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Veterinärkunde |

mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene е. жы | | für die Veterinäre der Armee

Redigiert von Oberstabsveterinär Karpe

Einunddreißigster Jahrgang

Berlin 1919 Verlegt bei Ernst Siegfried Mittler und Sohn

Kochstraße 68—71

THE HEALTH SCIENCES LIBRARY ` UNIVERSITY OF CALIFORNIA. DAVIS

~

Sachverzeichnis. (Die Zahlen hinter den einzelnen Sätzen bedeuten die Seitenzahlen, die fett gedruckten Sätze sind Orgia amike] |

"Bearbeitet von Oberstabsveterinär K агре.

Achylie, Die Zunge als Spiegel des. Magens, е е deren Ver-

hältnisse zur und der жектеп Anämie. Von Faber. (Ref.) 468. Aktinomykose, Zur Behandlung der —. (Beil 152.

—, Die Röntgenbehandlung der der Kopf- und Halsgegend. Von Jüngling. (Ref.) 358.

Amtliche Verordnungen. 194, 195, 905, 948; 979, 326, 366, 482.

Anämie, Die normale Milz des Pferdes und ihre pathologischen Ver- änderungen bei der chronischen infektiösen —. Von M r o w k a.49.

—, "Klinische Untersuchungen über die EE —. Von Fröhner. (Ref.) 111. | ы -- Vgl. auch Blutarmut. A

Anaphylaxie, Sur la nature anaphylactique de l’intoxication parasitaire. Vonvan Es und Schalk. {Ref.) 196.

Anschoppungskolik, Ein schwerer Fall von —. Von Koßmag. 312. Antisepsis, Uhemische . der Kriegsverwundungen, sowie primäre | Wundbehandlung der Gelenkschüsse. , Von Urtel. (Ref.) 43. —, The comparative resistance of bacteria and human tissue calls to. certain common antisepties. Von Lambert. (Ref) 151. ‘Asepsis und Sepsis im jetzigen Kriege. Von Manninger. (Ref.)

150. g

Beschlagstheorien, Zur Streitfrage über alte und neue Von Mrowka. ; | Blutarmut, Die ansteckende Von Gutsche. 221. —, Die ansteckende der Pferde. Von. Lührs. 369, 450. —, Vgl. auch Anämie. ` Blutgerinnung, Experimentelle Untersuchungen über in serösen Höhlen und Gelenken. Von Israel. (Ref.) "151. Blutkörperchen, Recherches sur le volume total des erythrocytes et leucocytes dans le sang du cheval à Paide de l’hematocrite. Von Montandon. (Ref.) 466. ` Blutplättchen, Die Lösung der —frage und ihre Ergebnisse für Klinik und Pathologie Von Schilling. (Ref.) 469. Botryomykose am Schweif. Von Schmidt. 42. Bronchopneumonie, Beiträge zur infektiösen der Pferde. Von Friekinger und Schnepper. 58. Bücherschau: Becker,’Beschreibung Schleswiger бй ө. 88. Bongert, ВаКї{егїо]ор1веһе Diagnostik. 487. Bueh, Praktikum der pathologischen Anatomie. 486. Frick, Tierärztliche Operationslehre. 327.

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Büchersehan (Forts. Fröhner, Kompendium der speziellen ЙЫ ie п. Therapie. 168. -- Lehrbueh der Arzneimittel für Tierärzte. 928. -- © Lehrbueh der Toxikologie für Tierärzte. 486. —- und Zwick. Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der Haustiere. 266. (оге. Veternnärkalender 1919. 88. Hauser und Segall. Zoologie in Fragen. Antworten und Merk- versen. 167. Joest, Spezielle pathologisehe Anatomie der Haustiere. 286. Kitt. Lehrbueh der allgemeinen Pathologie. 127. Lindhorst. Praktikum der tierärztlichen Geburtshilfe. 45. Lungwitz. Der Lehrmeister im Hufbesehlag. 88. Martin. Lehrbueh der Anatomie der Haustiere. 287. Nöller. Behandlung der Pferderäude mit Schwefeldioxvd. 167. Pfeiffer. Operationskursus für Tierärzte und Studierende. 48. Pfeiler Erkennung der bakteriellen Infektionskrankheiten ТГ der Präzipitationsmethoden. 167. Regenbogen, Grundriß der Arzneiverordnungslehre. 127. Steche,. Grundriß der Zoologie. 326. Sustmann,. Das große Kaninehensterben 207. ’ebele. Handlexikon der tierärztlichen Do 128. Vollblut, Zeitsehrift. 127, 367. |

Cesol, Über Versuche mit den Arekolinersatzmitteln und Neu—. Von Deornis. 179.

C'hlorkalzium, Über Kalkmahgel und Verwendung von bei Tieren. Von Loew. (Ref.) 440. ;

Von Hoffmann und Habermann.

Dermatosen. Gewerbliche

(Ref.) 148.

Desinfektion. Zur Frage aler der Hände mit besonderer Berück- sichtigung der Kriegschirurgie. Von v. Baraez. (Ref:) 1%. Diphtherie. Über die Behandlung der mit gewöhnlichem Pferde-

serum. Von Bingel. (Ref.) 15. Diphtherische Erkrankungen. Bösartige an den Schleimhäuten des Verdauungskanals beim Jungvieh. Von Draegert. 39. Druse. Die Bekämpfung der mittels Serum. Von Schipphortt. (Ref) 442.

Ekzembildung infolge Kartoffelfütterung. Von Müller. 110.

Elephantiastische Zustände. Zur konservativen Behandlung —. Von Schmerz. (Ref. 1%. Embolie. Fett als Ursache von Sehockersceheinungen nach Ver

letzungen. Von Siegmund. (Ref.) 198.

Filaria hacmorrhagica. Nekrose des Naekenbandes dureh —. Von Gerspach. 37. | Filariosen bei einheimischen Pferden. Von Wirth. (Ref. 470. Fragen ds öffentlichen Veterinärwesens. 1. Entgegenunge. 185. m.)

>. Entgegnune. Von Grammlich. 273.

A

Gasentzündung. Zur klinischen Diagnose der —. Von Löwv. (Ref.) 441.

Gasödem. Beitrag zum —. Von Selzer. 6l.

—, Beziehungen in der Ätiologie des menschlichen —s und des

tierischen Rausehbrandes. Von Klose. (Ref.) 144.

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Саро Die und ilire Behandlung. Von Rump el. (Ref.)' 149.

Gastrophilus-Arten,. Einschleppung fremder - durch. ‚den von .. Stroh. (Ref. 1 195.

Gasvergiftung siehe Жаттанды |

Gelenkrheumatismus beim Pferde. Von Volkmann. 2183.

Heilerfolge, E der Widerristhöhe der Pferde. zu den теп, Von -Kohn. (Ref.) 197. Holzrmehlmischfutter, Neue Versuche mit Von E llenber ger und Waentig. TL..

Hufbesehlag, Berichtigung: zu meiner Entgegnung auf den Aufsatz’ von `

...Emshoff. Von Stark. 6.

——, Bemerkungen zu dem Aufsatz „Neue Bahnen im < Von He с к ет. TS, |

—, Vgl. auch Везе ова.

Hufmechanismus, Hat der die ihm bisher zugeschriebene Bedeutung? ` | kon Koßmag. 89,

- | 4

~

Immunkörper, Über das Verhälten der bei täglich wiederholten

| Blutentziehungen. Von Hahn und Langer. (Бе) 129. ‘Injektion, Zur intrakardialen —. Von! Hesse. (Ref.) 357.

Istizin, Über Versuche mit Von D ornis. 100.

Касһехїе, Versuche zur Behandlung —ktischer Pferde. Von

беһбттег. (Ref.)_ 468.

Kampfgas, Zur Wirkúng des —es auf das Pferd. 103, 106, 107.

Kartoffelkraut, Fütterung mit —. Von See gmüller. 102.

Knochenneubildung in der Subkutis. Von Dihlmann.‘ 67.

Kochsalzlösung, 10% zur Behandlung infizierter Schußwunden.. Von : Stieda. (Ref. 152.

Kolik, vgl.. Anschoppungskolik, Istizin, Cesol.’

Krätae, Schnellkur gegen —. Von Bais. (Ref.) 468.

шашы epizootica, The Mercuria] Compound: in the treatment - of epizootie —. Von Finzi. (Ref.) 464.

| Milzbrand, Zum Nachweis je präzipitinogens in der Haut des.

‚Rindes. Von Pfeiler. (Ref.) 146.

Naphthol, ‚Tödliche Vergiftung durch Behandlung kindlicher Krätze mit В Von Bürger. (Ref.) 146. | Narkose, Die —. Theoretische ‚Betrachtungen, physiologische und prak- tische Untersuchungen unter besonderer Berücksichtigung der: intravenösen Infundierungen wässriger . Chloralhydratlösungen

. beim Pferde. Von Caemmerer ї. 169, 209, 249, 289, 329.

Operationsmaterial, Eisparnis von Von Perthes. (Ref. 43. Osteom іп der Nasenhöhle eines Pferdes. Von Lorscheid. 36.

Pericard, Das —, cin Hindernis für eindringende Projektile. Von Infant. (Ref. 154.

-Personalnachrichten. 88, 168, 208, 248, 288, 328, 367, 448, 480.

Pferdepflege, Der schwedische und finnische „rote Stern“ . Vereine Ä für im Kriege. Von Scheferling. 165. Phlegmone, Seuchenhaft auftretende Von Kühner. 68.

149.

Phosphorvergiftung durch Sehußverletzung. Von Lehmann. (Ref.

Piroplasmose, Pferde— in Nordfrankreich. Von Fröhner. (Ref.) 442.

Polymyositis acuta ора Тгісһіпоѕе Von Dragoewa. (Ref. 441.

Proteinkörper, Zur Behandlung der Infektionskrankheiten mit —n. Von Döllken. (Ref.) 195.

Protoplasmaaktivierung. Über unspezifische Leistungssteigerungen (—). Von Weichard. (Ref. 194.

Quecken als Pferdefutter. 206.

Radialislähmung beim Menschen nach extravenöser Neosalvarsan- injektion. Von Gassul. (Ref.) 255.

Räude, Bekämpfung durch Teerräucherung. Von Köhn. 129.

—, Praktische Winke zur —behandlung mit SO. Von Köhn. 267.

—, Kopfbehandlung bei, Räude mit Diexydöl. Von Köhn. 315.

—, Merkblatt über Räude vom Reichsgesundheitsamt. (Ref.) 164.

Rauschbrand, Der und verwandte Krankheiten der Tiere. Von Zeisler. (Ref.) 149.

Röntgenstrahlen. Behandlung von Knochenbrüchen mit —. Von Kohler. (Ref.) 316.

„Roter Stern‘, vgl. Pferdepflege.

Rotlaufserum. 202.

Rotz, Beiträge -zur Spezifitätsfrage der Komplementbindungsmethode bei der —krankheit. Von Fontaine und Lütje. 1.

--. Beitrag zur Differentialdiagnose der —krankheit. Von Pfeiler. (Ref.) 356.

—,. Ein Fall von Malleus acutus beim Menschen. Von Herzog..

(Ref.) 196.

—, Feststellung eines Falles von beim Menschen durch Blutunter- suchung. Von Breithor. 58. —, Übertragung von auf das Fohlen dureh die ehronisch —krankı

Mutter. Von Gläsel. 6. —, Untersuehung —verdächtiger Pferde. 166. —. Zur Malleusdiagnose. Von Unzeitig. (Ref.) 466. —, Zur Massenerzeugung von Mallein. Von Schnürer (Ref.) 467.

Schlangenbiß beim Pferde. Von Zembseh und Brueser 110. Schußverletzungen. 41. 64. 65. 109. 188.

Seuchen. Aufdeekung von dureh die Fleischbesehau. 165. Solaningeehalt der Kartoffeln. 166.

Steckschuß. Bakteriologie des —. Von Roedelius dRef.) 150. Stomatitis pustulosa contagiosa equi. Von de Jong. (Ref. 153. Strongvlos“. Zur klinischen Festste lung дег Darm--. Von Schermer.

res). A,

Taxeseeschiehte: |

Aufruf zur Errichtung des Reiehskrieesmuseums. 110.

Berufsamt für Akademiker. 5322, 365.

Budsav. Bund deutscher Sehutzgebiet- und Auslandveterinäre. 249.

Bund für weltwirtschaftliches Veterinärwesen. 280.

Charakterverleihung an ausscheidend" Veterinäroffiziere. 475.

Darlehen an Tierärzte aus den Kriegshilfskassen der Provinzen. 201.

Deutscher Veterinäroffizierbund. D.V.O.B. 43, 71. 79. 115. 198. 239. 241, 317, 358, 443. 475, 478.

Deutscher Veterinärrat. D.V.R. 46, 80, 115. 277

Dr. med. vet. immaturer Tierärzte. 157.

Ehrentafel für Veterinäre. 45. 114. 154.

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Tagesgeschichte оа, . Heu und Stroh der Ernte 1918. 206. Ä Kriegsfürsorge für die preußischen Tierärzte. 46, 84, 161, 162, 286, 361. А —, des D. V.R. 85. Ў = —, für die sächsischen Tierärzte. 123, 204, 325. Ludendorff, Ein Urteil —s. 365: .Mahnwort. Von Oberst Frhr. v. Sch 0 enaich. 86. Militaria. Von Teipel. 119. | Nachrufe. 128, 202, 208, 239, 324. Neuorganisation des Veterinärwesens der Armee in Schweden. 86. Offiziersentschädigungsgesetz. 323, 363, 471. | Schütz-Stiftung. 447. | $ Stellennachweis, Zum —. Von Bischoff. 8, 944. Tagegelder der Kreistierärzte. 201. | Tierärztekammer. 279, 320; 360, 361. Tierärzterat für Groß- Berlin und Brandenburg. - -155, 941. Tierärztliche Hochschule, Berliner. 86, 362, 481, —, Dresden. 86. Verein zur Unterstützung Hinterbliebener. kerstorkener Veterinäre ‚дег deutschen Armee. Verkauf von Veterinärgeräten. 245. ү Veterinäroffizierkorps, Über das türkische —. Von Royeck.=208. —, Das Schweizer —. 202. 1 Was uns nottut. Von Bub. 120. —, Von Melzer. 158, 246. .— Von Zimmermann. 158. ` " Weltkrieg, Aus dem —. Von Baumann. 281. Tetanus, Chronischer —. Von Küster. (Ref. 149. Thrombus, Über die erste Anlage des Von Keme nsceiewicez. (Ref.) 147. Tollwut, Zusammenstellung über 106 in der кишке Ost ausgeführte Untersuchungen auf Von Bierbaum. 56. —, Desinfektionsversuche bei Lyssa. Von W а uschkuhn. (Ref.) 467. Triehinen. Über Myocarditis trichinosa. Von Simonds. (Ref.) 147.

Verbände, Über feuchte —. Von He rz. (Ref.) 470. | Verbandstoffe, Die Wiederbrauchbarmachung der Von Martens.

(Ref.) 197. Vergiftungen durch Belecken von Kalkanstrich in dem Gelbkreuzgift

Von Knoll. 68 ` Verknöcherung der rechen Vorkammer des Herzens: Von Lentz. 109.

Watte, Nicht entfettete als Tamponadematerial. Von Sachs. (Ref.) 316.

Weidegang, Maßnahmen zum bevorstehenden —. Von Gaede.

| (Ref.) 207.

Winterweiden. Von Fehrs. 164.

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31. Jahrg. Januar 1919. ` 1. Heft.

Zeitschrift w. Veterinärkunde

mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene Organ für die Veterinäre der Armee

Schriftleitung: Generaloberveterinär Wöhler.

pA EE EE Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen ®. Abonnementspreis jährlich 12 Mark. Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.

Aus einer Tierblutuntersuchungsstelle. Leiter: Stabsveterinär Fontaine.

Beiträge zur Spezifitätsfrage der Komplement- bindungsmethode bei der Rotzkrankheit.

Von Stabsveterinär’ Fontaine und Oberveterinär 4. Res. Dr. Lütje.

Die Ansichten über das Wesen der Rotzkrankheit haben in diesem Kriege einen wesentlichen Ausbaü und in mancher Beziehung eine nicht unerhebliche Änderung erfahren, wozu das erhöhte Auf- treten dieser Seuche im Jahre 1915 sowie deren andauernde - Überwachung und Bekämpfung in den folgenden Kriegsjahren und die dabei gemachten mannigfachen Erfahrungen Anlaß ge- geben haben. Daß in Anbetracht der großen Zahl der an der Seuchentilgung beteiligten Personen vielfach Irrtümer zustande ge- kommen sind und häufig eine Ansicht der anderen direkt entgegen- stand, darf nicht wundernehmen; denn es liegt in der menschlichen Natur,das im Augenblick praktisch Erscheinende für das Zutreffende zu halten. Auch stehen nicht an jeder Stelle immer sämtliche Hilfsmittel zur Verfügung, um eine strittige Frage erschöpfend zu lösen. Ein „non liquet“ z. B. pflegt bei Zerlegungen serologisch positiv reagierender Pferde im allgemeinen nicht gestellt zu werden, und ob die persönliche Ansicht des Obduzenten ohne spezialtech- nische Prüfung in kritischen Fällen (Verkalkungen usw.) immer das Richtige getroffen hat, mag dahingestellt bleiben. Nach unseren persönlichen Erfahrungen ist anzunehmen, daß auf diese Weise eine nicht unerhebliche Zahl von angeblichen serologischen Fehlergeb-

nissen zustande gekommen ist, nicht ohne Schaden für die all-

gemeine Bewertung der Blutuntersuchungsmethoden. Ist es uns

doch bei mehreren Pferden, deren Blutuntersuchungsergebnisse für

das Vorhandensein einer Malleusinfektion sprachen, deren Zer-

legungsbefund aber als negativ bezeichnet worden war, gelungen,

in den zur Verfügung gestellten Organen Veränderungen zu er-

mitteln, die durch histologische Untersuchung in neutraler For- Zeitsshr. f. Veterinärkunde. 1919. 1. Heft. 1

schungsstelle als Rotzknötchen erkannt wurden. Ebenso hatten wir Gelegenheit, bei serologisch negativ reagierenden Pferden, deren Zerlegung Organveränderungen offenbarte, die für malleöse erklärt wurden, nachzuweisen, daß es sich nieht um Malleus handelte. Auch diese Untersuchungen sind durch Nachprüfung an fachwissen- schaftlicher Stelle erhärtet worden.

Grundfalsch wäre es natürlich, sich auf den Standpunkt zu stellen, die biologischen Methoden seien unfehlbar. Das hieße ihr Wesen verkennen. Sie sind kein mathematisches Dogma, sondern lediglich diagnostische Hilfsmittel und haben als solehe ganz Vor- zügliches geleistet. Es kann nicht oft genug betont werden, daß ohne diese Methoden eine energische Rotzbekämpfung unmörrlich rewesen wäre, und daß in erster Linie ihnen die vielfach anerkann- ten Erfolge der von den leitenden Stellen in vorbildlicher Weise für die Armee getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Rotz- krankheit zu danken sind. |

Daß sogenannte Fehlergebnisse vorkommen können. ist un- zweifelhaft. Wo die Ursache in jedem Fall zu suchen war, läßt sich nieht entscheiden. Da die Abheilung malleöser Prozesse in der äußeren Haut und den Schleimhäuten ohne Hinterlassung von Narben und in anderen Organen ohne typische Gewebsveränderun- ven möglich ist (Eberbeck), da ferner anzunehmen ist, daß bei Tieren, denen eine große Abwehrenergie innewohnt, eine Malleus- infektion mit Bildung nachweisbarer Antikörper erfolgen kann, ohne daß es zur eigentlichen Erkrankung und Ausbildung sieht- barer Veränderungen kommt, so mag sich hiermit ein Teil der „Versager“ erklären, ein anderer Teil auf Irrtümer des Obtluzenten zurückzuführen sein. Immerhin bleiben aber auch dann noch Fälle übrig, die einer anderen Erklärung bedürfen. Hier kämen in erster Linie Fehler der Untersuchungstechnik in Betracht. Im Anfangs- stadium der Untersuchungsstellen bei dem plötzlichen großen Per- sonalbedürfnis mögen solche wohl vorgekommen sein. Die Art der Einstellung des Komplements, die Verarbeitung der Einzelmeidien usw. geben genug Fehlerquellen für den ungeübten Neuling, sind jetzt aber längst überwundene Kinderkrankheiten. Des weiteren könnte man die Unzulänglichkeit der Methoden selber be- sehuldigen.

Bei der Agglutinationsmethode nimmt man es als erwiesen an, daß ein gewisser Prozentsatz gesunder Pferde ein mehr oder weni- ser hochwertig agglutinierendes Serum besitzt. Man pflegt dann von Normalagglutininen zu sprechen, die man in einzelnen Fällen monatelang in Werten bis 1:4000 beobachten kann. Bei unvor- eingenommener Beurteilung könnten solche Fälle in der ersten Zeit der Beobachtung wohl für akuten Malleus sprechen. Man benutzt deshalb schon seit langer Zeit die Agglutination nur bei gleich- zeitiger Anwendung der Komplementbindung als unterstützende

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„Hilfsmethode‘“, die ihrer treffsicheren Frühdiagnose wegen bei akuten Rotzseuchengängen, in der richtigen Weise angewandt, Vor- zügliches zu leisten vermag, wenngleich wiederum zugegeben werden muß, daß auch durchaus nicht alle akut malleuskranken Pferde mit mathematischer Sicherheit durch die Agglutination тааш werden können.

Die Konglutinations- und die RK H Methode, beide auf den selben Prinzip beruhend und sich nur durch den Indikator (Hammelblut Meerschweinchenblut) unterscheidend, geben gleichfalls keine absolute Sicherheit. Hier ist in erster Linie nicht das Vorhandensein von unspezifischen Stoffen, wie bei der Agglu- tination, schuld, sondern das nicht konstante Mengenverhältnis ge- wisser, hier nicht näher zu definierender Bestandteile des zu unter- suchenden Pferdeserums, welche beim Zustandekommen des Phäno- mens der Blutkörperchenkonglutination bzw. der Hämolyse eine unterstützende Rolle spielen. Ihr Fehlen läßt besonders bei älteren Seris eine positive Reaktion vortäuschen, ohne daß Malleus vorliegt. So vorzüglich auch gerade die Konglutination für die Feststellung alter Malleusfälle ist, so zeitigt sie doch in umfangreicheren Serien- untersuchungen selbst bei peinlichster Handhabung nicht unerheb- liche Fehlergebnisse. (Über weitere Einzelheiten wird an anderer Stelle berichtet werden.) Der Konglutinations- und der K.H.- Methode kommt daher bei sachgemäßer Bewertung in erster Linie nur eine unterstützende Rolle zu (Eigenhemmung).

Wie steht es nun mit der Komplementbindungsmethode? Sie wird als bester und zuverlässigster Antikörpernachweis für die Rotzkrankheit betrachtet. Ganz ohne Zweifel hat sie sich vor- züglich bewährt und stellt nach wie vor die Hauptmethode, den Grundpfeiler der Blutuntersuchung dar. Aber auch ihre Leistungs- fähigkeit ist begrenzt, ebenso begrenzt, wie die jeder anderen biolo- gischen Methode, sei sie nun serologisch oder allergisch. |

Die Unbeständigkeit der nachweisbaren Antikörper im Serum einer gewissen Anzahl malleuskranker Pferde, die sich besonders bei chronischem Malleus durch mehr oder minder starke Schwan- kungen und zeitweises Verschwinden der Reaktionen anzeigt, läßt solche Tiere, wenn ihnen gerade in der kritischen Zeit die Blutprobe entnommen wurde, leicht der serologischen Feststellung entgehen.

Auch kommen, wie weiter unten noch näher behandelt wird, gewöhnlich im Blute von Eseln, Mauleseln und Maultieren, ver- einzelt aber auch im Pferdeserum antikomplementäre, eigenhem- mende Substanzen vor, die oft nur bei Gegenwart des Extraktes in Erscheinung treten und dann eine meist schwache, seropositive Reaktion vorübergehend vorzutäuschen geeignet sind; anderseits können sie, wenn sie im malleuskranken Körper in größerer Masse auftreten, durch Eigenhemmung das rotzpositive Bild der Reaktion

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verschleiern. Diese Mängel der Komplementablenkung, denen man durch feinste Einstellung der in Betracht kommenden Medien und andere Hilfsmittel bei der Blutuntersuchung zu begegnen vermag, werden aber wohl nicht ausschlaggebend gewesen sein für die An- nahme einer Nichtspezifität der serologischen Rotzdiagnostik, wenigstens nicht in den der Serologie fernerstehenden Kreisen. In der Hauptsache sind die Zweifel an der Spezifität der Blutunter- suchung bei Malleus wohl an der Leiche entstanden, wenn Un- stimmigkeiten zwischen autoptischem und serologischem Befund vorzuliegen schienen und man nach einer schnellen Erklärung dieser Unstimmigkeiten suchen zu müssen glaubte. Wie oft dabei ein Irrtum des Obduzenten bei der im Felde oft nur behelfsmäßie ausführbaren Zerlegung mitsprach oder die eingangs schon erwähnte Heilung der Malleusinfektion ohne erkennbare Narbenbildung und ohne auffindbare typische Gewebsveränderungen zugrunde lag, läßt sich von hier aus nicht entscheiden.

Man hat in solchen Fällen die verschiedensten Momente be- schuldigt. Alter, Geschlecht und allerlei physiologische Zustände sollten für das Zustandekommen der „aspezifischen“ Reaktionen Ursache sein, ferner Infektionskrankheiten, wie Druse, Brustseuche, Influenza, Petechialfieber, ausgebreitete und besonders chronische Eiterungen, allgemeine Kachexie bei Räude, starke Parasiteninva- sionen, Eierstockszysten, vorhergegangene Malleinaugenproben und Salvarsantlıerapie, und vieles andere mehr.

Wir haben naturgemäß während unserer zweijährigen gemein- schaftlichen Tätigkeit auf dem Gebiete der serologischen Malleus- bekämpfung diesen Umständen besondere Aufmerksamkeit ge- schenkt. Liebenswürdiges Entgegenkommen der beteiligten Kreise hat es uns ermöglicht, ein recht umfangreiches Material zu bear- beiten. Doch wollen wir einschränkend von vornherein bemerken, daß uns nicht immer neben den laufenden Dienstgeschäften aus- reichend Zeit blieb, vielfach auch nicht immer, soweit es die bak- teriologische Durcharbeitung mancher Fragen anbetrifft, im сесе- benen Augenblick alle erforderlichen Hilfsmittel zur Verfügung standen. Auf wissenschaftliche Vollständigkeit dieser Ausführungen machen wir deshalb durchaus keinen Anspruch; das Kommende sei lediglich eine Wiedergabe unserer Erfahrungen in bezug auf die Spezifitätsfrage der Komplementbindung bei Malleus.

Wir haben die Materie von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet. Daß wir uns zunächst in allen Fällen, in denen auf Grund des serologischen Befundes Botz oder Rotzverdacht vorlag, soweit es irgend angängig war, durch Teilnahme an den Zer- legungen oder durch Untersuchung der eingesandten Organteile Klarheit’ zu schaffen suchten, ebenso in weitgehendster Weise die bakteriologische Untersuchung bzw. den Tierversuch, sowie gege-

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benenfalls auch die histologische Prüfung zur Sicherung der makroskopischen Diagnose heranzogen, ist selbstverständlich. Wei- terhin wurden die einzelnen Formationen des Untersuchungs- bereiches veranlaßt, in den Untersuchungslisten über jede krank- hafte Veränderung, sei sie auch noch so geringfügiger oder gleich- gültiger Natur, Mitteilung zu machen. Die Sera solcher Tiere wurden besonders beobachtet und mindestens mit zwei Komple- menten in abfallender Reihe untersucht. Wir haben so in einem Riesenmaterial sämtliche in Frage kommenden Erkrankungen mit Ausnahme der Rotlaufseuche (was besonders bedauerlich ist, da dieser Krankheit von kompetenter Seite eine aspezifische Beein- flussung des Komplements zugesprochen wird) bearbeiten können und haben, das mag gleich vorweggenommen werden, bei keiner einzigen dieser Erkrankungen auch nur die geringste serologische Abweichung, soweit es sich um Rotzbazillenextrakt handelt, fest- zustellen Gelegenheit gehabt, obwohl wir ja mit der Tendenz an die Frage herantraten, aspezifische Hemmungen aufzudecken. An dieser Stelle alles angesammelte Material tabellarisch oder zahlen- mäßig anzugeben, würde zu weit führen. Wir begnügen uns damit, einige wichtig erscheinende Krankheiten herauszugreifen.

Zunächst die Brustseuche. Wir hatten wiederholt Gelegen- heit, ganze Brustseuchenbestände zu untersuchen, unter denen sich zahlreiche Patienten mit hohem Fieber und ausgedehnten Pleuro- pneumonien befanden, ohne jemals irgendeine Beeinflussung des Blutbildes feststellen zu können. Hierbei konnten wir gleichzeitig die Wirkung des Salvarsans auf die Eigenschaften des Patienten- serums beobachten. Den salvarsanisierten Tieren, deren Blut kurz vor der Injektion untersucht worden war, wurde 2, 6 und 12 Stun- den nach der Injektion und dann täglich weiter 14 Tage lang Blut zur serologischen Untersuchung entnommen. Hemmende oder ag- glutinierende Stoffe traten nach der Salvarsanbehandlung nicht auf. Salvarsan bleibt also ohne Einfluß bei rotzfreien Tieren. (Um- gekehrt beim Vorliegen von Rotz gleichfalls. Dr. Lütje.)

In zweiter Linie käme sodann der Druse eine praktische Be- deutung zu. Die Zahl der mit dieser Seuche behafteten Pferde war naturgemäß nicht gering. In allen Fällen, darunter hochfieber- haft erkrankte Tiere und solche mit ausgedehnten Drüsenvereite- rungen, wurden die Sera serologisch auf das sorgfältigste geprüft. Obwohl gerade diese Krankheit vielfach beschuldigt wird, aspezi- fische Hemmungen auszulösen, konnten wir in keinem einzigen der zahlreichen von uns untersuchten Fälle derartiges ermitteln. Ein Fall von Druse ist insofern bemerkenswert, als wir anfänglich glaubten, eine aspezifische Hemmung mit Rotzbazillenextrakt auf- gedeckt zu haben. Das Serum dieses Pferdes hemmte bis 0,02 ccm vollständig bei mehrfacher Prüfung mit verschiedenen Komplemen-

ten. Bei der Zerlegung (spontaner Exitus) wurde nur eine Vereite- rung der retropharyngealen Lymphknoten festgestellt, typische Ver- änderungen der Rotzkrankheit fehlten. In Eiterausstrichen fanden sich überwiegend Drusestreptokokken, daneben ganz vereinzelte, nicht typische Kurzstäbchen vor. Der Tierversuch mit bakteriolo- gischer und serologischer Nachprüfung und das Kulturverfahren ergaben Malleus bzw. Mischinfektion mit Druse. -- Der Fall ist auch deshalb interessant, als er zeigt, daß'man sich beim Vorliegen irgendwelcher Veränderungen an der Leiche, selbst wenn sie nicht für Malleus sprechen, nicht mit einer makroskopisch-anatomischen Befundserhebung beenügen darf, sofern die serologische Unter- suchung eine positive Reaktion ergeben hat. In jedem derartigen Falle, bei dem der makroskopische Zerlegungsbefund nicht durch typische Organveränderungen sichergestellt ist, kann erst die prak- tisch in Betracht kommende Form der Untersuchung (histologisch, bakteriologisch oder der Tierversuch) die endgültige Diagnose er- ceben.

Für den Tierversuch sei an dieser Stelle noch erwähnt, daß eine bloße Feststellung der Organveränderungen des Impftieres nieht genügt, da viele Erreger ein makroskopisch dem Malleus täuschend ähnliches Obduktionsbild hervorrufen können, sondern daß stets der kulturelle Nachweis und die serologische Nachprüfung des herausgezüchteten Stammes, gegebenenfalls die histologische ‚Sicherstellung unerläßlich sind. Andernfalls fehlt dem Tierversuch die erforderliche Beweiskraft, und die daraus gezogenen Rück- schlüsse sind revisionsbedürftig*).

Einen großen Raum hat ferner die Untersuchung der von Räudepferden stammenden Blutproben eingenommen, die zu Tausenden und Abertausenden in allen möglichen Stadien der Er- krankung und den verschiedensten Arten der Behandlung zur Ver- fügung standen. Obwohl sehr viele dieser Tiere mit hochgradigster Abmagerung und ausgedehnten Hautzerstörungen behaftet und. oft so erschöpft waren, daß sie nicht einmal zur Blutentnahme auf- gerichtet werden konnten und nicht selten bald danach eingingen, sowie gelegentlich Arzneimittelvergiftungen (Phenol, Petroleum) gleichzeitig vorkamen, waren in keinem Fall aspezifische Serum- reaktionen festzustellen.

Gleiches gilt von der ansteckenden Blutarmut, die zur Zeit unserer Untersuchungen zum Teil auch als Piroplasmoseverdacht, Räudekachexie oder als einfache Anämie bezeichnet wurde. Neuere

*) Angeblicher Nachweis von Malleus bei fortgesetzt serologisch negativem Befunde auf Grund ven „positiven“ Tierversuchen ist bereits veröffentlicht. Schmidt-Dresden. Mit kritischer Berücksichtigung des niedergelegten Zerlegungsbefundes (Rhinitis diphtheroica, Bronchiopneumonia acuta, sub- kutane Abszesse infolge paravenöser Arsenosolvin-Injektion) erscheint der Fall anfechtbar.

Erfahrungen in der Zwischenzeit haben keine Abweichungen ge- bracht. | |

Besonderes Augenmerk wurde aus weiter unten angeführten Gründen den vielfach beschuldigten Eiterungsvorgängen zu- gewendet. Eiternde Wunden aller Art, Abszesse, Widerristfisteln, Hufknorpelfisteln und andere Fisteln mehr, Lymphangitiden und Phlegmonen kamen sehr zahlreich zur Untersuchung und ergaben keinerlei aspezifische Abweichungen mit Rotzbazillenextrakten, während bei zahlreichen Widerristfisteln und einer Hufgelenks- eiterung die Sera mit Extrakten (4 verschiedener Herkunft) des Bazillus Abortus boum Bang komplette Hemmung bei der Kom- plementbindung und teilweise auch Agglutination der Abortusbazil- len bis zu einer Verdünnung von 1:4000 ergeben. Hierüber Näheres im Abschnitt über aspezifische Extrakte.

Von den sonstigen in Frage kommenden Erkrankungen, die wir auf aspezifische Beeinflussung der serologischen Reaktionen hin nachprüften, seien zusammenfassend nur noch folgende ange- führt: Tuberkulose, Tetanus, Hämoglobinämie, Pneumonien jeder Art bis zur jauchigen Lun- eenentzündung, Bronchitiden, Rhinitis, fieber- hafte Katarrhe der oberen Luftwege, Lymph- angitis epizootica, Unterernährung, malignes Ödem bzw. Gasphlegmone, Brustbeulen, Samen-

strangfisteln, Botryomykose, Sarkomatose, Osteosarkome, Metritis, Nephritis, Hufkrebs, eitrige Huflederhautentzündung usw. Hiermit

ist die Reihe der einzelnen vom Einsender angegebenen chirurgi- schen oder inneren Erkrankungen nicht erschöpft, hinzu kommen Tausende von Hengsten vor und nach der Kastration, tra- gende Stuten in jeder Zeit der Trächtigkeit bis zu den hoch- trächtigen und den Stuten kurz nach der Geburt oder der Fehl- geburt, säugende Stuten, Fohlen jeden Alters usw., Zu- stände, bei denen eine physiologische Beeinflussung der Serum- beschaffenheit in serodiagnostischer Hinsicht möglich wäre. Das gesamte,hiernur kurz angedeutete riesige Ma- terial führte bis jetzt zu einem absolut nega- tiven Ergebnis. Im übrigen sei an dieser Stelle einflechtend bemerkt, daß wir eine von einzelnen Stellen angegebene besonders häufige Bildung von Normalagglutininen bei Hengsten nicht fest- stellen konnten, obwohl das zahlenmäßige Material namentlich unter den Ankaufspferden und bei der zum Zweck der Kastration er- folgten Zuführung der Panjehengste zu den Pferdelazaretten recht erheblich war.

.Zur Nachprüfung der mehrfach geäußerten Annahme, die Vor- nahme der Malleinaugenprobe vor und während der Blut- entnahme übe möglicherweise eine gewisse Beeinflussung der sero-

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logischen Untersuchung aus, wurde bei einer größeren Anzahl von Pferden eines Pferdelazaretts, in liebenswürdiger Weise durch dessen Leiter unterstützt, unter fortlaufenden Temperaturmessungen ein entsprechender Versuch angestellt, bei dem diese Tiere, deren Temperatur und serologisches Verhalten vor Beginn des Versuches festgestellt war, fünf Tage hintereinander malleinisiert und blut- untersucht wurden. Nach Beendigung dieser intensiven Malleinkur wurden in Abständen von ein bis zwei Tagen noch mehrfache Blut- prüfungen vorgenommen, ohne irgendwelche Beeinträchtigung der Seroreaktion anzuzeigen.

Nach den bisher wiedergerebenen Befunden haben wir die Überzeugung gewonnen, daß die Bildung von Stoffen, welche eine gleiche serologische Reaktion bei der Komplementablenkung mit Rotzbazillenextrakt auslösen wie die echten Rotzantikörper malleus- kranker Tiere doch nur zu den größten Seltenheiten gehören dürfen und, jedenfalls soweit unser Material ein Urteil zuläßt, die Beein- flussung in diesem Sinne dureh andere Erkrankungen keine erheb- liche störende Rolle bei der praktischen Bekämpfung der Rotz- krankheit spielen kann.

An dieser Stelle soll auch die hypothetische Störung dureh Entoparasiten Erwähnung finden. Es wird von einzelnen Autoren auf Grund von Zerlegungsbefunden bei angeblich го(у- freien Pferden behauptet, daß durch starke Nematodeninvasionen die Bildung antikomplementärer Stoffe ausgelöst würde Wie schwer und zum Teil überhaupt unmöglich eine makroskopische Scheidung zwischen verkalkten Nematodenknoten und verkalkten Rotzknoten ist, geht aus der Arbeit von Eberbeck zur Genüpe hervor. Ob sich unter den zahlreichen Parasitenknoten nicht ein- zelne Rotzknoten befunden haben, läßt sich nicht mehr entschei- den. Weiterhin wird jeder, der heutzutage Gelegenheit hat, viele Pferde zu zerlegen, bestätigen können, daß dann fast jedes Pferd rotzpositiv reagieren müßte, weil Nematodenknoten fast bei jedem Pferde in größerer Zahl in den Organen gefunden werden und es Pferde ohne die ursächlichen Sklerostomen und ohne Aneurysma verminosum mit Larven des Selerostomum bidentatum überhaupt nicht mehr gibt. Schließlich haben wir trotz dieser Erwägung die Sera zahlreicher Pferde mit Extrakten aus den Sklerostomum- larven im Aneurysma und mit Gastrophiluslarven (von diesen gilt bezüglich ihrer Verbreitung dasselbe) untersucht, ohne daß Hem- mungen eingetreten wären, obwohl ein starker Prozentsatz von untersuchten Schlachttieren stark von beiden Parasitenarten be- fallen war. Das Nichtvorhandensein solcher, durch Parasiten ver- ursachter antikomplementärer Stoffe darf nicht wundernehmen, wenn man erfährt, daß bei fortgesetzter Injektion der angegebenen konzentrierten Parasitenextrakte (Klempin, Seyderhelm,

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eigene Erfahrungen) bisher noch nicht einmal eine Bildung spezi- fischer Antikörper erzeugt wurde, geschweige denn aspezifischer Rotzantikörper. |

Wollte man aber annehmen, daß das Auftreten sogenannter lipoider Stoffe als in die Blutbahn gelangter Stoffwechselprodukte der Parasiten die Ursache antikomplementärer Wirkung sei, so müßte unseres Erachtens bei Verwendung jedes beliebigen Extraktes Beeinträchtigung der Komplementbindung und bei einigermaßen starker Reaktion Eigenhemmung auftreten. |

Wir sind hiermit an dem Thema angelangt, das unsere weiteren Untersuchungen anbetrifft; nämlich das Arbeiten mit aspezifischen Extrakten.

Angeregt durch die Mitteilungen von Pfeiler, haben wir etwa ein Jahr lang die verschiedensten Bakterienextrakte bei serologisch rotzverdächtigen Seris und bei rotzfrei reagierenden Seris gesunder und chirurgisch oder innerlich erkrankter Pferde angewandt. Be- vor wir hierauf eingehen, noch einige kurze Bemerkungen: Eine rotzpositive Reaktion bei nicht malleuskranken Tieren könnte, vom serologischen Standpunkt aus, auf verschiedene Weise zustande kommen.

I. Im Serum können echte antikomplementäre Substanzen, Lipoide usw. vorhanden sein, welche das Komplement im chemi- schen Sinne schädigen (nicht identisch mit einer Bindung). Sind sie in reichlichem Maße vorhanden, so haben wir Eigenhemmung, d. h. Serum allein und Komplement ohne Rotzbazillenextrakt nach der Bindungszeit mit dem hämolytischen System (Hammelblut- körperchen und spezifischer Ambozeptor) zusammengebracht be- hindert oder hemmt die Lösung der Hammelblutkörper. Sind diese störenden Stoffe nur in geringem Grade im Serum vorhan- den, so braucht keine Eigenhemmung einzutreten, aber nach Zu- satz eines beliebigen Extraktes tritt (Akkumulation der störenden . Stoffe) mehr oder weniger starke Hemmung der Hämolyse ein. Im übrigen braucht nicht jeder Extrakt diese Erscheinung in glei- chem Maße auszulösen. Als besonders prägnantes Beispiel sei aus diesem Grunde der in Tabelle III Nr. 18 wiedergegebene Fall an- geführt. Das Serum zeigte am 22. September 1917 mit Berliner Gebrauchsextrakt (Rotzbazillen) bei der Serummenge von 0,2 cem komplette Hemmung, bei 0,1 cem partielle Hemmung. Gegenüber den polyvalenten Malleusextrakten B und C, dem einfachen Malleus- extrakt D, dem Abortusbazillenextrakt (Abortus boum Bang), dem Pyocyaneusextrakt und dem Pfeilerschen Nsp-Extrakt (Nova species, Art nicht angegeben) trat bei Verwendung von 0,2 сет Serum partielle Hemmung und bei gleicher Serummenge gegenüber

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Lues-Extrakt nur verzögerte Lösung ein. Streptokokken-, Staplhıy- lokokken-, Proteus-, Paratyphus-B- und Ferkeltyphus-Extrakt lösten keine Hemmung aus, ebenso fehlte Eigenhemmung. Mutatis mutandis bei straffester Einstellung und bei Wechsel des Komple- mentes blieben die Ergebnisse sich gleich. Am 27. September 1917 das gleiche Bild, nur mit dem Unterschied, daß jetzt partielle Eigen- hemmung und partielle Hemmung mit Luesextrakt bei . 0,2 сет Serum hinzugekommen ist. Es handelte sich also hier um einen Fall von „latenter Eigenhemmung‘“, welche dureh gewisse Extrakte angezeigt wurde. |

Daß nicht alle Extrakte gleiche Wirkung hatten, erklärt sich aus dem Grade ihrer Selbsthemmung (wir wählen den Ausdruck im Gegensatz zur Eigenhemmung der Sera) gegenüber dem Kom- plement. Wir wissen, daß manche Extrakte bei fortschreitender Konzentration mit Normalserum zusammen oder auch in Abwesen- heit eines Serums allmählich zu hemmen beginnen, ein Umstand, der bei der Einstellung des Extraktes Berücksichtigung fand (dop- pelte, noch nicht hemmende Menge. Schütz-Schubert). Je näher der für eine spezifische Reaktion notwendige Verdünnungs- grad der selbsthemmenden Konzentrationsgrenze liegt, um so stär- ker wird die Hemmung sein, wenn den an und für sich schon vor- handenen, aber nicht ausreichenden, hemmenden Stoffen des Se- rums neue in Form des hemmenden Extraktes zugefügt werden. So erklärt sich der Vorgang in diesem Falle Unsere Proteus-, Streptokokken-, Staphylokokken- und Paratyphusextrakte zeigten selbst bei 10 %iger Verwendung keine nennenswerte Beeinflussung des Komplements, waren also in ihrer Verdünnung fast indifferent. Bei stärker eigenhemmenden Seris macht sich natürlich auch ihr Einfluß bemerkbar, indem dann im Kontrollröhrehen ohne Extrakt, soweit es sich nieht um komplette Eigenhemmung handelt, immer noch weniger Hemmung festzustellen ist, als in den Extrakt- röhrchen.

Latente Eigenhemmung konnten wir öfters ermitteln (von einer Aufzählung ist abgesehen worden). Sie läßt sich übrigens bei Ver- wendung höherer Serummengen in den Kontrollen (0,2, 0,3, 0,4 сет) bisweilen nachweisen je nach ihrem Grade und pflegt bei längerem Inaktivieren häufig zu verschwinden. Jedenfalls kann das Vor- handensein solcher echten antikomplementären Stoffe, wie das Bei- spiel zeigt, Rotzverdacht vorübergehend vortäuschen. Die eigen- hemmenden Stoffe traten im vorliegenden Falle nach einer Knochen- verletzung (Fettembolie?) mit sekundärer Infektion und abszedie- render Phlegmone ein.

Die verschiedenen in der Literatur oder in den Berichten ein- zelner Untersuchungsstellen mitgeteilten Fälle aspezifischer Sero- reaktion bei Erkrankungen nicht malleöser Art mögen sich zum

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Teil in dieser Weise erklären lassen. Ein gewisser Komplement- überschuß kann natürlich ebenfalls zum Phänomen der latenten Eigenhemmung führen, die in gleichem ‚Sinne zu beurteilen ізі. Ebenso gibt es eine gewisse Zahl von Eseln, Mauleseln und Maul- tieren mit latenter Eigenhemmuns.

Eine Verwendung mehrerer aspezifischer Extrakte ist deshalb wohl zu empfehlen. Über die hierfür in Frage kommenden Extraktarten weiter unten.

II. Außer dieser beschriebenen Eigenhemmung könnte hypo- thetisch noch folgendes zu einer serologischen Fehldiagnose führen. Nicht unmöglich erscheint es, daß Bazillen vorkommen, die dem Bazillus mallei im Bakteriensystem nahe stehen, ohne pathogen sein zu müssen. Unter ihrem Einfluß könnten sich Antikörper bilden, welche (ähnlich wie die Paratyphusbazillen untereinander bei der Agglutination) bei der Komplementbindung eine Verwandt- schaftsreaktion auslösen. Wir haben noch nicht Gelegenheit ge- habt, derartige Stämme zu ermitteln. Solange genaue Angaben über sogenannte Pseudorotz- bzw. Pararotzbazillen in der Literatur fehlen, die einer Nachprüfung zugänglich wären, läßt sich diese wohl diskutable Möglichkeit leider nicht klären.

ПІ. Eine weitere Annahme, die auch bereits Anhänger ge- funden hat, ist folgende: Wir wissen, daß bei Verwendung von 0,2 ccm Serum die Mehrzahl aller gesunden Pferde mit Malleus- extrakt keine Hemmung der Hämòdlyse zeigt. Steigern wir die Serummenge auf 0,3, 0,4, 0,5 cem usw., so finden wir vereinzelt Tiere, die bei dieser gesteigerten Serummenge Hemmungen zeigen, ohne rotzkrank zu sein. Die Menge von 0,2 cem Serum dürfte da- her bei der Ausarbeitung der Methode als Optimum gewählt worden sein. Dieser Vorgang deutet darauf hin, daß möglicherweise Rotz- antikörper im gesunden Pferdeserum bereits präformiert sein können (hereditärer Schutz?) und eine etwaige spätere Infektion nur noch eine Vermehrung der bereits vorhandenen Antikörper (vgl. Normalagglutinine) veranlaßt.

Besteht diese Hypothese zu Recht, dann dürften auch gelegent- lich Pferde vorkommen, deren Sera bereits in der Menge von 0,2 cem positive Reaktion ergeben (von latenter Infektion ohne bleibende typische Organveränderungen soll hier abgesehen werden). Solche Sera würden natürlich mit anderen, zur Kontrolle mitgeschickten Extrakten keine Reaktion zeigen, und ein spezifisches, malleusposi- tives Ergebnis wäre da, ohne daß das Tier rotzkrank ist. |

Anderseits könnten Pferde, deren Serum etwa bei 0,4 und mehr malleuspositiv, bei 0,2 ccm aber negativ reagierte, bei Eintritt einer andersartigen Infektion möglicherweise mit dem Einsetzen der Tätiekeit. der antikörperbildenden Elemente gleichzeitig mit einer

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Vermehrung ihrer bereits präformierten Rotzantikörper reagieren und dann auch bei der vorschriftsmäßigen Serummenge von 0,2 cem sowohl mit Malleusextrakt als auch mit dem die Infektion ver- ursachenden Agens, aber mit keinem andern Extrakt positive Daten geben.

Der Fall Nr. 3 in Tabelle III würde dieser Theorie gemäß auf den Reiz einer Abortusinfektion hin durch Vermehrung der als vor- handen angenommenen Malleusambozeptoren mitreagiert haben, während im Fall Nr. 7 dieser Tabelle, dessen Zerlegung möglich war und einwandfrei alten Malleus ergab, die Rotzinfektion bereits vorhandene Abortusantikörper sich vermehren und mitklingen ließ.

Einstweilen sind jedoch diese Annahmen nur graue Theorie. Die angeführten Fälle Nr. 3 und 7 der Tabelle III lassen sieh zwangloser mit einer Doppelinfektion mit beiden Bakterienarten er- klären; denn Infektionen mit dem Abortus boum Bang sind nach unseren Erfahrungen (Tabelle III) nicht allzu selten. Bevor nicht mehr Material in dieser Richtung gesammelt und an geeigneter Stelle bearbeitet ist, läßt sich nichts Entscheidendes für und wider diese Annahmen sagen.

© Ebenso haben wir für die erste Frage der Verwanidtschaftsreak- tion, wie schon angegeben, keinen Aufschluß erlangt, obwohl von Herrn Dr. Pfeiler uns sein Nsp-Extrakt, welche nova spezies dem Bazillus Mallei nahestehen soll, in liebenswürdigster Weise überlassen wurde und wir längere Zeit sämtliche rotzpositiven Sera damit geprüft haben. Für uns ist in erster Linie die praktische Seite, die sich aus unseren Ergebnissen folgert, von Bedeutung.

Verwendet wurden: 1.5 Malleusextrakte:

a) Gebrauchsextrakt (Mil. Vet. Akademie Berlin), b) Polyvalenter Extrakt B,

с) » ›) С, d) einfacher Extrakt D, е) 9 Е,

f) Mischextrakt F.

Somit standen uns drei Extrakte aus verschiedenen Rotz- bazillenstämmen (a, d u. e) zur Verfügung und in b und ce zwei polyvalente Extrakte, die schon bei der Herstellung gemischt waren. Extrakt F entstand aus Mischung der Extrakte a, d und e zu gleichen Teilen ihrer ausgewerteten Verdünnung und war so ge- brauchsfertig, während die übrigen Extrakte in der bekannten Weise ausgewertet wurden. Wir wollten mit diesen Extrakten fest- stellen, ob die Indikationsfähigkeit der einzelnen Stämme eine gleiche ist oder nicht und ob polyvalente Extrakte zweckmäßig sind.

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/,usammengefaßt sind die Werte in Tabelle II. Aus technischen Gründen konnten nicht immer alle Extrakte in jedem Falle an- gewendet werden. Außer dem Gebrauchsextrakt standen im all- gemeinen für jeden Extrakt nur 0,2 сет Serum zur Verfügung, die Angaben in der Tabelle beziehen sich also nur auf diese Menge, ebenso für die aspezifischen Extraktarteh.

2. Aspezifische Extrakte:

Von diesen führen wir folgende an: a) Abortus-Extrakte, b) Nsp-Extrakt, c) Pyocyaneus-Extrakt, d) Proteus-Extrakt, e) Lues-Extrakt, f) Streptokokken-Extrakt, g) Staphylokokken-Extrakt, h) Paratyphus-B-Extrakt, i) Ferkeltyphus-Extrakt.

Der Nsp-Extrakt stammt, ‚wie bereits angegeben, von Pfeiler. Angaben über Art und Herstellung fehlten. Einstellserum stand zur Verfügung. Der Pyocyaneusstamm ist aus Pferdeeiter ge- züchtet, Schüttelextrakt, Antiserum nicht vorhanden. Der Pro- teusstamm stammt aus Fleckfieberharn, Mazerations- und Schüttel- extrakt, eingestellt an schwach anzeigenden Fleckfieberseris. Als Luesextrakt bezeichnen wir einen alkoholischen Ochsenherz-Chole- stearinextrakt, Einstellung an der Hand positiver Luetikersera. Streptokokken und Staphylokokken aus Pferdeeiter gezüchtet, Ex- trakte mit destill. Wasser mazeriert und geschüttelt, dann isotonisch gemacht. Kein Einstellserum. Die Paratyphus-B-Stämme sind verschiedener Herkunft, einer z. B. ist aus einer Meerschweinchen- enzootie gezüchtet. Schüttelextrakte. Verwendete Paratyphus- A-Extrakte sind in den Tabellen nicht aufgeführt, dagegen der von Pfeiler als Ferkeltyphus bezeichnete Stamm. Sämtliche Para- typhusextrakte ergaben mit hochwertigen, stark agglutinierenden Immunseris keine Bindung. Sie wurden daher 5prozentig, wie auch der Pyocyaneus-, Streptokokken- und der Staphylokokken- extrakt verwendet, eine Menge, die sich nicht als antikomplementär erwies. Vom Abortus boum Bang standen vier Stämme zur Ver- fügung (Landsberg, Breslau, Gesundheitsamt, Bromberg). Sie wurden in der Form von Schüttelextrakten gewonnen und mit posi- tiven Pferdeseris eingestellt. Gleichfalls fand von ihnen eine Auf- schwemmung als Testflüssigkeit zur Agglutination Verwendung. Da sie gleic hmäßige Ergebnisse brachten, sind sie nicht gesondert angeführt. |

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Tabelle I enthält alle die gesunden und die mit irgendwelchen Krankheiten außer Malleus behafteten Pferde, deren Sera mit ver- schiedenartigen Extrakten neben den Rotzbazillenextrakten unter- sucht worden sind. Sie dient gleichzeitig zur Beleuchtung der im ersten Abschnitt unserer Arbeit gemachten Mitteilungen über die Erfahrungen, die bei alleiniger Verwendung von Malleusextrakt an Seris ehirurgisch oder klinisch kranker Pferde gemacht wurden, ist aber in dieser Beziehung nicht vollständig, da wir aus technischen Gründen nicht in der Lage waren, alle derartigen Sera neben der Abstufung mit Malleusextrakt gleichzeitig auch mit anderen Ex- trakten untersuchen zu können. Die Zahlen der mit Malleusextrakt allein geprüften, äußerlich oder innerlich kranken oder physio- logisch bemerkenswerten Tiere sind noch ganz erheblich größer.

Tabelle II gibt eine Zusammenstellung der Extraktversuche bei 233 seropositiven Pferden, von denen 35 serologisch als rotzkrank. 198 infolge ihrer geringeren Serumwerte als rotzverdächtig erklärt wurden. 31 dieser rotzverdächtigen Pferde wurden getötet bzw. verendeten, ihre Zerlegung ergab ebenso wie die der 35 rotzkranken ausnahmslos das Vorhandensein malleöser Organveränderungen. Über die Zerlegungsbefunde der übrigen Rotzverdächtigen ist uns nichts bekannt geworden, teils weil die Tiere bei Abschluß des Be- richtes noch lebten, teils weil sie unserem Tätigkeitsbereich ent- zogen waren.

Keines der in Tabelle I und II aufgeführten 3402 Pferde hat bei der Komplementbindung mit aspezifischen Extrakten irgend- welche Hemmungen gezeigt.

Tabelle III bringt in 18 Fällen die mit den aspezifischen Ex- trakten, besonders dem Abortusextrakt, gefundenen Besonderheiten.

Zur Frage der polyvalenten Malleusextrakte müssen wir uns ablehnend verhalten. In Tabelle II sprechen die Werte sehr zu- ungunsten derselben, besonders in Grenzfällen. Hierin wäre kein Fortschritt zu erblicken. Besonders sinnfällig sind die Nrn. 57, 89, 111, 131, 145, 165, 185 und 224; die ersten sieben dieser Fälle würden der Untersuchung bei alleiniger Anwendung des polv- valenten Malleusextraktes B entgangen sein.

Von einer gewissen Ungleichheit der Einzelstämme a, d und e in ihrer Indikationsfähigkeit kann man gleichfalls sprechen. Am ‚kräftigsten zeigte im allgemeinen der Gebrauchsextrakt Berlin an, indessen liegt keine absolute Regel darin. Jedenfalls hätte aber keiner der drei Einzelstämme allein einen „Versager‘ gezeitigt, im Gegensatz zum polyvalenten Extrakt B. Es scheint hier tatsäch- lich eine Stammeseigentümlichkeit vorzuliegen bzw. auch nur Ex- trakteigentümlichkeit. Nötig ist es nämlich nicht, daß die Ver- wandtschaft des Extraktstammes zum Infektionsstamme im Sinne

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der Polyvalenz bei dieser Erscheinung maßgebend ist. Bei der Aus- wertung der verschiedensten Rotzbazillenextrakte machten wir die Beobachtung, daß bei fortgesetzter Steigerung der Extraktkonzen- tration nicht eine fortschreitende Zunahme der spezifischen Hem- mung (im Gegensatz zur Extrakt-Selbsthemmung) erfolgte, wie man infolge der quantitativen Zunahme des Malleineiweißes annehmen sollte, sondern sich von einer gewissen Konzentrationsgrenze an eine Abnahme und späterhin wieder eine Zunahme bemerkbar machte, was sich an Grenzwerten von Rotzseris leicht feststellen ließ. Die Extrakte zeigten also eine Hemmungskurve mit einem Optimum der Hemmung und waren in bezug auf Größe und Lage dieses Optimums in der Kurve’sehr ungleich. Manche Kurven ver- laufen flach und lang, andere steigen schnell an und fallen rasch wieder ab.

Weiterhin haben auch die einzelnen rotzpositiven Sera ein opti- males Mengenverhältnis. Je nachdem dieses mit dem Optimum eines Extraktes in Einklang steht, bzw. je nachdem die Einstellsera dem Untersuchungsserum in ihren gesamten Eigenschaften ähneln, ist der Ausfall. Am besten sind daher die Extrakte mit breitem Optimum, wie z. B. der Gebrauchsextrakt, und nach unseren Er- fahrungen sind daher nur solche bei der Auswahl zu berücksichti- een und gleichzeitig möglichst viel positive Rotzsera bei der Ein- stellung des Extraktes in ihren Ergebnissen zu vergleichen. Wie weit rein bakteriologische Gesichtspunkte, wie Stammesart, Wachs- tum, Herstellung usw., mitwirken, entzieht sich unserer experi- mentellen Beobachtung. Begnügen wir uns vorerst mit der Tat- sache, daß zwischen den einzelnen Malleusextrakten Unterschiede ohne konstante Regel bestehen. |

Alle in Tabelle I und II registrierten Versuche haben bei der Komplementbindung mit aspezifischen Extrakten negativ reagiert. Der uns wegen der in Tabelle III aufgeführten Ergebnisse be- sonders interessierende Abortusextrakt bewirkte demnach keineHemmung bei

a) 1565 klinisch gesunden und serologisch rotzfreien Pferden, b) 1604 serologisch rotzfreien Pferden mit Erkrankungen aller Art, darunter 99 Pferde mit Widerristfisteln,

124 ge andern Fisteln, 102 » ` o Druseeiterungen, 405 sg andern Eiterungen,

181 e Phlegmonen,

с) 198 serologisch rotzverdächtigen Pferden, darunter 2 Pferde mit Widerristfisteln,

d) 35 serologisch rotzkranken Pferden.

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Mithin haben insgesamt 3402 Pferde (der Tabelle I und II) abortusnegativ reagiert.

Interessant sind nun die Befunde der Tabelle III insofern, als darin die bei unsern Versuchen gefundenen 17 Pferde mit abortuspositiven Daten aufgeführt sind =: 14% aller untersuchten (Nr. 18 der Tabelle III ist bereits im vorstehenden als Fall mit latenter Eigenhemmung gekennzeichnet).

Die positive Abortusreaktion zeigte sich durch mehr oder weniger stark positive Komplementbindung mit den Abortus- bazillenextrakten sowie in der Mehrzahl der Fälle auch durch Agglutination der gleichen Testflüssigkeit an.

Besonders auffällig ist die verhältnismäßig hohe Zahl der abortuspositiven Pferde mit Widerristfisteln (12 von insgesamt 101 untersuchten Widerristfisteln =-: 11,9%). Außerdem zeigten ein Pferd mit eitriger Hufgelenksentzündung und zwei klinisch gesunde Stuten (darunter eine Mutterstute mit gesundem Fohlen) positiven Ausfall der Komplementablenkung und Agglutination mit Abortus.

Nicht aufgeklärt blieben zwei schon oben angeführte Fälle. Einmal (Nr. 7 der Tabelle III) starke Abortusreaktion bei beiden Methoden mit gleichzeitigem rotzpositiven Serobefunde bei durch Zerlegung ermittelter und histologisch bestätigter malleöser Er- krankung chronischer Natur. Bei der Obduktion konnte nichts er- mittelt werden, was über eine gleichzeitige Abortusinfektion hätte Aufschluß geben können.

Im zweiten Fall (Nr. 3, Tabelle III) stark positive Abortus- reaktion und allmählich abklingende, schwache Bindungswerte mit Rotzbazillenextrakt. Das Pferd ist später als gesund bezeichnet und nicht wieder untersucht worden, also ein non liquet in bezug auf Abortus. |

Anders liegt der Fall bei einer Anzahl der angeführten Wider- ristfisteln. Viermal glauben wir als Erreger den Bazillus Abortus boum Bang nachgewiesen zu haben. Wer sich mit der Züchtung des Bazillus aus Rinderföten befaßt hat, wird wissen, wie schwer es ist, Kulturen zu gewinnen, obwohl derselbe sich im Magen der Kälber in Reinkultur befindet. Besonders erschwert wird die Züchtung noch dadurch, daß der Erreger zuerst nur in Schicht- kulturen unter einer gewissen Sauerstoffspannung etwa 1% bis 1em unter der Oberfläche des Agars wächst und an die Nährböden er- hebliche Anforderungen stellt. Ganz allmählich erst läßt der Abortusbazillus sich zum aeroben Wachstum bringen und ist dann der Untersuchung bequem zugänglich. Naturgemäß war für uns mit Rücksicht auf die Verunreinigungen des Eiters die Züchtung sehr schwierig. Die Differenzierung des morphologisch nieht so

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typischen Erregers in Gegenwart anderer Keime in Eiterausstrichen ist oft nicht sicher.

Einmal (Nr. 8 der Tabelle III) gelang der mikroskopische Nachweis ohne weiteres färberisch; und in bezug auf die intra- zelluläre Lagerung glich das Bild dem von den Eihautausstrichen abortierter Föten. In drei Fällen gelang nach wiederholten Miß- erfolgen der Kulturversuch (Tabelle III, Nr. 2, 12 u. 17) insofern, als in den benutzten hochgeschichteten Nährböden ein ringförmiges Wachstum unterhalb der Oberfläche wie oben angegeben erfolgte. Probeausstriche glichen unseren Stammkulturen des Abortus. Eine weitere Gewöhnung auf Schrägagar und serologische Nachprüfung mußten leider aus äußeren Gründen dienstlicher Natur unterbleiben. Wenn wir uns auch dieser Lücke in der Beweisführung bewußt sind, so glauben wir doch mit der allergrößten Wahrscheinlichkeit den Beweis erbracht zu haben, daß es sich um eine Abortusinfektion gehandelt hat. Daß eine allgemeine Verwandtschaftsreaktion irgendwelcher sonstiger Eitererreger vorgelegen hat, dagegen spricht der Umstand, daß sämtliche anderen pyogenen Extrakte (Streptokokken, Staphylokokken, Pyocyaneus) ein negatives sero- logisches Ergebnis lieferten.

Der Sitz der Eiterungen (Widerristfisteln mit tiefen Kanälen) und die durch die Lage bedingte Sauerstoffspannung machen unsere Annahme noch wahrscheinlicher. Schließlich dürfte das gleichzeitige Vorliegen starker Agglutination mit Abortusbazillen neben der Komplementbindung, sowie der ganze Verlauf im Einzel- falle hinreichend zum Beweise dienen.

Bemerkenswert ist der Umstand, daß eine gesunde Fohlenstute mit lebendem Fohlen (Nr. 5 der Tabelle III) abortus positiv reagierte, während 128 tragende Stuten, 19 Stuten nach Abort, die zum Teil mittelgradige Para-,B“-Agglutination gezeigt hatten und 187 Fohlen nicht auf Abortusextrakt reagierten, und unter den vielen sonstigen mit dem Extrakt geprüften Stutenseris niemals ein positiver Ausfall eintrat. Das steht im Einklang mit den Er- fahrungen, die der eine von uns schon in Friedenszeiten (Dr. Lütje im Hygienischen Institut der Tierärztl. Hochschule Hannover 1912) bei der Bearbeitung des seuchenhaften Verfohlens der Stuten ge- macht hat. Es wurde dabei niemals ein abortuspositives Serum gefunden, sehr häufig dagegen solche mit Paratyphusreaktion. Die damals begonnene und inzwischen beendete (von Mießner und Berge veröffentlichte) Arbeit hat den Nachweis der Paratyphus- infektionen auch bakteriologisch erbracht. Unsere Erfahrungen auf serologischem Gebiete bilden eine Ergänzung und sind in dem Sinne zu deuten, daß der Abortus boum Bang bezüglich des Ver- fohlens keine große Rolle spielen kann, zumal er bei Widerrist- fisteln gefunden wird, und die angeführte Stute ein lebendes und gesundes Fohlen zur Welt gebracht hat.

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 1. Heft. 2

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Die Rolle des Abortusbazillus bei Tiefeneiterungen verdient eine gewisse Beachtung, da sie ein Novum darstellen dürfte (Therapie: Sauerstoff, z. B. Perlıydrol, Kaliumpermanganat mit Holzessig, operatives Freilegen der Fistelgänge usw.), und empfiehlt sich, in dieser Richtung weiteres Material zu sammeln.

Auf weitere Einzelheiten einzugehen, dürfte sieh erübrigen. Dem Interessenten geben die beigefügten drei Tabellen genügend Aufklärung. Unsere in den vorliegenden Mitteilungen wieder- vepebenen Untersuchungsergebnisse dürften insofern ihren Zweck erfüllen, als sie dartun, daß die so vielfach angeführte aspezifische Beeinflussung der serologischen Malleusdiagnose dureh andere Krankheiten nicht gar so erheblich und häufig sein kann, da uns sonst mehr derartige Fälle begegnet sein müßten Echte aspezifische Hemmungen, d.h. malleuspositive Reaktionen bei zweifellos rotzfreien Tieren, dürften jedenfalls zu den erößten Seltenheiten gehören und praktisch im Verhältnis zu dem sonstigen anerkannten Werte der Serodiagnostik keine Rolle spielen.

Zur Erkennung latenter Eigenhemmungen empfehlen wir eine möglichst straffe Einstellung des Komplements und bei positiven Reaktionen die Mitgabe mehrerer Röhrchen mit aspezifischen Ex- trakten (einzelne genügen nicht), und zwar geben wir dem Abortus- extrakt, dem Ілмеѕехігакі (Ochsenherz-Cholestearin) und dem Pyocyaneusextrakt, welch letzterer auch mit positiven Antiseris einstellbar ist, den Vorzug vor den übrigen. Streptokokken- und Staphylokokkenextrakte schalten ganz aus. Ebenso erscheint die Typhus-Coli-Gruppe nicht sonderlich geeignet. Immerhin wäre es aber wünschenswert, wenn an geeigneter Stelle sonstige Bakterien- arten im serologischen Sinne mit Pferdeseris geprüft würden, da in dieser Richtung noch wenig Vorarbeiten vorliegen und irgend ein diagnostischer Nutzeffekt auch für andere Pferdekrankheiten nicht ausgeschlossen erscheint, selbst wenn für die serologische Malleus- diagnostik sich weitere Vorteile dabei nicht ergeben sollten.

Tabelle 1.

Untersuchung serologisch negativ reagierender Pferde.

Komplementablenkung mit

ы Klinische Zahl | -.... E Е һ . der s р S * 9; = rscheinungen Pferde 2 Е

Gesund .

с онь о П

27 | Abmagerung und Er- | schöpfung . . ‚| 191 |

| | | |

2851 Geschwüre auf der

Sf Hengste . . d, 87 зу рни а 9 | Tragende Stuten . .| 98|-:- EEE en ce 10 | Säugende Fohlenstuten 31 en ee Si 11| КоМел. . 1897 | -0- 2-.-.----|-.-і-- 12 Stuten nach Fehlgeburt 91--- reed фый 13| Огиѕе . . 65 | '— i ч в |10110 w J у у E, 15 | Hämoglobinämie . . 1| | кәм а 2 керы Мы 16} Brustseuche . . ; 90| 1-2. 1—1 р 1 Lungenentzündung 3 0 18 Bronchitis. . . . . 11 —: _—i- 1-1 un 19 f Rbinitis . . ... 48 | - —1-1-1|j- io oMi 20 | Pharyngitis . . Ал ек reg e ы 21 | Fieberhatter Katarrh | А | der oberen Luftwege ee 11-1 |-'- - 22]Anämie . . . . . Тар = male ee 23] Lymphangitis . . .| 2| -ı—- ,—- ll 241Furunkulosis. . . . 4| | --.-.- 1-11 - 251 Hautgeschwüre . . . 38 | | - |-- -- SE 8 = 26 | Капде . . 284 | | к= шшк ы | | | | Nasenscheidewand 7 SEN Ee = = = ЕЕЕ » 040 10 л р | 29 | Phenolvergiftung . . б” ас еі | = | 30 | Sommerwunden. . | 41|- -: = 28 =] | 31 [Tiefe eiternde Wunden | и | aller Art. . . = Сены. ЖЕН сі че узы шы 8 , n eh ee 82 Zu ne

EE EE Komplementablenkung mit E Zahl 2 Klinische | | KE Le D 4 Е 4 аег L a | A a LI al KE Е Erscheinungen ТЕЗ 5 81% Е | 8 | EIS д “Ж ES | | ә | ә | фый = ш = “Is ыды IS m Quetschwunden . . . | Si = Saa 44 Dekubitus. . . . . Е | а 1 27] aT Schwere Mauke. . . б ee KA БЕН „е Z - Е a = Kettenhang . . . . | | sall em "= Knochenverletzungen . I | - == | Gelenkwunden . . . | = u Sehnenscheidenwunden 5 = FS Größere Abszesse . e CN SE? Geschwollene Kehl- gangslymphknoten . 5 - Б NN ee Malignes Odem. . . LS WEN ыы Т Phlegmone . . . . - - әсе еі ы жы FRE RE 45% ; 14 | - --| --|- -|--|--|-- | | | | 17 аа | 441 Umfangreiche Phleg- mone m, Fistelbildung (UN zer ze ei Ah 22

45 | Abszedierende Phleg- топе . ТЕС

Eitriger Widerristdruck

47 | Widerristfistel

Genickbeule . 49 | Genickfistel

50 | Brußtbeule .

51] Karpalbeule . 52 | Kieferfistel

53 | Zahnfistel .

54 | Rippenfistel . 55 | Schulterblattfistel -56 | Fisteln anderer Art 57 | Nasenfistel

58 | Euterfistel .

59 | Mastdarmfistel 60] Vaginalfistel . 61 | Samenstrangfistel

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Klinische Zahl 2 : der Erscheinungen Pfarde

Komplementablenkung. mit |

Lok? Ale за а о |25|Ф |р, аа и А

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62 | Hufknorpelfistel. . . 5

73 74 75 76 77 78 79

5( Ranula . 1 Geschwülste . Ak 4 Botryomykose . . . H Sarkom. nahe 1 Östeosarkom . . . . 2 Papillomatose . ] Eitrige Gelenkentzün- dung Sek 4 19 äeren Gelenkent- zündung. . 7 Sehnen- und Sehnen- scheidenentzündung . 11 Eitriger EE katarrh e 13

Scheidenkatarrh . 1 Gebärmutterkatarrh d Blasenentzündung . . 1 Eitrige Nephritis . . 2 Kronentritt 5 Nageltritt . 2 Hufkrebs . d

1

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Нойеһе . . . 4 Eitrige Entzündun g der Huflederhaut

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ER serologisch

Kompl. Ablenkung Rotzbazillenextrakt, „Abortus Miaria Kot? rlin az. хіт. | bazillenextrakt

Pferde-

Beurteil Nr. urteilung

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Tabelle 2.

rotzverdächtiger Pferde.

Komplementablenkung mit fremdem Bazillenextrakt

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Р 12-52 82020 42 ы чы + Alter Lungen- und Leberrotz

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Untersuchung serologisch

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Tabelle 2.

rotzverdächtiger Pferde. Komplementablenkung mit fremdem Bazillenextrakt

Mallein Zerlegungsergebnis

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Alter und frischer Nasen- Lungen- und Leberrotz.

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Alter Lungenrotz.

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Berlin Baz. Extr. bazillenextrakt di ж 1 1

Pferde- e Beurteilung Nr.

283 4150 4115 4114 Siegfried Isolde 1435 1437 1283 1282 1277 1276 1264 1196 1185 1086 1087 587 659 840 445

13 69 4 352 997 156

204

rotz- verdächtig

2 3: 3 3 з ;

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Zerlegungsergebnis

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Alter Lungen- und Nasenrotz.

Alter Lungen- und Leberrotz.

Alter Lungenrotz. Alter Lungenrotz.

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125 126 197 128 129 130 181 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142

Pferde-

Nr.

115

125

31

Beurteilung

rotz- verdächtig

3 3 3:3 3 3 3 4 3 3 2

2 3 3 3 3 3 3 3 4 з 3 : 2

Rotzbazillenextrakt, _ Abartus

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Kompl. Ablenkung mit anderem Rotz-

97

Komplementablenkung mit fremdem Bazillenextrakt

Mallein Zerlegungsergebnis

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Alter u. frischer Lungenrotz.

| | | | | | | II+!

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Alter Lungen-, Leber- und -Milzrotz. Alter Leberrotz.

Alter u. frischer Lungenrotz.

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knotenrotz. Alter Lungenrotz.

Alter u. frischer Lungenrotz.

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125 126 197 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 189

140

141 112

Рїегде- Nr.

117

Beurteilung

rotz- verdächtig

3 3 3 3 3 3 3 3: 3 : 2

3 3 3 3 а 3 3 203

Rotzbazillenextrakt,

Berlin

| | | Kpl. ` ты

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Kompl. Ablenkung

mit anderem Rotz- bazillenextrakt

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Komplementablenkung mit

Barillenextrakt

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Mallein

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Zerlegungsergebnis

Alter Lungenrotz.

Alter Lungenrotz.

Alter Lungen- und Leberrotz.

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Rotzbazillenextrakt,

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Komplementablenkung mit fremdem Bazillenextrakt

|

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Mallein

+

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Zerlegungsergebnis

Alter Lungenrotz.

Alter Lungenrotz.

Alter Lungen- und Leberrotz.

28

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mit anderem НоТ/-

Kompl. Ablenkung

Abortus

Berlin

Rotzbazillenextrakt,

bazillenextrakt

Baz. Extr.

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32

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Zeitschrift f. Veterinärkunde, 1919. 1. Heft. 3

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Rotzbazillen-Extrakt

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| Rotzbazillen-Extrakt | | Berlin

gespalten wurde.

Osteom in der Nasenhöhle eines Pierdes. Von Stabsveterinär Dr. Lorscheid.

Im Berichtsmonat wurde ein etwa 14jähriges, mittelschweres Wagenpferd von einem Pferde-Erholungsheim mit Räude einge- liefert. Dem Berittführer fiel auf, daß, wenn das Pferd sich beim Fressen aufregte das Pferd war sehr futterneidisch —, ein starkes Atemgeräusch hatte. Das Pferd war mäßig gut genährt und fieber- frei. Es wurde wiederholt untersucht. Im Stande der Ruhe zeigte das Tier kein abnormes Atemgeräusch. Die Untersuchung der Nasengänge makroskopisch und mit der elektrischen Lampe ergab nichts Besonderes. Nasenausfluß war nie vorhanden, auch nicht bei künstlich ausgelöstem Husten oder bei tiefgesenktem Kopfe. Auf- treibungen an den Kieferknochen bestanden nicht. Kehlgangs- lymphknoten waren nicht geschwollen und nicht schmerzhaft. Im Bereiche des Kehlkopfes und an der Luftröhre konnte nichts Ab- normes festgestellt werden. Ebenso war der Lungenbefund nor- mal. Wurde das Pferd im Trabe eine kurze Zeit bewegt, so ließ es bei der In- und Exspiration ein scharfes, nasales Atemgeräusch hören. Beim Zuhalten des linken Nasenloches verstärkte es sich auffallend, während es beim Zuhalten des rechten Nasenloches verschwand. Beim angestrengten Fahren wurde das Stenosen- geräusch so stark, daß es weithin hörbar war. Die Atmung war derartig angestrengt, daß das Pferd stehenblieb und sich erst wieder erholen mußte. Das Tier wurde längere Zeit beobachtet und, da keine Besserung des Leidens eintrat, es außerdem nur zu ganz leichter Arbeit zu verwenden war, Räude hatte und der Er- nährungszustand schlecht war, getötet. Die Sektion ergab fol- gendes:

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In der rechten Nasenhöhle befindet sich etwa vier Finger breit vor den Siebbeinmuskeln und zwischen der oberen und unteren Nasenmuschel eine etwa kinderfaustgroße, knochenharte ` Ge schwulst. Die nach der Nasenscheidewand gerichtete Oberfläche ist glatt und flach. Nach dem letzten Kieferknochen zu läuft sie birnenförmig aus. Die Geschwulst ist sehr hart, beim festen Drauf- klopfen mit dem Hammer leidet sie nicht im geringsten. Die rechten Nasenmuscheln sind zusammengedrückt. Sie sind etwa für einen Bleistift noch durchgängig. Die Nasenscheidewand ist stark nach links verbogen. An den übrigen Nasengängen, am Kehlkopf und an der Luftröhre wurde nichts Abnormes gefunden. Bei der Stellung der Diagnose im lebenden Zustand kam differential- diagnostisch in Betracht der Hauptmangel Kehlkopfpfeifen. Letz- terer konnte ausgeschlossen werden, weil es sich um ein in- und exspiratorisches Atemgeräusch handelte, da beim abwechselnden Drücken auf den linken und rechten Gießkannenknorpel in der Atmung kein Unterschied festgestellt werden konnte. Dann ferner, daß beim Zuhalten des linken Nasenloches das Geräusch sich hoch- gradig verstärkte, während es beim Zuhalten des rechten Nasen- loches verschwand.

Nekrose desNackenbandes durchFilariahaemorrhagica. Von Stabsveterinär Dr. Gerspach.

Die Filaria haemorrhagica, ein sehr feiner langer Fadenwurm, ist als Erreger einer mit Knötchenbildung und Blutungen einher- gehenden Hauterkrankung des Pferdes bekannt. Zuweilen dringt er indes, wie folgend beschrieben, in die Tiefe und erzeugt umfang- reiche entzündliche Veränderungen. Das straffe Sehnengewebe scheint nächst der Haut und Unterhaut ein Lieblingssitz des Para- siten zu sein, ebenso wie Filaria cincinnata Боташов zuweilen im Fesselbeinbeuger vorkommt.

In einem Falle sah ich bei einem 13 Jahre alten braunen Wal. lach, einem leichten Zugpferde, den über die Fortsätze der ersten Brustwirbel zwischen den Schulterblattknorpeln hinziehenden, mehr plattförmigen Teil des Nackenbandes in seiner ganzen Aus- dehnung abgestorben und mit dieser Filarienart derart durchsetzt, daß Bandfasern und Rundwürmer ein enges Filzwerk bildeten. Bei einem Panjepferd Schimmelwallach, 13 Jahre alt zeigte die Erkrankung mehr Neigung zu multipler Abszeßbildung am Wider- rist. In den Hohlräumen der Abszesse saßen die abgestorbenen Bandfasern mit den Filarien.

Diese eigenartige Erkrankung des Nackenbandes äußerte sich in starker Schwellung des Widerristes nach der Länge und Breite. Gegen Hals und Rücken war die Verdieckung abgesetzt. Oberfläch- liches Hervortreten der Hautvenen, Schmerzhaftigkeit, vermehrte Wärme und Fluktuation waren weitere Merkmale. Der Kamm war teilweise seitlich verschoben. Die äußere Haut war anfangs voll- kommen unbeschädigt, solange keine Abszesse durchgebrochen waren. Beim Anschneiden der fluktuierenden Stellen entleerte sich entweder eine blutig-seröse Flüssigkeit, ohne daß ein wesentlicher Zusammenfall der Geschwulst eintrat, oder weißlich gelber, schlei- miger Eiter. Bei dem Panjepferd war die Geschwulst an mehreren Stellen seitlich der Medianebene aufgebrochen. Es entleerte sich hellgelber, schleimiger Eiter. |

Durch Sondieren mit dem Finger fühlte man die abgestorbenen Gewebsmassen. Es gelang leicht, solche mit den anhaftenden Würmern nach außen zu befördern, wodurch die Diagnose ge- sichert war.

Die nekrotischen Teile des Nackenbandes und die erreich- baren Wurmnester wurden operativ entfernt. Die Fadenwürmer saßen mit ihrem Mundteil ziemlich fest und hatten sich nach der Gewebszerstörung im gesunden Nachbargewebe und in den neugebildeten Granulationen, die durch den ständigen Reiz stark wucherten, eingebohrt.

Arzneien, wie Arsen in Pulverform oder als Fowlersche Lösung, Chloroform, Ather, Jodoform, Terpentinöl, Jodtinktur und Lugol- sche Lösung, hatten keinen Erfolg, da sie die tiefer sitzenden Wurmnester nicht beeinflußten.

Beide Tiere kamen zur Schlachtung, da dem Prozeß kein Ein- halt geboten werden konnte. Das Nackenband war bei dem leichten Zugpferd, das in kurzer Zeit gänzlich abmagerte, im Bereich des Widerristes etwa 15 em lang vollständig abgestorben und mit den feinen Rundwürmern verfilzt. Die Parasiten saßen ebenfalls im Granulationsgewebe der Umgebung und fanden sich in Nestern, zwischen den Dornfortsätzen bis 7 cm in der Tiefe und teilweise hinterm Schulterblattknorpel. Der Knorpelüberzug eines Dorn- fortsatzes war abgestorben. Die tiefer gelegenen Wurmnester hatten Abszesse gebildet, die einen weißgelben, schleimigen Eiter enthielten. Der Widerrist des sich im Nährzustand gut gehaltenen Panjepferdes war mit zahlreichen kleinen und bis kastaniengroßen Abszessen durchsetzt, die abgestorbene Bandfasern und Würmer bargen und deren ausgebuchtete Wände teilweise rotes Granula-

5 99. zu

tionsgewebe aufwiesen. Im gesunden Nackenband saßen auch zahlreiche unregelmäßige bis bohnengroße weiße Verkalkungen, in deren Umgebung in noch unverändertem Nackenbandgewebe die feinen Rundwürmer eingebohrt saßen.

Die ganze Unterhaut und das Gewebe zwischen den Nacken- bandsträngen war in beiden Fällen serös durchfeuchtet, speckig verdickt und teilweise blutig infiltriert.

Bösartige, diphtherische Erkrankung an den Schleim- häuten des Verdauungskanals beim Jungvieh. Von Oberstabsveterinär Draegert.

Am 4. und am 7. Juni v. J. trafen im Viehdepot Pinsk zwei von Kowel kommende Transporte mit 391 bzw. 153 Stück Schlacht- rindern ein. Vom ersten Transport waren während der: Fahrt 21 Tiere wegen Erschöpfung notgeschlachtet worden. Bis zum 7. Juni mußten weitere 14 Rinder dieses Transportes geschlachtet werden; bis zum gleichen Tage verendeten außerdem fünf Tiere. Die Fleischbeschau bzw. Zerlegung ergab in allen Fällen nur die Er- scheinungen hochgradiger Abmagerung und wäßriger Durchträn- kung des Fleisches mit gelbsulziger Veränderung des Fettgewebes an der Herzbasis. 'Am 8. und 9. Juni wurden weitere zehn Tiere notgeschlachtet; von dem die Fleischbeschau ausübenden Oberveteri- när Schöttler wurden außer den vorher beschriebenen Erscheinungen der Abmagerung noch linsen- bis bohnengroße gelbliche Flecke an Zunge und Gaumen festgestellt, die zunächst auf Verletzungen durch das verabreichte grobe Heu zurückgeführt wurden. Das Fleisch wurde ohne Schädigungen für die menschliche Gesundheit genossen. Am 10. Juni ergab die Fleischbeschau von vier neuerlich notgeschlachteten Tieren folgenden Befund:

An Zunge und Gaumen erbsen- bis bohnengroße, unregel- mäßige, scharf abgegrenzte, bis 4 mm tiefe Schleimhautdefekte.. Die gleichen Veränderungen befanden sich im Pansen, ferner strei- fige Rötungen im Labmagen.

Nach diesem Befunde erstattete Oberveterinär Schöttler sofort Anzeige an mich. Darauf wurde sofort die Sperre des Vieh- depots angeordnet. Am 11. Juni wurden abermals sechs Tiere not- geschlachtet und zwei verendeten. Die vorgefundenen Verände- rungen waren die gleichen wie am 10. Juni unter Hinzutreten von haselnuß- bis apfelgroßen, rosettenförmig scharf abgegrenzten, bröckeligen Herden in der Leber.

Am 12. Juni nahm ich in Pinsk die Untersuchung von zehn am gleichen Tage notgeschlachteten Tieren vor und stellte außer den vorher beschriebenen Veränderungen vornehmlich folgendes fest: Im Blättermagen runde oder ovale pfennig- bis ınarkstückgroße graugelbe Flecken, die mit rotem Rand umgeben waren und bei Berührung sich leicht herausstoßen ließen, so daß an der Stelle ein scharf umgrenztes Loch entstand. Die Schleimhaut des Labmagens und Darmkanals war zum Teil geschwollen, zum Teil mit punkt- und fleckenförmigen Rötungen bedeckt. Unter dem lebenden Vieh- bestande wurde bei mehreren Tieren Abgeschlagenheit, Tränenfluß

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und Zähneknirschen, bei einigen auch Nasenausfluß, fleckige Rö- tung am Zahnfleisch, Rötung der kegelförmigen Papillen an den Backen und linsen- bis bohnengroße, scharf abgegrenzte graugelbe Flecken am Gaumen festgestellt. Fieber war bei diesen Tieren nicht vorhanden. Dieser Befund wurde dem Armee- und Chef- veterinär gemeldet. Der Schlachtbefund von sieben, am 13. und 14. Juni geschlachteten Tieren war im allgemeinen derselbe. Bei drei einen deutlich kranken Eindruck machenden Rindern wurde Fieber 40,0—40,9° C festgestellt.

Am 15. Juni untersuchte der Chefveterinär mehrere notge- schlachtete bzw. verendete Tiere, sowie den noch lebenden Rinder- bestand. Die Befundserhebungen bei den Zerlegungen deckten sich im wesentlichen mit den bereits angegebenen. Unter dem lebenden Vieh meist Jungvieh wurden 15 Schwerkranke in einem Stall abgesondert vorgefunden. Sie lagen auf dem Boden mit auf- gestütztem Kopf, zeigten häufig Zähneknirschen und vielfach Tränen- und Nasenfluß. Körpertemperaturen nur bei drei Tieren erhöht. Die Schleimhaut des Maules, der Backen und des Gaumens war fleckig gerötet, in Erbsengröße und darüber mit graugelbem Belag bedeckt, der sich abstreifen ließ und einen rotgefärbten Ge- schwürsgrund hinterließ. Zwei Tiere zeigten blutigen Durchfall.

Der vom Chefveterinär hinzugezogene Oberstabsveterinär Brühlmeier, der die Rinderpest von Südwestafrika her kannte, traf am 16. Juni ein und hielt nach den vorliegenden Be- funden die Erkrankung nicht für Rinderpest.

‚Auf Grund der gesamten Ergebnisse wurde jedoch der Ver- dacht der Rinderpest ausgesprochen und alle hierfür vor- geschriebenen Maßnahmen angeordnet.

Die in den Tagen des 16. bis 18. Juni von den Sachverstän- digen weiter erfolgten Untersuchungen des Viehbestandes in Pinsk und die Vornahme von weiteren 18 Zerlegungen ergaben, daß nur jüngere Tiere von der Seuche befallen wurden, daß der für die Rinderpest charakteristische blutige, profuse, stinkende Durchfall außer in den früher erwähnten zwei Fällen nicht mehr auftrat, daß hohes Fieber meist fehlte und daß die Geschwüre sich nur in den Vormägen, aber nicht in dem übrigen Darmkanal vorfanden. Auf Grund dieser Beobachtungen kamen die Sachverständigen überein, daß die Erkrankung nicht als Rinderpest, sondern als eine bös- artig diphtherische Erkrankung des Jungviehs mit schwerem herd- weisen Absterben der Schleimhäute der ‘Maulhöhle, der drei ersten Magen und mit herdweisem Absterben des Lebergewebes aufzu- fassen sei.

Am 18. Juni wurde deshalb der Rinderpestverdacht durch den Chefveterinär aufgehoben.

Bis zu diesem Termin waren 37 Tiere verendet und 90 not- geschlachtet worden.

In den Grenzteilen der abgestorbenen Gewebsteile wurde von der Blutuntersuchungsstelle Bialla der Bangsche МОО рие fast in Reinkultur, nachgewiesen.

Schußverletzungen.

= Ein Pferd des Lazarettes Charleroi, das eine Fistel unterhalb des linken Sitzbeinhöckers zeigte, bei dem aber wegen der bis in die Kniekehlgegend reichenden, mit Seitentaschenbildung kompli- zierten Fistel ein Fremdkörper durch Sondieren nicht zu finden war, wurde zur Röntgendurchleuchtung nach Brüssel geschickt. Hier konnte ich mit Hilfe von Röntgenstrahlen einen fünfpfennig- stückgroßen Granatsplitter in der Muskulatur der Kniekehlgegend ermitteln und ihn durch einen operativen Eingriff entfernen. Stabsvet. Dr. Silbersiepe.

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Am 29. April wurde ein Pferd eingeliefert, das infolge Schuß- verletzung am rechten Vorderhuf auf drei Beinen ging. 2 cm unter der Zehenhufkrone war in der Hornwand ein bohnengroßer Horn- defekt, der fast ganz von zersplittertem Horn verdeckt war. Am niedergelegten Pferde konnte ein kirschkerngroßer Granatsplitter entfernt werden, der das Hufbein von etwa Mitte der Hornwand- fläche aus durchschlagen hatte und, in Knochensplittern einge-. bettet, dicht vor der Strahlspitze in der Fleischsohle lag. Die Huf- lederhaut bzw. Fleischkrone oberhalb der Einschußöffnung war teilweise abgestorben. Bei der operativen Entfernung dieser ab- gestorbenen Fleischteile floß fadenziehende Flüssigkeit ab. Nach sorgfältiger Desinfektion der ganzen Operationsfläche mit Wasser- stoffsuperoxyd wurde der Schußkanal durch das Hufbein aus- tamponiert und ein Trockenverband angelegt. Der Auftritt des Pferdes besserte sich schon nach drei Tagen. Das Pferd ist jetzt dienstbrauchbar. Stabsvet. Dürschnabel.

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Bei einem verletzten Pferde einer Feldart. Batterie hatte ein Sprengstück die linke Brustwand durch eine kleine Wunde per- foriert. Das Pferd zeigte neben geringgradigem Fieber und ver- minderter Freßlust beschleunigtes Atmen und am Abend des fünf- ten Tages nach der Verwundung die charakteristischen Erschei- nungen des Starrkrampfes. Das Tier brach in der darauffolgen- den Nacht zusammen und vermochte sich auch mit Unterstützung nicht mehr zu erheben, so daß es als unheilbar getötet wurde. Die Sektion zeigte, daß die linke Lunge und das Zwerchfell perforiert und das Sprengstück von ungefähr Haselnußgröße und unregel- mäßiger, scharfkantiger Form im mittleren Leberlappen stecken- geblieben war. Das Brust-, Lungen- und Bauchfell zeigte in der Umgebung des Schußkanals in größerem Umfange etwa 1 bis 2 mm dicke fibrinöse Beläge; auch der Wundkanal in der Leber und die Höhle in ihrem Parenchym, die das Sprengstück barg, waren schon durch eine, etwa 1 mm dicke, bindegewebige Wand ausgekleidet und die Höhle selbst mit auffallend vielen kleinen, anscheinend von dem scharf und unregelmäßig geformten Sprengstück mitgerisse- nen Härchen der allgemeinen Decke angefüllt. Stabsvet. Post.

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Verschiedene kleine Mitteilungen aus dem Felde.

Das beistehende Bild zeigt eine ausgedehnte Erkrankung des

Schweifes ап Botryomykose; sie bedarf keiner weiteren Be- schreibung. Vet. d. Res. Dr. Schmidt.

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Infolge eines Fliegerangriffs auf einen Munitionszug kamen unter anderen auch Granaten mit Gelbkreuz zur Explosion. Eine in der Nähe biwakierende Bagage eines Inf. Batls. wurde infolge ungünstiger Windrichtung hiervon überrascht. Erst nach einigen Stunden wurde die reizende Wirkung bemerkt. Die Pferde ver- hielten sich durchweg ruhig, die Nüstern etwas gebläht, die Atem- tätigkeit war nicht vermehrt. Die Reizwirkung war hauptsächlich an den Augenschleimhäuten bemerkbar. Die Lidbindehäute waren neben erhöhter Rötung geschwollen, es erfolgte reichliche Sekretion, das Sekret sammelte sich klumpenartig geballt im inneren Augen- winkel als schmutzig-gelbgrünliche Masse an; dies geschah noch etwa acht bis zehn Tage nach der Einwirkung. In schwereren Fällen erfolgte Hornhauttrübung, die Außenfläche der Hornhaut sah bei seitlicher Betrachtung rauh und glanzlos aus, hatte in der Färbung einen Stich ins Gelbliche. In anderen Fällen bestanden Blutungen auf der Netzhaut, später Auflagerungen in Form von punktförmigen bzw. streifenförmigen Gerinnseln. Die Linse war getrübt. Die Pupillenreaktion sistierte.e In den leichten Fällen war nach Aufhören der Entzündungserscheinungen der Hornhaut keine Beeinträchtigung des Sehvermögens zurückgeblieben. Bei mehreren Pferden bestand eine mehr oder weniger umfangreiche Trübung der Hornhaut und der Linse weiter; eine Resorption fand nicht statt, das Auge wurde kleiner, das Sehvermögen war stark beeinträchtigt bis zur völligen Erblindung.

Auffallend ist, daß die Reizerscheinungen hauptsächlich auf den sichtbaren Schleimhäuten sich bemerkbar machten, während Lungenerscheinungen nicht beobachtet worden sind. Einige Pferde

zeigten einige Tage eine gewisse körperliche Hinfälligkeit und Schlaffheit, erholten sich aber bald wieder. Neben diesen Erschei- nungen fand teilweise Hautnekrose und Haarausfall an den ver- schiedensten Stellen des Körpers statt. Stabsvet. Stammer.

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Urtel: Chemische Antisepsis der Kriegsverwundungen sowie primäre Wundbehandlung der Gelenkschüsse. (Münch. med. Wochenschr. Nr. 35.) l

Empfehlung der Anwendung von 3 %iger offizineller H,O,- Lösung, Lösung von Kal. jodat. 2,0 Acid. acetic. dilut. (30 %) 8,0 Aq. destill. ad 100 (in dunkler Flasche). Beide Lösungen vor dem Gebrauche gemischt und dann injiziert, sobald eine braunrote Färbung eintritt. Wirkung auf Wunden: Abstoßung des Nekroti- schen. Beseitigung lokaler Entzündungserscheinungen. Beschleu- nigung der Granulationsentwicklung. (D. med. W. Nr. 40, 1918.)

Perthes (Tübingen): Beitrag zur Ersparnis baumwollenen Operationsmaterials. (Zentralbl. f. Chirurgie Nr. 32, 1918.)

Um die Binden und Tupfer, die durch wiederholtes Waschen in Leitungswasser ihre Saugkraft verloren haben, wieder ge- brauchsfähig zu machen, werden die gewaschenen Stoffe zuerst für einige Stunden in kochendheißes, mit etwas Essig angesäuertes Wasser gelegt, dann zweimal in Regen- oder Kondenswasser, dem etwas Soda zugesetzt ist, einige Stunden stehengelassen; zuletzt werden sie nochmals im Regenwasser ausgewaschen und getrock- net. Der Verlust der Saugkraft beruht auf der Bildung von Kalk- und Magnesiaseifen; durch das erste Bad werden die Erdalkalien, dureh das zweite die Fettsäuren gelöst. (M. med. W. Nr. 35, 1918.)

Über die Gründungsversammlung des Deutschen Veterinäroffizierbundes (D. V.O.B.)

ат 4. Januar 1919 um 5 Uhr nachm. im Pathologisch-anatomischen Institut der Tierärztlichen Hochschule Berlin.

Die wider Erwarten gut besuchte Versammlung wurde um au: Uhr von Herrn Generalveterinär Dr. Schlake mit einer Be- grüßungsansprache eröffnet.

Im ersten Teil der Tagesordnung sprachen als Berichterstatter des vorläufigen Arbeitsausschusses: |

Oberstabsveterinär Bauer: „Über die Aufgaben und Ziele

des D. V.O. Bs.“.

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Oberveterinär Dr. Kröcher: „Über die am 3. 12. 18 dem Kriegsministerium unterbreiteten Forderungen der Veteri- näroffiziere‘‘.*)

Generalveterinär Schlake überträgt sodann der Leitung der Versammlung Oberstabsveterinär Bauer, der zunächst ein Schreiben von G.O.V. Göbel verliest, über die Stellungnahme der Veterinäroffiziere des I. bayerischen A.Ks. zum Р. У.О. В, nebst einer Erwiderung des vorläufigen Arbeitsausschusses und einer Antwort von G. O. V.Göbel. Das zuerst genannte Schreiben war dem Chef der Kavallerieabteilung des Kriegsministeriums vorge- legt worden, von dem eine schriftliche Stellungnahme eingegangen war, die gleichfalls verlesen wurde.

An der nun folgenden Aussprache über die beim K.M. eingereichten Forderungen der Veterinäroffi- ziere beteiligten sich die Herren Grammlich, Toepper, Eberlein, Wöhler, Nevermann, Maak, Stahn. Durch einstimmigen Beschluß wurden die Forderungen und die bisher unternommenen Schritte gebilligt. Der Arbeitsausschuß wurde mit ihrem weiteren Ausbau, insbesondere mit dem Ein- reichen eines Antrages über die Gehaltsregelung der Generalober- veterinäre und Oberstabsveterinäre beauftragt.

Zum nächsten Punkt der Tagesordnung: Gründung des D.V.O.Bs. sprachen die Herren Schütte, Hientzsch, Maak,Troester,Eberlein. Die Gründung des D.V.O.Bs. wurde einstimmig beschlossen.

Die dann vorgelegten Satzungen wurden ohne wesent- liche Änderungen angenommen. Es wurde beschlossen, darin ($ 3) noch besonders zum Ausdruck zu bringen, daß „der Bund kein politischer Verein“ ist.

Bei der sich anschließenden Wahl des Arbeitsausschusses wur- den folgende Herren gewählt:

Als Vertreter der aktiven Veterinäroffizieree Troester, Bauer, Schütte.

Als Vertreter der Veterinäroffiziere des Beurlaubtenstandes: Eberlein, Nevermann, Hientzsch.

Als Vertreter der inaktiven Veterinäroffiziere: Cħristiani, Löwener. | Als Vertreter der Veterinäroffiziere auf Kriegsdauer: Maak.

Sodann wurde, nachdem die Herren Müller ‚Stahn, Schlaffke, Troester, Eberlein, Grammlich sich geäußert hatten, der geschlossene Beitritt des D.V.O.Bs. zum D.O.B. und der Anschluß an den deutschen Veterinärrat einstim- mig beschlossen. |

Alle gefaßten Beschlüsse wurden schließlich in folgende Reso- lution zusammengefaßt, die von der Versammlung einstimmig an- genommen wurde. `

Resolution.

іе аш 4. 1. 1919 im Pathol. anatom. Institut der Tierärzt- lichen Hochschule Berlin tagende Versammlung von Veterinäroffi-

_*) Beide Berichte und die Satzungen des Bundes werden allen Mit- gliedern demnächst zugehen.

zieren des aktiven, inaktiven und Beurlaubtenstandes sowie auf Kriegsdauer aus dem Bereiche des Gardekorps, 2., 3., 5., 6., 8., 9., 10., 11., 14., 15., 16., 17., 19. und 21. A. Ks. sowie zweier Vertreter der Re- montedepotveterinäre unter Beteiligung von Angehörigen und Hin- terbliebenen von Veterinäroffizieren beschließt einstimmig: 1. Die Gründung des Deutschen Veterinäroffizierbundes und ge- nehmigt die vorgelegten Satzungen. ы | 2. Den geschlossenen Beitritt des Deutschen Veterinäroffizier- bundes zum Deutschen Offizierbund unter der Voraussetzung einer angemessenen Vertretung im Vorstand und Arbeitsaus- schuß desselben. 3. Den Anschluß an den Deutschen Veterinärrat und beauftragt den Arbeitsausschuß, die erforderlichen Schritte einzuleiten. 4. Die Versammlung erklärt einstimmig ihr Einverständnis mit den beim Kriegsministerium eingereichten Forderungen und billigt die unternommenen Schritte. |

Mit der dem Sinne nach gleichlautenden Resolution der Ver- sammlung vom 21. Dezember 1918 haben außer den oben genannten ihr Einverständnis bisher schriftlich erklärt: die Veterinäroffiziere des XIII. (Württb.), XX. und des II. und III. bayerischen A.K. sowie zahlreiche einzelne Veterinäroffiziere, |

Herr Generalveterinär Dr. Schlake sprach dann noch ein Schlußwort, in dem er dem Wunsche Ausdruck verlieh, daß es dem D.V.O.B. beschieden sein möge, alle auf ihn gesetzen Hoffnungen voll und ganz zu erfüllen.

Schluß der Sitzung 8°° Uhr. Der Arbeitsausschuß,.

| I. A.: Bauer, O.St.V.

Ehrentafiel der Veterinäre. Den Heldentod für das Vaterland starben:

Stabsveterinäre: Paul Dröge (Breslau), Dr. K. Siegesmund (Darmstadt), Dr. Richard Keil (städt. Tierarzt in Leipzig), Heinr. Krücken (Schlachthoftierarzt in Münster i. W.); Oberveterinäre: рг. О. Lange (Tierarzt in Oppeln), Dr. Hugo Nöckler (Tierarzt aus Leipzig); Feldhilfsveterinäre: Harbeck aus Hövede, Graf aus Hardheim.

Ordensverleihungen. Es erhielten: Das Eiserne Kreuz 1. Klasse: Oberstabs- und Div. Veterinäre: Dr. Bischoff (Suhl), M. Ulm (Bunzlau), A. Grökel (Frankfurt a. O.), R. Barthel (Leipzig). Stabs- und Div. Veterinäre: Dr. W. Flatten (Cöln), d. Wieler (Xanten), H. Schütze (Grimma), Dr. A. Lehmann (Güstrow). Stabsveterinäre: L. Otto (Goldap), A. Holzhauer (Gernsbach), E. Radtke (Kiel). | Oberveterinäre: Dr. Fraas (Berlin), Dr. Schütte, R. Hey (Dresden), Dr. Henke (Berlin), Rietzsch (Barby).

Das Eiserne Kreuz 2. Klasse:

Die Stabsveterinäre: К Ke Dr. M. Laß (Berlin), Krücken f (Münster), Nöckler f (Leipzig).

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Die Oberveterinäre: E Dr. A. Thieke (Berlin), W. Bühler (Haigerloch), Dr. Lenze | (Mechernich), Posig (Kurnik). | Die Veterinäre: | W. Thäsler (Lübben), K. Kirschner. | Die Feldhilfsveterinäre: | A. Kleemagpn, Kistler, Wolters. Den Königl. Bayerischen Militär-Verdienstorden 4. Klasse | mit Schwertern: St.V. E. Kaussel. Den Königl. Bayerischen Militär- Verdienstorden 4. Klasse mit Krone und Schwertern: O. St. V. Dr. Kersten. Die Krone zum Ritterkreuz 1. Klasse mit Schwertern des Königlich Sächsischen Albrechts-Ordens: St. V. Stütz. Das Anhaltische Friedrichskreuz am grünroten Bande: O. V.. Dietzsch. Das Ehrenkreuz 3. Klasse mit Schwertern des Hohen- zollernschen Hausordens. O.V. W. Bühler. Das Hamburger Hanseatenkreuz: St.V. Dr. Zalewski.

Das Schaumburg-Lippesche Kriegsverdienstkreuz: St. V. Dr. Flatten.

Deutscher Veterinärrat.

Die am 12. Oktober d. J. durch die XV. Vollversammlung in Jena gewählte Kommission zur Vorbereitung des weiteren Aus- baues der tierärztlichen Standesvertretung ist am 1. November im Beratungszimmer der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin erstmalig zusammengetreten. Nach eingehender Beratung gelangte man in der vorerwähnten Frage zu einem einstimmigen Beschluß, durch den unter Beibehaltung des guten Alten der spezialistischen Ent- wicklung, die der tierärztliche Stand während der letzten Jahrzehnte genommen hat, in weitestem Umfange Rechnung getragen wird.

Zu den durch die Kommission vorgeschlagenen Satzungs- änderungen wird nunmehr zunächst der geschäftsführende Aus- schuß Stellung zu nehmen haben. Bevor sie alsdann der Voll- versammlung unterbreitet werden, erfolgt ihre Veröffentlichung durch die Fachpresse, um dadurch den beteiligten Kreisen die Möglichkeit einer Stellungnahme zu verschaffen.

Cöln, den 5. November 1918. Dr. Lothes.

Kriegsfürsorgeeinrichtung für diePreußischen Tierärzte. XXXVII. Bericht, en 1918. 1. Eingänge. Fleischer, O.St.V., Halle a. S., Monatsbeitrag 10 M.; Dr. Loweg, Kr.T., Burgdorf; Wilcke, pr. T., Lehrte; Beiträge für Sep- tember und Oktober 40 М.; Schöttler, Wilh., St. V., Pf. Laz. Pinsk, 20 М.; Hansen, St. V., Pf. Laz. Suchorebschina, 20 М.; Prof. Dr. Esser, Geh. Med. Rat, Göttingen (durch die Firma Trommsdorf-Aachen) 43,65 M.; Bock,

ed Е

pr. T., Wülfel, erneuter Beitrag 100 M.; durch den A.V. der 18. Armee: ammlung des St.- u. Div. V. Schulz, 3. Res. Div., 50 M.; dürch O. St. V. Drägert, Et. V. der Et. Insp. Bug: Praxis-Einnahmen dort. V. Offiz. 600 M.; durch G.O.V. Greßel, Ferdinandshof: Monatsbeitrag des O. B.V. Dr. Scheel, Ers. Drag. 12, 20 M.; durch V.R. Dr. Matschke b. Verwaltungs- chef Warschau, als 16. Sammlung der deutschen Kreistierärzte im General- gouvernement Warschau für August: 425 M., davon ab monatliche Beihilfe an die Hinterbliebenen eines verst. Kollegen 200 M., Rest 225 M. Schluß- summe aller Beiträge 1128,65 M. |

2. Auszahlungen. Laufende monatliche Beihilfen an 25 Familien 1750M.

Zusammenstellung: Eingänge 1128,65 M., Auszahlungen 1750 M.

Oktober 1918.

1. Eingänge. Durch St. u. Div. V. Dr. Herbig, 111. Inf. Div., Monatssammlung 15 M.; durch Tierärztliche Rundschau: Schriftsteller- Honorar des pr. T. Train -Baruth 8,85 M.; Fleischer, O.St. V., Halle a. S., Monatsbeitrag 10 M.; durch St. u. Div. V. Ehrhardt, 208. Inf. Div. 60 M.; durch Berliner Tierärztliche Wochenschrift: Schriftsteller-Honorar des Prof. Dr. Ver meulen-ÜUtrecht (Holland), 23 M.; Hänsgen, pr. T., Witten- berge, 20 M.; durch Schl. D. Kolbe-Thorn: 860 M.; durch V. R. Dr. Matschke b. Verwaltungschef Warschau, als 17. Sammlung der deutschen Kreistierärzte im Generalgouvernement Warschau, für September 690 M., davon ab monatliche Beihilfe an die Hinterbliebenen eines verst. Kollegen 200 M., Rest 490 M.; durch Reg.- u. V. R. Schaper-Stade: Laufende Beiträge im 3. Vierteljahr von Tierärzten des Reg. Bez. Stade: 275 M. Schluß- summe 1961,85 M.

2. Auszahlungen. Laufende monatliche Beihilfen an 21 Familien 1375 M. Einmalige Beihilfe 300 M. An Beihilfen zusammen 1675 M.

Zusammenstellung: Eingänge 1961,85 M. Auszahlungen 1675 M.

Allen opferwilligen Gebern herzlichen Dank!

Kollegen in der Heimat! Die zwar lang ersehnte, durch die jetzigen po- litischen Verhältnisse aber höchsternste und besonders schwere Zeit der Übergangswirtschaft steht auch für uns Preuß. Tierärzte unmittelbar bevor. Diese Übergangszeit trifft unsere Kriegsfürsorgeeinrichtung zwar nicht unvorbereitet, sie wird aber bei dem tiefbeklagenswerten Ausgange des langen Weltkrieges und durch die gewaltigen innerpolitischen Umwälzungen für unsere jetzt aus dem Felde heimkehrenden Praktiker noch bei weitem härter 'sein als wir anfänglich in begründeter Siegeszuversicht erwarten konnten. Wir haben deshalb Zweifel, daß unter diesen Umständen der von uns für die Übergangszeit zurückgelegte Fonds in seiner jetzigen Höhe aus- reichen wird, um allen an uns herantretenden Anforderungen gerecht werden zu können. Wir müssen und wollen aber den heimkehrenden Kollegen unter allen Umständen helfen, sie über die erste schwere Zeit der Not binwegzubringen. Während wir ehemals glaubten, beim Friedensschlusse unsere bis dahin angesammelten Mittel nur verteilen und unsere Hilfstätigkeit demnächst einstellen zu können, sind wir durch die besonderen Umstände genötigt, gleichzeitig unsere Sammlung noch fortzusetzen, so lange, bis allen infolge des Krieges notleidenden Kollegenfamilien nach bester Möglichkeit geholfen, bis alle nicht festbesoldeten Kollegen untergebracht und hoffentlich wieder einigermaßen geordnete Verhältnisse Platz gegriffen haben.

So rufen wir Euch zu neuer Opferwilligkeit auf! Kollegen, die Ihr daheim bleiben konntet bei Weib und Kind, lasset Eure Feldkollegen nicht im Stiche! Helft ihnen nach jeder Richtung hin! Daheim beim: Wieder- aufbau ihrer Praxisbezirke. Durch uns, indem Ihr uns weiter die Mittel gebt, um für den Lebensunterhalt der nächsten Zeit, in der jede nennens- . werte Verdienstmöglichkeit für ‚die zurückkehrenden Krieger fehlt, sowie für die Neugründung ihrer Exirtenzen Sorge tragen zu können. Zwar liegen auch hinter Euch Heimatskollegen saure Jahre der härtesten Arbeit! Auch an Eurer Gesundheit sind die 4 Kriegsjahre nicht ohne Spuren zu hinter-

lassen vorbeigegangen! Ihr konntet aber doch immerhin auf Eurer Scholle verharren, und es blieb Euch doch auch der klingende Lohn für Euer Schaffen nicht aus, während Eure Feldkollegen nichts zurückzulegen vermochten für diese: erste schwere Zeit nach ihrer Rückkehr und viele deshalb jetzt vor dem Nichts stehen. Helft uns deshalb, den heimkehrenden Kollegen wieder ein standeswürdiges Dasein und fernere Schaffensmöglichkeit zu erringen! Gebt Ihnen ab von dem Eurigen und sendet uns auch ferner Liebesgaben für die Notleidenden! Es gilt gerade jetzt, die Opferfreudigkeit, die sich an unserem Opfertage am 1. April in so glänzender Weise gezeigt hat, in dieser größten Not nochmals zu beweisen, denn sie ist für die kommenden Monate bitter nötig. Opfert von neuem, bildet wie damals Sammelbezirke und sendet uns Beiträge! Auch die kleinsten Gaben sind uns willkommen! Alle übrige Mühe nehmen wir freudig auf uns. Alle Beiträge erbitten wir an unseren Schrift- und Kassenführer

Oberstabsveterinär Friese, Hannover, Sallstr. 95 Erdg. Postscheckkonto Hannover Nr. 10227.

Hannover, den 20. November 1918.

Dr. Esser-Göttingen. Heyne-Posen. Friese-Hannover. Franzenburg- Altona. Schrader-Brandenburg. Volmer-Hattingen.

Praktikum der tierärztlichen Geburtshilfe. Von Dr. med. vet. Friedrich Lindhorst, Veterinärrat, Amtstierarzt in Delmenhorst und Dr. med. vet. Fritz Drahn, Assistent am anatomischen Institut der Tierärztlichen Hochschule Berlin. Mit 110 Abbildungen und einer farbigen Tafel. Berlin 1918. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz. Preis 8 M.

Das Werk soll), wie schon sein Name sagt, keineswegs die Lehrbücher der tierärztlichen Geburtshilfe ersetzen, es behandelt vielmehr in kurzer Fassung lediglich die für die Praxis in Betracht kommende geburtshilfliche Technik und ist für den angehenden sowie praktischen Tierarzt bestimmt, Der Teil über die Hilfeleistung bei Pferd und Rind ist auf Grund einer 25jährigen Tätigkeit in einer Gegend mit ausgedehnter Viehzucht im wesentlichen von Lindhorst, der Teil über kleine Haustiere und der Anhang von Drahn be- arbeitet. Das Buch ist klar geschrieben und erfüllt den gedachten Zweck in bester Weise. Die vielen, meist schematischen Abbildungen erleichtern das Verständnis wesentlich. Allen Interessenten sei die Anschaffung des Werkes empfohlen. Schulze.

Operationskursus für Tierärzte und Studierende. Von Dr. W. Pfeiffer, Geh. Medizinalrat, ordentl. Professor der Veterinär-Chirurgie an der Uni- versität Gießen. Siebente vermehrte Auflage. Mit 75 Abbildungen. Berlin 1918. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz. Preis 5,50 M.

Das bekannte Werk, das in erster Linie als Anleitung zum Operieren für die Studierenden geschrieben ist, hat sich im Laufe der Jahre auch bei den praktischen Tierärzten eingebürgert, da die Ausführungen des Verfassers kurz und dabei prägnant sind. Diein großer Anzahl beigegebenen Abbildungen auf vorzüglichem Papier sind instruktiv. Auch die siebente Auflage, die einer ergänzenden Durchsicht unterzogen ist, wird zur Anschaffung wärmstens empfohlen. Schulze.

Druck von E, S. Mittler & Sohn, Berlin SW68, Kochstraße 68—71.

31. Jahrg. Februar 1919. | 2. Нен.

Zeitschrift w-Veterinärkunde

mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene Organ für die Veterinäre der Armee

Schriftleitung: Oberstabsveterinär Karpe.

Dreem Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen ®°. Abonnementspreis jährlich 12 Mark. Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.

Nachdem Herr Generaloberveterinär Wöhler, der während des Krieges, auch nach seiner Versetzung ins Kriegsministerium, in dankenswerter Weise die „Zeit- schrift für Veterinärkunde“ weiter redigiert hatte, jetzt von der Schriftleitung zurückgetreten ist, ist sie mir übertragen worden.

Ich bitte daher alle bezüglichen Schreiben an meine Adresse: Berlin N4, Hessische Straße 12, richten zu wollen. | Кагре.

Die normale Milz des Pierdes und ihre patho- logischen Veränderungen bei chronischer, iniektiöser Anämie.

Von Stabsveterinär Mrowka.

Im Dezember . 1917 wurden im Bereiche der Südarmee 30 Pferde eines Bestandes wegen chronischer infektiöser Anämie getötet. Die Diagnose stützte sich nach Bericht auf einige Todesfälle mit allen Anzeichen der akuten infektiösen Anämie bei Einbruch der Seuche in den Bestand und auf das intermittierende Fieber der chronisch erkrankten Tiere. Die ersten Fieberanfälle bei diesen Patienten lagen teilweise Monate zurück; und ihre Zahl schwankte zwischen 2 und 17. Bei keinem Tiere war bis zum Tage des Todes eine Heilung zu konstatieren.

Das an die Tierseuchen-Forsehungsstelle Ost eingesandte Ma- terial konnte wegen Mangel geeigneter Versuchstiere nicht verimpft werden, auf Grund der klinischen Erscheinungen jedoch wurde in- fektiöse Anämie als bestehend erachtet. Ein an Ort und Stelle geimpftes kriegsunbrauchbares Pferd soll sich bereits am Tage nach der Impfung hingelegt haben und einige Zeit später gestorben sein. Einen Anhalt für die Diagnose ergab der Versuch deshalb nicht. Klinisch wurden neben dem intermittierenden Fieber

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 2. Heft. 4

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scheankender Gang der Hinterhand, Veränderungen ап den Augen- schleimhäuten, übermäßige Erhöhung der Herztätigkeit schon nach kurzer Bewegung festgestellt.

Über hämatologische Untersuchungen ist nichts bekannt ge- worden. Die Durchmusterung einiger Blutausstriche bei der fahr- baren Blutuntersuchungsstelle Nr. 2 ergab keine Veränderungen an den Blutelementen. Dasselbe Ergebnis sollen Untersuchungen ‘an der Seuchen-Forschungsstelle Ost gehabt haben.

Zur Zeit der Tötung waren sämtliche Tiere fieberfrei. Ein- zelne hatten kurz zuvor einen mehrtägigen Fieberanfall ütber- standen.

Die klinische Untersuchung vor der Tötung der verhältnis- ` mäßig gut genährten Tiere ergab vereinzelt übermäßige Erhöhung der Pulszahl schon nach kurzer Bewegung. Die Augenschleim- häute waren teils ohne Veränderungen, teils gelblich- bis schmutzig- rot. Blutungen an den sichtbaren Schleimhäuten fehlten, ebenso krankhafte Erscheinungen an den anderen Körperteilen.

Die Organe der ausgeschlachteten Tiere waren in den meisten Fällen unverändert. Das Endokard eines Herzens zeigte sich in verstreut liegenden Herden von höchstens 1 qem Größe verdickt, undurchscheinend, die Herzmuskulatur ohne Veränderung. In einem anderen Falle fanden sich bis walnußgroße bindegewebige Einlagerungen im unveränderten Myokard. Die bronchialen Lymph- drüsen waren vereinzelt vergrößert und saftig.

Im Diekdarm der meisten Tiere wurden zahlreiche Parasiten (Strongyliden) von verschiedenster Größe gefunden. Die Schleim- haut eines Blinddarmes war bis auf einen kleinen Teil mit einer zusammenhängenden, etwa 1% em dicken Pseudemembran bedeckt. Sie ließ sich von der Schleimhaut leicht ablösen ünd haftete nur an vereinzelten Stellen, die sich durch schwache Rötung der unver- letzten Schleimhaut abhoben, fester an, ohne mit ihr verwachsen zu sein. Die bis aufs Dreifache verdickte Blinddarmwand war auf dem Durchschnitt sehr feucht, gelatinös. Die histologische Unter- suchung der Darmwand ergab eine Überschwemmung der Sub- mukosa, besonders in der Umgebung und selbst im Keimzentrum der Follikel, mit eosinophilen Leukozyten und deren Auswande- rung durch die Tunica propria der Mukosa, die oben erwähnten Berührungsstellen als Brücken benutzend, in die aus dicht gedräng- ten eosinophilen und polymorphkernigen Leukozyten gebildete Pseudomembran. Parasiten fehlten hier.

Das Knochenmark war durchweg gelbes Fettmark, in dem bei zwei Tieren vereinzelt etwa stecknadelkopfgroße Blutungen sicht- bar waren.

Abweichungen von der Norm fanden sich wiederholt an der Milz. Der größte Teil der Milzen erschien auf der Schnittfläche dunkelbraunrot, trocken, glatt, mit deutlich hervortretendem Bal-

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kenwerk und nur schwer sichtbaren Follikeln. Demgegenüber war etwa in % aller Fälle mäßige Schwellung der Milz nachzuweisen, während die äußere Farbe und die Konsistenz nicht merklich ver- ändert waren. Die Maße sind seinerzeit mit den Fieberkurven den Sektionsberichten beigefügt worden und stehen nicht zur Ver- fügung. Auf dem Durchschnitt erscheinen diese Organe in Farben- abstufungen von braunrot bis zur Fleisch- und Himbeerfarbe. Die Schnittfläche ist deutlich granuliert, feucht, aber nicht überfließend und nicht breiig. Das Trabekelsystem ist je nach Stärke der Pulpa- schwellung verwischt oder vollkommen unsichtbar. Auf der Höhe der Granula sieht man die Follikel oft bis zur Größe eines Steck- nadelkopfes. Sie haben einen im Zentrum oft auch exzentrisch ge- legenen grauweißen, undurchsichtigen Kern, der von einem grauen durchscheinenden Hof umgeben ist. Die Größe der Granula und der Follikel ist wie die Farbe schwankend.

Für die Beurteilung des histologischen Aufbaues dieser grob anatomisch sichtbaren Veränderungen, vornehmlich der Farben- nuancen, bedurfte es der Kenntnis der Histologie der normalen Pferdemilz. Da in der zur Verfügung stehenden Literatur Auf- zeichnungen darüber nicht zu finden sind, wurden in einem bis dahin sicher seuchefreien Gebiete aus einer großen Anzahl Milzen gesunder geschlachteter Pferde zehn wahllos histologisch untersucht. Die Organe waren auf der Schnittfläche dunkelbraunrot, glatt, trocken, mit deutlich sichtbarem Trabekel- system. Sie wurden mit den Anämiemilzen nach denselben Me- thoden fixiert, gehärtet, eingebettet und gefärbt.

In den Schnitten normaler Pferdemilzen wird das mikroskopische Bild quantitativ vom Pigment beherrscht. Es liegt zum kleinsten Teil intrazellulär und nimmt die verschiedensten Formen an. Neben amorphen Massen liegen verschieden große Körner bis zur Größe und Form roter Blutzellen, nicht selten zu Haufen vereinigt, wie agglutiniert, und schließlich unregelmäßig gestaltete Schollen von wechselnder Größe. Im durchfallenden Lichte erscheinen die kleinen Formen gelb, die größeren und großen Schollen gelbbraun bis braungelb. Die letzteren liegen seltener regellos in der Pulpa verteilt, meist in runden, umschriebenen Haufen, oder in Form von Wällen. Die wiederkehrende Regelmäßigkeit in der Gruppierung entspricht der Lage der kleineren und kleinsten aus einer Schicht Endothelzellen gebildeten Blutgefäße. Sie erscheinen in Haufen, wo die Gefäße senkrecht, in Wällen, wo sie in der Längsachse ge- schnitten sind, und dann an frisch aufgeworfene Gräben erinnern.

Zur genauen Darstellung auch der geringsten Pigmentmengen empfiehlt sich die Behandlung der ungefärbten, besser der mit Hä- matoxylin-Eosin vorgefärbten Schnitte mit Amoniumsulfid nach Quincke, das die kleinsten Pigmentkörnchen schwarz. färbt.

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Da es sich hier um eine quantitative Bestimmung des Pigments handelt, dürfte diese Methode ihrer Einfachheit wegen die geeig- netste sein, während sie für die qualitative Untersuchung weniger empfehlenswert ist, da sie auch mit anderen Metallen, wie Blei, Silber, Sublimat dieselbe Reaktion gibt. Bei der Wahl der Fixie- rungsflüssigkeit muß darauf Rücksicht genommen werden.

Die Milzpulpa besteht, abgesehen von dem schwankenden Ge- halt an frei liegenden Erythrozyten ihre Zahl ist ohne Einfluß auf die Menge des Pigments vorwiegend aus runden, verschie- Чеп großen Kerngebilden, an denen durch kein Färbemittel Plasma- strukturen nachzuweisen sind. Ein großer Prozentsatz davon ist um das Zwei- und Mehrfache vergrößert und seine Kernsubstanz gelockert. Diese umgibt in Form eines weitmaschigen Netzwerkes ein oder mehrere verschieden große, sich schwach blau färbende Kernkörperchen, nieht selten auch Pigmentkörner. Gleiche Formen finden sich auch im roten Knochenmark, nie im Blute gesunder Pferde. Da das Netzwerk vielfach in lange Fortsätze ausläuft, dürften diese Gebilde als Bestandteile des Retikulums auf- zufassen sein. Weitere Zellarten sind große und kleine IL,ymphozyten, häufig mit Azurkörnern im Plasmasaum und Übergangsformen; ferner neutrophile polymorphkernige, sowie -- nieht in jeder normalen Milz eosinophile Leukozyten; schließ- lich große Haufen Blutplättehen und Zellen mit grober basophiler Körnung. Ehrlichs y-Mastzellengranulation. Diese finden sich stets im normalen roten Knochenmark sowie im Blute, in der Milz sind sie nur in Gemeinschaft mit den eosinophilen Leukozyten gefunden worden.

Die Zahl der Follikel ist auch in normalen Milzen schwankend. Sie sind teils rund, teils schlauchförmig, je nachdem das Gefäß senkrecht durchschnitten oder tangiert ist. Sie erscheinen im Schnitt eingesunken und gegen die pigment- und erythrozytenreiche Pulpa scharf begrenzt. Das zarte Retikulum ist mit den plasma- armen Rundzellen angefüllt, dagegen frei von Pigment und arm an Erythrozyten.

Von den 30 wegen Anämie getöteten Pferden kamen vier Milzen zur Untersuchung, die in Beschaffenheit der Schnittfläche, deren Farbe sowie Größe der Follikel voneinander und von der normalen Milz abwichen. Ein gewisser Zusammen- hang dieser Symptome war unverkennbar: je mehr sich die Pulpa der Fleisch- und Himbeerfarbe näherte, desto größer die Granula und die Follikel.

Über den Zustand der. Milz bei der infektiösen Anämie liegen in der Literatur widersprechende Mitteilungen vor. Friedber- ger-Fröhner finden die Milz um das Zwei- bis Dreifache ver- größert, die Pulpa bleich, die Follikel hyperplastisch und grau. Oberveterinär Fischer berichtet an Chefveterinär Ost IV

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Nr. 2901/17 „Milztumor; in einem Falle wurden folgende Maße der Milz festgestellt: 104 cm lang, 49 cm breit, 11 em dick. Ge- wicht der Milz 36 Pfund; Milzpulpa vermehrt; Malpighische Kör- perchen vergrößert.“ Finzi*) fand in chronischen Fällen in der Leber zirrhotische Gewebsveränderungen, in der Milz Hypertrophie des Iymphatischen Gewebes; dagegen sah Seyderhelm die Pulpa im Schnitt stark gewuchert, die Follikel mehr oder weniger reduziert. Im Merkblatt über die ansteckende Blutarmut (infek- tiöse Anämie) der Pferde Nr. 257/11 17 A3 wird das Milz- gewebe nach akutem Verlauf als dunkelrot und etwas breiig, nach subakutem und chronischem als braunrot und derb angegeben. Hutyra-Marek: „Zuweilen findet man jedoch in der sonst normalen oder im Gegenteil mehr oder weniger vergrößerten Milz nur höckrige Erhebungen und darunter schwarz-rote, erweichte Herde. Je langsamer der Verlauf, um so geringer im allgemeinen auch der Milztumor, der bei sehr protrahiertem Verlaufe zuweilen sogar vollständig fehlt, wenn auch eine festere Konsistenz des Organs gefunden wird.“ Nach mündlichem Bericht des Veterinärs Dr. Sax, der den Verlauf der Krankheit in dem Bestande der 30 getöteten Pferde von Beginn an beobachtet hat, waren die Far- benunterschiede auch bei den akuten Fällen zu beobachten. Er betonte die höckrige Beschaffenheit der Schnittfläche und bestritt eine breiige, fließende Pulpa. Ähnlich äußert sich Stabsveterinär Dr. Knauer in dem oben angeführten Bericht an Chefveterinär Ost: „Milzpulpa springt über der Schnittfläche stark vor, ist von dunkelbraunroter Farbe und weicher Konsistenz, aber nicht breiig.“

Diese widersprechenden Befunde auch bei der chronischen Form dürften nur darin ihre Erklärung finden, daß die Verände- rungen der Milz scheinbar nicht in allen Stadien der Erkrankung und gleichmäßig beobachtet werden. Sie sind bei den 30 getöteten Tieren nur in etwa 30 %, gefunden worden, fehlten teilweise auch dort, wo ein mehrtägiger Fieberanfall zwei bis drei Tage vor der Tötung überstanden war, und wo sie a priori erwartet werden konnten.

Bei der histologischen Untersuchung der pathologisch-anato- misch veränderten Milzen überrascht beim Vergleich mit der nor- malen Milz die Armut an Pigment. Seine Menge nimmt gradatim ab, je mehr sich die Farbe von braun entfernt und der Him- beerfarbe nähert. Es kann in vorgeschrittenen Stadien auf ein Minimum herabsinken und dann nur durch Ammoniumsulfid nach- gewiesen werden. Während die normale Milz in Formalin als Fixierungsflüssigkeit ihre braune Farbe beibehält, erscheint die Anämiemilz je nach dem Pigmentgehalt bis hellgrau. In den mitt- leren Stadien variiert die Pigmentmenge; sie erreicht jedoch nie die

%) Zitiert nach Hutyra und Marek.

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Anhäufung wie in der normalen Milz und nimmt stets feinste sand- artige Verteilung an. Ев ізі demnach der Farbenunterschied der bleiche Zustand nach Friedberger-Fröhner durch den Gehalt an Pigment bedingt. Je reicher die Milz an Pigment, desto mehr dominiert die braune, d. h normale, je ärmer sie daran ist, desto mehr die Fleisch- bis Himbeerfarbe, also die pathologische, oder: die normale Milz ver- dankt die braune Farbe ihrem hohen Gehalt an Eisenpigmat.

Bei Krankheiten mit abnormem Zerfall roter Blutzellen gebietet deshalb die histolo- eische Beurteilung von Pigmentablagerungen in der Pferdemilz (Hämosiderosis) größte Re- serve. Leider fehlten hier die Ergebnisse hämatologischer Unter- suchungen mit dem strikten Beweis für anämische Zustände. Es wäre von Bedeutung gewesen, festzustellen, inwieweit der Gehalt von Pigment in der Milz mit der Beschaffenheit des Blutes in einem Zusammenhange steht. Bei der Entblutung der Tiere sind sicht- bare Veränderungen am ausfließenden Blute nicht aufgefallen. Jedenfallsdürfteesim Verlaufder chronischen infektiösenAnämieKrankheitsphasengeben,in denen der Eisenstoffwechsel des Organismus auf seine normaliter sehr reichen Eisenvor- räte in der Milz zurückgreifen und sie bis auf ein Minimum erschöpfen kann.

Mit der Abnahme des Pigments steigt Zahl und Größe der Follikel. Sie liegen nicht vereinzelt wie in der normalen Milz, son- dern meist in Gruppen zu drei bis fünf und sind kleeblattartig angeordnet. Da auch das angrenzende Pulpagewebe mit Follikel- zellen angefüllt, blut- und pigmentarm ist, haben die einzelnen Follikel mit dem eingesunkenen Zentrum tellerartige Gestalt. Be- merkenswert ist ferner die Ansammlung zahlloser eosinophiler ‘Leukozyten. Sie liegen meist in dichten Haufen in der Umgebung, oft sogar innerhalb der Follikel und der Blutgefäße. Wie in der normalen Milz, so sind auch hier die grobgranulierten basophilen Zellen ihre ständigen Begleiter.

Das Pulparetikulum erschien vermehrt, wie Ödematös ge- schwollen, der Gehalt an Zellen geringgradig erhöht, hyperplastisch. Metaplastische Zustände, die auf kompensatorische Regeneration von Blutelementen hätten schließen lassen, bestanden nicht. Das hauptsächlichste Moment in der Veränderung gegenüber der nor- malen Milz ist in dem mehr oder weniger großen Verlust an Pig- ment zu suchen. Begleitzustände sind Hyperplasie des Iymphati- schen Gewebes und Eosinophilie.

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Die histologische Untersuchung der bei der Sektion festge- stellten Blutungen im Knochenmark erwies sich als Ansammlung normaler Erythrozyten im unveränderten gelben Fettmark. Sie können ebensogut postmortal bei Eröffnung des Knochens durch Druck oder Zerreißung kleiner Blutgefäße entstanden sein.

Nicht unerwähnt kann bleiben, daß, wie bei der Beurteilung ` der anatomischen Veränderung der Milz, auch die Mitteilungen über hämatologische Untersuchungsergebnisse sich gegenüberstehen, selbst in der neuesten Literatur. So stellt das „Merkblatt usw.“ die infektiöse Anämie des Pferdes mit Bezug auf den Blutbefünd in Gegensatz zur progressiven, perniziösen Anämie des Menschen . und leugnet Veränderungen der Blutkörperchen sowohl in der Form wie in der Struktur. Dagegen versucht Seyderhelm durch eingehende experimentelle Untersuchungen die infektiöse Anämie des Pferdes mit der progressiven perniziösen Anämie des Menschen pathologisch-histologisch und hämatologisch zu identifizieren. Er sagt: „Weist demnach das Blut bei der perni- ziösen Anämie der Pferde im wesentlichen die Merkmale des per- niziös-anämischen Blutbildes auf, so wird diese Analogie zur menschlichen perniziösen Anämie durch die aufgefundenen histolo- gischen Veränderungen der Organe in bezug auf die Erythro- und Leukozyten zu einer noch weitergehenden.“ v. Ostertag fand Poikilozytose, jedoch nur kurz vor dem Tode; Friedberger- Fröhner sowie Carré und Vallée berichten über schwere Schädigung der roten Blutelemente; die ersteren fanden Poikilo- zytose, Mikrozyten, Makrozyten, Erythroblasten, die letzteren baso- phile Granulationen. Hutyra-Marek wiederum scheiden die infektiöse Blutarmut der Pferde von der progressiven, perniziösen Blutarmut in erster Linie wohl deshalb, weil Marek bei seinen Untersuchungen eine Veränderung der roten Blutzellen (Poi- kilozytose) nicht gefunden hat. Die Erfahrung im Kriege hat ge- lehrt, daß mangelhafte Übung in Herstellung von Ausstrichpräpa- raten sehr leicht zu Täuschungen hinsichtlich der Morphologie der Erothrozyten führen kann. Immerhin ist der Gegensatz in den Mit- teillungen so unverkennbar, daß man zu der Annahme geneigt sein könnte, als handelte es sich um zwei verschiedene Seuchen. Ver- gleichende, fortlaufende hämatologische im Verein mit pathologisch- anatomischen und in erster Linie histologischen Untersuchungen der Kriegsseuche und der bodenständigen nur in bestimmten Ge- genden schon im Frieden beobachteten Krankheit dürften darüber Klarheit schaffen. Liegt es doch im Bereiche der Möglichkeit, daB auch die Veränderungen des Blutbildes wie die der Milz nur tem- porär und in bestimmten Krankheitsstadien auftreten.

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Aus der Tierseuchen-ForschungsstelleOst. Leiter: StabsveterinärDr. Lührs.

Zusammenstellung über 106 in der Tierseuchen- Forschungsstelle Ost ausgeführte Untersuchungen auf Tollwut.

Von Stabsveterinär Dr. K. Bierbaum.

In der Tierseuchen-Forschungsstelle Ost sind vom 1. Januar 1916 bis zum 23. Oktober 1918 die Köpfe von insgesamt 106 ver- endeten oder getöteten Tieren zwecks Diagnosestellung auf Toll- wut untersucht worden. Davon waren 56 Fälle 52,83% positiv, 28 Fälle = 26,41 % negativ, in 22 Fällen = 20,75% traf das Ma- terial in so verfaultem Zustande ein, daß eine Untersuchung nicht mehr möglich war. Über die Verteilung auf die verschiedenen Tierarten gibt nachstehende Tabelle Aufschluß.

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Gesamtzahl: 60

Die Untersuchungen erfolgten in der üblichen Weise, daß aus dem Ammonshorn Ausstriche und Schnitte nach vorheriger Fixie- rung und Härtung in Azeton und Einbettung in Paraffin ange- fertigt wurden, die nach der Methode von Lentz gefärbt wurden. Bei einwandfreiem Nachweis von N eg rischen Körperchen unter- blieben für gewöhnlich Tierversuche, andernfalls wurden zwei Kaninchen nach vorheriger Trepanation subdural oder, falls das Material schon faul war, intramuskulär mit einer Aufschwemmung des Ammonshorns geimpft. Der Tierversuch wurde, wie üblich, nach Verlauf von zwei Monaten abgeschlossen, eine Zeit, die in der Regel ausreichte, die Wut bei den geimpften Kaninchen zum Aus- bruch zu bringen. Bei intramuskulärer Impfung war die Inku- bation meist gegenüber der subduralen Impfung etwas verlängert, doch ist es fraglich, ob dies mehr durch die Art der Impfung oder durch die bestehende Fäulnis des Materials (Abschwächung der Virulenz) bedingt war. Länger als zwei Monate dauerte die Inku- bation nur in vier Fällen:

Fall 27. Hund, mikroskopisch negativ, frisch, zwei Kaninchen subdural geimpft. Das eine starb nach vier Tagen an eiterieer

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Hirnhautentzündung, das andere erschien nach zwei Monaten voll- ständig gesund, starb aber acht Tage später an Wut.

Fall 35. Fuchs, mikroskopisch negativ, ziemlich stark faul. Von zwei intramuskulär geimpften Kaninchen starb eins nach 20 Tagen, das andere erst nach 90 Tagen an Wut.

Fall 84. Elch, sehr stark in Fäulnis übergegangen. Mikrosko- pisch sehr viele typische Negrische Körperchen. Zwei intramuskulär geimpfte Kaninchen sind nach bisher 151 Tagen nicht erkrankt.

Fall 90. Hund, stark faul, mikroskopisch einwandfrei positiv. Zwei intramuskulär geimpfte Kaninchen nach bisher 92 Tagen nicht erkrankt. |

In den beiden letzten Fällen handelt es sich offenbar um eine sehr starke Abschwächung oder Abtötung des Virus durch die bereits bestehende hochgradige Fäulnis des Gehirns.

Von den 56 positiven Fällen waren 51 -- 91% bereits mikroskopisch als positiv zu diagnostizieren, nur in 5 —= 9% der Fälle, ergab erst der Tierversuch das positive Resultat.

Interessant ist die Feststellung der Tollwut in so großem Um- fange bei Füchsen. Sämtliche Füchse stammten aus dem Bereiche der Militärverwaltung Kurland, wo die Tollwut nach den Berichten der einsendenden Dienststellen sehr stark verbreitet war. Es unter- liegt keinem Zweifel, daß im besonderen Maße die Füchse zu der weiten Verbreitung der Wut beitragen, da von den hier untersuchten positiven Tollwutfällen bei anderen Tieren ein großer Teil ebenfalls aus Kurland stammte, und in den Vorberichten häufig mit Be- stimmtheit oder großer Wahırscheinlichkeit angegeben wurde, daß die fraglichen Tiere von Füchsen gebissen worden waren. Die wut- kranken Füchse verlieren nach den Angaben der Einsender voll- ständig ihre sonst ausgesprochene Scheu vor Menschen usw., laufen auf die Bauernhöfe und fallen Menschen und Tiere, mit Vorliebe die an der Kette liegenden Hofhunde an. Bemerkenswert, aber durch die Umstände erklärlich, ist der hohe Prozentsatz von рові- tiven Befunden bei den eingesandten Füchsen. Nach den Vor- berichten sind auch die wegen hochgradiger Fäulnis beim Ein- treffen nicht mehr verarbeiteten fünf Füchse höchstwahrscheinlich tollwutkrank gewesen.

Die Feststellung der Wut bei einem Elch ist wohl bisher einzig dastehend. Die Diagnose war mikroskopisch einwandfrei; die intra- muskuläre Impfung mit dem sehr stark faulen Gehirn ist, wie erwähnt, bisher nicht angegangen. Beide Elche stammten ebenfalls aus Kurland, waren in die Nähe von Gehöften gekommen und hatten Menschen und Tiere angenommen.

Feststellung eines Falles von Rotz beim Menschen durch Blutuntersuchung. Von Stabsveterinär Breithor.

Der Tierblutuntersuchungsstelle 6 wurde die Blutprobe eines Soldaten zur Untersuchung auf Rotz eingesandt mit folgendem Vorbericht:

Ein Trainfahrer hatte ein Pferd mit Nasenrotz gepflegt; er war erkrankt und unter den Erscheinungen einer Pleuropneumonie ins Lazarett eingeliefert worden. Nach vierzehntägiger Krankheits- dauer war Patient anscheinend wieder gesund. Da traten Schwel- lungen an beiden Tarsalgelenken auf und an einem derselben bildete sich ein Abszeß; dabei bestand intermittierendes Fieber. Die letzteren Erscheinungen erweckten den Verdacht auf Rotz.

Die Blutuntersuchung bestätigte diesen; sie ergab vollständige Komplementablenkung bis 0,05, unvollständige bis 0,01; Agglutina- tion 500. Die zur Kontrolle angesetzte Blutprobe eines anderen Soldaten, der eben eine Lungenbrustfellentzündung überstanden hatte, war frei.

In der Folgezeit trat eine fortschreitende Besserung im Be- finden des Patienten ein. Er lief frei umher und war ohne alle Beschwerden. Sechs Wochen später ist er dann von neuem er- krankt und sehr rasch verfallen. Die klinische Untersuchung hatte ein negatives Ergebnis.

Die jetzt nochmals ausgeführte Blutuntersuchung ergab voll- ständige Komplementablenkung bis 0,1, unvollständige bis 0,02; keine Agglutination.

Später entstanden erbsengroße Knötchen in der Schulter- gegend; nach weiteren vierzehn Tagen trat der Tod ein.

Der Untersuchungsstelle wurde folgender Zerlegungsbefund mitgeteilt: Narbe in der Nasenschleimhaut; akute Entzündung der N asenschleimhaut: erbsengroßer Abszeß in rechter Lunge; Herz ohne Befund; Anschwellung der Hoden; zahlreiche scharf umschriebene braune Knötchen in der Haut der Schultergegend. Diagnose: Malleus.

Beiträge zur iniektiösen Bronchopneumonie der Pierde. Von Stabsveterinär Dr. Frickinger und Veterinär Dr. Schnepper.

Über die im Pferdedepot Antwerpen aufgetretene infektiöse Bronchopneumonie macht Veterinär Dr. Schnepper folgende interessante Angaben:

Im Monat April d. J. trat die seit einigen Monaten im Depot erloschene infektiöse Bronchopneumonie in erheblichem Umfange und mit ziemlicher Heftigkeit wieder auf. Am 10. April erkrank- ten plötzlich zwei Pferde, die sich schon seit mehreren Wochen im

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Depot befanden, einige Tage, nachdem etwa 50 angekaufte Pferde belgischen Schlages in das Depot aufgenommen worden waren. Von nun an erfolgten die Zugänge täglich in größerem Umfange und setzten sich sowohl aus den neu angekauften wie auch aus den Pferden, die sich schon längere Zeit im Depot befanden, zusammen. Sämtliche Patienten waren Pferde belgischen Schlages und mit wenigen Ausnahmen im Alter von 4 bis 5 Jahren. Bei den im Depot untergebrachten Russenpferden waren keine Zu- gänge zu verzeichnen. Insgesamt traten 82 Fälle auf. Von diesen wurden drei Pferde mit Inkarbon behandelt; alle drei Patienten mußten getötet werden. Fünf weitere Pferde wurden nur sympto- matisch, mit Herz- und Fiebermitteln, behandelt. Von diesen sind zwei getötet worden. Die übrigen 74 Pferde wurden der Sublimat- behandlung unterworfen. Von diesen sind zwölf getötet worden, was einem Verlust von etwa 16%, entspricht.. Bei sämtlichen Pferden ergab die Sektion das Vorhandensein der gangränösen Pneumonie. Da bei den früheren Seuchengängen der Prozentsatz an Verlusten 22 bis 25%, und selbst mehr betrug, und wenn man berücksichtigt, daß bei den jetzigen Ernährungs- und Futterver- hältnissen der Organismus an und für sich weniger widerstands- fähig ist, so liegt die Annahme nahe, daß durch die Sublimat- behandlung die Entwicklung der gangränösen Pneumonie in man- chen Fällen tatsächlich verhindert wird. Es muß jedoch hervor- gehoben werden, daß mit den Infusionen gleich zu Beginn der Erkrankung begonnen werden muß, und daß ihre Wirkung nicht eine auffallende, wie etwa die des Neosalvarsans bei der Brust- seuche ist. Meistens müssen die Infusionen mehrfach vorge- nommen werden, bis Fieberfreiheit eintritt. -Im allgemeinen in- jizierte ich am 1., 2., 3. und evtl. 4. Tage je 200 ccm einer 1°/»igen Lösung, dann je nach der Höhe des Fiebers und dem Befinden des Patienten in Zwischenräumen von 1 bis 2 Tagen weitere 200 cem bis zur Fieberfreiheit. Bei 23 Patienten erzielte ich nach zwei Infusionen Fieberfreiheit; bei 24 Patienten waren hierzu drei bis vier Infusionen erforderlich. Bei allen anderen schwankte die Zahl der Infusionen zwischen fünf und zehn. Nachteile habe ich auch von häufiger vorgenommenen Infusionen nicht gesehen. Her- vorgehoben muß werden, daß Fieberrückfälle im Vergleich zu früher nur ganz vereinzelt vorgekommen sind, und daß ein großer Teil der Patienten im Nährzustande gar nicht oder nur unerheblich zurückgegangen ist. Zur Zeit sind noch 21 rekonvaleszente Pferde vorhanden, unter denen seit zehn Tagen Fieberfälle nicht mehr vorgekommen sind. |

Zu dem im Pferdedepot in Namur aufgetretenen infektiösen Bronchopneumonie machte Stabsveterinär Dr. Frickinger folgende Ausführungen: | Im Pferdedepot machte sich Mitte des Monats ein gehäuftes Auftreten von fieberhaften Erkrankungen bemerkbar. Anfangs nur vereinzelt an den verschiedenen Plätzen des großen Hauptstalles auftretend, kamen sehr bald tägliche Neuzugänge von neun bis zwölf Pferden. Die Erscheinungen waren ursprünglich wenig charakteristisch, so daß die Diagnose „infektiöser Katarrh der obe-

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ren Luftwege“ gestellt wurde. Sehr bald jedoch wurde das Krank- heitsbild ausgeprägter, so daß über die Diagnose infektiöse Broncho- pneumonie (sogenannte Brüsseler Krankheit) kein Zweifel mehr bestehen konnte. Die Pferde zeigten zumeist mäßiges Fieber, das sich bei vielen bald beträchtlich (40 bis 41°) erhöhte; bei ein- zelnen trat auch sofort hohes Fieber auf. Das Allgemeinbefinden war zunächst wenig gestört, die Futteraufnahme war mit geringen Ausnahmen fast durchweg eine gute und die Psyche wenig gestört. Erst mit Erhöhung der Temperaturen trat auch eine größere Hin- fälligekeit und Mattigkeit der Tiere ein. Die Konjunktiven waren meist wenig verändert, vielfach etwas geschwollen und nur bei wenigen Pferden injiziert oder verwaschen rot mit leichter Gelb- färbung. Der Puls, zunächst kaum verändert, wurde bald klein und schneller. Der Nasenausfluß war in den meisten Fällen ge- ringgradig, serös, im weiteren Verlauf der Krankheit bei den sehwerer erkrankten Pferden schleimig-eitrig, jedoch nicht rost- farbig oder übelriechend. Die Nasenschleimhaut war meist un- verändert oder etwas höher gerötet. Husten trat nur bei einzelnen Pferden auf und war zumeist leicht und trocken. Die Kehlgangs- Iymphknoten waren nicht vergrößert. Die Atmung war durchweg erhöht und erfolgte zumeist ruhig.

Die physikalische Untersuchung des Respirationsapparates er- cab in den meisten Fällen einen negativen Befund. Vereinzelt wur- den Rasselgeräusche über der Luftröhre festgestellt, an einzelnen Stellen der Lunge auch verschärftes vesikuläres oder unterdrücktes Atmen, hier nur zuweilen einzelne Rasselgeräusche. Bei der Per- kussion trat ab und zu Schallverkürzung ein.

Salvarsan, das anfangs gegeben wurde, vermochte keine Reak- tion auszulösen. Vereinzelte Temperaturrückgänge nach Appli- kation dieses Präparates können nicht mit Sicherheit darauf zu- rückgeführt werden, da bei mehreren anderen Pferden, die weder Salvarsan noch ein anderes Medikament erhalten haben, die Tem- peratur ebenfalls bis zum nächsten Tage gesunken war. Mit In- karbon wurde keinerlei Wirkung erzielte Sublimat, das nach Sicherung der Diagnose gegeben wurde, ließ in verschiedenen Fällen eine günstige Wirkung erkennen, in anderen Fällen versagte es ebenfalls vollkommen.

Der Krankheitsverlauf war im allgemeinen ein milder. Bei der Mehrzahl der Pferde ging das Fieber sehr bald wieder zurück, oft schon am nächsten Tage. Das Allgemeinbefinden war nur wenig gestört. Etwa ein Drittel der Pferde erkrankte schwerer, einige von diesen mußten dem Lazarett überwiesen werden. Zwei Todesfälle sind zu verzeichnen. Ein Pferd verendete ganz plötz- lich, nachdem es noch kurz vorher seine Ration restlos aufgezehrt hatte. Die Obduktion ergab neben einer ausgeprägten Myode- generatio cordis bronchopneumonische Herde in den Spitzen- 1арреп der Lunge. Ein zweites, dem Lazarett überwiesenes Pferd wurde dort notgeschlachtet. Durch die Sektion wurde eine typische Bronchopneumonie festgestellt.

Sehr begünstigend für die Ausdehnung der Krankheit wirkte die enorme Hitze bei Beginn der Seuche. In der mit Glas und Well-

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blech bedeckten großen Halle des Pferdedepots, die als Haupt- stallung dient, herrschte eine drückende Schwüle, die entschieden ungünstig auf den Zustand der Pferde einwirkte.

Mit dem Eintreten kühlerer Witterung gegen Ende des Monats verminderte sich auffallend die Zahl der Neuzugänge, in den letzten drei Tagen erfolgte überhaupt keine Neufeststellung mehr. Sicht- bar günstig wirkte auf den Zustand der erkrankten Pferde die so- fort angeordnete Freiluftbehandlung ein. Leider ließ sich für den noch gesunden Bestand in der Haupthalle ein längerer oder dauern- der Aufenthalt im Freien nicht durchführen. Zur Erzielung besserer Temperaturverhältnisse ist die Anbringung von Ventila- toren im großen Hauptstall angeordnet worden.

Die Gesamtzahl der Erkrankungen bis zum Ende des Monats betrug 72 Pferde; 12 davon wurden dem Lazarett überwiesen, 1 ver- endete, 1 wurde notgeschlachtet. Eine größere Anzahl von Pferden, die seit 5 Tagen fieberfrei waren, wurde in einen besonderen Re- konvaleszentenstall verbracht. Bemerkenswert ist, daß sämtliche Patienten Ankaufspferde, also Pferde belgischen Schlages (zwi- schen 4 bis 8 Jahren) waren.

Beitrag zum Gasödem. Von Veterinär Setzer.

In letzter Zeit hatte ich Gelegenheit, bei neun Pferden das Krankheitsbild des Gasödems näher zu studieren. In der veterinär- medizinischen Literatur ist bis jetzt, soweit mir bekannt, wenig über diese sehr wichtige, leider mit einer sehr großen Mortalitäts- ziffer verbundene Infektionskrankheit geschrieben, so daß ein kleiner Beitrag, der etwas genauer auf diese Krankheit eingeht, wohl am Platze ist.

1. Ätiologie. Wie schon der Name sagt, ist das Gas- ödem vor allem charakterisiert durch das Auftreten von Gas (Kohlensäure) in Gestalt von kleinen Bläschen in den Saft- bzw. Gewebsspalten des infizierten Gewebes. Diese kleinen Bläschen treten nun entweder allein eingelagert in die Gewebsspalten auf, oder es entsteht ein sog. Gasabszeß, und zwar dadurch, daß nach Einschmelzung erkrankter Gewebspartien die restierenden Gas- bläschen konfluieren. Der Erreger ist wohl meistens der obligate anaërobe Bazillus phlegmonis emphysematosus (Fränkel). Nach Neumann charakterisiert sich der Erreger als ein plumpes Stäbchen ohne Eigenbewegung, gut nach Gram färbbar, sehr selten nie im Tierkörper -— sporulierend; in Kultur sind die Sporen bald end-, bald mittelständig. In vielen Fällen werden ebenfalls nach Neumann mehrere Anaeroben (bzw. vielleicht mehrere Rassen einer Art) gemischt mit aöroben Bakterien (Streptokokken, Staphylokokken usw.) gefunden, so daß wohl als sicher anzu- nehmen ist, daß wir es fast immer mit einer Mischinfektion zu tun haben; die Pathogenität des Bazillus wird wohl dadurch erst akti- viert, daß die aeroben Bakterien den Sauerstoff, den größten Feind der Anaörobier, entfernen, um dadurch erst die Vorbedin-

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gungen für das Gedeihen der anaëroben Erreger zu schaffen. Schottenfroh und Grasberger haben das Verdienst, den ubiquitären Charakter des Organismus nachgewiesen zu haben.

2. Pathologische Anatomie. Außer der Bildung von CO, kommt es sehr bald in dem infizierten Gewebe zu schwer- wiegenden Veränderungen, die rasch zur Nekrose führen. Nach Borchert und Schmieden beruht dies darauf, daß im An- schluß an die Infektion schwere Zirkulationsstörungen herbei- geführt werden. Nach ihrer Ansicht besitzen die anaeroben Bak- terien die Fähigkeit, offenbar um sich gegen den durch eine freie Blutzirkulation stetig herbeigeführten Sauerstoff zu schützen, ver- mittels ihrer Toxine in den Gefäßen der erkrankten Gebiete eine Stase herbeizuführen, der sich bald eine Thrombosierung des sta- genierenden Blutes anschließt; das nicht mehr ernährte Gewebe ist dann rasch dem Untergang verfallen. Die CO,-Ansammlung wird meistens im subkutanen Gewebe angetroffen, kann aber auch im Muskelgewebe auftreten. Die Humanmedizin unterscheidet je nach Sitz epifasziale bzw. subfasziale Gasphlegmone. Punktiert man das Gasödem, so entleert sich unter lautem Zischen neben CO, ein schwärzliches, dünnflüssiges Sekret, vermischt mit kleinen Gas- blasen. Die Muskulatur ist stark verändert. Im Anfang der Krank- heit ist der Muskel stark durchblutet, später ist der fortschreitende Gewebstod durch eine verschiedenartige Farbentönung charakteri- siert; es überwiegt zuerst eine eigentümlich gelblich bzw. schmutzig hellbläuliche Färbung, die dann allmählich in eine auffallende Blässe des Muskels übergeht. Ganz auffallend ist auch noch die Tatsache, daß in dem toten Gewebe noch lange lebensfähige Blut- gefäße vorhanden sind. Die Konsistenz des Muskels ist brüchig- zunderartig, in noch späteren Krankheitsstadien zerfällt der Muskel zu einem schwärzlichen, übelriechenden Brei.

8. Klinischer Verlauf. Die Humanmedizin unter- scheidet eine leichtere und eine schwere Form der Gasphlegmone, je nach schon bestehenden Veränderungen (Ausbreitung, Fieber, Puls, Atmung, Ikterus, Eiweiß im Urin). Diese Einteilung ist auch in der Veterinärmedizin am Platze; während bei der leichten Form durch rücksichtsloses sofortiges Eingreifen die Krankheit kupiert werden kann, ist bei der schweren Form (Allgemeininfektion) jede Behandlung aussichtslos. Aber auch bei der leichten Form ist der Verlauf der Krankheit nicht einheitlich, unvermutet geht diese Form hier und da in die schwere über, wie ich mich in zwei Fällen selbst überzeugen konnte. In den leichten Fällen beträgt die Temperatur etwa 39°, der Puls zwischen 60 bis 70 Schlägen, der Appetit ist zufriedenstellend, die Verletzung selbst macht in den meisten Fällen einen harmlosen Eindruck. Gewöhnlich waren es kleine Geschoßsplitter, die die Verletzung verursachten. Der Einschuß- kanal war naturgemäß sehr klein (Splitter nicht entfernt), Die Wundumgebung ist leicht ödematös infiltriert, bei der Palpation schmerzhaft, Eitersekretion ist nicht vorhanden; geht man mit der Sonde in den Wundkanal etwas ein, so entleert sich ein dünn-

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flüssiges, mißfarbenes Sekret. Jetzt muß die Krankheit erkannt werden, was leider sehr oft nicht einfach ist. Wird nicht ein- gegriffen, so haben wir sehr bald, oft im Verlaufe von einigen Stunden, das Krankheitsbild der schweren Form, die jetzt natur- gemäß leicht zu erkennen ist. Neben den Erscheinungen der All- gemeininfektion (Temperatur 40—41°, kaum fühlbarer Puls [120 und mehr Schläge], Benömmenheit des Sensoriums, Versagen jeg- lichen Futters) haben wir eine enorme Vergrößerung der Gas- phlegmone; die schon beschriebenen Veränderungen des sub- kutanen bzw. Muskelgewebes sind deutlich ausgeprägt.

4. Diagnose. Im Anfang ist die Diagnose nicht einfach; eines der ersten Symptome bei Menschen, nämlich die Gangränes- zierung der Haut (erkennbar an der Verfärbung), scheidet bei uns leider infolge der Pigmentierung der Tierhaut aus. Temperaturen, die zu der Verletzung in keinem Verhältnis stehen, kleine Ein- schußverletzungen bei noch, nicht entfernten Splittern, leichte Schwellung in der Wundumgebung, verbunden mit abnormer Schmerzhaftigkeit, legen den Verdacht der Infektion nahe. Die Übergangsform in die schwere bzw. die schwere Form selbst sind naturgemäß leichter zu erkennen. Beim Palpieren der Phlegmone selbst hört man einen tympanitischen Schall, die Punktion der e (Gasentleerung) zeigt auch sofort den Charakter des )dems.

5. Behandlung. Die Behandlung ist in erster Linie eine chirurgische. Erstes Erfordernis ist: weite Exzisionen des Wund- kanals, möglichste Entfernung des Splitters, weitgehende Inzi- sionen im Bereiche des Gasödems, Abtragen alles gangränösen Gewebes. Den Erreger selbst sucht man durch Einbringen von Wasserstoffsuperoxyd oder Dakinlösung, die beide freien Sauer- stoff entwickeln, in seiner Entwicklung zu hemmen. Um nun die Inzisionen, die infolge des noch längere Zeit im Gewebe herr- schenden Innendruckes mechanisch wieder verschlossen werden, klaffend zu erhalten, legt man am besten Tampons mit den oben erwähnten Mitteln ein. Ich möchte nicht verfehlen, darauf hinzu- weisen, daß man die Inzisionen, wenn man. zugleich größere Muskelpartien inzidiert hat, nicht zu nahe aneinander legt, um übel. aussehende Narbenkontraktion zu vermeiden. Wenn auch im all- gemeinen eine Behandlung bei der schweren Form aussichtslos ist, so habe ich doch in einem Falle durch rücksichtsloses Ope- rieren den Patienten, der mit 40,8 Temperatur eingeliefert wurde, durchgebracht. In welcher Weise das Serum, das die Human- mediziner verwenden, wirkt, konnte hier mangels Serum nicht fest- gestellt werden. Nach Beispiel der Humanmedizin habe ich auch heiße Kataplasmen appliziert, um durch die dadurch entstehende Hyperämie die gefährdeten Gebiete möglichst gut durch Sauer- stoffzufuhr durchzulüften.

6. Prognose. In jedem Falle ernst, da die leichte Form überraschend schnell in die schwere übergehen kann.

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Schußverletzungen.

1. Von einem Etappenpferdelazarett wurde ein Pferd mit einer Geschoßfistel auf der rechten Kruppe eingestellt. Die Fistel mün- dete eine Handbreit neben dem Kreuzbein und eiterte sehr stark. Mit der langen Knopfsonde gelangte man durch die dicke Kruppen- muskulatur hindurch schräg nach hinten und unten. Das starke Kreuzsitzbeinband war nicht durchgeschlagen; der Sondenknopf glitt über das Band hinweg. Der Fistelkanal konnte bis zum Sitz- beinhöcker verfolgt werden und verlor sich hier unter dem M. se- mitendinosus. Da ein Geschoßstück nicht zu finden war und ich neue Kanäle durch unnützes Sondieren im lockeren Gewebe nicht schaffen wollte, legte ich lateral vom Sitzbeinhöcker, dort wo M. semitendinosus und M. semimembranosus zusammenstoßen, eine Gegenöffnung an und zog ein Dränrohr von hier zur Ein- schußöffnung. Die Eiterung ließ etwas nach. Die Einschußöffnung auf der Kruppe schloß sich nach Entfernung des Dränrohres, je- doch deutete das Weiterbestehen der Eiterung aus der Gegen- öffnung an, daß von hier aus noch ein Kanal oder eine Tasche ausging. Durch Sondieren war jedoch kein Kanal mehr festzu- stellen. Ungefähr drei Wochen nach dem ersten operativen Ein- griff stellte sich in der Gegend der Kniekehle eine schmerzhafte Verdickung ein, welche bald zu einem Abszeß reifte. Dieser wurde gespalten und ein haselnußgroßer Granatsplitter in der Wundhöhle vorgefunden. Es unterlag keinem Zweifel, daß dies der Granat- splitter war, der die Kruppenmuskulatur durchschlagen hatte. Er war von hier aus auf dem Kreuzsitzbeinband unter dem M. piri- formis hindurch auf den Sitzbeinhöcker zu, sodann, vielleicht in- folge des operativen Eingriffs, seitlich am Sitzbeinhöcker vorbei und unter dem M. semitendinosus entlang fußwärts gewandert. Am lateralen Rande des distalen Teiles dieses Muskels blieb er auf dem M. gastrocnemius im lockeren Gewebe zwischen M. semitendinosus und dem kaudalen Teile des M. biceps liegen und verursachte hier, in der Kniekehle, den Abszeß. Von der Abszeßhöhle aus konnte man genau den Weg, den*der Splitter genommen hatte, mit der Sonde bis zum Sitzbeinhöcker nach oben verfolgen; von der Ein- schußstelle aus war der Geschoßsplitter mindestens 60 em weit ge- wandert.

2. Schulterblattdurchschüsse sind im allgemeinen sehr schwer zu heilen, weil es nur in den seltensten Fällen gelingt, das Geschoß zu finden. Durchschlägt ein Geschoß nur die Skapula und gelangt es in das subskapuläre lockere Gewebe, so senkt es sich, bleibt an irgendeiner Stelle, wo es auf Muskulatur stößt, liegen und ist von der Einschußöffnung aus in der Regel nicht zu ermitteln. Trepana- tion führt nur sehr selten zum Ziel.

Daß ein Geschoß einmal am vorderen Schulterblattrande zum Vorschein kommt, gehört sicherlich zu den größten Seltenheiten; um so erwähnenswerter ist der folgende Fall:

In einem Pferdelazarett des Generalgouvernements Belgien wurde mir ein Pferd gezeigt, bei dem ein Geschoß das Schulterblatt am oralen Rande der Spina scapulae in der Höhe des Tuber spinae

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durchschlagen hatte. Es hatte sich eine Fistel ausgebildet, die reichlich Eiter absonderte Mit der Sonde gelangte man durch einen engen Kanal an die Innenfläche des Schulterblattes. Erweite- rung der Einschußöffnung und ein Versuch, durch Sondieren das Geschoß zu finden, führten nicht zum Ziel.

Nach einiger Zeit zeigte sich am vorderen und unteren Rande der Skapula, einige Zentimeter oberhalb des dorsalen Randes des M. cleidomastoideus, eine schmerzhafte, vermehrt warme Anschwel- lung, an deren Stelle sich nach einigen Tagen ein faustgroßer Abszeß ausbildetee Nach dessen Spaltung fand man in der Wundhöhle einen bohnengroßen Granatsplitter. Hiernach trat voll- ständige Heilung ein. Die Entfernung von der Einschußstelle bis zu der Stelle, wo der Granatsplitter gefunden wurde, betrug mehr als 25 em. Stabsvet. Dr. Silbersiepe.

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Besondere Erwähnung verdienen folgende Fälle, bei denen sich im Anschluß an die Verwundung Gasphlegmone einstellte:

1. Ein Apfelschimmelwallach mit zahlreichen, kleinen Splitter- wunden im Bereich der linken Körperseite zeigte etwa in der Mitte des linken Oberarmes einen kleinen Schußkanal, der in schräger Richtung bis zur Rippenwand verlief. Bereits nach zwei Tagen machte sich im Bereich des ganzen Schulterblattes eine deutliche Schwellung bemerkbar, die am nächsten Tage weiter um sich griff und am vierten Tage der ganzen Muskulatur des Schulterblattes, Oberarmes und der Unterbrust ein trommelartiges Aussehen gab. Das Pferd lag ständig mit weit abgestrecktem Vorderschenkel und wurde wegen seines hoffnungslosen Zustandes getötet. Bei der Zer- legung war die befallene Muskulatur von blaßroter Farbe und zeigte eine vollkommen trockene und brüchige Beschaffenheit. Die ein- zelnen Fleischteile ließen sich wie Zunder zerreißen. Die inneren Organe boten das Bild der Sepsis.

2. Bei einem am 4. Juni eingelieferten Dunkelfuchswallach be- fand sich im oberen Drittel der zwölften Rippe (links) eine Schuß- wunde. Mit der Sonde gelangte man in schräger Richtung, an der Rippenwand entlang, durch den M. longissimus dorsi zu den Dorn- fortsätzen. Die erforderliche Wundbehandlung wurde vorgenom- men.. Nach zwei Tagen trat im Verlauf des M. longissimus dorsi zunächst geringe, später zunehmende Schwellung von rauschbrand- ähnlicher Beschaffenheit ein. Die Freßlust des Patienten war fast ganz aufgehoben. Das Pferd machte einen traurigen Eindruck und zeigte stets hohes Fieber (bis 41° C). In den nächsten Tagen wurden die Schwellungen noch ausgedehnter und setzten sich bis zum Halse fort. Das Pferd starb in der Nacht vom 8. zum 9. Juni. Bei der Zerlegung befand sich im Bereiche des Schußkanals eine breiartige, jauchig-schwärzliche Masse. Die Muskulatur war im all- gemeinen von trockener, brüchiger Beschaffenheit und zeigte an einzelnen Stellen eine hämorrhagische Durchtränkung. An den inneren Organen fanden sich die Erscheinungen der Sepsis vor.

Zwei andere Pferde mit Schußwunden auf der Kruppe boten das gleiche Bild.

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 2. Heft. 5

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Bemerkt sei, daß es bei diesen Wunden nicht zur Eiterung kam, sondern nur ein dünnflüssiges Sekret in geringer Menge abge-

sondert wurde. Obervet. Dr. Schmidt.

Ein Pferd hatte durch ein Infanterie-Geschoß (Kupfermantel- Geschoß) eine Wunde an der Außenwand des linken Hinterfußes erlitten. Die Hornwand zeigte eine zerrissene Öffnung von 1Y,cm Durchmesser. Das Hufbein war an dieser Stelle etwa 1 cm tief ausgehöhlt, indem die Knochensubstanz zermalmt war. Knochen- bruch lag nicht vor. In der Tiefe steckte die 13 mm lange Spitze eines Infanterie-Geschosses, die in der vorderen Hälfte noch mit Mantel versehen war. An der hinteren Hälfte war der Mantel zackig losgerissen.

Eigenartig war, daß der Kern dieses 13 mm langen Geschoß- teils am hinteren Ende eine vollkommen glatte Fläche zeigte, als wenn hier der Kern überhaupt schon zu Ende gewesen wäre. Man konnte deutlich konzentrische Linien an dem Boden dieses Kegels erkennen, die dafür sprachen, daß der Bleikern hier abgedrelit war. ‚Die Vermutung liegt nahe, daß hinter diesem Spitzenteil des Kernes der Hauptkern des Geschosses, von dem übrigens nichts in der ‘Wunde gefunden wurde, aus weicherem Metall bestanden hat. Bei Auftreffen des Geschosses auf den Huf hat dann der hintere weiche Kernteil den kupfernen Geschoßmantel zerrissen. Es würde sich also, wenn diese Vermutung richtig ist, um eine Art Dumdum- Geschoß gehandelt haben.

Daß trotzdem keine größeren Zertrümmerungen am Huf vor- gekommen sind, läßt sich sowohl mit der Elastizität der Hornwand erklären, als auch wohl damit, daß vielleicht die lebendige Kraft des Geschosses nicht mehr sehr groß gewesen ist.

Der unter der Wunde liegende Wandabschnitt mit seinem an- ‚grenzenden äußeren Sohlenteil, die von den Fleischteilen losgelöst waren, wurden entfernt und die Wunde nach den Regeln der Chirurgie behandelt.

Schon nach acht Tagen belastete das Pferd den Huf wie den ‚der rechten Hintergliedmaße, während es bei der Einlieferung hoch- gradig lahm war.

Die Verhornung schreitet gleichmäßig weiter, indem von oben die gesunde Hornwand sich langsam herunterschiebt.

Stabsvet. Bosmann.

Verschiedene kleine Mitteilungen.

Bei einer wegen Satteldruck eingelieferten, etwa 16 Jahre alten ungarischen Juckerstute fiel dem Pferdepfleger auf, daß er beim Putzen an der Außenseite der linken Hinterbacke an einer Stelle, wo er, wie er sich ausdrückte, keinen Knochen vermuten könne, auf etwas Hartes stoße. Zu sehen war von außen eigentlich nichts, keine Geschwulst und keine Umrandung, auch war das Pferd im

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Gangvermögen nicht behindert und hatte bei Druck auf diese Stelle keine Schmerzen. Diese harte Stelle zog sich unter der Haut, be- ginnend an der linken Hüfte, |

etwa 25 cm weit genau nach Le unten und hatte ungefähr die Breite einer Hand, be- deckte demnach Teile des Glutaeus superfie, und Biceps femoris (vord. Kopf). Da an- zunehmen war, daß es sich um eine seltsame Knochen- bildung handle, wurde, nach- dem das Tier niedergelegt und chloroformiert war, ein Längsschnitt in der Median- linie der harten Stelle an- gelegt. Es zeigte sich, daß in der Subeutis eine 26 ет lange, oben 6 und unten 9cm breite, von vielen Blutgefäßen durchzogene Knochenspange, ähnlich einer Rippe, lag, deren Ränder scharf und unregelmäßig gezahnt waren Bild 1 zeigt den herausgenommenen

und die eine mittlere Dicke Knochen über seiner ursprünglichen von etwa 1 cm aufwies. Die Stelle liegend.

Herausnahme gestaltete sich recht einfach, da der Knochen nur durch lockeres Bindegewebe mit der Haut und der darunterliegenden Muskulatur verwachsen war. Die entstandene Wunde wurde vernäht und heilte per primam.

Ob es sich im vorliegen- den Fall um einen sogenann- ten versprengten Keim handelt oder ob hier eine im Lauf der Zeit entstandene Knochen- neubildung vorliegt, vermag ich nicht zu entscheiden.

Obervet. d. Res. Dr, Dihlmann.

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Іп der Nacht vom 20. auf den 21. Mai 1918 gingen plötzlich drei Pferde einer Eskadron, die in Fabrik- räumen in Armentieres unter- gebracht ist, ein. Sie hatten leichte. Kolikerscheinungen und sehr starken wäßrigen Bild 2. Verheilte Operationswunde.

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Durchfall gezeigt. Schweißausbruch war nicht vorhanden. Unter Stöhnen erfolgte nach einigen Stunden der Tod.

Am 21. Mai morgens waren weitere vier Pferde unter !eichten Kolikerscheinungen und starkem wäßrigen Durchfall erkrankt. Puls 44 bis 50, Atmung 16 bis 20, Temperatur 37,5° bis 40,2°. Freßlust ist nicht vorhanden. Bis zum Abend desselben Tages waren die Krankheitserscheinungen verschwunden. Am Nachmittag des 21. Mai erkrankten unter denselben Erscheinungen noch zwei Pferde, die am 22, Mai geheilt waren. Wäßriger Durchfall trat noch bei vier Pferden auf, bei denen aber das allgemeine Befinden nicht gestört war. .

Sektion (vier Stunden nach dem Tod des Pferdes vorgenom- men): Blut schlecht geronnen. Magen gefüllt mit Grünfutter und Strohhäcksel. Im stark geschwollenen Pylorusteil punktförmige bis dreimarkstückgroße Blutungsherde, die im Anfangsteil des wulstig geschwollenen Zwölffingerdarms besonders zahlreich vor- handen sind. Inhalt des Dünndarms: Grauweißer Schleim. Dick- darm ohne Entzündungserscheinungen mit wenig wäßrigem Futter- brei gefüllt. Lunge, Leber, Milz, Nieren sehr blutreich, ohne Ent- zündungserscheinungen. Herzfleisch graurot, sieht wie gekocht aus, auf Herzoberfläche einzelne punktförmige Blutungen.

Path. anat. Diagnose: Blutige Magendarmentzündung. Herz- lähmung.

Vermutliche Ursache: Da die Pferde seit zehn Tagen auf der Weide sich befanden, ohne daß irgendwelche Verdauungsstörungen aufgetreten waren (Giftpflanzen waren dort nicht vorhanden), da das Trinkwasser einwandfrei, Rauh- und Hartfutter (Roggenstroh, Kar- toffelflocken, Mais und Hafer) von normaler Beschaffenheit waren, waren Wasser und Futterschädlichkeiten als Ursache auszu- schließen. Sämtliche Stallungen bzw. Fabrikräume, in denen die Pferde untergebracht waren, waren am 20. Mai mit Kalk, der in Armentieres gefunden worden war, frisch gekalkt worden. Da A. vor sechs Wochen mit Gelbkreuz beschossen worden war, wird an- genommen, daß dieser Kalk noch giftige Bestandteile enthielt, und daß die Pferde durch Ablecken der frisch gekalkten Krippen, Stall- wände usw. vergiftet wurden. | Diese vermutliche Ursache wurde durch Tierversuche, die von der Untersuchungsstelle beim Chefvet. West vorgenommen wurden, bestätigt. (Drei Mäuse, denen etwas Kalk in den Käfig geschüttet wurde, starben innerhalb 24 Stunden. Sektion: Blutige Magen- darmentzündung.)

Behandlung der kranken Tiere: Prießnitz-Bauchumschläge; Kampfer-Koffein-Injektionen;' Freiluftaufenthalt. Abwaschen des Kalkanstriches in den Stallungen.

Nachteilige Folgen wurden bei den krank gewesenen Pferden bis heute nicht beobachtet. Stabsvet. Knoll.

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Im Berichtsmonat traten zahlreiche fieberhafte Phlegmonen auf, die im großen und ganzen folgendes Bild zeigen: Plötzlich ein- tretender Schüttelfrost, Zittern am ganzen Körper, Verweigern der Futter- und Getränkeaufnahme, Fieber (über 40°), beschleunigter

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Puls und Atmung; letztere oberflächlich. Meist erkranken ein oder beide Hinterbeine.e Bein wird erst, ohne geschwollen zu sein, schmerzhaft hochgezogen, ist vermehrt warm. Nach etwa sechs Stunden Nachlassen des Zitterns, Bein heiß, sehr schmerzhaft, schwillt, Haut gespannt, Temperatur steigt noch ein wenig. Die Schwellung ergreift oft die Geschlechtsteile bei männlichen Tieren und das Euter der Stuten; sie geht nicht selten auch von hier aus auf den Bauch bis zum Schaufelknorpel über, an den folgenden Tagen nimmt.die Schwellung zu, Schmerz läßt nach, am dritten bis vierten Tage ist die Temperatur gewöhnlich wieder normal; Schwellungen werden langsam teigig, Bein wird wieder belastet und allmählich dünner.

Behandlung: Eigenblut, Inkarbon, heiße ageet Jod-Kampfer-Liniment, Laxantien, mit Nachlassen der Schmerzen werden die Pferde langsam bewegt.

Was die Ursache dieser Phlegmone anlangt, so fanden sich nur bei zwei Pferden kleine Hautwunden. Erkältung (Biwakieren) und der Kalkboden hiesiger Gegend dürften wohl mit zu dieser Phleg- mone beitragen. Stabvet. Kühner.

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Da von vielen Seiten behauptet wird, daß alter Rotz nicht an- steckend sei, zumal dann, wenn bereits die Knoten verkalkt sind, teile ich folgenden Sektionsbefund mit, der das Gegenteil beweist. Zerlegungsbefund über das am 3. Oktober 1918 als rotzkrank er- kannte und am 9. Oktober 1918 getötete Pferd Nr. 73. Quarantäne- lager Braila.

KlinischeErscheinungen: Ergebnis der ersten Blut- untersuchung in Bukarest am 16. August 1918 negativ, letzte Blut- untersuchung am 3. Oktober 1918 0,05 Rotz. Ergebnis der ersten Malleinaugenprobe am 15. August 1918 negativ, der letzten Malleinaugenprobe am 9. Oktober 1918 negativ.

Zerlegungsbefund:

Lunge: In beiden Lungen finden sich vereinzelte erbsen- große, verkalkte Knötchen, welche beim Durchschneiden knirschen und fest mit dem umgebenden Gewebe verwachsen sind. Eine Schichtung der Knötchen ist nicht erkennbar. Kehlkopf, Rachen, Nase, Lymphdrüsen, Milz, Leber sind frei. Sonstige Abweichungen sind nicht vorhanden.

Diagnose: Etwa sechs Monate alter Lungenrotz.

Das Fohlen, welches dazu gehörte, hatte in beiden Lungen zahl- reiche rote, hirsekorngroße Knötchen mit roter Schnittfläche und deutlich rotem Hof derselben.

Diagnose: Etwa vier Wochen alter Lungenrotz.

| Vet. Dr. Gläsel.

Berichtigung zu meiner Entgegnung in Nr. 10 vom Oktober 1918 auf den Aufsatz von Dr. Emshoff. In meiner Entgegnung in Heft Nr. 10 vom Oktober 1918 der

Zeitschrift für Veterinärkunde ist auf Seite 464 auf ein Zitat aus dem Hufschmied vom 1. November 1918 verwiesen.

Die zum Abdruck gekommenen Absätze sind beim Anfertigen der diesbezüglichen Abschrift zum Teil verstümmelt wiedergegeben worden, weshalb ich dem Ersuchen des Verfassers Herrn Professor Dr. Lungwitz gerne nachkomme und im nachstehenden den vollständigen Wortlaut erneut wiedergebe. Auf Seite 147 und 148 der Nr. 11 vom 1. November 1917 der vorgenannten Zeitschrift heißt es wörtlich wie folgt:

„Sonach könnte es also bei dem bisherigen Verfahren, die Pferde zu beschlagen, d. h. so, wie es die Hufbeschlagsregeln ver- langen, verbleiben. Und doch darf die Methode Stark-Guther nicht unbeachtet gelassen werden. Ihre guten Erfolge weisen uns in ernster Weise darauf hin, daß unsere Beschlagsregeln nicht ver- mocht haben, die Hufe vor einer unvorsichtigen und nachteiligen Behandlung in der Schmiede zu schützen. Viel zu viel wird an den Hufen herumgeschnitten und herumgeraspelt. Man beschränkt sich nicht darauf, ihnen das überflüssige Horn zu nehmen, man trägt nicht nur von Strahl und Sohle und von den Eckstreben das lose Horn ab, ganz allgemein beschneidet man sie stark und schwächt sie unnötigerweise Man handelt auch nicht etwa so, um, wie das früher in England gefordert wurde, die Hufsohle nachgiebig zu machen, damit der Hufmechanismus ge- fördert wird, nein, man schneidet meist ohne Überlegung so lange am Hufe herum, als das Horn sich eben schneiden läßt. Oftmals dringen auch die Pferdeeigentümer darauf, daß die Hufe in der Schmiede tüchtig ausgewirkt werden. Und man findet Gefallen daran, wenn die Hufe nach der Zubereitung wie poliert aussehen. Stellt man nach der Methode Stark-Guther die Forderung auf, Sohle, Eckstreben und Strahl gar nicht zu beschneiden, so wäre der Sache auf einmal geholfen. Wir können sicher sein, daß trotzdem viele Schmiede noch an der Hufbodenfläche herum- schneiden; aber jene Forderung hält ihnen doch die Warnung ent- gegen, daß das übermäßige Beschneiden schädlich ist. Wer Horn- sohle, Eckstreben und Strahl: stark beschneidet, erzeugt Hufver- engerung! Schon wer die Hornsohle allein stark läßt, arbeitet der Verengerung des Hufes entgegen. Ich kann mich nicht besinnen, ein lahmes Pferd infolge starker Sohle gesehen zu haben, weil also der Schmied die Hornsohle stark gelassen hat; aber ich habe schon manche Huflahmheit auf eine zu schwache Sohle zurück- führen können.

Und wenn die Hornsohle stark bleibt, dann kann auch mehr als ein strohhalmbreiter Sohlenrand mit in die Tragfläche hinein- bezogen werden. Dadurch gewinnt die Auflage des Eisens an Breite, die Hornwand wird geschont, indem sie besser entlastet wird, und das Hufeisen liegt sicherer und fester.“

Durch obige Richtigstellung glaube ich dem Wunsche des Herrn Professor Dr. Lungwitz voll entsprochen zu haben. In bezug auf meine Entgegnung im allgemeinen liegt eine Veranlas- sung zu weiteren Ausführungen nicht vor.

Im Felde, den 12. November 1918.

Dr. Stark, Stabsveterinär.

Ellenberger, W. und Waentig, P.: Neue Versuche mit Gees (Berl. Tierärztl. Wochenschrift 1918, Heft 51 |

Um zu beweisen, daß auch bei schwer arbeitenden Pferden ein großer Teil der Hafer- und Heuration- für längere Zeit durch auf- geschlossenes Holzmehl ersetzt werden kann, wenn neben diesem die erforderliche Menge von verdaulichen Eiweißsubstanzen ge- geben wird, haben die Verfasser neue Versuche angestellt.

Drei Pferde erhielten drei Wochen ein Futtergemisch aus 3 Pfund Hafer, 115 Pfund Heu, 15 Pfund (10 Pfund hochgradig, 5 Pfund geringgradig aufgeschlossenes) Holzmehl und 600 g Tier- körpermehl, in den nächsten drei Wochen 1! Pfund Hafer, 1% Pfund Heu, 15 Pfund Holzmehl und 900 g Tierkörpermehl, schließlich wurde die Haferration auf 34 Pfund bei sonst gleicher Fütterung verringert. Ein viertes Pferd erhielt statt Tierkörper- mehl Gerste. Alle vier Pferde, die täglich stark arbeiteten, blieben voll leistungsfähig und in gutem Nährzustande.

Bei Fortsetzung früherer Fütterungsversuche bei nicht arbei- tenden Pferden konnten die Verfasser nachweisen, daß als Erhal- tungsfutter geringere Zugaben von Tierkörpermehl (500 g) zu Holzmehlmischfutter genügten.

Schließlich wurde durch Ausnutzungsversuche erwiesen, daß bei Dauerfütterung großer Rationen aufgeschlossenen Holzmehls keine nachteilige Änderung in der Ausnutzung zutage trat.

Die Gewöhnung der Pferde an das Mischfutter sei nicht schwierig, wenn man das stark riechende Tierkörpermehl zuerst den Pferden in kleinen Quantitäten mit Hafer, Heuhäcksel oder Melasse gemischt verabreicht, allmählich die Tierkörpermehlmenge steigert und die Hafermenge verringert, um schließlich zu der beabsichtigten Holz-Tierkörpermehlmischung überzugehen.

Aus der Gründungsversammlung des Deutschen Veterinäroftizierbundes.

I. Aufgaben und Ziele des Deutschen Vetorinäroffizierbandes. Von Oberstabsveterinär Bauer.

Meine hochverehrten Damen und Herren! Aus dem Aufrufe in den Fachzeitschriften und der Begrüßungsrede des Herrn General- veterinärs ist Ihnen bekannt, auf welcher Grundlage wir einen deutschen Veterinäroffizierbund zu gründen beabsichtigen. Meine

Aufgabe ist es, Ihnen die Beweggründe, die für diesen Zusammen- schluß aller Veterinäroffiziere vorliegen, und die Aufgaben und Ziele des neuen Bundes ausführlich darzulegen.

Dabei darf ich vorausschicken und besonders harvörlieben: schon aus dem Wortlaut des Aufrufes zu dieser Versammlung zur Gründung einer „Interessen-Gemeinschaft mit der Aufgabe, alle Standesangelegenheiten und die wirtschaftlichen Interessen der Veterinäroffiziere, ihrer Angehörigen und Hinterbliebenen wirk- sam zu vertreten“, geht hervor, daß dieser Bund keinerlei poli- tische Ziele verfolgt und sich in keiner Weise mit Politik befassen wird. Unbeschadet der politischen Überzeugung jedes einzelnen tragen wir den gegebenen Verhältnissen Rechnung und stellen uns jeder Regierung zur Verfügung, die die Ordnung im Staate auf- recht erhält und jedem pflichttreuen Staatsbürger Gerechtigkeit widerfahren läßt. Aber ebenso wie jeder einzelne Deutsche, der noch einen Funken Vaterlandsliebe im Herzen trägt, an der Er- richtung einer Staatsform und Verfassung, die er für die beste hält, mitarbeiten wird, ebenso muß jeder Veterinäroffizier, der die Zeichen der Zeit erkennt, jetzt alles daransetzen, daß wir in diesen neuen Staatswesen die uns gebührende Stellung erringen. Denn es wäre ein verhängnisvoller Irrtum, der sich bitter rächen würde, bei der gegenwärtigen Neugestaltung aller Dinge für das Veteri- närwesen den geringsten Fortschritt zu erhoffen, wenn wir anderen die Entscheidung überlassen und nicht zur Selbsthilfe greifen. Aber wir brauchen gar nicht an zukünftigen Fortschritt und an Verbesserungen zu denken; die gegenwärtige Lage aller Veterinär- offiziere des aktiven, inaktiven, Beurlaubtenstandes und auf Kriegsdauer und nicht minder die Sicherstellung ihrer Angehörigen und Hinterbliebenen ist so sehr gefährdet und bedroht, daß wir allen Grund haben, fest zusammenzustehen zu gemeinsamer Ab- wehr, um größeren Schaden zu verhüten.

Ein solcher Zusammenschluß war für Offiziere früher nicht zulässig. Jetzt liegen die Verhältnisse anders; heute hat der Offi- zier ebenso wie jeder andere Staatsbürger das Recht zu wählen und noch mehr die Pflicht, die Geschicke seines Standes. selbst zu vertreten. Daß auch das Kriegsministerium gegen eine derartige geschlossene Standesvertretung nichts einzuwenden hat, geht aus folgendem hervor: Bekanntlich ist Anfang Dezember der deutsche Offizierbund gegründet worden, der das ganze deutsche Reich um- fassen soll. Das Kriegsministerium hat diesem Bunde seine Sym- pathie ausgedrückt und ihm seine Fürsorgeeinrichtung zur Ver- fügung gestellt.

Wie stellt sich hun der deutsche Veterinäroffizierbund zum Deutschen Offizierbund? Soll er sich dem Deutschen Offizierbund anschließen? Ist überhaupt die Gründung eines Sonderbundes nötig? Genügt es nicht, wenn die Veterinäroffiziere einzeln dem

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D. O. B. beitreten? Um diese Fragen beantworten zu können, ist es nötig, die Aufgaben des D.O.B. zu kennen. Sie lauten: ‚Die wirtschaftlichen Interessen aller Gattungen von Offizieren und Mi- litärbeamten des Heeres, der Marine und der Schutztruppe sowie ihrer Frauen und Hinterbliebenen wirksam zu vertreten.“ In der öffentlichen Versammlung des D.O.Bs. am 5. 12. 1918 sind ‚sie ausführlicher folgendermaßen formuliert worden: a) Vertretung des Offizierstandes gegenüber der Regierung und Vorbringung der Wünsche des Standes. b) Beratung der kriegsbeschädigten Offiziere bei der Begrün- dung einer neuen Existenz, c) Schaffung von Fortbildungsanstalten für die Kameraden, die einen neuen Beruf ergreifen. d) Beratung der Offiziere in juristischen und privaten Ange- legenheiten. e) Pekuniäre Unterstützung der in Not geratenen Kameraden. f) Herbeiführung notwendiger Verbesserungen an den Bezügen der Hinterbliebenen.

Daraus geht hervor, daß beide Vereinigungen dieselbe Grund- lage und die gleichen allgemeinen Ziele besitzen, und es ist auch unzweifelhaft, daß beide so viele und wichtige gemeinsame Inter- essen haben, daß ein Zusammenschluß mit dem D.O.B. unbedingt nötig ist. Denn diese gemeinsamen Interessen werden von dem größeren Verbande wirksamer vertreten als von einer kleineren Gruppe. Darüber, daß sich die Veterinäroffiziere dem D.O.B. an-

, schließen müssen, dürfte also kein Zweifel bestehen. Die Veteri-

näroffiziere haben aber noch zahlreiche Sonderinteressen, die der D.O.B. zum Teil nicht kennt, die zum Teil mit den Interessen anderer Offiziergruppen in einem gewissen Widerspruch stehen. Einzelne Programmpunkte des D.O.Bs., wie z. B. Punkt c (s. o.), kommen für Veterinäroffiziere nicht in Betracht. Ferner liegen die wirtschaftlichen Verhältnisse vieler Veterinäroffiziere ganz anders als bei anderen Offiziergruppen und können von Außen- stehenden vielfach nicht richtig beurteilt werden. Tritt nun der einzelne Veterinäroffizier dem D.O.B. bei, so verschwindet er in der großen Masse, seine Sonderinteressen und Wüng®he werden nur schwer zur Geltung zu bringen sein, und der Erfolg unserer Mit- wirkung wird für das Veterinärwesen als solches gleich Null sein. Sind wir dagegen in einem D.V.O.B. vereint dem D.O.B. ange- schlossen, so müssen wir es erreichen, eigene Vertreter in den Vor- stand und Ausschuß zu stellen, die nicht nur die Interessen des einzelnen Veterinäroffiziers vertreten, sondern auch die des ganzen Standes viel besser wahrnehmen können. Ihre Stimme wird eine ganz andere Geltung haben, wenn sie sich auf die Beschlüsse eines D. V. O. Bs. stützen kann, als wenn sie nur die persönliche Meinung des einzelnen zum Ausdruck bringt.

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Der geschlossene Beitritt unseres Bundes bringt aber auch dem D.O. B. nicht zu unterschätzende Vorteile. Überlassen wir es jedem einzelnen Veterinäroffizier, dem D.O.B. beizutreten oder nicht, so wird die Beteiligung besonders der Herren des inaktiven und Beurlaubtenstandes nur gering sein, weil sie nicht ohne Grund annehmen, daß im D.O.B. ihre Angelegenheiten hinter denen anderer Offiziergruppen zurückstehen würden. Der D.O.B. hat auch nicht die Möglichkeit, in gleichem Umfange in den Kreisen der Tierärzte für den Beitritt Propaganda zu machen wie unser Bund. Es ist deshalb zu erwarten, daß wir als Bund dem D.O.B. eine unvergleichlich größere Mitgliederzahl zuführen werden. Wir werden auch für den D.O.B. sehr schätzenswerte Hilfskräfte und Mitarbeiter insofern darstellen, als alle das Veterinärwesen be- treffenden Angelegenheiten, von uns vorgearbeite, vom D.O.B. leichter und schneller erledigt werden können, z. B. Einziehen der Jahresbeiträge, Rundschreiben usw. und andere Arbeiten, die uns vom D.O.B. zur Erledigung im vereinbarten Sinne übergeben werden können. Aus allen diesen Gründen ist die Bildung eines D. V. O. B. und sein Anschluß an den D.O. B. eine zwingende Not- wendigkeit.

Voraussetzung für solche erfolgversprechende Standesvertre- tung innerhalb des D.O.B. ist es natürlich, daß nicht nur einige hundert Veterinäre unserem Bunde beitreten, sondern möglichst alle Herren des aktiven, inaktiven, Beurlaubtenstandes und auf Kriegsdauer und alle Frauen und Witwen von Veterinären, so daß wir bei einer Zahl von mindestens 6000 bis 7000 ein gewichtiges Wort mitreden können. Um das zu erreichen, ist es eine Ehren- pflicht jedes Veterinäroffiziers und aller Damen unseres Standes, dem D.V.O.B. beizutreten und eine rege Werbetätigkeit unter den Zweiflern und Lauen im Lande für die idealen und materiellen Ziele unseres Bundes zu entfalten.

Über die allgemeinen Aufgaben habe ich bereits gesprochen und will nun noch einige weitere anführen. Selbstverständlich kann meine Darlegung keine erschöpfende sein, denn zahlreiche Anträge usw. werden erst aus dem Kreise der Veterinäroffiziere gestellt werden; und bei der weiteren Entwicklung der Verhältnisse werden sich stets neue wichtige Aufgaben von selbst ergeben.

Die wichtigsten Sonderwünsche der Veterinäroffiziere, die all- gemeine Zustimmung finden dürften, sind weil bei der schnellen Entwicklung der Verhältnisse Gefahr im Verzuge war und weil damals die Einberufung einer Versammlung nicht möglich war schon am 3. Dezember 1918 von einer Kommission dem Kriegs- ministerium unterbreitet worden. Über diese bereits unternom- menen Schritte wird Herr Oberveterinär Dr. Kröcher nachher Bericht erstatten. Sie, meine Herrschaften, werden darüber zu entscheiden haben, ob und in welcher Form diese bedeutungsvollen Standesfragen weiterverfolgt werden sollen.

Eine weitere wichtige Aufgabe unseres Bundes bildet die Sicherstellung und Aufbesserung der Pensionen der inaktiven Herren und der Hinterbliebenen, die bei der heutigen Zeitströmung ernstlich bedroht sind. Ebenso muß die dem militärischen Range entsprechende Gehaltsregelung der älteren Veterinäroffiziere und die Gleichstellung der jüngeren Herren anderen gleichaltrigen Offizieren gegenüber erreicht werden. Bei dieser Gelegenheit will ich auch einem Einwande entgegentreten, der gegen die Gründung eines D. V.O. B. angeführt worden ist. Es wurde gesagt: Wozu wollen Sie einen D. V. O. B. gründen, wenn das Heer aufgelöst wird und die Offiziere abgeschafft werden. Meine Damen und Herren, ich bin der festen Überzeugung und finde diese Ansicht vielfach in der Presse bestätigt, daß wir in Deutschland mit Rücksicht auf unsere geographische Lage und die unsicheren Verhältnisse im Osten unbedingt ein stehendes Heer nötig haben trotz aller Völker- bundbestrebungen. Und wenn man heute glaubt, die Offiziere fort- jagen zu können, so bin ich ebenso überzeugt, daß man nach kurzer Zeit zur Einsicht kommen wird, daß man sie ebensowenig entbehren kann wie unseren ganzen Beamtenapparat. Veterinäre aber wird man in jedem Heer brauchen, ganz gleich wie groß es ist und wie es organisiert sein mag. Aber gerade bei dieser Um- formung des Heeres müssen wir auf dem Posten sein, damit unsere Rechte gewahrt werden, daß z. B. nicht ein großer Teil der aktiven Veterinäre einfach verabschiedet und dem Hunger preisgegeben wird. Auch in dieser Richtung kann nur Selbsthilfe uns schützen; denn der Offizier wird ohne Kenntnis der einschlägigen Verhält- nisse annehmen, daß jeder Veterinäroffizier bei der Verabschiedung durch Privatpraxis sein gutes Auskommen findet. Wir wissen aber alle, daß heute das Gegenteil der Fall ist, daß die bitterste Not ihrer wartet und die Gefahr der Entstehung eines. tierärztlichen Proletariats außerordentlich groß ist. Von ebenso großer Bedeu- tung sind diese Fragen auch für die Veterinäroffiziere des Beur- laubtenstandes, die bei der beschleunigten Demobilmachung in großer Zahl aus dem Heeresdienst entlassen worden sind und zum großen Teil bei der Dezimierung unseres Viehbestandes keine lohnende Beschäftigung finden. Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihnen die Gründung einer neuen Existenz zu er- leichtern, ist gleichfalls eine unserer wichtigsten Aufgaben.

Ferner beabsichtigen wir uns der Witwen und Waisen der Veterinäroffiziere in weitgehendstem Maße anzunehmen. Wir be- sitzen zwar schon einen Verein zur Unterstützung der Hinterbliebe- nen, der die schwierige Kriegszeit besser überstanden hat, als mancher von uns annahm. Es wäre zu prüfen, ob diese Einrich- tung weiter ausgebaut werden soll, ob die Hinterbliebenenfürsorge auf anderer Grundlage neu geschaffen werden soll, oder ob wir in dieser Beziehung mit dem D.O.B. zusammenarbeiten wollen.

Diese Fragen führen zum letzten Punkte meiner Darlegung.

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Wir müssen selbstverständlich zur Erfüllung aller dieser Aufgaben über genügende Geldmittel verfügen und deshalb Beiträge erheben. Beim D.O.B. soll nach $ 4 der Statuten der Jahresbeitrag durch Selbsteinschätzung bestimmt werden; der Mindestbeitrag beträgt 6 М. Diese Form ist gewählt worden, um den Minderbemittelten den Beitritt zu ermöglichen in der Voraussetzung, daß die ver- mögenden Kameraden durch reiche Zuwendungen eine ‚sichere Grundlage für eine ersprießliche Tätigkeit schaften, Eine ähnliche Methode dürfte auch für uns zweckmäßig sein, und ich darf mich wohl der zuversichtlichen Hoffnung hingeben, daß die vermögen- den Veterinäroffiziere nicht zurückstehen werden, wenn es gilt, durch einmalige Überweisung größerer Summen und möglichst hoher Jahresbeiträge die Interessen des Standes zu fördern und in Not geratenen Kameraden und deren Hinterbliebenen zu helfen. Selbstverständlich müssen wir beim Anschluß an den D.O.B. einen gewissen Prozentsatz der Beiträge dorthin abführen und einen Teil zur Erledigung der eigenen Geschäfte zurückhalten. Deshalb erscheint es notwendig, den Jahresbeitrag für die ordentlichen Mit- glieder auf mindestens 10 M. und für die außerordentlichen Mit- glieder d. h. die Familienangehörigen, die Witwen und Wal- sen auf mindestens 6 M. festzusetzen.

Diese Beiträge erscheinen vielleicht auf den ersten Blick etwas hoch, besonders mit Rücksicht auf die jüngeren Herren. Eine Staffelung der Beiträge ist aber aus verschiedenen Gründen nicht durchführbar; z. B. kann in heutiger Zeit ein älterer Veterinär- = offizier mit zahlreicher Familie finanziell weniger günstig gestellt sein als manch jüngerer Herr. Aber vergessen Sie nicht, meine Damen und Herren, daß unser Bund außer der Standesvertretung auch eine Wohlfahrtseinrichtung sein soll, die nur Ersprießliches leisten kann, wenn sie über reichliche Geldmittel verfügt. Unter- schätzen Sie ferner nicht die Macht des Geldes, bedenken Sie, daß der Einfluß und das Ansehen unseres Bundes nach außen nicht zuletzt von unserem Bundesvermögen abhängt, und wenn man sich schließlich überlegt, daß schon in Friedenszeiten ein Arbeiter monatlich 2,50 M. für seine Organisation bezahlt hat, so dürfte es nicht zuviel verlangt sein, daß ein Veterinäroffizier für seine Standesorganisation monatlich 0,84 M. bezahlt.

Das sind im großen und ganzen die Aufgaben und Ziele, die dem vorläufigen Arbeitsausschuß bei der beabsichtigten Gründung des D.V.O.B. vorgeschwebt haben. Wir haben den Grund gelegt und die Bausteine zusammengetragen. Sie, meine hochverehrten Damen und Herren, sollen heute aus diesen Bausteinen einen fest- gefügten, stolzen Bau ausführen, der allen Stürmen dieser schick- salsschweren Zeit trotzt, der allen bedrängten und bedürftigen Standesgenossen sicheren Schutz und Schirm bietet, und aus dessen Tor wir mit froher Zuversicht einer besseren Zukunft unse- res Standes entgegenschreiten.

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II. Bericht über die im Dezember 1918 beim Kriegsministerium eingereichten Forderungen der Veterinäroffiziere. Von Oberveterinär Dr. Kröcher.

Die Revolution brachte es mit sich, daß die Veterinäroffiziere in freierer Form als bisher üblich dem Kriegsministerium ihre Forderungen vorlegen konnten. Deshalb traten Mitte November einige Herren zusammen, um Mindestforderungen hinsichtlich not- wendiger Standesverbesserungen aufzustellen und beim Kriegs- ministerium vorzutragen. Diese Forderungen wurden am 3. 12. 18 dem Chef der Kavallerieabteilung und einige Tage später dem Bei- geordneten des Kriegsministeriums, Unterstaatssekretär Göhre, überreicht. Sie lauten:

Berechtigte Forderungen der im Heere | stehenden Tierärzte.

1. Sofortige Übergabe der Bearbeitung der Personalien der Vete- rinäroffiziere an die Veterinärreferenten des Kriegsministe- riums. Dazu Kommandierung eines weiteren Veterinäroffiziers als Referent.

2. Sobald sich die künftige Gliederung des Friedensheeres über- sehen läßt, ist die Bildung einer Veterinärabteilung in. Angriff zu nehmen. Hierzu ist sofortige Kommandierung von zwei weiteren Veterinäroffizieren zum Einarbeiten erforderlich.

3. Gleichstellung der Veterinäroffiziere in Rang, Dienststellung und Gehalt mit den gleichen Chargen der Sanitätsoffiziere.

4. Pferdelazarette sind stets auch militärisch Veterinäroffizieren zu unterstellen.

5. Jedes kranke Pferd ist dem Veterinär zur Behandlung zu über- weisen; diese hat ohne jede Bevormundung durch die mili- tärischen Befehlshaber zu erfolgen. Entsprechende Änderung der Militär-Veterinär-Ordnung.

6. Völlige Ausschaltung der Pferdeinspizienten (Offiziere) in tier- "ärztlichen Fragen (Seuchenbekämpfung usw.).

7. Aufhebung der Unterstellung der Remontedepot-Veterinäre unter die Administratoren und Forderung wie zu 5. |

8. Zur Remonte-Inspektion muß ein Veterinäroffizier als Referent hinzutreten.

9. Veterinäroffiziere der Remonte- und sonstigen Pferdeankaufs- kommissionen haben beschließende Stimme zu erhalten, nicht nur beratende wie bisher.

10. Fürsorge für die zurückkehrenden Tierärzte, die ihre Praxis oder ihre sonstige Brotstelle verloren haben, ähnlich wie in der Arbeitslosenfürsorge festgesetzt.

Dazu wurde folgende Begründung als Anschreiben überreicht:

Begründung.

Das Veterinäroffizierkorps, dessen Wichtigkeit und dessen Leistungen in diesem Kriege klar zutage getreten sind, hat ge-

zeigt, daß es selbständig arbeiten kann. Seine schon seit langem gestellte Forderung, die Personalien nur von. Veterinäroffizieren bearbeitet zu wissen, muß als berechtigt anerkannt werden. Denn der die Personalien bearbeitende Offizier ist trotz guten Willens und weitgehenden Interesses nicht in der Lage, die ein- zelnen Fragen des Veterinäroffizierkorps, vor allem die reinen Personalfragen, so zu beurteilen, als der im Stande aufge- wachsene Veterinäroffizier, der die Fähigkeiten und Charaktere der einzelnen kennt.

Voll gewürdigt soll hierbei die für den militärtierärztlichen Stand außerordentlich erfolgreiche Tätigkeit des jetzigen Chefs der Kavallerieabteilung, Oberst Frhr. v. Schoenaich, werden. Es ist aber sehr fraglich, ob diese wohlwollende Behandlung der veterinären Organisations- und Personalfragen bei einem Wechsel des Chefs bestehen bleibt, ein schwerwiegender Grund mehr, die Forderung zu stützen.

Ein akademisch gebildeter Stand kann auf die Dauer nur vorwärts kommen, wenn er von seinen eigenen Standesgenossen vertreten wird.

Die übrigen Forderungen sind so gerechtfertigt, so wenig einschneidend und während des Krieges wiederholt als berechtigt aus der Truppe heraus (auch von militärischen Kommando- stellen) gestellt worden, daß ihre weitere Begründung sich er- übrigt. Anderseits wird die Erfüllung dieser Forderungen die Stimmung und Dienstfreudigkeit der Veterinäroffiziere nur zum Guten des Ganzen erhöhen.

Darauf wurden die Herren, welche die Forderungen aufgestellt hatten, zu einer Besprechung bei Herrn Oberst Frhr. v. Schoenaich gebeten, an der auch unsere Referenten im Kriegsministerium teilnahmen. Während Herr Oberst Frhr. v. Schoenaich die meisten Forderungen bejahte, wurde in Punkt 1 Personalien eine Übereinstimmung nicht erzielt. Be- züglich anderer Punkte verwies er die Kommission an die Remonte- inspektion als zuständige Stelle.

Es sei bemerkt, daß einige Tage darauf vom Kriegsministerium verfügt wurde, daß die Referenten in allen Personalfragen der Veterinäroffiziere verantwortlich mitzuzeichnen haben.

In der Besprechung betonte Oberst Frhr. v. Schoenaichdie Notwendigkeit, nachzuweisen, daß die vorgebrachten Forderungen nicht die Wünsche einer kleinen Gruppe seien, sondern die der Gesamtheit aller Veterinäroffiziere.

Obige Forderungen wurden, wie schon bemerkt, auch dem

Unterstaatssekretär Göhre überreicht, und zwar mit folgendem Anschreiben:

| ; Berlin, den 5. Dezember 1918. An den Herrn Unterstaatssekretär Göhre | Hochwohlgeboren Kriegsministerium.

Euer Hochwohlgeboren beehren sich die Unterzeichneten, für die im Heeresdienst stehenden Tierärzte in der Anlage eine Zu- sammenfassung berechtigter Forderungen, welche am 3. 12. 18 dem Chef der Kavallerieabteilung, Herrn Oberst Freiherr v. Schoenaich, unterbreitet wurden, zu überreichen.

Da die Übergabe der Bearbeitung der Personalien und die Errichtung einer selbständigen Veterinärabteilung von derart einschneidender Bedeutung für die Fortentwicklung des Standes sind, daß auf die baldmögliche Erfüllung dieser beiden Punkte ganz besonderer Wert gelegt werden muß, so bitten die Unter- zeichneten, ihre Bestrebungen namentlich in dieser Hinsicht tat- kräftig zu unterstützen.

gez. Troester, gez. Maak, Bauer,

Generaloberveterinär. Stabsveterinär a.K. Oberstabsveterinär.

Dr. Löffler, Dr. Kröcher, Dr. Bülles, Obervecterinär. Oberveterinär. Oberveterinär.

Inzwischen ist auf Grund unserer Aufforderung zur Teilnahme an der Hauptversammlung ein Schreiben der Veterinäroffiziere des ersten Bayerischen Armeekorps eingetroffen, in dem, ohne von. unseren bisherigen Schritten Kenntnis zu haben, fast dieselben Mindestforderungen aufgestellt wurden. Dieses Schreiben wurde ebenfalls Oberst Frhr. v. Schoenaich vorgelegt.

Aufgabe des Arbeitsausschusses wird es nun sein, die aufge- stellten Mindestforderungen weiter auszubauen und sich mit Ent- schlossenheit für die Erreichung der gesteckten Ziele einzusetzen.

Deutscher Veterinäroifizierbund.

Der Arbeitsausschuß des D.V.O.B. hat am 15. 1. 19 an die Kavallerieabteilung des Kriegsministeriums folgende_ Eingabe ge- richtet:

„Wie an anderen Hochschulen, wird auch an den Tierärzt- lichen Hochschulen für die aus dem Kriege zurückgekehrten Kriegsteilnehmer das Wintersemester in einem besonderen drei- monatlichen, am 1. 3. 19 beginnenden Kurse*) wiederholt.

"Da viele Studierende der Tierheilkunde, die während des Krieges als Feldunterveterinäre oder Feldhilfsveterinäre Dienst getan haben, noch nicht aus dem Heeresdienste entlassen sind, haben sie an dieser Vergünstigung für Kriegsteilnehmer keinen

*) Der Beginn des Zwischensemesters ist nachträglich auf den 1. Februar 1919 festgesetzt worden. Immatrikulationen sind nur bis zum 15. Februar 1919 möglich. Ä

Anteil. Sie sind infolgedessen den aus dem Heeresdienst bereits entlassenen Hilfsveterinären gegenüber im Nachteil. Um diese Benachteiligung zu beseitigen, wird gebeten, verfügen zu wollen, daß alle noch im Heeresdienst verwendeten Feldunterveterinäre und Feldhilfsveterinäre bis spätestens zum 15. 2. 19 zu ent- lassen sind.“

Auf Grund dieser Eingabe hat das Kriegsministerium folgende Verfügung erlassen:

Kriegsministerium Berlin W66, den 28. Januar 19. Nr. 836/1. 19 A 3, Leipziger Str. 5.

An den Tierärztlichen Hochschulen wird für die aus dem Kriege zurückgekehrten Studierenden das Wintersemester in einem besonderen dreimonatlichen Kurse wiederholt, der am 1. März 1919*) beginnt.

Um allen Studierenden der Tierheilkunde, die während des Krieges als Feldunterveterinäre und Feldhilfsveterinäre Dienst ge- tan haben, diese Vergünstigung für Kriegsteilnehmer zukommen zu lassen unddie bis jetzt noch nicht entlassenen gegenüber den bereits entlassenen vor Nachteil zu bewahren, wird gebeten, bis spätestens 15. Februar 1919 alle zur Zeit noch im Heeresdienst stehende Stu- dierenden der Tierheilkunde, auch die der Militär-Veterinär-Aka- demie vgl. Verfügung vom 6. 12. 18 Nr. 1177/11. 18A.3 —, zu entlassen.

Der Kriegsminister. Der Unterstaatssekretär. Im Auftrage: gez. v. Wrisberg. gez. Göhre.

Deutscher Veterinärrat.

Wir bringen hierdurch zur Kenntnis, daß der Deutsche Vete- rinärrat sich bei Beginn der Demobilmachung an die Kriegs- ministerien von Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg mit der Bitte gewandt hat, den aus dem Felde heimkehrenden Tier- ärzten den Wiederaufbau ihrer durch den Krieg schwer ge- schädigten, ja vielfach sogar vernichteten wirtschaftlichen Betriebe durch vorzugsweise Abgabe von Transportmitteln und namentlich Pferden, Geschirren und Sätteln aus den Heeresbeständen zu er- leichtern. Ein in gleicher Weise begründetes Gesuch wurde an die genannten Stellen wegen der Überlassung von Kraftwagen, Motor- rädern und tierärztlichen Instrumenten gerichtet.

In Bayern ist eine Regelung in der Weise erfolgt, daß ins- besondere Pferde auf Anweisung des Ministers für militärische Angelegenheiten durch den Truppenteil zum Schätzungswerte an Kriegsteilnehmer abgegeben werden, die mindestens zwei Jahre im Felde gestanden haben. In Preußen hat sich (cf. B.T. W. Nr. 50) Herr Geheimer Oberregierungsrat Dr. Nevermann, Berlin, Leipziger Platz 9, in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, die Ab- gabe der vorgenannten Gegenstände zu Taxpreisen bei der Heeres- verwaltung zu vermitteln. Anträge sind daher mit tunlichster Be- schleunigung an die vorgenannte Anschrift zu richten.

ж) Siehe Anmerkung auf S. 79.

Um Schädigungen von Veterinäroffizieren durch verspätete Entlassung aus dem Heeresdienst zu verhindern, haben wir weiter- hin die beteiligten Kriegsministerien unter näherer Darlegung der Gründe gebeten, die noch bei mobilen Truppenteilen befindlichen Veterinäroffiziere des Beurlaubtenstandes durch aktive Veterinär- offiziere zu ersetzen und erstere sofort zu entlassen.

Cöln, den 23. Dezember 1918, Dr. Lothes.

Nachdem seit der Besetzung. des linksrheinischen Teiles der Rheinprovinz die Bestellung der Briefpost bereits eine sehr un- regelmäßige geworden war, tritt hier mit dem 1. Januar 1919 eine vollständige Postsperre ein. Über die Dauer dieser Sperre verlautet bisher nichts Bestimmtes. Bei der einschneidenden Wirkung auf das gesamte Wirtschaftsleben wird sie indes voraussichtlich sehr kurz sein. Damit nun die Erledigung der besonders dringlichen Standesfragen keinesfalls eine Verzögerung erleidet, bitte ich bis auf weiteres alle Zuschriften in solchen Fragen an den stellvertre- tenden Vorsitzenden, Herrn Bezirkstierarzt Dr. Schmitt in Wolfratshausen (Oberbayern) zu richten.

Gleichzeitig bringe ich zur Kenntnis, daß durch die politische Lage die Absicht der Errichtung eines zentralen Stellennachweises für das ganze Reichsgebiet sich nicht hat verwirklichen lassen. Im Einverständnis mit dem Herrn Referenten habe ich mich daher ver- anlaßt gesehen, die tierärztlichen Landesorganisationen, in Preußen die Tierärztekammern, um Übernahme des Stellennachweises zu bitten. Das dazu erforderliche Material soll an der Hand eines Formulars durch die Herren Landestierärzte und Regierungs- und Veterinärräte geliefert werden. Indem ich um genaue Ausfüllung des Formulars dringend bitte, darf ich alle Beteiligten schon jetzt für eine möglichst weitgehende Unterstützung der stellensuchenden tierärztlichen Kriegsteilnehmer des besonderen Dankes des Deut- schen Veterinärrates versichern. |

Cöln, den 28. Dezember 1918. | Dr. Eothes.

Auf unser Gesuch vom 27. Oktober v. J. wegen vorzuggweiser Abgabe von Militärpferden und sonstigem Heeresgut an tierärzt- liche Kriegsteilnehmer, hat uns das Preußische Kriegsministerium unter dem il. Dezember einen Bescheid erteilt, der mit der durch dieses Ministerium in unserer Fachpresse veröffentlichten Mittei- lung inhaltlich übereinstimmt. Nachstehend gebe ich einen Be- scheid zur Kenntnis, den wir vom Kriegsministerium auf unsere Eingabe, betreffend sofortige Entlassung der Veterinäroffiziere des Beurlaubtenstandes, erhalten haben.

Kriegsministerium. Berlin W66, den 30. Dezember 1918. Allgemeines Kriegsdepartement. Nr. 1131. 12, 18. A.3.

Zum Schreiben vom 17. Dezember 1918. Das Departement tritt den dortigen Ausführungen, betreffend Notwendigkeit einer beschleunigten Entlassung der Veterinäre des Zeitschr. f,. Veterinärkunde. 1919. 2.Heft. 6

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Beurlaubtenstandes durchaus bei und wird die Entlassungen der Genannten fördern, soweit es die dienstlichen Verhältnisse irgend zulassen.

Eine gleichzeitige und sofortige Entlassung aller Veterinäre des Beurlaubtenstandes und der auf Kriegsdauer angestellten ist nicht durchführbar, weil zur Abwicklung der sich nur nach und nach vollziehenden Demobilmachung neben den aktiven Veterinären noch eine Anzalıl Veterinäre des nicht aktiven Dienststandes drin- gend benötigt wird.

Im Auftrage: gez. Frhr, v. Schoenaich.

An den Präsidenten des Deutschen Veterinärrates, Herrn Geh. Vet. Rat Dr. Lothes, Hochwohlgeboren, Cöln.

Cöln,. den 9. Januar 1919. Der Präsident des Deutschen Veterinärrates. Dr. Lothes.

Zum Stellennachweis. Von Regsierungs- und Veterinärrat Bischoff, Oppeln.

Der von mir in Jena angererte allgemeine Stellennachweis hat sich durch die inzwischen vollzogenen Umwälzungen stark ver- zögert und ist zum Teil durch lokale Vorkehrungen überholt wor- den. Vielleicht ist es so gut, da er bei der überstürzten Demobili- sierung sowieso zu spät gekommen wäre. Jetzt läßt sich die Lage lesser übersehen, und lassen sich die Erhebungen gleichzeitig mit einer Statistik der Kriegsteilnehmer, vor allem aber auch der Kur- pfuscher, verbinden. Nur ein völlig klares, umfassendes Bild der tierärztlichen Lage in ganz Deutschland macht es dem Deutschen Veterinärrat möglich, vermittelnd und helfend einzugreifen, und an die zuständigen Stellen wirksam mit Anträgen zur Besserung und Sicherung unserer schwer bedrohten Existenz heranzutreten.

Ich möchte von vornherein dem beliebten Einwand gegen eine Statistik entgerentreten, daß niemandem mit ihr geholfen, kein Brot, keine Arbeit durch sie gegeben ist. Gewiß ist dies an sich richtig. Aber sie wird dennoch ihren Zweck erfüllen und die auf- gewandten Mühen und Kosten lohnen, da sie noch die wenigen Existenzmöglichkeiten aufdeeken, die Überfüllung unseres Standes ziffernmäßig nachweisen, die noch stellenlosen Kollegen melden und das Kurpfuschertum grell beleuchten wird. Auch eine Kriegs- statistik ist für spätere Zeiten nötig, um darlegen zu können, welches Pflichtgefühl und welcher Opfermut der deutschen Tier- ärzteschaft in Deutschlands schwerster Zeit innegewohnt hat.

Der statistische Tag, der die Erhebungen begrenzen soll, ist der 1. Februar 1919 Mit dem Stande von diesem Tage werden die beamteten Tierärzte Deutschlands, die mit der Ausfüllung der Fragebogen betraut sind

wir haben ihre Mitarbeit an dem kollegialen Werke stillschwei- -

gend vorausgesetzt —, im Besitze des Berichtsmaterials sein. Je vollständiger das Material ist, desto besser. Was die Herren Be- richterstatter aus eigener Erfahrung nicht wissen können, muß

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ıhnen in der Zwischenzeit von allen berufenen Seiten zugetragen werden. Wir bitten daher alle Kollegen vom Militär und Zivil ohne Ausnahme, dem beamteten Tierarzt ihres Bezirkes sofort die Mit- teilungen über ihre Niederlassung, ihnen bekannte Kurpfuscher hierbei sind die ehemaligen Veterinärgehilfen besonders zu be- zeichnen —, ihre Kriegsteilnahme (Verwundung, Verstümmelung, Übertritt zum Militär, Austritt vom Militär) zu machen. Die Herren Kollegen, die am 10. Februard. J.nochstellen- los sind, bitten wir, dies gleichfalls an den beamteten Kollegen, in dessen Bezirk sie sich zur Berichtszeit befinden, mitzuteilen.

Die am 10. Februar 1919 noch offenen, unbesetzten Stellen es werden leider nach den von Herrn Kollegen Train gemachten Erfahrungen nur wenige sein —, werden durch den Unterzeichneten in der B.T. W., D.T. W., Tierärztlichen Rundschau und Zeitschrift für Veterinärkunde, die ihre Mitwirkung dankenswerterweise be- reitwilligst zugesagt haben, veröffentlicht werden. Kollegen, die nach dem 10. Februar 1919 eine veröffentlichte oder andere Stelle übernehmen, werden dringend ersucht, dem Unterzeichneten dies sofort bekanntzugeben, damit der Stellennachweis dement- sprechend berichtigt werden kann. Während die Herren Vorsitzen- den der Landesorganisationen der Bundesstaaten das Ergebnis als Fragebogensammel- und Prüfungsstelle und örtlichen Nachweis selbst in der Hand behalten, wird den Herren Vorsitzenden der Preußischen Tierärztekammern das Material sofort nach Eingang zur Information über die offenen Stellen unmittelbar durch die Herren Regierungs- und Veterinärräte, die sich für Preußen als Sammel- und Prüfungsstelle der Fragebogen zur Verfügung ge- stellt haben, zugehen. Je ein zweites Exemplar der Fragebogen . wird von jeder Sammelstelle an den Unterzeichneten eingesandt, der später das Gesamtergebnis in den vier genannten Zeitschriften veröffentlichen wird.

Im Namen des Deutschen Veterinärrates und des geschäfts- führenden Ausschusses, die mich mit der Durchführung der Stellennachweisangelegenheit beauftragt haben, danke ich allen, die dem gemeinnützigen Unternehmen ihre Kräfte zur Verfügung stellen. Möchten die Erhebungen den Erfolg zeitigen, den man sich von ihnen verspricht.

Der 10. Februar ist der statistische Tag. Mit dem Stande von ihm erfolgen die Eintragungen in die Fragebogen. Alle Herren Kollegen von Militär und Zivil wollen bis dahin ihre zuständigen Bezirks- und Kreistierärzte mit dem erbetenen Berichtsmaterial versehen. Die Feststellung der gewerbsmäßigen Kurpfuscher, ins- besondere der Veterimärzehilfen, ist dringend erforderlich. Die am 10. Februar noch stellenlosen Herren Kollegen wollen nicht ver- säumen, ihre Adressen den Herren Berichterstaftern anzugeben. Letztere bitten wir, alles inzwischen soweit vorzubereiten, daß die erhoffte pünktliche Absendung der ausgefüllten Fragebogen am 12. Februar an die abgesandt habenden Sammelstellen möglich wird.

Im Auftrage: Bischoff.

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Kriegsfürsorgeeinrichtung für diePreußischen Tierärzte. Stellenvermittlungsamt. |

Alle Herren Kollegen, insbesondere die Herren Regie- rungs- und Veterinärräte, bitten wir dringend, uns fort- laufend Mitteilung zu machen, falls ihnen offene Stellen für Praxis und Fleischbeschau sowie an bakteriologischen und Serum-Insti- tuten bekannt werden sollten. Es ist eine Ehrenpflicht für einen jeden Berufsgenossen hier mitzuwirken, damit wir die vielen durch den Krieg stellenlos gewordenen Kollegen möglichst bald unter- bringen und ihnen wieder zu einer Verdienstmöglichkeit verhelfen können. Die Not ist sehr groß, manche Kollegen stehen mit ihren Familien vor dem Nichts!

Nähere Angaben über die Verhältnisse am Orte und in der Umgebung sind erwünscht und ersparen uns Rückfragen.

Geschäftsstelle: Hannover, Sallstr. 9, Erde.

In Auftrage: Friese.

Achtung, Kollegen! Halbsold!

Durch vielfache Anfragen veranlaßt, machen wir erneut darauf aufmerksam, daß die aus dem Heeresdienste entlassenen Kollegen Offiziere und Beamte —,

„sofern sie bei der Demobilmachung nicht sogleich ein ent-

sprechendes Unterkommen finden“, gemäß der Kriegsbesoldungsvor schrift für die Demobilmachung -- 4 8 85,1 u. 2 sowie $ 84,1 Anspruch auf Bewilligung eines Teiles der von ihnen bezogenen Kriegsbesoldung bis zum halben Betrage haben. Dieser sog. Halbsold darf nach einer neuesten Verfügung des Kriegsministeriums vom 27. No- vember 1918 Aktenzeichen Nr. 2053/18.18.B.4.a -- unter 9, längstens für 4 Monate gewährt werden.

Die Bewilligung erfolgt durch das Kriegsminist е- rium.

Anträge sind unter Darlegung der früheren Erwerbsver- hältnisse von Offizieren an das Bezirkskommando, von Beamten an die Korpsintendantur zur Begut- achtung zu richten.

Der Halbsold würde demnach in erster Linie erreichbar sein für alle Kollegen, denen bei ihrer Heimkehr ein Ein- rücken in ihre früheren Wirkungskreise nicht möglich ist. Aber auch diejenigen Kollegen, die zwar in ihren ehemaligen Niederlassungsort zurückkehren, denen aber wegen Darniederliegens der tierärztlichen Praxis und Fleischbeschau jede zum Lebensunterhalte ausreichende Ver- dienstmöglichkeit fehlt, dürften in weiterem Sinne der Demobilmachungsvorschrift berücksichtigt werden können.

Zur schnelleren Erledigung würde es dienlich sein, sich schon bei Stellung des Antrages von der Ortspolizeibehörde, unter Befürwortung, bescheinigen zu lassen, daß die in dem An- trage enthaltenden Angaben den tatsächlichen Verhältnissen ent- sprechen.

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Der Nachweis anderweitiger Bedürftigkeit als die mangelnde Unterkunft (— Verdienstmöglichkeit), wird in den betr. Be- stimmungen nicht gefordert. Es handelt sich hier um eine Pflicht des Staates, den aus dem Felde heimkehrenden Kriegern, welche durch langes Fernsein von der Heimat ihre Existenzen einbüßten, so lange eine Beihilfe zum Lebensunterhalte für sich und ihre An- gehörigen zu gewähren, bis sich ihnen wieder Erwerbsquellen er- schlossen haben.

Als erste und nächstliegende Hilfe sollten deshalb alle Kollegen, bei denen vorstehende Bedingungen zutreffen, unverzüg- lich nach ihrer Rückkehr bei ihren Bezirkskommandos um die Ge- währung des Halbsoldes einkommen.

Hannover, Sallstr. 95, den 27. Dezember 1918.

Im Auftrage: Friese, Schrift- u. Kassenführer.

Auf unsere Eingabe an die Kriegsministerien der verschiedenen Bundesstaaten wegen vorzugsweiser Überlassung von Kraftwagen und Motorrädern an tierärztliche Kriegsteilnehmer sind wir vom Ministerium in Stuttgart an das Preußische Kriegsministerium verwiesen worden, bei dem Herr Geheimer Öberregierungsrat Dr. Nevermann die Vermittlung übernommen hat.

Anträge auf Überlassung tierärztlicher Instrumente aus Heeres- beständen sind in Sachsen an die Generalkommandos zu richten, bei denen sich Veterinärgerätedepots befinden, in Preußen und Württemberg an das Veterinär - Hauptdepot in Berlin NW. Karlstraße 23a.

Cöln, den 29. Januar 1919. Dr. Lothes.

Kriegsfürsorgeionds des Deutschen Veterinärrates. V. Quittung. Vet. R. Richter-Siegburg | 50,00 М. Landwirtschaftliche Zentraldarlehnskasse für Deutschland auf Veranlassung des Vet.R. Dr. Ellinger- Neustadt a. O. 150,00 Dr. Müller - Buch, Vet. R. Goltz - Berlin, Vet. R. Dr. Bützler- Cöln, Schlachthofdirektor Dr. Meyer- Mülheim/Ruhr, Schlachthofdirektor Dr. M еует- Хепеп-

kirchen, Prof. Dr. Bongert-Berlin . 2 : 58,87 Se dem 'Nachlasse des Geh. R. Dr. Lydtin . 1500,00, N.N.- Essen поз ОШ 100,00 , Betrag der IV. Quittung vom 1. Mai 1918 . . . . . . 4000000, Zinsen. . . o.. . . . 116990, Summe . . 48045,7 М.

Hierzu kommen noch 10 (ОО М. 59% deutsche Reichsanleihe. Allen Gebern nochmals unsern tiefgefühltesten Dank.

Cöln/Posen, den 20. Januar 1919. Dr. Lothes, Heyne,

Vorsitzender des Deutschen Schatzmeister des Deutschen VcterinärTates. Veterinärrates.

= Т =

Tierärztliche Hochschule Dresden.

Dresden, den 12. Dezember 1918.

Von dem am 27. April 1917 in „Weißer Hirsch“ bei Dresden verstorbenen Korpsstabsveterinär a. D. Dr. phil Ernst Eduard Trautvetter sind zufolge letztwilliger Verfügungen der Tier- ärztlichen Hochschule in Dresden 10000 M. zur Errichtung einer Dr. Trautvetter-Studien-Stiftung für Studierende an der hiesigen Tierärztlichen Hochschule, sowie 5000 M. zur Erhaltung des Trautvetterschen Werkchens „Das Pferd‘ überwiesen worden.

War der Verblichene seit einer langen Reihe von Jahren dureh mannigfache Bande mit unserer Hochschule verbunden und deren treuer Freund, so hat er durch seine Vermächtnisse seine Gefühle für uns erneut in hochherziger Weise betätigt. Wir werden sein Andenken stets hoch in Ehren halten und rufen ihm ein herzliches „Habe Dank“ in die Ewigkeit nach.

Tierärztliche Hochschule Berlin.

Durch Verfügung der Preußischen Regierung vom 26. Januar 1919 ist der Geheime Regierungsrat Dr. Eberlein für die Amtszeit vom 1. Februar 1919 bis dahin 1922 zum Rektor der Tierärztlichen Hochschule Berlin ernannt worden.

Neuorganisation des Veterinärwesens der Armee in Schweden.

Nach einem Referat des „Militär-Wochenblatts‘“, Beilave 1 zu Nr. 83, aus „Svensk. Mil. Tidskrift“ 8/18 wird das Veterinärwesen der Armee neu organisiert. Bei jedem Armeeabteilungsstab ist ein Feldveterinär vorgesehen, bei jedem Kavallerie- und Feldartillerie- regiment ein Regimentsveterinär, dazu je nach der Etatstärke ein oder zwei Bataillonsveterinäre; auch kleinere Truppenteile erhalten Bataillonsveterinäre. Oberfeldveterinäre bekleiden den Rang eines Obersten, Feldveterinäre den eines Majors, Regimentsveterinäre eines Kapitäns erster Klasse, Bataillonsveterinäre eines Kapitäns zweiter Klasse oder eines Oberleutnants.

In Nr. 5 der „Berl. Tierärztl. Wochenschrift“ wird folgendes „Mahnwort‘“ veröffentlicht:

Die Wahlen mit all ihren Kämpfen sind beendet und damit auch der zerstörende Teil der Revolution, der aufbauende Teil sofl beginnen.

Zerstören ist an sieh schon leichter als aufbauen. Ein Bau von der Größe, wie ihn das deutsche Volk sich anschickt zu er-

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richten, heischt schärfste Zusammenfassung aller körperlichen und seelischen Kräfte aller Männer und Frauen aller Parteien. Dazu gehört, daß alles Trennende, soweit wie irgend möglich, beiseite gestellt wird.

Wenn zwei vernünftige Menschen verschiedener Parteien ruhig miteinander verhandeln, erkennen sie meist schnell, daß sie im Grunde, wenn auch auf verschiedenen Wegen, demselben Ziel, dem Wohl unseres gemeinsamen Vaterlandes, zustreben. Wenn tausend derselben vernünftigen Menschen in öffentlicher Versammlung ein- ander gegenüberstehen, so nennen sie sich Rindvieh, Schurke oder schlagen sich gar die Köpfe blutig.

Sollte es wirklich nicht möglich sein, in schwerer Zeit die Ver- nunft der Einzelwesen auch in der großen Öffentlichkeit durch- brechen zu lassen, das Trennende beiseite zu stellen, und den poli- tischen Gegner, der schließlich demselben Ziele zustrebt, zu ver- stehen und zu achten? Ich schlage vor, versuchsweise einen einzigen Monat lang in der Presse und in Öffentlichen Reden jede Besechimpfung oder Verleumdung der politischen Gegner. zu unter- lassen. |

Der politische Kampf braucht darum nicht zu ruhen, im Gegenteil, er kann mit vornehmeren Waffen um so besser geführt ‚werden, nicht durch Herabsetzung der gegnerischen Ansichten, sondern allein durch die Überzeugungskraft der eigenen.

Sollte sich nach diesem einen Monat zeigen, daß politischer Kampf ohne vergiftete Waffen nicht möglich ist, so bleibt die Rück- kehr zur alten Kampfesart immer noch übrig. Ich bin fest über- zeugt, daß das gesamte deutsche Volk erleichtert aufatmen wird, daß alle Arbeit im politischen und wirtschaftlichen Leben noch einmal so glatt vonstatten gehen wird wie bisher. An Stelle von Haß und Mißtrauen wird gegenseitiges Achten und Verstehen treten. Wir dürfen uns aber nicht schon in den ersten drei Tagen irremachen lassen, wenn irgendein Schmierfink oder Krakehler nicht mitmacht. Je schmutziger der Gegner, desto anständiger muß er bekämpft werden, desto schneller wird er auch zur Be- sinnung kommen.

Der geeignetste Monat zu einem solchen Versuch ist der Monat unmittelbar nach Zusammentritt der deutschen Nationalversamm- Jung. Ich richte an alle Gleichgesinnten hierdurch die Bitte, un- verzüglich in der befreundeten Presse aller Parteien dafür zu werben, daß vom Tage des Zusammentritts der Nationalversamm- lung ab jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau versuchsweise einen einzieen Monat lang jede Verletzung oder Schmähung poli- tisch Andersdenkender in Wort und Schrift vermeidet. Auf diesem Weee allein kann das schwerleistende deutsche Volk gesunden.

Berlin, Wilhelmshöhe 14.

Oberst Frhr. v. Schoenaich, Dr. med. vet. h. e.

Veterinär-Kalender für das Jahr 1919. Herausgegeben von Gieneral- oberveterinär C. Görte. Verlag August Hirschwald, Berlin.

Der in den Kreisen der Veterinäroffiziere bestens bekannte und gut ein- geführte Kalender liegt für das Jahr 1919 in derselben bewährten Anlage wie seine Vorgänger vor. Neu aufgenommen ist eine schätzenswerte Abhand- lung des Oberstabsveterinärs W. Müller über Kriegsfuttermittel. Alle anderen Abschnitte sind von den Mitarbeitern durchgesehen und Neuerungen auf den einzelnen Gebieten berücksichtigt. Das Personalverzeichnis des Veterinär- Offizierkorps ist vervollständigt. Der Veterinär-Kalender wird auch in diesem Jahre zur Anschaffung warm empfohlen. Schulze.

А. Lungwitz, Der Lehrmeister im Hufbeschlag. Ein Leitfaden für die Praxis und die Prüfung, neu bearbeitet von Obermedizinalrat Prof. Dr. M. Lungwitz, Direktor des Institutes für Hufkunde und Vorstand der Lehrschmiede der Tierärztlichen Hochschule Dresden. Mit 220 Abbildungen. 16. Aufl. Hannover, Verlag von M. und H. Schaper 1918. Preis 4,80 M. und 30°/ Teuerungszuschlag.

In der Neuauflage des in weitesten Kreisen bekannten Werkes, das ein kurzgefaßter und leicht verständlicher Leitfaden zur Erlernung des theo- retischen und praktischen Hufbeschlages ist, sind die während des Krieges bezüglich der Einrichtung des Tragerandes gesunder und des Beschlages rehekranker Hufe gemachten Erfahrungen berücksichtigt worden. Der Huf mit untergeschobenen Trachten ist als eine besondere Hufkrankheit auf- gestellt. Das Buch bedarf keiner weiteren Empfehlung zur A un

ee u | Schulze.

Beschreibungen Schleswiger Hengste. Von Dr. phil. Carl Becker- Kiel. Hannover, Verlag von M. und H. Schaper 1918. Preis 4,50 M. und 309, Teuerungszuschlag.

Die Arbeit umfaßt die Beschreibung von 57 Hengsten, darunter 30 im Jahre 1913 erstmalig angekörten und 27 im Jahre 1914 erstmalig angekörten. Beigegeben sind die Ahnentafeln, um den Züchtern die Anpaarung der Hengste an ihre Stuten zu erleichtern, und eine Anzahl von Bildern. Ver- fasser weist auf die Notwendigkeit hin, daß in den von den einzelnen Körper- schaften herausgegebenen Gestütbüchern außer den bisher üblichen Angaben über Namen, Alter, Farbe usw., leider eingehende Beschreibungen wenigstens der Hengste fehlen. Er empfiehlt weiter die Veränderungen, die an den Hengsten vorgehen, mindestens 2 Jahre nach ihrer ersten Ankörung zu notieren und ferner bei jedem Hengste die Güte seiner Vererbung festzu- stellen. Schulze.

Der Abschied mit der gesetzlichen Pension bewilligt: G.O.V. Fränzel beim Gen. Komdo. II. A. K., O. St. V. Christ beim Fa. R. 15, O. St. V. Wiedmann beim Ulan. R. 12, St. V. der Res. Adam- Goldap, O.V. Eggeling, dieser ist zugleich bei den Vet. Offizieren der Landw. 1. Aufgeb. angestellt.

Druck von ЕЁ. S. Mittler & So hn, Berlin SW68, Kochstraße 69-71.

31. Jahrg. März 1919. 3. Нен.

Zeitschrit wVeterinärkunde mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene Organ für die Veterinäre der Armee

Schriftleitung: Oberstabsveterinär Кагре.

EEE EEE Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 8°. Abonnementspreis jährlich 12 Mark. Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.

Hat der Hufmechanismus die ihm bisher zugeschriebene Bedeutung?

Von Oberstabsveterinär Koßmag. Mit neun Abbildungen.

Die durch Stabsveterinär Dr. Stark*) vertretenen An- sehauungen über den Hufbeschlag berühren auch die Frage des Hufmechanismus nicht unwesentlich.

Im Abschnitt „Hufknorpelverknöcherungen“ seiner Schrift: „Neue Bahnen im Hufbeschlag‘“ sagt Stark: ‚..., jedoch glaube ich die Anschauung vertreten zu können, daß man die Bedeutung des Hufmechanismus doch etwas allzu hoch eingeschätzt hat, und daß nicht immer die richtigen Schlüsse gezogen wurden.“ Uns Schüler der alten Dominik-Köstersschen Schule wird das wie ein großer Frevel an dieser durch die Jahrzehnte geheiligten Lehre vom Hufmechanismus anmuten. Und doch hat Stark nicht so ganz Unrecht.

Der Hufmechanismus stellt die Beweglichkeit des Hufes im ganzen dar, bedingt durch seine Be- und Entlastung, und äußert sich nach außen hin als Formveränderung. Anhang I der Militär-Veterinär-Ordnung bringt dies in $ 8 zum Ausdruck. Dort heißt es dann weiter: „Die Sicherheit des Ganges wird durch diese Mechanik gewährleistet und das Hufgelenk geschützt. Ein Be- schlag, der die mechanischen Verhältnisse am ausgiebigsten berück- siehtigt, ist am besten imstande, die Hufe und Beine gesund zu erhalten.“

Darauf war die Iwehre des alten Hufbeschlages aufgebaut. Kösters führte in seinen Vorträgen dann näher aus, daß diese Bewegung und stetig wechselnde Formveränderung des Hufes gleichsam auf den Blutstrom wie eine Druck- und Saugpumpe wirke

*) Herr Stabsveterinär Dr. Stark legt Wert darauf, daß das in der

Broschüre „Neue Bahnen im Hufbeschlag“ beschriebene Verfahren mit

„„Stark-Guther‘“ bezeichnet wird, und ersucht daher, bei weiteren ma lichungen die gleiche Bezeichnung wählen zu wollen. . Red.

Zeitsshr. f. Veterinärkunde. 1919. 3. Heft. 7

und so die Zirkulation des Blutes und damit das Wachstum des Hufhornes anrege und fördere. Ist das tatsächlich in dem ausge- sprochenen Maße der Fall, dann dürfen wir auch nichts an Pflege und Beschlag des Hufes ändern, was nur im geringsten eine Be- einträchtigung des Hufmechanismus veranlassen könnte!

Betrachten wir nun die Vorgänge der Be-und Entlastung genauer.

Der Huf ist kein starres Ganzes; er läßt sich also nicht in eine mathematisch zu berechnende Form bringen, etwa ähnlich der Druckberechnung eines abgestumpften Kegels. Wir haben es mit - lebendem Gewebe und nur zum kleinsten Teil mit totem (dem ab- gestorbenen Sohlenhorn nach Stark in großer Dicke) zu tun. Es setzt sich der Huf, wie bekannt, aus einer Anzahl von Teilen zusammen, die an sich und durch ihre gegenseitige Anordnung eine beträchtliche Elastizität und eine mehr oder minder große Beweg- lichkeit haben.

Die Hufkapsel, der Hornschuh, ist infolge des Wechsels von Weich- und Harthorn sehr geeignet, Formveränderungen zuzu- lassen. Hier soll nicht von den bleibenden Veränderungen ge- sprochen werden, wie sie die Umwandlung des regelmäßigen Hufes in die Form des stumpfen zeigen, oder von denjenigen, welche zu irgendeiner Art des Zwanghufes oder zu Flach- und Vollhufbildung führen, wenn sie auch nach den bisherigen gültigen Anschauungen über den Hufmechanismus teilweise durch ihn beeinflußt werden, sondern nur von der im steten Wechsel eintretenden Erweite- rung und Verengerung der Hufkapsel.

Aus der weichen, äußeren Haut an der Krone geht der Horn- saum, auch Saumband genannt, hervor, eine Weichhornschicht am oberen Rande des Hufes. Nach hinten überzieht sie die Ballen elastisch und setzt sich nach unten in den Strahl fort. An das Saumband schließt sich nach unten das Wandhorn, eine Harthorn- schicht an; sie verbindet sich am unteren inneren Rand wieder durch das Weichhorn der weißen Linie mit der Hornsohle, einer Harthornschicht. Diese wiederum stößt in ihrer Mitte an den Horn- strahl, eine sehr elastische Weichhornmasse. Als Fortsatz der Hornwand, die sich nach hinten und unten umbiegt, drängt sieh die Eckstrebe zwischen Strahl und Sohlenschenkel, nach unserer früheren Anschauung, mit nur ganz kurzem Verlauf und von ge- ringer Höhe. Da sich die weiße Linie mit umschlägt, besteht auch hier der Wechsel von Weich- und Harthorn: Strahl Eckstrebe weiße Linie Sohlenschenkel weiße Linie Wand.

Für die Beweglichkeit der Hornkapsel war es ein wichtiges Moment, daß die Eckstrebe nur kurz und niedrig angenommen und gehalten wurde und REESEN е etwa іп дег Mitte des Strahls, endete.

.Gestattet diese Anordnung Gier Re іп дег Form, so werden sie noch begünstigt durch die den einzelnen Hornabi

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schnitten, und zwar auch dem Harthorn, nieht aber dem toten Sohlenhorn, eigene Elastizität.

Es sei hier eingefügt, daß es gleichgültig ist, ob wir das völlig in der Sohle belassene Horn wie bisher als totes ansprechen oder mit Stark der Ansicht sind, daß „die Bildung toten Hornes in der Sohle bei Heranziehung derselben zum Tragen der Körper- last nur in ganz geringem Maße auftritt und vielmehr die Folge eines Untätigkeitsschwundes (?) zu sein scheint“. Ich wenigstens halte es für totes Horn, das keinerlei Zusammenhang mit dem lebenden Gewebe und seinem vom Blute stammenden Feuchtigkeits- vehalt verloren hat; erst allmählich wird es nach innen, den Fleisch- zotten zu, wieder feuchter und damit weicher und elastisch. Um diese physikalische Eigenschaft handelt es sich; diese, die Elasti- zität, fehlt ihm es ist eine harte, starre Masse geworden.

Unter der Hornkapsel liegt die Fleischhaut, die alle Bewegun- een der Hornteile mitmacht. Mit den Fleischblättchen ist gewisser- maßen das Hufbein in den Hornblättchen aufgehängt und durch die Fleischzotten der Sohlenfläche innig mit der Hornsohle ver- bunden. Dieser Zusammenhang zwischen Hufbein und Hufkapsel ist ein äußerst inniger, eine Bewegung des ersteren kaum denkbar oder doch nur unsichtbar gering, soweit eine etwaige elastische Dehnung der Horn- und Fleischblättchen dies zuläßt. An der Zehenwand stehen die Blättehen am engsten, sind am breitesten und längsten, an den Trachten weiter auseinander liegend, schmäler Hornblättchen beschaffen; hier- aus kann man auf die Beweglichkeit Schlüsse ziehen.

Wie schwer am toten Objekt ein Losreißen der Hornkapsel aus ihrer Verbindung in der Blättehenschicht ist, wissen wir alle; ebenso beweist diese Festigkeit der Befund beim zufälligen Ausschuhen infolge Sitzenbleibens des Pferdes mit den Stollen, z. B. in den Straßenbahnschienen; an den verschiedensten Stellen, besonders an den breiten Hornblättchen der Zehenwand, finden wir dann mit herausgerissene Fleischblättchen haften. Das Hufbein ist als Knochen starr; es wird also an den Stellen, wo es so innig mit der Hornwand verbunden ist (und mit der Sohle), eine Bewegung dieser Teile nicht zulassen, also: an der Zehen- und Seitenwand, etwa 0,25 cm unter der Krone beginnend, bis zum Tragerand her- unter und in der vorderen Hälfte der Sohle. Der Kronenrand aber, diie Sohlenschenkel und die Trachtenwände, soweit sie nicht direkt mit dem Hufbein in Verbindung stehen, sind in ihrer Beweglich- keit nicht oder weniger gehemmt.

Über dem Strahl mit seiner Fleischhaut befindet sich ein weit- imaschiges, schwammiges Gewebe, das Strahlpolster. Es reicht, zwischen den Trachtenwänden sehr umfangreich werdend, nach hinten und oben als Grundlage der Ballen und weit nach vorn, all- mählich sich verjüngend, bis vor die Anheftung des Hufbein-

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beugers. Dieses sehr elastische Polster wird auf Druck und Gegen- druck breiter und dünner werden und seitwärts auszuweichen suchen. Dies ist ihm möglich durch die gleichfalls elastischen Huf- beinknorpel, welche das Strahlpolster beiderseits begrenzen —- so- weit sie nicht etwa verknöchert sind. Die nach hinten und oben an die Hufbeinäste sich anhaftenden Knorpel lassen eine große Be- weglichkeit zu, die nach außen hin durch den oberen Hufrand und die äußere Haut keine Behinderung erfahren.

Oberhalb des Strahlkissens liegt der Bandapparat, die ver- schiedenen Gelenk- und Haftbänder und die Hufbeinbeugesehne, die im Winkel fast über das Strahlbein hinweggeht und sich an der unteren Hufbeinfläche anheftet. `

Die gespannte Hufbeinbeugesehne wird im Gleichgewicht ge- halten durch die über die vordere Fläche des Kronenbeins laufende und an der Hufbeinkappe sich befestigende gemeinschaftliche Strecksehne. Darauf folgen dann im Zentrum der Hufkapsel das Hufbein, Strahlbein und ein Teil des Kronenbeins; Huf- und Strahlbeingelenk sind vor Druck und Prellungen zu bewahren!

Dieser ganze Apparat tritt nun als Hufmechanismus bei jedem Schritt, bei jeder Änderung des Schwerpunktes in Tätigkeit. Da nun der letztere mehr nach vorn im Körper des Pferdes liegt, so drückt auch ein wesentlich größerer Teil der Körperlast -- ver- mehrt eventuell durch Sattel und Reiter auf die Vorderhufe als auf die Hinterhufe. Entlastet das Pferd den einen Vorderhuf, so wird der Druck von oben auf den stützenden anderen Vorderhuf bedeutend größer sein, als dies bei Be- und Entlastung eines Hinter- hufes der Fall ist. Durch Bewegung, Schritt, Trab oder gar Galopp, in welcher Gangart zeitweise ein Huf die gesamte Körperlast zu tragen hat, werden die Druckmomente noch erhöht.

Nun verhalten sich die Hinterhufe aber keinesfalls wie die Vorderhufe. Diese fangen die Last auf und rollen sie über sich hinweg sie tragen also wirklich, jene aber stoßen das Gewicht des Körpers in erster Linie nach vorn; erst in zweiter Linie kommt auch für sie ein Stützen in Frage. Hierzu tritt noch bei den Hinter- gliedmaßen eine erhöhte Brechung des Gegendrucks vom Erdboden durch Einschiebung eines Winkels mehr als an den Vorderglied- maßen, des Sprunggelenkes. Fußung, d. h. Auffangen der Last und Abschwung, d. h. Abstoßen der Last, werden daher beim Vor- der- und Hinterhuf ganz verschieden sein. Dementsprechend wird auch die Einwirkung auf den Huf und auf die Formveränderung verschieden sein, vorn auf jeden Fall mehr in die Augen fallen als an den Hinterhufen. |

Betrachten wir die Vorgänge in der Ruhe bei belastetem Vor- derhuf nach Aufheben des anderen Hufes, so sehen wir das Fessel sich wagerechter stellen, das Fesselgelenk sich senken, das Pferd tritt im Fessel vermehrt durch. Je mehr dieses Durchtreten statt-

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hat, desto mehr werden nach dem Parallelogramm der Kräfte die Gleichbeine, der Bänder- und Sehnenapparat der hinteren Fläche

A Belastet K

Bild 1.

des Fessels von der einfallenden Last getroffen und nur der kleinere Teil derselben durch Fessel- Kronen - Hufbein auf die Hufkapsel übertragen. Die beiden Anheftungspunkte des Hufbeinbeugers werden beim Stützen einander genähert, die Sehne daher entspannt; erst beim Abstemmen tritt sie in Tätigkeit; dagegen sind der Gleichbeinapparat und auch der Kronbeinbeuger beim Stützen in starker Spannung. Der so auf die hintere Fläche der Zehen- knochen ausgeübte Zug wird durch den langen

Zehenstrecker bzw. die beiden seitlichen Äste

des oberen Gleichbeinbandes (Fesselbeinbeuger)

fast im Gleichgewicht gehalten. Die Druck- `

komponente für die Knochenachse ist beim

völligen Durchtreten eine wesentlich geringere

und wird auf das Hufbein nur da wirken

können, wo es nachgeben kann, an den

hinteren Abschnitten. Die Hufbeinäste, Knorpel

und Strahlbein werden sich ein wenig senken. Dadurch wird die Zehenkrone etwas zurück- Bild 3.

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treten, der Bogen daselbst kleiner, flacher werden. Durch Fort- pflanzung des Druckes auf das Strahlpolster wird die Ballengrube abgeflacht und die Ballen nach unten ge- drückt. Eine weitere Folge wird ein Senken von Strahl und Sohlenschenkel sein; zu gleicher Zeit rücken die Trachtenecken

Y etwas nach vorn. Für eine Bewegung der Trachten М——————/Є— spricht die Scheuerrinne auf dem Schenkel- Bild 4. ende des Hufeisens. Allein am aufgehobenen Fuß können wir auf der oberen Tragefläche der Schenkelenden des Eisens keinerlei blanke Stellen entdecken. Sie müßten doch nach hinten und bei der Erweiterung des Trage- randes auch naeh der Seite hin sichtbar werden, wenn im ent- lasteten Zustand die Hufkapsel ihre alte Form und Lage wieder eingenommen hat. Das ist ` aber nicht der Fall. - Demnach muß der Trage- rand am nicht belasteten Huf seine größte Ausdehnung haben. Wie wir gesehen haben, bewegt sich auch tatsächlich bei der Belastung die Trachtenecke nach vorn. In- folgedessen sowie durch das Senken von Strahl 2, l5 und Sohlenschenkel müßte die Trachtenwand Bild 5. etwas nach außen ausweichen, also Erweiterung statthaben, die Lage der Scheuerrinne spricht aber nicht dafür. Einige nehmen hierfür Behinderung durch Austrocknung des durch das Hufeisen vom Boden entfernten Hufes an. Es ist aber wohl folgender Schluß richtiger: Eine Auswärtsbewegung der Trachten hat statt, was uns die fast stets vorhandene lose Wand an der weitesten Stelle des Hufes, der sog. Umbiegungsstelle, und die häufig zu findende konvexe Verbiegung daselbst beweisen, aber eben nur an dieser Stelle. Im | hintersten Trachtenabschnitt überwiegt die Bewegung nach innen. Es- muß nämlich auch das Moment des Gegendrucks vom Erdboden in Rechnung. ge- zogen werden. Dieser Druck wird natürlich nur da wirken können, wo die Sohle oder mindestens Bild 6. der Strahl von ihm getroffen werden kann, Ist | der Strabl voll und kräftig, ‘oder geht das. Pferd barfuß, so wird sich auch der Gegendruck des Erdbodens bemerk- bar machen. Auf die gewölbte Sohle kann er nicht einwirken, eben- sowenig bei der vom Boden durch den Beschlag entfernten Sohle und dem dann meist auch noch verkümmerten Strahl; nur weicher, z. B. Sandboden, wird ‚gegen die Sohle einen Druck ausüben. Dieser u wird eine; Sohlensenkung: möglichst verhüten. ‚Im

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Naturzustande ist die Bewegung auf weichem Boden (nicht Pflaster) doch das Normale; demnach ist auch als naturgemäß die Nicht- abflachung der Sohle anzusprechen. Läßt Stark nun die Sohle voll Horn, dann wird der Gegendruck des Erdbodens, ähnlich wie auf weichem Boden, gut, fast zu gut (Hufgelenk!) nach oben fortgeleitet eine Sohlensenkung kann dann aber erst recht nicht eintreten.

Vom Strahl wird der Gegendruck dem darüber befindlichen Strahlkissen mitgeteilt, und unter der Einwirkung von Druck und Gegendruck wird dieses zusammengepreßt werden und zur Seite ausweichen; dadurch wird die Trachtenwand, da wo sie am be- weglichsten ist, nach außen gedrängt werden, also an der Krone, den Hufknorpeln. Demnach erweitert sich bei der Belastung der Kronenrand der Tracht.

Viel weniger kommt der Gegenstoß des Erdbodens zur Aus- wirkung, wenn der Strahl vom Erdboden verschwindet, was leider die Regel ist: entweder infolge schlechter Hufpflege und Beschlag- fehler, Verkümmerung des Strahls oder durch zu dicke Eisenschen- kel, Stollen usw. Hier wirkt nur der Druck der Last von oben und preßt Strahl und Sohlenschenkel hauptsächlich nach unten, wo- durch dann eine geringe Auswärtsbewegung der Trachten am Tragerand in diesem Falle möglich ist. An der Krone wird aber dann die Abweichung geringer sein.

Ein Vorgang gibt uns für die Richtigkeit des Obigen den |

besten Beweis. Belasten wir einen Tisch, dessen ше: recht locker geworden sind und sich, das eine Mal etwas schräg nach

b a a. b Ai abb b ba

віт. Bild 8.

außen (Bild 7), das andere Mal schräg naeh innen (Bild 8), gestellt haben. Im ersten Falle werden die Füße‘ durch den Druck von oben immer weiter nach außen abweichen, im anderen Falle immer mehr nach innen sie werden also immer schräger und schräger gestellt werden. Dies trifft auch für alle Hufe zu ihre hintere Trachtenwand verläuft schräg von oben hinten nach unten vorn bei der Belastung muß sie selbstverständlich nach vorn rücken; die seit- liche Trachtenwand steht mehr oder minder schräg von der Krone ab nach unten und innen auf Druck muß дег Tragerand sich

~

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weiter nach innen verschieben, er kann gar nicht anders. Ein recht drastisches Beispiel hierfür bietet uns der Huf der boden- engen, besonders der O-beinigen Stellung schwerer Pferde. Trotz aller Beschlagskünste, trotz Barfußgehens wird die äußere Trach- tenwand nie steiler oder gerade werden, sondern sich immer mehr schief stellen; immer mehr wird der Trage- rand durch die auf ihn drückende Last nach innen gedrängt, so daß oft die Krone 1,5 bis 2 cm über den Tragerand seitlich

| herausragt.

Findet nun aber durch die Einwirkung der Körperlast auf das Hufbein nicht auch eine Abflachung der Sohle in ihrem vorderen

ЖА N Teile statt? Lassen wir den Gegendruck des Erdbodens, der ja beim beschlagenen Huf, Ks 2

wie wir gesehen, kaum zur Geltung kommt, Bild 9. außer Frage. Bei der innigen Verbindung von Hufbein und Hornwand kann be- sonders an der Zehe keine Senkung unter normalen Ver- hältnissen eintreten, allerhöchstenfalls wäre eine kaum wahr- nehmbare Rotation des Hufbeins nach hinten infolge der Elasti- zität der Fleisch- und Hornblättchen denkbar. Nachweisbare Ver- . änderungen aber in der Lage der Sohle können nur möglich wer- den durch Lockerung der Hornblättchen von den Fleischblättchen, z. B. durch Entzündung oder Blutaustritt zwischen dieselben wie bei der Hufrehe. Da «das Hufbein somit nicht aus seinem festen Zusammenhang herausgleiten kann und als Knochenmasse keine wechselnde Formveränderung annehmen kann, ist eine Senkung im vorderen Teile der Hufsohble nicht anzunehmen. Dies schließt, wie erwähnt, krankhafte Sohlenabflachung nicht aus.

Es treten daher folgende Veränderungen bei der Be- und Ent- lastung des Vorderhufes auf: Verengung der Zehenkrone, Weiter- werden der Trachtenkrone und eines Teils der Seitenwandkrone, Senken der Ballen, Verschieben der Trachten am Tragerand nach vorn und in der Regel etwas nach innen; Senkung von Strahl und Sohlenschenkel in kaum merkbarer Weise; der Tragerand an Zehe und Seitenwand bewegt sich nicht, und eine Abflachung des Sohlen- körpers tritt nicht ein. Die meisten Veterinäre kennen ja den so oft angestellten und auch oft fehlgeschlagenen Versuch mit dem Klingelapparat zum Beweise des Hufmechanismus; besonders am Iragerand wollte das Läutewerk, das die Erweiterung anzeigen sollte, meist nicht funktionieren. Nicht die Unvollständigkeit des Apparates scheint schuld gewesen zu sein, sondern die oben ge- nannten Vorgänge. |

Ist unter derartigen Belastungsverhältnissen die Beweglichkeit am Vorderhufe schon als eine geringe zu erachten, so trifft dies für

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die Hinterhufe noch viel mehr zu, weil hier, wie oben ausgeführt, Last und Gegendruck viel geringer sind. Aber der Mechanismus wird an einzelnen Stellen durch die von Stark empfohlene Be- schneidung oder vielmehr Nichtbeschneidung des Hufes noch mehr eingeschränkt. Es ist erklärlich, daß Strahl und Sohlenschenkel und somit auch der Trachtentragerand besser, ungehinderter eine Bewegung ausführen können, wenn die Eckstrebe kurz und niedrig ist wir wissen ja nach unserer alten Theorie schon lange, daß das Schwächen der Hornwandeckstrebe in ihrer Stärke (Dicke) ein vermehrtes Abweichen der Trachtenwand nach innen bedingt (Trachten-Zwanghuf). Ist nun aber aus der Eckstrebe ein Ring, eine Mauer geradezu geworden, dann wird hierdurch diese Mög- lichkeit der Verengerung aufgehoben, mindestens beschränkt. Die . ganze Sohle erhält ein starres Gefüge, wohl nicht zum Vorteil des Hufgelenks. Ebenso erscheint mir deshalb eine SSES дег Soh- lenschenkel jetzt gänzlich unmöglich.

Ob dieser Starksche Eckstrebenring etwas N aturgemäßes oder ein künstliches Gebilde ist, will ich nicht entscheiden. Dazu bedarf es genauester mikroskopisch-histologischer Untersuchungen. Besonders bei grobfaserigen Hornschuhen wird man auf ihrer Innenfläche, mit bloßen Augen von dem Eckstrebenwinkel ab (also an der inneren oberen Fläche der Eckstrebe) schräg gegen den Strahl verlaufend anfangs feine Kämme oder Leisten und kleine, punktförmige Öffnungen (Blättchenhorn und Röhrchen) erkennen; dann sieht man fast bis 1 cm vor der Strahlspitze keine Pünktchen mehr, nur Leisten, und schließlich sind auch diese nicht mehr wahr- zunehmen; Soweit reicht also auf jeden Fall die Eckstrebe. Diese im Wachstum nicht behindert gebliebene Eckstrebe würde auch, ohne daß sie mit der anderen Seite einen Ring zu bilden braucht, genügen, um als starkes Widerlager gegen die andrängende Trach- tenwand zu dienen, ohne so den Gegenstoß des Erdbodens direkt auf das Hufgelenk zu übertragen, und gleichfalls doch gestatten, den Gegendruck des Erdbodens in vollkommener Weise nach oben hin weiterzuleiten und eine vermehrte Erweiterung des Kronen- randes der Tracht zu bewirken. Das in der Sohle belassene Horn, besonders der Sohlenschenkel, begünstigt dies des weiteren. Übri- gens habe ich beobachtet, daß an Vorderhufen mit gut gewölbter Sohle das nach Stark darinnen belassene Horn sich gern von selbst loslöst und herausfällt! (Totes Horn.) Wenn auch das Horn und speziell das tote Sohlenhorn sehr leicht ist, so kann doch um die Strahlspitze herum (wo meiner Ansicht nach die Eckstrebe ein Ende hat) und ein wenig nach hinten zu dasselbe etwas entfernt und ebenso hier die hohe mauerartige Eckstrebe gekürzt werden. Es wird dadurch vermieden, daß das darüber gelegene Hufgelenk zu stark und direkt den Stoß des Erdbodens empfängt, gedrückt und unnötig geprellt wird. Damit wird auch die durch das viele

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tote Horn etwas geminderte, stoßbrechende Eigenschaft der Huf- kapsel wieder gebessert. Auch verliert der Huf immerhin etwas an Gewicht, was für den Gang des Pferdes nicht unwesentlich ist. Aber auch der Entwicklung des Strahls kommt dies zugute. Und einen breiten, tiefen, kräftigen Strahl, der mit dem Erdboden in Berührung kommt, müssen wir auch weiterhin anstreben —- andernfalls schwindet auch das Strahlpolster, und ein Hauptfaktor für die federnde, stoßbrechende Eigenschaft des Hufes und für die Erweiterung der Krone würde verlorengehen. Davon können wir aber nicht abgehen, daß der Strahl der Hauptempfänger und Stoß- brecher des Erdbodendrucks ist!

Wenn ich nicht irre, machte Oberstabsveterinär Straube vor Jahren eingehende Versuche beim 1. Garde-Feldart.-Regt. mit einer möglichst breiten Belastungsfläche des Strahls, indem er den- selben ruhig wachsen ließ, so daß er zwischen den Hufeisen-Schen- kelenden hindurch dauernd mit dem Erdboden (dem Straßen- pflaster) in Berührung kam. Der Erfolg war, soviel ich weiß, recht ` ermutigend.

Leider kann ich nichts Näheres angeben, da mir außer der M.V.O. und der kleinen Starkschen Schrift keine Literatur hier im Felde zur Verfügung steht.

Um nun diese Bewegung an den Trachten nicht zu hemmen, war es Vorschrift beim Beschlage, daselbst eine sogenannte Schwebe anzubringen. Die Trachten sollten nicht auch noch am Schenkel- ende durch das Hufeisen festgestellt werden. Wie oft findet man aber, daß selbst tüchtige Schmiede bei drängender Arbeit dies an den Vorderhufen vernachlässigen. „Und welcher Schmied bringt an den Hinterhufen Schwebe an? Und anderseits: wie lange währt es denn, daß die mit Sorgfalt angebrachte Schwebe wieder ver- schwunden ist infolge des Hornwachstums® Ich fand sie meist wenige Tage nach dem Beschlag nicht mehr vor. Auch Stark legt die Schenkel fest auf die Trachtenecken auf. Sind denn in all den Fällen Nachteile oder gar Druckschäden entstanden, wie wir annahmen? Bei richtigem Beschlag, d. h. entsprechender Kürzung zu hoher Tracht und planem Auftritt ist nichts zu befürchten, be- sonders nicht, wenn wir den Druck noch auf Eckstrebe und Sohlen- winkel verteilen.

Wenn es richtig ist, daß der Hufmechanismus zugleich die Zir- kulation in dem Maße fördert, daß das Hufwachstum angeregt wird, so müßten doch 1. die Vorderhufe schneller wachsen als die Hinterhufe und 2. das Wachstum der Hufe müßte in der Ruhe, z. B. bei längere Zeit im Stalle stehenden Pferden, verringert sein! Beides trifft nicht zu. - Die Hinterhufe wachsen nicht nur schneller, sondern sind auch im Durchschnitt, abgesehen von der durch das Stehen in der mit Urin durchtränkten Streu leicht eintretenden Strahlfäule, gesunder in ihrer ganzen Hornmasse als die Vorder-

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hufe,-also wohl besser ernährt. Und wie oft fand ich in den Laza- retten und Erholungsheimen, wo die Pferde oft wochenlang still im Stande stehen und gegen die vorher an der Front gehabte vielfache Arbeit und Bewegung ein Ruheleben führen, daß gerade hierbei die Hufe fast durchweg ein auffällig schnelles Wachstum bekunden. Wie oft glaubte ich tadeln zu müssen, daß die Hufe zu groß und in zu langer Zeit nicht umbeschlagen worden seien, und erhielt dann zur Antwort, daß es dennoch geschehen sei! Sie wachsen eben in der Ruhe schneller. Ich glaube, ähnliche Befunde hat vor mehreren Jahren durch methodische Messungen an umfangreichem Material Stabsveterinär Dr. Curt Schulze in seiner Pro- motionsarbeit festgestellt. Also trotz verminderter oder gar aufgehobener Bewegung und demnach herabgesetzten Hufmecha- nismus besseres Wachstum des Hufhorns, also auch bessere Er- nährung. | Am Vorderhuf finden wir bei der alten Beschlagsart in der ' gewölbten Sohlenfläche um die Strahlspitze herum Risse im Horn und dieses löst sich in Schollen los und fällt heraus; im Hinterhuf bleibt es im Zusammenhange im Hufe haften. Es wurde dieser Umstand als ein Beweis des erhöhten Hufmechanismus und der Senkung der Sohle am Vorderhuf angeführt. Ist es einerseits er- klärlich, daß bei einem dauernd vibrierenden Gewölbe die Decke Risse zeigt, ohne sich dabei zu senken, so sehen wir anderseits, daß bei Starkschem Beschlag das Sohlenhorn des Vorderhufes mehr oder minder (nicht immer) im Zusammenhang haften bleibt, also Verringerung des Hufmechanismus. Trotzdem aber ist keine Beeinträchtigung des Hornwachstums infolge geringerer Ernäh- rung zu bemerken, ebensowenig wie unter der alten Beschneidungs- art der Vorderhuf nun schneller gewachsen wäre als der Hinter- huf; vielmehr ist das Gegenteil für letztere der Fall. `. Hat so der Hufmechanismus auf die Ernährung des: Hufes nicht den großen Einfluß, den man bisher annahm, so. bleibt aber seine Wichtigkeit für die Elastizität und damit für die Sicherheit der Fußung bestehen. Der Huf muß elastisch bleiben, um die Schnelligkeit des Ganges Renn- und Trabpferd nicht zu be- einträchtigen; nicht zuletzt auch deshalb, um Prellungen zu ver- hüten. Beides läßt sich auch mit S t a r k schem Beschlag erreichen unter der schon erwähnten geringfügigen Abänderung. Wenn er die Eckstrebe und Sohle mittragen lassen will auch Kösters wollte die Eckstrebe vom Eisenschenkel bedeckt wissen, allerdings trug sie bei ihm bei Erneuerung des Beschlages nicht, aber ebenso wie die Tracht nach wenigen Tagen so braucht man nicht das ganze tote Horn ‚und den ganzen Eckstrebenring dazu. Auch 5 ters wollte nur, aber auch nur das tote Horn um die Strahl- spitze ehtfernt haben leider war dies bei den Schmieden nie zu erreichen. .8 rk geht weiter und verbietet jegliches Ausschnci-

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Чеп des Sohlenhornes, ohne allerdings auf den Strahl entsprechend Rücksicht zu nehmen. Ich glaube, es ist dies nach obigen Aus- führungen etwas zu weit gegangen. Ein breiter Sohlenrand, ein breiter Strahl, kräftige, hohe und lange Eckstreben aber dabei

etwas mehr Freiheit für den Strahl. Dazu würde genügen, das vor

dem Messer herspringende Horn um die Strahlspitze und etwas nach hinten zu entfernen. Es bleibt dann immer noch genügend Horn in der Sohle, um den breiten Stark schen Tragerand zu er- halten und um einen Teil des Gegendrucks des Erdbodens direkt durch Sohle usw. nach oben zu leiten, und nicht, wie früher ge- schehen, erst durch die künstliche Wiederauffüllung der Sohle mit Huflederkitt. Der größte Gegendruck vom Erdboden muß aber schon wegen 'unbedingter Schonung des Hufgelenks vor Prel- lungen vom Strahl und Strahlpolster aufgefangen werden. Vielleicht regen diese Betrachtungen zu einem lebhaften Mei- nungsaustausch an; weiter sollen sie nichts bezwecken.

Bericht des immobilen Pierdelazaretts 21 über Versuche mit Istizin gemäß Verfügung des Kriegsministeriums Nr. 2112. 8. 18. A3 vom 31. August 1918.

Von Stabsveterinär Dr. Dornie.

Über Istizin als Ersatz für Alodextrakt bei Pferden liegen die ersten Versuche von Oberstabsveterinär Prof. Dr. Toepper vor (Zeitschrift für Veterinärkunde, 1917, Heft 1).

Der wirksame Bestandteil des Mittels ist ebenso wie bei der Aloe, Senna, Frangula und Rhabarber das „Emodin“, ein Anthra- chinonderivat, welches vom Dickdarm aus eine prompte abführende Wirkung entfaltet. |

Istizin bildet gold- bis orangegelbe glänzende Blättchen oder ein orangegelbes Pulver, welches im Wasser sowie anderen Lösungs- mitteln organischer und anorganischer Natur sehr schwer löslich ist. Das Präparat ist vollkommen geruch- und geschmacklos.

Dem Lazarett standen 25 Pillen zu Versuchszwecken zur Ver- fügung, die entweder aus

Istizin 15,0, Rad. Althaeae pulv. 5,0, Ad, Lanae c. aq. 5,5, oder aus Istizin 15,0 Lanolin. anhydr. 5,5 bestanden. e

Sämtliche Pillen befanden sich in Gelatinekapseln. Die nur aus Istizin mit Lanolin bestehenden waren weich und geschmeidig und konnten daher auch ohne Kapsel leicht eingegeben werden,

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während die mit Althaeazusatz hergestellten bröcklig, trocken und hart waren. |

1. Versuch: Zwei schwere belgische Pferde (wegen Huf- krebs in Behandlung befindlich) erhielten Stände ohne Streu und wurden gleichmäßig in bezug auf Futter und Wasser versorgt. Der in 24 Stunden gesammelte Dung hatte bei Pferd a ein Gewicht von 23,5 kg, bei Pferd b von 26,2 kg. Pferd a erhielt nach 24stündiger Beobachtungszeit eine Istizinpille mit 15,0 Istizin. Das Gewicht des in den folgenden 24 Stunden gesammelten Düngers betrug bei Pferd a 25,0 kg, bei Pferd b 24,2 kg.

18 Stunden nach Verabfolgung des Istizins wurde der Kot bei Pferd a breiig, nach 24 Stunden dünnflüssig und wurde zu- weilen explosivartig im Bogen abgesetzt. Erst nach vollen 4 Tagen wurde der Kot allmählich wieder diekbreiig und später geformt. Dabei zeigte das Pferd keine Veränderung seines Gesundheits- zustandes. Die Beobachtung von Temperatur, Puls, Atmung, Freß- lust ergab keine Abweichung. Auch konnte eine Abnahme der Lebhaftigkeit oder eine auffällige Schwächung der Muskulatur nicht festgestellt werden.

2. Versuch: Ein gesundes Pferd des schweren olden- burgischen Schlages erhielt die Hälfte einer Istizinpille (mit 7,5 Istizingehalt),. Das Pferd setzte nach 24 Stunden locker geform Ballen vermischt mit wässerigen Entleerungen ab. Nach 36 Stund war der Kot breiig und wurde später dünnbreiig.

Hannover

3. Versuch: Zwei oldenburger Pferde mit chirurgische 5 Leiden erhielten je eine ІѕііліпріШе, und zwar das eine ті, даб „= = andere ohne Gelatinekapsel. Es zeigte sich in der Wirkung, so wohl was den Zeitpunkt des Eintritts als den Grad anbelangt, Y keinerlei Unterschied. ©

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4. Versuch: Von zwei belgischen, sehr schweren, gesunden Pferden erhielt das eine 15,0 g Istizin als Pille. 6 Stunden später erhielten beide Pferde je 5,0 g Eosin in wässeriger Lösung unter das Strohkraftfutter gemischt. Die Pferde nahmen das intensiv rot gefärbte Futter ohne weiteres auf. Von jedem Kotabsatz dieser Pferde wurde eine Probe entnommen und in einer Petrischale auf das Vorhandensein von Eosin geprüft (durch Überschichten von destilliertem Wasser). Bei beiden Pferden traten die ersten Spuren von Eosin im Kot 22 Stunden nach dem Verabreichen des Farb- stoffes auf. Die stark abführende Wirkung des Istizins bei dem einen Pferde hatte das Passieren des Eosins durch den Darmkanal nieht beschleunigt. |

5. Versuch: Eine besonders schwere belgische Stute (Lebendgewicht 1659 Pfd.) mit akuter Phlegmone (Einschuß) h. r. erhielt, um ableitend auf den Darm zu wirken, eine Istizinpille mit 15,0 g Istizin. Die Wirkung trat nach 24 Stunden ein, war sehr energisch und tagelang anhaltend. Die ableitende Wirkung war demertsprechend durchaus befriedigend

6. bis 13. Versuch: 8 Pferde mit zum Teil schweren Ver- stopfungskoliken wurden mit Istizinpillen mit gutem Erfolge be- handelt.

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Die Untersuchungen haben folgendes er- geben: Istizin hat als synthetisches Produkt den Vorzug, daß es vom Import der Alo& und des Alo&extraktes unabhängig macht. Der Preis des Präparates (42 M. pro Kilogramm) ist sehr mäßig. Da das Mittel völlig geruch- und geschmacklos ist, läßt es sich Tieren leicht eingeben, insbesondere ist auch das Eingeben in Form von Latwergen leicht durchführbar im Gegensatz zur Aloe, die wegen ihres bitteren Geschmacks nur als Pille gegeben werden kann. Die Wirkung des Istizins als Abführmittel tritt mit absoluter Sicherheit ein, allerdings erst reichlich spät nach der Verabreichung. Alle klinischen Prüfungen haben ergeben, daß das Mittel als Oxyanthrachinon in spezifischer Weise erregend auf die peristal- tischen Bewegungen des Dickdarms einwirkt, während es den Dünndarm nicht beeinflußt. Der Versuch (4) beweist ebenfalls, daß die Wirkung nur im Dickdarm zustande kommen kann. Die vermehrte Peristaltik tritt bei großen Dosen (15,0 g ist als sehr große Dosis anzusehen) in frühestens 18 Stunden ein. Verringert man die Dosis, so erfolgt die Wirkung erst nach 24 bis 36 Stunden (Versuch 2). Diese Spätwirkung muß als Nachteil überall da ange- sehen werden, wo es auf schnelle Entleerung des Darmkanals ankommt. Trotz der zuweilen heroischen Wirkung des Mittels zeigten die Pferde keine Veränderung des Allgemeinzustandes. Das Mittel greift die Pferde nicht so stark an wie die Alo& und wirkt nicht merklich : schwächend auf die Muskulatur. Ein Nachteil ist die schwere Löslichkeit in allen Lösungsmitteln. | | 2 Das Mittel kann als vorzüglicher Ersatz für Aloeextrakt überall da empfohlen werden, wo es auf eine besonders schnelle Wirkung nicht ankommt, z. B. wenn ableitende Wirkungen erzielt werden sollen oder bei chronischen Verstopfungen.

Fütterungsversuche bei Pferden mit Kartofielkraut. Von Oberstabsveterinär Seegmüller.

Das für 25 Pferde der Ers. Esk. (Kür. 1) vom Proviantamt ausgegebene Kartoffelkraut wurde nur in gemahlenem Zustande als Heuersatz nach jeder Mahlzeit in Mengen von 3000 g pro Tag und Pferd verabreicht. Das gemahlene Kartoffelkraut, von stark aromatischem, nicht unangenehmem Geruch, besteht aus dick- wandigen Stengeln, die in erheblichem Grade verholzt und ver- kieselt sind, von hellgelber bis graugelber Farbe; dazwischen befinden sich die abgefallenen Blatteile als eine schwarz-dunkelgrau gefärbte, großkrümelige Masse. Diese krümeligen Blatteile wurden von den Pferden in der Regel aufgenommen, während von den meisten Pferden die harten Stengel überhaupt nicht gefressen wurden. | | |

Bei fast allen Pferden traten nach Verfütterung der Kartoffel- kräuter Darmkatarrhe mit starkem Durchfall auf, die. etwa 8 bis 10 Tage anhielten. Der ‘Durchfall sistierte sofort, sobald bei den damit behafteten Pferden mit dem Verfüttern des Kartoffelkrautes

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aufgehört wurde. Der Appetit war in diesen leichten Krankheits- fällen etwas gestört; die Pferde machten einen matten Eindruck. Sieben von den Versuchspferden erkrankten schwerer nach der Aufnahme des Kartoffelkrautes unter Kolikerscheinungen. Die Pferde standen teilnahmlos mit gesenktem Kopfe im Stalle, zu- weilen scharrten sie mit den Vordergliedmaßen, legten sich sehr oft nieder; die Darmgeräusche beiderseits unterdrückt; beim Führen fielen in allen Fällen die matten Bewegungen auf, unsicherer Gang, selbst Schwanken der Nachhand. Der Puls war während der Erkrankung schwach, die Arterie stark gespannt, 48 bis 60 Pulse in der Minute, Atmung etwas angestrengt, dabei bestand voll- ständige Appetitlosigkeit. Die Kolikerscheinungen dauerten bei drei Pferden 2 bis 3 Tage; bei den übrigen waren sie nach 24 Stunden wieder beseitigt. In zwei Fällen wurde neben den Arekolininjektionen noch eine Aloöpille verabreicht; in den übrigen Fällen genügte nur Arekolin. Die nach der Injektion eintretenden dünnbreiigen Darmentleerungen sowie die auch bei den leicht erkrankten Pferden freiwillig eintretenden dün nbreiigen Entleerungen waren sehr übelriechend.

Die Aufnahme sowohl wie die Verdaulichkeit und Bekömmlich- keit des Kartoffelkrautes, ob gemahlen oder nicht gemahlen, ist schlecht; die Pferde erkranken, wie dies auch schon bei früher angestellten Fütterungsversuchen beobachtet wurde, unter Ver- giftungserscheinungen; es wäre daher nicht ratsam, das Kartoffel- kraut in größeren Mengen zu füttern. Ich halte daher das Kar- toffelkraut als Pferdefutter für vollkommen ungeeignet.

Zur Wirkung des Ree auf das Pierd.

Charakteristisch für den von unseren Feinden in Ver- wendung gebrachten Kampfstoff ізі, daß seine Anwesen- heit erst nach einigen Stunden an dem schwachen, ausgeprägt apothekenartigen und knoblauchähnlichen Geruch festgestellt werden kann. In den ersten Stunden fehlt ihm jede Reizwirkung. Die Ähnlichkeit mit unserem sogenannten „Gelbkreuz“ scheint sehr groß zu sein.

Im Lazarett war Gelegenheit geboten, die Wirkung dieses Kampfstoffes auf das Pferd festzustellen. Vor ungefähr 4 Wochen wurden einige Pferde eingeliefert, in deren unmittelbarer Nähe die Vergasung durch Gasgeschosse stattfand. Die Pferde standen in einem etwa 30 cbm fassenden Stalle, in den eine Granate dicht über dem Kopf eines Pferdes einschlug und den Kampfstoff ent- leerte. Erst nach der weiteren Beschießung wurden die Pferde aus dem Stalle herausgenommen und dem Gasbereich entzogen.

Die ersten Krankheitserscheinungen, die in einer Schwellung der Augenlider bestanden, zeigten sich 4 Stunden nach der Be: schießung; beim Eintreffen im Lazarett zeigten die ‚Pferde. folgen- den Befund:

Gut genährte Pferde mittleren Schlages. Die Augenlider sind stark geschwollen, die Lidspalten geschlossen. Aus den inneren

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Augenwinkeln tropft klare Flüssigkeit ab; die Lidbindehäute sind dunkelrot und geschwollen; bei stark in Mitleidenschaft gezogenen Gesichtshälften ist an dem betr. Auge die Hornhaut milchig, bei weniger stark betroffenen Gesichtshälften nur geringgradig getrübt.

Bei den erkrankten Pferden zeigt sich ein gelb-weißlicher, schleimiger, etwa doppelt strohhalmdicker Nasenausfluß, welcher sich nur langsam absondert.

Bei einem Rappen sind außer den beschriebenen Krankheits- erscheinungen äußerlich keine Veränderungen wahrnehmbar. Die Körperwärme beträgt 39,2; die Atmung geschieht ruhig, gleich- und regelmäßig, ungefähr 20mal in der Minute. Reizzustände der oberen Luftwege oder des Bronchialbaumes sind nicht vorhanden. Der Puls ist schwach, regelmäßig und etwa 60mal in der Minute zu zählen. |

Bei einem Fuchs, über dessen Kopf einige Meter entfernt das feindliche Geschoß krepierte, ist der größte Teil des Kopfes leicht angeschwollen und von der Oberhaut entblößt. An den gelblichrot gefärbten, entblößten Hautstellen tropft klare, gelbliche bis gelb- rote seröse Flüssigkeit ab. Die Mastdarmtemperatur beträgt 39,8. Die Zahl der Atemzüge beträgt 20 in der. Minute; die Atmung er- folgt ruhig, gleich und regelmäßig. Das Pferd hustet zuweilen spontan; dieser Husten hat jedoch schon lange Zeit vor Einwirkung des feindlichen Kampfstoffes bestanden.

Der Puls ist schwach, regelmäßig, 70mal in der Minute fühl- bar. Durch Auskultation und Perkussion der Lungen ist bei den vergast gewesenen Pferden nichts Krankhaftes nachzuweisen.

Der Lungenbefund bleibt auch während der nachfolgenden Zeit negativ. Der Stoffwechsel, besonders der Eiweißstoffwechsel, ist bei den erkrankten Pferden nicht gestört. Die Futter- und Ge- tränkaufnahme ist, sofern diese nicht durch die Schwellung des vom Kampfstoff getroffenen Kopfes oder einzelner Teile desselben verlangsamt wird, ungestört. Schluckbeschwerden bestehen nicht. Die Darmtätigkeit ist nicht verlangsamt, auch kommt es nicht zu einer Obstipation, ebensowenig zeigen die Ausscheidungen etwas Besonderes. Das Nervensystem ist vollständig unbeeinflußt ge- blieben. Abgesehen von einer großen Mattigkeit bewegen sich die Pferde in natürlicher Weise.

Als auffällige Erscheinung zeigte sich erst 5 bis 7 Tage nach Einwirkung des feindlichen Gases eine stark ätzende Wirkung auf die betroffenen Teile der Körperoberfläche.

Bei einem Pferde zeigten sich an der rechten Halsseite, an der ganzen Rückenfläche bis zur Kruppe, an der rechten Brustseite, an beiden dorsalen Fesselflächen, an einer handgroßen Stelle des rechten Vordermittelfußes und an einem rechteckigen, scharf ab- gegrenzten Teile des rechten Oberschenkels die Haare an diesen Stellen in gewelltem und in besonders trocken sich anfühlendem Zustande. Bei dem Rappen trat diese Erscheinung nach ebenso langer Zeitdauer an der linken Gesichtshälfte, linken Hals- und Rumpfseite, an scharf abgegrenzten Teilen der beiden Vorarme und ebenso in abgegrenzter Form an beiden Vorderfesseln auf. An allen diesen Stellen des Körpers, an welchen der Kampfstoff im

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ersten Augenblick in flüssigem Zustand eingewirkt hat, fühlte sich die Oberhaut hart, pergamentartig an, durch die allmählichen serösen Ausschwitzungen unter der Oberhaut stellten sich am Kopf, an den Vorarmen, an den Fesseln ausgiebige Verkrustungen der Haut ein, und an den übrigen bespritzten Flächen des Rumpfes legte sich die Haut in eine große Zahl etwa kleinfingerdicker Quer- falten. Die Berührung der erkrankten Hautteile ist für das Pferd sehr schmerzhaft.

Eine Blasenbildung konnte weder im Anfang noch im weiteren Verlauf der Krankheit, auch nicht an den feineren unbehaarten Hautstellen des Körpers beobachtet werden, dagegen lösten sich die verkrusteten und in Falten gelegten Oberhautteile mitsamt den Haaren ab.

Heute, 4 Wochen nach der Vergasung der Pferde, hat die Ab- stoßung der verkrusteten Oberhautteile fast vollständig statt- gefunden, unter ihrer schützenden Decke hat sich ein neues Epithel gebildet, und die glatte Hautoberfläche ist mit vielen nach- gewachsenen Haaren dicht besetzt. An den stärker geschädigt ge- wesenen Stellen haften noch größere oder kleinere gelbbraune Borken der Haut an, welche Eindickungen von serösen Aus- schwitzungen darstellen.

Der Kopf des Fuchses ist noch vollständig kahl, die Haut mit dünnen, grauen Borken belegt. Die Schwellung der Augenlider ist zurückgegangen. An der Hornhaüt ist es zur Desquamation der obersten Schicht gekommen. Ein geringer blutigseröser Erguß in die vordere Augenkammer dieses Auges ist nach Zurückgehen der milchigen Trübung der Hornhaut sichtbar geworden. Tränen- und seröser Nasenausfluß bestehen bei den erkrankten Pferden heute noch.

Bei anderen der Beschießung mit Knoblauchgas ausgesetzt ge- wesenen Pferden konnte die Nahwirkung dieses Kampfstoffes nicht beobachtet werden. Bei ihnen bestand Bindehaut- und Hornhaut- entzündung, aber keine Hautentzündung und kein Fieber. Auch wurden nachträglich erst auftretende Störungen der Atmungsorgane oder sogar schwere Lungenentzündungen, wie dies bei Einwirkung des Gases beim Menschen vorkommt, nicht beobachtet.

Dem Pferde ist durch den anatomischen Bau, besonders im. oberen Abschnitte seiner Luftwege, ein glücklicher, natürlicher Schutz der eigentlichen Atmupgsorgane verliehen. Dieser Schutz kommt ihm bei „Gelbkreuz‘ offenbar mehr zustatten als bei Phos- gen- und den Explosivgasen.

Nebenbei sei über die Therapie dieser Gasvergiftung bemerkt, daß bei den erkrankten Pferden ein Aderlaß unter gleichzeitiger Prüfung des Pulses gemacht wurde; als die Zahl der Pulse auf 50 in der Minute zurückgegangen war und der Puls sich kräftigte, wurde die Blutentnahme abgebrochen, Diese Wirkung trat nach Ent- nahme von ungefähr je 2 Litern Blut ein. Im allgemeinen dürfte jedoch der Aderlaß nicht in Frage kommen, da, wie wir gesehen haben, das primäre Lungenödem wie bei der Phosgengasvergiftung ‘nieht zur Ausbildung gelangt. Nach der Art der Einwirkung auf die allgemeine Decke, auf die Hornhaut, die Schleimhäute der Nase

Zeitschrift f. Veterinärkunde, 1919. 3. Heft. 8

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und des Auges, ist anzunelımen, daß, wenn es je zu einem Ein- dringen des Gelbkreuzgases in die tieferen Luftwege käme, eine ähnliche Wirkung auf die Schleimhaut des Bronchialbaumes statt- finden und eine Erkrankung der Alveolen in den Hintergrund treten würde. Nächst einer Reizung‘ wäre die Abstoßung des Epithels die Folge, unter Zurücklassung größerer oder kleinerer Wunden des Bronchialbaumes. Die Fieberkurve würde darauf und auf eventuelle Komplikationen sich einstellen. Die Augenlidsäcke wurden mit 19.iger Alaunlösung bespült, die geschwollenen Augen- lider mit essigsaurer Tonerde gekühlt. Zwecks Aufhellung der Hornhauttrübungen kam die gelbe Schweißingersche Augensalbe zur Anwendung. Nach anfänglichkem Gebrauch von Zinksalbe wurden später die entzündeten Hautstellen mit Perugen behandelt. Das Allgemeinbefinden der Pferde blieb gut. Die Körpertempe- raturen gingen in gleichmäßigem Abstieg auf 38,5 zurück; die Zahl der Pulse bewegte sich auf der Höhe’von 40 in der Minute.

Die Unterbringung der erkrankten Pferde geschah in einer luftigen und abgedunkelten besonderen „Abteilung für gaskranke Pferde“, um einer möglichen Einwirkung durch nachträgliche Ver- dunstung noch anhaftender Kampfstoffe auf gesunde Pferde und Pferdepfleger vorzubeugen. Obervet.d. Res. Dr. Schock.

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Am 6. Juni 1918, früh 6 Uhr, wurden mir vier an Kampfgas- vergiftung erkrankte Reitpferde einer Reserve-Pionier-Kompagnie gemeldet.

Die Vergiftung war am Abend vorher etwa um 11 Uhr am Ein- gang einer Höhle erfolgt. Die Gasgeschosse waren nach Angabe des Stallpersonals am Eingang der Höhle (etwa 50 Schuß) ein- geschlagen. Die Windrichtung war nach dem Eingang der Höhle hin.

Klinischer Befund: Es handelte sich um Reitpferde edler ostpreußischer Abstammung. Die Tiere, alle gut genährt, standen ruhig da. Der Gang war schwerfällig, müde und gespannt, das Haarkleid glatt und glänzend. Nur um die Augen herum waren die Haare aufgebürstet. Die Extremitäten waren geschwollen. Die Augenlider waren schmerzhaft geschwollen, ihre Schleimhäute dunkelrot bis zyanotisch verfärbt. Die Gefäße traten stark her- vor. Es bestand eine erhebliche Sekretion einer wasserhellen Flüssigkeit. Die Cornea war rauchgrau getrübt. Die Temperatur betrug 38,5°, 38,5°, 38,7°, 38,9°.

Bei zwei Pferden a und b —, die dem Höhlenausgang am nächsten standen, schlug der Puls 76mal in der Minute. Er war unregelmäßig, schwach und weich. Die Herztöne waren verschwom- men, kaum hörbar. Bei den anderen Pferden e und d —, die dem Gas nicht so unmittelbar ausgesetzt waren, betrug die Pulszahl 45 in der Minute. Der Puls war unregelmäßig, deutlich fühlbar, die Arterie mäßig gespannt.

Bei den Pferden a und b lag eine starke inspiratorische Dyspnöe vor. Sie atmeten 60mal in der Minute. Bei allen Pferden waren die Nasenschleimhäute stark gerötet. Es bestand beiderseits

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schleimiger Ausfluß. Der Husten war schmerzhaft, lang, mit kräfti- gem Rückstoß. Die Lungenauskultation ergab verschärftes vesiku- läres Atmen, die Perkussion tympanitischen Schall.

Appetit war bei allen Pferden vorhanden, bei a und b mehr für Grünfutter, bei c und d auch für Hartfutter. Die Wasseraufnahme war bei allen Pierden vermehrt.

Therapie: Bei allen Tieren ein kräftiger Aderlaß. Das Blut war bei a und b dickflüssig und wenig gerinnungsfähig. Drei- mal täglich Injektionen von Ol. camph. fort., jedesmal 20 cem.

Kühlen der Augen mit Sol. acid. boric. und Einstreichen von Ungt.

boric. in die Konjunktiven. Bei a.und b wurden Sauerstoffinhala- tionen vorgenommen.

Verlauf der Krankheit: Die Symptome der Herz- insuffizienz schwanden nach etwa vier Tagen. Die ödematös ge- schwollenen Gliedmaßen wurden ohne Behandlung nach etwa vier Tagen dünner. Der Respirationsapparat zeigte nach der gleichen Zeit keine krankhaften Erscheinungen mehr. Die Keratitis kam bei e und d nach etwa drei Tagen zur Abheilung, bei b nach einer Woche, und bei a war sie linksseitig noch nach drei Wochen vorhanden.

Nach etwa zwei Tagen traten bei a und b in den Beugeflächen der Fesselgelenke, der Vorderfußwurzelgelenke, an der Kruppe und an den Flanken Hautenzündungen ein. Die Haut war schmerzhaft, in Falten gelegt, und es schwitzte eine bernsteingelbe, klare Flüssig- keit aus, die in zahlreichen Tropfen an den Hautfalten zum Vor- schein kam. Die Bewegung war in diesem Stadium für die Tiere äußerst schmerzhaft. Später trocknete die Haut ein, wurde perga- mentartig und löste sich in großen Fetzen von ihrer Unterlage ab. Die neue Haut war haarlos und mit feinen Schuppen bedeckt. Die Hautregeneration wurde durch Einstreichen der entzündeten Haut- stellen mit Zinksalbe beschleunigt.

Nach dem Verlauf der Hautentzündung ist anzunehmen, daß die Pferde nach etwa drei Wochen ganze Krankheitsdauer sechs Wochen gesund sind.

Wegen bevorstehenden Divisionswechsels wurden die Pferde dann einem Pferdelazarett überwiesen.

Vet. d. Res. Biendara. ж 4 ж

Am 17. April 1918 wurde früh morgens die Batterie auf dem Marsche in die Feuerstellung plötzlich durch Gas- (vermutlich Phosgen) und Brisanzgeschosse überfallen und schwer geschädigt. Außer mehreren Toten (nach Aussage des Batterieführers 2 Pferde durch Gas, 2 durch Schußverletzungen), die am Platze des Feuer- überfalls blieben, fand ich bei meiner Ankunft nachmittags wenige Kilometer rückwärts neben mehreren Verwundeten 8 gaserkrankte Pferde vor, darunter 6 Pferde, die schwere Erscheinungen der Gasvergiftung zeigten, während 2 Pferde leichter erkrankt waren. Von diesen 6 schwererkrankten Pferden starben noch während meiner Anwesenheit 4 Pferde innerhalb eines kurzen Zeitraumes. Sektion konnte wegen vorzeitigen Abtransportes der Kadaver nicht vorgenommen werden.

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Die übrigen zwei Schwererkrankten zeigten folgende Sym- ptome:

Sehr angestrengte Atmung, stoßend, oberflächlich (inspirato- rische Dyspnoe):

1. Braune Stute gleich 65 pro Minute, 2. Fuchswallach gleich 60 pro Minute. Aus beiden Nüstern fließt in großen Mengen weiße bis weißgelbe schaumige Flüssigkeit. Ab und zu schmerzhafter, länger anhaltender, quälender, feuchter Husten. Der Kopf wird tief gesenkt gehalten. In beiden Lungen sind starke Rasselge- räusche hörbar, in der Luftröhre brodelnde Flüssigkeitsgeräusche. Der Herzschlag ist stürmisch und pochend, der Puls ist kaum fühlbar. Die Lidbindehäute sind dunkelrot und weisen starke Ge- fäBinjektion auf. Das Aderlaßblut ist schwarzrot gefärbt und er- scheint eingedickt. Körpertemperaturen:

1. Braune Stute 39,5° C; 2. Fuchswallach 39,8° C. Es be- steht starkes Muskelzittern. Trotz dieses bedenklichen Zustandes zeigen die Pferde Freßlust und nehmen während ihres Stehens auf dem Rasen ab und zu Grünfutter auf.

Behandlung.

Sofortiger Aderlaß; je etwa 3 bis 4 Liter. Intravenös Koch- salzlösung, je 1 Liter. Herzmittel: Digipan, je 2 Dosen. Im übrigen Ruhe und Freiluftaufenthalt. Sauerstoffatmung konnte nicht angewandt werden, da ein Apparat nicht zur Stelle war.

Die zwei Leichterkrankten zeigten außer Hustenreiz und ge- ringer Pulsbeschleunigung keine Besonderheiten. Fieber nicht vor- handen.

Am 18. April war der Befund der Schwererkrankten folgender: Braune Stute: A 50, P 90, T 38,9°, geringgradige Rasselgeräusche, Husten, schleimiger, gelber Nasenausfluß, Freßlust. Fuchswallach: А 45, Р “5, T 39,1”, Atmungsgeräusche giemend, Husten, Nasenaus- fluß gelbweiß und schleimig, Freßlust.

Befund vom 19. April: Braune Stute: A 50, P 80, T 38,4°, keine Rasselgeräusche mehr hörbar, Nasenausfluß wie am 18. 4., Freß- lust vorhanden. Fuchswallach: A 40, P 52, T 38,9”, geringer Nasen- ausfluß, Vesikuläratmung, Freßlust.

Befund am 20. April: Braune Stute: A 30, P58, T 38°. Fuchs- ууаПасһ: А 26, Р40, T 38,2°. |

Am 21. April werden beide Pferde dem Pferdelazarett zur weiteren Behandlung und Beobachtung überwiesen.

Über Sauerstoffbehandlung konnte ich leider keine Erfahrun- gen machen. Immerhin glaube ich jedoch folgendes Urteil abgeben zu können: |

Pferde, die während angestrengter Tätigkeit ein großes Quan- tum giftigen Gases (,„Todesdosis‘) aufgenommen haben, sind un- rettbar verloren infolge starker Schädigung des größten Teiles der Lungenalveolen und Aufnahme zu großer Mengen des Giftgases ins Blut. Die Sauerstoffeinatmung ist infolge vollkommener Ver- schließung des ganzen Luftwegesystems durch seröse Flüssigkeit bzw. durch zähen, klebrigen serösen Schaum kaum mehr durch-

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führbar. Dennoch ist sie, wenn zur Hand, zu versuchen. Aussicht auf Erfolg ist aber vielleicht vorhanden, solange diese charakte- ristischen (Spät-) Symptome seitens der Lunge noch nicht in Er- scheinung getreten sind. (Bei einigen Pferden der obengenannten Batterie traten sie erst etwa 10 bis 12 Stunden nach erfolgter Gas- aufnahme auf.)

Die leichten und mittelschweren Fälle werden durch Aderlaß, NaCl-Infusionen, Herzmittel (und evtl. Sauerstoff)*) wohl immer zu retten sein, und das sind die Mittel, die der Veterinär im Felde bei der ersten Hilfeleistung zur Hand haben muß. Ruhe und Frei- luftaufenthalt sind selbstverständlich, erstere aber anfangs, den gegebenen Verhältnissen entsprechend, nicht immer durchführbar.

Oberveterinär Brendecke.

Schußverletzungen des Auges.

' In 4 Fällen, bei denen durch eine Verletzung der Hornhaut das Augenwasser ausgetreten war, trat durch Verklebung der Wundränder mit Hilfe der vorgefallenen Iris eine Heilung des Augapfels selbst ein. Durch den Verlust an Umfang um etwa ein Drittel seiner ursprüng- lichen Größe war der Augapfel tief in die Augenhöhle zurückge- sunken und hatte dadurch auch eine Lageveränderung des dritten Augenlides bewirkt. In dem Hohlraum zwischen der Innenseite des dritten Augenlides und der Oberfläche des Augapfels sammel- ten sich schleimig-eitrige Massen, die von der stets vorhandenen Konjunktivitis herrührten, an. Infolge dieses konstanten Reizes waren bei etwa 45% der in Behandlung gekommenen Fälle die Drüsen auf der Unterseite des dritten Augenlides entzündet und zeigten teilweise starke Wucherungsprozesse. Diese Zustände trotzten jeder Behandlung. Da die Tiere nun infolge des steten Augenausflusses nicht als dienstbrauchbar und geheilt betrachtet werden konnten, wurde als letztes Mittel die operative Entfernung des dritten Augenlides in allen Fällen durchgeführt und dadurch ausnahmslos völlige Heilung bei durchschnittlich vier Wochen Heilungsdauer erzielt. Es würde sich nach unseren Erfahrungen daher empfehlen, in allen Fällen, in denen größere Zerstörungen des Bulbus mit Lageveränderung des dritten Augenlides vorliegt, dasselbe sofort operativ zu entfernen, um eine bessere anti- septische Wundbehandlung zu ermöglichen. Vet.d. R. Cost.

Verschiedene kleine Mitteilungen.

Ein Pferd dänischen Schlages, etwa 18 Jahre alt, der 3. Ers. Batt. II. Ers. Abt. Felda. R. 20 fiel bei der Landarbeit, ohne daß cs vorher Krankheitserscheinungen gezeigt hatte, um und verendete nach einigen Stunden. Bei der Zerlegung des mittelmäßig ge- nährten Tieres konnte folgendes festgestellt werden: Das Herz. war im ganzen um etwa ein Drittel der Norm vergrößert. Die

*) Die oft lebensrettende Wirkung der Sauerstoffbehandlung bei Phosgen- vergiftung von Pferden habe ich wiederholt feststellen können. К.

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rechte Vorkammer mit Herzohr hat die Größe eines Kinderkopfes. Die Oberfläche ist höckerig, die sonst normale Farbe des Herz- muskels geht an diesen Teilen in ein Grauweiß über. Die Wand der rechten Vorkammer und des rechten Herzohres ist knochenhart, läßt sich nur durch sehr kräftige Messerschnitte von den anderen Teilen trennen und hat stellenweise eine Dicke von 4cm. Das Endokard überzieht gleichmäßig die höckerige Innenfläche Die Verknöcherung ist am stärksten am Herzohr, an der Vorkammer sind noch mehrfach schmälere Muskelbrücken zu erkennen. Die veränderten Teile des Herzens sehen wie ein mit Gips ausgegossenes Rohr aus. Kitt bezeichnet diese Veränderung als Senilitäts- erscheinung des inaktivsten Teiles des Herzens, des rechten Herz- ohres, von dem der Verknöcherungsprozeß dann auf die rechte Vorkammer übergeht. Obervet. Lentz.

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Nach Veterinär Brueser kam ein Pferd, weil es einen kranken Eindruck machte, von der Weide aus zur Untersuchung. Hierbei wurde eine derbe, kindskopfgroße, vermehrt warme und sehr schmerzhafte Geschwulst im Bereiche des linken Ellenbogen- gelenkes festgestellt. Eine Wunde war nicht nachzuweisen. Außer- dem war das linke Auge infolge starker Schwellung der Augen- lider geschlossen. Körpertemperatur 40,2 C, Herz- und Lungen- tätigkeit gesteigert. Die Behandlung bestand in Waschungen der Schwellung mit essigsaurer Tonerde. Am nächsten Tage machte sich bei gleich hoher Temperatur und auch sonst unverändertem Befinden auf der Höhe der Geschwulst Fluktuation bemerkbar und nach Eröffnung floß unter starkem Druck '/, Weinglas voll flüssigen, rötlichen Eiters ab. Tags darauf war die Temperatur bereits auf die Norm gesunken und das Allgemeinbefinden erheb- lich gebessert. Die Ellenbogengeschwulst ging rasch zurück, und die Abszeßhöhle heilte unter antiseptischer Behandlung schnell. Mit der fortschreitenden Besserung verlor sich auch die Schwellung der linken Augenlider. Veterinär Brueser wurde zur Diagnose „Schlangenbiß“ durch Aussagen der Landeseinwohner veranlaßt. Schlangenbisse kämen alljährlich in gewisser Zahl vor und rührten von einer Kreuzotterart her. Rinder sterben, Pferde erholen sich meist wieder. Typisch sei in jedem einzelnen Falle von Schlangen- biß ohne Rücksicht auf den Sitz des Bisses die starke Anschwellung der gleichseitigen Augenlider. Oberstabsvet. Zembsch.

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In den letzten Monaten ist mehrmals ein Ekzem zur Beob- achtung gelangt. Es tritt plötzlich auf und zeigt sich in großer Ausdehnung zu beiden Seiten des Halses, in der Sattellage, am Rücken und auf der Nierenpartie. Durch Austreten von Lymphe, die zu erbsengroßen goldgelben Körnchen gerinnt, verkleben die Haare büschelförmig, so daß der feuchte gerötete Papillarkörper frei liegt. An solchen Stellen tritt Haarausfall ein, der mitunter große Flächen betrifft. Als Ursache der Erscheinungen wird die Fütterung von Kartoffeln angesehen. Beim Aussetzen der Kartoffel- fütterung und Waschungen. mit verdünnter Kresolseifenwasser-

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lösung trat rasch Ersatz der Oberhaut ein. Das Nachwachsen der Haare vollzieht sich in 2 bis 4 Wochen. Ein ähnliches Ekzem trat auch bei zwei Pferden des Lazaretts 222 und ein solches an den Extremitäten bei Pferden des Lazaretts 250 auf.

Obervet. Dr. Müller (Etapp. Insp. Bug). B oo. о е a а ап H

Fröhner, E. (Berlin): Klinische Untersuchungen über die infektiöse Anämie der Pferde. (Monatsh. f. prakt. Tierheilk. Bd. XXIX, Heft 9 und 10.)

Auf Verfügung des preußischen Landwirtschaftsministeriums hat Geheimrat Fröhner in der Berliner medizinischen Klinik seit Ende 1917 Untersuchungen über die infektiöse Anämie vor- genommen. Sie betrafen die Klärung der Fragen der Diagnose- stellung auf Grund des klinischen Befundes, der Blutuntersuchung und der Blutübertragung auf Impfpferde.

Klinischer Befund: Der bei allen Anämien zu erwar- tende Befund von blassen Schleimhäuten, insbesondere blassen Lidbindehäuten, trifft für viele Fälle der infektiösen Anämie nicht zu. Wenn auch bei chronischem Verlauf der Krankheit die Lid- bindehäute häufig auffallend blaß, selbst porzellanweiß erscheinen, so werden sie doch auch oft höher gerötet, schmutzig, verwaschen, glasig dunkelrot, gelbrot, graurot oder bräunlichrot gefunden, mit- unter auch ramiform injiziert oder mit Petechien, namentlich . am Blinzknorpel, besetzt. Vielfach bleibt die Schleimhautfarbe selbst bei Fieberanfällen überhaupt normal rosenrot. Ein sicher anämiekrankes Pferd zeigte z. B. monatelang normale oder höher gerötete Schleimhäute bei einem Erythrozytenrückgang im Blute auf 21, Millionen (statt 8 Millionen).

Die ebenfalls als charakteristisch für die infektiöse Anämie angesehenen Fieberanfälle sind in der Regel nachgewiesen worden. Sie sind atypisch, unregelmäßig, intermittierend und remittierend (flackernde Fieberkurve). Auch die Höhe und Dauer der Fieber- anfälle sowie die fieberfreien Pausen sind je nach dem Verlauf und der Dauer der Krankheit sehr verschieden. Während Tempe- raturen. von 40 bis 41° gemessen wurden, waren auch solche.von 38,2 bis 38,5° nicht selten. Anämiekranke Pferde können Wochen und Monate keinen Fieberanfall bekommen und daher bei gewöhn- licher Untersuchung ganz gesund erscheinen. Die plötzlich dann wieder ohne nachweisbare Ursache einsetzenden Fieberanfälle sind der Krankheit eigentümlich. Da aber ähnliche Erscheinungen auch bei Rotz und Piroplasmose vorkommen, wird die Mallein- augenprobe und Blutuntersuchung auf Piroplasmen bei Anämie- verdacht empfohlen; da ferner auch bei anderen, namentlich Inanitions-Anämien Fieberanfälle vorkommen können, so können die ohne nachweisbare Ursache bei der infektiösen Anämie auftreten- den Fieberanfälle nicht als pathognostisch. bezeichnet: werden.

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F. vermutet sogar, daß die infektiöse Anämie, wenigstens in der Impfform, ohne Fieber verlaufen kann. Nach Blutimpfungen aus angeblich verseuchten Beständen blieben nämlich Impfpferde wiederholt. monatelang fieberfrei, obwohl sie einen erheblichen Rückgang der roten Blutkörperchen und des Hämoglobingehaltes sowie auffallende Entkräftung trotz reichlicher Fütterung bei der Sektion auch Milztumor —- zeigten.

Die Erscheinungen der Herzschwäche (Herzklopfen, schwacher, beschleunigter und unregelmäßiger Puls) sind wahrscheinlich nicht nur die Folgen der Anämie allein, sondern der Einwirkung toxi- scher Stoffe auf den Herzmuskel. Aber auch nicht alle Anämic- kranke zeigen das Symptom des Herzklopfens, so daß es ebenfalls nicht als pathognostisch anerkannt werden kann.

Die Erscheinungen schneller Abmagerung in wenigen Wochen oft um 15 bis 50 kg Gewichtsverlust —, der schnellen Entkräftung bis zur lähmungsartigen Schwäche und zum Unver- mögen, sich zu erheben, werden nicht immer gefunden, in leichten Fällen wird nur schnelle Ermüdung wahrgenommen. Manche Pferde lahmen vorübergehend.

Selten ist intra vitam durch rektale Untersuchung Vergröße- rung der Milz nachzuweisen; auch Eiweißharnen ist nicht konstant.

Sektionsbefund: Die Autopsien bei Originalpferden mit chronischer Anämie waren makroskopisch meist negativ. Selbst der vermutete Milztumor fehlte ой. Gastruslarven und andere Parasiten wurden meist vermißt oder nur vereinzelt gefunden. Ein Zusammenhang zwischen Gastruslarven und infektiöser Anämie besteht also nicht. Auch im Knochenmark (femur) wurden ma- kroskopische Veränderungen nicht gefunden. Selbst wenn aber auch kleine Blutungen und größere Herde oder dottergelbe Er- weichung im Mark ermittelt wären, dürften diese Befunde nicht als pathognostisch für infektiöse Anämie aufgefaßt werden, da der- artige Nebenbefunde bei allen Anämien und vielen Infektions- krankheiten vorkommen.

Deutlicher sind die anatomischen Veränderungen bei der aku- ten und subakuten Form. Man findet dabei gewöhnlich die Er- scheinungen der Septikämie: oft sehr erhebliche Schwellung der Milz, Leber und Nieren, Lymphdrüsenschwellung sowie Blutungen an den serösen Häuten, in den Nieren und dem Darm. |

Blutuntersuchungen: Die Zahl der roten Blutkörper- chen wurde zunächst bei 15 gesunden Wallachen und 15 gesunden Stuten, die mit Kriegsfutter ernährt wurden, festgestellt. Die Durchschnittszahl betrug bei Wallachen 7 Millionen, bei Stuten 6,5 Millionen pro Kubikmillimeter. Danach bezeichnet F. Funde von 5 bis 6 Millionen als geringgradige, von 4 Millionen als mittel- gradige und von 2 bis 3 Millionen als hochgradige Anämieerkran- kungen. Die niedrigste Erythrozytenzahl, die er bei infektiöser Anämie fand, war 2,6 Millionen. Die Zahlen stiegen und fielen mit Besserung und Verschlimmerung des Krankheitszustandes. Die Zählung der Erythrozyten war mit der Thomasschen Pipette in der Bürker-Türkschen Zählkammer vorgenommen. Beim Vergleich der Resultate der Einzelzählungen mit dem für die Praxis emp-

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fohlenen Ablesen der Höhe der Erythrozytensäule im Blutvolumi- meter (vgl. diese Zeitschrift 1918 Heft 1 und 6) fand F. bei dem Behnschen Apparat so starke Differenzen, daß er ihn nicht emp- Пе. Genauere Resultate ergab der Tröstersche Apparat.

Formveränderungen der roten Blutkörperchen (Poikilozytose), die für die menschliche perniziöse Anämie charakteristisch sind, wurden bei der infektiösen Anämie der Pferde nie gefunden, ebenso- wenig die für die menschliche perniziöse Anämie pathognostischen kernhaltigen Erythrozyten (Erythroblasten, Megaloblasten). Beide Krankheiten sind daher nicht identisch. |

Dagegen fand F. ausgesprochene Anisozytose, d. h. auffallende Größenunterschiede der Erythrozyten bei der infektiösen Anämie. Bei gesunden Pferden vorgenommene Messungen ergaben Erythro- zytengrößen zwischen 3,8 und 7,8 Mikra; bei infektiöser Anämie bis zu 9,5 Mikra. Da diese Anisozytose von anderer Seite nicht bei infektiöser Anämie gefunden wurde, muß die diagnostische Be- deutung der Anisozytose noch weiter geprüft werden.

Polychromasie und basophile Punktion konnte nicht festge- stellt werden.

Kernreste und Blutplättchen fanden sich nicht abweichend von der Norm im Blut anämiekranker Pferde. |

Blutparasiten wurden nicht gefunden.

Der Hämoglobingehalt des Blutes, mittels des Sahlischen Hämometers festgestellt (normal im Durchschnitt 83%, bei Anämiekranken zwischen 38 und 60 %), verhielt sich im allge- meinen parallel der Blutkörperchenzahl. |

Die gefundene Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen bei infektiöser Anämie blieb wenig hinter der Normalzahl (8000 bis 9000) zurück. Bei Bestimmung der Arten fiel aber eine vorüber- gehende Vermehrung der Lymphozyten bei entsprechendem Rück- gang der Neutrophilen auf. (Normal: Lymphozyten 36 %, Neutro- phile 56 %; bei infektiöser Anämie: Lymphozyten 40 bis 50%. Neutrophile 35 bis 55 %). Diese Lymphozytose ist auch von Wirth beobachtet, sie ist somit als charakteristisch für die infektiöse Anämie anzusehen.

Die Zahl der Eosinophilen war wie in der Norm (2 %).

Impfversuche: Die Blutimpfungen wurden durch intra- venöse Übertragung von 20 bis 100 cem defibriniertem und filtrier- tem Blut ausgeführt. Nach einer durchschnittlichen Inkubations- dauer von 9 bis 14 Tagen (2 bis 26 Tagen) traten Fieber und Rück- gang der Erythrozytenzahl und des Hämoglobingehaltes auf. Nach der positiven Blutübertragung von einem chronisch anämiekranken Pferde auf ein Impfpferd wurde von diesem Blut auf ein zweites Impfpferd übertragen. Dabei konnte eine kumulative Wirkung festgestellt werden, denn beide Impfpferde starben an akuter Anämie, das zu zweit geimpfte Pferd sogar früher als das erst- veimpfte.

Die Blutimpfung ist das einzig sichere Diagnostikum zur Fest- stellung der infektiösen Anämie. Der allgemeinen Anwendung dieses Verfahrens bei der Seuchenbekämpfung stehen aber die kost- spielige Beschaffung der Impfpferde und die zeitraubenden thermo-

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metrischen und hämatologischen Voruntersuchungen bei diesen im Wege, zumal die exakten Untersuchungen nur in Laboratorien durchgeführt werden können.

Alle Kontaktinfektionsversuche durch Unterbringung gesunder und kranker Pferde in denselben Laufstall oder dieselbe Stall- abteilung blieben erfolglos.

Zusammenfassung: Die in einzelnen Pferdebeständen der Provinzen Posen, Schlesien und Ostpreußen sowie bei Militär- pferden zuerst an der Ostfront aufgetretenen Enzootien stellen eine selbständige Infektionskrankheit (Septikämie) dar. Die Atiologie ist noch nicht geklärt, insbesondere ist auch noch unent- schieden, ob die im Osten vorkommende infektiöse Anämie mit der in Japan, Amerika und Frankreich beobachteten identisch ist. Im Osten, Japan und Amerika sprechen die Erfahrungen für Insekten- übertragung (Tabaniden, Stomoxys), also für eine Weideseuche, während die Anémie du cheval der Franzosen (die auch früher in Elsaß-Lothringen und der Rheinprovinz schon festgestellt ist) als Stallseuche (Kontaktinfektion) beschrieben wird. Für einen Zu- sammenhang zwischen der östlichen Anämie mit Gastruslarven bestehen keine Anhaltspunkte. Mit der perniziösen Anämie der Menschen ist die Krankheit nicht identisch.

Die Diagnose ist bei den häufig fehlenden Hauptsymptomen und der fast unmöglichen Ausführung exakter Blutuntersuchungen und Blutübertragungen in der Praxis sehr schwierig. Nach F.s Erfahrungen sind Verwechslungen mit sekundären Anämien nach Unterernährung, Druse, Helminthiasis, Darmkatarrh, wahrschein- lich auch mit der Brüsseler Krankheit, Piroplasmose, Influenza und sogar Milzbrand vorgekommen.

Bis zur weiteren Klärung der Ätiologie und Pathogenose rät F., zunächst von veterinärpolizeilichen Maßnahmen abzusehen.

Die Arbeit schließt mit der Veröffentlichung der interessanten Kasuistik. | К.

ii Tagesgeschichte

Ehrentatel der Veterinäre.

Den Tod für das Vaterland starben:

Oberstabsveterinär Reichart (Wolfenbüttel), Oberveterinär d. Res. Welling (Büren), Regierungstierarzt Wölfel in ‚Apapua (Ostafrika).

Nachträglich mitgeteilte Ordensverleihungen. Es erhielten:

Das Oldenburgische Friedrich-August-Kreuz 1. Klasse:

St.V. Meyrowitz. Das Ritterkreuz des Österreich. Franz-Joseph- Ordens:

St. V. Pamperin.

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Deutscher Veterinärrat.

Nach einer Mitteilung des Allgemeinen Kriegs-Departements im Preußischen Kriegsministerium ist durch Veterinäroffiziere des Beurlaubtenstandes Klage darüber geführt worden, daß infolge ihrer Teilnahme am Kriege ihre Praxis in die Hände der zurück- gebliebenen Kreistierärzte und Tierärzte übergegangen ist. Infolge Wegfalls des Einkommens sind die betreffenden Tierärzte unter Umständen gezwungen, ihren Wohnsitz zu wechseln. Wir sehen uns daher veranlaßt, wiederholt darauf aufmerksam zu machen, daß es in der Vollversammlung des Deutschen Veterinärrates zu Jena von mehreren Referenten unter Zustimmung der Teilnehmer als Ehrenpflicht der zurückgebliebenen Tierärzte bezeichnet worden ist, den heimkehrenden Kollegen ihre frühere Praxis wieder einzuräumen.

In einzelnen westdeutschen Städten haben die Tierärzte, dem Beispiele der Ärzte und Zahnärzte folgend, durch Anzeigen in der Tagespresse die Rückkehr der tierärztlichen Kriegsteilnehmer ge- meinsam bekanntgegeben und gleichzeitig die Tierbesitzer gebeten, in vorkommenden Fällen sich wieder an ihren früheren Tierarzt zu wenden. Indem wir dieses Vorgehen zur Nachahmung nachdrück- lichst empfehlen, bemerken wir, daß wir die uns in Angelegenheiten der vorbezeichneten Art zugehenden Beschwerden den Tierärzte- kammern oder den sonstigen tierärztlichen Landesorganisationen zur Prüfung des Sachverhalts und weiteren Veranlassung zugehen lassen werden.

Köln, den 11. Februar 1919.

Namens des geschäftsführenden Ausschusses des Deutschen Veterinärrates. Dr. Lothes.

Deutscher Veterinäroffizierbund.

Der Versand von Werbeblättern für den D.V.O.B. hat be- dauerlicherweise dadurch eine sehr unliebsame Verzögerung er- litten, daß die Lieferung einiger Drucksachen infolge von Betriebs- störungen von Woche zu Woche hinausgeschoben wurde. Der ent- standene Zeitverlust kann nur dadurch ausgeglichen werden, daß die Beitrittsecklärungen umgehend eingeschickt werden und nun- mehr allerorts eine rege Werbetätigkeit einsetzt. Die Herren Korps- veterinäre, viele der Herren Veterinärräte und in anderen Bezirken die Herren Kreistierärzte haben sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, die Verteilung der ihnen nunmehr zugehenden Werbeblätter usw. zu übernehmen. Andere Herren wollen Listen einreichen, so daß. der Versand an die einzelnen Kameraden von hier aus erfolgen kann. Beim Schriftführer des D. V.O.B. können weitere Werbeblätter angefordert werden.

Diejenigen Herren, die sich bereits als Mitglieder des D. V. O. B. angemeldet haben oder ihren Beitrag bereits gezahlt haben, werden gebeten, die Beitrittserklärung auf der vorgedruckten Postkarte zu wiederholen, weil zum Teil die Anschriften der Herren unbekannt

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sind. Diejenigen Herren, die schon Mitglieder des Deutschen Offizierbundes sind, werden gebeten, dies bei der Beitrittserklärung zum D.V.O.B. unter Angabe des dort gezahlten Jahresbeitrages mitzuteilen und die Differenz zwischen dem Mindestbeitrag des D.V.O.B. und des D.O.B. einzuschicken.

In dem in den Fachzeitschriften veröffentlichten Bericht über die Gründungsversammlung am 4. Januar 1919 ist infolge eines Versehens unter denjenigen Armeekorps, die im Namen sämtlicher Veterinäroffiziere durch einen besonderen Vertreter ihre Zustim- mung zu der gefaßten Resolution und den Beitritt zum D.V.O.B. erklärt haben, das 7. Armeekorps nicht genannt worden. Auf Wunsch des Herrn Korpsveterinärs wird dies hiermit nachgeholt.

Der Arbeitsausschuß. I. A. Bauer, Oberstabsveterinär.

Wie in dem Bericht über die Gründungsversammlung des D.V.O.B. bereits bekannt gemacht wurde, sind Anfang Dezember 1918 dem Kriegsministerium „Berechtigte Forderungen der im Heere stehenden Tierärzte“ eingereicht worden, die allen Mit- oliedern des D.V.O.B. in diesen Tagen zugehen und auch in der Zeitschrift für Veterinärkunde 1919 Heft 2 veröffentlicht sind. Auf diese Eingabe hin ist an Herrn Generaloberveterinär Professor Troester folgende Antwort eingegangen:

Kriegsministerium. Berlin W66, den 20. Februvr 1910. Nr. 416/1. 19. A. 3. Leipziger Str. 5.

Von den zwei Hauptpunkten Ihrer Eingabe vom 6. Dezember 1918, betreffend „Berechtigte Forderungen der im Heeresdienst stehenden Tierärzte“, muß die Errichtung einer selbständigen Veterinärabteilung im Kriegsministerium von der bevorstehenden Neueinteilung dieser Behörde und des Heeres abhängig gemacht werden. Der zweiten Forderung, Bearbeitung der Veterinärperso- nalien durch einen Veterinärreferenten, ist dadurch entgegen- gekommen, daß ein Veterinärreferent diese Personalien verant- wortlich mit bearbeitet. Die endgültige Regelung dieser Frage fällt mit der „Veterinärabteilung‘“ zusammen.

Betreffs der übrigen Forderungen beziehe ich mich auf die Aussprache, die Sie über den gleichen Gegenstand mit dem Chef der Kavallerieabteilung Oberst Frhrn. v. Schoenaich hatten, dessen erfolgreiche und wohlwollende Behandlung der veterinären Organisations- und Personalfragen Sie in Ihrem Schreiben selbst hervorheben, und der den weiteren Ausbau der Veternärorgani- sation wesentlich mitleitet. Die erforderliche Umarbeitung der den Veterinärdienst behandelnden Bestimmungen der M.V.O. erfolgt ип Einvernehmen mit den Truppen und sonstigen hierbei beteiligten Dienststellen und soll nach des Herrn Kriegsministers und meiner Weisung dem Rechnung tragen, daß die Veterinäroffiziere im ` zurückliegenden Feldzuge den in Umfang und Bedeutung un- geheuer gewachsenen Anforderungen des Veterinärdienstes voll

gerecht wurden, und daß die erheblich erweiterte Selbständigkeit, die ihnen im Felde in allen Dienststellen übertragen wurde, sich auch im dienstlichen Interesse als nützlich erwies. Der Unterstaatssekretär. gez. Göhre.

Daraufhin hat der Arbeitsausschuß des Р”. У. О. В. an Herrn Unterstaatssekretär Göhre folgendes Schreiben gerichtet:

D.V.O.B. Br. B. Nr. 154. | Berlin, den 28. Februar 1919. An Herrn Unterstaatssekretär Göhre Berlin. Kriegsministerium.

Aus dem an Herrn Generaloberveterinär Professor Troester gerichteten Schreiben vom 20. Februar Nr. 416/1.19. A.3. hat der Arbeitsausschuß des Deutschen Veterinäroffizier-Bundes als vor- läufigen Erfolg der Eingabe vom 6. Dezember 1918 die erfreuliche Tatsache entnommen, daß ein Veterinärreferent die Personalien verantwortlich mit bearbeitet. Mit Befriedigung hat er davon Kenntnis genommen, daß das Kriegsministerium anerkennt ebenso wie es von mehreren hohen Truppenführern (Oberbefehls- haber Ost, Heeresgruppe Kronprinz, Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht u. a.) während des Krieges geschehen ist —, daß die Veterinäroffiziere im zurückliegenden Feldzuge den Anforderungen des Veterinärdienstes voll gerecht wurden. Da ferner festgestellt wird, daß die im Kriege „erheblich erweiterte Selbständigkeit‘ der Veterinäroffiziere „sich auch im dienstlichen Interesse als nützlich erwies“, darf wohl angenommen werden, daß diese als nützlich erkannte erheblich erweiterte Selbständigkeit bei der Neubildung unseres Heeres weiter ausgebaut wird.

Zwei Punkte des genannten Schreibens bedürfen aber der Klar- stellung, weil sie von grundlegender Bedeutung sind. Wenn dort von dem „im zurückliegenden Feldzuge in Umfang und Bedeutung ungeheuer gewachsenen Anforderungen des Veterinär- dienstes“ gesprochen wird, so ist dieser Satz dahin zu ergänzen, daß vielmehr die Wichtigkeit und Bedeutung des Veterinärwesens für die Schlagfertigkeit der Armee von fast allen militäri- schen Dienststellen vor dem Kriege vollständig verkannt und unterschätzt worden ist. Ein Beweis dafür ist die mangelhafte Organisation des Kriegs-Veterinärwesens bei Beginn des Feldzuges. Erst als im Verlauf des Krieges die dadurch entstandenen, schweren Schäden und großen Gefahren für die Schlagfertigkeit des Heeres gebieterisch dazu zwangen, wurde eine brauchbare Kriegsorgani- sation des Veterinärwesens geschaffen und den Veterinäroffizieren eine größere Selbständigkeit in ihrer Bearbeitung und Durch- führung zugebilligt. Es ist dringend erforderlich, daß die bei dieser Organisation des Kriegsveterinärwesens durch Veterinäroffiziere in leitenden Stellungen gesammelten Erfahrungen Феі der Umarbei- tung der M.V.O. verwertet werden.

Wenn nämlich in obigem Schreiben gesagt ist: die erforder- liche Umarbeitung der den Veterinärdienst behandelnden Bestim-

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mungen der M.V.O. erfolgt im Einvernehmen mit den Truppen“ usw., so geht daraus hervor, daß ebenso wie vor dem Kriege an erster Stelle Frontoffiziere und militärische Dienststellen über veterinäre Angelegenheiten sich gutachtlich äußern sollen. Ist es aber nicht eine selbstverständliche Forderung, daß die Veterinäroffiziere, die im Kriege unter den schwierigsten Verhält- nissen, nach Überwindung der verschiedensten Hemmungen eine allgemein anerkannt gute und so erfolgreiche Neuregelung des Veterinärdienstes sich selbst geschaffen haben, auch bei der Um- arbeitung der M.V.O. für das neue Heer in ausschlaggebender Weise beteiligt werden? Diese Forderung wird nicht allein er- hoben im Interesse des Veterinäroffizierkorps, sondern vor allen Dingen zu Nutz und Frommen des neuen Heeres und zum Wohle des Vaterlandes.

Der Arbeitsausschuß des D.V.O.B. bittet deshalb als berufene Standesorganisation bei der Umarbeitung der M.V.O. zugezogen zu werden. Er ist zur Zeit damit beschäftigt, unter Mitwirkung zahlreicher kriegserprobter und erfahrener Veterinäroffiziere eine Denkschrift auszuarbeiten, die dem Kriegsministerium demnächst © eingereicht werden soll.

Der Arbeitsausschuß des D. V.O. B.

Troester, Bauer,

Vorsitzender. Schriftführer.

Dringende Einladung

zur Versammlung des Tierärzterates Groß-Berlin und der Provinz Brandenburg am Freitag, den 14. März 1919, nachmittags 4 Uhr, im Lehrervereinshaus in Berlin, Alexanderplatz, Blauer Saal.

Tagesordnung:

1. Bericht über die seitherige Tätigkeit des Tierärzterates.

2. Beschlußfassung über die weitere Tätigkeit.

З. Anschluß an den Reichsausschuß der akademischen Berufs-

stände.

4. Allgemeine Standesfragen.

-~ Persönliche Einladungen erfolgen nicht, und ist jeder Tierarzt willkommen. Zahlreiches Erscheinen wird dringend gewünscht und erwartet. |

Der gewählte Delegierte: M a ak.

Der Verein zur Unterstützung der Hinterbliebenen verstorbener Veterinäre der deutschen Armee bittet die Mitglieder, umgehend ihre Adressen dem Kassierer des Vereins, Herrn Oberstabsveterinär Keutzer, Berlin NW, Karl-

straße 23a, angeben und auch bei späteren Wohnsitzänderungen jedesmal die neue Adresse dorthin mitteilen zu wollen.

==. 119: ==

Militaria.

Unter dieser Überschrift macht Herr Stabsveterinär Teipel in Nr. 8 der B.T.W. den Vorschlag, dem Kriegsministerium fol- gende Forderung durch den Deutschen Veterinäroffizier-Bund unterbreiten zu lassen: „Sämtliche Veterinäroffiziere erhalten das- jenige Gehalt, das die Offiziere im gleichen Dienstalter beziehen.“

Er verweist dabei besonders auf die große Notlage, in der sich die verheirateten Oberveterinäre befinden. Das Durch- schnittsalter der älteren Oberveterinäre beträgt zur Zeit über 36 Jahre. Daß bei den augenblicklichen furchtbaren Teuerungs- verhältnisssen mit dem immobilen Leutnantsgehalt nicht auszu- kommen ist, daß diese Einkommensverhältnisse für manche Fa- milien den wirtschaftlichen Ruin bedeuten, ist sicher, zumal viel- fach das kleine Vermögen der Frau in den letzten Kriegsjahren schon stark angegriffen, wenn nicht gar aufgezehrt sein dürfte.

Dem Vernehmen nach wird sich der D.V.O.B. der Sache an- nehmen und eine schnelle vorläufige Hilfe beantragen.

Die Nationalversammlung wird sich ja bei den Etatsberatungen auch mit den Gehältern der Offiziere und Beamten befassen müssen. Es muß dabei die Forderung, daß das Gesamtdienstalter mehr wie bisher berücksichtigt wird, unterstrichen werden. K.

Aufruf.

Für Errichtung eines Reichskriegsmuseums, welches die großen Leistungen des deutschen Volkes in diesem Weltkriege der Nach- welt erhalten soll, sind die Vorarbeiten im Gange. Eine würdige Vertretung der Veterinärmedizin für dieses Denkmal deutschen Könnens zu schaffen, muß die ernste Aufgabe aller Tierärzte sein.

An alle Herren, die geeignete Beiträge, z. B. in Gestalt von Lichtbildern, Modellen usw. aus den Kriegsjahren zur Verfügung stellen wollen, richtet die Militär-Veterinär-Akademie die große Bitte, solche diesem Institut zu übermitteln. Letzteres übernimmt die Aufgabe, das Material zu sichten und der mit der Organisation der Veterinärabteilung betrauten Stelle zuzuführen. Jeder Beitrag ist willkommen und wird die Vervollkommnung der Veterinär- Abteilung herbeiführen. Es darf die Erwartung ausgesprochen werden, daß hierdurch und durch stetes Zusammenarbeiten aller dazu berufenen Stellen eine würdige Vertretung der Veterinär- medizin in dem geplanten Reichskriegsmuseum geschaffen wird, und dadurch die großen Leistungen auf allen Gebieten der militär- tierärztlichen Wissenschaft der kommenden Zeit erhalten bleiben.

Allen Herren Tierärzten beehrt sich die Akademie bereits jetzt ihren größten Dank für die gütige Mitarbeit auszusprechen.

gez. Dr. Schlake, Generalveterinär. Adresse: Militär -Veterinär - Akademie. Berlin NW 6, Karlstr. 23a.

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Die Bücherei der Militär -Veterinär- Akademie

ersucht zum Zweck einer Bestandsaufnahme, die entliehenen Bücher baldmöglichst zurückzugeben. |

Was uns nottut! Von Оһегуетегіліг Dr. Bub.

Um zu einer klaren Erkenntnis zu gelangen, in welcher Rich- tung und nach welchen Zielen das gegenwärtige und zukünftige Streben und Wirken des Veterinäroffizierstandes sich bewegen muß, ist es zunächst notwendig, einen Rückblick auf dessen Ent- wicklung in der Atmosphäre des alten Militärsystems zu werfen.

Als im Jahre 1910 die Neubildung des Veterinäroffizierkorps stattfand, wurde seitens der bestimmenden Stellen, in welchen da- mals noch kein Tierarzt festen Fuß hatte fassen können, die Ge- legenheit nicht wahrgenommen, dem neuen Offizierstand eine seiner Vorbildung entsprechende rangliche und wirtschaftliche Grundlage zu geben und gleichzeitig die alte Unfreiheit in veterinärdienstlicher Hinsicht zu beseitigen.

An die Eingangspforte zur Veterinärlaufbahn wurden als Vor- hedingungen die Reifeprüfung und ein sieben- (später acht-) se- mestriges Fachstudium gestellt, die Laufbahn selbst aber wurde so eingerichtet, daß die Mehrzahl der Veterinäroffiziere in ihr es nur zum Oberstabsveterinär mit dem Charakter als Major und den Bezügen eines Hauptmanns bringen konnte und nur ein verschwin- dender Bruchteil als Korpsveterinär das Majorsgehalt erreichte. Nach jahrzehntelanger Tätigkeit winkte so dem Veterinäroffizier als Abschluß seiner Lebensarbeit die endgültige Verabschie- dung mit dem Ruhegehalt eines Hauptmanns. Ich spreche aus- drücklich von endgültiger Verabschiedung, da für den Veterinär- offizier im Gegensatz zu den Offizieren nach dem Ausscheiden aus seinem Amt die Möglichkeit einer anderen Verwendung und Ver- sorgung nicht gegeben wurde. Und dabei gab es genügend Stellen, für welche gerade der alte erfahrene Veterinär mit seinen erprobten Fachkenntnissen außerordentlich geeignet war. Als Pferdeankaufs- und Pferdevormusterungskommissar, als Gestütleiter hätten ver- abschiedete Veterinäroffiziere wertvolle Dienste dem Vaterland noch. leisten können, und bei der Mobilmachung wären uns diese mit den dienstlichen Verhältnissen vertrauten, erfahrenen Veterinäroffi- ziere z. D. von unschätzbarem Werte gewesen.

Die schlechte rangliche und wirtschaftliche Basis, auf der der Veterinäroffizierstand aufgebaut wurde, mußte mit Notwendigkeit zu weiteren Schädigungen und nachteiligen Folgen führen. Der Zustrom von gutem jungen Nachwuchs wurde gefährdet, da die Laufbahn in keiner Weise verlockend wirkte. Der Veterinäroffizier war gezwungen, um seine mäßigen Einkünfte zu verbessern, sich mehr oder weniger neben seinem Dienst nach einer Privatpraxis umzusehen und wuchs sich notgedrungen zum unliebsamen Kon- kurrenten des praktischen Tierarztes aus. Der Abgang der alten Veterinäre.ging nicht in befriedigendem Maße vor

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sich, so daß eine dauernde Stockung in dem Vorrücken zu den höheren Dienststellen eintreten mußte und das Veterinäroffizier- korps zu einem überalteten Stand mit all den nachteiligen Wir- kungen eines solchen wurde.

Die in veterinärdienstlicher Hinsicht geschaffenen Zustände waren nicht minder unbefriedigend. Der Geist, aus welchem diese sich herausbildeten, ist am besten gekennzeichnet durch die Tat- sache, daß an die Spitze des deutschen Veterinäroffizierkorps als Veterinärinspekteur nicht ein Fachmann, sondern ein Offizier ge- stellt wurde. Ein Laie besichtigte den Veterinärdienst, ein Laie regte die für die Armee notwendig erscheinenden Verbesserungen an. Daß unter solchen Umständen auch im Truppenveterinärdienst dem Offizier weitgehende Rechte vorbehalten wurden und der Ve- terinär nach jeder Richtung hin von Laien eingeengt und bevor- mundet wurde, ist nicht weiter verwunderlich.

So sahen die Verhältnisse aus, in die der junge Veterinär- offizierstand gestellt wurde. Es erhebt sich nun die Frage, ob im Laufe der Jahre hierin eine bessernde Wendung eingetreten ist. Zweifellos sind gar manche Vorstöße und Versuche gemacht worden, die bestehenden Mißverhältnisse zu bessern, leider alle ohne besonderen Erfolg; es muß betont werden, daß es bis heute noch nicht gelungen ist, wesentliche Besserungen zu erreichen.

Der Veterinäroffizier hat im Kriege, in welchen er ohne Kriegs- veterinärordnung eintrat, durch rasche, zielbewußte Organisation ungeheure Aufgaben gemeistert und durch die Erhaltung des Pferdebestandes und erfolgreiche Bekämpfung der Kriegstier- seuchen wesentlich zu der Schlagfähigkeit des Heeres beigetragen. Man sollte meinen, daß der Krieg dem Veterinäroffizierstand die lanzersehnte, wirtschaftliche Besserstellung hätte bringen müssen, aber dieses traf leider nicht ein. Es wurden zwar in großer Menge Oberstabsveterinäre ernannt, aber sie erhielten alle nur den Cha- rakter als Major; der Titel und Rang eines Generaloberveterinärs wurde geschaffen, ein vielversprechender, leider aber hohler Titel, da auch ihm der materielle Inhalt fehlt. Um das Maß der Äußer- lichkeiten voll zu machen, wurde zuletzt dem Veterinäroffizier das „Feldkoppel“ verliehen. In wirtschaftlicher Hinsicht erreich- ten wir nichts im Kriege, nicht einmal die Gewährung der Stellen- zulage*) wurde dem Veterinäroffizier zugestanden. Das letztere ist um so mehr verbitternd, als die Stellenzulage dem jüngsten Leut- nant oder Assistenzarzt gewährt wurde.

Es ist notwendig, daß wir kurz auf die Ursachen eingehen, die das schlechte Vorwärtskommen des Veterinäroffizierstandes be- dingten.

Der Haupthemmschuh war zweifellos der Offizier, der in seinem durch lange Jahre entwickelten starken Kastengeist keine anderen Götter, um mich so auszudrücken, neben sich aufkommen lassen wollte und bestrebt war, seine Einflußsphäre auch auf die akademischen Offiziere zu erstrecken und das Aufstreben des jungen *) Inzwischen ist die Stellenzuläage für die Formationen des Grenzschutzes bewilligt. - D. Red.

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 3. Heft. 9

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Veterinäroffizierstandes möglichst hintanzuhalten. Aber wir wollen nicht verkennen, daß auch dem Veterinäroffizier selbst ein gerüttelt Maß von Schuld zuzusprechen ist. Anstatt Selbstbewußtsein und aufrechte Art zu zeigen, war und ist es vielfach bei uns Sitte ge- wesen, eine beinahe unterwürfige Haltung dem Offizier gegenüber einzunehmen und ihn dadurch in seiner Vormachtstellung zu be- stärken. Es fehlte dem Veterinäroffizierstand an innerem Halt und am Gefühl der Zusammengehörigkeit. Gleichgültigkeit, Mißgunst und Selbstsucht verhärteten vielfach die einzelnen gegeneinander und verhinderten gemeinsames Streben. Nach obenhin Verbeugung, nach unten Druck war off das Motto der Dienstführung im eigenen Lager.

Zusammenhalt, Standesbewußtsein, Selbstlosigkeit, offene ge- rade Art im Verkehr nach oben wie nach unten sind die ersten Vor- bedingungen und tun uns vor allem not, damit der Veterinär- offizierstand gesunden und vorwärts kommen kann.

Wenn wir alle diese Tatsachen uns eindringlich vor Augen halten, so müssen wir zu der Einsicht gelangen, daß der Veterinär- offizier auf sich selbst sich besinnen und unter starker Betonung seines Standesbewußtseins mit größter Energie seinen Standpunkt wahren und an dem Ausbau seines Standes arbeiten muß.

Der Ruf nach Zusammenschluß ist ergangen und nicht un- gehört verhallt. Im großen im deutschen Veterinäroffizierbund, im kleinen in Bünden der Einzelstaaten und Armeekorps beginnen die Veterinäroffiziere sich zusammenzuscharen, um am gemeinsamen Standeswohle zu arbeiten. Die Gelegenheit ist gegeben; das alte Militärsystem hat der Wirbelwind der Revolution gestürzt und ganz neue Verhältnisse sind im Entstehen. Jetzt oder nie erreichen wir die langersehnten Ziele. Wir wollen uns bewußt sein, daß wir eine gerechte Sache führen, und rücksichtslos und mit allem Nach- druck unsere zeitgemäßen Forderungen aufstellen und verfechten.

Der zu Anfang gegebene Rückblick auf die Verhältnisse im Veterinäroffizierstand gibt ohne weiteres die allgemeinen Richt- linien, nach welchen wir unsere Forderungen für den Neuaufbau des Militärveterinärwesens stellen müssen.

Rang- und Gehaltsverhältnisse der Veterinäroffiziere müssen ihrer akademischen Vorbildung entsprechend auf die gleiche Höhe wie bei den Militärärzten gestellt werden. Die Verwendung und Versorgung älterer Veterinäroffiziere in Stellen von Pferdevor- musterungskommissaren, Remontedepotvorständen usw. muß ver- langt werden, um die unerträgliche Stockung im Beförderungsgang zu beseitigen. Die gänzliche Ausschaltung des Offiziers aus der Bearbeitung von Veterinärangelegenheiten (einschließlich der Per- sonalien) und die Beseitigung seines mitbestimmenden Einflusses auf den Truppenveterinärdienst müssen als Hauptforderung vorne an gestellt werden. Die tatsächliche Gleichstellung von Offizier und Veterinäroffizier bei voller Gegenseitigkeit des Unterstellungs- verhältnisses muß als wohlberechtigte Forderung im „Zeitalter der gleichen Rechte“ ausgesprochen werden.

Selbstverständlich sind entsprechend den durch die Revolution gegebenen Verhältnissen weitere Forderungen notwendig.

е

А

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Fürsorgemaßnahmen für Tierärzte, die durch ihren Dienst im Heere während des Krieges ihre Brotstelle verloren haben und zur Zeit kein ausreichendes Einkommen besitzen, sind zu verlangen. Fürsorge für aktive Veterinäre, die infolge der Heeresneugestal- tung entlassen werden, muß gefordert werden. Hierbei ist ins- besondere für die noch nicht pensionsberechtigten oder noch keine ausreichende Pension erhaltenden Veterinäre bis zu ihrer Verwen- dung in anderen, ein einträgliches Einkommen sichernden staat- lichen oder kommunalen Stellungen zu sorgen. Im Zusammen- hang hiermit ist auf Grund der gleich hohen Anforderungen die Gleichachtung des abgelegten Stabsveterinär-Examens mit der staatstierärztlichen Prüfung zu fordern. Nach Maßgabe der ein- getretenen Teuerung muß endlich eine Erhöhung der Gehälter und Pensionen der Veterinäroffiziere und deren Hinterbliebenen ver- langt werden.

Es ist klar, daß hiermit nicht alle Forderungen und Wünsche, die wir für die Jetztzeit und Zukunft hegen, erschöpft sind, es sollten auch in den vorstehenden Ausführungen nur die Haupt- forderungen und Richtlinien gegeben werden.

Mit dem Gesagten habe ich meine persönlichen Ansichten zu Worte gebracht, glaube jedoch, daß ich mit meinen Ausführungen vielen aus dem Herzen geredet habe Ich schließe mit dem Wunsche, es möchten alle Veterinäroffiziere ohne Ausnahme ein- gedenk des Ernstes der entscheidungsvollen Zeit sich vereinen, um als geschlossene Einheit die akuten Fürsorgefragen und die Neu- gestaltung des Militärveterinärwesens in ihrem Sinn zu verfechten und durchzusetzen.

Anmerkung: Die Redaktion hat trotz großer Bedenken die Zuschrift des württembergischen Kollegen mit Rücksicht auf die Bereitstellung des Blattes für freie Aussprache aufgenommen, sie kann sich aber bei aller Anerkennung der berechtigten Forde- rung von Selbständigkeit und materieller und ranglicher Besser- · stellung nicht der für eine sachliche Aussprache ganz unnötigen Schärfe gegen den früheren Offizierstand anschließen. Im Kriege selbst haben jedenfalls gerade unsere besten Offiziere mit ihrem Lob über die von den Veterinären geschaffene Organisation des Feldveterinärwesens und die dadurch dem Vaterland geleisteten Dienste nicht zurückgehalten. Den Vorwurf der erniedrigenden Unterwürfigkeit werden die Veterinäroffiziere zurückweisen. Ausnahmen bestätigen die Regel. K.

Kriegsfürsorgestelle für sächsische Tierärzte.

15. Quittung.

Im 4. Vierteljahr 1918 sind folgende Beiträge zu unserem Fürsorgefonds eingegangen: a) aus der Heimat: Geßler, T., Langenbernsdorf 30 M.; Dr. Öertel, T., Riesa a./Elbe (4. Beitrag) 20 M.; Dr. Sustmann, Amts-T., Dresden 50 M. -- b) aus dem Felde: Grundmann, Feldhilfs-V. (3. Bei- trag) 10 M.; Naumann, St. V. (7. Beitrag) 10 M.; durch Dr. Brückl- mayer, bisher Kreistierarzt in Praschritz in Polen (1. und 2. Beitrag) 20 M. Ferner haben im 4. Vierteljahr 1918 die nachgenannten Kollegen die ihnen

9%

Sen. ЙЭ мы

von der staatlichen Schlachtviehversicherung zustehenden Schätzungsgebühren im Gesamtbetrage von 541,50 M. zu unserem Kriegsfürsorgefonds abgetreten, und zwar: Börner-Weißenberg, Dr. Dankmeyer-Schmorsdorf, Reg. V.R. Deich-Grimma, Engelmann-Grimma, Glöckner-Königstein, Вес. У. БК. Dr. Göhre - Großenhain, Günther - Eibenstock, Hambach - Nerchau, Dr. Lenk - Makranstädt, Maelzer - Wurzen, V. R. Reimann - Leipzig. Sandig-Tharandt, St. V. a. D. Schaaf-Freiberg, O. St. V. Thomas- Kalk-

reuth, Dr. Vanselow-Taucha, Schlachthofdirektor W aurick- Löbau.

Summe 681,50 М.

Hierzu: Zinsen im 4. Vierteljahr 19185 . . 2. 2.2.2. 638,95 M. Gesamteinnahme bis Ende September 1913 . . 41 663,07 M.

Summe 42 983,52 М. Davon ab:

seither gewährte Darlehen, Unterstützungen usw., und zwar: 6654,30 M. bis Ende Sept. 1918, 249,05 M. im 4. Vierteljahr 1918 6903,35 М. Summe 86 080,17 M. und zwar: 5080,17 M. in bar, 31 000,00 M. in Nennwerten.

Allen, die uns durch Beiträge und Mitarbeit in unserem Werke unter- stützt haben, sei auch an dieser Stelle nochmals herzlichst gedankt.

Wir bitten um weitere Mitarbeit und fernere Beiträge an das Sekretariat der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden-A., Zirkusstraße 40, oder an den Geschäftsführer unserer Fürsorgestelle, Oberstabsveterinär a. D. Schade, Dresden-N. 23, Weinbergstraße 96.

Dresden, den 17. Januar 1919.

Der Vorsitzende der Kriegsfürsorgestelle für sächsische Tierärzte. gez. Ellenberger.

Kriegsministerium. erlin W66, den 13. Februar 1919. Nr. 349. 2.19. A.3. eipziger Str. Б.

Im Einverständnis mit dem Reichsverwertungsamt wird das Hauptveterinärdepot Berlin NW6 ermächtigt, aus den freigege- benen Heeresbeständen Veterinärgerät aller Art, Veterinärinstru- mente, Veterinär-Laboratoriumsgerät, Verbandmittel, Impfstoffe, tierärztliche Bücher usw. bis zur Höhe von 2000 M. in jedem Einzelfall und Käufer zu verkaufen, aber nur

1. an Tierärzte, die Kriegsteilnehmer sind und diese Gegenstände zum Wiederaufbau ihrer Praxis brauchen. Von dem Käufer ist eine eidesstattliche Versicherung zu verlangen, daß die Gegenstände nur zum persönlichen Gebrauch bestimmt sind.

2. An Behörden, falls es sich um einen dringenden Bedarf handelt.

An jeden Käufer darf nur einmal Ware bis zu der angegebenen

Höhe abgegeben werden,

m.

= 106. ==

Ein Verkauf von Veterinärgerät usw. aus den Veterinärdepots ist mit Ausnahme des unbrauchbaren Gerätes (siehe Nr. 404/1 18 A3 vom 18. 1. 19) verboten. Alle derartigen, bei den General- kommandos eingehenden Anträge sind dem Hauptveterinärdepot zur Erledigung zuzuleiten. Das Hauptveterinärdepot ist berechtigt, über die Bestände der einzelnen Veterinärdepots, soweit sie nicht für den eigenen Bereich gebraucht werden, zu verfügen.

Alle den Wert von 2000 M. übersteigende Anforderungen sind Чет Reichsverwertungsamt zur weiteren Erledigung zu überweisen.

Der Kriegsminister. Im Auftrage: v. Wrisberg. Der Unterstaatssekretär: Göhre.

Kriegsministerium. Berlin W66, den 16. Februar 1919. Nr.1459/1.19. A.3. | Leipziger Str. 5.

Stellengehälter für Veterinäroifiziere bei Freiwilligen- Formationen des Grenzschutzes.

Den Oberveterinären und Veterinären in Stellen von Regi- ments- und Abteilungs- usw. Veterinären, bei Etappenkommandan- turen oder als Leitern von Pferdelazaretten kann das für Ober- und Assistenzärzte in gleichartigen Stellen gemäß Gebührnisnach- weisungen Р. У. Е. №. 1 lfd. Nr.17 festgesetzte Gehalt von monatlich 370 M. gezahlt werden.

Für Oberstabsveterinäre, die sich in leitenden, d. h. in höheren Stellen als denen eines Regimentsveterinärs befinden, ist das а.а. О. lfd. Nr. 16 für General-Oberveterinäre bestimmte Gehalt von 805 M. zuständig.

Diese Sätze können rückwirkend vom Tage des Dienstantritts in den genannten Stellen nachgezahlt werden.

Der Kriegsminister. Der Unterstaatssekretär. I. A.: gez. v. Wrisberg. gez. Göhre. Kriegsministerium. Berlin W66, den 21. Februar 1919. Nr.555/2.19. A.3. Leipziger Str. 5.

Zur Bekämpfung der durch die Kriegsverhältnisse im Lande weitverbreiteten Pferderäude ist es erforderlich, die Einrichtungen der Räudepferdelazarette oder Pferdelazarette für die Räudegas- behandlung auch für die Behandlung von Pferden der Zivilbevölke- rung nutzbar zu machen. |

Soweit es die dienstlichen Verhältnisse irgend gestatten und private Begasungsanstalten am Sitze der Räudepferdelazarette nieht bestehen oder für die Behandlung der Privatpferde nicht aus- reichen, können die Einrichtungen für die Räudegasbehandlung in den Pferdelazaretten an bestimmten Wochentagen oder für eine bestimmte Zeit am Tage oder, wo mehrere Gaszellen vorhanden sind, eine Gaszelle ständig Tierärzten zur Behandlung räudekranker Pferde der Zivilbevölkerung unter folgenden Bedingungen zur Verfügung gestellt werden:

126

. Für die Benutzung der Gaszelle zur einmaligen Begasunr

eines Pferdes sind einschließlich Gas (SO,) 10 M., für die Be- nutzung der Schermaschine . 1,50 M. für das Pferd zu ent- richten.

Die Entlohnung des für die Ge und das Scheren er- forderlichen Hilfspersonals, das soweit möglich vom Pferde- lazarett gestellt werden kann, ist in ortsüblichen Grenzen Sache des Tierarztes. Bezüglich der Heeresangehörigen ist sie mit dem Pferdelazarett zu vereinbaren. Die Entlohnung darf 1,50 M. für eine Person und eine Stunde Arbeitsleistung nicht übersteigen.

Ein Einstellen räudekranker Privatpferde in die Lazarett- stallungen sowie ihre Verpflegung durch das Pferdelazarett darf nicht stattfinden.

Die räudekranken Privatpferde dürfen zum Scheren und Begasen nur auf dem vom Lazarett bestimmten Wege zu- und abgeführt werden. Sie dürfen weder im Scherraum noch beim Begasen mit Militärpferden in Berührung kommen. Mit an- deren Seuchen behaftete Pferde dürfen das Pferdelazarett nicht betreten. | Die Heeresverwaltung übernimmt keine Haftpflicht für Be- sehädigungen, die Personen, Pferde sowie Sachen bei oder infolge der Begasung der Privatpferde erleiden.

Dafür haftet der behandelnde Tierarzt, ebenso wie er auch

für Beschädigungen der Gaszellen und der sonstigen zur Ver- `

fügung gestellten Geräte aufzukommen hat, sofern die Be- schädigung durch Fahrlässigkeit und nicht durch die gewöhn- liche Abnutzung bedingt ist. Die Heeresverwaltung haftet auch nicht für Schäden, die durch Seuchenübertragungen auf Pferde der Zivilbevölketung anläßlich ihrer Behandlung in den Pferdelazaretten entstehen.

Es dürfen nur. solchen Tierärzten Gaszellen zur Verfügung ge- stellt werden, die mit dem Betrieb dieser Zellen und der Räude- gasbehandlung genügend vertraut sind.

Die ordnungsmäßige Benutzung der Gaszellen usw. ist

durch das Pferdelazarett zu kontrollieren. Mit den Tierärzten ist betreffs Benutzung der Gaszellen usw. eine schriftliche, durch die zuständige Intendantur zu bestäti- gende Vereinbarung nach den vorher erwähnten Gesichts- punkten unter dem Vorbehalt ihrer jederzeitigen Aufhebung zu treffen.

Die einkommenden Beträge für die Begasung und das Scheren der räudekranken Privatpferde sind abzüglich der Kosten für die Unterhaltung der Gaszellen und der sonstigen benutzten Geräte monatlich der zuständigen Intendantur zur Einziehung anzubieten, die sie an die Reichshauptkasse Konto Reichsverwertungsamt abführt.

Das Kriegsministerium weist noch besonders darauf hin, daß alle Vorkehrungen zu treffen sind, Übertragungen von Seuchen von den in Pferdelazaretten zu behandelnden Privat- pferden auf Militärpferde und umgekehrt zu verhindern.

122 аре» 4 = me Á

== 21

Zum 15. März 1919 teilen die Generalkommandos dem De- partement mit, in welchen Pferdelazaretten Begasungen von Privatpferden stattfinden. | |

Außerdem ist in den Vierteljahrsberichten der Korps- veterinäre anzugeben, von welchen Pferdelazaretten Verein- barungen mit Tierärzten (unter Angabe der Namen der Tier- ärzte) zur Begasung von Zivilpferden getroffen und wie viele Pferde vom letzteren im Berichtsvierteljahr begast sind.

Alle von den Generalkommandos auf Begasung von Pferden der Zivilbevölkerung gestellten Anträge. finden hier- mit ihre Erledigung.

Der Kriegsminister. Der Unterstaatssekretär. I. V.: gez. v. Wrisberg. gez. Göhre.

ЕЕ

Unter dem Titel „Vollblut‘‘ erscheint neuerdings in dem Verlag von August Reher, Berlin NW.7, Dorotheenstraße 23, eine Zeitschrift zur För- derung der Beziehungen des Rennsportes zur Vollblutzucht. Preis des Jahr- ganges (vierteljährlich ein Heft) 17,50 М. Schulze.

Lehrbuch der allgemeinen Pathologie für Tierärzte und Studierende der Tiermedizin. Von Th. Kitt, Prof. Dr. med. h. c. et med. vet. h. c. in München. Vierte verbesserte Auflage. Mit 4 Farbentafeln und 190 Text- abbildungen. Stuttgart 1918. Verlag von Ferd. Enke. Preis 32 M.

Das seit 1904 in vierter Auflage vorliegende Werk ist das einzige deutsche Unterrichtsbuch über allgemeine Pathologie der Tierkrankheiten. Das bekannte Buch gibt einen Gesamtüberblick über die Krankheitsbegriffe, die Atiologie der Krankheiten sowie eine Kenntnis der anatomischen und funktionellen Störungen im allgemeinen. Da das Werk kein Handbuch scin soll, sondern ein im Rahmen eines Grundrisses gehaltenes Unterrichtsbuch, se hat der Verfasser an dem Grundsatz möglichst kurzer und einfacher Darstellung festgehalten. Ausgewählt typische Illustrationen pathologischer Objekte in vollendeter Ausführung tragen wesentlich zum Verständnis der schwierigen Materie bei. Im übrigen sind in der neuen Auflage bei jedem Kapitel Ab- änderungen und Umarbeitungen durchgeführt und neue Gesichtspunkte, Theorien und Forschungsresultate haben Beachtung gefunden. Hervorzuheben ist ferner der besonders schöne Druck auf gutem Papier. Das Buch, das für jeden Tierarzt und Studierenden eine wissenschaftliche Fundgrube ist, dürfte in keiner tierärztlichen Bibliothek fehlen. Schulze.

Grondri der Arzneiverordnungslehre und Rezeptsammlung für Tier- ärzte und Studierende. Von Dr. Otto Regenbogen, Geh. Regie- rungsrat, o. Professor an der Kgl. Tierärztlichen Hochschule zu Berlin. Berlin 1918. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Berlin. Preis 7,50 M.

| Das von dem bekannten Pharmakologen und Kliniker geschaffene Werk

soll eine schnelle Orientierung ermöglichen und dem Studierenden das in der

e, MÉI. с

Vorlesung Gehörte in das Gedächtnis zurückrufen. Die Rezepte sind teils der eigenen Erfahrung, teils der älteren und neueren Literatur entnommen. Die Ausführungen über die Arzneiverordnungslehre sind trotz ihrer Kürz klar und erschöpfend. Nicht nur der Studierende, sondern auch der erfahrene praktische Tierarzt und Veterinäroffizier wird oft Gelegenheit haben, zu dem Buche zu greifen. Sein geringer Preis wird sich bald bezahlt machen. Schulze.

Handlexikon der tierärztlichen Praxis. Von Prof. Dr. med. vet. Gustav UTebele. Zweite Auflage, bearbeitet von Veterinärrat R. Metzger, Gronh. Bezirkstierarzt in Säckingen a. Rh., und Prof. Dr. R. Klett, Kgl. Ober- amtstierarzt in Urach. J. Ebners Verlag, Ulm. Preis 16 M.

Mitten in den Vorbereitungen für die Bearbeitung der zweiten Auflage des vorliegenden Werkes ist Prof. Uebele vom Tode überrascht worden. Veterinärrat Metzger und Öberamtstierarzt Klett haben die vorliegende zweite Auflage herausgegeben.

Das bekannte Handlexikon, das lediglich für die Bedürfnisse der Praxis geschrieben ist, behandelt die Materia medica nebst der speziellen Diagnostik und Therapie in übersichtlicher und dem therapeutischen Endzweck angepaßter Form. Das Buch gibt rasch und bequem Auskunft, wo das Gedächtnis ver- sagt, und über die in der Literatur da und dort verstreuten Erfahrungen. Bevorzugt ist die einfache Verordnungsweise. Die Heilmittelgruppen sind nach Indikationen vom Standpunkt der allgemeinen Therapie zusammen- gestellt. Atiologie und Pathogenese sind nur soweit aufgenommen, als sie besondere Indikationen für die Prophylaxe und Therapie einschließen. Soweit es der Rahmen eines Nachschlagewerkes zuläßt, sind die einzelnen Angaben wissenschaftlich erklärt und begründet. Eine 100 Seiten umfassende Rezept- sammlung beschließt das Werk. 5

In der zweiten Auflage sind grundsätzliche Änderungen nicht vorhandı... -Im klinischen Teil ist der Bearbeitung der Kleintierkrankheiten (Geflügel. Kaninchen, Wild) erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet. Das Werk ist ein handliches, dem derzeitigen Stand der tierärztlichen Wissenschaft entsprechendes Nachschlagebuch für jeden Tierarzt. Seine Beschaffung kann demnach nur empfohlen werden. Schulze.

Am 4. Februar starb nach langem Leiden der

Oberstabsveterinär a. D. Otto Reichart,

zuletzt Regimentsveterinär im Feldartillerie-Regiment Nr. 46.

Mit dem Regiment ins Feld gerückt, nahm er später als Divisionsveterinär der 101. Infanterie-Division am Feldzug in Ser- bien teil, wo er sich das unheilbare Leiden zuzog. Ausgestattet mit tüchtigem Wissen, erfüllt von strengstem Pflichtgefühl, von aufrichtigem treuen Charakter hat er sich stets die Achtung und Wertschätzung seiner Vorgesetzten und Kameraden erworben.

Wir werden ihm ein treues Gedenken bewähren.

Im Namen der Veterinäroffiziere des X. Armeekorps Dr. Kühn, Geheraloberveterinär.

Druck von E. 8. Mittler & Sohn, Börlin SW 68, Kochstraße 68—71.

31. Jahrg. April 1919. 4. Нен.

s я 6 øs ыы Zeitschriit ü-Veterinärkunde mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene

Organ für die. Veterinäre der Armee Schriftleitung: Oberstabsveterinär Karpe.

EEE EG ылы ұқты EE EEEN EEES Мал М НСүр тат EEE Er EEE EEE rer BE ЕНГЕ a re EEE EEE Er re Zen Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 8%. Abonnementspreis jährlich 12 Mark. Preis einer einzeinen Nummer 1,50 M. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.

Räudebekämpfung durch Teerräucherung'). Von Stabsveterinär Köhn.

Als im vorigen Herbst die Läuseplage überhandnahm, suchte ich nach einem Mittel, diese Parasiten samt den Nissen abzutöten, ohne die Pferde scheren zu müssen, weil das Scheren und die Ganzwaschungen bei der kalten Außentemperatur die Pferde arg mitnehmen. |

Ich baute mir zu diesem Zweck eine Zelle, wie sie späterhin auch für die SO,-Behandlung vorgeschrieben wurde, und leitete den Rauch, der sich beim Verbrennen alter (überall herum- liegender) Dachpappe bildet, durch eine Rohrleitung im Boden der Zelle in den Zellenraum. Ich machte dabei folgende Beobachtungen:

1. Dachpappe entwickelt beim Verbrennen gewaltige Mengen dicken, gelbschwarzen, stark nach Teer und Schwefel riechenden Rauches. |

2. Die Pferde vertrugen diese Räucherung ausgezeichnet; sie waren nach der Räucherung mit einem feinen, hauchartigen, gelb- schwarzen Belag überzogen, der noch nach vierzehn Tagen sicht- bar war.

3. Zur Abtötung der Läuse und Nisse waren beim un- geschorenen Pferd bei gewöhnlicher Temperatur in der Zelle im allgemeinen drei Stunden erforderlich; im Schweif, in der Mähne und im Schopf, also an den langbehaarten Körperstellen, waren die Läuse am längsten lebensfähig.

A Die Abtötung ging wesentlich schneller vor sich, wenn der Zellenraum vorher auf etwa 40—50° С erwärmt war.

*) Die Abhandlung ist im September 1918 eingesandt. Nach dem Rückzug der Armee dürfte die Behandlung durch Räucherung mit Dach- appe nicht mehr in größerem Umfange in Frage kommen, da in den Наз изаа ио die SO,-Behandlung überall durchgeführt wird und auch zweifellos schneller und sicherer wirkt. Immerhin verdient der Umstand Beachtung, daß im Felde bei Mangel besserer Mittel mit der einfachen Teer- räucherung gute Erfolge erzielt werden konnten. Die Red.

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 4. Heft. 10

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In Anlehnung an die günstigen Erfolge der Räudebehandlung mit SO,, einem gasförmigen Schwefelpräparat, von denen Nöller in der „Zeitschr. für Vet.-Kunde“ berichtet, kam mir der Gedanke, diese meine Räucherungen auch zur Abtötung von Räudemilben zu versuchen, weil der ausschließlichen Anwendung der Schweflig- säure-Anhydrid-Methode zur Vertilgung der Milben, vor allem in den Räudeställen, von vornherein der bestehende Rohstoff- mangel mehr oder minder enge Grenzen zog.

Um festzustellen, welcher Stoff oder welche Stoffe bei der Verbrennung der Dachpappe erzeugt würden, denen man die para- sitentötende Wirkung der Räucherung zu verdanken hätte, schickte ich auf Veranlassung des Herrn Chefveterinärs West ein Stück Dachpappe an seine Untersuchungsstelle ein, in welcher Öbervete- rinär Dr. Klempin folgendes feststellte:

„Die Dachpappe ist in üblicher Weise hergestellt: Pappe ist mit einer teerartigen Masse imprägniert, mit feinem Kies bestreut und getrocknet. Eine frische Bruchstelle ist leicht klebrig und zeigt deutlich teerartigen Geruch. Erhitzt man einige zerkleinerte Stücke in einem Probierröhrchen, so steigen gelbliche Dämpfe auf, die nach Verlassen des Röhrchens sich rasch zu Boden senken; bei weiterem Erhitzen tropft von dem schräg nach unten gehaltenen Röhrchen eine braune, Öölige Masse ab.

Läßt man den Dampf auf kalte Glasplatten fließen, so bildet sich ein gelblicher Überzug, der, mit Ölimmersion betrachtet, sich dem Auge als feinste Emulsion darbietet. In einer gelblichen Grundsubstanz sind unzählige Tröpfehen eingebettet, die wie kleinste Kokken erscheinen. Eine chemische Untersuchung stellt ihre ölige Natur außer Zweifel. | Nimmt man größere Mengen von Dachpappe (etwa 5—10 р), erhitzt und fängt das Destillat auf, so erhält man eine schmierige, braune, ölartige Masse. Schüttet man diese Masse ins Wasser, so schwimmt ein Teil oben und ein Teil geht unter. Die Leichtöle vom spezifischen Gewicht unter 1, die auf dem Wasser schwimmen, riechen wie Rohöl (kreosotartig) und zeigen auch die physikalischen Eigenschaften von Rohölen. Es sind zyklische Kohlenwasserstoffe, daneben Phenole und Kresole. | |

Das Schweröl vom spezifischen Gewicht über 1,0 erhitzt sich stark bei Zusatz von konzentrierter Salpetersäure. Es destilliert erst bei höherer Temperatur über, zeigt einen karbolineumartigen Geruch und besteht in der Hauptsache aus Phenolen, Kresolen und Anthrazen. ~ Weiter ergab sich, daß beim Erhitzen des Untersuchungs- materials im Probierröhrchen auf hinêingehaltenem Bleipapier (Fließpapier getränkt mit Bleiazetatlösung). Schwarzfärbung ein- trat, ebenso bei Anwendung von Silbernitratlösung. Gleichzeitig trat ein undeuütlicher Geruch nach Schwefelwasserstoff auf. Es

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wurde daraufhin etwas von dem Destillat mit Soda und Salpeter gemischt, im Porzellantiegel geschmolzen und die Schmelze in Wasser gelöst. Beim Hinzufügen von Bariumchloridlösung trat sofort ein starker weißer Niederschlag von Bariumsulfat auf. Dem- nach war im Destillat Schwefel enthalten, der durch Erhitzen mit Soda und Salpeter zu Schwefelsäure oxydiert worden war.

Außer Schwefel wurden andere Elemente wie Arsen, EES usw. nicht nachgewiesen.

Auf Grund des erhaltenen Resultats läßt sich demnach die Wirkung der Dachpappe bei der Behandlung sowohl physikalisch als auch chemisch erklären. Durch das Verdampfen von Dach- pappe bildet sich ein Spray von feinsten Öltröpfchen, der sich langsam zu Boden niederschlägt und alles überzieht. Bei der Fein- heit und Dichtigkeit dringt der Spray in die feinsten Spalten und Risse und schließt sie mechanisch ab. Demnach kommt die che- mische Wirkung des Öls und vor allem des Schwefels zur Geltung, der als Schwefelwasserstoff oder Schwefeldioxyd ein außerordent- liches Gift für Kleinlebewesen darstellt.

Die Zusammensetzung erinnert an das seinerzeit untersuchte Räudeliniment „Kaban“, das auch neben Steinöl reichlich Schwefel enthielt und von guter Wirkung bei parasitären ER sein soll.

Milder, dabei intensiver aber wirkt der Dampf der Dachpappe, da er ohne mechanische Reizwirkung dicht und fein den Körper einhüllt, wie es sich manuell wohl kaum erreichen läßt.

Im Anschluß an die Versuche mit Dachpappe zeitigten weitere Versuche mit Steinkohlenteer folgende Ergebnisse: Erhitzt man Steinkohlenteer im Reagenzglase, so steigen nach längerem Er- wärmen gelbliche Dämpfe in mäßigen Mengen auf, die sich aber bereits in halber Höhe des Probierröhrchens verdichten und als gelbbraune, ölige Flüssigkeit wieder zurückfließen. Erst bei stär- kerem Erhitzen des ganzen Röhrchens entströmen nennenswerte Mengen Dampf, die sich auf Glasplatten niederschlagen und einen feinsten Ölüberzug darstellen. Wird der Teer in einem Porzellan- tiegel erhitzt, so ist die Dampfentwicklung etwas stärker, erreicht aber niemals den hohen Grad wie bei Dachpappe.

Beim Erhitzen reiner Pappe in einem Probierröhrchen steigen alsbald weiße, später gelbliche Dampfwolken in großer Menge auf, die sich auf Glasplatten nicht recht niederschlagen, sondern nur einen ‚dünnen homogenen Hauch erzeugen. ‘Außerdem destilliert eine Flüssigkeit über, die gelbbraun, wäßrig ist, stark sauer reagiert, sich restlos in Wasser löst und Essigsäure, нше usw. enthält.

Durchtränkt man nun die Pappe mit erwärmtenn Teer, troeknet sie, schneidet sie in Stückchen und erhitzt im Probierröhrchen, so steigen. genau wie bei der Dachpappe alsbald in großer: Menge die

10*

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gelbbraunen Dampfwolken auf, die sofort nach dem Verlassen des Röhrchens niederfließen und den feinen Ölüberzug auf Glasplatten geben. | °

Auch im Steinkohlenteer wurde durch die entsprechenden chemischen Reaktionen Schwefel festgestellt. Somit ergibt sich, daß weder Steinkohlenteer noch Pappe für sich allein imstande sind, die ergiebige Dampfentwicklung und feinste Emulsion zu er- zeugen. Gerade durch das gleichzeitige Erhitzen der beiden Be- standteile der Dachpappe wird der dichte bewegliche Dampfstrom erzeugt, der die überdestillierenden feinsten Öltröpfchen trägt, ihre Vereinigung verhindert und eine gleichmäßige, dichte und feinste Verteilung der Steinkohlenteeröle ermöglicht.“

In der Zwischenzeit stellte ich selbst Versuche an, ob die wirksamen Stoffe des Dachpappenrauches imstande wären, in die tierische Haut einzudringen bzw, sie zu durch- dringen, Zu diesem Zweck überband ich eine kleine, mit Teer zur Hälfte gefüllte Blech- büchse mit einem frisch abgelederten Pferdehaut- stück so, daß die Haarseite unten, also „teerwärts“ war. Auf die dünngeschabte Unterhautfläche brachte ich Läuse und Nisse und stülpte über das Ganze die untere Hälfte einer gut durch- sichtigen Glasflasche so, daß die Flaschenwandung sich dem äußeren Rande des über den Teer- behälter gebundenen Hautstücks gasdicht an- fügte, so daß man die Tierchen gut beobachten konnte. Wurde dann der Teer erhitzt, so mußten die sich entwickelnden Dämpfe die Haut durch- Ä dringen, wenn sie die darüberbefindlichen Para- siten erreichen wollten. (Um ein Beschlagen des Glases zu ver- hindern, mußte es zuweilen mit einer Spiritusflamme erwärmtwerden.)

Ich konnte nun folgendes beobachten:

1. Die Teerdämpfe durchdrangen das Hautstück ausgezeichnet.

2. Die Versuchsobjekte gingen desto schneller zugrunde, je

höher die Temperatur stieg; bei einer Temperatur von 45° C. waren sowohl Läuse wie Nisse nach etwa 50 bis 60 Minuten

` ` abgetötet. 0

Der Rauch verbrennender Dachpappe enthält Teer und Schwefel, unsere besten milbentötenden Mittel, in feinster Ver- teilung, und er dringt, ohne seine Wirksamkeit zu verlieren, in die Haut ein, ja sogar hindurch; Meine Räucherungen mußten also theoretisch ganz ausgezeichnet zur Räudebekämpfung geeignet sein.

Die ersten 10 Versuchspferde wurden vor- und nachmittags je eine Stunde geräuchert. Sie waren an einem Tage geheilt. Unter ihnen befanden sich zwei Rotzbeobachtungspferde mit schwerster Räudeform, die über und über mit zum Teil schweren, die Haut

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durchdringenden Scheuerwunden bedeckt waren. Sie standen in- folge des unerträglichen Juckreizes keine Minute stil. Räude- milben waren mikroskopisch nachgewiesen, auch waren die Pfleger an Räude erkrankt. Besonders bei diesen beiden Pferden war der Erfolg ein überraschender, weil das Juckgefühl sofort verschwunden war und die Wunden ganz auffallend schnell abheilten.

Kopf und obere Halsteile, die der Räucherung natürlich nicht ausgesetzt waren, behandelte ich bei diesen ersten Patienten vor der Räucherung mit reinem Teer. Dies erwies sich jedoch als zu stark; am Kopf sowie an den Augen traten Entzündungserscheinungen auf, die freilich bald abheilten; aber die Räudetilgung war eine radikale.

Die Art der Räucherung ist von mir wesentlich verbessert und damit auch vereinfacht worden. Jetzt benutze ich folgende Ein- richtung, die mir die besten Erfolge gab: Am hinteren Ende der 3 cbm enthaltenden Zelle (diese Zelle eignet sich für jedes Pferd). ist ein Steinofen derart vertieft eingebaut, daß rechts und links je ein Abzugsrohr in der Höhe des Zellenbodens verlaufen kann. Die beiden Rohre sind schräg in die beiden vorderen Ecken geleitet, um von da aus nach oben und außen zu verlaufen. Auf diese Weise erhält man eine ziemlich gleichmäßige Temperatur in der Zelle. Der Bau des Steinofens ist nun folgender: Über der Feuerung be- findet sich eine Eisenblechplatte, und über dieser sind zwei Kästen mit Blechdeckeln angebracht. Der eine dient zur Desinfektion der Putzzeuge usw. Bis zu 150° C. lassen sich hier erreichen. Über die heiße Eisenblechplatte legt man einige Ziegelsteine. Die Putz- zeuge vertragen diesen Aufenthalt gut, da Leim und Leder bei den jetzigen Putzzeugen nicht mehr Verwendung finden. Es genügt ein kurzes Verweilen von Putzzeugen usw. in diesem Kasten. Aus dem andern Kasten führt das Räucherungsrohr in die Zelle, und zwar durch die Mitte derselben. Dieses Räucherungsrohr ist in der Zelle plattgedrückt und hat seitlich je einen Schlitz, der nur so groß anzulegen ist, daß der Rauch bis vorn gleichmäßig aus- strömt. Man braucht nunmehr nur das Räucherungsmaterial auf die glühende Platte in diesen Kasten zu bringen. Ä

Bekanntlich sind bei der Räudebehandlung milbenfreie Stallun- gen von großer Bedeutung. Die Schwierigkeit, ja die Unmöglich- keit einer gründlichen Desinfektion ist zur Genüge bekannt. Nur nach vierwöchigem Leerstehen konnte bisher ein Stall als milbenfrei angesehen werden. Nun sind nach den Ausführungen von Dr. Nöller Milbeneier außerhalb des Pferdekörpers nicht entwicklungsfähig. Es wären demnach nur die Milben, und zwar auf dem Wege der Respiration, abzutöten. |

Von maßgebender Seite wurde mir mitgeteilt, daß das SO,- Verfahren zur Zeit bei der Desinfektion nicht in Betracht kommt. ‘Das Räucherverfahren mit Teer ermöglicht es jedoch, innerhalb

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weniger Stunden die betreffenden Stallungen schon wieder belegen zu können.

Man kann sich hierzu eines einfachen Schützengrabenofens be- dienen, auf dessen % m langem Rohr ein Funkenfänger angebracht ist. Auf einem Blechuntersatz, wenige Meter von der Stalltür ent- fernt, werden je nach Größe des Stalles ein oder auch mehrere Öfen aufgestellt. Diese werden zunächst gründlich angefeuert, worauf auch hier Dachpappe auf das Feuer gelegt wird. Es genügt, etwa stündlich von neuem ‘Dachpappe aufzulegen. Ich hatte nun vor | der Räucherung in ein mit Gaze bedecktes Glas Fliegen, Läuse und Milben gebracht. Es hält schwer, den je- weiligen Erfolg von einer festbestimmten Räucherzeit abhängig zu machen. Diese richtet sich vielmehr nach den einzelnen Um- ständen, z. B. der Größe des Stalles, der Abdichtbarkeit und Temperatur des Raumes und der Anzahl der Öfen. Es empfiehlt sich daher, bei der erstmaligen Räucherung eines bestimmten Raumes eine derartige Probe wie die soeben beschriebene anzustellen. Folgende kurze Angaben mögen als Beispiel dienen: 200 cbm Raum ein Ofen etwa fünf- bis sechsstündige Räucherungsdauer.

. Die zur Desinfektion bestimmte Räum- lichkeit muß natürlich vorher einigermaßen abgedichtet werden. Zum Abdecken derselben benutzt man am besten ein mit Dachpappe überzogenes Maschendrahtgerüst. Über dieses bringt man Erde oder dergleichen. Von Vor- teil ist auch, je nach der Witterung, eine vorhergehende Erwärmung des Raumes, was in den Räudelazaretten gewiß keine Schwierig- keiten bieten dürfte, da die dortigen Stallungen heizbar sind. Bekanntlich zeigen nämlich die Milben bei warmer Tempe- ratur eine erhöhte Beweglichkeit, die eine größere Atmungstätigkeit bedingt. Eine vorhergehende vollständige Säuberung der Stallun- gen bleibt Grundbedingung, und das gleiche gilt auch für die Des- infektion von Eisenbahnwaggons. Diese benötigen einer etwa-drei- bis vierstündigen Räucherung. Bei starkem Wind müßten wohl zwei Öfen für je einen Waggon in Tätigkeit treten, da die Waggons nicht absolut dicht abschließen. Warme Temperatur macht eine etwas kürzere, kalte Temperatur eine etwas längere Räucherungs- zeit notwendig.

‚An Stelle der Dachpappe benutzte ich bei ferneren Versuchen auch mit demselben günstigen Ergebnis Steinkohlenteer und Rohöl, mit dem ich Sägemehl oder altes Verbandmaterial tränkte. l

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Hinzufügen möchte ich noch, daß die für das Verfahren ver- wendete Dachpappe nicht zu alt sein darf. Sie muß noch biegsam, soll nicht brüchig sein. Auch brüchige Dachpappe läßt sich aber :noch verwerten, wenn dieselbe vor dem Gebrauch mit Rohöl durch- tränkt wird. |

Mit Rücksicht auf die geschilderte Schwierigkeit der Behand- lung des Kopfes ist der Verlauf des Verfahrens nunmehr folgender: Zunächst erfolgt ein sorgfältiges Scheren und zwei Tage fortgesetz- tes Abputzen bzw. Abschaben mit glattem Striegel. Bei starker Borkenbildung ist Bewegen bis zum Schwitzen vorzüglich. Wäh- rend dieser beiden Tage vor dem Räuchern werden Kopf und obere Halsteile täglich entweder mit 20prozentiger Perugensalbe, Teersalbe oder Petroleumsalbe behandelt. Vorzüglich ist eine Teer- Perugensalbe 1:1:10. Alsdann wird das Pferd eine Stunde ge- räuchert. Die Temperatur der Zelle, ablesbar an einem an der Tür ‚angebrachten Thermometer, beträgt 40—45° С. Hierauf erhält das Pferd ein neues Halfter. Ohrenauswischen und Hufereinigen darf nicht vergessen werden. Nach dieser ersten Räucherung wird das Pferd in einen sauberen Stand gebracht. Am sechsten Tage erfolgt ein abermaliges Abbürsten, Abschaben und daran anschließend eine zweite Räucherung. Nach dieser wird das Pferd in einen weiteren sauberen Stall aufgenommen. Der gelbschwarze Hauch, welcher den Pferdekörper bedeckt, bleibt etwa zehn Tage unberührt. Nun läßt sich das Pferd bequem glattputzen und von eventl. Schuppen befreien.

Es hat sich als praktisch erwiesen, ein besonderes Putzkom- mando unter Aufsicht eines zuverlässigen Unteroffiziers einzu- richten. Erfahrungsgemäß ist es nicht möglich, für jedes Pferd ein eigenes Putzzeug zu halten, und falls dies auch zu erreichen wäre, hätte man doch nicht die Gewißheit, daß die Putzzeuge nicht ständig verwechselt würden.

de zwei Leute säubern ein Pferd. Der betreffende Unteroffizier verfügt nun über doppelt so viele Putzzeuge als Leute, so daß jedes Pferd mit desinfizierten Putzzeugen bearbeitet wird. Wenn es die Witterung irgendwie gestattet, werden die Pferde auf der Weide geputzt. Dort wird ein kleiner Kachelofen zur Desinfektion der Putzzeuge errichtet. Vor dem Abputzen werden die Pferde etwa eine halbe Stunde an der Longe bewegt, bis sie leicht warm ge- worden sind. In der kalten Jahreszeit erfolgt die Bewegung in einem geheizten Raume. Auf diese Weise behandelte Pferde werden in etwa drei Wochen ausgabefähig. Nur ausnahmsweise ist eine dritte Räucherung erforderlich.

Bei außergewöhnlich stark verdickter Haut mit Faltenbildung reibe ich das Pferd ganz oder lokal mit Petroleum ein, da dies ein stärkeres Abschuppen bedingt. Die im Anschluß hieran einsetzende Teerräucherung hebt die unangenehme Hautwirkung des Petroleums

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vollkommen auf. Herpes ist mit einer Räucherung bestimmt ab- getötet. Ä

Gegenüber der Behandlung mit SO, bietet mein Räudebehand lungsverfahren folgende, zum Teil ganz außerordentliche Vorzüge und Vereinfachungen:

1. Dachpappen-, Teer- und Rohölrauch ist für Mensch und Tier nicht lebensgefährlich. Man kann z. B. die zum Zweck der Desinfektion mit dichtem Rauch angefüllten Räume, ohne weitere Belästigung zu haben als tränende Augen und geringen Hustenreiz, betreten. Man braucht keine Gasmaske und kann niedergestürzte Pferde ohne Lebensgefahr wieder aufrichten.

2. Die Beschaffung des zum Räuchern benutzten Materials und die Anwendung der Methode ist ganz wesentlich einfacher, daher viel billiger. Man braucht keine Stahlzylinder, keine Wage, keine So,-Prüfer. Die Erzeugung des Rauchs ist unabhängig von der Außentemperatur, auch die stärkste Anfüllung der Gaszelle mit Rauch führt keinesfalls zu Unfällen, wie sie bei der SO,-Behand- lung gelegentlich vereinzelt vorkommen.

3. Die Beaufsichtigung der Rauchbehandlung kann daher ohne jede Gefahr für das Leben der Menschen und Tiere einem zuver- lässigen Unteroffizier oder Mann anvertraut werden. Es erübrigt sich also die dauernde Anwesenheit des Veterinärs, die bei der SO,- Behandlung unbedingt erforderlich ist. Dies ist ein sehr wichti- ger Vorteil bei dem bestehenden Veterinärmangel.

4. Die Undichtigkeit der Gaszelle macht sich durch Entweichen des dunklen Rauchs an undichten Stellen sofort bemerkbar. | 5. Die absolute Dichtigkeit der Zelle, die bekanntlich äußerst

schwierig, spielt keine so große Rolle als bei dem SO,-Verfahren, da dauernd neuer Rauch in die Zelle gelangt.

6. Die Wirkung der Teerräucherung hört nicht mit dem Ver- lassen der Gaszelle auf. Der in feinster -Verteilung auf der Haut liegende Holzteer- und Schwefelhauch wirkt nicht nur wochenlang nach, sondern schützt zu gleicher Zeit vor einer Neuinfektion.

1. Das nach SO,-Behandlung laut „Merkblatt über die Behand- lung räudekranker Pferde mit Schwefligsäure-Anhydrid“ nach der Behandlung noch fortbestehende Juckgefühl schwindet bei der Rauchbehandlung sofort und dauernd.

8. Die von alters her bekannte, hervorragend heilende und haarwuchsbefördernde Wirkung des Teers auf die Haut macht sich bei den durch die Räucherung behandelten Tieren ganz augenfällig bemerkbar. Die Wunden heilen schnell ab; verdickte, in Falten gelegte Haut wird glatt und weich und dünn, und die Haare sind unter der feinen Teerschicht schon wieder gewachsen, wenn das Pferd nach zehn Tagen abgeputzt wird.

9. Durch die Räuchermethode ist uns ein ganz vorzügliches Mittel zugänglich gemacht, die verseuchten Räume Ställe und

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Eisenbahnwagen in ganz kurzer Zeit sicher milbenfrei zu machen; auch hier schützt der feine Teerbelag vor der Ansiedlung lebender Milben. |

Bemerken möchte ich noch, daß die Räucherpferde zur Zeit noch nach vier Monaten räudefrei geblieben sind.

Jede für SO,-Behandlung errichtete Zelle eignet sich auch zur Räucherung. Die Zelle muß jedoch derart heizbar sein, daß die Innentemperatur etwa 50° C. beträgt. |

Bei meinen Versuchen konnte ich feststellen, daß sich beson- ders die gelben Rauch entwickelnde Dachpappe am besten eignet. In Anbetracht der verschiedenartigen Ersatzpappen empfehle ich, diese mit Rohöl zu tränken, damit der Erfolg sichergestellt ist.

Die Vergasung der Räudepferde mit SO, ist nunmehr allgemein eingeführt und bewährt sich gut. Wenn die Temperatur nicht zu hoch und die Gasmenge nicht zu groß ist, sind die Gefahren wesent- lich geringer.

Da jedoch das SO,-Verfahren bei der Stall- und Eisenbahn- wagen-Desinfektion nicht in Betracht kommt, wären weitere dies- bezügliche Räucherversuche angebracht, und es werden jetzt Ver- suche angestellt, um die Methode ohne Anwendung von Dachpappe und unter Benutzung genau dosierter Mengen zur praktischen Ver- wertung zu bringen. |

Bemerkungen zu dem Aufsatz: „Neue Bahnen im Hufbeschlag“*).

Von Generaloberveterinär Becker.

Die unter der Überschrift „Neue Bahnen im Hufbeschlag“ er- schienene Arbeit des Stabsveterinärs Dr. Stark wird im Juniheft dieser Zeitschrift von Stabsveterinär Dr. Emshoff besprochen.

Diese Besprechung ist eine rein theoretische. Verfasser wird sich wohl kaum mit der Angelegenheit praktisch beschäftigt haben, denn sonst hätte er wohl manches nicht geschrieben. Emshoff hält die herrschenden Lehren des Hufbeschlags für unanfechtbare und für unumstößliche Wahrheiten und beurteilt von diesem Stand- punkte aus die Starksche Schrift. Emshoff scheint anzu- nehmen, daß Stark das Sohleneisen der alten Meister nach- gemacht habe und daß dieses Sohleneisen das Merkmal des Starkschen Beschlages sei. Das ist ein Irrtum. Das Sohlen- eisen ist nicht das Merkmal des Stark schen Beschlages, sondern

.*) Der Aufsatz ist Juli 1918 geschrieben. Die Red.

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nur eines Teiles desselben des Rehehufbeschlages und dort auch nur als vorübergehendes Mittel zum Zweck gedacht.

Abschnitt3. Stark hat vollkommen recht, wenn er von dem Huf als einer Stütze der Körperlast und von der Sohle als Belastungsfläche spricht... Die Aufgabe des Hufes als Schutz- bekleidung der Gliedmaßenenden, die doch in erster Linie die Körperlast tragen, ist wichtiger als seine Aufgabe als stoß- brechendes Organ zu dienen. Stoßbrechend ist in der Hauptsache die Gelenkwinkelung und nicht der Huf.

Das Pferd ist doch nicht dauernd in Bewegung! Und in welcher Hinsicht nimmt denn der Beschlag, wie er bisher aus- geführt wurde, so sehr viel Rücksicht auf den Huf, als stoß- brechendes Organ, wie E. behauptet?

E. will in der Starkschen Arbeit über Stellung der Glied- maßen, Fußachse, Winkelung der Gelenke, Hufmechanismus, Huf- wachstum und Korrektur schlechter Stellungen nichts gefunden haben. Über diese Sachen, die allgemein bekannt sind, wollte ja Stark auch gar nicht schreiben; seine Arbeit sollte ja kein Lehr- buch sein.

E. spricht dann von einer technischen Unvollkommenheit der Mittel der alten Meister zur Herstellung der Eisen. Worin sollen denn diese Unvollkommenheiten bestanden haben? Hammer und Amboß hat es immer gegeben und Falzhämmer werden auch jetzt nicht überall verwendet. Stempel und Spitzhämmer sind auch keine technisch vollendeten Werkzeuge. Außerdem machen die alten breiten Eisen durchaus nicht den Eindruck der Kunstlosig- keit; sie sind sämtlich geschmiedet und nicht aus Platten hergestellt, denn Platten hätten damals auch erst geschmiedet werden müssen. Und von einer mangelhaften Technik der alten Meister kann doch keinesfalls gesprochen werden; im Handwerk wörtlich ge- nommen waren die alten Meister den neuen entschieden über- legen. Das beweisen die vielen wundervollen alten schmiede- eisernen Gitter usw. aus alten Zeiten.

Abschnitt 4 E. stellt in seiner Arbeit die Frage, in welchem Lehrbuch das Aushöhlen der Sohle und das Nieder- schneiden der Eckstreben gelehrt wird. Das Aushöhlen der Sohle ‚wird allerdings mit diesen Worten nicht gelehrt. Aber es wird verlangt, daß die Sohle von totem Horn befreit wird.. Und diese Lehre ist es, die von den Schmieden falsch verstanden wird und die dann zur Aushöhlung der Sohle führt, weil nicht alle Schmiede totes von lebendem Horn unterscheiden können. Das Nieder- schneiden der Eckstreben wird insofern gelehrt, als die Eckstreben nach dem Strahl zu erniedrigt werden sollen. Dies ist ausdrück- lich in dem Lehrbuch von Goerte (5. Auflage 1918) Seite 63 ge- sagt; in dem Lehrbuch von Schlake-Kösters (6. Auflage 1914) wird gesagt, daß die zu hohen Eckstreben in der Quer- richtung ihrer Hornröhrchen so zu kürzen sind, daß sie am auf- gehobenen Huf ein wenig tiefer liegen als der Tragerand. Lungwitz sagt in seinem Lehrbuch „Der Lehrmeister im Huf- beschlag“, 15. Auflage 1917, Seite 65: Die Eckstreben sind zu schonen und nur, wenn zu lang (hoch), zurückzuschneiden. Man läßt sie ziemlich so hoch wie den Tragerand usw.

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Solche Eckstreben können aber zum Tragen nicht heran- gezogen werden. Also: Das Niederschneiden der Eckstreben wird doch gelehrt. Und wenn der Schmied etwas schneiden darf und muß, dann schneidet er eben zu viel.

Absatz5. E. sagt, daß die Sohle niemals vollkommen mit Horn ausgefüllt ist, sondern daß sich tote Hornmassen loslösen und ausfallen, so daß man auch am unbeschlagenen Hufe die Wölbung der Sohle erkennen kann. Dies entspricht nicht ganz den Tatsachen. Man findet recht oft eine vollgewachsene Sohle bei unbeschlagenen Hufen, an denen unverständige Schmiede noch nicht mit dem Rinnmesser herumgearbeitet haben. Das Einplatzen der Sohle und die Bildung von totem Horn und Schollen oder eine andere Veränderung des Sohlenhornes, bei der sich das Horn in den ältesten Schichten zu einer krümligen Masse umgewandelt hat, findet man hauptsächlich bei beschlagenen Hufen, selten bei un- beschlagenen.

Die Grenzen zwischen totem und lebendem Horn sind leicht zu ziehen. Jedes Sohlenhorn, das sich in Form von Schollen oder als pulverige Masse loslöst, muß als totes Horn bezeichnet werden. Sobald das Horn der Sohle in Spänen ausgeschnitten werden kann, wenn also noch ein fester Zusammenhang mit den nächst- jüngeren Schichten besteht, dann kann dies Horn nicht als tot bezeichnet werden. Und gerade dieses Horn wird regelmäßig aus- geschnitten, damit eine Wölbung der Sohle entsteht, die allgemein als „normal“ betrachtet wird. Das Ausschneiden von solchem Horn, das als „lebend“ bezeichnet werden muß, ist ja nach den Angaben der Lehrbücher unbedingt nötig. Denn der Tragerand soll ja aus dem Wandrand, der weißen Linie und einem strohhalmbreiten Teil der Sohle bestehen, und dieser darf auch nur bis zur weitesten Stelle des Hufes reichen. Von da ab soll nur die Wand tragen, also nicht mehr die Sohle und die Eckstreben. (Kösters-Schlake, 6. Auflage 1914, Seite 161; Goerte, 5. Auflage 1918, Seite 68.) Der Sohlen- schenkel einer Sohle mit starkem, gesundem Horn muß also, um dieser Lehre gerecht zu werden, stark beschnitten werden. Es muß also dort mehr als das tote Horn entfernt werden. Dies ver- trägt sich nicht mit der Lehre, daß aus der Sohle nur das tote Horn entfernt werden soll.

In Absatz 9 spricht E. über das weite Eisen. E. meint jeden- falls das an den Schenkelenden weite Eisen.

Die Vorschrift der M. V. O., Anhang II, und die Lehrbücher sprechen durchaus nicht von weiten Eisen. Kösters-Schlake zeigen in der Abbildung 192, 193, 194, 195 Hufeisen, die man keineswegs als weit bezeichnen kann und die der Stark schen Forderung bezüglich der Weite fast entsprechen. |

Wenn man aber den Beschlag im allgemeinen, besonders jetzt im Felde ansieht, dann findet man größtenteils zu weite Eisen, die oft nicht einmal die Trachten decken, so daß die Trachtenecke und die Eckstrebe frei schweben. Das ist aber nur die Folge der falsch- verstandenen Lehrsätze, besonders des so oft als Entschuldigung angeführten Lehrsatzes: das Eisen an den Schenkelenden nach dem Verlauf der Krone zu richten. Ich halte diese Regel für un-

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richtig und schädlich. Der Kronenrand, selbst bei untergescho- benen Wänden, wird durch ein solch weites Eisen nicht gestützt. Die Stütze findet die Trachtenwand ebensogut auf einem nach ihrem Verlauf gerichteten Eisen. Das Richten der Schenkelenden der Eisen nach der Krone ist praktisch nicht durchführbar, denn die weit über den Wandrand hervorstehenden Eisenflächen er- schweren dem Pferde das Herausheben der: Gliedmaßen aus auf- geweichtem Boden ganz außerordentlich und geben auch Gelegen- heit zum Abreißen und Verlieren der Eisen.

Bei der Beurteilung der Eisenlänge spukt immer noch die alte Lehre, daß das Eisen bis zu einer vom Ballen gefällten Senk- rechten reichen soll, in den Köpfen sehr vieler Schmiede. Über die Länge der Eisen sagt der Anhang I der M.V.O. auf Seite 54, daß die Schenkelenden die Trachtenecken um 4-5 mm überragen soll. (Nur das Eisen für den spitzen Huf soll länger sein; für den stumpfen Huf soll das Eisen ein wenig länger sein als der Huf.) In Wirklichkeit sind aber fast alle Eisen viel zu lang. Und das ist ein großer Fehler.

E. beruft sich in seinen theoretischen Betrachtungen der Starkschen Schrift immer auf die Lehren, die in den Lehr- büchern und im Anhang I der M.V.O. gegeben sind. Es ist aber doch Tatsache, daß gerade die Lehren über die Beschneidung der Hufe in der Wirklichkeit sehr selten so befolgt werden, wie sie befolgt werden sollen. Dazu sind die Lehrsätze, wie sie in Kösters-Schläke Seite 160—164 und Goerte Seite 68—69 aufgestellt sind, zu eingehend und belasten deshalb das Gedächtnis des Durchschnittsschmiedes zu sehr. Man muß immer daran den- ken, daß das Zurichten der Hufe in der Regel nicht von dem Fahnenschmied, sondern von den meist nicht voll ausgebildeten Beschlagsschmieden ausgeführt wird. Die Leute können kaum die Hufformen auseinanderhalten, geschweige denn die für die ein- zelnen Hufformen aufgestellten Beschneidungsregeln behalten. Wenn diese Lehren vereinfacht würden, so wäre viel gewonnen. Je einfacher eine Lehre ist, desto eher wird sie behalten und be- folgt werden, und desto seltener wird dagegen gesündigt werden.

Stark bekämpft ja auch in erster Linie die Ausführung der Beschneidung, und das mit Recht.

E. führt dann in Abschnitt 8 aus, daß Stark den Huf- mechanismus zu wenig beachte und daß er sogar die Be- hauptung aufgestellt habe, daß man die Bedeutung des Huf- mechanismus etwas allzu hoch eingeschätzt und nicht immer die richtigen Schlüsse gezogen habe E. stellt auch die Erzebnisse der Untersuchungen über den Hufmechanismus als feststehende Tatsache hin. Ob nicht aber spätere Untersuchungen über den Hufmechanismus an Hufen, die noch nicht beschlagen und „aus- geschnitten‘ waren, noch andere Tatsachen feststellen werden? Ich möchte es fast glauben!

Der in Abbildung 32 und 33 der Stark schen Schrift gezeigte Belastungsversuch hat mit dem Hufmechanismus nicht das ge- ringste zu tun. Dieser Versuch soll lediglich die Wichtigkeit der Erhaltung der Eckstreben und deren Tragfähigkeit beweisen.

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Ich möchte wohl sagen, daß gerade Stark den Hufmechanis- mus durch sein Bestreben, den Huf in seinem natürlichen Zustand zu belassen, mehr fördert, als es durch die bisherige Ausführung des Hufbeschlages geschah. | |

In Abschnitt 10 sagt E., daß wir stets bestrebt sind, Sohle, Eckstreben und Strahl zum Tragen heranzuziehen. Der Strahl kommt aber nur bei geschlossenen Eisen zum Tragen und ge- schlossene Eisen sind die Ausnahme. Die Eckstreben können nicht zum Tragen herangezogen werden, weil sie so beschnitten werden sollen, daß sie auf den Eisenschenkeln nicht mehr aufliegen. Die Sohle wird nur in Strohhalmbreite zum Tragen verwendet und dann nur auch im vorderen Teil des Hufes. Was bleibt nun von der Emshoffschen Behauptung übrig?

Wenn Emshoff in demselben Abschnitt sagt, daß die Trag- fläche an den Schenkelenden „vollkommen glatt“ sein muß, so meint er wohl die Tragfläche der Schenkelenden der Eisen und diese muß wagerecht sein. Glatt kann auch eine schräge oder gewölbte Fläche sein. |

Das Erweiterungseisen, das Stark nach den Auslassungen von E., als einen weiteren Beweis für die Zweckmäßigkeit des „neuen“ Beschlages anführt, ist auch wirklich ein Beweis dafür. Denn die Eckstrebenaufzüge müssen den Eckstreben gut anliegen und dadurch werden die Eckstreben belastet und zur Kräftigung angeregt. Und Kräftigung der Eckstreben bedeutet Erweiterung des Hufes.

Abschnitt 11. E. sagt, daß wir auch die Sohle zum Tragen benutzen, aber nicht im Sinne von Stark, sondern durch das Heranziehen des Strahls und damit der elastischen Teile des Hufes. Ja der Strahl ist doch nicht die Sohle? Das sind doch zwei grundverschiedene Dinge! In welcher Weise wird denn die Be- lastung des Strahles durch den Beschlag erreicht? Das kann doch nur durch ein geschlossenes Eisen erreicht werden!

Abschnitt 12. Wenn Emshoff das Schlußeisen als den idealsten Beschlag der Pferde bezeichnet, so befindet er sich doch in einem ganz gewaltigen Irrtum! Für Hufe der weiten Form mit schwachen Trachten und kräftigem Strahl, bei denen sich unter dauerndem Gebrauch von offenen Eisen leicht Strahlsenkung ein- stellt, mag ein gut gearbeitetes Schlußeisen ein zweckmäßiger Be- schlag sein aber für alle Hufe nein!! Der Strahl ist ja auch gar nicht zum Tragen da! Er ist hierzu zu weich und nachgiebig. Das kann man oft beobachten, wenn ein Pferd lange mit ge- schlossenen Eisen gegangen ist. Dann findet man eine deutliche Abplattung des Strahles da, wo der Steg gelegen hat, die man als Strahlschwund bezeichnen kann. Der Strahl zeigt durch seinen gefalteten Bau, daß er hauptsächlich eine elastische Verbindung der Sohlenschenkel ist. Aber zum Tragen der Körperlast ist er nicht geschaffen,

Abschnitt 13 u. 14. E. ist darüber erstaunt, daß Stark die Ursache der Rehe nicht angibt. Es muß nochmals betont werden, daß die Starksche Schrift kein Lehrbuch ist, in dem alles abgehandelt werden müßte, was den Huf angeht. Was E.

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sonst über die Rehe sagt, ist unverständlich. Die Erfolge mit dem Starkschen Rehehufbeschlag sprechen für sich; ich selbst kann sie bestätigen. Ebenso daß der Starksche Grundsatz des Heran- ziehens der Sohle und Eckstrebe zur Auflage des Eisens auf Zwanghufe einen ausgezeichneten Einfluß ausübt, ohne daß Eck- strebenaufzüge angewendet werden.

Abschnitt 15. ‚Das Bessere ist der Feind des Guten!“

Abschnitt 16. Die Ausführungen Starks beruhen auf praktischer Erfahrung. Die wissenschaftlichen Begründungen werden schon kommen. Der Wert der Stark schen Arbeit liegt gerade darin, daß er die Ausführung des Hufbeschlages, wie sie zur Zeit in den allermeisten Fällen geschieht, bekämpft. Wenn die Schmiede gegen die Bestimmungen der M.V.O. und gegen die Lehren der Lehrbücher handeln, dann begehen sie eben Kunst- fehler. Woran liegt es aber, daß so sehr viele Schmiede dauernd solche Kunstfehler begehen? Einmal wie schon oben gesagt sind die Lehren zu eingehend kompliziert und haften in den Köpfen der Durchschnittsschmiede nicht fest oder werden falsch ausgelegt. Ferner ist es eine altbekannte Tatsache, daß sich Lehren im Laufe der Zeit ganz unmerklich so verändern, daß sie mit den festgelegten Grundsätzen kaum noch etwas gemein haben.

Fast jeder Fahnenschmied arbeitet nach eigenen Grundsätzen, die oft den in dem Anhang I der M. V. O. enthaltenen Grundsätzen kaum noch ähnlich sehen, ja sogar diesen oft widersprechen.

Ab und zu sind auch wohl die Einwirkungen militärischer Vorgesetzter, die unklare oder unrichtige Vorstellungen über die Ausführung des Hufbeschlages haben, schuld an der unrichtigen Ausführung des Hufbeschlages.

Im Frieden waren die jungen Schmiede gezwungen, an dem Schmiedeunterricht teilzunehmen. Aber wieviel Schmiede, sogar Fahnenschmiede, haben wir jetzt bei den Truppen, die eine gründ- liche Ausbildung im Hufbeschlag niemals gehabt haben! Darin liegt auch ein Grund der vielen Kunstfehler. | Abschnitt 18. Daß Stark das Stempeleisen bevorzugt, ist eine Angelegenheit, die mit den allgemeinen Grundsätzen seiner Lehre nichts zu tun hat. E. sagt, daß die Anfertigung des Eisens und das einwandfreie Verpassen auf den Huf als eine Kunst zu be- zeichnen sei. Das soll durchaus nicht bestritten werden. Daß aber die Kunst des Hufbeschlages, auch die der Rücksichtnahme auf Belastung, Hufbewegung, Hufwachstum, Stellung der Schenkel usw. durch den Beschlag nach den Starkschen Grundsätzen leiden soll und daß durch den Beschlag der Pferde nach den Stark- schen Grundsätzen die Leistungsfähigkeit unserer Pferde in Frage gestellt sein soll, ist eine völlig haltlose Behauptung von Emshoff, die er besser nicht ausgesprochen hätte. Ich habe noch kein Pferd, das nach den allgemeinen ' Grundsätzen von Stark beschlagen wurde, dadurch leistungsunfähig und dienst- unbrauchbar werden sehen, auch sind mir derartige Fälle noch nicht bekannt geworden. Im Gegenteil ich habe nur gute Er- folge gesehen. Daß vielleicht ein oder das andere Pferd, das nach den allgemeinen Grundsätzen, wie sie Stark lehrt, beschlagen

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worden ist, gelahmt hat, will ich gerne zugeben. Aber das sind verschwindende Ausnahmen und diese beruhen jedenfalls auch auf einem Kunstfehler.

Erich Hoffmann und R. Habermann weisen neuer- dings in der Deutsch. med. Wochenschr., 1918, Nr. 10, wieder dar- auf hin, daß arzneiliche und gewerbliche Dermatosen durch Kriegsersatzmittel (Vaseline, Schmieröl) eigenartige Melanoderma- titiden hervorrufen. Schon in guter Beschaffenheit verträgt die Haut nicht immer Maschinenöle und Schmiermittel, ihre zum Teil minderwertigen Ersatzmittel rufen Нурегкегаіоѕе und Melano- dermie hervor. Unter den arzneilichen und gewerblichen ist die Dermatitis vaselinica hervorzuheben, die besonders zarte Haut- stellen (Gesicht, Genitalien) befällt, gekennzeichnet durch matt- graue, feinkörnig-warzige, mehr oder weniger erhabene, ziemlich scharf begrenzte Verdickung der Haut, dem Unerfahrenen eventuell als Neurodermitis oder Lupus erythematodes imponierend. Daneben spielt nach Prieboes auch das Licht gerade für diese Dermatitis eine Rolle, besonders grelles Sonnenlicht. Außerdem gibt es noch eine zweite häufig beobachtete Form, die Follieulitis vaselinica.. Es handelt sich dabei um Follikulitiden ohne Kome- donenbildung, jedoch mit Entwicklung harter, mehr oder weniger geröteter, horniger Knoten in der sonst unveränderten Haut, die von ungewöhnlicher Hartnäckigkeit gegenüber therapeutischer Be- einflussung sind. Da auch Soldaten beim Schmieren von Gewehren, Arbeiter beim Schmieren von Maschinenteilen ihre Kleidung damit durchtränken, entstehen sie auch an bedeckten Hautstellen. Noch wichtiger ist die durch Berührung mit Pech, unreinem Teeröl und · Rohparaffin entstehende follikuläre Keratose und Pigmentierung der Haut, die sogenannten Acne cornea oder Pechhaut, die jetzt häufiger und manchmal in solcher Ausdehnung auftritt, daß eine fast universelle Pityriasis rubra pilaris (Stachelflechte) vorgetäuscht wird. Bei allen Arbeitern, die mit Ersatzschmieröl zu tun haben, entwickeln sich an den Fingerrücken, Handrücken, Armen, Beinen, im Gesicht, schließlich am Rumpf follikuläre hornige Knötchen, oft komedonenartig schwarz gefärbt, jedoch meist sehr stachelig, die der Haut eine reibeisenartige Oberfläche geben. Daneben be- steht häufig starke Pigmentierung und scharfrandige Aussparung kleiner normal gefärbter Hautinseln. Häufig tritt multiple Lymph- drüsenschwellung hinzu. Selbst die Skleren der Augen können braune Verfärbung annehmen, die Mundschleimhaut dagegen wurde frei von Pigmentierung gefunden. Die Haut kann diese Pigmen- tierung oft fast ausschließlich oder so vorherrschend aufweisen, daß die Keratose ganz zurücktritt und der Verdacht einer Addi- sonschen Krankheit nahegelegt wird. Innere Untersuchung und

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Blutdruckbestimmung geben nicht den geringsten Anhalt dafür. Die Verfärbung bleibt häufig nicht auf die entblößt getragenen Körperstellen beschränkt. Nach dem Rumpf zu lösen sich die Pigmentierungen meist in zahlreiche Stippchen auf. Es ist ge- nügend Grund für die Annahme vorhanden, daß diese Erscheinun- gen nicht nur durch äußere Einwirkung des verunreinigten Schmieröls, sondern auch durch Einatmung teer- oder pechhaltiger Dämpfe bewirkt wird und anzusehen ist als eine Melanoderma- titis toxica, die begünstigt wird durch Licht und Wärmestrahlung. Zur Behandlung sind Salizylsalbe (Eucerin, Mitin) und bei be- stehender Lichtempfindlichkeit Ultrazeozonsalbe empfehlenswert. Die hartfläckige Vaselindermatitis wird durch Bäder mit Kal. perm., Betupfen mit 10 %iger Formalinlösung und Salizylsalbe (2- bis 5 % ig) nur langsam beeinflußt. Wo Salben nicht gut ver- tragen werden, bewähren sich Trockenpinselungen mit Resorcin und Schwefel; Röntgenstrahlen vermehren die Pigmentierung und haben keinen schnellen Erfolg. Die Schmieröldermatitis wird mit 2- bis 10 % iger Salizylschwefelsalbe (2 + 10%) und mit Bädern mit Kal.-perm.-Seife und Schwefel allmählich gebessert, bei star- ker Keratose Röntgenstrahlen trotz Gefahr der stärkeren Pigmen- tierung. Bei der toxischen Melanodermatitis brachten weder Bäder noch Salben Nutzen. Wichtig ist die Ausschaltung des schädlichen Agens. (Therap. d. Gegenw. 1918 H. 8.) Schulze.

Klose, P. Oberarzt an der K. W. A.: Über die Beziehungen in der Atiologie der menschlichen Gasödemerkrankung und des tierischen Rauschbrandes. (Münch. med. Wochenschr., Heft 3.)

Aschoff hat als erster 1915 darauf hingewiesen, daß zwischen dem von ihm beschriebenen „Gasödembazillus“ und dem Erreger des tierischen Rauschbrandes eine nahe Verwandtschaft in morphologischer und chemischer Hinsicht besteht. Besonders auch wegen seiner pathogenen Eigenschaften wies er seinem aus menschlichen Gasödemen gezüchteten Gasödembazillus eine Mittel- stellung zwischen dem echten Ödembazillus und dem echten Rauschbrandbazillus zu.

Conradiund Bieling faßten weitergehend den tierischen Rauschbrand und den Gasbrand des Menschen als ätiologisch so nahestehende Erkrankungen auf, daß sie bei menschlichem Gasbrand die prophylaktische und therapeutische Behandlung mit einem Höchster Rauschbrandheilserum (mit tierischen Rausch- brandbazillen hergestellt) versuchten.

In der Armee wurden später an einem Frontabschnitt alle menschlichen Verwundeten prophylaktisch ebenfalls mit einem antibakteriellen Heilserum Höchst schutzgeimpft. Diese letzteren Versuche wurden bakteriologisch von dem Verfasser kontrolliert. Er kam dabei zu der Überzeugung, daß die Gasödemerkrankungen bei den Verwundeten keine ätiologische Einheit darstellten, denn es wurden sowohl Fälle beobachtet, wo das Serum die Erkrankung offensichtlich beeinflußte, als auch solche Fälle, wo die Behand- lung wirkungslos blieb. Aus den beeinflußten Wunden konnte Ver-

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fasser anaërobe Bakterienstämme züchten, die sich mit dem zur Herstellung des Höchster Rauschbrandheilserum benutzten tieri- . schen Anaörobenstamm serologisch identisch erwiesen.

Weiter hat K. mit den aus menschlichen Erkrankungen stam- menden Bakterienstämmen und mit tierischen Rauschbrand- bazillenstämmen (Kitt und Foth) vergleichende Züchtungsver- suche auf verschiedenen Nährböden angestellt, die Identität oder doch größte Ähnlichkeit ergaben.

Auschlaggebend für die Identität der geprüften menschlichen und tierischen Anaörobenstämme ist nach dem Verfasser der Um- stand, daß das Höchster Rauschbrandserum, als auch ein von ihm selbst hergestelltes Rauschbrandserum K.W.A. (durch Immuni- sierung eines Pferdes mit dem Toxin menschlicher Gasödem- bazillen) bei Meerschweinchen, die mit menschlichen Gasödem-. bazillen, und auch bei solchen, die mit tierischen Rauschbrand- bazillen geimpft waren, gleich wirksam befunden wurden.

Endlich stellte er fest, daß die aus den einzelnen menschlichen und tierischen Anaerobenstämmen gewonnenen Toxine typisch so- wohl von dem Rauschbrandserum Höchst, wie von dem selbst her- gestellten Rauschbrandserum K.W.A. im Tierversuch abgesättigt wurden.

Danach stellt die menschliche Gasödemerkrankung hinsicht- lich der Ätiologie für einen Teil der Fälle das Analogon zur tieri- schen Rauschbranderkrankung dar. K.

Zeisler, Joh., Dr. med., Altona: Der Rauschbrand und verwandte Krankheiten der Tiere. (Berl. klin. Wochenschr., Nr. 3.)

Der Mensch galt bis jetzt für unempfänglich für Rauschbrand, und die bis dahin vorliegenden Angaben der Kriegsliteratur der Humanmedizin über Befunde von Rauschbrandbazillen bei mensch- licher Wundinfektion können keiner ernsten Kritik standhalten, da die Artbestimmung unzulänglich sei.

In der Veterinärmedizin unterscheidet man schon lange und zuverlässig vier in dieselbe Gruppe gehörige Erkrankungen, den spontanen Rauschbrand, den traumatischen (besonders den Ge- burts-) Rauschbrand, das maligne Ödem und die Bradsot.

Traumatischer oder Geburtsrauschbrand (durch Rauschbrand- bazillen hervorgerufen) ist bis dahin nur in einigen Fällen exakt festgestellt. Die nicht selten im Gefolge von Geburten und Traumen beobachteten rauschbrandähnlichen Veränderungen sind meist ma- ligne Ödeme, bei denen verschiedenartige Anaörobier, unter anderen der Ghon-Sachssche Bazillus und der v. Hiblersche Ödembazillus, als Erreger in Frage kommen. Der Ghon-Sachssche Bazillus ist der spezifische Erreger der Bradsot.

Verfasser und Prof. Eugen Fränkel haben bis jetzt in 10 Fällen menschlicher Wundinfektion den Rauschbrandbazillus und in einem Falle den Ghon-Sachsschen Bazillus nachgewiesen. Wie v. Hibler und Kitt bei spontanem Rauschbrand der Rinder neben dem egen: lichen Rauschbrandbazillus den Fränkelschen Gasbazillus fanden»

Zeitschrift f. Veterinärkunde, 1919. 4. Heft. 11

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haben die Verfasser іп sechs Fällen menschlicher Wundinfektion neben dem ZRauschbrandbazillus den Fränkelschen Gasbazillus nachgewiesen.

Die Anwendung der Agglutination zur Untersuchung der einzelnen Bakterienstämme versagte mehrmals, so daß Fränkel- Zeisler diese als diagnostisches Hilfsmittel nicht anerkennen, das- selbe gilt von den auf Grund von Tierversuchen mit kulturanti- bakteriellen bzw. giftantitoxischen Seren gestellten Diagnosen. (Vgl. voriges Referat.)

Bürger, Berlin: Tödliche Vergiftung nach Behandlung kindlicher Krätze mit ?-Naphthol. (Berl. klin. Wochenschr. 1918, Nr. 43.)

Wesentlichste Symptome der akuten Naphtholvergiftung beim ` Menschen sind Unruhe, Erbrechen, Delirien und schließlich schwere Krämpfe; den Erregungsstadien schließt sich ein Lähmungs- stadium an, das zum Tode im tiefsten Koma führt. Nach häufigen kleinen Dosen, also bei chronischer Vergiftung, sind geiegentlich toxische Schädigungen der Netzhaut, der Uvea und der Linse beobachtet. Öfter wurden noch längere Zeit nach Ablauf der akuten Erscheinungen Entzündungen der Nieren und der harn- ableitenden Wege festgestellt. (D. med. Wchschr. 1918, Nr.46.) К.

Pfeiler, W. und Holtzhauer: Zum Nachweis des Milzbrand- präzipitinogens in der Haut des Rindes. (Berl. tierärztl. Wochenschr. 1918, Heft 50.)

Nach früheren Untersuchungen von Pfeiler und Neumann gelingt der bakteriologische Nachweis von Milzbranderregern in der Haut noch nach verhältnismäßig langer Zeit. Ebenso ist der Nachweis des Milzbrandpräzipitinogens noch nach längerer Zeit möglich (Schütz und Pfeiler). Extrakte aus Stücken milzbrandiger Felle zeigen dabei eine typische Ringbildung, wenn sie mit präzi- pitierendem Milzbrandserum zusammengebracht werden. Durch das Gerben der Haut wird das Präzipitinogen beeinflußt, so daß nur im Anfang des Gerbprozesses die Reaktion noch brauchbar ist.

In dem von den Verfassern beschriebenen atypischen Falle konnten in Ausstrichen aus dem eingesandten Hautstück, das von einer notgeschlachteten Kuh stammte, keine Milzbrandbazillen nach- gewiesen werden. Ein Impfversuch blieb auch erfolglos, dagegen fiel die serologische Untersuchung mit einem Kochextrakt positiv aus, während ein Chloroformextrakt keine Ringbildung zeigte. Es stellte sich aber bei diesem letzten Extrakte heraus, daß nur Unter- hautmaterial zur Extraktgewinnung verwandt war. Bei späteren Versuchen mit Chloroform- und Kochextrakten aus den eigentlichen Hautschichten war das Resultat immer positiv, bei Verwendung von bloßem Unterhautmaterial immer negativ. Die Erklärung hierfür finden die Verfasser in der anatomischen Einrichtung; während die größeren Gefäße der Unterhaut bei der Schlachtung gut ausbluten können, werden die kleinen Gefäße und Kapillaren des Koriums nicht so gut entleert, und infolgedessen mehr Milz- brandantigen enthalten. K.

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Simonds, M.: Über Myocarditis trichinosa. (Zentrallbl. 1. Allg. Pathologie u. pathol. Anatamie. Bd. XXX, Nr. 1.)

Die Trichinosis, die in den letzten Jahren vor dem Kriege in Deutschland fast nicht mehr vorkam, ist in den Kriegsjahren wieder häufiger zur Beobachtung gelangt. Klinischerseits ist dar- auf hingewiesen, daß Störungen im Zirkulationsapparat dabei oft hervortreten und gelegentlich die Schuld an dem tödlichen Ausgang tragen. Da eine Ansiedlung und Entwicklung der Embryonen im Herzfleisch bisher nie nachgewiesen ist (bei Tierversuchen soll das Übertreten vereinzelter Exemplare aus der Perikardflüssigkeit in das Herzfleisch beobachtet sein), so muß die von älteren Autoren bei Trichinosis beschriebene parenchymatöse Trübung des Herz- muskels auf die Wirkung eines durch den Rundwurm gebildeten Giftes zurückgeführt werden. Stäuble hat weiter bei Tierexpe- rimenten starke Ansammlung eosinophiler Zellen unter dem Endo- kard sowie Rundzelleninfiltrate in andern Herzabschnitten an- getroffen.

Der Verfasser beschreibt einen Fall von Trichinose, bei dem bei Einlieferung ins Krankenhaus schon hochgradige Herzschwäche bestand, die nach sieben Wochen: zum Tode führte. Bei der Aut- opsie wurden geringe Ergüsse im Perikard und den Pleurasäcken, leichte Milzschwellung, mäßige Leberverfettung und ein sehr schlaffer Herzmuskel festgestellt. Die gesamte Körpermuskulatur war Ödematös, und in den Muskelfibrillen wurden zahlreiche noch nicht eingekapselte, teils gestreckte, teils sich schon krümmende Trichinellen nachgewiesen. In deren Umgebung hatten sich dichte Haufen von Plasmazellen angesammelt. In der Perikardflüssigkeit und dem Herzmuskel waren keine Trichinen nachweisbar, dagegen wurden in allen Abschnitten des Herzens runde, strichförmige und diffuse Anhäufungen von Lymphozyten zwischen den Muskelfasern gefunden. Diese selbst waren intakt, nur vereinzelt waren die Fibrillen kernlos und nicht färbbar. Den Lymphozytenhaufen waren spärliche eosinophile und Plasmazellen beigemengt. Es be- stand also eine umfangreiche interstitielle Moykarditis, die auf die Einwirkung eines von den Trichinen gelieferten und in den Kreis- lauf übergegangenen Giftes zurückzuführen sein dürfte.

Die Herzstörungen bei Trichinenkranken nicht nur im akuten Stadium, sondern oft noch längere Zeit hinterher sind also auf eine toxische Myokarditis zurückzuführen. In alten Fällen mit verkalkten Trichinen werden keine Veränderungen am Herz- muskel mehr gefunden, so daß also die früheren Krankheitsherde im Myokard vollständig mit der Zeit resorbiert sein müssen. K.

Klemensiewiez: Über die erste Anlage des Thrombus. Ех- perimentelle Untersuchungen am Blute und den Blutgefäßen von Amphibien. (Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allgem. Pathol, Bd. 63, 1917, H. 2.) | |

Kl. hat sich in umfassenden, an Amphibien angestellten Unter- suchungen damit beschäftigt, die Bedingungen der Entstehung der ersten Anbildung einer aus geformten Blutbestandteigen bestehen-

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den Auflagerung auf die Gefäßwand festzustellen. Seine Ergeb- nisse faßt er in folgenden Sätzen zusammen:

1. In Blutgefäßen, in denen der” Blutstrom unbegrenzt lange beobachtet werden kann, ohne daß eine unbeabsichtigte Verände- rung der Gefäßwand zustande kommen kann, tritt auch keine Thrombose auf (Schwimmhautgefäße v. Rana temporar.).

2. In Bilutgefäßen, deren Gefäßwand willkürlich verletzt щч tritt Thrombose auf, wenn der Blutgefäßinhalt normales

ut ist.

3. Die Thrombose kennzeichnet sich dadurch, daß zuerst an dem Orte der Gefäßwandverletzung geformte Elemente des Blutes haften bleiben.

4. Als Bedingung für das „Haftenbleiben“ ist die Abscheidung eines gallertartigen, hautförmigen Stoffes erkannt worden, der sämtliche verletzte Stellen der innersten Gefäßwandschicht über- zieht.

5.- Bei normaler Beschaffenheit .des Blutes ist dieser Stoff Blutfaserstoff (Fibrin).. Er scheidet sich aus dem Blutplasma an der Berührungsstelle des Blutes mit den blutfremden Stoffen der Verletzungsstelle ab.

6. Die verschiedene physikalische Beschaffenheit der Blut- bestandteile ist die Bedingung dafür, daß am ehesten die glatten, spindelförmigen Elemente des Amphibienblutes von der Faserstoff- gallerte festgehalten werden und an der Verletzungsstelle haften bleiben.

7. Visköse Metamorphosen oder andere, als Absterbe- und Auflösungserscheinungen zu deutende Veränderungen farbloser Formelemente des Blutes, die außerhalb der Blutbahn beobachtet wurden, sind an den intravaskulär untersuchten Formelementen nicht nachweisbar. Auch die den frisch angebildeten Thrombus- hügel zusammensetzenden farblosen Formelemente zeigen noch lange Zeit die Beschaffenheit normaler Zellen.

8. Eine besondere spezifische stoffliche Veranlagung einer oder der anderen Art von Formelementen des Blutes für die Thrombus- bildung besteht nicht.

Das gilt uneingeschränkt nur für die erste Anlage des Throm- bus. Für die Struktur des älteren Thrombus sind zahlreiche andere Umstände physikalischer und biologischer Natur bedeutungsvoll.

9. Veränderungen der Blutbeschaffenheit bedingen Verände- rungen in der Thrombusbildung. Betrifft die geänderte Blut- beschaffenheit den Gehalt an verschiedenen Formelementen, so entspricht die Thrombusbildung diesen Verhältnissen (Leukozyten- thrombus). Betrifft die Blutveränderung die stoffliche Beschaffen- heit der Blutflüssigkeit, insbesondere den Gehalt an fibrinbildenden Stoffen, so findet auch dieser Umstand in der Art der Thrombus- bildung seinen Ausdruck.

10. Verminderte Gerinnbarkeit des Blutes oder gänzlicher Mangel der Gerinnungsfähigkeit trifft mit Verminderung oder Mangel der Thrombusbildung zusammen.

11. Eintritt von gallertbildenden (agglutinierenden) Substan- zen in die Blutbahn führt zur Bildung schwimmender Pfröpfe, die

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kleine Gefäße obturieren können. Eine Anlagerung solcher Pfröpfe an die Gefäßwand ist nicht zu beobachten. (Zentralblatt f. allg. Path. u. path. Anat., Nr. 14, 1918.) Schulze.

C. Lehmann (Rostock): Phosphorvergiftung durch Schufsver- letzung. (Zbl. f. Chir. Nr. 27.) |

Verletzung der Pektoralismuskulatur durch ein sogenannies Leuchtspurgeschoß. Der Mantel des in der Wunde liegenden defor- mierten Geschosses enthielt in seiner vorderen Hälfte noch schwe- lenden Phosphor. Im Anschluß an die Verletzung starker Ikterus mit rapidem Verfall des Kranken. Keine Albuminurie Nach Abklingen des Ikterus besserte sich der Allgemeinzustand rasch. ` Als Lösungsmittel für den Phosphor dürfte im Bereiche der Wunde wohl nur das subkutane Fettgewebe in Frage kommen. (Deutsche med. Wochenschrift, Nr. 32, 1918.) Schulze.

Rumpel, O. (Berlin): Die Gasphlegmone und ihre Behandlung. (Döderlein-Hildebrand-Müller, Samml. klin. Vortr. 736/739.)

Erkrankung an Gasphlegmone ohne Serumschutz 3 bis 4 9, der Verwundungen. Mortalität 44% der Erkrankten. Zur Ver- hütung wichtig die chirurgische Prophylaxe durch breite Freilegung des Wundkanals, ohne Rücksicht auf die Richtung des Schnittes. Dakinsche Lösung. Offene Wundbehandlung in geeigneter Lage- rung. Besonders wichtig die prophylaktische gründliche Behand- lung der Schußfrakturen. Bei bestehender Gasphlegmone: Frei- legung des Herdes, möglichst in Blutleere, und Exstirpation der gasbrandkranken Muskeln. Bei Gefäßverletzungen von Hauptstäm- men, drohender Gangrän, Knochenschußbrüchen, sowie Gelenkver- letzungen mit Gasbrand ist frühzeitig Amputation noch im Ge- sunden zu empfehlen. Rhythmische Stauung und Kataplasmen- behandlung hilft bei leichteren Fällen. Serumschutzbehandlung vermindert die Zahl der Fälle erheblich und beschränkt sie auf die Fälle von schwersten Schußwunden mit Kreislaufstörungen. Mehrere Seruminjektionen sind notwendig. (D. med. W. Nr. 37, 1918.) Schulze.

Küster (Cöln) und Martin, E.: Chronischer Tetanus, serologische Diagnose, Klinik und Therapie. (Bruns Beitr. 112, Heft 2.)

Auf Grund von sechs Beobachtungen kommen die Verfasser zu dem Schlusse, daß es einen chronischen Tetanus gibt, der durch Tetanusbazillenherdbildung in der Umgebung von Fremdkörpern unterhalten wird, der sich unter mehr oder weniger heftigen und häufig für Tetanus wenig charakteristischen Krampferscheinungen über Monate und Jahre hinzieht, der zur spezifischen Tetanus- agglutininbildung führt, an dieser erkannt und zur Heilung ge- bracht werden kann, wenn es gelingt, auf operativem Wege den Bazillenherd zu entfernen. (D. med. W. Nr. 40, к, |

chulze,

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Manninger: Asepsis und Sepsis im jetzigen Kriege.

Die Kriegschirurgie ist auf dem Gebiete der Wundbehandlung wieder zu demselben Standpunkte gelangt, von dem die rationelle Wundbehandlung ausgegangen war, zu den Lehren der hippokrati- schen Schule. Die Lehre Bergmanns, daß die Schußwunden praktisch als aseptisch zu betrachten seien, und daß sie ohne In- fektion heilen, wenn man für Ruhigstellung und aseptischen Deck- verband sorgt, mußte aufgegeben werden. Sie gilt nur noch für die glatten Kleinkaliberdurchschüsse. Bei großen Zertrümmerungen der Weichteile und Einlieferung innerhalb der ersten zwölf Stun- den heißt die Regel: Wundexzision, Tetanusantitoxin, offene Wund- behandlung. (Münch. med. Wochenschrift Nr. 15, 1918.)

Schulze.

v. Baraez (Baroncez), R.: Zur Frage der Desinfektion der Hände mit besonderer Berücksichtigung der Kriegschirurgie. (Wien. med. Wochenschr. 1917, S. 1837.)

Dem Verf. hat sich das folgende Chlorkalksoda-Händedesinfek- tionsverfahren als Schutz der Wunde gegen Infektion, wie auch als Selbstschutz gegen Infektion bewährt:

1. Drei bis fünf Minuten langes Waschen mit gewöhnlicher Seife oder Seifenspiritus, jedoch ohne Bürste.

2. Zwei bis drei Minuten langes Verreiben eines Sodakristalles mit etwa einem Eßlöffel Chlorkalk unter Zugabe von ein wenig Wasser in der Hohlhand, bis sich eine dicke, sahneartige Paste bildet.

3. Ein bis zwei Minuten langes Verreiben der dicken Paste auf den Händen, Finsern und den Vorderarmen. Abwaschen des Breies mit warmem Wasser.

4. Eintauchen der Hände für zwei Minuten in 3 %,iges Bor- wasser, bzw. Waschen. der Vorderarme mit demselben und Trock- nung mit sterilisiertem Handtuch.

Diese Desinfektionsmethode, bei welcher die bakterizide Wir- kung von dem Sauerstoff in statu nascendi ausgeübt wird, ver- spricht wahrscheinlich nicht nur eine Tiefen-, sondern auch eine Dauerwirkung, da das in die tieferen Hautschichten eingedrungene Natriumhypochlorit eine geraume Zeit hindurch den Sauerstoff frei- zumachen vermag. Die Hände bleiben bei diesem Verfahren immer glatt und geschmeidig, besonders wenn sie nach der Operation mit Glyzerin eingerieben werden, der Chlorgeruch schwindet nach einigen Stunden von selbst. . Nur höchstgradiger und garantiert reiner, in wasser- und luftdichter Verpackung erhältlicher Chlor- kalk ist für den genannten Zweck geeignet. (Zentralbl. f. Bakt., Parasitenkunde usw. Nr. 13/14, 1918.) Schulze.

Roedelius, E. (Hamburg-Eppendorf): Bakteriologie des Steck- schusses. (Bruns Beitr. 109, Heft 3.)

Die sich auf 47 Fälle erstreckenden Untersuchungen wurden in

drei Gruppen geteilt: 1. Fälle, bei denen bis zur Operation die

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Schußwunde überhaupt noch nicht geschlossen war (4 Fälle: 1 keimfrei, 3 keimhaltig). 2. Bereits geheilte Wunden brachen unter erneuter Entzündung wieder auf (4 Fälle keimhaltig). 3. Re- aktionslos eingeheilte Projektile (13 keimfrei, 18 keimhaltig). Bei einer weiteren Untersuchung von 26 Geschossen waren 7 steril, 6 nur aerob, 7 nur anaerob, die übrigen a&rob und anaerob keim- haltig, wobei in letzter Zeit die Häufung der Fränkelschen Gas- bazillenbefunde auffallend war. (D. med. W. Nr. 35, 1918.) Schulze.

Lambert, Robert A.: The comparative resistance of bacteria and human tissue cells to certain common antisepties. (Journ. of experim. Med. Vol. 14, 1916, p. 683.)

Um das Verhältnis der schädigenden Wirkung von Antiseptieis einerseits auf Bakterien, anderseits auf Körperzellen zu bestimmen, verwandte Verf. die Methode der Gewebskulturen. Da ein direkter Zusatz des Antiseptikums zu den Plasmakulturen sich als unzweck- mäßig erwies, da einzelne Chemikalien das Fibrinnetz auflösten und anderseits eine gleichmäßige Verteilung des Antiseptikums in der geronnenen Kultur nicht möglich war, so ging Verf. so vor, daß Lymphdrüsen- und Milzstückchen von Menschen mit einer Auf- schwemmung von Staphylococcus aureus durchtränkt, dann eine Stunde verschiedenen Konzentrationen der Antiseptika ausgesetzt und nach sorgfältiger Waschung in Kochsalzlösung zur Plasma- kultur verarbeitet wurden.

Es ergab sich, daß die Mehrzahl der untersuchten Substanzen (Kalium-Quecksilberjodid, Phenol, Trikresol, Wasserstoffsuperoxyd, . Dakinsche Lösung, Argyrol, Alkohol und Glyzerin) die Gewebs- zellen schon in geringerer Konzentration abtöteten als die Kokken. Bei Quecksilberchlorid schien die Wirkung zunächst eine um- gekehrte zu sein, doch erklärte sich diese Erscheinung durch das mangelnde Eindringungsvermögen des Sublimats. Nur Jod wirkte auf Kokken stärker als auf Gewebszellen. Eine Konzentration 1 : 2000 sterilisierte die Gewebe meist vollkommen, ohne ihre Ent- wicklungsfähigkeit aufzuheben. (Zentralbl. f. Bakt., Parasiten- kunde usw. Nr. 13/14, 1918.) Schulze.

Israel, Arthur: Experimentelle Untersuchungen über die Gerinnung des Blutes in serösen Höhlen und Gelenken. (Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir., Bd. 30, 1918, H. 1/2.)

Die Untersuchungen wurden an Hunden durch Einführung ihres eigenen Blutes in die Bauchhöhle, die Brusthöhle und das Kniegelenk gemacht. Bestätigt wurde die schon von anderen Autoren gefundene Tatsache, daß in die serösen Höhlen eingeführ- tes Blut nach einer gewissen Zeit flüssig wieder entleert werden kann, und daß solches entleertes Blut frei von Fibrinogen ist. Be- tont wird aber, daß doch auch stets einige Gerinnsel vorhanden sind, beides Erscheinungen, die Verf. auch durch Beobachtungen am Menschen erhärtete. Wenn so die bisherige Erklärung, daß es

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sich um eine Defibrinogenisation handele, anscheinend zu Recht besteht, so konnte Verf. doch diese Erklärung durch andere Ver- suche widerlegen. Wurde nämlich nicht gewöhnliches Blut, son- dern mit Hirudin behandeltes, also thrombinfreies Blut in die Höhlen gebracht und dann nach einiger Zeit entleert, so ließ sich darin nicht nur Fibrinogen chemisch nachweisen, sondern das Blut ließ sich auch durch Zusatz von frischem thrombinhaltigen Blut zur Gerinnung bringen. Verf. konnte also den Schluß ziehen, daß die Anschauung von der Ungerinnbarkeit des Blutes in serösen Höhlen nicht zu Recht besteht, sondern daß das „ungeronnene“ Blut in der Tat aus Serum plus Blutkörperchen besteht, was ja auch mit dem Vorhandensein von Gerinnseln übereinstimmt. Es komme in der Brusthöhle und Bauchhöhle durch die Bewegung angrenzender Teile zur Defibrinierung, während in den Gelenken „durch Hinzuströmen der Gelenkflüssigkeit und gleichzeitigen Ab- bau des Fibrins die roten Blutkörperchen wieder aus den Gerinn- seln herausgeschwemmt werden“. (Centralbl. f. allg. Path. usw., Nr. 12, 1918) -> Schulze.

Zur Behandlung der Aktinomykose. :

In einem sehr schweren Falle von Aktinomykose der Bauch- decken, welcher trotz ausgiebiger Spaltung und Jodbehandlung keine Heilungstendenz zeigte, wurde durch Behandlung der Abszeß- höhle mit %& %iger Methylenblaulösung und intravenöse Applika- tion von Argochrom überraschend schnelle Heilung erzielte. Auch eine bestehende -metastatische Endokarditis ging daraufhin zurück, später wurde noch Methylenblau innerlich in Kapseln gegeben. (Mitt. aus natur-historischem Verein Heidelberg, Münch. med. W. - Nr. 37, 1918.) Schulze.

Stieda, C.: Weiterer Beitrag zur Behandlung infizierter Schuß- wunden mit hochprozentigen (10°) Kochsalzlösungen. (D.med. Wochenschr. Nr. 32, 1918.)

Bei frischen Verwundungen soll man die Methode nicht an- wenden. Dagegen kommt sie nach dem ersten Wundschock in Frage, am besten zwei bis drei Tage nach der Verwundung. Der Verband soll im Sinne eines Saugverbandes wirken. Bei starken Reizerscheinungen muß man zwischendurch trocken verbinden. Auch von anderer Seite ist Günstiges berichtet worden. (B. klin. W. Nr. 36, 1918.) Schulze.

H. Schmerz (Graz): Zur konservativen Behandlung elephan- tiastischer und verwandter Zustände. (Bruns Beitr. z. klin. Chir., 1918, Bd. 109, Heft 2, S. 51, kriegschirurgisches Heft.)

Empfehlung der möglichst frühzeitig auszuführenden Opera- tion nach Kondoleon (Ausschneidung von Faszienstreifen). Als sehr wirksam für die Behandlung indurativer Prozesse erwiesen sich Senfmehlpackungen, die mitunter für sich allein zur Erzielung normaler Verhältnisse ausreichend waren, in anderen Fällen eine

A

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gute Vorbereitung für die Operation abgaben oder die Wirkung derselben günstig unterstützten, wie sie sich auch zur Behandlung bei Stauungserscheinungen nach gewöhnlichen Knochenbrüchen gut eignen. (B. klin. W. Nr. 36, 1918.) | Schulze.

Hahn, Martin und Langer, Hans: Über das Verhalten der Immunkörper bei täglich wiederholter Blutentziehung. (7ей- schr. f. Immunitätsforsch., Bd. 26, 1917.)

Große Aderlässe von 20 ccm beim Kaninchen, aber nur solche, lassen den Titer der Agglutination im Serum des Versuchstieres auf das Hunderttausendfache des Ausgangstiters hinaufschnellen. Andere Antikörper, z. B. Hämolysine und Präcipitine, erfahren durch solche Aderlässe keine Vermehrung. Die gesteigerte Agglu- tination bleibt eine spezifische. Nach dem Aussetzen der Aderlässe sinkt der Titer sehr schnell. Der Reiz zur Bildung der Agglutinine soll in der Volumverminderung des Blutes gegeben sein. (Zentralbl. für allg. Path. u. path. Anat. Nr. 16, 1918.) Schulze.

Bingel, Adolf: Über Behandlung der Diphtherie mit gewöhn- lichem Pferdeserum, (Deutsch. Archiv f. klin. Med., 1918, Bd.125, S. 284.)

An einem Material von 937 Fällen im Laufe von vier Jahren hat B. keine nennenswerten Unterschiede beobachtet in den Er- folgen des antitoxischen Diphtherieheilserums gegenüber denjenigen des Pferdeserums. Im Jahre 1912 hatte B. zunächst abwechselnd den einen Erwachsenen mit antitoxischem, den zweiten mit gewöhn- lichem Pferdeserum behandelt, genau nach der zeitlichen Reihen- folge, in der die einzelnen Kranken in das Krankenhaus aufgenom- men wurden. Später wurde auch bei den Kindern in derselben Weise die Behandlung vorgenommen. Sowohl der Vergleich der beiden Gruppen in der genannten Weise verschieden behandelter Mortalitätsziffern dieser Zeit (1912 bis 1916) zu denen früherer Jahre, als die Behandlung nur mit antitoxischem Diphtherieheil- serum vorgenommen wurde, zeigte keinen Unterschied zuungunsten der Behandlung mit gewöhnlichem Pferdeserum. (Zentralbl. f. allg. Path. u. path. Anat. Nr. 16, 1918.) Schulze.

De Jong, D. A.: Het verband tusschen stomatite pustulosa contagiosa equi. Variole equina (horse pox van Jenner) еп Variola equina (Cow-pox van Jenner). (Tijdschr. v. Vergelijkende Geneesk, Deel 2, 1917, p. 1.) .

Verf. beobachtete eine Epizootie von über 300 Fällen von Stomatitis pustulosa cantagiosa bei Militärpferden. Mit dem aus den Maulpusteln gewonnenen Material ließ sich das Krankheitsbild, einschließlich der Hauteruptionen, bei anderen Pferden experi- mentell hervorrufen. Es wirkte auch nach Passage durch Chamber- land-Filter B und F noch infektiös.

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Vakzineimpfung erzeugte bei normalen Pferden ebenfalls eine pustulöse Stomatitis mit Hauteruptionen, während Pferde, die eine Spontaninfektion an Stomatitis pustulosa durchgemacht hatten, sich als refraktär erwiesen.

Zwei verschiedene an Stomatitisfällen gewonnene Virusstämme verhielten sich bei der Impfung von Kälbern und Kaninchen völlig wie Vakzine und erzeugten auf der Kaninchenhornhaut typische Guarnierische Körperchen. Auch im Komplementbindungsversuch verhielten sie sich wie Vakzine. Sie ließen sich wie gewöhnliche Vakzine von Tier zu Tier übertragen und erzeugten bei ungeimpf- ten Kindern ausgezeichnete Impfpusteln, während Revakzinierte nur eine Revakzinationsreaktion zeigten.

Mit gewöhnlicher Vakzine erfolgreich geimpfte Kaninchen boten bei der Impfung mit dem Virus der Stomatitis pustulosa nur eine allergische Frühreaktion.

Die Stomatitis pustulosa ist demnach als identisch mit den Pferdepocken anzusehen und stellt deren häufigste Erscheinungs- form dar.

Anscheinend kommen Pferde- und Kuhpocken nicht selten in Holland vor, und zwar ohne Anschluß an menschliche Pockenfälle. Sie könnten durch Übertragung auf den Menschen die Ergebnisse der Impfung und Wiederimpfung beeinflussen, indem unbemerkte Infektionen Immunität gegen eine spätere Impfung hervorrufen. (Zentralbl. f. Bakt., Parasitenkunde usw. Nr. 13/14, 1918.)

Schulze.

Infant: Das Perikard, ein Hindernis für eindringende Projektile. (Giornale de medicina militare. Nov. 1916.)

Auf Grund von Röntgenuntersuchungen schließt Verfasser, daß die ständigen Bewegungen des Herzbeutels Geschosse mit erlöschen- der Kraft aufhalten können. (Zentralbl. f. Röntgenstrahlen, Radium usw., Nr. 5 u. 6, 1918.) Schulze.

9 ganoong” О осо a, 12 e = = i Tagesgeschichte || Е Ж, S Se к: о 800000

Ehrentaiel der Veterinäre.

Nachträglich mitgeteilte EECHER Es erhielten:

| Das Eiserne Kreuz 1. Klasse: O. St.V. Stürzbecher, St.V. Kirsch, St.V.d.L.I Müller (Seesen). Das Mecklenburg. Militär-Verdienstkreuz 1. Klasse: St.V. Kirsch.

= 355 ==

Tierärzte-Rat für Groß-Berlin und die Provinz Brandenburg.

Laut Beschluß des Vorstandes des Tierärzte-Rates in Groß- Berlin für Berlin und die Provinz Brandenburg wird nachfolgender Schriftwechsel zwischen dem Tierärzte-Rat und der landwirtschaft- lichen Verwaltung Preußens der Öffentlichkeit behufs Stellung- nahme und Äußerung zur Frage übergeben:

Tierärzte-Rat in Gr.-Berlin. Berlin-Lichtenberg, den 14. Februar 1919. І. Nr. 11/19. Neue Bahnhofstr. 7b.

Der landwirtschaftlichen Verwaltung Preußens erlaubt sich der Unterzeichnete im Auftrage des Vorstandes des Tierärzte- Rates Gr.-Berlin nachfolgendes Gesuch ergebenst zu unterbreiten. Schon vor dem Kriege, während des Krieges und ganz besonders jetzt unmittelbar nach Beendigung desselben haben die prak- tischen Tierärzte sich des wenig angenehmen Gefühls nicht er- wehren können, daß trotz ihrer anerkannten Wichtigkeit in volks- wirtschaftlicher Beziehung gerade ihren Interessen seitens der landwirtschaftlichen Verwaltung Preußens ein recht geringes Ent- gegenkommen gezeigt worden ist. So sehr die beamteten Tierärzte bisher gehegt worden sind, so sehr fühlten sich die praktischen Tierärzte zurückgesetzt. Der Grund ist in der rein amtlichen Ver- tretung aller tierärztlichen Standesfragen im Ministerium selbst zu suchen. Seit vielen Jahren gehen alle tierärztlichen Angelegen- heiten daselbst durch die Hand desselben Geh. Oberregierungsrates eines ehemaligen Kreistierarztes und werden von diesem Standpunkt aus behandelt oder durch die Hand von Juristen, die ihr Wissen vom Stande überhaupt nur amtlich erworben haben. Alle Berufsgruppen, besonders die Beamten, suchen jetzt mit Recht aus ihren ureigensten Kreisen Männer als Mitarbeiter ihrer Standesinteressen an die maßgebenden Stellen zu bringen. Des- halb erscheint es ein Akt des gleichen Rechts, wenn auch der praktische Tierarzt an den Geschicken seines Standes selbst mit- zuarbeiten den ernsten Willen bekundet. Es wird daher die Bitte gestellt, vorläufig einen von den praktischen Tier- ärzten gewählten Tierarzt zu Beratungen in tierärztlichen Standesfragen in der landwirtschaftlichen Verwaltung zuzuziehen. Im weiteren hält obiger Vorstand die Zuziehung je eines Kreis- tierarztes, eines Schlachthoftierarztes und zweier praktischen Tier- ärzte, welche von den einzelnen Gruppen zu wählen sind, als Mitarbeiter für durchaus notwendig, um so vieler Unzufriedenheit den Boden zu entziehen, da die Tierärztekammern in ihrer alten Gestaltung nicht mehr zeitgemäß sind.

Der Vorstand des Tierärzte-Rates in Gr.-Berlin. Maak Vorsitzender.

Hierauf ging bereits am 20. Februar 1919 an den Tierärzte- Rat in Gr.-Berlin nachfolgende Antwort ein:

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Ministerium für Landwirtschaft,

Domänen und Forsten. Berlin W9, den 20. Februar 1919. Gesch. Nr. 1 A. IIlg. 531. Leipziger Platz 10. Eingabe vom 14. Februar 1919 Nr. 11/19.

Für die Behauptung der Eingabe, daß die Interessen der praktischen Tierärzte bisher bei der landwirtschaftlichen Verwal- tung nicht die genügende Würdigung gefunden hätten, sind nähere Gründe nicht angeführt. Nach der erfreulichen Entwicklung des tierärztlichen Standes in den letzten Jahrzehnten, an der auch die Privattierärzte ihren Anteil gehabt haben, kann die Behauptung als richtig nicht anerkannt werden. Im übrigen sind auch bisher bei den Verhandlungen über tierärztliche Standesfragen Vertreter des Tierärztestandes stets beteiligt worden. Für die praktischen Tierärzte steht hierfür auch in Zukunft, abgesehen von den Tier- ärztekammern und dem Deutschen Veterinärrat, der Verein der Privattierärzte zur Verfügung. Für die Wahl eines besonderen Vertrauensmannes zur Vertretung der Interessen der Privattier- ärzte liegt hiernach keine Veranlassung vor.

I. V.: Ramm.

An Sofort.

den Tierärzte-Rat in Gr.-Berlin in

Berlin-Lichtenberg. Der zweite Schriftwechsel lautet wie folgt: Tierärzte-Rat in Gr.-Berlin. Berlin-Lichtenberg, den 14. Februar 1919.

I. Nr. 10/19. Neue Bahnhofstr. 7b.

Der landwirtschaftlichen Verwaltung Preußens erlaubt sich der Unterfertigte im Auftrage des Vorstandes des Tierärzte-Rates in Gr.-Berlin ergebenst mitzuteilen, daß der Verwaltung durch Unter- zeichneten vor etwa 21%, Monaten zwei Gesuche eingereicht worden sind, auf welche hin bis jetzt eine Antwort trotz der Dringlichkeit der Angelegenheit nicht erteilt worden ist.

Das wichtigste Gesuch betrifft die Vergebung von Darlehen unter günstigen Rückzahlungsbedingungen seitens des Staates an bedürftige, aus dem Heeresdienst entlassene Tier- ärzte bei Wiederaufnahme ihrer Praxis, wie dies bereits in Sachsen - Weimar und in der Republik Sachsen geschehen ist. Wegen der Dringlichkeit der Angelegenheit bitten wir um mög- lichste Beschleunigung.

Das zweite Gesuch betrifft die Aufhebung der tier- ärztlichen Taxe vom Jahre 1815. Dem Vernehmen nach sollen diese Angelegenheiten dem Tierärztekammerausschuß über- wiesen sein. Sollte dies wirklich der Fall sein, dann werden wohl bis zu einer Beschlußfassung viele Tierärzte gerade in der Zeit der größten Not verzweifeln können, denn leider haben sich die Hoffnungen, welche man auf die Tierärztekammern setzte, in keiner Weise erfüllt und besonders von einer großen Zahl prak-

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tischer Tierärzte wird die Kgl. Pr. Verordnung vom 2. April 1911 betr. die Errichtung einer Standesvertretung der Tierärzte in ihrer ganzen Form mehr als ein lästiges Aufsichtsverfahren, denn als eine Wohltat empfunden.

Wir bitten deshalb die landwirtschaftliche Verwaltung Preußens nochmals, unmittelbar helfend für unsere Standes- angehörigen eintreten zu wollen, zumal ja im Gegensatz zur Arbeits- losenunterstützung die Rückzahlung an den Staat erfolgt.

Der Vorstand des Tierärzte-Rates in Gr. ze Maak Vorsitzender.

Hierauf ging am 26. Februar 1919 an den Tierärzte-Rat in Gr.-Berlin nachfolgendes Schreiben ein:

Ministerium für Landwirtschaft,

Domänen und Forsten. Berlin W9, den 19. Februar 1919. I. A. IIIg. 530. Leipziger Platz 10. . Eingabe vom 14. Februar 1919 Nr. 10/19.

Von einer Beantwortung der Eingabe vom 1. Dezember v. Js. ist abgesehen worden, weil der Herr Kriegsminister schon durch Schreiben vom 10. Ianuar 1919 zu der Eingabe Stellung genommen und ein Entgegenkommen im Sinne der gestellten Anträge in Aussicht gestellt hatte. Eine Gewährung von Darlehen an be- dürftige, aus dem Heeresdienst entlassene Tierärzte kann nur dann in Frage kommen, -wenn ein ähnliches Vorgehen zugunsten auch der übrigen freien Berufe erfolgt.

Zu dem Antrage auf Aufhebung der tierärztlichen Taxe vom Jahre 1815 habe ich zunächst die zuständige preußische Standes- vertretung, den Tierärztekammerausschuß, gehört. Nachdem auch dieser der Aufhebung der Taxe zugestimmt hat, habe ich einen entsprechenden Antrag bei der Staatsregierung gestellt.

I. V: Ramm.

Dr. med. vet. immaturer Tierärzte.

In Heft 7 der „Berl. Tierärztl. Wochenschr.“ und Heft 7 der „Tierärztl. Rundschau“ sind Zuschriften veröffentlicht, in denen auf die Benachteiligung derjenigen immaturen Tierärzte hingewiesen wird, die vor dem Kriege nicht den Schweizer Doktortitel erworben haben. Eine große Zahl dieser Herren hätten seinerzeit infolge des damaligen Widerstandes der maßgebenden Stellen gegen die Anerkennung des Schweizer Dr. med. vet. in Deutschland, besonders in Preußen, von der Erwerbung dieses Titels Abstand genommen, zum Teil seien sie auch durch den Kriegsdienst daran verhindert worden. Nach- dem jetzt der in der Schweiz von nicht maturen Tierärzten erworbene Doktortitel in Deutschland anerkannt sei, sei es nur billig, den nicht promoviert habenden immaturen Tierärzten in Deutschland die Möglichkeit zu verschaffen, den Doktorgrad noch zu erreichen. Der Deutsche Veterinärrat und andere berufene

селе A SD RA ы, . D

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Stellen müßten sich der Sache im allgemeinen Standesinteresse annehmen.

Man wird sich der Berechtigung dieser Forderung nicht ver- schließen können, nachdem die wissenschaftliche Bedeutung der Doktorarbeiten immaturer Tierärzte und ihrer an Schweizer Hoch- schulen abgelegten Prüfungen als genügend für Verleihung des Doktortitels anerkannt ist. Das Empfinden mancher Tierärzte, durch das Fehlen des Doktortitels würden sie wissenschaftlich und gesellschaftlich niedriger eingeschätzt als die jungen maturen Tierärzte, die promoviert haben, ist, wenn die neue Zeit nicht andere Ansichten bringt, verständlich. Es ist jedenfalls ein gutes Zeichen, daß Tierärzte, die schon eine längere Reihe von Jahren іп der Praxis sind, sich noch durch immerhin zeitraubende und · eventuell kostspielige wissenschaftliche Arbeiten um die Erlangung des Doktortitels bemühen wollen. Der Stand und die Wissenschaft können dadurch nur gewinnen.

Was uns nottut. Von Stabsveterinär Mulzer.

Oberveterinär Dr. Bub hat mit großem Verständnis den Artikel „Was uns nottut“ geschrieben. Seine von Herzen kommen- den, zu Herzen gehenden Worte mußten alle Veterinäre hoch- er- freuen. Jeder Kollege sollte ihm zu uneingeschränktem Danke ver- pflichtet sein. Um so mehr findet man es sonderbar, muß man in der Anmerkung lesen: Die Redaktion hat trotz großer Bedenken die Zuschrift des Kollegen aufgenommen. Ja, warum Bedenken! Nein, Redefreiheit! Ganz eigenartig ist es, daß gerade immer preußische Kollegen die volle Wahrheit nicht hören wollen und gleichsam einen Bremsschuh dazwischen werfen, wenn Neuerungen oder nur An- regungen hierzu geplant sind. So auch z. B. seiner Zeit bei der Bil- dung eines deutschen Veterinär-Offizier-Korps, die hauptsächlich den bayerischen Veterinären zu danken ist.

Hat nicht auch Generaloberveterinär Göbel I. Bayr. A.-K. neuerdings darauf hingewiesen, wie sehr gerade preußische Offiziere und auch Veterinäre dem Wohl und Wehe der Veterinäre entgegen- standen! Warum immer zugunsten der Offiziere handeln? Warum sich immer beugen und bücken vor ihnen? Standesbewußtsein und offene gerade Art im Verkehr, besonders nach oben, tut uns not!

Wir führen eine gerechte Sache! Jetzt oder nie werden wir das Ziel erreichen. |

Was uns nottut. Von ÖOberstabsveterinär Dr. Zimmermann. Es ist erfreulich, daß ein junger Kollege offen und frei über

unsere Nöte spricht. Daß es ein Süddeutscher ist, kann nicht son- derlich wundern; waren es doch meistens Herren aus dem Süden,

2 welche freier von der Leber sprachen als solche vom Norden, wo der

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„Militarismus‘“ mehr in den Knochen steckt. Das beweist auch von neuem die Anmerkung der Redaktion, welche den Artikel von Dr. Bub abzuschwächen versucht. Wenn man daran denkt, daß die „Zeitschrift für Veterinärkunde‘“ von jeher darauf bedacht sein mußte, bei den militärischen Vorgesetzten nicht anzustoßen, so ist vieles erklärt, aber nicht alles. Das ‚System der sanften Hand“ im Norden läßt sich ja auch symptomatisch feststellen in allen Jahr- gängen der B. T. W., welche noch in jüngster Zeit tröstete und be- ruhigte über den Ordensgeheimerlaß betreffend E. K. I. an Veterinäre, tröstete, als bemängelt wurde, daß Veterinäre mit E.K.I. zu wenig bedacht würden; die stets in Wonne schwamm, wie herrlich weit es die Veterinäre gebracht haben; daß nur noch eine kleine Weile nötig sei, um alles zu erreichen und so fort. Man muß es wohl der „Deutschen tierärztlichen Wochenschrift‘ stets danken, sie ihre Spalten Jahre hindurch auch unzufriedenen Nörglern (so ungefähr war das Urteil der Gegenpresse) öffnete.

An sich mag es abgeschmackt erscheinen, heute noch, wo alles Schreiben und Reden keinen rechten Sinn mehr hat, alte Wunden aufzureißen und Forderungen und Wünsche laut werden zu lassen. . Ohne die Anmerkung der Redaktion hätte ich auch geschwiegen und bei dem allgemeinen Weh des deutschen Volkes Schmerzen meines Berufes stille ertragen, aber diese Anmerkung fordert direkt auf, Zeugnis abzulegen von mancherlei, was der Vergangenheit angehört, aber Dr. Bub stützen muß. Vielleicht entspringt daraus in letzter Minute noch einige Einsicht für diejenigen, denen sie bisher fehlte materieller Lohn ist gewiß nimmer zu erhoffen.

Es sei erwähnt, daß in einer Münchener Versammlung von Veterinären 1910, die über die „berechtigten“ Wünsche des Standes beraten sollte, alle „hohen“ Veterinäre fehlten otium cum digni- tate. (Leider fehlte damals auch der von München in eine ent- ferntere Garnison versetzte, weil dem K. M. unbequeme, Kollege Dr. Göbel, der der offenste und unerschrockenste wie uner- müdlichste Standesvorkämpfer im Süden ist.) Es sei darauf hin- gewiesen, daß zu Vorstellungen beim Kriegsministerium nie die maßgebenden „Spitzen“ zu haben waren, wohl aber zum Dirigieren. Zum Kapitel „Militarismus‘ könnte ich Veterinäre nennen, die dem Militär oder den Offizieren den Rücken kehrten, weil sie es nicht länger ertragen konnten, persönlich beliebt zu sein bei ihren mili- tärischen Vorgesetzten und Offizieren („Kamerad“ war ja der Veterinär nur bei gewissen Anlässen, z. B. Pferdekauf), aber gesell- schaftlich beiseite geschoben zu werden; in Einzelfällen abgingen, weil die nicht zur Wahl gestellte „gnädige Frau‘ Veterinär nicht Mauerblümchen sein wollte u. dgl. mehr.

‚Allerdings gab und gibt es leider Kollegen, die strahlen, wenn sie im Kasino verkehren dürfen und von ihrer „persönlichen“ Stellung beim Regiment stolz und freudig jedem erzählen, der es hören mag und glaubt. Gewiß, ohne weitere Ansprüche sind viele Veterinäre für ihre eigene Person angenehm, nett, reizend von allen Offizieren geschildert worden, waren sogar wirklich beliebt, aber wollen dieselben verehrten Veterinäre einmal Standesfragen antippen, welche mit denen des Offiziers kolli-

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dieren, z. B. die Forderung auf Tischvorsitz erheben! Dann mag es ihnen gehen, wie mir, der ich vom Kommandeur der ..ten bayer. Res.Div.dienstlich in einer Offiziersversammlung den Bescheid bekam, daß Ärzte und Veterinäre nach dem jüngsten Leutnant ran- gieren, also nie das Recht haben, am Offizierstisch zu präsidieren. (Die Pflichten des Kasinos müssen sie natürlich tragen.) Hat die Redaktion denn vergessen, daß im Deutschen Reichstag und in Einzellandtagen die vordringlichen Petitionen der Veterinäre von den betreffenden Kriegsministern und militärischen Referenten stets damit abgetan wurden, daß die Veterinäre noch nicht die genü- gende Vorbildung hätten (was eigentlich die Lachmuskeln der Ein- geweihten hätte in Bewegung setzen müssen in Hinblick auf die Vorbildung der preußischen Offiziere). Oder waren die betreffenden Minister zufällig keine Veterinärfreunde und keine Offiziere? Und wem verdanken wir die noch geltende D. V. 160 mit ihrem famosen Seuchenanhang?

Ist endlich im Kriege die Bestimmung ganz gefallen, daß Offiziere die militärischen Leiter von Pferdelazaretten, Depots usw. sind und die Veterinäre nur die technischen Leiter. Die Not an Offizieren hat uns schließlich das Recht der alleinigen Direktion _ verliehen, das Schnellzufriedenen ein helles Jauchzen entlockte. Nachdenklichere sahen mit Staunen, daß neugebackene 18jährige Offiziere das Disziplinarrecht handhaben konnten, „alte“ Veterinäre nicht, ja daß letztere ev. den jüngsten Offizier bitten mußten, disziplinär die leichtesten Fälle zu ahnden. Daß veterinäre Schlau- berger Mittel fanden, ohne Disziplinargewalt und Hilfe von Dritten fertig zu werden, gehört als ex lege nicht hierher. Daß im Kriege, wo mit Milliarden: leichthin gearbeitet wurde, nie Mittel (Gehälter, Zulagen usw.) bereit waren, spricht doch wahrhaftig Bände für Dr. Bub und gegen die Verantwortlichen (Offiziere und Veterinäre).

Zum Schluß bitte ich, in Heft 3 (März) der Veterinärkunde nochmals Seite 116 zu betrachten. Sieht da heute noch irgeneiner nicht den schlecht verborgenen Teufelsfuß?

Aber ich meine „sapienti sat“.

Entgegnung: Die Unterstellung, als ob ich die von Herrn Dr. Bub aufgestellten Forderungen hätte abschwächen wollen, weise ich ganz entschieden zurück; dann hätte ich doch nicht ge- schrieben ‚bei aller Anerkennung der berechtigten Forderung usw.“.

Die Bedenken hatte ich wegen der „Schärfe“ des Tones gegen den früheren Offizierstand; und die beiden Artikel der ‘bayerischen Kollegen können mich nicht überzeugen, daß ich damit im Unrecht bin. Ich für meine Person kann es nicht für richtig halten, noch nach Zertrümmerung der alten Armee den früheren Offizierstand verletzend anzugreifen,

Unsere Standesforderungen sollen und müssen frei und nach- drücklichst unter Hinweis auf die für Armee und Vaterland wich- tigen Berufsleistungen vertreten werden; aber nicht befangen durch persönlich empfundene Kränkungen, gegen die sich der einzelne besonders heute selbst wehren kann. |

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‚Die Angriffe gegen Preußen bedaure ich, wo gerade jetzt die Einigkeit zwischen Nord und Süd so not tut. Man könnte danach annehmen, daß das Veterinäroffizierkorps von 1910 uns als eine nur in Bayern gereifte Frucht in den Schoß gefallen sei. Das Urteil hierüber überlasse ich dem Leser. Karpe.

Kriegsfürsorgeeinrichtung für die preuß. Tierärzte. Maßnahmen zur Hilfeleistung für die gefangenen Kollegen.

Wie Zuschriften ergeben (u. a. B. T. W. Nr. 9 S. 76), sorgen sich die noch in Gefangenschaft befindlichen Kollegen darum, wie sich ihr Los nach der Rückkehr in die Heimat gestalten wird. Nicht ohne Grund befürchten sie, daß die bisher noch freigewordenen Stellen inzwischen von den aus dem Felde heimgekehrten Kollegen schon besetzt sind und für sie entsprechende Verdienstmöglichkeiten nicht übrig bleiben. Eine ehrenvolle Pflicht bedeutet es deshalb für die gesamte Tierärzteschaft, hier mit allen Kräften zu helfen, daß auch diesen bedauernswerten Kollegen in jeder Beziehung zu einem Fortkommen verholfen wird. |

Der Vorstand der Kriegsfürsorgeeinriehtung für die preußi- schen Tierärzte ist freudig bereit, auch hierbei die Initiative zu ergreifen und seine Geschäftsstelle mit jeder Art Hilfeleistung zu betrauen. Unser Kriegshilfsfonds steht diesen so hart geprüften Kollegen selbstverständlich in weitghendstem Maße zur Verfügung. Aber hiermit allein ist es nicht getan. Es gilt auch, insbesondere den dem freien tierärztlichen Berufe angehörenden Kollegen, wieder Arbeits- und Verdienstmöglichkeit zu verschaffen. Hierzu bedürfen wir aber der Mithilfe sowohl der tierärztlichen Behörden und Dienst- stellen als auch der Mitarbeit aller unterrichteten Kollegen, Beamte wie Praktiker, behufs Meldung von noch offenen Stellen. Ganz gewiß wird sich die Unterbringung der jetzt noch in Gefangen- schaft befindlichen Kollegen nicht leicht ermöglichen lassen, wenn man berücksichtigt, daß auch von den bereits heimgekehrten tier- ärztlichen Feldzugsteilnehmern noch viele heimat- und erwerbslos sind. Aber versorgt werden müssen sie alle, das istunserevaterländischeundkollegialePflicht! Nötig ist hierzu, neben möglichst weitgehender Ausdehnung des tierärztlichen Arbeitsfeldes seitens der Behörden, daß die an- sässigen Kollegen immer von neuem die Frage prüfen, ob sich nicht hier und da ein Kollege, wenn auch zunächst für ein weniger ertragsreiches Arbeitsgebiet, noch einfügen läßt. Wenn dieser An- regung Folge gegeben wird und die beamteten Tierärzte in erster Linie, aber auch die Praktiker mit größerer Praxis nur etwas Arbeitsmöglichkeit von der ihrigen abgeben, dann werden auch die bisher noch nicht versorgten Kollegen ihr Brot finden, und alles wird sich mit der Zeit nach Wunsch ausgleichen. Vollzieht sich die Einrangierung der noch draußen stehenden Kollegen in dieser Weise, dann betreiben wir Tierärzte einen gesunden Sozialismus, auf den wir stolz sein können. Eile ist jedoch vonnöten und die

Zeitsshr. f. Veterinärkunde. 1919. 4. Heft. 12

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Vorbereitungen für die Hilfeleistung müssen sofort in Angriff: ge- nommen werden. Wir bitten deshalb alle unterrichteten Behörden und Kollegen, uns schleunigst mitzuteilen: 1. welche Kollegen sich zur Zeit noch in Gefangenschaft befinden und 2. an welchen Stellen (Praxis, Schlachthof, Bakteriologisches oder Serum-Institut, Bureaudienst) sich noch Kollegen ein- fügen lassen.

Das ganze Hilfswerk muß in kurzer Zeit abgeschlossen sein und fertig vorliegen, da man mit der baldigen Rückkehr unserer Kriegs- gefangenen rechnen kann.

Unsere Geschäftsstelle: Hannover, Sallstraße 95, Erdgeschoß. Fernsprecher: Süd Nr. 9440. Der Vorstand

I. A.Friese, Sehrift- und Kassenführer.

Kriegstürsorgeeinrichtung für die Preußischen Tierärzte.

XXXVIII. Bericht, November 1918.

1. Eingänge. Dr. Stephan. O. V. 111. Inf. Div., Beite für Oktober DM.; Fleischer, O. St.V. a. D., Halle a. S., Monatsbeitrag 10 M.; Dr. Clevisch, städt. T., Köln-Ehrenfeld 20 M.; Krings, St. V. d. Landw., Gruppenschlächt. D. F. B. 349 20 M.; Dr. Loweg, Kr. T., Burgdorf, Wile ke. pr. T, Lehrte, Beitrag für November :20 M.; Eilmann, У. Rat, Kr. T., Schleusingen “5 М., Nitschke, Kr. T., Strehlen, Bez. Breslau 50 M.; Dr. Tillmann.V. Rat, Kr. T. Lüdinghausen 20 M.; durch V. Rat Dr. Matschke beim Verw altungschef Warschau, 18, апа letzte Sammlung der Kreistierärzte im Generalgouvernement Warschau 194 M. Schlußsumme im Monat No- vember 414 М.

2. Auszahlungen. Beihilfen an 26 Familien 2950 M.

Dezember 1918.

1. Eingänge. Dr. Oppermann, Prof. an der Tierärztl. Hochschule Hannover 20 М.; Thurman n, Schlachthofdir., Altena i. W., weiterer Beitr. 10 M.; Dr. Loweg. Kr. T., Burgdorf, Wilcke. pr. T., Lehrte. Beitr. für Dezember 1918 ш Januar 1919 40 M.; Fleischer, O. St. V., Halle, Monatsbeitr. 10 M.;. Dr. Immelmann, Кі. Т., Naugard i. Pomm., 5. Rate 5OM.; Nagel, V. "Rat, Kr. T., Osterode a. H., weiterer Beitr. 50 М.; durch G. 0. V. Dr. Bächstädt, Hofgeismar, Sammlung von Vet. des LV. A. K. 12,80 M.; Wancke. V. Rat, Kr. T., Neiße, erneuter Beitr. 50 M.; Dr. Friedr. Meyer, Schlachthofdir., Mülheim/Ruhr (aus Versicherungsgebühren) 100 M.; Hagena, pr. T., Pewsum, Weihnachtsspende 25 M. Schlußsumme im Monat Dezember 377,50 М. e

2. Auszahlungen. Beihilfen an 10 Familien 1081,25 M.

Januar 1919.

1. Eingänge. Deubel, V. Rat, Kr. T., Hechingen (Hohenzollern) 30 M.; Thurmann, Schlachthofdir. Altena i. W., weiterer Beitr. 50 M.; durch „Tierärztl. Rundschau“: Prof. Dr. Oppermann, Hannover 3,85 M., Fleischer, O. St. V. a. D., Hale, Monatsbeitr. 10 M.; duca Reg. u. V. Rat Lorenz, Marienwerder i. W estpr., erneute Sammlung: Völkel, V. Rat, Kr: T., Thorn 50 M., Jostes, Schlachthofdir., Marienwerder i. Westpr. 25 M., Dr. Kalina, stellv. K. T., Marienwerder 20 M., Lorenz, Reg. u. V. Rat,

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Marienwerder 25 M., zus. 120 M.; Dr. Wundram, St. V., ehemals Kais. Kr. T. in Warschau 10 M.; durch V.Rat Hirsch in Liegnitz: Vierteljahrs- sammlung nachstehender Tierärzte des Reg. Bez. Liegnitz 299 M. (V. Rat Arndt, Landeshut, V. Rat Keller, Glogau, V. Rat Dr. Schuberth, Hirschberg, Schlachthofdir. Schmidt, Hirschberg, V. Rat Bettkober, Görlitz, V. Rat Müller, Horka, T. Herwig, Quaritz, V. Rat Wegener, Sagan, V.Rat Nowag. Sprottau, T. Seiffert, Goldberg. T. Dr. Lange, Jauer, V. Rat Klipstein, Jauer, Kr. T. Klingelstein, Löwenberg, V. Rat Hirsch, Iiegnitz, Т. КовКе, Наупап, V. Rat Hirschberg, Freystadt, Кт. Т. а. D. Zugehör, Grünberg); Müther, Schlachthofdir., Paderborn I M.; durch G.O.V. Kunze, Hannover: Restbetrag des Repräsentations- fonds der V. Offiz. des stellv. Gen. Komds. X. A.K. 19 M.; durch Verlags- buchhandlung M. & H. Schaper, Hannover: Dr. Rehbock, O.V., Schrift- stellerhonorar aus „D.T.W.“ 23,50 M.; durch Kr.T. Becker, Grünberg i. Schl., ehemals Gouv. V. beim Gen. Gouv. Antwerpen: aus den Uberschüssen der ehemaligen Fleischstelle in Antwerpen 5000 M.; Haase, pr. T. in Hohen- mölsen durch Chemische Fabrik Tromsdorf, Aachen 7,80 M.; Dr. Loweg, Kr.T., Burgdorf, Wilcke, pr.T., Lehrte,.Bödecker, pr.T., Lehrte, Monats- ber, 30 M. Schlußsumme im Monat Januar 5702,65 M. 2. Auszahlungen. Beihilfen an 8 Familien 1250 M.

Februar 1919.

l. Eingünge Dr. Schlake, G. V., Berlin 50 AL: durch V. Rat Bartels, Kr. T. in Celle: Überschuß einer Sammlung von V. Offiz. in der Etappe der X. Armee für die Grabausschmückung eines gefallenen Kame- raden 50 M.; A. Franzenburg, pr. T., Altona-Ottensen, erneuter Beitr. 100 M.; Nehrhaupt, pr. T., Cöln-Lindenthal, erneuter Beitr. 20 M.; Dr. lLoweg, Кт. Т. їп Burgdorf, Wileke, pr. T. in Lehrte, Bödecker, pr. T., Lehrte, Monatsbeitr. 30 М. Schlußsumme im Monat Februar 250 М.

2. Auszahlungen. Beihilfen an 6 Familien 1200 M.

Kollegen! Noch immer verweigert der siegesübermütige, wortbrüchige Feind unserem zerschlagenen unglücklichen Vaterlande den so nötigen Frieden und dem durch die inneren Unruhen zermürbten deutschen Volke Brot und Arbeitsgelegenheit. Anstatt daß, wie wir hofften, mit dem Abschluß des Waffenstillstandes ein Besserwerden der Sicherheits- und Ernährungsverhältnisse eintrat, liegt die Zukunft dunkler vor uns wie je.

Noch lange werden deshalb dieKriegswohlfahrtseinrichtungen zu tun haben, bis ihre Zwecke wenigstens notdürftig erfüllt sind. So können auch wir preußischen Tierärzte noch immer nicht daran denken, unsere Kriegsfürsorge- einrichtung, welche schon soviel Segen gestiftet hat, aufzulösen und_ ihre Tätigkeit einzustellen. Damit wir ferner in der Lage sind, Not und Sorge von den wirtschaftlich schwachen Kollegenfamilien nach Möglichkeit fern- zuhalten, müssen wir weiter herzlich und dringend bitten, uns auch in Zu- kunft mit Geldmitteln zu unterstützen.

Allen denjenigen Kollegen, welche uns in den verflossenen vier Monaten mit Beiträgen treu zur Seite gestanden haben, insbesondere Чеп ehemals Kaiserlichen Kreistierärzten im Generalgouvernement Warschau, sowie dem Herrn Kreistierarzt Becker, Grünberg, vormals Gouvernementsveterinär beinı (ieneralgouvernement Antwerpen, sagen wir unseren herzlichsten Dank.

Weitere Beiträge erbitten wir an unseren Schrift- und Kassenführer

Tierarzt Friese, Hannover, Sallstr. 95, Erdg. Postscheekkonto: Hannover Мг. 10227. Hannover, den 7. März 1919. Friese.

Merkblatt über die Riäude des Pferdes und der sonstigen Einhufer (Esel, Maultiere, Maulesel). Vom Reichsgesundheits- amt ist für Tierärzte das genannte Merkblatt (16 Druckseiten) herausgegeben, das nach der neueren Literatur, insbesondere nach den Feststellungen in der Tierseuchen-Forschungsstelle Ost (Dr. W. Nöller), sowie nach den in den Anweisungen des preußischen Kriegsministeriums niedergelegten Ergebnissen der Räudebekämpfung zusammengestellt ist. Das Merkblatt bespricht das Wesen und die Weiterverbreitung der Krankheit, die Krank- heitsmerkmale und den Nachweis der Räudemilben, die Anzeige- pflicht und die Maßnahmen vor polizeilichem Einschreiten, die Über- tragbarkeit der Sarkoptes-Räule auf den Menschen und die ver- schiedenen Behandlungsarten der Räude einschließlich der mit gasförmigem SO, Vor Gasbehandlung von Bedienungsmann- schaften, die sich mit Sarkoptes-Räude infiziert haben, wird aus- drücklich gewarnt. Das Merkblatt weist zum Schluß darauf hin, daß nach $ 249 der Ausführungsbestimmungen des Bundesrats zum Viehseuchengesetz die Behandlung der Räude dureh Nicht- tierärzte verboten ist.

Es wird empfohlen zur Entschädigung von Todesfällen, die sich ausnahmsweise bei der Gasbehandlung ereignen können, daß die Landeszentralstellen das Gasverfahren organisieren und die Gebühren in soleher Höhe festsetzen, daß aus dem Überschuß ein Entschädigungsfonds gewonnen wird.

Einzelexemplare des Merkblattes kosten 30 Pf., hundert Exem-

plare 20 M., Verlag von JuliusSpringer, Berlin W.

Winterweiden. In der „Landwirtschaftlichen Tierzucht“ Heft 5 schreibt G. Fehrs- Elmshorn, daß er in den letzten drei Jahren alle jungen Pferde (edle Holsteiner) bis zum dritten Lebensjahre mit Ausnahme der Absatzfohlen während des ganzen Winters Tag und Nacht auf der Weide belassen habe. Bis in den Januar hinein konnten die Pferde sich ohne Zufütterung ernähren. Sie bekamen einen mächtigen Winter- pelz, hielten sich aber genügend im Futterzustand. Wenn die Grasnarbe kahl gefressen oder mit Schnee bedeckt war, wurde nur Heu, in den letzten beiden Jahren sogar nur Stroh ge- füttert. Auf jeder Weide war eine genügend große bedeckte und von drei Seiten mit dichten Bretterwänden geschützte Hütte erbaut. Die Pferde hielten sich aber meist im Freien auf; selbst bei 12° Kälte fand F. seine jungen Pferde im Freien auf Schnee liegend vor. Die Pferde blieben: alle gesund und sollen sich im folgenden Sommer im besseren Zustande befunden haben als die Stallfohlen. М

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Die schon 12 bzw. 30 Jahre nur als Weiden benutzten Flächen wurden durch die Winterbeweidung insofern ertragreicher, als die im Sommer von Kühen gemiedenen, mit Honiggras bestandenen Hullen und Geilstellen im Winter von den Fohlen kahl abgefressen wurden und so nach mehreren Wintern ganz verschwanden.

Aufdeekung von Seuchen durch die .Fleischbeschau. Dr. Preller- Hannover weist in Heft 9 der „Zeitschr. f., Fleisch- und Milchhygiene“ darauf hin, daß auf dem Schlachthof Hannover in der letzten Zeit bei Schlachtpferden zahlreiche Fälle von Rotz gefunden wurden. Geheimrat v. Ostertag schreibt dazu, daß infolge der überstürzten Demobilmachung der Pferdefleischbeschau eine hohe Bedeutung für die Aufdeckung latenter Rotzherde zu- komme. Auch auf die Wichtigkeit der Rinderfleischbeschau bei der Aufdeckung erster und latenter Fälle von Lungenseuche weist er hin, da diese Seuche durch Zugochsen aus Rumänien und aus Russisch - Polen eingeschmuggelte Milchkühe nach Deutschland wieder eingeschleppt ist. Besonders bei kleinen, nur durch Ab- tasten der Rinderlungen festzustellenden pneumonischen Herden und Sequestern sei auf die bekannten Veränderungen der Lungen- seuche zu achten. |

Der schwedische und der finnische „Rote Stern“, Vereine für Pferdepflege im Kriege. Von Herrn Stabsveterinär Scheferling ist der Schriftleitung folgende Mitteilung zugegangen:

Während des Finnischen Feldzuges machte sich auf Seiten der Weißen Garde (Finnischen Regierungstruppen) unter dem Ober- befehl des Generals Mannerheim das Bedürfnis nach einem Lazarett für kranke Pferde stark geltend. Da stellte der schwedische „Rote Stern“ ein Pferdelazarett zur Verfügung, welches in Tammerfors . errichtet wurde. Es war bald stark in Anspruch genommen und hat viele verwundete und kranke Pferde wieder hergestellt. Die Unterhaltung des Lazaretts geschieht völlig von dem „Roten Stern“; die Tierärzte sind freiwillige schwedische Tierärzte. An der Spitze des Lazaretts steht ein Cheftierarzt, welcher das Lazarett leitet. Es gliedert sieh in Stationen, ähnlich den deutschen Pferdelazaretten. Das Pflege- und Verwaltungspersonal besteht gleichfalls nur aus Freiwilligen. Außer männlichen Pflegern befinden sich im Lazarett eine größere Anzahl Pflegerinnen, und zwar ausschließlich jüngere Damen besserer Kreise. Sie tragen feldgraue Kleidung und eine weiße Binde mit dem roten Stern am linken Oberarm. Für uns Deutsche war die Einrichtung „Roter Stern“, Pferdelazarett -mit weiblichen Pflegern, etwas Neues. Nach Aussagen der Lazarett- Tierärzte haben sich die Schwestern sehr gut bewährt und gute Dienste besonders bei Operationen usw. geleistet. Es ist m. W. das erste freiwillige Vereinspferdelazarett, welches in diesem Kriege aufgestellt worden ist. Es ist zu wünschen, daß sich nach diesem Kriege auch in Deutschland Vereine bilden, welche sich die Auf-

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gabe stellen, bei einem zukünftigen Kriege Vereinspferdelazarette für das Heimatgebiet freiwillig aufzustellen und zu unterhalten. In Betracht kämen hierfür in erster Linie die deutschen Tierschutz- vereine.

Aus den Statuten des finnischen Vereins „Roter Stern“ (Sitz in Helsingfors) ist folgendes erwähnenswert: Der Verein verfolgt den Zweck, den im Kriege schwer leidenden Pferden und anderen Haustieren zu helfen.» Er untersteht im Kriege dem Befehl der Militärbehörde. Das Personal ist aus sonst nicht zum Kriegsdienst Verpflichteten auszuwählen. In Friedenszeiten sind schon die ent- sprechenden Vorarbeiten, wie Entwürfe für einzurichtende Pferde- lazarette und Pferdeerholungsheime, Anschaffung von Transport- wagen, Behandlungsgeräten und Instrumenten, Ausbildung von freiwilligem Personal männlichen und weiblichen Geschlechts usw. zu erledigen. Jeder unbescholtene finnische Untertan kann Mit- glied des Vereins werden. Die Kosten werden durch Beiträge der Mitglieder und Stiftungen aufgebracht.

Solaningehalt von Kartoffeln. Nach einem Referat in Nr. 17/18, Jahrg. ХХ. der Landw. Presse aus der Chemiker Zeitung sind Einzel- und Massenerkrankungen bei Menschen nach Genuß von größeren Mengen Kartoffeln vorgekommen, die schwarz-grüne Flecken zeigten und bitter und kratzend schmeckten. Nach Ent- fernen der Schale zeigten sich grüne, chlorophyllhaltige Gewebs- schichten. Die Chlorophylibildung unter der Schale tritt ein, wenn die Kartoffeln längere Zeit bei direkter Sonnenbestrahlung unbedeckt liegen. In diesen chlorophyllhaltigen Teilen wurden bei chemischen Untersuchungen ein höherer -Solaningehalt gefunden als in den nicht verfärbten Kartoffelteilen, die nur Spuren auf- wiesen. In etwa 2 kg grüngefleckter Kartoffeln kann eine für Menschen schädliche Solaninmenge (0,3 bis 0,4 g) enthalten sein.

Untersuchung rotzverdächtiger Pferde. Bei der über- stürzten Demobilmachung sind vielfach Pferde abgegeben worden, bei denen die Gefahr einer Ansteckung mit Rotz vorliegt. Infolge- dessen ist häufig von Pferdebesitzern der Wunsch laut geworden, ihre von der Militärverwaltung während oder nach der Demobilmachung im Handel gekauften Pferde mit Hilfe der Blut- probe auf Rotz untersuchen zu lassen, auch wenn klinisch ver- dächtige Erscheinungen nicht vorliegen. Das Landwirtschafts- ministerium hat diesen Wünschen der Pferdebesitzer dadurch Rechnung getragen, daß es die Blutuntersuchungsstellen (Patholo- gisches Institut der Tierärztlichen Hochschule in Berlin, Abteilung für Tierhygiene des Kaiser-Wilhelms-Instituts für Landwirtschaft in Bromberg und das Veterinär - Bakteriologische Institut in Münster i. W.) angewiesen hat, Blutuntersuchungen auf Rotz auf Wunsch von Tierärzten auszuführen und den Tierärzten auf Erfordern Nadeln, Gläser usw. für die Blutentnahme zur Verfügung zu stellen. Das Untersuchungsergebnis wird den Tier- ärzten unmittelbar mitgeteilt, so daß diese in der Lage sind, bei

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Rotzverdacht die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Für die Unter- suchung wird seitens der Blutuntersuchungsstellen eine Mark für das Pferd erhoben.

Zoologie in Fragen, Antworten und Merkversen unter besonderer Berück- sichtigung der Biologie und Entwicklungslehre, zum Gebrauch für Stu- dierende der Medizin, Tierheilkunde und Zoologie. Von Dr. Karl Hauser und Dr. Alfred Segall. Mit 170 Abbildungen. Berlin W62, Fischers Medizinische Buchhandlung. H. Kornfeld. 1918. Preis 10 M.

Das Buch soll allen denen, die eine Prüfung in der Zoologie ablegen sollen, ein Hilfsmittel für die Vorbereitung sein, es soll also für ein Examen vorbereiten und nicht für einen Beruf. Das Hauptaugenmerk haben die Verfasser auf die Biologie und die entwicklungsgeschichtlichen Verhältnisse gcrichte. Das Buch ist in katechetischer Form, in, Frage und Antwort, angelegt. Die beigefügten schematischen Figuren, Übersichtstabellen und Merkverse bedeuten ein erhebliches Hilfsmittel für den gedachten Zweck. Für Studierende der Medizin und der Tierheilkunde, bei denen die Zoologie nur als Hilfsdisziplin in Betracht kommt, sind die Fragen, deren Kenntnis von ihnen zum Tentamen physicum verlangt wird, besonders gekennzeichnet. Allen Interessenten kann das Buch bestens empfohlen werden. Schulze.

Die Behandlung der Pferderäude mit Schwefeldioxyd. Von Dr. W. Nöller, wissenschaftl. Assistenten am Institut für Schiffs- und Tropen- krankheiten in Hamburg und Oberveterinär d. Res. Verlag von Richard Schötz, Berlin. Preis 3,60 M.

In der mit instruktiven Abbildungen, Skizzen und Plänen ausgestatteten Schrift veröffentlicht der Verf. das von ihm während des Krieges in_ der der Tierseuchenforschungsstelle Ost angegliederten Räudeforschungsstelle aus- gearbeitete Verfahren zur Behandlung der Pferderäude mit gasförmigem SO, Das Verfahren ist jetzt allgemein in den Pferdelazaretten der Armee und vielfach auch schon von den Zivilverwaltungsbehörden mit dem vor- züglichsten Erfolge eingeführt. Außer der ausführlichen Beschreibung des Behandlungsverfahrens enthält das kleine Werk noch eine Abhandlung über die Grundsätze für den Bau praktischer und hygienisch einwandfreier Zellen (zerlegbare und massive), sowie deren innere Einrichtungen.

Die Anschaffung des Buches ist allen mit der Räudebekämpfung be- schäftigten privaten und beamteten Tierärzten und Veterinäroffizieren warm zu empfehlen. Karpe.

Die Erkennung der bakteriellen Infektionskrankheiten mittels der Präzipitationsmethode. Von W. Pfeiler, Leiter des Tierhygienischen Instituts am Kaiser- Wilhelms-Institut für Landwirtschaft zu Bromberg. Mit 6 Abbildungen, 2 Kurven und 25 Tabellen im Text. Berlin 1918. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz. Preis 6 M.

Die Veranlassung für die Niederschrift des vorliegenden Buches gab die Aufforderung einer Verlagsbuchhandlung, die Erkennung der bakteriellen Infektionskrankheiten des Menschen und der Tiere mittels der Präzipitations- methode für ein bekanntes größeres Werk in kurzer Form darzustellen. Die

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umfangreichen Quellenstudien konnten an der erwähnten Stelle keine ge- eignete Verwendung finden, schienen dem Verf. aber die Grundlage für eine mehr monographische Behandlung der Frage abgeben zu können, zumal eine ins einzelne gehende Darstellung dieser Frage in der Literatur fehlt. Verf. hat in seiner amtlichen Stellung und als stellv. Leiter der Regie- rungs-Medizinal-Untersuchungsstelle Bromberg auf Grund vieljähriger Studien roße Erfahrungen gesammelt, auch in Fragen, die in das Gebiet der Humanmedizin hinüberreichen. Verf. führt bei den einzelnen Infektions- krankheiten auch der Menschen aus, ob und inwieweit das Anwendungsgebiet der Präzipitationsmethode, die in der, Medizin hauptsächlich nur für die 7wecke der forensischen Eiweißdifferenzierung gebraucht wird, nach seiner Meinung ausgedehnt werden kann. Das Buch. das sich durch klare Aus- drucksweise auszeichnet, enthält für jeden Interessenten viel Wissenswertes; sein Studium kann daher empfohlen werden. Schulze.

Kompendium der speziellen Pathologie und Therapie für Tierärzte. Von Eugen Fröhner, Dr. med. und Dr. med. vet. h. e., Geh. Reg. Rat und Prof., Direktor der medizinischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule, Berlin. 2. neubearbeitete Auflage. Stuttgart 1918. Verlag von Ferdinand Enke. Preis 12 M.

Das Werk, das bekanntlich in kompendiöser Darstellung einen Auszug aus dem großen Werke „Spezielle Pathologie und Therapie der Haustiere“ von Friedberger u. Fröhner darstellt, hat in der 2. Auflage eine Neubearbeitung zahlreicher Kapitel, besonders in der Seuchenlehre, unter Verwertung der reichen Kriegserfahrungen erfahren. Neu aufgenommen ist ein Kapitel über das Maltafieber und die Serumkrankheit.

Verf. und Buch sind unter Tierärzten so bekannt, daß es nur des Hin- weises auf das Neuerschienensein bedarf. Schulze.

Preußen. O.V. Grossien beim K.R.3 zu den Vet. Offiz. d. Res. übergeführt; O.V. Syring bei der Mil. Vet. Akad. zu den Vet. Offiz. der Landw. 1. Aufgeb. übergeführt; V.a. K. Dr. Werk als Vet. mit Patent v. 19.1.15 bei den Vet. Offiz. der Landw. 1. Aufgeb. ange- stellt; O.V. a.K. Libon mit Patent v. 26. 8.17 bei den Vet. Offiz. der Landw. 1. Aufgeb. angestellt; O.V. Winkel beim H.R.7 zu den Vet. Offiz. der Landw. 1. Aufgeb. übergeführt; V. a. K. Behmer mit Patent v. 19. 1. 15 bei den Vet. Offiz. der Landw. 1. Aufgeb. angestellt; O.V. Dr. Büntzel der Abschied bew., zugleich ist der- selbe bei den Vet. Offiz. der Landw. 1. Aufgeb. angestellt.

Bayern. O.V. Schlegel beim 4. Chev. R. zu den Vet. Offiz. d. Bes versetzt; OÖ. St.V. Schmid beim 2. Fußa. R. und Vet. d. Res. Streck der Abschied mit der gesetzl. Pension bew., ebenso dem Vet. d. Res. Bauer (Landshut). |

Sachsen. O.V. Scheffler (Chemnitz) gestorben. Druck von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW’68, Kochstraße 68—71.

31, Jahrg.

Zeitschrift «-Veterinärkunde mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene

Organ für die Veterinäre der Armee Schriftleitung: Oberstabsveterinär Karpe.

En Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Нореп 92. Abonnementspreis jährlich 12 Mark. Preis einer einzelnen Nummer 1,50 М Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.

Mai 1919. 5. Heft.

Die Narkose.

Theoretische Betrachtungen, physiologisehe und praktische

Untersuchungen unter besonderer Berücksichtigung der intra-

venösen Infundierungen wässriger Chloralkydratlösungen beim | Pferde.

Von Oberveterinär Caemmerer f.

Seit Jahren habe ich mich mit der Ausführung intravenöser Infundierungen wässriger Chloralhydratlösungen zum Zwecke der Narkose beschäftigt und versucht, eine Applikationsmethode aus- zubilden, die den Ansprüchen des Praktikers genügt, der ge- zwungen ist, auf größere Bequemlichkeiten, wie sie etwa eine Klinik bietet, zu verzichten. Während des Feldzuges erschloß sich ein reiches Arbeitsgebiet, dessen eigenartige Verhältnisse Mangel an tierärztlicher Assistenz, anfängliches Fehlen eines geschulten Personals, starker Zugang an Patienten (und damit ein Zusammen- drängen der zu leistenden Arbeit), noch dazu im Winter beim Fehlen geeigneter größerer Räume das Verlangen nach einer möglichst exzitationslosen Narkose in Hinsicht auf ein ruhiges und sicheres Operieren herausforderten. Bei dem Vorsatze, die intra- venöse Applikation wässriger Chloralhydratlösungen auf breiter Basis anzuwenden, war ich mir des Widerstandes wohl bewußt, der der allgemeinen Einführung dieser Methode in die Tiermedizin geleistet wurde. Trotz eines Mißerfolges, den ich selbst seinerzeit zu verzeichnen hatte, habe ich weiterhin meine Zuflucht zu der Methode genommen, um ihre ausgezeichneten Eigenschaften nicht ungenützt zu lassen. Es geschah dies nicht ohne Mißtrauen, in- sofern als ich die von Widersprüchen strotzende Literatur kannte und ich auf Grund meiner eigenen Erfahrungen vor der Methode gewarnt hatte. Vorweg sei kurz erwähnt, daß der Todesfall, der mich zu jener Warnung veranlaßte, weniger der Methode und dem Chloralhydrat als mir zur Last zu legen war, worauf ich noch ausführlich zu sprechen kommen werde.

Zeitsehr. f. Veterinärkunde. 1919. 5. Heft. 13

110.

Der Zweck dieser Arbeit soll in erster Linie dazu beitragen, an der Hand einer umfangreichen Kasuistik ein Urteil über die Gefährlichkeit und damit über die Brauchbarkeit oder das Ver- sagen der intravenösen Infundierung wässriger Chloralhydrat- lösungen -zu fällen. Eine Methode etwa von vornherein auf Grund einer Wahrscheinlichkeitsrechnung abzulehnen, würde ein Todes- urteil für jede medizinische Forschung bedeuten.

Es ist wirklich der Mühe wert, einer Narkose Geltung zu verschaffen, die beim Tiere ohne Exzitationsstadium schon im Stehen eingeleitet werden kann, sowohl im Interesse des Patienten als auch im Interesse einer exakten Untersuchung oder einer kunstgerechten Operation, ganz abgesehen von der Ausschaltung von Gefahren, die täglich jedem Veterinär drohen, der unter allen Umständen bei der Ausübung seines schweren und gefährlichen Berufes sein Ziel erreichen will.

Die Literaturzusammenstellung will einen kurzen Überblick über die Geschichte und die aufgestellten Theorien über die Nar- kose geben, über neue pharmakologische Gesichtspunkte, über die physikalisch-chemische Natur der Wirkung der Arzneimittel, über Statistik der Gefahren der Inhalationsnarkosen und über neuere Applikationsmethoden erprobter Narkotika. Auf Vollständigkeit macht diese Literatursammlung keinen Anspruch, dazu ist das Material, das Tier- und Menschenmedizin stellt, zu reichhaltig und in zu vielen Zeitschriften der allerverschiedensten Art zerstreut.

Die Studie befaßt sich aber außer einer genauen Kontrolle und Beschreibung der bekannten intravenösen Chloralhydrat- narkosen auch mit den anderen üblichen Verabfolgungsarten des Chloralhydrats, ferner mit der Applikation wässriger Äther- und Chloroformlösungen und der Mischnarkose von Chloralhydrat-, Ather- und Morphiumlösungen, schließlich auch mit einer Reihe von Blutuntersuchungen, die eine praktische Stütze für die Dosie- rung und einen Beweis für den zwischen Erythrozytengehalt und Dosis efficax bestehenden Parallelismus erbringen sollen.

Die Geschichte der Narkose ist keineswegs alt. Sie umfaßt nur einen Zeitraum von rund 70 Jahren. An Versuchen aller Art, Schmerzen zu stillen und zu lindern, hat es naturgemäß nie ge- fehlt, denn den Kranken von seinen Schmerzen zu befreien, ist ja von jeher die Aufgabe der Medizin gewesen.

Im Altertum, d.h. der klassischen Zeit der Griechen und Römer, fehlten dem damaligen Arzneimittelschatz schmerzlindernde Mittel. Erst späteren römischen Ärzten scheint eine Art Inhalationsnarkose bekannt gewesen zu sein. Kraftvollere Mittel, wie Opium thebai- cum, Hyoscyamus, Mohn, Mandragora, wurden von der Salerni- tischen Schule im Mittelalter benutzt, jener berühmten medizi- nischen Laienschule, die im Anfang des 12. Jahrhunderts das „Antidotarium Nicolai Salertinani“ zusammenstellte und die

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Grundlage für alle späteren Pharmakopöen schuf. Aus der Bologneser Schule ist Theodorico del Burgognoni (1205 bis 1298) hervorzuheben, der zum ersten Male für eine eiterungslose Wund- behandlung eintrat, ferner zum ersten Male den Ptyalismus nach Quecksilbergebrauch beschrieb, und weil er wieder als Erster eine primitive Narkose empfahl, die darin bestand, Schwämme in wässrige Lösung narkotischer Pflanzen zu tauchen, die Schwämme dann an der Sonne zu trocknen, sie kurz vor der Operation in heißem Wasser aufzuweichen und dann dem Kranken vor die Nase zu halten. Husemann (1833 bis 1901) beschrieb in seinem Handbuch der gesamten Arzneimittellehre die Schlaf- schwämme des Mittelalters, die Vorläufer der jetzigen Äther- und Chloroformnarkose.

Von den Assyrern wissen wir, daß sie bei der rituellen Be- schneidung die Halsgefäße komprimierten.

Auf Java ist eine ganz ähnliche Methode noch heute üblich. Dieselbe beruht auf beiderseitiger Digitalkompression der Carotis interna hinter dem Kieferwinkel.

Wir brauchen übrigens in dieser Beziehung gar nicht 80 weit zu suchen. Noch heute wird auf Mensurböden die uralte Studentensitte geübt, die Schmerzen beim Flicken durch kräftiges Komprimieren des äußeren Gehörganges zu verringern.

Lange vor unserer Zeit haben die Chinesen außer der Pocken- schutzimpfung und der Behandlung der Syphilis mit der Inhala- tion von Quecksilberdämpfen eine Narkose gekannt und ange- wendet, bei der ein Mittel Ma-Jao per os eingenommen wurde, das aus-den verschiedensten Giftpflanzen zusammengesetzt war.

1795 wurde, nach Entdeckung der Gase von dem Arzt Bed- does eine Inhalationsanstalt gegründet, in der Krankheiten durch Einatmen von Gasen geheilt werden sollten. Die Leitung dieses Unternehmens wurde dem später so berühmten Physiker Davy Humphrey übertragen, der damals zwanzig Jahre alt war. 1795 prüfte Humphrey die Wirkung des eingeatmeten Stick- stoffoxyduls, des Lustgases. Er glaubte, daß man mit Hilfe dieses Gases bchmerzlos würde operieren können. In dieser Hoffnung sah er sich leider getäuscht, denn die Wirkung des Stickstoff- oxyduls war nur vorübergehend und reichte nicht aus, um das nötige Toleranzstadium herbeizuführen.

Auf Inhalation von Ätherdämpfen kam niemand, trotzdem der bereits 1515 von Valerius Cordus, Professor an der Univer- sität Wittenberg, entdeckte Äther fast allen Ärzten bekannt war. Erst viel später, um die Mitte des 19. Jahrhunderts, wurde durch Zufall die große Entdeckung von dem Arzte Charles Jack- son in Boston (1805 bis 1880) gemacht. Im Verein mit der 1865 von Lister gemachten gleichfalls unschätzbaren Entdeckung der keimtötenden Eigenschaften der Karbolsäure und der damit ver-

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bundenen erfolgreichen Bekämpfung des damals so sehr. gefürch- teten Spitalbrandes verhalf sie der bis dahin bescheidenen, im Mittelalter sogar verachteten Chirurgie zu einem ungeahnten Auf- schwung und. eröffneten ihr von Jahr zu Jahr größere Arbeits- gebiete, die bis dahin der inneren Medizin vorbehalten gewesen waren, deren Jünger einst mit ungeheuerer Geringschätzung auf die Kunst des Feldschers herabblickten.

Jackson hatte das Unglück, einen mit Chlorgas gefüllten Behälter zu zerbrechen. Die Reizung der Luftwege durch das Chlor. und das damit verbundene Gefühl zu ersticken, suchte er durch Einatmen von Ätherdämpfen zu beseitigen. . Der eigen- artige Zustand, der sich dabei einstellte, brachte ihn auf die Idee, diese Ätherinhalationen bei Operationen anzuwenden, um sie schmerzlos zu gestalten. Seine in den Jahren 1841 bis 1842 an- gestellten Versuche hatten das Ergebnis, daß der Schmerz durch Einatmen von Ätherdämpfen aufgehoben wurde Als Jackson darauf seine Entdeckung zur praktischen Anwendung empfahl, mußte er das Schicksal so manches anderen Entdeckers teilen. Die Fachkreise lehnten die Ätherinhalation ab. 1846 wurde sie zum ersten Male von dem Zahnarzt Killiam Morton auf persönliche Empfehlung Jacksons bei einer sehr: ängstlichen Patientin zu einer Zahnextraktion angewendet. Etwa einen Mönat später, am 17. Oktober 1846, wurde von dem Hospitalarzt John Collins Warren (1778 bis 1856, Boston) die Athernarkose zum ersten Male bei einer größeren Operation, und zwar bei der Exstirpation eines Halstumors eingeleitet.

An dem Streit, der später zwischen Jackson und Mo rton folgte, wer der eigentliche Entdecker sei, beteiligte sich noch der Zahnarzt Horace Wells aus Hartford und schließlich noch der - Arzt Dr. Crawford W. Long aus Athens in Amerika, der behauptete, schon 1842 die betäubende Eigenschaft des Athers gekannt und ihn als schmerzlinderndes Mittel bei Operationen angewendet zu haben.

Sir James Jong Simpson (1811 bis 1870) führte die Athernarkose in die Geburtshilfe ein und wandte zur Narkose 1847 als Erster an Stelle des Äthers Chloroform an, das bereits sechs- zehn Jahre früher, 1831, von Eugene Soubeiran (Paris), bekannt durch seine Arbeiten über Quecksilberchlorür-Arsen- wasserstoff und ‚Chloroform, entdeckt und 1832 von Liebig her- gestellt war.

Wohl die Gefahren und Zufälligkeiten beider Inhalations- narkosen veranlaßten den französischen Arzt Ore (Bordeaux) im Jahre 1872 neue Wege einzuschlagen. Er spritzte wäss- rige Lösungen von Chloralhydratin die Venen zum Zwecke der Narkose. Wenn auch auf Grund von Mißerfolgen die Oreschen Injektionen bald abgelehnt wurden, so

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ist ihm das Verdienst nicht abzusprechen, der Anwendüngsart von Narköticis einen neuen Weg ‘gewiesen zu -häben. - De seine , Versuche mit dem damaligen Chloralhydrat_ fehlschlugen, ist" bei der Technik der früheren Darstellung nicht verwunderlich. 1839 wurde es von Liebig bekanntlich hergestellt und erst 1869 von O.Liebreich auf Grund seiner klassischen Arbeit dem Arznei- mittelschatz zugeführt, in dem es als Schlafmittel viele ‘Jahre hin- durch eine bedeutende Rolle spielte, bis es durch die neuen Ka kannten Hypnotika verdrängt wurde.

Humbert wandte bereits 1875 die Ore sche Applikations- methode bei Pferden an und gab 1881 die Dosierung für ‚dieses Haustier bekannt.

Theorien über die Narkose.

Trotzdem man seit vielen (siebzig) Jahren sich mit dem Stu- dium der Narkose beschäftigt hat, ist es bis ‘heute nicht gelungen, eine einheitliche, allgemein anerkannte Theorie aufzustellen. ` Be- reits Claude Bernard genügte die bekannte Hypothese ‘des van t Hoff nicht, die Traube geradezu einen Hemmschuh für die biologische Forschung nennt, um sich den Mechanismus der Narkose, ihr Wesen und ihr Zustandekommen zu erklären. ‘Er stellte sich die Narkose als eine Semikoagulation: des Protoplasmas vor, eine Anschauung, der in neuerer Zeit wieder von Hoeber und anderen zugestimmt wird, denn Hoeber erklärt die Nar- kose mit einer Permeabilitätsverminderung der Zellen. Nach Claude Bernard kann Narkose durch die eigentlichen Nar- kotika, aber auch durch Anämie, Asphyxie und die Wärme be- wirkt werden, ohne daß der Mechanismus bei der Anästhesie ein anderer wird. Sie alle rufen dieselben Veränderungen in der Ganglienzelle hervor. - Auch hat man versucht, das Wesen der Narkose auf Hyperämie zurückzuführen. Die wichtige Feststel- lung: von Overton und gleichfalls von Meyer, daß die Nár- kotika um so größere narkotische Kraft entwickeln, je weniger sie in Wasser und je mehr sie in Fetten löslich sind, führte sie zur sogenannten Lipoidtheorie. Das Overton-M eyi ar èche Gesetz wurde auch gleichzeitig von Richet gefunden. Overton er- klärte daher das Wesen der Narkose folgendermaßen: Die indiffe- renten Narkotika wirken, indem sie in die lezithin- und cholesterin- artigen Bestandteile der Zellen des Gehirns übergehen und hier: durch den physikalischen Zustand dieser Gehirnlipoide (Plasma- lipoide) :so verändern, daß sie entweder selbst ihre normalen Funktionen innerhalb der Zelle nicht mehr vollziehen können: oder störend auf die Funktionen anderer Zellbestandteile wirken.‘ -

Die narkotische Kraft eines indifferenten Narkotikums ist vor- wiegend bestimmt durch die Größe seines Teilungskoeffizienten zwischen Wasser bzw. den wässrigen 'Säften des Organismus und

den Gebirnlipoiden (Plasmalipoiden) als Lösungsmittel. Als Bei- spiel für diese Behauptung gibt er das Phenanthren an, das erst in 200 000 Teilen Wasser, aber in Olivenöl leicht löslich ist. Dieses Mittel narkotisiert Kaulquappen noch in einer Konzentration von 1 : 1 500 000 (Chloroform erst 1 : 6000).

Traube zeigt in seinen Aufsätzen „Theorie des Haftdrucks und Lipoidtheorie“ und „Theorie der Narkose“ u. a., daß die Meyer-Overtonsche Lipoidtheorie das Wesen der Narkose nicht erklärt, denn z. B. die Stromata der roten Blutkörperchen nehmen nach einer Behandlung mit Azeton oder Ather, also nach der Entfernung ihrer Lipoide, ebensoviel Thymol auf wie vorher. Er erklärt es sogar für nicht ausgeschlossen, daß die Lipoide die Osmose eher hemmen als beschleunigen, denn Stoffe mit sehr großem Haftdruck (d. i. die Anziehung des gelösten Stoffes zum Lösungsmittel) in Lipoiden werden sofern sie sich darin lösen sollten von den Lipoiden festgehalten und nicht wieder los- gelassen. Anhänger der Meyer-Overtonschen Theorie sind Höber, Warburg, Czapek, Fühner u. a. während Bürker sie verwirft und mehr zu der Annahme einer zeit- weiligen Erstickung des Nervensystems neigt im Sinne von Ver- worn. | |

Auf Grund seiner Versuche bestätigt Reicher die Meyer- Overtonsche Theorie mit folgender Modifikation: Das maß- gebende Moment für die Einwirkung eines Narkotikums ist seine relative Löslichkeit in den Lipoiden, aber es findet dabei nicht eine einfache Änderung des normalen physikalischen Zustandes, nicht bloß eine Bindung in einer Art starrer Lösung statt, ohne daß hierbei Lipoide zum Austritt aus der Zelle veranlaßt werden, son- dern es kommt auch zur Ausstoßung lebenswichtiger Lipoide und Fette bei einer uns noch unbekannten Wechselwirkung zwischen dem Narkotikum und den Zellipoiden, welche vielleicht auch bei dem Zustandekommen der Narkose eine Rolle spielt und sich ge- raume Zeit chemisch und mikroskopisch im Blute sowie histolo- gisch in den Organen nachweisen läßt.

W. Koch und F.C.Mc.Lean untersuchten, ob an einem . rein dargestellten Lipoid, dem Hirnlezithin, eine chemisch-physi- kalische Beziehung zu narkotisch wirkenden Substanzen nachzu- weisen sei. Sie untersuchten die Änderungen, die die Fällbarkeit wässriger Lezithinemulsionen durch Kalziumchlorid bei gleich- zeitiger Gegenwart von Narkoticis erlitt. Sie fanden, daß einige Narkotika die Fällbarkeit erhöhen, andere verringern, wieder andere unverändert lassen. Eine Gesetzmäßigkeit fehlt also. Hier ist an die Arbeiten von Reicher, Nerking, Hauschmidt zu erinnern, auch wenn sie nicht unmittelbar die Narkosetheorie zum Gegenstand haben. Reicher sah bei der Narkose den Fett- bzw. Lezithingehalt des Blutes ansteigen und erklärt diese Er-.

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scheinung als eine Abwehrmaßnahme des Organismus. Die Fett- anhäufung in den inneren Organen entsteht seiner Auffassung nach nicht auf Grund eines vermehrten Eiweißzerfalles, sondern ist als eine Alarmierung des Fettes aufzufassen, um die Narkotika abzufangen und um sie vom Zentralnervensystem und den roten Blutkörperchen, die eine ganz besondere Affinität zu den Narko- ticis haben, abzuhalten.

| Ebenso wie Reicher sah Nerking in en Anstieg des Fettgehaltes im Blute eine Abwehr des Organismus. Er unter- stützte den Organismus durch intravenöse Lezithininjektionen und fand, daß bei Äther, Chloroform, Morphium, Morphium-Skopala- min, Urethan, Urethan-Chloralhydrat, Novokain, ХоуоКаіп-Айге- nalin und Stovain Erwachen und Rückkehr der Empfindung schneller eintreten. Durch Lezithininjektionen kann man demnach eine Narkose abkürzen.

Dieselben Beobachtungen wurden von E. H ei am pharmakologischen Institut in Jurjew gemacht. Der Einfluß von Lezithininjektionen auf die Wirkung von Arzneimitteln und Giften ist unverkennbar. Kurare, Strychnin, Chloralhydrat, AÄthylalkohol, ‘Veronal und Morphium wurden durch Lezithin in ihrer Wirkung gehemmt.

Eine wirkliche Theorie der Narkose gb Verworn mit seiner Erstickungstheorie.. Er begründete seine Theorie mit Versuchen an roten Blutkörperchen und Zellen des Zentralnervensystems, bei denen er feststellte, daß die fermentativen Oxydationsprozesse herabgesetzt werden; und zwar ist die Geschwindigkeit, mit der das geschieht, abhängig von der narkotischen Kraft der Narkotika. - Verworn sagt selbst: Während der Narkose nimmt die lebendige Substanz keinen Sauerstoff auf, auch nicht, wenn ihr Erstickung droht (bewiesen durch Winterstein, Bondy, Heaton, Fröhlich), während der Abbau ruhig weiter geht, ebenso wie die Abgabe von Zerfallprodukten der lebendigen Sub- stanz. Der Abbau, die Dissimilation, kann sogar gesteigert werden. Mit der Tiefe der Narkose nimmt die Erregungsleitung ab, und mit der Dauer vertieft sich jede Narkose, auch wenn der Partialdruck des Narkotikums dauernd gleich bliebe. Mit dem Schlaf hat die Narkose nichts zu tun, denn während des Schlafes findet ein Auf- bau und ein Abbau statt, eine Wiederherstellung, während in der Narkose nur eine Dissimilation, u. U. eine gesteigerte, stattfindet.

Die Narkose kann nicht unbegrenzt lange und kontinuierlich ` auf dem gleichen Niveau erhalten werden. Je länger eine Narkose dauert, um so größer ist die Schädigung für den Organismus, da. die narkotisierten Zellen allmählich ersticken.

C. Mansfeld untersuchte an Kaulquappen die gegenseitige Beeinflussung von Sauerstoff und Paraldehyd, die beide in hohem Maße in Fetten löslich sind. Er stellte fest, daß eine bestimmte

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Paraldehyd - Konzentration bei einem gewissen Sauerstoffmangel tödlich wirkt, während dieselbe Konzentration allein eine reversible Narkose hervorrufe. Durch erhöhte Sauerstoffzufuhr konnte die Paraldehydwirkung ‘aufgehoben werden. In einem Sauerstoff- mangel sieht der Verfasser die letzte Ursache der Narkose. Die Lipoidsubstanzen der Nervenzellen werden nach Aufnahme eines Narkotikums für den Sauerstoff schwerer durchgängig.

Die elektrolytische Untersuchung der verschiedensten Narko- tika ergab nach Bürker, daß je stärker ein Narkotikum wirkt, um so mehr braucht es den bei der Elektrolyse angesäuerten Wassers freiwerdenden Sauerstoff zu einer Oxydation. Die Narko- tika sind chemisch nicht indifferent. Bei der Narkose liegt eine zeitliche Erstickung im Sinne Verworns vor. Bürker stellt folgende Theorie auf: Das Narkotikum häuft sich wegen seiner Lipoidlöslichkeit im Nervensystem an; es erfolgt eine chemische Reaktion: das Narkotikum nimmt den aktiven Sauerstoff der ner- vösen Substanz in Beschlag. Die Folge ist temporäre Erstickung und Funktionshemmung. Die sauren Oxydationsprodukte erklären teil- weise die Narkosen-Azidosis und die reaktive gesteigerte Ammo- niakausscheidung. Aus den mobilisierten Fetten und Lipoiden kann die gesteigerte Azetonausscheidung hergeleitet werden. Diese Stoffwechselstörung gleicht der diabetischen, bei der wir es auch mit Alteration der oxydativen Prozesse zu tun haben.

Heubner greift die Anschauungen Verworns heftig an. Ganz besonders ruft seinen Widerspruch die Verwornsche Be- hauptung hervor, daß die Narkose mit dem normalen Schlaf nichts zu tun habe, und daß im Schlaf durch reichliche Sauerstoff- aufnahme eine Restitution stattfinde, während die Narkose auf einer Unfähigkeit der Zelle beruhe, Sauerstoff aufzunehmen. „Keins von beiden“, schreibt Heubner, „kann ich als erwiesen ansehen, und die gegenteilige Annahme erscheint mir bei dem heutigen Stande des Wissens durchaus nicht unerlaubt, daß näm- lich der natürliche Schlaf durch Produktion narkotisch wirkender Stoffe im Organismus zustande kommt, wie der künstliche Schlaf nach Zufuhr solcher Stoffe von außen. Gewiß bieten die Schlaf- mittel Gefahren, aber ob diese durch Verworns Hypothese zu erklären sind, ist doch wohl recht fraglich. Bisher vermag ich in dieser neuen Narkosetheorie einen Fortschritt unserer Er- kenntnis nicht zu erblicken.“

Die von Verworn benutzten Narkotikalösungen, welche die ` fermentativen Oxydationsprozesse herabsetzten, waren aber viel stärker als solche, die zur Narkose selbst führten. Hier setzten die Arbeiten von Winterstein u. a. ein, die fanden, daß das Wesen der Narkose nicht ausschließlich durch Herabdrücken der fermentativen Oxydationsprozesse zu erklären sei. |

-Nach Winterstein hat man sich die Wirkung der: Маў:

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tika folgendermaßen zu denken: „Man stelle sich die Plasmahaut, an deren elektiven Durchgängigkeit die normalen Zellfunktionen geknüpft sein sollen, als ein Sieb vor, dann würden die Narkotika die Poren dieses Siebes verstopfen und so eine (nach ihrer Ent- fernung wieder vorübergehende) Verminderung der Durchgängig- keit und dadurch eine Herabsetzung bzw. Aufhebung der Erreg- barkeit bewirken, anderseits aber würden die Narkotika die Eigentümlichkeit besitzen, in hohen Konzentrationen eine Grund- substanz des Siebes aufzulösen und so eine irreversible Steigerung der Durchgängigkeit herbeiführen, die vor allem als Nach- wirkung nach Beseitigung der porenverstopfenden Stoffe zutage tritt. Auf diese Weise wäre den Lipoiden eine besondere Rolle zwar nicht beim Mechanismus der Narkose, wohl aber bei der irreparablen Giftwirkung der Übernarkose eingeräumt.“

Winterstein lehnt die Behauptungen Verworns ab, indem er sagt: „Herabsetzung der Oxydationsprozesse gehört nicht zum Wesen der Narkose. Die Narkose verhindert weder die bei Sauerstoffmangel eintretende Ansammlung noch die bei Sauerstoff- zufuhr erfolgende Beseitigung saurer Erstickungsstoffe. Die Nar- kose ist weder eine Erstickung noch führt sie zu einer- solchen. Die Narkose verhindert nicht das Eintreten einer Erstickung in- folge von Sauerstoffmangel, ‘wohl aber die шына а уоп einer solchen bei Sauerstoffzufuhr.“

Loewe bemerkt zur Wintersteinschen Arbeit: ein. tersteins Versuche an Muskelmembranen bilden eine weitere Bestätigung der Membrantheorie der Narkose. Auch nach diesen Versuchen, in denen Narkotika in narkotischer Konzentration eine reversible Herabsetzung der Durchlässigkeit für Wasser und Salze bewirkten, läßt sich als Wesen der Narkotikawirkung eine rever- sible Durchgängigkeitsverminderung der :Zellgrenzfläche und da- durch eine Minderung der an die normalen Durchgängigkeits- verhältnisse geknüpften Erregbarkeit bezeichnen. Das Zustande- kommen dieser Wirkung erklärt sich auch Winterstein durch eine Adsorption der Narkotika an die Zellkolloide; doch möchte er unter diesen den Lipoiden keine ausschlaggebende Rolle zu- weisen, also auch in diesem veränderten Sinne eine Adsorptions- (statt Lösungs-) Theorie die Lipoidtheorie verlassen sehen. Inwie- weit dies berechtigt ist, hängt wohl erst von dem noch ausstehen- den Beweise ab, daß die übrigen Zellkolloide (Eiweiß) auch quantitativ an Adsorptionsfähigkeit für Narkotika den Lipoiden ebenbürtig sind.“

-In seinen Arbeiten, Ge in seinem Aufsatz „Über das Wesen der Narkose“ gibt Traube, der bekannte Vertreter der physikalischen Richtung in der Chemie, eine neue physikalische Theorie, die eine eigenartige Perspektive eröffnet und daner hier besprochen werden soll. · Gs

Die Kraft, die an Stelle des osmotischen Drucks und der Lipoidlöslichkeit zu setzen ist, bezeichnet Traube als Haftdruck. Der Haftdruck ist die Anziehung des gelösten Stoffes zum Lösungs- mittel. Groß ist der Haftdruck z. B. zum Wasser für Salzionen, Zucker, Glyzerin; klein für Alkohol, Äther, Ester, also für Narko- tika. Der Haftdruck ist aus der Oberflächenspannung zu be- stimmen. Stoffe von großem Haftdruck zum Wasser erhöhen die Oberflächenspannung, sie suchen in der Richtung von der Ober- fläche nach dem Innern zu dringen, womit sie die Oberfläche gewissermaßen nach außen drücken, während Stoffe von kleinem Haftdruck das umgekehrte Bestreben zeigen, nämlich vom Innern der Lösung nach der Oberfläche zu drängen und die Oberfläche damit gewissermaßen herabzudrücken. Mit Hilfe eines einfachen Tropfapparates, des Stalagmometers, kann man den Haftdruck feststellen, indem man die Oberflächenspannung тїї.

Je geringer der Haftdruck eines Narkotikums ist, desto größer ist also seine Kraft, sich an der Oberfläche zu konzentrieren, auch an der Oberfläche der Zellen, in die es nun um so eher eindringen kann, je lipoidreicher diese Zellen sind. Der Autor hebt aber aus- drücklich hervor, daß die Narkotika auch in die Zellen eindringen, wenn diese keine Spur von Lipoiden enthalten. Dem Eindringen in das Zellinnere bieten die gelatinösen Zellwände und auch der protoplasmatische Zellinhalt Widerstand. Die Narkotika haben nun die Eigenschaft, Gelatine und Eiweiß zu quellen bzw. zu lösen, und zwar in um so intensiverer Weise, je größer ihre narko- tische Kraft ist. Sie sind also in der Lage, die Hindernisse und Widerstände, die sich ihrem Eindringen in das Zellinnere ent- gegensetzen, selbst zu beseitigen.

Die geringe Anziehung der gelösten Narkotika zum Lösungs- mittel, also der geringe Haftdruck der Narkotika einerseits und die damit verbundene Oberflächenaktivität und ihr Vermögen anderseits, Gelatine, Eiweiß, Protoplasma zu quellen und zu lösen, sind aber nur eine physikalische Erklärung dafür, wie sie an den Ort ihrer Tätigkeit, d. h. in die Zellen gelangen, in denen sie nun den Zustand herbeiführen, den wir als Narkose bezeichnen. . Die Frage nach dem Wesen der Narkose wird durch den geringen Haftdruck und das Quellungsvermögen nicht beantwortet. Hierzu sagt der Autor folgendes: „Weitere physikalische Vorgänge sind es alsdann, welche die Narkotika (sobald sie an den Ort ihrer Tätigkeit gelangt sind) herbeiführen. Hierher gehört in erster Linie die Parallelität der flockenden Wirkung der Narkotika auf Nukleoproteine usw.“ Diese Beziehungen sind deshalb so bedeu- tungsvoll, weil auch in gleicher Weise eine Flockung der Fermente, beispielsweise der Oxydationsfermente, angenommen werden darf, und es wird alsdann verständlich, daß, wie von Warburg und seinen Schülern, ferner von Vernon u. a. gezeigt wurde, sich

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auch eine überraschende Parallelität von narkotischer Wirkung und Hemmung der verschiedenen Oxydationsvorgänge wie auch anderer Vorgänge zeigt, so daß wir nicht fehlgehen, die Narkotika in erster Linie als negative Katalysatoren anzusprechen, welche durch Schädigung von Fermenten usw. die physikalischen und chemischen, wie auch vor allem die elektrischen Vorgänge in den maßgebenden Zellen verlangsamen und hemmen und hier- durch jenen Zustand herbeiführen, welchen wir als Narkose zu bezeichnen pflegen. Wir sehen somit, wie bei dieser Körperklasse eine Reihe von physikalischen Vorgängen auch die Lipoid- löslichkeit ist zu erwähnen das Verhalten bedingt.

(Fortsetzung folgt. )

Über er mit den Arekolinersatzmittela „Cesol“ und „Neu-Cesol“. · Von Stabsveterinär Dr. Dornis.

Die Vorräte an Arekolin waren schon Ende 1917 nahezu erschöpft. Da mit einer Einfuhr des wichtigen Präparats oder der Arekanüsse nicht zu rechnen war, beauftragte das Kriegs- ministerium durch Verfügung vom 2. November 1917 das mir unterstellte Pferdelazarett, Versuche mit einem von der Firma Mercek-Darmstadt hergestellten und ,„Cesol“ genannten Ersatzpräparate vorzunehmen. Über den Ausfall der Versuche berichtete das Lazarett am 23. Februar 1918. Das Wesentliche aus diesem Berichte soll nachstehend mitgeteilt werden.

Genaue Angaben über die SE Natur des Mittels müssen einer späteren Zeit vorbehalten werden. Jeden- falls lassen die Zeitverhältnisse eine Bekanntgabe der genauen Zusammensetzung zunächst nicht angezeigt erscheinen. Nur 30 viel kann augenblicklich gesagt werden, daß „Cesol“ ein кунаны derivat ist.

Dem Lazarett stand ,„Cesol“ in Ampullen mit 5 ccm einer 50%. gen wasserklaren Lösung zur Verfügung. Als Einzelgabe empfahl die Firma Merck etwa 2 bis 2,5 g. Die Anwendung des Mittels geschieht subkutan.

„Cesol“ wurde zunächst zu einem Vorversuch bei einem gesunden Pferde benutzt, welchem eine Dosis (5 ccm mit 2,5 g Cesolgehalt) injiziert wurde. Genau nach fünf Minuten setzte die Speichelwirkung des Präparats ein, welche ebenso stark war wie nach subkutaner Anwendung von 0,05 g Arecolin. hydrobromice. Die Darmbewegungen wurden gleichzeitig lebhaft angeregt und erzeugten zeitweise kollernde Geräusche. Fünfzehn Minuten nach der Einspritzung setzte das Pferd Kot ab, in den folgenden zwanzig Minuten wurde außerdem noch dreimal Kotabsatz beobachtet.. Der Kot war weich geballt. Dreiviertel Stunde nach der Einspritzung hörte die Speichelwirkung auf. Die Herztätigkeit wurde durch

Cesol nicht beeinflußt. Insbesondere fand keine Verlangsamung des Pulses statt, wie sie nach Arekolin zuweilen infolge einer Vagusreizung beobachtet wird. |

. - Demselben Pferde wurden einige Tropfen der Lösung іп den Bindehautsack geträufel. Wenige Augenblicke später trat- eine deutliche Verengerung der Pupille ein. Die Myosis war jedoch, wie ein späterer vergleichender Versuch lehrte, nicht so stark wie die durch Arekolin hervorgerufene.

Nach diesen Vorversuchen wurde „Cesol“ beiachtzehn kolikkranken Pferden, bei zwei Pferden mit chronischer Rehe und in drei Fällen von Fremdkörpern im Schlunde (Schlundverstopfung durch ungenügend zerkleinertes Preßfutter) angewandt.

Von den kolikkranken Pferden sind zwei verendet, sechzehn geheilt worden. Die Zerlegung der verendeten Pferde ergab in dem einen Falle eine sekundäre Magenzerreißung. infolge Verstopfung des Zwölffingerdarms, während in dem anderen Falle eine Achsendrehung des Grimmdarms vorlag. Bei jedem Patien- ten war sowohl die Anregung der Drüsentätigkeit wie der glatten Muskulatur befriedigend. In Fällen vollkommen daniederliegen- der Darmtätigkeit bei Verstopfungen traten meist zehn bis fünf- zehn Minuten nach der Einspritzüng Dünndarmgeräusche auf, später stellten sich auch Diekdarmgeräusche sowie in der Regel reichlicher Kotabsatz ein. Als in einem Falle kein Kotabsatz er- folgte, erhielt das Pferd zwanzig Minuten nach der ersten Ein- spritzung eine zweite ebenso große Dosis, die nunmehr den ge- wünschten Erfolg zeitigte, im übrigen aber von keinerlei Schädi- gung des Pferdes begleitet war. Eine schwere Verstopfungskolik (Grimmdarmverstopfung, durch rektale Untersuchung nachgewie- sen) wurde durch Einspritzung einer doppelten Dosis ‚ÜCesol“ geheilt, auch hier ohne Schädigung des Pferdes. Nach dieser hohen Dosierung trat geringe Schweißbildung am Halse, in den Flanken und zwischen den Hinterschenkeln auf. _ Ä | |

Die mit chronischer Rehe behafteten Pferde erhielten vierzehn Tage lang alle 48 Stunden je 5 cem von der 50%igen Lösung, ohne irgendwelche Schädigung des Organismus. Aller- dings war der erzielte Erfolg auf den Krankheitsprozeß gering. | Die drei Pferde, welche mit Schlundverstopfung zur Behandlung kamen, fielen der Stallwache dadurch auf, daß sie plötzlich mit dem Fressen aussetzten, sehr stark schäumten und würgten. Die Untersuchung ergab: Ängstlicher, aufgeregter Blick, starker Speichelfluß, Schaumbildung in Maul- und Nasenhöhle, Würgen, Husten und in einem Falle wiederholtes Erbrechen. Die verstopfte Stelle befand sich etwa in der Mitte des Halses, wo sich Preßfutter eingekeilt hatte und den Schlund wurstförmig auftrieb. Die verstopfenden Inhaltsmassen waren so fest, daß sie durch Massage weder nach oben noch nach unten befördert werden konnten.. Nach Verabfolgung von „Cesol“ trat bei zwei Pferden im Verlaufe von etwa einer Stunde völlige Heilung ein. Bei dem dritten Pferde versagte das Mittel jedoch, ao daf der Schlund- schnitt ausgeführt werden mußte, durch welchen über zwei Pfund

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sehr stark eingetrockneten und fest eingekeilten Preßfutters ent- fernt wurden.

Gegenüber dem Arekolin zeigt das „Cesol“ folgende Unter- schiede in der Wirkung: Die tetanischen Kontraktio- nen der Darmmuskulatur sind nicht so heftig und demzufolge nicht so schmerzhaft wie die durch Arekolin hervorgerufenen. In keinem Falle wurde schmerzhaftes Zusammenkrümmen der Pferde unter der Cesolwirkung gesehen. Auch der vergleichende Versuch mit Are- kolin und Cesol an den Augen desselben Pferdes läßt vermuten, daß die glatte Muskulatur durch Arekolin eine heftigere Kontrak- tion erfährt als durch „Cesol“. Da trotzdem Kotabsatz in befriedi- gender Menge eintritt, kann dieser Unterschied dem ‚„Cesol“ nur als Vorzug angerechnet werden. Die Ermattung und Muskel- schwäche, welche manche Pferde nach Arekolinbehandlung zeigen, wurde nicht beobachtet. Zur Erzielung einer befrie- digenden Darmentleerung ‘empfiehlt sich als mittlere Dosis 75 cem der 50%igen Lösung einzuspritzen und diese Dosis bei schweren Pferden bis auf 10 ccm zu steigern.

=- Ein im Februar d. J.. in der „Berliner tierärztlichen Wochen- schrift“ veröffentlichter Artikel Tuchlers kommt zu dem Er- gebnis, daß ,„Cesol“ ein empfehlenswerter Ersatz für Arekolin ist, ja sogar diesem gegenüber den wesentlichen Vorteil aufweist, daß es völlig harmlos in der Anwendung ist. Diese Eigenschaft beruhe auf dem günstigen gegenseitigen Verhältnis seiner wirk- samen Komponenten, nämlich der die Muskulatur und die Drüsen- tätigkeit des Darms anregenden Wirkung. Wenn man das Ver- hältnis der tetanisierenden, zur Sekretion anregenden: Eigen- schaften beim Arekolin wie 1 : 1 annehme, so gestalte sich 'in gleicher Weise dieses Verhältnis beim ‚„Cesol‘“ wie etwa 0,5 : 0,75. Als Nachteil des Mittels erwähnt Tuchler die oft wochenlang bestehenbleibenden Anschwellungen an der Injek- tionsstelle; er empfiehlt deshalb, die Einspritzungen flach in die seitliche Halsmuskulatur vorzunehmen. Demgegenüber sei bemerkt, daß ich derartige Anschwellungen nur beobachten konnte, wenn die Injektion ganz oder zum Teil in oder unter die Faszie "gemacht wurde, niemals aber bei streng SEBES Ап- wendung.

..In Verfolgung E Zieles, ein Mittel zu finden, welches . bei erheblich: niedrigerer Dosierung und dementsprechend gerin- gerem Preise dieselbe Wirkung wie Arekolin und ,‚Cesol“ hat, stellte die Firma Merck später noch ein Reduktions- produkt des „Cesols“, das „Neu-Cesol“, her.

„Neu-Cesol“ stand in gebrauchsfertiger Lösung in Am- pullen zu 5 cem mit 0,25 g Neu-Cesolgehalt zur Verfügung. Das Mittel wird von der Subkutis ebenso gut vertragen wie Arekolin und Cesol, irgendwelche Reizerscheinungen, Schwellungen u. dgl. wurden niemals beobachtet. Die Giftwirkung ist sehr gering. Erst Dosen über 0,01 erzeugten beim Kaninchen (von etwa 2 kg)

stärkere. abführende Wirkung. 0,05 g war eine starke, aber noch nicht tödliche Dosis.

Die veterinär-therapeutische Prüfung des Mittels an Pferden, mit welcher das Lazarett im Frühjahr 1918 durch das Kriegs- ministerium beauftragt wurde, führte sofort zu dem Ergebnis, daß die Dosis von 0,25 g „Neu-Cesol“ zu niedrig gegriffen war. Eine arekolinähnliche Speichelwirkung konnte bei diesen Gaben nicht

beobachtet werden, nur die Maulschleimhaut wurde etwas feuchter, ' als sie vor der Einspritzung war. Die Darmbewegungen erfuhren nur eine geringe Anregung. Darmentleerungen traten nicht regel- mäßig ein. |

Die Dosis wurde deshalb auf das Doppelte РЕ Erst bei einer Einspritzung von 10 ccm der gebrauchsfertigen Lösung fand bei mittelgroßen, gesunden Pferden befriedigende Speichel- wirkung statt, die ebenso groß war, wie sie nach Arekolingaben von 0,05 g beobachtet wird, Auch fanden reichlich Darment- leerungen statt, doch schien die Wirkung etwas später als beim Arekolin einzutreten. N achteilige Folgen ‚hatten die Versuche mit der doppelten Dosis bei keinem Pferde. Insbesondere wurden Zahl und Qualität der Pulse durch das Mittel nicht merklich be- einflußt. |

Mit „Neu-Cesol“ wurden im Laufe der Zeit Koliker in großer Zahl behandelt. Die Erfolge waren ebenso gut wie bei Anwendung von Are- kolin und Cesol.

Vergleichende Versuche an vier gleich großen gesunden ‚Pferden hatten folgendes Ergebnis: | | Pferd Behandelt

Nr. mit

Speichelwirkung| Kotabsatz Bemerkungen

nach 8 Minuten] > >

- Arekolin [nach 8 Minuten

.. 1. 0,05 cem | 4189 Cesol nach 11 Minuten [nach 13 Minuten| Pferd gähnt häufig. } 7,5 cem | reichlich Geringer seröser | | | ‚Nasenausfluß. 4569 | Neu-Cesol |nach 8 Minuten | nach 45 Minuten} Hei 5 сет gering noch kein Kot- | absatz 4123:]- Neu-Cesol ]nach 6 Minuten | nach 16 Minutenj| Pferd schachtet öfter є 10 сет reichlich reichlich y aus, ohne Harn abzusetzen.

Die Versuche haben la. daß „Cesol“ und „Neu - Cesol“ dem Arekolin gegenüber eine nur geringe Giftigkeit aufweisen, daß sie aber im übrigen eine ausgesprochen arekolinartige Wirkung haben und deshalb als Ersatzmittel für Arekolin empfohlen werden können.

Die Verhältnisse liegen bei „Cesol“ und „Neu- Cesol“ vorerst verschieden, und zwar insofern, als das „Cesol“ ein für den Handel und Verbrauch bereits zugängliches Präparat ist, während „Neu-

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Cesol“ infolge technischer Schwierigkeiten, die aber demnächst überwunden werden dürften, noch nicht dem allgemeinen Ver- brauch zugänglich gemacht werden konnte. ‚Neu-Cesol‘“ hat also zunächst nur wissenschaftliches Interesse. |

Gelenkrheumatismus beim Pferde.

Von Stabsveterinär Volkmann.

Im Juliheft 1918 dieser Zeitschrift ist von Oberstabsveterinär Degner ein Fall von Gelenkrheumatismus in kurzer Notiz be- schrieben. Einen ähnlichen von mir beobachteten Erkrankungs- fall bringe ich wegen der Seltenheit des Vorkommens und der noch bestehenden Unklarheit über die Ätiologie derartiger Erkran- kungen im folgenden zur Veröffentlichung. |

Unmittelbar im Anschluß an eine achttägige Eisenbahnfahrt er- krankte ein jüngeres Pferd einer Schwadron unter folgenden Er- scheinungen: Über Nacht war das rechte Sprunggelenk stark an- geschwollen, sehr heiß und auf Druck enorm schmerzhaft. Beim Gehen wurde das Bein kaum gebeugt, die Belastung selbst aber war gut. Bei der Stärke der Schwellung war der genaue Sitz der Erkrankung zunächst nicht zu erkennen. Die Körpertemperatur betrug 39,6° Celsius, Lidbindehäute leicht gelblich, Pulszahl 40, Futteraufnahme sehr gut. Am anderen Morgen war auch die rechte Vorderfußwurzel in derselben Weise erkrankt und am dritten Tage ebenso die linke und das linke Sprunggelenk. Die Temperatur war auf 40,2° Celsius gestiegen.

Da angenommen wurde, daß es sich um eine einfache Ent- zündung, hervorgerufen durch die langeBahnfahrt, handele, wurden warme Bäder und Prießnitzsche Umschläge verordnet. Der Erfolg war fast gleich Null, da die Gelenke wohl zeitweise etwas ab- sehwollen, aber immer abwechselnd wieder dicker wurden. Die Schmerzhaftigkeit blieb erheblich und der Nährzustand des Pferdes ging trotz andauernd guter Futteraufnahme schnell zu- rück. Es wurden daher nunmehr in der Reihenfolge der Er- krankung alle vier Gelenke (an verschiedenen Tagen) mit der im Arzneikasten befindlichen Canthariden-Bijodat-Salben- mischung scharf eingerieben. Da wegen der bestehenden Schmerz- haftigkeit nicht stark gerieben werden konnte, war die Wirkung der Einreibung nur mäßig, aber auch nicht stärker beabsichtigt. Die Schwellungen zerteilten sich danach genügend und die eine Vorderfußwurzel wurde so weit klar, daß dieselbe fast normal erschien. Nur die Beugefläche blieb dort, wo die Sehnen am Ge- lenk vorbeigehen, etwas verdickt und schmerzhaft. Knacken im Gelenk, das ohne Schmerzen bewegt werden konnte, oder Reibe- geräusche waren nicht nachweisbar. Dieser Befund, der meine Vermutung, daß es sich nicht um echten Gelenkrheumatismus handele, bestätigte, gab mir die Fingerzeige für die weitere Be- handlung. Da nämlich bei den anderen Gelenken der Erfolg der Einreibungen nicht ausreichend war, wurden neue Einreibungen mit Josorptol-Schürholz gemacht; und zwar immer nur an den- jenigen Stellen, wo am Gelenk die Sehnen mit ihren Scheiden

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liegen. Also an den Fußwurzeln in der -Beugefläche neben dem Erbsenbein, an den Sprunggelenken lateral vor dem Sprungbein- höcker und an der Beugefläche medial. Außerdem: wurden zweimal je 50 eem Jodipin subkutan gegeben. Der Erfolg der Behand- lung war zunächst der, daß das Fieber (es schwankte etwa drei Wochen zwischen 39,0 und 40,2° Celsius) allmählich beseitigt wurde und der Gang sich so weit besserte, daß das Pferd vorsichtig geführt werden konnte. Das Tier war nach vierwöchiger Krankheitsdauer stark abgemagert, die Gelenk veräickungen aber verschwunden und der Gang frei.

Am Ende der fünften Woche kam eine weitere Bestätigung hinzu, daß es sich um eine Erkrankung der Sehnen und Sehnen- scheiden handelte. Es trat unterhalb der linken Fußwurzel in der Hufbeinbeugesehne eine neue knotenförmige Verdickung auf mit ` umschriebener Füllung der Sehnenscheide. Dieselbe verschwand bei Behandlung mit Alkoholverband in drei Tagen, und die Krank- heit kam nach beinahe sechswöchiger Dauer zur Heilung

Eine Erkältung kann ich als Ursache nicht gelten lassen. Wenn auch der Temperaturwechsel zwischen Rumänien und Deutschland ein erheblicher war, so hat doch bei der Bahnfahrt Ende Juli eine starke Abkühlung der Pferde nicht stattgefunden. Eher schon bin ich geneigt anzunehmen, daß das lange Stehen auf einer Stelle, das Gestoßenwerden und Balancieren die Erkrankung hervorgerufen haben könnte. Aber auch das erscheint zweifelhaft, da es nicht zu verstehen ist, wie dadurch eine mehr als drei- wöchige Fieberperiode mit nicht unerheblichen Schwankungen verursacht werden kann. Eine Beantwortung der Frage über die Ursache kann in meinem Falle nicht gegeben werden, da die beabsichtigte Blutkontrolle aus äußeren Gründen nicht . möglich war. Die einmalige Untersuchung von Ausstrichen war negativ.

Um echten Gelenkrheumatismus, wie er bei Menschen auftritt, kann es sich m. E. nicht gehandelt haben, trotzdem vier Gelenke anscheinend erkrankt waren und Fieber bestand. Dagegen sprechen neben anderem die gute Belastung und das Fehlen von Knacken und Reibegeräuschen. Die Entwicklung der Krankheit scheint vielmehr mit ziemlicher Sicherheit darauf hinzudeuten, daß es sich um eine Affektion der Sehnenscheiden und Sehnen in der Um- gebung der Gelenke gehandelt hat.

Danach richtete sich auch die Behandlung. Natrium salicyli- cum war entbehrlich, ebenso Herzmittel, da die Pulszahl kaum über 60 stieg. Warme Bäder und Prießnitz-Umschläge waren nicht von genügender Wirkung. Es dürfte sich empfehlen, in ähn- lichen Fällen. die Einreibungen an den erwähnten Stellen der Sehnen so bald als möglich zu machen, da die Dauer der Erkran- kung dadurch wahrscheinlich wesentlich abgekürzt wird.

Es handelte sich m. E. hierbei um eine besondere Infektion (vielleicht Filarien). Es wäre erwünscht, in ähnlichen Fällen von den feineren Untersuchungsmethoden Gebrauch zu machen, um ge- nauere Kenntnisse über die Ursache solcher eigenartigen Erkran- kungen zu bekommen. Die Diagnose Gelenkrheumatismus ist jedenfalls nur dem Laien SEET aufrechtzuerhalten.

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Zum Artikel des Herrn Wille: „Fragen des öffentlichen Veterinärdienstes‘“. (Deutsche tierärztliche Wochenschrift 1919, Nr. 11.) | Entgegnung der Kavallerie - Abteilung des Kriegsministeriums.

Im genannten Artikel hat Herr Wille u. a. ausgeführt:

„Die Heeresverwaltung war nicht in der Lage, den Rotzan- steckungsverdacht, ja selbst nicht einmal den Seuchenverdacht zu beheben, die verdächtigen Pferde wurden vielmehr der Heimat so- fort zugeführt.“ „Daß unsere Ankaufskommissionen in der Ukraine noch vor wenigen Monaten rotzkranke Pferde, und zwar in Massen, in die Pferdedepots des Westheeres sandten und mit diesen verdächtigen Pferden die verschiedensten Truppenteile beliefert wurden.“ „Daß während der letzten Operationen im Westen der Rotz nicht wirksam bekämpft werden konnte.“ „Das Westheer zählte der Statistik nach zu Mitte des Jahres 1918 etwa 100000 Pferde, die an Räude litten. Man kann die Zahl getrost mit 2 multiplizieren, um der Wirklichkeit näher zu kommen. Auch sie sind jetzt zum größten Teil über Deutschland zerstreut.“

Aus dem Vorstehenden wird gefolgert, daß im Inlande Rotz und Räude viel stärker verbreitet sein müssen, als die Behörden

annehmen.

Herrn Willes Angaben geben neben direkten Оор keiten ein durchaus falsches Bild. Seine Darstellung mußte von vornherein für alle den Feld-Veterinärdienst kennenden Tier- ärzte und das ist heut der größere Teil der Tierärzte so un- wahrscheinlich erscheinen, daß nicht beabsichtigt war, dagegen öffentlich Stellung zu nehmen. Es geschieht dies nachfolgend, weil in einer Erwiderung zu Herrn Willes RER dessen Be- hauptungen erneut angezogen werden. |

Im Winter, Frühjahr und Sommer 1917/18 Sachen die An- forderungen der Obersten Heeresleitung nach Kriegspferden (k. v. Pferde) für das Westheer außerordentlich. Ebenso drängte die deutsche Landwirtschaft dauernd auf Überweisung von arbeits- verwendungsfähigen Pferden (a. v. Pferde). Bei den hierauf ein- setzenden Massenankäufen viele Zehntausende von Pferden im besetzten Rußland, vorwiegend in der pferdereichen Ukraine, und bei der ungeheuren Verseuchung der russischen Pferdebe- stände an Rotz und Räude waren die Pferdedepots des Ostens bald nicht mehr imstande, die verseuchten Ankaufsbestände bis zum Abschluß der Blutuntersuchung allein zu sanieren, trotz erheb- licher Vermehrung der Depots und Quarantänestationen, Einrich- tung von behelfsmäßigen Pferdesammelstellen, Heranziehung schwach belegter Pferdelazarette usw. Es fehlte bei der großen Menge der gleichzeitig zu prüfenden und wochenlang zu beob- achtenden Pferde im Osten an Veterinäroffizieren, Mannschaften, Futter und Ausrüstungsstücken (Halftern, Eimer und dergleichen). Bei dieser Sachlage wurde die dringliche Massenuntersuchung der Ankaufspferde derart organisiert, daß die Pferdedepots des Ostens

Zeitsshr. f. Veterinärkunde. 1919. 5. Heft. 14

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zunächst durch klinische und einmalige Blutuntersuchung sawie durch Malleinaugenprobe die Ankaufspferde durchprüften. Rotz- kranke Pferde wurden getötet, rotzverdächtige Pferde und die stark verseuchten Bestände weiter im Osten der vorgeschriebenen Unter- suchung unterworfen. Zahlreiche rotzansteekungsverdäch- tige. Pferde wurden, da ihre weitere Prüfung dur ho .Blutunter- suchung den gesamten, nachdrängenden Pferdeankauf im Osten behindert hätte, den Pferdedepots und Quarantänestationen des Westens (für k. v. Pferde) und der Heimat (für a. v. Pferde) zu- geschoben; selbstverständlich mit jedesmaliger Angabe, wie weit die Untersuchung ausgeführt war. Durch diese Heranziehung sämtlicher im Ost- und Westheer und in der Heimat (Landwirt- schaftskammern) tätiger Pferdedepots usw. gelang dié Riesenauf- gabe, aus den zehntausenden, stark verseuchten Russenpferden den Truppen des Heeres und der heimatlichen Landwirtschaft im all- gemeinen seuchenfreie Pferdebestände zuzuführen. Die Nachteile, die die Versendung rotzansteekungsverdächtiger Pferde von Pferdedepot zu Pferdedepot usw. mit sich brachte, mußten: notge- drungen getragen werden, um die Massensanierung übe rhaupt praktisch durchzusetzen. "Рав dies gelang, zählt zu den а lichen Leistungen der Veterinäroffiziere des Feldheeres.

Zahlenmäßig liegen aus dem Felde für Juni 1918 die letzten, für Westen und Osten vergleichbaren Berichtsangaben über Rotz und Räude vor. Das Westheer hatte damals siebenmal so hohen Pferdebestand wie das Ostheer.

Es hatten Rotzerkrankungen: April Mai Juni Westheer (einschließlich Pferdodepote) . 131 14 5 Ostheer . . 67 185. 114 Russische Ankaufspferde im Ostheer . 740 656 - 591

Räude zählte Ende doe 1918:

Үезлег.......... 60140 Fälle Ostheer. . . 8 . . 15876 , ` Russische Ankaufspferde i im Ostheer 4996 e de

| Die Räude war, wie stets im Sommer, im starken Rückgang: Ende September hatte das Ostheer z. B. nur noch 7569 Fälle.

Aus dem Dargelegten geht hervor, daß die übergroße. Masse der zahlreichen Rotzfälle bei den russischen Ankaufspferden in den Pferdedepots des Ostheeres ausgemerzt wurde; daß ferner monate- lang nach der 'Massenzuführung von russischen Ankaufspferden ins Westheer und monatelang nach der Zuführung zahlreicher rotz ansteckung sverdächtiger Pferde in die Pferdedepots des Westheeres der Rotz im Westheer im Sommer 1918 zurückging, also wirksam bekämpft wurde, und im Juni verhältnismäßig nur 1/1, 50 stark verbreitet war wie bei den Truppen des Ostheeres. Bemerkt sei dabei, daß Westheer wie Ostheer den Rotz praktisch ziemlich ausgemerzt hatten, ehe der Massenankauf und im Osten die Verstreuung der Truppen über das ausgedehnte Ge- biet der verseuchten Ukraine den Rotz im Heere wieder ansteigen

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ließen; der Anstieg betraf aber im wesentlichen die Pferdedepots, von den Truppen erheblich nur die in der Ukraine weit verstreuten Divisionen. |

Die rotzansteckungsverdächtigen Ankaufspferde kamen nur in die Pferdedepots (Quarantänestationen usw.), deren Pferde im Heere unter täglicher veterinärer Aufsicht standen. Ausgabe der Pferde an die Truppen erfolgte erst nach Abschluß der Blut- untersuchung. Daß in schwierigen Feldverhältnissen dabei auch vereinzelt einmal rotzinfizierte Pferde aus einem Pferdedepot verausgabt wurden, kann bei dem Massenbetrieb mancher Pferde- depots einzelne hatten 3000 Pferde und mehr Bestand, regen Pferdewechsel und litten unter dem Mannschaftsmangel der letzten Kriegsmonate vorgekommen sein; solche Vorkommnisse sind aber in der von Herrn Wille geschehenen Art keinesfalls zu verallgemeinern. Der von Herrn Wille angegebene Einzelfall wird nachgeprüft werden. |

Die räudekranken Pferde kamen sämtlich in die von Vete- rinäroffizieren geleiteten Pferdelazarette und Räudesaminelstellen. Die Notwendigkeit dieser Maßnahme war in der Truppe durchge- drungen, die Räudezahlen sind daher als zutreffend anzusehen.

Bei der Demobilmachung wurden Pferdedepots und Pferde- lazaretie als geschlossene Formationen in die Heimat geleitet, dauernd unter unmittelbarer veterinärer Aufsicht. Daß rotzver- dächtige Pferde bei der Schwierigkeit des Rückmarsches mitge- nommen wurden, ist wohl ausgeschlossen; die Pferdenot der: Be- völkerung, der drückende Nahrungsmittelmangel und die Rück- marschschwierigkeiten haben vor Abmarsch auch unter den räude- kranken und -verdächtigen Pferden gründlich aufgeräumt, zumal stellenweise selbst viele gesunde Pferde nicht in die Heimat über- geführt. werden konnten. Die mitgeführten verseuchten Pferdebe- stände wurden in dieHeimatspferdelazarette geleitet, oder es blieben Feld-Pferdedepots und -lazarette in der Heimat weiter bestehen. Hier und bei den Truppen räumten unter dem Drucke der Fleisch- not Schlachtungen unter weiter Dehnung der zwecks energischer Seuchenunterdrückung schon weitgehenden Bestimmungen die Pferdebestände derart auf, daß durch Erlasse Mäßigung auferlegt werden mußte. Die Pferdedepots und -lazarette des Ostheeres, die aus militärischen Gründen ihren Pferdebestand vor Abmarsch oder Abfahrt sehr stark verringern mußten, stießen dabei alles irgendwie seuchenverdächtige oder ansteckungsverdächtige Material ab und kamen daher wohl ziemlich seuchenfrei in die Heimat. Aus gleichem Grunde boten die Truppen des Ostheeres kaum eine Seuchengefahr. Es dürften daher bei der Demobilmachung praktisch nur wenig seuchen- kranke oder -verdächtige Militärpferde der Truppen ans heimatliche Erwerbsleben gelangt sein, auch wenn die nachfolgenden, für die Pferdeabgabe er- lassenen Vorschriften bei den überstürzten Rückmärschen und den heimatlichen revolutionären Zuständen bei den Truppen vielfach nicht befolgt wurden: Alle seuchenkranken, -verdächtigen und ansteckungsverdächtigen Pferde, die voraussichtlich nicht mehr

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arbeitsverwendungsfähig werden, töten oder schlachten; räude- kranke und -verdächtige Pferde in Gaszellen der Pferdelazarette behandeln und erst geheilt an die Bevölkerung abgeben; bei rotz- ansteckungsverdächtigen Pferden die Blutuntersuchung usw. im Pferdelazarett usw. zu Ende führen; bei anderweitigem Seuchen- ansteckungsverdacht verkaufter Pferde entsprechende Mitteilung an die Polizeibehörde.

Die erst überfüllten heimatlichen , Pferdelazarette sind jetzt stellenweise erheblich gelichtet, trotz starkem Räudeanstieg im Winter, so daß sie zum Teil aufgelöst wurden; die Gaszellen der Pferdelazarette konnten den Tierärzten für die Behandlung von Zivilpferden vielfach zur Verfügung gestellt werden.

Nach der Ausbreitung der Rotzkrankheit in der Armee, nach den wenigen Rotzfeststellungen in der heimatlichen Fleischbeschau trotz sehr umfangreicher Pferdeschlachtungen und nach den wenigen bisher nachgewiesenen Rotzverschleppungen in zivile Pferdebestände durch abgegebene Militärpferde, ist anzu- nehmen, daß Rotzverschleppungen nur: in mäßigen Grenzen statt- gefunden haben. Die endgültige Ausmerzung der Rotzkrankheit wird nach den Felderfahrungen nicht schwer fallen, wenn ge- ordnete innere Verhältnisse die Maßnahmen der Veterinärpolizei durchgreifen lassen. Letzteres ist zur Zeit wohl von erheblichster Bedeutung sowohl für die Rotz-" wie für die viel schwierigere Räudeunterdrückung.

Nach dem Vorstehenden kann jeder Leser selbst urteilen, wie weit die zu Anfang angeführte Darstellung des Herrn Wille zu- treffend ist. |

Schußverletzungen.

Den Hauptanteil des Zugangs an chirurgischen Patienten im Berichtsmonat stellten die bei der Offensive durch Geschosse ver- letzten Pferde. Es wurden 73 solcher Patienten eingeliefert, von denen, um das Lazarett marschfähig und aufnahmefähig zu. er- halten, 29 nicht transportfähige oder Armee- und Korpstruppen ре- hörie, zum Etappen-Pferdelazarett weiter zurückgeführt wurden. Es verblieben somit zur Behandlung 44 Patienten mit 66 Schuß- verletzungen. Einen Überblick über die Geschoßverletzungen bietet folgende Zusammenstellung: Y

1.Kopfverletzungen 8: (und zwar Knochen 4) Fraktur des Tränenbeins mal, des Unterkiefers 1mal, des Nasenbeins 2mal, Durehschuß durch Backe 2mal, Ohrgrund 1mal, Schlundkopf 1mal.

2. Verletzungen am Hals 11: Muskulatur 5mal (2mal Durchsehuß), mit Verletzung der Halswirbelfortsätze 3mal, Genick mal, Hals mit Verletzung der Luftröhre 2mal. |

3. Widerristverletzungen 1: REECH mit Ver- letzung des Nackenbandes).

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4. Verletzung an Schulterund Oberarm 5: mal Muskulatur (davon 1mal mit Fraktur des hinteren Schulterblatt- randes).

5. Verletzungen am Ellbogengelenk 2.

6. Verletzungen am Unterarm 5: Muskulatur 4mal, Fraktur des Unterarmbeins 1mal. | 7. VerletzungenamVorderfußwurzelgelenk3: Haut mit Unterhaut 1mal, Fraktur des unteren äußeren Karpal- knochens 2mal. |

8 Verletzungen am Vordermittelfuß 1: Fraktur des Knochens. 2

' 9. Verletzungenan Kruppeund Oberschenkel 12: Muskulatur.

10. Verletzungen am Kniegelenk 2.

11. Verletzungen am Unterschenkel 4: Muskula- tur 4mal (davon 3mal Durchschuß), (Fraktur des oberen äußeren Gelenkfortsatzes des Unterschenkelbeins 1mal).

12. Verletzungenam Sprunggelenk 7: Haut und Unterhaut mal (davon 1mal Durchschuß an der Vorderseite), Frak- tur von Tarsalknochen 2mal.

13. Verletzungenander Zehe 3: Durehschuß von der Krone zum Ballen 2mal, gemeinsame Sehnenscheide des Kronen- Hufbeinbeugers an der Hinterseite der Fessel 1mal.

14. Verletzungen an Bauch und Brust 2: Haut und Unterhaut.

Ganz allgemein sind folgende Beobachtungen gemacht worden: Es handelt sich bei sämtlichen Geschoßverletzungen um Granat- splitter, in drei Fällen um Splitter von Fliegerbomben. Verletzun- gen durch Infanteriegeschosse sind nach dem Vorbericht und dem Untersuchungsbefund nicht dabei gewesen. Sämtliche Wunden waren infiziert. Die mit Nekrose verbundene Zertrümmerung des Gewebes bietet den Bakterien weiter den günstigsten Nährboden; infolgedessen war, wie auch die Erfahrungen in der Humanmedizin bestätigen, in den meisten Fällen die Spaltung und der operative Eingriff zur möglichsten Entfernung der nekrotischen Gewebs- und Knochenteile und des Fremdkörpers angezeigt. Oft war der Splitter bei tiefgehenden Verletzungen nicht sofort zu finden, bot sich aber nach einigen Tagen der Sonde und der Kugel- zange Яаг. .

: War der Fremdkörper dann entfernt, so trat nach kurzer Zeit Abstoßung der nekrotischen Gewebstrümmer und Heilung ein. Verbot seine tiefe Lage Entfernung durch Anlegung einer Gegenöffnung oder tiefes Spalten des Schußkanals, wie z. B. bei den Verletzungen an der Kruppe, so bleibt die Wunde fast stets bei der eitrig-jauchigen Fistel stehen. Von Komplikationen durch ‚anderweitige Wundinfektion wurden nur zwei Fälle von Wundstarr- krampf mit tödlichem Ausgang beobachtet. Einer davon wurde dem Lazarett mit bereits beginnenden Starrkrampf-Erscheinungen eingeliefert. Beide Pferde waren von der Pferdesammelstelle mit dem zuerst nur vorhandenen amerikanischen Tetanus-Antitoxin prophylaktisch vorbehandelt worden. Eine intravenös gegebene

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Heildosis von zweimal 100 Einheiten Antitoxin erwies sich als zwecklos. Gasphlegmonen sind nicht beobachtet. worden. Dagegen lag in mehreren Fällen ein ausgebreitetes Hautemphysem an Kopf

und Rumpf vor. Zur Desinfektion der Wunden wurden ausschließ- lich Wasserstoffsuperoxyd, Jodtinktur und Jodoformäther benutzt. Die Dakinsche Lösung, vier bis fünf Tage lang angewandt, erwies sich zur Unterstützung der Desinfektion und Abstoßung nekrotischer Teile als ausgezeichnet. Als elastische lange Tiefensonde und um das Desinfektionsmittel bis zu den tiefsten Stellen der Schußkanäle zu bringen, leisteten die dünnen Katheter für männliche Pferde sehr gute Dienste. Die Operationen konnten mit Hilfe der Lokal- anästhesie durch Kokain plus Adrenalin fast ausschließlich im Not- stand durchgeführt werden.

Zu einzelnen Schußverletzungen sei folgendes bemerkt: Bei den Zertrümmerungen von Knochen des Kopfes und des Schulterblatts wurde auf sorgfältige Entfernung aller bereits nekrotisch geworde- nen Knochentrümmer und der Regulierung aller scharfen Knochen- spitzen und Kanten Wert gelegt, wodurch die Wunden in kürzester Frist zur Heilung übergingen. So mußten in einem Falle größere Teile des zertrümmerten hinteren Schulterblattrandes, in .einem anderen die des Unterkiefers sorgfältig herauspräpariert werden, wobei größere Granatsplitter zum Vorschein kamen. Bei Wunden an den hinteren äußeren und inneren Flächen des Sprunggelenks und des Vorderfußwurzelgelenks, bei denen unmittelbar unter der Haut die Tarsal- bzw. Karpalknochen liegen und teilweise mit Kon- tusionen und Fissuren der Knochen zu rechnen war, wurde mit bestem Erfolg von der sofortigen scharfen Einreibung mit Bijodat- salbe Gebrauch gemacht. Diese jedoch muß bei Verletzungen an der Vorderseite des Sprunggelenks vermieden werden, da hier durch die Einreibung Verschluß der infizierten Wunde mit Zurück- haltung des Eiters, Abszedierung und eitrige Phlegmone eintritt. Bei den Durchschüssen durch die Backe waren die entsprechenden Zähne zertrümmert und mußten entfernt werden. Bei einer erbsen- großen Granatsplitterverletzung hinter dem Unterkiefer trat eine Woche lang Schlundkopflähmung mit Schluckbescehwerden und Re- gurgitieren ein. Bei schonendster Behandlung der Wunde und ent- sprechender Diät verlor sich die Lähmung nach acht Tagen und trat später Heilung ein.

Ein Pferd hatte zwei Granatsplitter-Verletzungen an Genick und Hals. Acht Tage nach der Einlieferung trat plötzlich Torti- collis zwischen dem zweiten und dritten Halswirbel ein. Bei gering- gradigem Fieber und späterer Verweigerung der Futteraufnahme nahm die Verkrümmung der Halswirbelsäule zu. Im Gange konnte das Pferd nur Manegebewegung ausführen und konnte sich später nicht mehr selbständig erheben. Es lag zuzeiten unter dem Bilde von Starrkrampflähmungen am Boden. Es wurde getötet, und die Sektion ergab: starke Zertrümmerung und Durchblutung der Mus- kulatur am Ende des Schußkanals vor den Gelenkverbindungen des zweiten und dritten Halswirbels, Subluxation der Gelenke und streifige Blutung im Rindenteil des Rückenmarks.

Ein anderer Patient hatte eine Granatsplitterverletzung : an der

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Vorderzeite des unteren Halsdrittels, wodurch die Luftröhre zum Teil eingedrückt war.. Unter stetiger Zunahme des Fiebers stürzte das Pferd eines Tages plötzlich röchelnd zusammen und starb nach einigen Stunden. Die Sektion ergab Fremdkörper-Pneumonie, her- vorgerufen durch einen erbsengroßen Granatsplitter. Bei den beiden Halsdurchschüssen trat nur in einem Falle Nackenbandnekrose ein. Der Widerristdurchschuß ist von der großen Ausschußöffnung. aus zur Widerristfistel geworden, während die kleine Einschußöffnung glatt verheilt ist.

Von den übrigen Verletzungen sind noch die Durchschüsse durch den Unterschenkel bemerkenswert. Sind Knochen, Sehnen und Nerven umgangen, so heilten diese Wunden unter verhältnis- mäßig geringer Lahmheit schnell ab. Das Gegenteil ist bei den Ver- letzungen іп der Gegend des Kniegelenks der Fall, wo unter sehr starker Phlegmone mit Lahmheit Eiterversenkung zwischen den Blättern der Schenkelfaszie mit teilweiser Nekrose derselben ein- trat. Eine langwierige Behandlung erfordern ebenfalls die tiefen Verletzungen der Kruppenmuskulaturen, die zum Teil als Fistel unheilbar bleiben. Die beiden Durchschüsse von der Krone zum Ballen sind in verhältnismäßig kurzer Zeit ausgeheilt.

Obervet. Dr. Blume.

.Behandelt wurden im Monat Mai insgesamt 38 Pferde mit Schußwunden, verursacht durch Granatsplitter oder Splitter von Fliegerbomben. Zwei Pferde wurden geschlachtet, die einen Splitter in das Sprunggelenk bekommen hatten, und bei denen das Gelenk vereitert war.

Ein Pferd hatte einen Schuß in die Oberschenkelmuskulatur erhalten. Der Kanal ging sehr tief, der Splitter war noch nicht gefunden. Die Einsehußöffnung war entsprechend erweitert, und die Wunde jauchie anfangs stark. Später zeigte sie ein sehr gutes Aussehen, das Tier ging nicht lahm, bis plötzlich eines Abends die Meldung kam, das Tier verblute sich. Sofort vorgenommene Koch- salzinfusion konnte nichts mehr retten. Bei der Sektion ergab sich, daß die Art. femoralis, deren Wand infolge der Verjauchung an- gefressen war, gerissen war. Ein Splitter in Größe einer halben Walnuß fand sich in der Muskulatur.

Ein viertes Pferd hatte einen Schuß in die linksseitige Musku- latur der Unterbrust erhalten und war infolge des Schrecks so un- glücklich gefallen, daß es sich einen Bruch des rechten Unterkiefer- astes, einen Bruch der rechten achten bis zwölften Rippe und einen Bruch des rechten Hüfthöckers zuzog. Es bestand vollständige Appetitlosigkeit. Das Tier wurde geschlachtet. Der Granatsplitter war gleich nach der Einlieferung aus der stark jauchenden Wunde entfernt worden. Die Sektion ergab Blutergüsse in der rechten Lunge und eine Verklebung des Lungenfells mit dem Brustfell in der Gegend der Rippenbruchstelle. Außerdem fanden sich unzählige Blutungen in den serösen Häuten der Brust- und Bauchhöhle. In letzterer befanden sich außerdem etwa 6 AT einer зво овоа к Ä

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Das fünfte getötete Pferd hatte einen Granatsplitter gegen das Hüftgelenk erhalten, und dieser hatte unmittelbar den Kopf des Femur getroffen, das gebrochen war, und zwar, wie sich bei der Sektion herausstellte, in eigenartiger Weise. Eine Bruchfläche ver- lief von der Mitte des oberen Condylus nach dem vorderen Rande des Femur und eine zweite Bruchfläche von derselben Stelle vom oberen Condylus aus in der ganzen Längsrichtung des Femur bis zum unteren Condylus, so daß die beiden Bruchflächen eine 1 bildeten.

Ein sechstes Pferd mit Schußwunde ist am 2. Juni verendet, sei aber wegen des eigenartigen Befundes bereits jetzt erwähnt.

Am 5. Mai wurden von einer Flakbatterie insgesamt zehn Pferde mit Schußwunden eingeliefert, u. a. ein Tier mit der An- gabe „Bauchschuß“. Das Tier machte einen vollkommen munteren Eindruck, hatte guten Appetit und kein Fieber. Den Marsch von etwa 25 km hatte es ohne Beschwerden zu Fuß gemacht. Zwischen der 14. und 15. Rippe, etwa an der Ansatzstelle der Rippenknorpel, sah man eine Einschußöffnung, deren Umgebung ziemlich ge- schwollen war. Ebenso bestand ein Ödem am Bauche, das sich in den nächsten Tagen noch ausdehnte, schließlich aber vollständig zurückging. Die Einschußöffnung wurde erweitert, mit dem Finger konnte man das Ende des Kanals nicht finden, mit Sonde und Ka- theter kam man weit nach vorn innen und fand schließlich Wider- stand, der aber elastisch nachgab. Der Tiefe nach mußte man in der Bauchhöhle sein, doch waren keine Därme festzustellen, auch sprach das ganze Allgemeinbefinden gegen eine Eröffnung der Bauchhöhle Es wurde schließlich angenommen, daß sich eine Tasche zwischen Muskulatur und Bauchfell gebildet hätte, und in- folgedessen immer mit einem möglichen Durchbruch nach der Bauehhöhle gerechnet. Die Wunde jauchte stark, und es wurde viel nekrotisches Gewebe entfernt. Die Höhle verkleinerte sich im Laufe der nächsten vier Wochen stark, doch blieb immer der Kanal nach vorn innen, aus dem sich auch ein übelriechender Eiter und nekrotische Gewebsfetzen entleerten. Am 2. Juni versagte das Tier morgens zum ersten Male das Futter und machte bei der sofort vorgenommenen Untersuchung einen sterbenden Eindruck: Unfühlbarer Puls, blasse Lidbindehäute, angestrengte Atmung, dazu gespannter Gang und vollkommen unterdrückte Peristaltik. Tem- peratur 37,7°. Es wurde Peritonitis angenommen. Eine Stunde später war das Tier verendet. Die Sektion ergab ein überraschen- des Bild. Die Milz war an ihrer Basis mit der Bauchwand binde- gewebig verwachsen und stark verdickt. Nach Abtrennen mit dem Messer ergab sich, daß der Schußkanal in das Milzgewebe führte, das stark mit eitrigen und nekrotischen Herden durchsetzt war. Der Granatsplitter wurde nicht gefunden. Die übrigen Organe zeigten das Bild der Septikämie.

- Der Granatsplitter hatte also die Bauchwand durchschlagen und war in die Milz gedrungen. Diese muß dann so schnell mit. dem Bauchfell verklebt sein, daß weder der Splitter, noch der sich bildende Eiter in die Bauchhöhle gelangen konnte, da ja sonst un- fehlbar sofort eine Bauchfellentzündung die Folge gewesen wäre.

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Ebenso auffallend ist, daß trotz der starken Eiterung und Nekrose in der Milz während vier Wochen das Allgemeinbefinden nicht im geringsten gestört war, während man doch sehr schnell hätte sep- tische Erscheinungen erwarten sollen.

Mehrere Pferde mit Verletzungen der Knochen durch Granat- splitter wurden eingeliefert, bei denen die Behandlung erfolg- reich war.

Bei einem Pferde ist der Metatarsus etwas unterhalb der Spat- stelle angeschlagen, bei einem zweiten Tiere der Metacarpus an der Innenseite unter dem Karpalgelenk beschädigt. Aus beiden Wunden wurden mehrere Knochensplitter entfernt, die Wunden wurden gereinigt und mit Jodoform behandelt. Die Tiere, die hochgradig lahmten, wurden in «len Hängegurt gebracht. Das zweite Pferd konnte bereits nach vier Wochen als geheilt ausge- geben werden, das erste dürfte in einer Woche folgen. Es war erstaunlich, daß und wie schnell diese Wunden heilten.

Ein drittes Pferd, das einen Schuß gegen den Fesselkopf er- halten hatte, und bei dem eine Fissur des Fesselbeins anzunehmen war, ist scharf eingerieben. Die Belastung ist gut, während: das Tier bei der Einlieferung auf drei Beinen stand.

Ein Pferd, bei dem durch einen Schuß von außen gegen den Unterarm der Radius angesplittert ist, ist in den Hängegurt се- bracht. Das Tier belastet vorläufig gar nicht, doch ist nach Чеп bisherigen Erfahrungen kein Grund, die Prognose schlecht zu stellen.

Ein Schuß gegen die zehnte Rippe bei einem anderen Pferde heilte in ganz kurzer Zeit aus, allerdings war weder Fraktur noch Splitterung vorhanden.

Ein Schuß gegen den hinteren Rand der letzten Rippe bei einem fünften Pferd hatte ziemlich starke Splitter abgeschlagen. Diese und die Granatsplitter saßen in der Muskulatur eingekeilt. Trotz ihrer Entfernung kommt die Wunde nicht zur Ruhe, da die Rippe an der Anschlagstelle nekrotisch geworden ist, so daß zur Resektion geschritten werden muß.

Bei den übrigen Schußverletzungen handelt es sich meistens um mehr oder weniger tiefe Muskelwunden, von denen manche Pferde bis zu zwölf haben. In zwei Fällen hatten die Splitter in der Drosselrinne die Vena jugularis durchschlagen. Die Folge war eine Thrombophlebitis. Die Heilung erfolgte nach Entfernung der Splitter und der abgestorbenen Vene.

Ein Pferd hat einen Schuß in das Auge erhalten, das natürlich verloren ist. Das Tier, das sehr unleidlich ist, muß zu jeder Be- handlung niedergelegt werden. Die durchschlagene Hornhaut wurde herausgeschnitten, die Augenhöhle mit Bohrwasser gereinigt, ge- trocknet und mit Jodoform bepudert.

Hervorheben möchte ich, daß nach den bisher gemachten Er- fahrungen keine Schußwunde ausheilt, solange der Granatsplitter in der Muskulatur sitzt. Eine ständig eiternde Wunde ist das beste Zeichen, daß der Splitter noch in der Wunde sitzt. Andern- falls ist es meist ganz erstaunlich, wie schnell auch tiefe Wunden mit Taschenbildung zum Ausheilen kommen, sobald kein Splitter

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mehr in der Wunde sitzt und sie beunruhigt. Wenn auch nicht damit ‚gesagt sein soll, daß man von vornherein bei jeder Wunde nach den Geschossen suchen soll, so halte ich es doch für empfeh- lenswert, bei solchen Wunden, die diesen dicken, gelben, rahmigen Eiter absondern, nicht abzuwarten, da man dann Wochen ungenutzt verstreichen lassen kann, sondern durch ergiebige Erweiterungen zu versuchen, auf den Grund der Wunde kommen zu können. Man möchte auch glauben, daß in manchen Fällen ein Stabmagnet sehr ` vorteilhaft wäre, mit Hilfe dessen man gewiß in geeigneten Fällen Splitter ans Tageslicht fördern könnte, ohne zu große Schnitte machen zu müssen. = Obervet. Dr. Kleinert.

Weichard, Prof. W. und Schrader, Dr. E.: Über unspezifische Leistungssteigerungen (Protoplasmaaktivierung). (Münch. med. - Wochenschr. 1919, Heft 11.)

= Unter Protoplasmaaktivierung sind Erscheinungen УАН гесһпеп, die nach parenteraler Einverleibung von Eiweiß ausgelöst werden und die als Grundlage der Proteinkörpertherapie anzusehen sind.

Durch Immunisierung vorbehandelte oder auf natürlichem Wege. infizierte Tiere scheinen dabei anders auf die parenterale Eiweißinjektion zu reagieren als normale Tiere. Die bei den ersteren erzielten spezifischen Mehrleistungen dürften ihre Ur- sache darin haben, daß bei ihnen gewisse Organe oder Organ- systeme schon vorher nach einer gewissen Richtung trainiert waren und nun auf die Injektion mit unspezifischen Mitteln durch Mehr- leistung reagieren. Z. B. kann bei früher immunisierten Tieren, deren Antikörpergehalt im Blut wieder zurückgegangen ist, nach unspezifischer Eiweißinjektion ein starkes Anschwellen der Anti- körper nachgewiesen werden. Die Verfasser haben diese Leistungs- steigerungen gemessen, indem sie Kaninchen durch Typhus- impfungen vorbehandelten und diesen später verschiedene Eiweiß- präparate (Deuteroalbumose, Natr. nuclein., Casein. pept., Milch, Aolan) einspritzten. Die danach eintretende, bei den verschiedenen Mitteln verschieden große Steigerung der Agglutininmengen sind in Kurventabellen wiedergegeben. Kontrollversuche mit nicht vor- behandelten Kaninchen ergaben nur ein geringes Ansteigen der Agglutininmenge über den normalerweise vorhandenen Agglu- tininspiegel.

Die verschiedenen Mittel rufen verschiedene Leistungssteige- rungen hervor, scheinbar die Albumosen besonders starke.

Mittel, deren Wirkung auf einer allgemeinen Leistungs- steigerung beruhen, sollten nach den Verfassern womöglich an einer zentralen Stelle nach ‚0. genden Gesichtspunkten керг werden:

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‚Absolute Sterilität des Injektionspräparates und verhältnis- mäßige Unschädlichkeit.. in.. den praktisch verwendbaren osen

2. Überempfindlichkeit . erregende Wirkung bei für Anaphy- laxieversuche besonders empfindlichen Meerschweinchen.

3. Leistungssteigernde Wirkung auf blutbildende Organe, auf Antikörperbildung (bei spezifisch vorbehandelten und nicht behandelten Tieren), auf Drüsensekretion, auf fermentative Prozesse, auf Erhöhung der muskulären Anne auf Er-

: höhung der Gesamtleistungen.

Einspritzungen уоп Deuteroalbumose (Merk) und Aolan haben nach den Versuchen der Verfasser besonders ‘hohe Leistungs- steigerungen (Antikörpervermehrung) gezeigt, ohne daß dabei Ana- ee scheinungen HEN sind. K.

Stroh, Dr.: Einschleppung fremder Gastrophilus-Arten durch den Krieg. (Münch. tierärztl. Wochenschr. 1919, Nr. 11.)

Verfasser hat bei geschlachteten einheimischen (Augsburg) Pferden ausschließlich Gastrophilus equi gefunden,

G. pecorum soll nach Hutyra und Marek vorzugsweise bei russischen und ungarischen Pferden vorkommen. G. haemor- rhoidalis ist nach den letzteren weit verbreitet, nach Seiderhelm vielfach bei lothringischen Pferden. G. nasalis soll nach Hutyra und Marek seltener sein, Hock und ebenso Larisch fanden seine Larve aber häufig bei Pferden auf dem östlichen Kriegs- schauplatz. Hutyra und Marek beschreiben noch die Larven von G. flaviceps, die in den mittelländischen Küstengebieten bei Eseln gefunden wurden.

Bei vier aus der Ukraine stammenden Pferden hat Verfasser von Mitte Mai bis Ende Juli abgehende Larven am After oft zu 6 bis 10 Stück bündelförmig festhaftend gefunden; sie stammten von G. pecorum und G. haemorrhoidalis, wie auch noch durch, Fliegenzüchtung festgestellt wurde. |

Zur Verhinderung der Einschleppung ortsfremder G.-Arten, besonders G. haemorrhoidalis und nasalis, deren Larven im Py- lorusteil des Magens und im Duodenum vorkommen, und die als be- sonders schädlich angesehen werden, empfiehlt Verfasser im Früh- sommer das Entfernen der am After haftenden Maden und sofor- tiges Zertreten derselben. (Schwefelkohlenstoffkuren und Ver- nichten der abgegangenen Maden dürften in der Truppe sich auch durehführen lassen. D. Red.). K

Döllken, Prof. Dr.: Zur Behandlung von Blutkrankheiten und Infektionskrankheiten mit Proteinkörpern. (Berl. klin, Wochen- schrift 1919, Nr. 10.)

Verfasser hat bei Purpura haemorrhagica, Weilscher Krankheit und frischen Fällen von Dysenterie gute Erfolge erzielt mit intramuskulären Einspritzungen von Milch (3 bis 5 cem in etwa dreitägigen Zwischenräumen). . Die steril entnommene Milch wird

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bei 60° 30 Minuten lang pasteurisert und dann zur Verhütung von Peptonbildung 50 bis 90 Minuten nach der Entnahme injiziert.

Bei Purpura zeigte sich regelmäßig mehrere Stunden nach der Einverleibung der Milch Aufhören der Blutungen, bessere Ge- rinnungsfähigkeit des Blutes, Abnahme der Durchlässigkeit der Ge- fäßwände, Abblassen der Petechien. Bei der Weilschen Krankheit verschwand das Eiweiß aus dem Urin, ebenso der Ikterus. Bei Dysenterie hörten die Darmblutungen auf, ähnlich wie nach In- jektion spezifischen Serums.

Nach Ansicht des Verfassers handelt es sich bei der Milch- wirkung (wahrscheinlich auch zum großen Teil bei der spezifischen Serumwirkung) um eine Protoplasmaaktivierung, die die Heilungs- vorgänge beschleunigt.

(Auch bei Grippe in ihrer schweren toxischen Form wird über gute Erfolge mit Milchinjektionen von David Ptitz-Prag in der Therapie der Gegenwart berichtet.) K.

Herzog, G.: Ein Fall von Malleus acutus beim Menschen. (Münch. med. Wochenschr. 1919, Nr. 6.)

Ein Kürschner hatte sich an einem Tigerfell mit der Kralle am linken Zeigefinger verletzt und dabei infiziert. Wahr- scheinlich war der Tiger, von dem das Fell stammte, in einer Menagerie infolge Fütterung mit rotzigem Fleisch gestorben. Das Fell war im gesalzenen und getrockneten Zustande übergeben und zur Bearbeitung in Brunnenwasser aufgeweicht. Auffallend ist, daß die Rotzbazillen sich so lange virulent erhalten hatten. 313 Wochen nach der Infektion war der Patient gestorben. Bei der Zerlegung fanden sich zahlreiche stecknadelkopf- bis erbsen- große Hautpusteln am ganzen Körper. In Abstrichen wurden Rotz- bazillen nachgewiesen. Die Operationswunde am linken Zeigefinger war in der Verheilung. In der Muskulatur wurden zahlreiche größere und kleinere Abszesse festgestellt, die Lymphdrüsen be- sonders am linken Arm waren entzündlich ödematös geschwollen. In der hinteren Nasenscheidewand war die Schleimhaut gelblich ulzeriert, die angrenzenden Teile des Vomer, des Keilbeins und die pars basilaris des Hinterhauptbeins waren gelblich infiltriert. In den Lungen mehrere kirschkerngroße, knotenförmige Infiltrate. An der Mitralis chronische Endokarditis mit frischen Effloreszenen. K.

van Es und Schalk: Sur la nature anaphylatique de l’intoxi- cation parasitaire. (Annales de l’Institut Pasteur, Bd.32, Нейт? nach einem Referat von du Toit im Monatsh. f. prakt. Tierheilk. 1919, Heft 9./10.)

‘Aus den sehr umfangreichen Versuchen kann nur folgendes wiedergegeben werden: Gastruslarvenextrakte, intravenös oder sub- kutan eingespritzt, rufen bei Pferden schwere Giftwirkungen hervor. Das Dialysat eines Extraktes, das vorher durch einen "Berkefeld- trichter geschickt war, ist ebenso wirksam; dagegen nicht oder nur - gering wirksam der Rückstand. Das Gift geht nicht in Alkohol oder Azeton über, durch Erhitzen auf 99° wird es nicht zerstört.

197 =

Tägliche Injektionen von Extrakten von je einer Larve rufen in den ersten Tagen nur geringe, später heftige Reaktionen hervor. Bei der Desensibilisierung der Extraktgifte und: Vergrößerung der Pausen zwischen den einzelnen Injektionen keine oder nur leichte Reaktionen. Blut oder Serum von mit Gastruslarvenextrakt behandelten, auf andere Pferde überimpft, rufen nach einer Inku- bationsdauer von etwa neun Tagen einen oder mehrere Fieberanfälle hervor. Die Verfasser konnten aber durch die Extraktinjektionen keine Krankheit hervorrufen, die mit der infektiösen Anämie über- einstimmt. Sie fassen die durch die Extraktinjektion hervorge- rufene schwere Reaktion als Anaphylaxie auf, die dadurch bedingt wird, daß das Wirtstier durch die vorhandenen oder vorhanden ge- wesenen Parasiten vorsensibilisiert ist. Bei einem Saugfohlen, das in den letzten zwei Monaten nur mit Kuhmilch ernährt war und keine Gastruslarven beherbergte, also nicht sensibilisiert sein konnte, trat die anaphylaktische Wirkung nach der Extraktin- jektion nicht ein. Die bei anderen Saugfohlen, die auch keine Gastruslarven beherbergten, trotzdem aufgetretene Anaphylaxie er- klären die Verfasser dadurch, daß die Sensibilisierung bei diesen durch die Aufnahme der Muttermilch erfolgt sei. Durch das mehr oder minder konstante Vorkommen der Gastruslarven bei Pferden können diese dauernd Anaphylaxine im Blute haben. Es ist möglich, daß eine solche Intoxikation pathologische Veränderungen erzeugt, die einen m. o. w. konstanten Charakter besitzen. K.

Mertens, G.: Die Wiederbrauchbarmachung unserer Verband- stoffe und der sparsame Wundverband. (Deutsche Zeitschr, f. Chir.; Bd. 147, Heft 1 und 9.) |

Nach M’s. Erfahrungen kann von unseren drei Verbandstoffen der verunreinigte Mull durch Kochen und Waschen wieder so weit hergerichtet werden, daß er bei Operationen und Wundverbänden ohne Schaden Verwendung finden kann. Wie oft derselbe Mull wieder brauchbar gemacht werden kann, ist noch nicht erprobt worden. Die verunreinigte Wundwatte kann durch Kochen oder Waschen wieder so weit hergestellt werden, daß sie in Mull ein- geschlagen als Kompresse oder Tupfer bei Wundverbänden oder Operationen verwendbar ist. Die Wiederbrauchbarmachung der Watte ist schwieriger, wie die des Mulls. Die Aufsaugfähigkeit der Watte wird wesentlich gebessert. Die verunreinigte Zellstoffwatte kann durch Kochen. usw. nur so weit wiederhergestellt werden, daß sie als Polstermaterial für Kissen, Beckenringe u. a. hervorragend verwendbar ist. (Berl. klin. W., Nr. 52, 1918.) Schulze.

Kohn, Dr. F. C. (Karlsbad): Beziehungen der Widerristhöhe der Pferde zu den Heilerfolgen. (Wien. tierärztl. Monatsschr. VI, Heft 2.) ,

Im Kriege haben sich die kleinen Pferdeschläge infolge ihrer großen Widerstandsfähigkeit und Bedürfnislosigkeit besser bewährt, wie die großen. Um dafür statistische Beweise zu erbringen, hat K. in einem Pferdespital an der italienischen Front bei 612 einge-

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lieferten Pferden Aufzeichnungen gemacht, aus denen hervorgeht, daß in der Armee das Zahlenverhältnis von den kleinen zu den großen Pferdeschägen sich zugunsten der ersteren verschoben hat, daß also durch die Strapazen des Krieges eine langsame Ausschei- dung der großen Pferde erfolgt ist. Ferner wird statistisch nach- gewiesen, daß die Heilerfolge bei den kleinen Pferden ungleich günstiger waren, als bei den großen. K. verweist darauf, daß die geringe Körpergröße als Erhaltung eines Merkmals der asiatischen Stammart, des Przewalskypferdes, mit einer Schulterhöhe von etwa 135 cm, anzusehen ist. Vermehrte Größe ist ein Merkmal der Ver- edelung oder der Mastpferdform. Je weiter der Größenabstand von der Wildpferdform nach oben, je geringer ist die Resistenz ge- genüber ungünstigen Lebensbedingungen. K.

Siegmund, H.: Fettembolie als Ursache von Schockerscheinungen nach Verletzungen. (Münch. med. Wochenschr. 1918, Nr. 39.)

Bei Knochenbrüchen und größeren Weichteilverletzungen findet man konstant Fettembolie der Lungen. Nimmt die Fettembolie der Lungen höhere Grade an, so kann man in den ersten Tagen nach der Verletzung fast regelmäßig einen Übertritt des emboli- sierten Fettes in den arteriellen Kreislauf nachweisen. Gerade Verletzungen mit. besonders zutagetretenden Schockwirkungen zeichnen sich durch hohe Grade von Fettembolie aus. Bei echten Schocktodesfällen ergab die Sektion als Todesursache hochgradige Fettembolie, vorwiegend pulmonale, bei einfachen Schockfällen zere- brale bzw. allgemeine Fettembolie bei protahiertem Schock. (Berl. klin. W., Nr. 52, 1918.) Schulze:

Deutscher Veterinäroflizierbund.

In mehreren Zuschriften wird von Mitgliedern des D. V.O. B. der Wunsch geäußert, Einzelheiten über die seitens des Bundes unternommenen Schritte und die bisher erzielten Erfolge zu er- fahren. Diesem, einer regen Anteilnahme an unseren Bestrebun- gen entspringenden, durchaus begreiflichen Verlangen wird der. Arbeitsausschuß gern entsprechen, gleichzeitig aber auch klar- legen, warum in den letzten Wochen über seine Tätigkeit weniger in die Öffentlichkeit gedrungen ist. Der Hauptgrund lag darin, daß über drei besonders wichtige Punkte: den Anschluß an den Deutschen Veterinärrat, den Anschluß an den Deutschen Offizier- bund und die Einberufung des Zentralausschusses des D. V.O.:B. noch keine entscheidenden Beschlüsse gefaßt werden konnten..

Über den Anschluß an den Deutschen Veterinärrat kann erst in dessen Generalversammlung, die Ende April oder Anfang Mai sich mit der Festsetzung neuer Satzungen befassen soll, beraten werden. Auch die Organisation des Deutschen Offizierbundes ist

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noch nicht endgültig abgeschlossen, so daß- bisher über die ge- plante Angliederung des D. V. O. B. ebensowenig eine Entscheidung . getroffen werdei@konnte wie über den Anschluß der Verbände an- derer Offiziergruppen (Sanitätsoffiziere, Feuerwerksoffiziere) und der Beamten. 1% neuerer Zeit fanden außerdem Besprechungen statt über die Gründung eines Reichsausschusses deutscher Wehr- standsangehöriger, in. dem die Verbände der einzelnen Offizier- gruppen, der Beamten und Unteroffiziere unter möglichst großer Selbständigkeit und Wahrung ihrer Sonderbestrebungen zusam- mengeschlossen werden sollen. Diesem Reichsausschuß würden dann der D.O.B. und der D.V.O.B. nebeneinander angehören. Alle diese Fragen sind noch im Fluß, so daß Näheres darüber noch nicht mitgeteilt werden kann und: bis zur endgültigen Regelung noch mehrere Wochen vergehen werden. Um Unklarheiten zu be- seitigen, sei deshalb nochmals darauf hingewiesen, daß Veterinär- offiziere, die Mitglieder des D.O.B. sind, dadurch nicht ohne wei- teres gleichzeitig auch Mitglieder des D.V.O.B. sind. Die Mit- eliedschaft des D.V.O.B. kann vielmehr nur erworben werden durch Zahlung eines besonderen Mitgliedsbeitrages, der für Mit- glieder des D.O:B. mindestens der Differenz zwischen den Bei- trägen beider Verbände (4 M.) entsprechen muß. Es bedarf wohl keiner Begründüng, daß der Beitritt aller Veterinäroffiziere auch wenn sie Mitglieder des D.O.B. sind zum D.V.O.B. im’ Standesinteresse dringend erforderlich ist.

Über die Art, des Anschlusses an den D. V. R. und D. O. B. wird schließlich der Zentralausschuß des D.V.O,B. entscheiden. Seine Einberufung ist infolgedessen dann erst möglich, wenn der Ar- beitsausschuß bestimmte Vorschläge über diese zunächst wichtig- sten Punkte vorlegen kann. Wäre.der Zentralausschuß in diesem Monat zur. Beratung anderer Fragen zusammengetreten, so hätte er voraussichtlich in ein bis zwei Monaten wieder einberufen wer- den müssen. Die bestehenden Verkehrsschwierigkeiten, die Gefahr gänzlicher Einstellung des Eisenbahnverkehrs durch Putsch und Streik in allen ‚Teilen des Reiches und andere Gründe ließen es nicht ratsam erscheinen, innerhalb kurzer Zeit zwei Tagungen des Zentralausschusses anzusetzen. | | |

Inzwischen: hat der Arbeitsausschuß unter Mitwirkung zahl- reicher erfahrener auswärtiger. Veterinäröffiziere aller Kategorien eine inhaltsreiche Denkschrift ausgearbeitet über die Organisation des Veterinärwesens im neuen Reichsheer, die zur Zeit im Druck ist, Ende dieses Monats noch den gesetzgebenden Körperschaften überreicht werden soll und auch den Mitgliedern des D. V.O. B. zugänglich gemacht wird. | 870 704 к мге /

‚Außer di@ser Denkschrift sind an verschiedene Behörden (Reichswehrmipister, Kriegsministerium, Landwirtschaftsministe- rium) Eingabefi gerichtet worden, über die ein Bescheid noch nicht eingegangen ist. So ist u. a. dem vielfach geäußerten Wunsche, den Kriegsteilnehmern unter den älteren Tierärzten die Promotion zum Doktor medicinae veterinariae ohne Reifezeugnis eines Gymnasiums usw. zu gestatten, durch Einreichung eines Gesuches an die zuständige Stelle entsprochen worden. :

Der gegenwärtige Stand unserer Bundesarbeit läßt sich fol- gendermaßen darstellen: Der Boden ist bestellt, die Saat hat sich gut entwickelt; wenn aber die Ernte uns reich®» Frucht bringen soll, so bedarf es der eifrigen Mitarbeit jedes einzelnen Veterinär- offiziers und der Gruppenverbände bei den Göäneralkommandos. Die Werbetätigkeit für unseren Bund darf night erlahmen; die- jenigen Kameraden, die dem Bunde noch nicht beigetreten sind, weil sie von der zwingenden Notwendigkeit des festen Zusammen- schlusses aller Veterinäroffiziere im Interesse des ganzen tierärzt- lichen Standes noch nicht überzeugt sind oder gar, weil sie erst Erfolge abwarten wollen, müssen aufgeklärt werden. In den ein- zelnen Gruppenverbänden bei den Generalkommandos sind zu diesem Zweck Zusammenkünfte und Besprechungen sowie Wahlen der Vertreter für den Zentralausschuß notwendig, über die der Arbeitsausschuß um kurzen Bericht bittet.

I. A.: gez. Bauer, Schriftführer.

Kameraden, Kollegen! ex

Als sich zu Anfang dieses Jahres eine kleine Schar beherzter Veterinäroffiziere zusammenfand, erfüllt von denf Gedanken, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, die Erfüllung der alten, be- ‚rechtigten Forderungen der Veterinäroffiziere bei den vorgesetzten Behörden durchzusetzen, da rechneten sie auf Eun& Unterstützung.

Sie waren durchdrungen von der Überzeugung; daß das gesamte Veterinäroffizierkorps, ja die ganze Tierärzteschaft Deutschlands wie ein Mann sich erheben würde, daß aus dem kleinen An- stoß eine allgemeine machtvolle Bewegung sich entwickeln würde, daß sich an die schwache Vorhut eine mächtige Phglanx anschließen würde, um alle Widerstände zu überwinden, die der kleine Stoß- trupp nicht brechen konnte. S

Leider hat sich diese Hoffnung bisher nicht so erfüllt, wie es das gesteckte hohe Ziel verdient. сея |

Niedergeschlagenheit über den unglücklicher Ausgang des Krieges, Zweifel an dem Fortbestehen unseres Heeres, Mißverständ- nisse aller Art, Sorge um das eigene Wohl und Жас der Familie und nicht zuletzt die schlechten Verkehrsverhältnisse haben ver- hindert, daß der Ruf nach äußerem Zusammenschluß den Wider- hall fand, der der Wichtigkeit unserer Bestrebungen entspricht.

Noch ist nicht viel verloren. Aber die besteht, daß die Kleinmütigen, die Zweifler, die Mißgünstigen durch ihre Teil- nahmslosigkeit die Schuld auf sich laden, die günstige Gelegenheit zur Hebung des ganzen tierärztlichen Standes, : sie sich in Jahrzehnten nicht wieder bieten wird, ungenützt gerstreichen zu lassen. ZI | |

Kollegen, Kameraden! Seht Ihr nicht, wie rührig und emsig andere Stände und Berufe an der Arbeit sind, um in dieser gärenden Zeit Vorteile aller Art zu erringen?, Soll der tier- те Stand allein zurückbleiben und von anderen überflügelt werden?

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Wer soll uns helfen, wenn nicht wir uns selbst? -

. Wer sich jetzt bescheiden zurückhält, wer jetzt nicht mitkämpft

und vorwärts kommt, wird rücksichtslos überrannt, zur Seite ge- stoßen und der Mißachtung preisgegeben.

Kameraden, Kollegen! Erkennt die Zeichen der Zeit, daß allein ein fester Zusammenschluß aller uns Macht, Ansehen und Erfolg bringen kann. Deshalb fort mit allem Kleinmut und Zweifel; duldet keine Mißverständnisse zwischen Euch; vergeßt alles Trennende! Seid einig!

Tretet ein in den Deutschen Veterinäroffizier- Bund; unterstützt ihn mit Eurer Person, Eurem Geist und Eurem Geld. Mitglieder des D. V. O. B. werbt eifrig und unermüdlich für Euren Bund.

Ihr Alten, stellt Eure Erfahrungen in den Dienst der guten Sache; Ihr Jungen, leiht uns Eure frische Kraft und Begeisterung.

Dannwerdenwirsiegen!

Der Arbeitsausschuß. I. A.: Bauer, Schriftführer,

2 г Gewährung von Darlehen an Tierär zte aus den/ бу» Kriegshiliskassen der Provinzen. = 5 Б > Ministerium für Landwirtschaft, = Berlin W9, den 24. März 199. с e О Domänen und Forsten. Leipziger Platz 10. СЕ Б. Nr. I. А. ТИр. 732. KEE Von mehreren Seiten ist angeregt worden, den aus dem F den N zurückgekehrten Tierärzten, soweit ein Bedürfnis vorliegt, z 9 Wiederaufbau ihrer Praxis und zur Beschaffung von Einrichtungk | =

gerenständen Darlehen aus öffentlichen Mitteln zu gewähren.

Das Ministerium hat sich wegen dieses Antrags mit den zu- ständigen Stellen ins Benehmen gesetzt. Nach dem Ergebnis der Verhandlungen kann zwar eine besondere staatliche Hilfsmaßnahme zugunsten der Tierärzte nicht in die Wege geleitet werden, es be- stehen aber keine Bedenken dagegen, daß auch Tierärzte, die auf Grund des Erlasses der Herren Minister für Handel und Gewerbe, der Finanzen und des Innern vom 30. Dezember 1915 (IV. 6690, IIb 16 590 M. f. H., I. 11069 Fin. Min., IIe 2452 M. d. I. M. f. H. u. G. 1916 S. 6 ff.) von den Provinzen ins Leben gerufenen Hilfs- kassen in Anspruch nehmen. I.A.: Hellich.

Tagegelder der Kreistierärzte.

Ministerium für Landwirtschaft, Berlin W9, den 24. März 1919. Domänen und Forsten. Leipziger Platz 10. Nr. 1 A. IIIg. 798.

Es sind Zweifel darüber entstanden, in welcher Höhe die nach den Erlassen vom 18. 9. 1918 und 22. 11. 1918 den Kreistierärzten zu- gebilligten Zuschläge zu den Tagegeldern bei ein- und mehrtägigen Dienstreisen in ihrem Amtsbezirke zu zahlen sind. Nach ihrer tangklasse würden sie nur Anspruch auf einen Zuschlag von

Zeitschrift f. Veterinärkunde, 1919. 5. Heft. 15

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40 bis 50 v. H. haben, nach den ihnen für die pauschalierten Reisen gezahlten Tagesgeldsätzen würde ein Ztischlag von 50 bis 60 v. H. gerechtfertigt sein.

Im Einverständnis mit dem Finanzministerium wird daher be- stimmt, daß bei der Ermittlung der für die Bemessung der Pausch- vergütungen der Kreistierärzte maßgebenden Reisekosten an Zu- schlägen zu den Tagegeldern bei eintägigen Reisen 50 v.H., bei mehrtägigen Reisen 60 v. H. anzusetzen sind. I. A.: Hellich.

Rotlauiserum.

Dem früher beobachteten Mangel an Rotlaufserum hofft die landwirtschaftliche Verwaltung in diesem Jahre durch rechtzeitige Bereitstellung der erforderlichen Serummengen vorzubeugen. Eigene Herstellung im Staatsbetriebe wird aufrechterhalten, und es ist zu hoffen, daß hierdurch und durch die in den Seruminsti- tuten hergestellten Mengen die Nachfrage voll befriedigt werden kann. Die Sicherheit für die Vollwertigkeit ist durch die Ein- führung des Prüfungszwangs für alle Rotlaufimpfstoffe gewähr- leistet, wodurch allerdings eine Preiserhöhung nicht vermieden werden konnte.

Schweizer Veterinäroftiiziere.

Im Februarheft des „Schweizer Archivs für Tierheilkunde‘“ werden folgende Beförderungen von Veterinäroffizieren der Schweizer Armee bekanntgemacht: 3 Oberstleutnants zu Obersten, 4 Majore zu Oberstleutnants, 9 Hauptleute zu Majoren, 10 Ober- leutnants zu Hauptleuten, 11 Leutnants zu Oberleutnants.

50jähriges Doktorjubiläum.

Die veterinär-medizinische Fakultät der Hessischen Ludwigs- universität in Gießen hat am 17. März 1919 Herrn Kreisveterinär- arzta.D. Gottfried Schaefer in Berlin-Friedenau, dem Her- ausgeber der „Tierärztlichen Rundschau“, anläßlich seines 50jährigen Doktorjubiläums nach altem Brauche das Doktordiplom erneuert. | |

Nachruf. Am 4. April 1919 verstarb in Cassel Herr Generaloberveterinär Joseph Wilden, Korpsveterinär des XV. Armeekorps.

Unter Anspannung aller Kräfte hatte der Verstorbene lange einer Krankheit widerstanden, die er sich durch die Anstrengungen im Felde zugezogen.

Der Rückmarsch aus Frankreich überstieg seine Kräfte und

zwang ihn für lange Zeit auf ein Krankenlager, von dem er sieh nicht wieder erheben sollte.

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Wer Wilden kannte, weiß, welch offener, gerader Charakter er war, kennt sein stets freundliches Wesen, seinen nie ermüdenden Fleiß, sein strenges Pflichtgefühl und seine Hilfsbereitschaft für alle Kameraden.

An der Militär-Veterinär-Akademie war er 1902 bis 1906 als Inspizient tätig.

Der Übergang vom Frontdienst, den er über alles liebte, zur Stätte der Wissenschaft, wurde ihm nicht leicht. Aber sein strenges Pflichtgefühl ebnete ihm auch hier die Wege. In kurzer Zeit hatte er sich die Liebe und Verehrung der Studierenden erworben.

Die Akademie bedauert tief den Tod des allseits beliebten Kameraden.

Unter den Inspizienten der Akademie,.die sich die Hochachtung der Vorgesetzten und die Verehrung der Studierenden am meisten erworben haben, steht sein Name an erster Stelle.

Möge ihm die Erde leicht sein! Berlin, 15. April 1919. `\ Im Namen der Veterinäroffiziere der Akademie.

Schlake, Generalvet. u. Direktor d. Mil. Vet. Akademie.

Über das türkische Veterinäroftizierkorps. Von Oberveterinär Royeck.

Als ich im März 1916 mein Kommando nach der Türkei erhielt, glaubte ich, wie so viele andere, daß, wenn die Organisation in der Türkei im allgemeinen mangelhaft ist, sie es auf dem Gebiete des militärtierärztlichen ee in ganz besonderem Maße sein müßte.

Wie groß daher mein Erstaunen war, als ich den Boden des Osmanischen Reiches betrat und gänzlich andere, viel besser durch- gebildete Einrichtungen vorfand, wird der: ermessen können, der folgende Zeilen mit Aufmerksamkeit liest:

An der Spitze des türkischen Veterinäroffizierkorps steht der Inspekteur, der seinen Sitz im Kriegsministerium hat. Inhaber dieser Stelle war seinerzeit ein Veterinäroberst; neuerdings ist ein Veterinäroffizier im Range eines Divisionsgenerals (General- leutnant Ferik-Pascha) vorgesehen. Der Inspekteur ist der Kom- mandeur des türkischen Veterinäroffizierkorps. Zu seiner Unter- stützung befindet sich in jedem Armeebereich ein Armeeveterinär (Veterinäroberst), der die militärische und technische Leitung des Veterinärkorps hat. Die Gliederung des Veterinäroffizierkorps innerhalb einer Armee entspricht der unsrigen.

Im Kriegsministerium sitzt der Personalreferent, ein Veterinär- major oder -hauptmann, der im Einvernehmen mit dem Inspekteur die Stellenbesetzung regelt. Die Kommandeure EES SC tierärztlichen Institute sind Veterinäre.

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Noch deutlicher tritt der grundlegende Unterschied zwischen den deutschen und den türkischen Veterinäroffizieren hervor, wenn ich auf folgendes hinweise:

Zu einem türkischen Tierlazarett gehören z. B. außer dem Kommandeur zwei Veterinäre niederen Grades als Assistenten, zwei Oberleutnants als Ordnungsoffiziere, ferner eine bestimmte Anzahl von Fahnenschmieden und Pflegepersonal. Der Kommandeur (Veterinärmajor) ist militärischer und technischer Vorgesetzter des gesamten Personals (also auch der Offiziere) und übt die Diszi- plinarstrafgewalt aus. Hiermit komme ich zu einem Punkte, der uns Preußen besonders merkwürdig berührt:

Der Veterinär als Vorgesetzter des Offiziers.

© Wie sehr dies ins Gewicht fällt, kann nur der ermessen, der gleichzeitig weiß, daß der Veterinär-Studierende nach bestandenem Fachexamen beim Eintritt in die Armee sofort zum Hauptmann ernannt wird. Nach zwölfjähriger, vorwurfsfreier Dienstzeit wird er Major, unabhängig davon, ob Stellen frei sind oder nicht.

Bei der Truppe ist der Veterinäroffizier nur dem Regiments- kommandeur unterstellt, er befindet sich stets beim Stabe. Auf die niederen Truppenkommandeure, die einen militärisch gerin- geren Rang haben als er selbst, hat er taktisch keinen Einfluß, sie können aber auch nie in ein Vorgesetztenverhältnis zu ihm treten. Außer Dienst steht ihm gemäß seinem Range dieselbe Ehr- erbietung seitens jüngerer Offiziere zu, wie es jedem dienstälteren und ranghöheren Offizier der Armee gegenüber üblich ist. `

Bei Besichtigung von Truppenteilen durch Veterinäroffi- тіеге, die. einen höheren Rang haben als die Kommandeure, sind diese den ersteren zur Meldung verpflichtet. Das Schmiedepersonal untersteht dem Veterinär.

2 Zu erwähnen ist noch, daß zwischen allen Offizieren, Sanitäts- und Veterinäroffizieren, ein starkes kameradschaftliches Zu- sammengehörigkeitsgefühl besteht, das noch besonders zum Aus- druck kommt in der Hochachtung, die der Türke allgemein dem Akademiker entgegenbringt.

2 Мап wird nun einwenden können, daß dieTürkei in Wirklichkeit anders aussieht, als man sie aus den Berichten kennen gelernt hat, daß Zustände bestehen, wie wir sie uns für Deutschland nicht wünschen können. Das eine aber steht fest, daß der Ausbau des türkischen Veterinäroffizierkorps eine Höhe erreicht hat, wie wir sie uns selbst als Ziel für unser Korps stecken müßten.

' Kriegsfürsorgestelle für sächsische Tierärzte. 16. Quittung.

Im 1. Vierteljahr 1919 sind folgende Beiträge zu unserem Fürsorgefonds eingegangen: Dr. Mintzlaff, Schauamtedir., Annaberg (2. Beitrag) 75 M.; Dr. Oertel, Tierarzt, Riesa a. Elbe (5. Beitrag) 20 M.; die ordentlichen Professoren der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden (3. Rate) 500 M.; Veterinärrat Dr. Tempel, Chemnitz 50 M. Ferner haben im 1. Vierteljahr 1919 die nachgenannten Kollegen die ihnen von der staatlichen Schlachtvieh- versicherung zustehenden Schätzungsgebühren im Gesamtbetrage von 354 M.

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zu unserem Fürsorgefonds abgetreten, und zwar: Börner- -Weißenberg; Dr.. Dankmeyer-Schmorsdorf, Reg. V. Rat Deich-Grimma, Engelmann- Grimma, Fischer- Treuen, Dr. Fleischer - Zwickau, Glöckner - König- stein, Reg. V. Rat Dr. Göhre- Großenhain, Günther-Eibenstock, Ham- bach- Nerchau, Dr. Len k- Markranstädt, V. Rat Reimann- Leipzig, Sandig- Tharandt, St. Vet. a. D. Schaaf- - Freiberg, O. St. V. Thomas -Kalkreuth,- Dr. Vanselow- Taucha, Schlachthofdir. W aurick- Löbau. |

EES 999,- М.

Hierzu: | Zinsen im 1. Vierteljahr 1919 . . . . 2... 250,— M. Gesamteinnahme bis Ende 1918 . . . . . . 42 983,52 M. Summe 44 232,52 M. Davon ab:

seither gewährte Darlehen, Unterstützungen usw., und zwar: 6903,35 M. bis Ende 1918, 916,55 M. im 1. Vierteljahr 1919 7 819,90 M. bleiben 86 412,62 M. und zwar: 5412,62 M. in bar, 31000,00 М. in Nennwerten.

Allen, die uns durch Beiträge und Mitarbeit bisher in unserem Werke unterstützten, sei auch an dieser Stelle nochmals herzlichst gedankt.

Wir bitten um weitere Mitarbeit und fernere Beiträge an das Sekretariat | der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden-A., Zirkusstraße 40, oder an den Geschäftsführer unserer Fürsorgestelle, Medizinalrat Prof. Dr. Richter, Dresden-A., Silbermannstraße 6.

Dresden, (den 8. April 1919.

Der Vorsitzende der Kriegsfürsorgestelle für sächsische Tierärzte. gez. Ellenberger.

Е Amtliche Verordnungen || 5

Kriegsministerium. Berlin W66, den 10. April 1919.. Nr.1477/3.19. A.3. Leipziger Str. 5.

In der Stärkenachweisung der immobilen Pferdelazarette (Erl. v. 12. 6. 1917, Nr. 2670/5. 17. A. 3) fällt mit Ende April der Kommandeur weg.

Die militärische Leitung dieser Pferdelazarette ist daher ebenso wie bei den mobilen Pferdelazaretten den technischen Leitern (Veterinäroffizieren) zu übertragen. -

Die Generalkommandos usw. sorgen dafür, daß mit diesen Stellen nur durchaus geeignete Veterinäroffiziere betraut werden.

Die Regelung der Disziplinarstrafgewalt usw. für Veterinär- offiziere als Leiter von Pferdelazaretten wird in Kürze erfolgen. Bis dahin regeln die Generalkommandos die Ausübung der Diszi- plinarstrafgewalt in den Pferdelazaretten. |

Der Kriegsminister Der Unterstaatssekretär I. A: v. Kessel. Göhre.

Mitteilungen aus dem Reichsernährungsministerium.

Die Quecke als Futtermittel.

Die Quecke enthält 4,93 % verdauliches Eiweiß, 1,33 % Fett und 45,44% Kohlenhydräte hei 37,3 kg Stärkewerten im Doppelzentner, was einen Futterwert ergibt, der dem des besten Kleeheus gleich- kommt. Es wird oft möglich sein, durch die bei der Frühjahrs- bestellung herausgearbeiteten Quecken die Futtervorräte um ein Beträchtliches zu vermehren. Die Hauptsache bei der Gewinnung von Quecken zu Futterzwecken ist die möglichst gründliche Ent- fernung von Sand und Erde. Zu diesem Zweck treibt man die bei Trockenwetter zusammengefahrenen Quecken am besten durch die Dreschmaschine oder läßt die Erde absieben oder mit der Gabel ausschütteln. In diesem Zustande kann sie schon grün an Schweine und Rinder verfüttert werden, an letztere am besten in Verbindung mit Stroh und Heu.

Getrocknet bilden die Quecken ein wertvolles Winterfutter. Zur Heubereitung sind allerdings einige mechanische Hilfsmittel nicht zu entbehren. Zunächst müssen die Quecken zerkleinert werden. Dies geschieht unter anderem durch Reißwölfe, wie sie in Brennereiwirtschaften überall vorhanden sind. Aber auch die gewöhnlichen Düngermühlen, aus denen man die Quetschwalze entfernt, können erfolgreich Verwendung finden. Die zerkleinerte Quecke muß künstlich getrocknet werden. Wenn keine Trocken- apparate vorhanden sind, bringe man sie in den Backofen oder auf den Dampfkessel und sorge dabei dafür, daß der sich natur- gemäß bildende Wrasen genügend Abzug findet.

Heu und Stroh der Ernte 1918.

Im Reichsernährungsministerium haben eingehende Beratun- gen darüber stattgefunden, ob die staatliche Rauhfutterbewirt- schaftung einschließlich der Höchstpreise und Verkehrsbeschrän- kungen etwa schon im gegenwärtigen Augenblick aufgegeben wer- den könne. Da verschiedene Bundesstaaten noch mit erheblichen Rauhfuttermengen rückständig sind und die Gefahr besteht, daß bei vorzeitiger Aufhebung der Verordnungen die Versorgung der Pferde mit Heu und Stroh in den gemeinwirtschaftlich wichtigen Betrieben in Frage gestellt wird, hat sich der Reichsernährungs- minister dahin entschieden, für das Heu und Stroh der Ernte 1918 noch die bestehenden Beschränkungen aufrechtzuerhalten; dagegen ist für die Rauhfutterernte 1919 völlig freier Verkehr in Aussicht genommen.

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Maßnahmen zum bevorstehenden Weidegang.

In der „Landw. Presse“ wird von Gaede darauf hingewiesen, daß Tiere, die im Frühjahr auf die Weide gebracht werden, in einem kühlen Stall gehalten sein sollen, damit sie noch das der Jahreszeit entsprechende Haarkleid haben. Tiere, die aus einem warmen Stall auf die Weide kommen, gebrauchen längere Zeit, bis sie sich dem ständigen Aufenthalt im Freien anpassen. Alte Grundregel der Weidebauern ist: „Mager zur Weide, fett von der Weide.“ Nur Tiere unter einem Jahr sollen in besserem Er- nährungszustand auf die Weide gebracht werden. Auf den besten Dauerweiden der Marschen Norddeutschlands rechnet man auf 2 bis 2!/, Morgen ein Stück Großvieh. Mißerfolge sind meist auf zu hohe Besetzung der Weiden zu schieben. Im Frühjahr und Vorsommer produzieren die Weiden erheblich mehr und besseres Futter wie später; werden sie in dieser Zeit zu stark besetzt, so besteht, abgesehen von dem Futtermangel im Spätsommer, die Ge- Jahr, daß die zu kahl gefressene Grasnarbe verdorrt. Zweckmäßig werden Pferde und Rinder zusammen geweidet, und zwar auf sieben Rinder ein Pferd; wo nur Pferde geweidet werden, leidet die Grasnarbe. Möglichst früher Austrieb ist zu empfehlen. Werden Weiden erst beweidet, wenn schon Fruchthalmbildung erfolgt ist, dann ist der Nährstoffreichtum geringer, auch wird die Grasnarbe nieht so dicht wie bei kurz geweideten Gräsern,

Das große Kaninchensterben. Langjährige Erfahrungen über Kaninchenseuchen, deren Wesen, Ursachen und Bekämpfung. Von Amtstierarzt Dr. med. vet. Sustmann. Verlag von Alfred Michaelis, Leipzig. Preis 1,60 M.

Während des Krieges hat infolge des großen Fleischmangels die Kaninchenzucht in Deutschland eine früher nie geahnte Verbreitung gefunden. Der damit zusammenhängende starke Handel mit Zuchttieren begünstigt aber leider die Seuchenverschleppungen in weitestem Maße, zumal die jetzigen Züchter zum großen Teile weder Kenntnis noch Verständnis für Kleintier- zucht haben. So sind die Verluste durch Seuchen heute noch sehr große. Verfasser schätzt den Gesamtverlust an Kaninchenjungtieren in den letzten Jahren auf 5 Milliarden. | Um hier durch Aufklärung zu helfen, hat S. die kleine Schrift heraus- gegeben, in der er in klarer, auch für Laien verständlicher Form folgende Kaninchenseuchen: Kokzidiose, Kaninchenseptikämie, Kaninchentuberkulose, Speichelfluß der Kaninchen, Lungenwurmseuche und Knotenseuche behandelt.

Bei der hohen volkswirtschaftlichen Bedeutung der Kaninchenzucht ist die sachverständige Aufklärungsschrift weitesten Kreisen zur Anschaffung zu empfehlen.

Das Erscheinen weiterer Hefte über Kaninchenkrankheiten ist in Aus- sicht gestellt. Karpe.

Preußen: Klingberg, O.S.V. beim Fa. R.2, Berndt, St. V. beim D. R. 17, der Absch. mit der gesetzl. Pens. bewilligt; Kalıl, O. V. beim Fa. R. 16, Dahlenburg, O. V. bei der Mil. Vet. Akad., zu den Vet. Offiz. der Landw. 1. Aufgeb. übergeführt; Grabe, St. V. der Landw. 1. Aufgeb. (Perleberg), der Absch. bewilligt; Dr. Beier, O. V. beim K. R. 6, zu den Vet. Offiz. der Landw. 1. Aufgeb. übergeführt.

Ihre am 5. April stattgefundene Vermählung geben hierdurch DESS: Dr. Ernst Kömpf

Oberveterinär im Freiw. Hus. Regt. 14

Käthe Kömpf, geb. Eitert Lauterbach (Hessen), den 5. 280 1919.

Am 4. April 1919 verstarb in Cassel nach langem Kranken- lager an den Folgen eines Leidens, das er sich auf dem Rück- marsche aus Frankreich zugezogen hatte,

Generaloberveterinär Wilden.

In dem Entschlafenen ist ein im Frieden und im Kriege hervorragend bewährter Veterinäroffizier dahingegangen. Seine vortrefflichen Charaktereigenschaften sichern ihm die Achtung und Wertschätzung seiner Vorgesetzten und die unbegrenzte Liebe und Verehrung seiner Untergebenen über das Grab hinaus.

Wir werden ihm ein dankbares und treues Andenken be- wahren.

Im Namen der Veterinäroffiziere des XV. Armee-Korps Michaelis

Oberstabsveterinär.

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31. Jahrg. Juni 1919. 6. Нен.

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Die Narkose.

Theoretische Betrachtungen, physiologische und praktische Untersuchungen unter besonderer Berücksichtigung der intra- venösen Infundierungen wässriger Chloralhydratlösungen beim

Pferde. | Ä

Von Oberveterinär Саеттегег +. (Fortsetzung.

Über die Mischnarkose und ihre Theorie ist folgendes zu sagen: Nach Kappeler wurden Mischungen von Chloroform und Äther oder von Chloroform, Äther und Alkohol bald nach der Entdeckung der anästhesierenden Eigenschaften des Äthers und des Chloroforms eine Zeitlang vielfach in der Meinung angewandt, sie wären weniger gefährlich als reines Chloroform. |

Overton erwähnt in seinem Buche: „Studien über die Narkose“, daß bereits 1864 fast gleichzeitig von Claude Ber- nard und von Nußbaum Summation von Chloroform und Morphium beobachtet wurde, und daß seit dieser Zeit ziemlich viele Versuche über eine solche kombinierte Narkose gemacht worden sind, und er knüpfte daran die Vermutung, daß die Nar- kose der Zukunft sich auf eine zweckmäßige Kombination mehrerer Narkotika gründen würde. Das Studium, wie ein Arzneimittel das andere beeinflußt, steht heute im Vordergrund des pharmako- logischen Interesses. Die Frage, wie ein Narkotikum in seiner nar- kotischen Kraftentwicklung von einem anderen Narkotikum unter- stützt oder gehindert wird, ist nur eine kleine Unterabteilung der großen allgemeinen Frage, die man einerseits als additiven bzw. potenzierenden Synergismus, anderseits als Antagonismus bezeich- net. Seit langer Zeit sind gegenseitige Beeinflussung, z. B. von Narkotieis allgemein bekannt. Ich erinnere hier an Alkohol und Chloralhydrat. Bei der Behandlung des Delirium tremens wird die hypnotische Eigenschaft des Chloralhydrats gehoben. Vielleicht ist-auch die bekannte Widerstandsfähigkeit bei Trinkern gegen die

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 6. Heft. 16

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Äthernarkose durch einen Antagonismus zwischen Alkohol und Äther zu erklären. Schon vor 17 Jahren machte Lewin auf der- artige Beziehungen zwischen Arzneimitteln aufmerksam. Er warnte ganz besonders auf Grund seiner Erfahrungen vor gleichzeitiger Einführung von Choralhydrat und Morphium oder Alkohol und Bromkali, da sie auf Herz und Gehirn bis zu lebensgefährlichem Kollaps die Wirkung steigern. Derartige Beispiele könnte man nach ihm beliebig vermehren. Diese klinischen Beobachtungen Lewins vertragen sich nun ganz ausgezeichnet mit neuesten stalagmometrischen Feststellungen über den Synergismus und Antagonismus von Arzneimitteln und Giften von Traube und Onodera, deren Forschungsergebnisse nun wiederum eine Be- stätigung durch die Fühnerschen Tierversuche und stalagmo- metrischen Versuche gefunden haben. Fragt man sich nun, wie diese komplizierten Vorgänge zu erklären sind, so wird man nach einer anderen als einer chemischen Erklärung zu suchen haben. Chemisch ist z. B., wie Traube sagt, gar nicht zu erklären, war- um auf Zusatz von Salzen die keimtötende Kraft von Desinfizien- tien so wesentlich erhöht wird. In seinem Aufsatze „Arzneimittel und Gifte“ spricht sich derselbe Forscher dahin aus, daß die Vor- gänge, durch die die Arzneimittel wirken, hauptsächlich physika- . lischer, nicht chemischer Natur sind. Er schließt dies daraus, daß die Säfte, besonders das Blut, charakterisiert sind durch das Vor- kommen von Kolloiden. Für diese ist im Gegensatz zu den Kri- stalloiden, den Salzen usw., die leichte Zustandsänderung kenn- zeichnend, die solch ein gelöstes Kolloid durch Temperaturverände- rungen, durch fremde Zusätze zur Lösung usw. erfährt. Die physikalischen Anschauungen bieten auch nach anderen Richtungen der Pharmakologie und der Immunitätslehre manches, worüber die chemische Theorie nur schwer Auskunft geben konnte. Wenn man z. B. häufig in der Pharmakologie findet, daß 1+1+1 nicht 3 ist, daß dreimal die einfache Dosis größere Wirkungen entfaltet, als einmal die dreifache Dosis, so gibt der Verlauf der Vergiftungskurven der Kolloide durch Gifte eine einfache Auskunft. Auch in bezug auf die sonstigen, namentlich auf dem Immunitäts- gebiet, so allgemein geltenden Optimalwirkungen der Arzneimittel (Präzipitation, Agglutination) gibt die physikalische Theorie eine klare und verständliche Antwort und gleichzeitg auch in bezug auf die fundamentalste Frage des ganzen Immunitätsgebietes: die Frage nach der Ursache der Spezifizität.

Der Autor meint, daß auf Grund der physikalischen Theorie die Pharmakologie in eine neue Ära treten dürfte, welche mehr und mehr von der Bevorzugung einheitlicher Arzneimittel absieht und wegen der zum Teil potenzierten Wirkungen von gemischten Arzneimitteln ihre Aufmerksamkeit mehr hierauf lenken soll.

In der Tiermedizin veröffentlichten u. a. folgende Autoren ihre

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Erfahrungen mit Mischnarkosen bzw. kombinierten Narkosen: 1893 Bouchet „Chloral mit Morphium beim Pferde und Hunde“, 1885 Gad&ac und Mallet „Chloral und Morphium“, dieselben 1891 mit denselben Mitteln bei intraperitonealer Injektion, Pecus beim Hunde 1895, Guinard 1891 beim Hunde, beide gleichfalls mit Morphium und Chloral, Fröhner „Die kombinierte Mor- phium-Chloralhydrat-Narkose“ 1900/1901, ebenso Malzew 1899. Morey und Peuch benutzten beim Pferde die Dastre- Mor&sche Methode; 30 Minuten vor dem Abwerfen injizierten sie subkutan eine Lösung von Morphium-Chloralhydrat und neutralem schwefelsauren Atropin, warfen das Pferd ab und chloroformierten. 1899 suchte H onigmann iin einer wissenschaftlichen Abhand- lung einen potenzierenden Synergismus zwischen Chloroform und Äther zu beweisen. Bei der großen Anzahl von Narkotieis war eine unendliche Reihe von Kombinationen möglich. Die ver- schiedensten Mischungen und Zusammenstellungen sind angewendet worden und die widerspruchvollsten Gutachten sind abgegeben worden. Aus diesem Grunde verdient die Honigmannsche Arbeit besonders hervorgehoben zu werden, weil sie eine rein wissenschaftliche Klärung der mehr als dunklen Frage erstrebte. Der auf Grund seiner Versuche behauptete potenzierende Synergis- mus zwischen Chloroform und Äther wurde 1901 von E.Overton in Abrede gestellt. Overton konnte bei der Verwendung meh- rerer indifferenter Narkotika niemals eine Potenzierung, bisweilen sogar eine geringe Verminderung, im allgemeinen ziemlich genau Addition feststellen.

Kionka und Krönig bestätigten die Versuche Honig- manns. W. Madelung dagegen kam zu denselben Resultaten wie Overton. Bei Verwendung von Morphium-Skopolamin in Verbindung mit indifferenten Narkoticis stellte er einen potenzieren- den Synergismus fest.

Die Knellsche Arbeit über die Kombinationswirkung von Morphium muriaticum und Chloralhydrat bei gleichzeitiger intra- venöser Applikation kommt zu folgenden Schlußsätzen, die neben theoretischen Betrachtungen auch für die Narkose des Pferdes prak- tische Gesichtspunkte bieten:

„Die intravenöse Injektion von Morphium muriaticum und Chloralhydrat erzeugt bei Anwendung relativ Kleiner Dosen eine Kombinationswirkung von großer Energie und langer Dauer. Die Gesamtwirkung ist stärker als sie durch Addition der Einzelwir- kungen erwartet werden Könnte.

Bei geeigneter Wahl der Dosen kann eine tiefe Narkose er- zeugt werden. Diese Dosis beträgt pro 1 kg Körpergewicht beim Pferd: Morphium mur. 0,001 bis 0,002 und Chloral 0,06 bis 0,07;' beim Kaninchen: Morphium muriatic. 0,01 und Chloral 0,1; beim Hund Morphium mur. 0,002 bis 0,003 und Chloral 0,1.

16*

Dem Morphium mur. ist in der Kombinationswirkung haupt- sächlich die Lähmung der Sensibilität, gem Chloral die motorische Lähmung zuzuschreiben.

Die Dauer der durch die Kombinationswirkung von Chloral- hydrat und Morphium erzielten Narkose läßt sich durch Nach- spritzen von Morphium muratic. in kleinen Dosen bei beginnender Abschwächung der durch die erste u erzielten Wirkung verlängern.“

Sieht man von dem Wert oder Пимен einer Dosierung pro Kilogramm Körpergewicht einmal ab es wird hierüber bei den Blutuntersuchungen zu berichten sein —, so bekommt man von der Knellschen Angabe über potenzierenden Synergismus zwi- schen Morphium und Chloral eine Vorstellung, wenn man die pro Kilogramm Körpergewicht beim Pferde benötigte Dosis Chloral- hydrat mit anderen Angaben vergleicht. So geben bei intravenöser Injektion von reinen Chloralhydratlösungen im Verhältnis von 1:3 Nocard, Chanveau, Barrier die Dosis pro Kilogramm mit 0,10 und 0,12 an. Danach wäre also Morphium imstande, die Chloralhydratdosis um fast die Hälfte zu drücken. | Sendrail wendet seit mehreren Jahren fast ausschließlich die intraperitoneale Injektion von 10%igen Chloralhydratlösungen beim Hunde und beim Pferde an. Die Dosis beträgt nach ihm pro Kilogramm Körpergewicht beim Hunde 0,33, beim Pferde 0,1. Also auch nach ihm ist die Dosis doppelt so groß wie bei gleich- zeitiger Applikation von Morphium.

Bürgi und seine Schüler haben bekanntlich systematisch an mehr als tausend Tierversuchen Arzneimittelkombinationen stu- dert, Sie haben gefunden, daß zwei gleichzeitig oder kurz nach- einander in den Organismus eingeführte Narkotika im allgemeinen bedeutend stärker wirken, als man einer einfachen Addition der zwei Einzeleffekte nach erwarten würde. Diese Verstärkung, die das Zwei- und Dreifache oder ein noch höheres Multiplum der durch Addition berechneten Wirkung ausmachen kann, ist am be- deutendsten dann, wenn die beiden Medikamente mit verschiedenen Substanzen des Organismus chemisch verwandt sind, d. h. wenn sie verschiedene Zellrezeptoren haben. Dieser Fall trifft beispiels- weise zu bei Skopolamin und Morphium oder Skopolamin und einem Narkotikum der Fettreihe, also mit Chloroform, Äther usw., oder mit einem Narkotikum der Fettreihe und Morphium. Die Narkotika der Fettreihe unter sich addieren sich, weil sie denselben Zellrezeptor haben. Bürgi beobachtete ferner, daß die Dosis x ein und desselben Narkotikums stärker wirkt, wenn sie in zwei oder mehreren rasch aufeinander folgenden (5 bis 10 Min.) Teildosen, als wenn sie auf einmal gegeben wurde Er erklärte das damit, daß gewissermaßen eine Gewöhnung an das Arzneimittel statt- findet, und die Zelle daher viel mehr von dem Stoffe aufnehmen

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kann, als wenn sie gleich mit der ganzen Dosis überrascht und überschwemmt wird. |

Zu den gleichen tatsächlichen Ergebnissen kam Homburger. Hauckold und Lindemann, letztere Schüler Bürgis, hatten festgestellt, daß bei Einspritzungen in die Venen die bereits beschriebenen Verstärkungen nicht einträten. Hierzu schreibt Hammerschmidt in seinem Aufsatz „Über die Morphium- Chloralhydrat- und dieMorphium-Urethan-Narkose bei intravenöser Injektion“, daß die Art und Weise der Hauckold-Linde- mannschen Versuche schuld daran sei, denn es gelang ihm nach- zuweisen, daß das Zusammenwirken beider Stoffe bei richtigem Vorgehen nach intravenöser Einspritzung ebenso eintritt, wie nach subkutaner Injektion und nach Einnehmen.

A. Breslauer und G. Wocker studierten die Wirkung von Narkotikakombination und fanden, daß zwei gleichzeitig an- gewandte Narkotika ihre Wirkung steigern und auch abschwächen können. Der Steigerung oder Schwächung des narkotischen Ef- . fekts geht in der Regel eine Steigerung oder Schwächung der Giftigkeit des Gemisches vorauf. Es können sich Narkotika ver- stärken aus derselben eng umschriebenen chemischen Gruppe (Urethane) sowie auch Narkotika aus einer anderen Gruppe (Al- kohol-Äther-Urethan).. Diese Tatsache stimmt nicht mit der Bürgischen Rezeptorentheorie überein.

Auch Kochmann meint, daß von Fall zu Fall untersucht werden muß, welche Substanzen sich addieren und welche sich in ihrer Wirkung über das arithmetische Mittel hinaus verstärken. Ein allgemein gültiges Gesetz läßt sich nicht aufrechterhalten.

Fühner prüfte in den Jahren 1909 und 1910 in der biolo- gischen Anstalt zu Helgoland an kleinen Fischen Verbindungen von Chloralhydrat-Ather, Paraldehyd-Alkohol, Chloralhydrat-Alkohol, Phenol-Ather, Phenol-Alkohol. Er kam dabei zu dem Ergebnis, daß die Wirkungen dieser Narkotika auf das Zentralnervensystem sich nur addieren, nicht eine die andere steigere. Bei den chloral- hydrathaltigen Mis-hungen fand er eine geringfügige Verstärkung über die Addition hinaus. Wird nach seiner Meinung bei Ver- suchen an Warmblütern eine Verstärkung dieser Mittel festgestellt (Bürgi experimentierte mit Kaninchen), so kann es sich auch da nicht um eine Verstärkung handeln, sondern um eine Ände- rung bei der Resorption. Etwas anderes ist es mit der Verbindung dieser Narkotika mit Morphium. Hier wird die Wirkung auf das Zentralnervensystem wirklich verstärkt, und zwar dadurch, daß die Löslichkeit des Morphiums in den Lipoiden des Zentralnerven- systems erhöht wird, eine einfache physikalisch-chemische Erklä- rung, die befriedigender erscheinen dürfte, als eine solche, die auf das Vorhandensein mehrfacher Zellrezeptoren zurückgreift und deren besondere Fähickeiten (nach Bürgi), über welche wir zur

= ВИ

Zeit nichts wissen und nichts aussagen können. Fühner be- mängelt die Bürgische Hypothese über das quantitative Ge- schehen im Zentralnervensystem, über das er aus seinen Unter- suchungen Aufschluß erhalten haben wollte, die er aber als Irrtum erklärt. Fühners Resultate stimmen mit denen von Overton gut überein, die letzterer unter denselben Bedingungen an Kaul- quappen gewonnen hat. Nach diesen Versuchen steht es für die geprüften indifferenten Narkotika fest, daß sie sich in ihrer Wir- kung auf das Zentralnervensystem gegenseitig nur addieren, nicht potenzieren. Dies gilt auch für die Chloroform - Äthermischung.

Die Beeinflussung eines Arzneimittels durch ein anderes ist stalagmometrisch eingehend von Traube und Onodera stu- diert worden. Die Autoren haben unter dem Titel „Über Synergis- mus und Antagonismus von Arzneimitteln und Giften“ ihre Er- fahrungen folgendermaßen zusammengefaßt:

Die synergetische und antagonistische Beeinflussung zweier Stoffe (Arzneimittel und Gifte usw.) kann entweder auf einer di- rekten Einwirkung (Verminderung des Haftdruckes usw.) beruhen, oder aber auf einer indirekten Wirkung, indem physikalische oder chemische Reaktionsgeschwindigkeiten beschleunigt oder verzögert werden. ‚Soweit es sich um die dritte Beeinflussung handelt, kann infolge der Beziehungen von Oberflächenspannung zur Toxizität, Osmose usw. die stalagmometrische Methode in Ergänzung des Tierversuchs wertvolle Dienste leisten; in bezug auf die indirekte Einwirkung ist die Untersuchung von Reaktionsgeschwindigkeiten erforderlich. Sie heben hervor, daß die Feststellungen des Stalag- mometers sich nicht immer mit den klinischen Angaben decken, daß sich aber in der bisherigen Literatur mancherlei Widersprüche in bezug auf die Ergebnisse der Tierversuche finden und daß es abzuwarten ist, ob nicht die Messungen der OÖberflächenspannung möglicherweise mehr Vertrauen verdienen als manche der bis- herigen Tierversuche.

Faßt man als Praktiker die verschiedenen Theorien zusammen, so könnte man zu einer pessimistischen Auffassung gelangen, wie sie etwa Loewe gleich im Anfang seiner Studie „Über die Neben- wirkungen einiger neuen Arzneimittel‘ gibt, indem er sich dahin äußert, daß die modernen Anschauungen über die Wirkung kom- binierter Arzneimittel, das Wesen der Narkose, Synergeismus, Anaphylaxie, Lipoidlöslichkeit u. a. theoretischen Ursprungs sind, und es oft schwer fällt, eine Brücke zwischen ihrer theoretischen Begründung und den Erscheinungsformen der Praxis zu schlagen. Hierbei ist jedoch nicht außer ‚acht zu lassen, daß sich jede der angeführten Theorien auf tatsächliche Verhältnisse und exakte Ver- suche stützt. F. Hamburger hat nicht unrecht, wenn er meint, in dem Kampfe, welche Theorie die richtige ist, hat jeder mit seiner Theorie recht, denn jede Theorie stützt sich auf reale

Forschungsergebnisse. Ein so komplizierter Vorgang wie die Nar- kose ist wahrscheinlich nicht durch eine Theorie, d. h. von einem einzigen Gesichtspunkt aus zu erklären. Er selbst bereichert die Zahl der Hypothesen um eine sehr geistreiche über das Exzitations- stadium. H. wies nach, daß das phagozytäre Vermögen der weißen Blutkörperchen eine erhebliche Steigerung erfährt, wenn man der sie umgebenden Flüssigkeit bis auf geringe Quantitäten den Sauer- stoff entzieht. Durch Chloroform und andere lipoidlösliche Sub- stanzen wird die Phagozytose ebenfalls erheblich gesteigert, weil, wie Verworn bewies, die Zellen die Fähigkeit verlieren, mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Sauerstoff etwas anzufangen. Das Atemzentrum wird aber normalerweise durch einen gewissen O-Mangel erregt. Die gesteigerte Erregbarkeit des Atemzentrums zu Beginn der Chloroformnarkose muß daher auf einer beginnenden Sauerstoffnot beruhen. Wenn die Ganglienzellen in den höheren Nervenzentren geringe Mengen von Chloroform aufnehmen, wird _ der O-Verbrauch unvollständig blockiert und eine unvollkommene Erstickung herbeigeführt und dadurch die Erregbarkeit ge- steigert. `

Ganz anders denkt v. Tappeiner über das Exzitations- stadium. Die ersten Anzeichen, daß der Organismus das Narkoti- kum aufnimmt, d. h. die resorptiven Erscheinungen, beginnen mit einem rauschartigen Zustande, bestehend in Unruhe, auch wohl Krämpfen klonisch-tonischer Art. Man nennt diesen Zustand ge- wöhnlich das Stadium der Erregung (Exzitation), welche Bezeich- nung beibehalten werden kann, wenn man damit nicht die Vor- stellung einer allseitigen Erregung verbindet. Es werden nämlich “nach Kraepelius’ Untersuchungen die sensoriellen und intellek- tuellen Funktionen sofort herabgesetzt, nur die motorischen vor- übergehend gesteigert, wobei es fraglich bleibt, ob dies als echte Erregung aufzufassen oder nur dem Zustande zuzuschreiben ist, daß eben gewisse Hirnbezirke außer Tätigkeit geraten, während andere nun ihre Funktion ungehemmt und unreguliert fortsetzen können. Fröhner faßt das Exzitationsstadium als eine Lähmung zerebraler Hemmungszentren auf.

Die Bedeutung des Blutes für die Narkose.

Im Anschluß an diese rein theoretischen Betrachtungen über das Wesen der Narkose soll nun auf die Bedeutung der roten Blutkörperchen hinsichtlich der Dosierung des Narkotikums hin- gewiesen werden, was sowohl vom praktischen als auch vom theore- tischen Standpunkt von Wichtigkeit erscheint. Lewin hat in seinem Buch ‚Nebenwirkungen der Arzneimittel“, 1899, S. 127 darauf hingewiesen, daß neben dem Ernährungszustand, dem Zu- stand der resorbierenden Organe, die Blutmenge eine Rolle für das Fortbleiben bzw. für das Zustandekommen unangenehmer

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Nebenwirkungen zukomme. Die bekannten Angaben französischer tierärztlicher Autoren über die Dosierung eines Narkotikums pro Kilogramm Körpergewicht (Chloralhydrat intravenös und intra- peritoneal beim Pferde 1:10 kg, Chloroform nach Negotin 0,38 g pro Kilogramm Körpergewicht, beim Hunde Chloralhydrat 0,3:1 kg) streiften schon bewußt oder unbewußt die Frage über den Ein- fluß des Blutes für das Zustandekommen und die Tiefe der Nar- kose. Körpergewicht und absolute Blutmenge stehen ja in einem gewissen Verhältnis zueinander. Die Literaturangaben schwanken allerdings ziemlich erheblich, so wird z. B. vonMunck auf Grund der Arbeiten von Heidenhain, Welker, Pannum и. а. der Durchschnittswert für die absolute Blutmenge angegeben beim

1. Наһһ........... Yıa des Körpergewichts, 2. Mensch und Hund . Ala 28 Уз 3. Katze. поо у ив о е bi АРЕН» ыс сыл. Ы в и a з De Tabe So d aoe oaoa w Оа 5 Ө 6. Frosch . ш ж ү 7

. Kaninchen und Meerschweinchen . 74.

Beim Hunde, wahrscheinlich auch bei den übrigen Tieren, nimmt in der späteren Trächtigkeit die Blutmenge zu und steigt über '/,, des Körpergewichts des Muttertieres. Im Hungerzustand nimmt die Blutmenge nur langsam ab, eine Feststellung, die von prak- tischer Wichtigkeit insofern ist, als bei abnehmendem Körper- gewicht die absolute Blutmenge scheinbar nicht im selben Maßstabe abnimmt. Marek gibt in seinem Lehrbuch der klinischen Unter- suchungsmethoden die durchschnittliche Blutmenge mit '!/,, des Körpergewichtes für das Pferd an. Nach Heidenhain, Welker, Pannum u. a. würde demnach bei einem 500 kg schweren Pferde die Blutmenge 3313 kg betragen, während sie nach Marek berechnet 50 kg schwer sein würde. Da das spezi- fische Gewicht zwischen 1,05 und 1,06 schwankt, rund also etwa gleich 1 ist, so beträgt die Differenz zwischen der Heidenhain- schen und der Marekschen Berechnung nicht weniger als 16%, 1 Blut. Praktisch läßt sich also mit den Blutmengenangaben nicht arbeiten.

Ich gebe zu, daß die französischen Dosierungen pro Kilo- gramm Körpergewicht im allgemeinen zutreffen, wovon ich mich durch Versuche am Hunde überzeugt habe, öfter aber läßt die französische Methode im Stich. Auf der Suche nach praktisch brauchbaren Anhaltspunkten für die Dosierung drängte sich die Rolle, die das Blut für den Narkotikumverbrauch spielt, geradezu auf. Es lag nahe, an. das Transportmittel bei der intravenösen Infundierung, an das Blut zu denken. Bei diesem nehmen die roten Blutzellen als der physiologisch wohl wichtigste Bestandteil für die Narkose das Hauptinteresse in Anspruch. Vor jeder Nar-

kose wurde nun eine Blutprobe aus der Vena jugularis entnommen und defibriniert. In einem 100 ccm fassenden Zylinder wurde nach dem vollständigen Herabsinken der im Verhältnis zum Plasma spezifisch schwereren Erythrozyten die Höhe der Blut- zellenbreisäule in Kubikzentimetern verzeichnet und die gefundene Zahl sowohl mit der gebrauchten Menge des Narkotikums (Chloral) als auch mit der Körpergröße bzw. mit dem Körper- gewicht verglichen. Obwohl ich mir bewußt war, daß diese Methode der Bestimmung der Erythrozyten eine rohe sei und nur approximative Werte ergeben könne, so waren doch Umstände maßgebend, die für das Beibehalten dieser Methode und für einen Verzicht auf die mikroskopische Zählung der roten Blutkörperchen sprechen. In erster Linie handelt es sich ja darum, eine für die Praxis brauchbare Methode zu finden, die möglichst keine An- sprüche an Apparate stellt und deren Technik so einfach wie möglich ist. Aus diesem Grunde wurde z. B. auf Zusatz der be- kannten, die Blutgerinnung verhindernden Chemikalien ver- zichtet.

Die einfachste Methode dieser Art stammt bekanntlich von Zschokke, der undefibriniertes Blut in einem beliebigen Reagenzglas im Wasserbade bei 10 bis 12° C etwa eine halbe Stunde stehen ließ und nun aus der Blutplasmasäule und dem Bodensatz von Erythrozyten den Prozentsatz derselben für die Blutprobe er- mittelte. Es empfiehlt sich aber, vorher die Blutprobe zu defi- brinieren, weil oft die Gerjnnung einsetzt, bevor ein vollständiges Zubodensinken der roten Blutscheiben eingetreten ist. Das Ab- sacken der roten Blutkörperchen kann man nach H. Brat er- heblich dadurch beschleunigen, daß man dem unverdünnten Pferdeblut Gelatine oder Gummiarabikum zusetzt, während auf Stärke eine Verzögerung eintritt. Praktisch wichtig ist allein die Feststellung extremer Unterschiede in der Blutkörperchensäulen- höhe, wobei die extrem niedrigen Befunde entscheidend sind (extrem nenne ich Befunde von über 50 und unter 30). Im Verlaufe des Studiums der Literatur stellte es sich heraus, daß bereits von ver- schiedenen Autoren auf die Bedeutung des Blutes bei der Narkose hingewiesen worden ist. Es ist aber immer nur von der Gesamt- menge des Blutes die Rede, nicht auch von ihrer besonderen Zu- sammensetzung, d. h. ob sich in 100 cem defibriniertem Blute viele oder nur verhältnismäßig wenige rote Blutkörperchen finden. Dies ist aber von größter Bedeutung, denn die üblen Zufälle, ja Kata- strophen, die von den verschiedensten Autoren beschrieben worden sind, führe ich auf einen auffallend geringen Prozentgehalt roter Blutscheiben zurück, wobei eine Überdosierung des Narkotikums erfolgen mußte. Bekanntlich lehrt die klinische Erfahrung, daß die Zahl der Patienten, die schon auf sehr geringe Narkotikum- dosen die schwersten toxischen Erscheinungen zeigen, nicht gering

ыз. 2210, =

ist, und die sich aus der oft mißbräuchlich herangezogenen Idio- synkrasie nicht erklären lassen. Das Körpergewicht gibt hier da- gegen keinen Aufschluß, ganz abgesehen davon, daß die Gewichts- bestimmungen von Pferden nicht überall ohne weiteres durchführ- bar sind.

Munck gibt ganz allgemein an, die roten Blutkörperchen betragen 13 bis 1% des Gewichts des Plasmas, d. h. in unserem . graduierten, 100 сет fassenden Zylinder würde der Spiegel des Blutkörperchenbreies zwischen 3313 und 50 cem schwanken. Hoppe-Seyler ermittelte für den Menschen, das Pferd, den

Hund folgende Zahlen: Mensch Hund Pferd Rind

Rote Blutkörperchen. . . 45,5 35,7 33,5 31,9 Diese enthalten feste Bestandteile . 193 154 185 12,8 Wasser . . . i . 262 204 202 191 Plasma . . 51 5 64,3 665 681 Dieses enthält feste Bestandteile з 50 5,6 6,5 5,9 Wasser... . 49,5 A 58,07 600 622

Bei 75 nach angegebener Methode von mir ausgeführten Untersuchungen schwankte der Prozentsatz der Erythrozyten

zwischen 26 bis 51%. . 100 сет defibrinierten Blutes enthielten bei: 6 Pferden. .unter und bis N 17 Pferden. . über 40 bis 45°/, 27 » . . . über 30 35%, 3 ek an AD ООО 21 e, d are he, ën ЭО 40%, l Pied sace a a OLY

durchschnittlich betrug also der Gehalt 'an roten Blutscheiben 39,7, rund 40%. Bei der Methode ist eins jedenfalls sicher: „Mehr rote Blutkörperchen als sich markieren, kann die Probe nie enthalten, wohl aber weniger, nämlich dann, wenn man annimmt, daß keine gründliche Absackung stattgefunden hat.“

Nach Hoppe-Seyler enthält Pferdeblut 33,5 näch Munck 3313 bis 50%, nach Marek 40 bis 50%. Nimmt man das Mittel aus den Angaben dieser drei Autoren, so ergibt sich 40 %, also auch mein rund gerechneter Prozentsatz.

Eine gute brauchbare Methode, Blut auf Erythrozyten zu untersuchen, ist die Tallquistsche Methode, bei der man allerdings nach Morawitz sich um 10% täuschen kann. Die erheblichen Viskositätsschwankungen sind wohl als Fehlerquelle anzusprechen. Auch die Tallquistsche Feststellungsart ist selbstverständlich roh, sie genügt aber für die Praxis. Eine ver- gleichende Skala, wie sie Schlathöfer empfiehlt, erübrigt sich meiner Meinung nach, da man die Bluttropfen mit geringer Färbe- kraft bald erkennt. Der Untersuchungsmodus ist kurz folgender: Auf ein Stückchen Fließpapier, das frei aufgespannt ist, also z. B.' mit Stecknadeln auf ein Brettchen oder ein Pappblatt, das ein Loch hat, oder noch einfacher, über einen Salbentopf stramm ge-

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halten, tropft man einen Blutstropfen. Unmittelbar aus der Vena jugularis macht sich das Auftropfen schlecht. Ich habe immer eine kleine Venae sectio gemacht und dann mit einem Glasstäbchen oder auch Bleistift soviel Blut gefaßt, daß gerade ein Tropfen auf das gespannte Fließpapier fiel. Die Farbentöne geben einen ziemlich sicheren Anhalt über den Erythrozytengehalt.

Ein so labiler Körper wie das Blut ist naturgemäß großen Schwankungen unterworfen. Klug und Nonnenmacher (Münch. Mediz. Wochenschrift 1904 S. 1717) zeigten, wie physio- logische Einflüsse auf die Zusammensetzung des Blutes einwirken. Schon das Steigen einiger Treppen vermehrt die Zahl der roten Blutzellen um fünf bis sechs Millionen. Sehr heftige körperliche Anstrengungen verändern die Leukozytenmenge beträchtlich. Bei allen Eiterungen ist eine Leukozytose vorhanden, mit Ausnahme der tuberkulösen. (Jacques Siehol.) Die Vermehrung der weißen Blutkörperchen scheint besonders stark bei Eiterungen in der Bauchhöhle zu sein, während periphere Eiterung einen ge- ringen Einfluß in dieser Beziehung: ausüben soll. (Blaßberg.) Besteht Verdacht auf starke Vermehrung der Leukozyten, so läßt sich dies durch die einfache Methode, wie sie Bittdorf an- gibt,. nachweisen. In die fünf- bis sechsfache Menge verdünnter Natron- oder Kalilauge bringt man etwas Blut ein, schüttelt kurze Zeit (44 bis 1 Minute) bis zur Lösung. Normales, anämisches, leukozytisches Blut löst sich klar, dünnflüssig, bräunlich. Bei starker Vermehrung der Leukozyten wird die Flüssigkeit steif, gelatinös, beim Schütteln werden die Luftbläschen lange fest- gehalten, beim Hin- und Hergießen zäh beweglich. Zusatz von Wasser läßt die Quellung und gelatinöse Konsistenz noch deut- licher hervortreten. Zu vermeiden ist, durch sofortiges Schütteln, stärkere Niederschlagsbildung beim Einbringen des Blutes. In richtiger Wertung des Blutes hat man in der Menschenmedizin bereits praktische Konsequenzen gezogen. Rein empirisch hatte man gefunden, daß die einzelnen zu narkotisierenden Individuen verschiedene Dosen des Narkotikums benötigen, daß z. B. Aus- geblutete viel weniger von einem Narkotikum bedürfen wie ge- sunde, vollkräftige Personen. Man hatte in Rücksicht auf den Satz, je mehr Blut desto mehr Narkotikum und je weniger Blut um so weniger Narkotikum, nun den Kreislauf durch Abschnüren, z. B. einer Extremität, erheblich eingeengt.

Klapp und unabhängig vor ihm die Amerikaner Corning und Dawbarn hatten, um den Verbrauch des Narkotikums zu verringern, das Blut in den Beinen gestaut, und zwar so, daß das arterielle Blut wohl noch hinein, das venöse aber nicht vollkommen hinaus konnte. Das auf diesem Wege dem Einfluß des Narkoti- kums entzogene Blut wurde dann nach beendeter Operation wieder in den Verkehr des Organismus gebracht und bewirkte nun eine

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rasche Entgiftung des Körpers vom Narkotikum. Durch Tier- experimente sind diese Verhältnisse von Ziegner und zur Verth nachgeprüft und bestätigt worden.

Ziegner (Welche Vorzüge bietet uns die Narkose bei künstlich verkleinertem Kreislauf? Medizin. Klinik 1908 Nr. 41) stellt als Ergebnis seiner Tierexperimente folgende physikalisch- biologische Gesetze auf: |

1. Die Narkose tritt um so früher ein, je mehr Blut durch Abschnürung der Extremitäten aus dem Kreislauf ausgeschaltet wird, d h. je mehr Extremitäten man abschnürt, desto geringer wird der Chloroformverbrauch.

2. Die Tiere erwachten nach Lösung der Schläuche schneller, weil nur eine geringere Chloroformzufuhr nötig war und weil das einströmende, chloroformfreie Blut eine schnellere Entgiftung des Blutes herbeiführt. Das Reserveblut wirkt in mehrfacher Hin- sicht günstig: Es gibt seinen Sauerstoff völlig an die Gewebe ab; es wird dem Organismus als kohlensäureüberladenes wieder ein- verleibt (regt also das Atemzentrum mächtig an). Das zu- strömende, chloroformfreie Blut setzt den Prozentgehalt des Blutes an Chloroform in rapider Weise herab. In den Lungenalveolen tritt ein rascher Gasaustausch ein, weil das zurückgegebene, kohlen- säureüberladene Blut ein größeres Sauerstoffbedürfnis aufweist.

Hörmann prüfte in der Döderleinschen Universitäts- Frauenklinik den Verbrauch des Chloroforms bei eingeengtem Blutkreislauf und fand, daß die Chloroformersparnis 1, die des Athers etwa 13 des früheren Verbrauchs betrug. H. Ziegner fand, daß beim Kaninchen mit eingeengtem Kreislauf 2 bis 3 Minuten, beim nicht eingeengten Kreislauf des Kontrolltieres da- gegen 7 bis 8 Minuten bis zum Narkoseeintritt vergehen. Der frühe Narkoseeintritt ist auch durch Entziehung von 20 cem Blut aus der Carotis zu erzielen. Hebt man die Einengung des Kreis- laufes auf, so tritt baldiges Erwachen ein, was Ziegner mit auf eine starke Reizung des Atemzentrums durch das CO, reiche, ab- geschnürte Blut zurückführt. Eltester sah geringeren Ver- brauch des Narkotikums, schnelles Erwachen, Verminderung übler Zufälle. E. L. Schapiro beobachtete 500 Fälle. In einem Falle trat eine Komplikation, Thrombose der dorsalen Arterien der 3., 4. und 5. Zehe des linken Fußes, ein. Fast in allen Fällen er- wachten die Patienten gleich nach Entfernen der Binden. Klapp, Corning, Dawbarn, Ziegner, Verth, Hörmann ziehen aber immer nur die Gesamtblutmenge in Betracht, von der Gesamtblutmenge und ihrer Zusammensetzung, d. h. ihrem Gehalt an Erythrozyten, spricht niemand. (Fortsetzung folgt.)

Die ansteckende Blutarmut'). Von Oberveterinär d. Res. Dr. Walther Gutsche.

Die zahlreichen Veröffentlichungen in unseren Zeitschriften über die ansteckende Blutarmut geben Aufschluß darüber, daß diese Krankheit, die vor dem Kriege in Deutschland wenig bekannt war, zur Zeit ziemlich häufig beobachtet wird und wegen ihrer seuchenhaften Ausbreitung und wegen ihrer leichten Ansteckungs- möglichkeit als eine große Gefahr für den heimischen Pferde- bestand angesehen werden muß.

Seit etwa acht Wochen habe ich Gelegenheit, diese Krankheit auf dem: mir unterstellten Seuchenhofe genauer zu studieren. Während dieser Zeit kamen 291 Pferde zur Beobachtung. Mich interessierte zunächst einmal die Frage, ob die ansteckende Blut- armut irgendeine bestimmte Art von Pferden bevorzugt oder ob sie wahllos ganze Bestände befällt. Die große Menge des mir zur Verfügung stehenden Materials mußte darüber ziemlich genauen Aufschluß geben. Es kamen für diesen Zweck in Frage: das Ge- schlecht, die Farbe bzw. die Grundfarbe, das Alter und die Rasse.

Der Nährzustand der kranken Pferde ist, wie gleich hier be- merkt werden mag, sehr verschieden. Es gibt sehr stark abge- magerte Tiere, solche im mittleren Nährzustande und ein anderer Teil ist derart wohlgenährt, daß man ihren weder die Kriegsjahre noch die Krankheit ansieht.

Unter den 291 Pferden sind 146 Tiere männlichen Geschlechts (darunter zwei Hengste) und die übrigen 145 sind Stuten. Die Krankheit befällt demnach in gleicher Weise männliche und weib- liche Tiere.

Was die Farbe angeht, so ist am meisten die braune Farbe vertreten, wobei ich irgendwelche Abzeichen unberücksichtigt lasse, nämlich 130 Pferde; Füchse sind 62mal vertreten, Schimmel 58mal und Rappen 41mal, ein Verhältnis, wie es wohl auch sonst den ver- schiedenen Farben in unserem Pferdebestande entspricht.

Das Alter verteilt sich folgendermaßen: 2 etwa 14 Tage alte Fohlen (in der Gesamtzahl des Bestandes nicht mit aufgeführt) und ein dreijähriges Fohlen. Im Alter von 4 bis 5 Jahren stehen 9 Tiere, im Alter von 6 bis 9 Jahren 116 Pferde, 10- bis 12jährig sind 92 Tiere, 13- bis 15jährig 47 Tiere und 26 Pferde sind 16 Jahre alt und darüber. Auch bei dem Alter scheint demnach die Krank- heit keinen Unterschied ou machen, ` `

Unter den 291 Pferden des Bestandes sind vertreten: 12 Panje- pferde —= 4 v. H., 45 leichte Pferde 15 у. Н. und 234 Pferde sind schweren und mittelschweren Schlages —= 80 v. H.; wie man

*) Die Arbeit ist am 1. Juni 1918 in Form eines Sonderberichtes an die obere Militärbehörde eingereicht worden.

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sieht, eine ganz : gewaltige Bevorzugung der schweren Pferde seitens der Anämie. |

Vor etwa einem Jahre wurde auf hiesiger Ferme ein Pferde- lazarett eingerichtet, dessen Patienten hauptsächlich chirurgische waren. Anfang Oktober ich entnehme die folgenden Angaben dem mir von meinem Vorgänger, Herrn Oberveterinär Dietsch, gütigst zur Verfügung gestellen Material brach plötzlich unter dem Pferdebestande eine Seuche aus, die durch das einsetzende hohe Fieber anfangs den begründeten Verdacht der Rotlaufseuche erweckte.

Die angewandten Arzneimittel versagten gänzlich. In der Regel trat nach kurzer Krankheitsdauer der Tod ein. Die Zerlegung ergab parenchymatöse Erkrankung aller Organe mit Blutungen unter den serösen Häuten; der Umfang der Milz war um das Drei- bis Vierfache vergrößert, Pulpa dick-, auch dünnflüssig*).

Die Zerlegung;sergebnisse sprachen nicht für Rotlaufseuche.

Infolge des völlig atypischen Verlaufs des Fiebers wurde nun ım Verein mit den übrigen Symptomen die Diagnose „ansteckende Blutarmut‘“ gestellt, die dann durch die Tierseuchen- forschungsstelle, Chefveterinär West, bestätigt wurde.

Der Zugang an Patienten in das Lazarett wurde sofort ge- sperrt, der Weidegang verboten und die Ferme als Seuchenstation für an Anämie erkrankte Pferde bestimmt. Entsprechend den seitens der oberen Militärbehörden: ergriffenen Maßnahmen zur Unterdrückung der Seuche ist die Ferme wegen ihrer Lage als Absonderungsplatz wie geschaffen, wenn man von der Voraus- setzung ausgeht, daß Insekten die Überträger der Krankheit sind. Von den nächsten Ortschaften etwa eine halbe Stunde entfernt, bietet sie, auf der Kuppe eines stumpfen Kegels gelegen, durch freien Zutritt der Winde aus allen Himmelsrichtungen alle nur denkbare Gewähr für insektenfreie Stallungen. In der Tat werden auch nur wenig Fliegen und andere Insekten an den Pferden und in den Stallungen beobachtet.

Die klinischen Erscheinungen der chronisch kranken Tiere be- stehen in der Hauptsache nur in dem intermittierenden Fieber und zeitweise auftretendem Schwanken in der Nachhand. Die Lid- bindehäute bieten keinen klaren, diagnostischen Ausdruck. Ihre Farbe wechselt zwischen dunkelrot, hellrot, gelblich und porzellan- farben. Mitunter erscheinen sie auch bläulich angehaucht.

Bei mehreren Pferden wurden Erkrankungen des Darmes in Gestalt von Durchfällen beobachtet.

Obgleich die Futteraufnahme bei allen Tieren gut ist, macht sich doch bei vielen Patienten eine allmählich zunehmende Ab- magerung bemerkbar, die schließlich dahin führt, daß die Tiere geschlachtet werden müssen, Es ist wohl anzunehmen, daß das

*) Die starke Ausbreitung der Krankheit ist vermutlich durch die Blut- entnahme für die Rotzuntersuchung veranlaßt worden.

992 --

geringe und häufig haferlose Futter auch hierbei mit eine Rolle spielt. Andere klinische Erscheinungen fehlten in der Regel. Nur sehr wenige Pferde zeigten ödematöse Schwellungen an der Unterbrust. Dagegen konnten bei einer größeren Anzahl von Tieren innere Augenentzündungen mit Erkrankung der Konjunktiven beobachtet werden. Die Lidbindehäute waren dunkelrot ge- schwollen, es bestand schleimiger, in der Regel dickeitriger Aus- Пов. Häufig erkrankten beide Augen gleichzeitig, mitunter auch abwechselnd das eine nach Abheilung des. anderen Auges. Drei Pferde erblindeten auf beiden Augen innerhalb 24 Stunden. Da- durch aufmerksam geworden, untersuchte ich einmal sämtliche Pferde des Bestandes auf Augenerkrankungen. 6 v.H. aller Pferde waren entweder auf einem oder auf beiden Augen erblindet. In- wiefern und ob diese Augenerkrankungen mit der ansteckenden Blutarmut in Zusammenhang gebracht werden können, entzieht sich meiner Beurteilung. Ausgeschlossen ist es nicht. Kennen wir doch bei anderen Seuchen ähnliche Nachkrankheiten. Noch ein anderes krankhaftes Merkmal möchte ich in ähnlicher Weise auffassen. Viele Pferde begannen plötzlich auf einem oder beiden Hinterbeinen lahm zu gehen, wobei es unmöglich war, den Sitz der Lahmheit genau festzustellen. Auch war in solchen Fällen der pathologisch-anatomische Befund stets negativ. Nur in zwei Fällen war erst auf einem Beine, dann auf dem anderen eine deutlic wahrnehmbare Sehnenscheidenentzündung vorhanden. Akute Fälle verlaufen im allgemeinen ähnlich wie die chronischen. Die Lunge zeigt hierbei häufig verschärft vesikuläres Atemgeräusch und bietet somit leicht Veranlassung, die frisch erkrankten Tiere als Brustseuchepatienten zu behandeln. Der weitere Verlauf bringt jedoch bald Klarheit.

Eigenartig sind- die wechselnden Fiebertage. Bei manchen Pferden fällt an einem Tage das Fieber von 40 und mehr Grad auf das Normale, um am nächsten Tage wieder in dieselbe Höhe auf- zusteigen. Wochenlang kann man hier dasselbe Bild beobachten. Mitunter werden auch mehrere fieberfreie Tage übersprungen, und bei manchen Pferden zieht sich die fieberlose Zeit auf Wochen hin.

So wurden von 58 Tieren, die bereits sechs Wochen fieberfrei gewesen waren, 9 Pferde nach 6 Wochen wieder fieberanfällig, 12 Tiere nach 8 Wochen, 1 Pferd nach 10 Wochen, 2 nach 12, 1 nach 13, 2 nach 14 und 3 Tiere erst nach 16 Wochen, einzelne sogar noch nach 20 Wochen. Wie mian sieht, bietet demnach das Sinken der Körpertemperatur auf das Normale absolut keinen Maßstab für die Abheilung der Krankheit.

Einmal wurde ein Pferd, das auf der Straße plötzlieh, zu- sammengebrochen war, mit den Erscheinungen eines schweren Nierenverschlages auf die Ferme zurückgebracht. Der Harn zeigte keine dunkle Verfärbung, die Muskulatur der Hinterhand fühlte sieh nicht bretthart an, Fieber war nicht vorhanden. Arzneimittel

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wurden nicht verabfolgt. Am nächsten Tage hatte das Schwanken in der Nachhand ziemlich nachgelassen und verlor sich innerhalb der nächsten drei Tage ganz. Ein zweites Pferd brach ebenfalls plötzlich vor dem Pfluge zusammen und verendete kurz darauf. Eine blutige Darmentzündung war die Todesursache. Im Dünn- darm befanden sich etwa 70 Askariden.

Während der Zeit meines Hierseins verendeten von den 291 Pferden 14 Pferde und 58 Tiere wurden getötet. Teilweise geschah dies, um unnötiges Abquälen zu verhüten, teilweise waren es Tiere, die zusehends abmagerten, um so das Fleisch dem Ge- brauche zu erhalten. Die Organe, auch die erkrankten, sind von den hier beschäftigten Russen, wie ich nachträglich festgestellt habe, ohne Gefahr für ihre Gesundheit verzehrt worden. Der Übersichtlichkeit wegen lasse ich hierunter die festgestellten krank- haften Befunde an den gestorbenen bzw. getöteten Pferden tabel- larisch folgen.

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Das Kreuz hinter der Lazarett-Nr. bedeutet: verendet. ++ = abgeheilte Lungenentzündung.

*, Nur erbsengroßer Abszeß in der Milz, sonst keine Veränderung an den Organen.

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*) Nur Milztumor. Zeitschr. f. Veterinärkunde.

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Bei den 72 zerlegten Tieren war in 25 Fällen ein Darmkatarr'h und bei 19 weiteren Pferden eine Darmentzündung festzustellen; es litten demnach etwa 25 aller Tiere an einer Entzündung des Darmes. Der Katarrh machte sich in der Weise bemerkbar, daß bei diesen Tieren die Schleimhaut des Dünndarmes in dicken, schwer auszugleichenden Längsfalten lag. Das Lumen war häufig nur daumendick weit. Der Inhalt des Darmes bestand aus dick- flüssigem, grünlich-gelbem Schleim; Futtermassen waren so gut wie gar nicht in ihm vorhanden. Der Magen war häufig nur etwa vier Fäuste groß. Die Schleimhaut des Dickdarms zeigte einzelne blutige Herde, war aber sonst unverändert. Der Dickdarm enthielt große Mengen an Futtermassen. Leber und Milz waren bei diesen Tieren gleichfalls sehr atrophisch.

Bei 14 Tieren waren sämtliche Organe parenchymatös ver- ändert, die Milz in keinem Falle jedoch besonders stark geschwollen. Drei abgeheilte und zwei frische Lungenentzündungen waren fest- zustellen, bei letzteren auch verbunden mit einer Brustfellentzün- dung. In vier Fällen war die Bauchspeicheldrüse um etwa das Drei- bis Vierfache vergrößert; im Innern befanden sich massen- haft Strongyliden, die übrigens bei fast jedem Tiere in der Blind- darmspitze und häufig auch zwisehen Pankreas und Bauchfell beim Durchschneiden des letzteren zutage traten. Nur ein einziges Mal waren sie in der Hüftblindgrimmdarmarterie unter Verän- derung der Gefäßwand zu einer knorpeligen Masse nachzuweisen. Fast regelmäßig (von 72 Tieren 58mal) war die Schleimhaut des Magens mit mehr oder weniger zahlreichen Gastruslarven belegt, fünf Tiere enthielten in ihrem Dünndarm Askariden.

Von allen geschlachteten und verendeten Tieren wurden regel- mäßig die Oberschenkelknochen, bei einzelnen auch der Unter- schenkelknochen ‚und der Metatarsus der Länge nach zersägt, um eventuelle Veränderungen am Knochenmark nachzuweisen. Nur bei zwei Tieren war das Mark von blaßgelber bzw. buttergelber Farbe und von ziemlich fester Beschaffenheit. Die Spongiosa war farblos bzw. ganz schwach gerötet. Der durchschnittene Knochen der übrigen 70 Tiere zeigte folgende Eigentümlichkeit: Die Spongiosa der unteren Epiphyse war farblos, ganz vereinzelt, rosafarben überhaucht. Die Farbe der Spongiosa an der oberen Epiphyse war überall rot bis dunkelrot gefärbt. Die Farbe des Knochenmarks wechselte zwischen dunkel-honiggelb, braunrot und den dazwischen liegenden Farbenverschiedenheiten. Neben dem inneren Knochenrand zog sich im Knochenmark in Form. eines Streifens eine dunkelrot gefärbte Zone hin, die etwa bis zu einem Zentimeter breit war, mitunter auch mehrere Zentimeter tief in das Innere des Markes reichende, in der Regel kugelig geformte Aus- buchtungen und Ausläufer aufwies, deren Größe sehr wechselte. Diese Randstreifen standen gewöhnlich mit dem dunkelrot gefärbten

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Spongiosateil in Verbindung. Schnitt man nun den Knochen quer durch und traf man auf solche Ausbuchtungen und Ausläufer, so erweckten sie, wenn die Verbindung mit dem roten Randstreifen nicht zufällig mit im Querschnitt getroffen wurde, den Anschein, als seien es in sich abgeschlossene Blutungen in das Knochenmark. Die Konsistenz des Knochenmarks war fest, auch gallertig, ver- einzelt auch beinahe flüssig,

Da die beschriebenen Veränderungen des Knochenmarks von mir auch bei vielen nicht an Anämie erkrankten Pferden gefunden wurden, so können sie unmöglich als ein Charakteristikum der Anämie betrachtet werden.

Die Stellung der Diagnose ist auf Grund der klinischen Er- scheinungen namentlich zu Beginn der Krankheit sehr schwierig. Man hat aus diesem Grunde früh nach Hilfsmitteln gesucht. Die beste bzw. die zur Zeit gebräuchlichste Methode zur Sicher- stellung der Diagnose ist die, aus dem durch Zusatz von Natrium- oxalat nicht zur Gerinnung gelangenden Blute die Verhältniszahl der roten : Blutkörperchen zu den weißen bzw. die Verminderung der roten Blutkörperchen in einem graduierten Gefäß abzulesen,

Па bekanntlich Pferdeblut längere Zeit zum Gerinnen braucht, die roten Blutkörperchen also genügend Zeit haben, sich im Ver- folg ihrer Schwere im unteren Teil des Gefäßes abzusetzen, stellte ich Versuche an, in welcher Weise sich zwischen dem oxalierten Blut und dem nicht chemisch veränderten Unterschiede bemerkbar machen. Ich konnte hierbei zwei interessante Beobachtungen machen. Einmal war festzustellen, daß die Höhe der Säule, die durch die roten Blutkörperchen gebildet wurde, in beiden Fällen so ziemlich gleich hoch war, es also des Natriumoxalats nicht be- durfte, besonders dann, wenn man das betreffende Blut an kaltem Ort sich der Gerinnung überließ. Hierbei möchte ich gleich die Tatsache einschalten, daß eine Verminderung der roten Blut- körperchen nur im Beginn der Krankheit zu verzeichnen war, in allen chronischen Fällen die Zahl der roten Blutkörperchen be- deutend vermehrt war, man also in diesen Fällen eigentlich nicht mehr von einer Anämie, sondern von einer Hyperämie sprechen müßte.

Ein zweites Moment aber fiel bei dem Gerinnungsprozeß sowohl bei akut als auch bei chronisch kranken Tieren auch wenn sie fieberfrei waren, und ich möchte hierauf ganz besonders Gewicht legen auf.

'Fängt man das Blut eines gesunden Pferdes in einem Glas- röhrchen auf, so sieht man schon nach Verlauf weniger Minuten, wie sich aus der roten Flüssigkeit ein oberer, grau gefärbter Teil abhebt. Der untere Teil, etwa ein Drittel der Blutsäule physiolo- gische Schwankungen bringen hierbei kleine Unterschiede ist dunkelrot. Die Grenze zwischen beiden ist sehr deutlich sichtbar.

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Nach Verlauf mehrerer Stunden hat sich der graue, obere Teil zu- sammengezogen, und zwischen ihm und der Wand des Glases be- findet sich eine gelbliche Flüssigkeit. Etwa 24 bis 30 Stunden später, eine Zeit,'die in einem warmen Raume auf wenige Stunden beschränkt werden kann, ist die Ausscheidung der Flüssig- keit beendet. Die graue Masse stellt einen von Flüssigkeit umgebenen Zapfen dar, der aus der roten Masse, den roten Blutkörperchen, herausragt.

Betrachtet man dagegen das Blut oder den Fibrinkegel

SS eines anämiekranken Pferdes, so hat man ein vom gesunden Bild 1. völlig abweichendes Bild.

Man sieht auch schon nach kurzer Zeit die Abscheidung zwischen roter und grauer Masse vor sich gehen, man vermißt aber die Abscheidung der Flüssigkeit in der vorher beschriebenen Schnelligkeit und. Menge.

Bei akut kranken Tieren nimmt der sich bildende Fibrinkegel beinahe den ganzen Raum der früheren grauen Flüssigkeit ein, nur ein schmaler Streifen über ihm und um ihn stellt die übrig ge-

bliebene Flüssigkeit dar. Bei chronisch kranken Tieren ist die.

Umfangsvermehrung des Eiweißes zwar nicht ganz so in die Augen fallend, aber doch immerhin im Vergleich zu dem vom ge- sunden Blut so ausgeprägt, daß deutlich der Unterschied sichtbar wird.

Da ich diese Vermehrung des Eiweißgehaltes bei allen kranken Tieren nachweisen konnte, war ich berechtigt, diese Methode bei allen frisch eingestellten Pferden zur Sicherstellung der Diagnose zu benutzen. Um möglichst schnell das Resultat ablesen zu können, stellte ich die Röhrchen zunächst an einen kalten Ort, bis die Ab- scheidung der roten Blutkörperchen beendet war, und brachte die Röhrchen dann in den Brutraum, wo schon nach wenigen Stunden die Gerinnung beendet war.

Einigen Kollegen bei anderen Formationen, deren Pferdebe- stand unter Anämie zu leiden hatte, gab ich dieses Verfahren be- kannt, und es wurde mir versichert, daß man auf die angegebene Weise etwaige Kranke mit Leichtigkeit herausfände. Es wäre also damit eine einfache, überall auszuführende Methode dem Praktiker in die Hand gegeben, sich an Ort und Stelle der Diagnose zu ver- gewissern. |

Um jedoch allem Zweifel entgegentreten zu können, inter- essiette ich die Kollegen eines benachbarten Lazaretts, Dr. Janzen und Dietzsch, in gleicher Weise einmal sämtliche Pferde ihres Lazarettbestandes dieser Blutuntersuchung zu unter- ziehen, um festzustellen, ob etwa bei anderen Krankheiten eine ähnliche Vermehrung des Fibrins statthat. Das Ergebnis war in- sofern überraschend, als alle diejenigen Pferde, die infolge einer eiternden Wunde fieberhaft erkrankt waren, gleichfalls diese ver-

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Auf meine Bitte ließ darin Herr

229 Generaloberveterinär Hischer bei einer Formation, unter deren Pferden die Brustseuche herrschte, die Blutproben in derselben

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Auch hierbei konnte eine Vermehrung des

mehrte Eiweißbildung zeigten.

Weise untersuchen.

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Bild 2. Es war somit erwiesen, daß diese Blutverminderung nicht als

Spezifikum bei der Anämie zu gelten habe.

Und doch möchte ich diese Methode nicht ganz ausscheiden. Bei dem Fehlen fast jeglicher Krankheitserscheinungen bei der Anämie, bei dem Verschwinden des intermittierenden Fiebers, bei der allmählichen Vermehrung der roten Blutkörperchen, bei der

handlung gleichfalls vermehrten Eiweißgehalt im Blute zeigten.

Fibrins festgestellt werden, wie auch von anderer Seite in einem Räudelazarett nachgewiesen wurde, daß alle Pferde nach der Be-

230 --

also die Blutkörperchenzählmethode ganz versagt, kann die makroskopische Eiweißvermehrung unter Umständen das einzig er- kennbare Merkmal der Anämie sein. Aus diesem Grunde, und da sie wohl kaum als Diagnostikum bei eiternden Wunden und bei anderen Seuchen es ist anzunehmen, daß auch die anderen Seuchen ähnliche Blutveränderungen im Gefolge haben Ver- wendung finden wird, halte ich im Verdachtsfalle die Untersuchung des Blutes auf die angegebene Weise für äußerst wertvoll.

Aus der übergroßen Menge des mir zur Verfügung stehenden Materials kann ich nur einige wenige Fälle herausgreifen:

Pferd mit Lazarett-Nr. 250.

Es handelt sich um ein schwerkrankes Pferd, das Ende März mit hohem Fieber eingeliefert wurde. Die Fieberkurve ist aus der Zeichnung ersichtlich. Aus den Blutbildern, die sich an fieber- freien und fieberhaften Tagen fast immer gleichbleiben, kann man deutlich erkennen (die kleinen Querstriche an den Röhrchen links bedeuten meine Dreiteilung), daß die Menge der roten Blutkörper- chen bedeutend unter dem normalen Drittel liegt. Sollten sich jedoch bei dieser Betrachtung in Erkennung (das Auge muß sich natürlich auch daran gewöhnen) noch Zweifel einstellen, so kann niemals die ganz besonders starke Fibrinsäule außer acht gelassen werden. Sie wird auch jedem Ungeübten in das Auge fallen. (Bild 2.)

Pferd mit Lazarett-Nr. 142.

Das Pferd war seit sieben Wochen fieberfrei. Durch die während dieser Zeit aber aufgenommenen Blutbilder (die aus technischen Gründen hier nicht wiedergegeben werden konnten) konnte festgestellt werden, daß die Heilung noch nicht erfolgt war.

Pferd mit Lazarett-Nr. 176 und 176a.

Eine Stute, die seit dem 6. März 1918 fieberfrei ist, deren Blut- bilder aber noch sehr krankhaft erscheinen, bringt am 12. April ein Fohlen zur Welt, dessen Fiebertabelle und Blutbilder hierunter folgen:

Fohlen ist munter und zeigt keine Krankheitserscheinungen. Am Abend des 18. April fällt mir bei der Betrachtung der auf- genommenen Morgen- und Abendtemperaturen auf, daß bei dem Fohlen eine merkliche Temperatursteigerung um sich bemerkbar macht. Ich entnehme daraufhin Blut, das ein krankes Bild ergibt; auch die folgenden Bilder verhalten sich krankhaft. Temperatur steigt bis auf 40°. Fohlen ist auch während der Fieberzeit munter und zeigt keinerlei krankhafte Erscheinungen. Wie man sieht, hat sich die Krankheit schon vor dem Fieber in der Eiweißvermehrung bemerkbar gemacht. (Nachtrag: Heute am 5. April zeigt Fohlen

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== 2981 ==

auf beiden Augen eine stark eiternde Augenentzündung und Durchfall.)

Ein zweites von einer anderen Stute geborenes Fohlen, Lazarett-Nr. 304 und 304a, zeigt genau dasselbe Verhalten in Temperatur und Blutbild.

_ April 1908.

Fohlen 176,8. ee 0 71 21 22 2 24 25. 06. 07 28.29 30

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Beide Mutterstuten haben demnach die Krankheit auf ihre Nachkommenschaft vererbt oder durch die Milch übertragen.

Interessant ist hierbei, daß beide Mütter schon längere Zeit fieberfrei sind und nur durch das veränderte Blutbild die Krank- heit erkennen lassen, da sie sonst keine Krankheitserscheinungen zeigen.

Zu Bild 4: Röhrchen Nr. 3 enthält das Blut eines gesunden Pferdes. Man sieht das untere Drittel des Röhrcehens mit einer

-- 282

dunkel gefärbten Masse angefüllt. Aus dieser ragt ein Kegel heraus, der das zweite Drittel, was die Länge des ganzen Gefäßes anbelangt, einnimmt. Das obere Drittel des Röhrchens und die Umgebung des Kegels wird durch Flüssigkeit ausgefüllt.

Röhrchen Nr. 1 und 2 enthalten das Blut von akut kranken Tieren; leider wenig deutlich sichtbar. Die dunkle Masse bleibt bedeutend unter der Grenze zwischen erstem und zweitem Drittel. Darüber erhebt sich, fast das ganze Gefäß ausfüllend, der Fibrinkegel.

Bild 4.

Röhrchen Nr. 4 bis 18 enthalten das Blut von chronisch kranken Tieren, die am Tage der Blutentnahme teils mit, teils ohne Fieber behaftet waren. Die dunkle Masse nimmt häufig die Hälfte des Röhrchens ein; der darüber befindliche Kegel fällt durch seine Umfangsvermehrung im Vergleich zu Bild 3 gut in die Augen. |

Die bisherigen bakteriologiscehen Untersuchungen haben ein negatives Ergebnis gehabt. Der Krankheitserreger soll ultravisibel und filtrierbar sein. Er findet sich vorwiegend im Blute, in den großen Körperparenchymen, im Rückenmark,, Knochenmark, im Harn und in der Milch.

Bei meinen zuerst ausgeführten mikroskopischen Unter- suchungen fiel mir weder in Blut- noch in Organausstrichen etwas Bemerkenswertes auf.

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Da ich aber auch kulturelle Versuche anstellen wollte, baute ich mir einen Brutapparat. Er hat die Gestalt einer viereckigen Holzkiste, in ihm befindet sich im Abstand von: 10 cm eine kleinere, die innen mit Blech ausgeschlagen ist. Der Zwischenraum zwischen den beiden Kisten ist mit Sägemehl ausgefüllt. Unten befindet sich zwischen den beiden Kisten die Wärmequelle in Gestalt einer elektrischen Birne. Als Nährboden benutzte ich erhärtetes und sterilisiertes Serum von kranken Tieren, da mir andere Nährböden nicht zur Verfügung standen.

Meine ersten Blut- und Organausstriche zeigten auf den Platten

keinerlei Wachstum, nur ab und zu wuchsen plumpe Kolonien, die aus dicken Stäbchen bestanden, Hiermit schien ich also zu keinem Ziele zu gelangen. Bei meinem Suchen nach anderen Mitteln und Wegen kam ich auf den Gedanken, die elektrische Wärmequelle direkt in den inneren Blechkasten zu legen, um so vielleicht durch die Bestrah- lung zu einem Ergebnis zu kommen. . Diese Methode erwies sich mit einem Schlage als erfolgversprechend. Auf den nunmehr an- gelegten Platten war am nächsten Tage ein feiner Belag gewachsen, der sich unter dem Mikroskop als Staphylokokken darstellte. Da ich diesen Befund in der Folgezeit aus sämtlichen Organen, dem Blut und Harn immer wieder machen konnte, war ich ver- sucht, ihn in Beziehung mit der Anämie zu bringen. Ich beschloß. demnach, meine Kulturen einmal einer genaueren Prüfung zu unter- ziehen. Wie erstaunte ich, als in allen älteren Kulturen regel- mäßig zwischen den Kokken sich kurze und lange Stäbchen vor- fanden, teilweise aber auch lange Fäden, in denen deutlich Stäbchen nachgewiesen werden konnten. Diese Stäbchen und Fäden waren in hängenden Tropfen beweglich, auch bewegten sich einzelne Kokken der älteren Kulturen mit ziemlicher Schnelligkeit durch das Gesichtsfeld. Dieser Befund berechtigte mich zu der Annahme, daß meine alten Kulturen verunreinigt seien. Ich legte also aus diesen alten neue an, und meine Absicht, eine Trennung zwischen Stäbchen und Kokken herbeizuführen, gelang in keinem Falle, es waren in den neuen Kulturen die Stäbchen wie fortgeblasen; es befanden sich stets nur Kokken darin.

Als jedoch in der Folgezeit auch bei den neuen, wieder alt gewordenen Kulturen diese Stäbchen immer wieder auftauchten, konnte von einer Verunreinigung der Platte bei schwacher Vergrößerung war allerdings die vorher nur aus Tau- tropfen bestehende Kolonienbildung stark verändert nicht mehr die Rede sein.

Eine genaue Prüfung dieser Bakterien ergibt folgendes: Vor- weg möchte ich betonen, daß ihr Wachstum bei der Gewinnung aus dem Tierkörper durch direkte Bestrahlung mit elektrischem Licht anscheinend sehr gefördert wird. Des Nährbodens habe ich.

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bereits Erwähnung getan. Spätere Versuche ergaben, daß sie auch in Bouillön sehr gut fortkommen, dagegen nicht auf Agar-Agar.

Nach mehreren Stunden Aufenthalt im Brutraum sieht man bei schwacher Vergrößerung sich kleine Punkte auf der Platte ab- heben. Nach 24 Stunden haben sie die Gestalt von kleinen Stern- chen mit verschieden langen Strahlen oder von kleinen Kreisen mit unregelmäßigem Rande erhalten. Im Ausstrich sieht man ziemlich kleine Kokken, die gewöhnlich in großen Haufen zusammenliegen, doch erkennt man an einzelnen, zerstreut liegenden, daß ihre Ge- stalt und Form an die eines Diplokokkus erinnert. Nur wenige machen den Eindruck, daß ihre Form nicht direkt kreisförmig, sondern zum Nachbar ein klein wenig in die Länge gezogen er- scheint, sie also längsgeformt sind.

In den nächsten Tagen macht sich allmählich folgende Ver- änderung an ihnen bemerkbar.

Die Kolonien auf der Platte werden größer, der Rand bleibt in der Regel sehr zerklüftet. Einzelne Kolonien strecken nach den Seiten Arme aus und fließen so teilweise mit benachbarten Kolo- nien zusammen. Mitunter erscheinen auch rein kreisförmig ge- staltete Kolonien mit glattem Rande, die etwas dunkler als die übrigen erscheinen. In diesen Kolonien tritt dann im Zentrum ein dunkler Punkt auf. Häufig liegt auch um diese Kolonien ein Kranz, der heller erscheint und dessen Rand gezähnt ist. Die Feuchtigkeit der Kolonien läßt häufig nach und sie werden ziemlich trocken; die Ränder dieser Kolonien erscheinen dann moosartig. Wie ersichtlich, nehmen die Kolonien bei ihrem Wachstum sehr verschiedene Formen an, die allerdings bei der Veränderlichkeit dieser Bakterien verständlich werden.

Im Ausstrich nimmt das reine, nur aus Staphylokokken bestehende Bild bald andere Gestalt an. Zwei Kokken legen sich in der Längsrichtung aneinander und durch erneute An- einanderlegung weiterer Kokken entsteht eine kurze Strepto- kokkenkette, die immer länger wird und schließlich als langer gewundener Faden vor den Augen liegt. Diese schöne, strepto- kokkenartige Anordnung verschwindet allmählich. Die einzelnen Kokken wachsen in die Länge, so daß schließlich ein langer Faden zu erkennen ist, deren Wand zahlreiche, voneinander deut- lich geschiedene Stäbchen umhüllt.e. Zur Umwandlung der Diplo- kokken, die man wohl richtiger in unserem Falle als Sporen be- zeichnen müßte, in diese langen Fäden vergeht nach meinen Be- obachtungen mindestens ein Zeitraum von fünf Tagen. Diese um- gewandelten Fäden erkennbar auf der Platte an dem trockenen

und krümeligen Zustand der Kolonien stellen sich ähnlich den Milzbrandfäden, nur etwas feiner, in vielfachen Windungen dem Auge dar.

Nach einiger Zeit nehmen diese Fäden eine erneute Um-

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wandlung ihres Leibes vor. Die Stäbchen bzw. die sich als Stäb- chen markierenden Abschnitte verschwinden und an ihre Stelle treten unregelmäßig groß und unregelmäßig stark gefärbte, in der Regel rundliche Gebilde auf, ähnlich den Granula bei anderen Bak- terien. Nach Verlauf eines weiteren Zeitraumes haben diese Gebilde den, Faden, der nunmehr nur noch einem schwach gefärbten Schatten gleicht und dessen Rand an manchen Stellen wie zerrissen erscheint, verlassen und befinden sich außerhalb des Fadens. Ihre Form bleibt verschieden groß, doch scheint sie in der Regel rundlich zu sein. Bringt man diese schattenhaften Fäden und ihre Gebilde auf einen neuen Nährboden, so sind die Fäden ver- schwunden, und statt der Gebilde sind Staphylokokken sichtbar; der Kreislauf beginnt von neuem.

So einfach und deutlich ist nun aber der Vorgang nicht, wie ich ihn hier geschildert habe. Die Bilder zeigen nicht gleichmäßig die beschriebenen Veränderungen, sondern man wird, da ein fort- währender Wechsel stattfindet, anfangs durch die verschiedenartig geformten Kokken und Stäbchen leicht irregeführt. Das Auge gewöhnt sich aber bald daran, und man wird in den Stand gesetzt, in jedem Ausstriche die charakteristischen Formen und den Zeit- punkt ihrer Umwandlungsperiode zu bestimmen.

Hochinteressant sind auch die einzelnen Phasen im hängenden Tropfen zu beobachten.

Der Kokkus als solcher ist unbeweglich; erst durch den Zu- sammentritt mit anderen Genossen erlangt er eine Beweglichkeit, die namentlich dann besonders stark ist, wenn die kokkenartige Gliederung verschwindet bzw. verschwunden ist. Mit unheimlicher Schnelligkeit schießen sie dann durch das Gesichtsfeld. Ist jedoch die lange Kette oder der lange Faden entstanden, so werden ihre Bewegungen träger und sie büßen schließlich ihre Beweglichkeit ganz ein. Es kommt jedoch bald wieder zu lebhafter Bewegung. Sobald die kleinen, körnigen Gebilde die Fäden verlassen haben, markieren sich die Fäden als Schatten und in toter Form, während die Gebilde eine lebhafte Geschwindigkeit entwickeln. Wenn im Ausstrich neben dem blassen Faden sich nur vereinzelte Punkte bemerkbar machen, sieht man im hängenden Tropfen zahlreiche kleine helle Punkte auftauchen, schnell durch das Gesichtsfeld eilen und dann wieder verschwinden.

Der Entwicklungsgang dieser Bakterien ist demnach kurz folgender: Aus kleinsten, dem mikroskopischen Auge nicht oder kaum erkennbaren Gebilden bauen sich die Staphylokokken auf, die sich nach einer bestimmten Zeit zu größeren Verbänden, den Streptokokken, und im Anschluß daran zu Fäden mit Stäbchen um- wandeln, um schließlich wieder den Urzustand in ihnen aufleben zu lassen.

Wie oben erwähnt, konnte ich anfangs in den Ausstrichen aus

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Blut und Organen keine bakterienartigen Gebilde nachweisen. Heute fühle ich mich versucht, in manchen Ausstrichen von krankem Material kleine und unscheinbare Punkte als den Ur- zustand dieser Bakterien anzusehen. Mitunter sieht man auch aber nur selten im Ausstrich von Organen Diplokokken und auch Stäbchen in ihren verschiedenen Formen.

Die Reinkultur der geschilderten Bakterien aus den Organen kranker Tiere war namentlich bei plötzlich gestorbenen Pferden die Zerlegung fand für gewöhnlich sofort statt in jedem Falle gut ausgeprägt, doch gelang es auch, aus dem steril entnommenen Blute schwerkranker Tiere häufig und aus dem Harne fast immer diese Reinkulturen zu züchten. Es genügt die kleinste Menge von Serum oder Harn, um zahlreiche Kolonien wachsen zu lassen.

Im Anschluß an die mikroskopischen und kulturellen Befunde möchte ich noch meiner wenigen Tierversuche Erwähnung tun.

Herr Generaloberveterinär Hischer erteilte mir gütigst die Erlaubnis, die Wirkung der Bakterien auszuprüfen. Ich besorgte mir auf einem Wirtschaftshof, dessen Tiere frei von ansteckender Blutarmut waren, ein altes Pferd, das zur Arbeit nicht mehr Ver- wendung fand und: geschlachtet werden sollte. Ich injizierte diesem Tiere eine Kulturaufschwemmung von Staphylokokken von 0,5 ccm intravenös. Die normale Temparatur stieg, infolge der Injektion um im Verlauf der nächsten halben Stunde und ging nach etwa fünf Stunden wieder auf das Normale zurück. Neun Tage hindurch das Pferd wurde morgens, mittags und abends gemessen traten keine Temperaturveränderungen auf. Am zehnten Tage stieg jedoch die Temperatur auf 39,4°, fiel am nächsten Tage auf 37,6° und blieb so während der nächsten zwei Tage. Dann setzte wieder eine Erhöhung auf 39,3° ein und fiel am folgenden Tage wieder auf 37°,

Nach einer Inkubationszeit von neun Tagen machten sich also

bei dem Pferde die Krankheitserscheinungen klinische waren nicht zu beobachten in Gestalt des intermittierenden Fiebers bemerkbar.

Bei zwei anderen Pferden, von denen das eine gleichfalls Kokken, aber subkutan erhielt, und das andere subkutan Kultur, aus den langen Fäden bestehend, setzte nach genau wieder neun Tagen das intermittierende Fieber ein. Aus dem Blute und Harne letzgenannten Pferdes wurden später Staphylokokken gezüchtet.

Zwei Meerschweinchen und einem Kaninchen impfte ich auf verschiedene Art subkutan, intramuskulär und intraperitoneal die gleichen Kulturen ein. Alle drei Tiere waren infolge der In- jektion schwer krank, und zwar etwa zwei Tage lang. .Die Futter- aufnahme lag ganz darnieder; man hatte den Eindruck, daß sie eingehen würden. Am dritten Tage erholten sie sich wieder und blieben gesund. Der der Impfstelle benachbarte Lymphknoten

schwoll bis zur Größe einer Bohne an und blieb tagelang ge- schwollen. Nach etwa acht Tagen bemerkte ich auf der Spitze des Penis des einen Meerschweinchens einen kleinen Tropfen grau- weißlicher Flüssigkeit, aus dem kulturell die betreffenden Bak- terien wieder zum Vorschein gebracht werden konnten. Bei den anderen beiden Impftieren konnte ich einige Tage später dieselbe Entdeckung machen.

Die Versuche an den kleinen Tieren haben somit die Über- impfungsmöglichkeit der Bakterien ergeben, auch verlassen sie den Körper auf demselben Wege wie bei den Pferden.

Wenn die Versuchstiere auch nicht daran zugrunde gehen der japanische Bericht spricht von der Unmöglichkeit der Krank- heitsübertragung auf kleine Versuchstiere —, so sind sie doch im- stande daran zu erkranken und den Infektionsstoff wieder aus- zugeben. Sehen wir doch bei den meisten kranken Pferden gleich- falls keine spezifischen Krankheitserscheinungen!

Wo, an welcher Stelle des Körpers findet nun der Aufbau und die Umwandlung der Bakterien statt? Da im Blut sehr selten Stäbchen oder Fäden nachzuweisen sind, ist dieses wahrscheinlich nur als Träger des Infektionsstoffes anzusehen, der dann mit dem Harn den Körper verläßt. Die Veränderung der Anzahl der roten Blutkörperchen läßt vielleicht den Schluß zu, daß in erster Linie die Blutbildungsstätten als diejenigen Stellen anzusehen sind, die für die Bakterien den günstigsten Nährboden abgeben. Ist der Aufbau und Zerfall der Bakterien in unaufhörlichem Wechsel be- griffen? Das intermittierende Fieber ist vielleicht der Ausdruck dafür, daß durch Zerfall der Fäden eine neue Überschwemmung des Körpers mit Bakterien stattgefunden hat. Bildet endlich der Körper Schutzstoffe, um dieses Bakterium unschädlich zu machen? Oder sind die Bazillen an irgendeiner Stelle des Körpers festgelegt in dem Stadium der Krankheit, wenn kein Fieber besteht, um später durch irgendeine Veranlassung wieder Leben zu bekommen?

Zum Schluß möchte ich nicht versäumen, einige Versuche zu beschreiben, die ich mit den abgetöteten Bakterien angestellt habe und die leider wegen Auflösung der Station nicht weiter ver- folgt werden konnten.

Die Bakterien wurden in Bouillon übergeimpft in der sie übrigens das stufenweise Wachstum sehr schön erkennen lassen und wurden erhöhten Wärmegraden ausgesetzt. Es genügte weder, wie in dem japanischen Bericht erwähnt wird, eine Temperatur von 75° noch von 80°, sondern die Temperatur mußte in Höhe von 90° etwa eine Stunde lang einwirken, um die Abtötung voll- kommen zu machen. Diese abgetöteten Kulturen brachte ich mehreren schwerkranken Pferden mit einem Pinsel, genau wie bei der Malleinaugenprobe, in den Konjunktivalsack, und es wurden nun stündliche Temperaturmessungen und Beobachtungen vorge-

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nommen. Auf die Temperatur hatte das Einpinseln keinen Ein- fluß, dagegen trat schon nach etwa drei Stunden eine hochgradig starke Eiterabsonderung auf dem behandelten Auge hervor, die etwa vier Stunden lang anhielt. Kontrollen konnte ich leider hier- bei nieht ausführen, da gesunde Pferde mir für diesen Zweck nicht verfügbar waren. Dagegen blieb bei leichtkranken Tieren die Re- aktion aus. | Zwei Pferden, die hochgradig krank waren und sehr hohe Tem- peraturen aufwiesen und von denen das eine im Verenden lag, wurden je 10 eem der abgetöteten Bouillonkultur in die Vene ge- spritzt. Noch in der nächsten Nacht ging das eine Tier, das letztere, ein. Die Zerlegung wurde am nächsten Morgen gemacht, die Ergeb- nisse waren so wie bei allen übrigen Pferden, dagegen war es nicht möglich, weder aus den Organen, noch dem Blute, noch dem Harn die betreffenden Bakterien zu züchten. Die Kulturen blieben steril. Bei dem anderen Pferde war zunächst auch keine Einwirkung festzustellen, die Temperaturen blieben in derselben sprunghaften Art am nächsten und übernächsten Tage, dagegen trat am dritten Tage hierin eine Änderung ein. Die Temperatur, die am Abend vorher 40,7° gezeigt hatte, war morgens auf 39,2° gefallen und blieb so auf 39,2° während der nächsten drei Tage. Leider mußte hier der Versuch aus oben angeführtem Grunde abgebrochen werden. ЕН | | | Die in Japan und auch bei uns gemachten Beobachtungen über die Ausbreitung der ansteckenden Blutarmut haben ergeben, daß die Seuche selten im Stalle auftritt, dagegen auf Weiden häufig Veranlassung gibt, daß ganze Bestände von Pferden eingehen. Nach meinem Dafürhalten und nach meinen Feststellungen auf һіеѕісег Station kommen Tabaniden als Überträger der Krankheit nicht in Frage, sondern es können nur Bakterien sein, die durch den Harn und Kot ausgeschieden werden und als Eingangspforte den Verdauungsapparat benutzen. Nur so finden die im Stall und auf der Weide verschiedenartig auftretenden Krankheitsfälle ihre Erklärung. Im Stall kommt selten mit Harn oder Kot be- schmutztes Futter zu Verfütterung, dagegen ist bei Weidegang der Fall leicht denkbar, daß das Gras, das durch den Harn eines kranken Tieres verunreinigt worden ist und das nach einer ge- wissen Zeit den Harngeruch mehr oder weniger verloren hat, von anderen Tieren aufgenommen wird, ohne daß die Sonne wie nachgewiesen ihre zerstörende Wirkung auf das Virus aus- üben konnte. Das explosionsartige Auftreten von Krankheitsfällen auf der Weide wäre damit hinreichend erklärt. Ist der von mir gefundene und beschriebene Bazillus nun der Erreger der Krank- heit? Wie eingangs der bakteriologischen Erörterungen erwähnt, litten meine Versuche sehr an den geringen und primitiven Hilfs- mitteln, die mir zur Verfügung standen. Sollte er es nicht sein, so wäre das interessante und bisher unbekannte Bakterium mit

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seinen eigentümlichen und verschiedenartigen Wuchsformen wohl wert,. daß es einmal von anderer Seite einer genaueren wissen- schaftlichen Bearbeitung unterworfen würde.

Literatur.

1. Merkblatt über ansteckende Blutarmut der Pferde.

2. Bericht über die vom Sonderausschuß zur Erforschung der infektiösen Anämie der Pferde erzielten Ergebnisse. Tokio 1914. (Aus dem Englischen ins Deutsche übertragen: Dr. Günther Quiel.) Stabsveterinär Dr. Rein eke, en und mit Zusätzen versehen. !

Oberstabsveterinär Бірке %.

Nun ist auch er dahingegangen als ein Opfer des Krieges und treuester Pflichterfüllung, der alte Herr Ripke, wie er im Re- montedepot Bärenklau allgemein genannt wurde. Das Pflichtgefühl für den Staat und seine Familie waren bei ihm gleich groß, um ihn zu veranlassen, über die Siebzig hinaus im Dienste zu bleiben. Den schweren Dienst von zwei -Veterinärstellen hat er lange Jahre allein versehen und sich direkt aufgeopfert im Dienst. Er war ein Ehrenmann durch und durch mit dem Herzen eines Kindes, Stets hilfsbereit und nur auf das Wohl seiner Mitmenschen bedacht, hat er sich in seiner zu großen Bescheidenheit nie etwas gegönnt. Im Dienst fühlte er sich am wohlsten, und wie den Jüngsten, so elastisch sah man ihn seinen schweren tierärztlichen Beruf gewissen- haft verrichten. Ich habe mit ihm zusammen gearbeitet und ihn schätzen gelernt. Nun ist er hingegangen, tief betrauert von den Seinen, einer der alten Kriegsveteranen von 1870/71. Ein treu Ge- denken werden alle, die ihn gekannt, ihm über das Grab hinaus bewahren. „Requiescat in pace.“

Stabsveterinär Melzer.

Deutscher Veterinäroiiizierbund.

Mit Rücksicht auf die von den verschiedensten Seiten beim Arbeitsausschuß eingelaufenen Klagen über die Stellung der Pferde- lazarette und Tierblutuntersuchungsstellen in der Reichswehr wird nachfolgend eine diesbezügliche Eingabe an den Reichswehraus- schuß und die darauf erteilte Antwort veröffentlicht:

An das Kriegsministerium, Reichswehrausschuß, Berlin.

Von einem Armeeveterinär der Grenzschutztruppen wird unter dem 6. 5. 19 dem Deutschen Veterinäroffizierbund u. a. geschrieben:

In den Bestimmungen betreffend Gründung der Reichswehr, K.M. Reichswehrausschuß 176/4.19 R. A. vom 10. 4. 19 und R.W.M. 3300 vom 10. 4. 19, sind in den beiliegenden Tabellen die Pferde- lazarette bei der Kavallerie, die Pferdedepots beim Train und die Tierblutuntersuchungsstellen bei besonderen Formationen auf-

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geführt. Ich halte mich für verpflichtet, hierauf aufmerksam zu machen, weil gerade die Aufführung der Pferdelazarette bei der Kavallerie die Vermutung aufkommen läßt, daß hier wieder eine der beliebten Bevormundungen vorliegt, gegen die nicht energisch genug vorgegangen werden kann. Diese Unterstellung befremdet, weil bisher stets die Pferdelazarette dem Train angegliedert waren und anderseits von seiten det Kavallerie immer wieder der Versuch ge- ınacht wurde, die Leitung der Lazarette in die Hände zu bekommen.

Ich bitte Sie daher, Ihr Augenmerk auf diese Angelegenheit zu richte und alles Erforderliche veranlassen zu wollen.

` gez. Unterschrift.

Dem Deutschen Veterinäroffizierbund sind von den ver- schiedensten Seiten ähnlich lautende Klagen über diesen Gegen- stand zugegangen. Die getroffene Regelung erweckt um so mehr Befremden und Unwillen, weil im Felde die Unterstellung der Divisions-Pferdelazarette unter den Kommandeur der Munitions- kolonnen und Trains sich als unzweckmäßig erwiesen hat und des- halb durch kriegsministerielle Verfügung die Pferdelazarette un- mittelbar der Division unterstellt und nach der Dienstanweisung für Divisionsveterinäre im Einvernehmen mit dem Generalstabs- offizier vom Divisionsveterinär nachgezogen wurden.

Die gegenwärtige Regelung bedeutet demnach einen Rückschritt gegenüber den Errungenschaften des Krieges und steht im Wider- spruch zu der Zusage des Herrn Uhterstaatssekretärs Göhre im Schreiben des Kriegsministeriums Nr. 416/1. 19 A.3 vom 20. Fe- bruar 1919, die lautet:

„die erforderliche Umarbeitung der den Veterinärdienst behandeluden Be- stimmungen .... soll nach des Herrn Kriegsministers und meiner Weisung dem Rechnung tragen, .... daß die erheblich erweiterte Selbständigkeit, die ihnen (den Veterinäroffizieren) im Felde in allen Dienststellen über- tragen wurde, sich auch im dienstlichen Interesse als nützlich erwies‘.

Der Deutsche Veterinäroffizierbund bittet deshalb:

Bei der Reichswehr die Pferdelazarette, Pferdedepots und Tierblutuntersuchungsstellen entsprechend den Sanitätsforma- tionen als Veterinärformationen zusammenzufassen und sie aus- schließlich den leitenden Veterinäroffizieren zu unterstellen.

Deutscher Veterinäroffizierbund. Der Arbeitsausschuß. Der Vorsitzende. Der Schriftführer. gez. Prof. Troester, Generaloberveterinär. gez. Bauer, Oberstabsveterinär. Kriegsministerium Reichswehrausschuß. Berlin, den 16. Mai 1919. Nr. 374/5. 19. R. A. An den Deutschen Veterinäroffizierbund, Berlin.

Auf die Eingabe vom 9. 5. Nr. 292 wird Ihnen ergebenst er- widert, daß in den demnächst erscheinenden Deckblättern zur Nummertabelle und den Stärkenachweisungen Pferdelazarette und Tierblutuntersuchungsstellen als Veterinärforniltionen geführt sind.

Die Pferdedepots der Reichswehr sind zur*Zeit vorwiegend Er- gänzungs- und Ausbildungsstellen und sind deshalb durch Ent- scheidung des Herrn Kriegsministers beim Train geblieben. ы gez. Unterschrift.

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Zentralausschuß des D, V. O. B.

Am 31. Mai und 1. Juni fanden im Hörsaal der Militär- Veterinär-Akademie zu Berlin die Verhandlungen des vom Arbeits- ausschuß einberufenen Zentralausschusses des D.V.O.B. statt. Einleitend gab Oberstabsveterinär Bauer eine Übersicht über die bisherige Tätigkeit des Arbeitsausschusses. Die wichtigsten Punkte der Beratungen waren: Anschluß an den Deutschen Offizierbund; demselben wurde zugestimmt. Ferner wurde beschlossen, Verhand- lungen mit dem Deutschen Veterinärrat anzuknüpfen zwecks Zu- sammengehens bei gemeinschaftlichen Standesangelegenheiten. Die weitere Organisation des D. V.O. B. wurde weiterhin eingehend be- sprochen; ferner allgemeine Richtlinien aufgestellt über die Neu- bearbeitung der Militär-Veterinärordnung. Zum Schluß wurden aus der Versammlung heraus vorgebrachte Fragen diskutiert, ins- besondere auch über die Regelung von zu erwartenden Ver- abschiedungen.

Tierärztlicher Rat für Groß-Berlin und die Provinz Brandenburg.

Die zweite, am 9. Mai 1919 im Lehrer-Vereinshaus zu Benin: Alexanderplatz, tagende Vollversammlung des Tierärzterates von Groß-Berlin und Provinz Brandenburg hat nn Resolution beschlossen:

Der infolge der Revolution am 9. November 1918 als ein Pro- visorium gedachte und am 21. November 1918 gebildete Tierärzte- rat von Groß-Berlin und Provinz Brandenburg bleibt aus nach- folgenden Zweckmäßigkeitsgründen neben der Tierärztekammer für den gleichen Bezirk, die zunächst noch als Standesvertretung angesehen werden muß, bestehen. Die Arbeiterräte sind durch ihren Beharrungswillen auf gesetzlicher Grundlage infolge Antrags des Kabinetts durch die Nationalversammlung anerkannt worden. "Ob sich diese Institution zu einem Reichswirtschaftsparlament mit dem Recht, Gesetze zu schaffen, oder sie im Interesse der Arbeiter ab- zulehnen, ausbilden oder nur als eine Kammer der Arbeit bestehen bleiben wird, ist zur Zeit noch nicht völlig zu übersehen, wenn auch das erstere als höchst wahrscheinlich anzunehmen ist. Da zu den Arbeiterräten, neben den Betriebsarbeitern, die Angestellten, Be- amten und freien Berufe also Techniker, Ärzte, Tierärzte, Zahn- ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte usw. wählen (es sind sogar Zwangsorganisationen vorgeschlagen), ist es ein Gebot der Zeit, obigen Standpunkt zum mindesten so lange einzunehmen, bis eine vollständige Klärung der wirtschaftlichen Stellung der Arbeiterräte eingetreten ist, nach der sich das für den Stand Nützliche ermessen läßt. Es muß augenblicklich als taktischer Fehler angesehen werden, die Arbeiterratsangelegenheit und mit ihr den Bestand des Tierärzterats fallen zu lassen, ja es ist ein dringendes Gebot der Zeit, überall dort, wo Tierärztekammern bestehen, auch Tierärzteräte zu bilden bzw. den bestehenden Tierärztekammern eine Form zu geben, die sieh gegebenen Falles leicht in einen Tierärzterat umbilden kann,

Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1919. 6. Heft. | 18

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was von großer Bedeutung gerade dann sein dürfte, falls auf Grund von Zwangsorganisationen zum Arbeiterrat gewählt werden muß. Der Stand kann auf diese Weise sofort seinen Einfluß zur Geltung ‘bringen, und schwere, vielleicht nicht wieder gutzumachende Nach- teile werden ihm erspart bleiben. Er sieht daher seine Aufgabe darin, bei den Vorarbeiten zu den in dieser Hinsicht notwendigen gesetzgeberischen Maßnahmen die Interessen des tierärztlichen Standes zu vertreten, insbesondere auch die Fühlungnahme mit gleichartigen Einrichtungen anderer akademischer Berufe in die Wege zu leiten.

Bund deutscher Schutzgebiets- und Auslandsveterinäre (Budsav).

In Berlin hat sich der Bund deutscher Schutzgebiets- und Aus- landsveterinäre gebildet, der den Zusammenschluß aller in den Schutzgebieten wie im Ausland arbeitenden sowie der an der Arbeit des Bundes interessierten Kollegen bezweckt. Der Bund be- absichtigt die Bearbeitung aller einschlägigen Fragen wissenschaft- licher und wirtschaftlicher Art durch die Gemeinschaft seiner Mit- glieder. Er will eintreten für die Behandlung sämtlicher Fragen der Tierwirtschaft der Schutzgebiete und des Auslandes, welche für Deutschland in Betracht kommen, durch deutsche Tierärzte in Zu- sammenarbeit mit Handel und Industrie zum Vorteil unserer Volks- wirtschaft und gleichzeitig unseres Standes. Der Bund will Kollegen, welche private Tätigkeit im Auslande ausüben wollen, unter Fühlungnahme mit den dortigen Behörden beratend zur Seite stehen.

Dieser vorläufigen Mitteilung werden eine ausführliche Arbeits- übersicht und die Sitzungen des Bundes folgen.

Gesuche um Aufnahme und Anfragen sind zu richten an das Bundesheim, Berlin W 35, Am Karlsbad 10, Afrikahaus.

Der Vorsitzende, Dr. Sommerfeld.

Warnung!

An den Unterzeichneten gelangen in letzter Zeit sehr häufig Schreiben von Kollegen, die darin mitteilen, daß sie nach Chile, Argentinien, Nordamerika usw. auswandert wollen.

Auf Grund unserer Auslandserfahrungen die Mitglieder des’ Bundes deutscher Schutzgebiets- und Auslandsveterinäre besitzen die erforderlichen Spezialkenntnisse für die verschiedenen Welt- teile, da sie selbst fast alle draußen gewesen sind können wir nicht genug vor einem Auswandern von Tierärzten aufs Geratewohl warnen. Die bitterste Not, unsägliche Mühen und Enttäuschungen wären die Folge einer nicht richtig vorbereiteten Auswanderung. Die veterinären Verhältnisse im Auslande sind in den einzelnen Staaten so grundverschieden, daß sich einheitliche Richtlinien für alle zunächst nicht aufstellen lassen. Es muß von Fall zu Fall ent- schieden werden.

Um denen, die auswandern wollen, helfend zur Seite zu stehen, wird der unterzeichnete Bund demnächst eine Auskunftstelle für

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auswandernde Tierärzte einrichten. Diese wird bei allen Behörden und sonstigen in Betracht kommenden Stellen des In- und Aus- landes die erforderlichen Erhebungen gegen Rückerstattung der Selbstkosten vornehmen und die eigenen Erfahrungen der Bundesmitglieder mitsprechen lassen.

Wir bitten deshalb alle Interessenten, sich bis dahin (nach dem Friedensschluß) zu gedulden, da die allgemeine, internationale Lage noch zu wenig geklärt ist. Wir warnen vor übereilten Schritten. `

Der Bund deutscher Schutzgebiets- und Auslandsveterinäre. Bundesheim, Berlin W 35, Am Karlsbad 10 (Afrikahaus).

Der Bund deutscher Schutzgebiets- und Auslandsveterinäre legte auf seiner gestrigen Hauptversammlung entschiedenste Verwahrung ein gegen den Raub unserer Schutzgebiete durch Franzosen und Engländer. Von den kolonialen Angehörigen dieses Dundes,. welche in jahrelanger Arbeit dem eingebornen Züchter geholfen haben, sein wertvollstes Eigentum, den Viehbestand, zu schützen, und seinen Wert zu steigern, wird angesichts der Verleumdungen unserer Gegner, durch welche ihr Vorgehen gerechtfertigt werden soll, im besonderen auf folgende Gesichtspunkte hingewiesen, welche maßgebend für die Arbeit des Schutzgebiets-Tierarztes in den Tropenkolonien waren, wie sie der Staatssekretär Dr. Solf in einer Denkschrift niederlegen ließ.

Danach liegt die Hauptaufgabe des Regierungs-Tierarztes in der Gesundung der Viehbestände des Eingebornen durch Seuchen- forschung und -tilgung, der Höherentwicklung der einheimischen Bestände aus sich selbst, der Ausbreitung der Tierzucht auch unter nichtzüchtenden Stämmen, um dadurch eine genügende Fleisch- versorgung der Tierbesitzer wie der Arbeiter auf den Pflanzungen zu gewährleisten und die Zuernährung der Säuglinge mit Tiermilch sicherzustellen. Ferner hat er sein Augenmerk zu lenken auf eine Verbesserung der Beschaffenheit der Nebenerzeugnisse, wie Häute, Felle, Wachs usw., um die Wohlhabenheit der Bevölkerung durch Wertsteigerung der Bestände sowie der Nebenerzeugnisse zu heben. Erst in zweiter Linie neben dieser Förderung der Grundlagen der Versorgung der eingebornen Bevölkerung lief die Fürsorge für die europäischen Farmbetriebe, die mit dem Eingebornen nicht in Wettbewerb treten, sondern die Zuchten übernehmen sollten, für die der Eingeborne zunächst nicht befähigt erscheint: die Zucht des Woll- und Karabulschafes, der Angoraziege und des Straußes.

Trotz unserer kolonialen Jugend und der spät einsetzenden Er- kenntnis des Volkes für den Wert der Schutzgebiete und den daraus folgenden geringen Zuwendungen, wurde mit der ganzen Tatkraft des Deutschen der einmal als richtig erkannte Weg be- schritten. Groß- und Kleinarbeit, wissenschaftlicher und volks- wirtschaftlicher Art, sei es in den Tierseucheninstituten durch be- sonders vorgeschulte, sei es im Zelt oder Rasthaus während der ununterbrochenen Reisetätigkeit im ungesunden Klima durch die Regierungs-Tierärzte, Aussendung von Gelehrten und Sachver- ständigen vom Rufe eines Robert Koch, Ostertag,

18%

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Cl. Schilling, Knuth,. M. Meyer und anderer, die Ап- lage von Bahnen und Verkehrsstraßen waren die Grundlagen unseres Strebens zur Hebung der Tierwirtschaft und die dadurch begründete Förderung der Volkswirtschaft unserer Schutzbefohlenen.

Alles dieses sollte untergehen, nur weil Engländer und Franzosen noch mehr afrikanischen Boden für ihre eigen- süchtigen Zwecke beanspruchen?! Das darf nicht sein! Deutsche wissenschaftliche und wirtschaftliche Arbeit darf nicht vernichtet oder mühelos genommen werden von Völkern, die gar nicht im- stande sind, in so kurzer Zeit etwas Ähnliches zu leisten.

Zum Stellennachweis. | Von Regierungs- und Veterinärrat Bischoff, Oppeln.

Mit der Veröffentlichung der 63 unbesetzten, meist sehr be- scheidenen Stellen des Stellennachweises des deutschen Veterinär- rats dürfte der einwandfreie Beweis erbracht sein, daß eine Über- füllung des tierärztlichen Standes ziffernmäßig feststeht. Denn wo sollen die Tierärzte ein Unterkommen finden, die bei der Verringe- rung des Heeres als Veterinäroffiziere zur Entlassung kommen, die aus den besetzten und losgerissenen Gebieten rückwandern, die 66, die sich als stellenlos gemeldet haben, und der Kriegsnachwuchs, von dem sich allein 150 in Berlin zum Staatsexamen gemeldet haben? Und ist mit der Zahl 66 die Menge der stellenlosen Tier- ärzte wirklich erschöpft? Leider muß man hier mit Nein ant- worten, wie man Sich schon aus den Meldungen der Stellen- besetzungen in den Fachzeitschriften leicht nachrechnen kann. Dazu fehlen noch Angaben aus Berlin. Jedenfalls zeigen aber die geringen Meldungen eine erstaunliche Interesselosigkeit bei den jüngeren stellenlosen Tierärzten. Ich hatte in vier Fachzeit- schriften die Herren gebeten, sich bei den Kreistierärzten, in deren Bezirk sie sich am statistischen Tage aufhielten, zu melden. Wenn sie diese kleine Mühe gescheut haben, sind sie selbst schuld an dem falschen Bilde, das die unterlassenen Anzeigen hervorgerufen haben. Doch genügt es, um die trostlosen Aussichten für die Zukunft der Tierärzte auszumalen, und es würde jetzt insbesondere Mut dazu gehören, einem jungen Manne das Studium der Tierheilkunde als Brotstudium zu empfehlen.

Eine vollständige Bearbeitung der Fragebogen ist bisher noch nicht möglich gewesen. Meine Ausführungen beziehen sich zunächst nur auf Preußen, wobei Berlin völlig ausfällt, da einwandfreies Material von dort nicht zu erlangen war. Ebenso kommt der Re- gierungsbezirk Düsseldorf in Fortfall, da er zur Zeit der Bericht- erstattung für den Briefverkehr gesperrt war.

In den übrigen 34 preußischen Regierungsbezirken sind am 10. Februar d. J. als anwesend gemeldet: 3064 Tierärzte. Von ihnen betrieben 2600 Privatpraxis, mithin verblieben 464 ohne Praxis. 2291 der als anwesend gemeldeten waren im Felde, so daß also weit über zwei Drittel sämtlicher preußischer Tierärzte unter den Fahnen waren. | | =

An dieser Stelle möchte ich nicht verfehlen, den Kreistierärzten im Namen des Deutschen Veterinärrats und dem meinigen zu

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danken für gehabte Mühewaltung und die Sorgsamkeit, mit der sie sich der Ausfüllung der Fragebogen unterzogen haben. Sie haben sich nicht nur begnügt, die Rubriken mit Namen und Zahlen auszufüllen, sondern auch überzeugend nachgewiesen, weshalb in diesem oder jenem Falle eine Niederlassung neuer Kräfte nicht mehr möglich war. Denselben Dank darf ich den Regierungs- und Veterinärräten aussprechen, die das Material gesammelt und nach- geprüft haben. So kann wohl diese Statistik den Anspruch auf Richtigkeit machen und als Unterlage bei Beurteilung der tierärzt- lichen Verhältnisse dienen.

Die Kurpfuscherstatistik weist in Preußen 702 gewerbsmäßige Vertreter auf, darunter 56 ehemalige Veterinärgehilfen. Letztere erscheinen zunächst spärlicher als man annehmen zu müssen glaubte, aber meist stehen in dieser Rubrik Fragezeichen. Die An- frage scheint also noch verfrüht gewesen zu sein, weil die Veterinär- gehilfen noch keinen festen Wohnsitz nach ihrem Ausscheiden aus dem Heere hatten. Jedenfalls dürfte es sich empfehlen, eine der- artige Statistik nach einigen Jahren zu wiederholen. Der Prozent- satz von rund 3000 Tierärzten zu 700 gewerbsmäßigen Pfuschern zeigt jedoch zur Genüge, welche Gefahr das Kurpfuschertum für uns in sich birgt. Würde man nach den vielen Fragezeichen in den Fragebogen die Hinweise auf Apotheker, Inspektoren, Schäfer, und die Bemerkungen: unzählige die wohl über das Ziel hinaus- schießen in Betracht ziehen, so würden sich Tierärzte und Pfuscher die Stange halten. |

Gesetzliche Schutzmiittel gegen sie gibt es nicht, auch die besten und schärfsten, die nie zu erwarten sind, dürften kaum ausreichen. Uns bleiben nur als einzige, aber beste Waffen in diesem Kampfe:

Leistungen, persönliche Tüchtigkeit, Unermüdlichkeit, richtige Kollegialität, die gegenseitige Hilfe zeitigt und den Kollegen nicht in den Schmutz zerrt, lokaler Zusammenschluß, keine Preisunter- bietung. Bei Innehaltung dieser Grundsätze werden’ wir auch dieser Gefahr Herr werden und die schwere Zeit, die uns in den nächsten Jahren bevorsteht, erfolgreich überwinden.

Verkaui von Veterinärgeräten durch das Haupt- veterinärdepot bei der Militär-Veterinär-Akademie.

„Die Einzelverkäufe von Veterinärgeräten des Hauptveterinär- depots der Militär-Veterinär-Akademie an Tierärzte, die Kriegsteil- nehmer sind, sowie an Behörden finden nur bis zum 1. 7. 19 in dem bisherigen Umfange statt. Auch gegen eine beschränkte Abgabe von Tierarzneimitteln an Tierärzte, die Kriegsteilnehmer sind, bestehen nunmehr keine Bedenken.

Nach dem 1. 7. 19 hören die Einzelverkäufe von Veterinär- gerät usw. durch das Hauptveterinärdepot auf; nach diesem Termin eingehende Anträge der Tierärzte (Kriegsteilnehmer) und Behörden können nicht mehr berücksichtigt werden.“

Schlake, Generalveterinär.

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Was uns nottut. Von Stabsveterinär Melzer, Remontedepot Weißenhöhe.

Dem Herrn Kollegen aus Bayern möchte ich auf seine Aus- führungen zur Anmerkung der Redaktion auf den vortrefflichen Artikel von Dr. Bub erwidern, daß auch wir preußischen Veteri- näre die Wahrheit sehr gern hören’ wollen und sie auch zu sagen verstehen. Diejenigen, die die Wahrheit gern sagen wollten, kamen nur leider nicht dazu, sie zu sagen. Solche Herren standen als schwer zu behandelnde Untergebene meist in den östlichsten und westlichsten Garnisonen. Was uns Preußen aber weit mehr als der Militarismus in den Knochen steckt, das ist glühende Vaterlands- liebe. Aus der Liebe zum Vaterlande heraus müssen wir jetzt unsere Forderungen stellen, um dem Vaterlande noch zu retten, was zu retten ist, und mit neu aufzubauen. Hat es wohl für uns etwas Schmerzlicheres im Kriege gegeben als dieses, daß der Veterinär- offizier seine Kenntnisse zum Wohle des Vaterlandes zuerst nicht entfalten konnte, weil er künstlich daran verhindert wurde? Milliarden Werte an 'Pferden, von den idealen Werten ganz ab- gesehen, sind verschleudert worden, die ganze Felddienstfähigkeit der Armee ist in Frage gestellt worden, weil der Veterinäroffizier nicht das leisten durfte, was er für den Staat hätte leisten müssen. Gäbe es einmal einen Kriegsgerichtshof, dann müßten die Herren sich vor diesem verantworten, die eine solch jammervolle oder über- haupt keine Kriegsorganisation des Veterinärwesens geschaffen haben. Die organisatorisch erfahrenen alten Truppenveterinäre mußten beim Regiment mitreiten, und ein junger unerfahrener Tierarzt hatte 400 bis 800 Pferde, die alle behandelt werden mußten, an einem Ort zusammenstehen, denen er rat- und hilflos gegenüber- stand. Behandlung: Vacat. Instrumentarium, keines da. Therapie: Keulung. Wie viele Tausende von Pferden sind nicht an den Folgen eines an sich lächerlichen Kronentritts erschossen worden. Darüber wollen wir uns doch klar sein, hätte der Krieg nur drei Monate gedauert, so wäre alles beim alten geblieben. Erst die bittere Not, als man sah, daß so die Wirtschaft mit dem teuren, unersetzlichen - Pferdematerial nicht weiterging, die hat dann endlich den Veteri- näroffizier an die Stelle gestellt, an die er hingehörte. Da hat er dann zum Erstaunen vieler gezeigt, was er leisten konnte, als er zur Arbeit zugelassen wurde. Da waren plötzlich die Mittel da für : Pferdelazarette, Bestecks usw. Zuerst haben wir im Osten mit russischen Bestecks operiert und seziert. Bei unseren Feinden war das Veterinärwesen, selbst bei den Japanern, weit besser organisiert als bei uns. Diese Tatsache ist doch äußerst beschämend für uns gewesen. Wo hat der Hemmschuh gelegen? Was wat die Ursache? Ganz einfach, weil auf den Veterinär als Fachmann nie gehört wurde. Die alte Wachtmeisterweisheit, die uns ins Verderben ge- bracht hat, sollte erhalten bleiben, und die hieß: „Es war immer so.“ Warum ritten die Franzosen stets „ihr“ Grunewald-Rennen, „ihren“ Großen Preis von Baden-Baden? Weil dort der Veterinär mit an leitender, bestimmender Stelle war und nicht künstlich ausgeschaltet wurde wie bei uns. Oberstabsveterinär Dr. Zimmermann hat vollkommen recht, z. B. was auch die gesellschaftliche Stellung der

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Veterinäroffiziere anbetrifft. Das Veterinärkorps steht hinsichtlich seiner Rechte und Pflichten neben dem Offizierkorps der Armee. So hieß die Kabinettsorder, und wie war es in Wirklichkeit? Wer Kasinoluft geatmet hat, der weiß Bescheid. Eine, Sanitäts- und Veterinäroffizierfrau war immer eine Dame zweiten Grades. Doch genug davon. Jedenfalls hätte ich mich und wohl’ die meisten Veterinäre mit gefreut, wenn die Redaktion den Artikel von Dr. Bub dick unterstrichen hätte in jeder Beziehung. Wir ver- langen nur unser gutes Recht im Interesse des Staates, um dem Vaterlande das leisten zu dürfen, was für dieses zu leisten Pflicht- gefühl ist. Wir können und wollen nicht weiter zusehen, wie der Staat dadurch geschädigt wird, daß nicht Fachleute in ihrem Fach an der Spitze stehen. Weshalb hat unser Generalstab so Hervor- ragendes geleistet? Weil ein Fachmann an der Spitze stand, und nur da hat er versagt, wo in den Unterabteilungen keine Fachleute an der Spitze waren. Weshalb leistet die Landwirtschaft in den Remontedepots so Ausgezeichnetes? Weil ein Fachmann an der Spitze steht. Weshalb liegt das Veterinärwesen überall im Argen? Weil es stets stiefmütterlich behandelt wurde. Warum wird: es so behandelt? Weil kein Fachmann an der Spitze steht. Ja sind wir Akademiker denn durch unser Studium dem Offizierkorps gegen- über als minderwertig belastet? Traut man uns aus Wohlwollen für den Staat nichts 20? Міг können reiten, man setze uns nur in den Sattel. Mir müssen mit aller Schärfe für den Staat als Patrioten unser Recht fordern. Der Staat wird es uns danken. Freie Bahn dem tüchtigen Pferdeburschen und Kapitulanten, der es zum Vorgesetzten des Veterinärs bringen kann, aber auch freie Bahn dem Akademiker in seinem Fach. Durch welche Examina sind denn Laien überhaupt befähigt, über uns, die wir durch langes Studium und schwere Examina gehen, zu herrschen und zu richten® Vom Lob allen haben wir nichts, wir wollen Taten sehen. Wir können aus Staatsinteresse nicht scharf genug sein. Mit welcher demütigenden Schärfe ist man uns entgegengetreten. Woran ist Deutschland im Kriege gescheitert? | Hauptsächlich an zwei Ursachen. Erstens weil niemals die Wahrheit von unten nach oben durchdringen konnte, da die Zwischenstationen es meisterhaft verstanden, allmählich eine un- angenehme Meldung ins Gegenteil abzuschwächen, und zweitens, weil wir nicht genug Transportmittel hatten, um mit unseren Feinden konkurrieren zu können. Wo waren unsere Transport- ‚mittel, in erster Linie Pferde, geblieben? Sie waren unverantwort- lich wegen mangelnder Organisation des Kriegsveterinärwesens ver- schleudert worden. Darum jetzt heraus mit der Wahrheit, das Vaterland ruft uns. Kämpfen wir jetzt mit aller Macht darum, daß uns die Stellung gegeben wird, die uns zukommt. Der Infanterie- dienst dem Infanterieoffizier, der Kavalleriedienst dem Kavallerie- offizier usw. Der Veterinärdienst dem Veterinäroffizier. Dann erst

np: er nn re

Vaterlandes das leisten, was wir leisten müssen.

- K.M. Nr. 1164. 19. A. 3. Berlin, den 4. Mai 1919.

Der gesamte Veterinärdienst, der bisher gemäß Mil. Veterinär- ordnung Ziffer 2 dem Allgem. Kriegsdepartement unterstellt war, wird dem Truppendepartement des Kriegsministeriums unterstellt. In der Mil. Veterinärordnung nebst Anh. I und II D.E.V. Nr. 38 tritt überall an Stelle „Allgem. Kriegsdepartement“ die Bezeichnung „Truppendepartement“,

Alle den Veterinärdienst betreffenden Eingaben sind dem Truppendepartement des Kriegsministeriums zuzuleiten, soweit sie nicht gemäß Mil. Veterinärordnung der Kavallerieabteilung oder der Mil. Veterinär-Akademie unmittelbar zugehen.

Die Kavallerieabteilung ist zum Truppendepartement über- getreten. |

Der Kriegsminister. Der Unterstaatssekretär.

Reinhardt. = LA:Hamburger.

er

Preufsen: Morgenstern, 5Ѓ. У. bei der Mil. Lehrschm. Berlin; Küster, O. St. V. beim Drag. R. 5; Schunk, St. V., und Юг. Виз, O. V. beim Felda. R. 11, der Absch. mit der gesetzl. Pens. bew., der letztere ist zugl. b. d.. Vet. Offiz. der Landw. 2. Aufg. angestellt; Dr. Warkalla, O.V. beim L. G. Hus. R. zu den Vet. Offiz. der Res.; Kauffmann und Stratmann, O.V. bei der Mil. Vet. Akad. zu den ‚Vet. Offiz. der Landw. 1. Aufg.; Bark, O.V. beim 1. G. Ul R. zu den Vet. Offiz. der Landw. 2. Aufg. übergeführt; Claussen, St.V. der Landw. 1. Aufg., und Liedtke, St.V. der Landw. 1. Aufg. der Absch. bew. ң |

„Auszeichnungen: (Nachträglich mitgeteilt): Tilgner, O. St. V. ‚beim Kür. R. 7 das Eiserne Kreuz 1. Klasse. |

Gestorben: O. St. V. Ripke, Rem. Depot Bärenklau; O.St.V.

Junker, Rem. Depot Treptow a. R.

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Kriegsgetraut

Stabsveterinär Albert Wendt

Frau Ella-Agnes Wendt geb. Herzberg |

z. Zt. Nieder-Zimmern bei Weimar | Mai 1919.

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Druck von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW68, Kochstraße 68—71.

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31. Jahrg. Juli 1919. o 7. Heit.

Zeitschrift x. Veterinärkunde

mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene

Organ für die Veterinäre der Armee Schriftleitung: Oberstabsveterinär Karpe.

LL—— E | нр ырыр нриир сын Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 9, Abonnementspreis jährlich 18 Mark. Preis einer einzelnen Nummer 1,75 №. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.- `

Die Narkose. Theoretische Beträchtungen, physiologische und praktische Untersuchungen unter besonderer Berücksichtigung der intra-

venösen Infundierungen wässriger Chloralhydratlösungen beim | Pferde. | Я

Von Oberveterinär Caemmerer +. (Fortsetzung.)

. % `

- Für den Verbrauch des Narkotikums kommt also nicht da Körpergewicht und auch nicht die absolute Blutmenge, sondern vielmehr die absolute Menge der roten Blutkörperchen in Frage. Diese Auffassung gewann ich auf Grund von Versuchen und prak- tischen Erfahrungen und auch auf Grund der Verw orn schen

` Theorie. Gelegentlich der Nachprüfung der Arbeiten von

Sendrail über die intraperitoneale Injektion von Chloralhydrat, 0,3 g pro Kilogramm Körpergewicht, traten drei Todesfälle bei ins- gesamt 33 Versuchen ein, und zwar handelte es sich erstens um eine 25 kg schwere Hündin, Bastard, etwa drei Jahre alt, die ‚außerordentlich abgemagert war, sie hatte zwei Junge gesäugt und hatte nach Aussage des Besitzers seit Wochen starke Durchfälle. Injiziert wurden 10,0 Chloralhydrat in zehnprozentiger blutwarmer

Lösung, also 0,4 pro Kilogramm Körpergewicht. 5 Minuten nach . der Injektion taumelt sie, nach 10 Minuten kann sie sich nicht be-

wegem nach 25 Minuten tritt eine tiefe, drei Stunden dauernde Narkdse ein, während dieser Zeit ist nur der Patellarreflex aus- lösbaf, alle übrigen Reflexe sind erloschen. Nicht ganz nach ‚24 Stunden starb das Tier.

Sektionsbefund: Sieben Stunden nach dem Tode ist Totenstarre nicht vorhanden. Der Kadaver befindet sich in einem mittleren Zustand der Fäulnis, trotzdem es durchaus nicht heiß war, die Muskulatur ist graubräunlich verfärbt und schmierig. In ‚der Bauch- und Brusthöhle finden sich Flüssigkeitsmengen, in ersterer etwa 45 ccm, in letzterer 80 ccm; diese sind trübe, braun-

Zeitschr. fi Veterinärkunde. 1919. 7. Heft. Mi

"Narkose-Anfang.

30 5 Klein, aber regelmäßig. 35 5 | 45 39 239 55 29 65 9 9% 3 70: S «5 D 2% 39 80 D 3 49 85 3) 90 3 29 95 n 97 100 39 160 » 23 2% 180 i Herztöne unfühlbar, GE Narkose-Erwachen, 405 E 465 , --

rot und zeigen zahlreiche feine gelbe Fettröpfehen. Das Bauch- fell erweist sich nicht vollkommen glatt, sondern leicht getrübt, eine Reizung der Stichstelle ist nicht zu ermitteln. Streifige Rötungen, die auf eine Ätzwirkung der Chloralhydratlösung schließen lassen, fehlen. Die Leber ist braungelb mit einem grauen Ton, die Kapsel läßt sich leicht abziehen, sie selbst ist matschig. Das Herz befindet sich im Zustand der Diastole.e Vorkammern und Kammern sind mit geronnenem Blut gefüllt. Die Herzmuskulatur sieht grau verfärbt aus und ist von bröckliger Beschaffenheit, wie gekocht. Damals war ich geneigt, die Diagnose „beginnende Bauchfellentzündung“ zu steilen. Gegen diese Diagnose spricht die kurze Zeit von 20 bis 22 Stunden, die dem Organismus zur Verfügung stand, um eine tödliche Peritonitis zu erwerben. In so kurzer Zeit können sich derartig pathologisch-anatomische Verän- derungen kaum entwickeln, zumal man berücksichtigen muß, daß vollkommen aseptisch verfahren wurde bei der Injektion. Die Diagnose muß heißen: EE infolge fettiger Entartung. der Leber und des Herzens. `

Der zweite Fall betraf gleichfalls ein nicht gesundes Tier. Bernhardinerbastard; Rüde, zwei Jahre alt, rachitische Auftrei- bungen ап den- Knorpelansatzstellen der‘ Rippen (Rosenkränze), chronischer Darmkatarrh, mittelmäßig bis schlecht genährt, 50 kg

-- 251 =

schwer. Als das Versuchstier gekauft wurde, mußte es. einen Marsch von 35 km machen. Unmittelbar daran anschließend. fand der Versuch statt. Injiziertt wurden 10,0 : 100,0 Chloralhydrat- lösung, also pro Kilogramm Körpergewicht 0,2. Nach 3 Minuten trat eine Schwäche der Hinterhand ein. Es wurde ein ausge- sprochenes Exzitationsstadium beobachtet, Versuchstier heulte. Nach 15 Min. trat eine ganz leichte, nicht kontinuierliche Narkose ein. Die Hautreflexe fehlten. Korneareflex war, wenn auch stark herabgesetzt, vorhanden, der Patellarreflex war stets auszuiösen. Narkose und Erwachen wechselten miteinander ab. Kompli- . kationen traten an der Stichstelle nicht ein. e

Zeit nach с Atmung | Ри]в 0 Minuten 38,1 7 86 Kräftigund regelmäßig. ы 38,1 Hechelt -- 10 38,1 У | -- - 15 e 38,1 46 99 Kräftigund regelmäßig, | | Narkose-Anfang.

20 S 381 г 46 99

25 SN 38,1 j Hechelt 7

30 Б T 38,1 ‚87 97

Do косе. ZS >> 100 || Mittel bis kleiner, aber 40 2 27 38,1 34 90 regelmäßiger Puls 45, . . | 38,1 | Hechelt 97 сна т 50 г ui 38,1 37. 84

55 š d zk 38,1 25 97 60 » т 38,1 25 119

75 Е р ТӘ 25 192 Klein. Narkose - Er- | wachen.

SS g 2 р e T , 1 a ы. 38, 1 7 , 10; 37,9 16 20 | Кеп. 120 x 37, 9 20 74

- Im Anschluß an das Abklingen der Chloralhydratwirkung tritt nicht die vor der Injektion beobachtete Munterkeit wieder ein. Das Allgemeinbefinden ist getrübt. Das Futter wird verweigert. Am Morgen des vierten Tages stirbt Patient.

Sektionsbefund: Das Bild gleicht vollständig dem von Fall 1. |

Diagnose: Chloralhydrat-Narkosespättod infolge fettiger Entartung von Herz und Leber.

Im dritten Falle endlich war es eine zwei Jahre alte zahi fette Hündin, seit 12 bis 18 Tagen tragend. Injiziert wurden 4,0 m 20prozentiger Lösung (0,27 pro Kilogramm Körpergewicht). Nach 6 Minuten trat ganz plötzlich Narkose ein. Diese verlief kon. tinuierlich in 11, Stunden... Gegen Ende der Narkose wurde Mageninhalt heftig erbrochen. КС 19”

-- 9202 -- ‘Der. Puls war während des Versuchs unfühlbar. Der Tod trat 51 Stunden nach der Injektion ein; 10 Stunden vor seinem Tode nahm das Tier noch etwas Wasser zu sich. Das Futter wurde voll- ständig verweigert. Noch 20 Stunden nach der Narkose blieb der Puls unfühlbar. Die Hündin hechelte. Die Temperatur be- trug 38,9° С.

ао о а

' Zeit nach

6 Minuten —, | Narkose-Anfang. 10.» 39,2 22 120 | Klin. 0

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gp 39,2 34 = 830 - , 39,2 44 =

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65, 38,8 ІР 02 жы

KE, 572 38,8 SR. l ше

85, 38,6 32 SS | 95, 386 | 22 | | Narkose-Erwachen

Die Sektion wurde drei Stunden nach erfolgtem Tode aus- geführt. Der Kadaver zeigt dicke Fettpolster. Auf dem Rücken und am Bauch ist das Fettpolster etwa ein Zentimeter stark, von deutlich lappigem Bau. Die Nieren sind im Verhältnis zu dem kleinen Tiere in gewaltige Fettmassen eingelagert. Die Gefäße der Haut und Unterhaut sind mit Blut prall gefüllt. Die Körper- muskulatur ist auf dem Querschnitt feucht und an der Oberfläche zum Teil leicht schmierig.

In der Bauch- und Brusthöhle findet sich eine wässerige Flüssigkeit von braunroter trüber Farbe, auf der zahlreiche Fett- tröpfchen schwimmen. Die Menge beträgt je 40 ccm.

Das Bauchfell ist nicht völlig spiegelnd und nicht gänzlich glatt, ebenso die Leberoberfläche; der Leberdurchschnitt feucht und tropfend. Die Konsistenz der Leber ist matschig schon auf leichten Fingerdruck, das Gewebe brüchig, die Leberfarbe schwankt vom 'stumpfen Ocker bis zum bräunlichen Tone eines verwelkten Blattes. Die Nieren lassen sich leicht aus der Kapsel lösen.. Ihr Schnitt ist feucht ohne zu tropfen. Der Herzmuskel ist schlaff, auch er macht einen gekochten Eindruck und hat eine schmutzig- braune Farbe.

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Im Herzbeutel finden sich einige Kubikzentimeter derselben Flüssigkeit wie in Brust- und Bauchhöhle. Die Vorkammern sind mit geronnenem Blut gefüllt. Die’Kammern zeigen einen mittleren “Füllungszustand mit unvollständig geronnenem Blut.

Diagnose: Fettige Degeneration von Merz, Leber, Nieren. Spättod nach Chloralhydratnarkose. |

(Die Messungen konnten vor der Injektion nicht aufgenommen werden, da das Tier sehr bissig und aufgeregt war.)

Wie sind diese drei Todesfälle zu beurteilen? Die im Falle 1 verabfölgte Überschreitung der von Sendrail angegebenen Dosis 0,3 pro Kilogramm Körpergewicht um 0,1 ist bei normalen Tieren ohne Bedeutung, der Hund zeigt sich dem Chloralhydrat gegenüber sonst ziemlich tolerant. In den beiden anderen Ver- suchen wurde nur 0,2 und 0 ‚21 pro Kilogramm Körpergewicht injiziert.

Hier gibt uns Ranke Auskunft: Gewisse Einflüsse setzen die Blutmenge herab. Starke Muskelleistungen und auch Krank- heiten können die Blutmenge vermindern. Hierbei muß man sich erinnern, daß eine Verminderung der Blutmenge auch in der Art eintreten kann, daß die roten Blutkörperchen, das Hämoglobin, oder im allgemeinen die festen Stoffe im Blut abnehmen, die Ge- samtquantität des flüssigen Blutes könnte dabei gleichbleiben. Alle Körperzustände, welche den Körper fleischreicher machen, vermehren wahrscheinlich seinen Bilutgehalt, Fleischnahrung scheint nach Voit auch die Menge der roten Blutkörperchen zu vermehren. (Interessante Untersuchungsobjekte waren hier die Pferde, die mit Fleischmehl und Abdeckereiprodukten gefüttert wurden.) Muskulöse Tiere haben relativ mehr Hämoglobin im Blute als fettere, wenig muskelkräftige. An den krankhaften Ver- änderungen in der Zusammensetzung der Gewebe nimmt auch däs Blut Anteil. Der Wassergehalt des Blutes ist direkt proportional dem Wassergehalt der Gewebe. Krankheiten, Marasmus machen das Blut und die Gewebe wässeriger. Die Größe des Stoffwechsels ‚steht in einem gewissen Verhältnis zur Blutmenge. Versuche an Tieren haben ergeben, daß jüngere, kleinere Tiere derselben Tier- spezies sowohl einen relativ größeren Stoffwechsel, als auch eine relativ größere Blutmenge haben, und damit nimmt der Stoffwechsel von dem Jugendzustande an, d. h. mit steigendem Körpergewicht, relativ ab. Sehr fette gemästete Tiere haben die relativ geringste Blutmenge.

Im Fall 1 mußte durch den allgemeinen Marasmus, wochen- lange profuse Diarrhöen, verbunden mit dem Säugegeschäft, eine starke Verminderung der Erythrozyten eingetreten sein. Im Fall’2 hatte die Verminderung der roten Blutkörperchenzahl die unge: wohnte Muskelleistung, die Rachitis und den Darmkatarrh herbei- geführt, und im Fall 3 handelte es sich um ein ungemein gė-

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mästetes Individuum, bei dem auch die Trächtigkeit und der damit verbundene Anstieg der Erythrozyten an dem geringen Prozentsatz von roten Blutzellen nichts ändern konnte. Wie tolerant gesunde kräftige Hunde gegenüber dem Chloralhydrat sind, geht, um dies nur nebenbei zu erwähnen, aus folgendem Versuch hervor: Einem Bastardhunde, 4,7 kg schwer, nicht ganz ein Jahr alt, wurden 5,0 g Chloralhydrat in 50prozentiger Lösung, also 1,06 pro Kilo- gramm Körpergewicht, intraperitoneal injiziert, und zwar um eine Katastrophe herbeizuführen, um gleichzeitig die Verätzung des Peritonäums durch eine so starke Konzentration, wie sie 550 : 10,0 darstellt (eine solche Konzentration greift bereits die menschliche Haut kräftig an), zu studieren und um mit dem zu erwartenden pathologisch-anatomischen Bilde die drei bereits beschriebenen Fälle mit tödlichem Ausgang zu vergleichen. Die Narkose, die nach 6 Minuten eintrat, war sehr tief; alle Reflexe, mit Ausnahme des Patellarreflexes, fehlten. Nach 7 Stunden klang die Narkose ab. Die Stichstelle blieb unverändert; das Allgemeinbefinden zeigte nicht die geringste Störung weder am nächsten noch in den folgenden Tagen.

Diese Toleranz, die keineswegs etwa einen Ausnahmefall extremster Art darstellt, lehrt dreierlei: |

1. gesunde Hunde sind gegen Chloralhydrat, auch gegen eine Überdosierung, nicht sehr empfindlich (große Narkotisierungs- breite). |

2. das Bauchfell des Hundes reagiert auf absolut sicher stark ätzende Konzentration keineswegs mit einer allgemeinen Peritonitis.

3. die drei beschriebenen Todesfälle nach viel geringeren Dosen in viel schwächerer Konzentration haben ihren Grund in einer großen Anfälligkeit gegen Choralhydrat und jedes andere Narkotikum, weil die Zahl der roten Blutkörperchen in allen drei Fällen durch Marasmus, Krankheit, Muskelarbeit und Mast herab- gesetzt sein mußte.

Da bei den Hundeversuchen Blutuntersuchungen vor der Narkose nicht ausgeführt waren, so ist der Beweis nicht ge- sehlossen, daß die Todesursache in einer ungeeigneten Blutzusanı- mensetzung zu suchen ist. Um nun einwandfrei zu beweisen, welche Rolle das Blut für das Zustandekommen der Narkose spielt, wurden folgende Versuche angestellt:

1. Pferd Nr.112, mittlererGröße und von mittlerem Nährzustand, zeigt 40,0 ccm (von 100 Blut) rote Blutkörperchen. Auf 38,0 Chloral- bhydrat in 7,5prozentiger Lösung trat eine oberflächliche Narkose en, die nach drei Minuten beginnt und etwa 27 Minuten dauert. Der Kornea- und Konjunktivalreflex, ebenso der Nasenschleimhaut- reflex waren während der ganzen Narkose vorhanden. Wie aus den anderen Reaktionen auf Nadelstiche hervorgeht, rief die Dosis

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von 38,0 Chloralhydrat eine oberflächliche Narkose hervor, die eher dem Rausch zuneigte.

Vierzehn Tage später wurde erneut das Blut untersucht. Es wurden 40,5 ccm rote Blutscheiben ermittelt. Unmittelbar vor der Infundierung derselben Dosis wie vor vierzehn Tagen wurden aus der Vena jugularis 6000,0 g Blut entnommen. Wieder nach drei Minuten trat Narkose ein, die diesmal mehr als doppelt solange, 60 bis 70 Minuten, dauerte und tief bis sehr tief war. Kornea-, Konjunktival-, Nasenschleimhaut- und die Lippen- und alle Haut- reflexe sind während 40 bzw. 50 Minuten vollkommen erloschen. Dieser Versuch ist eine Bestätigung der. bekannten Tatsache, daß ausgeblutete Patienten viel geringere Dosen: brauchen als gesunde, frische Patienten. Da sowohl rote wie weiße Blutkörperchen und Plasma vor der Narkose entnommen waren, so ist eigentlich nur bewiesen, daß. das Blut als Ganzes eine Rolle für die Tiefe der Narkose spielt. Welcher Bestandteil des Blutes nun hauptsäch- lich beteiligt ist, bleibt offen.

Folgender Versuch gibt hier Aufklärung: Eine große aus- gezeichnet genährte belgische. Stute (Hufknorpelfistel) zeigte vor der ersten Operation 42 cem rote Blutkörperchen in 100 cem Blut. Um eine tiefe Narkose zu erzielen, wurden 60,0 Chloralhydrat in 7,öprozentiger Lösung benötigt. Nach vier Minuten legte sich die Stute. Die Narkose dauerte 41 Minuten und war tief. 25 Mi- nuten hindurch waren Kornea- und Konjunktivalreflex erheblich herabgesetzt, aber noch vorhanden. Alle Reaktionen auf Nadel- stiche waren dagegen negativ. Nach 90 Minuten stand Patient auf.

Zehn Tage später wurde ein Verbandwechsel notwendig. Die Temperatur schwankte während dieser zehn Tage zwischen 38,9 und 39,8 Grad Celsius. Die Unterminierung der Sohle machte eine zweite Operation notwendig. Eine erneute Blutuntersuchung ergab jetzt die überraschende Tatsache, daß der Spiegel der Blut- breisäule von 42 auf 28 ccm gefallen war. Der Appetit während der Fieberzeit war immer ausgezeichnet gewesen und das große massige Tier hat in seinem ausgezeichneten Nährzustand nicht im geringsten verloren. Jetzt genügten 38,0 g Chloralhydrat, um eine mittlere bis tiefe Narkose zu erzielen, die nach vier Minuten an- fing, 55 Minuten dauerte; erst nach 104 Minuten stand Patient auf.

Chloralhydrat— Äther— Chloroform.

Daß die Wirkungen und Nebenwirkungen der Arzneimittel, ihre guten und schlechten Eigenschaften klarer gekennzeichnet sind als die verschiedenen Theorien über das Wesen der Narkose, ist selbstverständlich. Daher rückt wohl auch für den Praktiker die Narkosetheorie gegenüber den rein praktischen Fragen, wie Wirkung und Nebenwirkung, in den Hintergrund. Drei Narko- tika sind es, welche uns in der Folge am meisten. interessieren

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werden: Chloralhydrat, Äther und Chloroform; ihre Vorzüge und ihre Nachteile, d. h. ihre Wirkungsweisen sollen ganz kurz be- Sprochen werden, und zwar unter besonderer Berücksichtigung '- einiger strittigen Punkte. Die Literatur, die sich im Laufe der Zeit über diese drei Narkotika angesammelt hat, ist außerordentlich groß, und man kann sich z. B. über die Chloralhydratliteratur eine Vorstellung machen, wenn man aus der 3. Auflage von Lieb- reichs Arbeit, „Das Chloralhydrat‘“ ersieht, daß der Entdecker der hypnotischen und anästhetischen Eigenschaften dieses Körpers bereits zwei Jahre nach seiner eigenen Veröffentlichung fast 400 Literaturangaben machte. Äther und Chloroform stehen dem Chloralhydrat in dieser Hinsicht nicht nach.

Die Geschicke des Chloralhydrats, Äthers und des Chloroforms im Organismus sind dieselben. Sie wirken als einheitliche Körper, ` die keine Zersetzung durch die indifferenten Säfte erleiden. Eine Zerlegung des Chloralhydrats, wie es Liebreich behauptete, in Chloroform und Ameisensäure, findet nicht statt. Dieser von Liebreich zäh verteidigten Spaltungstheorie trat zuerst Le- wisson entgegen, der am entbluteten Frosch, in desen Gefäßen eine 12 %ige Kochsalzlösung zirkulierte, zeigte, daß auch ohne die Alkaleszens des Blutes dieselbe Chloralhydratwirkung zustande kam. Hammarsten wies nach, daß im Blute von Tieren, die in mehrstündiger Narkose gehalten wurden, immer nur Chloral- hydrat, niemals Chloroform enthalten sei. Auch in der Exspira- tionsluft konnte niemals Chloroform nachgewiesen werden (Ham- marsten, Rajewski, Herrman, Tomascewitz, v. Mehring und Muskulus). Im Harn von Kranken, die längere Zeit hindurch 5 bis 6 g Chloralhydrat allabendlich genom- men hatten, fanden die beiden letztgenannten Autoren immer nur eine geringe Menge des eingenommenen Chlorals wieder, dagegen eine linksdrehende Substanz, die Trichloräthylglykuronsäure oder Urochloralsäure C, H,, Cl, O,, die das Vorhandensein von Zucker vortäuschen kann. Die Gärungsprobe ist aber nie positiv. Gerade auf Grund der gefundenen Urochloralsäure erklärten sie die Lieb- reichsche Spaltungstheorie für unhaltbar. |

Auch wenn nach Chloralhydratvergiftungen ähnliche Erschei- nungen wie nach Chloroformintoxikationen gesehen und beschrieben worden sind, so ist das kein Beweis für Liebreichs Theorie, denn jedes Narkotikum mobilisiert Fett. Lewin beobachtete Leberaffektion atrophischer Natur und von eigenartigem Charak- ter, sowie Fettlebern; ähnliche Erscheinungen habe ich bereits ge- schildert. Wenn man aber annimmt, daß nun Liebreichs Spaltungstheorie trotz der geradezu erdrückenden Wucht der Gegen- beweise gänzlich verlassen worden sei, so irrt man. In Frankreich, schreibt Overton, ist die Hypothese Liebreichs, wie aus den Handbüchern von Dastré 1890 und R. Dubois hervorgeht, noch heute die herrschende. Nur die Form ist etwas modifiziert.

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Einschließlich Liebreich sind fast alle Autoren darüber einig, daß der erste Angriffspunkt des Chloralhydrats die graue Substanz der Großhirnhemisphären ist, d. h. das Organ: der höheren Sinnesempfindung. Das Wollen, Hören, Sehen, Fühlen, Riechen und Schmecken wird herabgesetzt bzw. aufgehoben. In der Chlo- ralhydratbetäubung werden Menschen und Tiere unaufweckbar und unempfindlich. In zweiter Linie wird das Rückenmark betroffen, in dem bekanntlich zu oberst das Zentrum für die Beugung und darunter das für die Streckung der Arme liegt und in dem weiter unten sich das Zentrum für die Beugung und noch tiefer das für die Streckung der Beine befinden, und das an weiteren Zentren das für den Blasenschluß, für den Mastdarmschluß und schließlich das Zentrum für die Ejakulation bzw. den Geburtsakt sowie vaso- motorische Zentren beherbergt. |

Den größeren Widerstand bietet dem Chlorolhydrat die Me- dulla oblongata und die in ihr liegenden Zentren, nämlich das Zen- trum für den Schluß der Augenlidspalte (Konjunktivalreflex), das Zentrum für den Schling- und Schluckakt, das Zentrum für die Speichel- und Tränensekretion. Die Reflexbewegungen des Hustens und Niesens werden gleichfalls von der Medulla oblongata ausge- löst. Außerdem haben in ihr bekanntlich. die automatischen Zen- tren für die Herztätigkeit und die Atmung ihren Sitz.

Köppen unterscheidet fünf Stadien der Chloralwirkung.

1. Die Inkoordination der Bewegungen. Beim Versuche zu laufen, schwankt das Tier, es fällt um, richtet sich aber wieder auf. Es besteht geringere Reaktion auf Geräusche, Anblick von Menschen usw., also auf psychische Reize. Beteiligt ist das Großhirn und ferner diejenigen Zentren, welche die Koordination der Bewegungen ermöglichen, dazu gehört das Mittelhirn und die Medulla oblongata.

2. Die Lähmung des Großhirns. Das Tier bleibt auf der Seite liegen. Der Korneareflex wird schwach, die Atmung wird lang- samer und verliert ihre Unregelmäßigkeit, der. Herzschlag ist ver- langsamt. Die Hautreflexe sind dagegen stärker und bei allen pathischen Reizen zeigt das Tier eine lebhaftere Reaktion als vor der Einwirkung des. Schlafmittels. Beim Kneifen in den Schwanz oder in das Ohr zappelt das Tier und richtet sich für kurze Zeit aus seiner liegenden Stellung auf., An dieser Steigerung der Re- flexe nimmt auch ein Reflex teil, dessen Beachtung bei der Schlaf- mittelwirkung wichtig ist, der sogenannte Schnauzhaarreflex. Wena man die Gegend um die Augen herum reizt, so richten sich die ‚Schnauzhaare des Tieres auf. Die sensible Bahn dieses Reflexes ist der Trigeminus, die motorische der Fazialis.. Das Zentrum liegt also in der Medulla oblongata. |

3. Die Verlangsamung der Atmung und des Herzschlages. Der Korneareflex- ist nur noch spurweise vorhanden.

4. Der Korneareflex ist aufgehoben, der Schnauzhaarreflex ist erhalten. Die Atmung geschieht sehr langsam.

258

5. Stadium unmittelbarer Todesgefahr. Der Schnauzhaar- reflex fällt fort. Der Kymograph zeigt einen Fall des Blut- drucks an. Se

Der intravenösen Applikation ist endlich eine oft beobachtete Vermehrung der Pulsfrequenz im ersten Stadium zuzuschreiben. Die anfängliche Beschleunigung und die Irregularität erklärt Köp pen als eine unmittelbare Herzwirkung. Diese Kontaktwirkung des Chlorals auf das Herz führt bei intravenösen Gaben häufig den Tod durch Herzlähmung herbei, wenn man nicht sehr langsam mit der Applikation vorgeht. Später: ist bei dieser Wirkungsweise noch ein plötzlicher Atemstillstand zu befürchten. Bekanntlich kann nach Vermeidung der beschriebenen Gefahren das Tier lange im vierten Stadium erhalten werden, besonders wenn man eine zu starke Abkühlung des Tieres verhindert. Zum Tode kommt es dann nur durch allgemeine Erschöpfung, ohne daß man die Ein- ' wirkung des Chlorals auf ein bestimmtes Organ anschuldigen müßte. | Harnack und Wittkowsky haben Versuche über die Wirkung des Chloralhydrats und des verwandten Jodals angestellt. Als Ursache des diastolischen Herzstillstandes stellten sie eine Läh- mung der muskulomotorischen Apparate des Remakschen und Bidderschen Ganglionhaufens fest, während die Herzmuskulatur auf mechanische Reize reagierte. Der stets in praller Diastole ein- tretende Stillstand des Herzens beim Chloraltod wird. also nicht durch Beeinflussung der Muskelfasern 'selbst bedingt. In Überein- stimmung. mit Rajewski fanden beide Autoren die Vagi bei der Verlangsamung der Herztätigkeit sowohl zentral wie peripher un- beteiligt. = |

= Loewi gibt in seiner Veröffentlichung: „Über den Einfluß von Chloralhydrat auf den Erfolg der Vagus-Reizung“ folgenden Aufschluß: Intravenöse Injektion von Chloralhydrat in so kleinen Dosen, daß Pulsfrequenz und Blutdruck nicht oder kaum. beein- flußt werden, hemmt zunächst hochgradig oder total das Wieder- schlagen des Herzens. während der Vagus-Reizung. Weiterhin wird die Wirkung der Vagus-Reizung abgeschwächt, kann. aber durch erneute Injektion wiederum in gleicher Weise wie früher gesteigert werden. Große Dosen können, die Vagus-Erregbarkeit endgültig aufheben. Kampfer hebt ohne gleichzeitige Beeinflussung der Puls- frequenz oder des Blutdrucks den Erfolg der Vagus-Reizung ganz oder teilweise, immer nur vorübergehend, auf. Die Wirkung von Pilokarpin oder Muskarin wird: in analoger Weise beeinflußt. Aus diesen Versuchen dürfte zu folgern sein, daß die Intensität der Reizbildung (die Tätigkeit des Herzens setzt sich aus Reizbildung und Reizleitung zusammen) des Herzens geändert werden kann, ohne daß dies in einer Frequenzveränderung zum Ausdruck :kom- men müßte. Als Maßstab hierfür kann der Erfolg der Vagus-Rei-

259 zung gelten. ' Die Ursache des Wiederbeginns der Herztätigkeit während fortdauernder Vagus-Reizung ist eine. wachsende, durch die Hemmung gesetzte Intensitätssteigerung der Funktion der reiz- bildenden Apparate.

Als Grund für den Chloralhydrattod geben Nothnagel und Roßbach Stillstand der Atmung durch Lähmung des Atmungs- zentrums, nicht des Lungenvagus an. Betreffs des Kreislaufs sind sie der Ansicht, daß die Herzschläge langsamer werden, sowohl bei normalen Tieren, als auch bei solchen, denen man die Vagi durch- schnitten hat, oder bei denen man mit Atropin die Herzhemmungs- apparate gelähmt hat. Danach hinge also die Verlangsamung von einer herabgesetzten Erregbarkeit der motorischen Herzganglien ab und würde demnach nicht von einer Reizung der Vagusendigungen im Gehirn und Herzen bedingt.

Daß der Blutdruck herabgesetzt wird, ist bekannt.

Chloralhydrat läßt rote Blutzellen quellen, trennt das Hämo- globin vom Erythrozyten und läßt bei genügender Konzentration diesen auch zerfallen.

Da Chloralhydrat bekanntlich in Wasser ganz ausgezeichnet löslich, schlechter sich dagegen in Fetten und fettähnlichen Sub- stanzen löst, wird es viel langsamer als z. B. die Narkotika Äther und Chloroform, an den Ort seiner Tätigkeit gelangen, dafür aber vom Organismus bedeutend fester gehalten. Der Beweis hierfür ist von Overton erbracht, indem er bei seinen Fischversuchen zeigte, daß durch die Kiemenepithelien und Kapillarendothelien das Chloralhydrat viel langsamer in das Blut eindringt wie die Nar- kotika Chloroform usw. Die Eigentümlichkeit des Chloralhydrats, langsam einzudringen, aber auch langsam zu verschwinden, ist von großer praktischer Bedeutung für die Narkose. Ist nämlich dem Organismus die geeignete Dosis einverleibt, so wird das Chloral- hydrat, einmal in die Ganglienzellen eingedrungen, nun in diesen eine Zeit liegen bleiben. Ist die Dosis richtig gewählt, so bildet es ein Depot in den Zellen. Praktisch bedeutet das nichts weniger, als daß ein andauerndes Weiterreichen des Narkotikums fortfällt, d. h. eine einmal eingeleitete Narkose bleibt tätig. Dieser Vorzug des Chloralhydrats tritt besonders klar hervor, wenn man es mit den beiden anderen Narkoticis, Äther und Chloroform, vergleicht, vor allem aber mit dem Äther. Der Äther dringt außerordentlich rasch in den Organismus ein, weil er wenig in Wasser und aus- gezeichnet in Fetten und fettähnlichen Substanzen löslich ist. Er verläßt mit gleicher Geschwindigkeit wieder den Organismus und wird z. B. durch die Lungen des Pferdes schnell ausgestoßen, daß es nicht möglich ist, mit Äther ein Pferd zu narkotisieren, auch wenn man ihn intravenös verabfolgt. `

Die Narkotisierungsbreite des Chloralhydrats, d. i. der Spiel- raum zwischen der Dosis des Mittels, die eine Narkose hervorruft,

-- 260 und der Narkotikummenge, die den Tod herbeiführt, ist für das Pferd ziemlich ausgedehnt, vorausgesetzt, daß es sich um gesunde Pferde handelt, d. h. Pferde, die nicht durch Blutverluste oder durch Krankheiten geschwächt sind, die mit einem starken Zerfall von Erythrozyten verbunden sind. Auch für БЕН Hund gibt die Narkotisierungsbreite genügend Spielraum.

Bei der Katze, ebenfalls auf Grund eigener früherer Versuche, ist die Narkotisierungsbreite gleich Null, d. h. Narkoseeintritt ist fast gleichbedeutend mit Tod. Die motorischen Herzganglien wer- den gelähmt. Kranke Hunde scheinen eine gewisse Neigung für den sogenannten Spättod zu haben. Auf diese Narkosekomplikation habe ich noch bei der Giftigkeit des Chloroforms zurückzukommen.

Zum Schluß will ich nicht unerwähnt lassen, daß in der Hu- manmedizin das Verlangen nach Chloralhydrat als Schlafmittel immer schwächer geworden ist. Abgesehen von den konvulsiven Neurosen, Epilepsie, Chorea, ist es durch die modernen Schlaf- mittel verdrängt, weil seine längere Anwendung mit Gefahren für den Organismus verbunden ist. Als Narkotikum hat es keinen Ein- ‘gang gefunden. In der Tiermedizin sind sich dagegen wohl fast alle Autoren ziemlich einig, daß das Chloralhydrat ein brauchbares Narkotikum für das Pferd ist, da es die drei Hauptbedingungen, die man von einem Narkotikum verlangt: Aufhebung des Bewußt- seins, der Sensibilität und Motilität erfüllt. Nur über die Art der Verahfolgung bestehen die größten Meinungsverschiedenheiten. So treten die einen für eine rektale, andere. für eine Verabfolgung per os ein. Autoren empfehlen die intravenöse ‚Injektion, andere verurteilen sie Die Franzosen wieder wenden Einspritzungen in die Bauchhöhle an. Es ist subkutan und sogar intratracheal appli- ziert worden. Alle diese Methoden habe ich mit Ausnahme der letzteren unsinnigen Art praktisch angewendet.

Im Anschluß an diese pharmakologischen Notizen möchte ich noch auf häufig beobachtete Eigentümlichkeiten hinweisen. Ве- sonders nach leichten Chloralhydratnarkosen wurde die Beobach- tung gemacht, daß merkwürdigerweise Wunden, auch infizierte, eine auffallende Heiltendenz zeigten, die so oft gesehen wurde, daß sie selbst den Operationsordonnanzen auffiel. Gelegentlich der Diskussionen mit Kollegen über diese Frage wurde fast immer die gute Wundheilung als der Asepsis und Antisepsis zu verdanken angesehen. Die geäußerte Vermutung, daß dem intravenös infun- dierten Chloralhydrat dabei vielleicht eine desinfizierende Rolle zu- komme, wurde nur sehr skeptisch aufgenommen. Es findet sich indes eine andere sehr einleuchtende Erklärung für die Bene Beobachtung.

Der holländische Universitätsprofessor Н. Ј. Hamburger, Groningen, macht uns in seiner Arbeit zur Biologie der Phagozyten die Bedeutung von Sauerstoff für die Phagozytose mit hochinter-

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essanten Forschungsergebnissen bekannt. Er ging bei seinen Unter- suchungen von der Jodoformwirkung aus, die nicht auf einer des- infizierenden Kraft des Jodoforms beruht, denn in einem jodoform- haltenden Medium entwickeln Keime ein sehr lebhaftes Wachstum. Auch die Annahme, daß die Jodoformwirkung auf einer Abspaltung von Jod beruht, hat die Frage nicht klären können. Jodoform löst Fett. Die Oberfläche vieler Zellarten besteht zum Teil aus fett- artigen lipoiden Substanzen. Durch die Erweichung der Zellober- flächen werden diese Zellen beweglicher, elastischer und ihre amö- boide Bewegung erleichtert und beschleunigt. Daß Jodoform die Phagozytose befördert, geht daraus hervor, daß bereits in einer Lösung von 1 g CH J, auf 5000 000 cem 0,9 %iger NaCl-Lösung eine Beschleunigung von Kohlestaubaufnahme feststellbar war.

Beruhte die Jodoformwirkung auf einer Erweichung der Wand der weißen Blutkörperchen und einer damit verbundenen Beschleuni- gung der Phagozytose, so müßten andere fettlösende Substanzen den gleichen Einfluß auf die Phagozytose ausüben. „Die Versuche haben diese Vorstellung bestätigt. Alle in dieser Richtung unter- suchten fettlösenden Substanzen veranlaßten ohne Ausnahme Be- schleunigung der Phagozytose. Untersucht wurden folgende Re- präsentanten der alipathischen Reihe: Chloroform, Chloralhydrat, Athylalkohol, Buttersäure und Propionsäure und folgende der aro- matischen Reihe: Benzol, Terpentin, Kampfer, Perubalsam (Zimt- säure).. Alle wirken entsprechend ihren Teilungskoeffizienten zwischen Öl und Wasser beschleunigend auf die Phagozytose; z. B.

Propionsäure 1 : 10 000 000 Chloroform 1: 5000000 Chloralhydrat E 20 000 Alkohol 1: 10000.

Werden größere Mengen der weißen Blutkörperchen zugesetzt, so tritt der paralysierende Einfluß auf das Protoplasma in den Vor- dergrund.“ |

Für eine intravenöse Narkose am Pferd mit Chloralhydrat liegen die Verhältnisse folgendermaßen. Nehmen wir ein 400 kg schweres Pferd an, also etwa ein mittleres Reitpferd, und sehen wir ganz von Seinen festen Bestandteilen ab, betrachten es also wie eine homogene Flüssigkeitsmasse, und nehmen wir eine 50 g Chloralhydrat enthaltende Infusion ‘an, so bestände eine Konzen- tration von 1:8000, in Wirklichkeit vielleicht 1:4000. бо über- mäßig ist diese Konzentration nicht von der 1:20000, wie sie Hamburger als Phagozytose befördernd angibt, verschieden; zumal bei leichten Narkosen- bzw. Chloralhydraträuschen, wie man sie zu Untersuchungszwecken und zur kleinen Chirurgie braucht, die Dosis viel kleiner, etwa nur 25 bis 30 g groß ist. Der Organis- mus ist nun bestrebt, und zwar erfolgreich, sich des Chloralhydrats

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zu entledigen, die Konzentration also abzuschwächen. Bei diesem Abschwächungsprozeß der Konzentration wird ja nun auch not- wendigerweise einmal die für die Phagozytose günstige Konzen- tration von 1:20000 eintreten. Chloralhydrat wird vom Organis- mus, besonders bei intravenöser Infusion, weit fester gehalten als Chloroform und Äther, und seine Ausscheidung aus dem Plasma erfolgt viel langsamer. Es ist sehr wahrscheinlich, daß mit ab- nehmender Konzentration die Ausscheidung immer langsamer wird, daß also verhältnismäßig lange Zeit die weißen Blutkörperchen günstig beeinflußt werden, und daß die Phagozytose eine gesteigerte bleibt, wodurch der günstige Einfluß auf die Wundheilung zu er- klären wäre. Ferner ist die Tatsache zu erwägen, daß am Ende einer allgemeinen Narkose zuweilen eine geringe Vermehrung der Leukozyten, aber nur selten Leukozytose besteht, daß aber nach einer Operation beträchtliche Leukozytose bei 50% der Fälle nach- weisbar ist. Diese Beobachtungen sind das Resultat zahlreicher Versuche Richard C. Cabots, John B. Blakes und Hub- bards. | |

Der Äther ist im Laufe der Zeit, durch Ausbau der Methoden, das vornehmste Narkotikum in der Menschenmedizin geworden. Er hat das Chloroform stark verdrängt. Seine dominierende Stel- lung verdankt er seiner geringen Giftigkeit, d. h. seiner größeren Narkotisierungsbreite. Beim Pferde ist er als Inhalation nicht an- wendbar, da er den Organismus mit derselben Geschwindigkeit verläßt, mit der er ihn betritt. Auch bei intravenöser Applikation ist: keine Narkose zu erreichen. Man kann so große Mengen von Äther intravenös einlaufen lassen, wie man will, àußer einem Rauschzustand, in dem die Tiere wohl auch umsinken, bald sich aber taumelnd wieder erheben, erreicht man nichts, trotzdem in diesem Zustande oft der Korneareflex erloschen ist bei ausge- sprochen gesteigerten Hautreflexen. Auch an eine besondere Wider- standsfähigkeit des Pferdes gegen den Äther ist zu denken. Nach Fröhner wird das Gehirn durch Ather genau so narkotisiert wie durch Chloroform. Er kommt jedoch nur für die Katze als Nar- kotikum in Frage, bei den übrigen Haustieren versagt er.

Negotin ätherisierte 1 bis 3 Stunden fortgesetzt und brauchte 320 bis 720 g Äther bei 6 Pferden ohne jeden Erfolg. Seifert hatte weder bei rektaler noch stomachikaler Verabfol- gung von 120 g Äther beim Pferde einen narkotischen Effekt. Hering injizierte 50 g Ather bei Pferden intravenös und er- hielt natürlich keine Narkose, weil so geringe Dosen für das Pferd vollkommen wirkungslos sind. Bouley will nach dieser geringen Dosis Narkose gesehen haben, eine Angabe, die allen bisherigen Erfahrungen widerspricht. Auf 15 g Ather, intravenös injiziert, reagiert kein Pferd, es treten nicht die geringsten Symptome bei derartigen Dosen auf. Cagny dagegen hatte vor langen Jahren

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einen Zusatz von Morphium zum Äther empfohlen und damit eine wichtige Beobachtung gemacht, aus der man aber keinen prak- tischen Nutzen zu ziehen vermag.

Bei der Durchsicht tierärztlicher Arzneimittellehren fällt all- gemein auf, wie stiefmütterlich dieses Arzneimittel behandelt wird. “Ев ізі іп der Tiermedizin als Narkotikum unbrauchbar, das ist der einzige Erklärungsgrund.

‘Die Wirkung des Chloroforms erstreckt sich in erster Linie auf die Großhirnlappen, dann auf das Kleinhirn, später auf das Rückenmark und zuletzt erst auf die Medulla oblongata; die Reihen- folge ist also genau dieselbe wie beim Chloralhydrat.

Zuerst erlischt die Sensibilität, deren Lähmung nach Bern- stein ihren Sitz allerdings im Rückenmark haben soll und nicht in den peripheren Nerven, später die Motalität. Auf das Koordi- nationssystem im Herzganglion wirkt Chloroform lähmend. Von der toxischen Beeinflussung der einzelnen Organe und des Herzens wird an anderer Stelle zu reden sein. Der Blutdruck wird wie bei Chloralhydrat, im Gegensatz zu Äther, durch Lähmung des vaso- motorischen Zentrums erheblich herabgesetzt.

Über den arteriellen Druck bei der allgemeinen Äther- und ‘Chloroformanästhesie macht б. Dialti einige interessante An- gaben. Zu Anfang zeigt der Äther einen progressiven Anstieg der Kurve um 20 bis 50 mm über die Norm, dann leichten Abfall. Chloroform weist nach einer anfänglichen, schnell verschwindenden Druckerhöhung einen Abfall bis zur Norm und darunter auf. Im späteren Narkoseverlauf bleibt die Atherkurve konstant 20 bis ‘40 mm über der Norm bis zum Erwachen, während die Chloroform- kurve 5 bis 10 mm unter die Norm bei langsamer oder schneller Schwankung sinkt. Bei Narkosen, die viel Chloroform brauchen, geht auch die Kurve des Blutdrucks progressiv herab. Durch schnelles und starkes Abfallen des Blutdruckes zeigt sich der Kollaps an. Neben der Blutdrucksenkung tritt zuerst, nach A. F. Hecht und E. Nobel, eine Pulsverlangsamung und eine Kontraktions- schwäche des Herzens ein.

Bekannt ist die Zerstörung der roten Diüitkörperchen So Chloroform. Es wird aber auch das Serum verändert. Hier wir- ken Äther und Chloroform gleichzeitig, indem sie zu einer Zunahme ‚der Viskosität, die übrigens beim Pferd normalerweise außerordent- ` lichen Schwankungen unterworfen ist, des spezifiischen Gewichtes, des elektrischen Widerstandes und Abnahme der Oberflächenspan- nung führen. Oliva-schließft daraus auf eine Zunahme der Albuminoide und Kolloide im Blute und auf eine Unveränderlich- keit oder vielleicht Abnahme der Kristalloide. Der Vollständigkeit halber möchte ich hier die Arbeiten von G. Wolfsohn „Über Wassermannsche Reaktion und Narkose“ nicht unerwähnt lassen. Von 50 Narkoseseris reagierten 13 mehr oder weniger

stark positiv. In zwei Fällen lag Syphilis vor, und die Unter- ‚suchung einige Tage nach der Narkose fiel ebenfalls stark posi- tiv aus.

In allen übrigen elf Fällen waren die Kontrollen einige Tage nach der Operation einwandfrei negativ. ‘Im: selben Sinne äußert sich K. Reicher. Welchen Veränderungen das Serum durch Narkotika unterliegt, geht aus der Studie: „Wirkung der Narkotika und Alkaloide auf Toxine, über den kausalen Zusammenhang der Wirkung der Narkotika und Alkaloide auf Lezithinsuspensionen, rote Blutkörperchen, komplementierende Eigenschaft frischer Sera und toxische Eigenschaft von Bouillonkulturfiltraten“ von Pribam und Goldschmidt hervor, auf die hier nur hingewiesen werden kann, die aber auch insofern von Interesse ist, als durch sieTrau- bes Angriffe auf die Ehrlichsche Seitenkettentheorie aufs energischste gestützt werden. | Mit dem sinkenden Blutdruck tritt ein Tefnperaturabfall ein, der für das Pferd mit 0,2 bis 1,1 ° C, im ‘Mittel mit 0,53 ° C angege- ben wird. Nach Negotin 0,2 bis 0,3 ° C. Die im Gegensatz hierzu von Negotin auch gemachten Beobachtungen von Temperatur- steigerungen beim Pferde um 0,1 bis 0,9° C sind sehr einfach durch Abwehrbewegungen zu erklären und das äußere Zeichen für einen oberflächlichen Narkosezustand oder für beginnendes Abklingen der Narkose, für das Erwachen. Daß Puls- und Atemfrequenz im Exzitationsstadium eine erhebliche Steigerung erfahren, bedarf kaum der Erwähnung. Negotin gibt diese Steigerung für den Puls auf 60 bis 100 Schläge und für die Atmung auf 60 Züge in der Minute an. Im Depressionsstadium gehen Puls und Atmung unter die Norm. Die Pupillen beginnen sich zu verengern. Die Verengerung nimmt im Stadium der Empfindungslosigkeit noch zu. Nach Negotin hört die Empfindlichkeit zunächst an der Haut auf, dann an der Muskulatur, an der Hufkrone der hinteren Extremität, bald darauf an der vorderen und endlich an der Horn- haut. Die Nystagmuserscheinungen sind wie bei der Chloralhydrat- .narkose, d. h, anfangs werden die Bulbi nach dem inneren Augen- winkel zugerollt, später tritt unregelmäßiges Rollen oder Nystag- mus oscillatorius auf. .

Äther und Chloroform haben viel mehr als Chloralhydrat die unangenehme und gefährliche Spätnebenwirkung der Verfettung der lebenswichtigsten Organe. Diese von allen Operateuren ge- fürchtete Nebenwirkung kommt vor allen Dingen dem Chloroform zu. Es hat dem Anschein, als ob man in früheren Jahren diesen Nebenwirkungen pathologisch-anatomisch nicht die nötige Be- achtung geschenkt hat. Die von Schmiedeberg zuerst ge- äußerte Ansicht, daß es sich bei der Chloroformvergiftung um eine Verbindung von Hämoglobin mit Chloroform handle, ist durch neuere experimentelle und klinische Untersuchungen hinfällig ge-

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worden. Petruschky machte die wichtige Beobachtung, daß es sich um ein Überschwemmen des Organismus mit Säuren, Beta- Oxybuttersäure und Azetessigsäure usw. handle. Luther sah auf Grund physiologischer und pathologischer ‚Untersuchungen, und gestützt auf die Forschungen Pohls die Wirkung des Chloroforms in seiner Fähigkeit, Lezithin und Cholesterin zu lösen; umgekehrt ging, wie schon gezeigt, Overton vor. Nach Luther ist Chloroform vor allen Dingen ein Nierengift. Eine äußerst wichtige und interessante Nebenwirkung des Chloroforms stellte E. Frän- kelfest. Nach einer Chloroformnarkose können sämtliche Organe verfetten, und diese Verfettung kann nach Tagen zum Tode des Patienten führen (Narkosespättod).. Nach akuter Chloroform- vergiftung reagiert der Harn intensiv sauer und zeigt beim Menschen häufig Eiweiß. Verfettungen von Herz, Nieren, Neben- nieren, Leber findet man bei jeder längeren Äther- und Chloroform- narkose. In der Humanmedizin will man diesen Verfettungen mit Erfolg durch gleichzeitiges Inhalieren von Sauerstoff begegnet sein. Ob durch Sauerstoffinhalation tatsächlich die Verfettungs- gefahr wesentlich herabgesetzt wird, erscheint zum mindesten frag- lich, wenn man berücksichtigt, daß der Sauerstoff das Chloroform ‘aus seiner Lezithinverbindung gar nicht abspalten kann. So mißt z. Be Brüning den Sauerstoffinhalationen nach Narkosen gar keinen Wert bei, weil er mit Recht hervorhebt, daß Sauerstoff nicht dissozierend auf Chloroformlezithin wirke.

Den Fränkelschen Veröffentlichungen folgten 1896 die von Bandler. Er machte ebenso wie Fränkel auf die Spät- erscheinungen aufmerksam, die zwei bis zehn Tage nach der Chloroformnarkose auftreten können, und Straßmann wies 1899 am Tier die praktisch außerordentlich wichtige Tatsache nach, daß die fettige Entartung der Leber um so umfangreicher auftritt, je mehr Blut man dem Versuchstier vor der Chloroformnarkose entzogen hat. Nach A. L. M. Muskens starben von 25 chloro- formierten Kaninchen acht drei bis hundert Stunden nach der Narkose. Siebenmal fand der Verfasser eine zentrale Nekrose der Leberazini. Die Ursache des späten Chloroformtodes ist also nach ihm ein akutes Leberleiden, das durch Resorption Chloroform enthaltender Fetteile aus dem Blute entsteht. v. Tappeiner meint in seinem Lehrbuch der Arzneimittellehre, das Wesen der erst in neuerer Zeit genügend beachteten sogenannten Nach- wirkungen des Chloroforms besteht in einer Schädigung des Lungenepithels durch die Chloroformdämpfe, in einer Erhöhung des Eiweißzerfalls, die zu einer fettigen Entartung des Herzens, der Muskeln und der Leber führt, und in einer Schädigung der Nieren, welche sich durch Einweiß und Zylinder im Urin anzeigt. Dieselben Erscheinungen traten ohne Narkose nach Injektionen von Chloroform. auf, die mehrere Tage fortgesetzt wurden. Hier

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 7. Heft. 90

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geben wieder die Arbeiten von G. Herbert Clark und Dorathy Lindsay guten Aufschluß. Die beiden Autoren untersuchten das Plasma auf seinen Chloroformgehalt, sowohl bei Inhalationen als auch bei subkutaner Injektion, und fanden dabei 9,2 bis 14,8 % bei Inhalation und 18,4 bis 27,6 % bei sub- kutaner Injektion. Die verzögerte Ausscheidung von Chloroform dürfte also auf eine verschiedene Fixierung zurückzuführen sein. Praktisch bedeutet diese Feststellung nichts anderes, als daß in die niedrigste Gefahrenklasse die Inhalationsnarkose einzureihen sei, in eine wesentlich höhere die subkutane Applikation und in die höchste Gefahrenklasse die intravenöse Infundierung, weil mit den drei Verabfolgungsmethoden .die Innigkeit der Fixierung des Chloroforms an den Organismus und damit die Gefahr der Ver- fettung zunimmt. Dieselbe Auffassung spricht aus der Arbeit voh Mendel: „Die Wirkung und Ausscheidung intravenös inji- zierter Medikamente.“ Delbet, Herrenschmidt und Beayıvy zeigten an Hunden und Meerschweinchen, daß pro- portional der Dauer der Chloroformnarkose die Mächtigkeit der Nebennierenverfettung zunimmt, postoperativer Tod im Chok könnte möglicherweise auf diese Adrenalininsuffizienz Zurück- geführt werden. Die Auffassung von Reicher und Nerking, daß es sich bei der Mobilisation des Fettes um eine Abwehr- maßnahme des Organismus .handelt,. um ein. Abfangen des Nar- kotikums, ist bereits in dem Abschnitt über die Theorien der Narkose gesagt.

Im Gegensatz zu Äther ist Onoröform ein Ar Proto- plasmagift. Daß es dem Äther gelungen ist, das Chloroform stark in den Hintergrund zu drängen, verdankt es eben seiner geringeren Giftigkeit.. Die üblen Einflüsse auf Herz, Leber und Nieren scheinen erheblich geringer zu sein. In der Tiermedizin fehlen: die betreffenden Angaben, weil ja, wie bereits erwähnt, Äther als Narkotikum für das Pferd unbrauchbar ist. Die Angriffspunkte beider Narkotika scheinen aber dieselben zu sein. Thomas D. Luke erklärt, gestützt auf eine eigene große Erfahrung und eine Reihe von Statistiken, Chloroform für neunmal so giftig wie Äther.

Mit der zunehmenden Menge von Azetonkörpern im Harn tritt die fettige Degeneration der Organe in die Erscheinung. Bekannt- lich umfaßt man unter Azetonkörpern drei Verbindungen, die in direktem Zusammenhange miteinander stehen: die Oxybutter- säure, die Azetessigsäure und das Azeton. Nach Brugsch und Schittenhelm wird die Oxybuttersäure durch Oxydation zu Azetessigsäure, und aus dieser entsteht durch Abspaltung von CO, Azeton. Im Gegensatz zu den verschiedenen tierischen Organismen scheinen Oxybuttersäure, Azetessigsäure und das Azeton im mensch- lichen Körper sofort einer vollkommenen Verbrennung zu CO, und H,O zu unterliegen, scheinen demnach nur intermediär auf-

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tretende Stoffwechselprodukte zu sein.. Das deckt sich allerdings nicht mit den Untersuchungen von Langmead, der geringe Azetonmengen im Harn unter normalen Umständen gefunden hat, und daß auch höhere Grade von Azetonurie nicht immer mit schweren Erscheinungen verbunden sein müssen. Die Azetonurie ‚ist nach ihm das Produkt einer unvollkommenen Fettoxydation, die vermutlich auf eine Giftwirkung des Phosphors zurückzuführen ist. Er behauptet, daß die Narkosevergiftung weniger auf der Art des Anästhetikums als auf dem Grade der Anästhesie beruht (?). Durch die Untersuchungen der verschiedenen Harne von Sinn und Kiesel wissen wir, daß im normalen Pferde- und Rinder- harn sich Azeton als regelmäßiger Bestandteil finde. Die Menge schwankt im Pferdeharn zwischen 0,38 bis 3,86 mg, im Rinderharn zwischen 0,2 bis 2,4 mg pro Liter. Der Fieberharn des Pferdes zeigt einen vermehrten Azetongehalt bis zu 17,79 mg pro Liter. (Das quantitative Nachweisverfahren wird bei der Narkosetechnik erwähnt) Hunter führt eine Steigerung der toxischen De- pression der Leberfunktionen auf vorangegangene Krankheiten, Unterernährung und, was hier besonders interessiert, auf das F'asten vor der Operation zurück. .

Allgemein nimmt man an, daß die Azetonkörper ` ihre Entstehung in der Hauptsache den Fetten bzw. den Fettsäuren verdanken; sie ‘entstehen bei Hunger und bei intermediärem Kohlehydratmangel, bei’ Kachexie, bei anhaltend reiner Eiweiß-Fettdiät ohne Kohle- hydratzufuhr, bei hohem Fieber (Infektionskrankheiten) nach Chloroformnarkose, bei Magen- EES

| (Fortsetzung folet )

Praktische Winke bei der Räudebehandlung mit SO.

Von Stabsveterinär Köhn. _ Mit einem Bild.

Aufnahmestation, Bekanntlich werden die Pferde bei der Aufnahme in ein Lazarett auf dem rechten Vorderhufe durch Brandnummern gekennzeichnet. Es ist ratsam, diese Nummern etwa 3 cm groß anzufertigen, da das Erkennen der kleineren Nummern auf Schwierigkeiten stößt: Vorteilhaft benutzt man eine Schmiede „Nur für Aufnahmepferde“ und eine andere „Nur für Ausgabe- und Krümperpferde“, Demnach wäre bei der Aufnahme der Beschlag zu regeln: Vorderhufe beschlagen, Hinterhufe be- schneiden ‚und berunden. - Hierbei sind- die Kanten gründlich zu entfernen.

‚Die exakte Handhabung der Schermaschitie dürfte nicht all- gemein bekannt sein. ‚Selbstverständlich muß die Schermaschine

os

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nach jedesmaligem Gebrauche gründlich gereinigt werden. Schneidet die Maschine nicht gut, so ist sie zu ölen. Das Regulieren an den Stellschrauben darf nur mit ganz minimalen Drehungen erfolgen. Vor- allen Dingen darf nicht zu fest angedreht werden, ‚denn sonst müssen die Kämme springen. Sollte der Kamm trotz des Ölens nicht schneiden, so ist er abzunehmen und zu reinigen. In diesen Fällen ist, bevor an dem Pferdekörper weiter geschoren wird, die Brauchbarkeit an in der Hand gehaltenen Haaren zu erproben.

Allgemein hat sich die Einrichtung besonderer Kommandos, die ausschließlich den. betreffenden Dienst versehen, gut bewährt. So werden die Pferde, nachdem sie geschoren, vom besonderen Vor- bereitungskommando vorbehandelt. Bekanntlich ist die Vorberei- tung von großer Bedeutung. Zum Abschaben eignet sich ganz vorzüglich die Drahtkardätsche. Ohne wunde Stellen zu erzeugen macht sie die Haut in kurzer Zeit glatt. Der Kopf wird nun mit Petroleum abgewischt und das Pferd bereits an dem Tage zum ersten Male vergast.

Absonderüngsstation I. Іп EE І erfolgt die weitere Kopfbehandlung, und zwar am dritten Tage mit einer 20%igen: Perugensalbe oder 10%igen Kresolseifensalbe Am fünften Tage kann man nun wieder den Kopf mit reinem Petroleum behandeln. Die Salbe hebt die hautreizende Wirkung des Pe- troleums auf. Die Fettmenge läßt sich wohl beschaffen. Nicht selten kommt es bei Pferden mit empfindlicher Kopfhaut vor, daß infolge der ausschließlichen Petroleumbehandlung Haut- entzündung mit Haarausfall entsteht, und läßt sich dann nicht mehr unterscheiden, ob der Kopf noch an Räude erkrankt ist oder nicht. Ich kann der Ansicht des Dr. Nöller nicht zustimmen, daß derartige Entzündungen nur durch unvorsichtige Handhabung ` des Petroleums entstehen. Die Empfindlichkeit der Haut spielt eine große Rolle. Sicher und bequem ist folgendes Verfahren der Kopfbehandlung: 10%igen Kresolseifenspiritus (Spiritus um die Hälfte mit Wasser verdünnt) verwendet man am ersten Tage vor dem Gasen: Nach dem Hinausnehmen aus der Zelle reibt man den Kopf entweder mit 20%iger Perugensalbe oder 10%iger Kresol- seifensalbe ein (dasselbe wiederholt man bei der zweiten Ver- gasung). Die Salbe mildert die vorzügliche, aber auch hautreizende Wirkung des Kresolseifenspiritus und übt im Gegensatz zu diesem eine Dauerwirkung aus.

` Bevor nun das Pferd zum zweiten Male (in der Regel am siebenten Tage) in die Gaszelle gelangt, erfolgt durch dasselbe Vor- bereitungskommando ein abermaliges gründliches Abschaben. Sollte ein Pferd nicht am siebenten Tage glatt werden, so erfolgt trotzdem das zweite Gasen.‘ Dies Pferd kommt jedoch wieder in denselben Stand zurück. In schwierigen Fällen ist ohnehin dreimaliges Gasen

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vorgesehen. Mit anderen Worten, die Pferde gelangen erst dann in den Absonderungsstall II, wenn die größte Wahrscheinlichkeit besteht, daß Heilung eingetreten ist: Pferde, die länger als sieben Tage im Absonderungsstall I stehen, erhalten bereits hier Streu.

Absonderungsstation II. Acht Tage nach der zweiten Vergasung läßt man die Haut am besten in Ruhe, um die Ab- schuppung nicht zu stören. Dann aber werden die Pferde von einem besonderen Putzkommando bearbeitet. Auch hier leistet die Drahtkardätsche Vorzügliches. Jedes Pferd darf nur mit jedesmal in der Zelle desinfiziertem Putzzeuge geputzt werden. Das läßt sich ermöglichen, indem die Hälfte der Putzzeuge im Gebrauch und die andere in der Zelle sich befindet. Diese sogenannten Putz- pferde werden täglich eine Viertelstunde an der Longe im Trabe bewegt, bis sie leicht warm geworden sind. Die Pferde kommen in Training, lassen sich leichter entschuppen und das glatte und glänzende Aussehen wird bedeutend beschleunigt. Fallen die Schuppen beim Putzen trocken ab, ist Heilung eingetreten. Sollte sich unter den Schuppen noch Feuchtigkeit befinden, besteht immerhin noch Räudeverdacht und muß das Pferd in den Ab- sonderungsstall I zurück. Der betreffende Stand im Absonderungs- stall II wird desinfiziert, mit Draht abgesperrt und bleibt vier Wochen lang leer stehen. Der Tag der Absperrung ist durch ein kleines Schild kenntlich zu machen.

Ausgabestation. Der absoluten Sicherheit wegen ist es sehr zu empfehlen, die Pferde, welche bei der wöchentlichen Sor- tierung als geheilt befunden sind, bevor sie in den Ausgabestall ge- langen, nochmals zu begasen.

Gaszelle. Vorder- und Hintertür, vordere Sehscheibe, hintere Lichtscheibe, Winkelthermometer «(mit Woilachstoff ab- dichten) sind als praktisch erwiesen. Beschlägt die Lichtscheibe innen, dürfte dies als Zeichen gelten, daß das Pferd schwitzt, da bei trockener Wärme das Glas nicht beschlagen kann. Bekanntlich muß das Pferd dann sofort herausgebracht werden. Anbringen eines Rostes bei jedem Pferde und Seitenleisten sind notwendig, damit das Gas an allen Stellen einwirken kann. An der Hintertür sind Haken anzubringen, um die Halfter usw. aufzuhängen. Was die Feuerung anbetrifft, so dürfte bei Steinzellen die Wandfeuerung am praktischsten sein. Züge eines Ofens an der Wand entlang, außen in ein Ofenrohr münden zu lassen. Bei Holzzellen empfiehlt es sich, quer durch die Zelle auf den Boden ein Tonrohr zu legen und in dieses ein gassicheres Eisenrohr zu bringen. Auf der einen Seite der Zelle ist der Ofen dermaßen vertieft anzusetzen, daß die Verbindung des Ofens mit dem Rohr horizontal verläuft. Auf der anderen Seite leitet man aus dem Rohr ein Ofenrohr senkrecht außen an der Zelle entlang. Ein- und Ausgang bedeckt man am besten mit einer % m dicken Erdschicht, um einen gassicheren

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Absehluß zu bekommen. Zur Zeit werden auf Anregung der Gas- abteilung des Haupt-Veterinärdepots Berlin Versuche mit Heiz- kasten und: Heizbriketts angestellt, ähnlich wie sie in elektrischen Bahnen und -Speisewagen gebraucht werden. Diese Kästen wären von außen zu regulieren, Das Verfahren hat ‚sich vorzüglich bewährt.

Von großer Bedeutung ist noch die Art des Anbringens des hinteren Querbalkens. Mehrere Löcher für die verschieden langen Pferde sind, wie ich mich überzeugen konnte, allgemein in einer Höhe angebracht. Nun kommt es nicht selten vor, daß kleinere Pferde unter den Balken gleiten. : Von großem Vorteil ist es daher, nur das mittlere Loch in dieser Höhe zu lassen und das vordere Loch mehr nach vorn unten, das hintere mehr nach hinten und oben anzubringen. Bei Steinzellen bringt man die betreffenden Löcher in der Wand an, und zwar'auf der einen Seite viereckig und auf der anderen Seite nach vorn und oben auslaufend. Der- artiges Auslaufen hat den Vorteil, daß das Pferd den Querbalken niemals ausheben kann. Da es öfter vorkommt, daß der Holz- balken bricht, ist ein entsprechender Eisenstab vorzuziehen.

Zwei Arten von Halsabdichtungen werden geliefert, eine hell- graue mit Spiralkrause und eine dunkelgraue mit Schnur. Die Spiralkrause schließt gut, während der Verschluß mittels Schnur nicht vollkommen gasdicht ist. Der Stoff bei der dunkelgrauen Halsabdichtung ist bedeutend haltbarer. Bei der hellgrauen mit der Spiralkrause stößt es oft auf Schwierigkeiten, den Pferdekopf durch die kleine Öffnung der Halskrause zu bringen. Dieser Akt macht häufig einen unglücklichen Eindruck. Das Pferd stößt öfter mit dem Kopf gegen die obere Partie, und nicht selten kommt es hierbei zu einem Einreißen des Stoffes. Ich habe nuy die Vorteile beider Halsabdichtungen vereinigt. Die dunkelgraue Abdichtung wird aufgerollt und in dieser Lage rechts und links, oben und unten mit je einem Riemen gehalten. Durch die große ovale Öffnung steckt das Pferd mühelos den Kopf. Die Hals- abdichtung wird jetzt über den Hals gerollt und auf dem Kopfe verschnürt. Von einer alten hellgrauen Abdichtung habe ich nun die Spiralkrause mit Stoffumkleidung abgeschnitten und diese über den Kopf und über die Abdichtung gestreift, so daß sie ihren Sitz hinter der Schnur hat. Hierdurch ist absolute Dichtigkeit erreicht. Es ist darauf zu achten, daß der Stoff der Halsabdichtung nicht am Halse anliegt, da in diesem Falle das Gas nicht genügend ein- wirken kann. Häufig sind Bere ап diesen Stellen Rückfälle eingetreten.

Sehr empfehlenswert ist folgender Schnellöffner der Tür: Drei auf einer Führungsstange befestigte Hebel enden in keilförmi- gen Fortsätzen, die in entsprechende Ösen fassen. Je tiefer der Fortsatz in die Öse fäßt, um so fester schließt die Tür. Mit einer

= Zul =

Hand ist die Tür zu Öffnen und zu schließen. An drei Stellen muß die Tür zum Verschluß gebracht werden; zwei Stellen genügen nicht. Oben eckige Türen sind den abgerundeten vorzuziehen, da ше Rundung nicht so. gut schließt.

Bei Holzzellen, besonders wenn sie unbedeckt im Freien stehen, warne ich sehr, an heißen Tagen in der Mittagshitze zu gasen. Die Zelle wirkt dann als Schwitzkasten und sind schwere Unglücksfälle nicht zu vermeiden. Es empfiehlt sich, mittels des Prüfers vor- und nachmittags je einmal die Dichtig- keit der Zelle festzustellen.

Es hat sich herausgestellt, daß die Gasflaschen in der Regel nicht vollständig entleert werden. Auf der Flasche steht Gewicht und Inhalt derselben. Demnach läßt sich auf der Wage kontrollieren, ob die Flasche noch mit CO, gefüllt ist. Je weniger Gas sich in der Flasche befindet, um so größer muß die Erwärmung derselben sein. Etwa 40 Pferde können mit einer kleinen Flasche be- gast werden.

Räucherverfahren, Desinfektion der Stal- lungen. Die überaus schlechten und entmutigenden Erfolge bei der Räudebehandlung mit Petroleum und Rohöl (andere gute Medi- kamente standen bekanntlich nicht zur Verfügung) veranlaßten mich bereits im Dezember 1917, mit Teerräucherungen (Dachpappe) in einer Zelle, ähnlich wie solche später allgemein entstanden, die Räude zu bekämpfen. Etwa ein halbes Jahr habe ich auf diese Weise mit ausgezeichneten Erfolgen die Räude behandelt, Zweifels- ohne ist das CO,-Verfahren eleganter und gut. Immerhin dürfte das angeführte Rauchverfahren bei der Desinfektion kleiner Stallun- gen und Eisenbahnwagen in Betracht kommen. Je nach der Größe des Stalles wird ein kleiner oder großer Ofen mit Rauchfänger angefeuert. Auf das Feuer bringt man alsdann mit Teer getränkte Papierstücke und läßt diesen mit Teerpartikelchen vermischten ` Rauch auf den Stall einwirken. In etwa 6 Stunden sind die Lebe- wesen tot. Dieses Verfahren hat den Vorteil, daß die Stallung an demselben Tage bereits wieder belegt werden kann, da bei vielen Pferdebesitzern nicht immer ein zweiter Stall zur Verfügung steht, Die Pferde können auch in den Rinderstall eingestellt werden und umgekehrt die Rinder in den Pferdestall.

Fohlenstuten soll man etwa einen Monat vor der Geburt nicht begasen, da Gefahr des Abortus besteht. Zu mindestens müßte die Scheide innen und außen mit einer milden Salbe bedeckt werden.

Chirurgische und stark heruntergekommene Pferde stellt man in einem Pferdelazarett vorteilhaft zusammen. Diese Pferde sind

wöchentlich bis zur. Heilung zu DSBASEn, Der Stall bleibt auf diese Weise milbenfrei. | 0 er

Anmerkungen. Im hiesigen Lazarett ist bei den Gaszellen eine Tafel mit folgender Aufschrift angebracht:

Es ist zu Beachten:

1. Hufe, Ohren und Kehlgang reinigen bzw. behandeln.

2. Halfter, Putzzeug usw. vergasen.

3. Pferd nicht naß .vergasen. Wenn Pferd Urin läßt und schwitzt, herausnehmen. `

4. Temperatur um 25 Grad, nicht über 30 Grad,

D. Halsabdichtung darf nicht dicht am Halse anliegen, da das Gas sonst hier nicht wirkt.

6. Bei voller Flasche diese nicht erwärmen ixpisionspetährn: Je weniger Gas in der Flasche, je mehr muß Wasserbad erwärmt werden. Mit einer Flasche etwa 40 Pferde ver- gasen. Auf Flasche steht Gewicht der vollen. und leeren Flasche, jedesmaliger Inhalt kann demnach auf Wage fest- gestellt werden.

Dauernd muß ein Mann am Köpfe des Pferdes bleiben. Bei Unglücksfällen muß Kopf unbedingt außerhalb der Zelle ge- halten werden. Der andere Mann reißt in solchen Fällen zunächst die hintere Tür auf und nach einigen Sekunden die Vordertür. Sollte der Kopf in die Zelle gleiten, so sind beide Türen sofort aufzureißen und das Pferd EES ап die frische Luft zu bringen.

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Zeichen beginnender Gäsvergiftung. | Plötzlicher Schweißausbruch, Blähen der Nüstern und stark beschleunigtes, angestrengtes Atmen und Benommensein (Schief- halten des Kopfes, Aufstützen des Kopfes auf die Krippe). Die ersten Anzeichen des Benommenseins, das Aufhören mit Fressen; sind zunächst noch unbedenklich. Höchste Gefahr tritt ein, sobald das Pferd umzufallen droht, stark zu toben anfängt oder bei stark beschleunigtem Pulse mit geblähten Nüstern beschleunigt und an- gestrengt atmet. Dann müssen das Gas und das Pferd sofort heraus. ` | Zum Schluß möchte ich nun noch anführen, daß man bei der Einteilung der Kommandos mit dem vorgeschriebenen Satz an Pflegern (für vier Pferde ein Pferdepfleger) gut auskommen kann, und liegt es an der Einteilung, wenn dies nicht der Fall sein sollte. Aus diesen Anführungen allgemeiner Natur dürfte für den Prakti- ker dieses oder jenes Ersprießliche und Nützliche zu ent- nehmen sein.

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Zum Artikel des Herrn Wille: „Fragen des öitentlichen Veterinärdienstes“. Zweite Entgegnung.

Von Generaloberveterinäir Grammlich.

Zur ersten Entgegnung seitens der Kavallerie-Abteilung hat das Bureau des Reichsverbandes deutscher Tierärzte in einer „kritischen Betrachtung“ Stellung genommen und dabei ausgeführt:

1. Die von der Kavallerie- -Abteilung angeführte Statistik über Rotz und Räude der Militärpferde sei wertlos („solche Statistiken imponieren nur dem Laien“; „ein sehr bequemes Beweis- und Rettungsmiittel“ usw.) und „nachweislich beeinflußt“ Wem Seuchenstatistik im gegebenen Falle unbequem ist, findet Schlagworte genug, um sich über statistisches Material hinwegzu- setzen; was nicht hindert, im selben Atem die „Seuchenstatistik“ der thüringischen Staaten, die für die Frage der allgemeinen Seuchenverschleppung in Deutschland durch Militärpferde doch nur örtliche, also beschränkte Bedeutung hat, als vollgültiges Beweis- material hinzustellen. Von den Tierseuchenstatistiken dürften die militärischen die zuverlässigsten sein, weil Anordnungen besser als in Zivilbetrieben durchgesetzt werden können, jedes Militärpferd unter veterinärer Aufsicht steht und weil wirtschaftliche Interessen zur Seuchenverheimlichung fehlen. Daß im Felde auch hierin Fehler vorkamen, ist selbstverständlich; im wesentlichen gaben aber die Zahlenangaben der Vorrevolutionszeit ein zutreffendes Bild von Seuchenverbreitung und Seuchenverlauf.

Die „nachweisliche Beeinflussung‘ der Statistik wird herge- leitet aus einem mit Tagebuchnummer angeführten, von mir als Chefveterinär erlassenen Rundschreiben vom 20. 8. 1916 an die leitenden Veterinäroffiziere des Ostheeres. . Der kurze Auszug aus meinem Rundschreiben, den das Bureau des Reichsverbandes her- stellte und veröffentlicht, ist so gefaßt, daß der Leser den Eindruck einer Beeinflussung gewinnt. Die Unterstellung ist so schwerer Art, daß ich ihre energische Zurückweisung mit ausführlicher Darlegung begleiten muß. Mein Rundschreiben behandelte wie häufig ge- schehen u. a. „praktische Erfahrungen aus dem Veterinärdienst“. Der entsprechende Absatz lautet wörtlich und mit entsprechenden Sperrdruckstellen:

„Zur Feststellung der Räude möglichst in den ersten Anfängen wurden in einer Formation alle Pferde als räudekrank angesehen, die neben Hautknötchen beim Hautreiben mit den Fingerspitzen Wohlgefühl durch Bebbern

und Flähmen mit den Lippen als angeblich „pathognomisches“ Zeichen bekundeten. Nachprüfungen in seit Monaten gesunden Pferdebeständen ergaben, daß Hautknötchen im insektenreichen Sommer häufig sind und daß ein hoher Prozentsatz sicher ge- sunder Pferde das angeblich pathognomische Zeichen nach mehr oder weniger langem Hautreiben am Mähnengrund, hinter der Sehulter, in den Flanken usw. äußerte. Die angegebene Unter-

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suchungsarțt kann nach der Stärke des geäußerten Wohlgefühls (Drängen gegen die Hand, Durchbiegen des Rückens, rasche Re- aktion), Art der Knötchen (in der Haut liegend, nicht ablöslich) usw. bei der frühzeitigen, klinischen Räudefeststellung mit verwertet werden; maßgebend wird für frühzeitige Räude- feststellung aber bleiben müssen, daß die Pferde selb- ständig, also ohne äußeres Zutun, Juckgefühle durch Reiben oder .. Benagen mit den Zähnen äußern, was am frühesten im warmen Stall oder in der Sonne, oft auch beim gegenseitigen Reiken und .. Knabbern. festzustellen ist (vgl. Räudemerkblatt). Vet. Piltz _ (Ей. 10) läßt alle neu einzustellenden Pferde bis zu % Stunde an einem möglichst rauhen Baumstamm (Weide) lang anbinden; räudekranke Pferde scheuern sich dann regelmäßig an: diesem. In Zweifelsfällen werden solche Pferde entsprechend mitzu- ` behandeln, aber nicht als räudekrank zu führen sein, damit die Berichterstattung ein zutreffendes Bild vom wirklichen Stand der Räude im Truppenteil gibt; das gleiche gilt für die gesunden Pferde solcher stark verseuchten Truppenteile, bei denen die Minderheit der gesunden Pferde der allgemeinen Behandlung . mitunterzogen wird.“

Anlaß zu dieser Stellungnahme gab die TEEN eines im übrigen sehr tüchtigen "Armeeveterinärs, daß jedes Pferd als räudekrank anzusehen sei, das als pathognomisches Zeichen der Räude Knötchen in der Haut zeigt und beim leichten Hautreiben mit den Fingerspitzen mit den Lippen flähmt oder bebbert. Bei persönlicher Aussprache im Oberost-Hauptquartier, dessen Pferde- bestand räudefrei geblieben war, habe ich dem Armeeveterinär aus beliebigem Stall alle Offizier- und Dienstpferde vorgeführt; sie hatten fast alle Hautknötchen, von Insektenstichen herrührend, wie damals die meisten sich im wesentlichen vom Weidegang nähren- den Pferde; die Hälfte der vorgeführten Pferde flähmte beim leichten Handscheuern mit den Lippen. Und sicher war keines dieser Pferde räudekrank! Da infolge der dauernden Truppen- verschiebungen von Armee zu Armee bald auch in anderen Armeen mit der „pathognomischen‘“ Krankheitserscheinung möglichst früh- zeitig Räude „festgestellt“ wurde, war es mein Recht und meine Pflicht, gegen solche „Räudefeststellungen“ Stellung zu nehmen. Es kann dem Urteil der Leser überlassen werden, zu entscheiden, ob die „Statistik nachweislich beeinflußt‘ wurde und ob das Bureau des Reichsverbandes irgendwelche Berechtigung zu solcher in die Öffentlichkeit geworfenen Unterstellung hatte, dazu mit nach- folgender Darstellung, wie:

„Man will damit durchaus nicht sagen, дав absichtliche Fälschungen gang und gäbe gewesen wären, +

Es erübrigt sich, auf die überaus sagen wir geschickte Gegenüberstellung der angeblichen „Beeinflussung“ der Statistik durch den Chefveterinär und eines Ludendorffschen Erlasses einzugehen, der ebenfalls unter IVc., d. h. Veterinärabteilung- Firma erging, und der Kolonnenführer und Veterinäre persön- lieh für die Räudeunterdrückung verantwortlich machte.

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Jeder im Felde tätig gewesene Veterinäroffizier weiß ferner, daß im August am wenigsten Anlaß war, die gemeldeten Räude- ziffern zu „beeinflussen“, denn diese Jahreszeit bringt schon den niedrigsten Räudestand im Jahre. Ich habe auf meinen zahlreichen Dienstreisen, die etwa die Hälfte meines Kriegsdienstes ausmachten, den immer wiederkehrenden Eindruck gehabt, daß mehr Pferde als räudekrank in den Zahlenrapporten standen, als wirklich räude- krank waren. Anlaß dazu gab: Formationen, die wegen Räude schonungshalber in Etappe oder Heimat zurückgezogen waren, meldeten sehr spät die Wiedergenesung ihrer im geschätzten Landwirtschaftsbetrieb tätigen, längst räudefreien Bestände; das- selbe geschah bei solchen Formationen, deren räudekranke Pferde bei der Truppe blieben und die für die räudekranken Pferde Futter- zulagen erhielten; und als.später alle räudekranken Pferde in die Pferdelazarette kamen, wurden sie nach Abschluß der Behandlung in langer Beobachtung gehalten, um bei den an die Truppe zurückgegebenen Pferden möglichst wenig rückfällige Er- krankungen und die sich daran knüpfenden Weiterungen zu haben. Zufällige Minderzählungen räudekranker Pferde, etwa bei Truppen ohne Veterinäroffizier, fanden also mehr als Ausgleich durch lang- fristige Zählung räudekrank gewesener Pferde als immer noch räudekrank.

Soweit bin ich an der „kritischen Betrachtung‘ des Bureaus des Reichsverbandes persönlich beteiligt. Einige weitere „Kritiken“ seien hachfolgend gleich mitbehandelt, obwohl ich da nur zu Feldzugsbeginn im Westen gewesen aus eigener Anschauung nur die Verhältnisse des Ostheeres vertreten kann.

2. Daß auf die Zurückführung der Pferdedepots und Pferde- lazarette als geschlossene Formation kein Wert zu legen sei, wird damit begründet, daß nach vorliegender Notiz ein ganzes Pferde- lazarett in der Heimat abhanden gekommen sei, sich wahrscheinlich aufgelöst habe. Abgesehen davon, daß nach solchem Einzelfall Verallgemeinerung nicht berechtigt wäre, so ist auch dieser Einzel- fall nicht vorgekommen. Das fragliche Pferdelazarett, das von einer militärischen Stelle gesucht wurde, war infolge örtlicher Schwierigkeiten an einer anderen als der vorgeschriebenen Stelle in Deutschland eingetroffen und hatte sich dort ordnungsmäßig aufgelöst, hatte aber unterlassen, dem vorgeschriebenen Zielpunkt Meldung hiervon zu machen.

3. Daß nur wenig seuchenkranke oder verdächtige Militär- pferde ins heimatliche Erwerbsleben gelangt sind, geht für „Rotz“ auch indirekt daraus hervor, daß die vom Reichs- vesundheitsamt seit Auflösung der Armee veröffentlichten Rotz- ziffern im Reiche mäßige geblieben sind. Nach dem Tierseuchen- stand in Deutschland vom 1.5. 1919,d.h. drei bis vier Monate nach Auflösung der Armee, herrschte Rotz in 74 Gehöften von 61 Kreisen. Betreffs Räude muß neben früher Angeführtem darauf hingewiesen werden, daß diese Seuche in den letzten Kriegsjahren, also schon vor der Heeresauflösung, stark im Inlande verbreitet war und nach der Revolution die seuchenpolizeilichen Maßnahmen mindestens in

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vielen Gegenden des Reiches lange Zeit nicht ausreichend durch- greifen konnten. Ob kommender Räudeanstieg auf Verseuchung bei der Heeresauflösung zurückzuführen ist, wird in jedem Fall daher erst zu erweisen sein. Allgemein anzunehmen ist es aus den früher. angegebenen. Gründen nicht.

4. Es wird am Schluß der „kritischen Betrachtung“ ge- sprochen von „Verdammung Willes“, „Wille soll jetzt mund- tot gemacht werden‘, das „Schädliche dieser Vogel-Strauß-Politik der Kavallerie-Abteilung‘“. Wie war es doch? Herr Wille hat in seinem Artikel angenommen, daß im Inlande Rotz und Räude ` viel stärker verbreitet sein müssen, als die Behörden annehmen. Das zu prüfen oder zu bestreiten hat die Militärbehörde keinen Anlaß. Auf die Schwierigkeit der Räudebekämpfung besonders unter den jetzigen Verhältnissen wurde in der Entgegnung der Kavallerie-Abteilung sogar hingewiesen; diese Schwierigkeit kann sicher nicht ernst genug behandelt werden. Herr Wille hat seine Annahme aber wesentlich damit begründet: daß aus der Ukraine rotzkranke Pferde in Massen in die Pferdepots des Westens gesandt wurden und hiermit die Truppenteile beliefert wurden; daß während der letzten Operationen Rotz im Westen nicht wirksam bekämpft werden konnte; daß das Westheer Mitte 1918 nach der : Statistik etwa 100 000 räudekranke Pferde gezählt habe, in Wirk- lichkeit seien es wohl 200000 gewesen; alles das sei jetzt zum größten Teil über Deutschland zerstreut.— Diese Behauptungen, die einen Niederbruch des sonst so gerühmten und verdienten Feldveterinärdienstes aussprechen, sind in der Ent- gegnung der Kavallerie-Abteilung, als Abwehr, sachlich und zahlenmäßig widerlegt worden. Also nicht die Militärverwaltung hat Herrn Wille „verdammt“, sondern umgekehrt Herr Wille den Feldveterinärdienst; bisher aber ohne beweiskräftige Unter- lagen, denn „kritische Betrachtungen“ über „Weltunerfahrenheit“ der Kavallerie-Abteilung, „beeinflußte“ Statistik, ein „abhanden gekommenes“ Pferdelazarett und dergleichen sind als solche nicht anzusprechen. Und was bedeutet „das Schlimmste bei der ganzen Sache“, „das ungemein Schädliche der Vogel-Strauß-Politik der Kavallerie-Abteilung“. Etwa der Umstand, daß die Kavallerie- Abteilung unrichtige Angaben in der tierärztlichen Presse über den Feldveterinärdienst durch sachliche Darlegungen entkräftet? Alles andere als Vogel-Strauß-Politik hat dieKavallerie-Abteilung oder eine andere militärische Stelle gerade in Seuchenbekämpfungsangelegen- heiten betrieben; es sind von der Militärbehörde im Gegenteil gerade hierin weitgehende Maßnahmen getroffen worden: durch Errichtung von Tierseuchen-Forschungsstellen im Ost- und im West- heer. Die Tierseuchen-Forschungsstelle Ost, in großzügiger Weise angelegt und außer regelmäßig von Veterinäroffizieren des Feld- heeres von namhaften Forschern der Veterinärmedizin und der Medizin, des Feldheeres und des Inlandes aufgesucht, hat während des Krieges Hervorragendes geleistet bei der Seuchenforschung und -bekämpfung. Die moderne Gas- Räudebehandlung ist in ihr entstanden und praktisch aus- gebaut worden; noch während des Krieges durch ebenso

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großzügigen Ausbau eines bakteriolögischen Instituts der Veterinär- akademie, das auch die Tätigkeit der Tierseuchen-Forschungs- stellen des Feldheeres fortsetzt, und das sich in räumlicher Aus- dehnung, in Ausstattung und Wirkungskreis mit jedem ent- sprechenden tierärztlichen Institut messen kann; durch Er- haltung von einigen Blutuntersuchungsstellen, des Hauptveterinär- depots und zahlreicher Pferdelazarette; durch Zurverfügung- stellen der militärischen Räudezellen für die Ziviltierärzte des In- landes; durch Mitteilung der Seuchenziffern der einzelnen Armeen und der Felderfahrungen bei der Seuchenbekämpfung an alle übrigen beteiligten Formationen eines Feldheeres; jede For- mation (A.O.K., Generalkommando usw.) konnte vergleichen, wie weit sie selbst den anderen gegenüber im Seuchenstand und in der Bekämpfung zurückstand oder voraus war. Das sind doch alles Be- weise, daß die Militärbehörde die Bedeutung der Seuchen- bekämpfung in und nach dem Kriege richtig bewertet hat und weiter bewertet. „Was heißt da Vogel-Strauß-Politik?“

Deutscher Veterinärrat.

Der geschäftsführende Ausschuß hat in seiner am 31. Mai 1919 zu Eisenach abgehaltenen Sitzung beschlossen, die Geschäftsführung wegen der im besetzten Gebiet im Postverkehr bestehenden Schwierigkeiten von Köln nach Wolfratshausen zu verlegen. Ich übernehme demgemäß bis zu der im Herbst dieses Jahres in Kassel stattfindenden Vollversammlung die Geschäftsführung des Deutschen Veterinärrates und bitte alle für den Deutschen Veterinärrat be-

stimmten Zuschriften an Veterinärrat Dr. Schmitt in Wolfratshausen ~. oder an die Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrates in Wolf- --

ratshausen (Oberbayern) senden zu wollen. Zur Erledigung der anfallenden Geschäfte und Erhebungen ist unter meiner Leitung eine Geschäftsstelle errichtet worden, die als vordringliche Aufgabe die Unterlagen und die Vorarbeiten für die künftige Gestaltung der Standesvertretung bearbeitet. Um einen unmittelbaren Verkehr

mit sämtlichen deutschen Tierärzten anbahnen zu können, ist es .

geboten, daß lückenlos und restlos die Anschriften der Herren Kollegen bekannt werden. Die Geschäftsstelle bittet demgemäß die anliegende Fragebogenkarte umgehend und recht beschleunigt ausfüllen und zurückschicken zu wollen. Da eine größere Anzahl. von Neuniederlassungen und Wohnortsveränderungen unauffindbar und nicht erreichbar sind, so werden die Herren Kollegen gebeten, für möglichst große Verbreitung dieser Mitteilung wirken zu wollen und in allen Fällen, in denen bis längstens 10. Juli die Fragekarte nicht zugestellt wurde, solche bei der Geschäftsstelle anfordern zu wollen. Geplant ist die Anlage einer Karteibuchführung für die

, EN 6%.

= 578: =:

deutschen Tierärzte: 1. in alphabetischer Anordnung, 2. aus- geschieden nach Wohnorten in den Einzelstaaten und 3. aus- geschieden nach den drei Hauptberufsgruppen. Um eine möglichst gleichmäßige Behandlung der Hauptberufsgruppen zu erreichen, hält die Geschäftsstelle die Einhaltung nachstehender Richtlinien für angebracht. Die erste Hauptberufsgruppe Staatstierärzte umfaßt alle Tierärzte, für deren Leistungen der Staat als Auftrag- und Arbeitgeber ausschließlich oder überwiegend in Frage kommt, z. B. Referenten im Reiche und den Einzelstaaten, im Bereiche (бег Ministerien und Regierungen, der Kreise, Bezirke und Oberämter usw., Lehrkräfte an Universitäten und Tierärztlichen, Landwirt- schaftlichen und Technischen Hochschulen, Hilfskräfte in der Lehr- tätigkeit, Militärtierärzte, Tierzuchttierärzte, Wanderlehrer usw.

Die zweite Hauptgruppe Gemeindetierärzte umfaßt alle Tierärzte, für deren Arbeitsleistungen die Gemeinden und öffent- lichen Körperschaften unabhängig von der bald mehr, bald minder großen örtlichen Verbreitung als Auftraggeber auftreten, z. B. Schlachthoftierärzte, Landwirtschaftskammertierärzte, städtische und gemeindliche Tierärzte, Genossenschafts- und Versicherungs- tierärzte und Tierärzte, die gemeindliche Fleischbeschau oder ähn- liche: Tätigkeiten gegen Entgelt und Vertrag ausüben und aus- schließlich oder überwiegend ihre Berufswirtschaftseinkommen aus solchen öffentlichen Mitteln beziehen.

Die dritte Hauptgruppe die Freiberufstierärzte umfaßt alle Tierärzte, deren Arbeitsgebiet ausschließlich oder überwiegend in der Betätigung freier Berufsausübung gegeben ist. Die Ge- schäftsstelle übernimmt auf Grund der Erhebungen über das ganze Deutsche Reich in Gemeinschaft und ständiger Fühlung mit den bereits bestehenden Verbänden die seit langem geforderte und nun- mehr vordringliche Organisation der drei Hauptberufsgruppen.

Zur Sicherung der unentbehrlichen gleichmäßigen Behandlung der verschiedenen Eingaben einzelner Berufsgruppen an die zu- ständigen Stellen ist es dringend geboten, grundsätzlich von allen -Eingaben mindestens mit gleicher Post Abschriften an die Ge- schäftsstelle des Deutschen Veterrinärrates zu senden. Da der Ge- schäftsstelle die Anschriften der Herren Vorsitzenden der ver- schiedenen Verbände und die der Herren Geschäftsführer nicht ausreichend genug bekannt sind, so wird um deren endgültige Richtigstellung durch Mitteilung gebeten.

Die Geschäftsstelle ist dankbar für alle Anregungen und Mit- teilungen und bittet demgemäß um hilfsbereite Mitarbeit.

Geplant ist, in allen wichtigen Fragen und Angelegenheiten die sämtlichen Kollegen durch Rundschreiben zu verständigen und durch Abstimmung den Entscheid feststellen zu lassen.

Wolfratshausen, 15. Juni 1919.

Die Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrates. Dr. Schmitt.

ie 970. маг

Stellungnahme des Preußischen Tierärztekammer-- ausschusses zu den Neuwahlen und zum Tierärzterat.

Der Kammerausschuß hält gegenüber den vielfach erhobenen Einwendungen und Vorwürfen daran fest, daß die Tierärzte- kammern unbedingt das Organ der Standesvertretung auch in Zukunft bleiben müssen. Wenn die Kammern, deren Amtszeit schon im Herbst 1914 abgelaufen war, während der Kriegsdauer und in den seitdem vergangenen Monaten nur wenig hervorgetreten sind, so lag das an Verhältnissen und Zuständen, die zu bekannt sind, als daß sie einer längeren Erörterung bedürften.

Bei der Unklarheit, die hinsichtlich des Rätesystems zur Zeit noch herrscht, ist der Kammerausschuß weiterhin der Ansicht, daß die Bildung von Tierärzteräten in den einzelnen Provinzen unnötig und überflüssig ist, zumal die Kammern gegebenenfalls ohne wei- teres die Funktionen der Räte zu übernehmen vermögen.

Der Kammerausschuß steht endlich, wie von einem seiner Mit- glieder schon in der Sitzung im Landwirtschaftlichen Ministerium am 10. 4. 19 ausgeführt wurde, auf dem Standpunkt, daß nach Friedensschluß so bald wie möglich die Neuwahlen zu erfolgen haben. Binnen kurzem soll an die Regierung ein Antrag auf Ab- änderung der staatlichen Verordnung über die Standesvertretung, insbesondere auf Beseitigung des $ 14, gestellt werden, als un- umegängliche Vorbedingung für die zu tätigenden Neuwahlen. Auf freiester Grundlage aufgebaut, sollen und müssen die Tierärzte- kamfnern in Zukunft frei von jeder Bevormundung und. obrig- keitlichen Fessel die Standesinteressen vertreten können.

Diese Auffassung bringt der Ausschuß zur öffentlichen Kenntnis an alle Kollegen mit der Bitte, unter Berücksichtigung der außer- ordentlichen Schwierigkeiten, den Kammern gerecht zu werden und an ihrer Organisation festzuhalten.

Die Mitglieder des alten Kammerausschusses werden je eher um so lieber zurücktreten, um arbeitsfreudigen, hoffentlich vom Glück begünstigten Nachfolgern Platz zu machen. Bei der Ge- samtheit aller Tierärzte liegt es, zu Kammermitgliedern tatkräftige Männer als Vertreter der einzelnen, Berufsgruppen zu wählen, Männer, die willens sind, ihre Pflicht zu tun und N aber auch klug zu arbeiten. |

Göttingen-Düsseldorf, den 25. Juni 1919.

Esser. Wigge. Vorsitzender. Stellvertretender Vorsitzender. Ministerium für Landwirtschaft, Berlin W9, den 1. Juni 1919. Domänen und Forsten. | Leipziger Platz 10. ` Gesch. Nr. I. A. IV. 2148. 2 |

An die sämtlichen Herren Gestütsdirigenten.

Durch Verordnung der Staatsregierung vom 4. März d. J. ist die tierärztliche Taxe vom 921. Juni 1815 aufgehoben worden. Hierdurch ist der diesseitige Erlaß vom 14. Juni 1908 IAa

280

2486/I A III e 783/07 über die Regelung der Vergütungen für die tierärztliche Behandlung von Gestütspferden, in welchem auf diese Taxe Bezug genommen war, gegenstandslos geworden.

Zur Regelung dieser Frage bestimme ich daher folgendes:

1. Zu der Behandlung von Gestütspferden, soweit sie nicht durch Gestütstierärzte wahrgenommen wird, ist in der Regel der Kreistierarzt des Kreises heranzuziehen, in dem die zu behandelnden Pferde aufgestellt sind. Da die Behandlung der Gestütspferde als eine amtliche Verrichtung im Sinne des § 1 des Gesetzes, be- treffend die Dienstbezüge der Kreistierärzte vom 24. Juli 1904 (Gesetzsamml. H 169), nicht anzusehen ist, muß von der Fest- setzung einer bestimmten Vergütung für den Kreistierarzt abgesehen werden. Es ist aber mit den: Kreistierärzten ein für allemal oder von Fall zu Fall ein Übereinkommen über die für die Behandlung zu erhebende Vergütung unter Zugrundelegung der ortsüblichen Sätze zu treffen.

In Streitfällen ist meine GER oder das Gutachten des Landesveterinäramts einzuholen.

2. Werden zur Behandlung Privattierärzte zugezogen, So sind ebenfalls Vergütungen nach den ortsüblichen Sätzen zu verein- baren; soweit eine solche Vereinbarung nicht zustande kommt und Streit zwischen den Parteien obwaltet, ist ein Gutachten des Landesveterinäramts einzuholen.

3. Zu allen Vereinbarungen mit Kreis- oder Privattierärzten über die Behandlung von Gestütspferden am Sitze des Ge- stüts ist meine Genehmigung erforderlich. Sie sind daher unter entsprechendem Vorbehalt abzuschließen.

Bereits bestehende Vereinbarungen behalten auch weiterhin ihre Gültigkeit.

4. Soweit die Vereinbarungen mit den Tierärzten über die Behandlung der Beschäler auf den Deckstationen von der Gestütsdirektion nicht abgeschlossen werden können, sind die Stationshalter, die entsprechend zu benachrichtigen sind, hierzu zu ermächtigen.

5. Auf allen Rechnungen über die Behandlung von Gestüts- pferden ist zutreffendenfalls zu bescheinigen, daß die gezahlten Ver- gütungen auf vorheriger Vereinbarung beruhen,

Einer Einreichung dieser Rechnungen an den Herrn Re- gierungspräsidenten bedarf es in diesem Falle nicht.

I. A.: von Oettingen.

Bund für weltwirtschaitliches Veterinärwesen.

Auf der Hauptversammlung «des „Bundes Deutscher Schutz- gebiets- und Auslandsveterinäre“ am 7. Juni 1919 im Afrikahaus zu Berlin wurde beschlossen, daß die Zwecke und Ziele des Bundes eine Erweiterung erfahren. sollen und daß der Bund dem- entsprechend den Namen tragen wird:

„BundfürweltwirtschaftlichesVeterinärwesen“

әз. 8 =

Aufruf zum Eintritt in den Bund für weltwirtschaftliches Veterinärwesen.

Der Umsturz aller Verhältnisse in unserem deutschen Vater- lande darf auch an dem Stande der Tierärzte nicht spurlos vorbei- gehen, wenn dieser Stand zu seinem Teile zu dem Wiederaufbau Deutschlands beitragen will. Es genügt nicht mehr, daß der Tier- arzt das Haustier pflegt und wartet, und daß er nur die rein medi- zinische Seite seines Berufes betreibt. Der Tierarzt muß den Zusammenhang seiner Tätigkeit mit der gesamten deutschen Volkswirtschaft und der internationalen Volkswirtschaft stärker betonen er muß aus seiner, für die Wichtigkeit der Tiermedizin bisher viel zu eng gefaßten Tätigkeit heraus, und mit seinem Rat die gesamte Tierwirtschaft, die Landwirtschaft, den einschlägigen Handel, die Industrie und das Gewerbe befruchten und dazu bei- tragen, daß der Tierarzt nicht mehr wie bisher, als fünftes Rad am Wagen betrachtet wird, sondern als vollwertiges, unentbehrliches Glied in die deutsche Volkswirtschaft eingereiht wird.

Gerade jetzt in Deutschlands schwerster Not könnte der Rat des deutschen Tierarztes von unendlichem Werte für Deutschlands wirtschaftlichen Aufbau sein gerade jetzt ist es Zeit, daß die ge- samten deutschen Tierärzte sich zusammenschließen zu dem einen Bund dem Bund für weltwirtschaftliches Ve- terinärwesen —, um in diesem zu schaffen und zu arbeiten für volkswirtschaftliches Wissen und wirtschaftliche Erkenntnis, und um dafür einzutreten, daß der deutsche Tierarzt endlich seinem Studium und seiner ganzen Tätigkeit entsprechend zum ent- scheidenden Ratgeber und Helfer unserer gerade jetzt so außer- ordentlich wichtigen Tierwirtschaft wird.

Darum, ihr deutschen Tierärzte, erklärt euer Einverständnis für die erweiterten großen Aufgaben unseres Berufs, arbeitet mit an der Lösung dieser Aufgaben durch den Anschluß an den

Bund für weltwirtscehaftliches Veterinärwesen.

Berlin W 35, Am Karlsbad 10. Afrikahaus.

Aus dem Weltkriege.

Herr Oberstabsveterinär Baumann, mit dem ich acht Mo- nate in kameradschaftlicher Zusammenarbeit Leiden und Freuden des Krieges bei demselben Korps bzw. später derselben Division teilte, schrieb mir vor einiger Zeit den nachfolgenden Brief. Der- selbe enthält in seiner frischen Schilderung so viel Interessantes über das Feldveterinärwesen, wie es aus den amtlichen Berichten. gar nicht herausgelesen werden kann. Er stellt insofern ein Doku- ment für spätere Studien über die Geschichte der deutschen Vete- rinärmedizin im Weltkriege dar. Mit gütiger Erlaubnis des Herrn В. übergebe ich daher den Brief soweit nicht persönlich der Öffentlichkeit. Karpe.

Hochverehrter Herr Kollege!

Die „Zeitschrift für Veterinärkunde“ brachte mir die erfreu-

liche Kunde, daß Sie aus dem Kriege nach Berlin zurückgekehrt Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 7. Heft. 21

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sind und ließ in mir die Absicht entstehen, Ihnen als meinen Vor- gänger bei der 87. Inf. Div. durch einen Bericht über die weiteren Schicksale der Division und das von ihrem Veterinäroffizierkorps Erreichte eine Freude zu machen. Als ein „vom dollen Soldaten Серіѕѕепег“ fange ich mit dem Militärischen an:

Die 87. Inf. Div. blieb nach Ihrem Weggang zum XXII.R.K. in der Ihnen bekannten Stellung südlich des Dryswyaty-Sees rund zwei Jahre lang stehen mit einer Frontbreite von Norden nach Süden von 28, einer Tiefe von Osten nach Westen von 40 Kilo- metern, die in den Jahren 1915/16 teilweise sehr heftigen, dann aber sichtbar schwächer werdenden Angriffe der Russen abweisend. Am 17. 11. 17 löste sie die 2. Inf. Div. in der Stellung nordwestlich Dünaburg (D. St. Qu. Schloß Bewern) in Kurland ab, ging Januar 1918, bereits für den westlichen Kriegsschauplatz bestimmt, nach Kowno zur Einübung auf den Großkampf, dann wieder in die alte Stellung in Kurland (D. St. Qu. wieder Schloß Bewern), um nach Ablauf des Waffenstillstandes im Osten am 18. 2. 18 die mit дег Einnahme von Pleskau (Pskow) endigende Offensive gegen den Peipus-See zu unternehmen. Das war ein Zug von unglaublicher Kühnheit, nach rascher Wegnahme von Dünaburg auf russischen Bahnen, mit russischen Beamten rund 250 Kilometer mitten durch die feindliche Armee hindurch in das von bewaffneten russischen Soldaten wimmelnde Pleskau mit seiner Milliardenkriegsbeute hinein; unvergeßlich für jeden Teilnehmer, möglich einzig und allein durch die völlige Auflösung und innere Zermürbung des Russenheeres infolge des Bolschewismus. Die 5. Ers. Div. löste uns am 10. 3. 18 ab, und nach einem etwa 1l4tägigen Aufenthalt in Dünaburg folgte der große Sprung von Ost nach West, von der Düna an die Aisne. Zunächst Stellungskampf zwischen Somme- Py und St. Marie-&-Py in der sogenannten „Lause-Champagne“. Dann Marsch hinter der Front bei Reims entlang nach Westen in den Marnebogen bei Chäteau-Thierry. Hier bestand die Division im schweren Großkampf gegen die 2. und 3. amerikanische Divi- sion glänzend die schwerste Probe ihrer Kriegstüchtigkeit, indem sie, keinen Zoll Bodens ohne Befehl von oben aufgebend, Ше ,мап- . dernde Abwehrschlacht“ an der Marne und Vesle mitmachte, bis sie am 2. 8. 18 zur Erholung und Wiederauffrischung in den Raum westlich Mezieres-Charleville (D. St. Qu. Signy l’Abbaye) heraus- gezogen wurde. Aber schon am 24. 8. 18, lange bevor der Zweck der Ruhequartiere erreicht war (für Kenner und Denkende das erste üble Zeichen!), ging’s wieder an die Front, diesmal südlich Cam- brai. Zweite Großkampfperiode mit einem für die Division gleich ehrenvollen Ergebnis, bis 10. 10. 18 die Division in eine Stellung an der lothringischen ruhigen Front zurückgenommen wurde. Noch einmal ging’s am 27. 10. an die Kampffront an der Oise. Doch wurden diesmal nur noch Teile der Division eingesetzt, bis der Waffenstillstand am 11. 11. 18 den Kampfhandlungen ein Ende machte. Es folgte der beschwerliche Rückmarsch durch die Ar- dennen und die Eifel, bei Godesberg über den Rhein, das Tal der Sieg ‘und der Lahn hinauf, bis in den Abstellungsraum bei Franken- berg in Hessen-Nassau, der am 15. 12. 18 erreicht wurde. Von hier erfolgte der Abtransport per Bahn am 11.1.19, wobei der Divisions-

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stab von mir als einzigem dabei verbliebenen Offizier durch Spar- takus- und Polenfährnisse glücklich in seinen Demobilmachungsort Culm in Westpreußen geführt wurde. Dem guten soldatischen Geist gegenüber war Rückzugsdepression, Kriegsverlust und Umsturz bis zum Schluß gänzlich machtlos; das Pferdematerial war in- folge der herrschenden Disziplin noch bei der Auflösung glänzend imstande. Wie anders sah das oft bei anderen uns auf “der Rück- marschstraße begegnenden Divisionen aus! Nachdem ich Ihnen somit in großen Zügen den militärischen Gang der Handlung vor- geführt habe, sollen zunächst einige Personalien, von denen ich an- nehme, daß Sie noch Interesse dafür haben, folgen.

Als letzter Punkt, last not least, der Berichterstattung möge das Veterinärtechnische folgen.

Als Sie, verehrter Herr Kollege, am Spätnachmittag des 15. No- vember 1915 in dem netten Panjehäuschen in Waluny mir die 8%. Inf. Div. IVC in die Hand drückten, sprachen Sie die ge- flügelten Worte: „Ich überlasse Ihnen eine böse Erbschaft.“ Das war insofern richtig, als das kam, was kommen mußte. Nach dem monatelangen Vormarsch von Plock über Modlin, der Njemen- schlacht, der Schlacht kei Wilna und den Kämpfen bei Widsy er- standen oder vielmehr wurden sichtbar die grimmigsten Feinde unseres Pferdematerials im Osten, Rotz und Räude. Außer der Division auf dem hübsch weitläufigen Raume, 28 X 40 Kilometer, hatte ich dauernd die Truppenteile erst des H. K. K. 1, dann des Generalkommandos 56, dann des Abschnittes Dukschty mitzuver- arzten, und gerade diese Truppenteile machten seuchentechnisch viel mehr Arbeit als diejenigen der 87. Inf. Div. Die Rotzbekämp- fung gelang schnell und restlos. Die Blutuntersuchungsstellen, erst Wilna, dann sehr bald Uzjany, arbeiteten tadellos. Die Ver- luste waren gering; sie betrugen in zwei Jahren und zwei Monaten insgesamt 46 Pferde. Weder an der Bewernfront in Kurland (zwei- mal), noch in Kowno, Dünaburg, Pleskau und im Westen sind Fälle von Rotz vorgekommen. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, daß auch bei der ungeheuren Zahl guter Russenpferde, mit denen sich die Truppenteile der Division in Pleskau und Um- gegend „gesund machten‘, jede Rotzeinschleppung vermieden wurde. Das ist natürlich trotz energischer Durchführung der Mallein- Augenproben und Blutuntersuchungen auch einem ungeheuren „Dusel“ zuzuschreiben. Konnte doch die Division im Westen rund 2000 kommissarisch begutachtete seuchen- und räudefreie Pferde der Obersten Heeresleitung zur Verfügung stellen. Weit schwie- riger war die Bekämpfung der Räude. Dabei wurde die „Kaser- nierung der Räude im Pferdelazarett‘ angestrebt und vom Mai 1917 ab bis zum Kriegsschluß auch vollkommen erreicht. Im Ruheraum bei Signy l’Abbaye im August 1918 waren nach einer von der 1. Armee herausgegebenen Zusammenstellung von 20 Divi- sionen 5 völlig räudefrei, darunter die 87. Inf. Div. Aber nicht nur auf dem lebenswichtigen Gebiete der Seuchenbekämpfung, son- dern auch im Kampfe gegen alle anderen Gebrechen der Pferde- welt hatte das Veterinärkorps der 87. Inf. Div. schöne Erfolge auf-

01%

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zuweisen. Während des Stellungskrieges in Rußland für die Jahre 1916 und 1917 habe ich diese Erfolge in sinnfälligen graphischen Darstellungen festgelegt. Später, besonders in dem „Gewerbebe- trieb im Umherziehen“, war leider die Fortführung solcher Zu- sammenstellungen nicht mehr möglich. Alles in alleın kann ich mit freudigem Stolz behaupten, daß meine Veterinäroffiziere, fast ausnahmslos, auf der Höhe der gewaltigen Aufgaben des Welt- krieges gezeigt haben, was deutsche Veterinäre leisten können, daß sie mit jener Hingabe gearbeitet haben, die sich doch nun einmal von der Leitung weder befehlen noch bloß anempfehlen läßt. Von ganz besonderem Vorteil waren die von mir eingerichteten Vete- rinärversammlungen, die alle Monate regelmäßig, wenn es die Kriegslage erlaubte, stattfanden. Die gründliche Durchsprechung aller von höheren Dienststellen gekommenen Verfügungen und An- ordnungen machten viele Rundschreiben unnötig und wirkte ein- dringlicher; an den dienstlichen Teil schloß sich dann noch, beson- ders in ruhigen Zeiten, ein gemütliches, kameradschaftliches Zu- sammensein, das in hohem Maße dazu beitrug, sich näher kennen- zulernen und den Korpsgeist im allerbesten Sinne zu pflegen. Be- sonders angenehm war es auch, daß das Verhältnis der Herren zu ihrem Offizierkorps dauernd ein gutes war und blieb. Keine Rei- bung, kein „Stunk“ störte den Gang der Maschine.

Das noch von Ihnen ausgesuchte Pferdelazarett in Antonowo- Tadenshow, westlich Duckschty - Ort, wurde in Bälde zu einem großen Institut, das dauernd vier in ebensoviel räumlich getrennten Ortschaften untergebrachte Stationen besaß, wozu im Sommer zur Weidezeit noch das Erholungsheim auf dem Rittergut Lodse, zwei Kilometer östlich von Soloki, kam. In Vorwerk Bersheniki, eine Meile östlich Schloß Duckschty, entstand eine wirklich sehenswerte, in ihren Ausmaßen viel zu große Divisionsschlächterei. Für die Leitung des Pferdelazaretts hatte ich das Glück, zwei ganz hervor- ragend tüchtige Kollegen zur Verfügung zu haben. 1916 bis Som- mer 1917 Oberveterinär der Res. Dr. Metzger, Kantonaltierarzt aus Neu-Breisach; von da ab bis zum Kriegsschluß Oberveterinär Dr. Wiegmann, Tierarzt in Treptow a. d. Tollense. Der Letzt- genannte, nie Soldat gewesen, hat auch die besonders im Bewe- gungskriege schwere Aufgabe als militärischer Führer des großen Apparates in brillanter Weise gelöst. Daß, wenn man den Durch- schnittspreis eines Pferdes nur mit 1000 Mark annimmt, Millionen- werte dem Staate erhalten wurden und die Marschfähigkeit der Division in Ost und West niemals in Frage stand, ist in erster Linie der Tätigkeit dieser beiden ungewöhnlich, besonders chirurgisch, tüchtigen Herren zu danken. Mein leitender Grundsatz war, mög- lichst Lazarett-, keine Frontbehandlung. Der anfängliche Wider- stand dagegen seitens der Truppenführer wurde einerseits dureh die vorzüglichen Resultate, anderseits durch die Tatsache, daß unter allen Umständen der Truppenteil sein Pferd wiedererhielt, woran zuerst immer gezweifelt wurde, bald überwunden. Am 19. Iuni 1917 besichtigte der Herr Generalveterinär und der Herr Chefveterinär Ob. Ost das Pferdelazarett und die Divisions- schlächterei, am 8. April 1918 der Pferdebeauftragte im Gr. H. Qu.,

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Generalmajor Seiffert, das Pferdelazarett in St. Vaubourg bei Attigny an der Aisne. Dies waren die „höchsten“ Besichtigungen neben der Unzahl anderer. Sie brachten eine ausgezeichnete Kritik, wie überhaupt stets seitens der Kommandeure, der Offizierkorps und, was maßgebender ist, seitens der verschiedenen Armee- und Korpsveterinäre Tätigkeit und Leistungen der Veterinäre der 87. Inf. Div. volle Anerkennung gefunden haben.

Die von mir eingerichtete Organisation des Veterinärdienstes bei der 87. Inf. Div. war, wie ich später durch Vergleiche feststellen konnte, eine ungewöhnlich straffe. Das Hauptziel „Lückenlosig- keit der Seuchenbekämpfung“, konnte nur erreicht werden durch das tatsächliche Erfassen jeden Pferdes bei den Pferderevisionen. Das ist selbst im Stellungskrieg und bei gutem Zusammenarbeiten von Truppe und Veterinär keine ganz einfache Sache, denn abge- sehen von den dauernd benötigten Gespannen zur Erledigung der für den Truppenbedarf dauernd notwendigen Aufgaben, zerstreut oft ein von Ja oder Ib kommendes Telephongespräch einen Teil der zu untersuchenden Pferde in alle’Winde. Es waren daher bei allen Truppenteilen Pferderevisionsbücher so eingerichtet, daß aus dem Schema sowohl das Fehlen des betreffenden Tieres (Hufbrand- nummer), als auch das Nachholen der Untersuchung hervorging. Sie wurden vom Truppenführer bzw. dem bei der Pferderevision anwesenden Offizier oder Offizierstellvertreter und vom Truppen- veterinär unterschrieben und von Zeit zu Zeit durch Tagesbefehl zur Revision eingefordert, außerdem häufig bei zufälliger Anwesen- heit bei der Truppe, Passieren einer Ortsunterkunft usw. unver- mutet kontrolliert. Alle abgehaltenen Pferderevisionen des Be- richtsmonats wurden von den Truppenveterinären mit den Zahlen- rapporten auf Zetteln eingereicht und von mir in einer Übersicht zusammengestellt. Dies Verfahren hatte den Vorzug, daß der Vete- rinärdienst nicht nur geleistet wurde, sondern auch am Monats- schluß nachweisbar wat.

Für ebenso wichtig als die Seuchenbekämpfung habe ich stets die Erhaltung der Dienstfreudigkeit meiner Herren gehalten und bin in diesem Sinne, natürlich bei ständiger Lückenlosigkeit des Dienstbetriebes, in der Behandlung der Urlaubsfrage z. B. bis an die alleräußerste Grenze des durch die von höheren Kommando- stellen kommenden Verfügungen gelassenen Spielraumes gegangen. Erreicht wurde im Stellungskriere in Rußland, daß die Veterinäre genau so oft (alle 6 Monate) und genau solange (jedesmal 3 Wochen ausschließlich Reise) Urlaub bekamen, wie die Frontoffiziere. Die Beurlaubungen erfolgten gerechterweise nach einer fortlaufend ge- führten Urlaubsliste, ohne Berücksichtigung persönlicher Verhält- nisse. In besonderen Fällen war Tausch mit gegenseitigem Einver- ständnis gestattet. Bei dem guten kameradschaftlichen Geist, der zu meiner Freude im Veterinäroffizierkorps dauernd herrschte, haben sich Schwierigkeiten bei dieser Handhabung der Sache nicht ergeben. „Qui veterinarios suos neglecta ipsa persona ac sine ullo sacro egoismo domum dimittit“ das steht in dem, in'’,„klassi- schem Latein“ уегѓаВќеп, ѕеһеглһайеп Ehren-Doktor-Diplom, das mir die „Universität Duckschty“, ein famoser Staffelstab, durch den

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„Rector magnificus“, einen Major K., und die „Dekane‘“ іп dem D. St. Qu. überbrachte und das eine meiner schönsten Kriegserin- nerungen bleiben wird.

Und doch gab es einen Moment, in dem mir der Divisions- kommandeur, Gen. d. Kav. v. St., in der Fürsorge für das Wohl meiner Kollegen über war. Angesichts der sehr umfangreichen Veterinärdienstverteilung beim Vortrage, meinte er auf meine Be- antwortung der Frage, wie denn die Herren die Wege zu den ver- schiedenen Truppenteilen zurücklegten „zu Pferde‘: „Sehen Sie, das ist verkehrt; ich wünsche, daß die Herren frisch und unermüdet und möglichst geschützt gegen die Witterungsunbilden zu den Pferderevisionen kommen; Wagen gibt es massenhaft, lassen Sie sie möglichst fahren!“ So was hat es also auch gegeben!

So, mein lieber, verehrter Herr K., nun wissen Sie in den Grundzügen, wie sich die Sache bei der aus dem Korps Dickhuth hervorgegangenen 87. Inf. Div. gemacht hat. „Einmal“, sagte Vater Schütz im Hinblick auf das Staatsexamen, „muß der Mensch auf der Höhe der Wissenschaft gestanden haben.“ Nun, wenn’s auch damals beim Examen sicher nicht der Fall war, so ist’s doeh wenigstens noch einmal später im Leben zur Zeit des großen Krieges der Fall gewesen, und dies Bewußtsein muß uns über alles

andere trösten.

Kriegsfürsorgeeinrichtung für diePreußischen Tierärzte.

XXXIX. Bericht, März, April, Mai 1919.

1. Eingänge. .Mieckley, V.R., Beberbeck, Kr. Hofgeismar (durch Chemische Fabrik Trommsdorf- Aachen) 37,80 M.; Scharsich, V. R, K.T. іп Striegau, Bez. Breslau, ern. Beitrag 100 M.: Wirtschaftgenossenschaft Deutscher Tierärzte 8550 M.; Streibel, V.R. in Bauerwitz, Bez. Oppeln, 30M.; Dr. W. Schmidt, Pr. T. in Derne b. Dortmund 20 M.; Friedrichs., Кт. Т. іп Querfurt, Bez. Merseburg, 20 M.; Dr. G. Schäfer, Kr. T. a. D., Herausgeber und Hauptschriftleiter der Tierärztlichen Rundschau, anläßlich seines goldenen Doktor- und 50jährigen Tierarzt-Tubiläums 100 M. Schluß- summe 8857,80 M.

2. Auszahlungen. März 1255,88 M.; April 1164,06 M.; Mai 3042.91 M. Zusammen 5492,85 M.

Zusammenstellung. - Eingänge . . . 8557,80 M.

Auszahlungen . 549, 55 М. Allen opferwilligen Kollegen herzlichen Dank! Weitere Beiträge erbitten wir an unseren Schrift- und Kassenführer

Tierarzt Friese, Hannover, Sallstr. 95. Postschecekkonto: Hannover Nr. 10227.

Hannover, den 15. Juni 1919. I. A.: Friese.

ЕЕ |

Spezielle pathologische Anatomie der Haustiere. I. Band, 1. Teil von Ernst Joest, Dr. med. vet. u. Dr. phil, Obermedizinalrat, o. Professor der pathologischen Anatomie und der allgemeinen Pathologie an der Tierärzt- lichen Hochschule zu Dresden. 1919. Verlag von Richard Schötz. Berlin, Wilhelmstr. 10. Preis 19,50 M. |

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Die pathologische Anatomie der Flaustiere, die vor 1870 an den tier- ärztlichen Lehranstalten nur gelegentlich von den Klinikern demonstriert wurde und erst seit dieser Zeit in besonderen Instituten gelehrt und erforscht wird. ist heute mit die wichtigste Disziplin der Veterinärmedizin geworden. Mit dem gewaltigen Aufschwung der medizinischen Forschung Ende des vorigen und Anfang des jetzigen Jahrhunderts sind auch für die Veterinär- medizin eine Unzahl neuer wichtiger Feststellungen auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie der Haustiere gemacht. Und da der Tierarzt viel häufiger dazu kommt, den klinischen Befund durch die Zerlegung nach- zuprüfen, als der Arzt ich erinnere nur an die Seuchenfeststellungen und die Fleischbeschau, die im Grunde nur angewandte pathologische Anatomie ist —. so machte sich das Bedürfnis fühlbar, die in der Literatur verstreuten Forschungsergebnisse über pathologische Anatomie der Haustiere zusammen- zufassen. Als erster hat Kitt dies in seinem bekannten modernen Lehrbuch getan.

Das jetzt von Joest zunächst mit dem 1. Halbband der Öffentlichkeit übergebene Werk will das derzeitige Wissen auf dem Gebiete der speziellen Anatomie der Haustiere einschließlich der Hausvögel unter Zugrundelegung eigener zum Teil noch nicht veröffentlichten Forschungen und der Literatur in möglichster Vollständigkeit bringen.

Die Anordnung des Stoffes ist in den einzelnen Kapiteln folgende: Nach Vorausschickung normalanatomischer Bemerkungen werden die Leichen- erscheinungen, Mißbildungen, Lageveränderungen, nicht entzündliche Ver- änderungen (Fremdkörper, Konkremente, Verengerungen, Erweiterungen, Konti-. nuitätstrennungen, Pigmentierungen, regressive Prozesse usw.), Zirkulations- störungen, Entzündungen, infektiöse Granulome, Geschwülste und parasitäre Erkrankungen der betreffenden Organe geschildert. Am Schluß jedes Ab- schnittes ist die in Betracht kommende Literatur aufgeführt.

Der vorliegende Halbband behandelt die pathologisch-anatomischen Ver- änderungen der Mund- und Rachenhöhle einschließlich der Speicheldrüsen, der Zähne, der Speiseröhre und des Vormagens der Wiederkäuer; er ist mit. 14S sehr guten Textabbildupgen makroskopischer und mikroskopischer Ob- jekte ausgestattet.

Der beschreibende Teil zeichnet sich durch erschöpfende Klarheit aus, - ohne zu weitschweifig zu werden. Wo Erläuterungen aus dem Gebiete der allgemeinen pathologischen Anatomie nötig, sind diese dem Text eingefügt. Auch die Atiologie und Pathogenese ist berücksichtigt.

Das Werk soll 3 Bände umfassen, die je in Halbbänden erscheinen. Nach dem vorliegenden ersten Halbband verspricht es ein vorzügliches zu werden. Nicht nur als Lehrbuch für den Studierenden, sondern auch besonders als modernes beratendes Nachschlagewerk für den Tierarzt wird es ausgezeichnete Dienste leisten. Den Kollegen, die durch den Krieg viel- fach an dem Weiterstudium auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie behindert waren, sei die Anschaffung des Werkes wärmstens empfohlen.

Die buchhändlerische Ausstattung ist sehr gut. Karpe.

Lehrbuch der Anatomie der Haustiere von Paul Martin, o. Professor der Tieranatomie an der Universität Gießen, Geh. Medizinalrat. III. Band, zweite vollständig umgearbeitete Auflage. Stuttgart 1919. Verlag von

Schickhardt & Ebner (Konrad Wittwer). Preis geheftet 26,40 M., gebunden 31,20 M.

Der jetzt erschienene neubearbeitete und mit 298 Textfiguren und 45 Bildertafeln ausgestattete IIl. Band der bekannten Martinschen Anatomie der Haustiere enthält im ersten Teil die vergleichende Anatomie der Be- wegungsorgane der Haussäugetiere. Die vergleichende Beschreibung und die Nebeneinanderstellung der Abbildungen der entsprechenden Knochen der in Betracht kommenden Tiere mit ihren Unterscheidungsmerkmalen trägt be- sonders dem Bedürfnis der in der Fleischbeschau tätigen Tierärzte Rechnung

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bei Feststellung von Täuschungen im Handelsverkehr mit verschiedenen Fleischarten. Der vergleichenden Knochenlehre der Haussäuger ist ein Über- blick über den knöchernen Aufbau des menschlichen Körpers angefügt. Bei der mit guten Abbildungen ausgestatteten vergleichenden Anatomie der Muskeln, Faszien usw. sind die entsprechenden Verhältnisse beim Menschen jedesmal angegeben. In dem zweiten, größeren Teil des III. Bandes ist die Anatomie der Wiederkäuer behandelt. Dankenswerterweise hat der Ver- fasser allgemeine Angaben über die Morphologie der Wiederkäuer überhaupt und speziell der Rinder-, Schaf- und Ziegenarten vorausgeschickt, die für den Tierarzt und Tierzüchter von Bedeutung sind. Der mit zahlreichen Abbil- (lungen ausgestattete Text ist durchweg mit wissenschaftlicher Gründlichkeit erschöpfend und klar geschrieben. Hervorheben möchte ich die Schilderung des Kopfskeletts mit den klaren Bildern der Lufthöhlen des Kopfes, die meisterhaften textlichen und bildlichen Darstellungen des Situs der Bauch- eingeweide, dessen Verständnis erfahrungsgemäl dem Studierenden und jungen Tierarzt Schwierigkeiten bereitet. Die Beschreibung des Euters, wie sie so eingehend kaum in einem anderen anatomischen Werke zu finden sein dürtte, ist bei den häufigen Erkrankungen diese Organs und für die Beurteilungs- lehre von besonderer Wichtigkeit. Auch die ausführliche, mit guten Abbil- dungen (nach Baum) versehene Schilderung des Lymphgefäßsystens sei noch erwähnt. Überall sind die neuesten Forschungen des Verfassers und anderer Anatomen wiedergegeben. Das Werk wird nicht nur den Studierenden, sondern auch den Tierärzten hervorragende Dienste leisten, zumal die große Mehrheit der letzteren sich während des Krieges fast ausschließlich mit der Anatomie des Pferdes beschäftigen mußte und sich jetzt bei Wiederaufnahme der bujatrischen und Fleischbeschaupraxis mit der vergleichenden Anatomie wieder vertrauter machen muß. Der III. Band ist auch als Einzelwerk zu beziehen. Druck und Abbildungen sind vorzüglich. Der IV. und Sceblußband des Gesamtwerkes, der wegen der Umfangvermehrung abgeteilt werden mußte, soll demnächst erscheinen. атре.

Preufsen: Reck, С. О. У. beim Gen. Kom. XVII. A. K, Dr. Borchardt, St. V. beim Fa. R.15, Becker, St.V. beim Fa.R.2, Dürschnabel, St. V. beim Fa. R. 15, Grimm, O. V. der Landw. 2. Aufgeb. (Bromberg), Sehindler, V. der Res. (V Berlin), Hahn, St. V. beim U.R. 14 der Absch. mit der gesetzl. Pension bew., der letztere ist zugleich bei den Vet. Offiz. der Landw. 2. Aufgeb. an- gestellt; Wilhelmy, O.V. beim K.R.5 der Absch. mit der gesetzl. Pension bew. unter Anstellung bei den Vet. Offiz. der Res.

Bayern: Dr. Wild, O. V. beim 6. Chev. R. der Absch. bew. unter Überführ. zu den Vet. Offiz. der Landw.

Unsere am 10. Juni 1919 stattgefundene Trauung geben wir hiermit bekannt.

Oberveterinär Albrand und Frau Emma, geb. Müller

KE EE E EE EE E ZECHE TENENZES

Druck von E.S. Mittler & Sohn, Berlin SW68, Kochstraß8e 68—71.

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31. Jahrg. | August 1919. 8. Heit. ааваараа ЕЕЕ ЛЕ КЫРЕ ШЕ аКШ

Zeitschrift n Veterinärkunde

mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene Organ für die Veterinäre der Armee - Schriftleitung: Oberstabsveterinär Karpe.

Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 90. Abonnementspreis jährlich 18 Mark. Preis einer einzelnen Nummer 1,73 M. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.

Die Narkose.

Theoretische Betrachtungen, physiologische und praktische

Untersuchungen unter besonderer Berücksichtigung der intra-

venösen Infundierungen wässriger Chloraihydratlösungen beim Pferde. `

Von Oberveterinär Caemmerer t. (Fortsetzung.)

Statistische Angaben über Todesfälle in der Narkose.

Zur Illustration der Giftigkeit von: Chloroform und Ather bei der bisher üblichen Anwendung in Form der Inhalation mögen einige statistische Angaben älteren, neueren und neuesten Datums aus der Menschenheilkunde dienen. Ich führe sie hauptsächlich an, um an einem vergleichenden Maßstabe die Gefährlichkeit der Chloroforminhalationsnarkose beim Pferde in das rechte Licht zu setzen. Für das Chloralhydrat, rektal bei den Haustieren ver- abfolgt, fehlt leider statistisches Material, das sich, um befriedigen zu können, auf eine breite Basis stützen müßte. Seit den letzten. vier Jahrzehnten ist unsere Kenntnis über das Chloroform be- trächtlich fortgeschritten. Aussprüche wie der des Franzosen Se- dillot im Jahre 1852: „Le chloroforme pure et bien employé ne tue jamais“ sind heute nicht mehr möglich. Vielleicht veranlaßte Se- dillot zu seiner begeisterten Bemerkung die eigenartige, um keinen anderen Ausdruck zu gebrauchen, Statistik seines Kollegen und Landsmannes Rochard, der im Jahre 1847 allen Ernstes der Welt weismachen wollte, daß in allen französischen Seespitälern, in allen Häfen Frankreichs und den Kolonien, auf einem Kranken- territorium, das von tausend Ärzten besorgt wurde, kein einziger Todesfall durch Chloroform sich ereignet habe. Nicht viel größe- rer wissenschaftlicher Wert ist dem zahlenmäßigen Nachweis über den Chloroformtod während des amerikanischen Krieges zwischen den Nord- und Südstaaten und während des Krimkrieges beizu- messen. 1:11428 im amerikanischen und 1:15000 im Krimkriege.

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 8. Heft. 22

| Ж d = бе -290 S = a ` wie wissen such heute, daß die Kaoa B БАЕВ 1 То- . desfall:auf 12 500 Narkosen die Späterseheinungen außer. acht läßt. Gurlts: Statistik gibt viel ungünstigere‘ Zahlen. ‘Das Gesamt- material umfaßt 330429 .Narkosen mit 136 Todos aen: -die sich aùf die einzelnen Narkotika verteilen:

1. Chloroform =... 240 806: mit 116 = 1: 2075 2. Äther. . .. . . 56228 11=1:5Б112 3. Chloroform und Äther . 15226 ..2=1: 7613 4, 'Billrothsche Mischung . 76740. = 2=1:3370 |0 5. :Bromäthyl. ; .. . 3 10793 ` ` `9-== 1: 5896" 6. Pental . . . . . . . 7 681, 3-і: 213.

Fünf Jahre später, ` also ` nach Verbesserung der Methoden, schrieb Laqueur: „Todesfälle in der Chloroformnarkose ЕЕ leider nicht zu den überaus seltenen Fällen‘“ |

Zwölf Jahre nach Gurlt, ein Zeitraum, der bei häufigen Verhältnissen ganz erhebliche. ‚Verbesserungen der Methoden und damit ein starkes Herabdrücken der Mortalität erwarten läßt, bleibt die Prozentzahl der Todesfälle nicht nur nicht auf derselben Höhe, sondern zeigt bei Chloroform einen Anstieg, beim ER allerdings einen bemerkenswerten Abfall. Ä

G. Neuber gibt folgende Zahlen an:

1

'1. Chloroform . . . . . . 20615 ші 10--1:2060 2, Äther . .. . . 11859 2= 1:5930 3. Chloroform und Äther . . 10232 3 = 1:3410 4. Billrothsche Mischung . . 2796 , == 1: 698.

Die englischen neueren Angaben, denen erheblicher Wert bei- zumessen ist (in England wird die Narkose von Anästhesisten, also von Spezialärzten, ausgeführt), geben vom Chloroform kein wesentlich anderes Bild, während bei Ather die Mortalität einen‘ wesentlichen Rückgang zeigt. |

Chloroform . . . .. 1: 2873. Äther . . . ..1:23 204 Chloroform ind Äther. . 1: 5588.

.. Im Verhältnis zum Menschen liegen die Verhältnisse beim Pferde geradezu erschreckend ungünstig. Fröhner veröffent-. licht über ein, Material von 800 Ge beim Pferde folgendes: |

1 Pferd verstarb in der Narkose nach 55 g, 1 Pferd verfiel in schwere Chloroformasphyxie, bei 6 Pferden setzte die Atmung aus, 5 Pferde zeigten stundenlanges Erbrechen, 1 Pferd erwarb eine akute Stimmbandlähmung, 2 Pferde starben an akuter gangränescierender Pneumonie. Er hebt hervor, daß das angewandte Chloroform von tadelloser Be-

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schaffenheit und die gebrauchten Dosen relativ geringe waren. Nach seinen Erfahrungen ist Chloroform kein ungefährliches Nar- kotikum für Pferde. Auf 266 Narkosen kommt ein Todesfall, oder bei jedem 50sten' Pferde kann man auf unliebsame Überraschun- gen gefaßt sein, wobei noch die Komplikationsgefahr durch Über- hetzungen, Brüche im Exzitationsstadium usw. ganz unberück- sichtigt bleiben soll. | |

Die Anwendungsarten des Chloralhydrats.

Unser größtes Interesse nimmt naturgemäß die rein praktische Seite der Narkosefrage in Anspruch. Ist bisher von einem ganz allgemeinen Standpunkt gezeigt worden, daß jeder narkotische Effekt für den Organismus eine Gefahr bedeutet, so sollen im folgenden die einzelnen Methoden auf ihre Vorzüge und Nachteile geprüft werden, soweit das nicht schon bei der Besprechung der Chloroforminhalationsnarkose erfolet ist.

In der einschlägigen Literatur findet man alle möglichen Ver- suche, dem Organismus z. B. Chloralhydrat einzuverleiben. Bei auch nur ganz oberflächlicher Kenntnis der Pharmakodynamik des Chloralhydrats müssen subkutane oder gar intratracheale In- jektionen als absurd bezeichnet werden. Ernst zu nehmen sind nur vier Verabfolgungsarten:

1. das Chloralhydratklysma,

der Chloralhydrattrank,

. die intraperitoneale Injektion, die intravenöse Injektion. Ferner sind die jetzt in der Menschenmedizin immer mehr Boden gewinnenden intravenösen Verabfolgungen wässriger Ather-, wässriger Äther-Morphium- und wässriger Chlo- roform- bzw. Chloroform-Ätherinfusionen auf ihren praktischen Wert zu untersuchen.

Das Chloralhydratklystier hat hauptsächlich auf арна Fröhners und Fricks eine große Verbreitung gefunden und ist auch heutigen Tages noch „die Methode“. Nach Fröhner genügen 100 bis 150 g Chloralhydrat, um einen rauschartigen Zu- stand, Schwanken und Taumeln und schließliches Umfallen zu ver- ursachen. Die Tiere sollen mehrere Stunden unter allgemeiner Muskelerschlaffung und stark verminderter Sensibilität in einem tiefen-Schlafe liegen, aus dem sie allmählich ohne weiteren Nach- teil wieder erwachen. Es steht außer Zweifel, daß man mit dem Chloralhydratklystier recht brauchbare Zustände manchmal er- reichen kann. Es steht aber ebenso fest, daß einem das Chloralhydrat- klystier vollkommen in Stich lassen kann, ganz abgesehen von der langen Zeit, die bis zum Eintritt einer Wirkung vergeht und die um so länger ist, je weniger konzentriert die Lösung war. Schwach

22%

Сл нь фо 12

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konzentriert muß sie aber sein, weil sonst die Gefahr einer Prok- titis auftaucht. Es gibt Pferde, die auf Dosen von 150 und 200 g, “die Fröhner schon als tödliche bezeichnet, nur sehr wenig oder so gut wie gar nicht reagieren. Mit abnehmender Konzentration tritt eine Volumenvergrößerung ein; je größer aber die Flüssig- keitsmasse, desto mehr wird das Pferd drängen, um sich vom Klystier zu befreien. Nicht uninteressant ist die Tatsache, daß es sich bei den gegen die rektale Applikation widerstandsfähigen Pferden um Besonderheiten des Rektums handeln muß, da auf allgemein übliche intravenöse Dosen diese Pferde prompt reagie- ren. Aus diesem Grunde muß gerade dieser Methode ein erheb- licher Mangel an Dosierbarkeit zur Last gelegt werden. Ihr größter Nachteil besteht aber in ihrer Vorbereitung, nämlich im Aus- räumen des Rektums. Diese Manipulation muß doch vom Veteri- när selbst ausgeführt werden. Eine Zeitlang habe ich versucht, das Rektum durch einen Gehilfen von seinen Kotballen befreien zu lassen, allmählich bin ich aber davon vollständig abgekommen, so leicht das Einführen der eingefetteten Hand uns erscheint, so schwer scheint es für den Laien zu sein, besonders bei kleinen Pferden und bei Fohlen. Soll jetzt eine Operation folgen, die auch nur bescheidene Ansprüche an Asepsis und Antisepsis stellt, von der großen Chirurgie ganz zu schweigen, so bleibt dem Operateur zur Desinfektion seiner mit allen möglichen Keimen oft bösartig- sten Charakters beschmutzten Hände erst Zeit, wenn das zu ope- rierende Pferd liegt. Jedem Praktiker ist ja nur zu gut bekannt, daß man zur Händedesinfektion nicht früher kommt, da tausend Kleinigkeiten unvorhergesehendster Art ein erneutes Zufassen unsererseits notwendig machen. Es soll keineswegs in Abrede gestellt werden, daß für Operationen, die in aseptischer und anti- septischer Hinsicht gar keine Ansprüche stellen, so z. B. beim Ab- stoßen von Zahnspitzen, bei Zahnextraktion, beim Abbinden von Warzen usw. das Klysma keine Anwendung finden sollte. Bei allen größeren Operationen ist es nicht brauchbar, schon weil die narkotischen Effekte, die man mit ihm im allgemeinen erzielen kann, nicht ausreichen und nicht lange genüg anhalten und weil stets die Gefahr einer mangelhaften Desinfektion besteht. Man könnte, um auch diesem Einwand zu begegnen, allerdings mit Gummihandschuhen, die auch den Oberarm bedecken müßten, die Vorbereitung des Rektums vornehmen. Wer das Arbeiten mit Gummihandschuhen kennt, weiß, wie schwer sie oft auszuziehen sind, wie leicht sie zerreißen. Dabei ist noch nicht einmal voll- kommen ausgeschlossen, daß beim Ausziehen nicht doch noch eine Verunreinigung der Hände oder Arme mit Darminhalt eintritt.

Einwandsfrei vom Reinlichkeitsstandpunkt ist der Chloralhydrat- trank. Wester erklärte ihn auch für praktisch brauchbar, weil er in der gewöhnlichen Praxis bei vorzunehmenden Operationen

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anwendbar ist. Die Dosis wird von ihm mit 60 g angegeben, in Wasser gelöst mit etwas Kleie und Mehl gemischt. Die Pferde nehmen es meistens nicht gern, darum einige Zeit vorher kein Trinkwasser geben; im Notfall gibt er es mit der Flasche ein. Wester schließt sich also der Eberleinschen Auffassung an, die ihren Ausdruck in der Dissertation von Rehse findet, der intravenöse und intraperitoneale Infusionen bzw. Injektionen für ungeeignet erklärt. Brown dagegen sah unsichere Resultate nach der Einverleibung des Mittels per os.

Gegen die Geschwindigkeit, mit der die Magenschleimhaut das Narkotikum aufnimmt, ist nichts einzuwenden. Sauberkeit und Aufnahmegeschwindigkeit sind beides unbestreitbare Vorzüge, die aber trotz alledem den denkbar größten Nachteil nicht aus der Welt schaffen, daß der Operateur nur allzuoft von dem Willen seines Patienten abhängig ist. Gerade das Umgekehrte ist doch conditio sine qua non. Unter allen Umständen muß doch unser Wille maßgebend sein. Dem zwangsweisen Eingeben von Flüssig- , keiten beim Pferde soll doch wohl ernstlich nicht das Wort geredet werden. Die Trankaufnahme aber dem Willen des Pferdes zu über- lassen, würde einen Rückschritt bedeuten, da das Hauptstreben der Tiermedizin, und man kann heute wohl von einem höchst erfolg- reichen sprechen, dahin gerichtet ist, so exakt wie möglich zu dosieren und den Verdauungstrakt gänzlich als Eingangspforte für Arzneimittel zu meiden, wenn wir von den paar Stomachieis und ein paar Salzen absehen. Nicht umsonst sind doch bei uns die sub- kutanen, intravenösen, intratrachealen, intraperitonealen, intra- muskulären Injektionen an der Tagesordnung. Sie haben doch keinen anderen Zweck als den, unabhängig vom Patienten zu sein. Wir befinden uns in derselben Zwangslage wie der Kinderarzt, der auch auf unüberwindlichen Widerstand von seiten seiner Patien- ten bei der Reichung widerlich schmeckender Arzneien stößt und die Medikamentverabfolgung per os scheut. Ganz besonders ist aber Unabhängigkeit zu fordern, wenn es sich um ein Narkotikum, d. h. um ein Gift handelt, dessen Beherrschung uns auch keinen Augen- blick verlorengehen darf. Mir ist es mit dem Chloralhydrattrank wie manchem anderen gegangen, die Tiere weigerten sich, ihn auf- zunehmen. Wer Chloralhydratlösungen selbst gekostet hat, kann sich darüber auch bei dem faden, kratzenden Geschmack nicht wundern. Wundern kann man sich eigentlich nur über das Gegen- teil, daß sich immer noch Tiere finden, die geneigt sind, Chloral- hydrat haltende Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Um Gelegenheit zu geben, sich nicht nur an der Hand von einigen allgemeinen Redensarten ein Urteil zu bilden, führe ich folgenden Versuch an, dem das weitgehendste Wohlwollen nicht abzusprechen ist.

Am Nachmittage eines sehr heiteren Augusttages wurden 25 Pferde, die von morgens 6 Uhr an auf einer nur wenig Schatten

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bietenden Koppel gegangen waren, auf ihre Neigung, Tränkwasser aufzunehmen, geprüft. Es wurde den. Tieren ein. Eimer ‚voll frischen Wassers gereicht, der sofort wieder entfernt wurde, sobald man mit Sicherheit erkennen konnte, daß die ae) Pferde trinken wollten. |

Es ergab sich, daß zwei Pferde die Wasseraufnahme aus einem Eimer vollständig verweigerten, während sie aus einem großen Wasserbottich lange und gierig Wasser zu sich nahmen. . Bei ak- tiven Militärpferden wird man ja eine derartige Weigerung kaum erleben, da die Tiere ja alle gelernt haben aus einem Eimer zu trinken. Die übrigen 23 Pferde waren geneigt, aus dem Eimer das Wasser zu sich zu nehmen und die meisten verrieten durch ihre . Gier und durch das gewaltsame Abdrängen ihrer Nebenpferde ihren Durst.

Um nun festzustellen, wie sich diese Arien Pferde bealich der Aufnahme von wässriger Chloralhydratlösung verhalten. „würden, wurde ihnen in einem zweiten Eimer eine Lösung von 50 g Chloralhydrat auf 8000 g Wasser vorgehalten, also eine 0,6%ige Lösung. Es muß hier das weitgehendste Entgegen- kommen hervorgehoben werden, daß mit einer so geringen Kon- zentration der Versuch ausgeführt wurde. In der Praxis wird wohl kaum jemals mit einem so dünnen Chloralhydrattrank gearbeitet werden, da man doch nicht die Garäntie hat, daß das Pferd 8 Liter fade schmeckende und kratzende Flüssigkeit vollkommen aus- trinken wird. Die 23 zum Trinken bereiten Pferde stellten sich nun zu der Chloralhydratlösung folgendermaßen:

7 Pferden ist der Geruch allein schon so unangenehm, daß sie von einem Kosten der ihnen vorgehaltenen Flüssigkeit Abstand nehmen.

6 Tiere versuchen das ihnen gereichte Chloralhydratwasser, hören aber unter allen Zeichen des Unpehagens mit seiner Auf- nahme auf.

10 Pferden, d. h. 40 %, scheint der Trank wenigstens anfänglich nicht unangenehm zu sein. Da es nicht in unserer Absicht lag, Narkosen herbeizuführen, sondern da es sich lediglich um die Fest- stellung handelte, welche Tiere eine so schwache Lösung trinken und welche nicht, wurde das Abtränken mit Chloralhydratwasser nach sechs Schluck abgebrochen. Es ist also zum mindesten fraglich, ob diese 40 % auch wirklich einen ganzen Eimer voll zu sich genommen hätten. Auch wenn jedes der 10 Pferde wirklich 8 Liter Chloralhydratlösung getrunken hätte, spricht der Versuch nicht gerade für große Unabhängigkeit, im Gegenteil beweist er zur Genüge, in welchem Maße der Operateur von den Neigungen oder Abneigungen seines Patienten abhängig ist. Nebenbei ist zu erwähnen, daß die schlecht genährten Pferde zur Aufnahme des

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Chloralhydrats. beréit waren,- während’ die: übrigen 60 %: gut ве mährten ihn-verweigerten. `

Bei allen Operationen, die sofort auszuführen sind, bei denen also eine Vorbereitung durch Durstenlas$en ausgeschlossen, ist die ‘Verabreichung des Chloralhydrattrankes unanwendbar, weil es Pferde gibt, die sich hartnäckig weigern, auch nur die geringste ‚Menge von Wasser zu trinken, іп dem Chloralhydrat gelöst ist. Bei ungenügender Tiefe der Narkose kann von einem weiteren Verabfolgen des Narkotikums per os keine Rede sein. Chloral- hydrat ist also auf diesem Wege sehr schlecht, fast gar nicht dosierbar. Die Methode ist unzuverlässig, außerdem gehört das Durstenlassen kranker Tiere nicht gerade zu einer humanen Be- handlung. Hören wir, wie der Narkosespezialist Witzel sich über die Verabfolgung von Narkoticis per rectum und per os äußert: |

„Dieselben Gründe, nämlich die Unmöglichkeit einer exakten ' Dosierung, die sich genau der Individualität des Patienten und der Einzelaufgabe anpaßt, machen es unmöglich, die praktischen Erfahrungen, welche über die Einführung von Schlafmitteln per tractum digestivum, d. h. per os oder per rectum bestehen, auf die chirurgische Narkose zu übertragen. Auch hier ist eine individuelle Anpassung unmöglich, zumal da die Wirkung der eingeführten Mittel noch mehr eine unsichere, ihr Eintritt nach Zeit und Intensität ein ungleich wechselnder ist. Derartige Versuche sind z. B. mit dem Chloral gemacht worden. Dabei hat sich ergeben, daß das Chloral per os oder per rectum eingeführt, wohl analgesierend, aber nicht anästhesierend wirkt, so daß zu völliger Anästhesierung Chloroform außerdem gegeben werden mußte.“

Von französischer Seite ist eine Injektion des Chloralhydrats in die Bauchhöhle empfohlen worden. Schon Richet hat auf diesem Wege narkotisiertt. Cadeac und Mallet kontrollierten wohl als erste die Vorschläge Richets. Sie veröffentlichten im Jahre 1891 ihre Erfahrungen über die neue Methode mit dem alten Mittel unter dem Titel: Zur Anästhesierung mittels intraperito- nealer Injektion einer reinen oder einer mit Morphium gemischten Chloralhydratlösung. Sie injizierten einem zwei Jahre alten 17 kg schweren Schäferhunde in das Bauchfell 8,5 g Chloralhydrat und 425 mg Morphium (= 0,5 g pro Kilogramm Körpergewicht noch dazu mit dem die Chloralhydratwirkung potenzierenden Morphium). .Nach zehn Minuten war die Anästhesie vollständig und dauerte etwa zwei Stunden. Das Tier verendete während der Nacht. Die Sektion enthüllte eine starke Kongestion des ganzen Bauchfells. Die Versuchungsresultate waren nicht immer so ver- drießlich; so konnten sie das Anästhesierungsmittel mehreren Jagd- hunden injizieren, ohne dadurch den Tod oder selbst nur üble

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Zufälle zu bedingen, Auf Grund ihrer Versuche warnen sie trotz- ` dem vor der Anwendung des R ic h e t schen Verfahrens nicht allein beim Hunde, sondern auch beim Pferde.

(Die seht kurze Zeit, die bis zum Tode des Hundes verstrich, spricht nicht gerade für die pathologisch - anatomische Diagnose Peritonitis, sondern es handelt sich fraglos um eine gewaltige Mobilisation des Fettes und um fettige Degeneration von Herz, Leber, Nieren, Nebennieren.)

Sendrail hat sich eingehend mit dieser Applikationsart be- schäftigt und diese Narkosemethode seit mehreren Jahren aus- schließlich angewandt, bevor er sich höchst befriedigt im Jahre 1907 aussprach. Er macht die Injektion auf der Höhe der linken Flanke. Die Lösung selbst muß frisch bereitet und 10% sein. Die Dosis beträgt beim Pferde 1,0 g auf 10 kg Körpergewicht und beim Hunde 1,0 g auf 3 kg Körpergewicht. Ausdrücklich hebt der Autor die gänzliche Gefahrlosigkeit hervor. Die Narkosen sollen nach zehn Minuten eintreten und etwa eine halbe Stunde andauern. Das Erwachen ist etwas langsam, kann aber durch Pilocarpin- dosen (?) beschleunigt werden. Von anderen wird folgende Technik bevorzugt: Die Haut der Nabelgegend wird sorgfältig desinfiziert. Das Tier wird in Rückenlage gebracht. Die Nadel wird senkrecht durch die Bauchwand, höchstens % cm tief eingestochen.

Escelauze und Edmond bestätigten die Angaben Sen- drails im selben Jahre.

Auch Cinottis Angaben decken sich mit den der anderen Autoren. Cinotti hat das Chloralhydrat als Anästhetikum beim Hunde in vielen Fällen intraperitoneal angewendet, nachdem aller- dings 10 bis 20 Minuten vorher eine subkutane Morphiuminjektion von 0,01 bis 0,1 g je nach Größe des Hundes gemacht war.

Er verwendete 1,0 g auf 3 kg Körpergewicht, also dieselbe Dosis wie Sendrail, die in der zehnfachen Menge sterilisierten Wassers gekocht wurde und der dann zur Neutralisation 10% Natr. carbonie.-Lösung zugesetzt war.

Verfasser hat keinerlei Nachteile von dieser Narkoseart beim Hunde gesehen, er rät jedoch von der intraperitonealen Anwendung des Chloralhydrats beim Pferde ab, weil das Bauchfell zu empfind- lich und auch die Technik bei Pferden zu schwierig sei.

Zwei amerikanische Autoren empfehlen die intraperitoneale Injektion. Brown hatte bei peinlich durchgeführter Asepsis ausgezeichnete Resultate, da die Anästhesie bereits einige Minuten nach der Injektion einsetzt und so lange anhält, daß selbst . länger dauernde Operationen vorgenommen werden können. Ver- giftungserscheinungen sah der Verfasser in über hundert Fällen nicht eintreten. Unter Umständen kann die Wirkung eine un- vollständige sein, nämlich dann, wenn das Mittel nicht in die Bauchhöhle, sondern in das Darmlumen injiziert wird,

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Rice stellte ebenfalls Versuche mit intraperitonealen Injek- tionen an. Als Dosis gibt er 1,0 g auf 3 kg Körpergewicht an (Lösung 10%). |

Wester injizierte Pferden 60,0 g Chloralhydrat in 10% Lösung intraperitoneal und fand meistens keine oder eine un- genügende Wirkung, die meisten Tiere hatten die folgenden Tage gestörten ' Appetit. Er empfiehlt die intraperitoneale Injektion nicht. Auf demselben Standpunkt steht Bernhardini.

M. Breton hat intraperitoneale Injektionen therapeutisch bei schweren Koliken angewendet. Er empfiehlt diese Injektionen 10% nach den Angaben von Sendrail.

An 33 Hunden habe ich die Angaben der angeführten Autoren nachkontrolliert. Die Injektion habe ich mit einer Pflanzschen großen Impfspritze (200 ccm Inhalt) ausgeführt. Bei 12 Fällen wurde die Flanke später 21mal die Nabelgegend beim hoch- gehobenen Hunde gewählt. Die Tiere wurden, den Bauch dem Operateur zugekehrt, an den Vordergliedmaßen gehalten. Die Technik der Injektion ist einfach, jedoch nicht so einfach, daß es sich nicht empfehlen würde, vorher sich über die anatomischen Verhältnisse zu unterrichten, um auch einwandfrei den freien Raum der Bauchhöhle zu treffen und nicht etwa eine Injektion in die Leber zu machen. Das leichte widerstandslose Eindrücken des Spritzenstempels zeigt ja das Getroffensein der Bauchhöhle an. Ich habe vor der eigentlichen Injektion einige Kubikzentimeter physiologische Kochsalzlösung eingespritzt, um mich davon zu überzeugen, daß sich die Nadel im freien Raum der Bauchhöhle befindet. |

Die meisten Hunde schrieen, wenn sie zu Boden gesetzt wurden und sahen sich mit gekrümmten Rücken in die Flanken. Веі. der Anwendung 10%iger Lösungen treten die Erscheinungen einer Chloralhydratwirkung viel später ein als bei 20%,igen Lösungen. Bei 10%.igen Lösungen erfolgt Narkoseeintritt oft erst nach 25 Mi- nuten, während bei 20%igen Lösungen spätestens nach 6 Minuten vollkommene Anästhesie erfolgt, wenn die Dosis richtig gewählt ist. Die Sendrailschen Angaben, daß bei 10 %igen Lösungen spätestens nach 10 Minuten Narkose eintrete, konnte ich nicht finden. Die Stadien, die die Hunde durchmachen, sind im all- gemeinen folgende:

Wenige Minuten, etwa 1 bis 5, nach erfolgter Injektion läßt die Aufmerksamkeit des Tieres merklich nach. Das anfängliche ängstliche Gebaren weicht einer oberflächlichen Benommenheit. Ausgesprochene Exzitationszustände sind zwar nicht allzuoft, aber immerhin doch einige Male beobachtet worden. Der Zustand der Depression geht bald in das Stadium der Inkoordination der Be- wegung über, das zuerst in einer Unsicherheit der Nachhand zum Ausdruck kommt, bald aber die Vorhand mitergreift.e. Zwingt

man die Versuchstiere z. В, durch pathische Reize zu Flucht- bewegungen, so taumeln sie mit geschlossenen Augen .gegen. die Wände des Untersuchungsraumes,. Die Inkoordination der: Be- wegung geht in ‚eine Sewegungsuniähigkeit über, der sich die Narkose anschließt.

‚Die von Sendr sol angegebene Dosis 0,33 g pro Kilogramm Körpergewicht scheint für viele Tiere zuzutreffen, wahrscheinlich für alle diejenigen, die eine normale Zusammensetzung des Blutes haben. Bei Hunden aber, bei denen diese Voraussetzung nicht zutrifft, also bei allen an Infektionskrankheiten leidenden oder die solche überstanden haben und: bei allen pathologischen Er- scheinungen,. überhaupt solchen, die mit einer Herabsetzung der roten Blutkörperchen einhergehen und bei übermäßig fetten, ge- mästeten Tieren trifft diese Dosis nicht zu. Bei allen diesen Tieren ist mit einer allgemeinen fettigen Degeneration zu rechnen. Wie ' weit diese gefürchtetste Erscheinung hintenan zu halten ist, wird Aufgabe späterer besonderer Untersuchung bei eingeengtem Kreis- lauf sein. Gesunde kräftige Tiere dagegen zeigen ohne Frage eine ziemlich umfangreiche Narkotisierungsbreite, wie bereits erwähnte Versuche zeigen. Ohne Schaden kann man ein mehrfaches der Sendrailschen Dosis injizieren. Ich füge einen solchen kon- trollierten Versuch hier an:

Hündin, Bastard, gut genährt, etwa zwei Jahre alt. 5010,0 g schwer. Um 9 Uhr morgens werden 1,5 :15,0 intraperitoneal ver- abfolgt. Da nach 15 Minuten keine Narkose (wohl aber ein aus- gesprochenes Depressionsstadium) eingetreten ist, werden noch 0,5 : 5,0 gegeben. Ein ganz oberflächlicher Schlaf tritt nach 5 Mi: nuten ein. Um die Narkose herbeizuführen, werden noch 1,0: 10,0 gegeben. Nach der letzten Gabe tritt fast unmittelbar die Narkose ein. Fünfzehn Minuten nach der letzten Injektion ist der Puls noch fühlbar und regelmäßig, nach 25 Minuten wird er klein, nach 40 Minuten arbeitet das Herz unregelmäßig, kehrt aber nach 45 Minuten zur regelmäßigen Arbeit zurück. Nach 70 Minuten ist die Temperatur nicht mehr auf dem Fieberthermometer ablesbar. Hundert Minuten nach Beginn des Versuchs ist der Puls kaum fühlbar. Die Herztöne werden unklar und aussetzend. Nach 120 Minuten fehlt der Puls. Ganz schwache undeutliche Herztöne werden mit: dem Phonendoskop festgestellt, und zwar 17 in der Minute. Der Tod ist jeden Augenblick zu erwarten. Mit dem Kopf führt das Versuchstier nickende, automatische Bewegungen aus. Die Atmung ist im höchsten Grade angestrengt bis krampf- haft. Haut- und Coneareflex ist beiderseits vorhanden. Nach 170 Minuten zittert das Tier sehr stark. Das Versuchstier: wird einer Luftwärme von 43 Grad Celsius ausgesetzt. Das Zittern läßt nach. Die Atmung wird ruhig, der Puls regelmäßig. Nach 240 Minuten erhebt sich die Hündin, heult, läuft mit geschlossenen

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Augen umher, stößt. überaH an, auf. Nadelstiche reagiert sie heulend.. Um 4 Uhr erwacht das Tier. Nach 12 Stunden ist das Sensorium ziemlich frei. Am anderen Morgen wird Futter an- genommen. Komplikationen treten im Injektionsfelde nicht auf, auch Allgemeinbefinden läßt nichts zu wünschen übrig. Die Dosis betrug also bei diesem Hunde pro Kilogramm Körpergewicht 0,6 е.

Der Hund beantwortet die Injektion mit einem konstanten Temperaturabfall, der manchmal so groß ist, daß er nur mit einem hundertgradigen Thermometer meßbar, also unterhalb von 35 Grad Celsius liegt. Die Tiere zittern nicht nur, sondern Kopf und Gliedmaßen werden nur so hin- und hergeschüttelt. Die Zahl der Atemzüge in der Minute fällt fast immer. Die Atmungskurve zeigt indessen nicht die Regelmäßigkeit eines Abfalls wie die Tem- peraturkurve. Die Pulskurve zeigt im allgemeinen anfangs eine Steigerung, die oft erheblich zu nennen ist. Steigerung um 30 bis 90 Pulse sind keine Seltenheit. Dann erfolgt ein Abfall, der kurz vor dem Erwachen nochmals einer Steigerung der Pulsfrequenz Platz macht. In manchen Fällen ist eine gewisse Irregularität deutlich erkennbar. Die Pulswelle nimmt dagegen an Höhe ständig ab; wegen seiner Kleinheit entzieht sich der Puls häufig der Kontrolle.

Vor Eintritt, manchmal auch nach erfolgter Narkose erbrechen die Versuchstiere, sind sie nüchtern, so werden manchmal mehrere Minuten anhaltende Brech- und Würgebewegungen ausgeführt. Häufig kommt es während der Narkose zu Defäkationen, die meistens breiiger Natur sind. Die durchschnittliche Narkosedauer beträgt 1% Stunden. Die Narkosen sind ideale, sie gestatten jeden chirurgischen Eingriff. Haut-, Kornea- und Konjunktival- reflex fehlen, während der Patellarreflex beiderseits ständig nach- weisbar.

Meine Versuche am Hunde liegen 8 bis 9 Jahre zurück. Auf Grund der drei Todesfälle, die ich in dem Kapitel „Die Bedeutung des Blutes für die Narkose“ bereits erwähnt habe, kam ich damals zu einer Ablehnung der Sendrailschen Methode, weil ich für das Bauchfell und für das Herz fürchtete Heute stehe ich auf einem anderen Standpunkte. Die Gefahren für das Peritonaeum sind bei strenger Asepsis und Antisepsis sehr klein. Wenn auch Chloralhydrat in 10- bzw. 20%iger Lösung reizend auf Schleim- häute wirkt, so ist doch die Entzündung eine aseptische. Eine das Leben gefährdende Peritonitis kommt sicher nicht zustande. Die Gefahr der fettigen Degeneration ist durch eine geeignete Aus- wahl und durch vorheriges Ausruhen und durch Einengung des Kreislaufes kaum mehr zu fürchten. Nach vorheriger Blut- und Harnuntersuchung sowie bei eut abgeschnürten Gliedmaßen bietet die Sendrailsche Methode erhebliche Vorzüge vor der sonst

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üblichen Morphiuminjektion und verdient in Anbetracht der schönen Narkosen aufs neue der Beachtung und erneuter Kontrolle.

Unser größtes Interesse nimmt die intravenöse Infundierung - (nicht Injektion) in Anspruch. Vor allen Dingen ist es die Nar- kose des Pferdes, die sich mit dieser Methode erreichen läßt, welche uns fesselt. Wie bereits eingangs erwähnt, injizierte Ore& zuerst wässrige Chloralhydratlösungen intravenös. Langgaard verurteilte das O r é sche Verfahren, das bei der damaligen Technik und wohl auch mangelhaften chemischen Reinheit geeignet war, das sich damals der höchsten Wertschätzung erfreuende Chloral- hydrat in Verruf zu bringen.

Trotzdem bereits im Jahre 1881 von Humbert die erste intravenöse Injektion beim Pferde ausgeführt wurde, ist das Für und Wider bis heute nicht zur Ruhe gekommen. Während die eine Partei nicht genug vor dieser Methode als höchst gefährlich warnte, empfiehlt sie die andere als ungefährlich und praktisch brauchbar.

Möller, Frick, Fröhner, Eberlein, Kauff- mann und ihre Schüler stehen auf der einen und Pfeiffer, Schweikert,Vennerholm, Nocard und ihr Anhang auf der anderen Seite. Fröhner:scheint allerdings nicht mehr auf einem absolut ablehnenden Standpunkt zu verharren. Im großen und ganzen haben sich die Praktiker der Methode nicht bedient, weil sie, ohne selbst zu prüfen, wozü ich einige hundert Narkosen rechne, die Anschauung der erstgenannten Autoren zur ihrigen machten. Die letzte Arbeit über dieses Thema, die mir zugänglich war, ist die von Martens, der Injektionen von 50,0 bis 400,0 -- 12%% Chl. zu Operationszwecken ausführt.

In seiner Operationslehre kritisiert Frick die б атавбве Chloralhydratinjektion folgendermaßen: Leider ist es mir bei diesen intravenösen Injektionen von Chloralhydrat ebenso wie andern ge- gangen (Möller, der sich seinerzeit für eine Narkose mit Chloroform aussprach und die intravenöse Injektion von Chloral- hydrat ablehnte), daß die Dosis zuweilen zu groß war und die Tiere nicht mehr erwachten (bei 25 bis 45,0 g!), während in anderen Fällen die Wirkung ungenügend war. Dazu kommt, daß, wenn auch nur einige Tropfen in die Nachbarschaft der Vene geraten, daselbst unangenehme Eiterungen mit folgender Thrombo- phlebitis entstehen.

Trotz neuer Empfehlungen Fröhner, Vennerholm und Pfeiffer dürfte daher die Chloralhydratnarkose in Form intravenöser Injektion allgemeine Verbreitung, namentlich in der Landpraxis nicht finden.

Fröhner kam seinerzeit auf Grund folgenden Versuches zu seiner viele Jahre in jeder Auflage seiner Arzneimittellehre wiederkehrenden ablehnenden Anschauung.

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Er machte an zehn Anatomiepferden intravenöse Injektionen mit Lösungen von 1:2, wobei 90,0 bis 160,0 Chloralhydratlösung zur Anwendung kam. Die Narkose trat nach 1 bis 30 Minuten ein und dauerte zuweilen 2% Stunden. Bei acht Versuchstieren, die gleich getötet wurden, wurde eine ausgebreitete Thrombose der Jugularis an der Einspritzungsstelle nachgewiesen; bei den beiden übriggebliebenen Pferden trat eine heftige Phlebitis ein. Die Pferde fieberten und zeigten eine schnurförmige Anschwellung der Jugularis, begleitet von einem starken Ödem, das sich bis zum manubrium sterni erstreckte. Nach Tötung dieser Tiere am 6. bzw. 8. Tage ergab die Sektion Verstopfung der Vene jugularis durch Thromben und gelbe eitrige Massen, Verdickung der Venen- wand und eine rauhe Intima. In derselben Zeitschrift im selben Band äußerte Negotin sich genau wie Fröhner. |

Mit nicht ganz so hoher Konzentration arbeiteten Eberlein

und Rehse. Sie haben unter acht Versuchspferden viermal na .9 intravenöser Injektion von 20%igen Chloralhydratlösungen bei ` 4 Beobachtung aller Regeln Thrombose und Phlebitis der Jugu riq Ф beobachtet und erklären diese Methode als unbrauchbar. Im 5 Б

Auf Anregung von Witzel haben Nerking und Sc ürV r > mann in der biochemischen Abteilung des Instituts für e еме; 2E mentelle Therapie zu Düsseldorf die alte O sche Idee wjedem := 2 aufgegriffen, intravenös zu narkotisieren, weil dieser Weg fr len N

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der idealste sei. Sie gebrauchten 209%,ige А{һу1!-Оге{һап1бзи und Chloralhydratlösungen 5:10. Diesen Versuchen wur einige mit Chloralhydratlösungen 5:10 allein angereiht mi schlechtem Erfolge. Die kombinierte Urethan-Chloralhydratnarkose verlief ruhig, gefahrlos und mit vollständiger Anästhesie. Die Untersuchung des Blutbildes vor und nach der Narkose bietet keine Abweichungen von der Norm und die des Harnes zeigt nie Eiweiß.

A. Kauffmann schreibt in seiner Arzneimittellehre 1910 auch über intravenöse Chloralhydratinjektionen, Er warnt vor ihnen, weil sie die allerübelsten Komplikationen unfehlbar nach sich ziehen: Phlebitis, Obliteration der Vene, Abszeßbildung und Gewebsnekrose.

Der pessimistischen Auffassung der angeführten Autoren schließt sich Bayer vollkommen an. Er sah regelmäßig am zweiten bis vierten Tage eine Phlebitis und Periphlebitis eintreten, außerdem Thrombosierung der Jugularis, selbst Thrombosierung der Blutleiter im Gehirn, Verblutung, Narkose, brandige E der Vene in fast der ganzen Länge des Halses.

Für die intravenöse Applikation treten Vennerholm, Pfeiffer und seine Schüler, z. B. Schweickert ein, ferner von den Franzosen Nocard, Chanveau, Barrier, dann

Пе;

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Jelissejew, Bernhardini, Brown und in allerneuester Zeit Martens.

Vennerholm ыл im Caent zu Frick an, daß die: gewöhnlich als ausreichend bezeichneten Dosen von 25 bis 40,0 g nur eine Analgesie, aber keine eigentliche Anästhesie herbei-. führen. Ausgesprochene narkotische Effekte kommen beim Pferde- erst bei 50 bis 60,0 g zustande; wobei er die Einschränkung macht, daß bei älteren Tieren 50,0 & Chloralhydrat nicht über- schritten. werden sollen. Die filtrierten, auf Blutwärme gebrachten 1:3 konzentrierten Lösungen werden injiziert. Die Chloralhydrat-' lösungen werden also mit einer Spritze unter einem bestimmten Druck in die Vene gespritzt. Es muß dies ganz besonders hervor- gehoben werden. Nun ist es sehr interessant, daß Vennerholm 'so großen Wert auf die Kanüle legt, um Verletzungen der hinteren Venenwand oder ein Durchstechen derselben zu verhindern und damit zu verhüten, daß an ungewollten Stellen, also z B. in die Venenwand bzw. in die unmittelbare äußere Umgebung der Vene Chloralhydratdepots angelegt werden, die sich ja mit den ge- fürchtetsten Erscheinungen bemerkbar zu machen pflegen. Er schiebt in die Nadelkanüle, wenn diese in die Vene eingedrungen ist, eine 7 bis 8 cm lange Hülse, die die Kanüle selbst um einige Zentimeter überragt und auf die dann erst der mit der Spritze іп Verbindung stehende Gummischlauch aufgesteckt wird. Auf diesem Wege ist es ihm ja allerdings gelungen, aus der Nadel eine un-. gefährliche Röhre zu machen und Verletzungen zu verhindern. Vor der Injektion werden dem Pferde die Fesseln angelegt, damit. das Pferd, wenn es nicht selbst fallen sollte, hingeworfen werden kann. Die Gefahr der hohen Konzentration bleibt aber bestehen. So stellt Vennerholm keineswegs in Abrede, daß wegen der . Kontaktwirkung des Chloralhydrats mit einer Phlebitis zu rechnen ist, während alle anderen Befürchtungen, wie sie zur Genüge be- kannt sind, thrombotische Prozesse in abgelegenen Gefäßbezirken, paralytische. Prozesse, Herz- und Respirationslähmungen’ tatsäch- lich nicht zu befürchten sind. Nur wenige Tropfen (dieser hohen Konzentration 1:3, nicht aber, wie wir an der Hand von Versuchen mit bedeutend schwächeren Lösungen sehen werden) genügen, in das perivaskuläre Bindegewebe gebracht, um eine heftige Peri- phlebitis zu erzeugen, die zur Thrombophlebitis führt. Bern- hardini hat eine umfangreiche Arbeit über die Wirkung, Dosie- rung, Applikation usw. des Chloralhydrats für die Zwecke der Allgemeinnarkose beim Pferde und Hunde geliefert. Der Autor kommt u. a. zu folgenden Schlüssen: „Chloralhydratlösungen wirken im Reagenzglase hämolytisch und blutgerinnend. Am wenigsten tun dies isotonische Lösungen des Mittels, d. h. 4,1%. Die intravenöse Injektion von isotonischen Lösungen ist voll- ständig ungefährlich.“

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'Das unbestreitbare Verdienst Pfeiffers ist es, die seinerzeit schon fast begrabene Frage aufs neue durch seine Schüler zur Diskussion gestellt zu haben. Fast scheint en so, als ob sich die Außenseiter, die sich der bei der Allgemeinheit fraglos verpönten Methode bedienen, mehrten. So habe ich im Felde Leiter von Pferdelazaretten gefunden, die zur Zufriedenheit Chloralhydrat intravenös anwandten. Während des Krieges ist von Martens ein Artikel veröffentlicht worden, іп dem etwa 12%,ige Chloral- hydratlösungen warm empfohlen werden. |

Als ich vor zehn Jahren meine erste Chloralhydratinjektion (nicht Infusion) machte, mußte sich wohl die Nadel verschoben haben, und ich bekam eine Phlebitis schlimmster Art, die bis zum Brusteingang herabkroch, zum totalen Absterben der Vene und zu einer Septikämie und zum Tode führte. Durch diesen Todesfall habe ich mich nicht abhalten lassen, immer wieder, zwar nicht die Injektion, wohl aber die Infusion auszuführen. Im Laufe der Zeit habe ich bei mehr als einem halben tausend Pferden Chloral- hydrat intravenös angewendet. Bei diesen verhältnismäßig vielen Fällen habe ich, um dies gleich vorweg zu bemerken, mit Aus- nahme des bereits erwähnten Todesfalles niemals eine Kompli- kation weder lokaler noch allgemeiner Art gesehen. Die im denkbar größten Widerspruch zu den Angaben von Fröhner, Eberlein, Bayer, Frick u. a. stehenden günstigen Ergeb- nisse führe ich auf die angewandte Technik zurück.

| (Fortsetzung folgt.)

Zur кейін über alte und neue Beschlags-

theorien. | Von Stabsveterinär Mrowka.

Unsere Lehrbücher über den Hufbeschlag betrachten den Huf- mechanismus als das hauptsächlichste Symptom eines gesunden Hüfes. So will Görte in der neuesten Auflage seines Leitfadens den Hufbeschlag so eingerichtet wissen, daß der Huf in seiner Be- weglichkeit nicht gehindert wird. Er lehnt, bevor eingehende Ver- suche die Richtigkeit der Stark-Gutherschen Grundsätze bewiesen haben, ihre Verallgemeinerung ab. Nicht mit Unrecht. Denn wären die jahrzehntelang angewandten Theorien so grund- falsch gewesen, müßten Hufkrankheiten die Marschfähigkeit der berittenen Truppen in Frage gestellt haben. Aber die Marsch- leistungen bei großen Friedensübungen und schließlich bei der Ge- waltprobe, dem forcierten Vormarsch der Divisionen auf den harten Straßen Belgiens und Nordfrankreichs, halten jede Kritik aus. Selbst den Gesundheitszustand der Hufe unregelmäßiger

Sfallungen haben die angewandten Methoden nicht zu erschüttern vermocht, und wir haben keine Ursache im Prinzip von ihnen ab- zuweichen.

Stark-Guther empfehlen das „Zurück zur Natur“ mit der Begründung: „Es gibt keinen frei in der Natur lebenden Ein- hufer, der zum Beispiel nur mit dem Tragerand seine Körperlast trägt, vielmehr nimmt die ganze Sohle die Last seines Körpers auf und der Entwicklung der Eckstreben wird bei diesen wild lebenden Tieren durch kein Hufmesser entgegengewirkt.“ Sie verweisen dabei auf die Beschlagskunst der alten Meister, die den Beschlag der Natur anzupassen sich bemühten und zur natürlichen Be- lastung: der ganzen Sohle Eisenplatten verwendeten.

. Die Beschaffenheit der Hufe des meist barfuß laufenden und frei lebenden, unvergleichlichen asiatischen Mongolen- sowie des südafrikanischen Basutopferdes widerspricht der Behauptung Stark-Guthers. Sohle und Tragerand nehmen bisweilen Formen an, die nach unseren Begriffen das Gangwerk des Pferdes beeinträchtigen müßten. Nicht selten findet man die Trachtenwand über den Sohlenschenkel gerollt, so daß die Fußung nicht mit dem Tragerande, sondern mit der Glasurschicht der umgebogenen Horn- wand erfolgt. Die Formen der Sohle und des Tragerandes zeigen die verschiedensten Variationen, teils Belastung der Sohle, teils des Tragerandes, und die gewölbte Sohle ist nicht seltener als die flache je nach Form des Hufes und der zufälligen Menge des toten Horns. Dennoch wird die Leistungsfähigkeit der Tiere nicht beeinträchtigt; Hufkrankheiten und -lahmheiten gehören zu den größten Selten- heiten. Man kommt sehr bald zu der Überzeugung, daß der Huf ` nicht so empfindlich ist, als man allgemein anzunehmen gewohnt

ist, solange nicht das Eisen die Hornwand in ihrem Wachstum be- hindert. Trotzdem ist bei Verwendung des Einhufers auf un- gewöhnt harten Straßen die Beschlagskunst berufen und in der Lage, die nachteilige Wirkung des Beschlages zu beschränken und auch dem beschlagenen Hufe jene Unempfindlichkeit zu verleihen, wie sie beim unbeschlagenen Regel ist. Dabei erfüllen bei sorg- fältiger Beobachtung aller Vorschriften die Beschlagstheorien Kösters-Schlake ihren Zweck nicht schlechter als die der alten Meister und Stark-Guthers. Auch der Chinese ver- wendet breitschenklige Eisen, die die Sohle decken, der Bewohner Bosniens und der Herzegowina an den „Konikes“ Eisenplatten mit nur einem kleinen Loch im Zentrum Plotscha-Beschlag —, obgleich den Völkern jede. Vorstellung von dem komplizierten ana- tomischen Bau des Hufes fehlt. Da sie das Eisen nicht aufbrennen, sondern kalt aufschlagen, kann ihnen nie die Absicht zugemutet werden, durch das Platteneisen eine gleichmäßige Druckverteilung auf die Sohle zu erzielen; das Eisen soll vielmehr den Huf auf steinigem Boden vor Druck schützen. Ob die alten Meister alle

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Hochachtung vor ihrer Schmiedekunst in richtiger Erkenntnis der Anatomie und Physiologie des Hufes ihre Platteneisen gewählt und verwendet haben, bleibt doch mehr als zweifelhaft, denn Schmiedekunst ist noch nicht Beschlagskunst, und selbst das von Künstlerhand gefertigte Eisen wird keine andere Wirkung auf einen falsch beschnittenen Huf ausüben als eine Stümperarbeit.

Stark-Guther bestreiten nicht dasVorhandensein des Huf- mechanismus, glauben jedoch „die Anschauung vertreten zu können, daß man die. Bedeutung des Hufmechanismus doch etwas zu hoch eingeschätzt hat und daß nicht immer die richtigen Schlüsse ge- zogen wurden“. Sie vertreten den Standpunkt, daß der Sohle von Natur aus die Wölbung fehle, daß Eckstreben, Sohle und Tragerand in einer Ebene liegen und daß die ganze Sohle die Last des Körpers . zu tragen hätte. „Es widerspricht demnach der Natur, so wichtige Teile des Hufes zu entfernen und eine unnatürliche Belastung durch den bisher üblichen Tragerand allein zu schaffen.“

„Wenn die Natur das Hufbein, das Fundament bzw. den Sockel des ganzen Knochengerüstes, durch die Sohle senkrecht unterstützt hat, so dürfen wir diese gute Stütze ihrer Bestimmung nicht ent- ziehen.‘ Die Forderung stützt sich auf eine nicht bewiesene Voraus- setzung, und sie wird schließlich durch den Satz: „Wird durch die überaus feste Verbindung des Hufbeins mit der Hornwand eine schädigende Druckwirkung mit ihren Folgen vermieden“ revidiert und in dieser Form von der alten Schule rückhaltlose Anerkennung finden. Nicht auf der Sohle, sondern in dieser überaus festen Ver- bindung zwischen Hufbein und Hornrand und letzten Endes auf der Hornwand und ihrem Tragerand ruht die Last des tierischen Körpers. Denn für die Folgen, die eine Störung dieser Verbindung nach sich zieht, ist die Rehe das eklatanteste Beispiel. Wenn als deren Ursache Märsche auf hartem, unebenem Boden und eine ge- wölbte, künstlich ausgehöhlte Sohle angegeben wird, so müßte diese auch, wäre sie der Träger der Körperlast, in erster Linie und primär erkranken. Die allgemein geübten Beschneidungsfehler an der Sohle hätten im Laufe der Jahre und zuletzt bei den Gewalt- märschen dieses Krieges katastrophal werden müssen. Die primäre Erkrankung bei der Rehe setzt jedoch in jener überaus festen Ver- bindung zwischen Hufbein und Hornwand ein, während die Ver- änderungen an der Sohle unabwendbare Folgeerscheinungen sind. Für die Loslösung des Hufbeins können deshalb harte Straßen usw. allein nicht als Ursachen gelten, vielmehr dürfte ein anhaltend übermäßiger Angriff des Hufbeinbeugers auf das Hufbein und hebelartig auf dessen Verbindung mit der Hornwand beim Über- heben der Körperlast über die Hufzehe zu unnatürlicher Zerrung an der Blättehenschicht, zu aseptischer Entzündung mit Exsudation und zur Loslösung des Hufbeins führen. Daß dafür mangelhafte oder ganz fehlende Zehenrichtung, also lediglich Beschlagsfehler,

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als nächste und wahrscheinlich einzige Ursache in Frage kommt, ist um so wahrscheinlicher, als spitze Hufe mit Neubeschlag in erster Linie für die Krankheit prädisponiert sind. Die zunehmende Häufung der Rehefälle gegen Ende des Krieges ist nur ein Zeichen für mangelhafte Kriegsdurchbildung und Schulung des Beschlag- personals, denn selbst älteren Schmieden war die Bedeutung und Notwendigkeit der Zehenrichtung nicht geläufig; deshalb war ihre Vernachlässigung wegen Zeit- und Arbeitsersparnis an der Tages- ordnung.

Der Angriff des Hufbeinbeugers auf das losgelöste Hufbein führt zu dessen Rotation. Der Abstand zwischen ihm und Horn- wand wird dadurch immer größer, so daß die Anheftungsstellen des Beugers sich nähern und er entspannt wird. So erklärt sich die schleudernde Bewegung der Vordergliedmaßen mit Trachtenfußung in älteren Stadien, während bei der akuten Rehe der Zug der Sehne am Hufbein an der Entzündungsstelle, dem eigentlichen Angriffs- punkt, Schmerz auslöst, weshalb das Tier jede Beugung zu ver- ‚meiden sucht und die Gliedmaßen gestreckt und steif nach vorn bringt.

Der Stark-Guthersche Rehebeschlag bietet in der durch die Eisenplatte unterstützten Sohle für das rotierende Hufbein und somit dem Hufbeinbeuger frühzeitig Widerstand, er stellt das los- gelöste Hufbein fest und verhindert eine übermäßige Rotation. Darin liegt der anerkannte Erfolg ihres Beschlages.

So wenig die Form der Sohle in einer ursächlichen Beziehung zur Rehe wie überhaupt zu primären Hufkrankheiten steht, so be- deutend und ausschließlich sind die Funktionen der Hornwand. Allein durch den histologischen Aufbau in Form des Röhrchen- systems, dufch die durch die Blättehenschicht repräsentierte Ober- fläche und ihre in der ganzen Ausdehnung kompakte Beschaffenheit ohne Neigung totes Horn zu werden, ist sie vor allen anderen mehr oder weniger lockeren und gummiartig elastischen Hornteilen dazu berufen, dem Druck der Körperlast Widerstand zu leisten. Ihre häufigen Erkrankungen weisen schon darauf hin, daß sie nicht allein Abschluß der Hornkapsel nach außen sein kann.

Die Hornwand des Fußes mit den umgebogenen Eckstreben ist ein an den Trachten offener Ring, etwa einem Schlüsselring ver- gleichbar, dessen in sich selbst begründete Elastizität noch durch die von der Tracht zur Zehe zunehmende Wandstärke erhöht wird. Und es leuchtet ohne weiteres ein, daß bei jeder gewaltsamen Formveränderung der Ring im Moment, da die Gewalt beseitigt wird, seine ursprüngliche Form annimmt. Die Last des Tierkörpers von oben, der Gegendruck des Erdbodens von unten bringen den Hufring aus seinem Gleichgewicht. Infolge der Winkelung der Gliedmaßen im Fesselgelenk greift die Kraft an den hinteren, als den schwächsten Abschnitten des Hufes an, von den Trachten zur

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Zehe allmählich abnehmend, um schließlich durch den zunehmen- den Widerstand der elastischen Kraft paralysiert zu werden.

Während an der Krone des Hufes die äußere Haut sich den Lageveränderungen der Trachtenwände ohne weiteres anpassen wird, ermöglicht der Strahl vermöge seiner gefalteten Form und des gummiartigen Weichhorns die Bewegung des Hufes an der starren Sohlenfläche.

Die Eckstreben, als Teile des Hornringes, folgen den Erschütte- rungen der Trachtenwand, übermitteln und regulieren deshalb auch die Lageveränderungen der den Strahl nicht berührenden Horn- wandteile dem Gesamtkörper des Strahls. Da sie an ihrer Um- biegungsstelle der Intensität der Bewegung der Trachtenenden folgen müssen, sind der Strahl an dieser Stelle am breitesten und die Falten am stärksten entwickelt. Er nimmt gradatim an Breite und Stärke ab, je mehr im Verlauf der Eckstreben die Bewegung verloren geht. Wären sie nicht vorhanden, so müßte die ganze hintere Sohlenpartie, saweit die Wände beweglich sind, aus Strahl- horn bestehen.

Die Eckstreben sind nichts weiter als Vermittler und Regu- latoren der Bewegung der Trachtenwände für den Strahl. Dieser vertritt im starren Sohlenkörper die Stelle eines Gummibandes zwischen zwei elastischen Flächen. Beide erfüllen eine rein passive Aufgabe im Begriff des Hufmechanismus, und es muß der Auf- fassung widersprochen werden, daß die Eckstrebe, die unbestreitbar Teil sowie freies Ende des Hornringes und unmittelbare Fort- setzung des beweglichen und zu krankhaften Veränderungen neigen- den Trachtenteiles ist, zum Eckstein des komplizierten Bauwerkes ausersehen sei. Aus demselben Grunde läßt sich die Annahme nicht aufrechterhalten, Strahl und Eckstreben hätten die Aufgabe, eine Verengerung des Hufes an den Trachten zu verhindern, d. h. sie sollen in der Lage sein, dem sie beherrschenden Druck der elasti- schen Kraft des Hornringes nicht nur Widerstand zu leisten, sondern ihn zu überwinden. Zur Erfüllung dieser Forderung dürfte der Strahl nicht aus elastischstem Weichhorn des Hufes bestehen, die Eckstrebe nicht in dem schwächsten und beweglichsten Teil des Hornringes ihre einzige Stütze finden. Krankhafte Veränderun- gen des Strahls und der Eckstreben sind umgekehrt Folgeerschei- nungen von Erkrankungen der Hornwand.

Mit Recht bestreitet Koßmag jeden Einfluß der durch die Bewegung des Hufes erhöhten Blutzirkulation auf das Wachstum des Hufhorns. Für die Praxis wäre diese Frage auch belanglos, wüchsen sämtliche Teile der Hornwand gleichmäßig. Das trifft aber bekanntlich nicht zu. Stärker belastete Hornwandteile wachsen schneller als die weniger belasteten, oder: je stärker der Druck auf einen Horn produzierenden Kronenteil, desto intensiver die Produktion. Der Vorgang hat nicht den Charakter einer akuten

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hyperämischen Entzündung, ist vielmehr eine chronische Prolife- ration (Hyperplasie). |

| Das Hufeisen, als starrer, für die eege D EE E Körper, schließt ihren unteren Rand so ab, daß die ihm durch das aufgebrannte Eisen festgesetzte Ebene während der ganzen Zeit eines Beschlages unverändert der Tragfläche des Eisens angepaßt bleiben muß. Die normal wachsende Hornwand, die zwischen Eisen und Hufkrone gewissermaßen eingekeilt ist, schiebt an allen Teilen ihres Tragerandes das Eisen gleichmäßig vor sich her, da der die Hornbildung beeinflussende Reiz an allen Stellen der Krone un- gestört, physiologisch ist. : Huf- sowie Eisentragerand bleiben dauernd in einer Ebene, und das Eisen wird auf das Wachstum ohne Einfluß bleiben, als wäre es überhaupt nicht vorhanden. Mit dem Moment jedoch, da an zu hohen oder zu stark belasteten Horn- wandabschnitten die Hornproduktion vermehrt, pathologisch wird, wirkt das Eisen, da es den lokalen Abschub mehr produzierten Horns verhindert, wie ein Fremdkörper. Darin besteht derein- zige, aber folgenschwerste Nachteil des be- schlagenen vor dem unbeschlagenen Huf: hier die Möglichkeit ständiger Formveränderung des Huftragerandes je nach Intensität des Reizes, des Wachstums und dementsprechend desAbschubs von mehr oder weniger produzier- tem Horn an den einzelnen Wandabschnitten, dortseine absolute Starrheit, bestimmt und be- grenzt von der Tragefläche des Eisens

„Die Zubereitung der Hufe zum Beschlage erfordert die meiste Sachkenntnis und Überlegung.“

„Man suche durch Beschneidung zu erreichen, daß alle Teile des Tragerandes gleichzeitig den Boden berühren.“

„Stets soll der Tragerand mit. allen Teilen in einer Ebene liegen.“

Diese drei nicht nur für die Beschneidung, sondern auch für den Beschlag im allgemeinen fundamentalen Grundsätze Görtes werden leider nicht immer befolgt und worauf es besonders ankommt beim Aufbrennen des Eisens nicht genügend korrigiert. Der Satz Görtes: „Das Eisen wird nun mehrmals vorsichtig auf den Tragerand des Hufes aufgebrannt, bis eine innige Verbindung von Huf und Eisen erreicht 156, bedarf der Ergänzung, daß beim Aufbrennen die zu hohen Teile, die durch das Eisen zuerst berührt werden, mit der Raspel so lange abzutragen sind, bis alle Teile beider Trageflächen sich gleichmäßig berühren. Unter allen Um- ständen ist, soll ein gleichmäßiges Wachstum aller Hornwand- abschnitte erzielt werden, darauf zu achten, daß der nicht un- beträchtliche Druck des aufgenagelten und angezogenen Eisens auf

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alle Teile des Horntragerandes gleichmäßig verteilt wird, und daß jeder Teil (desselben in der Ebene des Eisentragerandes liegt. Es ist begreiflich, daß das härtere Material des Eisens sich den Un- ebenheiten des weicheren Horns nicht anschmiegen wird, sondern die zu niedrigen überbrücken, die zu hohen aber zusammenpressen muß. Dieser auf einem Teil des Tragerandes lastende Überdruck bei gleichzeitiger Entlastung eines benachbarten kann bei regel- mäßigen und gesunden Hufen mit planem Auftritt durch Beschnei- dungsfehler künstlich erzeugt werden. Seine große Gefahr für den Huf liegt darin, daß er trotz planen Auftrittes besteht, nach dem Beschlagen erst an den Folgen erkannt werden kann und ohne Unterbrechung wirkt. Der Effekt wird ‚schneller und stärker in Er- scheinung treten, wenn der Fehler an einer zu hohen Wand gemacht wird, wo der Druck der Mehrbelastung hinzutritt.

Es bedarf keines Beweises und kann jederzeit in der Schmiede demonstriert werden, daß der Überdruck nicht auf die betreffende Tragerandfläche beschränkt bleibt, sondern sich dem zugehörigen Hornwandabschnitte bis hinauf zur Krone mitteilt und als chroni- scher Reiz auf die Bildungsstätte des Wandhorns wirkt. Eine chronische Hyperplasie der Hornwand ist die unmittelbare Folge. Da jedoch der normale Abschub des mehr als an der benachbarten Krone produzierten Horns zum Tragerand durch das Eisen gesperrt ist und der Druck mit ständiger Zunahme der Überproduktion entsprechend steigt, kommt es zuerst zur Verdickung der Horn- wand. Später sucht sie in der Richtung eines fehlenden oder ge- ringeren Widerstandes auszuweichen: sie verbiegt sich konvex und drückt selbst gegen das Nachbarhorn des Wandabschnittes, der

infolge mangelhafter Belastung und Hornproduktion geschwächt, _ atrophisch ist, und reißt ihn aus seiner Verbindung mit der weißen Linie: das Horn verbiert sich konkav mit gleichzeitiger Bildung von loser Wand. \ |

Für gewöhnlich begegnet man den so entstandenen pathologi- schen Veränderungen an den Trachtenteilen des Hufes. Abgesehen von den üblichen Fehlern beim Beschneiden muldenartiger Trage- rand und beim Aufbrennen des Eisens, liegt die große Empfind- lichkeit der an und für sich schwächeren, dabei beweglichen Trachtenwände in ihrer fast senkrechten Stellung zum Eisen. Dazu kommt, daß an Zehe und Seitenteilen die Wand durch die Sohle entlastet wird, die Trachten dagegen allein tragen.

Nach wie vor ist an der Belastung der Hornwand, der berufe- nen Trägerin der Körperlast, festzuhalten, um sie für ihre Funktion kräftig und leistungsfähig zu erhalten. Eine Heranziehung des Sohlenwinkels und der Eckstrebe wird bei gleichmäßiger Druck- verteilung auf den Tragerand ohne nachteilige Folgen bleiben, wo- gegen bei Überdruck auf die Trachten neben Hyperplasie ihrer Hornwand die Gefahr der Steingallenbildung besteht.

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So notwendig die Forderung des planen Auftrittes ist, so muß mit äußerster Peinlichkeit auf die gleichmäßige Druckverteilung beim Aufbrennen des Eisens geachtet werden, um einen Überdruck auf bestimmte Wandabschnitte zu vermeiden. Da das Eisen den Abschub des hyperplastischen Horns zu stark belasteter Wandteile

. verhindert und im Gegensatz zum unbeschlagenen Hufe den Trage-

rand in eine Ebene zwingt, ihn feststellt, bleibt es Hauptaufgabe des Hufbeschlags, das Wachstum des Horns an allen Teilen der Krone physiologisch zu erhalten, sollen hyperplastische Vorgänge mit ihren Folgen ausgeschaltet werden. Die Tatsache, daß die Horn- produktion eines Wandabschnittes mit erhöhtem Eisendruck zu- nimmt, gewährt uns umgekehrt die Möglichkeit, das Wachstum der einzelnen Wandteile nach Willkür zu beeinflussen und dem Horn- ring auf diese Weise seinen gesunden Zustand, d. h. seine von der Zehe zur Tracht abnehmende Stärke und damit seine normale Elastizität zu geben, etwa verlorengegangene wiederherzustellen. So genügt nicht die Kürzung der konvexen Wand von unten, der konkaven von oben allein, vielmehr ist darauf zu dringen, daß beim Aufbrennen des Eisens die konkav verbogene Wand bei gleich- zeitiger Entlastung der Nachbarabschnitte in vollem Maße dem Druck des Eisens ausgesetzt wird, denn nur dann ist die Heran- ziehung zum Tragen gewährleistet. Schon beim nächsten Be- schlage wird die Wirkung deutlich in Erscheinung treten. So lange der Hornring gesund ist, werden die stärkeren, schräg gestellten und unbeweglichen Seitenwände den Trachten die normale Stellung bestimmen, d. h. dem Huf in seinem hinteren Abschnitt die natür- liche Weite vorschreiben und jede Verlagerung der schwächeren Wandabschnitte verhindern, dadieschwächere Wand dem Druck und Verlauf der stärkeren folgen muß. Der Zustand am Trachtenteil, wie ihn Koßmag mit den schräg stehenden Beinen eines Tisches vergleicht, ist bereits für den Huf pathologisch und nur möglich bei überlasteten Trachtenwänden. Ein Huf mit verlagerten und aufgerollten Trachten und selbst Eck- strebenbrüchen erreicht seine gesunde Form wieder, wenn durch künstliche Regulierung des Hornwachstums der Hornring seine natürliche Wandstärke erhalten hat, ohne Anwendung der zweifel- haften Wirkung aller Gewaltmittel geschlossenes Eisen, Eck- strebenaufzüge, Einlagen —, allein durch Übertragung des Eisen- drucks auf Zehe und Seitenteile und Entlastung der Trachten durch sachgemäßes Aufbrennen der Eisen. Schon nach wenigen Beschlä- gen wird die gestärkte Seitenwand die nun schwächeren Trachten- wände in ihre natürliche Lage drücken. Dieser Erfolg ist schon Beweis für die Richtigkeit der Theorie. Nicht der plane Auftritt allein, sondern nur in Gemeinschaft mit dem sachgemäßen Aufbrennen des Eisens

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bürgt für eine gleichmäßige Druckverteilung auf alle Teiledes Huftragerandes.

Die Beweglichkeit der Trachten wird mit dem Moment auf- hören, da diese infolge der Hyperplasie die Wandstärke der be- nachbarten Seitenwände erreicht oder bereits übertroffen haben, denn die Grundbedingung für die Elastizität ist durch Änderung des Stärkeverhältnisses der einzelnen Wandabschnitte verloren- gegangen. Wo bei hyperplastischen Trachten die Seitenwände in- folge mangelhafter Belastung und Entwicklung unter der Norm geschwächt sind, werden sie allein der Ort der Beweglichkeit sein, da sie nicht stark genug sind, um den von den stärkeren Trachten ausgeübten Druck auf die Zehenwand weiterzuleiten und schlimm- stenfalls brechen (Hornspalten). So sind Gesundheit des Hufes und Hufmechanismus zwei unzertrennliche Begriffe, die bei Aus- führung des Beschlages nicht hoch genug eingeschätzt werden können.

Ist die Bewegung der Trachten aufgehoben, tritt der Strahl außer Funktion, wird atrophisch, stirbt ab und verfällt der Fäulnis. Nur so ist der anerkannte Zusammenhang von Zwanghuf und Strahlfäule zu verstehen und diese zu erklären, Nicht sie ist das Primäre, sondern in jedem Falle der Zwang. Wenn unsre Lehr- bücher als Ursache für Strahlfäule u. a. zu nasse oder zu trockene Streu angeben, so ist mit diesen Begriffen ebenso wenig anzu- fanzen wie mit der Motivierung: zu enge oder zu weite, zu kurze oder zu lange Eisen bei den verschiedensten Hufkrankheiten. Ob der Auftritt plan, ob das Eisen nach der Krone gerichtet ist oder mit dem Tragerande abschneidet, ob es kurz genug oder lang genug, ob der Beschlag der geraden oder diagonalen, der bodenengen oder sonst welcher Stellung angepaßt ist, ob Sohle und Strahl zum Tragen herangezogen werden der Huf schreitet in seiner De- formierung und Verkrüppelung weiter, solange der nachteilige Ein- fluß, den ein nicht sachgemäß aufgebranntes Eisen auf das Wachs- tum der einzelnen Hormwandabschnitte ausübt, unberücksichtigt bleibt. In der gleichmäßigen Druckverteilung des Eisens auf alle Teile des Tragerandes und Vermeidung aller hyperplastischen Vorgänge an der Krone liegt die Quintessenz aller Be- schlagstheorien zur Erhaltung eines gesunden Hufes, der Kardinalforderung unserer bisheri- sen Schule Da wir die natürliche Regulierung desHornabschubsdurchdenBeschlagam Trage- rande hindern, müssen wir sie künstlich an die Krone, den Ort der Hornproduktion, verlegen und überwachen.

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Ein schwerer Fall von Anschoppungskolik.

Von Oberstabsveterinär Koßmag.

Mit der zunehmenden Verwendung von subkutanen und епӣо-

venösen Mitteln bei Behandlung der Kolik tritt mehr und mehr eine reine Schematisierung in: der Ordination in Erscheinung. In den meisten Fällen wird die rektale Untersuchung unterlassen und noch viel weniger eine manuelle Behandlung per rectum angewandt. Es ist mir sogar von selbst älteren Veterinäroffizieren geäußert worden, eine solche Untersuchung und Behandlung wäre bei den heutigen Mitteln, zu welchen außer Arekolin besonders auch das Istizin zu rechnen sei, nicht mehr vonnöten.

Wie falsch diese Auffassung ist, möge folgender Fall lehren. Auch Göste hebt in seinem Veterinärkalender 1919 ausdrücklich hervor, daß eine Untersuchung vom Mastdarm auf jeden Fall unternommen werden sollte, vergißt aber hinzuzufügen, daß-in ge- eigneten Fällen ebenso auch eine rektale Behandlung an- zuwenden sei.

Am Mittag des 19. Mai erkrankte ein Arbeitspferd unter Kolikerscheinungen. Die Mastdarmuntersuchung ergab nur leichte Gasansammlung im Blinddarm. Da eine Futteränderung nicht eingetreten war, andere Ursachen ausgeschlossen werden konnten und die Witterung nach einer Reihe warmer Tage rauh und kalt geworden war, wurde die Erkrankung als Erkältungskolik an- gesprochen. Am nächsten Morgen, 20. Mai, war Patient genesen.

Am Vormittag erkrankte das Paßpferd unter leichten Kolik- schmerzen. Ohne nun hier auch eine Mastdarmuntersuchung vor- zunehmen, glaubte ich diesen Fall ebenfalls als Erkältungskolik ansprechen zu dürfen. Darmgeräusche waren noch vereinzelt, zum Teil klingend, vernehmbar. Nach energischem Reiben der Flanken und Bauchwand mit Strohwischen erhielt Patient eine subkutane Injektion von Arekolin 0,05 und wurde etwa 20 Minuten gut ein- gedeckt geführt. Die Schmerzen und Unruhe sind nicht besonders heftig. |

Am Nachmittag fällt das Scharren mit den Vordergliedmaßen auf; Patient legt sich auch hin und wieder, um bald wieder aufzu- stehen und das Kratzen fortzusetzen. Die Flanken werden wiederum tüchtig massiert und das Pferd bewegt.

Gegen Abend hat die Unruhe und das Scharren zugenommen; Darmgeräusche sind nicht mehr hörbar; zeitweises Umsehen nach dem Hinterleib; Blick schmerzhaft. -Schleunigst wird nun die unterlassene rektale Untersuchung vorgenommen, zumal kein Kot- abgang mehr stattgefunden hat.

Die eindringende Hand findet an einer weit nach hinten in das Becken vorgeschobenen, fast den Anus erreichenden groß- blasigen Geschwulst Widerstand. Allmählich kann die Hand dar-

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über hinweggleiten und sie teilweise abtasten. Es handelte sich um einen mit derben, aber noch Fingereindrücke annehmenden Kotmassen gefüllten Grimmdarmabschnitt in Größe von 11% Kom- . mißbroten. Alle Versuche, ihn nach vorn in die Bauchhöhle zu bringen, schlagen fehl. Nach vorn geht dieser übermäßig gefüllte und gedehnte Darmteil in einen nur wenig Futterbrei enthaltenden über, nach hinten in einen leeren, bedeutend verengten, soweit eben ein Abtasten möglich. Einige mit Kotballen gefüllte, weit nach hinten unter das Becken geschobene, nicht рең ойе Mastdarm- schlingen sind ebenfalls festzustellen.

Es handelte sich also um keine Erkältungs-, sondern um eine Anschoppungskolik mit Lähmung des gedehnten Darmteils. Welche Ursache die Festlagerung der Kotmassen bedingte, ließ sich noch nicht feststellen; ob etwa ein Kotballen oder Kotstein vorlag oder eine Darmverlagerung.

Die Therapie hätte demnach anders einsetzen müssen und konnte die Einkeilung der Futtermassen durch die Arekolin- ordination nur noch vermehrt worden sein.

Nach 15 Minuten langem intensiven Kneten der Darmschlinge erhält Patient eine Aloepille (leider alten Datums). Eine Stunde darauf eine kleine Arekolininjektion von 0,03 ccm, worauf wohl Speicheln, aber kein Kotabgang eintritt. Zur Beruhigung für die Nacht werden 0,5 Morphium gegeben.

Am 21. Mai früh ist der Zustand der gleiche. Die Grimm- darmschlinge liegt fest auf dem Beckenboden, läßt sich immer noch nicht verschieben, wohl aber ein wenig leichter kneten; sie hindert den Harnabsatz, so daß die gefüllte Harnblase rechts seitwärts als pralle Kuppel zu fühlen ist. Einige Mastdarmschlingen lassen sich vorsichtig unter dem Becken vorziehen. Patient scharrt jetzt dauernd, steht meist und wälzt sich nur selten ein wenig. Er erhält nun eine dritte Dosis von 0,03 Arekolin.

Mittags ist eine Zunahme der Schmerzen bemerkbar Kot- absatz hat nicht stattgefunden. Nach kräftiger Massage vom Mast- darm aus wird ein Einlauf von 30 bis 40 1 gut warmen Wassers gemacht, wobei durch Gegenpressen einer um das Schlauchende gewickelten großen Schürze ein Wiederausstoßen des Wassers so gut wie völlig verhindert wird. Hierauf wird Patient herum- geführt, möglichst mehrmals einen Abhang hinunter, um so eine Änderung der Lage der Darmschlingen zu erzielen.

Abends 6 Uhr ist die Innentemperatur etwas gestiegen, 38,6, der Puls schwach, aber nicht über 40mal pro Minute, die Augen- schleimhaut etwas höher gerötet, das Allgemeinbefinden schlechter, Patient recht apathisch. Das Scharren besteht in gleicher Weise fort. Darmgeräusche fehlen, ebenso jeglicher Kotabgang. Nach erneutem Kneten der Kotmassen und Wassereinlauf werden 0,06 Eserin injiziert (da zufällig nichts anderes zur Hand war). Innerlich

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200,0 Sal. Carolin. fact. in 1 Liter Wasser. Bei der um 10 Uhr abends vorgenommenen rektalen Untersuchung können zwei Hände trockenen Kotes entfernt werden. Es gelingt, die Grimmdarmblase in die Bauchhöhle zu schieben und genauer von allen Seiten ab- ` zutasten; sie gehört der unteren Lage an. Vor derselben läßt sich in der Tiefe der linken Flanke noch eine gleiche Anhäufung von Kotmengen in Verfolg der hinteren Ansammlung feststellen, die nur nicht so derb ist und ebenfalls, so weit die Hand reicht, ge- knetet wird. Hierzu werden anfangs die Fingerspitzen, dann die Knöchel benutzt.

Am 22. Mai früh können einige mit Schleim überzogene Kot- ballen entfernt werden. Die Darmschlinge liegt wieder im Becken; die Mastdarmschleimhaut ist geschwollen. Sonstiger Zustand wie am Abend vorher. Die Füllung der Schlinge hat sich noch ver- größert, erscheint aber beim Kneten weicher, so daß sich tiefe Ein- drücke herstellen lassen. Allmählich kann sie in die Bauchhöhle zurückgebracht werden. Es wird wiederum ein Einlauf von 30 Liter Wasser, diesmalig von gewöhnlicher Temperatur, und eine Arekolininjektion‘ von 0,03 cem gemacht. Während des mehr- maligen Bergabführens geht etwas Kot ab und beim Hinlegen reichlich Winde. Der sehr ermattete Patient liegt viel, meist auf der Brust mit vorgestreckten Vordergliedmaßen; im Stehen dauernd Scharren. Von dem vorgehaltenen Wasser werden zum ' ersten Male einige Schluck genommen, Appetit liegt ebenso dar- nieder wie die Darmgeräusche. Zur beliebigen Aufnahme wird Viehsalz in die Krippe gestreut zusammen mit dünner Hafer- schleimsuppe.

Gegen 4 Uhr nachmittags ist der Zustand wenig verändert, jedoch hat Patient wiederholt von der Suppe вес und nimmt mehrfach klares Wasser Salzwirkung.

Die hintere Kotanschoppung liegt nicht mehr so weit im Becken. Das Kneten der beiden gefüllten Darmabschnitte gelingt leichter, die Inhaltsmassen sind etwas weicher, die vordere mehr als die hintere, die Bandstreifen sind loser. Da die Darmbewegung immer noch darniederliegt, werden nochmals 0,03 Arekolin injiziert und dann Patient wieder mehrmals bergab geführt.

11 Uhr abends hat das Scharren etwas nachgelassen, auch hat Kotabsatz in kleinen Mengen stattgefunden. Der Inhalt der beiden Grimmdarmabschnitte ist aber nicht verringert. Wiederum kräftige Massage derselben per rectum von allen Seiten aus und längeres Festhalten der in die Bauchhöhle gedrängten Schlinge. Dann erhält Patient eine in warmem Wasser gelöste Aloepille mit 100,0 Sal. Carol. factit (da kein Glaubersalz vorhanden).

Am 25. Mai früh 7 Uhr. Es hat vermehrter Kotabsatz statt- gefunden Der Patient ist sehr mitgenommen, Puls klein, 50mal pro Minute, Temperatur 38,6°C. Um 9 Uhr vormittags vermehrtes

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Scharren, dayauf Kotabsatz. Die Grimmdarmschlinge liegt jetzt vor dem Becken in der Tiefe der Bauchhöhle und erscheint kleiner. Nach dem Kneten wird ein Einlauf von Schleimwasser gemacht. Beim Führen nimmt Patient etwas Grünes und mehrfach Wasser. Um 2 Uhr wieder starkes Scharren bei klingenden Darm- geräuschen. Nach einer nochmaligen Injektion von 0,05 (!) Arekolin tritt heftige Unruhe auf und nach Abgehen von Winden und einigen kleineren Kotballen wird ein über doppelfaustgroßer, dick mit Schleim überzogener, trockener Ballen ausgestoßen.

Es werden nun noch im Laufe des Nachmittags und Abends zwei Schleimeinläufe gemacht und öfter Wasser und Haferschleim gereicht.

Am 24. Mai. Das Scharren hat aufgehört. Während der Nacht

ist reichlich trockener, zum Teil auch breiiger Kot meist Häcksel abgegangen. Patient hat noch wenig Appetit, nimmt

aber Grünes und etwas Heu. |

Im Laufe des Tages bessert sich der Zustand und das sehr zusammengefallene Tier beginnt regere Freßlust zu zeigen. Damit ist die Verstopfung behoben.

Trotz der reichlichen Abführmittel tritt auch in den folgenden Tagen kein Durchfall auf. Aus obigem geht hervor, daß nur die unentwegte rektale Behandlung den sonst sieheref\ letalen Ausgang verhütet hat. Ä

Als Ursache der Anschoppung ist die Festkeilung eines großen Kotballens anzusprechen, die wohl zurückgeführt werden muß auf die reichliche Verabreichung von Häcksel bei gieriger Aufnahme dureh die infolge des kraftlosen, wenig Hafer enthaltenden Futters stets hungrigen Tiere. Einer Wiederholung vorzubeugen, wurde angeordnet, daß täglich zweimal Salz zu verabreichen und reichlich za tranken ist.

Kopfbehandlung bei Räude mit Dioxydöl.

Ein Nachtrag zu meinem Artikel „Praktische Winke bei der | | Räudebehandlung mit 850,4,

Von Stabsveterinär Köhn.

In letzter Zeit habe ich den Gedanken verwirklicht, die 50. - Flüssigkeit zur Behandlung des Kopfes zu benutzen. Bekanntlich bleibt in der Gasflasehe ein gewisser Rest unbenutzt zurück.

Eine Flasche mit Patentverschluß würde zu ®/,, mit Maschinenöl gefüllt. Dieses läßt sieh jetzt zur Genüge beschaffen. Aus der umgekehrten Gasflasche läßt sich nach Öffnung des Verschlusses die SO,-Flüssigkeit in die Flasche bis zur Füllung leiten. Alsdann rührt man mit einem Stäbchen das Gemisch um und verschließt die Flasche. Nach Belieben kann man die Flasche öffnen und die Flüssigkeit auftragen.

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Das Öl bindet ganz vorzüglich das Gas und läßt es eingerieben ganz allmählich entweichen. Daher die vorzügliche Wirkung.

Je nach der Schwere des Falles reibt man zwei- bis dreimal ein. Versuche mit Petroleumdioxyd befriedigten mich weniger. Ein Gemenge aus Maschinenöl, Petroleum zu gleichen Teilen und SO, = 9 zu 1 waren günstiger.

Die schwersten Fälle behandle ich folgendermaßen:

Vor der ersten Vergasung werden die Köpfe mit 10%,igem Kresolseifenspiritus eingerieben, und nach dem Vergasen mit SO,- Öl. Dieses wird bei der zweiten Vergasung wiederholt, und die Heilung ist gesichert.

Sachs, E. Prof. Dr.: Nicht entfettete Watte als Tamponade- material. (M. med. W. 1919 Nr. 15.)

Tamponade als Blutstillungsmittel ist immer ein Notbehelf. Nur wenn eine Ligatur der blutenden Gefäße unmöglich, ferner bei stärkeren parenchymatösen Blutungen, oder, wenn der physio- logische Blutstillungsmechanismus versagt, muß sie ausgeführt werden. Das gewöhnlich hierzu verwandte Material sterile ent- fettete und daher hydrophile Watte und Gaze ist nach dem Ver- fasser, besonders in trockenem Zustande, ungeeignet. Bei stärkeren Blutungen werden solche hydrophilen Tampons blutig durchtränkt, stillen nicht die Blutung und haben infolge ihres für Bakterien- entwicklung besonders geeigneten Blutreichtums häufig. Infektionen zur Folge. S. empfiehlt festgewickelte Tampons aus nicht ent- fetteter Watte. Die Druckwirkung ist gut, und die Watte bleibt völlig trocken; es kommen also keine Zersetzungsprozesse, wie sie in länger liegenden, blutdurchtränkten Tampons die Regel sind, vor. 0 K.

Kohler, A. (Jena): Über die Behandlung von Knochenbrüchen mit Böntgenstrahlen. (Deutsche Zeitschr. f. Chir., Bd, 147, Heft 1 und 2.)

Durch Bestrahlung von Knochenbrüchen mit harten Röntgen- strahlen wird die Kallusbildung beschleunigt. Alle Brüche, die ohne Operation in guter Stellung fest werden können, eignen sich für diese Behandlung. Bei verzögerter Kallusbildung irgendeiner Ur» sache (Rachitis, Osteopsathyrosis, hohes Alter, allgemeine Schwäche) ist die Röntgenbestrahlung die beste Behandlungsmethode. Die volle Gebrauchfähigkeit der verletzten. Glieder wird schon dadurch leichter erreicht, daß man früher mit Übungen beginnen kann und die Verbände nur sehr kurze Zeit zu liegen brauchen. (Berl. klin. W., Nr. 52, 1918.) Schulze.

Mitteilung des Deutschen Veterinäroifizier-Bundes

über die am 31. Mai und 1. Juni in Berlin im Hörsaal der Militär- Veterinär-Akademie abgehaltene Zentralausschufs-Sitzung*).

Die Ausschußmitglieder sind vollzählig zur Stelle. Nach einer kurzen Begrüßungsansprache des Herrn Generaloberveterinärs Professor Troester referiert Herr Oberstabsveterinär Bauer über die bisherige Tätigkeit des Arbeitsausschusses.

In der sich anschließenden Aussprache erklärte die Versamm- lung einstimmig ihre Zustimmung zur Denkschrift. Gefordert wird eine weitergehendere Werbetätigkeit, vor allem unter den jüngeren Herren.

Alsdann spricht Herr Stabsveterinär Schlaffke über den Anschluß des D.V.O.B. an den D.O.B. Die Vorteile eines An- schlusses an den D.O.B. wären:

1. D.O.B. als Beratungsstelle für Kriegsministerium.

2. Bei vollkommener Selbständigkeit in allen tierärztlichen Berufs- usw. Fragen, Unterstützung des D. O. B. in allgemeinen Angelegenheiten.

3. Das Bundesorgan des D.O.B. Deutsches Offizier-Blatt ist zu gleicher Zeit Bundesorgan des D.V.O.B. mit ent- sprechendem Raumteil. |

4. Anschluß an die Organisation des D.O.B. in den einzelnen Landesteilen unter Wahrung obiger Selbständigkeit. `

5. Anschluß an das wirtschaftliche, auf breitester Grundlage auf- gebaute Programm des D.O.B.

Einig in dem Gedanken, daß kleinere Bedenken in den Hinter- grund treten müssen, wenn große Fragen auf dem Spiele stehen, beschließt der Zentralausschuß einstimmig den Anschluß an den D.O.B. vorbehaltlich der Zustimmung der Generalversamm- lung.

Anschließend hieran erscheint ein Vertreter des D. O.B., welcher der Versammlung seinen Dank für den Beschluß ausspricht. In einer eingehenden Auseinandersetzung der Ziele des D.O.B. betont er: Der D.O.B. hat mit dem Nationalverband deutscher’ Offiziere nichts gemein, da letzterer rein politisch tätig ist.

In der anschließenden Aussprache über allgemeine Fragen wurden folgende Beschlüsse gefaßt:

1. Einreichen eines Dringlichkeitsantrages über die Etatisierung der Veterinärstellen (Infanterie usw.) bei der Reichswehr.

2. Einreichen eines Dringlichkeitsantrages an das Kriegsministe- rium und Reichswehrministerium wegen Schaffung einer Be- ratungsstelle des D.V.O.B. (ähnlich der Beratungsstelle des

*) Infolge mehrfach zusammenfallender, ungünstiger Umstände war eine frühere Veröffentlichung nicht möglich.

318

D.O.B.), die vor Erlaß von Verfügungen über Veterinär- angelegenheiten gehört wird. 3. Einreichen eines Antrages über Äußerung, a) gegen die jüngst erlassene Urlaubsordnung für V.O., b) gegen Inhalt und Form der Verfügung betr. vertraglich verpflichtete Tierärzte, “4. Ausarbeitung eines neuen Entwurfs der M.V.O. durch eine vom Arbeitsausschuß zu wählende Kommission. Der Generalversammlung sind vorzuschlagen: a) Erhöhung des Beitrages der ordentlichen Mitglieder auf 20 M., der außerordentlichen auf 8 M. 6. Den Anschluß an den deutschen Veterinärrat in Form eines Kartellverbandes zu bewirken. Am 1. Juni, nachmittags 1,30 Uhr, schließt die. inhaltsreiche Besprechung. Die nächste Zentralausschußsitzung soll möglichst mit einer Generalversammlung zusammenfallen. | Im Namen des D. V.O. B.: Der Pressevertreter: Royeck.

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Mitteilungen des Deutschen Veterinäroftizier-Bundes. I. Errichtung einer Gutachterstelle.

Die vom D.V.O.B. in der „Denkschrift über den Ausbau des Militär-Veterinärwesens im neuen Reichsheer“ unter II, Ziffer 11 beantragte:

„Zuziehung von Vertretern des D.V.O.B. bei der Umarbeitung des Entwurfs der M.V.O. und allen die Organisation des Militär- . wesens angehenden Fragen“

ist durch folgende kriegsministerielle Verfügung bewilligt worden :

Kriegsministerium, Berlin W66, den 5. Juli 1919. Truppen-Departement. Leipziger Str. 5. Nr. 955/6. 19. A. 3.

‘Nach Mitteilung des Deutschen Veterinäroffizier-Bundes vom 21. Juni 1919 über seine Ziele und Aufgaben erklärt sich das Kriegs- ministerium nach Prüfung des Arbeitsprogramms damit einver- standen, daß außerhalb des Kriegsministeriums eine mit Mit- gliedern des Bundes zu besetzende Gutachterstelle ein- gerichtet wird, die in den wesentlichen Fragen, die die Veterinär- offiziere betreffen, beratend hinzugezogen werden soll.

An den Deutschen Veterinäroffizier-Bund, 8°. Unterschrift. Seiner Genugtuung über diesen erfreulichen Fortschritt hat der Arbeitsausschuß durch je ein an das Kriegsministerium und die Herren Veterinär-Referenten gerichtetes Raikechreiben Aus- druck verliehen.

II. Regelung der Stellenbesetzung innerhalb der Reichswehr. Auf Beschluß des Zentralausschusses des Deutschen Veterinär-

offizier-Bundes vom 31. Mai 1919 wurde ein Schreiben in dieser

Frage an das K.M. gesandt. Hierauf lief folgende Antwort ein:

319

Kriegsministerium, Berlin W66, den 3. Juli 1919. Truppen-Departement. Leipziger Str. 5.

Nr. 1185/6. 19. A. 3. Zu dort 471.

Auf die Eingabe vom 26. Juni 1919 betreffs Regelung in der Stellenbesetzung wird mitgeteilt, daß die endgültige Stellenbesetzung der Veterinäroffiziere in der Reichswehr entsprechend Dienstgrad und Dienstalter selbstverständlich durchgeführt wird, sowie sich Gliederung und Zahl der in der Reichswehr verbleibenden etats- mäßigen Stellen übersehen läßt.

| gez. Unterschrift. An den Deutschen Veterinäroffizier-Bund.

III. Erhöhung der Gebührnisse. Hierüber wird folgender Schriftwechsel veröffentlicht:

Deutscher Veterinäroffizier-Bund. Berlin, den 12, Januar 1919. J. Nr. 64—66 -

Der Kavallerieabteilung des Kriegsministeriums

unterbreitet der Arbeitsausschuß des Deutschen Veterinäroffizier- Bundes den hierunter aufgeführten Antrag mit der dringenden Bitte um möglichst baldige Berücksichtigung.

Aus dem Plenum des Reichstages 1914 wurde der Reichs- regierung für das nächste Etatsjahr ein Antrag zur Berücksichti- gung überwiesen, nach dem den Korpsstabsveterinären der Rang und das Einkommen der patentierten Oberstleutnants und den Regiments- veterinären (Oberstabs- und Stabsveterinären) Rang und Gebühr- nisse der Majore verliehen werden sollte.

In den Voranschlägen für den Reichshaushaltsetat des Jahres 1915 waren beim Kapitel „Besoldung“ für die Korpsstabsveterinäre Rang und Gebührnisse der patentierten’ Oberstleutnants, für einen gewissen Prozentsatz der Regimentsveterinäre (Oberstabs- und Stabs- veterinäre) etwa 50 bis 60 Stellen Rang und Einkommen der Majore vorgesehen. Das Reichsschatzanıt hatte die erforderlichen Gelder bewilligt. Durch den Ausbruch des Krieges kam dieser Etat nicht zur Beratung.

Die Korpsveterinäre (frühere Dienstgradbezeichnung Korps- stabsveterinäre) beziehen seit Bildung des Veterinäroffizierkorps das Einkommen der Majore, die Regimentsveterinäre (Oberstabs- und Stabsveterinäre) das der Rittmeister (Hauptleute). Eine ander- weite Regelung hat während der Kriegsjahre nicht stattgefunden. Bei mehreren militärischen Kategorien sind Änderungen des Friedens- etats vorgenommen worden.

Am 25. Juli 1917 ist den Korpsstabsveterinären die Dienstgrad- bezeichnung „Generaloberveterinär“ und der persönliche Rang des Oberstleutnants verliehen worden. Die Gebührnisfrage wurde hierbei nicht berührt. Von demselben Jahre ab haben weitere Beförderungen von Stabsveterinären in Regimentsveterinärstellen zu Oberstabs- . veterinären stattgefunden, ebenfalls ohne Gebührnisänderung nach dem Grundsatze, daß dabei das Patent des Sanitätsoffiziers, welcher zum Oberstabsarzt heranstand, nicht überschritten werden sollte.

820: ==

Mit Rücksicht auf die für das Jahr 1915 geplante Besoldungs-. regelung und in Anbetracht der jetzigen und kommenden schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse ist eineGehaltsaufbesserung der General- oberveterinäre und Oberstebsyeterinäre бгаа е erforderlich,

Es wird beantragt:

1. für die Generaloberveterinäre das Gehalt der patentierten Oberstleutnants, 2. für die Oberstabsveterinäre das Gehalt der Majore.

Anmerkung. Eine gleiche Eingabe ist gerichtet worden an Reichs- schatzamt und Kriegsministerium.

Für den Arbeitsausschuß des Deutschen: Veterinäroffizier- Binde:

Der Vorsitzende “Der Schriftführer gez, Troester, gez. Bauer, Generaloberveterinär. | Oberstabsveterinär.

Kriegsministerium, Berlin W66, den 4. Juli 1919. Truppen-Departement. Leipziger Str. 5.

Nr. 582/5. 19. A. 3.

Auf Ше dortige Eingabe betr. Erhöhung der Gebührnisse der Generaloberveterinäre und Oberstabsveterinäre vom 16. 6. 19 ist das Kriegsministerium in Verhandlungen mit dem Herrn Reichs- wehrminister und dem Herrn Reichsminister der Finanzen getreten ; dieselben sind noch nicht abgeschlossen. gez. Unterschrift.

An den Deutschen Veterinäroffizier-Bund Berlin NW 6. Notiz.

Zahlreiche Mitgliedskarten, Aufforderungen zum Beitritt, Werbe- blätter usw. sind als unbestellbar zurückgekommen, vermutlich, weil sich die Anschriften der betr. Herren geändert haben.

Alle Veterinäroffiziere, die vor dem 1.7.19 ihren Beitritt zum D. V. O. B. erklärt, aber noch keine Mitgliedskarte erhalten haben, werden deshalb gebeten, dies der Geschäftsstelle des D. V, O. B, Karlstr. 23a, unter Angabe der genauen Anschrift mitzuteilen.

Der Pressevertreter.

Ausschuß der Preußischen Tierärztekammern.

Nachstehende Ministerialerlasse bringe ich hiermit zur Kenntnis der preußischen Tierärzte: Ministerium für Landwirtschaft, -= Berlin W9, den 17. Juni 1919.

Domänen und Forsten. Leipziger Platz 10. = Nr.1 A. IIIg. 1552,

Allgemeine Verfügung vom 21. Mai 1919 betreffend Aufhebung der Taxordnungen für approbierte Tierärzte.

Durch die Verordnung der Preußischen Regierung vom 4. März 1919 (G. S. S. 85) sind die in Preußen bestehenden Tax-

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ordnungen für approbierte Tierärzte auf- gehoben worden. Die Gerichtsbehörden werden hierauf mit dem Bemerken hingewiesen, daß es sich empfiehlt, bis zum Erlaß einer neuen Taxe in Streitfällen, bei denen das Gutachten der zugezogenen örtlichen Sachverständigen nicht genügt, ein Ober- gutachten des Landesveterinäramts in Berlin einzufordern.

Berlin, den 21. Mai 1919. Der Justizminister. I. V.: gez. Mügel.

Ministerium für Landwirtschaft, Berlin W9, den 3. Juli 1919. Domänen und Forsten. Leipziger Platz 10. Nr. 1 A. IIIg. 1718.

. An den Tierärztekammerausschuß

(z. H. des Herrn Geh. Medizinalrats Prof. Dr. Esser in Göttingen) und die sämtlichen Tierärztekammern.

In der Verhandlung über die Standesvertretung der Tierärzte, die am 10. April d. J. in meinem Ministerium stattgefunden hat, ist von den Beteiligten der Wunsch nach einem weiteren Ausbau der Tierärztekammern geäußert worden, und zwar ist gebeten worden, einmal den Tierärztekammern das Umlagerecht und die Ehrengerichtsbarkeit zu verleihen, sodann aber in der jetzt geltenden Verordnung vom 2. April 1911 (Gesetzsamml. S. 61) die Vorschriften über die Beaufsichtigung der Geschäfts- führung der Tierärztekammern und des Tierärztekammer- ausschusses zu mildern, da diese Vorschriften in ihrer jetzigen Fassung die Tätigkeit der Tierärztekammern zu beengen geeignet wären. Ich bin grundsätzlich bereit, diesen Wünschen nachzu- kommen. Die Einführung der Ehrengerichtsbarkeit und des Umlagerechts kann nur im gesetzlichen Wege erfolgen, wozu es noch weiterer Vorbereitungen bedarf. Die Milderung der Aufsichts- bestimmungen kann aber im Verordnungswege durch eine Ab- änderung der gegenwärtig geltenden Verordnung bewirkt werden. Ich habe daher bei der Staatsregierung beantragt, in der Verord- nung die Vorschriften des $ 14, Abs. 2 bis 4 und des $ 22, Satz 2 zu streichen. Diesem Antrage ist durch Verordnung vom 23. Juni d. J. entsprochen worden. Die Verordnung wird in der Gesetz- sammlung veröffentlicht. Die Bestimmungen über die Staats- aufsicht sind hiernach in Zukunft bei den Tierärztekammern die- selben wie bei den Ärztekammern.

gez. Braun. Göttingen, den 14. Juli 1919. Dr. Esser.

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. x. Heft. 24

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Kriegsteuerungszulagen für mit Kreistierarztstellen betraute Tierärzte.

Die mit der Verwaltung offener Kreistierarztstellen betrauten Tierärzte sind als Lohnangestellte höherer Ordnung anzusehen, Die Bestimmungen der allgemeinen Verfügung 1.35 für 1919 (Min. Bl. S. 121) über die Gewährung von Kriegsteuerungszulagen usw. haben somit auch für sie Anwendung zu finden. |

Als jährliches Diensteinkommen ist die entsprechende Monats- vergütung zuzüglich 2250 M. Durchschnittssatz für schwankende Dienstbezüge zugrunde zu legen.

Die Gewährung der Zulagen ist von einer sechsmonatigen .

Wartezeit nicht mehr abhängig. Auf die zur Hilfeleistung bei der Seuchenbekämpfung an- genommenen Tierärzte findet diese Bestimmung keine Anwendung.

Beruisamt für Akademiker.

Auf Einladung des Bürgerausschusses in Frankfurt (Main) hatten sich am 27. Juni d. J., abends 8 Uhr, in der Geschlechter- stube des Rathauses Vertreter der hiesigen Behörden und Organi-

sationen der akademischen Berufsstände zur Gründung einer

Vereinigung zusammengefunden, deren Ziel Verbesserung der Fürsorge für unfreiwillig Feiernde aller akademischen Berufe ist. Die von Professor Ruppel geleiteten umfangreichen Vorarbeiten hatten die Notwendigkeit einer derartigen Gründung ergeben. Die neue Vereinigung, die unter dem Namen „Berufsamt für Akade- miker“ in das Vereinsregister eingetragen werden soll, hat sich

neben Berufsberatung, Auskunftserteilung und Wirtschaftsfürsorge, `

insbesondere eine umfassende zentralisierte Stellenvermittlung für die Angehörigen sämtlicher akademischen Berufsgruppen zur Auf- gabe gesetzt. In dem neuen Berufsamt werden nunmehr alle sich anschließenden einschlägigen Organisationen zusammengefaßt, wo- durch eine erhebliche Besserung für die Angehörigen der akade- mischen Berufe zu erhoffen steht. Es sind bereits zur Organi- sierung der neuen Vereinigung einige Mittel zur Verfügung gestellt, unter anderem hat sich auch die Stadt zu einem finanziellen Zuschuß bereit erklärt. Immerhin werden noch erhebliche finanzielle Beihilfen erforderlich sein, um eine ersprießliche Tätigkeit der neuen Vereinigung zu sichern. Das Interesse, das die akademischen Berufsorganisationen Frankfurts an diesem Berufsamte haben, wird ihm seine Zukunft sichern. |

In der Versammlung erklärten bereits 18 Organisationen ihren Beitritt. Zum Vorstande wurden aus der Versammlung gewählt: Geheimer Studienrat Professor Dr. Wachsmuth als Delegierter der Frankfurter Universität (I. Vorsitzender), Stadtrat Dr. Roeß- ler als Delegierter der Stadt (stellvertretender Vorsitzender), Direktor Euler (Kassenwart), Assessor Dr. Eisner (Schrift- führer). |

Zuschriften sind vorläufig zu richten an Herrn Geheimrat Pro- fessor Dr. Wachsmuth, Frankfurt (Main), Grillparzerstr. 83.

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393

Das Oitiziersentschädigungsgesetz.

Der Nationalversammlung ist der Entwurf des Gesetzes über Entschädigung der Offiziere, die gezwungen sind auf Grund der Verminderung der Wehrmacht aus dem Heere auszuscheiden, zu- gegangen. Er ist dem Haushaltungsausschuß zur Beratung über- wiesen. Die Hauptpunkte des Entwurfes sind folgende: Aktive Offiziere mit einer Dienstzeit von mindestens zehn Jahren werden unter Bewilligung von Übergangsgebührnissen verabschiedet. Die letzteren betragen % des bei der Berechnung der Pension zugrunde zu lerenden Diensteinkommens, dazu kämen die Teuerungszulagen der aktiven Offiziere. Verheiratete erhalten die Übergangsgebühr- nisse für die Dauer von fünf Jahren, unverheiratete für drei Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit steht ihnen die gesetzliche Pension zu. Die Übergangszeit’ soll als aktive Dienstzeit zählen, indes findet ein Aufrücken in höhere Gehaltsstufen nicht statt. Offiziere, die noch nicht zehn Jahre dienen, erhalten auf die Dauer eines Jahres die Gebührnisse, die sie als aktive Offiziere bei vorübergehender Be- urlaubung bezogen hätten. Die Zeit, in der Offiziere seit dem 9. November 1918, ohne Dienst zu tun, Besoldungsgebührnisse bezogen haben, wird auf das Jahr angerechnet, ebenso auf die fünf oder drei Jahre der Gewährung der Übergangsgebührnisse bei den länger als zehn Jahre dienenden Offizieren; Beurlaubungen bis zu sechs Wochen kommen dabei nicht in Betracht. Die seit dem 9. November 1918 Verabschiedeten können auf Antrag die Über- gangsgebührnisse beziehen. Das Gesetz soll mit dem 1. August 1919 in Kraft treten.

Nach Zeitungsgerüchten soll in der Kommission die Absicht bestehen, die Entschädigungen herabzusetzen. Das würde für die Veterinäroffiziere eine noch größere Sorge für die Zukunft be- deuten, als der Gesetzentwurf schon an und für sich. Denn wie traurig es für die Verabschiedeten in der Zivilpraxis aussehen wird, geht aus den unzähligen Veröffentlichungen in der Fach- presse über Überfüllung des Standes hervor. Sollen die älteren Oberveterinäre mit ihrem viel höheren Lebensalter wie Oberleut- nants abgefunden werden? Und die Generaloberveterinäre und Oberstabsveterinäre, die infolge ihres vorgerückten Alters nicht mehr an die Neugründung einer Praxis denken können, also nur auf die Entschädigung angewiesen sind, sollen sie nach den nicht ihrem Range entsprechenden, kleineren Gehältern entschädigt werden® Zu einem sorgenfreien Leben würde auch die Entschädi- gung aus den ihrem Range nach ihnen gerechterweise zuzu- billigenden Gehältern nicht ausreichen, bei Entschädigung nach den jetzigen Gehaltssätzen aber wird bei vielen Verheirateten Not einkehren.

Auch die Studierenden der Militär-Veterinärakademie werden bei der Verkleinerung der Armee aus dem militärischen Beruf herausgerissen. Es ist verfügt, daß sie zum 1. September zu entlassen seien, nur die schon im Staatsexamen befindlichen können vorläufig verbleiben. Dadurch ist eine berechtigte

24%

2828 ==

Beunruhigung bei den Studierenden entstanden, da von zu ge- währenden Übergangsgebührnissen nichts verfügt ist. Die meisten hatten sich lange vor dem Krieg zu dem Beruf entschlossen, die Verpflichtungen desselben übernommen, schon vor dem Kriege an der Akademie studiert und sind dann während des Krieges als Feldunter- bzw. Feldhilfsveterinäre im Felde gewesen. Zu Friedens- zeiten wären sie längst approbiert Bei einem Vergleich mit den zu entschädigenden Kapitulanten und jungen Offizieren muß die Entlassung der Studierenden ohne Entschädigung als eine große Härte angesehen werden, zumal viele gar nicht in der Lage sind, aus eigenen Mitteln das Studium zu beenden und nach dem Examen sich gleich den Lebensunterhalt zu erwerben. Bei dem Eintritt in die Karriere und bei Eingang der Verpflichtung gegen den Staat mußten sie auch mit einer Verpflichtung des Staates gegen sie rechnen. Hoffentlich haben die in dieser Hinsicht beabsichtigten Schritte Erfolg.

Nachruf.

Am 25. Juli erlag in Berlin Herr Generaloberveterinär Petsch im fast vollendeten 59. Lebensjahre einem schweren Leiden, dessen Keim er aus dem Felde mit heimgebracht hatte.

So tapfer, wie er in treuester Pflichterfüllung alle Gefahren und Strapazen des ganzen Krieges überstanden, so tapfer trug er auch seine letzte Krankheit. Wir alle hofften noch bis vor kurzem, er würde genesen von seinem Erholungsurlaub zurückkommen, aber eine schnell einsetzende Verschlimmerung des Leidens zwang ihn vorzeitig in sein Heim zurückzukehren, wo er trotz aufopfe- rungsvollster Pflege der liebenden Gattin entschlief.

. Fast vierzig Jahre hat Petsch der preußischen Armee an- gehört. Nach Absolvierung der Realschule in Fraustadt trat er beim 2. Leib-Husaren-Regiment am 1. Oktober 1879 als Veterinär- aspirant in den Heeresdienst, war von Oktober 1881 bis Mai 1885 Studierender der Militär-Veterinärakademie, um nach bestandenem Staatsexamen beim 1. Garde-Dragoner-Regiment, dem 2. Garde- Feldartillerie-Regiment und dem 2. Garde-Ulanen-Regiment die Dienstgrade des Frontveterinäroffiziers zu durchlaufen. Im Ok- tober 1912 wurde er unter Beförderung zum Generaloberveterinär als Inspizient zur Militär-Veterinärakademie versetzt... Bei Kriegs- ausbruch ging er als Korpsveterinär mit dem Garde-Reserve-Korps ins Feld, wurde aber nach Weiterausgestaltung des Feldveterinär- wesens bald zum Armeeveterinär ernannt und hat als solcher bei verschiedenen Armeen und Heeresgruppen hauptsächlich an der Ost- und Südostfront sein umfangreiches Wissen und seine ganze Tatkraft in den Dienst des geliebten Vaterlandes gestellt. Wer die Seuchenverhältnisse im Osten, die russischen Winter, die ‚Месе und Unterkünfte dort kennengelernt hat, weiß, was die häufigen Dienstreisen an Strapazen von ihm verlangten. In echt preußischer Gewissenhaftigkeit hat er trotz allem seinen Dienst

mustergültig und erfolgreich versehen und sich dabei nicht nur das uneingeschränkte Vertrauen seiner Vorgesetzten, sondern vor allem auch die Verehrung der untergeordneten Veterinäroffiziere er- . worben, die er jederzeit mit Rat und Tat in kameradschaftlicher Weise unterstützte. Seine Verdienste im Kriege wurden in Preußen durch die Verleihung der beiden Klassen des Eisernen Kreuzes anerkannt; wie hoch seine Tätigkeit auch von den damals ver- bündeten Armeen eingeschätzt wurde, bezeugt die Verleihung des Offizierkreuzes des Franz-Joseph-Ordens und des Bulgarischen Militär-Verdienst-Ordens.

Welche Liebe und Verehrung der Verstorbene genossen, bewies die große Trauerversammlung bei der Beisetzung auf dem Garnison-Friedhof in der Hasenheide, Mehrere Dozenten der Hoch- schule und zahlreiche aktive und ehemalige Veterinäroffiziere der Akademie und der Garnison Berlin mit ihren Damen, sowie viele Studierende begleiteten ihn zur Gruft, über der sich in Ehrfurcht die Banner der Veterinärakademie und seines Korps senkten.

Wir werden dieses vorbildlichen Mannes und Veterinäroffiziers in Treue allzeit gedenken!

Im Namen der Veterinäroffiziere der Militär-Veterinärakademie: Schlake, Generalveterinär.

Abrechnung der Kriegsfürsorgestelle für sächsische Tierärzte auf das 2. Vierteljahr 1919.

Beiträge. Geh. Rat Prof. Dr. Ellenberger, Dresden ...... 400, М. Tierarzt Geßler, Langenbernsdorf (2. Beitrag) ..... 30,— М Oberveterinärrat Dr. Noack, Leipzig (3. Beitrag) . . . . 40,- ,

Zusammen . . 470,— M.

Andere Einnahmen. Zuwendung der Wirtschaftsgenossenschaft Deutscher Tierärzte

aus dem dortigen Gewinn für е ата ы БЖ 6(5,- М. Zinsen . g К а e 487,50 , Rückzahlungen auf ein Darlehen а о e 150,— ,

Zusammen . . 1782,50 M. Gesamteinnahme bis Ende März 1919 . . 44 232,52 Bleibt . . 46015,02 М.

Davon ab:

seither gewährte Darlehen, Unterstützungen use. und zwar: 7819,90 M. bis Ende März 1919, 3401,40 ,„ im 2. Vierteljahr 1919 11221,30 ,,

| Bestand: 34 793,72 М. und zwar: 5293,72 M. in bar, | 29 500,— ,„, in Nennwerten.

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Mit herzlichstem Danke für die uns seither zuteil gewordenen Beiträge und Zuwendungen werden weitere Beiträge erbeten an das Sekretariat der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, Zirkusstr. 40, oder an den Geschäfts- führer unserer Fürsorgestelle Herrn Medizinalrat Prof.Dr. Richter, Dresden-A,, - Silbermannstr. 6.

Dresden, den 12. Juli 1919.

Der Vorsitzende der Kriegsfürsorgestelle für sächsische Tierärzte. Ellenberger.

Kriegsministerium. Berlin W66, den 10. Juli 1919. Nr. 70/6 19. A. 3. Leipziger Str. 5.

Ernennung und Beförderung zum aktiven Veterinär und zum Veterinär des Beurlaubtenstandes.

Feldhilfsveterinäre, die die Approbation als Tierarzt erlangt haben, sowie Unterveterinäre sind aui ‘dem militärischen Dienst- wege dem Truppendepartement des Kriegsministeriums zur Be- förderung in Vorschlag zu bringen.

Wenn die Beförderungsbedingungen erst nach dem Abschluß der Kampfhandlungen des Feldzuges erfüllt sind, müssen die Vor- schläge die Erklärung enthalten, daß sich die Vorgeschlagenen nach pflichtmäßigem Ermessen ihrer militärischen und veterinären Vorgesetzten das Vertrauen der Vorgesetzten und Untergebenen erworben haben. | | |

Zum aktiven Veterinär werden nach Maßgabe der freien Etats- stellen diejenigen Feldhilfsveterinäre (nach erlangter Approbation als Tierarzt) und diejenigen Unterveterinäre befördert, die auf Grund ihrer als Studierende der Militär-Veterinärakademie über- nommenen besonderen Dienstverpflichtungen zur Verwendung in der Reichswehr in Betracht kommen. ~ Mit Rücksicht auf die Verminderung der Armee wird aber nur eine beschränkte Zahl von Feldhilfsveterinären und Unter- veterinären befördert werden können.

Der Kriegsminister. | Der Unterstaatssekretär. I. А. Muther. I. A: Nieswand.

Bücherschen TS

Grundriß der Zoologie. Eine Einführung in die Lehre vom Bau und von den Lebenserscheinungen der Tiere für Studierende der Naturwissenschaften und der Medizin. Von Otto Steche, Prof. Dr: med. et phil., Privatdozent

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an der Universität Frankfurt a. M. Verlag von Veit u. Comp., Leipzig 1919. Preis geh. 18 M., geb. 23,50 M. und 30°/, Teuerungszuschlag.

Das Buch soll dem Studierenden einen Überblick über das Gebiet der allgemeinen Zoologie und vergleichenden Anatomie geben, ihm eine klare Auffassung von den Grundformen der Tiere und von den Problemen der Biologie verschaffen. Verf. schreibt in dem Vorwort: „Es ist für den Mediziner sehr unwesentlich, die Klassen der Stachelhäuter aufzählen zu können oder zu wissen wievie Beine ein Krebs hat, aber von allergrößter Bedeutung, die möglichen Konstruktionsprinzipien der tierischen Maschinen und ihre Funk- tionen kennen zu lernen, ebenso wie die grundlegenden Vorstellungen über die zeitliche Entwicklung der Lebensformen und die Gesetze der Umgestaltung.“ Aus diesem Grunde ist die morphologisch deskriptive Behandlung der Tier- formen in dem Werk knapp gehalten, dagegen ein breiter Raum dem Problem der Stammesgeschichte, Artbildung und Vererbung gewidmet.

Die Einteilung des Stoffes in dem vorliegenden Werk ist folgende:

Die allgemeine Morphologie, die, von der lebenden Substanz der Zelle ausgehend, mit der Beschreibung der Chordaten endet. Im zweiten Teil sind Deszendenztheorie, Vererbung und Artbildung, wie schon erwähnt, besonders ausführlich beschrieben. Im dritten Teil ist die Fortpflanzung, im vierten die allgemeine Physiologie vom zoologisch-biologischen Standpunkt und im fünften und umfangreichsten die vergleichende Anatomie, Homologie und Analogie der einzelnen Organe bzw. Organsysteme im Tierreich abgehandelt.

„Das Buch steht unter dem Zeichen des Primats der Funktion gegenüber dem Bau der Organe“, sagt der Verfasser. Damit wird er sich den Dank der Studierenden, die nicht Fachzoologen werden wollen, erwerben. Für den Studierenden der Veterinärmedizin dürfte die vom Verfasser getroffene Aus- wahl des Stoffes besonders nutzbringend sein,. als die Kenntnis desselben ihm eine vorzügliche Grundlage für seine späteren Fachstudien, besonders der Züchtungskunde, gibt. Ф

Das ganze Werk, besonders Ше heute aktuellen Probleme der Stammes- geschichte, Artbildung und Vererbung sind in so interessanter Weise behandelt, daß es ein Vergnügen ist in dem Buch zu lesen. Die 6 Textabbildungen und 40 mehrfärbigen Doppeltafeln erleichtern nicht nur das Verständnis des Gelesenen, die schematisierten Abbildungen prägen sich auch leichter dem Ge- dächtnis ein. Karpe.

Tierärztliche Operationslehre.e Von Dr. H. Frick, Geh. Regierungsrat, o. Professor der Chirurgie und Operationslehre und Direktor der Chirur- gischen Klinik an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Dritte, neubearbeitete und vermehrte Auflage. 1919. Verlag von Richard Schötz, Berlin, Wilhelmstraße 10. Preis 24 M. i

Bei Herausgabe der neuen Auflage seiner Tierärztlichen Operationslehre, die sich die größte Wertschätzung der Kollegen und Studierenden schon durch die früheren Auflagen erworben hatte, brauchte der Verfasser keine umfang- reichen Umarbeiten vorzunehmen, da grundlegende Anderungen auf dem Gebiet der tierärztlichen Chirurgie nicht vorliegen. Neue Erfahrungen, die sich bewährt haben, sind aufgenommen und den Text entsprechend um- gearbeitet. Neu in dem Buch ist auch die Voranstellung der topographischen Anatomie bei den einzelnen Operationen; dadurch erübrigt sich für den Praktiker das zeitraubende Nachlesen in anatomischen Werken, zumal in denselben die in Betracht kommenden Knochen, Muskeln, Sehnen, Nerven, Blutgefäße usw. für sich und nicht im topographischen Zusammenhang abgehandelt sind. Die einleitenden Ausführungen über den Umfang und die Begrenzung der tierärztlichen Operationen, über Indikationen und Kontra- indikationen usw. sind aus einer reifen Erfahrung geschrieben, sie seien jedem

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Tierarzt zum Lesen empfohlen. Die Beschreibung der Zwangs- und Bän- digungsmittel bei den verschiedenen Tierarten, ebenso die der lokalen und allgemeinen Narkose sind nach dem Stande der modernen Wissenschaft für die Praxis ausführlich abgehandelt. Auf die im speziellen Teil mit wissen- ` schaftlicher Gründlichkeit beschriebenen Einzeloperationen kann nicht ein gegangen werden, nur soviel sei zusammenfassend gesagt, daß der Praktiker in diesem Teil alles findet, worüber er sich vor größeren Operationen bei den verschiedenen Tieren unterrichten muß. Das Buch ist von einem Meister der Chirurgie geschrieben und es wird ihm noch weitere dankbare Schüler еш Die 219 sehr guten Textabbildungen erleichtern das Verständnis es Gelesenen. Druck und Ausstattung des Buches sind vorzüglich. Gerade den zahlreichen jungen Tierärzten, die jetzt nach dem Kriege neu in die Praxis treten, möchte ich das Buch warm zur Anschaffung empfehlen. Karpe.

Lehrbuch der Arzneimittellehre für Tierärzte. Von Eugen Fröhner, Dr. med. u. Dr. med. vet. h. c., Geh. Regierungsrat und Professor, Direktor der medizinischen Klinik der tierärztlichen Hochschule in Berlin. Elfte neubearbeitete Auflage. Stuttgart 191%. Verlag von Ferdinand Enke. Preis 30 M.

Wenn ein Werk, wie die Fröhnersche Arzneimittellehre, seit 1889 elf Auflagen nötig hatte, so spricht dieser Umstand allein schon für die große Wertschätzung, die es bei Tierärzten und Studierenden genießt. i

Seit fast einem Menschenalter ist es den Kollegen ein sicherer Berater, den Studierenden ein beliebtes Lehrbuch gewesen, das sich, wie alle Fröhner- schen Werke, bei wissenschaftlicher Gründlichkeit durch Klarheit und Faß- lichkeit des Inhalts auszeichnet.

Die Neubearbeitung erstreckt sich in der Hauptsache auf Erfahrungen, die auf pharmatakologischem Gebiet während des Krieges sowohl mit älteren Mitteln (Chlor bzw. Dakinlösung, Räudemittel usw.), als auch mit einer ganzen Reihe neuer Mittel (Optochin, Vuzin, Cesol, Istizin usw.) gemacht sind. Die an Stelle der jetzt seltenen oder fehlenden ausländischen Drogen durch die deutsche Wissenschaft synthetisch hergestellten Ersatzmittel sind, soweit sie für die Tierheilkunde wichtig, aufgenommen. So ist das Werk durch die Neuauflage wieder auf den modernsten Stand der pharmakologischen ` Wissenschaft gebracht. Daß die Preise der Arzneimittel nach der Arzneitaxe von 1919 mit angeführt sind, wird das Werk seinen alten Freunden besonders wertvoll machen. Sind doch die Preise der Mittel vielfach so immens ge- stiegen, daß bei Verordnung von Arzneien die Kosten derselben mehr wie bisher in Betracht gezogen werden müssen. Möchten sich zu den alten Freunden des Werkes viele neue finden! Karpe.

Preußen. Wöhler, G. O. V. b. d. Kav. Abt. d. Kr. Min. als Inspizient z. Mil, Veter. Akad. vers. u. gleichz. z. Dienstl. b.-d. Kav. Abt. d. Kr. Min. komdt. Stietz, O. St. V. b. Drag. R. 14 d. Absch. m. d. ges. Pens. bew. Auszeichnungen: Abendroth, St. V. b. Gen. Kdo. d. freiw. Res. RK. v. d. Kriege b. 2. G. Drag. R. das Eis. Kr. I. Kl. verliehen.

Druck von E.S. Mittler & Sohn, Berlin SW68, Kochstraße 68-71.

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31. Jahrg. September 1919. 9. Нен.

Zeitschrift i Veterinärkunde

mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene Organ für die Veterinäre der Armee

Schriftleitung: Oberstabsveterinär Karpe.

Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 8&0. Abonnementspreis jährlich 18 Mark. Preis einer einzelnen Nummer 1,75 M. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.

Die Narkose.

Theoretische Betrachtungen, physiologische und praktische

Untersuchungen unter besonderer Berücksichtigung der intra-

venösen Infundierungen wässriger Chloralhydratlösungen beim Pferde.

Von Oberveterinär Caemmerer 7.

(Schluß.) Technik.

Eine besondere Vorbereitung der Patienten findet nicht statt, ihr Blut wird wenn irgend möglich am Tage vorher untersucht und in Verdachtsfällen ihr Harn auf Azeton-Eiweiß usw. Die Pferde können also ohne Rücksicht auf die Fütterung narkotisiert und operiert werden. Ich schließe mich der Anschauung Hunters (Harnuntersuchung auf Азеќор) und vieler anderer englischer Anästhesisten an, die der Ansicht sind, daß durch Fasten die Leber ungünstig beeinflußt wird und dem Angriff des Narkotikums eher unterliegt wie eine arbeitende Leber.

Die Gründbedingung für die Narkose und ihre Ungefährlich- keit ist ein einwandfreies Chloralhydrat. Es ist dann einwandfrei, wenn es keine gechlorten Nebenprodukte enthält. Besonders ge-

chlorte Nebenprodukte halte ich für die Ursache vieler Katastrophen

und Mißerfolge. In früheren Jahren, als die technische Darstellung des Chloralhydrats zu wünschen übrig ließ, wird manche Phlebitis auf derartige Verunreinigungen zurückzuführen sein. Ganz be- sonders wird dies der Fall gewesen sein, als O seine Versuche machte. Im Jahre 1894, also viele Jahre nach Or&s intravenösen Injektionen, wiesen Roßbach undNothnagel inihrer Arznei- mittellehre auf die Gefahren von der Chloralhydratverunreinigung hin. Bei der Bedeutung, die der chemischen Reinheit des Choral- hydrats für narkotische Zwecke besonders bei intravenöser Appli- kation zukommt, wäre die Forderung nach »Narkosechloralhydrat« in zugeschmolzenen Ampullen berechtigt. Es empfiehlt sich nur von bekannten Firmen Chloralhydrat zu beziehen und bei Chloral- _ Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1919. 9. Heft, 25

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hydrat zweifelhafter Herkunft stets die im Arzneibuch angegebenen Prüfungen vorzunehmen. Die Lösung muß stets frisch bereitet sein. Bei älteren Lösungen ist immer mit Zersetzungen zu rechnen. Um ganz sicher zu gehen, wurden die Lösungen stets in braunen Gläsern bereitet. Wie an Versuchstieren ermittelt wurde, kann die Zersetzung so weit fortschreiten, daß solche Lösungen ihre narkotische Wirkung fast. einbüßen, dabei aber höchst gefährliche Eigenschaften durch Bildung von Salzsäure und Dichloraldehyd erwerben.

Die Apparatur ist die denkbar einfachste, Mit einem Salvarsan- infusionsapparat kommt man aus.. Ein besonderer Apparat, wie ihn z. B. Rübsamen beschreibt, der durch ein selbständiges Ventil einen Eintritt von Luft in.die Vene gegen Ende der Infusion verhindert, erübrigt sich durchaus, weil man ja auf das einfachste den Lufteintritt in die Vene dadurch verhindern kann, daß man die Lösung nicht vollständig einlaufen läßt. Die Gefahr des Ein- tritts einiger Luftperlen in die Vene ist nicht entfernt so groß, wie sie im allgemeinen hingestellt wird. Theoretisch mag es wohl richtig sein, daß eine einzige kleine Luftblase im Gehirn eine töd- lich verlaufende Embolie verursachen kann, praktisch liegt die Sache aber ganz anders. Es boten sich im Kriege genug Todes- kandidaten, denen ich Luft intravenös verabfolgt habe. Beherrscht von der allgemeinen Auffassung über die große Gefährlichkeit erwartete ich anfangs schon von 10 cem den Eintritt des Todes. Da aber auf 10 cem niemals auch nur die allergeringsten Er- scheinungen weder gleich noch später eintraten, wurden größere Dosen bis 100 cem verabfolgt. Als auch diese resultatlos blieben, wurde eine Radfahrluftpumpe benutzt, und zwar auch ohne jedes Ergebnis. Ich führe diese Tatsachen an, um zu zeigen, daß be- sondere Apparate überflüssig sind. Auch den üblichen Salvarsan- zylinder kann man durch einen großen Lampen-, am besten Gas- zylinder ersetzen. Dieser hat sogar noch den Vorzug, daß er leicht und gründlich sauber gemacht werden kann, daß er fast überall erreichbar und billig ist. Auf der Zylinderwand feilt man von 25 zu 25 Gramm mit einer Dreiecksfeile Marken an. Nach unten wird der Zylinder durch einen Gummipfropfen abgeschlossen, ein einfacher Korken tut es natürlich auch, der von einem kurzen Glasrohr durchbohrt ist. ` |

Die Schlauchlänge habe ich 125 cm lang gewählt. Es empfiehlt sich nicht kürzere Schläuche zu verwenden, weil die Lage der Nadel dadurch beeinflußt werden könnte. Bei 125 em langem Schlauch wird dieser, auch wenn den Apparat ein großer Mann hoch hält, nicht unmittelbar hinter der Nadel hochsteigen, sondern erst in einem geräumigen Bogen abwärts verlaufen und dann erst über das Stichstellenniveau in die Höhe steigen. An seinem unteren Ende ist der Schlauch mit einer Olive armiert, die nur einen ein-

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fachen Konus trägt. Wenn auch der im Bogen von der ein- gestochenen Nadel nach abwärts hängende Schlauch an der Olive zieht, so ist kaum zu befürchten, daß eine Lösung von der Nadel eintreten könnte. Gänzlich unangebracht sind komplizierte Ver- schlüsse, Bajonettverschlüsse usw. Spielend leicht muß eine Trennung zwischen Nadel und Oliven vonstatten gehen, ohne daß eine wesentliche Lageveränderung der Nadel eintritt. Die ver- schiedensten Verschlüsse habe ich benutzt, ich kenne also ihre Nachteile. |

Auf möglichst lange Nadeln lege ich Wert (10 cm), weil sie sicherer in der Vene liegen als kurze, und weil eine Beschädigung der hinteren Venenwand durch eine kurze Nadel nicht gerade unmöglich ist. Viele Komplikationen der Stichstellen führe ich auf zu kurze Nadeln zurück. Schon kleine ziehende Bewegungen genügen bei unseren allgemein zu Injektionen üblichen 4,5 cm langen Nadeln, um sie aus der Vene zu ziehen und ihre Mündung in das Unterhautbindegewebe zu bringen. Ist nun vorher eine „gründliche“ Desinfektion mit Rasur ausgeführt worden, d.h. ein Walken des Unterhautbindegewebes, so ist, wie ich gleich beweisen werde, oft nicht zu erkennen, ob eine intravenöse oder eine sub- kute Applikation vor sich geht. Die lichte Weite der von mir benutzten Nadeln betrug etwa 1 mm. Größere Weiten lassen den Strom zu schnell fließen. Gerade durch ein langsames Einfließen kommt eine Selbstdosierung zustande. | Ä

Die von mir benutzten Lösungen waren 7,5 °/, stark. Meiner Erfahrung nach sollte diese Konzentration niemals überschritten werden. Ich stimme Bernhardini vollkommen zu, wenn er isotonischen Lösungen das Wort redet. Anfänger warne ich ganz besonders vor hohen Konzentrationen. Um mit schwachen Lösungen einen narkotischen Effekt zu erzielen, muß man allerdings die Infusionen bedeutend umfangreicher gestalten, aber welche Gründe sprechen dagegen? Wer die einschlägige Literatur kennt, weiß, mit welchem geradezu krampfhaften Bemühen viele Operateure das Gegenteil getan haben. Es scheint eine ausgesprochene Angst zu bestehen, dem Organismus des Pferdes z.B. 1000 cem Flüssig- keit intravenös zu verabfolgen oder gar mehr. Merkwürdiger- weise fürchtet das Gegenteil niemand, nämlich eine Venae sectio, bei der dem Pferde 4000 bis 7000 eem ohne Bedenken entzogen werden.

Daß hochkonzentrierte Chloralhydratlösungen stark ätzend wirken, weiß jedermann, und wer mit der Hand einmal in solche Lösung gefaßt hat, wie sie z. B. Fröhner bei seinen Anatomie- pferden anwandte, kennt das brennende Gefühl, das sich bald einstellt, das Stumpfwerden der Haut und die folgende starke Schuppung. Es darf einen nicht allzusehr wundern, wenn solche Konzentrationen geradezu verheerend in den Venen oder

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in deren Umgebung wirken. Nach Frick genügen schon einige Tropfen um eine Katastrophe herbeizuführen. Die Warnungsrufe von autoritativer Seite hatten bei mir als Student die Vorstellung gezeitigt, als ob nun jede Chloralhydratlösung ähnliche Wirkungen һегуоггиѓе Das war ein Irrtum. Von diesen falschen, über- triebenen Vorstellungen machte ieh mich durch eine Reihe von Versuchen frei. Nicht ohne Absicht erwähne ich die Ergebnisse dieser Versuche hier, obwohl sie rein pharmakodynamischer Natur sind und mit der Technik eigentlich nichts direkt zu tun haben.

Als vergleichendes Versuchsobjekt wählte ich die Konjunktiven des Hundes. In den Lidbindesack wurde zuerst eine 2 °/, Chloral- hydratlösung instilliert. Erwartet wurden lebhafte Reaktions- erscheinungen. Überraschenderweise blieben diese aber gänzlich aus. Auch eine 4 %/, Lösung ertrug die doch fraglos empfindliche Schleimhaut, sogar 7,5 °/, Pinselungen konnten keine Entzündung hervorrufen. Ähnliche an mehreren Schlachtpferden vorgenommene Untersuchungen hatten dasselbe Resultat. Gelegentlich kippte ein größerer Zylinder, der mit 7,5 °/, Chloralhydratlösung gefüllt war, um und mir kam die Lösung in beide Augen. Das Gefühl, das ich dabei empfand, war nicht anders, als wenn man Wasser ins Auge bekommt, das bekannte reibende Gefühl mit einem gering- fügigen Brennen verbunden, das nicht länger als 1 bis 2 Minuten anhiel. Durch die Tränensekretion tritt eine sofortige Verdün- nung ein, so daß es zu keiner Ätzung kommt. In der Vena jugularis liegen die Verhältnisse noch viel günstiger; hier ist die verdünnende Blutmenge in gewaltigstem Umfange vorhanden. Durch die Wirbel und Strudel der Vene und die strömende Be- wegung, die in den großen Venen nur um ein geringes kleiner ist, als die Stromgeschwindigkeit in der Aorta, d. h. die Höchst- geschwindigkeit im ganzen Kreislauf, wird die Verdünnung außer- ordentlich gesteigert. Nun ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß die Kanülenmündung unmittelbar der Venenwand aufliegen kann und die einströmende Chloralhydratlösung doch unverdünnt auf die Venenwand stoßen könnte. Um dies zu ver- hindern, steche ich die Nadel so ein, daß ihre Mündung nicht der Wand sondern der Achse des Gefäßes zugekehrt ist. Das Nadel- bett trägt auf der Seite, auf der sich die Mündung befindet, einen kleinen Feilstrich, der einen auch bei eingestochener Nadel immer . über die Lage des Instrumentes aufklärt.

Von größter Wichtigkeit ist die richtige Behandlung der Stichstellee Die richtige Behandlung der Stichstelle besteht aber darin, daß man sie so wenig wie möglich behandelt. Jede Rasur, jedes Abheben einer Hautfalte hat strengstens zu unterbleiben. Mit einem kleinen weichen Haarpinsel, wie man ihn zum malleini- sieren: benutzt, wird ein kleines Stellchen, nicht ganz pfennig- stückgroß, mit 1 °/, Jodbenzin leicht gepinselt. Eine derartige

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Desinfektion genügt vollständig. Jeder gröbere Angriff auf die gewählte Stichstelle ist ein Kunstfehler. Zu dieser Auffassung führten folgende Versuche:

Sticht man die Nadel in unvorbereitetes Unterhautbindegewebe ein, wobei man jedes Verschieben und Abheben nach Möglichkeit verhindert, und hält man den Flüssigkeitsspiegel im Zylinder 125 cm über der Stichstelle, so fließen durchschnittlich 4,5 cem Flüssigkeit in das Unterhautbindegewebe ein. Da eine derartig übertriebene Haltung des Zylinders praktisch nicht stattfindet und auch gar nicht stattfinden darf, so werden bei natürlicher Hal- tung, d. h. 40 bis 50 cm über der’ Stichstelle, die Druckverhält- nisse viel geringer als beim extremen Belastungsversuch bei 125 cm sein. Die Masse, die bei 40 bis 50 cm hohem Flüssig- keitsspiegel in das Unterhautbindegewebe gedrückt wird, beträgt über der Vene jugularis etwa 1 cm. Gerade über der Vene liegen die Verhältnisse insofern günstig, als die kleinen Zuckungen, die z. B. an den Halsseiten bei subkutaner Injektion ausgeführt werden und die, wie man sich leicht überzeugen kann, die Auf- nahmefähigkeit erhöhen, hier fortfallen.

Tritt also durch einen unglücklichen Zufall eine Verschiebung der Nadel ein, so daß aus der intravenösen eine subkutane Infun- dierung wird, so kann Leem von der Lösung in die Maschen des Unterhautbindegewebes treten.

Wie verhält sich nun das Unterhautbindegewebe gegen der- artige Beschickungen von 1. ccm Chloralhydratlösungen verschie- dener Konzentration ?

Bei einem Warmblüter wurden 7. Depots zu je 1 cem mit folgenden Konzentrationen angelegt:

Stichstelle 1...1:75°% | Stichstelle 5... 1: 0,46875 ° 0 2...1:35% | 6..1:02954875 9) 03... 1:185% 5 7..1:01171875 %

5 4.,..1:0,9875% |

Nach 12 Stunden zeigten die einzelnen Stichstellen folgende Erscheinungen:

An der Stichstelle 1: 7,5 °/, befand sich eine fünfmarkstück- große Quaddel, die auf Druck eine geringe Empfindlichkeit des sonst sehr nervösen Tieres zeigte. Bei Stichstelle 2. (1: 3,75 Ou hatte sich nur eine etwa markstückgroße leichte Verdickung der Haut gebildet. Die übrigen 5 Stellen waren ohne Reaktion ge- blieben. Nach 24 Stunden war Quaddel 1 sehr zurückgegangen, die Empfindlichkeit erloschen, Quaddel 2 war verschwunden, die übrigen Depots hatten auch jetzt keine Wirkung ausgeübt. Nach 26 Stunden waren alle Erscheinungen abgeklungen.

Zur Kontrolle wurden bei einem Kaltblüter 8 Depots zu beiden Seiten des Halses je zu 4 zu 4 und 5 °/, angelegt. Nach zwölf

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Stunden waren. an allen Stichstellen nicht ganz handtellergroße, also flache Quaddeln mit etwa 6 ош Durchmesser entstanden. Die durch 5 °/, Lösung hervorgerufenen waren etwas größer als die auf 4 0/% Konzentration hin entstandenen. Sämtliche Quaddeln zeigten eine leichte Empfindlichkeit. 24 Stunden nach erfolgter Injektion sind die Erscheinungen nahezu abgeklungen.

Aus diesen Versuchen ist zu folgern, daß mit 3,5 bis 7,5 °/, Chloralhydratlösungen „nur wenige Tropfen ins Unterhautbinde- Gewebe gebracht“ nicht genügen, um ernstere Komplikationen herbeizuführen. Die angewandten Komplikationen üben genau denselben Reiz aus, wie subkutane Injektionen von destilliertem Wasser.

Um den Einwand zu entkräften, daß vielleicht bei höherer Belastung des Unterhautbindegewebes, also etwa 2, 3 und 5 cem, katastrophale Komplikationen auftreten könnten, habe ich 2, 3 und 4 cem einer 5 °/, Lösung injiziert mit dem einzigen Erfolge nach 12 Stunden kleine, kaum empfindliche Quaddeln zu beobachten, die nicht abszedierten. Auch bei einem 4. Pferde, dem 2, 3, 4, 5 cem einer 6 °/, Lösung injiziert wurden, blieb es bei den harm- losen Quaddeln. ` |

Mit einem Schlage ändert sich aber das Bild, sowie man nicht in schonender Weise die Stichstelle vor der Infundierung behan- delt, sondern rasiert, die Haut in Falten hebt usw.

An mehreren Versuchstieren habe ich Infundierungsfelder in dieser unsachgemäßen Weise vorbereitet. Hebt man jetzt, nach Einführung der Nadel in das Unterhautbindegewebe, den Flüssig- keitsspiegel wie bei unserm ersten Versuch in eine Höhe von 125 cm, so tritt ein Einströmen in das Unterhautbindegewebe ein und damit ein Sinken des Flüssigkeitsspiegels im Zylinder, ` wie man es nicht anders bei intravenösen Infundierungen zu sehen gewöhnt ist, auch wenn einem eine Erfahrung zur Seite steht, die sich auf viele hunderte Fälle stützt. Zu Beginn dieser Ver- . suche ist die Einflußgeschwindigkeit so groß, daß man in Zweifels- fällen nicht in der Lage ist zu beurteilen, ob eine intravenöse oder eine subkutane Infundierung vor sich geht. Erst mit ein- tretender Sättigung des Gewebes und einer damit verbundenen Abnahme der Stromgeschwindigkeit würde man seinen Irrtum merken.

Bei unvorbereiteter Haut fließen 4,5 cem Flüssigkeit ein, bei gemißhandelter Stichstelle das 14 bis 15 fache, nämlich ohne große Schwierigkeit 57 bis 60 ccm. Daß eine solche Flüssigkeitsmenge imstande ist, mit ihren vollen 4,0 g an Chloralhydratsubstanz die schlimmsten Verheerungen der Stichstelle und von dort aus die schwersten Angriffe auf die Venenwand auszuüben, bedarf keiner Erklärung. Werden nun gar hochkonzentrierte Lösungen bei gewalkter Stichstelle unter Benutzung kurzer Nadeln und

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Schläuche eingespritzt und die Spritze auch noch recht klein ge- wählt, so bleibt, wenn das Chloralhydrat noch recht dunklen Ur- sprungs ist, auch einer kühnen Phantasie nicht mehr viel Mög- lichkeit übrig, die Sache zu verschlechtern. |

Die frisch bereiteten Lösungen werden stets filtriert. Kleine Unreinigkeiten, wie z. B. oft gefundene kleine schwärzliche Flocken werden so beseitigt. Die Erwärmung auf Blutwärme geschieht in einem Eimer mit heißem Wasser in gut verkorkter Flasche. Es empfiehlt sich 60,0 g Chloralbydrat und bei großen Pferden 75,0 g in Lösung bereit zu halten. Bei der Billigkeit des Chloralhydrats spielt ein Überschuß keine Rolle. Den denkbar schlechtesten Ein- druck macht es dagegen, wenn die angesetzte Narkoseflüssigkeit nicht ausreicht und noch nachträglich eine Lösung angefertigt werden muß. Ein hastiges überstürztes Arbeiten mit Giften läßt nur zu leicht Fehler sich einschleichen, welche die bösesten Folgen nach sich ziehen können. Zu den Lösungen wurde destilliertes Wasser genommen, jedoch wurde auch mit abgekochtem Brunnen- wasser gearbeitet, wenn aqua destillata nicht zu erreichen war. Das blinde Vertrauen zum destillierten Wasser, wie es in Apotheken erhältlich ist, hat ja durch die bekannte Arbeit von Wechsel- m ann über den Bakteriengehalt des zur Herstellung von Salvarsan- lösung zur Behandlung der Syphilis benützten destillierten Wassers einem ausgesprochenen Mißtrauen Platz gemacht. Aus diesem Grunde ist das Abkochen des destillierten und des Brunnenwassers sehr empfehlenswert.

Ist die Nadel in die Vene eingestochen und tritt aus ihr ein feiner konstanter Blutstrom, der keinen Zweifel über das voll- kommene Getroffensein des Gefäßes zuläßt, schiebt man die Hohl- nadel bis an ihr Heft in die Vene und dreht sie so daß die Kanülenmündung der Gefäßachse zugekehrt ist. Möglichst ohne Beeinflussung der Nadel wird jetzt der bereits gefüllte Zylinder angeschaltet. Daß auch der Schlauch mit Chloralhydratlösung gefüllt ist und nicht lufthaltig, ist selbstverständlich, auch wenn es nichts für das Pferd zu bedeuten hat, wie ich bereits erwähnt habe, wenn der Luftgehalt des Schlauches in die Vene versehent- lich gedrückt werden sollte Hält man den Infusionsapparat hoch oder läßt man ihn durch einen Mann hochhalten, so ist darauf zu achten, daß der den Apparat haltende Arm in ständiger Fühlung mit dem Pferdehals bleibt. Ein Aufstützen auf den Widerrist ist zu vermeiden, weil fast alle Pferde rein reflektorisch reagieren. Ich selbst halte nie die Zylinder selbst, weil ich stets den ganzen Vorgang im Auge haben will. с

Da die niedrigste .Dosis efficax, wie aus der beigefügten Kasuistik zu ersehen ist, 15 Gramm, d bh bei 7,5 °/, Lösung 200 cem, beträgt, so kann man vom ersten Zylinder (Salvarsan- zylinder fassen i. d. R. 250,0 cem) keine Wirkung erwarten. In

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ruhigem Strome läßt man den Inhalt eines zweiten und dritten usw. Zylinders einlaufen. Unter einem ruhigen Einlaufen verstehe ich,

daß der Spiegel der Lösung im Zylinder sichtlich fällt und etwa

für das Infundieren von 250 cem 1 Minute 25 Sekunden erforder- lich sind. Bei ungefähr 75 Fällen habe ich die Stromgeschwindig- keit kontrolliert. Sie kann durch verschiedene Umstände verzögert werden, Bei Pferden mit ausgesprochenen Speckhälsen, bei Tieren die ihre Halsmuskulatur anspannen, bei zu starkem Beizäumen des Kopfes durch den Mann, der mit der Trense den Kopf hält, kann eine Verlangsamung des Stromes eintreten. Handelt es sich nur um eine Verlangsamung der Infundierung und fraglos um keinen Stillstand, so läßt man das Kinn leicht anheben, faßt mit zwei Fingern in die Maulspalte, redet dem Tiere gut zu, wenn es die Muskulatur anspannt. Ein übertriebenes Hochheben des Apparates hat zu unterbleiben.

Steht dagegen der Flüssigkeitsspiegel fest, so ist sofort eine Trennung der Nadel von der Schlaucholive vorzunehmen und die Nadel durch Komprimieren der Vene unterhalb der Stichstelle auf. ihre Gangbarkeit zu prüfen.

Läßt dagegen die Stromgeschwindigkeit nichts zu wünschen übrig (pro Zylinder 1!/, Minuten), so infundiert man ohne jedes Bedenken ruhig weiter; das Pferd zeigt schon, wenn es genug hat. , Solange man das Pferd irgendwie hochhalten kann, stütze man es. Die Chloralbydratwirkung tritt rasch еіп. Erfahrungs- mäßig kommt die infundierte Menge eines Zylinders nach etwa zwei Minuten zur Wirkung. Die Symptome sind bekannt. Die Aufmerksamkeit läßt nach, das Spiel der Ohren hört auf. Drückt man seitwärts auf das tuber coxae, so wird der Widerstand, den

die Pferde sonst diesem Druck entgegensetzen immer geringer.

Man kann die Hinterhand hin und herschaukeln. Vor der Infusion lege man den Pferden eine Trense auf, um den Kopf gut fixieren zu können. Die Anwendung einer Nasen-

bremse ist möglichst zu vermeiden, nur im Notfall ist von (hr:

- Gebrauch zu machen. Der betreffende Mann, der den Kopf des Pferdes hält, ist ganz besonders dahin zu belehren, daß er sein Augenmerk einzig und allein auf die Fixierung des Kopfes zu richten hat, und zwar hat das Festhalten stets mit beiden Händen zu geschehen, die Hände unmittelbar am Kopf des Pferdes. Der Mann steht breitbeinig vor dem Pferde. Es geschieht dies, um besonders zu Anfang Bewegungen des Kopfes zu verhindern und die Lage der Nadel in der Vena jugularis zu sichern. Im all- gemeinen finden Bewegungen nach Infundierung des ersten Zylinders kaum mehr statt.

Das Wurfzeug ist gleich zu Beginn der Infundierung ange- legt, jedoch wird von ihm kein Gebrauch gemacht; der Strick ist nur durch die Fesseln lose durchgezogen, Diese Maßnahme hat

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sich als praktisch erwiesen, und zwar deswegen, weil bei nicht angelegtem Wurfzeug die spätere Fesselung am narkotisierten Pferde oft Schwierigkeiten insofern macht, als ein Hinterbein unter den Bauch zu liegen kommt und bei ungeübtem Personal durch das Hervorziehen ein unnötiger Zeitverlust entsteht, Da die aller- meisten Tiere in der Hinterhand zusammenknicken, habe ich, um die Pferde auch bis zum allerletzten Augenblick in der Hand zu behalten, einen leichten Brustgurt anlegen lassen, der auf beiden Seiten Schnallen trägt, so daß er geöffnet werden kann, sowohl wenn das Pferd auf der rechten als auch wenn es auf der linken Seite liegt. Der Gurt besteht also aus zwei Teilen, dem Bauch- und dem Rückenteil. Der letztere hat in der Mitte eine Polsterung aus Fries oder aus ähnlichem Material und trägt einen gut be- festigten Ring. Ein Vorderzeug hält den Gurt in seiner Lake.

Durch die Ringe der Fesseln der Hintergliedmaßen ziehe ich leichte Stricke, die oben durch den Gurtring und dann nach hinten geführt werden. Ein dicht hinter dem Pferde stehender Mann hält beide Stricke. Unter leichtem Zug zieht er das Pferd nach hinten. Eigentlich verhindert er nur, daß das Pferd in den Vorder- fußwurzeln zusammensinkt. In seiner Tätigkeit wird es durch den Mann am Kopf unterstützt, der seinerseits einen leichten Druck auf den Kopf ausübt, etwa in der Weise, als wollte er das Tier einen Schritt zurücktreten lassen. Jedes grobe ruckartige Ziehen und Zerren ist natürlich streng zu vermeiden. Alles geschieht mit der größten Ruhe, niemand spricht. Über die hundesitzige Stellung kommt das Pferd zum Liegen. Ich muß es als Kunst- fehler bezeichnen, wenn der Narkotiseur nicht in Ruhe abwarten kann, bis die Chloralhydratwirkung in vollem Maße eintritt und der durch vorzeitiges Zerren an der Fesselung sich selbst um die größten Vorzüge der Narkose bringt, nämlich das Vermeiden alles Gewaltsamen. |

Glaubt man den Zeitpunkt unmittelbar bevorstehend, an dem das Pferd sich nicht mehr auf den Beinen halten kann, dann löst man die Nadel vom Schlauch, komprimiert einen Augenblick ‚die Vene jugularis unterhalb der Stichstelle, läßt durch den aus der Nadel schießenden Blutstrom das Nadellumen von der Chloral- hydratlösung ausspülen und zieht dann die Nadel heraus. Hierbei braucht man sich nicht beider Hände zu bedienen, indem man mit der einen Hand die Stichstelle fixiert und mit der anderen Hand die Nadel herauszieht. In Richtung der Vene wird mit einer Hand die Kanüle nach unten geschwind herausgezogen.

Eine gewisse Geschicklichkeit erfordert die Entfernung der Nadel, da das Pferd taumelt und man nicht lange Zeit hat, diese Manipulation so auszuführen, daß keine Beschädigung der Vene zustande kommt und die Nadel nicht in das perivaskuläre Binde- gewebe gerät und dort ein Chloralhydratdepot unbeabsichtigter

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weise angelegt wird. Diese Gefahr wird sehr verringert, wenn man kurz vor der Trennung der Nadel von der Olive den Zylinder möglichst tief halten läßt. Frühere Operateure kamen bei ihren hochkonzentrierten Lösungen nicht in die Lage, am schwankenden Pferd arbeiten zu müssen. Der Injektions- bzw. Infusionsakt war vollzogen, bevor eine narkotische Wirkung eintrat.

Aus den angeführten Belastungsversuchen der Unterhaut Seh übrigens hervor, daß ein Herausreißen der Nadel durch Zerren am Schlauch auch noch kein Unglück bedeutet.

Nachdem das Pferd langsam zur Erde geglitten und auf die Seite gelegt ist, wird die Fesselung zusammengezogen. Auch hier- bei vermeide ich jedes gewaltsame unnötige Zerren. Die Fesselung und die nachfolgende für die jeweilige Operation erforderliche Lagerung lasse ich 2 bis 3 Minuten nach erfolgtem Umsinken vornehmen.

Stellte sich nun während der Operation heraus, daß die ge- wünschte Tiefe nicht erreicht sein sollte, so steht einer Nach- infundierung absolut nichts im Wege. Ich gebe in der Regel 100 bis 150,0 ccm’ einer 7!/, /, Lösung noch nach, d.h. 7,5 bis 11,0 g Chloralhydrat.

Für: den Grad der Narkose ist weniger die herabgesetzte Empfindlichkeit der Cornea als vielmehr die verschiedene Reaktion der Schleimhaut der Nasenscheidewand maßgebend.

Hat sich eine erneute Infundierung als notwendig erwiesen, so lasse man erst die Wirkung des neu eingeführten Chloral- hydrats zur Geltung kommen.

Es mag verwunderlich wirken, daß mit keinem Wort bisher der Puls und die Atmung erwähnt sind. Aus der folgenden Kasuistik ist ersichtlich, daß eine ständige Kontrolle des Pulses und der Atmung sich erübrigt. Es genügt hin und wieder einmal einen Blick auf die Atmung zu werfen. Einmal eingeleitet, läuft die Narkose von selbst, und eine Assistenz, die ständig Puls und Atmung zu überwachen hat, erübrigt sich im Gegensatz zu einer Inhalationsnarkose, bei der der Operateur unmöglich ohne Hilfe ` auskommen kann. Nach beendeter Operation werden die Fesseln gelöst.

Beginnt die Chloralhydratwirkung abzuklingen und hebt das Tier zum ersten Male den Kopf, dann ist eine besondere Be- wachung erforderlich. Niemals darf ein narkotisiertes Tier sich selbst auch nur für kurze Zeit überlassen bleiben. Die ersten Versuche aufzustehen werden durch Festhalten des Kopfes auf dem Erdboden, durch Belasten des Halses und der Kruppe ver- hindert, und zwar möglichst lange. Es ist ein Kunstfehler, ein narkotisiertes Tier zu früh hochzubringen, weil es sich noch nicht auf den Beinen halten kann, hinstürzen wird und sich dabei tödlich verletzen kann. Das sind durchaus keine theoretischen

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Betrachtungen und Möglichkeiten, sondern eine Warnung mit sehr realem Hintergrunde. Mit Ausnahme eines verunglückten Erst- lingsversuches habe ich bei einem halben Tausend ausgeführten intravenösen Cloralhydratinfundierungen nie eine Komplikation gehabt, ein Vertreter dagegen, der sich an die Warnung nicht hielt, und das Pferd ohne Bewachung sich selbst überließ, erlebte einen Atlasbruch mit sofortigem tödlichen Ausgang. Das taumelnde ' Pferd stürzte nach vorn und brach sich das Genick. Derartige Komplikationen sind natürlich niemals der Methode oder dem Narkotikum zur Last zu legen. Für sie ist fraglos der Operateur verantwortlich, der es unterließ, sehr wichtige Anordnungen zu treffen.

Ich habe als Wache immer nur zwei Mann zurückgelassen, sind die beiden Leute nicht mehr imstande, das Pferd am Boden zu halten, dann ist auch das Tier in der Lage, wieder aufzustehen; die Chloralhydratwirkung auf das Zentrum der koordinierten Be- wegung ist abgeklungen oder doch nahezu verschwunden. Wenn das Tier auch noch etwas taumeln sollte, so hat das nicht viel zu bedeuten. Läßt es die Art der Operation zu, so wird der Patient 15 Minuten in der frischen Luft bewegt, und zwar mög- lichst geradeaus und nicht in zu langsamem Schritt. Bei Be- wegungen auf dem Zirkel und bei sehr langsamem Führen taumeln die Tiere viel mehr, als wenn man sie in flottem Schritt führt. Im Stall lasse man einen Maulkorb anlegen; wenn auch mit einer Futteraufnahme in der Regel keine Komplikationen verbunden sind, so sind doch unangenehme Zwischenfälle vom theoretischen Standpunkt möglich. Einmal habe ich bei einem Vollbluthengst, der kurz nach der Chloralhydratnarkose Heu bekam, ein aus- gesprochenes Erbrechen gesehen; Mageninhalt wurde aus beiden Nüstern in größeren Mengen entleert, ohne daß der Hengst irgend- welchen Schaden dabei nahm. Auf Grund dieses einen Falles (ein Patient, der übrigens durch Fasten vorbereitet war!) habe ich stets erst 6 Stunden nach dem Aufstehen eine leichte Fütte- rung mit Heu und Tränken gestattet.

Der in der Menschenmedizin nur allzubekannte vomitus post narkosim ist ja beim Pferde glücklicherweise eine Ausnahme seltenster Art.

Kasuistik. |

Bei mehr als 500 Fällen habe ich die intravenöse In- fundierung von 7,5 °/, Chloralhydratlösungen angewendet. Während des. Krieges bot sich bei mehr als 200 Pferden Gelegenheit zu dieser Narkose. Die bei der damaligen Pferdekrankenabteilung, dem späteren Pferdelazarett der .... I. D. nach dieser Methode narkotisierten 120 Pferde sind vor, während und auch nach den Narkosen z. T. aufs genaueste kontrolliert und darüber Auf- zeichnungen gemacht worden.

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Dem Geschlecht nach verteilen sich die 120 Tiere folgender- maßen: Hengste 11, Stuten 47, Wallache 62. Das Alter schwankte zwischen 1 und 25 Jahren, im Durchschnitt betrug es rund 10 Jahre.

Von den 120 Pferden waren 46 Tiere 14 bis 20 Jahre, also alt bis sehr alt gleich 2811 0/0,

63 Tiere waren Warmblüter,

50 , Kaltblüter, T a Kreuzungen zwischen Warm- und Kaltblütern. Ausgezeichnet war der Nährzustand bei 12 Tieren, gut d 33 genügend ie. 0) е » 47, mangelhaft 9 schlecht d э 16 skelettartig- . abgemagertt , , » 8 ,

28 Patienten 231/, °/, waren also in schlechtem bis aller- schlechtestem Nährzustand.

Sehr groß (über 175 cm Stockmaß) waren 14 Tiere

groß (bis 170 з ) , 88 mittelgroß („ 165 ,, 2 ) 50 klein („ 150, » ) » 15

sehr klein (unter 145 , j E 5 3:

Die Chloralhydratdosis schwankte zwischen 8, 0 und 140,0. Im Durchschnitt wurden, wenn von den beiden Versuchen mit 8 und 10,0 g abgesehen wird, 37,9 g Chloralhydrat infundiert. Die Dosis betrug:

In: 1 Fal ........... . a 08 жоо ш э. йз му. ке Ж ое йл оса о АО, з, 16 Fällen schwankte sie zwischen 15,0 bis 20,0 , 1 14 21,0 25,0 14 26,0 30,0 A 12 31,0 35,0 15 )? 36,0 40,0 28 19 40,5 45,0 8 7” 46,0 50,0 7 ’” 39 7 17 51,0 55,0 10 56, 0 60, 0 э 4 y » » „690 140,0

Ein Rauschzustand, bei dem sich die Pferde selbständig legten, wurde erzielt:

1. Rausch . . in 25 Fällen 2. oberflächliche Narkose „44 y 3. mitteltiefe у ger. D 5 4. tiefe 6 E Е

341

5. sehr tiefe Narkose in 3 Fällen

6. gefährlich tiefe , keinem Fall

7. Tod > > 1 Fall (Erstlingsversuch) 8. die Patienten legten sich in 7 Fällen überhaupt nicht.

Es handelt sich nicht etwa um ein Versagen der Methode sondern um Versuche, die eine Unhaltbarkeit der Dosierung pro Kilogramm Körpergewicht mit beweisen sollen.

1. Der Chloralhydratrausch wurde mit Dosen erreicht, die zwischen 15 und 42 g schwankten. 15,0 g Chloralhydrat ist die geringste Dosis gewesen, welche nicht nur bei den notierten 120 Narkosen, sondern in allen Fällen einen chirurgisch brauch- baren Rauschzustand herbeiführte. Daß eine so erhebliche Schwankung in der Rausch erzielenden Wirkung besteht, beruht, wie ich früher gezeigt habe, in dem Widerstand, den das Narkotikum an der Gesamtmasse der roten Blutkörperchen findet.

Durchschnittliche Dosis. . . , .. Big durchschnittlicher Rauscheintritt nach . 6,88 Min. durchschnittliche Rauschdauer . . . . 16,48 ,

durchschnittliches Aufstehen nach . . . 36,0 durchschnittliche Dauer der ganzen Оре- ration vom Einstich der Nadel bis zum

Aufstehen . . . e, 42,8 , In 13 Fällen schwankte die Rauschdosis zwischen 15 bis 20,0 g 6 21 99 25 0 39 2 » 26 » 30,0 2 э 99 м UI 81 » 35,0 1 Fall betrug e У 38,0 , 19 1 H | 42,0

2. Zur oberflächlichen Narkose führten Dosen, die zwischen 17 und 45 g schwankten.

Durchschnittsdosiss . . . 98,5 6 durchschniittlicher Narkoseeintritt nach . 4,8 Min. durchschnittliche Narkosedauer. . . . . 350, durchschnittliches Aufstehen nach . . . 725 vom Einstich der Nadel bis zum Aufstehen ‘durchschnittlich . . 2 2 2 2022. 773 Die Dosis betrug: In 1Falmur . . 1706 e A 2 22 18,5 5; бы Fällen "schwankte. sie zwischen 21, 0 bis 25,0 e 9 D 26,0 30,0 »” 7 31,0 85,0 9 36,0 40,0

10 H D 40,5 H 45,0

342

3. Zu einer mittleren Narkose wurden Dosen gebraucht, die zwischen 18 und 59,0 g sich bewegten.

Durchschnittsdosis . , . . 45,8 р durchschnittlicher Narkoseeintritt nach . 59 Min. durchschnittliche Narkosedauer . . . . 50,5 ,„ durchschnittliches Aufstehen nach . . . 87,6 , vom Einstich der Nadel bis zum Aufstehen durchschnittlich . . . . . . . 985 „»„ In 1 Fall betrug die Dosis . . . . 18g » 2 Fällen schwankte die Dosis zwischen 30 bis 35 , 8 т 86 3 40 H 6 т 2? 41 45 1 Fall betrug j j 48 ә 6 Fällen schwankte ,, Se e 50 , 55, 3 » nm LL » 56 60

4. Die Chloralhydratmenge, die eine ausgesprochene tiefe Narkose zeitigte, betrug im niedrigsten Falle 30,0 g und im Höchstfalle 75,0 g.

Durchschnittsdosiss . .. 2... 6146 durchschnittlicher Narkoseeintritt nach . 4,0 Min. durchschnittliche Narkosedauer . . . . 54,0 ,„ durchschnittliches Aufstehen nach . . . 95,5 , vom Einstich der Nadel bis zum Aufstehen durchschnittlich . . ... . . . 995 , |

In 1 Fall betrug die Dosis . ` . 80е 2 Fällen schwankte die Dosis zwischen 35 bis 40 , » 5 » ` 41 45 2 ? )) 46 50 1 Fall betrug eg e 52 „6 Fällen schwankte ,„ e 55 60

2 betrug

5. In 3 Fällen wurden sehr tiefe Narkosen auf Infundie- ‚rungen von 60, 69 und 140 g gesehen. Da eine Durchschnitts- angabe auf Grund so geringen Materials praktisch wertlos ist, wird hier auf eine Angabe verzichtet.

6. Gefährlich tiefe Narkosen wurden in keinem Falle be- obachtet.

7. Einmal wurde ein Tier mit intravenöser Chloralhydrat- infundierung getötet, hierzu wurden 340,0 g gebraucht.

8. Bei 7 Pferden wurde kein chirurgisch brauchbarer Zu- stand erzielt. Die Infundierungen von 8 und 10,0 g beabsich- tigten auch nur eine negative Feststellung, nämlich daß so ge- ringe Dosen praktisch nicht in Frage kommen. 5 Tiere zeigten eine gewisse Widerstandskraft gegen das Narkotikum.

-- 343 Die Dosis betrug: in1i1Fal .... 28 6 0-22 = 0 8 ee 805 Кар о ee DO ge "1 , sogar ... 45

Bei der 23 g-Gabe handelte es sich um ein großes Pferd mit 41 °/, roten Blutkörperchen, bei den beiden 30 g-Gaben um zwei sehr große Pferde, Blutuntersuchungen waren bei diesen nicht vorgenommen, bei der 35 g-Gabe war der Patient sehr groß, aus- gezeichnet genährt und zeigte 42 °/, Erytrozythen und schließlich bei der 45 g-Gabe bietet sich uns der Ausnahmefall, daß ein Pferd auf eine Dosis von 45 g Chloralhydrat, die Frick als Höchst- dosis angibt, nicht reagiert. Der Oldenburger Wallach war sehr groß, gut genährt und zeigte 48 °/, Blutzellen.

Bei 13 Patienten genügte die anfänglich infundierte Chloral- hydratmenge nicht, so daß während der Operation erneut Chloral- hydratlösung infundiert werden mußte. Zweimal wurde zu einer dritten und einmal sogar zu einer vierten Infundierung geschritten.

Über die Temperatur, die Atmung und den Puls sowohl vor als auch nach Eintritt der Narkose und über das Verhalten einiger Reflexe während der Narkose soll weiter berichtet werden. Von Messungen des Blutdruckes mußte und konnte auch Abstand ge- nommen werden, weil das Sinken des Blutdruckes längst erwiesen und Blutdruckmessungen für den Praktiker ja nicht in Frage kommen, ebenso blieb das Pupillenspiel als praktisch unwesentlich unberücksichtigt.

Aus der Literatur geht hervor, daß die Mehrzahl der Autoren ein Exzitationsstadium bei der Chloralhydratnarkose in Abrede stellen. Vöm praktischen Standpunkt ist das richtig, falsch dagegen vom wissenschaftlichen. An 32 Pferden wurden bis zum Eintritt ausgesprochen narkotischer Wirkungen Temperatur, Atmung und Puls kontrolliert. Über die Temperatur während des Exzitations- stadiums ist nichts zu sagen.

Das Zentrum für die Atmung wird nicht ständig alarmiert. Es wurde beobachtet:

18mal eine Steigerung der Atmungsfrequenz 13 Abnahme , Ge 1 bestand keine Schwankung. Die Steigerung betrug: 2 mal 1 Atemzug in der Minute ' 3mal 6 Atemzüge in der Minute

Ə 2 Atemzüge | 2 8 4 4 | 1 12 » ИІ 1 17 i

Im Durchschnitt 2,1, rund 2 Atemzüge.

-- 844

Die Abnahme betrug: 3mal 2 Atemzüge in der Minute | Imal 6 Atemzüge in der Minute

2 d nm 1 8 в” З -4 mn nm 1 H` nm n

1 5 1 10 » D Im Durchschnitt 3, 6, rund 4 Atemzüge.

Es scheint so, als ob Tiere mit einem hohen Prozentsatz Erytrozythen im allgemeinen zu eimem Anstieg und Pferde mit einem geringen Prozentsatz (etwa unter 33 °/,) zu einem Abfall der Atmungsfrequenz neigten. Aufgabe neuer Studien wird es sein, diese interessante Frage an der Hand eines größeren Mate- rials zu prüfen. Der Puls zeigt bei allen Versuchen eine ver- mehrte Frequenz, und zwar betrug diese im Minimum 12 und im Maximum 52 Schläge in der Minute.

in der Minute imal betrug die Steigerung. . 2.2... 12 Schläge 7 sehwankte die Steigerung zwischen 15 bis 20 3 3 7? 21 25 7 26 30 5 » 81 ”л 35 2 36, D 40 1 41 45 5 H 46 50 1 » -51 3 55

Ihren Kulminationspunkt erreichte die. Pulskurve frühestens nach 1 und spätestens nach 8 Minuten. Auch hier scheint es so, als ob eine gewisse Parallelität zwischen schneller Beeinflussung des Pulses, d. h. seiner Steigerung und einem geringen Prozentsatz an roten Blutkörperchen bestände. Diese Beziehung gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man sich die Rolle vergegenwärtigt, die das Blut bei der Narkose spielt.

1mal erreichte die Pulsfrequenz ihren Höhepunkt nach 1 Min.

5 12 4 A e 7

1 D

со С aA 62.52

| 2 im Durch- schnitt 27, Міп.

Aus diesen Angaben geht hervor, daß der Chloralhydrat- wirkung bei entsprechender Dosis ein Zustand vorauszugehen pflegt, der alle Kriterien des Exzitationsstadiums, allerdings nur in bescheidenen Grenzen zeigt, wie sie uns von der Chloroform-

345 --

inhalationsnarkose geläufig sind. Sowohl Atmungszentrum als auch die Herztätigkeit sind beteiligt, die Atmung zwar nur zu etwa 20 °/, der Fälle, wenn wir von den geringen Steigerungen wie 1 bis 5 Atemzüge in der Minute einmal absehen und nur Ver- mehrungen wie 6 bis 12 berücksichtigen,

І. DerChloralhydratrausch, Bei 9 Pferden wurden Temperaturmessungen während des Rausches vorgenommen. Der Temperaturabfall betrug:

2mal. ..... 0°C | imal. Dër 0 EEN E лесни ie DEE 2 a a ee 40,000, im Durchschnitt. 0,4° С.

14mal wurde die Atmung kontrolliert. 13mal zeigt sie einen Abfall, imal eine erhöhte Frequenz um 2 Atemzüge in der Minute. Der Abfall der Atmung betrug: 3mal . 2 Atemzüge in d. Min. | Imal . 9 Atemzüge in d, Min. 1 ? „m ' 1 D >. 11 ию Im Ррогећ- ом» | Schott d nm

2 ~] Co

2 4, 1 s 8 D D nm |

Die geringste Frequenz betrug in einem Fall fünf Atemzüge in der Minute. Bei denselben 14 Tieren wurde während des Rausches 8mal eine Steigerung und 4mal eine Verminderung des Pulsrythmus festgestellt, 2mal blieb der Puls ohne Schwankung.

Der Anstieg betrug imal 3 Schläge in der Minute

1 8 H 1 10 1 D 14 1 1 16 H 1 1 7 99

2 24 H Abfall 99 1 4 UU 1 6 7? » 1 9 D | H D 1 18 M H

Es zeigt sich demnach hierbei eine gewisse Irregularität.

I. Die oberflächliche Narkose. Temperatur- messungen fanden bei 29 Pferden während der oberflächlichen Narkose statt. |

2 Pferde zeigten keine Schwankung, bei 23 Pferden wurde ein Temperaturabfall und bei 4 Tieren ein Temperaturanstieg ermittelt.

Der Temperatursturz schwankte zwischen 0,1 und 1,7° C. Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 9. Heft. 26

- Er: betrug: йз т `

1 таг. ОЛС. | 4 mal 0,7° С Ежен” #_ pe у Шо б жан С .0,8° C

a nee ie 0,9° С

e A ш: ж с. WA: | i 1,0° C

4 | e 05° DG. 17°C

| Der ste ы. ; Ä ? | GO

іпі..... 01906. | 8өа..... 0296.

durchschnittlich aller 29 Fälle 0,5° C.

Die Atmung wurde bei 28 Narkosen kontrolliert. Sie zeigte 1mal keine Schwankung der Frequenz, 8mal eine Beschleunigung und 19mal eine Abnahme, Die Bes schleunigung schwankte zwischen 1 bis 12 Atemzüge in der Minute. m Frequenzabnahme zwischen 2 bis 14 in ‚der Minute.

Die. Beschleunigung betrug:

1 mal 1 Atemzug in der кин É imal 7 Atemzüge in der Minute 2 3) 2 ӨШ ШЕ з. 4 8 19. ”. De G oa u Е: ШИ жу озш ш

1 6 и u ovp 17

durchschnittlich. betrug s sie 5 EE їп der, Minute. | |

45

‚Die Verlangsamung betrug: | мк SE Smal 2 Aternzüge in der Minute (mai 9 22. in der Minute

3 2 LLN % nm a 1 10: H 4 4 . 13 1 11 p H З 5 2) : » . 1 99 14 » 2 6 |

» 7 |

- durchschnittlich 5 Atemzüge in der Minute,

durchschnittlieh aller 28: Fälle 2 Atemzüge. Der Puls wurde bei 27 oberflächlichen Narkosen nachgeprüft. imal zeigte er keine Schwankung, 19mal einen Anstieg, 7mal einen Abfall. Der Anstieg schwankte zwischen 2 bis 44 Schlägen

in der Minute, der Abfall zwischen 1 bis 18. | Ріе Beschleunigung betrug: | KC mal 16 Schläge in der Minute

Lmal 2 Schläge in der Minute | 2

1, 4 Ма эж оку Ө м» mn mn 1 6 mn nm 1, 28 y mn р » 2, 8 и» | 1, 25 n nm nm 1 11 о» | 1 30 d 4 12 nm nu | 1 44 » ` nm d 2 14 "nm mm | |

durchschnittlich 15 an in der Minute

ВАЙ

Die Verlangsamung betrug: Lmal 1 Schlag in der Minute | 3mal 6 Schläge in der Minute 1, 2 Schläge mn nm 1 18 о” 1, 4 э.» ; | | durchschnittlich 6 Schläge in der Minute. _ Durchschnittlich aller 27 Fälle bestand eine en von 9 Schlägen in der Minute.

II. Mitteltiefe Narkose. Messungen wurden bei sechs Narkosen ausgeführt.

Die Temperatur zeigte 1mal einen Anstieg und 5mal einen Abfall, der zwischen 0,4 bis 0,9° C. schwankte und im Durchschnitt 0,5° C. betrug. Die Atmungsfrequenz nahm 2mal zu um 2 bzw. 10 Atemzüge und 4mal um 1imal 4, 2mal 6, 1mal 8 Atemzüge ab. Der Puls nahm in allen Fällen zu, und zwar um 10, 12, 20, 25, 98, Durchschnittlich um 23 Schläge in der Minute.

IV. Tiefe Narkose. Fünf Messungen fanden statt. Die Temperatur stieg einmal um 0,3° C. an und fiel 4mal um 0,7, 0,8, 0,9, 1,1° C., durchschnittlich um 0,8° C. ` i

Die Atmungsfreguenz fiel einmal um 13 Atemzüge in der Minute. 4mal stieg sie um 1mal 4, 1mal 12 und 2mal 18, zeigte also durchschnittlich einen Anstieg um 8 Atemzüge in der Minute,

Die Pulsfrequenz ging in allen Fällen in die Höhe (10, 12, 24, 34, 42), durchschnittlich um 24 Schläge in der Minute.

V. Sehr tiefe Narkose. Die Temperatur zeigt einen stündlichen Abfall. Sie stürzt auf Dosen, wie 118,0, rapide ab. Puls und Atmungsfrequenz fallen in der Regel, zeigen aber eine auffallende Regelmäßigkeit. Die Atmung ist tief, der Puls klein.

Nystagmus tritt beim Rausch, bei der oberflächlichen, mitt- leren, tiefen und sehr tiefen Narkose auf. Er ist eine ständige Er- scheinung. Nur wenige Male wurde er beim.Rausch nicht beob- achtet, womit nicht gesagt sein soll, daß er fehlte. Heftiges Augen- rollen bestand sowohl während des Rausches als auch während sehr tiefer Narkosen. Für die Tiefe des narkotischen Zustandes ist demnach der Nystagmus keineswegs charakteristisch. Während des Rausches und während der Narkose werden die Augen nicht ständig gerollt. Es bestehen Pausen. Die Bulbi können plötzlich im heftigsten Rollen mit dieser eigentümlichen Bewegung aufhören und ganz still stehen, um nach einer geraumen Ruhezeit plötzlich aufs neue mit Rollen wieder anzufangen. In den meisten Fällen, besonders im Anfang, sieht man eine gewisse Symmetrie. Beide Bulbi rollen gleichzeitig nach dem inneren Augenwinkel. Im Ver- laufe der Narkose hört diese EECH oft auf und jedes Auge rollt für sich.

20%

-- 848 --

. Reflexe. Kornea- und Konjunktivalreflex leisten der narkoti- schen Wirkung desChloralhydrats den größten Widerstand. Während des Rausches sind Kornea- und Konjunktivalreflex ständig voll vorhan- den. In vereinzelten Fällen sind diese Reflexe während der oberfläch- lichen Narkose herabgesetzt; erst in mitteltiefen Narkosen findet sich eine ständige Herabsetzung der Reflexerregbarkeit, selten ein voll- kommenes Erlöschen. In der Mehrzahl der tiefen Narkosen fallen beide Reflexe aus, in vielen Fällen sind sie aber nur. stark herab- gesetzt. Nur während der sehr tiefen Narkosen erlöschen Kornea- und Konjunktivalreflex vollständig Es scheint demnach eine Eigentümlichkeit des Chloralhydrats zu sein, beim Pferde eine geringe Angriffskraft gegen diese Reflexe zu haben. Ganz inter- essant ist in dieser Beziehung ein Vergleich mit dem Äther, der bei intravenöser Applikation zwar keine Narkose beim Pferde herbeiführen kann, wohl aber im Stehen die Reflexerregbarkeit des Kornea- und Konjunktivalreflexes zum vollständigen Erlöschen bringen kann. Praktisch ist das insofern wichtig, daß man nicht das Verhalten von Kornea- und Konjunktivalreflex zum alleinigen Maßstabe für die Tiefe einer Chloralhydratnarkose macht. Die Empfindlichkeit der Lippen auf Nadelstiche wird erst herabgesetzt, \ wenn schon die übrige Hautoberfläche auf Stiche unempfindlich und die Reflexe, wie z. B. der Widerrist- oder der Anal-Schwanz- reflex, nahezu verschwunden sind, und die Schleimhaut der Lippen reagiert noch auf Stiche, wenn die Lippenoberfläche schon fast unempfindlich gewordem ist. Bleibt auch die Schleimhaut der Lippen ohne Reaktion, so treten auf Reizungen der Nasenschleim- haut noch erhebliche Zuckungen ein.

Während des Rausches ist dieser Reflex, den ich Nasen- schleimhautreflex nennen möchte, stets positiv, auch Lippen- und Lippenschleimhautreflex sind noch in der Mehrzahl positiv, aber besonders an der Oberlippe und ihrer Schleimhaut beobachtet man schon ein Schwinden der Empfindlichkeit. In der oberflächlichen Narkose sieht man wie der Nasenschleimhautreflex allmäklich schwächer wird. | |

-~ 19mal bei 30 Beobachtungen ist er positiv. 4, , 80 у; т » herabgesetzt. ( 80 „” ` mn nm negativ, während die Oberlippe 27 mal negativ reagiert, 3 „. stark herabgesetzt reagiert.

Bei mittleren Narkosen erlöschen die Lippenreflexe und der Nasenschleimhautreflex ganz.

Für die Chloralhydratwirkung ist demnach praktisch von Wichtigkeit:

1. Empfindungslos wird zuerst die Hinterhand, dann die Mittelhand und zum Schluß die Vorderhand.

349

2. Am Kopf erlöschen die Reflexe in folgender Reihenfolge: Oberlippe, Schleimhaut der Oberlippe, Unterlippe, Schleimhaut der Unterlippe, Nasenschleimhaut, Kornea und Konjunktiva.

Bevor ich mein Urteil über den praktischen Wert der Chloral- hydratinfundierungen zusammenfasse, möchte ich es hicht unter- lassen, daran zu erinnern, daß die endovenöse Verabfolgung nicht nur von Heilmitteln, sondern auch von Narkotizis in der Menschen- medizin immer mehr an Boden gewinnt. Die allbekannten Narkotika Äther und Chloroform sind es auch hier wieder, die das größte Interesse in Anspruch nehmen, jedoch hat man sich keineswegs auf diese beiden beschränkt, sondern auch mit Körpern aus der Harnstoffreihe, wie z. B. mit Hedonal, Versuche gemacht, kurz, der alte scheinbar längst vergessene Oré kommt zu Ehren, die er bei Lebzeiten allerdings nicht das Glück hatte zu genießen. Diese Bestrebungen in der Menschenheilkunde, die Medikamente nicht mehr dem Verdauungstrakt anzuvertrauen, sondern sie un- mittelbar in die Blutbahn und damit in eine äußerst innige Be- Führung mit dem Organismus zu bringen, sind für uns kein Novum. Es gilt ja geradezu als Kunstfehler, z. B. dem Pferde flüssige Arzneimittel einzugeben. Das jahrzehntelange Vorurteil der Ärzte gegen die intravenöse Infundierung bzw. Injektion gründete sich hauptsächlich auf die Furcht vor der Luftembolie und vor allgemeiner Septikaemie, Befürchtungen theoretischer Art, die aber von einer Generation auf die andere übernommen sind, ganz ähnlich wie der Glaube an die Sterilität des destillierten Wassers, wie es von Apotheken abgegeben wird. Noch ein drittes neues Argument gehört zum Rüstzeug der Gegner der intra- venösen Applikationsmethode Das ist der Thrombus. Luft- embolie, Septikaemie, Thrombose, Phlebitis, Periphlebitis kommen bei den Inhalationsnarkosen nicht vor; dies ist schon richtig, aber man muß das doch nicht so darstellen, als ob die Inhalations- narkosen (für uns Tierärzte kommt ja nur die Chloroformnarkose in Frage) nun bewiesenermaßen höchst harmlose und ideale Wege darstellen, die Toleranz zu erzielen. Da Chloroform die sekre- torische Tätigkeit von allen Drüsen und Schleimhäuten reizt, so entsteht die bekannte Salivation, die Vermehrung der Schleim- und Speichelsekretion. Hierdurch wird die Disposition für die postoperative Pneumonie geschaffen. Durch Aspiration von Schleim und Speichel während der Narkose und die mangelhafte Expektoration und Durchlüftung der Lunge nach der Operation. Die Lunge muß sich aber noch einen zweiten gefährlichen Angriff gefallen lassen, daß ist die Abkühlung nicht nur von seiten der Haut, d. h. des ganzen Körpers, sondern auch eine direkte durch die Inhalationsdämpfe.

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Da die Lungenepithelien aus erster Hand das Chloroform bekommen, werden sie auch dementsprechend geschädigt, d. h. sie verfetten. Hierzu kommt event. der reflektorische Herz- bzw. Atmungsstillstand durch übermäßige Reizung des Vagus und des Trigeminus zu Beginn der Narkose. Wenn man Luftembolie, Septikaemie, Phlebitis, Periphlebitis (diese beiden besonders bei .Chloralhydrat) und Thrombose so betont, dann sollte man doch so objektiv sein und auf der anderen Seite Lungenentzündung, reflektorischen Atmungs- und Herzstillstand erwähnen. Daß die einschlägige Literatur widerspruchsvoll ist, darf nicht verwundern, wenn man die Kürze der Zeit bedenkt. Witzel, der die intra- venöse Verabfolgung als den idealsten Weg bezeichnet, hat auf das Problem 1908 erneut hingewiesen. Von den verschiedensten Seiten hat man sich daraufhin der Frage angenommen. Auch Autoren, die sich mit dieser Methode nicht befreunden konnten, erkennen das hochverdienstliche der ganzen Bestrebung an. Daß eine Methode anfänglich ihre Mängel hat, ist eine Binsenweisheit. Die Schwierigkeit sie zu beheben, ist aber bei jeder Narkosen- frage erheblich größer, als bei rein medizinischen oder chirur- gischen Problemen, denn hier hat der Pharmakologe, der Chemiker, der Physiologe und der Chirurg mitzusprechen. Die Arbeiten und Tierversuche von L. Burkhardt sind es, welche das Problem so weit klärten, daß auch beim Menschen die Methode angewandt werden konnte. Janssen, Bereskegowski, Sick und be- sonders Kümmell seien erwähnt, der 1910 über 44 intravenöse Äthernarkosen berichtete, bei denen er gutes von der Methode sah, aber seine Bedenken gegen die Thrombosierung deutlich zum Ausdruck brachte, da bei Sektionen sich die Armvenen thrombosiert fanden. Er hielt die Methode für gefährlich, be- sonders bei chronischen, septischen Prozessen, weil der Herz- muskel, nicht selten schwer geschädigt, nicht imstande ist, die ihm auferlegte Mehrarbeit zu bewältigen. Vier Jahre später gibt derselbe Autor seine Erfahrungen über 250 Fälle bekannt, die so ungemein günstig waren, daß es ihm wünschenswert erschien, die intravenöse Äthernarkose einer allgemeinen Anwendung zu- zuführen!

Den Autoren, die sich der Methode ablehnend gegenüber verhalten, steht allerdings ein gewichtiges Argument zur Seite. Warum einen Seitenweg einschlagen, wenn einem ein brauchbarer, wohlbekannter Hauptweg zur Verfügung steht? In der Veterinär- medizin fällt dieser Einwand leider fort. In der Menschenmedizin sind die Vorbereitungen für eine Inhalationsnarkose ungefährlich und die Todesfälle bei Äther selten. Bei uns dagegen sind die Vorbereitungen, das geeignete Lagern der Patienten gefährlich und für den Tierarzt aufregend und die Todesfälle in der Chloro- formnarkose erschreckend häufig. Für uns wird der Hauptweg

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der Ärzte niemals Hauptweg. Unser größtes Interesse nehmen die Arbeiten Kümmells insofern in Anspruch, weil er anfänglich die Thrombose als den Hauptgefahrenpunkt hinstellte, später aber an der Hand von 250 Fällen das Theoretische dieser Befürchtung zeigte. Man soll sich zwar vor Allgemeinerungen hüten, aber in diesem Falle glaube ich, ist der Schluß berechtigt, wenn beim Menschen der Thrombus eine so geringe Rolle spielt, so wird das beim Pferde nicht anders sein. Hauptsächlich um zum Ver- gleich einen Maßstab für die Beurteilung der intravenösen Chloral- hydratnarkosen zu gewinnen, führte ich, da Versuchstiere zur Verfügung standen, endovenöse Infundierungen von Äther- und Chloroformlösungen aus, aber auch der Sache selbst wegen. Die praktische Ausbeute war bei reinen Ätherlösungen allerdings nur gering. Die Erwartungen, die an Äther in dieser Hinsicht ge- knüpft wurden, waren aber auch nicht groß, da es mit Äther- inhalationen bisher ja nicht gelungen war, ein Pferd zu narkoti- sieren. Vom Chloroform versprach ich mir allerdings nlehr. Äther löst sich in Wasser zu etwa 5°), und Chloroform etwa zu 1 °/,. Die Technik ist dieselbe wie bei der intravenösen Chloralhydratnarkose. Die Ergebnisse sind ganz kurz folgende. Geringe Ätherdosen 27 bis 30,0 üben nicht die geringste Wirkung aus. Wenn trotzdem auf solche Dosen tierärztliche Autoren Narkose gesehen haben wollen, kann es sich höchstens um fast vollständig ausgeblutete oder an perniziösser Anämie leidende Tiere gehandelt haben. Das dunkle Gebiet der Idiosynkrasie be- trete ich nicht. Mehr bin ich geneigt, einen Irrtum anzunehmen. Weder die Atmungs- noch die Puls- noch die Temperaturkurve zeigen auch nur die geringsten Schwankungen. Ich habe dies so oft gesehen, daß jeder Irrtum ausgeschlossen ist. Erst mit geradezu gewaltigen Dosen wie 350,0 läßt sich ein rauschartiger Zustand erzielen, bei dem schon im Stehen Nystagmus rotatorius eintritt, aber alle Hautreflexe lebhaft gesteigert sind. Das Exzi- tationsstadium ist ja nicht gerade siürmisch, aber in engen Räumen, in denen man sehr bequem chloralisieren kann, wird es sehr lästig. Um 350,0 Äther zu verabfolgen, braucht man aber nicht weniger als 7 Liter physiologische Kochsalzlösung. Praktische Bedeutung ist reinen Ätherinfundierungen demnach nicht beizumessen. Ein ganz anderes Bild bekommt man aber, wenn man die Ätherlösung als Narkosegrundlage benutzt, wenn ich das Bild der Salbengrundlage anwenden darf. Setzt man geringe Chloralhydratmengen, z. B. bloß 8,0 g, oder Morphium 0,25 g, die an sich bei jedem Pferde wirkungslos sind, zu, dann tritt oberflächliche Narkose ein. Ob es sich um eine einfache Addition oder um potenzierenden Synergismus handelt, kann uns vom praktischen Standpunkt aus gleichgültig sein. Kombiniert man aber Äther mit Chloroform oder nimmt reine Chloroform-

32

lösung, so tritt ein so wildes Exzitationsstadium auf, daß man auf das Schlimmste gefaßt sein kann. Ein abschließendes Urteil über die Äthermischnarkose ist keineswegs berechtigt, im Gegenteil bieten sich hier immerhin Perspektiven, -wenn man Äther z.B. mit Verbindungen aus der Harnstoffreihe und gleichzeitig mit Morphium bzw. Pantopon kombiniert.

Die Infundierung wäßriger Chloroformlösungen ist gefährlich.

Zusammenfassung: Vergleiht man die intravenöse Chloralhydratnarkose mit der Chloroforminhalationsnarkose und mit der Infundierung wäßriger Äther- und Chloroformlösungen, so fällt das Urteil nicht schwer. Ich habe so ausgezeichnete Resultate mit Chloralhydratinfundierüngen gesehen, daß die Methode geradezu ideal genannt werden kann. Niemals, von einem Erstlingsversuch abgesehen, habe ich Komplikationen der Stichstelle beobachtet oder gar unangenehme Zustände während der Narkose, Da ich seit 1908. mehr als ein halbes Tausend Pferde nach dieser Methode narkotisiert, und keine Embolie, keine Phlebitis und keine Peri- phlebitis feststellen konnte und da sich mir trota bedeutender Über- schreitung der von Frick angeführten Höchtdosis von 45,0 g nie ein Todesfall, nicht einmal eine Störung der Atmung oder des Pulses zutrug, muß ich die Mißerfolge anderer Autoren einer mangelhaften Technik zuschreiben (ungeeignete Vorbereitung der Stichstelle. zu kurze Nadeln, zu hochkonzentrierte Lösungen, Ein- spritzen, . Außerachtlassen der Blutzusammensetzung und eines hohen Azetongehaltes des Harns). Die intravenöse Infundierung von 4,1 bis 7,5 °/, wäßriger .Chloralhydratlösung kann als prak- tisch‘ sehr brauchbar empfohlen werden. Die ‘Methode verdient es der Allgemeinheit zugeführt zu werden, da sie alle anderen Methoden weit in den Schatten stellt. Diese Vorzüge sind folgende:

1. Die intravenöse Chloralhydratinfusion kann im Stehen ein- geleitet werden. Die Pferde legen sich allein. Das zwangsweise, gewaltsame, gefährliche und aufregende Lagern der Pferde fällt fort. Das Abwerfen, auch wenn es von einem geschulten Personal (auf das man meist in der Praxis nicht rechnen kann) ausgeführt wird, bietet sowohl für das Pferd und das Personal eine Menge von Gefahren. Wie könnte es auch anders sein, reißt man doch den Tieren die Beine unter dem Leibe fort, und zwar Individuen, die durchschnittlich 9 Zentner wiegen, von schweren Kaltblütern , ganz zu schweigen. Bei alten Tieren erhöht sich die Gefahr

naturgemäß. Vor Katastrophen ist weder Professor noch Prak- tiker sicher gewesen. Wenn ich nicht irre, hat die chirurgische Klinik der Berliner Hochschule die Besitzer der .Operanden Er- klärungen unterzeichnen lassen, laut denen alle beim Abwerfen entstehenden Schäden usw. der Klinik niemals zur Last gelegt werden können. Hier spielt die Wurfmethode keine wesentliche

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Rolle. Unglücksfälle sind bei keiner ausgeschlossen. Auch die kompliziertesten Operationsstiche haben die Gefahr eines Knochen- ` bruches nicht beseitigen können. Die in der Literatur angeführten Fälle über Beschädigungen von Pferden beim Abwerfen geben kein klares Bild der wirklichen Verhältnisse, da man aus allzu nahe liegenden Gründen von Veröffentlichungen abgesehen hat. Das Abwerfen ist aber conditio'sine qua non für die Chloroforminha- lationsnarkose,

2. Die Gefahren für das Personal sind gleich Null. Wie anders beim Abwerfen. Im Stillen habe ich mich immer gewun- dert, daß nicht mehr passiert ist, laufen doch die Leute erfah- rungsgemäß ohne jede Überlegung wie hlind umher. Es ist all- gemein üblich, im Freien zu operieren. Bei gutem windstillen Wetter ist dagegen ja auch nichts einzuwenden. Im Winter bei schlechtem Wetter ist ein Operieren im Freien aber ausgeschlossen. Die Chloralhydratnarkose bietet hier unschätzbare Vorteile. Räume von 4mal 5 m genügen. Wer die intravenöse Chloralhydrat- narkose nicht kennt, kann sich unmöglich vorstellen, daß es in so engen Räumen möglich ist, die Pferde zu legen und zu operieren.

3. Veterinäre, die nur gelegentlich abwerfen, werden schon durch das Aufpassen auf das Personal, besonders wenn es noch zaghaft ist und sein Hauptaugenmerk nicht auf das Pferd, sondern auf die eigene Rückzugslinie richtet, so in Anspruch genommen, daß sie schon vor der Operation mit ihren Kräften fertig sind.

4. Die einmal eingeleitete Narkose läuft von allein weiter. Eine Assistenz, wie sie bei jeder Inhalationsnarkose erforderlich ist, erübrigt sich.

5. Die Gefahren für Vagus und Trigeminus fallen fort. Die . Lunge und das Herz werden nicht angegriffen. Besonders die geringe Mobilisation des Fettes ist ein Hauptvorzug des Chloral- hydrats, daher ist der Narkosespättod eine äußerst seltene Er- scheinung; ich habe ihn nie gesehen. Die Embolie und die Thrombose sind Einwände theoretischer Art. Phlebitis und Peri- phlebitis lassen sich bei geeigneter Technik stets verhüten.

6. Die Narkose ist sehr billig.

7. Zum Schluß möchte ich es nicht unterlassen, auf das Ästhetische des ganzen Vorgangs aufmerksam zu machen. Uns Tierärzten darf es keineswegs gleichgültig sein, welchen Eindruck unsere Tätigkeit auf Laien macht. Wenn wir schon in den seltensten Fällen ideelle Werte zu erhalten haben, so dürfen wir nie außer acht lassen, daß wir dem armen leidenden Tiere Angst, Aufregung, Schrecken und Schmerzen zu ersparen haben, wo das nur immer in unserer Macht liegt. Das ist unsere Pflicht.

Literatur.

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Gassul: Radialislähmung beim Menschen nach einer extra- venösen Neosalvarsaninjektion. (D. med. W. 1919, Nr. 25.) Eine Injektion in die vena cephalica der linken Ellenbogen- beuge mißglückte insofern, als die Flüssigkeit in das tiefer gelegene Gewebe und die Muskelnische zwischen Bizeps und Brachioradialis

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eindrang. An dieser Stelle liegt der Nervus radialis vor seiner Teilung in den tiefen und oberflächlichen Ast. Die Injektion war sehr schmerzhaft, in der Folge trat starke Anschwellung, Lähmung und Atrophie der vom Radialis versorgten Muskeln ein. Die durch die Einwirkung des Neosalvarsans erzeugte lokale Arsenneuritis hatte also Paralyse zur Folge gehabt, die in dem beschriebenen

Fall nach 1'/,jähriger Behandlung keine Aussicht auf Besserung bot.

K.

\

Pfeiler, W.: Beitrag zur Differentialdiagnose der Rotzkrankheit in pathologisch-anatomischer, ätiologischer und serologischer

Beziehung. Aus der Abteilungfür Tierhygienedes Kaiser-Wilhelms- _

Instituts für Landwirtschaft zu Bromberg. Leiter W. Pfeiler. (Centralbl. f. Bakteriol. usw., Abt. I, Originale. Bd. 83, Heft 2.)

Pf. hat in seinem Institut bei eingesandten Organen von Pferden und auch bei Zerlegungen in der Praxis Veränderungen gesehen, die auf den ersten Blick für solche der Rotzkrankheit gehalten werden konnten. Bei einem Teil der betreffenden Pferde hatte das Blutserum eine positive Ablenkung gezeigt, bei anderen negative. Die fraglichen Veränderungen bestanden in Knötchen von Linsen- bis Erbsengröße, z. T. solchen von 5 cm Durchmesser und größeren. Sie zeichneten sich durch eine starke bindegewebige Kapsel aus, im Innern fanden sich mehr oder weniger eingedickte, z. T. schon käsig veränderte Massen. Namentlich die kleineren Кпбісһеп ` machten den Eindruck älterer Rotzherde, in einzelnen Fällen konnte auch in der Umgebung der Knötchen frisch entzündetes Lungen- gewebe festgestellt werden, wie bei frischen Rotzherden. Mehrmals wurde in den Lungenspitzen die bei Rotz oft beobachtete Form der gelatinösen Lungenentzündung gesehen. Die bronchialen Lymphknoten waren stark durchtränkt, z.’T. markig geschwollen ; Einschmelzungsherde zeigten sie nicht. In einem Falle fanden sich in Lunge, Leber und Milz graurötlich ‘getönte Herde, die makro- skopisch betrachtet mit der sarkomähnlichen Herderkrankung bei Rotz und Tuberkulose vergleichbar waren. In zwei Fällen bestand, ähnlich wie bei Milzbrand, Umfangvermehrung der Milz, die Pulpa quoll über die Schnittfläche. In diesen beiden Fällen wurde die gelatinöse Lungenentzündung und außerdem Erscheinungen der Sepsis trübe Schwellung der Leber, Nieren und Herzmusku- latur gefunden. |

Mikroskopisch wurden in den Lungenherden zahlreiche, oft zu Fäden verschlungene Stäbchen nachgewiesen, die sich ähnlich. wie Rotzbazillen mit Methylenblau, aber auch mit anderen Farbstoffen gekörnt färbten. Wenn die Fäden feiner und die Fadenbildung nicht so ausgesprochen wäre, so hätten die Bazillen, die gram- negativ sind, mit Rotzbazillen verwechselt werden können. Mehr- mals gelang die Züchtung dieser Bazillen in Reinkultur, öfter blieben die Platten aber steril, trotz massenhaften Vorhandenseins der Bazillen in den Knötchen.

In serologischer Beziehung interessiert, daß die Bazillen vom Serum rotziger Pferde agglutiniert werden. Werden Pferde mit

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Reinkulturen dieser Bazillen immunisiert, so treten im Blute Anti- körper nicht nur gegen die injizierten Bazillen, sondern auch gegen Rotzbazillen auf. Umgekehrt treten bei Vorbehandlung mit Rotz- bazillen Antikörper sowohl gegen Rotzbazillen als auch gegen die von Pf. gefundenen Bazillen auf.

Infolge der so ermittelten verwandtschaftlichen Beziehung zwischen den von Pf. gefundenen und den Rotzbazillen, versuchte er durch Immunisierung mit diesen Bazillen Immunität gegen Rotz zu erreichen. Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen. Er verfütterte Rotzbazillen in steigenden Mengen an ein mit den ge- fundenen Bazillen immunisiertes Pferd, ohne daß bei ihm die Rotz- krankheit ausbrach. Bei der Zerlegung dieses getöteten Versuchs- pferdes wurden drei hirsekorngroße Knötchen in den Lungen ge- funden, die zwar histologisch als rotzige diagnostiziert werden konnten, aber bei Überimpfung auf Meerschweinchen die Krankheit nicht übertrugen. Es muß danach angenommen werden, daß bei dem Pferde eine hohe Immunität gegen Rotz erzielt war, daß es zwar bei den großen Dosen von aufgenommenen Rotzbazillen zu einer geringen Ansiedelung kam, die Erkrankung aber bald abheilte. Versuche, rotzkranke Pferde durch Behandlung mit diesen Bakterien zu heilen, ergaben, daß in den umfangreichen rotzigen Verände- rungen der so behandelten Pferde nach der Zerlegung weder durch Kultur noch durch Tierversuch lebende Rotzbazillen nachgewiesen werden konnten. K.

Hesse, Dr: Zur intrakardialen Injektion. (Münch. med. W. 1919, Nr. 21.)

Die direkte Einspritzung von Exzitantien in das Herz zur Wiederbelebung daniederliegender Herzkraft beim Menschen ist in der letzten Zeit von verschiedenen Seiten versucht. Die Indi- kation ist dann gegeben, wenn bei unfühlbarem Puls und infolge schon fehlender Blutzirkulation das Mittel durch subkutane oder intravenöse Einverleibung nicht mehr bis zum Herzen gebracht werden kann. Erfolg ist nicht mehr zu erwarten, wenn das Herz schon vor der Erlahmung auf Herzmittel nicht mehr reagiert hat. Bei Kollaps infolge Infektionskrankheiten konnte die Herztätigkeit in der Regel nur für Minuten bis zu einigen Stunden wieder an- geregt werden, dann erfolgte exitus. Mehr Erfolg verspricht diese Behandlung bei akuter Herzlähmung durch Narkose, infolge Schock oder Vergiftungen. H. empfiehlt die Injektion mit langer Kanüle in das Lumen des linken Ventrikels, da bei Einspritzung in den rechten Ventrikel das Mittel erst über den Umweg durch die Lungen in die Kranzvene gelangt. Andere halten die Injektion in die Herzmuskulatur selbst für genügend. Н. injizierte '/;, mg Strophantin, gelöst in 15 bis 20 g physiologischer Kochsalzlösung, andere verwandten Digipuratum, Digifolin, Koffein, Nebennieren- präparate u.a.

In demselben Heft schildert Dr. Zuntz einen Fall, bei dem im Krankenhause St. Georg in Hamburg während einer Operation in der Narkose Herzstillstand eintrat, der durch künstliche Atmung usw.

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` nicht aufgehoben werden konnte. 5 Minuten nach eingetretenem Herzstillstand wurde 1 сет gewöhnlicher Adrenalinlösung in das Herz gespritzt (ob in den Muskel oder in einen Ventrikel ist ungewiß), 30 Sekunden später setzte die Herztätigkeit wieder ein; die Injektion hatte lebensrettend gewirkt. K.

Jüngling, Otto, Dr.: Röntgenbehandlung der Aktinomykose der Kopf- und Halsgegend. (Münch. med. W. 1919, Heft 26.)

Aktinomykose ist hochgradig röntgenempfindlich.. Von 12 nur röntgologisch behandelten, ausgebreiteten, z.T. stark in die Tiefe gehenden Fällen ist nur einer nicht geheilt. Die übrigen heilten vollständig mit Hinterlassung kaum sichtbarer Narben. Die Sitzungen wurden in Abständen von 4 bis 6 Wochen vorgenommen. Bezüglich Dosis und Art der Bestrahlung muß auf das Original verwiesen werden. Operation war in keinem Falle nötig. Jod- kalium kann dabei gegeben werden.

Desischer Veterinäroffizier-Bund.

оре I. Generalversammlung des D.V.O.B, findet am 27. und 28. September 1919 in Berlin statt.

Tagesordnung:

. Bericht über die bisherige Tätigkeit des Bundes. . Endgültige Beschlußfassung über den Anschluß an den D.O.B

. Vortrag über Wirtschafts- und Finanzprogramm des D.O.B. . Satzungsänderungen.

. Wahl des Vorstandes.

, Standesangelegenheiten und allgemeine Aussprache.

SUB Du

Versammlungsort und Tagesstunde wird noch bekanntgegeben.

Der Arbeitsausschuß: gez. Troester gez. Bauer.

Auf einen Antrag des D. V. O. B., betreffend gehaltliche Gleich- stellung der Generaloberveterinäre und Oberstabsveterinäre mit den im gleichen Range stehenden Sanitätsoffizieren, ist folgender Be- scheid eingegangen: Kriegsministerium,

Truppen-Departement. Nr. 818/7. 19. A. 3.

Unter Bezugnahme auf diesseitiges Schreiben vom 19. 7. 19 Nr. 437/6. 19 A.3 betr. Gleichstellung der Generaloberveterinäre und Oberstabsveterinäre mit den entsprechenden Sanitätsoffizieren wird

-- 800 --

ergänzend mitgeteilt, daß nach einer nochmaligen Verhandlung des Herrn Kriegsministers mit dem Herrn Reichsminister der Finanzen über diese Angelegenheit, letzterer auf seinem bisherigen Standpunkt stehen geblieben ist. Die Gleichstellung der Generaloberveterinäre und der Oberstabsveterinäre kann hiernach jetzt nicht durchgeführt

werden, auch nicht bei der Reichswehr. gez. Unterschriften.

Der D.V.O.B. hat’ infolgedessen einen neuen Antrag an die zuständigen Behörden eingereicht, zunächst wenigstens den aus- scheidenden Generaloberveterinären, Oberstabsveterinären und älte- ren Oberveterinären auf Grund des $ 15 des Offizierentschädigungs- gesetzes bei Berechnung der Übergangsgebührnisse einen Ausgleich zu gewähren bis zur Höhe der für gleichaltrige Offiziere zuständigen

Übergangsgebührnisse. Der Arbeitsausschuß.

Versammlung des D. V. O. B., Ortsgruppe Berlin.

Die vom D. V. O. B. zum 30. August 1919 einberufene Versamm- lung wurde 8', Uhr von Herrn O. St.V. Basel im oberen Saale des Heidelbergers eröffnet. Er begrüßte die anwesenden Herren und dankte ihnen für ihr zahlreiches Erscheinen. Sodann erteilte er Herrn O.St.V. Bauer das Wort zu Punkt I der Tagesordnung: „Gründung einer Ortsgruppe Groß-Berlin des D.V.O.B.“

O.St.V. Bauer begründete die Dringlichkeit der Errichtung einer Ortsgruppe Groß-Berlin mit der Notwendigkeit, für die um- fangreichen Arbeiten des D.V.O.B. möglichst weite Kreise zur Mitarbeit heranzuziehen. Er erhofft von der Tätigkeit dieser Gruppen Anregungen und Unterstützungen, die der D. V. O. B. nachher zu verwerten habe. Außerdem teilte er mit, daß durch diese Gründung den Vertretern des D.V.O.B. Teilnahme und Stimmberechtigung in den überall schon bestehenden Ortsgruppen des D.O.B. ge- sichert sei. Nach seinen Ausführungen soll das Beispiel Groß- Berlins anregend wirken und die übrigen Bundesmitglieder zur Gründung lokaler, im ganzen Reich verteilten Gruppen ver- anlassen.

Geh. Reg. Rat Prof. Dr. Eberlein unterstrich in warmen Worten die Ausführungen des Vorredners. Überzeugend brachte er zum Ausdruck, wie nur gemeinsame Arbeit helfen und uns dem Endziel näher bringen könne. Wären auch im Anfang durch- schlagende Erfolge nicht zu erwarten, so brächten doch stetige kleine Errungenschaften uns dem Ziel ständig näher. In dem „Ausbau nach unten“ sieht E. den einzigen Weg, weitere Kreise zur Mitarbeit heranzuziehen, die jetzt noch tatenlos beiseite stehen. Seine wohldurchdachten Ausführungen gipfelten in dem Antrag, eine Ortsgruppe Groß-Berlin des D.V.O.B. zu gründen, dem alle in Groß-Berlin ansässigen Mitglieder des D.V. O. B. angehören sollten. ,

Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

-- 860 --

Іп der unmittelbar folgenden Vorstandswahl vereinigten sich die Stimmen auf:

O.St.V. Eisenblätter als I. Vorsitzenden, St. V. Dr. Schulze als II. Vorsitzenden, St. V. Dr. Eckert als Schriftführer.

Dem Ausbau der Ortsgruppe Groß-Berlin bestimmte Gestalt zu verleihen, wird das Programm der nächsten Sitzung dar- stellen, | | к

Sodann ergriff O.St.V. Bauer das Wort zu Punkt II der Tagesordnung: „Das neue Offiziersentschädigungsgesetz.“ An der Hand amtlicher Unterlagen und persönlicher, in Weimar während der Beratungen. gesammelter Notizen besprach er die einzelnen Paragraphen dieses Gesetzes, das so tief in das Geschick vieler Veterinäroffiziere eingreifen wird, in erschöpfender Weise, Genaueres hierüber wird noch veröffentlicht.

Herr O.St.V.Bauer hat sich durch seinen Vortrag den Dank der Versammlung erworben, dem O. St. V, Basel im Namen der Anwesenden auch Ausdruck verlieh.

. An der folgenden Diskussion beteiligten sich die Herren Fritze und Dr. Eckert. Nachdem St.V. Dr. Schulze und O. V. Dr. Bülles noch einige zweckdienliche Erklärungen ab- gegeben hatten, wurde die Versammlung gegen 10 Uhr geschlossen.

I. A. Dr. Eckert, Schriftführer.

Standesvertretung der Tierärzte.

Ministerium für Landwirtschaft, Berlin W9, den 3. Juli 1919. Domänen und Forsten. Leipziger Platz 10. Nr. 1 A. IIIg. 1718. |

In der Verhandlung über die Standesvertretung der Tierärzte, die am 10. April d. J. in meinem Ministerium stattgefunden hat, ist von den Beteiligten der Wunsch nach einem weiteren Ausbau der Tierärztekammern geäußert worden, und zwar ist gebeten worden, einmal den Tierärztekammern das Umlagerecht und die Ehrengerichtsbarkeit zu verleihen, sodann aber in der jetzt geltenden Verordnung vom 2. April 1911 (Gesetzsamml. S. 61) die Vorschriften über die Beaufsichtigung der Geschäftsführung der Tierärztekammern und des Tierärztekammerausschusses zu mildern, da diese Vor- schriften in ihrer jetzigen Fassung die Tätigkeit der Tierärztekammern zu beengen geeignet wären. Ich bin grundsätzlich bereit, diesen Wünschen nachzukommen. Die Einführung der Ehrengerichtsbar- keit und des Umlagerechts kann nur im gesetzlichen Wege erfolgen, wozu es noch weiterer Vorbereitungen bedarf. Die Milderung der Aufsichtsbestimmungen kann aber im Verordnungswege durch eine Abänderung der gegenwärtig geltenden Verordnung bewirkt werden. Ich habe daher bei der Staatsregierung beantragt, in der Ver- ordnung die Vorschriften des $ 14 Abs. 2 bis 4 und des $ 22 Satz 2 zu streichen. Diesem Antrage ist durch ‚Verordnung vom

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23. Juni d. J. entsprochen worden. Die Verordnung wird in дег Gresetzzammlung veröffentlicht. Die Bestimmungen über die Staats- aufsicht sind hiernach in Zukunft bei den Tierärztekammern die- selben wie bei den Ärztekammern.

Ausschuß der Preußischen Tierärztekammern.

Am 14. September 1919, vormittags 10 Uhr, findet im Hörsaale des Anatomischen Institutes der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin die 5. Sitzung des Ausschusses statt mit nachfolgender

Tagesordnung:

Bericht des Vorsitzenden. - Bericht der Mitglieder des Ausschusses über die Tätigkeit der von ihnen vertretenen Kammern. Kassenbericht. Der Wiederaufbau der tierärztlichen Praxis (Anträge der Tierärztekammer für Hannover und Westfalen). Heranziehung der Tierärzte zur Schlachtvieh- und Fleisch- beschau und die Erhöhung der Fleischbeschaugebühren (Anträge der Tierärztekammer für Hannover).

6. Die Besserung der Anstellungs- und Gehaltsverhältnisse der Tierärzte an öffentlichen Schlachthäusern (Antrag der Tier- ärztekammer für Hannover).

7. Die Zulassung zur Promotion immaturer Tierärzte (Anträge der Tierärztekammer für Schleswig-Holstein und Westpreußen).

8. Vollbesoldung der Kreistierärzte (Antrag der Tierärztekammer Westpreußen).

9. Ausarbeitung einer Standesordnung (Antrag der Tierärzte- kammer Westpreußen).

10. Die zukünftige Betätigung der Tierärzte in der landwirt- schaftlichen und staatlichen Tierzucht (Antrag der Tierärzte- kammer Hannover).

Göttingen, den 30. Rupia 1919. Der Vorsitzende: | gez. Dr. Esser.

а-ы See

Kriegsfürsorgeeinrichtung für diePreußischen Tierärzte.

Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß am

Sonntag, den 14. September 1919, nachmittags 1 Uhr, anschließend an die vormittags 10 Uhr beginnende Sitzung des Ausschusses der Preußischen Tierärztekammern, im | Hörsaale des Anatomischen Instituts der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin die fünfte Hauptversammlung stattfindet, zu der jeder preußische Kollege hiermit freundlichst eingeladen wird. Auch den Kollegen anderer deutscher Bundes- staaten ist die Teilnahme als Gäste gern gestattet. Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 9. Heft. 27

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| Tagesordnung: | Bericht des Vorsitzenden. Geschäfts- und Kassenbericht. | Bericht der Kassenprüfer, Entlastung des Kassenführers. Beschlußfassung über die Beschaffung weiterer Mittel. Beratung und Beschlußfassung. über die fernere Tätigkeit ` der Kriegsfürsorgeeinrichtung. Vorstandswahl ($ 2) der Satzung. Verschiedenes.

Hannover, im Anus 1919. ‚Der geschäftsführende Vorstand:

gez. Dr. Esser, Heyne, Friese, Göttingen. Halberstadt. Hannover.

ae OTIN к^

Von der Berliner Hochschule. Für den im Felde verstorbenen Professor Dr. Kärnbach ist

Kreistierarzt Dr. Neumann unter Ernennung zum Professor mit der freigewordenen Dozentenstelle zum 1. 10. 19. beliehen worden.

Geheimrat Eggeling tritt mit dem 1. Oktober d. J. in den Ruhestand. Er konnte im August sein 50 jähriges Jubiläum als Tierarzt, der Zeit entsprechend, in aller Stille verleben. Die Tier- ärztliche Hochschule hat ihn aus diesem Anlaß zum Dr. med. vet. h. с. ernannt.

', Unsere besten Wünsche begleiten den verehrten Hochschullehrer bei seinem - Scheiden aus seiner erfolgreichen Wirksamkeit; möge ihm ein friedlicher Lebensabend ‘beschieden sein!

Am 15. bzw. 26. September vollenden die Geheimräte Schütz und Wittmack ihr 80. Lebensjahr.

Von den Veterinäroffizieren dürfte es nur wenige geben, die nicht zu ihren Füßen gesessen haben. Es erübrigt sich für uns, ihre Verdienste um die Armee besonders hervorzuheben.

Jeder weiß, daß Schütz als wissenschaftlicher Berater der Militär-Veterinär-Akademie die Richtlinien für die Seuchentilgung in der Armee an erster Stelle mit aufgestellt hat. Seine Forschungen haben ihm Weltruf verschafft, und ihm und seinen Schülern ist es hauptsächlich zu danken, daß die Rotzgefahr für den Pferde- bestand Deutschlands während der Kriegswirren nicht katastrophal wurde.

Wer Schütz’ geistvolle Vorträge gehört, weiß, wie er seine Schüler zu begeistern versteht zu kritischer Mitarbeit. Dabei ist er ein glühender Patriot. Vor vielen Jahren sagte er am Schluß: einer genialen Festrede gelegentlich eines nationalen Feiertages etwa folgendes: „Wir und die um uns versammelte studierende Jugend

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wollen heute Zeugnis davon ablegen, was durch deutsche Arbeit geleistet ist.“ Und kaum in einer seiner klassischen Vorlesungen fehlt ein Hinweis auf die Leistungen deutscher Forscher und die aufmunternde Frage an seineHörer: „Wollen Sie nicht mitmachen ?!* „Ich habe mir ewige Jugend geschworen“, diese Worte hat Schütz bei der Feier seines 70jährigen Geburtstages zitiert. Und wer heute den 80jährigen in seinen Vorlesungen hört, der muß gestehen, er hat Wort gehalten. Mit jugendlichem Feuer begeistert er sich und seine Schüler für wissenschaftliche Arbeit. Er geißelt die - „Dressur und das Auswendiglernen“ der Studenten und regt immer wieder zum .denkenden, kritischen Studium an.

Aber nicht nur durch sein Wort weiß er den Hörer (обата воп, ег hat auch durch seine unvergleichliche Arbeitsfreudigkeit Gene- rationen von Studierenden ein glänzendes, anspornendes Beispiel gegeben. Wer ihn noch heute vom frühen Morgen bis in die Nacht in seinem geliebten Institut bei emsigster Arbeit sieht, der muß mit dem Psalmisten sagen, sein Leben ist köstlich gewesen, denn es war Mühe und Arbeit.

Möchten uns in unserer bitteren Not viel Männer wie Schütz erstehen, die in selbstlosester Arbeit zum Wohle des Vaterlandes nimmer ermüden. Das ist unser innigster\Wunsch am Geburtstage „unseres Schütz“!

Nicht weniger nahe steht uns der andere Jubilar von der Berliner Hochschule, Geheimrat Wittmack. Durch seine botanischen Vorlesungen hat der berühmte Gelehrte den meisten Veterinär- offizieren die gerade für uns so wichtigen Kenntnisse über Futter- pflanzen mit in die Praxis gegeben, vielen ist er bei den botanischen Exkursionen und bei. den Beurteilungen der Futtergräser persönlich näher getreten als immer liebenswürdiger und jedem gern hilfs- bereiter Lehrer.

Die: Armee hat die von Wittmack aufgestellten Grundsätze für die Beurteilung der Futterpflanzen und Gräser hinsichtlich ihrer Bewertung für die Verfütterung übernommen, und nach ihnen geschieht die Auswahl beim Ankauf. Auch er, der rüstige, all- gemein verehrte Greis ist heute noch unermüdlich tätig, ein glänzen- des Beispiel deutschen Gelehrtenfleißes.

Möchte doch das deutsche Volk sich an Männern wie Schütz und Wittmack ein Beispiel nehmen, dann wird es auch einen Weg aus dem Abgrund finden, in den es gestürzt ist. Möge es beiden Männern noch beschieden sein, an dem Wiederaufbau des Vater- landes mitzuhelfen und ihn mit zu erleben. Кагре.

Пав Oftiziersentschädigungsgesetz.

Das Militär-Wochenblatt veröffentlicht über das am 18, 8, 19. von der Nationalversammlung beschlossene Gesetz in großen Zügen folgendes:

„Naeh vollendeten, tatsächlich abgeleisteten 10 aktiven Dienst- jahren, bei Besitz des Reifezeugnisses: für eine Hochschule nach 9 Dienstjahren, werden die Offiziere pensioniert, unabhängig davon, ob sie dienstbeschädigt sind oder nicht. Im übrigen bleiben hierfür

27*

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die Grundsätze des Offizierpensionsgesetzes maßgebend, also die Kriegsdienstzeit wird bei Feststellung der Pension doppelt gerechnet.

Zu dieser Pension tritt bei vorgenannten Offizieren mit dem pen- sionsfähigen Diensteinkommen bis zum EEN aus- schließlich aufwärts

| 1. eine Übergangszulage in der Höhe, daß Pension und Zulage zusammen drei Viertel des pensionsfähigen Diensteinkommens betragen,

2. bei begründeter Notwendigkeit eine Kriegsbeihilfe nach den Grundsätzen wie für pensionierte Offiziere, die in Stellen der Wehr- macht, die für pensionierte Offiziere vorgesehen sind, verwendet werden, also z. B. Bezirkskommandeure Nähere Bestimmungen über diese Kriegsbeihilfe sind im Armee-Verordnungsblatt 1918 Nr. 999 (S. 543) und Armee-Verordnungsblatt 1919 Nr. 489 (S. 2988) enthalten,

‘Die Übergangszulage wird für Verheiratete auf die Dauer. von ‚3 Jahren, für Unverheiratete auf die Dauer von 2 Jahren gezahlt. Offiziere, die mit Verwandten ersten oder zweiten Grades oder mit: ` Verschwägerten ersten Grades einen gemeinschaftlichen Haushalt : führen und sie auf Grund gesetzlicher oder sittlicher Verpflichtung überwiegend unterhalten, beziehen Übergangszulagen wie Ver- heiratete. Auf Antrag kann die Übergangszulage für Уегһеігаќеќе auf zwei, für Unverheiratete auf ein Jahr weitergewährt werden, wenn und insoweit das Gesamteinkommen, also Pension und Privaterwerb, Renten usw. zusammengerechnet, hinter dem letzten pensionsfähigen Diensteinkommen unter Hinzuzählung eines Be- trages von 2500 М. zurückbleibt.

Offiziere mit weniger als 10: vollen aktiven Dienstjahren erhalten vorausgesetzt, daß sie vor dem Kriege mit der Ab- sicht, die Offizierlaufbahn einzuschlagen, aktiven Dienst getan haben oder vor dem Kriege Kapitulanten gewesen sind die Gebührnisse, die sie als aktive Offiziere der alten. Wehrmacht im Falle einer vorübergehenden Beurlaubung bezogen hätten. Unter diesen Gebührnissen sind. zu verstehen: Gehalt, Wohnungsgeld- zuschuß, Aufwandsentscehädigung, Teuerungszulagen. Diese Gebühr- nisse werden gezahlt an Offiziere mit weniger als 5 vollen Dienst- jahren auf die Dauer von 1 Jahr, mit einer Dienstzeit von mehr als 5 und weniger als 8 Jahren auf 2 Jahre und mit mehr als 8 Jahren auf 3. Jahre. Die ‚Teuerungszulagen werden naturgemäß nur so lange gezahlt, wie sie in der Armee zuständig sind.

. Zeug- und Feuerwerksoffiziere sollen mit Rücksicht darauf, daß sie bei Bekleidung gleicher Dienstgrade wie die Truppenoffiziere der Armee meist ein erheblich höheres Dienstalter aufweisen als diese, noch besondere Vergünstigungen auf dem Wege von in den Etat einzustellenden Mitteln erhalten.“

——

Es ist schon früher darauf hingewiesen, daß auch die Veterinär- offiziere im Vergleich zu den Offizieren in den gleichen Dienst- graden meist höheres Dienst- und Lebensalter besitzen. . Ober- stabs- und Generaloberveterinäre werden sogar nicht ihrem Range entsprechend entschädigt resp. pensioniert. Daß sich niemand in

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дег Nationalversammlung gefunden, der gegen diese einzig. da- stehende Ungleichheit gesprochen, empfinden die Veterinäroffiziere bei den trostlosen Aussichten für die Zukunft doppelt hart.

Ein Urteil Ludendorlis.

Ludendorff „Meine Kriegserinnerungen 1914 bis‘ 1918“, Abschnitt: Das Hauptquartier des Oberbefehlshabers Ost in Kowno Oktober 1915 bis Juli 1916, S. 143:

„Dem Gesundheitszustand von Mann und Pferd schenkte ich meine volle Aufmerksamkeit. Ich hatte mit den beiden insonderheit hierfür verantwortlichen Herren, Ober-Generalarzt v. Kern und Chefveterinär Grammlich, eingehende Besprechungen.“

| . . „Der ganze Sanitätsdienst war dank der schaffensfreudigen Energie des Ober-Generalarztes v. Ke rn und der Pflichttreue der Militärärzte in musterhafter Ordnung.“

„Die Pferde litten an Rotz und Räude, Des Rotzes wurden - wir durch Blutuntersuchungen Herr, der Räude nicht. Sie hat uns sehr geschadet. Viele Mittel wurden ausprobiert, erst gegen Ende des Krieges wurde ein wirkungsvolles gefunden. Pferde- lazarette entstanden in großer Zahl. Die Veterinäroffiziere fanden reichliche Arbeit. Ihre Hingabe zeitigte wichtige Erfolge.

Die Pflege und Unterbringung der Pferde war nicht immer einwandfrei. Ich wandte mich oft an die Armee-Oberkommandos, daß’ den Pferden mehr Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken seien.‘

eu ne Alain

Kürzlich ist in Frankfurt a. M. das B. A. f. A. gegründet worden. Seine Aufgaben. sind: Auskunfterteilung, Berufsberatung, Stellen- vermittlung, wirtschaftliche Fürsorge für die Angehörigen sämt- licher akademischer Berufsstände. Alle Akademiker, vor allem auch die behördlichen Körperschaften und Verbände, werden um ideelle und materielle Unterstützung gebeten. Mindestbeitrag für Mitglieder: Verbände, Vereine usw. 50 M., für Einzelpersonen 3M. Die Geschäftsstelle befindet sich: Frankfurt a.M., Robert аа 2,

Erklärun Küng,

Auf die in der „Tierärztlichen Rundschau“ am 20. Juli 1919 erschienenen persönlichen Angriffe des St.V. Fritz Biermann gegen den Regierungs- und Veterinärrat Dr. Matschke sprechen wir, nach Anhören eines in die Verhältnisse der Warschauer Veterinär- abteilung eingeweihten Kollegen, Herrn Regierungs- und Veterinärrat Dr. Matschke unser uneingeschränktes Vertrauen aus,

Wir mißbilligen Form und Absicht des Artikels aufs schärfste.

Es handelt sich um einen bedauerlichen Jagdunfall. Eine Aberkennung der Uniform ist nicht erfolgt. |

Die Kreistierärzte des Regierungsbezirks Arnsberg.

Kriegsministerium, 2 . „Berlin W66, den 14. August 1919. Truppen-Departement. | en Str. 5. ‚Nr.106/8. 10. A.3.

Wie von maßgebender Seite mitgeteilt wird, kann bei den Abschiedsgesuchen von Veterinäroffizieren, in denen die Erteilung der Erlaubnis zum Tragen der Uniform "erbeten wird, zu dieser Frage vorläufig nicht Stellung genommen werden.

Die Entscheidung hierüber wird noch vorbehalten bis zur all- gemeinen Regelung der Verleihung der Erlaubnis zum Tragen der Uniform beim Ausscheiden, Muther.

o oo d Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der Haustiere. Her- ausgegeben von Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Fröhner, Direktor der medizinischen Klinik der tierärztlichen Hochschule in Berlin, und Prof. Dr. Zwick, Direktor der medizinischen Klinik der tierärztlichen Hoch- schule in Wien. 8. neubearbeitete Auflage. II. Band. Seuchenlehre. 1. Teil. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. 1919. Preis 52 M. Der 1. Teil des II. Bandes des bekannten früher Friedberger- Fröhner- schen Lehrbuches ist in der 8. Auflage von: Prof. Dr. Zwick neubearbeitet worden. Die seit Herausgabe der letzten Auflage vor 11 Jahren gemachten neuen Forschungen besonders auch während des Krieges machten eine vollständige Umarbeitung nötig, dabei war eine Umfangvermehrung nicht

zu umgehen, so daß der II. Band jetzt in zwei Teilen erscheint. Dem vor- liegenden ersten soll der zweite schon im Druck befindliche Teil demnächst folgen.

Die Herausgeber haben sich entschlossen, das Werk mit 1lllustrationen - auszustatten. Der 1. Teil enthält bei 655 Druckseiten 178 teils farbige Ab-

bildungen. Es ist fraglos, daß das Werk dadurch sehr gewonnen hat, zumal die Bilder meisterhaft hergestellt sind; besonders die Wiedergabe mikroskopi- scher Objekte ist vorzüglich.

Es kann nicht auf die vielen Verbesserungen und Neuaufnahmen einzeln eingegangen werden, nur auf folgendes sei hingewiesen:

Bei Milzbrand ist die Serodiagnostik zur Feststellung des Milzbrandes bei älterem Material (Präzipitationsverfahren) neu aufgenommen, die ver- schiedenen Impfverfahren sind eingehend besprochen. Beim Schweinemilzbrand sind die neuen Forschungen angeführt, die beweisen, daß die Krankheit be- sonders als lokale Erkrankung ohne Störung des 'Allgemeinbefindens viel häufiger vorkommt als früher angenommen wurde. Die neuen Impfmethoden gegen Rauschbrand sind wiedergegeben und im Anschluß an diese Krankheit ist die Bradsot abgehandelt, deren Erreger dem Rauschbrandbazillus ver- wandtschaftlich sehr nahe steht. Bei der Kälberruhr sind die prophylaktischen Bekämpfungsmethoden von Poels und Evers, die Jensensche Schutzimpfung und die aktive Immunisierung der Muttertiere neu aufgenommen. Die neuesten Ansichten über die Beziehungen des früher als Erreger der Schweine- pest angesehenen Bac. suipestifer zu dem nicht bekannten eigentlichen Virus sind eingehend ee Bei der Rinderpest sind besonders die Symptome und die anatomischen Befunde textlich und bildlich vorzüglich dargestellt.

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Die Behandlung der Brustseuche mit Arsenpräparaten (Salvarsan usw.) sind erschöpfend besprochen, auch die bisherigen Versuche, mit Serumbehandlung bei Brustseuche sind aufgeführt. Bei Besprechung der Atiologie des Petechial- fiebers stellt Z. sich auf den Standpunkt, daß die Krankheit polybakteriellen Ursprungs sei. Ganz besonders eindrucksvoll sind die Ausführungen tiber Wut, die durch ausgezeichnete mikrophotographische Abbildungen illustriert sind. Im Anschluß daran ist ein Artikel über Pseudowut aufgenommen, über die Z. in neuerer Zeit eingehende Studien gemacht hat. Zum Schluß möchte ich noch auf die klassische Arbeit über Schafpocken hinweisen. Alles in allem muß festgestellt werden, daß der neubearbeitete 1. Teil des If. Bandes auf der Höhe der heutigen Wissenschaft steht. Er verdient einen Ehrenplatz in der Bücherei des Tierarztes einzunehmen. Die glänzende buch- händlerische Ausstattung des Buches soll nicht vergessen werden zu Er u arpe.

Vollblut. Zeitschrift zur Förderung der Beziehungen des Rennsportes zur Vollblutzucht. Herausgegeben von Fr. Becker. Verlag von August Reher, Berlin NW7, Dorotheenstr. 23. II. Band, Heft 2. Preis des Einzel-

heftes 8M. |

* Die Zeitschrift beschäftigt sich mit den von der deutschen Vollblutzucht jetzt einzuschlagenden Bahnen. In dem Artikel „Quo vadimus“ geißelt Fr. Becker die theoretisierenden deutschen Hippologen, die: ihre Kenntnisse aus englischen Zuchtbüchern und Rennkalendern entnommen hätten und kritiklos die dort geübte Inzucht, die frühen Trainings der Zweijährigen u. a. auf die deutsche Zucht übernommen hätten ohne die ganz anderen klimati- schen und Bodenverhältnisse genügend in Betracht zu ziehen. Der jetzige beklagenswerte Stand der Vollblutzucht in Deutschland sei gewiß nicht allein darauf zurückzuführen; der Weltkrieg mit seinen Einschränkungen habe auch verheerend gewirkt. Nun, wo auf Jahre an Einfuhr guten Blutes aus dem Ausland nicht zu denken sei, müsse das vorhandene Zuchtmaterial gehütet und physisch gestärkt werden. Verf. sieht neben der sachgemäßen Auswahl und Paarung der Eltern in der harten Aufzucht auf kalkhaltigen, mit guten Nährpflanzen bestandenen Dauerweiden ein vorzügliches Mittel,

te Vollblüter zu züchten. In demselben Heft bringt Rittergutsbesitzer Schneider in einem Artikel „Dauerweiden für Vollblutzucht“ wissenschaft- liche und praktische Vorschläge, die größte Beachtung verdienen. Andere Artikel, wie „Ist Stehvermögen ererbt oder erworben“ mit den Ansichten bekannter Sportsmen, „Die Hufpflege“ von dem bekannten früheren Chirurgen der Tierärztlichen Hochschule Berlin, Professor Möller, ferner eine wissen- schaftlich sehr beachtenswerte Abhandlung Beckers, „Die lebenden und toten Vaterstämme‘“, weiter Gestüts- und Vollblüter-Beschreibungen mit guten Ab- bildungen usw. machen die Lektüre des Heftes genußreich. Der Vollblut- züchter muß gute wissenschaftliche und praktische Kenntnisse haben, wenn er Erfolge sehen will. In der Zeitschrift Vollblut findet er wissenschaftliche und praktische Anregung zur Weiterarbeit. Ich empfehle die Zeitschrift allen Kollegen, die sich für Vollblut interessieren. Karpe.

Personalnachrichten ЕН

в 8 ; Preufsen.. Befördert: Andree, O. V. beim Jäg. R. z. Pf.7 zum St. V., vorl. ohne Patent mit Dienstalter v. 23.12.16; Dr. Gottschalk, O. V. in der Schutztr. f. Südwestafrika zum St. V. mit Patent v.

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15. 7.16. A.; Dr. Ruppert, U. V. d. Res., bish. in der беһшіліг. 1. * Deutsch-Ostafrika zum Vet. d. Res. mit Patent v. 1. 11.15. Der Abschied mit der gesetzl. Pension bew.: Den O. St. V.: Mohr beim H. R. 11, Werner beim Fa. R. 39, diesen beiden unter Verl. d. Char. als Œ, O. V., Michaelis beim D. Б. 15, Gräbenteich beim Fa.R.66; den St. V,: Matthießen beim D, R. С. diesem unter Verl. d. Char. als O. St. V., Matties beim Fa. R. 58, Wesolowski bei der Train-Abt. 16, Rothenstein beim Fußa. R. 9, dieser ist bei den Vet. Offiz. d. Landw. 2. Aufgeb’ wieder angest.; dem St. V. d. Landw. 2. Aufgeb. Beust; den O.V.: Fröhlich beim Fa. R. 56, Dr. Macharski, beide sind bei den Vet. Offiz. d. Landw. 2. Aufgeb. wieder SSC Liebnitz beim U. R. 12 unter Wiederanst. bei den Vet. Offiz. Landw. 1. Aufgeb. Auf ihr Gesuch übergeführt: Die O. Vd Zimmer beim Fußa. R. 18, Brendecke beim H. R. 9 zu den Vet. Offiz. d. Res.; Müller beim D. R. 9, Kobylinski beim D. R. 15, Schikarski beim Fa. R. 84, Lepinski beim Lehrregiment der Feldart. Schießsch. zu den Vet. Offiz. d. Landw. 1. Aufgeb.

Bayern. Der Abschied mit der gesetzl. Pension bew.: Den O. V.: Dr. Sippel beim 2. schw. Reiter-Regt, Trommsdorf d. Res. 2. Aufgeb.

Auszeichnungen: Dr. Lührs, St. V. bei der Mil. Vet. Akad., ist der Titel Professor verliehen.

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N N М ie Verlobung meiner jüngsten eine Verlobung mit Fräulein U { Tochter Lotte mit dem Ober- Lotte Schmalieldt, Tochter N veterinär Herrn Conrad Krueger des Ziegeleibesitzers Herrn Carl ce (| Бееһге ісһ шісһ ergebenst anzu- Schmalfeldt und seiner verstor- | zeigen. benen Gemahlin Anna geb. Hinz x 0 S zeige ich hiermit ergebenst an. |] 5 крш Georgenhof bei Tilsit % mon: im August 1919. N DA 2 ( C. Schmalieldt. Conrad Krueger Г 5% Oberveterinär u. Abteilungsveterinär ( (| der Brigade Nachrichten. Abteilung 101. [| Kee СәХСОХСОХСОХСОХСОХСОХСОХСОХСОХСОХСОХСОХСОХСОХСОХСӘМ

Die glückliche Geburt eines kräftigen

Stammhalters

zeigen hocherfreut an

Stabsveterinär Stammer und Frau | Hilda geb. Fischer.

z. Zt. Seebach, den 16. Juli 1919.

Druck уоп Е, 5, Mittler & Sohn, Berlin SW 68, Kochstraße- 68—71.

31. Jahrg. Oktober/November 1919. 10.[11. Нен.

5 s T. | Zeitschrift i Veterinärkunde mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene

Organ für die Veterinäre der Armee Schriftleitung: Oberstabsveterinär Karpe.

Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 80. Abonnementspreis jährlich 18 Mark. Preis einer einzelnen Nummer 1,75 M. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen ан.

Aus den Monatsberichten der Tierseuchenierschungssielle Ost.

Die ansteckende Blutarmut der Pierde. Von Stabsveterinär Prof. Dr. Lührs.

Die ansteckende Blutarmut der Pferde, die in Friedenszeiten in Deutschland nur an einzelnen Orten Westdeutschlands stationär war, nahm in den letzten Kriegsjahren eine immer größere Ver- breitung an. Ich hatte Gelegenheit, die Seuche sowohl im Inland wie auch in Rußland und Frankreich in den Jahren 1917 und 1918 kennen zu lernen und in der vom Kriegsministerium eingerichteten ‚Tierseuchenforschungsstelle Ost in Pojeziory (Rußland) umfang- reiche Versuche mit dieser dem Pferdegeschlecht eigentümlichen Seuche anzustellen. Die Ergebnisse wurden in den Monatsberichten 1917 und 1918 an die zuständigen Behörden niedergelegt und sollen hier auszugsweise zusammengestellt wiedergegeben werden.

Nachdem Chefveterinär Ob. Ost Ende des Jahres 1916 ein Merkblatt über Piroplasmose veröffentlicht hatte, wurden der Tier- seuchenforschungsstelle häufiger Blutausstriche zur Untersuchung auf Protozoen eingeschickt, die stets ein negatives Resultat er- gaben. U. a. sandte auch das Räudelazarett Tilsit derartige Aus- striche ein. Am 18. Februar 1917 wurden mir bei einem Besuch des Pferdelazaretts in Tilsit durch Stabsveterinär Dr. Knauer einige dieser Pferde vorgestellt, die Hinfälligkeit, auffallende Ab- magerung, intermittierendes Fieber und bei der Sektion Milz- und Nierenschwellung zeigten. Defibriniertes Blut, das ich mir von Tilsit mitnahm, wurde in der Tierseuchenforschungsstelle Ost mit positivem Erfolg auf Pferde übertragen. Die übertragbare Blut- krankheit wurde dann als ansteckende Blutarmut diagnostiziert.

Mit Bekanntgabe dieser Versuche wurde die Aufmerksamkeit der Veterinäroffiziere auf die ansteckende Blutarmut der Pferde gelenkt; es wurden Merkblätter herausgegeben, und bald häuften sich Verdachtsmeldungen aus fast allen Teilen des Ostens, denen sich dann auch bald das Inland anschloß,.

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 10./11. Heft. 28

2870 ES

. Im беришер 1917- ой ich die Socis unter dem Heeres- pferdebestande in Frankreich aufdecken und erhielt damit aus- gezeiehnetes Vergleichsmaterial, das mich überzeugte, daß die’ Seuchenherde, des Inlandes, des Ostens und des Westens :den. gleichen Charakter haben. Bei meinen Nachforschungen im Osten konnte ich aus Beschreibüngen der Einwohner entnehmen, daß die ansteckende Blutarmut: der Pferde sehon in Friedenszeiten unter dem dortigen ` 'Pferdebestande in einzelnen Gegenden geherrscht haben muß, "Angaben: in der Literatur konnte ich allerdings nicht finden, da bisher nur Nachrichten ous Deutschland, Frankreich, Österreich-Ungarn, Schweden, der Schweiz, Japan und Amerika vorlagen. In neuester Zeit hat Theiler die ansteckende Blut- armut auch in Afrika festgestellt, so daß man annehmen kann, daß diese Pferdeseuche in allen Erdteilen Australien macht bisher eine Ausnahme. -- vorkommt. Zweifellos ist deshalb. die an- steckende Blutarmut der Pferde eine derjenigen Seuchen, die einer ganz besonderen Beachtung wert sind, da die Verluste so erheblich werden können, daß in den befallenen Gegenden Pferdezucht und. Pferdehaltung in Frage. gestellt. werden. = Die Krankheit, deren Wesen und Verlauf im nachfolgenden kurz geschildert werden soll, weist in den einzelnen Ländern ver- schiedene Bezeichnungen auf: „Ansteckende Blutarmut, infektiöse bzw. perniziöse Anämie, Typho-an&mie infectieuse, An&mie epizoo- tique, Infectious Anaemie of horses, Swampfever of horses, Ma- larial fever of the horses, River bottom disease, Loin distemper“: sind einige der gebräuchlichsten.

Der Name „ansteckende Blutarmut“ deutet an, daß als charak- teristisches Symptom die Anämie zu betrachten ist. Wie aus den späteren Berichten hervorgeht, ist dieser Name eigentlich nicht ge- rechtfertigt, und es wäre zweckmäßiger, von einem ansteckenden rekurrierenden Fieber oder Wechselfieber der Pferde zu sprechen, um auch gleichzeitig damit den Vergleich mit der perniziösen An- ämie des Menschen auszuschalten. _

Bei den durch den Krieg bedingten Verhältnissen kann ich im folgenden nur die wichtigsten Daten der in den letzten Jahren ziemlich umfangreich gewordenen Literatur angeben.

Bekanntlich beschäftigte sich zuerst mit der ansteckenden Blutarmut der Pferde im Januar 1843 Lignée8*). Es folgten einige Wochen später Veröffentlichungen von Charlier”) und Denoc), die die Seuche ebenfalls im Departement de la Marne beobachteten und abnorme Fütterungs- und schlechte hygienische

*) Die Literaturangaben können leider wegen der Belastung des Raumes und der Unkosten nicht gebracht werden. Dieselben können im Laboratorium der Militär-Veterinäraka emie, _ Berlin NW, Hannoversche Straße 27, ein- gesehen кеше Die Red.

31

Verhältnisse sowie Fehler im Training als die gewöhnlichen Ur- sachen beschuldigten. Delafond 1851:8) verwarf ebenfalls die Kontagiosität, da ihm Übertragungsversuche nicht gelangen. Bou- ley und Reynal 1856!°) widerlegten die Fütferungstheorie. Im Juni 1859 behauptete Anginiard°®) zum ersten Male die Kon- tagiosität der Seuche, indem er sich auf eine Reihe sehr beachtens- werter Beobachtungen stützte. Einige Forscher, besonders San- son, bekämpften die neue Theorie heftig. 1883 beschrieb Zschokke°®) einige Krankheitsfälle, bei denen er eine Über- tragbarkeit nicht feststellen konnte. Fröhner 188626), Oster- ќас 1890*), КӧркҜе 19019), ѕоуіе Jarmatz°*) beschrieben dann weitere Fälle. Ausgedehnte Versuche aus den Jahren 1904 bis 1906 wurden von Carr& und Vall&e!°) bekanntgegeben, die nach vergeblichen Färbungs- und Züchtungsversuchen bewiesen, daß, da das Virus Chamberland- und Berkefeld-Tonfilter passiert, es sich bei der ansteckenden Blutarmut der Pferde um einen fil- trierbaren, ultravisiblen Mikroorganismus handelt. Ostertag“*), Нетре15%%, Marek*), van Es?!, Sohns und Soe- tedjo?), Wirth®), L. Todd *), Mack), Marsteller 4#), Japanisches Comitee?), Theiler’*) u. a. bestätigten diese Ergeb- nisse, die wohl jetzt allgemein als Tatsache angenommen werden.

Außer im Blute wurde das. Virus in den verschiedensten Or- ganen, im Harn und in der Milch nachgewiesen. In den Darm- entleerungen soll es sich angeblich nicht befinden, was allerdings von van Es, Harris und Schalk”) und den Japanern be- zweifelt wird. Im Speichel konnte Ostertag kein Virus nach- weisen.

Trotz der Fülle positiver Versuche der verschiedensten Autoren in allen Ländern bezweifeln aber einige Forscher noch immer die Infektiosität dieser Krankheit, wie z. B. Huguenin®®),

Die natürliche Infektion der Pferde war und ist eìn stark um- strittenes Gebiet. Die direkte Ansteckung wird von fast allen Forschern als ausgeschlossen betrachtet. Dagegen findet die An- nahme der indirekten Ansteckung bei Aufnahme von Ausschei- dungen kranker Tiere mit dem Futter und Tränkwasser (Carré und Vallée, Fröhner, Hutyra-Marek, Merkblatt des Reichsgesundheitsamtes*?) usw.) viele Anhänger. Da die Seuche sich hauptsächlich im Sommer und auf der Weide ausbreitet und Stallerkrankungen zu den Ausnahmen gehören (van Es, Har- ris und Schalk, Fröhner, Seyderhelm usw.), wurde wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß irgendein Zwischen- wirt den Infektionserreger übermittelt. Zwingende Beweise konnten aber bisher von keiner Seite erbracht werden. Moh- ler*) vermutet Fliegen oder Darmparasiten, Franeis und Marsteller?) gewisse Zecken. Von Ries“) wurde die Ver- mutung aufgestellt, daß Gastrophilus und andere Insekten für die

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Ausbreitung der Seuche sorgten. Schlathölter°®) gibt ап, daß Scheid die Stomoxys calcitrans als Zwischenträger ver- mutet. Der japanische Sonderausschuß zur Erforschung der an- steckenden Blutarmut der Pferde kam auf Grund seiner Versuche zu dem Schluß, daß es sich kaum vermeiden ließ, die Pferdebremse als den wirklichen Überträger der Seuche in Japan anzusehen. Seyderhelms?°!) traten dann mit vollkommen abweichenden Ideen auf, die sie durch ein sehr umfangreiches Material zu belegen | versuchten, und behaupten, daß die ansteckende Blutarmut der Pferde nicht zu den Infektionskrankheiten gerechnet werden könne. Seyderhelms nehmen an, daß die ansteckende Blut- armut der Pferde durch eine von der Gastruslarve, speziell Gastrus hämorrhoidalis, abgesonderte, spezifisch für das Pferd toxische Substanz das Oestrin erzeugt wird. Letztere Behauptungen sind durch die Arbeiten von Klem pin) und van Es und E. F. Schalk erschüttert worden. Zu ähnlichen Resultaten dürfte man auch bei der Nachprüfung der Arbeiten von Stroh?) kommen, der in Anlehnung an Seyderhelm den Pferdeband- wurm als Ursache der chronischen, progressiven Anämie der Pferde in Südbayern beschuldigt. |

Über die Form des vermutlichen Erregers finden sich natur- gemäß nur’ wenige Angaben in der Literatur, da die meisten For- scher ihn zu den filtrierbaren Virusarten zählen. Маск ?%) Бе- schreibt kleine, tiefblaue ‚„coccus like“ Einschlüsse- in den roten Blutkörperchen, die er in jedem Fall gefunden haben will, und die Ballah?) als Protozoen ansieht, während Todd und Wol- bach>5) sie als Degenerationsprodukte bezeichnen.

Von Interesse ist nebenbei bemerkt ein Protozoon, das Höfer?!) in einem Falle von Anämie im Blute einer Frau gefunden hat.

Erwähnt seien hier auch die Arbeiten von Dr. Rüther *°), der Trypanosomen bei der ansteckenden Blutarmut festgestellt haben will. Ich hatte Gelegenheit, mir seine Originalpräparate anzusehen, und konnte darin nur verzerrte Milzzellen beobachten.

Briekmann!?) hat es wahrscheinlich mit einer Mischinfek- tion mit Piroplasmen bei seinen Untersuchungen zu tun gehabt.

Aus allen diesen Untersuchungen folgt, daß die meisten For- scher die ansteckende Blutarmut der Pferde als eine Krankheit ansehen, deren Erreger filtrierbar ist, und die durch einen ultra- mikroskopischen Mikroorganismus verursacht wird. Über den Modus der natürlichen Infektion herrschen die verschiedenartigsten Meinungen, und es erklärt sich, daß eine Partei die Seuche als Stallseuche, die andere als Weideseuche bezeichnet.

Ich hoffe, daß es mir im folgenden gelingt, einige Klarheit in dieses Thema zu bringen, und will vorausschicken, daß es mir ge-

Een, 0107 ==

lungen ist, die ansteckende Blutarmut der Pferde durch die An- opheles zu übertragen.

Man unterscheidet bekanntlich eine akute, subakute und chronische Form der ansteckenden Blutarmut, der ich noch die latente Form hinzufügen möchte. Ich verstehe darunter eine Form, bei der keine äußerlich sichtbaren Erscheinungen auftreten, so daß weder Fieber nachweisbar ist, noch eine klinisch bemerkens- werte Anämie. Es handelt sich also um eine Erkrankung mit einem chronischen Inkubationsstadium.

Zu dieser Einteilung möchte ich bemerken, daß ich in natür- lich erkrankten Beständen, die unter guter Beobachtung standen, meist eine größere Anzahl von Pferden angetroffen habe, die chronisch erkrankt waren, so daß die akuten Todesfälle stets in der Minderheit blieben. Es kommt noch hinzu, daß eine ganze Anzahl von Patienten die ersten Fieberanfälle so leicht überstelıt, daß sie in der Praxis kaum bemerkt werden, und daß diese Pa- tienten dann beim ersten festgestellten Fieberanfall als akut er- krankt gerechnet werden. Der Unterschied bei der natürlichen und künstlichen Infektion ist demnach, was die Dauer der Krankheit anbelangt, kein erheblicher, wie allgemein angenommen wird. Jedenfalls ist die Seyderhelmsche Ansicht, дав die Impf- krankheit, da sie meist nur chronische Patienten liefert, eine be- sondere Art der ansteckenden Blutarmüt darstellt, nicht berechtigt. Man kann vielmehr behaupten, daß die chronische Krankheitsform der ansteckenden Blutarmut, auch unter natürlichen Verhältnissen, die gewöhnliche ist.

Bei der akuten Form beobachtet man schwere Krankheits- erscheinungen, die in wenigen Tagen zum Tode führen. Große Mattigkeit, Atemnot bei geringer Anstrengung ohne Lungenbefund, taumelnder Gang und erhöhte Pulszahl, die bei geringer Bewegung bis 150 und darüber ansteigen kann, sowie Mastdarmtemperaturen bis 42° C sind die hauptsächlichsten Erscheinungen. Auf der Weide stehen die Patienten meist mit hängendem Kopf an einem schattigen Platz und führen möglichst wenige Bewegungen aus; für die Abwehr der Fliegen besteht wenig Neigung. Dazu gesellt sich dann auffallend schnelle Abmagerung bei wenig gestörter Futteraufnahme, Eiweiß im Harn und oft Lähmungserscheinunzen der Hinterhand, einschließlich des Afters und der Blase. Die sicht- baren Schleimhäute haben meist eine schmutzigrote bis gelblich- rote Farbe, sind oft glasig geschwollen, und aus dem inneren Augenwinkel tropfen reichlich Tränen. Auf dem Blinzknorpel findet man zuweilen Blutungen, ebenso auf der Nasenscheidewand und der Schleimhaut der Vagina, so daß das Bild an Morbus ma- culosus erinnern kann. Einige Zeit vor dem Exitus legen sich die Pferde und sind nicht mehr stehend zu erhalten.

Die subakute Form ähnelt der akuten Form und unterscheidet

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sich nur darin, daß die Krankheit einige Wochen dauert und sich in dieser Zeit Rezidive einstellen. `

Die chronische Form, die sich dadurch ее .daß die Pferde monatelang und jahrelang überleben und zwischendurch in unbestimmten Zwischenräumen Rezidive bekommen, die in ihren Erscheinungen einem akuten Anfall ähneln, dabei meist abmagern, kann sich bei den einzelnen Patienten ganz verschieden gestalten. Ich habe z. B. Patienten (R 214) beobachtet, die nur einen Fieber- anfall von 1 bis 2 Tagen aufwiesen, die dann 1 Jahr bis 1% Jahr fieberfrei und ohne nachweisbare klinische Erscheinungen blieben; deren Blut aber stets virushaltig war. Bei derartigen Patienten ist es schwer, einheitliche klinische Erscheinungen festzulegen. Ge- wöhnlich . sind bei der chronischen Krankheitsform die Schleim- häute blaßrot, beim Fieberanfall sehmutzigrot, graurot, gelbrot; .blasse bis weiße Schleimhäute, die man eigentlich dem Namen der Krankheit nach häufiger vermuten sollte, sind seltener. Auch bei den chronisch kranken Patienten können zuweilen bei einem Re- zidiv Petechien in den Schleimhäuten auftreten, die aber meist auf- fällig schnell verschwinden.

Ödeme habe ich bei Hunderten von Fällen nur in Ausnahme- fällen beobachtet, und zwar dann meist bei kachektischen Pferden ап der Vorhaut und dem Unterbauch, sowie an den Hinterglied- . maßen (kachektisches Ödem).. Bei dem Pferde, das nach einer In- fektion mit Augenschleim in dem Lidbindesack erkrankte, beob- achtete ich einige Tage vor dem Tode ein starkes Ödem am Kopf und Hals, das sich bis an die Vorderbrust erstreckte.

Jedenfalls treten Ödeme bei der ansteckenden Blutarmut be- deutend seltener auf wie bei der differentialdiagnostisch i in Бенде kommenden Piroplasmose.

Bemerkenswert für die Diagnose der Krankheit ist es, daß die Patienten bei Stallruhe, auch im Fieberanfall, meist nur gering- gradige Erhöhungen der Pulszahl (50 bis 60) aufweisen. Wenn man bei Impfpferden die Kurve ständig von der Behandlung an beob- achtet, wird man allerdings in vielen Fällen schon 2 bis 3 Tage vor dem Temperaturanstieg auf diesen aufmerksam, da die Puls- zahl zuerst steigt. Der Puls steht also meist nicht im richtigen Verhältnis zur Temperatur, wie z. B. bei der Brustseuche der Pferde. Sobald die Tiere aber bewegt werden, ändert sich die Zahl der Pulsschläge. Chronisch anämiekranke Pferde, die klinisch keinen Befund aufweisen, zeigen häufig nach 50 bis 100 m Trab 100 und mehr Pulse; in einigen Fällen flattert der Puls und wird unzählbar. Dabei beobachtet man bei einzelnen Patienten Herz- klopfen und Venenpuls. Die Beruhigung des Pulses erfolgt‘ bei den meisten Patienten auffallend rasch. Die Herzerscheinungen beruhen meiner Ansicht nach auf nervösen Ursachen, da der Herz- muskel bei der Sektion oft unverändert angetroffen wird.

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= Das auffälligste Kennzeichen neben der Abmagerung ist die Fieberkurve, so daß diese allein oft schon genügt, den Verdacht der Erkrankung an ansteckender Blutarmut auszusprechen. Das Fieber setzt meist plötzlich mit 39° C und mehr (bis 42°) Mastdarm- temperatur ein und bleibt auf dieser Höhe meist zwei bis drei Tage bestehen, um fast ebenso plötzlich zu sinken. In einigen Fällen steigt aber die Kurve auch allmählich an und fällt allmählich ab. Charakteristisch sind nun die eintretenden Rezidive, die sich durch neue Fieherzacken äußern. Die fieberfreien Intervalle treten aber nicht in regelmäßigen Abständen auf, sondern haben meist ganz verschiedene Dauer; sie können sich von Tagen und Wochen auf Monate erstrecken. Bei einzelnen Patienten kann man allerdings auch eine gewisse Regelmäßigkeit der Anfälle beobachten. Die Temperaturen im Rezidiv erreichen in den meisten Fällen die Höhe des Anfangsfiebers nicht, sie werden gewöhnlich mit der Länge der Zeit immer leichter und seltener. Die Jahreszeit scheint übrigens auf die Fieberkurve bei den Rezidiven einen gewissen Einfluß aus- zuüben. | Tritt bei chronisch kranken Pferden plötzlich ein Rezidiv mit hoher Fieberkurve in Erscheinung, so kann man meist den Tod des Tieres voraussagen. In der Praxis dürfte es in vielen Fällen aus- geschlossen sein, derartig rezidivierende Patienten als chronisch kranke zu erkennen, und man wird deshalb eine größere Anzahl derselben den akut erkrankten zurechnen und daraus falsche Schlußsätze ziehen.

Impfpferde sterben zuweilen im gewöhnlichen Inkubations- stadium, ohne eine Fiebertemperatur aufzuweisen; derartige Pferde zeigen im übrigen die Erscheinungen der ansteckenden Blutarmut, wie Abmagerung und Schwäche; zuweilen auch Abfall der Zahl der roten Blutkörperchen und Eiweiß im Harn. Mehrere Über- tragungsversuche, die ich von derartigen Patienten 2 bis 14 Tage nach der Behandlung und vor dem Auftreten von klinischen Er- scheinungen ausführte, lieferten ein positives Ergebnis.

Nasenausfluß beobachtete ich bei den anämiekranken Pfer- den nicht.

Die Zahl der Atemzüge ist oft, besonders im akuten Anfall, auf 30 bis 50 in der Minute erhöht. Der Lungenbefund ist stets ne- gativ. Derartige Erhöhungen der Zahl der Atemzüge, die eine Pneumonie vortäuschen, findet man meist auch bei den Pferden, die ein anämisches Blutbild zeigen. Die beschleunigte Atmung in Verbindung mit der Temperaturerhöhung verleitet zuweilen zu an- deren Diagnosen, wie z. B. Brustseuche.

Die Futter- und Wasseraufnahme der kranken Pferde ist in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nicht gestört. Es ist auf- fällig, daß sogar hochfiebernde Pferde gute Freßlust zeigen, diese bis kurz vor dem Tode beibehalten und trotz der Futteraufnahme

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stark abmagern. Ich hatte Gelegenheit chronisch rotzkranke und chronisch anämiekranke Pferde bei gleicher Fütterung und Hal- ‘tung längere Zeit zu beobachten. Die rotzkranken Pferde unter- schieden sich durch ihren guten Nährzustand von den anämie- kranken Pferden. Es kommen allerdings auch Ausnahmen vor, und zwar können sich anämiekranke Pferde soweit erholen, daß sie an Körpergewicht zunehmen und den Eindruck vollkommen gesunder Pferde machen.

Die Verdauungstätigkeit der kranken Pferde ist meist nicht gestört. In seltenen Fällen wurden kurz vor Ausbruch des Fiebers . Kolikerscheinungen beobachtet. Lähmungen des Afters wurden bei einzelnen Patienten, besonders im Endstadium, beobachtet. Lähmung des Penis sah ich nur in einem Falle.

Die Menge des abgesetzten Harnes ist im Laufe der Erkrankung nicht erhöht. Seine Farbe wechselt von bernsteingelb bis braun- gelb und rotbraun; Blutharnen habe ich nur bei einem Krankheits- fall beobachtet. Die Reaktion des Harnes ist alkalisch, sein spezi- fisches Gewicht beträgt 1028 bis 1050. Eine Zunahme des Uro- bilins im Harn tritt nicht auf, während man in den Fäzes eine Zunahme feststellen kann.

Nach einigen Forschern soll sich Eiweiß bei allen kranken Pferden im Harn nachweisen lassen. Aus meinen fortlaufenden Untersuchungen ergibt sich, daß sich Eiweiß wohl häufig vorfindet, daß aber der Nachweis nicht in jedem Stadium und bei jedem Fieberanfall gelingt. Es treten hier ebenso große Verschieden- heiten wie beim Abfall der roten Blutkörperchen und der Milz- schwellung auf. Von 2066 untersuchten Härnproben an anstecken- der Blutarmut leidender Pferde zeigten 335 eine positive Reaktion, und zwar 81 im fieberfreien und 254 im Fieberstadium.

Die Inkubationsdauer wird von den einzelnen Forschern ver- schieden angegeben. Hutyra-Marek, Carr& und Vallée nehmen 5 bis 9 Tage, Hempelin der Regel 3 Wochen, J. Todd 8 bis 26 Tage, die Japaner 9 bis 29 Tage, Wirth 9 bis 17 Tage an. Schlachthölter beobachtete eine Inkubationsdauer von“ 3 Monaten. Diese Zahlen stellen nur die mittleren Inkubations- zeiten dar, da die meisten Forscher die Erfahrung machten, daß nach unten und oben ziemlich erhebliche Schwankungen vor- kommen; die Japaner beobachteten z. B. in einem Fall eine Inku- bationsdauer von 3 Tagen.

Aus meinen Impfversuchen ergibt sich bei 84 infizierten Tieren eine mittlere Inkubationsdauer von 16,9 Tagen.

Die kürzeste Zeit betrug einen Tag, die längste 57 Tage. Die kurzen Inkubationszeiten von 1 bis 2 Tagen wurden bei den Pfer- den beobachtet, die von sogen. Insektenpferden weiterbehandelt worden waren, die Inkubationsdauer von 57 Tagen wurde bei dem

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Impfpferd V5 beobachtet, das mit Milch einer anämiekranken ‚Stute behandelt worden war. |

Bei dem sogen. Mückenpferd 103, das durch den Stich von Anopheles infiziert wurde, betrug die Inkubation 18 bis 25 Tage, so daß man annehmen kann, daß die natürliche Inkubationszeit mit der der Impfpferde übereinstimmt.

Da man bisher den Erreger der Krankheit nicht kennt, kann man als Beginn der Krankheit natürlich nur die ersten Krankheits- erscheinungen, d. h. den Temperaturanstieg, rechnen. Wie man aus den beigelegten Aufstellungen ersieht, hängt die Inkubätion weniger von der Art der Infektion und dem Material als von der Empfänglichkeit des Impftieres ab.

Ob sich die Inkubationszeiten stets verlängern, wenn man das gleiche Virus durch Generationen fortzüchtet, kann ich nicht end- gültig beweisen, da mir dazu das Pferdematerial fehlte. Jedenfalls geht aus vorstehender Skizze hervor, daß die Inkubation von der ersten bis vierten Generation sich von 6 auf 9 bis 11 und 20 bis '28 Tage erhöhte.

Das Geschlecht an und für sich spielt bei der Infektion keine Rolle; es kommt lediglich auf die Gelegenheit zur Infektion an. Die Rassen scheinen aber große Unterschiede in kr er Widerstands- fähigkeit gegen die natürliche Infektion zu zeigen; bei der künst- lichen fallen diese fort. So z. B. erkrankten Panjepferde in Frank- reich bei weitem seltener .als die Pferde des schweren belgischen ':Schlages. Ob die Farbe der Pferde, die bei der Übertragung durch Insekten in Frage kommt, eine Rolle spielt, konnte ich bei meinen Beobachtungen natürlich erkrankter Pferdebestände nicht ent- ‚scheiden.

Ein reiches Arbeitsfeld bot die Untersuchung des Blutes der an ansteckender Blutarmut leidenden Pferde. Von vornherein sei bemerkt, daß die Untersuchungsergebnisse meist nur negativer Natur waren und bestätigten, daß die bisher bekannten Methoden es nicht ermöglichen, den Erreger kenntlich zu machen. Das Blut ‚eines jeden Patienten wurde fortlaufend im nativen und gefärbten ‚Präparat untersucht. Es kamen die bekannten Färbemethoden von Giemsa, Schereschewsky, Schilling, Pappenheim ‚usw. zur Anwendung.

Das Blut der an ansteckender Blutarmut leidenden Pferde zeigt ‘in der Regel makroskopisch keine Besonderheiten. Bei schwerer Anämie gelingen die Blutausstriche nur mangelhaft, d. h. man be- ‘kommt bei der gewöhnlichen Handhabung nur eine kaum sichtbare Blutschicht auf den Objektträger. |

Die in der Literatur angegebenen Farbenänderungen des :Serums, die von einzelnen Forschern als charakteristisch bezeichnet ‚werden, konnte ich zuweilen auch nachweisen. Derartige Ab-

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weichungen von der hellgelben Farbe treten aber auch bei gesunden und an anderen Krankheiten leidenden Pferden: auf. |

Unterschiede in der Gerinnungszeit des Blutes gesunder und kranker Pferde sind fast nicht nachweisbar. Die in den auf- geführten Tabellen bekanntgegebenen Untersuchungen wurden mit dem Koagylumeter nach Kottmann angestellt. Aber auch bei diesem Apparat, der bei gleichmäßigen Temperaturen arbeitet, ge- lingt es erst nach vieler Übung, die Resultate richtig zu beurteilen, Die in der Literatur angegebenen Zeiten der Blutgerinnung, die bei wechselnder Außentemperatur und oft in verschieden großen Ge- fäßen ausgeführt wurden, sind als nicht einwandfrei zu bezeichnen. Daher mag es auch kommen, daß die Resultate sich oft wider- sprechen.

Bei den meisten Versuchspferden habe ich die Zahl der roten Blutkörperchen usw. längere Zeit vor dem Versuch verfolgen können und dadurch ein gutes Übersichtsbild bekommen. Bei ge- sunden Kriegspferden fand ich zuweilen auch nur 4 bis 5 Mil- lionen Blutkörperchen, während die Zahl derselben in Friedens- zeiten mit 7 bis 9 Millionen (Marek, Seyderhelm usw.) an- gegeben wurde. |

In verseuchten Beständen muß man demnach bei der Beur- teilung des Blutes vorsichtig mit der Diagnose umgehen und wird nur solche Pferde als verdächtig bezeichnen können, die entweder Zahlen aufweisen, die stark von den oben angegebenen abweichen, oder eine Blutkörperchenkurve zeigen, die starken Schwankungen nach unten unterworfen ist.

Bei Pferden, die an ansteckender Blutarmut leiden, erfolgt die Vernichtung der roten Blutkörperchen sehr verschieden. Man kann nicht behaupten, daß eine Verminderung der Zahl die Regel ist. Bei einzelnen Patienten bleibt die normale Zahl bis zum Tode bestehen, eine zweite Gruppe zeigt deutlichen Abfall, und eine dritte Gruppe zeigt erst Abfall und dann Anstieg. Ich habe aber auch ausnahms- weise Pferde beobachtet, bei denen die Zahl der roten Blutkörper- chen während der Krankheit zunahm.. Bei schweren Anfällen kann die Zahl bis eine Million sinken, jedoch sind derartige Fälle selten.

Für die praktischen Verhältnisse kann ich das Volumeter nach Professor Troester°?) empfehlen, das bei vergleichenden Zäh- lungen sich als zuverlässig erwiesen hat. Die Zählungen selbst wurden mit den Zählapparaten von Thomas-Zeiß und Hayem-Sahli vorgenommen.

Im mikroskopischen Bilde habe ich in Übereinstimmung mit Marek, Ostertag usw. Formen- und Größenunterschiede der roten Blutkörperchen in den meisten Fällen nicht nachweisen können. Es gelang mir allerdings in einigen Fällen Anisozytose festzustellen, jedoch muß ich hierbei bemerken, daß die Größen- unterschiede (Okularmikrometer) nicht so bedeutend waren, wie

380

z. B. bei der perniziösen Anämie des Menschen, bei der nach Grawitz?!) die Zahlen zwischen 2,5 bis 11 н schwanken. Ähnliche Größenunterschiede der roten Blutkörperchen von Pfer- den, die an ansteckender Blutarmut leiden, habe ich auch bei Pferden nachweisen können, die klinisch gesund, Е meist unterernährt waren.

Der Nachweis von kernhaltigen roten Blutkörperchen gelang mir nur in einem Falle. Bei den vielen Hunderten von Präparaten, die ich durchgesehen habe, zählt demnach dieser eine Fall als eine besondere Ausnahme. .

Basophile Punktierung der roten Blutkörperchen habe ich in einigen Fällen nachweisen können. Die Körnchen erscheinen in gut gefärbten Romanowsky-Präparaten als feine, bläulich gefärbte Pünktchen und sind nur bei bester Beleuchtung und guter ише sion eben noch sichtbar.

Randkörperchen und Kernkugeln sind häufiger sichtbar. Auf- fällig ist es, daß Randkörperchen kurz nach dem Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen oft in erheblicher Anzahl auf- tauchen, so daß fast jedes dritte bis fünfte Blutkörperchen damit behaftet sein kann. Die Gebilde verschwinden dann meist wieder in 24 bis 48 Stunden. Die Körperchen haben eine ganz verschieden- artige Gestaltung und ein verschiedenartiges Verhalten gegen Farb- stoffe. Häufig findet man Gebilde, die rötlich oder bläulich (Giemsa) gefärbt sind und in der Mitte eine ungefärbte Vakuole aufweisen. Eine Stelle des Gebildes ist häufig siegelringförmig verdickt. Wahrscheinlich hat Mack diese Gebilde als den ver- meintlichen Erreger der ansteckenden Blutarmut der Pferde an- gesehen. Jedenfalls wird es interessant sein, diese Gebilde näher zu verfolgen und zu prüfen, warum sie im Anfangsstadium der Krankheit gehäuft auftreten und so schnell wieder unsichtbar werden.

Der Hämoglobingehalt des Blutes nach Sahli, der beim ge- sunden Pferd .50 bis 75 beträgt, zeigt die gleichen wechselnden Werte wie die der roten Blutkörperchen, d. h. schwankt bei den einzelnen Patienten ebenfalls stark. Die Zahlenwerte sind in den Tabellen vermerkt, der niedrigste Wert betrug 10 (Fohlen 349).

Die Zahl der weißen Blutkörperchen zeigt meist keine bemer- kenswerten Schwankungen, wenn man 7000 bis 11 000 als die nor- male Grenze ansieht. Es gelang mir auch nicht, eine Verschiebung der verschiedenen Arten nach rechts oder links nach dem Verfahren von Arneth festzustellen. In einigen Fällen überwiegen aller- dings die großen einkernigen Lymphozyten. Die eosinophilen Leukozyten habe ich fast immer in normaler Anzahl vorgefunden und kann mich demnach Finzi, Wirth und Seyderhelm nicht anschließen, die sie bei vorgeschrittenen Fällen vermindert bis fehlend angeben und diesen Befund als prognostisches Merkmal bezeichnen.

381

Auffallend vermehrt sind dagegen bei den erkrankten Pferden häufig die Blutplättchen; man findet zuweilen große Formen, die man als Riesenformen bezeichnen könnte.

Alkaleszenzbestimmungen des Blutes nach dem Verfahren von Engel, Trockenrückstandsbestimmungen, Bestimmungen des spe-

Kurve 1

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zifischen Gewichtes des Blutes und Serums ergeben keine besonders auffallenden Befunde (siehe Tabelle). Über Blutdruckmessungen ` mit dem Modell von Riva-Rocci, das ich an der Schweif- rübe des Pferdes anbrachte (art. coccygea), wird an anderer Stelle berichtet werden. Der Blutdruck beim gesunden Pferde schwankt

- 3859

om 90 mm Hg. und kann beim anämiekranken Pferde erheblich fallen:

| Iso- und inersia deren Auftreten Fi inzi i'diagnostisch ver-

werten zu können glaubte, konnte ich nach seinem Verfahren wohl

nachweisen, jedoch ebensooft auch im Serum normaler Pferde, so

daß die Probe als Diagnostikum untauglich ist.

Ebenso mißlang-mir auch der Versuch nach Abderhalden und Buchal!), Frey?) und Weil?:), verminderte Resistenz der roten Blutkörperchen gegenüber Saponin und erhöhte Schutzkraft des Serums gegenüber Saponinhämolyse zu finden.

Untersuchungen über spez. Gewicht und Trockenrickstand von Pferdeblut und Pferdeserum.

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9834 --

Durch Komplementbindung nachweisbare Antikörper treten im Blute anämiekranker Pferde nicht auf.

Bei der Sektion der meist abgemagerten Pferde ist das Fett- gewebe fast vollkommen geschwunden, die überbleibenden Reste bestehen aus einer postgelben schmierigen Masse. Im Unterhaut- gewebe findet man häufig sulzige Infiltration. Die Bauchhöhlen- flüssigkeit ist oft vermehrt und zuweilen gelblichgrau und trübe.

Als charakteristisches Moment der ansteckenden Blutarmut wird Milzschwellung angegeben, die man aber auch nur bei einzelnen Patienten findet. Man sieht diese sowohl bei akuter, als auch bei chronischer ansteckender Blutarmut, und es ist bisher noch ungeklärt, warum sich bei gleichen klinischen Krankheits- bildern in dem einen Falle Milztumor vorfindet, in dem anderen dagegen nicht. Aus der beigegebenen Milzindexkurve geht hervor, daß von 81 getöteten Pferden 49 Milztumor und 32 keinen nach- weisbaren Milztumor aufwiesen. Aus den Listen geht ferner her- vor, daß man den Milztumor im akuten Stadium, d. h. bis zum ` 20. Krankheitstage, fast regelmäßig findet. Von 77 Anämiepferden, bei denen die Blutkörperchen gezählt wurden, hatten 42 Pferde Milztumor und 35 waren frei. О `

Die Zahl der roten Blutkörperchen scheint mit dem Milztumor in keinem Zusammenhang zu stehen.

Aus Listen Nr. 1 u. 2 sind die Ausmessungen der Milz und die entsprechenden Daten der Infektion zu ersehen. Ä

Findet man Milzschwellung, so ist die Farbe der Milz außen meist graublau bis dunkelbraun. Die Kapsel ist straff und oft mit Petechien besetzt. Auf der Schnittfläche erscheint die Pulpa him- beerfarben bis dunkelbraunrot, ihre Konsistenz ist weicher wie ge- wöhnlich, sie ist abstreichbar und oft schlammig. Je nach dem Grade der Milzschwellung ist das Trabekelsystem schwer oder gar nicht sichtbar. Die Schnittfläche ist gekörnt, die Follikel sind etwa stecknadelkopfgroß, ihr Zentrum grauweiß.

Bei Lebzeiten der Patienten ®t es mir nie gelungen einen Milztumor durch rektale Untersuchung einwandfrei festzustellen.

Wenn Milzschwellung nachgewiesen werden kann, ist die Leber meist ebenfalls vergrößert. Ihre Ränder sind abgerundet, die Kapsel gespannt. Konsistenz meist etwas weicher wie gewöhnlich. Auf der Schnittfläche ist die Zeichnung der Leberläppchen oft etwas verwaschen. Die von den Japanern und Seyderhelm beschrie- : benen kleinen weißen Flecke, die für Anämie charakteristisch sein sollen, habe ich nicht nachweisen können.

Die Nieren zeigen oft bemerkenswerte Befunde. Außer einer Nierenschwellung findet man in vielen Fällen in der Rindenschicht, neben streifen- und strichförmigen, flohstichähnliche bis stecknadel- kopfgroße rote Punkte, deren Rot in den verschiedensten Nuancen auftritt. In älteren Fällen findet man an diesen Stellen dann grau-

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weiße Pünktchen mit schwarzrotem Hof und schließlich graugelbe punktförmige Herde. In einigen Fällen ist die Rindenschicht mit bis erbsengroßen, grauweißen Knötchen besetzt, die speckige Kon- sistenz aufweisen, teilweise von Blutungen umgeben sind und im Innern eine weißliche, eiterähnliche Masse enthalten. Die Herde erinnern an die der Fleckniere der Kälber. |

= Schwere Veränderungen des Herzens kommen nur selten zur Beobachtung. Ich bin der Ansicht, daß das Virus der ansteckenden Blutarmut auf den Herzmuskel und die Herzklappen keine solche schädigende Wirkung auszuüben imstande ist, wie man es bei anderen Infektionskrankheiten so oft sieht. Bei schwerer Anämie fand ich häufiger ausgesprochene trübe Schwellung des Herz-

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muskels, die aber wohl auf Ernährungsstörungen zurückzu- führen ist. |

Ferner findet man bei den Sektionen häufig ausgedehnte Blu- tungen im Darm, dem Herzen, den Lungen, dem Lungenfell (Tiger- fell), den Lymphknoten und in der Schleimhaut der Harnblase und der Vagina. Im Darm findet man die Blutungen am häufigsten im Hüftdarm; es folgen dann Blind- und Grimmdarm. Die Lymph- knoten der Milz, Leber und des Gekröses können bis Walnußgröße annehmen und sind auf der Schnittfläche dann meist sehr feucht.

Im Rückenmark findet man zuweilen Blutungen, die ich aber nur in der grauen Substanz nachweisen konnte. `

Die in der Literatur beschriebenen Veränderungen des Knochenmarkes bei Pferden, die an ansteckender Blutarmut leiden und die als charakteristisches Symptom angesehen werden, sind Trugschlüsse, da sich derartige Blutungen usw. auch bei der Sek- tion von Pferden finden, die an anderen Krankheiten litten, bzw. vollkommen gesund waren. Es genügt, auf die eingehenden Unter- suchungen von Ackerknecht?°) hinzuweisen.

Bei den histologischen Untersuchungen der Organe konnte ich charakteristische Veränderungen gewöhnlich nicht nachweisen. Die myeloiden Zellanhäufungen in der Leber, die sowohl die Japaner, als auch Seyderhelm beschreiben, habe ich nicht gefunden. Dagegen stimme ich mit den Vorgenannten darin überein, daß sich bei Milztumor, Leberschwellung und Blutungen, in den Organen eine deutliche Zunahme des Hämosiderins bemerkbar macht. Man findet besonders in der Milz alle Übergänge des Zerfalls der roten Blutkörperchen bis zum Kristall. Die akute Vergrößerung der Milz kommt demnach durch starke Füllung und Ausdehnung der Milzsinus- und Pulpastränge durch Überschwemmung mit Blut und seinen Zerfallsprodukten zustande. Infolgedessen kann sich der Milztumor leicht zurückbilden, und daraus läßt sich vielleicht der unregelmäßige Befund desselben erklären. Über dieses Thema soll später eingehend berichtet werden.

Näher untersucht habe ich dann die vorher beschriebenen Ver- änderungen in der Rindenschicht der Nieren. Die roten Streifen und Pünktchen bestehen aus Ansammlungen von roten Blutkörper- chen. Hierbei tritt dann eine Verödung des Nierengewebes ein; besonders ergriffen sind meist die Glomeruli. Die älteren grau- weißen Knötchen bestehen aus einer Ansammlung von Rundzellen und Leukozyten.

Blut und Organe anämiekranker Pferde wurden in allen Krankheitsphasen allen möglichen mikroskopischen und kulturellen Methoden unterworfen. Aus den Untersuchungen ergibt sich in Übereinstimmung mit den bisher vorliegenden Forschungsergeb- nissen, daß das Virus filtrierbar und mit den bisher bekannten Methoden nicht sichtbar zu machen ist. Die Kulturen aus Blut und

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Organteilen .blieben stets steril; es gelang auch keine Anreicherung des Virus in den Kulturflüssigkeiten; ebensowenig wie es gelang, das’ Virus in der feuchten Kammer im Plasma nach dem Verfahren von Carrel zu züchten. Auch gelang es nicht, in der vorderen Augenkammer des Kaninehens ein Wachstum des EE zu beob- achten.

Die außerordentliche Mannigfaltigkeit der klinischen Enns der ansterkenden Blutarmut, das Fehlen sicherer diagnostischer Mittel, macht die Differentialdiagnose anderen Krankheiten gegen- über überaus schwer. Besonders das Anfangsstadium der an- steckenden Blutarmut sowie ein zufällig zur Beobachtung kom- 'mendes Rezidiv bei Einzelpatienten ist klinisch kaum richtig zu beurteilen.

Eiterungsprozesse in inneren Organen (Pyämie und Septik- ämie) können deutlich intermittierenden Fiebertypus, schnellen Kräfteverfall, auch Milztumor zeigen. Die neutrophile Leukocytose bei diesen. Septikämien wird in solchen Fällen einen Fingerzeig geben und die Sektion die Klärung herbeiführen.

Chronischer okkulter Rotz wird durch die serologischen Unter- suchungen und Tuberkulose durch eine eventuelle Tuberkulin- behandlung ausgeschaltet.

Bei der Brustseuche stellt sich in den meisten Fällen in einigen Tagen eine nachweisbare Lungenentzündung ein. Die auffallend gute Freßlust, Versagen der Salvarsanbehandlung und positive Blutübertragung bei der ansteckenden Blutarmut sind weitere Unterscheidungsmerkmale. Ferner zeigt ein brustseuchekrankes Pferd im Gegensatz zum. Au umiepierd wenig Neigung, sich zu legen. | Die Rotlaufseuche der Pferde unterscheidet sich dadurch, daß sie sich in den Pferdebeständen außerordentlich rasch ausbreitet. Es treten ferner bei dieser Krankheit weit häufiger Ödeme an den verschiedensten Körperteilen auf, als bei der ansteckenden Blut- armut. | Ich möchte aber an dieser ‚Stelle davor warnen, in Zukunft eine schnelle Durchseuchung eines Pferdebestandes mit Rotlaufseuche dadurch zu fördern, daß män Blutübertragungen vornimmt, da die Gefahr der Übertragung der ansteckenden Blutarmut durch einen zufällig im Bestande befindlichen chronischen Patienten eine zu große ist. Nach meiner Überzeugung befindet sich zur Zeit noch eine ganze Anzahl von Anämie-Virusträgern unter den ehemaligen Kriegspferden.

Da klinisch die ansteckende Blutarmut und die Piroplasmose der Pferde sich kaum unterscheiden, macht die Differentialdiagnose in den Fällen, in denen man Piroplasmen nicht nachweisen kann, Schwierigkeiten. Die Temperaturkurven unterscheiden sich bei beiden Krankheiten nicht, ebenso haben beide Krankheiten Ab-

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magerung, Lähmungserscheinungen, Eiweiß im Harn, Abfall der Zahl der roten Blutkörperchen und des Hämoglobins, sowie die Blutübertragungsmöglichkeit gemeinsam. Bei der Piroplasmose fand ich den Ikterus meist viel ausgeprägter und vergesellschaftet mit Blutharnen, wenigstens bei der Nutalliose. Ferner treten bei den an Piroplasmose erkrankten Pferden viel häufiger Ödeme auf. Bei der Sektion habe ich Unterschiede bei beiden Krankheiten nicht feststellen können. Es gelingt bei einem Piroplasmosepferd auch schwer, die Erreger in den Organen im histologischen Bild nachzuweisen, selbst wenn sie im Blut in großer Anzahl auftreten. Bekanntlich verschwinden die Piroplasmen nach einiger Zeit aus dem Blute der Patienten, wenigstens sind sie mikroskopisch nur mit großer Mühe oder gar nicht mehr darin nachweisbar. Die kernhaltigen roten Blutkörperchen, die bei Piroplasmose meist ge- häuft nachweisbar sind, während sie bei der ansteckenden Blut- armut im allgemeinen fehlen, führen oft auf die Diagnose. Der Abfall der Zahl der roten Blutkörperchen ist bei der Piroplasmose meist ein viel schnellerer und tieferer als bei der ansteckenden Blutarmut, so daß man Anämien viel häufiger zur Beobachtung bekommt. |

. Gelegentlich können nun aber auch beide Krankheiten zugleich einen Patienten ergriffen haben, und deshalb muß man in Zweifels- fällen mit dem verdächtigen Blut ein sog. Blutpferd und mit dem filtrierten Serum ein sog. Serumpferd behandeln. Das Serum- filtratpferd liefert dann bei der Erkrankung die Diagnose: an- steckende Blutarmut, das Blutpferd ist Träger beider Krankheiten.

Ebenso große Schwierigkeiten bereitet die Unterscheidung der ansteckenden Blutarmut von der sog. Brüsseler Krankheit, die im Kriege besonders unter den Pferden in Belgien und Frankreich beobachtet worden ist. Klinisch ist eine Unterscheidung in vielen Fällen kaum möglich, da Nasenausfluß und Pneumonie bei der sog. Brüsseler Krankheit im chronischen Stadium nicht mehr nach- weisbar zu sein brauchen, bzw. sich Anämie mit diesen beiden Symptomen vergesellschaften kann. Nur die Sektion, bei der man die für die Brüsseler Krankheit charakteristischen Lungenverände- rungen findet, sowie der negative Blutübertragungsversuch ermög- lichen eine einwandfreie Diagnose.

Da nach Theiler die ansteckende Blutarmut auch in Afrika vorkommt, wird man dort auch die Pferdesterbe differential- diagnostisch in Betracht ziehen müssen. Da mir selbst Erfah- rungen über diese Seuche fehlen und aus der Literatur Unterschei- dungsmerkmale schwer zu konstruieren sind, wird es ein dankbares Arbeitsfeld abgeben, diese beiden Seuchen in differentialdiagnosti- scher Hinsicht zu verarbeiten.

Mit Milzbrand wird man die ansteckende Blutarmut weniger leicht verwechseln, da die akut zu Tode führenden Milzbrandfälle

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meist einen Milztumor zeigen, der sich schon makroskopisch von dem der ansteckenden Blutarmut unterscheidet; die Pulpa beim Milzbrand ist beinahe flüssig. Die gebräuchlichen Laboratoriums- untersuchungen liefern überdies beim Milzbrand ein einwandfreies Ergebnis,

Da durch Filaria equina und Darmparasiten, besonders beim Fohlen, ähnliche Krankheitserscheinungen, wie die der anstecken- den Blutarmut erzeugt werden können, muß man auch dieses Ge- biet differential-diagnostisch in Betracht ziehen. Die erste Sektion wird in den meisten Fällen Aufschluß geben, bzw. eine Wurmkur den Fall klären. Die Filarie ist im nativen Blutpräparat leicht nachweisbar. |

Da die Differentialdiagnose in vielen Fällen außerordentliche Schwierigkeiten. verursacht, habe ich umfangreiche Versuche an- gesetzt, um eine brauchbare Laboratoriumsmethode für die Diagnose der ansteckenden Blutarmut ausfindig zu Tachen, Leider gingen alle Versuche fehl.

Verschiedentlich modifizierte Gees mit den verschiedensten Organextrakten, teils wässrig, teils alkoholisch hergestellt, ebenso Extrakte aus Stechfliegen, Stechmücken, Ekto- und Endoparasiten von anämiekranken Pferden, ergaben keine diagnostisch verwertbare spezifische Beziehung zwischen den Ex- trakten und dem Blutserum anämiekranker Pferde. Nur ein alko- holischer Nierenextrakt lieferte ein anscheinend brauchbares Re- sultat, das aber nicht weiter nachgeprüft werden konnte, da mir der Extrakt ausging und es mir später nicht gelang, brauchbaren Extrakt nochmals herzustellen. ,

‚Negativ verliefen ebenfalls Präzipitationsversuche und Nach- prüfungen der Methode Meinecke-Bley auf Anämie ein- gestellt. Auto- und Isoagglutinationen mit Blut und Bakterien, die aus infizierten Pferdekörpern gezüchtet waren, ebenso wie Agglu- tinationsversuche mit dem bekannten Stamm Proteus X 19, der bei der Fleckfieberdiagnose eine besondere Rolle spielt, lieferten kein brauchbares Resultat.

Die Augenschleimprobe mit Organextrakten anämiekranker Pferde sowie mit Extrakten aus Parasiten des Pferdes ergaben gleichfalls ein negatives Resultat. Es erscheint mir nach meinen Versuchen auch zweifelhaft, ob die vonvan Esund Schalk an- gegebenen Versuche für europäische Pferde Geltung haben, da ich positive Augenproben mit Östrusextrakt bei meinen Patienten nicht nachweisen konnte.

Gleichfalls resultatlos verliefen Farbenreaktionen des Harnes nach den Methoden von Russo-Wiener undKroneberger.

Versuche, Rezidive durch Einspritzung von artfremdem Eiweiß, Adrenalin, in die Blutbahn chronisch anämiekranker Pferde her- vorzurufen, um diese von gesunden Pferden zu unterscheiden, miB- langen.

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-- 393

Es bleibt also eine dankbare Aufgabe, das äußerst wichtige Ka- pitel der Diagnose der ansteckenden Blutarmut durch eine brauch- bare Laboratoriumsmethode zu bereichern, da die bisher als Diagnostikum benutzte Blutübertragung auf gesunde Versuchs- pferde eine sehr kostspielige Methode darstellt und auch durch die latenten Krankheitsfälle unsicher ist.

Eigene Versuche

Das ausgedehnte Arbeitsfeld, das der Tierseuchenforschungs- stelle Ost zur Verfügung stand, gab reichlich Gelegenheit, die an- steckende Blutarmut der Pferde, sowohl an natürlich erkrankten Pferden, als auch an Impfpferden zu studieren und von beiden Krankheitsarten Übertragungsversuche vorzunehmen. Hierbei möchte ich gleich bemerken, daß alle nachfolgend aufgeführten Versuchstiere vor Einstellung in den Versuch auf ihre Virusfreiheit durch Blutübertragungsversuche auf gesunde Versuchspferde nach- geprüft wurden. Ich halte eine klinische Beobachtung allein nicht für ausreichend, da bekanntlich die fieberfreien Intervalle chronisch kranker Pferde Monate andauern können und damit die klinische Diagnose hinfällig wird. Gleichzeitig wurden sämtliche Pferde fortlaufend durch Blutuntersuchung und Malleinaugenprobe auf Rotz untersucht und von jedem Pferde vor und nach dem Versuch fortlaufende mikroskopische Blutuntersuchungen ausgeführt.

Da die zahlreichen Übertragungsversuche zu diagnostischen Zwecken eine große Anzahl von Versuchspferden notwendig mach- ten, wurden teilweise auch serologisch rotzverdächtige Pferde in den Versuch gestellt Es wurden natürlich nur die Pferde aus- gesucht, deren Blut nicht infektiös war und die monatelang bei täglichen Temperaturmessungen vor dem Versuch eine gleichmäßige Temperaturkurve zeigten.

Die Unterbringung der Versuchspferde war so geregelt, daß jedes Pferd seine eigene Krippe und sein eigenes Futter- und Tränk- gerät besaß und vom Nebenpferd durch einen etwa einen Meter breiten Gang getrennt war. Der Stand eines jeden Pferdes war durch eine hölzerne Umzäunung abgegrenzt. Es standen für die Versuche sechs massive Stallgebäude zur Verfügung, die vollkom- men getrennt lagen und deren Innenräume außerdem durch mäs- sive Stallmauern in einzelne Abteilungen geteilt waren. Als ein Übelstand war es zu bezeichnen, daß die Stalljauche nicht ord- nungsmäßig entfernt werden konnte, da die Pflasterung der Ställe durchlässig war und Entwässerungsanlagen nicht vorhanden waren. Es ließ sich demnach bei den Versuchen in den einzelnen Stallabteilungen nicht vermeiden, daß die Stalljauche eines infi- zierten Pferdes den Stand der Nebenpferde verunreinigte.e Wenn also die natürlichen Abgänge der an ansteckender Blutarmut leiden- den Pferde bei der Übertragung eine wesentliche Rolle spielten,

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wären Stallinfektionen nieht zu vermeiden gewesen. Es hat sich

aber die bekannte Tatsache gezeigt, daß, selbst in den hygienisch nicht einwandfreien Stallungen der Tierseuchenforschungsstelle, Stallerkrankungen nur zu den Ausnahmen gehören.

Während der beinahe zwei Jahre dauernden Versuche mit an- steckender Blutarmut, in welcher Zeit ungefähr 230 Versuchspferde für Anämieversuche und 250 Rotzpferde, sowie 30 gesunde und räudekranke Pferde auf dem Versuchsgut untergebracht waren, ist nur einmal eine Stallerkrankung mit Sicherheit beobachtet worden (Fohleninfektion).. Von den in den einzelnen Stallungen unter- gebrachten Kontrollpferden ist niemals ein Pferd an ansfeckender Blutarmut erkrankt.

Erwähnt sei hier kurz, daß ein Stallkontrollpferd U 92, das am 1. 6. 18 in einen Versuchsstall eingestellt wurde, nach 75 Tagen

an Piroplasmose erkrankte. Über diesen interessanten Fall wird in

einer späteren Arbeit ausführlich berichtet werden. Die Versuche selbst gliederten sich in folgende Gruppen: 1. Diagnostische Übertragungsversuche. 9. Übertragungsversuche mit den verschiedensten Organteilen anämiekranker Pferde. 3. Versuche, die natürliche Übertragung der ansteckenden Blut- armut ausfindig zu machen. Übertragungsversuche auf andere Tierarten. Immunisierungsversuche, Heilversuche.

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1. Diagnostische Übertragungsversuche _ А, Übertragungsversuche mit Blut.

Aus Liste Nr. 1 sind die meisten der 31 Pferde ersichtlich, die durch Übertragung von virushaltigem Blut anämiekrank wurden. Soweit die Pferde in den nachstehenden Abschnitten nicht aufgeführt werden, sind ihre Untersuchungsergebnisse in bei- liegenden Listen zusammengestellt. Auf die Pferde R 298, 2 45 und Z 259 möchte ich besonders aufmerksam machen, da diese Pferde mit Serum von anämiekranken Pferden aus verschiedenen Gegen- den Frankreichs behandelt worden sind. Die klinischen und patho- logisch-anatomischen Bilder dieser Pferde stimmen vollkommen mit denjenigen EE Pferde des Inlandes und des Ostens überein.

Nach den een ist es ziemlich gleichgültig, in welcher Form man das Blut den Impflingen verabfolgt, da Unterschiede bei subkutaner, intravenöser und Verabreichung per os zu dem gleichen Ziele führen. Wenigstens kann man bei der Inkubation und den klinischen, sowie pathologisch-anatomischen Erscheinungen keine bemerkenswerten Unterschiede herausfinden.

Der Ansicht der Amerikaner, daß die Inkubation bei der intra-

an gegen, ge em

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venösen Verabfolgung kürzer sei, als bei subkutaner, kann ich dem- nach nicht beitreten.

Einige der eingesandten Blutproben kamen in faulem Zu- stande*) an, einige Proben waren vollkommen gefroren. Bei der- artigen Proben wurde die subkutane Behandlung durchgeführt und festgestellt, daß weder Fäulnis noch Witterungseinflüsse das Virus schädigen. Carré und Vallée haben schon darauf hingewiesen, daß das Virus in Düngerjauche bis 2⁄2 Monat lebensfähig bleibt.

Die geringste Menge Blut, die zur Infektion führte, bestand in 0,01 cem, die größte Menge in 100 cem. U24 mit 0,01 ccm Blut i. v. behandelt, erkrankte nach 12 Tagen Inkubation; U45 mit 100 cem Blut i. v. behandelt nach der gleichen Inkubation. U24 überlebte und U45 ging erst 218 Tage nach der Erkrankung durch eine erneute Behandlung zugrunde.

Die Inkubation sowie die Schwere der Krankheitserscheinun- gen hängen nach all diesen Versuchen nicht von der Menge und der Virulenz des Virus, sondern von der natürlichen Widerstandsfähig- keit des Impftieres ab.

Daß auch gewaschene Blutkörperchen anämiekranker Pferde virushaltig sind, lehrt der Versuch mit dem Pferde 180, das nach einer Inkubation von 13 Tagen erkrankte.

B. Übertragungsversuche mit Serum.

Mit Serum anämiekranker Pferde wurden 81 Pferde behandelt, und zwar gleichfalls auf subkutanem und intravenöseın Wege. Auch bei diesen Versuchspferden konnten bei beiden Behandlungs- arten keine Unterschiede bemerkt werden. Nur war es auffällig, daß 0,001 ccm Serum, einem Pferde R214 entnommen, das stets ein hochvirulentes Serum lieferte, bei einem Pferde U 24 nicht zur Infektion führte. Das Pferd U 24. wurde später durch 0,01 сеп virulentes Blut infiziert.

Sonst hatte auch die Menge des zur Behandlung бейбп Serums, wie aus der Liste ersichtlich, auf die Inkubation und die nach- folgenden klinischen Erscheinungen keinen bemerkenswerten Einfluß.

Aus diesen Versuchen ergibt sich die praktische Folgerung, daß Blut und auch Serum anämiekranker Pferde zur diagnostischen Impfung benutzt werden können. Es genügen zur Infektion schon Bruchteile eines Kubikzentimeters, doch scheint es гава, nicht unter 0,01 ccm herunterzugehen.

Über die Infektion mit inaktiviertem Serum kann ich folgen- des berichten: |

Ата 28. 11. 1917 wurden von 2 anämiekranken Pferden, R 214 und R 190, je 500 ccm Serum im Wasserbade 1 Stunde bei 58° C erhitzt. Es erhielten intravenös 500 ccm

Pferd U28 Serum von R 214, Pferd U 35 Serum von R 190.

7) Derartige Proben wurden vor dem Versuch filtriert.

896 --

Während U28 daraufhin nach 8 Tagen am 6. 12. 1917 er- krankte, zeigte U 35 in den nächsten 6 Wochen keine klinischen Krankheitserscheinungen und erlag erst einer späteren Infektion am 10. 1. 1918 mit virulentem Blut.

Eine einstündige Erwärmung von virulentem Anämieserum .

auf 58° C genügt demnach nicht, in jedem Fall das Virus unschäd- lich zu machen.

Ein weiterer Versuch wurde am 25. 3. 1918 ausgeführt, und zwar erhielt ein Pferd R 356 30 ccm Serum eines anämiekranken Pferdes R 365. Das Serum R 365 wurde 2 Stunden lang bei 60 bis 61° C im Wasserbade erhitzt und subkutan verabfolgt. R 356 war beinahe ein Vierteljahr unter Beobachtung und erkrankte klinisch nicht. Sein Blut erwies sich in einem Kontrollimpfver- such als virusfrei. Das Pferd erlag einer späteren Infektion am 3. 6. 1918 mit virulentem Anämieserum.

In diesem Versuche genügte demnach eine 2stündige Erwär- mung virulenten Serums auf 60 bis 61° C um das Virus abzu- töten.

Die Filtrierbarkeit des Virus der ansteckenden Blutarmut be- wiesen 4 Versuche.

1. R 344 erhielt am 7. 6. 1917 20 ccm filtriertes Serum von R 133

i. v. und erkrankte nach einer Inkubation von 20 Tagen, am

27. 6. 1917, verendet am 12. 9. 1917.

2. R 365 erhielt am 9. 7. 1917 7 ccm filtriertes Serum von Pferden des Pferdedepots 13 i. v. und erkrankte am 24. 7. 1917

15 Tage Inkubation.

EE 18 | І |

R 365 R 214 R 275 9. 7. 17. 7 сста filtr. Serum 9.7.17 7 ccm Serum 25.6. 17 10 ccm Blut‘ Pí. D. 13 i.v. Pt, D. 18 i.v Pt. D. 13 i.v. erkrankt 24. 7. 17 erkrankt 24. 1 17 erkrankt 9.7.17 ` Inkubation: 15 Tage Inkubation: 15 Tage Inkubation: 14 Tage

8. U94 erhielt am 12. 6. 1918 6 ccm filtriertes Serum von U 68 i. v. und erkrankte am 29. 6. 1918 17 Tage Inkubation. 4. U 179 erhielt am 4. 10. 1918 20 ccm filtriertes Serum von U 103 i. v. und erkrankte am 15. 10. 1918 11 Tage Inkubation. ` Die Filtrationen wurden mittels Berkefeldfilter ausgeführt und die Brauchbarkeit der Filter durch einen Proteusstamm nach- geprüft. Ich kann auch heute schon berichten, daß das Virus durch Membranfilter (Zsigmondy) ebenfalls nicht zurück- gehalten wird. Diese Versuche sollen später ausführlich behandelt werden. | Die zur Filtration kommenden Sera wurden in Parallelver- suchen im unfiltrierten Zustande auf ihre Infektiosität nachgeprütft. Sämtliche Kontrollpferde sind erkrankt, wie die beifolgenden

u.

== 1897 ==

Skizzen ergeben. Es ist aus den Aufstellungen ersichtlich, daß Fil- trat- und Vollserumimpfling kaum Unterschiede in den klinischen Erscheinungen usw. aufweisen. Nur fällt es auf, daß meist der Filtratimpfling einen Tag früher erkrankt als das Vollserumpferd.

Jedenfalls bestätigen diese Versuche die bekannte Tatsache, daß das Virus der ansteckenden Blutarmut filtrierbar ist.

2. Übertragungsversuche mit Stutenmilch, Fleisch, Häuten, Augenschleim.

Das Pferd R 324 hatte vor Einstellung in den Anämieversuch ein Fohlen geboren. Nach der Infektion am 16. und 23. 9. 1917 und Erkrankung am 28. 9. 1917 wurde die Stute am 21. 10. 1917 ge- molken. Die Milch wurde bis zum 22. 10. 1917 im Eisschrank auf- bewahrt und mit 10 ccm am 22. 10. 1917 das Pferd V5 i. v. be- handelt. V5 erkrankte daraufhin nach einer Inkubation von 57 Tagen am 18. 12. 1917.

Es wird durch diesen Versuch also die Tatsache bestätigt, daß das Virus der ansteckenden Blutarmut in der Stutenmilch vor- handen ist. Die Japaner, die in dieser Richtung eingehende Ver- suche unternommen haben, konnten außer dieser Tatsache noch feststellen, daß die Fohlen anämiekranker Stuten schon anämie- krank geboren wurden und meist starben. Die anämiekranken tragenden Stuten, die ich im Versuch hatte, verfohlten stets, so daß ich derartige Versuche nicht anstellen konnte.

Jedenfalls wird man in Zuchtgegenden diese Resultate be- achten und beim häufigen Verfohlen der Stuten eine Untersuchung auf ansteckende Blutarmut vornehmen müssen.

Daß frisches Fleisch anämiekranker Pferde virushaltig_ ist, war nicht zu bezweifeln und wurde durch folgenden Versuch be- wiesen.

Aus dem Kadaver des Anämiepferdes V 1, das am 17. 1. 1918 getötet worden war, wurde 1 Pfund Fleisch aus einem Hinter- schenkel entnommen. Das 24 Stunden bei Eisschranktemperatur aufbewahrte Fleisch wurde am 18. 1. 1918 zerkleinert und teils mit Wasser vermischt als Getränk, teils mit Hafer vermischt als Futter dem Pferde U 46 verabfolgt.

U 46 zeigte am 26. 1. 1918 8 Tage Inkubation erhöhte Tem- peratur von 39,2° C. Die Temperatur blieb unter Schwankungen bis zum Tode am 9. 4. 1918 erhöht. Das Pferd war an ansteckender Blutarmut erkrankt. |

In der folgenden Zeit wurde dann Fleisch anämiekranker Pferde an Schweine und Hunde verfüttert, die nach dieser Fütte- rung nicht erkrankten. Auch der Mensch kann ohne Schaden der- artiges gekochtes Fleisch genießen, wie viele Versuche, die ich mit einer großen Anzahl von Soldaten und mir selbst anstellte, er- gaben. |

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Praktisch folgern kann man aus diesem Versuch, daß man bei `

der Schlachtung anämiekranker Pferde auf die unschädliche Be- seitigung des Blutes und der Schlachtabfälle achten muß, ferner Fleisch nur im gekochten Zustande oder unter besonderen Vor- sichtsmaßregeln in den Verkehr geben darf, um einer Verschlep- pung der Anämie vorzubeugen.

Weiterhin wurde dann ein Versuch angestellt, um nachzu- prüfen, ob das Virus aus infizierten Organen in ein Nährmedium übergeht bzw. sich anreichert. Zu diesem Zwecke wurde ein 3 cm langes, 2 cm breites Milzstück, des am 17.1.1918 getöteten Anämie- pferdes V 1 in 50 сеш Pferdebouillon gelegt und bis zum 1. 2. 1918 im Brutschrank bei 37 ° C aufbewahrt. Die Bouillon nahm. kein verändertes Aussehen an, und auch mikroskopisch ließen sich in derselben keine Lebewesen nachweisen. Zur Prüfung des Virus- gehaltes erhielt das Pferd U 38 am 1. 2. 1918 18 ccm der Bouillon i. v. Eine Erkrankung des Pferdes U38 trat nicht ein. U38 wurde deshalb am 10. 3. 1918 auf seine Virusfreiheit durch einen Blutübertragungsversuch nachgeprüft. Der Impfling erkrankte nicht. U38 erhielt am 10. 3. 1918 virulentes Serum i. v. und er- krankte am 1. 4. 1918 21 Tage Inkubation an ansteckender Blut- armut. Schlußsätze wird man aus diesem Einzelversuch schwer ziehen können. |

Wichtig für die Praxis erschien es nun, nachzuprüfen, ob Pferdehäute anämiekranker Pferde nach dem Eintrocknen noch virulentes Material abscheiden können. Zu diesem Zwecke wurde die Haut des am 8. 5. 1918 getöteten Anämiepferdes U 52 ап дег Luft aufgehängt und getrocknet. Am 30. 5. 1918 und 31. 5. 1918, d. h. nach 28 Tagen, wurde die ganze Haut in einem Faß gewässert. Das Wasser nahm eine schmutzigrote Farbe an und roch faul.

Als Versuchspferd wurde R 391 eingestellt. Das Versuchspferd verweigerte die Aufnahme dieses Wassers und war trotz absoluter Wasserentziehung nicht dazu zu bewegen das Getränk aufzu- nehmen. Das Pferd magerte auffallend schnell bei der Wasserent- ziehung ab. |

Am 3. 5. 1918 wurde deshalb die Flüssigkeit verdünnt und teil- weise mit Kleie und Hafer vermischt. Bis zum 5. 5. 1918 hatte R 391 den größten Teil etwa 6 Liter der Flüssigkeit aufge- nommen. |

Im Laufe der nächsten Monate zeigte R391 klinisch keine Krankheitserscheinungen. Es wurde im September auf seine Virus- freiheit durch einen Blutübertragungsversuch nachgeprüft. Der Impfling erkrankte nicht. Die Empfänglichkeit von R 391 wurde durch eine Infektion mit virulentem Serum, mit positivem Erfolge im Oktober 1918 bewiesen.

Nach diesem Versuch kann man schließen, daß die Verschlep- pung der Seuche durch Häute anämiekranker Pferde nicht in Be-

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tracht kommt; vorausgesetzt, daß die Наше gut getrocknet werden.

Von praktischer Bedeutung erschien die Nachprüfung des Augenschleimes anämiekranker Pferde, da bei den zahlreich aus- geführten Malleinaugenproben der Truppenpferde mit der Möglich- keit der Übertragung der ansteckenden Blutarmut gerechnet werden mußte. Bekanntlich wird diese Probe meist in der Art ausgeführt, daß ein Haarpinsel für mehrere Pferde zur Einbringung des Malleins in den Lidbindesack dient. Bei dieser Behandlungsart werden naturgemäß Schleimteile von Auge zu Auge verschleppt.

Die Versuche wurden in der Form durchgeführt, daß anämie- kranken Pferden aus dem unteren Lidbindehautsack Schleim ent- nommen und dieser dann in den Bindehautsack gesunder Pferde übertragen wurde. Zur Ausführung des Versuches wurden die Morgenstunden benutzt, da die Pferde dann bekanntlich am meisten Schleim im Bindehautsack aufweisen (Ammoniakwirkung).

I. Versuch. Dem am 30. 8. 1917 erkrankten Pferde V1, das am 5. 1. 1918 ein Rezidiv aufwies, wurde am gleichen Tage Augenschleim entnommen und dieser in den Bindehautsack des Pferdes U 24 übertragen. Am 9. 1. 1918 wurde Schleim von dem am 8. 1. 1918 erkrankten Pferd Z45 und am 15. 1. 1918 von dem ат 24, 12. 1917 erkrankten Pferde U 31 auf die gleiche Art und Weise verarbeitet.

U 24 zeigte im Laufe der nächsten Wochen keine Krankheits- erscheinungen, ebenso erwies sich sein Blut bei einem Über- tragungsversuch als nicht virulent. Später wurde U 24 auf seine Empfänglichkeit durch Behandlung mit virulentem Blut mit posi- tivem Erfolge nachgeprüft.

П. Versuch. R293 erhielt am 1. 4. 1918 Augenschleim vom Anämiepferd U 25, das am 16. 3. 1918 erkrankt war, und am 10. 4. 1918 Augenschleim von dem Pferde U52, das am 1. 4. 1918 er- krankt war, in den Bindehautsack. R293 erkrankte daraufhin am 21. 5. 1918 nach einer Inkubation von 42 Tagen an ansteckender Blutarmut und zeigte späterhin Rezidive, die aus der anliegenden Liste ersichtlich sind. Auffallend war bei R293 ein starkes Ödem des Kopfes und Halses, das sich kurz vor dem Tode am 15. 6. 1918 einstellte.

ПІ. Versuch. Am 7. 6. 1918 wurde den Aıämiepferden:

R 214 erkrankt am 24.7. 17, U 60 natürlich erkranktes Pferd, К 400 e 5.3.18, U 38 erkrankt am 1, 4. 18 Z 45 ER » 8.1.18,

Schleim aus den Bindehautsäcken entnommen. Der Mischschleim wurde mit 15 ccm Kochsalzlösung zerrieben und folgendermaßen verwendet: a) 5 ccm Schleimverreibung wurden durch Berkefeldfilter filtriert und dem Pferde V4 i. v. verabfolgt.

40

b) 5 ccm ET erhielt Pferd 0 9 іп деп Binde- .

'hautsack.:

- ec) U96 erhielt 3 ccm Anämieserum von Pferd U24 erkrankt

am 15. 5. 1918 in den Bindehautsack. ,

Von den drei Versuchspferden erkrankte bis zum 25. 7. 1918.

klinisch kein Pferd, so daß alle 3 Pferde am gleichen Tage ge- blutet wurden und mit 15 cem Mischblut das Pferd R 389 behandelt wurde. Letzteres Pferd erkrankte daraufhin nach 19 Tagen, am 13. 8. 1918, an ansteckender Blutarmut und wurde am 1. 12. 1918 getötet.

Das Pferd U 97 zeigte vom 14. 8. 1918 ab schwankende Tempe- raturen bis 39,1° C und Abmagerung, so daß es am 16. 11. 1918 wegen allgemeiner Körperschwäche zur Schlachtung abgegeben wurde. Eine einwandfreie Diagnose konnte bei U 97 nicht gestellt werden.

Um nun die einzelnen Virusträger herauszufinden, wurden 3

neue Pferde, U193, 194 und 195, am 7. 11. 1918 in den Versuch gestellt, und zwar erhielt: U 193 10 ccm Blut von U96 i. v., `

U 194 10 cem Blut von U 97 i. v., U 195 10 ccm Blut vou V 4 i.v.

U 194 erkrankte am 8. 11. 1918 an schwerer Kolik und mußte zur Schlachtung abgegeben werden. Dafür. erhielt am 8. 11. 1918 das |

Pferd U 196 10 ccm Blut von U 97 i. у.

Bis zum 5. 12. 1918 erkrankte klinisch keines dieser Versuchs- `

pferde. Der Versuch mußte hier abgebrochen werden, da die Forsehungsstelle aufgelöst wurde. . Aus den 3 Versuchen ergibt sich demnach, daß es in einem

Fall gelang, durch Übertragung von Augenschleim anämiekranker `

Pferde in den Lidbindesack eines gesunden Pferdes eine Infektion hervorzurufen, die auch &klinisch in Erscheinung trat. Der zweite

Versuch lieferte Virusträger und ist als unbestimmt anzusehen, da

sich unter den Pferden ein Versuchspferd befand, dem Anämie- serum in den Lidbindesack geträufelt war und die Vergleichsüber- tragungsversuche nicht abgeschlossen werden konnten.

Jedenfalls kann man aber aus diesem Versuch schließen, daß das Virus der ansteckenden Blutarmut durch die Augenschleimhaut aufgenommen werden kann.

Im I Versuch ging die Infektion nicht an.

Es erscheint nach diesen Versuchen immerhin ratsam, bei der Malleinisierung der Pferde vorsichtig umzugehen und die Ver- schleppung von Augenschleim zu vermeiden. Es wurde deshalb vorgeschlagen, die Pinselbehandlung fallen zu lassen und mit In- strumenten zu arbeiten, die nach jeder Behandlung genügend des- infiziert werden können (Glaspipetten).

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2 3. Übertragungsversuche, mit Endo- und ES | Ektoparasiten des Pferdes. ' `

Bei Filarienversuchen, die für ein anderes Arbeitsgebiet. B stimmt waren, konnte ich nachweisen, daß man mitFilaria equina, - die aus der Bauchhöhle anämiekranker Pferde Den die Krankheit auf gesunde Pferde übertragen kann.

Am 7. 5. 1918 entnahm ich aus der Bauehhöhle des am 6. 4. 1918 erkrankten und am 7. 5. 1918 verendeten Anämiepferdes U 77 3 weibliche Filarien. Die Filarien wurden wiederholt mit Koch- salzlösung gewaschen, zerlegt und Eier und Embryonen dieser Parasiten in frische Kochsalzlösung aufgeschwemmt. Diese Auf- schwemmung erhielt dann ein Versuchspferd U 80 teils subkutan, teils intravenös verabfolgt. 11 Tage nach dieser Operation, am 18. 5. 1918, erkrankte U 80 fieberhaft unter den Erscheinungen der ansteckenden Blutarmut und verendete am 3. 7. 1918.

Filarien konnte ich im Blute dieses Pferdes niemals nach- weisen. Auch ergab die Sektion des Pferdes keine Anhaltspunkte für den Verbleib der eingespritzten Filarieneier und Filarien embryonen.

Bei gleichen Infektionsversuchen mit Meerschweinchen un Kaninchen konnte ich eine Erkrankung dieser Tiere an Anämi nicht nachweisen. Die Filarienembryonen hielten sich in de Bauchhöhle des Meerschweinchens bis 14 Tage lebend, während sie im strömenden Blut des Kaninchens nur 24 Stunden nachweisbar , waren. ЕО

Seyderhelms und der Japaner Angaben, daß Östrus- larven aus anämiekranken Pferden bei einmaliger Injektion nicht imstande sind, eine Infektion hervorzurufen, wurden einer Nach- prüfung unterzogen.

Am 9..3. 1918 wurden dem am 3. 3. 1918 erkrankten und am 9. 3. 1918 getöteten Pferde U 39 Östruslarven (Gastrophilus peco- rum) aus dem Magen entnommen und diese bis zum 12. 3. 1918 bei Eisschranktemperatur aufbewahrt. Bis zum 13. 3. 1918 wurden die Larven in häufig gewechselter Kochsalzlösung gewaschen. 2 dieser Larven wurden dann mit Kochsalzlösung zerrieben und die Zerreibung bis zum 14. 3. 1918 bei 27° C aufbewahrt, durch Papierfilter filtriert und das Filtrat dem Pferde U 88 subkutan an der linken Halsseite eingespritzt. Der Behandlung folgte nach 3 Tagen, am 17. 3. 1918 vorm., ein Temperaturanstieg auf 39,4 ° С Mastdarmtemperatur, der aber sofort wieder abfiel. Erst nach 12 Tagen, am 25. 5. 1918, erkrankte das Pferd klinisch an an- steckender Blutarmut und verendete am 5. 8. 1918.

Mit Gastruslarven des Pferdes 39 wurden gleichzeitig Kanin- ehenversuche angesetzt. 16 Gastruslarven, Піе wie oben angegeben behandelt wurden und in 15 cem Kochsalalösung zerrieben worden

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1919. 10./11. Heft. s 30

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2.7

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waren, wurden am 14. 3. 1918 und 15. 3. 1918 einem Kaninchen Nr. 144, das 1765 g schwer war, 6337000 Blutkörperchen und 70 Sahli aufwies, intravenös verabfolgt, und zwar am

14. 3. nachm. 3 Uhr 3 cem,

15. 3. vorm. 10 Uhr 3 ccm,

15.3. nachm. 3 Uhr 2 ccm. |

Die Einspritzungen wurden reaktionslos vertragen. Am 25. 3.

1918 hatte das Kaninchen ein Gewicht von 1415 g. Am 20. 4. 1918 stellten sich Lähmungserscheinungen der Hinterhand ein, die all- mählich auf die Vorderhand übergriffen. Gewicht am 27. 4. 1918 1400 g. Zahl der roten Blutkörperchen und Sahli nie wesentlich verändert. Da das Kaninchen am 27. 4. 1918 einzugehen drohte, wurde es durch Entbluten getötet. Bei der Sektion wurde nur eine pfennigstückgroße Blutung in der Lendenmuskulatur nachgewiesen, die darauf zurückgeführt wurde, daß der Diener bei den täglichen Temperaturmessungen dem Tier in der Lendengegend durch Quetschung eine Blutung beigebracht hatte.

Um nachzuprüfen, ob das Blut dieses Kaninchens noch An- ämievirus enthielt, wurden mit dem defibrinierten Blut dieses . Tieres am 27. 4. 1918 die Kaninchen 60 und 176 und ein Pferd U 68 intravenös behandelt. |

Weder die beiden Versuchskaninchen, noch das Versuchspferd zeigten im Laufe einer mehrwöchigen Beobachtungszeit irgend- welche Krankheitserscheinungen. Das Blut des Pferdes U 68 wurde am 30. 5. 1918 durch einen Übertragungsversuch auf ein anderes Versuchspferd nachgeprüft und rief keine Erkrankung hervor.

Soweit man aus diesen Versuchen einen Schluß ziehen darf, ergibt sich, daß Filarien und Östruslarven, die aus Kadavern an- ämiekranker Pferde stammen, Träger des Virus der ansteckenden Blutarmut sind und man mit ihrem Leibesinhalt die Krankheit auf Pferde übertragen kann. Eine Übertragung bei gleicher Versuchs- anordnung auf Kaninchen und Meerschweinchen gelingt nicht; auch bleibt das Kaninchen nicht Virusträger.

Nachdem auf diese Art und Weise nachgewiesen war, daß Endoparasiten anämiekranker Pferde Träger des Virus sein können, wurde diese Frage auch für Ektoparasiten zu lösen versucht.

Dem stark verlausten Pferde U45, das am 2. 3. 1918 an an- steckender Blutarmut erkrankt war, wurden am 18. 3. 1918 140 Haematopinus equi abgenommen. Die Läuse wurden am gleichen Tage an das Versuchspferd 84 angesetzt; es folgten am 19. 3. 1918 nochmals 100 Läuse, die vor dem Ansetzen 24 Stunden bei 27°C aufbewahrt waren, und am 21. 3. 1918 die gleiche Menge.

U 84 erkrankte nicht an ansteckender Blutarmut, und sein Blut erwies sich auch in einem späteren Kontrollversuch als virusfrei.

Sa Die Verlausung war in kurzer Zeit eine sehr ausgedehnte und '. wurde durch eine Behandlung іп der Gaszelle mit Schwefeldioxyd beseitigt.

Mit 100 Läusen von demselben Pferde U45, die in 10 ccm Kochsalzlösung zerrieben wurden, wurde am 18. 3. 1918 ein Pferd U 86 i. v. behandelt. Die Verreibung wurde vor dem Versuch durch Papierfilter filtriert, hatte eine hellbraunrote, wie verdünntes Blut : aussehende Farbe und rief bei dem Versuchspferd keine nennens- werte Reaktion hervor.

U 86 erkrankte klinisch nicht an ansteckender Blutarmut und wurde auch nicht Virusträger, wie ein Kontrollversuch lehrte. `

Haematopinus kommt demnach als Träger und Überträger der ansteckenden Blutarmut des Pferdes nicht in Betracht. Auch kann ich dasselbe von den Räudemilben Sarkoptes und Dermatokoptes des Pferdes behaupten, da unter den Versuchspferden eine Räude- epidemie ausbrach, die aber keine Anämieinfektion zur Folge hatte.

Besonderes Interesse schenkte ich den fliegenden Insekten, die ich im Pferdestall und auf den Pferdeweiden fand. Ich hatte Ge- legenheit, Versuche mit Stomoxys calcitrans, Haematopoa, Chry- sops, Tabanus und Anopheles anzustellen.

Aus einem Versuchsstall, in dem die anämiekranken Pferde R 214, R 365, R 263 und R 304 standen, wurden am 26.7.1917 etwa 100 Fliegen gefangen, unter denen sich 20 Stomoxys calcitrans be- fanden. 10 dieser Stomoxys wurden zerlegt und ihr Magen- und Darminhalt mit 2 ccm physiologischer Kochsalzlösung verrieben. Die Verreibung wurde am gleichen Tage dem Versuchspferd R4 intravenös verabfolgt. Die injekton wurde ohne Reaktion ver- tragen.

Nach einer Inkubation von 15 Tagen erkrankte R 4 fieberhaft (41,4) und blieb bis zu seinem in der Nacht zum 30. 8. 1917 er- folgten Tode hoch fieberhaft erkrankt. War in den ersten Tagen der klinische Befund noch unbestimmt, so entwickelte sich allmäh- lich das typische Bild der ansteckenden Blutarmut: große Mattig- keit, Schwanken der Hinterhand, blaßrote Bindehäute mit einem Stich ins Gelbliche und Steigerung der Pulsfrequenz. Die Zahl der roten Blutkörperchen blieb zunächst unverändert (etwa 7 Mill.), betrug am Tage vor dem Tode nur noch etwa 5 Millionen. Eiweiß im Harn wurde erst an den beiden dem Todestage vorausgehenden Tagen nachgewiesen.

Mikroskopische Untersuchungen von Blutausstrichen ergaben dauernd keine bemerkenswerten Befunde. Die Obduktion lieferte folgenden Befund: Fettige Degeneration des Herzens, der Körper- muskeln und der Leber, hochgradiger Milztumor (64 40 7,5), fettige Degeneration der Nieren und embolisch eitrige Nierenent- zündung, Lungen- und Glottisöedem, Blutungen im Herzbeutel, akute Brust- und Bauchfellentzündung, Aneurysma der Hüft-,

30*

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Blind-, ‚Grimmdarmarterie, : ре Knoten‘ im Leer-, Hütt, Blind-,.Grimmdarm. : ; -

Bei der histologischen Untersuchung: der fiel die’ Мам Anhäüfung von EE besonders in or Milz und Leber und Lunge auf: > . к

Ausgehend von diesem M TE E E EE

mit Leibeshöhleninhalt :von Stomoxys, wurden nun Übertragungs- versuche von R4 auf ein gesundes’ Versuchspferd V 1, 2 Meer- schweinchen 161 und 162, sowie 2 Kaninchen Nr. 27 und = aus- geführt. . V 1 erhielt am 29. 8. 1917: 10 ccm de Blut von R 4i. v. іне nach 24 Stunden, am 30. 8. 1917, eine hoch fieberhafte Temperatur, die bis zum 10. 9.. 1917 anhielt. Das erste Rezidiv stellte sich am 15. 10. 1917 ein. Im ganzen überstand das Pferd 4 Fieberanfälle. Am 17. 1. 1918 wurde V.1 getötet. Die Diagnose „ansteckende Blut- armut“ wurde durch den Fleischübertragungsversuch (U 46) bestätigt. : Kaninchen und Meerschweinchen erkrankten nicht. Auch ge- lang eine Übertragung von Blut des Kaninchens 28 am 31. 8. 1917 auf zwei frische Kaninchen 43 und 44 nicht. Mit dem Blut der Meerschweinchen, die am 26. 11. 1917 und 10. 1. 1918 getötet wurden, wurde am 28. 11. 1917 bzw. 10. t. 1918 ein Pferd U 36 i. v. behandelt, ohne später zu erkranken. U36 erwies sich bei einem Kontrollimpfversuch am 22. 2. 1918 virusfrei. Eine Behandlung mit 0,3 ccm virulentem Serum am 9. 3. 1918 ише Dach 21 Тареп, ат 30. 3. 1918, zur Erkrankung.

Zu einem zweiten Versuch wurden Stechfliegen © Бейек; die aus Marbaix (Frankreich) stammten und am 25. 8. 1917 von an- ämiekranken Pferden gesammelt waren. Von den Stechfliegen ge- hörten 6 zu den Stomoxys und 4 zur Gruppe Siphona. Die auf dem Transport eingegangenen Fliegen wurden am 5. 9. 1917 zer- legt und der Magen- und Darminhalt mit Kochsalzlösung verrieben, dem Pferde U 21 i. v. verabfolgt. U 21 erkrankte nach dieser In- jektion nicht und zeigte sich auch später bei einem Kontrollversuch (U 26) als virusfrei (U26 am 4. 12. 1917 10 ccm Blut von U 91, 17. 2. 1918 50 сеп Blut von U 21).

Der dritte Versuch wurde am 15. 9. 1917 ausgeführt, und zwar wurden zu diesem Zwecke im Stall XI, in dem die anämiekranken Pferde R314, R365 und R 325 standen,- Stomoxys gefangen. 6 Fliegen wurden am 16. 9. 1917 zerlegt, der blutige Magen- und Darminhalt mit 5 cem Kochsalzlösung- verrieben. Die Verreibung erhielt Pferd R 324 i. v. verabfolgt.

Am 23. 9.:1917 wurden 20 Stomoxys im Stall gefangen, in dem das am 20. 9. 1917 erkrankte Anämiepferd R 298 untergebracht war. Der blutige Magen- und Darminhalt von 8 Stomoxys wurde mit 10 eem Kochsalzlösung verrieben und. Е dem mise R 324 i. v. verabfolgt,

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1, Am- 2&9, 1947 erkrankte R 324 fieberlfaft; d: і. пас einet Fns kubation von 5 bgw. 12 Тареп;. Die Temperatur blieb bis zum Tode :am 2: 5. 1917 erhöht, aber schwankend. In den letzter Tagen trat Afterlähmung ein, so daß eine geregelte Temperaturaufnahme unmöglich wurde. : Sektion: Milztumor (51 24 5). Schwellung der Lymphknoten der Milz. Trübe Schwellung der Leber, akute Schwellung der Lymphknoten der Leber, Fettinfiltration der Nieren, Hämoglobininfarkte in: der-rechten Niere. Trübe Schwel- lung des Herzens. Blutungen im Gekröse des Dünndarms. Pneu- monomykosis {Mucor mucedor), Endocarditis valvularis ‘chronica fibrosa. Aneurysma und Thrombose der Hüft-, Blind-;, Grimm- darmarterie. Parasitäre -Knoten in der Leber, Lunge, im Blind- und Grimmdarm‘ una in einigen SEELEN Фев Blind- darms.:

Daß .das Pferd R324 Virusträger war, wurde am 'Föhlen 349 bewiesen, das 10 eem Blut von R 324 am 10. 10.'1917 i.'v. erhielt: Das Fohlen. erkrankte schor nach einer Inkubation von 2 Tagen am 12. 10. 1917 und behielt die Temperatur bis zum "Tode am 25.12. 1917 bei. Bei der Sektion wurden eine akute Milzschwellung (39 20 —-4 cm) und: zahlreiche Blutungen in der Leber, ‘den Lungen und der Herzinnenhaut, sowie SE der Lymph- knoten der Milz und Leber nachgewiesen.

"TV Stomoxys, die am 6. 10. 1917 in einem Anämiestall gefangen wurden, dienten einem 4. Versuch. Sie wurden am 7. 10. 1917 zer- legt und der blutige Magen- und Darminhalt:- mit 10 ccm Kochsalz- lösung verrieben. 5 ccm der Verreibung erhielt das Pferd U 23 i. v: und erkrankte am 18. 10. 1917 11.Tage Inkubation. Es konnten bis zum Tode am 3. 12. 1917 4 Rezidive beobachtet werden, und zwar war die erste Fieberperiode eine. Ttägige, die zweite 5tägig; die dritte 3tägig, die vierte Itägig, und im fünften RE wurde das Pferd getötet. `

Sektion: Milztumor (45 —23—4). Akute . Schwellung de Lymphknoten .der Milz. Trübe. Schwellung der Leber und ihrer Lymphknoten. Infarktnarben in beiden Nieren. 1 Sehnenfleck in der Herzscheidewand. Aneurysma und Thrombose ‚der Hüft-, Blind-, Grimmdarmarterie. э

Gleichzeitig mit der Stonosyainhallsverreibung i. p. infizierte Meerschweinchen (76, 77, 78). zeigten keine für die infektiöse An- апе charakteristischen . Erscheinungen. Die Meerschweinchen wurden täglich zweimal gemessen und ständig bei ihnen das Bhut- bild mikroskopisch untersucht, sowie Zählung der Blutkörperchen und Bestimmung des Hämoglobingehaltes vorgenommen. :

Ein mit 7 ccm Blut vom Meerschweinchen 77 am 19. 10. 1917 behandeltes Ve?suchspferd U 21 erkrankte nicht an ansteckender Blutarmut. | |

Der 5. Versuch erfolgte am 13. 7. 1918. In 3 Anämieställen

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ы 25 Stomoxys gefangen, zerlegt und der blutige Mageninhalt mit 20 Gem Kochsalzlösung verrieben. Die Verreibung erhielt am 13. 7. 1918 das Pferd U108 i. v. Während einer zweimonatigen Beobachtungszeit trat klinisch keine Erkrankung des Pferdes auf.

Weitere Versuche in dieser Richtung wurden nun mit anderen fliegenden Insekten durchgeführt, wid zwar mit Chrysops und Tabanus. |

Am 27. 7. 1918 wurden in der ee (siehe Weideversuch) - 8 Chrysops und 2 Tabanus, die an anämiekranken Pferden gesogen .. hatten, gefangen und zerlegt. Magen- und Darminhalt dieser In- sekten wurde mit Kochsalzlösung verrieben und dem Pferd R 399 і. у. verabfolgt. Am 29. 7. 1918 wurde der Versuch mit 10 Chrysops wiederholt. Nach 20 Tagen Inkubation, am 17. 8. 1918, erkrankte R399 an ansteckender Blutarmut und verendete am 17. 10. 1918.

Die Sektion ergab: Oberflächliche Substanzverluste in der äußeren Haut. Blutige Entzündung der Schleimhaut des Schlund- . und Kehlkopfes. Lungenödem. Mehrere Bindegewebsnarben in der Milz, Milz 47 15 2 cm. Gastruslarven im Magen.

Mit diesen Versuchen ist der Beweis erbracht, daß fliegende. InsektenfTräger des Virus der ansteckenden Blutarmut sein können, und das Virus durch den Magen-, Darmsaft usw. der Insekten nicht geschädigt wird.

Auffallend ist es bei der Durchsicht der Versuche, daß die zweite Generation der Versuchspferde eine bis auf 24 bis 48 Stun- den abgekürzte Inkubationszeit aufwiesen und die späteren Genera- tionen wieder zur normalen Inkubationszeit zurückkehrten. Ferner muß betont werden, daß die mit Magen- und Darminhalt be- handelten Versuchspferde meist an der akuten Form der anstecken- den Blutarmut erkrankten. |

Im großen und ganzen stellen diese Versuche weiter nichts dar als eine gewöhnliche Blutübertragung und waren hauptsächlich zu dem Zweck angestellt, um die verschiedenen Insekten darauf nach- zuprüfen, ob sie überhaupt für eine Übertragung der ansteckenden Blutarmut in Betracht kommen. Nach diesen positiven Versuchen wurde deshalb die Frage nachgeprüft, ob auch der Stich dieser In- sekten die Übertragung ermöglicht. Zu diesem Zwecke wurden am 11. 9. 1917 in einem Anämiestall, in dem R 365, R 214 und R 344 untergebracht waren, etwa 150 Stomoxys gefangen und in einem Fliegenkäfig untergebracht. Die Fliegen wurden am 13. 9. 1917 nachm. zum ersten Male an ein Pferd U 17 angesetzt. Die Stomoxys sogen sich schnell am Pferdekörper fest und man konnte deutlich das Anschwellen ihres Hinterleibes beobachten. Die Saugversuche wurden fortgesetzt, und zwar am

14.9. 1 Stunde, 15.9. 1 » 16. 9. 1 |

23.9. warden 2 frische Fliegen aus einem Stall zugesetzt, in dem 2 das Pferd R 288 am 20; 9. 17 frisch erkrankt war: Nauge-

. 24.9. 1 Stunde, 35.9.—1 „.

Nach dieser Behandlung zeigte das Pferd keine Krankheits- erscheinungen und wurde deshalb am 12. 10. 1917. erneut in einen Saugversuch gestellt. Dieses Mal wurden Fliegen in dem Anämie- stall gefangen, in dem das Anämiepferd R 324 stand. Die Stomoxys ' saugten nun folgendermaßen:

13. 10. an 324 1 Stunde ` 19. 10. ап 324 1?/, Stunden 14.10. 171 , 20.10. 15.10. 324 M 2 21.10. 017 1%, e 16.10. , П17 1, 22.10. . 34 1202. 17.10. , 324 Dis, 017 10, .

18.10.0, 0171, 93.10. U17 Ve

Eine Erkrankung des Pferdes U 17 trat nicht ein. Das Pferd zeigte allerdings nach 17 Tagen, am 9. 11. 1917, eine geringgradige Temperatursteigerung, die aber auf eine andere Ursache zurück- geführt werden muß. Zur Kontrolle wurde am 26. 11. 1917 das Pferd U 17 geblutet und mit 20 ccm def. Blut das Pferd U 32 i; у. behandelt. Eine Erkrankung des Pferdes U 32 stellte sich in der Beobachtungszeit bis zum Januar 1918 nicht ein. Es sei bemerkt, daß U 32 später auch noch auf seine Virusfreiheit mit negativem Erfolg im Tierversuch nachgeprüft wurde.

Ein zweiter Versuch wurde am 23. 11. 1917 vorgenommen, und zwar wurden an diesem Tage etwa 100 Stomoxys in einem Kuhstall und in einem Stall, in dem gesunde Pferde standen, gefangen und dann 1%, Stunden an das Anämiefohlen 349 zum Saugen angesetzt. Am 24.11.1917 ließ ich die Fliegen 11% Stunden am Versuchspferd U 33 saugen. Der Versuch wurde nach diesem einmaligen Saug- geschäft beendet. U33 blieb bis zur Beendigung der Beobach- tungszeit im Februar 1918 fieberfrei und zeigte auch bei einer Kon- trollimpfung seines Blutes sich frei von Virus:

Mit den gleichen Fliegen wie im Versuch II wurde ein weiterer Versuch beim Pferde U25 durchgeführt, und zwar sogen die Fliegen in folgender Reihenfolge: |

23. und GH 11.17 ап n Anämiepferd 349 je In Stunden, 25

26. 11.1 U Dë" 27.11.17 . 349 ы 98, 11.17 2 1795

29.11.17 349

30, 11.17 025 |

1.12.17 . . . . 349 |

2.12.17 .. .. W25 ! je1 Stunde. 3.12.17 :...39 1 S 4.19.17. U25

a 18. 17 _ 349

6. 12. 17 . US

ғу. 0:28-үеіңіе.19. Таре nachdem letzten. Saygakt,.am 28.13. 1917, eine séintägige : Temperaturefhöhung auf 20 oC und. blieb dann bis ' Ende Februar 1918 ohne jegliche klinische Erscheinungen. Auch in diesem Falle wurde eine Nachprüfung des Blutes. von U 25 vor- genommen... Der Impfling erkrankte nicht. U25 erkrankte später durch eine Infektion mit virushaltigem Serum. _

Die Saugtätigkeit. der Stomoxys am Pferde ist eine so erheb? Неһе; daß sich an den. Stichstellen oft ‚kleine Pusteln mit blasen- förmiger Kuppe bilden und man aus der Kuppe mit dem scharfen” = Löffel weinrotes Reizserum entnehmen kann. Mikroskopische‘ Nachprüfungen dieser Flüssigkeit auf Parasiten verliefen negativ.

‘Mit Chrysops und Tabanus ließen sich: -Saugversuche nicht durchführen, da diese Insekten in der Gefangenschaft bald starben und nie zum Saugakte gezwungen werden konnten. Mit Siphona konnte ich leider keinen Versuch anstellen, da diese Fliegenart in Pojeziory nicht vorkam: und die vom Westen mitgsbrachten Exem- plare bei der Ankunft gestorben waren. um

‘Die Saugversuche mit Stomoxys calcitrans lehrten dennad > daß eine Übertragung der ansteckenden Blutarmut durch den Stich. dieser Insekten nicht in Frage kommt. Es ist allerdings auffällig, daß eine bestimmte Zeit nach Abschluß des Saugversuches sich’ vorübergehendes Fieber bei den Versuchspferden einstellt, dessen’ Ursache noch zu klären bleibt. Jedenfalls ergaben die Nach-. prüfungen des Blutes der Versuchspferde, an denen Stomoxys ge- sogen hatten, stets ein negatives Resultat:

: Die histologische Untersuchung der infizierten Stomoxys er-

gab keine bemerkenswerten Befunde. Ich will hier nur bemerken; daB das Pferd R 324 zahlreiche Mikrofilarien im Blutbilde zeigte und diese Filarien auch lebend in. den Stomoxys nachgewiesen werden :konnten, die sich in dem Stall aufhielten bzw. direkt von

R 324. ab&gesueht waren. Übertragungsversuche auf Pferde, Meer- schweinchen und Kaninchen, sowohl mit Blut, als auch solehe durch; den Stich der Stomoxys, führten zu keinem Resultat, so daß auch Stomoxys 'als Überträger der EES gear Pferdeblutes nicht in: Betracht kommt. - KC

Wie schon erwähnt, erkrankten i in einem Stall spontan Fohlen an ansteckender Blutarmut. :Die. vier Fohlen waren in Pojeziory von rotzverdächtigen, anämiefreien Stuten geboren und haben den ` Stall nie verlassen. Nach dem Absetzen waren die Fohlen gemein- sam in einer abgesonderten Stallabteilung untergebracht, die neben den Anämiestallungen lag. Jedes Fohlen hatte eine. eigene Boxe und eigenes Futter- und Tränkgerät. Die Stallabteilung selbst war durch eine massive Mauer: vollkommen von dem Anämiestall getrennt und hatte auch einen besonderen Eingang, so daß Ver- schleppungen von natürlichen Abgängen der erkrankten Pferde in den Fohlenstall nicht in Betracht ‘kamen. Die Stalldecke bestand

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aüs einem Siaugenbelag, so daß fliegende. овони von ln Ak Stall übergehen: kannten..‘

-Die Erkrankung. der Fohlen . trat: н ий Im Laute van een ‚Tagen erkrankten 3. Fohlen. Es- erkrankte: een, Am 20. 3. 18 Fohlen 361, ` | лы

еі 22222-22, 813.18, . 390,

| | „10.418 351.

Am 12. 4. 1918 wurde den 3 Fohlen 351, 361, 380 Blut. ent-- nommen und mit .20 ccm. def. Mischblut das Pferd U 76 i. v. be- handelt. U.76 erkranktę nach einer. Inkubation von 12 Tagen am 94.4, 1918 und verendete аш. 9. 8. ‚1918, nachdem 4 Fieberanfälle überstanden hatte, `

Diese Stallerkrankung der Fohlen gab ge auch. mit. Stechmücken. Versuche anzustellen. In diesem Stall.wurde näm- lich bei der Suche nach Insekten am 7. 5. 1918 eine Anopheles ge-. fangen, deren Magen voller Blut war. Daraufhin wurde auch in en übrigen’ Anämiestallungen Jagd auf Mücken gemacht, und. zwar mit dem Resultat, daß sich unter 100 Steckmücken 98 Ano- phelesmücken und nur 2 Culexarten befanden. Es handelte, sich stets um Anopheles maculipennis. Die Anophelesmücke wurde nun untersucht und dabei festgestellt, daß der blutige Magen- -Darm- inhalt aus: Pferdeblut bestand. Der Nachweis gelingt schon mit dem Mikroskop einwandfrei, da die dem Pferde eigentümlichen grobkörni en, eosinophilen Leukozyten sich in großer Anzahl in den Ausstrichen vorfanden. Es scheint so, als ob diese Leukozyten- art der Verdauung länger widersteht, als die roten Blutkörperehen und die übrigen Leukozyten, da das Gesichtsfeld in Ausstrichprä- paraten aus dem Mageninhalt der Mücken durch die Menge der Eosinophilen oft ganz rot gefärbt erscheint.

Es muß aber auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß durch den Stich der Anopheles die Eosinophilen angezogen werden, sich an der Stichstelle ansammeln und dann aufgenommen werden. Es ist ja bekannt, daß Parasiten in den Organen der Pferde von einem Wall von Eosinophilen umgeben sind.

Zur Sicherung der Diagnose „Pferdeblut“ wurde noch eim Präzipitationsversuch mit positivem Erfolge durchgeführt. Nach- dem: auf diese Art und Weise also erwiesen war, daß Anopheles Pferdeblut saugt, wurden gleiche Versuche wie mit Stomoxys an- gesetzt. Vorher will ich noch bemerken, daß es mir Späterhin ge- lang, Anopheles in ar Freiheit: am Pferde Bene rn zu beob- achten, ° .. Zu:den weiteren‘ Versuchen: wurde nun die eine Stechmücke aus dem Fohlenstall am 8. 5. 1918 zerlegt und: der blutige. Magen- inhalt mit Kochsalzlösung verrieben. Zur Technik möchte ich hier bemerken, daß man die Mücken am besten: mit Chloroform be- täubt, dann auf eine Glasplatte legt und mit einer Nadel am Über-

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gang des Abdomen zum Thorax fixiert, während man mit einer zweiten Nadel ein kleines Stück vom Ende des. Abdomen ablöst und dann-den Darm und Magen glatt mit der zweiten Nadel her- ausziehen kann. Der Magen einer vollgesogenen Mücke kommt dann ohne Schwierigkeiten als ein etwa linsengroßes, kugeliges, blutigrot gefärbtes Gebilde zum Vorschein. Bei Mücken, die schon längere Zeit nicht gesogen haben, ist der gen zusammengefallen und schwarzbraun.

Der blutige Mageninhalt der Gett bildet einen festen Blutklumpen, der sich in Kochsalzlösung nur mit Hilfe von Prä- pariernadeln fein auseinanderreißen läßt, d. h. es gibt nicht gleich eine so feine Verteilung des Blutes, wie man es z. B. von dem blutigen Mageninhalt der Stomoxys gewöhnt ist.

Der mit Kochsalz verriebene Mageninhalt dieser einen Anophe- les wurde am 8. 5. 1918 dem Pferde U72 i. v. eingespritzt. Am 16. und 18. 5. 1918 erhielt das Versuchspferd U 72 abermals 20 bzw. 25 auf diese Art und Weise zerlegte Stechmücken mit Koch- salzlösung verrieben i. v.

Am 29. 5. 1918 zeigte das Pferd U 72 eine Erhöhung seiner ' Körpertemperatur. Gleichzeitig trat eine postgelbe Verfärbung . der sichtbaren Schleimhäute des Pferdes auf, und es stellte sich bald Blutharnen ein. Bei der Untersuchung der Blutausstriche wurden nun überraschenderweise etwa in jedem 10. roten Blut- körperchen Piroplasmen (Nuttallia) nachgewiesen. Die Piro- plasmen konnten an den folgenden Tagen weiterhin in den Aus- strichen beobachtet werden, und zwar waren sie am 30. 5. 1918 іп. so reichlicher Menge vorhanden, daß z. B. ein dickes Tropfen- präparat wie eine Reinkultur von Piroplasmen aussah. Ich will die einzelnen Erscheinungen usw. der Piroplasmose hier nicht weiter beschreiben, da dieses Thema im Zusammenhange behandelt werden soll.

Die Überraschung bei der Durchsuchung der Blutpräparate war naturgemäß eine große, da Piroplasmose bisher in der Tier- seuchenforschungsstelle sowohl wie auch im Gebiet von Ob. Ost nicht beobachtet worden war. Das Versuchspferd selbst konnte auch kein Piroplasmenträger sein, da eine Probeimpfung vor dem Versuch negativ ausfiel und die fortlaufenden Blutuntersuchungen erst nach Ablauf der Inkubation diese Blutparasiten aufwiesen.

Es wurde nun natürlich sofort ein zweiter Versuch angesetzt, und zwar wurden am 29. 5. 1918 in einem Stalle, in dem Anämie- pferde untergebracht waren, Anophelinen gefangen und 16 dieser Insekten zerlegt, ihr Mageninhalt in 10 cem Kochsalzlösung auf- geschwemmt und damit am 30. 5. 1918 i. v. das Versuchspferd 17 84 behandelt. Am 31. 5. 1918 und am 4. 6. 1918 erhielt das gleiche Versuchspferd nochmals Anophelesaufschwemmüng i. v., und zwar

411.

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412

ат 31. 5. 1918 Mageninhalt von 50 Anopheles ще am 4. 6. 1918 | Aufsghweminung von 60 Anopheles. ti a

Ата 20. :6::1918 erfolgte die erste Temperatürstsigerlng. Der ' Tod des, ‘Tieres erfolgte -am 13. 6. 1918. Vom. 11.56: 1918 ab konnten: if jedem Blutausstrich dieses Patienten ‚Eiroplasmen (Nuttallia) nachgewiesen werden, |

Ата 4. 6. 1918 folgte ein: weiterer Versuch, und zwar erhielt das Pferd U93 den blutigen Mageninhak von 40 Anopheles mit Kochsalziösung verrieben i. v. Nach einer. Inkubation уой 7 Tagen erkrankte. ‘auch dieses Pferd fieberhäft.- -Vom 12. 6. 1918 ab konnten ` Piroplasmen im Blut nachgewiesen werden: : Das Pferd verendete am 9. 7. 1918.

Der folgende Versuch am 22. 1, 1918 wurde angestellt, um die Filtrierbarkeit des Anophelesinhaltes nachzuprüfen. _ Zu 'diesem Zwecke wurden in den Anämiestallungen etwa 300 ‘Anopheles ge- fangen und davon 200 zerlegt und ihr Mageninhalt mit Kochsalz- lösung verrieben. Von der Verreibung erhielt am 22:7. 1918 Ver- suchspferd U106 8 сеш 1. у. Ein Teil der Verreibung wurde durch Berkefeldfilter. filtriert und 5 ccm des Filtrats. dem Pferd U 107 i. v. verabfolgt, (Bas Bu, wurde durch einen Proteus nachgeprüft.)

Die Erkrankungen ‚stellten sich nun in folgender Reihen- folge ein: | | U 107 erkrankte am 5.8. 18 = 14 Таре Inkubation, U 106 6. 8.18 = 15 ,, Ke Bei beiden Pferden gelang ein Nächweis von Sot im Blute nicht. Beide Pferde. erkrankten an ansteckender Blutarmut. _

Ein gleicher Versuch wurde am 2. 9. 1918 ausgeführt, und zwar wurden in den Anämiestallungen 150 Anophelinen gefangen, zerlegt und mit 100 com: Kochsalzlösung verrieben. Von der Ver- reibung erhielt das Pferd U 133 50 сеш per os und das Pferd U 108 З сет durch Berkefeldfilter · filtriertes Gemisch i. v. (Filterprüfung durch Proteus x 19): Pferd U114 erhielt 40 cem des Filtrats рег оз, Мор diesen 3 Pferden erkrankte klinisch: nur das Pferd 0114. nach einer Inkubation von 23 Tagen аш 95. 9; 1918 оһпе positiven Рігор1а о, achweis an ansteckender Blutarmut.

Am 24. 8. 1918 wurden wiederum Anopheles in den Ställen X, XIV und XIII gefangen und in 300 cem Kochsalzlösung zerrieben. Die Verreibung;bekam U 115 mit 3 Pfund Hafer gemischt per os. U 115 erkrankte schon nach 3 Tagen am 27. 8. 1918... Blutbefund stets frei von. ‚Piroplasmen. Klinischer Befund: Ansteckende Blut- armut.

Ein neuer Versuch erfolgte am 22. 8. 1918, und: zwar wurden 200 Anophelinen in den Ställen X und XIV gefangen und mit 200 ccm Kochsalzlösung verrieben. Die Verreibung, die eine‘ schokoladen- ähnliche Farbe annahm, erhielt Pferd U 128 per os. Dieses Pferd

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zeigte schen nach 24 ‚Stunden am 23. 8. 1918 eine hoch’ fieberhafte Temperatur und am 24. 8. 1918 eine linsengroße: Blutung auf dem rechten Blinzknörpel.: U 128: verendete am 3. 10. 1918. Der Blut- befund war stets frei von op en: Klinischer Befund: Alt steckende : Blutarmut.

Aus den Versuchen ergibt sich demnach, daß Anopheles во- wohl Träger des Virus der ansteckenden Blutarmut, als auch von Piroplasmen sein kann und beide Krankheiten gemeinschaftlich durch Mageninhalt infizierter Anophelinen mechanisch übertragen werden können. Bei den Versuchen fällt auf, daß die Anopheles nur in den Monaten Mai und Juni Piroplasmenträger war, wäh- rend spätere Infektionsversuche in dieser Richtung negativ aus- fielen, d. h. nur noch 'ansteckende Blutarmut erzeugt wurde. Trotz eifriger Nachforschung nach dem verborgenen Piroplasmenträger im Pferdebestande gelang es nicht, diesen selbst einwandfrei aus- findig zu machen.

Hinzuweisen ist ferner auf die kurze Inkubation der абаат: den Blutarmut bei der Verfütterung von infizierten Anophelinen. Die Inkubation betrug bei Pferd U 128 nur 24 Stunden. |

Ев wurde nun auch die Frage nachgeprüft, wie sich anämie- kranke Pferde gegen eine Behandlung mit Anophelesinhalt ver- halten. Zu diesem Zwecke wurde am 10. 7. 1918 in den Anämie- ställen XIII und XIV Anopheles gefangen, 20 Stück zerlegt und- ihr Mageninhalt mit 10 ccm Kochsalzlösung verrieben. Diese Ver- reibung erhielt ein Pferd’ 245, das am 21. 12. 1917 mit Anämie- mischserum aus Frankreich behandelt worden war und am 8. 1. 1918 ап ansteckender Blutarmut erkrankte, am 10. 7. 1918’ i. у 245 zeigte nach 27. Tagen am 5. 8. 1918 eine Temperatur von 89,8° C, verfohlte am 6. 8. 1918 (Fohlen etwa 8 Monate alt, tot 1 Stunde nach der Geburt) und starb am 13. 8. 1918. In den Blutpräparaten konnten keine Parasiten festgestellt werden, da- gegen fanden sich in den Blutpräparaten vom 10. 8. ganz ver- einzelte kernhaltige, rote Blutkörperchen.

Am 31. 7. 1918 erfolgte eine Reiheninfektion in der gleichen Richtung, und zwar wurden dazu Anophelinen benutzt, die in den Anämiestallungen XII, XTII und XIV gefangen wurden. Von 200 Mücken wurde der Mageninhalt mit Kochsalzlösung женер und je 10 ccm folgenden Pferden i. v. eingespritzt:

U 24 anämiekrank seit 15.5. 18, | R 356 anämiekrank seit 8. 6. 18 Z 72 e ек 23.1.18, und einem nicht anämiekranken Z 259 Е, 18. 1. 18, Fohlen R 414.

Die Erkrankungen erfolgten in nachstehender Reihenfolge: Fohlen 414 1.7.18 = 24 Stunden, verendet 23. 8, 18,

2 72 9.8.18 = 9 Таре Zur 10.8. 18, 2 259 13.8.18 = 13 ., überlebt, Е 356 22, 8. 18 = 22 ·,, | 25. 8. 18, U 24 24. 9. 18 = 55 ,, überlebt,

= 204 Ж еы

In den Blutausstrichen dieser- Pferde Tunae: EAUSDOTABIEEN nicht nachgewiesen. |

Das Fohlen zeigte die engsten men Erscheinungen der ansteckenden Blutarmut, ebenso die rezidivierenden Anämiepferde,

Es gelang leider bei diesen Versuchen nicht mehr, Anophelinen, die gleichzeitig Piroplasmen und Virus der ansteckenden Blut- armut enthielten, aufzutreiben. Es konnte also nur bewiesen werden, daß die Behandlung von Anämiepferden mit Anopheles- inhalt ein neues Rezidiv der ansteckenden Blutarmut erzeugt.

Da durch Verfütterung von Anophelinen eine Erkrankung der Pferde zu erzielen war, wurde auch mit Larven und Eiern von Anopheles ein Versuch angesetzt, um zu sehen, ob die Brut in- fizierter Anophelinen für eine Infektion in Frage kommen kann. Zu diesem Zwecke wurden am 23. und 24. 8. 1918 in den Anämie- stallungen etwa 150 Anopheles gefangen und in den Mückenkäfig gesperrt. Ein Teil der gefangenen Anophelinen wurde zu den Fütterungsversuchen U 115 und U128 verwendet, die beide nach der Fütterung an ansteckender Blutarmut erkrankten. In den Käfig wurde gleichzeitig eine Schale mit Wasser untergebracht. Ат 26. 8. 1918 schwammen auf der Oberfläche des Wassers 3 Ge- lege, die die bekannte sternförmige Anordnung aufwiesen. Es folgten am 27. 8. 1918 6 Gelege, am 28. 8. 1918 2 Gelege, desg!. am 29. 8. Am 3. 9. 1918 viele Larven im Wasser. Am 5. 9. 1918 hatten sich aus der Mehrzahl der Eier Larven entwickelt. Das Wasser mit den Mücken und Eiern wurde am 5. 9. 1918 mit Hafer gemischt und dem Pferd U 104 per os verabfolgt. Eine Erkrankung des Pferdes stellte sich nach dieser Verfütterung nicht ein.

Es wird deshalb angenommen, daß das Virus der ansteckenden Blutarmut sich nicht vererbt. Ein Versuch, die Brut zu einem Infektionsversuch in die Blutbahn zu verwenden, konnte nicht mehr durchgeführt werden, da die Versuche abgebrochen werden mußten.

Andere Versuchstiere Kalb, Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse mit Anophelesinhalt zu infizieren, mißlangen. = Das Kalb erhielt am 13. 7. 1918 Mageninhalt von 20 Anopheles і. у., und zwar von denselben Exemplaren mit denen Z 45 infiziert wurde. Es trat nach der Behandlung keine klinische Erkrankung ein, die Blutausstriche lieferten stets ein negatives Resultat.

Von Interesse sind nun noch die Versuche, die ausgeführt wurden, die Übertragbarkeit der durch Anophelesinhalt ver- ursachten Krankheiten und die Filtrierbarkeit des Virus zu stu- dieren.

Zu diesem Zwecke wurde von dem Pferde U 72, das am 29. 5. 1918 erkrankt war und Piroplasmen im Blute aufwies, am gleichen Tage Blut entnommen und defibriniert. 10 ccm dieses Blutes er- hielt am 31. 5. 1918 das Pferd U 68 i. v. Schon nach 24 Stunden,

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ат 1. 6. morgens, zeigte U 68 fieberhafte Temperatur, die dann aber zurückging und am 6. 6. wieder einsetzte. Vom 5. 6. 1918 an wurden Piroplasmen im Blut nachgewiesen. Das Pferd verendete am 18. 6. 1918.

Von U68 ausgehend wurde am 12. 6. 1918 folgender Versuch angesetzt. Am 10. 6. 1918 wurde U 68 geblutet und das Blut bei Eisschranktemperatur aufbewahrt. Am 12. 6. 1918 wurde das Serum abgegossen und mit 6 ccm hämoglobinhaltigem Serum das Pferd U 99 i. v. behandelt. Gleichzeitig wurde ein Teil des Serums durch Berkefeldfilter geschickt (geprüft mit Proteus X 19) und mit 6 ccm Filtrat das Pferd U 94 i. v. behandelt.

Es erkrankte daraufhin das Pferd U94 am 29. 6. 1918 17 Tage Inkubation mit negativem Blutbefund an ansteckender Blutarmut, während das Pferd U 99 am 10. 7. 1918 = 28 Tage In- kubation mit positivem Blutbefund erkrankte, d. h. es ließen sich Piroplasmen im -Blut nachweisen.

Ein weiterer Übertragungsversuch wurde mit Blut von Pferd U 115 durchgeführt, und zwar erhielt U 109 am 8. 11. 1918 10 ccm def. Blut von U115 und erkrankte daraufhin am 16. 11. 1918 8 Tage Inkubation. Blutbefund: negativ. Diagnose: Ansteckende Blutarmut.

Gleichzeitig erhielt auch das Pferd U96, das am 7. 6. 1918 Anämieserum in den Lidbindesack erhalten hatte und klinisch nicht erkrankt war, 10 ccm def. Blut von U 115 i. v. und erkrankte gleichfalls nach 13 Tagen Inkubation am 21. 11. 1918.

In den Bilutausstrichen konnten bis zum 3. 12. 1918 keine Piroplasmen nachgewiesen werden. Diagnose: Ansteckende Blut- armut.

Faßt man diese Versuche zusammen, so kommt man zu dem Schlußsatz, daß man mit Anophelinen, die aus Stallungen stammen, in denen Piroplasmose und ansteckende Blutarmut gemeinsam vertreten sind, beide Krankheiten bei einem Pferde hervorrufen kann und es durch Filtrationsversuche gelingt, die Anämie von der Piroplasmose zu trennen.

Nachdem der Beweis erbracht war, daß Anopheles Träger des Virus der ansteckenden Blutarmut sein kann, wurde nufı die Frage, ob Anopheles als Überträger der Anämie und der Piroplasmose in Betracht kommt, nachgeprüft. Es sei vorausgeschickt, daß An- opheles in der Gefangenschaft sehr schwer zum Saugakt am Pferde zu bewegen ist, und es noch eines längeren Studiums bedarf, um festzustellen, welche Temperaturen und Jahreszeiten usw. dazu am günstigsten sind. Jedenfalls gelangen mir in der ersten Zeit des Juni derartige Saugversuche nicht, trotzdem alle möglichen Versuchsanordnungen getroffen wurden. Verdunkeln des Stalles, Tag- oder Nachtzeit usw. konnten die Anopheles nicht reizen, einen Saugakt vorzunehmen, und es war schon beabsichtigt, diese Ver-

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suche als aussichtslos - zg bezeichnen. Es’ wurde deshalb noch ver: Sucht,‘ infizierte Anophelinen’ unter möglichst natürlichen ' Verhält:- - hissen stechen zu: lassön.. Zu diesem Zwecke wurden 100 Anopheles vom 15. bis 19. 6. 1918 aus Anämiestallungen gefangen und in dem &ogenannten Fliegenstall, der, später näher beschrieben werden wird, ausgesetzt. In dem Stall standen 3 gesunde Versuchspferde. Der Versuch: mißlang aber, -da:’der Stall nach allen Seiten mit Gaze ausgekleidet und deshalb sehr zugig war, so daß die meisten Anophelinen starben und Saugakte nicht zur Beobachtung kamen. Es trat bei den 3 Versuchspferden auch keine Erkrankung auf.

‚Saugversuche wurden deshalb in anderer Form am 27. 8. 1918 wiederholt, und zwar in dem gleichen moskitosicheren, sogenannten Fliegenstall. Von den dort untergebrachten 3 Versuchspferden wurde das Mittelpferd U 103 zum Ansetzen der Mücken ausgesucht, während die beiden anderen Pferde als Stallkontrolle dienten. Das Pferd U 103 wurde für den Saugversuch dadurch vorbereitet, daß zu beiden Seiten der Brustwandungen die Haare kurz abgeschoren wurden. Mit Anophelesmücken, die am 23. und 24. 8. 1918 in den Anämiestallungen gefangen und in einem tragbaren Gazekäfig üntergebracht waren, wurde am 27. 8. 1918, nachdem die Mücken also 3 bis 4 Tage gehungert hatten, der Saugversuch in’ der Form durchgeführt, daß der Käfig von einem. Wärter auf eine Brust- wand des Pferdes. angesetzt wurde. Am

27.8. wurden 2 Anopheles, | . 30,8. wurden 6 Anopheles,

28.8 `„ 3 S 3.9. 4 Se | bei ihrer Saugtätigkeit an U 103 beobachtet. Am 21.9. 18 bis 25 Tage nach der Saugtätigkeit der Angphelinen erkrankte. das Versuchspferd U 103 an infektiöser Anämie, wie die nachfolgenden {шеша ergaben. Die beiden Kontrollpferde blieben ge- sund. Pferd. U101 wurde am 25. 10. 1918 mit 10 ccm virulentem Blut (U 103) infiziert und erkrankte an infektiöser Anämie. In den roten Blutkörperchen des erkrankten Pferdes U 103 wurden außer den Randkörperchen keine Einschlüsse aufgefunden.

Zur Sicherung der Diagnose wurden nun vom Pferde U 103 verschieden®. Übertragungsversuche ausgeführt, und zwar erhielt am 3. 10. 1918: | l 1. das Pferd U 184 20 ccm def. Blut von U 103 i. v.

U 184 verendete (Magenzerreißung) plötzlich in der Nacht vom 25./26. 10. 1918, so daß am 25. 10. 1918 ein anderes Pferd U101 (Kontrollpferd aus dem Insektenversuch) mit 10 ecm

Blut von U103 behandelt werden mußte. U101 erkrankte

8 Tage nach der Behandlung am 2. 11. 1918. Bilutbefund:

negativ. Diagnose: Ansteckende Blutarmut.

‘2. Rote Blutkörperchen von U 103 wurden 8mal je 10 Minuten An Kochsalzlösung gewaschen und die gewaschenen Blutkör-

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perchen іп der Menge von 18 cem dem Pferde U 180 am 3. 10. 1918 i. v. eingespritzt.

U 180 erkrankte nach 13 Tagen am 16. 10. 1918 an in- fektiöser Anämie. Die mikroskopische Untersuchung des Blutes auf Parasiten fiel negativ aus.

3. Am 3. 10. 1918 wurde U 103 geblutet, am 4. 10. 1918 das Serum abgehebert und durch Berkefeldfilter filtriert (Prüfung des Filters mit Proteus X 19). 20 cem des Filtrats wurden dem Pferde U 179 am 4. 10. 1918 i. v. verabfolgt.

U179 erkrankte nach 11 Tagen am 15. 10. 1918 an in- fektiöser Anämie. Die Untersuchung der Blutausstriche auf Parasiten verlief negativ.

Mit diesen Versuchen wurde bewiesen, daß das Pferd U 103 an ansteckender Blutarmut erkrankt war. Daß die Erkrankung durch den Saugakt der Anophelinen erfolgt ist, kann wohl mit Sicherheit angenommen werden, da die beiden Kontrollpferde nicht erkrankten.

Leider war inzwischen die Jahreszeit so weit vorgeschritten, daß Anopheles nur noch selten in den Stallungen zu finden war. Die Exemplare, die noch aufzutreiben waren, wurden am A 10. 1918 in Stall X1V gefangen und einem Pferde U 186 zum Saugen angesetzt. |

Erst am 10. 10. 1918 wurden 2 Anopheles beim Saugakt be- obachtet.

Am 12.10.15 sogen 5 Anopheles. | am 23.10. 18 sogen 1 Anopheles, 16.10.18: 2 e о, 2910,18 2; 1 4 17.10,15 „1 К | 41.18 2 , 19.10.18 „1 5 іл: 21118 о S

Die Mücken wurden im Brutschrankzimmer untergebracht und zum Saugen in den oben beschriebenen Kasten in den geheizten Stall gebracht. Es gingen aber täglich viele Mücken ein, so daß der Bestand immer wieder erneuert werden mußte.

Bis Dezember 1918 trat eine Erkrankung des Pferdes U 186 nicht ein.

Ein Kontrollübertragungsversuch konnte nicht angesetzt werden, da die Versuche abgebrochen werden mußten.

Mit einer am 24. 10. 1918 frisch ausgeschlüpften Anopheles wurde am gleichen Tage ein Saugversuch an U 103 unternommen. Dieselbe Mücke sog dann am 26. und 28. 10. 1918 am Versuchs- pferd U185. Weitere Versuche mißlangen, da die Mücke starb und die neu ausgeschlüpften Mücken nicht zum Saugakt zu bringen waren.

U 185 ist bis Dezember 1918 nicht erkrankt.

Eine bemerkenswerte Stallinfektion soll hier noch kurz ab- gehandelt werden. In dem Stall XIV, in dem viele Anopheles für die Versuche gefangen wurden, wurde am 1. 6. 1918 ein Pferd U 92

Zeitsehr, f. Veterinärkunde. 1919. 10.11, Heft. 31

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als Stallkontrolle eingestellt, und zwar zwischen R214 und 024 in einen Stand, den bisher U 34 innehatte. Das Pferd hatte, wie jedes Pferd der Tierseuchenforschungsstelle, sein eigenes Futter- und Tränkgerät. Nach 75 Tagen, am 14. 8. 1918, stellte sich bei diesem Patienten Fieber ein, und am 17. 8. 1918 konnten erstmalig Piroplasmen im Blute nachgewiesen werden. Das Pferd erkrankte an einer schweren Nuttallia und, verendete am 31. 8. 1918.

Diese Infektion verursachte nun eine kleine Aufregung, da bis- her eine Stallinfektion mit Piroplasmose nicht beobachtet war und Zecken nie im Betriebe festgestellt werden konnten.

Auch war ein Kontrollpferd, das die Wintermonate über im gleichen Stall stand, weder an Anämie noch an Piroplasmose er- krankt. Ich will gleich hier bemerken, daß ein weiteres Kontroll- pferd, das vom 13. 9. 1918 ab in gleichem Stall und Stand sich befand, eine Erkrankung bis Dezember 1918 nieht akquirierte.

Es mußte also an die Möglichkeit einer Übertragung der Piro- plasmen durch Stechmücken gedacht werden, da ja durch Ver- suche erwiesen war, daß die Mücken dieses Stalles Träger der Piro- plasmen waren. Auffällig war nur, daß nur dieses eine Pferd an Piroplasmose erkrankte und die Anämiepferde verschont blieben. Es wurde deshalb an eine zweite Möglichkeit gedacht, die durch eine Beobachtung im Stall begründet wurde. Besieht man sich nämlich an einem Sommermorgen die Tränkgefäße im Stall, so findet man in den Eimern der Pferde häufig eine große Anzahl von Stechmücken und Stechfliegen, die in der Nacht in dem Wasser verendet sind. Es handelt sich meist um Mücken, die ihre Eier in das Wasser ablegen wollten. Die Pferde nehmen also mit dem Getränk eine Anzahl von infizierten Stechmücken und Stech- fliegen auf, und es können sich dann Stallinfektionen sowohl an Anämie wie an Piroplasmose ereignen. Daß die Anämie durch Verfütterung mit Blut und zerlegten Insekten erzeugt werden kann, hatten die zahlreichen Versuche ergeben. Von der Piroplasmose nahm man aber an, daß die Infektion per os nicht möglich sei. Aus diesem Grunde wurde ein Versuch in dieser Richtung unter- nommen, der positiv ausfiel, so daß an eine Infektion durch Auf- nahme infizierter Mücken bzw. Fliegen immerhin gedacht werden muß. Es erhielt das Pferd U 125, dessen Blut mikroskopisch und im Tierversuch: einwandfrei war, am 24. 9. 1918 20 ccm mit Hafer eemischtes Blut von U 126 (U 126 war am 23..7. 1918 an Piroplas- mose erkrankt) per os. Nach 14 Tagen Inkubation am 9. 10. 1918 erkrankte U 125 klinisch, nachdem schon vom 8. 10. 1918 an Piro- plasmen in den Ausstrichen nachzuweisen waren. Die Infektion war eine schwere mit sehr reichlichem Parasitenbefund. Das Pferd verendete am 14. 10. 1918.

Eine ausführliche Beschreibung dieses Krankheitsfalles ist einer späteren Arbeit vorbehalten.

421

Demnach ist man also gezwungen, der Fütterungsinfektion mit Insekten besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Man wird sich auf diese Weise auch einige zufällige Stall- infektionen mit ansteckender Blutarmut erklären können.

Unerklärlich bleibt es, warum in den Stallungen, die reichlich mit Anopheles und Stomoxys besetzt waren, die Kontrollpferde nicht häufiger an Anämie bzw. Piroplasmose erkrankten. So blieb z. B. auch der Arbeitsstall, der sich auf demselben Gehöft befand, in den 3%: Jahren des Bestehens der Anstalt anämie- und piroplas- mosefrei.

Um nun die Verbreitung der ansteckenden Blutarmut auf der Weide kennen zu lernen, wurde ein sog. Weideversuch angesetzt.

Bekanntlich haben die Japaner die Weideerkrankungen einer speziellen Untersuchung unterworfen und dabei festgestellt, daß das Virus auf der Weide nicht überwintert und nur ganz be- stimmte Weiden zu Infektionen Veranlassung geben. Sie stellten ferner fest, daß die Krankheit ohne Verkehr zwischen gesunden und kranken Pferden, wenn dabei der freie Zugang дег Insekten nicht verhindert wird, ebenso häufig übertragen wird, wie beim gemischten Weiden. Aus diesen Versuchen schlossen die Japaner auf die Mitwirkung von Insekten bei der Übertragung.

Als geeigneter Platz für meine Versuche wurde ein kleines Erlenwäldchen, das etwa 1 km von den Stallungen der Tierseuchen- forschungsstelle entfernt und an einem See gelegen war, ausge- sucht. In dem Wäldcehen befand sich eine kleine Wiese, auf der ein sog. Fliegenstall und eine Koppel errichtet wurden. Die Геі- gelegte Aufnahme und ein Grundriß des Stalles erübrigen eine eingehende Beschreibung. Es sei nur noch bemerkt, daß die Seitenwände des Stalles im unteren Drittel durch Bretterverschlag und Dachpappe und die oberen Drittel durch mückensichere Draht- gaze ausgekleidet waren. Das Dach bestand aus Holzbelag mit Dachpappe. Der Grund des Stalles wurde mit Ziegelsteinen aus- gelegt und diese durch Zement gedichtet. Der Eingang entsprach den Bedingungen, die man an moskitosichere Unterkünfte stellt, und bestand aus einem sog. Netzkasten mit zwei Eingangstüren. Um bei der Entfernung der natürlichen Abgänge der Pferde ein Eindringen von stechenden Insekten zu vermeiden, wurde an einer Seitenwand des Stalles eine Vorrichtung angebracht, die sich als insektensicher bewährte, so daß das Fortschaffen der Abfälle so eingerichtet werden konnte, daß ein Öffnen des Stalles nicht not- wendig war. In diesem Stalle wurden am 15. 6. 1918 3 Versuchs- pferde U 101, 103 und 104 untergebracht, und zwar so, daß sie in Einzelboxen, die durch einen % m breiten Gang getrennt waren, aufgestellt wurden. Die 3 Versuchspferde wurden wie gewöhnlich durch mikroskopische Untersuchung des Blutes und durch einen Impfversuch auf ihre Virusfreiheit vorgeprüft und verließen nach

= 400 ы

der Belegung des Fliegenstalles diesen nicht mehr; IE erfolgten Neueinstellungen in den Stall.

In diesem mit den 3 Versuchspferden belegten Stall wurden am 15. 6. 1918 etwa 200 Anophelesmücken ausgesetzt, die aus den Anämiestallungen stammten. Am 16. 6. 1918 folgten weitere 200, am 17., 18. und 19. 6. je 100 Anophelinen. Den Mücken behagte der Stall nicht, so daß sie nach dem Aussetzen sich meist an der Decke des Stalles verkrochen und am nächsten Morgen zum größten Teil verendet vorgefunden wurden. Aus diesem Grunde wird man bei späteren Versuchen die Windseite des Stalles durch eine massive Wand schützen müssen. Lebende Anophelinen konnten demnach im Versuch meist nur 24 bis 43 Stunden: in ganz geringer Anzahl nach dem Aussetzen im Stall nachgewiesen werden. Die ungünstigen Witterungsverhältnisse, die aus der Temperaturkurve ersichtlich sind, und der Stall selbst, der den Mücken wenig Schutz bot, haben eine Züchtung von Anopheles unter diesen Verhältnissen nicht ermöglicht. Saugakte wurden nicht beobachtet. `

Am 27. 8. 1918, also ungefähr 2 Monate nach dem ersten Aus- setzen der Anophelesmücken, wurde der Versuch als abgeschlossen betrachtet. Eine Erkrankung der Pferde wurde nicht beobachtet.

Auf einer Laufkoppel, die an den sog. Fliegenstall anschloß und sich nach dem Erlenwäldchen hin ausdehnte, wurden nun im Laufe des Sommers 1918 Versuche angestellt, um die’ Übertragung der infektiösen Anämie auf natürlichem Wege zu erforschen.

Der Versuch sollte folgende Fragen lösen:

1. Wie findet die Ansteckung statt, wenn gesunde und anämie- kranke Pferde ständig auf derselben Weide gehalten werden?

2. Erfolgt die Ansteckung nur am Tage oder nur nachts? Tag- und Nachtversuch.

3. Erkranken gesunde Pferde, die Tag und Nacht sich auf der Weide aufhalten, aber von der Aufnahme von Futter und Wasser auf der Weide durch Maulkörbe behindert sind® —= Maulkorbversuch.

4. Wie verhalten sich latent kranke Tiere gegen natürliche їй: fektionen?

Zu diesem Zwecke wurden am 21. 7. 1918

I. 6 Anämiepferde: ]

R 214 chronisch krank seit 24, 7. 17, `

U 40 H e 3.8. 18, U 47 2 5: 5.38. 18, verendet am 26. 8. 18, U T d 15. 4. 18, e ze 2%. 7. 18, U 82 17. 5.18,

7 98 frisch krank seit 19. 6. 18. zusammen mit 3 gesunden Pferden U 109, U 141 und U 145 in die Koppel gebracht und dort Tag und Nacht zusammen gefüttert und

gepflegt.

43

II. Gleichzeitig kamen auf'dieselbe Koppel 3 Pferde U 110, 113 und 114, die nur am Tage, d. h. von morgens 6 Uhr his abends 9 Uhr, auf der Koppel weidend zubrachten, während sie in der Nacht Unterkunft im Stalle fanden. 2 andere Pferde, U 116 und U 124, blieben nur in den Nachtstunden von 9 Uhr abends bis 6 Uhr morgens auf der Koppel und während der Tagesstunden im Stall. Sämtliche Pferde hatten auf der Weide Gelegenheit Gras aufzunehmen, das mit Urin und Fäkalien der anämiekranken Pferde behaftet war. |

ПІ. 2 Pferde, U118 und U120, erhielten Maulkörbe auf- gesetzt, die es den Tieren unmöglich machten, Futter und Wasser von der Weide aufzunehmen. Diese „Maulkorbpferde‘“ verblieben Tag und Nacht auf der Weide und wurden nur zur Fütterung in den Stall geführt.

IV. Eine vierte Gruppe wurde aus 4 Pferden gebildet und zu- sammen mit den obigen Pferden auf der Koppel untergebracht. - Die 4 Pferde waren durch Einspritzung von Gemischen von viru- lentem Anämieserum mit Kresolseifenlösung bzw. artfremdem Serum Virusträger geworden. Klinische Erscheinungen waren aber bisher bei ihnen nicht beobachtet worden. |

Von den gesunden Pferden sämtlicher 4 Versuche ist im Laufe der Versuchsdauer, die bis zum 24. 9. 1918, d. h. also ungefähr 2 Monate währte, nicht ein einziges Pferd an ansteckender Blut- armut erkrankt. Durch -Überimpfung von virulentem Serum wurde dann nachträglich die Empfänglichkeit der Versuchspferde mit positivem Erfolg nachgeprüft.

Interessant ist es, daß einige der an ansteckender Blutarmut leidenden Pferde kurz nach dem ersten Weidegang wieder fieberhaft erkrankten, nachdem sie vorher wochen- und monatelang fieberfrei ` waren. Es ist demnach anzunehmen, daß Rezidive durch alle mög- lichen, die Resistenz des Organismus schädigenden Momente aus- gelöst werden können. Zu diesen Momenten zählen: interkurrie- rende Krankheiten, Erkältungen, Futterwechsel, plötzliche Ап- strengungen, Temperaturwechsel.

Auf der Weide wurden im Laufe des Versuches von blut- saugenden Insekten hauptsächlich folgende festgestellt:

1. Tabaniden in mäßiger Menge, 2. Chrysops in großer Anzahl, 3. Stomoxys calecitrans.

Stechmücken wurden nicht beobachtet, ebensowenig Zecken.

Durch den Versuch mit Pferd R393 konnte nachgewiesen werden, daß Tabanus und Chrysops, die in dieser Koppel gefangen wurden, Träger des Virus der ansteckenden Blutarmut waren.

Der negative Ausfall des Versuches beweist nur, daß Aus- scheidungen anämiekranker Pferde im allgemeinen sicherlich nicht für die Verbreitung der ansteckenden Blutarmut sorgen und, daß

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bei der, Übertragung durch Insekten besondere Verhältnisse, die noch zu klären sind, eine besondere Rolle spielen müssen.

Faßt man nun die Insektenversuche zusammen, so ergibt sich folgender Schluß:

1. Ekto- und Endoparasiten des Pferdes, die Körpersäfte su nehmen, können Träger des Virus der ansteckenden Blutarmut sein. Bewiesen für Gastrus, Filaria, Stomoxys, Anopheles, Chrysops, Tabanus. |

Man kann mit dem Inhalt dieser Parasiten Pferde auf intra- venösem, subkutanem und stomachalem Wege infizieren. Anophe- les kann auch gleichzeitig Träger von Piroplasmen sein; Ein Fütterungsversuch mit piroplasmenhaltigem Blute ergab ein posi- tives Resultat.

2. Als Überträger der infektiösen Anämie des Pferdes wird nach diesen Versuchen Anopheles angesehen. |

3. Bei der Übertragung der ansteckenden Blutarmut des Pferdes durch Anopheles müssen noch ungeklärte . Verhältnisse eine Rolle spielen, da sich sonst die geringe Ausbreitung der Seuche auf natürlichem Wege bei der großen Anzahl an Anophelinen nicht erklären läßt.

Zu letzterem Punkte muß noch eine Beobachtung berichtet werden, die zeigt, daß auch die Malaria des Menschen, die ohne jeden Zweifel durch Anophelinen übertragen wird, sich ähnlich wie die infektiößse Anämie des Pferdes verhalten kann. In der Tierseuchenforschungsstelle Ost befanden sich im Sommer 1918 6 Mannschaften, die malariakrank waren und teilweise auch an frischen Anfällen mit positivem Gametenbefund erkrankten. Trotz- dem. nun diese Leute mit den übrigen 80 Mannschaften Tag und Nacht im Zimmer und bei der Feldarbeit zusammen waren und Anopheles auch in den Wohnungen kein seltener Gast war, ist nur 1 Fall einer Übertragung von Malaria, der noch dazu als Zu: haft bezeichnet worden ist, bekannt geworden.

Anzunehmen ist, daß die Witterungsverhältnisse im Sommer 1918 den Anophelinen nicht günstig waren, da die Außentempe- ratur selten über 20° C stieg, und sich damit die geringe Zahl der Infektionen des Menschen mit Malaria und der Pferde mit Anaemia infectiosa erklären lassen. Es ist bekannt, daß es bei Temperaturen zwischen 16 bis 17° C meist nur zu degenerierten Malariazysten kommt, die im allgemeinen nicht sehr исанов tüchtig sind.

Interessant war es, daraufhin die Temperaturkurve Litauens, die mir liebenswürdigerweise die Wetterwarte Wilna zur Verfügung stellte, mit der Anämiekurve der zugehörigen Armee zu vergleichen. Wenn auch letztere Zahlen nur beschränkten ‘Wert haben, da die Zahl der Pferde ständig wechselte und wahrscheinlich bei weitem nicht alle Pferde zur Meldung kamen, die an ansteckender. Blut-

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Kurve 3.

172 Se

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armut erkrankten, so kann man doch erkennen, daß zunächst die Temperatur ansteigt und 2 bis 3 Wochen später ein Anstieg der Anämiekurve folgt, und zwar gerade in der Zeit, in der auch Ano- pheles seine Saugtätigkeit beginnt. Es spricht auch diese Kurve dafür, daß wahrscheinlich Insekten bei der Übertragung eine Rolle spielen.

Das im allgemeinen zu bemerkende Fehlen der ansteckenden Blutarmut in den Städten und das häufige Auftreten in Weide- gegenden spricht auch für die Insektentheorie.

Zum Zustandekommen einer stärkeren Anämie-Epidemie ist demnach anscheinend das Zusammenwirken folgender Faktoren

notwendig: 1. Vorhandensein besonders vieler geeigneten Insekten (Ano- pheles).

2. Vorhandensein von Virusträgern. ‘83. Günstige Witterungsverhältnisse für die Verbreitung. der In- sekten und Anregung ihrer Saugtätigkeit. 4. Verminderung der Widerstandsfähigkeit des Pferdebestandes durch Futternot, besondere Anstrengungen und пешаи der Bestände an einzelnen Orten.

4. Übertragungsversuche auf andere Tierarten.

Was nun die Übertragung der infektiösen Anämie der Pferde auf andere Versuchstiere anbelangt, so konnte ich außer den schon mitgeteilten, eine große Anzahl weiterer Versuche anstellen, die sämtlich negativ ausfielen. Es standen zur Verfügung: Rinder, Kaninchen, Meerschweinchen, weiße und graue. Mäuse, Katzen, Igel, Frösche. 5

Einige Versuche sollen hier kurz registriert werden.

Rind. Ein etwa 6 Monate altes Kalb erhielt am 23. 9. 1917 100 ccm Serum von Pferd (Anämiepferd) R 298, das am 20. 9. 1917 an Anämie erkrankt war, i. v. Das gleiche Kalb wurde am 7. 10. 1917 mit 3 ccm Stomoxysmageninhalt i. v. behandelt (siehe auch Pferd U23, das die gleiche Einspritzung erhielt und danach an Anämie erkrankte). Das Bullkalb zeigte nach 15 Tagen am 22. 10. 1917 Temperatursteigerung, die aber schnell wieder abfiel. Zur Kontrolle wurde deshalb am 26. 11. 1917 mit 10 ccm Blut des Bull- kalbes ein Pferd U 30 i. v. behandelt. Eine Erkrankung des Pferdes U 30 wurde in einer Beobachtungszeit bis Ende Februar 1918 nicht festgestellt.

Ein weiterer Versuch am 10. 4. 1918, bei dem ein Jungrind 250 сет Serum vom Anämiepferd R 214 i. v. erhielt, verlief ebenso negativ.

Bei den kleinen Versuchstieren Kaninchen, Meerschweinchen, Katzen und Igel wurde täglich 2mal die Temperatur aufgenommen und Blutuntersuchungen auf Parasiten und Änderung der Zusam-

-

mensetzung des Blutes vorgenommen. Sobald sich auffällige Tem- peratursteigerung bei den kleinen Versuchstieren bemerkbar machte, wurden in einigen Fällen auch Impfversuche mit: Ver- suchspferden angestellt.

Aus der beiliegenden Zeichnung ist die Art der Infektionen er- sichtlich. Es erkrankten demnach nur die direkt behandelten Ver- suchspferde, während die kleinen Versuchstiere nicht an anstecken- der Blutarmut erkrankten und auch nicht einmal Virusträger blieben.

1. Mit Blut vom Fohlen R 274, das am 25.2.1917 erkrankt war, wurden Meerschweinchen und Mäuse behandelt, und zwar nach beiliegender Skizze. Eine Erkrankung der Versuchstiere wurde nicht beobachtet.

2. Mit je 5 cem def. Blut des Anämiepferdes 133 (40,2 Mast- ddarmtemperatur, erkrankt am 27. 4. 1917) wurden am 7. 6. 1917 2 Kaninchen Nr. 18 und 19 i. v. behandelt, ohne zu erkranken.

2a. Am 27. 4. 1918 erhielten die Kaninchen Nr. 57 und 58 je 3 cem Blut des Anämiepferdes 77, erkrankt am 6. 4. 1918, i. v., des- gleichen am 30. 4. 2 ест und am 3. 5. 1918 1 cem. Eine Er- krankung der Kaninchen stellte sich nicht ein. Kaninchen Nr. 57 wurde am 10. 5. 1918 getötet und sein Serum als Ambozeptor ver- braucht. Ein Unterschied in der Löslichkeit der Blutkörperchen anämiekranker bzw. gesunder Pferde wurde nicht festgestellt. Kaninchen Nr. 58 wurde am 22. 5. 1918 getötet, ohne je Krankheits- erscheinungen gezeigt zu haben. |

3. Das Blut des mit Stomoxysinhalt behandelten und erkrank- ten Pferdes R4 wurde gleichfalls auf Meerschweinchen und Ka- ninchen übertragen, ohne zur Erkrankung dieser Versuchstiere zu führen. ;

Auch in diesem Versuch erkrankte nur das direkt mit Blut behandelte Versuchspferd V1, während das über das Meer- schweinchen infizierte Pferd U 36 gesund blieb.

4. Außer der intravenösen und subkutanen Infektion wurden auch Versuche angestellt, das Virus in der vorderen Augenkammer von Kaninchen zu züchten.

Am 10. 1. 1918 wurde das am 8. 1. 1918 erkrankte Anämie- pferd Z 45 geblutet und je 0,3 cem Blut den Kaninchen Nr. 27 und 44 in die vordere Augenkammer des linken Auges eingespritzt. Die Resorption des Blutes erfolgte ziemlich schnell, da schon am 14. 1. 1918 kein Blut mehr in den vorderen Augenkammern fest- zustellen war. Der Augenbefund, sowie das Befinden der Kaninchen blieb in der kommenden Woche vollkommen normal.

Milzstückchen von V 1 wurden am 17. 1. 1918 den Kaninchen Nr. 49 und 55 in die vorderen Augenkammern übertragen; die Milzstückchen wurden ebenfalls ohne Schädigung des Auges in kurzer Zeit resorbiert.

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Am 9. 3. 1918 wurde von dem am 3. 3. 1918 erkrankten An- ämiepferd U 39 eine Rückenmarksemulsion, und zwar 0,1 есіп, іп die vorderen Augenkammern von den Kaninchen Nr, 27 und 29 übertragen. Nach der Behandlung waren die Augenkammern prall mit den Rückenmarksstückchen angefüllt, so daß die Kammer wie mit Schneeflocken angefüllt aussah. Bereits am 15. 3. 1918 war der größte Teil des Rückenmarks resorbiert, am 22. 3. restlos. Eine Erkrankung der Kaninchen erfolgte nicht. Kaninchen Nr. 27. warf am 17. 4. 1918 10 lebende Junge.

5. Auch während der Inkubationszeit der Versuchspferde wurden Übertragungsversuche auf Meerschweinchen ausgeführt, die ebenfalls ein negatives Resultat lieferten. So erhielten z. B. 8 Meerschweinchen 135 bis 142 täglich je 1 ccm Blut vom Pferd R 398 subkutan eingespritzt, und zwar vom 2. bis 9. Inkubations- tage. Keins der Versuchstiere erkrankte.

6. Weitere Versuche, durch wiederholte Einspritzungen beim Meerschweinchen eine Infektion zu erzielen bzw. anaphylaktische Erscheinungen auszulösen, die diagnostisch verwertet werden konnten, schlugen ebenfalls fehl. Zu diesem Versuche dienten 4 Meerschweinchen, die folgendermaßen behandelt wurden:

25.2.18 ше s Ke e S cl, ccm normales Pferdeserum 375 g schwer | 18. 3. 18 subkutan. 23. 3. 18 25. 2. 18 о ы es S 1: 2 ccm normales Rinderserum 440 g schwer | 18.3. 18 subkutan. 23.3.18 Am 26. 3. 18 verendet, ohne besonderen Befund‘! Meerschw. 134 2 A 2 | 4.3.18 13.3.18 2 ccm Anämieserum 214 subkutan. 405 g schwer 933 18 ( 25. 2. 18 мы Ик = ч e 2 сеп Rinderserum - Anämieserum- 360 g schwer | 18 3 18 gemisch subkutan. 23. 3. 18

Virulentes Blut wurde in steigenden Mengen im Meerschweinchen- versuch ausprobiert.

Pferd R 397, das am 6. 3. 1918 an: Anämie erkrankt war und am 15. 3. 1918 Fiebertemperatur aufwies, wurde am gleichen Tage geblutet und folgende Meerschweinchen mit dem Blute i. p. be- handelt:

147 Leem 148 2 , 1494 .

152) 16 >

150 Beem 151 10 fisar je Leem Blut von Meerschw. 151 i.p.

Meerschweinchen 147 erkrankte am 22. 4. 1918 hoch fieberhaft und wurde am 24. 4. 1918 getötet. Sektion: Pneumonia sinistra. Das mit Meerschweinchen-Blut 147 behandelte Pferd U 75 er- krankte am 19. 6. 1918 fieberhaft, d. h. nach 56 Tagen, und rezi- divierte häufiger. Es handelte sich wahrscheinlich um eine Septik- ämie, bedingt durth die Einspritzung des bakterienhaltigen Blutes. Die Sektion des Pferdes konnte leider nicht ausgeführt werden, da das Pferd zur Schlachtung abgegeben werden mußte.

T. Daß auch das Blut von Pferden, die mit Anophelesinhalt vorbehandelt waren und an Anämie und Piroplasmose gleichzeitig erkrankten, für kleine Versuchstiere nieht virulent ist, zeigte fol- vender Versuch:

Pferd U 72, das am 7. 5. 1918 und folgende Tage mit Ano- phelesinhalt i. v. behandelt wurde und am 29. 5. 1918 erkrankte, wurde am 30. 5. 1918 geblutet und nachstehender Versuch durch- geführt:

ке |

| | Г Meerschweinchen Maus Kaninchen 155. 156, 157 1, 2,3 158, 159

Pferd U 95

Kaninchen 158 gebar am 12. 7. 1918 Junge. Am 15.7. 1918 stellte sieh hohes Fieber ein; das Kaninchen magerte stark ab und wurde am 17. 7. 1918 moribund getötet. In den Blutaus- strichen konnten zahlreiche bipolare Bakterien nachgewiesen werden; außer einem Milztumor keine pathologischen Verände- rungen. Das mit 20 cem Blut behandelte Versuchspferd U 95 er- krankte nach der Injektion ebensowenig, wie die übrigen kleinen Versuchstiere.

8. Ebensowenig gelang es, Meerschweinchen und Kaninchen mit Mageninhalt von infizierten Anophelinen anämiekrank zu machen, wie aus nachstehender Skizze hervorgeht.

Anopheles 31.5. 18 олы ee een уу Ді. | | іе 0t ecm i. v. | je 0,5 cem i.p. Kaninchen Meerschweinchen 162, 163 160, 161

ү 19.8.1» je 1 cem def. Blut i. v.

Pferd R 391

\

-- 480

Zu diesem: Versuch wurden 50 Anopheles am 31. 5. 1918 im Stall XIV gefangen, zerlegt und der Mageninhalt mit 15 cem Koch- salzlösung verrieben. Kaninchen 162 zeigte am 11. 6. 1918 eine Temperatur von 40,2 und weiterhin schwankende Temperaturen. Meerschweinchen 160 verwarf am 11. 7. 1918. Ein Übertragungs- versuch mit Blut der Kaninchen am 19. 8. 1918 auf ein Versuchs- pferd R 391 verlief resultatlos.

9. Am 6. 10. 1917 wurden im Stall XI Stomoxys gefangen dna zerlegt. Der Mageninhalt von 15 Stechfliegen wurde mit 10 cem Kochsalzlösung verrieben und mit der Verreibung folgender Ver- such angesetzt:

Stomoxys 7. 10. 17 КОРЕИ m m u ra ал a nn | | | 3ccm iv. jelccmip. ` 5 cem і. У. Kalb Meerschweinchen | Pferd U 23 nicht erkrankt T 7%, 78 егКт. 18, 10.17 e | | 26. 11,17 26.11.17 19. 10. 17 5 cem Blut i. v. 1 cem Blut i. p. 7 cem Blut i. v. Pferd U 38 Meerschweinchen Pferd U 21 nicht erkrankt 95 nicht erkrankt.

Meerschweinchen 77 und 78 wurden am 19. 10. 1917 bzw. 15. 11. 1917 getötet und wiesen in Leber und Milz, sowie in den Nieren einige hirsekorngroße, grauweiße Knötchen, bzw. kleine Abszesse auf. Die Sektion des Meerschweinchens 76 am 26. 11. 1917 verlief negativ, ebenfalls die des Meerschweinchens 9.

Ha Ein am 5. 11. 1917 ausgeführter Versuch mit blutigem Mageninhalt von 5 Stomoxys, der mit Kochsalzlösung verrieben und den beiden Meerschweinchen 96 und 97 i. p. verabfolgt wurde, verlief gleichfalls negativ. Wenigstens zeigten die Meerschwein- chen bei den täglichen Messungen der Temperatur bis zum 3. 2. 1918 keine auffallenden Erscheinungen.

10. Auch Organteile anämiekranker Pferde konnten eine Übertragung auf kleine Versuchstiere nicht vermitteln. Zu diesem Versuch wurden am 13. 6. 1918 Milzstücke des am 30. 5. 1918 mit Anophelesinhalt infizierten und am 10. 6. 1918 erkrankten Pferdes U84 mit Kochsalzlösung verrieben und die Verreibung in der Menge von je 2 eem den Kaninchen 224 und 225 i. p., je 1 cem den Meerschweinchen 226 und 227 i. p. verabfolgt. Eine Erkran- kung der Tiere erfolgte nicht.

Am 26. 4. 1918 erhielt ein 830 g schwerer Igel Nr. 1 von dem Anämiepferd R214 entnommenes Blut in der Menge von 1 ccm subk. unter die Bauchhaut gespritzt. Bei den täglichen Tempe- raturmessungen wurden keine besonderen Erscheinungen bei dem Igel beobachtet.

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Ein zweiter Igel Nr. 2 (660 g schwer) erhielt am 27. 5. 1918 2 ccm Serum des Anämiepferdes U 24, das am 15. 5. 1918 er- krankt war, ebenfalls subkutan. Am 5. 6. 1918 zeigte der Igel ein trauriges Benehmen, rollte sich nicht mehr zusammen und wies eine Mastdarm-Temperatur unter 34,5° C auf. Der Igel wurde getötet; die Sektion war negativ. Mit 7 ccm Herzblut des Igels wurde ein Pferd U91 am 6. 6. 1918 subkutan behandelt. Eine Erkrankung des Pferdes erfolgte nicht. Eine Nachprüfung des Blutes am 12. 7. 1918 durch Überimpfung auf ein Kontroll- pferd ergab die Virusfreiheit des Blutes.

Eine Katze, die am 22. 5. 1918 mit 10 ccm Blut von dem An- ämiepferd U24 subkut. behandelt wurde, erkrankte gleichfalls nicht, zeigte auch keine auffallenden Temperatursteigerungen.

2 große grüne Wasserfrösche, die am 14. 5. 1918 je 1 cem. Anämieserum vom Pferde R 214 unter die Bauchhaut gespritzt erhielten, zeigten gleichfalls keine Erscheinungen, die auf Anämie schließen ließen. Die Frösche wurden späterhin noch mit Sto- moxys aus den Anämiestallungen gefüttert, ohne zu erkranken.

Demnach gelingt es nicht, die infektiöse Anämie der Pferde auf Rinder, Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse, Katzen, Igel und Frösche zu übertragen. Der einzige auffallende Befund war der des Pferdes U 75, das 56 Tage nach der Behandlung mit Meerschweinchenblut erkrankte. Angenommen wird in diesem Falle, daß das Pferd an Septikämie, verursacht durch das bak- terienhaltige Meerschweinchenblut, erkrankte, da alle übrigen Ver- suche in dieser Richtung negativ ausfielen. Aus den Reagenz- glasversuchen, verglichen mit diesen Versuchen, kann man viel- leicht schließen, daß das Virus der ansteckenden Blutarmut im Körper artfremder Tierarten ziemlich schnell unwirksam wird. Da das Versuchsmaterial, d. h. Pferde, für derartige Reihenver- suche zu wertvoll ist, konnte leider der Versuch nicht nachgeprüft werden, in welcher Zeit bei den einzelnen Tierarten das Virus im Tierkörper zerstört wird.

Infektionsversuche mit Schweinen sollten kurz vor Abbruch der Forschungsstelle in Angriff genommen werden. Die Versuchs- tiere wurden nach Berlin übergeführt, so daß über diese Ergebnisse erst später berichtet werden kann. Inzwischen konnte nach- gewiesen werden, daß Schweine, die mit dem Virus der anstecken- den Blutarmut behandelt waren, Virusträger wurden.

t

5. Immunisierungsversuche.

Da sich das Serum anscheinend geheilter Anämiepferde, d. h. von Pferden, die schon monatelang fieberfrei und auch klinisch sonst einwandfrei waren, als virushaltig erwiesen hatte, wurde es zu Immunisierungszwecken einer besonderen Behandlung unter- worfen. Carré und Vallée, sowie die Japaner berichten schon -

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über derartige Versuche, die stets mit negativem Erfolg endeten. In den folgenden Versuchsergebnissen treten einige Beobachtungen hervor, die vielleicht Aussicht auf einen späteren Erfolg eröffnen.

Daß das 1 Stunde bei 58° C inaktivierte Anämieserum nicht in jedem Fall eine vollkommene Abtötung des Virus bedingt, geht aus den Infektionsversuchen hervor. Ein Pferd, das mit der- artigem Serum vorbehandelt war, erkrankte nach einer Inkubation von 7 Tagen. Das zweite derartig behandelte Pferd U 35 erkrankte zwar klinisch nicht nach der Behandlung, zeigte aber bei der Nachbehandlung mit 0,5 cem virulentem Blut keine Widerstands- fähigkeit, da es nach einer Inkubation von 14 Tagen schwer er- krankte.

Ebenso verlief negativ ein Versuch mit Blut vom anämie- "kranken Pferde R 214, das 1⁄2 Stunde bei Siedetemperatur gehalten wurde. Das mit diesem Blut i. v. und subk. behandelte Pferd U 34 erkrankte zwar nicht nach der Behandlung, erkrankte aber gleich- falls nach einer Einspritzung von 0,2 cem virulentem Serum nach einer Inkubation von 11 Tagen.

Da Übertragungsversuche auf andere Tierarten, besonders auch auf Rinder, stets negativ ausfielen und auch Übertragungsversuche von derartig vorbehandelten Tieren bei Pferden keine Infektion hervorriefen, allerdings auch keinen Impfschutz, wie es die Ja- paner schon nachgewiesen hatten, wurde die Einwirkung des art- fremden Serums auf Anämieserum im Reagenzglase studiert und zu Versuchen verwendet.

1. Der erste Versuch in dieser Richtung wurde am 11. 1. 1918 angesetzt, und zwar wurden an diesem Tage ein Normalrind Nr. 6 und das Anämiepferd R 214 geblutet.e. К 214 маг ат 24. 7. 1917 erkrankt und seit Juli 1917 fieberfrei. Das Blut wurde bei Eis- schranktemperatur aufbewahrt und am 13. 1. 1918 das Serum ab- gehebert. 10 ccm Serum von R 214 und 20 ccm Serum vom Rind Nr. 6 wurden am 13. 1. 1918 vorm. 9 Uhr gemischt und in den Brutschrank (27° C) gestellte Am 15. 1. 1918 vorm. 10,30 Uhr wurde das Gemisch aus dem Brutschrank genommen und damit sofort das Pferd U42 i. v. behandelt.

Am 22. 2. 1918 wurde derselbe Versuch wiederholt. Als Serumspender diente dieses Mal das Rind 1, das am 17. 2. 1918 geblutet und dessen Serum am 19. 2. 1918 entnommen wurde. Das Anämiepferd R214 war am 18. 2. 1918 geblutet und das Serum am 19. 2. 1918 abgehebert. 40 ccm Rinderserum 1 wurden am 20. 2. 1918 vorm. 10 Uhr mit 30 cem Anämieserum 214 ge- mischt und in den Brutschrank (27 ° C) gestellt. Am 22. 2. vorm. 10 Uhr erhielt Pferd U42 das Gemisch i. v. U42 stürzte sofort nach der Injektion zusammen und verendete (Anaphylaxie®?). Die Sektion verlief ergebnislos.

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| 2. Am 1. 2. 1918 wurde Anämiepferd 214 und Normalrind 3 geblutet und am 3. 2. 1918 das Serum abgehebert. 15 cem Serum R 214 und 20 ccm Serum Rind 3 wurden gemischt und um 10 Uhr vorm. in den Brutschrank (27° C) gestellt. Am 5. 2. 1918 vorm. 10 Uhr erhielt das Pferd U 33 dieses Gemisch i. v. Dasselbe Pferd erhielt am 22. 2. 1918 30 сест Anämieserum R 214 und 30 ccm Rinderserum, das ebenso vorbereitet war wie das am 22. 2. 1918 an U42 verabfolgte Gemisch. Es folgte dann eine weitere T handlung am 5. 3. 1918. Das Pferd erhielt dieses Mal 40 cem Rinderserum 3 und 40 ccm Anämieserum R 214 i. v. (Rinder- serum 3 entnommen am 1. 3. 1918, Anämieserum 214 entnommen am 28. 2. 1918, gemischt am 3. 3. 1918, bis 4. 3. 1918 im Eisschrank aufbewahrt und dann auf 24 Stunden, bis 5. 3. 1918, in den Brut- schrank [27 ° C] gestellt.)

Nach dieser Injektion schwankte U 33, zeigte beschleunigte Atmung, erholte sich aber sehr schnell von dem Anfall.

Am 24. 3. 1918 erhielt U 33 abermals 50 cem Rinderserum 3

und 50 ccm Anämieserum 214. Das Rinderblut war am 15. 3. 1918 entnommen, gleichfalls das Anämieblut. Gemischt wurden die Sera am 19. 3. 1918, kamen bis 22. 3. 1918 vorm. 10 Uhr in den Eisschrank und dann bis 24. 3. 1918 vorm. 10 Uhr in den Brut- schrank (27° C). Nach der Injektion zeigte U 33 wiederum Un- ruheerscheinungen, Schwanken, vermehrte Atmung und Schweiß- ausbruch. " Das Pferd U33 erkrankte nach dieser Binim kliniseh nicht, blieb stets im guten Futterzustande und verrichtete Arbeit im Gespann. Es war aber Virusträger, wie ein Versuch am 18. 2. 1918 lehrte. An diesem Tage wurde U 33 geblutet und mit 50 сет Blut das Versuchspferd U 45 i. v. behandelt. U45 erkrankte nach 12 Tagen,- am 2. 3. 1918, an Anämie, überstand 3 Fieberanfälle und verendete am 29. 3. 1918. Das Pferd U 33 zeigte bis zur Auflösung der Forschungsstelle im Dezember 1918 keine klinischen Erschei- nungen und wurde als Schlachtpferd abgegeben.

3. Ein gesundes Versuchspferd U 36 erhielt am 22. 2. 1918 folgende Einspritzung: Anämiepferd 214 wurde am 18. 2. 1918 ge- blutet und das Serum am 19. 2. 1918 entnommen. Normalrind 1 wurde am 17. 2. 1918 geblutet und das Serum am 19. 2. entnom- men. Am 20. 2. 1918 vorm. 10 Uhr wurden 30 cem Anämieserum und 20 cem Rinderserum gemischt und in den Brutschrank (27° О) gestellt. Am 22. 2. 1918 erhielt U 36 das Gemisch i. у.

Eine weitere Behandlung erfolgte am 5. 3. 1918, und zwar erhielt U36 30 cem Rinderserum 3 und 30 cem Anämieserum 214 i. v. Das Rinderserum war am 1. 3. 1918, Anämieserum am 28. 2. 1918 entnommen; gemischt wurden die Sera am 4. 3. 1918, nadh- dem sie bis dahin im Eisschrank aufbewahrt waren, und kamen in den Brutschrank (27° C) bis 5. 3. 1918.

Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1919. 10./11. Heft. 32

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Am 9. 3. 1918 wurde U 36 geblutet und mit 20 cem Blut, ge- mischt mit Blut von U25 aus dem folgenden Versuch, das Pferd U17 i. v. behandelt (U 17 erkrankte am 22. 3. 1918 an Anämie).

Gleich nach der Blutentnahme erhielt U 36 0,3 ccm virulentes Blut von R 214 i. v. |

Die Behandlung von U36 wurde am 18. 3. 1918 fortgesetzt, und zwar erhielt das Pferd vorm. 10 Uhr 40 ccm Normalrinder- serum 3 und 40 cem Anämieserum 214 i. у. Rinderserum ent- nommen am 14. 3., Anämieserum am 13. 3., Sera gemischt am 16. 3. nachm. 4 Uhr; danach bis 18. 3. in den Brutschrank.

Am 24. 3. 1918 erhielt U36 50 cem Anämieserum R 214 und 50 cem Normalrinderserum 3 i. v. Anämieserum entnommen am 15. 3. 1918, Rinderserum am 15. 3. 1918, gemischt am 19. 3. 1918, bis 22. 3. 1918 10 Uhr vorm. im Eisschrank, dann bis 24. 3. 1918 vorm. 10 Uhr im Brutschrank (27° C).

Am 30. 3. 1918 21 Tage nach der Infektion (9. 3. 1918) er- krankte U 36 an Anämie. | |

Die Behandlung mit Serumgemisch vor und nach der Infek- tion hat demnach gegen eine Infektion mit virulentem Blut nicht geschützt. Interessant ist, daß auch dieses Versuchspferd nach der Serumgemischbehandlung klinisch nicht erkrankte, aber Virus- träger war, wie der Übertragungsversuch am 9. 3. 1918 lehrte.

4. Ein gesundes Pferd U25 erhielt am 25. 2. 1918 20 cem 'Anämieserum 214 und 20 cem Normalrinderserum 8 1. у. Das Anämieblut war am 23. 2. 1918, das Rinderblut am 22. 2. 1918 entnommen. Die Sera wurden am 24. 2. 1918 11 Uhr vorm. ge mischt und bis 25. 2. 1918 vorm. 10 Uhr in den Brutschrank (27° C) gestellt.

Am 5. 3. 1918 erhielt U25 60 cem Gemisch .von 30 ccm An- ämieserum R 214 und 30 ccm Rinderserum 3 i. v. Anämieserum entnommen am 28. 2. 1918, Rinderserum am 1. 3. 1918, gemischt am 3. 3. 1918, bis 4. 3. 1918 Eisschrank. Vom 4. 3. 1918 bis 5. 3. 1918 (24 Stunden bei 27 ° С) Brutschrank.

Am 9. 3. 1918 wurde U 25 geblutet und mit 20 ccm Blut das Pferd U 17 i. v. behandelt. (U 17 hatte gleichzeitig Blut von U 36 erhalten.) U17 erkrankte am 22. 3. 1918 an Anämie. Gleich nach der Blutentnahme erhielt U25 0,3 cem virulentes Serum von R214 i. v.

Am 13. 3. 1918 vorm. 11 Uhr erhielt U25 dann 35 ccm An- ämieserum R 214 und 35 ccm Normalrinderserum 8. Anämieblut entnommen am 7. 3. 1918, Rinderblut am 8. 3. 1918, Serum ge- mischt am 12. 3. 1918 vorm. 9 Uhr. | |

Am 16. 3. 1918 7 Tage nach der Infektion mit virulentem Serum erkrankte U25 an Anämie.

Am 3. Krankheitstage, d. h. am 18. 3. 1918, vorm. 10 Uhr er- hielt U25 dann nochmals 60 ccm Anämieserum R 214 und 60 ccm

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Normalrinderserum 3 i. v. Anämieblut entnommen am 13. 3. 1918, Rinderblut am 14. 3. 1918, Serum gemischt am 16. 3. 1918 nachm. 4 Uhr. |

Die Krankheit wurde durch letztere Behandlung nicht beein- flußt, da sich auch weiterhin ziemlich heftige Rezidive einstellten.

Bei diesem Versuch genügte also ebenfalls eine Behandlung mit Serumgemisch vor und nach der Infektion und nach dem Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen nicht, um die Er- krankung zu verhüten bzw. zu heilen. Ebenso wurde in diesem Versuch erwiesen, daß das Pferd nach der Behandlung mit Serum- gemisch Virusträger geworden war, ohne klinische Erscheinungen zu zeigen. |

5. Ein Versuch in gleicher Richtung wurde mit dem Pferde U 34 durchgeführt. U34 erhielt am 22. 2. 1918 30 ccm Anämie- serum R 214 und 30 °ccm Normalrinderserum 1 i. v. Anämieblut - entnommen am 18. 2. 1918, Rinderblut am 17. 2. 1918, Serum am 19. 2. 1918 entnommen und im Eisschrank aufbewahrt. Am 20. 2. 1918 vorm. 10 Uhr wurden die Sera gemischt und bis zum 22. 2. 1918 vorm. 10 Uhr in den Brutschrank (27° C) gestellt.

Am 25. 2. 1918 erhielt dann U 34 15 ecm Anämieserum R 214 und 15 ccm Normalrinderserum 6 1. у. Anämieblut entnommen am 23. 2. 1918, Normalrinderblut am 21. 2. 1918, Serum gemischt am 23. 2. 1918 nachm. 5 Uhr und in den Brutschrank (27° C) gestellt. Behandlung am 25. 2. 1918 vorm. 10 Uhr.

Ат З. З. 1918 vorm. 10 Uhr erhielt U 34 i. v. 20 ccm Normal- rinderserum 3 und 20 ccm Anämieserum R 214. Blut entnommen am 27. 2. 1918, Serum gemischt am 1. 3. 1918 vorm. 9 Uhr und Gemisch dann bis 3. 3. 1918 vorm. 10 Uhr in den Brutschrank (27% С).

Am 9. 3. 1918 wurde 084 реше und mit 20 ccm Blut das Pferd U 52 i. v. behandelt (U 52 erkrankte am 1. 4. 1918 23 Tage nach der .Behandlung). Gleich nach der Blutentnahme erhielt U 34 0,2 ccm virulentes Serum vom Anämiepferd R 214 i. v. und erkrankte am 20. 3. 1918 = 11 Tage nach dieser Behandlung an Anämie.

Am 24. 3. 1918 wurde U34 dann nochmals mit 50 cem An- ämieserum R 214 und 50 сет Normalrinderserum 3 i. v. behandelt. Blut von beiden Tieren entnommen am 15. 3. 1918, Sera gemischt am 19. 3. 1918, dann bis 22. 3. 1918 vorm. 10 Uhr in den Eis- schrank und schließlich bis 24. 3. 1918 vorm. 10 Uhr in den Brut- schrank (27° C).

Auch U 34 zeigte nach der Infektion am 9. 3. 1918 und trotz der Vor- und Nachbehandlung weitere Rezidive.

Da für das Virus der ansteckenden Blutarmut nur das Pferd und der Esel, sowie nach den Japanern auch das Schwein emp- fänglich sind, wurde weiterhin nachgeprüft, wie sich Mischsera

32%

-- 486

verschiedener Tierarten, wie Kaninchen, Hammel, Meerschwein- chen und Schweine im Reagenzglasversuch und beim späteren Übertragungsversuch verhielten.

1. Das sog. Hammelpferd U 21 erhielt am 5. 3. 1918 32 cem Hammelserum und 32 cem Anämieserum R 214 i. v. : Hammelblut entnommen am 1. 3. 1918, Anämieblut am 28. 2. 1918, Sera ge- mischt am 3. 3. 1918 und dann bis 5. 3. 1918 im Brutschrank bei 27° C aufbewahrt.

Da das Pferd bis 14. 5. 1918, also über 2 Monate nach der Behandlung, keine klinischen Krankheitserscheinungen zeigte, wurde es am gleichen Tage mit 0,05 ccm Serum vom Anämiepferd R214 i. v. behandelt und erkrankte darauf am 18. 7. 1918 -- 65 Tage nach der Infektion fieberhaft. Die Temperatursteigerung war nur eintägig.

2. Das sog. Meerschweinchenpferd R 403 erhielt am 5. 3. 1918 16 сет Meerschweinchenserum und 16 cem Anämieserum R 214 i. v. Meerschweinchenblut entnommen am 1. 3. 1918, Anämieblut am 28. 2. 1918, Sera gemischt am 3. 3. 1918, dann bis 5. 3. 1918 im Brutschrank bei 27° C aufbewahrt.

Auch dieses Pferd zeigte bis 14. 5. 1918 keine klinischen Er- scheinungen und wurde deshalb am gleichen Tage mit 0,05 cem Anämieserum R 214 i. v. behandelt. 25 Tage nach dieser Infek- tion, d. h. am 8. 6. 1918, erkrankte R403 und verendete am 17. 6. 1918, nachdem es 3 Fieberanfälle überstanden hatte. Bei der Sek- tion wurde eine hochgradige Milzschwellung (62 32 8) fest- gestellt.

3. Das sog. Kaninchenpferd R 395 erhielt am 5. 3. 1918 35 cem Kaninchenserum und 35 cem Anämieserum R 214 i. v. Kaninchen- blut entnommen am 1. 3. 1918, Anämieblut am 28. 2. 1918, Sera gemischt am 3. 3. 1918, dann bis 5. 3. 1918 in den Brutschrank 427 ° С). | Dieses Pferd zeigte gleichfalls bis zum 14. 5. 1918 keine klini- schen Erscheinungen und wurde deshalb mit 0,05 cem Anämie- serum Е 214 і. у. behandelt. R395 zeigte auch nach dieser Be- handlung, bis zu seinem Tode am 7. 6. 1918, keine Temperatur- steigerung oder sonstige klinische Erscheinungen. Die Sektion er- gab keine Veränderungen, die auf Anämie schließen ließen. Milz 36 18 2.

4. Das Schweinepferd U 44 erhielt am 9. 3. 1918 10 cem Schweineserum und 10 ccm Anämieserum R 214 subk. Schweine- blut entnommen am 7. 3. 1918, Anämieblut am 7. 3. 1918, Sera ge- mischt am 8. 3. 1918 2 Uhr, bis 9. 3. 1918 nachm. 5 Uhr im Brut- schrank bei 27° C aufbewahrt.

Bis zum E 5. 1918 zeigte U 44 keine klinischen Erscheinungen, wurde am 14. 5. 1918 mit 0,05 ccm Anämieserum R 214 i. v. be- handelt und blich auch nach dieser Behandlung mit virulentem

437

Serum bis zum Abschluß der Beobachtungszeit, November 1919, stets ohne klinischen Befund.

Die oben genannten Versuchspferde wurden nun vor der In fektion mit virulentem Serum daraufhin nachgeprüft, ob sie durch die Behandlung mit den Serumgemischen Virusträger geworden waren, ohne klinische Erscheinungen gezeigt zu haben. Zu diesem Zwecke wurden die Pferde am 8. 5. 1918 geblutet, das Blut jedes einzelnen Pferdes defibriniert und dieses defibrinierte Blut 5 Stun- den später den Kontrollpferden i. v. verabfolgt.

Es®erhielten: | U 73 50 ccm Blut vom Meerschweinchenpferd 403. Klinisch nicht erkrankt, getötet am 3. 6. 18.

U 82 50 cem Blut vom Kaninchenpferd 395. Erkrankt am 17.5. 13 = 9 Tage Inkubation.

О 53 50ccm Blut vom Hammelpferd U 21. ` Erkrankt am 10. 6. 18 = 33 Tage Inkubation.

U 71 50 сет Blut vom Schweinepferd U 44. Erkrankt am 21.5. 18 = 13 Tage Inkubation, am 28. 5.18 verendet.

| Faßt man nun das Resultat dieser Versuche zusammen, so er-

gibt sich, daß man anscheinend das Virus der infektiösen Anämie durch Behandlung mit artfremdem Serum so abschwächen kann, daß es selbst bei hohen Dosen und wiederholten Einspritzungen keine klinische Erkrankung des Versuchspferdes mehr hervorruft. Diese Impfpferde sind aber, wie die Übertragungsversuche lehren, Virusträger. Nur das Meerschweinchenpferd 403 machte hierbei eine Ausnahme, da das zugehörige Kontrollimpftier nicht an an- steckender Blutarmut erkrankte. Die Impflinge haben keine be- sondere Widerstandsfähigkeit gegen das Virus der infektiösen An- ämie durch diese Behandlung erworben, da sie, bis auf das Schweinepferd U 44, nach der Behandlung mit virulentem Serum klinisch an infektiöser Anämie erkrankten. |

Da es nun nach meinen Erfahrungen auch gelingt, bei chroni- schen anämiekranken Pferden in fieberfreiem Stadium durch Ver- abfolgung von Virus ein neues Rezidiv zu erzeugen, treffen die Angaben der Japaner, daß chronisch kranke Pferde einen gewissen Grad von Immunität besitzen, nicht zu.

Bei weiterem Ausbau der Versuchsanordnung wird es viel- leicht gelingen, einen Modus ausfindig zu machen, Pferde in stark verseuchten Gegenden auf diese Art und Weise zu schützen. Die behandelten Tiere werden allerdings Virusträger, jedoch überleben sie wenigstens und werden in ihrer Körperkonstitution nicht ge- schwächt, so daß sie Arbeit verrichten können.

Besonders bedarf das Meerschweinchen-Anämieserum- Gemisch und das Schweine-Anämieserum- Gemisch einer besonderen Au

prüfung.

= 488. ==

: Versuche, die aus anderen Gründen angesetzt waren, die aber zeigen, daß man das Virus in einzelnen Fällen im Reagenzglase auch mit Arzneimitteln beeinflussen kann, sollen hier kurz mit- geteilt werden:

Bei den zahlreichen Blutentnahmen für die serologischen Rotz-

prüfungen lag die Gefahr nahe, daß dadureh Übertragungen mit infektiöser Anämie verursacht werden könnten. Es wurde daher nachgeprüft, ob die vorgeschriebene Behandlung der Aderlaßhohl- nadeln genügt, das Virus der infektiösen Anämie unschädlich zu machen. Meist wird empfohlen: „Sorgfältige Reiniguag der Nadeln in desinfizierender Flüssigkeit und kurzes Einlegen in Al- kohol.“ » Die Japaner hatten nachgewiesen, daß Chloroform und Toluol das Virus der infektiösen Anämie nicht beeinflussen. In Anämie- serum zu gleichen Teilen mit 4% iger Karbolsäurelösung versetzt, wird das Virus in 15 Minuten nicht abgetötet, in 30 Minuten nur eine unvollständige Wirkung hervorgerufen und erst in einer Stunde das gesamte Virus zerstört. Es fehlt allerdings bei den letzteren Versuchen der Nachweis, daß die Impfpferde keine Virus- träger wurden. Seyderhelm berichtet in seiner Arbeit, daß die Wirksamkeit des Virus durch den 20tägigen Aufenthalt in ab- solutem Alkohol und Äther (je 10 Tage) nicht zerstört wird.

Ich verwendete nun zu meinen Versuchen eine den Dienst- stellen vom Sanitätsdepot gelieferte Kresolseifenlösung, die ge- wöhnlich als Desinfektionsmittel Verwendung fand.

Eine für die Blutentnahme gebräuchliche Hohlnadel kann im Höchstfalle 0,3 ccm Blut enthalten. Es wurde angenommen, daß іп 18 Фет Kresolseifenlösung bei dem gewöhnlichen Gebrauch etwa 70 Hohlnadeln gereinigt werden. Aus diesem Grunde wurden іп 500 ссп 3 %iger Kresolseifenlösung 21 ccm Blut des Anämie- pferdes R 214 geschüttet. Das Gemisch nahm in dicker Schicht eine schwarzrote Farbe an, während es in dünner Schicht port- weinfarbig aussah; es wurde bei Zimmertemperatur von 18° C aufbewahrt. Nachdem das Desinfektionsmittel 6 Stunden auf das virushaltige Blut eingewirkt hatte, wurden 3 ccm des Gemisches mit 7 cem Kochsalzlösung versetzt und am 15. 1. 1918 nachm. 5 Uhr 10 Minuten einem gesunden Versuchspferde U 43 i. v! verabfolgt. Ein weiteres gesundes Pferd U50 erhielt von dem gleichen Ge- misch nach 24 Stunden, am 16. 1. 1918 vorm. 11 Uhr 10 Minuten, 5 cem und 10 cem Kochsalzlösung i. v. Da 1 ccm Blutdesinfek- tionsmittel etwa 0,04 сеш virulentes Blut enthält, erhielt demnach U 43 0,12 cem Virusblut und U50 0,2 cem Virusblut i. v.

Am 1. 2. 1918 wurde derselbe Mischungsversuch wiederhplt, Blut und Desinfektionsmittel 10 Minuten in Berührung gelassen und dann 8 сеш des Gemisches mit 7 cem Kochsalzlösung dem Pferde U 32 i. v. verabfolgt. +

Am 20. 2. 1918 folgte ein neuer Versuch in gleicher Richtung, aber 24stündige Einwirkung des Desinfektionsmittels. Pferd U 30 erhielt am 21. 2. 1918 vorm. 11 Uhr 10 ccm des Gemisches + 10 ccm Kochsalzlösung i. v. |

Der Ausfall des Versuches war nun folgender:

Das eine mit dem 24stündigen Gemisch behandelte Pferd U 50 ‘erkrankte am 12. 2. 1918 27 Tage nach der Behandlung fieber- haft. Der erste Anfall dauerte 4 Tage, das erste Rezidiv wurde ат 2. 3. beobachtet, es folgten dann noch 4 Rezidive. Am 23. 4. 1918 morgens trat auffallende Körperschwäche ein, nachdem das Tier vorher stark abgemagert war, es lag im Stall und röchelte, so daß es am selben Tage getötet wurde. Pathol.-anatomische Diagnose: Geringgradiger Milztumor (48 20 4), Schwellung der Lymphknoten der Milz.

Bei den drei übrigen Pferden traten klinische Erscheinungen nicht auf. U43 wurde am 28. 8. 1918 zur Schlachtung abgegeben. U30 und U32 zeigten erst am 23. 7. 1918 bzw. 26. 9. 1918 vor- übergehende Temperatursteigerungen, d. h. nachdem sie auf die Weide kamen. Die beiden Pferde überlebten.

Bei der Wichtigkeit, die ein derartiger Versuch unter Um- ständen bei der Bekämpfung der Seuche haben kann, erschien es notwendig, nachzuprüfen:

1. ob U 50 tatsächlich an infektiöser Anämie litt, 2. wie sich das Blut der anderer Pferde, die klinisch nicht er- krankten, verhielt.

Aus diesem Grunde wurden zuerst die Pferde U 50, U43 und U32 am 16. 2. 1918 geblutet, und am 17. 2. 1918 erhielt ein ge- sundes Pferd U 39 je 30 ccm Serum von U 32 und U 43 i. v., wäh- rend das Versuchspferd U 40 60 ccm Serum vom Pferd U 50 i. v. erhielt. Das mit dem Mischserum von U 32 und U43 behandelte Versuchspferd U 39, sowie auch das mit Serum von U 50 behandelte Pferd U40 erkrankten am 3. 3. 1918, d. h. nach einer Inkubation von 14 Tagen an ansteckender Blutarmut. U39 wurde am 9. 3. 1918 getötet und wies Milztumor (43 20 4) sowie Blutungen in den Bauchorganen auf.

Aus diesem Versuch geht also hervor, daß die gebräuchliche 3%.ige Kresolseifenlösung selbst nach 24stündiger Einwirkung nicht imstande ist, das Virus der ansteckenden Blutarmut der Pferde abzutöten. Der Versuch zeigt aber auch, daß man das Virus mit Desinfektionsmitteln so beeinflussen kann, daß es nur im Pferdekörper vegetiert und keine klinischen Erscheinungen bei den Versuchspferden hervorruft, d. h. Virusträger hervorbringt. Es verhält sich also das Desinfektionsmittel ähnlich, wie die oben geschilderten Serumgemische. Allerdings ist es auffällig, daß das Pferd U50 klinisch erkrankte, das mit dem Gemisch behandelt worden war, das am längsten aufeinander eingewirkt hatte.

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Weitere Versuche, die späterhin mit anderen Arzneimitteln,

besonders auch Farbstoffen, in der gleichen Richtung ausgeführt ge

werden sollten, kamen nicht mehr zum Abschluß. Ä

Die praktische Folgerung dieser Versuche ist jedenfalls die, daß man bei der Blutentnahme vorsichtig vorgehen muß, und ein gutes Auskochen der Hohlnadeln vor Neugebrauch in jedem Falle gefordert werden muß. Ein einfaches Abspülen in Desinfektions- flüssigkeiten genügt nicht. Übrigens wurde eine entsprechende Vorschrift bald nach diesen Versuchen von den zuständigen Be- hörden erlassen.

Diese Versuche lassen sich vielleicht auch so ausbauen, daß sie ein brauchbares Schutzverfahren ergeben. (Schluß folgt.)

Loew, Oskar, Dr., Prof.: Über Kalkmangel und Verwendung von Chlorkalzium bei Tieren. (D. landw. Tierzucht 1919 Nr. 19.)

L. veröffentlicht Mitteilungen von Dr. med. vet. Wejgold- Mörs über Knochenweiche. Von den Pferden neigen besonders frühreife Kaltblüter bei Kalkmangel des Futters zur Knochen- weiche. Bei erkrankten Fohlen. und jungen Pferden finden sich Verkrümmungen der‘Vorderbeine, besonders O-beinige und zehen- enge Stellung, steifer, rheumatischer. Gang, Lahmheiten infolge Schalebildung, Überbeine, Verkrümmung der Wirbelsäule, oft Neigung zum Mistfressen. Die Hintergliedmaßen erkranken seltener, bei ihnen tritt die Erschlaffung in weicher Fesselung und mangel- hafter Sprunggelenkbildung in Erscheinung. In allen Fällen konnte nachgewiesen werden, daß die Weiden, auf denen die Fohlen gingen, nie mit Kalk gedüngt waren, zum Teil torfigen Untergrund hatten. Meist hatten die Weiden reichlich Kalidüngung (Kainit und Jauche) erhalten, nur vereinzelt und geringe Mengen Thomas- mehl (50 v.H. Kalk). Das Gras war also kalkarm geworden, weil der natürliche Kalkgehalt des Bodens erschöpft war. Dazu kommt, daß bei Kalidüngung die Bodennährstoffe, besonders Kalk, leichter löslich werden und zum Teil von den Pflanzen aufgesogen, zum größten Teil aber in den Untergrund versinken und so für die vor- handene Vegetation nicht mehr in Frage kommen. Kalidüngung erfordert also besonders starkes Kalken der Weiden.

Hoher Magnesiagehalt des Futters erschwert die Kalk- aufnahme, er kann sogar den aufgenommenen Kalk aus den Organen verdrängen. Sehr hohen Magnesiagehalt und geringen -` Kalkgehalt haben Getreidekörner, besonders Mais, ferner Kartoffeln, Rüben und Fleisch. Wird Mais oder Fleisch ohne Beigabe von Kalk oder kalkreichem Gras Hühnern gegeben, so hören sie mit dem Eierlegen auf. Bei Maisfütterung an Mutter- stuten werden nur kümmerliche Fohlen geboren, auch wird oft

41

Verfohlen infolge von Kalkarmut beobachtet. Ganz besonders schädlich wirkt Kleiefütterung bei Mutterstuten und Fohlen, da in den Schalen der Getreidekörner sehr hoher Magnesiagehalt vor- handen ist. (Die sogenannte Kleiekrankheit der Müllerpferde: ist Knochenweiche.) Dagegen sind die Hauptkalklieferanten für Pferde auf kalkreichem Boden gewachsene Pflanzenblätter (Gras, Klee), sie müssen daher reichlich zu Körnerfutter: gegeben werden.

Die Heilung der an Knochenweiche erkrankten Tiere erfordert, viel Geduld. Die Hauptsache ist Verabreichung von kalkreichem Gras, Klee, Heu usw. Wird Futterkalk verabreicht, so darf dies immer erst zwei Stunden nach dem Füttern geschehen, da sonst infolge Bindung der Magensäure die Verdauung leide. Am besten ist Kalziumchlorid im Trinkwasser zu geben (4 g kristallisiertes Kalziumchlorid auf 100 kg Lebendgewicht 2 g wasserfreiem Kalziumchlorid).

Nach Stabsveterinär Speier- Nürnberg haben sich Kalzium- chloridgaben bei exotischen Pflanzenfressern im Tiergarten bewährt. | К.

Newena Dragoewa: Polymyositis acuta und Trichinose. Aus dem Moabiter Krankenhaus, Dirig. Arzt Geheimrat Zinn, (В. Kl. W. 1919 Heft 14.)

Bei Gegenüberstellung der Symptome beider Krankheiten schreibt Verfasser: „Wer gleichzeitig einen schweren Fall von Trichinosis und einen Fall von Polymyositis gesehen hat, dem prägt sich die zum Verwechseln herausfordernde Ähnlichkeit beider Krankheitsbilder ein, und der versteht die Berechtigung der einst geplanten Bezeichnung Pseudotrichinose.“

Das hervortretende Symptom beider Erkrankungen ist die starke Schwellung zahlreicher Muskeln, insbesondere die unförmige Verdiekung der Extremitäten. Auch die für Trichinose charakteristische Schwellung des Gesichts und der Augenlider war in dem beschriebenen Fall von Polymyositis vorhanden, ebenso die Erkrankung der Kehlkopfmuskeln, auf die bei Trichinose immer hingewiesen wird, und ein masernähnliches Exanthem. Dagegen war konstant bei Polymyositis der Eosinophilengehalt des Blutes unter 2 v.H., während bei Trichinose sich stets langanhaltende, hochgradige Eosinophilie findet. | г Ке

Löwy, O.: Zur klinischen Diagnose „Gasentzündung‘““.

Die Diagnose Gasbrand ist klinisch mit Sicherheit überhaupt nieht zu stellen, sondern sie kann nur mit Zuhilfenahme der Bak- teriologie vor sich gehen. Der Verfasser beweist diesen Satz, indem er zeigt, daß ein sonst selten menschenpathogenes Bakterium in Kombination mit anderen Krankheiten (Erysipel, Sepsis, ausge- dehnte Verletzungen) Bilder eines echten Gasbrandes vortäuschen kann. Man darf daher auch nur unter Berücksichtigung der Ätiologie der Gasentzündung ein Urteil über den Erfolg einer Therapie, namentlich einer Serotherapie, fällen. (Münch. med. W., Nr. 31, 1918.) ` Schulze.

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Fröhner, Dr. Oberstabsvet. d. L.: Pferdepiroplasmose in Nord- frankreich. (D. T. W. 1919 Heft 17.) |

Verfasser hat im September und Oktober 1917 bei zwei Truppenteilen in der sumpfreichen Gegend von Douai, in der viel Mücken und Bremsen vorkamen, die Krankheit bei 23 Pferden durch den Nachweis von Piroplasma caballi im Blute festgestellt. Nach Mitteilungen von Landeseinwohnern sollen auch sonst im Sommer Verluste bei Pferden durch seuchenhaft auftretende Gelb- sucht vorkommen.

Die Tiere erkrankten unter Unruheerscheinungen infolge Blasenschmerzen. Der unter großen Qualen abgesetzte Harn sah rot, braun bis olivgrün aus. Konjunktiven waren gelb bis orange gefärbt. Körpertemperatur normal bis subnormal. Bei günstigem Verlauf gingen die Erscheinungen in 8 bis 10 Tagen zurück, bei ungünstigem trat schnelle Abmagerung ein, Schleimhäute wurden anämisch, Temperatur dauernd subnormal. Pathologiseh-anatomisch wurden nachgewiesen: Pharyngitis, Enteritis, Nephritis haemor- rhagica, fettige Degeneration der Leber und des Herzens, Milztumor, Infarkte in den Lungen.

Chinin-, Neosalvarsan- und Collargolgaben blieben ohne Erfolg. Tryganblau konnte nicht beschafft werden. K.

Schipphortt, H. W.: Die Bekämpfung der Druse mittels Serums. (Zentralbl. f. Bakt., Bd. 81, Heft 4 u. 5.)

Der Streptokokkus der Druse ist ein spezifischer, der mit keinem der bisher bekannten Streptokokken identisch ist. Er ist ein Kapselträger und müßte Streptococcus mucosus equi genannt werden. Zur Erzeugung eines wirksamen Druseserums eignen sich nur lebende Streptokokken. Ein solches Serum hat bei druse- kranken Pferden einen hohen, kurativen Wert. (Berl. klin. W., Nr. 29, 1918.) Schulze.

Schermer, Dr.: Zur klinischen Feststellung der Darmstrongy- lose der Pferde. (D.T.W. 1919, Heft 19.)

Ein wegen hochgradiger Abmagerung und Verdacht auf in- fektiöse Anämie dem Lazarett zugeführtes Pferd nahm trotz guter Fütterung und gutem Appetit nicht zu. Mehrere Kolikanfälle über- stand es, ohne daß Behandlung nötig wurde. Bei der mikro- skopischen Blutuntersuchung fand Sch. 12,5 bis 20°/, eosinophiler Zellen auf 100 Leukozyten. Im Kot waren zahlreiche Strongyliden- eier (eine linsengroße Probe Kot mit Wasser verrührt, davon einen Tropfen auf den Objektträger bringen und bei schwacher Ver- größerung durchmustern). Die ovalen Eier erscheinen doppelt konturiert und innen gekörnt. Bei der Zerlegung wurden die Strongylidenlarven unter der Serosa des Blind- und Grimmdarmes, besonders längs der Blutgefäße, ebenso im Dick- und Dünndarm- gekröse im verkalkten und frischen Zustande gefunden, ebenso das bekannte Aneurisma verminosum der art. ileo-caeco-colica. K.

Aus der Generalversammlung des Deutschen Veterinär- offizier-Bundes am 27. und 28. September 1919.

Bericht über die Besprechung im Kriegsministerium betreffend Verabschiedung der Veterinäroffiziere.

Erstattet von Stabsveterinär Kämper.

Am 8. und 9. September 1919 fand im Kriegsministerium eine Besprechung statt, an der außer den zur Zeit daselbst befindlichen Veterinäroffizieren noch teilnahmen: 2 Vertreter des Deutschen Veterinäroffizier-Bundes und: 13 andere Veterinäroffiziere. Die Auswahl der letzteren war, entsprechend der Verfügung des Personal- amtes betreffend Auswahl von Vertrauensoffizieren, den bei den Formationen diensttuenden Veterinäroffizieren überlassen und obige 13 Herren waren als Vertrauens-Veterinäroffiziere (V. V.O.) ent- sandt worden.

Die Versammlung hatte demnach folgende Zusammensetzung:

A. Kriegsministerium:

Generaloberveterinär Grammlich, als Vorsitzender, Oberstabsveterinär Krill,

Stabsveterinär Dr. Schulze,

Stabsveterinär Prof. Dr. Lührs,

. Stabsveterinär Otto,

. Stabsveterinär Thieme,

. Stabsveterinär Dr. Eckert.

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В. Truppen-Veterinäroffiziere:

8. Generaloberveterinär Krüger vom Grupp. Kdo. I,

9, Oberstabsveterinär Jarmatz vom IX. A.K, 10. Oberstabsveterinär Garloff vom VII. A.K,, 11. Oberveterinär Krause (Bruno) vom XIV. A.K,, 12. Stabsveterinär Krause (Roland) vom VI. Res. K, 13. Stabsveterinär Abendroth vom Frw. Res. K.

(A. O. K. Nord),

14. Oberstabsveterinär Tilgner von der Rw. Brig. IV, 15. Stabsveterinär Keil von der Rw. Brig. X, 16. Oberveterinär Moßdorf von der Rw. Brig. XVI, 17. Oberveterinär Köhler von der Rw. Brig. XXV, 18. Stabsveterinär Fontaine von der Rw. Brig. XXVI, 19. Stabsveterinär Weile von der Rw. Brig. XXXIJ, 20. Oberveterinär Dr. Nitsche, Eis. Div. (A.O.K. Nord).

C. Deutscher Veterinäroffizier-Bund:

21. Oberstabsveterinär Bauer, 22. Stabsveterinär Kämper.

44

Die Besprechung erstreckte sich auf die zum -ehemaligen preußischen Heere gehörenden Veterinäroffiziere. (Die Bundes- staaten Bayern, Sachsen und Württemberg veranlassen die Ver- abschiedung selbständig.)

Der Vorsitzende, Herr Generaloberveterinär Grammlich, gab einleitend folgende Erklärungen:

Die Besprechung ist streng vertraulich, und jeder Teilnehmer ist verpflichtet, weder jetzt noch später irgendwelche Mitteilungen an andere Personen zu machen*).

Infolge der durch die Friedensbedingungen nötigen Heeres- verminderung ist die Verabschiedung zahlreicher Veterinäroffiziere erforderlich. Die Vorarbeiten hierzu sind durch die zur Zeit im Kriegsministerium beschäftigten 7 Veterinäroffiziere (s. unter A.) ausgeführt worden. Maßgebend für die Beurteilung waren:

1. Sämtliche. Qualifikationsberichte (vor dem Kriege, während desselben und nach der Revolution), gesichtet in: dauernd gute, wechselnde und ungünstige.

2. Der Charakter des zu Beurteilenden (wichtig, weil im neuen Heere vermutlich große Anforderungen besonders hinsichtlich selbständigen Handelns gestellt werden).

3. Reichswehr- und Grenzschutz-Zugehörigkeit.

4. Dauer des Frontdienstes während des Krieges.

5. Lebens- und Dienstalter (eine Verjüngung ist deshalb nötig, weil das Veterinär-Offizierkorps teilweise überaltert ist und in den nächsten Jahren eine häufige Verschiebung vieler Formationen zu erwarten ist, wodurch auch für die Veterinäroffiziere nicht nur große Unbequemlichkeiten (Fehlen des festen Standortes) ent- stehen, sondern auch eine erheblich größere Dienstleistung ge- fordert werden muß. |

6. Familienverhältnisse (verheiratet, Zahl der Kinder, Ver- mögensverhältnisse usw.).

7. Beurteilung von Fall zu Fall.

Die nach obigen Gesichtspunkten durch die 7 Herren des Kriegsministeriums ermittelte Beurteilung ist jedoch keine end- gültige, sondern die Auswahl der zu verabschiedenden Veterinär- offiziere erfolgt erst, nachdem die als M V.O. (s. unter B. u. C.) entsandten Herren gehört sind.

Der Etat des Friedensheeres vor dem Kriege umfaßte in Preußen rund 650 Veterinäroffiziere. Nach Abzug der Fehl- stellen und derjenigen Herren, die den Abschied eingereicht, bzw. ihre Absicht, den Abschied zu nehmen, mitgeteilt haben, verbleiben

noch . . 22... . 480 Veterinäroffiziere. Im neuen Heere werden vorläufig (d. h.

voraussichtlich bis zum б ы Ба |

benötigt. . . .. 250 Б

so daß zunächst zu Se sind ., 180 Veterinäroffiziere, d. h. 44°/, der noch vorhandenen 430 Veterinäroffziere.

*) Diese Veröffentlichung des Verhandlungsverlaufs und der allgemeinen Richtlinien erfolgt im Einverständnis mit Herrn Generaloberveterinär Grammlich. жойы Сыйы

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‘.. .In erster Linie sind: die älteren Herren zu verabschieden, nicht nur weil dieselben eine höhere Pension erhalten, sondern auch wegen der notwendigen Verjüngung. Von den Öberveterinären soll die verhältnismäßig geringste Zahl verabschiedet werden, weil die älteren Oberveterinäre eine sehr geringe, die jüngeren aber überhaupt keine Pension erhalten. Unter Berücksichtigung dieser Richtlinien werden zur Verabschiedung vorgeschlagen:

von den noch vorhandenen 22 Generaloberveterinären ein sehr hoher Prozentsatz, von den noch vorhandenen 103 Oberstabsveterinären ein Prozentsatz über den Durchschnitt, von den noch vorhandenen 115 Stabsveterinären und von den noch vorhandenen 180 Oberveterinären ein Prozentsatz unter dem Durchschnitt.

Um bei der endgültigen Verabschiedung alle Ungerechtigkeiten nach Möglichkeit zu vermeiden, sollen die Namen aller verbleibenden und zu verabschiedenden Herren einzeln vorgelesen werden und die anwesenden V. V.O. haben nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, sämtliche ihnen bekannten Gründe für oder gegen Ver- bleiben bzw. Verabschiedung der einzelnen Herren anzugeben. Erst das Ergebnis dieser gemeinsamen, streng vertraulichen Aussprache, soll entscheidend sein.

Nach Bekanntgabe dieser Richtlinien durch Herrn General- oberveterinär Grammlich sprach Herr Oberstabsveterinär Bauer den Dank des Arbeitsausschusses des D. V.O.B. dafür aus, daß auch 2 Vertreter des D.V.O.B. zu den Beratungen zugezogen wurden, und daß ihnen in der weitestgehenden Weise die Möglich- keit geboten werde, die Interessen der von ihnen vertretenen Veterinäroffiziere wahrzunehmen und so jede Härte nach bestem Wissen und Gewissen auszuschalten. In einer hieran anschließen- den Pause berieten die V.V.O. über die bekanntgegebenen Richt- linien und erklärten sich mit denselben einverstanden.

Nur hinsichtlich der geringen Zahl der zu verabschiedenden Oberveterinäre entstanden Bedepken, und es wurde beschlossen, vorzuschlagen, für je 10 Oberstabs- und Stabsveterinäre 20 Ober- veterinäre mehr zu verabschieden.

Nach der Pause wurde dieser Beschluß. zusammen mit den Herren des Kriegsministeriums eingehend beraten, hierbei erklärte sich Herr Generaloberveterinär Grammlich grundsätzlich mit der Durchführung dieses Beschlusses einverstanden. Bei der Be- sprechung über die einzelnen Veterinäroffiziere stellte es sich jedoch heraus, daß dieser Umtausch die bisherigen für die Beurteilung maßgebenden Richtlinien umstoßen würde. Infolge hiervon zogen die V.V.O. ihren Antrag zurück. |

Bei der Beratung über die einzelnen Herren machten die V.V.O. von ihrem Recht, Einspruch zu erheben, bzw. andere Vor- schläge zu machen, ausgiebigen Gebrauch. Hierbei ergab sich jedoch die Tatsache, daß die bei den einzelnen Veterinäroffizieren geäußerten Bedenken auch bereits bei Beurteilung durch die Herren des Kriegsministeriums entstanden und von dieser Seite aus alle

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nur erdenklichen Hilfsmittel herbeigeschafft waren, um eine ein- wandfreie Beurteilung zu ermöglichen.

Durch eingehende Beratung aller dieser Unterlagen gelang es, völlige Übereinstimmung zu erzielen, mit Ausnahme von zwei Fällen, die am nächsten Tage geklärt wurden.

Zu Beginn der Sitzung am 9. September regte Herr General- oberveterinär Grammlich an, daß jeder der Teilnehmer noch- mals eingehend erwägen möge, ob in der gestrigen Beratung jegliche Härte vermieden und ob nicht in einigen Fällen doch noch ein anderes Ergebnis gerechter wäre.

Infolgedessen wurde sowohl von seiten der V.V.O. als auch von Herrn Generaloberveterinär Grammlich die Beratung über verschiedene Herren nochmals beantragt; jedoch blieb das End- ergebnis dasselbe wie am Tage vorher.

Seitens der V.V.O. wurde im Anschluß hieran Herr General- oberveterinär Grammlich um Beantwortung zahlreicher Fragen gebeten, darunter folgender:

1. Ist es möglich, einige der noch bestehenden Pferdelazarette zu erhalten? |

Antwort: Die Aussichten hierzu sind vorhanden, aber gering. Alle Bemühungen in dieser Hinsicht sind bisher daran gescheitert, daß die durch die Friedensbedingungen festgesetzte Anzahl von Offizieren und der dadurch dem Veterinär-Offizierkorps zugebilligte Prozentsatz auf keinen Fall überschritten werden darf.

Da im Winter mit einer ziemlich starken Verbreitung der Räude zu rechnen ist, so soll versucht werden, die Pferdelazarette unter die Verwaltung des Landwirtschafts-Ministeriums zu stellen und ausgeschiedene geeignete Veterinäroffiziere daselbst unterzubringen.

2. Sind Schritte unternommen, um für verabschiedete Veterinär- offiziere Stellen zu beschaffen ?

Antwort: Mit allen Mitteln ist versucht und wird weiter versucht werden, solche Stellen zu beschaffen, besonders im Bereich - des Landwirtschafts-Ministeriums. |

Aus der großen Zahl der Fragen, die in der Versammlung gestellt wurden, sind nur die beiden vorstehenden, wichtigsten her- ausgegriffen, da die Aufführung der anderen zu weit führen würde.

Auf Anregung des Herrn Generaloberveterinärs Grammlich wurde sodann das sehr umfangreiche Protokoll der Sitzungen ver- lesen und das Einverständnis mit demselben durch Unterschrift aller Teilnehmer festgelegt.

Zum Schluß dankte Herr Generaloberveterinär Krüger, der älteste der anwesenden V. V.O., im Namen derselben den Herren des Kriegsministeriums für die von diesen im Interesse aller Veterinäre geleistete Arbeit, sowie für die Sorgfalt und große Gewissenhaftigkeit, mit der diese Arbeit bewältigt worden sei. Herr Generaloberveterinär Grammlich betonte hierauf, aus welchem überaus ernsten Anlaß diese Beratungen erforderlich gewesen seien, und daß die bei einer nochmaligen Heeresverminderung erforder- lichen Beratungen betr. Verabschiedung noch viel einschneidender und ernster sein würden. Alle zu den Beratungen entsandten V.V.O. schieden mit dem Gefühl des Dankes und der Genugtuung

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darüber, daß seitens der Herren des Kriegsministeriums alle irgendwie erreichbaren Unterlagen für die Beurteilung nicht nur herbeigeschafft, sondern auch den V. V.O. zur Einsicht zur Ver- fügung gestellt wurden. Das Gefühl der ungeheuren Verantwortung, das bis zum Schlusse auf allen Teilnehmern der Sitzungen lastete, wurde durch das Bewußtsein wesentlich erleichtert, daß von allen beteiligten Herren nach bestem Wissen und Gewissen im Interesse aller Veterinäre geurteilt worden war.

Schütz-Stiitung.

Dem zur Erholung in Bad Landeck weilenden Geheimrat Prof. Dr. Schütz wurde zu seinem 80. Geburtstag folgender Glück- wunsch telegraphisch übermittelt:

„Namens der aktiven, ehemals aktiven und anderer Veterinär- offiziere erlaubt sich Unterzeichneter, dem Nestor der tierärzt- lichen Wissenschaft zum 80. Geburtstage herzlichste Glückwünsche auszusprechen. Möge sein vorbildliches Wirken, besonders auch für das Heer, noch lange erhalten bleiben. Nach Rückkehr wird dem Jubilar als Zeichen dankbarer Verehrung eine Schütz-Stiftung

überreicht werden. Schlake, Generalveterinär.“

Die Stiftung erfolgt, um das Andenken an den hochverdienten Gelehrten dauernd in Erinnerung zu halten, zum Wohle und zur Unterstützung von ehemaligen Studierenden der Militär - Veterinär- Akademie bzw. von Hinterbliebenen verstorbener Veterinäre Ab- rechnung erfolgt, sobald die Sammlung geschlossen ist. Beiträge werden noch dankend entgegengenommen.

Amann, Oberstabsveterinär. Berlin NW6, Karlstr. 23a.

Antwort an die Kreistierärzte des Regierungsbezirks Arnsberg.

Von Stabsveterinär Fritz Biermann, Leiter der Blutuntersuchungsstelle Königsberg.

Von der in Nr. 32 der B.T.W. und Nr. 32 der T.R. veröffent- lichten Erklärung der Kreistierärzte des Regierungsbezirks Arns- berg habe ich Kenntnis genommen. , Der in die Verhältnisse der Warschauer Veterinärabteilung eingeweihte und nicht genannte Kollege, auf dessen Bericht hin die Kreistierärzte ihrem Regierungs- und Veterinärrat Herrn Dr. Matschke ihr uneingeschränktes Vertrauen und mir wegen meines gegen Herrn Matschke ver- öffentlichten Artikels ihre schärfste Mißbilligung ausgesprochen haben, dürfte wahrscheinlich der frühere Hilfsreferent bei der Warschauer Veterinärabteilung, jetzige Hilfstierarzt bei der Regie- rung in Arnsberg und Mitarbeiter des Herrn Matschke, Herr Dr. Wundram sein. Nachdem nun die beamteten Tierärzte Herrn Dr. Wundram angehört haben, bitte ich die Herren ' Kollegen des Regierungsbezirks Arnsberg auch noch den früheren Kreistierarzt von Siedlce (Polen), jetzigen Stadttierarzt in EBlingen-

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Württemberg, Herrn Dr. Brenner, anhören zu wollen, der noch gründlicher in die Verhältnisse der Warschauer Veterinärabteilung eingeweiht ist als Herr Dr. Wundram, weil Herr Wundram erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1918, also kurz vor Tores- schluß, in das Generalgouvernement Warschau versetzt worden ist und mithin die Vorgänge, um die es sich in meinem Artikel handelt, gar nicht miterlebt hat. Ob nach Anhören des Herrn Kollegen Brenner die Kreistierärzte des Regierungsbezirks Arnsberg ihrem Regierungs- und Veterinärrat weiterhin ihr uneingeschränktes Vertrauen aussprechen und die Form und Absicht meines Artikels weiterhin aufs schärfste mißbilligen werden, möchte ich stark be- zweifeln. Ferner bitte ich die beamteten Tierärzte des Regierungs- bezirks Arnsberg, Herrn Matschke veranlassen zu wollen, gerichtlich feststellen zu lassen, ob meine Behauptung, daß er im Anschluß an seine Verurteilung zu einem Monat Gefängnis die Veterinäroffiziersuniform auf Antrag der deutschen Veterinäroffi- ziere in Warschau hat ausziehen müssen, auf Wahrheit beruht oder nicht und ihn außerdem veranlassen zu wollen, der Öffent- lichkeit mitzuteilen, aus welchem Grunde er denn eigentlich die Veterinäroffiziersuniform so plötzlich im Sommer 1918 ausgezogen hat. Oder soll etwa der Versuch gemacht werden, diese Tatsache, von der sich ja jeder Kollege in Warschau überzeugt hat, der Herrn Matschke nachher in der grünen Beamtenuniform herum- gehen sah, aus der Welt zu schaffen? Der letzte Satz in der Er- klärung der Kreistierärzte des Regierungsbezirks Arnsberg läßt diese Vermutung aufkommen.

Der bedauerliche Jagdunfall des Herrn Matschke spielte für mich bei Abfassung des Artikels als nebensächlich keine Rolle, sondern vor allem das Verhalten des Herrn Matschke nach dem Gerichtsurteil, aus dem er die notwendigen Konsequenzen zum Schaden des Ansehens des tieräztlichen Standes nicht gezogen hat.

Preufsen. Befördert: Zu St.V.: die O.V. in der Schutz- truppe für Deutsch-Südwestafrika: Immendorf, Meifsner, Just, diese mit einem Dienstalter vom 2. 11. 15; Fuchs mit einem Dienst- alter vom 15.6.16; Somerfeld mit einem Dienstalter vom 2.2.17; Lang mit einem Dienstalter vom 4. 3.17. Der Abschied mit der gesetzl. Pension bew.: Brose, G.O.V. beim Gen. Kom. IV.A.K., Arndt, O, St.V. beim Fa. R. 36. Der Abschied be- willigt: Sielaff, O. St. V. der Landw. 1. Aufgeb. (V. Berlin), Schultz, O. St. V. beim Fa. R. 62, Maeder, St. V. beim Fa. R. 54, Dr. Honig- . mund, O. V. beim D. R. 7, Grundmann, O. St. V. beim Fa. R. 6, unter Verleihung des Char. als G. O. V. Auf ihr'Gesuch über- geführt: Dr. Nufshag, O. V. bei der Train-Abt. 10, zu den Vet. Offiz. der Landw. 1. Aufgeb. Der Char. als G. ү. verliehen: DG О. ү. Reck.

Druck e von E S. Mittler & Sohn, Berlin 55768, "Kochstraße 6 68—71.

31. Jahrg. Dezember 1919. 12. Heft.

Zeitschrift w- Veterinärkunde

mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene Organ für die Veterinäre der Armee

Schriftleitung: Oberstabsveterinär ÄKarpe.

Erscheint monatlich einmal. Abonnementspreis von 1920 ab halbjährlich 12 Mark. - Preis einer einzelnen Nummer 2,25 Mark. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.

An unsere Leser!

Mit dem vorliegenden Hefte beschließt die „Zeitschrift für Veterinärkunde“ ihren 31. Jahrgang.

Sie hat sich viel Freunde unter Militär- und Ziviltierärzten erworben dank der Mitarbeit bedeutender Fachgenossen, die eine Fülle von wissenschaftlichen Abhandlungen aus dem Gebiete der wissenschaftlichen und praktischen Tiermedizin in ihr veröffent- licht haben. Ganz besonders während des Krieges konnte die Zeitschrift als erste die fachwissenschaftlichen Kriegserfahrungen der unter den Fahnen vereinten Tierärzte ganz Deutschlands der Allgemeinheit bekanntgeben. `

Dabei konnte sie trotz der schon einsetzenden EE infolge der starken Vermehrung der Kriegsformationen und der dadurch gewachsenen Abonnentenzahl denselben niedrigen Abonnementspreis beibehalten, wie zu Beginn ihres Erscheinens. Seit dem Umsturz sind nun leider auch für die Zeitschrift finanzielle Schwierigkeiten eingetreten. Die Verteuerung des Papiers, die gesteigerten Druck- kosten und die verminderte Arbeitszeit, daneben der Ausfall der Kriegsabonnenten hat im letzten Jahre ein starkes Defizit ge- bracht, das in erster Linie von dem Verleger, aber auch von Mit- arbeitern und Schriftleitung in dem Bewußtsein getragen wurde, daß es Pflicht ist, der Zeitschrift über die für sie schwere Zeit hinwegzuhelfen. |

Die direkt oder durch amtliche Quellen zugängig gemachten wissenschaftlichen Beiträge bieten den besten Beweis dafür, wie wertvolle Forschung von Militärtierärzten betrieben wird, und auch dafür, daß ihre Veröffentlichung in einer besonderen Fachzeitschrift für das Heer und die ganze tierärztliche Wissenschaft ein dringendes Bedürfnis ist. Es wäre auf das tiefste zu bedauern, wenn es nicht gelingen sollte, die einzige militärtierärztliche Zeitschrift in-deutscher

Zeitsshr. f. Veterinärkunde. 1919. 12, Heft. 33

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Sprache über die kritische Zeit in eine hoffentlich glücklichere Zukunft hinüber zu retten. Was Verlag und Schriftleitung ver- mögen, ist und wird weiter geschehen zum Durchhalten. Wir wenden uns aber auch an unsere Leser mit der dringenden Bitte, daß sie weiter uns treue Abonnenten bleiben, auch wenn sie nicht mehr als Veterinäroffiziere dem Heere angehören, an dem sie aber doch trotz allem noch mit ihrem ganzen Herzen hängen.

Schriftleitung und Verlag.

Das Inhaltsverzeichnis des XXXI. Jahrganges wird mit dem 1. Heft. des nächsten Jahres erscheinen.

Aus den Monatsberichten der Tierseucheniorschungsstelle Ost.

Die ansteckende Blutarmut der Pierde. Von Stabsveterinär Prof. Dr. Lührs. (Schluß.) 6. Heilversuche.

Mit Quecksilber-, Silber, Arsenpräparaten haben schon Сатгё und Va.ll&e vergebliche Heilversuche bei der anstecken- den Blutarmut angestellt, ebenso ergebnislos verliefen die Versuche der Japaner, die die gebräuchlichsten Arzneimittel bei dieser Seuche zur Anwendung brachten. Gleich ungünstige Resultate wurden vom mehreren anderen Autoren erzielt. Das Heilmittel Seyderhelms fällt mit seiner Theorie. Auch die Versuche, die in der Tierseuchenforschungsstelle Ost durchgeführt wurden, waren von keinem Erfolg gekrönt. Salvarsan, selbst in Dosen von 20 g, und seine Metallverbindungen erwiesen sich als unwirk- sam, ebenso Chinin und Eukupin, ferner Quecksilberpräparate, Alival ein Jodpräparat und die verschiedensten Farbstoffe, wie Methylenblau, Trypanrot und Methylenblausilber. Größere Versuchsreihen wurden dann mit Antimon angestellt und dazu Tart. stibiat in verschiedenen Abstufungen und bei den verschie- densten Patienten benutzt.

Am 20. 3. 1918 erhielt das. Pferd Z 259, das am 21. 12. 1917 mit Marbeixserum (Frankreich) infiziert worden war und am 18.1. 1918 erkrankte, 0,35 g Tart. stibiat in 1 %iger Lösung. Die gleiche Behandlung wurde am 24. 3. 1918, 28. 3. 1918, 5. 4. 1918, 10. 4. 1918 und 20. 4. 1918 vorgenommen. Eine Besserung im Befinden des Pferdes konnte nicht festgestellt werden; die Rezidive blieben eben- falls nicht aus.

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Pferd U52, das am 9. 3. 1918 mit Blut vom Pferd U 34 be- handelt worden war und am 1. 4. 1918 erkrankte, erhielt am 10. 4. 1918 0,33 g Tart. stibiat (1 %ig), desgl. am 20. 4. 1918 i. v. U52 ging ein am 3. 5. 1918. Eine Heilwirkung war also auch in diesem Falle nicht festzustellen.

Das Pferd U 30, das mit Kresolseifenlösung + Anämieserum behandelt worden war und klinisch nicht erkrankte, sich aber bei der Nachprüfung als Virusträger herausstellte, wurde am 20. 3. 1918 mit 0,37 g Tart. stibiat (1 ige Lösung) j. v., desgl. am 24. 3.

Bild zu Seite 421 des 10./11. Heftes, Oktober/November 1919.

1918, 28. 3. 1918, 5. 4. 1918, 10. 4. 1918, 20. 4. 1918 behandelt. Auch dieses Pferd erwies sich bei der späteren Nachprüfung weiterhin als Virusträger, so daß auch das Antimonpräparat auf das schon abgeschwächte Virus keinen Erfolg auszuüben im- stande war.

Das mit Kresolseifenlösung + Anämieserum am 1. 2. 1918 be- handelte Pferd U 32, das gleichfalls klinisch nicht erkrankte und ebenfalls nach der Behandlung Virusträger geworden war, wurde am 20. 3. 1918 mit 0,44 g Tart. stibiat (1 ige Lösung) i. v. be- handelt. Trotz der gleichen Behandlung am 24. 3. 1918, 28. 3. 1918, 3. 4. 1918, 10. 4. 1918 und 20. 4. 1918 wurde auch bei diesem Pferde bei der Nachprüfung noch Virus im Blut nachgewiesen.

33*

452

Auch Versuche, die mit Normal-Rinderserum als Heilserum angesetzt wurden, verliefen ergebnislos sowie auch diejenigen mit dem Serum des vorbehandelten Kalbes.

Eine erfolgreiche Behandlung von Pferden, die an anstecken- der Blutarmut leiden, gibt es demnach bisher noch nicht.

Zusammenfassung.

1. Die ansteckende Blutarmut der Pferde ist eine nur dem Pferdegeschlecht eigentümliche Seuche. Eine nachweisbare Blut- armut der Pferde ist nieht die Regel, daher der Name der Krank- heit unzweckmäßig.

29. Das Virus der ansteckenden Blutarmut ist filtrierbar und durch Desinfektionsmittel nur schwer zerstörbar. |

Temperaturen über 60° C genügen zur Abtötung.

Gegen Austrocknung (Hautversuch) scheint das Virus emp- findlich zu sein. |

3. Für die künstliche Übertragung auf Versuchspferde ge- nügen Bruchteile eines Kubikzentimeters Blut oder Serum kranker Pferde. Die Infektion gelingt auf intravenösem, subkutanem Wege, durch Einbringen von infektiösem Material in den Lidbindehaut- sack und durch Fütterung. Als infektiös erwiesen sich ferner: Milch, Fleisch und Augenschleim.

.4. Endo- und Ektoparasiten des Pferdes, die Körpersäfte an- ämiekranker Pferde aufnehmen, können Träger des Virus der an- steckenden Blutarmut sein. Bewiesen für Gastruslarven, Filarien, Stechfliegen und Stechmücken.

5. Die natürlichen Abgänge der Pferde dienen in der Regel nicht zur Weiterverbreitung der Seuche.

6. Als Überträger der Seuche kommt nach diesen Versuchen die Anopheles in Betracht. Infektionen können auch durch Fütte- rung mit infizierten Anophelinen und Stomoxys verursacht werden.

7. Gemische von artfremdem Serum Serum an ansteeken- der Blutarmut leidender Pferde bewirken bei gesunden Versuchs- pferden meist nur eine latente Erkrankung. Die Behandlung mit : diesen Gemischen schützt nicht gegen eine Nachinfektion. Heil- wirkung besitzen diese Gemische nicht. Das gleiche kann von Ge- mischen von Kresolseifenlösung + Anämieserum behauptet werden.

8. Kleine Versuchstiere lasseıy, sich nicht infizieren, bleiben auch nicht Virusträger. Das Schwein macht in dieser Richtung eine Ausnahme. | Ä |

9. Ein einwandfreies Diagnostikum der ansteckenden Blut- armut besitzen wir bisher nicht. Die Blutübertragung auf Ver- suchspferde ist die sicherste Methode zum Nachweis des Virus.

10. Ein Heilmittel für die ansteckende Blutarmut der Pferde ist bisher unbekannt.

Intektionstag Material

Erkrankungs-

Datum

16.— 17. 10. 18 1990

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muskeln, sowie der Nieren.

Gerin; постат Milzschwellung 49 19 3. Blutungen im Lungenfell, im

viszeralen Blatt des Herzhbeutels und in der Herzinnenhaut.

US; 2 8.1887,8 80 71872500 708700: —|— 01 10.—-18. 6.18 18. 3.18 |26. З.1938.5 32 7730000 79 - -- 0 SS = lebende Läuse|t3. 4. 1888.0, 28 6260 000 60° –. . —– ——— 0 = 870 angesetzt; |25. 4.18 87,9 86 6730000 688100: -- ---- 0 == bes 30. 5.18, 5.18 37,9 40 7 200 000 70, = —— 0 e 31. 5.18, 5.18 37,8 36 6 450 000 66 u a = 370 4.6.18 . 6.18 37,8; 46 6925000 70 - =), = = Anopheles; . 6. 1838,3, 37 `7 087 000 70 0 -- - erkr. 10.6.181].5. 6. 18'88,0° 42 6575000 68 -- --'— 0 = Е (Piroplas- . 6.18 37,9, 87 6500000 65 --- 0 Ss Les mose) 6. 1887,7 86-6930 000 (лз + ху шымы 0 -- 6.18 40,7, 36 6.130.000 60 u SE = ==

. 6.1841,7 48 5850000 50 -- - -- - Ste -- --

6.18 40,7 46 5775000 587800 ёри -- GE

Sektion: Getötet 33.6.1318. Milztumor ET 28 6. Fos е und im Dünndarm.

Alter Bauchmuskelbruch. Blutungen in der

(sastruslarven im Maren.

m m nn nn I I a en e Se un mn m EE nt en a А e eegen

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У 1; 13. 9. 17197,4, 42 | 8 813 2083 ; 70. -- 2 -- 1-------і 0 .80.8.-10.9.1% | -- іп?, 29. 8.17:|94. 9.17|87,9 86 700000055 -- 319 :22 ——: 0 15.-19.10.17

10 сет Blut; | 3.10. 17137,8. 36 6700000 54 -!|--- 0 99.—80.1217

59 erkr. 30.8, 17 |06. 10. 17188,0: 86 644800060 —— 0 5.1.18 `— 17.11. 17137,0 88 7887 000 |69 - --!--- 0 17.1.18 8. 12. 171387.8; 36 | 5 382000 68: —— 0 SS кә Tei.: 18138,3 36 | 5 169 000 |59: ем ffe ee, H = ze 17. 1.1839,4 36:5 05620052 - --- 0 = be

Sektion: Getötet 17. 1. 18. Milztumor 48 —20 4,5. Farbe außen blaugrau, Konsistenz weich. Milzpulpa dunkelbraunrot und etwas über die Schnittfläche hervorquellend, Balkengewebe schwer erkenn- bar. Trübe Schwellung der Leber und der Nieren. Blutungen im Bauchfell. Zwei bronchopneumonische Herde in der rechten Lunge.

i : 16.4.

U 80; 9. 5. 18'37,5 35 | 5580000 52! —— 0 18.-90. б. 18 470 inf. 7.5.18 |24. 5.18 37,5 36 5.030 000 50 mn 0, ООВ 490 Platen. |81. 5.18:87,8 54| 473000048 -- -- : 8р. == Е embryonen; |8. 6. 1887,8. 36 4 250 000 46 ---- 0. -- 480 erkr. 18.5.1821. 6.1838.2: 3613875000 40 ——— 0 = Er 28. 6.18 38.2 54 |3980 000 40 -- —— 0 - ЕЕ

Ts

Les

-- |

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e

Sektion: Verendet 8. 7. 18. Geringrgradiger Milztumor 5:

Blutungen im Rippen- und Lungenfell, in den Herzhäuten und in den (rekrösblättern. Я

К 293: 12. 4.18 37,2 26,6 3835 000 64 —' —— 0 21.—925: 5. 18 480 inf. 1.4.18; | 1. 5.18 37,6 80: 6615 000,68 - i— 0 3.—18. 6. 18 Augenschleim|13. 5. 1858.0 3015 530 000 58 ——— 0 -- desgl.10.4.18;]22. 5.18 40,5. 446 130 000.60 : —– —— 0 440 егкг. 21 5. 1 |80. 5. 1887,8 40.5 225 000 54 -- -- 2-- --- 0 -- -

10. 6. 18 39,8 48 4500000 ы -- -- -- ---- 9 -- --

Sektion: (etötet 15. 6. 18. Geringgradiger Milztumor 51 —23—3 Blutungen im Bauchfell, in den Lungen, in der Schleimhaut der Harnblase, sowie auf beiten Derekklappen der Eustace hischen Röhren. Trübe Schwellung des Herzens. Gastruslarven im Magen,

Б 391; 30. 8. 1838,9 17 000 000 79 ---- 0 10.--18. 10.18 inf. 1.6.18: 11. 9.18 37,9. 1707500070 =~ -— 0 = = Hautabschw..]20. 9.1838.2. 690000 68 - --- 0 -- ‚330

19.8. 18 2.10.18 38,4 6600000. —, ——— 0 -- --

Kaninchen- |12. 10.1889,4, 47 5900000:68 - - ----5ш == асы

blut 162 u.109. | |

3.9.18,21.9.18 | | o ZER Ä i

20 cem Misch- | | | | serum | |

Et.Pf.Dep.5]; | i i | ;

| | !

егет. 12.10.15 | | i | |

Sektion: Getötet 15. 10. 1%. AbszeB in der Leber. Blutungen in der Leberkupsel. Verkalkte Rotzknoten in den Lungen und bronchialen Lymphknoten. Milz 9 19 3. Farbe hblaugrau, Konsistenz fest. Milzpulpa braunrot und glatt.

ш- ——— e 25

а езде 271 - саат Bm EE mu ëm A 2,

Besöichnung 3 E | | des Pferdes 915. | ic 28 | 812 | Fieberanfälle 3 ele E 5 21 Е шщ ©. P (ien kg

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U38; Ing 17876 36 | 8.931 000165 u az 0 |1. 4. 8.4. 18450 inf.26.11.17; |14. 12. 17137,6) 32 11081200074. -- 1— 0 17. 6.—21. 6. 18) 5 сею Меег- |22. 1. 1887.3: 32' 8 694 000160: -- ---- 0 -- 455 schweinbl.76,| 2. 8. 18187,6, 84: 847600060. -- 2 -- --- 0. eg 440 1.2.18 Мйг-| A 18002 421 592000056 --- 0. = раи bouillon, f16. 4. 1837,8: 84, 587500056 . |—/—— 0 = 1430 10.3.18 |27. 4. 18188,0; 30 | os =i = jejej 0 Ges = 0,2 cem A.S.; f 8. 5. 18:38,1 30. 5 150 00060 -= | = | je 0 | өгіт, 1.4.18 |05. 5.18375 30 585000054 |-- |--/—.— 0, 1430 8. 6. 18.39,7 44. 080000059; .- 1---- 0. - б

20. 6. 18:39,8 52, a oae aee бә = =

Sektion: Verendet 21. 6 18. Trübe Schwellung der Körpermuskeln, des Herzens und der Nieren. Lupgenödenm. Ee akute Milzschwellung. Blutige Entzündung der Schleimhaut des Sehlundkoptes, des Kellkopfes und der Luftröhre. Akute Entzündung der submaxillaren und retro- - pharynreulen Lymphknoten, 80 (iastruslarven im Magen, 15 im Zwölffingerdarm.

U9; Wu 6j1887,7° 42.7200 000 72: D 08 1.7. 181980

іні, 19,6. 16; |09. 6. 18:88.1! 49: 6900 000:56:-- - ---- 0 10.7.-19.7. 18/980 ` filt, Serum; | 8. 7.18'$8.1 42 5050000 56. -- -- 1-- --- 0(16.7.-10.7. 18

етг.29.6,18 |17. 7.1839: 42 5900000 59. -- -- |-1-- 0 |96.7.- 7.8.18 - 94. 7.18138,9: 54. 4920000 —- -.. кел 0 : |

1. 7. 1840,1 78'9400000 96 , | --, Spur --- EN

5. 8. 1841,3 94 980000098 | 11-85 = =

Sektion: Vereudet 7. 8. 18. Ikterus. Hochgradiger Milztumor 51-%-- A le rplasie der Lymphknoten der Milz Tribe Schwellung des Herzens, der Körpermuskeln, der Leber und der Nieren. l.ungenödem. Gastruslarven im Magen,

Va: 90. 11. 17 38,8; 40:7 362 000 681 -- -— . |—!-- 0 j18.—19. 12. 171455

1.22.10.17; 12. 19. 17 37. т) 36 | 7 650 000 168 -1--- б |99.-80. 12. 17! }Ocem Milch ; |29. 12. 17 39.7 (| 40 7466000 6t - с-ш 19. 3.—80. 8. 18 -- erkr. 18.12.17] 1. 2. 18 37.8: 28 | 6 262 000 |72 , '— ES 0 -- 410 6. 3. 18138,3 40.6275 000 aa g e es “er 0. -- 410

Sektion: Oetätet 2 4. 18. Milztumor 55-%- 5, Farbe blaugrau, Konsistenz weich. Milzpulpa braunrot und gekörnt. Lymphknoten der Milz mandel- bis wulnußgroß. Geringgradige trübe Schwe lung der Leber und der Nieren.

U46; 28. 1.18'88,6, 38,6360000| - | ----- 0 Nach der Er- |250 inf. 18.1.18; |13. 2. 1838,7 nn 5.035 000 45 —! ——-- 0) krankung am = Fleisch peros:| 4. З. 18 38,8 48,5 000000 45 -- —|—— 0 26. 1.18 |930 егкг.260.1.18 |16. 8.18 39.2 ч 4810000 45 —- '|——— 0 dauernd er- ·

З. 4.18'39,2 40 4500 000 45 | |—|-: -| 0 höhte Temp. |

Sektion: (ietötet 9. 4. 18. Trübe Schwellung der Körpermuskeln. des Herzens und der Nieren \nämische Infarkte und Infarktnarben in beiden Nieren. Milz 38 —15—3. Farbe graublau, Konsistenz fest. Milzpulpa braunrot und fest. Lymphknoten der Milz bohnen- bis mandelgroß.

П17: |9. 8.1897,0 42!5381000 58 819 ---- 0 1 310 inf. 9.3. 18; |26. 8. 188941 48 |5825 000 52: —j— 0 22—27. 3 18. Blut 4O cem; | 8. 4. 18137,7; 38| 492500054; ----- = erkr.22.3.18 |19. 4.1897,6: 4014950000/54.---1----0 = =

Sektion: Verendet. er Katarrh der Se hleimhaut des Lrerdarmes infolge von Spulwürmern.

ЕЗ е уе ү ee "4 Tele Bezeichnung |. ЕХ al SIE | $ 4 „=“ = des Pferdes | ь 15 1..9. ыа der roten = 019151 sr | nfektionstag ы | = = Bréiel -n ч, А Р >f Datum | Е Blut- з ш, Са 5 "E | Fieberanfälle | = " Т | 2. p E DI seg 1.2 Material 5 | körper- | | 8 | ы СБ P 8 LS E ~ | бе" | un | ее өте N | © | „з | = Erkrankungs- Bil ben 3159810 8 5 - с (ар Fa Ba = = М ОВ. Мп. 0 Е 9 Ес

38,6 50. | 5 781 000 59. -- | -- 1--!--|--! 0.1 18.--90. 10.17 1880 40,4 36 |5 587 500 54: 3819 98---(0,05 91.—80. 10.17! 39,6. 56 | 6254 000 150 | ---05: і1.17 ы. 40,8| 42|6118000 52 0,2 3.— 6.11. 197 38,7 36 |6 696 000 58! | | ші 17.-18.44.171-- 38,4 38 6 950 000 21 -1-- 1-----! 0 30. 11.-Т 830 59.51 4018987000 1586: | [kl 5 а

U 23; 17:10:71 inf. 6. 10. 175 125. 10. 1 5 ecm 29. 10. 1 “Stomoxys; | 3.11.1 егіт, 18,10.17| 8.11.1 19.11.1

1

sc sl sl sl sl sl sl

». 12.

Sektion: Getötet. Nilztumor, Akute Schwellung der Lymphknoten der Milz. Trübe Schwelluns | der Leber. Schwellung der Lymphknoten der Leber. Infarktnarben in beiden Nieren. Ein Sehnentlerk in der Herzscheidewand. Zahlreiche Bindegewebszotten auf dem Bauchfell.

. R344; |80. 6. 1702 - i= -1---0,75: 97.--80. б ei ы inf. 7.6.17; | 2. 7.1386 1-І -- ---і|- 11-1108 | | 11.—14. ı 20 сет #1. |15. 7. 1738.9, 38 | 5 408 195. z -| - 1-і|-і-|025|28,8.:-19. 9. Үтізте Serum; |29. 8. 17:39,8 34 |6 828 ЙӘ же. яр І--і1--і- Spur | ` егкг. 27. 6.17 |10. 9. 1740,2 40 - —{ —=%=—|——0м' © = ЕТІ i | ж

| ЖЕЛЕ el 09 бек оп: Verendet 12, 9. 17. Trübe Schwellung des Herzens und der Körpermuskeln. Lunger: ödem. Blutungen in der Herzinnenhaut. Katarrhalische Entzündung des Leer- und Hüftdarmes. Mei js! alte verkäste und verkalkte rotzige Veränderungen in verschiedenen Organen. U101; 116.10. 1837,8| 80 ]5 100000 || --- 2.—6. 11.18 400 inf.25. 10. 18; |31. 10. 1837,8| 30 | 5 700 000 = =] = | 10 cem Blut | 5.11. 18139, $ 34 5 500 000 '—, =

0 0 10. 11. 18 = 0: 17.11.18 O 0

U103 i.v. | 6.11.18/89,5| 36 | 5 500 000 | 12. 11. 1837,6! 30 | 4880 000!— -

| ' | 1 | ! | i

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Überlebt.

U 109; 8. 11. 18138,0 30 inf. 8.11.18; |--

10cem Blut -- | von 01151. у. ol

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5000 0001— 1 |—1—1—; | 16.—19.11.18 I —| | 4.27. 11.18

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Überlebt.

U 99; 12. ілі, 12, 6,15; |19. 6cem Serum | 7.

1068 1. у. |19. 17. 91. 25. 81.

18,37,1| 36 | 5 980 000/60) . ——; 010.18. 7. 18 415 6800 00066 —.—— 0j 16 таво с 48 520000050 —— 0 №1. 7. 18 48 40,9! 60 5000 000/50! ---- Spur) 24. SCH a, 18. 18 60, 5 930 000160) —. = far) Ab 231.7. 18 1839,8 48 |5 100 000 —,—!—| ш subnormal = El ER a e ener ur; -- 84|5700000--| -, - --- -- -

М5 % i | wit Sektion: Am 1, s. 18 verendet. Geringgradige akute Milzschwellung “46 19 35. Gering- gradige akute Schwellung der Lymphknoten der Milz. Geringgradige trübe Senwellung der Leber. Blutungen in der Herzinnenhaut. Alte verkalkte Rotzherde in drei bronchialen Lymphknoten.

18 87,8 = 18 88, 1 18 40,9

18 39, 18. 36,8

ee er

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| | | TI Ге р | Е Bezeichnung 520% d | эу S

des Pferdes е ас еді | © йы E |

Ер der roten ` S & 52 e ? n кн Datum 3 Blut- | 8 | S | = KS = ' Fieberanfälle E Material 8 körper- 5 5 < р 25 5 $ Erkrankungs- Е 2 chen. $| = mg O SE D IT tag ‚т ДЕ. KN "DEn Dun, ke

, ) ! | | ;

0: 65; [80. 4. 1887.7 84 5968090 56: ---!0! 1.-9.6.18 360 inf. 31.5.18; |11. 5. 18:38,0. 86 ,4850 000.48. —- --- 01! 68.—8. 6. 18 , –– 10 cem Blut 122. 5. 19 38,2. 36 5 425 000 52 .. - - 0 15. 6. 18 860

von 1: 72 ә. 6. 18.38.8 75° 3 462 000 - —- {рг АЬ 16 6. 18 '—- (Piroplas- | 3. 6. 18 38,2 541418000042 - - - -— рт subnormal mage) i.v. | 4. 6.1887,8: 54: 4250 000 428200 -- Spar -

Б. 6.1838,1. 66: 8595 000 88 -- -- {раг --

8. 6. 1839,8 120 : 2 850 000 388: -- - --- Spar -- -- 9. 6.1838,0 84 2380 000 94 -- e фра | -- 320

10. 6. 18139,3 e 9 825 000 96: - - —, фраг -- CSS

12. 6.1838,5 4 | 2 900 000 80-- -- WE = Ka

1З. 6.18'38.9. 90: 2330 000 22: —— -' Spar = ps

14. 6.1887.7° 30 1 700 000 120; -- = ar Sr ei

15. 6.18 30.7! 96: 1 320 000 18! 4020 --- - ы -. d

1%. 6.18,34,5. 72:18%0000 15: -- 0 = = Sektion: Verendet 18. 6. 1%. Trübe Schwellung der Leber. Akute Schwellung der Lymph- knoten der Milz und der Leber. sowie der bronchialen und mediastinalen Lymphknoten. Katarrhalische

Nierenentzündung. Ein Niereustein im linken Nierenbecken. Bintungen im viszeralen Blatt des Herz-

beutels und der Herzinnenhaut. Lymphangitis ulcerosa.

С 128; 5. 7.1838,2 20. 1 50000074. -- 2 -- 0 9З.-97. 8. 181380

inf. 22,8 18:94. 8.18:88.5: 48: 4880 000 —- -- -- —,—--- 0 29.—81. 8. 18 Anopheles | 2. 9. 18:38,6 40 48300000 46. - ----0 6. 9. 18 | рег 08. 10. 9. 1837,2 36 5 000 000 50 -- c 0. ef iz

Sektion: 3. 10. 18 verendet. Lungenödem. Geriuggradige trübe Schwellung des Herzens und der Körpermuskeln. Umschriebene blutige Entzündung der Schleimhaut des Leerdarmes. Milz 40 15 2,5

Г 112; . 7.1887,7. 32:5 900 000 j60 - -! 0 97.-98. 8.18 440 inf. 24. 8. 15; an 8. 18 87,9 44 | 6 300 000 82 re 0, EM IT.I8, -— Anopheles 9. 18:37,8; 36 ' 6 900 000 66. ch D - | =- per os. 9. 1887,9. 39:6 300 000 ,— -- - з 0. | 10. 18.37.8: -- |6000 000 SE 0 =. 15 .10. 1837,9 6600 000) -- 2-0 0 - 440 .11.1839,9° 6980 000 - - Spur = - 5.11.18419:- 500000 0 0,5: - | 5. 11.18 40,1. 5880 000 082) | .11. 1889,1 5200 000 - - 00-02 -- 10. - .11.1889,7, 50000 - --- - 0,5, - Getötet 22. 11. 18. Milztumor 62 3% A UI; З. 9.1887.7: 836. 6400 000 64 —- -- 0 25.9.18 но mt 2, 9. 18;[18. 9. 1838,3, 34 5900000 —-— 0 2— 8.11.18. filtr. 2. 10. 1838,4 86 5900000 =- -= -- 0, 90.—91. 11.18; —– Anopheles |17. 10. 18 35,0 36 6200000 - = = -< 0, -- = per os. 1.11. 18 37,9, 42 5660000 e 0 |— 6. 11. 18 87,9' 54! 5800000: - - - 0. = -

20. 11. 18 Roßschlächter fibergeben.

ae u nennen a cg:

Seel ` II | deht | es Prerdes ЗЫ ы: | == roten | : 3 È, 5 S S | | Infektionstag ы | МЕСЕ ЕСІККЕ is Datum | 2 | Blut- 8 8 6 Ё ep ` КїефегапһЁШе £ Material 5 körper- SIS © Е © | E Erkrankungs- g | 3 chen E т mg Š SIS D © {ар Б 1.5 | кон. |2 Е / Ес | Se 00 | ғ | | See | | |

| 0 | i

773 [5 SE, dees E Spar ` 5.—11. 8. 18

U 107; inf. 22. 7.18; 5 ccm filtr. Anopheles і. У,

| 10. 8. 18403 | 38| 6800000 [z0] 50204 | | En

| F | '

4 4 ; . . : Sektion: Verendet am 14. 8. 18. Mittelgradige akute Milzschwellung 43 20 -— 4,5. Bintungen

in der Milzkapsel. Lungenödem.

U 106; 8. 8.18|39,5: 42: 5 800 000154. - :—.-.-- 0: | 6. 8. 18 inf. 22. 7.18; 10. 8. 18.40.6, 49 | 567500055 -- - --- 0 | fortlaufend | Anopheles 60 , 6.360. 000 1398 | ---іш, = = i. v. |19. 8.188982) 46 | 500000050) ı . i--:—: 0,4 | = =

Sektion: Verendet 21. 8. 18. Hochgradige trübe Schwellufg® des Herzens und der Körper- muskeln. Fettige Degeneration der Leber und der Nieren. Milztumor 56-—24—ö. Blutungen im Herz- beutel, in der Hrrzinnenhaut, im Brustfell und in den Nieren. Trübe Schwellung der Magenschleimhaut. Katarrhalische Entzitadung der Schleimhaut, des Schlund- und Kehlkopfes. Lungenödem.

U 93; 7. 6.18/37,6| 36 | 548000054 - |-.--- 0! 11. 6: 18 390 іпі. 4. 6. 15; |19. 6.18 50 --і-- |-- -- 0 очаш Ыв Anopheles |15. 6. 1841, 41 48 оо = жаш шшк шый шы Зи 7. 18, == i. v. 17. 6.18.40,1 6014100000 40 ' ----- ғ! Үош 8. т. 18 1850. |9. 6.18403 72 3800 000 40 , '— 0,2 subnormal I

22. 6.18:39,8 9 -- 1 -- 08 - |

о4. 6.1839,1 794000000 40 Ou l-

29. 6. 1838,9; 66 | 3 000 000 |32: ----ӛш -- =

2. 7.1839,6; 721300000032 -- -- --- 0 к =

6. 7.18:30,3. 72 |2860 000 96. - :— —-- 0 =

8. 7.18:34,5 86 1900000290 ,— —— 0 - к

X Sektion: Verendet 9. 7. 18. Lungen- und Glottisödem. Trübe Sehwellun des Herzens. der

Körpermuskeln, der Leber und der Nieren. Mittelgradiger Milztumor 53 22 —4. Blutungen im visze- ralen Blatt des Herzbeutels und in der Herzinnenhaut. Blutige Entzündung der Schleimhaut des Blind- und Grimmdarmes. Akute Entzündung der Lymphknoten der Leber und der Milz.

ІІ 22% 8. 5.18,87,8 42 | 5.400 000 |52; —''— ——— 0) 29.5.18 410

! inf. 8, 5. 18,122. 5.1888, 38 4050000 50 | ---і 0 = 490 16. 5. 15, [80. 5.183831. 68 2360000 385000 и Б Шш СҮ es Ge 15. 2. 18; | 2 (Вішһагпеп) Anopheles ti | | | | | 1. v. бо, Ж | ж

Sektion: Verendet 31.

5. 18. Ikterus, Blutungen im Dünndarm, Milztumor 70 25--7. Ріго- plasmen in Blutausstrichen.

2.76; ИЗ. 4.1837,9 39 |5 680000 |56 | —— 0) 24.4--1.5.18 860 inf. 12, 4.18; |25. 4. 18139,2: 38/5 080 000 54 | - —1-— 0!20.—21. 6. 18 20 сеһ |0. 5.1887,8 86 | 5095000 48 | --!--) 0 94-96. 6. 18, Mischblut э. 5.1838, 36|4750000 46 -- -- ----.0 |16.-18 7. 181870 von Fohlen Hu. 5. 18:37,9, 46 | 5 350 000 154. -- GE eech E 351, 361, ро. 6. 1839,3, 32 |5800 000 56 rd ër, Meet = 850 30) 1. у, рө, 6. 18137,8 86 15100000 52 | --- Spr = GE

459

Bezeichnung

des Pferdes |

Infektionstag ы | = Datum 3

Material Ё

- 4

Erkrankungs- z tag Е

Sektion:

Überlebt.

U 28; 6. inf.28.11.17; |09. 500cem inakt.| 9. Serum R 92141581.

kb: 28, 222.718, 1. 5. А. 18, |18. 18. 38. 18, 4. 42405 Иб, Anaemie- |99, serum- 9. Rinder- 18. serum- 24. Gemisch 131. 21. 9. 18. 14. 5.

Überlebt. R 214; 13.

inf. 9,

i. v.

Der .

26.

{. 17;[98. < cem Serum; [25. Pf. Dep. 13 128. 26. 27; 30. 31: 11. 27.

d 4

0:

10. 10. 10. 10. 12; 11.

12. 12. bk 2. 3.

3.

4.

-—

к ©

10.

EN AN SO OS Dee

юрю @ 00003212524

18 38,4 18, 37,3 18 36,8

Verendet 9. 8. 18. l.ungenfell, Lungenödem.

U 179; 5. inf. 4.10. 18; |15. 20 ccm filtr. |22. Serum U 103 |98.

Ф: 8. 16.

18 37,7. 18 89,5 18 38,1 In 281 2 18 38,4 18 40,0

1740 06| 4 17 38,2

18 80 8 18 38,8, H 12188, 6. 1838,1. 18 39,8 1897 6 ‚18 38,0 .18.87,9 .18 38, 1, . 18:38, 0; „18 37,8. .18:87,8 1827,8. 18 38.8, 18.38,0 18 38,1

‚1839,4

17841, 17 38,4 17 41,0) 1738,8 17 87,0 1758,1. 17 38,3. .1738,8' 1788,0, 27 38, 3 БҮ, 17 87, 9

|

Zahl | | | der roten | Blut- | körper- | „а | = 2 сһеп 2

48 42 | 5 400 000 30 |, 5 800 000 --

38 ! 7550 000 ы 34 | 5 600 000 -

a 5 600 000 | 5 280 000 gi

30 5240000 - 42 | 3 820 000

ie 56 000 |68) |

5987 000 58. |5 619 000 --

5 748 000 50 7

SE GC Co = а

Bern

89 5960000 54 34 5 760 000 55. 86 6200 000 69. 86 5892 000 56 36 49925 000 59. 36 6 050 000 56, 37 4 800 000 50 58 42 5200 000 56, 80 | 6850 000 62 88/5 800 000 29 38.5 820 000, –,

40 5678125 36 -- 59 40 36 40 36 38 38 | 8 606 250 59) 36 | 8 190 000 | Ka 36 | 6 686 000 56. 6 120 000 50

6 931 250 --

|

881 000 69; -

Leukozyten

5 080 000 50

06 000 56 7950 42 5525000 50 6800

| | |

| | | |

Alkalität

E > 8 шш ч

| тер A | Ф | я | a| Ela ЕСІСІРІ в | 5 ele oan ЕСЕ | саз ЭВ SiS 5 у г кары Min. (RE | oo

эе e; Ven Ee Ea А. | үе) Gr | Үлде di | !

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же еее EE

да атыны trübe Schwellung 453 алық Einige stecknadelkopfgroße Abszesse in der linken Niere.

Fieberanfälle

Gewicht е

я т

Blutungen im Milz 6 15 2.

0 | 15.—17. 10. 18 |330

8

0 | 25.—27. 10. 18 | | 4.— 8. 11.18 | нг| 14.—24. 11.18 |

0

I

|

| | Н |

6.— 8. 19. 17 |400 Kaabes

1.2.18 |400 16.—18. 3.18|

27.—29. 5. 18 |

3.— 5.11. 18 410

== 410

0! 24.—26. 17 345

E ‚Spur ky

97.

31.7. 18 30. 8. 18

nn nn en nn E EE ae m нар e E Seege ` Zeie Zeenen? %

Se 86 |6295 000 |55

Noch: R 214 | 9. 11. 17137,6.

| | Tele Bezeichnung | | Be sig des Pferdes | Zahl | | 2 83 я T | Infektionsta | БЕШ ы - ! = | E leen | Seier d қаннын | Datum | з | ER 2 ig 5 раа Fieberanfälle | Material | | a BG SS - 5 і ‚= Erkrankungs- | ‚ms ‚© 8 E а tag | ‚Min. 02 [| Dia | | | | —_—

| 0 =

98.11. 17/87,7| 36 | 6 782 000 56 -- :— 0 = 855 24. 12. 17187,6! 32 7 982 000 170) ie ee - Se 4. 1. 18138,1 32 =| = ` —'——| 0 - 350

1. 1.18187.8| 887342000 586 - 0 = 18. 3.181881! 8815487000 58 —— 0 340 |6. з. 18188,1) 36 6975 000 |56) · —. —1—1— 0 | 5 Ss 8..4.18|88,2/ 86 7875000 64. - -- ---- 0): -

19. 4.18188,1/ 88 | 6960 000 |60. -:-2---- 0; ët 850 4. 5. 18187,9 84 6795000 60. -- -1--- 0.

17. 5.18|98,2: 89 | 6800000 6) -- - 1—:— 0: а == 25. 5. 18/38.1| 36 / 6 580 000 62! 1 i---, 0 860 18. 6.18|87,0; 84 | 5680 000 |58. -- -- -- 0. - 870 81. 7.18/39.8| 50 | 5 900 000 |581 -- - ---| 0) == = 11. 8.18/88,3/ 86 5600000 58 -1-- 01 - 965 20. 10. 1898,4. 86! | 6 200 000 (56! mn ба ы ы ДЕ ЕБ 860

d | | 2. 4 | | Ж Überlebt.

245; . 12. 17137,6; 34 | E EE GE e бы inf.21.12.17; ]t0. 1.18377! 32 | 5875000 50) '— —— 05 11—18.5. 18 äm 6 cem Misch- [26. 1. 18187,8 82915974000 0 22.—25.5. 18 =

serum; |11. 2. 18137,5] 34 |6881 000 :— i—i] 0 | 24.—27.6. 18 '— Frankreich | 7. 3. 19918 32 |5505 000 6019000) --— - 0- 5—13.8. 18 400

erkrankt; . 8. 18137,5 30 7 350 000 6816700 о боени CH --

8. 1.18, | 6. 4.1838,0 38 5180000 48 -- —'—— 0 ЕЕ =

10. 7. 18 4. 18137,7 3214900000 48! —– ——: 0. GN 400 | Anopheles . 4. 18187,5 32 5 580 000 !54 10-1 0: en ` 5.1887,7 86 560000058 D - = 5.18 5975 000 50 —— 0 SS . 5.18/87.6 46 4775 000 50] =- —— 0. —- 420 6. 18187,1] 34 5 080 000 50) —— 0 = 6. 1840,4 36 | 5 675 000 54 кө en er = 100 . 7.18187,9| 48)4500000 148 -- --- 0 = Ge 7.18|881| 491 5580000 56. - 0 et а. 1. 18:37,8! 42 | 4 T00 000 e e e -- = 7.18!87,5 38 5 500 000 --- 0 = = 228.

,

SSC 50 | 3 260 000 48 = Ski e —- 355

Sektion: Verendet 13. 18. Hochgradiger Milztumor. Мі? 58--95--6. Farbe blaugrau. Konsistenz weich. Milzpulpa Aunkelrot und gekörnt. Balkengewebe nicht erkennbar. Die Malpighischen Körperchen haben Pfefferkorn- bis Erbsengröße. Die Lymphknoten der Milz sind etwa halbwalnußgroß. etwas weich, auf der Durchschnittsfläche graurot. Blutungen im viszeralen und parietalen Blatte Чех Bauchfells, im Lungen- und Brustfell, im Herzbeute), in der Herzinnenhaut, in der Schleimhaut des Schlundkopfes, des Magens, des Leer-, Hüft-, Blind-, "großen und kleinen Grimmdarmes und der Harn- blase. Hochgradige trübe Schwellung des "Herzens, der Körpermuskeln, der Leber und der Nieren. Lungen- und Glottisödem.

Bezeichnung сез Pferdes

Tntektionstag

Material

K.rkrankungs- tax

7,259: 28. inf. 21.12.17; 6.

Seem Misch- serum: Frankreich f? erkr. 15.1.15; Tart. stibiat.; 20.,24,,28.2..

5.10. Әр. 4] &.

1.1.15

Anopheles PS.

Überleht.

R 298; 5; inf. 5. 9. 17; 1. S cem Misch- ]17.

serum 24.

Frankreich |25. 96.

Sektion: kuoten der Miz.

vbhbymatöse Nierenentzündung.

Datum

eh FRAIDE pp Oo y d i E

Scocco

r

Temperatur

. 17 37.9 . 18 38,9 ‚1887,7 . 1888,8 . 18 39,1

18 38,0

18 38.2

18 37,4 18 38,1 18 38,0 18 38,7 18 8383,4 18 37,5 18 38,6 18 37.9 18:27,8

1838,0

184041 БЕҮЙП

94.14

1488,0:

17198,0 17138,0

‚1740,7 ‚1741,2 ‚140,9 Getötet 28. 9.

Zahl | der roten Blut- körper- ` = chen = | em S:

8 262 000: 6908 000. 39, 6490000 .-- 32 7 487 000 65 40: 5450 000 59 86; 6 700 000 |69. 40 7 000 000 65 48 6860 000 60; 36 6400000! 50 6 450 000 65, 48 6370 000 62 48 40.6 000 000 58 48.6 000) 000 ‚60 42 ' 6 100 000 !60 36 6.000 000 e 35 6300 000 -— 50 6300000 58 49 7600000

34 6784375 40, -– 88 34 4 450 000 60 48 , 4870 000 :50

62. 1 720 000 ‚30

70:2 150 000 '30

17.

ei

6 180 000 60: -

е

Leukozyten

Akuter Milztumor Trübe Schwellung der Leber: akute Entzündung der Lymphknoten der Leber, Geringgradige trübe Schwellung des Herzens.

2819

Alkalität

=

Бл. мді,

379.

31

=: (terinnungszeit

о а Z 4. ә 3 ee) i w, © Е со om ~

| oat го ы! ез ут” лы ..m “o Ф 2 5 ze EN

----| --

Біеһеган Ше

18.—19. 1. 24.—20. 1.

?.— 3. 3. 17.—20. 3. 20. -24. 4.

3. - 15. 5. 28. -31. 5.

99. 6.-9.7. 13. --16. 8. 16. 10.18 26.10.18

="

Z Gewicht

75

850

350 18 |8350

18! 18.

52 17 4,5; ukute Entzündung der Lymph-

den verschiedensten Lymphknoten. Alte verkalkte Rotzknoten in Milz, Leber und Lunge.

С 21;

4. 5.3. 118 H.S. H2. A. S, 214 |26. inf. 14. 5. 18; | 8. 005 Serum; }19. егКт. 15. 7. 15 [ЗО. 6. 17. 25. 17. 24. 10, 17. 24. 16.

хмар роророф фе а-ро р р

18 34.1

1887,6 . 18 38,2 .18 38,3: .18 37,9

18.37,8 1837,2! 1838,1: 1838,2 18 37,6 18 37,6

1828,0

18 37,7 18 37,7, 18 38.2

34 36 4 32 30 34. 36 36 42 au 38 48. 86 36. 48

4 262 000 |45 6 300 000 |54. 5 490 000 |52 5 630 000 56. 5 000 000 59 4 550 000 |50 5 869 000:56 5 800 000 ;60 5 770 000,58 & 500 000 55 6 300 000 62 5 000 000 52 5 950 000 60 5 800 000 5 400 000 58

Эте

81

' 18.—19. 7.

11. 9. 18

Рагеп-

Verkaulkte Rotzknoten in

18 320

462

Bezeichnung

des Pferdes nfekti ы. н ке йш Datum 5 ateria г. = 8, Erkrankungs- Б tag ЕН Noch: U 21 [97. 8. 18,97. d 46 | 5 300 Br 18. 9. 6.10.18 Überlebt. R 365; 13. 7. 17138,8 inf. 9. 7. 17; 126. 7. 1188 7 ccm f. S., | 8. 8.17/39,0 23. 3. 18 128. 8. 17138,8i 80 cem inact. 17. 9. 17138,8 A. Serum, |29. 9. 1739,6 0.1.18 20 сет | 1. 10. 17141,4 act. A.Serum, | 2. 10. 17/40,4 28. 10.18 | 6. 19. 17188,5 Віш рег ов.; |11. 10. 17139,8 erkr. 24.7.17 122. 10. 17138,1 2. 11. 17138,1 10. 11. 17138,9 26. 11. 17137,6 19. 19. 17137,8 9. 1. 1837,5 92. 9. 18137,5 24. 9. 1837,7 13. 3. 1837,4 26. З. 18138,6 8. 4. 1887,4 19. 4. 18137,8 6. 5. 18137,2 17. 5. 18137,7 25. 5. 18138,5 26. 6. 18137,6 12. 7. 18137,7 \ 26. 7. 18138,4 20. 10. 1838,2 99. 10. 1887,91 5. 11. 18137,6 8. 11. 18:38,2 15.11. 18189,1

Sektion: Getötet 1. 12. 18.

R 389; 26. 7. 18137,9 inf. 25.7. 18; 115. 8. 18!39,5 15 ccm 27. 8. 1838,2 A. Blut; 7. 9. 18138,5 еткт. 13. 8.15 |20. 9. 18138,2

4. 10. 18188,0

Puls

OA 0 40 | 5 700 000

=

88 88

88 |

88 42 40 64 48 40 36 32 30 30 35 32 28 30 30 28 26 32 30 28 36 30 28

30 34 36

Zahl der roten Blut-

körper- chen

Sahli

==

7 359 999

5 6 625 000 |— 6 790 695 |57 3 410 000 |49 8 700 000 |41 4181 000 134 3 218 000 |35

4 162 000 |38

4198 700 |49 5 456 000 |60 5 591 000 |56 6 515 000 |59 7 919 000 |60 7 081 000 |65 5 230 000 |55 6 262 000 |— 6 493 000 |58 5 687 000 |60 5 950 000 |56 6 500 000 |60 5 000 000 |54 6 687 000 |69 5 500 000 |60 5 895 000 |54 5 200 000 |59 6 300 000 |64 6 500 000 |— 6 000 000 |- 6 000 000 |- 5 300 000 |— 5 340 000 |— 5 200 000

1 БІ. —!

ТІНІН

l- Taukozyten

SS

Milz 422 17 25. braunrot, schwach gekörnt, nicht abstreichbar. Einige verkalkte Rotzknoten in den Lungen. Gastrus- larven im Rachen und im Magen. .

36 |10 500 000,—

5 500 000,69 7 860 000:—

7 550 000|74

7 975 000 6 400 000

& Alkalität

= >

= ES

= Gerinnungszeit Trockenrückstände

Spez. Gewicht

(am am ian E a an E am Kan an Kao Kan Kam Ean Kan Kan Kankam 000000052000

—|—|— ———

ре ете

о

Gel El ec

0

Spur Spur Spur |29.

Farbe graublau. Konsistenz fest,

e Eiweiß im Harn

0 0 0

‚Враг о | 0

аа ь

Fieberanfälle

24. 15. 24.

0 15. 11. 18

18.--16.8. 18 81.8.--9. 9. 18

'29.11.—1.12.18

Ас Gewicht .

340

7.— 6. 8.17:510 8.—21. 8.17! 8.— 5. 9.17) | 9.— 4.10.17; 220 |11.110.-19.10.17 0 98. 8.-95. 818 0,4 |98. 5.--95. 5.18 0.4 |99, 7.- 9. 818

=

|

| |

Milzpulpa

ox

24.—27. 9.18 15.— 17.10.18 -- 1.— 9.11.18 |

1400

463

——

! | | |

е i

Bezeichnung | | „| 18| Ё | des Pferdes | Zahl | б о, ГЕ 218 5 | ы: Балы А ‚der roten 2- НЕ e nfektions ы = E E ЕВ | н Datum 2 Blut- - S | g = (ES eg | Fieberanfälle р Material Ё a "er le De | © Soe 5. körper- An 9 | < E Í 8 2 | | = Erkrankungs- Е | 51" hen a 5 юр % 5 ш | > tag ёа 2 4 она. 26 9 Ke ===

49. 5 050 000

10.18 41,0.

Noch: К 359 |16. in 0 = 222 21. 10. 18 38,0. 35 6800000 —- - 0 SS GE

30. 10. 18 38,1 36 7600 000 -— eu 0

5.11.18 38,9; 40. 7500 000 —– -- () -- =e

9. 11.18 39,3. 3815400 000 °— -- ---- 0 =

12.11.18 38,0: 34 16000000 i-— - ----- Е е

Sektion: tretötet 1. 12. 18. Mittelgradige, akute Milzsehwellung. Milz 57 20 -- 45. Farbe

hlaugrau. Konsistenz etwas weich. Milzpulpa dunkelbrauorot. Balkenrewehe nur hin und wieder er- kennbar. Die Malpiehischen Körperchen sind in etwa Steeknadelkopfgröße sichtbar. Lymphknoten der Milz mandelgroß. etwas wich, auf der Burehschnittstläche rötlichgrau und feucht Geringgradire trübe Schwellung des Herzens. der Leber und Nieren. Lungenödem, Gastruslarven im Magen,

U SS; 14. 3.188379 32; 6 887500 66 -- | —- -= -- 95--99 5. 18. inf. 14.3. 18:15. 9.1538, 32 8260000 62 - - -= 94. 6. 18 A Oestrus: 18. 3.18 58.2: 38 6500 000 66 een 390 erkr. 25.5. 180. 3.1838.8 84 6380000 60:1050 --- 6 Ёё e = 22. 3.18 38.9: 36 5 900 000 569800 Sg = - ЗО. 3.15 38,2. 36 5300000 54 -- - =. 0 = 10. 4.18 38,1! 32 6110000 58i ! 0 e 415 9. 58.1838,7. 26 6600 000 62. ` 0 - 52 14. 5.18 38.2: 44.6 780. 000 66 | = 0 = | 25. 5.1839,4 44 697000062 --_ э = 420 30. 5.183811 52 5625000 58 -- 1 => 0 22. 17. 6.183791 32 5550 000 55 | - une: 14) sn 29. 6. 18.37.91 32 5 530 000 55: | 0 390 9. 7.1837.9 36 7200 000 68 ТЕ 19. 7.1887,6, 36 6200 000 689 | => 0 | = = 20. 7.1537,6 30.6200 000 |— - | - u КЕ 1. 8. 181373 36 6125000 —| | - +, 0, a = 4. 8.18136,1; 30 6200000 || | ыш ду | E Sektion: Verendet 5. 8. 18. Geringgradige trübe Se hwellung des Herzens und der Körper-

muskeln. Gerioggradiges Lungenodem: Blutige Entzündung der Schleimhaut des Schlund- und Кеше

kopfes. Milz 42 15— 25. Gastruslarven im Magen. U 24; 24. 2.13 37,7: 30. 4 937 000 58 5400 - 1 0'1.5. -1.8.18 455 inf. 20.2.18;| 6. 3. 1837,9, 32 5 368 000 58 8400 1—1 (II BE lU Д fe 430 0,001 сст |1. 8. 18'381 26 : 5 487 000 60! | -= —i—i 0 | 18. 20. 7. 18° - Serum А 214, [ 8. 4.18:38,4. 98 5595 000 54 --:-- -:-- 0 о. d ш = 3. 5. 18 |19. 4. 1838.0: 34:63400 000 64 | - ----- 0) 959.18 400 0,01ccm Blut |80. 4.18:37,9 86: 6 400 000 62 -- -- ------. 0! - -- U77,31.7.18]| 4. 5.1838,0: 88 5 475 000 59 ig ыа = Anopheles; 117. 5.18.40,8 42: 4 175 000 40 - - ---- -- Zu erkr. 15.5.18124. 5.18 39.4: 72 19758000 24 | - —; Spar 490 95. 5.1830, 84 1950000 98-1 -- ---- ш = S 97. 5.1889.6 72 2200 000 1247400, -— par > 81. 5.18 39,5. 76: 28300 000 2417300; -- —] Spur == 4. 6.18384 66.2910 000 80 = --- іш = = 12. 6.1838,1 49,2200000 24 --: -- ---- 2 - 17. 6.18 37,7 48 2260 000 25. | - —:—'! 0 -- --

Bezeichnung des Pferdes шека Datum 53 Material | = Клои о; Erkrankungs- S, tag ен | | | Noch: U 24 [94. 6.1887. 9. 6. 7. 18138, 114 10. 7. 18188, 8 17. 7.1887,9 94. 7.1897 6| 91. 7. 18 87,9 5. 8. 1887, 8, 27. 8.181378: т. 9. 18:88, 0 18. 9. 18, '37 7 28. 9. 18 40. 6 30. 9. 19. 10. 18 37 6 1. 11. 1838,1 Überlebt. 272; 28. 12. 1788,0 21. 12. 17 BA 1. 18 38.5 inf.; 23.1.18] 5. 2.18 33,5. егкг.;31.3.18 [18. 2. 1889,8, Anopheles |7. 3. 18138, d 91. 8. TER | 6. 4. 18 38,2 17. 4. 18 88,2 20, 4.18 88,5: 8. 5. 18: 38,0 16. 5. 18 38, 4! 08. 5. 1887,7. 15. 6. 18/38, 0 94. 6. 18188, 0 4. 7. 18:38, a 19. 7.1887,8 91. 7.1887,6 10. 4. 18 40.9 Sektion:

Körpermuskeln, Konsistenz fest.

Körperchen griekkorngroß. Balkengewebe erkennbar. Schnittlläche rötlichgrau.

Puls

Am 10. 1. 18 veriohlt. der Leber und der Nieren.

Zahl der roten | Blut- körper-

chen S Ф

| 42 | 2 360 000

38 ! 3 600 000 : 19 ` 4 525 000 46 42 4 800 000 —. 86 4650 000 45 30! | 5 600 000 48 42 ' 4 100 000 :—; 32 | 5 250 000 50 3814800000 30 ` 5 200 000 ’— 38 ' 5 400 000 38 | 5 500 000 90 5900000 -

30: 6600 000 60 86: 5 868 000 - 30 | 6543 000 80: 5 187 000 aa

34, 5 900 000 158 8800

of 6 820 000 ‚66. 34 | 6 100 000 160 38 5390 000 :50 36 5 595 000 54. 86 | 6 050 000 69. 86; 5380 000 59 36 | 6 400 000 163. 38 5 450 000 :56 38 , 9 5 230 000 5% 88! 5 900000 |59: 86 5860000 158

82 6600 000.-,

62:7 7 100 000 68

Alkalität

Б

Verendet 10. 8. 18. Geringgradiger Milztumor 4 17 3.5. Milzpulpa braunrot, nicht abstreichbar, Schoittfläche schwach gekörnt.

Gerinnungszeit

t Za |

Ха 0 Н.

| | | |

_Trockenrückstände |

r

|

Eiweiß i im Harn 2

= шә = e

| Spez. Gewicht -9 ©

‚— —, Spir |:

Fieberanfälle

ZS Gewicht

Trübe Schwellung des Herzens. der

Farbe graublau, Malpighischen

Ly mphknoten der Milz mandelgroß, fest. auf der

Lungenödem. Intarktnarben in beiden Nieren.

-- 465

Finzi, G. Prof.: The Mercurial Compounds In The Treatment of Epizootie Lymphagitis*). (The Veterinary Journal, New Series Vol. 25, 1918.)

Finzi hat an zum Teil weit vorgeschrittenen Fällen von Lympha- xitis epizootica Heilversuche mit folgenden wier Quecksilberver- bindungen angestellt :

a) Salicylsaures Hg . ороо зк. дй сй з 6,0 бќегійѕіегіев Ұавеірбі. . . . . . . . 100,0. b) Calomel . . о Ж ЛЫ ое ШМ ч 5,0; Sterilisiertes Vaselinöl . 222022022020... 100,0. с) Әййіпаі. ..2........... 1,0, Natrium chloratum . . . . 2. 2 22. 2,0, Aqua destillata . . 100,0. d) Benzoesaures Hg (Benzoate of Mercur y). 1,0, Natrium chloratum . . . . ... . 0,26, Acid. cacodylic.e . 2 2 2 m nn 0,5, Aqua destillata . . . 22.2... 100,0.

Die Applikation erfolgte bei a шша b intramuskulär, bei c und d intramuskulär oder subkutan, und zwar:

bei a: 1. Injektion 10 cem, 2 Tage Zwischenraum,

39 7 9? H

З, 2 LU ) З , 4. 30 LL 9 d 21 D ? 5 j 40 „.

bei b: 1. Injektion 5cem, 2 Tage Zwischenraum, 2. 10 э» d , 3. 15 nr 3 , 4. г; 20 „.

bei c wie bei b. | bei d: 1. Injektion 20 cem, 2 Tage Zwischenraum,

2, 20 H? 2 м М 3. ?9 30 »?» 8 » 9 4. 99 30 7 9) З ? 5. А 40 ,.

Die Dosen können bei peinlicher Einhaltung der Zwischen- räume 5- bis 10- und mehrmal wiederholt werden.

Finzi hält bei der Behandlung die Harnuntersuchung auf Eiweiß für notwendig und empfiehlt sofortige Aussetzung, sobald die geringsten Anzeichen von Merkurialismus auftreten sollten,

obgleich bei sorgfältiger Beachtung der Intervalle eine Gefahr kaum besteht.

) Extrait from the Proceedings of the Society of Foreign Pathology. Vol. X. Meeting of June 13., 1917, Nr. 6. Translated by Colonel F. Wilson, D. D. V. S., British Expeditionary force, Italy.

Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1919. 12. Heft. 34

. | б. 466.

Finzi ist es nach 10 bis 12 Injektionen gelungen. sämtliche zur Behandlung gekommenen 5 Pferde eines Lazarettes zu heilen, ohne daß bis dahin Rückfälle eingetreten wären. 4

Die besten Erfolge hatte Finzi mit den Lösungen c und d.

| | pa Mrowka.

Montandon, L.: Becherches sur le volume total des erythrocytes et leucocytes dans le sang du cheval à l’aide de l’hematoecrite. (Schweiz. Arch. f. Tierheilkunde 1919, Heft 2.)

Montandon *untersuchte den Einfluß des Alters, des Ge- schlechtes, des Körperzustandes, der zootechnischen Eigenschaft und des Gesundheitszustandes der Pferde auf das Verhältnis der roten und weißen Blutkörperchen mit Hilfe des Präzisionshäma- tokrits von Dr. Kottmann. Er verhindert die Gerinnung des Blutes durch Blutegelextrakt. Ausführlich besprochen wird in der Arbeit die Geschichte der Zählungsmethoden der roten und weißen Blutkörperchen nach Thoma-Zeiß, Bleibtreu und Bence, ferner die Hämatokrite von Hedin, Daland und Gärtner. Die Resultate seiner Untersuchungen sind in Tabellen zusammengestellt, die im Original eingesehen werden müssen.

Lührs.

Unzeitig, Obertierarzt Dr.: Zur Malleus - Diagnose. (Wiener Tierärztl. Monatsschr. 1919, Heft 3.)

Unzeitig hatte Gelegenheit, als Veterinärhygieniker der Isonzoarmee im Sommer 1918 14 219 Pferde in 58 Transporten aus der Ukraine auf Rotz zu untersuchen und Vergleiche zwischen allergischer und serologischer Reagierfähigkeit der betreffenden Pferde anzustellen. Die Untersuchung wurde in der Form durch- geführt, daß die Einzeltransporte nach Maßgabe ihrer Waggonein- stellung getrennt unter Flugdächern aufgestellt, klinisch unter- sucht und insgesamt der Malleinisierung unterworfen wurden. Klinischkranke und ihre Nebenpferde, Malleinpositive und ihre Nebenpferde, sowie zweifelhaft reagierende wurden gruppenweise separiert und dann durch Kutanproben und Blutentnahme weiter- geprüft. Der nicht reagierende Restbestand wurde möglichst nach 14 Tagen neuerlich malleinisiert.

Bei dieser Untersuchungsart wurden 710 Pferde gleich 5 v. H. der Gesamtzahl als verdächtig herausgefunden, von denen 170 Pferde im weiteren Untersuchungsgang als unverdächtig aus- schieden. Bei 89 Pferden konnte das Endergebnis nicht abge- wartet werden, so daß 451 Pferde als rotzinfiziert bezeichnet werden konnten,

146 Pferde sind davon getötet und zur Feststellung der Leistungsgrenzen der Malleinprobe herangezogen. 66 v. H. dieser Pferde wurden bei der ersten, 23 v. H. bei der zweiten, 10 v. H. bei der dritten, 0,5 v. H. bei der vierten und 0,5 v. H. bei der sechsten Malleinisierung als rotzkrank erkannt. Unzeitig gibt dann in Tabellen Vergleiche der Pferde, die. auf Mallein und bei der serologischen Untersuchung reagierten. Unzeitig schließt

467

sich den bekannten Erfahrungen an, daß eine zuverläßliche Ent- seuchung mit einem einmaligen diagnostischen Verfahren un- möglich ist. Er fordert deshalb für die Demobilisierung Quaran- täneanstalten, in denen die Untersuchungen auf Rotz vorgenommen werden sollen, und befürwortet die Einstellung der positiv rea- gierenden, latent rotzkranken Pferde auf Rotzgüter. Leider be- gnügt sich Unzeitig damit, nur die serologische Untersuchung der malleinzweifelhaften Pferde und der Nebenpferde vor- zuschlagen. Es wäre zweckmäßiger gewesen, wenn Unzeitig ohne Einschränkung die serologische Untersuchung und Mallei- nisierung aller Pferde gefordert hätte. Lührs.

Schnüren, Prof. Dr.: Zur Massenerzeugung von Mallein. (Wiener Tierärztl. Monatsschr. 1919, Heft 1.)

Im bakteriologisch-hygienischen Institut der Tierärztlichen Hochschule in Wien wurden seit Kriegsbeginn 1272000 ccm Mallein erzeugt. Schnürer gibt eine ausführliche Beschreibung der Herstellung des Malleins, die sich dadurch von der in Deutschland meist gebräuchlichen unterscheidet, daß die Beimpfung der Kultur- kolben von flüssigem Nährboden mit Hilfe von Pipetten und Gummipballen erfolgt, wodurch ein üppiges und rasches Wachs- tum erzeugt werden soll, so daß die Verarbeitung der Bouillon schon in 10 bis 14 Tagen erfolgen kann. Zur Beimpfung der sogenannten Fernbachkolben wurden 13 verschiedene Rotzstämme verwendet. Nach der Abtötung der Rotzbouillon filtriert Schnürer und kam zu dem bekannten Resultat, daß Tonfilter die wirksamen Substanzen des Mallein zurückhalten. Aus diesem Grunde griff Schnürer auf Rat des Pharmakologen Dr. Günther zur Filtration durch Handschuhleder und ließ sich einen Apparat bauen, der mit Überdruck arbeitet und eine Gesamt- menge von 20 1 in 40 bis 45 Min. zu filtrieren gestattet. Das Filtrat wird gewöhnlich auf /,, seines Volumens eingedampft. Das in einer Woche hergestellte Mallein wird als eine Operations- nummer abgegeben.

Da nach Schnürer das fertige Mallein einen reichlichen Bodensatz fallen läßt, der die besonders wirksamen Substanzen neben Detritus noch massenhaft unveränderte Bakterien enthält, fragt es sich, ob die Filtration überhaupt Zweck hat, und ob es nicht praktischer ist, das Mallein längere Zeit mazerieren und sich allein klären zu lassen. Lührs.

Wauschkuhn, Fr. (Breslau): Desinfektionsversuche bei Lyssa. (Zentralbl. f. Bakt., Bd. 81, Heft 4 u. 5.)

Formaldehyd, Sublimat, 60 proz. Alkohol, Kresolseifenlösung und Austrocknung vermögen die Lyssaerreger leicht abzutöten. Jod, Chinosol, Lysoform, Wasserstoffsuperoxyd, Sonnen- und Bogenlicht sind gänzlich unwirksam. (Berl. klin. W., Nr. 29, 1918.)

Schulze.

KN

-- 468 --

Bais, W. J. (Sumatra): онеки gegen Krätze (Tijdschr. voor Geneesk., 21. Sept.)

Die Behandlung besteht in einem Bade von fünf Minuten Dauer, gründlichem Abseifen und Bürsten des Körpers und der Einwirkung von Schwefeldioxyd. Der Patient sitzt in einem gut abschließenden Kasten, aus dem der Kopf hervorragt und in dem Schwefel verbrannt wird. Einwirkungsdauer der Schwefeldämpfe eine halbe Stunde. (Deutsch. med. W., Nr. 1, 1919.) | Schulze.

Faber, Arne Kopenhaga 1 Die Zunge als Spiegel des Magens, insbesondere deren Verhältnisse bei der Achylie und der perniziösen Anämie. (Zeitschr. f. klin. Med., Bd. 85, Heft 3 u. 4.)

Die Schleimhaut der Zunge beteiligt sich bei der perniziösen Anämie an der allgemeinen gastro-intestinalen Atrophie Die Zungenschleimhautatrophie, die klinisch sehr charakteristisch ist, ist ein frühes Symptom bei der perniziösen Anämie und wahrschein- lich immer vorhanden. Sie wird aber auch. bei anderen Erkran- kungen mit Atrophie der Magenschleimhaut gefunden, wie bei Magenkrebs, Tuberkulose usw. Ihr Vorhandensein bedeutet deshalb stets eine Achylia gastrica. Bei chronisch dyspeptischen Zuständen findet man einen gleichmäßigen Übergang zwischen der reinen Zunge mit kleinen oder fehlenden Papillen und der Magenachylie auf der einen Seite und die stark belegte Zunge mit normalen oder großen Papillen und mit schwächerer oder kräftigerer Salzsäure- sekretion im Magen auf der anderen Seite. Bei Krankheiten, die Atrophie der Magenschleimhaut mit sich führen, ist die Reaktion des Speichels gewöhnlich stark sauer. (Folia haematologica, Band XIX., Heft 2.) | Schulze.

Dr. Schömmer: Versuche zur Behandlung kachektischer Pferde. (Münch. tierärztl. W. 1919, Nr. 20.)

Sch. hat im Auftrage des preußischen Kriegsministeriums in einem Pferdelazarett im Osten Versuche vorgenommen durch phy- ‚siologische Kochsalzinfusionen, Bluttransfusionen usw. schwer kachektischer Pferde über die kritische Zeit hinwegzubringen.

Intravenöse Injektionen von 0,9% körperwarmer Kochsalz- lösung wurden zu 11% bis 2 Liter in Zwischenräumen von 3 bis 4 Tagen vorgenommen. Während der Infusion nimmt die Puls- zahl zunächst um 5 bis 10 Schläge ab, die Herztöne werden lauter und voller. Jede Infusion dauerte durchschnittlich 15 Minuten. Nach der Infusion steigt die Pulszahl um 20 bis 25 Schläge, der Puls wird schwächer, aussetzend und unregelmäßig, erst nach 2 bis 3 Tagen kehrt er zur ursprünglichen Zahl zurück, dabei steigt die Temperatur um 0,3 bis 0,5° C. Bei einem herzfehlerkranken Pferde mußte die Behandlung während der Infusion unterbrochen werden, da der Puls unfühlbar wurde. Die Futteraufnahme wurde durch die Infusion nicht beeinflußt, ein therapeutischer Effekt konnte nicht beobachtet werden.

Die direkte Blutüberleitung mittels besonderen Instrumen- tariums ist sehr schwierig, besonders auch die Bestimmung der

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übergeleiteten Blutmenge. Der Blutdruck bei dem spendenden ge- sunden Tiere sinkt, bei dem empfangenden kranken steigt er wäh- rend der Transfusion; einmal konnte sogar infolgedessen eine Änderung in der Richtung des Blutstroms festgestellt werden. Die Erscheinungen bei und nach der Bluttransfusion sind dieselben wie bei der Kochsalzinfusion, nur verrät nach der Transfusion eine leichte ikterische Färbung der Konjunktiven einen Zerfall der fremden Erythrozyten. Ein therapeutischer Erfolg konnte bei 3 Versuchspferden mit je 6 Transfusionen (steigend von 2 bis zu 4 Litern in Zwischenräumen von 2 bis 3 Tagen) nicht beobachtet werden, ebensowenig bei Infusionen von Serum. |

Verfasser nimmt an, daß die schweren Erscheinungen der Kachexie im wesentlichen auf einer Verminderung der Erytlhro- zytenbildung (Milz- und Knochenmarkveränderungen) und auf Anämie des Zentralnervensystems beruhen. Um auf die Blutbil- dung einen Reiz auszuüben, infundierte er je 100 g physiologischer Kochsalzlösung, der in steigenden Dosen (5 Tropfen bis 3 о) Ши. Fowleri beigemischt war. Wenn auch die typische Arsenwirkung mit Besserung des Appetits eintrat, war doch der Gesamterfol« gering. Dagegen sah er bei Yohimbingaben (alle 3 Tage 0,05 g reinen Yohimbins per os; im ganzen 6 bis 8 Dosen) neben Steige- rung des Appetits auch Besserung der Depressionserscheinungen; das Benehmen wurde lebendiger. Yohimbin setzt den Aortendruck infolge peripherer Gefäßerweiterung (Baucheingeweide, Gehirn) und damit die erschwerte Arbeit des Herzens herab, die stärkere Durchflutung des Zentralnervensystems und der Eingeweide steigert deren Energie. Bei 20 so behandelten Tieren sah Verfasser Besse- rung eintreten; er empfiehlt кш der Versuche.

Schilling, V.: Die zus der Blutplättchenfrage und ihre Ergebnisse für Klinik und Pathologie. (D. med. Wochenschr. 1918, Nr. 49.)

Die Blutplättchen sind nach Lage, Struktur und Färbung runde, ovale oder längliche Kernchen einer Anzahl vermutlich jün- gerer Erythrozyten des sonst kernlosen roten Blutes bei Mensch und Säugetier. Bei anämischen Zuständen wurden allgemein besser färbbare und deutlicher strukturierte „Plättchenkerne‘“ gesehen und in einzelnen größeren Erythrozyten unzweifelhafte Mitosen dieser Kernchen, sowie anscheinende Verdoppelungen und Teilun- gen beobachtet. Die Entkernung der Erythrozyten erfolgt durch fortgesetzte Teilungen der kernhaltigen Vorstufen bis zur Aus- bildung der kleinsten Plättchenkerne. Als erstes Stadium der Ge- rinnung wurden anscheinend homogene zackige Häutchen beob- achtet, die sich aus dem Plasma um die sonst nackten Plättchenkerne vornehmlich bildeten, aber auch an andere absterbende Strukturen, wie die abgestorbenen Randkörnchen, anknüpften und schnell zu- nehmend sich zu größeren Häutchen verbanden. Der Zerfall der Plättchenkerne erfolgt erst mit weiterem Fortschreiten des Ge- rinnungsprozesses. Die Bildung von Blutplättchen erfolgt dureh leichte Schädigung des lebenden Blutes, die die Plättchenkerne

= 470: ==

sofort an die Oberfläche ihrer roten Blutzellen treten läßt, so daß sie im Vorbeizirkulieren an der Stelle der Thrombenbildung abge- streift werden. Klinisch deutet die Zunahme und bessere Färbbarkeit der plättchenkernhaltigen Erythrozyten, sowie ev. die Beobachtung von Mitoösen auf Blutregeneration, Spärlichkeit der Blutplättchen auf stockende Blutbildung. Lediglich die frei- “gewordenen Plättchenkerne дег Erythrozyten sind als Blut- plättchen zu bezeichnen; sie stellen somit eine absolut histologische Einheit dar. Schulze.

Wirth, D.: Filariosen bei einheimischen Pferden. (Zeitschr. f. Infektionskrankh, parasitäre Krankheit und Hygiene der Haus- tiere 1917, Bd. 18, S. 380.)

In der zusammenfassenden vierten Mitteilung über dien Ge- genstand wird unter Benutzung neuer Untersuchungsmethoden von Fülleborn eine eingehende morphologische Beschreibung der Mikrofilaria gegeben. Auf Grund eines Sektionsbefundes bei einem mit Mikrofilarien im Blute behafteten Pferde und auf Grund von vergleichenden morphologischen Untersuchungen der Mikrofilarien des Blutes und der Embryonen der Filaria papillosa kommt der Verfasser zu dem Schlusse, daß die von ihm im Blute des Pferdes wiederholt gefundenen Mikrofilarien, die in der Bauchhöhle des Pferdes so häufig vorkommenden Filaria papillosa zum Eilterntiere haben. Ein Turnus, wie er bei der Mikrofilaria diurna und nocturna vorkommt, konnte für die Mikrofilaria papillosa des Pferdes nicht nachgewiesen werden, wenn auch durchschnittlich um 6 Uhr früh - die größte, um 6 Uhr abends die kleinste Zahl der Parasiten im peripheren Blute angetroffen wurde Der Nachweis von Mikro- filarien gelang auch in dünnen Schichten von Organen, wo sie z. B. in den Kapillaren der Nieren angetroffen wurden. Die meisten der im Blute Mikrofilärien besitzenden Pferde zeigen keine Krank- heitserscheinungen. Bei einigen Mikrofilarienträgern wurde aber allgemeine Mattigkeit, rasche Ermüdung bei der Arbeit, plötzliches Zusammenstürzen im Stalle und subnormale Temperatur beob- achtet. Im Blute der Mikrofilarienträger sind die eosinophilen Leu- kozyten vermehrt, andere typische Veränderungen zeigt das Blut- bild nicht. (Folia haematologica, Band XIX., Heft =) San |

chulze.

Herz, P. (Berlin-Lichtenberg): Über feuchte Verbände. (Ent- gegnung auf Pels-Leusden, 1918, Nr. 20.)

In allen Fällen, wo es sich um Beschleunigung der Resorption oder der eitrigen Einschmelzung handelt, ist der feuchte Verband mit wasserdichtem Abschluß indiziert, also bei allen noch nicht eröffneten entzündlichen Prozessen. Bei offenen Wunden, die stark absondern, ist feuchter Verband ohne wasserdichten Abschluß am Platze; bei stärkerer Infiltration, die man zur Resorption oder Ein- schmelzung bringen will, ist der feuchte Verband mit wasserdichtem Abschluß angezeigt. (Münch. med. W., Nr. 45, N i

chulze.

Merkblatt zum Ottiziers-Entschädigungsgesetz*).

Art des Ausscheidens. Den bis zum 31. März 1920 wegen Verminderung der Wehr- macht ausscheidenden Offizieren steht die Wahl offen, ob sie sich 1. aufGrund desOffizier-Entschädigungsgesetzes (O.E.G.) oder 2. nach dem Offizier-Pensionsgesetz 06 (О.Р. G.) verabschieden lassen wollen.

Zu 1 (Verabschiedung nach dem О. Е. б.). Ве! pensinonsberechtigten Offizieren tritt zu der Pension die Uber. sangszulage Entschädigung nach dem O.E.G. kann auch be- antragt werden von Offizieren, die in der Zeit vom 9. November 1918 bis 31. August 1919 verabschiedet, also nach dem O.P.G. ab- vefunden Worden sind.

Kriegszulage (für kriegsbeschädigte Offiziere) wird neben der Ubergangszulage nicht gezahlt. Es muß sich deshalb jeder zu verabschiedende Offizier darüber klar werden, ob es für ihn nicht vorteilhafter ist, nach dem O. P.G. (Fall 2) abgefunden zu werden, im Zweifelsfalle ist zweckmäßig von dem einzelnen Offizier zu be- anttagen, nach dem für ihn günstigen Gesetz verabschiedet zu werden.

Zu 2 (Verabschiedung nach dem O.P.G.). Bedin- eung zur Pensionierung nach den allgemeinen Vorschriften ist: Dauernde Unfähigkeit zur Fortsetzung des aktiven Militär- dienstes bei zehnjähriger und längerer Dienstzeit, zeitige und dauernde Unfähigkeit zu jedem Militärdienst bei einer Dienst- zeit von weniger als zehn Jahren. Kriegszulage kann, wenn die er- forderlichen Vorbedingungen gegeben sind, gezahlt werden, das heißt, der Offizier muß infolge einer im Kriege erlittenen Dienst- beschädigung pensionsberechtigt geworden sein. Außerdem ist möglich Verabschiedung und Anstellung im Zivildienst, z. B. im Reichs-, Staats- oder Kommunaldienst, bei Versicherungsanstalten, in der Kriegsbeschädigungsfürsorge (Lazarett, Versorgungs- und Sanitätsämter usw.).

Offiziere, die wegen der Kürze der Zeit vor ihrer zwangsweisen Verabschiedung nicht mehr gehört werden können und nach dem O. E.G. abgefunden werden, können sich nachträglich jederzeit nach dem O.P.G. verabschieden lassen, wenn die Bedingungen hierfür zutreffen.

Umzugskosten können, da hierfür nur beschränkte Mittel zur Verfügung stehen, nur in besonders dringlichen Fällen bewilligt werden, insbesondere, wenn es sich um Fortzug aus den Grenz- bzw. aus den besetzten Gebieten handelt. In den Fällen zu 1 und 2 können den Offizieren auf begründeten Antrag Teue- rungsgebührnisse wie für die nicht dem Friedensstande angehörigen Offiziere (bis zu 100%) gewährt werden, solange solche überhaupt zahlbar sind.

*) Dies Merkblatt entnehmen wir der Nr. 41 des „Militär - Wochenblatt“, dem es vom Reichswehrministerium übersandt war.

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Form und Inhalt des Abschiedsgesuchs.

Das Abschiedsgesuch kann in einfachster Form vorgelegt wer- den. Es muß in ihm angegeben sein:

a) ob der Offizier verheiratet, verwitwet, geschieden oder ledig ist;

b) Zähl und Alter der Kinder;

c) ob der unverheiratete Offizier mit Verwandten ersten oder zweiten Grades oder mit Verschwägerten ersten Grades einen ge- meinsamen Haushalt führt oder sie auf Grund gesetzlicher bzw. sittlicher Verpflichtungen überwiegend unterhält;

d) ob und an welchen: Tage der Offizier das Reifezeugnis zum Besuch einer Hochschule erworben hat;

e) die zur Begründung für die Gewährung von Teuerungs-

bezügen erforderlichen Angaben; | f) ob der Offizier Kriegsdienstbeschädigung geltend machen

will und deshalb im Falle der Bejahung der Kriegsdienstbeschädi-

gungsfrage nach dem O.P.G. abgefunden zu werden wünscht (s. 8 10 des O.E.G.). | In dem Abschiedsgesuch können außerdem vom Gesuchsteller erbeten werden:

g) Erlaubnis zum Tragen von Uniform;

h) Charakterverleihung eines höheren Dienstgrades;

i) Aussicht auf Anstellung im Zivildienst.

Erläuterungen:

_ Zu g) Die Regimentsuniform kann erbeten werden nach einer aktiven Dienstzeit von 15 Jahren oder beim Ausscheiden infolge einer Verwundung im Kriege. In beiden Fällen muß das Einver- ständnis der Abwicklungsstelle der Truppenstelle zustellen, die das Abschiedsgesuch vorzulegen hat. Die Armeeuniform kann nach einer aktiven Dienstzeit von zehn lIahren erbeten -werden. Kriegs- jahre zählen hierbei nicht doppelt.

Zu h) Charaktererhöhungen kommen nach den bisherigen Grundsätzen zur Anwendung.

Zu i) Die Aussicht auf Anstellung im Zivildienst kann nur Offizieren, die mit lebenslänglicher Pension ausscheiden, erteilt кешек Unterlagen für das Gesuch:

Es liegt im. eigensten Interesse der ausscheidenden Offiziere, daß sie selber die Unterlagen für das Dienstlaufbahnzeugnis und den Kriegsranglistenauszug beschaffen und der Dienststelle zu- stellen, die das Abschiedsgesuch vorzulegen hat. Die Pensions- unterlagen, Krankenblätter usw. können nachgereicht werden, jedenfalls darf die Vorlage des Abschiedsgesuches durch die Ab- sicht, eine vollzählige Eingabe zu machen, keine Verzögerung er-

leiden. Einzelheiten:

Zu $2. a) Für die Berechnung des pensionsfähigen Dienst- einkommens usw. gelten die Bestimmungen des O.P.G. 1906.

b) Dreiviertel des pensionsfähigen Diensteinkommens betragen jährlich für

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1. Regimentskommandeure usw. . . . 2... . . 7806 M. 2. Oberstleutnants mit Zulage . . . . . . . . . 6807. 3. Bataillonskommandeure usw. . . . . 5946 4. Hauptleute usw. je nach der Gehaltsklasse . 3582-—4857 Т 5. Leutnants usw. wie vor 1914 bis. . . . . . . 966 ,

Diese Beträge setzen sich zusammen

a) aus der nach § 6 des O. P. G. 06 unter Berücksichtigung der Dienstzeit einschließlich Kriegsjahre zu ermittelnden lebenslänglichen Pension;

b) aus der Übergangszulage.

Die lebenslängliche Pension ist aus den Pensionstabellen zu ermitteln, die in einer Anzahl von Vorschriften und Handbüchern abgedruckt sind, z. B. Offizierpensionsgesetz vom 31.5.06 D.V.E. Nr. 378 Anlage 11,7, Handbuch zum O.P.G. nebst Nachtrag von Mahnkopf, Geh. Rechnungsrat im Kriegsministerium, Pensionsabtei- lung, Taschenkalender von Siekmann, I. Teil unter III. Verschie- denes, Anlage 3, Taschenkalender von Fircks, Zweiter Teil, Ab- sehnitt III Versorgungswesen, Handbuch von W. Adam, Rechnunzs- rat im Kriegsministerium, Fürsorgeabteilung, Anlage I u. a. ın.

Die Bestimmungen der $$ 6 und 10 des O. P. G. 06 finden hier- bei Anwendung, so daß unter Umständen Pensionierung nach dem Pensionssatze der höchsten Gehaltsklasse oder der höheren Kriegs- stelle erfolgt.

Beispiel:

Hauptmann mit Dienstzeit von 25 Jahren und 5 Kriegsjahren,

1917 als Bataillonsführer beliehen.

Pension für 30 Jahre !"/,, von 7926 M.. . . . . 5986 М. hierzu Übergangszulage . . 20.2.0660 5 Gesamtbezüge während der ae 12.02.0. 5946 М.

ohne Teuerungszulage.

с) Alle Anträge in Offizier-Entschädigungsangelegenheiten sind schriftlich einzureichen oder mündlich zu Protokoll zu nehmen.

2. Zu $ 383. a) Über die hinsichtlich der Fortgewährung der Übergangszulage auf ein 3. bzw. 4. und 5. Jahr zu stellenden An- träge ergehen später Bestimmungen.

b) Die Zahlung erfolgt für die ersten drei Monate dureh die Kassen, die bisher die Besoldung gezahlt haben, für die weitere Zeit durch die Korpszahlungsstellen oder die an ihre Stellen treten- den Kassen.

3. Zu § 4. a) Der Begriff „aktive Dienstzeit“ umfaßt auch die Zeit unverschuldeter Kriegsgefangenschaft sowie die Zeit der Inter- nierung in einem neutralen Lande nach der Gefangenschaft.

b) Bei der Berechnung der Pension werden Kriegsjahre be- rücksichtigt (s. Ziff. 2), dagegen nicht bei der Frage, ob der Offi- zier nach $ 2 oder 3 abzufinden ist.

4. 2485. 8 6 Abs. 5 und $ 20 Abs. 3 des O.P. с. 06 finden keine Anwendung, d. h. es werden weder der Pensionszuschuß für die ersten beiden Monate des Pensionsbezuges noch der Unterschied zwischen Besoldungs- und Pensionsgebührnissen, der nach dem O. P. G. für den Gnadenmonat zuständig ist, gewährt.

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5. Zu$ 6. Offiziere mit Dienstzeit über zehn J ahre können den Vorschuß nur in Höhe der Übergangszulage (Unterschied zwischen Dreiviertel des pensionsfähigen Diensteinkommens und der nach dem O. P. G. zuständigen Pension ohne Kriegszulage usw.) für zwei bis drei Jahre erhalten, während die Offiziere mit Dienstzeit unter zehn Jahren den Betrag i in voller Höhe der Besoldungsgebührnisse für ein bis drei Jahre erhalten können.

Die unterschiedliche Behandlung ist indes gerechtfertigt, weil nach Ablauf der Bewilligungsdauer erstere ihre Pension weiter- beziehen, letztere dagegen nicht.

6. Zu 87. a) Es handelt sich um das Erlöschen des Rechtes auf den Bezug der gemäß $ 2 Abs. 2 zuständigen Übergangszu - lage und der gemäß $ 3 zu zahlenden Übergangsgebührnisse.

1. Zu 8 7 Ziffer 2. b) Das pensionsfähige Diensteinkommen beträgt bei

Regimentskommandeuren usw. .. . e 0.0. .10406 M., Oberstleutnants mit Zulage 2........ 90% , Bataillonskommandeuren usw. . . . . . . . . 7926 , Hauptleute чя4............ 414-6474 , Leutnants usw. . . ы. 20. 9 2586--3 486 ,,'

е) Als Zivildienst ‚gilt {вй Anstellung oder Beschäftigung als Beamter oder in der Eigenschaft eines Beamten im Reichs-, Staats- oder Kommunaldienst, bei den Versicherungsanstalten für die In- validenversicherung oder bei städtischen oder solchen Instituten, welche ganz oder zum Teil aus Mitteln des Reichs, Staats oder der Gemeinde unterhalten werden.

9. Zu § 10. a) Gesuche um Pensionierung nach dem O. P.G. 06 sind bei demjenigen Bezirkskommando (Versorgungsstelle) an- zubringen, in dessen Bezirk der Gesuchsteller seinen Wohnsitz hat. Nach Beschaffung der notwendigen Unterlagen s. P.V. I. Teil leet das Bezirkskommando das Gesuch der Abwicklungsstelle der obersten Militärverwaltungsbehörde des Kontingents vor.

b) Kriegs- und Verstümmelungszulagen werden nur bei Ab- findung nach dem O.P.G.06, nicht aber bei Abfindung nach dem O. E.G. gewährt.

Ist er nach dem O.E.G. pensioniert, : so kann der Offizier die Pensionierung nach dem O.P.G.06 nur beantragen, wenn die Dienstunfähigkeit die Folge einer Dienstbeschädigung ist. In diesem Falle kann der Anspruch erhoben werden:

A. bei Friedensdienstbeschädigungen bis zum Ablauf von zwei Jahren nach dem Ausscheiden. Die Dienstbeschädigung muß vor dem Ausscheiden festgestellt sein;

B. bei Kriegsverwundungen ohne Zeitbeschränkung;

C. bei sonstigen Kriegsdienstbeschädigungen bis zum Ablaufe von zehn Jahren nach dem Friedensschlusse. _

Die endgültige Entscheidung, ob D.B. oder Kr.D.B. anzu- nehmen ist, wird von der Abwicklungsstelle der obersten Militär- verwaltungsbehörde usw. (Pensionsabteilung) getroffen. In zweifel- haften Fällen muß damit gerechnet werden, daß D. B. oder Kr. D. B. nicht anerkannt wird, und daß die Abfindung. nach dem O. P. G. 06

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deshalb ungünstiger ist. Ist die Pension nach dem O.P.G. 06 zahl- bar gemacht, so kann nicht mehr Abfindung nach dem O.E.G. be- antragt werden, weil das Ausscheiden nicht infolge Verminderung der Wehrmacht, sondern infolge Dienstunfähigkeit erfolgt ist. Nur für die vom 9. November 1918 bis zum 31. August 1919 ausgeschie- denen Offiziere ist hierbei durch $ 17 eine Ausnahme geschaffen.

Charakterverleihungen an ausscheidende Veterinäroffiziere.

Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, gelten für den Be- reich der früheren R. W. Befehlsstelle Preußen bestimmte Grund- sätze über die Verleihung des Charakters des nächsthöheren Dienst- grades an ausscheidende Veterinäroffiziere.

Nach diesen Grundsätzen können erhalten: Generaloberveteri- näre den Charakter als Generalveterinäre nach einer Dienstzeit in ihrem bisherigen Dienstgrade von 41, Jahren, Oberstabsveterinäre den Charakter als Generaloberveterinäre nach einer Dienstzeit als Oberstabsveterinär von 4 Jahren, Stabsveterinäre «den Charakter als Oberstabsveterinär nach einer Dienstzeit als Stabsveterinär von 7 Jahren, Veterinäre den Charakter als Oberveterinär nach einer Dienstzeit als Veterinär von 2 Jahren, Oberveterinäre den Charakter als Stabsveterinär nach einer Gesamtdienstzeit als Ve- terinäroffizier von 7 Jahren.

Inaktive (früher aktive) und wiederverwendete Veterinär- vffiziere, sowie Veterinäroffiziere des Beurlaubtenstandes und ehe- malige Veterinäroffiziere des Beurlaubtenstandes werden in gleicher Weise behandelt wie die aktiven Veterinäroffiziere. Die im a. D.- Verhältnis, also die ohne Dienstbetätigung zugebrachte Zeit, bleibt jedoch außer Betracht.

Unter die vorstehenden Bedingungen fallen alle seit dem 9. November 1918 bereits ausgeschiedenen und die künftig aus- scheidenden Veterinäroffiziere. Sämtliche Charakterverleihungen finden nur auf Antrag statt. Bei der Berechnung der Dienstzeit wird der Monat des Ausscheidens zugrunde gelegt. Für die schon ausgeschiedenen Veterinäroffiziere wird der Charakter mit einem Dienstalter vom Tage des Ausscheidens verliehen. Anträge auf Charakterverleihungen, welche über die festgesetzten Grenzen hin- ausgehen, unterliegen in jedem einzelnen Fall der besonderen Ent- scheidung.

Bericht über die Generalversammlung des Deutschen Veterinäroftizier-Bundes vom 27. u. 28. September 1919.

An den Sitzungen der Generalversammlung nahmen etwa 20 Mitglieder des D.V.O.B. teil, obwohl das Interesse für die Zukunft eines jeden Mitgliedes die stärkste Beteiligung hätte ver- langen müssen. Im Hörsaal des Hygienischen Instituts eröffnete um 91, Uhr Herr Geheimrat Eberlein die Versammlung und

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begrüßte die Erschienenen, besonders die Vertreter der Landes- gruppen, die Herren G. O. V. Göbel und O.St.V. Reiseneder (Bayern), O.St. V. Hepp (Württemberg), O.St. V. Schier- brandt (Sachsen), O. St.V. Rathje (Baden) und Stabsvet. Dr. Eckert als Vertreter der Reichswehrbefehlsstelle Preußen. ` Auf. seinen Vorschlag wurden die Herren O. St. V. Dr. Bud- nowski und Müller mit der Prüfung der Kasse beauftragt. Zunächst erstattete O. St. V. Bauer Bericht über die bisherige Tätigkeit des Arbeitsausschusses, wofür G.O.V. Göbel und O.St.V. Hepp den Dank der Versammlung aussprachen. Diese Herren berichteten dann über das Ergebnis ihrer Verhandlungen mit dem Chef der Veterinär-Abteilung, Herrn G.O.V.Gramm.. lich, mit den Herren Jakobs, Henselund Kühnemann vom Reichsfinanzministerium, mit dem Herrn Reichswehrminister Noske, dem Departementsdirektor Herrn Oberst Kress v. Kressenstein und dem Herrn Reichsfinanzminister Erz- berger. Sämtliche Herren sagten ihre Unterstützung zu, und der Herr Finanzminister Erzberger erklärte, daß die Regie- rung alles tun werde, was in ihren Kräften stehe, um die bestehen- den Härten zu mildern. Dies gelte besonders für die zu verabschie- denden G. O. V., O. St. V. und die älteren O. V.; außerdem wolle er den Antrag, das Remontierungswesen den Veterinäroffizieren zu übertragen, aufs kräftigste unterstützen. Zu einer lebhaften Aus- sprache kam es bei Besprechung der vom D.V.O.B. überreichten Denkschrift über Gestaltung des Veterinär- und Remontierungs- wesens, der Promotionsfrage und Änderungsvorschläge zur M. V. O., woran sich die Herren Hepp, Melzer,Göbel, Eckert und Bauer besonders beteiligten. Es wurde dann von der Versamm- lung der Anschluß an den D.O.B. unter Wahrung der Selbständig- keit des D.V.O.B. und die Gründung von Landesverbänden be- schlossen, damit die Veterinäroffiziere die Vorteile der Ortsgruppen des D.O.B. genießen könnten. Der Antrag auf Gründung von Ortsgruppen wurde dagegen abgelehnt. Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 24 M. pro Jahr festgesetzt. Geheimrat Eberlein berichtete sodann über den Deutschen Veterinärrat; seine Auffassung ging dahin, daß der D.V.O.B. sich als selbständiges Mitglied dem D.V.R. anschließt, nicht aber darin aufgeht. Beide Organisationen arbeiten für den tierärztlichen Stand und die Erfolge des einen kommen auch dem andern zugute O. St. V. Bauer äußerte sich über die Satzungsänderungen, die erforderlich für den An- schluß an den D.O.B. wurden und den Satzungen dieses Bundes angepaßt werden mußten. Er verlas den vom Arbeitsausschuß aus- gearbeiteten Entwurf, der im wesentlichen genehmigt wurde.

An der Nachmittagssitzung nahm der Chef der Veterinär-Ab- teilung G. O. V. Gram mlich teil, der zu dem Vortrag des St. V. Käm per über die durch die Heeresverminderung notwendig ge- wordenen Verabschiedungen und zu den Änderungsvorschlägen zur M. V.O. mehrmals erläutend das Wort ergriff*).

er ж) рег Bericht des Herrn O. St. V. Kümper betreffend Vertrauen-- kommissionen ist im vorigen Heft veröffentlicht. (Die Red.)

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Іп den Vorstand des DN OB wurden gewählt: O.St.V. Bauer, 1. Vorsitzender; O.St.V. Dr. Budnowski, 2. Vor- sitzender; St.V. Dr. Eckert, 1. Schriftführer; O.V. Dr. Sehütte, 2. Schriftführer; Tierarzt Scharr, 1. Kassenführer; G.O.V.a.D. CThristiani, 2. Kassenführer; Geh. Rat Professor Dr. Eberlein, Geh. Ob. Reg. Rat: Dr. Nevermann, Tier- arzt Maak, Tierarzt Hientzsch, St.V. Kämper, O.St.V. a. D. Meinicke, Beisitzer; Gen. Ob.V. Göbel, Vertreter der l,andesgruppe Bayern; O.St. V. Hepp , Vertreter der Landes- gruppe Württemberg; O.St.V. Schierbrandt, Vertreter der l.andesgruppe Sachsen. |

O.St.V.Bauer übernimmt den Vorsitz und dankt den Herren Prof. Tröster und Eberlein für die große Arbeit, die beide Herren dem Bund geleistet haben.

Eine lebhafte Debatte entspann sich bei Besprechung der Ab- änderungsvorschläge der M.V.O. im besonderen bei der Aus- sprache über Beibehaltung oder Abschaffung der Seuchen-Kom- missionen. Mit überwiegrender Mehrheit sprach sich die Versamm- lung gegen die Seuchenkommission aus.

Am 28. September wurde die Versammlung mit dem überaus lehrreichen Vortrag des Herrn Dr. Foth vom D.O.B. über das Wirtschafts- und Finanzprogramm des D.O.B. eröffnet, woraus hervorging, daß nur Vorteile wirtschaftlicher Art von einer mög- lichst großen Wirtschaftgemeinde mit großzügigem Wirtschafts- programm zu erwarten sind. Der D.O.B. hat von dem Reichs- finanzministerium eine große Summe zur Verwirklichung seines Proeramms erhalten. Aus diesem Grunde ist Anschluß an den D.O.B. Notwendigkeit, was Geh. Rat Eberlein in seinen Dankesworten an Dr. Foth noch einmal zum Ausdruck brachte.

Auf einen Antrag des O.St.V. Schierbrandt betr. Er- stattung der erwachsenen Unkosten, beschloß die Versammlung nach länrerer Auseinandersetzung, den Landesgruppen eine durch den Vorstand zu bestimmende Summe zur Bestreitung der Geschäfts- unkosten zur Verfügung zu stellen. Zum Schluß hielt O.St.V. Bauer einen Vortrag über das Offizierentschädigungsgesetz und teilte auf Grund seiner persönlich in Weimar gesammelten Er- fahrungen mit, daß die notwendigen Härten tunlichst gemildert werden sollen. Es entspann sich eine Aussprache darüber, ob es vorteilhaft für die Betroffenen sei, sich nach dem O. E. G. oder dem O. P. G. pensionieren zu lassen, die St. V. Dr. Eckert dahin be- antwortete, daß für die Herren mit der Höchstpension kein Unter- schied bestehe; der. einzige Vorteil sei, daß sie auf begfündeten Antrag einen Vorschuß entnehmen könnten; für die jüngeren Herren, die keine Kriegsdienstbeschädigung aufzuweisen hätten, käme nur das O. E.G. in Frage, weil sie auch den Vorschuß ent- nehmen könnten und durch Pensionierung nach dem O. P.G. des Anrechts auf Wiedereinstellung verlustig gingen.

Mit nochmaligem Dank für das Erscheinen schloß O. St. V. Bauer die Versammlung mit der Hoffnung auf frohes Wieder- sehen in glücklicheren Tagen.

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Deutscher Veterinäroffizier-Bund. `

I. Steuer.

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Es hat sich herausgestellt, daß vielfach Unklarheit herrscht über den Zeitpunkt, an dem die während des Krieges bestehende Befreiung des Militär-Diensteinkommens von der staatlichen Be- ` steuerung fortfällt. Deshalb dürfte es von allgemeinem Interesse sein, folgendes bekannt zu geben: . |

Hinsichtlich der bis zum 20. Januar 1919 abzugebenden Steuer- erklärungen wird darauf hingewiesen, daß nach der am 10. Ja- nuar 1919 erfolgten Demobilmachung die Befreiung des Dienst- einkommens von der staatlichen Besteuerung fortfällt, und daß neben Gehalt auch der Wohnungsgeldzuschuß steuerpflichtig ist. Dagegen sind die aus Anlaß der Kriegsteuerung bewilligten Bei-' hilfen und Zulagen (A. V. Bl. 1918 S. 123) und die als Dienstauf- wand anzusehende Aufwarteentschädigung frei von Staats- und Gemeindesteuern.

II. Pensionen.

Aus einigen Zuschriften konnten wir ersehen, daß bereits pensionierte Mitglieder des D. V. O. B. vielfach mit Schwierigkeiten bezüglich der Zahlung ihrer Gebührnisse (Pensionen usw.) zu kämpfen haben. Der D.V.O.B. beabsichtigt, die Interessen seiner Mitglieder in dieser Richtung zu wahren und mit den zuständigen Behörden in Verbindung zu treten, um eine schnellere Erledigung herbeizuführen. Es werden deshalb hiermit die in Frage kom- menden Mitglieder gebeten, ihre Anschriften nebst den erforder- lichen Unterlagen an die Geschäftsstelle des D.V.O.B. (Berlin МҰ 6, Karlstraße 23a) zu senden.

III Ankauf уор Instrumenten und Arzneimitteln.

Bekanntlich ist der Verkauf von Instrumenten und Arznei- mitteln aus den Beständen des Hauptveterinärdepots seit dem 1. Juli 1919 gesperrt, weil die für das Heer nicht mehr benötigten Sachen an das Reichsverwertungsamt abgegeben werden mußten. Um trotzdem den bisher im Grenzschutz tätigen und bei der Heeresverminderung zwangsweise ausscheidenden Veterinäroffi- zieren den Ankauf noch zu ermöglichen, hat der D.V.O.B. am 4. August 1919 einen diesbezüglichen Antrag an das Reichsmini- sterium gerichtet. Nach dem eingegangenen Bescheid und den mit dem Reichsverwertungsamt gepflogenen Verhandlungen sind zwar Einzelverkäufe kleineren Umfangs nicht mehr möglich, wohl aber kann der D. V. O. B. einen größeren Posten übernehmen. Der Bund beabsichtigt deshalb im Interesse aller Mitglieder Instrumente und Arzneimittel vom Reichsverwertungsamt zu kaufen und an seine Mitglieder zu Originalpreisen mit einem Aufschlag lediglich zur Deckung der entstehenden Unkosten abzugeben. Sollte sich dabei ein geringer Überschuß ergeben, so wird er restlos der Bundeskasse zugeführt.

Es handelt sich um folgende Sachen (n. des Hauptner-Katalogs 1913): Doppelbistouris Nr. 845, geknöpfte Bistouris Nr. 826, Blatt-

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sägen, Doppelgelenkkugelzangen nach Stadler, Drahtkardätschen. , Emaskulatoren Nr. 3820 und 3825, Fesselscheren Nr. 8520, Gummi- fausthandschuhe, Haarseilnadeln, Hängegurte, Hohlnadeln zur Blutentnahme, Hufmesser, Hufraspeln, Injektionsspritzen in Metallhülsen, Kanülen für Injektions- und Salvarsan-Spritzen. Katheter 8, Kettenekrakeure, Kompressorien, Kugelzangen, einfache, scharfe Löffel, Maulgatter Nr. 316, 318 mit mil. Modell, Anschneide- messer, Messerscheiden, Myrtenblatthohlsonden, Nadelhalter, Näh- seide in Röhrchen, Nasenbremsen, Perkussionshämmer, Plessi- meter, Räudebürsten, Reflexspiegel Nr. 154, Sezierbestecke (4951). Sonden, zusammenleßbare, Scherkämme, Scheren, gerade Nr, 1100, Schermaschinen Nr. 8544, Thermometer, _Pracheotome, Tracheo- tuben, Trokare, Trokare für Rindvieh Nr. 1323, Trokärsysteme, Pinzetten 1892, kleine Veterinärverbandtaschen, Wetzstähle, Wund- spritzen, Zinnspritzen 50 und 100 g, Zahnraspeln Nr. 3214, Zahn- raspel und -hobel kombin. Nr. 2327, Zahnstangen Nr. 3173, 3174, 3177, Wundhaken (stumpfe), Flavabinden, Karboljute, Sublimat- mull, Preßwatte, Galloserin in Flaschen zu 100 ccm, Suptol Burow a 50, Suiseptiferin & 50 ccm, Aloeextrakt, Arg. nitr.-Stifte, Can- tharidensalbe, Cocain (Ampullen), Morphampullen, Neosalvarsan (4,5 g), Novocain in Tabl., Pyoktaninstifte, Tannoform.

Die Instrumente sind neu. Die Preise können noch nicht an- gegeben werden, weil sie vom Reichsverwertungsamt noch nicht mitgeteilt sind, dürften aber besonders bei Arzneimitteln wesentlich billiger sein als im freien Handel. Da nur beschränkte Mengen zur Verfügung stehen, können nur Bestellungen von Mitgliedern be- rücksichtigt werden, die bis spätestens zum 1. Dezember 1919 bei der Geschäftsstelle des D.V.O.B., Berlin NW 6, Karl- straße 23a, eingelaufen sind. In der Bestellung muß die genaue Anschrift und die Nummer der Mitgliedskarte angegeben sein.

Die Sendungen gehen auf Rechnung und Gefahr des Empfän- gers unter Nachnahme.

Zur Bearbeitung der Angelegenheit hat der Vorstand eine Kom- mission gewählt, bestehend aus den Herren Oberstabsvet. a. D. Meinicke, Tierarzt Maak und Obervet. Dr. Schütte, die u. a. auch darüber wachen soll,daß beim Verkauf der beschränkten Bestände neben der Berücksichtigung der Reihenfolge der Bestel- lungen eine gleichmäßige und gerechte Verteilung auf die einzelnen Besteller stattfindet.

IV. Wahl zum Deutschen Veterinärrat.

In der XVI. Vollversammlung des Deutschen Veterinärrats in Bamberg ist beschlossen worden, die Wahl zum Deutschen Veteri- närrat in Wahlkörpern vorzunehmen, die aus den Gruppen der Staatstierärzte, der Schlachthof- und Gemeindetierärzte und der Freiberufstierärzte gebildet werden. Der D.V.O.B. setzt sich zu- sammen aus Angehörigen aller drei Berufsgruppen; für viele seiner Mitglieder ist es ohne weiteres klar, in welcher Gruppe sie zu wählen haben. Da aber die aktiven Veterinäroffiziere im nächsten Jahre zum erstenmal die Möglichkeit haben, das Wahlrecht zum

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480 -—

D. V. B. in eigenen Wahlkörpern auszuüben und eigene Vertreter in den D. V. R. zu entsenden, erscheint es zweckmäßig, auf folgendes hinzuweisen: 2

Die aktiven Veterinäroffiziere gehören ihrer Stellung nach zu den Staatstierärzten. Von den ehemals aktiven Veterinäroffizieren wird der größte Teil in derjenigen Gruppe wählen, der er nach seiner derzeitigen beruflichen Tätigkeit angehört. Eine nicht ge- ringe Zahl der Ruhegehaltsempfänger ist aber beruflich nicht mehr tätig, nimmt aber trotzdem regen Anteil an der gedeihlichen Fort- entwicklung des Veterinäroffizierkorps. Diese Herren werden ihre eigenen Interessen und diejenigen des Veterinäroffizierkorps am bester wahrnehmen, wenn sie in den Wahlkörpern der Veterinär- offiziere Vertreter in die Gruppe der Staatstierärzte wählen. Denn es bedarf keiner besonderen Erklärung, daß der Einfluß der Ve- terinäroffiziere innerhalb der Gruppe der Staatstierärzte wie auth im Veterinärrat selbst zum großen Teil abhängig ist von der Zahl ihrer Vertreter. Der Vorstand ‘des D.V.O.B. hat deshalb be- schlossen, daß der Bund sich mit seinen aktiven und einem Teil der ehemals aktiven Mitglieder dem zu gründenden Reichsverband der Staatstierärzte anschließen wird.

Da auf je 20 Wähler ein Mandat entfällt, müssen innerhalb der Landesgruppen des D.V.O.B. oder der Reichswehrbrigaden besondere Wahlkörper für aktive Veterinäroffiziere gebildet werden, in denen auch die ehemals aktiven Veterinäroffiziere wählen können. Es ist von größter Wichtigkeit, die Bildung dieser Wahl- körper sobald als möglich vorzunehmen und der Bundesleitung unter Angabe der Zahl der Wähler davon Mitteilung zu machen, um bei den Verhandlungen mit dem Reichsverband der Staatstier- ärzte die Zahl der Vertreter der Veterinäroffiziere angeben zu können. Der Vorstand richtet deshalb an alle aktiven und beruflich nicht mehr tätigen, ehemals aktiven Veterinäroffiziere die Bitte, dler demnächst an sie ergehenden Aufforderung zur Eintragung in «lie Wählerlisten alsbald Folge zu leisten.

Der Vorstand des D.V.O.B. Bauer, Vorsitzender. Dr. Eckert, Schriftführer.

V. Anschluß an den Deutschen Offizierbund.

Die Verhandlungen über den Anschluß an den Deutschen Offizierbund sind endlich zum Abschluß gelangt. Aus dem ab- geschlossenen Vertrage, der in einer der nächsten Nummern des „Deutschen Offizierblattes‘ veröffentlicht wird, können aus Raummangel nur folgende wichtige Punkte mitgeteilt werden:

Der Anschluß erfolgt mit Wirksamkeit vom 1. Oktober 1919. Der D.V.O.B. führt für jedes Mitglied 3 AH, dh Io des Jahres- beitrages, abzüglich des Abonnements für die Bundeszeitung, an den D.O.B. ab. Dieser verrechnet seinerseits mit seinen Orts- gruppen die Ortsgruppenanteile, so daß die Ortsgruppen des D.O.B. von den Veterinäroffizieren für das letzte Vierteljahr 1919 die gleichen Beitragsanteile erhalten wie von den übrigen Mit- gliedern. Die Bundeszeitung kann unseren Mitgliedern allgemein

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erst vom 1. Januar 1920 ab zugestellt werden, weil die Aufstellung einwandfreier Postbestellisten bei den häufix wechselnden An- schriften außerordentliche Schwierigkeiten bietet. Dagegen haben die Veterinäroffiziere nach Bekanntgabe der Verträge im D.O. Bi. sofort Anspruch auf die Mitzliedskarte des D.O.B. und dadurch auf Teilnahme an allen Veranstaltungen, Einrichtungen und Ver- günstigungen des D.O. B.

Vom 1. Januar 1920 ab ist satzungseemäß der Mitgliedsheitrag, der vierteljährlich mindestens 6 «# beträgt, an Herrn Ernst Sceharr, Kassenführer des D. V.O.B., Berlin NW 7, Kronprinzen- Ufer 4, Postscheekkonto Nr. 51930 einzuschieken. Der D. V.O. B. überweist dann vierteljährlich 5 # pro Mitglied (also einschließlich des Zeitungsabonnements) an den D.O.B., der dureh einfache Verrechnung seinen Ortsgruppen den ihnen zustehenden Anteil zufließen läßt. Die Anteilscheine des D.O.B. sind bei den Ortsgruppen einzuzahlen.

Die Bundeszeitung muß bei den Ortsgruppen des D.O.B. be- stellt werden. Da die Postbestellisten der Ortsgruppen für das erste Vierteljahr 1920 bis Ende November 1919 eingereicht sein müssen, ist umeehende Bestellung erforderlich. Mitglieder, die das D.O.Bl. vor dem 1. Januar 1920 noch beziehen wollen, müssen das Abonnement an die Ortsgruppe selbst bezahlen.

Der D.O.B. hat sieh verpflichtet, nachdrücklichst dahin zu wirken, daß ihm angehörende Veterinäroffiziere dem ПР. У. О.В. beitreten und neu hinzutretende Veterinäroffiziere nur auf dem Wege über den D.V.O.B. aufzunehmen. Mit dem Austritt aus einem der beiden Verbände erlischt auch gleichzeitig die Mitglied- schaft des anderen Verbandes.

Wie leicht ersichtlich, verbleibt dem D.V.O.B. für die Ver- tretung der Sonderinteressen der Veterinäroffiziere nur ein sehr geringer Teil des Mitgliedsbeitrages. Trotzdem hat die General- versammlung mit Rücksicht auf die allgemeine sehwierive Wirt- schaftslage davon abgesehen, den Mitgliedsbeitrag zu erhöhen. Der Vorstand möchte deshalb auch an dieser Stelle an diejenigen Mit- glieder, die sich in guten wirtschaftlichen Verhältnissen befinden, die Bitte richten, durch höhere Mitgliedsbeiträge und freiwillige Stiftungen die Bestrebungen unseres Bundes in weitgrehendsteni Maße zu unterstützen. Denn heute mehr als je ist der Umfang unserer Tätigkeit und die Aussicht auf Erfolg in erster Linie eine Шы Der. Vorstand des D. V.O. B.

Bauer, Vorsitzender.

Von der Berliner Tierärztlichen Hochschule.

Dem Kreistierarzt Veterinärrat Dr. Sehöttler ist die bisher vom Geheimrat Professor Dr. Eggeling innegehabte Dozentenstelle unter gleichzeitiger Ernennung zum ordentlichen Professor übertraven worden.

Zeitschr. f. Veterinärkunde,. tut M2, Heft.

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Reichswehrministerium. Berlin W66, den 5. November 1919. Nr.101/11. 19. W.S. Leipziger Str. 5.

1. In Anlage 1 werden für den bisherigen Befehlsbersich Preußen und Baden die Veterinäroffiziere benannt, die vom 1. 10. 1919 ab in die Reichswehr (200 000 Mann-Heer) übernommen wer- den. Gleichzeitig wird ihr neuer Dienstverband angegeben. Wegen der für 1. 4. 1920 bevorstehenden weiteren Heeresverminderung steht noch nicht fest, ob die neuen Dienststellen bleibende sind.

Die Reichswehrbrigaden verteilen die ihnen zugewiesenen Vete- rinäroffiziere auf die einzelnen Truppen nach Maßgabe des jeweili- gen Bedarfs; die Stärkenachweisungen der Behörden und Truppen sind somit hierbei nieht bindend, denn die regelnde Verteilung der Veterinäroffiziere innerhalb der etatsmäßigen Gesamtzahl in der Reichswehr erfolgt wie bisher durch das Reiehswehrministerium (Waffenamt).

Etwaige Zweifel sind hier zur Sprache, zu bringen,

Die Reichswehrbrigaden und selbständigen Formationen ziehen die ihnen zugeteilten, bisher in anderen Verbänden diensttuenden Veterinäroffiziere in dem Maße heran, als die Neuaufstellung der Truppen dies ermöglicht und notwendig macht. Sie treten hierbei mit den Abeabestellen’ unmittelbar in Verbindung. Die Abgabe- stellen haben dem Anfordern sogleich Folge zu geben.

Über die den Militär-Lehrsehmieden (Berlin, Han»ever, Mün- chen) überwiesenen Veterinäroffiziere verfügt bis zur Eröffnung der Lehrschmieden das Waffenamt.

Das Reichswehrministerium behält sich für spätere Zeit vor, die Zuteilung der Veterinäroffiziere zu den Truppen wie bisher im Frieden geschehen selbst anzuordnen. .

2. In der Anlage 2 werden die Veterinäroffiziere benannt, die am 1. 10. 1919: a) zu Abwieklungsstellen übertreten; sie bleiben zunächst in ihrem früheren Dienstverlältnis; b) zu Formationen treten, die vorläųfig bestehen bleiben und Zivilbehörden angeboten werden; weitere Verfügung über diese Formationen folgt.

Die Gruppenkommandos, Befehlsstellen und Abwicklunes- ämter der Generalkommandos benennen sogleich aus der Zahl uer zu Ziffer 3 angeführten Veterinäroffiziere dem Reichswehrministe- rium (Waffenamt) die Veterinäroffiziere, die in den Etatsteilen der Pferdelazarette verbleiben. Sie treten ohne weiteres zu den Ve- terinäroffizieren der Anlage 2, Reihe b. Die Gruppenkommandos greifen nötigenfalls von Brigade zu Brivade regelnd еіп. Die Be- fehlsstellen und Abwicklungsämter von Genci ‘alkommandos wen-

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den sich weeen Zuweisung von Veterinäroffizieren für Pfertdelaza- rette erforderlichenfalls an die опер zuständigen Gruppenkom- mandos.

Die Pferdelazarette gehören (wie die Tierblutuntersuchungs- stellen) zu den Einrichtungen, die Zivilbehörden angeboten werden und vorläufige in ihrem jetzigen Umfanre bestehen bleiben.

3. In Anlage 3 werden die Veterinäroffiziere benannt, die in FEtatstellen der Reiehswehr, in Abwieklungsstellen oder in Aka- demie und Blutuntersuchungsstellen nicht aufgenommen werden können*). Ihnen ist (nach Herausziehung der für die Pferde- lazarette bestimmten Veterinäroffiziere, Ziffer 2) sogleich bekannt- zugeben, daß sie infolge der Armeeverringerung binnen kurzem spätestens bis Ende Dezember 1919 mit ihrer Verabschietung zu rechnen haben.

steht den Ausscheidenden die Wahl offen, ob sie sieh auf Grund des Offizier-Entschädieungsgesetzes oder nach dem Offizier- Pensionsgesetlz verabschieden lassen wollen, vorausgesetzt, daß sie die Bedingungen dieser Gesetze erfüllt haben.

Nach Bekanntgabe der Ausführungsbestimmungen zum Offi- zier-Entschädigungsgesetz sind sofort die Unterlagen zu beschaffen und einzureichen, auf Grund deren die Verabschiedung nach diesem Gesetz erfoleen kann. Die Anträge auf Verabschiedung nach dem Offizier-Pensionsgesetz sind mit den bezüglichen Unter- lagen baldiest vorzulegen. з

In dem Abschiedsgeesuche können von dem Gesuchsteller neben der Pension

al die Erlaubnis zum Tragen von Uniform -- siehe H.V. BI. 1919, Seite 91 --, b) die Verleihung des Charakters des höheren Diensterades, und

e) die Aussicht auf Anstellung im Zivildienst siehe Ge- suchslisten-Bestimmung Seite 15 beantragt werden.

Die Verabschiedung wird bei denjenigen Veterinäroffizieren hinauszuschieben sein, die für den Veterinärdienst bei den über- planmäßigen Formationen der Reichswehr zunächst unentbehrlich sind; sie sind bei diesem aus den im Erlaß vom 24. 9. 1919 Nr. 1411/9. 19. A1, Nr. 2456/9. 19. Z2 (Nr. 199 des H.V.Bl.) unter Abschnitt И а bezeichneten Fonds zu besolden. Die Gruppen- kommandos überwachen die Notwendigkeit des Vertleibens dieser Veterinäroffiziere und schaffen etwa notwendigen Ausgleich zwi- schen den einzelnen Brigaden. Beim Ausgleich ist insbesondere auch der Veterinärdienst in den für ‘die Räudebekämpfung und damit für die Erhaltung der Marschfähigkeit der Truppe wichtigen P’ferdelazaretten sicherzustellen, bis deren Übernahme dureh eine Zivilbehörde geregelt ist. Nur ausnahmsweise wird ein Veterinär- offizier, der sich in etatmäßiger Stelle befindet, vorüber- chend zum Pferdelazarett zu kommandieren sein (vel. Ziff. 2).

9) Aus Raummangel kann diese Liste nicht mit veröffentlicht: werden, sie erübrigt sich auch, da alle nicht in den veröffentlichten Listen der Anlagen 1 und 2 stehenden preußischen Veterinäroffiziere hierunter fallen. Die Red. әл 3)

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Die Veterinäroffiziere, die bei Auftreten von Fehlstellen wieder in die Reichswehr und das spätere Heer aufgenommen sein wollen, teilen dies der Veterinär-Abteilung des Waffenamts un- mittelbar und umgehend mit, ebenso, wenn sie später diese Ab- sieht aufgeben. Das gleiche gilt für diejenigen Offiziere (Tierärzte) und Veterinäroffiziere des Beurlaubtenstandes und für die ehe- maligen Feldhilfsveterinäre, die der Militär-Veterinär-Akademie angehört haben. Die Akademie sorgt für deren entsprechende Be- nachrichtigung.

4. Ist der Veterinärdienst durch Veterinäroffiziere der Ziff. 1, 2 und 3 nicht durchzuführen, so sind Ziviltierärzte hierfür heran- a. und gemäß Erlaß vom 29. 3. 1919 Nr. 800/3. 19. A3 und vom 3. 7. 1919 Nr. 96/6. 19. A 3 vertraglich zu verpflichten. Hier- bei nd die ehemaligen aktiven Veterinäroffiziere von Ziffer 3 in erster Linie zu berücksichtigen, weiterhin alle ehemals aktiven Veterinäre und solche des Beurlaubtenstandes und auf Kriees- dauer, die Feldzugsteilnehmer waren.

‚ө. Die Gruppenkommandos, Befehlsstellen usw. teilen die vollzogenen: Stellenbesetzungen zu Ziffer 1, 2, 3 nebst Standort dem Reiehswehrministerium '(Waffenamt) mit und halten es bei Veränderungen auf dem laufenden.

Über der Klärung bedürftige Fragen ist dem Waffenamt S0- gleich Mitteilung zu machen. `

6. Bayern, Sachsen, Württemberg ordnen die Verminderung der Veterinäroffiziere der Truppen selbständig nach obigen Richt- linien. Die vorgelegten, die Verminderung der Veterinäroffiziere regelnden Vorschläge werden hierdurch genehmigt. Weitere Ver- änderungen in der Stellenbesetzung sind beim Waffenamt zu be- antragen und werden von diesem verfügt.

Die Besetzung der Veterinäroffizierstellen beim Reichswehr- ministerium, bei den Militär-Lehrschmieden und bei den Waffen- schulen erfolgt durch das Reichswehrministerium.

Der Chef der Heeresleitung. Der Reiechswehrminister. Reinhardt. Noske.

Anlage 1.

In die Reichswehr (200 000 Mann-Heer) werden ab 1. Oktober 1919 folgende preußischen Veterinäroffiziere übernommen:

Generaloberveterinäre: Grammlich, Scholtz, Krüger, Tennert, Dr. Kühn.

Oberstabsveterinäre: Krill, Bandelow, Mummert, Keutzer, Becker, Dr. Schulz (Karl), Vogler, Köpke, Grökel, Eisen- blätter, Ohm, Achterberg, Wilke, Dr. Pätz, Kuske, Jarmatz, Brohl, Amann, Stürtzbecher, Heydt, Ventzki, Koßmag, Hummerich, Kremp, Dr. Goßmann, Hack, Hohlwein, Zembsch, Tilgner, Timm, Scholz, Gräning, Dr. Kettner, Simon, Dr. Budnowski, Biermann, Müller, Loeb, Seebach, v. Parpart, Sauvan, Dr. Krüger, Bauer, Volland, Rachfall, Garloff.

Stabsveterinäre: Abendroth, Keil, Wnuck, Krause, Wendler, Dr. Kulın, Taubitz, Brilling, Brehm, Schon, Kämper, Jocks, Mrowka, Neumann, Hennig, Prof. Dr. Lührs, Rotlı, Seidler,

455

Dr. Semmmler, Dr. Moldenhauer, Bochberg, Wiechert, Süssenbach, (alke, Külper, Haase (Fritz), Pamperin, Witte, Klotz, Fontaine. Wantrup, Schmidt, Breithor, Hahn, Baehr, Friedrich, Otto (Wil- helm), Dr. Schulze (Kurt), Gerlach, Kirsch, Rühl, Immerdorff, Meißner, Baum, Brachmann, Breymann, Grünert, Wiedemann, Fiedler, Theel, Dr. Lüttschwager, Scheike, Tlieme, Noack, Bos- mann, Menzel, Horstmann, Otto (Louis), Jaeneke, Müller (Johann), Gaußelmann genannt Essing, Dr. Roeleke, Schober, Wagenknecht, Scehultze (Friedrich), Jacob, Bauch, Eschrich, Weile, Hintzer, v. Holwede, Schäfer, Haase (Rudolf), Kürschner, Dr. Eckert, Hommelsheim.

Oberveterinäre: Dr. Geibel, Müllauer, Hoenecke, Viehmann, Heinze, Dr. Klempin, Dr. Ohmke, Dückershoff, Krause. Köhler, Dr. Klabe, Böttger, Dr. Hauer, Dr. Holzapfel, Dr. Natusch, Görtz, Dr. Sington, Dr. Neven, Dr. Klingemann, Dr. Burghardt. Mangelow, Dr. Roose, Dr. Weber, Dr. v. Boehm, Kunke, Dr. Raths- mann, Dr. Berger (Karl), Donges, Dr. Heise, Dr. Tetzner, Dr. Stein- beek, Dr. Boenisch, Dr. Kröcher, Dr. Beck Dr. Sehütte, Dr. Deseler, Baver, Pietzsch, Dr. Gieben, Dr. Müller (Leonhard), Dr. Zoeger, Dr. Kunzendorf, Dr. Kiesewetter, Dr. Gregor, Dr Flemming, Dr. Pape, Dr. Kömpf, Dr. Leitner, Dr. Bonger, Dr. Grimmie, Gauver, Dr. Foerster, Krauß, Dr. Ferber, Erban, Meisch, Garn, Albrecht, Hartmann, Dr. Wehrwein, Kamienski, Dr. Meyer (Emil), Dr. Nitsehe, Reekewell, Dr. Geddert, Stosiek, Dr. Griese, Dr. Seheff- rahn, Hinz (Karl), Daniels, Dr. Pfeiffer, Dr. Malze, Kravy. Dr. Betheke, Royeck, Dr. Wüstenberg, Erbs, Haß, Saalmann, Moßdorff, Rudolff genannt Kühnlein, Kropp, Virchow, Dr. Leber, Traumüller, Langer, Fischer (Walter), Maus, Bartsch (Max), Albrand, Hähnlein, Bartsch (Erich), Hollstein, Schwerdtferer, Kaselow, König, Fiere, Waldhausen, Hinz (Otto), Thomas, Müller (Karl), Engwitz, Bauer, Möllmann, Ollmann, Hornung, Ruppert, Butzlaff, Schimmelpfennig, Schlieht, Gressel (Wilhelm), Hilgen- dorff, Boehl, Grosser, Kühme.

Anmerkung: Die Zuteilung der einzelnen Veterinäroffiziere zu den Behörden. Stäben, Brigaden, Lehrschmieden und Waffenschulen kann aus Platzmangel zunächst nicht erfolgen. Die Red.

Anlage 2,

Reihe A.

(seneraloberveterinär Wöhler ist überwiesen dem Abw.-Amt des früheren Preuß. Kriegsministeriums; Oberstabsveterinär Karpe ist überwiesen dem Abw.-Amt des früheren Preuß. Kriegministe- riums: Oberstabsveterinär Schulze (Ernst) ist überwiesen der Abwieklungsstelle der Feldzeugmeisteret.

Reihe B.

Generaloberveterinär Troester ist überwiesen der Mil.-Vet.- Akad. als Leiter; Oberstabsveterinär Dr. Albrecht ist überwiesen der Mil.-Vet.-Akad.; Oberstabsveterinär Hellmuth ist über- wiesen der Mil.-Vet.-Akad.; Oberstabsveterinär Dezelski ist überwiesen der Mil.-Vet.-Akad.; Stabsveterinär Hölscher ist

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überwiesen der Mil.-Vet.-Akad.; Stabsveterinär Mogwitz ist überwiesen der Tierblutuntersuchungsstelle Breslau; Oberveterinär Dr. Neumann ist überwiesen der Tierblutuntersuchungsstelle Breslau; Stabsveterinär Biermann ist überwiesen der Tierblut- untersuchungsstelle Königsberg; Oberveterinär Rodenbecek ist überwiesen der Tierblutuntersuchungsstelle Königsberg.

In die Liste der Reihe B treten ferner die von den Gruppen- kommandos usw. für die Perdelazarette bestimmten Veterinär- offiziere. |

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Praktikum der pathologischen Anatomie für Tierärzte und Studierende. Von J. Buch. Fünfte vermehrte Auflage. Herausg. von Dr. B. Schubert. 1919. Verlag von Richard Schoetz, Berlin, Wilhelmstr. 10. Preis 8.50 M.

Das schon in der vierten Auflage auch von Schubert, dem langjährigen Mitarbeiter Schütz’, neubearbeitete Werk ist ein von Tierärzten sehr gern benutztes Buch, bringt es doch in gedrängter Form alles für die Ausführung von Zerlegungen und die Anfertigung von Zerlegungsberichten zu wissen Nötige. In der neuen Auflage sind neuere Forschungen, namentlich auch die von Joest, verwertet.

Im Anschluß an die Schilderung der Sektionstechnik, wie diese von dem Altmeister Schütz geübt und gelehrt wird, sind bei den betreffenden Organen die pathologisch-anatomischen Veränderungen beschrieben und, was für den in der Abfassung von Zerlegungsberichten weniger Bewanderten ganz besonders instruktiv ist: es sind zahlreiche Zerlegungsberichte wieder- gegeben. Das Buch ist übersichtlich geordnet, klar geschrieben und es wird dem heutigen Stande der Wissenschaft voll und ganz gerecht. Es ist nicht nur ein gutes Lehrbuch für den Studierenden, sondern es eignet sich auch hervorragend für den Praktiker, um ihn leicht wieder zu orientieren. Die Abfassung von Zerlegungsberichten, die die vorliegenden Veränderungen richtig und für Behörden und Richter in leicht verständlicher Form schildern. ist erfahrungsgemäß nicht leicht. Das Studium des Buches bildet dazu eine gute Anleitung. Es kann Tierärzten und Studierenden nicht. genug empfohlen werden. Karpe.

Lehrbuch der Toxikologie für Tierärzte. Von Engen Fröhner Dr. med. u. Dr. med. vet. h. c., Geh. Regierungsrat, ordentl. Professor u. Direktor der medizinischen Klinik an der Tierärztl. Hochschule zu Berlin. Vierte neubearbeitete Auflage. 1919. Preis geh. 24 M.

Die Fröhnersche Toxikologie ist seit langem ein hochgeschätztes Werk in der tierärztlichen Literatur. Hat doch Fröhner selbst zahlreiche Unter- suchungen über die Giftigkeit von Arzneimitteln gemacht. Auch seine Fest- stellungen über die Genießbarkeit des Fleisches” vergifteter Tiere sind von grundlegender Bedeutung gewesen. Neu aufgenommen in der vierten Auflage sind die Vergiftungen, Jie in der Neuzeit durch die Verwendung nicht einwandfreier Ersatzfuttermittel vorkamen (Melasse, Rohzucker, Rizinuskuchen. Kakaoschalen). Die Kampfgasvergiftungen, die an der Kampffront eine ver- hängnisvolle Rolle spielten, sind eingehend besprochen. Auch die im Kriege bekanntgewordenen Versiftungen bei der Räudebehandlung durch Rohöl und Kreolinersatzmittel sind wiedergegeben. Ferner ist die jetzige Ansicht über Fagopvrismus, die Kleekrankheit und die Hyper ikumvergiftung aufgenommen.

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Pie genannten Erkrankungen werden neuerdings als Lichtkrankheit auf- сеңін. «lie nur bei strahlendem Sonnenlicht an nicht pigmentierten Паш- stellen auftreten bzw. als sensibilisierende Infektionskrankheiten angesehen werden.

Es würde zu weit führen. alle in «dem Werk neu aufgenommenen Ver- eiftunzen anfzuzählen. es sei aber festgestellt, daß F. durch ein bewunderns- wert eingehendes Studium der neuen Literatur alle neuen Forschungsergebnisse anf den Gebiete der Toxikologie kritisch verarbeitet wiedergegeben hat.

Der chemische Teil des Buches. insbesondere die Nachweisverfahren bei Vergiftungen sind dureh den Direktor des chemischen Instituts an der Tier- ärztlichen Hochschule in Ве rlin, Professor Dr. Sehrocter. einer eingehenden Durchsicht unterzogen.,

Die im Werk aufgeführte große Kasuistik bei den wichtigsten Ver- «ален machen das Buch ganz besonders wertvoll. Es empfiehlt sieh selbst dureh seinen reiehen Inhalt. ы | Кагре.

Bakteriolorische Igagnostik mit besonderer Berücksichtigung der experi- mentell-ättelogischen Forschung, der Immunitätslehre und der Schutz- imprungen, Für Tierärzte und Studierende der Veterinärmedizin. Von Jakon Bongert, ©. Professor und Direktor des Instituts für Nahrungs- mittelkunde an der Tierärzte. Hochschule in Berlin. Fünfte neubearbeitete Autlaze,. J919. Мела хоп Richard Schoetz, Berlin, Wilhehustr. 10. Preis 29 M.

мо пеп die bakteriologisehe Diagnostik nieht mehr die alleinige Domine aröperer Laboratorien und Forsehungsinstitute ist, sondern auch ihren Weg in che Arbeitszimmer des Praktikers, des beamteten und des Sanitäts-Tier- arztes cettiilen hat, machte sich das Bedürfnis nach einem Handbuch. das die bakzeriologisehen Kenntnisse auf dem terpatholoeischen Gebiete zusanmen- пам. Заг. Das Bongertseche Werk hat diese Lücke voll und ganz aus- vill Das beweist schon der Umstand, dab in verbältnismäbsie kurzer Zeit tünt Auflagen note wurden, Die neneste Auflage hat nieht nur eine wesent- Kele Umarbertung auf Grund der neuesten Forschungen erfahren. sie ist auch dureh Aufnahme neuer Textablildungen und tarbiger Tafeln bereichert. Хен antzenommen sind Aufsätze über Fohlenlähme und über Tollwut. Wenn апей der Erreger dieser letzteren Krankheit noch nieht bekannt oder zum minelesien stark umstritten Ist, so Ist doch die Beschreibung «der fast immer bei dieser Krankheit im Gehirn nachweisbaren Negrischen Körperehen und deren mikroskopischen Nachwelses sowie des Nachweises der Seuche durch Verimptung verdächtizen Materials auch in einem Werke über bakterio- losisehe Diagnostik bercehtiet und erwünseht; zumal der beamtete Tierarzt intoige der dureh den Krieg bedingten starken Zunahme dieser Krankheit häuiizer wie früber in du Laux: kommt, diese Seuche festzustellen.

Auf den reichen Inhalt näher einzugehen verbietet der verfügbare Raum. E~ sei nur gesagt, daß sowohl im allzemeinen | eingehend Mikroskop und Aus-riistung. Untersuchunes- und Färbeverfahren, Nährboden. Kulturmethoden. Imptungen und Zerlezungen von Impftieren abgehandelt sind. dann folgen Beschreibungen der Formen der Bakterien. ihre Biologie und ihre pathogenen Leistungen. Aufsätze über Immunsubstanzen. die Seitenkettentheorie und die Serodiagnostik besehließen den allgemeinen Teil. Im speziellen sind die einzelnen Krankheiten une die bei ihnen nachweisbaren Bakterien im einzelnen besprochen, in einem Anbange noch die Üerpathogenen Protozoen.

So ist das Werk icht nur ein vorzürliches Lehrbuch für den Stu- dierenden. sondern ein ausgezeichnetes Nachschlagewerk für den Praktiker une für den selbständig bakteriolowiseh. arbeitenden Tierarzt ein unentbehr- liches Handbuch. Die Austattung des 582 Seiten starken Buches mit den 155 Tentabbiläiungen und © Farbermektafeln ist vorzüglich. Катре.

РгепВел. Befördert: Zum O. V, der Res.: V. der Res. Brauert,

aus der Kriegsgefangenschaft zufückgekehrt; zu V. der Res. die.

Studierenden der Mil. Vet. Akad.: Fränzel, Alberts, Betzel, Bellers, Grofsklaus, Würfel, Vehse, Franz, Geuer, Biallas, Scharf. Timm, Lerche, Grottian, Grünig, Kramolowski, Kern. Mit der

gesetzl. Pension zur Dispos. gestellt: O. St. V. Richter beim

Jäg. R. z. Pf. Nr.13. Der Absch. mit der gesetzl. Pension bew.: O. St. V. Gerdell beim Kür. R. 8; den St. V. Dr. Streppel beim Fa. R. 72 unter Verl. eines Pat. v. 2.7.16, Hanisch beim Telegr. Batl. 2'unter Verl. eines Pat. v. 27. 7. 16, Just [Walter] in - der Schutztr. für Deutsch-Südwestafrika mit der Erl. zum Tragen seiner bish. Uniform, Sprandel beim Fa. R. 19. Der Abschied bew.: dem Ö.St.V. der Res. Ulm (Görlitz); den St.V. der Landw. II Worch (Halle a. S.), der Landw. I Nehls (Gumbinnen). -- Über- geführt zu den Vet. Offiz. der Res.: O.V.Dr.Carle beim Fußa.R.2.

Auszeichnungen: Das Eiserne Kreuz 1. Kl. dem O. St. V. Draegert verliehen. |

Alle Oberveterinäre und Stabsveterinäre a. D.-Beamte, die Kriegs-Veterinärofiiziere waren, bitte um ihre Anschrift.

Perl, St.V.a.D. in Bordesholm in Holstein.

ES EE EE EN & Ihre am 7. November in Rathenow vollzogene Vermählung Ж) Һееһгеп sich anzuzeigen | Dr. med. vet. Erich Wehrwein, a

Oberveterinär beim Reichswehr-Staffelstab 27 © 9 | und Frau Maria geb. Ramin.

Züllichau, Windellstr. 16.

HIIS ATAS AIAS ESEE EIERE

Am 19. Oktober verschied im Alter von 39 Jahren an den Folgen eines im Felde zugezogenen Leidens der Stabsveterinär Dr. Müller, zuletzt beim Reichswehr-Schützen-Regiment Nr. 26 in Ulm. Das aktive Veterinär-Offizierkorps Württembergs verliert in ihm einen beliebten, tüchtigen Kameraden von reichem Wissen

und großer Begabung. Es wird ihm stets ein treues, ehrendes Andenken bewahren.

Im Namen der Veterinäroffiziere des ehem. XIII. (württ.) A.K. Kalkoft,

Generaloberveterinär.

Druck von Б.А, Kochstrake 68—71.

Tieräiziiic e k ccisehule Hannover

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