17 1873| 30. 108 ! Krüger, Berthold Drag. Negt. Nr. 10 1872121. 3. B 109 | Dr. Dreyer KrO4m.S.w., Kür. Regt. Nr. 4 1874123. 4. A | MVKar.B. 110 , Bauer Feldart. Regt. Nr. 14 B 111 Volland Feldart. Regt. Nr. 19 1874 C 112 Rachfall Drag. Regt. Nr. 13, 1875 25. A | & fdt. als Hilfsinſpizient 3. Militär- Beterinär-Alademie 113 | Meyer Feldart. Regt. Nr. 59 1572| DB 114 | Garloff Feldart. Regt. Nr.60 1185 7. 8. 115 Krynitz Feldart. Regt. Nr. 69 19. 116 | Zretrop Feldart. Regt. Nr. 4 1868 20. 117 | Schonart Feldart. Regt. Nr. 23 1374| 283. 118 Gräbenteich KrO4m.S.w. | Feldart. Regt. Nr. 66 1873117. 9. A 119 | Schmidt, Wilhelm Drag. Regt. Nr. 16 -— —— 120 Bieſer Huf. Regt. Nr. 11 20. 11. N 121 Abendroth 2. Garde⸗-Drag. Regt. 0 122 Hoffmann, Alfred Drag. Regt. Nr. 21 1872 31. 12. 123 | Keil | Feldart. Regt. Nr. 10 1873|28. 1.04 N 124 Weſolowski Huf. Regt. Nr. 14 26. 2. E 125 | Heimann Drag. Regt. Nr. 8 123. 3. 126 |; Soffner Feldart. Regt. Nr. 57 4.— A 127 | Wnud Garde⸗Kür. Regt. 28. 5. 128 Scheferling Feldart. Regt. Nr. 46 1875| 9. 6 129 | Hartmann Drag. Regt. Nr. 19 1876 28 A 130 | ®riemberg Ulan. Regt. Nr. 10 1574| C 131 | Kraufe, Roland Kür. Regt. Nr. 2 1873| D 132 |; Dr. Hobftetter 2. Garde-Drag. Regt., 7. A tdt. 3. Tierärztl. Hochſchule Berlin 133 | Wendler Jäger-Regt. zu Pferde Rr.3 °— |27. 8. 134 | Dr. Kuhn 2. Garde-Feldart. Rgt, 1975| A fdt. als Hilfsinspizient z. Militär⸗ Beterinär-Afadenıie 135 Taubitz Ulan. Regt. Nr. 4 1876 31. 136 | Brilling 1. Leib:Huf. Regt. Nr.1, 1873| 29. 11. A

fdt. 3. Lehrſchmiede Berlin

546

Nr. Name | Truppenteil Sue Dienitalter 137 | Bernhard Ulan. Regt. Nr. 8 | 1873 29. 11. 04 B 138 | Berger | 8. Garde-Feldart. Reg. 11875 | 24. 12. 139 Bartiegla Feldart. Regt. Nr. 50 ‚1873| A 140 | Karitedt | Feldart. Regt. Nr. 25 ı 1874 30. 1.05 0 141 Poddig | Ulan. Regt. Nr. 3 pP 142 | Breitenreiter | Huf. Negt. Nr. 5 | 17. 2.—Q 143 | Daithiefen Feldart. Reg Nr. 9 R 144 | Leonhardt Jäger⸗Regt. ee Nr.2 1875 4—E 145 | Saar Drag. Regt. N F 146 | Neven Lehrſchm. a. M. 22. 5. A 147 Vomberg Drag. Regt. Nr. 14 —F— 13. 7. 148 Zniniewicz Ulan. Regt. Nr. 6 1874 25. 8. 149 | Brehm Drag. Regt. Nr. 11 26. B 150 Geſch KrO4m. S.w. A Feldart. Regt. Nr. 14 | 2.9 BZ3b m. 151 | Siegesmund Drag. Regt. Nr. 23 1875 23. 152 | Proelß Drag. Regt. Nr. 6 11876, A 153 | Schon Ulan. Regt. Nr. 13 1875| B 154 | Kämper Drag. Regt. Nr. 5 18771 D 155 Jocks Feldart. Schiekfgufe E 156 | Burau Huf. Regt. Nr. 3 1873 | 31. 10. 157 ! Griebeler Kür. Regt. Nr.8 1875| A 158 | Serke Feldart. Negt. Nr.1 1874| 14. 12. 159 | Dr. Breller Huf. Regt. Nr. 8 1876 115. 160 | Ochmann Feldart. Regt. Nr. 31 1877 | 1. 2. 06 161 | Meyromig Feldart. Regt. Nr. 21 1876120. F 162 | Kabig Feldart. Regt. Nr. 42 1875122. 3. C 163 —* Feldart. Regt. Nr. 71 1874 5. 164 Kür. Regt. Nr. 5 1876| A 165 Lehrſchmi. Königsbergi.Pr.| 21. 6. 166 | Dr. Perkuhn 2. Garde:Drag. Regt. 1877118 7. 167 Zn KrO4 m.S. Feldart. Regt. Nr. 20 1876 | 20. 9.— vorA 168 | Kraenner Drag. Regt. Nr. 13 1875| B 169 Lührs 1. Garde: Feldart. Regt., 1876 C tdi. zum Inſtitut f. Injettions- frantheiten, Berlin 170 | Dorft 2. Garde:Ulan. Regt. 1875| 23. 10. A 171 | Zeumer Selbarl Regt. Nr. 5 1874| B 172 | Roth Feldart. Regt. Nr. 40 en 16. 11. P 173 | Seidler Feldart. Regt. Nr. 75 24. 174 | Semmler Feldart. Negt. Nr. 55 18. 407 D 175 | Moldenhauer KrOsm.S.w. Feldart. Regt. Nr. 27 1876128. 5. A 176 | Schmidt, Karl KrO4m.S., | Ulan. Regt. Nr. 6 B hP3b m.S. 177 | Bochberg Huf. Regt. Nr. 6 1875129. 178 | Preifing KrOsm.S.w. Drag. Regt. Nr. 12 1876 14. 6. B 179 | Wiechert a. Königsjägerz. Pf. Nr.1 1877| 26. 8. 180 | Sclafffe 2. Zeib:Huf. Regt. Nr.2 1875| 27. 11. A 181 | Witte, Karl ®) Kür. Regt. Nr. 6, ;16.12. C fdt. 3. Remontebepst Kattenau 182 | Süßenbad) Ulan. Regt. Nr. 2 D 183 Mogwitz Drag. Regt. Nr. 8 1876 E 184 | Berndt Drag. Regt. Nr. 17 1875/18. 7.08 B 185 Borcherdt 1. Garde-Drag. Regt. 1877121. 8 C 186 Galke Ulan. Regt. Nr. 11 1576, D 187 Michalski Feldart. Regt. Nr. 67 1877 E 188 Stange Lehrſchmiede Hannover 1876125. 9. B

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| s Name | Truppenteil Dienſtalter Stammer Huſ. Regt. Nr. 14 1875 25. 9. 08 Schüler Feldart. Regt. Nr. 73 Bock, Guſtav Feldart. Regt. Nr. 51 1874 21. 10. Krack KrO4m.S.w. Feldart. Regt. Nr. 52 1378| MWoggon Teldart. Regt. Nr. 3 13771 Groſche Kür. Regt. Nr. 1 Storbeck Regt. der Gardes du Cop 17. 12. Meyer, Rudolf Ulan. Regt. Nr.9 19. 1. 09 Freiſe Sägen Regt. N Een 4 123 2. Hansmann Huf. Regt. N 1878| 20. 3. Siebert Huf. Regt. I. 3 1877 Külper Drag. Regt. Nr.7 3. 4— Warmbrunn Ulan. Regt. Nr. 5 5. 5. Klein Drag. Regt. Nr.1 1878 15. 7. Haale, Fritz Feldart. Regt. Nr. 56 13777 Pamperin Ulan. Regt. Nr. 4 —- Gronow Drag. Regt. Nr. 12 1878 Wickel Feldart. Regt. Nr.1 1879 30. 8. Witte, Wilhelm Leib-Garde⸗-Huſ. ee 177° Beuge Ulan. Regt. Nr. 1876 Dr. Diedmann KrO4m.S., | Regt. der du Corps 1873 9. 9. MMVs, LDz2 Zglowet Ulan. Regt. Nr. 15 1877 27. lotz Huf. Regt. Nr. 17 29. 10. | | ' | | Uberetatsmäßige Oberveterinäre. Fontaine KrOsm.S. 3. Garde⸗Ulan. Regt. 1880 | 1. 7. 04 B* Chriſtian Jäger-Regt. zu Pferde Nr.5 1878| 5. * Schmidt, Ernit Feldart. Regt. Nr. 41 15. A* Reste KrOsm.S.w. 2. Garde-Ulan. Regt. 1880| 6. 8 * Iwitzki Ulan. Regt. Nr. 8 1879 10. A* Sudantte Feldart. Regt. Nr. 44 1878| 5. 2. 05* Kirſch, Dtto Feldart. Regt. Nr. 2 1875 | 25. 3. * Wolff, Hugo SEK4 Feldart. Regt. Nr. 15 18831 6. 5 —* Hawich KrOsm.S.w., D Leib-Garde-Huſ. Regt. 1879 23. * Immendorff Feldart. Regt. Nr. 10 1882 11. 7. * Meißner 1. Garde⸗Feldart. Regt. 1881 | 25. A* Unterveterinäre. Morgenftern Huf. Regt. Nr. 10 Bi 1. 7.04 Garbe Huf. Regt. Nr. 9 —— Wantrup Drag. Regt. Nr. 19 1880 5. Breithor Huſ. Regt. Nr.7 15. Stellmacher Ulan. Regt. Nr. 12, Idt. 3. Beſpannungs⸗ Abteilung des Garde⸗Fußart. Regts. Dröge Drag. Negt. Nr. 18 1878 18. Hahn Ulan. Regt. Nr.7 1879| Lehmann | Häger:Regt. zu Pferde NRr.2| 122. Gieſe Feldart. Regt. Nr. 76 23. Maeder Feldart. Regt. Nr.74 ‚1878

*) bezeichnet das Dienſtalter als Unterveterinär.

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Nr. Name

11 | Bähr

12 | Schulz, Horft 13 Friedrich

14 | Dr. Kranid) 15 | Aınmeloung ‚16 ' Dtto, Wilhelm 17°; Biermann 18 | Richter, Otto 19 nn 20 | Köhn | 21 Gerlach

22 | Rühl

23 Schwerdt

24 | Winkler

25 | Melzer Sprandel Baum

23 ı Brachmann 29 | Breymann 30 | Grünert

3l | Schulze, Kurt 32 | Gröſchel

33 | Anger

34 |, Wiedemann 35 | Hefle

36 | Fiedler

37 Trams Theel Brinkmann Schadow Matthies Kiok Scheike Volkmann Lehmann Streppel Wendt Thiede Weber Eberbeck Thieme

NND a Kor}

Klauer Noad Mayer Haniſch Becker Bosmann Menzel Max Horſtmann Otto, Louis Jaenecke Andree Weiße Scholz, Kosmas

888

—— —— ——

548

Truppenteil Drag. Regt. Nr. 10 1880 Feldart. Regt. Nr. 35 1881 Feldart. Regt. Nr.2 1880 Drag. Regt. Nr. 23 1878 Jäger-Regt. zu Br Nr.5 | 1880 Huf. Regt. Nr. 16 Feldart. Fegt, Nr.7 1878 Drag. Regt. Nr. 17 1878 Feldart. Regt. Nr. 22 1880 Feldart. Regt. Nr. 66 1879 Kür. Regt. Nr. 3 1877 Kür. Regt. Nr. 6 1881 Feldart. Regt. Nr. 27 1882 Jäger-Regt. zu Pferde Nr.4| 1879 Feldart. Regt. Nr. 30 1881 Ulan. Regt. Nr.1 1880 Feldart. Regt. Nr. 58 Ulan. Regt. Nr.2 Ulan. Regt. Nr. 14 1878 Drag. Regt. Nr. 24 1881

Kür. Regt. Nr.7 Grenadier-Regt. zu Pferde | Nr. 3

Ulan. Regt. Nr. 10 _ Feldart. Schießſchule Feldart. Regt. Nr. 11 1880 Feldart. Regt. Nr. 52 1881 Feldart. Regt. Nr. 34 Feldart. Regt. Nr. 24 1879 Feldart. Regt. Nr. 45 1881 Kür. Regt. Nr.5 Feldart. Regt. Nr. 5 1879

Kür. Regt. Nr.7 1881 Huf. Regt. Nr. 6 Ulan. Regt. Nr. 16 1880

Feldart. Regt. Nr. 16 1881 Feldart. Regt. Nr. 63

Ulan. Regt. Nr. 12 1879 Huſ. Regt. Nr. 17 1882 Huf. Regt. Nr. 11 1880 2. Leib-Huſ. Regt. Nr.2 1882 1. Garde⸗-Drag. Regt., 1881

tdt. 3. Tierärztl. Hochſch. Berlin Feldart. Regt. Nr.21 1880

Ulan. Regt. Nr. 8 1881 Feldart. Regt. Nr. 3

Ulan. Regt. Nr. 3 1882 Drag. Regt. Nr. 11 1881 Feldart. Regt. Nr. 5 Fın Ulan. Regt. Nr. 15 1881 Drag. Regt. Nr. 15 1883 4. Garde⸗Feldart. Regt. 1879 Huf. Regt. Nr. 5 1880 Drag. Regt. Nr.13 1881 Feldart. Regt. Nr. 18 1880 Kür. Regt. Nr. 2 1881 Huf. Regt. Nr. 4 1880

Dienftalter

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549

Nr. | Name Truppenteil Dienſtalter 66 | Sommerfeld Drag. Regt. Nr. 20 118821233. 4. 07 A 67 | Müller, Johannes Ulan. Regt. Nr. 4 1883| 1. 8 :68 | Gaußelmann gen. Ehing Feldart. Regt. Nr. 11 1881| 6. 8 69 | Dr. Roelde Huf. Regt. Nr.9 1882| A 70 | Nordt Kür. Regt. Nr. 8 B 71 | Naude Feldart. Regt. Nr. 4 1880| 8. 72 | Schober Drag. Regt. Nr. 6 ;1883 | 26. 9. 73 Wagenknecht Feldart. Regt. Nr. 8 1881 A 74 | Schulte, Friedrich Drag. Regt. Nr. 8 1182| B 75 | Sacob, Georg Jäger-Regt. zu Pferde Rr.3| | C 76 | Baud uf. Regt. Nr. 15 1 u 77 | Szcezepanäfi Huf. Regt. Nr. 16 A 78 Eſchrich Drag. Regt. Nr.9 1882 30. 79 | Weile Feldart. Regt. Nr. 33 1831| A 80 | Nidel Feldart. Regt. Nr. 10 1882 | 16. 10. 8 | Strejom 1. Garde-Ulan. Regt. 1883 A 82 | Beyer, Georg Feldart. Regt. Nr. 35 1882| B 83 | Bertelömeyer Drag. Regt. Nr. 21 18850119. 84 | Hinter Drag. Regt. Nr. 14 11884123. 85 | v. Holwede Feldart. Regt. Nr. 59 1880| 86 Jooſt Feldart. Regt. Nr. 73 1881 | 14. 11. 87 | Wirk Feldart. Regt. Nr. 54 1884| A 88 | Hoffmann, Alfred Feldart. Regt. Nr. 51 1881 B 89 | Schäfer, Lucas Ulan. Regt. Nr. 9 1883 119. 9% | Haafe Feldart. Regt. Nr. 23 1882 | 14 3. 08 91 | Schunf Feldart. Regt. Nr. 15 8. 4. 92 | Zange Feldart. Regt. Nr. 70 1881| A 93 | Dr. Dornis Feldart. Regt. Nr. 20 1832| 1. 7. 94 | Kürjchner 1. Garde: Feldart. Regt. 1884| A 95 | Dr. Edert Ulan. Regt. Nr.1 1. 96 | Kortbein Ulan. Regt. Nr. 11 1882 A 97 Hommelsheim Drag. Regt. Nr.7 1888 B 98 Hahn, Paul Ulan. Regt. Nr. 14 18854 C 99 Teipel Kür. Regt. Nr. 4 ns er 100 | Biel Ulan. Rest. Nr. 16 1884| A 101 Geibel Feldart. Regt. Nr. 25 18831! B 102 | Müllauer Drag. Regt. Nr. 16 1883 24. 103 | Richters Feldart. Regt. Nr. 9 1884| A 104 Froehlich Feldart. Regt. Nr.1 1881128. 105 | Scheele Drag. Regt. Nr. 10 1832| A 106 | Hoenede Drag. Regt. Nr. 22 B 107 Jaehnke Drag. Regt. Nr. 5 1883| 8. 8 108 Balzer 1. Leib-Huſ. Regt. N. |1884| A 109 Hancke Feldart. Regt. Nr. 72 19. 9. 110 | Meyer, Wil. Feldart. Regt. Nr.39 1851| B 111 | Breßler Ulan. Regt. Nr.2 1883 | 25. 10. 112 | Biegert Drag. Regt. Nr. 2 1879| 30. 113 | Lemböfer Feldart. Regt. Nr. 8 1883 | 16. 2. 09 114 | Viehmann Huf. Regt. Nr. 13 1882| 8 4. 115 | Wilhelmy- Garde-Kür. Regt. 1886| A 116 | Drews Feldart. Regt. Nr. 44 1882| B 117 Goetſch Feldart. Regt. Nr. 46 18853 | 23. 118.) Schaefer 3. Garde-⸗Feldart. Regt. A 119 | v. Müller 3. Garde-Ulan. Regt. 1882 | 22. 5. 120 | Heinze Feldart. Regt. Nr. 62 1883| 7. 121 | Obmte 2. Garde:Drag. Reg. 1882 14. 8 122 | Klempin 2. Garde: Feldart. Regt. 1885| A

550

. Geb.⸗ Nr. Name | Truppenteil Jahr Dienſtalter 123 | Düdershoff | Huf. Regt. Nr. 8 1884 | 1. 10. 09 124 | Kraufe, Bruno | Feldart. Negt. Nr. 67 1885| A 125 | Sellnid Drag. Regt. Nr. 4 186 B 126 | Dr. Erb Feldart. Regt. Nr. 61 | C 127 Köhler 4. Garde-Feldart. Regt. 1885 25. 128 Klabe | Kür. Regt. Nr. 3 3. 11. B. Bayern. Korpsſtabsveterinäre.*) 1v. Wolf, Ludwig Militär-Lehrſchmiede 1846 5. 7. 97 BMVOs, BVhIM4 Münden I 2 | Schmid, Johann Generalfommando 1853,28. 5. 04 BVhlM4 RAO%s II. Armeelorpg | | 3 | Hodhitetter, Georg Generallommando —— 4. 2. 05 BVhlM4, RAO4 I. Armeelorp3 | 4 | Niedermayr, Emil Generalflommando 1854 | | BVhl1Ms, RAO4 II. Armeeforp3 | | Oberftabsveterinäre und Stabsveterinäre,**) 1 | *Bitfh, Johann RAO+ | 5. Feldart. Regt. 1853 | 1. 10. 90 2 | *Schwarz, Auguft | 1. Che. Regt. 1852 22. 9. 3 BVhlMs, RAO4 | 3 | *Wirfing, Karl Equitationsanftalt 1856 ; 21. 3. 94 4 | *Mayrwiefer, Adolf Remontedepot Schleißheim| 1857 24. 1. 9 5 | *Schwinghammer, Nifol. 5. Chev. Regt. 23.5 RAO; | 6 | *frieglfteiner, Heinrich Borft. d. Remontenanftalt 1855 24. % Neumarkt i. d. Oberpfalz 7 | *Schmwarz, Auguftin Remontedepot Fürftenfeld| 1858 5. 7. 97 8 | *Edl, Joſef 6. Feldart. Regt. 1856 , 25. 11. 9 | *Brechtel, Lorenz KrOs 8. Feldart. Regt. 1861 27. 3. 98 10 | Grüner, Johann KrOs | 7. Feldart. Regt. 1858 | 15. 12. 99 11 | Gersheim, Bernhard KrOs | 1. Feldart. Regt. 1861 12 | Dr. Bogt, Chriftian 2. Schw. Reiter-Regt. 1860 21. 3. 13 | Müller, Emil 2. Feldart. Regt. 18.9 14 | Graf, Chriftoph 2. Ulan. Regt. N Farin 15 | Forthuber, Franz | | 3. Feldart. Regt. 1861 | 23. 10. 16 | Nöflert, Johann KrOı 1. Ulan. Reat. 1862 | 17 | Bir, Karl 12. Feldart. Regt. 1860 10. 9. 01 18 | Morhardt, Johann 11. Feldart. Regt. 1862. 19 | Dr. Schwarztrauber, Joh. | 10. Feldart. Regt. m le 20 | Amon, Johann 4. Feldart Rest. 1865 21 | Dr. Sigl, Eduard 1. Schw. Reiter-Regt. 28. 5. 04 22 Kefer, Rudolf 3. Chev. Regt. ‚1863 23 | Trunf, Robert 6. Chev. Regt. 1864: 4. 2.05 24 |‘ Kramer, Martin 4. Chev. Regt. 1865 3. 25 | Dr. van Bömmel, Anton | 9. Feldart. Regt. 1868|

* Sämtliche Korpsſtabsveterinäre haben den perſönlichen Rang der Räte .Klaſſe.

**) Die mit einem * (Stern) Bezeichneten find Oberſtabsveterinäre. Beim „Dienftalter” ift ftetS dasjenige der Ernennung zum „Stab3veterinär” angeführt.

551

Name

| Göbel, Valentin

Baumgart, Wilhelm Weiß, Marimilian Kugler, Karl .

Laifle, Dtto

| Achleitner, Marimilian

; Dr. Badmund, Karl

Bronold, Rudolf

; Meyer, Yohann

Lang, Franz

Göbel, Otto

Jäger, Maximilian Dr. Meyer, Wilhelm Dr. Sippel, Wilhelm Dr. Maier, Anton Dorn, Franz

Cofta, Georg

Dr. Roßmüller, Emil Steinbrüdel, Chriftian Schneider, Beter Zeiller, Safob Schmid, Hermann Brinfmann, Franz Dr. Thienel, Mar Dr. Kirſten, Friedrich Grießmeyer, Karl Reijeneder, Georg Dr. Zimmermann, Karl Klog, Albert

Did, Eduard Harder, Alfred Wildhagen, Friedrich Dr. Start, Hans Lindner, Heinrich Dietſch, Eduard

Rau, Joſef BMVO4m.S,., KrO4m.S.

Seeber, Berthold Lehner, Dtto

Dörfler, Georg

Dr. Ibel, Joſef

Dr. Kuhn, Emil

Dr. Brunninger, Martin Magerl, Heinrich

Truppenteil

7. Chev. Regt. 8. Chev. Regt. Remontedepot

Benediktbeuern

| 2. Chev. Regt. | a

Militär-Lehrſchmiede

Oberveterinäre.

2. Train-Bat. 6. Chev. Regt. 2. Ulan. Regt. 2. Feldart. Regt. 1. Chev. Regt. 1. Train⸗Bat. 1. Schw. Reiter⸗Regt. 3. Feldart. Regt. Militär-Lehrſchmiede . Chev. Regt.

. Schw. Reiter-Negt.

4

2 1. Ulan. Regt. 7. Seldart. Regt. 1. Seldart. Regt. 3. Train-Bat.

11. Feldart. Regt.

. Chev. Regt.

. Chev. Regt.

. Ulan. Regt.

. Schw. Reiter-Regt.

8

6

2

1

2. Schw. Reiter:Regt. 6. Feldart. Regt. 1. Ulan. Regt. 3. Chev. Regt. 7. Chev. Regt. 5. Feldart. Regt. 4. Seldart. Regt. 7. Chev. Reat. 2. Chev. Regt. 8. Feldart. Regt. 5 4 9 5 0 2

. Feldart. Regt.

. Chev. Regt.

. Feldart. Regt.

. Chev. Regt.

. Feldart. Regt.

. Feldart. Regt. 5. Chev. Regt.

Unterveterinäre.

Schwaiganger

Babe Dienftalter 11861 19. 8. 05 al 1868 | 14. 06 1866| 1. 10. 09 :1868 | 20. 10. 93 1866 15. 3. 94 1865 13.11. 1867/24. 1. 9% 1869| wird 113.10. 10. 11. % 1871/19. 1. 98 ı2|8 8 stil 1874| 17. 3. 99 1833| 5 7. ısalıl 8 1871| 7. 4.0 185| 7. 19 10 sl 2 2* i875 10. 5. 26. 1.0 len 8,2 14. 08 1879| 16. 11. |3 10 =, 198,7, 1878| 4 2.05 1879| 1874| 3 1879|. 7. 1876| 1. 1.06 1877|23. 3. 1879| 187196 1882| 1. 4. 09

Mit Wahrnehmung einer offenen Veterinärftelle beauftragt. *)

1 | Klingler, Sofef

| 1. Che». Regt.

11878| 1. 10. 09

x) Beim Dienftalter ift der Tag der Ernennung zum Unterveterinär des

aktiven Dienftjtandes angeführt.

Nr.

od

fd dd he DASS O TION

13

Name

Jauß, Auguſt Krämer, Johann Herzer, Franz

552

Truppenteil

3. Chev. Regt. 2. Chev. Regt. 8. Chev. Regt.

0. Sachſen.

Korpsſtabsveterinäre.

Müller*) ARi, RAO4,

Walther *) ARı, KrO4, V

KrO4, VK

XII. Armeekorps XIX.

Oberftabsveterinäre und Stabsveterinäre.**)

*Kuhn AR2, KrO: *Blumentritt OFJ3 *Mangemann *Stiegler *Rudolph

*Kunze

*Richter KrOı *Schleg

Müller

Thomas

Rehnitz

Bretſchneider AR2

Krauſe Maſchke Dr. Bärner Stück

Weißbach AK Gottleuber Werrmann

Wolf

Rehm

Jähnichen ÖFJ3 Dr. Richter Slomke

Winkler

Dr. v. Müller Roßberg Barthel

Weller

Dr. Fiſcher KrO4m.S.,

AR2KD

|

3. Feldart. Regt. Nr. 32 1. Ulan. Regt. Nr. 17 Remontedepot Skaſſa

1. Feldart. Regt. Nr. 12 7. Feldart. Regt. Nr. 77 2. Feldart. Regt. Nr. 28 3. Ulan. Regt. Nr. 21 4. Feldart. Regt. Nr. 48 6. Feldart. Regt. Nr. 68 Remontedepot Kalkreuth 5. Feldart. Regt. Nr. 64 Garde-Reiter-Regt.

2. Huf. Regt. Nr.19

1. Huf. Regt. König Albert Nr. 18

Karab. Regt. 8 Feldart. Regt. Nr. 78 2. Ulan. Regt. Nr. 18

Remontevepot Oberjohland 1872

Öberveterinäre.

1. Train:Bat. Nr. 12 2. Train:Bat. Nr. 19 1. Seldart. Regt. Nr. 12 Karab. Regt. J

. Ulan. Regt. Nr. 21

. Ulan. Regt. Nr. 17

. Feldart. Negt. Nr. 64 . Feldart. Regt. Nr. 12 . Feldart. Regt. Nr. 78 . Seldart. Regt. Nr. 77 . Feldart. Regt. Nr. 48

He SI 00 m Qt 09

N

2. Feldart. Regt. Nr. 2 2. Ulan. Regt. Nr. 18

NL. Abt. b.d. Tierärztl. Hochſch. 8

Dienſtalter 1881 1. 10. 09 1883| 11. 1878| Bear 7. 98 ass 1. 4.9 11859 | 1. 4. 92 15. 7. 98

18644. 8. 1864129. 6. 94 114%

1868| 8 "1865| 4.99 0270,

1863 —— Re}

1866 1865 21. 11. 02 1869| 1. 4. 08 1865| 8. 1867| 26. 5. 04 11871128. 9. 05 31. 5. 06

1849| 1. 9. 81 1871! 1.11. 98 | 10. 9

1870| Is 1869| 1872| 21. 8. 00 1704

1874, 10. 1873 ee a 1874| 9. 02 i21.1l.

-1-2.08

8

*) Mit dem Rang in Klaffe 4, Gruppe 14, der Hofrangordnung. **) Die mit einem * (Stern) Bezeichneten find Oberftabsveterinäre. Beim. „Dienftalter” ift ftet3 dasjenige der Ernennung zum „Stabsveterinär“ angeführt.

593

| Nr. Name | Truppenteil ra Dienftalter 15 | Männel : 1. Huf. Regt. König Albert 1875 26. 5. 04 16 Nr. 18 | Schumann Huf. Regt. Nr. 19 1875 11. 17 | Offermann KrO4m.S,, & lan Regt. Nr. 18 1874 | 27. 9. 05 18 AR2eKD | Schindler Mil. Abt. b.d. Tierärztl. Hochſch, | 28. 19 Jurk 3. Feldart. Regt. Nr. 32 1875| 20 | Euftmann | Garde⸗Reiter⸗Regt. 1. 08 21 | Schierbrandt 6. Feldart. Regt. Nr. 68 1878 Überetatsmäßige Oberveterinäre. 1 Scholz KrO4m.S.w. 2. Ulan. Regt. Nr.18 ‚18783 | 25. 2. 02* 2 Gottſchalck KrOsmS,,. 4. Feldart. Regt. Nr. 48 1880 | 7. 04* ARKD | . | | | Unterveterinäre. 1 | Emöhoff AK 2. Ulan. Regt. Nr. 18 1875| 15. 1. 02 2 Schütze . Rest. 1877 3 | Stüß 1. Ulan. Kegt. Nr. 17 1876 19. 2. 4 | Schattfe 3. Ulan. Regt. Nr. 21 ;16. 12. 08 5 Schwedler 2. Huj. Regt. Nr. 19 1878| 15. 1. 04 6 | Regler 6. Feldart. Regt. Nr. 68 1880 | 19. 10. 7 | $r0h8 2. Feldart. Regt. Nr. 28 1882 | 24. 1. 06 8 | Böhme 8. indes Regt. Nr. 78 180° 9 | Bauer 5. Feldart. Regt. Nr. 64 1832| 10 Peritz 3. Feldart. Regt. Nr. 32 1878 | 28. 2. 11 | Semmler 1. Seldart. Regt. Nr. 12 1884 | 22. 07 12 | Wbricht 1. Huf. Regt. König ne 1882 | 24. 12. Nr. 1 13 | Walther Garde-Reiter-Regt. 1884| 14 | Grunert 3. Ulan. Regt. Nr. 21 27. 5. 08 15 | Bergelt 4. Feldart. Regt. Nr. 48 5. 8. 16 | Müller 1. Feldart. Regt. Nr. 12 18855, 17 | Heinz fdt. Lehrſchmiede Dresden 120. 11. 09 D. Württemberg. Korpsitabsveterinär. 1 | 3ub** RAOs, WFi, o| XIII. Armeeforp3. 26. 7. 43 KrO4, ® | Oberftaböveterinäre und Stabsveterinäre. 1 | KRalfoff*** KrOs Ulan. Regt. Nr. 19 1863 | 26. 7. 93 2 | Lütje*** J7ı, SLEKi Ulan. Regt. Nr. 20 1865 | 10. 12. 97 3 | Dajel*** KrOs Drag. Regt. Nr. 25 1867 ; 27. 9. 99 4 | Dr. Zug Feldart. Regt. Nr. 49 1870 | 29. 6. 00 5 | Amboff Remontedepot Breithülen 1867| 3. 8. 6 | Hepp Feldart. Regt. Nr. 13 1871| 3.

ang

*) bezeichnet das Dienjtalter als Unterveterinär.

**) Mit dem perjönlihen Rang auf der 6. Stufe der Rangordnung. *xx) Dberftabsveterinär mit dem perfünlihen Rang auf der 7. Stufe der Rang: ordnung. Bein „Dienjtalter” iſt dasjenige der Ernennung zum „Stabsveterinär“

eführt.

554

Nr. Name Truppenteil 7 | Dr. Weitzig Drag. Regt. Nr. 26 1869 8 | Bölfer Feldart. Regt. Nr. 65 1870 I | Wagner Feldart. Regt. Nr. 29 1873

Oberveterinäre. 1 | Claus Train:Bat. Nr. 13 1877 2 | Thieringer Drag. Regt. Nr. 25 1876 3 | Holzwarth Ulan. Regt. Nr. 19 1877 4 | Säger Ulan. Regt. Nr. 20 5 | Dr. Depperich Drag. Regt. Nr. 26 6 | Schmehle Feldart. Regt. Nr. 49 1880 7 uber Ulan. Regt. Nr. 19 1882 8 | Zaubis (überzählig) Feldart. Regt. Nr. 29 2, KrO4m.S.w. 9 | Bley Feldart. Regt. Nr. 65 1880

10 | Hauber Feldart. Regt. Nr. 13 1877

|

Unterveterinäre. 1 | Wanner Ulan. Regt. Nr. 20 ı 1883 2 | Zahn Drag. Regt. Nr. 25 1884 3 | Neher Ulan. Regt. Nr.19 4 | Bub Drag. Regt. Nr. 26 1885 5 | Baur Feldart. Regt. Nr. 29 1882

Il. Beurlaubtenſtand. A. Preußen. Nr. Name Dienftalter | Nr. Name

> Uhſe

Oberſtabs⸗ und Stabsveterinäre. * 1 Leon 1! *Prof. Tereg 26. 5. 87 15| Wienfe 2| *&olberg 8 6.89 16 Schlichte 3| *Schulge, Rihard | 15. 4. 90 17 | Dr. Marjchner 4| *Brof. Dr. Toepper | 10. 2. 91 18 Fredrich 5| Zündel 11. 11. 97 19 Kurg 6 | *Steinhardt 17. 1.99 20 | Pit T\ Brof. Dr. Hagemann | 21. 11. A| 21 Schulz, Heinrich 8| Werner 14. 6. 02 22| Hefle 9| Schrader, Heintih | 25. 5. 08 23 Biſchoff, Mar 10| Dr. Adhilles A| 24| Dr. Glamann 11 | Lampe —B| 25| Arnous 121 Ruft 23. 6. 26 | Dr. Dehmte

. A)

Dienftalter

SE 1828 785

oe| | m 11183

Dienſtalter

*

20.

6. 030 —— 8—

WW u wer

III I IR >

>| wann. |

*) Die mit einem * (Stern) Bezeichneten find „Oberftabsveterinäre” ınit dem

Range der Räte fünfter Klaſſe. Beim „Dienftalter” ift ftet3 dasjenige der Er-

nennung zum „Stabsveterinär" angeführt.

555

Nr. Name Dienſtalter 27 Dormann 20. 4. 06 A 28| Müller, Georg 22. 5. 29 | Wagner, Arno 4 30 Biſchoff, Wilh. —B 31) Ude —C 32| Lauche —D 33 | Juft 21. 6. 34 | Schwanfe —A 35 Kober B 36 Dr. Thoms 24. 8 37 | Dr. Heine, Baul 23. 10. A 38 | Görlig 18. 4. 07 39| Schmitt, Emil 28. 5. 40 | Schröder, Arndt 4 41 Huber, Franz 16. 12. A 42 | Boelfel —(C 43 Melchert D 44 | Stier 25. 4. 08 45 ——— Paul 17. 11. 46 Dr. Zehl 12. A 47 | Siebert 19 1.09 48 Wehrle 5. 5. 49 Prof. Dr. Eberlein | A 50 | Berner 5. 7. 51 Sielaff —A 52 Klute —B 53 Vielhauer —(C 54 Schaible 30. 8. 55 | Heeje 4 56 | Schuemader —B 57 | van Straaten 29. 10. Oberveterinäre, 1| 2oejchfe 119; 82 B 2 Fibian ı14. 6. 8A 3| Bödel —E 4| Nehrhaupt 2. 2.87 D 5| Barnau 12. 6. 880 6 | Bejchorner 6 7 Falt 22. 11. 89W 8 Engel 15. 4. % 9 Höhne 12. 4,98 10 | Schoenen 11. 11. C 11| Kühnau F 12 Fründt 12:02:08 13 | Heyne, Mar R 14 Hermeſſen —W 15 Machens —xX 16 Griesbach 27. 11. P 17 Bürger 16. 8. 94 18 | Hildebrandt 10: 1298 19 | Sojeph, Sally 1. 6 20 | Dr. Grimme ee 21| Dr. Kabitz 16. 7. 22 Krings 14. 8. —C 23 Böhme, Ernit ‚10. 10. B Beitichr. f. Veterinärktunde. 1909. 12, Heft.

Nr.

Name

24 Holzhauſen

25 Klingner, Emil 26 Wilde

27 Meyer, Ferdinand 28 | Brinder

‚Krüger, Wilhelm Maaß, Otto

Bias | Rickmann

Deppe

Apffel

Biſchoff, Friedrich Ruß, Wilhelm Spitzer Scherzinger | Dr. Müller, Hermann Mord)

Grote, Ernſt Schultz, Otto Gaedke Schlieper

Kothe

Bartels Dernbach

Rieger, Paul Bader

Harde

Memmen Dobernecker Lehnig Lemhoefer, Georg Peterſen, Karl Jörn

Böhne, Ludwig Frieſe, Gottlieb Peinemann

Dick

Oehl

Pfeil

Baſtian

Eckhardt, Ernſt Reil

Thiede

Marggraf, Karl Fröhner, Richard Boie

Walters, Friedrich Dr. Aronſohn Banniza

Rieger, Joſef

Voogdt, Johannes

77 Wagner, Auguſt

Dexheimer Mahlendorff

80 Dr. Stödter

Dienſtalter 10. 10. 95 D —E 16. 11. E 8. 2. 96 -C 22. 4. 15. 8. 23. 9. 16. 11. —cC —D —G6G 12. 12. —D el 6 16. 1. 97 B —H 8 3. 22. 4 B 13. . A 16. 9. —A —B 20. 10. A —B —C —-D 21. J 11. 11. B —C 21. 12. C ——D eg re 6 —L 0 =. 8 —T a ee ENTER nn 25. 1. 89 —K —L —M

er)

Name

Eberbach

Ulm Friederich, Karl Schulze, Paul Keller, Otto Dr. Schwabe Groſſe⸗Weſthoff Nevermann Dr. Siegfried Göttelmann Kypke

Reſow

Dr. Knauff Oellerich Coblenzer

v. Werder Büttner, Ludwig Wertheim Trops

Dolle Stegmann Flöge Dammann Ulrich, Richard Kolbe Schliwa

Carl, Fritz Stehn

Traupe Heinrich, Franz Herrmann, Otto 114 Müther

115. Schüler, Karl 116 | Nelfe

117 Fritſch

118 | Blume

119 ; Dr. Wernide, Johann,

120 | Nienhaus 1 Krera 22, Kittler 193 | Schmaße 124 | Sojath 125 Blume, Karl 126 , Homann, Friedrich 127 Schulz, Wilhelm 198 Reichſtein 129 Vellguth 130 Bauer, Arno 131 Behme, Heinrich Both

132

133 Jochim

134 | Szillat

135 | Dr. Voirin

136 Dr. Weber, Joſef

137 | Dettmer

|

)

|

Dienftalter 25. 1. 98N 17. 2. ——B ——C 22. 3. —B —D —E ——F 6 H —K 16. 4.

—---D 12. 5. —B 18. 6. A 12. 7. 13. 23. 8 9. —8 10. 10. 25. 11. 4 15. 12. 4 —B —-c ——E F ——J 7. 1. 99 —C E 28. 2. 4 -D —E —6 —ÿ 9. 3. 27. 4 B1 a. ee —D 6 -— —K ——L —M

556

Nr. Name Dienſtalter 138 Hane 27. 3. 99 N 139 Berger, Hermann 0 140 Boltz -—Q 141 | Fortenbacdher 19. 4. 142 | Didefcheid '16. 5. 143 | Hoffheinz A 144 Heger B 145 Dr. Joſt, Johannes C 146 Kendziorra —D 147 Nierhoff -E 148 Beuſt F 149 | Dr. Keller, Wilhelm 6 150 | Giraud - —H 151 Prof. Dr. Mießner —J 152 Kaiſer, Wilhelm 15. 6. A 153 | Hellner 154 Kern 19. 8. 155 Blank, Emil 12.9. A 156 : Dr. Hikbadı 21. 11. -— 157, Gerhanbt, dirthur 158 Diercks | —D 159 Löwa —E 160 | Wilhelm, Mar en 161 | Bunge, Ernſt H 162 | Sänide 4 163 Kutzbach —K 164 Dr. Finckenbrink —L 165 Wulff, Friedrich —M 166 Müuhlichen N 167 Andreſen, Thomas 17. 12. bb 169 Voß, Emil —B 170 | Ahlert —D 171 | Bauermeifter ——E 172 ; Schulze, Wilhelm -G6G 173 Oehr | —H 174 Egaeling, lbert | J 175 | Keim —K 176 Löſch —M 177 Loewel —N 178 Römer —P 179 Schulz, Albert 2 180 Simon, Rudolf —R 181 Weſſel 8 182 Witt 7 183 Wolfsberg U 184 a Felix —V 185 Gladen -W 186 Schmidt, Jens —Y 187 | Bräuer, Karl eh 188 | Voßhage —bb 189 | Dog3 18. 1. 00 1% Lodau —A 191 |; Reu —B 192 | Rojenfeld D en —E 194 Zipp F

Nr. Name

195 ' Oberwinter 196 | Kuhn, Ephraim 1

198 Goslar

199 Lübke, Paul

200 Schaarſchmidt

201 Borchmann

22 Brandes, Otto

203 Becker, Alfred

204 Dr. Fuchs

205 | Hartmann, Karl

206 ı Bolt

207 | Schulz, Robert Devrient

209 Stahlmann

Sicher, Kurt Graffſtädt Hojang

Kaſten

Lambert Pfannenſchmidt Baſch, Georg Beckhaus

N —X ni

Stengel Hänsgen, Ernſt Krenz

Meyer, Richard Haferburg Pillmann Kruſe

Koch, Heinrich Matſchke Müller, Benno Greggers Kupfer Baumhöfener Strohe

Kerlen

Dr. Schriever Schmidt, Rudolf Kennel Herſchel Krüger, Emil Karger

Müller, Alfred Rettig

Simroth 251 Feldhofen

97 Behrens, Heinrich

Neumann, Theodor

Dr. Lungershauſen

Dienſtalter

JIPIPIIII1I1115111185 I Il lol lei I 111111111111111185111315

1. 006 ZH 2. —A BEN; EB une iM ZEN 9— -2

557

Nr. Name

Köhler, Karl Bärtling Niemer

Caspary, Hugo Lange, Hermann

Hey

Dr. Jacoby Lamche Wulf, Hans Krüger, Otto 266 Lenz, Julius 267 | Saur, Alfred 268 | Scherwiß 269 | Dr. Knell 270 Zeinert

271 Dr. Brädel 272 | Finger

273 | Schropp 274 | Voigt, Richard 275 | 2oderhofe

Müller, Wilhelm Wieſe

Zucker

Dr. Engelmann Dr. Kurtzwig Bauſchke Hettenhauſen Breſſer

Dr. Kantorowicz Wenzel

Dr. Burow Lohbeck

Dr. Lüders Krueger Ehlers, Karl Claußen, Otto 294 Woberſin

295 | Dr. Bugge 296 | Deterts

297 | Zindenau

298 | Dr. Grix

299 | Steiner

300 | Rothe," Hermann 301 | Bifchoff, Georg 302 | Bod, Auguft 303 | Grabe

304 | Scharr

305 | Wieler

306 | Schudt

307 | Morgen

308 | Burgel

Dr. Schmidt, Adolf

Dr. Peters, Hellmuth

Dienftalter ‚18. 12. 00 P R 8 _ __gp 17. 1. 01 —-cC 18. 2. 14. 3. 10. 11. 5. 2.06 A 0— 17. 7. N ar EB 25. 10. A— 21. 11. 19. 12. 21. 1. 02 16. 4. 1.5 14. 6. —A rs 24. 7. a ee 23. 9. \ BER, 21. 11. EN \ uB aut —F ——-—-H RK —L —0 —Pp m R 8 _- —_-Y

© er) *

558

Nr. Name Dienftalter | Nr. Name Dienftalter

309 | Nabel '21. 11. 02X | 366 | Jacobfen 6. 1.05

310 | Meyer, Franz Em Y| 367 | Stamm 30.

311 | Hoppe, Guſtav . 12. 368 Franke A 312 Weber, Konſtantin A| 369 Eilert B 313 Ruppert B| 370 | Roloff —C 314 Krautwald C| 371 Pfleger J ———— 315 | Mörler —D| 372) Tiefendad) --E 316 | Dr. Morgenftern E| 373 | Bordert —F 317 Schulte, Paul F| 374 Weſterfrölke 6 318 | Schneider, Albert 21. 8. 08 | 375 Winkler (ei, H 319 Dr. Herbig A| 376 | Kabbaum -4 320 Dr. Neuhaus 23. 4. 377 Süßenbach —K 321 | Behnte 195. 5. 1 378 | Lieblid) —L 322 Stöhr 6. 379 Hirſch | —M 323 | Müller, Wilhelm A| 380 | Meßler | = SEN 324 Reined, Karl ‚19. 8. | 381 | Baumeier 27. 2. 325 Ries 27. | 382| Dr. Beters, Johannes A 326 | Chaty 117. 9.— | 383 | Oplmann KB 327 | Meier, Hugo 20. 11. 1 384 Prof. Dr. Kärnbach —C 328 | Wiegering A}385 | Dr. Männer —D 329 Weſtphale B| 386 Schulze, Otto —E 330 Mucha C 387 Preller —F 331 Semmner D| 388 | Thieme 332 | Dr. Schmidt, Guſta FI 389 Bannaſch > =B 333 | Heinen E| 3% | Staudenmaier 3 334 | Schulze, Martin 6 | 391 | Haas, Ernft l|— —K 335 | Dr. Ruſche H| 392 | Sommers 336 Vortmann J| 3% Göͤttſch —M 337 Groß, Reinhold K| 394 | Stammeyer NX 338 Lewin, Hans —M| 39 Maſſalsky 0 339 Haſſelmann 17. 12. 396 | Scheuer —P 340 to Gempt | A| 397 | Ifland ⸗0. 3.

341 Peterſen, Ernſt B| 3% Lucas mare 342 , Dr. Seiler C| 399 | Timmerdmann 27. 4.

343 | Dr. $romme D! 400 | Kemner | 4 344 Dobrick 28. 1. 04 A 401 ——— B 345 Dr. Roth B| 402 Krumbiegel —cC 346 Bambauer C} 403 Schwarz, Alfred —D 347 Lemm —D| 404 Dr. Litty, Albert 22. 5.

348 | Holzhauer E| 405 | Meißner 27. 6.

349 | Hagenftein F| 406 | Öeuther 26. 8.

350 | Vlayer, Franz —G | 407 | Sterlo A 351 | Gerant Hl 408 Hefe 27. 10.

352 | Fürft 41 409 | Majemsti 29. 11.

353 | Berdel —K| 410 Gieſe, Frig 20. 2. 06

354 Götz, Karl L/41 Anders, xudiig A 355 | Dr. Meyer, Paul —M| 412 Voigt, Paul —B 356 Dr. Siedler 26. 2. 413 | Dr. Eichler, Alfred —cC 357 | Thon “- Al 414 Richard D 358 Morſchhäuſer B| 415 Bruder 24.

359 | Droege C/| 416 | Reimer 360 | Dr. Beiling —D| 417| Fride 22.3. A 361 Schweitzer 23. 4. | 418 Gerhold B 362 Dr. Küthe 28 6. | 419 Dr. Ahting 20. 4.

363 | ı Blatfchet 28 7. 420 Conradi ——A 364 Erhardt 9. 8. [421 Delfers —B 365 | Bertram 22. 11. 422 | Zimmermann 0——

@

Name

Dr. Hartig Becker, Theodor Dr. Zürn

Laaſch

Dr. Pflugmacher Kupke, Alex Wenders Prümm Hänsgen, Hans Ludwig, Max

Wolfram Trautmann Liebert, Willy Dumont Werner, Otto Dr. Steinbrüd Dippel Hedmann Adam

Dr. Hausmann Thun Engelmann Zyto

Haring

Dr. Albert

‚Dr. Schmidt, Fritz

Iffland

Koops

Dr. Foth Grebe

König, Guſtav Gravemeyer Zink Müſſemeier

ehſe Albrecht

Dr. Freeſe Götze Borchert Gutknecht Tritſcheler Retzlaff Bierwagen Henrich, Heinrich Reinmuth Schütt Schliep Schwartau Obereigner Schütze, Karl Tigges

Dr. Blau

Dr. Vahlkampf Dr. Friedrichs Stempel

Dr. Plath, Max ick

27. 5. 06 29. 24. 8. 20. 9. 23. 10. 16. 11. REN ze Een, ren BEER —— EEE BERN, Zee eM 8 20. 12. EEE | =, 5=2.=5B en, 29. 1. 07 BEER Sue De, —— —— er 19. 2. EEE, 15. 3. eh —— Zap re =. 2. 18. 4. BEN | EB ERTONURBER, 28. 5. 14. 6. EEE 23. 9. —A 23. 10. 7 1. 16. 12. eh en B 27. 3. 08 25. 4.

559

| Dienftalter | Nr.

1

480 | Schmarz

481 | Kleinfchmidt 482 | Berndt, Paul 483 | Cramer

484 | Brücher

485 Liedtke

486 Radtke

487 | Scheifele 488 | Bierer

489 | Klensg

490 | Martin

491 | Zingenberg 492 | Dr. Haan 493 | Tillnann 494 | Schnöring 495 | van Betteraey 496 | Bogt, Karl 497 | Zeinemann 493 | Dr. Henze 499 | Zörner

500 Hinrichs

501 Wienholtz

502 | Dr. Bufenius 503 | ‚Werner, Wilhelm 504 | Wiethüchter 505 Pante

506 | Herzberg

507 ı Goldmann 508 | Haas

509 | Dierid Krudemig Schulz, Edwin Dr. Duntel Retzgen Braun

Dr. Fiſcher, Karl

Dr. Dobbertin Schmidt, Paul Broll

Dr. Adloff Dr. Zanders Block, Feodor Loewe Teſchauer Sebbel Ledermann Goedecke Speer Sommer Schäffer

aror Do OD

|

BEE IE LI SNED EBENE ZT ER ZERREEE ZEIBE SE ZEIT ER ER En

Name Dienitalter

P bp P H1HDab> PmyDabwir

PI1111111111111111138

I13711111111151s61185 31111181111118 Il DJ»

560

Nr. Name Dienftalter | Nr. Name Dienftalter 2 22 |

Unterveterinäre. > Sohn ir no

1 | Pflueg 1. 4. 94 58 | Bayer, Johann e 1. 04 2 | Anefe 2.5. 59 | Gerharz 9. 3. 3 | Kaempfer 1. 4 9 60 | Arnsborff 31. 4 Maag, Ludwig % 61Jüptner TA, 5 | Augat 62 Heßler 6Möller, Auguſt 15. 63 Gummer 7 | Feufer 1. 11. 64 | Mommens 8 | Böttger, Ewald 49 65 | Sanfen 9 Jacobs, Peter 66 | Dr. Tauchert 10 | Rottfe 67 | Dr. Kuhn 11 De 6. 6. 68 | Kühner 12 Wirbitzky 12. 7. 69 | Herhudt 13 | Meyer, Friedrich 28. 10. 70 Bruns 14 | Heinid 1. 11. 71 | Sraul 15 | Lange, Arthur 2. 5. 98 72 | Zütlefels 16 | Schade 73 Haushalter 17 Kolanus 1. 99 74 Büſcher 18 Greiſer 8. 75 Bartz 19 Bierthen '1 9. 76 Habeck 20 Huß 7. 2.00 77 Malicke —— 21 | Dr. Lenfers 1. 3. 78 Edzards 22 | Sebauer 4. 79 Münchgeſang 23 Pieth 21. 6. 80 Stamann 24 Theinert 11. 8. 81 Nobbe 25 Hanſen, Jakob ' 1 4. 01 82 Auguſtin 26 Hartmann 83 Rißling 27 Eilts 29. 84 Dobberſtein 28 Zarnack 13. 6. 85 | Rüdinger 29 Karſtens 29. 86 Sturm 30 Blümer 4. 12. 87 Schmidt, Herm. 31 Zengel 1. 4. 02 88 Brandenburg 32 | Hanfen, Jens J 89 Dr. Behrens 33 Karnetzky 90 Schaaf 34 Nitzſchke 91 Teike 35 | Spiegel 92 | Bollmann 36 Piltz 93 Dr. Martin, Wr 37 | Müller, Willy 23. 94 | Dr. Manleitner 38 | Steinberg 14. 5. 95 | Sommerfeld 39 Lotzer 1. 10. 96 Dr. Schöndorff 40 Richter, Edmund 97 Schmid, Otto 41 | Dr. Titze ı 9. 12. 98 | Blefjer ı = 42 Stolz 23. 2.03 99 | Siege3 43 Lund 1. 4. |10%;Dr. Simon —— 44 Müller, Ernſt 101 Löwental 45 Cornelius 102 | Meyer, Maximilian 46 Kohler 103 Boſtel 47 Neumann, Otto 6. 104 Koch, Heinrich 48 Benzin 22. 7. 105 Wenders 49 Pomy 30. | 106 Klein, Heinrich 50 21. 9. 107 | Mölhoff 51 Dr. Thoms 1. 10. 108 Gläſſer 52 Scherenberg 109 Oſterburg 53 Meyer, Rudolf 110 Zimmermann 54 Pfarr 111 Englert 55 | Schmitt, Albert ‚10. 112 | Dr. Docter

561

153 | Neugebauer 154 | Ullmann, Adolf 155 Wißkirchen 156 | Ruppert 157 Groeger 158 | Dr. Gerspach 159 | Rogge

160 | Wiemann 161 | Rieden

162 | Zohrjcheid 163 Schmoldt 164 Ilſe

165 | Fries

166 | Gleihmann 167 | Bielfeldt 168 | Heemfoth 169 | Dr. Kobel

FREE

Nr. Name me 02 Dienftalter | Nr. iaten | m Name | Dienftalter 113 Kuthe 1. 4. 04 | 170 Grunewald | 1. 4.05 114 | Strauß [17 $Hit 115 Fauerbach | 172| Priegel | 116 Conrad 30. | 173 | Klüg 117 Julian 1. 7. | 174 SHölſcher 118 Willamowski 102175 Schlieker 119 Ebner 6. 176 Hafels 120 Reinecke 17. 9. | 177! Kempa 121 | Hertha 25. | 1178| Fiebad 122 Vollmer 26. 17989 Schmidt, Wilhelm 128 Möller 1. 10. | 180 Plathen _ 124 Stadler |[181|v». Delling 125 Zilliox JI 182 Schmidt, Herbert 126 Hillenbrand 21383 Sachſe 127 Schäfer | 184 Bollmann 128 Knorz 5. | 185 Lindemeyer 23. 129 Reuſch 31. | 186 Petitmangin 1. 5. 130 | Rod) 24. 11. | 187| Dr. Menneling 6— 131 | Soerefjen 20. 12. | 188; Spillner 4. 7. a 1.05 | 189 Joſchko 8. ——— r. Habicht 1. 4. | 1%) Ilgner 18 —A 134 | Beder, Wilhelm [19 | Bigk IL. 8. - A 135 | Bertram | 19| Hielfchenz 23, 136 | Dr. Trapp | 19 $rimm 24. 137 | Breier | 194 | Angenete De 138 Schmidtchen I1 a 24. 139 Köhler, Hermann J18386 Reetz 140 Schneider, Paul | 197 | Dr. Oelkers 1.10. 141 Schorß | 198 | Nieder I 142 | Garbe 188 Ruhr 7. 11. 143 | Schweidert 1200! Schöttler u Br 144 | Lind | 201 | Qolbeding | 2. 06 145 | Dr. Nehls | 202: Kwiatlomwsfi 146 | Riegel 1203: Krüden 3.

| 204 Schadtner 4.

205 Kowalzik

206 Müller, Xaver 207 Sobolewäti 208 , Dr. Janzen 209 Mufolf

210 | Dr. Rothenftein 211 | Berger, Sofef 212 a

och 214 Kämpfe 215 Reiche 216 Dr. Monnard 217 Grundmann 218 Schmied, Kurt 219 Vogt 220 Hall 221 Gatterdam 222 Reinhardt 223 Grajewski 224 Lenze 225 Gutſche 226 | Schweiger

PIIII111111311111111088

562

Nr. | Name Dienftalter | Nr. Name. Dienftalter | 2327 | Örashorn 1. 4. 06 | 284 | 2ottermofer 1. 10. 06 228 Knoll | 2385| lad 14. 229 | Käfer | 286 | Edeberg 28. 8. 07 230 | Hannappel | 237 | Stammwiß 30. 231 | Minor 1288| Davis 3. 232 Köſter 1289| Vogel I -- 233 | Bonnichfen | 2% Wohlert 1. 4. 234 | Dr. Dunter | 291 | Hattefohl 235 | Bormann | 292 | Auerbad) 236 Niebuhr 1293 Engelien 237 Drawehn [294 Tilch 238 Kahle 295 Schmidt, Alfred 239 Klußmann | 296 Rode 240 | Zeller | 297 | Wörner 241 | Blade [298 Lübke 242 | Kerften [299|Dr. Seibel 243 Detken 35300 Seitz 244 | Hahn, Waller | 301 | Hilderfcheidt 245 | Schulz, Karl [302 | Xevedag 246 | Schnelle | 303 | Safjfenhagen _ 247 | Sämmerer | 304 | Müller, Ernſt 248 | Dr. Silberſiepe |! 305 | Böhme 249 Dr. Hartwig [306 | Kayjer 250 Görtzen | 307 Bente 251 Giffhorn 308 | Beer 252 | Burkhardt 309! Stern 253 | Dr. Mao ae 310) Berg ee 254 | Anforge | 311) !udwig, Adolf 255 | Schröder, Heinrich | 312) Rittelmann 256 | Cramer [313 | Rehberg 257 | Krauß | 314 | Binder 258 | Stietenroth 2. [315 | Müller, Wilhelm 259 Knolle [316 Leidig 260 | Niemeyer | 317 | Zamberg 261 | Mirau [| 318| Korlen 262 Pölling 2319 Dr. Klee | 263 Meſem 1320 Lüer 264 Davidſohn 6. | 321 | Riebe | _ 265 Nagler 11. 2322 Heepe —— 266Jonske 21. | 323 | Walter, Karl 267 | Brosfe 24. 6. | 324 Lüſſenhop 268Koslowski 1. 5. | 325 Uebe 269 Weſener 8. | 326 Pitſchk 270 | Brinfmann 22. | 327 | Steinberg m 271 | Heyd 24. 6. | 3238| Trautmann 272 | Schellhorn 9. 8 | 329, Kilifch 273 | Kleine 21. | 330 | $oerger 274 | Hartmann 28. 9. | 331 | Dr. Lenfers 275 | Schote 1. 10. | 332 Roſendohl 276 Schmitt, Alois [333 Moritz 277 Goldberg | 334 Schrage 278 | Höfling [335 | Schmidt, Wilhelm 279 Schlichting [336 Weichel = 280 | Trolldenier -- [337 | Paul 281 Janz J338 | Brauner 282 Schmidtberger 339 Hotter

Deckert 340 Berendes

563

Nr. Name | Dienftalter | Nr. Name | Dienftalter 341 Katz | 1. 4.07 | 397 | Bolten | 1. 4.08 342 | Rittelmann [398 | Lüfjfem 343 Umgelter 1389 Beſt Be den 344 | Mayer, Richard [1400| Sdud a ern Me I le —— üling 10. ne

347 | Weinberg 13. | 403 | Stedhan 348 Pifrement 1. 5. | 404 | Dr. Brendel 349 Franzen Fr Rich. u . i

331 Fr 28. | 407 Yuchhol; —— 352 | Lenz 1. 6. | 408 Kohl _ 353 | Thies | 5. | 409| Barbarino Ep 354 | Biederftaebt 15. | 4101| Mildenberg 355 | ende 18. | 411|Dr. Bartel —— 356 Becker 25. | 412 Puſchke 357 | Stute 1. 7. 1413| Zuromslfi ze. 358 | Stoelger 15. | 414 | Lindemann 359 Schwinning . 8 er _ 0 | Wächter . . örtz 361 | Meefe 25. | 417 Weſſendorf 362 Lürßen 19. 9. | 418 Lutter ——— se: Paul 2. an ee i anger oſe ——— 365 Roske 30. | 421 | Sad 2. 366 | Börner 1. 10. | 422 | Kortmann 367 Oehmke —J—— 423 Siebel 3. 368 Laux | 424 Abromeit 8. 20 len | == | 8 au" Bo: Müller, Heinri —— o . 371 | Zahn a | 5. | 427 Norbmeyer 13. 372 | Dr. Tapfen Br 11. | 428 | Handen J—— 373 Windrath 31. 3. 08 | 429 Durchholz 19. 9. en ——7 | Bes en 431 hi 7 10. Hr —— > Brei Baer techotta rieſicke ———

377 | Schwarg 1. & | 434 | Schlögel 31. 3. 09 378 | Ullmann | 435 | Schroeder 1. 4. 379 | Röß | 436 | Rohmahn 380 | Reichelt 1437, Traut 381 | Cajper | 438 | Matthias a III SE 1222 a a, me

384 | Dr. tele | 441 | Nühlendrud —— 385 Berkemeier 42 8ollatz —— a ee uſchel ump

388 Fürſtenau 1445 Stedfeld 389 | Thun | 446 | Goerolbt DEN En Be —— 1 Knoblaug eſſow Tee ang a a en

392 | Beder |] 449 | Heymanns _ 393 | Braunert 460 | Müller ee len an 394 | Degmward [451 Weidlich me 395 | Bad) | 452 Joop 396 Luerßen a

453 | Eidelmann

| (Nürnberg)

564

38 Mißbach, Albin (Hof)

| | 2 Name | Dienftalter | Nr. Name Dienftalter 454 | Heine | 1. 4.09 | 461 Barnowäti 1. 4.09 455 | Engmann | 462 | Banste 456 Götſch 1469 Praſſe 457 Worpenberg 1464 Weineck 458 | Dr. Olinger | 465 | Windenbad) 3. 459 Boeck | 466 Weber 460 Rowald | B. Bayern. 17 Francke, Georg 25. 11. 97 1| Wille, Karl 9. 10. O1 18 | Blaim, Theodor h BVhlM;, KrO4 (I Münden) (I Münden) 19 | Weftermann, Herm. | 19. 1. 98 2/Dr. Günther, Wdolf | 1. 1. 06 (90 (Aſchaffenburg) 20 | Dr. Roth, Ludwig 8. 8 3|Dr. PBreuße, Franz 25. 5. 07 (I Mün | | (Kaiferslautern) 21 | Dettle, Franz 115. 2. 99 Kempten) | Oberveterinäre. Dr an 1 Luther, Friedrich 3. 3.9 3 Kaußel, Ernſt 5. 7. (Aſchaffenburg) (Bamberg) | 2 Huß, Karl I 24 | Dr. Värſt, Karl 11 8. (Aſchaffenburg) (Kiſſingen) | 3 Huß, Karl 21. 25 Sauer, Georg 10. (Landshut) ( Aweibrüden) | 4 Sauer, Karl 24. 1. 94 26 Fäuſtle, Hugo 15. 12. (Ansbach) (Bamberg) | 5 | Dr. Attinger, Job. ,— 27 Schupp, Paul ee (I Münden) (Hof) | 6 Schmitt, Otto an 28 Dr. Gafteiger, Karl . (Amberg) (Deggendorf) | 7 | Spörer, Martin = 29 Schäflein, Franz (Aſchaffenburg) (Amberg) | 8 | Trommsdorff, Alfred ; 15. 3. 30 Dr. Hohmann, Hugo, | 21. 3. 00 (Paſſau) Kiſſingen) 9 Dr. Meyer, Oskar 24. 9. 3l Dr. Set Ernft ARı 1. 7. (Raiferslautern) (H0f) 10 | Weiler, Adolf 13. 10. 95 32 | Schöpperl, Georg (Ludwigshafen) (Regensburg) 11 | Strauß, Abraham 12. 12. 33 | Lünemann, Heintid (Alchaffenburg) (Raiferslautern) 12 | Dr. ann Stanz 10. 11. 96 34 | Wucherer, Hans (Hof) (Ingolitabt) 13 | Dr. Zmwid, Wilhelm | 35 | Marggraf, Albert 18. 9. 0 | (90f) 14 | Heymann, Herm. 122. 4. 97 36 | Wirth, Chriftian (Hof) (Kempten) | 15 | Dr. Schreiber, Dam. 37 Dr. Jakob, Heintid | (90f) (I Münden) 16 | Hodsftein, Karl u

565

Nr. Name Dienftalter | Nr. Name Dienftalter 39 a ara 18. 9.00 | 67 N, 10. 02 Landshu illingen 40 u ae 23. 10. 68 Den: Satin | (Erlangen) illingen | 41 Dr. un paul 28. 12. 69 ——— ) (Ansba affenburg 42 an) | 19. 1.01 | 70 —— Er ) mber ünchen 43 Solten, Dietrich 71 Köhl, Hermann (Ho | —— 44 | Semmler, Jakbb | 72, 2öhe, Friedr. 14. 2.08 (Zweibrüden) en nanlen) 45 | Dr. Unterhöfjel, Paul | 10. 5. | 73; Dieg, 2 aiſerslautern) ee _ 46 ee 9 7. 74 Kurt eiden 47 Dr. a Bruns | -- 75 mn 305 o amberg 48. a Ben | 10. 76 | Eifen, Dtto '16. 11. (Hof | (Mindelheim) 49 Einer, Friedriih | 77 Dr. ae, Maxim. (Kempten) | (Weilheim) | 50 | Zapf, Erich 26. 1. 02 | 78| Speifer, Paul m _ (Kilfingen) (Nürnberg) öl en [7 aan a ee (Weiden andau 52 = 25. 2.— | 80 Ba —— indelheim N) 53 gieidant, Marimilian) | 81 | Dr. Krauiſtrunk, . | (Kaiferslautern) 54 Schmid, Wil. | 82) Dorndeim, Fridolin (Mindelheim) (Hof 55 Dr. "Dllingen) Sol. | 83 en —— illingen 56 | Hartl, Sofef | 84 | Braun, Alois —— Windelheim) | (II Münden) | 57 |, Töllner, Wild. | 85| Dr. Blendinger, Wilh. ne * 58 Schmidt, Nikolaus 86 Keller, Martin (Kaiferslautern) (Gunzenhauſen) 1. 04 59 ee 87 N a, 3. 1. ehem || indelhe 61 Dr. Bomayer, Karl 89 | Dr. Huth, Johann en ae, ge (Kempten) A Eaiſerslautern) 62 Remmele, Otto 90 Lang, Leo (Ludwigshafen) "otspaffenburg) 63 | Kürjchner, Karl | 91 | Borft, Gottlob a a (II Münden) (Gunzenhaujfen) | 64 Metz, Normann 4. 4. | 92, Born, Heinrich) (Waſſerburg) Ludwigshafen) 65 : Georgi, 19. 183 19. 3. (90 mberg 66 Rem. Joh. Ja—44 Benkendörfer, Albert GHof) (Mindelheim)

566

| Nr. | Name Dienftalter | Nr. Name Dienftalter | 95 Schuh, Friedrich 19. 3. 04 122 | Soffmann, Joſef 30. 6. 09 (I München) Kaiſerslautern) 96 Wagner, Georg 1 2123 Sprater, Wilhelm (Ansbach) (Neuftadt a. H.) 97 | Kühn, Dtto 11. 10. | 124 Keyßner, Karl (Kaiſerslautern) (Würzburg) 98 Bayer, Franz 4. 3.05 | 125| Schrems, Simon (Kempten) (Nürnberg) 99 Kulow, Richard [1% on Hans —— o 100 ul en. 97 Sau, Brig = (90 | 101 | Böhme, Guido [13 (Weilheim) (Regensburg) 102 Dr. Wilhelm 1129 Kühn, Guſtav München) (I —— 103 Roßtach Friedrich 130 Leeb, Franz (Hof) (1 Münden) 12 m en (Afhaffenburg) 1 | Wigignnn, Heint. : 1. 5. 96 106 Weinhart, Anton 2 | Meyer, Hans | (Mindelheim) 3 Weigand, Wilhelm |— 6 98 107 | Schmitt, Franz —— 4 Röſch, Joſef 40 (Aſchaffenburg) 5 | Wittmann, Paul 2 108 | Dr. Zellhuber, Aug. 19. 8. 6 Kratzer, Hans 03 (I München) 7 Frick, Jakob 04 109 aaſteg Ernſt 8 Geyer, Johann (Hof) 9 Dr. Falkenbach, Joſ. 05 110 | Stobel, Hieronymus | 10 | Schneider, Alfred (Bamberg) 11 | Mennel, Eugen 111 Scheidt, Michael 1. 1. 06 12 Ott, Xaver (Zweibrücken) 13 Dr. Spann, Joſef 112 | Strauß, Joſef 14 | Hedmann, Michal (Regenaburg) | 15 | Hofbauer, ung 113 | Dr. Schnewer, Karl ı— 16 | Hellmuth, Hermann |— (Kilfingen) 17 | Regler, Georg = 114 Sandner, Joſef 18 | Kirner, Pius 8. (Deggendorf) 19 | Dr. Boppe, Kurt | 9 115 | Zugenberger, Herm. | 23. 3. 20 Dietz, Arthur 10. (Augsburg) 21 | Heiferer, Georg zZ 116 Wucher, Emil 11. 8. 07 22 Dolch, Rudolf (Dillingen) 23 Oeller, Alois | 4.06 117 | Reimann, Karl 30. 6. 09 24 | Bettl, Auguft (J München) 25 | Sporer, Karl 118 Cleviſch, Anton 26 Schwäbel, Franz (J München) 27 Klinge, Emil 119 | Lüding, Julius 28 Jäger, Otto (J München) 29 Paintner, Anton 120 Solleder, Joſef 30 Dr. Pöſchl, Karl (Dillingen) 31 | Kölifch, Peter 121 | Dr. Schmidt, Ott 32 Karl, Hans 6. (Mindelheim) 33 Pſchorr, Wilhelm 10.

*) Beim Dienftalter ift ftet3 der Tag der Ernennung zum einjährig-freiwilligen Unterveterinär angeführt.

567

Nr. Name Dienftalter | Nr. Name Dienftalter

34 A Scan 1. 10. 06 31 | Soltman Frig 1. 4. 09

35 ler, Oskar ehrs, Hans

36 Lindner, Florian 93 Schaidler, Johan

37 Volkmann, Friedrich 4. 07 94 Zirker, Otto ——

38 Lang, Ludwig | % UÄrnold, Alfred a et

39 | Ebert, Hans | % |Meier, Frig

40 Salberg, Theodor 97 Egen, Karl

41 Simon, Julius | %| Mayr, Hermann 9. 9.

42 Seipel, Anton |

43 | Poehlmann, Theodor |

44 | Zeheter, er vr.

45 Schleich, Adol ——

46 | Heihlinger, Eduard |— Deterinäre außer Dienft.

18 ne wa ee Korpsitabsveterinäre.

49 | Mennader, Karl 1| Sefar, Alois 24. 5. 96

50 | Harder, Alois BVhIM4, BLEK

51 | Hod, Franz (4. Rangklaſſe)

52 Be Franz 5 2| Schneider, Stephan 19. 10. 89

53 | Bomhard, Hentid | BVhIM4, BLEK

54 | Mulzer, Auguft | 3 Kolbeck, Leopold 5. 7. 97

55 | Ditthorn, Chriſtiin 4 Kränzle, Joſef 28. 8. 93ch.

56 Haller, Ludwig 15. 5.

57 | Yeinberger, Sriedri | 1. 9. Stabsveterinäre.

a eh 10 | 1j6&teinhäußer, Friedr. !16. 8. 66

60 | Huber Friedrich 8. 2.08 2 | Föringer, Ernit 10. 6. 57

| Hans 1.4 3 | Schmidt, Zofef 12. 89

62 | Ferazü 4| Buchner, Johann | 3. 5. 92 erazin, Franz mm | 5|Sciesl, Ernft 20. 6. 94

63 | Fürft, Ludwig —— chie nf a x N

64 | Süldenhaupt, Auguſt Zahn, Magimilien 28. 7. 84h.

65 | Rieger, Matthias

ner mit der Erlaubnis zum Gragen der

68 rs lUnijorm ausgeichiedene Deterinäre

69 | Klaıber, Rudol

70 Buckl, Auguſt Se des Seuslanbienfandes.

nr en N in Stabsveterinäre.

2 Erhardt, Han Burn

73 | Rojenthal, Ludwig |— 1|Dr. Be —— 27. 4. 77

74 ale in —— an

75 | Alefeld, Zulius

76 Berger, u I en: 2 | Meikfopf, Se 87

77 ı Erhardt, Baulus

78 Münich, Julius 3Feil, Karl BVKhIM

8 J—— ER Oberveterinäre.

81 | Eijele, Otto 1 | Wöhner, Heinrich 24. 12. 87

82 | Heindel, Emil 2| Lehner, Friedrich 3. 3.9

83 Wilkens, Karl 5.

a an Veterinäre 1. Klaſſe. teiner, Frı 10. 3

86 | Paulus, Wuhelm ae (Alterer Ernennung.)

a, | 58

Sofe AUPs 89 Geuder, Georg | 4.0 2 | Antreiter, Alois 27. 1. 78 90 | Edart, Albert 1: 3|Schröd er, Dtto ———

Nr. | !

PO N-

DRIN O 09 DD m

19 20 21\ 22

|

568

Name Dienftalter | Nr. Name Dienftalter 0. Sachſen.

Stabsveterinäre. Unterveterinäre. Dr. Zſchocke 1. 2. 93 1| Kreinberg 1. 4. 02 Dr. Fambach 21. 3. 2 | Rühmelorf 10. 10. Prietzſch 27. 5. 03 3 | Hafemann 1. 4 03 Dr. Schmidt 22. 06 4 | Brummer Stein 10. 10. 07 5 | Voigt 14 9. -— Dehne 26. 6 | Horn 1. 10. { Anspach 17. 1. 04 Oberveterinäre. 9 Bule 0. Dr. Töpfer i15. 1. 94 10 Schachtſchabel Gänſehals 1 7.9 11 Hengſt Dr. Dennhardt 20. 6. 99 12 Wobſt Priemer 13 Rudert 25 11. Karnahl 14 | Höde Gebauer 15 Scheibe 1. 4. 05 Dittrich 16 | Berthold Naumann 17 | Boden Meyfarth 29. 18 Berndt Ludwig 612. 19 | Fröhlich _— Tempel 20 Hambach Rudolph 21 | Boeihmann Heppe 22 Garten Meißner 8. 11. 0A | 23 Jaenicke Schneiderheinze B| 24! Bolbeding 19. 2. 06 Auerbach —C} 25 Oertel 1. 4. Fiſcher, Alfred —D| 26 Knoll Neumann F| 27 Marſchall Zieger —G| 28 Dr. Hornickel Michael Hl 29 Mielſch Göllnitz KB30 Ullmann 21. Gleich Ul 31 Seidemann 13. 6. empel 29. 8. 01 32 Rößner 1. 7. lein 22. 10. 33 Junghans 4. 07 Fiſcher, Ernſt 18. 12. 02 34 | Degen Uhlemann, Max A| 35 Schmidt 10. Schumann :19. 8. 03 36 | Hänjel 2. Uhlmann 28. 10. 05 37 Krage 1. 4. 08 Klieber | —A| 38| Hünigen ——— Dr. Lange B| 39| Mönnig Küchler C| 40 Steinbach Zinke —D| 41) Brilling an Haertig —E| 42 Werner I Schulze F| 43|Dr. Schumann Dr. Zietzſchmann 01 44 Knabe Schmidt —H]| 45 Schumann 10. Dr. Weißflog 26. 07 46 | Hartmann 4.09 Niemann 47 | Wielzer Dr. Lichtenheld 48 | Martin Dr. Fifcher ‚25. 9. 09 49 | Uhlmann

569

Nr. Name Dienftalter | Nr. Nanıe Dienftalter D. Württemberg. Stabsveterinäre. = 2 1 Prof. Dr. Klett 3 11.99 | 29 | Schöttle - 2 Brof. Dr. Uebele 31. 10. 02 30 | Banzhaf 25. 2. 07 3 Kieß 15. 9. 07 31 | Clauß *863 32 Dr. Allmann 2.5. 5 | Sperling 33 Seiberlich 1. 11. 09 ea ER Unterveterinäre. Oberveterinäre. 1 | Blümer 140 1 Kuhn 17. 12. 98 2| Grimm 05 2 Treiber 30. 9. 99 3 Uhland 3 , Hägele ı 17. 10. 4 | Weiß _— 4 Metzger 25. 5 | Späth 5! Schneider 311. 6 | Dietrich 6 Schwarz 2. 2. 00 7 | Günther 7|Dr. Biber 8 Stöckhert 06 8 Braun 3. 8. 9 Seitter 9 Krafft 27. 10. -- 10 Keck 10 | Borger 31. 7.02 11 | Dobler 11 | Reinhardt 12 Bendele 12 Bruggbacher | 13 | Schmid 13 Klaeger | 14 | Schneider 14 | Dr. Nieberle 03 15 Metz En er 15 Dr. Kiefel 16 Wenzel 07 16 Reichert 17 | Belz 17 | Mögele 18 | Köhle 18 Hein 4. 2.05 | 19| Dr. Leonhardt 19 | Feldmann 5. 20 Mayſer 10. 10. 20 Erlanger 21 Schlenker 21 Dr. Riedlinger | 22 Fraas 22 Schenzle 25. 2. 06 23 | Walz 1. 4. 08 23 Vollrath 24 | Schäfer ‚24. 11. 24 | Blümmert ‚27.12 25 | Krüger _— 25 Dr. Müller Fe | |

26 | Zandenberger

Erklärung der Abfürzungen für Orden und Ehrenzeichen.

RAO4

Roter Adler-Orden 4. Klaſſe.

RAOım.S.w. = Roter Adler:Orden 4. Klafje mit Schwertern am weißen Bande

mit ſchwarzer Einfaſſung.

RAO4m.Kr. Roter Adler-Orden 4. Klaſſe mit der Krone. KrO3m.Z.50 Kronen-Orden 3. Klaſſe mit der Zahl 50.

KrO: KrO4 m.S.

Kronen:Orden 4. Klaffe. fronen-Orden 4. Klaffe mit Schwertern.

KrO:m.S.w. = Kronen-Orden 4. Klaſſe mit Schwertern am weißen Bande

mit ſchwarzer Einjaflung.

ER2 ® ®

Eiſernes Kreuz 2. Klaſſe. Kriegsdenkmünze 1870/71. Kriegsdenkmünze 1866.

®

R BMVO4

BVhIM (1-4) BVKhlM

BLEK AK ARi (2) AR3KD EK SA3b SAM VK

WF (1-3)

BZ3a(b)m.S.

ZrH3b HP3a(b)

HP4

HPs3bK HSH3b HKbsb OEK33

MVKiıep)r.B. MMVi(e)r.B.

SWR3 WVK4 SLVK SLEK4 SEK AB HEK3 ÖFJ3 RSıt3 DD3 RumkK5 Rumg.M. NN4 TM3 JZı (2) CDIIIs

50

Rettungsmedaille am Bande. Rettungsmedaille. Königl. Bayer. Militärverdienftorden 4. Klaffe. Königl. Bayer. Berdienftorden vom Hl. Michael (1. bis 4. Klaffe). Verdienſtkreuz des Königl. Bayer. Verdienftordeng vom HI. Michael. Ehrenkreuz des Königl. Bayer. Ludwigs-Ordens. Albrecht3- Kreuz. Königl. Sächſ. Albrechts-Orden 1. (2.) Klaſſe. Königl. Sächſ. Albrechts-Orden 2, Klaffe mit Kriegsdekoration. Königl. Sächſ. Ehrenkreuz. Königl. Sächſ. Albrechts-Orden, Ritterkreuz 2. Klaſſe. zum Königl. Sächſ. Albreht3sOrden gehörige ſilberne Medaille. Königl. Sächſ. Verdienſtkreuz. Königl Württemberg. Friedrichs-Orden, Ritterkreuz 1. (2., 3.) Klaſſe. Badifcher Drden vom Zähringer Löwen, Ritterkreuz 1. (2.) Klafje

| mit Schwertern. Braunſchweigiſches Ritterkreuz 2. Klaffe Heinrih3 des Löwen. Heſſiſcher Berdienftorden Philipps des Großmütigen,

Ritterfreuz 1. (2.) Klaſſe.

Dögl., filbernes Kreuz. Dsgl., Ritterkreuz 2. Klaffe am Kriegsbande. Sadfen-Erneftinifcher Hausorden, Ritterfreuz 2. Klafie. Nitterfreuz des Koburg:Gothaifchen Hausordens. Oldenburgiſches Ehrenritterfreuz 1. Klaſſe. Medlenburg. Berdienftkreuz in Gold (in Silber), (am roten Bande). Medlenburg. Militärverdienftfreuz 1. (2.) Klaſſe, (am roten Bande). Weimariſcher Weißer Falken-Orden, Ritterkreuz 2. Klaſſe. Waldeckſches Verdienſtkreuz 4. Klaſſe. Fürſtl. Schaumburg-Lippeſcher Hausorden, ſilbernes Verdienſtkreuz. Dsgl., Ehrenkreuz 4. Klaſſe. Schwarzburgiſches Ehrenkreuz. Hausorden Albrechts des Bären. Fürſtlich Hohenzollernſches Ehrenkreuz 3. Klaſſe. Oſterreichiſcher Franz Joſef⸗-Orden, Ritterkreuz. Ruſſiſcher St. Stanislaus-Orden 3. Klaſſe. Däniſcher Danebrog-Orden, Ritterkreuz. Orden der Rumäniſchen Krone, Ritter. Rumäniſche Militärmedaille in Gold. Niederländiſcher Orden von Oranien-Naſſau, Offizierkreuz. Türkiſcher Medjidie-Orden 3. Klaſſe. Japaniſcher Orden des heiligen Schatzes, Ritterkreuz 1. (2.) Klaſſe. Kaiſerl. Chineſiſcher Orden vom doppelten Drachen,

3. Stufe der 3. Klafſſe.

51

Veterinäre der Deutfihen Armee, nad). den Armeekorps geordnet.

K. St. V. Korpäftabsveterinär; O. V. = Oberveterinär;

O. St. V. Oberſtabsveterinär; U. V. Unterveterinär.

St. V. Stabsveterinär;

Die Jahreszahl bezeichnet das Jahr der Ernennung zu dieſem Dienſtgrad, beim

Oberftabsveterinär da3 Jahr der Ernennung zum Stab3veterinär, diejenige in ( ) das Jahr der Approbation.

A. Inſpektion des Militär-Veterinärwejens. Berlin. Inſpekteur: Oberſt Dreher, m. d. U. des Ulan. Regts. Graf zu Dohna (Oſtpreuß.) Nr. 8. Adjutant: Rittm. Röhr, m. d. U. des Weſtfäl. Drag. Regts. Nr. 7.

Wiſſenſchaftliche Konſulenten: Profeſſor Dr. Schütz, Geh. Regierungsrat. 1860. Profeſſor Dr. Fröhner, Geh. Regierungsrat. 1879. Profeſſor Köfters, Hubert, K. St. V. 1890 (1873). Ludewig, Wilh., O. St. V. 1889 (1882).

B. Militär-deterinär-Atademie. Berlin. Snfpizienten: Ludemig, SUN. O. St. V. 1889 (1882). m 1. Januar 1910 ab ſ. Feldart. Regt. Nr. 45. Chriſtiani, Arnold, .St. V. 1892 (1883). Wilde, Sofef, D. St. 2. 1894 (1884). Rakette, Baul, St. V. 1900 (1889). Von 1. Sanuar 1910 ab. Hilfs-Inſpizienten (vorläufig fommandiert): Amann, Ernit, O. V. 1898 (1894). Gerdell, Dtto, O. V. 1899 (1895). Rachſau, Adolf, O. V. 1%3 (1899). Dr. Kuhn, Guſtav, O. V. 1904 (1900).

Leiter des Bakteriologiſchen Laboratoriums: Troeiter, Karl, O. St. V. 1890 (1879).

C. Militär-Lehrichmieden. Berlin. Techniſcher Vorſtand: Profefjor Köfters, Hubert, K. St. V., 1890 (1873). Aſſiſtenten: Krüger, Ernft, O. St. 2. 1898 (1887). Wilke, Otto, O. V. 1898 (1894). Müller, Willy, D.8. 1901 (1898). Hilfsaffiftenten: Koßmag, Mar, O. V. 1899 (1896), ſ. Feldart. Regt. Nr. 66 Brilling Friedr. O. V. 1904 (1901), J. 1. Leib⸗Huſ. Regt. Nr. 1. Breslau.

Techniſcher Vorſtand: Bens, Louis, O. St. V. 1890 (1884). Aſſiſtent: Seegmüller, Jakob, O. V. 1901 (1898). Königsberg i. Pr. Techniſcher Vorſtand: Krill, Joſef, St. V. 1899 (1888). Aſſiſtent: Neumann, Robert, O. V. 1906 (1902). Hannover.

Techniſcher Vorſtand: Hönſcher, Aug., O. St. V. 1890 (1882). Aſſiſtent: Stange, Wilh., O. V. 1908 (1903).

Beitichr. f. Veterinärkunde. 1909. 12. Heft. 37

572

Karlörube _ Technifcher Vorſtand: Schols, Karl, O. St. V. 1895 (1885). Affiftent: Bauer, Otto, O. V. 1903 (1899). Frankfurt a M. (Bodenheim). Techniſcher Borftand: Herbft, Otto, St. V. 1899 (1888). Alfistent: Neven, Dito, O. V. 1905 (1901). D. Militär-Reitinftitut. Hannover. Bandelow, Hellmut, St. V. 1900 (1888). | Doliwa, Guftav, D. 2. 1900 (1897). E. Öffizier- Reitfchule. Paderborn. Dr. Heuß, Karl, O. V. 1896 (1893).

Gardekorps. Korpsſtabsveterinär: Herbſt, Otto, zu Berlin, 1903 (1877).

Regiment der Gardes du Corps. Potsdam. Dr. Albrecht, Adolf, O. V. 1896 | Dr. Diedmann, Baul, O. V. 1909 (1901). Storbed, Karl, O. V. 1908 (1903) Garde-Rüraffier-Regiment, Berlin.

Naumann, Richard, O. St. V. 1878 ( . | Wnud, Paul, O. V. 1904 (1900).

Eifenblätter, Richard, O. V. 1896 (1893). i Kurt, U. V. 1909 (1909).

1. Garde⸗Dragoner⸗Regiment Königin Viktoria von Großbritannien und Irland.

Berlin.

Schmidt, Georg, St. V. 1904 (1890). Borchert, Werner, O. V. 1908 (1903). ellmuth, Arthur, O. V. 1900 (1898). | Thieme, Albert, U. V. 1906 (1906). laeömer, Kurt, O. V., 1. Huf. Regt. Nr. 16. !

2. Sarde-Dragoner-Regiment Kaiferin Alerandra von Rußland. Berlin. Voß, Heinr., O. St. V. 1881 (1872). Dr. Perkuhn, Fritz, O.V. 1906 (1902).

Abendroth, Raul, O. V. 1903 (1900). Ohmke, Willy, U. V. 1909 (1909).

Dr. Hobjtetter, Karl, O.V. 1904 (1900), dt. 3. Tierärztl. Hochſchule Berlin.

Leib-Garde-Hufaren-Regiment.

Potsdam. Füchſel, Franz, O. St. V. 1897 (1885). | Hawich, Guſtav, O. V. (1908). Mitte, Wilh. O. V. 1909 (1904).

1. Garde⸗Ulanen-Regiment.

Potsdam. Kapteinat, Georg, O. St. V. 1894 (1883). | Strefom, Paul, U. V. 1907 1907). Maaß, Karl, O. V. 1899 (1895). |

2. Garde⸗Ulanen-Regiment.

Berlin. Petſch, Konr., O. St. V. 1896 (1885). Dorſt, Eduard, O. V. 1906 (1902). Sicher, Willy, O. V. 1901 (1898). | Reste, Karl, 8.8 (1904). 3. Garde-Ulanen-Regiment. Potsdam.

Kraufe, Mar, O. St. V. 1899 (1885). von Müller, Hermann, U. V. 1909 (1909). Fontaine, Hans, O. V. (1904). |

573

1. Garde-Feldartillerie-Regiment.

Berlin. Straube, Anton, O. St. V. 1890 (1882). | Meißner, Walter, O. V. (1905). Freude, Auguft, O. V. 1900 (1897). Kürjchner, Ernit, U. V. 1908 (1908).

Zührs, Ernft, D.2. 1906 (1902), | fdt. 3. Inftitut für Infeltionstrankheiten. |

2. Sarde-Feldartilferie-Regiment.

Potsdam. Kröning, Wilhelm, St.Q. 1901 (1888). | Dr. Kuhn, Guſtav, O. V. 1904 (1900), Had, Karl, O. V. 1900 (1897). | fdt. als Hilfsinfpizient 3. Mil.⸗Veterinär⸗Akad.

Klempin, Paul, U. 3. 1909 (1909). 3. Sarde-Feldartillerie-Regiment. Berlin. Beeskow. Dr. Berndt, Arthur, St. V. 1905 (1891). | Schaefer, Wilhelm, U. V. 1909 (1909). Berger, Franz, O. V. 1904 (1901). 8. 4. Sarde-Feldartilferie-Regimtent.

Potsdam. Schulze, Ernſt, St. V. 1905 (1891). | Köhler, Ernft, U. V. 1909 (1909). Horjtmann, Baul, U. V. 1906 (1906).

Feldartillerie-Schießſchule.

Jüterbog. Handſchuh, Otto, O. St. V. 1893 (1883). Jocks, Otto, O. V. 1905 (1901). Graening, Auguſt, O. V. 1900 (1898). Wiedemann, Robert, UA. V. 1905 (1905).

Garde⸗Train⸗Bataillon. | Tempelhof. Dr. Hock, Joſ., O. V. 1901 (1898). Telegraphen-Bataillon Nr. 1. Berlin. Dr. Rautenberg, Mar, St. V. 1907 (1891). Sarde-Fußartillerie-Regiment, Bejpaunungs-Abteilung.

Spandau.

Stelmader, Emil, U.B., |. Ulan. Regt. Nr. 12.

I. Armeeforps.

Korpsftabsveterinär: Koenig, Guſtav, zu Königsberg, 1899 (1882). Kürnffier-Regiment Graf Wrangel (Oftpreufifches) Nr. 3. Königsberg i. Pr.

Pankritius, Wilhelm, D. St. V. 1890 Gerlach, Friedrich, U. V. 1905 (1905).

1883). Klabe, Rudolf, U. V. 1909 (1909). Ohm, Sohannes, O. V. 1897 (1893).

Dragoner-Regiment Prinz Albrecht von Preußen (Litthauifches) Nr. 1. Tilfit.

Beder, Franz, O. St. V. 1896 (1884). | Klein, Oskar, O. V. 1909 (1903). Pantke, Alfons, O. V. 1898 (1894).

Dragoner-Regiment König Albert von Sachſen (Oſtpreußiſches) Nr. 10.

Allenftein.

Rexilius, Yranz, O. St. V. 1894 (1882). | Bähr, Paul, U. V. 1904 (1904). Krüger, Berthold, O. V. 1903 (1899). Scheele, Friedrich, U. V. 1908 (1908).

37*

5714

Dragoner-Regiment von Wedel (Pommerſches) Ar. 11. Lyck. Walther, Heinrich, O. St. V. 1899 (1886). | Beder, Georg, U. V. 1906 (1906). Brehm, Paul, O. V. 1905 (1901). Ulanen-Regiment Graf zu ER (Oſtpreußiſches) Nr. 8. Gumbinnen. Stallupönen. Barth, Rihard, St. V. 1899 (1888). | Iwitzki, Johann, O. V. (1904). Bernhard, Dtto, O. V. 1904 (1901). St. Noad, Willy, U. V. 1906 (1906). Litthanifches Ulanen-Regiment Nr. 12. Inſterburg. Goldap. Schön, Karl, St. V. 1901 (1888). Stelmader, Emil, U. V. 1904 (1904), Krüger, Emil, O. V. 1901 (1898). s. edt. 3. Belpann. Abt. d. Barbe-Fubatt. Regts. Wendt, Albert, U. V. 1906 (1906). Feldartillerie-Regiment Prinz Auguſt von Preußen (1. Litthauiſches) Nr. 1. Gumbinnen. Inſterburg. Tennert, Hermann, St. V. 1899 (1887). | Widel, Paul, O. V. 1909 (1903). Jerke, Mar, O. V. 1905 (1M1). J. Froehlich, Kurt, U. V. 1908 (1908). 1. Oſtpreußiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 16. Königsberg i. Pr. v. Paris, Leo, O. St. V. 1892 (1883). | Lehmann, Dtto, U. V. 1906 (1906). 2. Litthanifches Feldartillerie-Regiment Nr. 37. Inſterburg. Brinkmann, Albert, O. St. V. 1890 (1882). Baumann, Karl, O. V. 1900 (1897). 2. Oſtpreußiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 52. Königsberg i. Pr. Wiedmann, Franz, St. 2. 1904 (18%). | Fiedler, Georg, U. 3. 1906 (1905). Krad, Ernft, O. V. 1908 (1903). Maſuriſches Feldartillerie-Regiment Nr. 73. Allenjtein. Laabs, Dtto, O. V. 1896 (1893). | Jooſt, Ernit, U. V. 1907 (1907). Schüler, Hermann, O. V. 1908 (1903). | Oftprengifches Train: Bataillon Nr. 1. Königdberg i. Pr. Stürgbedher, Mar, O. V. 1899 (1895).

II. Armeeforps. Korpsftabsveterinär: Bartfe, Hermann, zu Stettin, 1896 (1874).

Küraffier-Regiment Königin (Pommerfches) Nr. 2. Paſewalk. Bergin, Otto, O. St. V. 1895 (1885). | Weiße, Auguft, U. 3. 1907 (1907). - Kraufe, Roland, O. V. 1904 (1900). Grenadier-Regiment zu Pferde Freiherr von Derfflinger (Nenumärkiſches) Nr. 3. Bromberg.

Brohmeann, Karl, St.B. 1%4 (18%). | Gröſchel, Johannes, U.8. 1905 (1905). v. Barpart, Walther, O. V. 1902 (1899). |

Dragoner-Regiment von Arnim (2. Brandenburgifches) Nr. 12.

Gneſen.

Born, Otto, St. V. 1909 (1892). Gronow, Adalbert, O. V. 1909 (1908). Preiſing, Hugo, O. V. 1907 (1902).

= Be

2. Pommerſches Ulanen-Regiment Nr. 9. Demmin.

Lüdede, Hermann, St. V. 1906 (1891). | Schäfer, Lukas, U. V. 1907 (1907). Meyer, Rudolf, O. V. 1909 (1903).

1. Pommerſches Feldartilierie: Regiment Nr. 2.

Kolberg. Belgard.

Klingberg, Paul, St.Q. 1900 ( nn | Friedrich, Hans, U. V. 1904 (1904). Kirſch, Dtto, O. V. (1900). |

2. Pommerſches Be Nr. 17.

Bromberg.

Nippert, Otto, St. V. 1909 (1892). | Scipfe, Albredt, O. V. 1903 (1899).

Borpommeriches Feldartillerie-Regiment Nr. 38.

Stettin. Rips, Wilh., St. V. 1906 (1891). | Degner, Arthur, O. V. 1897 (1893). Hinterpommerfches Yeldartillerie-Regiment Nr. 53. Bromberg. Hobenfalza. Krankowski, Heinr., St.B. 1902 (1889). | Matthies, Ernit, U. V. 1906 (1906). Gaude, Georg, D. 8. 1898 (1894). 9. Pommerſches Train-Bataillon Nr. 2. Alt:-Danm.

Guhrauer, Frig, O. V. 1901 (1898).

III. Armeeforps. Korpsftabsveterinär: Wittig, Wilhelm, zu Berlin, 1890 (1869). Küraſſier⸗ Beinen! Kaiſer Rifolaus I. von Rußland (Brandenburgifdes) Nr. 6.

Brandenburg ad. 9. Krüger, Auguft, D. St. V. 1876 (1865). | Witte, Karl, O. V. 1907 (1903), Sceidling, Bruno, D.2. 1902 (1899). kdt. 3. Ren. Dep. Kattenau. Rühl, Heintih, U. V. 1905 (1905). 1. Brandenburgifches Dragoner-Regiment Nr. 2. Schwedt a. d. O. Dr. Goldbeck, Paul, St. V. 1907 (1892). Ziegert, Johannes, U. V. 1908 (1908). Biefterfeld, Sul, O. V. 1902 (1898). Hnfaren-Regiment von Zieten (Brandenburgiiches) Nr. 3. Rathenom. Reinemann, Bruno, O. St. V. 1888 a Siebert, Hans, O. V. 1909 (1903).

Burau, Mar, O. V. 1905 (1901).

Ulanen-Regiment Kaifer Alexander IL. von Rußland (1.Brandenburgifches) Nr.3. Fürſtenwalde. Schmidt, Joſef, O. St. V. 1890 (1881). | Haniſch, Mar, U.%. 1906 (1906). Poddig, Franz, O. V. 1905 (1901). Feldartillerie-Regiment General:Feldzeugmeifter (1. Brandenburgiiches) Nr. 5. Brandenburg a. d. Havel. Güntherberg, Rich. D. St. V. 1893 (1883). ) | Mayer, Albert, U 3. 1906 (1906). Woggon, Karl, O. V. 1908 (1903). | Feldartillerie-Regiment General:Feldzeugmeifter (2. Brandenburgiſches) Nr.18 Frankfurt add.

Gröfel, Arthur, O. V. 1896 (1893). | Andree, Joh., U. V. 1907 (1907). Weinhold, Georg, O. V. 1900 (1897). |

576

Kurmärkiſches Feldartillerie-Regiment Ar. 39. Perleberg. Werner, Rudolf, St. V. 1900 (1889). | Meyer, Wilh., U. V. 1908 (1908). Achterberg, Karl, O. V. 1897 (1893). Nenmärkifches Feldartillerie-Regiment Ar. 54. Küftrin. Landsberg ad W. Henfel, Oskar, St. 3. 1899 (1886). | Wirk, Bruno, U. V. 1907 (1907). Stolp, Mar, O. V. 1898 (1895). 8. Brandenburgifches Train-Bataillon Nr. 3. Spandau. Dr. Budnowski, Dtto, O. V. 1901 (1898).

IV. Armeekorps. Korpsftabsveterinär: Thietz, Albert, zu Magdeburg, 1889 (1863).

Küraffier-Regiment von Seydlig (Magdeburgifches) Nr. 7. Halberftadt. Quedlinburg. Schüler, Bernh., St. 3. 1902 (1890). Schulze, Kurt, U. V. 1905 (1905). Gutzeit, Ernft, D.2. 1899 (1895). Du.| Kiok, Fritz, U. V. 1906 (1906). Magdeburgiſches Hufaren-Regiment Nr. 10. Stendal. Keuter, Albert, St. V. 1902 (1889). | Morgenftern, Karl, U. V. 1904 (1904). Roeding, Mar, O. V. 1897 (1893). Shüringifches Hufaren-Regiment Nr. 12. Torgau. Heinrichs, Dito, St. V. 1906 (1891). | Altmann, Mar, D.2. 1902 (1899). Schultz, Ernit, 'D.2. 1902 (1893). Mlanen-Regiment Hennigs von Treffenfeld (Altmärkifches) Nr. 16. Salzwedel. Gardelegen. Graf, Wilh., = St. V. 1896 (1884). Bollmann, Oskar, U. V. 1906 (1906). Scholz, Jofef, O . V. 1900 (1897). ©. | Piel, Paul, U. V. 1908 (1908). Feldartilferie-Regiment Prinz:Regent Luitpold von Bayern (Magdeburgiſches) Nr. 4. Magdeburg. Zeitz, Rudolf, O. St. V. 1893 (1882). | Naude, Dtto, U. V. 1907 (1907). Tretrop, Alfred, O. V. 1903 (1894). Altmärkiſches Feldartilferie-Regiment Nr. 40, Burg. Heinze, Ernit, St. V. 1902 (1889). | Roth, Georg, O. V. 1906 (1902). Torgauer Feldartillerie-Regiment Nr. 74. Torgau. Wittenberg. Dahlenburg, Robert, O. St. V. 1899 (1886).| Maeder, Heinrid, U. V. 1904 (1904). Günther, Friedr., D. V. 1902 (1898). W. Mansfelder Feldartillerie-Regiment Nr. 75. Halle. Bofe, Wilh., O. St. V. 1897 (1883). | Seidler, Emil, O. V. 1906 (1902). Dezelsfi, Hermann, O. V. 1902 (1899). Magdeburgiſches Train-Bataillon Nr. 4. Magdeburg. v. Lojewski, Fri, D. V. 1899 (1896).

577

V. Armeeforps. Korpsftabsveterinär: Müllersfomsti, Eduard, zu Poſen, 1900 (1877). Dragoner:-Regiment von Bredow (1. Schlefifches) Nr. 4.

Lüben. Chrift, Paul, St. V. 1900 (1888). Reichart, Otto, O. V. 1900 (1897). Geßner, Karl, O. V. 1899 (1896). Sellnick, Karl, U. V. 1909 (1909).

Ulanen-Regiment Kaiſer Alexander III. von Rußland (Weſtpreußiſches) Nr. 1. Militihd. Oſtrowo.

Köhler, Franz, St. V. 1902 (1889). Sprandel, Wilh., U. V. 1905 (1905). Sudel, Willy, O. V. 1901 (1898). D.| Dr. Edert, Sulius, U. V. 1908 (1908). Ulanen-Regiment Prinz Augnit von Württemberg (Bofenfches) Nr. 10. Züllichau.

Samuel, Karl, O. St. V. 1892 (1882). | Anger, Oskar, U. V. 1905 (1905). Griemberg, Georg, O.V. 1904 (1900). Regiment Königs: Jäger zu Pierde Nr. 1. Poſen. Grammlich, Albert, O.St. V. 1895 (1885), Münſterberg, Karl, O. V. 1899 (1895). fbt. zum Kriegsminitterium. Wiechert, Friedr., 8.2. 1907 (1900).

Schulz, Karl, St. V. 1906 (1891). |

Feldartillerie-Regiment von Podbielski (1. Niederſchleſiſches) Nr. 5.

Sprottau. Sagan.

Pieczynski, Joh. O. St. V. 1896 (1885). | Zeumer, Franz, D.2. 1906 (1902). Rathje, Max, O. V. 1897 (1893). ©. , Bosmann, Heinr., U. V. 1906 (1906). 1. Poſenſches Feldartillerie-Regiment Nr. 20.

Poſen. Kammerhoff, Karl, O. St. V. 1890 (1882). | Dr. Dornis, Willibald, U. V. 1908 (1908). Hennig, Hans, O. V. 1906 (1902). | 2. Niederfchlefiiches Feldartilferie-Regiment Nr. 41. Glogau. Schatz, Guft., O. St. V. 1892 (1882). | Schmidt, Ernft, O. V. (1904). 2. Poſenſches Feldartilferie-Regiment Nr. 56. Liſſa. Nordheim, Aug., St. V. 1899 (1887). | Haafe, Fritz, O. V. 1909 (1903). Niederſchleſiſches Train-Bataillon Nr. 5. Poſen.

Schulz, Karl, O. V. 1899 (1896).

VI. Armeekorps. Korpsftabsveterinär: Sclafe, Heinrich, zu Breslau, 1902 (1881). Leib-Küraffier-Regiment Großer Kurfürft (Schlefifches) Nr. 1. Breslau.

Prenzel, Ed., St. V. 1900 (1888). | Groſche, Erich, O. V. 1908 (1903). Wilezek, Bruno, O. V. 1900 (1897).

Dragoner-Regiment König Friedrich III. (2. Schleſiſches) Nr. 8.

Oels. Kreuzburg i. D./S. Bernjtadt. Namslau.

Engelfe, Joh. O. St. V. 1899 (1885). Mogwitz, Karl, O. V. 1907 (1903). Brohl, Theodor, O. V. 1898 (1894). B. Schultze, Friedrich, 1.3. 1907 (1907). Heimann, Alfons, O. V. 1904 (1900). K.

58

Hufaren-Reginent von Schill (1. Schleſiſches) Nr. 4. Ohlau. Becker, Herm. St. V. 1902 (1889). | Scholz, Kosmas, U. V. 1907 (1907). Heidenreich, Albert, D.8. 1902 (1899). Hufaren-Regiment Graf Goetzen (2. Schleſiſches) Nr. 6. Leobſchütz. Ratibor.

Seiffert, Hermann, St. V. 1902 (1889). | Bochberg, Mar., O. V. 1907 (1902). Kuske, Baul, O. V. 1898 (1894). Scheife, Georg, U. V. 1906 (1906).

Weanen-Regiment von Kagler (Schleſiſches) Nr. 2.

Gleiwitz. Pleß. Wöhler, Oskar, O. St. V. 1894 (1884). | Brachmann, Karl, U. V. 1905 (1905). Süßenbad, Artur, D. 3.1907 (1903). P. Breßler, Paul, U. V. 1908 (1908). Feldartillerie-Regiment von Pender (1. Schlefiihes) Nr. 6. Breslau.

Aulich, Karl, St.B. 13 (1890). | Klinner, Georg, O. V. 1899 (1896).

Feldartillerie-Regiment von Claufewis (1. Oberſchleſiſches) Nr. 21.

Neiße. Grottkau. Köpde, Friedr., St. V. 1908 (1892). | Klauer, Guſtav, U. V. 1906 (1905). Meyromig, %oB., O. V. 1906 (1902). ©.

2. Schlefifches Feldartillerie-Regiment Nr. 42. Schweid nitz. Mierswa, Joſef, O. St. V. 1895 (1885). | Kabit, Robert, O. V. 1906 (1902). Timm, Dtto, O. V. 1900 (1897). 2. Oberfchlefifches Yeldartilferie-Regiment Nr. 57.

Neuftadt i. D/ES.

Erber, Baul, D. St. 3. 1899 (1887). | Soffner, Jofef, O. V. 1904 (1900).

Schleſiſches Train-Bataillon Nr. 6

Breslau. Pätz, Wilhelm, O. V. 1898 (1894).

VII. Armeeforps. Korpsftabsveterinär: Feldtmann, Friedr., zu Münjter, 1909 (1877). Küraffier-Regiment von Driejen (Weitfälifches) Nr. 4. Müniter.

Lewin, Berthold, O. St. V. 1894 (1882). | Dr. Dreyer, Karl, D.%. 1903 (1899).

Gerdell, Dtto, O. V. 1899 (1895), Teipel, Heinrich, U. V. 1908 (1908). fdt. als Hilfsinfpizient 3. Mil.-Veterinär- Akad.

Hufaren-Regiment Kaiſer Nikolaus II. von Rufland (1. Weitfätifches) Nr. 8- Paderborn. Neuhau?. Prieß, Otto, O. St. V. 1890 (1881). Handmann, Johann, D. V. 1909 (1903). Belitz, Wilhelm, D.8. 1900 (1898). N. Düdershoff, Wilh., U. V. 1909 1909) Preller, Arthur, O.V. 1905 (1901). 2. Weftfälifches Hufaren-Regiment Nr. 11. Grefeld. Baer Emil, St.®. 1899 (1887). | Meber, Jakob, U. V. 1906 (1906). Bieſer, Wilhelm, O. V. 1903 (1900). | Weftfälifches Mlanen-Regiment Nr. 5. Düffeldorf.

Krampe, Paul, St. V. 1906 (1891). | Warmbrunn, Erid, O. V. 1909 (1903). Kettner, Herm., O. V. 1900 (1898).

579

1. Weftfälifches Feldartilferie-Regiment Nr. 7. Weſel. Düffeldorr.

Fiſcher, Karl, St.B. 1903 (180). : Biermann, Frig, U. V. 1904 (1904). Brühlmeyer, "Georg, O. V. 1899 (1895).

ei

2. Weitfäliiches Feldartillerie-Regiment Nr. 22.

Münſter. Kaden, Rich. O. St. V. 1893 (1882). | Bergemann, Fritz, U. V. 1904 (1904). ſ leveſches Yeldartillerie-Regiment Nr. 43. Weſel. Broſt, Emil, St. V. 1899 (1887). Blunk, Rich. O. V. 1902 (1899). Mindenſches Feldartillerie-Regiment Nr. 58. Minden.

Michaelis, Erich, St. V. 1905 (1891). | Baum, Martin, U. V. 1905 (1905).

Weftfäliiches Train-Bataillon Nr. 7. Müniter. Duill, Heinrih, O. V. 1898 (1894).

VIII. Armeeforps. Korpsftabsveterinär: Weſener, Wald., zu Coblenz, 1893 (1872). Küraffier-Regiment Graf Geßler (Rheiniſches) Nr. 8. Deus. son Johann, O. St. V. 1892 (1883). | Nordt, Oskar, U. V. 1907 (1907). Griebeler, Joſef, O. V. 1905 (1901). Weſtfäliſches Dragoner-Regiment Nr. 7. Saarbrücken. Mentzel, Heinrich, O.St. V. 1891 (1875). | Hommeläheim, Heinr., U. V. 1908 (1908). Külper, Wilh., O. V. 1909 (1903).

Hufaren-Regiment König —— I. (1. Rheiniſches) Nr. 7.

Bonn. Schmieder, Richard, O.St. V. 1889 (1881). Zöllner, Adolf, O. V. 1899 (1897). Grötz, Ludwig, O. V. 1897 (1893). Breithor, Rudolf, U. V. 1904 (1904).

Ulanen-Regiment Großherzog Friedrich von Baden (Rheiniſches) Nr. 7.

Saarbrüden (St. Johann). Marks, Auguft, St. V. 1908 (1892). ! Hahn, Guftav, U. V. 1904 (1904). Gärtner, Baul, O. V. 1899 (1895). |

Feldartillerie-Regiment von Holgendorff (1. Rheiniſches) Nr. 8.

Saarlouig. Saarbrüden. Buchwald, Paul, St. V. 1900 (1885). | Wagenknecht, Franz, U. V. 1907 (1907). Rugge, Karl, O. V. 1898 (1895). Sr. | Lenıhöfer, Karl, U.8. 1909 (1909).

2. Rheinifches Feldartillerie-Regiment Nr. 23. Goblen;. Bierftedt, Friedrich, St.B. 1905 (1890). Haaſe, Rudolf, U. V. 1908 (1908). Schonart, Adolf, O. V. 1903 (1900). | Trierfches Yeldartillerie-Regiment Ar. 44. Trier.

Schulz, Ludwig, O. St. V. 1896 (1885). | Drews, Mar, U. V. 1909 (1909). Sudantte, Willibald, O. V. (1905).

580

Bergiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 59. Göln. Biermann, N O. St. V. —— v. Holwede, Wilhelm, U. V. 1907 (1907). Meyer, Ernit, O. V. 1903 (1899). Rheiniſches Train⸗Vataillon Nr. 8. Ehrenbreitſtein. Gerth, Paul, O. V. 1899 (1896).

IX. Armeekorps.

Korpsſtabsveterinär: Hell, Franz, zu Altona, 1891 (1871). Vom 1. Januar 1910 zur Verfügung des Kriegsminiſteriums.

Oberftabsveterinär Ludemwig, Wilh., zu Altona 1889 (1882). Bom 1. Januar 1910 ab mit Wahrnehmung der Geichäfte betraut. 1. Großherzoglich Medlenburgifches Dragoner-Regiment Nr. 17. Ludwigs luſt. Poß, Guſtav, St. V. 1902 (1889). | Richter, Dtto, U. V. 1904 (1904). Berndt, Baul, O. V. 1908 (1903). 2. Großherzoglich Medlenburgiiches Dragoner-Regiment Kr. 18. Parchim. Helm, Max, St. V. 1903 (1889). | Dröge, Baul, U. V. 1904 (1904). Arfert, Rihard, O. V. 1899 (1895). | Hufaren-Regiment Königin Wilhelmina der Niederlande (Hannoverſches) Nr. 15. Wandsbek. Ehlert, Erich, O.St. V. 1899 (1885). Bauch, Ernſt, U. V. 1907 (1907). Stahn, Kurt, O. V. 1900 (1897). | Hufaren-Regiment Kaifer Franz Joſef von Hſterreich, König von Ungarn (Schleswig-Holfieiniches) Nr. 16.

Schleswig. Karpe, Georg, St. V. 1903 (1890). Otto, Wilh., U. V. 1904 (1904). Glaesmer, Kurt, er 1900 (1899), Szczepanski, Aler., U. V. 1907 (1907).

t. 3. 1. Garde» Drag. Regt.

ea Seneral-Feldmarihall Graf Walderjee (Schleswigſches) Nr. 9. Itzehoe. Kramell, Paul, St. V. 1905 (1891). Richters, Eduard, U. V. 1908 (1908). Matthieſen, Georg, O. V. 1905 (1901). Holſteinſches Feldartillerie-Regiment Nr. 24.

Güſtrow. Neuſtrelitz. Korff, Friedr., O. St. V. 1899 (1887). | Theel, Karl, U. V. 1906 (1906). Seebad, Karl, O. V. 1902 (1899). N. |

Lauenburgiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 45. Altona. Rendsburg.

Ludewig, Wilh., O. St. V., Oehlhorn, Heinr., O. V. 1900 (1897). R. Gen ado. IX. Armeelorps, Brinkmann, Friedrich, U. V. 1906 (1906). Dir, Karl, St. 2. 1899 (1887).

Großherzoglich Mecklenburgiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 60. Schwerin.

Dietrich, Alfred, St. 3. 1899 (1888). Garloff, Friedr, O. V. 1903 (1899). Kühn, Hans, ©t.D. 1899 (1888), | tdt. 3. Tierärztl. Hodihule Berlin. |

581

‚Scleswig-Holfteiniches Train-Bataillon Nr. 9. | Rendsburg. Rode, Ernit, O. V. 1900 (1897).

X. Armeekorps. Korpaftabsveterinär: Dualig, Auguft, zu Hannover, 1896 (1872).

2. Hannoverfches Dragoner-Regiment Nr. 16. Lüneburg. Iwerſen, Ferd., O. St. 3.1901 (1884). | Müllauer, Ernft, U. V. 1908 (1908). Schmidt, Wilh., O. V. 1903 (1900). Ä Oldenburgifches Tragoner-Regiment Nr. 19. Dldenburg. Kraemer, Wilh., St. V. 1906 (1891). | Wantrup, Guſt., U. V. 1904 (1904). Hartmann, Albert, O. V. 1904 (1900). Braunfchweigifches Hufaren-Regiment Nr. 17. Braunſchweig. Goerte, Konrad, O. St. V. 1898 (1886). Klotz, Friedr., O. V. 1909 (1904). Simon, Wilh., O. V. 1901 (1898). Thiede, Walter, 11.8. 1906 (1906). Königs-Ulanen-Regiment (1. Haunoverſches) Nr. 13. Hannover. Steffens, Paul, O. St. V. 1892 (1882). | Schon, Karl, O. V. 1905 (1901). Rofenbaum, Rihard, D. 23. 1899 (1895). Teldartillerie-Regiment von Scharnhorft (1. Hannoverfches) Nr. 10. Hannover. Waſſersleben, Karl, D.St.B. 1887 ei Immendorff, O. V. (1905 Keil, Paul, O. V. 1904 (1900). Nidel, Georg, U. V. 1907 son, 2. Hannoverſches Feldartifferie-Regiment Nr. 26. | Berden. Arndt, Albert, St. V. 1907 (1892). | 2oeb, Karl, O. V. 1902 (1898). Niederſächſiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 46. Molfenbüttel. Celle. Krüger, Mar, St. V. 1899 (1887). 6. Goetſch, Paul, U. V. 1909 (1909). Scheferling, Otto, D.3. 1904 (1900). Oftfriefifches Feldartillerie-Regiment Nr. 62. DIdenburg Osnabrück. Kutzner, Mar, O. St. V. 1897 (1886). | Heinze, Neftor, U. V. 1909 (1909). Tilgner, Baul, O. V. 1900 (1897). -— D8. Hannoverſches Train-Bataillon Nr. 10. Hannover. Kremp, Rıd., O. V. 1899 (1896).

XI. Armeeforps, Korpsftabsveterinär: Buß, Ernft, zu Caſſel, 1901 (1878).

- Dragoner-Regiment Freiherr von Manteuffel (Rheinifches) Nr. 5. Hofgeismar.

Boeder, Johannes, D.St.B. 1887 (1876). | Kämper, Baul, 8.3. 1905 (1901). Ehrle, Friedrich, O. V. 1899 (1889). Jaehnke, Fritz, U. V. 1908 (1908).

52

Kufaren-Regiment Landgraf Friedrid IL. von STINE (2. Kurheſſiſches) Kr. Caſ Set. Cleve, Karl, O. St. V. 1885 (1873). | Stammer, Emil, O. V. 1908 (1903). Weſolowski, Ladislaus, O. V 1904 (1900). |. Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 2. Zangenjalza. Berg, Willy, St.B. 1905 (1891). | Lehmann, Mar, U. V. 1904 (1904). Leonhardt, Wilh., D. 3. 1905 (1901). 1, Kurheſſiſches Feldartillerie-Regiment Gr. 11. Caſſel. Friglar. Rind, Rudolf, O. St. V. 1889 1877). Helle, Hans, U. V. 1905 (1905). Tir, Rat, O. V. 1897 (1893). F. Gaufjelmann gen. Eßing, Bernh., U. 8. 1907 (1907). 1. Shüringifches Feldartillerie-Regiment Ar. 19. Erfurt. Körner, Reinh., O. St. V. 1890 (1881). | VBolland, Georg, O. V. 1903 (1899). 2. Rurheififches Feldartiflerie-Regiment Nr. 47. Fulda. Grundmann, Paul, St. V. 1899 (1887). Kupfer, Franz, O. V. 1899 (1896).

2. Thüringiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 55. Naumburg. Mölhuſen, Emil, St. V. 1899 (1886). | Semmler, Arthur, D V. 1907 (1902). Surheffiiches Train-Bataillon Nr. 11.

Caſſel. Oſterwald, Alfr., O. V. 1897 (1892).

XIV. Armeekorps. Korpsſtabsveterinär: Plaettner, Wilhelm, zu Karlsruhe, 1891 (1872). Kurmärkiſches Dragoner-Regiment Nr. 14. Colmar i. ©. Stietz, Edwin, St. V. 1908 (1892). 9 Hintzer, Ernſt, U. V. 1907 (1907). Vomberg, Ferdinand, O. V. 1905 (190 1. Badiſches En Nr. 20. Karlsruhe. Broſe, Otto, St. V. 1899 (1888). | Sommerfeh, Willy, U. V. 1907 (1907). Mohr, Georg, O. V. 1900 (1897). 2. Badifches Dragoner-Regiment Nr. 21. Bruchſal. Schwegingen. Hier, Theodor, O. St. 2. 1899 (1886). | Bertelämeyer, Anton, U.V. 1907 (1907). Hoffmann, Alfr., O. V. 1903 (1900). ©. 3. Badifches Dragoner-Regiment Prinz Karl Nr. 22. Müldaujen i. ©. Hubrich, Guſtav, O. St. V. 1890 (1879). | Hoenede, Theodor, U. V. 1908 (1908). Silfrih, Peter, O. V. 1899 (1895). Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 3. Colmar.

Kurze, Paul, St. V. 1905 (1891). | Jacob, Georg, U. V. 1907 (1907). Wendler, Adolf, O. V. 1904 (1900).

583

Jäger⸗Regiment zu Pferde Nr. 5. Mülhauſen i. €. Ludwig, Zofef, St. 2. 1904 (1890). | Ammeloung, Albert, U. V. 1904 (1904). Ehriftian, Emil, O. V. (1%4). Feldartillerie-Regiment Großherzog (1. Badifches) Nr. 14. Karlsruhe (Gottesaue).

Schols, Karl, O.St. V. 1895 (1885). Bauer, Dtto, O. V. 1903 (1899). Dorner, Mag, O. V. 1900 (1897). Geſch, Rihard, O. V. 1905 (1901).

2. Badiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 30. Raftatt. Timm, Karl, D.St.3. 1891 (1882). Melzer, Emil, U.V. 1905 (1905). Amann, Ernft, O. V. 1898 (1894), tdt. als Hilfsinspizient 3. Mil.-Beterinär-Alad. 3. Badiſches Feldartilferie-Negiment Nr. 50. Karlsruhe (Gottesaue).

Schmerdtfeger, Paul, St.B. 1906 (1891). | Parfiegla, Ferd. O. V. 1904 (1901).

4, Badiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 66. Lahr. Neubreifad.- Laabs, Hermann, St. V. 1900 (1888). Gräbenteich, Louiß,D.B.1903 (1900). —N. Koßmag, Mar, O. V. 1899 (1896), Köhn, Friedr., U. V. 1904 (1904). kdt. 3. Lehrichmiede Berlin. 5. Badifches Feldartilferie-Regiment Nr. 76. Freiburg i. B.

Ebertz, Karl, St. V. 1900 (1888). Gieſe, Clemens, U. V. 1904 (1904). Badiſches Train⸗Bataillon Nr. 14. Durlach.

Hummerich, Otto, O. V. 1899 (1896).

XV. Armeekorps. Korpsſtabsveterinär: Tetzner, Kuno, zu Straßburg, 1903 (1881).

3. Schleſiſches Dragoner-Regiment Nr. 15. Hagenau.

Günther, Heinrich, O. St. V. 1899 —— Mar, Karl, U. V. 1906 (1906). Spring, Karl, D. 3. 1899 (1890).

2. Rheinifches Hufaren-Regiment Nr. 9. Straßburg i. ©. Wilden, Jofef, O. St. V. 1890 (1881). Garde, Arthur, U. V. 1904 (1904). Soäna, Franz, O. V. 1899 (1896). Dr. Roelde, Paul, U.V. 1907 (1907).

Ulanen-Regiment Graf Haejeler (2. Braudenburgifches) Nr. 11. Saarburg.

Duvinage, Karl, D.St. V. 1889 (1881). | Kortbein, Arthur, 1.8. 1908 (1908). Galke, Karl, O. V. 1908 (1903).

Schleswig-Holſteinſches Mlanen-Regiment Nr. 15.

Saarburg.

Wünſch, Hugo, St. V. 1909 (1893). | Menzel, Walter, U. V. 1906 (1906). Zoglowek, Felix, O. V. 1909 (1904).

581

1. Oberelfäffifches Feldartilferie-Regiment Nr. 15. Saarburg. Straßburg i. €. Chrift, Karl, O. St. V. 1896 (1884). | Wolff, Hugo, O. V. (1905). Kinsky, Georg, O. V. 1899 (1895). St. Schunf, Otto, U.%. 1908 (1908).

1. Unteretfäffifches Feldartillerie-Regiment Nr. 31.

Hagenaun. Dr. Rautenderg, Mar, St.®., Dgilvie, Ernft, O. V. 1899 (1896). ſ. Telegr. Bat. Ne.1 Ochmann, Robert, D.B. 1906 (1902).

2. Obereljäffifches Felbartillerie-Regiment Nr. 51. Straßburg i. €. Rummel, Mar, O.St. V. 1896 (1885). | Hoffmann, Alfred, U.V. 1907 (1907). Bod, Suftan, O.V. 1908 (1903). 2. Unterelſäſſiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 67. Hagenau. Biſchweiler. Hentrich, Oskar, St. V. 1900 (1889). Krauſe, Bruno U. V. 1909 1909). Michalski, Guſtav, O. V. 1908 (1903). | Elſäſſiſches Train-Bataillon Nr. 15. Straßburg i. €. Heydt, Wilhelm, D. 3. 1899 (1895). Mafchinengewehr-Abteilung Nr. 3 (zugeteilt dein Magdeburgifchen Zäger-Bataillon Nr. 4). . Straßburg i. €. Richter, Max, O. V. 1901 (1898).

XVI. Armeekorps. Korpsftabsveterinär: Poetſchcke, FZrdr. Wilh., zu Mes, 1890 (1869).

Dragoner-Regiment König Carl I. von Rumänien (1. Hannoverfches) Nr. 9. Meg.

Böhland, Wilh., St. V. 1899 (1887). | Eihrih, Mar, U.B. 1907 (1907).

Saar, Leo, O. V. 1905 (1901).

Schleswig-Holfteiniches Dragoner-Regiment Nr. 13. Me

Kraenner, Baul, O. V. 1906 (1902). Jaeneke, Alfred, U. V. 1907 (1906).

Lewin, Leopold, D. St. V. 1899 (1886).

Rachfall, Adolf, O. V. 1903 (1899), tdt. als Hilfsinfpizient 3. Mil.⸗Veterinär⸗Akad.

Hnfaren-Regiment König Humbert von Italien (1. Kurheſſiſches) Nr. 13. Diedenhofen. Küfter, Karl, St. V. 1905 (1891). | Biehmann, Ludwig, U. 2. 1909 (1909). Hohlwein, Emil, O. V. 1900 (1899). 2. Hannoverjches Ulanen-Regiment Nr. 14. St. Avold. Mördingen. Ronge, Aug., St.Q. 1901 (1890). Breymann, Dtto, U. V. 1905 (1905). Jarmatz, Aler., D.B. 1898 (1894). Hahn, Baul, U. B. 1908 (1908). 1, Zothringifches en Nr. 33. Meg. Rottſchalk, Ernſt, O. St. V. 1899 | Weile, Richard, U. V. 1907 (1907). Gumbold, Oskar, O. V. 1902 (1899). 2. Lothringifches Feldartillerie-Regiment Nr. 34. Meg. Herffurth, Georg, St. V. 1909 (189). | Trams, Paul, U. V. 1906 (1906).

585

3. Lothringifches Feldartillerie-Regiment Nr. 69. St. Avold. Woite, Alerander, St. V. 1909 (1892), Krynitz, Walter, O. V. 1903 (1899).

4, Rothringifches Feldartillerie-Regiment Nr. 70, Met. Mörchingen. Mummert, Arthur, St.2. 1901 (1889). | Lange, Ernit, U. V. 1908 (1908). Biermann, Georg, O. V. 1901 (1898). M.

Lothringiſches Train-Bataillon Nr. 16. Forbach. Lehmann, Kurt, O. V. 1900 (1898).

XVII. Armeetorp3. Korpsftabsveterinär: Bleih, Emil, zu Danzig, 1893 (1868).

Küraffier-Regiment Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (Weitpreugifches) Nr. 5. Riefenburg. Rofenberg i. Weſtpr. Dit. Eylau.

Adolf, O.St. V. 1893 (1885). Engel, Baul, O. V. 1906 (1902). Ro. Bod, Hugo, O. V. 1898 (1895). Dt. E. Schadomw, Adolf, U. V. 1906 (1906).

1, Leib-Hnfaren-Regiment Nr. 1. Danzig (Langfuhr). Draegert, Heinrih, St. V. 1905 (1891). | Brilling, Friedrid, O. V. 1904 (1901), Dı. Goßmann, Adolf 1900 (1897). | fdt. 3. Lehrſchmiede Berlin. Balzer, Fritz, U.V. 1908 (1903).

2. Leib-Hufaren-Regiment Königin Victoria von Preußen Nr. 2. Danzig und Danzig:Langfubhr.

Kull, Emil, St.®. 1901 (1889). | Eberbed, Erid, U. V. 1906 (1906). Schlaffke, Konr., O. V. 1907 (1903.)

Hufaren-Regiment Fürft Blüher von Wahljtatt (Bommerjches) Nr. 5. Stolp.

Reinhardt, Karl, D.St.B. 1896 (1885). | Dtto, Louis, U.2. 1906 (1906). Breitenreiter, Theophil, O. V. 1905 (1901).

Ulanen-Regiment von Schmidt (1. Bommerfches) Nr. 4.

Thorn. Fränzel, Guftav, O.St. V. 1893 (1883). | Beuge, Theophil, O. V. 1909 (1904).

Taubig, Wilh., O. V. 1904 (1900). Miüller, Johannes, U. V. 1907 (1907). Pamperin, Wilh., O. V. 1909 (1903). | Jäger⸗Regiment zu Pferde Nr. 4. Grauden;z. Pohl, Paul, St.B. 1907 (1892). | Winkler, Baul, U. V. 1905 (1905). reife, Arthur, O. V. 1909 (1903). 1. Weftpreußifches Feldartillerie-Regiment Nr. 35. - Dt. Eylau. GSeegert, Franz, St.B. 1899 (1886). | Schulz, Horft, U. V. 1904 (1904). Zembſch, Lorenz, O. V. 1900 (1897). | Beyer, Georg, U. V. 1907 (1907). 2. Weſtpreußiſches Yeldartilferie-Regiment Nr. 36. Danzig. Bogler, Baul, St.Q. 1908 (1892). | Schwinzer, Mar, O. V. 1900 (1897).

586

Feldartillerie-Regiment Nr. 71 Groß⸗Komtur. Grauden;z. Bialas, Theodor, St. V. 1903 (1890). | Tichetfchog, Richard, O. V. 1906 (1902).

Feldartillerie-Regiment Nr. 72 Hochmeifter. Marienwerder. Br. Stargard.

Kraufe, Franz, O. St. V. 1891 (1881). | Hande, Kurt, U. V. 1908 (1908). Sauvan, Franz, D.3. 1903 (1899). - Br. ©.

Weſipreußiſches Train-Bataillon Ar. 17. Danzig. (Langfuhr.) Kownatzki, Arthur, O. V. 1899 (1896).

XVIII. Armeeforps. Korpsftabsveterinär: Ned, Auguft, zu Frankfurt a. M., 1899 (1875).

Magdeburgiſches Dragoner-Regiment Nr. 6. Mainz. Kubel, Johannes, D.St.B. 1897 (1885).! Proelß, Arthur, O. V. 1905 (1901). Beier, Johannes, O. V. 1899 (18%). | Schober, Ludwig, U.2. 1907 (1907).

Sarde-Dragoner-Regiment (1. Großherzoglich Heſſiſches) Nr. 23. Darmftadt.

Hoehnke, Ernft, O. St. V. 1886 (1872). | Dr. Kranich, Jul. U. V. 1904 (1904) Siegesmund, Karl, O. V. 1905 (1901).

Leib-Dragoner-Regiment (2. Großherzoglich Heſſiſches) Nr. 24. Darmftadt.

Dr. Jakob, Mar, St. V. 1902 (1889). ı Grünert, Hans, U. V. 1905 (1905). Dr. Sturhan, Hermann, O. V. 1901 (1898). |

Thäringifches Ulanen-Regiment Nr. 6. 5 Hanau. Thomann, Friedr., O. St. V. 1899 (1886). Schmidt, Karl, D. 3. 1907 (1902). BZniniemwicz, Stephan, O. V. 1905 (1901). Großherzogliches Artilleriekorps. 1. Großherzoglich Heſſiſches FeldartillerieRegiment Ar. 25. Darmſtadt. Reinicke, Louis, O. St. V. 1876 (1868). | Seibel, Baul, U. V. 1908 (1908). Karftedt, Ernft, O. V. 1905 (1901). 1. Naſſauiſches Yeldartillerie-Hegiment Oranien Nr. 27. Mainz Wiesbaden.

Köfters, Johannes, O. St. V. 1899 (1885). | Schwerdt, Heinrih, U. V. 1905 (1905). Moldenhauer, Joh., O. V. 1907 (1902). - W. |

2. Großherzoglich Heffiiches Feldartilferie-Regiment Nr. 61.

Darmftadt. Babenhausen.

Schneider, Louis, O.St. V. 1899 (1886). | Dr. Erb, Heinrich, U.8. 1909 (1909). Hamann, Karl, O. V. 1899 (189%). 8.

2. Naſſauiſches Feldartillerie-Regiment Nr. 63 Frankfurt.

Srankfurta.M. Mainz.

Stramiger, Peter, O.St. V. 1899 (1886). | Streppel, Baul, U. V. 1906 (1906). Wanfel, Wilh., O. V. 1899 (1896). M. |

587

Großherzoglich Heſſiſches Train-Bataillon Nr. 18. Darmitadt. Ventzki, Ernſt, O. V. 1899 (1895).

Königlich Württembergiſches (XIII.) Armeekorps. Korpsſtabsveterinär: Bub, Friedrich, zu Stuttgart, 1893 (1873).

Ulanen⸗Regiment König Karl (1. Württembergiſches) Nr. 19. Ulm. BWiblingen.

Kalkoff, Theodor, O. St. V. 1893 (1889). | Huber, Eugen, O. V. 1906 (1903). Holzwarth, Friedrih, O. V. 1901 (1900). Neher, Robert, U.2. 1908 (1908).

Mlanen-Regiment König Wilhelm J. (2. Württembergiſches) BR: 20, Ludwigsburg. Lütje, Heinrih, St. V. 1897 (1891). | Wanner, Gotthilf, U.8. 1907 (1907). Jäger, FZriedrih, O. V. 1901 (1900). | Dragoner-Regiment Königin Olga (1. Württembergiſches) Nr. 25. Ludwigsburg. Baſel, Joſ. O. St. V. 1899 (1892). Jahn, Ernſt, U. V. 1908 (1908).

Thieringer, Hermann, O. V. 1900 (1899), dt. 3. Reichsgeſundheitsamt, Berlin

Dragoner⸗Regiment König (2. Württembergiſches) Nr. 26. Stuttgart. Dr. Weitzig, Fritz, St. V. 1906 (1895). | Bub, Mar, U. V. 1908 (1908). Dr. Depperich, Karl, O. V. 1903 (1902). | Teldartillerie-Regiment König Karl (1. Württembergifches) Nr. 13. Ulm. Gannftatt.

Hepp, Leo, St.B. 1900 (189). | Hauber, Eugen, D.2. 1907 (1904). Saubis, Einft, O.V. 1906 (1908), überz.

2, Württembergifches Feldartillerie-Regiment Ar. 29, Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern.

Ludwigsburg. Wagner, Ernft, St. V. 1909 (1896). | Baur, Frig, U.2. 1908 (1908).

3. Württembergifches Feldartillerie-Regiment Nr. 49. Ulm. Dr. Lutz, Adolf, St. V. 1900 (1892). | Schmehle, Artur, O. V. 1904 (1902).

4. Württembergifches Feldartillerie-Regiment Nr. 65.

Ludwigsburg. Völker, Heinrich, St. V. 1907 (1895). | Bley, Hermann, O. V. 1906 (1904).

Württembergifches Train:Bataillon Nr. 13. Ludwigsburg. Clauß, Karl, O. V. 1899 (1898).

Remounutedepot Breithülen. Amboff, Otto Chriftoph, St. V. 1903 (1895).

Zeitſchr. f. Veterinärfunde. 1909. 12. Heft. 38

588 Königlich Sächfifche Armee.

Militär-Abteilung bei der Tierärztlichen Hochſchule und der Lehrſchmiede. Dresden.

Müller, Friedr. Ernſt, K. St. V. 1893 (1878). Technifher Vorſtand der Militär: abrelung, außerordentl. Mitglied der Veterinär: Kommilfion u dag Königreich Sadjen

Schindler, Erasmus Friedrich, O. V. 1905 (1900).

Barthel, Georg, O. V. 1902 (1898).

Kommanbdiert: Gottſchalk, Ernft Arthur, O. V. 1904 (1904).

Emshoff, Ernft William Friedr., U. V. 1902 (1902). Schattke, Adolf, U. V. 1903 (1 903 ).

Xu. (1. Königlich Sächſiſches) Armeekorps. —— Müller, Friedr. Ernſt, zu Dresden, 1893 (1878).

Garde⸗Reiter⸗Regiment. Dresden. Schulze, Franz, St. V. 1901 (1890). | Walther, Johannes, U. V. 1907 (1907). Dr. Sujtmann, Herm., O. V. 1908 (1901). . 1. Wanen-Regiment Nr. 17, Raifer Zranz Joſef von Ofterreich, König von Ungarn. Oſchatz. Blumentritt, Friedr. Bernh. Heinr., Do Bernd. Rud., O. V. 1899

O. St. V. 1893 (1884). 96). En Karl Ewald, U. 3. 1902 (1902).

1. Hnfaren-Regiment König Albert Nr. 18. Großenhain.

Bretfchneider, Mar, St. V. 1903 (1891). | Ulbricht, Walter, U. V. 1907 (1907). Männel, Friedr. Kurt, D.B. 1904 (1898). |

2. Hujaren-Regiment Nr. 19.

Grimma. Maufe, Karl Rich. St.B. 1902 (1890). | Schwedler, Mar, U. V. 1904 (1904). Schumann, Paul, O. V. 1904 (1898). 1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12. Dresden. Königsbrüd.

Stiegler, Friedr., O. St. V. 1894 (1888). | Semmler, Anton Friedr. en U. V. Slomke, Karl Dst., D.2. 1901 (1897). | %7 (1%7). MWerrmann, William, D.8.1899 (1894). ; Müller, Kurt, U. V. 1908 (1908),

2. Feldartillerie-Regiment Nr. 28. Pirna. Kunze, Friedr. a O.St. V. 1898 (1888).| Frohs, Mar Oskar, U. V. 1906 (1906). Weller, Franz, O v. 1897 (1897). 4. Feldartillerie-Regiment Nr. 48. Dresden. Schleg, Paul Georg, St. V. 1899 (1889). Roßberg, Kurt Mar, O. V. 1902 (1897). Gottſchalk, Ernſt Arthur, O. V. 1904 (1904). Bergelt, Arno, U.8. 1908 (1908). 5. Feldartillerie-Regiment Nr. 64 Pirna.

Rehnitz, Max, St. V. 1901 (1889). Bauer, Friedrich Clemens, U. V. 1906 Dr. Richter, Oswin Clem., O. V. 9 | (1906). 1897).

589

1. Train-Bataillon Nr. 12. Dresden. Weißbach, Herm. Heinr., O. V. 1881 (1877).

XIX. (2. Königlid) Sächſiſches) Armeekorps. Korpsftabsveterinär: Walther, Karl Herm., zu Leipzig, 1899 (1878). Karabinier-Regiment.

Borna. Kraufe, Mar Emil, St.®. 1903 (189%). | Schüge, Dune Georg Julius, Wolf, Karl Walter, O. V. 1899 (1895). U. V. 2 (1902). 2. Ulanen⸗Regiment Nr. 18. Leipzig.

Dr. Bärner, Mar Abolf, St. V. v0 180, Scholz, Paul, D.2. 1904 (1902).

Dr. Fiſcher, Herm. Art., O. V. 1903 (1898), , Offermann, Ed. W., O. V. 1905 = tdt. 2. Kaiferl. Gelumpeitsams; Berlin

8. Mnnen-Negiment Ar. 21 a Wilhelm IL, König von Breufen. Chemnitz.

Richter, Rob. Art., D.St.B. 1899 (1888). | Grunert, Hans, 0.8. 1908 (1908). Rehm, Ric. Oskar, O. V. 1899 (1895).

3. in Nr. 32. Rieſa. Kuhn, Oskar Aug., O. St. V. 1892 (1884). Peritz, Karl, U. V. 1906 (1906).

6. Feldartillerie-Regiment Nr. 68. Rieſa. Müller, Max Richard, St. V. 1899 (1889). J ———— Paul, O. V. 1908 N Kegler, Woldemar, U. V. 1904 (1903). 7. Feldartilferie-Regiment Nr. 77. Leipzig. Rudolph, Gottlob ae Dr. v. Müller, Ludwig, O. V. 1901 (1898). O. St. V. 1898 (1888). | Emspoff, Exnft, 1.2. 1902 (1902). ! 8. Feldartillcrie-Regiment Nr. 78. Wurzen. Maſchke, Friedr. Aler., St. 3.1904 (1891). | Böhme, Emil, U. V. 1906 (1906). Winkler, Armin Benno, O. V. 1901 (1897). | 2. Train-Bataillon Nr. 19. Leipzig. Oottleuber, Woldemar, O. V. 1898 (1893). Remontedepot Kalkreuth. Thomas, Karl, St. V. 1899 (1890).

Remontedepot Stafin. Wangemann, Karl Julius, O. St. V. 1893 (1887).

Nemontedepot Oberfohland a. R. Stück, Otto, St. V. 1906 (1896). |

38*

590

Königlich Bayerifche Armee.

Referent für Veterinärangelegenheiten im Königlihen Kriegäminifterium: Mann, Edler von Fiedler, Philipp, Ritter von, Major im ——— (m. d. U. d. 5. Chev. Regts.).

Militär-Lehrichmiede. Münden.

Techniſcher Vorftand: v. Wolf, Ludwig, Korpsftabsveterinär 1897 (1865); Konfulent bei der Inſpektion der Ravallerie.

Affiftenten: —— Marimilian, St. V. 1909 (1891). Dr. Maier, Anton, O. V. 1896 (1894). Equitationsanſtalt München. Wirſing, Karl, D.St.2. 1894 (1876).

Remontedepots.

Mayrwieſer, Adolf, O. St. V. 1895 (1877), in Schleißheim.

Krieglſteiner, Heinrich, O. St. V. 1896 (1878); Vorſtand der Remontenanſtalt in Neu: markt i. d. Oberpfalz.

Schwarz, Auguſtin, O. St. V. 1897 (1878), in Fürſtenfeld.

Kugler, Karl, St.B. 1906 (1891), in Benediltbeuren.

Zaifle, Otto, St. V. 1906 1898); in Schmwaiganger.

I. Armeekorps. | Korpsftabsveterinär: Hochftetter, Georg, zu Münden, 1905 (1875).

1. Schweres Reiter: Regiment (Prinz Karl von Bayern). Münden.

Dr. Sigl, Eduard, St. V. 1904 (1888). Grießmeier, Karl, O. V. 1901 (1899). Dr. Meyer, Wilhelm, D. 3.1895 (1895).

2, Schweres Reiter-Regiment (Erzherzog Franz Ferdinand von Öfterreich-Eifte). Landshut. Dr. Bogt, St. V. 1900 (1886). | Reifeneder, Georg, O. V. 1902 (1899). Cofta, Georg, O. V. 1898 (1897). 4. u (König). Augsburg. Kramer, Martin, St.2. 1905 (1899). | Lehner, Otto, O. V. 1905 (1905). Dorn, Franz, O. V. 1898 (189). 8. Cheveanlegers-Regiment. Dillingen. Weiß, Marimilian, St. ®. 1906 (1892). | Herzer, Franz, U. V. 1909 (1906). Brintmann, Franz, O. V. 1900 (1898). | 5 1. Feldartiflerie-Regiment (Brinz-Regent Luitpold). Münden. Gersheim, Bernhard, St.B. 1899 (1883). | Schneider, Peter, O. V. 1899 (1897). 4. Feldartiflerie-Regiment (König). Augsburg. Amon, Johann, St. 3. 11 (18%). | Dr. Start, Hans, O. V. 1%04 (1901).

591

7. Feldartillerie-Regiment (Prinz-Regent Luitpold). Münden. Grüner, Johann, St.®. 1899 (1882). | Steinbrüdhel, Chriſt. D. 3. 1899 (1897). 9. Zeldartillerie-Regiment. | Landsberg.

Dr. van Bömmel, Anton, St. V. Dörfler, Georg, O. V. 1905 (1903). 1 3

1. Train-Bataillon. Münden. Säger, Marimilian, O. V. 1895 (1893).

II. Armeekorps. Korpsitabsveterinär: Niedermayr, Emil, zu Würzburg, 1905 (1875).

1. Ulanen-Regiment (Kaifer Wilhelm II., König von Preußen). Bamberg. Röffert, Johann, St. V. 1900 (1888). | Klog, Albert, O. V. 1902 (1900). Dr. Roßmüller, Emil, D. 3. 1898 (1897). 2. Manen-Regiment (König). Ansbach. Graf, Chriſtoph, St. V. 1900 (1883). | Dr. Kirften, Friedrich, O. V. 1901 (1899). Meyer, Johann, D.B. 1894 (1894). 3. Chevanlegers-Regiment (Herzog Karl Theodor). Dieuze. Kefer, Rudolf, St.Q. 1904 (1889). | Sauß, Auguft, U. V. 1909 (1905). Did, Eduard, O. V. 102 (10). 5. Chevanlegers-Regiment (Erzherzog Albrecht von Öfterreid)). Saargemünd. Schwinghammer, Nik., O. St. V. 1895 | Dr. Ibel, Zofef, O. V. 1905 (1903). (1878). | Magerl, Heinrich, O. V. 1909 (1904). 2. Feldartilferie-Regiment (Horn). Würzburg. Müller, Emil, St. V. 1900 (1883). | Lang, Franz, O. V. 1895 (1893). 5. Feldartillerie-Regiment (König Alfons XII. von Spanien). Landau (Pfalz). Bitſch, Johann, O. St. V. 1890 (1874). | Wildhagen, Friedrich, O.V. 1903 (1903). Seeber, Bertold, O. V. 1905 (1902). 11. Feldartilferie-Regiment. Würzburg. Morhardt, Johann, St. 3.1901 (1886). | Schmid, Hermann, D.%. 1900 (1898). 12. Feldartilferie-Regiment. Landau (Pfalz). Zir, Karl, St. V. 1901 (1887). Dr. Brunninger, Martin, D.3. 1906 (1903). 2. Train-Bataillon. Würzburg. Dr. Badmund, Karl, D.2. 1893 (1891).

52

III. Armeeforps, | Korpsſtabsveterinär: Schmid, Johann, zu Nürnberg, 1904 (1875). 1. Chevanlegerd-Regiment (Raifer Nikolaus von Rußland). Nürnberg. | Schwarz, Auguft, O. St. V. 1893 (1872). | Klingler, Joſef, U. V. 1909 (1904). Göbel, Otto, O. V. 1895 (1893). 2. Shevanfegers-Regiment (Taxis). Regensburg. Göbel, Valentin, St. V. 1905* (1890). | Krämer, Johann, U. 2. 1909 (1905). Dieiſch, Eduard, O. V. 1903 (1900). - 6. Chevaulegers⸗Regiment (Prinz Albrecht don Preußen). Bayreuth. Trunk, Robert, St. V. 1905 (1889). | Dr. Thienel, Mar, O. V. 1901 (1899). Bronold, Rudolf, O. V. 1894 (1889), e 7. Chevanlegers-Regiment (Prinz Alfons). Straubing. Baumgart, Wilhelm, St. V. 1905 (1891). | Lindner, Heinrich, D. 2. 1904 (1901). Harder, Alfred, O. V. 1903 (1901). 3. Feldartillferie-Regiment (Prinz Leopold). Münden. Sorthuber, Franz, St. V. 1900 (1883). | Dr. Sippel, Wilhelm, D. V. 1895 (1895). 6. Feldartillerie-Regiment. | Fürth. Eckl, Joſef, O. St. 3. 1897 (1879) | Dr. Zimmermann, Karl, O. V. on | (100). 8. Feldartillerie-Regiment. Nürnberg. Prechtel, Lorenz, O. St. V. 1898 (1881). | Rau, Joſef, O. V. 1905 (1904). 10. Feldartillerie-Regiment. Erlangen. Dr. Schwarztrauber, Zoh., St. V. 1901 | Dr. Kuhn, Emil, 0.3. 1906 (1902). (1888). | 3. Train-Bataillon. Fürth. Ingolſtadt. Zeiller, Jakob, O. V. 1899 (1899), in Ingolitabt.

Kaiſerliche Schußtruppen. 1. Südweſtafrika.

Aa

| | Datum |

5 | Pienftgrad Name der Beförde: Bemerkungen

cr rung

1 |Stabsveterinär| Rafette 19. 9. 00 | Vom 1. Januar 1910 ab RAO4m.S. w., ſ. Mil.Veterinär-Akademie. KrO4m.S. w.,

MMVarB, JZ2 2 : | Hande 15. 3. 0] KrO4m.S.w. Ä

593

& Datum

5 | Pienftgrad Name der Beförbe- Bemerkungen

[627 ‚rung

3 | Oberveterinär | Borowski 4. 2.04 | Inden einftweiligen Ruheftand KrO4m.S,., | verſetzt. DA3

4 » Knochendöppel 6. 6. —B KrO1ı m.S,., MMVa2r.B.

5 König 26. 7. —B

6 Sacobfen ° 6. 1. 05 Desgl. KrO:4m.S. w.

7 Kızel . 16. 3. B KrO4 m.S.w.

8 Tuche 15. 5. KrO4m.S.

9 Reinide 14. 7. B Desgl. » KrO4 m.S.w.

10 s Heyden 19. 1. 06 A| Wird mit Ende Januar 1910 in m dauernden Rubeftand ver

11 Guſt —C| Inden —— Ruheſtand verſetzt.

12 Juſt 11. 2.

13 Fuchs 10. 5.

14 charakt.

Oberveterinär | Hölfcher 25. 1. 08

15 Dr. Lüttſchwager/

16 ry

17 Dürſchnabel ——

18 Hoppe

2. China. a. Nordchina. Oſtaſiatiſches Detachement. Tientſin. Mrowka, Fritz, O. V. 1906 (1902), KrO+m.S, BMV«. b. Gouvernement Kiantfchon. 3. Seebataillon. Zfingtau. Pfeiffer, Moritz, O. V. 1903 (1901).

| Beterinäre bei den preußifchen Nemontedepots.*)

Remontedepot Arendfee: O.St. V. Hinz (1888); St. V. Dernbad) (1893). Bärenklau: O.St. V. Feſt (1873); O.St. V. Ripke (1870). Brafupönen: St.Q. Krüger (1894). Dölitz: St. V. Pelka (1892). Ferdinandshof: O.St. V. Greſſel (1875).

*) Die beigegebene Jahreszahl bedeutet das Jahr der Approbation.

594

Remontedepot Hardebek: z. Zt. unbeſetzt. Hunnesrück: St. V. Fuchs (1884). Jurgaitſchen: O. St. V. Steinhardt (1884); St. V. Gieſenſchlag (1888). Kattenau: O.V. Witte (1904), Kür. Regt. Nr. 6, auf Probe. Liesken: O.St. V. Werner (1879). Mecklenhorſt: St. V. Loske (1893). Neuhof-Ragnit: O.St. V. Peto (1889); St. V. Hänsgen (1896). Neuhof⸗Treptow: O. St. V. Zerler (1876; O. St. V. Junker (1876). Preußiſch-Mark: St. V. Veit (1890).

Sperling: St. V. Traeger (1894). Weeskenhof: O. St. V. Hofe (1883). Wehrſe: O. St. V. Becher (1886).

Wirſitz: O. V. Neumann (1898); O. V. Pfefferkorn (1899).

Perfonalveränderungen.

Charakterverleigungen.

Der Charakter „Oberjtab3veterinär“ mit dem perjönlichen Range der Räte 5. Klaſſe: den StabSveterinären: Schneider, im Feldart.Regt. Nr. 61; Rottſchalk, im Feldart. Regt. Nr. 33; Stramißer, im Yeldart. Negt. Nr.63; Biermann, im Feldart. Regt. Nr. 59; Thomann, im Ulan. Regt. Nr.6; Lewin, im Drag. Regt. Nr. 13; Hiſcher, im Drag. Regt. Nr. 21; Walther, im Drag. Regt. Nr. 11; Erber, im Feldart. Regt. Nr. 57; Korff, im Feldart. Regt. Nr. 24.

Beförderungen. Zum Korpsſtabsveterinär:

Oberſtabsveterinär Feldtmann, beim Generalkommando VII. Armee-

Zum Oberveterinär: Unterveterinär Klotz, im Huſ. Regt. Nr. 17.

Zum Untervbveterinär:

Der Studierende der Militär⸗-Veterinär⸗Akademie: Klabe, im Kür. Negt. Nr. 3 unter gleichzeitiger Kommandierung auf 6 Monate zur Militär- Lehrichmiede in Berlin.

Zugang.

Stabsveterinär Rakette jcyeidet mit dem 31. Dezember 1909 aus der Schußtruppe für Deutſch-Südweſtafrika auß und wird mit dem 1. Januar 1910 in der Armee al8 Snipizient bei der Militär⸗Veterinär⸗ Alademie wieder angeftelt; Meißner, biöher Oberveterinär in der Schußtruppe für Deutih-Südmeltafrifa, im aktiven Heere bein 1. Garde⸗ Feldart. Regt. wieder angeftellt.

595

Verſetzungen.

Korpsſtabsveterinär Hell, beim Generalkommando IX. Armeekorps, vom 1. Januar 1910 ab zur beſonderen Verfügung des Allgemeinen Kriegs⸗-Departements (mit dem Wohnſitz in Berlin) geſtellt Ober⸗ ſtabsveterinär Ludewig, Inſpizient bei der Militär-Veterinär-Akademie, mit Wirkung vom 1. Januar 1910, zum Feldart. Regt. Nr. 45 verſetzt und zur Wahrnehmung der Korpsftabsveterinärgejchäfte zum General: fommando IX. Armeelorp3 kommandiert.

Im Beurlaubtenjtande.

Charafterverleihungen. Der Charakter „Dberftab3veterinär“ mit dem perjönlichen Range der Näte 5. Klaſſe: dem Stabsveterinär der Landwehr 2. Aufgebot3 Stein- Hardt, vom Bezirkskommando Snfterburg.

Befdrderungen.

Bum Staböveterinär: Oberveterinär der Landwehr 2. Aufg. van Straaten, vom Bezirks— fommando Weſel. | Abgang. Auf fein Geſuch den erbetenen Abſchied bewilligt: dem Oberveterinär der Landwehr 2. Aufg. Boßle, vom Bezirksfommondo St. Wendel.

Sachſen.

Der bisherige Militärſtudierende Heinz wurde am 20. d. Mts. zum Unterveterinär ernannt und auf ſechs Monate zur Lehrſchmiede Dresden kommandiert.

Württemberg.

Beförderungen: Zum Stabsveterinär: Oberveterinär Wagner, im Feldart. Regt. Nr. 29.

Im Beurlaubtenſtande: Unterveterinär der Landwehr Seiberlich zum Oberveterinär.

Auszeichnungen, Ernennungen uſw.

Verliehen: Der Rote Adlerorden 2. Klaſſe mit dem Stern: Prof. Dr. Kitaſato, Direltor des Kaiſerl. Japan. Inſtituts für Infektions⸗ krankheiten, Tokio.

Das Ritterkreuz 1. Klaſſe des Sachſen-Erneſtiniſchen Hausordens: Dem Korpsſtabsveterinär Thietz beim Generalkommando IV. Armeekorps.

Die Landwehr-Dienſtauszeichnung 1. Klaſſe: Dem Kreistierarzt Otto Krüger in Kruſchwitz (Poſen); dem ſtädt. Tierarzt Dr. Karl Töpfer in Dresden-Löbtau.

596

Ernaunt: Dr. Deimler, Tierarzt am deutjchen Auslandfleiſchbeſchau— amt in Bodenbach (Böhmen) zum ſtädt. Tierarzt in Nürnberg.

Viehweg, Stabsveterinär a. D., Schlachthofleiter in —* zum Schlachthofdireltor daſelbſt.

Stenger, Bezirkstierarzt in Würzburg, zum Vorſtand der Königl. Hufbeſchlagſchmiede daſelbſt, im Nebenamt.

Opel, Schlachthofdirektor in München, zum außerordentl. Mitglied des Obermedizinalausſchuſſes.

Schweißer, kommiſſ. Kreistierarzt in Sögel, definitiv.

Dr. Zehl-Trebbin zum kommiſſ. Kreistierarzt in Beeskow.

Zinck, Diſtriktstierarzt in Feuchtwangen, zum Bezirkstierarzt daſelbſt.

Mattern, Diſtriktstierarzt in Mutterſtadt, zum Bezirkstierarzt in Rockenhauſen.

Dr. Schmid, Diſtriktstierarzt in Weißenhorn, zum Bezirlstierarzt in Viechtach.

Schmid-München, Bezirkstierarzt in zeitlichem Ruheſtand, als ſolcher in Zusmarshauſen wieder angeſtellt.

Dr. Schreck-Pfullendorf zum Aſſiſtenten am Tierhygien. Inſtitut der Univerſität Freiburg.

Karl-Hanau zum 2. Aſſiſtenten an der Medizin. Veterinärklinik in Gießen.

Dr. Bues, ſeither einj.=freiwill. Unterveterinär, zum 2. Afiitenten an der Chirurg. Veterinärklinif in Gießen.

Götſch-Rathenow zum 2. Alfiftenten am Beterinärinftitut der Uni⸗ verſität Breslau.

Wehrs, ſeither einj.freiwill. Unterveterinär, zum Polizeitierarzt in Hamburg.

Fleiſchhauer— Schlochau zum Schlachthofinſpeltor in Rummelsburg (Bomm.).

Eifele- Stuttgart zum Schlachthoftierarzt in Bremen.

Barnowsky-Packuß zum Schladhthoftierarzt in Königsberg 1. P.

Winchenbach-Lyck zum Schladhthofaffiitenztierarzt in Forft.

Nudolph- Dresden zum Schladthofaffiitenztierarzt in Bauen.

Dr. Schneider: Dortelweil zum Schlahthofaffiltenztierarzt in Breslau.

Wobft-Dresden zum Örenztierarztaffiitenten in Bodenbach (Böhmen).

Pleſſow-Fahrland zum 2. Schlachthoftierarzt in Brandenburg.

Verſetzt, verzogen, niedergelafien: Berner, Kreistierarzt in Heils⸗ berg, al3 folder nad Lyck; Hartmann, Kreistierarzt in Ilfeld, als jolder nah Homberg; Dr. Simon, Kreistierarzt in Beeskow, als jolher nad Greifswald; NRuthenberg, Schladhthofalfiftenztierarzt in Stargard (Pomm.) als folder nad Kiel; Schneider, Bezirkätierarzt in Viechtach, als folder nach Landau; Dr. Shumann-Hall a. ©. als Aſſiſtent am Bakt. Snftitut der Landwirtſchaftskammer nad) Breslau; Lüth, Schlachthoftierarzt in Kiel, nad) Berlin; Menſch-Rheinhauſen als bezirf3tierärztlicher Affiftent nad) Ebersberg; Schaidler-Roding als Vertreter nad) Holzkirchen; Böckh, bezirfstierärztlicher Aſſiſtent in Sinsheim, nach Gießen; Dr. Braun, Stadttierarzt in Cannſtatt, nad) Stuttgart-Gaisburg; Eichel, Schladhthoftierarzt in Königsberg t. Pr., nah Stettin; Juſt-Ratzebuhr, Oberveterinär a. D., nad) Berlin;

591

Dr. Kohlftod-Schöppenftedt nach Löwenberg; Dr. Machens-Groß— Algermifien nah Schöningen; Weber: erzyce als Vertreter nad Strelno; Seipel-Bilsbiburg als diftriftstierärztlicher Aſſiſtent nach Münden; Händel-Paſing nach Stuttgart; Schebler⸗-Augsbnurg als Vertreter nach Wolfftein; Dr. Olinger, Volontär-Aſſiſtent am Schlachthof in Metz, als bezirkstierärztlicher Aſſiſtent nach Engen; Fiſcher-Schöningen nach München; Illig, Aſſiſtent an der Tierärztl. Hochſchule in Stuttgart, nach Tübingen; Dr. Bühler-Ilvesheim als bezirkstierärztlicher Aſſiſtent nach Emmendingen; Fixle-Benediktbeuern nach München; Frank-Schwäb.-Hall als bezirkstierärztlicher Aſſiſtent nach Mosbach; Friedmann, bezirkstierärztlicher Aſſiſtent in Bühl, nach Gießen; Grimm-Emmendingen nach Karlsruhe; Dr. Hafner— Freiburg als bezirkstierärztlicher Aſſiſtent nach Waldkirch; Dr. Kopf— Jülich nah Schlochau; Hall-Ludwigsburg nad) Pforzheim; Kreiner, bezirkstierärztlicher Aſſiſtent in Waldkirch nach Sulzbach; Liebert-Stuttgart nach Lahr; Malade-Stargard (Pomm.) nach Marggrabowa; Mühleck-Cannſtatt nad Stuttgart; Säcker-Tarp nad Jaſtrop; Reiche-Halle a. S. nah Zabrze; Schermiß- Wriezen nach Trebbin; Schlögel-Freiburg als bezirkstierärztlicher Aſſiſtent nach Baden-Baden; Schmidt-Niedermoſchel nad) Born heim; Täuber-Freiberg nah Dresden; Voigt-Königſtein nad) Zwickau; Weineck, ſeither einj.-freiwill. Unterveterinär, als bezirks— tierärztlicher Aſſiſtent nach Weimar; Dr. Wolff-Berlin als Aſſiſtent am Bakteriolog. Inſtitut der Landwirtſchaftskammer nad) Kiel; Menck— Trendelburg nach Eſchwege; Lemhöfer-Stangenwalde nach Marienſee (Weftpr.); Dr. Mühlenbruch-Othfreſen nach Beverſtedt (Hann.); Wientzek-Annaburg nad) Ziebingen (Brandenburg). |

Simon-Deutih:Einjiedel in Göda; Dr. BoB- Bendorf in Rappeln; Bremer: Hildeöheim in Eſchershauſen; Reichenwallner— Perbing in Griesbach; Körber: Hechlingen in Triesdorf; Nan— ninga=teer in Bunde; Rofenthal-Altenihönbad) in Wieſentheid; Heymanns-Jülich in Grevenbrüd; Serke: Harburg in Hittfeld; Kaske-Belgard in Labiau; Kupilas-Klink in Liebenthal; Spinde, Schlachthoftierarzt in Forſt, daſelbſt; Rupp in Schenefeld (Kr. Rends⸗ burg); Garrelts-Völlen in Logabirum (Hanı.).

Approbiert: In Berlin: Buchholz = Bilhofsftein; Naumann: Bernburg; Rhode- Heydelrug; Schweride-Belzig; Dr. Wellmann- Schönfeld; Sarpe - Klein-Santerdfeben; Veit-Pecin; Galm- Herzogen- weiler; Grimm: Mühlbaufen (Thür); Hauer-Bollendorf; Böttcher- Minden (Weitf.).

In München: Burger und Götz, beide aus Regensburg; Lehner- Oberviechtach. |

In Stuttgart: Knaupp-Deggingen und NRieler-Großeiflingen.

Promoviert: Zum Dr. med. vet.: In Gießen: Bartenbad- Ludwigsburg; Bühler-Emmendingen; Erb, Unterveterinär im Feldart. Regt. Nr. 61, fommandiert zur Milttär-Lehrjichmiede Berlin; Rehſe— Möglich; Reihert- Münden; Rudelshaujen- Würzburg.

In Bern: Bachſtädt, Oberſtabsveterinär im Kür. Negt. Nr. 8;

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Boden, erfter Affiitent an der Klinik für Kleine Haustiere der Tierärztl. Hochſchule Dresden; Entreß= Zehlendorf b. Berlin; Sajfenhagen(Fran;), 1. Schlachthoftierarzt in Efjen; Saffenhagen (Mar), Schlachthoftierarzt in Duisburg; Schroeder-Egeln; Bajje- Berlin; Rieger: Köpenid b. Berlin; Semmler, Oberveterinär im Feldart. Regt. Nr. 55, Steinte, Schlacht— boftterarzt in Mühlheim a. Ruhr; Zengel-Sülze (Mecklenbg.).

Das Eramen als beamteter Tierarzt haben beftanden: Diftrikts- tierarzt Dr. Qıtty= Leipzig; Dr. Utendörfer- Havelberg; Dr. Goldſtein— Berlin; Bonnahme-Beverungen; Dr. Lüders-Hannover; Wohlert- Lefigfeld. |

In den Ruheſtand verjett: Veterinärrat Peters, Kreistierarzt in Emden; Schmidt, k. Bezirfstierarzt in Triesdorf, dauernd.

Geitorben: Oberamtötierarzt Hofmann= Hall (Württ.); Oberftab3- veterinär a. D. Brand- Charlottenburg b. Berlin; Wulfhorſt-Gütersloh; Stadttierarzt a. D. Tiedemann-GStuttgart; Kreid- und Grenztierarzt Günttert-Ragnit; Schladhthoftierarzt Titfhad- Frankfurt a. O.

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familiennachrichten.

Berlobte: Fräulein El3beth Lefenre mit Herrn Unterveterinär Johannes Ziegert in Schwedt a. D.

Geboren: Eine Todter: Herrn Oberveterinär Semmler- Naumburg a. ©.

Berichtigungen.

Durch ein bedauerliched Verjehen find im Novemberheft diejer Beit- fchrift die Namen der Autoren der beiden über Leulofermantin handelnden Mitteilungen vertaufcht worden. Demnach ftammen die unter der Über: ſchrift „Leufofermantin Merk“ erwähnten Angaben von Unterveterinär Dr. Kranich, der Artikel „Leufofermantinbehandlung” von Oberveterinär

Siegedmund. Die Redattion.

Gedrudt in der Königl. Hofbuchdruderei von E&.S.Mittler& Sohn, Berlin SWes, Kochſtraße 68— 71.

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